I.
Wer tilgt den alten Fluch der Schuld, der an uns zehrt,
Der sich windet und nimmer will sterben,
Von unsrem Blut sich wie der Wurm von Leichen nährt,
Gleichwie Raupen, die Bäume verderben?
Wer tilgt den alten Fluch der Schuld, der an uns zehrt?
Durch welchen Wein, durch welch Gebräu, durch welche Tränke
Wird der Peiniger eingelullt,
Der Kurtisane gleich voll Gier und finstrer Ränke,
Der Ameise gleich an Geduld?
Durch welchen Wein, durch welch Gebräu, durch welche Tränke?
Sags, schöne Zauberin, o sag es, wenn dirs kund,
Diesem Geist, den die Ängste umkrampfen,
Dem Sterbenden, bedeckt von Leichen, todeswund,
Den der Pferde Hufe zerstampfen,
Sags, schöne Zauberin, o sag es, wenn dirs kund,
Sag es dem Röchelnden, den Wölfe schon umlauern,
Den krächzend der Rabe umschwirrt,
Sags dem Zertrümmerten, daß er in Todesschauern
Verzagt, daß ein Grabmal ihm wird;
Dem armen Röchelnden, den Wölfe schon umlauern!
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Wird je ein Himmel blühn, der schwarz wie Schlamm und tot?
Und kannst du zerreißen das Dunkel,
Das zäh wie Pech, und wo kein Früh- noch Abendrot,
Nicht Blitze noch Sternengefunkel?
Wird je ein Himmel blühn, der schwarz wie Schlamm und tot?
Der Hoffnung Licht, das aus der Herberg aufgeglommen,
Verlosch, da kaum wirs gewahrt!
Wie sollen ohne Mond noch Strahl zur Pforte kommen
Die Dulder der bösen Fahrt?
Der Satan losch das Licht, das hell uns aufgeglommen!
Liebst, holde Zauberin, du der Verdammten Qual,
Kennst du des Unheilbaren Schmerzen?
Den Fluch der alten Schuld mit seinem giftgen Stahl,
Den er stößt in unsere Herzen?
Liebst, holde Zauberin, du der Verdammten Qual?
Unwiederbringliches nagt mit verruchtem Bisse
Unsres Geistes zerbrechliches Haus,
Und den Termiten gleich frißt es geheime Risse
In die Fundamente des Baus.
Unwiederbringliches nagt mit verruchtem Bisse!