Henneke Knecht

Baringii descriptio salae principatus Calemb. Lemgo 1744. II. 153.


Henneke Knecht, was willst du thun,
Willst du verdienen dein alten Lohn,
Ueber Sommer bey mir bleiben?
Ich geb dir ein Paar neue Schuh,
Den Pflug kannst du wohl treiben.
Henneke sprach ein trozig Wort,
Ich will keim Bauern dienen fort,
Solcher Arbeit will ich trutzen,
Ich will mich geben auf die See,
Des hab ich grössern Nutzen.
Das Weib sprach auch ein hastig Wort:
Wie bist du Karl auch so bethört,
Willst du ein Schiffmann werden,
Hakken, reuten ist dein Art
Und pflügen in der Erden.
Henneke ward bey sich selbst zu Rath,
Er kauft für seinen Habersack
Ein Armbrust, gut von Preise,
Kurz Kleider läßt sich messen an,
Recht nach der Krieger Weise.
Er nahm die Armbrust auf den Nack,
Den Köcher er im Gürtel stach,
Das Schwerdt an seine Seite,
So ging er dann mit Sack und Pack,
Nach Bremen thät er schreiten.
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Als Henneke nach Bremen kam,
Thät er vor einem Schiffer stahn,
Sprach: Schiffer lieber Herre,
Wollt ihr mich wohl zum Schiffmann han,
Für einen Ruderere?
Ich will dich gerne nehmen an,
Kannst du als Schiffknecht mir bestahn,
Wohl recht an Schiffes Borde,
Ich hör an deinen Worten wohl,
Du bist von Bauern Arte.
Henneke schwor einen theuren Eid:
Kein anderer Kerl ist weit und breit
Zu allem Thun und Sachen;
Ich bin in meinem Muth so frey,
Recht als ein wilder Drachen.
Da Henneke Knecht kam auf die See,
Stand er als ein verzagtes Reh,
Kein Wort konnt er nicht sprechen,
Er dachte hin, er dachte her,
Sein Herz wollt ihm zerbrechen.
Er lehnt sein Haupt an Schiffesbord,
Ein Armes lang sprach er kein Wort,
Wohl zu derselben Stunden:
Was mir das Weib vorhergesagt,
Das hab ich nun gefunden.
Der Wind, der weht, der Hahn, der kräht,
Das Wetter, das war gar unstät,
Das Meer ganz ungeheure,
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Hätt ich den Pflug in meiner Hand,
Dem wollt ich wohl bald steuren.
Ist denn nun niemand hier bekannt,
Der mich bringt in das Sachsenland,
Wohl zwischen Dister und Leine,
Wohl zu des edlen Fürsten Haus,
Das Haus zum Lauensteine?
Auch ist nun hier niemand bekannt,
Der mich bringt ins Braunschweiger Land,
Ich will ihn wohl belohnen,
Ich will ihm geben mein Habersack,
Dazu ein Scheffel Bohnen.
Der uns das Liedchen hat erdacht,
Hat Henneken von der See gebracht,
Daß ihn die Läus nicht fressen,
Er warnt auch all Gesellen gut,
Daß ihr nicht seid vermessen.

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TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 2. Henneke Knecht. Henneke Knecht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0C5B-A