Laune

Ein kühner Sinn kann Ströme hemmen
Und bricht durch Felsen seine Bahn,
Doch wenn die Nebel ihn beklemmen,
Da fühlt er, seine Macht sei Wahn.
Verhüllt ist ihm die frohe Ferne,
Das Nächste scheint ihm unbekannt;
Die Sonne gleicht dem schwächsten Sterne,
Er irrt, wohin er sich gewandt! –
Bald wirken dann die Himmelszeichen,
Die rings um unsre Erde ziehn;
Die heitre Thatkraft muß entweichen,
Wenn Scorpionen droben glühn. –
Es reicht kein Arm zum Flammensterne,
Der unerwartet zu uns dringt,
Es ringt kein Arm zum Erdenkerne,
Der uns der Krankheit Unheil bringt!
Und geht die Welt noch einmal unter,
So ist's in böser Laune Spiel;
Dem Herrn gefiel sie, als sie munter
Der Traurigen sind ihm zu viel.

Notes
Entstanden zwischen 1820 und 1831. Erstdruck in: Berliner Musen-Almanach für 1831, hg. von M. Veit.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Laune. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0C52-B