1.
Wie der Hirsch nach Wasser, lechzet
Meine Seele, Gott, zu dir –
Sie verschmachtet und sie ächzet –
Thränen nur sind Labung mir.
Galle bietet man allein
Dem Verschmachtenden als Wein.
Ueber der Gerechten Weinen
Triumphirt der Thoren Spott,
Denn in ihren Herzen meinen
Alle sie: »Es ist kein Gott!«
Und sie höhnen meine Noth:
»Wo ist nun dein Zebaoth?«
Siehst du Ihn herniederfahren
Von dem Sonnenzelte stracks
Mit bewehrten Seraphschaaren?
Berge schmelzen ein wie Wachs
Vor dem Glanz von seinem Zelt,
Das verdunkelt rings die Welt.
Hagel sprüht sein Wolkenwagen,
Welchen Herolds-Cherubim
Auf des Windes Fittich tragen.
Sturm-Posaune her vor ihm
Bläst und mit dem Blasen trennt
Jeden Dunst am Firmament.
Wer in seinem Schirme sitzet,
In der Allmacht Schatten lebt,
Ist geborgen, wenn es blitzet,
Wo der Ungerechte bebt.
Wie ein Oelbaum in Gewittern
Grünt er, doch die Bösen zittern.