Sie liebkost das Jesulein
1
Du süßer Knabe du, wie herzlich lieb ich dich!
Wie hab ich dich so gern, wie hoch erfreust du mich!
Ach, laß mich doch gelangen,
Daß ich dich, wie ich will,
Mag herzen und umfangen
Ohn alle Maß und Ziel.
2
Du bist mein Augentrost, mein ewiger Gewinn,
Mein bester Aufenthalt, wo ich am liebsten bin.
Bist englisch an Geberden,
Huldselig von Gesicht,
Das schönste Kind auf Erden,
Dem nie sein Glanz gebricht.
3
O allerliebstes Kind, ach, drücke doch steif ein
In meinen bleichen Mund die süßen Lippelein!
Du mußt mir Atem geben,
Mein Rosenmündelein,
Mein Seelichen, mein Leben,
Mein liebstes Lämmelein.
[60] 4
Du bist ja voller Huld und voller Lieblichkeit,
Du bist die Liebe selbst und selbst die Freundlichkeit.
O Knabe voller Güte,
Du bist mein Brüderlein,
Du tröstest mein Gemüte,
Du schönstes Engelein.
5
Bleib hier mein Himmelreich und alle meine Lust,
Ich lasse dich nunmehr nicht weg von meiner Brust.
Du mußt mein eigen bleiben
Und mir die lange Zeit
Verkürzen und vertreiben
Mit deiner Lieblichkeit.