[][][][][]
Der
Luſtige
Sabbath/
Jn der Stille
Zu
Zion
Mit
Heiligen Liedern
gefeyert/
Nebſt einem Anhange
Taͤglicher Morgen- und
Abend- Kirch- Beicht- Buß-
und Abendmahls-
Andachten/


JAUER: /
Jn Verlegung Johann George Liebig
und zur Schweidnitz in meinem Buchladen
bey Herr Chriſtian Reimann/ Buchb. 1712.
[]

Dem Wohlgebohrnen
Kitter und Herrn/
Hrn. Fohann
Prætorio
von Richthoff/
Erb-Herrn auff Raußke/
Kolhee/ Bartzdorff und
Sernerwald/
Und
Deſſen Hochgeliebteſten
Frauen Gemahlin/
Der Wohlgebohrnen

Frauen/ Frauen
Anna Eleonora
von Richthoff/

Gebohrner von Reibnitz/
Frauen auff Raußke/ u. ſ. f.
Meinem Gnaͤdigen Herrn.
Meiner Gnaͤdigen Frauen.
[] Ferner

Denen Hoch- und Wohl-Ehr-
wuͤrdigen/ Groß-Achtbahren/
Hoch- und Wohlgelahrten Herren/
Hꝛn. David Gottfried

Schwerdtnern/
Der Evangel. Kirche zum H. Geiſt
vor Jauer Hoch-verdienten
Archi-Diacono,
Hn. Samuel Pirſchern/
Selbiger Kirchen Treu-ver-
dienten Diacono,
Hn.M.George Milden/
Treu-wachſamen Paſtori
in Jenckau/
Meinen Hochgeehrtsſten Herren.
Wie auch

Denen Wohl-Edlen Hoch-
Tugendbelobten/
Frauen Anna Eliſabeth
Schwerdtnerin/ Geb.
Roͤſelin.
Frauen Roſina Kunigunda
Pirſcherin/ Gebohrner
Zauchenbergin.
Jungfer Roſina Eliſabeth
Schwerdtnerin/
Meinen Hochgeehrteſten Frauen
und Jungfrau.
[] Hiernechſt

Der Wohl-Ehrbaren und
Tugend-belobten
Frauen Anna Roſina
Michaelin/ geb. Hoff-

mannin/ Wittib/
Vornehmen Weinſchenckin in Jaueꝛ/
Endlich

Dem Ehrenveſten und
Kunſtreichen
Hꝛn. George Polſter/
Buͤrger und Poſamentir-Elteſten
allhier/
Und

Der Erbaren und Tugend-
reichen
Frauen Margaretha
Dorothea Polſterin/

Geb. Rechin/
Meinen Reſpectivè
Gnaͤdigen/ Hoͤchſt-Hoch-
und Viel-Geehrteſten/ Hoch-
und Werthgeſchaͤtzten
Herren Gevatteren/ Frauen
und Jfr. Gevatterinnen/
uͤberreichet dieſes Buch
Der Verleger
Johann George Liebig/
Buchfuͤhrer daſelbſt.


[]
Wohlgebohrne/
Gnaͤdige/
Hoch- und Wohl-Ehr-
wuͤrdige/
Hoch- und Viel-Ge-
ehrteſte/
Herren Gevattere/
Frauen und Jungfer
Gevatterinnen.

ES iſt ſchon eine
geraume Zeit/
daß ich/ bey
dem Verlage Gottſeli-
ger Andachten Einer
Chriſt-Edelen Seele/
mich verbindlich ge-
A 3macht/
[] macht/ mit einem Vor-
rathe Heiliger Sonn-
und Feſt-Tags-Lieder
auffzuwarten. Die vie-
len Verrichtungen des
Herꝛn Autoris aber ha-
ben nicht eher zulaſſen
wollen/ damit ans Licht
zu treten. Jch nehme
mir alſo nun die Kuͤn-
heit mit Deſſen Erlaub-
niß Jhre alleꝛſeits Hoch-
wertheſte und Geehrte-
ſte Nahmen denſelben
vorzuſetzen/ und ſcheue
mich nicht/ Jhnen ein
Buch in diejenigen Haͤn-
de zu geben/ auff welchen
Sie meine von GOtt
ge
[] geſchenckte Kinder dem
HErrn FESU in der
Heil. Tauffe auffgeopf-
fert haben. Vor allen
binich EW. Ew. Gn.
Gn.
mit ſolcher Ehre
verbunden/ wann ich die
gantz ungemeine Wol-
thaten bedencke/ mit de-
nen Sie mich unver-
dienten bißhero guͤttigſt
angeſehen/ und davon
ich Lebenslang mit der
allergroͤtzten Erkaͤntlig-
keit und immerwaͤh-
renden Anwuͤnſchung
Goͤttlichen Segens und
Gedeyens verpflichtet
A 4bin.
[] bin. Jch weiß auch/ daß
ich Meiner Gnaͤdi-
gen Frauen Ge-
vatterin
nichts ange-
nehmers liefern mag/
als was Sie in Dero
taͤglichen Gott-gewied-
meten Andacht unter-
halten kan/ da Sie/ ohne
meinen Nuhm/ auch
ſelbſt Dero Heilige Ge-
dancken andern bethen-
den Hertzen mitzuthei-
len beliebet haben. Jhr
Opffer muͤſſe ſtets ange-
nehm ſeyn fuͤr GOtt/
und zu einem lieblichen
Geruche werden im
Ge-
[] Gedaͤchtniß das droben
iſt. Der HErr woh-
ne in Jhrem Hoch-Adl.
Hauſe/ als in einem taͤ-
glichen Beth-Hauſe/ uñ
ſetze daſſelbige zum Se-
gen immer und ewig-
lich. Ferner habe ich
Ew. Hoch-uñ Wol-
Ehrw.
von meiner
ſchuldigſten Danckbar-
keit ein offentliches Zeug-
nuͤß geben ſollen. Jch
habe Jhnen theils meine
Seele gantz beſonders
anvertrauet: theils Jh-
rem Prieſterlichen Ge-
beth und Segen viel
zuzuſchreiben; Theils
A 5einen
[] einen lieben Prieſter-
Sohn/ den ich bißher in
meiner Auffſicht gehabt/
hiermit unter Beglei-
tung vielen Segnens er-
laſſen; Theils bey Jh-
rem ſchmertzlichen Leid-
weſen und fruͤhzeitigem
Verluſt einer Getreue-
ſten Ehe-Genoßin hertz-
lich condoliren wollen.
Der HErr HErr ſey
Jhrer Aller Schild und
ſehr groſſer Lohn. Er
ſegne Sie in Zion und
aus Zion. Er mache
Jhr Alter wie die Ju-
gend/ erhalte Sie bey
unermuͤdeten Leibes-uñ
Ge-
[] Gemuͤths-Kraͤfften/ uñ
laſſe alle Jhre Verrich-
tungen zu ſeines heiligen
Nahmens Ehre und der
Kirche CHriſti Erbau-
ung gedeyen. Er ſey in
Jhrem Ampte Jhre
Krafft/ in Jhrem Hau-
ſe Jhr Heyl/ in Jhrem
Creutze Jhre Huͤlffe/ in
Jhrem zugeſchickten
Trauren Jhr Troſt/ und
bey der Welt Undanck
Jhr Lohn in dem Him-
mel. Meiner Werthe-
ſten Frau Michae-
lin
und Geliebteſten
Frau Gevatterin ha-
A 6be
[] be ich hierbey auch zu er-
kennen geben wollen/
wie hoch ich die mir und
meinen Kindern erwie-
ſene Liebe und Wolthat
ſchaͤtze. Der/ ſo aller
Wittwen Troſt iſt/ er-
fuͤlle Jhr Hertze mit ſei-
ner ſuͤſſen Gnade/ und
laſſe Gluͤcke und Wohl-
fahrt auff Jhr ruhen.
Endlich dancke ich hie-
mit meinem Vielgelieb-
teſten Herꝛn Polſter
vor viel Freundſchafft
und Liebe/ mit der Ver-
ſicherung/ daß ich es nie-
mahls an Gegen-Dien-
ſten werde ermangeln
laſſen.
[] laſſen. GOTT thue
Jhm und den Seinigen
wohl nach ſeiner Gnade
an Leib und Seele. Jch
faſſe Sie numehr Aller-
ſeits zuſammen/ und bit-
te unterthaͤnig/ gehor-
ſamſt und dienſtfreund-
lich/ in Dero Gnade/
Gewogenheit/ Gebethe
und Liebe gegen mich
und die Meinigen fort-
zuſetzen. GOTT laſſe
Sie insgeſamt auff die-
ſer Welt einen Luſtigen
Sabbath nach dem an-
dern in Heiliger Stille
begehen. Er ſchmuͤcke
den Tempel Jhres Her-
A 7tzens
[] tzens/ und laſſe Jhrem
Hauſe Heyl wiederfah-
ren. Er behalte Jhre
Seelen in einer Heiligen
Ruhe/ biß wir noch eine
Ruhe finden/ welche
dem Volcke GOTtes
verhanden iſt/ und zu ei-
nem Sabbathe kom̃en/
der ewiglich waͤhret!


  • So nehmen Sie nun
    • Gnaͤdig
    • Guͤtigſt
    an/


Was meine Hand hier liefern kan.

Die Danckbarkeit hat mich gezogen.

Jch nenn es nun Jhr Eigenthum/

Sie brauchen es zu Gottes Ruhm/

Und bleiben mir hinfort gewogen.

Dero Allerſeits
Unterthaͤniger/
Gehorſamer/
Dienſtwilliger/

Johann George Liebig.


[]

Vorrede.


GEgenwaͤrtige Andachten
ſind ehmals mit der Ge-
meine GOttes auff der
Cantzel gebethet woꝛden.
Das vielfache Anſuchen des Herrn
Verlegers hat eine merckliche Ver-
mehrung und auch dieſen Druck
verurſachet. Man giebet es vor kein
ſonderbares poetiſches Werck aus.
Die heutige Poeſie iſt viel zu deli-
cat,
daß es unter ſolchem Titul
pasſiren ſollte. Es hat die Einfalt
Mund und Feder regieret. So war
es noͤthig mit Einfaͤltigen zu be-
then. Hohe Worte kommen nicht
allemahl aus der Tieffe des Her-
tzens. Die unausſprechlichen Seuf-
zer des Heil. Geiſtes ſind von den
gekuͤnſtelten Worten der hochtra-
benden Bether weit unterſchieden.
Man hat ſich ſo viel moͤglich bemuͤ-
het/ die Redens-Arten des Heil.
Evangelions auszudruͤcken. Aus
die-
[]Vorrede.
dieſem Brunnen ſind auch die Me-
ditationes
gefloſſen. Es iſt auch
nichts neues auff eine ſolche Weiſe
gut Evangeliſch zu bethen. Wann
ſich zu einem kleinen Buche eine
lange Vorrede ſchickte/ wuͤrde man
gar viel Vorgaͤnger auffſtellen koͤn-
nen. Lipenius in ſeiner weitlaͤuff-
tigen Bibliotheca hat einen groſſen
Vorrath derer Poeten/ welche die
Jaͤhrlichen Evangelia in Deut-
ſche/ Lateiniſche auch wohl Grie-
chiſche Verße gebracht haben. Jn
unſrer Mutter-Sprache iſt wohl
keiner aͤlter/ als der Weißenburgi-
ſche Moͤnch Ottfried/ des Rabani
Mauri Diſcipulus.
Er ſetzte 800.
Jahr nach CHriſti Geburth/ auff
Befehl der Kaͤyſerin Juditha die
Evangelia in Alt-Deutſche oder
Fraͤnckiſche Verße. Der beruͤhmte
Morhoff ruͤhmet ihn im Unterricht
von der Deutſchen Sprache. Dieſe
Antiquitaͤt hat Rhenanus zu erſt
gefunden/ und Flacius zu Baſel
1571. drucken laſſen. Die beyden
Haupt-Poeten Schleſiens/ Hoff-
mañswaldau und der juͤngere Gry-
phius,
jener in der Vorrede ſeiner
Ge-
[]Vorrede.
Gedichte/ dieſer in den unterſchiede-
nen Altern der Deutſchen Spra-
che/ geben eine Probe aus ſeiner Zu-
ſchrifft. Unter der rauhen Stimme
iſt ein guter Geiſt verborgen gewe-
ſen. Nach dieſem iſt in der Evan-
geliſchen Poeſie wohl keiner aͤlter/
als Bartholomaͤus Ringwald. Er
war Prediger zu Langefeld in der
Marck umbs Jahr CHriſti 1558.
Der hoͤchſt-bemuͤhte Lieder-Hiſto-
ricus,
Herr Olearius zu Arnſtadt
fuͤhret ihn wegen ſeiner andern Kir-
chen-Lieder im 3. und 4. Theil ſeines
Lieder-Schatzes auff. Die Biblio-
theca portatilis
eines Anonymi
weiſet/ daß er die Evangelia auf al-
le Soñ- und Feſt-Tage Reim-weiſe
verfertiget. Dieſem kom̃t im Alter
faſt gleich Nicolaus Hermann/ der
ſich ſelbſt in ſeinen Zuſchrifften den
alten Cantor im Joachims-Thale
nennet. Der umb das Lieder-Stu-
dium
unvergleichlich meritirte
Herr Serpilius ſchreibet in der er-
ſten Fortſetzung der zufaͤlligen Lie-
der-Gedancken/ daß er die Soñtags-
und vornehmſten-Feſt-Evangelia
in Geſaͤnge gefaſt habe. Zu Witten-
berg
[]Vorrede.
berg hat ſie D. Paul Eberus 1579.
mit einer Vorrede drucken laſſen/
nach welcher Zeit es offte auffgeleget
worden. Dem folget ein alter Schle-
ſier/ Adam Hoppe/ von Lemberg o-
der Loͤwenberg gebuͤrtig/ Pfarrer
zu Toͤppliwoda. Wohl-gedachter
Herr Olearius gedencket ſeiner in
dem 1. Theil der Lieder-Bibliothec/
daß er 1584. zu Goͤrlitz Sonn- und
Feſt-Tags-Geſaͤnge heraus gege-
ben. Das benachbarte Lauban ehret
noch das Gedaͤchtnuͤß ſeines eyfri-
gen Primarii, Martini Bohemi
oder Boͤhmes/ der in dem Schleſi-
ſchen Kirchen-Geſang-Buche un-
recht Boͤhmer heiſt. Der gab zum
Anfange des vorigen Seculi 1600.
ſeine Reim-Gebethlein uͤber die Ev-
angelia ans Licht. Dieſes Jahr-
Hundert iſt folgends ſehr fruchtbar
geweſen von dergleichen Poetiſchen
Schrifften. Wolffgang Ferber/ ein
Burger zu Weiſſenfels wagte ſich
auch unter die Schwaͤne/ und pu-
blici
rte 1629. ſeine Betrachtungen
uͤber die Sonntags-Evangelia. Jn
Pommern pflantzete Joachim von
Glaſenap 1647. ſeinen ſo genañten
Evan-
[]Vorrede.
Evangeliſchen Weinberg mit einer
dergleichen Nach-Leſe. Die Krone
aller Deutſchen Dichter/ Opitz/
miſchte unter ſeine Erſtlinge auch
dergleichen Sonntags-Oden. Jo-
hann Herman von Koͤben laͤutete
ſein Evangeliſches Schluß-Gloͤck-
lein 1632. zum erſten mahl/ und ver-
ſorgete andaͤchtige Hertzen noch mit
zweyerley Gattungen Evangeli-
ſcher Lieder und Andachten. An
der Elbe ſung der riſtige Riſt 1651.
ſeine himmliſche Sabbaths-Lieder.
Paul Gerhards geiſtreiche Andach-
ten/ welche 1683. zu Nuͤrnberg aufs
neue auffgelegt worden/ ſetzet Herr
Serpilius auch unter die Soñtags-
Arbeiten. Zu Meinungen zeigte ſich
1650. Paul Wilhelm Berts Jahr-
Gedaͤchtnuͤß JESu/ und zu Nuͤrn-
berg 1653. Arnſchwangers Evan-
geliſche Spruch- und Gebeth-Rei-
me. Der Braunſchweigiſche Su-
perintendent
Buchholtz machte
1665. Sabbaths-Andachten/ und
M. Adam Bretſchneider zu Zeitz
1657. Evangeliſche Madrigalien.
Zu Halle arbeitete des Gymnaſii
Rector Cahlenus
an des Poeti-
ſch-
[]Vorrede.
ſchen Feſt- und Sonntags-Ruhe/
die 1653. in drey Sprachen ſich her-
vor that. Bey der Emblemati-
ſchen Poſtille des beruͤhmten Dill-
herrs findet man feine Arien, deren
viele aber nach der Meinung des
hoch-beruͤhmten Hꝛn. Neumeiſters
aus der Feder Betulii oder des
Herrn von Bircken gefloſſen. Was
der Nuͤrnbergiſche Patritius, Hars-
doͤrffer in dieſem Stuͤcke gethan/
koͤnnen ſeine Hertz-bewegliche Soñ-
tags-Andachten 1649. darlegen.
Muͤlhauſen druckte 1650. Helm-
bolds Geiſtliche Lieder uͤber die Ev-
angelia/ und Marpurg 1665. Ernſt
Muͤllers Evangeliſche Seelen-U-
bung. So klungen 1660. zu Peniſch
M. David Peckes helle Collecten-
Cymbeln/ und Delitſch freute ſich
1668. uͤber Benj. Prætorii Jauch-
zenden Libanon. Neunachbar ver-
fertigte in Thoren Evangeliſche
Reim-Gebethe/ und der Sproſſen-
de George Neumarck zu Muͤhlhau-
ſen/ Aemylianiſche Sonntags-Ge-
dancken. Gleich wie der Saͤchſiſch-
Weißenfelſiſche Hoff-Prediger D.
Johannes Olearius den Kern aus
denen
[]Vorrede.
denen Evangeliis in vielen Geiſt-
und Schrifft-reichen Liedern vor-
ſtellete/ ſo bemuͤhte ſich auch der
vortrefliche Theologus, Herr D.
Mayer durch ſeine kurtze Wieder-
holung der Heil. Sabbaths-Arbeit
zu St. Jacob 1691. das gepredigte
Wort in der Zuhoͤrer Hertzen zu be-
feſtigen. Heßlers Evangeliſche
Vers-Ubung 1673. zu Eißleben waͤ-
re auch nicht zu vergeffen. Erdmañs
Evangeliſches Honig floß 1690. zu
Eulenburg/ und Kriegsmann ſtim-
mete zu Gieſſen in eben dieſem Jah-
re ſein Evangeliſches Hoſianna an.
Unter die rechtſchaffene Lieder-
Freunde ſetzt offt-geruͤhmter Herr
Serpilius den Hoch — gelehrten
Reichs-Hoff-Rath/ Herrn Johañ
Albrecht Portner von Theuren/ der
1683. Soliloquia Dominico-Feſti-
valia
heraus gegeben. Anderer
vielen zu geſchweigen/ welche ihre
Poetiſche Gedancken uͤber die Ev-
angelia mitgetheilet/ und mehren-
theils in der gelehrten Diſſertation
des Hoch-gedachten Herrn Neu-
meiſters auffgefuͤhret werden. Jn
unſerm Vaterland hat der beruͤhm-
te
[]Vorrede.
te Medicus Caſpar Cunrad
mit einer Lateiniſchen und Deut-
ſchen Paraphraſi die Jaͤhrlichen
Evangelia Poetiſch erklaͤret. Jn
dem Jauriſchen Zion ſchallen noch
immer die Evangeliſchen Andach-
ten eines Unſterblichen Abrahams/
und die Evangeliſchen Broſamlein/
welche der Geiſt-eyfrige Hꝛ. Kleſel
geſammlet/ werden noch manche
hungrige Seelen erqvicken. Nicht
weniger verwahret Schweidnitz ſei-
nes Hoch-beliebten Herrn Wiede-
manns Evangeliſch-Muſicaliſche
Andachten in ſuͤſſem Andencken.
Hirſchbergs treu-verdienteſter Leh-
rer Herr Johann Neuerhertz/ hat
hiebevor mit ſeiner Evangeliſchen
Sabbaths-Freude manche ſchoͤne
Muſic auch in den beruͤhmteſten
Kirchen gemacht/ welche nebſt noch
einer Evangeliſchen Hertz-Ermun-
terung der vortrefliche Leipzigiſche
Muſicus Herr Johann Schelle in
liebliche Compoſition gebracht.
Und noch vor ein paar Jahren hat
dieſer treue Diener GOTTes der-
gleichen Evangeliſche Andachten
durch offentlichen Druck bekant ge-
macht.
[]Vorrede.
macht. Jn deren Zahl waͤre noch
zu ſetzen Herr Johann Chriſtoph
Mennling/ der 1694. Geiſtliche
Sabbaths-Erqvick-Stunden noch
zu Creutzburg publiciret/ wie auch
Herr M. Johañ Andreas Mauers-
berg/ deſſen Evangeliſche Gedichte
und Arien zwar noch meiſtens in
der Verwahrung ſeines Herrn
Sohnes und wuͤrdigen Nachfol-
gers im Amte/ unſers Hertz-wer-
theſten Freundes/ auffbehalten
werden. Jch ſchluͤſſe mit des offt-
geruͤhmten Sorauiſchen Superin-
tendentens,
Herrn Neumeiſters
Heiligen Cantaten, und legitimire
meine geringe Arbeit mit dem Vor-
gange ſo vieler wackeren Maͤnner/
unter denen ich gerne der geringſte
ſeyn wil. Habe ich etwas geſchrie-
ben/ damit GOTT und frommen
Hertzen gedienet werden kan/ ſo
freue ich mich. Jch betruͤbe mich
aber auch nicht/ wenn Jemand
meine einfaͤltige Arbeit tadelt. Kan
es doch der Kluͤgſte nicht allen Leu-
ten recht machen. Denen/ die der-
gleichen Andachten lieben/ verſpre-
che ich mit GOttes Huͤlffe die Epi-
ſtoliſchen
[]Vorrede.
ſtoliſchen Lieder auch/ und nach des
Hoch-ſeligen Theologi, D. Laſſe-
nii
Anleitung/ Sieben mahl
Sieben gebundene Paßi-
ons-Andachten.
Durch Stil-
le ſeyn und Hoffen wollen wir in-
deſſen ſtarck ſeyn/ biß wir zu einem
Luſtigen Sabbathe kommen/ da
wir das Lied des Lammes ohne En-
de ſingen werden. Allen Andaͤch-
tigen Hertzen aber wuͤnſchet man
bey Ausfertigung dieſer Lieder bey
der Heil. Oſter-Zeit/ ein froͤliches
Halleluja!


B. S.AD.


[[1]]

JEſus!


I.
Sonntaͤglicher
Fubel-Geſang.
Melod. Die Nacht iſt fuͤr der Thuͤr/ ꝛc.

1.

DU angenehmer Tag!

Laß deine Sonne blicken.

Was vor im Finſtern lag/

Wird nun dein Licht er-

quicken.

Mein JEſus iſt allein

Dein wahrer Sonnen-Schein.

2.

Du groſſer HErren-Tag!

Den GOtt ſelbſt benedeyet.

Was Hertz und Mund vermag/

Sey dir zu Dienſt geweyhet.

Jch wil nicht heute mein/

Nur meines GOttes/ ſeyn.

3.

Du ſchoͤner Wunder-Tag!

Eroͤfne deine Schaͤtze/

Auf daß ſich mein Geſchmack

BAn
[2]Jubel-Geſang.
An ſonſten nichts ergetze/

Als an dem Gnaden-Tau

Auf GOttes gruͤner Au.

4.

Du ſuͤſſer Hochzeit-Tag!

Der JEſum mir erwaͤhlet;

Verſiegle den Vertrag/

Der mich mit Jhm vermaͤhlet.

Sein Worth das Unterpfand/

Und meines/ Hertz und Hand.

5.

Du ſtiller Ruhe-Tag!

Beſtille meine Sinnen/

Daß ich den HErren mag

Jm Worthe lieb gewinnen/

Und ſeines Geiſtes Kraft

Jn mir viel Fruͤchte ſchafft.

6.

Du lieber Freuden-Tag!

Jch wil dein Lob vermehren.

Kein ſuͤndliches Gelag

Sol deine Luſt verſtoͤren.

Das alles ſey verflucht/

Was dich zu ſchimpfen ſucht.

7.

Du erſter Wochen-Tag!

Gib mir den erſten Segen/

Daß ich ſo bethen mag

Der andern Tage wegen/

Daß keiner geht vorbey/

Der nicht geſegnet ſey.

8. Nun
[3]Am 1. Sonntage des Advents.
8.

Nun/ du Gedaͤchtnuͤs-Tag/

Wirſt mein Gewiſſen wecken/

Daß mich kein Donnerſchlag

Jm Tode darf erſchroͤcken/

Auf daß der Juͤngſte Tag

Mein Sabbath heiſſen mag!

II.
Hoſianna
bey dem him̃liſchẽ Manna.
Am I. Sonntage des Advents.
Mel. Meinen JEſum laß ich nicht/ ꝛc.

1.

HOſianna! Davids Sohn

Koͤm̃t in Zion eingezogen.

Ach bereitet Jhm den Thron/

Setzt Jhm tauſend Ehren-Bogen.

Streuet Palmen/ machet Bahn/

Daß Er Einzug halten kan.

2.

Hoſianna! ſey gegruͤßt!

Komm/ wir gehen dir entgegen.

Unſer Hertz iſt ſchon geruͤſt/

Wil ſich dir zu Fuͤſſen legen.

Zeuch zu unſern Thoren ein/

Du ſolſt uns willkommen ſeyn.

3.

Hoſianna! Frieden-Fuͤrſt/

Ehren-Koͤnig/ Held im Streite.

B 2Alles
[4]Am 1. Sonntage des Advents.
Alles/ was du ſchaffen wirſt/

Das iſt unſre Sieges-Beuthe.

Deine Rechte bleibt erhoͤht/

Und dein Reich allein beſteht.

4.

Hoſianna! lieber Gaſt/

Wir ſind deine Reichs-Genoſſen/

Die du dir erwaͤhlet haſt.

Ach ſo laß uns unverdroſſen

Deinem Zepter zinsbar ſeyn/

Herrſche du in uns allein.

5.

Hoſianna! komme bald/

Laß uns deine Sanfftmuth kuͤſſen.

Wolte gleich die Knechts Geſtalt

Deine Majeſtaͤt verſchluͤſſen/

Ey ſo kennet Zion ſchon

GOttes und auch Davids Sohn.

6.

Hoſianna! ſteh uns bey/

O HErr hilff/ laß wohl gelingen/

Daß wir ohne Heucheley

Dir das Hertz zum Opfer bringen.

Du nimmſt keinen Juͤnger an/

Der dir nicht gehorchen kan.

7.

Hoſianna! laß uns hier

An den Oelberg dich begleiten/

Bis wir einſten fuͤr und fuͤr

Dir ein Pſalmen-Lied bereiten/

Dort
[5]Am Tage St. Andreas.
Dort iſt unſer Bethphage/

Hoſianna in der Hoͤh!

8.

Hoſianna! nah und fern/

Eyle bey uns einzugehen.

Du geſegneter des HErrn/

Warumb wilſt du drauſſen ſtehen?

Hoſianna/ biſt du da?

Ja du koͤm̃ſt/ Hallelnja!

III.
Die angenehmen Seyle
der Liebe.
Am Tage St. Andreas.
Nach der vorigen Melodie.

1.

JEſus rufft mir: Folge nach!

Jch wil Jhm nicht widerſtre-

ben

Und durch alles Ungemach

Jhm getreue Folge geben.

Suͤſſes Worth/ das JEſus ſprach:

Liebe Seele/ Folge nach!

2.

JEſu/ tritt ans Ufer her.

Denn die Welt und dieſes Leben

Jſt ein Galilaͤiſch Meer/

Wo man in Gefahr muß ſchweben.

B 3Wirff
[6]Am Tage
Wirff dein Seyl auch aus nach mir/

Zeuch mich durch dein Wort zu dir.

3.

Gib mir einen Gnaden-Blick/

Wie du die Apoſtel ſaheſt.

Zeuch von allem mich zuruͤck.

So bald du dich zu mir naheſt.

Ein geflicktes Netze reißt/

Alſo auch was eytel heiſt.

4.

Rufft die Welt gleich: Folge nach!

Ach ſo laß mich ja nicht hoͤren/

Und mich weder Luſt noch Schmach

Auf dem Himmels-Wege ſtoͤren/

Jhre Seyle ziehen doch

Nur ein rechtes Hoͤllen-Joch.

5.

Schreyt der Satan: Folge nach!

Laß mich ſeinen Zug verfluchen;

Hinter ſeiner Schlangen-Sprach

Stecken lauter Hoͤllen-Kuchen.

Wer ihm folget in der Zeit/

Findet Weh in Ewigkeit.

6.

Aber dir/ nur dir allein

Laß mein Hertze Folge leiſten.

Denn an deinem Gnaden-Schein

Lieget mir am allermeiſten.

Zeuch mich/ zeuch mich nur nach dir/

Ruffe fleißig: Folge mir!

7. Jſt
[7]St. Andreas.
7.

Jſt mein Fleiſch und Blut zu

ſchwach!

Deinen Stapffen nachzugehen/

Und wil mir der alte Drach

Auf dem Wege widerſtehen;

So verleyh mir deinen Geiſt/

Der mich immer folgen heiſt.

8.

Wilſt du mir auf dieſer Bahn

Scharffe Dornen unterſtreuen;

So zeuch mit Geduld mich an/

Und laß mich in Hoffnung freuen/

Daß der Weg nach Zion weiſt/

Wo kein Thraͤnen-See mehr fleuſt.

9.

Nun wohlan! ich folge dir/

Und wil alles hir verlaſſen/

Dich alleine mit Begier

Jn mein Hertz und Auge faſſen.

Wer dir folgt in Creutz und Leid/

Folgt dir auch zur Seeligkeit.

10.

Wenn vom See Genezareth

Dort mein Schiff zu Lande dringet/

Wo man nur vom Friede redt/

Und das Lied des Lammes ſinget/

O wie werd ich da ſo ſchoͤn

Auf dem trocknen Lande ſtehn.

B 4IV.
[8]Am 2. Sonntage
IV.
Der erſchroͤckliche Troſt
des Juͤngſten Tages.
Am 2. Soñtage des Advents.

Mel. JEſus meine Zuverſicht/ und ꝛc.

1.

HEbet eure Haͤupter auf/

Die Erloͤſung iſt nicht ferne.

Menſchen/ merckt der Zeiten Lauff/

Seht auf Soñe/ Mond und Sterne.

Erd und Meer und Him̃el ſchreyt:

Der Gerichts-Tag iſt nicht weit.

2.

Schaut die ſchwartzen Wolcken an/

Hoͤrt die Waſſer-Wogen bruͤllen.

Zittert nicht der Erden-Plan

Umb der Menſchen Suͤnde willen?

Und der Creaturen Schall

Jſt voll Seufzen uͤberall.

3.

O du Richter aller Welt!

Dieſes/ wenn wirs recht betrachten/

Macht/ daß uns das Hertz entfaͤllt/

Und wir faſt fuͤr Furcht verſchmach-

ten.

Denn das Warten ſolcher Zeit

Bringet tauſend Bangigkeit.

4. Ach
[9]des Advents.
4.

Ach wie bald kan uns der Tag

Als ein Fallſtrick uͤbereylen/

Und ein eintzger Donnerſchlag

Dieſes gantze Rund zertheilen?

Unſer Suͤnden-Maß iſt voll/

Nur/ daß man es meſſen ſoll.

5.

Doch/ wer wolte traurig ſeyn?

Die Erloͤſung wird ja kommen.

Die ſich deiner Zukunfft freun/

Werden gnaͤdig aufgenommen.

Wenn gleich Erd und Him̃el bricht.

So vergeht dein Worth doch nicht.

6.

Laͤſt der Baum die Knoſpen ſehn/

Kan der Sommer nicht verziehen

Und wenn dieſes wird geſchehn/

Daß die letzten Zeichen bluͤhen/

So iſt GOttes Reich uns nah/

Und auch die Erloͤſung da.

7.

Aber/ weil kein Menſch nicht weiß/

Wenn dein Tag uns wird betreten/

So laß uns mit gantzem Fleiß

Wacker ſeyn/ und eyfrig bethen/

Daß der Fallſtrick uns nicht trifft/

Wenn das Hertze Boͤſes ſtifft.

8.

Laſſe ferne von uns ſeyn/

Freſſen/ Sauffen/ oder Sorgen.

B 5Weck
[10]Am 3. Sonntage
Weck uns auf/ kehr bey uns ein/

Koͤm̃ſt du heute nicht/ doch morgen.

Daß wir alle wuͤrdig gehn

Fuͤr des Menſchen Sohn zu ſtehn.

V.
Kom̃en und Willkom-
men JESU.
Am 3. Soñtage des Advents.
Die Melodie iſt vorhergehende.

1.

BJſt du der da kommen ſol?

Ja/ mein JEſu/ du biſt kom̃en.

Aus den Wundern ſieht man wol/

Daß du alles vorgenommen/

Was uns der Propheten Chor

Vom Meßias ſtellet vor.

2.

Blinde ſehen/ Lahme gehn/

Die im Auſſatz werden reine/

Taube hoͤren/ Todte ſtehn

Auferweckt in der Gemeine/

Und der armen Eigenthum

Jſt dein Evangelium.

3.

Artzt und Helffer Jſrael/

Laß uns auch die Krafft genuͤſſen.

Heile beydes Leib und Seel/

Mache reine das Gewiſſen/

Nihm
[11]des Advents.
Nihm der Suͤnden Auſſatz weg/

Fuͤr den Fuß auf deinen Steg.

4.

Gib den Augen ungeſtoͤrt

Dich im Glauben anzuſchauen.

Was das Ohr gepredigt hoͤrt/

Laß uns auch im Leben bauen.

Weck uns von den Suͤnden auff/

Foͤrdre wahren Tugend-Lauff.

5.

Laß die Unbeſtaͤndigkeit

Uns zu keinem Rohre machen/

Oder ſonſt ein weiches Kleid

Deinen Purpur-Rock verlachen.

Wer ſich an dir aͤrgern wil/

Findet nicht des Himmels Ziel.

6.

Blaͤſet der Verfolgungs-Wind/

Laß uns dennoch feſte ſtehen/

Und/ wie Jſrael dein Kind/

Jn der Wuͤſten ſicher gehen.

Zeuch uns an Gerechtigkeit/

Dieſe ſey das weiche Kleid.

7.

Haben wir kein Koͤnigs Hauß/

Wohne nur in unſrer Huͤtten.

So wird gar ein Himmel draus/

Wenn Herodes gleich wil wuͤtten.

Dich bekeñen bringt zwar Schmach:

Aber Ehre hinten nach.

B 68. Wenn
[12]Am 4. Sonntage
8.

Wenn dir ein Johannes wil

Einen Weg in uns bereiten/

O ſo laſſe dieſes Ziel

Uns getroſt zur Buſſe leiten.

Denn dergleichen Engel-Stimm

Warnet uns vor deinem Grimm.

9.

Es wird uns wol dieſe Welt

Jmmer ein Gefaͤngnuͤs heiſſen/

Biß der Tod/ wenn dirs gefaͤlt/

Unſre Bande wird zerreiſſen/

Da du uns/ o Lebens-Fuͤrſt/

Aus dem Kercker holen wirſt.

VI.
Das ſich ſelbſt ſehende
Auge.
Am 4. Sonntage des Advents.
Mel. Wer nur den lieben Gott laͤſt walten.

1.

GIb/ daß ich mich und dich erkeñe/

Mein JEſu/ der du alles weiſt/

Und mich nicht eher etwas nenne/

Biß mich die That im Wercke preiſt/

Laß mich ſelbſt fragen/ wer ich ſey/

Und gib/ daß ich bekenne frey.

2.

We ꝛbin ich deñ in meinem Glauben?

Die Antwort heiſſet wol; Ein Chriſt.

Doch
[13]des Advents.
Doch dieſer Ruhm iſt leicht zu rauben/

Wo man nicht immer Chriſtlich iſt.

Drum gib mir einen wahren Ruhm

Auch durch ein thaͤtigs Chriſtenthum.

3.

Wer bin ich deñ in meinem Stande?

Ein Knecht/ den) du gemuͤthet haſt.

Die Magd/ die)

Und doch ſind deine Liebes-Bande

Mir noch zuweilen eine Laſt.

Ach gib mir einen treuen Sinn/

Daß ich kein fauler Baum nicht bin/

4.

Wer bin ich denn in meiner Suͤnde?

Ach leider! gar ein Hoͤllen-Kind.

Hilff/ daß ich dieſes recht empfinde/

Und mich in Buße zu dir find/

Weil du allein der Mittler biſt/

Der unter uns getreten iſt.

5.

Wer bin ich deñ in meinem Gluͤcke?

Ein Ball/ der da und dorthin fleugt.

Drum warne mich vor ſeiner Tuͤcke/

Wie mancher faͤllt indem er ſteigt.

Das beſte Gluͤck iſt in der Welt/

Wenn man zum Freunde dich behaͤlt.

6.

Wer bin ich denn in meinen Ehren?

Viel ſchlechter als Johannes war/

Der wolte nichts von Ruhme hoͤren/

Und ſtellte ſich in Demuth dar.

Ach laß mein Hertz auch niedrig ſeyn.

Gebuͤckt geht man zum Himmel ein.

B 77. Wer
[14]Am 4. Sonntage
7.

Wer bin ich denn in meinem Leben?

Nur eine Stimme/ die vergeht.

Drum laß mich nicht am Eiteln klebẽ/

Weil miꝛ die Schrift vor Augen ſteht:

Gedenck ans Ende/ was du thuſt/

Gedencke/ daß du ſterben muſt.

8.

Wer bin ich denn in meinem Leiden?

Die Roſe/ die in Dornen bluͤht.

Doch niemand kan das Cꝛeuze meidẽ/

Der um den Himmel ſich bemuͤht.

Johannes lies die Wuͤſten hir/

Und ging ins Paradies zu dir.

9.

Wer bin ich deñ in meinem Sterben?

Ein Menſch deꝛ durch dẽ Jordan geht.

Der kan im Tode nicht verterben/

Der nur in deinem Bunde ſteht.

Mein Grab wird ein Bethabara/

Ein Ubergang nach Canaa.

10.

Wer bin ich denn bey dir im Him̃el?

Ein Lamm das ewig Weyde findt.

Da ſtoͤret mich kein Welt-Getuͤm̃el/

Da raſet kein Verfolgungs-Wind.

Und wie ich hier bekannte dich/

Ach ſo bekennſt du dorte mich.

11.

Nun weiß ich/ wie ich mich ſol neñen.

Ach ſchreib es feſt in meinen Sinn/

Und laß mich dich im Glauben keñen/

Bis ich bey dir im Schauen bin/

Wo alle Frommen ſich erfreun/

Elias und Johannes ſeyn.

VII.
[15]Am Tage St. Thomä.
VII.
Das verirrete und wie-
dergefundene Schaͤflein.
Am Tage St. Thomaͤ
Mel. GOtt des Himmels und der Erden/ ꝛc.

1.

TReuſter Hirte deiner Schaafe/

Suchſt du noch ein Schaͤfelein?

Welches aus gerechter Straafe

Solte gar verſtoſſen ſeyn/

Weil es ſelbſt von deiner Schaar

Freventlich gelauffen war.

2.

Ja dein Hertze wil dir brechen/

Wenn du Thomam hier erkieſt.

Denn du wilſt das Rohr nicht ſchwaͤ-

chen/

Das vorhin zerſtoſſen iſt.

Du gehſt ihm wol ſelber nach/

Ob er dir gleich widerſprach.

3.

Die verlockte Taube muß

Deine Felſen-Loͤcher finden/

Und ein einzig Friedens-Gruß

Thomam dir aufs neu verbinden.

Der zuvor ſo groͤblich faͤllt/

Wird gar bald ein Glaubens-Held.

4.

Groſſe Liebe: groß Erbarmen!

Ach erweiſe die auch mir.

Denn
[16]Am Tage
Denn es ſtoͤſſet auch mir Armen

Manche Glaubens-Schwachheit fuͤꝛ.

Ach wie offt verlauff ich mich/

Und alsdenn verſaͤum ich dich.

5.

Suche mich mein Hirte wieder/

Bringe mich auf rechten Steg.

Fall ich ſchon in Schwachheit nieder/

Wirff mich nur nicht gaͤntzlich weg/

Weil mein Tacht noch etwas glim̃t/

Daß es nicht zum leſchen koͤmmt.

6.

Mittler tritt du in die Mitten/

Kom̃ durch die verſchloßne Thuͤr/

Jn mein Angſt-Gemach geſchritten/

Und ſprich: Friedeſey mit dir!

Weiſe mir die offne Seit/

Meine Haͤnde ſind bereit.

7.

O ihr theuren Naͤgel-Mahle/

Offne Seite/ Tauben-Loch/

Kuͤß ich euch ſchon tauſendmahle/

Thu ich viel zu wenig doch.

Roſen-Garte/ Felſen-Ritz/

Meiner Seelen Freuden-Sitz.

8.

Ach ich kan nichts mehr als laſſen/

Die Entzuͤckung iſt zu groß.

Nur zwey Worthe laß ich ſchallen/

Diß iſt mein gedoppelt Los:

Ach mein HErr/ mein GOtt allein/

Du mein GOTT/ mein HErr biſt

mein.

9. Laß/
[17]St. Thomä.
9.

Laß/ mein HErꝛ/ den Knecht (die Magd)

nicht ſincken/

Laß/ mein Haupt/ dein Glidmas nicht.

Ach wie ſelig wird michs duͤncken/

Wenn dein Mund nur ſo viel ſpricht:

Reiche Hand und Finger her.

Ja ich zweifle gar nicht mehr.

10.

Nun ich glaube und vertraue/

Ob ich gleich mit Thoma nicht

Dich mit Leibes-Augen ſchaue/

Denn der Glaube giebt mir Licht.

Selig ſind auch andre noch/

Die nicht ſehn/ und glauben doch.

VIII.
Die Sonne in der
Nacht.
Jn der H. Chriſt-Nacht.
Mel. GOtt des Himmels und der Erden/ ꝛc.

2.

JAcobs Stern/ du Licht der Erden/

Sonne der Gerechtigkeit/

Laß die Nacht zum Tage werden/

Wirff die Strahlen weit und breit

Auf die/ ſo bey deiner Wiegen

Jn entzuͤckter Demuth liegen.

2.

Finſternuͤß bedeckt die Erde/

Und die Voͤlcker Dunckelheit;

Aber
[18]Jn der Heilgen
Aber uͤber deiner Heerde

Strahlt des Glantzes Herrligkeit/

Die den Hirten ſich gewieſen/

Dein Geburths-Feſt hat geprieſen.

3.

Wunder-Kind! wir deine Kinder

Sammlen uns in deinen Stall.

Du biſt ja das Heil der Suͤnder/

Und die Stuͤtze vor den Fall.

Laß von keinen Fuͤnſternuͤſſen

Uns bey deiner Krippe wiſſen.

4.

Jſt es in dem Hertzen dunckel/

So erleucht uns durch dein Licht/

Daß uns dein Geburths-Stern fun-

ckel/

Der durch alle Nebel bricht.

Denn die Nacht iſt nun vergangen/

Da der Tag ſich angefangen.

5.

Nun wir warten auf die Buͤrden/

Die du eingebunden haſt.

Wie die Schaͤfer bey den Huͤrden/

Haben wir nicht eher Raſt/

Biß daß unſer Hertz erfaͤhret/

Was der Heilge Chriſt beſchehret.

6.

Ach was ſinds vor ſchoͤne Sachen/

Die hier eingebunden ſeyn?

Daß du uns recht reich wilſt machen/

Bindeſt du dich ſelber ein.

Das iſt warlich eine Buͤrde/

Die kein Menſch beſchreiben wuͤrde.

7. Denn
[19]Chriſt-Nacht.
7.

Denn in dieſer Buͤrde lieget/

Vater-Gnad und Sohnes Huld.

Alles was das Hertz vergnuͤget/

Die Erlaſſung unſrer Schuld/

Gottes Kindſchafft/ Heyl und Segen/

Ja der Himmel iſt zugegegen.

8.

Welt/ behalte deine Schaͤtze!

Hier iſt unſer groͤſter Schatz.

Hier iſt Freyheit vom Geſetze/

Hier der Armen Ruhe-Platz/

Hier das Labſal aller Schmertzen/

Hier das Hertze aller Hertzen.

9.

Zwar es iſt auch eine Ruthe

Dieſem Zucker beygelegt;

Doch es iſt uns wohl zu Muthe/

Weil ſie uns zum beſten ſchlaͤgt.

Sonſten wuͤrden wir von Suͤnden

Allzuſchwere Buͤrden binden.

10.

Laß die Chriſt-Nacht ſo begehen/

Daß kein Kind der Finſternuͤß

Deiner Huld mag widerſtehen/

Und mach unſer Hertz gewiß/

Daß wir dort auf Zions Hoͤhen

Chriſt-Tag werden einſt begehen.

IX.
[20]Am 1. Tage
IX.
Der Himmliſche Au-
guſtus.
Am 1. Tage des Heil. Chriſt-
Feſtes.
Mel. Meinen JEſum laß ich nicht.

1.

HOchgebohrner Gottes-Sohn/

Sey willkom̃en auf der Erden/

Du verlaͤſt des Himmels Thron/

Und wilſt unſer Bruder werden/

Der du biſt das Hoͤchſte Guth/

Kleideſt dich in Fleiſch und Bluth.

2.

Da man ſchaͤtzt die gantze Welt/

Kommſt du unſer Schatz hernieder.

Da Auguſt das Zepter haͤlt.

Singt man dir die Wiegen-Lieder.

Weil du/ Hochgelobter Chriſt/

Deines Reichs Vermehrer biſt.

3.

Unbeflecket iſt die Bruſt/

Die dich unterm Hertzen traͤget/

Biß man dich/ du Engel-Luſt/

Jn die harte Krippe leget.

Weil kein Raum iſt ſonſt fuͤr dich/

Lege/ JEſu/ dich in mich.

4.

Praͤchtiges Jeruſalem/

Du biſt nicht ſo hoch erkoren/

Als
[21]des H. Chriſt-Feſtes.
Als ein armes Bethlehem/

Wo das Heil der Welt gebohren.

Jch wil gerne niedrig ſeyn/

Kehr nur JEſu bey mir ein.

5.

Dunckle Nacht/ verwandle dich

Jn die ſchoͤnſte Morgenroͤthe.

Denn die Sonne tritt herfuͤr.

Hier iſt unſers Lichts Prophete/

Selbſt den Stall macht dieſer Gaſt

Zum geſtirnten Luſt-Pallaſt.

6.

Ach die Engliſche Muſic

Dringet durch der Hirten Ohren/

Und das Echo ſchallt zuruͤck:

GOttes Sohn iſt Menſch

gebohren.

Sucht die Wiege/ ſucht das Kind/

Wo ihr es in Windeln findt.

7.

Nun ich trete gantz entzuͤckt

Mit den Hirten zu der Krippen/

Und was ich alhier erblickt/

Kuͤß ich mit embrandten Lippen/

Was der Engel Mund bemuͤht/

Das iſt auch mein Wiegen-Lied.

8.

Ehre ſey GOtt in der Hoͤh/

Und ſein Frieden auf der Erde/

Daß hinfoͤrder alles Weh

Lauter
[22]Am 2. Tage
Lauter Wohlgefallen werde.

Alſo freut ſich Leib und Seel.

GOtt mit uns: Jmmanuel!

X.
Freud und Leid
Bey deꝛ Krippe Chriſti.
Am 2. Tage des H. Chriſt-
Feſtes.
Mel. Hertzlich thut mich verlangen.

1.

ACh wie ſo gar geſchwinde

Verkehrt ſich Freud in Leid?

Man war bey Davids Kinde

Zwar geſtern hoch erfreut;

Nun gehn wir von der Wiegen

Zu einer Todten-Baar/

Und ſehn die Unſchuld liegen

Auf einem Mord-Altar.

2.

Man hoͤrte geſtern gruͤſſen

Das Kind zu Bethlehem/

Und heute ſieht man fluͤſſen

Bluth zu Jeruſalem.

Man ſang der Hirten Reyhen

Und auch der Engel Lied;

Jtzt
[23]des H. Chriſt-Feſtes.
Jtzt hoͤrt man Steine ſchreyen/

Da Stephanus verſchied.

3.

O Boßheits-volle Juden

Die der Propheten Bluth

Mit Morden auf ſich luden/

Das noch auf ihnen ruht.

Doch iſts gerechte Sache/

Dieweil ſie GOtt veracht/

Wenn ihnen ſeine Rache

Das Wohl zum Wehe macht.

4.

Du neugehohrner Fuͤrſte/

Gieb daß die Welt nicht mehr

Nach frommen Bluthe duͤrſte/

Und tobt ſie noch ſo ſehr/

So zeige du den Deinen

Den offnen Himmel fuͤr/

Und fuͤhr ſie unter Steinen

Auch in dein Reich zu dir.

5.

Du wilſt noch heute locken/

Du holde Glucke du.

Drumb laß uns nicht verſtocken/

Und fuͤhr uns ſelbſt herzu/

Daß unter deinen Fluͤgeln

Wir ſtets verſam̃let ſtehn/

Und uns an denen ſpiegeln

Die itzt im Fluche gehn.

6. Mach
[24]Am 2. Tage
6.

Mach uns voll Glaubens-Kraͤffte/

Wie einen Stephanus/

So treibt man dein Geſchaͤffte

Den Feinden zum Verdruß.

Und raſen ſie noch tuͤmmer/

Als wohl kein Teufel nicht/

Behaͤlt die Unſchuld immer

Ein Engels-Angeſicht.

7.

Kommt endlich unſer Ende/

Ach ſo befehlen wir

Den Geiſt in deine Haͤnde/

Nihm ihn hinauf zu dir/

Dem der uns hat geplaget/

Behalt die Suͤnde nicht.

Und/ wenn wir das geſaget/

Leſch aus der Augen Licht.

8.

Jch ſeh den den Himmel offen!

So ruffet Stephanus.

Laß uns dergleichen hoffen

Bey unſers Lebens Schluß/

Und wirfft der Feind mit Steinen

Uns gleich zur Welt hinaus/

So bleibet doch den Deinen

Das offne Himmels-Haus.

XI.
[25]des H. Weyhnacht-Feſtes.
XI.
Der Juͤnger den JEſus
lieb hat.
Am 3. Tage des H. Weyhnacht-
Feſtes.
Mel. Was GOtt thut/ das iſt wohl gethan.

1.

MEin JEſu/ der du alles weiſt/

Du weiſt/ daß ich dich liebe/

Und daß mein gantz ergebner Geiſt

Empfindlich ſich betruͤbe/

Wenn Hertz und Hand

Nicht ſo bewandt

Daß ich dich koͤnne lieben/

Wie mir iſt vorgeſchrieben.

2.

Du frageſt wohl: Haſt du mich lieb?

Jch muß es auch bekennen/

Und dieſen ungemeinen Trieb

Mein ander Leben nennen.

Allein! wie ſchwach

Folg ich dir nach!

Jch bin in meinen Tritten

Offt gar zu ſehr geglitten.

3.

Du forſcheſt ferner nach bey mir/

Ob ich dich lieber habe/

Als andre Menſchen neben mir?

Da du mir manche Gabe

CVor
[26]Am 3. Tage
Vor ihnen giebſt/

Und mich ſo liebſt/

Daß du vor andern allen

Mir ſolteſt wohl gefallen.

4.

Ach zuͤnde mich doch ſelber an/

Du allerreinſte Liebe/

Damit ich gnung dich lieben kan

Aus einem ſolchen Triebe/

Der ewig brennt/

Und das nicht kennt/

Was fremdes Feuer heiſſet/

Und nur von auſſen gleiſſet.

5.

Du gehſt voran/ ſo laß mich doch

Jn deinen Stapffen bleiben.

Leg immer auf des Creutzes Joch/

Die Liebe ſol mich treiben

Auch in der Pein

Dir treu zu ſeyn/

Und ſolt ichs auch erweiſen

Durch meinen Tod dich preiſen.

6.

Es lebet niemand/ der nicht ſtirbt/

Nur deine ſuͤſſe Liebe (tirbt/

Macht/ daß man ſterbend nicht ver-

Vor dieſem ſtarcken Triebe

Weicht ſelbſt der Tod

Und alle Noth.

Dein Juͤnger kan nicht ſterben/

Er muß das Leben erben.

7. Und
[27]des Chriſt-Feſtes.
7.

Und wenn ich dich auch endlich hier

Nicht gnung vermag zu lieben/

So bleibet doch im Himmel mir

Die Saͤttigung verſchrieben.

Jch weiß es ſchon/

Vor deinem Thron

Wird ſonſten nichts getrieben

Als loben/ laben/ lieben.

XII.
Ende guth/ alles guth.
Beym Beſchluße des Kir-
chen-Jahrs.
Am Sonntage nach dem
Chriſt-Feſte.
Mel. Helfft mir Gotts Guͤthe preiſen.

1.

OAnfang ſonder Ende/

Du groſſes A und O/

Wir kuͤſſen deine Haͤnde/

Und ſind von Hertzen froh/

Weil du uns noch ein Jahr

Mit Segen laͤſt beſchluͤſſen/

Daß wir bekennen muͤſſen/

Dein Thun ſey wunderbar.

2.

Die Kirch iſt voller Wunder/

Dein Worth und Sacrament

C 2Sind
[28]Am Sonntage
Sind immer neuer Zunder/

Das Licht und Recht noch brennt.

Dein Sohn iſt hier der Stein/

An dem die Feinde fallen/

Wenn er den Deinen allen

Ein Auferſtehn muß ſeyn.

3.

Das Land iſt voller Segen

Und trift von deinem Fett/

Man ſiehet allerwegen

Wie ſeine Frucht geraͤtht.

Jſt da und dort ein Schwerdt

Durch unſre Seele gangen/

So haſt du nach Verlangen

Auch wieder Troſt beſchert.

4.

Die Haͤuſer ſind voll Guͤthe/

Die alle Morgen neu.

Wo man ſich treulich muͤhte/

Da trat dein Sorgen bey.

Die Kinder wuchſen auf/

Uud wurden ſtarck am Geiſte/

Weil Gottes Kind ſie weiſte

Auf ſeiner Jugend Lauff.

5.

Die Hertzen ſind voll Gnaden/

Ob wir gleich Zorn verdient/

Doch haſt du allen Schaden

Durch Chriſtum ausgeſuͤhnt.

Wenn wir bey Tag und Nacht/

Mit Faſten und mit Bethen

Vor
[29]nach dem Chriſt-Feſte.
Vor deinen Thron getreten/

Haſt du es gut gemacht.

6.

Ach ſolten wir itzunder

Nicht voller Jauchzen ſeyn/

Und uͤber deine Wunder

Uns recht von Hertzen freun.

Ach ſolten wir denn nicht

Wie Hanna/ dieſe Stunde

Mit dem erfreuten Munde

Zum Lobe ſeyn gericht.

7.

Nun/ HErr/ dein iſt die Ehre/

Du heiſſeſt Wunderbar.

Doch gieb uns auch Gehoͤre/

Daß wir das Alte Jahr/

Befreyt von aller Noth

Jn deiner Gnade ſchluͤſſen/

Und in dem Neuen wiſſen/

Du ſeyſt der alte GOTT.

8.

Laß dir die Alten dienen/

Wie Hanna/ Simeon.

Gib daß die Jungen gruͤnen

Wie dein und Davids Sohn.

Nimmt man an Jahren zu/

So laß uus auch nicht ſchaͤmen

Jm Guthen zuzunehmen.

Diß alles wuͤrcke du.

9.

Und wenn wir das vollendet/

C 3Was
[30]Beym Anfange
Was uns dein Worth geſagt/

Und unſer Lauff ſich endet/

Jung oder wohl betagt/

So fuͤhre Leib und Seel

Jns Nazareth dort oben/

Da wollen wir dich lobe n.

Drauff wartet Jſrael.

XII.
GOtt mit uns.
Beym Anfange des Neuen
Jahres.
Am H. Neu-Jahrs-Tage.
Mel. Helfft mir GOtts Guͤthe preiſen.

1.

WJr gehn in JEſus Nahmen

Jns Neue Jahr hinein.

Der Anfang und das Amen

Sol dieſe Loſung ſeyn.

Er wird uns heut mit Bluth

An unſre Bruſt geſchrieben/

Drumb ſollen wir ihn lieben

Als ein erkohrnes Guth.

2.

Zwar koͤnt uns das erſchroͤcken/

Daß der/ der alſo heiſt/

Muß heute Wermuth ſchmecken/

Da man ſein Bluth vergeußt.

Doch ſind wir wolgemuth/

Daß uns kein Unfall ruͤhre/

So
[31]des Neuen Jahres.
So zeichnet er die Thuͤre

Durch ſein vergoßnes Bluth.

3.

Du Braͤutigam im Bluthe

Vermaͤhl uns heute dir/

Du ſtelleſt/ uns zu guthe/

Dich dem Geſetze fuͤr.

Du fuͤhlſt den ſcharffen Schnitt/

Uud theileſt unſern Hertzen

Durch die erlittnen Schmertzen

Den ſchoͤnſten Balſam mit.

4.

So iſt der Bund verſiegelt/

Den GOtt mit uns geſtifft/

Der Hoͤllen Schlund verriegelt/

Daß uns kein Fluch nicht trifft.

Das Angeld iſt gelegt.

Die Schulden werden kleiner

Die Hertzen immer reiner

Mit dieſer Fluth gefegt.

5.

Ach gib/ daß wir im Glauben

Auf dieſes Blut-Bad ſehn/

Und laß den Troſt nicht rauben/

Der uns dadurch geſchehn.

Beſchnittener HErr Chriſt/

Wer deiner ſich will ruͤhmen/

Dem muß es auch geziehmen/

Daß er beſchnitten iſt.

C 46. Be-
[32]Beym Anf. des N. Jahres.
6.

Beſchneid Hertz/ Mund und Augen/

Beſchneide Hand und Fuß/

Daß/ was dir nicht wil taugen/

Von uns ſich ſcheiden muß.

Beſchneide Fleiſch und Bluth

Mit deines Creutzes Meſſer/

Und mach uns taͤglich beſſer

Durch deine Vater-Ruth.

7.

Laß Kirche/ Hauß und Hertze

Diß Jahr im Segen ſtehn/

Und deines Wortes Kertze

Niemanden untergehn.

Der Engel/ welcher dir

Den JEſus-Nahmen brachte

Sey uns bey Tag und Nachte

Ein Schild und ein Panir.

8.

Und fluͤſſen unſre Jahre

Wie dort acht Tage hin/

Laß an der Todten-Baare

Auch deinen Nahmen bluͤhn/

Daß wir in der Gefahr

Nur JEſus/ JEſus ſchreyen/

Biß wir uns dort erfreuen

Jm groſſen Neuen Jahr.

XIV.
[33]
XIV.
Die fliehende Zuflucht.
Am Sonntage nach dem
Neuen-Jahre.
Mel. Wohlan es geht nunmehr zum Ende.

1.

MEin JEſus flieht! o Wunder-

Zeichen/

Vor welchem Erd und Him̃el fliehn/

Vor dem die Ubelthaͤter Weichen/

Der flieht vor ihnen ſelbſt dahin.

Die Allmacht ſcheuet die Gefahr/

Und ſtellet lauter Ohnmacht dar.

2.

Du zartes Kind biſt kaum gebohren/

Und kriegeſt ſchon den Wanderſtab.

Ein Koͤnig biſt du auserkohren/

Und giebeſt einen Pilgrim ab.

Ein Paradies gehoͤret dir

Und du muſt in die Wuͤſten hier.

3.

Ja GOtt beweiſt an ſeinem Kinde/

Was jeden von uns treffen kan/

Drumb muß die fruͤh gejagte Huͤnde

Zuerſt auf die Verfolgungs-Bahn/

Und ſo wird unſre Flucht geweyht/

Wenn man uns auch Verfolgung

draͤut.

4.

Es waͤchſelt ſo mit uns auf Erden/

Gold/ Weyrauch/ Myꝛhen muͤſſen oft

C 5Ein
[34]Am Sonnt. nach dem N. Jahre.
Ein Zaͤhr- und Reiſe-Pfeñig werden.

Die Luſt verkehrt ſich unverhofft.

Aus Bethlehem geht eine Bahn

Die nach Egypten fuͤhren kan.

5.

Mein JEſu/ ſol ich mit dir wandern?

Du biſt das Haupt/ und ich dein

Glied/

So fuͤhre mich durch keinen andern/

Deꝛ ſich umb meinen Schutz bemuͤht/

Als den/ der einen Joſeph weckt/

Und ihn auf ſeiner Reiſe deckt.

6.

Ach warne mich/ wenn Noth ver-

handen/

Die mir nach Leib und Seele ziehlt/

Und mache meinen Feind zu ſchanden/

Wenn er mit falſchen Tuͤcken ſpielt.

Du weiſt/ wer mein Herodes iſt.

Der Teufel hat noch groͤßre Liſt.

7.

Der Feind wird auch nicht immer

leben/

Der mir nach meiner Seelen ſteht.

Du wirſt mir endlich Ruhe geben/

Wenn man dort aus Egypten geht.

Schleuſt mich dein Nazareth dort

ein/

Werd ich ein Nazarener ſeyn.

XV.
[35]
XV.
Die gluͤckſeligen Mor-
gen-Laͤnder.
Am Tage der Erſcheinung
Chriſti.
Mel. GOtt des Himmels und der Erden.

1.

GOtt der Juden/ GOtt der Hey-

den/

Aller Voͤlcker Heyl und Licht/

Saba ſieht den Stern mit Freuden/

Der von dir am Himmel ſpricht/

Sem und Japhet kommt von fern

Dich zu ſehn/ du Jacobs-Stern.

2.

Wir geſellen uns zu denen/

Die aus Morgen-Lande ſind

Unſer Fragen/ unſer Sehnen

Jſt nach dir du groſſes Kind.

Biſt du in Jeruſalem?

Oder nur in Bethlehem?

3.

Kein Herodes kan uns ſagen/

Wo dein Thron iſt aufgericht.

Wenn wir die Gelehrten fragen/

Wiſſen ſie die Weißheit nicht.

Suchen wir/ o Koͤnig dich/

Weiſet uns die Welt von ſich.

4.(Flamme/

Doch dein Worth iſt Stern und

C 6Und
[36]Am Tage
Und bezeichnet Hauß und Pfad/

Wo dich Held aus Jacobs-Stam̃e

Tyrus angebethet hat/

Wo die erſte Heydenſchafft

Nur an deinem Glantze hafft.

5.

Nun/ wir eylen mit Verlangen/

Wie die Laͤuffer Midian/

Dich/ Meßias/ zu umbfangen/

Der den Himmel ſchencken kan/

Unſre Knie beugen ſich/

Unſer Arm umbfaſſet dich.

6.

Nihm die auffgethanen Schaͤtze/

Schatz/ der unſer Hertz erfreut.

Deine Mildigkeit erſetze

Unſrer Haͤnde Duͤrfftigkeit;

Hier iſt kein Arabia/

Es iſt lauter Armuth da.

7.

Nihm vor Gold und andre Gaben

Glaube/ Lieb und Hoffnung an.

Laß dich einen Weyrauch laben/

Den die Andacht liefern kan/

Und als Myrrhen geben wir

Die Geduld und Buſſe dir.

8.

Nihm die Opffer in Genaden

Von ergebnen Hertzen an/

Und laß keinen Feind uns ſchaden/

Der dich nicht vertragen kan.

Wenn Herodes Schwerdt gewetzt/

So behalt uns unverletzt.

9. Nun
[37]Der Erſcheinung Chriſti.
9.

Nun wir gehn von deiner Krippen/

Laß mit Segen uns von dir.

Zeig uns Bahn durch Dorn und

Klippen/

Still der Feinde Mord-Begier.

Mach uns einen Wegbekant/

Der uns fuͤhrt ins Vaterland.

10.

Ob es Koͤnige geweſen/

Die aus Saba kommen ſeyn/

Hat man nicht gewiß geleſen/

Doch/ es trifft gewiſſer ein/

Daß/ wer hir dein Unterthan/

Dort ein Koͤnig heiſſen kan.

XVI.
Luſt auf Verluſt.
Am 1. Sonntage nach dem Er-
ſcheinungs-Feſte.
Mel. Zion klagt mit Angſt und Schmertzen.

1.

JEſus/ JEſus iſt verlohren/

Leb ich/ oder bin ich todt?

Denn die Poſt ſagt meinen Ohren

Mehr als eine Todes-Noth.

Solt ich ohne JEſum ſeyn/

Wuͤnſcht ich mich ins Grab hinein.

Ach wer kan mir Nachricht geben?

Wo iſt Er/ mein Heyl/ mein Leben?

2.

Auf/ mein Hertz! ich muß Jhn ſuchen/

C 7Wo
[38]Am 1. Sonntage.
Wo er anzutreffen iſt.

Zwar die Welt wird mir nur fluchen/

Weil ich dieſen Freund erkieſt.

Und er iſt auch warlich nicht/

Wo man nach der Welt ſich richt.

Wo man lebt in lauter Suͤnden/

Laͤſt ſich JEſus gar nicht finden.

3.

Such ich ihn in meinem Hertzen/

Ach ſo iſt es offte leer/

Und empfindet tauſend Schmertzen/

Als ob ich verbannet waͤr.

Mein Gewiſſen klagt mich an/

Daß Er hier nicht wohnen kan/

Weil in dieſer Suͤnden-Clauſen

So viel Laſter-Brutten hauſen.

4.

Such ich ihn in meinem Creutze/

Ach ſo kennet er mich nicht/

Und ich bin der arme Weitze/

Den der Satan taͤglich ſicht.

Jch bin meiner Feinde Spott/

Weñ man fragt: Wo iſt dein GOtt?

Solte der von dir noch wiſſen/

Der ſich weit von dir geriſſen.

5.

Doch/ ich weiß/ wo ich ihn finde/

Jch wil in den Tempel gehn/

So wird bey Marien Kinde

Ein gewiſſer Fund entſteh’n.

Wo es ſich in dem erweiſt/

Welches ſeines Vaters heiſt/

Und
[39]nach dem Erſcheinungs-Feſte.
Und die Lehrer ſelbſten lehret/

Daß man ſeine Weißheit hoͤret.

6.

Hier an dieſem lieben Orthe

Such ich/ weil ich ſuchen kan/

Denn ich treff in ſeinem Worthe

Nichts als lauter JEſum an.

Seiner treuen Lehrer Mund

Macht mir lauter Wahrheit kund/

Und er wird durch ſein Exempel

Mein Jeruſalem/ :mein Tempel.

7.

Nun/ was ſol ich ferner klagen/

Weil ich JEſum finden kan?

Und ich darff ihn gar nicht fragen/

Wie haſt du mir das gethan?

Er verlieret ſich zwar wol/

Nur/ daß ich ihn ſuchen ſol/

Und/ wenn ich ihn nur gefunden/

So iſt alle Noth verſchwunden.

8.

Jch wil dich/ mein JEſu halten/

Du in mir/ und ich in dir.

Ehe ſoll mein Hertz erkalten/

Eh ich willig dich verlier

Geh ich denn nach Nazareth

Oder in mein Todten-Betth/

Wirſt du mich zum Himmel fuͤhren/

Wo ich dich nicht kan verlieren.

XVII.
[40]Am 2. Sonntage
XVII.
Wein nach dem
Weinen.
Am 2. Sonntage nach dem
Erſcheinungs-Feſte.
Mel. GOtt des Himmels und der Erden.

1.

GAſt und Wirth der frommen

Leuthe/

O du holder Menſchen-Freund/

Du befindeſt dich noch heute/

Wo man dich von Hertzen meint;

Wo du eingeladen biſt/

Da wird alles Creutz verſuͤßt.

2.

Gehe nicht vor mir voruͤber/

Laß mein Hertz ein Cana ſeyn.

Denn du kehreſt doch viel lieber

Bey betruͤbten Seelen ein/

Als wo man es mit der Welt/

Und mit ihrer Wolluſt haͤlt.

3.

Es gebricht uns oft am beſten/

Wie es dort an Wein gebrach/

Ja du macheſt deinen Gaͤſten

Offt ein trockenes Gelach/

Und ſo heiſſet alſo denn

Cana kein Canarien.

4.

Bitten wir umb deine Gaben/

Ach ſo ſcheints/ als wolteſt du

Nichts
[41]Nach dem Erſcheinungs-Feſte.
Nichts mit uns zu ſchaffen haben.

Ja du ſprichſt uns harte zu/

Deine Stunde ſey nicht da/

Und die Huͤlffe noch nicht nah.

5.

Doch/ wenn man es nicht vermeinet/

So iſt deine Meinung guth/

Und wenn man hat ausgeweinet/

Folgt das ſuͤſſe Trauben-Bluth.

Wer zuvor das Waſſer trug/

Fuͤllt mit Weine ſeinen Krug.

6.

Laß mich deine Weiſe lernen/

Du kommſt langſam/ aber guth.

Wil die Huͤlffe ſich entfernen/

Gib mir einen guthen Muth/

Du ſchenckſt erſtlich Wermuth-

Wein

Und zu letzte Nectar ein.

7.

Endlich wird die Stunde ſchlagen/

Die zum Helffen ausgeſetzt/

Und die Hoffnung Palmen tragen/

Wenn ich auf das Leid ergetzt

Milch und Honig ſchmecken kan/

Als waͤr ich in Canaan.

8.

Wenn ich auch in dieſem Leben

Stets aus Mara trincken muß/

So wirſt du im Himmel geben

Deiner Wolluſt Uberfluß/

Wenn mein Hertz in jener Welt

Mit dir ewig Hochzeit haͤlt.

XVIII.
[42]Am 3. Sonntagt
XVIII.
Der vom Berge fluͤſſen-
de Gnaden-Strom.
Am 3. Sonntage nach dem Er-
ſcheinungs-Feſte.
Mel. Wer nur den lieben GOtt laͤſt walten.

1.

DU gehſt Berg-ab mit deinen Fuͤſ-

ſen/

Holdſeligſter Jmmanuel/

Und laͤſt dich keinen Gang verdruͤſſen

Ein Artzt zu ſeyn vor Leib und Seel.

Jch folge deinen Tritten nach/

Ach heile doch mein Ungemach.

2.

Der Auſſatz hat mich gantz gefreſſen/

Es eytert Marck und Bein in mir/

Die Suͤnde wil das Hertze preſſen/

Und ſtellt mir lauter Wunden fuͤr.

Ach heile/ HErr/ und mache rein/

So werd ich heil und heilig ſeyn.

3.

Gib/ daß ich mich den Priſtern zeige/

Weñ mich deꝛ Suͤnden Auſſatz plagt/

Und meine Laſter nicht verſchweige/

Wenn Moſes deinen Willen ſagt.

Die Gabe/ die ich opffern kan/

Kom̃t auf ein Heꝛtz voll Wehmuth an.

4.

Wilſt du mir ſonſt ein Creutze ſtillen/

Das meiner Bruſt beſchwerlich faͤllt/

So
[43]nach dem Erſcheinungs-Feſte.
So ſtell ich es in deinen Willen/

Und ſage: HErr/ wo dirs gefaͤllt.

Denn du verſtehſt am beſten wohl

Wie mir geholffeu werden ſol.

5.

Ach kehr auch unter meinem Dache/

Wie dorte bey dem Haupt-Mañ ein.

Ob ich mich gleich nicht wuͤrdig mache

Dein ſuͤſſer Auffenthalt zu ſeyn.

Aus Gnaden hab ich dieſen Ruhm/

Daß ich auch dein Capernaum.

6.

Du kanſt wol durch ein Wort ver-

richten/

Was mir mein Creutze lindern kan/

Doch wirſt du mich noch mehr ver-

pflichten

Wenn du zu deinem Unterthan/

O groſſer Koͤnig ſelbſten koͤmmſt

Und Platz in meiner Seelen nimmſt.

7.

Laß mich im Glauben auf dich bauen/

Er iſt offt klein in Jſrael. (en

Drum pflantz ein freudiges Vertrau-

Durch deine Krafft in meine Seel/

Daß mich einmahl auf jenen Tag

Kein Heyde nicht beſchimpfen mag.

8.

Gib/ daß mich dort an deinem Tiſche/

Wo Abraham und Jſac ſpeiſt/

Auch dermahleins die Koſt erfriſche/

Die lauter Luſt und Leben heiſt/

Und wo man ſolche Gaͤſte findt/

Die auch von Heyden kommen ſind.

9. Laß
[44]Am Tage
9.

Laß mich ein Kind des Lichtes heiſſen/

So wiꝛd mich auch dein Uꝛtheil-ſchluß

Jn keinen finſtern Kercker ſchmeiſſen/

Wo man mit Zaͤhnen klappen muß.

Denn weil im Him̃el iſt mein Theil/

Find ich vor Heulen lauter Heyl.

10.

Kom̃t es mit mir einmahl zum Ster-

ben/

Es heiſt bey dir nur: Gehe hin!

So kan ich bald auf einmahl erben/

Wo ich ein Kind des Reiches bin.

Ein eintzigs Worth braucht nur dein

Mund/

So bin ich ewiglich geſund.

XIX.
Alles vor Nichts.
Am Tage der Bekehrung
Pauli.
Mel. Die Nacht iſt vor der Thuͤr.

1.

WAs wird mir denn dafuͤr/

Daß ich dich/ JEſu/ liebe/

Und mich im Creutze hier

Dir zu gefallen uͤbe?

Jch frage mit Begier:

Was wird mir denn dafuͤr?

2.

Was aber frag ich doch?

Du biſt mir gar nichts ſchuldig/

Und
[45]der Bekehrung Pauli.
Und dennoch macht dein Joch

Mein Fleiſch ſo ungeduldig/

Daß es viel haben wil/

Und leidet doch nicht viel.

3.

Weg Petri Eigennutz!

Jch wil umbſonſte dienen/

So wird mir gar viel Gutts

Aus lauter Gnade gruͤnen.

Mein JEſus ſagt es mir/

Es wird gar viel dafuͤr.

4.

Ein eintziger Verluſt

Bringt hundertfachen Segen/

Wenn ich was leiden muß

Umb meines JEſu wegen/

Aus Gnaden gibt er mir

Den Himmel gar dafuͤr.

5.

Tritt mich die arge Welt

Gleich unter ihre Fuͤſſe/

Dort iſt ein Stuhl beſtellt/

Wo ich die Ruh genuͤſſe/

Und wo auf Creutz und Leid

Folgt lauter Herrligkeit.

6.

Muß ich gleich manchen Feind

Mich itzund laſſen richten/

Wenn JEſns nur erſcheint/

So wird er alles ſchlichten/

7. Jch
[46]Am 4. Sonntage
Wo Jſraels Geſchlecht

Muß ſelbſten ſtehn fuͤr Recht.

7.

Jch wil mit Freudigkeit

Die Welt und alles laſſen/

Und mit Zufridenheit

Das wahre Kleinod faſſen/

Das alles dort erſetzt

Und ewiglich ergetzt

8.

Ach holder Menſchen-Sohn/

Komm bald mit jenem Leben.

Was wirſt du da vor Lohn

Den treuen Folgern geben?

Nun frag ich nicht mehr hier:

Was wird mir denn dafuͤr/?

XX.
Das Schirmen im
Stuͤrmen.
Am 4. Soñtage nach dem Er-
ſcheinungs-Feſte.
Mel. Was GOtt thut/ das iſt wol gethan.

1.

DU uͤbergroſſer Wunder-Mann/

Dem alles liegt zu Fuͤſſen/

Der auch mit einem Worte kan.

Das Meer in Grentzen ſchluͤſſen/

Der/
[47]nach dem Erſcheinungs-Feſte.
Der/ wenn er ſpricht/

Die Stuͤrme bricht/

Und wenn die Tieffen bruͤllen/

Sie bald vermag zu ſtillen.

2.(Both

Mein Hertz iſt wie ein ſchwanckes

Das auf den Fluthen ſchwebet/

Wo es die uͤberhaͤuffte Noth

Bald auf bald nieder hebet/

Der Winde Grimm

Und Ungeſtuͤmm

Wil mir den Schiffbruch draͤuen/

Ach ſolt ich/ HErr/ nicht ſchreyen?

3.

Ein Abgrund rufft den andern an/

Die Fluth wil mich bedecken/

Mein JEſu/ du biſt Steuer-Mañ/

Ach laß dich doch erwecken!

Ach ſchlaffe nicht/

Mein Ancker bricht/

HErr hilff mir/ ich verterbe!

HErr hilff mir/ eh ich ſterbe!

4.

Jch ſtrande ſchon/ wo deine Hand

Nicht Maſt und Segel ſtuͤtzet.

Jch gruͤſſe ſchon das Todten-Land/

Wo mich dein Worth nicht ſchuͤtzet.

Wach auf/ wach auf!

Und ſiehe drauf/

Mein Schiff beginnt zu ſincken/

Ach ſoll ich denn ertrincken?

5.(klein/

Jch hoͤꝛ ein Wort: Mein Glaub iſt

Und muß es ſelbſt geſtehen.

Die
[48]Am 4. Sonntage
Die Furcht nim̃t Heꝛtz und Siñen ein/

Und meint/ ich muß vergehen.

Doch/ weil mein Hort

Ein eintzigs Worth

Nur von ſich hat gegeben/

So heb ich an zu leben.

6.

Ein Worth bedrohet Meer uñ Wind/

Ein Wort hemmt alle Wellen/

Daß ſie wie ſanffte Betten ſind/

Und mich in Ruhe ſtellen.

Das iſt der Mann/

Der alles kan/

Den ſchwachen Glauben mehren/

Und die Gefahr zerſtoͤren.

7.

Wohlan in meiner Flacke ſteht:

Jſt GOtt fuͤr mich auf Erden/

Muß alles/ was mir widerſteht/

Durch Jhn beruhigt werden.

Jhr Wellen ſtuͤrmt/

Jch bin beſchirmt/

Und kan/ als in der Wiegen

Auch in dem Schiffe liegen.

8.

Hier iſt der guthen Hoffnung Port/

Doch ſeh ich ſchon von weiten/

Die endlich mein Compas mich dort

Wird gar ans Ufer leiten/

Wo Sturm und Wind

Verbannet ſind/

Und wo ich in der Stille

Mein Schiff mit Guͤthern fuͤlle.

9. Jn
[49]nach dem Erſcheinungs-Feſte.
9.

Jndeſſen/ weil die Kirche hier

Auch noch ein Schiflein bleibet/

So ſey/ o JEſu ſtets in ihr/

Wenn ſie der Sturmwind treibet.

Sey du ihr Schild

Und Ancker-Bild/

Daß ſie nicht ſinckt und ſtrandet/

Biß ſie im Himmel landet.

XXI.
Weitzen und Unkraut.
Am 5. Sonntag nach dem Feſt
der Erſcheinung.
Mel. GOtt des Himmels und der Erden.

1.

Gutter Saͤmañ/ guten Saamen/

haſt du reichlich ausgeſtreut/

Und giebſt auch in deinem Nahmen

Die gewuͤnſchte Fruchtbarkeit/

Weil der Acker wohl gedingt/

Daß er reinen Weitzen bringt.

2.

Doch wie iſt es denn geſchehen/

Daß wir ſo viel Unkraut hir

Auf dem Felde wachſen ſehen?

Ach die Schuld iſt nicht an dir/

Denn du zeigeſt deutlich an/

Daß der Feind es hat gethan.

3.

Da die Leuthe ſanffte ſchlieffen

DEin-
[50]Am 5. Sonntage
Eingewiegt von Sicherheit/

Hat er dir ins Amt gegriffen

Und das Unkraut eingeſtreut/

Welches nun den Weitzen druͤckt/

Und bey nahe gar erſtickt.

4.

HErr/ was machſtu deñ mit beydẽ

Rotte doch das Unkraut aus.

Doch du wilſt es alſo leiden/

Biß zur Erndten Zeit hinaus/

Da es denn zur Gluth beſtimmt/

Wenn der Weitzen zu dir koͤmmt.

5.

Laß mich doch ſo weiſe werden/

Daß ich dieſes Gleichnuͤß merck.

Deine Kirche hier auf Erden/

Jſt dein liebes Ackerwerck/

Und der Weitzen/ der hier faͤllt/

Sind die Frommen in der Welt.

6.

Satan ſtreute gantz geſchwinde

Lauter Unkraut zwiſchen drein:

Das ſind Leute/ die der Suͤnde

Gantz und gar ergeben ſeyn/

Und dadurch dein Kirchen-Feld

Alſo greulich wird verſtellt.

7.

Beydes waͤchſet nun beyſammen/

Biß an dieſer Erndte Schluß/

Da die Boßheit in den Flammen

Alsdenn ewig buͤſſen muß/

Und
[51]nach dem Erſcheinungs-Feſte.
Und die Glaͤubigen allein

Garben in dem Himmel ſeyn.

8.

Laß mich/ JEſu/ hier auf Erden

Einen reinen Weitzen ſeyn/

Nimmermehr ein Unkraut werden/

Das beſtimmt zur Hoͤllen-Pein.

Warne mich vor Schlaͤfrigkeit/

Denn mein Feind iſt nicht gar weit.

9.

Laß mich an die Erndte dencken/

An den lieben juͤngſten Tag/

So werd ich mich gar nicht kraͤnckẽ/

Ob das Unkraut wachſen mag.

Gnung/ daß ich der Weitzen bin/

Jch gehoͤr in Himmel hin.

XXII.
Vorſchmack des ewi-
gen Lebens.
Am 6. Sonntage nach der Er-
ſcheinung Chriſti.
Mel. Hertzlich thut mich verlangen/ nach ꝛc.

1.

ENtweichẽ Welt-Getuͤmmel!

Mein Geiſt iſt gantz entzuͤckt/

Biß in den dritten Himmel.

Jch mache mich geſchickt

D 2Auf
[52]Am 6. Sonntage
Auf einen Berg zu ſteigen/

Auf welchem JEſus mir

Sich wil verklaͤret zeigen/

Jn auserleſner Zier.

2.

Jch ſeh ſein Angeſichte

Wie lauter Sonnen-Schein/

Kein Licht ſtrahlt alſo lichte/

Wie ſeine Kleider ſeyn.

Elias trit zur Rechten/

Zur Lincken Moſes dar/

Samt andren dreyen Knechten

Von der gezwoͤlfften Schaar.

3.

Jch hoͤr die Stimme ſchallen/

Das iſt mein lieber Sohn/

An dem hab ich Gefallen/

Der iſt der Gnaden-Throñ.

Ein Wort/ das mich erſchroͤcket/

Und auch zugleich erweckt/

Weil es mir hat entdecket/

Was nach dem Himmel Schmeckt.

4.

Jhr angenehmen Auen!

Ach HErr! hier iſt gut ſeyn/

Wir wollen Huͤtten bauen/

So theilen wir uns drein.

Dir eine/ Moſi eine

Und dem Elias ein’.

Vor
[53]nach dem Feſt der Erſcheinung.
Vor mich begehr ich keine/

Bey dir wird Raum ſchon ſeyn.

5.

Das ſeh ich nur im Geiſte/

Ach GOtt! was werd ich ſehn/

Wenn dort das allermeiſte

Jm Himmel wird geſchehn.

Da werd ich Huͤtten finden/

Die ſchoͤn gebauet ſeyn/

Und die nicht mehr verſchwinden/

Wie dieſer Freuden-Schein.

6.

Verklaͤre dich indeſſen

Jn meiner Seelen hir/

Und laß mich nicht vergeſſen/

Was du vor Strahlen mir

Jn deinem Worthe zeigeſt/

Biß du zu rechter Zeit

Bergauff dort mit mir ſteigeſt

Zur klaren Ewigkeit.

7.

Mein Glaube ſoll hier eben

Dir eine Huͤtte baun/

Man wird in meinem Leben

Die Huͤtte Moſis ſchaun.

Jch nehm in meinem Sterben

Elias Huͤtten ein.

Dort werd ich Haͤuſer erben/

Jn denen iſt gut ſeyn.

XXIII.
[54]
XXIII.
Die Gottgefaͤllige Daꝛ-
ſtellung des Her-
tzens.
Am Feſte der Reinigung
Mariaͤ.
Mel. Meinen JEſum laß ich nicht.

1.

OPffer vor die gantze Welt/

Du kom̃ſt heut in deinẽ Tempel

Daß du wuͤrdeſt vorgeſtellt

Uns zum loͤblichen Exempel/

Wie man ſich von Jugend an

Deinem Vater opffern kan.

2.

Deiner Mutter Reinigung

Jm Geſetze vorgeſchrieben/

Gibt uns die Erinnerung/

Dein Gebothe ſtets zu lieben/

Und den Weg mit Luſt zu gehn/

Der uns heiſt im Tempel ſtehn.

3.

O du Brunn der Reinigkeit/

Nim von mir die Suͤnden-Flecken/

Und laß deiner Unſchuld-Kleid

Meine Bloͤße gantz bedecken.

Dein Verdienſt mein Wohlgeruch

Wider des Geſetzes Fluch.

4. Haſt
[55]Am Feſt der Reinigung Mariä.
4.

Haſt du dieſes ſchwere Joch

Willig uͤber dich genommen/

Da du ohne Suͤnde doch

Wareſt in die Welt gekommen/

Ach ſo ſtelle JEſu dich

Zur Erfuͤllung auch fuͤr mich.

5.

Laß mein Opffer Tauben-Art/

Ohne Galle/ an ſich haben/

Glaub und Liebe ſey gepaart/

Nihm vorlieb mit meinen Gaben.

Girrt das Turteltaͤubelein/

Gib Gedult in meiner Pein.

6.

Jch wil dich mit Simeon

An mein treues Hertze druͤcken/

Du wirſt als der Gnaden-Thron.

Mich mit Rath und Troſt eꝛquicken.

Du biſt der Troſt Jſrael.

Suͤſſeſter Jmmanuel.

7.

Sey der muͤden Augen Licht/

Wenn der Todt ſie wil verſchluͤſſen.

O mein Heyland/ laß mich nicht/

Wenn ich werde ſterben muͤſſen.

Du biſt deines Volckes Preiß/

Und der Weg ins Paradeis.

8.

Dieſes ſey mein Schwanen-Lied:

HErr laß mich im Friede fahren!

D 4Gib/
[56]Am Sonntage
Gib/ daß dich mein Auge ſieht

Bey den auserwehlten Schaaren.

Wo man dort in jener Welt

Erſt das rechte Licht-Feſt haͤlt.

XXIV.
Die belohnende Gnade.
Am Sonntage Septuageſimaͤ.
Mel. Was GOtt thut/ das iſt wohl gethan.

1.

MEin GOtt/ dein Weinberg iſt

fuͤr mir/

Den du ſo treulich baueſt.

Der Sonnen Licht trit kaum herfuͤr/

Da du ſchon um dich ſchaueſt/

Wo Leute ſtehn/

Die muͤßig gehn/

Daß du ſie alsdenn dingeſt/

Und zu der Arbeit bringeſt.

2.

Ein Groſchen iſt das Tage-Lohn/

Doch nur aus lauter Gnaden/

Den traͤgt ein jeder hier davon/

Den du haſt eingeladen/

Spat oder fruͤh/

Heiſt eine Muͤh/

Es kriegt das ausgeſetzte

Der Erſte wie |der Letzte.

3.

Ach laß mich/ Herr/ nicht muͤßig ſtehn/

Daß ich den Marckt bald laſſe/

Wenn
[57]Septuageſimä.
Wenn du mich heiſt zur Arbeit gehn/

Und in Geduld mich faſſe.

Wenn Hitz und Plag

Den gantzen Tag

Auf meinen Schultern lieget/

Und meine Kraͤffte bieget.

4.

Laß auch mein Hertz zu frieden ſeyn

Mit dem/ was du gegeben.

Jch bin nichts werth/ und muß allein

Nur deiner Gnade leben.

Hier iſt nur Huld

Und keine Schuld.

Ein murrendes Gemuͤthe

Verſchertzet deine Guͤthe.

5.

Laß mich nicht ſcheel und ſauer ſehn

Zu meines Naͤchſten Gaben.

Es muß dein Wille doch geſchehn/

Und jeder etwas haben/

Er nimmt/ was ſein/

Und ich/ was mein.

Doch alles iſt das Deine/

Niemand verdient das Seine.

6.

So lang ich lebe/ trag ich doch

Des Tages Laſt und Hitze.

Doch ſtaͤrckeſt du mich immer noch/

Wenn ich im Weinberg ſchwitze.

Wer weiß/ wie weit

Die Abend-Zeit/

Da wird die Hitze weichen/

Und kuͤhle Luͤffte ſtreichen.

D 57. HErr
[58]Am Sonntage
7.

HErr mache mich/ wie dirs gefaͤllt/

Zum Erſten oder Letzten.

Stell mich nur dort in jener Welt

Zu deinen Ausgeſetzten/

Die allzumahl

Nach deiner Wahl

Ein Weinberg dort erquicket/

Wo keine Sonne druͤcket.

8.

Es ſind wol viel beruffen hir/

Doch wenig auserwehlet.

Jedoch die Schuld iſt nicht bey dir/

Sie haben ſelbſt gefehlet.

Ach ruffſt du mich/

So gieb/ daß ich

Den Ruff nicht mag verfehlen/

Sonſt folgt vor Waͤhlen Quaͤlen.

XXV.
GOttes Acker-Werck.
Am Sonntage Sexageſimaͤ.
Melod. Von GOtt wil ich nicht laſſen.

1.

MEin JEſus fuͤhꝛt den Namen/

Daß er ein Saͤmann heiſt/

Der immer gutten Saamen

Zu ſaͤen ſich befleißt.

Und dieſer iſt ſein Wort/

Das laͤſt er reichlich fallen/

Doch
[59]Sexageſimä.
Doch faͤllt es nicht bey allen

Auf einen gutten Ort.

2.

Viel gleichen ſich den Wegen/

Die hart getreten ſeyn/

Da ſtreut er ohne Segen

Den edlen Saamen ein.

Hier kan es allezeit

Der Hoͤllen Vogel rauben/

So folget denn kein Glauben/

Und keine Seeligkeit.

3.

Viel Hertzen ſind beſtellet

Wie lauter Felß und Stein/

Drein wohl das Sam- Korn faͤllet/

Doch wurtzelt es nicht ein.

Wie bald verdorrt der Safft/

Wenn Truͤbſals-Winde wehen/

Daß wir ſie fallen ſehen/

Jhr Glaub iſt ohne Krafft.

4.

Viel ſind ein Feld voll Hecken

Darinn das Korn erſtickt.

Weil ſie voll Sorgen ſtecken/

So wird ihr Hertz gedruͤckt

Mit Geld und Fleiſches-Sucht.

Drumb hoͤren ſie vergebens

Das theure Wort des Lebens/

Und bringen keine Frucht.

5.

Doch trifft man auch bißweilen

D 6Ein
[60]Am Sonntage
Ein guttes Land noch an/

Das hundert Fruͤcht ertheilen

Und reichlich garben kan.

Wo man das Wort recht hoͤrt/

Daß es im Hertzen bleibet

Und feſte Wurtzel treibet/

Da wird die Frucht vermehrt.

6.

HErr JEſu laß mein Hertze

Den gutten Acker ſeyn.

Du ſtreueſt nicht zum Schertze

Den edlen Saamen ein;

Du wilſt mit Ernſt die Frucht.

Ach laß dein Wort gelingen/

Und ſolche Fruͤchte bringen/

Wie du ſtets haſt geſucht.

7.

Zerreiß mit deinem Pfluge

Den hart getretnen Steg/

Und wehr des Vogels Fluge/

Der alles raubt hinweg.

Erweiche Hertz und Sinn/

Und mache mich ſtets wacker/

Daß ich kein Felſen-Acker

Jn deiner Kirche bin.

8.

Reiß aus der Sorge-Doͤrner/

Die deine Saat verdemmt.

Gieb/ daß des Wortes Koͤrner

Kein Suͤnden- Mißwachs hemmt.

Pflantz
[61]Sexageſimä.
Pflantz die Gedult ins Hertz/

So ſteigt in gutten Tagen

Und auch bey allen Plagen

Mein Halm ſtets Himmel-werts.

9.

Mach aus dem duͤrren Sande

Mich immer mehr und mehr/

Zu einem gutten Lande/

Durch deines Wortes Lehr.

Dein Geiſt mein Sonnen-Licht.

Dein Blutt mein Thau und Regen/

So bin ich aller wegen

Mit Segen zugericht.

10.

Wenn ich auf dieſer Erden

Auch nicht vollkommen kan

Jm Gutten fruchtbar werden/

Doch nihm den Willen an/

Biß mir es dort gelingt/

Daß ich auf Zions Aue

Ein ander Land bebaue/

Das tauſendfaͤltig bringt.

XXVI.
Die heilige Creutz-
Fahrt.

Am Sonntage Eſto mihi oder
Qvinquag.

D 7Mel.
[62]Am Sonntage.
Melod. JEſu deine tieffe Wunden.
1.

JEſus geht zu ſeinem Leiden/

Auf und laſt uns mit ihm gehn.

Bannt von euch die eitlen Freuden/

Die euch in dem Wege ſtehn.

Tretet zu der Zwoͤlffe Schaar/

Und verlobt euch gantz und gar/

Wo ihr wollt mit Chriſto erben

Auch zuvor mit ihm zu ſterben.

2.

JEſus ruffet: ſeht wir gehen

Nach Jeruſalem hinauf.

Und giebt deutlich zu verſtehen/

Daß der angeſtellte Lauff

Nur an dieſen Ort gericht/

Wo man ihm das Urtheil ſpricht/

Und am Creutze ſucht zu toͤdten/

Nach den Schrifften der Propheten.

3.

JEſu/ laß mir deine Wunden

Stets fuͤr meinen Augen ſeyn.

Was die Juͤnger nicht verſtunden/

Druͤcke mir im Hertzen ein.

Was verborgen ihnen war/

Stell mir ſtets im Bilde dar/

Wie du haſt von denen Heyden

Band und Geißel muͤſſen leiden.

4.

Ach! die Woche werden viele

Dich aufs neue creutzigen/ (le

Bey des Teufels Faſt-Nacht-Spie-

Sich in Larven laſſen ſehn.

Ach
[63]Eſto mihi.
Ach entlarve meinen Sinn/

Daß ich nicht ſo gottloß bin/

Sondern an dein Blut gedencke/

Und dich nicht von neuem kraͤncke.

5.

Ach was darff man Larven tragen.

Sind wir doch ſchon geiſtlich blind.

Muͤſſen leider alle klagen/

Daß wir/ wie der Bettler/ ſind/

Der am Wege dorten ſaß.

Was vor Thorheit iſt doch das?

Man wil andern ſich verdecken/

Und doch ſelbſt in Blindheit ſtecken.

6.

Nim die Schuppen von den Augen

Bey den Kindern dieſer Welt/

Weil die Wercke gar nicht taugen/

Wo man dein Gedaͤchtnuͤß haͤlt/

Wirff den Teufel in den Pfuhl

Und zerſtoͤre Satans-Schul.

Fluche denen/ die dir fluchen/

Komm zu denen/ die dich ſuchen.

7.

Wil mich gleich die Welt bedraͤuen/

So werd ich/ o Davids Sohn/

Noch viel ſchaͤrffer zu dir ſchreyen.

Du biſt ja mein Gnaden-Thron/

Ach erbarm! erbarm dich mein/

Und laß deinen Wunder-Schein

Jn die bloͤden Augen lachen/

Und mein Hertze lichte machen.

8.

Alſo ſeh ich dich im Glauben/

Biß ich dort im Schauen bin.

D 7Wil
[64]Am Sonntage
Wil der Tod das Licht mir rauben/

Nimmt er nur/ was leiblich/ hin.

Jch muß doch/ wenn das geſchehn/

Jn Jeruſalem dich ſehn/

Nicht/ wo man dein Creutze hebet/

Sondern ohne Creutze lebet.

XXVII.
Das Paradies in der
Wuͤſten.
Am Sonntage Jnvocavit.
Mel. Wer nur den lieben GOtt laͤſt walten.

1.

MEin Jeſu/ du biſt in der wuͤſten/

wo man võ keiner Anmuth weiß

Den Ort/ wo Drach und Schlangen

niſten/

Verkehrſt du in ein Paradeis.

Darumb verzaget noch kein Chriſt/

Weil dir kein Ort ſo furchtſam iſt.

2.

Doch ſchleicht diꝛ auch die alte Schlã-

Jn dieſen Einſamkeiten nach/ (ge

Und zeigt mit ihrem krum̃en Gange/

Sie ſuche nichts/ als deine Schmach.

Weñ ſie das Haupt nun ſelbſt anficht/

Verſchont ſie auch die Glieder nicht.

3.

Jch hoͤre den Verſucher ſprechen/

So du biſt Chriſtus GOttes Sohn/

So ſolſt du Brodt von Steinẽ brechẽ

Allein! du jagſt ihn bald davon/

Jn-
[65]Jnvocavit.
Jndem du GOttes Wort gepreiſt/

Das uns auch ohne Brodte ſpeiſt.

4.

Er bringt noch offte dieſen Zweiffel

Bey GOttes frommen Kindern an.

Allein! Gott Lob! daß man den Teufel

Mit GOttes Worte ſchlagen kan.

Denn/ was allhier geſchrieben ſteht/

Macht/ daß eꝛſchamꝛoth von uns geht

5.

Es ſtellet dich der Fuͤrſt der Hoͤllen

Auch auf des Tempels Zinnen hin/

Da ſol ein leichter Sprung dich faͤllẽ/

Und in den tieffſten Abgrund ziehn.

Ja dieſer Luͤgner leget dir

Das Wort der Warheit ſelber fuͤr.

6.

Wir muͤſſen leider! offte ſehen/

Wie er die theure GOttes-Schrifft

Auf falſche Meinung wil verdrehen/

Und mengt in dieſes Honig Gifft.

Allein er zeigt uns ſelbſt ein Schwerd/

Daß ihm durch ſeine Kaͤhle faͤhrt.

7.

Er wil die gantze Welt dir geben/

Wo ſich dein Kny nur vor ihm beigt.

Und muß ſich doch von dannen heben/

So bald der Engel-Heer ſich zeigt.

Ein woͤrtlein ſchlaͤgt der Hoͤllen-Held

Und du behaͤltſt zuletzt das Feld.

8.

So zeigt er uns offt groſſe Berge/

Und locket uns zur Hochmuth an.

Es ſind doch endlich kleine Zwerge.

Er
[66]Am Sonntage
Er weiſt/ was er nicht geben kan/

Und wenn er alles hat verſucht/

So nimmt er doch zuletzt die Flucht.

9.

O JEſu/ hilff mir ſelber kaͤmpffen/

Wenn mir deꝛ Teufel Zweiffel macht/

Und laß mich ſeine Luͤgen daͤmpffen/

Dadurch er mich zu faͤllen tracht.

Laß mich auf deinen Wegen gehn/

Und mit Gebeth ihm widerſtehn.

10.

Soll ich in Armuth hier gerathen/

Jch bleibe dennoch wol dein Kind.

Dein wort thut manche wunderthatẽ

Daß man Brodt in der Wuͤſten find.

Wer fragt nach Reichen dieſer welt?

Der iſt ſchon reich/ der GOtt behaͤlt.

11.

Ein andrer bethe dieſen Fuͤrſten/

Umb eine Hand voll Goldes an;

Und die nach eitler Ehre duͤrſten/

Verehren dieſen Wetter-Hahn.

Jch ſage: Hebe dich von mir/

GOtt und die Engel ſtehen hir.

12.

Zwar muß ich hier ſo lange ſtreiten/

Biß daß mein Lauff zum Ende geht/

Doch ſeh ich ſchõ den Berg von weitẽ/

Wo meine Sieges-Pforte ſteht/

Da darff der Hoͤllen-Geiſt nicht hin/

Wo ich ein Himmels-Fuͤrſte bin.

XXVIII.
[67]Reminiſcere.
XXVIII.
Der maͤchtige Glaube
bey den Ohnmaͤch-
tigen.
Am Sonntage Reminiſcere.
Mel. Wohlan es geht nunmehr zum Ende ꝛc.

1.

So weichſtu/ Jeſu/ nun von dañen/

Und kehrſt in Sidons Grentzen

ein/

Wil man dich eines Orts verbañen/

So wilſt du an dem andern ſeyn.

Ach weiche nimmermehr von mir.

Dein Tyrus ſey mein Hertze hier.

2.

Allein! wie ſol ich mir gedencken?

Jch aͤrmſter lauff und ſchrey dir nach/

Und du wilſt dich nicht zu mir lencken.

Wo iſt dein Hertz/ das ſonſten brach?

Wo iſt dein Mund/ der andre mahl

Zu dir zu kommen ſelbſt befahl.

3.

Wilt du deñ nicht mehr Jeſus heiſſen

Der aller Heyl und Heyland iſt/

Und dich dem jenigen entreiſſen/

Dem du zu gute kommen biſt?

Sohn David/ ach erbarm dich mein/

Wer wil deñ ſonſt Erbarmer ſeyn?

4. Der
[68]Am Sonntage
4.

Der Teufel plaget meine Seele/

Wie dir auch ſelbſten iſt bewuſt/

Und machet eine Jammer-Hoͤle

Aus meiner dir geweyhten Bruſt.

Ach Schlangen-treter tritt herfuͤr/

Zerſtoͤr des Satans Werck in mir.

5.

Ach laſſe doch dein Hertze brechen/

Und deinen Mund ein eintzigs Wort

Zu meinen vielen Seuffzen ſprechen/

So weichet Hoͤll und Teufel fort.

Ach aber ach! was macheſt du/

Du ſchleuſt mir Mund und Ohren zu.

6.

Wilſt du deñ nur die Schafe weiden/

Die von dem Hauſe Jſrael?

Du biſt ja auch der Troſt der Heyden

Und aller Welt Jmmanuel.

Dein laͤngſt verheißnes Gnadenreich.

Macht beydes Jud uñ Heyden gleich.

7.

Bin ich von wegen meiner Suͤnde

Gleich als ein Hund bey dir veracht.

Doch hat mein glaube mich zum Kinde

Jn deiner Gnaden-Schooß gemacht.

Gib/ was von deinem Tiſche faͤlt/

Und heiß mich alles in der Welt.

8.

Nun/ HErr/ ich falle vor dir nieder/

Jch ruff/ ich ſchrey/ ich bethe noch.

Jch halte dich mit Glauben wieder/

Ach ſieh/ ach hoͤr/ ach hilff mir doch.

Jch
[69]Reminiſcere.
Jch laſſe dich/ Sohn Davids/ nicht/

Biß mir dein Mund den Segẽ ſpricht

9.

Wohlan! mein Glaube hat geſieget/

Jch habe/ was ich haben wil/

Weil Satan mir zu Fuͤſſen lieget/

Und ſeine Boßheit hat ihr Ziel.

Er bildet groſſe Krafft ſich ein;

Mein Glaube muß noch groͤſſer ſeyn.

10.

So kommet die erwuͤnſchte Stunde/

Wenn man nur treulich harren kan.

Es braucht ein Wort aus deinem

Munde/

So heiſt ſchon alles wohl gethan.

Durch Glauben wird/ was mich

bekriegt/

Ja GOtt im Himmel ſelbſt beſiegt.

XXIX.
Die Allmacht in der
Ohnmacht.
Am Sonntage Oculi.
Melod. JEſu meine Freude/ meines ꝛc.

1.

SAtans Uberwinder/

Schaue deine Kinder

Jn Genaden an.

Brich des Teufels Staͤrcke/

Daß er ſeine Wercke

Nicht vollfuͤhren kan.

Er
[70]Am Sonntage
Er iſt arg

Und auch ſehr ſtarck/

Hilff uns doch ſein Reich zerſtoͤren/

Koͤnig aller Ehren.

2.

Treib den alten Drachen/

Wenn er ſtumm wil machen/

Von dem Hertzen aus.

Groſſer Wunderthaͤter/

Du biſt Schlangen-Treter/

Nihm ihn Raub und Hauß.

Wenn die Welt

Ein Urtheil faͤllt/

Dich zu laͤſtern/ zu beluͤgen/

Du muſt doch wohl ſiegen.

3.

Sieht man doch die Spinnen

Jhren Gifft gewinnen

Aus der ſchoͤnſten Blum.

Daß die Laͤſtrer ſchmaͤhen/

Was ſie Guttes ſehen/

Jſt ihr Eigenthum.

Schimpfft man mich

Nur auch wie dich/

Laß mich deiner Unſchuld freuen/

Mag der Feind doch ſpeyen.

4.

Jch bin dir erkauffet/

Und auf dich getauffet.

Jch bin dein Pallaſt.

Wil
[71]Oculi.
Wil der Satan ſchnauben/

Mir den Harniſch rauben/

Stuͤrtze dieſen Gaſt.

Nihm den Raub/

Tritt ihn in Staub/

Laß ihn GOttes Finger fuͤhlen/

So muß er verſpielen.

5.

Laß von dieſer Schlangen

Nimmermehr mich fangen.

Schleicht ſie gleich umbher;

Laß durch neue Suͤnden

Keinen Platz ſie finden/

Daß ſie widerkehr.

Gib mir Reu/

Mein Hertz verneu/

O ſo findt er duͤrre Staͤdte/

Wenn ich embſig bethe/

6.

Dieſer Hoͤllen-Meiſter

Hat viel boͤſe Geiſter/

Die viel aͤrger ſeyn;

Koͤmmt er einmahl wieder/

Und bringt ſieben Bruͤder/

Ach was folgt vor Pein.

Drumb verwehr

Die Widerkehr/

Daß wir ihn zu unſern Schaden

Nimmer wider laden.

7.

Wer von dir ſich reiſſet/

Und
[72]Am Sonntage
Und nicht deine heiſſet/

Der iſt wider dich.

Auſſer dir ſich freuen/

Heiſſet nur zerſtreuen.

Ach bewahre mich/

Daß mein Hertz

Nicht anderwerts

Auſſer dir zu ſammlen ſuche/

Und ſich ſelbſt verfluche.

8.

Laß dein Reich auf Erden

Groß und maͤchtig werden/

Wider Belial.

Daß wir dein Wort hoͤren/

Und im Leben ehren/

So erfolgt ſein Fall.

Seligkeit

Jſt uns bereit/

Und Beelzebub verfluchet/

Der uns hat geſuchet.

XXX.
GOtt und Brodt.
Am Sonntage Laͤtare.
Melod. Vater unſer im Himmelreich/ ꝛc.

1.

GJeb uns heut unſeꝛ taͤglich Bꝛod/

So bethen wir in unſer Noth/

Und ruffen einen HErren an/

Der in der Wuͤſten ſpeiſen kan/

Wo
[73]Lätare.
Wo man ſonſt nichts zu bꝛechen findt/

Und doch viel tauſend hungrig ſind.

2.

Dir JESU folgt viel Volckes nach/

Obs ihnen gleich an Brodt gebrach.

Wie mancher folgt dir nur allein/

So lange guthe Tage ſeyn.

Gib/ daß ich dir allzeit getreu

Auch in den boͤſen Tagen ſey.

3.

Die Leuthe wollen Zeichen ſehn/

Die ſonſt an Krancken ſind geſchehn.

Jch ſehe Zeichens gnug daran/

Wenn ich die Werck betrachten kan/

Wie du die gantze Welt ernaͤhrſt/

Und doch noch taͤglich mehr beſcherſt.

4.

Du gehſt auff einen Berg hinauff/

Und das iſt auch der Chriſten Lauff/

Daß ſie Berg an mit Bethen gehn/

Wenn ſie vor ihrem Tiſche ſtehn.

Dein Reich muß erſt geſuchet ſeyn/

Eh du wilt taͤglich Brodt verleyhn.

5.

Du haſt die Augen auffgethan/

Und ſiehſt das Volck mitleidend an.

Ach wirff auch deinen Blick auf mich/

Weil er dein Hertze zieht nach ſich.

Gib/ daß dein Antlitz nimmermehr

Der Suͤnden wegen von mir kehr.

6.

Du fragſt/ wo Brodt zu kauffen ſey/

Doch pruͤfeſt du uns nur dabey.

EDu
[74]Am Sonntage Lätare.
Du weiſt ſchon/ was du machen wilt.

Drumb wenn nicht ſtets der Segen

qvillt/

So mach uns doch im Glauben feſt/

Daß man ſich auf dein Wort verlaͤſt.

7.

Ein kleiner Vorrath auff den Tiſch:

Fuͤnff Gerſten Brodt uñ zwene Fiſch.

Vernunfft ſieht das zu wenig an/

Daß man fuͤnff tauſend ſpeiſen kan.

Doch mache nuꝛ mein hertz vergnuͤgt/

Weil viel offt unter wenig liegt.

8.

Die Gaͤſte lagern ſich ins Graß.

O wie ein ſchoͤnes Bild iſt das?

Der du das Graß ſo wachſen laͤſt/

Und kleideſt auff das allerbeſt/

Wirſt ja viel mehr beſorget ſeyn

Den Deinen Nothdurfft zu nerleihn.

9.

Sie eſſen nun und werden ſatt/

Und ſammlen/ daß man uͤbrig hat.

So ſaͤttige uns/ HErr/ noch heut/

Gib daß die Speiſe wohl gedeut/

Und daß niemand Verſchwendung

treibt/

Wann uns ein Segen uͤberbleibt.

10.

HERR unſer Koͤnig und Prophet/

Hilff/ daß man deine Majeſtaͤt

Umb ſolcher Wunder willen preiſt/

Und ſtete Danckbarkeit erweiſt.

Weñ man dich ſucht/ entweiche nicht/

Biß man dort brodt des Lebens bricht.

XXXI.
[75]Am Tage St. Matthiä.
XXXI.
Roſen bey den
Myrrhen.
Am Tage des Ap. St. Matthiaͤ.
Mel. Meinen JEſum laß ich nicht.

1.

ANgenehmer Menſchen-Freund/

Es verklaͤrt ſich dein Geſichte/

Wie die holde Sonne ſcheint/

Bey dem freudigen Berichte/

Daß der lieben Juͤnger Schar

Nicht umbſonſt gelauffen war.

2.

Das allein macht dich erfreut/

Weñ die Menſchen dein Wort hoͤrẽ/

Und zu ihrer Seligkeit

Sich begierigft laſſen lehren.

Da du ſonſten haſt geweint/

Wenn es niemand treulich meint.

3.

Gib/ daß ich dir dieſe Luſt

Auch auff gleiche Weiſe mache/

Daß das Hertz in deiner Bruſt

Uber mir vor Freuden lache/

Und dein Diener dir von mir

Lauter Guthes ſtelle fuͤr.

4.

Wenn dein Evangelion

Sich in vollen Lauffe zeiget/

E 2Und/
[76]Am Tage St. Matthiä.
Und/ zu aller Feinde Hohn/

Vieler Hertzen zu dir neiget/

Ach ſo gib/ daß ich mich freu/

Deinem Vater danckbar ſey.

5.

Haſt du hier der klugen Welt

Dein Geheimnuͤß gantz benom̃en/

Und was man vor thoͤricht haͤlt/

Zur Erleuchtung laſſen kommen;

So ſind jene ſelbſten Schuld/

Denn ſie ſpotten deiner Huld.

6.

Alles ſteht in deiner Hand/

So wirſt du dein Reich regieren/

Und weil dir der Weg bekant/

Uns allein zum Vater fuͤhren.

Dieſen kennſt du nur allein/

Und die dir gegeben ſeyn.

7.

Du ruffſt alle: Kommt zu mir

Die muͤhſelig und beladen.

Ach ſo komm ich hier zu dir.

Nihm mich aͤrmſten auff in Gnadẽ.

Und erqvicke meinen Geiſt/

Der dich ſeinen Troͤſter heiſt.

8.

Spanne mich nur an dein Joch/

Jch wil von dir lernen leiden.

Du wirſt mich zu letzte noch

Mit vergnuͤgter Anmuth weiden/

Weil
[77]Am Sonntage Judica.
Weil dein Joch der Demuth weicht/

Und auch deine Laſt ſehr leicht.

9.

Trag ich ſie biß an das Grab/

Ach ſo druͤckt ſie doch nicht weiter.

Alle Laſt faͤllt alsdenn ab/

Alle Thraͤnen werden heiter/

Hier die Unruh/ dort die Ruh/

Seele/ fleuch dem Himmel zu.

XXXII.
Die beſchuldigte Un-
ſchuld.
Am Sonntage Judica.
Melod. Wohlan es geht numehr zum Ende.

1.

WEr wil dich einer Suͤnde zeihen?

Du unbeflecktes GOttes-Lam̃!

Du kanſt dich deiner Unſchuld freuẽ/

Du weiß- und rother Braͤutigam.

Es treten alle Feinde her/

Trotz dem/ dem etwas wiſſend waͤr.

2.

Ach wenn ich dir doch gleiche waͤre!

Mein eigen Hertz verdammet mich.

Der Schuld iſt mehr/ als Sand am

Meere/

Und aͤngſtet mich beſtaͤndiglich.

Gib daß die Laſt mich nicht erdruͤckt/

Und deine Unſchuld mich erqvickt.

E 33. Du
[78]Am Sonntage
3.

Du kanſt allein die Warheit ſagen/

Und warumb glaͤubet man dir nicht?

Die Juden moͤgens mit dir wagen/

Aus deren Mund der Satan ſpricht.

Sie hoͤren dich/ und treiben Spott/

Und darumb ſind ſie nicht von Gott.

4.

Jch bin durch dich aus Gott gebohrẽ/

Drumb laß mich keinen Spoͤtteꝛ ſeyn.

Schallt GOttes Wort fuͤr meinen

Ohren/

So pflantz es auch ins Hertz hinein.

Nehm ich von dir die Wahrheit an/

So mach mich ihr auch unterthan.

5.

Du muſt ein Samariter heiſſen/

Und leider! gar ein Teuffel ſeyn.

Jedoch die Satans-Fliegen ſchmeiſſẽ

Auch auf den ſchoͤnſten Edelſtein.

Man neñt dich einen Suͤnder-knecht/

Und dennoch bleibeſt du gerecht.

6.

Gib/ daß ich auch der Feinde ſchmaͤhen

Mit Tugend widerlegen mag.

Die Unſchuld laͤſt ſich endlich ſehen/

Und tritt mit Freuden an den Tag.

Ein Chriſte bleibet doch ein Chriſt/

Der vor der Welt ein ſchandfleck iſt.

7.

Du ſuchſt nicht ſelber deine Ehre/

Weil ſie dein Vater ſucht und richt.

Das iſt vor mich auch eine Lehre/

Der Eigenruhm gebuͤhrt mir nicht.

Be-
[79]Judica.
Behuͤtte mich vor Pralerey/

Damit die Ehre GOttes ſey.

8.

Wer dein Wort haͤlt/ der wird nicht

ſchmecken/

Wie bitter gleich der Todt ſonſt iſt.

Drumb laß mich dieſen Zucker lecken/

Der auch das ſterben ſelbſt verſuͤßt.

Wer dieſes Licht erwaͤhlet ſich/

Der ſieht den Todt nicht ewiglich.

9.

Du biſt zwar aus den Vaͤtern kom̃en/

Doch mehr als ſie und Abraham.

Er hatte ſelbſt mit Luſt vernommen/

Da ihm dein Tag in Hoffnung kam.

Laß mich auff einen Tag auch freun/

Da ich in Abrams Schoß ſoll ſeyn.

10. (nen/

Wirfft mich die arge Brutt mit Stei-

Auch endlich gar zur Welt hinaus.

So wollſt du JEſu mir erſcheinen/

Und fuͤhre mich ins Himmels-Hauß.

Jn jenem Tempel nur allein.

Werd ich gar wohl verborgen ſeyn.

11.

Ein Abraham iſt laͤngſt geſtorben/

Und ſo muß ich auch endlich dran.

Doch hat dein Todt mir das erwor-

ben/

Daß ich gantz froͤlich ſterben kan.

Jch ſcheue Grab und Wuͤrme nicht/

Wer dein Wort haͤlt/ der ſtirbet

nicht.

E 4XXXIII.
[80]Am Sonntage
XXXIII.
Das betruͤbteEcho
unter den Palmen.
Am Sonntage Palmarum.
Mel. Freu dich ſehr O meine Seele.

1.

Luſtig/ daß es GOtt erbarme!

Soll ich unter Palmen ſeyn/

Und mein Braͤutigam/ der Arme/

Zieht zu ſeinem Leiden ein.

Weil Jeruſalem iſt nah/

Seh ich ſchon ſein Golgatha/

Und an dieſes Oelbergs Fuͤſſen

Seh ich ſchon den Blutt - Schweiß

fluͤſſen.

2.

Koͤnnen da wohl Palmen gruͤnen/

Wo nur lauter Dornen ſtehn?

Da der Mord-Platz iſt erſchienen/

Soll man da im Reyhen gehn?

Laßt vielmehr Cypreſſen ſtreun/

Und huͤllt euch in Saͤcken ein/

Die ihr JEſum wollt begleiten/

Und mit mir zum Creutze ſchreiten.

3.

Groſſer Koͤnig/ wie geduldig

Geheſt du in deinen Todt?

Da du nicht des Todes ſchuldig/

Eylſt du doch zur Todes-Noth/

Ohne
[81]Palmarum.
Ohne Furcht und ohne Zwang/

Als waͤr es ein Hochzeit-Gang/

Ja ſo etwas dich getrieben/

Jſt es dein getreues Lieben.

4.

Alſo laß mich auch mit Freuden

Zum beſtimmten Creutze gehn/

Und mein wohl-verdientes Leiden

Gantz geduldig uͤberſtehn.

Wil gleich Fleiſch und Blutt nicht

dran/

So wirff du den Zaum mir an/

Laß dein Wort mich zu dir fuͤhren/

Und auch meinen Lauff regieren.

5.

Wenn du deine Juͤnger ſendeſt/

Gehen ſie mit Freuden fort.

Wie du ſonſt die Hertzen wendeſt/

So ſchafft auch ein eintzigs Wort/

Daß der Wirth das Seine giebt.

Alſo wer dich hertzlich liebt/

Wird dir alles uͤberlaſſen/

Und dein Wort zu Hertzen faſſen.

6.

O nihm alles/ was ich habe/

Wenn du ſein beduͤrfftig biſt.

Leib und Seel iſt deine Gabe/

Die dir wieder zinßbar iſt.

Schicke mich/ wohin du wilt/

Deiner Juͤnger Tugend-Bild

E 5Soll
[82]Am Sonntage Palmarum.
Soll mir ſtets fuͤr Augen ſchweben/

Dir gehorſamlich zu leben.

7.

Wie verehren dich die Leuthe/

Breiten Kleider auff die Bahn.

Wie die Sieger nach dem Streite/

Nimmt man dich mit Palmen an.

Schau mein Hertze lieget hier/

Dieſes unterwirfft ſich dir/

Und mein Glaube haͤlt dich feſte/

Der iſt ſtat der Palmen-Aeſte.

8.

Nun zeuch ein zu jenen Thoren/

Wo ſie Hoſianna ſchreyn/

Das doch bald in deinen Ohren

Muß ein Crucifige ſeyn.

Denn ſo macht es dieſe Welt/

Die das Honig bald vergaͤllt/

Aber dort wird man nicht leiden/

Sondern unter Palmen weiden.

XXXIV.
Der Auffgang aus der
Hoͤhe.
Am Feſt der Empfaͤngnuͤß
C Hriſti.
Mel. Liebſter JEſu/ wir ſind hier/ dich ꝛc.

1.

KOmmſt du/ groſſer GOttes-

Sohn/

Von
[83]Am Feſt der Empfäng. Chriſti.
Von dem Himmel auff die Erden/

Und verlaͤſſeſt deinen Thron/

Daß du unſer Knecht kanſt werden?

Ach wie ſoll man dich gnug preiſen/

Und gebuͤhrends Danck erweiſen?

2.

Nazareth/ die kleine Stadt/

Muß dir zur Empfaͤngnuͤß dienen.

Was die Welt verachtet hat/

Kan in deinen Augen gruͤnen.

Laß mich allen Stoltz verfluchen/

So wirſt du mich auch beſuchen.

3.

Gabriel wird ausgeſandt/

Eine reine Braut zu gruͤſſen.

Engel machen ſich bekandt/

Wo ſie keuſche Seelen wiſſen.

Laß mich Reinigkeit ſtets uͤben/

Daß mich reine Geiſter lieben.

4.

Eine Jungfrau nur allein

Kan dich unterm Hertzen tragen.

Soll ich deine Wohnung ſeyn/

Muß ich allem dem entſagen/

Was mit deiner Liebe ſtreitet/

Und zur Suͤnde mich verleitet.

5.

O ein angenehmer Gruß.

Der Mariam benedeyte/

Und des Segens Uberfluß

Auff ihr keuſches Hertze ſtreute.

E 6Sollſt
[84]Am Feſt der Empfäng. Chriſti.
Sollſt du mich holdſelig nennen/

Muß ich dich im Glauben kennen.

6.

Jhr erſchrocknes Hertze muß

Lauter Gnade fuͤr dir finden.

Ach ſo laß auff deinen Gruß

Alle Furcht bey mir verſchwinden.

Bin ich nur bey dir in Gnaden/

Ach ſo kan mir gar nichts ſchaden.

7.

JEſus ſoll dein Nahme ſeyn/

Dieſes heiſt ein Seligmacher.

Ach ſo fuͤrcht ich keine Pein/

Und auch keinen Wiederſacher.

Lauter Heyl liegt in dem Nahmen/

Lauter Ja und lauter Amen.

8.

Dir/ des Allerhoͤchſten Sohn/

Wil Gott Davids Stuhl bereiten/

Deines Koͤnigreiches Thron

Ubergehet alle Zeiten.

Du ſollſt Jacobs Hauß regieren/

Und die Jacobs Glauben fuͤhren.

9.

Wir ſind dir auch unterthan/

Weil wir deinen Scepter kuͤſſen.

Sieh uns ſtets in Gnaden an/

Laß uns deine Huld genuͤſſen.

Herrſch in uns mit lauter Segen/

So darff ſich kein Feind nicht regen.

10.
[85]Am Grünen Donnerſtage.
10.

Dort muß deines Geiſtes Krafft

Die Mariam uͤberſchatten.

Wo der in der Seelen hafft/

Da geht alles wohl von ſtatten.

Laß mich dieſen ſtets regieren/

Und ihn nimmernehr verlieren.

11.

Mir geſchehe/ wie du wilt/

  • Jch bin dir als
    • Knecht
    • Magd
    verbundẽ.


Du bleibſt nun mein Freuden-

Schild/ (den.

Wenn der Engel gleich verſchwun-

Denn der HErr der Engel-ſcharen

Jſt zu mir herab gefahren.

12.

Unterdeſſen troͤſt ich mich/

Daß du mein Fleiſch angenommen.

Meine Seele freuet ſich/

Und ſpricht: Goël/ ſey willkommen.

Weil du bey mir ein wilſt kehren/

Wil ich dich im Geiſt gebehren.

XXXV.
Das Gaſtgeboth der
Liebe.
Am Gruͤnen Donnerſtage.
Mel. Meinen JEſum laß ich nicht.

E 71. Al-
[86]Am Grünen Donnerſtage.
1.

ALlergroͤſter Menſchen-freund/

Du gehſt itzund an dein Leidẽ/

Und haſt es ſo treu gemeint/

Uns dich ſelbſten zu beſcheiden.

Ach das iſt ein Teſtament/

Das nicht ſeines gleichen kennt.

2.

Laß mich dieſes Wunder-Mahl

Niemahls ohne Danck betrachten/

Und in dieſem Jammer-Thal

Vor mein beſtes Labſal achten/

Ja bereite mich ſehr wohl/

Wenn ich es gebrauchen ſoll.

3.

Jn der allerletzten Nacht/

Da dich Judas hat verrathen/

Haſt du ein ſolch Mahl gemacht/

Deiner groſſen Wunder-Thaten.

Solcher Liebe Herrligkeit

Daͤmpffet keine Dunckelheit.

4.

Wenn ich hier zu Tiſche geh/

So vertreib die Nacht der Suͤnden/

Daß ein Licht in mir entſteh/

Dich/ O wahres Licht/ zu finden/

Das einmahl die Todes-Nacht

Mir zum hellen Himmel macht.

5.

Du giebſt Brodt/ und doch dabey

Deinen Leib uns zu genuͤſſen.

Du
[87]Am Grünen Donnerſtage.
Du ſprichſt/ daß dein Blut hier ſey/

Und ich ſeh den Wein nur fluͤſſen.

Das Geheimnuͤß iſt ſehr groß/

Und der Glaube faßt es bloß.

6.

Laß mich die Vernunfft doch hier

Durch dein Wort gefangen nehmẽ/

Und mit ſehnlicher Begier

Deiner Stifftung mich beqvemen.

Wer mich hier mit Zweifel plagt/

Hoͤrt ein Wort: Du haſts geſagt.

7.

Wie das Brodt uns ſonſt gedeyt:

Alſo ſtaͤrckt dein Leib die Seele.

Wie der Wein das Hertz erfreut/

So giebt deiner Wunden Hoͤle

Einen Wein/ der uns entzuͤckt/

Und im Tode ſelbſt erqvickt.

8.

O du liebes Gaſt-Geboth/

Wo die Liebe Taffel decket/

Wo man lauter Himmel-Brodt/

Koſt uñ Moſt des Lebens ſchmecket/

Wo der Wirth ſich ſelbſt verſpeiſt/

Tranck und Keller-Meiſter heiſt.

9.

Suͤſſer JESU/ laß mich offt

Deine Suͤßigkeit hier ſchmecken.

Wenn du mir wirſt unverhofft

Eine Gnaden-Taffel decken.

Jch
[88]Am Char-Freytage.
Jch bin gantz vor Liebe kranck

Nach dergleichen Speiß uñ Tranck.

10.

Aber laß mich wuͤrdiglich

Dieſes Danck-und Denck-Mahl

halten.

Sonſten wuͤrden uͤber mich

Zorn und Ungenade walten.

Wer wil hier zu Gaſte gehn/

Muß in Buß und Glauben ſtehn.

11.

Schrecklich iſt/ was Paulus ſpricht:

Wer unwuͤrdig ißt und trincket/

Jßt und trinckt ihm das Gericht.

Drumb wenn mir dein Finger win-

cket/

Gieb mir vor die Pruͤfung ein/

Eh ich hier dein Gaſt wil ſeyn.

12.

JESU wahres Himmel-Brodt/

Suͤſſer Tranck von Edens Reben/

Laß doch dieſem Gaſt-Geboth

Keinen Jrrthum widerſtreben.

Halt mit uns dein Teſtament

Biß an unſer letztes End.

XXXVI.
Die gecreutzigte Liebe.
Am Char-Freytage.
Melod. Wohlan es geht nunmehr zum Ende.

1.
[89]Am Char-Freytage.
1.(ben/

MEin beſter Fꝛeund iſt mir geſtor-

Ach ſollt ich nicht im Leide gehn?

Der mir den Himmel hat erworben/

Den ſeh ich auff der Bahre ſtehn.

Der mir das Leben hat gebracht/

Verſinckt in ſchwartze Todes-Nacht

2.

Wie iſt mir/ ſeh ich JEſum ſterben?

Ach ja! ich ſeh es allzu klar/

Wie ſich die blaſſen Lippen faͤrben/

Sein Antlitz ſtellt die Sonne dar/

Wenn ſie zu Ruͤſte gangen iſt/

Und allen ihren Glantz verſchluͤßt.

3.

Die Augen ſind nicht nur gebrochen/

Weil ſchon das Hertze ſelbſten bricht.

Kaum iſt das letzte Wort geſprochen/

Da man von ſeinem Tode ſpr[i]cht.

Das Haupt/ das ſo viel Strahlen

zeigt/

Hat ſich zur Erden ſchon geneigt.

4. (faͤhret/

O Schweꝛdt/ das meine Bruſt durch-

O Todt/ der mich zum Todten macht.

Mein Hertz iſt mir gantz umbgekehret/

Jndem es ſeinen Freund betracht/

Wie er den letzten Abſchieds-Kuß

Mit kalten Lippen geben muß.

5. (len/

Die Sonne ſelbſt verſteckt die Strah-

Der Himmel kreucht in einen Sack.

Das Echo rufft zu tauſend mahlen:

Das iſt ein rechter Trauer-Tag.

Der
[90]Am Char-Freytage.
Der Felſen Ritz macht ein Geſchrey/

Daß GOttes Sohn geſtorben ſey.

6.

Ach ſterbet in mir alle Kraͤffte/

Weil JEſus ſtirbt/ iſt meine Pflicht/

Daß ich mich an ſein Creutze heffte/

Da mein Hertz an dem ſeinen bricht.

Ach JEſu nihm mein Leben hin/

Jch ruh nicht/ biß ich bey dir bin.

7.

Erblaſte Lippen/ laſt euch kuͤſſen/

Jhr trifft von lauter Honig noch.

Laß dich/ geneigtes Haupt umſchluͤſſẽ/

Das mir nach lauter Balſam rvch.

Erlaube/ tieffer Seiten-Ritz/

Jn dir mir einen Tauben-Sitz.

8.

Wo ſoll ich dich nun hin begraben/

Daß ich kan immer bey dir ſeyn?

Du follt zur Grufft mein hertze haben/

Da leg ich dich/ mein Freund/ hinein.

Dein Creutze ſoll das Grabmahl ſeyn.

Die Schrifft darauff dein Blutt

allein.

9.

Und wenn ich meinen Lauff vollende/

So geb ich meinen muͤden Geiſt

Jn deines treuen Vaters Haͤnde/

Wie mich dein Abſchied bethen heiſt.

Der trifft im Tode Leben an/

Wer mit und in dir ſterben kan.

XXXVII.
[91]Am H. Oſter-Tage morgens.
XXXVII.
Evangeliſche Wall-
fahrt zum Grabe
CHriſti.
Am H. Oſter-Tage Morgens.
Mel. Freu dich ſehr O meine Seele.

1.

HERR des Todes/ Fuͤrſt

des Lebens/

Schwingſt du deine Sieges-Fahn/

Und hat ſich der Todt vergebens

Wider dich hervor gethan?

Ja/ man ſingt Victoria!

Alle Feinde liegen da/

Du haſt Satans Reich verheeret/

Seine Pforten umbgekehret.

2.

Hier ſteh ich bey deinem Grabe/

Bringe meine Specerey.

Weil ich ſonſten gar nichts habe/

Setz ich meine Thraͤnen bey/

Die fuͤr Freuden fluͤſſend ſind/

Weil dein Helden-Arm gewinnt/

Und der lebend mir erſcheinet/

Den ich vor als todt beweinet.

3.

Du haſt deine Grufft verlaſſen/

Da der Sabbath war vorbey.

Daß
[92]Am H. Oſter-
Daß wir wohl zu Hertzen faſſen/

Was der Todt der Frommen ſey/

Nehmlich eine Sabbaths-Ruh;

Du ſchleuſt unſre Graͤber zu/

Und wenn wir daraus erſtanden/

Jſt ein Sabbath noch verhanden.

4.

Laß mich heut und alle Tage

Mit dir geiſtlich aufferſtehn.

Daß ich nicht Gefallen trage/

Mit der boͤſen Welt zu gehn.

Die in Suͤnden-Graͤbern lebt/

Und an Eitelkeiten klebt;

Sondern mich der Oſtern freue/

Und mein Leben gantz verneue.

5.

Bey der fruͤhen Morgenroͤthe

Gehſt du aus der Grufft hervor/

Und die Sonne/ dein Prophete/

Steigt in vollem Glantz empor.

GOttes Zorn hat eine Nacht

Voller Finſternuͤß gemacht:

Da du aber aufferſtanden/

So iſt Gnad und Licht verhanden.

6.

Wirff doch auch/ du Oſter-Sonne/

Deine Strahlen auff mein Hertz/

Und erfuͤlle mich mit Wonne/

Komm vergrabe meinen Schmertz.

Treib der Suͤnden Nacht von mir/

Daß ich ſey ein Licht in dir.

Wer
[93]Tage morgens.
Wer ſo ſcheinet auff der Erden/

Soll dort gar zur Sonne werden.

7.

Seh ich drey bemuͤhte Frauen

Hier bey deinem Grabe ſtehn/

O ſo hab ich das Vertrauen/

Auch mit ihnen hin zu gehn.

Die gedritte Zahl ſtellt dir/

Glaube/ Lieb und Hoffnung fuͤr.

Dieſe ſollen dich umbfaſſen/

Und auch in der Grufft nicht laſſen.

8.

Nun wer weltzt mir von der Thuͤre

Den ſo ſchweren Stein hinweg?

Doch der Kummer den ich fuͤhre/

Hindert gar nicht meinen Zweck.

Als ich deine Grufft nur ſah/

War kein groſſer Stein mehr da.

Ach/ laß mir die Laſt der Erden/

Jmmer noch ſo leichte werden.

9.

Aber noch ein neuer Kummer.

Hier iſt nur ein leeres Grab.

Jſt mein Auge voller Schlummer?

Oder nehm ich daraus ab/

Daß man dich geſtohlen hat?

Nein! der Engliſche Legat

Heiſt mich druͤber nicht entſetzen.

Jch ſoll JEſum lebend ſchaͤtzen.

10.

Ach ſo lebſt du nun/ mein Leben?

Lebſt
[94]Am H. Oſter-Tage morgens.
Lebſt du mein Jmmanuel?

Was wil ich mir Kummer geben/

Uber meines Grabes Hoͤl?

Du warſt todt/ itzt lebeſt du.

Mein Todt bringt mich nur zur

Ruh/

Weil ich ihn in deinem Grabe

Laͤngſten uͤberwunden habe.

11.

Nun iſt aus des Satans morden/

Denn du biſt der Hoͤllen Peſt/

Und des Todes Gifft geworden.

Heut erſcheint das Sieges-Feſt.

Glaube/ Lieb und Hoffnung ſtellt

Hier dein Zeichen auff das Feld/

Und laͤſt dieſe Loſung hoͤren/

Unſerm Koͤnige zu Ehren:

12.

Halleluja! GOttes Kinder/

Freut euch/ JEſus hat geſiegt.

Seht wie dieſem Uberwinder

Alles itzt zu Fuͤſſen liegt.

Kommet her zu ſeiner Grufft/

Merckt was dieſe Stimme rufft:

JEſus unſer Haupt lebt wieder/

Durch ihn leben ſeine Glieder.

XXXVIII.
Oeſterlicher
Triumph-Bogen.

Am
[95]Am H. Oſter-Tage zu Mittage.
Am H. Oſter-Tage zu Mittage.
Mel. CHriſtus der iſt mein Leben.

1.

WIllkommen Held im Streite

Aus deiner Grabes-Klufft!

Wir triumphiren heute/

Umb deine leere Grufft.

2.

Hier liegen die Philiſter/

Die Simſon hat erlegt.

Und deines Reichs Verwuͤſter

Sind gaͤntzlich ausgefegt.

3.

Hier ſchwimmt in ſeinem Blutte/

Der Rieſe Goliath.

Und uns iſt wohl zu Muthe/

Weil er verſpielet hat.

4.

Hier iſt der alten Schlange

Der harte Kopff zerknirſcht/

Und uns iſt nicht mehr bange/

Bey dir/ O Sieges-Fuͤrſt.

5.

Der Feind wird Schau getragen/

Und heiſt numehr ein Spott.

Wir aber koͤnnen ſagen:

Mit uns iſt unſer GOtt!

6.

Jn der Gerechten Huͤtten

Schallt ſchon das Sieges-Lied.

D
[96]Am H. Oſter-Tage zu Mittage.
Du trittſt ſelbſt in die mitten/

Und bringſt den Oſter-Fried.

7.

Ach theile doch die Beute

Bey deinen Gliedern aus.

Wir alle kommen heute

Deswegen in dein Hauß.

8.

Schwing deine Sieges-Fahne

Auch uͤber unſer Hertz/

Und zeig uns einſt die Bahne

Vom Grabe Himmelwerts.

9.

Laß unſer aller Suͤnden

Jns Grab verſcharret ſeyn/

Und einen Schatz hier finden/

Der ewig kan erfreun.

10.

Wir ſind mit dir geſtorben/

So leben wir mit dir.

Was uns dein Todt erworben/

Das ſtell uns taͤglich fuͤr.

11.

Wir wollen hier gantz froͤlich

Mit dir zu Grabe gehn/

Wenn wir nur dorte ſelich

Mit dir auch aufferſtehn.

12.

Der Todt kan uns nicht ſchaden/

Sein Pfeil iſt numehr ſtumpff.

Wir
[97]Am 2. Heil. Oſter-Tage.
Wir ſtehn bey GOtt in Gnaden/

Und ruffen ſchon: Triumph!

XXXIX.
Die allerbeſte Ge-
ſellſchafft.
Am 2. H. Oſter-Tage.
Melod. JESUS meine Zuverſicht.

1.

LAß mich gehn/ du eitle Welt/

Jch wil deine Companien/

Wo man nur ſich ſelbſt gefaͤllt/

Als die Dornen-Hecken fliehen.

Denn ich ſetze meinen Fuß

Auff den Weg nach Emaus.

2.

Hier treff ich zwey Schaͤflein an/

Die den Hirten erſt verlohren;

Deren Mund nur ſeuffzen kan/

Weil in den betruͤbten Ohren

Jmmer dieſe Stimme redt:

JESUS ſey gecreutziget.

3.

Ach mein JESU/ laß auch mich

Stets an deinen Todt gedencken/

Und mein gantz Geſpraͤche ſich

Nur zu deinem Creutze lencken.

Beſſer mit dir traurig ſeyn/

Als ſich mit der Welt erfreun.

4.

Du koͤmmſt hier in Gaſts-Geſtalt/

Als der Dritte zu den Zweyen.

FDoch
[98]Am 2. Heil. Oſter-Tage.
Doch wilſt du ihr Hertz nicht bald

Durch gewuͤnſchten Troſt erfreuen/

Denn ihr Auge wird verblendt/

Daß es dich/ o Freund/ nicht kennt.

5.

Wenn dein Hertz ſich fremde ſtellt/

So geſchichts auch noch zu Zeiten/

Daß man gar vor todt dich haͤlt.

Du verbirgeſt dich von weiten.

Doch es kommt auff Proben an/

Wie man ſich bezeigen kan.

6.

Laß mich/ JESU/ nicht allein/

Wenn ich meinen Creutz-Weg gehe/

O mein Oſter-Gaſt erſchein/

Wenn ich auch in Kummer ſtehe.

Ach verſtell dich/ wie du wilſt/

Wenn du nur den Kummer ſtillſt.

7.

Du weiſt ſelber alles wohl/

Und fragſt dennoch/ was ſie ſagen:

Du begehreſt/ daß man ſoll

Seine Noth von Hertzen klagen.

Wer die Wunden offenbahrt/

Wird mit Pflaſtern wohl verwahrt.

8.

Meine Noth iſt dir bewuſt.

Doch du wilſt ſie offters wiſſen.

Darumb laß mich in der Bruſt

Meinen Kummer nicht verſchluͤſſen.

Man muß offenhertzig ſeyn/

Wo du ſollſi das Hertz erfreun.

9.

Du gebrauchſt ein hartes Wort/

Neñſt
[99]Am 3. H. Oſter-Tage.
Nennſt ſie Thoren/ traͤge Hertzen/

Das ſie doch an ihrem Ort

Gantz geduldiglich verſchmertzen.

Unterwirff mich deiner Zucht/

Wenn mein Hertz zu zweifeln ſucht.

10.

Du weiſt ihnen gar zu ſchoͤn

Das Verſtaͤndnuͤß auffzuſchluͤſſen/

Daß ſie aus der Schrifft verſtehn/

Wie du alles leiden muͤſſen.

Ach erleucht auch meinen Sinn/

Daß ich nicht ſo bloͤde bin.

11.

Da der Tag ſich hat geneigt/

Kehrſt du ein auff ihr Verlangen/

Und da haſt du erſt gezeigt/

Wer mit ihnen ſey gegangen.

Biß dein Leib zuletzt verſchwand/

Und ihr Hertz war voller Brand.

12.

Bleibe/ JESU/ auch bey mir/

Wenn es nun wil Abend werden.

Ach mein Hertze brennt nach dir/

Doch verſchwindeſt du auff Erden/

Weiß ich doch/ daß mir dein Schein

Dort wird offenbahret ſeyn.

XL.
Oſter-Poſt und Troſt.
Am 3. H. Oſter-Tage.
Mel. GOtt des Himmels und der Erden.

1.

ACh wie lieblich ſind die Fuͤſſe/

F 2Wel-
[100]Am 3. H. Oſter-Tage.
Welche durch die Thuͤren gehn!

Ach wie klingt das Wort ſo ſuͤſſe/

Das die Juͤnger itzt verſtehn!

Jſt der Gruß nicht Freuden-reich?

Friede/ Friede ſey mit euch!

2.

Komm du angenehmer Bothe/

Weil mich auch nach Friede duͤrſt.

Du biſt nun nicht mehr der todte/

Sondern lebendige Fuͤrſt.

Aber ich bin todt fuͤr dir/

Darumb gib das Leben mir.

3.

Gruͤſſe mich mit deinem Munde/

Der in deinem Worte ſpricht.

Schleuß mich aus dem Friedens-

Bunde

Deiner lieben Juͤnger nicht.

Trag/ du reine Taube du/

Mir des Friedens Oel-Blat zu.

4.

Zwar ich ſollte wohl erſchroͤcken/

Weil ich nicht des Friedens werth/

Und viel Suͤnden in mir ſtecken/

Die mich von dir abgekehrt.

Ach mein Glaub iſt gar zu klein!

Wie kan Frieden in mir ſeyn?

5.

Doch du zeigeſt mir die Siegel

Deiner rothen Wunden her/

Und ich ſeh in dieſem Spiegel

Keinen Zorn und Feindſchafft mehr.

Haͤnd und Fuͤſſe ſtellen mir

Lauter Sieges-Zeichen fuͤr.

6. War
[101]Am 3. H. Oſter-Tage.
6.

War noch Zweifel dort zu mercken/

Speiſen deine Juͤnger dich.

Wilſt du meinen Glauben ſtaͤrcken/

Ach ſo ſpeiſe lieber mich.

Es giebt mir dein Gnaden-Tiſch

Mehr als Honigſeim und Fiſch.

7.

Lehr mich Moſen/ die Propheten/

Und die Pſalmen recht verſtehn.

Alſo muſte man dich toͤdten/

Und du muſteſt aufferſtehn.

Alles/ was ſie vorgebildt/

Das iſt auch in dir erfuͤllt.

8.

Laß mich deinem Worte trauen/

Weil es ſo warhafftig iſt/

Und mich Felſen darauff bauen/

Wenn du dich auff was beziehſt.

Denn dein Nahmen muß allein

Mein gewiſſes Amen ſeyn.

9.

Wenn die Predigt von der Buße

Auch in meinen Ohren thoͤhnt;

Ach ſo wirff mich dir zu Fuſſe/

Biß ich mit dir ausgeſoͤhnt.

Alsdenn ſchenckt mir deine Huld

Die Vergebung meiner Schuld.

10.

Gieng die Predigt deiner Juͤnger

Von Jeruſalem erſt an;

Ach ſo ſind wir nicht geringer/

Weil man bey uns hoͤren kan/

F 3Wie
[102]Am 1. Sonntage
Wie dein Gruß ſo gnadenreich:

Friede! Friede ſey mit euch!

XLI.
Friedens-
Gruß und Kuß.
Am 1. Sonntage nach Oſtern.
Mel. Wer nur den lieben Gott laͤſt walten.

1.

KOmm Mittler/ und tritt in die

mitten/

Wo die betruͤbten Juͤnger ſeyn.

Die aͤrmſten haben gnug gelitten/

Und ſchluͤſſen ſich vor Furchten ein.

Ach gruͤſſe ſie doch alle gleich/

Und ruffe: Friede ſey mit euch!

2.(ſen/

Mein Heꝛtz iſt vielmahl auch veꝛſchloſ-

Es wil kein Licht und Troſt hinein.

Mich heiſſen Satans Mitgenoſſen

Jn lauter Bangigkeiten ſeyn.

Ach geh durch die verſchloßne Thuͤr/

Und bringe Frieden auch zu mir.

3.

Dein Friede kan mich nur erfreuen/

Weñ mich Welt/ Fleiſch und Teuf-

fel plagt/

Und wenn mich des Geſetzes draͤuen

Von einem Ort zum andern jagt.

Sprichſt du nur: Friede ſey mit dir!

So weichet alle Noth von mir.

4. Ach
[103]nach Oſtern.
4.

Ach zeige mir auch deine Wunden/

Die angenehme fuͤnffte Zahl:

Hab ich die offne Seite funden/

Und ſehe deine Naͤgel-Mahl/

So hab ich alles das erblickt/

Was Frieden in mein Hertze druͤckt.

5.

Jch kuͤſſe dieſe theure Hoͤlen/

Hier ſoll mein Roſen-Garten ſeyn.

Hier iſt der Tempel meiner Seelen/

Hier find ich lauter Sonnen-Schein.

Hier treff ich Lebens-Buͤcher an/

Wo ich den Nahmen leſen kan.

6.

Ach oͤffnet doch ihr Liebes Kammern.

Der armen Sulamith die Thuͤr.

Jch heffte mich mit Glaubens-Klam-

mern.

An euch/ ihr Felſen-Ritzen ihr.

Hier wil ich eine Biene ſeyn/

Auff euch/ ihr Blumen/ nur allein.

7.

Jhr bleibet doch/ ſo lang ich lebe/

Mein Paradieß auff dieſer Welt;

Und wenn ich meinen Geiſt auffgebe/

So wuͤntſch ich mir kein ander Zelt.

Hier ſoll mein Grab/ mein Leichen-

Stein/

Mein Sterbe-kleid/ mein Him̃el ſeyn.

8.

Mein JESU predige den Frieden

Moch ferner durch dein Amt bey mir.

F 4Ach
[104]Am 2. Sonntage
Ach ſende Bothen zu den Muͤden/

Die deines Geiſtes Odem ruͤhr.

Sie haben Macht und Recht von dir/

Und tragen Fluch und Segen fuͤr.

9.

Sie koͤnnen loͤſen und auch binden/

Du haſt es ihnen anvertraut.

Nachdem ſie unſre Hertzen finden/

Und man die Frucht im Leben ſchaut.

Laß Reu und Glauben bey mir ſeyn/

So wird Vergebung mich erfreun.

10.(det/

Weñ Thomas die Verſam̃lung mei-

So wird ſein Glaube ſchwach und

klein. (det/

Hilff/ daß mein Hertze ſich nicht ſchei-

Von denen die dein Erbe ſeyn.

So fichtet mich kein Zweiffel an/

Ob ich dich gleich nicht ſehen kan.

11.

Hier iſt die Hand/ ich wil dir glaͤuben/

Hier iſt mein Wort/ du ſollſt allein

Mein HErr und auch mein GOTt

verbleiben/

Das ſol mein ſteter Wahlſpruch ſeyn.

Biß ich dich dort in Canaan

Mein HERR und mein GOTT

nennen kan.

XLII.
Der gutte
Hirt und Wirth.

Am
[105]nach Oſtern.
Am 2. Sonntage nach Oſtern.
Melod. Nun preiſet alle/ GOttes ꝛc.

1.

OGutter Hirte

Deiner erloͤſeten Herd/

Komm und bewirthe

Alles/ was deiner begehrt.

Fuͤhr mich dein Schaͤflein zu den Auẽ/

Welche die Himmel mit Manna be-

thauen.

2.

Ach wie ſo theuer

Kommen die Schaaffe dich an/

Daß niemand treuer

Jhnen begegnen kan.

Du haſt gar viel vor ſie gegeben/

Weil ſie dich koſten dein eigenes Lebẽ.

3.

Das heiſſet Liebe/

Sterben aus groſſer Begier.

Die Seelen-Diebe

Muͤſſen ſich ſchaͤmen vor dir.

Ein Mietling fleucht/ wenn Woͤlffe

kommen/

Welche ſchon manches der Hoerde

genommen.

4.

Du kennſt die Deinen/

Denen du wieder bekandt.

Eh ſie es meinen/

Haſt du ſchon Huͤlffe geſandt.

F 5Und
[106]Am 2. Sonntage
Und weñ die Woͤlffe noch ſo ſchleichen/

Muͤſſen ſie dennoch mit Schanden

entweichen.

5.

Die armen Heyden

Waren den Juden veracht/

Jtzt wird aus beyden

Einerley Heerde gemacht. (le/

Sind ſie gleich nicht aus einem Stal-

Dennoch verſorgeſt und weideſtu alle.

6.

Liebliche Trifften!

Herrliche Schaͤfferey!

Die du wirſt ſtifften/

Wenn nun das Eitle vorbey.

Da wird man auff des Him̃els Auen

Schaͤffer und Schaͤflein weit liebli-

cher ſchauen.

7.

Und du mein Hirte/

Weil ich dein Schaͤflein auch bin/

Ach ſo bewirthe

Meinen ſehr hungrigen Sinn.

Und laͤſſeſt du vor mich dein Leben/

Kanſt du auch ſelber zur Speiſe dich

geben.

8.

Bin ich verirret/

Fuͤhre mich wieder zurecht.

Was mich verwirret/

Mache mir eben und ſchlecht.

Laß mich dein Auge ſtets bewachen/

Stopffe dem Wolffe den hungrigen

Rachen.

9.
[107]nach Oſtern.
9.

Sollſt du mich kennen/

O du allwiſſender Hirt/

Und deine nennen/

Wenn es dort offenbahr wird/

So laß mich deine Stimme hoͤren/

Und dich beſtaͤndig mit folgen veꝛehrẽ.

10.

Kein Mietling kraͤncke

Deine geſegnete Herd/

Der nur drauff dencke

Wie er geſaͤttiget werd.

Gib Hirten nur nach deinem Hertzen/

Daß ſie kein einiges Schaͤflein ver-

ſchertzen.

11.

Jſt meine Weide

Offters mit Thraͤnen beſtreut/

Bluͤht doch die Freude

Jn der zukuͤnfftigen Zeit. (hen/

Man muß hier ſchon auff Dornen ge-

Dorte wird lieblicheꝛ Ehrenpꝛeiß ſtehẽ.

12.

Du haſt im Himmel

Droben den Schaffſtall geſetzt/

Wo kein Getuͤmmel

Laͤmmer und Schaaffe verletzt.

Wo keine Woͤlffe mehr zu ſchauen/

Wo du mich weideſt auff goͤldenen

Auen.

F 6XLIII.
[108]Am 3. Sonntage
XLIII.
Leiden und Scheiden.
Am 3. Sonntage nach Oſtern.
Nach beſonderer Melodie.

1.

BEtruͤbtes Jubilate/

Da JEſus meinen Geiſt

Jn Thraͤnen baden heiſt.

Jch ſoll ihn nicht mehr ſehn/

Ach! wie ſoll mir geſchehn/

Weñ ich in Angſt und Noth gerathe?

Betruͤbtes Jubilate.

2.

Betruͤbtes Jubilate!

Ein kleiner Augenblick

Raubt mir das hoͤchſte Gluͤck.

Ach denckt/ wer von mir geht?

Mein Koͤnig/ mein Prophet/

Mein Prieſter/ Artzt und Advocate.

Betruͤbtes Jubilate!

3.

Betruͤbtes Jubilate!

Die Sonne birgt den Scheln/

Und ich ſoll froͤlich ſeyn.

Wo nehm ich Rettung her/

Wenn ich im Thraͤnen-Meer

Und in den Jammer-Fluthen wathe?

Betruͤbtes Jubilate!

4.

Betruͤbtes Jubilate!

Ach brich/ mein Hertze brich/

Dein
[109]nach Oſtern.
Dein Freund verlaͤſſet dich.

Die Welt hat ihren Spott/

Und fragt: wo iſt dein GOtt/

Der ſonſt in Gnaden zu dir nahte?

Betruͤbtes Jubilate!

5.

Vergnuͤgtes Jubilate!

Mein Geiſt beſinne dich/

Denn JEſus troͤſtet mich.

Der Gang muß wohl geſchehn/

Doch ſoll ich wieder ſehn/

Was ich mit ſchmertzen itzt entrathe.

Vergnuͤgtes Jubilate!

6.

Vergnuͤgtes Jubilate!

Es ſoll ja dieſe Pein

Mir nur ein kleines ſeyn.

GOTT denckt an ſeinen Bund/

Und meines JEſu Mund

Verſorget mich mit Troſt uñ Rathe.

Vergnuͤgtes Jubilate!

7.

Vergnuͤgtes Jubilate!

Mein weinen ſchenckt mir Wein

Schon in der Hoffnung ein.

Wer erſt mit Angſt gebiehrt/

Wird drauff mit Luſt geziert.

So geht es in dem Chriſten-Staate.

Vergnuͤgtes Jubilate!

8.

Vergnuͤgtes Jubilate!

So mag die Welt ſich freun/

Jch wil betruͤbet ſeyn.

F 7Wer
[110]Am Sonntage.
Wer ſeines Creutzes Laſt

Nur mit Geduld umbfaſt/ (te.

Der erndtet Luſt nach Thraͤnen-ſaa-

Vergnuͤgtes Jubilate!

9.

Betruͤbtes Jubilate!

So ſchallt es immerhin/

Weil ich auff Erden bin.

Jm Himmel iſt der Orth/

Da klingt ein ander Wort/

Da ſingt man erſt nach GOTTes

Rathe:

Vergnuͤgtes Jubilate!

XLIV.
C Hriſti Hinfarth/
Der Chriſten Wohlfarth.
Am Sonntage Cantate.
Melod. Volet wil ich dir geben.

1.

SO wilſt du Abſchied nehmen/.

Getreuer Hertzens-Freund/

Da ſich die Juͤnger graͤmen/

Und ſelbſt ihr Hertze weint.

Die arme Heerde trauret/

Jndem der Hirte weicht/

Und der ſchon auff ſie lauret/

Der einem Wolffe gleicht.

2.

Es kan auch auff der Erden

Kein groͤßrer Kummer ſeyn/

Als
[111]Canta[te].
Als ſo verwaͤyſet werden.

Dis ſcheiden machet Pein;

Denn dich im Hertzen wiſſen/

Jſt gar ein Himmelreich:

Alleine dich vermiſſen/

Jſt einer Hoͤllen gleich.

3.

Wiewohl die Juͤnger klagen

Nur ihren eiteln Wahn/

Der ihnen fehl geſchlagen/

Mit tauſend Thraͤnen an.

Sie muͤſſen inne werden/

Daß man auff dieſer Bahn

Kein irrdiſchs Reich auff Erden

Bey dir erwarten kan.

4.

Gib/ daß ich es bedencke/

Daß ich umbs Zeitliche

Nicht mehr mich etwan kraͤncke/

Als umb das Ewige.

Du ſollteſt Blutt vergieſſen/

Nicht herrſchen auff der Welt.

Der muß das Creutze kuͤſſen/

Der dich vor Meiſter haͤlt.

5.

Du muſt von hinnen ſcheiden/

So kommt der Troͤſter her.

Du zeigeſt/ daß dein Leiden

Uns allen nuͤtzlich waͤr.

Es koſtet dich die Gabe

So einen ſauren Gang/

Daß ich ein Labſal habe/

Wenn meine Seele kranck.

6. Ach
[112]Am Sonntage Cantate.
6.

Ach laß mir das Geſchencke

Ein theures Kleinod ſeyn.

Der Geiſt der Warheit lencke

Mich in die Warheit ein.

Strafft er mich umb die Suͤnde/

Und umb Gerechtigkeit/

So gieb/ daß ichs empfinde/

Und thu/ was er gebeuth.

7.

Du giebſt mir einen Lehrer/

Und was er redt/ iſt dein/

So laß mich einen Hoͤrer

Jn ſteter Andacht ſeyn.

Daß er in meinem Hertzen

Dich durch das Wort verklaͤrt/

Und mir in allen Schmertzen

Den beſten Troſt gewehrt.

8.

Laß den Geiſt alle zieren/

Die hier auff dein Begehr

Das Ampt des Geiſtes fuͤhren/

Gieb Mund und Weißheit her/

Daß/ was ſie der Gemeine

Mit Lehren bringen bey/

Auch in dem Grunde deine

Und deines Vaters ſey.

9.

Wil ſich der Teuffel bruͤſten/

Der Fuͤrſte dieſer Welt/

So laß den Geiſt mich ruͤſten/

Daß er nicht Platz behaͤlt.

Er iſt vorlaͤngſt gerichtet/

Dein
[113]Am Tage Philippi und Jacobi.
Dein Geiſt hat mirs geſagt/

Und alle Liſt zernichtet/

Die er vorhin gewagt.

10.

Du haſt noch viel zu ſagen/

Nur ich ertrag es nicht.

Doch wird es dorte tagen/

Wo lauter Licht im Licht.

Wenn ich den Lauff vollende/

Steh auch dein Geiſt mir bey/

Daß meines Lebens Ende/

Ein Gang zum Vater ſey.

XLV.
Die Geiſtliche Mayen-
Luſt.
Am Tage Philippi und
Jacobi.
Melod. Wer nur den lieben GOtt laͤſt walten.

1.

JCh ſetze mich in deinen Schatten/

Du angenehmer Lebens- Baum.

Die Welt liebt ihre gruͤne Matten/

Und ſucht bey kuͤhlen Zweigen Raum.

Jch finde nur an deiner Bruſt

Die allerſchoͤnſte Mayen-Luſt.

2.

Du ſprichſt: Mein Hertz ſoll nicht er-

ſchroͤcken/

Ach aber! wie kan es geſchehn?

Jch muß gleichwol an allen Ecken

Mit
[114]Am Tage
Mit Creutze mich umgeben ſehn.

Es ſcheint/ als ob mein gruͤner May

Zur Dornen-Hecke worden ſey.

3.

Doch du gedenckſt an meinen Glaubẽ/

Der dich und mich und Gott verbindt

Wer wil mir denn den Schatten

rauben/

Den hier mein Hertz im gruͤnen findt?

Der Glaube machet wohl gemuth/

Obgleich das Hertz in Dornen ruht.

4.

Laß Jſrael in Lauber-Zelten

Auff ſeinen Auen luſtig ſeyn:

Jch nehme doch nicht tauſend Weltẽ/

Und buͤßte deine Wohnung ein/

Die du mir dort bereitet haſt/

Zu einer hoͤchſt gewuͤnſchten Raſt.

5.

O was ſind dort fuͤr Freuden-Zim̃er/

Wie ſchoͤn iſt deines Vaters Hauß!

Mein Glaube zeigt mir ſchon den

Schimmer/

Jch ſehne mich zur Welt hinaus.

Jm Himmel droben iſts allein

Vergnuͤglich wohnen und gutt ſeyn.

6.

Du biſt mir/ JEſu/ vorgegangen/

So weiß ich auch den Weg nun hin.

Ach laß mich bald zu dir gelangen/

Daß/ wo du biſt/ auch ich da bin.

Unſelig iſt/ wer dieſe Welt

Vor ſeine beſte Wohnung haͤlt.

7. Du
[115]Philippi und Jacobi.
7.

Du biſt der Weg/ laß mich nicht fehlen:

Du biſt die Warheit leite mich/

Du biſt das Leben/ zum erwehlen/

Zum Vater koͤm̃t man nur duꝛch dich.

Wie nun der Vater iſt in dir/

So ſey und bleibe du in mir.

8.

Du wuͤrckeſt deines Vaters Wercke/

Und durch den Glauben wuͤrcken wir.

Drum gib mir deines Geiſtes ſtaͤrcke/

Daß ich ein glaͤubigs Leben fuͤhr/

Und immer als ein gruͤner May

Jn deinem Kirchen-Garten ſey.

9.

Laß mein Gebeth zum Amen werden/

Wenn ich in deinem Nahmen ſchrey.

Und weñ die Maͤyen-Luſt auff Erden

Hier unter Thraͤnen iſt vorbey/

So gieb/ daß ich auff Zions Hoͤh

Wie eine gruͤne Ceder ſteh.

XLVI.
Der Schluͤſſel
Zum Himmel und Heꝛ-
tzen GOTTES.
Am Sonntage Rogate.
Melod. Vater Unſer im Himmelreich.|

1.

MEin Abba kommt vor deinen

Thron/

Zu
[116]Am Sonntage
Zu dir/ O Vater durch den Sohn/

Der mir das Wort in Mund gelegt

Und mein Gebethe fuͤr dich traͤgt.

Jch ruff in JEſus Nahmen an/

Biß mir dein Hertz wird auffgethan.

2.

Jn JEſus Nahmen ſteh ich hier/

Mein GOtt fuͤr deiner Gnadenthuͤr.

So hat mich JEſus unterricht/

Der zweymal warlich! warlich! ſpricht.

Wenn ich in dieſem Nahmen ſchrey/

Daß mein Gebeth erhoͤret ſey.

3.

Jn JEſus Nahmen heb ich an/

Weil ich nichts groͤſſers nennen kan/

Das dir das Vater-Hertze bricht/

Als wenn mein Mund den Nahmen

ſpricht.

Denn der erinnert dich allezeit

Der vaͤterlichen Guͤttigkeit.

4.

Jn JEſus Nahmen fahr ich fort/

Und dieſes iſt mein Loſungs-wort/

Daß wenn vor Angſt mein Mund

gleich ſchweigt/

Dir dennoch dieſer Nahmen zeigt/

Daß auch des Hertzens Angſt allein

Ein ſtarck Gebethe koͤnne ſeyn.

5.

Jn JEſus Nahmen ſchluͤß ich ein/

Was mir kan gutt und ſelig ſeyn/

Jn dieſem worte ſteckt die Krafft/

Daran ſo Leib als Seele hafft.

Wenn
[117]Rogate.
Wenn ich mit dem gewaffnet bin/

So nehm ich Gnad um Gnade hin.

6.

Jn JEſus Nahmen ſchwing ich mich

Gantz Himmel an/ zunaͤchſt bey dich.

Er bindet mir die Fluͤgel an/

Daß ich die wolcken brechen kan/

Und mein Gebeth/ ſo bald es klingt/

Zu dir in dein Gedaͤchtnuͤß dringt.

7.

Jn JEſus Nahmen halt ich dir

Die mir geſchenckte Kindſchafft fuͤr.

Biſt du der Vater/ ich das Kind/

So geht kein Seuffzer in den wind/

So bald dein Geiſt im hertzen ſchreyt/

Gedenckſt du der Barmhertzigkeit.

8.

Jn JEſus Nahmen ſtell ich dir

Des Sohnes Todt und wunden fuͤr.

Sein Blutt ſchreyt mehr als Abels

Blutt/

Und iſt das Oel in meiner Glutt.

Ja gaͤbeſt du mir kein Gehoͤr/

So waͤr er auch nicht JEſus mehr.

9.

Jn JEſus Nahmen trag ich ſchon

Den Vorſchmack deiner Gunſt davō.

Eh ich noch bethen wil und kan/

So hoͤrſt du ſchon mein ſchreyen an.

Eh ich noch ruffe/ HErr/ zu dir/

So kommt die Antwort ſchon zu mir.

10.

Jn JEſus Nahmen halt ich an/

Biß
[118]Am Feſt-Tage
Biß ich Erhoͤrung finden kan.

Verſtelle dich nur wie du wilt/

So lange JEſus wort was gilt/

So lange bleibſtu auch mein Freund/

Ob gleich dein Ohr verſchloſſẽ ſcheint.

11.

Jn JEſus Nahmen ſchluͤß ich drauff

Der angefangnen Seuffzer Lauff.

Mein Bitten wird ein Nehmen ſeyn/

Und ein vollkom̃ner Freuden-ſchein/

Denn dieſes wort betreugt mich nicht/

Weil JEſus Nahmen Amen ſpricht.

XLVII.
Der Wandel im
Himmel.
Am Feſt-Tage der Himmel-
fahrt CHriſti.
Melod. Wohlan es geht numehr zum Ende.

1.(net/

GOtt Lob! der Weg iſt mir gebaͤh-

O triumphirender HErr Chriſt.

Daß ſich mein Geiſt beweglichſt

ſehnet/

Zu ſeyn wo mein Erloͤſer iſt.

Jch ſeuffze taͤglich mit Begier:

Zeuch mich nach dir! Zeuch mich nach

dir!

2.

Der Oelberg zeigt mir deine Fuͤſſe/

Wie ſie zur Himmelfarth bereit/

Da
[119]der Himmelfarth Chriſti.
Da giebeſt du die Abſchieds-Kuͤſſe

Den Juͤngern zu der letzten Zeit.

Ach wende dich doch auch zu mir/

Zeuch mich nach dir! Zeuch mich nach

dir!

3.

Du giebſt den Juͤngern harte worte/

Bey ihres Hertzens Haͤrtigkeit.

Der Glaube fuͤhrt nur nach dem orte/

Den uns dein Sieg hat eingeweyht.

Drumb ſey der Zweifel weit von mir.

Zeuch mich nach dir! Zeuch mich nach

dir!

4.

Du muſteſt erſtlich aufferſtehen/

Alsdenn folgt deine Himmelfahrt.

Laß mich vor aus dem Grabe gehen/

Darinn die Suͤnde mich verwahrt.

Alsdenn treff ich die Him̃els-Thuͤr.

Zeuch mich nach dir! Zeuch mich nach

dir!

5.

Du laͤſt dein wort bey uns zuruͤcke/

Das ſoll hinfort gepredigt ſeyn.

Das ſind die rechten Liebes-Stricke/

Die ziehen uns zum Himmel ein.

Jm wort iſt ſchon der Himmel hier.

Zeuch mich nach dir! Zeuch mich nach

dir!

6.

Jn dieſer welt ſind lauter Schlangen/

Man ſchenckt uns gifft vor Labſal ein.

Drum laß mich bald dahin gelangen/

Wo
[120]Am Sonntage
Wo es wird ewig beſſer ſeyn.

Ach reiche deine Haͤnde mir.

Zeuch mich nach dir! Zeuch mich nach

dir!

7.

Die wolcke wird dein Him̃el-wagen:

Mein Todt wird eine wolcke ſeyn/

Die mich in deinen Schoß wiꝛd tragẽ/

Wo lauter Licht und Sonnenſchein.

Komm unverſehens auch zu mir.

Zeuch mich nach dir! Zeuch mich nach

dir!

8.

Jch ſehe dir mit Glaubens-Blicken

Jn deinen Freuden-Himmel nach.

Du wirſt mir auch ſchon Maͤnner

ſchicken/

Wie deinen Juͤngern dort geſchach.

Daß mich ihr wort zum Him̃el fuͤhr.

Zeuch mich nach dir! Zeuch mich nach

dir!

9.

Jch frage nicht nach jener Hoͤhe/

Wo deine Stapffen ſollen ſeyn.

Wenn ich nur feſt im Glauben ſtehe/

Geh ich gewiß zum Himmel ein.

Denn dein Triumph iſt mein Panir.

Zeuch mich nach dir! Zeuch mich nach

dir!

10.(men/

Du wirſt doch einmahl wieder kom-

Gleich wie du hingefahren biſt/

Alsdenn ſo werd ich auffgenommen/

Da
[121]Exaudi.
Da wo mein Buͤrger-recht ſchon iſt.

Jndeſſen bleibt mein Wunſch allhier:

Zeuch mich nach dir! Zeuch mich nach

dir!

XLVIII.
Die Sonne bey den
Thraͤnen.
Am Sonntage Exaudi.
Melod. Was GOtt thut das iſt wohl gethan.

1.

Du Troͤſter aller Traurigen/

Wie groß iſt deine Liebe?

Du pflantzſt auff Dornen Lilien/

Und wenn der Himmel truͤbe/

So kan allein

Dein Sonnenſchein

Aus finſtern Wolcken lachen/

Und Leid zur Freude machen.

2.

Du Geiſt von unſerm JESU her/

Der dich vom Vater ſchicket.

Dein Troſt iſt wie ein volles Meer/

Das unſer Hertz erqvicket.

Dein Licht zerſtreut

Die Dunckelheit/

Wenn du von GOtt uns zeugeſt/

Und uns zur Warheit neigeſt.

G3. Er-
[122]Am Sonntage.
3.

Erhalt uns unſer Glaubens-Licht

Jn ungeſtoͤrten Flammen/

Wenn alle Welt dawider ficht/

Und uns wil gar verdammen/

Daß uns ihr Bann

Nicht ſchroͤcken kan/

Und ihr vergaͤlltes Raſen

Sey gleich den Waſſer-Blaſen.

4.

Ach gib uns Muth und Tapfferkeit

Verfolgung zu ertragen/

Und mach uns zur Geduld bereit/

Wenn uns die Feinde plagen.

Sie meinen hier/

Sie dienen dir/

Jndem ſie uns ſo kraͤncken/

Und gar auff Mord gedencken.

5.

Das hat uns JESUS vorgeſagt/

Drum darff man ſich nicht graͤmen/

Und wenn die Welt uns alſo plagt/

Ein Aergernuͤß nicht nehmen.

Der heiſt kein Chriſt/

Den es verdruͤſt

Vor ihn was auszuſtehen/

Auch in den Todt zu gehen.

6.

Die Welt kennt GOtt und CHri-

ſtum nicht/

Drumb
[123]Exaudi.
Drumb haſſet ſie die Seinen.

Jedoch ſie haͤufft nur ihr Gericht/

Das endlich wird erſcheinen/

Da Creutz und Leid

Zur Herrligkeit

Den Frommen wird gedeyen/

Sie Ach und Weh muß ſchreyen.

7.

Steh uns mit deinem Troſte bey/

Wenn nun die Zeit wird kommen/

Und wenn der Feinde Tyranney

Am meiſten zugenommen/

So ſtell uns hier

Den Himmel fuͤr/

Den wird kein Grim̃/ kein ſchnaubẽ/

Uns endlich koͤnnen rauben.

8.

Sind wir ein Bann und Fluch der

Welt/

Ein Scheuſal boͤſer Leuthe/

Wenn uns nur GOtt fuͤr Kinder

haͤlt/

Und fuͤr Gebenedeyte/

So leiden wir

Gantz willig hier/

Und hoffen dort zu Lohne/

Die ſchoͤnſte Gnaden-Crone.

G 2XLIX.
[124]Am erſten
XLIX.
GOTT - geweihete
Pfingſt-Meyen in der
Stiffts-Huͤtte.
Am Erſten Heil. Pfingſt-Tage.
Melod. GOtt des Himmels und der Erden.

1.(Mayen/

SChmuͤckt das Feſt mit gruͤnen

Zieret Kirche/ Hertz und Hauß/

Es ſoll uns ein Gaſt erfreuen/

Rufft mit hellen Stimmen aus:

Komm/ Geſegneter/ herein/

Du ſollſt uns willkommen ſeyn.

2.

Liebſter JESU/ dein begehren

Jſt auff Liebe nur gericht/

Da begehrſt du einzukehren/

Wo man zu dergleichen Pflich

Ungezwungen ſich verſteht/

Und auff deinen Wegen geht.

3.

Wo mein Wort wird angenommen/

Wo die Lieb in vollem Schein/

Heiſts: Wir werden zu ihm kom̃en/

Da ſoll unſre Wohnung ſeyn.

O ein Wort voll Suͤßigkeit/

Welches gar zu viel bedeut.

4.(den/

Ach der Menſch von Staub und Er-

Der nichts heiſt/ und nichts bedeut/

Soll dennoch ein Tempel werden

Hei-
[125]Heil. Pfingſt-Tage.
Heiliger Dreyfaltigkeit.

Den nicht Erd und Himmel faßt/

Wird der Menſchen Wirth uñ Gaſt.

5.

Ja das macht die wahre Liebe/

Die dich zieht als ein Magnet.

Wer aus rechtem Hertzens- Triebe

Deiner Huld entgegen geht/

Den beſuchſt du allermeiſt/

Und dein Vater und dein Geiſt.

6.

Ach entzuͤnde doch mein Hertze

Jn der reinſten Liebes-Gluth/

Deine Huld ſey meine Kertze/

Die entbrenne Geiſt und Muth.

Daß die Flamme/ die ſie hegt/

Uber mich zuſammen ſchlaͤgt.

7.

Laß mich deinem Gnaden-Worte

Jmmerfort gehorſam ſeyn/

Denn allein durch dieſe Pforte

Gehſt du in das Hertz hinein.

Niemand wird dein Ruhe-Zelt/

Der den Schatz nicht feſte haͤlt.

8.

Von mir ſelbſt kan ich nicht halten/

Was dein theures Wort begehrt/

Denn dein Geiſt muß in mir walten/

Der das Hertz zum Himmel kehrt.

Gib/ daß er mich alles lehrt/

Was zum Chriſtenthum gehoͤrt.

9.

Kehrſt du ein in meine Seele/

So bring auch den Frieden mit/

G 3Denn
[126]Am Heil. Pfingſt-Tage
Denn die Welt iſt eine Hoͤle/

Wo nur Zanck wird ausgebruͤtt.

Deines Friedens Oel-Zweig macht/

Daß mein Hertz im Schrecken lacht.

10.

Keine Furcht wird mich umfaſſen/

Kommt der Fuͤrſte dieſer Welt/

Er muß mich wohl ſtehen laſſen/

Ob er ſich gleich grimmig ſtellt.

Denn er hatte nichts an dir/

So hat er auch nichts an mir.

11.

Du biſt mir voran gegangen/

Zu dem Vater der dich liebt.

Jch erwarte mit Verlangen/

Biß dein Wort mir Order giebt/

Und befiehlet auffzuſtehn:

Laſſet uns von hinnen gehn.

12.

O du dreymahl Heiligs Weſen/

Haſt du/ Vater/ Sohn/ und Geiſt/

Mich zur Wohnung auserleſen/

Komme weil es heute heiſt.

Schmuͤcke mich auffs allerbeſt/

  • Halt in mir dein
    • Liebes-
    • Mayen-
    Feſt.

L.
Die holde Pfingſt-Tau-
be mit dem Oel-Blate
des Friedens.

Am
[127]zur Veſper.
Am Heil. Pfingſt-Tage zur
Veſper.
Melod. JESU/ meine Freude.

1.

ANgenehme Taube/

Die der Vaͤter Glaube

Laͤngſt geſehen hat/

Laße dich hernieder/

Hier ſind CHriſtus Glieder/

Hier iſt GOttes Stadt.

Halte Raſt/

Erwuͤnſchter Gaſt/

Jn den Hertzen/ die verlangen

Dich itzt zu empfangen.

2.

Setze dich auff jeden/

Und laß deinen Frieden

Uber allen ſeyn.

Wie du dich erhebeſt/

Auff dem Waſſer ſchwebeſt/

So kehr bey uns ein.

Zeig uns hier

Das Oel- Blat fuͤr/

Als ein hoͤchſterwuͤnſchtes Zeichen/

Daß die Fluthen weichen.

3.

Was du traͤgſt im Munde/

Zeigt vom Friedens-Bunde/

Der auffs neue gruͤnt.

Die in Noa Kaſten/

G 4Als
[128]Am Heil. Pfingſt-Tage.
Als im Kercker raſten/

Sind mit GOtt verſuͤhnt.

Kirch und Arche ſchwimmen oben/

Bey der Wellen Toben.

4.

Was du abgebrochen/

Jſt uns laͤngſt verſprochen/

Und dis edle Blat

Jſt vom Lebens-Baume/

Der in Edens Raume

Laͤngſt gegruͤnet hat.

Traͤufft es doch

Vom Oele noch/

Welches JEſus laſſen fluͤſſen/

Als er leiden muͤſſen.

5.

O Geruch des Lebens/

Der uns nicht vergebens

Unſer Hertz erqvickt/

Dieſes Oelblat kuͤhlet/

Daß man Lindrung fuͤhlet/

Wenn daß Creutze druͤckt/

Es giebt Krafft und Lebens-Safft/

Wenn es wohl wird auffgebunden/

Heilt es alle Wunden.

6.

Bothe von dem Himmel/

Dringe durchs Getuͤmmel

Dieſer eitlen Welt/

Und mach eine Stille/

Daß
[129]Am Andern H. Pfingſt-Tage.
Daß ein Hertz/ ein Wille/

Uns zuſammen haͤlt.

Laß das Blat/

Das dein Mund hat/

Unſer aller Lippen ruͤhren/

Deine Sprache fuͤhren.

7.

Dieſes Friedens-Zeichen

Laß nicht von uns weichen/

Ja/ laß dieſes Blat

Gar zum Baume werden/

Der ſchon hier auff Erden

Deine Fruͤchte hat.

Sterben wir/

Und gehn zu dir/

Laß uns ſolche Blaͤtter finden/

Kronen draus zu winden.

8.

Nun/ du liebe Taube/

Unſer aller Glaube

Nimmt dich zu uns ein/

Wohneſt du bey keinen/

Als nur bey den Reinen/

Ach ſo mach uns rein.

Tauben-Arth

Bringt Himmelfarth.

Trag uns einſt auf deinen Fluͤgeln

Zu den Sternen-Huͤgeln.

G 5LI.
[130]Am Andern
LI.
Liebe uͤber alle Liebe.
Am Andern H. Pfingſt-Tage.
Melod. Meinen JEſum laß ich nicht:

1.

ACh wer giebt mir Worte her/

GOttes Liebe recht zu preiſen?

Dieſes unerſchoͤpffte Meer

Wil mir einen Abgrund weiſen/

Den ich nicht erforſchen kan/

Seh ihn mit Erſtaunen an.

2.

Alſo! Alſo ſpricht der Mund/

Dem die Warheit Zeugnuͤß giebet/

Und macht durch dis Macht-Wort

kund/

Daß GOTT uͤber alles liebet/

Und daß ſeine Liebes-Treu

So groß als Er ſelber ſey.

3.

Alſo hat Er nun geliebt/

Eh der Welt-Grund iſt geleget/

Und im Lieben ſich geuͤbt/

Eh ſich unſer Hertz beweget.

So liebt Er noch in der Zeit/

So liebt Er in Ewigkeit.

4.

Doch was wunder/ weñ GOtt liebt/

Er iſt ſelber ja die Liebe.

Was ihm nun das Weſen giebt/

Reitzt
[131]Heil. Pfingſt-Tage.
Reitzt ihn auch zu ſolchem Triebe.

Er iſt Liebe umb und an/

Drumb Er nichts als lieben kan.

5.

Aber Wunder gnung dabey/

Denn Er hat die Welt geliebet/

Die ihn leider! ohne Scheu

Tauſendfaͤltig hat betruͤbet.

Jſt wohl ſeine Feindin werth/

Daß er ihre Gunſt begehrt?

6.

Und was hoͤr ich? Seinen Sohn/

Den Geliebten Eingebohrnen/

Sendet Er vom Himmels-Thron/

Zur Erloͤſung der Verlohrnen.

Und macht dieſen feſten Schluß/

Daß er vor ſie ſterben muß.

7.

Ach mein Hertze kan ſich nicht

Jn ſo groſſe Liebe finden.

Wenn mein JEſus Alſo! ſpricht/

Muß ſich die Vernunfft hier binden.

Paulus ſchreyt mir gleichſam fuͤr:

O was ſind vor Tieffen hier?

8.

Nun/ mein GOtt/ ich bin zu ſchwach/

Daß ich deine Huld ergruͤnde/

Wenn ich auch gleich tauſendfach

Dich zu lieben mich verbinde/

Wirds doch viel zu wenig ſeyn/

Gegen deinen Gnaden-Schein.

9.

Jch bin auch in dieſer Welt/

Dein Sohn iſt auch mir gegeben.

G 6Wenn
[132]Am Dritten
Wenn ihn nun mein Glaube haͤlt/

So iſt er mein Heyl und Leben.

Er iſt mein/ und ich bin ſein/

Wie kan ich verlohren ſeyn?

10.

Hat der Glaube ſolche Krafft/

Ach ſo gib mir wahren Glauben/

Der an deinem Sohne hafft/

Und ſich ihn nicht laͤſſet rauben.

Glaͤubt jemand an CHriſtum nicht/

Der iſt warlich ſchon gericht.

11.

Soll es wahrer Glaube ſeyn/

So muß er das Licht nicht haſſen.

Drumb laß mich des Gutten freun/

Und die Finſternuͤß verlaſſen.

Alles ſey in GOtt gethan/

Was ich thun und wuͤrcken kan.

12.

Nun ich hab ein Wort gehoͤrt:

Alſo hat mich G Ott geliebet/

Und mir ſeinen Sohn verehrt/

Der mir Heyl und Himmel giebet.

Und ich glaub an ihn allein;

Alſo muß ich ſelig ſeyn.

LII.
Die Thuͤre zur Kirche
und zum Himmel.
Am Dritten Pfingſt-Tage.
Melod. Nun preiſet alle/ GOttes ꝛc.

1.
[133]Pfingſt-Tage.
1.

WEg! Welt-Getuͤmmel/

Das mich zur Hoͤllen fuͤhrt.

Jch wil gen Himmel/

Wo man Vergnuͤgen ſpuͤrt. (ben?

Wer wird mir Bahn und Thuͤre ge-

JEſus/ mein JEſus/ Weg/ Warheit

und Leben.

2.

Hoͤrt ſeine Schwuͤre!

Warlich/ Warlich ſpricht er/

Er ſey die Thuͤre/

Die in dem Schaff-Stall waͤr.

Sol ich ihm deñ nicht Glauben geben?

JEſus/ mein JEſus/ Weg/ Warheit

und Leben.

3.

O Lebens-Thuͤre/

Laß auch dein Schaͤflein ein/

Dein Huͤtter fuͤhre

Mich in den Stall hinein/

Wo keine Woͤlffe nach mir ſtreben.

JEſus/ mein JEſus/ Weg/ Warheit

und Leben.

4.

Die mich bewirthen/

Fuͤhre durch dich hinein/

Laß nicht die Hirten

Moͤrder und Diebe ſeyn/

Wollſt ſie nach deinem Hertzen gebẽ.

JEſus/ mein JEſus/ Weg/ Warheit

und Leben.

G 75.
[134]Am Dritten Pfingſt-Tage.
5.

Der frembden Stimme

Folgen die Schaffe nicht.

Jn ihrem Grimme

Werden ſie hingericht/

Dem wuͤrgen ſind ſie nur ergeben.

JEſus/ mein JEſus/ Weg/ Warheit

und Leben.

6.

Fuͤr ſolchen Dieben

Mache den Schaffſtall zu/

Und die uns lieben/

Kroͤne mit Gnad und Ruh/

Daß ſie uns gutten Vorgang geben.

JEſus/ mein JEſus/ Weg/ Warheit

und Leben.

7.

Wenn ſie uns fuͤhren/

Laß uns gehorſam ſeyn.

Des Wortes Thuͤren

Fuͤhren zum Himmel ein.

Der irrt/ der hier wil widerſtreben.

JEſus/ mein JEſus/ Weg/ Warheit

und Leben.

8.

Ruff uns mit Nahmen/

Die in dem Himmel ſtehn.

Dein Wort heiſt Amen/

Wenn wir nach ſelbgem gehn/

Wilſtu uns Weid und Freude geben.

JEſus/ mein JEſus/ Weg/ Warheit

und Leben.

9.
[135]Am Feſtder H. Dreyfaltigkeit.
9.

Wie du die Thuͤre

Mir in die Kirche biſt/

Ach ſo vollfuͤhre

Was mir noch uͤbrig iſt.

Du muſt mir Zions Thore geben.

JEſus/ mein JEſus/ Weg/ Warheit

und Leben.

LIII.
Die Klarheit GOttes
in dem Angeſichte JE-
SU CHriſti.
Am Feſt der H. Dreyfaltigkeit.
Melod. Was Gott thut/ das iſt wohl gethan.

1.

WJe wohl iſt doch ein Menſch

daran/

Der JEſum ſucht und findet/

Wer zu dem Lichte kommen kan/

Der wird auch ſelbſt entzuͤndet.

Ob gleich die Nacht

Es dunckel macht/

Doch muͤſſen ſeine Sinnen

So Witz als Glantz gewinnen.

2.

Jch wil/ O JEſu/ auch zu dir

Mit Nicodemo kommen/

Es
[136]Am Feſt
Es hat die Finſternuͤß bey mir

Gewaltig zugenommen.

Entzeuch mir nicht

Dein Gnaden-Licht/

Und laß Verſtand und Willen

Mit deinem Glantz erfuͤllen.

3.

Du biſt ein Meiſter in der That/

Ein Lehrer/ deſſen gleichen

Kein Menſch noch nie geſehen hat/

Von ſolchen Wunder-Zeichen.

Wer dich gehoͤrt/

Wie du gelehrt/

Der hat ſchon abgenommen/

Du ſeyſt von GOtt gekommen.

4.

Zwar iſt die Lection ſehr ſchwer/

Die du mir auffgegeben/

Du ſagſt/ daß niemand tuͤchtig waͤr

Jn GOttes Reich zu leben/

Der nicht gantz neu

Gebohren ſey/

Aus Waſſer und dem Geiſte/

Wie dein Wort unterweiſte.

5

Jch muß mich warlich ſelbſten hier

Der groſſen Torheit ſchaͤmen;

Doch wirſt du die Vernunfft in mir

Durchs Wort gefangen nehmen.

Hoͤr
[137]der H. Dreyfaltigkeit.
Hoͤr ich doch auch

Des Windes Hauch/

Doch hab ich nicht vernommen/

Woher/ wohin er kommen.

6.

Drumb laß den Vorwitz ferne ſeyn

Jn den Geheimnuͤß-Sachen.

Deñ wil es der Veꝛnunfft nicht ein/

So kans der Glaube machen/

Verſteh ich nicht/

Wie das geſchicht/

Gnung daß es muß geſchehen/

Weil du es vorgeſehen.

7.

Bin ich ein ſolches Wunder-kind

Jn meiner Tauffe worden/

Weil Geiſt uñ Waſſer Zeugen ſind

Bey meinem Chriſten-Orden:

So laß auch mich

Beſtaͤndiglich/

Dem Geiſte mich ergeben/

Und nicht dem Fleiſche leben.

8.

Laß mich von dem was irꝛdiſch heiſt/

Zum Himmliſchen mich wenden/

Und gib mir deinen Gnaden-Geiſt/

Das Gutte zu vollenden.

Ja ſuͤhre mich/

Man wird durch dich

Jm
[138]Am 1. Sonntage
Jm Himmel eingenommen/

Weil du vom Himmel kommen.

9.

Wie Moſes in der Wuͤſten hat

Das Schlangen- bild erhoͤhet/

So ſiehet man dich in der That/

Da wo dein Creutze ſiehet.

Kein Glaubens-blick

Kommt hie zuruͤck/

Er geht in deine Wunden/

Wo man das Leben funden.

10.

O laß mir dieſes Gnaden-bild

Stets vor den Augen ſchweben.

Weil ſonſt kein Mittler bey mir gilt/

Du ſchenckſt allein das Leben/

Du bleibſt erhoͤht/

Wer bey dir ſteht/

Soll auch erhoͤhet werden/

Zum Himmel von der Erden.

LIV.
Himmel und Hoͤlle.
Am 1. Sonntage nach Trinitat.
Melod. Freu dich ſehr O meine Seele.

1.

JESU laß mir deine Worte

Heute recht zu Hertzen gehn/

Denn
[139]nach Trinitatis.
Denn du zeigeſt mir zwey Orte/

Die uns allen offen ſtehn.

Deine Predigt ſtellet mir

Beydes Hoͤll und Himmel fuͤr/

Wie ſie mancher hier empfindet/

Mancher nach dem Tode findet.

2.

Lebt der Reiche nicht auff Erden/

Als wenn er im Himmel waͤr.

Alle Wolluſt muß ihm werden/

Denn er tritt im Purpur her.

Theure Leinwand iſt ſein Kleid/

Alles Thun voll Herrligkeit/

So viel Tage/ ſo viel Freude/

Ja er weiß von keinem Leyde.

3.

Und hingegen hat die Hoͤlle

Ein verlaßner armer Mann/

Vor der Thuͤr iſt ſeine Stelle/

Da er nichts erbetteln kan/

Und auch dieſes nicht erhaͤlt/

Was des Schlemmers Tiſch’ ent-

faͤllt/

Menſchen wollen ihn vertreiben/

Er muß bey den Hunden bleiben.

4.

Doch du haſt mir auch gewieſen/

Wie ſo bald es ſich verkehrt/

Wenn der/ den man reich geprieſen/

Durch den Todt zur Hoͤllen faͤhrt.

Ach
[140]Am 1. Sonntage
Ach wo iſt denn ſeine Pracht/

Wenn er in der Flamme ſchmacht?

Wo iſt ſeine Luſt geblieben/

Die er in der Welt getrieben?

5.

Lazarum hingegen tragen

Engel in des Himmels Schoß/

Er wird aller ſeiner Plagen

Nach dem Tode gaͤntzlich loß.

Wo nun Abraham ſich letzt/

Da wird auch ſein Geiſt ergoͤtzt/

Und die Armuth auff der Erden

Muß im Him̃el Reichthum weꝛden.

6.

Das ſind Goͤttliche Gerichte/

Die gerecht und heilig ſeyn.

Ein erleuchtetes Geſichte

Sieht in dieſe Tieffen ein/

Und macht endlich dieſen Schluß/

Daß GOtt ſo verfahren muß/

Weil zwey Himmel hier auff Erden

Nicht einander folgen werden.

7.

O mein Heyland/ laß mit nichten

Mich auff ſolchen Wegen gehn/

Die den Fuß zur Hoͤllen richten/

Wo er muß in Flammen ſtehn.

Deiner Gaben Mißbrauch macht/

Daß man doꝛten daꝛbt uñ ſchmacht/

Auch
[141]nach Trinitatis.
Auch nicht einen Finger fuͤhlet/

Der die heiſſe Zunge kuͤhlet.

8.

Laß mich Moſen und Propheten

Jtzund hoͤren weil ich kan;

Denn dort in der Hoͤllen Noͤthen

Schlaͤgt alsdeñ kein Troſt mehꝛ an.

Hier entlaufft man noch der Gluth/

Wenn man rechte Buſſe thut/

Dorte muß man ewig brennen/

Wo uns groſſe Kluͤffte trennen.

9.

Wird die Welt mir auch zur Hoͤlle/

Troͤſte mich wie Lazarum/

Der verwechſelt ſeine Stelle

Mit des Himmels Fuͤrſtenthum.

So begraͤbt ein ſanffter Todt

Endlich alle meine Noth/

Und das Leiden dieſer Zeiten

Wird zu tauſend Froͤligkeiten.

10.

Soll ich meinen Lauff vollenden/

Zeige mir das ſchoͤne Loß/

Trage mich auff Engels- Haͤnden/

Jn den angenehmſten Schoß/

Wo ſich Abraham erfreut/

Und gieb mir die Seligkeit.

So wird das zum Himmel werden/

Was mir Hoͤlle hieß auff Erden.

LV.
[142]Am 2. Sonntage
LV.
Die Guͤtte und der
Ernſt GOTTES.
Am 2. Sonntage nach Trinit.
Melod. HErr GOtt nun ſey gepreiſet.

1.

OWerck von groſſen Gnaden!

GOTT macht ein Abendmal/

Und laͤſt uns alle laden

Jn ſeinen Kirchen-Saal.

Er rufft zu jeder Stunde/

Jn ſeiner Knechte Munde:

Kommt/ alles iſt bereit.

2.

Doch leider! viele wollen

Hier gar entſchuldigt ſeyn/

Und wenn ſie kommen ſollen/

So wenden ſie was ein:

Der muß den Acker bauen/

Der Ander Ochſen ſchauen/

Der Dritte nimmt ein Weib.

3.

O ſchaͤndliche Veraͤchter

Der groſſen Guͤttigkeit!

Den Himmel haͤlt man ſchlechter/

Als was die Erde beut.

Wie ſollte GOtt nicht muͤſſen

Euch
[143]nach Trinitatis.
Euch aus der Gnade ſchluͤſſen/

Die ihr verſtoſſen habt.

4.

Mein GOtt/ du haſt aus Gnaden

Die Juden erſt bedacht/

Und auff dein Mahl geladen/

Doch weil ſie dich veracht/

So haſt du auch die Heyden/

Durch deinen Ruff beſcheiden/

Das ſagt dis Gleichnuͤß mir.

5.

Hier nehm ich deine Guͤtte

Und deinen Ernſt in acht.

Wie treu iſt dein Gemuͤtte/

Das uns zu Gaͤſten macht:

Doch wenn wir dich verſchmaͤhen/

Und nur auffs Eitle ſehen/

So iſt dein Zorn entbrant.

6.

Du haſt mich auch geladen

Jn meiner Tauffe ſchon/

Das war ein Ruff der Gnaden/

Durch CHriſtum deinen Sohn/

Da bin ich zu dir kommen/

Du haſt mich angenommen/

Als einen lieben Gaſt.

7.

Du ruffſt mich auch noch immer

Durch deiner Knechte Mund/

Jns
[144]Am 2. Sonntage
Jns offne Taffel-Zimmer/

Und da iſt mir vergunt/

Die Seele ſatt zu machen

Mit ſo viel ſchoͤnen Sachen/

Die du mir auffgeſetzt.

8.

Ach laß mich ſehnlich lauffen/

Und hungrig zu dir gehn/

Laß mich nicht bey dem Hauffen

Der Gottsveraͤchter ſtehn/

Die mit der Welt ſich hertzen/

Und deine Gunſt verſchertzen/

Mit Acker/ Ochs und Weib.

9.

O fuͤhre/ HErr/ mich Armen

Zu deinem Reichthum hin/

Weil ich ohn dein Erbarmen

Blind/ taub und elend bin.

Laß mir dein Gaſtmahl ſchmecken/

Und ſolche Luſt erwecken/

Die nimmer hungern laͤſt.

10.

Fuͤhr endlich von den Zaͤunen

Mich in dein Himmels-Zelt/

Woſelbſt die Schaar der Deinen

Auff ewig Taffel haͤlt.

Da/ da wirſt du uns ſpeiſen/

Und deine Guͤtter weiſen/

Wenn dein Hauß voll wird ſeyn.

LVL
[145]nach Trinitatis.
LVI.
Der Gnaden-Stuhl.
Am 3. Sonntage nach Trinitat.
Melod. Wer nur den lieben GOtt laͤſt walten.

1.(der/

ACh ſuͤſſes Wort fuͤr arme Suͤn-

Das man mir heut ins Hertze

ſchreibt/ (der

Ob gleich der Mund der Satans kin-

Nur ſein Geſpoͤtte druͤber treibt.

O Wort das mich erfreuen kan:

Mein JESUS nim̃t die Sünder an.

2.

Jch bin auch unter dieſem Hauffen/

Der JEſu von dir ferne ſtund.

Doch komm ich dir itzt nachgelauffen/

Es naht ſich zu dir Hertz und Mund.

Ach thue/ was du dort gethan.

Mein JESU/ nihm den Sünder an!

3.

Ein Hirte ſuchet mit Verlangen/

Wenn er ein Schaff verlohren hat.

Ach eile doch mich zu umbfangen/

Und bringe mich auff rechten Pfad.

Du biſt der/ der mich finden kan.

Ach JESU/ nihm dein Schäflein an!

4.

Jch bin ja leider! ſehr verirret/

Die Welt iſt meine Wuͤſteney/

Da hab ich meinen Fuß verwirret/

HAch
[146]Am 3. Sonntage
Ach mache mich in Gnaden frey/

Daß man von mir auch ſagen kan:

Mein JESUS nim̃t den Sünder an.

5.

Du hatteſt wohl zu deinem Bilde/

Als einen Groſchen mich gepraͤgt.

Allein ich fuͤhrte das im Schilde/

Was lauter Suͤnd und Greuel hegt.

Ach wie ſo wenig dacht ich dran:

Mein JESUS nim̃t die Sünder an.

6.

Nun ſuche mich mit deinem Lichte

Aus meinem Suͤnden-winckel auff.

Gib mir ein anderes Gewichte/

Und druͤck ein neues Bildnuͤß drauff.

Daß man dich ferner ruͤhmen kan:

Mein JESUS nim̃t die Sünder an.

7.

Gib daß ich dir mit meiner Buſſe

Auch eine Freude machen mag/

Jch fall in Demuth dir zu Fuſſe/

Ach ſtiffte ſelber den Vertrag.

Du haſt genung fuͤr mich gethan.

Mein JESUS nim̃t die Sünder an.

8.

Und haſt du einmahl mich gefunden/

So laß mich nicht verlohren gehn.

Erhalte mich in deinen Wunden/

Mein Tugend-Klang ſey im̃er ſchoͤn.

Mein Lauff ſey ſtets auff dieſer bahn/

Wo JESUS nim̃t die Sünder an.

9.

Trag endlich mich auff deinem Ruͤcke

Jn deinen Stall zur Welt hinaus/

Und
[147]nach Trinitatis.
Und laß mich doꝛt im Schatze blicken/

Wo dein geſchmuͤcktes Himelshauß.

So weiß ich/ was dis Troſtwort kan:

Mein JESUS nim̃t die Sünder an.

LVII.
Johannis-Feyer und
Feuer.
Am Tage St. Johannis des
Taͤuffers.
Melod. Was GOtt thut das iſt wohl gethan.

1.

GOTT/ dem kein Ding unmoͤ-

glich iſt/

Jm Himmel und auff Erden/

Der bald der Muͤtteꝛ Leib verſchluͤſt/

Bald laͤſſet fruchtbar werden:

Der aller Welt

Fuͤr Augen ſtellt:

Es ſey in deinme Nahmen

Nur lauter Ja und Amen.

2.

Du haſt einmahl ein Wort geredt

Jn Zacharias Tagen/

Drumb muß auch die Eliſabeth

Ein Kind im Alter tragen.

O laß mich nicht/

Was dein Mund ſpricht/

H 2Vor
[148]Am Tage
Vor Zweifelhafftig ſchaͤtzen/

Ja Felſen darauff ſetzen.

3.

Auch mich zog damahls deine Hand

Aus meiner Mutter Leibe/

Du haſt mich/ eh ich war/ gekannt:

Ach dieſe Wohlthat ſchreibe

Jn meine Bruſt/

Daß ich mit Luſt

Allzeit daran gedencke/

Und mich dir gaͤntzlich ſchencke.

4.

Mein Name/ welchen man mir gab/

Jſt auff dein Buch geſchrieben/

O laſſe mich biß in mein Grab

Deſſelben Deutung uͤben.

Der iſt dein Glied/

Der ſich bemuͤht

Dem Gutten nachzuahmen/

Sonſt hilfft kein ſchoͤner Nahmen.

5.

Ein Zacharias preiſet dich;

Jch folge dem Exempel/

Dein gutter Geiſt bereite mich

Zu einem Ehren-Tempel/

So ſtimm ich an/

Wie gutt ich kan/

Dein Lob auff meiner Zungen/

Wird hier/ wie dort beſungen.

6. Ge-
[149]St. Johannis des Täuffers.
6.

Gelobet ſey/ GOtt Jſrael/

Du haſt dein Volck erhoͤret.

Das Horn des Heyls/ Jmmanuel/

Hat Davids Hauß beehret.

Wir ſind erloͤſt/

Und auch getroͤſt/

Was du vorlaͤngſt verſprochen/

Das haſt du nicht gebrochen.

7.

Der Feinde Macht iſt nun gebeugt/

Weil der Erretter kommen.

Du haſt Barmhertzigkeit erzeigt/

Und uns in Schutz genommen.

Dein Bund und Eyd

Jſt nun verneut/

Nicht Abraham alleine/

Die Heyden ſind auch deine.

8.

Die Finſternuͤß/ die uns betruͤbt/

Weicht nunmehr gantz zuruͤcke/

Der Auffgang aus der Hoͤhe giebt

Uns lauter Sonnen-Blicke.

Der Friedens-Schluß

Setzt unſern Fuß

Aus allen Todes-Schatten/

Die uns verdunckelt hatten.

9.

Ach iſt uns ſo viel Herrligkeit

Durch deinen Sohn erſchienen/

H 3So
[150]Am Tage
So mach auch unſer Hertz bereit/

Jhm Lebenslang zu dienen.

Kein ander Heyl

Wird uns zu Theil/

Vergebung unſrer Suͤnden

Jſt nur bey ihm zu finden.

10.

Johannes gieng vor JESU her/

Wir folgen deinen Schritten;

Und ob es in der Wuͤſten waͤr/

Soll uns niemand verbitten/

Dir nur allein getreu zu ſeyn/

Biß wir auff Zions Auen

Der Sonnen Auffgang ſchauen.

LVIII.
Die Grundfeſte des
Glaubens.
Am Tage Peter und Paul.
Melod. JESU meine Freud und Wonne.

1.

JESU/ dir beliebt zu fragen/

Was die Leuthe von dir ſagen/

Wer des Menſchen Sohn wohl ſey?

Und ſo bleibt es wohl dabey/

Welcher ſich wil glaͤubig nennen/

Muß dich kennen und bekennen.

2. Zwar
[151]Peter und Paul.
2.

Zwar bedarffſt du keines Fragens/

Und auch keines Antwort-ſagens/

Denn du ſiehſt ins Hertz hinein/

Nichts kan dir verborgen ſeyn.

Doch du fragſt nur unſertwegen/

Deſto beſſern Grund zu legen.

3.

O wie wenig Leuthe wiſſen/

Was ſie ſollen von dir ſchluͤſſen:

Niemand kennet CHriſtum recht/

Das Bekaͤntnuͤß iſt ſehr ſchlecht.

Kan dich nun der Mund nicht

nennen/

Wie ſoll dich das Hertze kennen.

4.

Fleiſch uñ Blutt kan es nicht faſſen/

Drumb muß man ſich lehren laſſen/

Was dein Vater offenbahrt.

Denn das iſt des Glaubens-Art/

Die Vernunfft gefangen nehmen/

Und dem Worte ſich beqvemen.

5.

Petrus wil die Bahne brechen/

Und mit dieſem wil ich ſprechen:

Du biſt CHriſtus/ GOttes Sohn/

Mittler/ Heyland/ Gnaden-Thron.

Dieſen leg ich nur zum Grunde/

Wie im Hertzen/ ſo im Munde.

H 46. Das
[152]Am Tage Peter und Paul.
6.

Das Bekaͤntnuͤß ſoll auff Erden

Mir zu einem Felſen werden.

Laß mich darauff feſte ſtehn/

Und gantz unbeweglich gehn;

Denn ich traue deinen Worten:

Trotz ſey aller Hoͤllen Pforten!

7.

Schuͤtze deine Kirch-Gemeine/

Die zwar in der Welt ſehr kleine/

Doch in deinen Augen groß/

Und laß ſie in deiner Schoß

Die gewuͤnſchte Stille finden/

Bey der Welt Verfolgungs-windẽ.

8.

Sie iſt ja auff dich gebauet/

Und allein dir anvertrauet:

Du biſt Mann/ und ſie das Weib/

Du das Haupt/ und ſie der Leib/

Wir die Kinder/ wir die Glieder/

Ach ſo halt uns feſte wieder.

9.

Laß dein Predig-Amt von Suͤnden

Uns durch deine Krafft entbinden/

Das die Himmels-Schluͤſſel traͤgt/

Und Vergebung auff uns legt.

Und weñ wir den Lauff vollfuͤhren/

Schleuß uns auff die Himmels-

Thuͤren.

LIX.
[153]Am 4. Soñtage nach Trinitat.
LIX.
Die Kinder in des Va-
ters Fußſtapffen.
Am 4. Sonntage nach Trinit.
Melod. Von GOtt wil ich nicht laſſen.

1.

DU unvergleichlichs Weſen/

GOTT/ uͤber alles groß/

Dein Thun iſt auserleſen/

Jch armes Erden-Kloß/

Voll Unvollkommenheit/

Soll dir dennoch auff Erden

Jn etwas gleiche werden.

O groſſe Wuͤrdigkeit!

2.

Du/ Vater/ biſt voll Guͤtte/

Und voll Barmhertzigkeit;

Drumb gieb mir ein Gemuͤtte/

Das immerfort bereit

Barmhertzig auch zu ſeyn:

Laß mich mit Liebes-Wercken

Den armen Bruder ſtaͤrcken/

Mit Rath und That erfreun.

3.

Laß mich niemanden richten/

Darzu ich nicht beſtimmt/

Denn du vertraͤgſt mit nichten/

Daß man dein Amt dir nimmt.

H 5Wer
[154]Am 4. Sonntage
Wer richtet/ wird gericht.

Durch fleiſchliches Verdammen

Stuͤrtzt man ſich in die Flammen/

Wo kein Erretten nicht.

4.

Gieb daß ich gern vergebe/

Daß du mir auch vergiebſt/

Und ſtets verſoͤhnlich lebe/

Weil du ein Hertze liebſt/

Das ſeinen Feind auch liebt/

Das ſeinen Flucher ſegnet/

Und guͤttig dem begegnet/

Der hoͤßlich hat betruͤbt.

5.

Du giebſt/ ſo laß mich geben/

Dem der da duͤrfftig iſt.

Der kan nicht Chriſtlich leben/

Der Hertz und Hand verſchluͤßt.

Du haſt das Widergelt;

Ein Danck in GOttes Nahmen

Jſt wie ein gutter Saamen/

Der hundertfaͤltig faͤllt.

6.

Laß mich zu ſcharff nicht meſſen/

Sonſt mißt du wieder ſcharff/

Daß ich mein eigen Eſſen

Nicht ſelbſten koſten darff.

Ein voll-geruͤttelt Maß

Wird offters dem beſcheret/

Der
[155]nach Trinitatis.
Der andre hat beſchweret/

Und wie gerecht iſt das!

7.

Behuͤtte mich vor Eyfer/

Und iſt mein Feind ſo blind/

Daß er mit Haß und Geifer

Auff lauter Rache ſinnt/

So laß mich ſehend ſeyn:

Ein Blinder heiſt den andern

Offt in die Grube wandern/

So ſtuͤrtzen beyde drein.

8.

Erleuchte mein Geſichte/

Daß ich es allermeiſt

Auff meinen Balcken richte/

Eh mich mein Vorwitz heiſt

Des Nechſten Splitter ſehn/

Und laſſe mich bemuͤhen

Den erſtlich auszuziehen/

Eh dieſes kan geſchehn.

9.

Obgleich auff dieſer Erden

Kein Menſch iſt Engel-rein/

Doch laß mich darnach ſtreben

Dein Juͤnger ſtets zu ſeyn:

Stell mir dein Vorbild dar/

Dort wird vollkommen werden/

Was hier auff dieſer Erden

Noch unvollkommen war.

H 6LX.
[156]Am Tage
LX.
Das Hertz
Jm Springen uñ Singen.
Am Tage der Heimſuchung
Mariaͤ.
Melod. JESU meine Freude.

1.

Huͤpfft ihr hohen Huͤgel/

Meine Glaubens-Fluͤgel

Gehen nach der Hoͤh!

JESUS kommt gegangen/

Dem ich mit Verlangen

Jtzt entgegen geh.

Berg und Thal

Schallt uͤberall/

Denn der Hochgebenedeyte

Kommt/ beſucht mich heute.

2.

Angenehmes Gruͤſſen/

Soll ich dich nicht kuͤſſen/

Theure Leibes-Frucht?

Komm/ du biſt willkommen/

Und wohl auffgenommen/

Nihm/ was du geſucht.

Mein Hertz ſpringt/

Und mein Mund ſingt;

Weil ich gantz in Freuden ſchwim̃e

Uber deiner Stimme.

3. Jch
[157]der Heimſuchung Mariä.
3.

Jch wil dich erheben/

Und dir Ehre geben/

O Jmmanuel!

Weil du/ mir zu dienen/

Biſt ins Fleiſch erſchienen/

Jauchzet Leib und Seel.

GOTT/ mein Heyl/

Mein beſtes Theil/

Und mein Himmel auff der Erden/

Kanſt du mir nur werden.

4.

Mein elendes Weſen

Haſt du auserleſen/

Und hoch angeſehn.

Wer wil mir den Glauben

Und die Ehre rauben/

Die mir iſt geſchehn?

GOTT und ich

Sind eins durch dich:

Jch kan ſelig hier auff Erden

Schon geprieſen werden.

5.

Du haſt groſſe Dinge/

Wie ich hier beſinge/

An mir/ HERR/ gethan:

Deſſen Nahmen heilig/

Und noch mehr erfreulich/

Als ich dencken kan.

H 7Fuͤr
[158]Am Tage Mariä Heimſuchung.
Fuͤr und fuͤr

Kan ich bey dir

Der Barmhertzigkeit genuͤſſen/

Und mein Leyd verſuͤſſen.

6.

Deines Armes Staͤrcke

Stuͤrtzt der Hoffart Wercke/

Und der Stoltzen Sinn:

Er kan alle Groſſen

Von dem Stuhle ſtoſſen/

Jn die Tieffe hin.

Er erhebt/

Was niedrig lebt/

Fuͤllt die Hungrigen mit Garben/

Laͤſt die Reichen darben.

7.

Was du haſt verſprochen/

Haͤltſt du unverbrochen/

Und gedenckeſt dran.

Abrahamens Saamen

Warſt du Ja und Amen/

Daß ich glauben kan/

Du wirſt mir

Noch alles hier

Wie verheiſſen/ ſo gewehren/

Biß ich heim ſoll kehren.

LXI.
[159]Am 5. Soñtage nach Trinitatis.
LXI.
Huͤlle und Fuͤlle in
CHRISTO.
Am 5. Soñtage nach Trinitat.
Melod. Wer nur den lieben GOtt laͤſt walten.

1.(ten/

KOm̃/ JEſu/ in mein Schiff getre-

Mit dir koͤmmt aller Segen her:

Jch wende mich zu dir mit bethen/

Mein ausgeworffnes Netz iſt leer/

Biß daß dein Wort es heiliget/

Wie dort am See Genezareth.

2.

Das Volck drang ſich dein Wort zu

hoͤren/

Drumb laß mich auch begierig ſeyn

Nach deinen ſuͤſſen Himmels-Lehren/

So ſtellt ſich auch der Segen ein;

Wenn man nach deinem Reiche

tracht/ (macht.

So wird man auch wohl reich ge-

3.

Die Fiſcher wufchen ihre Netze/

Ach waſche mein Gewiſſen rein/

Das iſt viel mehr/ als alle Schaͤtze/

Die uͤbel ſonſt erworben ſeyn:

Ein gutt Gewiſſen machet leicht/

Was uns wie lauter Centner deucht.

4.(ren;

Du heiſt das Schiff vom Lande fuͤh-

Wer
[160]Am 5. Sonntage
Wer dich mit Andacht hoͤren wil/

Muß von dem Eitlen ſich verliehren/

Deñ bey der Welt verhoͤrt man viel.

Was irrdiſch heiſt/ muß hinten an/

Daß man den Himmel finden kan.

5.

Das Schiff wird dir zum Predig-

Stuhle/

So macht dein gnadenreiches Wort

Auch ſelbſt das Meer zur Himmels-

Schule/

Du bindeſt dich an keinen Ort;

Wo zwey und drey verſammlet ſeyn/

Da trittſt du offters mitten ein.

6.

Du hoͤreſt einen Petrum klagen/

Die Arbeit ſey umbſonſt gethan:

So moͤcht ich offt im Kummer ſagen/

Wenn ich nichts Guttes ſchaffen kan.

Wie mancher Tag/ wie manche

Nacht

Wird offt in Kummer zugebracht.

7.

Du heiſt ihn auff die Hoͤhe fahren/

Und einen Zug im Netze thun/

Bald muß dein Wort ſich offenbarẽ/

Und lauter Segen auff ihm ruhn.

Das Netze wird voll Uberfluß/

So daß es gar zerreiſſen muß.

8.

Jch wil auff dieſes Wort vertrauen/

Und werff in deinem Nahmen aus:

Laß
[161]nach Trinitatis.
Laß mich auch einen Segen ſchauen/

Erfuͤlle reichlich Hertz und Hauß/

Und ſchreib mir ſo viel Wolthat an/

Als ich vor mich ertragen kan.

9.

Laß mich mit meinem Nechſten theilẽ/

W[i]e Petrus den Geſellen winckt/

So wird man mir zu Huͤlffe eilen/

Wenn auch mein Nahrungs-Schif-

lein ſinckt:

Der Geitz hat alles nur vor ſich/

Vor dieſer Brutt behuͤtte mich.

10.

Und biſt du einmahl eingekehret/

So weiche nimmermehr von mir;

Denn was ein Petrus hier begehret/

Begehr ich/ JESU/ nicht von dir:

Er heiſt dich gehn/ und fuͤrchtet ſich/

Jch aber bitt und halte dich.

11.

Ach ſegne/ die du hier auff Erden

Zu Menſchen-Fiſchern haſt gemacht/

Laß ihren Zug ſehr reichlich werden/

Und ſey mit ihnen Tag und Nacht/

So ziehn ſie uns zu dir empor/

Und aus dem Suͤndenſchlam̃ hervoꝛ.

12.(de

Zuletzt fuͤhr auch mein Schiff zu Lan-

Und bey des Himmels Ufer an/

Daß ich an dieſem ſichern Strande

Mit Freuden Ancker werffen kan.

Denn laß ich alles Ungemach/

Und folge dir/ mein JESU/ nach.

LXII.
[162]Am 6. Sonntage
LXII.
Die vertraͤgliche Liebe.
Am 6. Soñtage nach Trinitat.
Melod. Wer nur den lieben GOtt laͤſt walten.

1.

GErechter GOtt/ vor uns gehoͤret

Gantz andere Gerechtigkeit/

Als wie der Phariſeer lehret/

Der lauter Auſſen-Werck gebeut.

Gerecht muß man durch CHriſtum

ſeyn/ (ein.

Sonſt koͤm̃t man nicht zum Himmel

2.

Der Glaube macht allein Gerechte;

Doch iſt er ohne Wercke nicht/

Sonſt waͤren wir deꝛ ſuͤnden Knechte/

Und haͤtten Schatten ohne Licht.

Drumb gieb/ daß ich zugleich dabey

Gerecht und ſchlecht im Leben ſey.

3.(den/

Es iſt nicht gnung/ den Todſchlag mei-

Der des Gerichtes ſchuldig macht:

Man muß ſich auch im Zorn beſcheidẽ/

Den Gott als einen Mord betracht.

Ein Racha und ein Narren-Wort

Bringt ſchon an den Verdam̃ungs-

Ort.

4.(tze/

Drumb gib mir ein verſoͤhnlichs Her-

Weil du auch voller Langmuth biſt/

Daß
[163]nach Trinitatis.
Daß ich mit Zorn und Haß nicht

ſchertze/

Weil ihn zuletzt die Hoͤlle frißt.

Wer dir das Schwerdt der Rache

nimmt/

Vor deſſen Halß iſt es beſtimmt.

5.

So offt ich demnach meine Gabe

Auff deinem Altar opffern wil/

So gieb daß ich Verſoͤhnung habe/

Und wenn der Feinde noch ſo viel.

Du nimmſt kein Opffer von mir an/

Wenn ich nicht auch vergeben kan.

6.

Es ſind doch alles meine Bruͤder/

Von denen ich beleidigt bin/

Und warum ſolt ich mich nicht wieder

Umb ihr verſoͤhntes Hertz bemuͤhn.

Wer Frieden ſucht/ und ihn gewinnt/

Der iſt auch wohl ein Friedens-Kind.

7.

Der Widerſacher kan verklagen/

Da wo es Krafft uñ Nachdruck hat/

Und was wird deñ der Richter ſagen

Zu einer ſolchen Ubelthat?

Die alſo kahl fuͤr ihm beſtehn/

Die muͤſſen in den Kercker gehn.

8.

Ach da ſind lauter Folter-Ketten

Den Unverſoͤhnlichen bereit/

Und hier iſt leider kein Erretten/

Biß man den letzten Heller beut/

Das
[164]Am 7. Sonntage
Das heiſſet: nun und nimmermehr/

Die Ewigkeit giebt kein Gehoͤr.

9.

Nun laſſe mich davor erſchroͤcken/

Und lieber die Beleidigung

Mit Liebe ſuchen zuzudecken/

Als einen ſolchen Hoͤllen-Sprung

Durch Unverſoͤhnligkeit zu thun/

Und ewig in der Pein zu ruhn.

10.

Die Liebe muß doch was vertragen/

Wil ſie des Glaubens Tochter ſeyn/

Ein Chriſt muß nach dem Frieden

jagen/

Sonſt geht er nicht zum Frieden ein.

Drumb gib mir einen Friedens-ſinn/

Jch wil ja auch zum Himmel hin.

LXIII.
Der Tiſch in der
Wuͤſten.
Am 7. Soñtage nach Trinitat.
Melod. Was GOtt thut das iſt wohl gethan.

1.

WO JEſus iſt/ da iſt genung/

Auch in der groͤßten Wuͤſten:

Erſelbſt iſt unſre Saͤttigung/

Mit ſeinen Gnaden-Bruͤſten.

Er lehrt und ſpeiſt/

Das Volck geneuſt/

Was
[165]nach Trinitatis.
Was Leib und Seele naͤhret/

Was Brodt und Troſt gewehret.

2.

Mich hungert/ JEſu/ auch nach dir/

Jch bin dir nachgelauffen/

Und kan in dieſer Wuͤſten hier

Sehr wenig Speiſe kauffen.

Hier iſt wohl was;

Doch was iſt das/

So viele zu ernaͤhren?

Wie lange wird es waͤhren?

3.

Bedencke meinen Hunger doch/

Und laß dich meiner jammern/

Es ſind ja deine Haͤnde noch

Die reichen Speiſe-Kammern/

Wo ſieben Brodt

Die Hungers-Noth

Vier tauſenden kan ſtillen/

Und ihren Mund erfuͤllen.

4.

Wohlan! ich traue deiner Hand/

Und wil mein Lager nehmen/

Das heiſſet mein Beruff uñ Stand/

Da ich ohn alles Graͤmen

Nicht fragen wil:

Wie viel? Wie viel?

Es kan ein Biſſen qvellen/

Und mich zu frieden ſtellen.

5. Du
[166]Am 7. Sonntage
5.

Du danckeſt uͤber Brodt und Fiſch/

Und ſegneſt ſie durch bethen/

So laß mich auch vor meinen Tiſch

Mit heiſſer Andacht treten:

Du giebſt/ mein GOTT/

Nur Gnaden-Brodt/

Drumb laß mich alle Biſſen

Mit Danckbarkeit genuͤſſen.

6.

Dort aſſen ſie und wurden ſatt;

Du wirſt noch immer geben/

Daß man genung und uͤbrig hat

Zu eſſen und zu leben.

Der Uberfluß

Macht nur Verdruß/

Ein Chriſte nimmt vor Willen/

Den Hunger nur zu ſtillen.

7.(auff/

Dort hub man mehr an Brocken

Als anfangs Brodte waren/

Bey Schlem̃ern gehet alles drauff:

Laß mich den Segen ſparen.

Dein Kad hat Mehl/

Dein Kruͤglein Oel/

Wenn man ſie nicht verſchuͤttet/

Und ſich vor Mißbrauch huͤttet.

8.

Und giebſtu mir nun taͤglich Brod/

Sey auch der Seelen Manna/

So
[167]nach Trinitatis.
So wird mir meine Hungers-noth

Zu einem Hoſianna.

Speiſt mich dein Tiſch

So Engeliſch/

Was werd ich dorte ſchmecken/

Wo du wirſt Taffel decken.

LXIV.
Tauben- und Schlan-
gen-Art.
Am 8. Soñtage nach Trinitat.
Melod. Es iſt gewißlich an der Zeit.

1.

DJe Welt iſt falſch/ Getreuer

GOTT/

Sie ſtecket voll Propheten/

Die durch der wahren Lehre Spott

Die Seelen wollen toͤdten:

Da kochet man Verfuͤhrungs Gifft/

Uñ dort verkehrt man deine ſchrifft

Mit Menſchen-Tand und Lehren.

2.(mein/

Das Schaffs-kleid wird itzt ſehr ge-

Man ſchmincket ſeine Maͤngel/

Die falſchen Lehrer gehn herein

Jn Heiligkeit der Engel/

Sie wenden lauter Himmel vor/

Und oͤffnen leider! doch das Thor

Zum Abgrund in die Hoͤlle.

3. Wenn
[168]Am 8. Sonntage
3.

Wenn ſie die Einfalt nun beruͤckt/

Da zeigt der Wolff die Klauen/

Das arme Schaff/ das er beſtrickt/

Verliehrt die Lebens-Auen/

Jndem es ſolche Weide kriegt/

Worauff nur Gifft und Mehlthau

liegt/

Davon es ewig ſtirbet.

4.

O JESU/ wapne meinen Sinn/

Mit Klugheit der Gerechten/

Daß ich geſchickt und freudig bin

Die Warheit zu verfechten; (an/

Und hat der Wolff ein Schafs-kleid

So gib/ daß ich ihn kennen kan

An ſeinen boͤſen Fruͤchten.

5.(Strauch/

Die Trauben traͤgt kein Dornen-

Die Diſtel keine Feigen/

Man kan von faulen Baͤumen auch

Nicht gutte Fruͤchte zeigen:

Der falſchen Lehrer boͤſe Zucht

Jſt eines faulen Baumes Frucht/

Der in die Gluth gehoͤret.

6.

Wo man des Herꝛen Wort veracht/

Und Menſchen-Satzung lehret;

Wo man nach eigner Ehre tracht/

Und CHriſti Blutt entehret;

Wo
[169]nach Trinitatis.
Wo man mit Gnaden-ſchaͤtzẽ ſpielt/

Das Heil der armen Seelen ſtielt/

Da/ da ſind ſolche Fruͤchte.

7.

Ach laß mich alles an dein Wort/

Als den Probierſtein ſtreichen/

Und dieſer Woͤlffe Seelen-Mord

Mit allem Ernſt entweichen.

Steh deiner gantzen Kirchen bey/

Daß ſie nicht eine Taube ſey/

Die dieſes Thier zerreiſſet.

8.

Stehn immer neue Secten auff/

Und neue Rotten-Geiſter;

Ach ſo bewahre meinen Lauff/

Mein Fuͤhrer und mein Meiſter.

Daß mir kein ander Weg beliebt/

Als der mir Licht uñ Warheit giebt/

Durch deines Geiſtes Lehre.

9.(Schein

Laß mich auch ſelbſt den falſchen

Jm Chriſtenthume meiden:

Ein Chriſte heiſſen und nicht ſeyn/

Heiſt/ ſich ins Schaff verkleiden.

Wer nur HERR! HErr! alleine

ſpricht/

Und thut doch deinen Willen nicht/

Der traͤget faule Fruͤchte.

10.

Ach dort iſt Feuer zugericht/

JWo
[170]Am 9. Sonntage
Wo faule Baͤume brennen/

Und du wilſt keinen Heuchler nicht

An jenem Tage kennen.

Drumb gieb/ daß alle Heucheley

Sehr weit von mir verbannet ſey/

So darff ich nicht entweichen.

LXV.
GOTT es Rechen-
Tiſch.
Am 9. Sonntage nach Trinit.
Melod. HErr JEſu Chriſt du hoͤchſtes Gutt.

1.

MEin GOTT/ hier ſteht dein

Rechen-Tiſch/

Jch bin davor verleſen/

Der ich doch gantz verſchwenderiſch

Jn meinem Thun geweſen.

Du foderſt von mir Rechenſchafft/

Und mir vergehet alle Krafft/

Denn ich kan nicht beſtehen.

2.

Du haſt mir als ein reicher Mann

Viel Guͤtter uͤbergeben/

Die ich nun nicht berechnen kan

Von meinem gantzen Leben.

Jch bin beruͤchtiget fuͤr dir/

Mein
[171]nach Trinitatis.
Mein eignes Hertze ſagt es mir/

Wie ſchlecht ich haußgehalten.

3.

Was ſoll ich thun? wo flieh ich hin/

Wenn du mich ab wilſt ſetzen?

Jch kan mich/ wo ich immer bin/

Vor dir nicht ſicher ſchaͤtzen.

Und ohne dich mag ich nicht ſeyn/

Das waͤre mir die groͤſte Pein/

Von dir verſtoſſen werden.

4.

Jch wage mich/ und wil allein

Zu dir die Zuflucht nehmen/

Und nicht wie jener Stoltze ſeyn/

Des Bettelns mich zu ſchaͤmen.

Jch bitte/ HErꝛ/ das Gnadenbrodt/

Erbarme dich in meiner Noth/

Und laß mich Gnade finden.

5.

Jch grabe hier in meine Bruſt/

Erkenne meine Suͤnden:

Mein Hertze klaget den Verluſt

Mit ſchmertzlichem Empfinden.

Jch grabe mich hiernechſt allein

Jn meines JESU Wunden ein.

Wie kanſt du mich verdammen?

6.

Ach Vater/ dencke nicht/ wie ich

So uͤbel haußgehalten;

Mein JESUS buͤrget ja fuͤr mich/

J 2Laß
[172]Am 9. Sonntage
Laß deine Gnade walten.

Er iſt Bezahler meiner Schuld/

Drumb habe/ Herꝛ/ mit mir Geduld/

Jch wil mich kuͤnfftig beſſern.

7.

Du aber gieb mir deinen Geiſt/

Damit ich kluͤger werde;

Wie witzig ſind doch allermeiſt

Die Kinder dieſer Erde?

Weil ich ein Kind des Lichtes bin/

So laß mich ihren klugen Sinn

Jm Gutten nicht beſchaͤmen.

8.(acht/

Ein Kind der Welt nimmt wohl in

Was ihm kan Vortheil bringen/

Und ſuchet/ wo es Freunde macht/

Die willig/ beyzuſpringen.

Jch habe keinen beſſern Freund/

Als dich/ der es ſo treulich meint/

Laß mich dich feſte halten.

9.

Du ſchreibſt mir groͤßre ſchulden ab/

Als Hundert Malter Weitzen/

Und wenn die Reichen noch ſo knap

Mit Moſt und Oele geitzen/

So giebſt du mir/ was ich bedarff/

Uñ handelſt niemals mit mir ſcharf/

Daß ich nicht darben werde.

10.

Und hab ich mein beſcheidnes Theil/

Das
[173]nach Trinitatis.
Das du mir zugemeſſen/

So laß mich auch der Armen Heyl

Zu foͤrdern nicht vergeſſen.

Ein GOtt bezahl es hat viel Krafft/

Weñ man mit geben Wucheꝛ ſchaft/

Der biß zum Himmel reichet.

11.

Hab ich denn nun in dieſer Welt

Genungſam haußgehalten/

So fuͤhre mich ins Himmels-Zelt/

Was groͤſſers zu verwalten.

Wie lieblich wird die Stimme ſeyn:

    • Du treuer Knecht
    • Du treue Magd
    geh zu mir ein/

Jn deines HERREN Freude.

LXVI.
Das beſcheidene Theil.
Am Tage des Apoſtels Jacobi.
Mel. Wer nur den lieben GOtt laͤſt walten.

1.

MEin GOTt/ du wohneſt in der

Hoͤhe/

Und ſieheſt auff das Niedrige.

Schau wie ich hier in Demuth ſtehe/

Nicht wie Maria Salome/

Die das vor ihre Soͤhne bat/

Was Ehrgeitz ihr gerathen hat.

2.(Erde/

Jch bin doch/ HErr/ nur Staub und

J 3Nicht
[174]Am Tage des Apoſtels Jaeobi
Nicht der geringſten Gnade werth;

Doch weil ich ſelbſt geruffen werde/

So hoͤre/ was mein Hertz begehrt.

Gieb/ was mir gutt und ſelig iſt/

Nur dieſes hab ich mir erkieſt.

3.

Die Kinder Zebedaͤi wollen

Zur Rechten und zur Lincken ſeyn/

Nicht wiſſend was ſie bitten follen/

Jch wil nur der Geringſte ſeyn/

Und nehme gar die Thuͤr-Hutt an/

Wenn ich nur bey dir wohnen kan.

4.

Jch nehme aller Fuͤrſten-Stuͤhle

Mit nichten fuͤr dein Gnaden-Reich/

Wenn mir die gantze Welt entfiele/

So gilt mir dennoch alles gleich/

Jndem mein Hertze Rath und That

Bey deiner Huld zu hoffen hat.

5.(cken/

Den Creutz-Kelch wil ich gerne trin-

Haſt du ihn doch zuvor eredentzt;

Er wird mich dennoch ſuͤſſe duͤncken/

Weil er von lauter Liebe glaͤntzt/

Und endlich auff dem Boden liegt/

Was mich in Ewigkeit vergnuͤgt.

6.

Gieb mein beſcheiden Theil auf Erdẽ/

An Lieb und Leid/ an Luſt und Laſt/

Es wird doch wohl erfuͤllet werden/

Was du mir laͤngſt verheiſſen haſt/

Daß ich dir dort in Canaan

Zu deiner Rechten ſitzen kan.

LXVII.
[175]Am 10. Soñtage nach Trinitatis.
LXVII.
Die mit dem Weinen-
den Weinende.
Am 10. Soñtage nach Trinitat.
Melod. Hertzlich thut mich verlangen.

1.

JHr heiſſen Thraͤnen-qvellen/

Wo Schmertz uñ Hertze fleuſt/

Jhr Jammer-vollen Wellen/

Es laͤſſet ſich mein Geiſt

Bey euren Brunnen nieder/

Wo er ſich ſelbſt vergißt/

Und nur auff Thraͤnen-Lieder

Jtzund gerichtet iſt.

2.

Wer hat euch ausgepreſſet/

Jhr theuren Perlen ihr?

Und welche Hand zerlaͤſſet

Euch in dem Eßig hier?

Ach Salems groſſe Suͤnden

Verwunden Aug und Hertz/

Je naͤher ſie ſich finden/

Je mehr qvillt auch der Schmertz.

3.

Holdſeligſter/ du weineſt

Umb ein verkehrtes Kind.

Wie treulich du es meineſt/

Doch iſt dein Volck ſo blind:

J 4
[176]Am 10. Sonntage
Es wil gar nicht bedencken/

Was ihm zum Friede dient/

Auch ſich zu dem nicht lencken/

Was GOttes Zorn verſuͤhnt.

4.

Du weinſt/ daß dieſe Staͤte

Zu Grunde gehen ſoll/

Du ſiehſt das Kriegs-Geraͤthe

Der ſtrengen Feinde wohl/

Wie ſie ſie werden ſchleiffen/

Und ihre Herrligkeit

Jm Blutte gantz erſaͤuffen/

Bey nun verſaͤumter Zeit.

5.

O zarte Liebes-Thraͤnen!

Beweint ihr noch den Feind/

Der doch bey eurem Sehnen

Nicht eine Zaͤhre weint.

O groſſe Suͤnder-Liebe!

Wer kan dich gnung erhoͤhn?

Die Sonne ſcheinet truͤbe/

Eh ſie wil untergehn.

6.

O fluͤßt/ ihr heiſſen Tropffen/

Auch auff mein armes Hertz.

Laſt euren Qvell nicht ſtopffen/

Biß daß mich Reu und Schmertz

Jn eine Suͤndfluth ſetzet/

Die immer fleuſt Berg-an;

Denn
[177]nach Trinitatis.
Denn ich hab euch verletzet/

Wie Salem hat gethan.

7.

Wie hab ich auch ſo wenig

Die Gnaden- Zeit erkant/

Wenn du/ mein Gnaden-Koͤnig/

Dich haſt zu mir gewant.

Jeruſalems Exempel

Jſt leider! mein Prophet/

Wo weder Stadt noch Tempel

Jn ſeinem Flore ſteht.

8.

Soll ich nicht auch ſo buͤſſen/

So laß mich alſobald

Jn Thraͤnen gantz zerfluͤſſen/

Eh deine Huld erkalt.

Ja ſetze deine Thraͤnen

Auch meinen Thraͤnen bey/

Mir einen Weg zu baͤhnen/

Daß GOTT verſoͤhnlich ſey.

9.

Treib allen Suͤnden-Handel

Jm Hertzens-Tempel aus/

Und mache durch den Wandel

Ein rechtes Beth-Hauß draus.

Bau es auff dieſer Erde/

Damit es nimmermehr

Zur Moͤrder-Grube werde/

Und dir allein gehoͤr.

J 510. Und
[178]Am 11. Sonntage
10.

Und muß ich mit dir weinen

Auff dieſer boͤſen Welt/

Wie meiſtens auff die Deinen

Der Thraͤnen Regen faͤllt.

So laß den Schluß mich macheñ:

Wer dir an Zaͤhren gleich/

Der wird auch mit dir lachen

Jn deines Vaters Reich.

LXVIII.
Der ſelige Kirchgang.
Am 11. Soñtage nach Trinitat.
Melod. Wer nur den lieben GOtt laͤſt walten.

1.

MEin GOTT/ ich komm in dei-

nen Tempel/

Und ſehe hier zwey Menſchen an/

An deren deutlichem Exempel

Man alle Bether pruͤfen kan:

Sie gehn zwar beyde bethen hin/

Doch haben ſie nicht einen Sinn.

2.

Der Phariſeer ſteht zum erſten/

Und brennt vor Andacht lichter-loh/

Er wil vor Heiligkeit zuberſten/

Und iſt in ſeinem Hertzen froh/

Daß ihm kein Menſch auff Erden

gleicht/

Und alles ſeiner Tugend weicht.

3. Er
[179]nach Trinitatis.
3.

Er weiß ſich frey von allen Suͤnden/

Er iſt kein Dieb/ kein Raͤuber nicht/

Man ſoll kein Laſter an ihm finden/

Was unrecht thut und Ehe bricht/

Und geht ein Zoͤllner da herein/

Dem wil er gar nicht aͤhnlich ſeyn.

4.

Daß er nun kan ſo heilig leben/

Danckt er zum Scheine ſeinem Gott:

Allein er wil ſich ſelbſt erheben/

Und treibt mit GOttes Ehre Spott.

Das iſt ein Heuchler in der That/

Der nur dein Hauß entheiligt hat.

5.

Ein Zoͤllner aber ſteht von ferne/

An deſſen Thun ich nur allein/

Der wahren Bether Muſter lerne/

Wie ſie vor dir gefaͤllig ſeyn.

Er weiß von keiner Heiligkeit/

Und klaget nur ſein Hertzeleid.

6.

Die Augen wirfft er zu der Erden/

Er ſcheut ſich vor des Himmels Licht/

Und zeigt mit traurigen Geberden/

Daß ihm ſein Hertz im Leibe bricht.

Er ſchlaͤgt die bruſt/ ich hoͤꝛ ihn ſchreyn:

GOtt ſoll dem Suͤnder gnaͤdig ſeyn.

7.

Ach dieſer Arme hat viel eher

Die Gnade GOttes zum Gewinn/

Und geht fuͤr jenem Phariſeer

Gerecht in ſeine Wohnung hin.

J 6Das
[180]Am 11. Sonntage
Das heiſt: Ein ſelbſt-erhoͤhter faͤllt/

Weñ wahre Demuth Gunſt erhaͤlt.

8.

O laß kein Phariſeiſch Hertze

Bey meinem Gottesdienſte ſeyn.

Gieb daß ich nicht mit bethen ſchertze:

Du ſieheſt in das Hertz hinein.

Bewahr mich vor Vermeſſenheit/

Sie bringet endlich Hoͤllen-Leid.

9.(tzen/

Laß mich durchaus nicht froͤm̃er ſchaͤ-

Als andre Neben-Chriſten ſeyn.

Und mich nicht an mir ſelbſt ergoͤtzen.

Kein Menſch iſt vor dir Engel-rein.

Wer auff ſein eigen Werck vertraut/

Der hat auff Triebſand nur gebaut.

10.(men/

Jch wil mich meiner ſchwachheit ruͤh-

Denn ſo was Guttes iſt an mir/

So wil mir doch kein Lob geziemen/

Der Ruhm gehoͤrt alleine dir.

Und was bin ich vor andern wohl/

Daß ich nicht ihnen gleichen ſoll?

11.

Jch bin ein Menſch/ wie andre Leute/

Ein Suͤnder/ wie ſie alle ſeyn.

Drumb ſchlag ich an die Bruſt noch

heute/

Und wil umb Gnade zu dir ſchreyn.

Ach ſey nicht ferne HErr von mir/

Wie ich wohl ferne war von dir.

12.

Der Zoͤllner ſteht fuͤrm Gnaden-

Stuhle/

Mein
[181]nach Trinitatis.
Mein Gnaden-ſtuhl ſoll JEſus ſeyn/

Der rettet mich vom Hoͤllen-Pfuhle/

Uñ ſchenckt mir deinen Gnadẽ-ſchein.

Und weil ich dieſen Glauben hab/

So geh ich nun gerecht hinab.

LXIX.
Der Brunnqvell alles
Gutten.

Am 12. Soñtage nach Trinitat.
Melod. Was GOtt thut das iſt wohl gethan.

1.

ARtzt Jſraels/ von Rath und

That/

Du hilffſt in allen Graͤntzen/

Und wo dein Arm gewundert hat/

Prangſt du mit Ehren-Kraͤntzen.

Was Tyrus weiſt/

Und Sidon preiſt/

Auch die Zehn Staͤdte zeugen/

Kan niemand nicht verſchweigen.

2.

Kehr auch in meinen Grentzen ein;

Jch bin nicht ſo geſinnet/

Als wie die Gergeſener ſeyn/

Denn wer dich lieb gewinnet/

Verlanget dich/

Und freuet ſich/

J 6Wenn
[182]Am 12. Sonntage
Wenn er dich kan umfaſſen/

Und nimmer von ſich laſſen.

3.

Man bringt dir einen Krancken hin/

Und ſucht dich zu bewegen/

Du moͤchteſt deine Hand auff ihn

Mit groſſem Nachdruck legen.

Du nimmſt ihn an/

Bald iſts gethan/

Die Zunge muß ſich ruͤhren/

Das Ohr die Oeffnung ſpuͤhren.

4.

Ach laß doch auch dein Hephata

Zu meinen Ohren dringen/

Es iſt offt kein Gehoͤre da/

Wenn deine Worte klingen.

Komm/ oͤffne dir

Die Thuͤre hier/

Durch deines Fingers ruͤhren/

Daß ich die Krafft kan ſpuͤhren.

5.

Dein Hephata laß auch zugleich

Der Zungen Bande loͤſen/

Jch bin zwar offt an Worten reich/

Doch aber nur zum Boͤſen.

Und bin darum

Nur geiſtlich ſtumm/

O heile doch mich Schwachen/

Du kanſt mich redend machen.

6. Der
[183]nach Trinitatis.
6.

Der Lohn fuͤr deine Cur war dort

Des Volckes Ruhm und Ehre.

Verleihe daß ich auch hinfort

Dein Goͤttlichs Lob vermehre.

Was du vollbracht/

Jſt wohl gemacht/

Man kans an allen Wercken

Bey deinen Wundern mercken.

7.

Du haſt es wohl gemacht bey mir/

Wo ich nur hin gedencke.

Mir iſt auch immer wohl bey dir/

Daß ich mich gar nicht kraͤncke/

Wenn gleich die Welt

Mich uͤbel haͤlt;

Denn auch die ſchlimmſten Sachen

Kanſt du zum beſten machen.

8.

O mach es ferner bey mir wohl/

Jm Leben und im Leiden/

Und wenn ich endlich einmahl ſoll

Von allem Ubel ſcheiden/

So weiß ich ſchon/

Mein Gnaden-Trohn/

Mein Sterben wird zum Lachen.

Wie wohl wirſt du es machen!

LXX.
[184]Am 13. Sonntage
LXX.
Oel und Wein.
Geſetze und Evange-
lium.

Am 13. Soñtage nach Trinitat.
Melod. Meinen JEſum laß ich nicht.

1.

OWie ſelig iſt der Blick/

Der/ O JESU/ dich erblicket!

Ein ſo angenehmes Gluͤck

Hat die Vaͤter nicht erqvicket.

Und ſo ſelig muß allein

Deiner Juͤnger Auge ſeyn.

2.

Ach wie gerne wollt auch ich

Solche Seligkeit genuͤſſen!

Doch du wilſt itzunder dich

Meinen Augen noch verſchluͤſſen/

Ohne was mein Glaube kan/

Der ſieht dich in Hoffnung an.

3.

Schaͤrffe ſelber dis Geſicht/

Daß ich dich im Wort erblicke/

Und wenn hier ein Blick geſchicht/

Dich gantz feſt ins Hertze druͤcke.

Dieſe Vorſchau iſt genung/

Dort iſt erſt die Saͤttigung.

4. Klebt
[185]nach Trinitatis.
4.

Klebt mein Auge nun an dir/

Laß dich auch mein Hertze lieben.

Es iſt dis Geſetze mir

Von dir ſelbſten fuͤrgeſchrieben.

Hertz und Seele/ Krafft und Muth

Macht allein die Liebe gutt.

5.

Gieb/ daß meine Liebe ſich

Aus dem Hertzen mag erguͤſſen.

Laß die Neigung gegen dich

Aus der Seelen Kraͤfften fluͤſſen/

Daß/ was in und an mir iſt/

Dich zu ſeiner Luſt erkieſt.

6.

Uber alles laß mich dich

Auff der gantzen Erden lieben/

Und den Nechſten gleich als mich;

Gegen dem muß ich mich uͤben/

Daß ich ohne Heucheley

Seiner Noth Erbarmer ſey.

7.

Doch der Weg nach Jericho

Zeiget uns viel kalte Hertzen/

Und wer liebt den Nechſten ſo/

Daß er ihn bey ſeinen Schmertzen

Wie der Samariter pflegt/

Und mit ihm Erbarmen traͤgt.

8.

Mancher geht voruͤber hier/

Wie der Prieſter und Levite.

Daß
[186]Am Tage
Das ſey ferne ſtets von mir.

Gieb mir/ GOtt nur ein Gemuͤthe/

Das den Nechſten lieb gewinnt/

Und die Wunden ihm verbindt.

9.

Kan ich gleich durch dieſes Thun

Keinen Himmel nicht verdienen/

So wird doch mein Glaube nun

Durch dergleichen Wercke gruͤnen/

Und ſo werd ich denn allein

Aus Genaden ſelig ſeyn.

10.

Du/ mein JESU/ haſt erfuͤllt/

Was ich hier nicht kan erfuͤllen/

Und aus deinen Wunden qvillt/

Was die Meinigen kan ſtillen/

Fuͤhr mich aus der Moͤrder Hand

Zu dir ins Gelobte Land.

LXXI.
Die Krone der De-
muth.

Am Tage St. Bartholomaͤl.
Melod. Die Nacht iſt fuͤr der Thuͤr.

1.

ACh was erhebſt du dich/

Du arme Aſch und Erde?

Dein Hochmuth haͤlt nicht Stich/

Daß er gekroͤnet werde;

Die
[187]St. Bartholomäi.
Die Demuth kan allein

Der Krone faͤhig ſeyn.

2.

Du gehſt/ O JESU/ hin/

Die groͤßte Schmach zu tragen/

Und deiner Juͤnger Sinn

Wil nur nach Ehre fragen.

Man treibet Zaͤnckerey/

Wer doch der Groͤßte ſey?

3.

O Schande/ daß man dich

Mit Hoffart itzt betruͤbet/

Da deine Seele ſich

Der Demuth gantz ergiebet/

Da dein betruͤbtes Hertz

Schon voller Todes-Schmertz.

4.

Wie viele wollen noch

Sich deiner Demuth ſchaͤmen/

Und lieber gar zu hoch

Die Ehren-Stelle nehmen.

Auch wohl mein eigen Sinn

Steht immer hoͤher hin.

5.

Ach daͤmpffe doch in mir

Die Luſt zu hohen Dingen/

Auff daß ich mit Begier

Nach Demuth moͤge ringen.

Wer vor der Welt iſt klein/

Der kan der Groͤßte ſeyn.

6. Dein
[188]Am Tage S. Bartholomäi.
6.

Dein Reich iſt ja nicht gleich

Den Reichen dieſer Erden.

Und wer wil Ehren-reich

Bey dir im Himmel werden/

Muß eitlen Ruhm verſchmaͤhn/

Und nur nach Demuth ſehn.

7.

Es mag ein Koͤnig hier

Mit Titeln ſich beladen/

Jch heiſſe nur vor dir

Ein Menſch von GOttes Gnaden/

Jch bin dein Eigenthum/

Das iſt mein ſchoͤnſter Ruhm.

8.

Du giengſt mir ſelbſten fuͤr

Mit loͤblichem Exempel:

Dein Leben war allhier

Der wahren Demuth Tempel.

Der HERR vom Himmelreich

Wird einem Diener gleich.

9.

O laß mich dieſes Bild

Feſt in mein Hertze druͤcken;

Denn wer bey dir was gilt/

Muß in der Welt ſich buͤcken.

Am Himmels-Tiſche ſpeiſt/

Der hier ein Diener heiſt.

10.

Werd ich verachtet hier/

Gieb mir Geduld im Leiden/

Haſt
[189]Am 14. Soñt. nach Trinit.
Haſt du mir doch dafuͤr

Des Vaters Reich beſchieden.

Dort iſt mein Stuhl geſetzt/

Wo Demuth wird ergoͤtzt.

LXXII.
Das ſchlecht-belohnte
Meiſter-Stuͤcke.

Am 14. Soñtage nach Trinitat.
Melod. JESU meine Zuverſicht.

1.

MEiſter/ dem es nie gefehlt/

JEſu/ voller Kraft uñ ſtaͤrcke!

So viel Curen/ als man zehlt/

So viel zehlt man Wunderwercke.

Wo dein Fuß ſich hin gewandt/

Wird auch deine Hand erkandt.

2.

Du biſt auff dem Wege da

Nach Jeruſalem zu reiſen/

Und ſo muß Samaria

Deine groſſe Thaten preiſen.

Balilaͤa ſtellet dir

Lauter Ehren-Pforten fuͤr.

3.

Du biſt Helffer in der Noth

Da Zehn Maͤnner dich begruͤſſen/

Die den lebendigen Todt

Durch den Auſſatz tragen muͤſſen.

Du
[190]Am 14. Sonntage
Du wilſt ihnen/ wie ſie ſchreyn/

JESUS/ lieber Meiſter/ ſeyn.

4.

Dein Erbarmen ſieht ſie an/

Ob ſie gleich von ferne ſtehen/

Und da niemand helffen kan/

Laͤſt du ſie rein von dir gehen/

Ja der Prieſter ſpricht ſie frey/

Daß kein Auſſatz da mehr ſey.

5.

Aber ach! wie lohnt man dir?

Von den Zehnen kommt nur einer

Nur ein Frembdling danckt dafuͤr/

Von den Juden aber keiner.

Kein Jſraeliter preiſt/

Wie der Samariter weiſt.

6.

Ach der Undanck iſt fuͤrwahr

Auff der Welt noch ſehr gemeine:

Du ſtellſt manches Wunder dar/

Macheſt uns geſund und reine;

Doch kein Menſch denckt recht darã/

Wie man dirs verdancken kan.

7.

Weñ uns Noth und Kum̃er druͤckt/

Koͤnnen wir gar eyfrig bethen/

Und im Creutze tieff gebuͤckt

Vor dein gnaͤdigs Antlitz treten.

Aber wenn die Angſt vorbey/

Weiß man nicht/ wer JESus ſey.

8. Daß
[191]nach Trinitatis.
8.

Daß der Samariter mich

Dermaleins nicht darff beſchaͤmen:

O ſo laß mich gegen dich

Auch zur Danckbarkeit beqvemen/

Du haſt mir ſchon mehr gethan/

Als ich dir verdancken kan.

9.

Machſt du mich von Suͤnden rein/

O ſo laß mich wieder kehren.

Und nicht bey den Neunen ſeyn/

Die dir keinen Danck gewehren:

Sondern gieb mir einen Geiſt/

Der dich recht von Hertzen preiſt.

10.

Nun verwirff das Opffer nicht/

Jch wil dir zu Fuſſe fallen/

Biß dein Mund wie dorte ſpricht/

Und die ſuͤſſen Worte ſchallen:

Stehe auff/ und gehe hin/

Denn dein Glaube hat Gewin.

LXXIII.
Die Sorge ohne
Sorge.

Am 15. Soñt. nach Trinitatis.
Melod. Wer nur den lieben GOtt laͤſt walten.

1.(gen?

WAs ſoll ich mich mit Sorgen pla-

Mein
[192]Am 15. Sonntage
Mein JESUs ſorget ſelbſt fuͤr mich.

Ein andrer mag ſein Hertze nagen/

Der keinen GOtt glaͤubt uͤber ſich.

GOtt ſorgt ja vor die gantze Welt/

Dem hab ich alles heim geſtellt.

2.

Niemand kan zweyen Herren dienen/

GOtt und der Mam̃on koͤnnen nicht

Jn einer Bruſt beyſammen gruͤnen:

Ein jeder fodert ſeine Pflicht.

Die Sorge vor den Mammon macht/

Daß man der Fuͤrſicht Gottes lacht.

3.

O JESU/ laß mich das bedencken/

Daß ich nicht kindiſch ſorgen ſoll: (ckẽ/

Du wilſt mich ſpeiſen und auch traͤn-

Denn deine Hand iſt Segens voll.

Der mir das Leben hat verliehn/

Wird ſpeiß uñ Kleider nicht entziehn.

4.

Jch ſeh die Voͤgel in den Luͤfften/

Sie tragen ihre Koſt davon.

Die Lilgen auff den Blumen Trifften

Sind ſchoͤner als ein Salomon.

Das haben ſie ohn alle Muͤh.

Bin ich denn nicht viel mehr denn ſie?

5.

Wo iſt ein Menſch/ der ſeine Laͤnge

Nur einer Elle beſſern mag/

Mit aller ſeiner Sorgen Menge/

Und ſorgt er auch den gantzen Tag.

Unmoͤglich Ding verbeut ſich wohl.

Man ſorgt wo man nicht ſorgen ſoll.

6. Die
[193]nach Trinitatis.
6.

Die Heyden moͤgen ſich nur graͤmen/

Bey denen GOtt nicht Vater heiſt:

Jch als ein Chriſte muß mich ſchaͤmen/

Deñ mich belehrt dein Gnaden-geiſt

Der Vater weiß/ was ich bedarff/

Er iſt dem Kinde nicht zu ſcharff.

7.

Jch wil nach deinem Reiche trachten

Das wird die beſte Sorge ſeyn/

Und alles Jrrdiſche verachten/

Es ſtellet ſich ohn dem wohl ein.

Ein jeder Tag hat ſeine Pein/

Wird auch nicht ohne Troſte ſeyn.

8.

Und endlich werff ich alle Sorgen

Auff deinen breiten Ruͤcken hin.

Ach ſorge vor mich heut und morgen/

Und ſtille den betruͤbten Sinn.

Nihm endlich mich im Himmel ein/

Da werd ich wohl verſorget ſeyn.

LXXIV.
Heute an mir/ Morgen
an Dir.

Am 16. Soñt. nach Trinitatis.
Melod. Hertzlich thut mich verlangen.

1.

MEin GOtt/ ich geh zu Grabe/

Weil ich die Todten-Baar

KVor
[194]Am 16. Sonntage
Vor meinen Augen habe/

Und taͤglich noch erfahr/

Wie einer nach dem andern

Sich aus der Welt verliehrt/

Da dieſen Weg zu wandern

Mir endlich auch gebuͤhrt.

2.

Kein Nain wird verſchonet/

Kein ſchoͤnes Luſt-Revier:

Wo nur die Suͤnde wohnet/

Da macht der Todt Qvartier.

Und uͤber allen Thuͤren

Stellt er die Worte fuͤr/

Die dieſen Jnhalt fuͤhren:

Heut mir und Morgen dir.

3.

Die Todten-Graͤber ſchleichen

Umb alle Haͤuſer her/

Und was ſie denn erreichen/

Hat keine Wiederkehr.

Sie tragen aus den Thoren

Den allerliebſten Sohn/

Und was zur Luſt erkohren/

Muß unverhofft davon.

4.

Der Junge/ wie der Alte

Hat keinen Frey-Brieff nicht.

Der Schoͤn-und Ungeſtallte

Verliehret hier ſein Licht.

An beyderley Geſchlechte

Ver-
[195]nach Trinitatis.
Verſucht der Todt ſein Heil/

Und hat mit ſeinem Rechte

An allen Menſchen Theil.

5.

Jch bin ein Menſch/ wie alle

Dem Tode zinßbar ſeyn.

Weil ich auff Erden walle/

So liegt mein Leichen-Stein

Mir immer in dem Wege/

Und weiß auch nicht wie bald

Der Todt in Staub mich lege/

Durch Goͤttliche Gewalt.

6.

O JESU laß mich immer

Bereit und fertig ſeyn.

Schleuß mich ins Todten-Zimmer

Stets mit Gedancken ein/

Daß ich nicht ſicher lebe/

Als haͤtt ich einen Bund/

Und mehr zu leben ſtrebe/

Als du mir haſt vergunt.

7.

Der Tod kan mich nicht ſchrecken/

Kanſt du den Juͤngling dort

So herrlich aufferwecken/

Nur durch ein eintzigs Wort:

So weiß ich daß im Grabe

Man mich nicht gar vergraͤbt/

Weil ich den Glauben habe/

Daß mein Erloͤſer lebt.

K 28. Du
[196]Am 16. Sonntage
8.

Du darffſt den Sarg beruͤhren/

So wacht der Juͤngling ſchon.

Die Krafft werd ich auch ſpuͤren/

Von dir/ O GOttes Sohn.

Jch wil mich froͤlich legen/

So bald der Todt mich ſtreckt/

Du wirſt mich einſt bewegen/

Wenn deine Stimme weckt.

9.

Und ſcheid ich von den Meinen/

Das ſie viel Thraͤnen koſt/

So ſtille du ihr Weinen

Mit einer Freuden-Poſt:

Laß ſie mit Glaubens-Blicken

Nach Zions Huͤgeln ſehn/

Da du ſie wirſt erqvicken

Durch ewigs Wiederſehn.

10.

Wohlan! in GOttes Nahmen

Erwart ich meine Zeit/

Kommſt du/ HErr JEſu/ Amen.

Ja komm/ ich bin bereit.

Jch weiß/ daß ich dort oben/

Wenn Grab und Todt zerſtoͤrt/

Dich ewig werde loben/

Wo man kein Leid mehr hoͤrt.

11.

Jndeſſen ſoll auff Erden/

Du maͤchtiger Prophet/

Dein
[197]nach Trinitatis.
Dein Ruhm mein Lob-lied werden/

Biß jene Zeit entſteht/

Da man das Grab durchdringet/

Nach aller Todes- Noth/

Und im Triumphe ſinget:

Der Todt iſt ſelbſten todt.

LXXV.
Die ungeſtoͤrte Sab-
bats-Luſt.

Am 17. Soñt. nach Trinitatis.
Melod. Gott des Himmels und der Erden.

1.

HErr des Sabbats/ dein Geſetze

Setzt mir einen Ruhe- Tag/

Da ich deines Wortes Schaͤtze

Ungeſtoͤret ſammlen mag/

Und wilſt haben/ daß er frey

Sonſt von aller Arbeit ſey.

2.

Jſt denn dein Geboth nicht kraͤfftig/

Und wie ſoll ich es verſtehn?

Seh ich dich doch ſelbſt geſchaͤfftig/

Nicht allein zu Gaſte gehn/

Sondern auch im Wercke ſeyn/

Einen Krancken zu befreyn.

3.

Doch ich ſehe deine Thaten

Als gerecht und heilig an.

K 3Lieb
[198]Am 17. Sonntage
Lieb und Noth hat dir gerathen/

Was du damahls haſt gethan.

Denn das bricht den Sabbat nicht/

Was aus Lieb und Noth geſchicht.

4.

Laß mich dieſes recht bedencken/

Und ſo offt dein Tag erſcheint/

Dir ein ſolches Hertze ſchencken/

Welches dich rechtſchaffen meint/

Daß mein Gottesdienſt nicht ſey

Menſchen-Tand und Heucheley.

5.

Gieb zuvor der Seelen-Speiſe/

Eh der Leib ſein Brodt genuͤſt/

Heile mich zu gleicher Weiſe/

Weil du Artzt und Helffer biſt;

Deñ ein Wort durch deinen Mund

Machet Leib und Seel geſund.

6.

Jch bin geiſtlich waſſerſuͤchtig/

Meine ſuͤndliche Natur

Jſt zu keinem Gutten tuͤchtig.

Ach nimm mich in deine Cur:

Greiff mit deiner Hand mich an/

Daß ich wieder wandeln kan.

7.

Aber laß auch meine Liebe

Meinem Nechſten Guttes thun/

Daß ich mich im Wohlthun uͤbe;

Denn das hieſſe ſuͤndlich ruhn/

Einen
[199]nach Trinitatis.
Einen Sabbat zu begehn/

Und im Lieben muͤßig ſtehn.

8.

Gieb daß ich mich nicht erhebe;

Denn du biſt der Hoffarth feind/

Sondern in der Demuth lebe/

Die ihr ſelbſt geringe ſcheint/

Doch in ihrer Niedrigkeit

Deiner Gnade ſich erfreut.

9.

Wil die Welt ſich oben ſetzen/

Stellt mich aber unten an/

So kan ich mich gluͤcklich ſchaͤtzen/

Weil ſie dir es auch gethan.

Dorte folgt die Stimme drauff:

Komme/ Freund/ und ruͤck hinauff.

LXXVI.
Die Glaͤubige Liebe/
Und
Der Liebreiche Glaube.

Am 18. Soñt. rach Trinitatis.
Melod. JESU meine Freude.

1.

VRunnqvell aller Liebe/

Gieb/ daß ich mich uͤbe

Dir beliebt zu ſeyn:

Du biſt ſelbſt die Liebe/

K 4Und
[200]Am 18. Sonntage
Und geuſt dieſem Triebe

Deine Regung ein.

Ja du wilt

Der Liebe Bild

Feſt in unſre Hertzen praͤgen/

Nur umb deinet wegen.

2.

Dein Geſetze ſaget

Jedem/ der da fraget/

Was das Groͤßte ſey?

Denn hier ſteht geſchrieben/

Daß man GOTT ſoll lieben

Ohne Heucheley.

Dis Geboth

Thut allen Noth:

Wer ſich ruͤhmet GOtt zu kennen/

Muß in Liebe brennen.

3.

Ach ſo laß mein Hertze

Deine Liebes-Kertze

Jtzt und immer ſeyn.

Bau in meiner Seele

Deine Liebes-Hoͤle/

Schleuß dich in mich ein.

Hoͤchſtes Gutt/

Laß Sinn und Muth/

Dir ſich gantz zu eigen geben/

Jn der Liebe leben.

4.

Wenn ich mich ſo uͤbe/

Steht
[201]nach Trinitatis.
Steht des Nechſten Liebe

Auch zunechſt dabey:

Dieſe beyde Flammen

Brennen ſtets beyſammen/

GOTT und Menſchen treu.

Gieb/ daß ich

Jhn/ gleich als mich/

Ohne Liſt und Falſchheit liebe/

Und niemahls betruͤbe.

5.

Doch weil durchs Geſetze

Man die Gnaden-Schaͤtze

Nicht erwerben kan;

Weil auch deinen Willen

Niemand kan erfuͤllen/

Ob er viel gethan:

So verleyh

Mir Krafft dabey/

Daß mein Glaube das erwehlet/

Was der Liebe fehlet.

6.

Glaub und Liebe muͤſſen

Stets einander kuͤſſen/

Weil ſie Schweſtern ſeyn.

Gieb daß ich in beyde

Meine Seele kleide/

Ohne falſchen Schein.

Baum und Frucht

Jſt deine Zucht;

Drum laß mich im Glauben bleibẽ/

Jn der Liebe glaͤuben.

K 57. Daß
[202]Am Tage
7.

Daß doch alle Chriſten

Dein Geheimnuͤß wuͤſten/

Davids HErr und Sohn!

Wer ſich dein wil nennen/

Muß dich auch erkennen/

Wahrer Gnaden-Thron.

Halte mir

Dein Wort ſtets fuͤr/

Das wird von dir alles zeugen/

Wenn die Welt wil ſchweigen.

8.

Kan ich auff der Erden

Nicht vollkommen werden/

Wo nur Stuͤckwerck iſt;

So wird jenes Leben

Zu erkennen geben/

Was du heiſt und biſt.

Glaub ich hier/

So werd ich dir/ (en/

Weñ der Glaube wird zum Schau-

Ewiglich vertrauen.

LXXVII.
Der Magnetiſche Lie-
bes-Zug CHriſti.

Am Tage des Apoſt. Matthaͤi.
Melod. Wer nur den lieben GOtt laͤſt walten.

Jch
[203]des Apoſtels Matthäi.
1.

JCh ſeh die Seile deiner Liebe/

Du angenehmeꝛ Menſchẽ freund.

Matthaͤus folget dieſem Triebe/

Und dieſer Sonne/ die ihm ſcheint;

So bald er hoͤret: Folge mir/

So ſteht er auff und folget dir.

2.

So kraͤfftig wuͤrcken deine Worte/

Viel kraͤfftiger als ein Magnet. (te/

Du dringeſt durch des Hertzens-pfor-

Die deiner Macht ſtets offen ſteht.

So bald du ſprichſt/ ſo bald geſchichts/

Und deinem Worte fehlet nichts.

3.

Ach ruffe mich doch auch in Gnaden/

Jch ſitz am Zoll der Eitelkeit/

Und bin mit einer Laſt beladen/

Die mir die ſchaͤrfſte Rechnũg draͤut:

Jch loͤſe Geld/ das nirgends gilt/

Und meine Hand mit Straffen fuͤllt.

4.

Jch wuchere mit lauter Suͤnden/

Das Capital iſt allzu groß/

Und wenn ſich die Jntreſſen finden/

So bin ich armer Erden-kloß/

An Tugend arm/ an Laſtern reich/

Und einem ſchnoͤden Zoͤllner gleich.

5.

Ach laß mich nicht am Zolle ſitzen/

Und gieb mir einen Gnaden-Blick/

Der wird mein kaltes Hertz erhitzen/

So laß ich Welt und Geld zuruͤck/

K 6Und
[204]Am Tage St. Matthäi.
Und. folge kuͤnfftig allgemach

Dir mit ergebnen Schritten nach.

6.

Die Spoͤtter laͤſtern gantz vermeſſen/

Als waͤreſt du ein Suͤnden-Knecht/

Weil du mit Suͤndeꝛn pflegſt zu eſſen.

Doch dis dein Thun iſt mir ſchon

recht/

So werd ich auch ſo gluͤcklich ſeyn/

Mich deines Umgangs zu erfreun.

7.(hen/

Die Starcken moͤgen dich verſchmaͤ-

Jch/ als ein Krancker/ wil auff dich/

Den beſten Artzt und Helffer ſehen/

Ach komm zu mir und heile mich.

Die Artzney/ die mir hilfft allein/

Wird Wort und Sacramente ſeyn.

8.

Du biſt nur zu den Suͤndern kom̃en/

Und wer ſich duͤncket fromm zu ſeyn/

Der wird von dir nicht auffgenom̃en/

Du haſſeſt allen falſchen Schein.

Wer aber ſich zur Buſſe ſchickt/

Wird gnaͤdig von dir angeblickt.

9.

So zeuch mich/ O Magnet der Liebe/

Durch Buß uñ Glauben gantz zu dir.

Und ſcheinet mir der Himmel truͤbe/

So ſtelle mir zum Troſte fuͤr.

Wer dir folgt nach in dieſer Welt/

Der folgt dir auch ins Himmels-

Zelt.

LXXVIII.
[205]Am 19. Soñt nach Trinitat.
LXXVIII.
Die Wunder in der
Stadt GOttes.

Am 19. Soñt. nach Trinitatis.
Melod. Meine Seele laßes gehen.

1.

JESU kom̃/ du biſt will kom̃en/

Kehr in meinem Hertzen ein;

Wo du Wohnung haſt genommen.

Da muß lauter Himmel ſeyn.

Wo man Glaub und Liebe findet/

Da iſt deine Stadt gegruͤndet.

2.

Jn Capernaum ſind Krancken/

Und du wirſt daſelbſt ein Gaſt:

Dieſes macht mir die Gedancken/

Daß du ſtets die Weiſe haſt/

Bey Betruͤbten einzukehren/

Jhnen Huͤlffe zu gewehren.

3.

Ach dein Creutz iſt auch das Zeichen

Uber meines Hertzens Thuͤr.

Laſſe dich doch auch erweichen/

Mache deine Wohnung hier/

So wird Kum̃er und Beſchwerden

Mir zu lauter Zucker werden.

4.(tzen/

Meine Suͤnde macht mir Schmer-

Wie dem Krancken ſeine Gicht:

K 7Treibe
[206]Am 19. Sonntage
Treibe ſie von meinem Hertzen/

Denn mein Glaube zweiffelt nicht/

Du kanſt ſchlagen und auch heilen/

Straffen und auch Troſt ertheilen.

5.

Worte voller Krafft und Leben/

Da du ſprichſt: Getroſt mein Sohn!

Deine Suͤnden ſind vergeben.

O der Abſolution!

Da ein Hoͤllen-Kind geſchwinde

Wird zu einem GOttes-Kinde.

6.

Laß mich auch die Stimme hoͤren/

Nenne mich dein liebes Kind/

Das wird meinen Glauben mehrẽ/

Wie ſo treulich du geſinnt/

Und ich werde meine Suͤnden

Jn des Meeres Tieffe finden.

7.

Laß die Schrifft gelehꝛten ſchmaͤhen/

Denn ſie werden ſelbſt zu Spott/

Du kanſt in ihr Hertze ſehen/

Du nicht/ ſie verlaͤſtern GOTT;

Darumb kan ihr Arges dencken/

Deine Unſchuld gar nicht kraͤncken.

8.

Wer den Krancken gibt das Leben/

Und aus eigner Krafft ſie heilt/

Kan die Suͤnden auch vergeben/

Weil ihm GOtt die Macht ertheilt.

Du
[207]nach Trinitatis.
Du kanſt võ der Kranckheit retten/

Alſo auch von Suͤnden-ketten.

9.

Nun ich preiſe GOttes Gnade/

Und erkenne dieſe Macht.

Alſo wird mein Seelen-Schade

Durch dich wieder gutt gemacht/

Wenn ich Loͤſung von der Suͤnde

Bey des Geiſtes Ambte finde.

10.

Dieſe Welt bleibt wohl indeſſen

Ein betruͤbtes Lazareth/

Doch wirſt du mich nicht vergeſſen/

Wenn mein Lauff zum Ende geht/

Daß ich meine Bette nehme/

Und zum heim gehn mich beqveme.

LXXIX.
Die GOTT-geheiligte
Engel-Freude.

Am Feſt-Tage St. Michaelis.
Melod. Nun ruhen alle Waͤlder.

1.

DU HERR der Seraphinen/

Dem Tauſend Engel dienen/

Und zu Gebothe ſtehn:

Du uͤber-Groſſer Meiſter

Der wunder-ſchoͤnen Geiſter/

Mein Mund ſoll deinen Ruhm er-

hoͤhn.

2. Die
[208]Am Feſt-Tage
2.

Die Engeliſchen Thronen/

Die in dem Himmel wohnen/

Giebſt du zu meiner Wacht:

Sie ſehn dein Angeſichte

Jn hoͤchſt vollkommnem Lichte/

Doch nehmen ſie mich auch in acht.

3.

Das ſind die ſtarcken Helden/

Die deinen Rath vermelden/

Du Groß-Fuͤrſt Michael:

Das ſind die Feuer-Flammen/

Die ſchlagen ſtets zuſammen/

Um from̃er Chriſten Leib und Seel.

4.

Jch preiſe deine Guͤtte

Mit danckbarem Gemuͤtte

Vor dieſe Wunder-Schaar:

Jch ruͤhme deine Rechte

Fuͤr dieſe Gnaden-Knechte/

Bey denen ich gantz ſicher war.

5.

Gieb ferner dieſe Wache/

Daß ſie zu einem Dache

Mir wider alles ſey:

Laß ſie auff meinen Wegen

Die Hand mir unterlegen/

So iſt mein Fuß vorm ſtoſſen frey.

6.

Den Feind laß ſie erſchrecken/

Und mich beſtaͤndig decken/

Wie
[209]St. Michaelis.
Wie dort den Gnaden-Thron/

Es ſey mein gantzes Leben

Mit ihnen ſtets umbgeben/

Als wie das Bette Salomon.

7.

Doch ſollen ſie nicht weichen/

So laß mich ihnen gleichen

Jn wahrer Heiligkeit:

Wie ſie die Kinder lieben/

Und ſich in Demuth uͤben/

So mach auch mich dazu bereit.

8.

Sie thuen deinen Willen/

Den laß mich auch erfuͤllen/

Sie leben keuſch und rein:

O laß mich nichts beflecken/

Und mich an allen Ecken

Vor dieſen reinen Geiſtern ſcheun.

9.

Verhaue Haͤnd und Fuͤſſe/

Und was zum Ergernuͤſſe

Mir hier gereichen kan:

Wer aͤrgert dieſe Kleine/

Dem hangen ſchwere Steine

Zur ewigen Verſenckung an.

10.

Und endlich/ wenn ich ſcheide

So fuͤhre mich zur Freude

Auff ihren Armen ein:

Da werd ich dich erſt loben/

Und
[210]Am 20. Sonntage
Und in dem Himmel droben

Dir und den Engeln gleiche ſeyn.

LXXX.
Das
Angenehme Braut-Lied
der Sulamith.

Am 20. Soñt. nach Trinitatis.
Melod. Schmuͤcke dich O liebe Seele.

1.

SChmücke dich O liebe Seele/

Salbe dich mit Freuden-Oele;

Denn der Koͤnig aller Gnaden

Laͤſſet dich zur Hochzeit laden:

Der dir ſeinen Sohn vermaͤhlet/

Und dich hat zur Braut erwehlet/

Wil dich heute zu ſich haben/

Und mit tauſend Wolluſt laben.

2.

HErr des Himmels/ Groſſer Koͤnig/

Ach ich Aermſter bin zu wenig/

Solche Gnade zu genuͤſſen/

Daß ich deinen Sohn ſoll kuͤſſen:

Doch weil du dich zu mir neigeſt/

Und mir deinen Zepter zeigeſt/

Komm ich zitternd her gegangen/

Meinen Braͤutgam zu umbfangen.

3.

Ach die Taffel iſt gedecket/

Wo man lauter Manna ſchmecket!

Weg
[211]nach Trinitatis.
Weg mit jenem Oſter-Lamme;

Denn dein Lam̃ am Creutzes-ſtamme

Wird mir ſelbſt zur Koſt gegeben:

Und das Blutt der edlen Reben/

Welches ſeine Wunden ſchwitzen/

Soll mir in den Becher ſpritzen.

4.

Dieſes iſt das Haupt-Geruͤchte/

Und noch tauſend Lebens-Fruͤchte

Werden meiner Kehlen ſuͤſſe/

Wenn ich glaͤubig hier genuͤſſe;

Denn aus deines Wortes Garten

Eß ich Aepffel mancher Arten:

Wil ich deinen Troſt verſuchen/

Schmeck ich mehr als Honig-kuchen.

5.

Ach wer hier wil auſſen bleiben/

Den muß Gottes Geiſt nicht treiben!

Und doch muß man leider ſehen/

Daß es gar zu offt geſchchen;

Wañ dein Knecht wird ausgeſendet/

Daß ſich mancher abgewendet/

Daß du dieſe Poſt vernommen:

Keiner wil zur Hochzeit kommen.

6.

Einer geht auff ſeine Felder/

Und der andre zehlt die Gelder:

Dieſer fuͤhret ſeinen Handel/

Und der andre ſonſt den Wandel:

Viele ſchaͤtzen dieſe Dinge

Durch Verſpottung nur geringe/

Oder ſchicken deine Bothen

Leider! gar ins Land der Todten.

7. O
[212]Am 20. Sonntage
7.

O Verdammliche Veraͤchter!

Du/ O GOtt/ als ein Gerechter/

Muſt ja billich zornig werden/

Und beſchluͤſſen/ von der Erden

Dieſe Moͤrder auszurotten/

Welche deinen Winck verſpotten:

Ja dein Heer muß ſie umbringen/

Und die Flamme ſie verſchlingen.

8.

Laß ſich alle Gaͤſte ſpiegeln/

Daß ſie auff dein Wort mit Fluͤgeln

Zu der Gnaden-Taffel eilen/

Und nicht bey der Welt verweilen;

Weil du andre ſonſt erwehleſt/

Und die Koſt-Veraͤchter qvaͤleſt/

Daß ſie vor die Gnaden-Biſſen

Pech und Schweſel koſten muͤſſen.

9.

Nun ich wil nicht auſſen bleiben/

Weil mich deine Knechte treiben/

Und mich von der breiten Gaſſen

Jn den Gaſt-Saal bringen laſſen:

Alle Tiſche ſind erfuͤllet/

Und der Hunger wird geſtillet.

Aber leider! bey den Gutten

Sind auch Boͤſe zu vermutten.

10.

Ach der Koͤnig iſt verhanden/

Und verdammet zu den Banden/

Den der ſich herein darff wagen/

Und kein Hochzeit-Kleid getragen:

Er
[213]nach Trinitatis.
Er muß in den Finſternuͤſſen

Seinen kuͤhnen Frevel buͤſſen/

Und vor dieſes uͤbereilen

Ewig in der Hoͤllen heulen.

11.

JESU/ ſoll ich dir gefallen/

So muſt du mich ſelbſt fuͤr allen

Mit den reinen Silber-Stuͤcken

Eines wahren Glaubens ſchmuͤcken/

Jch muß deines Geiſtes Gaben/

Als das rechte Braut-Kleid haben/

Und in deinen rothen Wunden

Wird mein ſchoͤnſter Purpur funden.

12.

Bin ich alſo angezogen/

So biſt du mir auch gewogen/

Und ich geh in dieſem Kleide

Zu des Himmels Hochzeit- Freude:

Hier kan ich den Vorſchmack haben/

Biß du mich wirſt ewig laben/

Und mit tauſend Suͤßigkeiten

Jn das Hochzeit-Hauß begleiten.

LXXXI.
Das ſelige Creutz.
Am 21. Soñt. nach Trinitatis.
Melod. Die Nacht iſt vor der Thuͤr.

1.

WJe ſelig iſt die Noth/

Die uns zu CHriſto jaget!

Die
[214]Am 21. Sonntage
Wenn Kranckheit und der Todt

Uns an dem Hertzen naget/

So weiß man keinen Rath/

Als den/ den JESUS hat.

2.

Zu dir/ O Heyland/ kam

Des Koͤnigiſchen Hertze/

Das gantz in Thraͤnen ſchwam

Bey ſeines Sohnes Schmertze;

Weil dieſer in Gefahr

Des blaſſen Todes war.

3.

Wer weiß/ ob er nicht noch

Ein Heyde waͤre blieben/

Wenn ihn des Creutzes Joch

Jtzt nicht zu dir getrieben:

Des Sohnes Kranckheit macht/

Daß er an dich gedacht.

4.

O JESU/ laß mich auch

Mein Creutze lieb gewinnen:

Es iſt dein alter Brauch

Du macheſt unſre Sinnen

Nur darumb Traurens voll/

Daß man dich ſuchen ſoll.

5.

Dort war der Glaube klein/

Der Mann wil Zeichen ſehen/

Und meint/ es kan allein

Durch deine Hand geſchehen/

Da
[215]nach Trinitatis.
Da doch ein Wort ſchon gilt/

Wenn du nur helffen wilt.

6.

O laß mich deiner Macht

Jn aller Noth vertrauen/

Was die Vernunfft verlacht/

Das muß der Glaube ſchauen/

Der weiß/ daß dir allein

Nichts kan unmoͤglich ſeyn.

7.

Der Koͤnigiſche laͤſt

Den Zweifel endlich ſchwinden/

Und glaubet nunmehr feſt

Den Sohn geſund zu finden:

Er geht im Glauben hin/

Und dein Wort ſtaͤrcket ihn.

8.

Laß mich auch deinen Geiſt

Je mehr und mehr entzuͤnden/

Und was ein Fuͤncklein heiſt/

Wie eine Flamme finden.

Ja ſtell das ſchwache Rohr

Wie einen Baum empor.

9.

Dort muß der Knechte Mund

Des Wortes Krafft bezeugen/

Der Sohn iſt nun geſund/

Der Vater wil nicht ſchweigen/

Und macht ein Wunder draus:

Er glaubt/ und auch ſein Hauß.

7. Ach
[216]Am 22. Sonntage
10.

Ach wenn ich glaͤubig bin/

So laß mich andre ſtaͤrcken/

Und mein Vertrauen bluͤhn

Aus deinen Wunder-wercken.

Auch keine Stunde fehlt/

Die du zur Huͤlff erwehlt.

11.

Jndeſſen laſſe mich

Mein Creutz geduldig tragen/

Es weiſet mich auff dich/

Und wird nicht immer plagen.

Wer leidet/ kan allein

Ein Mann im Glauben ſeyn.

LXXXII.
Der Menſchen Schuld
und GOTTes
Geduld.

Am 22. Soñtage nach Trinitat.
Melod. Die Nacht iſt fuͤr der Thuͤr.

1.

DEr Rechen-Tiſch iſt da/

Das Schuld-Regiſter offen/

Der Zahlungs-Tag ſehr nah

Und keine Friſt zu hoffen.

Des
[217]nach Trinitatis.
Des Koͤnigs Fodrung iſt:

Zahl/ was du ſchuldig biſt.

2.

Mein GOtt/ die Schuld iſt kund/

Mit der ich dir verbunden:

Mehr als Zehn tauſend Pfund

Wird in der Rechnung funden.

Zu zahlen hab ich nicht/

So ſchreckt mich dein Gericht.

3.

Ach habe/ HErr/ Geduld/

Jch wil dir alles zahlen.

Verbuͤrge meine Schuld

Jn JESUS Wunden-Mahlen.

Wilſt du bezahlet ſeyn/

Greiff in den Schatz hinein.

4.

Wohl mir! ich ſeh es ſchon

Du wilſt die Schuld erlaſſen/

Weil ich den Gnaden-Thron

Mit Glauben kan umbfaſſen:

Mein Jammer jammert dich/

Du abſolvireſt mich.

5.

Ach habe tauſend Danck/

Daß du dich laͤſt erbitten/

Vor dieſer Rechenbanck

Wil ich mich kuͤnfftig huͤtten/

Und was ich ſchuldig bin/

Dir nimmermehr entziehn.

L6. Mein
[218]Am 22. Sonntage
6.

Mein Leib und Seel iſt dein/

Jch wil dir alles geben/

Und kuͤnfftig dir allein/

Mein GOTT/ verbunden leben.

Gieb mir nur deine Huld/

Zu Zahlung meiner Schuld.

7.

Doch laß mich auch verzeihn/

Wie du mir haſt verziehen:

Dem Nechſten hold zu ſeyn

Mich eyfrig ſtets bemuͤhen.

Ein unverſoͤhnter Sinn

Kommt in den Kercker hin.

8.

Der harte Schalcks-Knecht muß

Sich ewig laſſen qvaͤlen;

Drumb hemme den Verdruß/

Wil jemand an mir fehlen/

Daß eigne Rache nicht

Den Stab mir ſelber bricht.

9.

Laß keine Seuffzer hier

Auff meine Seele laden/

Und keinen Mit-Knecht mir

Mit ſeinen Klagen ſchaden:

Es moͤchte mir ſein Schreyn

Wie Abels Blutt dort ſeyn.

10.

Jch wil des Bruders Schuld

Von
[219]nach Trinitatis.
Von Hertzen-Grund vergeben/

So wird auch deine Huld

Mir meine Schulden heben/

Und beyden das verzeihn/

Was wir dir ſchuldig ſeyn.

11.

Und werd ich der Natur

Die Schuld bezahlen muͤſſen/

So wirſt du deinen Schwur

Mir auch zu halten wiſſen:

So wahr du lebſt/ giebſt du

Des Suͤnders Todt nicht zu.

LXXXIII.
Das Geboth der Liebe
bey der Welt Haß.
Am Tage Simonis und Judaͤ.
Melod. Von GOtt wil ich nicht laſſen.

1.

Du Brunnqvell aller Liebe/

Dein Qvell iſt immer rein:

Die Welt macht ihn nicht truͤbe/

Wil ſie gleich bitter ſeyn.

Jhr Haß kan nur bey dir

Oel in die Flammen guͤſſen/

Sie wird doch leiden muͤſſen/

Daß du ſie liebſt dafuͤr.

L 22. Du
[220]Am Tage
2.

Du ſtellſt uns dein Exempel

Und dein Gebothe fuͤr/

Du bauſt der Liebe Tempel

Uns in das Hertze hier:

Wir ſollen in der Welt

Einander hertzlich lieben/

Und uns im Lieben uͤben/

Dieweil es dir gefaͤllt.

3.

Wenn ſich die Welt mit haſſen

Auch wider uns erboſt/

Wir leiden es und faſſen

Den uns gegebnen Troſt:

Sie haßte dich ja auch/

Und ehe wir noch waren/

Muſt du es ſchon erfahren/

Es iſt ihr alter Brauch.

4.

Die Welt ſucht den zu plagen/

Der es nicht mit ihr haͤlt:

Was wollen wir verzagen/

Wir ſind nicht von der Welt/

Und doch von ihr erwehlt/

Weil ſie das Jhre liebet/

So wird der nur betruͤbet/

Der ſich zu CHriſto zehlt.

5.

Wir ſind ja deine Knechte/

Und du biſt unſer HErr;

So
[221]Simonis und Judä.
So haͤlt uns auch mit Rechte

Die Welt nicht freundlicher:

Sie war des Hauptes Feind/

Drum druͤckt ſie auch die Glieder

Stets mit Verfolgung nieder/

Weil ſie es billich meint.

6.

Ach laß uns dran gedencken/

Du haſt es uns geſagt/

Und unſer Hertz nicht kraͤncken/

So offt die Welt uns plagt.

Denn leiden wir allein

Umb deines Nahmens wegen/

So werden wir dagegen

Dort ewig froͤlich ſeyn.

7.

Laß uns nur in der Liebe

Allhier verbunden ſtehn/

Und mit dergleichen Triebe

Der Welt entgegen gehn/

Und haßt ſie uns dafuͤr/

Sie ſoll uns doch nicht trennen/

Die Liebe wird wohl brennen/

Biß ſie dort glaͤntzt fuͤr dir.

LXXXIV.
Die gefangnen Faͤnger.
Am 23. Soñtage nach Trinitat.
Mel. Wo Gott der HErr nicht bey uns haͤlt.

L 31. Wie
[222]Am 23. Sonntage
1.

WJe ſuchet dich die falſche Welt/

Mein JESU/ zu beruͤcken/

Da ſie dir faſt zu Fuſſe faͤllt/

Und doch ein Hertz voll Tuͤcken

Jn dem verdammten Leibe hat/

Sie haͤlt mit ihren Schuppen Rath/

Wie ſie dich moͤge fangen.

2.

Der Phariſeer junge Brut/

Herodis Mord-Geſellen/

Sind zwar in ihren Worten gutt/

Und wollen dich doch faͤllen:

Sie ſehn dich vor warhafftig an/

Uñ ruͤhmen/ was man ruͤhmen kan/

Doch geht es nicht von Hertzen.

3.

Sie fragen umb des Kaͤyſers Zinß/

Ob ſie ihn geben ſollen/

Und ſind doch leider nur des Sinns/

Daß ſie dich fangen wollen:

Du ſpraͤcheſt nun Ja oder Nein/

So ſollt es eine Falle ſeyn/

Jns Ungluͤck dich zu bringen.

4.

Allein wie fehlet ihre Kunſt/

Du haſt ein ſcharff Geſichte/

Und macheſt ihren falſchen Dunſt

Gantz offenbahr zu nichte:

Die
[223]nach Trinitatis.
Die Heuchler muͤſſen ſchamꝛot ſteyn

Und uͤberzeugt von dannen gehn/

Weil du ſie ſelbſt gefangen.

5.

Ach laſſe mich kein falſches Hertz

Jn meinem Leibe tragen/

Noch meinen Nechſten hinterwerts

Mit ſchlimmen Tuͤcken plagen:

Bewahre mich fuͤr falſchen Schein/

Und laß mich keinen Heuchler ſeyn/

Der ſich nur freundlich ſtellet.

6.

Gedancken ſind vom Zolle frey/

Doch nicht in deinen Augen:

Du haſſeſt alle Gleißnerey/

Und die da Muͤcken ſaugen.

Wer ſeinem Nechſten Grubẽ graͤbt/

Und nur nach ſeinem ſchaden ſtrebt/

Muß ſelbſten darein fallen.

7.

Laß Redligkeit und wahre Treu

Aus Wort und Wercken blicken/

Und bin ich nicht vor Fe inden frey/

So halte mir den Ruͤcken:

Die Unſchuld hat noch ſtets geſiegt/

Und wo ein gutt Gewiſſen liegt/

Da wird der Neid zu ſchanden.

8.

Erleuchte meinen bloͤden Sinn/

Daß ich die Netze mercke/

L 4Mit
[224]Am 24. Sonntage
Mit denen ich umbgeben bin/

Und gieb mir deine Staͤrcke/

Daß ich die Falſchen kan zerſtreun/

Wenn ſie am allermeiſten ſchreyn:

Da! Da! das ſehn wir gerne.

9.(ſey/

Gieb/ daß mein Wandel Chriſtlich

Damit ich alſo lebe/

Daß ich Gott und dem Kaͤyſer treu

Was jedem zukommt/ gebe/

Und leid ich druͤber allerley/

So bleibt mir doch der Troſt dabey:

Jch hab ein gutt Gewiſſen.

10.

Jch bin dein Groſchen/ denn du haſt

Dein Bildnuͤß drauff geſchlagen/

So muß ich auch des Creutzes Laſt/

Wie du/ geduldig tragen.

So wird die Uberſchrifft gepraͤgt:

Wer hier mit CHriſto Dornen trägt/

Trägt dorte mit Jhm Cronen.

LXXXV.
Die Bruͤderſchafft des
Schlaffes und des
Todes.
Am 24. Soñt. nach Trinitatis.
Melod. Freu dich ſehr O meine Seele.

1. HErr/
[225]nach Trinitatis.
1.

HErr/ es ſteht in deinen Haͤnden

Unſer Leben/ unſer Todt:

Niemand kan den Lauff vollenden/

Ohne nur auff dein Geboth.

Du ruffſt uns in dieſe Welt/

Und wenn dir es nun gefaͤllt/

So ruffſt du uns auch von hinnen.

Laß mich dieſes wohl beſinnen.

2.

Hat Capernaum auch Leichen/

Wo du doch gewohnet haſt/

So kans jeden Ort erreichen/

Hirten-Huͤtte und Pallaſt/

Jſt des Todes Auffenthalt/

Er braucht uͤberall Gewalt/

Thuͤr und Thore ſtehn ihm offen/

Keine Freyſtadt iſt zu hoffen.

3.

Er begraͤbt nicht nur die Alten/

Die des Lebens muͤde ſeyn;

Auch die Jugend muß erkalten/

Und geht fuͤr den Jahren ein.

Da des Oberſten ſein Kind

Auffzubluͤhen kaum beginnt/

Hat der Tod die Frucht verdorben/

Und die Tochter iſt geſtorben.

4.

Ach was wil ich denn ſo ſicher

Vor dem Sterbe-Kittel ſeyn?

L 5Huͤllen
[226]Am 24. Sonntage
Huͤllen doch die Leichen-Tuͤcher

Viel geſuͤndre Menſchen ein:

Mancher liegt Zwoͤlff Jahre lang

Nur an einem Ubel kranck/

Und der niemahls kranck geweſen/

Wird gar ploͤtzlich abgeleſen.

5.

Nun es bleibt beym alten Bunde/

Daß ich einmahl ſterben muß;

Jch weiß aber nicht die Stunde/

Alſo mach ich dieſen Schluß:

Es ſoll mir mein Leichen-Stein

Stets vor meinen Augen ſeyn/

Jch wil ſterben eh ich ſterbe/

So wird mir der Todt nicht herbe.

6.

Hat der Todt viel Bitterkeiten/

Du kanſt einen Honigſeim

Wider dieſes Gifft bereiten/

So geh ich mit Freuden heim;

Denn der Todt iſt meine Ruh/

Lachet gleich die Welt dazu/

Weil ſie das nicht kan verſtehen/

Daß wir ſterbend ſchlaffen gehen.

7.

Schlaff und Todt ſind doch nur

Bruͤder/

Jeder druckt die Augen zu/

Jeder ſtaͤrckt die matten Glieder/

Mit der angenehmen Ruh:

Wie
[227]nach Trinitatis.
Wie das Bette/ ſo das Grab/

Ziehet uns die Kleider ab.

Schlaffen wir nun in der Erden/

Muß es beſſer mit uns werden.

8.

Auff das ſchlaffen folgt Erwachen/

Auff das Sterben Aufferſtehn/

Denn du kanſt lebendig machen/

Daß wir aus dem Sarge gehn.

Des Jairi Tochter lebt/

Weil ſie deine Hand erhebt/ (den/

So muß ſchlaff und Tod verſchwin-

Und ihr Geiſt ſich wieder finden.

9.

Nun ich wil mich ſchlaffen legen/

Wenn du mir befehlen wirſt/

Du wirſt meiner Ruhe pflegen/

O du Groſſer Lebens-Fuͤrſt/

Daß/ wenn ich zu Bette geh/

Jch als vor dem Grabe ſteh/

Und weñ Schlaff und Tod ſich kuͤſ-

Sich die Augen ſelig ſchluͤſſen. (ſen.

10.

Laß mich deinen Saum beruͤhren/

Wenn ich kranck und elend bin/

Und geſunde Kraͤffte ſpuͤren/

Biß das Ubel weicht dahin.

Doch ſoll meiner Kranckheit Pein

Mir ein Todes-Bothe ſeyn/

L 6So
[228]Am 25. Sonntage
So ſol mich der Tod nicht ſchrecken/

Deine Hand wird mich erwecken.

LXXXVI.
Die letzten Zeichen
und Zeiten.
Am 25. Sonntage nach Trinit.
Melod. Es iſt gewißlich an der Zeit.

1.

DJe letzte Zeit iſt vor der Thuͤr.

So ſchallts in allen Landen/

Und du/ mein JESU/ ſageſt mir/

Was noch fuͤr Noth verhanden.

Jch hoͤre hier mit Zittern an/

Was kuͤnfftig noch geſchehen kan/

Und was vor Plagen kommen.

2.

Jch weiß wol/ daß mirs nicht gebuͤhrt/

Die Stunde zu erfragen/

Wenn dein Gerichte wird vollfuͤhrt;

Kein Menſch kan dieſes ſagen.

Denn du/ HErr/ weiſt es nur allein/

Doch wird es nicht mehr ferne ſeyn/

Bey ſolchen Trauer-Zeichen.

3.

Jeruſalem ſoll Spiegel ſeyn/

Darinn wir alle ſehen:

Man bilde bey der Welt ſich ein/

Was jener iſt geſchehen/

Jeru-
[229]nach Trinitatis.
Jeruſalem der kleinen Welt/

Hat GOtt das Urtheil laͤngſt gefaͤllt/

Nun kommt es an die groſſe.

4.

Ach was vor Greuel ſiehet man

An heilger Staͤte ſtehen?

Es donnert lauter Fluch und Bann

Von Babels ſtoltzen Hoͤhen.

Des Herren Wort wird nur veracht/

Und lauter Menſchen-Tand gemacht/

Dabey die Warheit leidet.

5.

Es ſtehen falſche Chriſti auff/

Mit greulichen Propheten/

Und ihre Lehre zielet drauff/

Daß ſie die Seelen toͤdten:

Jhr Jrrthum iſt ſo voller Gifft/

Daß er bey nahe dieſe trifft/

Die GOTT ſelbſt hat erwehlet.

6.

Man weiſet CHriſtum da und dort/

Nach eigenem Geluͤſten/

So ſchicket man die Einfalt fort/

Zur Kammer und zur Wuͤſten/

Man kehret lauter Wunder vor/

Und oͤffnet alſo Thuͤr und Thor/

Die Unſchuld zu verfuͤhren.

7.

Ach ſollte das nicht Truͤbſahl ſeyn/

Dergleichen nie geweſen!

Wer wollte dieſes Prophezeyn

Nicht hoͤchſt-bedachtſam leſen?

Wer wollte nicht von hinnen fliehn/

L 7Wenn
[230]Am 25. Sonntage
Wenn dieſe Wetter auffzuziehn/

Je mehr und mehr beginnen.

8.

So nehm ich denn die Flucht zu dir/

Du haſt mirs ſelbſt befohlen/

Und wenn du kommſt/ ſo wil ich mir

Nichts aus dem Hauſe hohlen.

Wenn ich die Seele retten kan/

So hab ich ſchon genung gethan/

Die Welt mag hinten bleiben.

9.

Die Berge/ wo ich hin wil fliehn/

Sind deiner Wunden Kluͤffte/

Da koͤmmt kein falſcher Chriſtus hin

Mit ſeinem Jrrthums-Giffte:

Da packet mich kein Teuffel an/

Weil ich ſie alle ſchlagen kan/

Mit deinem theuren Blutte.

10.

Der Außerwehlten Hoffnung iſt/

Du wirſt die Tage kuͤrtzen/

Und was zum Leiden iſt erkieſt/

Mit deinem Troſte wuͤrtzen.

Du kennſt die Deinen in der Welt/

Und wer dein Siegel nur behaͤlt/

Den wirſt du dort auch kennen.

11.

Kom̃t nun dein Tag als wie der Blitz/

So laß mich nicht verzagen/

Und mich vor deinen Richter-Sitz

Jn tieffſter Demuth wagen.

Du koͤmmſt ja zur Erloͤſung mir/

So
[231]nach Trinitatis.
So gieb/ daß ich mich denn zu dir

Als wie ein Adler ſchwinge.

LXXXVII.
Der Richter-Stuhl
CHRJSTJ.
Am 26. Soñtage nach Trinitat.
Melod. Hertzlich thut mich verlangen.

1.

JCh denck an dein Gerichte/

Du Richter aller Welt/

Das nur vor ein Gedichte

Manch rohes Welt-Kind haͤlt:

Dein Wort und mein Gewiſſen

Zeigt mir es deutlich an/

Daß du wirſt richten muͤſſen/

Was jeder Menſch gethan.

2.

Jch hoͤre die Poſaunen

Jn meinen Ohren ſchon/

Und ſehe mit Erſtaunen

Den groſſen Richter-Thron/

Auff welchem du wirſt ſitzen

Jn deiner Herrligkeit/

Wenn Feld-Geſchrey und Blitzen

Der Welt das Ende draͤut.

3.

Mein Geiſt erblickt die Scharen

Vor deinen Stuhl geſtellt/

So
[232]Am 26. Sonntage
So viel als Menſchen waren/

Von Anbegin der Welt:

Hier muß ſich jeder ſtellen/

Und ſeinen Urthel-Spruch

Sich von dir laſſen faͤllen/

Zum Segen oder Fluch.

4.

Da geht es an ein Scheiden.

Du laͤſt zur Rechten Hand

Die lieben Laͤmmer weiden/

Die dir allein bekant.

Die Boͤcke gehn zur Lincken

Von deinem Angeſicht/

Und muͤſſen da verſincken/

Wo weder Troſt noch Licht.

5.

Ach ihr zur Rechten Seiten/

Wie ſuͤſſe rufft man euch:

Kommt/ ihr Gebenedeyten/

Erbt meines Vaters Reich.

Jhr habet mich geſpeiſet/

Mit Tranck und Kleid verſehn/

Und dieſes mir erweiſet/

Was Bruͤdern iſt geſchehn.

6.

Doch was vor Donner ſchieſſen

Auff die zur Lincken Hand!

Sie als Verfluchte muͤſſen/

Als wie ein Hoͤllen-brand/

Jn ewigs Feuer rennen;

Denn
[233]nach Trinitatis.
Denn JEſus wil ſie nicht

Aus ihrem Glauben kennen/

Dem Liebe doch gebricht.

7.

So gehen die Gerechten

Jns Freuden-Leben ein/

Den andern Satans-Knechten

Wird lauter Hoͤllen-Pein.

Die Seligen erlangen

Der Engel Bruͤderſchafft/

Die Boͤſen ſind gefangen

Jn Teufliſcher Verhafft.

8.

Laß/ JEſu/ dis Gerichte

Mir ſtets fuͤr Augen ſeyn/

Und ſoll dein Angeſichte

Mich dermahleins erfreun/

So gieb mir ſo ein Leben/

Das auff den Glauben weiſt/

Und darnach moͤge ſtreben/

Was du ſo herrlich preiſt.

9.

Gieb/ daß ich mich recht ſchicke

Auff deinen letzten Tag/

Und alle Augenblicke

Mich drauff bereiten mag/

Weil ſchon die Zeichen wittern/

Die Welt zur Straffe reiff/

Daß ich mit Furcht und Zittern

Die Seligkeit ergreiff.

10. Und
[234]Am ’26. Soñt. nach Trinit.
10.

Und wenn dein Tag verhanden/

Die Welt ſoll untergehn/

So laß mich nicht mit Schanden

Fuͤr deinem Throne ſtehn:

Laß mich von allen Straffen

Dein theures Blutt befreyn/

Stell mich zu deinen Schaffen/

Die zu der Rechten ſeyn.

11.

Das Schwerdt in deinem Munde

Sey mir ein Palmen-Zweig/

Verſenck im Hoͤllen-Schlunde

Des Pharaonis Zeug:

Mich fuͤhre zu den Deinen

Jns rechte Canaan/

Wo uns die Sonne ſcheinen

Kein Donner ſchrecken kan.

12.

Ach komme/ mein Erloͤſer/

Mit deiner Herrligkeit/

Die Welt wird immer boͤſer/

Ach komme nur noch heut!

Laß bald die Stimme hoͤren:

Kommt/ ihr Geſegneten!

So wollen wir dich ehren

Mit allen Heiligen.

LXXXVIII.
[235]Am 27. Soñtage nach Trinitat.
LXXXVIII.
Die Stim̃e des Braͤu-
tigams und der
Braut.
Am 27. Soñtage nach Trinit.
Melod. Wie ſchoͤn leuchtet der Morgenſt.

1.

ZU Mitternacht ward ein Geſchrey:

Der Braͤutigam naht ſchon her-

Auff/ gehet ihm entgegen! (bey!

Kommt brennet eure Lampen an/

Die ihr mit Glauben angethan/

Und leuchtet allerwegen.

Lauffet/

Kauffet

Glaubens-Oele/

Schmuͤckt die Seele/

Jhr Jungfrauen/

Wollt ihr euren Braͤutgam ſchauen.

2.

Du Außerwehlter Braͤutigam/

Du Allerliebſtes GOttes-Lamm/

Jch hoͤre deine Stimme.

Du ruffſt mir auch als deiner Braut/

Da du im Glauben dich vertraut/

Gieb daß mein Hertze glimme.

Guͤſſe/

Schluͤſſe

Mei-
[236]Am 27. Sonntage
Meine Flammen

Recht zuſammen/

Daß ich brenne/

Und man meinen Glauben kenne.

3.

Es iſt ſchon leider Mittern acht/

Die Finſternuͤß regiert mit Macht/

Der Glaub iſt gantz verſchwunden/

Die Welt ſchnarcht in der ſicherheit/

Und ſchaͤtzet deine Zukunfft weit/

Die ſich doch bald gefunden.

Suͤnden

Binden

So viel Augen/

Die nicht taugen

Auffzuwachen/

Sich auff dich bereit zu machen.

4.

O laß mich bey den Fuͤnffen ſeyn/

Die ſich auff deine Zukunfft freun/

Und ihre Lampen tragen.

Geuß Glaube/ Liebe/ Hoffnung zu/

Das allerſchoͤnſte Licht biſt du/

Davon die Nacht muß tagen.

Gruͤſſe/

Kuͤſſe/

Deine Taube/

Derer Glaube

Dich umbſchluͤſſet/

Und dich hertzlich wieder kuͤſſet.

5.

Jhr Thoͤrichten/ ſchlafft immerhin/

Jhr wollt euch nicht um Oel bemuͤhn/

Daß
[237]nach Trinitatis.
Daß euer Glaube ſcheinet.

Drumb klopffet ihr vergebens an/

Weñ euch nicht mehꝛ wiꝛd aufgethan

Und ihr umdſonſte weinet.

Klaget/

Fraget/

Eurem Hoffen

Steht nichts offen/

Laßt das rennen/

JESUS wil euch gar nicht kennen.

6.

Du aber kenne mich mein Freund/

Wenn deine Zukunfft nun erſcheint/

Eroͤffne mir die Thuͤre/

Daß ich zu deiner Hochzeit geh/

Uñ in dem rechten Brautſchmuck ſteh/

Der meine Seele ziere.

Laß mich

Ewig

Dich umbfaſſen/

Und nicht laſſen/

Mein Verlangen!

Werd ich dich nicht bald umbfangen?

7.

Jndeſſen laß mich munter ſeyn/

Der Satan wiege mich nicht ein

Mit groben Suͤnden-Traͤumen.

Laß Fleiſch und Blut mich creutzigen/

Und nicht mit denen Thoͤrichten

Die Gnaden-Zeit verſaͤumen.

Mein Lamm/

Braͤutigam/

Komm geſchwinde/

Und
[238]Am Heil. Kirch-Feſt.
Und verbinde

Uns dort oben/

Durch ein ewiges Verloben.

LXXXIX.
Der Angenehmſte
Gaſt.
Am Heiligen Kirchen-Feſt.
Melod. Meinen JEſum laß ich nicht.

1.

ACh wie heilig iſt der Ort!

Ach wie ſelig iſt die Staͤte!

Hier iſt ſelbſt des Himmels Pfort;

Hier erhoͤret GOTT Gebethe;

Hier erſchallet GOttes Wort!

Ach wie heilig iſt der Ort!

2.

Ruͤhme dich nun/ Jericho/

Daß du JESUM kanſt bewirthen/

Zion jauchzet eben ſo

Uber ſeinen gutten Hirten/

Der auch dieſe Wohnung liebt/

Und hier Weid und Freude giebt.

3.

Laufft Zachaͤus mit Begier

Seinen JESUM zu erblicken:

Ach ſo kan/ GOtt Lob! auch hier

Jeder ſich zum Lauffen ſchicken.

Der erlanget hier ſein Ziel/

Welcher CHriſtum ſehen wil.

4. Dor-
[239]Am Heil. Kirch-Feſt.
4.

Dorte ſtund ein Maulbeer-Baum/

Hier iſt gar der Baum des Lebens/

Der gibt Schatten/ Frucht uñ Raum/

Niemand kommet hier vergebens/

Wer auff dieſe Zweige ſteigt/

Dem wird JESUS auch gezeigt.

5.

Heyl war in des Zoͤllners Hauß/

Weil es Chriſtum auffgenommen/

Und hier ruffet JESUS aus:

Selig ſind/ die zu mir kommen.

Derer Hertzen nimmt er ein/

Daß ſie auch ſein Tempel ſeyn.

6.

Groſſer GOTT wir muͤſſen dir

Tauſend Danck von Hertzen ſagen/

Daß du unter uns auch hier

Deine Wohnung auffgeſchlagen/

Und dein Wort und Sacrament

Uns ſo gnaͤdigſt zugewendt.

7.

Was vor Heyl iſt doch bißher

Dieſem Hauſe wiederfahren?

Wenn der HErr nicht bey uns waͤr/

Wer wollt uns denn offenbahren/

Was den Mund mit Manna ſpeiſt/

Und den Weg zum Himmel weiſt.

8.

Unſre Feinde murren zwar/

Wenn ſie JEſum bey uns ſehen/

Doch er ſchuͤtzt uns immerdar/

Daß
[240]Am Heil. Kirch-Feſt.
Daß uns noch kein Leid geſchehen.

GOttes und des Kaͤyſers Gnad

Macht uns freyen Kirchen-Pfad.

9.

O wie lieblich/ O wie ſchoͤn

Sind des HERRen Gottesdienſte!

Laſt uns fleißig wallen gehn;

Hier erlangt man zum Gewinſte

Einen Schatz der ewig waͤhrt/

Den kein Raub/ kein Wurm verzehrt.

10.

Kommt/ ihr Suͤnder/ nur herzu/

Fallt fuͤr eurem JESU nieder/

Suchet die Gewiſſens-Ruh/

Gebt das Ungerechte wieder/

Theilt den Armen reichlich aus/

Und entweiht nicht GOttes Hauß.

11.

Wer den Tag nicht heiliget/

Der tritt GOttes Wort mit Fuͤſſen/

Darumb ſey ein Wort geredt:

Keiner ſoll ſein Brodt genuͤſſen/

Da nicht JESUS mit dabey

Als ein Gaſt zugegen ſey.

12.

Bleibe bey uns lieber Gaſt/

Speiß uns ferner mit dem Worte/

Das du uns gegeben haſt:

JESU laß an dieſem Orte

Deine Kirche feſte ſtehen/

Biß die Welt wird untergehen.

13. Stell
[241]Am Heil. Kirch-Feſt.
13.

Stell uns ſolche Lehrer fuͤr/

Die mit Lehr und Leben bauen/

Die uns weiden unter dir

Auff den rechten Lebens-Auen/

Daß der falſchen Lehrer Gifft

Keines deiner Schaͤflein trifft.

14.

Laß dein Aug und Ohr hier ſeyn/

Und erhoͤre das Gebethe/

Wenn wir hier verſammlet ſeyn/

Und bewahre dieſe Staͤte/

Daß ihr weder Raub/ noch Glutt/

Noch Verfolgung Schaden thut.

15.

Und ſo werden wir allhier

Einen Himmels-Vorſchmack haben/

Biß wir alle dort bey dir

Uns im Friedens-Tempel laben.

Da erſchallt es immerfort:

Ach wie heilig iſt der Ort!


Wo-
[[242]]

Wochentliches
Morgen-
Und
Abend-Opffer.



I.
Morgen-Andacht
am Sonntage.
Melod. Des Morgens/ wenn ich fruͤh auffſich.

1.(herfuͤr/

MEin GOTt/ die Sonne geht

Sey du die Soñe ſelbſt in miꝛ/

Du Soñe der Gerechtigkeit/

Vertreib der Suͤnden Dunckelheit.

2.

Mein erſtes Opffer iſt dein Ruhm/

Mein Hertz iſt ſelbſt dein Eigenthum/

Ach kehre gnaͤdig bey mir ein/

Du muſt dir ſelbſt den Tempel weihn.

3.

Gieb/ daß ich meinen Fuß bewahr/

Eh ich mit deiner Kirchen-Schaar

Zum Hauſe GOttes wallen geh/

Daß ich auch heilig fuͤr dir ſteh.

4. Be-
[243]Morgen- und Abend-Opffer.
4.

Bereite Hertze/ Mund und Hand/

Und gib mir Weißheit uñ Berſtand

Daß ich dein Wort mit Andacht hoͤr/

Zu deines groſſen Nahmens Ehr.

5.

Schreib alles feſt in meinen Sinn/

Daß ich nicht nur ein Hoͤrer bin/

Verleihe deine Krafft dabey/

Daß ich zugleich ein Thaͤter ſey.

6.

Hilff daß ich dieſen gantzen Tag

Mit Leib und Seele feyren mag.

Bewahr mich fuͤr der argen Welt/

Die deinen Sabbath ſuͤndlich haͤlt.

7.

So geh ich denn mit Freuden hin/

Wo ich bey dir zu Hauſe bin/

Mein Hertz iſt willig und bereit/

O Heilige Dreyfaltigkeit!

II.
Abend-Andacht
am Sonntage.
Die Melodie iſt die vorige.

1.(Ruh/

MEin GOtt/ die Sonne geht zur

Komm druͤcke mir die Augen zu/

Doch laß mich vor dein Antlitz ſehn/

Und hoͤre meines Hertzens Flehn.

2.

Dein Schaͤflein kom̃t in deinen ſchoß/

Ach mach es aller Suͤnden loß/

M 2Jſt
[244]Wochentliches Morgen.
Jſt dieſer Tag nicht recht verbracht/

Dein Sohn hat alles gutt gemacht.

3.

Nihm du ſein Blut vor meine ſchuld/

Erneure deine Vater-Huld/

Und nihm dein Kind zu Gnaden an/

Daß ich fein ſanffte ruhen kan.

4.

Du biſt der Waͤchter Jſrael/

Bewahre beydes Leib und Seel/

Sey mir uñ auch der Meinen Schild/

Wenn Satan in dem Finſtern bruͤllt.

5.

Und ſtoͤhret etwas meine Ruh/

So ruff mir deine Worte zu/

Die heute mich ſo wohl erqvickt/

So werd ich traͤumend auch entzuͤckt.

6.

Des Schlaffes Bruder iſt der Todt/

Doch hat es mit mir keine Noth/

Jch leb und ſterbe dir allein/

So ſchlaff ich ſanfft und ſelig ein.

7.

Schleuß dich/ o Hertzens-Tempel/ zu/

Denn GOtt hat in mir ſeine Ruh.

Die Uberſchrifft ſteht an der Thuͤr:

Gott Vater/ Sohn und Geiſt iſt hier.

III.
Morgen-Andacht
am Montage.
Nach der vorigen Melodie.

1. Mein
[245]und Abend-Opffer.
1.

MEin GOTt erwecke Hertz und

Mund/

Erneure deinen Gnaden-Bund/

Daß dieſer Wochen erſter Tag

Jn dir geſegnet heiſſen mag.

2.

Die Nacht war mir als wie der Tag/

Weil ich in deinen Armen lag.

Steh mir nun in Genaden bey/

Daß mir der Tag nicht finſter ſey.

3.

Laß mich in deinem Lichte ſtehn/

Kein Werck der Finſternuͤß begehn.

Gieb mir ein dir ergebnes Hertz/

Daß ich nicht deine Huld verſchertz.

4.

Dein Auge ſieht mich wo ich bin/

Dein Ohr hoͤrt aller Orten hin:

Du wirſt von allem Richterſeyn/

Das binde mir zur Warnung ein.

5.

Weil deine Hand der Bruñqvell iſt/

Aus welchem alles Gutte fluͤßt/

So wuͤrcke du damit bey mir/

Daß ich den Lauff mit Freuden fuͤhr.

6.

Kehrt auch das Creutze bey mir ein/

So laß es nur ertraͤglich ſeyn:

Ein Blick von deiner Gnade macht/

Daß auch mein Hertz in Dornen lacht.

7.

So geh ich freudig zum Beruff;

Gott/ der die Welt und mich erſchuff/

M 3Wird
[246]Wochentliches Morgen.
Wird Krafft von oben mir verleihn/

Der Anfang und das Ende ſeyn.

IV.
Abend-Andacht
am Montage.
Jn voriger Weiſe.

1.

HErꝛ Zebaoth dein Ruhm verdient

Daß er in meinem Hertzen gruͤnt/

Drumb nihm auch dieſen Abend an/

Was deinen Ruhm vermehren kan.

2.

Du haſt mich heute ſehr geliebt/

Da ich dich leider! ſehr betruͤbt/

Und mein Gewiſſen ſtellet mir

Die allergroͤſten Suͤnden fuͤr.

3.(reut/

Mein Mund beklagt/ mein Hertz be-

Des Wandels Ungerechtigkeit/

Und haͤtt ich meinen JEſum nicht/

So kaͤm ich billich ins Gericht.

4.

Den laſſe meinen Buͤrgen ſeyn/

Sein Blutt wird kraͤfftig vor mich

ſchreyn/

Sieh doch in feinen Wunden an/

Was Er/ und nicht was ich/ gethan.

5.

Umb CHriſti willen bleib bey mir/

Verſiegle meine Kammer-Thuͤr/

Und ſtreich das Blut des Lam̃es dran/

Daß mich kein Wuͤrger toͤdten kan.

6. So
[247]und Abend-Opffer.
6.

So heilige denn meine Ruh/

Und ſchluͤſſe mir die Augen zu:

Soll ich den Todt im Schlaffe ſehn/

Wer dir ſtirbt/ dem iſt wohl geſchehn.

7.

Nun gute Nacht! mein Jeſus wacht/

Der nimmt die Meinen auch in acht/

Mein GOtt iſt mein/ und ich bin ſein/

Das ſoll die letzte Loſung ſeyn.

V.
Morgen-Andacht
am Dienſtage.
Noch in vorhergehender Melodie.

1.

DU alter GOtt/ machſt deine Treu

An dieſem Morgen wieder neu/

So komm ich auch von neuem hier/

Und trage dir mein Hertze fuͤr.

2.

Ach habe Danck vor deine Hutt/

Du hoͤchſtes Gutt/ machſts im̃er gutt.

Jm Schlaffe war ich auſſer mir/

Du aber in mir fuͤr und fuͤr.

3.

Der Feind hat Boͤſes wohl gedacht/

Du aber haſt es gutt gemacht:

Das iſt numehr am Tage da/

Mein Hertze ſingt: Halleluja!

4.

Ach ſey mir heute wie ein Thau/

Daß ich mein Werck im Segen bau/

M 4Der
[248]Wochentliches Morgen-
Der Schweiß in meinem Angeſicht

Fluͤßt ohne deinen Segen nicht.

5.

Fall ich/ ſo hebe du mich auff/

Laß Fleiſch uñ Blut nicht ſeinen Lauff.

Der Dienſtag foͤdre deinen Dienſt/

Dein Gnaden-Lohn ſey mein Gewinſt.

6.

Sey du mein Schild uñ groſſer Lohn/

Und mein Jmmanuel/ dein Sohn.

Schlaͤgſt du/ verbinde mich nur auch/

Und handele nach Vaters-Brauch.

7.

So geht es auff die Arbeit loß/

Mein GOtt eroͤffne deinen Schoß/

Gieb mir nun wenig oder viel;

Deñ was Gott wil/ das iſt mein Ziel.

VI.
Abend-Andacht
am Dienſtage.
Jn vorſiehender Weiſe.

1.

Die nacht verleſcht des Tages Licht/

Mein GOtt/ nim̃ deinen Glantz

mir nicht/

Zeuch du in meinem Hertzen ein/

So hab ich immer Sonnen-ſchein.

2.

Allein/ die Nacht der ſuͤnden ſchreckt/

Die mein Gewiſſen auffgeweckt/

Der Dienſtag iſt ein Suͤnden-Tag/

Da ich im Suͤnden-Dienſte lag.

3. Doch
[249]und Abend-Opffer.
3.

Doch das Veꝛdienſt von deinem Sohn

Wird mir ein rechter Gnaden-thron:

Ach ſiehe/ lieber Vater/ drauff/

Schreib ab die ſchulden/ uñ nicht auff.

4.

O Menſchen-Huͤtter/ huͤtte mein/

Die Geiſter/ die dir dienſtbahr ſeyn/

Gieb mir zu einer ſtarcken Wacht/

Die Satans Liſt zu ſchanden macht.

5.

Bleib bey mir/ weil es Abend wird/

Mein Gaſt/ mein Troſt/ mein gutter

Hirt/

Mein Bett ſieht wie Egypten aus/

Ach mach ein lichtes Goſen draus.

6.

Halt mir dein Wort/ das immer gilt/

Daß du mich nicht verſaͤumen wilt/

Und hilff mir endlich dorte hin/

Wo ich in keiner Nacht mehr bin.

7.

Komm/ ſuͤſſer Schlaff/ erqvicke mich/

Der muͤde Leib begehret dich/

Biß daß die Nacht ihr Ende findt.

GOtt ſelber rufft: Nun ſchlaff mein

Kind.

VII.
Morgen-Andacht an
der Mittwoch.
Nach eben voriger Melodie.

1. Brich
[250]Wochentliches Morgen-
1.

BRich an/ gewuͤnſchte Morgen-

Stund/

Es traͤget lauter Gold dein Mund:

Jn meinem Munde ſoll allein (ſeyn.

Mein GOtt/ mein Gold/ mein alles

2.

GOtt Vater/ nim̃ mein Opffer hin/

Das ich mit Leib und Seele bin;

Denn beyde haſt du wohl bewacht/

Und wieder an das Licht gebracht.

3.

Jch breite meine Haͤnde dar/

Ach nimm auch heute meiner wahr/

Du ſiehſt/ was ich nicht ſehen kan/

Wie ſchluͤpffrich meine Lebens-bahn.

4.(nach/

Welt/ Fleiſch und Teuffel gehn mir

Und draͤuen mir viel Ungemach/

Ach waffne mich mit Tapfferkeit/

Und ſtaͤrcke mich in dieſem Streit.

5.

Laß deine Weißheit bey mir ſtehn/

Und mich auff gutten Wegen gehn/

Was du mir hier befohlen haſt/

Das mache mir zu keiner Laſt.

6.

Geſegene mein taͤglich Brodt/

Und dencke mir ſtets an den Todt:

Ein Tag geht nach dem andern hin/

Daß ich ſtets from̃ und fertig bin.

7.

Auff dich/ mein GOtt/ kom̃t alles an/

Was du nicht thuſt/ heiſt nicht gethã/

So
[251]und Abend-Opffer.
So thu auch heute wohl an mir/

Mir gieb den Nutz/ die Ehre dir.

VIII.
Abend-Andacht an
der Mittwoch.
Es bleibet vorige Melodie.

1.

DJe Laſt iſt aus/ nun kom̃t die Luſt/

Die mir in ſanffter Ruh bewuſt/

Mit JEſu wach ich/ ſchlaff ich ein/

Wie ſollt ich denn nicht froͤlich ſeyn?

2.

Ach aber! wie betruͤbt bin ich/

Jch denck itzund/ mein GOtt/ an dich/

Und mein Gewiſſen klagt mich an/

Weil ich die ſchuld nicht laͤugnen kan.

3.

Ach dieſer Abend ſtellet mir

Des Tages finſtre Wercke fuͤr:

Vor deine Liebe gab ich Haß/

Zum Boͤſen ſchnell/ zum Gutten laß.

4.

Ach laß den Fluch nicht auf mir ruhn/

Und JEſum die Bezahlung thun:

Bin ich nicht heilig und gerecht/

Er iſt ja der gerechte Knecht.

5.

Der Feyerabend ſtellt ſich ein/

Laß mein Gebethe feurig ſeyn/

Und gieb/ daß meine Lagerſtat

Elias Roß und Wagen hat.

M 66. Ver-
[252]Wochentliches Morgen-
6.

Verbirge mich in dein Gezelt/

Wo ſelbſt die Liebe Wache haͤlt:

Des Leuen Rachen ſtopffe zu/

Daß er mir keinen Schaden thu.

6.

So ſchlaff ich wohl in deiner Hand/

Die alles Grauen abgewandt:

Jch fuͤrchte weder Noth noch Todt/

Denn wo ich bin/ da iſt mein GOtt.

IX.
Morgen-Andacht
am Donnerſtage.
Jn voriger Melodie.

1.

Mein Gott/ du ſchaffeſt dieſes Licht

Das itzund durch die Wolcken

bricht/

Laß es auch lichte bey mir ſeyn/

Durch deinen neuen Gnaden-ſchein.

2.

Der Donnerſtag iſt auch erlebt/

Daruͤber dich mein Hertz erhebt/

Mein erſtes Wort iſt Jacobs Wort:

Der HErr iſt warlich an dem Ort:

3.

Nimm auch nun mein Geluͤbde hin/

Mit dem ich dir verbunden bin/

Und gieb/ daß ich den gantzen Tag

Dir ſolches auch bezahlen mag.

4.

Laß JEſum heute mir allein

Weg/ Warheit und das Leben ſeyn:

Sein
[253]und Abend-Opffer.
Sein Nahme heilige mein Thun/

So wird ein Segen auff mir ruhn.

5.

Verleih mir ein vergnuͤgtes Hertz/

Und lenck es immer Himmel-werts:

Laß mich im Rath der From̃en gehn/

Und allem Boͤſen widerſtehn.

6.

Jch werffe meine Noth auff dich/

Es iſt dein Joch/ erqvicke mich:

Du haſt ja wohl ein Thraͤnen-Maß/

Doch aber auch ein Stunden-Glaß.

7.

Gieb daß mir auch der Donnerſtag

An den Gerichts-Tag dencken mag/

Und alſo hier mein Leben fuͤhr/

Daß mich alsdenn kein Donner ruͤhr.

X.
Abend-Andacht
am Donnerſtage.
Nach erſterer Melodie.

1.

DJr/ O du HErr der Herrligkeit/

Sey Lob/ und Danck/ und Ruhm

bereit/

Daß ich nun wieder einen-Tag

Jm Segen hinterlegen mag.

2.

Jch bin nicht werth der groſſen Huld;

Ja es verdiente meine Schuld

Nur lauter Zorn und Ungenad/

Dieweil ſie dich verworffen hat.

M 73. Ach
[254]Wochentliches Morgen-
3.

Ach HErꝛ/ verwirff mich darum nicht/

Schau/ wie der Sohn dein Hertze

bricht/

Den halt ich dir im Glauben fuͤr/

Sey gnaͤdig und verzeihe mir.

4.

Jn JEſus Wunden leg ich mich/

Zu einer Decke nehm ich dich/

So ſchrecket mich kein Hoͤllen-Bild/

Jch bin in dich gantz eingehuͤllt.

5.

Geſelle mir bey meine Ruh

Die Starcken Salomonis zu/

Und laß ſie umb mein Bette ſtehn/

Daß ſie der Noth entgegen gehn.

6.

Leb ich/ ſo trag ich morgen dir

Ein Danck-ergebnes Hertze fuͤr:

Sterb ich/ ſo binde mich alsdenn

Jns Buͤndlein der Lebendigen.

7.

Jn deinem Nahmen ſchlaff ich ein/

Laß mich bey dir gantz ſicher ſeyn/

Damit auff dieſen Donnerſtag

Auch eine Stille folgen mag.

XI.
Morgen-Andacht
am Freytage.
Jn voriger Melodie.

1.

DEr Morgen-glantz macht hellen

Schein/

Mein
[255]und Abend-Opffer.
Mēin JEſu/ kehre bey mir ein/

Jn deinem Blutte ſtelle mir

Die rechte Morgenroͤthe fuͤr.

2.

Der Freytag war dein Sterbe-Tag/

Da ich auffs neue leben mag:

Gieb/ daß ich ſo mein Leben fuͤhr/

Daß Welt und Suͤnde ſterb in mir.

3.

Jch ſeh dich als mein Opffer an/

Das ich dem Vater bringen kan/

Wenn er ein Lamm von mir begehrt/

Daß ſich ſein Zorn in Huld verkehrt.

4.

Beſprenge meinen Morgen-Danck/

Und meines Hertzens Lobgeſang/

Mit deines Bluttes Lebens-Thau/

Daß GOtt darauff in Gnaden ſchau.

5.

Jn meinem Wandel ſtelle mir

Dein Vorbild heut und allzeit fuͤr:

Verleih mir deine Krafft dabey/

Daß ich der Welt gecreutzigt ſēy.

6.

Aus deinen Wunden qvelle mir

Ein rechter Segens-Bach herfuͤr.

Mit deinem Creutze labe mich/

Wenn Creutz und Truͤbſal findet ſich.

7.

Und wenn mein Lauff zu Ende geht/

Gieb/ daß dein Creutze vor mir ſteht/

Die offne Seite ſey die Thuͤr/

Die mich zu dir gen Himmel fuͤhr.

XII.
[256]Wochentliches Morgen-
XII.
Abend-Andacht
am Freytage.
Jn voriger Melodie.

1.

SO iſt der Freytag auch vorbey/

Ach waͤr ich von der Suͤnde frey/

Die ich auch heute ſchon veruͤbt/

Und GOttes Vater-Hertz betruͤbt.

2.

Wie wenig hab ich doch bedacht/

Was JEſum an das Creutz gebracht/

Vielmehr gethan/ gedacht/ geredt/

Was ihn auffs neue creutziget.

3.

Ach Vater/ ſchlugſt du deinen Sohn

Mit ſo viel Schmertzen/ Schmach

und Hohn/

Da er doch fremde Schuld verſuͤhnt/

Was hab ich Suͤnder denn verdient?

4.

Jedoch mein Glaube troͤſtet ſich/

Dein Sohn vergoß ſein Blut fuͤr mich/

Nimm dieſe Zahlung fuͤr mich an/

Und ſey mir wieder zugethan.

5.

Wirff meine Suͤnd ins tieffe Meer/

Und gieb mir ſeine Wunden her/

Weil ich kein Lager ſonſt nicht weiß/

So ſchlaff ich wie im Paradeiß.

6.

Dein letztes Wort ſoll meine ſeyn/

Jch wil aus gantzem Hertzen ſchreyn:

Mein
[257]und Abend-Opffer.
Mein Gott/ der du mein Vater heiſt/

Nur dir befehl ich meinen Geiſt.

7.

Die Kleider ſind ſchon abgethan/

Jch ziehe meinen JESUM an/

Der giebt mir nun durch ſeine Macht

Zum Freytag eine freye Nacht.

XIII.
Morgen-Andacht
am Sonnabend.
Wiederumb in voriger Weiſe.

1.

DU angenehmer Morgen-Thau/

Mein JEſu/ laß des Hertzens Au

Von deiner Gnade trieffend ſeyn/

Und feuchte mich mit Segen ein.

2.

Sehr groß war heute die Gefahr/

Darinnen ich begraben war/

Doch noch viel groͤſſer deine Macht/

Die mich geſund ans Licht gebracht.

3.

Davor bin ich dein Eigenthum/

Jch opffere dir Danck und Ruhm/

Niemand auff Erden iſt dir gleich/

So maͤchtig und ſo gnadenreich.

4.

Ach gieb mir ferner Rath und That/

Daß dieſer Tag das Seine hat/

Und leite mich in meiner Pflicht/

Durch deines Geiſtes Gnaden-Licht.

5.

Behalte mein Gewiſſen rein/

Re-
[258]Wochentliches Morgen-
Regiere du in mir allein/

Daß ich der Suͤnde müßig geh/

Und ſtets zum Tode fertig ſteh.

6.

Der Tag iſt dieſer Wochen Schluß/

Wenn ich nun auch beſchluͤſſen muß/

So ſchleuß mich in den Wunden ein/

Die aller Frommen Zuflucht ſeyn.

7.

Jndeſſen leb ich in der Welt/

So lange dirs/ mein GOtt gefaͤllt.

Gieb daß einmahl der letzte Tag

Der erſt im Himmel heiſſen mag.

XIV.
Abend-Andacht
am Sonnabend.
Die Melodie iſt vorhergehende.

1.

DEr letzte Wochen-Tag iſt hin/

Davor ich dir verbunden bin/

Du biſt/ mein GOtt/ das A und O/

Und deine Weißheit ſchafft es ſo.

2.

Der Anfang ward mit dir gemacht/

Mit dir iſt auch das End vollbracht/

O habe Danck fuͤr deine Treu/

Und ſteh auch in der Nacht mir bey.

3.

Die Menge meiner Suͤnde ſchreckt/

Jch habe deinen Zorn erweckt;

Doch leſch ihn nur in CHriſti Blutt/

So iſt mein Hertze wohl gemuth.

4. Laß
[259]und Abend-Opffer.
4.

Laß meine Suͤnde ferne ſeyn/

Du aber kehre bey mir ein/

Dein Hertz begleite mich zur Ruh/

Und decke mich mit Liebe zu.

5.

Der Fuͤrſt der Finſternuͤß ſtellt ſich

Jn ſeiner Ruͤſtung wider mich/

Jch halt ihm nur ſein Creutze fuͤr/

Bald ſchreckt ihn dieſes Siegs-panir.

6.

Gieb/ daß ich mich bereiten mag;

Denn Morgen iſt des HErren Tag/

Daß ich auch geiſtlich aufferſteh/

Und meinen Kirch-Weg froͤlich geh.

7.

Der Feyerabend kommt herbey/

Wer weiß wie nah mein Ende ſey/

Das Ende dieſer Woche ſpricht:

O Menſch/ vergieß dein Ende nicht.

8.

Wohlan! mein Glaube haͤlt dich feſt/

Und wenn der Todt mich ruffen laͤſt/

So bin ich dennoch wohl gemuth;

Denn Ende gutt macht alles gutt.


Kirchen-Andacht/
Vor der Predigt.
Melod. Wer nur den lieben GOtt laͤſt walten.

1.

MEin GOTT/ du haſt mich

eingeladen/

Jch
[260]Kirchen-Andacht.
Jch komme vor dein Angeſicht.

Ach wohne bey mir in Genaden/

Und gieb mir deines Geiſtes Licht.

Zeuch Hertz und Mund allein zu dir/

Und ſey der Lehrer ſelbſt in mir.

2.

Hier iſt der Ort/ den du erwehlet/

Hier trifft man dein Gedaͤchtnuͤß an/

Die Wunder werden hier erzehlet/

Die dein Geheimnuͤß auffgethan.

Hier iſt dein Feuer und dein Herd/

Und alles/ was mein Hertz begehrt.

3.

Ach gieb mir Himmliſche Gedancken/

Weil ich hier ſchon im Himmel bin.

Laß mich nicht in der Andacht wanckẽ/

Und lege dich in meinen Sinn/

Nihm die Vernunfft gefangen hier/

Und oͤffne mir die Glaubens-Thuͤr.

4.

Mein JESU/ laß es wohl gelingen/

Du Wort des Vaters/ laß dein Wort

Jn mir die rechten Fruͤchte bringen/

Und ſtreu es auff den gutten Ort.

Mein Hertze ſey das rechte Feld/

Darein der gutte Saamen faͤllt.

5.

Geſegne Pflantzen und Beguͤſſen/

Und gieb den Lehrern deine Krafft/

Daß ſie das Wort zu theilen wiſſen/

Wie es am beſten Nutzen ſchafft.

Gieb uns das rechte Himmel-Brodt/

Und troͤſt uns wieder in der Noth.

6. Wohl-
[261]Kirchen-Andacht.
6.

Wohlan/ ſo rede/ HErr/ wir hoͤren/

Und laß uns keine Hindernuͤß

Jn der gefaßten Andacht ſtoͤren;

Denn dieſes bleibt einmahl gewiß:

Wer dein Wort hoͤrt/ und glaubt an

dich/

Der ſchmeckt den Todt nicht ewiglich.

Kirchen-Andacht
Nach der Predigt.
Melod. Nun GOtt Lob es iſt vollbracht.

1.

SElig ſind/ die GOttes Wort

Hoͤren und zugleich bewahren/

Mein GOtt/ laß an dieſem Ort

Mir dergleichen wiederfahren/

Daß mir das gehoͤrte bleibet/

Und zur Seligkeit bekleibet.

2.

Druͤck es feſt ins Hertz hinein/

So wird mirs kein Teufel rauben/

Und ich werde ſelig ſeyn/

Auch bereits in meinem Glauben:

Meine Seele wird ſich laben/

Und des Him̃els Vorſchmack haben.

3.

Fluch und Segen iſt mir nun

Zu der Wahl anheim gegeben:

Laß
[262]Kirchen-Andacht.
Laß mich deinen Willen thun/

Und nach deinem Worte leben/

Daß ich vor der Hoͤllen fliehe/

Umb den Himmel mich bemuͤhe.

4.

Laſſe keinen Jrrthum mir

Deine Bruͤnnlein truͤbe machen/

Und bey deinem Donner hier

Mein Gewiſſen recht erwachen/

Daß dein Wort durchs Heꝛtze gehet/

Und ein rechter Brand entſtehet.

5.

Jſt mein gantzes Chriſtenthum

Voller Jammer und Beſchwerden/

Laß dis Evangelium

Mir zu einem Balſam werden/

Der in meine Wunden fluͤſſe/

Und mir alles Creutz verſuͤſſe.

6.

Nun ich gehe froͤlich heim;

Denn ich trage/ wie die Bienen/

Lauter ſuͤſſen Honigſeim/

Der mir muß zum Labſal dienen/

Und mein ſchluß iſt JEſus Namen/

Der iſt auch mein Ja und Amen.

Buß-
[263]Buß-Andacht.
Buß-Andacht
Vor der Beichte.
Melod. HErr JEſu Chriſt du hoͤchſtes Gutt.

1.

MEin GOTT/ ich ſchaͤme mich

vor dir/

Von wegen meiner Suͤnde/

Weil ich den Richterſtuhl allhier

Vor meinen Augen finde/

Und dein Geſetze mich verklagt/

Ja mein Gewiſſen ſelber ſagt/

Daß ich den Todt verdienet.

2.

Die Hoͤlle brennet ſchon in mir/

Dein Eyfer frißt mein Hertze/

Und ſtellt mir lauter Flammen fuͤr/

Jch kan fuͤr groſſem Schmertze

Und uͤberhaͤuffter Seelen-Pein

Kaum mit dem armen Zoͤllner

ſchreyn:

GOTT ſey mir Suͤnder gnaͤdig!

3.

Doch trett ich nun mit Zittern hin/

Und zeige meine Wunden/

Ob ich voll Schuld uñ Straffe bin/

Doch hab ich etwas funden/

Das dich/ mein Gott/ veꝛſoͤhnen kan/

Ach
[264]Buß-Andacht.
Ach ſiehe meinen JESUM an/

Und laß dein Hertze brechen.

4.

Jch ſetze dieſen Gnaden-Thron

Zu deinem Richter-Stuhle/

Verdammt mich dein Geſetze ſchon

Zum ſchwartzen Hoͤllen-Pfuhle/

So ſpricht mich doch mein JESus

loß/

Und was aus ſeinen Wunden floß/

Jſt meine Zahlung worden.

5.

Ach Vater/ leſche deinen Grimm/

Jn ſeinem rothen Blutte/

Jch bin ja auch dein Ephraim/

Dein Wort kommt mir zu gutte.

So dencke denn in Gnaden dran/

Uñ weil mein Jeſus gnung gethan/

So laß michs auch genuͤſſen.

6.

Jch wil mich als ein armer Wurm

Zu deinen Fuͤſſen winden/

Ach hemme deines Zornes Sturm/

Und laß mich Sonne finden.

Klaͤr aus dein Antlitz uͤber mir/

Es liegt ein durſtigs Hertze hier/

Das wie der Hirſche ſchreyet.

7.

Mein JEſus machet einen Strich

Durchs
[265]Buß-Andacht.
Durchs ſchwartze Schuld-Regiſter.

Er giebt das Loͤſe-Geld vor mich/

Weil er mein Hoher-Prieſter/

Und auch zugleich das Laͤm̃lein iſt/

Das du zum Opffer haſt erkieſt/

Vor mich und alle Suͤnder.

8.(gehn/

Wohlan! mein Glaube heiſt mich

Und vor dich nieder knyen/

Mein JEſus wil zur Seiten ſtehn/

Und dieſes Werck vollziehen.

Jn ſeinen Wunden kuͤhle dich/

Sein theures Blutt kom̃ uͤber mich/

Doch aber nur in Gnaden.

9.

Laß deinen Geiſt im Hertzen ſchrein/

Und CHriſtum mich vertreten/

Durch dieſe beyde nur allein

Kan ich erhoͤrlich bethen.

So ſchlag ich denn an meine Bruſt/

Und weiß/ daß du mich hoͤren muſt

Jn meines JESU Nahmen.

Buß-Andacht nach
der Beichte.
Melod. Lobet GOtt unſern HErren.

1.

GOtt Lob! ich bin entbunden/

Die Straff iſt mir geſchenckt/

Jn meines JEſu Wunden

Jſt alle Schuld verſenckt.

NJch
[266]Buß-Andacht.
Jch bin gantz neu gebohren/

Vor war ich geiſtlich todt/

Jn Suͤnden gantz verlohren/

Nun hat es keine Noth.

2. Der Vater heiſt mich wieder

Sein allerliebſtes Kind/

Weil meine Thraͤnen-Lieder

Sein liebſtes Opffer ſind.

Jch lag zu ſeinen Fuͤſſen/

Jtzt lieg ich an der Bruſt/

Und mein verletzt Gewiſſen

Schmeckt lauter Himmels-Luſt.

3. Die Wunden ſind geheilet/

Die Seele gantz geſund/

Und dieſen Troſt ertheilet

Der Prieſterliche Mund.

Jch ſoll von neuem leben/

Und meine Suͤnden-Schuld

Jſt ſchon bey GOtt vergeben.

O ungemeine Huld! (feh/

4. Weich/ Suͤnde/ Tod und Teu-

Jhr habt kein Theil an mir.

Hinweg mit allem Zweiffel/

Jch werde nun hinfuͤr

Jn Liebes-Seilen gehen/

Der Fluch iſt ausgeleſcht/

Jch kan im Segen ſtehen/

Weil JESUs Blutt mich waͤſcht.

5. Sey ewiglich verehret/

Du Groſſer Gnaden-Thron:

Mein
[267]Buß-Andacht.
Mein Wunſch iſt nun erhoͤret/

Das Hertze freut ſich ſchon

Die Mahlzeit zu genuͤſſen/

Die mir das Siegel giebt/

Da den mein Mund wird kuͤſſen/

Den meine Seele liebt.

6. Jch wil mich nun verbinden

Dir ewig treu zu ſeyn/

Und mich der alten Suͤnden

Jn deiner Krafft befreyn.

Es ſoll mein gantzes Leben

Zu deinen Dienſten ſtehn/

Und eyfrig darnach ſtreben/

Jn deiner Bahn zu gehn.

7. Gieb deines Geiſtes Gabe

Zu meiner Beſſerung/

Die ich verſprochen habe.

Bin ich nicht wuͤrdig gnug/

Wirſt du mich wuͤrdig machen/

An deinen Tiſch zu gehn.

Ach was vor Wunder-Sachen

Seh ich ſchon dorte ſtehn.

8. Als wie ein Hirſche ſchreyet/

So duͤrſtet meine Seel/

Wie bald werd ich erfreuet!

Komm doch Jmmanuel.

Die Suͤnd iſt ausgegangen/

Geh du nun bey mir ein/

Und ſo wird mein Verlangen

Bey dir geſtillet ſeyn.

N 2An-
[268]Andacht
Andacht
Vor Genuͤſſung des Heil.
Abendmahls.
Melod. Meinen JEſum laß ich nicht.

1.

KOmm/ du angenehmer Gaſt/

Mund und Hertze ſteht dir offen/

Bringe/ was du ſchoͤnes haſt/

Und befriedige mein Hoffen.

Freund der Seelen weiß und roth/

Himmels-Thau und Lebens-Brodt.

2. Allerhoͤchſte Majeſtaͤt/

Laß dich in mein Hertz hernieder/

Ziehe mich als ein Magnet/

Liebe mich/ ſo lieb ich wieder/

Lege mich an deine Bruſt/

Naͤhre mich mit Himmels-Luſt.

3. Fuͤhre mich/ O treuer Hirt/

Auff die ſuͤſſen Lebens-Auen/

Daß mein Hertz geſaͤttigt wird/

Wenn du laͤſt dein Manna thauen/

Siehe wie dein Schaͤflein lechzt/

Und in ſeinem Hunger aͤchzt.

4. O du wah res Oſter-Lamm/

Laſſe mich dein Fleiſch genuͤſſen/

Welches dort am Creutzes-Stamm

Meine Schulden buͤſſen muͤſſen.

Zucker-ſuͤſſes Seelen-Brodt/

Artzney wider Noth und Todt.

5. Schencke mir den Kelch voll Heyl/

Deꝛ von deinem Blutte qvillet/

Wird mir dieſer Schatz zu Theil/

So
[269]vor dem Heil. Abendmahl.
So iſt aller Durſt geſtillet/

Was aus deinen Wunden trifft/

Jſt des Todes Gegen-Gifft.

6. Mache himmliſch meinen Sinn/

Beym Genuß der Himmels-Gaben.

Daß ich recht begierig bin/

Mich an deiner Bruſt zu laben.

Schrencke die Vernunfft hier ein/

Laß den Glauben bruͤnſtig ſeyn.

7. Nun wohlan/ ſo geh ich hin/

Mir geſcheh nach deinem Willen/

Ob ichs gleich nicht wuͤrdig bin/

Wirſt du doch dein Wort erfuͤllen/

Mache du mich ſelbſt geſchickt/

Und zum Hochzeit-Mahl geſchmuͤckt.

8. Komm/ Gebenedeytes Fleiſch/

Komme/ Blutt des neuen Bundes/

Machet meine Seele keuſch/

Seyd der Zucker meines Mundes/

Meines Hertzens Paradeiß/

Meiner Seelen Ehren-Preiß.

9. Sey willkommen Lebens-Brodt!

Sey willkommen Wein der Engel!

Hier vergeß ich aller Noth/

Hier verſchwinden alle Maͤngel/

Hier muß lauter Freuden-Wein

Manna/ Hoſianna ſeyn.

Andacht
Nach Genuͤſſung des Heil.
Abendmahls.
Mel. Wer nur den lieben GOtt laͤſt walten.

N 31. Hal-
[270]Andacht
1.

HAlleluja! ich bin geneſen/

Mein JEſus iſt mein lieber Gaſt/

Uñ auch mein treuer Wirth geweſen/

Der mich nun gantz und gar umfaſt/

Es iſt nur lauter JESUS hier/

Jch bin in ihm/ er iſt in mir.

2.

Ach war ich nicht im dritten Himmel

Vor lauter Suͤßigkeit entzuͤckt!

Mich irrete kein Welt-Getuͤmmel/

Da ich nur JEſum erſt erblickt.

Der Teuffel lag zu Fuͤſſen mir

Bey dieſer Gnaden-Taffel hier.

3.

Wie kan ich dirs deñ gnung vergelten

Du Gottes und des Menſchen ſohn?

Du wohneſt in des Himmels-Zelten/

Und macheſt in mir deinen Thron.

Der Himmel Himmel faſt dich nicht/

Und haſt dein Aug auff mich gericht.

4. Ach koͤnt ich nach Verdienſt dich

ſchaͤtzen/

Du Schatz/ der alle Schaͤtze giebt?

Ach koͤnt ich mich genung ergoͤtzen/

An dem/ der meine Seele liebt?

Jch zittre zwar vor deiner Macht/

Doch/ daß mir auch das Hertze lacht.

5. Du biſt der Geber und die Gabe/

Und machſt mich an der Seelen reich/

Ja wenn ich dich im Hertzen habe/

Hab ich den Himmel auch zugleich.

Wer Leib und Blut zum Pfande hat/

Der iſt ſchon ſelig in der That.

Laß
[271]nach dem Heil. Abendmahl.
6. Laß mich doch nim̃ermehr vergeſſen/

Was ich vor eine Lebens-Koſt

An deiner Taffel hier gegeſſen/

Und was vor einen ſuͤſſen Moſt

Dein Weinſtock mir geliefert hat/

Da ich zu deiner Kelter trat.

7. Haſtu in mir den Platz genom̃en/

So treib hinfuͤr auch alles aus/

Was dir nur kan zu nahe kommen/

Mein Hertze ſey dein eigen Hauß.

Nihm allen meinen Willen hin/

Und gieb mir einen neuen Sinn.

8. Sey du der weinſtock/ ich die Rebe/

So nehm ich Safft uñ Kraft von dir/

Daß ich nur dir/ u ud mir nicht/ lebe/

Auch den Schatz nim̃ermehr verliehr/

Der mir dein gantzes Hertze ſchenckt/

Und mich zum Him̃el ſpeiſt uñ traͤnckt.

9. Den Vorſchmack hab ich nun

genoſſen/

Von jenem groſſen Abendmahl.

Du bleibeſt in mein Hertz verſchloſſen/

Biß mich in Zions Ehren-Saal

Des Weinſtocks Frucht von neuem

traͤnckt/

Und ewige Vergnuͤgung ſchenckt.


Buß-Tags-Andacht.
Melod. Wohlan es geht nun mehr zum Ende.

1.

WJr liegen hier zu deinen Fuͤſſen/

Ach HERR von groſſer Guͤt und Treu/

Und fuͤhlen leider! im Gewiſſen/

Wie ſehr dein Zorn entbrennet ſey.

N 4Das
[272]Buß-Tags-Andacht.
Das Maß der Suͤnden iſt erfuͤllt/

Ach weh uns/ wo du ſtraffen wilt.

2. Du biſt gerecht/ wir lauter Suͤnder/

Wie wollen wir vor dir beſtehn?

Wir ſind die ungerathnen Kinder/

Die nur auff Hoͤllen-Wegen gehn.

Kein Wunder/ wenn uns Peſt und Schwerdt/

Und Hunger laͤngſten auffgezehrt.

3. Doch Vater/ denck an deinen Nahmen/

Gedenck an deinen lieben Sohn/

Dein Wort heiſt immer Ja und Amen/

Dein Eydſchwur zeuget ſelbſt davon.

Du wilſt der Suͤnder Todt ja nicht/

Ach geh nicht mit uns ins Gericht.

4. Wir liegen vor dir in dem Staube/

Und unſer Hertz iſt gantz zerknirſcht/

Nur troͤſtet uns allein der Glaube/

Daß du dich noch erbarmen wirſt.

Ach haſt du noch ein Vater-Hertz/

So ſiehe doch auff unſern Schmertz.

5. Der Mittler ſteht ja in der mitten/

Wir reiſſen ſeine Wunden auff/

Der hat vor unſre Schuld gelitten/

Und leiſtet dir die Zahlung drauff.

Verbirgſt du deinen Guaden-Schein/

So muß ſein Blutt verlohren ſeyn.

6. Ach Blut! Ach Blut von deinem Sohne/

Schreyt fuͤr uns um Barmhertzigkeit/

Schau doch von deinem Gnaden-Throne/

Und dencke noch der alten Zeit/

Da du auch Gnade haſt erzeigt/

Und dein erzoͤrntes Hertz gebeugt.

7. Ach laß die wohl-verdiente Straffe

Nicht uͤber unſre Haͤupter gehn/

Daß wir nicht als verlohrne Schaffe

Von deiner Hutt verlaſſen ſtehn.

Ach ſammle uns in deinen Schoß/

Und mach uns aller Plagen loß.

8. Steck ein das Schwerd/ das uns wil freſſen/

Den
[273]Vorſchmack des ewigen Lebens.
Den Wuͤrger laß voruͤber gehn/

Gieb deinen Kindern Brodt zu eſſen/

Laß keine ſolche Zeit entſtehn/

Daß man dein Wort uns theuer macht/

Und unſer Hertz dabey verſchmacht.

9. Gieb Fried im Land und im Gewiſſen/

Geſunde Lufft/ wohlfeyle Zeit.

Laß Guͤtt und Treu einander kuͤſſen/

Und foͤdre die Gerechtigkeit.

Kroͤn unſer Feld mit deinem Gutt/

Nihm Kirch und Hauß in deine Hutt.

10. So wollen wir dir Opffer bringen/

Und Deine ſeyn mit Leib und Seel.

Es ſoll dein Lob gen Himmel dringen/

Und dein erloͤſtes Jſrael

Wird in der Huͤtten Jacobs ſchreyn:

Der HERR ſoll mein GOTT ewig ſeyn.


Vorſchmack des Ewi-
gen Lebens.
Zum Andencken einer Sel.
Freundin.
Melod. JESUS meine Zuverſicht.

1.

MEin Valet iſt ſchon gemacht/

Menſchen/ denckt nicht/ daß ich ſterbe/

Weil mein harter Kampff vollbracht/

Sch ich ſchon des Lebens Erbe.

Und mein Auge ſieht dorthin/

Wo mein Todt nur ein Gewinn.

2.

REiß dich loß/ erloͤßter Geiſt/

Und zerreiß die bangen Ketten;

Da dir GOTT ein Zoar weiſt/

Dich aus Sodom zu erretten.

War-
[274]
Warten doch die Engel ſchon/

Eile nur getroſt davon.

3.

MEine Zunge ſchmeckt bereits

Waſſer aus dem Paradeiſſe/

Mein bald uͤberwundues Creutz

Wird zu lauter Ehren-Preiſſe.

Meine Krone liegt ſchon da.

Alles rufft: Halleluja!

4.

GRuß und Kuß von JESUS Mund

Macht mir alles bitter ſuͤſſe/

Auff einmahl bin ich geſund.

Wann ich nur die Augen ſchluͤſſe.

JESUS Wunden/ JESUS Todt

Jſt das Ende meiner Noth.

5.

VJelgeliebte/ weinet nicht/

Seht mir nach/ und lebt im Segen/

GOTT iſt Euer Troſt und Licht/

Jch wil mich zur Ruhe legen.

Schreibet dieſes auff mein Grab:

GOTT wiſcht alle Thränen ab.


Beſchluß-ARIA
Auff den Geehrteſten Nah-
men einer fuͤr GOtt und der
Welt Edlen Seele.
Melod. JESU meine Freude.

1.

AUff/ ihr meine Sinnen/

Schwinget euch von hinnen/

Jn die Ewigkeit.

Laſt das Eitle liegen/

Jrr-
[275]
Jrrdiſches Vergnuͤgen

Jſt ein Raub der Zeit.

Eins iſt Noth/

Sonſt alles Koth.

JESUS/ JESUS nur alleine

Jſt mir dieſes Eine.

2.

EJniges Verlangen/

Laß dich doch umbfangen/

Mein Jmmanuel/

Zucker-ſuͤſſes Weſen

Durch dein Wort geneſen

Beydes Leib und Seel.

Komm mein Heyl/

Mein Hertzens-Theil/

JESU meines Lebens Leben/

Dir bleib ich ergeben.

3.

VOn den Erden-Schaͤtzen

Mag ſich der ergoͤtzen/

Der die Welt nur liebt.

Wenn ich JESUM habe/

Acht ich keine Gabe/

Die der Mammon giebt.

Der iſt Reich/

Und Groß zugleich/

Welcher Schatz und Hertz verbindet/

Wenn er JESUM findet.

4.

ROſen kan ich brechen/

Auch wenn Dornen ſtechen/

Wo nur JESUS iſt.

Laſt die Berge fallen/

Und die Donner ſchallen/

Jch ſteh als ein Chriſt.

Keine Noth/

Auch nicht der Todt/

Kan mein Hertze traurig machen/

JESUS heiſt mich lachen.

5. Geuß
[276]
5.

GEuß in meine Seele

Jmmer neues Oele/

Freund/ ſo weiß als roth/

Daß die Flammen brennen/

Die ſich Deine nennen/

Biß in meinen Todt.

Helles Licht/

Verlaß mich nicht/

Ziehe mich nach deinem Triebe/

Du Magnet der Liebe.

6.

VOrbild meines Lebens/

Laß mich nicht vergebens

Dir gefolget ſeyn.

O du gutter Hirte/

Komm doch und bewirthe/

Dieſes Lamm iſt dein.

Lebens-Fuͤrſt/

Mein Hertze duͤrſt/

Laß den Felſen Waſſer geben/

Brunnen voller Leben.

7.

RUffe mich mit Nahmen/

Du biſt Ja und Amen/

Held in Jſrael.

Hebe mich mit Fluͤgeln

Nach den Weyrauchs-Huͤgeln/

Rette Leib und Seel.

Wenn die Welt

Jn nichts zerfaͤllt/

So wirſt du mir alles werden/

Dort bey Jacobs Heerden.

ENDE.


[[277]][[278]][][][][]

Dieses Werk ist gemeinfrei.


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Kolimo+

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TextGrid Repository (2025). Collection 3. Der Lustige Sabbath/ Jn der Stille Zu Zion Mit Heiligen Liedern gefeyert. Der Lustige Sabbath/ Jn der Stille Zu Zion Mit Heiligen Liedern gefeyert. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bpcz.0