Klaſſifikation und Beſchreibung
der
verſchiedenen Gebirgsarten,
In der Waltheriſchen Hofbuchhandlung.
Kurze Klaſſifikation und Beſchreibung
der
verſchiedenen Gebirgsarten.a)
§. 1.
Von den verſchiedenen Gebirgsarten uͤberhaupt.
So aͤußerſt mannigfaltig diejenigen Steinarten, welche die Gebirge,
oder uͤberhaupt die Maſſe unſers feſten Erdkoͤrpers ausmachen,
(Bergarten, Gebirgsarten,) dem erſten Anſehen nach zu ſeyn ſcheinen;
ſo findet man doch bey naͤherer Unterſuchung, daß ihre Verſchiedenheit
nichts weniger, als bis ins Unendliche geht, und daß die meiſten derſel-
ben, in Anſehung ihrer Natur, ſehr ausgezeichnet und beſtimmbar ſind.
Es iſt ſogar wahrſcheinlich, daß wir den groͤßten Theil derſelben bereits
kennen: weil, nach den Beobachtungen reiſender Naturforſcher, die Ge-
birgsarten, auch der entfernteſten Laͤnder, insgemein mit unſern bekann-
ten Gebirgsarten uͤbereinkommen.
A 2§. 2.
[4]Kurze Klaſſification und Beſchreibung
§. 2.
Inzwiſchen herrſcht in den mineralogiſchen Schriften eine erſtaunliche
Verwirrung in der Beſtimmung dieſer Geſteinarten, und in dem Ge-
brauche ihrer Benennungen. Eine deutliche Beſtimmung und ſchickliche
Klaſſifikation derſelben, wird alſo um ſo mehr Beduͤrfniß fuͤr die Minera-
logie ſeyn, als jezt außerordentlich viel in und uͤber die Geognoſie und
mineralogiſche Geographie geſchrieben wird, und die vorhandenen Be-
ſtimmungen und Klaſſifikationen dieſer Koͤrper von aͤltern Mineralogen b),
vermoͤge der in dieſem Fache gemachten haͤufigen neuen Bemerkungen,
ganz unzulaͤnglich geworden ſind.
§. 3.
Eine dergleichen kurze Beſtimmung und Klaſſifikation dieſer Geſtein-
arten will ich hier liefern. Ich werde uͤbrigens auch hier dem von mir
angenommenen Grundſatze getreu bleiben: keine andere Geſteinarten,
als von deren wirklichen Exiſtenz ich uͤberzeugt bin, aufzufuͤhren. Denn
ich halte es fuͤr ganz unſchicklich und falſch, wenn man in der Naturge-
ſchichte Koͤrper, die von andern, nur noch ſehr unbeſtimmt, als neue und
beſondere Gattungen genennt und angegeben worden ſind, ohne weitere
Unterſuchung und Abwartung mehrerer Beſtaͤtigung, ſogleich in den Sy-
ſtemen als wirklich neue Gattungen auffuͤhret. c) Man haͤuft dadurch
die naturhiſtoriſchen Undinge außerordentlich, ſtatt dem, daß man ſie im-
mer mehr und mehr auszumaͤrzen, und die Naturſyſteme davon zu reini-
gen
[5]der verſchiedenen Gebirgsarten.
gen befliſſen ſeyn ſollte. Inzwiſchen laͤßt ſich dieſer Vorwurf den Bota-
nikern und Zoologen bey weitem nicht in dem Maaße, als den Minera-
logen machen: weil erſtere beyde bey Entwerfung ihrer Syſteme und ih-
rer Klaſſifikationen mit ungleich mehr philoſophiſchen Scharfſinn und lo-
gikaliſcher Genauigkeit zu Werke gehen, als leztere. d)
§. 4.
Alle Gebirgsarten laſſen ſich, in Ruͤckſicht auf die Natur und Ent-
ſtehung der Gebirge, die ſie ausmachen, unter 4 Hauptabtheilungen brin-
gen. Dieſe ſind: uranfaͤngliche- Floͤtz- vulkaniſche- und aufgeſchwemmte-
Gebirgsarten. Die uranfaͤnglichen- Floͤtz- und aufgeſchwemmten Ge-
birgsarten, gehen in einander uͤber, und man hat uranfaͤngliche Gebirgs-
arten, die beynahe mit eben dem Rechte auch Floͤtzgebirgsarten genennt
werden koͤnnen; und wiederum Floͤtzgebirgsarten, wo man zweifelhaft
wird, ob man ſie nicht ſchon zu den aufgeſchwemmten zaͤhlen ſoll. Einige
der erſtern, naͤmlich der uranfaͤnglichen, gehen auch ganz allmaͤhlig in
Floͤtzgebirgsarten uͤber. Nach den Entſtehungsarten dieſer Gebirgsar-
ten, die ſich in dem ungeheuren Zeitraume der Exiſtenz unſerer Erde wohl
meiſt unmerklich eine in die andere umaͤnderten, iſt es auch nicht anders moͤg-
lich, als daß ſolche Uebergaͤnge bey dieſen Geſteinarten ſtatt finden muͤſſen.
§. 5.
Von den uranfaͤnglichen Gebirgsarten.
I.Von ihnen uͤberhaupt.
Die Gebirge, welche aus den hieher gehoͤrigen Bergarten beſtehen,
ſind von der aͤlteſten Entſtehung, und tragen alle Merkmale einer Erzeu-
gung auf dem naſſen Wege an ſich.
Die
A 3
[6]Kurze Klaſſifikation und Beſchreibung
Die uranfaͤnglichen ſind unter allen 4 Hauptarten die ausgezeichne-
teſten und beſtimmbarſten. Der groͤßte Theil derſelben iſt gemengt, und
wenige ſind einfach. Bey den gemengten ſind bey einigen alle Theile
des Gemenges in und mit einander verwachſen, bey andern hingegen,
macht ein Theil die Hauptmaſſe aus, und in dieſer liegen die uͤbrigen Thei-
le faſt immer einzeln zerſtreut und iſolirt. Erſtere, wo alle Theile mit
einander verwachſen ſind, ſind wieder entweder von koͤrnichen oder ſchiefri-
chen Gefuͤge.
Es wechſeln ferner in ein und dem naͤmlichen Stuͤcke uranfaͤnglich
Gebirge, ſelten ein oder mehrere Lager verſchiedener Geſtein- oder Berg-
arten mit einander ab. So beſtehet ein Stuͤck Granit-Gebirge insge-
mein durchaus aus Granit, ein Stuͤck Porphyr-Gebirge durchaus aus
Porphyr, und ſo auch die uͤbrigen. Die wenigen gegentheiligen Faͤlle,
ſind als Ausnahmen von der Regel zu betrachten. Daher werden dieſe
Gebirge auch einfache Gebirge genannt. Ich habe aber dieſe Benennung,
weil ſie zweydeutig iſt, und oft, ſtatt auf das Ganze eines Gebirges ge-
zogen zu werden, irrig von der Gebirgsart verſtanden wird, gegen das
beſtimmtere Wort uranfaͤnglich vertauſchet; welches auch noch den Vor-
zug hat, daß es eben ſo, wie die Benennungen der uͤbrigen 3 Hauptarten,
ſich auf die Entſtehung dieſer Hauptart bezieht.
Die uranfaͤnglichen Gebirge haben endlich auch noch das Karakteri-
ſtiſche, daß man nichts von Verſteinerungen in ihnen antrifft.
Die bis jezt bekannten Bergarten dieſer Gebirge ſind: Granit,
Gneiß, Glimmerſchiefer, Thonſchiefer, Porphyrſchiefer, Porphyr, Ba-
ſalt,
d)
[7]der verſchiedenen Gebirgsarten.
ſalt, Mandelſtein, Serpentinſtein, uranfaͤnglicher Kalkſtein, Quarz-Gebir-
ge, und Topasfels.
Von dieſen ſind der Thonſchiefer, Serpentinſtein, uranfaͤngliche;
Kalkſtein und Quarz einfache; alle uͤbrigen aber gemengte Bergarten.
Und von den leztern ſind wieder Granit, Gneiß, Glimmerſchiefer, To-
pasfels, gemengte, mit unter einander verwachſenen Theilen; und Por-
phyrſchiefer, Porphyr, Baſalt und Mandelſtein, gemengte mit einer
Hauptmaſſe.
§. 6.
II.Von den verſchiedenen uranfaͤnglichen Gebirgsarten
inſonderheit.
1.) Granit.
Granit iſt eine gemengte Gebirgsart, die aus Feldſpath, Quarz und
Glimmer beſtehet, welche in einem koͤrnichten Gewebe ſo mit einander ver-
bunden ſind, daß ein jeder Theil des Gemenges in und mit dem andern
verwachſen iſt; und zwar ſind die drey eben genannten Gemengtheile bey
weiten am gewoͤhnlichſten derb, und eingeſprengt mit einander verwach-
ſen, und nur ſelten einer oder der andere kryſtalliſirt: doch werde ich in
der Folge eine beſondere Abaͤnderung von Granit mit eingemengten Feld-
ſpathkryſtallen anfuͤhren. Der Feldſpath macht uͤbrigens unter dieſen
dreyen faſt jederzeit bey weiten den groͤßten, ſo wie der Glimmer faſt ſtets
den mindeſten Theil aus. Außer dieſen drey gewoͤhnlichen und faſt we-
ſentlichen Gemengtheilen des Granits, findet ſich aber auch bisweilen als
ein ungewoͤhnlicher Theil, in ſelbigen ſchwarzer Stangenſchoͤrl ein, aͤußerſt
ſelten aber Granat. Auch iſt der in dem Granit enthaltene Feldſpath zu-
weilen mehr oder weniger verwittert, auch wohl gar in Porzellanerde auf-
geloͤßt, und ein Theil des Glimmers auch wohl in Speckſtein verwandelt.
Ein
[8]Kurze Klaſſifikation und Beſchreibung
Ein Theil des Granits ſcheint das Grundgebirge auszumachen. Der
Granit fuͤhrt Metalle, beſonders Zinn und Eiſen.
§. 7.
Eine Granitart, die eine beſondere Gebirgsart zu ſeyn
ſcheinet.
Derjenige Granit, welcher theils mit dem Glimmer zugleich, theils
ſtatt des Glimmers Hornblende in ſeinem Gemenge enthaͤlt, ſcheint von
weit neuerer Erzeugung, als der eigentliche Granit zu ſeyn, und eine eige-
ne Gebirgsart auszumachen. Sollte ſich dies noch mehr beſtaͤtigen, ſo
muͤßte man dieſer Gebirgsart auch einen eigenen Namen geben, und
koͤnnte ſie fuͤglich Gruͤnſtein nennen. Ich habe noch keinen Stangen-
ſchoͤrl in ihr gefunden; im uͤbrigen koͤmmt ſie mit dem eigentlichen Gra-
nite (§. 6.) ziemlich uͤberein. Dieſe Bergart fuͤhrt gleichfalls Metalle.
Sie koͤmmt mit wenigen Glimmer zu Scharfenberg, Meißen und Alten-
berg, ganz ohne Glimmer aber zu Miltitz, unweit Meißen, und beſon-
ders im Plauiſchen Grunde und zu Priesnitz, unweit Dresden, desglei-
chen auch in der Oberlauſitz vor.
§. 8.
2.) Gneiß.
Der Gneiß beſteht ebenfalls aus Feldſpath, e) Quarz und Glimmer,
die aber in einem dickſchiefrigen oder faſerigen Gewebe mit einander ver-
verbun-
[9]der verſchiedenen Gebirgsarten.
verbunden ſind. Der Glimmer macht auch hier den mindeſten Theil aus,
koͤmmt aber doch in etwas groͤßerer Quantitaͤt, als im Granite vor. Feld-
ſpath und Quarz finden ſich meiſt zu gleichen Theilen im Gneiße, doch
waltet der erſtere vor, ſobald ſich der Gneiß dem Granite naͤhert, und der
leztere, wenn er in den Glimmerſchiefer uͤbergehet. Der Feldſpath des
Gneißes iſt zwar in einigen ſeltenen Faͤllen mehr oder weniger verwittert,
auch wohl gar in Porzellanerde aufgeloͤßt, ſo wie der Glimmer zum Theil
in Speckſtein verwandelt iſt; aber, eben weil dies nur ſelten vorkoͤmmt,
und von beſondern Urſachen veranlaßt wird, ſo kann es nicht als etwas
Weſentliches in der Beſchreibung dieſer Gebirgsart angegeben, ſondern
muß als eine zufaͤllige Beſchaffenheit derſelben betrachtet und bemerkt wer-
den. Der Gneiß wird von vielen Mineralogen, obſchon ſehr unrichtig,
zu dem Granite gerechnet, andere hingegen zaͤhlen den Glimmerſchiefer zum
Gneiße; obige Beſchreibung aber, nebſt denen beyden von dem Granite
und Glimmerſchiefer, werden, wie mich duͤnkt, die Graͤnzen dieſer drey
Gebirgsarten hinlaͤnglich genau beſtimmen. Das Gneißgebirge zeichnet
ſich von dem Granitgebirge auch noch dadurch aus: daß in ihm zuweilen,
in jenem aber aͤußerſt ſelten, Granat vorkoͤmmt, und daß in den Gneiß-
gebirge ſich oft Kalklager finden, die in den Granitgebirgen, ſo viel itzt
bekannt iſt, nie vorkommen. Ich beſitze ein groß Stuͤck wahren Granit
vom
e)
B
[10]Kurze Klaſſification und Beſchreibung
vom Greiffenſteine unweit Ehrenfriedersdorf, in welchem ſehr deutliche und
zum Theil ziemlich große Gneißgeſchiebe liegen. Dies beweißt, daß es
Gneiß giebt, der aͤlter iſt als ein Theil wahrer Granit. Spuren, daß
es Gneiß gebe, der juͤnger waͤre, als Thonſchiefer und Porphyr, habe ich,
alles ſorgfaͤltigen Nachſuchens unerachtet, nie gefunden. Der Gneiß iſt
ſehr metallfuͤhrend. Faſt alle Metalle kommen in ihm vor. Der groͤßte
Theil des Glashuͤttner, Freyberger, Marienberger, Ehrenfriedersdorfer
und Annaberger Bergamts Refier, ſo wie auch ein Theil des Boͤhmiſchen
Erzgebirges bey Graupen, Niklasberg und Kloſtergrab, beſteht aus Gneiß-
gebirge. Auch das Kuttenberger und Iglauer Gebirge in Boͤhmen, des-
gleichen der Theil des Tauriſkiſchen Gebirges, bey Gaſtein und Rauris,
im Salzburgiſchen, iſt Gneiß.
§. 9.
3.) Glimmerſchiefer.
Dieſer iſt aus Quarz und Glimmer gemengt, welche in einem ſchie-
frigen Gewebe mit einander verbunden ſind. Er enthaͤlt mehr Glimmer,
als der Gneiß, und ſehr haͤufig eingeſprengte Granaten, ſo, daß man den
Granat beynahe als einen weſentlichen Theil ſeines Gemenges betrachten
ſollte. Kalklager und allerley Arten von Erzlagern kommen ſehr haͤufig
in Glimmerſchiefergebirgen vor.
§. 10.
4) Thonſchiefer.
Dieſer iſt als eine einfache oder ungemengte Gebirgsart, und die ihm
bisweilen beygemengten Steinarten, als zufaͤllig beygemengte, zu betrach-
ten. Er beſteht aus derjenigen einfachen Steinart, die man auch in der
Oryktognoſie Thonſchiefer nennt, und welche wieder ſehr mannigfaltig ab-
geaͤndert
[11]der verſchiedenen Gebirgsarten.
geaͤndert iſt. Bisweilen iſt er mit Quarz, weit ſeltener aber mit Feld-
ſpath, ſchwarzen Stangenſchoͤrl, oder auch Hornblende gemengt. Dieſe
Gebirgsart beſteht zuweilen aber auch, ſtatt Thonſchiefer, aus Hornſchie-
fer, Wetzſchiefer, Alaunſchiefer; welche Steinarten alſo, als dem Thon-
ſchiefer untergeordnete Bergarten, betrachtet werden muͤſſen.
Der uranfaͤngliche Thonſchiefer geht zuweilen in floͤtzartigen Thonſchie-
fer uͤber. Erſterer iſt reich an Metallen, die, theils auf Gaͤngen, theils
auf Erzlagern, in ihm brechen.
§. 11.
5.) Porphyrſchiefer.
Der Porphyrſchiefer iſt eine gemengte Steinart, die aus einer Haupt-
maſſe beſtehet, welche noch nicht hinlaͤnglich beſtimmt iſt, und ein Mit-
telding zwiſchen Hornſchiefer und Pechſtein zu ſeyn ſcheinet, und in welche
Feldſpath und Hornblende hier und da zerſtreut eingemengt ſind. Die
Hauptmaſſe dieſer Gebirgsart iſt faſt jederzeit von grauer, zuweilen ein
wenig ins gruͤne fallender Farbe, von dichtem grobſplittrigen Bruch, im
Großen hingegen ſchon ziemlich ſchieferartig, uͤbrigens an den Kanten
durchſcheinend, und in einem hohen Grade halbhart.
Dieſe Gebirgsart zeichnet ſich noch dadurch aus, daß ſie insgemein
einzelne ſpitzige, kegelfoͤrmige, oder ſonſt grotesk ausgezackte Berge aus-
macht, in welchen ſie nach verſchiedenen Richtungen vertikal geſpalten,
und daher von einem unordentlich ſaͤulenfoͤrmigen Anſehen vorkoͤmmt. Die
Porphyrſchiefer-Gebirge haben hierinnen mit den Baſaltgebirgen große
Aehnlichkeit. Sie ſind ganz leer von Metallen.
Das Mittelgebirge in Boͤhmen hat mehrere dergleichen Porphyrſchie-
ferberge, auch kommen einige in der Gegend von Zittau in der Oberlauſiz,
und dann auch im Fuldaiſchen und dem Rhoͤngebirge, vor.
B 2Ver-
[12]Kurze Klaſſification und Beſchreibung
Verſchiedene Schriftſteller nennen dieſe Geſteinart Hornſchiefer. Die-
ſen Namen beſizt aber ſchon ſeit langen Zeiten eine in den Thonſchieferge-
birgen vorkommende harte ſchiefrige Steinart, die ſich auch ziemlich haͤu-
fig in dem platten Lande, und beſonders in den Flußbetten, in ſchwarzen
und grauen mit Quarz geaderten Kieſeln findet, zu der auch der Lydiſche
Stein gehoͤret, und deren ich ſchon im 10ten §. bey dem Thonſchiefer mit
Erwaͤhnung gethan habe. Zum Unterſchied von dieſer von ihr ganz ver-
ſchiedenen Geſteinart habe ich ſie Porphyrſchiefer genennet.
§. 12.
6. Porphyr.
Dies iſt ebenfalls eine gemengte Gebirgsart, die in der Art des Ge-
menges viel Aehnlichkeit mit der vorhergehenden hat. Sie beſteht naͤm-
lich aus einer Hauptmaſſe, die entweder verhaͤrteter Thon, Jaſpis, Horn-
ſtein, oder auch Pechſtein iſt, und in welcher Feldſpath, Quarz und Horn-
blende, zuweilen auch Glimmer fleckweiſe eingemengt und zerſtreut vor-
kommen. Dieſe eingemengten Theile liegen in der Hauptmaſſe des Por-
phyrs insgemein kryſtalliſirt. Von den eingemengten Theilen iſt der
Feldſpath der gewoͤhnlichſte und weſentlichſte; von den uͤbrigen aber fehlt
bald der eine, bald der andere. Zu dieſer Bergart gehoͤrt auch das
Saxum metalliferum Bornianum.f) Der Porphyr iſt zuweilen metall-
fuͤhrend, auch ſcheint er bisweilen in Floͤtzgebirgsarten uͤberzugehen.
§. 13.
7. Baſalt.
Auch der Baſalt iſt eine gemengte Bergart. Zur Hauptmaſſe hat er
diejenige Steinart, welche die Oryktognoſten inſonderheit Baſalt nennen,
und
[13]der verſchiedenen Gebirgsarten.
und in dieſe ſind gewoͤhnlich Hornblende-Kryſtalle und Kriſolithkoͤrner,
ſelten Zeolith eingemengt. Er zeichnet ſich durch die kegelfoͤrmige Ge-
ſtalt, die ſeine Berge insgemein haben, ferner durch die ſaͤulenfoͤrmigen
abgeſonderten Stuͤcke, in die er gewoͤhnlich abgetheilet iſt, aus. Sonder-
bar iſt es, daß er oft magnetiſch, und zuweilen ſo ſtark iſt, daß er die
Nadel im Kompaß irre macht und aufhaͤlt. Er fuͤhrt nie Lagerſtaͤtte der
Metalle; er enthaͤlt aber ſelbſt etwas Eiſen in ſeiner Miſchung. Was
die vorgebliche Vulkanitaͤt deſſelben betrifft, ſo werde ich mich daruͤber in
der Folge im 32. §. erklaͤren.
§. 14.
8. Mandelſtein.
Dieſer iſt eine gemengte Gebirgsart, die eine eigene Steinart, welche
ein verhaͤrteter Thon zu ſeyn ſcheint, und mit derjenigen Steinart, welche
man in Sachſen insbeſondere Wakke nennt, ziemlich uͤbereinkoͤmmt, zur
Hauptmaſſe hat, in welcher bald Kalzedon, bald Agath, Zeolith, Kalk-
ſpath, Steinmark und gruͤne Erde, in mehr oder weniger runden, und groͤſ-
ſern oder kleinern Stuͤcken eingemengt, vorkommen. Zuweilen ſind auch
noch Hornblende-Kryſtalle in ſie eingeſprengt. Die Hauptmaſſe hat ins-
gemein eine dunkelgraue, auch braune Farbe, und iſt mehrentheils weich,
ſeltener halbhart. Zu dieſer Bergart gehoͤrt auch der Toadſtone (Kroͤ-
tenſtein) aus Derbyſhire, und die ſogenannte Lava, aus der Gegend von
Schlakkewerth in Boͤhmen. Der Mandelſtein ſcheint ſelten metallfuͤh-
rend zu ſeyn. Er ſcheint ferner zuweilen den uranfaͤnglichen, zuweilen den
Floͤtzgebirgen zuzugehoͤren; wo er nicht etwa, wie ich ſtark muthmaße,
ganz zu leztern gehoͤrt. Sollte wohl etwa das Bohnenerz in einer Art
Mandelſtein brechen?
§. 15.
[14]Kurze Klaſſifikation und Beſchreibung
§. 15.
9. Serpentinſtein.
Dies iſt diejenige einfache Steinart, welche auch in der Oryktognoſie
dieſen Namen fuͤhret. Inzwiſchen kommen in derſelben noch mancherley
Steinarten eingemengt vor, die aber als zufaͤllige betrachtet werden muͤſ-
ſen: weil ſie da ſeyn, und auch fehlen koͤnnen, ohne daß der geognoſtiſche
Begriff vom Serpentinſteine dadurch geaͤndert wuͤrde, ſo wie ſie ſich auch
nie mit demſelben in einer beſtimmten Art des Gemenges befinden. Der-
gleichen Steinarten ſind: der Asbeſt, Amianth, Talk, Speckſtein, Stein-
mark, Glimmer, Granat, u. a. m. Der Serpentinſtein iſt ganz metallleer.
§. 16.
10.) Uranfaͤnglicher Kalkſtein.
Der Kalkſtein, welcher uranfaͤngliche Gebirge mit ausmacht, iſt der
blaͤttrich-koͤrnige, welcher zuweilen aber auch ſo feinkoͤrnig iſt, daß er ſchon
dichte zu ſeyn ſcheint, und in den dichten Kalkſtein uͤbergeht. Er zeich-
net ſich noch dadurch aus, daß er nicht ſelten mit Quarz und Glimmer,
zuweilen auch mit Hornblende und Strahlſchoͤrl gemengt iſt. Man koͤnn-
te ihn gewiſſermaßen als eine dem Gneiß, Glimmerſchiefer und Thonſchie-
fer untergeordnete Steinart betrachten, inſofern er insgemein in dieſen Ge-
birgsarten, und abwechſelnd mit ſelbigen vorkoͤmmt. Es ſcheint aber im
Gegentheil wieder aus einigen Nachrichten, daß er in einigen Gebirgen
ganze ſich weit erſtreckende Refiere, oder Gebirgsgegenden ausmacht, und
ſich alſo dadurch zu einer eigenen Gebirgsart qualificiret. g)
Er iſt ganz verſteinerungsfrey, und fuͤhrt hie und da Metallarten.
Zu
[15]der verſchiedenen Gebirgsarten.
Zu Eiſenerz in Steyermark ſoll das Kalkſteingebirge ſo mit Glimmer
gemengt ſeyn, daß es viele Aehnlichkeit mit Gneiß und Glimmerſchiefer
haben ſoll. h)
§. 17.
11.) Quarz.
Auch dieſer muß, wenn er als Gebirgsart vorkoͤmmt, eigentlich als
einfache Gebirgsart betrachtet werden, ob er ſchon zuweilen zufaͤllig mit
mehr oder weniger Glimmer gemengt iſt. Er koͤmmt nie in ſich ſehr weit
erſtreckenden Refieren vor; wo er aber vorkoͤmmt, ſteht er gemeiniglich in
ſteilen Felſen zur Oberflaͤche des Gebirgs heraus. Man ſollte ihn faſt
als eine dem Gneiß und Glimmerſchiefer untergeordnete Gebirgsart anſe-
hen: da er insgemein, wo nicht jederzeit, in Lagern, mit und zwiſchen La-
gern dieſer Gebirgsarten, vorkoͤmmt. So viel bekannt iſt, iſt er als Berg-
art ganz metallleer.
§. 18.
12. Topasfels.
Der Topasfels iſt eine gemengte, uͤbrigens aber aͤußerſt ſeltene Ge-
birgsart. Sie beſteht aus Topas, Quarz, ſchwarzen Stangenſchoͤrl und
Steinmark, die ſich mit einander in einem ſehr verworrenen, meiſt koͤrni-
gem Gemenge befinden. Noch iſt nichts von ihr bekannt, daß ſie Metall
fuͤhrte. Bey dem Schnekkenſteine, unweit dem Staͤdtchen Auerbach,
im Saͤchſiſchen Erzgebirge, macht dieſe Geſteinart ein ganzes Stuͤck Ge-
birge aus. i)
§. 19.
[16]Kurze Klaſſifikation und Beſchreibung
§. 19.
Von den Floͤtzgebirgsarten.
I.Von ſelbigen uͤberhaupt.
Die Floͤtzgebirgsarten ſind alle von neuerer Erzeugung, als die Ge-
birgsarten der uranfaͤnglichen Gebirge, und es iſt hoͤchſt wahrſcheinlich,
daß ſich die Erzeugung der leztern allmaͤhlig in die der erſtern, naͤmlich
der Floͤtzarten, umgeaͤndert hat. Sehr karakteriſtiſch fuͤr die Floͤtzge-
birgsarten ſind die faſt in allen, und in einigen außerordentlich haͤufig ent-
haltenen Verſteinerungen. Auch ſind dieſe Gebirgsarten mehr kalk- und
thonartig, da die Bergarten der uranfaͤnglichen hingegen mehr kieſel- und
thonartig ſind. Und endlich haben ſie noch das Eigenthuͤmliche, daß ſie
zwar an und fuͤr ſich nur ſelten gemengt, insgemein einfach ſind: dagegen
aber in einem und dem naͤmlichen Gebirge gemeiniglich mehrerley Geſtein-
arten, in Lagern oder Floͤtzen, mit einander abwechſeln. Von dieſen Ge-
ſteinarten iſt immer eine die weſentlichſte und karakteriſirende, von wel-
cher ich auch die Gattung allemal benennt habe.
Inzwiſchen habe ich bey der ausfuͤhrlichen Beſtimmung jeder beſondern
Gattung Floͤtzgebirge, naͤchſt der Hauptfloͤtzart, auch allemal die uͤbrigen
damit abwechſelnden Floͤtzarten angegeben.
Die Floͤtzgebirgsarten ſind lange nicht ſo ausgezeichnet und beſtimm-
bar, als die Bergarten der uranfaͤnglichen Gebirge. Doch zeichnen ſich ei-
nige ſchon hinlaͤnglich genug als beſondere Gattungen aus. Dies ſind: die
Floͤtzkalkarten, die Sandſteinarten, die Steinkohlen-Floͤtzarten, die Krei-
defloͤtzarten,
i)
[17]der verſchiedenen Gebirgsarten.
defloͤtzarten, die Steinſalzfloͤtzarten, die Gypsfloͤtzarten, und die Eiſen-
thon-Floͤtzarten. Daß einige Bergarten der uranfaͤnglichen Gebirge zu-
weilen mit zu den Floͤtzgebirgsarten gerechnet werden koͤnnen, oder wenig-
ſtens in ſelbige uͤbergehen, iſt ſowohl bey der Erklaͤrung der Gebirgsarten
uͤberhaupt, (§. 4.) als auch bey der Erklaͤrung jeder dieſer uͤbergehenden
uranfaͤnglichen Bergarten insbeſondere (§. 10. 12. 13. und 14.) geſagt
worden.
§. 20.
II.Von den verſchiedenen Floͤtzgebirgsarten inſonderheit.
1.) Floͤtz-Kalkart.
Der Floͤtzkalk unterſcheidet ſich von dem uranfaͤnglichen Kalkſteine vor-
zuͤglich dadurch, daß er insgemein grau von Farbe, oͤfters aber auch mit
verſchiedenen bunten Farben verſehen iſt, einen dichten meiſt ſplittrigen
Bruch hat, und faſt jederzeit verſchiedene Arten von Seeverſteinerungen
enthaͤlt. Er wechſelt gemeiniglich mit Mergel und Stinkſteinfloͤtzen ab.
Er fuͤhrt nicht ſelten Metalle, ſowohl auf Floͤtzen, als auf Gaͤngen. Hie-
her gehoͤrt unter andern auch das ſogenannte Kupferſchiefergebirge in
Thuͤringen und den angraͤnzenden Laͤndern, desgleichen der Peak in
Derbyſhire.
§. 21.
2.) Sandſteinarten.
Die Sandſteinarten koͤnnen fuͤglich in gemeinen Sandſtein, Grau-
Wakke und Puddingſtein abgetheilet werden.
- A) Der gemeine Sandſtein hat zum Haupttheile ſeines Gemenges
Quarzkoͤrner von verſchiedener Groͤße, unter denen ſich zuweilen
auch Koͤrner von Feldſpath, Hornſchiefer und Feuerſtein finden.
Dieſe Koͤrner ſind durch ein Bindemittel gleichſam zuſammengeleimt;
Cwel-
[18]Kurze Klaſſifikation und Beſchreibung
welches wiederum am gewoͤhnlichſten bloße Thonerde, zuweilen aber
auch Eiſenocker, Mergelerde oder Quarz iſt. Er iſt ſelten Metall-
fuͤhrend. - B) Die Grau-Wakke beſteht aus Quarz und vielem Hornſchiefer, ja zu-
weilen ſelbſt Thonſchieferkoͤrnern, die uͤberhaupt von ſehr verſchiede-
ner, in ein und demſelbigen Lager aber insgemein von ziemlich einer-
ley Groͤße, und durch Thon, zuweilen auch Thonſchiefermaſſe ſehr
feſt mit einander verbunden ſind. Dieſe Gebirgsart geht in Thon-
ſchiefer uͤber, und man findet in den Gebirgen, die dieſe Geſteinart
ausmachen, ziemlich oft einen wahren und ununterbrochenen Ueber-
gang von der groß- und grobkoͤrnigen Grau-Wakke an, durch die
klein- und feinkoͤrnigen durch, bis in den deutlichſten Thonſchiefer;
wie denn auch in dieſen Gebirgen Thonſchiefer und Grauwakke haͤu-
fig mit einander abwechſeln, als welches zugleich ſehr bezeichnend
fuͤr ſie iſt. Sie enthaͤlt hie und da Verſteinerungen, und fuͤhrt auf
dem Harze ſehr anſehnliche und reiche Metallgaͤnge. Der Ober-
harz iſt lange die einzige Gegend, wo dieſe Sandſteinart vorkoͤmmt,
geweſen; itzt habe ich ſolche aber auch bey Braͤunsdorf unweit Frey-
berg entdeckt. Auch die Gebirgsart von Abrudbanja ſcheint mir
Grauwakke zu ſeyn. - C) Der Puddingſtein beſteht aus kleinen abgerundeten, theils Quarz-
theils Hornſchiefer- theils Feuerſtein-Kieſeln, die bald durch Thon-
maſſe, bald durch Eiſenokker, bald durch Jaſpis, oder auch wohl
Quarzmaſſe, ja ſelbſt zuweilen durch Sandſtein verbunden oder zu-
ſammengeleimt ſind. Hieher gehoͤrt der Schweizer Nagel-Fluhe.
Der Puddingſtein iſt ganz metallleer.
§. 22.
[19]der verſchiedenen Gebirgsarten.
§. 22.
3. Steinkohlen-Floͤtzarten.
Die Steinkohlen ſind hier die karakteriſirende Floͤtzart, und wech-
ſeln insgemein mit Floͤtzen von Mergel, Schieferthon mit Kraͤuterabdruͤ-
cken, und zuweilen auch Kalkſtein und Sandſtein ab. Die Pechkohlen,
(eine beſondere Kohlenart,) brechen auch nicht ſelten mit baſaltartigen
Steinarten. Von leztern geben uns der Meißner in Heſſen und die Faͤ-
roer Inſeln Beyſpiele. Außer Thonartigen Eiſenſtein, der in England
an einigen Orten, und auf den Faͤroer-Inſeln in Steinkohlengebirgen ge-
funden wird, iſt mir nichts von Metallen bekannt, die dieſe Gebirge fuͤhr-
ten; denn geringe unbedeutende Spuren von Kupferkies, Bleyglanz,
u. d. gl. verdienen hier keiner Erwaͤhnung.
§. 23.
4.) Kreide-Floͤtzarten.
Dieſe beſtehen aus maͤchtigen Kreide- und ſchwaͤchern damit abwech-
ſelnden Feuerſtein-Floͤtzen. Die Kreidefloͤtze ſind mit mehr oder weniger
darinnen zerſtreueten Feuerſteine angefuͤllt. Dergleichen Gebirge kommen
insgemein an der Seekuͤſte vor; ſie ſind ganz ohne Metalle.
§. 24.
5.) Steinſalz-Floͤtzarten.
Das Steinſalz, welches insgemein ganze mehr und minder große Stuͤ-
cke ausmacht, wird gemeiniglich von verſchiedenerley Thonfloͤtzen, die mehr
und weniger mit Salz durchdrungen, auch wohl mit Erdpech geſchwaͤn-
gert, oder auch mit Gipstheilen gemengt ſind, desgleichen allerley Gips-
und zuweilen ſelbſt Sandſtein- und Kieſelfloͤtzen begleitet. Selten wech-
ſelt es floͤtzweiſe mit ihnen ab. Dieſe Gebirgsart iſt ganz metallleer.
C 2§. 25.
[20]Kurze Klaſſifikation und Beſchreibung
§. 25.
6.) Gips-Floͤtzarten.
Sie beſtehen aus Floͤtzen von verſchiedenerley Gipsarten, als dichten,
blaͤttrigen und faſerigen Gips, und Fraueneiß, die hier die karakteriſirende
Gebirgsart ausmachen, und zuweilen mit Kalk, auch Sandſtein, Mergel,
und ſchwachen Thonfloͤtzen abwechſeln. Sie ſind faſt ganz frey von Ver-
ſteinerungen, k) und auch von Metallen.
§. 26.
7.) Eiſenthon-Floͤtzarten.
Die Thonartige-Eiſenſtein-Floͤtze wechſeln insgemein mit Thon- und
Brandſchiefer-Floͤtzen ab. Dieſe Art Floͤtzgebirge koͤmmt zu Wehrau in
der Oberlauſiz, bey Tarnowitz in Oberſchleſien, bey Konskie, Samſonow
und andern Orten in Pohlen, in verſchiedenen Gegenden der Kaiſerlichen
Niederlande und angraͤnzenden Laͤnder, und zu Colbroockdale und mehrern
Orten in England vor.
§. 27.
Es ſcheint faſt, daß auch die Galmei-Floͤtze, in welchen der Galmei mit
Bleyglanz bricht, eine eigene Gattung Floͤtzgebirge ausmachen, wo ſie nicht
etwa zu einer der vorhergehenden Gattungen gehoͤren. Dergleichen Floͤtz-
gebirge kommen in dem Crakauer Gebirge in Pohlen bey Olkuſz, Boles-
law, Ligota, u. a. Orten, desgleichen in dem Gebirge des Ardennerwaldes
bey
[21]der verſchiedenen Gebirgsarten.
bey Achen und mehrern Orten vor. Sollten nicht auch die Mendiphills
in England dergleichen Gallmei-Floͤtzgebirge enthalten?
§. 28.
Außer den bis jezt genannten bekanntern und beſtimmtern Floͤtzgebirgs-
Gattungen kommen aber auch nicht ſelten verſchiedene Arten Floͤtzgebirge vor,
die ſich nicht fuͤglich unter eine der vorhergehenden bringen laſſen, und alſo als
eigene, aber ungewoͤhnliche Arten von Floͤtzgebirgen, betrachtet werden muͤſſen.
§. 29.
Daß Thonſchiefer, Mandelſtein und Baſalt zuweilen den Floͤtzgebir-
gen zugehoͤren, und dann auch als ſolche zu betrachten ſind, iſt bereits
bey der Erklaͤrung dieſer Gebirgsarten geſagt worden.
§. 30.
Von den Vulkaniſchen Gebirgsarten.
I.Von ihnen uͤberhaupt.
Vulkaniſche Gebirge haben entweder ihr ganzes Daſeyn, oder doch
wenigſtens ihre Umaͤnderung dem Feuer zu danken. Die erſtern, die
naͤmlich ihr ganzes Daſeyn dem Feuer ſchuldig, und durch wirkliche vul-
kaniſche Ausbruͤche aufgehaͤuft worden ſind, nenne ich: Aechtvulkaniſche,
die hingegen, welche blos durchs Feuer umgeaͤndert worden ſind, und ſich
bey und durch Erdbraͤnde erzeugt haben: Pſeudovulkaniſche Gebirge;
und nach der Verſchiedenheit dieſer beyden Gebirge nehme ich auch blos
zwey Gattungen vulkaniſcher Gebirgsarten an. Ein theils trockenes, aus-
gedorrtes und aufgeriſſenes, theils aber blaſiges und ſchlackenaͤhnliches
Anſehn zeichnet insgemein die vulkaniſchen Gebirgsarten, (die auch einige
vulkaniſche Produkte l) nennen,) aus. Sie ſcheinen meiſt thonartig zu ſeyn.
C 3§. 31.
[22]Kurze Klaſſifikation und Beſchreibung
§. 31.
II.Von den verſchiedenen Vulkaniſchen Gebirgsarten
inſonderheit.
1.) Aechtvulkaniſche Gebirgsarten.
Die aͤchtvulkaniſchen Gebirgsarten beſtehen: theils aus wahren La-
ven von grauer, rother und ſchwarzer Farbe, mehr oder weniger blaſigen
Anſehn, halbhart oder weich, und oft mit eingemengten kleinen achtſeitig-
ſaͤulenfoͤrmigen Steinkryſtallen, die faſt von allen Mineralogen Schoͤrl-
kriſtalle genennet werden, wohl aber eine Art Hornblende-Kryſtalle ſind;
theils aus Bimsſteinen von bald lichtgrauer, bald ſchwarzer Farbe, und
mehr oder weniger an die Laven graͤnzenden Anſehn; und theils aus vul-
kaniſchen Aſchen, die von erdigen Anſehn, mit kleinen Lava- und Bims-
ſteinſtuͤcken vermengt, und wohl groͤßtentheils nichts anders als zerriebe-
ner Bimsſtein und Lava ſind. Die vulkaniſchen Aſchen, wenn ſie einen
langen Zeitraum uͤber gelegen haben, und zuſammen gebacken ſind, erhal-
ten dann die Namen: Vulkaniſcher Tuf, Traß. Der Bimsſtein iſt
unter den drey aͤchtvulkaniſchen Gebirgsarten die untruͤglichſte.
Dieſe Bergarten haben in ihren Gebirgen eine ſehr unordentliche, doch
aber dem Lagerartigen ziemlich nahe kommende Lage, je nachdem ſie aus-
bruchsweiſe eine uͤber die andere hingeworfen worden, oder hingefloſſen
ſind. Natuͤrlicher Schwefel und Salmiak ſind oft in ihnen vorhanden.
Auch ſind gern heiße Quellen und Dampfloͤcher in ihrer Nachbarſchaft.
Von Verſteinerungen, ſo wie von Metallen, ſind ſie ganz frey. Auch
das Aeußere der aͤchtvulkaniſchen Gebirge hat ein ſich ſehr auszeichnendes
unor-
l)
[23]der verſchiedenen Gebirgsarten.
unordentliches Anſehn, und die meiſten ihrer Berge eine kegelfoͤrmige, zu-
weilen in der Mitte wieder eingeſunkene Geſtalt. Beſonders karakteri-
ſtiſch fuͤr ſie aber ſind die ganz, oder doch zum Theil noch auf ihnen vor-
handenen trichterfoͤrmigen Schluͤnde (Kraters). Wenn ſie noch gangbar
ſind, ſo giebt ſie der aus ihnen beſtaͤndig herausgehende Rauch oder Flam-
me bald zu erkennen. Wenn ſie hingegen kalt ſtehen, und wohl gar ver-
altet ſind, ſo kann man ſie, — die allemal der Urſprungsort der um ſie her-
umliegenden vulkaniſchen Gebirgsmaſſen ſind, — doch bald finden, wenn
man auf die Lage und Verflaͤchung der vulkaniſchen Gebirgsarten achtet,
die einem allemal nach dieſen immer hoͤher gelegenen Oertern hinweißt.
Die zuſammengefallenen Vulkane enthalten oft innerhalb des Umkreiſes
ihres Einſturzes kleine Seen.
§. 32.
2.) Pſeudovulkaniſche Gebirgsarten.
Pſeudovulkaniſche Gebirgsarten ſind, erſtens Lavaaͤhnliche Erdſchlacken,
meiſt von ſchwarzer, auch wohl rother Farbe und großblaſigem Anſehn, dann
der Porzellan-Jaſpis, von mancherley Farben, und (von der Austrocknung
oder Brennung her,) von aufgeriſſenen oder geborſtenen Anſehn, und allerley
halbgebrannte Thone. Da dieſe Gebirge, durch Erdbraͤnde umgewandel-
te Floͤtz- und zwar wohl jederzeit Steinkohlen-Floͤtzgebirge ſind, in ſoferne
Steinkohlenlager die Materie zu ſolchen Braͤnden hergegeben haben: ſo ha-
ben ſolche auch noch ziemlich die regelmaͤßige Floͤtz- oder Lagerartige Struktur,
die dieſen Floͤtzgebirgen vorher eigen war. Man findet ſogar in einigen
Porzellan-Jaſpiſſen noch Kraͤuter-Abdruͤcke, die da beweiſen: daß ſelbige
vor ihrer Umwandlung Schieferthon waren, der, wie bekannt, aͤußerſt
gewoͤhnlich dergleichen Kraͤuter-Abdruͤcke enthaͤlt. ll) Ein den Pſeudovulka-
niſchen
[24]Kurze Klaſſifikation und Beſchreibung
niſchen Gebirgen, wie es ſcheint, ganz eigenthuͤmliches Foſſil iſt auch der ſtaͤng-
liche thonartige Eiſenſtein. Ich habe dergleichen Gebirge in Boͤhmenin
der Gegend von Leſſa und Hohdorf, ohnweit Karlsbad, und Strakka und
Swinſchuͤtz, ohnweit Oßegg und Bilin, gefunden. Bey Dutlingen, ohnweit
Saarbruͤck, iſt noch jezt eines im Entſtehen, und ſchon ſind der Porzellan-
Jaſpis und der ſtaͤngliche thonartige Eiſenſtein daſelbſt zu Hauſe.
§. 33.
Man wird die Anzahl der bisher angenommenen vulkaniſchen Ge-
birgsarten hier ſehr reduzirt finden; vielleicht zu nicht geringem Misbeha-
gen vieler feuerſuͤchtigen Mineralogen und Geognoſten.
Der Baſalt und ein Theil des Porphyrſchiefers, Porphyrs und Man-
delſteins, m) (lezterer insgemein unter dem Namen: vulkaniſcher Tuf,)
ſind bisher von italiaͤniſchen, franzoͤſiſchen, deutſchen und engliſchen Mine-
ralogen wirklich mit unter die Laven geſezt worden; als wovon mich nicht
allein die Beſchreibungen dieſer Schriftſteller, ſondern auch die Beſichtigung
ganzer Sammlungen von ſogenannten vulkaniſchen Produkten aus dieſen
Laͤndern uͤberzeugt haben. Ich bin aber durch mehrere, mit vieler Sorg-
falt uͤber dieſe Geſteinarten, in und auf ihren Lagerſtaͤtten, in den Gebir-
gen, ſowohl Sachſens als anderer angraͤnzenden Laͤnder, angeſtellte eige-
ne Beobachtungen, und durch Nachrichten, die ich von Sachverſtaͤndigen
Beobachtern uͤber dieſe Gebirgsarten aus andern Laͤndern eingezogen ha-
be, uͤberzeugt worden: daß die naͤmlichen Gebirgsarten daſelbſt unter eben
den Umſtaͤnden, als andere uranfaͤngliche- und Floͤtzgebirgsarten, vorkom-
men,
[25]der verſchiedenen Gebirgsarten.
men, und nichts zeigen, was eine Entſtehung durchs Feuer errathen
ließe. n) Eben ſo haben mich auch genaue Nachrichten, die ich von dem
Vorkommen des Obſidians (Islaͤndiſcher Agath, Lavaglas,) in Island er-
halten,
D
[26]Kurze Klaſſification und Beſchreibung
halten, und Stuͤcke von aͤhnlichem, ja faſt dem naͤmlichen Geſteine, die ich
aus der Gegend von Tokai in Oberungarn, und von Madagaskar bekom-
men habe, ſehr zweifelhaft gemacht, ob dieſe Steinart vulkaniſchen Ur-
ſprungs iſt; ja ich bin faſt ganz von dem Gegentheile uͤberzeugt.
§. 34.
Von den aufgeſchwemmten Gebirgsarten.
I.Von ſelbigen uͤberhaupt.
Das Alter der Erzeugung der drey lezten Hauptgebirgsarten faͤllt
beynahe in einerley Zeitraum, doch kann man die ganz leztere, naͤmlich
die aufgeſchwemmten Gebirge, ziemlich als die neueſte annehmen. Die
aufgeſchwemmten Gebirgsarten beſtehen faſt ganz aus Theilen zerſtoͤrter
uranfaͤnglicher- und Floͤtz- ja ſelbſt zuweilen vulkaniſcher Gebirge, die mei-
ſtens in ſoͤhligen Lagern von aͤußerſt verſchiedener Maͤchtigkeit uͤbereinan-
der liegen.
Man kann ſie in zwey Gattungen abtheilen: in Seiffengebirge und
niedriges Land.
§. 35.
II.Von den aufgeſchwemmten Gebirgen inſonderheit.
1.) Seiffengebirgsarten.
Die Seiffengebirge beſtehen aus Kieſeln, (großen oder kleinen Stein-
Geſchieben,) Gruß und Sand, und zuweilen auch Thon oder Laim, bald
alles unter einander gemengt, bald in abgeſonderten Lagen. Sie kom-
men insgemein in den tiefen und weiten Thaͤlern der Hochgebirge vor, und
fuͤllen ſie oͤfters zu einer Hoͤhe von vielen Lachtern an.
Sie enthalten oft Zinn- und Goldſand, Eiſenſteingeſchiebe und Edel-
ſteine. Von Verſteinerungen ſind ſie frey.
§. 36.
[27]der verſchiedenen Gebirgsarten.
§. 36.
2.) Gebirgsarten des niedrigen Landes.
Das niedrige Land iſt aͤußerlich entweder ganz platt, oder wellich
und huͤglich. Nach den Foſſilien-Maſſen, aus denen es beſteht, und die,
bald die eine, bald die andere darinne vorwalten, laͤßt es ſich wieder in
Sand-Land, Laim-Land, und Moor-Land abtheilen.
Raſen-Eiſenſtein iſt faſt die einzige Metallart, ſo die verſchiedenen Ar-
ten des niedrigen Landes fuͤhren, und ziemlich allen gleich gemein.
Einige Verſteinerungen enthalten ſie auch: doch ſind ſie oft aus Floͤtz-
gebirgen dahin gefuͤhrt. Verſteinertes Holz und Theile von vierfuͤßigen
Thieren hingegen ſind in ihm zu Hauſe.
- A) Sandland. Dies beſteht vorzuͤglich aus allerley Sand- Gruß- und
Kieſelſchichten. Thon- und Laimſchichten kommen nur zuweilen mit
unter vor. Die Sandlager ſind bisweilen ſchon in wahren Sand-
ſtein verwandelt. In einigen Gegenden fuͤhrt das Sandland auch
inliegende See-Konchilien. Man findet bisweilen abwechſelnde
Lager von Alaunerde (ſogenannten erdigen Alaunerz,) in ihm; z. B.
bey Muska, Schwemſal, u. a. O. - B) Das Laimland beſteht faſt blos aus verſchiedenerley Laim- und
Thonlagern, die mehr und weniger ſandig ſind, und zuweilen ſelbſt
mit ſchwachen Sandlagern abwechſeln. In den Laimlagern kom-
men zuweilen Eiſen-Nieren vor. - C) Allerley Arten Turf und bituminoͤſe Erde (Turf-Erde,) machen
das Moorland aus, und wechſeln zuweilen mit ſchwachen Sand-,
ſeltener Thonſchichten darinnen ab.
D 2§. 37.
[28]Kurze Klaſſifikation und Beſchreibung ꝛc.
§. 37.
Schluß. Bemerkung uͤber dieſe kurze Beſchreibung der ver-
ſchiedenen Gebirgsarten.
Ich habe in dieſer kurzen Beſchreibung der verſchiedenen Gebirgsar-
ten, mich aller weitern Detaillirung jeder einzelnen Gebirgsart in Anſe-
hung ihrer verſchiedenen Abaͤnderungen, — aller ausfuͤhrlichen Betrach-
tungen uͤber ihre Entſtehungen und Verhaͤltniſſe gegen einander, — der
ausfuͤhrlichen Angabe der Geburtsoͤrter dieſer Gebirgsarten, außer wo ich
es der Deutlichkeit wegen nicht Umgang nehmen konnte, — und der An-
fuͤhrungen anderer ſie beſchreibenden Schriftſteller, mit Vorſatz enthalten:
da ich eines Theils dieſe Abhandlung mit Fleiß nicht weitlaͤuftig werden
laſſen, und andern Theils mir eine weitere und vollſtaͤndige Ausfuͤhrung
dieſer Materie fuͤrs kuͤnftige vorbehalten wollte.
[][]
ſe wichtige Materie naͤchſtens in einem eigenen Werke von dem gelehr-
ten Verfaſſer ausfuͤhrlicher behandelt werden wird. A. d. H.
Hrn. Voigt in Weimar, und Hrn. Haidinger in Wien dergleichen Klaſ-
ſifikationen erhalten. Lezterer wird ſeine Arbeit, die eigentlich eine Preiß-
ſchrift war, wohl naͤchſtens dem Publikum mittheilen, das ſie mit Un-
geduld erwartet.
kann es ja in einer Anmerkung, oder in einem hierzu beſonders beſtimm-
ten zulezt angehaͤngten §. geſchehen.
daß man im 18ten moͤgliche Foßilien zugleich mit den wirklichen in den
Mine-
der Foſſilien ſezte. Haͤufige Beyſpiele von erſteren findet man in
Bergmanni Sciagraphia regni mineralis, und Kirwan’s Elements of Mi-
neralogy, und vom leztern auch in Kronſtedts Mineralogie.
den Erklaͤrungen, die ſie von dem Gneiße gaben; auch nicht einer er-
waͤhnt derſelben. Dafuͤr ſezten aber einige Steinmark, andere Speck-
ſtein, und noch andere verhaͤrteten Thon in das Verzeichniß der Theile
ſeines Gemenges, ſo wie auch die meiſten Neuern noch eines der drey
leztern beybehalten, und alſo 4 Theile ſeines Gemenges angeben. Ich,
als ich im Jahre 1775. bey hieſiger Bergakademie das erſte mal Vor-
leſun-
Beſtimmung des Gneißes bekannt, worinnen ich den Speckſtein, das
Steinmark, oder den verhaͤrteten Thon aus der Angabe der Gemeng-
theile dieſer Gebirgsart herauswarf, und den Feldſpath, der ſo deut-
lich darinnen liegt, daß ich mich wundern muß, wie man ihn hat uͤber-
ſehen koͤnnen, hinein aufnahm. So ſonderbar vielen dieſe neue Be-
ſtimmung gleich anfaͤnglich vorkam, ſo fand man ſie doch bald der Na-
tur gemaͤß, und in kurzer Zeit wurde ſie allgemein bekannt und ange-
nommen.
mehreres in meiner mineralogiſchen Betrachtung uͤber den Niederunga-
riſchen
an das Licht treten wird.
1. Bandes 1. Th. Seite 22. bis 25. nach.
zwey vor einigen Jahren in Freyberg ſtudirende Ruſſen, die von hier
aus die dortigen Gebirge bereißten, mitgetheilt.
anſtellte, habe ich ſolchen als ein wahres Stuͤck Gebirgsmaſſe, und das
Geſtein
befunden. Vorher betrachtete man ihn als Gang. Auch der in dieſer
Gebirgsart vorkommende derbe Topas iſt eine Bemerkung von mir.
ſich in dem Waſſer, woraus er ſich niederſchlug, keine Thiere und Pflan-
zen, wegen der ihnen ganz zuwiderſeyenden darinnen enthaltenen Vi-
triolſaͤure, aufhalten konnten. Man ſehe hieruͤber meine Ueberſetzung
der Kronſtedtiſchen Mineralogie, 1. Bs. 1 Th. Seite 86. nach.
zeichnung kuͤnſtlich erzeugter Koͤrper braucht, — fuͤhrte man zu der Zeit
hier
per, fuͤr Foſſilien, wollte gelten laſſen. Glaubte man dazumal etwa,
daß Typhon und ſeine Kameraden dieſe Steinarten geſchmiedet, oder
vielmehr geſchmolzen haͤtten? —
Abdruͤcken von Schafgarbe u. Schilf, das von Planitz bey Zwickau ſeyn ſoll.
elliptiſchen und mandelfoͤrmigen Stein- und Erdarten ganz aufgeloͤßt,
und alſo blos die von ihnen uͤbrigen runden leeren Raͤume in ihm vor-
handen ſind. Dergleichen Mandelſtein kommt am Harze, bey Lands-
hut in Schleſien, und ſelbſt ohnweit Karlsbad vor.
der Vulkaniſten, und in ſolchem unter andern den vulkaniſchen Urſprung
des Baſaltes, allgemein angenommen. Sowohl die Neuheit und das
Intereſſante dieſer Lehre, als vorzuͤglich auch die Ueberredungskunſt
ihrer Vertheidiger, und in gewißer Maße das Ueberredende oder der
Schein der Sache ſelbſt, hatten ſelbiger bald ungemein viel Anhaͤnger
verſchaft. Ob mir nun ſolche ſchon gleich anfaͤnglich ſehr paradox vor-
kam, ſo hatte ich doch zu viel Achtung fuͤr das Anſehn der meiſten Mi-
neralogen, die ſelbiger zugethan waren, als daß ich mich ſogleich dar-
wider haͤtte erklaͤren ſollen. Ich ließ alſo die Richtigkeit derſelben einſt-
weilen, und bis ich ſelbſt Beobachtungen uͤber dieſe Materie anſtellen
koͤnnte, dahin geſtellt ſeyn. Dies nun fuͤgte ſich im Sommer des dar-
auf folgenden 1776ſten Jahres, da ich den beruͤhmteſten Saͤchſiſchen
Baſaltberg, den bey Stolpen, beſuchte und beobachtete. Hier fand ich
nun auch nicht eine Spur von vulkaniſcher Wirkung, auch nicht das
geringſte Merkmal einer vulkaniſchen Erzeugung. Vielmehr bewies die
ganze innere Struktur des Berges ganz das Gegentheil. Nun wagte ich
es zuerſt, oͤffentlich zu behaupten und zu beweiſen: daß wenigſtens nicht
aller Baſalt vulkaniſchen Urſprungs ſeyn koͤnnte, und zu leztern unter
andern der Stolpener unbezweifelt gehoͤre. So vielen und großen Wi-
derſpruch ich auch anfangs hierinnen fand, ſo traten doch bald mehrere mei-
ner Meynung bey. Ein vorzuͤgliches Gewicht aber erhielt meine Mey-
nung, durch die Bemerkungen uͤber die ehemaligen Erdbraͤnde in dem
um die Baſalt- und Porphyrſchieferberge des Boͤhmiſchen Mittelgebir-
ges herumgelegenen Steinkohlengebirge, und die daraus entſtandenen
Pſeudovulkaniſchen Gebirge, die ich in dem 1777ſten Jahre machte.
Da ich kuͤnftig meine Gruͤnde wider den vulkaniſchen Urſprung des Ba-
ſalts und noch einiger andern Gebirgsarten ausfuͤhrlich vortragen wer-
de; ſo breche ich fuͤr jezt davon ab, und will hier nur ſoviel noch ganz
kurz ſagen, daß ich, nach weiterer reiflicher Unterſuchung und Ueberlegung,
dafuͤr halte, daß kein Baſalt vulkaniſchen, ſondern aller, ſo wie alle uͤbri-
gen uranfaͤnglichen- und Floͤtz-Gebirgsarten, naſſen Urſprungs ſey.
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- TextGrid Repository (2025). Werner, Abraham Gottlob. Kurze Klassifikation und Beschreibung der verschiedenen Gebirgsarten. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bp4x.0