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ET
PRAXIS ARTILLERIÆ.
Ausfuͤhrliche und deutliche
Beſchreibung/
Der
Bey itziger Zeit braͤuchlichen Artille-
rie/ beſtehend in allerhand noͤthigen Wiſſen-
ſchafften/ und andern genauen Anmerkungen/
durch gegenwaͤrtigen
Dritten Theil.
Allen denen Artillerie-Liebhabern zu Gefallen
mit deutlichen Riſſen erklaͤret und
vorgeſtellet.
Jn Verlegung Johann Hofmanns/ Kunſt- nd Buch-Haͤndlers.
Gedruckt daſelbſt bey Chriſtan Sigmund Froberg.
Anno Chriſti 1685.
[][]
Dem
Hoch Edelgebohrnen/ Ge-
ſtrengen und Hoch Mannveſten
Herꝛn/
HERRN
Wolff Saſpar
von
Vlengel/
Auf Naundorff und Weiſſig ꝛc.
Sr. Churfl. Durchl. zu Sachſen ꝛc.
Hochbeſtellten Obriſten uͤber Dero ſaͤmtliche
Artillerie/
Ober-Inſpectorn der Fortification und
Civil-Gebaͤuden/
auch
Ober-Commendanten der Oeſtung Son-
nenſtein.
Meinem hochgebietenden Herꝛn.
[]
Hoch Edelgebohrner Herꝛ
Herꝛ/
Hochgebietender Herꝛ Obriſter/ ꝛc.
DJe Wiſſenſchafft und Kuͤnſte/ wuͤrden/ wie wir
heut zu Tage ſehen/ ſo herꝛlich und ausbuͤndig
nicht bluͤhen/ wenn mancher durch einen loͤblichen
Nach-Eyfer nicht getrachtet haͤtte/ den andern
zu uͤbertreffen/ oder zum wenigſten das Dunkle-
re zu erheutern.
Nun dann Jhr HochAdel. Excell. durch viele und gefaͤhrliche
Reiſen unterſchiedliche ſchoͤne Koͤnigreiche und Laͤnder mit guten
Contentement beſchauet/ dardurch und ſonderlich/ wegen Dero
ſtattlichen Naturalien und Qualitaͤten/ nicht alleine unterſchiedli-
che Sprachen erlernet; ſondern auch vor etlich und zwanzig Jah-
ren in Græcia als einen tapffern Hauptmann und Fuͤhrer/ wider
die Venetianiſchen Feinde/ und ſonſt anderer Orten hoͤchſtruͤhm-
lichſt gebrauchen laſſen; wordurch ſie ſich ſchon ſelbesmal bey den
Vor-
[]
Vornehmſten in groſſen Reſpect, und fernerweit durch dero vor-
treffliche und unvergleichliche Geſchicklichkeit/ in die hohe Gnade
und Staffelweiſe erhoͤhende Chargen/ des hochloͤbl. Churhauſes
zu Sachſen ꝛc. geſetzet: daß alſo/ wegen ſonderbarer treugeleiſter
Dienſte und hoher Meriten; Sr. Churfuͤrſtl. Durchl. zu Sach-
ſen ꝛc. Herzog Johann George der Ander ꝛc. glorwuͤrdigſten
Andenkens/ bewogen worden/ Sie zu Dero Obriſten uͤber ſaͤmtli-
che ſo wol in den Feſtungen/ als itzig ſtabilirten Feld-Artillerie/ in-
gleichen zum Ober-Inſpectorn der Fortification Schloß-und Civil-
Gebaͤuden ꝛc. beſtellen zu laſſen/ gnaͤdigſt zu geruhen beliebet.
Was nun hochgebietender Herꝛ und Obriſter/ dieſelbe in dem
Zeug-Artillerie-und Fortification-Weſen/ bis anhero vor ruͤhm-
liche und practicable Dinge/ theils durch eigene Erfindung/ theils
durch Erheut-oder Verbeſſerung deſſen/ ſo noch im Dunkeln geſtan-
den angegeben und erwieſen; ein ſolches iſt mehr als zu viel bekandt.
Dannenhero oben angezogenem Worte/ ſich allhier nicht un-
billig appliciren laſſen/ maſſen ja durch Ew. HochAdel. Excell. mehr
als Vaͤtterliche Vorſorge und gute Anordnung/ dißfalls denen
ſtattlichen Maͤnnern/ als dero in dieſen hohen Characteurs geſtan-
denen/ nunmehro ſeeligſten Vorfahren/ nicht alleine hochruͤhmli-
chen nachgeeyfert; ſondern auch ſelbige weit uͤbertroffen/ daß hier-
durch die Churfuͤrſtl. Saͤchſiſche Artillerie/ wegen erreichenden
Zwecks/ mit Grund der Warheit ſagende/ nunmehro in voller und
ausbuͤndiger Bluͤte ſtehet; alſo: daß ſelbige Anderer/ was nach-
zugeben nicht die geringſte Urſache.
Hierbey erinnere ich mich billich/ wie Ew. HochAdel. Excell.
allbereit vor 27. Jahren/ als ſelbesmal bey meinen ſeel. Vater ich
die loͤbliche Artillerie erlernete/ fleiſſig zu ſeyn anermahnten/ auch
Jhren hohen Orts/ was etwann zu meiner kuͤnfftigen Befoͤrde-
rung diente/ willig beyzutragen hochgeneigt anerboten/ welches un-
verdiente hohe Erbieten/ von Deroſelben/ ſo lange in Seiner
Chur-Fuͤrſtl. Durchl. Dienſten ich geſtanden/ auch wuͤrklich
und thaͤtlich empfunden; Vor welche hohe Gunſt-Bezeigung
ich mich Lebens-lang obligirt erkenne/ von Herzen wuͤnſchende/
alles nach moͤglich- und gefliſſenſter Dienſtfertigkeit zu erwiedern;
Wie dann dieſen gegenwaͤrtigen Dritten Theil meiner in Druck
ausgegangenen Artillerie/ als ein geringes und unwuͤrdiges/ aber
dennoch wolmeinendes Opffer/ wegen vielfaͤltig empfangener
Gutthaten/ Ew. HochAdel. Excell. zu dediciren und mit ſchuldig-
ſter Demut vor dieſelbe niederzulegen mich erkuͤhnend unterwun-
den/
[]
den/ ganz unterdienſtlich bittende/ dieſes geringe Werklein vor ei-
nen Anfang meiner Treu-und Dienſtverbundenſter Dankbarkeit/
willig auf-und annehmende zu geruhen/ auch die darbey unterlauf-
fende Fehler/ Dero Preißwuͤrdigen Dex taͤritaͤt und des SenecæMey-
nung nach (welcher auf das ſchlechte Gedichte des Tullii geantwor-
tet/ dieſer Fehler war nicht des Tullii ſondern der Zeit) weiln ich
nicht ſo vollkommen/ als es die Richtſchnur erfordert/ auszufuͤhren/
beliebende zu uͤberdecken.
Ew. HochAdel. Excell. nebſt Dero liebwertheſten Angehoͤri-
gen in den Schutz des Allerhoͤchſten/ mich aber in Dero hohe Af-
fection ferner weit. empfehle/ Lebenslang verharrende
Ew. HochAdel. Excell.
Als:
Meines hochgebietenden Herꝛn Obriſtens
und hohen Patrons.
vor Leipzig/ den 1. Maji/
Anno 1685.
Gehorſamſt und
ergebenſter
Diener
Johann Siegmund Buchner/
Zeug-Lieutenant.
[3]
Standes erfordern nach
geehrter Leſer/
MAn pflegt in gemeinem Sprichwort zu
reden/ Zuſagen macht Schuld; dahe-
ro ich mich ſo wol durch dieſes Ver-
ſprechen/ als ander guter Freunde Ver-
anlaſſung ermuntert/ den Dritten Theil
meiner Artillerie (nicht achtende ob
gleich beyde vorhergehende Theile/ gewiſſen Bericht
nach von den Mißguͤnſtigen unfreundlich angezahnet
worden) der klugen Welt gleichfalls vorzuſtellen.
Ob nun gleich dieſe und vorige Arbeit/ wie ich ſelbſt
geſtehe nicht alles/ ſondern die wenigſten eigene Erfin-
dungen ſeyn; So hat man meines Erachtens/ ja eben
nicht Urſache/ deßwegen/ (weiln von dergleichen in
andern Areillerie-Buͤchern auch zu befinden) ſcheelſuͤch-
tig zu betrachten/ und aus einigen unzeitigen Eyfer
gar zu verwerffen.
Es werden rechtſchaffen und Unpartheyiſche/ hof-
fentlich nebſt mir geſtehen nnd bejahen/ daß es ſich nicht
thun laͤſſet/ ohne Gebrauch anderer Authoren/ wo an-
ders das Werk was tuͤgen ſoll/ alles nach eigener Er-
findung an Tag zu geben.
Die Gelehrten pflegen ja/ wie zur Gnuͤge bekand/
einen Text offtmals viel reiner und verſtaͤndlicher/ als
das andermal zu erklaͤren? welches ſonſten wol hin-
A 2ter-
[4]Vorrede.
terbliebe/ wenn man die Allegationes verbieten
wollte
Weiln ich nun in unterſchiedlichen Artillerie-Buͤ-
chern wahrgenommen/ daß es manchmal/ wo es doch
billig ſeyn ſollen an rechter explication ermangelt;
Theils Authores auch uͤber ein und andere Dinge/
ſonderlich was die Eygenſchafft der Specierum zu den
Buͤchſen-Pulver anlanget/ welches doch die voenehmſte
Anleitung und der Urſprung aller Artillerie Wiſſen-
ſchafften iſt/ ſo zu reden/ mit dem Flederwiſche druͤber hin
gefahren; dahin zielende/ weiln die Pulver-Arbeit heu-
tiges Tages (welche doch vor langer Zeit mit Erſtaunen
angeſehen worden) dem gemeinen Manne bekandt; waͤ-
re nicht eben noͤthig viel davon zu ſchreiben.
Jch aber habe mich unterfangen/ ſolche/ bey theils
gaͤnzlichen verloſchener Meynung/ wiederum aufzufe-
cheln/ den noch Unwiſſenden dadurch zu zeigen/ daß die
Salpeter/ Schwefel und Pulver-Zubereitung/ ingleichen
andere darbey habende Obſervationes nicht allein in
bloſer gemeiner Arbeit/ ſondern in vernuͤnfftigen Judiciis
beſtehen; auch daß mehr darzu gehoͤret/ als ſich mancher
der keinen rechten Verſtand hiervon hat/ wohl einbil-
den mag.
Wem nun dieſe Arbeit nicht gefaͤllt/ und etwan daruͤ-
ber ſcheelſichtig zu werden vermeinet/ dem kan ich keinen
beſſern Rath geben/ er laſſe dieſes Tractaͤtgen ungeleſen;
oder aber/ wem ſelbiges nicht in ſeinen Cram dienet/ nur
ſtracks ein anders/ aber auch ein beſſers gemacht/ ich will
es gern mit Dank erkennen.
Schließlichen nehme der wolgeſinnte Leſer/ dienſtlich
bittende mit dieſem wenigen verlieb/ welchen ich hiermit
Goͤttlicher Gnaden-Beſchirmung/ mich aber in dero be-
harrliche Affection befehle.
J. S. B.
DAs erſte Theil meines in Druck ausgegangenen Artillerie-
Buchs/ haͤtte billich (gleich itzo in dieſem dritten Theile
zum Anfange vorbracht wird/ oder von den Luſt-Feu-
ern/ weiln ſelbige eine gute Anleitung zu allerhand Ernſt-
Feuern geben) den Anfang machen/ ferner/ was zu den
Stuͤcken noͤthig/ und daraus bey itziger erlebenden Zeit
ins Werk zu ſtellen uͤblich/ fortfahren: Hernach/ wie mit
Feuermoͤrſern umzugehen/ wie vielerley Arten Feuerwerks-Kugeln daraus zu
werffen/ und endlichen/ von allerhand Ernſt-Feuern/ auch andern zu der loͤbl.
Artillerie gehoͤrigen Wiſſenſchafften den Beſchluß machen ſollen.
Nachdem aber in meinem in Druck ausgegangenen andern Theile pag. 4.
und pag. 50. die Urſachen/ warum nicht nach obiger Ordnung verfahren wor-
den/ allbereit Meldung geſchehen;
Alſo halte ich vor unnoͤthig allhier ein mehrers davon zu gedenken/ der
Hoffnung lebende/ es wird der in gedachten andern Theile dißfalls angezogene
Bericht/ der unordentlichen Eintheilung halber/ bey dem Kunſtverſtaͤndigen
Leſer mich beſtens excuſiren.
Von dem Salpeter ꝛc.
Deſſen Urſprung/ wo die Erde zu ſuchen/ zu probiren/ auszulaugen/
wie der vom Sode bekommene Salpeter zu leutern/ zu brechen und zu ſchmel-
zen ſey/ nebſt andern dergleichen noͤthigen Obſervationibus, und
Erſtlichen
Was Salpeter heiſſet/ wo ſolcher zu finden/ und aus
der Erde zu bekommen.
Was Salpetræ welches Wort wir zu teutſch in gemein Salpeter aus-
ſprechen/ eigentlich ſey/ ein ſolches erhellet aus dem lateiniſchen Namen/ ſo
meines Erachtens ein compoſitum oder zuſammengeſetztes Wort iſt/ da das
foͤrdere halbe Wort Sal Salz/ das andere halbe Petra ein Felß heiſſet/ ohn
Zweiffel darum/ daß der Salpeter an Felſen/ Mauern und in Gewoͤlbern/ ſon-
derlich in Weinkellern/ von der inhabenden ſalzigen Feuchtigkeit/ wie ein weiſ-
ſer Reiff oder Zucker/ ſo Mauerblume genennet wird/ ausſchlaͤget/ auch ehe
man den Salpeter aus der Erde herfuͤr gebracht/ alſo hengende gefunden/ und
vor Alters/ ſonderlich in Africa/ allwo er deren Scribenten Bericht nach/ oh-
ne Zuthun Menſchlicher Kunſt herfuͤr gewachſen/ Aphronitrum genenner
worden/ wiewol er auch unterſchiedlicher Meynung nach/ von einer Land-
ſchafft Nitra in Egypten/ den Namen Nitrum erhalten haben ſoll.
Andere melden: Es gebe Niter Bergwerke/ dem gemeinen Salze
gleich/ worinnen die flieſſenden Waſſer coaguliret/ und gleichſam wie ein
Felß/ Petra erhaͤrtet wuͤrden.
Es wird auch geſchrieben/ daß die Alten aus dem Sande des Fluſſes Ni-
li, und ſonſt aus andern Dingen Niter præpariret. Jngemein aber heiſſet es/
A 3oban-
[6]
obangezogenen Worten nach Salpetroſus oder Salnitri ein Berg-Salz/ und
wird von den meiſten durch Salnitri ebenfalls auch der itzige aus der Erden ge-
zeigte Salpeter verſtanden/ wiewohln ihrer viel darfuͤr halten/ daß unſer Sal-
peter jenem lange nicht gleiche oder beykomme; und obwol die alten Scriben-
ten wegen vielerley Arthen Salpeter viel Dings geſchrieben; So iſt doch von
dem Salpeter/ welchen man heutiges Tages aus ſalziger Art Erden waͤſſert/
ferner durch Kunſt ſiedet/ und zu ſeiner Vollkommenheit bereitet/ nirgends
nicht gedacht; Dahero dieſer/ ſonderlich aber der jenige (welchen theils Feu-
erwerkere und andere/ in ſonderlichen darzu verfertigten Gewoͤlbern erzeigen/
und ihren Meynung nach in groſſer Menge herfuͤr bringen wollen) billich ein
gezwungen gekuͤnſtelter Salpeter zu nennen/ der zu ſeiner Zubereitung groſſe
labores erfordert/ und dadurch dem gemeinen Mann zu arbeiten/ am meiſten
bekandt worden. Wiewol der von gemeinen Salpeter-Siedern gefertigte
Salpeter zu dem heutiges Tages brauchbarn Pulver und Feuerwerks-Sa-
chen jedesmal noch beſſer gelaͤutert und perfectioniret werden muß/ wovon
billich alle Artillerie-Perſonen/ einige Wiſſenſchafft/ ſonderlich dern Offici-
rer einen vollkommenen Verſtand haben/ und ſich nicht mit der gemeinen
Hand-Arbeit entſchuldigen ſollen/ weiln zwiſchen dem rohen Salpeter/ wel-
cher noch ſehr unrein/ und dem ſonderlich zu etzlichen malen geleuterten Sal-
peter ein groſſer Unterſcheid/ auch dieſer/ jenem ſeiner Guͤte nach weit vorzu-
ziehen iſt. Jtztgedachter Salpeter wird/ wie nur erwehnt auf nachfolgende
Weyſe aus der Erde gezeiget; die Erde aber welche Salpeter fuͤhret/ mei-
ſtentheils an etwas feuchten Orten/ in Kellern/ Schaaf oder andern Staͤllen/
wo viel Urin hinkoͤmt/ ingleichen in Tauben-Haͤuſern/ welchen Miſt die Sal-
peter-Sieder hoch achten/ in Scheuern/ Stuben/ Kammern (auch wol zu-
weiln unter freyem Himmel/ wie an theils Orten in Potolien geſchiehet/ auch
uͤber Gewoͤlbern/ worauf Erde lieget) und andern bedeckten Orten/ da weder
Regen noch Sonnen (das Salz aufzuloͤſen oder auszuziehen hin kan/ geſuchet
und gefunden. Der Salpeter aber/ welcher wie gedacht/ durch alte Mauern
in Kellern und Gewoͤlbern herfuͤr flieſſende wird nur abgenommen/ und nach
deren Befindung geleutert. Die gefundene Erde aber/ welche man mit einem
groſſen Bohr aus der Erde nimmt/ kan/ ob auch einiger Nutzen zu gewarten/
auf nachfolgende Manier probiret werden.
zum Andern/
Wie Salpeter-Erde zu ſuchen/
Die Salpeter-Erde wird von den Salpeter-Siedern/ meiſtentheils im
Munde auf der Zungen verſucht/ und nachdem ſelbige ſcharff oder Salpeteriſch
ſchmecket/ der Guͤte nach erkandt.
Oder/
Wenn man von der Erde etwas auf gluͤende Kohlen ſprenget/ und wenn
ſolche ertrocknet anfaͤnget zu ſpritzeln/ abſonderlich ſo kleine lichtflammende
Funken erſcheinen/ wird die Erde vor gut geachtet.
Oder
Man macht mit einem ſpitzigen Pfahl in die Erde ein Loch/ ſtecket in
ſelbiges ein gluͤendes Eiſen/ und verſtopffet alſobald das Loch mit Erde/ daß
keine Dunſt heraus kan/ nachdem nun das Eyſen erkaltet/ wieder heraus ge-
nommen und an demſelben gelbliche Flecke zu erſehen/ wird die Erde vor gut
æſtimiret.
Oder
Es wird ein klein hoͤlzern Gefaͤß voll Erde gethan/ und etziiche Stun-
den/ wie bey dem Auswaͤſſern der Salpeter-Erde braͤuchlich/ ausgewaͤſſert/
in
[]
[][7]
in Mutterlauge probiret/ oder zur Proba geſotten/ wornach leicht zu judi-
ciren/ und die Koſten zu uͤberſchlagen/ damit auch einiger Profit zu erlangen.
zum Dritten/
Die Salpeter-Erde auszuwaͤſſern.
Erſtlichen wird in eine Butten/ welche ungefehr uͤbern Diameter 2. Elen
weit und 1. Ele tief iſt wie die Fig. 1. zeiget/ unten auf dem Boden aber ein Ge-
ſtelle von Holz Fig. 2. ineinander befeſtiget/ welches etliche Stuffen oder Fuͤſſe
einer guten quer Hand hoch hat/ hinein geſetzt. Auf dieſes Geſtelle/ wird ent-
weder eine vom Schilff oder Stroh nicht zu dichte geflochtene Horde/ oder nur
ungetroſchen Stroh darauf geleget/ und mit einem oder zwey hoͤlzernen Spaͤ-
nen uͤberſpreitzet/ damit ſelbige feſt liegen bleibe/ dann von der Salpeter-Er-
de (welche in groſſer Menge gegraben/ an trockene Oerter gebracht und ge-
ſammlet worden) bis die Butte faſt erfuͤllet hinein gethan/ oben in der Mitten
aber/ wird gemeiniglich ein runder Ruͤmppel oder Grube gelaſſen/ in ſelbige
aber eine von Stroh geflochtene Scheibe ½ Ele in die Rundung geleget. Die-
ſes gethan/ gieſſet man ein ſuͤſſes Waſſer/ ſo hoch hinein bis an die Stroh-
Scheibe/ oder daſſelbige ſich vom Waſſer hebet/ jedoch daß die Erde am Rand
um und um trocken und unbefeuchtet bleibet/ in welche ſich das Waſſer all-
maͤhlich einziehen und ſelbſten befeuchtet. So nun die Erde zum wenigſten
24. Stunden gewaͤſſert/ wird in der Butten der am Boden eingeſteckte Zapf-
fen heraus gezogen/ und das Waſſer in ein Gefaͤſſe/ in der mit Lit. A. ſignirt
zu erſehen/ abgezapfft/ hernach wiederum aufgegoſſen/ und nach verfloſſener
Zeit (welches etliche Salpeter-Sieder/ ſo ferne die Erde gut/ zum drittenmal
auch verrichten) ablauffen laſſen; Wann dieſes erfolget: gieſſet man wie An-
fangs rein Waſſer darauf/ laͤſſet es etliche Stunden ſtehen/ dann abgezapfft/
ſo treibet dieſes reine aufgegoſſene Waſſer den verhaltenen Salpeter vollends
hindurch/ daß es manchmal reicher wird als das erſte.
Wer die Muͤhe haben will/ kan noch einmal rein Waſſer darauf gieſſen/
und die Erde gaͤnzlich auswaͤſſern/ hernach abzapffen und in ein andere zuge-
richte mit Salpeter-Erde gefuͤllte Butte eingieſſen/ und wiederum wie mit
vorheriger Erde procediret worden/ bey 24. Stunden waͤſſern laſſen. Theils
Salpeter-Sieder zapffen das aufgegoſſene in 24. Stunden auf der Erden ge-
ſtandene Waſſer nicht auf einmal ab/ ſondern luͤfften den Zapffen nur ein we-
nig/ und laſſen ſelbiges allmaͤhlig in ein ander Gefaͤſſe austroͤpffeln/ gieſſen
ſelbes auch nur einmal oder gar nicht wieder auf die Erde/ und ſo ſie ja noch
einmal friſches Waſſer aufgieſſen/ zapffen ſie ſelbiges nach etlichen Stunden
wieder abe/ und tragen es in eine andere mit Erden zugerichte Butte/ und ver-
fahren ferner mit ſelben wie gemeldet.
NOTA.
So man das ausgewaͤſſerte Salpeter-Waſſer nicht ſtracks zum ſieden
bringen/ ſondern von der annoch bey ſich habenden Unreinigkeit ſaubern will/
muß eine abſonderliche Butte/ ſo man eine Aſchen-Butte nennet/ zugerichtet/
und das Salpeter-Waſſer darein gegoſſen/ auch hernach in ein rein Gefaͤſſe ab-
gelaſſen werden.
zum Vierdten/
Wie die Aſchen-Butte zuzurichten.
Es wird die Aſchen-Buͤtte gleichwie obengedachte Erden-Buͤtte/ kan
auch beliebende etwas hoͤher ſeyn mit einem Geſtelle von Holze und einer
Stroh-
[8]
Stroh-Matte oder Horde verſehen/ uͤber die Stroh oder Schilff geflochtene
Horde wird ein Tuch oder leimtener Sack geſpannet/ und auf den Seiten ver-
ſtopffet/ denn gute geſiebte Buͤchene Aſche darauf gethan/ mit reinem Waſſer
daß ſelbe nicht ſteubet/ beſprenget; Auf die Aſche wird wiederum eine gefloch-
tene Stroh-Horde/ oder neu Stroh geleget. So iſt die Aſchen-Buͤtte zuge-
richtet/ worein man das ausgewaͤſſerte Salpeter oder ander geſtanden Ney-
gen-Waſſer gieſſen/ und ſo es etliche Stunden geſtanden in ein rein Gefaͤſſe ab-
zapffen und bis zur Leuterung verwahren kan. Dieſes durch die Aſchen-Buͤt-
te gelauffene Waſſer wird ſchon Lauge genennet.
Es brauchen auch theils Salpeter-Sieder/ nur die zugerichte Aſchen-
Buͤtte/ und waͤſſern die Erde darinnen aus/ welches abgezapffte Waſſer al-
ſobald durch die Aſchen gehende mit gereiniget wird/ jedoch in jedes Belie-
bung ſtellende.
zum Fuͤnfften.
Das durch die Aſchen-Buͤtte gegangene Salpeter-
Waſſer oder Lauge/ ob ſelbige gut/
zu probieren.
Es wird ein Schaͤlgen voll aufgehabene gute Salpeter oder Mutter-
Lauge in noch 3. oder 4. mal ſo viel Salpeter-Waſſer gegoſſen. Wann nun
nach der Aufruͤhrung ſich wie dicke Matten erzeigen/ und je dicker ſelbige wer-
den/ deſto reicher und beſſer iſt das Salpeter Waſſer. Dieſe Probe kan man
ebenfalls mit den Erdenbuͤtten-Waſſer verſuchen/ und nach Gut-Befindung
entweder zum Sieden ſchreiten/ oder wann ſolches geringe/ wiederum auf fri-
ſche Salpeter-Erde gieſſen/ ſelbige wie oben erwaͤhnt/ auswaͤſſern/ und da-
durch reiches Salpeter-Waſſer zeugen.
zum Sechſten/
Von der ausgewaͤſſerten Salpeter-Erde.
Wann die Salpeter-Erde ſo viel moͤglich ausgewaͤſſert worden/ bringt
man ſelbige an einen bedeckten Ort allwo der Regen nicht hinkommen oder ſol-
che befeuchten kan. Welche Erde zum wenigſten 1. zum meiſten 2. Elen hoch/
in der Breite aber nach dem Raum des Orts geſchuͤttet wird. So nun ge-
dachte Erde 2. oder 3. Jahr alſo gelegen/ vermehret ſich der darinnen noch ent-
haltene Salpeter und wachſet allzeit wieder von unten auf/ ſonderlich wenn
des Jahrs 3. oder 4. mal gedachte Erde mit Salpeter Schaume/ Schlacken
oder Salpeter-Waſſer auf nachfolgende Weiſe gefeuchtet wird.
Nemlich:
Man ſticht mit ſpitzigen Hoͤlzern/ Sticheln oder Pfaͤlen/ hin und wieder
Loͤcher in die Erde/ und gieſſet uͤberbliebenes Salpeter-Waſſer/ Schaum
oder Lauge hinein/ daran waͤchſt und vermehret ſich der Salpeter/ welche
Erde dann nach verfloſſener zwey oder dreyjaͤhrigen Zeit/ wie allbereit oben
gedacht/ damit man deren Guͤte erfahre/ zu probiren/ und nach deren Gutbe-
findung ſelbige etwan ein halb oder 3. Viertel Elen tief von oben herab neh-
men/ wiederum auswaͤſſern/ Salpeter daraus fieden/ dann leutern und fer-
ner nach Begehren brechen oder ſchmelzen kan.
zum Siebenden/
Wie aus der gedachten Lauge Salpeter zu ſieden.
Ehe und bevor man das ausgewaſſerte Salpeter-Waſſer oder die durch
die Aſchen-Buͤtte gelauffene Salpeter-Lauge ſieden will/ muß man vor allen
Din-
[9]
Dingen eine groſſe reine Buͤtte voll Salpeter-Waſſer/ in welche eben ſo viel
als in Siede-Keſſel gehet darbey ſtehen haben/ ingleichen wird ein Gefaͤſſe/.
welches man ein Troͤpffel-Faß oder Troͤpffel-Buͤtte nennet (darein etwan 3.
oder 3½. Hand-Buͤtten eingehen/ jede Hand-Buͤtte ohngefehr zu 3. Waſſer-
Kannen gerechnet) aber neben den Keſſel voll Salpeter-Waſſer geſtellet. So
dieſes geſchehen/ machet man den Anfang zum Sieden/ und continuirt damit
in die 18. bis 20. auch wol mehr Stunden/ nachdem es die Nothdurfft erfor-
dert; So bald es in Sod kommt/ wird der Zapffen des Troͤpffel-Waſſers ge-
luͤfftet/ und von ſelbigen bis in Salpeter-Keſſel ein hoͤlzern Ringen geleget/
dadurch das aus dem Troͤpffel-Faſſe abrinnende Salpeter-Waſſer in den Keſ-
ſel troͤpffelt/ welches verurſachet/ daß der Siede-Keſſel allzeit voll bleibet/
weiln in einer Nacht wol ein vierdtheils Viertel tieff aus einem vollen Keſſel
heraus brodet. Wenn nun die Troͤpffel-Buͤtte leer worden/ fuͤllet man gute
Lauge hinein/ laͤſſet ſolche ſo lang abtroͤpffeln/ bis die obenbenennte Zeit des
Siedens verfloſſen. Es muß aber unter wehrendem Sieden der aufgeworffe-
ne Schaum mit einem kleinloͤcherichten und ein wenig gebogenen Schaum-
Loͤffel/ ſo in gemein ein halb Viertel der Elen im Diametro haͤlt/ abgenommen
werden.
NOTA.
Wer die Troͤpffel-Buͤtte nicht brauchen und dem einſieden oder einbro-
den nur durch nachgieſſen abhelffen will/ derſelbe wird den Sod nicht in einer
gleichen behalten/ weiln ſelbiger auf einmal zu ſehr abgekuͤhlet oder abgeſchre-
cket wird.
zum Achten/
Die ſiedende Lauge zu probiren.
Man nimmt den Strohwedel/ welcher von ausgetroſchenen Korn-Aeh-
ren zuſamm gebunden/ tauchet ſelbigen in den Keſſel/ und ſpritzet darmit auf
gluͤende Kohlen davon/ und je reicher die Lauge iſt/ werden ſich kleine lichte
Fuͤnklein ereignen.
Oder/
Es wird eine halbe Eyer-Schale voll Lauge auf gluͤende Kohlen geſe-
tzet/ ganz eingeſotten/ welches hernach/ wo anders die Lauge gut geweſen/ wie
Salpeter brennet.
Nach Befindung richtiger Probe nimmt man dem Sode/ ſo weit das
Feuer/ bis es nicht mehr ſiedet/ und laͤſſet die Lauge ein wenig ſtille ſtehen/
damit ſich die rothe Materia ſetzet. Dieſes gethan: wird die Lauge mit einer
Schoͤpffkellen/ welche Kelle etwan 4. oder 5. Meßkannen haͤlt/ in die reinge-
machte Nebenbuͤtte ausgeſchlageu/ die rothe Materi aus dem Keſſel genom-
men/ und das angebrandte Salz/ ſo ſich meiſtentheils einen ſtarken Meſſer-
Ruͤcken dicke an den Keſſel anhaͤnget/ mit einem Hammer abgeklopffet/ und
beyſeite gethan/ welches Salz/ wann es zwey oder dreymal gereiniget/ man
gut ſcharff Salz davon machen und gebrauchen kan. Hernach den Keſſel mit
2. oder drey Handbuͤtten voll Leuterwaſſer rein ausgewaſchen und getrucknet,
dieſes ſcharffe Waſſer aber alsbald auf die Aſchen-Buͤtte oder gar hinweg ge-
goſſen. So nun die aus dem Siedekeſſel in die Nebenbuͤtte geſchlagene Lauge
ſich ſetzet/ welches Sommers Zeit in 2. oder 2½. Stunde geſchiehet/ wird die
Lauge/ jedoch ſein ſachte/ daß man ſolche nicht truͤbe oder aufruͤhre/ wiederum
in den Keſſel geſchoͤpffet/ und nachdem ſolche am Salpeter reich iſt/ bey 24.
bis 28. Stunden in einem feinen gleichen geſotten/ unter wehrenden Sieden
Baber
[10]
aber den aufgeworffenen Schaum mit dem Schaum-Loͤffel fleiſſig abgeho-
ben/ und in acht genommen daß der Sod nicht uͤberlauffe/ und ſo im Sieden
es mit Gewalt will uͤberlauffen/ kan man den Sod/ nachdem es die Noth er-
fordert mit 2. oder 3. Kellen Leuterwaſſer abſchrecken.
NOTA.
Wer den abgehabenen Schaum nicht ſtracks in eine Buͤtten/ dann fer-
ner in die Aſchen-Buͤtte ſchlagen will/ derſelbe kan ein enge Sieb am Rande
des Keſſels bey den Lufftloͤchern auf ein quer uͤberlegtes Holz befeſtigen/ die ab-
genommene Schlacken oder Schaum darein thun/ und die Lauge wiederum in
den Keſſel trieffen laſſen/ nachmals den geſottenen Schaum/ wie allbereit oben
gemeldet/ zu der ausgewaͤſſerten Salpeter-Erde bringen.
Zum Neundten.
Wie die ſiedende Lauge zum andernmal zu
probiren.
Nachdem man nun vermeinet es habe nach vorbemeinten Stunden ge-
nug geſotten/ wird eine Probe vorgenommen. Nemlich/ man troͤpffelt von
dem Sode auf ein kalt Eiſen/ oder eine Axt; gerinnen oder geſtehen nun die
Tropffen Unſchlet/ oder flieſſen wie Oel ſpieglicht/ ſo iſt die Probe gut.
Oder:
Man gieſſet etwas Lauge in eine Schoͤpffkelle/ oder ander rein Gevaͤſſe/
laͤſſet ſolche ein wenig ſtehen/ biß ſich der ſchwere Schlam unten geſetzet/ das
Lautere aber in 1. oder 2. kuͤpfferne Schaͤlchen/ oder 1½. Stunde ausgeſetzt/ ſo
wird ſich der Salpeter in den Schaͤlchen zeigen/ daraus zu erkennen wie
reich er iſt.
Nach dieſer jetztgedachten Probe nehmen etliche Salpeterſieder einen
Stab 7. Viertel Ellen/ oder nachdem der Keſſel tieff iſt/ lang/ welcher von
unten auf in Zolle getheilet) derſelbe wird mitten in den Keſſel/ ſo viel moͤglich
perpendiculariter biß auf den Boden geſtoſſen/ dann geſehen wie viel Zoll er
naß worden/ und daraus die Vielheit des Salpeters judiciret/ wann ſich
nun am Stabe uͤber 25. biß 30. Zoll befinden vor gut erkandt.
So dieſes geſchehen: thut man das Feuer untern Keſſel hinweg/ laͤſſet
die Lauge 1. Stunde ſtehen/ biß ſich der rohte Schlamm geſetzet hat/ dann die
Lauge in eine niedrige Buͤtte geſchlagen/ und auch eine weile ſtehen laſſen/ ſo ſetzet
ſich das Saltz am Boden/ dieſem nach ſchoͤpffet man ſolche in eine kuͤpfferne
Wanne oder hoͤltzerne Buͤtten/ laͤſſet den Salpeter Sommers-Zeit 3 Tag und
Nacht/ darinnen anſchieſſen. Wann nun der Salpeter angeſchoſſen/ wird
die Lauge in ein ander Gevaͤſſe geſchoͤpfft/ der Salpeter ausgebrochen und
getrucknet.
NOTA.
Dieſe abgezapffte Lauge/ ſo man Mutter-Lauge nennet/ wird zum
andern Sode behalten/ und wie vorbeſchriebenen procediret/ desgleichen
wird von dieſem andern Sode die abgelaſſene Lange wiederum geſotten/ unter
welche man allerhand Neigen Laugen und Salpeter-Waſſer/ daß auch der
Keſſel voll wird/ gieſſet. Bey dieſem dritten Sode pflegt man den Keſſel
mit 2. halben zuſammenſchließenden hoͤltzern Decken/ zubelegen/ und laͤſſet
die Lauge nur 2. oder 3. mahl auf wallen/ dann ſelbige warm/ in eine neue
Aſchen-Buͤtte ſchlagen/ was aber nicht hinnen gehet/ in eine andere reine
Buͤtte thun. So nun die erſte Lange durch die Aſchen-Buͤtte in ander rein
Ge-
[11]
Gevaͤſſe abgezapfft worden/ die andere Lauge ebenfals hinnein zugieſſen/ und
durchlauffen zu laſſen/ ſo zwingt ſie die Aſche und reiniget die Lauge/ davon
die erſte die beſte und ſchaͤrfſte/ was aber truͤbe kan hinweg gethan/ die gute Lauge
hebet man biß zur andern Zeit auf/ oder ſiedet ſelbige/ wann zu vor der Keſſel
mit einem Pantzer-eiſen aus gerieben/ und mit warmen Waſſer geſaͤubert/
wie gelehrt zur Probe.
Was aber den obengedachten Salpeter/ ſo am Mauern waͤchſet/ oder in
Kellern an den Waͤnden herfuͤr ſchieſſet/ anlanget/ davon haben ihrer etzliche
viel ruͤhmens und einige Beſchreibung daruͤber gemacht/ wie ſelbiger in
ſonderlichen darzu bereiteten Kellern/ zu zeigen/ und in der Menge zu ſam̃len
ſey/ ich aber halte von dem aus der Erde gewaͤſſerten und hernach geſottenen
Salpeter am meiſten/ weiln nicht ſo viel wild Saltz oder Alaune darinnen
iſt/ es laͤſſet ſich auch warlich der an Waͤnden und Mauern herausſchieſſende
Salpeter nicht ſo haͤuffig finden. Und obgleich dem vorgeben und deren
beſchriebenen Procesſen nach in den Gewoͤlbern einiger Salpeter zu zeigen
wohl moͤglichen/ werden doch meines Erachtens die Unkoſten hoͤher lauffen/
als man jetziger Zeit den Salpeter und zwar in weit beſſerer Guͤte erkauffen
kan/ wiewohl der Salpeter nicht allzeit in einerley Preis bleibet/ ſondern
einmahl hoͤher als das andermahl bezahlet wird/ dennoch aber verurſachet
der aus Jndien anher gebrachte Salpeter/ daß der Thuͤringiſche und hierum
geſottene Salpeter um gar billigen Preis zu erlangen.
Wie groß man die Gevaͤſſe zuvor beſchriebenen Salpe-
terſieden gemeiniglich gebraucht.
Der Keſſel iſt allaͤnglicht/ und oben uͤbern Diametro weit 3. und ein
Drittel Elle.
Die Tieffe aus der Mitten gemeſſen 2½ Elle.
Der Keſſel haͤlt 90. biß 100. Waſſer-Kannen oder 900. bis 1000. Meß-
Kannen.
Jn die Nebenbuͤtte ſoll ſo viel Lauge/ als in den Siedekeffel gehen.
Das Troͤpffel-Vaß haͤlt 3. oder 3½. Handbuͤtte/ ſind 12. Waſſer oder 180.
Meß-Kannen.
Eine Waſſer-Kanne haͤlt 9 biß 10. Meß-Kannen.
Eine Schoͤpffkelle haͤlt 4. biß 5. Meß Kannen.
Jn das Vaß worinne Salpeter-Waſſer zugefuͤhret wird gehet meiſt ſo
viel als in eine Bierkuffe oder 45. biß 50. Waſſer-Kannen. Die andern Gevaͤſſe
ſind unterſchiedlich/ ablaͤnglich/ weit/ niedrig und dergleichen.
Wie der vom Salpeter-Sieder bekommene Salpeter
welchen man ingemein rohen Salper nennet zu
leutern.
Es iſt zur Gnuͤge bekant/ daß bey der hochloͤblichen Artillerie-Kunſt/
der Salpeter das principalſte Stuͤcke und der Effectuant des Pulvers iſt/ da-
hero ich in dieſem Capitel keine fernere Erklaͤrung noͤtig erachte/ ſondern bey
dem Capitel der Eigenſchafft des Salpeters/ ein mehres anfuͤhren will/ dieſes
aber iſt nur zu gedencken/ je ſtaͤrcker und beſſer der Salpeter iſt/ deſto ſtaͤrcker
legt er auch ſeine Macht und Gewalt an/ ſonderlich wenn man gut Pulver
machen/ oder den Salpeter zu unterſchiedlichen andern Saͤtzen/ welche eine
ſonderliche Gewißheit erfordern gebrauchen will/ muß ſelbiger ſo viel moͤg-
lich/ von der bey ſich habenden Unreinigkeit/ ſonderlich dem Saltz und
Schalcke wohl gereiniget werden/ welches heutiges Tages auf [nachbeſchrie-
bene] Manir verrichtet wird.
B 2Wann
[12]
Wann die Stellbuͤtte/ deren Beſchreibung ſtracks nach dieſem Bericht
folgen ſoll/ zugerichtet/ und der Leuter-Keſſel/ Anſchieß-Faſſe/ und das ande-
re kleine Gefaͤſſe mit warmen Waſſer/ damit keine Fettigkeit darinnen blei-
be/ geſaͤubert worden/ gieſſet man auf jeden Centner Salpeter 8. oder 9. Waſ-
ſerkannen voll rein Waſſer/ deren in jede ungefehr 10. Leipziger Meßkannen
gehen/ in den Keſſel/ dieſes geſchehen/ ein gelinde fein gleich brennend Feuer
angemacht/ damit das Waſſer bis eine Hand darinnen zu leiden/ warm wird/
dann den Salpeter fein maͤhlich hinein geſchuͤttet/ und ſachte zergehen laſſen/
hernach fehlet man/ mit einem breiten/ von Kupffer-Blech dinn getriebenen
Loͤffel/ welcher gar kleine Loͤcher hat/ auf den Boden des Keſſels/ ob alles zer-
gangen/ und ſo noch ein kleiner Reſt/ welcher nicht wol oder langſam zergehen
will/ verhanden/ mit dem Loͤffel heraus gehaben/ iſt mehrentheils Salz/ un-
ter wehrenden Zergehen aber den Schaum fleiſſig abzunehmen. Nach dieſem
wird allmaͤhlich ſtaͤrker Feuer gemacht/ und ehe der Sod erfolget/ mit einer
Kellen durchfahren/ und den daran hangenden Schaum oder Schlamm abge-
hoben. Dieſes erfolget: ſtreuet man auf jeden Centner Salpeter 2. Loth
rein gebrandte und kleingeſiebte Alaune in den Sod/ welcher den Schaum
und Unflath deſto beſſer aufwirfft/ welcher nochmals und ſo offt ſich Schaum
darauf befindet/ mit dem Schaum-Loͤffel abgehaben werden kan. So nun
wie gedacht/ der Sod nun allmaͤhlich erfolget/ und ſtark anhebet zu ſieden/
gieſſet man guten weiſſen Wein-Eſſig auf jeden Centner Salpeter ½. Maas
gerechnet/ in die Leuterung/ inwendig des Keſſels herum/ als auch in die Mit-
ten/ wovon der uͤberbliebene Schaum zuſammen getrieben/ und abgehoben
wird.
Man pflegt auch ſonſten auf jeden Centner 2. Loth gebrandte durchge-
ſiebte Alaune und 1½. Quintlein geſtoſſenen weiſſen Weinſtein in einem Topff
mit Wein Eſſig zu vermengen/ und untereinander zu ruͤhren/ dann uͤber die
Leuterung zu gieſſen/ davon und ſonderlich dem Weinſteine/ ſoll der Salpeter
eine Zehrung bekommen/ auch den noch vorhandenen Unflath vollends auf-
werffen und zuſammen treiben/ welcher nochmals abzuheben.
Nachdem nun der Salpeter eine weile fein gleich geſotten/ und gereini-
get worden/ ſchoͤpffet man etwas vom Sode in ein kuͤpffern Schaͤlgen (wel-
ches ohngefehr uͤbern Diametro 1. Viertel Ele und kaum 2. Zoll tieff iſt/) ſetzet
ſolches in ein wenig friſch Waſſer/ doch daß davon nichts in das Schaͤlgen
komme/ laͤſſet es ungefehr 1. Stunde ſtehen/ biß der Salpeter ſich herfuͤr thut;
und ſo er im Schaͤlgen ſich zuſammen begiebet/ oder zuſammen rinnet/ ſo
muß man mehr warm Waſſer in die Leuterung gieſſen/ wann er aber im Schaͤl-
gen anſchieſſet/ und oben offen bleibet/ ſo iſt die ausgeſetzte Probe gut/ deß-
wegen man zu unterſchiedlichen malen ein Schaͤlgen voll ausſetzen/ und die
Gewißheit erfeh en kan. Man dunket auch ſonſten einen Span in den Sod
des Keſſels/ und treiffelt 1. oder 2. Tropffen auf eine ſaubere Axt/ Beyl/ oder
ſonſt was eyſernes; wann nun das Aufgetroͤpffelte zerfleuſt und nicht geſte-
het/ wird mit dem Sieden noch ein weilgen continuiret/ dann wiederum etzli-
che Tropffen auf reines Eyſen fallen laſſen/ biß ſelbige wie Unſchlit oder
Wachs-Tropffen geſtehen. So bald man dieſes wahrgenommen/ wird von
dem Keſſel auf der Stell-Buͤtte/ welche deßwegen nahe bey dem Keſſel ſtehen
ſoll/ ein Gießbret geleget/ und die Leuterung ſo geſchwind als moͤglich/ aus
dem Keſſel in die Stell-Buͤtte/ damit ſolche nicht erkaltet und fein warm
durchgehe/ geſchoͤpffet oder geſchlagen/ mit Decken zugedeckt/ und etwan 1½.
Stunde darauf ſtehen laſſen.
NOTA.
Daß die im Sode gedachte Alaune und Weinſtein/ deren etliche Feuer-
werker
[13]
werker in mehrer Quantitaͤt als ich gemeldet/ gebrauchen/ den Salpeter reini-
gen/ und den Schlamm oben auf der Leuterung zuſammen treiben/ iſt genug
bekandt; weiln aber die Laͤuterung deßwegen angeſtellt/ die noch im Salpe-
ter vorhandene Unreinigkeit/ als Salz/ Alaune/ Schalk und andere hinder-
liche Materia ſo viel moͤglich gaͤnzlich heraus zu tilgen/ deren doch auf dieſe
Manir hinein gebracht/ und nicht gaͤnzlich verzehren wird; Als halte ich bloß
von dem guten Wein-Eſſig am meiſten/ jedoch in jedes Belieben geſtellet.
Beſchaffenheit des Keſſels zur Leuterung dienlich.
Der Keſſel zur Leuterung iſt wie nachgeſetzt zu erſehen/ etwas kleiner als
obengedachter Siede-Keſſel/ jedoch ſind auf einmal 9. Centn. Salpeter darin-
nen zu leutern.
Die Oberweite des Keſſels iſt 3. Elen AB.
Die Tieffe des Keſſels zwey und ein Viertels-Ele CD.
Der Ofen hat drey Steiffen oder Pfeiler von gebackenen Steinen ge-
mauert/ worauf der Keſſel ruhet/ wovon in dem verjungten Abriſſe Fig. 3.
der foͤrder Pfeiler/ wegen der Glut und Hitze vortheiliger zu ſtehen/ viel ſtaͤrker/
die andern beyde aber ſchwaͤcher ſeyn muͤſſen/ der foͤrder Pfeiler iſt mit E. der
eine hinter Pfeiler aber mit F. angedeutet/ des Ofens drey Lufftloͤcher/ wovon
2. in dem Durchſchnitt zu erſehen/ mit G. H. angemerkt.
Bey 1. hat der Roſt/ welcher ebenfalls wie der Ofen und Steiffen von
Stein erbauet/ etliche Loͤcher/ allwo die Aſche durchfallen/ damit man ſelbige
bey dem Aſchen-Loch K. mit einer Kruͤcke heraus nehmen kan.
Die Treppe ſo zum Ofenloch L. und Aſchenloch K. gehet/ iſt mit M. und
der Raum vorm Ofenloch mit N. bezeichnet/ wie in Fig. 3. zu erſehen.
Auf was Art die Alaune zu brennen.
Man nimmt etwan ein Viertels-Pfund mehr oder weniger Alaune/ le-
get ſolche in eine eiſerne Pfanne oder Blech/ auch wol wenn der Alaune wenig
nur auf eine eiſerne Schauffel/ welche man hernach auf gluͤende Kohlen ſetzet/
wovon erſtlich die Alaune anfaͤnget zu lauffen und Blafen aufzuwerffen/ nach-
mals wenn die Feuchtigkeit durch die Hitze heraus getrocknet/ zu horſchen auch
endlichen gar zu ertrocknen. Wann dieſes erfolget: vom Feur gethan/ erkal-
ten laſſen/ und ſo ſich einige anlauffende Schwaͤrze daran befindet/ fein geſaͤu-
bert/ nachmals in einem kleinen Moͤrſer oder auf dem Werkbrete gekleint und
durch ein zart Haar-Sieb geſiebet.
Wie die Stell-Buͤtte beſchaffen.
Die Stell-Buͤtte muß ſich nach der Quantitaͤt des Salpeters (ſo viel
moͤglich in dem Keſſel auf einmal geleutert werden kan) richten/ und groß ge-
macht werden.
Nachbeſchriebene Stell-Buͤtte wann man 4. bis 5. Centner Salpeter
in den Keſſel ſelbigen zu leutern einſetzet/ wird dieſelbe von 4. Centner bis auf
zwey Drittel Ele/ von 5. Centner aber faſt ganz voll/ und iſt wie die Fig. 4.
zeiget/
Die Hoͤhe der Stell-Buͤtte 2½. Elen.
Die Weite oben 2. Elen.
Die Weite unten ein und drey Viertel Elen.
Die Staͤrke des Holzes iſt 2. Zoll/ und wird ſelbige unten mit einem
meſſingen Hahne verſehen/ auch ½. Ele hoch auf Gloͤtzer oder ein Geruͤſte geſe-
tzet/ ferner wie nachfolgend zugerichtet.
[14]
Die Stell-Buͤtte zuzurichten.
Wann wie vorgedacht die Stell-Buͤtte mit einem meſſingen Hane ver-
ſehen und auf ein Geruͤſte ein halbe Elen hoch gehoben worden/ ſetzet man ein
Geſtelle mit unterſchiedlichen Loͤchern/ ſo eine Viertels Elen hoch/ auf den
Boden der Stell-Buͤtte/ auf dieſes Geſtelle wird ein Strohboden geleget/
dann einen Sack (welcher die Weite der Stellbuͤtte haben/ und von gedachten
Stroh[b]oden laͤngſt uͤber die Stellbuͤtte heraus gehen ſoll) darein gehangen;
Ferner: 4. oder 5. Zoll hoch reine Buͤchene Aſche in den Sack gethan/ und da-
mit ſelbige nicht ſiaͤube mit etwas Waſſer beſprenget/ dann einen loͤcherichen
hoͤlzern Boden/ welchen man einen ſchwimmenden Spiegel nennet/ auf die
Aſche geleget/ oben aber ein Gießtuch uͤberſpannet/ durch welches die Leute-
rung zu gieſſen/ ſo iſt die Stellbuͤtte zurechte gemacht.
Wie die Leuterung oder Lauge aus der Stell-Buͤtte ab-
zuzapffen und in die Anſchieß-Faſſe zu
bringen.
Ehe und bevor man die Leuterung abzapffet/ muͤſſen die Anſchieß-Faſſe
deren in jedes zum wenigſten ſo viel Leuterlauge (als 1. Quintlein Salpeter ge-
geben) eingehet/ mit warmen Waſſer rein geſaubert/ mit hoͤlzernen Spaͤnen
ein jeglicher ungefehr 1½. Zoll breit und 1½. Zoll dick/ und ſo lang als der in-
wendige Diameter jedes Schieß Faſſes iſt/ verſehen ſeyn/ alſo: daß von un-
ten des Bodens an ein quer Hand hoch 4. oder 5. Spaͤne/ uͤber die ſo wiederum
einer quer Hand hoch 4. Spaͤne Creutz-weis geſpreitzet/ die obern Spaͤne aber
alſo eingeſetzt werden/ daß wenn die Leuterung darein gegoſſen/ ſolche bey 2.
Zoll hoch daruͤber gehe. Etliche Pulvermacher oder Feuerwerker pflegen die
Spaͤne nicht hinein zu ſpreitzen oder zu ſtemmen/ ſondern nur hinein zu legen/
ſagen: die Zapffen des Salpeters laſſen ſich nach anſchieſſen beſſer ausbre-
chen/ welches auch die Warheit/ und halte ich von den unterſten Spaͤnen nicht
viel/ wiewol auf dieſe Manir wenig Spaͤne darein gehen/ in jedes Beliebung
ſtellende.
Wann nun nach itztgedachter Manier die Schieß-Faſſe zugerichtet/ und
die Zapffen/ da ein jeder von oben hinein geſtecket/ und ganz durch den Boden in
der Dicke 1½. Zoll gehet/ daß ſolche nicht troͤpffeln verwahret ſeyn/ henget man
an den in der Stell-Buͤtte erwehnten eingeſteckten meſſingen Han/ einen Filz-
Hut bey Fig. 4: mit dieſem Signo ☽ bemerkt/ ſetzet eine reine Handbuͤtte darun-
ter mit Signo ☉ bezeichnet/ trehet den Han auf/ und laͤſſet die Leuterlauge/ ſo viel
in die Hand-Buͤtte gehet/ durch den Filz darein lauffen/ dann den Han wieder zu-
getrehet/ und die gedachte Lauge in ein Schieß-Faß gegoſſen/ auch alſo darmit
continuiret/ bis alles aus der Stellbuͤtte/ (oder ſich zuletzt/ wiewol gar ſelten/
einige Unſauberkeit erzeigen ſollte) gelaſſen.
So nun wie itzt gedacht die Anſchieß-Faſſe gefuͤllt/ wird das Leuter-
Hauß uͤberall zugemacht/ und die Gefaͤſſe mit leinen oder wuͤllenen Tuͤchern
bedecket/ damit keine Lufft oder Sonnen-Hitze darzu komme/ und der Salpeter
uͤberall ſein gleich und nicht ehe oben/ als unten anſchieſſen moͤge.
Jn eine Hand-Buͤtte/ welche man beym Abzapffen der Leuter-Lauge
gebrauchet/ gehet ungefehr 2. Waſſerkannen Lauge/ und iſt dergleichen bey
Fig. 4. abgebildet.
Ein Anſchieß-Faß iſt oben ungefehr ein und drey Viertel unten aber ein
und ein Drittel Elen uͤbern Diametro gerechnet weit. Fig. 5. A.B.
Die Tieffe 1. Ele/
Die
[]
[][15]
Die Staͤrke des Holzes ein und ein Viertels Zoll/ und gehen 5. bis 6. Hand-
buͤtten Lauge in eins.
Zu erkennen ob in den Anſchieß-Faſſen der Salpeter ge-
nugſam angeſchoſſen/ und wie die Zapffen daraus zu
brechen/ auch ferner zu handthieren.
Wann die Lauge in den Anſchieß-Faſſen zum wenigſten 24. bis 30. Stun-
den/ und nachdem das Wetter heiß oder kuͤhle iſt/ geſtanden/ denn man in
heiſſen Sommer-Tagen bis der Salpeter gaͤnzlich angeſchoſſen/ wol ehe in die
50. Stunden warten muͤſſen/ wird ein kuͤpffern Schaͤlgen mit Lauge in ein
wenig friſch Waſſer/ doch alſo/ daß nichts hinein lauffe/ etwan ein Viertel
Stunde lang ausgeſetzet. So nun binnen der Zeit etwas Salpeter in dem
Schaͤlgen anſchieſſet/ muß man noch etliche Stunden anhalten/ dann wie-
derum eine Probe ausſetzen/ bis ſich im Schaͤlgen kein Salpeter mehr befin-
den thut. Dieſes wahrgenommen: wird unter ein jeglich Anſchieß-Faß ein
ſauber rein Gefaͤſſe geſetzet/ wie in Fig. 5. bey C. und D. zu erſehen/ der Zap-
fen des Schieß-Faſſes fein ſachte gezogen/ damit die Lauge allmaͤhlich ab-
lauffen/ und dem angeſchoſſenen Salpeter-Zapffen nicht ſo gehling entgehen
moͤge/ wovon ſich ſelbige leichtlich ſetzen und zerbrechen. Nachdem nun die
Lauge rein abgelaſſen/ laͤſſet man den Salpeter etliche Stunden alſo ſtehen
und trucknen/ welcher dann/ nach verfloſſener Zeit (doch daß die Salpeter-
Zapffen nicht zerbrechen) mit den Haͤnden fein fauber heraus gehaben wird/
davon man die ſchoͤnſten Zapffen auslieſet/ das Grießliche mit friſchen Waſſer
abſpuͤhlet/ und den Salpeter ingeſammt/ auf hoͤlzerne Tafeln/ vollends fein rein
austrocknet. Die abgezapffte Lauge aber (ſo ferne kein Salpeter mehr im
Vorrath vorhanden/ und nur 3. bis 6. Centner auf einmal zu leutern geweſen)
wird wiederum in den Keſſel gethan/ und wie mit der erſten Leuterung geſche-
hen/ verfahren. Deßgleichen man mit der vom andern Sude uͤberbliebenen
Lauge auch procediren kan.
NOTA.
Den aus dem erſten Sode bekommenen Salpeter heiſſen die Artilleri-
ſten A. den aus dem andern B. und den aus dem dritten Sode C. wovon der er-
ſte der beſte/ und zu dem Pirſch-Pulver und andern gewiſſen Feuerwerks-Sa-
chen zu gebrauchen.
Wann viel und ſonderlich einerley Salpeter zu leutern/ iſt nicht noͤthig/
daß man die/ vom erſten Sode aus den Anſchieß-Faſſen abgezapffte Lauge
ſtracks wiederum ſiede/ und den Salpeter welchen man B. nennet anſchieſſen
laſſe/ viel weniger den dritten Sod verrichte/ weiln weit beſſer/ daß man die er-
ſte uͤberbliebene Lauge mit ſo viel reinen Waſſer wieder in den Keſſel thue/ und
faſt ſo viel Salpeter als der erſte Sod gegeben darein ſchuͤtte/ ferner wie oben
erwehnt/ zur Probe ſiede. Auf dieſe Manir darf man nicht allemal die ge-
meldten 3. Soͤde hintereinander verrichten/ wodurch doch nicht einerley/ ſon-
dern an der Guͤte dreyerley Salpeter heraus gebracht/ auch wegen des Sal-
zes und Schalkes ſo viel Muͤhe und Zeit aufwenden/ hingegen aber/ wenn wie
oben erwehnt/ die von Anſchieß-Faſſen abgezapffte Lauge allemal mit ſo vielen
ſchlechten Waſſer/ und an ſtatt des/ aus vorigem Sode angeſchoſſenen Sal-
peters/ ſo viel andern Salpeter in den Keſſel gethan/ und wiederum zur Pro-
be geſotten wird/ ſo bekommt man von jedem Sode einerley Salpeter/ davon
dann einerley Pulver zu machen ſehr dienlich iſt. Und ſo man gleich zu unter-
ſchiedlichen malen etliche 20. bis 30. Centner geleutert/ iſt dennoch nicht
ſtracks
[16]
ſtracks noͤthig/ die uͤberbliebene Lauge gaͤnzlich abzuſieden/ und das Salz und
Schalk davon zu ſcheiden/ es kan ſolche Lauge etliche Wochen/ oder bis man
wiederum eine Leuterung von etlich 20. oder mehr Centner vornehmen will/
in dem Keſſel zugedeckt behalten werden/ unter welcher Zeit ſich der Salpeter
vermehret/ und dißfalls die Lauge reicher machet/ welche man vollends zur
Probe ſieden/ den Schalk und Salz (wie nachfolgender Bericht anzeiget) da-
von ſcheiden/ den hiervon kom̃enden Salpeter zu unterſchiedlichen Feuerwerks-
Sachen aufheben und verwahren kan.
Wie von der letzten Lauge das Salz und Schalk
zu bringen.
Die letzte Lauge thut man in einen ſaubern oder reinen Keſſel/ machet
ein gelinde Feuer darunter/ und nachdem ſelbige fein in einem gleichen anfaͤn-
get zu ſieden/ wird der aufwerffende Unflath und Fettigkeit mit dem Schaum-
Loͤffel ſo lange abgenommen/ bis nichts mehr darauf zu finden/ dann einen din-
nen kleinloͤcherigen Loͤffel genommen/ auf den Boden des Keſſels gefuͤhlet/ und
wann Salz vorhanden/ ſolches allmaͤhlig heraus gehoben/ welches man in ein
Faß thun/ und die Lauge hinwiederum/ durch das am Boden habende Loch ab-
lauffen laſſen kan. So nun kein Salz mehr auf dem Boden zu ſpuͤren (wie-
wolen unmoͤglich ſolches gaͤnzlichen mit dem Loͤffel heraus zu nehmen) und der
Sod hat ungefehr 1. Stunde lang gewaͤhret/ wird die Lauge in unterſchiedli-
che reine Faſſe hin und wieder gegoſſen/ davon ſetzt ſich das annoch darinnen
enthaltene Salz an die Boͤden. Dieſes geſchehen/ gieſſet man die reine Lauge
wiederum in den Keſſel/ ſiedet ſelbige vollends zur Probe/ und laͤſſet den Sal-
peter in den Anſchieß-Faſſen anſchieſſen/ die von dieſem Proben-Sode uͤber-
bliebene Lauge wird wiederum/ auch wol die nach dieſer folgende geſotten/ bis
ſich kein Salpeter mehr/ ſondern nur Schalk befindet/ welchen etliche Pulver-
macher mit reinem friſchen Waſſer abſpuͤlen/ und in dieſem Waſſer noch Sal-
peter zu finden vermeinen/ iſt aber der Muͤhe nicht werth.
Das geſammlete Salz wird auf eine Breite Tafel gethan/ und Som-
mers-Zeit an der Sonnen/ offt umruͤhrende/ Winters-Zeit aber in einem Keſ-
ſel uͤber ganz gelinde Feuer getrocknet/ nach dieſem die Kloͤſſer zerrieben/ und
das Salz durch ein ziemlich liechte Sieb geſiebet/ ſo iſt ſelbiges vor das Vieh/
im Fall der Noth auch vor die Menſchen zu gebrauchen.
Der Schalk aber iſt nichts nuͤtze/ ſondern nur wegzuſchuͤtten/ und ſollte
ſelbiger von den Unwiſſenden wol vor etwas rechtes/ ſonderlich in der Son-
nen angeſehen werden/ weiln er in dem Faſſe als viel hundert zuſammen geſetz-
te kleine viereckigte Taffel/ Chriſtallen/ oder Diamanten anzuſehen/ dahe-
ro/ weiln ſolcher ſo betruͤglich ſcheinet/ ohn Zweiffel den Namen Schalk be-
kommen.
Der Salpeter wenn er in Zapffen angeſchoſſen/ præſentiret ſich allzeit
6eckigt/ auf die Art wie die Stollpſchen-Steine.
NOTA.
Es vermeinen theils Feuerwerker/ Buͤchſenmeiſter und Pulvermacher/
wenn ſie ein wenig gekleinten Schwefel in die Leuterung ſprengen/ ſo ſoll der
Salpeter lauter und ohn Salz werden. Jngleichen wenn man Ochſen-Blut
in die Leuterung des Keſſels thue/ davon ſoll das Salz zu Grunde fallen/ und
hernach fuͤglicher heraus zu nehmen ſeyn. Andere wollen: man ſoll Alaune,
Victriol Romanum, Salcommune, lebendigen Kalk und Gruͤnſpan/ nach
Vielheit der Leuterung nehmen/ ſolches kleinen/ oder eine Lauge davon ma-
chen/
[17]
chen/ ſo wuͤrde dieſe Materia das Salz an ſich ziehen/ und den Unflath auf-
werffen/ welcher hernach mit dem Schaum Loͤffel leichtlich abzuheben.
Oder:
Man ſoll Kreyde/ Wein-Eſſig und Weinſtein in die Leuterung thun/ ſo
wuͤrde die Kreyde den Salpeter purgiren/ der Wein-Eſſig ſelben erquicken/
und der Weinſtein den Unflath von Grunde treiben. Dieſes ſind meines Er-
achtens alles Dinge/ ſo mehr Unreinigkeit in die Leuterung bringen; weiln
der gute Eſſig alleine/ wegen ſeiner Schaͤrffe den Unflath zuſammen treibet/
dieſes verrichtet auch die gebrandte und ganz klein geſiebte Alaune.
Wann aber die Lauge bey Ausſetzen der Probe nicht geſtehen wollte/
oder es waͤre einem bey der Laͤuterung ein Verdruß oder Poſſen durch mi-
ſchende Fettigkeit wiederfahren/ alsdenn laſſe ich ſolche Apothecker Mixturen
paſſiren. Jedoch einem jeden ſeine Meynung gerne goͤnnend.
Wie man ſich bey der Leuterung zu verhalten/ wenn die
Lauge nicht geſtehen will.
So die erſte Lauge eine gute Stunde geſotten/ und ſolche in ausgeſetz-
ten Proben nicht geſtehen will/ nimmt man 1. oder 1½. Meßkanne/ nachdem
der Lauge viel iſt/ Harn von einem Mann ſo Wein getrunken/ gieſſet ſelbigen
in die Lauge; ſo dieſes geſchehen/ muß das Feuer geringert/ und die Lauge in
der Mitten des Keſſels mit 1. oder 1½. Noͤſſel (Kaͤnchen) guten weiſſen Wein-
Eſſig/ oder in Mangelung deſſen/ mit kalten Brunnen-Waſſer abgeſchreckt/
der aufgeworffene Schaum fein rein abgefeumet/ dann wiederum eine Probe
in Schaͤlgen oder auf der Axt verſucht/ nachmals in die Stellbuͤtte gegoſſen/
und wie braͤuchlichen procediret werden.
Wenn einem zum Verdruß oder aus Mißgunſt/ Fettig-
keit/ Unſchlitt oder Seiffe in die Leuterung gethan worden/
wie der Salpeter dennoch zum anſchieſſen
zu bringen.
Man nimmt Wein Eſſig/ Schellkraut Waſſer und Manns-Harn je-
des gleiche Theile/ menget darunter 1. oder 1½. Pfund geſtoſſen und geſichten
Weinſtein. Mit dieſer Materia/ nachdem ſie ein klein wenig miteinander ge-
ſotten/ und wiederum erkaltet/ wird die Leuterung/ und nachdem der Sod
groß iſt/ zu zwey oder dreymalen abgeſchreckt/ und die aufwerffende Unſauber-
keit mit dem Faum-Loͤffel davon genommen. Wann dieſes gethan: muß man
eine Buͤtte oder Faß/ welches mit einem Geſtelle/ worauf Stroh/ und auf die-
ſes ein gute quer Hand hoch Eichen-Segenſpehne geleget/ verſehen ſeyn/ die
Lauge darein gieſſen/ eine weile ſtehen laſſen/ wiederum abzapffen/ in dem Keſ-
ſel vollends zur Probe ſieden/ und ferner braͤuchlichen procediren.
Zu merken/
Es wird demjenigen ſo Salpeter leutert/ meiſtentheils auf 1. Centner
10. Pfund Abgang paſſiret/ wiewohln wenn der Salpeter geringe 11. bis 12.
Pfund/ hingegen: wann der Salpeter gut/ etwan 6. bis 8. Pfund abgehen.
Man hat auch bis anhero befunden/ daß dem guten Oſt-Jndiſchen Salpeter
von jedem Centner nur 2. bis 3. Pfund abgangen. Dannenhero wann etwan
eine Quantitaͤt einerley Salpeter zu leuteru/ und man vorhero in etlichen
Centnern den Abgang erforſchet/ gar leichtlichen der Uberſchlag wegen des
gaͤnzlichen Abgangs zu machen/ und deſto beſſer Rechnung fordern kan.
[18]
Salpeter zu brechen/ oder zu zerfaͤllen.
Das Salpeter brechen/ oder in das kleinſte zu zerſaͤllen/ iſt gar ein noͤ-
thig Ding bey der Artillerie/ indem man ſolchen nicht alleine zu allerhand Pul-
ver/ ſondern auch zu unterſchiedlichen Arten Ernſt- als auch Luſt Feuerwerks-
Sachen brauchen/ und dardurch des vielen ſtoſſens/ reibens und ſiebens/ uͤber-
haben ſeyn kan. Solches zu vollbringen wird etwan 1. 4tels Centner etliche
Pfund mehr oder weniger/ nachdem der Brechkeſſel groß und die Arbeiter ein-
ander abzuloͤſen vorhanden ſeyn/ in gemeldten Brechkeſſel gethan/ deſſen Ge-
ſtalt zeiget die 6. Figur. Dieſes geſchehen: gieſſet man auf 1. 4tels Centner
ungefehr 5. oder 6. Meßkannen oder ſo viel warm Waſſer/ (welches beſſer als
das kalte) bis es dem Salpeter gleich gehet/ weiln mit vielen Waſſer man ſich
nur lange aufhaͤlt; laͤſſet ſolchen vollend ſachte zergehen/ und ja nicht gehling
heiß werden/ inzwiſchen aber mit dem Brech-Scheide oder Brech-Stange/
welche etwas ſcharff zugehende Metallene Schue haben/ wie in gedachten 6.
Fig. mit ſigno ♀ angedeutet/ aufruͤhren/ und den befindenden Schaum aufhe-
ben. Wann er nun ſachte anfaͤnget zu wallen/ und etwan noch einige Unſau-
berkeit zu ſpuͤhren/ kan etwas weiſſer Eſſig oder ein wenig rein gebrandt- und
klein durchgeſiebte Alaune darein geſprenget/ und die davon zuſammen getrie-
bene Unſauberkeit mit dem Faum Loͤffel weggenommen werden.
So ferne der Salpeter ſich etwan ſtark erhitzt/ uͤberſich wallet/ und in die
Hoͤhe ſteiget/ muß man von dem Feuer was hinweg thun/ auf dem Grunde wol
aufruͤhren/ bis er ſich ſetzet/ auch den auf dem Rande anhaͤngenden Salpeter
mit dem Brechſcheite wieder hinein ſtoſſen.
Wann er nun anfaͤnget zu plappern/ laͤſſet man ſolchen in einen feinen
gleichen/ ſo lange darmit fortfahren/ doch unterweiln/ mit der Brechſtangen auf
den Boden geruͤhret/ bis der Salpeter beginnet dicke zu werden/ und nachdem
er anfaͤhet zu trocknen oder zu harꝛſchen/ muͤſſen zu 1. 4tels Centner Salpeter
zwey Perſonen/ zu beyden Seiten ſtehende/ ohn Unterlaß mit den Brechſtangen
[Creutzweis] hindurch fahren/ und ſolchen auf den Boden luͤfften/ damit er ſich
nicht ſetzen/ oder an dem Keſſel anhaͤngen moͤge/ deßwegen ſolcher in einem ge-
linden Feuer zu erhalten noͤthig. Durch dieſes mit den Brechſtangen erfolgend
ſtetiges hin und wiederwerffen/ wird der Salpeter ganzlich ausgetrucknet und
gekleinet/ bis er endlichen von den Brechſtangen abfaͤllet/ und anfaͤnget zu ſtau-
ben/ alsdann iſt Zeit ſolchen aus dem Keſſel in ein trocken Gefaͤſſe zu thun. Un-
ter wehrenden Herausnehmen/ kan der gebrochene Salpeter durch ein klaar
haͤaͤrn Sieb in ein trucken Faß oder auf eine Werk-Tafel geſiebet/ die Klump-
per/ welche die Feuerwerker Griefen heiſſen/ mit einem Reubeholze oder hoͤl-
zernen Handkeyle zerrieben/ und wiederum durchgeſiebet oder ſolche zu Feuer-
werks-Sachen aufgehaben werden.
Wie der Zapffen-Salpeter zu ſchmelzen.
Wenn der Schmelz-Keſſel und die Kuͤpfferne oder Metallene Gefaͤſ-
ſe/ in welche der Salpeter hernach zu gieſſen/ ſauber gereiniget ſeyn/ wird
der Salpeter in den Keſſel/ und ein kuͤpffern Deckel darauf gethan/ dann ſel-
bigen durch ein ſtaͤrker Feuer als beym Brechen braͤuchlich nach und nach zer-
gehen laſſen/ ſo wirfft er einen Schaum wie eine dicke Haut anzuſehen auf/ wel-
cher hinweg zu nehmen und ſonſten zu gebrauchen iſt. So dieſes geſchehen: nim̃t
man ein klein wenig gekleinten Schwefel/ ſprenget ihn auf den zerſchmolzenen
Salpeter/ wovon ein Plitz entſtehet/ und die Fettigkeit verzehret wird. Wer aber
die dickliche Haut nicht abnehmen will/ muß etlichemal mit dem Schwefelſpren-
gen fortfahren/ bis der lauter Kern zu ſehen/ und ſich darinnen zu beſpiegeln.
Nach dieſem wirfft man eine gluͤende Kohle hinein/ welche in ihren herum tan-
zen/
[19]
zen die uͤbrige Fettigkeit vollends abbrennet/ und an ſich ziehet. Wann die-
ſes auch gethan/ wird von den meiſten Artillerie-Perſonen die rechte Er-
hitzung des Salpeters alſo probiret. Man nimmt ein gruͤn friſch hoͤl-
zern Stoͤckgen oder Ruͤtgen/ thut die Schaale davon/ ſtellet ſelbiges her-
nach mit dem dickeſten Ende bis auf den Boden des Schmelz-Keſſels/ davon
beginnet der Salpeter kleine Wellen zu werffen/ und das Stoͤckgen helle zu
brennen/ welches wahrnehmende/ ſtracks heraus gezogen/ und die/ von
dieſem Erwallen/ aufwerffende Unreinigkeit/ entweder mit dem gekleinten
Schwefel oder glimmenden Kohle nachmals abgebrennet wird. Hier-
auf den Salpeter in die zubereiteten Metallenen Gefaͤſſe gegoſſen/ erkalten
laſſen/ und ſo man den Abgang zu wiſſen verlanget ſelbigen gewogen.
Meines Erachtens iſt die Probe/ daß der Salpeter recht zerſchmelzen/
dieſe:
Wann der Salpeter alſo gereiniget iſt/ daß man ſich darinnen beſpiegeln
kan/ oder mit einer warmen Kelle ein kleines Kugel-Foͤrmgen voll gieſſer/ und
nach der Eroͤffnung den Salpeter fein glatt/ rein und weiß findet/ alsdann
wird die rechte Erhitzung ſchon erkandt.
Sonſten hat man wahrgenommen/ daß die Salpeter-Scheiben offt-
mals nicht recht weiß/ ſondern gelbig worden/ welches der viele eingeſprengte
Schwefel/ und ſonderlich wenn nicht eine reine Stuͤrze aufgedeckt worden/ ver-
urſachet/ deßwegen man die gluͤende Kohlen/ ingleichen die pulverſirte Bott-
Aſche vor beſſer haͤlt.
Was vom geſchmelzten Salpeter zu halten/ und warum
er geſchmolzen wird.
Daß der Salpeter geſchmolzen wird/ iſt meines Beduͤnkens keine ſol-
che Urſache wie die meiſten Feuerwerker und Pulvermacher vorgeben/ ſol-
chen dadurch deſto reiner/ ſtaͤrker/ und zu allerhand Feuerwerks-Sachen/
ſonderlich dem Pulvermachen dienlicher zu machen/ ꝛc. Der Salpeter
wird meines Erachtens deßwegen geſchmolzen/ daß ihn die anfallende Feuch-
tigkeit (wegen ſeiner ohne dis kalten und an ſich ziehenden feuchten Natur)
nicht ſo bald aus dem ungeſchmelzten/ ſonderlich rohen Salpeter ſchade und
benaͤſſe; Welcher wann man ihn nicht in guten truckenen Orten/ offt darnach
ſehende wohl verwahret/ leichtlichen eine Feuchte annimmt/ auch nach und
nach mehr an ſich ziehet/ wie ich offters wahr genommen/ daß der rohe
Salpeter/ wie man ſelbigen von den Salpeter-Siedern erkaufft/ die Ge-
faͤſſe durchnaͤſſet/ und nachdem ſolcher in den Faſſen nur wenige Zeit an ei-
ner Stette gelegen/ gar hindurch gequollen: Alſo/ daß der Profit davon
gelauffen.
Sonſten ſtehe ich in den Gedanken/ daß bey dem Schmelzen des Salpe-
ters ohne den darneben habenden Abgang/ dem Spiritu oder deſſen Krafft nicht
wenig entgehe/ ingleichen waͤre meiner Einbildung nach abzunehmen/ daß der
geſchmolzene Salpeter welcher nach deren Zerſtemppen oder Zerkleinung/ wie
Sand anzufuͤhlen nicht ſo poroſiſch als der geſtampffte Zapffen-Salpeter und
alſo auch etwas geringer Wuͤrkung ſeyn muͤſſe/ wiewol alles dasjenige was
durch Austruckung oder Verlierung der Feuchtigkeit eine Haͤrte bekommt/ das
wird auch durch Anfeuchtung wiederum aufgeloͤſet; dahero der uͤbern Feuer
geſchmolzene Salpeter/ damit er deſto poroſiſch oder luͤfftiger/ und alſo zum
Pulver zu gebrauchen dienlicher werde/ vorhero brochen werden kan/ ingleichen
was harte worden iſt durch eine feurige Doͤrrung/ das zerſchmelzet wieder durch
eine waͤſſerige Netzung/ ausgenommen diejenige Dinge welche ihre Haͤrtte
durch eine gewaltſame truckene Hitze erhalten/ als da ſind Metallen und
dergleichen. Jch halte aber den Zapffen-Salpeter/ fuͤrnemlich den zwey
C 2mal
[20]
mal geleuterten in allen Artillerie-Sachen weit beſſer und dienlicher zu ge-
brauchen.
Wie der Salpeter ob er gut oder dienlich zu probiren.
Zum Erſten/
Welcher Salpeter feine glatte/ und nicht rauhe oder grießliche Zapffen
hat/ derſelbe wird vor allen andern vor gut erkandt.
zum Andern/
So man von dem rohen Salpeter eine Hand voll faſſet/ und etwas zu-
ſammen trucket/ dann nach der Eroͤffnung nichts oder ein wenig behengen blei-
bet/ ſo erkennt man denſelben vor gut; ſonderlich wenn er fein weiß und
ſchwer iſt.
zum Dritten/
Wann der Salpeter/ davon man ein wenig auf die Zunge leget/ und
nicht Salzig oder Alaunig/ ſondern kuͤhle und ſuͤßlich ſchmecket/ derſelbe wird
auch vor gut gehalten.
zum Vierdten/
Wenn des Salpeters etwan ein welſche Nuß groß auf ein Bret gethan/
und durch eine wolglimmende Kohle/ welches durch Stein-Kohlen am fuͤg-
lichſten geſchiehet/ bald angebrennet wird/ auch ohne ſonderlichs ſpritzeln mit
einer Lichtblauigen etwas rauſchenden Flamme/ auf und tief in das Bret bren-
net/ auch wenig Materia liegen laͤſſet/ derſelbe wird vor tauglich geachtet;
widrigenfalls man den Salpeter oͤffters anzuͤnden muß/ und ſelbiger mit ei-
ner tunkelen rauchenden Flamme ſehr ſpritzende/ auch nicht tieff in das Holz
brennet/ derſelbe fuͤhret Salz und Alaune bey ſich; wann er aber dicken
ſchwarzen Schaum giebet/ fuͤhrt er ſolche ſchlammige Fettigkeit bey ſich.
Noch ſchlimmer aber iſt der Salpeter ſo er uͤber itzt erzehlte Dinge im brennen
ſchwaͤrzlich flieſſet und flaͤtſchlich in das Bret brennet/ ſonderlich wenn er
ſtark praſſellende um ſich wirfft/ auch viel Materia ſitzen bleibet/ derſelbe Sal-
peter iſt nicht genug ausgetrucknet/ fuͤhret auch uͤber die Salzige und Alauni-
ſche/ noch eine Kalkigte Materia bey ſich.
Was nun dergleichen Salpeter in dem Pulver vor einen Effect zu erwei-
ſen pfleget/ ſolches ſoll bey der Beſchreibung des Pulvermachens/ wie auch die
Eygenſchafft des Salpeters remonſtriret werden.
Sonſten hat der ſeel. Herꝛ Joſeph Furtenbach in ſeinem Anno 1630. in
Druck ausgegangenen Kriegs-Buche Architectura Martialis pag. 33. ein
Jnſtrument Salpeter zu probiren beſchrieben/ darinnen er deſſen Guͤte er-
kundigen will/ ſo beliebende nachzuſchlagen.
Von des Salpeters Eigenſchafft/ und wie derſelbe zum
Pulver zu gebrauchen.
Bey der Leuterung des Salpeters iſt gedacht worden/ daß der Salpeter
das principalſte Stuͤck und der Effectuant, ja die Seele/ welches auch die War-
heit/ des Pulvers iſt.
Es iſt aber nicht genug daß man dieſes wiſſe/ ſondern auch die Eygen-
ſchafft des Salpeters alſo erkenne/ und jeder Art nach davon zu judiciren/ einen
guten Verſtand habe/ aufdaß man in allen vorfallenden Artillerie-Saͤtzen/ ſich
fuͤglich darnach richten/ und deſſen Mangel anderer Geſtalt erſetzen koͤnne/ wor-
zu die Probirung des Salpeters/ ob er gut oder geringe/ wie oben allbereit
er-
[21]
erwehnt/ etlicher maſſen auch Anleitung giebet. Sonſt iſt der Eygenſchafft
nach/ wie allzubekandt der Salpeter/ ob er gleich einen hitzigen und brennen-
den Geiſt in ſich haͤlt/ kalter Natur/ welcher wenn er wol angebrandt/ (wie er
dann wegen ſeiner Kaͤlte und annoch anhaͤngender Feuchte nicht geſchwind in
Brand zu bringen/ ſondern wie bey Probirung des Salpeters erwehnt/ man
gut glimmendes Feuer haben muß) die davon entſtehende Flamme gleich an-
dern gemeinen Feuer zwar uͤberſich/ deſto mehr aber/ wegen in ſich habenden
maͤchtigen Hitze/ ſeine Gewalt unter ſich fuͤhret; dahero abzunehmen/ daß ein
ſonderbares oder Himmliſches Feuer/ gegen andern (welches mehr uͤber als
unter ſich brennet/) darinnen verborgen ſtecket/ welche die im Salpeter noch
habende Feuchtigkeit/ in Lufft verwandelt. Je beſſer nun der Salpeter von
der bey ſich habenden Materia gereiniget iſt/ je geſchwinder wird er ſich ſelbſt
zerſtoͤren/ und dasjenige ſo ſeiner Natur zuwider von ſich werffen/ oder mit
ihme zugleich verzehren. Hingegen aber wenn man den Salpeter von den Sal-
peterſiedern (manchmal ſchlecht genug/ und dem Anſehen nach vor gut ach-
tende) erkaufft/ gleich alſo rohe und ohne Reinigung von der bey ſich fuͤhrenden
Materia/ zum Pulverm̃achen oder andern Artillerie-Saͤtzen gebraucht/ wird
derſelbe in Effectu ſich ganz anders befinden/ wahrnehmende/ wie das von der-
gleichen Salpeter verfertigte Pulver nicht ſo wol/ als das von wolgeleuterten
fuͤr ſich/ ſondern wegen der annoch bey ſich fuͤhrenden unterſchiedlichen widri-
gen Materien/ wovon eine widerſpaͤnſtige Dunſt herruͤhret ſeitenwerts reiſſet;
dannenhero und nachdem das Pulver mit guten Salpeter und zwar in rechter
Doſis eingeſetzt worden/ ſo iſt auch der Effect zu hoffen/ woran bey Probirung
des Pulvers mehr Unterricht erfolgen ſoll.
Hieraus nun/ wie die Praxi vielfaͤltig erwieſen/ iſt unſchwer abzuneh-
men/ was am guten Salpeter gelegen/ und daß nach der Guͤte des Salpeters
die Artillerie-Verſtaͤndigen/ allbereit vorhero/ was vor gutes Pulver zu hof-
fen/ judiciren koͤnnen/ ob gleich mancher es ſeinem Principalen/ wie offt zu ge-
ſchehen pfleget nicht weiß machet; ſondern wegen darbey habenden Profits ſol-
chen ſaubern Salpeter zu erkauffen einſchwatzet/ wiewol es unrecht/ daß einer
ſo auf Pflicht ſitzet/ ſich dergleichen unterfaͤnget.
Wann man aber darnebenſt betrachtet/ wie in theils groſſen Staͤdten/
allwo der Rath alles ſelbſt dirigiret/ dero eigenen Gefallen und Belieben nach die
Kriegs-Aemter austheilet/ und/ ich ſage mit ſolchen Perſonen beſtellet; So
ſind zwar dieſelben mit Chargen und Aembtern/ aber die Aemter nicht mit qua-
lificirten Perſonen verſehen/ nicht conſiderirend/ was vor Unheil und Scha-
den daraus entſtehen/ ſonderlich wann einer durch ſpendiren/ oder andere Ge-
ſtalt/ demjenigen ſo es beſſer meritiret/ vorgezogen worden/ und was noch mehr
iſt von ſolchen Leuten/ und zwar ohne Nachſinnen und Verſtand/ gleich zupla-
tzende commandiren und befehlen laſſen muß. Dieſes kraͤnket billich: Dahero
es auch manchmal/ ich ſage an gemeldten Orten/ indem kein rechtes Haupt bey
der Artillerie vorhanden/ ſo verwirrt hergehet/ daß verſtaͤndige Leute daruͤ-
ber billich zu lachen/ ſolche Befehlhaber aber nur Schande und uͤbele Nachrede
zu gewarteu haben. Es wird ohn Zweiffel mir ein jeder Unpartheyiſcher Bey-
fall geben/ daß wann man wie gedacht/ in theils vornehmen Staͤdten/ Zeug-
herꝛn oder Zeugmeiſtere/ ſo doch das wenigſte von der Loͤbl. Artillerie verſte-
hen. Jngleichen ſolche Baumeiſter oder Bauherꝛn/ welche manchmal kaum
eine perpendicular-Linia auffuͤhren/ geſchweige ihre unterhabende Geſchuͤtz-
und Werkmeiſter/ mit guten und reſonablen Verſtande was widerlegen oder
noch beſſer angeben koͤnnen/ erwehlet und beſtellet/ es endlichen/ und ſonder-
lich in Kriegs-Zeiten/ nichts anders als uͤbel ablauffen muß. Hingegen ſo die
Inſpection einem verſuchten und in dergleichen Kriegs-Wiſſenſchafften erfahr-
nen Manne anvertrauet iſt/ derſelbe wird ſo wol was die gute Beſtellung der Ar-
C 3til-
[22]
als auch Kriegs- und Civil-Baukunſt anlanget/ ſolche Aemter mit qualificir-
ten Perſonen beſtmoͤglich zu beſtellen wiſſen/ maſſen dann an denjenigen Ve-
ſtungen welche Potentaten mit Volk beſetzen laſſen/ ein groſſer Unterſcheid zu
ſehen/ da ſich dann nicht leicht einer aufducken/ was ungereumtes vortragen/
viel weniger will er anders nicht unhoͤflich abgewieſen und tractirt ſeyn/ was
einzuſchwatzen erkuͤhnen darf.
Anmerkung/
Hierbey iſt noch mit wenigen zu gedenken/ weiln Kunſt-verſtaͤndige wiſ-
ſen/ daß an dem Salpeter bey der Artollerie nicht wenig gelegen/ und derſelbe
hierinnen die vornehmſte Stelle bekleidet/ man werde mir dieſen gethanen lan-
gen/ und vielleicht manchem verdrießlichen Bericht/ welcher mir uͤber Ver-
hoffen laͤnger worden als ich vermeinet/ nicht ungleich deuten; ſondern von dem
angehenden Feuerwerkern hoffentlich wol aufgenommen werden/ wenig ach-
tende/ wenn gleich mancher der ſich alleine klug/ will nicht ſagen zum kluͤgſten
zu ſeyn beduͤnket/ die Naſe daruͤber ſitzet/ und dergleichen Proceß vor eine ge-
ringe und gemeine Arbeit haͤlt/ gleichwol aber darbey nicht penetrirt/ (ob es
gleich nicht ein ſo kuͤnſtliche ſondern/ wie ich ſelbſt geſtehe/ nur gemeiner Leute/
die man vorhero unterrichten muß/ Arbeit iſt) daß es eben deßwegen die Feu-
erwerker und ſonderlich die Officirer welchen Salpeter-Huͤtten/ Leuter-Haͤu-
ſer und Pulver-Muͤhlen anvertrauet/ nicht aus dem Fundament verſtehen
doͤrfften/ je wie leichtlichen wuͤrden doch ſolche unwiſſende Inſpectores von
den gemeinen Salpeter-Siedern hinters Licht gefuͤhret/ und noch wol darzu
ausgelacht werden.
Weiln nun ein jeder rechtſchaffener Feuerwerker mehr um Ehre als um
Geld dienet/ und die Hoffnung weiter avancement zu erlangen ſich bemuͤhet/
derſelbe ſoll ſich auch billich nicht verdrieſſen laſſen/ die bey der Loͤbl. Artille-
rie-Kunſt/ ſo wol kuͤnſtliche als gemeine Arbeit bekandt zu machen/ damit/ ob
er gleich nicht ſelbſt arbeitet/ dennoch ſelbigen Arbeitenden es fuͤglich ange-
ben/ und ihre Fehler corrigiren koͤnne. Weiln nun in den ausgegangenen Ar-
tillerie-Buͤchern noch keine rechte ausfuͤhrliche Beſchreibung/ ſondern nur oben
hin einige Nachrichtung hiervon zu finden.
Als habe dieſen Salpeter-Bericht/ ſo weit ſich mein weniger Verſtand
erſtrecket/ in dieſes dritte Theil etwas ausfuͤhrlich beſchreiben wollen/ der gu-
ten Zuverſicht lebende/ es werden dieſe angezogene Urſachen/ der langweili-
gen Beſchreibung halber/ bey den angehenden Feuerwerkern nur mehr zu einer
Entſchuldigung/ als Verkleinerung dienen/ und wol aufgenommen werden.
Von dem Schwefel/ deſſen Eygenſchafft/ und wie er zum
Pulver dienlich zu gebrauchen.
Der Schwefel iſt ein mineraliſcher Coͤrper/ von Fett und Feuerfangen-
den Theilen/ von welchen/ (und um ſo viel deſto ehe wann Kohlen/ als deſſen
rechter Zunder darunter vermenget worden) das durchgehen und ſtark bren-
nende Feuer/ wenn man ſolchen unter einige Artillerie-Saͤtze incorporiret/
herkoͤmt/ man brauchet ſolchen in gemeldten/ auch andern unterſchiedlichen
Dingen/ entweder rohe/ oder reiniget ihn zuvor/ von ſeiner bey ſich fuͤhrenden
irꝛdiſchen Materia/ wovon er eine lichtgelbe Farbe/ da er ſonſt eine tunklere ge-
habt/ empfaͤhet/ hernach zum Verkauff in runde Stuͤcke gieſſet. Sonſten
iſt der Schwefel unterſchiedlicher Art und Farbe/ theils roͤthlich/ gruͤnlich/
Glaß- und Lichtgelbe/ deren letzte Gattung man vor den beſten haͤlt/ wiewol
ande-
[23]
andere den Glaßgelben vorziehen wollen/ und wie allzubekandt in unterſchied-
lichen Oertern und Laͤndern von der Feuchtigkeit des ungleichen Erdreichs/
durch der Sonnen Gewalt temporiret/ und alſo unterſchiedener Arten gene-
riret/ auch/ ſo ſolcher in kein Feuer kommen/ lebendiger Schwefel genennet
wird.
Der Schwefel iſt an ſich ſelbſt hitziger und fluͤchtiger Natur/ daß/ wenn
er angezuͤndet/ ſtets uͤber ſich zu brennen pfleget/ dem Feuer iſt er eine anmuthi-
ge Speiſe/ und locket es von weiten zu ſich/ er wird hieſiger Lande in ziemli-
cher Menge gefunden; will man ihn nicht aus den Bergwerken verſchreiben/
kan ſolcher itziger Zeit faſt in allen Materialiſten-Gewoͤlbern/ maſſen ſolcher
auch zu allerhand Dingen zu gebrauchen/ der Centner vor 6. bis 7. Thaler er-
kaufft werden/ von welchen man den Elnbogner und Freybergiſchen vor den
beſten/ den Goßlariſchen und Hollaͤndiſchen aber vor geringer achtet/ deren
letzte Art wegen ſchlechten Preiſſes ſich viel Pulvermacher bedienen. Meines
Orts halte gaͤnzlich darfuͤr/ je hitziger und zaͤrter der Schwefel iſt/ deſto ge-
ſchwinder und beſſer wird er Feuer fangen/ und in dem Pulver/ ſeiner Part
nach/ die Wuͤrkung vollbringen/ er muß aber wie oben gedacht/ von der Un-
ſauberkeit (nicht aber/ wie viel Feuerwerker und Pulvermacher im Brauch
haben/ ſelben durch oͤffters ſchmelzen nur haͤrter machen) wol gereiniget ſeyn/
wie dann der Elnbogner und Freybergiſche Schwefel meiſt ſo ſauber/ daß er
ſtracks zu gebrauchen/ und man nicht die Zeit in mehrer Reinigung anwenden
darf/ er muß aber zum Pulvermachen/ ſolchen deſto beſſer unter die andern
Species zu incorporiren/ vorhero wol gekleint/ und durch ein Haar-Sieb ge-
ſiebet werden.
Hieher koͤnte man noch ein und anders/ nemlich wie der Schwefel zu rei-
nigen/ zu ſchmelzen/ und mancher Autorn Meinung nach/ durch Zuſetzen Queck-
ſilbers und andern bruͤnſtiger zu machen/ ingleichen/ wie das Oel und Flores
zu bereiten/ anfuͤhren und beſchreiben. Nachdem aber der Schwefel/ wie
vorhero gemeldet/ aus den Bergwerken und Materialiſten Gewoͤlbern/ allbe-
reit wol gereiniget zu erhandeln/ dadurch ſolche Muͤhe zu erſparen: Wie dann
auch einem Feuerwerker dergleichen Oel und Schwefel-Blumen ſelbſt zu berei-
ten und in Artillerie Saͤtzen zu gebrauchen/ maſſen dann dergleichen genugſam
zu bekommen/ die Muͤhe ſchwerlich verlohnen wird. Als will ich nur die
Manir wie der Schwefel zu ſchmelzen/ und die Unſauberkeit davon zu bringen/
auch wie theils Feuerwerker den Schwefel durch Zuſatz zu ſtaͤrken vermeinen/
ingleichen wie der Schwefel in der Hand gemeiner Meynung nach zu probiren/
mit wenigen anzeigen.
Wer unreinen Schwefel hat/ derſelbe laſſe ihn in einem Jrꝛden/ Meſ-
ſing oder Kuͤpffern Geſchirre/ uͤber ein gelinde Kohl-Feuer fein gemaͤhlich zer-
gehen/ und wenn er zergangen/ mit der Kellen umruͤhren/ den Schaum und
Unſauberkeit mit einem Loͤffel abnehmen. Dieſes geſchehen: und der Schwe-
fel iſt ſo duͤnne daß er vom Loͤffel flieſſet; hebet man die Schale oder Tiegel
mit dem Schwefel vom Feuer/ und gieſſet ſolchen durch einen einfachen oder
doppelten Leimt-Sack in ein ander ſauber Geſchirre/ ſo bleibet alle Unreinig-
keit in dem Sacke. Wer aber durch ſolches Schmelzen den Schwefel noch
beſſer und bruͤnſtiger zu machen vermeinet/ derſelbe wird meines Beduͤnkens
keinen andern Vortheil erlangen/ als daß er den Schwefel ſo er zuvor zum
Feuerfangen zaͤrter und ſubtiler geweſen/ durch oͤffters ſchmelzen deſto fehrer
erhaͤrtet/ welcher dann zum Pulvermachen wegen ſeiner tichte/ nicht ſo dienlich
als der vorige zu gebrauchen.
Wer auch der Meynung/ daß der Schwefel durch Queckſilber geſtaͤrket
und fluͤchtiger gemacht werde/ derſelbe kan in 10. Pfund Schwefel 4. bis 5.
Loth Queckſilber/ wenn der Schwefel vom Feuer abgehaben/ mit einem Ruͤhr-
ſcheite
[24]
Scheite bis er erkaltet einruͤhren und incorporiren/ ſo wird er leicht den Un-
terſcheid finden.
Andere vermeinen den Schwefel mit pulverſirten Glaſe/ wenn ſie ſolches
darein werffen/ auch Brandtewein und etwas Alaune darein gieſſen/ zu ſtaͤrken/
wovon der Herꝛ Sieminovviz in ſeinem erſten Theile pag. 59. gedenket/ auch
daſelbſt das Schwefel-Oel zubereiten lernet.
Wie der Schwefel zuprobiren.
1.
Was den Schwefel in der Hand zu probiren anlanget/ geſchiehet/ wann
man ein Stuͤcke runden gegoſſenen Schwefel in die Hand nimmt vor ein Ohr
haͤlt/ feſte zudruͤcket/ und darbey in acht nimmt ob ſelbiger knuͤſtere oder krache/
welches wenn es geſchiehet/ vor gut/ wo aber nicht/ vor hart erkennet wird/
maſſen er ſeine Subtilheit And poros durch das Schmelzen verlohren.
Der Schwefel wird in gedachter Probe am meiſten knuͤſtern/ wann ſel-
biger inwendig nicht dichte/ ſondern im Guſſe loͤcherig oder blaͤſſerig gefallen;
dahero man dieſer Probenicht allzeit trauen darff/ und wird nachfolgende vor
beſſer gehalten.
2.
Es wird der Schwefel auch vor gut erkandt/ wann man ſolchen
zwiſchen zwey heiſſe eiſerne Bleche faſſet/ und derſelbe wie Wachs ohne Ge-
ſtank abflieſſet/ auch das zuruckgelaſſene roth bleibet. Jngemein aber/ haͤlt
man darfuͤr/ daß wann der Schwefel geſchwind Feuer faͤnget und mit einer
ſeinen Flamme aufwarts brennet/ auch nicht viel Materia zuruͤcke laͤſſet/ wol
zu gebrauchen.
Belangende des Holzes wovon die Kohlen und wie ſel-
bige zu allerhand Pulver und Feuerwerks-Sachen dienlich/
zugerichtet/ und gebrandt werden.
Das Holz wovon man Kohlen zum Pulver und vielerley Feuerwerks-
Sachen brennet/ muß leichter und harziger Art ſeyn.
Bis anhero ſind von Schießbern und Erln- oder Ellern Holz gebrandte
Kohlen/ hieſiger Orten im Brauch geweſen/ und gar dienlich befunden wor-
den. Es wird auch ſonſt noch andern als Weiden/ Eſchen/ Haͤſeln/ Eſpen
und Scherppen oder Vogelbaum-Holz/ zum Kohlen gebraucht/ welchen aber
die von vorig gedachten Holze dieſem/ hinwiederum die von Hanffſtaͤngeln ge-
brandte Kohlen jenem/ wenn nur die Hanffſtaͤngel in der noͤthigen Quantitaͤt
zu bekommen/ vorgezogen werden. Dahero auch/ ſonderlich im Fall der
Noth/ da das verlangte Holz nicht zu erlangen/ man unterſchiedliches ander
leichtes Holz/ ja wol gar gemeine Kohlen gebrauchen muß. Derowegen
waͤre nicht unrathſam/ daß man nebſt dem Salpeter und Schwefel auch eine
gute Quantitaͤt einerley Holz oder Kohlen ſammlete/ dadurch deſto ehe zu ei-
nerley Pulver zu gelangen/ da dann das darzu brauchbare Holz/ entweder im
Monat Majo oder Junio/ (weiln in ſelbiger Zeit wegen inhabender vielen
Feuchtigkeit ſich die Rinde oder Schaale leichtlich luͤfften und abzunehmen am
fuͤglichſten thun laͤſſet) gefaͤllt/ ungefaͤhr ½. Ele lang und 1. Zoll dicke/ in Stuͤ-
cken zerhacket/ die noͤthigen Aeſte hinweg geſchnitten/ die Schaale abgethan/
auch das inwendig befindende Mark davon abgenommen/ nachmals an der
Lufft/ oder in gemachter Waͤrme ertrocknet/ und bis zum brennen (welche Ar-
beit meiſtentheils im Winter geſchiehet/ verwahrlich aufgehaben und geſam̃let
werden kan.
Wann
[25]
Wann dieſes geſchehen/ und man von dem Holze Kohlen brennen will/
muß der von Ziegelſteinen darzu erbaute Ofen/ oder eine mit Ziegelſteinen wol
ausgemauerte Grube/ auch das Holz/ ehe man es in den Ofen oder Grube
thut/ vorhero von einiger Unſauberkeit geſaubert werden. Dieſem nach/ le-
get man von gedachten Holze ein gute Spanne hoch Holz/ Creutzweis hinein/
zuͤndet ſolches durch etliche brennende Spaͤngen an/ und wann ſolches im
Brande/ mit Nachlegung mehrern Holzes continuiret/ darbey in acht zu neh-
men/ daß alles faſt in einer Zeit/ und alſo ein Theil des Holzes nicht vie [...]ehe als
des andern verbrennen moͤge.
Wann es nun abgebrandt und nichts als Kohlen zu ſehen/ machet man
von Brettern oder von groſſen Dachſteinen einen Deckel daruͤber/ welcher/
damit keine Lufft darzu komme/ mit Erde beſchuͤttet/ und dadurch die inhaben-
de Glut erſticket wird.
So nun ſolche in 24. oder mehr Stunden/ und nachdem der Kohlen viel
geweſen/ bedeckt geſtanden/ heraus genommen/ nachmals an einem reinen
Ort/ daß nicht unſauber Materia darunter komme/ gebracht/ hernach/ und ehe
man die Kohlen mit dem Salpeter und Schwefel in die Stampff-Toͤpffe oder
Grube einſetzet/ werden ſelbige um mehrer Sicherheit willen (damit ja nicht ein
Steinlein oder ander harte Materia darinnen verbleibe) vorhero ſauber und
rein geleſen/ zu andern Feuerwerks-Sachen aber/ entweder in der Pulver-
muͤhle oder auf dem Wergbrete gekleint/ und durchgeſiebet/ auch wol dieſer we-
gen bey jeder Pulvermuͤhle/ ein abſonderlicher Kohlen-Knecht gehalten.
Es koͤnnen auch viel Kohlen auf einmal ohne abſonderlichen Ofen in ei-
ner viereckigten oder runden Erdgrube/ vorigen Bericht nach gebrandt/ und
nach vergangener Flamme/ die gluͤenden Kohlen/ mit Uberlegung Bretter und
aufſchuͤttende Erde gedaͤmpffet und erſtickt werden/ dergleichen Kohlen aber
wollen von der Unſauberkeit ſehr wol gereiniget ſeyn.
Man koͤnte auch wol die Kohlen/ wie ſie die Koͤhler zu brennen pflegen/
verfertigen/ weiln aber in ſo groſſer Quantitaͤt nicht alles zu Kohlen verbren-
net; ſondern noch viel ganz Holz bleibet/ und viel Aſche giebet/ auch zu beſor-
geu/ daß ſolche von dem Regen ernaͤſſen moͤgen. Als wird billich die erſte Ma-
nir vor gewiſſer gehalten/ dadurch man nicht alleine [b]eſſere Kohlen bekoͤmt;
ſondern auch des vielen ſauberns entuͤbrigt iſt.
Wer aber etliche wenige Pfund Kohlen benoͤthiget waͤre/ ſo kan das klei-
ne gehackte Holz nur in einem Metallenen oder ſtark gebrandten Topffe auf
erſtgedachte Manir gebrandt/ nach etlichen Stunden eroͤffnet/ die Kohlen her-
aus genommen/ und nach Begehren gekleint werden.
Noch beſſer aber kan man wenig Kohlen in einer ſtarken Eiſern/ Bleche-
chenen oder Jrꝛdiſchen Roͤhre (welche man mit dinngeſpaltenen Schießbern/
Wachholder oder andern Holze/ Jtem Hanffſtaͤngel ausgefuͤllt (auf die Art
wie die Schloſſer zu loͤthen pflegen mit Lehm umſchlaͤget) innerhalb 2. Stun-
den in einer Schmiede-Eſſe/ auf welche Manir die Mahler aus Zweckholz ihre
Reiß-Kohlen verfertigen/ brennen.
Nachricht was die Kohlen im Pulver wuͤrken.
Nachdem/ wie die Kohlen zum Pulvermachen dienlich zu brennen/ ge-
handelt worden; So iſt nunmehro noͤthig den eigentlichen Nutzen oder Wuͤr-
kung ſo ſelbige bey dem Pulver haben in etwas anzuſehen. Es ſind die Koh-
len luͤfftiger und Feuerfangender Natur; dahero ſie auch mehr vor einen Zun-
der des Feuers als natuͤrliches Feuer ſelbſt zu halten. Der Rauch wenn er
fett iſt faͤnget leichtlich die Flamme/ (wovon beym Capitel von des Pulvers
Gewaltſamkeit/ ein mehrers gedacht) halte alſo meines Erachtens die Kohlen
vor das nechſte zum Rauche/ dañ beydes der Rauch und die Kohlen ſind anders
Dnichts
[26]
nichts als ein Zunder. Wann nun die Kohlen in gewiſſer Maaſe unter Salpe-
ter und Schwefel gemiſchet werden/ bekommen ſie durch das lange Stampffen
oder incorporiren von dem Schwefel gleichſam eine anhaͤngende hitzige Fettig-
keit/ wodurch ſelbige um ſo viel ehe (als blos alleine angezuͤndet) das Feuer fan-
gen/ und die im Pulver verhandene Species geſchwind entzuͤnden und in Brand
bringen. Sonſten auch/ weñ die Kohlen nicht in gehoͤriger proportion nebſt de-
nen andern zu dem Pulver erforderten Specierum, ſondern in mehrer Quanti-
taͤt gebraucht wuͤrden/ geben ſie dem Pulver eine Schwerung/ und gehet nach deꝛ
Entzuͤndung ſolches langſamer auf/ welches daher entſtehet/ weiln das Feuer
von demſelben nicht ſo ploͤtzlich (als bey gehoͤriger Proportion Kohlen) hindurch
tringen kan. Wie dañ bey dem mit Kohlen uͤberladenem Pulver nach ſelbiger Ent-
zuͤndung/ der ſchwerzen hinterlaſſenen Materia (wovon bey Probirung des
Pulvers mehr Bericht erfolgen ſoll) zu erſehen.
Von Staͤrkung der Kohlen einige Nachricht.
Es vermeinen theils Feuerwerker die zum Pulver verfertigte Kohlen zundri-
ger oder Feuꝛfangendeꝛ zu machen/ wañ ſie ſolche bey der Erkuͤhlung mit Brande-
weine ableſchen/ ich ſehe aber hierbey keinen Nutzen/ und bekommen ſolche Pul-
vermacher vor ihren vermeinten Vortheil nur mehr Muͤhe und Arbeit/ weiln der
Spiritus vom Brandwein in kurzen davon fleucht/ und alſo noͤthig waͤre/ die
Kohlen in der Waͤrme oder an der Sonnen zu trucknen.
Bey der Beſchreibung des Pulvermachens will ich anzeigen/ was von
Brandewein und andern ſolchen Anfeuchtungen zu halten. Sie pflegen auch un-
ter die Kohlen Atrament und Campher zu miſchen/ welche wie ihrer viel darfuͤr
halten die Kohlen vor der Feulung zu bewahren/ nicht aber anderer Meynung
nach das Pulver dadurch zu ſtaͤrken/ welches in wenigen leichtlich probiret
werden kan.
Wem die Erfindung des Buͤchſen-Pulvers zugeſchrieben wird.
Ehe und bevor wie das Pulver zu machen/ einige Beſchreibung erfolget/
will ich von der Erfindung des Buͤchſenpulvers/ davon unterſchiedliche Autores
vielerley Erfinder und zwar zu ungleichen Zeiten gedenken/ nur was weniges/
den Unwiſſenden zu Gefallen beybringen und anfuͤhren. Die meiſten halten
darvor es ſey der Erfinder des Buͤchſenpulvers geweſen ein Alchimiſt/ Barthol-
dus Niger genandt/ wiewol etliche duꝛch den Namen Bartholdus Niger den Bar-
thel Schwarzen einen Muͤnch von Coͤln verſtehen/ weiln es faſt einerley Namen
iſt/ theils ſetzen einen Muͤnch und Alchimiſten von Freyberg in Meiſſen/ und
wollen/ daß die Erfindung 1380. und zwar auf nachfolgende Art dis ungefahr-
lichen Jnnhalts geſchehen ſey.
Er wollte einmal Gold-Farbe brennen/ darzu hatte er unter andern ge-
nommen Salpeter/ Schwefel und Oel/ ſolches in einen Metallenen Topff ge-
than/ mit einem Stein bedeckt/ zum Feuer geſetzt einkochen laſſen; Nachdem
aber von dieſer Materia durch die Hitze des Feuers die meiſte Fettigkeit ſich ver-
zehret/ iſt ſolche im Topff angangen/ den darauf gedeckten Stein mit einem ſtar-
ken Dampff und Blatzen uͤber ſich geworffen/ welches der Muͤnch warnehmen-
de noch 1. oder 2. mal probiret/ der Sachen weiter nachgedacht/ und an ſtatt des
Oels Kohlen hinzu geſetzet; ſich auch hernach ein eiſern Rohr gegoſſen/ und das
erfundene Pulver darinnen in gutem Effect befunden; hernachmals/ wie man
darvor haͤlt/ ſolches am erſten den Venetianern offenbaret.
Andere wollen/ nachdem der Muͤnch Salpeter und Schwefel in einẽ Stampf-
Moͤrſſer nebſt andern zur Arzney dienlichen Sachen incorporiren wollen/ waͤre
als derſelbe/ durch den Feuer-Stal Feuer aufgeſchlagen/ ein Fuͤnklein ungefehr
in den Moͤrſſer gefallen/ dadurch ſich die Materia entzuͤndet/ und mit groſſem
Knall und Quall in die Lufft gefahren/ ſo er nachmals durch Hinwegthuung des
undien-
[27]
undienlichen/ mit Zuſetzen Kohlen verbeſſert/ und zu einẽ Pulver arbeiten laſſen.
Dieſes ſey nun wie ihm wolle/ ſo haben doch unterſchiedliche Scriben-
ten von Erfindung des Geſchuͤtzes allbereit vor dem 1380ſten Jahr geſchrieben/
und wird in dem neuausgegangenen Saͤchſ. Helden-Saale pag. 336. gedacht/
daß/ als 1365. Marggraf Friederich oder Fridericus Strenuus Landgraf in
Duͤringen/ und Marggraf zu Meiſſen/ die Stadt Einbeck mit 18000. Mann
belaͤgerte/ kunte er den Ort nicht erobern/ weiln die Belaͤgerten mit einem Ge-
ſchuͤtze heraus geplitzet/ und ihnen viel Schaden zugefuͤget. Andere Scriben-
ten/ welche noch weit ehe von Erfindung des Pulvers und Practicirung des Ge-
ſchuͤtzes/ welches allhier zu berichten zu lang werden doͤrffe/ geſchrieben/ zu ge-
ſchweigen.
Nur dieſes iſt meines Erachtens merkwuͤrdig/ allhier davon zu gedenken.
Demnach An. 1380. Pabſt Urbanus VI. der H. Jungfrauen zu Ehren das Feſt
der Heimſuchung Marice/ um und von derſelben/ wider den Tuͤrken/ (von wel-
chen damals die Chriſten viel Verfolgung ausgeſtanden/ Huͤlffe zu erwerben
eingeſetzet/ und aber in dieſem 1380. Jahre die Buͤchſen-Kunſt von einem Muͤn-
che Namens Bartholomaͤo Nigro oder Schwarzen (dem Vorgeben nach) er-
funden worden/ haben ſolches der Pabſt und ſeine Glieder alſobald vor ein ſon-
derliches Gnadenwerk der Jungfer Mariæ/ und hohe Belohnung des eingeſetz-
ten Feſtes/ das ſie den Chriſten geſchenket/ durch ſolche Mittel den Tuͤrken ganz
und gar zu vertilgen/ hefftig ausgeſchryen/ welches der ſeel. Herꝛ Doct. Marti-
nus Mirus in ſeiner ausgegangenen Poſtilla/ ſo 1614. zu Jena gedruckt pag.
569. angefuͤhret.
Jtztangezogene Worte ſind den Herꝛn Geiſtlichen/ welche die Erfindung des
Buͤchſenpulvers und des Geſchuͤtzes vor des Teufels Erfindung achten/ ganz zu-
wider/ und iſt recht laͤcherlich/ daß eine Parthey/ und zwar die ſtaͤrkſte/ dieſe Jn-
vention als ein Geſchenke und hohe Belohnung vor das vom Pabſt Urbani VI.
eingeſetzte Heimſuchungs Feſt der Jungfer Mariaͤ achten und halten/ andere
aber ſolche Jnvention vom Teufel herfuͤhren/ und denjenigen Menſchen/ ja
nicht mit den Buͤchſen oder Artillerie-Kuͤnſten umzugehen ſo umſtaͤndig ab-
mahnen wollen.
Ob ich zwar nicht glaͤube/ daß obiger Meynug nach es ein ſonderbares Gna-
denwerk von der Jungfr. Mariæ, den Tuͤrken dadurch zu vertilgen herruͤhrende/
noch/ welches meines Erachtens auch laͤſterlich/ daß es eine Kunſt ſey/ die der
Teuffel erfunden; So ſage ich dieſes/ wann folgen ſollte/ daß das Buͤchſen-
Pulver eine Erfindung des Teufels waͤre/ ſo muͤſten alle Ruͤſtungen und Kriegs-
werkzeuge welche wider die Feinde (weiln man dadurch ebenſalls die Menſchen
umbringet) gebraucht werden/ auch Jnſtrumenta vom Teufel herruͤhrende und
deſſen Erfindungen ſeyn. Welches ja ganz falſch/ ſintemal ja GOtt der All er-
hoͤchſte/ das Kriegen den Kindern Jſrael ſelbſt gebilliget/ und wie die Bogen zu
ſpannen gelehret hat.
Uberdis auch wer die Zeit und Muͤhe daran wenden wollte/ koͤnte ausfuͤhr-
lich dargethan werden/ wie durch Erfindung des Buͤchſenpulvers viel 1000. Mi-
lionen Menſchen ſint der Zeit die Artillerie in Brauch kom̃en conſerviret und er-
halten worden/ maſſen ja die unzehligen Raub-und Mauſe-Schloͤſſer/ ingleichen
die wilden Thiere ſelbſt durch die Buͤchſenroͤhre und Stuͤcken wie in Teatſchlande
zur Gnuͤge zu erſehen/ anderer Koͤnigreiche und Republiquen zu geſchweigen/
zerſtoͤret ſind/ daß GOtt ſey Dank/ vor dergleichen raͤuberiſchen loſen Geſindel/
(welche ſich in groſſer Anzahl in den Klippen/ Bergen und Schloͤſſern/
wohl verwahret aufgehalten/ die Straſſen ganz unſicher gemacht/ und
die vorhero ganze Armeen wenig zu zwingen/ noch zu bendigen vermocht/
worvon die Hiſtorien ganz voll/ nunmehro zerſtoͤhret ſind) ein jeder
ſicher reiſen/ ſein Gewerb und Handthierung treiben kan. Man hat
auch ſint der Zeit/ als die Artillerie-Kunſt in Aufnehmen kommen/
D 2nicht
[28]
nicht erfahren/ daß ſolche groſſe Schlachten/ ſint der Zeit man von keinem
Buͤchſen-Pulver gewuſt/ die etliche 100000. Menſchen-Seelen auf einmal
erleget/ erfolget ſeyn; wie dann zu derſelben Zeit derjenige/ ungeachtet der
ſtattlichen eſperit und Courage, welcher nicht die Koſten gehabt/ ſich und ſein
Pferd zu panzern und mit guten Ruͤſtungen zu verſehen/ ſtetigs einbuͤſſen muͤſ-
ſen/ alſo: daß nur die wolhabenden ſich groß und Rittermaͤſſig gemacht. Hin-
gegen hat man jetziger Zeit erfahren und gelernet/ ſich beſtmoͤglich vor den
Donnern des groſſen als kleinen Geſchuͤtzes zu verſchanzen und zu bewahren/
auch behutſamer gegen den ankommenden Feind zu defendiren und das Volk zu
conferviren wodurch das Land durch Vielheit der Menſchen/ anitzo viel beſ-
ſer und herꝛlicher erbauet worden. Uder diß hat der kleinſte Mann itziger Zeit
ebenfalls den Vortheil zukriegen/ welchen ein groſſer oder ſtarker (vor-
mals duppel Soldner) gehabt/ und noch zu haben vermeinet/ will dem-
nach zu dem Proceß/ wie das Buͤchſen-Pulver auf unterſchiedliche Arten zu
verfertigen/ ſchreiten/ vorhero aber einiger Pulvermuͤhlen gedenken.
Beſchreibung zweyerley Arten Pulvermuͤhlen/ darin-
nen ſo wol das Pulver als andere Artillerie-Saͤtze in kurzer
Zeit zu verfertigen.
Es ſollten billich unterſchiedliche Arten Pulvermuͤhlen beſchrieben und
mit den Riſſen erklaͤret werden/ weiln aber die einfachen Pulverſtampffen/ in-
gleichen die mit etlichen Staͤmpffen gemachte Waſſermuͤhlen allzubekandt/
und heutiges Tages/ weiln ſie das Pulvermachen am beſten befoͤrdern/ ſehr im
Brauch ſeyn; Als kan ein dergleichen Liebhaber ſolche leichtlich zu ſehen be-
kommen/ und deren Vorthel ſich erkundigen. Will derowegen nur von zwey-
erley/ als einer Hand-und einer Anhaͤnge Pulvermuͤhle/ welche noch weni-
gen bekandt/ und dennoch fuͤglich/ ſonderlich in Beſatzung/ ſo wol das Pul-
ver/ als andere zum Feuerwerk dienliche Compoſitiones darinnen zu arbeiten
oder zu kleinen/ zu gebrauchen/ etwas melden/ wie dann in Fig. 7. die er-
ſte Manir des verjungten Abriſſes/ ſelbige Handthierung guten theils zu er-
kennen.
Dergleichen Pulvermuͤhle hat nur 3. Stampffen/ wird ſonſt durch 2.
Perſonen gar leichtlich regieret/ welche die beyden Armen mit Lit. A. und B.
angemerket/ (wann erſtlich die beyden Schwunk-Raͤder CD. durch das Stirn-
Rad E. und Drehling F. in Gang gebracht) durch Huͤlffe des hin und wieder
ſtoſſens.
- Sonſten iſt die Hoͤhe der Pulvermuͤhle 5 Elen. GH.
- Der Creutzſtock oder Schwelle 3 Elen IK.
- Der Grubenſtock/ daß aber 2. Elen zum Gruben bleiben 4 Elen LM.
- Die Hoͤhe der Schwunk-Raͤder 2 und drey 4tel Elen NO.
- Die Dicke der Schwunk-Raͤder ein 8tel der Ele.
- Jn die Felgen der Schwunk-Raͤder wird an etlichen Orten Bley eingegoſ-
ſen und angeſchraubt/ ſo in der Figur mit ſchwarzen runden Tuͤpfflein an-
gemerkt. - Der Trehling hat 12. Stoͤcke von 1. Zoll/ die Hoͤhe 1½. Viertel.
- Die Laͤnge der Stampffen/ da ein jede einen Metallenen Schuh hat/ 4. Elen.
- Die Hebelatten ½ Elen P.
- Die Daumen-Scheiben: 2½. Viertel QR.
- Das Stampffen-Futter iſt mit duppelten Pfoſten mit 1. und 2. bemerkt.
- Die in den Gruben ſtehende Metallene Toͤpffe ſind mit 3. 4. und 5. ſignirt.
Ubri-
[]
[][]
[][29]
Ubriges kan nach Belieben/ durch Huͤlffe beygeſetzten Maasſtabes abgemeſ-
ſen werden.
Die andere Pulvermuͤhle/ welche man an ein groß Werk anhaͤnget/
(wiewol wenn ſelbige ſtaͤrker und groͤſſer gemacht wuͤrde/ vor eine abſonderli-
che Pulvermuͤhle paſſiren kan) beſtehet erſtlich in einem viereckigten Balken/
hat oben bey A. ein Loch/ wordurch ein Metallener Wellbaum gehet/ woran
man jedes Orts ein bleyern Rad/ mit Metallener Schiene verſehen/ anſtecket/
und auswendig befeſtiget. Dieſe beyde Raͤder gehen in einem Metallenen
Troge B. um die ganze Circumferenz des Troges/ wird unter demſelben ein
kuͤpfferner Mantel in die Hoͤhe gehend befeſtiget/ dienet darzu/ daß das Pul-
ver nicht leichtlich verſtiebet/ C. Wann man nun einen Pulverſatz welcher in
etlichen Pfunden (und nachdem die Muͤhle groß iſt) beſtehet/ in den Trog ein-
ſetzet/ und dieſe Muͤhle an eine Waſſermuͤhle/ deßwegen ſie nahe darbey ſtehen
muß/ anhaͤnget; werden die bleyern Raͤder/ durch das herumtreiben/ die ein-
geſetzte Compoſition innerhalb 6. Stunden Zeit/ zu einem guten Pulver ar-
beiten. Es muß aber der Satz durch ein Ruͤhrholz mit Behutſamkeit/ da-
mit es die Raͤder nicht ertappen/ oder durch einen Metallenen Ruͤhrer/ wel-
cher an der einen Seiten des Balkens zwiſchen den Raͤdern befeſtiget/ gewen-
det/ auch gehoͤrige Zeit gefeuchtet werden. Die Geſtalt itztgemeldter Pul-
vermuͤhle iſt zu mehrer Nachricht in Fig. 8. nebſt dem Grund-Riſſe mit ♂ ver-
juͤngt vorgeſtellet.
Jch habe ſonſt eine Pulvermuͤhle zwiſchen 2. breiten hoͤlzern Staͤndern
ſtehende/ mit 12. von Anhernholz verfertigten Walzen oder Rollen/ deren eine
faſt Elen lang/ uͤbern Diameter ½ Elen ſtark/ duppelt neben und ganz dichte
aufeinander paſſende (doch daß ſelbige Rollen/ wenn man dieſe Muͤhle an eine
Waſſermuͤhle anhengte/ ohne ſonderbare Muͤhe herum getrehet wuͤrden) als
eine beſondere Invention eines weitberuͤhmten Mannes geſehen. Die Com-
poſition ſchuͤttete man oben ein/ welche ſich durch die Rollen hindurch zwenge-
te/ und unten ſich in ein Gefaͤſſe einfuͤllete. Es war wol eine feine Manir/ gab
aber wegen Schwindung des Holzes/ und oͤfftern mahlens immer zu flicken und
zu beſſern/ bis ſolche Muͤhle endlich gar unbrauchbar ſtehen blieb.
Hieraus iſt zu erſehen daß ehe man zum rechten Gebrauch eines Dinges
koͤmt/ es nicht alleine Nachſinnens/ Muͤhe/ Fleiß und Arbeit; ſondern auch
Geld oder Koſten erfordert. Haͤtten wir nun nicht vor unſern Zeiten in ſol-
chen und andern hohen Wiſſenſchafften/ Liebhabere und Inventores gehabt/
wuͤrde manches noch in Dunkeln/ und uneroͤrtert ſtehen/ welches wir billich
mit Dank erkennen ſollen/ weiln uns der Weg/ dadurch was beſſers und ge-
ſchwinders zu inventiren/ in vielen Dingen gebaͤhnet worden/ darfuͤr ſolchen
ſtattlichen Leuten billich jederzeit der Ruhm verbleibet.
Von dem Pulvermachen und wie ſich darbey
zu verhalten.
Bey Einſetzen des Pulverſatzes/ muß man in acht nehmen/ ſonderlich
wenn das Pulver gut werden ſoll/ daß auch jede Materia in der Qualitaͤt und
Quantitaͤt die rechte Proportion habe/ wie bey den Pulverſaͤtzen Demonſtra-
tion erfolgen ſoll.
Wann dieſes nun in genaue Obſervanz gezogen/ muß der geſchmolzene
Salpeter vorhero klein geſtoſſen/ was aber Zapffen Salpeter anlanget/ nur
ganz/ der gebrochene aber/ weiln ſelbiger allbereit zart und ſubtil nur gleich
ab-und eingewogen werden.
Theils Pulvermacher wegen die Kohlen zu jedem Einſatze erſtlich ab/
thun ſie in eine Mulde/ nachmals den Salpeter/ und auf dieſen den Schwefel/
D 3ſchuͤt-
[30]
ſchuͤtten dieſe 3. Species zuſammen in den Stampff-Topff oder Grube/ feuch-
ten ſelbige entweder mit Schellkraut-Waſſer/ Brandwein/ Eſſig/ oder nur
ſchlecht Waſſer an/ wie dann ihrer viel noch andere Liquores gebrauchen/ wo-
von gleichfalls was ſolche in dem Pulver nutzen meinem wenigen Verſtande
nach/ Erklaͤrung erfolgen ſoll.
Zum Erſten/
Man haͤlt aber vor beſſer wann erſtlich die Kohlen/ hernach der Salpe-
ter/ und dann der Schwefel/ jedes abſonderlich in die Stampff-Gruben ein-
geſetzt/ nachmals die Stampffen etwan 1½. Viertel Stunde/ bis es anfaͤnget
zu ſtieben darauf gehen laͤſſet.
Zum Andern/
So dieſes wahrgenommen: wird die Materia in den Gruben nur ein
wenig angefeuchtet und mit dem Ruͤhrholze oder Brechſcheite wohl umgeruͤh-
ret/ und untereinander gemenget/ dann die Stampffen darauf ſallen zu laſſen/
und ſo es ſich wiederum zum ſtieben anlaͤſſet/ die Stampffen aufgehaben/ je-
den Einſatz mit einer Metallenen Scharre oder Loͤffel/ heraus genommen/ in
eine Mulden gethan/ angefeucht/ und mit den Haͤnden untereinander gearbei-
tet/ doch muß man darbey in acht nehmen/ daß ſolcher nicht zu ſehre/ ſondern
wie die Erfahrung bezeiget/ etwan zu 10. Pfund Satz ein 8tel oder 10tel einer
Leipziger Schenk-Kanne von der beliebigen Anfeuchtung genommen werde.
Zum Dritten/
Die Materia wiederum in die Gruben gethan/ die Stampffen darauf
2. bis 3. Stunden gehen laſſen/ davon wird ſich der meiſte Satz/ feſte anſetzen/
welches die Pulvermacher zum Keyl geſetzt heiſſen. So dieſes geſchehen:
wird jeder Satz wiederum mit dem Metallenen Loͤffel heraus genommen/ in
Mulden gethan/ die Klumpper mit den Haͤnden zerdruͤcket und zerrieben/
auch nachmaln/ wie vor gemeldet/ angefeucht/ dann ferner in die Gruben ein-
geſetzet/ und durch die Stampffen bey 3. bis 4. Stunden lang arbeiten laſſen.
Unter wehrender Zeit/ ſo fern ſich ein ſtarker Keyl findet/ daß ſich der Satz
nicht ſelſter wendet/ mit dem Ruͤhrſcheite nachgeholffen und gewandt/ wie
dann nicht ſchaden kan/ wenn ſich die Schue am Stampffen ziemlich abgear-
beitet/ offte hernach zu ſehen/ und den Satz zu wenden.
Zum Vierdten/
Wann wie gedacht itztgemeldte Zeit verfloſſen/ und der Satz wiederum
anfaͤnget zu ſtieben/ muß man eylen/ ſolchen heraus zu nehmen/ und wie vor
gedacht mit den Haͤnden zerrieben und angefeucht/ nachmals unter die Stampf-
fen bringen/ und alle 3. oder 4. Stunden zum hoͤchſten darmit continuiren bis
die beſtimmte Zeik (wie lange der Satz zu arbeiten beliebet worden) verfloſſen;
Nachdem letzten Anfeuchten/ werden die Stampffen nur etwan 1. oder 1. und
ein Viertel Stund darauf gehende Zeit gelaſſen/ oder nachdem die Muͤhle ge-
ſchwind oder langſam arbeitet/ ſich jedesmal darnach zu richten; alsdann her-
aus genommen und zum Koͤrnen gefaſt gemacht.
Anmerkung/
Daß letzlichen nur 1. oder 1. und ein Viertel Stunde der Satz unter den
Stampffen gearbeitet wird/ geſchiehet deßwegen/ damit der Satz nicht zu ſehr
ertrockne/ ſondern zum Koͤrn dienlich ſeye. Wie dann auch zu merken/ wenn
der Satz zu ſehr gefeuchtet wird/ wendet er ſich nicht wol um/ ſondern haͤnget
ſich an Seiten an/ alsdann ſchlaͤget die Stamppe gemeiniglich durch. So
man
[31]
man aber den Satz zu wenig feuchtet/ wird ſolcher nicht wol incorporiret faͤn-
get leicht an zu ſtaͤuben/ deßwegen gewiſſe Maa[ß] zu halten ſehr noͤthig; maſ-
ſen dann das Pulvermachen/ wie theils vermeinen[/] nicht in wenig Tagen zu
erlernen/ es brauchet gute Fuͤrſichtigkeit indem es eine Halsbrechende Arbeit
iſt/ und mancher unvorſichtiger Pulvermacher allbere[i]t mit groſſem Schaden
erfahren.
Den Pulverſatz zu probiren ob er genung gearbeitet.
Zum Erſten/
Wann wie in dem Bericht des Pulvermachens erwehnt/ ſich der Satz
zum Keyl geſetzet/ wird ein Stuͤcke davon heraus genommen/ mit einem Meſ-
ſer durchſchnitten. Wann ſich nun in dem Durchſchnitt/ entweder weiſſe/
gelbe oder ſchwarze Flecken befinden/ ſo iſt der Satz noch zu wenig gearbeitet;
deßwegen man ſolchen ferner einſetzen und bis er einerley Coloͤr erlanget/ mit
der Arbeit continuiren muß.
Zum Zweyten/
Wird auch der Satz von den Pulvermachern nur in den Haͤnden probi-
ret/ alſo: daß je gelinder ſich ſelbiger angreiffen oder zuſammen trucken laͤſſet/
deſto beſſer ſie ihn erkennen/ wann ſie ihn aber noch ſcharff oder ſandig ſpuͤren/
ſolchen noch laͤnger zu arbeiten einſetzen.
Zum Dritten/
Wann bey den herannahenden letzten Stunden ehe man den Satz wieder
feuchtet/ ein gewiſſes daran genommen/ in eine perpendicular ſtehende Pul-
ver-Probe gethan/ und hernach angezuͤndet wird/ kan man deſſen Effect/ was
er vor gradus geſchlagen/ bemerken; Nachmals aber/ wenn das Pulver ge-
koͤrnt/ wiederum mit itziger Probe verfahren/ und deſſen Staͤrke oder Gewalt
gegeneinander halten/ welches um mehrer Gewißheit willen/ in unterſchiedli-
chen Pulverſaͤtzen zu probiren/ und jeden Effect zu bemerken/ einem Pulver-
macher zur guten Nachricht dienet/ alſo/ daß wenn wie gedacht/ der Pulver-
macher einen Satz von vorhergebrauchten Pulver-Saͤtzen/ jedoch von einer
Species eingeſetzet/ und nach verfloſſenen oder beſtimmten Stunden/ wie vor
gemeldt probiret/ kan er leicht ermeſſen/ ob ſelbiger/ wie der vorige Satz ge-
nug gearbeitet worden/ welchen hernach durch ferner Arbeit zu helffen und den
vorigen in Effect gleich zu machen. Auf dieſe Manir koͤnte man eine groſſe
Quantitaͤt einerley Pulver zu wege bringen/ und ſeinen Landes-Fuͤrſten nicht
geringen Nutzen dadurch ſchaffen.
Wie viel Stunden Zeit/ man das Pulver in der Muͤhle
zu arbeiten pfleget.
Nachdem nun das Pulver in effectu gut werden ſoll/ darzu wird auch
ein bequemer Satz genommen und das beſte Pirſchpulver zu den gezogenen
Buͤchſen oder kleinen Roͤhren zum wenigſten 24. bis 30. Stunden in der Pul-
vermuͤhle gearbeitet.
Was aber Haacken-Pulver anlanget/ welches man zu den Mußqueten/
ingleichen zu halben/ ganzen und tuppel Haacken/ auch itziger Zeit zu den Stuͤ-
cken gebrauchet/ wird ſelbiges manchmal nach Beſchaffenheit des Satzes und
habender Zeit 12. 16. bis 20. Stunden lang gearbeitet. Und ob gleich vor
nicht allzulanger Zeit/ abſonderliches Schlangen und Carthaunen-Pulver/
welches wol noch einmal ſo groß als das/ ingemein genennte Haackenpulver
gekoͤrnt
[32]
gekoͤrnt/ und verfertigt worden/ iſt doch ſelbiges hieſiger Orten nicht mehr
im Brauch/ auch ander Orte[n] meiſtentheils in Abnehmen kommen/ ſintemal
wann ſolches von geringem Satze/ auch wie gedacht ſehr grobkoͤrnigt gearbei-
tet/ dahero der Buͤchſenneiſter nach itzigem Pulver zu rechnen/ deſto mehr faul
Pulver den verlangten Effect dadurch zu erhalten/ und zwar auf zweymal in
das Stuͤcke einladen/ auch wegen ſolchen langweiligen Ladens und der groſſen
Schleimung ſo von dergleichen geringen Pulver entſtehet/ um das Stuͤcke rei-
ner auszuwiſcheu die Zeit nicht alleine vergeblichen anwenden; ſondern auch
wider ſeinen Willen ſich in laͤnger Gefahr vom Feinde getroffen zu werden/ ſe-
tzen muß/ anderer incommoditaͤten ſo ſich ſonſten bey ſolchen groben Pulver er-
eignen und vielfaͤltig begeben zu geſchweigen.
Sonſten iſt das Schlangenpulver gemeiniglich 10. bis 12. das Carthau-
nenpulver aber 8. bis 10. Stunden lang in der Pulvermuͤhlen gearbeitet wor-
den/ doch iſt jederzeit/ wie allbereit gedacht/ auf die Zeit und Gelegenheit des
Wetters zu ſehen/ ingleichen ob die Pulvermuͤhle alſo zugerichtet/ daß ſolche
wol und geſchwind arbeite/ da dann die Vorſichtigkeit/ damit man kein Ungluͤck
habe/ das vornehmſte Stuͤcke bey dieſer gefaͤhrlichen Arbeit iſt.
Warum und weßwegen man die Pulverſaͤtze anfeuchtet
und nicht ohne Feuchtung zur Vollkommenheit arbeitet/ auch
was bey den ſonderlichen Anfeuchtungen/ welche theils
Pulvermacher im Brauch haben/
zu obſerviren.
Dieſe Frage warum man das Pulver nicht ohne Anfeuchtung zur Per-
fection arbeitet/ kan der geringſte von der Artillerie oder ſo einer nur ein wenig
Verſtand hat aufloͤſen/ und beantwortrn/ ſintemal ja von dieſen 3. zuſammen-
geſetzten Speciebus, die Kohlen erſtlich hernach der feinſte und ſubtilſte Schwe-
fel hinweg ſtieben wuͤrde/ ſo waͤre auch das uͤbrige ohne groſſe Gefahr nicht zu
einem Pulver zu arbeiten moͤglichen: Dannenhero und zwar zu gewiſſen Zei-
ten/ wie bey der Pulver-Arbeit gemeldet/ um den Satz dadurch beſſer unter-
einander zu arbeiten/ auch wegen des Koͤrnens die Anfeuchtungen nothwendig
geſchehen muͤſſen.
Daß aber theils Feuerwerker und Pulvermacher ſich unterſchiedlicher
Anfeuchtungen/ nemlich uͤber das gemeine Waſſer/ allerhand andere als Koͤ-
nigskerz-und Schellkraut-Waſſer/ gemeinen und guten/ wie auch gebrandten
Wein/ gemeine und gute Eſſige/ Urin/ Campher in Eſſig ſoluirt/ und was
des Dinges mehr iſt/ bey dem Pulvermachen bedienen/ dadurch ſie dem Pul-
ver eine ſonderbare Staͤrke zuwege zu bringen vermeinen/ welches zwar/ wie
bey dem Koͤrnen des Pulvers Meldung geſchehen ſoll/ nicht gaͤnzlichen zu ver-
werffen.
Daß aber ein oder der andere in der loͤbl. Artillerie-Kunſt Wohlerfahr-
ner/ ſolchen und andern liquoribus durch unterſchiedliche angefuͤhrte ratio-
nes abſonderliche Kraͤffte und Wuͤrkungen (als ob ſolche liquores, der von
dergleichen Pulver entſtehenden Dunſt/ oder der an ſich ſelbſt vor ſich treiben-
den Gewalt zuwider/ ſolche mehr hinter und neben/ als vor ſich zu treiben/ Ur-
ſache waͤren/ auch den Stuͤcken in kurzen groſſen Schaden thun oder wol gar
Zerſprengung verurſachen ſollten) beymeſſen und demonſtriren wollen/ hal-
te ich zwar ziemlich Sinnreich/ dennoch aber kommen ſolche Argumenta mir
nicht ſo vor/ als ob genug Grund darinnen waͤre/ indem es meines Erachtens
ja ſo ſubtile Sachen/ wovon nicht leichtlichen oder wol gar nicht (ob gleich von
ſolchen
[33]
ſolchen Liquoribus einige Staͤrkung/ wie viele glauben/ erlanget) ein gewiſ-
ſer Schluß zu machen; weiln einem Menſchen zwar wol mit den Gedanken/
aber nicht mit den Augen erlaubt/ ſolche gewaltſame Zerreiſſung und Zertren-
nung in dem Pulver zu ſehen moͤglichen. Es ſagen auch diejenigen/ welche
dergleichen wie gedacht mit unterſchiedlichen Demonſtrationibus zu erwei-
ſen vermeinen/ man ſoll bey Erhitzung der Stuͤcken/ ſelbige mit Eſſig/ Urin ꝛc.
abkuͤhlen.
Wann nun ſolche bey dem Pulver gebrauchte Feuchtungen/ den Stuͤ-
cken im Losbrennen ſelbiger/ Schaden thun ſollte; wie viel mehr wuͤrde doch
bey Erkuͤhlung der Stuͤcken/ das hitzige Metall/ den Eſſig oder Urin an, und in
ſich ziehen/ und conſequenter den Stuͤcken auf einmal mehr Schaden zufuͤ-
gen/ als ſonſt von ſolchen angefeuchten Pulver in 1000. und mehr Schuͤſſen
nicht geſchehenkoͤnte. Dannenhero leichtlichen zu pruͤfen ſtehet/ weiln in die-
ſem Caſu Menſchlicher Vernunfft nach/ ziemlich ſcharff judiciret wor-
den/ und gleichwol an andern Orten ſelbſten contradiciret/ daß noch viel
und lange Zeit dahin gehoͤrt/ zu der euſerſten Hoͤhe Menſchlichen Witzes zu
gelangen.
Wie ſich bey dem Pulverkoͤrnen und Trocknen zu verhal-
ten und darbey in acht zu nehmen.
Bey dem Pulvermachen iſt gedacht/ daß der Satz/ wenn er ſeine beſtim̃te
Zeit in der Arbeit faſt erreichet/ man ihn nur 1. oder fuͤnff Viertel Stunde ar-
beiten/ ſelbigen etwas feuchte heraus nehmen und zum Kornen bringen ſoll.
Es haben theils Pulvermacher im Brauch/ damit ja dem arbeitenden Pulver
in der Anfeuchtung nicht zu wenig oder zu viel geſchehen moͤge; ſie ſelbiges in
den Gruben mit dem Ruͤhrſcheite offt wendende/ nach und nach ſo lange feuch-
ten/ bis ſich die Materia in der Hand zuſammen ballen laͤſſet. Denn wo der
Satz nicht einige Feuchte behielte/ wuͤrde ſelbiger/ durch die verordneten Sie-
be nicht gekoͤrnt zu bringen ſeyn/ dann dergleichen Sieben/ wird von den
Pulvermachern Koͤrnen genennet/ weiln durch das oͤfftere herum- als hin-
und wiedertrehen/ ſich der Satz zuſammen druͤcket und gleichſam in Koͤrner
begiebet.
Zu ſolchem Sieben nun/ wenn es Mußqueten- oder Haacken-Pul-
ver ſeyn ſoll/ welches wie oben erwaͤhnt/ man auch zu den Stuͤcken gebrau-
chet/ wird das Schlangen- oder grobe Haacken-Sieb genommen/ der Zeug
oder gearbeitete Satz darein geſchuͤttet/ und 2. hoͤlzerne Deller darauf gele-
get/ nachmals in einen hoͤlzern Kaſten hindurch geſiebet. Wann die-
ſes geſchehen: pfleget man das durch geſiebte Pulver wiederum durch das
rechte Haacken-Sieb zu ſieben/ da auch unter wehrenden hindurch ſie-
ben/ ſich einige Knollen befinden/ ſelbige zerrieben/ oder wann ſie zu hart/
wiederum in den Stampff-Topff oder Grube gearbeitet/ und ferner durch-
geſiebet.
Bey dem Pirſchpulver/ wird erſtlich das gemeine hernach das rechte
Pirſch-Sieb genom̃en/ und wie bey dem Haackenpulver erwehnt/ procediret;
nur daß man zu jeder Sorte Pulver noch das Staub-Sieb/ den Staub dadurch
zu ſieben gebrauchet.
Wer aber fein rund Pulver haben will/ kan ſich einiger Siebe von ſtar-
kem Pergament/ worinnen runde Loͤcher geſtochen/ bedienen/ Es ge-
het aber mit dergleichen Koͤrnen langſam daher/ und ſtehet jedem eine Manir
anzunehmen frey.
Nach dem Koͤrn wird das Pulver auf die Pulffer-Tafeln gethan/ da je-
de ungefehr 3. Elen lang und 1½. Elen breit iſt/ haben zu beyden Seiten gleich-
Ewie
[34]
wie die Werkbreter Leiſten/ des Sommers in der Sonnen/ im Winter aber in
der Koͤrnſtube getrocknet.
Das Pulver muß auf die Taffeln dinne aufgeſchuͤttet/ unterweilen mit
einem hoͤlzern Rechen (Harke) durchzogen/ und an der Sonnen-Hitze in etlichen
auch wol mehr Stunden Zeit/ getrocknet werden.
NOTA.
Wann man das Pulver nur mit ſchlechten Waſſer gefeuchtet/ deſto mehr
Zeit wird erfordert die grobe und kalte Feuchtigkeit auszutrocknen; im Ge-
gentheil der Brandewein und unterſchiedliche Eſſentien ſo eine Hitze in ſich
fuͤhren/ ob gleich ihre Wurzel das Waſſer kalt; Wiederum: Scheidewaſſer
und alle andere dergleichen haben eine brennende und feurige Krafft; dahero
auch das Pulver/ welches mit oben benennten Liquoribus wegen bey ſich
habenden Hitze angefeuchtet worden/ viel ehe ertrocknet/ als das mit ſchlech-
ten Waſſer angefeuchtete.
Auch iſt zu merken/ ob gleich itztangezogenen Worten nach/ das Pulver
viel ehe als von ſchlechter Anfeuchtung ertrocknet; dann vielmehr Vortheil iſt
meines Erachtens nicht darbey; So folget noch lange nicht/ wie im vorigen
Capitel erwehnt/ daß ſolche Liquores (wenn gleich einiger Meynung nach in
ſolchen ein ſaltartariſches Weſen enthalten (dem Pulver eine ſonderliche
Staͤrke geben/ auch im Loßbrennen/ eine widrige/ hinter oder ſeiten-reiſſende
Dunſt/ ja was noch mehr iſt/ dem Stuͤcke Schaden oder Zerſprengung ver-
urſachen ſollten; maſſen ja ſolche groſſe Gewalt von nichts anders/ als
aus dem in gedachten Liquoribus enthaltenen Spiritu oder noch bey ſich
fuͤhrenden Weinſtein Salzigen Materia/ (welche/ wenn ſolche aus einem
Schuß Pulver durch Chymiſche Kunſt/ davon geſchieden/ gewißlichen kaum
zu erkennen) herruͤhren muͤſte.
Weiln nun/ wie allzubekandt/ man das Pulver in Sommers-Zeit unter
den freyen Himmel an der Sonnen-Hitze oder ſtillen Lufft zu ertrocknen auf lan-
ge und breite hoͤlzerne Tafeln etwan 3. 4tels oder 1. Zoll hoch ſchuͤttet/ wie leich-
te wird doch der in den Pulver-Koͤrnern enthaltene Spiritus wegen der weiten
Ausſtreuung verrauchen/ und alſo von ſeiner Krafft/ wenig oder gar nichts
zuruͤcke laſſen.
Daraus zu ſchlieſſen: daß/ wenn gleich in dem Pulver von gedachten
Liquoribus noch was zuruͤcke bliebe/ dennoch kein mehrer Effect (als das Pul-
ver an ſich ſelbſten) zu hoffen/ viel weniger eine widrige Dunſt verurſachen
ſollte.
Vor Alters haben ſie das Pulver mit Kalk-Waſſer gefeuchtet/ was aber
ſolches vor ſchoͤnen Nutzen bracht/ iſt leicht zu erachten.
Sonſten habe ich eine Manir das Pulver Winters Zeit in einer Pfanne
uͤbern Feuer zu trocknen geſehen/ war folgende Geſtalt gemacht:
Es war eine Pfanne von Kupffer 2½. Ele lang/ und 1½. Ele breit/ vorn am
Rande in etwas offen/ wie bey den Pulver-oder Werg-Taffeln braͤuchlich/ das
Pulver daſelbſt heraus zu nehmen/ und zwar alſo verfertiget; daß noch eine an-
dere Pfanne ein 4tels Ele unterwerts abgeſetzt.
Dieſe beyde Pfannen waren rings um mit einer Mauer umgeben/ welche
unter gedachten Pfannen einen Ofen præſentirte/ ſelbigen kunte man von auſ-
ſenwerts durch gehoͤriges Ofenloch feuern/ uͤber welches eine ſonderliche Roͤhre
(worein man Waſſer/ das Vacuum zwiſchen beyden Pfannen dadurch auszu-
fuͤllen gieſſen kunte) gemachet war/ alſo: daß/ wenn man die Pfanne mit Waſ-
ſer anfuͤllte und Feuer in den Ofen machte/ ſich dadurch das darein geſchuͤttete
Pulver ohne Gefahr abtrocknen lieſe.
Dieſes aber war darbey zu obſerviren/ daß wenn das eingethane Pulver
nicht
[35]
nicht oͤffters geruͤhret wurde/ ſelbiges wegen der/ an die Oberpfanne anwal-
lende Feuchtigkeit/ einige weiſſe Flecklein oder Tuͤppfflein bekame/ meines
Erachtens daher ruͤhrende/ weiln zwiſchen des Salpeters Feuchtigkeit und
dem Brodendes Waſſers/ ſich einige Sympathie befindet/ dannenhero auch ſol-
ches Pulver/ ob es gleich ſeine rechte Zeit mit Arbeiten bekommen/ nicht ſo gut
als das im Sommer gemachte und an der Sonnen ertrocknete/ wegen Aus-
ſchlagung des Salpeters in der Probe befunden wurde. So man aber im Fall der
Noth eyligſt Pulver machen muͤſte/ waͤre dennoch dieſe Manir der Trocknung
halber dienlich zu gebrauchen; will aber fleiſſig inacht genom̃en ſeyn/ daß die un-
tere Pfanne und der Ofen nicht Schaden leide/ wovon leicht Ungluͤck entſtehen
koͤnte.
Vom gerollten oder polirten Pulver.
Nach der Arbeit des Koͤrns/ wird das Rollen oder poliren vorgenom-
men/ wiewol es beydem Haackenpulver ſelten/ bey dem Pirſchpulver aber meiſt
braͤuchlichen/ dergleichen Rollen iſt eine Sache ſo in gewiſſen Dingen/ wovon
ich unten Bericht geben werde/ ſehr noͤthig/ hingegen: wenn dergleichen Pulver
die betruͤglichen Pulvermacher verhandeln (deren unterſchiedliche Betruͤgerey
ich den hiervon unwiſſenden Feuerwerkern bey Probirung des Pulvers zur gutẽ
Nachricht gleichfalls entdecken will) ſo wird derjenige/ welcher es erkauffet/ dem
Anſehen nach zwar ſchoͤnes/ in der Probe aber gar ſchlechtes Pulver empfangen.
Das Poliren oder Rollen iſt ſonſt eine leichte Sache/ indem man nur ein
Faͤßgen/ welches durchgehend eine 4eckigte hoͤlzerne Stange hat/ (in welches un-
gefehr ½. oder 3. 4tels Quintl. Pulver gehet/ und an der einen Seiten zu Ende des
Wellbaums oder Daumenwelle die Pulvermuͤhle befeſtiget/ oder a parte an das
Stirnrad anhaͤnget (des vierdten oder dritten Theil voll Pulver ſchuͤttet/ und al-
ſo etliche Stunden an den Wellbaum mit herum trehen laͤſſet/ davon dann das
Pulver nicht allein ein fein Anſehen/ ſondern auch ein feſtes Korn bekoͤmmt/ und
wann der Staub davon geſiebet noch reiner wird.
Der Nutzen ſo man vom gerollten Pulver haben kan/ iſt dieſer/ daß vors
erſte ſich dergleichen Pulver laͤngere Jahre/ als das ungerollte haͤlt/ indem wie
erfahren/ das ungerollte Pulver/ wann es etliche 20. oder mehr Jahr ſtehet/ ſich
leichtlichen/ durch das Jaͤhrliche 2. oder 3malige ruͤtteln oder ſtuͤrzen (damit ſich
das Pulver nicht in groſſe Knollen oder ſonſt terb zuſammen ſetze) zermalmet/
und viel Mehl giebet/ wovon es ſchwaͤcher und geringer wird/ wie dann offt ge-
ſchiehet/ daß wenn das ungerollte Pulver nicht von einem guten Satze und auf
der Eyl in wenig Stunden verfertiget worden/ ſich der Salpeter/ ungeacht des
angefuͤhrten ruͤtteln und ſtuͤrzen/ in den Pulverſaͤßgen/ wieder auseinander
begiebet/ und wol gar auf einen Hauffen ſetzet/ und ſolches erweiſet ſich auch
deſto ehe/ wann man zum wenigſten dergleichen Pulver in 2. oder 3. Jahren
nicht auf die Pulffer-Tafeln ausſchuͤttet/ ſo wol das Pulver als auch die Faͤßgen
an der Sonnen oder Lufft trocknet/ den Staub davon ſiebet/ und wiederum an
trockene Orte in Verwahrung bringet. Hingegen ſo man das Pulver von guten
geleuterten Salpeter/ reinem Schwefel und tichtigen Kohlen rechte Zeit in der
Muͤhlen/ und ferner durch das Koͤrnen wol arbeiten laͤſſet/ wird ſelbiges nicht
alleine den verlangten Effect erweiſen/ ſondern auch in truckener Verwahrung
(welches deſto ehe von dem gerollten Pulver wegen der feſten Koͤrner zu hoffen)
viel Jahr lang ohne einigen Abgang halten laſſen.
Wer etwan einwenden wollte/ das gerollte oder polirte Pulver entzuͤndete
ſich nicht ſo geſchwind als das ungerollte (welches auch die Warheit/ und leicht-
lichen auf der Zuͤndpfanne eines Piſtols oder ſonſt zu probiren) dahero es im
Geſchuͤtze nicht ſo geſchwind als das andere in Feuer und Tampff kommen/
folglich nicht ſo ein kraͤfftiger Schuß geſchehen koͤnte.
E 2Dem
[46[36]]
Dem gebe ich zur Antwort/ was das Anzuͤnden auf einem Brete/ Pap-
pier oder Zuͤndpfannen betrifft/ ſolches begehre ich nicht zu verneinen/ was aber
die Entzuͤndung im Stuͤcke oder Rohre anlanget/ darinnen wird man meines
Erachtens ſchlechten Unterſcheid finden/ maſſen durch einroͤhren und aufſchuͤt-
ten ungerollten Lauffpulvers/ ſelbiges ſehr geſchwind in Brand koͤmmt. Wer
aber dißfalls Sorge truͤge/ und haͤtte neugerollt Pulver/ aus Pirſchbuͤchſen
oder Piſtohlen zu ſchieſſen/ derſelbe beliebe nur das Pulver in dem Gefaͤſſe etli-
che mahl zu ruͤtteln/ ſo wird er befinden/ daß ſolches wegen etwas entgange-
nen Glanzes oder rollens/ was linder oder raucher/ und alſo zum Feurfangen
dienlicher worden; ob aber allzeit ſo gar gleiche Schuͤſſe dadurch zu behalten/
zweifele ich/ das gerollte Pulver aber ſo man in Quantitaͤt in den Pulverver-
wahrungen zu den Mußqueten/ Duppelhacken und Stuͤcken etliche Jahre in
Vorrahte gehabt/ kan man ſtracks wie das ungerollte gebrauchen/ weiln durch
jaͤhrliches ſtuͤrzen und ruͤtteln/ ſelbigen der Glanz ziemlich entgangen. Und
dennoch wie oben erwaͤhnt/ ſeine Guͤte behalten.
Von des Pulvers Gewaltſamkeit oder deſſen erſchroͤck-
lichen Effect/ abſonderlich was zu gedenken.
Es iſt ein wundervolles Ding/ welches die Sinne nicht wol begreiffen
koͤnnen/ daß die in gewiſſer Harmonie zuſammengeſetzte und incorporirte
Salpeter/ Schwefel und Kohlen/ durch Anzuͤndung des geringſten Feurfuͤnk-
gens ſonderlich wann das von gedachten dreyen Speciebus gemachte Pulver/
in den Metallen oder andern Behaͤltnuſſen (gleichſam gefangen ſitzende) einge-
ſchloſſen/ ſo gar erſchroͤcklichen Gewalt (und nach des Cardani Meynung/ das
angezuͤndte Pulver hundertmal ſo viel Platz als ſeine eigene Groͤſſe erfordert
einnehmen ſoll. Oder vielmehr wie Schellius viel genauer ausgerechnet/ daß
der letzte Platz 12000. und 500. mal groͤſſer ſeyn ſoll als der erſte) vollbringen.
Ob man nun wol die Urſache (wie es dann der Warheit aͤhnlich) der zuſammen
incorporirten vom Salpeter und Schwefel bey ſich fuͤhrenden Kaͤlte und Hi-
tze/ weiln zwiſchen dieſen beyden/ es eine Antipathie und natuͤrliche Feind-
ſchafft giebet/ beymeſſen will; So iſt meines Erachtens/ von der Eygenſchafft
ſolcher contrarien, in denen ausgegangenen Artillerie-Buͤchern/ durch An-
fuͤhrung guͤltiger Beweiß-Gruͤnde/ theils wenig oder gar nichts enthalten.
Dahero ich bewogen worden/ den annoch in dieſem Stuͤck unerfahrnen Feu-
erwerkern zum beſten/ ſo viel mir hierinnen wiſſend/ eine hoffentlich gruͤndli-
che Nachricht zu ertheilen/ ich begehre aber dieſe und andere meine angefuͤhrte
opiniones niemanden aufzubuͤrden/ viel weniger/ der nicht Achtung halber/
mir die Krauſe daruͤber zu zerreiſſen/ noch andere als Unwiſſende zu ſchelten
und Geſetze vorzuſchreiben; ſondern mich allzeit/ wann guͤltigere Rationes
beygebracht werden/ in der Nachgebung bequemen und informiren laſ-
ſen will.
Ehe und bevor aber/ wegen der Entſtehung des erſchroͤcklichen Effects
ein Schluß zu machen/ will ich vorhero von dem grauſamen Krachen und Knal-
len ſo ſich bey den Gewittern zu ereignen pfleget/ etwas gedenken.
Dieſes nun verurſachen nichts anders als die Salpeteriſchen und Schwe-
feliſchen Daͤmpffe/ welche ſich in den Wolken entzuͤnden/ wodurch es aber ge-
ſchiehet ſoll unten gelehret werden.
Je dicker nun die Wolke iſt/ und von dergleichen Materia viel in ſich
haͤlt/ deſto ſtaͤrker iſt auch der Ausbruch welcher/ nachdem er einen weit groͤſ-
ſern Platz erfordert/ nicht alleine die Wolken durchtringet; ſondern auch die
Lufft gehling durchreiſſet/ und alſo einen erſchroͤcklichen Donner verurſachet.
Hingegen wann die Wolke dinne/ und die Geiſter ſchwach ſind/ ſo werden/ we-
gen
[37]
gen des geringen Ausbruchs/ nur Wetterleuchten ohne Krachen/ welche ſelten
einen Schaden thun/ daraus entſtehen/ und ſolches ſoll weiter nicht als auf
2. Meilweeges hoch von uns geſchehen.
Dergleichen erklaͤret der vortreffliche Naturkuͤndiger/ welcher ſeinen
Namen in dem Spruche Spes mea eſt in Agno zu verbergen beliebet/ ingemein
das Buch Unterſuchung der gemeinen Jrꝛthuͤmer genannt/ in dem erſten Thei-
le ſeiner beſondern Abhandlung/ pag. 117. bey dem 121. Satze/ alſo:
Diejenigen ſo davor gehalten/ daß die aus der Erden in die Lufft geſtie-
gene Daͤmpffe/ weiln ſie daſelbſt feurig und angezuͤndet werden/ deßwegen irꝛ-
diſch/ und in das Element des Feuers verwandelt worden ſind/ betruͤgen ſich
in beyden Stuͤcken ſehr weit; ſondern dieſelben ſind nicht irꝛdiſcher/ ſondern
vielmehr luͤfftiger Natur; ſintemal unſere Lufft/ welche wegen Untermiſchung
des Waſſers feucht iſt/ wann ſie in den trockenen Schoß der Erden lange ſtille
und verſchloſſen ſtehet/ zu einer Feuchtigkeit wird; darinnen durch Einmi-
ſchung der Erden/ das Feuchte mit dem Trockenen gleich gemenget iſt/ wann
ſie aber durch Antrieb der Hitze aus den Loͤchlein und Ritzen der Erden heraus
duͤnſtet; oder auch wann der Materia viel und ihre Macht groͤſſer wird/ nicht
ohne Knallen und Krachen ihr Gefaͤngnuͤs zerſchmettert und durchbricht/ und
alſo heraus faͤhret/ welches falls ſich viel Erdbeben und Berſtungen mit groſ-
ſem Schaden begeben; ſo fleugt derſelbe Dampff nach erlangter Freyheit/ in
die Gegend der leichten Coͤrper/ und wird daſelbſt durch ſeine umſchweiffende
Bewegung und Waͤrme zu einer Schwefflichen Materia beſſer ausgezeitiget
und endlich angezuͤndet. Dannenhero iſt dieſelbe Materia in der Warheit
nicht irꝛdiſch/ weiln ſie nicht ſchwer und kalt iſt/ ſondern weiln ſie durch Zuſam-
mentretung eines warmen/ truckenen und feuchten Waſſers fett und verbrenn-
lich worden; ſo iſt ſie mehr vor ein Zunder des Feuers/ als vor ein natuͤrlich
und elementiſch Feuer ſelbſt zu halten. Und iſt dieſe Geburt ein unaͤchtes We-
ſen/ die billich unter die Elementen nicht gerechnet/ noch mit deren Namen be-
nennet werden kan. Dahero von dem Ariſtotele ſolche Feuerzeichen gar recht/
unvollkommen-vermiſchte Dinge genannt worden; Eben dergleichen iſt auch
zu urtheilen von dem Rauch verbrennter Dinge/ denn der Rauch/ weiln er fett
iſt/ faͤngt gar leichtlich die Flammen als welche nichts anders iſt/ als ein ange-
zuͤndeter Rauch. So weit gedachter 121. Satz.
Daß auch Donnerkeyle generirt und durch das Wetter herunter ge-
ſchmiſſen werden/ davon redet hocherwehnter vortreffliche Mann in ſeinem 123.
Satze pag. 118. ſehr Sinnreich mit nachſolgenden Worten:
Es begehen die jenigen einen ſchaͤndlichen Jrꝛthum/ welche/ wenn ſie ſe-
hen/ daß bisweilen Steine und andere ſchwere Coͤrper in der Lufft gezeuget/
und bey Donner-und Wetter-Stralen auch Wolken-Bruͤchen etwan herun-
ter geworffen werden/ und ſich in Erden verwandeln/ oder/ daß die Erde da
hinauf gefuͤhret worden; da ſich doch die Sache weit anders verhaͤlt/ dann
dieſelbe Materia iſt weder Feuer noch Erde geweſen/ noch von der Feurkugel/
ſo eine ſolche verhanden/ oder von dem Erden-Coͤrper heraus gegangen; ſon-
dern iſt eine fette und zehe Feuchtigkeit geweſen/ einem Leimen gleich/ ſo in eine
Trockene gleichſam als in einem Ofen/ nichts anders als ein Haffner-Geſchir-
re/ verſchloſſen/ durch die Hitze der entzuͤndenden Daͤmpffe alſo abgebacken und
gebrennet wird/ daß ſie ſich in Stein verwandelt/ und findet man/ daß auf ſol-
che Art offtmals Donnerkeyle durch den Wetter-Strahl herunter geſchmiſſen
werden. Dergleichen Lufft-Werke ſind ſo zu ſagen Geſchwulſten/ Schnupf-
fen und Krankheiten der Natur und nicht ihre Elementen. Auf gleiche Weiſe/
aber langſamer gehet es zu/ daß der Stein und Grieß/ aus der Waͤßrigkeit in
E 3den
[38]
den Nieren gezeuget wird: Allermaſſen auch die kleine Welt ihre Meteoren
oder Lufftwerke hat ꝛc. ꝛc.
Daß ſich die Sache nun alſo verhalten muͤſſe/ und ſich nicht ehe ein Don-
ner-Wetter oder Gewitter erhebe/ wie vorgedachter 121. Satz klaͤrlich beſa-
get. Es ſey dann der aus der Erden ausgebrochene und aufgeſtiegene Dampff/
durch umſchweiffende Bewegung und Waͤrme zu einer Schwefflichen Materia
beſſer ausgezeitiget worden; welche/ vielmehr ſolcher Zunder (wovor auch
dieſe Materia nicht unbillich zu halten) leichtlich Feuer faͤnget/ die in den Wol-
ken befindende Schweffliſchen und Salpetriſchen Daͤmpffe entzuͤndet/ auch
ſo bald ſie in Brand gerathen wegen natuͤrlicher Antipathie und Feindſchafft/
in geſchwinder Eyl/ voneinander begeben/ die Wolken durchtringen/ und die
die Lufft gehling zerreiſſen/ alſo: daß durch ſolche ſchnelle Zertrennung ein
ſchroͤcklich Donnern verurſachet wird/ (welches aber nicht geſchiehet/ wann
die Wolke dinne/ auch von der Schwefelichen/ ſonderlich aber Salpetriſchen
Materia darinnen wenig enthalten/ und alſo wegen geringen Ausbruchs/ nur
Wetterleuchten ohne Donnern/ welche ſelten einen Schaden thun/ entſtehen.
Hingegen wann nach angezogenen 123. Satze uͤber die gemeldten Schwefel
und Salpetriſchen angefuͤllten Daͤmpffe/ ſich noch zehe und fette Feuchtigkei-
ten einem Leimen gleich/ (welche Lufftwerke/ Schnupffen/ und Krankheiten
der Natur zu nennen) befinden/ nachmals durch die Hitze der entzuͤndeten
Daͤmpffe/ als in einem Ofen wie ein Toͤpffern (Hafner) Geſchirre/ alſo abge-
backen und gebrennet werden/ daß ſie ſich in Stein verwandeln. So findet
man daß durch den Wetter-Strahl offtmals Donnerkeyle herunter geſchmiſ-
ſen worden.
Vorangezogene Beweis-Grunde (des Krachen und Knallens ſo ſich bey
dem Gewitter ereignen/ als auch die Zerreiſſung der Erden) betreffende/ laſſe
ich mir billich zu einem Behelff dienen/ von der Urſache des erſchrecklichen und
gewaltſamen Pulver-Effects und zwar wie in dieſem Capitel allbereit oben ge-
dacht/ den noch in dieſem Stuͤck unerfahrnen Feuerwerker zum beſten/ ein meh-
res zu handeln/ und beides miteinander zu vergleichen.
Halte aber unnoͤthig zu ſeyn/ die Wuͤrkung eines jeden/ als des Salpe-
ters/ Schwefels und der Kohlen/ allhier nochmaln zu wiederholen/ ſintemal
bey jedem Capitul davon gehandelt worden.
Es iſt bekandt/ daß wenn man gleich die zwey contraren Dinge/ als
Salpeter und Schwefel nach Proportion eines Pulverſatzes/ ohne Zuthun
Kohlen/ untereinander corporiret/ ſelbige doch keinen ſolchen geſchwinden
und gewaltſamen Effect; ſondern nur ein ganz langſames brennen/ mit keiner
ſondern Krafft erweiſen/ und oͤffters angezuͤndet werden muͤſſen; So bald
aber die gehoͤrige Kohlen darzu incorporiret/ oder vermenget werden/ pfleget
ſtracks eine geſchwinde Entzuͤndung und Aufloͤſung zu folgen; dannenhero ab-
zunehmen/ daß/ wenn gleichwol die nicht die Kohlen/ oder an deſſen ſtatt (wie
bey dem bunten Farben-Pulver geſchiehet (andere Feurfaugende dem Pulver
gleichende Dinge darzu genommen wuͤrden/ nicht zu der gewaltſamen Krafft
des Pulvers zu gelangen; alſo auch/ wird unſerer Vernunfft nach/ ein abſon-
derlicher Zunder die in den Wolken befindende Salpetriſch- und Schwefliſche
Daͤmpffe zu entzuͤnden/ vorgebildet; deßwegen an den guten Kohlen bey dem
Pulvermachen viel gelegen/ weiln ſelbige in dem Pulver als ein rechter Zunder
den Schweſel ganz geſchwind entzuͤnden/ der den Zunder und das Feuer augen-
blicklich vermehret und hindurch fuͤhret/ daß alſo der Salpeter/ oder eines mit
dem andern/ in einem Huy verzehret wird/ darauf die verlangte Wuͤrkung des
erſchroͤcklichen Ausbruchs ſonderlich wann das Pulver gleichſam in den Stuͤ-
cken/ Granaten oder andern Behaltnuͤſſen gefangen ſitzende/ erfolget.
Jſt nun das Pulver vom wolgeleuterten Salpeter/ ſo von aller ſalzigen/
in-
[39]
ingleichen von lebendigen oder ſonſt guten reinen Schwefel/ ſo wol rechten tro-
ckenen und Zunderhaltenden Kohlen/ in gewiſſer Zuſammenſtimmung des Sa-
tzes/ in der Pulvermuͤhlen/ voͤllige Zeit incorporiret/ und alles ſo wol bey den
Anfeuchten/ Koͤrnen/ Trocknen und Rollen/ auch in der Verwahrung des Pul-
vers wol in acht genommen worden/ ſo wird ſelbiges nicht alleine geſchwind
Feuer fangen; ſondern auch ſich in moment eines mit den andern verzehren/
in Feuer und Dampff reſolviren/ alſo: daß von irꝛdiſcher hinterlaſſener Ma-
teria nichts zuruͤcke bleibet. Hinwiederum ſo man den Salpeter nicht ge-
nugſam von ſeiner bey ſich ſpuͤrenden ſalzigen als andern Unreinigkeiten/ ſo
wol den Schwefel/ nicht wol gereiniget/ oder die Kohlen von braͤuchlichen
Holz auch nicht recht gebrandt hat/ wird nicht gutes Pulver zu hoffen ſeyn/
und nach der Anzuͤndung viel Unreinigkeit zuruͤcke laſſen.
Um ſo viel deſto mehr aber/ wenn das Pulver von rohen Salpeter/ wie
ſelbiger von Salpeterſiedern erhandelt/ auch geringer Schwefel und Kohlen
genommen/ ingleichen nicht gehoͤrige Zeit in der Muͤhlen gearbeitet worden/
wird ſelbiges in der Probirung nach der Anzuͤndung/ ohne ſonderbare Schnel-
ligkeit/ ſich zwar zertrennent aber nicht mit einem feinen Knall/ ſchnell auffah-
rende erweiſen; ſondern auch einige Materia worunter theils harte Kuͤglein/ in
Groͤſſe der Maankoͤrnlein zuruͤcke laſſen.
So ich nun dem Verſtande oder Vernunfft nach/ eine application uͤber
die von dem entzuͤndten Pulver zuruͤckgebliebene Materia machen wollte/ wird
meines Erachtens nicht unfuͤglich ſeyn/ wann ich den gedachten 123. Satz/ ſo
viel zu dieſem meinem Vorhaben noͤthig/ wiederhole und anfuͤhre/ wie etwan
ſchwere Coͤrper in der Lufft gezeuget/ bey dem Donner und Wetterſtralen/ auch
Wolken-Bruͤchen herunter geworffen werden/ welches/ wenn es geſchehen;
ſoll nach angezogenen Worten/ es eine fette und zehe Feuchtigkeit einem Leimen
gleich/ (ſo in eine Trockene gleichſam/ als in einem Ofen nichts anders als ein
Haffner (Toͤpffer) Geſchirre/ verſchloſſen/ durch die Hitze der entzuͤndeten
Daͤmpffe alſo abgebacken und gebrennt wird/ daß ſie ſich in Stein verwandelt)
oder auch ſolche Lufft-Werke ſo zu ſagen/ Geſchwulſten/ Schnupffen und Krank-
heiten der Natur ſeyn.
Was iſt nun die von dem entzuͤndeten Pulver hinterlaſſene Materia an-
ders/ als eine in dem Salpeter und Schwefel noch enthaltene fette und zehe
Materia einem Leimen gleich (welches ſo zu reden/ gleichſam vor Krankheiten
des unreinen Salpeters und Schwefels zu halten) ſonderlich wenn man con-
ſideriret/ wie ſich dieſe Materia durch des Salpeter- und Schwefels bey ſich
fuͤhrenden Hitze/ um ſo viel deſto mehr aber bey Entzuͤndung des Pulvers in
harte Materia und kleine Steine abbaͤcket oder generiret.
Wird demnach meines Erachtens nicht unfuͤglich fallen/ wenn ich ſchlieſ-
ſe und die von dem entzuͤndeten Pulver hinterlaſſene zehe und harte Materia
mit den in den Wolken generirten ſchweren Coͤrpern/ weiln ſelbige in der Zeu-
gung einander ziemlich nahe kommen/ vergleiche; Nur daß bey ereigneten
Donnerwetter/ wegen Vielheit der in Wolken enthaltenen Lufftwerke ſo groſ-
ſe Steine oder Donnerkeyle/ (welche gegen diejenigen/ ſo von einem Schuß
Pulver zu rechnen viel 1000. mal groͤſſer ſey) generirt worden.
Nachdem nun der im Pulver incorporirte Salpeter und Schwefel un-
reine/ oder die Wolke mit vielen ſo genannten Lufftwerken erfuͤllet geweſen/
deſto groͤſſere generation der abgeſchmiſſenen Coͤrper erfolgen. Und ſtehe ich
in den Gedanken/ daß ein ſolches unreines Pulver dem Geſchuͤtze auf einmal
mehr Schaden zufuͤget/ als ander reines und wol incorporirtes Pulver in
in 100. Schuͤſſen. Dannenhero ich ſolchen Pulver mehr Urſache der Zer-
ſpren-
[40]
ſprengung der Stuͤcken/ als dem ſo mit obengedachten Liquoribus angefeuch-
tet worden/ beymeſſe.
Wie das Pulver ob ſelbiges von einem recht proportio-
nirten Satze/ wol oder nicht gearbeitet iſt/ auf unterſchied-
liche Arten zu probiren.
Zum Erſten/
Dem Anſehen nach/ will man das Pulver vor gut erkennen/ wenn es
ſein gleichkoͤrnig und braunblauig ſcheinet.
Zum Andern/
Wer uͤber voriges Anſehen etwas Pulver in die Hand nimmt/ mit ei-
nem Finger darauf druͤcket/ ſelbiges ein wenig reibet/ und dennoch harte Koͤrner
behaͤlt/ ſo ſoll es auch eine Anzeigung guten Pulvers ſeyn.
Zum Dritten/
So man ein wenig Pulver in Mund auf die Zunge leget/ vom ſelbigen
eine kalte und ſuͤßliche doch nicht ſalzige Schaͤrffe oder Bitterkeit empfindet/
wird es auch vor eine Probe des guten Pulvers geachtet.
Daß man aber durch dieſe drey Proben von theils Pulvermachern hin-
ters Licht gefuͤhret wird/ will ich wie allbereit oben gedacht/ in einem abſonder-
lichen Capitel beſchreiben.
Zum Vierdten/
Man thue etwan oder ungefehr einen halben Piſtolen-Schuß Pulver
auf ein Bret oder ſtark Pappier/ zerknirſche ſolches mit einem Meſſer oder
Spatel/ und ſtreiche es auseinander/ wie bey den Pflaſtern geſchiehet. So
kan man/ wenn alles einerley Coloͤr/ ſtracks ſehen ob das Pulver genug/
wenn aber weiſſe/ gelbe oder ſchwarze Puͤnctgen und Strichlein ſich befin-
den/ nicht genung gearbeitet ſey/ auch wie ſich ſelbiges nachmals im Anzuͤn-
den verhalten werde. Wie aus nachgeſetzter ſechſter und ſiebender Art zu
urtheilen.
zum Fuͤnfften.
Erkennet man auch ein Pulver am Knalle oder Schalle/ welches durch
eine Mußqueten-Kugel Forme geſchiehet/ ſelbige voll Pulver ſchuͤttet/ zu-
trucket/ und in der Hand haltende an dem Loͤchlein der Forme anzuͤndet;
Nachdem nun der Knall ſtark oder ſchwach/ und der davon entſtehende Quall
oder Dampff ſtark in die Hoͤhe treibet/ wird deſſen Guͤte erforſchet.
zum Sechſten/
Wann man etwan einen Piſtolen-Schuß Pulver/ auf ein rein eben Pap-
pier/ Stein oder Bret in ein Haͤufflein ſetzet/ ſelbiges anzuͤndet/ dann mit einer
hellen Flammen abbrennende/ und lichtfarbigen Rauche ſchnell und etwas
ſchallende aufdaͤmpffet/ auch keine uͤnſaubere Materia zuruck laſſende/ befindet;
ſonderlich/ wenn man von dergleichen Pulver ungefehr 4. Zoll breit voneinan-
der/ etliche kleine Haͤufflein ſetzet/ und eins ohne des andern Anzundung ſchnell
auffaͤhret/ wird es von jederman gelobet. Von dergleichen guten Pulver iſt
gar ſicher und ohne Schaden etwan ein ½. Quintl. ſchwer/ in der flachen Hand
anzuzuͤnden/ und da ſelbiges nicht in die Hand brennet/ oder ohn einiges Ver-
ſehrn aufblatzet/ vor dichtig erklaͤret. Hingegen: wann das Pulver langſam
ab-
[41]
abbrennet/ und nicht geſchwind aufplatzet/ auch viel unreine Materia zuruͤcke
laͤſſet/ wird ſelbiges nach Befindung gemeldter Urſachen/ entweder vor gut
oder untuͤchtig æſtimiret.
Sonſten ſind bey dem Probiren des Pulvers folgende Rationes wohl
zu obſerviren.
Zum Erſten/
Wann das Pulver nach der Anzuͤndung nicht ſchnell auffaͤhret ſondern ſei-
tenwerts mit ausſchlaͤget/ iſt ſelbiges in der Muͤhlen nicht genung gearbeitet/
oder/ der Salpeter iſt noch rohe/ und ſehr unrein geweſen.
Zum Zweyten/
Jſt in einem Pulver des geleuterten Salpeters nach Proportion des
Schwefels und Kohlen zu viel geweſen wird ſelbiges ſich nicht ſo gar geſchwind/
wie das in rechter Harmonie zuſammen geſetzte Pulver/ in Feur und Dampff
reſolviren/ ſondern was langſamer auffahren/ auch in das Pappier oder Bret
eingreiffen/ und kleine weißliche Flecke zuruͤcke laſſen/ welche um ſo viel mehr
ſich erweiſen/ wenn das Pulver von unreinem Salpeter gearbeitet worden.
Zum Dritten/
Wird zu einem Pulver zu viel Schweſel genommen/ bekommt ſelbiges
dadurch eine Schwaͤche/ brennet langſam mit blaulichen Feuer auf/ und laͤſſet
gemeiniglich kleine gelbliche Flecken nach ſich/ oder brennet gar durch das
Pappier.
Zum Vierdten/
Sind aber in einem Pulver zu viel Kohlen/ wird ſelbiges nach der Ent-
zuͤndung gleichfalls langſam/ mit einer roͤthlichen Flamme und ſchwarz dun-
kelen Rauche auffahren/ auch ſchwarze unſaubere Materia zuruͤcke laſſen/
jedoch ſchwaͤchen die Kohlen das Pulver nicht ſo ſehre als der Schwefel.
Nun dann von der Probe des Pulvers wie ſelbiges dem Anſehen nach zu
erkennen/ und ohne Jnſtrument zu probirene meines Beduͤnkens genugſamer
Bericht erfolget; Als will ich ferner anzeigen.
Wie das Pulver durch Jnſtrumenta zu probiren.
Heutiges Tages ſind meines Wiſſens nur zweyerley Maniren/ ſo im
Brauch ſeyn/ die erſte iſt alſo gemacht. Es wird auf ein Geſtelle oder Gehaͤuſe
eine polirte Stange in der Laͤnge ungefehr 1. Elen und 1. oder 1. und ein 4tels
Zoll dicke/ auch wo der Aufſchlag oder Auftreibung ſeyn ſoll/ ſelbige Seite in
unterſchiedliche gradus, in welche kleine Loͤchlein mit Abſaͤtzen gehen/ ſo mit
Numeren bemerket/ eingetheilet/ perpendiculariter aufgeſtellet/ und unten
oder uͤbern Gehaͤuſe mit Schrauben/ ingleichen an die Seite der Aufreibung/
ein klein Metallen Feuermoͤrſergen/ worein ungefehr ein halber oder ganzer
Piſtolſchuß Pulver eingehet/ befeſtiget/ uͤber welches man ein Metallen De-
ckelgen mit einer Feder decket/ welches an der Stangen alſo angemacht/ daß ſol-
che gehebe auf und nieder zu ſchieben/ alſo: daß wenn die Feder bey dem einen
gradu in das Loͤchlein einſchnappet/ ſich das Deckelgen jedesmal ohne Scha-
den leichtlichen wieder abloͤſen und loß machen laſſe.
Will man nun des Pulvers Guͤte durch dieſe Probe erforſchen/ wird das
Moͤrſergen fein eben voll Pulver/ und das Deckelgen daruͤber gethan/ dem
Moͤrſergen durch das Zuͤndloͤchlein Feuer gegeben/ und alſo das Deckelgen an
der Stangen in die Hoͤhe getriben/ welches/ wenn der Trieb vergangen/ durch
Einſchnappen der Feder behaͤngen bleibet. Dieſem nach werden die gradus
Fwie
[42]
wie hoch das Pulver geſchlagen/ gezehlet. Auf dieſe Art koͤnnen unterſchiedli-
che Arten Pulver probiret/ und deren Staͤrke erkundiget werden.
Zu mehrer Nachricht iſt eine ſolche Pulverprobe den Unwiſſenden zu
Gefallen in Fig. 9. verjuͤngt aufgeriſſen/ das Gehaͤuſe/ worein ein Schubkaͤſt-
lein zu machen/ ein kleines Handwaͤgelein und Gewichte darein zu legen/ iſt mit
Lit. A. bemerkt.
Bey B. iſt das Feurmoͤrſergen.
Bey C. die Stange/ woran man auf der Seite hinter der Eintheilung/
einen kleinen Waagbalken Arm einſchra uben/ und ein klein Handwaͤgelein da-
ran hengen kan.
Bey D. iſt zu erſehen/ wie der Deckel an die Stange befeſtiget/ damit er
nicht ſeitenwerts weichen und fein gleich aufgetrieben werden moͤge.
Auf dieſe Art der aufgerichten perpendicular ſtehenden Stange/
koͤnnen auch an ſtatt der kleinen Abſaͤtzlein/ unterſchiedliche bey 3. Zollen lan-
ge Zaͤhne/ welche ſich bey Aufſteigen des Metallen Deckelgens/ (damit es druͤ-
ber hin fahren moͤge) in die Hoͤhe begeben/ angemacht werden; da dann/ wenn
das Deckelgen zu ſteigen aufhoͤret/ ſolches auf einem Zahne zu ruhen komme;
dergleichen zaͤhnige Pulver-Probe hat Herꝛ Joſeph Furtenbach in ſeinem aus-
gegangenen Artillerie-Buche beſchrieben.
Das andere Pulverproben-Jnſtrument beſtehet darinnen/ daß wenn
das Pulver in kleinen Moͤrſſergen angezuͤndet worden/ es das an einem Raͤd-
gen angemachte Deckelgen in die Runde ſchlaͤget; weiln nun das Raͤdgen in
unterſchiedliche gradus eingetheilet und in lauter Wiederhaͤcklein gefeilet/ in-
gleichen mit einer Feder (welche wann der Trieb vergangen/ in ein Haͤcklein
einſchnappet) verſehen iſt/ koͤnnen die gradus gezehlet/ und dadurch des Pul-
vers Staͤrke erkundiget werden. Und ſind dergleichen Pulver-Proben
gar gemein.
Es iſt aber darbey zu merken/ daß wenn an dergleichen Pulverprobe die
Feder ſtark/ ſolche nicht ſo viel gradus als wo die Feder ſchwach iſt/ ſchlaͤget;
dannenhero man bey einerley Pulver-Probe bleiben muß/ und iſt meines Er-
achtens die erſte Art dieſer weit vorzuziehen/ weiln ſie mit vollem Triebe recht
perpendicular aufſchlaͤget. Hingegen an der andern Probe das Deckelgen
ſtracks in die Runde getrieben/ auch manchmal von guten Pulver das Raͤdgen/
ſonderlich wann die Feder ſchwach/ uͤber und uͤber geſchlagen wird/ wodurch des
Pulvers Staͤrke nicht eygentlich zu urtheilen.
Eine ſolche Pulver-Probe nebſt darbey geordneten Feuerzeug iſt in Fig.
10. zu erſehen aufgeriſſen/ und ſind deſſen Glieder/ als:
- Das Moͤrſſergen mit Lit. A.
- Das Raͤdgen mit B.
- Der Feurzeug mit C.
- Die Federn mit D. angedeutet.
Es dienet aber den angehenden Feuerwerkern und Buͤchſenmeiſtern zu
merken/ daß bey Probirung des Pulvers/ wenn man gleich jedesmal dem Ge-
wichte nach einerley Pulver in das Moͤrſergen einladet/ ſelbiges doch nicht al-
lemal einerley gradus ſchlaͤget/ weiln unmoͤglich alle Koͤrnlein Pulver in glei-
cher Schwere (daß auch einem jeden gleiche Theile des Pulverſatzes incorpo-
rirt ſey) und ſonderlich wenn es einmal bey krockenen/ das andere mal aber bey
naß oder feuchten Wetter probiret wird.
Da auch die Pulver-Probe von unterſchiedlichen Sorten Pulver nach-
einander geſchehen ſoll/ muß man ſo wol das Moͤſſergen/ die Gradus, Zaͤhne
und Feder/ wegen anfallenden Pulver-Feuchtigkeit wol reinigen/ ſonſten wuͤrde
die Probe nicht mit den beſten ſeyn.
Auf
[]
[][]
Auf was Art die betruͤglichen Pulvermacher das Pul-
ver verfertigen/ und die Unwiſſenden damit be-
vortheilen.
Was theils Pulvermacher in Zubereitung des Pulvers/ ſelbiges und zwar
am allermeiſten die unverſtaͤndigen Kaͤuffer dadurch zu betruͤgen einige Vor-
theile gebrauchen/ ein ſolches hat mancher mit Schaden erfahren. Damit
aber dißfalls die hierinnen noch Unerfahrne auch davon einige Nachricht oder
Verſtand bekommen/ ſo will ich ihnen/ ſo viel mir von dergleichen Stuͤckgen
wiſſend/ Nachricht ertheilen.
Zum Erſten/
Es ſtehet der meiſte Vortheil des Pulvermachers in menagiren des
Salpeters/ ſolchen nun zu erlangen/ ſo nimmt der betruͤgliche Pulver-
macher keinen geleuterten/ ſondern nur rohen Salpeter/ und manchmal ſchlecht
genug/ und der Centner nicht wol uͤber 6. Thaler werth iſt/ nimmt auch nicht
ſo viel als billich in einen Satz gehoͤrt/ darzu/ und ſetzet auch wol mit allen Fleiß
Schalk darunter/ damit wenn man dergleichen Pulver im Munde verſuchet/
es Salpetrich ſchmecken moͤge.
Zum Andern/
Was aber den Schwefel anlanget/ brauchen ſie meiſt Niederlaͤndiſchen/
wovon man allhier zu Lande den Centner vor 4. bis 4½. Thaler erkauffen kan/
da ſie ſonſt den Elnbogner und Freybergiſchen wol noch halb ſo theuer bezah-
len muͤſſen.
Zum Dritten/
Gewinnet der Pulvermacher auch die Zeit/ weiln er das Pulver nur we-
nig Stunden in der Muͤhle arbeiten laͤſſet/ und alſo wenig Muͤhe anwenden
darff; damit aber das Pulver in dem Koͤrnen feſte Koͤrner bekomme/ brauchen
ſelbige eine beſondere Anfeuchtung/ nemlich: ſie thun Schaafbeine in Waſſer/
wovon das Pulver wegen angenommener Kleberigkeit haͤrtere Koͤrner/ als
vom bloſſen Waſſer bekoͤmt.
Zum Vierdten/
Weiln nun von der gleichen kleberigen Anfeuchtung das Pulver oben her
bald harſchet oder trucknet/ laſſen ſie ſolches nicht ganz austrocknen/ aufdaß ſie
auch einigen Vortheil beym Verkauff/ der Schwere halber genieſſen.
zum Fuͤnfften.
Damit es aber zum Verkauff und ſonderlich die Albern damit zu bevor-
theilen/ ein fein Anſehen bekomme/ ſchuͤtten ſie davon eine Quantitaͤt auf ein-
mal in ein Roll-Faß/ legen etliche Stuͤcken Roth- oder Braunkohl darein/ oder
uͤberſchmieren die durch das Rollfaß gehende viereckigte Stange mit Waſſer-
Bley/ und laſſen ſolch Pulver etliche Stunden darinnen rollen/ wovon es
dann poliret oder glaͤnzend/ auch eine ſchwarzbraͤunliche Farbe bekoͤmt/ w[el]ches
dann/ indem es beſſer als manchmal gutes Pulver ausſiehet/ von den [un]wiſ-
ſenden ehe gekaufft wird/ darzu aber hilfft am meiſten/
zum Sechſten/
Daß wenn ein dergleichen Pulvermacher beym Verkauff eine Pulver[p]robe mit
dem Raͤdgen gebrauchet/ darinnen er und zwar zum Schein/ ander [gu]tes/ doch
F 2dem
[44]
dem vorigen in Anſehen nach gleiches Pulver probiret/ um ſo viel mehr wird
der Unwiſſende/ (abſonderlich aber wenn er dergleichen geſchminktes Pulver
vorhero in der Hand reibet/ feſte Koͤrner und ſolches ohne Staub befindet/ auch
ob es Salpeter-reich im Munde verſucht hat) hinter das Licht gefuͤhret.
Dieſer angefuͤhrten Urſachen halben/ ſoll man nicht ſtracks zuplatzen/
und ein Pulver nach dem Anſehen erkauffen; Sondern ob ſelbiges gerecht
und gut (wie im Capitel vom Pulver probiren gemeldet) vorhero recht er-
kennen lernen.
Von den Pulverſaͤtzen/ was darbey zu obſerviren eine
gute Nachrichtung.
Man pfleget in gemeinem Sprichworte zu ſagen/ ſo viel Koͤpffe ſo
viel Sinne: und trifft dieſes wol bey manchen/ ohne Zweifel auch bey
theils Pulvermachern ein/ wenn ſie ihre habende Pulverſaͤtze vor die beſten
halten/ und keines Weges davon zu bringen ſeyn. Solchen Unverſtand laſſen
auch wol manche ſo genandte Feuerwerker und Buͤchſenmeiſter ſpuͤren/ indem
ſie ihre in Copia habende und vermeinend offt probirte Artillerie-Saͤtze/ ſo hoch
ruͤhmen vor andern heraus ſtreichen/ und dennoch keine Wuͤrkung der Specie-
rum verſtehen/ viel weniger remonſtriren noch practiciren koͤnnen. Es ge-
mahnen mich ſolche eigenſinnige noch nicht ſo gut als die Quackſalbere/ wel-
che offt und blos um Gewinns willen ihre Salbe den Leuten vor die allerbe-
ſte einſchwatzen/ jene aber keinen Nutzen/ ſondern nur Schaden und vergebene
Muͤhe haben.
Wer einen Satz es ſey in Pulver oder andern Feuerwerken anſetzen will/ der
muß vor allen Dingen dahin ſehen/ daß er vor ſeine Muͤhe auch den Zweck tref-
fe/ oder den begehrten Effect erlange.
Dannenhero ſoll ein Feuerwerker oder Pulvermacher/ ehe er einen Satz
an-oder einſetzet/ die darzu kommende Species ob ſelbige gegen den offtmals
angeſetzten und gut befundenen Saͤtzen/ gleiches Weſens/ jedesmal vorhero
probiren/ denn nach Bfindung einem Theile ab/ dem andern zulegen/ und den
Satz dadurch moͤglichſt verbeſſern/ auch nicht mit der kahlen Entſchuldigung
(wie ihrer viel im Brauch haben) mein Lehrmeiſter hat mirs nicht anders geler-
net/ angeſtochen kommen.
Es iſt ja bekandt/ daß man aus guten Zeuge auch was rechtes zubereiten
kan; alſo wird auch aus gutem Salpeter/ Schwefel und Kohlen/ wenn
man anderſt ſolche 3. Species in rechter Zuſammenſtim̃ung anſetzet/ und rechte
Zeit lang darmit umgehet/ das beſte Pulver gemacht. Man wollte denn kuͤn-
ſteln und an ſtatt des Salpeters Salproticum, ſtatt des Schwefels Flores oder
Blumen gebrauchen/ ſo nicht wenig koſtet.
Wer ſich aber an recommendirte oder ſonſt beſchriebene Pulverſaͤtze
bindet/ und ſolche generaliter gebrauchet/ derſelbe bringt nimmermehr was
rechtes zuwege/ indem er niemals jeder Species Eygenſchafft (ob ſelbige zu viel
oder zu wenig vorhero unterſuchet und erkundiget; ſondern bleibet ſo zu reden
ſtets bey der [...]en Leyer.
Aus dieſen Urſachen/ will man anders gut Pulver verfertigen iſt un-
ſchwer abzunehmen/ daß man vor allen Dingen auf die Proportion ſehe/ wie
ſich jede Species, ſo wol die Quantitaͤt als Qualitaͤt betreffende/ gegeneinan-
der verhalte/ und habe meines Erachtens/ nach der Unterſuchung/ ich die
Pulver-Saͤtze folgender Geſtalt vor dienlich anzuſetzen gefunden. Nem-
lichen:
Wie ſich haͤlt 10. gegen 70. alſo verhaͤlt ſich Schwefel gegen den Salpe-
ter/ und wiedrum/
wie
[45]
Wie ſich \frac{50}{40} halten gegen 70. ſo halten ſich die Kohlen gegen den Salpeter
in Proportion des Gewichts.
Wie dann auch dergleichen Proportion bey den Churfuͤrſtl. Saͤchſiſchen
Pulvermuͤhlen viel Jahre lang wenig differirende in Brauch geweſen/ wie
aus nachgeſetzten Pulverſaͤtzen zu erſehen. Und wird meiſtentheils nur in
Haacken-oder Mußqueten-Pulver/ welches man auch zu dem groſſen Geſchuͤ-
tze gebrauchet/ der Unterſcheid gemacht/ daß ſo man einerley Satz gebrau-
chet/ ſelbiges nicht ſo viel Stunden Zeit/ als das Pirſch-Pulver zu arbeiten
pfleget.
Folgen etliche wolgebrauchte Pulver-Saͤtze.
1.
- 7. ℔. geleuterter Salpeter/
- 30. Loth gekleinter reiner Schwefel.
- 1. ℔. 8. Loth Schießberne-Kohlen.
2.
- 8. ℔. gebrochene Salpeter.
- 1. ℔. 4. Loth reinen Schwefel/
- 1. ℔. 14. Loth Schießberne-Kohlen.
3.
- 6. ℔. Zapffen-Salpeter/
- 27. Loth Schwefel/
- 1. ℔. 4. Loth Erlen-Kohlen.
Dieſe 3. Saͤtze ſind meiſtentheils mit Schellkraut-Waſſer/ und wenn
keines vorhanden/ nur mit ſchlechten Waſſer angefeucht worden/ haben all-
zeit gute Probe ſo wol in Pirſch-als Haacken-Pulver erwieſen.
Weiln nun dieſe Pulver Saͤtze mit der vorig gedachten Proportion ein-
ander ziemlich gleich und ganz wenig different; als halte ich vor unnoͤthig/ wie
ſonſten theils zu thun pflegen/ ſonderlich Haacken-Schlangen-und Carthau-
nen Pulver-Saͤtze anhero zu bringen/ weiln dergleichen Saͤtze meiſtentheils
was ſchwaͤcher angeſetzt/ und grobkoͤrnig als Pirſch-Pulver/ gemacht wer-
den/ zumahln auch ſo wohl das Schlangen- als Carthaunen-Pulver/ wie
ich bey der Beſchreibung des Pulvermachens davon gehandelt/ nicht ſonderlich
mehr im Brauche.
Von dem ſtarken Pulver.
Nachdem einige vermeinen/ wenn ſie unter das Pulver uͤber die noͤthi-
gen 3. Species, noch andere Dinge/ als gebrandten Campher, Salarmoniac,
Antimonium, Queckſilber und dergleichen vermengen oder incorporiren/ es
muͤſſe das Pulver dadurch ſonderliche Gewalt bekommen. Es laͤſſet ſich aber
ein ſolches Pulver wegen entſtehenden widrigen Dunſt/ nicht wol zu den Stuͤ-
cken/ viel beſſer aber in unterſchiedlichen Spreng-Kugeln gebrauchen/ wenn
anders wahr/ daß ſo eine Krafft darinnen ſtecket? Wovon der beruͤhmte Na-
turkuͤndiger/ welcher wie im Capitel von des Pulvers Gewaltſamkeit gedacht/
ſeinen Namen verborgen haͤlt/ unter andern alſo redet: Es moͤchten vielleicht
der rothe und gelbe Arſenic, die ſonſt Auripigment und Sandrach geneinet
werden/ etwas thun/ weiln ſie ſich entzuͤnden laſſen/ und einen Schwefel [i]n ſich
haben; Nachdem ſie aber gewiſſe Miſchung von Salz und Queckſilber [i]n ſich
enthalten/ ſo haben ſie in dieſem Stuͤcke eine ſchlechte Wuͤrkung/ noch veniger
ehut der weiſſe oder Cryſtalliſche Arſenic, weiln er durch Kunſt zubreitet/
F 3und
[46]
und mit Salz ſublimiret/ in die Hoͤhe getrieben wird/ ſo nimmt er das Feuer
nicht wol an; aber das ſo genannte Metallen-Saffran/ oder verpuffte Spieß-
glaß-Pulver/ ſoll wie Kunſtverſtaͤndige bezeugen/ ſich geſchwind entzuͤnden/
und wie Buͤchſen-Pulver plitzen; darzu doch nichts anders als Antimonium
und Salpeter genommen wird. Es kom̃t aber ſolches eigentlich vom Spieß-
glaß Schwefel her/ welcher mit dem Salpeter eben ſo wenig als der Berg-
Schwefel in Geſellſchafft zu ſeyn begehret ꝛc. ꝛc.
Was den Campher anlanget/ von welchem ich vor dieſem geglaubet/ daß
er in dem Pulver wegen ſeiner ausſchlagenden Flamme eine ſtarke Wuͤrkung
thun ſollte/ habe ich nunmehro nicht wahr zu ſeyn befunden/ er iſt von gerin-
ger Staͤrke/ ob es ihm gleich an dem Stuͤcke/ was die Entzuͤndung verurſa-
chet/ nicht ermangelt/ wie er dann auch nicht einmal ſo lebhafft als der Schwe-
fel blitzet/ welches bey der Zubereitung des geſchmelzten Salpeters/ etwas
darauf ſtreuende/ zu ſehen/ und beliebende zu probiren ſtehet.
Hiernach folgende Pulver-Saͤtze ſind vor dieſem (doch mit wenigen Sal-
peter angeſetzt) und gebraucht worden.
Starke oder reiſſende Pulver-Saͤtze.
7.
7. ℔. geleuterten Salpeter/ 1. ℔. Schwefel/ 1. ℔. Kohlen/ 7. Loth
Gruͤnſpahn/ 3. Loth gebrandten Salarmoniac, 3½. Loth gebrandten
Campher/ mit ſcharffen Wein-Eſſig/ oder Rheiniſchen Brandteweine
angefeucht.
2.
6. ℔. Salpeter/ 28. Loth Schwefel/ 1. ℔. Kohlen/ 2. Loth Campher/
1. Loth Auripigmentum. Der Campher ſoll in einem ½. Noͤſſel Weinheſen-
Brandtewein ſolvirt/ geſotten/ und der Pulver-Satz mit dieſer Materialan-
gefeucht werden.
3.
5. ℔. Salpeter/ 3. 4tels ℔. Schweſel/ 1. ℔. Kohlen/ 1½. Quintl. Arſe-
nicum Album, ½. Loth Campher/ welcher in Rheiniſchen Brandtewein zu
ſieden/ und damit anzufeuchten/
Zu gedenken/
Es haben die lieben Alten vor mehr als 100. Jahren dergleichen Pul-
ver-Saͤtze (weiln ſie ein weitſchieſſendes Pulver dadurch zu erlangen ver-
meinet) gebraucht und viel darauf gehalten; Wie dann aus deren unter-
ſchiedlichen Beſchreibungen/ daß ſie ſolches Pulver vor gut und probirt be-
funden/ zu erſehen.
Meines Erachtens halte dafuͤr/ indem ſie zu dem Pulver wenig Salpe-
ter/ gleichwol aber viel Schwefel und Kohlen/ und alſo nicht jedes wie heut zu
Tage uͤblich und ſehr verbeſſert/ in gewiſſer Zuſammenſtimmung incorpori-
ret/ genommen; Sie dißfalls bedacht geweſen/ wie die Staͤrke welche dem
Salpeter ermangelt/ durch andere Dinge oder Apotheckereyen zu erſetzen.
M[a]n kuͤnnte hieraus leicht auf die Gedanken gerathen/ daß ohngeachtet ih-
rem uͤnſteln/ ſie dadurch doch wol kaum die Staͤrke unſers heutigen Haacken-
Pulvers erlange[t]; und dennoch werden ſolche werkliche Pulver-Saͤtze von
theils [F]euerwerkern/ welche die Sache nicht beſſer verſtehen/ heutiges Tages
vor wasſonderbares gehalten und als Arcane aufgehaben.
Wr ſonſten in Spreng-Sachen/ es ſeyn Bommen/ Granaten/ Spreng-
kaſten
[47]
kaſten oder Kugeln einem reiſſenden Satz zu gebrauchen/ beliebet. Derſelbe
kan nur ſeinem Gefallen nach/ ſich in Petarten-Saͤtzen umſehen/ und was ihm
etwan dienet unter das Pulver vermengen/ dann nach Befindung endern und
verbeſſern. Nachfolgender Satz iſt vor vielen Jahren/ das Pulver dadurch zu
ſtaͤrken noch im Brauch geweſen. Nemlichen:
℞. 9. ℔. Salpeter/ 2. ℔. Schwefel/ 1. ℔. Kohlen/ 1. ℔. Salarmoniac,
alles klein geſtoſſen/ in einen reinen Topff gethan/ und Baumoͤle/ daß ſel-
bige nur druͤber gehe/ darein gegoſſen; nachmals den Topff mit Lut.
Sapient. vermacht/ uͤber ein gelinde Feuer geſetzt/ und eine kleine Zeit ko-
chen laſſen. Dieſes geſchehen/ vom Feuer gehaben/ aufgebrochen/ und
vollends an der Sonnen getrocknet/ nachmals ſoll man von dieſem 1.
Loth unter 1. ℔. Schießpulver vermengen/ und alſo das Pulver ſtaͤrken.
Jch habe dieſen Satz nur deßwegen mit anhero geſetzet/ daraus zuerſehen/
wie die Vorfahren ebenfalls Fleiß angewendet/ um die Kunſt in groͤſſer Auf-
nehmen und æſtim zu bringen/ meines Erachtens halte den guten Salpeter
oder Salproticum vor das beſte Mittel das Pulver zu ſtaͤrken.
Was aber mehr eine zerreiſſende als vor ſich treibende Gewalthat/ (wie
ich dann gar wol glaͤube/ daß das Pulver durch gewiſſe Dinge zu ſtaͤrken/ ob
gleich ſelbige/ wie oben allbereit ekwehnt/ nicht wol in die Geſchuͤtze/ wol aber
in Spreng Sachen zu gebrauchen) iſt dißfalls in angezogenen Buͤche (Unter-
ſuchung der gemeinen Jrꝛthuͤmer) pag. 113. eine Anmerkung in folgenden Wor-
ten zu befinden.
Wenn Weinſtein-Salz in gewiſſem Gewichte unter das Pulver ge-
miſcht worden/ daſſelbe viel ſtaͤrker werden/ und aͤrger knallen ſolle; dahero
man in Engelland ſich dieſer Art gebrauche/ die groſſen Eichenen Stoͤcke da-
mit aus der Erden zu ſprengen; und bedoͤrffe man dazu uͤber 3. ℔. nicht/ in
die groſſen Stoͤcke und deren Wurzeln einzuſpuͤnden; da man von gemeinem
Pulver woleine Tonne verbrauchen muͤſte. Ja es ſoll alsdann ſo ein grau-
ſamer Knall erfolgen/ daß er auf 9. Engliſche Meilen/ welche noch nicht 2. Teut-
ſcher Meil machen/ hoͤren ꝛc. ꝛc.
Wer dißfalls einer andern Opinion, der mag ſeinem Belieben nach
uͤber den Salarmoniac Queckſilber und dergleichen angefuͤhrte/ noch andere
Dinge gebrauchen.
Daß man auch das Geſchuͤtze durch andere Kunſtſtuͤcklein zurichten/ und
auf einmal ſo weit/ als ordinarigeſchiehet/ daraus ſchieſſen will/ hab ich viel-
mal maͤchtig ruͤhmen hoͤren/ aber gleichwol noch niemal probirt geſehen. Was
nun daran ſeyn mag/ will ich eheſten/ weil ich was anders darvor zu geben ver-
ſprochen/ erfahren.
Nachdem ſo wol von guten vor ſich treibenden/ als reiſſenden Pulver ei-
nige Erklaͤrung geſchehen/ kan ich nicht vorbey von dem Buͤchſenpulver/ ſo man
ohne Salpeter zubereiten will/ ingleichen auch von unterſchiedlichen Farben-
Schlag-oder Platz-Stillen oder Stummen/ wie auch vom Sympathie-Pulver
etwas zu gedenken/ und Erſtlich:
Von dem Pulver ohne Salpeter.
Man will den Pilſenſaamen/ wenn ſolcher zu gewiſſer Zeit geholet wird/
eine ſonderbare Krafft (wenn ſolcher den Schwefel und Kohlen einverleibet/
auch gleich elnem andern Pulver in der Pulvermuͤhle gearbeitet worden) bey-
meſſen/ und habe ich hier nechſtfolgenden Satz in einem alten geſchriebenen Ar-
tillerie-Buch/ ſo noch meinem ſeel. Groß-Vater geweſen/ gefunden/ und nur
aus Curioſitaͤt/ beliebende zu probiren/ anher geſetzt.
℞. 8. ℔. Pilſenſaamen/ 1. ℔. Schwefel/ 1. ℔. 8. Loth Kohlen.
Oder/
[48]
Oder/
Den Pilſenſaamen mehr als des ordinari Salpeters genommen/ her-
nach den Schwefel und Kohlen in rechter Proportion und Gewichte hinzu ge-
ſetzt/ und gleich andern Pulver in der Muͤhlen gearbeitet.
Von unterſchiedlichen bunten Farben Pulver.
Das Schieß-Pulver wird meiſt aus Courioſitaͤt/ oder den Unwiſſenden
dadurch gleichſam was Ungemeines zu zeigen/ nicht aber aus Mangel der Koh-
len/ und zwar an ſelbiger ſtatt/ nachdem das Pulver farbig ſeyn ſoll/ durch
andern Zuſatz/ verfertiget.
Daß aber recht wolgebrandte Kohlen (an deſſen Stelle man andere
Feurfangende Species nimmet) dieſem nicht weit vorzuziehen/ und dienlicher
waͤre/ ein ſolches iſt hoffentlich von keinem Verſtaͤndigen zu verneinen/ weiln
dergleichen Pulver wie oben angefuͤhrte Worte melden/ meiſtens aus Curioſi-
taͤt/ und nicht einen ſonderlichen oder beſſern Effect (als bey dem ſchwarzen
Pulver geſchiehet) dadurch zu erlangen/ verfertiget wird. Dennoch aber es
ſey nun was oder nichts ſonderliches/ darbey zu merken; ſo kan doch nicht
ſchaden/ daß man/ fuͤrnemlich ein angehender Feuerwerker davon Wiſſen-
ſchafft habe/ und ſich wegen der Unwiſſenheit (welche verurſachet/ daß offt
was geringes in Verwunderung gezogen wird) nicht was anders uͤberreden laſ-
ſen darff; dahero ich bewogen worden/ gleichfalls einige Nachricht/ und zwar
den unwiſſenden Feuerwerkern zu Gefallen/ davon zu geben.
Wie ſo gar weit die bunten Pulver-Saͤtze voneinander differiren/ iſt aus
unterſchiedlichen/ ſo wol alten als neubeſchriebenen und in Druck ausgegan-
genen Artillerie-Buͤchern zu erſehen/ und habe ich meines Erachtens keine
gleichſtimmige Saͤtze befunden/ als diejenigen welche in vorgemeldten Buche
pag. 52. ſtehen/ ſo ich auch hieher geſetzt/ und dieſe/ ſo der ſeel. Herꝛ Siemi-
nowitz ſeinem Bericht nach ſelbſt practiciret/ allwo im Erſten Theile pag. 63.
des Teutſchen Exemplars (wiewoln in dem ſo genandten andern Theile auch
Meldung geſchehen) davon gehandelt.
Weiſſer Pulver-Satz.
℞. 6. ℔. Salpeter/ 1. ℔. Schwefel/ 1. ℔. gedoͤrꝛtes Mark vom Hollunder/
Ein Ander/
6. ℔. Salpeter/ Schwefel 1. ℔. und dann ſoll man Weinſtein brennen
bis er weiß wird/ und hernach in Waſſer zergehen laſſen/ dieſes leutern/ und
in einem unverglaſſirten Hafen ganz einkochen/ und darunter miſchen 1. Unze.
Oder/
10. ℔. Salpeter/ 1. ℔. Schwefel und die Rinde oder das Baſt/ oder die
Aegen (Aanen) võ dem gebrechten Hanf auch klein geſtoſſen und zu gerichtet 1. ℔.
Rother Pulver-Satz.
6. ℔. Salpeter/ 1. ℔. Schwefel/ gedoͤrꝛt und zu Pulver geriebenes/ her-
nach in Cinober oder Braſilien Holz/ mit Waſſer gekochtes und wieder getrock-
netes Papier auch 1. ℔. Oder von dem rothen Papier darein die Goldſchlager
die Gold-und Silber-Blaͤttgen legen.
Gelbes Pulver.
8. ℔. Salpeter/ 1. ℔. Schwefel/ hernach ſoll man wilden Saffran erſt-
lich in Brandtewein kochen/ hernach wol doͤrren und zu Pulver ſtoſſen/ und da-
runter miſchen 1. Pfund.
Gruͤnes Pulver.
10. ℔. Salpeter/ 1. ℔. Schwefel/ und hierzu ſoll man faul Holz in Gruͤn-
ſpan ud Brandtewein kochen/ und wol trucknen/ darunter miſchen 2. ℔. ꝛc.
Satz
[49]
Satz zum blauen Pulver.
8. ℔. Salpeter/ 1. ℔. Schwefel/ 1. ℔. klein geraſpelt Linden Holz in Jn-
dich und Brandtewein gekocht/ hernach wol gedoͤrꝛt und gepulvert 1. ℔..
Wer dergleichen buntfarbig Pulver in der Pulvermuͤhlen verſetzen/ ar-
beiten/ koͤrnen und nicht in abſonderlichen Stampff-Toͤpffen zu rechte machen
will/ derſelbe muß den Grubenſtock/ die Schue an den Stampffen/ Sieben/
Mulden und ſonſt alles was man zum Pulvermachen braucht/ vorhero wohl
reinigen und ſaubern laſſen.
Was etwan ſonſten mit dem bunten Farben-Pulver in Kriegs-Zeiten
zu practiciren moͤglich/ will ich mit Stillſchweigen uͤbergehen.
Es hatte vor etlich Jahren einer von meinen geweſenen Scholarn der-
gleichen Pulver verfertiget/ war graulich anzuſehen/ und hartkoͤrnig/ welches
ihrer viel vor einen Saamen gehalten/ und hernach als ſie ſolches anzuͤnden ge-
ſehen/ bekennet/ daß ſie ſolches/ wenn man es ihnen gleich vorhero geſaget/ den-
noch nicht geglaubet haͤtten.
Daß auch die Aehnlichkeit eines Saamens zu bekommen/ koͤnnen in die
Siebe die Koͤrnloͤchergen ovalich gemacht werden.
Des Schlag-Knall-oder Platz-Pulvers einige Nach-
richtung betreffende.
Das ſo genannte Platz-Schlag-oder Knall-Pulver wird gar leicht ver-
fertiget/ gleichwol aber iſt deſſen anlegende und unter ſich fuͤhrende Wuͤrkung/
oder woher eygentlich ein ſolches Platzen entſtehe/ wenigen bekand.
Man thut etwan ſo viel von dergleichen Pulver/ als auf 1. oder 2. Meſ-
ſerſpitzen zu faſſen/ in einem ſilbern oder nur blechernen Loͤffel/ haͤlt ſolches uͤber
ein brennend Licht/ ſo bald es nun zergangen/ erfolget/ welches zu verwundern/
einem Piſtolſchuß gleichender Knall/ worzu das Weinſtein-Salz nicht wenig
hilfft/ davon bey der Anmerkung im Capitel vom ſtarken Pulver etwas Mel-
dung geſchehen; deßwegen es ſeiner natuͤrlichen ſonderbaren Kaͤlte und Wider-
ſpaͤnſtigkeit/ die Kraͤffte unter ſich fuͤhret.
Was aber eygentlich die Entzuͤndung des Schlage-Pulvers betrifft/ ge-
ſchiehet immer einmal ehe als das andermal/ und muß man ſonderlich bey der-
jenigen Compoſition, ſo nicht wol incorporiret/ oder zu viel Saltartari in ſich
hat/ auf den Effect was laͤnger als ſonſten warten/ indem die Entzuͤndung we-
gen der hefftigen Kaͤlte des Salpeters und Saltartari nicht ehe geſchehen kan/
es habe ſich dann von der im Loͤffel befindenden Materia durch empfangene Hi-
tze was gehaben und aufgeblaͤſſert/ und der Schwefel ſich in ſchwarz braͤunli-
cher Farbe angeleget/ wodurch erſtlich die Entzuͤndung (ſtatt der Kohlen bey
dem Buͤchſen-Pulver) entſtehet/ und der Effect oͤffters alſo ſtark erfolget/ daß
einem die Ohren etliche Stunden davon klingen.
Noch viel einen hefftigern Schlag ſoll das Aurum fulminans vollbrin-
gen/ wenn nur 1. oder 2. Gran auf ein Meſſer genommeu/ und uͤber einem bren-
nenden Lichte gehalten wird. Die Urſache ſolchen erſchroͤcklichen Knalls/ ſoll
wie der Herꝛ Sieminowiz aus Oswaldi Crollii Baſilica Chymica in ſeinem Ar-
tillerie-Buche des Teutſchen Exemplars pag. 69. und 70. beſchrieben/ von dem
Salarmoniacum herruͤhren/ bey deſſen Beſchreibung wird unter andern dieſer
Worte gedacht. Jch halte darfuͤr daß der Salarmoniac ſolch ſchlagen verur-
ſache/ denn gleichwie der Salpeter und Schwefel Feinde ſeynd/ und ſich nicht
miteinander vertragen/ wie in Anzuͤndung des Buͤchſen-Pulvers zu ſehen/ al-
ſo iſt der SalArmoniac und Oleum oder Saltartari widereinander ꝛc. ꝛc. Ein
Liebhaber dergleichen Dinge wird ſich nicht verdrieſſen laſſen/ angezogenes
ganzes Capitel zu leſen.
GDieſen
[50]
Dieſen itztangefuͤhrten Worten wird in offtgedachten Buche (Unterſu-
chung der gemeinen Jrꝛthuͤmer (pag. 516. unter andern auch mit dieſen Wor-
ten widerſprochen.
Alſo faͤngt das Eiſen im Scheidewaſſer an zu kochen und zu prudeln/
mit groſſen Prauſen und Plitzen/ auch ſtarken Rauchen und Daͤmpffen/ wel-
ches alles auch herkoͤmt von dieſem Streit des Eiſen-Schwefels/ mit den
ſauern und Salpetriſchen Geiſtern des Scheidewaſſers. So geher es
auch zu mit dem Schlag-Golde/ welches nichts anders iſt/ als Gold in
Gold-Waſſer aufgeloͤſt/ und mit Weinſtein-Oel niedergeſchlagen/ welches
ſich entzuͤndet/ ohne wuͤrkliches Feuer/ knallet und ſchlaͤgt wie Buͤchſen-
Pulver/ welches nicht herkoͤmmt wie Crollius vermeinet (von einer natuͤrlichen
Feindſchafft/ die ſich zwiſchen dem Salmiac und Weinſteine befinden ſollte;
ſondern vielmehr von der/ ſo die Salpetriſchen Geiſter des Goldes oder Koͤ-
nigs-Waſſers und der Schwefel des Goldes/ welche darinnen in ihren klein-
ſten Theilen vermiſchet worden/ gegeneinander tragen/ wie Sennertus wohl
angemerkt/ ꝛc.
So wird nun meines Erachtens das Saltartari, was ſeine Natur der
unter ſich wendenden Macht anlanget/ dem Salpeter/ welcher/ wann er
angezuͤndet zwar die Flamme uͤber ſich/ dennoch aber ſeine Gewalt in Einbren-
nung eines Brets unter ſich fuͤhret/ ſehr nahe kommen/ auch in der Kaͤlte uͤber-
treffen/ was aber ſeine Anzuͤndung oder Feurhaltende Macht betrifft/ ſo iſt es
gegen dem Salpeter zu rechnen/ ſelbſt todt.
Weiln nun der Salpeter in dem Buͤchſen-Pulver der Effectuant iſt/
und ſeine Gewalt die groͤſte Exhalation oder Dampff machet/ ſo wird man/
wenn man Saltartari darunter vermenget/ wahrnehmen/ daß der Dampff
dadurch groͤſſer und mit ſchnellerm Ausbruche geſchiehet/ welches ohne Zwei-
ſel daher ruͤhret/ weiln ſich das Saltartari mit der andern Materia geſchwind
entzuͤndet/ ſo er doch wie oben gedacht an ſich ſelbſt nicht brennet) und alſo we-
gen ſeiner Kaͤlte und luͤfftigen Geiſter/ ſolche Widerſtrebung und Zerreiſſung
verurſachet.
Folgen etliche Saͤtze des ſo genannten Platz-oder Schlag-
Pulvers.
1.
℞. 1. Loth geſchmelzter Salpeter/ 1. Loth Flores: Sulphuris, 2. Loth
calcinirten oder gebrandten Weinſtein/ alles klein untereinander gerieben.
2.
Schwefel und Saltartari jedes gleich ſo viel als des andern/ nachmals et-
wan 1. 4theil mehr Salpeter/ als des Schwefels und ganz klar untereinander
gerieben.
3.
℞. 3. Loth Salpeter/ Flores Sulphuris Saltartarii jedes 2. Loth wie
vorgemeldt/ gekleint/ und untereinander gearbeitet.
Was es vor eine Bewandnuͤs mit dem ſtillen oder ſtum-
men Pulver habe.
Daß offt ſo viel Weſens von dem ſtillen oder ſogenandten ſtummen Pul-
ver gemacht wird/ geſchiehet nur von ſolchen Leuten/ welche die loͤbl. Artillerie
keines Weges verſtehen.
Es iſt ja genugſam bekandt/ daß der Salpeter in dem Pulver der Effe-
ctuant oder das principalſte Stuͤcke iſt. Wenn man nun wenig Salpeter zu ei-
nem Pulver nim̃t/ ſo wird es geringe/ ſo man auch/ wie bey den Saͤtzen/ welche
man
[51]
man zu unterſchiedlichen Ernſt- und andern Feurrn gebrauchet/ zu erſehen/
zu dem angeſatzten Salpeter/ Schwefel und Kohlen/ noch andere ſchwechende
oder niederſchlagende Dinge/ entweder in der Materia viel oder wenig/ feucht
oder trocken hinzu thut/ deſto ſchwaͤcher wird auch der Satz. Alſo auch/ wenn
man unter das Pulver ſolche Dinge miſchet/ die dem Salpeter contrarie oder/
ſelbigen gleichſam im Wege ſeyn/ daß er ſeine Gewalt nicht recht anlegen kan/
muß ohn Zweifel ein unkraͤfftiger Schuß erfolgen/ welcher ob er gleich nicht ſo
ſtark als recht Pulver platzet/ es dennoch nicht ſo ſtille/ als mancher wol ver-
meinet ablaͤufft.
Es ſchreibet Porta man ſoll etwas fettes unter das Pulver nehmen/
oder Boras und Butter in gewiſſer Maaſe darunter miſchen/ ſo ſoll es nicht
knallen/ hierbey iſt aber zu merken/ daß ſo viel in dem Knall abgehet/ ſo viel ge-
het auch dem Schuß an Staͤrcke ab. Jſt alſo meines Erachtens unrecht/ daß
es ſtummes Pulver genennt wird/ maſſen man eine Wind-Buͤchſe/ worzu wie
bekandt doch kein Koͤrnigen Pulver koͤmmt/ ingleichen ein Armbruſt abſchieſ-
ſen hoͤret.
Vor vielen Jahren iſt ſchon von den ſtillen Pulver geſchrieben/ aber
darbey berichtet worden/ daß es kaum ein Huhn todt ſchieſſen koͤnnen/ der-
gleichen ein Feuerwerker mit einem gemeinen Satze/ wenn ſolcher lucker in
das Rohr/ (um ſich geſchwinder in Feuer und Dampff zu reſolviren) geladen
wird/ verichten kan. Wann nun wie bey den ſo genannten ſtillen Pulver-
Saͤtzen zu erſehen/ das ohne dis geringe Pulver entweder mit Borras/ gemei-
nem Salze/ gepuͤlverte Hunds-Beine und dergleichen Dingen vermenget wor-
den/ kan ſelbiges freylich nicht ſehr platzen oder knallen/ ſondern nur ein Rau-
ſchen verbringen/ deſſen die Banditen gute Nachricht haben und gebrauchen/
worzu dann der Venediſche Borras/ weiln er im Feuer einen Fluß bekommt/
wordurch er die gehlinge Durchtringung verhindert/ viel hilfft. Theils neh-
men auch unter die ſtillen Pulverſaͤtze Opio und dergleichen/ wie im Scammo-
nio zu befinden/ welcher ſchreibet/ daß ein Theil Opio, die Staͤrke des Pulvers/
und den Schuß toͤdten ſoll/ wiewol es vor andern Gummi oder zehen Weſens
nichts ſonderbares verrichtet.
Stille Pulver-Saͤtze.
1.
Man ſoll nehmen 2. ℔. gemein Buͤchſen-Pulver/ 1. ℔. Venediſchen Bo-
ras/ alles klein reiben/ und wohl untereinander mengen/ dann wieder koͤrnen
laſſen.
2.
6. ℔. gemeines Pulver/ 1. ℔. Venediſchen Boras/ 3. ℔. Galmey/ 3. ℔.
Salmiac/ alles wol untereinander gemiſchet und gekoͤrnt.
3.
6. ℔. Salpeter 1½. ℔. Schwefel/ 3. ℔. gedoͤrꝛte und zu Pulver geſtoſſene/
der andern Hollunder-Rinde/ 2. ℔. verkrachtes oder gebrandten Salzes/ alles
zu einem Pulver gemacht und gekoͤrnt.
4.
1. ℔. Salpeter/ 6. Loth Schwefel/ 12. Loth Salz/ 9. Loth Kohlen/ 1½.
Loth Borras/ alles klein gearbeitet/ und mit Zwiebel-Safft angefeucht/ dann
wieder ertrocknen laſſen.
5.
Man ſoll nehmen Pulver/ Petroleum und Boras/ ſolches untereinan-
der reiben/ hernach ein Rohr oder Buͤchſe damit laden/ die Kugel mit einer naſ-
ſen Leimt umſchlagen/ und aufs Pulver ſtoſſen. Es ſoll nicht platzen/ und
gleichwol durch ein Bret ſchieſſen.
G 26. Einen
[52]
6.
Einen Natterbalk zwiſchen 2. Steinen zu Pulver gebrandt/ dann gemein
Salz jedes ſo viel als des andern/ darunter incorporiret/ und von dieſem Pul-
ver nach Gelegenheit des Schuſſes etwas untermenget/ ſoll nicht krachen.
Hierbey kan ich unerinnert nicht laſſen/ daß ſo man Boras ins Pulver
leget/ ſoll ſich der Schwefel und Salpeter davon keylen und zuſammen ſetzen;
dahero ihme wegen des auseinander gegangenen Satzes/ die treibende Krafft
benommen wird/ auch ſolches Pulver vielmehr ein Satz wie oben angefuͤhrt
als ein rechtes Pulver zu nennen iſt.
Vom Vexier-Pulver.
Dieſes Pulver/ ſo nur deßwegen gemacht wird/ einander dadurch zu ve-
xiren/ kan mit viel beſſern Rechte als das vorige/ ein ſtill oder ſtummes Pulver
zu nennen ſeyn/ weiln es ganz keinen Effect erweiſet/ und demjenigen ſo es vor
rechtes Pulver brauchet/ Zeit und Gelegenheit nach/ entweder ein Poſſen ver-
urſachen/ oder auch in Noth und Lebens-Gefahr ſetzen kan. Maſſen ſolch
Pulver dem Anſehen nach nicht anders als recht gut Pulver ausſiehet/ auch we-
gen ſeiner feſten Koͤrner in der Hand reiben als auch auf der Zungen (von dem-
jenigen ſo hiervon nicht guten Verſtand hat) probiren laͤſſet/ deſſen Zuberei-
tung geſchiehet wie bey dem rechten Pulver braͤuchlich/ jedoch nur wenig
Stunden Zeit zu arbeiten.
Vexier-Pulver-Saͤtze.
3. ℔. Alaune/ 2. ℔. ungeleſchten Kalk/ und 2. ℔. Kohlen.
Oder/
Schalk/ oder an deſſen Stelle Alaune und Salz/ ingleichen Kalk und
Kohlen/ alles untereinander gemenget/ angefeuchtet/ hernach auf der Muͤhlen
etliche Stunden gearbeitet/ gekoͤrnt und gerollt.
Nachrichtung/ desSympathie-Pulvers betreffende/
Was vor Wunders biß anhero von dem Sympathie-Pulver gemacht
worden/ wird hoffentlich denen Artillerie-Verſtaͤndigen kund ſeyn/ maſſen
theils vor gewiß berichtet/ (aber wer ſie ſcharff examiniren ſollte/ ſolches nim-
mermehr practiciren geſehen/) daß es angehen muͤſte/ maſſen als ich vor etli-
chen 20. Jahren in Koͤnigl. Daͤnnemaͤrkiſchen Artillerie-Dienſten war/ man
ſelbes mal vor warhafftig ausgab/ ob haͤtten Se. Koͤnigl. Majeſt. Fridericus
Tertius dergleichen Pulver im Felde probiret/ und befunden/ daß als ſie einen
Schuß Pulver in dero Zelte/ von demjenigen ſo etliche 100. Schritte in einem
auſgethanen Faͤßgen/ davon geſtanden/ anzuͤnden laſſen/ waͤre das andere
gleichfalls entzuͤndet/ und ſeine Wuͤrkung vollbracht worden. So ſehr/ nebſt
andern dergleichen Liebhaber ich mich um die Gewißheit erkundiget/ haben
wir niemanden antreffen koͤnnen/ ſo es ſelbſt geſehen; Jedennoch wie mir
noch gar neulich vor beſtaͤndig erzehlet worden/ ſoll ein hocherfahrner von Adel
in der Ober-Laußnitz ſeyn/ welcher dergleichen/ wiewol auf gar kurze Diſtantz
verrichtet/ welches meines Bedunkens eine Art von Schlag-Golde ſo ſich (wie
in dem Capitel vom Schlag-Pulver erwehnt) ohne wuͤrkliches Feuer entzuͤn-
den/ und wie Buͤchſen-Pulver knallen und plitzen ſoll/ ſeyn mag.
Sonſten habe ich in Artillerie noch andern curioſen Buͤchern niemaln
von dem Sympathie-Pulver als in den offtgemeldten Buche pag. 515. was ge-
funden/ wie aus nachſolgenden Worten zu erſehen.
Wann man Kohlen/ ſo am St. Johannis Tage des Taͤuffers fruͤhe
Morgens
[53]
[...] der Sonnen Aufgang/ oder ſonſt an heiſſen Sommer-Tagen/
[...] Wurzeln des Krauts Artemiſia, oder Beyfuß genannt/ finden kan/
und ſelbe an ſtatt der gemeinen Kohlen zum Schieß-Pulver brauchet/ wird ih-
nen eine gewiſſe Sympathie oder natuͤrliche Verwandnuͤs zugeſchrieben/ alſo:
daß ſie ſich/ wenn ein wenig von ſolchem Pulver angezuͤndet wird/ alles auf
dergleichen Art gemachte/ auf viel 100. Schritte umher befindliche auch an-
zuͤnden ſoll/ dahero ſolches einige zu einer gewiſſen Kriegs-Liſt zu gebrauchen
gedenken/ und zu probiren ſtehet.
Dieſe Kunſt Sympathie-Pulver machen zu lernen/ doͤrffte meines Er-
achtens langſam oder wol gar nicht angehen/ ſintemal einer oͤffters und lange
genug an unterſchiedlichen Orten vergebens ſuchen/ ehe er Kohlen unter dem
Beyfuſſe finden moͤchte/ es waͤren dann ſolche vorhero dahin gehext oder ver-
graben worden.
Wann nun der gleichen Sympathie-Pulver mit verbotenen Dingen zu-
bereitet wird/ kan es mit Fug und Recht nicht natuͤrlich zugehen/ oder ſolches
Pulver eine ſo gleich natuͤrliche Verwandſchafft in der Anzuͤndung haben/
wiewol nichts neues/ daß man Sympathie-Sachen zur Wund Arzney (einen
Verwundten auf etliche Meilen darmit zu curiren/ oder deſſelben Zuſtand oder
Geſundheit zu erkundigen) dienlichen/ auch andern dem Verſtande nach uͤber-
natuͤrliche Dingen Wiſſenſchafft habe/ und practiciren koͤnne/ welche Kuͤnſte
dann jederzeit von deren Meiſtern daß es natuͤrlich zugehe/ wiewol es die we-
nigſten glaͤuben hochgeruͤhmet werden. Was aber unſer Sympathie-Pulver
anlanget/ und ja dergleichen Pulver zu machen moͤglichen/ wuͤrde es doch wie
oben allbereit gedacht/ nimmermehr in der Weite effectuiren/ ſondern wol na-
he genung und zwar (wie ihrer viel vermeinen) kein ſonderbarer Effect geſche-
hen/ maſſen ſolche Kuͤnſte aus bloſſer Curioſitat bekannt/ und meines Erach-
tens von den Leichtglaubigen 100 mal groͤſſer gemacht werden.
Habe demnach meine wenige Gedanken gleichfalls uͤber das Sympathie,
als in vorigen Beſchreibungen unterſchiedliche Arten Pulver/ dem angehen-
den Feuerwerker zu Gefallen ſich deſſen in Diſcurs und ſonſt beliebende zu be-
dienen/ den Drittin Theile meiner Artillerie einverleiben wollen/ mit dem
gaͤnzlichen Vorbehalt/ mich deßwegen mit keinem in ein Streit einzulaſſen/
ſondern ſo ferne man mir mit gewiſſen Demonſtrationibus ein beſſers lehret/
mich deſſen Information gerne unterwerffen will.
Wie verdorben Pulver zu ſcheiden.
Nachdem in dieſem Dritten Theile blos und alleine das Pulver anlan-
gende/ zu handeln/ mir vorgenommen; Als will ich fortfahren und Bericht
thun/ wie das verdorbene Pulver voneinander zu ſcheiden/ und nachmals wie-
der gutes Pulver daraus zu verfertigen.
Das Pulver zu ſcheiden/ ruͤhret meiſt daher/ wann etwan in demſelben
die Kohlen verfaulet/ oder der Pulver-Satz/ in lang geſtanden und nicht wol
gearbeiteten Pulver/ auseinander gangen/ oder wenn das Pulver feuchte und
naß worden/ dahero ſelbiges nicht mehr zu dem Geſchuͤtze zu gebrauchen. Und
ob gleich einige dergleichen Pulver mit Zuſatz friſchen Kohlen oder Salpeter
dann ferner in etlichen Stunden auf der Pulvermuͤhle gut und duͤchtig zu ar-
beiten vermeinen/ ſo wird man doch kein gutes Pulver/ ſondern nur ſo zu re-
den geflicktes Pulver/ welches in kurzer Zeit wiederum verdirbet/ bekommen.
Als ich in Koͤnigl. Daͤnnemaͤrkiſchen Artillerie-Dienſten war/ hat An-
no 1662. das groſſe Waſſer/ unter andern auch zu Gluͤckſtadt in Holſtein viel
Schaden gethan/ und ſelbes mal den Tham an Hafen auf der Seite nach des
Grafen Benzens Hauſe zu/ guten theils zerriſſen und durch die Gaͤrten hin-
G 3durch
[54]
durch getrungen/ alſo: daß auch viel Centner Pulver in dem Pulver-
Thurne/ hinter dem Baͤhre/ ſehr ernaͤſſet/ theils gar ausgewaͤſſert wurde und
verdurbe.
Dieſem nun wo immer moͤglich zu begegnen/ hat man das allzu naſſe
Pulver vollends ausgewaͤſſert/ den annoch darinnen befindenden Salpeter zur
Probe geſotten/ das ernaͤſſete Pulver aber auf Tafeln legen/ und an der Sonen
oder gelinden Lufft/ ſo viel im̃er moͤglich/ durch fleiſſiges wenden wieder ertrock-
nen laſſen/ hat aber keinen Beſtand gehabt/ dahero man dergleichen Pulver
durch Zuſatz friſchen Salpeters und Kohlen/ in Hamburg umzuarbeiten ver-
tungen/ nachmals/ damit es nicht in kurzen Jahren wieder umſchlagen moͤge/
alsbald zur Ausgabe verbraucht.
Sonſten aber/ wann das Pulver nur zum Schieſſen undienlich waͤre/
und alſo nicht ganz verdorben/ hielte ich vor rathſamer/ man brauchte es zu
unterſchiedlichen Feuerwerks-Sachen/ da es dann durch Zuſatz anderer Spe-
cierum zu einem Feuerwerks-Satze ſchon dienlich zu machen/ und man alſo
der Muͤhe des Scheidens uͤberhaben ſeyn kan. Die Pulver-Scheidung aber
wird auf nachfolgende Art vollbracht.
Man thue in einen Keſſel ſo viel verdorben Pulver als auf einmal darinn
zu ſcheiden moͤglich/ gieſſe Eſſig oder nur rein Brunnen-Waſſer/ daß ſelbiges
ungefehr den dritten Theil daruͤber gehe/ hinein/ laſſe das Pulver allmaͤhlig
zergehen/ biß der Eſſig recht heiß werde/ unterweilen aber mit einem Ruͤhr-
oder Brechſcheite durcheinander geruͤhret/ eine Weile ſtehen zu laſſen/ davon
ſchwimmen die Kohlen uͤber ſich in die Hoͤhe/ welche mit einer Kelle/ oder mit
einem Tuͤchlein zwiſchen ein hoͤlzern Gaͤblein geſpannet/ abzunehmen ſeynd.
So dieſes erfolget/ wird ein Sack uͤber ein rein Gefaͤſſe gehangen/ der Eſſig
darein gegoſſen/ welcher dann in das darunter geſetzte Gefaͤſſe mit dem zergan-
genen Salpeter hindurch gehet/ und der Schwefel in dem Sacke verbleibet/
welcher nachmals ander Sonne oder in der Waͤrme abzutrocknen/ der Eſſig
aber zur Probe geſotten und nach der Erkaltung/ auch ſo er genugſam ange-
ſchoſſen/ heraus genommen.
Wer aber/ wie oben bey Zubereitung der Stellbuͤtte beſchrieben/ ſtracks
einen/ nach dem Keſſel gemachten Sacke/ uͤber den Keſſel ſpannet/ derſelbe darff
nicht erſtlich den Eſſig in ein ſonderlich Gefaͤſſe gieſſen/ ſondern weiln die Koh-
len wie gedacht/ bald abzunehmen/ der Schwefel auch im Sacke verbleibet/
den Eſſig oder Waſſer/ nur alſobald zur Probe ſieden und wie bey dem Anſchieſ-
ſen des Salpeters gemeldet/ procediren.
Von viſiren der Pulver-Faͤſſer/ welche Art leichtlichen
zu den Stuͤcken und andern ſo wol compacten/ als flieſſen-
den Materien/ zu gebrauchen.
Nachdeme ich in dieſem Dritten Theile von demjenigen/ ſo man zum
Pulver brauchet: ingleichen von den unterſchiedlichen Arten Pulver gehan-
delt; als will zum Beſchluß dieſen Theils/ ich noch hinzufuͤgen/ wie die groſſen
als kleinen Faͤſſer/ welche mit etlichen Centnern oder wenigern Pulver gefuͤllt/
auf eine beſondere und nicht gemeine Manir/ behende zu viſiren/ aufdaß man
ſelbiger Schwere nicht allein bey eyliger und geſchwinder Fortſchaffung/ inglei-
chen im Felde wo keine groſſe Wage vorhanden/ in Aufladen und ſonſten erkun-
digen koͤnne.
Dieſe Manir wird einem allerhand hart und flieſſende Materien in ihren
Behaltnuͤſſen oder Faͤſſern/ ohne abſonderliches Wiegen und Ausmeſſen/ gleich-
falls zu viſiren/ Anlaß geben. Und kan ſolches nachfolgender Geſtalt geſchehen.
Man
[]
[][55]
Man theilet das Pulver Pfund-Maas in 1000. gleiche Theile/ wie
zu erſehen in Fig. 11. Nach dieſem ſiehet man/ wie viel dem erſten Boden des
Pulver-Faſſes ſo man zu viſiren Vorhabens/ ſolcher 1000. Theile zu kom-
men. ex. gr. man haͤtte 3090. gefunden/ ſetzet ſolche beyſeite. Dieſes geſche-
hen/ auch den hintern Boden gemeſſen/ welcher 3080. ſolcher Theile gehalten/
dieſe Zahl unter erſtgefundene geſetzt/ und zuſammen addirt/ koͤmmt 6170. ſol-
che halbirt/ daraus entſtehet der verglichene Diameter des erſten und andern
Bodens/ als 3085. ſo ebenfalls unter die vorig gefundene zu ſetzen. Dieſem
nach: den Diametrum des Faſſes/ in der Mitten/ allwo es am dickeſten/ durch
Huͤlffe zweyer Winkelhaacken oder einer Chorde, wie im erſten Theile pag. 32.
Fig. 78. zu erſehen/ jedoch ſolcher Geſtalt/ daß die Staͤrke des Holzes nicht mit
gerechnet werde/ abgenommen/ koͤmmt 3645. welche Zahl man zu dem vergli-
chenen Diametro der Boͤden addiret/ ſo 6365. machet/ nachmals halbiret/
koͤmmt 3366. iſt demnach dieſes der verglichene Diameter des ganzen Faſſes/
welchen man quatratæ multipliciret/ woraus 11323226. erwaͤchſt/ wann
dieſe gefunden/ wird ſolche mit der Laͤnge des Faſſes/ allhier/ 4807. wovon
gleichfalls der Boͤden und Zargen Staͤrke abgezogen/ multipliciret/ aus wel-
chen der cubiſche Jnhalt an der Zahl 54144105750. erwaͤchſt/ letztens das in
1000. Theile getheilte Pfund cubice multipliciret/ koͤmmt/ 1000000000.
vor dem Diviſorem worunt voriger cubiſcher Jnhalt des ganzen Faſſes/ durch
Abſchneidung der Nullen dividiret wird/ kommen 54. ℔. das Uberbliebene iſt
3⅕. Loth oder \frac{1}{10}theil eines Pfundes/ ſo in der Quantitaͤt nicht zu æſtimi-
ren iſt.
Zu mehrem Verſtande habe ich nur dieſes kleine Exempel anhero ſetzen/
darbey aber gedenken wollen/ daß bey groͤſſern Faſſen man Pfunde zu Centnern
machet.
Exempel.
- 3090. Der erſte Boden des Pulver-Faſſes
- 3080. Der andere Boden/
- 6170. iſt alſo beydes addirt. ferner:
- 3085. Halbirt/ oder verglichener Diameter der Boͤden.
- 3645. Die Dicke oder der Diameter des Faſſes in der Mitten/
- 6730.addirt.
- 3365. medirt. iſt der verglichener Diameter des
- 3365. ganzen Faſſes/ welcher muß quadrirt werden.
- 16825.
- 20190.
- 10095.
- 10095.
- 11323225. Dieſes iſt der Quadratiſche Jnhalt/
- 4870. Die Laͤnge des ganzen Faſſes.
- 79262575.
- 80585800.
- 45202900.
- 54144105750. Cubiſcher Jnhalt.
1000
[56]
- 1000 Theile des Pfundes
- 1000
- 1000000. Quadrat.
- 1000.
- 1000000000 Cubus welches iſt der
diviſor zum Cubiſchen Jnhalte/ des Faſſes/ ſtehet alſo:
- 54
- 1
- 14410575.
- 00000000
Anmerkung.
Weiln die Pfund faſt aller Orten variren/ kan ein immaginirtes Pfund
genommen/ und in 1000. gleiche Theile getheilet werden/ nachmals dieſes
Pfund zur Baſis genommen und einen gleichſeitigen Triangul aufgerichtet/
an obern Punct das Linial geleget/ und von ſelbigen auf jede Theile Linien
gezogen. So man nun ein ander Pfund-Maas bekoͤmmt/ darf ſolches nur
aus dem obern Punct A. in beyde Seiten B. und C. abgeſtochen und zuſammen
gezogen werden. So iſt demnach die Linia B. C. gleichfalls in 1000. gleiche
Theile getheilet/ wie in Fig. 12. zu erſehen.
Weiln nun/ wie in meinem andern Theile pag. 36. erwehnt/ einige Kuͤpf-
ferne Pulvermaaſe bey Ausgeben des Pulvers ſehr noͤthig/ auch in meiſten
Zeughaͤuſern zu befinden/ ſolche aber nicht allzeit gleich hoch und weit ſeyn/
muß man dergleichen Pfund-Maas zuvor nach Art der Geometriſchen Auf-
gabe/ wie ein Cylinder/ ſo hoͤher als ſtark/ in einem gleich hoch und ſtarken/ zu
verwandeln wiſſen/ nachmals ſelbigen wie oben gelehrt in 1000. gleiche Theile
theilen/ und nach angezogenen Exempel procediren.
Letzlichen bitte ich/ der hochgeneigte Leſer/ beliebe wegen meiner ſo wol
des ſchlechten Styli, als andern unterlauffenden Fehler halber/ gleichwie ich
im Beſchluß des andern Theils gebeten/ zu perdoniren/ und alles wol auf-
zunehmen.
Schlieſſe demnach wie angefangen/ alſo auch im Namen GOttes
dieſes Dritten Theils
ENDE.
[[57]]
Appendix A ERRATA
des Dritten Theils.
- pag. 3. linia 16. Areillerie/ lis Artillerie.
- pag. 4. linia 16. verloſchener/ lis verloſchene.
- pag. 6. linia 28. Sonnen/ lis Sonne. lin. 30. flieſſende/ lis ſchieſſende. lin. 47. und an/ lis
und ſo an. - pag. 7. lin. 14. Rimppel/ lis Tuͤmppel. lin. 19. einziehen/ liß einziehet. lin. 21. in der mit
lit. A. lis mit lit. A. - pag. 8. lin. 39. daran waͤchſt/ lis darvon waͤchſt.
- pag. 9. lin. 5. aber neben/ lis oben neben. lin. 8. Troͤpffelwaſſers/ liß Troͤpffelſaſſes. lin. 12.
ein Viertheils Viertel/ lis einer Viertel Ellen tieff. lin. 17. ein halb Viertel/
lis anderthalb Viertel. ibid. im Diametro, liß Diametri. - pag. 10. lin. 18. Unſchlet/ lis wie Unſchlet. lin. 22. oder 1½. Stunde/ liß 1. oder 1½.
Stunde/ lin. 41. vorbeſchriebenen/ lis vorbeſchrieben. - pag. 11. lin. 3. kan/ lis koͤm̃t.
- pag. 12. lin. 46. auf der/ liß auf die.
- pag. 14. lin. 17. 1. Quintlein/ liß 1. Centner. lin. 19. 1½. Zolldick/ liß ¼ Zoll dicke.
- pag. 17. lin. 11. miſchende/ lis ein miſchende.
- pag. 19. lin. 12. zerſchmelzen/ liß zerſchmolzen. lin. 48. brochen/ lis gebrochen.
- pag. 21. lin. 23. woran/ lis wovon.
- pag. 22. lin. ultima Glaß/ l. blaß.
- pag. 23. lin. 1. Glaßgelben/ liß blaßgelben.
- pag. 30. lin. 30. ſelbſter/ l. ſelbſten.
- pag. 31. lin. 22. daran/ l. darvon. lin. 29. einer/ l. einerley.
- pag. 35. lin. 23. Quintl. l. Centner.
- pag. 36. ſtehet 46. lis 36.
- pag. 38. lin. 41. die nicht die/ liß nicht die. lin. ult. ſalzigen/ liß ſalzigen Materia gerei-
niget. - pag. 39. lin. 9. ſpuͤrenden/ l. fuͤhrenden. lin. 45. worden/ l. werden.
- pag. 41. lin. 37. Aufreibung/ l. Auftreibung.
- pag. 43. lin. 12. ſuchen/ l. ſolchen.
- pag. 45. lin. ult. ehut/ l. thut.
- pag. 47. lin. 47. elnem/ l. einem.
- pag. 55. lin. 13. 6365. liß 6730. lin. 14. 3366. liß 3365. lin. 15. 11323226. liß
11323225. lin. 16. 4807. liß 4870. lin. 21. 54. liß 55. lin. 43. 80585800.
liß 90585800. lin. ult. 54144105750. liß 55144105750. - pag. 56. lin. 7. 54. liß 55.
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CC-BY-4.0
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- Zitationsvorschlag für diese Edition
- TextGrid Repository (2025). Buchner, Johann Siegmund. Theoria Et Praxis Artilleriæ. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bp3t.0