Kritik der politischen Oekonomie.
Buch II: Der Cirkulationsprocess des Kapitals.
Verlag von Otto Meissner.
1885.
[[II]][[III]]
Vorwort.
Das zweite Buch des „Kapital“ druckfertig herzustellen und
zwar so, dass es einerseits als zusammenhängendes und möglichst
abgeschlossnes Werk, andrerseits aber auch als das ausschliessliche
Werk des Verfassers, nicht des Herausgebers dastand, war keine
leichte Arbeit. Die grosse Zahl der vorhandnen, meist fragmentarischen
Bearbeitungen erschwerte die Aufgabe. Höchstens eine einzige
(Manuskript IV) war, soweit sie ging, durchweg für den Druck
redigirt; dafür aber auch der grösste Theil durch Redaktionen aus
späterer Zeit veraltet. Die Hauptmasse des Materials war, wenn
auch grösstentheils sachlich, so doch nicht sprachlich fertig aus-
gearbeitet; abgefasst in der Sprache worin Marx seine Auszüge an-
zufertigen pflegte: nachlässiger Styl, familiäre, oft derbhumoristische
Ausdrücke und Wendungen, englische und französische technische
Bezeichnungen, oft ganze Sätze und selbst Seiten Englisch; es ist
Niederschrift der Gedanken in der Form, wie sie sich jedesmal im
Kopf des Verfassers entwickelten. Neben einzelnen, ausführlich
dargestellten Partien andre, gleich wichtige nur angedeutet; das
Material illustrirender Thatsachen gesammelt, aber kaum gruppirt,
geschweige verarbeitet; am Schluss der Kapitel, unter dem Drang
zum nächsten zu kommen, oft nur ein paar abgerissne Sätze als
Marksteine der hier unvollendet gelassnen Entwicklung; endlich die
bekannte, dem Verfasser selbst manchmal unleserliche Handschrift.
Ich habe mich damit begnügt, die Manuskripte so wörtlich wie
möglich wieder zu geben, am Styl nur das zu ändern was Marx
selbst geändert haben würde, und nur da erläuternde Zwischensätze
und Uebergänge einzuschieben wo dies absolut nöthig und der Sinn
[IV] obendrein ganz unzweifelhaft war. Sätze, deren Deutung nur im
Entferntesten Zweifel zuliess, sind lieber ganz wörtlich abgedruckt
worden. Die von mir herrührenden Umarbeitungen und Einschie-
bungen betragen im Ganzen noch keine zehn Druckseiten, und sind
nur formeller Natur.
Die blosse Aufzählung des von Marx hinterlassnen handschrift-
lichen Materials zu Buch II beweist, mit welcher Gewissenhaftigkeit
ohne Gleichen, mit welcher strengen Selbstkritik er seine grossen
ökonomischen Entdeckungen bis zur äussersten Vollendung auszu-
arbeiten strebte, ehe er sie veröffentlichte; eine Selbstkritik, die ihn
nur selten dazu kommen liess, die Darstellung nach Inhalt und
Form seinem stets durch neue Studien sich erweiternden Gesichts-
kreis anzupassen. Dies Material besteht nun aus folgendem.
Zuerst ein Manuskript „Zur Kritik der politischen Oekonomie,“
1472 Quartseiten in 23 Heften, geschrieben August 1861 bis Juni
1863. Es ist die Fortsetzung des 1859 in Berlin erschienenen
ersten Hefts desselben Titels. Es behandelt auf Seite 1—220
(Heft I—V) und dann wieder auf Seite 1159—1472 (Heft
XIX—XXIII) die in Buch I des „Kapital“ untersuchten Themata
von der Verwandlung von Geld in Kapital bis zum Schluss, und ist
die erste vorhandne Redaktion dafür. Die Seiten 973—1158 (Heft
XVI—XVIII) handeln von: Kapital und Profit, Profitrate, Kauf-
mannskapital und Geldkapital, also von Thematen, die später im
Manuskript zu Buch III entwickelt sind. Die in Buch II, sowie
sehr viele später in Buch III behandelten Themata sind dagegen
noch nicht besonders zusammengestellt. Sie werden nebenbei be-
handelt, namentlich in dem Abschnitt, der den Hauptkörper des
Manuskripts ausmacht: Seite 220—972 (Heft VI—XV): Theorien
über den Mehrwerth. Dieser Abschnitt enthält eine ausführliche
kritische Geschichte des Kernpunkts der politischen Oekonomie, der
Mehrwerthstheorie, und entwickelt daneben, in polemischem Gegen-
satz zu den Vorgängern, die meisten der später im Manuskript zu
Buch II und III besonders und in logischem Zusammenhang unter-
suchten Punkte. Ich behalte mir vor, den kritischen Theil dieses
Manuskripts, nach Beseitigung der zahlreichen durch Buch II und
III bereits erledigten Stellen, als Buch IV des „Kapital“ zu
[V] veröffentlichen. So werthvoll dies Manuskript, so wenig war es für
die gegenwärtige Ausgabe des Buch II zu benutzen.
Das dem Datum nach jetzt folgende Manuskript ist das von
Buch III. Es ist wenigstens grösstentheils 1864 und 1865 ge-
schrieben. Erst nachdem dies im Wesentlichen fertig, ging Marx
an die Ausarbeitung von Buch I, des 1867 gedruckten ersten
Bandes. Dies Manuskript von Buch III bearbeite ich jetzt für
den Druck.
Aus der nächsten Periode — nach Erscheinen des Buch I —
liegt vor für Buch II eine Sammlung von vier Manuskripten in
Folio, von Marx selbst I—IV numerirt. Davon ist Manuskript I
(150 Seiten), vermuthlich von 1865 oder 67 datirend, die erste
selbständige, aber mehr oder weniger fragmentarische Bearbeitung
von Buch II in seiner gegenwärtigen Eintheilung. Auch hiervon
war nichts benutzbar. Manuskript III besteht theils aus einer Zu-
sammenstellung von Citaten und Hinweisen auf Marx’ Auszugshefte
— meist auf den ersten Abschnitt des Buch II bezüglich — theils
aus Bearbeitungen einzelner Punkte, namentlich der Kritik der
A. Smith’schen Sätze über fixes und cirkulirendes Kapital und über
die Quelle des Profits; ferner eine Darstellung des Verhältnisses der
Mehrwerthsrate zur Profitrate, die in Buch III gehört. Die Hin-
weise lieferten wenig neue Ausbeute, die Ausarbeitungen waren so-
wohl für Buch II wie Buch III durch spätere Redaktionen überholt,
mussten also auch meist bei Seite gelegt werden. — Manuskript IV
ist eine druckfertige Bearbeitung des ersten, und der ersten Kapitel
des zweiten Abschnitts von Buch II, und ist da, wo es an die
Reihe kommt, auch benutzt worden. Obwohl sich herausstellte dass
es früher abgefasst ist als Manuskript II, so konnte es doch, weil
vollendeter in der Form, für den betreffenden Theil des Buchs mit
Vortheil benutzt werden; es genügte, aus Manuskript II einige Zu-
sätze zu machen. — Dies letztre Manuskript ist die einzige einiger-
massen fertig vorliegende Bearbeitung des Buch II und datirt von
1870. Die gleich zu erwähnenden Notizen für die schliessliche
Redaktion sagen ausdrücklich: „Die zweite Bearbeitung muss zu
Grunde gelegt werden.“
Nach 1870 trat wieder eine Pause ein, bedingt hauptsächlich
[VI] durch Krankheitszustände. Wie gewöhnlich füllte Marx diese Zeit
durch Studien aus; Agronomie, amerikanische und namentlich russische
ländliche Verhältnisse, Geldmarkt und Bankwesen, endlich Natur-
wissenschaften: Geologie und Physiologie, und namentlich selbständige
mathematische Arbeiten, bilden den Inhalt der zahlreichen Auszugs-
hefte aus dieser Zeit. Anfang 1877 fühlte er sich so weit her-
gestellt, dass er wieder an seine eigentliche Arbeit gehn konnte.
Von Ende März 1877 datiren Hinweise und Notizen aus obigen vier
Manuskripten als Grundlage einer Neubearbeitung von Buch II,
deren Anfang in Manuskript V (56 Seiten Folio) vorliegt. Es um-
fasst die ersten vier Kapitel und ist noch wenig ausgearbeitet;
wesentliche Punkte werden in Noten unter dem Text behandelt; der
Stoff ist mehr gesammelt als gesichtet, aber es ist die letzte voll-
ständige Darstellung dieses wichtigsten Theils des ersten Abschnitts.
— Ein erster Versuch, hieraus ein druckfertiges Manuskript zu
machen, liegt vor in Manuskript VI (nach Oktober 1877 und vor
Juli ’78); nur 17 Quartseiten, den grössten Theil des ersten Kapitels
umfassend, ein zweiter — der letzte — in Manuskript VII, „2. Juli
1878“, nur 7 Folioseiten.
Um diese Zeit scheint Marx sich darüber klar geworden zu
sein, dass ohne eine vollständige Revolution seines Gesundheitszu-
standes er nie dahin kommen werde, eine ihm selbst genügende Be-
arbeitung des zweiten und dritten Buchs zu vollenden. In der That
tragen die Manuskripte V—VIII die Spuren gewaltsamen Ankampfs
gegen niederdrückende Krankheitszustände nur zu oft an sich. Das
schwierigste Stück des ersten Abschnitts war in Manuskript V neu
bearbeitet; der Rest des ersten und der ganze zweite Abschnitt (mit
Ausnahme des siebzehnten Kapitels) boten keine bedeutenden theo-
retischen Schwierigkeiten; der dritte Abschnitt dagegen, die Repro-
duktion und Cirkulation des gesellschaftlichen Kapitals, schien ihm
einer Umarbeitung dringend bedürftig. In Manuskript II war näm-
lich die Reproduktion behandelt zuerst ohne Berücksichtigung der
sie vermittelnden Geldcirkulation, und sodann nochmals mit Rück-
sicht auf diese. Dies sollte beseitigt, und der ganze Abschnitt über-
haupt so umgearbeitet werden, dass er dem erweiterten Gesichtskreis
des Verfassers entsprach. So entstand Manuskript VIII, ein Heft
[VII] von nur 70 Quartseiten; was Marx aber auf diesen Raum zu-
sammenzudrängen verstand beweist die Vergleichung von Abschnitt III
im Druck, nach Abzug der aus Manuskript II eingeschobnen Stücke.
Auch dies Manuskript ist nur eine vorläufige Behandlung des
Gegenstands, bei der es vor Allem darauf ankam die gewonnenen
neuen Gesichtspunkte gegenüber Manuskript II festzustellen und zu
entwickeln, unter Vernachlässigung der Punkte über die nichts
Neues zu sagen war. Auch ein wesentliches Stück von Kapitel XVII
des zweiten Abschnitts, das ohnehin einigermassen in den dritten
Abschnitt übergreift, wird wieder hineingezogen und erweitert. Die
logische Folge wird öfters unterbrochen, die Behandlung ist stellen-
weise lückenhaft und namentlich am Schluss ganz fragmentarisch.
Aber was Marx sagen wollte ist in dieser oder jener Weise darin
gesagt.
Das ist das Material zu Buch II, woraus, nach einer Aeusserung
von Marx zu seiner Tochter Eleanor kurz vor seinem Tode, ich
„etwas machen“ sollte. Ich habe diesen Auftrag in seinen engsten
Grenzen genommen; wo irgend möglich, habe ich meine Thätigkeit
auf blosse Auswahl zwischen den verschiednen Redaktionen beschränkt.
Und zwar so, dass stets die letzte vorhandne Redaktion unter Ver-
gleichung der frühern zu Grunde gelegt wurde. Wirkliche, d. h.
andre als bloss technische Schwierigkeiten boten dabei nur der erste
und dritte Abschnitt, diese aber auch nicht geringe. Ich habe sie
zu lösen gesucht ausschliesslich im Geist des Verfassers.
Die Citate im Text habe ich meist übersetzt bei Belegen für
Thatsachen oder wo, wie bei Stellen aus A. Smith, das Original
Jedem zu Gebot steht der der Sache auf den Grund kommen will.
Nur in Kapitel X war dies nicht möglich, weil hier direkt der
englische Text kritisirt wird. — Die Citate aus Buch I tragen die
Seitenzahlen der zweiten Auflage, der letzten die Marx noch er-
lebt hat.
Für das Buch III liegt ausser der ersten Bearbeitung im
Manuskript: „Zur Kritik“, den erwähnten Stücken in Manuskript III
und einigen, in Auszugsheften gelegentlich eingesprengten kurzen
Noten, nur vor: das erwähnte Manuskript in Folio von 1864—65,
ausgearbeitet in ungefähr derselben Vollständigkeit wie Manuskript II
[VIII] von Buch II, und endlich ein Heft von 1875: Das Verhältniss der
Mehrwerthsrate zur Profitrate, mathematisch (in Gleichungen) ent-
wickelt. Die Fertigstellung dieses Buchs für den Druck schreitet
rasch voran. Soweit ich bis jetzt beurtheilen kann, wird sie haupt-
sächlich nur technische Schwierigkeiten machen, mit Ausnahme frei-
lich einiger sehr wichtigen Abschnitte.
Es ist hier der Ort eine Anklage gegen Marx zurückzuweisen,
die, erst nur leise und vereinzelt erhoben, jetzt, nach seinem Tode,
von deutschen Katheder- und Staatssocialisten und deren Anhang
als ausgemachte Thatsache verkündet wird — die Anklage, als habe
Marx ein Plagiat an Rodbertus begangen. Ich habe bereits an
andrer Stelle das Dringendste darüber gesagt1), kann aber erst hier
die entscheidenden Belege beibringen.
Diese Anklage findet sich meines Wissens zuerst in R. Meyer’s
„Emancipationskampf des vierten Standes,“ S. 43: „Aus diesen
Publikationen“ (den bis in die letzte Hälfte der dreissiger Jahre
zurückdatirenden von Rodbertus) „hat nachweisbar Marx den
grössten Theil seiner Kritik geschöpft.“ Ich darf bis auf weitern
Nachweis wohl annehmen, dass die ganze „Nachweisbarkeit“ dieser
Behauptung darin besteht, dass Rodbertus dies Herrn Meyer ver-
sichert hat. — 1879 tritt Rodbertus selbst auf die Bühne, und
schreibt an J. Zeller (Tübinger „Zeitschrift für die gesammte Staats-
wissenschaft“, 1879, S. 219) mit Beziehung auf seine Schrift: „Zur
Erkenntniss unsrer staatswirthschaftlichen Zustände“, (1842) wie
folgt: „Sie werden finden, dass derselbe“ [der darin entwickelte Ge-
dankengang] „schon ganz hübsch von Marx ..... benutzt worden ist,
freilich ohne mich zu citiren“. Was ihm denn auch sein posthumer
Herausgeber Th. Kozak ohne Weiteres nachplappert. (Das Kapital
von Rodbertus. Berlin 1884. Einleitung, S. XV.) — Endlich, in
den von R. Meyer 1881 herausgegebnen „Briefen und socialpolitischen
[IX] Aufsätzen von Dr. Rodbertus-Jagetzow“, sagt Rodbertus geradezu:
„heute finde ich mich von Schäffle und Marx geplündert ohne dass
ich genannt werde.“ (Brief No. 60, S. 134.) Und an einer andern
Stelle nimmt Rodbertus’ Anspruch bestimmtere Gestalt an: „Woraus
der Mehrwerth des Kapitalisten entspringt, habe ich in meinem
3. socialen Brief im Wesentlichen ebenso wie Marx, nur kürzer
und klarer gezeigt.“ (Brief No. 48, S. 111.)
Von allen diesen Anklagen auf Plagiat hatte Marx nie etwas
erfahren. In seinem Exemplar des „Emancipationskampfs“ war nur
der die Internationale betreffende Theil aufgeschnitten, das Auf-
schneiden des übrigen habe ich selbst erst nach seinem Tode besorgt.
Die Tübinger Zeitschrift sah er nie an. Die „Briefe etc.“ an
R. Meyer blieben ihm ebenfalls unbekannt, und bin ich auf die
Stelle von wegen der „Plünderung“ erst 1884 durch die Güte des
Herrn Dr. Meyer selbst aufmerksam gemacht worden. Dagegen den
Brief No. 48 kannte Marx; Herr Meyer hatte die Gefälligkeit ge-
habt, das Original der jüngsten Tochter von Marx zu schenken
Marx, dem allerdings einiges geheimnissvolle Gemunkel über die
bei Rodbertus zu suchende geheime Quelle seiner Kritik zu Ohren
gekommen war, zeigte ihn mir mit der Bemerkung: Hier habe er
endlich authentische Auskunft darüber was Rodbertus selbst be-
anspruche; wenn er weiter nichts behaupte, so könne dies ihm,
Marx, schon recht sein; und dass Rodbertus seine eigne Darstellung
für die kürzre und klarere halte, dies Vergnügen könne er ihm auch
lassen. In der That hielt er durch diesen Brief von Rodbertus die
ganze Sache für erledigt.
Er konnte dies um so eher, als ihm, wie ich positiv weiss, die
ganze literarische Thätigkeit von Rodbertus unbekannt geblieben war
bis gegen 1859, wo seine eigne Kritik der politischen Oekonomie
nicht nur in den Grundzügen, sondern auch in den wichtigsten
Einzelheiten fertig war. Er begann seine ökonomischen Studien 1843
in Paris mit den grossen Engländern und Franzosen; von den
Deutschen kannte er nur Rau und List und hatte genug an ihnen.
Weder Marx noch ich erfuhren von der Existenz von Rodbertus ein
Wort, bis wir 1848 in der „Neuen Rheinischen Zeitung“ seine
Reden als Berliner Abgeordneter und seine Handlungen als Minister
[X] zu kritisiren hatten. Wir waren so unwissend, dass wir die
rheinischen Abgeordneten befrugen, wer denn dieser Rodbertus sei,
der so plötzlich Minister geworden. Aber auch diese wussten nichts
von den ökonomischen Schriften Rodbertus’ zu verrathen. Dass da-
gegen Marx, auch ohne Rodbertus’ Hülfe, schon damals sehr gut
wusste, nicht nur woher, sondern auch wie „der Mehrwerth des
Kapitalisten entspringt“, beweisen die „Misère de la Philosophie“,
1847, und die, 1847 in Brüssel gehaltnen und 1849 in der „Neuen
Rheinischen Zeitung“, No. 264—69, veröffentlichten Vorträge über
Lohnarbeit und Kapital. Erst durch Lassalle erfuhr Marx gegen
1859 dass es auch einen Oekonomen Rodbertus gebe, und fand dann
dessen „dritten socialen Brief“ auf dem Britischen Museum.
Dies der thatsächliche Zusammenhang. Wie steht es nun mit
dem Inhalt, um den Marx den Rodbertus „geplündert“ haben soll?
„Woraus der Mehrwerth des Kapitalisten entspringt“, sagt Rodbertus,
„habe ich in meinem 3. socialen Brief ebenso wie Marx, nur kürzer
und klarer gezeigt.“ Also das ist der Kernpunkt: die Mehrwerths-
theorie; und es ist in der That nicht zu sagen, was sonst Rodbertus
bei Marx als sein Eigenthum allenfalls reklamiren könnte. Rodbertus
erklärt sich hier also für den wirklichen Urheber der Mehrwerths-
theorie, die Marx ihm geplündert habe.
Und was sagt uns der 3. sociale Brief über die Entstehung des
Mehrwerths? Einfach, dass die „Rente“, wie er Bodenrente und
Profit zusammenfasst, nicht aus einem „Werthzuschlag“ auf den
Werth der Waare entstehe, sondern „in Folge eines Werthabzugs,
den der Arbeitslohn erleidet, mit andren Worten: weil der Arbeits-
lohn nur einen Theil des Werths des Produkts beträgt“, und bei
hinreichender Produktivität der Arbeit „nicht äqual dem natürlichen
Tauschwerth ihres Produkts zu sein braucht, damit von diesem noch
zu Kapitalersatz (!) und Rente übrig bleibt.“ Wobei uns nicht ge-
sagt wird, was das für ein „natürlicher Tauschwerth“ des Produkts
ist, bei dem zu „Kapitalersatz“, also doch wohl Ersatz des Rohstoffs
und des Verschleisses der Werkzeuge nichts übrig bleibt.
Glücklicher Weise ist uns vergönnt zu konstatiren, welchen
Eindruck diese epochemachende Entdeckung Rodbertus’ auf Marx
machte. Im Manuskript: „Zur Kritik etc.“ findet sich in Heft X,
[XI] S. 445 ff. eine „Abschweifung. Herr Rodbertus. Eine neue Grund-
rententheorie.“ Nur unter diesem Gesichtspunkt wird hier der
dritte sociale Brief betrachtet. Die Rodbertus’sche Mehrwerthstheorie
im Allgemeinen wird erledigt mit der ironischen Bemerkung: „Herr
Rodbertus untersucht erst, wie es in einem Lande aussieht, wo
Grund- und Kapitalbesitz nicht geschieden sind, und kommt dann
zum wichtigen Resultat, dass die Rente (worunter er den ganzen
Mehrwerth versteht) bloss gleich der unbezahlten Arbeit oder dem
Quantum von Produkten ist worin sie sich darstellt.“
Die kapitalistische Menschheit hat nun schon verschiedliche
Jahrhunderte lang Mehrwerth producirt und ist allmählich auch da-
hin gekommen, sich über dessen Entstehung Gedanken zu machen.
Die erste Ansicht war die aus der unmittelbaren kaufmännischen
Praxis entspringende: der Mehrwerth entstehe aus einem Aufschlag
auf den Werth des Produkts. Sie herrschte unter den Merkantilisten,
aber schon James Steuart sah ein dass dabei, was der Eine gewinnt,
der Andre nothwendig verlieren muss. Trotzdem spukt diese Ansicht
noch lange fort, namentlich unter Socialisten; aus der klassischen
Wissenschaft wird sie aber verdrängt durch A. Smith.
Bei ihm heisst es, Wealth of Nations, b. I, ch. VI: „Sobald
Kapital (stock) sich angehäuft hat in den Händen Einzelner, werden
Einige darunter es natürlicher Weise anwenden, um fleissige Leute
an die Arbeit zu setzen und diesen Rohstoffe und Lebensmittel zu
liefern, um durch den Verkauf der Produkte ihrer Arbeit, oder durch
das was ihre Arbeit dem Werth jener Rohstoffe hinzu-
gefügt hat, einen Profit zu machen. . . . . . Der Werth den die
Arbeiter den Rohstoffen zusetzen, löst sich hier in zwei
Theile auf, wovon der eine ihren Lohn zahlt, der andre den
Profit des Beschäftigers auf den ganzen von ihm vorgeschossnen
Betrag von Rohstoffen und Arbeitslöhnen.“ Und etwas weiter: „So-
bald der Boden eines Landes durchweg Privateigenthum geworden,
lieben es die Grundbesitzer wie andre Leute auch, zu ernten, wo
sie nicht gesäet, und fordern Bodenrente selbst für die natürlichen
Erzeugnisse des Bodens . . . . Der Arbeiter . . . . muss dem Grund-
besitzer einen Antheil von dem abtreten, was seine Arbeit ge-
sammelt oder producirt hat. Dieser Antheil, oder was dasselbe, der
Preis dieses Antheils, macht die Bodenrente aus.“
[XII]
Zu dieser Stelle bemerkt Marx in dem erwähnten Manuskript:
„Zur Kritik“ etc., S. 253: „A. Smith fasst also den Mehrwerth,
nämlich die Surplusarbeit, den Ueberschuss der verrichteten und in
der Waare vergegenständlichten Arbeit über die bezahlte Arbeit
hinaus, also über die Arbeit hinaus die ihr Aequivalent im Lohn er-
halten hat, als die allgemeine Kategorie auf, wovon der eigent-
liche Profit und die Grundrente nur Abzweigungen.“
Ferner sagt A. Smith, B. I, ch. VIII: „Sobald der Boden
Privateigenthum geworden, verlangt der Grundbesitzer einen Antheil
fast aller Produkte die der Arbeiter darauf erzeugen oder ein-
sammeln kann. Seine Bodenrente macht den ersten Abzug vom
Produkt der auf den Boden verwandten Arbeit aus. Aber
der Bebauer des Bodens hat selten die Mittel sich bis zur Ein-
bringung der Ernte zu erhalten. Sein Unterhalt wird ihm gewöhn-
lich vorgeschossen aus dem Kapital (stock) eines Beschäftigers, des
Pächters, der kein Interesse hätte ihn zu beschäftigen, wenn er
nicht das Produkt seiner Arbeit mit ihm theilte, oder sein
Kapital ihm ersetzt würde sammt einem Profit. Dieser Profit macht
einen zweiten Abzug von der auf den Boden verwandten Arbeit.
Das Produkt fast aller Arbeit ist demselben Abzug für Profit unter-
worfen. In allen Industrien bedürfen die meisten Arbeiter eines
Beschäftigers, um ihnen bis zur Vollendung der Arbeit Rohstoff und
Arbeitslohn und Unterhalt vorzuschiessen. Dieser Beschäftiger theilt
mit ihnen das Produkt ihrer Arbeit, oder den Werth den diese
den verarbeiteten Rohstoffen zufügt, und in diesem Antheil besteht
sein Profit“.
Marx hierzu (Manuskript, S. 256): „Hier also bezeichnet
A. Smith in dürren Worten Grundrente und Profit des Kapitals als
blosse Abzüge von dem Produkt des Arbeiters, oder von dem
Werth seines Produkts, gleich der von ihm dem Rohstoff zugefügten
Arbeit. Dieser Abzug kann aber, wie A. Smith früher selbst aus-
einandergesetzt, nur bestehn aus dem Theil der Arbeit, den der
Arbeiter den Stoffen zusetzt über das Arbeitsquantum hinaus, welches
nur seinen Lohn zahlt oder nur ein Aequivalent für seinen Lohn
liefert — also aus der Surplusarbeit, aus dem unbezahlten Theil
seiner Arbeit.“
[XIII]
„Woraus der Mehrwerth des Kapitalisten entspringt“ und oben-
drein der des Grundeigenthümers, hat also schon A. Smith gewusst;
Marx erkennt dies schon 1861 aufrichtig an, während Rodbertus und
der Schwarm seiner unter dem warmen Sommerregen des Staatssocialismus
wie Pilze emporschiessenden Verehrer es total vergessen zu haben scheint.
„Dennoch“, fährt Marx fort, „hat Smith den Mehrwerth als
solchen nicht als eigne Kategorie geschieden von den besondren
Formen, die er im Profit und Grundrente erhält. Daher bei ihm,
wie noch mehr bei Ricardo, viel Irrthum und Mangelhaftigkeit in
der Untersuchung.“ — Dieser Satz passt wörtlich auf Rodbertus.
Seine „Rente“ ist einfach die Summe von Bodenrente + Profit;
von der Bodenrente macht er sich eine total falsche Theorie, den
Profit nimmt er unbesehen wie er ihn bei seinen Vorgängern findet.
— Marx’ Mehrwerth dagegen ist die allgemeine Form der ohne
Aequivalent von den Eignern der Produktionsmittel angeeigneten
Werthsumme, die sich nach ganz eigenthümlichen, erst von Marx
entdeckten Gesetzen in die besondren, verwandelten Formen von
Profit und Bodenrente spaltet. Diese Gesetze werden entwickelt in
Buch III, wo sich erst zeigen wird, wie viele Mittelglieder nöthig
sind, um vom Verständniss des Mehrwerths im Allgemeinen zum
Verständniss seiner Verwandlung in Profit und Grundrente, also zum
Verständniss der Gesetze der Vertheilung des Mehrwerths innerhalb
der Kapitalistenklasse zu kommen.
Ricardo geht schon bedeutend weiter als A. Smith. Er be-
gründet seine Auffassung des Mehrwerths auf eine neue, bei
A. Smith zwar schon im Keim vorhandne, aber in der Ausführung
fast immer wieder vergessne Werththeorie, die der Ausgangspunkt
aller nachfolgenden ökonomischen Wissenschaft geworden. Aus der
Bestimmung des Waarenwerths durch die in den Waaren realisirte
Arbeitsmenge leitet er die Vertheilung des den Rohstoffen durch die
Arbeit zugesetzten Werthquantums unter Arbeiter und Kapitalisten
ab, ihre Spaltung in Arbeitslohn und Profit (d. h. hier Mehrwerth).
Er weist nach, dass der Werth der Waaren derselbe bleibt, wie
auch das Verhältniss dieser beiden Theile wechsle, ein Gesetz, bei
dem er nur einzelne Ausnahmsfälle zugibt. Er stellt sogar einige
Hauptgesetze über das wechselseitige Verhältniss von Arbeitslohn
[XIV] und Mehrwerth (in der Form von Profit gefasst) wenn auch in zu
allgemeiner Fassung fest (Marx, Kapital I, Kap. XV, A) und weist
die Grundrente als einen unter bestimmten Umständen abfallenden
Ueberschuss über den Profit nach. — In keinem dieser Punkte ist
Rodbertus über Ricardo hinausgegangen. Die innern Widersprüche
der Ricardo’schen Theorie, an denen seine Schule zu Grunde ging,
blieben ihm entweder ganz unbekannt oder verleiteten ihn nur
(„Zur Erkenntniss“ etc., S. 130) zu utopistischen Forderungen statt
zu ökonomischen Lösungen.
Die Ricardo’sche Lehre vom Werth und Mehrwerth brauchte
aber nicht auf Rodbertus’ „Zur Erkenntniss“ etc. zu warten, um
socialistisch ausgebeutet zu werden. Auf S. 609 des ersten Bandes
„Kapital“ (2. Aufl.) findet sich citirt: „The possessors of surplus
produce or capital“, aus einer Schrift: The Source and Remedy of
the National Difficulties. A Letter to Lord John Russell. London
1821. In dieser Schrift, auf deren Bedeutung schon der eine Aus-
druck: surplus produce or capital hätte aufmerksam machen müssen,
und die ein von Marx aus seiner Verschollenheit gerissnes Pamphlet
von 40 Seiten ist, heisst es:
„Was auch dem Kapitalisten zukommen möge“ [vom Stand-
punkt des Kapitalisten aus] „er kann immer nur die Mehrarbeit
(surplus labour) des Arbeiters aneignen, denn der Arbeiter muss
leben.“ (p. 23.) Wie aber der Arbeiter lebt, und wie gross daher
die vom Kapitalisten angeeignete Mehrarbeit sein kann, ist sehr
relativ. „Wenn das Kapital nicht an Werth abnimmt im Verhält-
niss wie es an Masse zunimmt, so wird der Kapitalist dem Arbeiter
das Produkt jeder Arbeitsstunde abpressen über das Minimum hinaus
wovon der Arbeiter leben kann . . . . . der Kapitalist kann schliesslich
dem Arbeiter sagen: du sollst kein Brot essen, denn man kann von
Runkelrüben und Kartoffeln leben; und dahin sind wir gekommen.“
(p. 24.) „Wenn der Arbeiter dahin gebracht werden kann sich von
Kartoffeln zu nähren, statt von Brot, so ist es unbestreitbar richtig,
dass mehr aus seiner Arbeit herausgeschlagen werden kann; d. h.
wenn, um von Brot zu leben, er genöthigt war, für seine Erhaltung
und die seiner Familie die Arbeit des Montags und Dienstags
für sich zu behalten, so wird er bei Kartoffelnahrung nur die
[XV]Hälfte des Montags für sich erhalten; und die andre Hälfte des
Montags und der ganze Dienstag werden freigesetzt entweder
für den Nutzen des Staats oder für den Kapitalisten.“ (p. 26.)
„Man bestreitet nicht (it is admitted), dass die den Kapitalisten be-
zahlten Interessen, sei es in der Gestalt von Rente, Geldzins, oder
Geschäftsprofit, bezahlt werden aus der Arbeit Anderer.“ (p. 23.)
Hier also ganz Rodbertus’ „Rente“, nur dass statt „Rente“:
Interessen gesagt wird.
Marx bemerkt hierzu (Manuskript Zur Kritik, S. 852): „Dies
kaum bekannte Pamphlet — erschienen zu der Zeit, wo der „un-
glaubliche Schuhflicker“ Mac Culloch anfing von sich reden zu
machen — enthält einen wesentlichen Fortschritt über Ricardo hin-
aus. Es bezeichnet direkt den Mehrwerth oder „Profit“, wie Ricardo
es nennt (oft auch Mehrprodukt, surplus produce) oder interest, wie
der Verfasser des Pamphlets es heisst, als surplus labour, Mehr-
arbeit, die Arbeit die der Arbeiter gratis verrichtet, die er verrichtet
über das Quantum Arbeit hinaus, wodurch der Werth seiner Arbeits-
kraft ersetzt, also ein Aequivalent für seinen Lohn producirt wird.
Ganz so wichtig wie es war, den Werth in Arbeit aufzulösen,
ganz so wichtig war es, den Mehrwerth (surplus value), der sich in
einem Mehrprodukt (surplus produce) darstellt, in Mehrarbeit
(surplus labour). Dies ist in der That bei A. Smith schon gesagt,
und bildet ein Hauptmoment in Ricardo’s Entwicklung.
Aber es ist bei ihnen nirgends in der absoluten Form herausgesagt
und fixirt.“ Es heisst dann weiter, S. 859 des Manuskripts: „Im
Uebrigen ist der Verfasser in den ökonomischen Kategorien befangen,
wie er sie vorfindet. Ganz wie bei Ricardo das Verwechseln von
Mehrwerth und Profit zu unangenehmen Widersprüchen führt, so bei
ihm, dass er Mehrwerth Kapitalinteressen tauft. Zwar steht er
darin über Ricardo, dass er erstens allen Mehrwerth auf Mehrarbeit
reducirt und, wenn er den Mehrwerth Kapitalinteressen nennt, zu-
gleich hervorhebt, dass er unter interest of capital die allgemeine
Form der Mehrarbeit versteht, im Unterschied von ihren besondern
Formen, Rente, Geldzins und Geschäftsprofit. Aber er nimmt den
Namen einer dieser besondern Formen, interest, wieder als den
der allgemeinen Form. Und dies reicht hin, damit er wieder
[XVI] in das ökonomische Kauderwelsch (slang steht im Manuskript)
zurückfällt.“
Dieser letztere Passus sitzt unserm Rodbertus wie angegossen.
Auch er ist befangen in den ökonomischen Kategorien wie er sie
vorfindet. Auch er tauft den Mehrwerth mit dem Namen einer
seiner verwandelten Unterformen, den er noch dazu ganz unbestimmt
macht: Rente. Das Ergebniss dieser beiden Böcke ist, dass er
wieder in das ökonomische Kauderwelsch verfällt, seinen Fortschritt
über Ricardo hinaus nicht weiter kritisch verfolgt, und statt dessen
sich verleiten lässt, seine unfertige Theorie, ehe sie noch die Eier-
schalen losgeworden, zur Grundlage einer Utopie zu machen, mit
der er wie überall zu spät kommt. Das Pamphlet erschien 1821,
und anticipirt die Rodbertus’sche „Rente“ von 1842 bereits voll-
ständig.
Unser Pamphlet ist nur der äusserste Vorposten einer ganzen
Literatur, die in den zwanziger Jahren die Ricardo’sche Werth- und
Mehrwerththeorie im Interesse des Proletariats gegen die kapitalistische
Produktion kehrt, die Bourgeoisie mit ihren eignen Waffen bekämpft.
Der ganze Owen’sche Kommunismus, soweit er ökonomisch-polemisch
auftritt, stützt sich auf Ricardo. Neben ihm aber noch eine ganze
Reihe von Schriftstellern, von denen Marx schon 1847 nur einige
gegen Proudhon, Misère de la Philosophie. p. 49, anführt: Edmonds,
Thompson, Hodgskin etc., etc., „und noch vier Seiten Etcetera.“ Ich
greife aus dieser Unzahl von Schriften nur auf’s Gerathewohl eine
heraus; An Inquiry into the Principles of the Distribution of Wealth,
most conducive to Human Happiness, by William Thompson; a new
edition. London 1850. Diese 1822 verfasste Schrift erschien zu-
erst 1827. Auch hier wird der von den nichtproducirenden Klassen
angeeignete Reichthum überall als Abzug vom Produkt des Arbeiters
bezeichnet, und das in ziemlich starken Ausdrücken. „Das beständige
Streben dessen was wir Gesellschaft nennen, bestand darin, durch
Betrug oder Beredung, durch Schrecken oder Zwang, den produkti-
ven Arbeiter zu bewegen, die Arbeit zu verrichten für den möglichst
kleinen Theil des Produkts seiner eignen Arbeit“ (p. 28). „Warum
soll der Arbeiter nicht das ganze absolute Produkt seiner Arbeit
erhalten?“ (p. 32.) „Diese Kompensation, die die Kapitalisten dem
[XVII] produktiven Arbeiter abnöthigen unter dem Namen Bodenrente oder
Profit, wird beansprucht für den Gebrauch des Bodens oder andrer
Gegenstände . . . . . Da alle physischen Stoffe, an denen oder ver-
mittelst derer der besitzlose produktive Arbeiter, der nichts besitzt
ausser seiner Fähigkeit zu produciren, diese seine Produktionsfähig-
keit geltend machen kann, im Besitz Andrer sind, deren Interessen
den seinen entgegengesetzt, und deren Einwilligung eine Vorbedingung
seiner Thätigkeit ist, — hängt es da nicht ab, und muss es nicht
abhängen von der Gnade dieser Kapitalisten, welchen Theil der
Früchte seiner eignen Arbeit sie ihm als Entschädigung für
diese Arbeit wollen zukommen lassen? (p. 125) . . . . . im Verhält-
niss zur Grösse des zurückbehaltenen Produkts, ob man dies
Steuern, Profit oder Diebstahl nenne . . . . diese Defalkationen“ (p.
126) u. s. w.
Ich gestehe, ich schreibe diese Zeilen nicht ohne eine gewisse
Beschämung. Dass die antikapitalistische englische Literatur der
zwanziger und dreissiger Jahre in Deutschland so gänzlich un-
bekannt ist, trotzdem Marx schon in der Misère de la Philosophie
direkt darauf hingewiesen und Manches davon — das Pamphlet von
1821, Ravenstone, Hodgskin etc., im ersten Band des „Kapital“
mehrfach citirt — das mag noch hingehn. Aber dass nicht nur
der sich an Rodbertus’ Rockschösse mit Verzweiflung anklammernde
Literatus vulgaris, „der wirklich auch nichts gelernt hat,“ sondern
auch der Professor in Amt und Würden, der „sich mit Gelehrsam-
keit brüsten thut,“ seine klassische Oekonomie bis zu dem Grad
vergessen hat, dass er Marx ernsthaft vorwirft, er habe Rodbertus
Dinge entwendet, die schon in A. Smith und Ricardo zu lesen stehn
— das beweist, wie tief die officielle Oekonomie heute herunter-
gekommen ist.
Was hat dann aber Marx über den Mehrwerth Neues gesagt?
Wie kommt es, dass Marx’ Mehrwerthstheorie wie ein Blitz aus
heitrem Himmel eingeschlagen hat, und das in allen civilisirten
Ländern, während die Theorien aller seiner socialistischen Vorgänger,
Rodbertus eingeschlossen, wiirkungslos verpufften?
Die Geschichte der Chemie kann uns das an einem Beispiel
zeigen.
*
[XVIII]
Noch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts herrschte bekannt-
lich die phlogistische Theorie, wonach das Wesen jeder Verbrennung
darin bestand, dass sich von dem verbrennenden Körper ein andrer,
hypothetischer Körper trenne, ein absoluter Brennstoff, der mit dem
Namen Phlogiston bezeichnet wurde. Diese Theorie reichte hin, die
meisten damals bekannten chemischen Erscheinungen zu erklären,
wenn auch in manchen Fällen nicht ohne Anwendung von Gewalt.
Nun stellte 1774 Priestley eine Luftart dar, „die er so rein oder so
frei von Phlogiston fand, dass gewöhnliche Luft im Vergleich damit
schon verdorben erschien.“ Er nannte sie: dephlogistisirte Luft. Kurz
nachher stellte Scheele in Schweden dieselbe Luftart dar, und wies
deren Vorhandensein in der Atmosphäre nach. Er fand auch, dass
sie verschwindet, wenn man einen Körper in ihr oder in gewöhn-
licher Luft verbrennt, und nannte sie daher Feuerluft. „Aus diesen
Ergebnissen zog er nun den Schluss, dass die Verbindung, welche
bei der Vereinigung von Phlogiston mit einem der Bestandtheile der
Luft“ [also bei der Verbrennung] „entstehe, nichts weiter als Feuer
oder Wärme sei, welche durch das Glas entweiche.“2)
Priestley wie Scheele hatten den Sauerstoff dargestellt, wussten
aber nicht was sie unter der Hand hatten. Sie „blieben befangen
in den“ phlogistischen „Kategorien, wie sie sie vorfanden.“ Das
Element, das die ganze phlogistische Anschauung umstossen und die
Chemie revolutioniren sollte, war in ihrer Hand mit Unfruchtbarkeit
geschlagen. Aber Priestley hatte seine Entdeckung gleich darauf in
Paris Lavoisier mitgetheilt, und Lavoisier untersuchte nun, an der
Hand dieser neuen Thatsache, die ganze phlogistische Chemie, ent-
deckte erst, dass die neue Luftart ein neues chemisches Element war,
dass in der Verbrennung nicht das geheimnissvolle Phlogiston aus
dem verbrennenden Körper weggeht, sondern dies neue Element
sich mit dem Körper verbindet, und stellte so die ganze Chemie,
die in ihrer phlogistischen Form auf dem Kopf gestanden, erst auf
die Füsse. Und wenn er auch nicht, wie er später behauptet, den
Sauerstoff gleichzeitig mit den Andern, und unabhängig von ihnen
dargestellt hat, so bleibt er dennoch der eigentliche Entdecker des
[XIX] Sauerstoffs gegenüber den Beiden, die ihn bloss dargestellt haben,
ohne auch nur zu ahnen, was sie dargestellt hatten.
Wie Lavoisier zu Priestley und Scheele, so verhält sich Marx
zu seinen Vorgängern in der Mehrwerthstheorie. Die Existenz des
Produkten-Werththeils, den wir jetzt Mehrwerth nennen, war fest-
gestellt lange vor Marx; ebenso war mit grössrer oder geringrer
Klarheit ausgesprochen, woraus er besteht, nämlich aus dem Produkt
der Arbeit für welche der Aneigner kein Aequivalent gezahlt hat.
Weiter aber kam man nicht. Die einen — die klassischen bürger-
lichen Oekonomen — untersuchten höchstens das Grössenverhältniss,
worin das Arbeitsprodukt vertheilt wird zwischen dem Arbeiter und
dem Besitzer der Produktionsmittel. Die andren — die Socialisten
— fanden diese Vertheilung ungerecht und suchten nach utopistischen
Mitteln, die Ungerechtigkeit zu beseitigen. Beide blieben be-
fangen in den ökonomischen Kategorien, wie sie sie vorgefunden
hatten.
Da trat Marx auf. Und zwar in direktem Gegensatz zu allen
seinen Vorgängern. Wo diese eine Lösung gesehn hatten, sah er
nur ein Problem. Er sah, dass hier weder dephlogistisirte Luft vor-
lag noch Feuerluft, sondern Sauerstoff — dass es sich hier nicht
handelte, sei es um die blosse Konstatirung einer ökonomischen
Thatsache, sei es um den Konflikt dieser Thatsache mit der ewigen
Gerechtigkeit und der wahren Moral, sondern um eine Thatsache,
die berufen war, die ganze Oekonomie umzuwälzen, und die für das
Verständniss der gesammten kapitalistischen Produktion den Schlüssel
bot — für den der ihn zu gebrauchen wusste. An der Hand dieser
Thatsache untersuchte er die sämmtlichen vorgefundnen Kategorien,
wie Lavoisier an der Hand des Sauerstoffs die vorgefundnen Kate-
gorien der phlogistischen Chemie untersucht hatte. Um zu wissen
was der Mehrwerth war, musste er wissen was der Werth war.
Ricardo’s Werththeorie selbst musste vor allem der Kritik unter-
worfen werden. Marx also untersuchte die Arbeit auf ihre werth-
bildende Qualität und stellte zum ersten Mal fest, welche Arbeit,
und warum, und wie, sie Werth bildet, und dass Werth überhaupt
nichts ist als festgeronnene Arbeit dieser Art — ein Punkt, den
Rodbertus bis zuletzt nicht begriffen hat. Marx untersuchte dann
[XX] das Verhältniss von Waare und Geld, und wies nach wie und
warum, kraft der ihr innewohnenden Wertheigenschaft, die Waare
und der Waarenaustausch den Gegensatz von Waare und Geld er-
zeugen muss; seine hierauf gegründete Geldtheorie ist die erste er-
schöpfende und jetzt stillschweigend allgemein acceptirte. Er unter-
suchte die Verwandlung von Geld in Kapital, und bewies, dass sie
auf dem Kauf und Verkauf der Arbeitskraft beruhe. Indem er hier
die Arbeitskraft, die werthschaffende Eigenschaft, an die Stelle der
Arbeit setzte, löste er mit einem Schlag eine der Schwierigkeiten,
an der die Ricardo’sche Schule zu Grunde gegangen war: die Un-
möglichkeit, den gegenseitigen Austausch von Kapital und Arbeit
in Einklang zu bringen mit dem Ricardo’schen Gesetz der Werth-
bestimmung durch Arbeit. Indem er die Unterscheidung des
Kapitals in konstantes und variables konstatirte, kam er erst dahin,
den Process der Mehrwerthbildung in seinem wirklichen Hergang
bis in’s Einzelnste darzustellen, und damit zu erklären — was keiner
seiner Vorgänger fertig gebracht; konstatirte er also einen Unter-
schied innerhalb des Kapitals selbst, mit dem Rodbertus ebensowenig
wie die bürgerlichen Oekonomen im Stande waren das Geringste an-
zufangen, der aber den Schlüssel zur Lösung der verwickeltsten
ökonomischen Probleme liefert, wovon hier wieder Buch II — und
noch mehr, wie sich zeigen wird, Buch III — der schlagendste Be-
weis. Den Mehrwerth selbst untersuchte er weiter, fand seine beiden
Formen: absoluter und relativer Mehrwerth, und wies die verschiedne,
aber beidemal entscheidende Rolle nach, die sie in der geschicht-
lichen Entwicklung der kapitalistischen Produktion gespielt. Auf
Grundlage des Mehrwerths entwickelte er die erste rationelle Theorie
des Arbeitslohns die wir haben, und gab zum ersten Mal die Grund-
züge einer Geschichte der kapitalistischen Akkumulation und eine
Darstellung ihrer geschichtlichen Tendenz.
Und Rodbertus? Nachdem er das alles gelesen, findet er darin
— wie immer Tendenzökonom! — einen „Einbruch in die Gesell-
schaft,“ findet dass er selbst bereits viel kürzer und klarer gesagt
hat woraus der Mehrwerth entsteht, und findet endlich, dass das
alles zwar auf „die heutige Kapitalform“ passt, d. h. auf das
Kapital wie es historisch besteht, nicht aber auf „den Kapitalbegriff,“
[XXI] d. h. die utopistische Vorstellung des Herrn Rodbertus vom Kapital.
Ganz der alte Priestley, der bis an sein Ende auf’s Phlogiston
schwor und vom Sauerstoff nichts wissen wollte. Nur dass Priestley
den Sauerstoff wirklich zuerst dargestellt, während Rodbertus in
seinem Mehrwerth oder vielmehr seiner „Rente“ nur einen Gemein-
platz wieder entdeckt hatte, und dass Marx es verschmähte, im
Gegensatz zu Lavoisier’s Verfahren, zu behaupten, er sei der erste
der die Thatsache der Existenz des Mehrwerths aufgedeckt.
Was Rodbertus sonst ökonomisch geleistet hat, steht auf dem-
selben Niveau. Seine Verarbeitung des Mehrwerths in eine Utopie
ist von Marx in der Misère de la Philosophie schon unabsichtlich
mit kritisirt; was sonst noch darüber zu sagen, habe ich in der
Vorrede zur deutschen Uebersetzung jener Schrift gesagt. Seine
Erklärung der Handelskrisen aus der Unterkonsumtion der Arbeiter-
klasse findet sich bereits in Sismondi’s Nouveaux Principes de
l’Economie Politique, liv. IV, ch. IV.3) Nur dass Sismondi dabei
stets den Weltmarkt vor Augen hatte, während Rodbertus’ Horizont
nicht über die preussische Grenze hinausgeht. Seine Spekulationen
darüber, ob der Arbeitslohn aus Kapital oder Einkommen stamme,
gehören der Scholastik an und erledigen sich endgültig durch den
dritten Abschnitt dieses zweiten Buchs des „Kapital“. Seine Renten-
theorie ist sein ausschliessliches Eigenthum geblieben, und kann fort-
schlummern bis das sie kritisirende Manuskript von Marx erscheint.
Endlich seine Vorschläge zur Emancipation des altpreussischen
Grundbesitzes vom Druck des Kapitals sind wieder durchaus uto-
pistisch; sie vermeiden nämlich die einzige praktische Frage um die
es sich dabei handelt — die Frage: Wie kann der altpreussische
Landjunker jahraus jahrein sage 20,000 Mark einnehmen und sage
30,000 Mark ausgeben, und doch keine Schulden machen?
Die Richardo’sche Schule scheiterte gegen 1830 am Mehrwerth.
Was sie nicht lösen konnte blieb erst recht unlösbar für ihre Nach-
[XXII] folgerin, die Vulgärökonomie. Die beiden Punkte, an denen sie zu
Grunde ging, waren diese:
Erstens. Die Arbeit ist das Maß des Werths. Nun hat aber
die lebendige Arbeit im Austausch mit dem Kapital einen geringern
Werth als die vergegenständlichte Arbeit, gegen die sie ausgetauscht
wird. Der Arbeitslohn, der Werth eines bestimmten Quantums
lebendiger Arbeit, ist stets geringer als der Werth des Produkts,
das von diesem selben Quantum lebendiger Arbeit erzeugt wird,
oder worin dieses sich darstellt. Die Frage ist in dieser Fassung
in der That unlöslich. Sie ist von Marx richtig gestellt und damit
beantwortet worden. Es ist nicht die Arbeit die einen Werth hat.
Als werthschaffende Thätigkeit kann sie ebensowenig einen besondren
Werth haben, wie die Schwere ein besondres Gewicht, die Wärme
eine besondre Temperatur, die Elektricität eine besondre Stromstärke.
Es ist nicht die Arbeit, die als Waare gekauft und verkauft wird,
sondern die Arbeitskraft. Sobald sie Waare wird, richtet sich ihr
Werth nach der in ihr, als einem gesellschaftlichen Produkt, ver-
körperten Arbeit, ist er gleich der zu ihrer Produktion und Repro-
duktion gesellschaftlich nöthigen Arbeit. Der Kauf und Verkauf
der Arbeitskraft auf Grund dieses ihres Werths widerspricht also
keineswegs dem ökonomischen Werthgesetz.
Zweitens. Nach dem Ricardo’schen Werthgesetz produciren
zwei Kapitale, die gleich viel und gleich hoch bezahlte lebendige
Arbeit anwenden, alle andern Umstände gleich gesetzt, in gleichen
Zeiten Produkte von gleichem Werth und ebenfalls Mehrwerth oder
Profit von gleicher Höhe. Wenden sie aber ungleiche Mengen
lebendiger Arbeit an, so können sie nicht Mehrwerth oder wie die
Ricardianer sagen, Profit von gleicher Höhe produciren. Nun ist aber
das Gegentheil der Fall. Thatsächlich produciren gleiche Kapitale,
einerlei wie viel oder wie wenig lebendige Arbeit sie anwenden, in
gleichen Zeiten durchschnittlich gleiche Profite. Hier liegt also ein
Widerspruch gegen das Werthgesetz vor, den schon Ricardo fand,
und den seine Schule ebenfalls zu lösen unfähig war. Auch
Rodbertus konnte nicht umhin diesen Widerspruch zu sehn; statt
ihn zu lösen, macht er ihn zu einem der Ausgangspunkte seiner
Utopie. (Zur Erk. S. 131.) Diesen Widerspruch hatte Marx bereits
[XXIII] im Manuskript „Zur Kritik“ gelöst; die Lösung erfolgt nach dem
Plan des „Kapital“ in Buch III. Bis zu seiner Veröffentlichung
werden noch Monate verstreichen. Die Oekonomen also, die in
Rodbertus die geheime Quelle und einen überlegnen Vorgänger von
Marx entdecken wollen, haben hier eine Gelegenheit zu zeigen, was
die Rodbertus’sche Oekonomie leisten kann. Wenn sie nachweisen,
wie nicht nur ohne Verletzung des Werthgesetzes, sondern vielmehr
auf Grundlage desselben eine gleiche Durchschnittsprofitrate sich
bilden kann und muss, dann wollen wir weiter mit einander sprechen. In-
zwischen mögen sie sich gefälligst beeilen. Die brillanten Unter-
suchungen dieses Buch II und ihre ganz neuen Ergebnisse auf bis-
her fast unbetretenen Gebieten sind nur Vordersätze zum Inhalt des
Buch III, das die Schlussergebnisse der Marx’schen Darstellung des
gesellschaftlichen Reproduktionsprocesses auf kapitalistischer Grund-
lage entwickelt. Wenn dies Buch III erschienen, wird von einem
Oekonomen Rodbertus wenig mehr die Rede sein.
Dies Zweite Buch des „Kapital“ sollte, wie Marx mir öfters
sagte, seiner Frau gewidmet werden.
London, an Marx’ Geburtstag, 5. Mai 1885.
Friedrich Engels.
[XXIV]
Der bequemeren Uebersicht wegen folgt hier eine kurze Zu-
sammenstellung der den einzelnen Manuskripten II—VIII entlehnten
Stellen.
Erster Abschnitt.
S. 1. aus Ms. II. — S. 2—13 Ms. VII. — S. 13—17, Ms. VI. —
S. 17—93, Ms. V. — S. 94—97 Note, unter Bücher-Auszügen ge-
funden. — S. 97 bis Schluss, Ms. IV; jedoch eingesprengt:
S. 105—107, Stelle aus Ms. VIII; S. 110 u. 117, Noten aus Ms. II.
Zweiter Abschnitt.
Anfang, S. 130—140 ist Schluss von Ms. IV. — Von hier an bis
Schluss des Abschnitts S. 340 alles aus Ms. II.
Dritter Abschnitt.
- Kap. 18: (S. 341—349) aus Ms. II.
- Kap. 19: I u. II (S. 350—383) aus Ms. VIII. — III (S. 383—385)
aus Ms. II. - Kap. 20: I (S. 386—389) aus Ms. II, nur der Schlussabsatz aus
Ms. VIII.- II (S. 389—92) im Wesentlichen aus Ms. II.
- III, IV, V (S. 393—418) aus Ms. VIII.
- VI, VII, VIII, IX (S. 418—434) aus Ms. II.
- X, XI, XII (S. 435—480) aus Ms. VIII.
- XIII (S. 480—489) aus Ms. II.
- Kap. 21: (S. 489—526) ganz aus Ms. VIII.
[[XXV]]
Inhaltsverzeichniss.
- Seite
- Vorrede III
- Inhaltsverzeichniss XXV
- Zweites Buch.
Der Circulationsprocess des Kapitals.
Erster Abschnitt.
Die Metamorphosen des Kapitals und ihr Kreislauf.
Erstes Kapitel. Der Kreislauf des Geldkapitals1 - I. Erstes Stadium: G—W 2
- II. Zweites Stadium: Funktion des produktiven Kapitals P 11
- III. Drittes Stadium: W'—G' 15
- IV. Der Gesammtkreislauf 26
- Zweites Kapitel. Der Kreislauf des produktiven Kapitals38
- I. Einfache Reproduktion 39
- II. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter 53
- III. Geldakkumulation 58
- IV. Reservefonds 60
- Drittes Kapitel. Der Kreislauf des Waarenkapitals62
- Viertes Kapitel. Die drei Figuren des Kreislaufs76
- Natural-, Geld- und Kreditwirthschaft 92
- Decken von Nachfrage und Zufuhr 94
- Fünftes Kapitel. Die Umlaufszeit97
- Sechstes Kapitel. Die Cirkulationskosten105
- I. Reine Cirkulationskosten 105
- 1) Kauf- und Verkaufszeit 105
- 2) Buchführung 109
- 3) Geld 112
- II. Aufbewahrungskosten 113
- 1) Vorrathsbildung überhaupt 114
- 2) Eigentlicher Waarenvorrath 120
- III. Transportkosten 126
- Zweiter Abschnitt.
Der Umschlag des Kapitals.
Siebentes Kapitel. Umschlagszeit und Umschlagszahl130 - Achtes Kapitel. Fixes Kapital und cirkulirendes Kapital134
- I. Die Formunterschiede 134
- II. Bestandtheile, Ersatz, Reparatur, Akkumulation des fixen Kapitals 147
- Seite
- Neuntes Kapitel. Der Gesammt-Umschlag des vorgeschossnen
Kapitals. Umschlagscyklen161 - Zehntes Kapitel. Theorien über fixes und cirkulirendes Kapital.
Die Physiokraten und A. Smith168 - Elftes Kapitel. Theorien über fixes und cirkulirendes Kapital.
Ricardo195 - Zwölftes Kapitel. Die Arbeitsperiode209
- Dreizehntes Kapitel. Die Produktionszeit220
- Vierzehntes Kapitel. Die Umlaufszeit231
- Fünfzehntes Kapitel. Wirkung der Umschlagszeit auf die Grösse
des Kapitalvorschusses240 - I. Arbeitsperiode gleich der Umlaufszeit 250
- II. Arbeitsperiode grösser als Umlaufszeit 254
- III. Arbeitsperiode kleiner als Umlaufszeit 259
- IV. Resultate 264
- V. Wirkung von Preiswechsel 270
- Sechszehntes Kapitel. Der Umschlag des variablen Kapitals279
- I. Die Jahresrate des Mehrwerths 279
- II. Der Umschlag des variablen Einzelkapitals 295
- III. Der Umschlag des variablen Kapitals, gesellschaftlich betrachtet 300
- Siebzehntes Kapitel. Die Cirkulation des Mehrwerths306
- I. Einfache Reproduktion 313
- II. Akkumulation und erweiterte Reproduktion 334
- Dritter Abschnitt.
Die Reproduktion und Cirkulation des gesellschaftlichen
Gesammtkapitals.
Achtzehntes Kapitel. Einleitung341 - I. Gegenstand der Untersuchung 341
- II. Die Rolle des Geldkapitals 344
- Neunzehntes Kapitel. Frühere Darstellungen des Gegenstandes350
- I. Die Physiokraten 350
- II. A. Smith 353
- 1) Smith’s allgemeine Gesichtspunkte 353
- 2) Smith’s Auflösung des Tauschwerths in v + m 362
- 3) Der konstante Kapitaltheil 365
- 4) Kapital und Revenue bei A. Smith 371
- 5) Zusammenfassung 378
- III. Die Späteren 383
- Zwanzigstes Kapitel. Einfache Reproduktion386
- I. Stellung der Frage 386
- II. Die zwei Abtheilungen der gesellschaftlichen Produktion 389
- Seite
- III. Der Umsatz zwischen beiden Abtheilungen: I (v + m) gegen IIc 393
- IV. Der Umsatz innerhalb Abtheilung II. Nothwendige Lebens-
mittel und Luxusmittel 397 - V. Die Vermittlung der Umsätze durch die Geldcirkulation 407
- VI. Das konstante Kapital der Abtheilung I 418
- VII. Variables Kapital und Mehrwerth in beiden Abtheilungen 421
- VIII. Das konstante Kapital in beiden Abtheilungen 426
- IX. Rückblick auf A. Smith, Storch und Ramsay 431
- X. Kapital und Revenue: Variables Kapital und Arbeitslohn 435
- XI. Ersatz des fixen Kapitals 447
- 1) Ersatz des Verschleiss-Werththeils in Geldform 451
- 2) Ersatz des fixen Kapitals in natura 456
- 3) Resultate 466
- XII. Die Reproduktion des Geldmaterials 468
- XIII. Destutt de Tracy’s Reproduktionstheorie 480
- Einundzwanzigstes Kapitel. Akkumulation und erweiterte Repro-
duktion490 - I. Akkumulation in Abtheilung I 493
- 1) Schatzbildung 493
- 2) Das zusätzliche konstante Kapital 497
- 3) Das zusätzliche variable Kapital 502
- II. Akkumulation in Abtheilung II 503
- III. Schematische Darstellung der Akkumulation 508
- 1) Erstes Beispiel 512
- 2) Zweites Beispiel 516
- 3) Umsatz von IIc bei Akkumulation 522
- IV. Nachträgliches 525
Zweites Buch.
Der Cirkulationsprocess des Kapitals.
Erster Abschnitt.
Die Metamorphosen des Kapitals und ihr
Kreislauf.
Erstes Kapitel.
Der Kreislauf des Geldkapitals.
Der Kreislaufsprozess 1) des Kapitals geht vor sich in drei Stadien,
welche, nach der Darstellung des ersten Bandes, folgende Reihe bilden:
Erstes Stadium: Der Kapitalist erscheint auf dem Waaren-
markt und Arbeitsmarkt als Käufer; sein Geld wird in Waare umgesetzt
oder macht den Cirkulationsakt G — W durch.
Zweites Stadium: Produktive Konsumtion der gekauften
Waaren durch den Kapitalisten. Er wirkt als kapitalistischer Waaren-
producent; sein Kapital macht den Produktionsprocess durch. Das
Resultat ist: Waare von mehr Werth als dem ihrer Produktionselemente.
Drittes Stadium: Der Kapitalist kehrt zum Markt zurück
als Verkäufer; seine Waare wird in Geld umgesetzt oder macht den
Cirkulationsakt W — G durch.
Die Formel für den Kreislauf des Geldkapitals ist also:
G — W … P … W' — G', wo die Punkte andeuten, dass der
Cirkulationsprocess unterbrochen ist, und W' wie G' ein durch Mehrwerth
vermehrtes W und G bezeichnen.
Marx, Kapital II. 1
[2]
Das erste und dritte Stadium wurden im ersten Buch nur erörtert,
soweit dies nöthig für das Verständniss des zweiten Stadiums, den Pro-
duktionsprocess des Kapitals. Die verschiednen Formen, worin das Kapital
in seinen verschiednen Stadien sich kleidet, und die es bei wiederholtem
Kreislauf bald annimmt, bald abstreift, blieben daher unberücksichtigt.
Sie bilden jetzt den nächsten Gegenstand der Untersuchung.
Um die Formen rein aufzufassen, ist zunächst von allen Momenten
zu abstrahiren, die mit dem Formwechsel und der Formbildung als solchen
nichts zu thun haben. Daher wird hier angenommen, nicht nur, dass die
Waaren zu ihren Werthen verkauft werden, sondern auch, dass dies
unter gleichbleibenden Umständen geschieht. Es wird also auch abge-
sehn von den Werthveränderungen, die während des Kreislaufsprocesses
eintreten können.
I. Erstes Stadium. G — W.2)
G — W stellt den Umsatz einer Geldsumme in eine Summe von
Waaren dar; für den Käufer Verwandlung seines Geldes in Waare, für
die Verkäufer Verwandlung ihrer Waaren in Geld. Was aus diesem Vor-
gang der allgemeinen Waarencirkulation zugleich einen funktionell be-
stimmten Abschnitt im selbständigen Kreislauf eines individuellen Kapitals
macht, ist zunächst nicht die Form des Vorgangs, sondern sein stofflicher
Gehalt, der specifische Gebrauchscharakter der Waaren, welche den Platz
mit dem Gelde wechseln. Es sind einerseits Produktionsmittel, andrer-
seits Arbeitskraft, sachliche und persönliche Faktoren der Waarenpro-
duktion, deren besondre Art natürlich der Sorte des herzustellenden Ar-
tikels entsprechen muss. Nennen wir die Arbeitskraft A, die Pro-
duktionsmittel Pm, so ist die zu kaufende Waarensumme W = A + Pm,
oder kürzer \mathrm{W \< {A \atop Pm}}. G — W, seinem Inhalt nach betrachtet, stellt
sich also dar als \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}}; d. h. G — W zerfällt in G — A
und G — Pm; die Geldsumme G spaltet sich in zwei Theile, wovon der
eine Arbeitskraft, der andre Produktionsmittel kauft. Diese beiden Reihen
von Käufen gehören ganz und gar verschiednen Märkten an, die eine
dem eigentlichen Waarenmarkt, die andre dem Arbeitsmarkt.
[3]
Ausser dieser qualitativen Spaltung der Waarensumme, worin G
umgesetzt wird, stellt \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} aber noch ein höchst charakte-
ristisches quantitatives Verhältniss dar.
Wir wissen, dass der Werth, resp. Preis der Arbeitskraft ihrem
Inhaber, der sie als Waare feilhält, in der Form von Arbeitslohn be-
zahlt wird, d. h. als Preis einer Arbeitssumme, die Mehrarbeit enthält;
sodass, wenn z. B. der Tageswerth der Arbeitskraft = 3 Mark, dem
Produkt fünfstündiger Arbeit, diese Summe in dem Kontrakt zwischen
Käufer und Verkäufer figurirt als der Preis oder Lohn, sage für zehn-
stündige Arbeit. Wurde ein solcher Kontrakt z. B. mit 50 Arbeitern
geschlossen, so haben sie zusammen dem Käufer während eines Tages
500 Arbeitsstunden zu liefern, wovon die Hälfte, 250 Arbeitsstunden =
25 zehnstündigen Arbeitstagen, bloss aus Mehrarbeit besteht. Quantum
wie Umfang der zu kaufenden Produktionsmittel müssen hinreichen zur
Anwendung dieser Arbeitsmasse.
\mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} drückt also nicht nur das qualitative Verhältniss
aus, dass eine bestimmte Geldsumme, z. B. 422 Pfd. St. in einander
entsprechende Produktionsmittel und Arbeitskraft umgesetzt wird, sondern
auch ein quantitatives Verhältniss zwischen dem in Arbeitskraft A und
dem in Produktionsmitteln Pm ausgelegten Theilen des Geldes, ein Ver-
hältniss, von vornherein bestimmt durch die Summe der von einer be-
stimmten Arbeiterzahl zu verausgabenden überschüssigen Mehrarbeit.
Wenn also z. B. in einer Spinnerei der Wochenlohn der 50 Arbeiter
50 Pfd. St. beträgt, müssen 372 Pfd. St. in Produktionsmitteln veraus-
gabt werden, falls dies der Werth der Produktionsmittel, welche die
Wochenarbeit von 3000 Stunden, wovon 1500 Stunden Mehrarbeit, in
Garn verwandelt.
Wie weit in verschiednen Industriezweigen die Anwendung zu-
schüssiger Arbeit einen Werthzuschuss in der Form von Produktions-
mitteln bedingt, ist hier ganz gleichgültig. Es handelt sich nur darum,
dass unter allen Umständen der in Produktionsmitteln verausgabte Theil
des Geldes — die in G — Pm gekauften Produktionsmittel — hin-
reichen, also von vornherein darauf berechnet, in entsprechender Pro-
portion beschafft sein müssen. Oder die Masse der Produktionsmittel
muss hinreichen um die Arbeitsmasse zu absorbiren, um durch sie in
Produkt verwandelt zu werden. Wären nicht hinreichend Produktions-
1*
[4] mittel vorhanden, so wäre die überschüssige Arbeit, über die der Käufer
verfügt, nicht verwendbar; sein Verfügungsrecht darüber führte zu nichts.
Wären mehr Produktionsmittel vorhanden als verfügbare Arbeit, so blieben
sie ungesättigt mit Arbeit, würden nicht in Produkt verwandelt.
Sobald \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} vollzogen, verfügt der Käufer nicht nur über
die zur Produktion eines nützlichen Artikels nöthigen Produktionsmittel
und Arbeitskraft. Er verfügt über eine grössere Flüssigmachung der Ar-
beitskraft, oder grösseres Quantum Arbeit, als zum Ersatz des Werths
der Arbeitskraft nöthig, und zugleich über die Produktionsmittel, erheischt
zur Verwirklichung oder Vergegenständlichung dieser Arbeitssumme: er
verfügt also über die Faktoren der Produktion von Artikeln von grösserem
Werth als dem ihrer Produktionselemente, oder einer Mehrwerth ent-
haltenden Waarenmasse. Der von ihm in Geldform vorgeschossne Werth
befindet sich also jetzt in einer Naturalform, worin er als Mehrwerth (in
Gestalt von Waaren) heckender Werth verwirklicht werden kann. In
andern Worten: er befindet sich in dem Zustand oder der Form von
produktivem Kapital, welches die Fähigkeit hat, als Werth und
Mehrwerth schaffend zu fungiren. Kapital in dieser Form heisse P.
Der Werth von P ist aber = Werth von A + Pm, = dem in
A und Pm umgesetzten G. G ist derselbe Kapitalwerth wie P, nur in
verschiedner Existenzweise, nämlich Kapitalwerth in Geldzustand oder
Geldform — Geldkapital.
\mathrm{G - W \< {A \atop Pm}}, oder seiner allgemeinen Form nach G — W,
Summe von Waarenkäufen, dieser Vorgang der allgemeinen Waarencirku-
lation ist daher zugleich, als Stadium im selbständigen Kreislaufsprocess
des Kapitals, Verwandlung des Kapitalwerths aus seiner Geldform in seine
produktive Form, oder kürzer Verwandlung von Geldkapital in pro-
duktives Kapital. In der hier zunächst betrachteten Figur des Kreis-
laufs erscheint also Geld als der erste Träger des Kapitalwerths, daher
Geldkapital als die Form, worin das Kapital vorgeschossen wird.
Als Geldkapital befindet es sich in einem Zustand, worin es Geld-
funktionen vollziehen kann, wie im vorliegenden Fall die Funktionen des
allgemeinen Kaufmittels und des allgemeinen Zahlungsmittels. (Letztres,
sofern die Arbeitskraft zwar zuerst gekauft, aber erst gezahlt wird nach-
dem sie gewirkt hat. Soweit die Produktionsmittel nicht fertig auf dem
Markt vorhanden, sondern erst zu bestellen sind, wirkt das Geld bei
[5] G — Pm ebenfalls als Zahlungsmittel.) Diese Fähigkeit entspringt nicht
daraus, dass das Geldkapital Kapital, sondern daraus, dass es Geld ist.
Andrerseits kann der Kapitalwerth im Geldzustand auch nur Geld-
funktionen, und keine andern, verrichten. Was diese letztren zu Kapital-
funktionen macht, ist ihre bestimmte Rolle in der [Bewegung] des Kapi-
tals, daher auch der Zusammenhang des Stadiums, worin sie erscheinen,
mit den andern Stadien seines Kreislaufs. Z. B. im Fall, der uns zu-
nächst vorliegt, wird Geld umgesetzt in Waaren, deren Verbindung die
Naturalform des produktiven Kapitals bildet, die also latent, der Möglich-
keit nach, bereits das Resultat des kapitalistischen Produktionsprocesses
in sich birgt.
Ein Theil des Geldes, welches in \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} die Funktion von
Geldkapital verrichtet, geht durch die Vollziehung dieser Cirkulation selbst
in eine Funktion über, worin sein Kapitalcharakter verschwindet und sein
Geldcharakter bleibt. Die Cirkulation des Geldkapitals G zerfällt in
G — Pm und G — A, Kauf von Produktionsmitteln und Kauf von
Arbeitskraft. Betrachten wir den letztern Vorgang für sich. G — A
ist Kauf von Arbeitskraft seitens des Kapitalisten; es ist Verkauf der
Arbeitskraft — wir können hier sagen der Arbeit, da die Form des
Arbeitslohns vorausgesetzt — von Seiten des Arbeiters, des Inhabers der
Arbeitskraft. Was für den Käufer G — W (= G — A), ist hier,
wie bei jedem Kauf, für den Verkäufer (den Arbeiter) A — G (= W — G),
Verkauf seiner Arbeitskraft. Dies ist das erste Cirkulationsstadium oder
die erste Metamorphose der Waare (Buch I, Kap. III, 2a); es ist, seitens
des Verkäufers der Arbeit, Verwandlung seiner Waare in ihre Geldform.
Das so erhaltne Geld verausgabt der Arbeiter nach und nach in einer
Summe von Waaren, die seine Bedürfnisse befriedigen, in Konsumtions-
artikeln. Die Gesammtcirkulation seiner Waare stellt sich also dar als
A — G — W, d. h. erstens A — G (= W — G) und zweitens G — W,
also in der allgemeinen Form der einfachen Waarencirkulation W — G — W,
wo das Geld als blosses verschwindendes Cirkulationsmittel, als blosser
Vermittler des Umsatzes von Waare gegen Waare figurirt.
G — A ist das charakteristische Moment der Verwandlung von
Geldkapital in produktives Kapital, weil es die wesentliche Bedingung,
damit der in Geldform vorgeschossne Werth sich wirklich in Kapital, in
Mehrwerth producirenden Werth verwandle. G — Pm ist nur noth-
[6] wendig, um die durch G — A gekaufte Arbeitsmasse zn realisiren.
G — A wurde daher von diesem Gesichtspunkt aus dargestellt in Buch I,
Abschn. II, Verwandlung von Geld in Kapital. Die Sache ist hier noch
von einem andern Gesichtspunkt aus zu betrachten, mit speciellem Bezug
auf das Geldkapital als Erscheinungsform des Kapitals.
G — A wird allgemein als charakteristisch angesehn für die kapi-
talistische Produktionsweise. Aber keineswegs aus dem angegebnen
Grund, weil der Kauf der Arbeitskraft ein Kaufkontrakt ist, worin die
Lieferung eines grössern Quantums Arbeit bedungen wird als zum Ersatz
des Preises der Arbeitskraft, des Arbeitslohns, nöthig ist; also Lieferung
von Mehrarbeit — die Grundbedingung für die Kapitalisation des vor-
geschossnen Werths, oder was dasselbe, für Produktion von Mehrwerth.
Sondern vielmehr seiner Form halber, weil in der Form des Arbeitslohns
mit Geld Arbeit gekauft wird, und dies gilt als Merkmal der Geld-
wirthschaft.
Hier ist es wieder nicht das Irrationelle der Form, welches für
charakteristisch gilt. Dies Irrationelle wird vielmehr übersehn. Das
Irrationelle besteht darin, dass die Arbeit als werthbildendes Element
selbst keinen Werth besitzen, also auch ein bestimmtes Quantum Arbeit
keinen Werth haben kann, der sich in ihrem Preise ausdrückt, in ihrer
Aequivalenz mit einem bestimmten Quantum Geld. Aber wir wissen,
dass der Arbeitslohn bloss eine verkleidete Form ist, eine Form, worin
z. B. der Tagespreis der Arbeitskraft sich als Preis der während eines
Tages von dieser Arbeitskraft flüssig gemachten Arbeit darstellt, sodass
also etwa der in 6 Stunden Arbeit von dieser Arbeitskraft producirte
Werth als Werth ihrer zwölfstündigen Funktion oder Arbeit ausgedrückt wird.
G — A gilt als das Charakteristische, als die Signatur der sogen.
Geldwirthschaft, weil die Arbeit hier als Waare ihres Besitzers erscheint,
das Geld daher als Käufer — also wegen des Geldverhältnisses (d. h.
Kauf und Verkauf von menschlicher Thätigkeit). Nun aber erscheint das
Geld schon sehr früh als Käufer sogenannter Dienste, ohne dass G sich
in Geldkapital verwandelte oder der allgemeine Charakter der Wirth-
schaft umgewälzt würde.
Dem Geld ist es durchaus gleichgültig, in welche Sorte von Waaren
es verwandelt wird. Es ist die allgemeine Aequivalentform aller Waaren,
die in ihren Preisen schon zeigen, dass sie ideell eine bestimmte Geld-
[7] summe darstellen, ihre Verwandlung in Geld erwarten, und nur durch
ihren Stellenwechsel mit Geld die Form erhalten, worin sie in Gebrauchs-
werthe für ihre Besitzer umsetzbar sind. Findet sich also auf dem Markt
die Arbeitskraft einmal als Waare ihres Besitzers vor, deren Verkauf
unter der Form der Zahlung für Arbeit geschieht, in Gestalt des Arbeits-
lohns, so stellt ihr Kauf und Verkauf nichts Auffallenderes dar als der
Kauf und Verkauf jeder andern Waare. Nicht, dass die Waare Arbeits-
kraft käuflich ist, sondern dass die Arbeitskraft als Waare erscheint,
ist das Charakteristische.
Durch \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}}, die Verwandlung von Geldkapital in pro-
duktives Kapital, bewirkt der Kapitalist die Verbindung der gegenständ-
lichen und persönlichen Faktoren der Produktion, soweit diese Faktoren
aus Waaren bestehn. Wird Geld zum ersten Mal in produktives Kapital
verwandelt, oder fungirt es für seinen Besitzer zum ersten Mal als Geld-
kapital, so muss er erst die Produktionsmittel kaufen, Arbeitsgebäude,
Maschinen etc., ehe er die Arbeitskraft kauft; denn sobald letztre in
seine Botmäßigkeit übergeht, müssen die Produktionsmittel da sein, um
sie als Arbeitskraft anwenden zu können.
So stellt sich die Sache von Seiten des Kapitalisten dar.
Von Seiten des Arbeiters: Die produktive Bethätigung seiner Ar-
beitskraft wird erst möglich von dem Augenblick, wo sie in Folge ihres
Verkaufs in Verbindung mit den Produktionsmitteln gesetzt wird. Sie
existirt also vor dem Verkauf getrennt von den Produktionsmitteln, von
den gegenständlichen Bedingungen ihrer Bethätigung. In diesem Zustand
der Trennung kann sie weder direkt verwandt werden zur Produktion von
Gebrauchswerthen für ihren Besitzer, noch zur Produktion von Waaren,
von deren Verkauf dieser leben könnte. Sobald sie aber durch ihren
Verkauf in Verbindung mit den Produktionsmitteln gesetzt ist, bildet sie
einen Bestandtheil des produktiven Kapitals ihres Käufers, ebensogut wie
die Produktionsmittel.
Obgleich daher in dem Akt G — A Geldbesitzer und Arbeitskraft-
Besitzer sich nur als Käufer und Verkäufer zu einander verhalten, als
Geldbesitzer und Waarenbesitzer einander gegenübertreten, sich also nach
dieser Seite hin in blossem Geldverhältniss zu einander befinden, — so
tritt doch der Käufer von vornherein zugleich als Besitzer der Produk-
tionsmittel auf, welche die gegenständlichen Bedingungen der produktiven
[8] Verausgabung der Arbeitskraft durch ihren Besitzer bilden. Mit andern
Worten: diese Produktionsmittel treten dem Besitzer der Arbeitskraft
gegenüber als fremdes Eigenthum. Andrerseits steht der Verkäufer der
Arbeit ihrem Käufer gegenüber als fremde Arbeitskraft, die in seine
Botmälsigkeit übergehn, seinem Kapital einverleibt werden muss, damit
dies wirklich als produktives Kapital sich bethätige. Das Klassen-
verhältniss zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter ist also schon vorhanden,
schon vorausgesetzt, in dem Augenblick wo beide in dem Akt G — A
(A — G von Seiten des Arbeiters) sich gegenübertreten. Es ist Kauf
und Verkauf, Geldverhältniss, aber ein Kauf und Verkauf wo der Käufer
als Kapitalist und der Verkäufer als Lohnarbeiter vorausgesetzt wird, und
dies Verhältniss ist damit gegeben, dass die Bedingungen zur Verwirk-
lichung der Arbeitskraft — Lebensmittel und Produktionsmittel — ge-
trennt sind als fremdes Eigenthum von dem Besitzer der Arbeitskraft.
Wie diese Trennung entsteht, beschäftigt uns hier nicht. Sie existirt,
sobald G — A vollzogen wird. Was uns hier interessirt, ist: Wenn
G — A als eine Funktion des Geldkapitals erscheint, oder Geld hier als
Existenzform des Kapitals, so keineswegs bloss, weil das Geld hier auftritt
als Zahlungsmittel für eine menschliche Thätigkeit, die einen Nutzeffekt
hat, für einen Dienst; also keineswegs durch die Funktion des Geldes als
Zahlungsmittel. Das Geld kann nur in dieser Form verausgabt werden,
weil die Arbeitskraft im Zustand der Trennung von ihren Produktions-
mitteln (einschliesslich der Lebensmittel als Produktionsmittel der Arbeits-
kraft selbst) sich befindet; und weil diese Trennung nur dadurch aufge-
hoben wird, dass die Arbeitskraft an den Inhaber der Produktionsmittel
verkauft wird; dass also auch die Flüssigmachung der Arbeitskraft, deren
Grenzen keineswegs mit den Grenzen der zur Reproduktion ihres eignen
Preises nöthigen Arbeitsmasse zusammenfallen, dem Käufer gehört. Das
Kapitalverhältniss während des Produktionsprocesses kommt nur heraus,
weil es an sich schon im Cirkulationsakt existirt, in den unterschiednen
ökonomischen Grundbedingungen, worin Käufer und Verkäufer sich gegen-
über treten, in ihrem Klassenverhältniss. Es ist nicht das Geld, mit
dessen Natur das Verhältniss gegeben ist; es ist vielmehr das Dasein
dieses Verhältnisses, das eine blosse Geldfunktion in eine Kapitalfunktion
verwandeln kann.
[9]
Bei Auffassung des Geldkapitals (wir haben mit diesem [einstweilen]
nur zu thun innerhalb der bestimmten Funktion, in der es uns hier gegen-
übertritt) laufen gewöhnlich zwei Irrthümer neben oder durcheinander.
Erstens: Die Funktionen, die der Kapitalwerth als Geldkapital verrichtet,
und die er eben verrichten kann, weil er sich in Geldform befindet, werden
irrthümlich aus seinem Kapitalcharacter abgeleitet, während sie nur dem
Geldzustand des Kapitalwerths geschuldet sind, seiner Erscheinungsform
als Geld. Und zweitens umgekehrt: Der specifische Gehalt der Geld-
funktion, der sie zugleich zu einer Kapitalfunktion macht, wird aus der
Natur des Geldes hergeleitet (Geld daher mit Kapital verwechselt), während
sie gesellschaftliche Bedingungen voraussetzt, wie hier in Vollziehung von
G — A, die in blosser Waaren-, und entsprechender Geldcirkulation
keineswegs gegeben sind.
Auch der Kauf und Verkauf von Sklaven ist seiner Form nach
Waaren-Kauf und Verkauf. Ohne Existenz der Sklaverei kann Geld aber
nicht diese Funktion vollziehn. Ist Sklaverei da, so kann Geld im Ankauf
von Sklaven ausgelegt werden. Umgekehrt reicht Geld in der Hand des
Käufers keineswegs hin, um Sklaverei zu ermöglichen.
Dass der Verkauf der eignen Arbeitskraft (in der Form des Verkaufs
der eignen Arbeit oder des Arbeitslohns) nicht als isolirte Erscheinung,
sondern als gesellschaftlich maßgebende Voraussetzung der Produktion
von Waaren sich darstelle, dass also [das] Geldkapital auf gesellschaftlicher
Stufenleiter die hier betrachtete Funktion \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} vollziehe, —
dies unterstellt historische Processe, durch welche die ursprüngliche Ver-
bindung der Produktionsmittel mit der Arbeitskraft aufgelöst wurde; Pro-
cesse, in Folge deren die Masse des Volks, die Arbeiter, als Nichteigen-
thümer und die Nichtarbeiter als Eigenthümer dieser Produktionsmittel
sich gegenüberstehn. Wobei es nichts zur Sache thut, ob die Verbindung,
vor ihrer Zersetzung, die Form besass, dass der Arbeiter selbst als Pro-
duktionsmittel zu den andern Produktionsmitteln gehörte, oder ob er deren
Eigner war.
Der Thatbestand, der hier also dem Akt \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} zu Grunde
liegt, ist die Vertheilung; nicht die Vertheilung im gewöhnlichen Sinn als
Vertheilung der Konsumtionsmittel, sondern die Vertheilung der Elemente
der Produktion selbst, von denen die gegenständlichen Faktoren auf der
einen Seite koncentrirt sind, die Arbeitskraft davon isolirt auf der andern.
[10]
Die Produktionsmittel, der gegenständliche Theil des produktiven
Kapitals, müssen also dem Arbeiter schon als solche, als Kapital gegen-
überstehn, bevor der Akt G — A ein allgemein gesellschaftlicher Akt
werden kann.
Wir haben früher gesehn, dass die kapitalistische Produktion, einmal
etablirt, in ihrer Entwicklung nicht nur diese Trennung reproducirt, sondern
sie auf stets grössern Umfang erweitert, bis sie der allgemein herrschende
gesellschaftliche Zustand geworden. Die Sache bietet aber noch eine andre
Seite dar. Damit das Kapital sich bilden und sich der Produktion be-
mächtigen kann, ist eine gewisse Entwicklungsstufe des Handels voraus-
gesetzt, also auch der Waarencirkulation und damit der Waarenproduktion;
denn es können nicht Artikel als Waaren in die Cirkulation eingehn, so-
fern sie nicht für den Verkauf, also als Waaren, producirt werden. Als
normaler, herrschender Charakter der Produktion erscheint die Waaren-
produktion aber erst auf Grundlage der kapitalistischen Produktion.
Die russischen Grundeigenthümer, die in Folge der sogen. Bauern-
emancipation ihre Landwirthschaft jetzt mit Lohnarbeitern statt mit leibeignen
Zwangsarbeitern betreiben, klagen über zweierlei: Erstens über Mangel an
Geldkapital. So heisst es z. B.: Bevor man die Ernte verkauft, habe man
Lohnarbeitern in grösserem Umfang zu zahlen, und da fehle es an der
ersten Bedingung, an Baarem. Kapital in der Form von Geld muss
gerade zur Zahlung des Arbeitslohns beständig vorhanden sein, um die
Produktion kapitalistisch zu betreiben. Doch darüber mögen sich die
Grundbesitzer trösten. Mit der Zeit pflückt man Rosen, und verfügt der
industrielle Kapitalist nicht nur über sein eignes Geld, sondern auch über
l’argent des autres.
Charakteristischer aber ist die zweite Klage, nämlich: dass wenn
man auch Geld habe, man nicht in hinreichendem Umfang und zu be-
liebiger Zeit die zu kaufenden Arbeitskräfte disponibel finde, indem der
russische Landarbeiter [in] Folge des Gemeineigenthums der Dorfgemeinde
an Grund und Boden noch nicht völlig von seinen Produktionsmitteln ge-
trennt, daher noch kein „freier Lohnarbeiter“ im vollen Sinne des Worts
ist. Aber das Vorhandensein des letztren auf gesellschaftlicher Stufen-
leiter ist unerlässliche Bedingung damit G — W, Verwandlung von Geld
in Waare, als Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital, dar-
stellbar sei.
[11]
Es versteht sich daher von selbst, dass die Formel für den Kreis-
lauf des Geldkapitals: G — W … P … W' — G' selbstverständliche Form
des Kapitalkreislaufs nur auf Grundlage schon entwickelter kapitalistischer
Produktion ist, weil sie das Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse auf ge-
sellschaftlicher Stufe voraussetzt. Die kapitalistische Produktion, wie wir
gesehn, producirt nicht nur Waare und Mehrwerth; sie reproducirt, und
in stets erweitertem Umfang, die Klasse der Lohnarbeiter und verwandelt
die ungeheure Majorität der unmittelbaren Producenten in Lohnarbeiter.
G — W … P … W' — G', da die erste Voraussetzung seines Ver-
laufs das beständige Vorhandensein der Lohnarbeiterklasse, unterstellt daher
schon das Kapital in der Form des produktiven Kapitals, und daher die
Form des Kreislaufs des produktiven Kapitals.
II. Zweites Stadium. Funktion des produktiven Kapitals.
Der hier betrachtete Kreislauf des Kapitals beginnt mit dem Cirku-
lationsakt G — W, der Verwandlung von Geld in Waare, Kauf. Die
Cirkulation muss also ergänzt werden durch die entgegengesetzte Meta-
morphose W — G, Verwandlung von Waare in Geld, Verkauf. Aber das
unmittelbare Resultat von \mathrm{G - W \< {A \atop m}} ist die Unterbrechung der Cir-
kulation des in Geldform vorgeschossnen Kapitalwerths. Durch die Ver-
wandlung von Geldkapital in produktives Kapital hat der Kapitalwerth
eine Naturalform erhalten, worin er nicht fortcirkuliren kann, sondern in
die Konsumtion, nämlich in die produktive Konsumtion, eingehn muss.
Der Gebrauch der Arbeitskraft, die Arbeit, kann nur im Arbeitsprocess
realisirt werden. Der Kapitalist kann den Arbeiter nicht wieder als Waare
verkaufen, da dieser nicht sein Sklave ist, und jener weiter nichts gekauft
hat, als die Vernutzung seiner Arbeitskraft auf bestimmte Zeit. Er kann
andrerseits die Arbeitskraft nur vernutzen, indem er durch sie die Pro-
duktionsmittel als Waarenbildner vernutzen lässt. Das Resultat des ersten
Stadiums ist also der Eintritt in das zweite, das produktive Stadium des
Kapitals.
Die Bewegung stellt sich dar als \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}}… P, wo die
Punkte andeuten, dass die Cirkulation des Kapitals unterbrochen ist, sein
Kreislaufsprocess aber fortdauert, indem es aus der Sphäre der Waaren-
cirkulation in die Produktionssphäre eintritt. Das erste Stadium, die Ver-
wandlung von Geldkapital in produktives Kapital, erscheint also nur als
[12] Vorläufer und Einleitungsphase des zweiten Stadiums, der Funktion des
produktiven Kapitals.
\mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} setzt voraus, dass das Individuum, welches diesen
Akt vollzieht, nicht nur über Werthe in beliebiger Gebrauchsform verfügt,
sondern dass es diese Werthe in Geldform besitzt, dass es Geldbesitzer
ist. Der Akt besteht aber gerade in der Weggabe des Geldes, und jener
kann nur Geldbesitzer bleiben, soweit ihm das Geld implicite durch den
Akt der Weggabe selbst zurückströmt. Geld kann ihm aber nur zurück-
fliessen durch den Verkauf von Waaren. Der Akt setzt ihn also voraus
als Waarenproducenten.
G — A. Der Lohnarbeiter lebt nur vom Verkauf der Arbeitskraft.
Ihre Erhaltung — seine Selbsterhaltung — erfordert tägliche Konsumtion.
Seine Zahlung muss also beständig in kürzern Terminen wiederholt werden,
damit er die zu seiner Selbsterhaltung nöthigen Einkäufe — den Akt
A — G — W oder W — G — W — wiederholen kann. Der Kapitalist
muss ihm daher beständig als Geldkapitalist, und sein Kapital als Geld-
kapital gegenüber treten. Andrerseits aber, damit die Masse der unmittel-
baren Producenten, der Lohnarbeiter, den Akt A — G — W vollziehn
könne, müssen ihr die nothwendigen Lebensmittel in käuflicher, d. h. in
Waarenform, beständig gegenübertreten. Dieser Zustand erheischt also
schon einen hohen Grad der Cirkulation der Produkte als Waaren, also
auch des Umfangs der Waarenproduktion. Sobald die Produktion vermit-
telst Lohnarbeit allgemein, muss die Waarenproduktion die allgemeine
Form der Produktion sein. Diese als allgemein vorausgesetzt, bedingt
ihrerseits eine stetig wachsende Theilung der gesellschaftlichen Arbeit,
d. h. stets grössre Besondrung des Produkts, das als Waare von einem
bestimmten Kapitalisten producirt wird, stets grössre Spaltung sich er-
gänzender Produktionsprocesse in verselbständigte. In demselben Grad
wie G — A, entwickelt sich daher G — Pm; d. h. in demselben Um-
fang trennt sich die Produktion der Produktionsmittel von der der Waare,
deren Produktionsmittel sie sind, und treten diese jedem Waarenproducenten
selbst als Waaren gegenüber, die er nicht producirt, sondern zum Behuf
seines bestimmten Produktionsprocesses kauft. Sie kommen her aus, von
dem seinen vollständig getrennten, selbständig betriebnen Produktions-
zweigen, und gehn ein in seinen Produktionszweig als Waaren, müssen
daher gekauft werden. Die sachlichen Bedingungen der Waarenproduktion
[13] treten ihm in immer grösserem Umfang als Produkte andrer Waarenpro-
ducenten, als Waaren, gegenüber. In demselben Umfang muss der Ka-
pitalist als Geldkapitalist auftreten, oder erweitert sich der Maßstab, wor-
auf sein Kapital als Geldkapital fungiren muss.
Andrerseits: Dieselben Umstände, welche die Grundbedingung der
kapitalistischen Produktion produciren — das Dasein einer Lohnarbeiter-
klasse — sollicitiren den Uebergang aller Waarenproduktion in kapita-
listische Waarenproduktion. Im Umfang wie diese sich entwickelt, wirkt
sie zersetzend und auflösend auf jede ältre Form der Produktion die,
vorzugsweis auf unmittelbaren Selbstbedarf gerichtet, nur den Ueberschuss
des Produkts in Waare verwandelt. Sie macht den Verkauf des Produkts
zum Hauptinteresse, zunächst ohne scheinbar die Produktionsweise selbst
anzugreifen, wie dies z. B. die erste Wirkung des kapitalistischen Welt-
handels auf solche Völker war, wie Chinesen, Indier, Araber etc. Zwei-
tens aber, wo sie Wurzel gegriffen, zerstört sie alle Formen der Waaren-
produktion, die entweder auf Selbstarbeit der Producenten gegründet, oder
blos auf den Verkauf des überschüssigen Produkts als Waare. Sie ver-
allgemeinert zuerst die Waarenproduktion, [und] verwandelt dann stufenweise
alle Waarenproduktion in kapitalistische3).
Welches immer die gesellschaftlichen Formen der Produktion, Arbeiter
und Produktionsmittel bleiben stets ihre Faktoren. Aber die einen und
die andern sind dies nur der Möglichkeit nach im Zustand ihrer Trennung
von einander. Damit überhaupt producirt werde, müssen sie sich verbin-
den. Die besondere Art und Weise, worin diese Verbindung bewerkstelligt
wird, unterscheidet die verschiedenen ökonomischen Epochen der Gesellschafts-
struktur. Im vorliegenden Fall ist die Trennung des freien Arbeiters von
seinen Produktionsmitteln der gegebne Ausgangspunkt, und wir haben ge-
sehn, wie und unter welchen Bedingungen beide in der Hand des Kapita-
listen vereint werden — nämlich als produktive Daseinsweise seines Ka-
pitals. Der wirkliche Process, den die so zusammmengebrachten persönlichen
und sachlichen Waarenbildner mit einander eingehn, der Produktionsprocess,
wird daher selbst eine Funktion des Kapitals — kapitalistischer Pro-
duktionsprocess, dessen Natur ausführlich im ersten Buch dieser Schrift
entwickelt worden. Jeder Betrieb der Waarenproduktion wird zugleich Be-
[14] trieb der Ausbeutung der Arbeitskraft; aber erst die kapitalistische Waaren-
produktion wird zu einer epochemachenden Ausbeutungsweise, die in ihrer
geschichtlichen Fortentwicklung durch die Organisation des Arbeitspro-
cesses und die riesenhafte Ausbildung der Technik die ganze ökonomische
Struktur der Gesellschaft umwälzt und alle früheren Epochen unvergleich-
bar übergipfelt.
Durch die verschiednen Rollen, die sie während des Produktionspro-
cesses selbst bei der Werthbildung, also auch in der Erzeugung von Mehr-
werth spielen, unterscheiden sich Produktionsmittel und Arbeitskraft, soweit
sie Existenzformen des vorgeschossnen Kapitalwerths, als konstantes und
variables Kapital. Als verschiedne Bestandtheile des produktiven Kapitals
unterscheiden sie sich ferner dadurch, dass die erstern, im Besitz des
Kapitalisten, sein Kapital bleiben auch ausserhalb des Produktionsprocesses,
während bloss innerhalb desselben die Arbeitskraft Daseinsform eines in-
dividuellen Kapitals wird. Wenn die Arbeitskraft nur in der Hand ihres
Verkäufers, des Lohnarbeiters, Waare ist, so wird sie dagegen Kapital nur
in der Hand ihres Käufers, des Kapitalisten, dem ihr zeitweiser Gebrauch
zufällt. Die Produktionsmittel selbst werden nur gegenständliche Gestalten
des produktiven Kapitals, oder produktives Kapital, von dem Augenblick
wo ihnen die Arbeitskraft, als persönliche Daseinsform desselben, einver-
leibbar geworden ist. So wenig also menschliche Arbeitskraft von Natur
Kapital, so wenig sind es die Produktionsmittel. Sie erhalten diesen spe-
cifischen gesellschaftlichen Charakter nur unter bestimmten, geschichtlich
entwickelten Bedingungen, wie nur unter solchen den edlen Metallen der
des Geldes, oder gar dem Geld der des Geldkapitals aufgeprägt wird.
Indem es fungirt, verbraucht das produktive Kapital seine eignen Be-
standtheile, um sie in eine höherwerthige Produktenmasse umzusetzen. Da
die Arbeitskraft nur als eins seiner Organe wirkt, ist auch der durch ihre
Mehrarbeit erzeugte Ueberschuss des Produktwerths über den Werth seiner
Bildungselemente die Frucht des Kapitals. Die Mehrarbeit der Arbeits-
kraft ist die Gratisarbeit des Kapitals und bildet daher für den Kapita-
listen Mehrwerth, einen Werth, der ihm kein Aequivalent kostet. Das
Produkt ist daher nicht nur Waare, sondern mit Mehrwerth befruchtete
Waare. Ihr Werth ist = P + M, gleich dem Werth des in ihrer Her-
stellung verzehrten produktiven Kapitals P plus dem von ihm erzeugten
Mehrwerth M. Unterstellen wir, diese Waare bestehe aus 10,000 ℔.
[15] Garn, in deren Herstellung Produktionsmittel zum Werth von 372 Pfd. St.
und Arbeitskraft zum Werth von 50 Pfd. St. verbraucht worden. Wäh-
rend des Spinnprocesses üsertrugen die Spinner den Werth der durch ihre
Arbeit verzehrten Produktionsmittel im Belauf von 372 Pfd. St. auf das
Garn, wie sie zugleich, entsprechend ihrer Arbeitsausgabe, einen Neuwerth
von, sage 128 Pfd. St. darstellten. Die 10,000 ℔. Garn sind daher
Träger eines Werths von 500 Pfd. St.
III. Drittes Stadium. W' — G'.
Waare wird Waarenkapital als unmittelbar aus dem Pro-
duktionsprocess selbst entsprungene funktionelle Daseinsform des bereits
verwertheten Kapitalwerths. Würde die Waarenproduktion in ihrem ganzen
gesellschaftlichen Umfang kapitalistisch betrieben, so wäre alle Waare von
Haus aus Element eines Waarenkapitals, bestehe sie nun aus Roheisen
oder Brüsseler Spitzen, Schwefelsäure oder Cigarren. Das Problem, welche
Sorten des Waarenheers durch ihre Beschaffenheit zum Kapitalrang be-
stimmt, welche andere zum gemeinen Waarendienst, ist eins der selbstge-
schaffnen holden Drangsale der scholastischen Oekonomie.
In einer Waarenform muss das Kapital Waarenfunktion verrichten.
Die Artikel, woraus es besteht, von Haus aus für den Markt producirt,
müssen verkauft, in Geld verwandelt werden, also die Bewegung W — G
durchlaufen.
Die Waare des Kapitalisten bestehe aus 10,000 ℔. Baumwollengarn.
Wurden im Spinnprocess Produktionsmittel zum Werth von 372 Pfd. St.
verzehrt und ein Neuwerth von 128 Pfd. St. geschaffen, so hat das
Garn einen Werth von 500 Pfd. St., welchen es ausdrückt in seinem
gleichnamigen Preise. Dieser Preis werde realisirt durch den Verkauf
W — G. Was macht diesen einfachen Vorgang aller Waarencirkulation
gleichzeitig zu einer Kapitalfunktion? Keine Veränderung, die sich inner-
halb desselben ereignet, sei es mit Bezug auf ihren Gebrauchscharakter,
denn als Gebrauchsgegenstand geht die Waare an den Käufer über, sei
es mit Bezug auf ihren Werth, denn dieser erleidet keinen Grössen-
wechsel, sondern nur einen Formwechsel. Erst existirte er in Garn,
jetzt existirt er in Geld. So tritt ein wesentlicher Unterschied hervor
zwischen dem ersten Stadium W — G und dem letzten Stadium W — G.
Dort fungirt das vorgeschossne Geld als Geldkapital, weil es sich ver-
mittelst der Cirkulation in Waaren von specifischem Gebrauchswerth um-
[16] setzt. Hier kann die Waare nur als Kapital fungiren, sofern sie diesen
Charakter schon fertig aus dem Produktionsprocess mitbringt, bevor ihre
Cirkulation beginnt. Während des Spinnprocesses schufen die Spinner
Garnwerth zum Belauf von 128 Pfd. St. Davon bilden, sage 50 Pfd. St.,
dem Kapitalisten bloss ein Aequivalent für seine Auslage in Arbeitskraft,
und 78 Pfd. St. — bei einem Exploitationsgrad der Arbeitskraft von
156 % — bilden Mehrwerth. Der Werth der 10,000 ℔. Garn enthält
also erstens den Werth des aufgezehrten produktiven Kapitals P, wovon
der konstante Theil = 372 Pfd. St., der variable = 50 Pfd. St.,
ihre Summe = 422 Pfd. St., = 8440 ℔. Garn. Der Werth des pro-
duktiven Kapitals P ist aber = W, dem Werth seiner Bildungselemente,
die in dem Stadium G — W dem Kapitalisten als Waaren in den
Händen ihrer Verkäufer gegenüberstanden. — Zweitens aber enthält der
Werth des Garns einen Mehrwerth von 78 Pfd. St. = 1560 ℔. Garn.
W als Werthausdruck der 10,000 ℔. Garn ist also = W + Δ W,
W plus einem Inkrement von W (= 78 Pfd. St.), welches wir w nennen
wollen, da es in derselben Waarenform existirt wie jetzt der ursprüng-
liche Werth W. Der Werth der 10,000 ℔. Garn = 500 Pfd. St. ist
also = W + w = W'. Was W, als Werthausdruck der 10000 ℔.
Garn, zu W' macht, ist nicht seine absolute Werthgrösse (500 Pfd. St.),
denn sie ist wie bei allen andren W als Werthausdruck irgend einer
andern Waarensumme bestimmt durch die Grösse der in ihr vergegen-
ständlichten Arbeit. Es ist seine relative Werthgrösse, seine Werthgrösse
verglichen mit dem Werth des in seiner Produktion aufgezehrten Kapi-
tals P. Dieser Werth ist in ihr enthalten, plus dem vom produktiven
Kapital gelieferten Mehrwerth. Sein Werth ist grösser, überschüssig über
diesen Kapitalwerth, um diesen Mehrwerth w. Die 10,000 ℔. Garn sind
Träger des verwertheten, mit einem Mehrwerth bereicherten Kapitalwerths,
und sind dies als Produkt des kapitalistischen Produktionsprocesses. W'
drückt ein Werthverhältniss aus, das Verhältniss des Werths des Waaren-
produkts zu dem des in seiner Produktion verausgabten Kapitals, also
die Zusammensetzung seines Werths aus Kapitalwerth und Mehrwerth.
Die 10,000 ℔. Garn sind Waarenkapital, W', nur als verwandelte Form
des produktiven Kapitals P, also in einem Zusammenhang, der zunächst
nur im Kreislauf dieses individuellen Kapitals existirt, oder für den Kapi-
talisten, der mit seinem Kapital Garn producirt hat. Es ist sozusagen
[17] nur ein inneres, kein auswärtiges Verhältniss, das die 10,000 ℔ Garn
als Werthträger zu Waarenkapital macht; sie tragen ihr kapitalistisches
Muttermal nicht in der absoluten Grösse ihres Werths, sondern in seiner rela-
tiven Grösse, in ihrer Werthgrösse verglichen mit der, die das in ihnen ent-
haltne Kapital besass, ehe es sich in Waare verwandelt hatte. Werden
daher die 10,000 ℔. Garn zu ihrem Werth von 500 Pfd. St. verkauft, so
ist dieser Cirkulationsakt, für sich betrachtet, = W — G, blosse Ver-
wandlung eines gleichbleibenden Werths aus Waarenform in Geldform.
Aber als besondres Stadium im Kreislauf eines individuellen Kapitals
ist derselbe Akt Realisirung des von der Waare getragnen Kapitalwerths
von 422 Pfd. St. + dem von ihr getragnen Mehrwerth von 78 Pfd. St.,
also W' — G', Verwandlung des Waarenkapitals aus seiner Waarenform
in Geldform4).
Die Funktion von W' ist nun die alles Waarenprodukts: sich in
Geld zu verwandeln, verkauft zu werden, die Cirkulationsphase W — G
durchzumachen. So lange das jetzt verwerthete Kapital in der Form des
Waarenkapitals verharrt, auf dem Markt festliegt, steht der Produktions-
process still. Es wirkt weder als Produkt- noch als Werthbildner. Je
nach dem verschiednen Grad der Geschwindigkeit, womit das Kapital
seine Waarenform abstösst und seine Geldform annimmt, oder je nach
der Raschheit des Verkaufs, wird derselbe Kapitalwerth in sehr un-
gleichem Grad als Produkt- und Werthbildner dienen und die Stufenleiter
der Reproduktion sich ausdehnen oder verkürzen. Es wurde im ersten
Buch gezeigt, dass der Wirkungsgrad eines gegebnen Kapitals durch
Potenzen des Produktionsprocesses bedingt ist, die von seiner eignen
Werthgrösse in gewissem Grad unabhängig sind. Hier zeigt sich, dass
der Cirkulationsprocess neue, von der Werthgrösse des Kapitals unab-
hängige Potenzen seines Wirkungsgrads, seiner Expansion und Kontrak-
tion, in Bewegung setzt.
Die Waarenmasse W', als Träger des verwertheten Kapitals, muss
ferner in ihrem ganzen Umfang die Metamorphose W' — G' durch-
machen. Die Quantität des Verkauften wird hier wesentliche Bestim-
mung. Die einzelne Waare figurirt nur noch als integrirender Theil der
Gesammtmasse. Die 500 Pfd. St. Werth existiren in 10,000 ℔. Garn.
Marx, Kapital II. 2
[18] Gelingt es dem Kapitalisten, nur 7440 ℔. zu ihrem Werth von 372 Pfd.
Sterl. zu verkaufen, so hat er nur den Werth seines konstanten Kapitals,
den Werth der verausgabten Produktionsmittel, ersetzt; wenn 8440 ℔,
so nur die Werthgrösse des vorgeschossnen Gesammtkapitals. Er muss
mehr verkaufen um Mehrwerth zu realisiren, und er muss alle 10,000 ℔.
Garn verkaufen, um den ganzen Mehrwerth von 78 Pfd. St. (= 1560 ℔.
Garn) zu realisiren. Er erhält also in 500 Pfd. St. Geld nur einen
Gleichwerth für die verkaufte Waare; seine Transaktion innerhalb der
Cirkulation ist einfaches W — G. Hätte er seinen Arbeitern 64 Pfd. St.
statt 50 Pfd. St. Lohn gezahlt, so wäre sein Mehrwerth nur 64 Pfd. St.
statt 78 Pfd. St., und der Exploitationsgrad nur 100 % statt 156 %;
aber nach wie vor bliebe der Werth seines Garns unverändert; nur das
Verhältniss seiner verschiednen Theile wäre ein andres; der Cirkulationsakt
W — G wäre nach wie vor Verkauf von 10,000 ℔ Garn für 500
Pfd. St., ihren Werth.
W' = W + w (= 422 Pfd. St. + 78 Pfd. St.). — W ist
gleich dem Werth von P oder dem produktiven Kapital, und dies gleich
dem Werth von G, das in G — W, dem Kauf der Produktionselemente,
vorgeschossen wurde; in unserm Beispiel = 422 Pfd. St. Wird die
Waarenmasse zu ihrem Werth verkauft, so W = 422 £ und w = 78 £,
dem Werth des Mehrprodukts von 1560 ℔. Garn. Nennen wir w, in Geld
ausgedrückt, g, so ist W' — G' = (W + w) — (G + g), und der
Kreislauf G — W … P … W' — G' in seiner expliciten Form also
\mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} … P … (W + w) — (G + g).
Im ersten Stadium entzieht der Kapitalist Gebrauchsartikel dem eigent-
lichen Waarenmarkt und dem Arbeitsmarkt; im dritten Stadium wirft er
Waare zurück, aber nur in Einen Markt, den eigentlichen Waarenmarkt.
Wenn er aber durch seine Waare dem Markt mehr Werth wieder entzieht
als er ursprünglich hineinwarf, so nur, weil er grössern Waarenwerth
hineinwirft als er ursprünglich entzog. Er warf den Werth G hinein und
entzog den Gleichwerth W; er wirft W + w hinein und entzieht den
Gleichwerth G + g. — G war in unserm Beispiel gleich dem Werth
von 8440 ℔. Garn; er wirft aber 10,000 ℔. in den Markt, gibt ihm
also grössern Werth als er ihm nahm. Andrerseits hat er diesen ge-
wachsnen Werth nur hineingeworfen, weil er im Produktionsprocess Mehr-
werth (als aliquoter Theil des Produkts ausgedrückt in Mehrprodukt) durch
[19] Exploitation der Arbeitskraft producirte. Nur als Produkt dieses Pro-
cesses ist die Waarenmasse Waarenkapital, Träger des verwertheten Kapital-
werths. Durch Vollziehung von W' — G' wird sowohl der vorge-
schossne Kapitalwerth realisirt wie der Mehrwerth. Die Realisation beider
fällt zusammen in der Reihe von Verkäufen, oder auch in dem Verkauf,
auf einen Schlag, der gesammten Waarenmasse, die W' — G' ausdrückt.
Aber derselbe Cirkulationsvorgang W' — G' ist verschieden für Kapital-
werth und Mehrwerth insofern, als er für jeden von beiden ein verschiednes
Stadium ihrer Cirkulation, einen verschiednen Abschnitt in der von ihnen
innerhalb der Cirkulation zu durchlaufenden Metamorphosenreihe ausdrückt.
w, der Mehrwerth, kam erst zur Welt innerhalb des Produktionsprocesses.
Er tritt also zum ersten Mal auf den Waarenmarkt, und zwar in Waaren-
form; sie ist seine erste Cirkulationsform, daher auch der Akt w — g
sein erster Cirkulationsakt oder seine erste Metamorphose, die also noch
zu ergänzen bleibt durch den entgegengesetzten Cirkulationsakt oder die
umgekehrte Metamorphose g — w.5)
Anders verhält es sich mit der Cirkulation, die der Kapitalwerth W
im selben Cirkulationsakt W' — G' vollzieht, welches für ihn der Cirku-
lationsakt W — G ist, wo W = P, gleich dem ursprünglich vor-
geschossnen G. Es hat seinen ersten Cirkulationsakt als G, als Geld-
kapital, eröffnet und kehrt durch den Akt W — G zur selben Form
zurück; es hat also die beiden entgegengesetzten Phasen der Cirkulation
1) G — W und 2) W — G durchlaufen und befindet sich wieder in
der Form, in der es denselben Kreislaufsprocess von Neuem beginnen kann.
Was für den Mehrwerth erste Verwandlung der Waarenform in Geldform,
ist für den Kapitalwerth Rückkehr oder Rückverwandlung in seine ur-
sprüngliche Geldform.
Durch \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} wurde das Geldkapital in eine gleichwerthige
Summe Waaren, A und Pm, umgesetzt. Diese Waaren funktioniren nicht
wieder als Waaren, als Verkaufsartikel. Ihr Werth existirt jetzt in der
Hand ihres Käufers, des Kapitalisten, als Werth seines produktiven Kapi-
tals P. Und in der Funktion von P, der produktiven Konsumtion, werden
2*
[20] sie verwandelt in eine von den Produktionsmitteln stofflich verschiedne
Waarensorte, in Garn, worin ihr Werth nicht nur erhalten, sondern ver-
grössert wird, von 422 Pfd. St. auf 500 Pfd. St. Durch diese reale
Metamorphose werden die im ersten Stadium G — W dem Markt ent-
zognen Waaren ersetzt durch stofflich und werthlich verschiedne Waare,
die nun als Waare fungiren, in Geld verwandelt und verkauft werden
muss. Der Produktionsprocess erscheint daher nur als Unterbrechung des
Cirkulationsprocesses des Kapitalwerths, wovon bis dahin nur die erste
Phase G — W durchlaufen ist. Er durchläuft die zweite und abschlies-
sende Phase W — G, nachdem W stofflich und werthlich verändert.
Soweit aber der Kapitalwerth, für sich genommen, in Betracht kommt,
hat er nur eine Veränderung seiner Gebrauchsform im Produktionsprocess
erlitten. Er existirte als 422 Pfd. St. Werth in A und Pm, er existirt
jetzt als 422 Pfd. St. Werth von 8440 ℔. Garn. Betrachten wir also
bloss die beiden Phasen des Cirkulationsprocesses des, von seinem Mehr-
werth getrennt gedachten, Kapitalwerths, so durchläuft er 1) G — W
und 2) W — G, wo das zweite W eine veränderte Gebrauchsform, aber
denselben Werth hat wie das erste W; also G — W — G, eine Cirku-
lationsform, die durch den doppelten Stellenwechsel der Waare in entgegen-
gesetzter Richtung, Verwandlung aus Geld in Waare, Verwandlung aus
Waare in Geld, nothwendig die Rückkehr des als Geld vorgeschossnen
Werths zu seiner Geldform bedingt: seine Rückverwandlung in Geld.
Derselbe Cirkulationsakt W' — G', der für den in Geld vorge-
schossnen Kapitalwerth zweite abschliessende Metamorphose, Rückkehr zur
Geldform, ist für den gleichzeitig vom Waarenkapital mitgetragnen und
durch seinen Umsatz in Geldform mitrealisirten Mehrwerth erste Meta-
morphose, Verwandlung aus Waarenform in Geldform, W — G, erste
Cirkulationsphase.
Es ist hier also zweierlei zu bemerken. Erstens: Die schliessliche
Rückverwandlung des Kapitalswerths in seine ursprüngliche Geldform ist
eine Funktion des Waarenkapitals. Zweitens: Diese Funktion schliesst
ein die erste Formverwandlung des Mehrwerths aus seiner ursprünglichen
Waarenform in Geldform. Die Geldform spielt also hier doppelte Rolle;
sie ist einerseits rückkehrende Form eines ursprünglich in Geld vorge-
schossnen Werths, also Rückkehr zur Werthform, die den Process er-
öffnete; sie ist andrerseits erste verwandelte Form eines Werths, der
[21] ursprünglich in Waarenform in die Cirkulation tritt. Werden die Waaren,
woraus das Waarenkapital besteht, zu ihrem Werth verkauft, wie
hier vorausgesetzt, so wird W + w verwandelt in das gleichwerthige
G + g; in dieser Form G + g (422 Pfd. St. + 78 Pfd. St. =
500 Pfd. St.) existirt das realisirte Waarenkapital jetzt in der Hand des
Kapitalisten. Kapitalwerth und Mehrwerth sind jetzt als Geld vorhanden,
also in der allgemeinen Aequivalentform.
Am Schluss des Processes befindet sich der Kapitalwerth also wieder
in derselben Form, worin er in ihn eintrat, kann ihn also wieder von
neuem als Geldkapital eröffnen und durchlaufen. Eben weil die Ausgangs-
und Schlussform des Processes die des Geldkapitals (G) wird diese Form
des Kreislaufsprocesses von uns als Kreislauf des Geldkapitals bezeichnet.
Nicht die Form, sondern nur die Grösse des vorgeschossnen Werths ist
am Schluss verändert.
G + g sind nichts als eine Geldsumme von einer bestimmten Grösse,
in unserm Fall 500 Pfd. St. Aber als Resultat des Kreislaufs des Kapi-
tals, als realisirtes Waarenkapital, enthält diese Geldsumme den Kapital-
werth und den Mehrwerth; und zwar sind diese nun nicht mehr mit
einander verwachsen, wie im Garn; sie liegen jetzt neben einander. Ihre
Realisation hat jedem der beiden selbständige Geldform gegeben. \frac{211}{250}
davon sind der Kapitalwerth, 422 Pfd. St., und \frac{39}{250} davon der Mehr-
werth von 78 Pfd. St. Diese durch Realisation des Waarenkapitals be-
wirkte Trennung hat nicht nur den formellen Gehalt, wovon wir gleich
sprechen werden; sie wird wichtig im Reproduktionsprocess des Kapitals,
je nachdem g ganz, theilweise oder gar nicht zu G geschlagen wird, also
je nachdem es als Bestandtheil des vorgeschossnen Kapitalwerths fortfungirt
oder nicht. g und G können auch ganz verschiedne Cirkulation durchlaufen.
In G' ist das Kapital wieder zu seiner ursprünglichen Form G zurück-
gekehrt, zu seiner Geldform; aber in einer Form, worin es als Kapital
verwirklicht ist.
Erstens ist eine quantitative Differenz da. Es war G, 422 Pfd. St.;
es ist jetzt G', 500 Pfd. St., und diese Differenz ausgedrückt in G …
G', den quantitativ verschiednen Extremen des Kreislaufs, dessen Bewegung
selbst nur durch die Punkte … angedeutet ist. G' ist \> G, G' — G
= M, dem Mehrwerth. — Aber als Resultat dieses Kreislaufs G … G'
existirt jetzt nur noch G'; es ist das Produkt, worin sein Bildungsprocess
[22] erloschen ist. G' existirt jetzt selbständig für sich, unabhängig von der
Bewegung, die es hervorbrachte. Sie ist vergangen, es ist da an ihrer Stelle.
Aber G' als G + g, 500 Pfd. St. als 422 Pfd. St. vorgeschossnes
Kapital plus einem Inkrement desselben von 78 Pfd. St., stellt zugleich ein
qualitatives Verhältniss dar, obgleich dies qualitative Verhältniss selbst nur als
Verhältniss der Theile einer gleichnamigen Summe, also als quantitatives Verhält-
niss existirt. G, das vorgeschossne Kapital, das jetzt wieder in seiner ursprünglichen
Form (422 Pfd. St.) vorhanden ist, existirt jetzt als realisirtes Kapital. Es
hat sich nicht nur erhalten, es hat sich auch als Kapital realisirt, indem
es sich als solches unterscheidet von g (78 Pfd. St.) worauf es bezogen
ist als auf seinen Zuwachs, seine Frucht, auf ein durch es selbst ge-
hecktes Inkrement. Es ist als Kapital realisirt, weil als Werth, der
einen Werth geheckt hat. G' existirt als Kapitalverhältniss; G erscheint
nicht mehr als blosses Geld, sondern es ist ausdrücklich als Geldkapital
gesetzt, ausgedrückt als Werth, der sich verwerthet hat, also auch die
Eigenschaft besitzt sich zu verwerthen, mehr Werth zu hecken als er selbst
hat. G ist als Kapital gesetzt durch sein Verhältniss zu einem andern
Theil von G', als dem durch es Gesetzten, aus ihm als Ursache Bewirktem,
als der Folge wovon es der Grund. So erscheint G' als in sich differen-
zirte, sich funktionell (begrifflich) in sich selbst unterscheidende, das Kapi-
talverhältniss ausdrückende Werthsumme.
Aber dies ist nur ausgedrückt als Resultat, ohne die Vermittlung
des Processes, dessen Resultat es ist.
Werththeile unterscheiden sich als solche qualitativ nicht von einander,
ausser soweit sie als Werthe verschiedner Artikel, konkreter Dinge auf-
treten, also in verschiednen Gebrauchsformen, daher als Werthe verschiedner
Waarenkörper — ein Unterschied, der nicht aus ihnen selbst als blossen
Werththeilen entspringt. Im Geld ist alle Verschiedenheit der Waaren aus-
gelöscht, weil es eben die ihnen allen gemeinsame Aequivalentform ist.
Eine Geldsumme von 500 £ besteht aus lauter gleichnamigen Elementen
von 1 £. Da in dem einfachen Dasein dieser Geldsumme die Vermitt-
lung ihrer Herkunft ausgelöscht und von der specifischen Differenz, welche
die verschiednen Kapitalbestandtheile im Produktionsprocess besitzen, jede
Spur verschwunden ist, so existirt der Unterschied nur noch in der be-
grifflichen Form einer Hauptsumme (englisch principal) = dem vor-
geschossnen Kapital von 422 £ und einer überschüssigen Werthsumme
[23] von 78 £. G' sei z. B. = 110 £, wovon 100 = C, Hauptsumme,
und 10 = M, Mehrwerth. Es herrscht absolute Gleichartigkeit, also be-
griffliche Unterschiedslosigkeit, zwischen den beiden konstituirenden Theilen
der Summe von 110 £. Beliebige 10 £ sind immer \frac{1}{11} der Gesammt-
summe von 110 £, ob sie nun ⅒ der vorgeschossnen Hauptsumme von
100 £ oder der Ueberschuss von 10 £ über dieselbe. Hauptsumme und
Zuwachssumme, Kapital und Mehrsumme sind daher ausdrückbar als
Bruchtheile der Gesammtsumme; in unserm Beispiel bilden \frac{10}{11} die Haupt-
summe oder das Kapital, \frac{1}{11} die Mehrsumme. Es ist daher begriffsloser
Ausdruck des Kapitalverhältnisses, worin hier am Schluss seines Processes
das realisirte Kapital in seinem Geldausdruck erscheint.
Allerdings gilt dies auch für W' (= W + w). Aber mit dem
Unterschied, dass W', worin W und w auch nur proportionelle Werththeile
derselben homogenen Waarenmasse, hinweist auf seinen Ursprung P, dessen
unmittelbares Produkt es ist, während in G', einer unmittelbar aus der
Cirkulation herstammenden Form, direkte Beziehung zu P verschwunden ist.
Der begriffslose Unterschied zwischen Haupt- und Zuwachssumme,
der in G' enthalten ist, soweit es das Resultat der Bewegung G … G'
ausdrückt, verschwindet sofort, sobald es aktiv als Geldkapital wieder
fungirt, also nicht umgekehrt als Geldausdruck des verwertheten industri-
ellen Kapitals fixirt wird. Der Kreislauf des Geldkapitals kann nie mit
G' beginnen (obgleich G' jetzt als G fungirt) sondern nur mit G; d. h.
nie als Ausdruck des Kapitalverhältnisses, sondern nur als Vorschussform
des Kapitalwerths. Sobald die 500 Pfd. St. von neuem als Kapital vor-
geschossen werden, um sich von neuem zu verwerthen, sind sie Ausgangs-
punkt statt Rückkehrpunkt. Statt einem Kapital von 422 Pfd. St. ist
jetzt eins von 500 Pfd. St. vorgeschossen, mehr Geld als früher, mehr
Kapitalwerth, aber das Verhältniss zwischen den zwei Bestandtheilen ist
weggefallen, ganz wie ursprünglich die Summe von 500 Pfd. St. statt
der von 422 Pfd. St. hätte als Kapital fungiren können.
Es ist keine aktive Funktion des Geldkapitals sich als G' darzustellen;
seine eigne Darstellung als G' ist vielmehr eine Funktion von W'. Schon
in der einfachen Waarencirkulation, 1) W1 — G, 2) G — W2, fungirt
G erst aktiv im zweiten Akt G — W2; seine Darstellung als G ist nur
Resultat des ersten Akts, kraft dessen es erst als verwandelte Form von
W1 auftritt. Das in G' enthaltene Kapitalverhältniss, die Beziehung eines
[24] seiner Theile als des Kapitalwerths auf den andern als dessen Werth-
inkrement, bekommt allerdings funktionelle Bedeutung, soweit, bei be-
ständiger Wiederholung des Kreislaufs G … G', G' sich in zwei Cir-
kulationen spaltet, Kapitalcirkulation und Mehrwerthcirkulation, also die
beiden Theile nicht blos quantitativ, sondern auch qualitativ verschiedne
Funktionen vollziehn, G andre als g. Aber an sich betrachtet, schliesst
die Form G … G' die Konsumtion des Kapitalisten nicht ein, sondern
ausdrücklich nur die Selbstverwerthung und die Akkumulation, soweit
letztre zunächst in periodischem Anwachs des stets von neuem vorge-
schossnen Geldkapitals sich ausdrückt.
Obgleich begriffslose Form des Kapitals, ist G' = G + g zugleich
erst das Geldkapital in seiner realisirten Form, als Geld, welches Geld
geheckt hat. Hier ist aber zu unterscheiden von der Funktion des Geld-
kapitals im ersten Stadium \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}}. G in diesem ersten Stadium
cirkulirt als Geld. Es fungirt als Geldkapital nur deshalb, weil es nur
in seinem Geldzustand eine Geldfunktion verrichten, sich in die ihm als
Waaren gegenüberstehenden Elemente von P, in A und Pm umsetzen
kann. In diesem Cirkulationsakt fungirt es nur als Geld; aber weil dieser
Akt das erste Stadium des processirenden Kapitalwerths, ist er zugleich
Funktion des Geldkapitals, kraft der specifischen Gebrauchsform der
Waaren A und Pm, die gekauft werden. G' dagegen, zusammengesetzt
aus G, dem Kapitalwerth, und g, dem durch diesen erzeugten Mehrwerth,
drückt verwertheten Kapitalwerth aus, den Zweck und das Resultat, die
Funktion des gesammten Kreislaufsprocesses des Kapitals. Dass es dies
Resultat in Geldform, als realisirtes Geldkapital ausdrückt, entspringt nicht
daraus, dass es Geldform des Kapitals, Geldkapital ist, sondern umge-
kehrt daraus, dass es Geldkapital, Kapital in Geldform ist, dass das
Kapital in dieser Form den Process eröffnet hat, in Geldform vorge-
schossen worden ist. Die Rückverwandlung in die Geldform ist eine
Funktion des Waarenkapitals W', wie wir gesehn, nicht des Geldkapitals.
Was aber die Differenz von G' gegenüber G betrifft, so ist sie (g) nur
Geldform von w, dem Inkrement von W; G' ist nur = G + g, weil
W' = W + w war. In W' ist also diese Differenz und das Verhält-
niss des Kapitalwerths zu dem von ihm geheckten Mehrwerth vorhanden
und ausgedrückt, bevor beide in G' verwandelt, in eine Geldsumme, worin
beide Werththeile selbständig einander gegenüber treten und daher auch zu
[25] selbständigen und von einander verschiednen Funktionen verwendbar sind.
G ist nur Resultat der Realisirung von W'. Beide, W' wie G', sind
nur verschiedne Formen, Waarenform und Geldform, des verwertheten
Kapitalwerths, beide haben dies gemein, dass sie verwertheter Kapitalwerth.
Beide sind verwirklichtes Kapital, weil hier der Kapitalwerth als solcher mit-
sammt dem Mehrwerth als von ihm verschiedner, durch ihn erhaltner
Frucht existirt, obgleich dies Verhältniss nur ausgedrückt ist in der be-
griffslosen Form des Verhältnisses zweier Theile einer Geldsumme oder eines
Waarenwerths. Aber als Ausdrücke des Kapitals in Beziehung zu, und
im Unterschied von, dem durch es erzeugten Mehrwerth, also als Ausdrücke
von verwerthetem Werth, sind G' und W' dasselbe und drücken dasselbe
aus, nur in verschiedner Form; sie unterscheiden sich nicht als Geldkapital
und Waarenkapital, sondern als Geld und Waare. Sofern sie verwertheten
Werth, als Kapital bethätigtes Kapital darstellen, drücken sie nur das Re-
sultat der Funktion des produktiven Kapitals aus, der einzigen Funktion,
worin der Kapitalwerth Werth heckt. Ihr Gemeinsames ist, dass sie beide,
Geldkapital und Waarenkapital, Existenzweisen des Kapitals sind. Das eine
ist Kapital in Geldform, das andre in Waarenform. Die sie unterscheiden-
den specifischen Funktionen können daher nichts andres sein, als Unter-
schiede zwischen Geldfunktion und Waarenfunktion. Das Waarenkapital,
als direktes Produkt des kapitalistischen Produktionsprocesses, erinnert an
diesen seinen Ursprung und ist daher in seiner Form rationeller, minder be-
griffslos als das Geldkapital, in dem jede Spur dieses Processes erloschen
ist, wie überhaupt im Geld alle besondre Gebrauchsform der Waare erlischt.
Es ist daher nur wo G' selbst als Waarenkapital fungirt, wo es unmittel-
bares Produkt eines Produktionsprocesses und nicht verwandelte Form dieses
Produkts ist, dass seine bizarre Form verschwindet — also in der Pro-
duktion des Geldmaterials selbst. Für Goldproduktion z. B. wäre die Formel:
\mathrm{G - W \< {A \atop Pm}}… P … G' (G + g), wo G' als Waarenprodukt figu-
rirt, weil P mehr Gold liefert als für die Produktionselemente des Goldes
im ersten G, dem Geldkapital, vorgeschossen war. Hier verschwindet also
das Irrationelle des Ausdrucks G … G' (G + g), wo ein Theil einer
Geldsumme als Mutter eines andern Theils derselben Geldsumme erscheint.
[26]
IV. Der Gesammt-Kreislauf.
Wir haben gesehn, dass der Cirkulationsprocess nach Ablauf seiner
ersten Phase \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} unterbrochen wird durch P, wo die auf dem
Markt gekauften Waaren A und Pm nun als stoffliche und werthliche Be-
standtheile des produktiven Kapitals konsumirt werden; das Produkt dieser
Konsumtion ist eine neue Waare, W', stofflich und werthlich verändert. Der
unterbrochene Cirkulationsprocess, G — W, muss ergänzt werden durch
W — G. Aber als Träger dieser zweiten und abschliessenden Phase der
Cirkulation erscheint W', eine stofflich und werthlich von dem ersten W
verschiedne Waare. Die Cirkulationsreihe stellt sich also dar als 1) G — W1;
2) W'2 — G', wo in der zweiten Phase der ersten Waare W1 eine andre
von höherem Werth und verschiedner Gebrauchsform, W'2, untergeschoben
ist während der durch die Funktion von P verursachten Unterbrechung,
der Produktion von W' aus den Elementen von W, den Daseinsformen des
produktiven Kapitals P. Die erste Erscheinungsform dagegen, worin uns
das Kapital (Buch I, Kap. IV, 1) gegenübertrat, G — W — G' (aufgelöst:
1) G — W1; 2) W1 — G') zeigt dieselbe Waare zweimal. Es ist beide-
mal dieselbe Waare, worin sich das Geld in der ersten Phase verwandelt,
und welche sich in der zweiten Phase in mehr Geld rückverwandelt. Trotz
dieser wesentlichen Verschiedenheit haben beide Cirkulationen das gemein,
dass in ihrer ersten Phase Geld in Waare, [und] in ihrer zweiten Waare
in Geld verwandelt wird, das in der ersten Phase verausgabte Geld also in
der zweiten wieder zurückfliesst. Einerseits haben sie diesen Rückstrom
des Geldes zu seinem Ausgangspunkt gemein, andrerseits aber auch den
Ueberschuss des rückströmenden Geldes über das vorgeschossne. Insofern
erscheint auch G — W … W' — G' in der allgemeinen Formel
G — W — G' enthalten.
Es ergiebt sich hier ferner, dass in den beiden der Cirkulation an-
gehörigen Metamorphosen G — W und W' — G' sich jedesmal gleich
grosse, gleichzeitig vorhandne Werthexistenzen gegenüberstehn und einander
ersetzen. Die Werthveränderung gehört lediglich der Metamorphose P,
dem Produktionsprocess, der so als reale Metamorphose des Kapitals, gegen-
über den bloss formellen Metamorphosen der Cirkulation, erscheint.
Betrachten wir nun die Gesammtbewegung G — W … P … W'
— G', oder ihre explicite Form \mathrm{G - W \< {A \atop Pm} \ldots P \ldots W' (W + w) - G' (G + g)}.
[27] Das Kapital erscheint hier als ein Werth, der eine Reihenfolge zusammen-
hängender, durch einander bedingter Verwandlungen durchläuft, eine Reihe
von Metamorphosen, die eben so viele Phasen oder Stadien seines Gesammt-
processes bilden. Zwei dieser Phasen gehören der Cirkulationssphäre an,
eine der Produktionssphäre. In jeder dieser Phasen befindet sich der
Kapitalwerth in verschiedner Gestalt, der eine verschiedne, specielle Funktion
entspricht. Innerhalb dieser Bewegung erhält sich nicht nur der vorge-
schossne Werth, sondern er wächst, vermehrt seine Grösse. Endlich, im
Schlussstadium, kehrt er zur selben Form zurück, worin er beim Ausgang
des Gesammtprocesses erschien. Dieser Gesammtprocess ist daher Kreislaufs-
process.
Die beiden Formen, die der Kapitalwerth innerhalb seiner Cirkulations-
stadien annimmt, sind die von Geldkapital und Waarenkapital; seine
dem Produktionsstadium angehörige Form ist die von produktivem Ka-
pital. Das Kapital, welches im Verlauf seines Gesammtkreislaufs diese
Formen annimmt und wieder abstreift und in jeder die ihr entsprechende
Funktion vollzieht, ist industrielles Kapital — industriell hier in
dem Sinn, dass es jeden kapitalistisch betriebnen Produktionszweig umfasst.
Geldkapital, Waarenkapital, produktives Kapital, bezeichnen hier also
nicht selbständige Kapitalsorten, deren Funktionen den Inhalt gleichfalls
selbständiger und von einander getrennter Geschäftszweige bilden. Sie be-
zeichnen hier nur besondre Funktionsformen des indnstriellen Kapitals, das
sie alle drei nach einander annimmt.
Der Kreislauf des Kapitals geht nur normal von Statten, so lange
seine verschiednen Phasen ohne Stockung in einander übergehn. Stockt
das Kapital in der ersten Phase G — W, so erstarrt das Geldkapital
zum Schatz; wenn in der Produktionsphase, so liegen die Produktionsmittel
funktionslos auf der einen Seite, während die Arbeitskraft auf der andern
unbeschäftigt bleibt; wenn in der letzten Phase W' — G', so versperren
unverkäuflich aufgehäufte Waaren den Cirkulationsfluss.
Andrerseits liegt es in der Natur der Sache, dass der Kreislauf
selbst die Fixirung des Kapitals, während bestimmter Fristen, in den ein-
zelnen Kreisabschnitten bedingt. In jeder seiner Phasen ist das indus-
trielle Kapital an eine bestimmte Form gebunden, als Geldkapital, produk-
tives Kapital, Waarenkapital. Nur nachdem es die seiner jedesmaligen
Form entsprechende Funktion vollzogen hat, erhält es die Form, worin es
[28] eine neue Verwandlungsphase eingehn kann. Um dies klar zu legen,
haben wir in unserm Beispiel angenommen, dass der Kapitalwerth der im
Produktionsstadium erzeugten Waarenmasse gleich sei der Gesammtsumme
des ursprünglich als Geld vorgeschossnen Werths, mit andern Worten,
dass der ganze als Geld vorgeschossne Kapitalwerth auf einmal aus dem
einen Stadium in das jedesmal nächstfolgende tritt. Wir haben aber ge-
sehn (Buch I, Kap. IV), dass ein Theil des konstanten Kapitals, die eigentlichen
Arbeitsmittel (z. B. Maschinen) in einer grössern oder geringern Anzahl
von Wiederholungen derselben Produktionsprocesse stets von neuem dienen,
ihren Werth daher auch nur stückweis an das Produkt abgeben. Wie
weit dieser Umstand den Kreislaufsprocess des Kapitals modificirt, wird sich
später zeigen. Hier genügt Folgendes: In unserm Beispiel enthielt der
Werth des produktiven Kapitals = 422 £ nur den durchschnittlich be-
rechneten Verschleiss der Fabrikgebäude, Maschinerie etc., also nur den
Werththeil, den sie bei Verwandlung von 10,600 ℔. Baumwolle in
10,000 ℔. Garn auf letztres übertragen, auf das Produkt eines wöchent-
lichen Spinnprocesses von 60 Stunden. In den Produktionsmitteln, in
welche sich das vorgeschossne konstante Kapital von 372 £ verwandelt,
figurirten daher auch die Arbeitsmittel, Gebäude, Maschinerie etc. so, als
ob sie auf dem Markt gegen wöchentliche Ratenzahlung nur gemiethet
wären. Dies ändert jedoch absolut nichts am Sachverhalt. Wir brauchen
das in der Woche producirte Garnquantum von 10,000 ℔. nur mit der
Anzahl der, auf eine gewisse Reihe von Jahren berechneten Wochen zu
multipliciren, damit der ganze Werth der gekauften und in dieser Zeit
aufgebrauchten Arbeitsmittel auf es übertragen wird. Es ist dann klar,
dass das vorgeschossne Geldkapital erst in diese Mittel verwandelt, also
aus dem ersten Stadium G — W herausgetreten sein muss, bevor es als
produktives Kapital P fungiren kann. Ebenso klar ist es in unserm Bei-
spiel, dass die dem Garn während des Produktionsprocesses einverleibte
Kapitalwerthsumme von 422 £ nicht als Werthbestandtheil der 10,000 ℔.
Garn in die Cirkulationsphase W' — G' eingehn kann, ehe es fertig ist.
Das Garn kann nicht verkauft werden, ehe es gesponnen.
In der allgemeinen Formel wird das Produkt von P betrachtet als
ein von den Elementen des produktiven Kapitals verschiednes materielles
Ding, als ein Gegenstand, der eine vom Produktionsprocess abgesonderte
Existenz, eine von der der Produktionselemente verschiedne Gebrauchsform
[29] besitzt. Und wenn das Resultat des Produktionsprocesses als Ding auftritt,
ist dies stets der Fall, selbst wo ein Theil des Produkts wieder als Ele-
ment in die erneuerte Produktion eingeht. So dient Getreide als Aussaat
zu seiner eignen Produktion; aber das Produkt besteht nur aus Getreide,
hat also eine von den mitverwandten Elementen, der Arbeitskraft, den In-
strumenten, dem Dünger, verschiedne Gestalt. Es giebt aber selbständige
Industriezweige, wo das Produkt des Produktionsprocesses kein neues gegen-
ständliches Produkt, keine Waare ist. Oekonomisch wichtig davon ist nur
die Kommunikationsindustrie, sei sie eigentliche Transportindustrie für
Waaren und Menschen, sei sie Uebertragung blos von Mittheilungen,
Briefen, Telegrammen etc.
A. Čuprov 6) sagt darüber: „Der Fabrikant kann zuerst Artikel pro-
duciren und dann Konsumenten dafür suchen“ [sein Produkt, nachdem es
als fertig aus dem Produktionsprocess ausgestossen, geht als von demselben
getrennte Waare in die Cirkulation über]. „Produktion und Konsumtion
erscheinen so als zwei, dem Raum und der Zeit nach getrennte Akte.
In der Transportindustrie, die keine neuen Produkte schafft, sondern nur
Menschen und Dinge versetzt, fallen diese beiden Akte zusammen; die
Dienste“ [die Ortsveränderung] „müssen in demselben Augenblick kon-
sumirt werden, in dem sie producirt werden. Deshalb erstreckt sich der
Rayon, aus dem die Eisenbahnen Kundschaft suchen können, auf höchstens
50 Werst (53 Km.) auf beiden Seiten.“
Das Resultat — ob Menschen oder Waaren transportirt werden —
ist ihr verändertes örtliches Dasein, z. B. dass das Garn sich jetzt in
Indien befindet statt in England, wo es producirt worden.
Was aber die Transportindustrie verkauft, ist die Ortsveränderung
selbst. Der hervorgebrachte Nutzeffekt ist untrennbar verbunden mit dem
Transportprocess, d. h. dem Produktionsprocess der Transportindustrie.
Menschen und Waare reisen mit dem Transportmittel, und sein Reisen,
seine örtliche Bewegung, ist eben der durch es bewirkte Produktionspro-
cess. Der Nutzeffekt ist nur konsumirbar während des Produktionspro-
cesses; er existirt nicht als ein von diesem Process verschiednes Gebrauchs-
ding, das erst nach seiner Produktion als Handelsartikel fungirt, als
Waare cirkulirt. Der Tauschwerth dieses Nutzeffekts ist aber bestimmt,
[30] wie der jeder andern Waare, durch den Werth der in ihm verbrauchten
Produktionselemente (Arbeitskraft und Produktionsmittel) plus dem Mehr-
werth, den die Mehrarbeit der in der Transportindustrie beschäftigten
Arbeiter geschaffen hat. Auch in Beziehung auf seine Konsumtion ver-
hält sich dieser Nutzeffekt ganz wie andre Waaren. Wird er individuell
konsumirt, so verschwindet sein Werth mit der Konsumtion; wird er pro-
duktiv konsumirt, so dass er selbst ein Produktionsstadium der im Trans-
port befindlichen Waare, so wird sein Werth als Zuschusswerth auf die
Waare selbst übertragen. Die Formel für die Transportindustrie wäre
also \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}}… P — G', da der Produktionsprocess selbst, nicht
ein von ihm trennbares Produkt, gezahlt und konsumirt wird. Sie hat
also fast genau dieselbe Form wie die für die Produktion der edlen Me-
talle, nur dass G' hier verwandelte Form des während des Produktions-
processes hervorgebrachten Nutzeffekts, nicht Naturalform des während dieses
Processes hervorgebrachten und aus ihm abgestossnen Goldes oder Silbers ist.
Das industrielle Kapital ist die einzige Daseinsweise des Kapitals,
worin nicht nur Aneignung von Mehrwerth, resp. Mehrprodukt, sondern
zugleich dessen Schöpfung Funktion des Kapitals ist. Es bedingt daher
den kapitalistischen Charakter der Produktion; sein Dasein schliesst das
des Klassengegensatzes von Kapitalisten und Lohnarbeitern ein. Im Maß
wie es sich der gesellschaftlichen Produktion bemächtigt, werden Technik
und gesellschaftliche Organisation des Arbeitsprocesses umgewälzt, und
damit der ökonomisch-geschichtliche Typus der Gesellschaft. Die andern
Arten von Kapital, die vor ihm inmitten vergangner oder untergehender
gesellschaftlicher Produktionszustände erschienen, werden ihm nicht nur
untergeordnet und im Mechanismus ihrer Funktionen ihm entsprechend
verändert, sondern bewegen sich nur noch auf seiner Grundlage, leben
und sterben, stehen und fallen daher mit dieser ihrer Grundlage. Geld-
kapital und Waarenkapital, soweit sie mit ihren Funktionen als Träger
eigner Geschäftszweige neben dem industriellen Kapital auftreten, sind
nur noch durch die gesellschaftliche Theilung der Arbeit verselbständigte
und einseitig ausgebildete Existenzweisen der verschiednen Funktionsformen,
die das industrielle Kapital innerhalb der Cirkulationssphäre bald annimmt,
bald abstreift.
Der Kreislauf G … G' verschlingt sich einerseits mit der allge-
meinen Waarencirkulation, geht aus ihr hervor und in sie ein, und bildet
[31] einen Theil von ihr. Andrerseits bildet er eine eigne selbständige Be-
wegung des Kapitalwerths für den individuellen Kapitalisten, eine Be-
wegung, die theils innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation vorgeht,
theils ausserhalb derselben, die aber stets ihren selbständigen Charakter
bewahrt. Erstens dadurch, dass ihre beiden in der Cirkulationssphäre
vorgehenden Phasen G — W und W' — G' als Phasen der Kapital-
bewegung funktionell bestimmte Charaktere besitzen; in G — W ist W
stofflich bestimmt als Arbeitskraft und Produktionsmittel; in W' — G'
wird der Kapitalwerth realisirt + dem Mehrwerth. Zweitens umschliesst
P, der Produktionsprocess, die produktive Konsumtion. Drittens macht
die Rückkehr des Geldes zu ihrem Ausgangspunkt die Bewegung G …
G' zu einer sich in sich selbst abschliessenden Kreislaufsbewegung.
Einerseits bildet also jedes individuelle Kapital in seinen beiden
Cirkulationshälften G — W und W' — G' ein Agens der allgemeinen
Waarencirkulation, worin es entweder als Geld oder als Waare fungirt
oder verkettet ist, und so selbst ein Glied bildet in der allgemeinen
Metamorphosenreihe der Waarenwelt. Andrerseits beschreibt es innerhalb
der allgemeinen Cirkulation seinen eignen selbständigen Kreislauf, worin
die Produktionssphäre ein Durchgangsstadium bildet, und worin es zu
seinem Ausgangspunkt in derselben Form zurückkehrt, in der es ihn
verliess. Innerhalb seines eignen Kreislaufs, der seine reale Metamor-
phose im Produktionsprocess einschliesst, verändert es zugleich seine
Werthgrösse. Es kehrt zurück, nicht nur als Geldwerth, sondern als
vergrösserter, gewachsener Geldwerth.
Betrachten wir schliesslich G — W … P … W' — G' als
specielle Form des Kreislaufsprocesses des Kapitals neben den andern,
später zu untersuchenden Formen, so zeichnet es sich durch Folgen-
des aus.
1) Es erscheint als Kreislauf des Geldkapitals, weil das in-
dustrielle Kapital in seiner Geldform, als Geldkapital, den Ausgangspunkt
und den Rückkehrpunkt seines Gesammtprocesses bildet. Die Formel
selbst drückt aus, dass das Geld hier nicht als Geld verausgabt, sondern
nur vorgeschossen wird, also nur Geldform des Kapitals, Geldkapital ist.
Sie drückt ferner aus, dass der Tauschwerth, nicht der Gebrauchswerth,
der bestimmende Selbstzweck der Bewegung ist. Eben weil die Geld-
gestalt des Werths seine selbständige, handgreifliche Erscheinungsform ist,
[32] drückt die Cirkulationsform G … G', deren Ausgangspunkt und Schluss-
punkt wirkliches Geld, das Geldmachen, das treibende Motiv der kapi-
talistischen Produktion, am handgreiflichsten aus. Der Produktionsprocess
erscheint nur als unvermeidliches Mittelglied, als nothwendiges Uebel zum
Behuf des Geldmachens. Alle Nationen kapitalistischer Produktionsweise
werden daher periodisch vom Schwindel ergriffen, worin sie ohne Ver-
mittlung des Produktionsprocesses das Geldmachen vollziehen wollen.
2) Das Produktionsstadium, die Funktion von P, bildet in diesem
Kreislauf die Unterbrechung der zwei Phasen der Cirkulation G — W …
W' — G', die wieder nur Vermittlung der einfachen Cirkulation G —
W — G'. Der Produktionsprocess erscheint in der Form des Kreis-
laufsprocesses selbst, formell und ausdrücklich als das, was er in der
kapitalistischen Produktionsweise ist, als blosses Mittel zur Verwerthung
des vorgeschossnen Werths, also die Bereicherung als solche als Selbst-
zweck der Produktion.
3) Weil die Reihenfolge der Phasen durch G — W eröffnet wird,
ist das zweite Glied der Cirkulation W' — G'; also Ausgangspunkt G,
das zu verwerthende Geldkapital, Schlusspunkt G', das verwerthete Geld-
kapital G + g, worin G als realisirtes Kapital neben seinem Spröss-
ling g figurirt. Dies unterscheidet den Kreislauf G von den beiden
andern Kreisläufen P und W', und zwar in doppelter Weise. Einerseits
durch die Geldform der beiden Extreme; Geld ist aber die selbständige,
handgreifliche Existenzform des Werths, der Werth des Produkts in seiner
selbständigen Werthform, worin alle Spur des Gebrauchswerths der Waaren
ausgelöscht ist. Andrerseits wird die Form P … P nicht nothwendig
zu P … P' (P + p), und in der Form W' … W' ist überhaupt
keine Werthdifferenz zwischen beiden Extremen sichtbar. — Der Formel
G … G' ist es also charakteristisch, einerseits, dass der Kapitalwerth
den Ausgangspunkt und der verwerthete Kapitalwerth den Rückkehrpunkt
bildet, sodass der Vorschuss des Kapitalwerths als Mittel, der verwerthete
Kapitalwerth als Zweck der ganzen Operation erscheint; andrerseits, dass
dies Verhältniss in Geldform ausgedrückt ist, der selbständigen Werth-
form, daher das Geldkapital als Geld heckendes Geld. Die Erzeugung
von Mehrwerth durch den Werth ist nicht nur als Alpha und Omega
des Processes ausgedrückt, sondern ausdrücklich in der blinkenden Geldform.
[33]
4) Da G', das realisirte Geldkapital als Resultat von W' — G',
der ergänzenden und abschliessenden Phase von G — W, sich absolut
in derselben Form befindet, worin es seinen ersten Kreislauf eröffnet hat,
kann es, sowie es aus demselben hervorgeht, denselben Kreislauf wieder
eröffnen als vergrössertes (akkumulirtes) Geldkapital: G' = G + g;
und es ist wenigstens nicht in der Form von G … G' ausgedrückt,
dass bei Wiederholung des Kreislaufs die Cirkulation von g sich von
der von G trennt. In seiner einmaligen Gestalt betrachtet, formell,
drückt der Kreislauf des Geldkapitals daher nur den Verwerthungs- und
Akkumulationsprocess aus. Die Konsumtion ist darin nur als produktive
Konsumtion ausgedrückt durch \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}}, nur diese ist einge-
schlossen in diesen Kreislauf des individuellen Kapitals. G — A ist
A — G oder W — G von Seiten des Arbeiters; ist also die erste
Phase der Cirkulation, die seine individuelle Konsumtion vermittelt:
A — G — W (Lebensmittel). Die zweite Phase G — W fällt nicht
mehr in den Kreislauf des individuellen Kapitals; aber sie ist durch ihn
eingeleitet, von ihm vorausgesetzt, da der Arbeiter, um sich stets als
exploitirbarer Stoff des Kapitalisten auf dem Markt zu befinden, vor allen
Dingen leben, also sich durch individuelle Konsumtion erhalten muss.
Aber diese Konsumtion selbst ist hier nur vorausgesetzt als Bedingung
der produktiven Konsumtion der Arbeitskraft durch das Kapital, also auch
nur soweit sich der Arbeiter durch seine individuelle Konsumtion als
Arbeitskraft erhält und reproducirt. Die Pm, die eigentlichen Waaren
aber, die in den Kreislauf eingehn, bilden nur Speisematerial der pro-
duktiven Konsumtion. Der Akt A — G vermittelt die individuelle Kon-
sumtion des Arbeiters, Verwandlung der Lebensmittel in sein Fleisch
und Blut. Allerdings muss auch der Kapitalist da sein, also auch leben
und konsumiren um als Kapitalist zu fungiren. Dazu brauchte er in der
That nur als Arbeiter zu konsumiren, und mehr ist daher in dieser Form
des Cirkulationsprocesses nicht vorausgesetzt. Formell ausgedrückt ist
selbst das nicht, da die Formel schliesst mit G', also einem Resultat,
das sofort wieder als vergrössertes Geldkapital fungiren kann.
In W' — G' ist der Verkauf von W' direkt enthalten; aber W' — G',
Verkauf, von der einen Seite, ist G — W, Kauf, von der andern, und
die Waare wird endgültig nur ihres Gebrauchswerths wegen gekauft um
(von Zwischenverkäufen abgesehn) in den Konsumtionsprocess einzugehn,
Marx, Kapital II. 3
[34] sei dieser nun individuell oder produktiv, je nach der Natur des gekauften
Artikels. Aber diese Konsumtion geht nicht ein in den Kreislauf des
individuellen Kapitals, dessen Produkt W' ist; dies Produkt wird eben
als zu verkaufende Waare aus dem Kreislauf abgestossen. Das W' ist aus-
drücklich bestimmt zu fremder Konsumtion. Wir finden daher bei Doll-
metschern des Merkantilsystems (dem die Formel G — W … P …
W' — G' zu Grunde liegt) sehr weitläufige Predigten darüber, dass der
einzelne Kapitalist nur als Arbeiter konsumiren muss, wie die Kapi-
talistennation den andern, dümmern Nationen das Verzehren ihrer Waaren
und überhaupt den Konsumtionsprocess überlassen, dagegen die produk-
tive Konsumtion zu ihrer Lebensaufgabe machen muss. Diese Predigten
erinnern oft der Form und dem Inhalt nach an analoge ascetische Er-
mahnungen der Kirchenväter.
Der Kreislaufsprocess des Kapitals ist also Einheit von Cirkulation
und Produktion, schliesst beide ein. Sofern die beiden Phasen G — W,
W' — G' Cirkulationsvorgänge, bildet die Cirkulation des Kapitals Theil
der allgemeinen Waarencirkulation. Aber als funktionell bestimmte Ab-
schnitte, Stadien im Kreislauf des Kapitals, der nicht nur der Cirku-
lationssphäre, sondern auch der Produktionssphäre angehört, vollzieht das
Kapital innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation seinen eignen Kreis-
lauf. Die allgemeine Waarencirkulation dient ihm im ersten Stadium
dazu, die Gestalt anzunehmen worin es als produktives Kapital fungiren
kann; im zweiten, die Waarenform abzustossen worin es seinen Kreis-
lauf nicht erneuern kann; und zugleich ihm die Möglichkeit zu eröffnen,
seinen eignen Kapitalkreislauf zu trennen von der Cirkulation des ihm
angewachsnen Mehrwerths.
Der Kreislauf des Geldkapitals ist daher die einseitigste, darum
schlagendste und charakteristischste Erscheinungsform des Kreislaufs des
industriellen Kapitals, dessen Ziel und treibendes Motiv: Verwerthung des
Werths, Geldmachen und Akkumulation, in die Augen springend dar-
gestellt wird (kaufen um theurer zu verkaufen). Dadurch, dass die erste
Phase G — W ist, tritt auch hervor die Herkunft der Bestandtheile
des produktiven Kapitals aus dem Waarenmarkt, wie überhaupt die Be-
dingtheit des kapitalistischen Produktionsprocesses durch die Cirkulation,
den Handel. Der Kreislauf des Geldkapitals ist nicht nur Waaren-
[35] produktion; er kommt selbst nur durch die Cirkulation zu Stande, er
setzt sie voraus. Es liegt dies schon darin, dass die der Cirkulation
angehörige Form G als erste und reine Form des vorgeschossnen Kapital-
werths erscheint, was in den beiden andern Kreislaufsformen nicht der Fall.
Der Kreislauf des Geldkapitals bleibt insofern stets der allgemeine
Ausdruck des industriellen Kapitals, als er stets Verwerthung des vor-
geschossnen Werths einschliesst. In P … P tritt der Geldausdruck des
Kapitals nur als Preis der Produktionselemente hervor, also nur als in
Rechengeld ausgedrückter Werth, und wird in dieser Form festgehalten
in der Buchhaltung.
Besondere Form des Kreislaufs des industriellen Kapitals wird G …
G' soweit neu auftretendes Kapital zuerst als Geld vorgeschossen und in
derselben Form zurückgezogen wird, sei es beim Uebertritt aus einem Ge-
schäftszweig in den andern, sei es beim Rücktritt des industriellen Kapitals
aus dem Geschäft. Es schliesst dies ein die Kapitalfunktion des zuerst
in Geldform vorgeschossnen Mehrwerths, und tritt am schlagendsten hervor,
wenn dieser in einem andern Geschäft fungirt als dem woraus er herkommt.
G … G' kann erster Kreislauf eines Kapitals sein; es kann letzter sein;
es kann als Form des gesellschaftlichen Gesammtkapitals gelten; es ist die
Form von Kapital das neu angelegt wird, sei es als in Geldform neu
akkumulirtes Kapital, sei es als altes Kapital, das ganz in Geld verwandelt
wird zur Uebertragung aus einem Produktionszweig in den andern.
Als stets in allen Kreisläufen einbegriffne Form vollzieht das Geld-
kapital diesen Kreislauf gerade für den Theil des Kapitals, der den Mehr-
werth erzeugt, das variable Kapital. Die normale Form des Vorschusses
des Arbeitslohns ist Zahlung in Geld; dieser Process muss in kürzeren
Terminen stets erneuert werden, weil der Arbeiter von der Hand in den
Mund lebt. Dem Arbeiter muss der Kapitalist daher beständig als Geld-
kapitalist, und sein Kapital als Geldkapital gegenübertreten. Es kann hier
nicht, wie beim Kauf der Produktionsmittel und Verkauf der produktiven
Waaren, direkte oder indirekte Ausgleichung stattfinden (sodass die grössere
Masse des Geldkapitals thatsächlich nur in Form von Waaren, das Geld
nur in der Form des Rechengelds, und schliesslich baar nur für Aus-
gleichung der Bilanzen figurirt). Andrerseits wird ein Theil des aus dem
variablen Kapital entspringenden Mehrwerths vom Kapitalisten verausgabt
für seine Privatkonsumtion, die dem Kleinhandel angehört und, auf welchen
3*
[36] Umwegen immer, baar, in der Geldform des Mehrwerths verausgabt wird.
Wie gross oder klein dieser Theil des Mehrwerths sei, ändert nichts an
der Sache. Fortwährend erscheint von neuem das variable Kapital als im
Arbeitslohn angelegtes Geldkapital (G — A) und g als Mehrwerth, der
zur Bestreitung der Privatbedürfnisse des Kapitalisten verausgabt wird.
Also G als vorgeschossner variabler Kapitalwerth und g als sein Zuwachs,
beide in Geldform nothwendig festgehalten, um in solcher verausgabt zu
werden.
Die Formel G — W … P … W' — G', mit dem Resultat
G' = G + g, schliesst in ihrer Form eine Täuschung ein, trägt
einen illusorischen Charakter, der aus dem Dasein des vorgeschossnen
und verwertheten Werths in seiner Aequivalentform, dem Geld, entspringt.
Der Accent liegt nicht auf Verwerthung des Werths, sondern auf der Geldform
dieses Processes, darauf, dass mehr Werth in Geldform schliesslich aus der
Cirkulation gezogen wird als ihr ursprünglich vorgeschossen ward, also
auf Vermehrung der dem Kapitalisten gehörigen Gold- und Silbermasse.
Das sogenannte Monetärsystem ist bloss Ausdruck der begriffslosen Form
G — W — G', einer Bewegung, die ausschliesslich in der Cirkulation
verläuft und daher die beiden Akte: 1) G — W, 2) W — G' nur da-
durch erklären kann, dass W im zweiten Akt über seinen Werth verkauft
wird, daher mehr Geld der Cirkulation entzieht als durch seinen Kauf in
sie hineingeworfen ward. Dagegen G — W … P . , . W' — G',
als ausschliessliche Form fixirt, liegt dem entwickelteren Merkantilsystem
zu Grund, wo nicht nur Waarencirkulation, sondern auch Waarenproduktion
als nothwendiges Element erscheint.
Der illusorische Charakter von G — W … P … W' — G',
und die ihr entsprechende illusorische Deutung ist da, sobald diese Form
als einmalige [fixirt] wird, nicht als fliessende, beständig sich erneuernde;
sobald sie daher nicht als eine der Formen des Kreislaufs, sondern als
seine ausschliessliche gilt. Sie weist aber selbst auf andre Formen hin.
Erstens setzt dieser ganze Kreislauf den kapitalistischen Charakter des
Produktionsprocesses selbst voraus, und als Basis daher diesen Produktions-
process nebst dem specifischen, durch ihn bedingten Gesellschaftszustand.
G — W = \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}}; aber G — A unterstellt den Lohnarbeiter,
und daher die Produktionsmittel als Theil des produktiven Kapitals, daher
[37] den Arbeits- und Verwerthungsprocess, den Produktionsprocess schon als
Funktion des Kapitals.
Zweitens: Wird G … G' wiederholt, so erscheint die Rückkehr
zur Geldform ebenso verschwindend, wie die Geldform im ersten Stadium.
G — W verschwindet um P Platz zu machen. Der beständige Wieder-
vorschuss in Geld, ebensosehr wie seine beständige Rückkehr als Geld, er-
scheinen selbst als nur im Kreislauf verschwindende Momente.
Drittens:
… etc.
Schon bei der zweiten Wiederholung des Kreislaufs erscheint der
Kreislauf P … W' — G' . G — W … P, bevor der zweite Kreis-
lauf von G vollendet ist, und alle ferneren Kreisläufe können so unter
der Form P … W' — G — W … P betrachtet werden, sodass G — W
als erste Phase des ersten Kreislaufs nur die verschwindende Vorbereitung
des sich stets wiederholenden Kreislaufs des produktiven Kapitals bildet,
wie dies in der That der Fall bei zum ersten Mal in der Form von Geld-
kapital angelegtem, industriellem Kapital.
Andrerseits, bevor der zweite Kreislauf von P vollendet, ist der
erste Kreislauf W' — G' G — W … P … W' (abgekürzt W' … W')
beschrieben, der Kreislauf des Waarenkapitals. So enthält die erste
Form schon die beiden andern und es verschwindet so die Geldform, so-
weit sie nicht blosser Werthausdruck, sondern Werthausdruck in der
Aequivalentform, in Geld.
Endlich: Nehmen wir ein neu auftretendes einzelnes Kapital, welches
zum ersten Mal den Kreislauf G — W … P … W' — G' beschreibt,
so ist G — W die Vorbereitungsphase, der Vorläufer des ersten Pro-
duktionsprocesses den dies einzelne Kapital durchmacht. Diese Phase
G — W ist daher nicht vorausgesetzt, sondern wird vielmehr durch den
Produktionsprocess gesetzt oder bedingt. Aber dies gilt nur für dies ein-
zelne Kapital. Allgemeine Form des Kreislaufs des industriellen Kapitals
ist der Kreislauf des Geldkapitals, soweit die kapitalistische Produktions-
weise vorausgesetzt ist, also innerhalb eines durch die kapitalistische Pro-
duktion bestimmten Gesellschaftszustandes. Der kapitalistische Pro-
duktionsprocess ist daher als ein prius vorausgesetzt, wenn nicht in dem
ersten Kreislauf des Geldkapitals eines neu angelegten industriellen Ka-
[38] pitals, so ausserhalb desselben; das beständige Dasein dieses Produktions-
processes unterstellt den beständig erneuerten Kreislauf von P … P.
Innerhalb des ersten Stadiums \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} tritt diese Voraussetzung
selbst schon auf, indem dies einerseits das Dasein der Lohnarbeiterklasse
voraussetzt; indem andrerseits das, was erstes Stadium G — W für den
Käufer der Produktionsmittel, W' — G' für ihren Verkäufer ist, also in
W' das Waarenkapital, somit die Waare selbst als Resultat der kapita-
listischen Produktion, und damit die Funktion des produktiven Kapitals
voraussetzt.
Zweites Kapitel.
Der Kreislauf des produktiven Kapitals.
Der Kreislauf des produktiven Kapitals hat die allgemeine Formel:
P … W' — G' — W … P. Er bedeutet die periodisch erneuerte
Funktion des produktiven Kapitals, also die Reproduktion, oder seinen
Produktionsprocess als Reproduktionsprocess mit Bezug auf die Ver-
werthung; nicht nur Produktion, sondern periodische Reproduktion von
Mehrwerth; die Funktion des in seiner produktiven Form befindlichen
industriellen Kapitals, nicht als einmalige, sondern als periodisch wieder-
holte Funktion, sodass der Wiederbeginn durch den Ausgangspunkt selbst
gegeben ist. Ein Theil von W' kann unmittelbar (in gewissen Fällen,
Anlagezweigen des industriellen Kapitals) wieder als Produktionsmittel
in denselben Arbeitsprocess eingehn, aus dem er als Waare herauskam;
dadurch wird nur die Verwandlung seines Werths in wirkliches Geld oder
Geldzeichen erspart, oder sie erhält nur selbständigen Ausdruck als
Rechengeld. Dieser Werththeil geht nicht in die Cirkulation ein. Es
gehn so Werthe in den Produktionsprocess ein, die nicht in den Cirku-
lationsprocess eingehn. Dasselbe gilt von dem Theil von W' den der
Kapitalist als Theil des Mehrprodukts in natura verzehrt. Dies ist je-
doch für die kapitalistische Produktion unbedeutend; es kommt höchstens
bei der Agrikultur in Betracht.
[39]
Zweierlei springt sofort bei dieser Form in die Augen.
Erstens. Während in der ersten Form G … G' der Produktions-
process, die Funktion von P, die Cirkulation des Geldkapitals unterbricht
und nur als Vermittler zwischen seinen beiden Phasen G — W und
W' — G' erscheint, bildet hier der gesammte Cirkulationsprocess des
industriellen Kapitals, seine ganze Bewegung innerhalb der Cirkulations-
phase, nur eine Unterbrechung und daher nur die Vermittlung zwischen
dem produktiven Kapital, das als erstes Extrem den Kreislauf eröffnet
und als letztes ihn in derselben Form, also in der Form seines Wieder-
beginns, schliesst. Die eigentliche Cirkulation erscheint nur als Ver-
mittlung der periodisch erneuerten und durch die Erneurung kontinuirlichen
Reproduktion.
Zweitens. Die gesammte Cirkulation stellt sich dar in der entgegen-
gesetzten Form von der, die sie im Kreislauf des Geldkapitals besitzt.
Sie war dort: G — W — G (G — W. W — G), abgesehn von der
Werthbestimmung; sie ist hier, wieder abgesehn von der Werthbestim-
mung, W — G — W (W — G. G — W), also die Form der einfachen
Waarencirkulation.
I. Einfache Reproduktion.
Betrachten wir also zunächst den zwischen den Extremen P … P
in der Cirkulationssphäre verlaufenden Process W' — G' — W.
Der Ausgangspunkt dieser Cirkulation ist das Waarenkapital:
W' = W + w = P + w. Die Funktion des Waarenkapitals W' — G'
(die Realisirung des in ihm enthaltenen Kapitalwerths = P, der jetzt
als Waarenbestandtheil W existirt, wie des in ihm enthaltnen Mehrwerths,
der als Bestandtheil derselben Waarenmasse, mit dem Werth w, existirt)
wurde in der ersten Form des Kreislaufs betrachtet. Aber dort bildete
sie die zweite Phase der unterbrochnen Cirkulation und die Abschlussphase
des ganzen Kreislaufs. Hier bildet sie die zweite Phase des Kreislaufs,
aber die erste Phase der Cirkulation. Der erste Kreislauf endet mit G',
und da G' ebensowohl wie das ursprüngliche G von neuem als Geldka-
pital den zweiten Kreislauf eröffnen kann, war es zunächst nicht nöthig
weiter zuzusehn, ob die in G' enthaltnen G und g (der Mehrwerth) ihre
Bahn mit einander fortsetzen, oder ob sie verschiedne Bahnen beschreiben.
Dies wäre nur nöthig geworden, hätten wir den ersten Kreislauf in seiner
Erneurung weiter verfolgt. Dieser Punkt muss aber im Kreislauf des pro-
[40] duktiven Kapitals entschieden werden, da die Bestimmung schon seines
ersten Kreislaufs davon abhängt, und weil W' — G' in ihm als erste Cir-
kulationsphase erscheint, welche durch G — W zu ergänzen ist. Es
hängt von dieser Entscheidung ab, ob die Formel einfache Reproduktion
oder Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter darstellt. Je nach ihrer
Entscheidung also ändert sich der Charakter des Kreislaufs.
Nehmen wir also zunächst die einfache Reproduktion des produktiven
Kapitals, wobei wie im ersten Kapitel gleichbleibende Umstände und Kauf
und Verkauf der Waaren zu ihrem Werth vorausgesetzt sind. Der ganze
Mehrwerth geht unter dieser Annahme in die persönliche Konsumtion des
Kapitalisten ein. Sobald die Verwandlung des Waarenkapitals W' in Geld
stattgefunden, cirkulirt der Theil der Geldsumme, der den Kapitalwerth
darstellt, fort im Kreislauf des industriellen Kapitals; der andre, der ver-
goldeter Mehrwerth ist, geht ein in die allgemeine Waarencirkulation, ist
vom Kapitalisten ausgehende Geldcirkulation, geht aber vor ausserhalb der
Cirkulation seines individuellen Kapitals.
In unserm Beispiel hatten wir ein Waarenkapital W' von 10,000 ℔.
Garn zum Werth von 500 £; 422 £ davon sind der Werth des pro-
duktiven Kapitals, und setzen als Geldform von 8440 ℔. Garn die von
W' begonnene Kapitalcirkulation fort, während der Mehrwerth von 78 £,
Geldform von 1560 ℔. Garn, dem überschüssigen Theil des Waarenpro-
dukts, aus dieser Cirkulation heraustritt und eine getrennte Bahn inner-
halb der allgemeinen Waarencirkulation beschreibt.
g — w ist eine Reihe von Käufen vermittelst des Geldes, das der
Kapitalist, sei es in eigentlichen Waaren, sei es in Diensten für seine
werthe Person, resp. Familie, verausgabt. Diese Käufe sind zersplittert,
finden zu verschiednen Terminen statt. Das Geld existirt also zeitweis in
der Form eines für die laufende Konsumtion bestimmten Geldvorraths oder
Schatzes, da in seiner Cirkulation unterbrochnes Geld sich in Schatzform
befindet. Seine Funktion als Cirkulationsmittel, das auch seine vorüber-
gehende Form als Schatz einbegreift, geht nicht in die Cirkulation des
Kapitals in seiner Geldform G ein. Das Geld wird nicht vorgeschossen
sondern verausgabt.
[41]
Wir haben vorausgesetzt, dass das vorgeschossne Gesammtkapital stets
ganz aus einer seiner Phasen in die andre übergeht, so auch hier, dass
das Waarenprodukt von P den Gesammtwerth des produktiven Kapitals
P = 422 £ + dem während des Produktionsprocesses geschaffnen Mehr-
werth = 78 £ trägt. In unserm Beispiel, wo wir es mit einem dis-
kreten Waarenprodukt zu thun haben, existirt der Mehrwerth in der Form
von 1560 ℔. Garn; ganz wie er auf 1 ℔. Garn berechnet in der Form
von 2.496 Unzen Garn existirt. Wäre dagegen das Waarenprodukt
z. B. eine Maschine von 500 £ und von derselben Werthzusammensetzung,
so wäre zwar ein Werththeil dieser Maschine = 78 £ Mehrwerth, aber
diese 78 £ existirten nur in der Gesammtmaschine; sie ist nicht in Ka-
pitalwerth und Mehrwerth theilbar, ohne sie selbst in Stücke zu zer-
schlagen und so mit ihrem Gebrauchswerth auch ihren Werth zu ver-
nichten. Die beiden Werthbestandtheile können also nur ideell in Bestand-
theilen des Waarenkörpers dargestellt werden, nicht als selbständige Ele-
mente der Waare W', wie jedes Pfund Garn als trennbares, selbständiges
Waarenelement der 10,000 ℔. Im ersten Fall muss die Gesammtwaare,
das Waarenkapital, die Maschine, ganz verkauft sein, bevor g seine be-
sondre Cirkulation eingehn kann. Dagegen wenn der Kapitalist 8440 ℔.
verkauft, würde der Verkauf der weitern 1560 ℔. eine vollständig ge-
trennte Cirkulation des Mehrwerths in der Form w (1560 ℔. Garn)
— g (78 £) = w (Konsumtionsartikel) darstellen. Die Werthelemente
jedes einzelnen Quotums des Garnprodukts von 10,000 ℔. sind aber in
Theilen des Produkts ebenso darstellbar wie im Gesammtprodukt. Wie
dieses, 10,000 ℔. Garn, sich eintheilen lässt in konstanten Kapitalwerth
(c), 7440 ℔. Garn zum Werth 372 £, variablen Kapitalwerth (v) von
1000 ℔. Garn zu 50 £ und Mehrwerth (m) von 1560 ℔. Garn zu
78 £, so jedes Pfund Garn in c = 11.904 Unzen zum Werth von
8.928 d., v = 1.600 Unze Garn zum Werth von 1.200 d., m =
2.496 Unzen Garn zum Werth von 1.872 d. Der Kapitalist könnte
auch bei successivem Verkauf der 10,000 ℔. die in den successiven Por-
tionen enthaltnen Mehrwerthselemente successive verzehren, und dadurch
ebenso successive die Summe von c + v realisiren. Aber diese Operation
unterstellt schliesslich ebenfalls, dass die ganzen 10,000 ℔. verkauft, dass
also auch durch Verkauf von 8440 ℔. der Werth von c und v ersetzt
wird. (Buch I, Kap. VII, 2)
[42]
Wie dem aber auch sei, durch W' — G' erhalten sowohl der in W'
enthaltene Kapitalwerth wie der Mehrwerth eine trennbare Existenz, die
Existenz verschiedner Geldsummen; in beiden Fällen ist G sowohl wie g
wirklich verwandelte Form des Werths, der ursprünglich in W' nur als
Preis der Waare eignen, nur ideellen Ausdruck besitzt.
w — g — w ist einfache Waarencirkulation, deren erste Phase w — g
in der Cirkulation des Waarenkapitals W' — G' einbegriffen ist, also in
den Kreislauf des Kapitals; deren ergänzende Phase w — g dagegen ausser-
halb dieses Kreislaufs fällt, als davon getrennter Vorgang der allgemeinen
Waarencirkulation. Die Cirkulation von W und w, von Kapitalwerth und
Mehrwerth, spaltet sich nach der Verwandlung von W' in G'. Es
folgt daher:
Erstens: Indem durch W' — G' = W' — (G + g) das Waaren-
kapital realisirt wird, wird die in W' — G' noch gemeinsame und von
derselben Waarenmasse getragne Bewegung von Kapitalwerth und Mehr-
werth spaltbar, indem beide jetzt selbständige Formen als Geldsummen
besitzen.
Zweitens: Findet diese Spaltung statt, indem g als Revenue des
Kapitalisten verausgabt wird, während G als funktionelle Form des Kapi-
talwerths seine durch den Kreislauf bestimmte Bahn fortsetzt — so ist
der erste Akt W' — G', im Zusammenhang mit den nachfolgenden Akten
G — W und g — w, darstellbar als die zwei verschiednen Cirkulationen:
W — G — W und w — g — w; beides, der allgemeinen Form nach,
der gewöhnlichen Waarencirkulation angehörige Reihen.
Uebrigens werden in der Praxis bei kontinuirlichen Waarenkörpern,
die sich nicht theilen lassen, die Werthbestandtheile ideell für sich isolirt.
Z. B. im Londoner Baugeschäft, das grösstentheils auf Kredit betrieben
wird, erhält der Bauunternehmer Vorschüsse je nachdem der Bau des
Hauses sich in verschiednen Stadien befindet. Keins dieser Stadien ist
ein Haus, sondern nur ein wirklich existirender Bestandtheil eines werden-
den künftigen Hauses; also trotz seiner Wirklichkeit nur ideeller Bruchtheil
des ganzen Hauses, aber dennoch wirklich genug um als Sicherheit für
zusätzlichen Vorschuss zu dienen. (Siehe hierüber unten Kap. XII.)
Drittens: Trennt sich die in W und G noch gemeinschaftliche Be-
wegung von Kapitalwerth und Mehrwerth nur theilweise (sodass ein Theil
des Mehrwerths nicht als Revenue verausgabt wird) oder gar nicht, so
[43] geht im Kapitalwerth selbst eine Veränderung vor noch innerhalb seines
Kreislaufs, vor Vollendung desselben. In unserm Beispiel war der Werth
des produktiven Kapitals gleich 422 £. Setzt es also G — W fort,
z. B. als 480 £ oder 500 £, so durchmisst es die letztern Stadien des
Kreislaufs als ein um 58 £ oder 78 £ grösserer Werth denn der an-
fängliche war. Es kann dies zugleich verbunden sein mit Aenderung
seiner Werthkonstitution. —
W' — G', das zweite Stadium der Cirkulation und das abschlies-
sende Stadium des Kreislaufs I (G … G'), ist in unserm Kreislauf
zweites Stadium desselben und erstes der Waarencirkulation. So weit die
Cirkulation in Betracht kommt, muss es also ergänzt werden durch
G' — W'. Aber W' — G' hat nicht nur den Verwerthungsprocess (hier
die Funktion von P, das erste Stadium) bereits hinter sich, sondern sein
Resultat, das Waarenprodukt W' ist bereits realisirt. Der Verwerthungs-
process des Kapitals, sowie die Realisirung des Waarenprodukts, worin
sich der verwerthete Kapitalwerth darstellt, ist also beendet mit W' — G'.
Wir haben also einfache Reproduktion vorausgesetzt, d. h. dass g — w
sich ganz trennt von G — W. Da beide Cirkulationen, w — g — w
ebenso wie W — G — W, der allgemeinen Form nach der Waaren-
cirkulation angehören (und daher auch keine Werthdifferenzen zwischen
den Extremen zeigen), so ist es leicht, wie die Vulgärökonomie es thut,
den kapitalistischen Produktionsprocess aufzufassen als blosse Pro-
duktion von Waaren, Gebrauchswerthen zur Konsumtion irgend einer Art
bestimmt, die der Kapitalist nur producirt um sie durch Waaren von
anderm Gebrauchswerth zu ersetzen oder sie damit umzutauschen, wie es
in der Vulgärökonomie fälschlich heisst.
W' tritt von vornherein als Waarenkapital auf, und der Zweck des
ganzen Processes, die Bereicherung (Verwerthung) schliesst eine mit der
Grösse des Mehrwerths (also auch des Kapitals) wachsende Konsumtion
des Kapitalisten keineswegs aus sondern erst recht ein.
In der Cirkulation der Revenue des Kapitalisten dient in der That
die producirte Waare w (oder der ihr ideell entsprechende Bruchtheil des
Waarenprodukts W') nur dazu, sie zuerst in Geld, und aus Geld in
eine Reihe andrer, der Privatkonsumtion dienender Waaren umzusetzen.
Aber der kleine Umstand ist hierbei nicht zu übersehn, dass w Waaren-
werth ist, der dem Kapitalisten nichts gekostet hat, Verkörperung von
[44] Mehrarbeit, daher es ursprünglich als Bestandtheil des Waarenkapitals
W' auf die Bühne tritt. Dies w selbst ist also schon seiner Existenz
nach gebunden an den Kreislauf des processirenden Kapitalwerths und
kommt dieser in’s Stocken oder wird sonst wie gestört, so beschränkt
sich nicht nur die Konsumtion von w, oder hört ganz auf, sondern
damit zugleich der Absatz für die Waarenreihe, welche den Ersatz für
w bilden. Dasselbe ist der Fall wenn W' — G' misslingt oder nur ein
Theil von W' verkäuflich ist.
Wir sahen, dass w — g — w, als Cirkulation der Revenue des
Kapitalisten, nur in die Kapitalcirkulation eingeht solange w Werththeil
von W', dem Kapital in seiner Funktionsform von Waarenkapital, ist:
aber sobald verselbstständigt durch g — w, also in der ganzen Form
w — g — w, geht sie nicht in die Bewegung des vom Kapitalisten
vorgeschossnen Kapitals ein, obgleich sie aus derselben hervorgeht. Sie
hängt damit soweit zusammen als die Existenz des Kapitals die Existenz
des Kapitalisten voraussetzt, und diese letztere ist bedingt durch seinen
Verzehr von Mehrwerth.
Innerhalb der allgemeinen Cirkulation fungirt W', z. B. Garn, nur
als Waare; aber als Moment der Cirkulation des Kapitals fungirt es als
Waarenkapital, eine Gestalt die der Kapitalwerth abwechselnd annimmt
und abstösst. Nach dem Verkauf des Garns an den Kaufmann ist es
aus dem Kreislaufsprocess desjenigen Kapitals, dessen Produkt es ist,
entfernt, befindet sich aber trotzdem fortwährend als Waare im Umkreis
der allgemeinen Cirkulation. Die Cirkulation derselben Waarenmasse
dauert fort, obgleich sie aufgehört hat ein Moment im selbständigen
Kreislauf des Kapitals des Spinners zu bilden. Die wirkliche definitive
Metamorphose der vom Kapitalisten in die Cirkulation geworfnen Waaren-
masse, W — G, ihr schliessliches Herausfallen in die Konsumtion kann
daher zeitlich und räumlich durchaus getrennt sein von der Metamor-
phose worin diese Waarenmasse als sein Waarenkapital fungirt. Dieselbe
Metamorphose, die in der Cirkulation des Kapitals vollzogen ist, bleibt
in der Sphäre der allgemeinen Cirkulation noch zu vollziehen.
Es ändert nichts an der Sache, wenn das Garn wieder in den
Kreislauf eines andern industriellen Kapitals eingeht. Die allgemeine
Cirkulation umfasst ebensosehr die Verschlingung der Kreisläufe der ver-
schiednen selbständigen Bruchstücke des gesellschaftlichen Kapitals,
[45] d. h. die Gesammtheit der einzelnen Kapitale, wie die Cirkulation der
nicht als Kapital auf den Markt geworfnen Werthe.
Das Verhältniss zwischen dem Kreislauf des Kapitals, sofern er
Theil der allgemeinen Cirkulation und sofern er Glieder eines selb-
ständigen Kreislaufs bildet, zeigt sich ferner, wenn wir die Cirkulation
von G' = G + g betrachten. G, als Geldkapital, setzt den Kreislauf
des Kapitals fort. g, als Revenueausgabe (g — w), geht in die all-
gemeine Cirkulation ein, fliegt aber aus dem Kreislauf des Kapitals hinaus.
Nur der Theil geht in letztren Kreislauf ein, der als zusätzliches Geld-
kapital fungirt. In w — g — w fungirt Geld nur als Münze; Zweck
dieser Cirkulation ist die individuelle Konsumtion des Kapitalisten. Es
charakterisirt den Kretinismus der Vulgärökonomie, dass sie diese Cirku-
lation, die nicht in den Kreislauf des Kapitals eingeht — die Cirkulation
des als Revenue verzehrten Theils des Werthprodukts — für den charak-
teristischen Kreislauf des Kapitals ausgibt.
In der zweiten Phase, G — W, ist der Kapitalwerth G = P (dem
Werth des produktiven Kapitals, das den Kreislauf des industriellen Kapi-
tals hier eröffnet) wieder vorhanden, erledigt vom Mehrwerth, also in der-
selben Werthgrösse, wie in dem ersten Stadium des Kreislaufs des Geld-
kapitals G — W. Trotz der verschiednen Stelle ist die Funktion des
Geldkapitals, worin nun das Waarenkapital umgewandelt, dieselbe: seine
Verwandlung in Pm und A, Produktionsmittel und Arbeitskraft.
Gleichzeitig mit w — g hat also der Kapitalwerth in der Funktion
des Waarenkapitals W' — G' die Phase W — G durchlaufen und tritt
nun in die ergänzende Phase \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}}; seine Gesammtcirkulation ist
also W — \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}}.
Erstens: Das Geldkapital G trat in Form I (Kreislauf G … G')
als ursprüngliche Form auf worin der Kapitalwerth vorgeschossen wird;
es tritt hier von vornherein auf als Theil der Geldsumme, worin das
Waarenkapital in der ersten Cirkulationsphase W' — G' sich verwandelt
hat, also von vornherein als durch Verkauf des Waarenprodukts ver-
mittelte Verwandlung von P, dem produktiven Kapital, in Geldform.
Das Geldkapital existirt hier von vornherein als nicht ursprüngliche und
nicht schliessliche Form des Kapitalwerths, da nur durch abermalige Ab-
streifung der Geldform die, die Phase W — G abschliessende Phase
G — W vollzogen werden kann. Der Theil von G — W, der zugleich
[46] G — A, erscheint daher auch nicht mehr als blosser Geldvorschuss durch
Ankauf von Arbeitskraft, sondern als Vorschuss, worin der Arbeitskraft
dieselben 1000 ℔. Garn zum Werth von 50 £, in Geldform vorge-
schossen werden, die einen Theil des von der Arbeitskraft geschaffnen
Waarenwerths bilden. Das Geld, das dem Arbeiter hier vorgeschossen
wird, ist nur verwandelte Aequivalentform eines Werththeils des von ihm
selbst producirten Waarenwerths. Und schon darum ist der Akt G — W,
soweit er G — A, keineswegs nur Ersatz von Waare in Geldform durch
Waare in Gebrauchsform, sondern schliesst andre, von der allgemeinen
Waarencirkulation als solcher unabhängige Elemente ein.
G' erscheint als verwandelte Form von W', welches selbst Produkt
der vergangnen Funktion von P, dem Produktionsprocess, ist; die gesammte
Geldsumme G' daher als Geldausdruck vergangner Arbeit. In unserm
Beispiel: 10,000 ℔. Garn = 500 £, Produkt des Spinnprocesses;
davon 7440 ℔ Garn = dem vorgeschossnen konstanten Kapital c = 372 £;
1000 ℔. Garn = dem vorgeschossnen variablen Kapital v = 50 £;
und 1560 ℔. Garn = dem Mehrwerth m = 78 £. Wird von G' nur
das ursprüngliche Kapital = 422 £ von neuem vorgeschossen, unter
sonst gleichbleibenden Verhältnissen, so erhält der Arbeiter in G — A
nur einen Theil der in dieser Woche producirten 10,000 ℔. Garn (den
Geldwerth von (1000 ℔. Garn) in der nächsten Woche vorgeschossen.
Als Resultat von W — G ist das Geld stets Ausdruck vergangner Arbeit.
Soweit der ergänzende Akt G — W sofort auf dem Waarenmarkt sich
vollzieht, also G gegen existirende, auf dem Markt befindliche Waaren
umgesetzt wird, ist es wieder Umsatz vergangner Arbeit, aus einer Form
(Geld) in andrer Form (Waare). Aber G — W ist in der Zeit von
W — G verschieden. Es kann gleichzeitig sein, ausnahmsweise, wenn
z. B. der Kapitalist, der G — W vollzieht, und der Kapitalist,
für den dieser Akt W — G ist, sich ihre Waaren wechselseitig
zur selben Zeit überweisen und G dann nur die Bilanz ausgleicht. Die
Zeitdifferenz zwischen der Exekution von W — G und der von G — W
kann mehr oder minder beträchtlich sein. Obgleich als Resultat des Akts
W — G, G vergangne Arbeit vorstellt, kann G für den Akt G — W
die verwandelte Form von Waaren vorstellen, die noch gar nicht auf dem
Markt befindlich sind, sondern sich erst in Zukunft darauf befinden werden,
da G — W erst vorzugehn braucht, nachdem W neu producirt ist,
[47] Ebensowohl kann G Waaren vorstellen, die gleichzeitig mit dem W,
dessen Geldausdruck es ist, producirt werden. Z. B. in dem Umsatz
G — W (Ankauf von Produktionsmitteln) können die Kohlen gekauft
werden, ehe sie aus der Grube gehoben sind. Soweit g als Geldakkumu-
lation figurirt, nicht als Revenue verausgabt wird, kann es Baumwolle
vorstellen, die erst nächstes Jahr producirt wird. Ebenso bei der Veraus-
gabung von Revenue des Kapitalisten, g — w. Ebenso der Arbeitslohn
A = 50 £; es ist dies Geld nicht nur Geldform der vergangnen Arbeit
der Arbeiter, sondern zugleich Anweisung auf gleichzeitige oder zukünf-
tige Arbeit, die sich erst realisirt, oder in Zukunft realisiren soll. Der
Arbeiter mag damit einen Rock kaufen, der erst in nächster Woche ge-
macht wird. Namentlich ist dies der Fall mit Bezug auf die sehr grosse
Zahl nothwendiger Lebensmittel, die beinahe unmittelbar im Augenblick
ihrer Produktion konsumirt werden müssen, sollen sie nicht verderben.
So erhält der Arbeiter in dem Geld, worin er seinen Arbeitslohn aus-
bezahlt erhält, die verwandelte Form seiner eignen zukünftigen Arbeit
oder der andrer Arbeiter. Mit einem Theil seiner vergangnen Arbeit gibt
ihm der Kapitalist Anweisung auf seine eigne künftige Arbeit. Es ist
seine eigne gleichzeitige oder künftige Arbeit, die den noch nicht vor-
handnen Vorrath bildet, womit ihm seine vergangne Arbeit bezahlt wird.
Hier verschwindet die Vorstellung der Vorrathbildung ganz.
Zweitens: In der Cirkulation W — \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} wechselt das-
selbe Geld zweimal die Stelle; der Kapitalist erhält es erst als Verkäufer
und gibt es fort als Käufer; die Verwandlung von Waare in Geldform
dient nur dazu, sie aus Geldform wieder in Waarenform zu verwandeln;
die Geldform des Kapitals, sein Dasein als Geldkapital, ist daher in dieser
Bewegung nur verschwindendes Moment; oder das Geldkapital, soweit die
Bewegung flüssig, erscheint nur als Cirkulationsmittel wenn es als Kauf-
mittel dient; als eigentliches Zahlungsmittel erscheint es wenn Kapitalisten
gegenseitig von einander kaufen, daher nur Zahlungsbilanz zu saldiren ist.
Drittens: Die Funktion des Geldkapitals, ob es als blosses Cirku-
lationsmittel oder als Zahlungsmittel diene, vermittelt nur den Ersatz
von W durch A und Pm, d. h. den Ersatz des Garns, des Waarenprodukts,
worin das produktive Kapital resultirt (nach Abzug des als Revenue zu
verwendenden Mehrwerths) durch seine Produktionselemente, also Rückver-
wandlung des Kapitalwerths aus seiner Form als Waare in die Bildungs-
[48] elemente dieser Waare; sie vermittelt also schliesslich nur die Rückver-
wandlung des Waarenkapitals in produktives Kapital.
Damit der Kreislauf sich normal vollzieht, muss W' zu seinem Werth
und in seiner Gesammtheit verkauft werden. Ferner schliesst W — G — W
nicht nur Ersatz einer Waare durch eine andre, sondern Ersatz in den-
selben Werthverhältnissen ein. Es ist unsre Annahme, dass dies hier ge-
schieht. Thatsächlich aber variiren die Werthe der Produktionsmittel;
gerade der kapitalistischen Produktion ist fortwährender Wechsel der
Werthverhältnisse eigen schon durch den beständigen Wechsel in der Pro-
duktivität der Arbeit, der die kapitalistische Produktion charakterisirt. Auf
diesen später zu erörternden Werthwechsel der Produktionsfaktoren weisen
wir hier nur hin. Die Verwandlung der Produktionselemente in Waaren-
produkt, von P in W' geht in der Produktionssphäre vor, die Rückver-
wandlung von W' in P in der Cirkulationssphäre. Sie ist vermittelt durch
die einfache Waarenmetamorphose. Ihr Inhalt aber ist ein Moment des Re-
produktionsprocesses als Ganzes betrachtet. W — G — W, als Cirku-
lationsform des Kapitals, schliesst einen funktionell bestimmten Stoffwechsel
ein. Der Umsatz W — G — W bedingt ferner, dass W = den Produk-
tionselementen des Waarenquantums W', und dass diese ihre ursprüng-
lichen Werthverhältnisse gegen einander behaupten; es ist also unterstellt
nicht nur dass die Waaren zu ihrem Werthe gekauft und verkauft
werden, sondern auch dass sie während des Kreislaufs keinen Werth-
wechsel erleiden; wo nicht, kann der Process nicht normal verlaufen.
In G … G' ist G die ursprüngliche Form des Kapitalwerths, die
abgestreift wird um wieder angenommen zu werden. In P … W'
— G' — W … P ist G nur im Process angenommene Form, die
schon innerhalb desselben wieder abgestreift wird. Die Geldform erscheint
hier nur als verschwindende selbständige Werthform des Kapitals; das
Kapital als W' ist ebenso ängstlich sie anzunehmen, wie als G' sie ab-
zustreifen, sobald es sich in sie verpuppt hat, um sich wieder in die
Form des produktiven Kapitals umzusetzen. So lange es in der Geldge-
stalt verharrt, fungirt es nicht als Kapital, und verwerthet sich daher
nicht; das Kapital liegt brach. G wirkt hier als Cirkulationsmittel, aber
als Cirkulationsmittel des Kapitals. Der Schein der Selbständigkeit, den
die Geldform des Kapitalwerths in der ersten Form seines Kreislaufs (des
Geldkapital[s]) besitzt, verschwindet in dieser zweiten Form, welche somit
[49] die Kritik der Form I bildet, und sie auf eine nur besondre Form redu-
cirt. Stösst die zweite Metamorphose G — W auf Hindernisse (fehlen
z. B. die Produktionsmittel auf dem Markt), so ist der Kreislauf, der Fluss
des Reproduktionsprocesses unterbrochen, ebensosehr als wenn das Ka-
pital in der Form des Waarenkapitals festliegt. Der Unterschied ist aber
der: In Geldform kann es länger ausharren als in der vergänglichen
Waarenform. Es hört nicht auf Geld zu sein, wenn es nicht als Geld-
kapital fungirt; es hört aber auf Waare zu sein und überhaupt Gebrauchs-
werth, wenn es zu lange in seiner Funktion als Waarenkapital aufge-
halten wird. Zweitens ist es in Geldform fähig, statt seiner ursprüng-
lichen produktiven Kapitalform eine andre anzunehmen, während es als
W' überhaupt nicht vom Platze kommt.
W' — G' — W schliesst nur für W' seiner Form nach Cirkula-
tionsakte ein, die Momente seiner Reproduktion sind; aber die wirkliche
Reproduktion von W, worin sich W' umsetzt, ist nöthig zur Ausführung
von W' — G' — W; diese ist aber bedingt durch Reproduktionsprocesse
ausserhalb des Reproduktionsprocesses des individuellen in W' darge-
stellten Kapitals. —
In der Form I bereitet \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} nur die erste Verwandlung
von Geldkapital in produktives Kapital vor; in der Form II die Rück-
verwandlung aus Waarenkapital in produktives Kapital; also, soweit die
Anlage des industriellen Kapitals dieselbe bleibt, Rückverwandlung des
Waarenkapitals in dieselben Produktionselemente aus denen es hervorge-
gangen. Es erscheint daher hier, wie in Form I, als vorbereitende Phase
des Produktionsprocesses, aber als Rückkehr zu demselben, Erneuerung
desselben, daher als Vorläufer des Reproduktionsprocesses, also auch der
Wiederholung des Verwerthungsprocesses.
Es ist nun wieder zu bemerken, dass G — A nicht einfacher Waaren-
austausch ist, sondern Kauf einer Waare A, die der Produktion von
Mehrwerth dienen soll, wie G — Pm nur Procedur, die zur Ausführung
dieses Zwecks stofflich unerlässlich ist.
Mit Vollziehung von \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} ist G in produktives Kapital
rückverwandelt, in P, und beginnt der Kreislauf von neuem.
Die explicite Form von P … W' — G' — W … P ist also:
Marx, Kapital II. 4
[50]
Die Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital ist Waaren-
kauf zur Waarenproduktion. Nur soweit die Konsumtion diese produk-
tive Konsumtion ist, fällt sie in den Kreislauf des Kapitals selbst; ihre
Bedingung ist, dass vermittelst der so konsumirten Waaren Mehrwerth
gemacht wird. Und dies ist etwas sehr Verschiednes von Produktion
und selbst Waarenproduktion, deren Zweck die Existenz der Producenten
ist; ein so durch Mehrwerthsproduktion bedingter Ersatz von Waare durch
Waare ist etwas ganz andres als Produktenaustausch — nur durch Geld
vermittelt — an sich ist. So wird aber die Sache genommen von den
Oekonomen zum Beweis, dass keine Ueberproduktion möglich ist.
Ausser der produktiven Konsumtion von G, das in A und Pm ver-
wandelt wird, enthält der Kreislauf das erste Glied von G — A, welches
für den Arbeiter A — G = W — G ist. Von der Cirkulation des
Arbeiters A — G — W, welche seine Konsumtion einschliesst, fällt
nur das erste Glied als Resultat von G — A in den Kreislauf des Ka-
pitals. Der zweite Akt, nämlich G — W, fällt nicht in die Cirkulation
des individuellen Kapitals, obgleich sie aus derselben hervorgeht. Das
beständige Dasein der Arbeiterklasse ist aber für die Kapitalistenklasse
nöthig, daher auch die durch G — W vermittelte Konsumtion des
Arbeiters.
Der Akt W' — G' unterstellt für die Fortsetzung des Kreislaufs
des Kapitalwerths, wie für die Konsumtion des Mehrwerths durch den
Kapitalisten, nur dass W' in Geld verwandelt, verkauft worden. Es wird
natürlich nur gekauft, weil der Artikel ein Gebrauchswerth, also zur
Konsumtion irgend einer Art, produktiven oder individuellen, tauglich.
Wenn aber W' weiter cirkulirt, z. B. in der Hand des Kaufmanns, der
das Garn gekauft hat, so berührt das zunächst keineswegs die Fort-
setzung des Kreislaufs des individuellen Kapitals, das das Garn producirt
und an den Kaufmann verkauft hat. Der ganze Process geht seinen
Gang fort, und mit ihm auch die dadurch bedingte individuelle Kon-
sumtion von Kapitalist und Arbeiter. Ein Punkt wichtig bei Betrachtung
der Krisen.
[51]
Sobald W' nämlich verkauft, in Geld verwandelt ist, kann es in
die realen Faktoren des Arbeitsprocesses und darum des Reproduktions-
processes rückverwandelt werden. Ob W' daher vom definitiven Konsu-
menten gekauft ist oder vom Kaufmann, der es wieder verkaufen will,
ändert unmittelbar nichts an der Sache. Der Umfang der von der kapitali-
stischen Produktion erzeugten Waarenmassen wird bestimmt durch die
Stufenleiter dieser Produktion und das Bedürfniss der beständigen Aus-
dehnung dieser letztren, nicht durch einen prädestinirten Kreis von Nach-
frage und Angebot, von zu befriedigenden Bedürfnissen. Die Massen-
produktion kann für ihren unmittelbaren Käufer, ausser andern industriellen
Kapitalisten, nur den Grosskaufmann haben. Innerhalb gewisser Grenzen
kann der Reproduktionsprocess auf derselben oder erweiterten Stufe vor-
gehn, obgleich die aus ihm ausgestossnen Waaren nicht wirklich in die
individuelle oder produktive Konsumtion eingegangen sind. Die Konsum-
tion der Waaren ist nicht eingeschlossen in den Kreislauf des Kapitals,
aus dem sie hervorgegangen sind. Sobald das Garn z. B. verkauft ist,
kann der Kreislauf des im Garn dargestellten Kapitalwerths von neuem
beginnen, was auch immer zunächst aus dem verkauften Garn wird. So-
lange das Produkt verkauft wird, geht vom Standpunkt des kapitalisti-
schen Producenten alles seinen regelmäßigen Gang. Der Kreislauf des
Kapitalwerths, den er repräsentirt, wird nicht unterbrochen. Und ist
dieser Process erweitert — was erweiterte produktive Konsumtion der
Produktionsmittel einschliesst — so kann diese Reproduktion des Kapi-
tals von erweiterter individueller Konsumtion (also Nachfrage) der Ar-
beiter begleitet sein, da er durch produktive Konsumtion eingeleitet und
vermittelt ist. Es kann so die Produktion von Mehrwerth und mit
ihr auch die individuelle Konsumtion des Kapitalisten wachsen, der
ganze Reproduktionsprocess sich im blühendsten Zustand befinden und
dennoch ein grosser Theil der Waaren nur scheinbar in die Konsumtion
eingegangen sein, in Wirklichkeit aber unverkauft in den Händen von
Wiederverkäufern lagern, thatsächlich sich also noch auf dem Markt befinden.
Nun folgt Waarenstrom auf Waarenstrom und es tritt endlich hervor,
dass der frühere Strom nur scheinbar von der Konsumtion verschlungen
ist. Die Waarenkapitale machen sich wechselseitig ihren Platz auf dem
Markt streitig. Die Nachrückenden, um zu verkaufen, verkaufen unter
dem Preis. Die früheren Ströme sind noch nicht flüssig gemacht, während
4*
[52] die Zahlungstermine dafür fällig werden. Ihre Inhaber müssen sich insol-
vent erklären, oder verkaufen zu jedem Preis um zu zahlen. Dieser Ver-
kauf hat absolut nichts zu thun mit dem wirklichen Stand der Nachfrage.
Er hat nur zu thun mit der Nachfrage nach Zahlung, mit der ab-
soluten Nothwendigkeit Waare in Geld zu verwandeln. Dann bricht die
Krise los. Sie wird sichtbar nicht in der unmittelbaren Abnahme der kon-
sumtiven Nachfrage, der Nachfrage für individuelle Konsumtion, sondern in
der Abnahme des Austauschs von Kapital gegen Kapital, des Reproduktions-
processes des Kapitals. —
Wenn die Waaren Pm und A, worin sich G umgesetzt, um seine
Funktion als Geldkapital, als zur Rückverwandlung in produktives Kapital
bestimmter Kapitalwerth, zu vollziehn — wenn diese Waaren in ver-
schiednen Terminen zu kaufen oder zu zahlen sind, G — W also eine
Reihe nach einander vorgehender Käufe und Zahlungen vorstellt, so voll-
zieht ein Theil von G den Akt G — W, während ein anderer Theil im
Geldzustand verharrt, um erst zu einer durch die Bedingungen des Pro-
cesses selbst bestimmten Zeit für gleichzeitige oder successive Akte G — W
zu dienen. Es ist der Cirkulation nur zeitweilig entzogen, um am be-
stimmten Zeitpunkt in Aktion zu treten, seine Funktion auszuüben. Diese
Aufspeicherung desselben ist dann selbst eine durch seine Cirkulation und
für die Cirkulation bestimmte Funktion. Sein Dasein als Kauf- und Zah-
lungsfonds, die Suspension seiner Bewegung, der Zustand seiner unter-
brochnen Cirkulation, ist dann ein Zustand, worin das Geld eine seiner
Funkti nen als Geldkapital ausübt. Als Geldkapital; denn in diesem Fall
ist das zeitweilig in Ruhe verharrende Geld selbst ein Theil des Geldkapi-
tals G (von G' — g = G), des Werththeils des Waarenkapitals, der = P,
dem Werth des produktiven Kapitals, von dem der Kreislauf ausgeht.
Andrerseits befindet sich alles der Cirkulation entzogne Geld in Schatzform.
Die Schatzform des Geldes wird also hier Funktion des Geldkapitals, ganz
wie in G — W die Funktion des Geldes als Kauf- oder Zahlungsmittel
zur Funktion des Geldkapitals wird, und zwar weil der Kapitalwerth hier
in Geldform existirt, der Geldzustand hier ein durch den Zusammenhang
des Kreislaufs vorgeschriebner Zustand des industriellen Kapitals in einem
seiner Stadien ist. Aber es bewährt sich hier wieder zugleich, dass das
Geldkapital innerhalb des Kreislaufs des industriellen Kapitals keine andren
als Geldfunktionen verrrichtet, und diese Geldfunktionen nur durch ihren
[53] Zusammenhang mit den andren Stadien dieses Kreislaufs zugleich die Be-
deutung von Kapitalfunktionen haben.
Die Darstellung von G' als Verhältniss von g zu G, als Kapital-
verhältniss, ist unmittelbar keine Funktion des Geldkapitals, sondern des
Waarenkapitals W', welches selbst wieder als Verhältniss von w und W
nur das Resultat des Produktionsprocesses ausdrückt, der darin vorgegangnen
Selbstverwerthung des Kapitalwerths.
Stösst der Fortgang des Cirkulationsprocesses auf Hindernisse, sodass
G durch äussre Umstände, Lage des Markts etc., seine Funktion G — W
suspendiren muss und deswegen in seinem Geldzustand kürzer oder länger
verharrt, so ist das wieder ein Schatzzustand des Geldes, der auch in der
einfachen Waarencirkulation vorkommt, sobald der Uebergang von G — W
in W — G durch äussre Umstände unterbrochen wird. Es ist unfreiwillige
Schatzbildung. In unserm Fall hat das Geld so die Form von brachliegendem,
latentem Geldkapital. Doch gehn wir zunächst nicht weiter darauf ein.
In beiden Fällen aber erscheint das Verharren des Geldkapitals in
seinem Geldzustand als Resultat unterbrochner Bewegung, sei diese nun
zweckgemäss oder zweckwidrig, freiwillig oder unfreiwillig, funktionsgemäss
oder funktionswidrig.
II. Akkumulation und Reproduktion auf erweiterter
Stufenleiter.
Da die Proportionen, worin der Produktionsprocess erweiterbar, nicht
willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisirte
Mehrwerth, obgleich zur Kapitalisirung bestimmt, oft erst durch die Wieder-
holung verschiedner Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen (muss also
bis dahin aufgehäuft werden) worin er wirklich als zuschüssiges Kapital
fungiren oder in den Kreislauf des processirenden Kapitalwerths eingehn
kann. Der Mehrwerth erstarrt also zum Schatz und bildet in dieser Form
latentes Geldkapital. Latent, weil es, solange es in der Geldform verharrt,
nicht als Kapital wirken kann.6) So erscheint hier die Schatzbildung als
[54] ein innerhalb des kapitalistischen Akkumulationsprocesses einbegriffnes,
ihn begleitendes, aber zugleich wesentlich von ihm unterschiednes Moment.
Denn durch die Bildung von latentem Geldkapital wird der Reproduk-
tionsprocess selbst nicht erweitert. Umgekehrt. Latentes Geldkapital wird
hier gebildet, weil der kapitalistische Producent die Stufenleiter seiner
Produktion nicht unmittelbar erweitern kann. Verkauft er sein Mehrpro-
dukt an einen Gold- oder Silberproducenten, der neues Gold oder Silber
in die Cirkulation hineinwirft, oder, was auf dasselbe hinauskommt, an
einen Kaufmann, der für einen Theil des nationalen Mehrprodukts zu-
schüssiges Gold oder Silber vom Ausland importirt, so bildet sein latentes
Geldkapital ein Inkrement des nationalen Gold- oder Silberschatzes. In
allen andren Fällen haben z. B. die 78 £, die in der Hand des Käufers
Cirkulationsmittel waren, in der Hand des Kapitalisten nur die Schatzform
angenommen; es hat also nur andre Vertheilung des nationalen Gold- oder
Silberschatzes stattgefunden.
Fungirt das Geld in den Transaktionen unsres Kapitalisten als
Zahlungsmittel (in der Art, dass die Waare erst in kürzrem oder längrem
Termin vom Käufer zu zahlen) so verwandelt sich das zur Kapitalisation
bestimmte Mehrprodukt nicht in Geld, sondern in Schuldforderungen, Eigen-
thumstitel auf ein Aequivalent, das der Käufer vielleicht schon im Besitz,
vielleicht erst in Aussicht hat. Es geht nicht in den Reproduktionspro-
cess des Kreislaufs ein, so wenig wie Geld, das in zinstragenden Papieren
etc. angelegt, obgleich es in dem Kreislauf andrer industriellen Einzelka-
pitale eingehn kann.
Der ganze Charakter der kapitalistischen Produktion ist bestimmt
durch die Verwerthung des vorgeschossnen Kapitalwerths, also in erster
Instanz durch Produktion von möglichst viel Mehrwerth; zweitens aber
(siehe Buch I, Kap. XXII) durch Produktion von Kapital, also dnrch Ver-
wandlung von Mehrwerth in Kapital. Die Akkumulation oder Produktion
auf erweiterter Stufenleiter, die als Mittel zu stets ausgedehntrer Produktion
von Mehrwerth, daher Bereicherung des Kapitalisten, als persönlicher Zweck
des letztren erscheint, und eingeschlossen ist in die allgemeine Tendenz der
kapitalistischen Produktion, wird aber weiter, wie im ersten Buch gezeigt,
durch ihre Entwicklung eine Nothwendigkeit für jeden individuellen Kapi-
talisten. Die stete Vergrößrung seines Kapitals wird Bedingung der Er-
[55] haltung desselben. Doch haben wir nicht weiter auf das früher Entwickelte
zurückzukommen.
Wir betrachteten zuerst die einfache Reproduktion, wobei unterstellt
wurde, dass der ganze Mehrwerth als Revenue verausgabt wird. In der
Wirklichkeit muss unter normalen Verhältnissen immer ein Theil des Mehr-
werths als Revenue verausgabt und ein andrer Theil kapitalisirt werden,
wobei es ganz gleichgültig, ob innerhalb bestimmter Perioden producirter
Mehrwerth bald ganz verzehrt, bald ganz kapitalisirt wird. Im Durch-
schnitt der Bewegung — und die allgemeine Formel kann nur diesen dar-
stellen — findet beides statt. Um die Formel nicht zu kompliciren, ist
es indess besser anzunehmen, dass der ganze Mehrwerth akkumulirt wird.
Die Formel \mathrm{P - W' - G' - W' \< {A \atop Pm} - P'} drückt aus: produk-
tives Kapital, das auf größrer Stufenleiter und mit größrem Werth re-
producirt wird, und als angewachsnes produktives Kapital seinen zweiten
Kreislauf beginnt, oder was dasselbe, seinen ersten Kreislauf erneuert. So-
bald dieser zweite Kreislauf beginnt, haben wir wieder P als Ausgangs-
punkt; blos ist P ein grössres produktives Kapital als das erste P war.
So, wenn in der Formel G … G' der zweite Kreislauf mit G' beginnt,
fungirt G' als G, als vorgeschossnes Geldkapital von bestimmter Grösse;
es ist grössres Geldkapital als das, womit der erste Kreislauf eröffnet
ward, aber alle Beziehung auf sein Angewachsensein durch Kapitalisirung
von Mehrwerth ist verschwunden, sobald es in der Funktion von vorge-
schossnem Geldkapital auftritt. Dieser Ursprung ist ausgelöscht in seiner
Form als Geldkapital, dass seinen Kreislauf beginnt. Ebenso mit P', so-
bald es als Ausgangspunkt eines neuen Kreislaufs fungirt.
Vergleichen wir P … P' mit G … G' oder dem ersten Kreis-
lauf, so haben sie durchaus nicht dieselbe Bedeutung. G … G', für
sich genommen als vereinzelter Kreislauf, drückt nur aus, dass G das
Geldkapital (oder das industrielle Kapital in seinem Kreislauf als Geld-
kapital), Geld heckendes Geld, Werth heckender Werth ist, Mehrwerth
setzt. Im Kreislauf von P dagegen ist der Verwerthungsprocess selbst
mit Ablauf des ersten Stadiums, des Produktionsprocesses, bereits voll-
zogen, und nach Durchlaufen des zweiten Stadiums (des ersten Cirkula-
tionsstadiums) W' — G' existiren Kapitalwerth + Mehrwerth bereits als
realisirtes Geldkapital, als G', welches als letztes Extrem im ersten Kreis-
lauf erschien. Dass Mehrwerth producirt worden, ist in der zuerst be-
[56] trachteten Form von P … P dargestellt (siehe explicite Formel S. 50)
durch w — g — w, das in seinem zweiten Stadium ausserhalb der
Kapitalcirkulation fällt und die Cirkulation des Mehrwerths als Revenue
darstellt. In dieser Form, wo sich die ganze Bewegung in P … P dar-
stellt, also keine Werthdifferenz zwischen den beiden Endpunkten stattfindet,
ist also die Verwerthung des vorgeschossnen Werths, die Erzeugung von
Mehrwerth, ebenso dargestellt wie in G … G'; nur erscheint der Akt
W' — G' als letztes Stadium in G … G', und als zweites des Kreis-
laufs, erstes der Cirkulation in P … P.
In P … P' drückt P' aus, nicht dass Mehrwerth producirt, son-
dern dass der producirte Mehrwerth kapitalisirt, also Kapital akkumulirt
worden ist, und daher P', gegenüber P, aus dem ursprünglichen Kapital-
werth plus dem Werth von, durch dessen Bewegung akkumulirtem, Ka-
pital besteht.
G', als blosser Schluss von G … G', sowohl wie W', wie es
innerhalb aller dieser Kreisläufe erscheint, drücken für sich genommen
nicht die Bewegung aus, sondern ihr Resultat: die in Waarenform oder
Geldform realisirte Verwerthung des Kapitalwerths, und daher den Kapi-
talwerth als G + g oder als W + w, als Verhältniss von Kapitalwerth
zu seinem Mehrwerth, als seinen Abkömmling. Sie drücken dies Resultat
aus als verschiedne Cirkulationsformen des verwertheten Kapitalwerths.
Aber weder in der Form W' noch in der Form G', ist die stattgefundene
Verwerthung selbst eine Funktion, sei es des Geldkapitals, sei es des
Waarenkapitals. Als besondre, verschiedne Formen, Daseinsweisen, die
besondren Funktionen des industriellen Kapitals entsprechen, kann Geldka-
pital nur Geldfunktionen, Waarenkapital nur Waarenfunktionen vollziehn,
ist ihr Unterschied von einander nur der von Geld und Waare. Ebenso
kann das industrielle Kapital, in seiner Form als produktives Ka-
pital, nur aus denselben Elementen bestehn, wie jeder andre produkt-
bildende Arbeitsprocess: einerseits gegenständlichen Arbeitsbedingungen
(Produktionsmitteln), andrerseits sich produktiv (zweckgemäss) bethätigen-
der Arbeitskraft. Wie das industrielle Kapital innerhalb der Pro-
duktionssphäre nur in der, dem Produktionsprocess überhaupt, also auch
dem nichtkapitalistischen Produktionsprocess, entsprechenden Zusammen-
setzung existiren kann, so kann es in der Cirkulationssphäre nur exis-
tiren in den beiden ihr entsprechenden Formen von Waare und Geld.
[57] Wie aber die Summe der Produktionselemente von vorn herein dadurch
sich als produktives Kapital ankündigt, dass die Arbeitskraft fremde
Arbeitskraft ist, die der Kapitalist gekauft hat von ihrem eignen Inhaber,
ganz wie er seine Produktionsmittel von andren Waareninhabern gekauft;
wie daher auch der Produktionsprocess selbst als produktive Funktion
des industriellen Kapitals auftritt, so Geld und Waare als Cirkulations-
formen desselben industriellen Kapitals, also auch ihre Funktionen als
seine Cirkulationsfunktionen, die die Funktionen des produktiven Kapitals
entweder einleiten oder daraus entspringen. Nur durch ihren Zusammen-
hang als Funktionsformen, die das industrielle Kapital in den verschiednen
Stadien seines Kreislaufprocesses zu verrichten hat, sind hier Geldfunktion
und Waarenfunktion zugleich Funktion von Geldkapital und Waaren-
kapital. Es ist also verkehrt, die das Geld als Geld und die Waare
als Waare charakterisirenden, specifischen Eigenschaften und Funktionen
aus ihre Kapitalcharakter herleiten zu wollen, und ebenso verkehrt ist
es, umgekehrt die Eigenschaften des produktiven Kapitals aus seiner
Existenzweise in Produktionsmitteln abzuleiten.
Sobald G' oder W' fixirt werden als G + g, W + w, d. h. als
Verhältniß des Kapitalwerths zum Mehrwerth als seinem Sprössling, ist
dies Verhältniss in beiden ausgedrückt, das eine Mal in Geldform, das
andre Mal in Waarenform, was an der Sache selbst nichts ändert. Dies
Verhältniss entspringt daher weder aus Eigenschaften und Funktionen
die dem Geld als solchem, noch der Waare als solcher zukommen. In
beiden Fällen ist die das Kapital charakterisirende Eigenschaft, Werth
heckender Werth zu sein, nur als Resultat ausgedrückt. W' ist stets
das Produkt der Funktion von P, und G' ist stets nur die im Kreislauf
des industriellen Kapitals verwandelte Form von W'. Sobald daher das
realisirte Geldkapital seine besondre Funktion als Geldkapital wieder be-
ginnt, hört es auf, das in G' = G + g enthaltne Kapitalverhältniss
auszudrücken. Wenn G … G' durchlaufen ist, und G' den Kreislauf
von neuem beginnt, figurirt es nicht als G' sondern als G, selbst wenn
der ganze in G' enthaltne Mehrwerth kapitalisirt wird. Der zweite
Kreislauf beginnt in unserm Fall mit einem Geldkapital von 500 £,
statt wie der erste mit 422 £. Das Geldkapital, das den Kreislauf
eröffnet, ist um 78 £ größer als vorher; dieser Unterschied existirt in
der Vergleichung des einen Kreislaufs mit dem andren; aber diese Ver-
[58] gleichung existirt nicht innerhalb jedes einzelnen Kreislaufs. Die als
Geldkapital vorgeschossnen 500 £, wovon 78 £ früher als Mehrwerth
existirten, spielen keine andre Rolle, als 500 £, womit ein andrer Ka-
pitalist seinen ersten Kreislauf eröffnet. Ebenso im Kreislauf des pro-
duktiven Kapitals. Das vergrösserte P' tritt beim Wiederbeginn als P
auf, sogut wie P in der einfachen Reproduktion P … P.
Im Stadium \mathrm{G' - W' \< {A \atop Pm}} ist die angewachsne Grösse nur durch
W' angezeigt, aber nicht durch A' und Pm'. Da W die Summe von
A und Pm, ist schon durch W' angezeigt, daß die Summe der in ihm
enthaltnen A und Pm grösser ist als das ursprüngliche P. Zweitens
aber wäre die Bezeichnung A' und Pm' falsch, weil wir wissen, daß
mit dem Wachsthum des Kapitals eine Aenderung seiner Werthkon-
stitution verbunden ist, im Fortschritt derselben der Werth von Pm
wächst, der von A stets relativ abnimmt, oft absolut.
III. Geldakkumulation.
Ob g, der vergoldete Mehrwerth, sofort wieder dem processirenden
Kapitalwerth zugeschlagen, und so, zusammen mit dem Kapital G, in der
Grösse G' in den Kreislaufsprocess eingehn kann, hängt von Umständen
ab, die unabhängig sind von dem blossen Vorhandensein von g. Soll g
als Geldkapital in einem, neben dem ersten Geschäft anzulegenden, zweiten
selbständigen Geschäft dienen, so ist klar dass es hierzu nur anwendbar,
wenn es die zu solchem Geschäft erheischte Minimalgrösse besitzt. Soll
es zur Ausdehnung des ursprünglichen Geschäfts verwandt werden, so be-
dingen die Verhältnisse der stofflichen Faktoren von P und deren Werth-
verhältnisse ebenfalls eine bestimmte Minimalgrösse für g. Alle in diesem
Geschäft wirkenden Produktionsmittel haben nicht nur ein qualitatives,
sondern ein bestimmtes quantitatives Verhältniss zu einander, einen pro-
portionellen Umfang. Diese stofflichen und die von ihnen getragnen Werth-
verhältnisse der in das produktive Kapital eingehenden Faktoren bestimmen
den Minimalumfang, den g besitzen muss, um in zuschüssige Produktions-
mittel und Arbeitskraft, oder nur in erstere, als Zuwachs des produktiven
Kapitals umsetzbar zu werden. So kann der Spinner nicht die Zahl seiner
Spindeln vermehren, ohne gleichzeitig die entsprechenden Kratzen und Vor-
spinnstühle anzuschaffen, abgesehn von der vermehrten Ausgabe für Baum-
wolle und Arbeitslohn, die eine solche Geschäftsausdehnung bedingt. Um
diese letztre auszuführen, muss also der Mehrwerth schon eine ziemliche
[59] Summe ausmachen (1 £ per Spindel Neuanschaffung wird gewöhnlich ge-
rechnet). Solange g diesen Minimalumfang nicht besitzt, muss der Kreis-
lauf des Kapitals sich mehrmals wiederholen, bis die Summe der succes-
sive von ihm erzeugten g, mit G zusammen, also in \mathrm{G' - W' \< {A \atop Pm}}
fungiren kann. Schon blosse Detailveränderungen, z. B. in der Spinn-
maschinerie, soweit sie diese produktiver machen, erheischen grössre Aus-
gabe in Spinnmaterial, Ausdehnung der Vorspinnmaschinerie etc. In der
Zwischenzeit wird also g angehäuft, und seine Anhäufung ist nicht seine
eigne Funktion, sondern das Resultat wiederholter P … P. Seine eigne
Funktion ist sein Verharren im Geldzustand, bis es aus den wiederholten
Verwerthungskreisläufen, also von aussen, Zuschuss genug erhalten hat,
um die zu seiner aktiven Funktion erheischte Minimalgrösse zu erreichen,
die Grösse, in der allein es wirklich als Geldkapital, im gegebnen Fall
als akkumulirter Theil des in Funktion begriffnen Geldkapitals G, mit in
die Funktion dieses letztren eingehn kann. In der Zwischenzeit wird es
angehäuft und existirt nur in der Form eines im Bildungsprocess, im
Wachsthum begriffnen Schatzes. Geldakkumulation, Schatzbildung, er-
scheint hier also als ein Process, der die wirkliche Akkumulation, die
Ausdehnung der Stufenleiter, worauf das industrielle Kapital wirkt, vor-
übergehend begleitet. Vorübergehend, denn so lange der Schatz in
seinem Schatzzustande verharrt, fungirt er nicht als Kapital, nimmt
nicht Theil am Verwerthungsprocess, bleibt eine Geldsumme, die nur an-
wächst weil, ohne ihr Zuthun vorhandnes, Geld in denselben Kasten
geworfen wird.
Die Form des Schatzes ist nur die Form von nicht in Cirkulation be-
findlichem Geld, von Geld, das in seiner Cirkulation unterbrochen ist
und deshalb in seiner Geldform aufbewahrt wird. Was den Process des
Schatzbildens selbst betrifft, so ist er aller Waarenproduktion gemein
und spielt als Selbstzweck eine Rolle nur in den unentwickelten vor-
kapitalistischen Formen derselben. Hier aber erscheint der Schatz als
Form des Geldkapitals und die Schatzbildung als ein Process, der die
Akkumulation des Kapitals vorübergehend begleitet, weil und sofern das
Geld hier als latentes Geldkapital figurirt; weil die Schatzbildung,
der Schatzzustand des in Geldform vorhandnen Mehrwerths ein ausser-
halb des Kreislaufs des Kapitals vorgehendes, funktionell bestimmtes
Vorbereitungsstadinm für die Verwandlung des Mehrwerths in wirklich
[60] fungirendes Kapital ist. Es ist also latentes Geldkapital durch diese
seine Bestimmung, weshalb auch der Umfang, den es erreicht haben
muss um in den Process einzutreten, durch die jedesmalige Werthkon-
stitution des produktiven Kapitals bestimmt ist. Solange es aber im
Schatzzustande verharrt, fungirt es noch nicht als Geldkapital, ist noch
brachliegendes Geldkapital; nicht wie vorher in seiner Funktion unter-
brochnes, sondern noch nicht zu seiner Funktion fähiges.
Wir nehmen hier die Geldanhäufung in ihrer ursprünglichen realen
Form, als wirklichen Geldschatz. Sie kann auch existiren in der Form
von blossen Guthaben, Schuldforderungen des Kapitalisten, der W' ver-
kauft hat. Was die andren Formen betrifft, wo dies latente Geldkapital
in der Zwischenzeit selbst in Gestalt von Geld heckendem Geld existirt,
z. B. als zinstragendes Depositum in einer Bank, in Wechseln oder
Werthpapieren irgend einer Art, so gehören sie nicht hierher. Der in
Geld realisirte Mehrwerth verrichtet dann besondre Kapitalfunktionen
ausserhalb des Kreislaufs des industriellen Kapitals, dem er entsprungen;
Funktionen, die erstens mit jenem Kreislauf als solchem nichts zu thun
haben, zweitens aber von den Funktionen des industriellen Kapitals unter-
schiedne Kapitalfunktionen unterstellen, die hier noch nicht entwickelt sind.
IV. Reservefonds.
In der eben betrachteten Form ist der Schatz, als welcher der
Mehrwerth existirt, Geldakkumulationsfonds, die Geldform, welche die
Kapitalakkumulation vorübergehend besitzt, und insofern selbst Be-
dingung der letztren. Dieser Akkumulationsfonds kann aber auch be-
sondre Nebendienste verrichten, d. h. in den Kreislaufsprocess des Kapitals
eingehn ohne dass dieser die Form P … P' besitzt, also ohne dass die
kapitalistische Reproduktion erweitert ist.
Verlängert sich der Process W' — G' über sein normales Maß,
ist also das Waarenkapital anormal aufgehalten in seiner Verwandlung
in Geldform; oder ist, wenn letztre vollzogen, z. B. der Preis der Pro-
duktionsmittel, worin das Geldkapital umgesetzt werden muss, gestiegen
über den Stand, den er beim Beginn des Kreislaufs hatte, so kann der
als Akkumulationsfonds fungirende Schatz verwandt werden um die Stelle
des Geldkapitals oder eines Theils desselben einzunehmen. Der Geldakkumu-
lationsfonds dient so als Reservefonds, um Störungen des Kreislaufs aus-
zugleichen.
[61]
Als solcher Reservefonds ist er verschieden von dem im Kreislauf
P … P betrachteten Fonds von Kauf- oder Zahlungsmitteln. Die
letztren sind ein Theil des fungirenden Geldkapitals (also Daseinsformen
eines Theils des im Process begriffnen Kapitalwerths überhaupt), dessen
Theile nur in verschiednen Zeitterminen nach einander in Funktion
treten. Es bildet sich in der Kontinuität des Produktionsprocesses be-
ständig Reservegeldkapital, da heute Zahlungen eingegangen, erst an
einem spätern Termin wieder zu machen, heute grössre Waarenmassen
verkauft, an spätern Tagen erst wieder größre Waarenmassen zu kaufen
sind; in diesen Intervallen existirt also beständig ein Theil des cirku-
lirenden Kapitals in Geldform. Dagegen ist der Reservefonds nicht ein
Bestandtheil des fungirenden Kapitals, näher Geldkapitals, sondern des
in einem Vorstadium seiner Akkumulation begriffnen Kapitals, des noch
nicht in aktives Kapital verwandelten Mehrwerths. Es versteht sich
übrigens ganz von selbst, dass der Kapitalist in Nöthen in keiner Weise
nach den bestimmten Funktionen des in seiner Hand befindlichen Geldes
fragt, sondern anwendet was er hat, um den Kreislaufsprocess seines
Kapitals in Gang zu halten. Z. B. in unserm Beispiel G = 422 £,
G' = 500 £. Wenn ein Theil des Kapitals von 422 £ als Fonds
von Zahlungs- und Kaufmitteln, als Geldvorrath existirt, so ist er darauf
berechnet, dass er bei gleichbleibenden Umständen ganz in den Kreislauf
eintritt, hierfür aber auch genügt. Der Reservefonds aber ist ein Theil
der 78 £ Mehrwerth; er kann nur in den Kreislaufsprocess des Ka-
pitals von 422 £ Werth eintreten, soweit dieser Kreislauf unter nicht
sich gleichbleibenden Umständen vollzogen wird; denn er ist ein Theil
des Akkumulationsfonds, und figurirt hier ohne Erweitrung der Stufen-
leiter der Reproduktion.
Der Geldakkumulationsfonds ist schon Dasein von latentem Geldka-
pital; also Verwandlung von Geld in Geldkapital.
Die allgemeine Formel des Kreislaufs des produktiven Kapitals,
welche einfache und Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter zusammen-
fasst, ist:
,
Ist P = P, so G in 2) = G' — g; ist P = P', so ist G in
[62] 2) grösser als G' — g; d. h. g ist ganz oder theilweise in Geldkapital
verwandelt worden.
Der Kreislauf des produktiven Kapitals ist die Form, worin die
klassische Oekonomie den Kreislaufsprozess des industriellen Kapitals
betrachtet.
Drittes Kapitel.
Der Kreislauf des Waarenkapitals.
Die allgemeine Formel für den Kreislauf des Waarenkapitals ist:
W' — G' — W … P … W'.
W' erscheint nicht nur als Produkt, sondern auch als Voraus-
setzung der beiden früheren Kreisläufe, da, was G — W für das eine
Kapital, schon W' — G' für das andre einschliesst, sofern wenigstens
ein Theil der Produktionsmittel selbst das Waarenprodukt andrer in
ihrem Kreislauf befindlichen individuellen Kapitale ist. In unserm Fall
z. B. sind Kohle, Maschinen etc. das Waarenkapital des Grubenexploi-
teurs, des kapitalistischen Maschinenbauers u. s. w. Ferner ist schon
in Kap. I, 4, gezeigt, dass schon bei der ersten Wiederholung von
G … G', schon ehe dieser zweite Kreislauf des Geldkapitals vollendet,
nicht nur der Kreislauf P … P, sondern auch der Kreislauf W' … W' voraus-
gesetzt ist
Findet Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter statt, so ist das
Schluss-W' grösser als das Ausgangs-W', und soll deshalb hier mit W''
bezeichnet werden.
Der Unterschied der dritten Form von den zwei ersten zeigt sich
darin, erstens, dass hier die Gesammtcirkulation mit ihren zwei entgegen-
gesetzten Phasen den Kreislauf eröffnet, während in Form I die Cirkula-
tion durch den Produktionsprocess unterbrochen wird, in Form II die
Gesammtcirkulation mit ihren zwei sich ergänzenden Phasen nur als Ver-
mittlung des Reproduktionsprocesses erscheint und daher die vermittelnde
Bewegung zwischen P … P bildet. Bei G … G' ist die Cirku-
lationsform G — W … W' — G' = G — W — G'. Bei P … P ist
sie die um gekehrte W' — G'. G — W = W — G — W. In W' … W'
shat sie ebenfalls diese letztre Form.
[63]
Zweitens: In der Wiederholung der Kreisläufe I und II, auch
wenn die Schlusspunkte G' und P' die Anfangspunkte des erneuerten
Kreislaufs bilden, verschwindet die Form in der sie erzeugt waren.
G' = G + g, P' = P + p beginnt den neuen Process wieder als
G und P. In Form III aber muss der Ausgangspunkt W als W' be-
zeichnet werden, auch bei Erneuerung des Kreislaufs auf derselben Stufen-
leiter, und zwar aus folgendem Grund. In Form I, sobald G' als
solches einen neuen Kreislauf eröffnet, fungirt es als Geldkapital G, Vor-
schuss des zu verwerthenden Kapitalwerths in Geldform. Die Größe des
vorgeschossnen Geldkapitals, angewachsen durch die im ersten Kreislauf
vollzogne Akkumulation, hat zugenommen. Aber ob 422 £ oder 500 £
die Größe des vorgeschossnen Geldkapitals, ändert nichts daran, dass es
als blosser Kapitalwerth erscheint. G' existirt nicht nicht mehr als ver-
werthetes oder mit Mehrwerth geschwängertes Kapital, als Kapitalver-
hältniß. Es soll sich ja erst im Process verwerthen. Dasselbe gilt
für P … P'; P' muss stets als P, als Kapitalwerth, der Mehrwerth
produciren soll, weiter fungiren und den Kreislauf erneuern. — Da-
gegen der Kreislauf des Waarenkapitals eröffnet sich nicht mit
Kapitalwerth, sondern mit in Waarenform vermehrtem Kapitalwerth,
schließt also von vornherein den Kreislauf nicht nur des in Waarenform
vorhandnen Kapitalwerths, sondern auch des Mehrwerths ein. Findet
daher in dieser Form einfache Reproduktion statt, so tritt ein W' von
gleicher Größe am Schlußpunkt wie am Ausgangspnnkt ein. Geht ein
Theil des Mehrwerths in den Kapitalkreislauf ein, so erscheint zwar am
Schluß statt W', W'', ein größres W'; aber der nun folgende Kreislauf
wird wieder eröffnet mit W', was nur ein größres W' ist als im vorigen
Kreislauf und mit grössrem akkumulirtem Kapitalwerth, daher auch mit
verhältnißmäßig grössrem neu erzeugtem Mehrwerth seinen neuen Kreis-
lauf beginnt. In allen Fällen eröffnet W' den Kreislauf stets als ein
Waarenkapital, welches = Kapitalwerth + Mehrwerth.
W' als W erscheint in dem Kreislauf eines einzelnen industriellen
Kapitals, nicht als Form dieses Kapitals, sondern als Form eines andren
industriellen Kapitals, soweit die Produktionsmittel dessen Produkt sind.
Der Akt G — W (d. h. G — Pm) des ersten Kapitals ist für dieses
zweite Kapital W' — G'.
Im Cirkulationsvorgang \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} verhalten sich A und Pm
[64] soweit identisch, als sie Waaren sind in der Hand ihrer Verkäufer,
hier der Arbeiter, die ihre Arbeitskraft, dort der Besitzer der Produk-
tionsmittel, die diese verkaufen. Für den Käufer, dessen Geld hier als
Geldkapital fungirt, fungiren sie nur als Waaren so lange er sie noch
nicht gekauft hat, so lange sie also seinem in Geldform existirenden
Kapital als Waaren Andrer gegenübertreten. Pm und A unterscheiden
sich hier nur soweit, als Pm in der Hand seines Verkäufers = W',
also Kapital sein kann, wenn Pm Waarenform seines Kapitals ist,
während A für den Arbeiter stets nur Waare ist, und erst Kapital wird
in der Hand des Käufers, als Bestandtheil von P.
W' kann daher nie als blosses W, als blosse Waarenform des Ka-
pitalwerths einen Kreislauf eröffnen. Als Waarenkapital ist es immer
ein Doppeltes, Unter dem Gesichtspunkt des Gebrauchswerths ist es
das Produkt der Funktion von P, hier Garn, dessen als Waaren aus
der Cirkulation herkommende Elemente, A und Pm, nun als Produkt-
bildner dieses Produkts fungirt haben. Zweitens, unter dem Gesichts-
punkt des Werths, ist es der Kapitalwerth P plus dem in der Funktion
von P erzeugten Mehrwerth m.
Nur im Kreislauf von W' selbst kann und muss W = P = dem
Kapitalwerth sich trennen von dem Theil von W' worin Mehrwerth exi-
stirt, also das Waarenprodukt, worin der Kapitalwerth existirt, von dem
Mehrprodukt, worin der Mehrwerth steckt; ob beide nun thatsächlich
trennbar, wie bei Garn, oder nicht, wie in der Maschine. Sie werden
jedesmal trennbar, sobald W' in G' verwandelt.
Ist das gesammte Waarenprodukt trennbar in selbständige homogene
Theilprodukte, wie z. B. unsre 10,000 ℔. Garn, und kann daher der
Akt W' — G' sich in einer Summe nacheinander vollzogner Verkäufe dar-
stellen, so kann der Kapitalwerth in Waarenform als W fungiren, sich von W'
lostrennen, bevor der Mehrwerth, also bevor W' als Ganzes realisirt ist.
Von den 10,000 ℔. Garn zu 500 £ ist der Werth von 8440 ℔.
= 422 £ = dem Kapitalwerth, getrennt vom Mehrwerth. Verkauft
der Kapitalist erst 8440 ℔. Garn zu 422 £, so stellen diese 8440 ℔.
Garn W dar, den Kapitalwerth in Waarenform; das in W' ausserdem
enthaltne Mehrprodukt von 1560 ℔. Garn = Mehrwerth von 78 £ cir-
kulirte erst später; der Kapitalist könnte W — \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} vollziehn
vor der Cirkulation des Mehrprodukts w — g — w.
[65]
Oder wenn er erst 7440 ℔. Garn zum Werth von 372 £ und
dann 1000 ℔. Garn zum Werth von 50 £ verkaufte, so könnten mit
dem ersten Theil von W die Produktionsmittel (der konstante Kapital-
theil c) und mit dem zweiten Theil von W der variable Kapitaltheil v,
die Arbeitskraft ersetzt werden, und dann wie vorher.
Finden aber solche successiven Verkäufe statt und erlauben es die
Bedingungen des Kreislaufs, so kann der Kapitalist, statt W' zu trennen
in c + v + m, diese Trennung auch bei aliquoten Theilen von W'
vornehmen.
Z. B. 7440 ℔. Garn = 372 £, die als Theile von W' (10,000 ℔.
Garn = 500 £) den konstanten Kapitaltheil repräsentiren, sind selbst
wieder zerfällbar in 5535.360 ℔. Garn zum Werth von 276.768 £,
die bloss den konstanten Theil, den Werth der in 7440 ℔. Garn ver-
brauchten Produktionsmittel ersetzen; 744 ℔. Garn zum Werth von
37.200 £, die nur das variable Kapital ersetzen; 1160.640 ℔. Garn
zum Werth von 58.032 £, welche als Mehrprodukt Träger des Mehrwerths
sind. Von den verkauften 7440 ℔. Garn kann er also den in ihnen
enthaltnen Kapitalwerth ersetzen durch Verkauf von 6279.360 ℔. Garn
zum Preis von 313.968 £, und den Werth des Mehrprodukts 1160.640 ℔.
= 58.032 £ als Revenue verausgaben.
Ebenso kann er weiter 1000 ℔. Garn = 50 £ = dem variablen
Kapitalwerth zerfällen und demgemäß verkaufen: 744 ℔. Garn zu
37.200 £, konstanter Kapitalwerth von 1000 ℔. Garn; 100 ℔. Garn
zu 5.000 £, variabler Kapitaltheil von ditto; also 844 ℔. Garn zu
42.200 £, Ersatz des in den 1000 ℔. Garn enthaltnen Kapitalwerths;
endlich 156 ℔. Garn zum Werth von 7.800 £, die das darin ent-
haltne Mehrprodukt darstellen [und] als solches verzehrt werden können.
Endlich kann er die noch übrigen 1560 ℔. Garn zum Werth von
78 £, wenn der Verkauf gelingt, in der Weise zerfällen, dass der Ver-
kauf von 1160.640 ℔. Garn zu 58.032 £ den Werth der in den
1560 ℔. Garn enthaltnen Produktionsmittel, und 156 ℔. Garn zum
Werth von 7.800 £ den variablen Kapitalwerth ersetzen; zusammen
1316.640 ℔. Garn = 65.832 £, Ersatz des gesammten Kapitalwerths;
endlich das Mehrprodukt 243.360 ℔. = 12.168 £ bleibt als Revenue
zu verausgaben.
Marx, Kapital II 5
[66]
Wie j edes i Garn existirende Element c, v, m, wieder in dieselben
Bestandtheile zerlegbar ist, so auch jedes einzelne Pfund Garn zum Werth
von 1 sh. = 12 d.
- c = 0.744 ℔. Garn = 8.928 d.
- v = 0.100 „ „ = 1.200 „
- m = 0.156 „ „ = 1.872 „
- c + v + m = 1 ℔. Garn = 12 d.
Addiren wir die Resultate der drei obigen Theilverkäufe zusammen,
so kommt dasselbe Resultat heraus, wie beim Verkauf der 10,000 ℔.
Garn auf einen Schlag.
Wir haben an konstantem Kapital:
- beim 1. Verkauf: 5535.360 ℔. Garn = 276.768 £
- „ 2. „ 744.000 „ „ = 37.200 „
- „ 3. „ 1160.640 „ „ = 58.032 „
- zusammen 7440 ℔. Garn = 372 £.
An variablem Kapital:
- beim 1. Verkauf: 744.000 ℔. Garn = 37.200 £
- „ 2. „ 100.000 „ „ = 5.000 „
- „ 3. „ 156.000 „ „ = 7.800 „
- zusammen 1000 ℔. Garn = 50 £.
An Mehrwerth:
- beim 1. Verkauf: 1160.640 ℔. Garn = 58.032 £
- „ 2. „ 156.000 „ „ = 7.800 „
- „ 3. „ 243.360 „ „ = 12.168 „
- zusammen 1560 ℔. Garn = 78 £.
Summa Summarum:
- Konstantes Kapital: 7440 ℔. Garn = 372 £
- Variables „ 1000 „ „ = 50 „
- Mehrwerth 1560 „ „ = 78 „
- zusammen 10,000 ℔. Garn = 500 £.
W' — G' ist für sich selbst nichts als ein Verkauf von 10,000 ℔.
Garn. Die 10,000 ℔. Garn sind Waare wie alles andre Garn. Den
Käufer interessirt der Preis von 1 sh. per Pfund, oder von 500 £ für
10,000 ℔.. Lässt er sich bei dem Handel auf die Werthkonstitution ein,
[67] dann nur mit der heimtückischen Absicht nachzuweisen, dass das Pfund
unter 1 sh. verkauft werden könne und der Verkäufer dabei immer noch
ein gutes Geschäſt machen werde. Das Quantum aber, das er kauft,
hängt von seinen Bedürfnissen ab; ist er z. B. Webereibesitzer, dann von
der Konstitution seines eignen in der Weberei fungirenden Kapitals, nicht
von der des Spinners, von dem er kauft. Die Verhältnisse, worin W'
einerseits das in ihm aufgearbeitete Kapital (resp. dessen verschiedne Be-
standtheile) zu ersetzen, andrerseitsals Mehrprodukt, sei es zur Verausgabung
von Mehrwerth, sei es zur Kapitalakkumulation, zu dienen hat, existiren
nur im Kreislauf des Kapitals, dessen Waarenform die 10,000 ℔. Garn
sind. Sie haben mit dem Verkauf als solchem nichts zu thun. Hier ist
ausserdem unterstellt, dass W' zu seinem Werth verkauft wird, es sich
also nur um seine Verwandlung aus Waarenform in Geldform handelt.
Für W', als funktionelle Form im Kreislauf dieses einzelnen Kapitals,
woraus das produktive Kapital ersetzt werden muss, ist es natürlich ent-
scheidend, ob und wieweit Preis und Werth beim Verkauf von einander
abweichen, aber damit haben wir hier bei Betrachtung der blossen Form-
unterschiede nichts zu schaffen.
In Form I, G … G' erscheint der Produktionsprocess in der Mitte
zwischen den zwei sich ergänzenden und einander entgegengesetzten Phasen
der Cirkulation des Kapitals; er ist vergangen, bevor die abschliessende
Phase W' — G' eintritt. Geld ist als Kapital vorgeschossen, zuerst in
die Produktionselemente, aus diesen in Waarenprodukt verwandelt und dies
Waarenprodukt wieder in Geld umgesetzt. Es ist ein fertig abgeschlossner Ge-
schäftscyklus, dessen Resultat das zu Allem und Jedem verwendbare Geld.
Der Neubeginn ist so nur der Möglichkeit nach gegeben. G … P … G'
kann ebensowohl der letzte Kreislauf sein, der beim Rücktritt aus dem Ge-
schäft die Funktion eines individuellen Kapitals abschliesst, wie erster
Kreislauf eines neu in Funktion tretenden individuellen Kapitals. Die
allgemeine Bewegung ist hier G … G', von Geld zu mehr Geld.
In Form II, P … W' — G' — W … P (P') folgt der gesammte
Cirkulationsprocess auf das erste P und geht dem zweiten vorher; er er-
folgt aber in entgegengesetzter Ordnung wie in Form I. Das erste P
ist das produktive Kapital, und seine Funktion der Produktionsprocess,
als Vorbedingung des nachfolgenden Cirkulationsprocesses. Das ab-
schliessende P dagegen ist nicht der Produktionsprocess; es ist nur das
5*
[68] Wiederdasein des industriellen Kapitals in seiner Form als produktives
Kapital. Und zwar ist es dies als Resultat der in der letzten Cirku-
lationsphase vollzognen Verwandlung des Kapitalwerths in A + Pm, in
die subjektiven und objektiven Faktoren, welche in ihrer Vereinigung die
Daseinsform des produktiven Kapitals bilden. Das Kapital, sei es P oder
P', ist am Schluss wieder in einer Form fertig vorhanden worin es von
neuem als produktives Kapital fungiren, den Produktionsprocess vollziehn
muss. Die allgemeine Form der Bewegung, P … P, ist die Form der
Reproduktion und zeigt nicht, wie G … G', die Verwerthung als Zweck
des Processes an. Sie macht es deshalb der klassischen Oekonomie um
so leichter, von der bestimmten kapitalistischen Form des Produktionspro-
cesses abzusehn und die Produktion als solche als Zweck des Processes
darzustellen, sodass möglichst viel und wohlfeil zu produciren und das
Produkt gegen möglichst vielseitige andre Produkte auszutauschen sei,
theils zur Erneuerung der Produktion (G — W), theils zur Konsumtion
(g — w). Wobei denn, da G und g hier nur als verschwindendes Cir-
kulationsmittel erscheinen, die Eigenthümlichkeiten sowohl des Geldes wie
des Geldkapitals übersehn werden können, und der ganze Process einfach
und natürlich erscheint, d. h. die Natürlichkeit des flachen Rationalismus
besitzt. Beim Waarenkapital wird ebenso der Profit gelegentlich vergessen,
und figurirt es, sobald vom Produktionskreislauf als Ganzem die Rede,
nur als Waare; sobald aber von den Werthbestandtheilen die Rede, als
Waarenkapital. Die Akkumulation erscheint natürlich in derselben Weise
wie die Produktion.
In Form III, W' — G' — W … P … W' eröffnen die zwei
Phasen des Cirkulationsprocesses den Kreislauf, und zwar in derselben
Ordnung wie in Form II, P … P; es folgt dann P, und zwar wie in
Form I mit seiner Funktion, dem Produktionsprocess; mit dem Resultat
des letztren, W', schliesst der Kreislauf. Wie in Form II mit P, als
blossem Wiederdasein des produktiven Kapitals, schliesst er hier mit W',
als Wiederdasein des Waarenkapitals; wie in Form II das Kapital in
seiner Schlussform P den Process wieder beginnen muss als Produktions-
process, so muss hier mit dem Wiedererscheinen des industriellen Kapitals
in der Form von Waarenkapital, der Kreislauf sich von neuem eröffnen
mit der Cirkulationsphase W' — G'. Beide Formen des Kreislaufs sind
unvollendet, weil sie nicht mit G', dem in Geld rückyerwandelten, ver-
[69] wertheten Kapitalwerth abschliessen. Beide müssen also weiter fortgesetzt
werden, und schliessen daher die Reproduktion ein. Der Gesammtkreis-
lauf in Form III ist W' … W'.
Was die dritte Form von den beiden ersten unterscheidet ist, dass
nur in diesem Kreislauf der verwerthete Kapitalwerth, nicht der ursprüng-
liche, erst zu verwerthende Kapitalwerth als Ausgangspunkt seiner Ver-
werthung erscheint. W' als Kapitalverhältniss ist hier der Ausgangs-
punkt und wirkt als solches determinirend auf den ganzen Kreislauf ein,
indem es sowohl den Kreislauf des Kapitalwerths als den des Mehrwerths
schon in seiner ersten Phase einschliesst, und der Mehrwerth, wenn auch
nicht in jedem einzelnen Kreislauf, doch in ihrem Durchschnitt, zum
Theil als Revenue verausgabt werden, die Cirkulation w — g — w durch-
laufen, zum Theil als Element der Kapitalakkumulation fungiren muss.
In der Form W' … W' ist die Konsumtion des gesammten
Waarenprodukts als Bedingung des normalen Verlaufs des Kreislaufs des
Kapitals selbst vorausgesetzt. Die individuelle Konsumtion des Arbeiters
und die individuelle Konsumtion des nicht akkumulirten Theils des Mehr-
produkts umschliesst die gesammte individuelle Konsumtion. Es geht also
die Konsumtion ihrer Gesammtheit nach — als individuelle und als
produktive Konsumtion — als Bedingung in den Kreislauf W' ein. Die
produktive Konsumtion (worin der Sache nach die individuelle Konsumtion
des Arbeiters eingeschlossen, da Arbeitskraft beständiges Produkt, inner-
halb gewisser Grenzen, der individuellen Konsumtion des Arbeiters) ge-
schieht durch jedes individuelle Kapital selbst. Die individuelle Kon-
sumtion — ausser soweit zur Existenz des individuellen Kapitalisten
nöthig — ist nur unterstellt als gesellschaftlicher Akt, keineswegs als
Akt des individuellen Kapitalisten.
In den Formen I und II stellt sich die Gesammtbewegung dar als
Bewegung des vorgeschossnen Kapitalwerths. In der Form III bildet das
verwerthete Kapital, in Gestalt des gesammten Waarenprodukts, den Aus-
gangspunkt, und besitzt die Form des sich bewegenden Kapitals, Waaren-
kapitals. Erst nach seiner Verwandlung in Geld zweigt diese Bewegung
sich ab in Kapitalbewegung und Revenuebewegung. Die Vertheilung des
gesellschaftlichen Gesammtprodukts, wie die besondre Vertheilung des
Produkts für jedes individuelle Waarenkapital, einerseits in individuellen
[70] Konsumtionsfonds, andrerseits in Reproduktionsfonds, ist in dieser Form
in den Kreislauf des Kapitals eingeschlossen.
In G … G' ist mögliche Erweitrung des Kreislaufs eingeschlossen,
je nach dem Umfang des g das in den erneuerten Kreislauf eingeht.
In P … P kann P mit demselben Werth, vielleicht mit geringrem,
den neuen Kreislauf beginnen und dennoch Reproduktion auf erweiterter
Stufenleiter darstellen; wenn z. B. Waarenelemente sich in Folge gestei-
gerter Produktivität der Arbeit verwohlfeilern. Umgekehrt kann im ent-
gegengesetzten Fall das dem Werth nach gewachsne produktive Kapital
Reproduktion auf stofflich verengerter Stufenleiter darstellen, wenn z. B.
Produktionselemente vertheuert. Dasselbe gilt für W' … W'.
In W' … W' ist Kapital in Waarenform der Produktion voraus-
gesetzt; es kehrt wieder als Voraussetzung innerhalb dieses Kreislaufs im
zweiten W. Ist dies W noch nicht producirt oder reproducirt, so ist
der Kreislauf gehemmt; dies W muss reproducirt werden, grösstentheils
als W' eines andren industriellen Kapitals. In diesem Kreislauf existirt
W' als Ausgangspunkt, Durchgangspunkt, Schlusspunkt der Bewegung,
ist daher stets da. Es ist beständige Bedingung des Reproduktionsprocesses.
W' … W' unterscheidet sich durch ein andres Moment von den
Formen I und II. Alle drei Kreisläufe haben das gemein, dass die
Form, worin das Kapital seinen Kreislaufsprocess eröffnet, auch die Form
ist worin es ihn schliesst, und damit sich wieder in der Anfangsform
befindet worin es denselben Kreislauf neu eröffnet. Die Anfangsform
G, P, W' ist stets die Form worin der Kapitalwerth (in III mit dem
ihm angewachsnen Mehrwerth) vorgeschossen wird, also seine mit Bezug
auf den Kreislauf ursprüngliche Form; die Schlussform G', P, W', ist
jedesmal verwandelte Form einer im Kreislauf vorhergehenden funktionellen
Form, welche nicht die ursprüngliche Form ist.
So ist G' in I verwandelte Form von W', das Schluss-P in II ver-
wandelte Form von G (und in I und II wird diese Verwandlung durch
einen einfachen Vorgang der Waarencirkulation, durch formellen Stellen-
wechsel von Waare und Geld bewirkt); in III ist W' verwandelte Form
von P, dem produktiven Kapital. Aber hier in III betrifft erstens die
Verwandlung nicht nur die funktionelle Form des Kapitals, sondern auch
seine Werthgrösse; zweitens aber ist die Verwandlung das Resultat nicht
eines dem Cirkulationsprocess angehörigen, bloss formellen Stellenwechsels,
[71] sondern der wirklichen Verwandlung, welche Gebrauchsform und Werth
der Waarenbestandtheile des produktiven Kapitals im Produktionsprocess
durchgemacht haben.
Die Form des Anfangsextrems G, P, W' ist dem jedesmaligen Kreis-
lauf I, II, III vorausgesetzt; die im Schlussextrem wiederkehrende Form
ist gesetzt und daher bedingt durch die Metamorphosenreihe des Kreis-
laufs selbst. W', als Schlusspunkt eines individuellen industriellen Kapi-
talkreislaufs, setzt nur die nicht der Cirkulation angehörige Form P des-
selben industriellen Kapitals voraus, dessen Produkt es ist. G', als
Schlusspunkt in I, als verwandelte Form von W' (W' — G'), setzt G[,]
voraus in der Hand des Käufers, als ausserhalb des Kreislaufs G … G'
existirend und durch Verkauf von W' in ihn hineingezogen und zu seiner
eignen Schlussform gemacht. So setzt in II das Schluss-P voraus A und
Pm (W) als ausserhalb existirend und durch G — W ihm als Schlussform
inkorporirt. Aber abgesehn von dem letzten Extrem, setzt weder der
Kreislauf des individuellen Geldkapitals das Dasein des Geldkapitals über-
haupt, noch der Kreislauf des individuellen produktiven Kapitals das des
produktiven Kapitals in ihrem Kreislauf voraus. In I kann G das erste
Geldkapital, in II P das erste produktive Kapital sein, das auf der ge-
schichtlichen Bühne auftritt, aber in III
ist W zweimal ausserhalb des Kreislaufs vorausgesetzt. Einmal im
Kreislauf \mathrm{W' - G' - W \< {A \atop Pm}}. Dies W, soweit es aus Pm besteht,
ist Waare in der Hand des Verkäufers; es ist selbst Waarenkapital, so-
weit es Produkt eines kapitalistischen Produktionsprocesses; und selbst
wenn das nicht, erscheint es als Waarenkapital in der Hand des Kauf-
manns. Das andre Mal in dem zweiten w in w — g — w, das ebenfalls
als Waare vorhanden sein muss, um gekauft werden zu können. Jeden-
falls, ob Waarenkapital oder nicht, sind A und Pm Waaren so gut wie
W' und verhalten sich zu einander als Waaren. Dasselbe gilt von dem
zweiten w in w — g — w. Soweit also W' = W (A + Pm), hat
es Waaren zu seinen eignen Bildungselementen und muss durch gleiche
[72] Waaren in der Cirkulation ersetzt werden; wie auch in w — g — w
das zweite w durch andre gleiche Waaren in der Cirkulation zu er-
setzen ist.
Auf Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise, als herrschender,
muss ausserdem alle Waare in der Hand des Verkäufers Waarenkapital
sein. Sie fährt fort es zu sein in der Hand des Kaufmanns, oder wird
es in seiner Hand, wenn sie es noch nicht war. Oder aber sie muss
Waare sein — z. B. eingeführte Artikel — welche ursprüngliches Waaren-
kapital ersetzt, ihm daher nur eine andre Daseinsform gegeben hat.
Die Waarenelemente A und Pm, woraus das produktive Element P
besteht, besitzen als Daseinsformen von P nicht dieselbe Gestalt wie auf
den verschiednen Waarenmärkten, auf denen sie zusammengesucht werden.
Sie sind jetzt vereinigt, und in ihrer Verbindung können sie als produk-
tives Kapital fungiren.
Dass nur in dieser Form III, innerhalb des Kreislaufs selbst, W
als Voraussetzung von W erscheint, kommt daher, dass der Ausgangs-
punkt das Kapital in Waarenform ist. Der Kreislauf wird eröffnet durch
Umsatz von W' (soweit es als Kapitalwerth fungirt, ob durch Zusatz von
Mehrwerth vergrössert oder nicht) in die Waaren, die seine Produktions-
elemente bilden. Dieser Umsatz aber umfasst den ganzen Cirkulations-
process W — G — W (= A + Pm) und ist dessen Resultat. Hier
steht also W auf beiden Extremen, aber das zweite Extrem, das seine
Form W durch G — W von aussen aus dem Waarenmarkt erhält, ist
nicht letztes Extrem des Kreislaufs, sondern nur seiner zwei ersten, den
Cirkulationsprocess umfassenden Stadien. Sein Resultat ist P, dessen Funk-
tion dann eintritt, der Produktionsprocess. Erst als dessen Resultat, also
nicht als Resultat des Cirkulationsprocesses, erscheint W' als Schluss des
Kreislaufs und in derselben Form wie das Anfangsextrem W'. Dagegen
in G … G', P … P, sind die Schlussextreme G' und P unmittelbare Re-
sultate des Cirkulationsprocesses. Hier sind also nur am Schluss das eine
Mal G', das andre Mal P in andrer Hand vorausgesetzt. Soweit der Kreis-
lauf zwischen den Extremen vorgeht, erscheint weder G in dem einen Fall,
noch P in dem andren — das Dasein von G, als fremdem Geld, von P,
als fremdem Produktionsprocess — als Voraussetzung dieser Kreisläufe.
W' … W' dagegen setzt W (= A + Pm) als fremde Waaren in
fremder Hand voraus, die durch den einleitenden Cirkulationsprocess in
[73] den Kreislauf gezogen und in das produktive Kapital verwandelt werden, als
Resultat von dessen Funktion nun W' wieder Schlussform des Kreislaufs wird.
Aber eben weil der Kreislauf W' … W' innerhalb seiner Beschrei-
bung andres industrielles Kapital in der Form von W (= A + Pm)
voraussetzt (und Pm umschliesst verschiedenartige andre Kapitale, z. B.
in unserm Fall Maschinen, Kohlen, Oel etc.), fordert er selbst dazu
heraus, ihn zu betrachten nicht nur als allgemeine Form des Kreis-
laufs, d. h. als eine gesellschaftliche Form, worunter jedes einzelne in-
dustrielle Kapital (ausser bei seiner ersten Anlage) betrachtet werden kann,
daher nicht nur als eine allen individuellen industriellen Kapitalen ge-
meinsame Bewegungsform, sondern zugleich als Bewegungsform der Summe
der individuellen Kapitale, also des Gesammtkapitals der Kapitalistenklasse,
eine Bewegung, worin die jedes individuellen industriellen Kapitals nur
als eine Theilbewegung erscheint, die mit der andren sich verschlingt und
durch sie bedingt wird. Betrachten wir z. B. das jährliche Gesammt-
Waarenprodukt eines Landes und analysiren die Bewegung, wodurch ein
Theil desselben das produktive Kapital in allen individuellen Geschäften
ersetzt, ein andrer Theil in die individuelle Konsumtion der verschiednen
Klassen eingeht, so betrachten wir W' … W' als Bewegungsform so-
wohl des gesellschaftlichen Kapitals, als des von diesem erzeugten Mehr-
werths, resp. Mehrprodukts. Dass das gesellschaftliche Kapital = Summe
der individuellen Kapitale (incl. der Aktienkapitale resp. des Staatskapi-
tals, soweit Regierungen produktive Lohnarbeit in Bergwerken, Eisen-
bahnen etc. anwenden, als industrielle Kapitalisten fungiren), und dass die
Gesammtbewegung des gesellschaftlichen Kapitals = der algebraischen
Summe der Bewegungen der individuellen Kapitale ist, schliesst in keiner
Weise aus, dass diese Bewegung als Bewegung des vereinzelten indivi-
duellen Kapitals andre Phänomene darbietet, als dieselbe Bewegung, wenn
sie unter dem Gesichtspunkt eines Theils der Gesammtbewegung des ge-
sellschaftlichen Kapitals, also in ihrem Zusammenhang mit den Be-
wegungen seiner andren Theile betrachtet wird, und dass sie zugleich
Probleme löst, deren Lösung bei der Betrachtung des Kreislaufs eines
einzelnen individuellen Kapitals vorausgesetzt werden muss, statt sich
daraus zu ergeben.
W' … W' ist der einzige Kreislauf, worin der ursprünglich vorge-
schossne Kapitalwerth nur einen Theil des die Bewegung eröffnenden Ex-
[74] trems bildet und die Bewegung von vornherein sich so als Totalbewegung
des industriellen Kapitals ankündigt; sowohl des Produkttheils, der das
produktive Kapital ersetzt, als des Produkttheils der Mehrprodukt bildet
und der durchschnittlich theils als Revenue verausgabt wird, theils als
Element der Akkumulation zu dienen hat. Soweit die Verausgabung von
Mehrwerth als Revenue in diesen Kreislauf eingeschlossen, soweit ist es
auch die individuelle Konsumtion. Diese letztre ist aber auch ferner da-
durch eingeschlossen, dass der Ausgangspunkt W, Waare, existirt als
irgend ein beliebiger Gebrauchsartikel; jeder kapitalistisch producirte Ar-
tikel ist aber Waarenkapital, gleichgültig ob seine Gebrauchsform ihn be-
stimmt für produktive oder für individuelle Konsumtion, oder für beide.
G … G' zeigt nur hin auf die Werthseite, die Verwerthung des vorge-
schossnen Kapitalwerths als Zweck des ganzen Processes; P … P (P')
auf den Produktionsprocess des Kapitals als Reproduktionsprocess mit gleich-
bleibender oder wachsender Grösse des produktiven Kapitals (Akkumulation);
W' … W', während es schon in seinem Anfangsextrem sich als Gestalt
der kapitalistischen Waarenproduktion ankündigt, umschliesst produktive und
individuelle Konsumtion von vornherein; die produktive Konsumtion und
die darin eingeschlossne Verwerthung erscheint nur als Zweig seiner Be-
wegung. Endlich, da W' existiren kann in Gebrauchsform, die nicht
wieder in irgend einen Produktionsprocess eingehn kann, so ist von vorn-
herein angezeigt, dass die verschiednen in Produkttheilen ausgedrückten
Werthbestandtheile von W' eine andre Stelle einnehmen müssen, je nach-
dem W' … W' als Form der Bewegung des gesellschaftlichen Gesammt-
kapitals, oder als selbständige Bewegung eines individuellen industriellen
Kapitals gilt. In allen diesen seinen Eigenthümlichkeiten weist dieser
Kreislauf über sich selbst hinaus als vereinzelten Kreislauf eines bloss
individuellen Kapitals.
In Figur W' … W' erscheint die Bewegung des Waarenkapitals,
d. h. des kapitalistisch producirten Gesammtprodukts, sowohlsals Voraussetzung
des selbständigen Kreislaufs des individuellen Kapitals, wie ihrerseits durch
denselben bedingt. Wird diese Figur daher in ihrer Eigenthümlichkeit
aufgefasst, so genügt es nicht mehr sich dabei zu beruhigen, dass die
Metamorphosen W' — G' und G — W einerseits funktionell bestimmte Ab-
schnitte in der Metamorphose des Kapitals sind, andrerseits Glieder der
allgemeinen Waarencirkulation. Es wird nothwendig, die Verschlingungen
[75] der Metamorphosen eines individuellen Kapitals mit denen andrer indivi-
dueller Kapitale und mit dem für den individuellen Konsum bestimmten
Theil des Gesammtprodukts klar zu legen. Bei Analyse des Kreislaufs
des individuellen industriellen Kapitals legen wir daher vorzugsweise die
beiden ersten Formen zu Grunde.
Als Form eines einzelnen individuellen Kapitals erscheint der Kreis-
lauf W' … W' z. B. in der Agrikultur, wo von Ernte zu Ernte ge-
rechnet wird. In Figur II wird von der Aussaat, in Figur III von der
Ernte ausgegangen, oder wie die Physiokraten sagen, in der ersteren von
den avances, in den letzteren von den reprises. Die Bewegung des Ka-
pitalwerths erscheint in III von vornherein nur als Theil der Bewegung
der allgemeinen Produktenmasse, während in I und II die Bewegung von
W' nur ein Moment in der Bewegung eines vereinzelten Kapitals bildet.
In Figur III bilden auf dem Markt befindliche Waaren die bestän-
dige Voraussetzung des Produktions- und Reproduktionsprocesses. Fixirt
man daher diese Figur, so scheinen alle Elemente des Produktionspro-
cesses aus der Waarencirkulation herzukommen und nur aus Waaren zu
bestehn. Diese einseitige Auffassung übersieht die von den Waarenele-
menten unabhängigen Elemente des Produktionsprocesses.
Da in W' … W' das Gesammtprodukt (der Gesammtwerth) Aus-
gangspunkt ist, so zeigt sich hier, dass (abgesehn vom auswärtigen
Handel) Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bei sonst gleichbleibender
Produktivität, nur stattfinden kann, wenn in dem zu kapitalisirenden
Theil des Mehrprodukts die stofflichen Elemente des zusätzlichen pro-
duktiven Kapitals bereits enthalten sind; dass also, soweit die Produktion
eines Jahres der des folgenden zur Voraussetzung dient, oder soweit dies
gleichzeitig mit dem einfachen Reproduktionsprocess innerhalb eines
Jahres geschehn kann, Mehrprodukt sofort producirt wird in der Form,
die es befähigt als zuschüssiges Kapital zu fungiren. Vermehrte Pro-
duktivität kann nur den Kapitalstoff vermehren, ohne dessen Werth zu
erhöhn; sie bildet aber damit zusätzliches Material für die Verwerthung.
W' … W' liegt dem Tableau économique Quesnays zu Grunde
und es zeigt grossen und richtigen Takt, dass er im Gegensatz zu G … G'
(der isolirt festgehaltnen Form des Merkantilsystems) diese Form und
nicht P … P wählte.
[76]
Viertes Kapitel.
Die drei Figuren des Kreislaufsprocesses.
Die drei Figuren können dargestellt werden, wenn Ck für den Ge-
sammtcirkulationsprocess steht:
- I) G — W … P … W' — G'
- II) P … Ck … P
- III) Ck … P (W').
Fassen wir alle drei Formen zusammen, so erscheinen alle Vor-
aussetzungen des Processes als sein Resultat, als von ihm selbst produ-
cirte Voraussetzung. Jedes Moment erscheint als Ausgangspunkt, Durch-
gangspunkt und Punkt der Rückkehr. Der Gesammtprocess stellt sich dar
als Einheit von Produktionsprocess und Cirkulationsprocess; der Pro-
duktionsprocess wird Vermittler des Cirkulationsprocesses und umgekehrt.
Allen drei Kreisläufen ist gemeinsam: Verwerthung des Werths als
bestimmender Zweck, als treibendes Motiv. In I ist das in der Form
ausgedrückt. Form II beginnt mit P, dem Verwerthungsprocess selbst.
In III beginnt der Kreislauf mit dem verwertheten Werth und schliesst
mit neu verwerthetem Werth, selbst wenn die Bewegung auf gleichblei-
bender Stufe wiederholt wird.
Soweit W — G für den Käufer G — W, und G — W für den
Verkäufer W — G, stellt die Cirkulation des Kapitals nur die gewöhn-
liche Waarenmetamorphose dar, und gelten die bei derselben (Buch I,
Kap. III, 2) entwickelten Gesetze über die Masse des cirkulirenden Geldes.
Wird aber nicht an dieser formellen Seite festgehalten, sondern der reale
Zusammenhang der Metamorphosen der verschiednen individuellen Kapitale
betrachtet, also in der That der Zusammenhang der Kreisläufe der indi-
viduellen Kapitale als der Theilbewegungen des Reproduktionsprocesses des
gesellschaftlichen Gesammtkapitals, so kann dies nicht aus dem blossen
Formwechsel von Geld und Waare erklärt werden.
In einem beständig rotirenden Kreis ist jeder Punkt zugleich Aus-
gangspunkt und Punkt der Rückkehr. Unterbrechen wir die Rotation,
so ist nicht jeder Ausgangspunkt Punkt der Rückkehr. So haben wir
gesehn, dass nicht nur jeder besondre Kreislauf den andern (implicite)
voraussetzt, sondern auch, dass die Wiederholung des Kreislaufs in einer
[77] Form die Beschreibung des Kreislaufs in den andren Formen einbegreift.
So stellt sich der ganze Unterschied als ein bloss formaler dar, oder auch
als ein bloss subjektiver, nur für den Betrachter bestehender Unterschied.
Sofern jeder dieser Kreislänfe als besondre Form der Bewegung be-
trachtet wird, worin sich verschiedne individuelle industrielle Kapitale be-
finden, so existirt auch diese Verschiedenheit immer nur als eine indivi-
duelle. In Wirklichkeit aber befindet sich jedes individuelle industrielle
Kapital in allen dreien zugleich. Die drei Kreisläufe, die Reproduktions-
formen der drei Gestalten des Kapitals, vollziehn sich kontinuirlich neben
einander. Ein Theil des Kapitalwerths z. B., der jetzt als Waarenkapital
fungirt, verwandelt sich in Geldkapital, aber gleichzeitig tritt ein andrer
Theil aus dem Produktionsprocess in die Cirkulation als neues Waaren-
kapital. So wird die Kreisform W' …W' beständig beschrieben; ebenso
die beiden andren Formen. Die Reproduktion des Kapitals in jeder seiner
Formen und jedem seiner Stadien ist ebenso kontinuirlich, wie die Meta-
morphose dieser Formen und der successive Verlauf durch die drei Stadien.
Hier ist also der gesammte Kreislauf wirkliche Einheit seiner drei Formen.
In unsrer Betrachtung wurde unterstellt, dass der Kapitalwerth seiner
gesammten Werthgrösse nach, ganz als Geldkapital, oder als produktives
Kapital, oder als Waarenkapital auftritt. So hatten wir z. B. die 422 £
zuerst ganz als Geldkapital, dann ebenso ihrem ganzen Umfang nach
in produktives Kapital verwandelt, endlich als Waarenkapital: Garn zum
Werth von 500 £ (worin 78 £ Mehrwerth). Hier bilden die ver-
schiednen Stadien ebensoviele Unterbrechungen. So lange z. B. die 422 £
in Geldform verharren, d. h. bis die Käufe G — W (A + Pm) voll-
zogen, existirt und fungirt das gesammte Kapital nur als Geldkapital.
Sobald es in produktives Kapital verwandelt, fungirt es weder als Geld-
kapital noch als Waarenkapital. Sein gesammter Cirkulationsprocess ist
unterbrochen, wie andrerseits sein gesammter Produktionsprocess unter-
brochen ist, sobald es in einem der beiden Cirkulationsstadien fungirt, sei
es als G oder W'. So würde sich also der Kreislauf P … P nicht
nur als periodische Erneuerung des produktiven Kapitals darstellen, son-
dern ebensosehr als Unterbrechung seiner Funktion, des Produktions-
processes, bis der Cirkulationsprocess zurückgelegt; statt kontinuirlich
erfolgte die Produktion ruckweise, und erneuerte sich nur nach Zeit-
[78] abschnitten von zufälliger Dauer, je nachdem die beiden Stadien des Cir-
kulationsprocesses rascher oder langsamer absolvirt werden. So z. B. bei
einem chinesischen Handwerker, der bloss für Privatkunden arbeitet und
dessen Produktionsprocess aufhört, bis die Bestellung erneuert wird.
In der That gilt dies für jeden einzelnen, in Bewegung befindlichen
Kapitaltheil, und alle Theile des Kapitals machen der Reihe nach diese
Bewegung durch. Z. B. die 10,000 ℔. Garn sind das Wochenprodukt
eines Spinners. Diese 10,000 ℔. Garn treten ganz aus der Produktions-
sphäre hinaus in die Cirkulationssphäre; der in ihm enthaltne Kapital-
werth muss ganz in Geldkapital verwandelt werden, und so lange er in
der Form von Geldkapital verharrt, kann er nicht von neuem in den Pro-
duktionsprocess eingehn; er muss vorher in die Cirkulation eintreten und
in die Elemente des produktiven Kapitals A + Pm rückverwandelt werden.
Der Kreislaufsprocess des Kapitals ist beständige Unterbrechung, Verlassen
eines Stadiums, Eintreten in das nächste; Abstreifen einer Form, Dasein
in einer andren; jedes dieser Stadien bedingt nicht nur das andre, son-
dern schliesst es zugleich aus.
Kontinuität ist aber das charakteristische Merkmal der kapitali-
stischen Produktion und durch ihre technische Grundlage bedingt, wenn
auch nicht immer unbedingt erreichbar. Sehn wir also wie die Sache in
der Wirklichkeit zugeht. Während z. B. die 10,000 ℔. Garn als Waaren-
kapital auf den Markt treten und ihre Verwandlung in Geld (sei dies
nun Zahlungsmittel, Kaufmittel oder gar nur Rechengeld) vollziehn, tritt
neue Baumwolle, Kohle etc. im Produktionsprocess an ihre Stelle, hat also
schon aus Geldform und Waarenform sich wieder in die Form des pro-
duktiven Kapitals rückverwandelt und beginnt ihre Funktion als solches;
während zur selben Zeit wo die ersten 10,000 ℔. Garn in Geld um-
gesetzt werden, frühere 10,000 ℔. Garn schon das zweite Stadium ihrer
Cirkulation beschreiben und sich aus Geld in die Elemente des produk-
tiven Kapitals rückverwandeln. Alle Theile des Kapitals machen den
Kreislaufsprocess der Reihe nach durch, befinden sich gleichzeitig in ver-
schiednen Stadien desselben. So befindet sich das industrielle Kapital in
der Kontinuität seines Kreislaufs gleichzeitig in allen seinen Stadien und
den ihnen entsprechenden verschiednen Funktionsformen. Für den Theil,
der zum ersten Mal aus Waarenkapital sich in Geld verwandelt, ist der
Kreislauf W' … W' eröffnet, während für das industrielle Kapital, als
[79] sich bewegendes Ganze, der Kreislauf W' … W' durchlaufen ist. Mit
der einen Hand wird Geld vorgeschossen, mit der andren eingenommen;
die Eröffnung des Kreislaufs G … G' auf einen Punkt ist zugleich seine
Rückkehr auf einem andren. Das Gleiche gilt für das produktive Kapital.
Der wirkliche Kreislauf des industriellen Kapitals in seiner Konti-
nuität ist daher nicht nur Einheit von Cirkulations- und Produktions-
process, sondern Einheit aller seiner drei Kreisläufe. Solche Einheit kann
er aber nur sein, sofern jeder verschiedne Theil des Kapitals successive
die einander folgenden Phasen des Kreislaufs durchmessen, aus einer Phase,
einer Funktionsform in die andre übergehn kann, das industrielle Kapital,
als Ganzes dieser Theile, sich also gleichzeitig in den verschiednen Phasen
und Funktionen befindet, und so alle drei Kreisläufe gleichzeitig beschreibt.
Das Nacheinander jedes Theils ist hier bedingt durch das Nebeneinander
der Theile, d. h. durch die Theilung des Kapitals. So befindet sich in
dem gegliederten Fabriksystem das Produkt ebenso fortwährend auf den
verschiednen Stufen seines Bildungsprocesses, wie im Uebergang aus einer
Produktionsphase in die andre. Da das individuelle industrielle Kapital,
eine bestimmte Grösse darstellt, die abhängig ist von den Mitteln des
Kapitalisten und die für jeden Industriezweig eine bestimmte Minimalgrösse
hat, so müssen bestimmte Verhältnisszahlen bei seiner Theilung bestehn.
Die Grösse des vorhandnen Kapitals bedingt den Umfang des Produk-
tionsprocesses, dieser den Umfang von Waarenkapital und Geldkapital,
soweit sie neben dem Produktionsprocess fungiren. Das Nebeneinander,
wodurch die Kontinuität der Produktion bedingt wird, existirt aber nur
durch die Bewegungen der Theile des Kapitals, worin sie nach einander
die verschiednen Stadien des Kreislaufs beschreiben. Das Nebeneinander
ist selbst nur Resultat des Nacheinander. Stockt z. B. W' — G' für
einen Theil, ist die Waare unverkäuflich, so ist der Kreislauf dieses
Theils unterbrochen und der Ersatz durch seine Produktionsmittel wird
nicht vollzogen; die nachfolgenden Theile, die als W' aus dem Produk-
tionsprocess hervorgehn, finden ihren Funktionswechsel durch ihre Vor-
gänger gesperrt. Dauert dies einige Zeit fort, so wird die Produktion
eingeschränkt und der ganze Process zum Stillstand gebracht. Jede
Stockung des Nacheinander bringt das Nebeneinander in Unordnung, jede
Stocknng in einem Stadium bewirkt grössre oder geringre Stockung im
[80] gesammten Kreislauf nicht nur des stockenden Kapitaltheils, sondern auch
des gesammten individuellen Kapitals.
Die nächste Form, worin sich der Process darstellt, ist die einer
Succession von Phasen, sodass der Uebergang des Kapitals in eine neue
Phase durch sein Verlassen der andren bedingt ist. Jeder besondre Kreis-
lauf hat daher auch eine der Funktionsformen des Kapitals zum Ausgangs-
punkt und Rückkehrpunkt. Andrerseits ist der Gesammtprocess in der
That die Einheit der drei Kreisläufe, die die verschiednen Formen sind,
in denen die Kontinuität des Processes sich ausdrückt. Der Gesammt-
kreislauf stellt sich für jede Funktionsform des Kapitals als ihr specifischer
Kreislauf dar, und zwar bedingt jeder dieser Kreisläufe die Kontinuität
des Gesammtprocesses; der Zirkellauf der einen funktionellen Form bedingt
den der andren. Es ist eine nothwendige Bedingung für den Gesammt-
produktionsprocess, besonders für das gesellschaftliche Kapital, dass er
zugleich Reproduktionsprocess, und daher Kreislauf jedes seiner Momente
ist. Verschiedne Bruchtheile des Kapitals durchlaufen successiv die ver-
schiednen Stadien und Funktionsformen. Jede Funktionsform, obgleich
sich stets ein andrer Theil des Kapitals darin darstellt, durchläuft da-
durch gleichzeitig mit den andren ihren eignen Kreislauf. Ein Theil des
Kapitals, aber ein stets wechselnder, stets reproducirt, existirt als Waaren-
kapital, das sich in Geld verwandelt; ein andrer als Geldkapital, dass
sich in produktives verwandelt; ein dritter als produktives Kapital, das
sich in Waarenkapital verwandelt. Das beständige Vorhandensein aller
drei Formen ist vermittelt durch den Kreislauf des Gesammtkapitals durch
eben diese drei Phasen.
Als Ganzes befindet sich das Kapital dann gleichzeitig, räumlich
nebeneinander, in seinen verschiednen Phasen. Aber jeder Theil geht be-
ständig der Reihe nach aus der einen Phase, aus der einen Funktionsform,
in die andre über, fungirt so der Reihe nach in allen. Die Formen sind
so fliessende Formen, deren Gleichzeitigkeit durch ihr Nacheinander ver-
mittelt ist. Jede Form folgt der andren nach und geht ihr vorher, so-
dass die Rückkehr des einen Kapitaltheils zu einer Form durch die Rück-
kehr des andren zu einer andren Form bedingt ist. Jeder Theil be-
schreibt fortwährend seinen eignen Umlauf, aber es ist stets ein andrer
Theil des Kapitals, der sich in dieser Form befindet, und diese besondren
Umläufe bilden nur gleichzeitige und successive Momente des Gesammtverlaufs.
[81]
Der processirende Kapitalwerth durchläuft immer in einer zeitlichen
Reihenfolge seine verschiednen Phasen, ob er nun jedesmal ganz nur in
einer Form fungire und sich in einem bestimmten Stadium aufhalte, um
dann ganz in das nächstfolgende Stadium und die ihr entsprechende Form
überzutreten, oder ob durch Vertheilung des Kapitalwerths in die ver-
schiednen Formen und Phasen Gleichzeitigkeit und räumliches Nebenein-
ander seiner verschiednen Formen und Processe stattfinde. Im letzren
Fall ist es nur die zeitliche Aufeinanderfolge der Phasen, wodurch
ihre Gleichzeitigkeit oder ihr räumliches Nebeneinander möglich wird.
Bestimmte Werththeile des Kapitals machen hier successive, nicht zur
selben Zeit, die Reihenfolge durch, so dass während ein Theil ein Stadium
verlässt, der andre darin eintritt; und also erstens der gesammte Kapital-
werth, wenn auch stückweis, die ganze Reihenfolge zeitlich dnrchläuft;
und zweitens die gleichzeitigen oder räumlich nebeneinander vorhandnen
Processe der verschiednen Theile des Kapitalwerths durch die Succession
der Processe des Gesammtkapitals und die jedes seiner Theile vermittelt
werden und eine gleichzeitige processirende Einheit bilden.
Nur in der Einheit der drei Kreisläufe ist die Kontinuität des Ge-
sammtprocesses verwirklicht statt der oben geschilderten Unterbrechung.
Das gesellschaftliche Gesammtkapital besitzt stets diese Kontinuität und
besitzt sein Process stets die Einheit der drei Kreisläufe.
Für individuelle Kapitale wird die Kontinuität der Reproduktion
stellenweise mehr oder minder unterbrochen. Erstens sind die Werth-
massen häuflg zu verschiednen Epochen in ungleichen Portionen auf die
verschiednen Stadien und Funktionsformen vertheilt. Zweitens können
sich je nach dem Charakter der zu producirenden Waare, also je nach
der besondren Produktionssphäre worin das Kapital angelegt ist, diese
Portionen verschieden vertheilen. Drittens kann die Kontinuität mehr oder
weniger unterbrochen werden in Produktionszweigen, die von der Jahres-
zeit abhängen, sei es in Folge von Naturbedingungen (Agrikultur, Härings-
fang etc.), sei es in Folge konventioneller Umstände, wie z. B. bei soge-
nannten Saisonarbeiten. Am regelmässigsten und uniformsten verläuft
der Process in der Fabrik und im Bergbau. Aber diese Verschiedenheit
der Produktionszweige bewirkt keine Verschiedenheit in den allgemeinen
Formen des Kreislaufsprocesses.
Marx, Kapital II. 6
[82]
Das Kapital als sich verwerthender Werth umschliesst nicht nur
Klassenverhältnisse, einen bestimmten gesellschaftlichen Charakter, der
auf dem Dasein der Arbeit als Lohnarbeit ruht. Es ist eine Bewegung,
ein Kreislaufsprocess durch verschiedne Stadien, der selbst wieder drei
verschiedne Formen des Kreislaufsprocesses einschliesst. Es kann daher
nur als Bewegung und nicht als ruhendes Ding begriffen werden. Die-
jenigen, die die Verselbständigung des Werths als blosse Abstraktion be-
trachten, vergessen, dass die Bewegung des industriellen Kapitals diese
Abstraktion in actu ist. Der Werth durchläuft hier verschiedne Formen,
verschiedne Bewegungen, in denen er sich erhält und zugleich verwerthet,
vergrössert. Da wir es hier zunächst mit der blossen Bewegungsform zu
thun haben, werden die Revolutionen nicht berücksichtigt, die der Kapital-
werth in seinem Kreislaufsprocess erleiden kann; aber es ist klar, dass
trotz aller Werthrevolutionen die kapitalistische Produktion nur so lange
existirt und fortexistiren kann, als der Kapitalwerth verwerthet wird, d. h.
als verselbständigter Werth seinen Kreislaufsprocess beschreibt, so lange
also die Werthrevolutionen in irgend einer Art überwältigt und ausge-
glichen werden. Die Bewegungen des Kapitals erscheinen als Aktionen
des einzelnen industriellen Kapitalisten in der Weise, dass er als Waaren-
und Arbeitkäufer, Waarenverkäufer und produktiver Kapitalist fungirt,
durch seine Thätigkeit also den Kreislauf vermittelt. Erleidet der gesell-
schaftliche Kapitalwerth eine Werthrevolution, so kann es vorkommen, dass
sein individuelles Kapital ihr erliegt und untergeht, weil es die Bedingungen
dieser Werthbewegung nicht erfüllen kann. Je akuter [und] häufiger die
Werthrevolutionen werden, desto mehr macht sich die automatische, mit
der Gewalt eines elementaren Naturprocesses wirkende Bewegung des ver-
selbständigten Werths geltend gegenüber der Voraussicht und Berechnung
des einzelnen Kapitalisten, desto mehr wird der Lauf der normalen Pro-
duktion unterthan der anormalen Spekulation, desto grösser wird die Gefahr
für die Existenz der Einzelkapitale. Diese periodischen Werthrevolutionen
bestätigen also, was sie angeblich widerlegen sollen: die Verselbständigung,
die der Werth als Kapital erfährt und durch seine Bewegung forterhält
und verschärft.
Diese Reihenfolge der Metamorphosen des processirenden Kapitals
schliesst fortwährende Vergleichung der im Kreislauf vollbrachten Verände-
rung der Werthgrösse des Kapitals ein mit dem ursprünglichen Werth.
[83] Wenn die Verselbständigung des Werths gegenüber der werthbildenden
Kraft, der Arbeitskraft, im Akt G — A (Kauf der Arbeitskraft) einge-
leitet und während des Produktionsprocesses als Exploitation der Arbeits-
kraft verwirklicht wird, so erscheint diese Verselbständigung des Werths
nicht wieder in diesem Kreislauf, worin Geld, Waare, Produktionselemente,
nur abwechselnde Formen des processirenden Kapitalwerths sind, und die
vergangne Werthgrösse mit der gegenwärtigen veränderten des Kapitals
sich vergleicht.
„Value“, sagt Bailey gegen die Verselbständigung des Werths, welche
die kapitalistische Produktionsweise charakterisirt, und die er als Illusion
gewisser Oekonomen traktirt, „value is a relation between cotemporary com-
modities, because such only admit of being exchanged with each other.“
Dies sagt er gegen den Vergleich von Waarenwerthen in verschiednen Zeit-
epochen, ein Vergleich, der, den Geldwerth einmal für jede Epoche fixirt,
nur eine Vergleichung der in den verschiednen Epochen erforderlichen
Ausgabe von Arbeit für Produktion derselben Sorte Waaren bedeutet. Es
entspringt dies seinem allgemeinen Missverständniss, wonach Tauschwerth
= Werth, die Form des Werths der Werth selbst ist; Waarenwerthe also
nicht mehr vergleichbar sind, sobald sie nicht aktiv als Tauschwerthe
fungiren, also nicht realiter gegen einander ausgetauscht werden können.
Er ahnt also nicht im geringsten, dass Werth nur als Kapitalwerth oder
Kapital fungirt, sofern er in den verschiednen Phasen seines Kreislaufs,
die keineswegs cotemporary sind, sondern nach einander fallen, mit sich
selbst identisch bleibt und mit sich selbst verglichen wird.
Um die Formel des Kreislaufs rein zu betrachten, genügt es nicht
zu unterstellen, dass die Waaren zu ihrem Werth verkauft werden, sondern
dass dies unter sonst gleichbleibenden Umständen geschieht. Nehmen wir
z. B. die Form P … P abgesehn von allen technischen Revolutionen
innerhalb des Produktionsprocesses, die das produktive Kapital eines be-
stimmten Kapitalisten entwerthen können; abgesehn ebenfalls von allem
Rückschlag eines Wechsels der Werthelemente des produktiven Kapitals
auf den Werth des vorhandnen Waarenkapitals, der gesteigert oder gesenkt
werden kann, wenn Vorrath davon vorhanden. W', die 10,000 ℔ Garn,
seien zu ihrem Werth von 500 £ verkauft; 8440 £ = 422 £ er-
setzen den in W' enthaltnen Kapitalwerth. Ist aber der Werth von
Baumwolle, Kohle etc. gestiegen (da wir hier von blossen Preisschwankungen
6*
[84] absehn) so reichen vielleicht diese 422 £ nicht hin um die Elemente des
produktiven Kapitals ganz zu ersetzen; es ist zuschüssiges Geldkapital
nöthig, Geldkapital wird gebunden. Umgekehrt wenn jene Preise gefallen;
Geldkapital wird freigesetzt. Ganz normal verläuft der Process nur, wenn
die Werthverhältnisse konstant bleiben; er verläuft faktisch, so lange sich
Störungen in der Wiederholung des Kreislaufs ausgleichen; je grösser die
Störungen, um so grössres Geldkapital muss der industrielle Kapitalist be-
sitzen, um die Ausgleichung abwarten zu können; und da im Fortgang
der kapitalistischen Produktion sich die Stufenleiter jedes individuellen
Produktionsprocesses, und mit ihm die Minimalgrösse des vorzuschiessenden
Kapitals erweitert, so kommt jener Umstand zu den andren, die die
Funktion des industriellen Kapitalisten mehr und mehr in ein Monopol
grosser Geldkapitalisten, vereinzelter oder associirter, verwandeln.
Es ist hier beiläufig zu bemerken: Tritt ein Werthwechsel der Pro-
duktionselemente ein, so zeigt sich ein Unterschied zwischen der Form
G … G' einerseits und P … P' und W … W' andrerseits.
In G … G', als der Formel des neu angelegten Kapitals, das zuerst
als Geldkapital auftritt, wird ein Fall im Werth der Produktionsmittel, z. B.
Rohmaterialien, Hülfsstoffe etc., geringre Auslage von Geldkapital erheischen,
als vor dem Fall, um ein Geschäft von bestimmtem Umfang zu eröffnen,
da der Umfang des Produktionsprocesses (bei gleichbleibender Entwicklung
der Produktionskraft) von der Masse und dem Umfang der Produktions-
mittel abhängt, die eine gegebne Menge Arbeitskraft bewältigen kann;
aber weder von dem Werth dieser Produktionsmittel, noch von dem der
Arbeitskraft (letztrer hat nur Einfluss auf die Grösse der Verwerthung).
Umgekehrt. Findet eine Wertherhöhung in allen oder einzelnen Produk-
tionselementen der Waaren statt, welche die Elemente des produktiven Ka-
pitals bilden, so ist mehr Geldkapital nöthig um ein Geschäft von ge-
gebnem Umfang zu gründen. In beiden Fällen wird nur die Menge des
neu anzulegenden Geldkapitals afficirt; im ersten wird Geldkapital über-
schüssig, im zweiten wird Geldkapital gebunden, wofern der Zuwachs
neuer individueller industrieller Kapitale in gewohnter Weise in einem
gegebnen Produktionszweig vorangeht.
Die Kreisläufe P … P und W' … W' stellen sich selbst nur
soweit als G … G' dar, als die Bewegung von P und W' zugleich
Akkumulation ist, also zuschüssiges g, Geld, in Geldkapital verwandelt
[85] wird. Abgesehn hiervon werden sie anders afficirt als G … G' durch
Werthwechsel der Elemente des produktiven Kapitals; wir sehn hier wieder
ab von der Rückwirkung solches Werthwechsels auf die im Produktions-
process begriffnen Bestandtheile des Kapitals. Es ist hier nicht die ur-
sprüngliche Auslage, die direkt afficirt wird, sondern ein in seinem Re-
produktionsprocess, nicht in seinem ersten Kreislauf, begriffnes industrielles
Kapital; also \mathrm{W' - W \< {A \atop Pm}}, der Rückumsatz des Waarenkapitals in seine
Produktionselemente, soweit diese aus Waaren bestehn. Beim Werthfall
(resp. Preisfall) sind drei Fälle möglich: der Reproduktionsprocess wird
auf derselben Stufenleiter fortgesetzt; dann wird ein Theil des bisherigen
Geldkapitals freigesetzt und es findet Anhäufung von Geldkapital statt,
ohne dass wirkliche Akkumulation (Produktion auf erweiterter Stufenleiter)
oder die sie einleitende und begleitende Verwandlung von g (Mehrwerth)
in Akkumulationsfonds stattgefunden; oder der Reproduktionsprocess wird auf
grössrer Stufenleiter erweitert, als sonst geschehn wäre, falls die tech-
nischen Proportionen dies erlauben; oder aber es findet grössre Vorrath-
bildung von Rohmaterialien etc. statt.
Umgekehrt bei Steigen des Werths der Ersatzelemente des Waaren-
kapitals. Die Reproduktion findet dann nicht mehr in ihrem normalen
Umfang statt (es wird z. B. kürzre Zeit gearbeitet); oder es muss zu-
schüssiges Geldkapital eintreten, um sie auf ihrem alten Umfang fortzu-
setzen (Bindung von Geldkapital); oder der Akkumulations-Geldfonds, wenn
vorhanden, dient ganz oder theilweise, statt zur Erweitrung des Repro-
duktionsprocesses, zu seinem Betrieb auf der alten Stufenleiter. Es ist
dies auch Bindung von Geldkapital, nur dass hier das zuschüssige Geld-
kapital nicht von aussen her, vom Geldmarkt, sondern aus den Mitteln
des industriellen Kapitalisten selbst herkommt.
Es können aber bei P … P, W' … W', modificirende Umstände
stattfinden. Hat unser Baumwollspinner z. B. grossen Vorrath von Baum-
wolle (also grossen Theil seines produktiven Kapitals in Form von Baum-
wollvorrath), so wird ein Theil seines produktiven Kapitals entwerthet durch
einen Fall der Baumwollpreise; sind letztre dagegen gestiegen, so findet
Werthsteigerung dieses Theils seines produktiven Kapitals statt. Andrer-
seits, hat er grosse Massen in der Form des Waarenkapitals [fixirt], z. B.
in Baumwollgarn, so wird beim Fall der Baumwolle ein Theil seines
Waarenkapitals, also überhaupt seines im Kreislauf befindlichen Kapitals,
[86] entwerthet; umgekehrt beim Steigen der Baumwollpreise. Endlich in dem
Process W' — \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}}: wenn W' — G, Realisirung des Waaren-
kapitals, stattgefunden hat vor dem Werthwechsel in den Elementen von
W, so wird das Kapital nur in der im ersten Fall betrachteten Weise
afficirt, nämlich im zweiten Cirkulationsakt \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}}; wenn aber
vor Vollziehung von W' — G, so bewirkt bei sonst gleichbleibenden Um-
ständen der Fall im Preis der Baumwolle entsprechenden Fall im Preis
des Garns, und Preissteigerung im Preis der Baumwolle umgekehrt Preis-
steigerung des Garns. Die Wirkung auf die verschiednen, im selben Pro-
duktionszweig angelegten Einzelkapitale kann sehr verschieden sein nach
den verschiednen Umständen worin sie sich befinden können. — Frei-
setzung und [Bindung] von Geldkapital können ebenso aus Verschiedenheiten
in der Zeitdauer des Cirkulationsprocesses, also auch der Cirkulations-
geschwindigkeit, entspringen. Dies gehört jedoch in die Betrachtung
des Umschlags. Hier interessirt uns nur der reale Unterschied, der sich
mit Bezug auf Werthwechsel der Elemente des produktiven Kapitals zwi-
schen G … G' und den beiden andren Formen des Kreislaufsprocesses zeigt.
In dem Cirkulationsabschnitt \mathrm{G - W \< {A \atop Pm}} wird in der Epoche be-
reits entwickelter, daher vorherrschender kapitalistischer Produktionsweise
ein grosser Theil der Waaren, aus denen Pm, die Produktionsmittel, be-
stehn, selbst fremdes fungirendes Waarenkapital sein. Es findet also vom
Standpunkt des Verkäufers W' — G' statt, Verwandlung von Waaren-
kapital in Geldkapital. Aber es gilt dies nicht absolut. Umgekehrt.
Innerhalb seines Cirkulationsprocesses, wo das industrielle Kapital entweder
als Geld oder als Waare fungirt, durchkreuzt sich der Kreislauf des in-
dustriellen Kapitals, sei es als Geldkapital oder als Waarenkapital, mit
der Waarencirkulation der verschiedensten socialen Produktionsweisen, so-
weit letztre zugleich Waarenproduktion ist. Ob die Waare das Produkt
der auf Sklaverei gegründeten Produktion, oder von Bauern (Chinesen,
indische Ryots), oder Gemeinwesen (holländisch Ostindien), oder der Staats-
produktion (wie solche, auf Leibeigenschaft gegründet, in früheren Epochen
der russischen Geschichte vorkommt) oder halbwilder Jägervölker etc.: als
Waaren und Geld treten sie gegenüber dem Geld und den Waaren, worin
sich das industrielle Kapital darstellt, und gehn ein ebenso sehr in den
Kreislauf desselben, wie in den des vom Waarenkapital getragnen Mehr-
werths, sofern letztrer als Revenue verausgabt wird; also in beide Cirku-
[87] lationszweige des Waarenkapitals. Der Charakter des Produktionsprocesses,
aus dem sie herkommen, ist gleichgültig; als Waaren fungiren sie auf dem
Markt, als Waaren gehn sie ein in den Kreislauf des industriellen Kapi-
tals, wie in die Cirkulation des von ihm getragnen Mehrwerths. Es ist
also der allseitige Charakter ihrer Herkunft, das Dasein des Markts als
Weltmarkt, der den Cirkulationsprocess des industriellen Kapitals aus-
zeichnet. Was von fremden Waaren gilt, gilt von fremden Geld; wie
das Waarenkapital ihm gegenüber nur als Waare, so fungirt dies Geld
ihm gegenüber nur als Geld; das Geld fungirt hier als Weltgeld.
Hier ist jedoch zweierlei zu bemerken.
Erstens. Die Waaren (Pm), sobald der Akt G — Pm vollendet,
hören auf Waaren zu sein und werden eine der Daseinsweisen des in-
dustriellen Kapitals in seiner Funktionsform als P, produktives Kapital.
Damit aber ist ihre Herkunft ausgelöscht; sie existiren nur noch als Exi-
stenzformen des industriellen Kapitals, sind ihm einverleibt. Doch bleibt
es dabei, dass zu ihrem Ersatz ihre Reproduktion nöthig, und insofern
ist die kapitalistische Produktionsweise bedingt durch ausserhalb ihrer Ent-
wicklungsstufe liegende Produktionsweisen. Ihre Tendenz aber ist, alle
Produktion möglichst in Waarenproduktion umzuwandeln; ihr Hauptmittel
hierzu ist gerade dies Hereinziehn derselben in ihren Cirkulationsprocess;
und die entwickelte Waarenproduktion selbst ist kapitalistische Waaren-
produktion. Das Eingreifen des industriellen Kapitals befördert überall
diese Umwandlung, mit ihr aber auch die Verwandlung aller unmittel-
baren Producenten in Lohnarbeiter.
Zweitens. Die in den Cirkulationsprocess des industriellen Kapitals
eingehenden Waaren (wozu auch die nothwendigen Lebensmittel gehören,
in die sich das variable Kapital nach seiner Auszahlung an die Arbeiter,
behufs Reproduktion der Arbeitskraft umsetzt), welches immer ihre Her-
kunft, die gesellschaftliche Form des Produktionsprocesses, dem sie ent-
stammen — treten dem industriellen Kapital selbst schon in der Form
von Waarenkapital gegenüber, in der Form von Waarenhandlungs- oder
Kaufmannskapital; dies aber umfasst seiner Natur nach Waaren aller Pro-
duktionsweisen.
Wie die kapitalistische Produktionsweise grosse Stufenleiter der Pro-
duktion voraussetzt, so auch nothwendig grosse Stufenleiter des Verkaufs;
also Verkauf an den Kaufmann, nicht an den einzelnen Konsumenten.
[88] Soweit dieser Konsument selbst produktiver Konsument, also industrieller
Kapitalist, also soweit das industrielle Kapital eines Produktionszweigs
dem andren Zweige Produktionsmittel liefert, findet (in Form von Be-
stellung etc.) auch direkter Verkauf eines industriellen Kapitalisten an
viele andre statt. Jeder industrielle Kapitalist ist sofern direkter Verkäufer,
selbst sein Kaufmann, was er übrigens auch im Verkauf an den Kaufmann ist.
Der Waarenhandel als Funktion des Kaufmannskapitals ist voraus-
gesetzt und entwickelt sich immer mehr mit der Entwicklung der kapita-
listischen Produktion. Wir unterstellen ihn also gelegentlich zur Illu-
stration einzelner Seiten des kapitalistischen Cirkulationsprocesses; nehmen
aber bei dessen allgemeiner Analyse direkten Verkauf ohne Zwischenkunft
des Kaufmanns an, weil letztre verschiedne Momente der Bewegung verdeckt.
Man sehe Sismondi, der die Sache etwas naiv darstellt:
»Le commerce emploie un capital considérable qui paraît, au premier
coup d’oeil, ne point faire partie de celui dont nous avous détaillé la marche.
La valeur des draps accumulés dans les magasins du marchand-drapier
semble d’abord tout-à-fait étrangère à cette partie de la production an-
nuelle que le riche donne au pauvre comme salaire pour le faire travailler.
Ce capital n’a fait cependant que remplacer celui dont nous avons parlé.
Pour saisir avec clarté le progrès de la richesse, nous l’avons prise à sa
création, et nous l’avons suivie jusqu’à sa consommation. Alors le capital
employé dans la manufacture des draps, par exemple, nous a paru tou-
jours le même; échangé contre le revenu du consommateur, il ne s’est
partagé qu’en deux parties: l’un a servi de revenu au fabricant comme
produit, l’autre a servi de revenu aux ouvriers comme salaire, tandis
qu’ils fabriquent de nouveau drap.
Mais on trouva bientôt que, pour l’avantage de tous, il valait mieux
que les diverses parties de ce capital se remplaçassent l’une l’autre,
et que, si cent mille écus suffisaient à faire toute la circulation entre
le fabricant et le consommateur, ces cent mille écus se partageassent également
entre le fabricant, le marchand en gros, et le marchand en détail. Le premier,
avec le tiers seulement, fit le même ouvrage qu’il avait fait avec la to-
talité, parcequ’au moment où sa fabrication était achevée, il trouvait
le marchand acheter beaucoup plus tôt qu’il n’aurait trouvé le consomma-
teur. Le capital du marchand en gros se trouvait de son côté beaucoup plus
tôt remplacé par celui du marchand en détail . . . . . La differénce entre les
[89] sommes des salaires avancés et le prix d’achat du dernier consommateur
devait faire le profit des capitaux. Elle se répartit entre le fabricant, le
marchand et le détaillant, depuis qu’ils eurent divisé entre eux leurs
fonctions, et l’ouvrage accompli fut le même, quoiqu’il eût employé trois
personnes et trois fractions de capitaux, au lieu d’un. (Nouveaux Prin-
cipes, I, p. 159, 160.) — Tous (die Kaufleute) concouraient indirecte-
ment à la production; car celle-ci, ayant pour objet la consommation, ne
peut être considérée comme accomplie que quand elle a mis la chose pro-
duite à la portée du consommateur. (Ib., p. 157.)
Wir nehmen bei der Betrachtung der allgemeinen Formen des Kreis-
laufs und überhaupt in diesem ganzen zweiten Buch, Geld als metallisches
Geld, mit Ausschluss von symbolischem Geld, blossen Werthzeichen, die nur
Specialität gewisser Staaten bilden, und von Kreditgeld, das noch nicht ent-
wickelt ist. Erstens ist das der historische Gang; Kreditgeld spielt
keine oder nur unbedeutende Rolle in der ersten Epoche der kapitalis-
tischen Produktion. Zweitens ist die Nothwendigkeit dieses Gangs auch
theoretisch dadurch bewiesen, dass alles was bisher Kritisches über die
Cirkulation des Kreditgelds von Tooke und Andren entwickelt worden ist,
sie zwang, immer wieder zu der Betrachtung zurückzukehren, wie sich
die Sache auf Grundlage bloss metallischer Cirkulation darstellen würde.
Man darf aber nicht vergessen, dass das Metallgeld ebensowohl als Kauf-
mittel wie als Zahlungsmittel fungiren kann. Der Vereinfachung wegen
gilt es uns im Allgemeinen in diesem Buch II nur in der ersten
Funktionsform.
Der Cirkulationsprocess des industriellen Kapitals, der nur einen Theil
seines individuellen Kreislaufsprocesses bildet, ist bestimmt soweit er nur
eine Vorgangsreihe innerhalb der allgemeinen Waarencirkulation darstellt,
durch die früher (Buch I, Kap. III) entwickelten allgemeinen Gesetze.
Dieselbe Geldmasse z. B. von 500 £ setzt nach einander um so mehr
industrielle Kapitale (oder auch individuelle Kapitale in ihrer Form als
Waarenkapitale) in Cirkulation, je grösser die Umlaufsgeschwindigkeit des
Geldes, je rascher also jedes einzelne Kapital die Reihe seiner Waaren-
oder Geldmetamorphosen durchläuft. Dieselbe Werthmasse von Kapital er-
heischt demnach um so weniger Geld zu ihrer Cirkulation, je mehr das
Geld als Zahlungsmittel fungirt, je mehr also z. B. bei Ersatz eines
Waarenkapitals durch seine Produktionsmittel blosse Bilanzen zu zahlen
[90] sind, und je kürzer die Zahlungstermine, z. B. bei Zahlung des Arbeits-
lohns. Andrerseits, die Geschwindigkeit der Cirkulation und alle andren
Umstände als gleichbleibend vorausgesetzt, ist die Masse des Geldes, das
als Geldkapital cirkuliren muss, bestimmt durch die Preissumme der Waaren
(Preis multiplicirt mit der Waarenmasse), oder, Masse und Werthe der
Waaren gegeben, durch den Werth des Geldes selbst.
Aber die Gesetze der allgemeinen Waarencirkulation gelten nur, so-
weit der Cirkulationsprocess des Kapitals eine Reihe einfacher Cirkulations-
vorgänge, nicht aber, soweit letztre funktionell bestimmte Abschnitte des
Kreislaufs individueller industrieller Kapitale bilden.
Um dies klar zu machen, ist es am besten den Cirkulationsprocess
in seinem ununterbrochnen Zusammenhang zu betrachten, wie er erscheint
in den beiden Formen:
- II)
- III)
Als Reihe von Cirkulationsvorgängen überhaupt stellt der Cirkulations-
process (ob als W — G — W oder als G — W — G) nur die beiden
entgegengesetzten Reihen von Waarenmetamorphosen dar, von denen jede
einzelne Metamorphose wieder die entgegengesetzte Metamorphose auf Seite
der fremden Waare oder des fremden Geldes einschliesst, das sich ihr ge-
genüber befindet.
W — G von Seiten des Waarenbesitzers ist G — W von Seiten
des Käufers; die erste Metamorphose der Waare W — G ist die zweite
Metamorphose der als G auftretenden Waare; umgekehrt in G — W.
Was also über die Verschlingung der Waarenmetamorphose in dem einen
Stadium mit der einer andren Waare im andren Stadium gezeigt worden,
gilt für die Kapitalcirkulation, soweit der Kapitalist als Käufer und Ver-
käufer von Waare, sein Kapital daher als Geld fremder Waare, oder als
[91] Waare fremdem Geld gegenüber fungirt. Aber diese Verschlingung ist
nicht zugleich Ausdruck für die Metamorphosenverschlingung der Kapitale.
Erstens kann G — W (Pm), wie wir gesehn, eine [Verschlingung] der
Metamorphosen verschiedner individuellen Kapitale darstellen. Z. B. das
Waarenkapital des Baumwollspinners, Garn, wird zum Theil ersetzt durch
Kohle. Ein Theil seines Kapitals befindet sich in Geldform, und wird
daraus in Waarenform umgesetzt, während das Kapital des kapitalistischen
Kohlenproducenten sich in Waarenform befindet und daher in Geldform
umgesetzt wird; derselbe Cirkulationsakt stellt hier entgegengesetzte Meta-
morphosen zweier (verschiednen Produktionszweigen angehörigen) indus-
triellen Kapitale dar, also Verschlingung der Metamorphosenreihe dieser
Kapitale. Wie wir jedoch gesehn, braucht das Pm, worin G sich um-
setzt, nicht Waarenkapital im kategorischen Sinn, d. h. keine Funktions-
form von industriellem Kapital, nicht von einem Kapitalisten producirt
zu sein. Es ist immer G — W auf der einen, W — G auf der andren
Seite, nicht aber immer Verschlingung von Kapitalmetamorphosen. Ferner
ist G — A, der Ankauf der Arbeitskraft, nie Verschlingung von Ka-
pitalmetamorphosen, da die Arbeitskraft zwar Waare des Arbeiters ist,
aber erst Kapital wird, sobald sie an den Kapitalisten verkauft ist.
Andrerseits im Process W' — G' braucht das G' nicht formelles Waaren-
kapital zu sein; es kann Versilbrung sein der Waare Arbeitskraft (Ar-
beitslohn), oder eines vom selbständigen Arbeiter, Sklaven, Leibeignen, Ge-
meinwesen, producirten Produkts.
Zweitens aber gilt für die funktionell bestimmte Rolle, welche jede
innerhalb des Cirkulationsprocesses eines individuellen Kapitals vorkom-
mende Metamorphose spielt, keineswegs, dass sie im Kreislauf des andren
Kapitals die entsprechende entgegengesetzte Metamorphose darstellt, wenn
wir nämlich die gesammte Produktion des Weltmarkts als kapitalistisch
betrieben voraussetzen. Z. B. im Kreislauf P … P kann das G' welches
W' versilbert, auf Seiten des Käufers nur Versilbrung seines Mehrwerths
sein (wenn die Waare Konsumtionsartikel ist); oder in G' — W'\<A Pm
(wo also das Kapital akkumulirt eingeht) kann es für den Verkäufer von Pm
nur als Ersatz seines Kapitalvorschusses eingehn, oder gar nicht wieder eingehn
in seine Kapitalcirkulation, wenn es nämlich in die Revenueausgabe abzweigt.
Wie also die verschiednen Bestandtheile des gesellschaftlichen Ge-
sammtkapitals, wovon die Einzelkapitale nur selbständig fungirende Be-
[92] standtheile sind, sich im Cirkulationsprocess wechselseitig ersetzen — mit
Bezug auf das Kapital sowohl als den Mehrwerth — ergibt sich nicht
aus den einfachen Metamorphosenverschlingungen der Waarencirkulation,
welche die Vorgänge der Kapitalcirkulation mit aller andren Waarencirku-
lation gemein haben, sondern erfordert andre Untersuchungsweise. Man
hat sich dabei bisher mit Phrasen begnügt die, näher analysirt, nichts
enthalten als unbestimmte Vorstellungen, wie sie lediglich den aller Waaren-
cirkulation angehörigen Verschlingungen von Metamorphosen entlehnt sind.
Eine der handgreiflichsten Eigenthümlichkeiten des Kreislaufspro-
cesses des industriellen Kapitals, also auch der kapitalistischen Produktion,
ist der Umstand, dass einerseits die Bildungselemente des produktiven Ka-
pitals aus dem Waarenmarkt herstammen und beständig aus demselben
erneuert, als Waaren gekauft werden müssen; andrerseits das Produkt
des Arbeitsprocesses als Waare aus ihm hervorgeht, und beständig von
neuem als Waare verkauft werden muss. Man vergleiche z. B. einen
modernen Pächter von Nieder-Schottland mit einem altmodischen kon-
tinentalen Kleinbauer. Der erstre verkauft sein ganzes Produkt und hat
daher auch alle Elemente desselben, selbst die Aussaat, auf dem Markt
zu ersetzen; der andre verzehrt den grössten Theil seines Produkts direkt,
kauft und verkauft möglichst wenig, verfertigt Werkzeuge, Kleidung etc.
soweit möglich selbst.
Man hat daraufhin Naturalwirthschaft, Geldwirthschaft und Kredit-
wirthschaft als die drei charakteristischen ökonomischen Bewegungsformen
der gesellschaftlichen Produktion einander gegenübergestellt.
Erstens stellen diese drei Formen keine gleichwerthigen Entwicklungs-
phasen dar. Die sogenannte Kreditwirthschaft ist selbst nur eine Form
der Geldwirthschaft, soweit beide Bezeichnungen Verkehrsfunktionen oder
Verkehrsweisen zwischen den Producenten selbst ausdrücken. In der ent-
wickelten kapitalistischen Produktion erscheint die Geldwirthschaft nur
noch als Grundlage der Kreditwirthschaft. Geldwirthschaft und Kredit-
wirthschaft entsprechen so nur verschiednen Entwicklungsstufen der kapi-
talistischen Produktion, sind aber keineswegs verschiedne selbständige Ver-
kehrsformen gegenüber der Naturalwirthschaft. Mit demselben Recht könnte
man die sehr verschiednen Formen der Naturalwirthschaft als gleich-
werthig jenen beiden gegenüberstellen.
[93]
Zweitens: Da man in den Kategorien: Geldwirthschaft, Kreditwirth-
schaft, nicht die Wirthschaft, d. h. den Produktionsprocess selbst betont
und als unterscheidendes Merkmal hervorhebt, sondern die der Wirthschaft
entsprechende Verkehrsweise zwischen den verschiednen Produktionsagenten
oder Producenten, so müsste dasselbe bei der ersten Kategorie geschehn.
Statt Natural wirthschaft also Tauschwirthschaft. Vollständig abgeschlossne Na-
turalwirthschaft, z. B. der peruanische Inkastaat, fiele unter keine dieser Kategorien.
Drittens: Geldwirthschaft ist aller Waarenproduktion gemein, und
das Produkt erscheint als Waare in den verschiedensten gesellschaftlichen
Produktionsorganismen. Es wäre also nur der Umfang, worin das Pro-
dukt als Handelsartikel, als Waare producirt wird, also auch seine eignen
Bildungselemente wieder als Handelsartikel, als Waaren in die Wirth-
schaft, aus der es herkommt, eingehn müssen, welche die kapitalistische
Produktion charakterisirte.
In der That ist die kapitalistische Produktion die Waarenproduktion
als allgemeine Form der Produktion, aber sie ist es nur, und wird es
stets mehr in ihrer Entwicklung, weil die Arbeit hier selbst als Waare
erscheint, weil der Arbeiter die Arbeit, d. h. die Funktion seiner Arbeits-
kraft, verkauft, und zwar, wie wir annehmen, zu ihrem durch ihre Re-
produktionskosten bestimmten Werth. Im Umfang, wie die Arbeit Lohn-
arbeit wird, wird der Producent industrieller Kapitalist; daher die kapi-
talistische Produktion (also auch die Waarenproduktion) erst in ihrem
ganzen Umfang erscheint, wenn auch der unmittelbare ländliche Producent
Lohnarbeiter ist. In dem Verhältniss zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter
wird das Geldverhältniss, das Verhältniss von Käufer und Verkäufer, ein
der Produktion selbst immanentes Verhältniss. Dies Verhältniss aber be-
ruht der Grundlage nach auf dem gesellschaftlichen Charakter der Pro-
duktion, nicht der Verkehrsweise; dieser entspringt umgekehrt aus jenem.
Es entspricht übrigens dem bürgerlichem Horizont, wo das Geschäftchen-
machen den ganzen Kopf einnimmt, nicht im Charakter der Produktions-
weise die Grundlage der ihr entsprechenden Verkehrsweise zu sehn, son-
dern umgekehrt.7)
[94]
Der Kapitalist wirft weniger Werth in der Form von Geld in die
Cirkulation hinein, als er aus ihr herauszieht, weil er mehr Werth in der
Form von Waare hineinwirft, als er ihr in Form von Waare entzogen
hat. Soweit er bloss als Personifikation des Kapitals fungirt, als indu-
strieller Kapitalist, ist seine Zufuhr von Waarenwerth stets grösser als
seine Nachfrage nach Waarenwerth. Deckung seiner Zufuhr und seiner
Nachfrage in dieser Beziehung wäre gleich Nichtverwerthung seines Kapitals;
es hätte nicht als produktives Kapital fungirt; das produktive Kapital hätte
sich in Waarenkapital verwandelt, das nicht mit Mehrwerth geschwängert;
es hätte während des Produktionsprocesses keinen Mehrwerth in Waaren-
form aus der Arbeitskraft gezogen, also überhaupt nicht als Kapital fun-
girt; er muss in der That „theurer verkaufen als er gekauft hat“, aber
dies gelingt ihm eben nur, weil er vermittelst des kapitalistisehen Pro-
duktionsprocesses die wohlfeilere, weil minderwerthige Waare, die er ge-
kauft hat, in eine mehrwerthige, also theurere, verwandelt hat. Er ver-
kauft theurer, nicht weil über den Werth seiner Waare, sondern weil Waare
von einem Werth über der Werthsumme ihrer Produktionsingredienzien.
Die Rate, worin der Kapitalist sein Kapital verwerthet, ist um so
grösser, je grösser die Differenz zwischen seiner Zufuhr und seiner Nach-
frage, d. h. je grösser der Ueberschuss des Waarenwerths, den er zuge-
führt, über den Waarenwerth, den er nachfragt. Statt des Deckens beider
ist das möglichste Nichtdecken, das Ueberdecken seiner Nachfrage durch
seine Zufuhr, sein Ziel.
Was von dem einzelnen Kapitalisten, gilt von der Kapitalistenklasse.
Soweit der Kapitalist bloss das industrielle Kapital personificirt, be-
steht seine eigne Nachfrage nur in der Nachfrage nach Produktionsmitteln
und Arbeitskraft. Seine Nachfrage nach Pm, ihrer Werthigkeit nach be-
trachtet, ist kleiner als sein vorgeschossnes Kapital; er kauft Produktionsmittel
zu geringrem Werth als dem Werth seines Kapitals, und daher von noch
viel geringrem Werth, als dem des Waarenkapitals, das er zuführt.
Was seine Nachfrage nach Arbeitskraft anbetrifft, so ist sie ihrer
Werthigkeit nach bestimmt durch das Verhältniss seines variablen Kapitals
zu seinem Gesammtkapital, also = v : C, und ist daher in der kapi-
talistischen Produktion, der Proportion nach betrachtet, wachsend kleiner
als seine Nachfrage nach Produktionsmitteln. Er ist in beständig zu-
nehmendem Maß grössrer Käufer für Pm als für A.
[95]
Sofern der Arbeiter seinen Lohn allzumeist in Lebensmittel umsetzt,
und zum allergrössten Theil in nothwendige Lebensmittel, ist die Nach-
frage des Kapitalisten nach Arbeitskraft indirekt zugleich Nachfrage nach
den in den Konsum der Arbeiterklasse eingehenden Konsumtionsmitteln.
Aber diese Nachfrage ist = v und nicht ein Atom grösser (wenn der
Arbeiter von seinem Lohn spart — wir lassen alle Kreditverhältnisse
hier nothwendig ausser Augen — so heisst dies, dass er einen Theil
seines Lohns in Schatz verwandelt und pro tanto nicht als Nachfragender,
als Käufer auftritt). Die Maximalgrenze der Nachfrage des Kapitalisten
ist = C = c + v, aber seine Zufuhr ist = c + v + m; ist also
die Konstitution seines Waarenkapitals 80c + 20v + 20m, so ist seine
Nachfrage = 80c + 20v, also der Werthigkeit nach betrachtet ⅕
kleiner als seine Zufuhr. Je grösser der Procentsatz der von ihm pro-
ducirten Masse m (die Profitrate), um so kleiner wird seine Nachfrage
im Verhältniss zu seiner Zufuhr. Obgleich die Nachfrage des Kapitalisten
nach Arbeitskraft, und daher indirekt nach nothwendigen Lebensmitteln,
mit dem Fortschritt der Produktion fortschreitend kleiner wird als seine
Nachfrage nach Produktionsmitteln, so ist andrerseits nicht zu vergessen
dass seine Nachfrage nach Pm stets kleiner ist als sein Kapital, tagaus
tagein gerechnet. Seine Nachfrage nach Produktionsmitteln muss also
immer minderwerthig sein, als das Waarenprodukt des mit gleichem Ka-
pital und unter sonst gleichen Umständen arbeitenden Kapitalisten, der
ihm diese Produktionsmittel liefert. Dass das viele Kapitalisten sind und
nicht einer, ändert nichts an der Sache. Gesetzt, sein Kapital sei 1000 £,
der konstante Theil desselben = 800 £; so ist seine Nachfrage an ihre
Gesammtheit = 800 £; zusammen liefern sie per 1000 £ (wie viel
davon auf jeden Einzelnen unter ihnen falle und welchen Theil auch das
auf Jeden fallende Quantum von seinem Gesammtkapital bilde), bei gleicher
Profitrate, Produktionsmittel zum Werthe von 1200 £; also seine Nach-
frage deckt nur ⅔ ihrer Zufuhr, während seine eigne Gesammtnachfrage
nur = ⅘ seiner eignen Zufuhr ist, der Werthgrösse nach betrachtet.
Wir müssen jetzt noch beiläufig die Betrachtung des Umschlags
vorausnehmen. Gesetzt, sein Gesammtkapital sei 5000 £, wovon 4000 £
fix und 1000 £ cirkulirend; diese 1000 = 800c + 200v nach obiger
Annahme. Sein cirkulirendes Kapital muss fünfmal im Jahre umschlagen,
damit sein Gesammtkapital einmal im Jahre umschlage; sein Waaren-
[96] produkt ist dann = 600 £, also um 1000 £ grösser als sein vor-
geschossnes Kapital, was wieder dasselbe Verhältniss von Mehrwerth er-
gibt wie oben:
5000 C : 1000m = 100(c + v) : 20m. Dieser Umschlag ändert
also nichts am Verhältniss seiner Gesammtnachfrage zu seiner Gesammt-
zufuhr, die erstre bleibt ⅕ kleiner als die letztre.
Sein fixes Kapital sei zu erneuern in 10 Jahren. rtir amortisirt also
jährlich ⅒ = 400 £. Dadurch hat er nur noch Werth von 3600 £
in fixem Kapital + 400 £ in Geld. Soweit Reparaturen nöthig, und
diese nicht über das Durchschnittsmaß gehn, sind sie nichts als Kapital-
anlage, die er erst nachträglich macht. Wir können die Sache so be-
trachten, als habe er die Reparaturkosten gleich eingerechnet bei der
Werthschätzung seines Anlagekapitals, soweit dies ins jährliche Waaren-
produkt eingeht, sodass sie einbegriffen sind in dem ⅒ Amortisirung.
(Ist in der That sein Reparaturbedürfniss unter dem Durchschnitt, so ist
das ein Schnitt für ihn, ganz wie sein Schaden, wenn über. Dies gleicht
sich aber aus für die ganze Klasse der in demselben Industriezweig be-
schäftigten Kapitalisten.) Jedenfalls, obgleich bei einmaligem Umschlag
seines Gesammtkapitals im Jahr, seine jährliche Nachfrage = 5000 £
bleibt, gleich seinem ursprünglich vorgeschossnen Kapitalwerth, so nimmt
sie zu mit Bezug auf den cirkulirenden Theil des Kapitals, während sie
mit Bezug auf den fixen Theil desselben beständig abnimmt.
Kommen wir nun zur Reproduktion. Gesetzt der Kapitalist verzehre
den ganzen Mehrwerth g und setze nur die ursprüngliche Kapitalgrösse G
wieder in produktives Kapital um. Jetzt ist die Nachfrage des Kapita-
listen gleichwerthig mit seiner Zufuhr. Aber nicht mit Bezug auf die
Bewegung seines Kapitals; sondern als Kapitalist übt er nur Nachfrage
aus nach ⅘ seiner Zufuhr (der Werthgrösse nach); ⅕ verzehrt er als
Nichtkapitalist, nicht in seiner Funktion als Kapitalist, sondern für sein
Privatbedürfniss oder Vergnügen.
Seine Rechnung ist dann procentig gerechnet:
- als Kapitalist Nachfrage = 100, Zufuhr = 120
- als Lebemann „ = 20, „ = —
- Summa Nachfrage = 120, Zufuhr = 120.
Diese Voraussetzung ist gleich Voraussetzung der Nichtexistenz der
kapitalistischen Produktion, und daher der Nichtexistenz des industriellen
[97] Kapitalisten selbst. Denn der Kapitalismus ist schon in der Grundlage
aufgehoben durch die Voraussetzung, dass der Genuss als treibendes Motiv
wirkt, nicht die Bereicherung selbst.
Sie ist aber auch technisch unmöglich. Der Kapitalist muss nicht
nur ein Reservekapital bilden gegen Preisschwankungen und um die gün-
stigsten Konjunkturen für Kauf und Verkauf abwarten zu können; er muss
Kapital akkumuliren, um damit die Produktion auszudehnen und die tech-
nischen Fortschritte seinem produktiven Organismus einzuverleiben.
Um Kapital zu akkumuliren, muss er zunächst einen Theil des Mehr-
werths in Geldform, der ihm aus der Cirkulation zufloss, der Cirkulation
entziehn, als Schatz anwachsen lassen, bis dieser die zur Ausdehnung des
alten Geschäfts, oder Eröffnung eines Nebengeschäfts erforderlichen Dimen-
sionen angenommen hat. So lange die Schatzbildung dauert, vermehrt sie
die Nachfrage des Kapitalisten nicht; das Geld ist immobilisirt; es ent-
zieht dem Waarenmarkt kein Aequivalent in Waare für das Geldäquivalent,
das es ihm für zugeführte Waare entzogen hat.
Vom Kredit wird hier abgesehn; und zum Kredit gehört, wenn der
Kapitalist z. B. das Geld, im Mafs wie es sich aufhäuft, bei einer Bank
auf laufende Rechnung gegen Zinsen deponirt.
Fünftes Kapitel.
Die Umlaufszeit.8)
Die Bewegung des Kapitals durch die Produktionssphäre und die
zwei Phasen der Cirkulationssphäre vollzieht sich, wie man gesehn, in einer
zeitlichen Reihenfolge. Die Dauer seines Aufenthalts in der Produktions-
sphäre bildet seine Produktionszeit, die in der Cirkulationssphäre seine
Cirkulations- oder Umlaufszeit. Die Gesammtzeit, worin es seinen Kreis-
lauf beschreibt, ist daher gleich der Summe von Produktionszeit und
Umlaufszeit.
Marx, Kapital II. 7
[98]
Die Produktionszeit umschliesst natürlich die Periode des Arbeits-
processes, aber sie ist nicht von ihr umschlossen. Zunächst erinnert man
sich, dass ein Theil des konstanten Kapitals in Arbeitsmitteln, wie Ma-
schinen, Baulichkeiten u. s. w., existirt, die bis an ihr Lebensende in
denselben stets neu wiederholten Arbeitsprocessen dienen. Periodische
Unterbrechung des Arbeitsprocesses, Nachts z. B., unterbricht zwar die
Funktion dieser Arbeitsmittel, aber nicht ihren Aufenthalt in der Pro-
duktionsstätte. Ihr gehören sie an, nicht nur während sie fungiren, son-
dern auch während sie nicht fungiren. Andrerseits muss der Kapitalist
einen bestimmten Vorrath von Rohmaterial und Hülfsstoffen bereit halten,
damit der Produktionsprocess auf vorher bestimmter Stufenleiter während
kürzrer oder längrer Abschnitte vorgehe. ohne von den Zufällen täglicher
Zufuhr vom Markt abzuhängen. Dieser Vorrath von Rohstoffen u. s. w.
wird nur nach und nach produktiv konsumirt. Es findet daher Differenz
statt zwischen seiner Produktionszeit9) und seiner Funktionszeit. Die
Produktionszeit der Produktionsmittel überhaupt umfasst also 1) die Zeit,
während deren sie als Produktionsmittel fungiren, also im Produktions-
processe dienen, 2) die Pausen, während deren der Produktionsprocess,
also auch die Funktion der ihm einverleibten Produktionsmittel unter-
brochen ist, 3) die Zeit, während deren sie zwar als Bedingungen des
Processes bereit liegen, also schon produktives Kapital darstellen, aber
noch nicht in den Produktionsprocess eingegangen sind.
Die bisher betrachtete Differenz ist jedesmal Differenz zwischen der Auf-
enthaltszeit des produktiven Kapitals in der Produktionssphäre und derjenigen im
Produktionsprocess. Aber der Produktionsprocess selbst kann Unterbrechungen
des Arbeitsprocesses und daher der Arbeitszeit bedingen, Zwischenräume, worin
der Arbeitsgegenstand der Einwirkung physischer Processe ohne weitre Zuthat
menschlicher Arbeit anheimgegeben wird. Der Produktionsprocess, daher
die Funktion der Produktionsmittel, dauert fort in diesem Fall, obgleich der Ar-
beitsprocess, und daher die Funktion der Produktionsmittel als Arbeitsmittel,
unterbrochen ist. So z. B. das Korn, das gesät ist, der Wein, der im Keller gährt,
Arbeitsmaterial vieler Manufakturen, wie z. B. Gerbereien, das chemischen
Processen anheimfällt. Die Produktionszeit ist hier grösser als die Ar-
[99] beitszeit. Die Differenz beider besteht in einem Ueberschuss der Pro-
duktionszeit über die Arbeitszeit. Dieser Ueberschuss beruht stets darauf,
dass produktives Kapital sich latent in der Produktionssphäre befindet,
ohne im Produktionsprocess selbst zu fungiren, oder dass es im Pro-
duktionsprocess fungirt, ohne sich im Arbeitsprocess zu befinden.
Der Theil des latenten produktiven Kapitals, der nur als Bedingung
für den Produktionsprocess bereit liegt, wie Baumwolle, Kohle u. s. w.
in der Spinnerei, wirkt weder als Produkt- noch Werthbildner. Er ist
brachliegendes Kapital, obgleich seine Brache eine Bedingung für den un-
unterbrochnen Fluss des Produktionsprocesses bildet. Die Baulichkeiten,
Apparate etc., nöthig um als Behälter des produktiven Vorraths (des la-
tenten Kapitals) zu dienen, sind Bedingungen des Produktionsprocesses und
bilden daher Bestandtheile des vorgeschossnen produktiven Kapitals. Sie
erfüllen ihre Funktion als Bewahrer der produktiven Bestandtheile im vor-
läufigen Stadium. Soweit Arbeitsprocesse in diesem Stadium nöthig sind,
vertheuern sie das Rohmaterial etc., sind aber produktive Arbeiten und
bilden Mehrwerth, weil ein Theil dieser Arbeit, wie aller andren Lohnar-
beit, nicht bezahlt wird. Die normalen Unterbrechungen des ganzen Pro-
duktionsprocesses, also die Intervalle, worin das produktive Kapital nicht
fungirt, produciren weder Werth noch Mehrwerth. Daher das Bestreben,
auch Nachts arbeiten zu lassen. (Buch I, Kap. VIII, 4.) — Die Inter-
valle in der Arbeitszeit, die der Arbeitsgegenstand während des Produktions-
processes selbst durchmachen muss, bilden weder Werth noch Mehrwerth;
aber fördern das Produkt, bilden einen Theil in dessen Leben, einen Pro-
cess, den es durchmachen muss. Der Werth der Apparate etc. wird auf
das Produkt übertragen im Verhältniss zu der ganzen Zeit, während deren
sie fungiren; das Produkt ist durch die Arbeit selbst in dies Stadium
gesetzt, und der Gebrauch dieser Apparate ist ebensosehr Bedingung der
Produktion, wie das Zerstäuben eines Theils der Baumwolle, der nicht ins
Produkt eingeht, aber doch seinen Werth auf es überträgt. Der andre
Theil des latenten Kapitals, wie die Baulichkeiten, Maschinen u. s. w.
d. h. die Arbeitsmittel, deren Funktion nur durch die regelmässigen Pausen
des Produktionsprocesses unterbrochen ist — unregelmässige Unter-
brechungen in Folge von Einschränkung der Produktion, Krisen u. s. w.
sind reine Verluste — setzt Werth zu, ohne in die Produktbildung ein-
zugehn; der Gesammtwerth, den er dem Produkt zusetzt, ist durch seine
7*
[100] Durchschnittsdauer bestimmt; er verliert Werth, weil Gebrauchswerth, so-
wohl in der Zeit, worin er fungirt, als auch in dei Zeit, worin er nicht fungirt.
Endlich der Werth des konstanten Kapitaltheils, der im Produktions-
process kontinuirt, obgleich der Arbeitsprocess unterbrochen ist, erscheint
wieder im Resultat des Produktionsprocesses. Durch die Arbeit selbst
sind die Produktionsmittel hier unter Bedingungen gestellt, innerhalb deren
sie von selbst gewisse Naturprocesse durchlaufen, deren Resultat ein be-
stimmter Nutzeffekt oder eine veränderte Form ihres Gebrauchswerths.
Die Arbeit überträgt den Werth der Produktionsmittel immer auf das
Produkt, soweit sie dieselben wirklich zweckgemäß als Produktionsmittel
verzehrt. Hieran wird nichts geändert, ob die Arbeit, zur Hervorbringung
dieses Effekts, kontinuirlich vermittelst der Arbeitsmittel auf den Arbeits-
gegenstand wirken muss, oder ob sie nur den Anstoss zu geben braucht,
indem sie die Produktionsmittel unter Bedingungen stellt, wodurch ohne
weitre Mitthat der Arbeit die Produktionsmittel von selbst, in Folge von
Naturprocessen, die beabsichtigte Veränderung erleiden.
Welches immer der Grund des Ueberschusses der Produktionszeit
über die Arbeitszeit — sei es, dass Produktionsmittel nur latentes pro-
duktives Kapital bilden, also sich noch in einer Vorstufe zum wirklichen
Produktionsprocess befinden, oder dass innerhalb des Produktionsprocesses
durch dessen Pausen ihre eigne Funktion unterbrochen wird, oder dass
endlich der Produktionsprocess selbst Unterbrechungen des Arbeitsprocesses
bedingt — in keinem dieser Fälle fungiren die Produktionsmittel als
Arbeitseinsauger. Saugen sie keine Arbeit ein, so auch keine Mehrarbeit.
Es findet daher keine Verwerthung des produktiven Kapitals statt, so
lange es sich in dem Theil seiner Produktionszeit befindet, der über-
schüssig über die Arbeitszeit ist, so unzertrennlich auch die Vollführung
des Verwerthungsprocesses von diesen seinen Pausen sein mag. Es ist
klar, dass je mehr Produktionszeit und Arbeitszeit sich decken, um so
grösser die Produktivität und Verwerthung eines gegebnen produktiven
Kapitals in gegebnem Zeitraum. Daher die Tendenz der kapitalistischen
Produktion, den Ueberschuss der Produktionszeit über die Arbeitszeit mög-
lichst zu verkürzen. Obgleich aber die Produktionszeit des Kapitals von
seiner Arbeitszeit abweichen mag, so umschliesst sie stets dieselbe, und
ist der Ueberschuss selbst Bedingung des Produktionsprocesses. Die Pro-
duktionszeit ist also stets die Zeit, während deren das Kapital Gebrauchs-
[101] werthe producirt und sich selbst verwerthet, daher als produktives Kapital
fungirt, obgleich sie Zeit einschliesst, worin es entweder latent ist oder
auch producirt ohne sich zu verwerthen.
Innerhalb der Cirkulationssphäre haust das Kapital als Waarenkapital
und Geldkapital. Seine beiden Cirkulationsprocesse bestehn darin, sich
aus der Waarenform in Geldform und aus Geldform in Waarenform zu
verwandeln. Der Umstand, dass die Verwandlung der Waare in Geld
hier zugleich Realisation des der Waare einverleibten Mehrwerths, und
dass die Verwandlung des Geldes in Waare zugleich Verwandlung oder
Rückverwandlung des Kapitalwerths in die Gestalt seiner Produktions-
elemente ist, ändert durchaus nichts daran, dass diese Processe, als
Cirkulationsprocesse, Processe der einfachen Waarenmetamorphose sind.
Umlaufszeit und Produktionszeit schliessen sich wechselseitig aus.
Während seiner Umlaufszeit fungirt das Kapital nicht als produktives
Kapital, und producirt daher weder Waare noch Mehrwerth. Betrachten
wir den Kreislauf in der einfachsten Form, sodass der gesammte Kapital-
werth jedesmal auf einen Schlag aus der einen Phase in die andre tritt,
so ist handgreiflich, dass der Produktionsprocess unterbrochen ist, also
auch die Selbstverwerthung des Kapitals, so lange seine Umlaufszeit dauert,
und dass je nach deren Länge die Erneuerung des Produktionsprocesses
rascher oder träger sein wird. Durchlaufen dagegen die verschiednen
Theile des Kapitals den Kreislauf nacheinander, sodass der Kreislauf des
gesammten Kapitalwerths sich successive im Kreislauf seiner verschiednen
Portionen vollzieht, so ist klar, dass je länger der beständige Aufenthalt
seiner aliquoten Theile in der Cirkulationsphäre, um so kleiner sein be-
ständig in der Produktionssphäre fungirender Theil sein muss. Die Ex-
pansion und Kontraktion der Umlaufszeit wirkt daher als negative
Schranke auf die Kontraktion oder Expansion der Produktionszeit oder des
Umfangs, worin ein Kapital von gegebner Grösse als produktives Kapital
fungirt. Je mehr die Cirkulationsmetamorphosen des Kapitals nur ideell
sind, d. h. jemehr die Umlaufszeit = 0 wird oder sich Null nähert, um-
somehr fungirt das Kapital, um so grösser wird seine Produktivität und
Selbstverwerthung. Arbeitet ein Kapitalist z. B. auf Bestellung, sodass
er bei Lieferung des Produkts Zahlung erhält, und erfolgt die Zahlung
in seinen eignen Produktionsmitteln, so nähert sich die Cirkulationszeit Null.
[102]
Die Umlaufszeit des Kapitals beschränkt also überhaupt seine Pro-
duktionszeit und daher seinen Verwerthungsprocess. Und zwar beschränkt
sie denselben im Verhältniss zu ihrer Dauer. Diese kann aber sehr ver-
schieden zu- oder abnehmen, und daher in sehr verschiednem Grad die
Produktionszeit des Kapitals beschränken. Was aber die politische Oeko-
nomie sieht, ist das was erscheint, nämlich die Wirkung der Umlaufs-
zeit auf den Verwerthungsprocess des Kapitals überhaupt. Sie fasst diese
negative Wirkung als positive auf, weil ihre Folgen positiv sind. Sie
haftet um so mehr an diesem Schein fest, als er den Beweis zu liefern
scheint, dass das Kapital eine, von seinem Produktionsprocess und daher
von der Exploitation der Arbeit unbahängige mystische Quelle der Selbst-
verwerthung besitzt, die ihm aus der Cirkulationssphäre zufliesst. Wir
werden später sehn, wie selbst die wissenschaftliche Oekonomie sich durch
diesen Schein täuschen lässt. Er wird, wie sich ebenfalls zeigen wird,
befestigt durch verschiedne Phänomene: 1) die kapitalistische Berechnungs-
weise des Profits, worin der negative Grund als positiver figurirt, indem
für Kapitale in verschiednen Anlagesphären, wo nur die Umlaufszeit ver-
schieden, längre Umlaufszeit als Grund der Preiserhöhung wirkt, kurz,
als einer der Gründe in der Ausgleichung der Profite. 2) Die Umlaufs-
zeit bildet nur ein Moment der Umschlagszeit; letztre aber schliesst die
Produktionszeit, resp. Reproduktionszeit ein. Was der letztren geschuldet,
scheint der Umlaufszeit geschuldet. 3) Der Umsatz der Waaren in va-
riables Kapital (Arbeitslohn) ist bedingt durch ihre vorherige Verwand-
lung in Geld. Bei der Kapitalakkumulation geht also der Umsatz in
zuschüssiges variables Kapital in der Cirkulationssphäre vor, oder während
der Umlaufszeit. Die damit gegebne Akkumulation scheint daher der
letztren geschuldet.
Innerhalb der Cirkulationssphäre durchläuft das Kapital — ob in
der einen oder andren Reihenfolge — die zwei entgegengesetzten Phasen
W — G und G — W. Seine Umlaufszeit zerfällt also auch in zwei
Theile, die Zeit, die es braucht, um sich aus Waare in Geld, und die
Zeit, die es braucht, um sich aus Geld in Waare zu verwandeln. Man
weiss bereits aus der Analyse der einfachen Waarencirkulation (Buch I,
Kap. III), dass W — G, der Verkauf, der schwierigste Theil seiner
Metamorphose ist und daher, unter gewöhnlichen Umständen, von der
Umlaufszeit den grössren Theil bildet. Als Geld befindet sich der Werth
[103] in seiner stets umsetzbaren Form. Als Waare muss er erst durch Ver-
wandlung in Geld diese Gestalt unmittelbarer Austauschbarkeit und daher
stets schlagfertiger Wirksamkeit erhalten. Indess handelt es sich beim
Cirkulationsprocess des Kapitals in seiner Phase G — W um seine Ver-
wandlung in Waaren, die bestimmte Elemente des produktiven Kapitals
in einer gegebnen Anlage bilden. Die Produktionsmittel sind vielleicht
nicht auf dem Markt vorhanden, sondern müssen erst producirt werden,
oder sie sind von entlegnen Märkten zu beziehn, oder es finden Ausfälle
in ihrer gewöhnlichen Zufuhr statt, Preiswechsel u. s. w., kurz, eine
Masse von Umständen, die in dem einfachen Formwechsel G — W nicht
erkennbar sind, aber auch für diesen Theil der Cirkulationsphase bald
mehr bald weniger Zeit beanspruchen. Wie W — G und G — W
zeitlich, können sie auch räumlich getrennt sein, Kaufmarkt und Ver-
kaufmarkt räumlich verschiedne Märkte sein. Bei Fabriken z. B. sind
Einkäufer und Verkäufer sogar häufig getrennte Personen. Die Cirku-
lation ist ebenso nothwendig bei der Waarenproduktion wie die Produk-
tion selbst, also die Cirkulationsagenten ebenso nöthig wie die Produk-
tionsagenten. Der Reproduktionsprocess schliesst beide Funktionen des
Kapitals ein, also auch die Nothwendigkeit der Vertretung dieser Funk-
tionen, sei es durch den Kapitalisten selbst, sei es durch Lohnarbeiter,
Agenten desselben. Dies ist aber ebensowenig ein Grund, die Cirkulations-
agenten mit den Produktionsagenten zu verwechseln, als es ein Grund ist,
die Funktionen von Waarenkapital und Geldkapital mit denen von produktivem
Kapital zu verwechseln. Die Cirkulationsagenten müssen bezahlt werden durch
die Produktionsagenten. Wenn aber Kapitalisten, die unter einander kaufen
und verkaufen, durch diesen Akt weder Produkte noch Werth schaffen, so
ändert sich das nicht, wenn der Umfang ihres Geschäfts sie befähigt und
nöthigt, diese Funktion auf Andre abzuwälzen. In manchen Geschäften
werden Einkäufer und Verkäufer durch Tantième am Profit bezahlt. Die
Phrase, dass sie durch die Konsumenten bezahlt werden, hilft nichts. Die
Konsumenten können nur zahlen, soweit sie sich selbst als Agenten der
Produktion ein Aequivalent in Waaren produciren oder sich solches von den
Produktionsagenten aneignen, sei es auf Rechtstitel hin (als deren Associés
u. s. w.), sei es durch persönliche Dienste.
Es besteht ein Unterschied zwischen W — G und G — W, der
nichts mit der Formverschiedenheit von Waare und Geld zu thun hat,
[104] sondern aus dem kapitalistischen Charakter der Produktion entspringt.
An und für sich sind sowohl W — G als G — W blosse Uebersetzungen
von gegebnem Werth aus einer Form in die andre. Aber W' — G' ist
zugleich Realisirung des in W' enthaltnen Mehrwerths. Nicht so G — W.
Daher ist der Verkauf wichtiger als der Kauf. G — W ist unter nor-
malen Bedingungen nothwendiger Akt für Verwerthung des in G aus-
gedrückten Werths, aber es ist nicht Realisirung von Mehrwerth; es ist
Einleitung zu seiner Produktion, nicht Nachtrag dazu.
Für die Cirkulation des Waarenkapitals W' — G' sind bestimmte
Schranken durch die Existenzform der Waaren selbst, ihr Dasein als
Gebrauchswerthe gezogen. Sie sind von Natur vergänglich. Gehn sie
also innerhalb gewisser Frist nicht in die produktive oder individuelle
Konsumtion ein, je nach ihrer Bestimmung; werden sie, in andren Worten,
nicht in bestimmter Zeit verkauft, so verderben sie und verlieren mit
ihrem Gebrauchswerth die Eigenschaft, Träger des Tauschwerths zu sein.
Der in ihnen enthaltne Kapitalwerth, resp. der ihm angewachsne Mehr-
werth, geht verloren. Die Gebrauchswerthe bleiben nur Träger des peren-
nirenden und sich verwerthenden Kapitalwerths, soweit sie beständig er-
neuert und reproducirt, durch neue Gebrauchswerthe derselben oder andrer
Art ersetzt werden. Ihr Verkauf in ihrer fertigen Waarenform, also ihr
durch denselben vermitteltes Eingehn in die produktive oder individuelle
Konsumtion, ist aber die stets sich erneuernde Bedingung ihrer Repro-
duktion. Sie müssen innerhalb bestimmter Zeit ihre alte Gebrauchsform
wechseln um in einer neuen fortzuexistiren. Der Tauschwerth erhält sich
nur durch diese beständige Erneuerung seines Körpers. Die Gebrauchs-
werthe verschiedner Waaren verderben rascher oder langsamer; es kann
also mehr oder weniger Zwischenzeit zwischen ihrer Produktion und
ihrer Konsumtion verstreichen; sie können also, ohne zu Grunde zu gehn,
kürzer oder länger in der Cirkulationsphase W — G als Waarenkapital
ausharren, kürzre oder längre Umlaufszeit als Waaren ertragen. Die
Grenze der Umlaufszeit des Waarenkapitals durch den Verderb des Waaren-
körpers selbst ist die absolute Grenze dieses Theils der Umlaufszeit oder
der Umlaufszeit, die das Waarenkapital qua Waarenkapital beschreiben
kann. Je vergänglicher eine Waare, je unmittelbarer nach ihrer Pro-
duktion sie daher verzehrt, also auch verkauft werden muss, desto ge-
ringrer Entfernung von ihrem Produktionsort ist sie fähig, desto enger
[105] also ihre räumliche Cirkulationssphäre, desto lokalerer Natur ihr Absatz-
markt. Je vergänglicher daher eine Waare, je grösser durch ihre phy-
sische Beschaffenheit die absolute Schranke ihrer Umlaufszeit als Waare,
desto weniger eignet sie sich zum Gegenstand der kapitalistischen Pro-
duktion. Letztrer kann sie nur anheimfallen an volkreichen Plätzen, oder
im Maß wie die lokalen Abstände durch Entwicklung der Transport-
mittel zusammenrücken. Die Koncentration der Produktion eines Artikels
in wenigen Händen und an einem volkreichen Platz kann aber relativ
grossen Markt auch für solche Artikel schaffen, wie z. B. bei grossen
Bierbrauereien, Milchereien u. s. w.
Sechstes Kapitel.
Die Cirkulationskosten.
I. Reine Cirkulationskosten.
1) Kauf- und Verkaufszeit.
Die Formverwandlungen des Kapitals aus Waare in Geld und aus
Geld in Waare sind zugleich Händel des Kapitalisten, Akte des Kaufs und
Verkaufs. Die Zeit, worin diese Formverwandlungen des Kapitals sich
vollziehn, sind subjektiv, vom Standpunkt des Kapitalisten, Verkaufszeit
und Kaufzeit, die Zeit, während deren er auf dem Markt als Verkäufer
und Käufer fungirt. Wie die Umlaufszeit des Kapitals einen nothwendigen
Abschnitt seiner Reproduktionszeit bildet, so bildet die Zeit, während deren
der Kapitalist kauft und verkauft, sich auf dem Markt herumtreibt, einen
nothwendigen Abschnitt seiner Funktionszeit als Kapitalist, d. h. als per-
sonificirtes Kapital. Sie bildet Theil seiner Geschäftszeit.
[Da angenommen wurde, dass die Waaren zu ihren Werthen gekauft
und verkauft werden, so handelt es sich bei diesen Vorgängen nur um
die Umsetzung desselben Werths aus einer Form in die andre, aus
Waarenform in Geldform, und aus Geldform in Waarenform — um eine
Zustandsänderung. Werden die Waaren zu ihren Werthen verkauft, so
bleibt die Werthgrösse in der Hand sowohl des Käufers wie des Ver-
[106] käufers unverändert; nur seine Daseinsform hat sich verändert. Werden
die Waaren nicht zu ihren Werthen verkauft, so bleibt die Summe der
umgesetzten Werthe unverändert; was auf der einen Seite plus, ist auf
der andern minus.
Die Metamorphosen W — G und G — W sind aber Händel, die
zwischen Käufer und Verkäufer vorgehn; sie brauchen Zeit um Handels
einig zu werden, um so mehr, als hier ein Kampf vorgeht, worin jede
Seite die andre zu übervortheilen sucht, und sich Geschäftsleute gegen-
überstehn, so: „when Greek meets Greek then comes the tug of war.“
Die Zustandsänderung kostet Zeit und Arbeitskraft, aber nicht um Werth
zu schaffen, sondern um die Umsetzung des Werths aus einer Form in
die andre hervorzubringen, wobei der wechselseitige Versuch, bei dieser
Gelegenheit ein überschüssiges Quantum Werth sich anzueignen, nichts
ändert. Diese Arbeit, vergrössert durch die beiderseitigen böswilligen Ab-
sichten, schafft so wenig Werth, wie die Arbeit, die bei einem gericht-
lichen Process stattfindet, die Werthgrösse des streitigen Objekts vermehrt.
Es verhält sich mit dieser Arbeit — die ein nothwendiges Moment des
kapitalistischen Produktionsprocesses in seiner Totalität, wo er auch die
Cirkulation einschliesst, oder von ihr eingeschlossen wird — wie etwa mit
der Verbrennungsarbeit eines Stoffs, der zur Erzeugung von Wärme ver-
wandt wird. Diese Verbrennungsarbeit erzeugt keine Wärme, obgleich
sie ein nothwendiges Moment des Verbrennungsprocesses ist. Um z. B.
Kohle als Heizmaterial zu verbrauchen, muss ich sie mit Sauerstoff ver-
binden, und dazu sie aus dem festen in den gasförmigen Zustand über-
führen (denn im Kohlensäuregas, dem Resultat der Verbrennung, ist die
Kohle im Gaszustand), also eine physikalische Daseinsform- oder Zustands-
veränderung bewirken. Die Lostrennung der Kohlenstoffmoleküle, die zu
einem festen Ganzen verbunden sind, und die Zersprengung des Kohlen-
stoffmoleküls selbst in seine einzelnen Atome, muss der Neuverbindung
vorhergehn, und dies kostet einen gewissen Kraftaufwand, der sich also
nicht in Wärme verwandelt, sondern von dieser abgeht. Sind die Waaren-
besitzer daher keine Kapitalisten, sondern selbständige unmittelbare Pro-
ducenten, so ist die zu Kauf und Verkauf verwendete Zeit ein Abzug von
ihrer Arbeitszeit, und suchten sie daher stets (im Alterthum wie im
Mittelalter) solche Operationen auf Festtage zu verlegen.
Die Dimensionen, die der Waarenumsatz in den Händen der Ka-
[107] pitalisten annimmt, können natürlich diese, keinen Werth schaffende, son-
dern nur Formwechsel des Werths vermittelnde Arbeit nicht in werth-
schaffende verwandeln. Ebensowenig kann das Mirakel dieser Transsubstan-
tiation durch eine Transposition vorgehn, d. h. dadurch, dass die indus-
triellen Kapitalisten, statt selbst jene „Verbrennungsarbeit“ zu vollziehn,
sie zum ausschliesslichen Geschäft dritter von ihnen bezahlter Personen
machen. Diese dritten Personen werden ihnen natürlich nicht aus Liebe
für ihre beaux yeux ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Dem
Rentenkollekteur eines Grundbesitzers oder dem Hausknecht einer Bank
ist es ebenfalls gleichgültig, dass ihre Arbeit die Werthgrösse weder der
Rente, noch der zu einer andern Bank sackweise getragnen Goldstücke
um keinen Deut vermehrt.]10)
Für den Kapitalisten, der Andre für sich arbeiten lässt, wird Kauf
und Verkauf eine Hauptfunktion. Da er das Produkt Vieler auf grössrem
gesellschaftlichen Mafsstab aneignet, so hat er es auch auf solchem zu
verkaufen und später wieder aus Geld in die Produktionselemente zurück-
zuverwandeln. Nach wie vor schafft Kauf und Verkaufszeit keinen Werth.
Eine Illusion kommt herein durch die Funktion des Kaufmannskapitals.
Aber, ohne hier noch näher darauf einzugehn, ist so viel von vornherein
klar: Wenn durch Theilung der Arbeit eine Funktion, die an und für sich
unproduktiv, aber ein nothwendiges Moment der Reproduktion ist, aus
einer Nebenverrichtung Vieler in die ausschliessliche Verrichtung Weniger
verwandelt wird, in ihr besondres Geschäft, so verwandelt sich nicht der
Charakter der Funktion selbst. Ein Kaufmann (hier als blosser Agent
der Formverwandlung der Waaren, als blosser Käufer und Verkäufer be-
trachtet) mag durch seine Operationen die Kauf- und Verkaufszeit für
viele Producenten abkürzen. Er ist dann als eine Maschine zu betrachten,
die nutzlosen Kraftaufwand vermindert oder Produktionszeit freisetzen
hilft.11)
[108]
Wir wollen, um die Sache zu vereinfachen (da wir erst später den
Kaufmann als Kapitalisten und das Kaufmannskapital betrachten), an-
nehmen, dieser Agent zum Kaufen und Verkaufen sei ein Mann, der seine
Arbeit verkauft. Er verausgabt seine Arbeitskraft und seine Arbeitszeit
in dicsen Operationen W — G und G — W. Und er lebt daher davon,
wie ein Andrer z. B. vom Spinnen oder Pillendrehn. Er verrichtet eine
nothwendige Funktion, weil der Reproduktionsprocess selbst unproduktive
Funktionen einschliesst. Er arbeitet so gut wie ein Andrer, aber der
Inhalt seiner Arbeit schafft weder Werth noch Produkt. Er selbst gehört
zu den faux frais der Produktion. Sein Nutzen besteht nicht darin, eine
unproduktive Funktion in eine produktive zu verwandeln, oder unproduk-
tive Arbeit in produktive. Es wäre ein Wunder, wenn dergleichen Ver-
wandlung durch solche Uebertragung der Funktion bewerkstelligt werden
könnte. Sein Nutzen besteht vielmehr darin, dass ein geringrer Theil
der Arbeitskraft und Arbeitszeit der Gesellschaft in dieser unproduktiven
Funktion gebunden wird. Noch mehr. Wir wollen annehmen, er sei
blosser Lohnarbeiter, meinetwegen besser bezahlter. Welches immer seine
Zahlung, als Lohnarbeiter arbeitet er einen Theil seiner Zeit umsonst.
Er erhält vielleicht täglich das Werthprodukt von acht Arbeitsstunden und
fungirt während zehn. Die zwei Stunden Mehrarbeit, die er verrichtet,
produciren ebensowenig Werth wie seine acht Stunden nothwendige Arbeit,
obgleich vermittelst dieser letztren ein Theil des gesellschaftlichen Produkts
auf ihn übertragen wird. Erstens wird nach wie vor, gesellschaftlich be-
trachtet, eine Arbeitskraft während zehn Stunden in dieser blossen Cirku-
lationsfunktion vernutzt. Sie ist für nichts Andres verwendbar, nicht für
produktive Arbeit. Zweitens aber zahlt die Gesellschaft diese zwei Stunden
Mehrarbeit nicht, obgleich sie von dem Individuum, das sie verrichtet,
11)
[109] verausgabt werden. Die Gesellschaft eignet sich dadurch kein überschüs-
siges Produkt oder Werth an. Aber die Cirkulationskosten, die er reprä-
sentirt, vermindern sich um ein Fünftel, von zehn Stunden auf acht.
Die Gesellschaft zahlt kein Aequivalent für ein Fünftel dieser aktiven
Cirkulationszeit, deren Agent er ist. Ist es aber der Kapitalist, der diesen
Agenten anwendet, so vermindern sich durch Nichtzahlung der zwei Stunden
die Cirkulationskosten seines Kapitals, die einen Abzug von seiner Ein-
nahme bilden. Für ihn ist es ein positiver Gewinn, weil sich die negative
Schranke der Verwerthung seines Kapitals enger zieht. So lange kleine
selbständige Waarenproducenten einen Theil ihrer eignen Zeit in Kaufund Ver-
kauf verausgaben, stellt sich dies nur dar entweder als Zeit, verausgabt in den In-
tervallen ihrer produktiven Funktion, oder als Abbruch an ihrer Produktionszeit.
Unter allen Umständen ist die hierauf verwandte Zeit eine Cirku-
lationskost, die den umgesetzten Werthen nichts zuführt. Es ist die
Kost, erforderlich sie aus Waarenform in Geldform zu übersetzen. Soweit
der kapitalistische Waarenproducent als Cirkulationsagent erscheint, unter-
scheidet er sich vom unmittelbaren Waarenproducenten nur dadurch, dass
er auf grössrer Stufenleiter verkauft und kauft, und daher in grössrem
Umfang als Cirkulationsagent fungirt. Sobald der Umfang seines Geschäfts ihn
aber zwingt oder befähigt, eigne Cirkulationsagenten als Lohnarbeiter zu kaufen
(dingen), so ist das Phänomen der Sache nach nicht verändert. Arbeitskraft
und Arbeitszeit muss zu gewissem Grad im Cirkulationsprocess (soweit er
blosse Formverwandlung) verausgabt werden. Aber dies erscheint jetzt
als zusätzliche Kapitalauslage; ein Theil des variablen Kapitals muss
ausgelegt werden im Ankauf dieser nur in der Cirkulation fungirenden
Arbeitskräfte. Dieser Kapitalvorschuss schafft weder Produkt noch Werth.
Er vermindert pro tanto den Umfang, worin das vorgeschossne Kapital
produktiv fungirt. Es ist dasselbe als würde ein Theil des Produkts in
eine Maschine verwandelt, welche den übrigen Theil des Produkts kauft
und verkauft. Diese Maschine verursacht einen Abzug von Produkt.
Sie wirkt nicht mit im Produktionsprocess, obgleich sie die in der Cirku-
lation verausgabte Arbeitskraft etc. vermindern kann. Sie bildet bloss
einen Theil der Cirkulationskosten.
2) Buchführung.
Neben dem wirklichen Kaufen und Verkaufen wird Arbeitszeit ver-
ausgabt in der Buchführung, in die ausserdem vergegenständlichte Arbeit
[110] eingeht, Feder, Tinte, Papier, Schreibpult, Bureaukosten. Es wird also
in dieser Funktion einerseits Arbeitskraft verausgabt, andrerseits Arbeits-
mittel. Es verhält sich hiermit ganz wie mit der Kauf- und Verkaufszeit.
Als Einheit innerhalb seiner Kreisläufe, als processirender Werth,
sei es nun innerhalb der Produktionssphäre, sei es innerhalb der beiden
Phasen der Cirkulationssphäre, existirt das Kapital nur ideell in der Ge-
stalt des Rechengelds, zunächst im Kopf des Waarenproducenten, resp.
kapitalistischen Waarenproducenten. Durch die Buchführung, welche auch
die Preisbestimmung oder die Berechnung der Waarenpreise (Preiskalku-
lation) einbegreift, wird diese Bewegung fixirt und kontrolirt. Die Be-
wegung der Produktion und namentlich der Verwerthung — wobei die
Waaren nur als Werthträger figuriren, als Namen von Dingen, deren
ideelles Werthdasein in Rechengeld fixirt ist — erhält so ein sym-
bolisches Abbild in der Vorstellung. So lange der einzelne Waarenpro-
ducent entweder nur in seinem Kopf Buch führt (wie z. B. der Bauer; erst
die kapitalistische Agrikultur producirt den Buch führenden Pächter) oder
nur nebenbei, ausserhalb seiner Produktionszeit, ein Buch über seine Aus-
gaben, Einnahmen, Zahlungstermine u. s. w. führt, so lange ist es hand-
greiflich, dass diese seine Funktion und die Arbeitsmittel, die er etwa
dabei verbraucht, wie Papier u. s. w., zusätzlichen Verbrauch von Ar-
beitszeit und Arbeitsmitteln darstellen, die nothwendig sind, aber einen
Abzug bilden sowohl an der Zeit, die er produktiv verbrauchen kann,
wie an den Arbeitsmitteln die im wirklichen Produktionsprocess fungiren,
in die Produkt- und Werthbildung eingehn.12) Die Natur der Funktion
selbst verändert sich nicht, weder durch den Umfang, den sie dadurch
[111] erhält, dass sie in der Hand des kapitalistischen Waarenproducenten kon-
centrirt wird und statt als Funktion vieler kleiner Waarenproducenten als die
eines Kapitalisten, als Funktion innerhalb eines Produktionsprocesses
auf grosser Stufenleiter erscheint; noch durch ihre Losreissung von den
produktiven Funktionen, von denen sie ein Beiwerk bildete, und durch
ihre Verselbständigung als Funktion besondrer, ausschliesslich mit ihr be-
trauter Agenten.
Die Theilung der Arbeit, die Verselbständigung einer Funktion,
macht sie nicht produkt- und werthbildend, wenn sie es nicht an sich,
also schon vor ihrer Verselbständigung ist. Legt ein Kapitalist sein
Kapital neu an, so muss er einen Theil im Ankauf eines Buchhalters
etc. und in Mitteln der Buchführung anlegen. Ist sein Kapital bereits
in Funktion, in seinem beständigen Reproduktionsprocess begriffen, so muss
er einen Theil des Waarenprodukts, vermittelst Verwandlung in Geld, be-
ständig rückverwandeln in Buchhalter, Kommis u. dergl. Dieser Theil
des Kapitals ist dem Produktionsprocess entzogen und gehört zu den
Cirkulationskosten, Abzügen am Gesammtertrag. (Eingeschlossen die Ar-
beitskraft selbst, die ausschliesslich auf diese Funktion verwendet wird.)
Es findet jedoch ein gewisser Unterschied statt zwischen den aus
der Buchführung entspringenden Kosten, resp. unproduktiven Verausgabung
von Arbeitszeit einerseits und denen der blossen Kauf- und Verkaufszeit
andrerseits. Die letztren entspringen nur aus der bestimmten gesell-
schaftlichen Form des Produktionsprocesses, daraus, dass er Produktions-
process von Waare ist. Die Buchführung, als Kontrole und ideelle Zu-
sammenfassung des Processes wird um so nothwendiger, jemehr der Pro-
cess auf gesellschaftlicher Stufenleiter vorgeht und den rein individuellen
Charakter verliert; also nothwendiger in der kapitalistischen Produktion
als in der zersplitterten des Handwerks- und Bauernbetriebs, nothwendiger
bei gemeinschaftlicher Produktion als bei kapitalistischer. Die Kosten der
Buchführung reduciren sich aber mit der Koncentration der Produktion,
und jemehr sie sich in gesellschaftliche Buchführung verwandelt.
Es handelt sich hier nur um den allgemeinen Charakter der Cirku-
lationskosten, die aus der blossen formellen Metamorphose entspringen.
Es ist hier überflüssig, auf alle ihre Detailformen einzugehn. Wie aber
der reinen Formverwandlung des Werths angehörige, also aus der be-
stimmten gesellschaftlichen Form des Produktionsprocesses entspringende
[112] Formen, die bei dem individuellen Waarenproducenten nur verschwindende
und kaum bemerkbare Momente sind, neben seinen produktiven Funktionen
herlaufen oder sich mit ihnen verschlingen — wie diese als massenhafte
Cirkulationskosten die Augen frappiren können, sieht man beim blossen
Einnehmen und Ausgeben von Geld, sobald es als ausschliessliche
Funktion von Banken etc. oder des Kassirers in individuellen Ge-
schäften, verselbständigt und auf grosser Stufenleiter koncentrirt ist.
Was festzuhalten, ist, dass diese Cirkulationskosten durch die veränderte
Gestalt ihren Charakter nicht ändern.
3) Geld.
Ob ein Produkt als Waare oder nicht als Waare producirt wird,
es ist stets stoffliche Gestalt von Reichthum, Gebrauchswerth, bestimmt,
in die individuelle oder produktive Konsumtion einzugehn. Als Waare
existirt sein Werth ideell im Preise, der an seiner wirklichen Gebrauchs-
gestalt nichts ändert. Dass aber bestimmte Waaren, wie Gold und Silber,
als Geld fungiren und als solche ausschliesslich den Cirkulationsprocess be-
hausen (auch als Schatz, Reserve etc. bleiben sie, obwohl latent, in der
Cirkulationssphäre) ist ein reines Produkt der bestimmten gesellschaftlichen
Form des Produktionsprocesses, der Produktionsprocess von Waaren ist. Da auf
Grundlage der kapitalistischen Produktion Waare die allgemeine Gestalt des Pro-
dukts wird, und die grösste Masse des Produkts als Waare producirt wird und
daher die Geldform annehmen muss, da also die Waarenmasse, der als Waare
fungirende Theil des gesellschaftlichen Reichthums fortwährend wächst —
so nimmt hier auch der Umfang des als Cirkulationsmittel, Zahlungs-
mittel, Reserve etc. fungirenden Golds und Silbers zu. Diese als Geld
fungirenden Waaren gehn weder in die individuelle noch in die pro-
duktive Konsumtion ein. Es ist gesellschaftliche Arbeit, in einer Form
fixirt, worin sie als blosse Cirkulationsmaschine dient. Ausserdem dass
ein Theil des gesellschaftlichen Reichthums in diese unproduktive Form ge-
bannt ist, erheischt der Verschleiss des Geldes beständigen Ersatz desselben
oder Umwandlung von mehr gesellschaftlicher Arbeit — in Produktform —
in mehr Gold und Silber. Diese Ersatzkosten sind bei kapitalistisch ent-
wickelten Nationen bedeutend, weil überhaupt der in Form des Gelds ge-
bannte Theil des Reichthums umfangreich ist. Gold und Silber, als Geld-
waaren, bilden für die Gesellschaft Cirkulationskosten die nur aus der ge-
sellschaftlichen Form der Produktion entspringen. Es sind faux frais der
[113] Waarenproduktion überhaupt, die mit der Entwicklung der Waarenpro-
duktion, und besonders der kapitalistischen Produktion, wachsen. Es ist
ein Theil des gesellschaftlichen Reichthums, der dem Cirkulationsprocess
geopfert werden muss.13)
II. Aufbewahrungskosten.
Cirkulationskosten, die aus dem blossen Formwechsel des Werths, aus
der Cirkulation ideell betrachtet, hervorgehn, gehn nicht in den Werth der
Waaren ein. Die in ihnen verausgabten Kapitaltheile bilden blosse Ab-
züge von dem produktiv verausgabten Kapital, soweit der Kapitalist be-
trachtet wird. Von andrer Natur sind die Cirkulationskosten die wir jetzt
betrachten. Sie können aus Produktionsprocessen entspringen, die nur
in der Cirkulation fortgesetzt werden, deren produktiver Charakter also
durch die Cirkulationsform nur versteckt ist. Sie können andrerseits, ge-
sellschaftlich betrachtet, blosse Kosten, unproduktive Verausgabung, sei es
lebendiger, sei es vergegenständlichter Arbeit sein, aber doch eben dadurch
für den individuellen Kapitalisten werthbildend wirken, einen Zusatz zum
Verkaufspreis seiner Waare bilden. Dies folgt schon daraus, dass diese
Kosten in verschiednen Produktionssphären und stellenweise für verschiedne
individuelle Kapitale innerhalb derselben Produktionssphäre verschieden sind.
Durch ihren Zusatz zum Preis der Waare werden sie in dem Maß ver-
theilt, worin sie auf die individuellen Kapitalisten fallen. Aber alle Arbeit,
die Werth zusetzt, kann auch Mehrwerth zusetzen und wird auf kapitalistischer
Grundlage immer Mehrwerth zusetzen, da der Werth, den sie bildet,
von ihrer eignen Größe, der Mehrwerth, den sie bildet, von dem
Umfang abhängt, worin der Kapitalist sie bezahlt. Kosten also, die
die Waare vertheuern, ohne ihr Gebrauchswerth zuzusetzen, für die
Gesellschaft also zu den faux frais der Produktion gehören, können für den
individuellen Kapitalisten Quelle der Bereicherung bilden. Andrerseits, so-
weit der Zusatz, den sie dem Preis der Waare hinzufügen, diese Cirku-
lationskosten nur gleichmässig vertheilt, hört ihr unproduktiver Charakter
Marx, Kapital II. 8
[114] dadurch nicht auf. Z. B. Assekuranzgesellschaften vertheilen die Verluste
individueller Kapitalisten unter die Kapitalistenklasse. Dies verhindert je-
doch nicht, dass die so ausgeglichnen Verluste nach wie vor, das gesell-
schaftliche Gesammtkapital betrachtet, Verluste sind.
1) Vorrathbildung überhaupt.
Während seines Daseins als Waarenkapital oder seines Aufenthalts
auf dem Markt, also so lange es sich in dem Intervall befindet zwischen
dem Produktionsprocess, aus dem es herauskommt, und dem Konsumtions-
process, in den es eingeht, bildet das Produkt Waarenvorrath. Als Waare
auf dem Markt, und daher in der Gestalt des Vorraths, erscheint das
Waarenkapital doppelt in jedem Kreislauf, einmal als Waarenprodukt des
processirenden Kapitals selbst, dessen Kreislauf betrachtet wird; das andre
Mal dagegen als Waarenprodukt eines andren Kapitals, das sich auf dem
Markt vorfinden muss, um gekauft und in produktives Kapital verwandelt
zu werden. Allerdings ist es möglich, dass dies letztre Waarenkapital
erst auf Bestellung producirt wird. Dann findet Unterbrechung statt, so
lange bis es producirt ist. Der Fluss des Produktions- und Repro-
duktionsprocesses erheischt jedoch, dass eine Masse Waaren (Produktions-
mittel) sich beständig auf dem Markt vorfindet, also Vorrath bildet. Ebenso
umfasst das produktive Kapital den Ankauf der Arbeitskraft, und die
Geldform ist hier nur die Werthform von Lebensmitteln, die der Arbeiter
großentheils [auf] dem Markt vorfinden muss. Wir gehn im Fortgang
dieses Paragraphen näher hierauf ein. Hier ist bereits dieser Punkt ge-
wonnen. Stellen wir uns auf den Standpunkt des processirenden Kapital-
werths, der sich in Waarenprodukt verwandelt hat und nun verkauft oder
in Geld rückverwandelt werden muss, der also jetzt als Waarenkapital auf
dem Markt fungirt, so ist der Zustand, worin es Vorrath bildet, ein
zweckwidriger unfreiwilliger Aufenthalt auf dem Markt. Je rascher ver-
kauft, desto flüssiger der Reproduktionsprocess. Der Aufenthalt in der
Formverwandlung W' — G' hindert den realen Stoffwechsel, der im Kreis-
lauf des Kapitals vorgehn muss, wie seine weitere Funktion als pro-
duktives Kapital. Andrerseits für G — W erscheint das beständige Vor-
handensein der Waare auf dem Markt, der Waarenvorrath, als Bedingung
des Flusses des Reproduktionsprocesses wie der Anlage von neuem oder
zusätzlichem Kapital.
[115]
Das Verharren des Waarenkapitals als Waarenvorrath auf dem Markt
erheischt Baulichkeiten, Magazine, Reservoirs der Waaren, Waarenlager,
also Auslage von konstantem Kapital; ebenso Zahlung von Arbeitskräften
zur Einmagazinirung der Waaren in ihre Reservoirs. Ausserdem ver-
derben die Waaren und sind schädlichen elementaren Einflüssen ausgesetzt.
Zum Schutz davor ist zusätzliches Kapital auszulegen, theils in Arbeits-
mitteln, in gegenständlicher Form, theils in Arbeitskraft.14)
Das Dasein des Kapitals in seiner Form als Waarenkapital und daher
als Waarenvorrath verursacht also Kosten, die, da sie nicht der Pro-
duktionssphäre angehören, zu den Cirkulationskosten zählen. Diese Cir-
kulationskosten unterscheiden sich von den sub I aufgeführten dadurch,
dass sie in gewissem Umfang in den Werth der Waaren eingehn, also
die Waare vertheuern. Unter allen Umständen sind Kapital und Arbeits-
kraft, die zur Erhaltung und Aufbewahrung des Waarenvorraths dienen,
dem direkten Produktionsprocess entzogen. Andrerseits müssen die hier
angewandten Kapitale, Arbeitskraft eingerechnet als Bestandtheil des Ka-
pitals, aus dem gesellschaftlichen Produkt ersetzt werden. Ihre Auslage
wirkt daher wie eine Verminderung der Produktionskraft der Arbeit, so-
dass ein grösseres Quantum Kapital und Arbeit erheischt ist, um einen
bestimmten Nutzeffekt zu erzielen. Es sind Unkosten.
Soweit nun die, durch die Bildung des Waarenvorraths bedingten
Cirkulationskosten nur aus der Zeitdauer der Verwandlung vorhandner
Werthe aus Waarenform in Geldform, also nur aus der bestimmten ge-
sellschaftlichen Form des Produktionsprocesses entspringen (nur daraus,
dass das Produkt als Waare producirt wird und daher auch die Verwand-
lung in Geld durchmachen muss) — theilen sie ganz den Charakter der
8*
[116] sub I aufgezählten Cirkulationskosten. Andrerseits wird der Werth der
Waaren hier nur konservirt, resp. vermehrt, weil der Gebrauchswerth, das
Produkt selbst, unter bestimmte gegenständliche Bedingungen versetzt
wird, die Kapitalauslage kosten; und Operationen unterworfen wird, die
zusätzliche Arbeit auf die Gebrauchswerthe wirken lassen. Die Berech-
nung der Waarenwerthe, die Buchführung über diesen Process, die Kauf-
und Verkaufshändel dagegen wirken nicht auf den Gebrauchswerth, worin
der Waarenwerth existirt. Sie haben es nur mit seiner Form zu thun.
Obgleich daher in dem vorausgesetzten Fall diese Unkosten der Vorrath-
bildung (die hier unfreiwillig ist) bloss aus einem Aufenthalt der Form-
verwandlung und aus der Nothwendigkeit derselben entspringen, so unter-
scheiden sie sich dennoch von den Unkosten sub I dadurch, dass ihr
Gegenstand selbst nicht die Formverwandlung des Werths, sondern die Er-
haltung des Werths ist, der in der Waare, als Produkt, Gebrauchswerth,
existirt und daher nur durch die Erhaltung des Produkts, des Gebrauchs-
werths selbst erhalten werden kann. Der Gebrauchswerth wird hier weder
erhöht noch vermehrt, im Gegentheil er nimmt ab. Aber seine Abnahme
wird beschränkt und er wird erhalten. Auch der vorgeschossne, in der
Waare existirende Werth wird hier nicht erhöht. Aber neue Arbeit, ver-
gegenständlichte und lebendige, wird hinzugesetzt.
Es ist nun weiter zu untersuchen wie weit diese Unkosten aus dem
eigenthümlichen Charakter der Waarenproduktion überhaupt und der
Waarenproduktion in ihrer allgemeinen, absoluten Form hervorgehn, d. h.
der kapitalistischen Waarenproduktion; wie weit sie andrerseits aller gesell-
schaftlichen Produktion gemeinsam sind und hier nur innerhalb der kapi-
talistischen Produktion eine besondre Gestalt annehmen, eine besondre
Erscheinungsform.
A. Smith hat die fabelhafte Ansicht aufgestellt, dass die Vorrath-
bildung ein der kapitalistischen Produktion eigenthümliches Phänomen
sei.15) Neuere Oekonomen, z. B. Lalor, behaupten umgekehrt, dass sie
mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion abnimmt. Sismondi
betrachtet dies sogar als eine Schattenseite der letztren.
In der That existirt der Vorrath in drei Formen: in der Form des
produktiven Kapitals, in der Form des individuellen Konsumtionsfonds,
und in Form des Waarenvorraths oder Waarenkapitals. Der Vorrath in
[117] der einen Form nimmt relativ ab, wenn er in der andren Form zunimmt,
obgleich er seiner absoluten Grösse nach in allen drei Formen gleich-
zeitig wachsen mag.
Es ist von vornherein klar, dass wo die Produktion direkt auf die
Befriedigung des Selbstbedarfs gerichtet ist und nur zum geringern Theil
für den Austausch oder Verkauf producirt wird, also das gesellschaft-
liche Produkt gar nicht oder nur zum kleinern Theil die Form der
Waare annimmt, der Vorrath in der Form der Waare oder Waarenvorrath
nur einen geringen und verschwindenden Theil des Reichsthums bildet.
Der Konsumtionsfonds ist aber hier relativ gross, namentlich der eigent-
lichen Lebensmittel. Man hat nur alterthümliche Bauernwirthschaft an-
zusehn. Ein überwiegender Theil des Produkts verwandelt sich hier un-
mittelbar, ohne Waarenvorrath zu bilden — eben weil er in der Hand
seines Besitzers bleibt — in vorräthige Produktionsmittel oder Lebens-
mittel. Er nimmt nicht die Form des Waarenvorraths an und eben des-
wegen existirt in Gesellschaften, die auf solcher Produktionsweise ge-
gründet sind, nach A. Smith kein Vorrath. A. Smith verwechselt die
Form des Vorraths mit dem Vorrath selbst [und] glaubt, dass die Gesell-
schaft bisher von der Hand in den Mund lebte oder sich auf den Zufall
des folgenden Tages verliess.16) Es ist ein kindisches Missverständniss.
[118]
Vorrath in der Form des produktiven Kapitals existirt in der Form
von Produktionsmitteln, die sich bereits im Produktionsprocess befinden oder
wenigstens in der Hand des Producenten, also latent schon im Produk-
tionsprocess. Man hat früher gesehn, dass mit der Entwicklung der
Produktivität der Arbeit, also auch mit der Entwicklung der kapita-
listischen Produktionsweise — welche die gesellschaftliche Produktivkraft
der Arbeit mehr entwickelt als alle früheren Produktionsweisen — die
Masse der in der Form von Arbeitsmitteln dem Process ein für allemal
einverleibten und stets wiederholt, während längrer oder kürzrer Periode
in ihm fungirenden Produktionsmittel (Gebäude, Maschinen etc.) beständig
wächst, und dass ihr Wachsthum sowohl Voraussetzung wie Wirkung der
Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit ist. Das
nicht nur absolute, sondern relative Wachsthum des Reichthums in dieser
Form (vergl. Buch I, Kap. XXIII, 2) charakterisirt vor allem die ka-
pitalistische Produktionsweise. Die stofflichen Existenzformen des kon-
stanten Kapitals, die Produktionsmittel, bestehn aber nicht nur aus der-
artigen Arbeitsmitteln, sondern auch aus Arbeitsmaterial auf den ver-
schiedensten Stufen der Verarbeitung und aus Hülfsstoffen. Mit der
Stufenleiter der Produktion und der Steigerung der Produktivkraft der
Arbeit durch Kooperation, Theilung, Maschinerie u. s. w. wächst die
Masse des Rohmaterials, der Hülfsstoffe etc., die in den täglichen Repro-
duktionsprocess eingehn. Diese Elemente müssen in der Produktionsstätte
bereit liegen. Der Umfang dieses in der Form von produktiven Kapital
existirenden Vorraths wächst also absolut. Damit der Process fliesse —
ganz davon abgesehn, ob dieser Vorrath täglich oder nur in bestimmten
Terminen erneuert werden kann — muss stets mehr Anhäufung von Roh-
stoff etc. in der Produktionsstätte bereit liegen, als z. B. täglich oder
wöchentlich verbraucht wird. Die Kontinuität des Processes erheischt,
dass das Dasein seiner Bedingungen weder abhänge von möglicher Unter-
brechung bei täglichen Einkäufen, noch davon, dass das Waarenprodukt
täglich oder wöchentlich verkauft werde und daher nur unregelmäßig
in seine Produktionselemente rückverwandelbar sei. Indess kann offenbar
das produktive Kapital in sehr verschiednem Umfang latent sein oder Vor-
rath bilden. Es macht z. B. grossen Unterschied, ob der Spinner Baumwolle
oder Kohlen für drei Monate oder für einen parat liegen haben muss. Man
sieht, dass dieser Vorrath relativ abnehmen kann, obgleich er absolut zunimmt.
[119]
Es hängt dies von verschiednen Bedingungen ab, die alle im wesent-
lichen hinauskommen auf die grössre Geschwindigkeit, Regelmässigkeit
und Sicherheit, womit die nöthige Masse von Rohstoff stets so zugeführt
werden kann, dass nie Unterbrechung entsteht. Je weniger diese Be-
dingungen erfüllt sind, je geringer also Sicherheit, Regelmäßigkeit und
Geschwindigkeit der Zufuhr, desto grösser muss der latente Theil des
produktiven Kapitals, d. h. der noch seine Verarbeitung erwartende
Vorrath von Rohstoffen u. s. w. in der Hand des Producenten sein. Diese
Bedingungen stehn im umgekehrten Verhältniss zur Entwicklungshöhe der
kapitalistischen Produktion und daher der Produktivkraft der gesellschaft-
lichen Arbeit. Also auch der Vorrath in dieser Form.
Indess ist das, was hier als Abnahme des Vorraths erscheint (z. B.
bei Lalor), zum Theil nur Abnahme des Vorraths in der Form des
Waarenkapitals oder des eigentlichen Waarenvorraths; also bloss Form-
wechsel desselben Vorraths. Ist z. B. die Masse Kohlen, die täglich im
Lande selbst producirt wird, also Umfang und Energie der Kohlenpro-
duktion, gross, so braucht der Spinner kein grosses Kohlenlager um die
Kontinuität seiner Produktion zu sichern. Die beständige sichere Er-
neuerung der Kohlenzufuhr macht dies überflüssig. Zweitens: Die Ge-
schwindigkeit, womit das Produkt eines Processes als Produktionsmittel
in einen andren Process übergehn kann, hängt ab von der Entwicklung
der Transport- und Kommunikationsmittel. Die Wohlfeilheit des Trans-
ports spielt grosse Rolle dabei. Der beständig erneuerte Transport z. B.
von Kohlen von der Grube zur Spinnerei wäre theurer als die Versorgung
mit einer grössren Kohlenmasse für längre Zeit bei relativ wohlfeilerm
Transport. Diese beiden bisher betrachteten Umstände gehn aus dem Pro-
duktionsprocess selbst hervor. Drittens wirkt ein die Entwicklung des
Kreditsystems. Je weniger der Spinner für Erneuerung seiner Vorräthe
an Baumwolle, Kohle etc. vom unmittelbaren Verkauf seines Garns ab-
hängt — und je entwickelter das Kreditsystem, je geringer ist diese un-
mittelbare Abhängigkeit — desto kleiner kann die relative Grösse dieser
Vorräthe sein, um eine von den Zufällen des Garnverkaufs unabhängige
kontinuirliche Garnproduktion auf gegebner Stufenleiter zu sichern. Vier-
tens aber bedürfen viele Rohstoffe, Halbfabrikate etc. längrer Zeitperioden
zu ihrer Produktion, und namentlich gilt dies von allen Rohstoffen, die
die Agrikultur liefert. Soll keine Unterbrechung des Produktionsprocesses
[120] stattfinden, so muss also ein bestimmter Vorrath derselben vorhanden sein
für den ganzen Zeitabschnitt, worin Neuprodukt nicht die Stelle des alten
ersetzen kann. Nimmt dieser Vorrath ab in der Hand des industriellen
Kapitalisten, so beweist das nur, dass er in der Form des Waarenvorraths
in der Hand des Kaufmanns zunimmt. Die Entwicklung der Transport-
mittel z. B. gestattet die im Importhafen liegende Baumwolle rasch von
Liverpool nach Manchester überzuführen, sodass der Fabrikant, je nach
Bedarf, in relativ kleinen Portionen seinen Baumwollvorrath erneuern kann.
Aber dann liegt dieselbe Baumwolle in um so grössren Massen als Waaren-
vorrath in der Hand von Kaufleuten zu Liverpool. Es ist also blosser
Formwechsel des Vorraths, was Lalor und Andre übersehn haben. Und,
das gesellschaftliche Kapital betrachtet, befindet sich hier nach wie vor
dieselbe Produktmasse in der Form des Vorraths. Für ein einzelnes
Land nimmt der Umfang, worin z. B. die für das Jahr nöthige Masse
bereit sein muss, ab mit der Entwicklung der Transportmittel. Gehn
viele Dampf- und Segelschiffe zwischen Amerika [und] England, so vermehren
sich die Gelegenheiten der Erneuerung des Baumwollvorraths für England
und nimmt also die Masse des Baumwollvorraths ab, die durchschnittlich
in England lagern muss. Ebenso wirkt die Entwicklung des Weltmarkts
und daher die Vervielfachung der Bezugsquellen desselben Artikels. Der
Artikel wird stückweis von verschiednen Ländern und in verschiednen Zeit-
terminen zugeführt.
2) Eigentlicher Waarenvorrath.
Man hat bereits gesehn: auf Grundlage der kapitalistischen Pro-
duktion wird die Waare zur allgemeinen Form des Produkts, und je mehr
jene sich nach Umfang und Tiefe entwickelt, desto mehr. Es existirt
also — selbst bei gleichem Umfang der Produktion — ein ungleich
größrer Theil des Produkts als Waare, im Vergleich, sei es zu frühern
Produktionsweisen, sei es zur kapitalistischen Produktionsweise auf minder
entwickeltem Grad. Alle Waaren aber — also auch alles Waaren-
kapital, welches nur Waare ist, aber Waare als Daseinsform des Kapital-
werths — soweit sie aus ihrer Produktionssphäre nicht unmittelbar in
die produktive oder individuelle Konsumtion eingeht, also im Intervall
auf dem Markt sich befindet, bildet ein Element des Waarenvorraths.
An und für sich — bei gleichbleibendem Umfang der Produktion —
wächst daher der Waarenvorrath (d. h. diese Verselbständigung und Fixi-
[121] rung der Waarenform des Produkts) mit der kapitalistischen Produktion.
Man hat bereits gesehn, dass dies nur Formwechsel des Vorraths ist,
d. h. dass auf der einen Seite der Vorrath in Waarenform zunimmt, weil
er auf der andren Seite in der Form von direktem Produktions- oder
Konsumtionsvorrath abnimmt. Es ist nur eine veränderte gesellschaftliche
Form des Vorraths. Wenn zugleich nicht nur die relative Grösse des
Waarenvorraths im Verhältniss zum gesellschaftlichen Gesammtprodukt zu-
nimmt, sondern auch seine absolute Grösse, so, weil mit der kapitalisti-
schen Produktion die Masse des Gesammtprodukts wächst.
Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion wird die Stufen-
leiter der Produktion in stets geringrem Grad durch die unmittelbare
Nachfrage nach dem Produkt bestimmt, und in stets größrem durch den
Umfang des Kapitals, worüber der individuelle Kapitalist verfügt, durch
den Verwerthungstrieb seines Kapitals und die Nothwendigkeit der Kon-
tinuität und der Ausdehnung seines Produktionsprocesses. Damit wächst
nothwendig in jedem besondren Produktionszweig die Produktmasse, die
sich als Waare auf dem Markt befindet oder nach Absatz sucht. Es
wächst die in der Form des Waarenkapitals kürzer oder länger fixirte
Kapitalmasse. Es wächst daher der Waarenvorrath.
Endlich wird der grösste Theil der Gesellschaft in Lohnarbeiter
verwandelt, Leute, die aus der Hand in den Mund leben, ihren Lohn
wöchentlich empfangen und täglich ausgeben, die also ihre Lebensmittel
als Vorrath vorfinden müssen. So sehr dle einzelnen Elemente dieses
Vorraths fliessen mögen, muss ein Theil derselben doch beständig stocken,
damit der Vorrath stets in Fluss bleiben kann.
Alle diese Momente gehn hervor aus der Form der Produktion und
der in ihr einbegriffenen Formverwandlung, die das Produkt im Cirkula-
tionsprocess durchlaufen muss.
Welches immer die gesellschaftliche Form des Produktenvorraths,
seine Aufbewahrung erfordert Kosten: Baulichkeiten, Gefässe u. s. w.,
welche die Behälter des Produkts bilden; ebenso Produktionsmittel und
Arbeit, mehr oder weniger je nach der Natur des Produkts, die veraus-
gabt werden müssen zur Abwehr störender Einflüsse. Jemehr die Vor-
räthe gesellschaftlich koncentrirt, desto relativ kleiner sind diese Kosten.
Diese Auslagen bilden stets einen Theil gesellschaftlicher Arbeit, sei es
in vergegenständlichter oder lebendiger Form — also in der kapitalisti-
[122] schen Form Kapitalauslagen — die nicht in die Produktbildung selbst ein-
gehn, also Abzüge vom Produkt. Sie sind nothwendig, Unkosten des
gesellschaftlichen Reichthums. Sie sind die Erhaltungskosten des ge-
sellschaftlichen Produkts, ob seine Existenz als Element des Waarenvor-
raths nun bloss der gesellschaftlichen Form der Produktion, also der
Waarenform und ihrer nothwendigen Formverwandlung entspringe, oder
ob wir den Waarenvorrath nur als eine Specialform des Produktenvor-
raths betrachten, der allen Gesellschaften gemeinsam, wenn auch nicht
in der Form des Waarenvorraths, dieser dem Cirkulationsprocess angehörigen
Form desselben.
Es fragt sich nun, wie weit diese Kosten in den Werth der Waaren
eingehn.
Wenn der Kapitalist sein in Produktionsmitteln und Arbeitskraft
vorgeschossnes Kapital in Produkt verwandelt hat, in eine fertige zum
Verkauf bestimmte Waarenmasse, und diese bleibt unverkäuflich lagern,
so stockt nicht nur der Verwerthungsprocess seines Kapitals während
dieser Zeit. Die Ausgaben, welche die Erhaltung dieses Vorraths in
Baulichkeiten, zusätzlicher Arbeit etc. erheischt, bilden positiven Verlust.
Der schliessliche Käufer würde ihn auslachen, wenn er sagte: Meine
Waare war während sechs Monaten unverkaufbar und ihre Erhaltung wäh-
rend dieser sechs Monate hat mir nicht nur so und so viel Kapital brach-
gelegt, sondern ausserdem x = Unkosten verursacht. Tant pis pour vous,
sagt der Käufer. Da neben Euch steht ein andrer Verkäufer, dessen
Waare erst vorgestern fertig geworden ist. Eure Waare ist ein Laden-
hüter und wahrscheinlich mehr oder minder angenagt vom Zahn der Zeit.
Ihr müsst also wohlfeiler verkaufen als Euer Rival. — Ob der Waaren-
producent der wirkliche Producent seiner Waare, oder ihr kapitalistischer
Producent, in der That also nur Repräsentant ihrer wirklichen Produ-
centen, ändert nichts an den Lebensbedingungen der Waare. Er hat seine
Sache in Geld zu verwandeln. Die Unkosten, die ihre Fixirung in ihrer
Waarenform ihm verursacht, gehören zu seinen individuellen Abenteuern,
die den Käufer der Waare nichts angehn. Dieser zahlt ihm nicht die
Cirkulationszeit seiner Waare. Selbst wenn der Kapitalist seine Waare
absichtlich vom Markt zurückhält, in Zeiten wirklicher oder vermutheter
Werthrevolution, so hängt es ab vom Eintreffen dieser Werthrevolution,
von der Richtigkeit oder Unrichtigkeit seiner Spekulation, ob er die zu-
[123] sätzlichen Unkosten realisirt. Aber die Werthrevolution ist keine Folge
seiner Unkosten. Soweit also die Vorrathbildung Cirkulationsstockung,
setzen die dadurch verursachten Kosten der Waare keinen Werth zu.
Andrerseits kann kein Vorrath vorhanden sein ohne Aufenthalt in der
Cirkulationssphäre, ohne Verharren, länger oder kürzer, des Kapitals in
seiner Waarenform; also kein Vorrath ohne Cirkulationsstockung, ganz
wie kein Geld cirkuliren kann ohne Geldreserve-Bildung. Also ohne den
Waarenvorrath keine Waarencirkulation. Tritt diese Nothwendigkeit dem
Kapitalisten nicht in W' — G', so tritt sie ihm in G — W entgegen;
nicht für sein Waarenkapital, aber für das Waarenkapital andrer Kapitalisten
die Produktionsmittel für ihn und Lebensmittel für seine Arbeiter produciren.
Ob die Vorrathbildung freiwillig oder unfreiwillig, d. h. ob der
Waarenproducent absichtlich einen Vorrath hält, oder ob seine Waaren
Vorrath bilden in Folge des Widerstands, den die Umstände des Cirku-
lationsprocesses selbst ihrem Verkauf entgegenstellen, scheint an dem
Wesen der Sache nichts ändern zu können. Doch ist zur Lösung dieser
Frage nützlich zu wissen, was die freiwillige von der unfreiwilligen Vor-
rathbildung unterscheidet. Die unfreiwillige Bildung des Vorraths ent-
springt aus, oder ist identisch mit, einer Cirkulationsstockung, die vom
Wissen des Waarenproducenten unabhängig ist und seinem Willen in die
Quere kommt. Was charakterisirt die freiwillige Vorrathbildung? Nach
wie vor sucht der Verkäufer seine Waare so rasch wie möglich loszu-
schlagen. Er bietet stets das Produkt als Waare feil. Entzöge er es
dem Verkauf, so bildete es nur mögliches (δυνάμει) kein effektives
(ἐνεϱγείᾳ) Element des Waarenvorraths. Die Waare als solche ist ihm
nach wie vor nur Träger ihres Tauschwerths, und als solcher kann sie
nur wirken durch und nach Abstreifung ihrer Waarenform und Annahme
der Geldform.
Der Waarenvorrath muss einen gewissen Umfang haben, um wäh-
rend einer gegebnen Periode zu genügen für den Umfang der Nachfrage.
Es wird dabei gerechnet auf beständige Ausdehnung des Kreises der
Käufer. Um z. B. während eines Tags auszureichen, muss ein Theil
der auf dem Markt befindlichen Waaren beständig in der Waarenform
ausharren, während der andre fliesst, sich in Geld verwandelt. Der Theil
der stockt, während der andre fliesst, nimmt zwar beständig ab, wie der
Umfang des Vorraths selbst abnimmt, bis er schliesslich ganz verkauft ist.
[124] Die Waarenstockung ist hier also berechnet als nothwendige Bedingung
des Verkanfs der Waare. Der Umfang muss ferner grösser sein als der
mittlere Verkauf oder der Umfang der mittleren Nachfrage. Die Ueber-
schüsse über dieselben könnten sonst nicht befriedigt werden. Andrer-
seits muss der Vorrath beständig erneuert werden, weil er sich beständig
auflöst. Diese Erneurung kann in letzter Instanz nur aus der Pro-
duktion herkommen, aus einer Zufuhr von Waare. Ob diese vom Aus-
land kommt oder nicht, ändert nichts an der Sache. Die Erneurung
hängt ab von den Perioden, die die Waaren zu ihrer Reproduktion
brauchen. Während dieser Zeit muss der Waarenvorrath ausreichen.
Dass er nicht in der Hand des ursprünglichen Producenten bleibt, son-
dern durch verschiedne Reservoirs läuft, vom grossen Kaufmann bis zum
Detailverkäufer, ändert nur die Erscheinung, nicht die Sache selbst.
Gesellschaftlich betrachtet, befindet sich nach wie vor ein Theil des Kapi-
tals in der Form des Waarenvorraths, so lange die Waare nicht in die
produktive oder individuelle Konsumtion eingegangen ist. Der Producent
selbst sucht einen seiner durchschnittlichen Nachfrage entsprechenden
Lagerbestand zu haben, um nicht unmittelbar von der Produktion ab-
zuhängen, und um sich einen beständigen Kreis von Kunden zu sichern.
Den Produktionsperioden entsprechend bilden sich Kauftermine und bildet
die Waare während längrer oder kürzrer Zeit Vorrath, bis sie durch neue
Exemplare derselben Art ersetzt werden kann. Nur durch diese Vorrath-
bildung ist die Beständigkeit und Kontinuität des Cirkulationsprocesses,
und daher des Reproduktionsprocesses, die den Cirkulationsprocess ein-
schliesst, gesichert.
Man muss sich erinnern: W' — G' kann für den Producenten von
W vollzogen sein, obgleich W sich noch auf dem Markt befindet. Wollte
der Producent selbst seine eigne Waare auf Lager halten bis sie an den
definitiven Konsumenten verkauft ist, so müsste er ein doppeltes Kapital
in Bewegung setzen, eins als Producent der Waare, das andre als Kauf-
mann. Für die Waare selbst — betrachtet, sei es als einzelne Waare
oder als Bestandtheil des gesellschaftlichen Kapitals — ändert es nichts
an der Sache, ob die Kosten der Vorrathbildung auf ihren Producenten
fallen oder auf eine Reihe Kaufleute von A bis Z.
Soweit der Waarenvorrath nichts ist als die Waarenform des Vor-
raths, der auf gegebner Stufenleiter der gesellschaftlichen Produktion
[125] entweder als produktiver Vorrath (latenter Produktionsfonds) oder als Kon-
sumtionsfonds (Reserve von Konsumtionsmitteln) existiren würde, wenn er
nicht als Waarenvorrath existirte, sind auch die Kosten, die die Erhal-
tung des Vorraths erheischt, also die Kosten der Vorrathbildung — d. h.
die hierauf verwandte vergegenständlichte oder lebendige Arbeit — bloss
transponirte Kosten der Erhaltung, sei es des gesellschaftlichen Produk-
tionsfonds, sei es des gesellschaftlichen Konsumtionsfonds. Die Erhöhung
des Werths der Waare, die sie verursachen, vertheilt diese Kosten nur
gleichmässig auf die verschiednen Waaren, da dieselben für verschiedne
Waarensorten verschieden sind. Nach wie vor bleiben Kosten der Vor-
rathbildung Abzüge von dem gesellschaftlichen Reichthum, obgleich sie
eine Existenzbedingung desselben sind.
Nur soweit der Waarenvorrath Bedingung der Waarencirkulation,
und selbst eine in der Waarencirkulation nothwendig entstandne Form
ist, soweit diese scheinbare Stagnation also Form des Flusses selbst,
ganz wie Bildung von Geldreserve Bedingung der Geldcirkulation ist —
nur soweit ist sie normal. Sobald dagegen die in ihren Cirkulations-
reservoirs verweilenden Waaren der nacheilenden Wellen der Produktion
nicht Platz machen, die Reservoirs also überfüllt werden, dehnt sich der
Waarenvorrath aus in Folge der Cirkulationsstockung, ganz wie die
Schätze wachsen, wenn die Geldcirkulation stockt. Es ist dabei gleich-
gültig, ob diese Stockung in den Speichern des industriellen Kapitalisten
oder in den Lagerhäusern des Kaufmanns stattfindet. Der Waarenvorrath
ist dann nicht Bedingung des ununterbrochnen Verkaufs, sondern Folge
der Unverkäuflichkeit der Waaren. Die Kosten bleiben dieselben, aber,
da sie jetzt rein aus der Form entspringen, nämlich aus der Nothwendig-
keit, die Waaren in Geld zu verwandeln, und der Schwierigkeit dieser
Metamorphose, so gehn sie nicht ein in den Werth der Waare, sondern
bilden Abzüge, Werthverlust in der Realisirung des Werths. Da die
normale und die anormale Form des Vorraths sich der Form nach nicht
unterscheiden, und beides Cirkulationsstockungen sind, so können die
Phänomene verwechselt werden und umsomehr den Produktionsagenten selbst
täuschen, als für den Producenten der Cirkulationsprocess seines Kapitals
fliessen kann, obgleich der Cirkulationsprocess seiner Waaren, die in die
Hände der Kaufleute übergegangen sind, stockt. Schwillt der Umfang
der Produktion und Konsumtion, so, bei sonst gleichbleibenden Um-
[126] ständen, der Umfang des Waarenvorraths. Er wird ebenso rasch erneuert
und absorbirt, aber sein Umfang ist grösser. Der durch die Cirkulations-
stockung schwellende Umfang des Waarenvorraths kann also für ein
Symptom der Erweitrung des Reproduktionsprocesses versehn werden,
namentlich, sobald mit der Entwicklung des Kreditsystems die wirkliche
Bewegung mystificirt werden kann.
Die Kosten der Vorrathbildung bestehn 1) aus quantitativer Abnahme
der Produktmasse (z. B. bei Mehlvorrath; 2) Verderb der Qualität; 3) aus
der vergegenständlichten und lebendigen Arbeit, welche die Erhaltung des
Vorraths erheischt.
III. Transportkosten.
Es ist nicht nöthig, hier auf alle Details der Cirkulationskosten ein-
zugehn, wie z. B. Verpackung, Sortirung etc. Das allgemeine Gesetz ist,
dass alle Cirkulationskosten, die nur aus der Formverwand-
lung der Waare entspringen, dieser letztren keinen Werth
hinzusetzen. Es sind bloss Kosten zur Realisirung des Werths oder
zu seiner Uebersetzung aus einer Form in die andre. Das in diesen
Kosten ausgelegte Kapital (eingeschlossen die von ihm kommandirte Ar-
beit) gehört zu den faux frais der kapitalistischen Produktion. Der Er-
satz derselben muss aus dem Mehrprodukt geschehn und bildet, die
ganze Kapitalistenklasse betrachtet, einen Abzug vom Mehrwerth oder
Mehrprodukt, ganz wie für einen Arbeiter die Zeit, die er zum Einkauf
seiner Lebensmittel braucht, verlorne Zeit ist. Die Transportkosten spielen
aber eine zu wichtige Rolle, um sie hier nicht noch kurz zu betrachten.
Innerhalb des Kreislaufs des Kapitals und der Waarenmetamorphose,
welche einen Abschnitt desselben bildet, vollzieht sich der Stoffwechsel
der gesellschaftlichen Arbeit. Dieser Stoffwechsel mag den Raumwechsel
der Produkte bedingen, ihre wirkliche Bewegung von einem Ort zum
andren. Cirkulation von Waaren kann aber stattfinden ohne ihre physische
Bewegung und Produktentransport ohne Waarencirkulation, und selbst
ohne unmittelbaren Produktenaustausch. Ein Haus, welches A an B ver-
kauft, cirkulirt als Waare, aber es geht nicht spazieren. Bewegliche
Waarenwerthe, wie Baumwolle oder Roheisen, hocken auf demselben Waaren-
lager, zur selben Zeit, wo sie Dutzende von Cirkulationsprocessen durch-
laufen, gekauft und wieder verkauft werden von den Spekulanten.17) Was
[127] sich hier wirklich bewegt, ist der Eigenthumstitel an der Sache, nicht die
Sache selbst. Andrerseits spielte z. B. im Reich der Inka’s die Trans-
portindustrie eine grosse Rolle, obgleich das gesellschaftliche Produkt weder
als Waare cirkulirte, noch auch vermittelst des Tauschhandels vertheilt ward.
Wenn die Transportindustrie daher auf Grundlage der kapitalistischen
Produktion als Ursache von Cirkulationskosten erscheint, so ändert diese
besondre Erscheinungsform nichts an der Sache.
Produktmassen vermehren sich nicht durch ihren Transport. Auch
die durch ihn etwa bewirkte Veränderung ihrer natürlichen Eigenschaften
ist mit gewissen Ausnahmen kein beabsichtigter Nutzeffekt, sondern ein
unvermeidliches Uebel. Aber der Gebrauchswerth von Dingen verwirklicht
sich nur in ihrer Konsumtion, und ihre Konsumtion mag ihre Ortsver-
änderung nöthig machen, also den zusätzlichen Produktionsprocess der
Transportindustrie. Das in dieser angelegte produktive Kapital setzt
also den transportirten Produkten Werth zu, theils durch Werthüber-
tragung von den Transportmitteln, theils durch Werthzusatz vermittelst
der Transportarbeit. Dieser letztre Werthzusatz zerfällt, wie bei aller ka-
pitalistischen Produktion, in Ersatz von Arbeitslohn und in Mehrwerth.
Innerhalb jedes Produktionsprocesses spielt die Ortsveränderung des
Arbeitsgegenstands und die dazu nöthigen Arbeitsmittel und Arbeitskräfte
— Baumwolle z. B., die aus dem Kardirraum in den Spinnraum rückt,
Kohle, die aus dem Schacht auf die Oberfläche gehoben wird — grosse
Rolle. Der Uebergang des fertigen Produkts als fertige Waare aus einer
selbständigen Produktionsstätte in die andre, räumlich davon entfernte,
zeigt dasselbe Phänomen nur auf größrer Stufenleiter. Auf den Transport
der Produkte aus einer Produktionsstätte in eine andre folgt noch der der fer-
tigen Produkte aus der Produktionssphäre in die Konsumtionssphäre. Das Pro-
dukt ist erst fertig für die Konsumtion, sobald es diese Bewegung vollendet hat.
Es ist, wie früher gezeigt, allgemeines Gesetz der Waarenproduktion:
Die Produktivität der Arbeit und ihre Werthschöpfung stehn im umge-
kehrten Verhältniss. Wie von jeder andren, gilt dies von der Transport-
industrie. Je kleiner die Arbeitsmenge, todte und lebendige, welche der
Transport der Waare für gegebne Entfernung erheischt, desto grösser die
Produktivkraft der Arbeit, und umgekehrt.18)
[128]
Die absolute Werthgrösse, welche der Transport den Waaren zusetzt,
steht unter sonst gleichbleibenden Umständen im umgekehrten Verhältniss
zur Produktivkraft der Transportindustrie, und im direkten Verhältniss zu
den zu durchlaufenden Entfernungen.
Der relative Werththeil, den die Transportkosten, unter sonst gleich-
bleibenden Umständen, dem Preis der Waare zusetzen, steht in direktem
Verhältniss zu ihrer Raumgrösse und ihrem Gewicht. Die modificirenden
Umstände sind jedoch zahlreich. Der Transport erheischt z. B. grössre
oder geringre Vorsichtsmaßregeln, daher grössre oder geringre Ausgabe
von Arbeit und Arbeitsmitteln, je nach der relativen Zerbrechlichkeit, Ver-
gänglichkeit, Explodirbarkeit des Artikels. Hier entwickeln die Eisenbahn-
magnaten grössres Genie in phantastischer Speciesbildung als Botaniker
oder Zoologen. Die Klassifikatien der Güter auf englischen Eisenbahnen
z. B. füllt Bände und beruht dem allgemeinen Princip nach auf der Ten-
denz, die buntverschiednen natürlichen Eigenschaften der Güter in ebenso
zahlreiche Transportgebresten und obligate Prellereivorwände umzuwandeln.
„Glas, welches früher 11 £ per crate (eine Packkiste von bestimmtem
Rauminhalt) werth war, ist jetzt in Folge industrieller Fortschritte und
der Abschaffung der Glassteuer nur 2 £ werth, aber die Transportkosten
stehn so hoch wie früher, und höher bei Kanaltransport. Früher wurden
Glas und Glaswaaren für Bleiarbeiten innerhalb 50 Meilen von Birming-
ham zu 10 sh. per Tonne verführt. Jetzt ist der Transportpreis auf das
Dreifache erhöht unter dem Vorwand des Risikos von wegen Zerbrechlich-
keit des Artikels. Wer aber nicht zahlt, was wirklich bricht, ist die
18)
[129] Eisenbahndirektion.“19) Dass ferner der relative Werththeil, den die Trans-
portkosten einem Artikel zusetzen, im umgekehrten Verhältniss zu seinem
Werth steht, wird für die Eisenbahnmagnaten zum besondren Grund, einen
Artikel im direkten Verhältniss zu seinem Werth zu besteuern. Die Klagen
der Industriellen und Kaufleute über diesen Punkt kehren auf jeder Seite
der Zeugenaussagen des angeführten Berichts wieder.
Die kapitalistische Produktionsweise vermindert die Transportkosten
für die einzelne Waare durch die Entwicklung der Transport- und Kom-
munikationsmittel, wie durch die Koncentration — die Grösse der Stufen-
leiter — des Transports. Sie vermehrt den Theil der gesellschaftlichen
Arbeit, lebendiger und vergegenständlichter, der im Waarentransport ver-
ausgabt wird, zuerst durch Verwandlung der grossen Mehrzahl aller Pro-
dukte in Waaren, und sodann durch die Ersetzung lokaler durch entfernte
Märkte.
Das Cirkuliren, d. h. thatsächliche Umlaufen der Waaren im Raum
löst sich auf in den Transport der Waare. Die Transportindustrie bildet
einerseits einen selbständigen Produktionszweig, und daher eine besondre
Anlagesphäre des produktiven Kapitals. Andrerseits unterscheidet sie sich
dadurch, dass sie als Fortdauer eines Produktionsprocesses innerhalb
des Cirkulationsprocesses und für den Cirkulationsprocess erscheint.
Marx, Kapital II. 9
[130]
Zweiter Abschnitt.
Der Umschlag des Kapitals.
Siebentes Kapitel.
Umschlagszeit und Umschlagszahl.
Man hat gesehn: Die gesammte Cirkulationszeit eines gegebnen
Kapitals ist gleich der Summe seiner Umlaufszeit und seiner Produktions-
zeit. Es ist der Zeitabschnitt von dem Augenblick des Vorschusses des
Kapitalwerths in einer bestimmten Form bis zur Rückkehr des processi-
renden Kapitalwerths in derselben Form.
Der bestimmende Zweck der kapitalistischen Produktion ist stets
Verwerthung des vorgeschossnen Werths, ob dieser Werth nun in seiner
selbständigen Form, d. h. in der Geldform vorgeschossen sei, oder in
Waare, sodass seine Werthform im Preis der vorgeschossnen Waaren nur
ideelle Selbständigkeit besitzt. In beiden Fällen durchläuft dieser Ka-
pitalwerth während seines Kreislaufs verschiedne Existenzformen. Seine
Identität mit sich selbst wird konstatirt in den Büchern des Kapitalisten,
oder in der Form des Rechengelds.
Ob wir die Form G … G' nehmen oder die Form P … P, beide
Formen schliessen ein 1) dass der vorgeschossne Werth als Kapitalwerth
fungirt und sich verwerthet hat; 2) dass er zu der Form, worin er
seinen Process begann, nach Beschreibung desselben zurückgekehrt ist.
Die Verwerthung des vorgeschossnen Werths G und zugleich die Rückkehr
des Kapitals zu dieser Form (der Geldform) ist handgreiflich sichtbar in
G … G'. Aber dasselbe findet in der zweiten Form statt. Denn der
Ausgangspunkt von P ist das Vorhandensein der Produktionselemente,
[131] Waaren von gegebnem Werth. Die Form schliesst die Verwerthung dieses
Werths ein (W' und G') und die Rückkehr zu der ursprünglichen Form,
denn im zweiten P besitzt der vorgeschossne Werth wieder die Form der
Produktionselemente, worin er ursprünglich vorgeschossen war.
Man hat früher gesehn: „Hat die Produktion kapitalistische Form,
so die Reproduktion. Wie in der kapitalistischen Produktionsweise der
Arbeitsprocess nur als ein Mittel für den Verwerthungsprocess erscheint,
so die Reproduktion nur als ein Mittel den vorgeschossnen Werth als
Kapital zu reproduciren, d. h. als sich verwerthenden Werth.“ (Buch I,
Kap. XXI, S. 588.)
Die drei Formen I) G … G', II) P … P, und III) W' … W',
unterscheiden sich dadurch: In Form II (P … P) ist die Wieder-
erneurung des Processes, der Reproduktionsprocess, als wirklich, in Form I
aber nur der Möglichkeit nach ausdrückt. Aber beide unterscheiden sich
dadurch von Form III, dass der vorgeschossne Kapitalwerth — sei es
als Geld, sei es in der Gestalt der stofflichen Produktionselemente —
den Ausgangspunkt bildet und daher auch den Punkt der Rückkehr. In
G … G' ist die Rückkehr G' = G + g. Wird der Process auf der-
selben Stufenleiter erneuert, so bildet G wieder den Ausgangspunkt und
g geht nicht in ihn ein, sondern zeigt uns nur, dass G sich als Kapital
verwerthet und daher einen Mehrwerth g erzeugt, aber von sich abge-
stossen hat. In der Form P … P bildet der in der Form der Pro-
duktionselemente P vorgeschossne Kapitalwerth ebenfalls den Ausgangspunkt.
Die Form schliesst seine Verwerthung ein. Findet einfache Reproduktion
statt, so fängt derselbe Kapitalwerth, in derselben Form P, seinen Pro-
cess von neuem an. Findet Akkumulation statt, so eröffnet P' (der
Werthgrösse nach = G' = W') jetzt als vergrösserter Kapitalwerth den
Process. Aber er beginnt wieder mit dem vorgeschossnen Kapitalwerth
in der anfänglichen Form, wenn auch mit grössrem Kapitalwerth als
vorher. Dagegen in Form III beginnt der Kapitalwerth nicht als vor-
geschossner den Process, sondern als bereits verwertheter, als der ge-
sammte in der Form von Waaren befindliche Reichthum, wovon der vor-
geschossne Kapitalwerth nur ein Theil. Die letztre Form ist wichtig für
den dritten Abschnitt, wo die Bewegung der Einzelkapitale im Zusammen-
hang mit der Bewegung des gesellschaftlichen Gesammtkapitals aufgefasst
wird. Sie ist dagegen nicht zu benutzen für den Umschlag des Kapi-
9*
[132] tals, der stets beginnt mit dem Vorschuss von Kapitalwerth, sei es in
Form von Geld oder Waare, und stets die Rückkehr des kreisenden Ka-
pitalwerths bedingt in der Form, worin er vorgeschossen war. Von den
Kreisläufen I und II ist der erstre festzuhalten, soweit hauptsächlich der
Einfluss des Umschlags auf Mehrwerthbildung ins Auge gefasst wird; die
zweite, soweit sein Einfluss auf Produktbildung.
So wenig die Oekonomen die verschiednen Formen der Kreisläufe ge-
schieden, so wenig haben sie dieselben mit Bezug auf den Umschlag des
Kapitals getrennt betrachtet. Gewöhnlich wird die Form G … G' ge-
nommen, weil sie den einzelnen Kapitalisten beherrscht und ihm bei seiner
Rechnung dient, selbst wenn das Geld nur in der Gestalt des Rechen-
gelds Ausgangspunkt bildet. Andre gehn von der Auslage in Form der
Produktionselemente aus, bis Rückfluss erfolgt, wobei von der Form des
Rückflusses, ob in Waare oder Geld, gar nicht die Rede. Z. B.: „Der
ökonomische Cyklus, … d. h. der ganze Verlauf der Produktion, von
der Zeit wo die Auslage gemacht wird bis der Rückfluss erfolgt ist.“
(Economic Cycle, … the whole course of production, from the time
that outlays are made till returns are received. In agriculture seedtime
is its commencement, and harvesting its ending. — S. P. Newman, Ele-
ments of Pol. Econ. Andover and New York. p. 81.) Andre beginnen
mit W' (III. Form): „Die Welt des Produktionsverkehrs kann angesehn
werden als umlaufend in einem Kreise, den wir einen ökonomischen Cyklus
nennen wollen, und worin sie je einen Umlauf vollbracht hat, sobald das
Geschäft, nach Vollzug seiner successiven Transaktionen, wieder ankommt
bei dem Punkt wovon es ausgegangen. Der Anfang kann datirt werden
von dem Punkt, wo der Kapitalist die Eingänge erhalten hat, vermittelst
deren ihm sein Kapital zurückfliesst; von welchem Punkt an er von neuem
dazu schreitet, seine Arbeiter anzuwerben und ihnen ihren Unterhalt, oder
vielmehr die Macht, ihn anzuschaffen, in Arbeitslohn auszutheilen; von
ihnen die Artikel fertig gestellt zu erhalten, in denen er macht; diese
Artikel auf den Markt zu bringen und dort den Kreislauf dieser einen
Reihe von Bewegungen zum Abschluss zu bringen, indem er verkauft und
im Erlös der Waare eine Wiedererstattung seiner ganzen Kapitalauslage
empfängt.“ (Th. Chalmers, On Pol. Econ. 2nd ed., London 1832,
p. 84 seq.)
[133]
Sobald der gesammte Kapitalwerth, den ein individueller Kapitalist
in einem beliebigen Produktionszweig anlegt, den Kreislauf seiner Bewegung
beschrieben hat, befindet er sich wieder in seiner Anfangsform und kann
nun denselben Process wiederholen. Er muss ihn wiederholen, soll der
Werth sich als Kapitalwerth verewigen und verwerthen. Der einzelne
Kreislauf bildet im Leben des Kapitals nur einen Abschnitt, der sich be-
ständig wiederholt, also eine Periode. Am Abschluss der Periode G … G'
befindet sich das Kapital wieder in der Form des Geldkapitals, das die
Reihe der Formverwandlungen, worin sein Reproduktions-, resp. Ver-
werthungsprocess einbegriffen ist, von neuem durchläuft. Beim Abschluss
der Periode P … P befindet das Kapital sich wieder in der Form der
Produktionselemente, welche die Voraussetzung seines erneuerten Kreis-
laufs bilden. Der Kreislauf des Kapitals, nicht als vereinzelter Vorgang,
sondern als periodischer Process bestimmt, heisst sein Umschlag. Die
Dauer dieses Umschlags ist gegeben durch die Summe seiner Produktions-
zeit und seiner Umlaufszeit. Diese Zeitsumme bildet die Umschlagszeit
des Kapitals. Sie mißt daher den Zwischenraum zwischen einer Kreis-
laufsperiode des gesammten Kapitalwerths und der nächstfolgenden; die
Periodicität im Lebensprocess des Kapitals, oder wenn man will, die Zeit
der Erneurung, Wiederholung des Verwerthungs-, resp. Produktions-
processes desselben Kapitalwerths.
Abgesehn von den individuellen Abenteuern, die für ein einzelnes
Kapital die Umschlagszeit beschleunigen oder abkürzen mögen, ist die
Umschlagszeit der Kapitale verschieden je nach ihren verschiednen An-
lagesphären.
Wie der Arbeitstag die natürliche Maßeinheit für die Funktion der
Arbeitskraft, bildet das Jahr die natürliche Maßeinheit für die Umschläge
des processirenden Kapitals. Die Naturbasis dieser Maßeinheit liegt
darin, dass die wichtigsten Erdfrüchte der gemäßigten Zone, welche das
Mutterland der kapitalistischen Produktion ist, jährliche Produkte sind.
Nennen wir das Jahr als Maßeinheit der Umschlagszeit U, die Um-
schlagszeit eines bestimmten Kapitals u, die Anzahl seiner Umschläge n,
so ist n = \frac{U}{u}. Beträgt also z. B. die Umschlagszeit u 3 Monate, so n =
\frac{12}{3} = 4; das Kapital vollzieht 4 Umschläge im Jahr oder schlägt vier-
mal um. Ist u = 18 Monate, so n = \frac{12}{18} = ⅔ oder das Kapital legt in
[134] einem Jahr nur ⅔ seiner Umschlagszeit zurück. Beträgt seine Um-
schlagszeit mehrere Jahre, so wird sie also nach Vielfachen eines Jahres
berechnet.
Für den Kapitalisten ist die Umschlagszeit seines Kapitals die Zeit,
während deren er sein Kapital vorschiessen muss, um es zu verwerthen
und in der ursprünglichen Gestalt zurückzuerhalten.
Bevor wir den Einfluss des Umschlags auf den Produktions- und
Verwerthungsprocess näher untersuchen, sind zwei neue Formen zu be-
trachten, die dem Kapital aus dem Cirkulationsprocess anschiessen und
auf die Form seines Umschlags einwirken.
Achtes Kapitel.
Fixes Kapital und cirkulirendes Kapital.
I. Die Formunterschiede.
Man sah Buch I, Kap. VI: Ein Theil des konstanten Kapitals be-
hält die bestimmte Gebrauchsform, worin es in den Produktionsprocess
eingeht, gegenüber den Produkten, zu deren Bildung es beiträgt. Es ver-
richtet also während einer kürzern oder längern Periode in stets wieder-
holten Arbeitsprocessen stets wieder dieselben Funktionen. So z. B. Ar-
beitsgebäude, Maschinen etc., kurz alles was wir unter der Bezeichnung
Arbeitsmittel zusammenfassen. Dieser Theil des konstanten Kapitals
gibt Werth an das Produkt ab im Verhältniss, worin er mit seinem eignen
Gebrauchswerth seinen eignen Tauschwerth verliert. Diese Werthabgabe
oder dies Uebergehn des Werths eines solchen Produktionsmittels auf das
Produkt, zu dessen Bildung es mitwirkt, wird bestimmt durch eine Durch-
schnittsrechnung; es wird gemessen durch die Durchschnittsdauer seiner
Funktion, von dem Augenblick, worin das Produktionsmittel in den Pro-
duktionsprocess eingeht, bis zu dem Augenblick, wo es ganz abgenutzt,
verstorben ist, und durch ein neues Exemplar derselben Art ersetzt oder
reproducirt werden muss.
[135]
Das Eigenthümliche dieses Theils des konstanten Kapitals — der
eigentlichen Arbeitsmittel — ist also dies:
Ein Theil des Kapitals ist in der Form von konstantem Kapital,
d. h. von Produktionsmitteln vorgeschossen worden, die nun als Faktoren
des Arbeitsprocesses fungiren, so lange die selbständige Gebrauchsgestalt
ausdauert, mit der sie in denselben eintreten. Das fertige Produkt, also
auch die Produktbildner, soweit sie in Produkt verwandelt worden, wird
aus dem Produktionsprocess abgestossen, um als Waare aus der Pro-
duktionssphäre in die Cirkulationssphäre überzugehn. Die Arbeitsmittel
dagegen verlassen nie die Produktionssphäre, nachdem sie einmal in die-
selbe eingetreten sind. Ihre Funktion bannt sie darin fest. Ein Theil
des vorgeschossnen Kapitalwerths ist in diese, durch die Funktion der
Arbeitsmittel im Process bestimmte Form fixirt. Mit der Funktion und
daher der Abnutzung des Arbeitsmittels geht ein Theil seines Werths
auf das Produkt über, ein andrer bleibt fixirt im Arbeitsmittel und daher
im Produktionsprocess. Der so fixirte Werth nimmt beständig ab, bis das
Arbeitsmittel ausgedient, und daher auch sein Werth sich in einer längern
oder kürzern Periode über eine Masse von Produkten vertheilt hat, die aus
einer Reihe beständig wiederholter Arbeitsprocesse hervorgehn. So lange
es aber noch als Arbeitsmittel wirksam ist, also nicht durch ein neues
Exemplar derselben Art ersetzt werden muss, bleibt stets konstanter Ka-
pitalwerth in ihm fixirt, während ein andrer Theil des ursprünglich in
ihm fixirten Werths auf das Produkt übergeht und daher als Bestandtheil
des Waarenvorraths cirkulirt. Je länger das Arbeitsmittel ausdauert, je
langsamer es verschleisst, desto länger bleibt der konstante Kapitalwerth
in dieser Gebrauchsform fixirt. Welches aber immer der Grad seiner
Dauerhaftigkeit, die Proportion, worin es Werth abgibt, steht immer im
umgekehrten Verhältniss zu seiner gesammten Funktionszeit. Wenn von
zwei Maschinen von gleichem Werth die eine in fünf Jahren verschleisst,
die andre in zehn, so gibt die erste in gleichem Zeitraum doppelt so viel
Werth ab wie die zweite.
Dieser im Arbeitsmittel fixirte Theil des Kapitalwerths cirkulirt so
gut wie jeder andre. Wir haben überhaupt gesehn, dass der ganze Ka-
pitalwerth in beständiger Cirkulation begriffen und in diesem Sinn daher
alles Kapital cirkulirendes Kapital ist. Aber die Cirkulation des hier be-
trachteten Kapitaltheils ist eigenthümlich. Erstens cirkulirt er nicht in
[136] seiner Gebrauchsform, sondern nur sein Werth cirkulirt, und zwar allmälig,
bruchweis, im Maß, wie er von ihm auf das Produkt übergeht, das als
Waare cirkulirt. Während seiner ganzen Funktionsdauer bleibt ein Theil
seines Werths stets in ihm fixirt, selbständig gegenüber den Waaren, die es
produciren hilft. Durch diese Eigenthümlichkeit erhält dieser Theil des
konstanten Kapitals die Form: Fixes Kapital. Alle andern stoff-
lichen Bestandtheile des im Produktionsprocess vorgeschossnen Kapitals
dagegen bilden im Gegensatz dazu: Cirkulirendes oder flüssiges
Kapital.
Ein Theil der Produktionsmittel — solche Hülfsstoffe nämlich, die
von den Arbeitsmitteln selbst während ihrer Funktion konsumirt werden,
wie Kohle von der Dampfmaschine; oder die nur den Vorgang unter-
stützen, wie Leuchtgas etc. — gehn nicht stofflich in das Produkt ein.
Nur ihr Werth bildet einen Theil des Produktwerths. In seiner eignen
Cirkulation cirkulirt das Produkt ihren Werth. Dies haben sie gemein
mit dem fixen Kapital. Aber in jedem Arbeitsprocess, worin sie eingehn,
werden sie ganz konsumirt und müssen also für jeden neuen Arbeitspro-
cess ganz ersetzt werden durch neue Exemplare derselben Art. Sie be-
wahren nicht ihre selbständige Gebrauchsgestalt während ihrer Funktion.
Es bleibt also auch während ihrer Funktion kein Theil des Kapitalwerths
in ihrer alten Gebrauchsgestalt, ihrer Naturalform fixirt. Der Umstand, dass
dieser Theil der Hülfsstoffe nicht stofflich in das Produkt, sondern nur
seinem Werth nach als Werththeil in den Produktenwerth eingeht, und
das damit Zusammenhängende, dass die Funktion dieser Stoffe innerhalb
der Produktionssphäre festgebannt ist, hat Oekonomen wie Ramsey (bei
gleichzeitiger Verwechslung von fixem und konstantem Kapital) verleitet,
die Kategorie des fixen Kapitals auf sie anzuwenden.
Der Theil der Produktionsmittel, der stofflich in das Produkt ein-
geht, also Rohstoff etc., erhält dadurch zum Theil Formen, worin er später
als Genussmittel in die individuelle Konsumtion eingehn kann. Die eigent-
lichen Arbeitsmittel, die stofflichen Träger des fixen Kapitals, werden nur
produktiv verzehrt und können nicht in die individuelle Konsumtion ein-
gehn, weil sie nicht in das Produkt oder den Gebrauchswerth eingehn,
den sie bilden helfen, vielmehr ihm gegenüber ihre selbständige Gestalt
bis zu ihrem völligen Verschleiss bewahren. Eine Ausnahme bilden Trans-
portmittel. Der Nutzeffekt, den sie während ihrer produktiven Funktion,
[137] also während ihres Aufenthalts in der Produktionssphäre hervorbringen,
die Ortsveränderung, geht gleichzeitig in die individuelle Konsumtion,
z. B. des Reisenden, ein. Er zahlt den Gebrauch dann auch, wie er den
Gebrauch andrer Konsumtionsmittel zahlt. Man hat gesehn, dass z. B.
in der chemischen Fabrikation Rohmaterial und Hülfsstoffe in einander
verschwimmen. So auch Arbeitsmittel und Hülfsstoff und Rohmaterial.
So gehn im Ackerbau z. B. die in Bodenmeliorationen zugesetzten Stoffe
zum Theil als Produktbildner in das Pflanzenprodukt ein. Andrerseits ist
ihre Wirkung über eine längre Periode, z. B. 4—5 Jahre vertheilt. Ein
Theil derselben geht daher stofflich in das Produkt ein und überträgt da-
mit zugleich seinen Werth auf das Produkt, während ein andrer Theil
in seiner alten Gebrauchsform auch seinen Werth fixirt. Er dauert fort
als Produktionsmittel und erhält daher die Form von fixem Kapital. Als
Arbeitsvieh ist ein Ochse fixes Kapital. Wird er gegessen, so fungirt
er nicht als Arbeitsmittel, also auch nicht als fixes Kapital.
Die Bestimmung, die einem Theil des in Produktionsmitteln ausge-
legten Kapitalwerths den Charakter des fixen Kapitals gibt, liegt aus-
schliesslich in der eigenthümlichen Weise, worin dieser Werth cirkulirt.
Diese eigne Weise der Cirkulation entspringt aus der eignen Weise, worin
das Arbeitsmittel seinen Werth an das Produkt abgibt, oder sich als
Werthbildner während des Produktionsprocesses verhält. Und diese selbst
wieder entspringt aus der besondren Art der Funktion der Arbeitsmittel
im Arbeitsprocess.
Man weiss, dass derselbe Gebrauchswerth, der als Produkt aus dem
einen Arbeitsprocess herauskommt, als Produktionsmittel in den andren
eingeht. Nur die Funktion eines Produkts als Arbeitsmittel im Produktions-
process macht es zu fixem Kapital. Soweit es dagegen selbst erst aus einem
Processe herauskommt, ist es keineswegs fixes Kapital. Z. B. eine Ma-
schine, als Produkt, resp. Waare des Maschinenfabrikanten, gehört zu
seinem Waarenkapital. Fixes Kapital wird sie erst in der Hand ihres
Käufers, des Kapitalisten, der sie produktiv anwendet.
Alle andren Umstände gleichgesetzt, wächst der Grad der Fixität
mit der Dauerbarkeit des Arbeitsmittels. Von dieser Dauerbarkeit hängt
nämlich die Größe der Differenz ab zwischen dem in Arbeitsmitteln fixirten
Kapitalwerth und dem Theil dieser Werthgröße, den es in wiederholten
Arbeitsprocessen an das Produkt abgibt. Je langsamer diese Werthabgabe
[138] stattfindet — und Werth wird abgegeben vom Arbeitsmittel bei jeder
Wiederholung desselben Arbeitsprocesses — um so größer das fixirte
Kapital, um so größer die Differenz zwischen dem im Produktionsprocess
angewandten und dem in ihm konsumirten Kapital. Sobald diese Differenz
verschwunden ist, hat das Arbeitsmittel ausgelebt und mit seinem Ge-
brauchswerth seinen Werth verloren. Es hat aufgehört Werthträger zu
sein. Da das Arbeitsmittel, wie jeder andre stoffliche Träger von kon-
stantem Kapital nur Werth an das Produkt abgibt in dem Maß, worin
es mit seinem Gebrauchswerth seinen Werth verliert, so ist es klar, dass
je langsamer sein Gebrauchswerth verloren geht, je länger es im Pro-
duktionsprocess ausdauert, um so länger die Periode, worin konstanter
Kapitalwerth im ihm fixirt bleibt.
Verhält sich ein Produktionsmittel, welches kein Arbeitsmittel im
eigentlichen Sinne ist, z. B. Hülfsstoff, Rohmaterial, Halbfabrikat etc.,
mit Bezug auf Werthabgabe und daher auf Cirkulationsweise seines Werths,
wie die Arbeitsmittel, so ist es ebenfalls stofflicher Träger, Existenzform
von fixem Kapital. Dies ist der Fall bei solchen schon erwähnten Boden-
meliorationen, welche dem Boden chemische Bestandtheile zusetzen, deren
Wirkung sich auf mehrere Produktionsperioden oder Jahre erstreckt. Hier
existirt noch ein Theil des Werths neben dem Produkt in seiner selb-
ständigen Gestalt fort, oder in Gestalt von fixem Kapital, während ein
andrer Werththeil an das Produkt abgegeben ist und daher mit ihm cirku-
lirt. In diesem Falle geht nicht nur ein Werththeil des fixen Kapitals
in das Produkt ein, sondern auch der Gebrauchswerth, die Substanz,
worin dieser Werthttheil existirt.
Abgesehn von dem Grundirrthum — der Verwechslung der Kate-
gorien: fixes und cirkulirendes Kapital, mit den Kategorien: konstantes
und variables Kapital — beruht die Konfusion in der bisherigen Begriffs-
bestimmung bei den Oekonomen zunächst auf folgenden Punkten:
Man macht bestimmte Eigenschaften, die den Arbeitsmitteln stofflich
zukommen, zu unmittelbaren Eigenschaften des fixen Kapitals, z. B. die
physische Unbeweglichkeit, etwa eines Hauses. Es ist dann stets leicht
nachzuweisen, dass andre Arbeitsmittel, die als solche auch fixes Kapital
sind, die entgegengesetzte Eigenschaft haben, z. B. die physische Be-
weglichkeit, etwa eines Schiffs.
Oder man verwechselt die ökonomische Formbestimmtheit, die aus
[139] der Cirkulation des Werths hervorgeht, mit einer dinglichen Eigenschaft;
als ob Dinge, die an sich überhaupt nicht Kapital sind, sondern es nur
in bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen werden, an sich und von
Natur schon Kapital in einer bestimmten Form, fixes oder cirkulirendes,
sein könnten. Wir sahen Buch I, Kap. V, dass die Produktionsmittel
in jedem Arbeitsprocess, einerlei unter welchen gesellschaftlichen Bedin-
gungen er vorgeht, sich eintheilen in Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand.
Aber erst innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise werden Beide
zu Kapital, und zwar zu „produktivem Kapital“ wie es im vorigen Ab-
schnitt bestimmt. Damit spiegelt sich der, in der Natur des Arbeits-
processes begründete Unterschied von Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand
wieder in der neuen Form des Unterschieds von fixem Kapital und cirku-
lirendem Kapital. Erst hiermit wird ein Ding, das als Arbeitsmittel
fungirt, fixes Kapital. Kann es seinen stofflichen Eigenschaften nach
auch in andren Funktionen als der des Arbeitsmittels dienen, so ist es
fixes Kapital oder nicht, je nach Verschiedenheit seiner Funktion. Vieh als
Arbeitsvieh ist fixes Kapital; als Mastvieh ist es Rohmaterial, das schließ-
lich als Produkt in die Cirkulation tritt, also nicht fixes, sondern cirku-
lirendes Kapital.
Das blosse längre Fixirtsein eines Produktionsmittels in wiederholten
Arbeitsprocessen, die aber zusammenhängen, kontinuirlich sind, und daher
eine Produktionsperiode bilden — d. h. die gesammte Produktionszeit, die nöthig
ist, um das Produkt fertig zu machen — bedingt ganz wie fixes Kapital längern
oder kürzern Vorschuss für den Kapitalisten, macht aber nicht sein Kapital
zu fixem Kapital. Samen z. B. ist kein fixes Kapital, sondern nur Roh-
material, das während ungefähr eines Jahres im Produktionsprocess fixirt ist.
Alles Kapital, so lange es als produktives Kapital fungirt, ist im Produk-
tionsprocess fixirt, also auch alle Elemente des produktiven Kapitals,
welches immer ihre stoffliche Gestalt, ihre Funktion und die Cirkulations-
weise ihres Werths. Ob, je nach der Art des Produktionsprocesses oder
dem bezweckten Nutzeffekt, dies Fixirtsein länger oder kürzer dauert,
bewirkt nicht den Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital.20)
[140]
Ein Theil der Arbeitsmittel, worin die allgemeinen Arbeitsbedin-
gungen eingeschlossen, wird entweder örtlich befestigt, sobald er als
Arbeitsmittel in den Produktionsprocess eintritt, resp. zur produktiven
Funktion bereit gemacht wird, wie z. B. Maschinen. Oder er wird von
vornherein in dieser stehenden, an den Ort gebundnen Form producirt,
wie z. B. Bodenmeliorationen, Fabrikgebäude, Hochöfen, Kanäle, Eisen-
bahnen u. s. w. Das fortwährende Gebundensein des Arbeitsmittels an
den Produktionsprocess, innerhalb dessen es fungiren soll, ist hier zugleich
durch ihre sinnliche Existenzweise bedingt. Andrerseits kann ein Arbeits-
mittel physisch beständig den Ort verändern, sich bewegen, und dennoch
beständig sich im Produktionsprocess befinden, wie eine Lokomotive, ein
Schiff, Arbeitsvieh etc. Weder gibt ihm, in dem einen Fall, die Un-
beweglichkeit den Charakter des fixen Kapitals, noch nimmt ihm, in dem
andern, die Beweglichkeit diesen Charakter. Der Umstand jedoch, dass
Arbeitsmittel lokal fixirt sind, mit ihren Wurzeln im Grund und Boden
feststecken, weist diesem Theil des fixen Kapitals eine eigne Rolle in der
Oekonomie der Nationen zu. Sie können nicht ins Ausland geschickt
werden, nicht als Waaren auf dem Weltmarkt cirkuliren. Die Eigen-
thumstitel an diesem fixen Kapital können wechseln, es kann gekauft und
verkauft werden und sofern ideell cirkuliren. Diese Eigenthumstitel
können sogar auf fremden Märkten cirkuliren, z. B. in der Form von
Aktien. Aber durch den Wechsel der Personen, welche Eigenthümer dieser
Art von fixem Kapital sind, wechselt nicht das Verhältniss des stehenden,
materiell fixirten Theils des Reichthums in einem Land zu dem beweg-
lichen Theil desselben.21)
Die eigenthümliche Cirkulation des fixen Kapitals ergibt einen eigen-
thümlichen Umschlag. Der Werththeil, den es in seiner Naturalform
durch Abnutzung verliert, cirkulirt als Werththeil des Produkts. Das
Produkt verwandelt sich durch seine Cirkulation aus Waare in Geld; also
auch der vom Produkt cirkulirte Werththeil des Arbeitsmittels, und zwar
tropft sein Werth aus dem Cirkulationsprocess als Geld nieder, in der-
selben Proportion, worin dies Arbeitsmittel aufhört Werthträger im Pro-
duktionsprocess zu sein. Sein Werth erhält also jetzt Doppelexistenz. Ein
Theil desselben bleibt an seine, dem Produktionsprocess angehörige Ge-
[141] brauchs- oder Naturalform gebunden, ein andrer Theil löst sich von ihr
ab als Geld. Im Verlauf seiner Funktion nimmt der in der Naturalform
existirende Werththeil des Arbeitsmittels beständig ab, während sein in
Geldform umgesetzter Werththeil beständig zunimmt, bis es schliesslich
ausgelebt hat und sein Gesammtwerth, von seiner Leiche getrennt, in
Geld verwandelt ist. Hier zeigt sich die Eigenthümlichkeit im Umschlag
dieses Elements des produktiven Kapitals. Die Verwandlung seines Werths
in Geld geht gleichen Schritt mit der Geldverpuppung der Waare, die sein
Werthträger ist. Aber seine Rückverwandlung aus Geldform in Gebrauchs-
form trennt sich von der Rückverwandlung der Waare in ihre sonstigen
Produktionselemente und ist vielmehr bestimmt durch seine eigne Repro-
duktionsperiode, d. h. durch die Zeit, während deren das Arbeitsmittel
sich verlebt hat und durch ein andres Exemplar derselben Art ersetzt
werden muss. Beträgt die Funktionsdauer einer Maschine, sage zum
Werth von 10,000 £, z. B. 10 Jahre, so beträgt die Umschlagszeit
des in ihr ursprünglich vorgeschossnen Werths 10 Jahre. Vor Ablauf
dieser Zeit ist sie nicht zu erneuern, sondern wirkt in ihrer Naturalform
fort. Ihr Werth cirkulirt unterdess stückweis als Werththeil der Waaren,
zu deren kontinuirlicher Produktion sie dient, und wird so allmälig in
Geld umgesetzt, bis er schliesslich am Ende der 10 Jahre ganz in Geld
verwandelt und aus Geld in eine Maschine rückverwandelt worden ist,
also seinen Umschlag vollzogen hat. Bis zum Eintritt dieser Reproduktions-
zeit wird ihr Werth allmälig zunächst in der Form eines Geldreservefonds
akkumulirt.
Die übrigen Elemente des produktiven Kapitals bestehn theils aus
den in Hülfsstoffen und Rohstoffen existirenden Elementen des konstanten
Kapitals, theils aus variablem, in Arbeitskraft ausgelegtem.
Die Analyse des Arbeits- und Verwerthungsprocesses (Buch I, Kap. V)
zeigte, dass diese verschiednen Bestandtheile sich als Produktbildner und
Werthbildner ganz verschieden verhalten. Der Werth des aus Hülfsstoffen
und Rohstoffen bestehenden Theils des konstanten Kapitals — ganz wie
der Werth seines aus Arbeitsmitteln bestehenden Theils — erscheint wieder
im Werth des Produkts als nur übertragner Werth, während die Arbeits-
kraft vermittelst des Arbeitsprocesses dem Produkt ein Aequivalent ihres
Werths zusetzt, oder ihren Werth wirklich reproducirt. Ferner: Ein Theil
der Hülfsstoffe, Heizkohlen, Leuchtgas u. s. w. wird im Arbeitsprocess
[142] aufgezehrt, ohne stofflich in das Produkt einzugehn, während ein andrer
Theil derselben körperlich in das Produkt eingeht und das Material seiner
Substanz bildet. Alle diese Verschiedenheiten sind jedoch gleichgültig
für die Cirkulation und daher für die Umschlagsweise. Soweit Hülfs- und
Rohstoffe ganz verzehrt werden in der Bildung ihres Produkts, übertragen
sie ihren ganzen Werth auf das Produkt. Er wird daher auch ganz
durch das Produkt cirkulirt, verwandelt sich in Geld und aus Geld zurück
in die Produktionselemente der Waare. Sein Umschlag wird nicht unter-
brochen, wie der des fixen Kapitals, sondern durchläuft fortwährend den
ganzen Kreislauf seiner Formen, sodass diese Elemente des produktiven
Kapitals beständig in natura erneuert werden.
Was den variablen, in Arbeitskraft ausgelegten Bestandtheil des pro-
duktiven Kapitals betrifft: Die Arbeitskraft wird für eine bestimmte Zeit-
frist gekauft. Sobald der Kapitalist sie gekauft und dem Produktions-
process einverleibt hat, bildet sie einen Bestandtheil seines Kapitals, und
zwar dessen variablen Bestandtheil. Sie wirkt täglich während eines Zeit-
raums, worin sie nicht nur ihren ganzen Tageswerth, sondern noch einen
überschüssigen Mehrwerth, von dem wir hier zunächst absehn, dem Produkt
zusetzt. Nachdem die Arbeitskraft für eine Woche z. B. gekauft ist und
gewirkt hat, muss der Kauf beständig in den gewohnheitsmäßigen Terminen
erneuert werden. Das Aequivalent ihres Werths, das die Arbeitskraft
während ihrer Funktion dem Produkt zusetzt und das mit der Cirkulation
des Produkts in Geld verwandelt wird, muss aus Geld beständig in Ar-
beitskraft rückverwandelt werden oder beständig den vollständigen Kreis-
lauf seiner Formen beschreiben, d. h. umschlagen, wenn der Kreislauf
der kontinuirlichen Produktion nicht unterbrochen werden soll.
Der in Arbeitskraft vorgeschossne Werththeil des produktiven Kapitals
geht also ganz auf das Produkt über (wir sehn hier fortwährend vom
Mehrwerth ab), beschreibt mit ihm die beiden der Cirkulationssphäre an-
gehörigen Metamorphosen, und bleibt durch diese beständige Erneuerung
stets dem Produktionsprocess einverleibt. Wie verschieden die Arbeitskraft
sich also auch sonst, mit Bezug auf die Werthbildung, zu den kein fixes
Kapital bildenden Bestandtheilen des konstanten Kapitals verhält, diese
Art des Umschlags ihres Werths hat sie mit ihnen gemein im Gegensatz
zum fixen Kapital. Diese Bestandtheile des produktiven Kapitals — die
in Arbeitskraft und in, nicht fixes Kapital bildenden, Produktionsmitteln
[143] ausgelegten Werththeile desselben — stehn durch diesen ihren gemein-
schaftlichen Charakter des Umschlags dem fixen Kapital als cirkuliren-
des oder flüssiges Kapital gegenüber.
Wie man früher sah ist das Geld, welches der Kapitalist dem Ar-
beiter für den Gebrauch der Arbeitskraft zahlt, in der That nur die all-
gemeine Aequivalentform für die nothwendigen Lebensmittel des Arbeiters.
In sofern besteht das variable Kapital stofflich aus Lebensmitteln. Aber
hier, bei Betrachtung des Umschlags, handelt es sich um die Form. Was
der Kapitalist kauft, sind nicht die Lebensmittel des Arbeiters, sondern
seine Arbeitskraft selbst. Was den variablen Theil seines Kapitals bildet,
sind nicht die Lebensmittel des Arbeiters, sondern seine sich bethätigende
Arbeitskraft. Was der Kapitalist produktiv im Arbeitsprocess konsumirt
ist die Arbeitskraft selbst und nicht die Lebensmittel des Arbeiters. Es
ist der Arbeiter selbst, der das für seine Arbeitskraft erhaltne Geld in
Lebensmittel umsetzt um sie in Arbeitskraft rückzuverwandeln, um sich am
Leben zu erhalten, ganz wie z. B. der Kapitalist einen Theil des Mehr-
werths der Waare, die er für Geld verkauft, in Lebensmittel für sich selbst
umsetzt, ohne dass man deswegen sagen wird, dass der Käufer seiner Waare
ihn in Lebensmittel zahlt. Selbst wenn dem Arbeiter ein Theil seines
Lohns in Lebensmitteln, in natura, gezahlt wird, so ist dies heutzutage
eine zweite Transaktion. Er verkauft seine Arbeitskraft für einen be-
stimmten Preis und es wird dabei akkordirt, dass er einen Theil dieses Preises
in Lebensmitteln erhält. Es ändert dies nur die Form der Zahlung, aber
nicht, dass das, was er wirklich verkauft, seine Arbeitskraft ist. Es ist
eine zweite Transaktion, die nicht mehr zwischen Arbeiter und Kapitalist,
sondern zwischen dem Arbeiter als Käufer von Waare und dem Kapita-
listen als Verkäufer von Waare vorgeht; während in der ersten Trans-
aktion der Arbeiter Verkäufer von Waare (seiner Arbeitskraft) und der
Kapitalist ihr Käufer ist. Ganz wie wenn der Kapitalist seine Waare sich
durch Waare, z. B. die Maschine, die er an die Eisenhütte verkauft, sich
durch Eisen ersetzen lässt. Es sind also nicht die Lebensmittel des Ar-
beiters, welche die Bestimmtheit des flüssigen Kapitals im Gegensatz zum
fixen Kapital erhalten. Es ist auch nicht seine Arbeitskraft, sondern es
ist der in ihr ausgelegte Werththeil des produktiven Kapitals, der durch
die Form seines Umschlags diesen Charakter gemeinschaftlich mit einigen, und
im Gegensatz zu andren, Bestandtheilen des konstanten Kapitaltheils erhält.
[144]
Der Werth des flüssigen Kapitals — in Arbeitskraft und Produktions-
mitteln — ist vorgeschossen nur für die Zeit, während welcher das Pro-
dukt fertig gemacht wird, je nach der Stufenleiter der Produktion, welche
mit dem Umfang des fixen Kapitals gegeben ist. Dieser Werth geht ganz
in das Produkt ein, kehrt also durch den Verkauf des Produkts ganz
wieder aus der Cirkulation zurück und kann von neuem vorgeschossen
werden. Die Arbeitskraft und die Produktionsmittel, worin der flüssige
Kapitalbestandtheil existirt, werden in dem Umfang, der für die Bildung
und den Verkauf des fertigen Produkts nöthig ist, der Cirkulation ent-
zogen, aber sie müssen beständig durch Rückkauf, durch Rückverwandlung
aus der Geldform in die Produktionselemente, ersetzt und erneuert werden.
Sie werden in geringren Massen, als die Elemente des fixen Kapitals, auf
einmal dem Markt entzogen, aber sie müssen ihm um so häufiger wieder
entzogen werden, und der Vorschuss des in ihnen ausgelegten Kapitals er-
neuert sich in kürzren Perioden. Diese beständige Erneuerung ist ver-
mittelt durch den beständigen Umschlag des Produkts, das ihren ge-
sammten Werth cirkulirt. Sie beschreiben endlich fortwährend den ganzen
Kreislauf der Metamorphosen, nicht nur ihrem Werth nach, sondern auch
in ihrer stofflichen Form; sie werden beständig rückverwandelt aus Waare
in die Produktionselemente derselben Waare.
Mit ihrem eignen Werth setzt die Arbeitskraft dem Produkt beständig
Mehrwerth zu, die Verkörperung unbezahlter Arbeit. Dieser wird also
ebenso beständig vom fertigen Produkt cirkulirt und in Geld verwandelt,
wie dessen übrigen Werthelemente. Hier jedoch, wo es sich zunächst um
den Umschlag des Kapitalwerths, nicht des gleichzeitig mit ihm um-
schlagenden Mehrwerths handelt, wird vor der Hand von letztrem abgesehn.
Aus dem Bisherigen ergibt sich Folgendes:
1) Die Formbestimmtheiten von fixem [und] flüssigem Kapital ent-
springen nur aus dem verschiednen Umschlag des im Produktionsprocess
fungirenden Kapitalwerths oder produktiven Kapitals. Diese Ver-
schiedenheit des Umschlags entspringt ihrerseits aus der verschiednen
Weise, worin die verschiednen Bestandtheile des produktiven Kapitals ihren
Werth auf das Produkt übertragen, aber nicht aus ihrem verschiednen
Antheil an der Produktion des Produktwerths, oder ihrem charakteristischen
Verhalten im Verwerthungsprocess. Die Verschiedenheit der Abgabe des
Werths an das Produkt endlich — und daher auch die verschiedne Weise,
[145] worin dieser Werth durch das Produkt cirkulirt und durch dessen Meta-
morphosen in seiner ursprünglichen Naturalform erneuert wird — entspringt
aus der Verschiedenheit der stofflichen Gestalten, worin das produktive
Kapital existirt, und wovon ein Theil während der Bildung des einzelnen
Produkts ganz konsumirt, ein andrer nur allmälig vernutzt wird. Es ist
also nur das produktive Kapital, das sich in fixes und flüssiges spalten
kann. Dagegen existirt dieser Gegensatz nicht für die beiden andren Da-
seinsweisen des industriellen Kapitals, also weder für das Waarenkapital,
noch für das Geldkapital, noch als Gegensatz beider gegen das produktive
Kapital. Er existirt nur für das produktive Kapital und inner-
halb desselben. Geldkapital und Waarenkapital mögen noch so sehr
als Kapital fungiren, und noch so flüssig cirkuliren, sie können erst dann
flüssiges Kapital im Gegensatz zu fixem werden, sobald sie sich in flüssige
Bestandtheile des produktiven Kapitals verwandelt. Weil aber diese beiden
Formen des Kapitals die Cirkulationsphäre behausen, hat sich die Oeko-
nomie seit A. Smith, wie wir sehn werden, verleiten lassen, sie mit dem
flüssigen Theil des produktiven Kapitals unter der Kategorie: cirkulirendes
Kapital, zusammenzuwerfen. Sie sind in der That Cirkulationskapital im
Gegensatz zum produktiven, aber sie sind nicht cirkulirendes Kapital im
Gegensatz zum fixen.
2) Der Umschlag des fixen Kapitalbestandtheils, also auch die dazu
nöthige Umschlagszeit, umfasst mehrere Umschläge der flüssigen Kapital-
bestandtheile. In derselben Zeit, worin das fixe Kapital einmal umschlägt,
schlägt das flüssige Kapital mehrmal um. Der eine Werthbestandtheil des
produktiven Kapitals erhält die Formbestimmtheit des fixen Kapitals nur,
soweit das Produktionsmittel, worin er existirt, nicht in dem Zeitraum
abgenutzt wird, worin das Produkt fertig gemacht und aus dem Pro-
duktionsprocess als Waare abgestossen wird. Ein Theil seines Werths muss
in der alten fortdauernden Gebrauchsform gebunden bleiben, während ein
andrer von dem fertigen Produkt cirkulirt wird, dessen Cirkulation
dagegen gleichzeitig den Gesammtwerth der flüssigen Kapitalbestandtheile
cirkulirt.
3) Der im fixen Kapital ausgelegte Werththeil des produktiven Ka-
pitals ist ganz, auf einmal vorgeschossen worden, für die ganze Funktions-
dauer desjenigen Theils der Produktionsmittel, woraus das fixe Kapital be-
steht. Dieser Werth wird also auf einmal vom Kapitalisten in die Cirku-
Marx, Kapital II. 10
[146] lation geworfen; er wird aber der Cirkulation nur stückweis und allmälig
wieder entzogen durch die Realisirung der Werththeile, die das fixe Ka-
pital den Waaren stückweis zusetzt. Andrerseits: Die Produktionsmittel
selbst, worin ein Bestandtheil des produktiven Kapitals fixirt wird, werden
auf einmal der Cirkulation entzogen, um dem Produktionsprocess für ihre
ganze Funktionsdauer einverleibt zu werden, aber sie bedürfen für dieselbe
Zeit nicht des Ersatzes durch neue Exemplare derselben Art, nicht der Re-
produktion. Sie fahren während längrer oder kürzrer Zeit fort, zur Bil-
dung der in Cirkulation geworfenen Waaren beizutragen, ohne selbst der
Cirkulation die Elemente ihrer eignen Erneuerung zu entziehn. Während
dieser Zeit erheischen sie also auch ihrerseits keine Erneuerung des Vor-
schusses von Seiten des Kapitalisten. Endlich: Der im fixen Kapital aus-
gelegte Kapitalwerth durchläuft den Kreislauf seiner Formen, während der
Funktionsdauer der Produktionsmittel, worin er existirt, nicht stofflich,
sondern nur für seinen Werth, und auch das nur theilweise und allmälig.
D. h. ein Theil seines Werths wird fortwährend als Werththeil der Waare
cirkulirt und in Geld verwandelt, ohne sich aus Geld in seine ursprüng-
liche Naturalform rückzuverwandeln. Diese Rückverwandlung des Gelds
in die Naturalform des Produktionsmittels findet erst statt am Schluss
seiner Funktionsperiode, wenn das Produktionsmittel gänzlich verbraucht ist.
4) Die Elemente des flüssigen Kapitals sind ebenso beständig im
Produktionsprocess — soll er kontinuirlich sein — fixirt wie die Ele-
mente des fixen Kapitals. Aber die so fixirten Elemente des erstren
werden beständig in natura erneuert (die Produktionsmittel durch neue
Exemplare derselben Art, die Arbeitskraft durch stets erneuerten Kauf);
während bei den Elementen des fixen Kapitals während ihrer Fortdauer
weder sie selbst erneuert werden noch ihr Kauf zu erneuern ist. Es
befinden sich beständig Roh- und Hülfsstoffe im Produktionsprocess, aber
immer neue Exemplare derselben Art, nachdem die alten in der Bildung
des fertigen Produkts verzehrt sind. Es findet sich ebenso beständig
Arbeitskraft im Produktionsprocess, aber nur durch beständige Erneuerung
ihres Kaufs, und oft mit Wechsel der Personen. Dagegen fahren dieselben
identischen Gebäude, Maschinen etc., fort, während wiederholter Umschläge
des flüssigen Kapitals in denselben wiederholten Produktionsprocessen zu
fungiren.
[147]
II. Bestandtheile, Ersatz, Reparatur, Akkumulation
des fixen Kapitals.
In derselben Kapitalanlage haben die einzelnen Elemente des fixen
Kapitals eine verschiedne Lebenszeit, daher auch verschiedne Umschlags-
zeiten. In einer Eisenbahn z. B. haben Schienen, Schwellen, Erdarbeiten,
Bahnhofsgebäude, Brücken, Tunnels, Lokomotiven und Wagen verschiedne
Funktionsdauer und Reproduktionszeit, also auch das in ihnen vorge-
schossne Kapital verschiedne Umschlagszeiten. Während einer langen
Reihe von Jahren bedürfen die Gebäude, die Perrons, Wasserbehälter, Via-
dukte, Tunnels, Bodeneinschnitte und Dämme, kurz alles was im englischen
Eisenbahnwesen als works of art bezeichnet wird, keiner Erneurung. Die
hauptsächlichsten Gegenstände des Verschleisses sind der Schienenweg und
das Transportmaterial (rolling stock).
Ursprünglich, bei der Errichtung der modernen Eisenbahnen, war
es vorherrschende Meinung, genährt durch die ausgezeichnetsten praktischen
Ingenieure, dass die Dauer einer Eisenbahn sekulär wäre und der Ver-
schleiß der Schienen so durchaus unmerklich, dass er für alle finan-
ziellen und praktischen Zwecke ausser Acht zu lassen sei; 100—150
Jahre wurden als Lebenszeit guter Schienen betrachtet. Es stellte sich
aber bald heraus, dass die Lebensdauer einer Schiene, die natürlich von
der Geschwindigkeit der Lokomotiven, dem Gewicht und der Anzahl der
Züge, der Dicke der Schienen selbst und einer Masse andrer Nebenum-
stände abhängt, im Durchschnitt 20 Jahre nicht überschritt. In einzelnen
Bahnhöfen, Centren grosses Verkehrs, verschleissen die Schienen sogar
jedes Jahr. Gegen 1867 fing man an Stahlschienen einzuführen, die un-
gefähr doppelt so viel kosteten wie Eisenschienen, dafür aber mehr als
doppelt so lange dauern. Die Lebensdauer der Holzschwellen währte
12—15 Jahre. Bei dem Betriebsmaterial stellte sich ein bedeutend
grössrer Verschleiss heraus für Güterwagen als für Passagierwagen. Die
Lebensdauer einer Lokomotive wurde 1867 auf 10—12 Jahre berechnet.
Der Verschleiss wird bewirkt erstlich durch den Gebrauch selbst.
Im allgemeinen verschleissen die Schienen im Verhältniss zur Anzahl der
Züge (R. C., No. 17,645). 22) Bei vermehrter Geschwindigkeit wuchs
10*
[148] der Verschleiss in einem höheren Verhältniss als dem des Quadrats der
Geschwindigkeit; d. h. bei verdoppelter Geschwindigkeit der Züge stieg der
Verschleiss um mehr als das Vierfache. (R. C., No. 17,046).
Ein fernerer Verschleiss tritt ein durch die Einwirkung von Natur-
kräften. So leiden Schwellen nicht nur durch wirklichen Verschleiss, son-
dern auch durch Fäulniss. „Die Unterhaltungskosten der Bahn hängen
nicht so sehr ab von dem Verschleiss, den der Bahnverkehr mit sich
führt, wie von der Qualität des Holzes, des Eisens und des Mauerwerks,
die der Atmosphäre ausgesetzt sind. Ein einziger strenger Wintermonat
wird dem Bahnkörper mehr Schaden thun als ein ganzes Jahr Bahn-
verkehr. (R. P. Williams, On the Maintenance of Permanent Way. Vor-
trag im Institute of Civil Engineers, Herbst 1867.)
Endlich, wie überall in der grossen Industrie, spielt auch hier der
moralische Verschleiss seine Rolle: Nach Verlauf von zehn Jahren kann
man gewöhnlich dasselbe Quantum Wagons und Lokomotiven für 30,000 £
kaufen, das vorher 40,000 £ kostete. Man muss so auf dies Material
eine Depreciation von 25 % des Marktpreises rechnen, selbst wenn keine
Depreciation des Gebrauchswerths stattfindet. (Lardner, Railway Economy.)
„Röhren-Brücken werden in ihrer gegenwärtigen Form nicht erneuert
werden.“ (Weil man jetzt bessere Formen für solche Brücken hat.) „Ge-
wöhnliche Reparaturen daran, Wegnahme und Ersatz einzelner Stücke sind
nicht thunlich.“ (W. P. Adams, Roads and Rails. London 1862.) Die
Arbeitsmittel werden grossentheils beständig umgewälzt durch den Fort-
schritt der Industrie. Sie werden daher nicht in ihrer ursprünglichen
Form ersetzt, sondern in der umgewälzten Form. Einerseits bildet die
Masse des fixen Kapitals, die in einer bestimmten Naturalform angelegt
ist und innerhalb derselben eine bestimmte Durchschnittslebenszeit aus-
zudauern hat, einen Grund der nur allmäligen Einführung neuer Ma-
schinen etc., und daher ein Hinderniss gegen die rasche allgemeine Ein-
führung der verbesserten Arbeitsmittel. Andrerseits zwingt der Konkur-
renzkampf, namentlich bei entscheidenden Umwälzungen, die alten Arbeits-
mittel vor ihrem natürlichen Lebensende durch die neuen zu ersetzen. Es
sind hauptsächlich Katastrophen, Krisen, die solche vorzeitige Erneuerung
des Betriebsgeräths auf grössrer gesellschaftlicher Stufenleiter erzwingen.
[149]
Der Verschleiss (abgesehn vom moralischen) ist der Werththeil, den
das fixe Kapital allmälig durch seine Vernutzung an das Produkt abgibt,
in dem Durchschnittsmaß, worin es seinen Gebrauchswerth verliert.
Zum Theil ist diese Abnutzung so, dass das fixe Kapital eine ge-
wisse durchschnittliche Lebenszeit besitzt; für diese wird es ganz
vorgeschossen; nach Ablauf derselben muss es ganz ersetzt werden. Für
die lebendigen Arbeitsmittel, z. B. Pferde, ist die Reproduktionszeit durch
die Natur selbst vorgeschrieben. Ihre durchschnittliche Lebenszeit als Ar-
beitsmittel ist durch Naturgesetze bestimmt. Sobald dieser Termin abgelaufen,
müssen die abgenutzten Exemplare durch neue ersetzt werden. Ein Pferd
kann nicht stückweis, sondern nur durch ein andres Pferd ersetzt werden.
Andre Elemente des fixen Kapitals lassen periodische oder theilweise
Erneuerung zu. Hier ist der theilweise oder periodische Ersatz zu unter-
scheiden von allmäliger Ausdehnung des Geschäftsbetriebs.
Das fixe Kapital besteht zum Theil aus gleichartigen Bestandtheilen,
die aber nicht gleich lange dauern, sondern in verschiednen Zeiträumen
stückweise erneuert werden. So die Schienen auf Bahnhöfen, die öfter
ersetzt werden müssen als auf dem übrigen Bahnkörper. Ebenso die
Schwellen, von denen in den 50er Jahren auf den belgischen Eisenbahnen
nach Lardner 8 % jährlich, also im Laufe von 12 Jahren die sämmt-
lichen Schwellen erneuert wurden. Das Verhältniss ist hier also dies:
Es wird eine Summe z. B. für zehn Jahre in einer bestimmten Art des
fixen Kapitals vorgeschossen. Diese Auslage wird auf einmal gemacht.
Aber ein bestimmter Theil dieses fixen Kapitals, dessen Werth in den
Werth des Produkts eingegangen und mit diesem in Geld umgesetzt ist,
wird in jedem Jahr in natura ersetzt, während der andre Theil in seiner
ursprünglichen Naturalform fortexistirt. Es ist die Auslage auf einmal
und die nur stückweise Reproduktion in Naturalform, die dies Kapital
als fixes vom flüssigen Kapital unterscheidet.
Andre Stücke des fixen Kapitals bestehn aus ungleichen Bestand-
theilen, die in ungleichen Zeiträumen abnutzen und daher ersetzt werden
müssen. Dies findet namentlich bei Maschinen statt. Was wir eben be-
merkt haben mit Bezug auf die verschiedne Lebenszeit der verschiednen
Bestandtheile eines fixen Kapitals, gilt hier mit Bezng auf die Lebenszeit
verschiedner Bestandtheile derselben Maschine, die als Stück dieses fixen
Kapitals figurirt.
[150]
Mit Bezug auf allmälige Ausdehnung des Geschäfts im Lauf der
theilweisen Erneuerung bemerken wir Folgendes. Obgleich wie wir ge-
sehn, das fixe Kapitel fortfährt in natura im Produktionsprocess zu wirken,
hat ein Theil seines Werths, je nach dem Durchschnittsverschleiss, mit
dem Produkt cirkulirt, ist in Geld verwandelt worden, bildet Element des
Geldreservefonds zum Ersatz des Kapitals für den Termin seiner Repro-
duktion in natura. Dieser so in Geld verwandelte Theil des fixen Kapital-
werths kann dazu dienen, das Geschäft zu erweitern oder Verbesserungen
an den Maschinen anzubringen, welche deren Wirksamkeit vermehren. In
kürzren oder längren Abschnitten findet so Reproduktion statt und zwar
— vom Standpunkt der Gesellschaft betrachtet — Reproduktion auf er-
weiterter Stufenleiter; extensiv, wenn das Produktionsfeld ausgedehnt; in-
tensiv, wenn das Produktionsmittel wirksamer gemacht. Diese Reproduk-
tion auf erweiterter Stufenleiter entspringt nicht aus Akkumulation —
Verwandlung von Mehrwerth in Kapital — sondern aus Rückverwandlung
des Werths, welcher sich abgezweigt, in Geldform losgelöst hat vom Körper
des fixen Kapitals, in neues, entweder zuschüssiges, oder doch wirksameres,
fixes Kapital derselben Art. Es hängt natürlich theils von der speci-
fischen Natur des Geschäftsbetriebs ab, wie weit und in welchen Dimen-
sionen er solches allmäligen Zuschusses fähig ist, also auch in welchen
Dimensionen ein Reservefonds gesammelt sein muss, um in dieser Weise
rückangelegt werden zu können, und in welchen Zeiträumen dies geschehn
kann. Wie weit andrerseits Detailverbesserungen an vorhandner Maschi-
nerie angebracht werden können, hängt natürlich von der Natur der Ver-
besserung und der Konstruktion der Maschine selbst ab. Wie sehr aber
z. B. bei Eisenbahnanlagen dieser Punkt von vornherein ins Auge gefasst
wird, beweisst Adams: „Die ganze Konstruktion sollte sich nach dem Princip
richten, das im Bienenkorb herrscht — Fähigkeit unbegrenzter Ausdehnung.
Alle übersoliden und von vornherein symmetrischen Strukturen sind vom
Uebel, im Fall der Ausdehnung müssen sie niedergerissen werden.“ (p. 123.)
Es hängt dies grossentheils vom verfügbaren Raum ab. Bei einigen
Gebäuden kann man Stockwerke in der Höhe zusetzen, bei andren ist
Seitenausdehnung, also mehr Boden nöthig. Innerhalb der kapitalistischen
Produktion werden einerseits viele Mittel verschwendet, findet andrerseits
viel zweckwidrige Seitenausdehnung dieser Art (zum Theil zum Schaden
der Arbeitskraft) bei der allmäligen Ausdehnung des Geschäfts statt, weil
[151] nichts nach gesellschaftlichem Plan geschieht, sondern von den unendlich
verschiednen Umständen, Mitteln etc. abhängt, womit der einzelne Kapi-
talist agirt. Hieraus entsteht grosse Verschwendung der Produktivkräfte.
Diese stückweise Wiederanlage des Geldreservefonds (d. h. des in
Geld rückverwandelten Theils des fixen Kapitals) ist am leichtesten im
Landbau. Ein räumlich gegebnes Produktionsfeld ist hier der grössten
allmäligen Absorption von Kapital fähig. Ebenso wo natürliche Repro-
duktion stattfindet, wie bei der Viehzucht.
Das fixe Kapital verursacht besondre Erhaltungskosten. Ein Theil
der Erhaltung wird durch den Arbeitsprocess selbst bewirkt; das fixe
Kapital verdirbt, wenn es nicht im Arbeitsprocess fungirt. (Siehe Buch I,
Kap. VI, p. 196, und Kap. XIII, p. 423: Verschleiss der Maschinerie,
der aus ihrem Nichtgebrauch entspringt.) Das englische Gesetz betrachtet
es daher auch ausdrücklich als Beschädigung (waste) wenn gepachtete
Grundstücke nicht nach Landesgebrauch bebaut werden. (W. A. Holds-
worth, Barrister at Law, „The Law of Landlord and Tenant.“ London
1857, p. 96.) Diese Erhaltung, die aus dem Gebrauch im Arbeits-
process hervorgeht, ist eine Gratisnaturgabe der lebendigen Arbeit. Und
zwar ist die erhaltende Kraft der Arbeit doppelter Art. Einerseits erhält
sie den Werth der Arbeitsmaterialien, indem sie ihn auf das Produkt
überträgt, andrerseits erhält sie den Werth der Arbeitsmittel, soweit sie
nicht auch diesen auf das Produkt überträgt, durch Erhaltung ihres Ge-
brauchswerths, vermittelst ihrer Aktion im Produktionsprocess.
Das fixe Kapital erfordert aber auch positive Arbeitsauslage zu
seiner Instandhaltung. Die Maschinerie muss von Zeit zu Zeit gereinigt
werden. Es handelt sich hier um zusätzliche Arbeit, ohne welche sie
gebrauchsunfähig wird; um blosse Abwehr schädlicher elementarer Ein-
flüsse, die vom Produktionsprocess unzertrennlich sind, also um Erhaltung
im werkfähigen Zustand im wörtlichsten Sinn. Die normale Lebenszeit
des fixen Kapitals ist selbstredend darauf berechnet, dass die Bedingungen
erfüllt werden, unter denen es während dieser Zeit normal fungiren kann,
ganz wie man unterstellt, dass wenn ein Mensch im Durchschnitt 30
Jahre lebt, er sich auch wäscht. Es handelt sich hier auch nicht um
Ersatz der in der Maschine enthaltnen Arbeit, sondern um beständige
zusätzliche Arbeit, die ihr Gebrauch nöthig macht. Es handelt sich
nicht um Arbeit, die die Maschine thut, sondern die an ihr gethan wird,
[152] worin sie nicht Produktionsagent ist, sondern Rohmaterial. Das in dieser
Arbeit ausgelegte Kapital, obgleich es nicht in den eigentlichen Arbeits-
process eingeht, dem das Produkt seinen Ursprung verdankt, gehört zum
flüssigen Kapital. Diese Arbeit muss beständig in der Produktion ver-
ausgabt, ihr Werth also auch beständig durch den Werth des Produkts
ersetzt werden. Das in ihr ausgelegte Kapital gehört zu dem Theil des
flüssigen Kapitals, der die allgemeinen Unkosten zu decken hat, und nach
einer jährlichen Durchschnittsrechnung auf das Werthprodukt zu vertheilen
ist. Wir haben gesehn, dass in der eigentlichen Industrie diese Arbeit
der Reinigung von den Arbeitern gratis in den Ruhepausen, und eben
deswegen auch oft während des Produktionsprocesses selbst vorgeht, wo
sie die Quelle der meisten Unfälle wird. Diese Arbeit zählt nicht im
Preis des Produkts. Der Konsument erhält sie sofern gratis. Andrerseits
hat der Kapitalist so die Erhaltungskosten seiner Maschine umsonst. Der
Arbeiter zahlt in eigner Person, und dies bildet eins der Selbsterhaltungs-
Mysterien des Kapitals, die der That nach einen juristischen Anspruch
des Arbeiters auf die Maschinerie bilden und ihm selbst vom bürgerlichen
Rechtsstandpunkt aus zu ihrem Miteigenthümer machen. In verschiednen
Produktionszweigen jedoch, wo die Maschinerie zu ihrer Reinigung aus
dem Produktionsprocess entfernt werden muss, und die Reinigung daher
nicht unter der Hand geschehn kann, wie z. B. bei Lokomotiven, zählt
diese Erhaltungsarbeit unter den laufenden Kosten, also als Element des
flüssigen Kapitals. Eine Lokomotive muss nach höchstens dreitägiger
Arbeit in den Schuppen gebracht und dort gereinigt werden; der Kessel
muss erst abkühlen, wenn er ohne Schädigung ausgewaschen werden soll.
(R. C., No. 17,823.)
Die eigentlichen Reparaturen oder Flickarbeiten erheischen Auslage
von Kapital und Arbeit, die nicht in dem ursprünglich vorgeschossnen
Kapital enthalten sind, also auch durch den allmäligen Werthersatz des
fixen Kapitals, jedenfalls nicht immer, ersetzt und gedeckt werden können.
Ist z. B. der Werth des fixen Kapitals = 10,000 £ und seine Gesammt-
lebenszeit = 10 Jahre, so ersetzen diese 10,000 £, nach zehn Jahren
ganz in Geld verwandelt, nur den Werth des ursprünglichen Anlagekapi-
tals, aber sie ersetzen nicht das inzwischen in Reparaturen neu zugesetzte
Kapital, resp. Arbeit. Es ist dies ein zuschüssiger Werthbestandtheil, der
auch nicht auf einmal vorgeschossen wird, sondern je nach Bedürfniss,
[153] und dessen verschiedne Vorschusszeiten der Natur der Sache nach zu-
fällig sind. Solche spätere, dosenweise, zusätzliche Kapitalauslage in
Arbeitsmitteln und Arbeitskraft erheischt alles fixe Kapital.
Die Beschädigungen, denen einzelne Theile der Maschinerie etc. aus-
gesetzt sind, sind der Natur der Sache nach zufällig, und so sind daher
auch die dadurch ernöthigten Reparatureu. Dennoch scheiden sich aus
dieser Masse zwei Sorten von Reparaturarbeiten ab, die einen mehr oder
minder festen Charakter haben und in verschiedne Perioden der Lebenszeit
des fixen Kapitals fallen — Gebresten des Kindesalters und die viel zahl-
reicheren Gebresten des über die mittlere Lebenszeit hinausgerückten Alters.
Eine Maschine z. B. mag mit noch so vollkommner Konstruktion in den
Produktionsprocess eintreten; bei dem wirklichen Gebrauch zeigen sich
Mängel, die durch nachträgliche Arbeit korrigirt werden müssen. Andrer-
seits, je mehr sie über ihre mittlere Lebenszeit hinausgetreten, je mehr
sich also der normale Verschleiss gehäuft hat, das Material, aus dem sie
besteht, vernutzt und altersschwach geworden, desto zahlreicher und be-
deutender werden die Reparaturarbeiten, nöthig, um die Maschine bis zu
Ende ihrer durchschnittlichen Lebensperiode in Athem zu erhalten; ganz
wie ein alter Mann, um nicht vorzeitig zu sterben, mehr medicinische
Ausgaben hat als ein jugendkräftiger. Trotz ihres zufälligen Charakters
vertheilen sich also die Reparaturarbeiten in ungleichen Massen auf die
verschiednen Lebensperioden des fixen Kapitals.
Hieraus sowohl, wie aus dem sonst zufälligen Charakter der Repa-
raturarbeiten an der Maschine folgt:
Einerseits ist die wirkliche Ausgabe an Arbeitskraft und Arbeits-
mitteln für Reparaturarbeiten zufällig, wie die Umstände selbst, welche
diese Reparaturen ernöthigen; der Umfang der nöthigen Reparaturen ist
verschieden vertheilt auf die verschiednen Lebensperioden des fixen Kapi-
tals. Andrerseits ist bei Schätzung der durchschnittlichen Lebensperiode
des fixen Kapitals unterstellt, dass es beständig in werkthätigem Zustand
erhalten wird, theils durch Reinigung (wozu auch die Reinhaltung der
Lokale gehört), theils durch Reparatur, so oft wie erheischt. Die Werth-
übertragung durch Verschleiss des fixen Kapitals ist auf dessen durch-
schnittliche Lebensperiode berechnet, aber diese durchschnittliche Lebens-
periode selbst ist darauf berechnet, dass das zur Instandhaltung erheischte
Zusatzkapital fortwährend vorgeschossen wird.
[154]
Andrerseits ist es ebenso klar, dass der durch diese zuschüssige Aus-
gabe von Kapital und Arbeit zugesetzte Werth nicht in den Preis der
Waaren eingehn kann gleichzeitig mit der wirklichen Ausgabe. Ein Spinner
z. B. kann diese Woche sein Garn nicht theurer verkaufen als vorige
Woche, weil ihm diese Woche ein Rad gebrochen oder ein Riemen zer-
rissen ist. Die allgemeinen Kosten der Spinnerei haben sich in keiner
Weise verändert durch diesen Unfall in einer einzelnen Fabrik. Hier,
wie bei aller Werthbestimmung, bestimmt der Durchschnitt. Die Er-
fahrung zeigt den durchschnittlichen Umfang solcher Unfälle und der
nöthigen Erhaltungs- und Reparaturarbeiten während der durchschnittlichen
Lebensperiode des in einem bestimmten Geschäftszweig angelegten fixen
Kapitals. Diese Durchschnittsausgabe wird vertheilt auf die Durchschnitts-
Lebensperiode, und wird in entsprechenden aliquoten Theilen auf den Preis
des Produkts geschlagen und daher durch den Verkauf desselben ersetzt.
Das Zuschusskapital, das so ersetzt wird, gehört zum flüssigen
Kapital, obgleich die Art der Auslage unregelmäßig ist. Da es von der
höchsten Wichtigkeit ist, sofort jedes Gebresten der Maschinerie zu ku-
riren, so befindet sich bei jeder grössren Fabrik ein den eigentlichen
Fabrikarbeitern aggregirtes Personal, Ingenieur, Schreiner, Mechaniker,
Schlosser u. s. w. Ihr Lohn bildet Theil des variablen Kapitals, und
der Werth ihrer Arbeit vertheilt sich auf das Produkt. Andrerseits
werden die in Produktionsmitteln erheischten Ausgaben nach jener Durch-
schnittsrechnung bestimmt, und bilden nach dieser Rechnung fortwährend
Werththeil des Produkts, obgleich sie faktisch in unregelmäßigen Perio-
den vorgeschossen werden und also auch in unregelmäßigen Perioden in
das Produkt, resp. das fixe Kapital eingehn. Dies in eigentlichen Re-
paraturen ausgelegte Kapital bildet in mancher Hinsicht ein Kapital eigner
Art, das weder unter flüssiges noch fixes Kapital zu rangiren ist, aber
als unter die laufenden Ausgaben gehörig mehr zum erstren zählt.
Die Art der Buchführung ändert natürlich nichts an dem wirklichen
Zusammenhang der Dinge, worüber Buch geführt wird. Es ist aber
wichtig zu bemerken, dass es in vielen Geschäftszweigen Gewohnheit ist,
die Reparaturkosten mit dem wirklichen Verschleiss des fixen Kapitals in
folgender Art zusammenzurechnen. Das vorgeschossne fixe Kapital sei
10,000 £, seine Lebensperiode 15 Jahre; der jährliche Verschleiss ist
dann 666⅔ £. Nun wird aber der Verschleiss auf nur zehn Jahre
[155] berechnet, d. h. dem Preis der producirten Waaren jährlich 1000 £ zu-
geschlagen für Abnutzung des fixen Kapitals, statt 666⅔ £; d. h. es
werden 333⅓ £ für Reparaturarbeit etc. reservirt. (Die Zahlen 10 und
15 sind nur beispielsweise genommen.) Soviel ist also im Durchschnitt
an Reparatur verausgabt worden, damit das fixe Kapital 15 Jahre dauert.
Diese Rechnung verhindert natürlich nicht, dass das fixe Kapital und das
in den Reparaturen ausgelegte Zusatzkapital verschiedne Kategorien bilden.
Auf Grund dieser Rechnungsweise wurde z. B. angenommen, dass der nie-
drigste Kostenanschlag für die Erhaltung und den Ersatz von Dampf-
schiffen 15 % jährlich sei, also Reproduktionszeit = 6⅔ Jahre. In den
60er Jahren vergütete die englische Regierung der Peninsular and Oriental
Co. dafür 16 % jährlich, was also einer Reproduktionszeit von 6⅓ Jahr
gleichkommt. Bei Eisenbahnen ist die Durchschnitts-Lebensdauer einer
Lokomotive 10 Jahre, aber, Reparaturen eingerechnet, wird der Verschleiss
angenommen zu 12½ %, was die Lebensdauer auf 8 Jahr reducirt.
Bei Passagier- und Güterwagen wird 9 % berechnet, also eine Lebens-
zeit von 11⅑ Jahr angenommen.
Die Gesetzgebung hat überall bei Miethkontrakten von Häusern und
andren Dingen, die für ihren Eigenthümer fixes Kapital sind und als
solches vermiethet werden, den Unterschied anerkannt zwischen dem nor-
malen Verschleiss, der durch die Zeit, den Einfluss der Elemente und die
normale Vernutzung selbst herbeigeführt wird, und zwischen den gelegent-
lichen Reparaturen, die zur Instandhaltung während der normalen Lebens-
dauer des Hauses und seiner normalen Benutzung zeitweise erforderlich
sind. In der Regel fallen die ersten auf den Eigenthümer, die zweiten
auf den Miether. Die Reparaturen unterscheiden sich ferner in gewöhn-
liche und substantielle. Die letztren sind theilweise Erneuerung des fixen
Kapitals in seiner Naturalform, und fallen ebenfalls auf den Eigenthümer,
wo der Kontrakt nicht ausdrücklich das Gegentheil sagt. So z. B. nach
englischem Recht:
„Ein Miether von Jahr zu Jahr ist nur verpflichtet, die Baulich-
keiten wind- und wasserdicht zu halten, so lange dies geschehn kann ohne
substantielle Reparaturen; und überhaupt nur solche Reparaturen zu be-
sorgen, die als gewöhnliche bezeichnet werden können. Und selbst in
dieser Beziehung muss das Alter und der allgemeine Zustand der betref-
fenden Theile des Gebäudes, zur Zeit als der Miether es übernahm, im
[156] Auge behalten werden, denn er ist nicht verpflichtet, weder attes und ver-
schlissnes Material durch neues zu ersetzen, noch die aus dem Zeitverlauf
und dem regelmässigen Gebrauch entstehende unvermeidliche Entwerthung
gut zu machen.“ (Holdsworth, Law of Landlord and Tenant. p. 90, 91.)
Ganz verschieden, sowohl vom Ersatz des Verschleisses wie von den
Arbeiten der Erhaltung und Reparatur ist die Versicherung, die sich
auf Zerstörung durch ausserordentliche Naturereignisse, Feuersbrunst, Ueber-
schwemmungen etc. bezieht. Diese muss aus dem Mehrwerth gutgemacht
werden und bildet einen Abzug von demselben. Oder vom Standpunkt
der ganzen Gesellschaft betrachtet: Es muss eine beständige Ueberpro-
duktion stattfinden, d. h. Produktion auf grössrer Stufenleiter, als zu ein-
fachem Ersatz und Reproduktion des vorhandnen Reichthums nöthig —
ganz abgesehn von Zunahme der Bevölkerung — um die Produktions-
mittel zur Verfügung zu haben, zur Ausgleichung der ausserordentlichen
Zerstörung, welche Zufälle und Naturkräfte anrichten.
In der That besteht nur der geringste Theil des zum Ersatz nöthigen
Kapitals in dem Geldreservefonds. Der wichtigste Theil besteht in der
Ausdehnung der Produktionsleiter selbst, die theils wirkliche Erweiterung
ist, theils zum normalen Umfang der Produktionszweige gehört, die das
fixe Kapital produciren. So ist z. B. eine Maschinenfabrik darauf einge-
richtet, dass jährlich sowohl die Fabriken ihrer Kundschaft erweitert
werden, wie auch dass beständig ein Theil davon ganzer oder theilweiser
Reproduktion bedarf.
Bei der Bestimmung des Verschleisses, wie der Reparaturkosten nach
gesellschaftlichem Durchschnitt, ergeben sich nothwendig grosse Ungleich-
heiten, selbst für gleichgrosse und sonst unter denselben Umständen be-
findliche Kapitalanlagen in demselben Produktionszweig. In der Praxis
dauert für den einen Kapitalisten die Maschine etc. über die Durchschnitts-
periode hinaus, bei dem andern nicht so lange. Die Reparaturkosten des
einen sind über, die des andren unter dem Durchschnitt u. s. w. Der
durch den Verschleiss, wie durch die Reparaturkosten, bestimmte Preiszu-
schlag der Waare ist aber derselbe und wird durch den Durchschnitt be-
stimmt. Der eine erhält also durch diesen Preiszusatz mehr als er wirk-
lich zusetzt, der andre weniger. Dies, wie alle andren Umstände, die bei
gleicher Exploitation der Arbeitskraft den Gewinn verschiedner Kapitalisten
[157] in demselben Geschäftszweig verschieden machen, trägt dazu bei, die Ein-
sicht in die wahre Natur des Mehrwerths zu erschweren.
Die Grenze zwischen eigentlicher Reparatur und Ersatz, zwischen
Erhaltungskosten und Erneuerungskosten, ist eine mehr oder weniger
fliessende. Daher der ewige Streit bei Eisenbahnen z. B. ob gewisse Aus-
gaben Reparatur oder Ersatz sind, ob sie aus laufender Ausgabe oder dem
Grundkapital bestritten werden müssen. Uebertragung von Reparaturaus-
gaben auf Kapitalkonto, statt auf Revenuekonto, ist das bekannte Mittel,
wodurch Eisenbahndirektionen ihre Dividenden künstlich in die Höhe schrauben.
Jedoch hat auch hierfür die Erfahrung die wesentlichsten Anhaltspunkte be-
reits geliefert. Die nachträglichen Arbeiten während der ersten Lebens-
periode der Eisenbahn z. B. sind „keine Reparaturen, sondern müssen an-
gesehn werden als wesentlicher Bestandtheil des Bahnbaus, und sind also
dem Kapitalkonto zu belasten, da sie nicht aus dem Verschleiss oder der
normalen Wirkung des Verkehrs herrühren, sondern der ursprünglichen
und unvermeidlichen Unvollkommenheit des Bahnbaus geschuldet sind.“
(Lardner, l. c., p. 40.) „Dagegen ist es die einzig richtige Methode, die
Revenue eines jeden Jahres zu belasten mit der Entwerthung, die noth-
wendiger Weise eingetreten ist, damit diese Revenue verdient werden konnte,
einerlei ob die Summe wirklich ausgegeben ist oder nicht.“ (Captain
Fitzmaurice, Committee of Inquiry on Caledonian Railway, abgedruckt in
Money Market Review, 1867.)
Praktisch unmöglich und zwecklos wird die Trennung von Ersatz
und Erhaltung des fixen Kapitals in der Landwirthschaft, wenigstens soweit
sie noch nicht mit Dampf arbeitet. „Bei einem vollständigen, jedoch nicht
übertrieben starken Bestande des Geräth-Inventars (Bedarf an Acker- und
sonstigen Arbeits- und Wirthschaftsgeräthen aller Art) pflegt man im
grossen Durchschnitt die jährliche Abnutzung und Unterhaltung des Ge-
räth-Inventars nach Verschiedenheit der vorliegenden Verhältnisse zu 15 bis
25 % vom Anschaffungskapital anzuschlagen.“ (Kirchhof, Handbuch
der landwirthschaftlichen Betriebslehre, Berlin 1862, p. 137.)
Bei dem Betriebsmaterial einer Eisenbahn ist Reparatur und Ersatz
gar nicht zu trennen. „Wir erhalten unser Betriebsmaterial der Zahl nach
aufrecht. Welche Anzahl von Lokomotiven wir auch haben, diese Zahl
erhalten wir aufrecht. Wird eine im Lauf der Zeit unbrauchbar, so dass
es vortheilhafter ist eine neue zu bauen, so bauen wir sie auf Kosten
[158] der Revenue, wobei wir der Revenue natürlich den Werth der von der
alten Maschine übrigen Materialien gutschreiben. … Es bleibt immer
ziemlich viel übrig. . . . Die Räder, die Axen, die Kessel etc., kurz,
ein gutes Stück der alten Lokomotive bleibt übrig.“ (T. Gooch, Chairman
of Great Western Railway Co., R. C. No. 17,327—29.) — „Repariren
heisst erneuern; für mich existirt das Wort „Ersatz“ nicht; … hat eine
Eisenbahngesellschaft einen Wagen oder eine Lokomotive einmal gekauft,
so sollte sie sie so repariren, dass sie in Ewigkeit fortlaufen können.
(17,784.) Wir rechnen 8½ d. für die englische Zugmeile an Loko-
motivkosten. Aus diesen 8½ d. erhalten wir die Lokomotiven für immer.
Wir erneuern unsre Maschinen. Wenn Sie eine Maschine neu kaufen
wollen, so geben Sie mehr Geld aus als nöthig ist. … An der alten
Maschine finden sich immer ein paar Räder, eine Axe oder sonst
ein Stück, das brauchbar ist, und das hilft eine Maschine wohlfeiler her-
stellen, die ebenso gut ist wie eine ganz neue. (17,790.) Ich pro-
ducire jetzt jede Woche eine neue Lokomotive, d. h. die so gut wie neu
ist, denn Kessel, Cylinder und Gestell sind neu.“ (17,823. Archibald
Sturrock, Locomotive Superintendent of Great Northern Railway, in R. C.,
1867.)
Ebenso bei den Wagen: „Im Lauf der Zeit wird der Vorrath der
Lokomotiven und Wagen fortwährend erneuert; das eine Mal werden
neue Räder angesteckt, das andre Mal ein neues Gestell gemacht. Die
Theile, auf denen die Bewegung beruht und die dem Verschleiss am
meisten ausgesetzt sind, werden allmälig erneuert; die Maschinen und
Wagen können dann einer solchen Reihe von Reparaturen unterworfen
werden dass in manchen von ihnen nicht eine Spur von dem alten Ma-
terial übrig ist. . . . Selbst wenn sie ganz reparaturunfähig werden,
werden Stücke von den alten Wagen oder Lokomotiven hinein verarbeitet
und verschwinden so nie gänzlich von der Bahn. Das bewegliche Ka-
pital ist daher in fortwährender Reproduktion; was für den Bahnkörper
zu einer bestimmten Zeit auf einmal stattfinden muss, wenn die ganze
Bahn neu belegt wird, das findet beim Betriebsmaterial allmälig von Jahr
zu Jahr statt. Seine Existenz ist perennirend, es ist in fortwährender
Verjüngung begriffen.“ (Lardner, p. 116.)
Dieser Process, wie hier von Lardner bei der Eisenbahn dargestellt,
passt nicht auf eine einzelne Fabrik, wohl aber als Bild der beständigen,
[159] partiellen, mit der Reparatur durcheinander laufenden Reproduktion des
fixen Kapitals innerhalb eines ganzen Industriezweigs, oder überhaupt
innerhalb der gesammten Produktion, auf gesellschaftlicher Stufenleiter
betrachtet.
Hier ein Beweis, innerhalb wie weiter Grenzen geschickte Direktionen
mit den Begriffen Reparatur und Ersatz wirthschaften können zur Er-
zielung von Dividenden. Nach dem oben citirten Vortrag von R. B. Willi-
ams schrieben verschiedne englische Eisenbahngesellschaften im Durch-
schnitt einer Reihe von Jahren für Reparatur und Erhaltungskosten
des Bahnkörpers und der Baulichkeiten folgende Summe auf Revenue-
konto ab (per englische Meile der Bahnlänge jährlich):
- London \& North Western . . . 370 £
- Midland . . . . . . . . . 225 £
- London \& South Western . . . 257 £
- Great Northern . . . . . . 360 £
- Lancashire \& Yorkshire . . . . 377 £
- South Eastern . . . . . . . 263 £
- Brighton . . . . . . . . 266 £
- Manchester \& Sheffield . . . . 200 £.
Diese Differenzen rühren nur zum allergeringsten Theil von Ver-
schiedenheit der wirklichen Auslagen her; sie stammen fast ausschliess-
lich aus verschiedner Berechnungsweise, jenachdem Ausgabeposten dem
Kapitalkonto oder dem Revenuekonto zur Last gebracht werden. Williams
sagt gradezu: „Die geringre Belastung wird angenommen, weil dies für
eine gute Dividende nöthig ist, und die grössre Belastung wird gemacht,
weil eine stärkere Revenue vorhanden ist, die das ertragen kann.“
In gewissen Fällen wird der Verschleiss, also auch sein Ersatz, eine
praktisch verschwindende Grösse, sodass allein die Reparaturkosten in
Rechnung kommen. Was Lardner im Folgenden von works of art bei
Eisenbahnen sagt, gilt im Allgemeinen für alle solche dauerhaften Werke,
Kanäle, Docks, eiserne und steinerne Brücken etc. — „Der Verschleiss,
der in Folge der langsamen Wirkung der Zeit bei den solideren Werken
eintritt, wirkt fast unmerklich während kürzerer Zeiträume; nach Verfluss
eines langen Zeitraums, z. B. von Jahrhunderten, muss er jedoch die Er-
neuerung, ganz oder theilweise, selbst bei den solidesten Konstruktionen
herbeiführen. Dieser unmerkliche Verschleiss, verglichen mit dem fühl-
[160] bareren bei andren Theilen der Bahn, lässt sich vergleichen mit den seku-
lären und periodischen Ungleichheiten in der Bewegung der Weltkörper.
Die Wirkung der Zeit auf die massivren Konstruktionen einer Bahn, Brücken,
Tunnel, Viadukte etc. liefert Beispiele von dem, was man einen sekulären
Verschleiss nennen kann. Die schnellere und sichtbarere Entwerthung, die
in kürzern Zeiträumen durch Reparaturen oder Ersatz gutgemacht wird,
ist den periodischen Ungleichheiten analog. In die jährlichen Reparatur-
kosten wird auch der Ersatz des zufälligen Schadens eingeschlossen, den
die Aussenseite auch der dauerhafteren Konstruktionen von Zeit zu Zeit
erleidet; aber auch unabhängig von diesen Reparaturen geht das Alter
nicht wirkungslos an ihnen vorbei, und wie entfernt sie auch immer sei,
die Zeit muss kommen, in der ihr Zustand einen Neubau nöthig macht.
In finanzieller und ökonomischer Beziehung mag diese Zeit allerdings viel
zu entfernt sein, um sie in praktische Rechnung zu ziehn.“ (Lardner,
l. c., p. 38, 39.)
Es gilt dies für alle solche Werke von sekulärer Dauer, bei welchen
also nicht das in ihnen vorgeschossne Kapital ihrem Verschleiss entsprechend
allmälig zu ersetzen ist, sondern nur die jährlichen Durchschnittskosten
der Erhaltung und Reparatur auf den Preis des Produkts zu über-
tragen sind.
Obgleich, wie wir gesehn, ein grössrer Theil des zum Ersatz des
Verschleisses des fixen Kapitals zurückfliessenden Geldes jährlich, oder
selbst in kürzern Zeiträumen, wieder in seine Naturalform rückverwandelt
wird, ist dennoch für jeden einzelnen Kapitalisten ein Amortisationsfonds
nöthig für den Theil des fixen Kapitals, der nur nach Verlauf von Jahren
auf einmal in seinen Reproduktionstermin tritt und dann ganz zu ersetzen
ist. Ein bedeutender Bestandtheil des fixen Kapitals schliesst durch seine
Beschaffenheit die stückweise Reproduktion aus. Ausserdem, wo die Re-
produktion stückweis in der Weise geschieht, dass in kürzern Intervallen
dem entwertheten Bestand neuer zugefügt wird, ist je nach dem specifischen
Charakter des Produktionszweigs eine vorherige Geldakkumulation von
grössrem oder geringrem Umfang nöthig, bevor dieser Ersatz stattfinden
kann. Nicht jede beliebige Geldsumme reicht dazu hin, es wird eine Geld-
summe von bestimmtem Umfang dazu erheischt.
Betrachten wir dies bloss unter der Voraussetzung der einfachen
Geldcirkulation, ohne alle Rücksicht auf das erst später zu entwickelnde
[161] Kreditsystem, so ist der Mechanismus der Bewegung dieser: Im ersten
Buch (Kap. III, 3 a) wurde gezeigt, dass wenn ein Theil des in
einer Gesellschaft vorhandnen Geldes stets als Schatz brachliegt, während
ein andrer als Cirkulationsmittel, resp. als unmittelbarer Reservefonds des
direkt cirkulirenden Geldes fungirt, die Proportion beständig wechselt,
worin sich die Gesammtmasse des Geldes auf Schatz und auf Cirkulations-
mittel vertheilt. In unserm Fall wird nun Geld, das als Schatz in derHand eines
größern Kapitalisten in grössrem Umfang aufgehäuft sein muss, beim Einkauf
des fixen Kapitals auf einmal in Cirkulation geworfen. Es vertheilt sich selbst
wieder in der Gesellschaft als Cirkulationsmittel und als Schatz. Durch
den Amortisationsfonds, worin nach Maßgabe des Verschleisses des fixen
Kapitals dessen Werth zu seinem Ausgangspunkt zurückfliesst, bildet ein
Theil des cirkulirenden Geldes wieder Schatz — für längre oder kürzre
Zeit — in der Hand desselben Kapitalisten, dessen Schatz bei Ankauf
des fixen Kapitals sich in Cirkulationsmittel verwandelt und von ihm ent-
fernt hatte. Es ist eine beständig wechselnde Vertheilung des in der Ge-
sellschaft existirenden Schatzes, der abwechselnd als Cirkulationsmittel
fungirt, und dann wieder als Schatz aus der Masse des cirkulirenden Geldes
abgeschieden wird. Mit der Entwicklung des Kreditwesens, welche der
Entwicklung der grossen Industrie und der kapitalistischen Produktion
nothwendig parallel geht, fungirt dies Geld nicht als Schatz, sondern als
Kapital, aber in der Hand nicht seines Eigenthümers, sondern andrer Ka-
pitalisten, denen es zur Verfügung gestellt ist.
Neuntes Kapitel.
Der Gesammt-Umschlag des vorgeschossnen Kapitals.
Umschlagscyklen.
Wir haben gesehn, dass die fixen und flüssigen Bestandtheile des
produktiven Kapitals verschiedenartig und zu verschiednen Perioden um-
schlagen, ebenso dass die verschiednen Bestandtheile des fixen Kapitals
in demselben Geschäft je nach ihrer verschiednen Lebens-, daher Repro-
duktionszeit, wieder verschiedne Umschlagsperioden haben. (Ueber die
wirkliche oder scheinbare Verschiedenheit im Umschlag verschiedner Be-
Marx, Kapital II. 11
[162] standtheile des flüssigen Kapitals in demselben Geschäft, siehe am Schluss
dieses Kapitels sub 6.)
1) Der Gesammtumschlag des vorgeschossnen Kapitals ist der Durch-
schnittsumschlag seiner verschiednen Bestandtheile; Berechnungsmodus
weiter unten. Soweit es sich nur um verschiedne Zeitperioden handelt ist
natürlich nichts einfacher als ihren Durchschnitt zu ziehn; aber:
2) es findet hier nicht nur quantitativer sondern qualitativer Unter-
schied statt.
Das in den Produktionsprocess eingehende flüssige Kapital überträgt
seinen ganzen Werth auf das Produkt und muss daher beständig, durch den
Verkauf des Produkts, in natura ersetzt werden, soll der Produktionsprocess ohne
Unterbrechung vor sich gehn. Das in den Produktionsprocess eingehende
fixe Kapital überträgt nur Theil seines Werths (den Verschleiss) auf das
Produkt und fährt trotz des Verschleisses fort im Produktionsprocess zu
fungiren; es braucht daher nur in kürzern oder längern Intervallen,
jedenfalls nicht so oft wie das flüssige Kapital, in natura ersetzt zu
werden. Diese Ersatznothwendigkeit, der Reproduktionstermin, ist nicht
nur quantitativ verschieden für die verschiednen Bestandtheile des fixen
Kapitals, sondern wie wir gesehn haben, ein Theil des länger dauernden,
vieljährigen fixen Kapitals kann jährlich oder in kürzern Intervallen er-
setzt und dem alten fixen Kapital in natura hinzufügt werden; bei fixem
Kapital andrer Beschaffenheit kann der Ersatz nur nach Ende seiner
Lebenszeit auf einmal stattfinden.
Es ist daher nöthig, die Sonderumschläge der verschiednen Theile
des fixen Kapitals auf gleichartige Form des Umschlags zu reduciren,
sodass sie nur noch quantitativ, der Umschlagsdauer nach, verschieden sind.
Diese qualitative Dieselbigkeit findet nicht statt wenn wir P … P
— die Form des kontinuirlichen Produktionsprocesses — zum Ausgangs-
punkt nehmen. Denn bestimmte Elemente von P müssen beständig in
natura ersetzt werden, andre nicht. Wohl aber gibt die Form G … G'
diese Dieselbigkeit des Umschlags. Nehmen wir z. B. eine Maschine
zum Werth von 10,000 £, die zehn Jahre dauert, wovon sich also
jährlich ⅒ = 1000 £ in Geld rückverwandelt. Diese 1000 £ haben
sich im Lauf eines Jahres aus Geldkapital in produktives Kapital und
Waarenkapital, und aus diesem in Geldkapital rückverwandelt. Sie sind
[163] zu ihrer ursprünglichen Geldform zurückgekehrt, wie das flüssige Kapital,
wenn wir es unter dieser Form betrachten, und es ist dabei gleichgültig,
ob das Geldkapital von 1000 £ wieder am Ende des Jahres in die Na-
turalform einer Maschine rückverwandelt wird oder nicht. Bei der Be-
rechnung des Gesammtumschlags des vorgeschossnen produktiven Kapitals
fixiren wir daher alle seine Elemente in der Geldform, sodass die Rück-
kehr zur Geldform den Umschlag schliesst. Wir betrachten den Werth
immer als in Geld vorgeschossen, selbst beim kontinuirlichen Produktions-
process, wo diese Geldform des Werths nur die des Rechengelds ist. So
können wir dann den Durchschnitt ziehn.
3) Es folgt, dass selbst wenn der bei weitem grössre Theil des
vorgeschossnen produktiven Kapitals aus fixem Kapital besteht, dessen
Reproduktions-, also auch Umschlagszeit, einen vieljährigen Cyklus um-
fasst, dennoch der während des Jahres umgeschlagene Kapitalwerth in
Folge der wiederholten Umschläge des flüssigen Kapitals während des
Jahres, grösser sein kann als der Gesammtwerth des vorgeschossnen Kapitals.
Das fixe Kapital sei = 80,000 £, seine Reproduktionszeit = 10
Jahre, sodass 8000 £ davon jährlich zu ihrer Geldform zurückkehren
oder es ⅒ seines Umschlags vollzieht. Das flüssige Kapital sei =
20,000 £ und schlage fünfmal im Jahre um. Das Gesammtkapital ist
dann = 100,000 £. Das umgeschlagne fixe Kapital ist = 8000 £;
das umgeschlagne flüssige Kapital = 5 × 20,000 = 100,000 £. Also
ist das während des Jahres umgeschlagne Kapital = 108,000 £,
grösser um 8000 £ als das vorgeschossne Kapital. 1 + \frac{2}{25} des Kapitals
hat umgeschlagen.
4) Der Werthumschlag des vorgeschossnen Kapitals trennt sich
also von seiner wirklichen Reproduktionszeit oder der realen Umschlags-
zeit seiner Bestandtheile. Ein Kapital von 4000 £ schlage z. B. fünf-
mal im Jahre um. Das umgeschlagne Kapital ist dann 5 × 4000 =
20,000 £. Was aber am Ende jedes Umschlags zurückkehrt, um wieder
von neuem vorgeschossen zu werden, ist das ursprünglich vorgeschossne
Kapital von 4000 £. Seine Grösse wird nicht verändert durch die An-
zahl der Umschlagsperioden, während deren es von neuem als Kapital
fungirt. (Abgesehn vom Mehrwerth.)
In dem Beispiel sub 3 also ist nach der Voraussetzung am Ende
des Jahres in die Hand des Kapitalisten zurückgekehrt a) eine Werth-
11*
[164] summe von 20,000 £, die er von neuem in den flüssigen Bestandtheil
des Kapitals auslegt, und b) eine Summe von 8000 £, die sich durch
den Verschleiss vom Werth des vorgeschossnen fixen Kapitals losgelöst hat;
daneben existirt nach wie vor dasselbe fixe Kapital im Produktionsprocess
fort, aber mit dem verminderten Werth von 72,000 £ statt 80,000 £.
Es bedürfte also noch neunjähriger Fortsetzung des Produktionsprocesses,
bis das vorgeschossne fixe Kapital sich ausgelebt und sowohl als Produkt-
bildner wie Werthbildner ausfungirt hat und ersetzt werden muss. Der
vorgeschossne Kapitalwerth hat also einen Cyklus von Umschlägen zu be-
schreiben, im gegebnen Fall z. B. einen Cyklus von zehn jährlichen Um-
schlägen — und zwar ist dieser Cyklus bestimmt durch die Lebenszeit,
daher die Reproduktionszeit oder Umschlagszeit des angewandten fixen
Kapitals.
In demselben Maße also, worin sich mit der Entwicklung der kapi-
talistischen Produktionsweise der Werthumfang und die Lebensdauer des
angewandten fixen Kapitals entwickelt, entwickelt sich das Leben der In-
dustrie und des industriellen Kapitals in jeder besondren Anlage zu einem
vieljährigen, sage im Durchschnitt zehnjährigen. Wenn einerseits die
Entwicklung des fixen Kapitals dieses Leben ausdehnt, so wird es
andrerseits abgekürzt durch die beständige Umwälzung der Produktions-
mittel, die ebenfalls mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktions-
weise beständig zunimmt. Mit ihr daher auch der Wechsel der Produk-
tionsmittel und die Nothwendigkeit ihres beständigen Ersatzes in Folge
des moralischen Verschleisses, lange bevor sie physisch ausgelebt sind.
Man kann annehmen, dass für die entscheidendsten Zweige der grossen
Industrie dieser Lebenscyklus jetzt im Durchschnitt ein zehnjähriger ist.
Doch kommt es hier nicht auf die bestimmte Zahl an. Soviel ergibt
sich: Durch diesen eine Reihe von Jahren umfassenden Cyklus von zu-
sammenhängenden Umschlägen, in welchen das Kapital durch seinen fixen
Bestandtheil gebannt ist, ergibt sich eine materielle Grundlage der perio-
dischen Krisen, worin das Geschäft aufeinanderfolgende Perioden der Ab-
spannung, mittleren Lebendigkeit, Ueberstürzung, Krise durchmacht. Es
sind zwar die Perioden, worin Kapital angelegt wird, sehr verschiedne
und auseinanderfallende. Indessen bildet die Krise immer den Ausgangs-
punkt einer grossen Neuanlage. Also auch — die ganze Gesellschaft be-
[165] trachtet — mehr oder minder eine neue materielle Grundlage für den
nächsten Umschlagscyklus.22)
5) Ueber die Berechnungsweise des Umschlags lassen wir einen ameri-
kanischen Oekonomen sprechen.
„In einigen Geschäftszweigen wird das ganze vorgeschossne Kapital
mehrere Mal innerhalb eines Jahres umgeschlagen oder cirkulirt; in einigen
andren schlägt ein Theil mehr als einmal im Jahr um, ein andrer Theil
nicht so häufig. Es ist die Durchschnittsperiode, die sein ganzes Kapital
gebraucht, um durch seine Hand zu passiren oder um einmal umzu-
schlagen, wonach ein Kapitalist seinen Profit berechnen muss. Angenommen,
Jemand habe in einem bestimmten Geschäft die Hälfte seines Kapitals in
Gebäuden und Maschinerie angelegt, welche einmal in zehn Jahren er-
neuert werden; ein Viertel in Werkzeugen etc., die in zwei Jahren er-
neuert werden; das letzte Viertel, ausgelegt in Arbeitslöhnen und Roh-
stoffen, wäre zweimal im Jahre umgeschlagen. Sein ganzes Kapital sei
50,000 Dollars. Dann wird seine Jahresauslage sein:
- \frac{50,000}{2} = 25,000 Doll. in 10 Jahren = 2500 Doll. in 1 Jahr.
- \frac{50,000}{4} = 12,500 „ „ 2 „ = 6250 „ „ „ „
- \frac{50,000}{4} = 12,500 „ „ ½ „ = 25,000 „ „ „ „
- in 1 Jahr = 33,750 Doll.
Die Durchschnittszeit also, in der sein ganzes Kapital einmal umge-
schlagen wird, ist 16 Monate . . . . Nehmen wir einen andern Fall:
Ein Viertel des Gesammtkapitals von 50,000 Doll. cirkulirt in 10 Jahren;
ein Viertel in 1 Jahr; die übrige Hälfte zweimal in 1 Jahr. Dann
wird die jährliche Auslage sein:
- \frac{12,500}{10} = 1250 Doll.
- 12,500 = 12,500 „
- 25,000 × 2 = 50,000 „
- In 1 Jahr umgeschlagen = 63,750 Doll.“
(Scrope: Pol. Econ., edit. Alonzo Potter. New York 1841. p. 141, 142.)
[166]
6) Wirkliche und scheinbare Verschiedenheiten im Umschlag der ver-
schiednen Theile des Kapitals. — Derselbe Scrope sagt an derselben
Stelle: „Das Kapital, das ein Fabrikant, Landwirth oder Kaufmann in
der Zahlung von Arbeitslöhnen auslegt, cirkulirt am schnellsten, da es
vielleicht einmal in der Woche, wenn seine Leute wöchentlich bezahlt
werden, durch die wöchentlichen Einkünfte aus seinen Verkäufen oder
bezahlten Fakturen umgeschlagen wird. Das in Rohstoffen oder fertigen
Vorräthen ausgelegte cirkulirt weniger rasch; es mag zweimal oder vier-
mal im Jahr umschlagen, je nach der Zeit die zwischen dem Einkauf
der einen und dem Verkauf der audern verbraucht wird, vorausgesetzt,
dass er auf gleiche Kreditfrist kauft und verkauft. Das in Werkzeugen
und Maschinen steckende Kapital cirkulirt noch langsamer, da es im
Durchschnitt vielleicht nur einmal in fünf oder zehn Jahren umgeschlagen,
d. h. konsumirt und erneuert wird; obwohl manche Werkzeuge schon in
einer einzigen Reihe von Operationen aufgebraucht werden. Das in Ge-
bäuden, z. B. Fabriken, Läden, Lagerhäusern, Scheunen, in Strassen,
Bewässerungsanlagen etc. ausgelegte Kapital scheint überhaupt kaum zu
cirkuliren. In der That aber werden auch diese Anlagen vollständig eben-
sosehr wie die früher erwähnten aufgebraucht während sie zur Produktion
beitragen, und müssen reproducirt werden, damit der Producent seine
Operationen fortführen kann. Nur mit dem Unterschied, dass sie langsamer
konsumirt und reproducirt werden als die übrigen . . . . Das in ihnen
angelegte Kapital schlägt vielleicht erst in 20 oder 50 Jahren um.“
Scrope verwechselt hier den durch Zahlungstermine und Kredit-
verhältnisse für den individuellen Kapitalisten bewirkten Unterschied im
Fluss bestimmter Theile des flüssigen Kapitals mit den aus der Natur
des Kapitals hervorgehenden Umschlägen. Er sagt, der Arbeitslohn muss
wöchentlich gezahlt werden, durch die wöchentlichen Einkünfte aus den
bezahlten Verkäufen oder Fakturen. Erstens ist hier zu bemerken, dass
mit Bezug auf den Arbeitslohn selbst Unterschiede eintreten, je nach der
Länge des Zahlungstermins, d. h. der Länge der Zeit, wofür der Arbeiter
dem Kapitalisten Kredit zu geben hat; also jenachdem der Zahlungstermin
des Lohns wöchentlich, monatlich, dreimonatlich, halbjährlich u. s. w.
Es gilt hier das früher entwickelte Gesetz: „Die nothwendige Masse des
Zahlungsmittels (also des auf einen Schlag vorzuschiessenden Geldkapitals)
[167] steht im umgekehrten Verhältniss zur Länge der Zahlungsperioden.“ (Buch I,
Kap. III, 3, b) Seite 124.)
Zweitens: In das wöchentliche Produkt geht die Gesammtheit nicht
nur des in seiner Produktion durch die Wochenarbeit zugesetzten Neu-
werths ein, sondern ebenso der Werth der im Wochenprodukt aufgezehrten
Roh- und Hülfsstoffe. Mit dem Produkt cirkulirt dieser in ihm enthaltne
Werth. Durch den Verkauf dieses Produkts erhält er die Geldform und
muss von neuem in dieselben Produktionselemente umgesetzt werden. Es
gilt dies ebensowohl von der Arbeitskraft wie von Roh- und Hülfsstoffen.
Aber man hat bereits gesehn (Kap. VI, 2, A), dass die Kontinuität der
Produktion einen Vorrath von Produktionsmitteln erheischt, verschieden
für verschiedne Geschäftszweige, und im selben Geschäftszweig wieder ver-
schieden für verschiedne Bestandtheile dieses Elements des flüssigen Kapi-
tals, z. B. für Kohle und Baumwolle. Obgleich daher diese Stoffe be-
ständig in natura ersetzt werden müssen, brauchen sie nicht beständig
neu gekauft zu werden. Wie oft sich der Kauf erneuert, hängt von der
Grösse des angelegten Vorraths ab, wie lange er vorhält bis er erschöpft
ist. Bei der Arbeitskraft findet solches Einlegen von Vorrath nicht statt.
Die Rückverwandlung in Geld geht für den in Arbeit ausgelegten Kapi-
taltheil Hand in Hand mit der des in Hülfs- und Rohstoff ausgelegten.
Aber die Rückverwandlung des Geldes, einerseits in Arbeitskraft, andrer-
seits in Rohstoffe, geht getrennt vor sich wegen der besondren Kauf- und
Zahlungstermine dieser beiden Bestandtheile, von denen der eine als pro-
duktiver Vorrath in längeren Terminen gekauft wird, der andre, die Ar-
beitskraft, in kürzren, z. B. wöchentlich. Andrerseits muss der Kapitalist
neben dem Produktionsvorrath einen Vorrath fertiger Waaren halten. Ab-
gesehn von Verkaufsschwierigkeiten etc. ist z. B. eine bestimmte Masse
auf Bestellung zu produciren. Während der letzte Theil derselben produ-
cirt wird, wartet der schon fertige auf dem Speicher bis zur Zeit, wo die
Bestellung ganz ausgeführt werden kann. Andre Unterschiede im Um-
schlag des flüssigen Kapitals entstehn, sobald einzelne Elemente desselben
länger als andre in einem vorläufigen Stadium des Produktionsprocesses
(Austrocknung von Holz u. s. w.) verharren müssen.
Das Kreditwesen, auf das Scrope hier Bezug nimmt, wie das Handels-
kapital, modificirt den Umschlag für den einzelnen Kapitalisten. Auf
[168] gesellschaftlicher Stufenleiter modificirt es ihn nur, soweit es nicht nur
die Produktion, sondern auch die Konsumtion beschleunigt.
Zehntes Kapitel.
Theorien über fixes und cirkulirendes Kapital.
Die Physiokraten und Adam Smith.
Bei Quesnay erscheint der Unterschied von fixem und cirkulirendem
Kapital als avances primitives und avances annuelles. Er stellt diesen
Unterschied richtig dar als Unterschied innerhalb des produktiven, dem
unmittelbaren Produktionsprocess einverleibten Kapitals. Da ihm das in
der Agrikultur angewandte Kapital, also das Kapital des Pächters, als
das einzig wirklich produktive gilt, so ergeben sich diese Unterschiede
auch nur für das Kapital des Pächters. Hieraus ergiebt sich auch die
jährliche Umschlagszeit des einen Theils des Kapitals, und die mehr als
jährliche (zehnjährige) des andern. Beiläufig übertragen die Physiokraten
im Lauf der Entwicklung diese Unterschiede auch auf andre Sorten Ka-
pital, auf das industrielle Kapital überhaupt. Für die Gesellschaft bleibt
der Unterschied zwischen jährlichen und mehrjährigen Vorschüssen so
wichtig, dass viele Oekonomen, selbst nach A. Smith, zu dieser Bestimmung
zurückkehren.
Der Unterschied zwischen beiden Arten von Vorschüssen entsteht erst,
sobald vorgeschossnes Geld in die Elemente des produktiven Kapitals ver-
wandelt ist. Es ist ein Unterschied, einzig und allein innerhalb des pro-
duktiven Kapitals. Es fällt Quesnay daher nicht ein, das Geld, sei es zu [den] ur-
sprünglichen, sei es zu den jährlichen Vorschüssen zu rechnen. Als Vorschüsse
der Produktion — d. h. als produktives Kapital — stehn sie beide sowohl dem
Geld, wie den auf dem Markt befindlichen Waaren gegenüber. Ferner reducirt
sich der Unterschied dieser beiden Elemente des produktiven Kapitals bei
Quesnay richtig auf die verschiedne Weise, worin sie in den Werth des
fertigen Produkts eingehn, daher auf die verschiedne Weise, worin ihr
Werth mit dem Produktenwerth cirkulirt wird, und daher die verschiedne
[169] Weise ihres Ersatzes oder ihrer Reproduktion, indem der Werth des einen
jährlich ganz, der des andren in längern Perioden stückweis ersetzt
wird.23)
Der einzige Fortschritt, den A. Smith macht, ist die Verallgemeine-
rung der Kategorien. Sie bezieht sich bei ihm nicht mehr auf eine spe-
cielle Form des Kapitals, das Pächterkapital, sondern auf jede Form des
produktiven Kapitals. Es folgt daher von selbst, dass an die Stelle des
der Agrikultur entnommenen Unterschieds zwischen jährlichem und mehr-
jährigem Umschlag, der allgemeine Unterschied verschiedenzeitigen Um-
schlags tritt, sodass ein Umschlag des fixen Kapitals stets mehr als einen
Umschlag des cirkulirenden Kapitals umfasst, welches immer die Zeitdauer
dieser Umschläge des cirkulirenden Kapitals sei, jährlich, mehr als jähr-
lich, oder weniger als jährlich. So verwandeln sich bei Smith die avances
annuelles in cirkulirendes und die avances primitives in fixes Kapital.
Auf diese Verallgemeinerung der Kategorien beschränkt sich aber sein
Fortschritt. Die Ausführung fällt weit hinter Quesnay zurück.
Gleich die roh empirische Art, wie Smith die Untersuchung eröffnet,
leitet die Unklarheit ein: „There are two different ways in which
a capital may be employed so as to yield a revenue or profit to its em-
ployer.“ (Wealth of Nations. Book II, chap. I, p. 189. Edit. Aberdeen,
1848.)
Die Arten, worin Werth angelegt werden kann, um als Kapital zu
fungiren, um seinem Eigner einen Mehrwerth abzuwerfen, sind ebenso ver-
[170] schieden, ebenso mannichfach wie die Anlagesphären des Kapitals. Es ist
eine Frage nach den verschiednen Produktionszweigen, worin Kapital an-
gelegt werden kann. Die Frage, so formulirt, geht noch weiter. Sie
schliesst die Frage ein, wie Werth, auch wenn er nicht als produktives
Kapital angelegt wird, als Kapital für seinen Eigner fungiren kann, z. B.
als zinstragendes Kapital, Kaufmannskapital u. s. w. Hier sind wir also
schon himmelweit entfernt von dem wirklichen Gegenstand der Analyse,
nämlich von der Frage: wie die Theilung des produktiven Kapitals in
seine verschiednen Elemente, abgesehn von ihrer verschiednen Anlage-
sphäre, auf ihren Umschlag wird.
A. Smith fährt dann gleich fort: „First, it may be employed in raising,
manufacturing, or purchasing goods, and selling them again with a profit.“
A. Smith sagt uns hier nichts, als dass Kapital angewandt werden kann
in der Agrikultur, der Manufaktur und dem Handel. Er spricht also
nur von den verschiednen Anlagesphären des Kapitals, und auch von solchen,
worin, wie im Handel, das Kapital nicht dem unmittelbaren Pro-
duktionsprocess einverleibt ist, also nicht als produktives Kapital fungirt.
Damit verlässt er schon die Grundlage, worauf die Physiokraten die Unter-
schiede des produktiven Kapitals und ihren Einfluss auf den Umschlag
darstellen. Ja, er nimmt sofort auch das Kaufmannskapital als Beispiel
in einer Frage, wo es sich ausschliesslich um Differenzen des produk-
tiven Kapitals im Produkt- und Werthbildungsprocess handelt, die selbst
wieder Differenzen in seinem Umschlag und seiner Reproduktion erzeugen.
Er fährt fort: „The capital employed in this manner yields no re-
venue or profit to its employer, while it either remains in his possession
or continues in th esame shape.“ — The capital employed in this manner!
Aber Smith spricht von Kapital, das in der Agrikultur, in der Industrie
angelegt ist, und er sagt uns später, dass das so angelegte Kapital in
fixes und cirkulirendes zerfällt! Die Anlage des Kapitals in dieser Art
kann also das Kapital weder zu fixem noch zu cirkulirendem machen.
Oder meinte er, dass Kapital, angewandt um Waaren zu produciren
und diese Waaren mit einem Profit zu verkaufen, nach seiner Verwand-
lung in Waaren verkauft werden und durch den Verkauf erstens aus dem
Besitz des Verkäufers in den des Käufers übergehn, zweitens aus seiner
Naturalform als Waare in seine Geldform sich umsetzen muss, und daher
dem Besitzer unnütz ist, so lange es entweder in seinem Besitz oder
[171] — für ihn — in derselben Form bleibt? Aber dann kommt die Sache
darauf hinaus: Derselbe Kapitalwerth, der früher in der Form des pro-
duktiven Kapitals fungirte, in einer dem Produktionsprocess angehörigen
Form, fungirt jetzt als Waarenkapital und Geldkapital, in seinen dem
Cirkulationsprocess angehörigen Formen, ist also weder fixes noch flüssiges
Kapital mehr. Und es gilt dies ebensowohl für die Werthelemente, welche
durch Roh- und Hülfsstoffe, also durch flüssiges, wie für diejenigen,
welche durch den Verbrauch der Arbeitsmittel, also durch fixes Kapital,
zugefügt werden. Wir kommen auch so dem Unterschied von fixem und
und flüssigem Kapital keinen Schritt näher.
Weiter: „The goods of the merchant yield him no revenue or profit
till he sells them for money, and the money yields him as little till it
is again exchanged for goods. His capital is continually going from him
in one shape, and returning to him in another, and it is only by
means of such circulation, or successive exchanges, that it can yield him
any profit. Such capitals, therefore, may very properly be called circula-
ting capitals.“
Was A. Smith hier als cirkulirendes Kapital bestimmt, ist das, was
ich Cirkulationskapital nennen will, Kapital, in der dem Cirkulations-
process, dem Formwechsel vermittelst des Austausches (Stoffwechsel und
Händewechsel) angehörigen Form, also Waarenkapital und Geldkapital,
im Gegensatz zu seiner dem Produktionsprocess angehörigen Form, der
des produktiven Kapitals. Es sind dies keine besondre Arten, worin der
industrielle Kapitalist sein Kapital theilt, sondern es sind verschiedne
Formen, die derselbe vorgeschossne Kapitalwerth in seinem curriculum vitae
nach einander stets von neuem annimmt und abstreift. Dies wirft A. Smith
— und das ist ein grosser Rückschritt gegen die Physiokraten — zu-
sammen mit den Formunterschieden, die innerhalb der Cirkulation des
Kapitalwerths, in seinem Kreislauf durch seine successiven Formen, ent-
springen während der Kapitalwerth sich in der Form des produktiven
Kapitals befindet; und zwar entspringen aus der verschiednen Weise, worin
die verschiednen Elemente des produktiven Kapitals am Werthbildungs-
process sich betheiligen und ihren Werth auf das Produkt übertragen.
Wir werden die Folgen dieser Grundverwechslung zwischen dem produk-
tiven und dem in der Cirkulationssphäre befindlichen Kapital (Waaren-
kapital und Geldkapital) einerseits, und zwischen fixem und flüssigem Ka-
[172] pital andrerseits, weiter unten sehn. Der in fixem Kapital vorgeschossne
Kapitalwerth wird ebensowohl durch das Produkt cirkulirt, wie der im
flüssigen Kapital vorgeschossne, und er verwandelt sich durch die Cirku-
lation des Waarenkapitals ebensosehr in Geldkapital wie der andre. Der
Unterschied entspringt nur daraus, dass sein Werth bruchweis cirkulirt
und daher auch bruchweis, in kürzern oder längern Perioden ersetzt, in
Naturalform reproducirt werden muss.
Dass A. Smith hier unter cirkulirendem Kapital nichts versteht als
Cirkulationskapital, d. h. den Kapitalwerth in seinen dem Cirkulations-
process angehörigen Formen (Waarenkapital und Geldkapital), beweist das
von ihm mit besondrem Ungeschick gewählte Beispiel. Er nimmt als
Beispiel eine Kapitalart, die gar nicht dem Produktionsprocess angehört,
sondern nur in der Cirkulationssphäre haust, nur aus Cirkulationskapital
besteht, das Kaufmannskapital.
Wie abgeschmackt es ist, mit einem Beispiel zu beginnen, worin
das Kapital überhaupt nicht als produktives Kapital figurirt, sagt er
selbst gleich darauf: „The capital of a merchant is altogether a circula-
ting capital.“ Aber der Unterschied zwischen cirkulirendem und fixem
Kapital soll ja, wie uns später gesagt wird, ein aus wesentlichen Unter-
schieden innerhalb des produktiven Kapitals selbst entspringender sein.
Einerseits hat A. Smith den physiokratischen Unterschied im Kopf, an-
drerseits die Formunterschiede, die der Kapitalwerth in seinem Kreislauf
durchmacht. Und beides geht bunt durcheinander.
Wie aber ein Profit entstehn soll durch den Formwechsel von Geld
und Waare, durch blosse Verwandlung des Werths aus einer dieser For-
men in die andre, ist absolut nicht abzusehn. Auch wird die Erklärung
absolut unmöglich, weil er hier beginnt mit dem Kaufmannskapital, das
sich nur in der Cirkulationssphäre bewegt. Wir kommen hierauf zurück;
hören wir zunächst was er über das fixe Kapital sagt:
„Secondly, it (capital) may be employed in the improvement of land,
in the purchase of useful machines and instruments of trade, or in such
like things as yield a revenue or profit withont changing masters, or cir-
culating any further. Such capitals, therefore, may very properly be called
fixed capitals. Different occupations require very different proportions
between the fixed and circulating capitals employed in them. . . . Some
part of the capital of every master artificer or manufacturer must be
[173] fixed in the instruments of his trade. This part, however, is very small
in some, and very great in others. . . . The far greater part of the ca-
pital of all such master artificers (wie Schneider, Schuster, Weber) however
is circulated, either in the wages of their workmen, or in the price of their
materials, and to be repaid with a profit by the price of the work.“
Abgesehn von der kindlichen Bestimmung über die Quelle des Profits
tritt das Schwache und Konfuse gleich darin hervor: Für einen Maschinen-
fabrikanten z. B. ist die Maschine Produkt, die als Waarenkapital cir-
kulirt, also in A. Smiths Worten: „is parted with, changes masters, cir-
culates further.“ Die Maschine wäre also nach seiner eignen Bestimmung
kein fixes, sondern cirkulirendes Kapital. Diese Konfusion entspringt
wieder daraus, dass Smith den aus der verschiedenartigen Cirkulation der
verschiednen Elemente des produktiven Kapitals entspringenden Unterschied
von fixem und flüssigem Kapital verwechselt mit Formunterschieden, die
dasselbe Kapital durchläuft, soweit es innerhalb des Produktionsprocesses
als produktives Kapital fungirt, dagegen innerhalb der Cirkulations-
sphäre als Cirkulationskapital, d. h. als Waarenkapital oder als Geld-
kapital. Je nach der Stelle, die sie im Lebensprocess des Kapitals ein-
nehmen, können dieselben Dinge daher bei A. Smith als fixes Kapital
fungiren (als Arbeitsmittel, Elemente des produktiven Kapitals), und als
„cirkulirendes“ Kapital, Waarenkapital (als Produkt, das aus der Pro-
duktionssphäre in die Cirkulationssphäre abgestossen wird).
Aber A. Smith wechselt auf einmal den ganzen Eintheilungsgrund
und widerspricht dem, womit er ein paar Zeilen vorher die ganze Unter-
suchung eröffnet hatte. Es geschieht dies namentlich mit dem Satz:
„There are two different ways in which a capital may be employed so
as to yield a revenue or a profit to its employer,“ nämlich als cirku-
lirendes oder als fixes Kapital. Danach waren dies also verschiedne An-
wendungsweisen verschiedner von einander unabhängiger Kapitale, wie
Kapitale entweder z. B. in der Industrie oder in der Agrikultur ange-
wandt werden können. — Jetzt aber heisst es: „Different occupations
require very different proportions between the fixed and circulating capitals
employed in them.“ Fixes und cirkulirendes Kapital sind jetzt nicht
mehr verschiedne, selbständige Kapitalanlagen, sondern verschiedne Portionen
desselben produktiven Kapitals, die in verschiednen Anlagesphären ver-
schiednen Antheil vom Gesammtwerth dieses Kapitals bilden. Es sind
[174] also Unterschiede, die aus der sachgemässen Theilung des produktiven
Kapitals selbst entspringen, und die daher nur mit Bezug auf dieses gelten.
Dem widerspricht aber wieder, dass das Handelskapital als bloss cirku-
lirendes Kapital dem fixen Kapital gegenüber gestellt wird, denn Smith
selbst sagt: „Das Kapital eines Kaufmanns ist ganz und gar cirkulirendes
Kapital.“ Es ist in der That ein nur innerhalb der Cirkulationssphäre
fungirendes Kapital, und steht als solches dem produktiven Kapital, dem
dem Produktionsprocess einverleibten Kapital überhaupt gegenüber, kann
aber ebendesshalb nicht als flüssiger (cirkulirender) Bestandtheil des produk-
tiven Kapitals dem fixen Bestandtheil des produktiven Kapitals gegenüberstehn.
Bei den Beispielen, die Smith gibt, bestimmt er als fixes Kapital
die instruments of trade, als cirkulirendes Kapital den Kapitalantheil aus-
gelegt in Arbeitslöhnen und Rohstoffen, Hülfsstoffe eingerechnet (repaid
with a profit by the price of the work).
Also zunächst wird nur ausgegangen von den verschiednen Bestand-
theilen des Arbeitsprocesses, Arbeitskraft (Arbeit) und Rohstoffen auf der
einen Seite, Arbeitsinstrumenten auf der andern. Diese aber sind Kapi-
talbestandtheile weil eine Werthsumme, die als Kapital fungiren soll, in
ihnen ausgelegt ist. Sofern sind sie die stofflichen Elemente, Daseins-
weisen des produktiven, d. h. des im Produktionsprocess fungirenden
Kapitals. Warum heisst nun der eine Theil fix? Weil some parts of
the capital must be fixed in the instruments of trade. Aber der andre
Theil ist auch fixirt in Arbeitslohn und Rohstoffen. Maschinen indessen
und instruments of trade … such like things … yield a revenue or
profit without changing masters, or cirkulating any further. Such capi-
tals, therefore, may very properly be called fixed capitals.
Nehmen wir z. B. den Bergbau. Rohmaterial wird hier gar nicht
verwandt indem der Arbeitsgegenstand, z. B. das Kupfer, ein Naturprodukt
ist, das durch die Arbeit erst angeeignet werden soll. Das erst anzueig-
nende Kupfer, das Produkt des Processes, das später als Waare, resp.
Waarenkapital, cirkulirt, bildet kein Element des produktiven Kapitals.
Kein Theil seines Werths ist darin ausgelegt. Andrerseits die andren
Elemente des Produktionsprocesses, Arbeitskraft und Hülfsstoffe, wie Kohle,
Wasser u. s. w., gehn ebensowenig stofflich in das Produkt ein. Die
Kohle wird ganz konsumirt und nur ihr Werth geht in das Produkt ein
ganz wie ein Werththeil der Maschine etc. in das Produkt eingeht. End-
[175] lich bleibt der Arbeiter ebenso selbständig dem Produkt, dem Kupfer,
gegenüber stehn, wie die Maschine. Nur der Werth, den er durch seine
Arbeit producirt, ist jetzt Bestandtheil des Kupferwerths. Also in diesem
Beispiel wechselt kein einziger Bethandtheil des produktiven Kapitals die
Hände (masters), oder wird keiner derselben weiter cirkulirt, weil keiner
derselben stofflich in das Produkt eingeht. Wo bleibt hier also das cirku-
lirende Kapital? Nach A. Smith eigner Definition bestände das ganze in
einem Kupferbergwerke zur Verwendung kommende Kapital nur aus fixem
Kapital.
Nehmen wir dagegen eine andre Industrie, die Rohstoffe anwendet,
welche die Substanz des Produkts bilden, ferner Hülfsstoffe, die leiblich,
nicht nur dem Werth nach, wie etwa Heizkohle in das Produkt eingehn.
Mit dem Produkt, dem Garn z. B., wechselt auch der Rohstoff, die
Baumwolle, woraus es besteht, die Hände und geht aus dem Produktions-
process in den Konsumtionsprocess ein. Aber so lange die Baumwolle
als Element des produktiven Kapitals fungirt, verkauft der Eigner sie
nicht, sondern bearbeitet sie, lässt Garn aus ihr machen. Er gibt sie
nicht aus der Hand. Oder, um Smiths grobfalsch-trivialen Ausdruck zu
brauchen, er macht keinen Profit by parting with it, by its changing
masters, or by circulating it. Er lässt seine Materialien ebensowenig
cirkuliren wie seine Maschinen. Sie sind fixirt im Produktionsprocess,
ganz so gut wie die Spinnmaschinen und Fabrikgebäude. Ja, es muss
ebenso beständig ein Theil des produktiven Kapitals in der Form von
Kohle, Baumwolle etc. fixirt sein, wie in der von Arbeitsmitteln. Der
Unterschied ist nur der, dass die zur z. B. wöchentlichen Produktion
von Garn nöthige Baumwolle, Kohle etc. beständig in der Produktion
des Wochenprodukts ganz konsumirt wird, daher durch neue Exemplare
von Baumwolle, Kohle etc. ersetzt werden muss; also diese Elemente des
produktiven Kapitals, obgleich sie der Art nach identisch bleiben, be-
ständig aus neuen Exemplaren derselben Art bestehn, während dieselbe
individuelle Spinnmaschine, dasselbe individuelle Fabrikgebäude fortfährt,
ohne Ersatz durch ein neues Exemplar seiner Art, zu einer ganzen Reihe
von Wochenproduktionen mitzuwirken. Als Elemente des produktiven
Kapitals sind alle seine Bestandtheile beständig im Produktionsprocess
fixirt, denn er kann nicht ohne sie vorgehn. Und alle Elemente des
produktiven Kapitals, fixe wie flüssige, stehn gleichmäßig als produktives
[176] Kapital dem Cirkulationskapital, d. h. dem Waarenkapital und Geldkapital
gegenüber.
Ebenso verhält es sich mit der Arbeitskraft. Ein Theil des pro-
duktiven Kapitals muss beständig in ihr fixirt sein, und es sind dieselben
identischen Arbeitskräfte, wie dieselben Maschinen, die überall auf längre
Zeit von demselben Kapitalisten verwandt werden. Der Unterschied zwi-
schen ihnen und den Maschinen besteht hier nicht darin, dass die Ma-
schine ein für allemal gekauft ist (was auch nicht der Fall, wenn sie
z. B. in Terminen abbezahlt wird), der Arbeiter nicht — sondern darin,
dass die Arbeit, die dieser verausgabt, ganz in den Werth des Produkts
eingeht, dagegen der Werth der Maschine nur bruchweis.
Smith verwechselt verschiedne Bestimmungen, wenn er vom cirku-
lirenden Kapital sagt im Gegensatz zum fixen: „The capital employed in
this manner yields no revenue or profit to its employer, while it either
remains in his possession or continues in the same shape.“ Er stellt die
nur formelle Metamorphose der Waare, die das Produkt, das Waaren-
kapital, in der Cirkulationssphäre durchläuft, und die den Händewechsel
der Waaren vermittelt, auf gleiche Stufe mit der körperlichen Metamor-
phose, welche die verschiednen Elemente des produktiven Kapitals während
des Produktionsprocesses durchlaufen. Verwandlung von Waare in Geld
und von Geld in Waare, Kauf und Verkauf, wirft er hier ohne weitres
zusammen mit Verwandlung von Produktionselementen in Produkt. Sein
Beispiel für das cirkulirende Kapital ist das Kaufmannskapital, das sich
aus Waare in Geld, aus Geld in Waare verwandelt — der der Waaren-
cirkulation angehörige Formwechsel W — G — W. Dieser Formwechsel
innerhalb der Cirkulation hat aber für das fungirende industrielle Kapital
die Bedeutung, dass die Waaren, worin das Geld rückverwandelt wird,
Produktionselemente (Arbeitsmittel und Arbeitskraft) sind, dass er also
die Kontinuität seiner Funktion vermittelt, den Produktionsprocess als
kontinuirlichen oder als Reproduktionsprocess. Dieser ganze Formwechsel
geht in der Cirkulation vor; er ist es, der den wirklichen Uebergang
der Waaren aus einer Hand in die andre vermittelt. Dagegen die Meta-
morphosen, die das produktive Kapital innerhalb seines Produktionspro-
cesses durchläuft, sind dem Arbeitsprocess angehörige Metamorphosen,
nothwendig um die Produktionselemente in das bezweckte Produkt zu
verwandeln. A. Smith hält sich daran, dass ein Theil der Produktions-
[177] mittel (die eigentlichen Arbeitsmittel) im Arbeitsprocess dient (was er
fälschlich ausdrückt: yield a profit to their master), indem er seine
Naturalform nicht verändert, sich nur allmälig abnutzt; während ein
andrer Theil, die Materialien, sich verändert, und gerade durch seine
Veränderung seine Bestimmung als Produktionsmittel erfüllt. Dies ver-
schiedne Verhalten der Elemente des produktiven Kapitals im Arbeits-
process bildet aber nur den Ausgangspunkt des Unterschieds zwischen
fixem und nicht fixem Kapital, nicht diesen Unterschied selbst, was sich
schon daraus ergibt, dass es für alle Produktionsweisen, kapitalistische
und nichtkapitalistische, gleichmäßig besteht. Diesem verschiednen stoff-
lichen Verhalten entspricht aber die Werthabgabe an das Produkt,
der hinwieder der Werthersatz durch den Verkauf des Produkts entspricht;
und erst dies bildet jenen Unterschied. Das Kapital ist also nicht fix,
weil es in den Arbeitsmitteln fixirt ist, sondern weil ein Theil seines
in Arbeitsmitteln ausgelegten Werths in demselben fixirt bleibt, während
ein andrer Theil als Werthbestandtheil des Produkts cirkulirt.
„If it (the stock) is employed in procuring future profit, it must
procure this profit by staying with him (the employer), or by going from
him. In the one case it is a fixed, in the other it is a circulating
capital.“ (p. 189.)
Zunächst fällt hier auf die roh empirische, aus der Anschauungs-
weise des gewöhnlichen Kapitalisten geschöpfte Vorstellung des Profits,
die der bessern esoterischen Einsicht A. Smith’s durchaus widerspricht.
In dem Preis des Produkts ist der Preis sowohl der Materialien wie der
Arbeitskraft ersetzt worden, aber ebenso der von den Arbeitsinstrumenten
durch Verchleiss auf das Produkt übertragne Werththeil. Aus diesem
Ersatz entquillt in keinem Fall der Profit. Ob ein zur Produktion des
Produkts vorgeschossner Werth ganz oder stückweis, auf einmal oder all-
mälig durch den Verkauf desselben ersetzt wird, kann nur die Art und
die Zeit des Ersatzes ändern; in keinem Fall aber das beiden Gemein-
schaftliche — den Werthersatz — in Schöpfung von Mehrwerth ver-
wandeln. Es liegt hier zu Grunde die gewöhnliche Vorstellung, dass
weil der Mehrwerth erst durch den Verkauf des Produkts, durch seine
Cirkulation realisirt wird, er nur aus dem Verkauf, aus der Cirkulation
entspringe. In der That ist die verschiedne Entstehungsweise des Profits
hier nur falsche Phrase dafür, dass die verschiednen Elemente des pro-
Marx, Kapital II. 12
[178] duktiven Kapitals verschieden dienen, als produktive Elemente verschieden
im Arbeitsprocess wirken. Schliesslich wird der Unterschied nicht aus
dem Arbeits- resp. Verwerthungsprocess, aus der Funktion des produk-
tiven Kapitals selbst abgeleitet, sondern soll nur subjektiv gelten für den
einzelnen Kapitalisten, dem der eine Kapitaltheil in dieser, der andre in
jener Weise nützlich sei.
Dagegen hatte Quesnay die Unterschiede aus dem Reproduktions-
process und seinen Nothwendigkeiten selbst hergeleitet. Damit dieser
Process kontinuirlich sei, muss aus dem Werth des jährlichen Produkts
der Werth der jährlichen Vorschüsse jährlich ganz ersetzt werden, dagegen
der Werth des Anlagekapitals nur stückweis; sodass er erst in einer Reihe
von z. B. zehn Jahren ganz ersetzt und daher ganz reproducirt (durch
neue Exemplare derselben Art ersetzt) werden muss. A. Smith fällt also
tief unter Quesnay zurück.
Es bleibt so bei A. Smith für die Bestimmung des fixen Kapitals
durchaus nichts übrig, als dass es Arbeitsmittel sind, die ihre Gestalt
nicht im Produktionsprocess ändern und fortfahren bis zu ihrer Abnutzung
in der Produktion zu dienen, gegenüber den Produkten, zu deren Bildung
sie mithelfen. Es wird vergessen, dass alle Elemente des produktiven
Kapitals beständig in ihrer Naturalform (als Arbeitsmittel, Materialien
und Arbeitskraft) dem Produkt und dem als Waare cirkulirenden Produkt
gegenüberstehn, und dass der Unterschied des aus Materialien und Ar-
beitskraft bestehenden Theils von dem aus Arbeitsmitteln bestehenden
Theil nur darin liegt, mit Bezug auf die Arbeitskraft: dass sie stets neu
gekauft wird (nicht für ihre Dauer gekauft wird wie die Arbeitsmittel);
in Bezug auf die Materialien: dass nicht dieselben identischen, sondern
stets neue Exemplare derselben Art im Arbeitsprocess fungiren. Es wird
zugleich der falsche Schein hervorgebracht, als ob der Werth des fixen
Kapitals nicht auch cirkulire, obgleich A. Smith natürlich den Verschleiss
des fixen Kapitals als Theil des Produktenpreises früher entwickelt hat.
Bei dem cirkulirenden Kapital als Gegensatz zum fixen wird nicht
hervorgehoben, dass es diesen Gegensatz nur hat als derjenige Bestand-
theil des produktiven Kapitals, der ganz aus dem Werth des Produkts
ersetzt werden und dessen Metamorphosen daher ganz mitmachen muss,
während dies bei dem fixen Kapital nicht der Fall. Es wird vielmehr
zusammengeworfen mit den Gestalten, die das Kapital bei seinem Uebergang
[179] aus der Produktionssphäre in die Cirkulationssphäre annimmt, als Waaren-
kapital und Geldkapital. Aber beide Formen, Waarenkapital und Geld-
kapital, sind Träger des Werths ebensowohl der fixen wie der flüssigen
Bestandtheile des produktiven Kapitals. Beide sind Cirkulationskapital,
im Gegensatz zum produktiven, aber nicht cirkulirendes (flüssiges) Kapital
im Gegensatz zum fixen.
Endlich: Durch die ganz schiefe Entwicklung vom Machen des
Profits durch das fixe Kapital, indem es im Produktionsprocess bleibt;
durch das cirkulirende, indem es ihn verlässt und cirkulirt wird, —
wird über die Dieselbigkeit der Form, die variables Kapital und den flüs-
sigen Bestandtheil des konstanten Kapitals im Umschlag haben, der
wesentliche Unterschied derselben im Verwerthungsprocess und der
Bildung des Mehrwerths versteckt, also das ganze Geheimniss der kapi-
talistischen Produktion noch mehr verdunkelt; durch die gemeinsame Be-
zeichnung: cirkulirendes Kapital, wird dieser wesentliche Unterschied auf-
gehoben; was dann die spätere Oekonomie noch weiter führte, indem nicht
der Gegensatz von variablem und konstantem, sondern der von fixem und
cirkulirendem Kapital als das Wesentliche und allein Unterscheidende fest-
gehalten wurde.
Nachdem A. Smith fixes und cirkulirendes Kapital erst bezeichnet
hat als zwei besondre Arten, Kapital anzulegen, die, jede für sich be-
trachtet, einen Profit abwerfen, sagt er. „No fixed capital can yield any
revenue but by means of a circulating capital. The most useful machines
and instruments of trade will produce nothing without the circulating
capital which affords the materials they are employed upon, and the
maintenance of the workmen who employ them.“ (p. 188.)
Hier kommt es heraus, was die frühern Ausdrücke: yield a revenue,
make a profit, etc. bedeuten, dass nämlich beide Kapitaltheile als Pro-
duktbildner dienen.
A. Smith giebt nun folgendes Beispiel: „That part of the capital
of the farmer which is employed in the implements of agriculture is a
fixed, that which is employed in the wages and maintenance of his la-
bouring servants is a circulating capital. (Hier bezieht sich also der
Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital richtig nur auf die ver-
schiedne Cirkulation, den Umschlag verschiedner Bestandtheile des pro-
duktiven Kapitals.) He makes a profit of the one by keeping it in his
12*
[180] own possession, and of the other by parting with it. The price or va-
lue of his labouring cattle is a fixed capital (hier wieder das Richtige,
dass es der Werth ist worauf sich der Unterschied bezieht, nicht das
stoffliche Element), in the same manner as that of the instruments of
husbandry; their maintenance (des Arbeitsviehs) is a circulating capital,
in the same way as that of the labouring servants. The farmer makes
his profit by keeping the labouring cattle, and by parting with their
maintenance. (Der Pächter behält das Futter des Viehs, verkauft es
nicht. Er verbraucht es als Viehfutter, während er das Vieh selbst als
Arbeitsinstrument verbraucht. Der Unterschied ist nur der: Das Vieh-
futter, das in die Erhaltung des Arbeitsviehs eingeht, wird ganz aufge-
zehrt und muss beständig durch neues Viehfutter aus dem Ackerbaupro-
dukt oder seinem Verkauf ersetzt werden; das Vieh selbst wird nur er-
setzt im Maß, wie jedes Stück der Reihe nach arbeitsunfähig wird.) Both
the price and the maintenance of the cattle which are bought in and
fattened, not for labour but for sale, are a circulating capital. The farmer
makes his profit by parting with them. (Jeder Waarenproducent, also
auch der kapitalistische, verkauft sein Produkt, das Resultat seines Pro-
duktionsprocesses, weswegen aber dies Produkt weder fixen noch flüssigen
Bestandtheil seines produktiven Kapitals bildet. Es besteht jetzt viel-
mehr in einer Form, worin es aus dem Produktionsprocess ausgestossen
ist und als Waarenkapital fungiren muss. Das Mastvieh fungirt im Pro-
duktionsprocess als Rohmaterial, nicht als Instrument wie das Arbeitsvieh.
Es geht daher als Substanz in das Produkt ein, und sein ganzer Werth
geht in dasselbe ein, wie der der Hülfsstoffe [sein Futter]. Daher ist es
flüssiger Theil des produktiven Kapitals, nicht weil das verkaufte Produkt
— das Mastvieh — hier dieselbe Naturalform hat wie der Rohstoff, das
noch nieht gemästete Vieh. Dies ist zufällig. Zugleich hätte aber Smith
aus diesem Beispiel sehn können, dass es nicht die dingliche Gestalt des
Produktionselements ist, was dem in ihm steckenden Werth die Bestim-
mung fix und flüssig gibt, sondern seine Funktion innerhalb des Pro-
duktionsprocesses.) The whole value of the seed too is a fixed capital.
Though it goes backwards and forwards between the ground and the gra-
nary, it never changes masters, and therefore it does not properly circu-
late. The farmer makes his profit not by its sale, but by its increase.“
Hier bricht die gänzliche Gedankenlosigkeit der Smith’schen Dis-
[181] tinktion an den Tag. Nach ihm wäre die Aussaat fixes Kapital, wenn
kein change of masters stattfände, d. h. wenn die Aussaat direkt aus
dem jährlichen Produkt ersetzt, von ihm abgezogen wird. Es wäre da-
gegen cirkulirendes Kapital, wenn das ganze Produkt verkauft und aus
einem Werththeil desselben fremdes Saatkorn gekauft worden. In dem
einen Fall findet change of masters statt, in dem andern nicht. Smith
verwechselt hier wieder flüssiges Kapital und Waarenkapital. Das Pro-
dukt ist der stoffliche Träger des Waarenkapitals. Aber natürlich nur
der Theil desselben, der wirklich in Cirkulation tritt und nicht wieder
direkt in den Produktionsprocess eingeht, aus dem er als Produkt hervorkam.
Ob der Same direkt als Theil vom Produkt abgezogen, oder ob das
ganze Produkt verkauft und ein Theil seines Werths im Ankauf von
fremdem Samen umgesetzt wird, in beiden Fällen findet nur Ersatz statt,
und wird durch diesen Ersatz kein Profit gemacht. In dem einen Fall
tritt der Same mit dem Rest des Produkts als Waare in Cirkulation, im
andern Fall figurirt er nur in der Buchhaltung als Werthbestandtheil
des vorgeschossnen Kapitals. Aber in beiden Fällen bleibt er flüssiger
Bestandtheil des produktiven Kapitals. Es wird ganz aufgezehrt um das
Produkt fertig zu machen, und er muss ganz aus ihm ersetzt werden,
um die Reproduktion zu ermöglichen.
„Rohmaterialien und Hülfsstoffe verlieren die selbständige Gestalt,
womit sie in den Arbeitsprocess als Gebrauchswerthe eintraten. Anders
mit den eigentlichen Arbeitsmitteln. Ein Instrument, eine Maschine, ein
Fabrikgebäude, ein Gefäss u. s. w. dienen im Arbeitsprocess nur solange
sie ihre ursprüngliche Gestalt bewahren und morgen wieder in ebender-
selben Form in den Arbeitsprocess eingehn wie gestern. Wie sie während
ihres Lebens, des Arbeitsprocesses, ihre selbständige Gestalt gegenüber dem
Produkt bewahren, so auch nach dem Tode. Die Leichen von Maschinen,
Werkstätten, Arbeitsgebäuden, existiren immer noch selbständig, getrennt
von den Produkten, die sie bilden halfen.“ (Buch I, Kap. VI, S. 192.)
Diese verschiednen Weisen, worin die Produktionsmittel zur Bildung
des Produkts vernutzt werden, indem die einen dem Produkt gegenüber
ihre selbständige Gestalt bewahren, die andern sie verändern oder ganz
verlieren, — diesen, dem Arbeitsprocess als solchem angehörigen Unter-
schied, der daher ebenso für Arbeitsprocesse zutrifft, die auf blossen Selbst-
bedarf, z. B. der patriarchalischen Familie, gerichtet sind, ohne allen
[182] Austausch, ohne Waarenproduktion — verfälscht A. Smith indem er 1) die
hier ganz ungehörige Bestimmung des Profits hineinbringt, dass die einen
dem Eigner Profit bringen, indem sie ihre Gestalt beibehalten, die andren,
indem sie sie verlieren; 2) indem er die Veränderungen eines Theils der
Produktionselemente im Arbeitsprocess zusammenwirft mit dem, dem Aus-
tausch der Produkte, der Waarencirkulation angehörigen Formwechsel (Kauf
und Verkauf), der zugleich den Wechsel des Eigenthums an den cirku-
lirenden Waaren einschliesst.
Der Umschlag unterstellt die Reproduktion als vermittelt durch Cir-
kulation, also durch Verkauf des Produkts, durch seine Verwandlung in
Geld und Rückverwandlung aus Geld in seine Produktionselemente. So-
weit aber ein Theil seines eignen Produkts dem kapitalistischen Pro-
ducenten selbst wieder direkt als Produktionsmittel dient, erscheint der
Producent als Verkäufer desselben an sich selbst und so figurirt die Sache
in seiner Buchhaltung. Dieser Theil der Reproduktion ist dann nicht
durch Cirkulation vermittelt, sondern unmittelbar. Der Theil des Pro-
dukts, der so wieder als Produktionsmittel dient, ersetzt aber flüssiges
Kapital, nicht fixes, soweit 1) sein Werth ganz in das Produkt eingeht
und 2) es selbst in natura ganz durch ein neues Exemplar aus dem neuen
Produkt ersetzt worden ist.
A. Smith sagt uns nun, woraus cirkulirendes und fixes Kapital be-
stehn. Er zählt die Dinge, die stofflichen Elemente auf, welche fixes
Kapital, und die, welche cirkulirendes bilden, als ob diese Bestimmtheit
diesen Dingen stofflich, von Natur zukäme und nicht vielmehr aus ihrer
bestimmten Funktion innerhalb des kapitalistischen Produktionsprocesses ent-
spränge. Und doch macht er in demselben Kapital (Book II, chap. I)
die Bemerkung, dass, obgleich ein gewisses Ding, wie z. B. ein Wohn-
haus, das für unmittelbare Konsumtion reservirt ist, may yield a revenue
to its proprietor, and thereby serve in the function of a capital to
him, it cannot yield any to the public, nor serve in the function of a
capital to it, and the revenue of the whole body of the people can never
be in the smallest degree increased by it.“ (S. 186.) Hier spricht
A. Smith also klar aus, dass die Kapitaleigenschaft den Dingen nicht als
solchen und unter allen Umständen zukommt, sondern eine Funktion ist,
mit der sie je nach Umständen bekleidet oder nicht bekleidet sind. Was
aber vom Kapital überhaupt, das gilt auch von seinen Unterabtheilungen.
[183]
Dieselben Dinge bilden Bestandtheil des flüssigen oder des fixen
Kapitals, je nachdem sie andre Funktion im Arbeitsprocess vollziehn.
Z. B. ein Vieh, als Arbeitsvieh (Arbeitsmittel) bildet stoffliche Existenz-
weise des fixen Kapitals, dagegen als Mastvieh (Rohmaterial) Bestandtheil
des cirkulirenden Kapitals des Pächters. Andrerseits kann dasselbe Ding
bald als Bestandtheil des produktiven Kapitals fungiren, bald zum un-
mittelbaren Konsumtionsfonds gehören. Ein Haus z. B., wenn als Arbeits-
lokal fungirend, ist fixer Bestandtheil des produktiven Kapitals; wenn als
Wohnhaus, gar keine Form des Kapitals qua Wohnhaus. Dieselben Ar-
beitsmittel können in vielen Fällen bald als Produktionsmittel, bald als
Konsumtionsmittel fungiren.
Es war dies der eine der Irrthümer, die aus der Smith’schen Auf-
fassung folgen: die Charaktere von fixem und cirkulirendem Kapital als
den Dingen zukommende Charaktere zu fassen. Schon die Analyse des
Arbeitsprocesses (Buch I, Kap. V) zeigt, wie die Bestimmungen von Ar-
beitsmittel, Arbeitsmaterial, Produkt wechseln, je nach der verschiednen
Rolle, die ein und dasselbe Ding im Process einnimmt. Die Bestim-
mungen von fixem und nichtfixem Kapital sind aber ihrerseits aufgebaut
auf die bestimmten Rollen, welche diese Elemente im Arbeitsprocess und
daher auch im Werthbildungsprocess spielen.
Zweitens aber, bei Aufzählung der Dinge, woraus fixes und cirku-
lirendes Kapital bestehn, kommt ganz zum Ausbruch, dass Smith den
nur in Bezug auf das produktive Kapital (das Kapital in seiner produk-
tiven Form) gültigen und Sinn habenden Unterschied von fixen und flüs-
sigen Bestandtheilen desselben zusammenwirft mit dem Unterschied zwi-
schen produktiven Kapital und den, dem Kapital in seinem Cirkulations-
process angehörigen Formen: Waarenkapital und Geldkapital. Er sagt
an derselben Stelle (pp. 187, 188): „The circulating capital consists …
of the provisions, materials, and finished work of all kinds that are in
the hands of their respective dealers, and of the money that is neces-
sary for circulating and distributing them etc.“ — In der That, wenn
wir näher zusehn, so ist hier, in Gegensatz zum Frühern, cirkulirendes
Kapital wieder gleichgesetzt mit Waarenkapital und Geldkapital, also mit
zwei Formen des Kapitals, die gar nicht dem Produktionsprocess ange-
hören, die nicht cirkulirendes (flüssiges) Kapital im Gegensatz zum fixen,
sondern Cirkulationskapital im Gegensatz zum produktiven Kapital bilden.
[184] Nur neben diesen figuriren dann wieder die in Materialien (Rohstoff oder
Halbfabrikaten) vorgeschossnen und wirklich dem Produktionsprocess ein-
verleibten Bestandtheile des produktiven Kapitals. Er sagt:
„… The third and last of the three portions into which the gene-
ral stock of the society naturally divides itself, is the circulating capital,
of which the characteristic is, that it affords a revenue only by circu-
lating or changing masters. This is composed likewise of four parts:
first, of the money … (Aber Geld ist nie eine Form des produktiven,
des im Produktionsprocess fungirenden Kapitals. Es ist stets nur eine
der Formen, welche das Kapital innerhalb seines Cirkulations-
processes annimmt.) — secondly, of the stock of provisions which are in
the possession of the butcher, the grazier, the farmer … and from the
sale of which they expect to derive a profit. … Fourthly and lastly, of
the work which is made up and completed, but which is still in the
hands of the merchant and manufacturer. — Und: thirdly, of the mate-
rials, whether altogether rude or more or less manufactured, of clothes,
furniture, and building, which are not yet made up into any of those
three shapes but which remain in the hands of the growers, the manu-
facturers, the mercers and drapers, the timber-merchants, the carpenters
and joiners, the brickmakers etc.“
Nr. 2 und 4 enthalten nichts als Produkte, die als solche aus dem
Produktionsprocess abgestossen sind und verkauft werden müssen; kurz,
die nun als Waaren, daher resp. als Waarenkapital fungiren, also eine
Form besitzen und eine Stelle im Process einnehmen, worin sie kein
Element des produktiven Kapitals bilden, welches immer ihre schliess-
liche Bestimmung, d. h. ob sie der individuellen oder produktiven Kon-
sumtion schliesslich ihrem Zweck (Gebrauchswerth) nach anheimfallen
sollen. Diese Produkte in 2 sind Nahrungsmittel, in 4 alle andern fer-
tigen Produkte, die also selbst wieder nur aus fertigen Arbeitsmitteln oder fer-
tigen Genussmitteln (andern als den sub 2 enthaltnen Nahrungsmitteln) bestehn.
Dass Smith dabei auch vom Kaufmann spricht, zeigt seine Kon-
fusion. Soweit der Producent sein Produkt an den Kaufmann verkauft
hat, bildet es überhaupt keine Form seines Kapitals mehr. Gesellschaftlich
betrachtet ist es allerdings immer noch Waarenkapital, wenn auch in
andrer Hand als in der seines Producenten; aber eben weil Waaren-
kapital, weder fixes noch flüssiges Kapital.
[185]
In jeder nicht auf unmittelbaren Selbstbedarf gerichteten Produk-
tion muss das Produkt als Waare cirkuliren, d. h. verkauft werden, nicht
um daraus einen Profit zu machen, sondern damit der Producent über-
haupt leben kann. Bei der kapitalistischen Produktion kommt hinzu,
dass mit dem Verkauf der Waare auch der Mehrwerth, der in ihr steckt,
realisirt wird. Das Produkt tritt als Waare aus dem Produktionsprocess
heraus, ist also weder fixes noch flüssiges Element desselben.
Uebrigens hebt Smith sich hier selbst auf. Die fertigen Produkte,
welches immer ihre stoffliche Gestalt oder ihr Gebrauchswerth, ihr Nutz-
effekt, sind hier alle Waarenkapital, also Kapital in einer dem Cirku-
lationsprocess angehörigen Form. Als in dieser Form befindlich, bilden
sie keine Bestandtheile des etwaigen produktiven Kapitals ihres Eigners;
was durchaus nicht verhindert, dass, sobald sie verkauft sind, sie in der
Hand ihres Käufers Bestandtheile von produktivem Kapital werden, sei
es flüssige oder fixe. Es zeigt sich hier, dass dieselben Dinge, die zu
einer Zeit als Waarenkapital, im Gegensatz zum produktiven Kapital, auf
dem Markt auftreten — sobald sie dem Markt entzogen sind, als flüssige
oder fixe Bestandtheile des produktiven Kapitals fungiren oder auch nicht
fungiren können.
Das Produkt des Baumwollspinners — Garn — ist die Waarenform
seines Kapitals, Waarenkapital für ihn. Es kann nicht wieder als
Bestandtheil seines produktiven Kapitals fungiren, weder als Arbeitsmate-
rial noch als Arbeitsmittel. Aber in der Hand des Webers, der es kauft,
wird es dem produktiven Kapital desselben als einer seiner flüssigen Be-
standtheile einverleibt. Für den Spinner ist das Garn aber Träger des
Werths eines Theils sowohl seines fixen als seines flüssigen Kapitals (vom
Mehrwerth abgesehn). So ist eine Maschine, als Produkt des Maschinen-
fabrikanten, Waarenform seines Kapitals, Waarenkapital für ihn; und
solange sie in dieser Form verharrt, ist sie weder flüssiges noch fixes
Kapital. Verkauft an einen sie verwendenden Fabrikanten, wird sie fixer
Bestandtheil eines produktiven Kapitals. Selbst wenn, seiner Gebrauchs-
form nach, das Produkt theilweis wieder als Produktionsmittel in den
Process eingehn kann, aus dem es herkam, wie z. B. Kohle in die
Kohlenproduktion, so repräsentirt gerade der für den Verkauf bestimmte
Theil des Kohlenprodukts weder flüssiges noch fixes Kapital, sondern
Waarenkapital.
[186]
Andrerseits kann das Produkt seiner Gebrauchsform nach durchaus
unfähig sein, irgend ein Element des produktiven Kapitals zu bilden,
sei es als Arbeitsmaterial oder als Arbeitsmittel. Z. B. irgend ein Lebens-
mittel. Nichtsdestoweniger ist es Waarenkapital für seinen Producenten,
Werthträger sowohl des fixen wie des flüssigen Kapitals; und des Einen
oder des Andern, jenachdem das in seiner Produktion angewandte Kapital
ganz oder theilweise ersetzt werden muss, seinen Werth ganz oder theil-
weise auf es übertragen hat.
Bei Smith figurirt in Nr. 3 das Rohmaterial (Rohstoff, Halbfabrikat,
Hülfsstoff) einerseits nicht als ein schon dem produktiven Kapital einver-
leibter Bestandtheil, sondern in der That nur als eine besondre Sorte der
Gebrauchswerthe, aus denen das gesellschaftliche Produkt überhaupt be-
steht, der Waarenmasse, neben den sub 2 und 4 aufgezählten andern
stofflichen Bestandtheilen, Lebensmitteln etc. Andrerseits werden sie aller-
dings als dem produktiven Kapital einverleibt, und daher auch als Ele-
mente desselben in der Hand des Producenten, aufgeführt. Die Konfusion
zeigt sich darin, dass sie theils als in den Händen des Prodncenten fungirend
aufgefasst werden (in the hands of the growers, the manufacturers etc.), an-
drerseits als in den Händen von Kaufleuten (mercers, drapers, timber-merchants),
wo sie blosses Waarenkapital, nicht Bestandtheiledes produktiven Kapitals.
In der That vergisst A. Smith hier in der Aufzählung der Elemente
des cirkulirenden Kapitals ganz den nur in Bezug auf das produktive
Kapital gültigen Unterschied von fixem und flüssigem Kapital. Er stellt
vielmehr Waarenkapital und Geldkapital, d. h. die beiden dem Cirkulations-
process angehörigen Formen des Kapitals, dem produktiven Kapital gegen-
über, aber auch dies nur bewusstlos.
Auffallend ist endlich, dass A. Smith bei Aufzählung der Bestand-
theile des cirkulirenden Kapitals, die Arbeitskraft vergisst. Und zwar
geschieht dies aus doppeltem Grund.
Man hat eben gesehn, dass, abgesehn vom Geldkapital, das cirku-
lirende Kapital nur ein andrer Name für das Waarenkapital ist. Aber
soweit die Arbeitskraft auf dem Markt cirkulirt, ist sie nicht Kapital,
keine Form des Waarenkapitals. Sie ist überhaupt nicht Kapital; der
Arbeiter ist kein Kapitalist, obgleich er eine Waare auf den Markt bringt,
nämlich seine eigne Haut. Erst sobald die Arbeitskraft verkauft, dem
Produktionsprocess einverleibt ist, — also nachdem sie aufgehört hat als
[187] Waare zu cirkuliren, wird sie Bestandtheil des produktiven Kapitals:
variables Kapital als Quelle des Mehrwerths, flüssiger Bestandtheil des
produktiven Kapitals in Bezug auf den Umschlag des in ihr ausgelegten
Kapitalwerths. Da Smith hier das flüssige Kapital mit Waarenkapital
verwechselt, kann er die Arbeitskraft nicht unterbringen unter seine Ru-
brik des cirkulirenden Kapitals. Das variable Kapital tritt daher hier
auf in der Form der Waaren, die der Arbeiter mit seinem Lohn kauft,
der Lebensmittel. In dieser Form soll der in Arbeitslohn ausgelegte
Kapitalwerth zum cirkulirenden Kapital gehören. Was dem Produktions-
process einverleibt wird, ist die Arbeitskraft, der Arbeiter selbst, nicht
die Lebensmittel, wodurch sich der Arbeiter erhält. Allerdings haben wir
gesehn (Buch I, Kap. XXI), dass, gesellschaftlich betrachtet, auch die
Reproduktion des Arbeiters selbst durch seinen individuellen Konsum zum
Reproduktionsprocess des gesellschaftlichen Kapitals gehört. Aber dies
gilt nicht für den einzelnen in sich abgeschlossnen Produktionsprocess,
den wir hier betrachten. Die acquired and useful abilities (p. 187),
die Smith unter der Rubrik des fixen Kapitals aufführt, bilden im Gegentheil
Bestandtheile des flüssigen Kapitals, sobald sie abilities des Lohnarbeiters
sind und dieser seine Arbeit mitsammt ihren abilities verkauft hat.
Es ist ein grosser Fehler Smith’s, dass er den ganzen gesellschaft-
lichen Reichthum eintheilt in 1) unmittelbaren Konsumtionsfonds, 2) fixes
Kapital, 3) cirkulirendes Kapital. Hiernach wäre der Reichthum einzu-
theilen in 1) den Konsumtionsfonds, der keinen Theil des fungirenden
gesellschaftlichen Kapitals bildet, obgleich Theile desselben beständig als
Kapital fungiren können; und 2) in Kapital. Ein Theil des Reichthums
fungirt hiernach als Kapital, der andre Theil als Nichtkapital oder Kon-
sumtionsfonds. Und es erscheint hier als eine unumgängliche Nothwen-
digkeit für alles Kapital, entweder fix zu sein oder flüssig, etwa wie es
für ein Säugethier eine Naturnothwendigkeit ist, entweder männlich zu
sein oder weiblich. Wir haben aber gesehn, dass der Gegensatz von fix
[und] flüssig nur anwendbar ist auf die Elemente des produktiven Ka-
pitals, dass es also neben diesem noch eine sehr bedeutende Menge Ka-
pital — Waarenkapital und Geldkapital — gibt, die sich in einer Form
befindet in der sie weder fix noch flüssig sein kann.
Da mit Ausnahme des Theils der Produkte, der in Naturalform von
den einzelnen kapitalistischen Producenten selbst, direkt ohne Verkauf oder
[188] Einkauf, wieder als Produktionsmittel vernutzt wird, die ganze Masse der
gesellschaftlichen Produktion — auf kapitalistischer Grundlage — als
Waarenkapital auf dem Markt cirkulirt, so ist es klar, dass aus dem
Waarenkapital sowohl die fixen und flüssigen Elemente des produktiven
Kapitals, wie auch alle Elemente des Konsumtionsfonds herausgezogen
werden; was in der That nichts andres heisst, als dass Produktions-
mittel wie Konsumtionsmittel auf Basis der kapitalistischen Produktion
zunächst als Waarenkapital auftreten, wenn sie auch die Bestimmung
haben, später als Konsumtions- oder Produktionsmittel zu dienen; wie
die Arbeitskraft selbst als Waare, wenn auch nicht als Waarenkapital,
auf dem Markt vorgefunden wird.
Daher folgende neue Verwirrung bei A. Smith. Er sagt:
„Of these four parts (des circulating capital, d. h. des Kapitals in
seinen dem Cirkulationsprocess angehörigen Formen von Waarenkapital
und Geldkapital — zwei Theile, die sich dadurch in vier verwandeln,
dass Smith die Bestandtheile des Waarenkapitals wieder stofflich unter-
scheidet) three — provisions, materials, and finished work, are either
annually or in a longer or shorter period, regularly withdrawn from it,
and placed either in the fixed capital, or in the stock reserved for im-
mediate consumption. Every fixed capital is both originally derived from,
and requires to be continually supported by, a circulating capital. All
useful machines and instruments of trade are originally derived from a
circulating capital, which furnishes the materials of which they are made
and the maintenance of the workmen who make them. They require, too,
a capital of the same kind to keep them in constant repair.“ (p. 188.)
Mit Ausnahme stets des direkt von ihren Producenten wieder als
Produktionsmittel verbrauchten Theils des Produkts, gilt für die kapita-
listische Produktion der allgemeine Satz: Alle Produkte kommen als
Waaren auf den Markt und cirkuliren daher für den Kapitalisten als
Waarenform seines Kapitals, als Waarenkapital, ob diese Produkte nun
ihrer Naturalform, ihrem Gebrauchswerth nach, als Elemente des produk-
tiven Kapitals (des Produktionsprocesses) fungiren müssen oder können,
als Produktionsmittel, und daher als fixe oder flüssige Elemente des pro-
duktiven Kapitals; oder ob sie nur als Mittel der individuellen, nicht der
produktiven Konsumtion dienen können. Alle Produkte werden als Waaren
auf den Markt geworfen; alle Produktions- und Konsumtionsmittel, alle
[189] Elemente der produktiven und individuellen Konsumtion müssen daher durch
Kauf als Waaren wieder dem Markt entzogen werden. Diese Trivialität
(truism) ist natürlich richtig. Es gilt dies daher auch sowohl für die
fixen wie für die flüssigen Elemente des produktiven Kapitals, für Arbeits-
mittel wie für Arbeitsmaterial in allen Formen. (Dabei ist noch ver-
gessen, dass es Elemente des produktiven Kapitals gibt, die von Natur
vorhanden, keine Produkte sind.) Die Maschine wird sowohl auf dem
Markt gekauft, wie die Baumwolle. Aber es folgt daraus keineswegs —
dies folgt nur aus der Smithschen Verwechslung von Cirkulationskapital
mit cirkulirendem oder flüssigen, d. h. nichtfixem Kapital — dass jedes
fixe Kapital ursprünglich aus einem flüssigen herstammt. Und zudem
hebt Smith sich selbst auf. Die Maschinen bilden als Waare nach ihm
selbst Theil von Nr. 4 des cirkulirenden Kapitals. Dass sie aus dem
cirkulirenden Kapital herstammen, heisst also nur, dass sie als Waaren-
kapital fungirten, bevor sie als Maschinen fungirten, dass sie aber stofflich
aus sich selbst herstammen; ebenso wie die Baumwolle als flüssiges Element
des Spinnerkapitals aus der Baumwolle auf dem Markt herstammt. Wenn
aber Smith, in seiner weitern Ausführung, das fixe Kapital deswegen aus
dem flüssigen herleitet, weil Arbeit und Rohmaterial nöthig ist um Ma-
schinen zu machen, so sind erstens noch Arbeitsmittel, also fixes Kapital,
nöthig um Maschinen zu machen, und es ist zweitens ebenfalls fixes Ka-
pital nöthig, Maschinerie etc., um Rohmaterialien zu machen, da das pro-
duktive Kapital stets Arbeitsmittel einschliesst, aber nicht stets Arbeits-
material. Er selbst sagt gleich darauf: „Lands, mines, and fisheries,
require all both a fixed and circulating capital to cultivate them; (er gibt
also zu, dass nicht nur flüssiges sondern auch fixes Kapital nöthig zur
Produktion von Rohmaterial) and (hier neue Verkehrtheit) their produce
replaces with a profit, not only those capitals, but all the others in
society. (p. 188.) Dies ist total verkehrt. Ihr Produkt liefert das
Rohmaterial, die Hülfstoffe etc., für alle andern Industriezweige. Aber ihr
Werth ersetzt nicht den Werth aller andern gesellschaftlichen Kapitale;
er ersetzt nur ihren eignen Kapitalwerth (+ Mehrwerth). Hier geht bei
A. Smith wieder die Erinnerung an die Physiokraten durch.
Gesellschaftlich betrachtet ist es richtig, dass der Theil des Waaren-
kapitals, der aus Produkten besteht, die nur als Arbeitsmittel dienen
können, früher oder später — wenn sie nicht überhaupt nutzlos produ-
[190] cirt sein sollen, nicht unverkäuflich sind — auch als Arbeitsmittel fungiren,
d. h. auf Basis der kapitalistischen Produktion, sobald sie aufgehört haben
Waaren zu sein, wirkliche, wie vorher schon voraussichtliche, Elemente
des fixen Theils des gesellschaftlichen produktiven Kapitals bilden müssen.
Hier findet ein Unterschied statt, der aus der Naturalform des Pro-
dukts entspringt.
Eine Spinnmaschine z. B. hat keinen Gebrauchswerth, wenn sie nicht
zum Spinnen vernutzt wird, also nicht als Produktionselement, also, vom
kapitalistischen Standpunkt, als fixer Bestandtheil eines produktiven Ka-
pitals fungirt. Aber die Spinnmaschine ist beweglich. Sie kann aus
dem Land, worin sie producirt ist, exportirt und im fremden Land, sei
es gegen Rohstoffe etc., sei es gegen Champagner, direkt oder indirekt
verkauft werden. In dem Land, worin sie producirt wurde, hat sie dann
nur als Waarenkapital fungirt, nie aber, auch nicht nach ihrem Verkauf,
als fixes Kapital.
Dagegen Produkte, die durch Einverleibung mit dem Boden lokalisirt
sind, und daher auch nur lokal vernutzt werden können, z. B. Fabrik-
gebäude, Eisenbahnen, Brücken, Tunnels, Docks u. s. w., Bodenverbesse-
rungen u. s. w., können nicht körperlich, mit Haut und Haaren, exportirt
werden. Sie sind nicht beweglich. Entweder sind sie nutzlos, oder sie
müssen, sobald sie verkauft sind, als fixes Kapital fungiren in dem Land,
worin sie producirt sind. Für ihren kapitalistischen Producenten, der auf
Speculation Fabriken baut oder Ländereien verbessert, um sie zu verkaufen,
sind diese Dinge Form seines Waarenkapitals, also nach A. Smith Form
des cirkulirenden Kapitals. Aber gesellschaftlich betrachtet, müssen diese
Dinge — sollen sie nicht nutzlos sein — schliesslich im Land selbst in
einem durch ihre eigne Lokalität fixirten Produktionsprocess als fixes Ka-
pital fungiren; woraus keineswegs folgt, dass unbewegliche Dinge als solche
ohne weitres fixes Kapital sind; sie können als Wohnhäuser etc. dem
Konsumtionsfonds angehören und also überhaupt nicht zum gesellschaft-
lichen Kapital gehören, obgleich sie ein Element des gesellschaftlichen
Reichthums bilden, wovon das Kapital nur ein Theil. Der Producent
dieser Dinge, um uns Smithisch auszudrücken, macht einen Profit durch
ihren Verkauf. Also cirkulirendes Kapital! Ihr Nutzanwender, ihr de-
finitiver Käufer, kann sie nur benutzen, indem er sie im Produktions-
process verwendet. Also fixes Kapital!
[191]
Eigenthumstitel, an einer Eisenbahn z. B., können täglich die Hände
wechseln, und ihre Besitzer durch den Verkauf dieser Titel sogar im Aus-
lande — sodass die Eigenthumstitel exportirbar, obgleich nicht die Eisen-
bahn selbst — einen Profit machen. Aber nichtsdestoweniger müssen
diese Dinge im Lande selbst, wo sie lokalisirt sind, entweder brach liegen
oder als fixer Bestandtheil eines produktiven Kapitals fungiren. Ebenso
kann Fabrikant A Profit machen durch Verkauf seiner Fabrik an Fabri-
kant B, was aber die Fabrik nicht hindert, nach wie vor als fixes Ka-
pital zu fungiren.
Wenn daher die lokal fixirten, vom Boden unzertrennlichen Arbeits-
mittel, obgleich sie für ihren Producenten als Waarenkapital fungiren
mögen und keine Elemente seines fixen Kapitals bilden (dies besteht für
ihn aus den Arbeitsmitteln, die er zum Bau von Gebäuden, Eisenbahnen
etc. braucht), dennoch nothwendig voraussichtlich als fixes Kapital im
Land selbst fungiren müssen, so folgt daraus keineswegs umgekehrt, dass
das fixe Kapital nothwendig aus unbeweglichen Dingen besteht. Ein Schiff
und eine Lokomotive wirken nur durch ihre Bewegung; und doch fun-
giren sie, nicht für ihren Producenten, aber für ihren Anwender als
fixes Kapital. Andrerseits sind Dinge, die wirklichst im Produktionsprocess
fixirt sind, in ihm leben und sterben und ihn nie, nachdem sie in ihn
eingetreten, wieder verlassen, flüssige Bestandtheile des produktiven Ka-
pitals. Z. B. die Kohle, die zum Betrieb der Maschine im Produktions-
process, das Gas, das zur Beleuchtung im Fabrikgebäude verzehrt wird
u. s. w. Sie sind flüssig, nicht weil sie leiblich mit dem Produkt den
Produktionsprocess verlassen und als Waare cirkuliren, sondern weil ihr
Werth ganz in den Werth der Waare eingeht, den sie produciren helfen,
also auch ganz aus dem Verkauf der Waare ersetzt werden muss.
In der letztcitirten Stelle A. Smith’s ist noch die Phrase zu be-
merken: „A circulating capital which furnishes … the maintenance of
the workmen who make them (Maschinen etc.).
Bei den Physiokraten figurirt der in Arbeitslohn vorgeschossne Ka-
pitaltheil richtig unter den avances annuelles im Gegensatz zu den avances
primitives. Andrerseits erscheint bei ihnen als Bestandtheil des vom
Pächter angewandten produktiven Kapitals nicht die Arbeitskraft selbst,
sondern die den Landarbeitern gegebnen Lebensmittel (the maintenance
of the workmen, wie Smith sagt). Dies hängt genau mit ihrer speci-
[192] fischen Doktrin zusammen. Der Werththeil, den die Arbeit dem Produkt
zusetzt (ganz wie der Werththeil, den Rohmaterial, Arbeitsinstrumente etc.,
kurz die stofflichen Bestandtheile des konstanten Kapitals dem Produkt
zusetzen), ist nämlich bei ihnen nur gleich dem Werth der den Arbeitern
gezahlten, und zur Erhaltung ihrer Funktion als Arbeitskräfte nothwendig
zu verzehrenden Lebensmittel. Den Unterschied von konstantem Kapital
und variablem Kapital zu entdecken, ist ihnen durch ihre Doktrin selbst
versagt. Ist es die Arbeit, welche den Mehrwerth producirt (ausser der
Reproduktion ihres eignen Preises), so producirt sie ihn in der In-
dustrie so gut wie im Ackerbau. Da sie ihn aber nach dem
System nur in dem einen Produktionszweig, dem Ackerbau, producirt,
so entspringt er nicht aus ihr, sondern aus der besondren Thätigkeit
(Mithülfe) der Natur in diesem Zweige. Und nur desswegen heisst ihnen
die Ackerbauarbeit produktive Arbeit, im Unterschied von den andern
Arbeitsarten.
A. Smith bestimmt die Lebensmittel der Arbeiter als cirkulirendes
Kapital im Gegensatz zum fixen
1) weil er das flüssige Kapital im Gegensatz zum fixen verwechselt
mit den der Cirkulationssphäre angehörigen Formen des Kapitals, mit dem
Cirkulationskapital; eine Verwechslung, die sich nach ihm kritiklos fort-
geerbt hat. Er verwechselt daher das Waarenkapital mit dem flüssigen
Bestandtheil des produktiven Kapitals, und da versteht es sich von selbst,
dass, wo das gesellschaftliche Produkt die Form der Waare annimmt, die
Lebensmittel der Arbeiter, wie die der Nichtarbeiter, die Materialien, wie
die Arbeitsmittel selbst, aus dem Waarenkapital geliefert werden müssen.
2) Aber auch die physiokratische Vorstellung läuft bei Smith unter,
obgleich sie dem esoterischen — wirklich wissenschaftlichen — Theil seiner
eignen Entwicklung widerspricht.
Das vorgeschossne Kapital wird überhaupt umgesetzt in produktives
Kapital, d. h. es nimmt die Gestalt von Produktionselementen an, die selbst
Produkt früherer Arbeit sind. (Darunter die Arbeitskraft.) Nur in dieser
Form kann es innerhalb des Produktionsprocesses fungiren. Setzt man
nun statt der Arbeitskraft selbst, worin sich der variable Theil des Ka-
pitals umgesetzt hat, die Lebensmittel des Arbeiters, so ist es klar, dass
diese Lebensmittel als solche sich in Beziehung auf Werthbildung nicht
von den andern Elementen des produktiven Kapitals unterscheiden, von
[193] den Rohmaterialien, und von den Lebensmitteln des Arbeitsviehs, womit
Smith, nach Vorgang der Physiokraten, sie daher auch in einer vorher-
citirten Stelle auf eine Stufe stellt. Die Lebensmittel können nicht selbst
ihren Werth verwerthen oder ihm einen Mehrwerth zusetzen. Ihr Werth,
wie der der andren Elemente des produktiven Kapitals, kann nur im
Werth des Produkts wieder erscheinen. Sie können ihm nicht mehr
Werth zusetzen als sie selbst besitzen. Sie unterscheiden sich, wie Roh-
material, Halbfabrikat etc., nur dadurch vom fixen Kapital, das aus Ar-
beitsmitteln besteht, dass sie (für den Kapitalisten wenigstens, der sie
zahlt) ganz verzehrt werden in dem Produkt, in dessen Bildung sie ein-
gehn, ihr Werth daher ganz ersetzt werden muss, was bei dem fixen
Kapital nur allmälig, stückweis geschieht. Der in Arbeitskraft (resp.
den Lebensmitteln des Arbeiters) vorgeschossne Theil des produktiven
Kapitals unterscheidet sich jetzt also nur stofflich, nicht mit Bezug auf
den Arbeits- und Verwerthungsprocess, von den übrigen stofflichen Elementen
des produktiven Kapitals. Er unterscheidet sich nur als mit einem Theil
der objektiven Produktbildner (materials sagt Smith allgemein) in die
Kategorie des cirkulirenden Kapitals fallend, im Gegensatz zu einem an-
dern Theil der objektiven Produktbildner, der unter die Kategorie des fixen
Kapitals fällt.
Dass der in Arbeitslohn ausgelegte Theil des Kapitals zum flüssigen
Theil des produktiven Kapitals gehört, die Flüssigkeit gemein hat, im
Gegensatz zum fixen Bestandtheil des produktiven Kapitals, mit einem
Theil der gegenständlichen Produktbildner, den Rohstoffen etc., hat absolut
nichts zu thun mit der Rolle, welche dieser variable Theil des Kapitals,
im Gegensatz zum konstanten, im Verwerthungsprocess spielt. Es bezieht
sich nur darauf, wie dieser Theil des vorgeschossnen Kapitalwerths aus dem
Werth des Produkts vermittelst der Cirkulation ersetzt, erneuert, also re-
producirt werden muss. Der Kauf und Wiederkauf der Arbeitskraft ge-
hört dem Cirkulationsprocess an. Aber erst innerhalb des Produktions-
processes verwandelt sich der in Arbeitskraft ausgelegte Werth (nicht für
den Arbeiter, sondern für den Kapitalisten) aus einer bestimmten, kon-
stanten, in eine variable Grösse, und wird dadurch überhaupt erst der
vorgeschossne Werth in Kapitalwerth, in Kapital, in sich verwerthenden
Werth verwandelt. Dadurch aber, dass wie bei Smith nicht der in Ar-
beitskraft ausgelegte Werth als flüssiger Bestandtheil des produktiven
Marx, Kapital II. 13
[194] Kapitals bestimmt wird, sondern der in den Lebensmitteln des Arbeiters
ausgelegte Werth, wird das Begreifen des Unterschieds von variablem und
und konstantem Kapital, also das Begreifen des kapitalistischen Pro-
duktionsprocesses überhaupt, unmöglich gemacht. Die Bestimmung dieses
Kapitaltheils, variables Kapital zu sein im Gegensatz zu dem in gegen-
ständlichen Produktbildnern ausgelegten, konstanten Kapital, wird begraben
unter der Bestimmung, dass der in Arbeitskraft ausgelegte Kapitaltheil
mit Bezug auf den Umschlag zum flüssigen Theil des produktiven Kapi-
tals gehört. Das Begräbniss wird vollständig gemacht, indem an Stelle
der Arbeitskraft die Lebensmittel des Arbeiters als Element des produk-
tiven Kapitals aufgezählt werden. Ob der Werth der Arbeitskraft in Geld
oder direkt in Lebensmitteln vorgeschossen wird, ist gleichgültig. Obgleich
natürlich das Letztre auf Basis der kapitalistischen Produktion nur Aus-
nahme sein kann.24)
Dadurch dass so die Bestimmung des cirkulirenden Kapitals durch
A. Smith als das Entscheidende für den in Arbeitskraft ausgelegten Ka-
pitalwerth fixirt wurde — diese physiokratische Bestimmung ohne die Vor-
aussetzung der Physiokraten — hat Smith bei seinen Nachfolgern glück-
lich die Erkenntniss des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheils als
variablen unmöglich gemacht. Die tiefern und richtigen Entwicklungen,
die er anderswo selbst gegeben, siegten nicht, wohl aber dieser sein Ver-
stoss. Ja, spätere Schriftsteller sind weiter gegangen, sie haben es nicht
nur zur entscheidenden Besstimmung des in Arbeitskraft ausgelegten Ka-
pitaltheils gemacht, cirkulirendes — im Gegensatz zu fixem — Kapital
zu sein; sie haben es zur wesentlichen Bestimmung des cirkulirenden Ka-
pitals gemacht, in Lebensmitteln für die Arbeiter ausgelegt zu werden.
Daran schloss sich naturgemäss die Lehre von dem aus nothwendigen
Lebensmitteln bestehenden Arbeitsfonds als einer gegebnen Grösse, welche
einerseits die Grenzen des Antheils der Arbeiter am gesellschaftlichen Pro-
[195] dukt physisch beschränkt, andrerseits aber auch im Ankauf von Arbeits-
kraft seinem ganzen Umfang nach verausgabt werden muss.
Elftes Kapitel.
Theorien über [fixes] und cirkulirendes Kapital.
Ricardo.
Ricardo führt den Unterschied zwischen fixem und cirkulirendem
Kapital nur auf, um die Ausnahmen der Werthregel darzustellen, nämlich
solche Fälle, wo die Rate des Arbeitslohns auf die Preise wirkt. Darauf
kommen wir erst in Buch III zu sprechen.
Die ursprüngliche Unklarheit zeigt sich aber von vornherein in der
gleichgültigen Nebeneinanderstellung: „Dieser Unterschied im Grad der
Dauerhaftigkeit des fixen Kapitals, und dieser Wechsel in den Verhält-
nissen, worin beide Kapitalarten kombinirt sein können.“25)
Fragen wir nun, welches die beiden Kapitalarten sind, so hören wir:
„Ebenfalls die Verhältnisse, worin das Kapital, das die Arbeit unterhalten
soll, und das Kapital, das in Werkzeugen, Maschinerie und Gebäuden aus-
gelegt ist, verschieden kombinirt sein können.“26) Also fixes Kapital
= Arbeitsmitteln, und cirkulirendes Kapital = Kapital, das in Arbeit
ausgelegt ist. Kapital, das die Arbeit unterhalten soll, ist schon ein ab-
geschmackter, aus A. Smith herübergenommener Ausdruck. Das cirku-
lirende Kapital wird hier einerseits zusammengeworfen mit dem variablen
Kapital, d. h. mit dem in Arbeit ausgelegten Theil des produktiven Ka-
13*
[196] pitals. Andrerseits aber, weil der Gegensatz nicht aus dem Verwerthungs-
process geschöpft ist — konstantes und variables Kapital — sondern aus
dem Cirkulationsprocess (die alte Smith’sche Konfusion) kommen doppelt
falsche Bestimmungen heraus.
Erstens: Die Differenzen im Grad der Dauerhaftigkeit des fixen
Kapitals und die Verschiedenheiten der Kapitalzusammensetzung aus kon-
stantem und variablem Kapital werden als gleichwerthig gefasst. Der
letzre Unterschied aber bestimmt den Unterschied in der Produktion des
Mehrwerths; der erste dagegen, soweit der Verwerthungsprocess in Betracht
kommt, bezieht sich nur auf die Art und Weise, wie ein gegebner Werth
vom Produktionsmittel auf das Produkt übertragen wird; soweit der Cirku-
lationsprocess in Betracht kommt, betrifft er nur die Periode der Erneue-
rung des ausgelegten Kapitals, oder anders betrachtet, die Zeit für welche
es vorgeschossen ist. Wenn man, statt das innere Getriebe des kapi-
talistischen Produktionsprocesses zu durchschauen, sich auf den Standpunkt
der fertigen Phänomene stellt, so fallen diese Unterschiede in der That
zusammen. Bei der Vertheilung des gesellschaftlichen Mehrwerths unter
die in verschiednen Betriebszweigen angelegten Kapitale wirken Differenzen
in den verschiednen Zeiträumen, wofür Kapital vorgeschossen wird (also
z. B. die verschiedne Lebensdauer bei fixem Kapital), und verschiedne
organische Zusammensetzungen des Kapitals (also auch die verschiedne
Cirkulation von konstantem und variablem Kapital) gleichmäßig mit bei
Ausgleichung der allgemeinen Profitrate und bei Verwandlung der Werthe
in Produktionspreise.
Zweitens: Vom Standpunkt des Cirkulationsprocesses stehn auf der
einen Seite die Arbeitsmittel: fixes Kapital, auf der andern Seite Arbeits-
material und Arbeitslohn: flüssiges Kapital. Dagegen vom Standpunkt
des Arbeits- und Verwerthungsprocesses steht auf der einen Seite: Pro-
duktionsmittel (Arbeitsmittel und Arbeitsmaterial), konstantes Kapital; auf
der andern Seite Arbeitskraft, variables Kapital. Für die organische Zu-
sammensetzung (Buch I, Kap. XXIII, 2, p. 647) des Kapitals ist es
ganz gleichgültig, ob dasselbe Werthquantum konstantes Kapital aus viel
Arbeitsmitteln und wenig Arbeitsmaterial, oder aus viel Arbeitsmaterial
und wenig Arbeitsmitteln besteht, während alles abhängt vom Verhältniss
des in Produktionsmitteln ausgelegten zu dem in Arbeitskraft ausgelegten
Kapital. Umgekehrt: Vom Standpunkt des Cirkulationsprocesses, des
[197] Unterschieds von fixem und cirkulirendem Kapital, ist es ebenso gleich-
gültig, in welchen Verhältnissen ein gegebnes Werthquantum cirkulirenden
Kapitals sich in Arbeitsmaterial und Arbeitslohn theilt. Von dem einen
Standpunkt rangirt das Arbeitsmaterial in derselben Kategorie mit den
Arbeitsmitteln, im Gegensatz zu dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapital-
werth. Von dem andern Standpunkt rangirt der in Arbeitskraft aus-
gelegte Kapitaltheil zusammen mit dem in Arbeitsmaterial ausgelegten,
im Gegensatz zu dem in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheil.
Daher erscheint bei Ricardo der in Arbeitsmaterial (Roh- und Hülfs-
stoffen) ausgelegte Werththeil des Kapitals auf keiner Seite. Er verschwindet
ganz. Er passt nämlich nicht auf die Seite des fixen Kapitals, weil er
in seiner Cirkulationsweise ganz mit dem in Arbeitskraft ausgelegten
Kapitaltheil zusammenfällt. Und er darf andrerseits nicht auf Seite des
cirkulirenden Kapitals gestellt werden, weil damit die von A. Smith über-
tragne und stillschweigend durchlaufende Gleichstellung des Gegensatzes:
fixes und cirkulirendes Kapital, mit dem Gegensatz: konstantes und variables
Kapital, sich selbst aufhöbe. Ricardo hat zu viel logischen Instinkt, um
das nicht zu fühlen, und daher verschwindet ihm dieser Kapitaltheil ganz
und gar.
Es ist hier zu bemerken, dass der Kapitalist das in Arbeitslohn
ausgelegte Kapital in verschiednen Terminen, in der Sprachweise der
politischen Oekonomie, vorschiesst, jenachdem er diesen Lohn z. B. wöchentlich,
monatlich oder dreimonatlich zahlt. In der That verhält sich die Sache um-
gekehrt. Der Arbeiter schiesst dem Kapitalisten seine Arbeit auf eine
Woche, einen Monat, drei Monate vor, jenachdem er wöchentlich, monat-
lich oder dreimonatlich bezahlt wird. Kaufte der Kapitalist die Arbeits-
kraft, statt sie zu bezahlen, zahlte er also dem Arbeiter den Arbeitslohn
per Tag, Woche, Monat oder drei Monate voraus, so könnte von einem
Vorschuss für diese Termine gesprochen werden. Da er aber zahlt, nach-
dem die Arbeit Tage, Wochen, Monate gedauert hat, statt sie zu kaufen
und zu zahlen für den Termin, den sie dauern soll, so ist das Ganze
ein kapitalistisches quid pro quo und der Vorschuss, der dem Kapitalisten
vom Arbeiter in Arbeit gegeben wird, wird in einen Vorschuss verwandelt,
den der Kapitalist in Geld dem Arbeiter gibt. Es ändert durchaus nichts
an der Sache, dass der Kapitalist das Produkt selbst oder dessen Werth
— je nach der verschiednen Zeitdauer, die seine Herstellung erfordert,
[198] oder auch nach der verschiednen für seine Cirkulation erforderlichen Zeit-
dauer — nur in kürzern oder längern Terminen (zusammen mit dem
ihm einverleibten Mehrwerth) aus der Cirkulation zurück erhält oder rea-
lisirt. Was der Käufer einer Waare mit derselben anfangen will, ist
dem Verkäufer durchaus gleichgültig. Der Kapitalist erhält eine Maschine
nicht wohlfeiler, weil er ihren ganzen Werth auf einmal vorschiessen
muss, während ihm derselbe Werth nur allmälig und stückweis aus der
Cirkulation zurückströmt; noch zahlt er die Baumwolle deswegen theurer,
weil ihr Werth ganz in den Werth des aus ihr verfertigten Produkts
eingeht und daher ganz und auf einmal durch den Verkauf des Produkts
ersetzt wird.
Kehren wir zu Ricardo zurück.
1) Das Charakteristische des variablen Kapitals ist, dass ein be-
stimmter, gegebner (also als solcher konstanter) Kapitaltheil, eine gegebne
Werthsumme (angenommen gleich dem Werth der Arbeitskraft, obgleich
es hier gleichgültig ist ob der Arbeitslohn gleich, grösser oder kleiner
als der Werth der Arbeitskraft), ausgetauscht wird gegen eine sich ver-
werthende, werthschaffende Kraft — die Arbeitskraft, welche nicht nur
ihren vom Kapitalisten bezahlten Werth reproduzirt, sondern zugleich einen
Mehrwerth producirt, einen vorher nicht vorhandnen und durch kein
Aequivalent erkauften Werth. Diese charakteristische Eigenschaft des in
Arbeitslohn ausgelegten Kapitaltheils, die es als variables Kapital von dem
konstanten Kapital toto coelo unterscheidet, verschwindet sobald der in
Arbeitslohn ausgelegte Kapitaltheil bloss vom Standpunkt des Cirkulations-
processes betrachtet wird und so als cirkulirendes Kapital erscheint gegen-
über dem in Arbeitsmitteln ausgelegten fixen Kapital. Es geht dies
schon daraus hervor, dass es dann unter einer Rubrik — der des cirku-
lirenden Kapitals — zusammen mit einem Bestandtheil des konstanten
Kapitals, dem in Arbeitsmaterial ausgelegten, gegenüber gestellt wird
einem andern Bestandtheil des konstanten Kapitals, dem in Arbeitsmitteln
ausgelegten. Vom Mehrwerth, also gerade von dem Umstand, der die
ausgelegte Werthsumme in Kapital verwandelt, wird dabei ganz abgesehn.
Ebenso wird davon abgesehn, dass der Werththeil, den das in Arbeits-
lohn ausgelegte Kapital dem Produkt zusetzt, neuproducirt (also auch
wirklich reproducirt ist), während der Werththeil, den das Rohmaterial
dem Produkt zusetzt, nicht neu producirt, nicht wirklich reproducirt,
[199] sondern nur im Produktwerth erhalten, konservirt ist, und daher als
Werthbestandtheil des Produkts nur wieder erscheint. Der Unterschied,
wie er sich vom Gesichtspunkt des Gegensatzes von flüssigem und fixem
Kapital jetzt darstellt, besteht nur darin: der Werth der zur Produktion
einer Waare angewandten Arbeitsmittel geht nur theilweis in den Werth
der Waare ein und wird daher durch den Verkauf der Waare auch nur
theilweis ersetzt, wird daher überhaupt nur stückweis und allmälig ersetzt.
Andrerseits der Werth der zur Produktion einer Waare verwandten Ar-
beitskraft und Arbeitsgegenstände (Rohstoffe etc.) geht ganz in die Waare
ein und wird daher ganz durch ihren Verkauf ersetzt. Insofern stellt
sich mit Bezug auf den Cirkulationsprocess der eine Theil des Kapitals
als fix, der andre als flüssig oder cirkulirend dar. Es handelt sich in
beiden Fällen um eine Uebertragung gegebner, vorgeschossner Werthe auf
das Produkt und um ihren Wiederersatz durch den Verkauf des Produkts.
Der Unterschied besteht jetzt nur darin, ob die Werthübertragung, und
daher der Werthersatz, stückweis und allmälig oder auf einmal vor sich
geht. Damit ist der alles entscheidende Unterschied zwischen variablem
und konstantem Kapital ausgelöscht, also das ganze Geheimniss der Mehr-
werthbildung und der kapitalistischen Produktion, die Umstände, die ge-
wisse Werthe und die Dinge worin sie sich darstellen, in Kapital ver-
wandeln, ausgelöscht. Alle Bestandtheile des Kapitals unterscheiden sich
nur noch durch die Cirkulationsweise (und die Cirkulation der Waare hat
es natürlich nur mit bereits vorhandnen, gegebnen Werthen zu thun); und
eine besondre Cirkulationsweise ist dem in Arbeitslohn ausgelegten Kapital
gemeinsam mit dem in Rohmaterialien, Halbfabrikaten, Hülfsstoffen aus-
gelegten Kapitaltheil im Gegensatz zu dem in Arbeitsmitteln ausgelegten
Kapitaltheil.
Man begreift daher, warum die bürgerliche politische Oekonomie
A. Smith’s Konfusion der Kategorien „konstantes und variables Kapital“
mit den Kategorien „fixes und cirkulirendes Kapital“ instinktmäßig festhielt und
kritiklos ein Jahrhundert durch von Generation zu Generation nachplapperte.
Der im Arbeitslohn ausgelegte Kapitaltheil unterscheidet sich bei ihr gar
nicht mehr von dem in Rohstoff ausgelegten Kapitaltheil, und unterscheidet
sich nur formell — ob er stückweis oder ganz durch das Produkt
cirkulirt wird — vom konstanten Kapital. Damit ist die Grundlage für
das Verständniss der wirklichen Bewegung der kapitalistischen Produktion,
[200] und daher der kapitalistischen Exploitation mit [einem] Schlage verschüttet.
Es handelt sich nur um das Wiedererscheinen vorgeschossner Werthe.
Bei Ricardo ist die unkritische Aufnahme der Smith’schen Konfusion
störender, nicht nur als bei den spätern Apologetikern, bei denen die Be-
griffskonfusion vielmehr das Nichtstörende ist, sondern als bei A. Smith
selbst, weil Ricardo im Gegensatz zu diesem konsequenter und schärfer
Werth und Mehrwerth entwickelt, in der That den esoterischen A. Smith
gegen den exoterischen A. Smith behauptet.
Bei den Physiokraten findet sich nichts von dieser Konfusion. Der
Unterschied zwischen avances annuelles und avances primitives bezieht
sich nur auf die verschiednen Reproduktionsperioden der verschiednen Be-
standtheile des Kapitals, speciell des agrikolen Kapitals; während ihre
Ansichten von der Produktion des Mehrwerths einen von diesen Unter-
scheidungen unabhängigen Theil ihrer Theorie bilden, und zwar das was
sie als Pointe der Theorie herauswenden. Die Bildung des Mehrwerths
wird nicht aus dem Kapital als solchem erklärt, sondern nur einer be-
stimmten Produktionsphäre des Kapitals, der Agrikultur vindicirt.
2) Das Wesentliche bei der Bestimmung des variablen Kapitals —
und daher für die Verwandlung irgend einer beliebigen Werthsumme in
Kapital — ist, dass der Kapitalist eine bestimmte, gegebne (und in diesem
Sinn konstante) Werthgrösse austauscht gegen werthschöpferische Kraft;
eine Werthgrösse gegen Werthproduktion, Selbstverwerthung. Ob der
Kapitalist den Arbeiter in Geld oder in Lebensmitteln zahlt, ändert an
dieser wesentlichen Bestimmung nichts. Es ändert nur die Existenzweise
des von ihm vorgeschossnen Werths, der das eine Mal in der Form von
Geld existirt, womit der Arbeiter sich selbst auf dem Markt seine Lebens-
mittel kauft, das andre Mal in der Form von Lebensmitteln, die er direkt
verzehrt. Die entwickelte kapitalistische Produktion unterstellt in der
That, dass der Arbeiter in Geld gezahlt wird, wie sie überhaupt den
durch den Cirkulationsprocess vermittelten Produktionsprocess, also die
Geldwirthschaft, unterstellt. Aber die Schöpfung des Mehrwerths —
daher die Kapitalisirung der vorgeschossnen Werthsumme — entspringt
weder aus der Geldform, noch aus der Naturalform des Arbeitslohns oder
des im Ankauf der Arbeitskraft ausgelegten Kapitals. Sie entspringt aus
dem Austausch von Werth gegen werthschaffende Kraft, aus der Um-
setzung einer konstanten in eine variable Grösse. —
[201]
Die grössre oder geringre Fixität der Arbeitsmittel hängt ab von
dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit, also von einer physischen Eigenschaft.
Je nach dem Grad ihrer Dauerhaftigkeit werden sie, unter sonst gleich-
bleibenden Umständen, rascher oder langsamer verschleissen, also länger
oder kürzer als fixes Kapital fungiren. Aber es ist keineswegs blos diese
physische Eigenschaft der Dauerhaftigkeit, in Folge deren sie als fixes
Kapital fungiren. Der Rohstoff in Metallfabriken ist ebenso dauerhaft
wie die Maschinen womit fabricirt wird, und dauerhafter als manche Be-
standtheile dieser Maschinen, Leder, Holz etc. Nichtsdestoweniger bildet
das als Rohstoff dienende Metall einen Theil des cirkulirenden Kapitals,
und das vielleicht aus demselben Metall aufgebaute, fungirende Arbeits-
mittel einen Theil des fixen Kapitals. Es ist also nicht die stoffliche
physische Natur, nicht seine grössre oder geringre Vergänglichkeit, wo-
durch dasselbe Metall das eine Mal der Rubrik des fixen, und das andre
Mal der Rubrik des cirkulirenden Kapitals untergeordnet wird. Dieser
Unterschied entspringt vielmehr aus der Rolle, die es im Produktionspro-
cess spielt, das eine Mal als Arbeitsgegenstand, das andre Mal als Ar-
beitsmittel.
Die Funktion des Arbeitsmittels im Produktionsprocess erheischt im
Durchschnitt, dass es während längrer oder kürzrer Periode stets von
neuem in wiederholten Arbeitsprocessen dient. Durch seine Funktion ist
daher eine grössre oder geringre Dauerhaftigkeit seines Stoffs vorgeschrieben.
Aber die Dauerhaftigkeit des Stoffs, aus dem es gemacht wird, macht
es nicht an und für sich zum fixen Kapital. Derselbe Stoff, wenn Roh-
material, wird cirkulirendes Kapital, und bei den Oekonomen, die den
Unterschied von Waarenkapital und produktivem Kapital mit dem Unter-
schied von cirkulirendem und fixem Kapital verwechseln, ist derselbe Stoff,
dieselbe Maschine, cirkulirendes Kapital als Produkt, fixes Kapital als
Arbeitsmittel.
Obgleich nun nicht der dauerhafte Stoff, aus dem das Arbeitsmittel
gemacht ist, es zum fixen Kapital macht, so erheischt doch seine Rolle
als Arbeitsmittel, dass es aus einem relativ dauerhaften Material bestehe.
Die Dauerhaftigkeit seines Stoffs ist also eine Bedingung seiner Funktion
als Arbeitsmittel, daher auch materielle Grundlage der Cirkulationsweise,
die es zum fixen Kapital macht. Unter sonst gleichbleibenden Umständen
drückt die grössre oder geringre Vergänglichkeit seines Stoffs ihm in nie-
[202] drigrem oder höhrem Grad den Stempel der Fixität auf, ist also sehr
wesentlich verwachsen mit seiner Qualität als fixes Kapital.
Wird der in Arbeitskraft ausgelegte Kapitaltheil nun ausschliesslich
unter dem Gesichtspunkt von cirkulirendem Kapital betrachtet, also im
Gegensatz zum fixen Kapital; werden daher auch die Unterschiede von
konstantem und variablem Kapital mit den Unterschieden von fixem und
cirkulirendem Kapital zusammengeworfen, so ist es natürlich, wie die stoff-
liche Realität des Arbeitsmittels eine wesentliche Grundlage seines Charak-
ters als fixes Kapital bildet, so nun im Gegensatz zu demselben aus der
stofflichen Realität des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitals seinen Cha-
rakter als cirkulirendes Kapital herzuleiten, und dann wieder das cirku-
lirende Kapital zu bestimmen durch die stoffliche Realität des variablen
Kapitals.
Der wirkliche Stoff des in Arbeitslohn ausgelegten Kapitals ist die
Arbeit selbst, die sich bethätigende, werthschaffende Arbeitskraft, lebendige
Arbeit, die der Kapitalist gegen todte, vergegenständlichte Arbeit austauscht
und seinem Kapital einverleibt hat, wodurch erst der in seiner Hand be-
findliche Werth sich in einen sich selbst verwerthenden Werth verwandelt.
Aber diese Selbstverwerthungskraft verkauft der Kapitalist nicht. Sie bildet
stets nur Bestandtheil seines produktiven Kapitals, wie seine Arbeitsmittel;
nie seines Waarenkapitals, wie z. B. das fertige Produkt das er verkauft.
Innerhalb des Produktionsprocesses, als Bestandtheile des produktiven Ka-
pitals, stehn die Arbeitsmittel der Arbeitskraft nicht als fixes Kapital
gegenüber, ebensowenig wie Arbeitsmaterial und Hülfstoffe als cirku-
lirendes Kapital mit ihr zusammenfallen; beiden steht die Arbeitskraft als
persönlicher Faktor gegenüber, während jene die sachlichen Faktoren sind
— dies vom Standpunkt des Arbeitsprocesses. Beide stehn der Arbeits-
kraft, dem variablen Kapital als konstantes Kapital gegenüber — dies
vom Standpunkt des Verwerthungsprocesses. Oder, wenn hier von einer
stofflichen Verschiedenheit, soweit sie auf den Cirkulationsprocess einwirkt,
die Rede sein soll, ist es nur diese: aus der Natur des Werths, der nichts
ist als vergegenständlichte Arbeit, und aus der Natur der sich bethä-
tigenden Arbeitskraft, die nichts ist als sich vergegenständlichende Arbeit,
folgt, dass die Arbeitskraft während ihrer Funktionsdauer beständig Werth
und Mehrwerth schafft; dass das, was auf ihrer Seite sich als Bewegung,
als Werthschöpfang, sich auf Seite ihres Produkts in ruhender Form,
[203] als geschaffner Werth darstellt. Hat die Arbeitskraft gewirkt, so besteht
das Kapital nicht länger aus Arbeitskraft auf der einen Seite, aus Pro-
duktionsmitteln auf der andern. Der Kapitalwerth, der in Arbeitskraft
ausgelegt war, ist jetzt Werth, der (+ Mehrwerth) dem Produkt zuge-
setzt worden. Um den Process zu wiederholen, muss das Produkt verkauft
und mit dem aus ihm gelösten Geld beständig von neuem die Arbeits-
kraft gekauft und dem produktiven Kapital einverleibt werden. Dies gibt
dann dem in Arbeitskraft ausgelegten Kapitaltheil, ebenso wie dem in Ar-
beitsmaterial u. s. w. ausgelegten, den Charakter von cirkulirendem Ka-
pital im Gegensatz zu dem in den Arbeitsmitteln fixirt bleibendem Kapital.
Wird dagegen die sekundäre und ihm mit einem Theil des konstanten
Kapitals (den Roh- und Hülfsstoffen) gemeinsame Bestimmung des cirku-
lirenden Kapitals zur wesentlichen Bestimmung des in Arbeitskraft aus-
gelegten Kapitaltheils gemacht, — nämlich dass der in ihm ausgelegte
Werth sich ganz auf das Produkt überträgt, in dessen Produktion es
konsumirt wird, und nicht allmälig und stückweis, wie beim fixen Kapital,
dass er daher auch ganz durch den Verkauf des Produkts ersetzt werden
muss — so muss auch der in Arbeitslohn ausgelegte Kapitaltheil stofflich
nicht aus sich bethätigender Arbeitskraft bestehn, sondern aus den stoff-
lichen Elementen, die der Arbeiter mit seinem Lohn kauft, also aus dem
Theil des gesellschaftlichen Waarenkapitals, der in den Konsum des Ar-
beiters eingeht — aus Lebensmitteln. Das fixe Kapital besteht dann
aus den langsamer vergänglichen und daher langsamer zu ersetzenden
Arbeitsmitteln, das in Arbeitskraft ausgelegte Kapital aus den rascher
zu ersetzenden Lebensmitteln.
Die Grenzen der raschern oder langsameren Vergänglichkeit ver-
wischen sich jedoch.
„Die Nahrung und Kleidung, die der Arbeiter konsumirt, die Gebäude,
worin er arbeitet, die Werkzeuge, die bei seiner Arbeit mitwirken, sind
alle vergänglicher Natur. Es besteht aber ein gewaltiger Unterschied in
der Zeit, während welcher diese verschiednen Kapitale vorhalten; eine
Dampfmaschine dauert länger als ein Schiff, ein Schiff länger als die
Kleidung des Arbeiters, die Kleidung des Arbeiters wieder länger als die
Nahrung die er verzehrt.“27)
[204]
Wobei Ricardo vergißt das Haus, worin der Arbeiter wohnt, seine
Möbel, seine Konsumtionswerkzeuge, wie Messer, Gabeln, Gefässe etc., die
alle denselben Charakter der Dauerhaftigkeit besitzen, wie die Arbeits-
mittel. Dieselben Dinge, dieselben Klassen von Dingen erscheinen hier
als Konsumtionsmittel, dort als Arbeitsmittel.
Der Unterschied, wie Ricardo ihn ausspricht, ist dieser: „Jenachdem
Kapital rasch vergänglich ist und oft reproducirt werden muss, oder je-
nachdem es langsam konsumirt wird, klassificirt man es unter das cir-
kulirende oder unter das fixe Kapital.“28)
Dazu macht er die Note: „Eine unwesentliche Eintheilung, in welcher
zudem die Scheidelinie nicht genau gezogen werden kann.“29)
So sind wir wieder glücklich bei den Physiokraten angekommen, wo
der Unterschied zwischen avances annuelles und avances primitives ein
Unterschied war in der Zeit der Konsumtion und daher auch in der ver-
schiednen Reproduktionszeit des angewandten Kapitals. Nur, was bei
ihnen ein für die gesellschaftliche Produktion wichtiges Phänomen aus-
drückt und im Tableau économique auch im Zusammenhang mit dem
Cirkulationsprocess dargestellt ist, wird hier zu einer subjektiven, und wie
Ricardo selbst sagt, überflüssigen Unterscheidung.
Sobald der in Arbeit ausgelegte Kapitaltheil sich nur durch seine
Reproduktionsperiode und daher seinen Cirkulationstermin von dem in Ar-
beitsmitteln ausgelegten Kapitaltheil unterscheidet, sobald der eine Theil
aus Lebensmitteln besteht, wie der andre aus Arbeitsmitteln, sodass die
letztren sich von den erstren nur durch raschern Grad der Vergänglich-
keit unterscheiden, wie erstere ja selbst verschiedne Grade der Vergäng-
lichkeit besitzen — ist natürlich alle differentia specifica zwischen dem in
Arbeitskraft und dem in Produktionsmitteln ausgelegten Kapital ausgelöscht.
[205]
Dies widerspricht ganz Ricardo’s Lehre vom Werth, sowie seiner
Profittheorie, die thatsächlich Mehrwerththeorie ist. Er betrachtet über-
haupt den Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital nur insoweit
verschiedne Proportionen von beiden, bei gleich grossen Kapitalen, in ver-
schiednen Geschäftszweigen, das Gesetz des Werths beeinflussen, und zwar,
in wie weit eine Erhöhung oder Senkung des Arbeitslohns in Folge dieser
Umstände die Preise afficirt. Doch selbst innerhalb dieser beschränkten
Untersuchung begeht er, in Folge der Verwechslung von fixem und cir-
kulirendem Kapital mit konstantem und variablem, die grössten Irrthümer
und geht in der That von einer ganz falschen Basis der Untersuchung
aus. Es werden also 1) soweit der in Arbeitskraft ausgelegte Werththeil
des Kapitals unter die Rubrik des cirkulirenden Kapitals zu subsumiren
ist, die Bestimmungen des cirkulirenden Kapitals selbst falsch entwickelt
und speciell die Umstände, die den in Arbeit ausgelegten Kapitaltheil unter
diese Rubrik subsumiren. 2) Es findet Verwechslung statt zwischen der
Bestimmung, wonach der in Arbeit ausgelegte Kapitaltheil variabel, und
derjenigen, wonach er cirkulirend im Gegensatz zum fixen Kapital ist.
Es ist von vornherein klar, dass die Bestimmung des in Arbeits-
kraft ausgelegten Kapitals als cirkulirend oder flüssig eine sekundäre Be-
stimmung ist, worin seine differentia specifica im Produktionsprocess aus-
gelöscht ist; denn in dieser Bestimmung sind einerseits die in Arbeit und
die in Rohstoffen etc. ausgelegten Kapitale gleichwerthig; eine Rubrik, die
einen Theil des konstanten Kapitals identificirt mit dem variablen Kapital,
hat es nicht mit der differentia specifica des variablen Kapitals im Gegen-
satz zum konstanten zu thun. Andrerseits werden zwar die in Arbeit,
und die in Arbeitsmitteln ausgelegten Kapitaltheile einander entgegenge-
setzt, aber keineswegs mit Bezug darauf, dass sie in ganz verschiedner
Weise in die Produktion des Werths eingehn, sondern mit Bezug darauf,
dass von beiden ihr gegebner Werth auf das Produkt übertragen wird,
nur in verschiednen Zeiträumen.
Es handelt sich in allen diesen Fällen darum, wie ein gegebner
Werth, der im Produktionsprocess der Waare ausgelegt wird, sei es Ar-
beitslohn, Preis des Rohstoffs oder Preis der Arbeitsmittel, auf das Pro-
dukt übertragen, daher durch das Produkt cirkulirt und durch seinen
Verkauf zu seinem Ausgangspunkt zurückgeführt oder ersetzt wird. Der
[206] einzige Unterschied besteht hier in dem „wie“, in der besondren Art und
Weise der Uebertragung, und daher auch der Cirkulation dieses Werths.
Ob der in jedem Fall kontraktlich vorher bestimmte Preis der Ar-
beitskraft in Geld oder Lebensmitteln gezahlt wird, ändert nichts an
seinem Charakter, ein bestimmter gegebner Preis zu sein. Indess ist bei
dem in Geld gezahlten Arbeitslohn evident, dass nicht das Geld selbst in
den Produktionsprocess eingeht, in derselben Weise, wie nicht nur der
Werth, sondern auch der Stoff der Produktionsmittel in den Produktions-
process eingeht. Werden dagegen die Lebensmittel, die der Arbeiter mit
seinem Lohn kauft, direkt als stoffliche Gestalt des cirkulirenden Kapi-
tals mit den Rohstoffen etc. unter eine Rubrik, und den Arbeitsmitteln
entgegen gestellt, so gibt dies der Sache einen andern Schein. Wenn der
Werth dieser Dinge, der Produktionsmittel, im Arbeitsprocess auf das
Produkt übertragen wird, so erscheint der Werth jener andern Dinge, der
Lebensmittel, in der Arbeitskraft, die sie verzehrt, wieder und wird durch
Bethätigung derselben ebenfalls auf das Produkt übertragen. Es handelt
sich in allem Diesem gleichmässig um das blosse Wiedererscheinen der
während der Produktion vorgeschossnen Werthe im Produkt. (Die Phy-
siokraten nahmen dies ernsthaft und leugneten daher, dass die industrielle
Arbeit Mehrwerth schaffe.) So in der bereits citirten Stelle von Wey-
land: „Es kommt nicht darauf an, in welcher Form das Kapital wieder
erscheint . . . . die verschiednen Arten der Nahrung, Kleidung und Woh-
nung, die für das Dasein und Wohlbefinden des Menschen nöthig sind,
werden auch verändert. Sie werden im Lauf der Zeit verzehrt und ihr
Werth erscheint wieder etc.“ (Elements of Pol. Econ., p. 31, 32.) Die
der Produktion in Gestalt von Produktionsmitteln und Lebensmitteln vor-
geschossnen Kapitalwerthe erscheinen hier gleichmässig im Werth des Pro-
dukts wieder. Damit ist denn die Verwandlung des kapitalistischen Pro-
duktionsprocesses in ein vollständiges Mysterium glücklich vollbracht und
der Ursprung des im Produkt vorhandnen Mehrwerths gänzlich dem Blick
entrückt.
Ferner vollendet sich damit der der bürgerlichen Oekonomie eigen-
thümliche Fetischismus, der den gesellschaftlichen, ökonomischen Charakter,
welchen Dinge im gesellschaftlichen Produktionsprocess aufgeprägt erhalten,
in einen natürlichen, aus der stofflichen Natur dieser Dinge entspringen-
den Charakter verwandelt. Z. B. Arbeitsmittel sind fixes Kapital — eine
[207] scholastische Bestimmung, die zu Widersprüchen und Konfusion führt.
Ganz wie beim Arbeitsprocess (Buch I, Kap. V) nachgewiesen wurde,
dass es ganz von der jedesmaligen Rolle abhängt, welche die gegenständ-
lichen Bestandtheile in einem bestimmten Arbeitsprocess spielen, von ihrer
Funktion, ob sie als Arbeitsmittel, Arbeitsmaterial oder Produkt fungiren,
— ganz ebenso sind Arbeitsmittel nur da fixes Kapital, wo der Produk-
tionsprocess überhaupt kapitalistischer Produktionsprocess und daher die
Produktionsmittel überhaupt Kapital sind, die ökonomische Bestimmtheit,
den gesellschaftlichen Charakter von Kapital besitzen; und zweitens sind
sie fixes Kapital nur, wenn sie ihren Werth in einer besondern Weise
auf das Produkt übertragen. Weun nicht, bleiben sie Arbeitsmittel, ohne
fixes Kapital zu sein. Ebenso Hülfsstoffe, wie Dünger, wenn sie in der-
selben besondern Art Werth abgeben, wie der grösste Theil der Arbeits-
mittel, werden fixes Kapital, obgleich sie keine Arbeitsmittel sind. Es
handelt sich hier nicht um Definitionen, unter welchen die Dinge sub-
sumirt werden. Es handelt sich um bestimmte Funktionen, welche in
bestimmten Kategorien ausgedrückt werden.
Gilt es für eine den Lebensmitteln an sich, unter allen Umständen
zukommende Eigenschaft, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital zu sein, so
wird es auch Charakter dieses „cirkulirenden“ Kapitals „die Arbeit zu
erhalten“, to support labour [Ricardo, p. 25]. Wären die Lebensmittel
nicht „Kapital“, so würden sie also nicht die Arbeitskraft erhalten; wäh-
rend ihr Kapitalcharakter ihnen gerade die Eigenschaft gibt, das Kapi-
tal zu erhalten durch fremde Arbeit.
Sind Lebensmittel an sich cirkulirendes Kapital — nachdem dieses
verwandelt in Arbeitslohn — so ergibt sich ferner, dass die Grösse des
Arbeitslohns abhängt von dem Verhältniss der Arbeiterzahl zu der ge-
gebnen Masse des cirkulirenden Kapitals — ein beliebter ökonomischer
Satz — während in der That die Masse der Lebensmittel, die der Ar-
beiter dem Markt entzieht, und die Masse der Lebensmittel, worüber der
Kapitalist zu seinem Konsum verfügt, abhängt vom Verhältniss des Mehr-
werths zum Preis der Arbeit.
Ricardo wie Barton29) verwechselt überall das Verhältniss des va-
[208] riablen Kapitals zum konstanten mit dem Verhältniss des cirkulirenden
Kapitals zum fixen. Wir werden später sehn, wie dies seine Untersuchung
über die Profitrate verfälscht.
Ricardo setzt ferner die Unterschiede, die im Umschlag aus andren Gründen
entspringen, als aus dem Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital,
mit diesem gleich: „Es ist ferner zu bemerken, dass das cirkulirende Ka-
pital in sehr ungleichen Zeiträumen cirkuliren oder seinem Anwender zurück-
fliessen kann. Der von einem Pächter zur Aussaat gekaufte Weizen ist
ein fixes Kapital verglichen mit dem von einem Bäcker zur Verwandlung
in Brot gekauften Weizen. Der Eine lässt ihn im Boden, und kann erst
nach einem Jahr einen Rückfluss erhalten; der Andre kann ihn zu Mehl
vermahlen lassen und als Brot an seine Kunden verkaufen, sodass er
innerhalb einer Woche sein Kapital wieder frei hat, um dieselbe Operation
von neuem, oder irgend eine andre damit zu beginnen.“30)
Hier ist charakteristisch, dass Weizen, obgleich er als Saatkorn nicht
als Lebensmittel, sondern als Rohmaterial dient, erstens cirkulirendes
Kapital ist, weil an sich Lebensmittel, und zweitens fixes Kapital, weil
sein Rückfluss sich über ein Jahr erstreckt. Es ist aber nicht nur der
langsamere oder schnellere Rückfluss, der ein Produktionsmittel zu fixem
Kapital macht, sondern die bestimmte Art und Weise der Werthabgabe an
das Produkt.
Die von A. Smith angerichtete Konfusion hat zu folgenden Resul-
taten geführt:
1) Der Unterschied zwischen fixem und flüssigem Kapital wird ver-
wechselt mit dem Unterschied von produktivem Kapital und Waarenkapital.
So ist z. B. dieselbe Maschine cirkulirendes Kapital, wenn sie sich als
Waare auf dem Markt befindet, und fixes Kapital, wenn sie dem Pro-
duktionsprocess einverleibt ist. Dabei ist absolut nicht abzusehn, warum eine
bestimmte Art Kapital mehr fix oder mehr cirkulirend sein soll als die andre.
[209]
2) Alles cirkulirende Kapital wird identificirt mit in Arbeitslohn
ausgelegtem oder auszulegendem Kapital. So bei J. St. Mill u. A.
3) Der Unterschied zwischen variablem und konstantem Kapital, der
schon bei Barton, Ricardo u. A. mit dem von cirkulirendem und fixem ver-
wechselt, wird endlich ganz auf diesen reducirt, wie z. B. bei Ramsey, wo alle
Produktionsmittel, Rohstoffe etc., sowohl wie Arbeitsmittel, fixes Kapital,
und nur das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital cirkulirendes Kapital ist.
Weil aber die Reduktion in dieser Form geschieht, wird der wirkliche
Unterschied von konstantem und variablem Kapital nicht begriffen.
4) Bei den neuesten englischen, besonders schottischen Oekonomen,
die alles vom unsäglich bornirten Standpunkt des Bankierkommis betrachten,
wie MacLeod, Patterson u. A., verwandelt sich der Unterschied von fixem
und cirkulirendem Kapital in den von money on call und money not on
call (Depositengeld, das ohne Kündigung oder nur nach vorheriger Kün-
digung zurückgezogen werden kann).
Zwölftes Kapitel.
Die Arbeitsperiode.
Nehmen wir zwei Geschäftszweige, worin gleich grosser Arbeitstag,
sage zehnstündiger Arbeitsprocess, besteht, z. B. Baumwollspinnerei und
Fabrikation von Lokomotiven. In dem einen Zweig wird täglich, wöchent-
lich ein bestimmtes Quantum fertiges Produkt geliefert, Baumwollengarn;
in dem andren muss der Arbeitsprocess vielleicht während drei Monaten
wiederholt werden, um ein fertiges Produkt, eine Lokomotive, herzustellen.
In dem einen Fall ist das Produkt diskreter Natur, und täglich oder
wöchentlich beginnt dieselbe Arbeit von neuem. In dem andern Fall ist
der Arbeitsprocess kontinuirlich, erstreckt sich über eine längere Anzahl
täglicher Arbeitsprocesse, die in ihrer Verbindung, in der Kontinuität ihrer
Operation erst nach längrer Frist ein fertiges Produkt liefern. Obgleich
die Dauer des täglichen Arbeitsprocesses hier dieselbe ist, findet ein sehr
bedeutender Unterschied statt in der Dauer des Produktionsakts, d. h. in
Marx, Kapital II. 14
[210] der Dauer der wiederholten Arbeitsprocesse, die erheischt sind um das
Produkt fertig zu liefern, es als Waare auf den Markt zu schicken, also
es aus produktivem Kapital in Waarenkapital zu verwandeln. Der Unter-
schied zwischen fixem und cirkulirendem Kapital hat hiermit nichts zu
thun. Der angegebne Unterschied würde bestehn, selbst wenn in beiden
Geschäftszweigen genau dieselben Proportionen von fixem und cirkuliren-
dem Kapital angewandt würden.
Diese Unterschiede in der Dauer des Produktionsakts finden statt,
nicht nur zwischen verschiednen Produktionssphären, sondern auch inner-
halb derselben Produktionssphäre, je nach dem Umfang des zu liefernden
Produkts. Ein gewöhnliches Wohnhaus wird in kürzrer Zeit gebaut als
eine grössre Fabrik, und erfordert daher eine geringre Zahl kontinuirlicher
Arbeitsprocesse. Wenn der Bau einer Lokomotive drei Monate, kostet der
eines Panzerschiffs ein oder mehrere Jahre. Die Getreideproduktion nimmt
beinahe ein Jahr in Anspruch, die Produktion von Hornvieh mehrere
Jahre, die Holzzucht kann von 12 bis 100 Jahre umfassen; ein Land-
weg vielleicht in einigen Monaten gebaut werden, wo eine Eisenbahn
Jahre erfordert; ein gewöhnlicher Teppich vielleicht eine Woche, Gobelins
Jahre etc. Die Unterschiede in der Dauer des Produktionsakts sind also
unendlich mannichfaltig.
Der Unterschied in der Dauer des Produktionsakts muss offenbar einen
Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags bei gleich grosser Ka-
pitalauslage erzeugen, also in den Zeiträumen, für welche ein gegebnes
Kapital vorgeschossen ist. Gesetzt, die Maschinenspinnerei und die Loko-
motivenfabrik wendeten gleich grosses Kapital an, die Theilung zwischen
konstantem und variablem Kapital sei dieselbe, auch die zwischen den
fixen und flüssigen Bestandtheilen des Kapitals, endlich sei der Arbeitstag
gleich gross und seine Theilung zwischen nothwendiger Arbeit und Mehr-
arbeit dieselbe. Um ferner alle aus dem Cirkulationsprocess entspringen-
den und diesem Fall äusserlichen Umstände zu beseitigen, wollen wir an-
nehmen, dass beide, Garn und Lokomotive, auf Bestellung fabricirt und
bei Lieferung des fertigen Produkts bezahlt werden. Nach Ende der
Woche, bei Ablieferung des fertigen Garns, erhält der Spinnfabrikant
(wir sehn hier vom Mehrwerth ab) das ausgelegte cirkulirende Kapital
zurück und ebenso den Verschleiss des fixen Kapitals, der im Garnwerth
steckt. Er kann also mit demselben Kapital denselben Kreislauf von
[211] neuem wiederholen. Es hat seinen Umschlag vollbracht. Der Lokomotiv-
fabrikant dagegen muss während der drei Monate Woche für Woche immer
neues Kapital in Arbeitslohn und Rohmaterial auslegen, und erst nach
drei Monaten, nach Ablieferung der Lokomotive, befindet sich das während
dieser Zeit in einem und demselben Produktionsakt, zur Herstellung einer
und derselben Waare, nach und nach ausgelegte cirkulirende Kapital wie-
der in einer Form, worin es seinen Kreislauf von neuem beginnen kann;
ebenso wird ihm der Verschleiss der Maschinerie während dieser drei
Monate erst jetzt ersetzt. Die Auslage des Einen ist die für eine Woche,
die des Andren ist die Wochenauslage multiplicirt mit 12. Alle andren
Umstände gleich vorausgesetzt, muss der Eine zwölfmal mehr cirkulirendes
Kapital zur Verfügung haben als der Andre.
Dass die wöchentlich vorgeschossnen Kapitale gleich sind, ist hier
jedoch ein gleichgültiger Umstand. Welches immer die Gröfse des vor-
geschossnen Kapitals, in dem einen Fall ist es nur für eine Woche, in
dem andren für zwölf Wochen vorgeschossen, bevor von neuem damit
operirt, dieselbe Operation damit wiederholt oder eine andersartige damit
begonnen werden kann.
Der Unterschied in der Geschwindigkeit des Umschlags oder der Zeit-
länge, für welche das einzelne Kapital vorgeschossen werden muss, bevor
derselbe Kapitalwerth wieder zu einem neuen Arbeits- oder Verwerthungs-
process dienen kann, entspringt hier daraus:
Nehmen wir an, der Bau der Lokomotive oder irgend einer Maschine
koste 100 Arbeitstage. Mit Bezug auf die in Spinnerei und Maschinenbau
beschäftigten Arbeiter bilden die 100 Arbeitstage gleichmässig eine dis-
kontinuirliche (diskrete) Grösse, nach der Unterstellung aus 100 aufein-
ander folgenden, separaten zehnstündigen Arbeitsprocessen bestehend. Aber
mit Bezug auf das Produkt — die Maschine — bilden die 100 Arbeitstage
eine kontinuirliche Größe, einen Arbeitstag von 1000 Arbeitsstunden, einen
einzigen zusammenhängenden Produktionsakt. Einen solchen Arbeitstag,
der durch die Aufeinanderfolge mehr oder minder zahlreicher zusammen-
hängender Arbeitstage gebildet ist, nenne ich eine Arbeitsperiode.
Sprechen wir vom Arbeitstag, so meinen wir die Länge der Arbeitszeit,
während deren der Arbeiter seine Arbeitskraft täglich verausgaben, täglich
arbeiten muss. Sprechen wir dagegen von der Arbeitsperiode, so bedeutet
das die Zahl zusammenhängender Arbeitstage, die in einem bestimmten
14*
[212] Geschäftszweig erheischt ist, um ein fertiges Produkt zu liefern. Das
Produkt jedes Arbeitstags ist hier nur ein Theilprodukt, welches Tag für
Tag weiter ausgeführt wird und erst am Schluss der längern oder kürzern
Periode der Arbeitszeit seine fertige Gestalt erhält, ein fertiger Gebrauchs-
werth ist.
Unterbrechungen, Störungen des gesellschaftlichen Produktionspro-
cesses, z. B. in Folge von Krisen, wirken daher sehr verschieden auf
Arbeitsprodukte, die diskreter Natur sind, und auf solche, die zu ihrer
Produktion eine längere, zusammenhängende Periode erheischen. Auf die
heutige Produktion einer bestimmten Masse von Garn, Kohle u. s. w.,
folgt in dem einen Fall morgen keine neue Produktion von Garn, Kohle
u. s. w. Anders aber mit Schiffen, Gebäuden, Eisenbahnen u. s. w.
Nicht nur die Arbeit wird unterbrochen, ein zusammenhängender Produk-
tionsakt wird unterbrochen. Wird das Werk nicht weiter geführt, so sind
die bereits in seiner Produktion verzehrten Produktionsmittel und Arbeit
nutzlos verausgabt. Selbst wenn es wieder aufgenommen wird, hat in
der Zwischenzeit stets Deterioration stattgefunden.
Während der ganzen Dauer der Arbeitsperiode häuft sich schicht-
weis der Werththeil, den das fixe Kapital täglich bis zu seiner Reife an
das Produkt abgibt. Und hier zeigt sich zugleich der Unterschied von
fixem und cirkulirendem Kapital in seiner praktischen Wichtigkeit. Das
fixe Kapital ist für längre Zeitdauer dem Produktionsprocess vorgeschossen,
es braucht nicht vor Ablauf dieser vielleicht mehrjährigen Frist erneuert
zu werden. Der Umstand, ob die Dampfmaschine ihren Werth stückweis
täglich auf Garn, das Produkt eines diskreten Arbeitsprocesses, oder wäh-
rend drei Monaten auf eine Lokomotive, das Produkt eines kontinuirlichen
Produktionsakts, abgibt, ändert durchaus nichts an der Auslage des für
den Ankauf der Dampfmaschine nöthigen Kapitals. In dem einen Fall
strömt ihr Werth in kleinen Dosen zurück, z. B. wöchentlich, im andern
in grössren Massen, z. B. dreimonatlich. Aber in beiden Fällen findet
die Erneuerung der Dampfmaschine vielleich erst nach 20 Jahren statt.
Solange jede einzelne Periode, innerhalb deren ihr Werth durch Verkauf
des Produkts stückweis zurückfliesst, kürzer ist als ihre eigne Existenzperiode,
fährt dieselbe Dampfmaschine fort, während mehrerer Arbeitsperieden im
Produktionsprocess zu fungiren.
[213]
Anders verhält es sich dagegen mit den cirkulirenden Bestandtheilen
des vorgeschossnen Kapitals. Die für diese Woche gekaufte Arbeitskraft
ist verausgabt während dieser Woche und hat sich im Produkt vergegenständ-
licht. Sie muss Ende dieser Woche bezahlt werden. Und diese Kapital-
auslage in Arbeitskraft wiederholt sich wöchentlich während der drei Mo-
nate, ohne dass die Verausgabung dieses Kapitaltheils in der einen Woche
den Kapitalisten befähige den Ankauf der Arbeit in der nächsten Woche
zu bestreiten. Es muss wöchentlich neues zuschüssiges Kapital in Zahlung
von Arbeitskraft verausgabt werden und, wenn wir von allen Kreditver-
hältnissen absehn, muss der Kapitalist fähig sein, für die Zeit von drei
Monaten Arbeitslohn auszulegen, obgleich er ihn nur in wöchentlichen
Dosen zahlt. Ebenso mit dem andern Theil des cirkulirenden Kapitals,
den Roh- und Hülfsstoffen. Eine Schicht von Arbeit nach der andern
lagert sich auf dem Produkt ab. Nicht nur der Werth der verausgabten
Arbeitskraft, sondern auch Mehrwerth wird beständig während des Arbeits-
processes auf das Produkt übertragen, aber auf unfertiges Produkt, das
noch nicht die Gestalt der fertigen Waare hat, also noch nicht cirkula-
tionsfähig ist. Dasselbe gilt von dem in Roh- und Hülfsstoffen schicht-
weis auf das Produkt übertragnen Kapitalwerth.
Je nach der längern oder kürzern Dauer der Arbeitsperiode, welche
die specifische Natur des Produkts oder des zu erreichenden Nutzeffekts
zu ihrer Herstellung beansprucht, ist eine beständige, zuschüssige Aus-
gabe von cirkulirendem Kapital (Arbeitslohn, Roh- und Hülfsstoffen) er-
fordert, wovon kein Theil sich in einer cirkulationsfähigen Form befindet
und daher zur Erneuerung derselben Operation dienen könnte; jeder Theil
vielmehr successive als Bestandtheil des werdenden Produkts innerhalb der
Produktionsphäre festgelegt, in Form von produktivem Kapital gebunden
ist. Die Umschlagszeit ist aber gleich der Summe der Produktionszeit
und der Cirkulationszeit des Kapitals. Eine Verlängrung der Produk-
tionszeit vermindert also ebensosehr die Umschlagsgeschwindigkeit wie
eine Verlängerung der Cirkulationszeit. In dem vorliegenden Fall ist aber
Doppeltes zu bemerken:
Erstens: der verlängerte Aufenthalt in der Produktionssphäre. Das
z. B. in der ersten Woche in Arbeit, Rohmaterial etc. vorgeschossne
Kapital, ebenso wie die vom fixen Kapital an das Produkt abgegebnen
Werththeile, bleiben für den ganzen Termin von drei Monaten in die Pro-
[214] duktionssphäre gebannt und können, als einem erst werdenden, noch un-
fertigen Produkt einverleibt, nicht als Waare in die Cirkulation treten.
Zweitens: Da die für den Produktionsakt nöthige Arbeitsperiode drei
Monate dauert, in der That nur einen zusammenhängenden Arbeitsprocess
bildet, so muss beständig wöchentlich eine neue Dose von cirkulirendem
Kapital den vorhergehenden zugefügt werden. Die Masse des nacheinander
vorgeschossnen, zusätzlichen Kapitals wächst also mit der Länge der Ar-
beitsperiode.
Wir haben unterstellt, dass in der Spinnerei und Maschinenfabrikation
gleichgroße Kapitale angelegt sind, dass diese Kapitale in gleichgroßen
Proportionen in konstantes und variables Kapital, ditto in fixes und cir-
kulirendes getheilt sind, dass die Arbeitstage gleich lang sind, kurz, dass
alle Umstände dieselben sind ausser der Dauer der Arbeitsperiode. In der
ersten Woche ist die Auslage für beide gleich groß, aber das Produkt
des Spinners kann verkauft und mit dem Erlös neue Arbeitskraft und
neue Rohstoffe etc. gekauft, kurz die Produktion auf derselben Stufenleiter
fortgeführt werden. Der Maschinenfabrikant dagegen kann das in der
ersten Woche verausgabte cirkulirende Kapital erst nach drei Monaten
nach Fertigstellung seines Produkts, in Geld rückverwandeln und damit
von neuem operiren. Es ist also erstens Differenz im Rückfluss desselben
ausgelegten Kapitalquantums. Zweitens aber: Während der drei Monate
ist gleich großes produktives Kapital in der Spinnerei und dem Maschinen-
bau angewandt, aber die Größe der Kapitalauslage ist für den Spinner
und den Maschinenbauer durchaus verschieden, weil in dem einen Fall
dasselbe Kapital sich rasch erneuert und dieselbe Operation daher von
neuem wiederholen kann; in dem andern sich relativ nur langsam erneuert
und daher bis zum Termin seiner Erneuerung beständig neue Kapital-
quanta den alten hinzugefügt werden müssen. Es ist also sowohl die
Zeitlänge verschieden, worin sich bestimmte Portionen des Kapitals er-
neuern, oder die Länge der Vorschusszeit, wie auch die Masse des Kapi-
tals (obgleich das täglich oder wöchentlich angewandte Kapital dasselbe
ist) die je nach der Länge des Arbeitsprocesses vorgeschossen werden
muss. Der Umstand ist deswegen zu merken, weil die Länge des Vor-
schusses wachsen kann, wie in den im folgenden Kapitel zu betrachtenden
Fällen, ohne dass deswegen die Masse des vorzuschiessenden Kapitals im
Verhältniss zu dieser Zeitlänge wächst. Das Kapital muss länger vorge-
[215] schossen werden, und eine größre Menge Kapital ist in der Form von
produktivem Kapital gebunden.
Auf den unentwickelteren Stufen der kapitalistischen Produktion
werden Unternehmungen, die eine lange Arbeitsperiode, also große Kapi-
talauslage für längre Zeit bedingen, namentlich wenn nur auf großer
Stufenleiter ausführbar, entweder gar nicht kapitalistisch betrieben, wie
z. B. Strassen, Kanäle etc. auf Gemeinde- oder Staatskosten (in ältren
Zeiten meist durch Zwangsarbeit, soweit die Arbeitskraft in Betracht kommt).
Oder solche Produkte, deren Herstellung eine längre Arbeitsperiode bedingt,
werden nur zum geringsten Theil durch das Vermögen des Kapitalisten
selbst fabricirt. Z. B. beim Hausbau zahlt die Privatperson, für welche
das Haus gebaut wird, portionsweis Vorschüsse an den Bauunternehmer.
Sie zahlt daher in der That das Haus stückweis, im Maß wie sein Pro-
duktionsprocess vorangeht. In der entwickelten kapitalistischen Aera da-
gegen, wo einerseits massenhafte Kapitale in den Händen Einzelner kon-
centrirt sind, andrerseits neben den Einzelkapitalisten der associirte Kapi-
talist (Aktiengesellschaften) tritt und gleichzeitig das Kreditwesen ent-
wickelt ist, baut ein kapitalistischer Bauunternehmer nur noch ausnahms-
weis auf Bestellung für einzelne Privatpersonen. Er macht ein Geschäft
daraus, Häuserreihen und Stadtviertel für den Markt zu bauen, wie ein-
zelne Kapitalisten ein Geschäft daraus machen, Eisenbahnen als Kontrak-
toren zu bauen.
Wie die kapitalistische Produktion den Häuserbau in London umge-
wälzt hat, darüber geben uns die Aussagen eines Bauunternehmers vor
dem Bankkomité von 1857 Auskunft. In seiner Jugend, sagte er, wurden
Häuser meistens auf Bestellung gebaut und der Betrag während des Baues
ratenweise an den Unternehmer bezahlt bei Vollendung gewisser Stadien
des Baues. Auf Spekulation wurde nur wenig gebaut; die Unternehmer
liessen sich hierauf haupsächlich nur ein um ihre Arbeiter regelmäßig
beschäftigt und damit zusammen zu halten. Seit den letzten 40 Jahren
hat sich das alles geändert. Auf Bestellung wird nur noch sehr wenig
gebaut. Wer ein neues Haus braucht, sucht sich eins aus von den auf
Spekulation gebauten oder noch im Bau begriffnen. Der Unternehmer
arbeitet nicht mehr für den Kunden, sondern für den Markt; ganz wie
jeder andre Industrielle ist er gezwungen fertige Waare im Markt zu
haben. Während früher ein Unternehmer vielleicht drei oder vier Häuser
[216] gleichzeitig auf Spekulation im Bau hatte, muss er jetzt ein ausgedehntes
Grundstück kaufen (d. h. in kontinentaler Ausdrucksweise auf meist 99
Jahre miethen), bis zu 100 oder 200 Häuser darauf errichten und sich
so auf eine Unternehmung einlassen, die sein Vermögen um das zwanzig-
bis fünfzigfache übersteigt. Die Fonds werden beschafft durch Aufnahme
von Hypotheken und das Geld dem Unternehmer zur Verfügung gestellt
im Maß, wie der Bau der einzelnen Häuser fortschreitet. Kommt dann
eine Krisis, die die Einzahlung der Vorschussraten zum Stocken bringt,
so scheitert gewöhnlich die ganze Unternehmung; im besten Fall bleiben
die Häuser unvollendet bis auf bessre Zeiten, im schlimmsten kommen sie
unter den Hammer und werden zum halben Preis losgeschlagen. Ohne
Spekulationsbau, und das auf grosser Stufenleiter, kann heute kein Unter-
nehmer mehr vorankommen. Der Profit aus dem Bauen selbst ist äusserst
gering; sein Hauptgewinn besteht in Steigerung der Grundrente, in ge-
schickter Auswahl und Ausnutzung des Bauterrains. Auf diesem Wege
der die Nachfrage nach Häusern anticipirenden Spekulation sind fast ganz
Belgravia und Tyburnia und die zahllosen Tausende von Villen um London
gebaut worden. (Abgekürzt aus Report from the Select Committee on
Bank Acts. Part I, 1857, Evidence, Fragen 5413—18, 5535—36.)
Die Ausführung von Werken von bedeutend langer Arbeitsperiode
und grofser Stufenleiter fällt erst vollständig der kapitalistischen Pro-
duktion anheim, wenn die Koncentration des Kapitals bereits sehr be-
deutend ist, andrerseits die Entwicklung des Kreditsystems dem Kapitalisten
das bequeme Auskunftsmittel bietet, fremdes statt sein eignes Kapital
vorzuschiessen und daher auch zu riskiren. Es versteht sich jedoch von
selbst, dass der Umstand, ob das der Produktion vorgeschossne Kapital
seinem Anwender gehört oder nicht gehört, auf Umschlagsgechwindigkeit
und Umschlagszeit keinen Einfluss hat.
Die Umstände, welche das Produkt des einzelnen Arbeitstags ver-
größern, wie Kooperation, Theilung der Arbeit, Anwendung der Maschi-
nerie, verkürzen zugleich die Arbeitsperiode bei zusammenhängenden Pro-
duktionsakten. So verkürzt Maschinerie die Bauzeit von Häusern, Brücken
etc.; die Mäh- und Dreschmaschine etc. verkürzen die Arbeitsperiode, er-
heischt um das gereifte Korn in fertige Waare zu verwandeln. Ver-
besserter Schiffsbau verkürzt mit vermehrter Geschwindigkeit die Umschlags-
zeit des in der Schifffahrt ausgelegten Kapitals. Diese Verbesserungen,
[217] welche die Arbeitsperiode und daher die Zeit verkürzen für welche cir-
kulirendes Kapital vorgeschossen werden muss, sind jedoch meist verbunden
mit vermehrter Auslage von fixem Kapital. Andrerseits kann die Arbeits-
periode in bestimmten Zweigen verkürzt werden durch blosse Ausdehnung
der Kooperation; die Fertigstellung einer Eisenbahn wird dadurch verkürzt,
dass große Arbeiterarmeen auf die Beine gestellt werden und das Werk
daher vielseitig im Raum angegriffen wird. Die Umschlagszeit wird hier
verkürzt durch Wachsthum des vorgeschossnen Kapitals. Mehr Pro-
duktionsmittel und mehr Arbeitskraft müssen unter dem Kommando des
Kapitalisten vereint sein.
Wenn die Verkürzung der Arbeitsperiode daher meist mit Vergröße-
rung des für die kürzre Zeit vorgeschossnen Kapitals verbunden ist, so-
dass, im Maß wie die Vorschusszeit sich verkürzt, die Masse, worin das
Kapital vorgeschossen wird, sich vergrößert — so ist hier zu erinnern,
dass, abgesehn von der vorhandnen Masse des gesellschaftlichen Kapitals,
es darauf ankommt, in welchem Grade die Produktions- und Lebensmittel,
resp. die Verfügung darüber, zersplittert oder in den Händen individueller
Kapitalisten vereinigt sind, also welchen Umfang die Koncentration der
Kapitale bereits erreicht hat. Insofern der Kredit die Koncentration von
Kapital in einer Hand vermittelt, beschleunigt und steigert, trägt er da-
zu bei, die Arbeitsperiode, und damit die Umschlagszeit, abzukürzen.
In Produktionszweigen, wo die Arbeitsperiode, sei sie nun kontinuir-
lich oder unterbrochen, durch bestimmte Naturbedingungen vorgeschrieben
ist, kann keine Verkürzung durch die oben angegebnen Mittel stattfinden.
„Der Ausdruck: rascherer Umschlag, kann nicht auf Kornernten ange-
wandt werden, da nur ein Umschlag im Jahr möglich ist. Was den
Viehstand angeht, wollen wir einfach fragen: Wie ist der Umschlag zwei- und
dreijähriger Schafe und vier- und fünfjähriger Ochsen zu beschleunigen?“
(W. Walter Good: Political, Agricultural, and Commercial Fallacies.
London, 1866, p. 325.)
Die Nothwendigkeit, früher Geld flüssig zu haben (z. B. um fixe
Leistungen, wie Steuern, Grundrente etc. zu zahlen) löst diese Frage da-
durch, dass Vieh z. B. verkauft und geschlachtet wird, bevor es das öko-
nomische Normalalter erreicht hat, zum grossen Schaden der Agrikultur;
es bewirkt dies auch schliesslich ein Steigen der Fleischpreise. „Die Leute,
welche früher hauptsächlich Vieh züchteten um die Weidegründe der
[218] Midland counties im Sommer, und die Ställe der östlichen Grafschaften
im Winter damit zu versorgen . . . . sind durch die Schwankungen und
Senkungen der Kornpreise so heruntergebracht worden, dass sie froh sind,
aus den hohen Preisen von Butter und Käse Vortheil ziehn zu können;
die erstre bringen sie wöchentlich auf den Markt, um laufende Ausgaben
zu decken; gegen den letztren nehmen sie Vorschüsse von einem Faktor,
der den Käse abholt sobald er transportfähig ist, und der natürlich seinen
eignen Preis macht. Aus diesem Grund, und da die Landwirthschaft
durch die Grundsätze der politischen Oekonomie regiert wird, werden die
Kälber, die früher von den milchwirthschaftenden Gegenden zur Aufzucht
nach Süden kamen, jetzt massenweise geopfert, oft wenn sie erst acht
bis zehn Tage alt sind, in den Schlachthäusern von Birmingham, Man-
chester, Liverpool und andern benachbarten Großstädten. Wäre dagegen
das Malz unbesteuert, so hätten nicht nur die Pächter mehr Profit ge-
macht, und so ihr Jungvieh behalten können, bis es älter und schwerer
wurde, sondern das Malz hätte auch statt Milch zur Aufzucht von Käl-
bern gedient bei Leuten, die keine Kühe halten; und der jetzige er-
schreckende Mangel an Jungvieh wäre großentheils vermieden worden.
Empfiehlt man diesen kleinen Leuten jetzt, die Kälber aufzuziehn, so
sagen sie: Wir wissen sehr wohl, dass die Aufzucht mit Milch sich lohnen
würde, aber erstens müssten wir Geld auslegen, und das können wir nicht,
und zweitens müssten wir lange warten, bis wir unser Geld wieder be-
kommen, während wir es in der Milchwirthschaft sogleich zurückerhalten.“
(Ibid., p. 12, 13.)
Wenn die Verlängrung des Umschlags solche Folgen schon bei klei-
nern englischen Pächtern hat, so ist leicht zu begreifen, welche Störungen
sie bei den Kleinbauern des Kontinents hervorrufen muss.
Entsprechend der Dauer der Arbeitsperiode, also auch der Zeitperiode
bis zur Fertigstellung der cirkulationsfähigen Waare, häuft sich der Werth-
theil, den das fixe Kapital schichtweis an das Produkt abgibt, und ver-
zögert sich der Rückfluss dieses Werththeils. Aber diese Verzögrung
verursacht nicht erneuerte Auslage in fixem Kapital. Die Maschine fährt
fort im Produktionsprocess zu wirken, ob der Ersatz ihres Verschleisses
langsamer oder rascher in Geldform zurückströmt. Anders verhält es sich
mit dem cirkulirenden Kapital. Nicht nur muss im Verhältniss zur Dauer
der Arbeitsperiode Kapital auf längre Zeit festgelegt, es muss auch be-
[219] ständig neues Kapital in Arbeitslohn, Roh- und Hülfsstoffen vorgeschossen
werden. Es zeigt sich hier, dass die Unterschiede von fixem und flüssigem
Kapital aus der Rolle entspringen, welche die verschiednen Faktoren im
Arbeitsprocess spielen, indem die einen in wiederholten Arbeitsprocessen
fortwirken, die andren beständig erneuert werden, diese also beständig
durch die Cirkulation ganz ersetzt werden müssen, jene nicht. Verzögerter
Rückfluss wirkt daher verschieden auf beide. Der Rückfluss mag lang-
samer oder rascher sein, das fixe Kapital fährt fort zu wirken. Das cir-
kulirende Kapital dagegen wird funktionsunfähig bei verzögertem Rückfluss,
wenn es in der Form von unverkauftem oder unfertigem, noch nicht ver-
käuflichem Produkt festliegt und kein Zuschusskapital vorhanden ist, um
es in natura zu erneuern. — „Während der Bauer verhungert, gedeiht
sein Vieh. Es hatte ziemlich geregnet und das Grasfutter stand üppig.
Der indische Bauer wird verhungern neben einem fetten Ochsen. Die
Vorschriften des Aberglaubens erscheinen grausam gegenüber dem Ein-
zelnen, aber sie sind erhaltend für die Gesellschaft; die Erhaltung des
Arbeitsviehs sichert den Fortgang des Ackerbaus, und damit die Quellen
künftigen Lebensunterhalts und Reichthums. Es mag hart und traurig
lauten, aber es ist so: In Indien ist ein Mensch leichter zu ersetzen als
ein Ochse.“ (Return, East India. Madras and Orissa Famine. Nr. 4, p. 4.)
Man vergleiche hiermit den Satz des Manara-Dharma-Sestra, Cap. X, p.
862: „Hingebung des Lebens ohne Belohnung, um einen Priester oder
eine Kuh zu erhalten . . . . kann die Seligkeit dieser niedrig gebornen
Stämme sichern.“
Es ist natürlich unmöglich, ein fünfjähriges Thier vor dem Ende
von fünf Jahren zu liefern. Was aber innerhalb gewisser Grenzen mög-
lich, das ist, durch veränderte Behandlungsweise Thiere in kürzrer Zeit
für ihre Bestimmung fertig zu machen. Dies wurde namentlich geleistet
durch Bakewell. Früher waren englische Schafe, wie die französischen
noch 1855, vor dem vierten oder fünften Jahre nicht schlachtfertig.
Nach Bakewell’s System kann schon ein einjähriges Schaf gemästet
werden und in jedem Fall ist es vor Ablauf des zweiten Jahres voll-
ständig ausgewachsen. Durch sorgfältige Zuchtwahl reducirte Bakewell,
Pächter von Dishley Grange, das Knochenskelett der Schafe auf das zu
ihrer Existenz nothwendige Minimum. Seine Schafe hießen die New Lei-
cesters. „Der Züchter kann jetzt drei Schafe auf den Markt liefern in
[220] derselben Zeit, in der er früher eins fertig stellte, und das in breiterer,
runderer, größerer Entwicklung der am meisten Fleisch gebenden Theile.
Fast ihr ganzes Gewicht ist pures Fleisch.“ (Lavergne, The Rural Eco-
nomy of England etc. 1855. p. 22.)
Die Methoden, welche die Arbeitsperiode abkürzen, sind in ver-
schiednen Industriezweigen nur in sehr verschiednem Grad anwendbar und
gleichen nicht die Unterschiede in der Zeitlänge der verschiednen Arbeits-
perioden aus. Um bei unsrem Beispiel zu bleiben, so mag durch An-
wendung neuer Werkzeugmaschinen die zur Herstellung einer Lokomotive
nöthige Arbeitsperiode absolut verkürzt werden. Wird aber durch ver-
besserte Processe in der Spinnerei das täglich oder wöchentlich gelieferte
fertige Produkt ungleich rascher vermehrt, so hat die Länge der Arbeits-
periode in der Maschinenfabrikation dennoch relativ zugenommen, im Ver-
gleich mit der Spinnerei.
Dreizehntes Kapitel.
Die Produktionszeit.
Die Arbeitszeit ist immer Produktionszeit, d. h. Zeit, während deren
das Kapital in die Produktionssphäre gebannt ist. Aber umgekehrt ist
nicht alle Zeit, während deren das Kapital sich im Produktionsprocess
befindet, deswegen nothwendig auch Arbeitszeit.
Es handelt sich hier nicht um Unterbrechungen des Arbeitsprocesses,
welche durch die Naturschranken der Arbeitskraft selbst bedingt sind,
obgleich sich gezeigt hat, wie sehr der blosse Umstand, dass das fixe
Kapital, Fabrikgebäude, Maschinerie u. s. w. während der Pausen des
Arbeitsprocesses brachliegt, eins der Motive wurde zur unnatürlichen Ver-
längrung des Arbeitsprocesses und zur Tag- und Nachtarbeit. Es han-
delt sich hier von einer, von der Länge des Arbeitsprocesses unabhängigen,
durch die Natur des Produkts und seiner Herstellung selbst bedingten
Unterbrechung, während deren der Arbeitsgegenstand kürzer oder länger
dauernden Naturprocessen unterworfen ist, physikalische, chemische, physio-
[221] logische Verändrungen durchmachen muss, während deren der Arbeits-
process ganz oder theilweise suspendirt ist.
So muss gekelterter Wein erst eine Zeit lang die Gährung durch-
machen und dann wieder eine Zeit lang liegen, um einen bestimmten
Grad der Vollkommenheit zu erreichen. In vielen Industriezweigen muss
das Produkt eine Trocknung durchmachen, wie in der Töpferei, oder ge-
wissen Umständen ausgesetzt sein, um seine chemische Beschaffenheit zu
ändern, wie in der Bleicherei. Winterkorn braucht vielleicht neun Monate
zur Reife. Zwischen Saat- und Erntezeit ist der Arbeitsprocess fast ganz
unterbrochen. In der Holzzucht, nachdem die Aussaat und die dabei
nöthigen Vorarbeiten beendet, braucht der Same vielleicht 100 Jahre, um
in fertiges Produkt verwandelt zu werden; während dieser ganzen Zeit
braucht er relativ nur sehr unbedeutende Einwirkung von Arbeit.
In allen diesen Fällen wird während eines grossen Theils der Pro-
duktionszeit nur stellenweis zuschüssige Arbeit zugesetzt. Das im vorigen
Kapitel beschriebne Verhältniss, wo dem bereits im Produktionsprocess
festgelegten Kapital zuschüssiges Kapital und Arbeit zugesetzt werden
muss, findet hier nur mit längern oder kürzern Unterbrechungen statt.
In allen diesen Fällen besteht also die Produktionszeit des vorge-
schossnen Kapitals aus zwei Perioden: Einer Periode, worin das Kapital
sich im Arbeitsprocess befindet; einer zweiten Periode, worin seine Existenz-
form — die von unfertigem Produkt — dem Walten von Naturprocessen
überlassen ist, ohne sich im Arbeitsprocess zu befinden. Ob diese beiden
Zeiträume sich stellenweis durchkreuzen und zwischen einander schieben,
ändert nichts an der Sache. Arbeitsperiode und Produktionsperiode decken
sich hier nicht. Die Produktionsperiode ist grösser als die Arbeitsperiode.
Aber erst nach Zurücklegung der Produktionsperiode ist das Produkt
fertig, reif, also aus der Form von produktivem Kapital verwandelbar in
die von Waarenkapital. Je nach der Länge der nicht aus Arbeitszeit be-
stehenden Produktionszeit verlängert sich also auch seine Umschlagsperiode.
Soweit die über die Arbeitszeit überschüssige Produktionszeit nicht durch
ein für alle Mal gegebne Naturgesetze bestimmt ist, wie beim Reifen des
Korns, dem Wuchs der Eiche u. s. w., kann die Umschlagsperiode oft
mehr oder minder verkürzt werden durch künstliche Àbkürzung der Pro-
duktionszeit. So durch Einführung der chemischen Bleicherei statt der
Wiesenbleicherei, durch wirksamere Trockenapparate in Trocknungsprocessen.
[222] So in der Gerberei, wo das Eindringen der Gerbsäure in die Häute nach
der alten Methode 6—18 Monate wegnahm, nach der neuen, worin die
Luftpumpe angewandt wird, nur anderthalb bis zwei Monate. (J. G.
Courcelle-Seneuil, Traité théorique et pratique des Entreprises industriel-
les etc. Paris 1857, 2. éd.) Das grossartigste Beispiel von künstlicher
Abkürzung der durch Naturprocesse ausgefüllten blossen Produktionszeit
liefert die Geschichte der Eisenproduktion und namentlich die Verwandlung
von Roheisen in Stahl in den letzten 100 Jahren, von dem um 1780
entdeckten Puddling bis zu dem modernen Bessemer-Process und den seit-
dem eingeführten neuesten Verfahrungsweisen. Die Produktionszeit ist
enorm abgekürzt worden, aber in demselben Maß auch die Anlage von
fixem Kapital vergrössert.
Ein eigenthümliches Beispiel für die Abweichung der Produktionszeit
von der Arbeitszeit liefert die amerikanische Fabrikation von Schuhleisten.
Hier entsteht ein bedeutender Theil der Unkosten daraus, dass das Holz
bis zu 18 Monaten zur Austrocknung lagern muss, damit der fertige
Leisten sich nachher nicht zieht, seine Form verändert. Während dieser
Zeit macht das Holz keinen andern Arbeitsprocess durch. Die Umschlags-
periode des angelegten Kapitals ist daher nicht nur bestimmt durch die
zur Leistenfabrikation selbst erheischte Zeit, sondern auch durch die Zeit
während deren es im austrocknenden Holz brach liegt. Es befindet sich 18
Monate im Produktionsprocess, bevor es in den eigentlichen Arbeitsprocess
eintreten kann. Dies Beispiel zeigt zugleich, wie die Umschlagszeiten ver-
schiedner Theile des cirkulirenden Gesammtkapitals verschieden sein können
in Folge von Umständen, die nicht innerhalb der Cirkulationssphäre, son-
dern aus dem Produktionsprocess entspringen.
Besonders deutlich tritt der Unterschied von Produktionszeit und Ar-
beitszeit hervor in der Landwirthschaft. In unsern gemäßigten Klimaten
trägt das Land einmal jährlich Korn. Die Abkürzung oder Verlängrung
der Produktionsperiode (für Wintersaat durchschnittlich neun Monate) ist
selbst wieder vom Wechsel guter oder schlechter Jahre abhängig, daher
nicht genau vorher bestimmbar und kontrollirbar wie in der eigentlichen
Industrie. [Nur] Nebenprodukte, Milch, Käse etc. sind fortlaufend in kür-
zern Perioden producirbar und verkaufbar. Dagegen stellt sich die Ar-
beitszeit wie folgt: „Die Zahl der Arbeitstage wird in den verschiednen
Gegenden von Deutschland mit Rücksicht auf die klimatischen und übrigen
[223] einwirkenden Verhältnisse für die drei Hauptarbeitsperioden anzunehmen
sein: Für die Frühjahrsperiode von Mitte März oder Anfang April bis
Mitte Mai auf 50—60; für die Sommerperiode von Anfang Juni bis
Ende August auf 65—80; und für die Herbstperiode von Anfang Sep-
tember bis Ende Oktober oder Mitte oder Ende November auf 55—75
Arbeitstage. Für den Winter sind bloss die darin zu verrichtenden Ar-
beiten, wie Dünger-, Holz-, Markt-, Baufuhren u. s. w. zu bemerken.“
(F. Kirchhof, Handbuch der landwirthschaftlichen Betriebslehre. Dresden
1852. S. 160.)
Je ungünstiger daher das Klima, desto mehr drängt sich die Ar-
beitsperiode der Landwirthschaft, und daher die Auslage in Kapital und
Arbeit, auf kurzen Zeitraum zusammen. Z. B. Russland. Dort ist in
einigen nördlichen Gegenden Feldarbeit nur möglich während 130—150
Tagen im Jahr. Man begreift, welchen Verlust Russland erleiden würde,
wenn 50 aus den 65 Millionen seiner europäischen Bevölkrung ohne Be-
schäftigung blieben während der sechs oder acht Wintermonate, wo alle
Feldarbeit aufhören muss. Ausser den 200,000 Bauern, welche in den
10,500 Fabriken Russlands arbeiten, haben sich überall auf den Dörfern
eigne Hausindustrien entwickelt. So gibt es Dörfer. worin alle Bauern
seit Generationen Weber, Gerber, Schuhmacher, Schlosser, Messerschmiede etc.
sind; besonders ist dies der Fall in den Gouvernements Moskau, Wladi-
mir, Kaluga, Kostroma und Petersburg. Beiläufig wird diese Hausindustrie
schon mehr und mehr in den Dienst der kapitalistischen Produktion ge-
presst; den Webern z. B. Kette und Einschlag von Kaufleuten direkt oder
durch Vermittlung von Faktoren geliefert. (Abgekürzt nach: Reports
by H. M. Secretaries of Embassy and Legation, on the Manufactures,
Commerce etc. No. 8, 1865. p. 86, 87.) Man sieht hier, wie das
Auseinanderfallen von Produktionsperiode und Arbeitsperiode, welche letztre
nur einen Theil der erstren bildet, die natürliche Grundlage der Ver-
einigung der Agrikultur mit ländlicher Nebenindustrie bildet, wie andrer-
seits letztre wieder Anhaltspunkt wird für den Kapitalisten, der sich zu-
nächst als Kaufmann dazwischendrängt. Indem die kapitalistische Pro-
duktion dann später die Scheidung zwischen Manufaktur und Agrikultur
vollzieht, wird der Landarbeiter immer mehr von bloss zufälliger Neben-
beschäftigung abhängig und seine Lage dadurch verschlechtert. Für das
[224] Kapital, wie man später sehn wird, gleichen sich alle Verschiedenheiten
im Umschlag aus. Für den Arbeiter nicht.
Während in den meisten Zweigen der eigentlichen Industrie, des
Bergbaus, des Transports u. s. w. der Betrieb ein gleichmäßiger ist,
gleichmäßige Arbeitszeit jahraus jahrein gearbeitet wird und, von Preis-
schwankungen, Geschäftsstörungen etc. als von anormalen Unterbrechungen
abgesehn, die Auslagen für das in den täglichen Cirkulationsprocess ein-
gehende Kapital sich gleichmäßig vertheilen; während ebenfalls, bei sonst
gleichbleibenden Marktverhältnissen, auch der Rückfluss des cirkulirenden
Kapitals oder seine Erneuerung das Jahr hindurch in gleichmäßige Pe-
rioden sich vertheilt — findet in den Kapitalauslagen, wo die Arbeitszeit
nur einen Theil der Produktionszeit bildet, während der verschiednen
Perioden des Jahrs die grösste Ungleichmäßigkeit in der Auslage von
cirkulirendem Kapital statt, indess der Rückfluss nur auf einmal zu der
durch Naturbedingungen fixirten Zeit erfolgt. Bei gleicher Stufenleiter
des Geschäfts, d. h. bei gleicher Grösse des vorgeschossnen cirkulirenden
Kapitals, muss es daher in grössren Massen auf einmal und auf längre
Zeit vorgeschossen werden, als in den Geschäften mit kontinuirlichen
Arbeitsperioden. Die Lebensdauer des fixen Kapitals unterscheidet sich
hier auch bedeutender von der Zeit, worin es wirklich produktiv fungirt.
Mit der Differenz von Arbeitszeit und Produktionszeit wird natürlich auch
die Gebrauchszeit des angewandten fixen Kapitals auf längre oder kürzre
Zeit fortwährend unterbrochen, wie z. B. im Ackerbau bei Arbeitsvieh,
Geräthen und Maschinen. Soweit dies fixe Kapital aus Arbeitsthieren be-
steht, erheischt es fortwährend dieselben oder fast dieselben Ausgaben in
Futter etc. wie während der Zeit worin es arbeitet. Bei todten Arbeits-
mitteln verursacht auch der Nichtgebrauch eine gewisse Entwerthung. Es
findet also überhaupt Vertheuerung des Produkts statt, indem die Werth-
abgabe an das Produkt sich berechnet nicht nach der Zeit, worin das
fixe Kapital fungirt, sondern nach der Zeit, worin es Werth verliert. In
diesen Produktionszweigen bildet das Brachliegen des fixen Kapitals, ob
noch mit laufenden Kosten verbunden oder nicht, ebenso eine Bedingung
seiner normalen Anwendung wie z. B. der Verlust eines gewissen Quan-
tums von Baumwolle bei der Spinnerei; und ebenso zählt bei jedem Ar-
beitsprocess die unter den normalen technischen Bedingungen unproduk-
tiv, aber unvermeidlich, verausgabte Arbeitskraft gerade so gut wie die
[225] produktive. Jede Verbessrung, die unproduktive Verausgabung von Ar-
beitsmitteln, Rohstoff und Arbeitskraft vermindert, vermindert auch den
Werth des Produkts.
In der Landwirthschaft vereinigt sich beides, die längre Dauer der
Arbeitsperiode und die große Differenz zwischen Arbeitszeit und Produk-
tionszeit. Hodgskin bemerkt darüber richtig: „Der Unterschied in der
Zeit,“ [obgleich er hier nicht zwischen Arbeitszeit und Produktionszeit
unterscheidet] „die erforderlich ist um die Produkte der Landwirthschaft
fertig zu machen, und der von andern Arbeitszweigen, ist die Hauptur-
sache der großen Abhängigkeit der Landwirthe. Sie können ihre Waaren
nicht in kürzrer Zeit zu Markte bringen als in einem Jahr. Während
dieses ganzen Zeitraums müssen sie borgen vom Schuhmacher, Schneider,
Schmied, Wagenmacher und den verschiednen andren Producenten, von
denen sie Produkte brauchen, und welche Produkte in wenig Tagen oder
Wochen fertig werden. In Folge dieses natürlichen Umstands, und in
Folge der raschren Reichthumsvermehrung in den andern Arbeitszweigen,
sind die Grundbesitzer, die den Boden des ganzen Reichs monopolisirt
haben, obgleich sie ausserdem sich das Monopol der Gesetzgebung ange-
eignet haben, dennoch unfähig, sich und ihre Diener, die Pächter, vor
dem Schicksal zu retten, die abhängigsten Leute im Lande zu werden.“
(Thomas Hodgskin, Popular Political Economy. London 1827. p. 147 Note.)
Alle Methoden, wodurch theilweis die Ausgaben in Arbeitslohn und
Arbeitsmitteln in der Agrikultur gleichmäßiger über das ganze Jahr ver-
theilt werden, theilweis der Umschlag verkürzt wird, indem verschieden-
artigere Produkte erzeugt und so verschiedne Ernten während des Jahres
möglich werden, erheischen Vergrößrung des in der Produktion vor-
geschossnen, in Arbeitslohn, Dünger, Samen etc. ausgelegten cirkulirenden
Kapitals. So beim Uebergang von der Dreifelderwirthschaft mit Brache
zur Fruchtwechselwirthschaft ohne Brache. So bei den cultures dérobées
in Flandern. „Man nimmt die Wurzelgewächse in culture dérobée; das-
selbe Feld trägt zuerst Getreide, Flachs, Raps, für die Bedürfnisse der
Menschen, und nach der Ernte werden Wurzelkräuter gesät zur Erhal-
tung des Viehs. Dies System, wobei das Hornvieh fortwährend im Stall
bleiben kann, ergibt eine beträchtliche Anhäufung von Dünger, und wird
so der Angelpunkt der Wechselwirthschaft. Mehr als ein Drittel der be-
bauten Oberfläche wird in den Sandgegenden auf die cultures dérobées
Marx, Kapital II. 15
[226] verwandt; es ist gerade so, als ob man die Ausdehnung des bebauten
Landes um ein Drittel vermehrt hätte.“ Neben Wurzelgewächsen wird
hierzu auch Klee und andre Futterkräuter verwandt. „Der Ackerbau, so
auf einen Punkt getrieben wo er in Gartenbau übergeht, erfordert begreif-
licher Weise ein verhältnissmäßig beträchtliches Anlagekapital. In Eng-
land rechnet man 250 Franken Anlagekapital auf die Hektare. In Flan-
dern werden unsere Bauern ein Anlagekapital von 500 Franken per
Hektare wahrscheinlich viel zu niedrig finden.“ (Essais sur l’Économie Ru-
rale de la Belgique par Emile de Laveleye. Paris 1863. p. 59, 60, 63.)
Nehmen wir schliesslich die Holzzucht. — „Die Holzproduktion unter-
scheidet sich von den meisten übrigen Produktionen wesentlich dadurch,
dass bei ihr die Naturkraft selbständig wirkt und bei natürlicher Verjüngung
der Menschen- und Kapitalkraft nicht bedarf. Uebrigens ist auch selbst
da, wo die Wälder künstlich verjüngt werden, der Aufwand von Menschen-
und Kapitalkraft neben dem Wirken der Naturkräfte nur gering. Ausser-
dem findet der Wald noch auf Bodenarten und in Lagen Gedeihen, wo
das Getreide nicht mehr fortkommt, oder dessen Produktion doch nicht
mehr lohnt. Der Waldbau erfordert aber auch, zu einer regelmäßigen
Wirthschaft, einen größren Flächenraum als die Getreidekultur, indem
bei kleinren Parcellen keine forstwirthschaftliche Schlagführung ausführbar
ist, die Nebennutzungen meist verloren gehn, der Forstschutz schwerer zu
handhaben ist u. s. w. Der Produktionsprocess ist aber auch an so
lange Zeiträume gebunden, dass er über die Pläne einer Privatwirth-
schaft, einzeln sogar über die Zeit eines Menschenlebens hinausgeht. Das
für Erwerbung des Landbodens angelegte Kapital“ [bei Gemeinproduktion
fällt dieses Kapital fort und ist die Frage nur, wie viel Boden die Ge-
meinde für Waldproduktion dem Acker- und Weideboden entziehn kann]
„trägt nämlich erst nach langer Zeit lohnende Früchte und schlägt nur
theilweise, vollständig aber erst bei manchen Holzarten in Forsten, bis
zu 150 Jahren um. Ausserdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion
selbst einen Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache
der jährlichen Nutzung beträgt. Wer daher nicht noch andres Einkommen
hat und bedeutende Waldstrecken besitzt, kann keine regelmäßige Wald-
wirthschaft führen.“ (Kirchhof, p. 58.)
Die lange Produktionszeit (die einen relativ nur geringen Umfang
der Arbeitszeit einschliesst), daher die Länge ihrer Umschlagsperioden,
[227] macht die Waldzucht zu einem ungünstigen Privat- und daher kapitali-
stischen Betriebszweig, welcher letztre wesentlich Privatbetrieb ist, auch
wenn statt des einzelnen Kapitalisten der associirte Kapitalist auftritt.
Die Entwicklung der Kultur und Industrie überhaupt hat sich von jeher
so thätig in der Zerstörung der Waldungen gezeigt, dass dagegen Alles,
was sie umgekehrt zu deren Erhaltung und Produktion gethan hat, eine
vollständig verschwindende Größe ist.
Besonders bemerkenswerth in dem Citat von Kirchhof ist folgende
Stelle: „Ausserdem erfordert die nachhaltige Holzproduktion selbst einen
Vorrath lebendigen Holzes, welcher das zehn- bis vierzigfache der jähr-
lichen Nutzung beträgt.“
Ebenso bei der Viehzucht. Ein Theil der Heerde (Viehvorrath)
bleibt im Produktionsprocess, während ein andrer Theil derselben als jähr-
liches Produkt verkauft wird. Nur ein Theil des Kapitals schlägt hier
jährlich um, ganz wie bei dem fixen Kapital, Maschinerie, Arbeitsvieh etc.
Obgleich dies Kapital für längre Zeit im Produktionsprocess fixirtes Ka-
pital ist, und so den Umschlag des Gesammtkapitals verlängert, bildet es
nicht fixes Kapital im kategorischen Sinn.
Was hier Vorrath genannt wird — ein bestimmtes Quantum leben-
digen Holzes oder Viehs — befindet sich relativ im Produktionsprocess
(zugleich als Arbeitsmittel und als Arbeitsmaterial); nach den Natur-
bedingungen seiner Reproduktion, bei geregelter Wirthschaft, muss sich
stets ein bedeutender Theil in dieser Form befinden.
Aehnlich auf den Umschlag wirkt eine andre Art des Vorraths, die
nur potentielles produktives Kapital bildet, aber in Folge der Natur der
Wirthschaft in größren oder geringren Massen angehäuft sein, daher für
längre Zeit der Produktion vorgeschossen sein muss, obgleich sie nur
nach und nach in den aktiven Produktionsprocess eingeht. Dazu gehört
z. B. der Dünger, bevor er aufs Feld geführt wird, ebenso Korn, Heu etc.
und solche Lebensmittelvorräthe, die in die Produktion des Viehs eingehn.
„Ein beträchtlicher Theil des Betriebskapitals ist in den Vorräthen der
Wirthschaft enthalten. Diese können aber in ihrem Werth mehr oder
weniger verlieren, sobald die für ihre gute Erhaltung erforderlichen Vor-
sichtsmaßregeln nicht gehörig in Anwendung gebracht werden; ja es kann
durch Mangel an Aufsicht selbst ein Theil der Produktenvorräthe für die
Wirthschaft gänzlich verloren gehn. Es wird daher in dieser Beziehung
15*
[228] vorzugsweis èine sorgfältige Aufsicht über die Scheunen, Futter- und Ge-
treideböden und Keller erforderlich, sowie die Vorrathsräume stets ge-
hörig zu verschliessen, ausserdem aber reinlich zu halten, auszulüften
sind u. s. w.; das Getreide und andre zur Aufbewahrung gebrachte Früchte
müssen von Zeit zu Zeit gehörig gewendet, Kartoffeln und Rüben sowohl gegen
Frost als gegen Wasser und Feuer geschützt werden.“ (Kirchhof, p. 292.)
„Bei Berechnung des eignen Bedarfs, besonders für die Viehhaltung, wo-
bei die Vertheilung nach Maßgabe des Erzeugnisses und des Zwecks vor-
zunehmen ist, muss man nicht nur auf die Deckung des Bedürfnisses,
sondern ausserdem auch noch darauf Rücksicht nehmen, dass für unvorher-
gesehne Fälle auch noch ein verhältnissmäßiger Vorrath übrig bleibe.
Sobald sich nun hierbei ergibt, dass der Bedarf durch das eigne Er-
zeugniss nicht vollständig gedeckt werden kann, so hat man zunächst in
Betracht zu ziehn, ob man nicht durch andre Erzeugnisse (Ersatzmittel)
diesen Mangel decken oder doch solche statt der fehlenden wohlfeiler an-
schaffen könne. Wenn z. B. sich ein Mangel an Heu herausstellen sollte,
so lässt sich dieser durch Wurzelwerk mit Strohzusatz decken. Ueber-
haupt muss man hierbei den Sachwerth und den Marktpreis der ver-
schiednen Erzeugnisse stets im Auge behalten und die Bestimmungen für
die Konsumtion darnach treffen; ist z. B. der Hafer theurer, während
Erbsen und Roggen verhältnissmäßig niedrig stehn, so wird man mit
Vortheil einen Theil des Hafers bei Pferden durch Erbsen oder Roggen
ersetzen und den hierdurch erübrigten Hafer verkaufen.“ (Ibidem, p. 300.)
Es ist früher bei Betrachtung der Vorrathbildung bereits bemerkt
worden, dass ein bestimmtes größres oder kleinres Quantum von poten-
tiellem produktivem Kapital erfordert ist, d. h. von für die Produktion
bestimmten Produktionsmitteln, die in größren oder kleinren Massen vor-
räthig sein müssen um nach und nach in den Produktionsprocess einzu-
gehn. Es ist dabei bemerkt worden, dass bei einer gegebnen Geschäfts-
unternehmung oder einem Kapitalbetrieb von bestimmtem Umfang die
Größe dieses Produktionsvorraths abhängt von der grössren oder geringren
Schwierigkeit seiner Erneuerung, relativer Nähe der Bezugsmärkte, Ent-
wicklung der Transport- und Kommunikationsmittel etc. Alle diese Um-
stände wirken ein auf das Mininum von Kapital, das in der Form von
produktivem Vorrath vorhanden sein muss, also auf die Zeitlänge, wofür
die Kapitalvorschüsse zu machen, und auf den Umfang der auf einmal
[229] vorzuschiessenden Kapitalmasse. Dieser Umfang, der also auch auf den
Umschlag wirkt, wird bedingt durch die längre oder kürzre Zeit, für
welche cirkulirendes Kapital in der Form von produktivem Vorrath als
bloss potentielles produktives Kapital festliegt. Andrerseits, soweit diese
Stauung von grössrer oder geringrer Möglichkeit des raschen Ersatzes,
von Marktverhältnissen u. s. w. abhängt, entspringt sie selbst wieder aus
der Umlaufszeit, aus Umständen, die der Cirkulationssphäre angehören.
„Ferner müssen alle solche Inventarienstücke oder Zuthaten, wie Hand-
arbeitsgeräthe, Siebe, Körbe, Stricke, Wagenschmiere, Nägel u. s. w., um-
somehr zum augenblicklichen Ersatze im Vorrath vorhanden sein, je we-
niger man die Gelegenheit in der Nähe hat, solche schnell anschaffen zu
können. Endlich soll jährlich das ganze Geräthinventar im Winter sorg-
fältig nachgesehn und für die hierbei sich nothwendig machende Ergänzung
und Instandsetzung sofort gesorgt werden. Ob man sich nun aber im
allgemeinen grössre oder kleinre Vorräthe zum Bedarf des Inventars halten
soll, wird hauptsächlich durch die Lokalverhältnisse bestimmt. Wo Hand-
werksleute und Kaufläden nicht in der Nähe sind, da muss man auf
grössre Vorrähe halten als dort, wo man solche im Orte oder doch sehr
nahe findet. Wenn man aber unter sonst gleichen Verhältnissen die be-
dürfenden Vorräthe in grössren Mengen auf einmal anschafft, gewinnt
man in der Regel den Vortheil des billigen Einkaufs, wenn man nur
sonst hierzu einen geeigneten Zeitpunkt gewählt hat; freilich entzieht man
hierdurch aber auch dem umlaufenden Betriebsmaterial eine um so grössre
Summe auf einmal, welche nicht immer gut aus dem Wirthschaftsbetriebe
entbehrt werden kann.“ (Kirchhof, p. 301.)
Die Differenz von Produktions- und Arbeitszeit lässt, wie wir gesehn,
sehr verschiedne Fälle zu. Das cirkulirende Kapital kann sich in der
Produktionszeit befinden, ehe es in den eigentlichen Arbeitsprocess eingeht
(Leistenfabrikation); oder es befindet sich in Produktionszeit, nachdem es
den eigentlichen Arbeitsprocess durchgemacht hat (Wein, Saatkorn); oder
die Produktionszeit wird stellenweis durch Arbeitszeit durchbrochen (Feld-
bau, Holzzucht); ein grosser Theil von cirkulationsfähigem Produkt bleibt
dem aktiven Produktionsprocess einverleibt, während ein viel geringrer
Theil in die jährliche Cirkulation eingeht (Holz- und Viehzucht); die
grössre oder geringre Zeitlänge, für welche cirkulirendes Kapital in der
Form von potentiellem produktivem Kapital, also auch die grössre oder
[230] geringre Masse, worin dies Kapital auf einmal ausgelegt werden muss,
entspringt theils aus der Art des Produktionsprocesses (Agrikultur), und
hängt theils von der Nähe von Märkten etc., kurz, von Umständen ab,
die der Cirkulationssphäre angehören.
Man wird später sehn (Buch III), welche widersinnige Theorien bei
MacCulloch, James Mill etc., der Versuch veranlasst hat, die von der
Arbeitszeit abweichende Produktionszeit mit der erstren zu identificiren,
ein Versuch, selbst wieder entspringend aus falscher Anwendung der Werth-
theorie.
Der Umschlagscyklus den wir vorher betrachtet, ist gegeben durch
die Dauer des dem Produktionsprocess vorgeschossnen fixen Kapitals. Da
dieser eine grössre oder geringre Reihe von Jahren umfasst, so auch eine
Reihe jährlicher, resp. während des Jahres wiederholter Umschläge des fixen
Kapitals.
In der Agrikultur entsteht ein solcher Umschlagscyklus aus dem
System der Fruchtfolge. „Die Dauer der Pachtzeit darf jedenfalls
nicht kürzer angenommen werden als die Umlaufszeit der eingeführten
Fruchtfolgeaussaat, daher bei der Dreifelderwirthschaft immer mit 3, 6, 9
gerechnet wird. Bei angenommener Dreifelderwirthschaft mit reiner Brache
wird aber der Acker in sechs Jahren nur viermal bebaut, und in den
Baujahren mit Winter- und Sommergetreide, und erfordert oder erlaubt
es die Beschaffenheit des Bodens, auch mit Weizen und Roggen, Gerste
und Hafer gewechselt. Jede Getreideart vervielfältigt sich nun auf dem-
selben Boden mehr oder weniger als die andre, jede hat einen andren Werth
und wird auch für einen andren Preis verkauft. Deshalb fällt der Ertrag
des Ackers in jedem Baujahre anders aus, auch anders in der ersten
Hälfte des Umlaufs (in den ersten drei Jahren), anders in der zweiten.
Selbst der durchschnittliche Ertrag in der Umlaufszeit ist nicht in der
einen wie in der andern gleich gross, indem die Fruchtbarkeit nicht allein
von der Güte des Bodens, sondern auch von der Jahreswitterung, sowie die
Preise von mancherlei Verhältnissen abhängen. Berechnet man nun den
Betrag des Ackers nach mittlern Fruchtjahren der ganzen Umlaufszeit
auf sechs Jahre und nach den [Durchschnittspreisen] derselben, so hat
[231] man den Gesammtertrag auf ein Jahr sowohl in der einen als in der
andern Umlaufszeit gefunden. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenn der
Ertrag nur für die Hälfte der Umlaufszeit, also für drei Jahre berechnet
wird, indem alsdann der Gesammtertrag ungleich ausfallen würde. Hieraus
geht hervor, dass die Dauer der Pachtzeit bei der Dreifelderwirthschaft
mindestens auf sechs Jahre bestimmt werden muss. Weit wünschenswerther
aber für Pächter und Verpächter bleibt es aber immer, wenn die Pacht-
zeit ein Vielfaches der Pachtzeit [sic!] ausmacht, und also bei der Drei-
felderwirthschaft anstatt auf 6 auf 12, 18 und noch mehr Jahre, bei
Siebenfelderwirthschaft aber anstatt auf 7 auf 14, 28 Jahre gestellt ist.“
(Kirchhof, p. 117, 118.)
(Hier steht im Manuskript: „Die englische Fruchtwechselwirth-
schaft. Hier Note zu machen.“)
Vierzehntes Kapitel.
Die Umlaufszeit.
Alle bisher betrachteten Umstände, welche die Umlaufsperioden ver-
schiedner, in verschiednen Geschäftszweigen angelegter Kapitale differen-
ziren, daher auch die Zeiten, während deren Kapital vorgeschossen werden
muss, entspringen innerhalb des Produktionsprocesses selbst, wie der Unter-
schied von fixem und flüssigem Kapital, der Unterschied in den Arbeits-
perioden u. s. w. Die Umschlagszeit des Kapitals ist jedoch gleich der
Summe seiner Produktionszeit und seiner Umlaufs- oder Cirkulationszeit.
Es versteht sich daher von selbst, dass verschiedne Länge der Umlaufs-
zeit die Umschlagszeit und daher die Länge der Umschlagsperiode ver-
schieden macht. Am handgreiflichsten wird dies sichtbar, entweder wenn
man zwei verschiedne Kapitalanlagen vergleicht, worin alle andren den Um-
schlag modificirenden Umstände gleich und nur die Umlaufszeiten ver-
schieden sind, oder wenn man ein gegebnes Kapital nimmt mit gegebner
Zusammensetzung aus fixem und flüssigem Kapital, gegebner Arbeitsperiode
etc., und nur die Umlaufszeiten hypothetisch variiren lässt.
[232]
Der eine Abschnitt der Umlaufszeit — und der relativ entscheidendste
— besteht aus der Verkaufszeit, der Epoche, worin das Kapital sich im
Zustand von Waarenkapital befindet. Je nach der relativen Größe dieser
Frist verlängert oder verkürzt sich die Umlaufszeit und daher die Um-
schlagsperiode überhaupt. Es kann auch in Folge von Aufbewahrungs-
kosten etc. zuschüssige Auslage von Kapital nothwendig werden. Von
vornherein ist klar, dass die für den Verkauf ihrer fertigen Waaren er-
forderliche Zeit sehr verschieden sein kann für die einzelnen Kapitalisten,
in einem und demselben Geschäftszweig; also nicht nur für die Kapital-
massen, die in verschiednen Produktionszweigen angelegt sind, sondern auch
für die verschiednen selbständigen Kapitale, die in der That nur ver-
selbständigte Stücke des in derselben Produktionssphäre angelegten Ge-
sammtkapitals bilden. Unter sonst gleichbleibenden Umständen wird die
Verkaufsperiode für dasselbe individuelle Kapital mit den allgemeinen
Schwankungen der Marktverhältnisse oder mit ihren Schwankungen in
dem besondren Geschäftszweig wechseln. Hierbei halten wir uns jetzt
nicht länger auf. Wir konstatiren nur die einfache Thatsache: Alle Um-
stände, welche überhaupt Verschiedenheit in den Umschlagsperioden der
in verschiednen Geschäftszweigen angelegten Kapitale erzeugen, haben,
wenn sie individuell wirken (wenn z. B. der eine Kapitalist Gelegenheit
hat rascher zu verkaufen als sein Konkurrent, wenn der Eine mehr Methoden
anwendet, welche die Arbeitsperioden verkürzen, als der Andre etc.), eben-
falls Verschiedenheit im Umschlag der verschiednen, in demselben Ge-
schäftszweig hausenden Einzelkapitale zur Folge.
Eine stetig wirkende Ursache in der Differenzirung der Verkaufszeit,
und daher der Umschlagszeit überhaupt, ist die Entfernung des Markts,
wo die Waare verkauft wird, von ihrem Verkaufsplatz. Während der
ganzen Zeit seiner Reise zum Markt befindet sich das Kapital gebannt
in den Zustand des Waarenkapitals; wenn auf Ordre producirt wird, bis
zum Moment der Abliefrung; wenn nicht auf Ordre producirt, kommt
zur Zeit der Reise zum Markt noch die Zeit hinzu, wo die Waare sich
auf dem Markt zum Verkauf befindet. Verbessrung der Kommunikations-
und Transportmittel kürzt die Wandrungsperiode der Waaren absolut ab,
hebt aber nicht die aus der Wandrung entspringende, relative Differenz
in der Umlaufszeit verschiedner Waarenkapitale auf, oder auch ver-
schiedner Stücke desselben Waarenkapitals, die nach verschiednen Märkten
[233] wandern. Die verbesserten Segelschiffe und Dampfschiffe z. B., welche
die Reise verkürzen, verkürzen sie ebensowohl für nahe gelegne wie ferne
Häfen. Die relative Differenz bleibt, obwohl oft vermindert. Die relativen
Differenzen können aber in Folge der Entwicklung der Transport- und
Kommunikationsmittel verschoben werden in einer Weise, die nicht den
natürlichen Entfernungen entspricht. Z. B. eine Eisenbahn, die von dem
Produktionsplatz nach einem inländischen Hauptcentrum der Bevölkerung
führt, mag die Entfernung nach einem näher gelegnen Punkt des Inlands,
wohin keine Eisenbahn führt, absolut oder relativ verlängern im Vergleich
zu dem natürlich entferntern; ebenso mag in Folge desselben Umstands
die relative Entfernung der Produktionsplätze von den grössern Absatz-
märkten selbst verschoben werden, woraus sich der Verfall alter und das
Aufkommen neuer Produktionscentren mit veränderten Transport- und
Kommunikationsmitteln erklärt. (Hierzu kommt noch die größre relative
Wohlfeilheit des Transports für längre als für kürzre Distanzen.) Gleich-
zeitig mit der Entwicklung der Transportmittel wird nicht nur die Ge-
schwindigkeit der Raumbewegung beschleunigt, und damit die räumliche
Entfernung zeitlich verkürzt. Es entwickelt sich nicht nur die Masse der
Kommunikationsmittel, sodass z. B. viele Schiffe gleichzeitig nach dem-
selben Hafen abgehn, mehrere Züge gleichzeitig auf verschiednen Eisen-
bahnen zwischen denselben zwei Punkten fahren, sondern es gehe z. B.
in der Woche an verschiednen successiven Tagen Frachtschiffe von Liver-
pool nach New-York, oder zu verschiednen Tagesstunden Waarenzüge von
Manchester nach London. Die absolute Geschwindigkeit — also dieser
Theil der Umlaufszeit — wird durch diesen letztren Umstand, bei ge-
gebner Leistung der Transportmittel, zwar nicht alterirt. Aber successive
Quanta Waaren können in kürzer aufeinander folgenden Zeiträumen die
Reise antreten und so successive auf den Markt kommen, ohne sich bis
zur wirklichen Versendung in grössren Massen als potentielles Waaren-
kapital aufzuhäufen. Es vertheilt sich daher auch der Rückfluss über
kürzre successive Zeitperioden, sodass beständig ein Theil in Geldkapital
verwandelt ist, während der andre als Waarenkapital cirkulirt. Durch
diese Vertheilung des Rückflusses auf mehrere successive Perioden wird die
Gesammt-Umlaufszeit abgekürzt und daher auch der Umschlag. Zunächst
entwickelt sich die grössre oder geringre Häufigkeit, worin die Transport-
mittel fungiren, z. B. die Anzahl der Züge einer Eisenbahn, einerseits
[234] mit dem Grade, worin ein Produktionsplatz mehr producirt, ein größres
Produktionscentrum wird, und nach der Richtung auf den bereits vor-
handnen Absatzmarkt hin, also nach den grossen Produktions- und Be-
völkrungscentren, nach Exporthäfen u. s. w. Andrerseits bewirkt aber
umgekehrt diese besondre Verkehrsleichtigkeit und der dadurch beschleunigte
Umschlag des Kapitals (soweit er von der Umlaufszeit bedingt wird) eine
beschleunigte Koncentration, einerseits des Produktionscentrums, andrerseits
seines Marktplatzes. Mit der so beschleunigten Koncentration von Menschen-
und Kapitalmassen an gegebnen Punkten schreitet fort die Koncentration
dieser Kapitalmassen in wenigen Händen. Zugleich findet wieder Ver-
schiebung und Deplacement statt in Folge der mit den veränderten Kom-
munikationsmitteln veränderten relativen Lage von Produktions- [und] Markt-
plätzen. Ein Produktionsplatz, der durch seine Lage an Landstrasse oder
Kanal besondren Positionsvortheil besass, befindet sich jetzt an der Seite
einer einzigen Zweigbahn, die nur in relativ großen Intervallen fungirt,
während ein andrer Punkt, der ganz von den Hauptverkehrswegen ablag,
nun am Kreuzpunkt mehrerer Bahnen liegt. Der zweite Ort kommt auf,
der erste verkommt. Es wird also durch die Verändrung in den Trans-
portmitteln eine örtliche Verschiedenheit in der Umlaufszeit der Waaren,
der Gelegenheiten einzukaufen, zu verkaufen u. s. w. erzeugt, oder die
schon existirende örtliche Verschiedenheit wird anders vertheilt. Die
Wichtigkeit dieses Umstandes für den Umschlag des Kapitals zeigt sich
in den Streitereien der kaufmännischen und industriellen Repräsentanten
der verschiednen Plätze mit den Eisenbahndirektionen. (Siehe z. B. das
oben citirte Blaubuch des Railway Committee.)
Alle Produktionszweige, die der Natur ihres Produkts nach haupt-
sächlich auf lokalen Absatz angewiesen sind, wie Brauereien, entwickeln,
sich daher in der größten Dimension in Hauptcentren der Bevölkrung.
Der raschre Umschlag des Kapitals gleicht hier zum Theil die Ver-
theurung mancher Produktionsbedingungen, des Bauplatzes etc., aus.
Wenn einerseits mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion
die Entwicklung der Transport- und Kommunikationsmittel die Umlaufs-
zeit für ein gegebnes Quantum Waaren abkürzt, so führt derselbe Fort-
schritt und die mit der Entwicklung der Transport- und Kommunikations-
mittel gegebne Möglichkeit — umgekehrt die Nothwendigkeit herbei, für
immer entferntere Märkte, mit einem Wort, für den Weltmarkt zu ar-
[235] beiten. Die Masse der auf Reise befindlichen und nach entfernten Punkten
reisenden Waaren wächst enorm, und daher absolut und relativ auch der
Theil des gesellschaftlichen Kapitals, der sich beständig für längre Fristen
im Stadium des Waarenkapitals, innerhalb der Umlaufszeit befindet. Da-
mit wächst gleichzeitig auch der Theil des gesellschaftlichen Reichthums,
der, statt als direktes Produktionsmittel zu dienen, in Transport- und
Kommunikationsmitteln und in dem für ihren Betrieb erheischten fixen
und cirkulirenden Kapital ausgelegt wird.
Die blosse relative Länge der Reise der Waare vom Produktions-
zum Absatz-Ort bewirkt eine Differenz nicht nur in dem ersten Theil der
Umlaufszeit, der Verkaufszeit, sondern auch in dem zweiten Theil, der
Rückverwandlung des Geldes in die Elemente des produktiven Kapitals,
der Kaufzeit. Z. B. die Waare wird nach Indien geschickt. Dies dauert
z. B. vier Monate. Wir wollen die Verkaufszeit = 0 setzen, d. h. die
Waare sei auf Bestellung gesandt und werde bei Abliefrung an den
Agenten des Producenten gezahlt. Die Rücksendung des Geldes (die Form
in der es zurückgesandt wird ist hier gleichgültig) dauert wieder vier
Monate. So dauert es im ganzen acht Monate, bevor dasselbe Kapital
wieder als produktives Kapital fungiren, dieselbe Operation damit erneuert
werden kann. Die so hervorgebrachten Verschiedenheiten im Umschlag
bilden eine der materiellen Grundlagen der verschiednen Kredittermine,
wie denn der überseeische Handel z. B. in Venedig und Genua überhaupt
eine der Quellen des eigentlichen Kreditwesens bildet. „Die Krisis von
1847 befähigte das Bank- und Handelsgeschäft jener Zeit die indische
und chinesische Usance (für die Laufzeit von Wechseln zwischen dort und
Europa) von zehn Monate nach Dato auf 6 Monate nach Sicht zu redu-
ciren und der Verlauf von 20 Jahren mit seiner Beschleunigung der
Fahrt und Einrichtung von Telegraphen macht jetzt eine fernere Reduktion
nöthig von sechs Monaten nach Sicht auf vier Monate nach Dato als
ersten Schritt zu vier Monate nach Sicht. Die Reise eines Segelschiffs
um das Kap von Kalkutta nach London dauert durchschnittlich unter
90 Tagen. Eine Usance von vier Monaten nach Sicht würde einer Lauf-
zeit von sage 150 Tagen gleichkommen. Die gegenwärtige Usance von
sechs Monaten nach Sicht kommt einer Laufzeit von sage 210 Tagen
gleich.“ (London Economist„ 16. Juni 1866.) — Dagegen: „Die Bra-
silische Usance steht noch immer auf zwei und drei Monate nach Sicht,
[236] Wechsel von Antwerpen (auf London) werden drei Monate nach Dato ge-
zogen, und selhst Manchester und Bradford ziehn auf London auf drei
Monate und längre Daten. Durch stillschweigende Uebereinkunft wird
dem Kaufmann so eine hinreichende Gelegenheit gegeben, seine Waare zu
realisiren zwar nicht vor, aber doch bis zu der Zeit wo die dagegen ge-
zognen Wechsel verfallen. Daher ist die Usance indischer Wechsel nicht
übermäßig. Indische Produkte, die in London meistens auf drei Monate
Ziel verkauft werden, können nicht, wenn man einige Zeit für den Ver-
kauf einrechnet, in viel kürzrer Zeit als fünf Monaten realisirt werden,
während andre fünf Monate durchschnittlich verfliessen zwischen dem Ein-
kauf in Indien und der Ablieferung im englischen Lagerhaus. Hier haben
wir eine Periode von zehn Monaten, während die gegen die Waaren ge-
zognen Wechsel nicht über sieben Monate laufen.“ (Ibid., 30. Juni 1866.)
„Am 2. Juli 1866 notificirten fünf große Londoner Banken, die haupt-
sächlich mit Indien und China verkehren, sowie das Pariser Comptoir
d’Escompte, dass vom 1. Januar 1867 ihre Zweigbanken und Agenturen
im Orient nur solche Wechsel kaufen und verkaufen würden, die nicht
über vier Monate nach Sicht gezogen wären.“ (Ibidem, 7. Juli 1866.)
Diese Herabsetzung missglückte jedoch und musste wieder aufgegeben
werden. (Seitdem hat der Suezkanal dies alles revolutionirt.)
Fs versteht sich, dass mit der längern Umlaufszeit der Waaren das
Risiko eines Preiswechsels auf dem Verkaufsmarkt steigt, da die Periode
wächst, innerhalb deren Preiswechsel stattfinden können.
Eine Verschiedenheit in der Umlaufszeit, theils individuell zwischen
verschiednen Einzelkapitalen desselben Geschäftszweigs, theils zwischen
verschiednen Geschäftszweigen nach den verschiednen Usancen, da wo
nicht gleich baar gezahlt wird, entspringt aus den verschiednen Terminen
der Zahlung bei Ein- und Verkauf. Wir halten uns bei diesem für das
Kreditwesen wichtigen Punkt hier nicht weiter auf.
Aus dem Umfang der Liefrungskontrakte, und dieser wächst mit
Umfang und Stufenleiter der kapitalistischen Produktion, entspringen eben-
falls Unterschiede in der Umschlagszeit. Der Liefrungskontrakt als Trans-
aktion zwischen Käufer und Verkäufer ist eine dem Markt, der Cirku-
lationssphäre, angehörige Operation. Die hieraus entspringenden Unter-
schiede in der Umschlagszeit entspringen also aus der Cirkulationssphäre,
schlagen aber unmittelbar auf die Produktionssphäre zurück, und zwar
[237] abgesehn von allen Zahlungsterminen und Kreditverhältnissen, also auch
bei baarer Zahlung. Kohle, Baumwolle, Garn u. s. w., sind z. B. dis-
krete Produkte. Jeder Tag liefert sein Quantum fertiges Produkt. Ueber-
nimmt nun aber der Spinner oder der Grubenbesitzer Liefrungen von Pro-
duktenmassen, welche eine, sage vier- oder sechswöchentliche Periode nach-
einander folgender Arbeitstage erheischen, so ist das mit Bezug auf die
Zeitlänge, wofür Kapital vorzuschiessen ist, ganz dasselbe als ob eine
kontinuirliche Arbeitsperiode von vier oder sechs Wochen in diesem Ar-
beitsprocess eingeführt wäre. Es wird hier natürlich vorausgesetzt, dass
die ganze bestellte Masse Produkt auf einmal zu liefern ist, oder doch
erst gezahlt wird, nachdem sie ganz geliefert. So hat denn, einzeln be-
trachtet, jeder Tag sein bestimmtes Quantum fertiges Produkt geliefert.
Aber diese fertige Masse ist immer nur ein Theil der kontraktlich zu
liefernden Masse. Befindet sich in diesem Fall der bereits fertige Theil
der bestellten Waaren nicht weiter im Produktionsprocess, so liegt er doch
als nur potentielles Kapital auf dem Lagerhaus.
Kommen wir nun zur zweiten Epoche der Umlaufszeit: der Kaufzeit
oder der Epoche während deren das Kapital sich aus Geldform in die
Elemente des produktiven Kapitals rückverwandelt. Während dieser Epoche
muss es kürzre oder längre Zeit in seinem Zustand als Geldkapital ver-
harren, also ein gewisser Theil des vorgeschossnen Gesammtkapitals sich
fortwährend im Zustand des Geldkapitals befinden, obgleich dieser Theil
aus beständig wechselnden Elementen besteht. Es muss z. B. in einem
bestimmten Geschäft von dem vorgeschossnen Gesammtkapital n × 100 £
in der Form von Geldkapital vorhanden sein, sodass, während alle Be-
standtheile dieser n × 100 £ sich fortwährend in produktives Kapital
verwandeln, diese Summe dennoch durch den Zufluss aus der Cirkulation,
aus dem realisirten Waarenkapital, sich ebenso beständig wieder ergänzt.
Ein bestimmter Werththeil des vorgeschossnen Kapitals befindet sich also
beständig im Zustand von Geldkapital, also in einer nicht seiner Pro-
duktionssphäre, sondern seiner Cirkulationssphäre angehörigen Form.
Man hat bereits gesehn, dass die durch Entfernung des Markts be-
wirkte Verlängrung der Zeit, in der das Kapital in die Form des Waaren-
kapitals gebannt ist, direkt verspäteten Rückfluss des Geldes bewirkt, also
auch die Verwandlung des Kapitals aus Geldkapital in produktives Kapital
verzögert.
[238]
Man hat ferner gesehn (Kap. VI), wie mit Bezug auf den Einkauf
der Waaren die Kaufzeit, die grössre oder geringre Entfernung von den
Hauptbezugsquellen des Rohmaterials es nöthig macht, für längre Perioden
Rohmaterial einzukaufen und in der Form von produktivem Vorrath, laten-
tem oder potentiellem produktivem Kapital, verwendbar zu halten; dass
sie also die Masse des Kapitals, das auf einmal vorgeschossen werden
muss, und die Zeit, für die es vorgeschossen werden muss, bei sonst
gleicher Stufenleiter der Produktion vergrössert.
Aehnlich wirken in verschiednen Geschäftszweigen die Perioden —
kürzre oder längre — worin grössre Massen Rohmaterial auf den Markt
geworfen werden. So finden z. B. in London alle drei Monate grosse
Wollversteigrungen statt, die den Wollmarkt beherrschen; während der
Baumwollmarkt von Ernte zu Ernte im ganzen kontinuirlich, wenn auch
nicht immer gleichmäßig, erneuert wird. Solche Perioden bestimmen die
Haupteinkaufstermine dieser Rohstoffe und wirken namentlich auch auf
die spekulativen, längre oder kürzre Vorschüsse in diesen Produktions-
elementen bedingenden Einkäufe, ganz wie die Natur der producirten
Waaren auf die spekulative, absichtliche, längre oder kürzre Zurückhaltung
des Produkts in der Form von potentiellem Waarenkapital wirkt. „Der
Landwirth muss also auch bis zu einem gewissen Grade Spekulant sein
und daher nach Maßgabe der Zeitverhältnisse mit dem Verkauf seiner
Produkte zurückhalten“ . . . . Folgen einige allgemeine Regeln. . . . .
„Indessen kommt doch bei dem Absatz der Produkte das meiste auf die
Person, auf das Produkt selbst und auf die Lokalität an. Wer bei Ge-
schick und Glück (!) mit hinreichendem Betriebskapital versehn ist, wird
nicht zu tadeln sein, wenn er seine gewonnene Fruchternte bei unge-
wöhnlich niedrigem Preise einmal ein Jahr liegen lässt; wem es dagegen
an Betriebskapital oder überhaupt (!) an Spekulationsgeist fehlt, der wird
die laufenden Durchschnittspreise zu erreichen suchen und also absetzen
müssen, sobald und so oft er dazu Gelegenheit hat. Wolle länger als
ein Jahr liegen zu lassen, wird fast immer nur Schaden bringen; während
Getreidefrüchte und Oelsaat ein paar Jahre ohne Nachtheil für Beschaffenheit
und Güte aufbewahrt werden können. Solche Produkte, welche für ge-
wöhnlich einem grossen Steigen und Fallen in kurzen Zeiträumen unter-
worfen sind, wie z. B. Oelsaat, Hopfen, Karden u. dergl. lässt man mit
Recht in den Jahren liegen, wo der Preis weit unter den Produktions-
[239] preisen steht. Am wenigsten darf man mit dem Verkauf von solchen
Gegenständen zögern, welche tägliche Unterhaltungskosten verursachen, wie
ausgemästetes Vieh, oder welche dem Verderben unterliegen, wie Obst,
Kartoffeln u. s. w. In manchen Gegenden hat ein Produkt zu gewissen
Jahreszeiten im Durchschnitt seinen niedrigsten, zu andern Zeiten dagegen
seinen höchsten Preis; so steht z. B. das Getreide um Martini im Durch-
schnitt an manchen Orten niedriger im Preise als zwischen Weihnachten
und Ostern. Ferner sind manche Produkte in manchen Gegenden nur
zu gewissen Zeiten allein gut zu verkaufen, wie das z. B. mit der Wolle
auf den Wollmärkten in solchen Gegenden der Fall ist, wo ausserdem der
Wollhandel gewöhnlich stockt u. s. w.“ (Kirchhof, p. 302.)
Bei Betrachtung der zweiten Hälfte der Umlaufszeit, worin das Geld
in die Elemente des produktiven Kapitals zurückverwandelt wird, kommt
in Betracht nicht nur dieser Umsatz selbst, für sich genommen; nicht
nur die Zeit, worin das Geld zurückfliesst, je nach der Entfernung des
Markts, auf dem das Produkt verkauft wird; es kommt auch vor allem
in Betracht der Umfang, worin ein Theil des vorgeschossnen Kapitals sich
beständig in Geldform, im Zustand von Geldkapital befinden muss.
Abgesehn von aller Spekulation hängt der Umfang der Einkäufe
derjenigen Waaren, die beständig als produktiver Vorrath vorhanden sein
müssen, ab von den Zeiten der Erneuerung dieses Vorraths, also von
Umständen, die wieder von Marktverhältnissen abhängig, daher für ver-
schiedne Rohstoffe etc. verschieden sind; es muss hier also von Zeit zu
Zeit Geld in grössren Mengen auf einmal vorgeschossen werden. Es fliesst,
je nach dem Umschlag des Kapitals, rascher oder langsamer, stets aber
bruchweis zurück. Ein Theil davon wird ebenso beständig wieder in
kürzern Zeiträumen ausgegeben, nämlich der in Arbeitslohn rückverwan-
delte Theil. Ein andrer Theil aber, der in Rohmaterial etc. rückzuver-
wandelnde, ist für längre Zeiträume aufzuhäufen, als Reservefonds, sei es
für Ankauf, sei es für Zahlung. Er existirt daher in der Form des
Geldkapitals, obgleich der Umfang wechselt, worin er als solches existirt.
Wir werden im nächsten Kapitel sehn, wie andre Umstände, ob sie nun
aus dem Produktions- oder Cirkulationsprocess entspringen, dies Vorhan-
densein einer bestimmten Portion des vorgeschossnen Kapitals in Geldform
ernöthigen. Allgemein aber ist zu bemerken, dass die Oekonomen sehr
geneigt sind zu vergessen, dass ein Theil des im Geschäft nöthigen
[240] Kapitals beständig nicht nur die drei Formen von Geldkapital, produktivem
Kapital und Waarenkapital wechselsweis durchläuft, sondern dass ver-
schiedne Portionen desselben beständig neben einander diese Formen be-
sitzen, wenn auch die relative Grösse dieser Portionen beständig wechselt.
Namentlich ist es der beständig als Geldkapital vorhandne Theil, den die
Oekonomen vergessen, obgleich gerade dieser Umstand zum Verständniss
der bürgerlichen Wirthschaft sehr nöthig ist und daher auch in der
Praxis als solcher sich geltend macht.
Fünfzehntes Kapitel.
Wirkung der Umschlagszeit auf die Grösse des Kapital-
vorschusses.
In diesen und dem nächstfolgenden sechzehnten Kapitel behandeln
wir den Einfluss der Umschlagszeit auf die Verwerthung des Kapitals.
Nehmen wir das Waarenkapital, welches das Produkt einer Arbeits-
periode ist, z. B. von neun Wochen. Sehn wir einstweilen ab sowohl
von dem Werththeil des Produkts, der ihm durch den Durchschnittsver-
schleiss des fixen Kapitals zugesetzt ist, wie von dem während des Pro-
duktionsprocesses ihm zugesetzten Mehrwerth, so ist der Werth dieses
Produkts gleich dem Werth des zu seiner Produktion vorgeschossnen
flüssigen Kapitals, d. h. des Arbeitslohns und der in seiner Produktion
aufgezehrten Roh- und Hülfsstoffe. Dieser Werth sei = 900 £, sodass
die Wochenauslage 100 £ beträgt. Die periodische Produktionszeit,
welche hier mit der Arbeitsperiode zusammenfällt, beträgt also 9 Wochen.
Es ist dabei gleichgültig, ob man annimmt, es handle sich hier um eine
Arbeitsperiode für ein kontinuirliches Produkt, oder um eine kontinuir-
liche Arbeitsperiode für ein diskretes Produkt, sofern nur das Quantum
von diskretem Produkt, welches auf einmal zu Markte geschafft wird,
9 Wochen Arbeit kostet. Die Umlaufszeit daure 3 Wochen. Die ganze
Umschlagsperiode daure also 12 Wochen. Nach Verlauf von 9 Wochen ist
das vorgeschossne produktive Kapital in Waarenkapital verwandelt, aber
[241] es haust nun drei Wochen in der Cirkulationsperiode. Der neue Produk-
tionstermin kann also erst wieder beginnen Anfang der 13. Woche, und
die Produktion wäre für drei Wochen stillgesetzt, oder für ein Viertel
der ganzen Umschlagsperiode. Es ist wieder gleichgültig ob man voraus-
setzt, es daure im Durchschnitt so lange bis die Waare verkauft ist
oder es sei diese Zeit durch die Entfernung des Markts bedingt oder
durch die Zahlungstermine für die verkaufte Waare. Während je 3 Mo-
naten stände die Produktion 3 Wochen still, also während des Jahres
4 × 3 = 12 Wochen = 3 Monaten = ¼ der jährlichen Umschlags-
periode. Soll die Produktion daher kontinuirlich sein und Woche aus
Woche ein auf demselben Maßstab betrieben werden, so ist nur zweierlei
möglich.
Entweder muss der Maßstab der Produktion verkürzt werden, sodass also
die 900 £ reichen um die Arbeit in Gang zu halten sowohl während der Arbeits-
periode wie während der Umlaufszeit des ersten Umschlags. Mit der 10. Woche
wird dann eine zweite Arbeitsperiode, also auch Umschlagsperiode, eröffnet,
bevor die erste Umschlagsperiode beendet ist, denn die Umschlagsperiode
ist zwölfwöchentlich, die Arbeitsperiode neunwöchentlich. 900 £ auf 12
Wochen vertheilt gibt 75 £ wöchentlich. Zunächst ist klar, dass eine
solche verkürzte Stufenleiter des Geschäfts veränderte Dimensionen des
fixen Kapitals, also überhaupt eine verkürzte Geschäftsanlage voraussetzt.
Zweitens ist es fraglich, ob diese Verkürzung überhaupt stattfinden kann,
da der Entwicklung der Produktion in den verschiednen Geschäften gemäß
ein Normalminimum der Kapitalanlage besteht, unterhalb dessen das ein-
zelne Geschäft konkurrenzunfähig wird. Dies Normalminimum selbst
wächst beständig mit der kapitalistischen Entwicklung der Produktion,
ist also kein fixes. Zwischen dem jedesmal gegebnen Normalminimum
und dem sich stets ausdehnenden Normalmaximum finden aber zahlreiche
Zwischenstufen statt — eine Mitte, die sehr verschiedne Grade der Kapi-
talanlage zulässt. Innerhalb der Grenzen dieser Mitte kann daher auch
Verkürzung stattfinden, deren Grenze das jedesmalige Normalminimum
selbst ist. — Bei Hemmung der Produktion, Ueberfüllung der Märkte,
Theurung des Rohstoffs etc. findet Beschränkung der normalen Auslage
von cirkulirendem Kapital bei gegebner Grundlage des fixen Kapitals statt
durch Beschränkung der Arbeitszeit, indem z. B. nur halbe Tage gear-
beitet wird; wie ebenso in Zeiten der Prosperität auf gegebner Grundlage
Marx, Kapital II. 16
[242] des fixen Kapitals anormale Ausdehnung des cirkulirenden Kapitals statt-
findet theils durch Verlängrung der Arbeitszeit, theils durch Intensifi-
kation derselben. Bei Geschäften, die von vornherein auf solche Schwan-
kungen berechnet sind, hilft man sich theils durch die obigen Mittel,
theils durch die gleichzeitige Anwendung einer grössren Arbeiteranzahl,
verbunden mit Anwendung von Reserve-Fixkapital, z. B. Reserveloko-
motiven bei der Eisenbahn etc. Solche anormalen Schwankungen bleiben
aber hier, wo wir normale Verhältnisse voraussetzen, ausser Betracht.
Um die Produktion kontinuirlich zu machen ist also hier die Aus-
gabe desselben cirkulirenden Kapitals über eine grössre Zeitlänge ver-
theilt, über 12 Wochen statt über 9. In jedem gegebnen Zeitabschnitt
fungirt also ein verkürztes produktives Kapital; der flüssige Theil des
produktiven Kapitals ist verkürzt von 100 auf 75 oder um ein Viertel.
Die Gesammtsumme, um welche das während der Arbeitsperiode von 9
Wochen fungirende produktive Kapital verkürzt wird, ist = 9 × 25
= 225 £, oder ¼ von 900 £. Aber das Verhältniss der Umlaufszeit
zur Umschlagsperiode ist ebenfalls \frac{3}{12} = ¼. Es folgt daher: Soll
die Produktion nicht unterbrochen werden während der Umlaufszeit des
in Waarenkapital verwandelten produktiven Kapitals, soll sie vielmehr
gleichzeitig und kontinuirlich Woche für Woche fortgesetzt werden, und
ist hierfür kein besondres cirkulirendes Kapital gegeben, so kann dies nur
erreicht werden durch Vermindrung des Produktionsbetriebs, durch Ver-
kürzung des flüssigen Bestandtheils des fungirenden produktiven Kapitals.
Der so für die Produktion während der Umlaufszeit freigesetzte flüssige
Kapitaltheil verhält sich zum vorgeschossnen flüssigen Gesammtkapital wie
die Umlaufszeit zur Umschlagsperiode. Es gilt dies, wie bereits bemerkt,
nur für Produktionszweige in denen der Arbeitsprocess Woche ein Woche
aus auf derselben Stufenleiter ausgeführt wird, wo also nicht zu ver-
schiednen Arbeitsperioden wechselnde Kapitalsummen auszulegen sind, wie
in der Agrikultur.
Nehmen wir aber umgekehrt an, die Anlage des Geschäfts schliesse
eine Verkürzung der Stufenleiter der Produktion und daher auch des
wöchentlich vorzuschiessenden flüssigen Kapitals aus, so kann die Kon-
tinuität der Produktion nur erreicht werden durch ein zuschüssiges
flüssiges Kapital, im obigen Fall von 300 £. Während der Umschlags-
periode von 12 Wochen werden successive 1200 £ vorgeschossen, davon
[243] 300 der vierte Theil, wie 3 Wochen von 12. Nach der Arbeitsperiode
von 9 Wochen ist der Kapitalwerth von 900 £ aus der Form von pro-
duktivem Kapital in die Form von Waarenkapital verwandelt. Seine
Arbeitsperiode ist beschlossen, aber sie kann nicht mit demselben Kapital
erneuert werden. Während der drei Wochen, worin es die Cirkulations-
sphäre behaust, als Waarenkapital fungirt, befindet es sich mit Bezug auf
den Produktionsprocess in demselben Zustand, als wenn es überhaupt nicht
existirte. Es wird hier von allen Kreditverhältnissen abgesehn und daher
unterstellt, dass der Kapitalist nur mit eignem Kapital wirthschaftet.
Während aber das für die erste Arbeitsperiode vorgeschossne Kapital,
nach vollbrachtem Produktionsprocess, sich während 3 Wochen im Cir-
kulationsprocess aufhält, fungirt ein zuschüssig ausgelegtes Kapital von
300 £, sodass die Kontinuität der Produktion nicht unterbrochen wird.
Es ist nun hierbei Folgendes zu bemerken:
Erstens: Die Arbeitsperiode des zuerst vorgeschossnen Kapitals von
900 £ ist beendet nach 9 Wochen und es fließt zurück nicht vor
3 Wochen, also erst im Beginn der 13. Woche. Aber eine neue Arbeits-
periode wird sofort wieder eröffnet mit dem zuschüssigen Kapital von
300 £. Eben dadurch ist die Kontinuität der Produktion hergestellt.
Zweitens: Die Funktionen des ursprünglichen Kapitals von 900 £
und des am Schluss der ersten Arbeitsperiode von 9 Wochen neu zuge-
schossnen Kapitals von 300 £, das die zweite Arbeitsperiode nach Schluss
der ersten ohne Unterbrechung eröffnet, sind in der ersten Umschlags-
periode genau geschieden, oder können es wenigstens sein, während sie
dagegen im Verlauf der zweiten Umschlagsperiode einander durchkreuzen.
Stellen wir uns die Sache sinnlich vor:
Erste Umschlagsperiode von 12 Wochen. Erste Arbeitsperiode von
9 Wochen; der Umschlag des hierin vorgeschossnen Kapitals wird vollendet
im Anfang der 13. Woche. Während der letzten 3 Wochen fungirt das
zusätzliche Kapital von 300 £ und eröffnet die zweite Arbeitsperiode
von 9 Wochen.
Zweite Umschlagsperiode. Anfang der 13. Woche sind 900 £ zu-
rückgeflossen und fähig einen neuen Umschlag zu beginnen. Aber die
zweite Arbeitsperiode ist bereits durch die zuschüssigen 300 £ in der
10. Woche eröffnet worden; im Beginn der 13. Woche ist durch dasselbe
bereits ein Drittel der Arbeitsperiode vollendet, 300 £ aus produktivem
16*
[244] Kapital in Produkt verwandelt. Da nur noch 6 Wochen zur Beendigung
der zweiten Arbeitsperiode nöthig, können nur zwei Drittel des zurück-
geflossnen Kapitals von 900 £, nämlich nur 600 £, in den Pro-
duktionsprocess der zweiten Arbeitsperiode eingehn. 300 £ sind freige-
setzt von den ursprünglichen 900 £, um dieselbe Rolle zu spielen, welche
das zugeschossne Kapital von 300 £ in der ersten Arbeitsperiode spielte.
Ende der 6. Woche der zweiten Umschlagsperiode ist die zweite Arbeits-
periode absolvirt. Das in ihr ausgelegte Kapital von 900 £ fließt zu-
rück nach 3 Wochen, also Ende der 9. Woche der zweiten zwölfwöchent-
lichen Umschlagsperiode. Während der 3 Wochen seiner Umlaufszeit tritt
ein das freigesetzte Kapital von 300 £. Damit beginnt die dritte Ar-
beitsperiode eines Kapitals von 900 £ in der 7. Woche der zweiten Um-
schlagsperiode, oder der 19. Jahreswoche.
Dritte Umschlagsperiode. Ende der 9. Woche der zweiten Umschlags-
periode neuer Rückfluss von 900 £. Aber die dritte Arbeitsperiode hat
bereits begonnen in der 7. Woche der vorigen Umschlagsperiode, und
6 Wochen sind bereits zurückgelegt. Sie dauert also nur noch 3 Wochen.
Von den zurückgeflossnen 900 £ gehn also nur 300 £ in den Pro-
duktionsprocess ein. Die vierte Arbeitsperiode füllt die übrigen 9 Wochen
dieser Umschlagsperiode aus und so beginnt mit der 37. Woche des
Jahres gleichzeitig die vierte Umschlagsperiode und die fünfte Ar-
beitsperiode.
Um den Fall für die Berechnung zu vereinfachen, wollen wir an-
nehmen: Arbeitsperiode 5 Wochen, Umlaufszeit 5 Wochen, also Um-
schlagsperiode von 10 Wochen; das Jahr zu 50 Wochen gerechnet, Ka-
pitalauslage per Woche 100 £. Die Arbeitsperiode erfordert also ein
flüssiges Kapital von 500 £, und die Umlaufszeit ein zuschüssiges Ka-
pital von ferneren 500 £. Arbeitsperioden und Umschlagszeiten stellen
sich dann wie folgt:
- 1. Arbeitsperiode 1—5. Woche (500£ Waare) retournirt Ende der 10. Woche.
- 2. „ 6—10. „ (500£ „ ) „ „ „ 15. „
- 3. „ 11—15. „ (500£ „ ) „ „ „ 20. „
- 4. „ 16—20. „ (500£ „ ) „ „ „ 25. „
- 5. „ 25—30. „ (500£ „ ) „ „ „ 30. „
- u. s. w.
[245]
Wenn die Umlaufszeit = 0, die Umschlagsperiode also gleich der
Arbeitsperiode, so ist die Anzahl der Umschläge gleich der Anzahl der
Arbeitsperioden im Jahr. Bei fünfwöchentlicher Arbeitsperiode also \frac{50}{5}
Wochen = 10, und der Werth des umgeschlagnen Kapitals wäre
= 500 × 10 = 5000. In der Tabelle, wo eine Umlaufszeit von
5 Wochen angenommen, werden jährlich ebenfalls Waaren zum Werth
von 5000 £ producirt, wovon aber ⅒ = 500 £ sich stets in Gestalt
von Waarenkapital befindet und erst nach 5 Wochen zurückfliesst. Am
Ende des Jahrs hat dann das Produkt der zehnten Arbeitsperiode (46—
50. Arbeitswoche) seine Umschlagszeit nur zur Hälfte vollendet,, indem
deren Umlaufszeit in die ersten 5 Wochen des nächsten Jahres fällt.
Wir wollen noch ein drittes Beispiel nehmen: Arbeitsperiode 6 Wochen,
Umlaufszeit 3 Wochen, wöchentlicher Vorschuss im Arbeitsprocess 100 £.
- 1. Arbeitsperiode: 1—6. Woche. Am Ende der 6. Woche ein Waaren-
kapital von 600 £, retournirt Ende der 9. Woche. - 2. Arbeitsperiode: 7—12. Woche. Während der 7. bis 9. Woche 300 £
zuschüssiges Kapital vorgeschossen. Ende der 9. Woche Rück-
fluss von 600 £. Davon 10—12. Woche vorgeschossen 300 £;
am Ende der 12. Woche also flüssig 300 £, in Waarenkapital
vorhanden 600 £, retournirt am Ende der 15. Woche. - 3. Arbeitsperiode: 13—18. Woche. 13—15. Woche Vorschuss der
obigen 300 £, dann Rückfluss von 600 £, wovon 300 £ vor-
geschossen für 16—18. Woche. Am Ende der 18. Woche
300 £ flüssig in Geld; 600 £ in Waarenkapital vorhanden,
das Ende der 21. Woche zurückfliesst. (Siehe die eingehendre
Darstellung dieses Falls unter II weiter unten.)
Es werden also in 9 Arbeitsperioden (= 54 Wochen) 600 × 9
= 5400 £ Waare producirt. Am Ende der neunten Arbeitsperiode be-
sitzt der Kapitalist 300 £ in Geld und 600 £ in Waare, die ihre
Umlaufszeit noch nicht zurückgelegt hat.
Bei Vergleichung dieser drei Beispiele finden wir erstens, dass nur
beim zweiten Beispiel eine successive Ablösung des Kapitals I von 500 £
und des Zuschusskapitals II von ebenfalls 500 £ stattfindet, so dass
diese zwei Kapitaltheile sich getrennt von einander bewegen und zwar nur
deswegen, weil hier die ganz ausnahmsweise Unterstellung gemacht ist,
[246] dass Arbeitsperiode und Umlaufszeit zwei gleiche Hälften der Umschlags-
periode bilden. In allen andern Fällen, welches auch immer die Un-
gleichheit zwischen den beiden Perioden der Umschlagsperiode sei,
durchkreuzen sich die Bewegungen der beiden Kapitale, wie in Beispiel
I und III, schon von der zweiten Umschlagsperiode an. Es bildet dann
das zuschüssige Kapital II, zusammen mit einem Theil des Kapitals I,
das in der zweiten Umschlagsperiode fungirende Kapital, während der
Rest des Kapitals I für die ursprüngliche Funktion des Kapitals II frei-
gesetzt wird. Das während der Umlaufszeit des Waarenkapitals thätige
Kapital ist hier nicht identisch mit dem ursprünglich für diesen Zweck
vorgeschossnen Kapital II, aber es ist ihm gleich an Werth und bildet
dieselbe Aliquote des vorgeschossnen Gesammtkapitals.
Zweitens: Das Kapital, welches während der Arbeitsperiode fungirt
hat, liegt während der Umlaufszeit brach. Im zweiten Beispiel fungirt
das Kapital während 5 Wochen Arbeitsperiode und liegt brach während
5 Wochen Umlaufszeit. Die gesammte Zeit also, während deren Kapital
I hier im Verlauf des Jahres brachliegt, beträgt ein halbes Jahr. Für
diese Zeit tritt dann das Zuschusskapital II ein, das also im vorliegenden
Fall seinerseits auch ein halbes Jahr brachliegt. Aber das zuschüssige
Kapital, erforderlich um die Kontinuität der Produktion während der Um-
laufszeit zu bewirken, ist nicht bestimmt durch den Gesammtumfang, resp.
durch die Summe der Umlaufszeiten innerhalb des Jahres, sondern nur
durch das Verhältniss der Umlaufszeit zur Umschlagsperiode. (Es ist hier
natürlich vorausgesetzt, dass sämmtliche Umschläge unter denselben Be-
dingungen vorgehn.) Es sind daher im Beispiel II 500 £ Zusatzkapital
nöthig, nicht 2500 £. Es rührt dies einfach daher, dass das Zusatz-
kapital ebensogut in den Umschlag eintritt, wie das ursprünglich vorge-
schossne, und also ganz wie dieses durch die Zahl seiner Umschläge seine
Masse ersetzt.
Drittens: Ob die Produktionszeit länger ist als die Arbeitszeit, än-
dert an den hier betrachteten Umständen nichts. Es werden dadurch
allerdings die Gesammt-Umschlagsperioden verlängert, aber wegen dieses
verlängerten Umschlags wird kein zuschüssiges Kapital für den Arbeits-
process erheischt. Das zuschüssige Kapital hat nur den Zweck, die durch
die Umlaufszeit entstehenden Lücken im Arbeitsprocess auszufüllen; es
soll also die Produktion nur vor Störungen schützen, die aus der Um-
[247] laufszeit entspringen; Störungen, die aus den eignen Bedingungen der
Produktion entstehn, sind auf andre, hier nicht zu betrachtende Weise,
auszugleichen. Es gibt dagegen Geschäfte in denen nur stoßweis, auf
Bestellung gearbeitet wird, wo also zwischen den Arbeitsperioden Unter-
brechungen eintreten können. Bei solchen fällt die Nothwendigkeit des
zusätzlichen Kapitals pro tanto weg. Andrerseits ist in den meisten
Fällen von Saison-Arbeit auch eine gewisse Grenze für die Zeit des Rück-
flusses gegeben. Dieselbe Arbeit kann mit demselben Kapital nächstes
Jahr nicht erneuert werden, wenn inzwischen die Cirkulationszeit dieses
Kapitals nicht abgelaufen. Dagegen kann die Umlaufszeit auch kürzer
sein als der Abstand von einer Produktionsperiode bis zur nächsten. In
diesem Fall liegt das Kapital brach, wenn es nicht in der Zwischenzeit
anderweitig angewandt wird.
Viertens: Das für eine Arbeitsperiode vorgeschossne Kapital, z. B.
die 600 £ im Beispiel III, werden theils in Roh- und Hülfsstoffen aus-
gelegt, in produktivem Vorrath für die Arbeitsperiode, in konstantem cir-
kulirendem Kapital, theils in variablem cirkulirendem Kapital, in Zahlung
der Arbeit selbst. Der in konstantem cirkulirendem Kapital ausgelegte
Theil mag nicht für dieselbe Zeitlänge in der Form von produktivem
Vorrath existiren, z. B. das Rohmaterial nicht für die ganze Arbeits-
periode daliegen, die Kohlen nur alle zwei Wochen beschafft werden.
Indess — da hier Kredit noch ausgeschlossen — muss dieser Theil des
Kapitals, soweit er nicht in Form von produktivem Vorrath disponibel
ist, in der Form von Geld disponibel bleiben um nach Bedarf in pro-
duktiven Vorrath verwandelt zu werden. Es ändert dies nichts an der
Größe des für sechs Wochen vorgeschossnen konstanten cirkulirenden Ka-
pitalwerths. Dagegen — abgesehn von dem Geldvorrath für unvorherge-
sehene Ausgaben, dem eigentlichen Reservefonds zur Ausgleichung von
Störungen — wird der Arbeitslohn in kürzern Perioden, meist wöchent-
lich gezahlt. Falls also nicht der Kapitalist den Arbeiter zwingt, ihm
längre Vorschüsse seiner Arbeit zu machen, muss das für Arbeitslohn
nöthige Kapital in Geldform vorhanden sein. Beim Rückfluss des Kapitals
muss also ein Theil in Geldform festgehalten werden zur Zahlung der
Arbeit, während der andre Theil in produktiven Vorrath verwandelt
werden kann.
[248]
Das Zuschusskapital theilt sich ein ganz wie das ursprüngliche-
Was es aber von Kapital I unterscheidet ist, dass es (von Kreditverhält-
nissen abgesehn), um für seine eigne Arbeitsperiode disponibel zu sein,
vorgeschossen sein muss schon während der ganzen Dauer der ersten Ar-
beitsperiode von Kapital I, in die es nicht eingeht. Während dieser Zeit
kann es, theilweise wenigstens, schon in konstantes cirkulirendes Kapital
verwandelt werden, das für die ganze Umschlagsperiode vorgeschossen
ist. Wie weit es diese Form annimmt, oder wie weit es in der Form
von zuschüssigem Geldkapital verharrt, bis zum Moment, wo diese Ver-
wandlung nothwendig wird, wird abhängen theils von den besondren Pro-
duktionsbedingungen bestimmter Geschäftszweige, theils von Lokalum-
ständen, theils von Preisschwankungen der Rohstoffe etc. Das gesell-
schaftliche Gesammtkapital betrachtet, wird sich stets ein mehr oder minder
bedeutender Theil dieses zuschüssigen Kapitals für längre Zeit im Zustand
des Geldkapitals befinden. Was dagegen den in Arbeitslohn vorzu-
schiessenden Theil des Kapitals II betrifft, so wird er stets erst allmälig
in Arbeitskraft verwandelt im Maß wie kleinre Arbeitsperioden ablaufen
und bezahlt werden. Dieser Theil des Kapitals II ist also für die ganze
Dauer der Arbeitsperiode in der Form des Geldkapitals vorhanden, bis er
durch Verwandlung in Arbeitskraft in die Funktion des produktiven Ka-
pitals eingeht.
Dies Hereinkommen des zur Verwandlung der Umlaufszeit von Kapital
I in Produktionszeit erheischten Zuschusskapitals vermehrt also nicht nur
die Größe des vorgeschossnen Kapitals und die Länge der Zeit, wofür das
Gesammtkapital nothwendig vorgeschossen wird, sondern es vermehrt auch
specifisch den Theil des vorgeschossnen Kapitals, der als Geldvorrath
existirt, also sich im Zustand von Geldkapital befindet und die Form von
potentiellem Geldkapital besitzt.
Dies findet ebenso statt, — sowohl was den Vorschuss in der Form
von produktivem Vorrath wie in der Form von Geldvorrath betrifft, —
wenn die durch die Umlaufszeit erheischte Spaltung des Kapitals in zwei
Theile: Kapital für die erste Arbeitsperiode und Ersatzkapital für die Um-
laufszeit, nicht durch Vergrößrung des ausgelegten Kapitals, sondern durch
Vermindrung der Stufenleiter der Produktion hervorgebracht ist. Im Ver-
hältniß zur Stufenleiter der Produktion wächst hier eher noch die Zu-
nahme des in Geldform gebannten Kapitals.
[249]
Was durch diese Vertheilung des Kapitals in ursprünglich produk-
tives und Zuschusskapital überhaupt erreicht ist, ist die ununterbrochne
Aufeinanderfolge der Arbeitsperioden, die beständige Funktion eines gleich
großen Theils des vorgeschossnen Kapitals als produktives Kapital.
Sehn wir uns Beispiel II an. Das beständig im Produktionsprocess
befindliche Kapital ist 500 £. Da die Arbeitsperiode = 5 Wochen,
arbeitet es während 50 Wochen (als Jahr angenommen) zehnmal. Das
Produkt beträgt daher auch, abgesehn vom Mehrwerth, 10 × 500 =
5000 £. Vom Standpunkt des unmittelbar und ununterbrochen im Pro-
duktionsprocess arbeitenden Kapitals — eines Kapitalwerths von 500 £
— erscheint also die Umlaufszeit als gänzlich ausgelöscht. Die Umschlags-
periode fällt zusammen mit der Arbeitsperiode; die Umlaufszeit ist = 0 gesetzt.
Wäre dagegen das Kapital von 500 £ in seiner produktiven Thätig-
keit regelmäßig durch die Umlaufszeit von 5 Wochen gehemmt, sodass
es erst wieder produktionsfähig wäre nach Beendigung der ganzen Um-
schlagsperiode von 10 Wochen, so hätten wir in den 50 Jahreswochen
5 zehnwöchentliche Umschläge; darin 5 fünfwöchentliche Produktions-
perioden, also zusammen 25 Produktionswochen mit einem Gesammt-
produkt von 5 × 500 = 2500 £; 5 fünfwöchentliche Umlaufszeiten,
also Gesammt-Umlaufszeit ebenfalls 25 Wochen. Sagen wir hier: das
Kapital von 500 £ hat fünfmal im Jahre umgeschlagen, so ist sichtbar
und klar, dass während der Hälfte jeder Umschlagsperiode dies Kapital
von 500 £ gar nicht als produktives Kapital fungirt hat und dass, alles
zusammengerechnet, es nur während eines halben Jahres fungirt hat,
während des andren Halbjahrs aber gar nicht.
In unserm Beispiel tritt für die Dauer dieser fünf Umlaufszeiten
das Ersatzkapital von 500 £ ein und dadurch wird der Umschlag
von 2500 auf 5000 £ erhöht. Aber das vorgeschossne Kapital ist nun
auch 1000 £ statt 500 £. 5000 dividirt durch 1000 ist gleich 5.
Also statt der zehn Umschläge fünf. So wird denn auch in der That
gerechnet. Aber indem es dann heisst, das Kapital von 1000 £ hat
fünfmal im Jahr umgeschlagen, verschwindet in den hohlen Kapitalisten-
schädeln die Erinnrung an die Umlaufszeit, und eine konfuse Vorstellung
bildet sich, als ob dies Kapital während der successiven fünf Umschläge
beständig im Produktionsprocess fungirt hahe. Sagen wir aber, dies Ka-
pital von 1000 £ hat fünfmal umgeschlagen, so ist darin sowohl Um-
[250] laufszeit wie Produktionszeit eingeschlossen. In der That, wären wirklich
1000 £ im Produktiensprocess fortwährend thätig gewesen, so müsste
das Produkt unter unsern Voraussetzungen 10,000 £ statt 5000 sein.
Um aber 1000 £ fortwährend im Produktionsprocess zu haben, müssten
dann auch 2000 £ überhaupt vorgeschossen sein. Die Oekonomen, bei
denen überhaupt nichts klares über den Mechanismus des Umschlags zu
finden, übersehn fortwährend dies Hauptmoment, dass stets nur ein Theil
des industriellen Kapitals thatsächlich im Produktionsprocess engagirt sein
kann, wenn die Produktion ununterbrochen vorangehen soll. Während der
eine Theil sich in der Produktionsperiode, muss stets ein andrer Theil
sich in der Cirkulationsperiode befinden. Oder mit andern Worten, der
eine Theil kann nur als produktives Kapital fungiren unter der Bedin-
gung, dass ein andrer Theil in der Form von Waaren- oder Geldkapital
der eigentlichen Produktion entzogen bleibt. Indem dies übersehn wird,
wird überhaupt die Bedeutung und Rolle des Geldkapitals übersehn.
Wir haben jetzt zu untersuchen, welche Verschiedenheit im Umschlag
sich herausstellt, jenachdem die beiden Abschnitte der Umschlagsperiode
— Arbeitsperiode und Cirkulationsperiode — einander gleich sind, oder
die Arbeitsperiode grösser oder kleiner als die Cirkulationsperiode ist, und
ferner, wie dies auf die Bindung von Kapital in der Form Geldkapital wirkt.
Wir nehmen an, dass das wöchentlich vorzuschiessende Kapital in
allen Fällen 100 £, und die Umschlagsperiode 9 Wochen sei, also das
für jede Umschlagsperiode vorzuschiessende Kapital = 900 £.
I. Arbeitsperiode gleich der Cirkulationsperiode.
Dieser Fall, obgleich in der Wirklichkeit nur zufällige Ausnahme,
muss als Ausgangspunkt für die Betrachtung dienen, weil hier die Ver-
hältnisse sich am einfachsten und handgreiflichsten darstellen.
Die zwei Kapitale (Kapital I, das für die erste Arbeitsperiode vor-
geschossen, und Zusatzkapital II, das während der Cirkulationsperiode
von Kapital I fungirt) lösen sich in ihren Bewegungen ab ohne sich zu
durchkreuzen. Mit Ausnahme der ersten Periode ist daher auch jedes
der beiden Kapitale nur für seine eigne Umschlagsperiode vorgeschossen.
Die Umschlagsperiode sei, wie in den folgenden Beispielen, 9 Wochen,
Arbeitsperiode und Umlaufsperiode also je 4½ Woche. Dann haben wir
folgendes Jahresschema:
[251]Tabelle I.
Kapital I:
Kapital II:
Innerhalb der 50 Wochen, die wir hier als Jahr annehmen, hat
Kapital I sechs volle Arbeitsperioden absolvirt, also für 6 × 450 =
2700 £, und Kapital II in fünf vollen Arbeitsperioden für 5 × 450
= 2250 £ Waaren producirt. Dazu hat Kapital II in den letzten 1½
Wochen des Jahrs (Mitte der 50. bis Ende der 51. Woche) noch für
150 £ producirt — Gesammtprodukt in 51 Wochen: 5100 £. In
Bezug auf unmittelbare Produktion von Mehrwerth, der nur während der
Arbeitsperiode producirt wird, hätte das Gesammtkapital von 900 £ also
5⅔ Mal umgeschlagen (5⅔ × 900 = 5100 £). Aber wenn wir
den wirklichen Umschlag betrachten, so hat Kapital I 5⅔ Mal umge-
schlagen, da es am Ende der 51. Woche noch 3 Wochen seiner sechsten
Umschlagsperiode zu absolviren hat; 5⅔ × 450 = 2550 £; und
[252] Kapital II 5⅙ Mal, da es erst 1½ Woche seiner sechsten Umschlags-
periode vollendet hat, also noch 7½ Woche davon ins nächste Jahr
fallen; 5⅙ × 450 = 2325 £; wirklicher Gesammtumschlag = 4875 £.
Betrachten wir Kapital I und Kapital II als zwei gegeneinander ganz
selbständige Kapitale. In ihren Bewegungen sind sie ganz selbständig;
diese Bewegungen ergänzen sich nur weil ihre Arbeits- und Cirkulations-
perioden einander direkt ablösen. Sie können als zwei ganz unabhängige,
verschiednen Kapitalisten gehörige Kapitale betrachtet werden.
Das Kapital I hat fünf vollständige und zwei Drittel seiner sechsten
Umschlagsperiode zurückgelegt. Es befindet sich am Ende des Jahres in
der Form von Waarenkapital, dem zu seiner normalen Realisirung noch
3 Wochen erforderlich sind. Während dieser Zeit kann es nicht in den
Produktionsprocess eingehn. Es fungirt als Waarenkapital: es cirkulirt.
Von seiner letzten Umschlagsperiode hat es nur ⅔ zurückgelegt. Dies
wird so ausgedrückt: es hat nur ⅔ Mal umgeschlagen, nur ⅔ seines
Gesammtwerths haben einen vollständigen Umschlag zurückgelegt. Wir
sagen: 450 £ legen ihren Umschlag in 9 Wochen zurück, also 300 £
in 6 Wochen. Bei dieser Ausdrucksweise werden die organischen Ver-
hältnisse zwischen den beiden specifisch verschiednen Bestandtheilen der
Umschlagszeit vernachlässigt. Der exakte Sinn davon, dass das vorge-
schossne Kapital von 450 £ 5⅔ Umschläge gemacht, ist nur, dass es
fünf Umschläge ganz und vom sechsten nur ⅔ zurückgelegt hat. Dagegen
hat der Ausdruck, dass das umgeschlagne Kapital = 5⅔ Mal das vor-
geschossne Kapital, also im obigen Fall = 5⅔ × 450 £ = 2550 £
das Richtige, dass, wenn dies Kapital von 450 £ nicht ergänzt wäre
durch ein andres Kapital von 450 £, in der That ein Theil davon sich
im Produktionsprocess, ein andrer im Cirkulationsprocess befinden müsste.
Soll die Umschlagszeit in der Masse des umgeschlagnen Kapitals ausgedrückt
werden, so kann sie immer nur in einer Masse von vorhandnem Werth (in
der That von fertigem Produkt) ausgedrückt werden. Der Umstand, dass
das vorgeschossne Kapital sich nicht in einem Zustand befindet, worin es
den Produktionsprocess von neuem eröffnen kann, drückt sich darin aus,
dass nur ein Theil davon sich im produktionsfähigen Zustand befindet, oder
dass, um sich im Zustand kontinuirlicher Produktion zu befinden, das
Kapital getheilt werden müsste in einen Theil, der sich beständig in der
Produktionsperiode und einen andern Theil, der sich beständig in der
[253] Cirkulationsperiode befände, je nach dem Verhältniss dieser Perioden zu
einander. Es ist dasselbe Gesetz, das die Masse des beständig fungiren-
den produktiven Kapitals bestimmt durch das Verhältniss der Umlaufszeit
zur Umschlagszeit.
Von Kapital II sind Ende der 51. Jahreswoche, die wir hier als
Jahresschluss annehmen, vorgeschossen 150 £ in der Produktion von
unfertigem Produkt. Ein fernrer Theil befindet sich in der Form von
flüssigem konstantem Kapital — Rohstoff etc. — d. h. in einer Form,
worin es als produktives Kapital im Produktionsprocess fungiren kann.
Aber ein dritter Theil befindet sich in Geldform, nämlich zum Mindesten
der Betrag des Arbeitslohns für den Rest der Arbeitsperiode (3 Wochen),
der aber erst Ende jeder Woche bezahlt wird. Obgleich nun dieser Theil
des Kapitals am Anfang des neuen Jahrs, also eines neuen Umschlags-
cyklus, sich nicht in der Form von produktivem Kapital befindet, sondern
in der von Geldkapital, in der es nicht in den Produktionsprocess eingehn
kann, so befindet sich dennoch bei Eröffnung des neuen Umschlags flüs-
siges variables Kapital, d. h. lebendige Arbeitskraft, im Produktionspro-
cess thätig. Diese Erscheinung kommt daher, dass die Arbeitskraft zwar
am Anfang der Arbeitsperiode, sage per Woche, gekauft und verbraucht,
aber erst Ende der Woche gezahlt wird. Das Geld wirkt hier als Zah-
lungsmittel. Es befindet sich daher einerseits als Geld noch in der Hand
des Kapitalisten, während andrerseits die Arbeitskraft, die Waare worin
es umgesetzt wird, sich schon im Produktionsprocess thätig befindet, der-
selbe Kapitalwerth hier also doppelt erscheint.
Betrachten wir bloss die Arbeitsperioden, so hat
- Kapital I producirt 6 × 450 = 2700 £
- „ II „ 5⅓ × 450 = 2400 £
- also zusammen 5⅔ × 900 = 5100 £.
Das vorgeschossne Gesammtkapital von 900 £ hat also 5⅔ Mal im Jahr
als produktives Kapital fungirt. Ob stets 450 £ im Produktionsprocess
und stets 450 £ im Cirkulationsprocess abwechselnd, oder ob 900 £
während je 4½ Woche im Produktionsprocess und währen der folgenden
4½ Wochen im Cirkulationsprocess fungiren, ist für die Produktion von
Mehrwerth einerlei.
Betrachten wir dagegen die Umschlagsperioden, so hat
[254]
- Kapital I 5⅔ × 450 = 2550 £
- „ II 5⅙ × 450 = 2325 £
- also das Gesammtkapital 5\frac{5}{12} × 900 = 4875 £
umgeschlagen. Denn der Umschlag des Gesammtkapitals ist gleich der
Summe der von I und II umgeschlagnen Beträge dividirt durch die Summe
von I und II.
Es ist zu bemerken, dass Kapital I und II, wenn sie selb-
ständig gegen einander wären, doch nur verschiedne selbständige
Theile des in derselben Produktionssphäre vorgeschossnen gesellschaft-
lichen Kapitals bilden würden. Bestände also das gesellschaftliche
Kapital innerhalb dieser Produktionssphäre nur aus I und II, so würde
für den Umschlag des gesellschaftlichen Kapitals in dieser Sphäre dieselbe
Rechnung gelten, die hier für die beiden Bestandtheile I und II desselben
Privatkapitals gilt. Weiter ausgedehnt kann jeder in einer besondren Pro-
duktionssphäre angelegte Theil des gesammten Gesellschaftskapitals so be-
rechnet werden. Schliesslich aber ist die Umschlagszahl des gesammten
gesellschaftlichen Kapitals gleich der Summe des in den verschiednen Pro-
duktionssphären umgeschlagnen Kapitals, dividirt durch die Summe des in
diesen Produktionssphären vorgeschossnen Kapitals.
Es ist ferner zu bemerken dass, wie hier in demselben Privatge-
schäft die Kapitale I und II, genau genommen, verschiedne Umschlags-
jahre haben (indem der Umschlagscyklus von Kapital II 4½ Woche
später beginnt als der von Kapital I, das Jahr von I daher 4½ Woche
früher abläuft als das von II) so auch die verschiednen Privatkapitale in
derselben Produktionssphäre ihre Geschäfte in ganz verschiednen Zeitab-
schnitten beginnen und ihren Jahresumschlag daher auch zu verschiednen
Zeiten im Jahr vollenden. Dieselbe Durchschnittsrechnung, die wir oben
für I und II anwandten, reicht auch hier aus, um die Umschlagsjahre
der verschiednen selbständigen Theile des gesellschaftlichen Kapitals auf
ein einheitliches Umschlagsjahr zu reduciren. —
II. Arbeitsperiode größer als Cirkulationsperiode.
Es durchkreuzen sich die Arbeits- und Umschlagsperioden der Ka-
pitale I und II, statt einander abzulösen. Gleichzeitig findet hier Frei-
setzung von Kapital statt, was bei dem bisher betrachteten Fall nicht
vorkam.
[255]
Es ändert dies aber nichts daran, dass nach wie vor 1) die Zahl
der Arbeitsperioden des vorgeschossnen Gesammtkapitals gleich ist der
Summe des Werths des Jahresprodukts beider vorgeschossnen Kapitaltheile,
dividirt durch das vorgeschossne Gesammtkapital, und 2) die Umschlags-
zahl des Gesammtkapitals gleich ist der Summe der beiden umge-
schlagnen Beträge, dividirt durch die Summe der beiden vorgeschossnen
Kapitale. Wir müssen auch hier beide Kapitaltheile so betrachten als
vollzögen sie von einander ganz unabhängige Umschlagsbewegungen.
Wir nehmen also wieder an, dass wöchentlich 100 £ im Arbeits-
process vorzuschiessen sind. Die Arbeitsperiode daure 6 Wochen, bean-
spruche also jedesmal 600 £ Vorschuss (Kapital I). Die Cirkulations-
periode 3 Wochen; also Umschlagsperiode, wie oben, 9 Wochen. Ein
Kapital II von 300 £ trete ein während der dreiwöchentlichen Cirku-
lationsperiode von Kapital I. Betrachten wir beide als von einander un-
abhängige Kapitale, so stellt sich das Schema des Jahresumschlags
wie folgt:
Tabelle II.
Kapital I, 600 £:
[256]Zusatzkapital II, 300 £.
Der Produktionsprocess geht das ganze Jahr durch ununterbrochen auf
derselben Stufenleiter vor sich. Die beiden Kapitale I und II bleiben
vollständig getrennt. Aber um sie so getrennt darzustellen, mussten wir
ihre wirklichen Kreuzungen und Verschlingungen zerreissen, und dadurch
auch die Umschlagszahl ändern. Nach obiger Tabelle nämlich schlüge
- Kapital I 5⅔ × 600 = 3400 £ um, und
- „ II 5 × 300 = 1500 „
- also das Gesammtkapital 5\frac{4}{9} × 900 = 4900 £ um.
Dies stimmt aber nicht, weil, wie wir sehn werden, die wirklichen Pro-
duktions- und Cirkulationsperioden nicht absolut zusammenfallen mit
denen des obigen Schemas, worin es hauptsächlich darauf ankam, die
beiden Kapitale I und II als von einander unabhängige erscheinen
zu lassen.
In Wirklichkeit nämlich hat Kapital II keine von der des Kapital I
getrennte, besondre Arbeits- und Cirkulationsperiode. Die Arbeitsperiode
ist 6 Wochen, die Cirkulationsperiode 3 Wochen. Da Kapital II nur
= 300 £, kann es nur Theil einer Arbeitsperiode ausfüllen. Dies ist
der Fall. Ende der 6. Woche tritt ein Produktenwerth von 600 £ in
Cirkulation, und fließt Ende der 9. Woche in Geld zurück. Damit tritt
Anfang der 7. Woche das Kapital II in Thätigkeit und deckt die Be-
dürfnisse der nächsten Arbeitsperiode für die 7—9. Woche. Nun aber
ist nach unsrer Annahme Ende der 9. Woche die Arbeitsperiode nur
halb abgemacht. Es tritt also Anfang der 10. Woche das soeben zurück-
geflossne Kapital I von 600 £ wieder in Thätigkeit und füllt mit
[257] 300 £ die für die 10—12. Woche nöthigen Vorschüsse aus. Damit
ist die zweite Arbeitsperiode erledigt. Es befindet sich ein Produkten-
werth von 600 £ in Cirkulation und wird Ende der 15. Woche zurück-
fließen; daneben aber sind 300 £, der Betrag des ursprünglichen Ka-
pitals II, freigesetzt und können in der ersten Hälfte der folgenden Ar-
beitsperiode, also in der 13—15. Woche, fungiren. Nach deren Ablauf
fließen dann wieder die 600 £ zurück; 300 £ davon reichen bis zum
Schluss der Arbeitsperiode, 300 £ bleiben für die folgende freigesetzt.
Die Sache verläuft also wie folgt:
- I. Umschlagsperiode: 1—9. Woche.
- 1. Arbeitsperiode: 1—6. Woche. Kapital I, 600 £, fungirt.
- 1. Cirkulationsperiode: 7—9. Woche. Ende der 9. Woche fließen
600 £ zurück.
- II. Umschlagsperiode: 7—15. Woche.
- 2. Arbeitsperiode: 7—12. Woche.
- Erste Hälfte: 7—9. Woche. Kapital II, 300 £, fungiren.
Ende der 9. Woche fliessen 600 £ in Geld zurück (Kapital I). - Zweite Hälfte: 10—12. Woche. 300 £ von Kapital I fungiren.
Die andern 300 £ von Kapital I bleiben freigesetzt.
- Erste Hälfte: 7—9. Woche. Kapital II, 300 £, fungiren.
- 2. Cirkulationsperiode: 13—15. Woche.
Ende der 15. Woche fließen 600 £ (halb aus Kapital I, halb
aus Kapital II gebildet) in Gold zurück.
- 2. Arbeitsperiode: 7—12. Woche.
- III. Umschlagsperiode: 13—21. Woche.
- 3. Arbeitsperiode: 13—18. Woche.
- Erste Hälfte: 13—15. Woche. Die freigesetzten 300 £ treten
in Funktion. Ende der 15. Woche fließen 600 £ in Geld
zurück. - Zweite Hälfte: 16—18. Woche. Von den zurückgeflossnen
600 £ fungiren 300 £, die andern 300 £ bleiben wieder
freigesetzt.
- Erste Hälfte: 13—15. Woche. Die freigesetzten 300 £ treten
- 3. Cirkulationsperiode: 19—21. Woche, an deren Schluss wieder
600 £ in Geld zurückfließen; in diesen 600 £ sind Kapital I
und Kapital II jetzt ununterscheidbar verschmolzen.
- 3. Arbeitsperiode: 13—18. Woche.
Auf diese Weise ergeben sich acht volle Umschlagsperioden eines
Kapitals von 600 £ (I: 1—9. Woche; II: 7—15.; III: 13—21.;
IV: 19—27.; V:25—33.; VI: 31—39.; VII: 37—45.; VIII: 43—51.
Marx, Kapital II 17
[258] Woche) bis Ende der 51. Woche. Da aber die 49—51. Woche auf die
achte Cirkulationsperiode fallen, müssen während derselben die 300 £
freigesetztes Kapital eintreten und die Produktion im Gang halten. Damit
stellt sich der Umschlag am Ende des Jahres wie folgt: 600 £ haben
ihren Kreislauf achtmal vollendet, macht 4800 £. Dazu kommt das
Produkt der letzten 3 Wochen (49—51.), das aber erst ein Drittel
seines Kreislaufs von 9 Wochen zurückgelegt hat, also in der Umschlags-
summe nur für ein Drittel seines Betrags, mit 100 £ zählt. Wenn also
das Jahresprodukt von 51 Wochen = 5100 £, so ist das umgeschlagne
Kapital nur 4800 + 100 = 4900 £; das vorgeschossne Gesammt-
kapital von 900 £ hat also 5\frac{4}{9} Mal umgeschlagen, also um eine Kleinig-
keit mehr als unter Fall I.
In dem vorliegenden Beispiel war ein Fall unterstellt, wo die Ar-
beitszeit = ⅔, die Umlaufszeit = ⅓ der Umschlagsperiode, also die
Arbeitszeit ein einfaches Multipel der Umlaufszeit ist. Es fragt sich, ob
die oben konstatirte Freisetzung von Kapital auch stattfindet wenn dies
nicht der Fall.
Nehmen wir Arbeitsperiode = 5 Wochen, Umlaufszeit = 4 Wochen,
Kapitalvorschuss per Woche 100 £.
- I. Umschlagsperiode; 1—9. Woche.
- 1. Arbeitsperiode: 1—5. Woche. Kapital I = 500 £ fungirt.
- 1. Cirkulationsperiode: 6—9. Woche. Ende der 9. Woche fliessen
500 £ in Geld zurück.
- II. Umschlagsperiode: 6—14. Woche.
- 2. Arbeitsperiode: 6—10. Woche.
- Erster Abschnitt: 6—9. Woche. Kapital II = 400 £ fungirt.
Ende der 9. Woche fliesst Kapital I = 500 £ in Geld zurück. - Zweiter Abschnitt: 10. Woche. Von den zurückgeflossnen 500 £
fungiren 100 £. Die übrigen 400 £ bleiben freigesetzt
für die folgende Arbeitsperiode.
- Erster Abschnitt: 6—9. Woche. Kapital II = 400 £ fungirt.
- 2. Cirkulationsperiode: 11—14. Woche. Am Ende der 14. Woche
fliessen 500 £ in Geld zurück.
- 2. Arbeitsperiode: 6—10. Woche.
Bis zu Ende der 14. Woche (11—14.) fungiren die oben frei-
gesetzten 400 £; 100 £ aus den alsdann zurückgeflossnen 500 £
kompletiren den Bedarf für die dritte Arbeitsperiode (11—15. Woche),
sodass wiederum 400 £ für die vierte Arbeitsperiode freigesetzt werden.
[259] Dasselbe Phänomen wiederholt sich in jeder Arbeitsperiode; bei ihrem Be-
ginn findet sie 400 £ vor, die für die ersten 4 Wochen reichen. Ende
der 4. Woche fliessen 500 £ in Geld zurück, von denen nur 100 £
für die letzte Woche benöthigt sind, die übrigen 400 £ für die nächste
Arbeitsperiode freigesetzt bleiben.
Nehmen wir ferner eine Arbeitsperiode von 7 Wochen, mit Kapital I
von 700 £; eine Umlaufszeit von 2 Wochen mit Kapital II von 200 £.
Dann dauert die erste Umschlagsperiode von 1—9. Woche, davon
erste Arbeitsperiode 1—7. Woche, mit Vorschuss von 700 £, und erste
Cirkulationsperiode 8—9. Woche. Ende der 9. Woche fliessen die 700 £
in Geld zurück.
Die zweite Umschlagsperiode 8—16. Woche, umschliesst die zweite
Arbeitsperiode 8—14. Woche. Davon ist der Bedarf für 8. und 9.
Woche gedeckt durch Kapital II. Ende der 9. Woche fliessen obige
700 £ zurück; davon werden verbraucht bis Schluss der Arbeitsperiode
(10—14. Woche) 500 £. Bleiben 200 £ freigesetzt für die nächst-
folgende Arbeitsperiode. Die zweite Umlaufsperiode dauert 15—16.
Woche; Ende der 16. Woche fliessen wieder 700 £ zurück. Von nun
an wiederholt sich in jeder Arbeitsperiode dieselbe Erscheinung. Der
Kapitalbedarf der ersten beiden Wochen ist gedeckt durch die am Schluss
der vorigen Arbeitsperiode freigesetzten 200 £; Ende der 2. Woche
fliessen 700 zurück; die Arbeitsperiode zählt aber nur noch 5 Wochen,
sodass sie nur 500 £ verbrauchen kann; es bleiben also stets 200 £
freigesetzt für die nächste Arbeitsperiode.
Es stellt sich also heraus, dass in unserm Fall, wo die Arbeits-
periode grösser angenommen als die Umlaufsperiode, unter allen Umstän-
den am Schluss einer jeden Arbeitsperiode sich ein Geldkapital freigesetzt
findet, welches von gleicher Grösse ist wie das für die Cirkulationsperiode
vorgeschossne Kapital II. In unsern drei Beispielen war Kapital II im
ersten = 300 £, im zweiten = 400 £, im dritten = 200 £; dem
entsprechend war das am Schluss der Arbeitsperiode freigesetzte Kapital
je 300, 400, 200 £.
III. Arbeitsperiode kleiner als Umlaufsperiode.
Wir nehmen zunächst wieder an eine Umschlagsperiode von 9 Wochen;
davon Arbeitsperiode 3 Wochen, für welche disponibel Kapital I =
17*
[260] 300 £. Die Umlaufsperiode sei 6 Wochen. Für diese 6 Wochen ist ein
Zusatzkapital von 600 £ nöthig, das wir aber wieder in zwei Kapitale
von je 300 £ eintheilen können, wovon jedes eine Arbeitsperiode aus-
füllt. Wir haben dann drei Kapitale von je 300 £, wovon immer 300 £
in der Produktion beschäftigt sind, während 600 £ umlaufen.
Tabelle III.
Kapital I:
Kapital II:
Kapital III:
Wir haben hier das genaue Gegenbild von Fall I, nur mit dem
Unterschied, dass jetzt drei Kapitale einander ablösen statt zwei. Eine
Durchkreuzung oder Verschlingung der Kapitale findet nicht statt; jedes
einzelne kann bis zum Jahresschluss getrennt verfolgt werden. Ebenso-
wenig wie bei Fall I findet also eine Freisetzung von Kapital am Schluss
einer Arbeitsperiode statt. Kapital I ist ganz ausgelegt Ende der 3
Woche, fliesst ganz zurück Ende der 9., und tritt wieder in Funktion
Anfang der 10. Woche. Aehnlich mit Kapital II und III. Die regel-
mäßige und vollständige Ablösung schliesst jede Freisetzung aus.
Der Gesammtumschlag berechnet sich folgendermaßen:
- Kapital I 300 £ 5⅔ × = 1700 £
- „ II 300 „ 5⅓ × = 1600 „
- „ III 300 „ 5 × = 1500 „
- Gesammtkapital 900 £ 5⅓ × = 4800 £.
Nehmen wir jetzt auch ein Beispiel, wo die Umlaufsperiode nicht
ein genaues Vielfaches der Arbeitsperiode bietet; z. B. Arbeitsperiode 4
Wochen, Cirkulationsperiode 5 Wochen; die entsprechenden Kapitalbeträge
wären also Kapital I = 400 £, Kapital II = 400 £, Kapital III
= 100 £. Wir geben nur die ersten drei Umschläge.
Tabelle IV.
Kapital I:
Kapital II:
Kapital III:
Es findet hier in sofern Verschlingung der Kapitale statt, als die
Arbeitsperiode von Kapital III, das keine selbständige Arbeitsperiode hat,
weil es nur für eine Woche reicht, zusammenfällt mit der ersten Arbeits-
woche von Kapital I. Dafür aber findet sich am Schluss der Arbeits-
periode, sowohl von Kapital I wie von Kapital II, ein dem Kapital III
gleicher Betrag von 100 £ freigesetzt. Wenn nämlich Kapital III die
erste Woche der zweiten und aller folgenden Arbeitsperioden von Ka-
pital I ausfüllt und am Schluss dieser ersten Woche das ganze Kapital I,
400 £, zurückströmt, so bleibt für den Rest der Arbeitsperiode von Ka-
pital I nur eine Zeit von 3 Wochen und eine entsprechende Kapitalaus-
lage von 300 £. Die so freigesetzten 100 £ genügen dann für die
erste Woche der sich unmittelbar anschließenden Arbeitsperiode von Ka-
pital II; am Schluss dieser Woche fließt das ganze Kapital II mit
400 £ zurück; da aber die angebrochne Arbeitsperiode nur noch 300 £
absorbiren kann, so bleiben an deren Schluss wieder 100 £ freigesetzt;
und so weiter. Es findet also Freisetzung von Kapital am Schlusse der
Arbeitsperiode statt, sobald die Umlaufszeit nicht ein einfaches Multipel
der Arbeitsperiode bildet; und zwar ist dies freigesetzte Kapital gleich
dem Kapitaltheil, welcher den Ueberschuss der Cirkulationsperiode über
eine Arbeitsperiode oder über ein Multipel von Arbeitsperioden auszu-
füllen hat.
In allen untersuchten Fällen wurde angenommen, dass sowohl Ar-
beitsperiode wie Umlaufszeit das ganze Jahr hindurch in dem beliebigen,
hier betrachteten Geschäft dieselben bleiben. Diese Voraussetzung war
nöthig, wollten wir den Einfluss der Umlaufszeit auf Umschlag und Ka-
pitalvorschuss feststellen. Dass sie in der Wirklichkeit nicht in dieser
Unbedingtheit, und oft gar nicht gilt, ändert an der Sache nichts.
[263]
Wir haben in diesem ganzen Abschnitt nur die Umschläge des cir-
kulirenden Kapitals betrachtet, nicht die des fixen. Aus dem einfachen
Grund, weil die behandelte Frage nichts mit dem fixen Kapital zu thun
hat. Die im Produktionsprocess angewandten Arbeitsmittel etc. bilden
nur fixes Kapital, soweit ihre Gebrauchszeit länger dauert als die Um-
schlagsperiode des flüssigen Kapitals; soweit die Zeit, während deren diese
Arbeitsmittel fortfahren in beständig wiederholten Arbeitsprocessen zu
dienen, größer ist als die Umschlagsperiode des flüssigen Kapitals, also
= n Umschlagsperioden des flüssigen Kapitals ist. Ob die Gesammtzeit,
welche durch diese n Umschlagsperioden des flüssigen Kapitals gebildet
wird, länger oder kürzer ist, der Theil des produktiven Kapitals, der für
diese Zeit in fixem Kapital vorgeschossen war, wird innerhalb derselben
nicht von neuem vorgeschossen. Er fährt fort, in seiner alten Ge-
brauchsform zu fungiren. Der Unterschied ist nur der: je nach der ver-
schiednen Länge der einzelnen Arbeitsperiode jeder Umschlagsperiode
des flüssigen Kapitals, gibt das fixe Kapital größren oder geringren Theil
seines Originalwerths an das Produkt dieser Arbeitsperiode ab, und je
nach der Dauer der Cirkulationszeit einer jeden Umschlagsperiode fließt
dieser an das Produkt abgegebne Werththeil des fixen Kapitals rascher
oder langsamer in Geldform zurück. Die Natur des Gegenstands, den wir
in diesem Abschnitt behandeln — der Umschlag des cirkulirenden Theils
des produktiven Kapitals — geht aus der Natur dieses Kapitaltheils selbst
hervor. Das in einer Arbeitsperiode angewandte flüssige Kapital kann
nicht in einer neuen Arbeitsperiode angewandt werden, bevor es seinen
Umschlag vollendet, sich in Waarenkapital, aus diesem in Geldkapital,
und aus diesem wieder in produktives Kapital verwandelt hat. Um da-
her die erste Arbeitsperiode sofort durch eine zweite zu kontinuiren, muss
von neuem Kapital vorgeschossen und in die flüssigen Elemente des pro-
duktiven Kapitals verwandelt werden, und zwar in hinreichender Quantität,
um die durch die Cirkulationsperiode des für die erste Arbeitsperiode vor-
geschossnen flüssigen Kapitals entstehende Lücke auszufüllen. Daher der
Einfluss der Länge der Arbeitsperiode des flüssigen Kapitals auf die Be-
triebsstufenleiter des Arbeitsprocesses und auf die Theilung des vorge-
schossnen Kapitals, resp. auf Zuschuss von neuen Kapitalportionen. Dies
aber ist es gerade, was wir in diesem Abschnitt zu betrachten hatten.
[264]
IV. Resultate.
Aus der bisherigen Untersuchung ergibt sich:
A. Die verschiednen Portionen, worin das Kapital getheilt werden
muss, damit ein Theil desselben sich beständig in der Arbeitsperiode be-
finden kann, während andre Theile sich in der Cirkulationsperiode be-
finden — lösen sich ab, wie verschiedne selbständige Privatkapitale, in
zwei Fällen. 1) Wenn die Arbeitsperiode gleich der Cirkulationsperiode,
die Umschlagsperiode also in zwei gleiche Abschnitte getheilt ist. 2) Wenn
die Cirkulationsperiode länger ist als die Arbeitsperiode, aber zugleich ein
einfaches Multipel der Arbeitsperiode bildet, sodass eine Cirkulationsperiode
= n Arbeitsperioden, wo n eine ganze Zahl sein muss. In diesen Fällen
wird kein Theil des successiv vorgeschossnen Kapitals freigesetzt.
B. Dagegen in allen Fällen, wo 1) die Cirkulationsperiode größer
als die Arbeitsperiode, ohne ein einfaches Multipel derselben zu bilden, und
2) wo die Arbeitsperiode größer als die Cirkulationsperiode, wird ein
Theil des flüssigen Gesammtkapitals vom zweiten Umschlag an beständig
und periodisch am Schluss jeder Arbeitsperiode freigesetzt. Und zwar
ist dieses freigesetzte Kapital gleich dem für die Cirkulationsperiode vor-
geschossnen Theil des Gesammtkapitals, wenn die Arbeitsperiode größer
als die Cirkulationsperiode; und gleich dem Kapitaltheil, welcher den
Ueberschuss der Cirkulationsperiode über eine Arbeitsperiode oder über
ein Multipel von Arbeitsperioden auszufüllen hat, wenn die Cirkulations-
periode größer ist als die Arbeitsperiode.
C. Es folgt daraus, dass für das gesellschaftliche Gesammtkapital,
nach seinem flüssigen Theil betrachtet, die Freisetzung von Kapital die
Regel, die blosse Ablösung der successive im Produktionsprocess fungirenden
Kapitaltheile die Ausnahme bilden muss. Denn die Gleichheit von Arbeits-
periode und Cirkulationsperiode, oder die Gleichheit der Cirkulationsperiode
mit einem einfachen Multipel der Arbeitsperiode, diese regelmäßige Pro-
portionalität der zwei Bestandtheile der Umschlagsperiode hat mit der
Natur der Sache durchaus nichts zu thun und kann daher im ganzen und
grossen nur ausnahmsweise stattfinden.
Ein sehr bedeutender Theil des jährlich mehrmals umschlagenden,
gesellschaftlichen cirkulirenden Kapitals wird sich also während des jähr-
lichen Umschlagscyklus periodisch [in] der Form von freigesetztem Kapital
befinden.
[265]
Es ist ferner klar, dass, alle andern Umstände gleichbleibend ge-
setzt, die Grösse dieses freigesetzten Kapitals mit dem Umfang des Ar-
beitsprocesses oder mit der Stufenleiter der Produktion, also überhaupt mit
der Entwicklung der kapitalistischen Produktion wächst. In dem Falle
sub B. 2), weil das vorgeschossne Gesammtkapital wächst; in B. 1) weil
mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion die Länge der Cirku-
lationsperiode wächst, also auch die Umschlagsperiode in den Fällen wo
die Arbeitsperiode, ohne regelmäßiges Verhältniss der beiden Perioden.
Im ersten Fall hatten wir z B. 100 £ wöchentlich auszulegen.
Für sechswöchentliche Arbeitsperiode 600 £, für dreiwöchentliche Cirku-
lationsperiode 300 £, zusammen 900 £. Hier werden beständig 300 £
freigesetzt. Werden dagegen 300 £ wöchentlich ausgelegt, so haben wir
für die Arbeitsperiode 1800 £, für die Cirkulationsperiode 900 £; also
auch 900 £ statt 300 £ periodisch freigesetzt.
D. Das Gesammtkapital von z. B. 900 £ muss in zwei Theile
getheilt werden, wie oben 600 £ für die Arbeitsperiode und 300 £
für die Cirkulationsperiode. Der Theil, der wirklich im Arbeitsprocess
ausgelegt, wird dadurch um ein Drittel vermindert, von 900 £ auf
600 £, und daher die Produktionsleiter um ein Driitel reducirt. Andrer-
seits fungiren die 300 £ nur um die Arbeitsperiode kontinuirlich zu
machen, sodass in jeder Woche des Jahres 100 £ im Arbeitsprocess aus-
gelegt werden können.
Abstrakt genommen ist es dasselbe, ob 600 £ während 6 × 8
= 48 Wochen arbeiten (Produkt = 4800 £), oder ob das ganze Ka-
pital von 900 £ während 6 Wochen im Arbeitsprocess ausgelegt wird
und dann während der Cirkulationsperiode von 3 Wochen brachliegt; im
letztern Fall würde es im Lauf der 48 Wochen 5⅓ × 6 = 32
Wochen arbeiten (Produkt = 5⅓ × 900 = 4800 £), und 16 Wochen
brachliegen. Aber abgesehn vom grössren Verderb des fixen Kapitals
während der Brache von 16 Wochen, und der Vertheurung der Arbeit,
die während des ganzen Jahres bezahlt werden muss, obgleich sie nur
einen Theil desselben wirkt, ist eine solche regelmäßige Unterbrechung
des Produktionsprocesses mit dem Betrieb der modernen grossen Industrie
überhaupt unvereinbar. Diese Kontinuität ist selbst eine Produktivkraft
der Arbeit.
[266]
Sehn wir uns nun das freigesetzte, in der That suspendirte Kapital
näher an, so zeigt sich, dass ein bedeutender Theil desselben stets die
Form von Geldkapital besitzen muss. Bleiben wir bei dem Beispiel:
Arbeitsperiode 6 Wochen, Cirkulationsperiode 3 Wochen, Auslage per
Woche 100 £. In der Mitte der zweiten Arbeitsperiode, Ende der 9.
Woche, fliessen 600 £ zurück, von denen nur 300 £ während des
Rests der Arbeitsperiode anzulegen sind. Ende der zweiten Arbeitsperiode
werden also 300 £ davon freigesetzt. In welchem Zustand befinden sich
diese 300 £? Wir wollen annehmen, dass ⅓ für Arbeitslohn, ⅔ für
Roh- und Hülfsstoffe auszulegen sind. Von den zurückgeflossnen 600 £
befinden sich also 200 £ für Arbeitslohn in Geldform, und 400 £ in
der Form von produktivem Vorrath, in der Form von Elementen des
konstanten flüssigen produktiven Kapitals. Da aber für die zweite Hälfte
der Arbeitsperiode II nur die Hälfte dieses produktiven Vorraths erheischt
ist, befindet sich die andre Hälfte während 3 Wochen in der Form von
überschüssigem, d. h. von über eine Arbeitsperiode überschüssigem pro-
duktiven Vorrath. Der Kapitalist weiss aber, dass er von diesem Theil
(= 400 £) des zurückfliessenden Kapitals nur die Hälfte = 200 £
für die laufende Arbeitsperiode braucht. Es wird also von den Markt-
verhältnissen abhängen, ob er diese 200 £ sofort wieder ganz oder nur
zum Theil in überschüssigen produktiven Vorrath verwandeln, oder sie
ganz oder theilweise in Erwartung günstigerer Marktverhältnisse als Geld-
kapital festhalten wird. Andrerseits versteht sich von selbst, dass der in
Arbeitslohn auszulegende Theil, = 200 £ in Geldform festgehalten wird.
Der Kapitalist kann die Arbeitskraft nicht wie das Rohmaterial im Waaren-
lager deponiren, nachdem er sie gekauft hat. Er muss sie dem Produk-
tionsprocess einverleiben und zahlt sie Ende der Woche. Von dem frei-
gesetzten Kapital von 300 £ werden also jedenfalls diese 100 £ die
Form von freigesetztem, d. h. nicht für die Arbeitsperiode nöthigem Geld-
kapital besitzen. Das in Form von Geldkapital freigesetzte Kapital muss
also mindestens gleich sein dem variablen, in Arbeitslohn ausgelegten
Kapitaltheil; im Maximum kann es das ganze freigesetzte Kapital um-
fassen. In der Wirklichkeit schwankt es beständig zwischen diesem Mini-
mum und Maximum.
Das so durch den blossen Mechanismus der Umschlagsbewegung frei-
gesetzte Geldkapital (neben dem durch den successiven Rückfluss des fixen
[267] Kapitals und dem in jedem Arbeitsprocess für variables Kapital nöthigem
Geldkapital) muss eine bedeutende Rolle spielen, sobald sich das Kredit-
system entwickelt, und muss zugleich eine der Grundlagen desselben bilden.
Nehmen wir in unserm Beispiel an, die Cirkulationszeit verkürze sich
von 3 Wochen auf 2. Dies sei nicht normal, sondern etwa Folge guter
Geschäftszeit, verkürzter Zahlungstermine etc. Das Kapital von 600 £,
das während der Arbeitsperiode ausgelegt worden, fliesst eine Woche früher
als nöthig zurück, es ist also für diese Woche freigesetzt. Es werden
ferner, wie vorher, in der Mitte der Arbeitsperiode 300 £ freigesetzt
(Theil jener 600 £) aber für 4 Wochen statt für 3. Es befinden sich
also auf dem Geldmarkt während einer Woche 600 £ und während 4
statt 3 Wochen 300 £. Da dies nicht nur einen Kapitalisten betrifft
sondern viele, und zu verschiednen Perioden in verschiednen Geschäfts-
zweigen sich ereignet, so erscheint hiermit mehr disponibles Geldkapital
auf dem Markt. Dauert dieser Zustand länger, so wird die Produktion
erweitert werden, wo dies zulässig; Kapitalisten, die mit geborgtem Kapital
arbeiten, werden weniger Nachfrage auf dem Geldmarkt ausüben, was
diesen ebensosehr erleichtert wie vermehrtes Angebot; oder endlich die
Summen, die für den Mechanismus überschüssig geworden sind, werden
definitiv auf den Geldmarkt hinausgeworfen.
In Folge der Kontraktion der Umschlagszeit von 3 auf 2 Wochen,
und daher der Umschlagsperiode von 9 auf 8 Wochen, wird ⅑ des vor-
geschossnen Gesammtkapitals überflüssig; die sechswöchentliche Arbeits-
periode kann nun mit 800 £ ebenso beständig in Gang gehalten werden
wie früher mit 900 £. Ein Werththeil des Waarenkapitals = 100 £,
einmal in Geld rückverwandelt, verharrt daher in diesem Zustand als Geld-
kapital, ohne weiter als Theil des für den Produktionsprocess vorgeschoss-
nen Kapitals zu fungiren. Während die Produktion auf gleichbleibender
Stufenleiter und zu sonst gleichbleibenden Bedingungen, wie Preisen etc.
fortgeführt wird, vermindert sich die Werthsumme des vorgeschossnen Ka-
pitals von 900 £ auf 800 £ der Rest von 100 £ des ursprünglich
vorgeschossnen Werths wird ausgeschieden in der Form von Geldkapital.
Als solches tritt es in den Geldmarkt ein und bildet zuschüssigen Theil
der hier fungirenden Kapitale.
Man ersieht hieraus, wie eine Plethora von Geldkapital entstehn
kann — und zwar nicht nur in dem Sinn, dass das Angebot von Geld-
[268] kapital grösser ist als die Nachfrage; dies ist immer nur eine relative
Plethora, die z. B. stattfindet in der „melancholischen Periode“, welche
nach Ende der Krise den neuen Cyklus eröffnet. Sondern in dem Sinn,
dass für die Betreibung des gesammten gesellschaftlichen Reproduktions-
processes (welcher den Cirkulationsprocess einschliesst) ein bestimmter
Theil des vorgeschossnen Kapitalwerths überflüssig und daher in der Form
von Geldkapital ausgeschieden ist; eine Plethora, entstanden bei gleich-
bleibender Stufenleiter der Produktion und gleichbleibenden Preisen durch
blosse Kontraktion der Umschlagsperiode. Es hat die Masse — grössre
oder kleinre — des in Cirkulation befindlichen Geldes hierauf nicht den
geringsten Einfluss gehabt.
Nehmen wir umgekehrt an, die Cirkulationsperiode verlängre sich,
sage von 3 Wochen zu 5. Dann findet schon beim nächsten Um-
schlag der Rückfluss des vorgeschossnen Kapitals um 2 Wochen
zu spät statt. Der letzte Theil des Produktionsprocesses dieser Ar-
beitsperiode kann nicht weiter geführt werden durch den Mechanismus
des Umschlags des vorgeschossnen Kapitals selbst. Bei längrer Dauer
dieses Zustandes könnte, wie im vorigen Fall Erweiterung, so hier Kon-
traktion des Produktionsprocesses — des Umfangs auf dem er betrieben —
eintreten. Um aber den Process auf derselben Stufenleiter fortzuführen,
müsste das vorgeschossne Kapital für die ganze Dauer dieser Verlängrung
der Cirkulationsperiode um \frac{2}{9} = 200 £ vermehrt werden. Dies Zu-
satzkapital kann nur dem Geldmarkt entnommen werden. Gilt die Ver-
läugerung der Cirkulationsperiode für einen oder mehrere grosse Geschäfts-
zweige, so kann sie daher einen Druck auf den Geldmarkt herbeiführen,
wenn nicht diese Wirkung durch Gegenwirkung von andrer Seite auf-
gehoben wird. Auch in diesem Fall ist sichtbar und handgreiflich, dass
dieser Druck, wie vorher jene Plethora, nicht das geringste zu thun
hatte mit einer Aenderung weder in den Preisen der Waaren, noch in
der Masse der vorhandnen Cirkulationsmittel.
[Die Fertigstellung dieses Kapitals für den Druck hat nicht geringe
Schwierigkeiten gemacht. So sattelfest Marx als Algebraiker war, so un-
geläufig blieb ihm das Rechnen mit Zahlen, namentlich das kaufmännische,
trotzdem ein dickes Konvolut Hefte existirt, worin er sämmtliche kauf-
männische Rechnungsarten selbst in vielen Exempeln durchgerechnet hat.
Aber Kenntniss der einzelnen Rechnungsarten und Uebung im alltäglichen
[269] praktischen Rechnen des Kaufmanns sind keineswegs dasselbe, und so ver-
wickelte er sich in den Umschlagsberechnungen der Art, dass neben Un-
vollendetem schließlich manches Unrichtige und Widersprechende herauskam.
Ich habe in den oben abgedruckten Tabellen nur das einfachste und arith-
metisch Richtige beibehalten, und zwar hauptsächlich aus folgendem Grund.
Die unsichern Resultate dieser mühsamen Rechnerei haben Marx
veranlasst, einem — nach meiner Ansicht — thatsächlich wenig wichtigen
Umstand eine unverdiente Wichtigkeit beizulegen. Ich meine das, was er
„Freisetzung“ von Geldkapital nennt. Der wirkliche Sachverhalt, unter
den oben angenommenen Voraussetzungen, ist dieser:
Einerlei, welches das Größenverhältniss von Arbeitsperiode und Um-
laufszeit, also das von Kapital I zu Kapital II, — nach Ablauf des ersten
Umschlags kehrt dem Kapitalisten, in regelmäßigen Intervallen von der
Länge der Arbeitsperiode, das für je eine Arbeitsperiode nöthige Kapital
— also eine Summe gleich Kapital I — in Geldform zurück.
Ist die Arbeitsperiode = 5 Wochen, Umlaufszeit = 4 Wochen,
Kapital I = 500 £, so fließt jedesmal eine Geldsumme von 500 £
zurück: Ende der 9., der 14., der 19., der 24., der 29. Woche u. s. w.
Ist die Arbeitsperiode = 6 Wochen, Umlaufszeit = 3 Wochen,
Kapital I = 600 £, so fließen je 600 £ zurück: Ende der 9., der
15., der 21., der 27., der 33. Woche u. s. w.
Endlich, ist die Arbeitsperiode = 4 Wochen, Umlaufszeit = 5
Wochen, Kapital I = 400 £, so erfolgt Rückfluss von je 400 £:
Ende der 9., der 13., der 17., der 21., der 25. Woche u. s. w.
Ob und wie viel von diesem zurückgeflossnen Geld für die laufende
Arbeitsperiode überschüssig, also freigesetzt ist, macht keinen Unterschied.
Es wird vorausgesetzt, dass die Produktion ununterbrochen auf dem lau-
fenden Maßstab vorangeht, und damit dies erfolge, muss das Geld vor-
handen sein, also rückfließen, ob „freigesetzt“ oder nicht. Wird die Pro-
duktion unterbrochen, so hört auch die Freisetzung auf.
Mit andern Worten: Es erfolgt allerdings Freisetzung von Geld, also
Bildung von latentem, nur potentiellem Kapital in Geldform; aber unter
allen Umständen und nicht nur unter den im Text näher präcisirten
speciellen Bedingungen; und sie erfolgt auf größerem als auf dem im
Text angenommenen Maßstab. Mit Beziehung auf das cirkulirende Ka-
pital I befindet sich der industrielle Kapitalist am Ende jeden Umschlags
[270] ganz in der Lage wie bei Errichtung des Geschäfts: er hat es wieder
ganz und auf einmal in der Hand, während er es nur allmälig wieder
in produktives Kapital verwandeln kann.
Worauf es im Text ankommt, ist der Nachweis, dass einerseits ein
beträchtlicher Theil des industriellen Kapitals stets in Geldform vor-
handen sein, andrerseits ein noch beträchtlicherer zeitweilig Geldform an-
nehmen muss. Dieser Nachweis wird durch diese meine zusätzlichen
Bemerkungen höchstens verstärkt. — F. E.]
V. Wirkung von Preiswechsel.
Wir haben eben unterstellt gleichbleibende Preise, gleichbleibende
Stufenleiter der Produktion auf der einen Seite, Kontraktion oder Expansion
der Cirkulationszeit auf der andern. Unterstellen wir jetzt dagegen gleich-
bleibende Größe der Umschlagsperiode, gleichbleibende Stufenleiter der
Produktion, aber auf der andern Seite Preiswechsel, d. h. Fall oder Steigen im
Preis von Rohmaterialien, Hülfsstoffen und Arbeit, oder der beiden ersten dieser
Elemente. Gesetzt, der Preis von Roh- und Hülfsstoffen, sowie der Arbeitslohn,
falle um die Hälfte. Es wären dann also in unserm Beispiel wöchentlich 50 £
statt 100 £, und für die neunwöchentliche Umschlagsperiode 450 £ statt
900 £ vorgeschossnes Kapital nöthig. 450 £ des vorgeschossnen Ka-
pitalwerths werden ausgeschieden zunächst als Geldkapital, aber der Pro-
duktionsprocess auf derselben Stufenleiter und mit derselben Umschlags-
periode und der frühern Theilung derselben werde fortgesetzt. Auch die
jährliche Produktmasse bleibt dieselbe, aber ihr Werth ist um die Hälfte
gefallen. Weder eine Beschleunigung im Umlauf, noch eine Aenderung
in der Masse des cirkulirenden Geldes hat diesen Wechsel hervorgebracht,
der auch von einem Wechsel in Angebot und Nachfrage von Geldkapital
begleitet ist. Umgekehrt. Der Fall im Werth, resp. Preis, der Elemente
des produktiven Kapitals um die Hälfte hätte zuerst die Wirkung, dass
ein um die Hälfte verminderter Kapitalwerth für das nach wie vor auf
gleicher Stufenleiter fortgeführte Geschäft X vorgeschossen, also auch nur
die Hälfte Geld von Seiten des Geschäfts X auf den Markt zu werfen
wäre, da das Geschäft X diesen Kapitalwerth zunächst in der Form von
Geld, d. h. als Geldkapital vorschiesst. Die in Cirkulation geworfne
Geldmasse hätte abgenommen, weil die Preise der Produktionselemente ge-
fallen. Dies wäre die erste Wirkung.
[271]
Zweitens aber: Die Hälfte des ursprünglich vorgeschossnen Kapital-
werths von 900 £ = 450 £, die a) abwechselnd die Form von Geld-
kapital, produktivem Kapital und Waarenkapital durchlief, b) sich gleich-
zeitig beständig nebeneinander zum Theil in der Form von Geldkapital,
zum Theil in der von produktivem Kapital, und zum Theil in der von
Waarenkapital befand, würde ausgeschieden aus dem Kreislauf des Ge-
schäfts X und daher als zuschüssiges Geldkapital auf den Geldmarkt
treten, als zuschüssiger Bestandtheil auf ihn wirken. Diese freigesetzten
450 £ Geld wirken als Geldkapital, nicht weil sie zur Betreibung des
Geschäfts X überschüssig gewordnes Geld sind, sondern weil sie Bestand-
theil des Original - Kapitalwerths sind, daher als Kapital fortwirken und
nicht als blosses Cirkulationsmittel verausgabt werden sollen. Die nächste
Form, sie als Kapital wirken zu lassen, ist sie als Geldkapital auf den
Geldmarkt zu werfen. Andrerseits könnte auch die Stufenleiter der Pro-
duktion (abgesehn vom fixen Kapital) verdoppelt werden. Mit demselben
vorgeschossnen Kapital von 900 £ würde dann ein Produktionsprocess
von doppeltem Umfang betrieben.
Stiegen andrerseits die Preise der flüssigen Elemente des produk-
tiven Kapitals um die Hälfte, so wären statt 100 £ wöchentlich 150 £
nöthig, also statt 900 £ vielmehr 1350 £. 450 £ zuschüssiges
Kapital wäre nöthig, um das Geschäft auf derselben Stufenleiter zu be-
treiben, und dies würde pro tanto, je nach dem Stand des Geldmarkts,
einen grössren oder geringren Druck auf ihn ausüben. Wäre alles auf
ihm disponible Kapital schon verlangt, so entstände erhöhte Konkurrenz
um disponibles Kapital. Läge ein Theil desselben brach, so würde er
pro tanto in Aktivität gerufen.
Aber es kann auch drittens, bei gegebner Stufenleiter der Produk-
tion, gleichbleibender Umschlagsgeschwindigkeit und gleichbleibendem
Preise der Elemente des flüssigen produktiven Kapitals, der Preis der
Produkte des Geschäft X fallen oder steigen. Fällt der Preis der vom
Geschäft X gelieferten Waaren, so sinkt der Preis seines Waarenkapitals
von 600 £, die es beständig in Cirkulation warf, z. B. auf 500 £.
Ein Sechstel vom Werth des vorgeschossnen Kapitals fliesst also nicht
aus dem Cirkulationsprocess zurück (der im Waarenkapital steckende
Mehrwerth bleibt hier ausser Frage); es geht in demselben verloren. Aber
da der Werth, resp. Preis, der Produktionselemente derselbe bleibt, reicht
[272] dieser Rückfluss von 500 £ nur hin, um ⅚ des beständig im Pro-
duktionsprocess beschäftigten Kapitals von 600 £ zu ersetzen. Es müssten
also 100 £ zuschüssiges Geldkapital verausgabt werden, um die Produk-
tion auf derselben Stufenleiter fortzusetzen.
Umgekehrt: Stiege der Preis der Produkte des Geschäfts X, so der
Preis des Waarenkapitals von 600 £ auf z. B. 700 £. Ein Siebentel
seines Preises = 100 £ kommt nicht aus dem Produktionsprocess her,
ist nicht in ihm vorgeschossen worden, sondern fliesst aus dem Cirku-
lationsprocess her. Es sind aber nur 600 £ nöthig, um die produktiven
Elemente zu ersetzen; also Freisetzung von 100 £.
Die Untersuchung der Ursachen, warum im ersten Fall die Um-
schlagsperiode sich abkürzt oder verlängert, im zweiten Fall die Preise
von Rohmaterial und Arbeit, im dritten Fall die Preise der gelieferten
Produkte steigen oder fallen, gehört nicht in den Kreis der bisherigen
Untersuchung.
Was aber wohl hierher gehört ist dies:
I. Fall. Gleichbleibende Produktionsleiter, gleichblei-
bende Preise der Produktionselemente und Produkte, Wechsel
in der Cirkulations- und daher der Umschlagsperiode.
Nach Voraussetzung unsers Beispiels wird durch Verkürzung der
Cirkulationsperiode ⅑ weniger vorgeschossnes Gesammtkapital nöthig, das
letztre daher von 900 £ auf 800 £ reducirt und 100 £ Geldkapital
ausgeschieden.
Das Geschäft X liefert nach wie vor dasselbe sechswöchentliche
Produkt mit demselben Werth von 600 £, und da das ganze Jahr hin-
durch ununterbrochen gearbeitet wird, liefert es in 51 Wochen dieselbe
Masse Produkt zum Werth von 5100 £. Also in Bezug auf die Massen
und den Preis des Produkts, den das Geschäft in die Cirkulation wirft,
besteht keine Verändrung, auch nicht in Bezug auf die Termine, in
welchen es das Produkt auf den Markt wirft. Aber es sind 100 £
ausgeschieden, weil durch Verkürzung der Cirkulationsperiode der Process
mit nur 800 £ Vorschusskapital gesättigt ist, statt vorher mit 900 £.
Die 100 £ ausgeschiednes Kapital existiren in der Form von Geldkapital.
Sie repräsentiren aber keineswegs den Theil des vorgeschossnen Kapitals,
der beständig in der Form von Geldkapital fungiren müsste. Unterstellen
wir, von dem vorgeschossnen flüssigen Kapital I = 600 £ würden ⅘
[273] beständig in Produktionsmaterialien ausgelegt, = 480 £, und ⅕ =
120 £ in Arbeitslohn. Also wöchentlich 80 £ in Produktionsstoffen,
20 £ in Arbeitslohn. Kapital II = 300 £ muss also ebenfalls ge-
theilt werden in ⅘ = 240 £ für Produktionsstoffe und ⅕ = 60 £
für Arbeitslohn. Das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital muss stets in
Geldform vorgeschossen werden. Sobald das Waarenprodukt zum Werth-
betrag von 600 £ in Geldform rückverwandelt, verkauft ist, können
davon 480 £ im Produktionsstoffe (in produktiven Vorrath) verwandelt
werden, aber 120 £ behalten ihre Geldform, um zur Zahlung des Ar-
beitslohns für 6 Wochen zu dienen. Diese 120 £ sind das Minimum
des zurückfliessenden Kapitals von 600 £, welches stets in der Form
von Geldkapital erneuert und ersetzt werden, und daher stets als in Geld-
form fungirender Theil des vorgeschossnen Kapitals vorhanden sein muss.
Wenn nun von dem periodisch für drei Wochen freigesetzten und
ebenfalls in 240 £ produktiven Vorrath und 60 £ Arbeitslohn spalt-
baren 300 £ durch Verkürzung der Umlaufszeit 100 £ in der Form
von Geldkapital ausgeschieden, ganz aus dem Mechanismus des Umschlags
herausgeworfen werden — wo kommt das Geld für diese 100 £ Geld-
kapital her? Nur zum fünften Theil bestehn sie aus periodisch innerhalb
der Umschläge freigesetztem Geldkapital. Aber ⅘ = 80 £ sind bereits
ersetzt durch zuschüssigen Produktionsvorrath zu demselben Werth. In
welcher Weise wird dieser zuschüssige Produktionsvorrath in Geld ver-
wandelt, und wo kommt das Geld zu diesem Umsatz her?
Ist die Verkürzung der Umlaufszeit einmal eingetreten, so werden von
den obigen 600 £ statt 480 £ nur 400 £ in Produktionsvorrath rückver-
wandelt. Die übrigen 80 £ werden in ihrer Geldform festgehalten und
bilden mit den obigen 20 £ für Arbeitslohn die 100 £ ausgeschiednes
Kapital. Obgleich diese 100 £ vermittelst des Kaufs der 600 £
Waarenkapital aus der Cirkulation herkommen und ihr jetzt entzogen
werden, indem sie nicht wieder in Arbeitslohn und Produktionselementen
ausgelegt werden, so ist nicht zu vergessen, dass sie in Geldform wieder
in derselben Form sind worin sie ursprünglich in die Cirkulation ge-
worfen wurden. Anfänglich wurden 900 £ Geld in Produktionsvorrath
und Arbeitslohn ausgelegt. Um denselben Produktionsprocess auszuführen
sind jetzt nur noch 800 £ nöthig. Die hiermit in Geldform ausge-
schiednen 100 £ bilden jetzt ein neues, Aulage suchendes Geldkapital,
Marx, Kapital II. 18
[274] einen neuen Bestandtheil des Geldmarkts. Sie befanden sich zwar perio-
disch schon früher in der Form von freigesetztem Geldkapital und von
zuschüssigem Produktivkapital, aber diese latenten Zustände selbst waren
Bedingung für die Ausführung, weil für die Kontinuität, des Produktions-
processes. Jetzt sind sie nicht mehr dazu nöthig und bilden deswegen
neues Geldkapital und einen Bestandtheil des Geldmarkts, obgleich sie
durchaus weder ein zuschüssiges Element des vorhandnen gesellschaft-
lichen Geldvorraths bilden (denn sie existirten beim Beginn des Geschäfts
und wurden durch es in die Cirkulation geworfen) noch einen neuakku-
mulirten Schatz.
Diese 100 £ sind jetzt in der That der Cirkulation entzogen, so-
weit sie ein Theil des vorgeschossnen Geldkapitals sind, der nicht mehr
in demselben Geschäft angewandt wird. Aber diese Entziehung ist nur
möglich, weil die Verwandlung des Waarenkapitals in Geld und dieses
Geldes in produktives Kapital, W' — G — W, um eine Woche beschleu-
nigt, also auch der Umlauf des in diesem Process thätigen Geldes be-
schleunigt ist. Sie sind ihr entzogen, weil sie nicht mehr zum Umschlag
des Kapitals X nöthig.
Es ist hier angenommen, dass das vorgeschossne Kapital seinem
Anwender gehört. Wäre es geborgt, so änderte das nichts. Mit der
Verkürzung der Umlaufszeit hätte er statt 900 £ nur noch 800 £
geborgtes Kapital nöthig. 100 £ dem Borger zurückgegeben, bilden
nach wie vor 100 £ neues Geldkapital, nur in der Hand von Y statt
in der Hand von X. Erhält ferner Kapitalist X seine Produktionsstoffe
zum Werth von 480 £ auf Kredit, sodass er nur 120 £ in Geld für
Arbeitslohn selbst vorzuschiessen hat, so würde er jetzt für 80 £ we-
niger Produktionstoffe auf Kredit zu beziehn haben, diese also überschüs-
siges Waarenkapital für den Kredit gebenden Kapitalisten bilden, während
Kapitalist X 20 £ in Geld ausgeschieden hätte.
Der zuschüssige Produktionsvorrath ist jetzt reducirt um ⅓. Er
war, als ⅘ von 300 £, dem zuschüssigen Kapital II, = 240 £, er
ist jetzt nur = 160 £; d. h. zuschüssiger Vorrath für 2 Wochen statt
für 3. Er wird jetzt alle 2 Wochen erneuert statt alle 3, aber auch
nur für 2 Wochen statt für 3. Die Einkäufe, z. B. auf dem Baum-
wollmarkt, wiederholen sich so häufiger und in kleineren Portionen. Die-
selbe Portion Baumwolle wird dem Markt entzogen, denn die Masse des
[275] Produkts bleibt gleich. Aber die Entziehung vertheilt sich anders in der
Zeit und über mehr Zeit. Nehmen wir z. B. an, es handle sich um 3
Monate und um 2; der Jahreskonsum an Baumwolle sei 1200 Ballen.
Im ersten Fall werden verkauft:
- 1. Januar 300 Ballen, bleiben auf Lager 900 Ballen
- 1. April 300 „ „ „ „ 600 „
- 1. Juli 300 „ „ „ „ 300 „
- 1. Oktober 300 „ „ „ „ 0 „
Dagegen im zweiten Fall:
- 1. Januar verkauft 200, auf Lager 1000 Ballen
- 1. März „ 200, „ „ 800 „
- 1. Mai „ 200, „ „ 600 „
- 1. Juli „ 200, „ „ 400 „
- 1. September „ 200, „ „ 200 „
- 1. November „ 200, „ „ 0 „
Also fließt das in Baumwolle angelegte Geld erst einen Monat später
vollständig zurück, im November statt im Oktober. Wenn also durch die
Verkürzung der Umlaufszeit, und damit des Umschlags, ⅑ des vorge-
schossnen Kapitals = 100 £ ausgeschieden wird in der Form von Geld-
kapital, und wenn diese 100 £ sich zusammensetzten aus 20 £ pe-
riodisch überschüssigem Geldkapital für Zahlung des Wochenlohns, und
aus 80 £, die als periodisch überschüssiger Produktionsvorrath für eine
Woche existirten, — so entspricht mit Bezug auf diese 80 £ dem ver-
ringerten überschüssigen Produktionsvorrath auf Seite des Fabrikanten der
vergrößerte Waarenvorrath auf Seite des Baumwollhändlers. Dieselbe
Baumwolle liegt ebensoviel länger auf seinem Lager als Waare, als sie
kürzer auf dem Lager des Fabrikanten als Produktionsvorrath liegt.
Bisher nahmen wir an, die Verkürzung der Umlaufszeit im Geschäft
X rühre daher, dass X seine Waare rascher verkauft oder bezahlt erhält,
resp. bei Kredit der Zahlungstermin verkürzt wird. Diese Verkürzung ist
also abgeleitet aus einer Verkürzung des Verkaufs der Waare, der Ver-
wandlung von Waarenkapital in Geldkapital, W' — G, der ersten Phase
des Cirkulationsprocesses. Sie könnte auch entspringen aus der zweiten
Phase G — W, und daher aus gleichzeitiger Aendrung, sei es in der
Arbeitsperiode, sei es in der Umlaufszeit der Kapitale Y, Z etc., die dem
Kapitalisten X die Produktionselemente seines flüssigen Kapitals liefern.
18*
[276]
Z. B. wenn Baumwolle, Kohle etc. bei dem alten Transport 3 Wochen
auf Reise sind von ihrem Produktions- oder Stapelplatz bis zum Sitz der
Produktionsstätte des Kapitalisten X, so muss das Minimum des Pro-
duktionsvorraths von X bis zur Ankunft neuer Vorräthe wenigstens für
3 Wochen reichen. Solange Baumwolle und Kohle sich auf Reisen be-
finden, können sie nicht als Produktionsmittel dienen. Sie bilden jetzt
vielmehr einen Arbeitsgegenstand der Transportindustrie und des darin be-
schäftigten Kapitals, und in seiner Cirkulation befindliches Waarenkapital
für den Kohlenproducenten oder den Baumwollenverkäufer. Bei verbessertem
Transport reducire sich die Reise auf 2 Wochen. So kann der Pro-
duktionsvorrath aus einem dreiwöchentlichen sich in einen zweiwöchentlichen
verwandeln. Damit wird das hierfür vorgeschossne Zuschusskapital von
80 £ freigesetzt, und ebenso das von 20 £ für Arbeitslohn, weil das
umgeschlagne Kapital von 600 £ eine Woche früher zurückfließt.
Andrerseits, wenn z. B. die Arbeitsperiode des Kapitals, das den Roh-
stoff liefert, sich verkürzt (wovon Beispiele in den vorigen Kapiteln ge-
geben), also auch die Möglichkeit den Rohstoff zu erneuern, kann der
produktive Vorrath sich vermindern, der Zeitraum von einer Erneuerungs-
periode bis zur andern sich verkürzen.
Wenn umgekehrt die Umlaufszeit und daher die Umschlagsperiode
sich verlängert, so ist Vorschuss von zuschüssigem Kapital nöthig. Aus
der Tasche des Kapitalisten selbst, wenn er zuschüssiges Kapital besitzt.
Dies wird dann aber in irgend einer Form angelegt sein, als Theil
des Geldmarkts; um es disponibel zu machen, muss es aus der alten
Form losgeschält, z. B. Aktien verkauft, Depositen entzogen werden, so-
dass auch hier indirekte Wirkung auf den Geldmarkt eintritt. Oder er
muss es aufnehmen. Was den für Arbeitslohn nöthigen Theil des zu-
schüssigen Kapitals betrifft, so ist er unter normalen Umständen stets als
Geldkapital vorzuschiessen, und hierfür übt der Kapitalist X seinen An-
theil direkten Drucks auf den Geldmarkt aus. Für den in Produktions-
stoffen anzulegenden Theil ist dies nur dann unerlässlich, wenn er sie
baar zahlen muss. Kann er sie auf Kredit erhalten, so übt dies keinen
direkten Einfluss auf den Geldmarkt, da das zuschüssige Kapital dann
direkt als Produktionsvorrath und nicht in erster Instanz als Geldkapital
vorgeschossen wird. Sofern sein Kreditgeber etwa den von X erhaltnen
Wechsel wieder direkt auf den Geldmarkt wirft, ihn diskontiren lässt etc.,
[277] würde dies indirekt, durch zweite Hand auf den Geldmarkt wirken. Be-
nutzt er aber diesen Wechsel um damit z. B. eine später abzutragende
Schuld zu decken, so wirkt dies zuschüssig vorgeschossne Kapital weder
direkt noch indirekt auf den Geldmarkt.
II. Fall. Preiswechsel der Produktionsstoffe, alle
andren Umstände unverändert.
Wir nahmen eben an, dass das Gesammtkapital von 900 £ ausge-
legt wird zu ⅘ = 720 £ in Produktionsstoffen und zu ⅕ = 180 £
in Arbeitslohn.
Fallen die Produktionsstoffe um die Hälfte, so erfordern sie für die
sechswöchentliche Arbeitsperiode nur 240 £ statt 480 £, und für das
Zusatzkapital No. II nur 120 £ statt 240 £. Kapital I wird also
reducirt von 600 £ auf 240 + 120 = 360 £, und Kapital II
von 300 £ auf 120 + 60 = 180 £. Das Gesammtkapital von
900 £ auf 360 + 180 = 540 £. Es werden also ausgeschieden
360 £.
Dies ausgeschiedne und jetzt unbeschäftigte, daher auf dem Geld-
markt Anlage suchende Kapital, Geldkapital, ist nichts als ein Stück des
ursprünglich als Geldkapital vorgeschossnen Kapitals von 900 £, das
durch den Preisfall der Produktionselemente, worin es periodisch rückver-
wandelt, überflüssig geworden ist, soll das Geschäft nicht erweitert,
sondern auf der alten Stufenleiter fortgesetzt werden. Wäre dieser Preis-
fall nicht zufälligen Umständen geschuldet (besonders reicher Ernte, Ueber-
zufuhr etc.) sondern einer Vermehrung der Produktivkraft in dem Zweig
der den Rohstoff liefert, so wäre dies Geldkapital ein absoluter Zuschuss
zum Geldmarkt, überhaupt zu dem in der Form von Geldkapital dispo-
niblen Kapital, weil es keinen integrirenden Bestandtheil des bereits an-
gewandten Kapitals mehr bildete.
III. Fall. Preiswechsel im Marktpreis des Produkts selbst.
Hier geht bei Fall des Preises ein Theil des Kapitals verloren und
muss daher durch neuen Vorschuss von Geldkapital ersetzt werden. Dieser
Verlust des Verkäufers mag wiedergewonnen werden durch den Käufer.
Direkt, wenn das Produkt nur durch zufällige Konjunkturen in seinem Markt-
preis gefallen, und nachher wieder auf seinen normalen Preis steigt. Indirekt,
[278] wenn der Preiswechsel durch Werthwechsel hervorgebracht ist, der auf das alte
Produkt reagirt, und wenn dies Produkt wieder als Produktionselement in
eine andre Produktionssphäre eingeht und hier pro tanto Kapital freisetzt.
In beiden Fällen kann das für X verlorne Kapital, für dessen Ersatz er
auf den Geldmarkt drückt, von seinen Geschäftsfreunden als neues zu-
schüssiges Kapital zugeführt sein. Es findet dann nur Uebertragung statt.
Steigt umgekehrt der Preis des Produkts, so wird ein Kapitaltheil,
der nicht vorgeschossen war, aus der Cirkulation angeeignet. Es ist kein
organischer Theil des im Produktionsprocess vorgeschossnen Kapitals, und
bildet daher, wenn die Produktion nicht ausgedehnt wird, ausgeschiednes
Geldkapital. Da hier angenommen, dass die Preise der Elemente des Pro-
dukts gegeben waren bevor es als Waarenkapital auf den Markt trat, so
könnte hier ein wirklicher Werthwechsel die Preiserhöhung verursacht
haben, soweit er retroaktiv wirkte, z. B. die Rohmaterialien nachträg-
lich gestiegen wären. In diesem Falle gewänne der Kapitalist X an seinem
als Waarenkapital cirkulirenden Produkt und an seinem vorhandnen Pro-
duktionsvorrath. Dieser Gewinn würde ihm ein Zuschusskapital liefern,
das bei den neuen, erhöhten Preisen der Produktionselemente zum Fort-
betrieb seines Geschäfts jetzt nöthig wird.
Oder aber die Preiserhöhung ist nur vorübergehend. Was dann auf
Seite des Kapitalisten X als zuschüssiges Kapital nöthig wird, fällt auf
andrer Seite als freigesetztes aus, soweit sein Produkt ein Produktions-
element für andre Geschäftszweige bildet. Was der Eine verloren, hat
der Andre gewonnen.
[279]
Sechszehntes Kapitel.
Der Umschlag des variablen Kapitals.
I. Die Jahresrate des Mehrwerths.
Unterstellen wir ein cirkulirendes Kapital von 2500 £, und zwar
⅘ = 2000 £ konstantes Kapital (Produktionsstoffe) und ⅕ = 500 £
variables, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital.
Die Umschlagsperiode sei = 5 Wochen; die Arbeitsperiode = 4
Wochen, die Cirkulationsperiode = 1 Woche. Dann ist Kapital I =
2000 £, bestehend aus 1600 £ konstantem Kapital und 400 £ va-
riablem Kapital; Kapital II = 500 £, davon 400 £ konstant und
100 £ variabel. In jeder Arbeitswoche wird ein Kapital von 500 £
ausgelegt. In einem Jahr von 50 Wochen wird ein Jahresprodukt von
50 × 500 = 25,000 £ hergestellt. Das beständig in einer Arbeits-
periode angewandte Kapital I von 2000 £ schlägt also 12½ Mal um.
12½ × 2000 = 25,000 £. Von diesen 25,000 £ sind ⅘ =
20,000 £ konstantes, in Produktionsmitteln ausgelegtes Kapital, und
⅕ = 5000 £ variables, in Arbeitslohn ausgelegtes Kapital. Dagegen
schlägt das Gesammtkapital von 2500 £\frac{25,000}{2500} = 10 Mal um.
Das während der Produktion verausgabte variable cirkulirende Ka-
pital kann nur von neuem im Cirkulationsprocess dienen, soweit das
Produkt, worin sein Werth reproducirt ist, verkauft, aus Waarenkapital
in Geldkapital verwandelt ist, um von neuem in Zahlung von Arbeits-
kraft ausgelegt zu werden. Aber ebenso verhält es sich mit dem in der
Produktion ausgelegten konstanten cirkulirenden Kapital (den Produktions-
stoffen), deren Werth als Werththeil im Produkt wieder erscheint. Was
diese beiden Theile — der variable und der konstante Theil des cirku-
lirenden Kapitals — gemein haben, und was sie unterscheidet vom fixen
Kapital, ist nicht, dass ihr auf das Produkt übertragner Werth durch
[280] das Waarenkapital cirkulirt wird, d. h. durch die Cirkulation des Produkts
als Waare cirkulirt. Ein Werththeil des Produkts, und daher des als
Waare cirkulirenden Produkts, des Waarenkapitals, besteht immer aus dem
Verschleiß des fixen Kapitals, oder dem Werththeil des fixen Kapitals,
den es während der Produktion auf das Produkt übertragen hat. Aber
der Unterschied ist: Das fixe Kapital fährt fort in seiner alten Gebrauchs-
gestalt im Produktionsprocess zu fungiren während eines längren oder
kürzren Cyklus von Umschlagsperioden des cirkulirenden Kapitals (= cir-
kulirendem konstantem + cirkulirendem variablem Kapital); während jeder
einzelne Umschlag den Ersatz des gesammten, aus der Produktionssphäre
— in der Gestalt von Waarenkapital — in die Cirkulationssphäre ein-
getretnen cirkulirenden Kapitals zur Bedingung hat. Die erste Phase der
Cirkulation W' — G' haben flüssiges konstantes und flüssiges variables
Kapital gemein. In der zweiten Phase trennen sie sich. Das Geld, worin
die Waare rückverwandelt ist, wird zu einem Theil in Produktionsvorrath
umgesetzt (cirkulirendes konstantes Kapital). Je nach den verschiednen
Kaufterminen der Bestandtheile desselben mag ein Theil früher, der andre
später aus Geld in Produktionsstoffe umgesetzt werden, schliesslich aber
geht er ganz darin auf. Ein andrer Theil des aus dem Verkauf der
Waare gelösten Geldes bleibt liegen als Geldvorrath um nach und nach
in Zahlung der dem Produktionsprocess einverleibten Arbeitskraft veraus-
gabt zu werden. Er bildet das cirkulirende variable Kapital. Nichts-
destoweniger kommt der ganze Ersatz des einen oder andern Theils jedes-
mal aus dem Umschlag des Kapitals, seiner Verwandlung in Produkt,
aus Produkt in Waare, aus Waare in Geld her. Dies ist der Grund,
warum im vorigen Kapitel, ohne Rücksicht auf das fixe Kapital, der Um-
schlag des cirkulirenden Kapitals — konstanten und variablen — be-
sonders und gemeinsam behandelt worden ist.
Für die Frage, die wir jetzt zu behandeln haben, müssen wir einen
Schritt weiter gehn und den variablen Theil des cirkulirenden Kapitals
so behandeln, als ob er ausschliesslich das cirkulirende Kapital bilde.
D. h. wir sehn ab von dem konstanten cirkulirenden Kapital, das zu-
sammen mit ihm umschlägt.
Es sind vorgeschossen 2500 £, und der Werth des Jahresprodukts
ist = 25,000 £. Aber der variable Theil des cirkulirenden Kapitals
ist 500 £; daher das in 25,000 £ enthaltne variable Kapital gleich
[281]\frac{25000}{5} = 5000 £. Dividiren wir die 5000 £ durch 500 so erhalten
wir die Umschlagszahl 10, ganz wie beim Gesammtkapital von 2500 £.
Diese Durchschnittsrechnung, wonach der Werth des Jahresprodukts
dividirt wird durch den Werth des vorgeschossnen Kapitals und nicht
durch den Werth des beständig in einer Arbeitsperiode angewandten Theils
dieses Kapitals (also hier nicht durch 400 sondern 500, nicht durch
Kapital I sondern durch Kapital I + Kapital II) ist hier, wo es
sich nur um Produktion des Mehrwerths handelt, absolut exakt. Man
wird später sehn, dass sie unter andrem Gesichtspunkt nicht ganz exakt
ist, wie überhaupt diese Durchschnittsrechnung nicht ganz exakt ist. D. h.
sie genügt für die praktischen Zwecke des Kapitalisten, aber sie drückt
nicht alle realen Umstände des Umschlags exakt oder angemessen aus.
Wir haben bisher von einem Werththeil des Waarenkapitals ganz
abgesehn, nämlich von dem in ihm steckenden Mehrwerth, der während
des Produktionsprocesses producirt und dem Produkt einverleibt worden ist.
Hierauf haben wir jetzt unser Augenmerk zu richten.
Gesetzt, das wöchentlich ausgelegte variable Kapital von 100 £ pro-
ducirt einen Mehrwerth von 100 % = 100 £, so producirt das in der
Umschlagsperiode von 5 Wochen ausgelegte variable Kapital von 500 £
einen Mehrwerth von 500 £, d. h. eine Hälfte des Arbeitstags besteht
aus Mehrarbeit.
Wenn aber 500 £ variables Kapital 500 £, so produciren 5000
einen Mehrwerth von 10 × 500 = 5000 £. Das vorgeschossne va-
riable Kapital ist aber = 500 £. Das Verhältniß der während des
Jahres producirten Gesamtmasse von Mehrwerth zu der Werthsumme des
vorgeschossnen variablen Kapitals nennen wir die Jahresrate des Mehr-
werths. Diese ist also im vorliegenden Fall = \frac{5000}{500} = 1000 %.
Analysiren wir diese Rate näher, so zeigt sich, dass sie gleich ist der
Rate des Mehrwerths die das vorgeschossne variable Kapital während einer
Umschlagsperiode producirt, multiplicirt mit der Anzahl der Umschläge
des variablen Kapitals (die mit der Anzahl der Umschläge des ganzen
cirkulirenden Kapitals zusammenfällt).
Das während einer Umschlagsperiode vorgeschossne variable Kapital
ist im vorliegenden Fall = 500 £; der darin erzeugte Mehrwerth eben-
falls = 500 £. Die Rate des Mehrwerths während einer Umschlags-
[282] periode ist daher = \frac{500m}/{500v} = 100 %. Diese 100 % multiplicirt mit
10, der Anzahl der Umschläge im Jahr, gibt \frac{5000m}{500v} = 1000 %.
Dies gilt für die Jahresrate des Mehrwerths. Was aber die Masse
des Mehrwerths anbetrifft, die während einer bestimmten Umschlagsperiode
erzielt wird, so ist diese Masse gleich dem Werth des während dieser
Periode vorgeschossnen variablen Kapitals, hier = 500 £, multiplicirt
mit der Rate des Mehrwerths, hier also 500 × \frac{100}{100} = 500 × 1 =
500 £. Wäre das vorgeschossne Kapital = 1500 £ bei gleicher Rate
des Mehrwerths, so die Masse des Mehrwerths = 1500 × \frac{100}{100} = 1500 £.
Das variable Kapital von 500 £, welches zehnmal im Jahr um-
schlägt, innerhalb des Jahres einen Mehrwerth von 5000 £ producirt,
für welches die Jahresrate des Mehrwerths also = 1000 % ist, wollen
wir Kapital A nennen.
Unterstellen wir nun, dass ein andres variables Kapital B von
5000 £ für ein ganzes Jahr (d. h. hier für 50 Wochen) vorgeschossen
wird, und daher nur einmal im Jahr umschlägt. Wir unterstellen dabei
ferner, dass Ende des Jahres das Produkt am selben Tage bezahlt wird
wo es fertig, also das Geldkapital, worin es verwandelt, am selben Tag
zurückfliesst. Die Cirkulationsperiode ist also hier = 0, die Umschlags-
periode = der Arbeitsperiode, nämlich = 1 Jahr. Wie im vorigen
Fall befindet sich im Arbeitsprocess jede Woche ein variables Kapital von
100 £, daher in 50 Wochen von 5000 £. Die Rate des Mehrwerths
sei ferner dieselbe = 100 %, d. h. bei gleicher Länge des Arbeitstags
bestehe die Hälfte aus Mehrarbeit. Betrachten wir 5 Wochen, so ist das
angelegte variable Kapital = 500 £, Rate des Mehrwerths = 100 %
die während der 5 Wochen erzeugte Masse des Mehrwerths also = 500 £.
Die Masse der Arbeitskraft, die hier exploitirt wird, und der Exploitations-
grad derselben, sind hier nach der Voraussetzung exakt gleich denen von
Kapital A.
In je einer Woche erzeugt das angelegte variable Kapital von 100 £
einen Mehrwerth von 100 £, in 50 Wochen daher das angelegte Kapital
von 50 × 100 = 5000 £, einen Mehrwerth von 5000 £. Die
Masse des jährlich producirten Mehrwerths ist dieselbe wie im vorigen
Fall = 5000 £, aber die Jahresrate des Mehrwerths ist durchaus ver-
[283] schieden. Sie ist gleich dem während des Jahres producirten Mehrwerth,
dividirt durch das vorgeschossne variable Kapital: \frac{5000m}{5000v} = 100 %, wäh-
rend sie vorher für Kapital A = 1000 % war.
Bei Kapital A wie bei Kapital B haben wir wöchentlich 100 £
variables Kapital verausgabt; der Verwerthungsgrad oder die Rate des
Mehrwerths ist ebenso dieselbe = 100 %; die Grösse des variablen Ka-
pitals ist auch dieselbe = 100 £. Es wird dieselbe Masse Arbeitskraft
exploitirt, die Grösse und der Grad der Exploitation sind in beiden Fällen
dieselben, die Arbeitstage sind gleich, und gleich getheilt in nothwendige
Arbeit und Mehrarbeit. Die während des Jahres angewandte variable
Kapita]summe ist gleich gross, = 5000 £, setzt dieselbe Masse von
Arbeit in Bewegung und extrahirt aus der von den beiden gleichen Ka-
pitalen in Bewegung gesetzten Arbeitskraft dieselbe Masse Mehrwerth,
5000 £. Dennoch ist in der Jahresrate des Mehrwerths von A und B
eine Differenz von 900 %.
Dies Phänomen sieht allerdings danach aus, als hinge die Rate des
Mehrwerths nicht nur ab von der Masse und dem Exploitationsgrad der
vom variablen Kapital in Bewegung gesetzten Arbeitskraft, sondern ausser-
dem von, aus dem Cirkulationsprocess entspringenden, unerklärlichen Ein-
flüssen; und in der That ist dies Phänomen so gedeutet worden und hat,
wenn auch nicht in dieser seiner reinen, sondern in seiner komplicirteren
und versteckteren Form (der der jährlichen Profitrate) eine völlige Deroute
in der Ricardo’schen Schule seit Anfang der 20er Jahre hervorgerufen.
Das Wunderliche des Phänomens verschwindet sofort wenn wir nicht
nur scheinbar, sondern wirklich Kapital A und Kapital B unter exakt
dieselben Umstände stellen. Dieselben Umstände finden nur statt, wenn
das variable Kapital B in demselben Zeitraum seinem ganzen Umfang
nach zur Zahlung von Arbeitskraft verausgabt wird wie Kapital A.
Die 5000 £ Kapital B werden dann ausgelegt in 5 Wochen, per
Woche 1000 £ gibt für das Jahr eine Auslage von 50,000 £. Der
Mehrwerth ist dann ebenfalls unter unserer Voraussetzung = 50,000 £.
Das umgeschlagne Kapital = 50,000 £, dividirt durch das vorgeschossne
Kapital = 5000 £ ergibt die Anzahl der Umschläge = 10. Die Rate
des Mehrwerths = \frac{5000m}{5000v} = 100 %, multiplicirt mit der Zahl der Um-
schläge = 10, ergibt die Jahresrate des Mehrwerths = \frac{50,000m}{5000v} = \frac{10}{1}
[284] = 1000 %. Jetzt sind also die Jahresraten des Mehrwerths für A und
B gleich, nämlich 1000 %, aber die Massen des Mehrwerths sind: für
B 50,000 £, für A 5000 £; die Massen des producirten Mehrwerths
verhalten sich jetzt wie die vorgeschossnen Kapitalwerthe B und A, näm-
lich wie 5000:500 = 10:1. Dafür hat aber auch Kapital B zehnmal
so viel Arbeitskraft in derselben Zeit in Bewegung gesetzt wie Kapital A.
Es ist nur das im Arbeitsprocess wirklich angewandte Kapital,
welches den Mehrwerth erzeugt, und für welches alle über den Mehr-
werth gegebnen Gesetze gelten, also auch das Gesetz, dass bei gegebner
Rate die Masse des Mehrwerths durch die relative Grösse des variablen
Kapitals bestimmt ist.
Der Arbeitsprocess selbst ist gemessen durch die Zeit. Länge des
Arbeitstags gegeben (wie hier, wo wir alle Umstände zwischen Ka-
pital A und Kapital B gleichsetzen, um die Differenz in der Jahresrate
des Mehrwerths in klares Licht zu stellen), besteht die Arbeitswoche aus
bestimmter Zahl Arbeitstage. Oder wir können irgend eine Arbeitsperiode,
z. B. hier fünfwöchentliche, als einen einzigen Arbeitstag, von 300 Stun-
den z. B., betrachten, wenn der Arbeitstag = 10 Stunden und die Woche
= 6 Arbeitstagen. Ferner aber müssen wir diese Zahl multipliciren mit
der Anzahl der Arbeiter, die jeden Tag gleichzeitig in demselben Arbeits-
processe gemeinsam angewandt werden. Wäre diese Zahl z. B. 10, so
der Wochenbetrag = 60 × 10 = 600 Stunden und eine fünfwöchent-
liche Arbeitsperiode = 600 × 5 = 3000 Stunden. Gleichgrosse va-
riable Kapitale sind also angewandt bei gleichgrosser Rate des Mehrwerths
und bei gleicher Länge des Arbeitstags, wenn gleichgrosse Massen Ar-
beitskraft (eine Arbeitskraft vom selben Preis multiplicirt mit derselben
Anzahl) in demselben Zeittermin in Bewegung gesetzt werden.
Kehren wir nun zu unsern ursprünglichen Beispielen zurück. In
beiden Fällen A und B werden gleichgrosse variable Kapitale, 100 £
per Woche, während jeder Woche des Jahres angewandt. Die ange-
wandten, im Arbeitsprocess wirklich fungirenden variablen Kapitale sind
daher gleich, aber die vorgeschossnen variablen Kapitale sind durchaus
ungleich. Sub A sind für je 5 Wochen 500 £ vorgeschossen, von denen
in jeder Woche 100 £ angewandt werden. Sub B sind für die erste
fünfwöchentliche Periode 5000 £ vorzuschiessen, von denen aber nur
100 £ per Woche, in den 5 Wochen daher nur 500 £ = ⅒ des
[285] vorgeschossnen Kapital angewandt werden. In der zweiten fünfwöchent-
lichen Periode sind 4500 £ vorzuschiessen, aber nur 500 £ an-
gewandt u. s. w. Das für eine bestimmte Zeitperiode vorgeschossne va-
riable Kapital verwandelt sich nur in angewandtes, also wirklich fungi-
rendes und wirkendes variables Kapital in dem Maß, wie es wirklich in
die vom Arbeitsprocess erfüllten Abschnitte jener Zeitperiode eintritt, im
Arbeitsprocess wirklich fungirt. In der Zwischenzeit, worin ein Theil
davon vorgeschossen ist, um erst in einem spätern Zeitabschnitt angewandt
zu werden, ist dieser Theil so gut wie nicht vorhanden für den Arbeits-
process und hat daher keinen Einfluss weder auf Werth- noch Mehrwerth-
bildung. Z. B. beim Kapital A von 500 £. Es ist für 5 Wochen
vorgeschossen, aber jede Woche gehn nur 100 £ davon successiv in
den Arbeitsprocess ein. In der ersten Woche wird ⅕ davon angewandt;
⅘ sind vorgeschossen ohne angewandt zu werden, obgleich sie für die
Arbeitsprocesse der 4 folgenden Wochen vorräthig und daher vorgeschossen
sein müssen.
Die Umstände, welche das Verhältniss zwischen dem vorgeschossnen
und angewandten variablen Kapital differenziren, wirken auf die Produk-
tion von Mehrwerth — bei gegebner Rate des Mehrwerths — nur insofern
und nur dadurch ein, dass sie das Quantum variables Kapitals differen-
ziren, welches in einer bestimmten Zeitperiode, z. B. in 1 Woche, 5
Wochen etc., wirklich angewandt werden kann. Das vorgeschossne va-
riable Kapital fungirt nur als variables Kapital, soweit wie und während
der Zeit worin es wirklich angewandt wird; nicht während der Zeit, worin
es vorräthig vorgeschossen bleibt ohne angewandt zu werden. Alle Um-
stände aber, welche das Verhältniss zwischen vorgeschossnem und ange-
wandtem variablem Kapital differenziren, fassen sich zusammen in der
Differenz der Umschlagsperioden (bestimmt durch Differenz, sei es der
Arbeitsperiode, sei es der Cirkulationsperiode, sei es beider). Das Gesetz
der Mehrwerthsproduktion ist, dass bei gleicher Rate des Mehrwerths gleiche
Massen von fungirendem variablem Kapital gleiche Massen Mehrwerth er-
zeugen. Werden also von den Kapitalen A und B in gleichen Zeitabschnitten
bei gleicher Mehrwerthsrate gleiche Massen variables Kapital angewandt,
so müssen sie in denselben Zeiträumen gleiche Massen Mehrwerth erzeugen,
wie verschieden immer das Verhältniss dieses in bestimmtem Zeitraum an-
gewandten variablen Kapitals zu dem während desselben Zeitraums vor-
[286] geschossnen variablen Kapital sei, wie verschieden daher auch das Ver-
hältniss der erzeugten Mehrwerthmassen, nicht zu dem angewandten, son-
dern zu dem überhaupt vorgeschossnen variablen Kapital sei. Die Ver-
schiedenheit dieses Verhältnisses, statt den über die Produktion des Mehr-
werths entwickelten Gesetzen zu widersprechen, bestätigt sie vielmehr und
ist eine unerlässliche Konsequenz derselben.
Betrachten wir den ersten fünfwöchentlichen Produktionsabschnitt von
Kapital B. Ende der 5. Woche sind 500 £ angewandt und aufgezehrt.
Das Werthprodukt ist = 1000 £, also \frac{500m}{500v} = 100 %. Ganz wie
bei Kapital A. Dass bei Kapital A der Mehrwerth nebst dem vorge-
schossnen Kapital realisirt ist, bei B nicht, geht uns hier noch nichts
an, wo es sich nur noch um die Produktion des Mehrwerths und um
sein Verhältniss zu dem während seiner Produktion vorgeschossnen variab-
len Kapital handelt. Berechnen wir dagegen das Verhältniss des Mehr-
werths in B nicht zu dem während seiner Produktion angewandten und
daher aufgezehrten Theil des vorgeschossnen Kapitals von 5000 £, son-
dern zu diesem vorgeschossnen Gesammtkapital selbst, so erhalten wir
\frac{500m}{5000v} = ⅒ = 10 %. Also für Kapital B 10 % und für Kapital A
100 %, d. h. zehnmal mehr. Würde hier gesagt: Diese Differenz in
der Rate des Mehrwerths für gleichgrosse Kapitale, die ein gleiches
Quantum Arbeit in Bewegung gesetzt haben, und zwar Arbeit, die sich
zu gleichen Theilen in bezahlte und unbezahlte Arbeit scheidet, wider-
spricht den Gesetzen über die Produktion des Mehrwerths — so wäre
die Antwort einfach und durch den blossen Anblick der faktischen Ver-
hältnisse gegeben: Sub A drückt ihr die wirkliche Rate des Mehrwerths
aus, d. h. das Verhältniss des während 5 Wochen von einem variablen
Kapital von 500 £ producirten Mehrwerths zu diesem variablen Kapital
von 500 £. Sub B dagegen wird in einer Art gerechnet, die nichts
zu thun hat weder mit der Produktion des Mehrwerths noch mit der ihr
entsprechenden Bestimmung der Rate des Mehrwerths. Die 500 £ Mehr-
werth, die mit einem variablen Kapital von 500 £ producirt worden
sind, werden nämlich nicht berechnet mit Bezug auf die 500 £ variables
Kapital, das während ihrer Produktion vorgeschossen wird, sondern auf
ein Kapital von 5000 £, wovon \frac{9}{10}, 4500 £, mit der Produktion
dieses Mehrwerths von 500 £ gar nichts zu thun haben, vielmehr erst
allmälig im Verlauf der folgenden 45 Wochen fungiren sollen, also gar
[287] nicht existiren für die Produktion der ersten 5 Wochen, um die es sich hier
allein handelt. In diesem Fall also bildet die Differenz in der Rate des
Mehrwerths von A und B gar kein Problem.
Vergleichen wir nun die Jahresraten des Mehrwerths für die Kapitale
B und A. Für Kapital B haben wir \frac{5000m}{5000v} = 100 %; für Kapital A
\frac{5000m}{500v} = 1000 %. Aber das Verhältniss der Mehrwerthsraten ist das-
selbe wie vorher. Dort hatten wir:
, und jetzt haben wir:
,
aber \frac{10 %}{100 %} = \frac{100 %}{1000 %}, also dasselbe Verhältniss wie oben.
Jedoch hat sich das Problem jetzt umgedreht. Die Jahresrate des
Kapitals B: \frac{5000m}{5000v} = 100 % bietet durchaus keine Abweichung — auch
nicht mehr den Schein einer Abweichung — von den uns bekannten Ge-
setzen über die Produktion und die ihr entsprechende Rate des Mehr-
werths dar. Es sind 5000v während des Jahres vorgeschossen und pro-
duktiv konsumirt worden, sie haben 5000m producirt. Die Rate des
Mehrwerths ist also der obige Bruch \frac{5000m}{5000v} = 100 %. Die Jahresrate
stimmt mit der wirklichen Rate des Mehrwerths. Es ist also diesmal
nicht, wie vorher, Kapital B sondern Kapital A, das die Anomalie dar-
bietet, die zu erklären ist.
Wir haben hier die Rate des Mehrwerths \frac{5000m}{500v} = 1000 %. Aber
wenn im ersten Fall 500m, das Produkt von 5 Wochen, berechnet wurde
auf ein vorgeschossnes Kapital von 5000 £, wovon \frac{9}{10} nicht in seiner
Produktion verwandt waren, so jetzt 5000m berechnet auf 500v, d. h.
nur auf ⅒ des variablen Kapitals, das wirklich in der Produktion von
5000m verwandt worden; denn die 5000m sind das Produkt eines wäh-
rend 50 Wochen produktiv konsumirten variablen Kapitals von 5000
und nicht während einer einzigen fünfwöchentlichen Periode verbrauchten
Kapitals von 500 £. Im ersten Fall wurde der während 5 Wochen
producirte Mehrwerth berechnet auf ein Kapital, das für 50 Wochen vor-
geschossen ist, also zehnmal grösser als das während der 5 Wochen ver-
brauchte. Jetzt wird der während 50 Wochen producirte Mehrwerth
[288] berechnet auf ein Kapital, das für 5 Wochen vorgeschossen, also zehn-
mal kleiner ist als das während der 50 Wochen verbrauchte.
Das Kapital A von 500 £ wird nie länger als für 5 Wochen vor-
geschossen. Am Ende derselben ist es zurückgeflossen und kann den-
selben Process im Lauf des Jahres durch zehnmaligen Umschlag 10 Mal
erneuern. Es folgt daraus zweierlei.
Erstens: Das sub A vorgeschossne Kapital ist nur fünfmal grösser
als der beständig im Produktionsprocess einer Woche angewandte Kapital-
theil. Kapital B dagegen, das nur einmal in 50 Wochen umschlägt,
also auch für 50 Wochen vorgeschossen sein muss, ist 50 Mal grösser
als der Theil desselben, der beständig in einer Woche angewandt werden
kann. Der Umschlag modificirt daher das Verhältniss zwischen dem für
den Produktionsprocess während des Jahres vorgeschossnen, und dem für
eine bestimmte Produktionsperiode, z. B. Woche, beständig anwendbaren
Kapital. Und dies gibt uns den ersten Fall, wo der Mehrwerth von 5
Wochen nicht auf das während dieser 5 Wochen angewandte Kapital be-
rechnet wird, sondern auf das während 50 Wochen angewandte, zehn-
mal grössre.
Zweitens: Die Umschlagsperiode des Kapitals A von 5 Wochen
bildet nur ⅒ des Jahres, das Jahr umfasst daher 10 solcher Umschlags-
perioden, in welchen Kapital A von 500 £ stets von neuem angewandt
wird. Das angewandte Kapital ist hier gleich dem für 5 Wochen vor-
geschossuen Kapital, multiplicirt mit der Zahl der Umschlagsperioden im
Jahr. Das während des Jahres angewandte Kapital ist = 500 × 10
= 5000 £. Das während des Jahres vorgeschossne Kapital = \frac{5000}{10}
= 500 £. In der That, obgleich die 500 £ stets von neuem ange-
wandt werden, werden nie mehr als dieselben 500 £ alle 5 Wochen
vorgeschossen. Andrerseits, bei Kapital B, werden während 5 Wochen
zwar nur 500 £ angewandt und für diese 5 Wochen vorgeschossen.
Aber da die Umschlagsperiode hier = 50 Wochen, so ist das während
des Jahres angewandte Kapital gleich dem, nicht für je 5 Wochen, son-
dern für 50 Wochen vorgeschossnen Kapital. Die jährlich producirte
Masse des Mehrwerths richtet sich aber, bei gegebner Rate des Mehr-
werths, nach dem während des Jahres angewandten, und nicht nach dem
während des Jahres vorgeschossnen Kapital. Sie ist also für dies einmal
umschlagende Kapital von 5000 £ nicht grösser als für das zehnmal
[289] umschlagende Kapital von 500 £, und sie ist nur deshalb so gross,
weil das einmal im Jahr umschlagende Kapital selbst zehnmal grösser
ist als das zehnmal im Jahr umschlagende.
Das während des Jahres umgeschlagne variable Kapital — also der
Theil des jährlichen Produkts oder auch der jährlichen Verausgabung, der
gleich diesem Theil — ist das im Lauf des Jahrs wirklich angewandte,
produktiv verzehrte variable Kapital. Es folgt daher, dass wenn das jähr-
lich umgeschlagne variable Kapital A und das jährlich umgeschlagne variable
Kapital B gleich gross und sie unter gleichen Verwerthungsbedingungen ange-
wandt sind, die Rate des Mehrwerths also für beide dieselbe ist, auch die jähr-
lich producirte Masse Mehrwerth für beide dieselbe sein muss; also auch
— da die angewandten Kapitalmassen dieselben — die auf’s Jahr be-
rechnete Rate des Mehrwerths, soweit sie ausgedrückt wird durch:
. Oder allgemein ausgedrückt:
Welches immer die relative Größe der umgeschlagnen variablen Kapitale,
die Rate ihres im Jahreslauf producirten Mehrwerths ist bestimmt
durch die Rate des Mehrwerths, wozu die respektiven Kapitale in durch-
schnittlichen Perioden (z. B. im wöchentlichen oder auch Tagesdurchschnitt)
gearbeitet haben.
Dies ist die einzige Konsequenz, welche aus den Gesetzen über die
Produktion des Mehrwerths und über die Bestimmung der Rate des Mehr-
werths folgt.
Sehn wir nun weiter zu, was das Verhältniss:
(wobei wir, wie gesagt, nur das variable
Kapital in Betracht ziehn) ausdrückt. Die Division ergibt die Anzahl der
Umschläge des in einem Jahr vorgeschossnen Kapitals.
Für Kapital A haben wir:
; für Kapital B:
.
In beiden Verhältnissen drückt der Zähler aus das vorgeschossne
Kapital multiplicirt mit der Umschlagszahl; für A 500 × 10, für B
Marx, Kapital II. 19
[290] 5000 × 1. Oder aber multiplicirt mit der umgekehrten auf Jahr be-
rechneten Umschlagszeit. Die Umschlagszeit für A ist ⅒ Jahr;
die umgekehrte Umschlagszeit ist \frac{10}{1} Jahr also 500 × \frac{10}{1} = 5000; für
B 5000 × \frac{1}{1} = 5000. Der Nenner drückt aus das umgeschlagne
Kapital multiplicirt mit der umgekehrten Umschlagszahl; für A 5000
× ⅒, für B 5000 × \frac{1}{1}.
Die respektiven Massen Arbeit (Summe der bezahlten und unbe-
zahlten Arbeit), die durch die beiden jährlich umgeschlagnen variablen
Kapitale in Bewegung gesetzt sind, sind hier gleich, weil die umge-
schlagnen Kapitale selbst gleich sind und ihre Rate der Verwerthung
ebenfalls gleich.
Das Verhältniss des jährlich umgeschlagnen zum vorgeschossnen va-
riablen Kapital zeigt an 1) das Verhältniss, worin das vorzuschiessende
Kapital zu dem in einer bestimmten Arbeitsperiode angewandten variablen
Kapital steht. Ist die Umschlagszahl = 10, wie sub A, und das Jahr
zu 50 Wochen angenommen, so ist die Umschlagszeit = 5 Wochen.
Für diese 5 Wochen muss variables Kapital vorgeschossen werden, und
das für 5 Wochen vorgeschossne Kapital muss fünfmal so groß sein wie
das während einer Woche angewandte variable Kapital. D. h. nur ⅕ des
vorgeschossnen Kapitals (hier 500 £) kann im Lauf einer Woche ange-
wandt werden. Beim Kapital B dagegen, wo die Umschlagszahl = \frac{1}{1},
ist die Umschlagszeit = 1 Jahr = 50 Wochen. Das Verhältniss des
vorgeschossnen Kapitals zum wöchentlich angewandten ist also 50: 1.
Wäre es für B dasselbe wie für A, so müsste B wöchentlich 1000 £
anlegen statt 100. — 2) Es folgt, dass von B ein zehnmal so großes
Kapital (5000 £) angewandt worden ist wie von A, um dieselbe Masse
variables Kapital, also auch bei gegebner Rate des Mehrwerths dieselbe
Masse Arbeit (bezahlte und unbezahlte) in Bewegung zu setzen, also auch
dieselbe Masse Mehrwerth während des Jahrs zu produciren. Die wirk-
liche Rate des Mehrwerths drückt nichts aus als das Verhältniss des in
einem bestimmten Zeitraum angewandten variablen Kapitals zu dem in
demselben Zeitraum producirten Mehrwerth; oder die Masse unbezahlter
Arbeit, die das während dieses Zeitraums angewandte variable Kapital in
Bewegung setzt. Sie hat absolut nichts zu thun mit dem Theil des va-
[291] riablen Kapitals, der vorgeschossen ist während der Zeit, wo er nicht an-
gewandt wird, und daher ebensowenig zu thun mit dem für verschiedne
Kapitale durch die Umschlagsperiode modificirten und differenzirten Ver-
hältniss zwischen ihrem während eines bestimmten Zeitraums vorgeschossnen
und ihrem während desselben Zeitraums angewandten Theil.
Es folgt vielmehr aus dem bereits Entwickelten, dass die Jahresrate
des Mehrwerths nur in einem einzigen Fall zusammenfällt mit der wirk-
lichen Rate des Mehrwerths, die den Exploitationsgrad der Arbeit aus-
drückt; wenn nämlich das vorgeschossne Kapital nur einmal im Jahr um-
schlägt, daher das vorgeschossne Kapital gleich ist dem während des Jahrs
umgeschlagnen Kapital, daher das Verhältniss der während des Jahrs pro-
ducirten Mehrwerthmasse zu dem behufs dieser Produktion während des
Jahrs angewandten Kapital zusammenfällt und identisch ist mit dem Ver-
hältniss der während des Jahrs producirten Mehrwerthsmasse zu dem
während des Jahrs vorgeschossnen Kapital.
A) Die Jahresrate des Mehrwerths ist gleich
. Aber die Masse
des während des Jahres producirten Mehrwerths ist gleich der wirklichen
Rate des Mehrwerths, multiplicirt mit dem zu seiner Produktion ange-
wandten Kapital. Das zur Produktion der jährlichen Mehrwerthmasse
angewandte Kapital ist gleich dem vorgeschossnen Kapital, multiplicirt
mit der Anzahl seiner Umschläge, die wir n nennen wollen. Die Formel
A) verwandelt sich daher in:
B) Die Jahresrate des Mehrwerths ist gleich
.
Z. B. für Kapital B =\frac{100 % × 5000 × 1}{5000} oder 100 %. Nur
wenn n = 1, d. h. wenn das vorgeschossne variable Kapital nur einmal
im Jahr umschlägt, also gleich dem im Jahr angewandten oder umge-
schlagnen Kapital ist, ist die Jahresrate des Mehrwerths gleich der wirk-
lichen Rate des Mehrwerths.
Nennen wir die Jahresrate des Mehrwerths M', die wirkliche Rate
des Mehrwerths m', das vorgeschossne variable Kapital v, die Umschlags-
19*
[292] zahl n, so ist: M' = \frac{m'vn}{v} = m'n; also M' = m'n, und nur =
m', wenn n = 1, also M' = m' × 1 = m'.
Es folgt ferner: Die jährliche Rate des Mehrwerths ist immer = m'n,
d. h. gleich der wirklichen Rate des Mehrwerths, producirt in einer Um-
schlagsperiode durch das während der Periode verzehrte variable Kapital, mul-
tiplicirt mit der Zahl der Umschläge dieses variablen Kapitals während des
Jahrs, oder multiplicirt (was dasselbe ist) mit seiner auf das Jahr als
Einheit berechneten umgekehrten Umschlagszeit. (Schlägt das variable
Kapital zehnmal im Jahr um, so ist seine Umschlagszeit = ⅒ Jahr;
seine umgekehrte Umschlagszeit also = \frac{10}{1} = 10)
Es folgt weiter: M' = m', wenn n = 1. M' ist größer als m',
wenn n größer ist als 1; d. h. wenn das vorgeschossne Kapital mehr als
einmal im Jahr umschlägt, oder das umgeschlagne Kapital größer ist als
das vorgeschossne.
Endlich M' ist kleiner als m', wenn n kleiner ist als 1; d. h. wenn
das während des Jahrs umgeschlagne Kapital nur ein Theil des vorge-
schossnen Kapitals ist, die Umschlagsperiode also länger als ein Jahr
dauert.
Verweilen wir einen Augenblick bei dem letzten Fall.
Wir behalten alle Voraussetzungen unsers frühern Beispiels bei, nur
sei die Umschlagsperiode auf 55 Wochen verlängert. Der Arbeitsprocess
erfordert wöchentlich 100 £ variables Kapital, also 5500 £ für die
Umschlagsperiode, und producirt wöchentlich 100m; m' ist also wie bis-
her 100 %. Die Umschlagszahl n ist hier = \frac{50}{55} = \frac{10}{11}, weil die Um-
schlagszeit 1 + ⅒ Jahr (das Jahr zu 50 Wochen), = \frac{11}{10} Jahr.
, also
kleiner als 100 %. In der That wäre die Jahresrate des Mehrwerths
100 %, so müssten 5500v in einem Jahre produciren 5500m, während
es dazu \frac{11}{10} Jahre braucht. Die 5500v produciren während des Jahrs
nur 5000m, also die Jahresrate des Mehrwerths = \frac{5000_m}{5500_v} = \frac{10}{11}
= 90\frac{10}{11} %.
[293]
Die Jahresrate des Mehrwerths, oder die Vergleichung zwischen dem
während des Jahrs producirten Mehrwerth und dem überhaupt vorge-
schossnen variablen Kapital (im Unterschied zu dem während des Jahrs
umgeschlagnen variablen Kapital), ist daher keine blos subjektive,
sondern die wirkliche Bewegung des Kapitals bringt selbst diese Gegen-
einanderstellung hervor. Für den Besitzer des Kapitals A ist Ende des
Jahrs sein vorgeschossnes variables Kapital zurückgeflossen = 500 £,
und ausserdem 5000 £ Mehrwerth. Nicht die Kapitalmasse, die er wäh-
rend des Jahrs angewandt hat, sondern die periodisch zu ihm zurückfliesst,
drückt die Größe seines vorgeschossnen Kapitals aus. Ob das Kapital
Ende des Jahrs zum Theil als Produktionsvorrath, zum Theil als Waaren-
oder Geldkapital existirt, und in welchem Verhältniss es in diese ver-
schiednen Portionen getheilt ist, thut nichts zur vorliegenden Frage. Für
den Besitzer des Kapitals B sind zurückgeflossen 5000 £, sein vorge-
schossnes Kapital, dazu 5000 £ Mehrwerth. Für den Besitzer des Ka-
pitals C (des zuletzt betrachteten von 5500 £) sind 5000 £ Mehrwerth
während des Jahrs producirt (5000 £ ausgelegt und Mehrwerthsrate
100 %), aber sein vorgeschossnes Kapital ist noch nicht zurückgeflossen,
und ebensowenig sein producirter Mehrwerth.
M' = m'n drückt aus, dass die während einer Umschlagsperiode
für das angewandte variable Kapital gültige Rate des Mehrwerths:
, zu mul-
tipliciren ist mit der Anzahl der Umschlagsperioden oder der Repro-
duktionsperioden des vorgeschossnen variablen Kapitals, der Anzahl der
Perioden, worin es seinen Kreislauf erneuert.
Man sah bereits Buch I, Kap. IV (Verwandlung von Geld in Ka-
pital) und dann Buch I, Kap. XXI (Einfache Reproduktion), dass
der Kapitalwerth überhaupt vorgeschossen ist, nicht ausgegeben, indem
dieser Werth, nachdem er die verschiednen Phasen seines Kreislaufs durch-
gemacht, wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt, und zwar be-
reichert durch Mehrwerth. Dies charakterisirt ihn als vorgeschossnen.
Die Zeit, die verstreicht von seinem Ausgangspunkt bis zu seinem Rück-
kehrpunkt, ist die Zeit, wofür er vorgeschossen ist. Der ganze Kreislauf
den der Kapitalwerth durchläuft, gemessen durch die Zeit von seinem
[294] Vorschuss zu seinem Rückfluss, bildet seinen Umschlag, und die Dauer
dieses Umschlags eine Umschlagsperiode. Ist diese Periode abgelaufen,
der Kreislauf beendigt, so kann derselbe Kapitalwerth denselben Kreis-
lauf von neuem beginnen, also auch von neuem sich verwerthen, Mehr-
werth erzeugen. Schlägt das variable Kapital, wie sub A, zehnmal im
Jahre um, so wird im Lauf des Jahrs mit demselben Kapitalvorschuss
zehnmal die einer Umschlagsperiode entsprechende Masse von Mehrwerth
erzeugt.
Man muss sich die Natur des Vorschusses vom Standpunkt der ka-
pitalistischen Gesellschaft klar machen.
Kapital A, das zehnmal umschlägt während des Jahrs, ist zehnmal
während des Jahrs vorgeschossen. Es ist für jede neue Umschlagsperiode
neu vorgeschossen. Aber zugleich schiesst A während des Jahrs nie mehr
als denselben Kapitalwerth von 500 £ vor, und verfügt in der That für
den von uns betrachteten Produktionsprocess nie über mehr als 500 £.
Sobald diese 500 £ einen Kreislauf vollendet, lässt A sie denselben Kreis-
lauf von neuem beginnen; wie das Kapital seiner Natur nach den Kapital-
charakter gerade nur dadurch bewahrt, dass es stets in wiederholten Pro-
duktionsprocessen als Kapital fungirt. Es wird auch nie länger vorge-
schossen als für 5 Wochen. Dauert der Umschlag länger, so reicht es
nicht. Verkürzt er sich, so wird ein Theil überschüssig. Es sind nicht
zehn Kapitale von 500 £ vorgeschossen, sondern ein Kapital von 500 £
wird in successiven Zeitabschnitten zehnmal vorgeschossen. Die Jahres-
rate des Mehrwerths wird daher nicht auf ein zehnmal vorgeschossnes
Kapital von 500, oder auf 5000 £ berechnet, sondern auf ein einmal vor-
geschossnes von 500 £; ganz wie wenn 1 Thaler zehnmal cirkulirt, er
immer nur einen einzigen in Cirkulation befindlichen Thaler vorstellt,
obgleich er die Funktion von 10 Thalern verrichtet. Aber in der Hand,
worin er sich bei jedem Händewechsel befindet, bleibt er nach wie vor
derselbe identische Werth von 1 Thaler.
Ebenso zeigt das Kapital A bei seinem jedesmaligen Rückfluss und
auch bei seinem Rückfluss am Ende des Jahrs, dass sein Besitzer immer
nur mit demselben Kapitalwerth von 500 £ operirt. Es fliessen daher
in seine Hand auch jedesmal nur 500 £ zurück. Sein vorgeschossnes
Kapital ist daher nie mehr als 500 £. Das vorgeschossne Kapital von
500 £ bildet daher den Nenner des Bruchs, der die Jahresrate des Mehr-
[295] werths ausdrückt. Wir hatten dafür oben die Formel: M' = \frac{m'vn}{v} =
m' n. Da die wirkliche Mehrwerthsrate m' = \frac{m}{v}, gleich der Masse des
Mehrwerths dividirt durch das sie producirt habende variable Kapital ist,
können wir in m'n den Werth von m', also \frac{m}{v} setzen, und erhalten dann
die andre Formel: M' = \frac{m n}{v}.
Aber durch seinen zehnmaligen Umschlag, und daher durch die zehn-
malige Erneuerung seines Vorschusses, verrichtet das Kapital von 500 £
die Funktion eines zehnmal größren Kapitals, eines Kapitals von 5000 £,
ganz wie 500 Thalerstücke, die zehnmal im Jahre umlaufen, dieselbe
Funktion vollziehn wie 5000, die nur einmal umlaufen.
II. Der Umschlag des variablen Einzelkapitals.
„Welches immer die gesellschaftliche Form des Produktionsprocesses,
er muss kontinuirlich sein oder periodisch stets von neuem dieselben
Stadien durchlaufen . . . . In seinem stetigen Zusammenhang und dem
beständigen Fluss seiner Erneuerung betrachtet, ist jeder gesellschaftliche
Produktionsprocess daher zugleich Reproduktionsprocess . . . . Als perio-
disches Inkrement des Kapitalwerths oder periodische Frucht des Kapitals
erhält der Mehrwerth die Form einer aus dem Kapital entspringenden
Revenue.“ (Buch I, Kap. XXI, S. 588, 589.)
Wir haben 10 fünfwöchentliche Umschlagsperioden des Kapitals A;
in der ersten Umschlagsperiode werden 500 £ variables Kapital vorge-
schossen; d. h. jede Woche werden 100 £ in Arbeitskraft umgesetzt,
sodass am Ende der ersten Umschlagsperiode 500 £ in Arbeitskraft ver-
ausgabt worden sind. Diese 500 £, ursprünglich Theil. des vorge-
schossnen Gesammtkapitals, haben aufgehört Kapital zu sein. Sie sind
in Arbeitslohn wegbezahlt. Die Arbeiter zahlen sie ihrerseits weg in An-
kauf ihrer Lebensmittel, verzehren also Lebensmittel zum Werth von
500 £. Eine Waarenmasse zu diesem Werthbetrag ist also vernichtet
(was der Arbeiter etwa als Geld etc. aufspart, ist ebenfalls nicht Kapital.)
Diese Waarenmasse ist unproduktiv verzehrt für den Arbeiter, ausser so-
weit sie seine Arbeitskraft, also ein unentbehrliches Instrument des Kapi-
talisten, wirkungsfähig erhält. — Zweitens aber sind diese 500 £ für
[296] den Kapitalisten in Arbeitskraft für denselbon Werth (resp. Preis) umge-
setzt. Die Arbeitskraft wird von ihm im Arbeitsprocess produktiv kon-
sumirt. Am Ende der 5 Wochen ist ein Werthprodukt da von 1000 £.
Die Hälfte davon, 500 £, ist der reproducirte Werth des in Zahlung
von Arbeitskraft verausgabten variablen Kapitals. Die andre Hälfte, 500 £,
ist neu producirter Mehrwerth. Aber die fünfwöchentliche Arbeitskraft,
durch Umsatz in welche ein Theil des Kapitals sich in variables Kapital
verwandelte, ist ebenfalls verausgabt, verzehrt, wenn auch produktiv. Die
gestern thätige Arbeit ist nicht dieselbe Arbeit, die heute thätig ist.
Ihr Werth, plus dem von ihr geschaffnen Mehrwerth existirt jetzt als
Werth eines von der Arbeitskraft selbst unterschiednen Dings, des Pro-
dukts. Dadurch jedoch, dass das Produkt in Geld verwandelt wird, kann
der Werththeil desselben, der gleich dem Werth des vorgeschossnen va-
riablen Kapitals ist, von neuem gegen Arbeitskraft umgesetzt werden und
daher von neuem als variables Kapital fungiren. Der Umstand, dass mit
dem nicht nur reproducirten, sondern auch in Geldform rückverwandelten
Kapitalwerth dieselben Arbeiter, d. h. dieselben Träger der Arbeitskraft,
beschäftigt werden, ist gleichgültig. Es ist möglich, dass der Kapitalist
in der zweiten Umschlagsperiode neue Arbeiter statt der alten anwendet.
Es wird also in der That in den 10 fünfwöchentlichen Umschlags-
perioden successive ein Kapital von 5000 £ und nicht von 500 £ in
Arbeitslohn verausgabt, welcher Arbeitslohn wieder von den Arbeitern in
Lebensmitteln verausgabt wird. Das so vorgeschossne Kapital von 5000 £
ist verzehrt. Es existirt nicht mehr. Andrerseits wird Arbeitskraft zum
Werth, nicht von 500, sondern von 5000 £ successive dem Produktions-
process einverleibt und reproducirt nicht nur ihren eignen Werth = 5000 £,
sondern producirt im Ueberschuss einen Mehrwerth von 5000 £. Das
variable Kapital von 500 £, welches in der zweiten Umschlagsperiode
vorgeschossen wird, ist nicht das identische Kapital von 500 £, das in
der ersten Umschlagsperiode vorgeschossen. Dies ist verzehrt, in Arbeits-
lohn verausgabt. Aber es ist ersetzt durch ein neues variables Kapital
von 500 £, welches in der ersten Umschlagsperiode in Waarenform pro-
ducirt und in Geldform rückverwandelt wurde. Dies neue Geldkapital von
500 £ ist also die Geldform der in der ersten Umschlagsperiode neu pro-
ducirten Waarenmasse. Der Umstand, dass sich wieder in der Hand des
Kapitalisten eine identische Geldsumme von 500 £ befindet, d. h. abge-
[297] sehn vom Mehrwerth gerade so viel Geldkapital als er ursprünglich vor-
schoss, verdeckt den Umstand, dass er mit einem neu producirten Kapital
operirt. (Was die andern Werthbestandtheile des Waarenkapitals angeht,
welche die konstanten Kapitaltheile ersetzen, so ist ihr Werth nicht neu
producirt, sondern nur die Form verändert, worin dieser Werth existirt.)
— Nehmen wir die dritte Umschlagsperiode. Hier ist es augenscheinlich,
dass das zum dritten Mal vorgeschossne Kapital von 500 £ nicht ein
altes, sondern ein neu producirtes Kapital ist, denn es ist die Geldform
der in der zweiten Umschlagsperiode und nicht in der ersten Umschlags-
periode producirten Waarenmasse, d. h. des Theils dieser Waarenmasse,
dessen Werth gleich dem Werth des vorgeschossnen variablen Kapitals ist.
Die in der ersten Umschlagsperiode producirte Waarenmasse ist verkauft.
Ihr Werththeil, der gleich dem variablen Werththeil des vorgeschossnen
Kapitals, wurde in die neue Arbeitskraft der zweiten Umschlagsperiode
umgesetzt und producirte eine neue Waarenmasse, die wieder verkauft
wurde und wovon ein Werththeil das in der dritten Umschlagsperiode
vorgeschossne Kapital von 500 £ bildet.
Und so während der zehn Umschlagsperioden. Während derselben
werden alle fünf Wochen neu producirte Waarenmassen (deren Werth,
soweit er variables Kapital ersetzt, ebenfalls neu producirt ist, nicht nur
wieder erscheint, wie bei dem konstanten cirkulirenden Kapitaltheil) auf
den Markt geworfen, um stets neue Arbeitskraft dem Produktionsprocess
einzuverleiben.
Was also durch den zehnmaligen Umschlag des vorgeschossnen va-
riablen Kapitals von 500 £ erreicht wird, ist nicht, dass dies Kapital von
500 £ zehnmal produktiv konsumirt werden kann, oder dass ein für 5 Wochen
reichendes variables Kapital während 50 Wochen angewandt werden kann.
Es werden vielmehr 10 × 500 £ variables Kapital in den 50 Wochen
angewandt, und das Kapital von 500 £ reicht immer nur für 5 Wochen
aus und muss nach Ende der 5 Wochen durch ein neu producirtes Ka-
pital von 500 £ ersetzt werden. Dies findet statt ebensogut für Kapi-
tal A wie für Kapital B. Aber hier beginnt der Unterschied.
Am Ende des ersten Zeitabschnitts von 5 Wochen ist von B wie
von A ein variables Kapital von 500 £ vorgeschossen und verausgabt.
Von B wie von A ist sein Werth in Arbeitskraft umgesetzt und ersetzt
worden durch den Theil des von dieser Arbeitskraft neu erzeugten Werths
[298] des Produkts, der gleich ist dem Werth des vorgeschossnen variablen Ka-
pitals von 500 £. Für B wie für A hat die Arbeitskraft nicht nur
den Werth des verausgabten variablen Kapitals von 500 £ durch einen
Neuwerth zum selben Betrag ersetzt, sondern einen Mehrwerth — und
nach der Voraussetzung von derselben Grösse — zugefügt.
Aber bei B befindet sich das Werthprodukt, welches das vorge-
schossne variable Kapital ersetzt und seinem Werth einen Mehrwerth zu-
fügt, nicht in der Form, worin es von neuem als produktives Kapital,
resp. variables Kapital fungiren kann. Für A befindet es sich in dieser
Form. Und bis zu Ende des Jahres besitzt B das in den ersten 5
Wochen und dann successive in je 5 Wochen verausgabte variable Kapi-
tal, obgleich ersetzt durch neu producirten Werth plus Mehrwerth, nicht
in der Form, worin es von neuem als produktives Kapital, resp. variables
Kapital fungiren kann. Sein Werth ist zwar durch einen Neuwerth er-
setzt, also erneuert, aber seine Werthform (hier die absolute Werthform,
seine Geldform) ist nicht erneuert.
Für den zweiten Zeitraum von 5 Wochen (und so successive für je
5 Wochen während des Jahrs) müssen also ebensowohl fernre 500 £
vorräthig sein, wie für den ersten Zeitraum. Also müssen, von Kredit-
verhältnissen abgesehn, am Anfang des Jahres 5000 £ vorräthig, als
latentes vorgeschossnes Geldkapital da sein, obgleich sie erst während des
Jahres nach und nach wirklich verausgabt, in Arbeitskraft umgesetzt werden.
Bei A dagegen, weil der Kreislauf, der Umschlag des vorgeschossnen
Kapitals vollendet, befindet sich der Werthersatz schon nach Ablauf der
ersten 5 Wochen in der Form, worin er neue Arbeitskraft für 5 Wochen
in Bewegung setzen kann: in seiner ursprünglichen Geldform.
Sub A wie sub B wird in der zweiten Periode von 5 Wochen neue
Arbeitskraft verzehrt und ein neues Kapital von 500 £ in Zahlung dieser
Arbeitskraft verausgabt. Die mit den ersten 500 £ bezahlten Lebens-
mittel der Arbeiter sind weg, in allen Fällen ist der Werth dafür ver-
schwunden aus der Hand des Kapitalisten. Mit den zweiten 500 £
wird neue Arbeitskraft gekauft, neue Lebensmittel dem Markt entzogen.
Kurz, es wird ein neues Kapital von 500 £ verausgabt, nicht das alte.
Aber sub A ist dies neue Kapital von 500 £ die Geldform des neu
producirten Werthersatzes der früher verausgabten 500 £. Sub B be-
findet sich dieser Werthersatz in einer Form, worin er nicht als variables
[299] Kapital fungiren kann. Er ist da, aber nicht in der Form von variab-
lem Kapital. Es muss daher zur Fortsetzung des Produktionsprocesses
für die nächsten 5 Wochen ein zuschüssiges Kapital von 500 £ in der
hier unumgänglichen Geldform vorhanden sein und vorgeschossen werden.
So wird von A wie von B während 50 Wochen gleichviel variables Ka-
pital verausgabt, gleichviel Arbeitskraft gezahlt und verbraucht. Aber
von B muss sie gezahlt werden mit einem vorgeschossnen Kapital gleich
ihrem Gesammtwerth = 5000 £. Von A wird sie successiv gezahlt
durch die stets erneute Geldform des während je 5 Wochen producirten
Werthersatzes des für je 5 Wochen vorgeschossnen Kapitals von 500 £.
Es wird also hier nie ein grössres Geldkapital vorgeschossen als für 5
Wochen, d. h. nie ein größres Geldkapital, als das für die ersten 5
Wochen vorgeschossne von 500 £. Diese 500 £ reichen für das ganze
Jahr. Es ist daher klar, dass bei gleichem Exploitationsgrad der Arbeit,
gleicher wirklicher Rate des Mehrwerths, die Jahresraten von A und B
sich umgekehrt verhalten müssen wie die Grössen der variablen Geld-
kapitale, die vorgeschossen werden mussten, um während des Jahres die-
selbe Masse Arbeitskraft in Bewegung zu setzen. A : \frac{5000m}{500v} = 1000 %,
und B : \frac{5000m}{5000v} = 100 %. Aber 500v : 5000v = 1 : 10 =
100 % : 1000 %.
Der Unterschied entspringt aus der Verschiedenheit der Umschlags-
perioden, d. h. der Perioden, worin der Werthersatz des in einem be-
stimmten Zeitraum angewandten variablen Kapitals von neuem als Kapital
fungiren kann, also als neues Kapital. Bei B wie bei A findet derselbe
Werthersatz für das während derselben Perioden angewandte variable Ka-
pital statt. Es findet auch derselbe Zuwachs von Mehrwerth während der-
selben Perioden statt. Aber bei B ist alle 5 Wochen zwar ein Werth-
ersatz von 500 £, plus 500 £ Mehrwerth da, dieser Werthersatz bildet
jedoch noch kein neues Kapital, weil er sich nicht in der Geldform be-
findet. Bei A ist nicht nur der alte Kapitalwerth durch einen neuen er-
setzt, sondern er ist in seiner Geldform wieder hergestellt, daher als
neues funktionsfähiges Kapital ersetzt.
Die frühere oder spätere Verwandlung des Werthersatzes in Geld,
und daher in die Form worin das variable Kapital vorgeschossen wird,
ist offenbar ein für die Produktion des Mehrwerths selbst ganz gleich-
gültiger Umstand. Diese hängt von der Grösse des angewandten variablen
[300] Kapitals und dem Exploitationsgrad der Arbeit ab. Jener Umstand aber
modificirt die Grösse des Geldkapitals, das vorgeschossen werden muss
um während des Jahres ein bestimmtes Quantum Arbeitskraft in Bewegung
zu setzen, und bestimmt daher die Jahresrate des Mehrwerths.
III. Der Umschlag des variablen Kapitals, gesell-
schaftlich betrachtet.
Betrachten wir die Sache einen Augenblick vom gesellschaftlichen
Standpunkt. Ein Arbeiter koste 1 £ per Woche, der Arbeitstag sei =
10 Stunden. Sub A wie sub B sind während des Jahrs 100 Arbeiter
beschäftigt (100 £ per Woche für 100 Arbeiter, macht für 5 Wochen
500 £ und für 50 Wochen 5000 £) und diese arbeiten per Woche von
6 Tagen jeder 60 Arbeitsstunden. Also 100 Arbeiter per Woche thun
6000 Arbeitsstunden, und in 50 Wochen 300,000 Arbeitsstunden.
Diese Arbeitskraft ist von A wie von B mit Beschlag belegt, und kann
also von der Gesellschaft für nichts andres verausgabt werden. Insoweit
ist die Sache also gesellschaftlich dieselbe bei A wie bei B. Ferner:
Bei A wie bei B erhalten die je 100 Arbeiter einen Lohn per Jahr von
5000 £ (die 200 zusammen also 10,000 £) und entziehn für diese
Summe der Gesellschaft Lebensmittel. Soweit ist die Sache gesellschaft-
lich wieder dieselbe sub A wie sub B. Da die Arbeiter in beiden Fällen
wöchentlich bezahlt werden, entziehn sie auch der Gesellschaft wöchent-
lich Lebensmittel, wofür sie ebenfalls in beiden Fällen das Geldäquivalent
wöchentlich in Cirkulation werfen. Aber hier beginnt der Unterschied.
Erstens. Das Geld, welches der Arbeiter sub A in Cirkulation
wirft, ist nicht nur, wie für den Arbeiter sub B, die Geldform für den
Werth seiner Arbeitskraft (in der That Zahlungsmittel für bereits ge-
leistete Arbeit); es ist, schon von der zweiten Umschlagsperiode nach
Eröffnung des Geschäfts an gerechnet, die Geldform seines eignen
Werthprodukts (= Preis der Arbeitskraft plus Mehrwerth) der ersten
Umschlagsperiode, womit seine Arbeit während der zweiten Umschlags-
periode bezahlt wird. Sub B ist dies nicht der Fall. Mit Bezug auf
den Arbeiter ist hier das Geld zwar ein Zahlungsmittel für bereits von
ihm geleistete Arbeit, aber diese geleistete Arbeit wird nicht bezahlt mit
ihrem eignen vergoldeten Werthprodukt (der Geldform des von ihr selbst
producirten Werths.) Dies kann erst eintreten vom zweiten Jahr an,
[301] wo der Arbeiter sub B bezahlt wird mit seinem vergoldeten Werthprodukt
des vergangnen Jahres.
Je kürzer die Umschlagsperiode des Kapitals — in je kürzern Zeit-
räumen daher seine Reproduktionstermine sich innerhalb des Jahres er-
neuern — um so rascher verwandelt sich der ursprünglich in Geldform
vom Kapitalisten vorgeschossne variable Theil seines Kapitals in die
Geldform des vom Arbeiter zum Ersatz dieses variablen Kapitals ge-
schaffnen Werthprodukts (das ausserdem Mehrwerth einschliesst); desto
kürzer ist also die Zeit, wofür der Kapitalist Geld aus seinem eignen
Fonds vorschiessen muss, desto kleiner ist, im Verhältniss zu gegebnem
Umfang der Produktionsleiter, das Kapital, das er überhaupt vorschiesst;
und desto grösser ist im Verhältniss die Masse Mehrwerth, die er bei ge-
gebner Rate des Mehrwerths während des Jahres herausschlägt, weil er
um so öfter den Arbeiter mit der Geldform seines eignen Werthprodukts
stets von neuem kaufen und seine Arbeit in Bewegung setzen kann.
Bei gegebner Stufenleiter der Produktion verringert sich im Ver-
hältniss zur Kürze der Umschlagsperiode die absolute Grösse des vor-
geschossnen variablen Geldkapitals (wie des cirkulirenden Kapitals über-
haupt) und wächst die Jahresrate des Mehrwerths. Bei gegebner Grösse
des vorgeschossnen Kapitals wächst die Stufenleiter der Produktion, daher
bei gegebner Rate des Mehrwerths die absolute Masse des in einer Um-
schlagsperiode erzeugten Mehrwerths, gleichzeitig mit der durch die Ver-
kürzung der Reproduktionsperioden bewirkten Steigerung in der Jahres-
rate des Mehrwerths. Es hat sich überhaupt aus der bisherigen Unter-
suchung ergeben, dass je nach den verschiednen Grössen der Umschlags-
periode Geldkapital von sehr verschiednem Umfang vorzuschiessen ist,
um dieselbe Masse produktives cirkulirendes Kapital und dieselbe Arbeits-
masse bei demselben Exploitationsgrad der Arbeit in Bewegung zu setzen.
Zweitens — und dies hängt mit dem ersten Unterschied zusammen —
zahlt der Arbeiter sub B wie sub A die Lebensmittel, die er kauft, mit
dem variablen Kapital, das sich in seiner Hand in Cirkulationsmittel
verwandelt hat. Er entzieht z. B. nicht nur Weizen vom Markt, sondern
ersetzt ihn auch durch ein Aequivalent in Geld. Da aber das Geld,
womit der Arbeiter sub B seine Lebensmittel zahlt und dem Markt ent-
zieht, nicht die Geldform eines von ihm während des Jahrs auf den
Markt geworfnen Werthprodukts ist, wie beim Arbeiter sub A, so liefert
[302] er dem Verkäufer seiner Lebensmittel zwar Geld, aber keine Waare —
sei es Produktionsmittel, sei es Lebensmittel — die dieser mit dem ge-
lösten Geld kaufen könne, was dagegen sub A der Fall ist. Es werden
daher dem Markt Arbeitskraft, Lebensmittel für diese Arbeitskraft, fixes Kapital
in der Form der sub B angewandten Arbeitsmittel, und Produktionsstoffe
entzogen, und zu ihrem Ersatz wird ein Aequivalent in Geld in den Markt
geworfen; aber es wird während des Jahres kein Produkt in den Markt
geworfen, um die ihm entzognen stofflichen Elemente des produktiven
Kapitals zu ersetzen. Denken wir die Gesellschaft nicht kapitalistisch,
sondern kommunistisch, so fällt zunächst das Geldkapital ganz fort, also
auch die Verkleidungen der Transaktionen, die durch es hineinkommen.
Die Sache reducirt sich einfach darauf, dass die Gesellschaft im voraus
berechnen muss, wie viel Arbeit, Produktionsmittel und Lebensmittel sie
ohne irgend welchen Abbruch auf Geschäftszweige verwenden kann, die,
wie Bau von Eisenbahnen z. B., für längre Zeit, ein Jahr oder mehr,
weder Produktionsmittel noch Lebensmittel, noch irgend einen Nutzeffekt
liefern, aber wohl Arbeit, Produktionsmittel und Lebensmittel der jähr-
lichen Gesammtproduktion entziehn. In der kapitalistischen Gesellschaft
dagegen, wo der gesellschaftliche Verstand sich immer erst post festum
geltend macht, können und müssen so beständig grosse Störungen ein-
treten. Einerseits Druck auf den Geldmarkt, während umgekehrt die
Leichtigkeit des Geldmarkts ihrerseits solche Unternehmungen in Masse
hervorruft, also gerade die Umstände, welche später den Druck auf den
Geldmarkt hervorrufen. Der Geldmarkt wird gedrückt, da Vorschuss von
Geldkapital auf grosser Stufenleiter hier beständig während langen Zeit-
raums nöthig ist. Ganz abgesehn davon, dass Industrielle und Kaufleute
das für den Betrieb ihres Geschäfts nöthige Geldkapital in Eisenbahn-
spekulationen etc. werfen und durch Anleihen auf dem Geldmarkt er-
setzen. — Andrerseits: Druck auf das disponible produktive Kapital der
Gesellschaft. Da beständig Elemente des produktiven Kapitals dem Markt
entzogen werden und für dieselben nur ein Geldäquivalent in den Markt
geworfen wird, so steigt die zahlungsfähige Nachfrage, ohne aus sich
selbst irgend ein Element der Zufuhr zu liefern. Daher Steigen der Preise,
sowohl der Lebensmittel wie der Produktionsstoffe. Es kommt hinzu,
dass während dieser Zeit regelmäßig geschwindelt wird, grosse Ueber-
tragung von Kapital stattfindet. Eine Bande von Spekulanten, Kontrak-
[303] toren, Ingenieuren, Advokaten etc. bereichert sich. Sie verursachen starke
konsumtive Nachfrage auf dem Markt, daneben steigen die Arbeitslöhne.
Mit Bezug auf Nahrungsmittel wird dadurch allerdings auch der Land-
wirthschaft ein Sporn gegeben. Da jedoch diese Nahrungsmittel nicht
plötzlich, innerhalb des Jahres zu vermehren sind, wächst ihre Einfuhr,
wie überhaupt die Einfuhr der exotischen Nahrungsmittel (Kaffee, Zucker,
Wein etc.) und der Luxusgegenstände. Daher Uebereinfuhr und Speku-
lation in diesem Theil des Importgeschäfts. Andrerseits in den Industrie-
zweigen, worin die Produktion rasch vermehrt werden kann (eigentliche
Manufaktur, Bergbau etc.), bewirkt das Steigen der Preise plötzliche Aus-
dehnung, der bald der Zusammenbruch folgt. Dieselbe Wirkung findet
statt auf dem Arbeitsmarkt, um grosse Massen der latenten relativen
Uebervölkerung, und selbst der beschäftigten Arbeiter, für die neuen Ge-
schäftszweige heranzuziehn. Ueberhaupt entziehn solche Unternehmungen
auf grosser Stufenleiter, wie Eisenbahnen, dem Arbeitsmarkt ein bestimmtes
Quantum Kräfte, das nur aus gewissen Zweigen, wie Landwirthschaft etc.,
herkommen kann, wo ausschliesslich starke Burschen gebraucht werden.
Dies findet noch statt, selbst nachdem die neuen Unternehmungen schon
stehender Betriebszweig geworden sind und daher die für sie nöthige
wandernde Arbeiterklasse bereits gebildet ist. Sobald z. B. der Eisen-
bahnbau momentan auf einer grössren als der Durchschnitts-Stufenleiter
betrieben wird. Ein Theil der Arbeiter-Reservearmee wird absorbirt,
deren Druck den Lohn niedriger hielt. Die Löhne steigen allgemein,
selbst in den bisher gut beschäftigten Theilen des Arbeitsmarkts. Dies
dauert so lange, bis der unvermeidliche Krach die Reservearmee von Ar-
beitern wieder freisetzt, und die Löhne wieder auf ihr Minimum und dar-
unter herabgedrückt werden.32)
Soweit die grössre oder geringre Länge der Umschlagsperiode abhängt
von der Arbeitsperiode im eigentlichen Sinn, d. h. der Periode, nöthig
um das Produkt für den Markt fertig zu machen, beruht sie auf den
[304] jedesmal gegebnen sachlichen Produktionsbedingungen der verschiednen
Kapitalanlagen, die innerhalb der Agrikultnr mehr den Charakter von
Naturbedingungen der Produktion besitzen, in der Manufaktur und dem
grössten Theil der extraktiven Industrie mit der gesellschaftlichen Ent-
wicklung des Produktionsprocesses selbst wechseln.
Soweit die Länge der Arbeitsperiode auf der Größe der Lieferungen
beruht (dem quantitativen Umfang, worin das Produkt als Waare in der
Regel auf den Markt geworfen wird), hat dies konventionellen Charakter.
Aber die Konvention selbst hat zur materiellen Basis die Stufenleiter der
Produktion, und ist daher nur im Einzelnen betrachtet zufällig.
Soweit endlich die Länge der Umschlagsperiode von der Länge der
Cirkulationsperiode abhängt, ist diese zum Theil zwar bedingt durch den
beständigen Wechsel in den Marktkonjunkturen, die größre oder geringre
Leichtigkeit zu verkaufen, und die dieser entspringende Nothwendigkeit,
das Produkt theilweise auf nähern oder entferntern Markt zu werfen. Ab-
gesehn vom Umfang der Nachfrage überhaupt, spielt die Bewegung der
Preise hier eine Hauptrolle, indem der Verkauf bei fallenden Preisen ab-
sichtlich beschränkt wird, während die Produktion vorangeht; umgekehrt
bei steigenden Preisen, wo Produktion und Verkauf Schritt halten, oder
im voraus verkauft werden kann. Jedoch ist als eigentliche materielle
Basis zu betrachten die wirkliche Entfernung des Produktionssitzes vom
Absatzmarkt.
Es wird z. B. englisches Baumwollgewebe oder Garn nach Indien
verkauft. Der Exportkaufmann zahle den englischen Baumwollfabrikanten
(der Exportkaufmann thut dies nur willig bei gutem Stand des Geldmarkts.
Sobald der Fabrikant selbst durch Kreditoperationen sein Geldkapital er-
setzt, steht’s schon schief.) Der Exporteur verkauft seine Baumwollwaare
32)
[305] später auf dem indischen Markt, von wo ihm sein vorgeschossnes Kapital
remittirt wird. Bis zu diesem Rückfluss verhält sich die Sache ganz wie
in dem Fall, wo die Länge der Arbeitsperiode Vorschuss von neuem Geld-
kapital nöthig macht, um den Produktionsprocess auf gegebner Stufen-
leiter in Gang zu halten. Das Geldkapital, womit der Fabrikant seine
Arbeiter zahlt und ebenso die übrigen Elemente seines cirkulirenden Ka-
pitals erneuert, sind nicht die Geldform der von ihm producirten Garne.
Dies kann erst der Fall sein, sobald der Werth dieses Garns in Geld oder
Produkt nach England zurückgeflossen ist. Sie sind zuschüssiges Geld-
kapital wie vorher. Der [Unterschied] ist nur, dass statt des Fabrikanten
der Kaufmann es vorschiesst, dem es vielleicht selbst wieder durch Kredit-
operationen vermittelt ist. Ebenso ist nicht, bevor dies Geld in den Markt
geworfen wird oder gleichzeitig mit ihm, ein zuschüssiges Produkt in den
englischen Markt geworfen worden, das mit diesem Geld gekauft werden
und in die produktive oder individuelle Konsumtion eingehn kann. Tritt
dieser Zustand für längre Zeit und auf größrer Stufenleiter ein, so muss
er dieselben Folgen bewirken, wie vorher die verlängerte Arbeitsperiode.
Es ist nun möglich, dass in Indien selbst wieder das Garn auf
Kredit verkauft wird. Mit diesem Kredit wird in Indien Produkt ge-
kauft und als Retour nach England geschickt, oder Wechsel für den Be-
trag remittirt. Verlängert sich dieser Zustand, so tritt ein Druck auf
den indischen Geldmarkt ein, dessen Rückschlag auf England hier eine
Krise hervorrufen mag. Die Krise ihrerseits, selbst wenn verbunden mit
Export edler Metalle nach Indien, ruft in letztrem Lande eine neue Krise
hervor, wegen des Bankrotts englischer Geschäftshäuser und ihrer indischen
Zweighäuser, denen von den indischen Banken Kredit gegeben war. So
entsteht eine gleichzeitige Krise sowohl auf dem Markt, gegen den, wie
auf dem Markt für den die Handelsbilanz ist. Dies Phänomen kann
noch komplicirter sein. England hat z. B. Silberbarren nach Indien ge-
schickt, aber die englischen Gläubiger von Indien treiben jetzt ihre For-
derungen dort ein, und Indien wird kurz nachher seine Silberbarren nach
England zurückzuschicken haben.
Es ist möglich, dass der Exporthandel nach Indien und der Import-
handel von Indien sich ungefähr ausgleichen, obgleich der letztre (ausge-
nommen besondre Umstände, wie Baumwolltheurung etc.) seinem Umfang
nach durch den erstern bestimmt und stimulirt sein wird. Die Handels-
Marx, Kapital II. 20
[306] bilanz zwischen England und Indien kann ausgeglichen scheinen oder nur
schwache Schwankungen nach der einen oder andern Seite aufweisen. So-
bald aber die Krise in England ausbricht, zeigt sich, dass unverkaufte
Baumwollwaaren in Indien lagern (sich also nicht aus Waarenkapital in
Geldkapital verwandelt haben — Ueberproduktion nach dieser Seite), und
dass andrerseits in England nicht nur unverkaufte Vorräthe indischer Pro-
dukte liegen, sondern dass ein großer Theil der verkauften und ver-
zehrten Vorräthe noch gar nicht bezahlt ist. Was daher als Krise auf
dem Geldmarkt erscheint, drückt in der That Anomalien im Produktions-
und Reproduktionsprocess selbst aus.
Drittens: In Bezug auf das angewandte cirkulirende Kapital selbst
(variables wie konstantes) macht die Länge der Umschlagsperiode, soweit
sie aus der Länge der Arbeitsperiode hervorgeht, diesen Unterschied: Bei
mehreren Umschlägen während des Jahrs kann ein Element des variablen
oder konstanten cirkulirenden Kapitals durch sein eignes Produkt geliefert
werden, wie bei Kohlenproduktion, Kleiderkonfektion etc. Im andern Fall
nicht, wenigstens nicht während des Jahrs.
Siebzehntes Kapitel.
Die Cirkulation des Mehrwerths.
Wir haben bisher gesehn, dass die Verschiedenheit in der Umschlags-
periode eine Verschiedenheit in der Jahresrate des Mehrwerths erzeugt,
selbst bei gleichbleibender Masse des jährlich erzeugten Mehrwerths.
Aber es findet ferner nothwendig Verschiedenheit statt in der Kapi-
talisation des Mehrwerths, der Akkumulation, und insofern auch in der,
bei gleichbleibender Rate des Mehrwerths, während des Jahrs erzeugten
Mehrwerthsmasse.
Wir bemerken nun zunächst, dass der Kapitalist A (im Beispiel des
vorigen Kapitels) eine laufende periodische Revenue hat, also, mit Aus-
nahme der ersten Umschlagsperiode bei Beginn des Geschäfts, seinen eignen
Verzehr innerhalb des Jahrs aus seiner Produktion von Mehrwerth be-
[307] streitet, und nicht aus eignem Fonds vorzuschiessen hat. Dies letztre
findet dagegen bei B statt. Er producirt zwar während derselben Zeit-
abschnitte ebensoviel Mehrwerth wie A, aber der Mehrwerth ist nicht re-
alisirt und kann daher weder individuell verzehrt werden, noch produktiv.
Soweit der individuelle Verzehr in Betracht kommt, wird der Mehrwerth
anticipirt. Fonds dafür muss vorgeschossen werden.
Ein Theil des produktiven Kapitals, der schwer zu rangiren ist, näm-
lich das zur Reparatur und Instandhaltung des fixen Kapitals nöthige
Zuschusskapital, stellt sich jetzt auch unter neuem Licht dar.
Bei A wird dieser Kapitaltheil — ganz oder großentheils — nicht
vorgeschossen bei Beginn der Produktion. Er braucht weder disponibel,
noch selbst vorhanden zu sein. Er entspringt aus dem Geschäft selbst
durch unmittelbare Verwandlung von Mehrwerth in Kapital, d. h. seine
direkte Anwendung als Kapital. Ein Theil des periodisch innerhalb
des Jahrs nicht nur erzeugten, sondern auch realisirten Mehrwerths
kann die für Reparatur etc. nöthigen Ausgaben bestreiten. Ein Theil
des zur Führung des Geschäfts auf seiner ursprünglichen Stufenleiter
nöthigen Kapitals wird so während des Geschäfts vom Geschäft selbst
erzeugt durch Kapitalisirung eines Theils des Mehrwerths. Dies ist
für den Kapitalisten B unmöglich. Der fragliche Kapitaltheil muss bei
ihm einen Theil des ursprünglich vorgeschossnen Kapitals bilden. In beiden
Fällen wird dieser Kapitaltheil in den Büchern des Kapitalisten als vor-
geschossnes Kapital figuriren, was er auch ist, da er nach unsrer An-
nahme einen Theil des zur Führung des Geschäfts auf gegebner Stufen-
leiter nothwendigen produktiven Kapitals bildet. Aber es macht einen
gewaltigen Unterschied, aus welchem Fonds er vorgeschossen wird. Bei
B ist er wirklich Theil des ursprünglich vorzuschiessenden oder disponibel
zu haltenden Kapitals. Bei A dagegen ist er als Kapital angewandter Theil
des Mehrwerths. Dieser letztre Fall zeigt uns, wie nicht nur das akku-
mulirte Kapital, sonder auch ein Theil des ursprünglich vorgeschossnen
Kapitals, bloss kapitalisirter Mehrwerth sein kann.
Sobald die Entwicklung des Kredits dazwischen kommt, verwickelt
sich das Verhältniss von ursprünglich vorgeschossnem Kapital und kapi-
talisirtem Mehrwerth noch mehr. Z. B. A borgt Theil des produktiven
Kapitals, womit er das Geschäft anfängt oder während des Jahrs fortführt,
beim Bankier C. Er hat von vornherein kein eignes hinreichendes Kapital
20*
[308] für Führung des Geschäfts. Bankier C leiht ihm eine Summe, die bloss
aus bei ihm deponirtem Mehrwerth der Industriellen D, E, F etc. besteht.
Vom Standpunkt des A handelt es sich noch nicht um akkumulirtes Ka-
pital. In der That aber ist für D, E, F etc. der A nichts als ein Agent,
der den von ihnen angeeigneten Mehrwerth kapitalisirt.
Wir haben Buch I, Kap. XXII gesehn, dass die Akkumulation, die
Verwandlung von Mehrwerth in Kapital, ihrem realen Gehalt nach Repro-
duktionsprocess auf erweiterter Stufenleiter ist, ob diese Erweitrung ex-
tensiv in Gestalt der Zufügung neuer Fabriken zu den alten, oder in der
intensiven Ausdehnung der bisherigen Stufenleiter des Betriebs sich
ausdrücke.
Die Erweitrung der Produktionsleiter kann in kleinern Dosen vor
sich gehn, indem ein Theil des Mehrwerths zu Verbesserungen angewandt
wird, die entweder nur die Produktivkraft der angewandten Arbeit erhöhn,
oder zugleich erlauben, sie intensiver auszubeuten. Oder auch, wo der
Arbeitstag nicht gesetzlich beschränkt ist, genügt eine zuschüssige Aus-
gabe von cirkulirendem Kapital (in Produktionsstoffen und in Arbeitslohn),
um die Produktionsleiter zu erweitern, ohne Ausdehnung des fixen Ka-
pitals, dessen tägliche Gebrauchszeit so nur verlängert, während seine
Umschlagsperiode entsprechend verkürzt wird. Oder der kapitalisirte Mehr-
werth mag bei günstigen Marktkonjunkturen, Spekulationen in Rohstoff er-
lauben, Operationen, wozu das ursprünglich vorgeschossne Kapital nicht
hingereicht hätte u. s. w.
Indess ist es klar, dass dort, wo die grössre Anzahl der Umschlags-
perioden eine häufigere Realisation des Mehrwerths innerhalb des Jahrs
mit sich bringt, Perioden eintreten werden, in denen weder der Arbeits-
tag zu verlängern noch Einzelverbessrungen anzubringen sind; während
andrerseits Ausdehnung des ganzen Geschäfts auf proportioneller Stufenleiter
theils durch die ganze Anlage des Geschäfts, die Baulichkeiten z. B.,
theils durch Ausdehnung des Arbeitsfonds, wie in der Landwirthschaft,
nur innerhalb gewisser weiterer oder engerer Schranken möglich ist, und
zudem einen Umfang von zuschüssigem Kapital erheischt, wie er nur durch
mehrjährige Akkumulation des Mehrwerths geliefert werden kann.
Neben der wirklichen Akkumulation oder Verwandlung des Mehrwerths
in produktives Kapital (und entsprechender Reproduktion auf erweiterter
Stufenleiter) läuft also Geldakkumulation, Zusammenscharren eines Theils
[309] des Mehrwerths als latentes Geldkapital, das erst später, sobald es ge-
wissen Umfang erreicht, als zuschüssiges aktives Kapital fungiren soll.
So stellt sich die Sache vom Standpunkt des einzelnen Kapitalisten
dar. Mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktion entwickelt sich
jedoch gleichzeitig das Kreditsystem. Das Geldkapital, das der Kapitalist
noch nicht in seinem eignen Geschäft anwenden kann, wird von Andren
angewandt, von denen er Zinsen dafür erhält. Es fungirt für ihn als
Geldkapital im specifischen Sinn, als eine vom produktiven Kapital unter-
schiedne Sorte Kapital. Aber es wirkt als Kapital in andrer Hand. Es
ist klar, dass mit der häufigeren Realisation des Mehrwerth und der stei-
genden Stufenleiter, worauf er producirt wird, die Proportion wächst, worin
neues Geldkapital oder Geld als Kapital auf den Geldmarkt geworfen und
von hier aus wenigstens großentheils wieder für erweiterte Produktion
absorbirt wird.
Die einfachste Form, worin sich dies zuschüssige latente Geldkapital
darstellen kann, ist die des Schatzes. Es ist möglich, dass dieser Schatz
zuschüssiges Gold oder Silber ist, erhalten direkt oder indirekt im Aus-
tausch mit den edle Metalle producirenden Ländern. Und nur in dieser
Weise wächst der Geldschatz innerhalb eines Landes absolut. Es ist
andrerseits möglich — und dies ist die Mehrzahl der Fälle, — dass
dieser Schatz nichts andres ist als der inländischen Cirkulation entzognes
Geld, welches die Form des Schatzes in der Hand einzelner Kapitalisten
angenommen hat. Es ist ferner möglich, dass dies latente Geldkapital
bloss in Werthzeichen besteht — wir sehn hier noch vom Kreditgeld ab —
oder auch in blossen, durch legale Dokumente konstatirten Ansprüchen
(Rechtstiteln) der Kapitalisten auf dritte Personen. In allen diesen Fällen,
welches immer die Daseinsform dieses zuschüssigen Geldkapitals, repräsen-
tirt es, soweit es Kapital in spe ist, durchaus nichts als zuschüssige und
in Reserve gehaltne Rechtstitel von Kapitalisten auf zukünftige, zu-
schüssige jährliche Produktion der Gesellschaft.
„Die Masse des wirklich akkumulirten Reichthums, nach seiner Größe
betrachtet, . . . . ist so durchaus unbedeutend im Vergleich mit den Pro-
duktivkräften der Gesellschaft, der er angehört, was auch ihre Civilisations-
stufe sei; oder auch nur im Vergleich zu der wirklichen Konsumtion
dieser selben Gesellschaft während nur weniger Jahre; so unbedeutend, dass
die Hauptaufmerksamkeit der Gesetzgeber und der politischen Oekonomen
[310] gerichtet sein sollte auf die Produktivkräfte und ihre künftige freie Ent-
wicklung, nicht aber, wie bisher, auf den blossen akkumulirten Reichthum,
der das Auge frappirt. Der bei weitem größte Theil des sogenannten
akkumulirten Reichthums ist nur nominell und besteht nicht aus wirk-
lichen Gegenständen, Schiffen, Häusern, Baumwollenwaaren, Landmelio-
rationen, sondern aus blossen Rechtstiteln, Ansprüchen auf die künftigen
jährlichen produktiven Kräfte der Gesellschaft, Rechtstiteln, erzeugt und
verewigt durch die Auskunftsmittel oder Institutionen der Unsicherheit . . . .
Der Gebrauch solcher Artikel (Akkumulationen physischer Dinge oder
wirklicher Reichthum) als blosses Mittel ihren Besitzern den Reichthum
anzueignen, den die zukünftigen Produktivkräfte der Gesellschaft erst
schaffen sollen, dieser Gebrauch würde ihnen durch die Naturgesetze der
Vertheilung ohne Anwendung von Gewalt allmälig entzogen werden; unter-
stützt durch genossenschaftliche Arbeit (co-operative labour) würde er ihnen
in wenigen Jahren entzogen werden.“ (William Thompson, Inquiry into
the Principles of the Distribution of Wealth. London 1850, p. 453. —
Dies Buch erschien zuerst 1827.)
„Es wird wenig bedacht, von den Meisten nicht einmal vermuthet,
in einem wie äusserst kleinen Verhältniss, sei es nach Masse oder Wir-
kungskraft, die thatsächlichen Akkumulationen der Gesellschaft stehn zu
den menschlichen Produktivkräften, ja selbst zu der gewöhnlichen Kon-
sumtion einer einzigen Menschengeneration während nur weniger Jahre.
Der Grund ist augenscheinlich, aber die Wirkung ist sehr schädlich. Der
Reichthum, der jährlich verzehrt wird, verschwindet mit seinem Gebrauch;
er steht vor dem Auge nur für einen Augenblick, und macht Eindruck
nur während man ihn geniesst oder verbraucht. Aber der nur langsam
verzehrbare Theil des Reichthums, Möbel, Maschinen, Gebäude, von unsrer
Kindheit bis zum Alter stehn sie vor unserm Auge, dauernde Denkmäler
der menschlichen Anstrengung. Kraft des Besitzes dieses fixen, dauern-
den, nur langsam verzehrten Theils des öffentlichen Reichthums — des
Bodens und der Rohstoffe an denen, der Werkzeuge mit denen gearbeitet
wird, der Häuser, die während der Arbeit Obdach geben, — kraft dieses
Besitzes beherrschen die Eigenthümer dieser Gegenstände zu ihrem eignen
Vortheil die jährlichen Produktivkräfte aller wirklich produktiven Arbeiter
der Gesellschaft, so unbedeutend jene Gegenstände auch sein mögen im
Verhältniss zu den stets wiederkehrenden Produkten dieser Arbeit. Die
[311] Bevölkerung von Britannien und Irland ist 20 Millionen; der Durch-
schnittsverbrauch jedes Einzelnen, Mann, Weib und Kind, ist wahrschein-
lich ungefähr 20 £, zusammen ein Reichthum von ungefähr 400 Mil-
lionen £, das jährlich verzehrte Arbeitsprodukt. Der Gesammtbetrag des
akkumulirten Kapitals dieser Länder übersteigt nicht, nach der Ab-
schätzung, 1200 Millionen, oder das dreifache jährliche Arbeitsprodukt;
bei gleicher Theilung 60 £ Kapital auf den Kopf. Wir haben es hier
mehr mit dem Verhältniss zu thun, als mit den mehr oder minder ge-
nauen absoluten Beträgen dieser Schätzungssummen. Die Zinsen dieses
Gesammtkapitals würden hinreichen, um die Gesammtbevölkerung in ihrer
gegenwärtigen Lebenshaltung ungefähr zwei Monate in einem Jahr zu er-
halten, und das gesammte akkumulirte Kapital selbst (könnten Käufer
gefunden werden) würde sie ohne Arbeit unterhalten für ganze drei
Jahre! Am Ende welcher Zeit, ohne Häuser, Kleider oder Nahrung, sie
verhungern müssten, oder aber die Sklaven werden Derer, die sie während
der drei Jahre unterhalten haben. Wie drei Jahre sich verhalten zur
Lebenszeit Einer gesunden Generation, sage zu 40 Jahren, so verhält
sich die Grösse und Bedeutung des wirklichen Reichthums, das akkumu-
lirte Kapital selbst des reichsten Landes, zu ihrer Produktivkraft, zu den
produktiven Kräften einer einzigen Menschengeneration; nicht zu dem was
sie produciren könnten unter verständigen Anordnungen gleicher Sicher-
heit, und besonders bei genossenschaftlicher Arbeit, sondern zu dem was
sie wirklich absolut produciren unter den mangelhaften und entmuthigen-
den Ausfluchtsmitteln der Unsicherheit! . . . . Und um diese scheinbar
gewaltige Masse des vorhandnen Kapitals, oder vielmehr das vermittelst
ihrer erworbne Kommando und Monopol über die Produkte der jährlichen
Arbeit in seinem gegenwärtigen Zustand erzwungner Theilung zu erhalten
und zu verewigen, soll die ganze schauderhafte Maschinerie, die Laster,
Verbrechen und Leiden der Unsicherheit verewigt werden. Nichts kann
akkumulirt werden, ohne dass die nothwendigen Bedürfnisse zuerst be-
friedigt sind, und der grosse Strom menschlicher Neigungen fliesst dem
Genusse nach; daher der verhältnissmäßig unbedeutende Betrag des wirk-
lichen Reichthums der Gesellschaft in jedem gegebnen Augenblick. Es
ist ein ewiger Kreislauf von Produktion und Konsumtion. In dieser un-
geheuren Masse jährlicher Produktion und Konsumtion würde die Handvoll
wirklicher Akkumulation kaum entbehrt werden; und doch ist das Haupt-
[312] augenmerk gerichtet worden nicht auf jene Masse Produktivkraft, sondern
auf diese Handvoll Akkumulation. Aber diese Handvoll ist mit Beschlag
belegt worden durch einige Wenige, und verwandelt worden in das Werk-
zeug zur Aneignung der beständig jährlich wiederkehrenden Produkte der
Arbeit der grossen Masse. Daher die entscheidende Wichtigkeit eines
solchen Werkzeugs für diese Wenigen. . . . . Ungefähr ein Drittel des
nationalen Jahresprodukts wird jetzt unter dem Namen öffentlicher Lasten
den Producenten entzogen, und unproduktiv konsumirt durch Leute, die
kein Aequivalent dafür geben, d. h. keins was den Producenten als solches
gilt. . . . . Das Auge der Menge blickt erstaunt auf die akkumulirten
Massen, besonders wenn sie in den Händen einiger Wenigen koncentrirt
sind. Aber die jährlich producirten Massen, wie die ewigen und unzähl-
baren Wogen eines mächtigen Stroms, rollen vorbei und verlieren sich im
vergessnen Ocean der Konsumtion. Und doch bedingt diese ewige Kon-
sumtion nicht allein alle Genüsse, sondern die Existenz des ganzen Men-
schengeschlechts. Die Menge und Vertheilung dieses Jahresprodukts sollte
vor allem zum Gegenstand der Erwägung gemacht werden. Die wirkliche
Akkumulation ist von durchaus sekundärer Bedeutung und erhält auch
diese Bedeutung fast ausschliesslich durch ihren Einfluss auf die Ver-
theilung des Jahresprodukts. . . . Die wirkliche Akkumulation und Ver-
theilung wird hier (in Thompson’s Schrift) stets betrachtet mit Bezug und
Unterordnung zur Produktivkraft. In fast allen andren Systemen ist die
Produktivkraft betrachtet worden mit Bezug und Unterordnung zur Akku-
mulation und zur Verewigung der bestehenden Vertheilungsweise. Ver-
glichen mit der Erhaltung dieser bestehenden Vertheilungsweise wird das
stets wiederkehrende Elend oder Wohlergehn des ganzen Menschenge-
schlechts nicht eines Blicks würdig gehalten. Die Ergebnisse der Ge-
walt, des Betrugs und des Zufalls verewigen, das hat man Sicherheit ge-
nannt; und der Erhaltung dieser erlognen Sicherheit sind alle Produktiv-
kräfte des Menschengeschlechts erbarmungslos zum Opfer gebracht worden.“
(Ibidem, p. 440—443.)
Für die Reproduktion sind nur zwei normale Fälle möglich, abgesehn
von Störungen, welche selbst die Reproduktion auf gegebner Stufenleiter
hemmen.
[313]
Entweder es findet Reproduktion auf ein einfacher Stufenleiter statt.
Oder es findet Kapitalisirung von Mehrwerth statt, Akkumulation.
I. Einfache Reproduktion.
Bei einfacher Reproduktion wird der jährlich, oder mit mehreren
Umschlägen innerhalb des Jahrs periodisch producirte und realisirte Mehr-
werth individuell, d. h. unproduktiv, konsumirt von seinen Eignern, den
Kapitalisten.
Der Umstand, dass der Produktenwerth zum Theil aus Mehrwerth besteht,
zum andren Theil aus dem Werththeil, gebildet durch das in ihm reproducirte
variable Kapital plus dem in ihm aufgezehrten konstanten Kapital, ändert
absolut nichts, weder an dem Quantum, noch dem Werth des Gesammt-
produkts, welches als Waarenkapital beständig in die Cirkulation eingeht
und ihr ebenso beständig entzogen wird, um der produktiven oder der in-
dividuellen Konsumtion anheimzufallen, d. h. um als Produktionsmittel oder
als Konsumtionsmittel zu dienen. Von dem konstanten Kapital abgesehn,
wird nur die Vertheilung des jährlichen Produkts zwischen Arbeitern und
Kapitalisten dadurch afficirt.
Selbst die einfache Reproduktion unterstellt, muss daher ein Theil
des Mehrwerths beständig in Geld und nicht in Produkt existiren, weil
er sonst nicht behufs der Konsumtion aus Geld in Produkt verwandelt
werden kann. Diese Verwandlung des Mehrwerths aus seiner ursprüng-
lichen Waarenform in Geld ist hier weiter zu untersuchen. Zur Verein-
fachung der Sache wird die einfachste Form des Problems unterstellt,
nämlich die ausschliessliche Cirkulation von Metallgeld, von Geld, welches
wirkliches Aequivalent ist.
Nach den für die einfache Waarencirkulation entwickelten Gesetzen
(Buch I, Kap. III) muss die Masse des im Lande vorhandnen Metallgelds
nicht nur hinreichen um die Waaren zu cirkuliren. Sie muss hinreichen
für die Schwankungen des Geldumlaufs, die theils entspringen aus Fluk-
tuationen in der Geschwindigkeit der Cirkulation, theils aus dem Preis-
wechsel der Waaren, theils aus den verschiednen und wechselnden Pro-
portionen, worin das Geld als Zahlungsmittel oder als eigentliches Cirku-
lationsmittel fungirt. Das Verhältniss, worin die vorhandne Geldmasse
sich in Schatz und umlaufendes Geld spaltet, wechselt beständig, aber die
[314] Masse des Geldes ist stets gleich der Summe des als Schatz und als um-
laufendes Geld vorhandnen Gelds. Diese Geldmasse (Masse edlen Metalls)
ist ein nach und nach akkumulirter Schatz der Gesellschaft. Soweit ein
Theil dieses Schatzes sich durch Verschleiss verzehrt, muss er jährlich,
wie jedes andre Produkt, neu ersetzt werden. Dies geschieht in der Wirk-
lichkeit durch direkten oder indirekten Austausch eines Theils des jährlichen
Landesprodukts mit dem Produkt der Gold und Silber producirenden Län-
der. Dieser internationale Charakter der Transaktion verhüllt indess ihren
einfachen Verlauf. Um das Problem daher auf seinen einfachsten und
durchsichtigsten Ausdruck zu reduciren, muss vorausgesetzt werden, dass
Gold- und Silberproduktion im Lande selbst stattfindet, also Gold- und
Silberproduktion einen Theil der gesellschaftlichen Gesammtproduktion
innerhalb jedes Landes bildet.
Abgesehn von dem für Luxusartikel producirten Gold oder Silber muss
das Minimum ihrer jährlichen Produktion gleich sein dem, durch die jähr-
liche Geldcirkulation bewirkten Verschleiss der Geldmetalle. Ferner:
Wächst die Werthsumme der jährlich producirten und cirkulirten Waaren-
masse, so muss auch die jährliche Gold- und Silberproduktion wachsen,
soweit die gewachsne Werthsumme der cirkulirenden Waaren und die für
ihre Cirkulation (und entsprechende Schatzbildung) erforderliche Geldmasse
nicht kompensirt wird durch größre Geschwindigkeit des Geldumlaufs und
durch umfangreichre Funktion des Gelds als Zahlungsmittel, d. h. durch
größre gegenseitige Saldirung der Käufe und Verkäufe ohne Dazwischen-
kunft von wirklichem Geld.
Ein Theil der gesellschaftlichen Arbeitskraft und ein Theil der gesell-
schaftlichen Produktionsmittel muss also in der Produktion von Gold und
Silber jährlich verausgabt werden,
Die Kapitalisten, welche die Gold und Silberproduktion betreiben —
und wie hier bei Voraussetzung einfacher Reproduktion angenommen —
nur betreiben innerhalb der Schranken des jährlichen Durchschnitts-
verschleisses und des dadurch verursachten jährlichen Durchschnittskon-
sums von Gold und Silber, werfen ihren Mehrwerth, den sie nach der
Unterstellung jährlich konsumiren ohne etwas davon zu kapitalisiren, di-
rekt in die Cirkulation in der Geldform, die für sie die Naturalform, nicht
wie in den andern Produktionszweigen die verwandelte Form des Pro-
dukts ist.
[315]
Ferner: was den Arbeitslohn betrifft — die Geldform, worin das
variable Kapital vorgeschossen wird — so wird er hier ebenfalls ersetzt
nicht durch Verkauf des Produkts, seine Verwandlung in Geld, sondern
durch ein Produkt, dessen Naturalform von vornherein die Geldform ist.
Endlich findet dies auch mit dem Theil des Edelmetall-Produkts statt,
der gleich dem Werth des periodisch aufgezehrten konstanten Kapitals ist,
sowohl des konstanten cirkulirenden, wie des während des Jahrs ver-
zehrten konstanten fixen Kapitals.
Betrachten wir den Kreislauf, resp. Umschlag des in der Edelmetall-
Produktion angelegten Kapitals zunächst unter der Form G — W … P … G'.
Soweit in G — W das W nicht nur aus Arbeitskraft und Produktions-
mitteln besteht, sondern auch aus fixem Kapital, wovon nur ein Werth-
theil in P aufgebraucht wird, ist klar, dass G' — das Produkt — eine
Geldsumme ist gleich dem in Arbeitslohn ausgelegten variablen Kapital
plus dem in Produktionsmitteln ausgelegten cirkulirenden konstanten Ka-
pital plus dem Werththeil des verschlissnen fixen Kapitals plus dem
Mehrwerth. Wäre die Summe geringer, bei unverändertem allgemeinen
Werth des Goldes, so wäre die Minenanlage unproduktiv, oder — wenn
dies allgemein der Fall — würde in Zukunft der Werth des Goldes ver-
glichen mit den Waaren, deren Werth nicht verändert, steigen; d. h. die
Preise der Waaren würden fallen, es würde also in Zukunft die in G — W
ausgelegte Geldsumme kleiner sein.
Betrachten wir zunächst nur den cirkulirenden Theil des in G, dem
Ausgangspunkt von G — W … P … G', vorgeschossnen Kapitals, so wird
eine bestimmte Geldsumme vorgeschossen, in Cirkulation geworfen zur
Zahlung von Arbeitskraft und zum Kauf von Produktionsstoffen. Aber
sie wird durch den Kreislauf dieses Kapitals der Cirkulation nicht wieder
entzogen, um von neuem hineingeworfen zu werden. Das Produkt in
seiner Naturalform ist schon Geld, es braucht also nicht erst durch Aus-
tausch, durch einen Cirkulationsprocess, in Geld verwandelt zu werden.
Es tritt aus dem Produktionsprocess in die Cirkulationssphäre nicht in
der Form von Waarenkapital, das sich in Geldkapital, sondern als Geld-
kapital, das sich in produktives Kapital rückverwandeln, d. h. von neuem
Arbeitskraft und Produktionsstoffe kaufen soll. Die Geldform des cirku-
lirenden, in Arbeitskraft und Produktionsmitteln verzehrten Kapitals wird
ersetzt nicht durch den Verkauf des Produkts, sondern durch die Natural-
[316] form des Produkts selbst, also nicht durch Wiederentziehn seines Werths
aus der Cirkulation in Geldform, sondern durch zuschüssiges, neu pro-
ducirtes Geld.
Nehmen wir an, dies cirkulirende Kapital sei = 500 £, die Um-
schlagsperiode = 5 Wochen, Arbeitsperiode = 4 Wochen, Cirkulations-
periode = 1 Woche. Es muss von vornherein für 5 Wochen Geld theils
in Produktionsvorrath vorgeschossen werden, theils vorräthig sein, um
nach und nach in Arbeitslohn weggezahlt zu werden. Anfang der 6. Woche
sind 400 £ zurückgeflossen und 100 £ freigesetzt. Dies wiederholt sich
beständig. Hier, wie früher, werden während gewisser Zeit des Um-
schlags 100 £ beständig in der freigesetzten Form sich befinden. Aber
sie bestehn aus zuschüssigem neuproducirtem Geld, ganz wie die andren
400 £. Wir hatten hier 10 Umschläge im Jahr, und das producirte
Jahresprodukt ist = 5000 £ Gold. (Die Cirkulationsperiode entsteht
hier nicht durch die Zeit. welche die Verwandlung der Waare in Geld, son-
dern welche die Verwandlung von Geld in die Produktionselemente kostet).
Bei jedem andren Kapital von 500 £, welches unter denselben Be-
dingungen umschlägt, ist die beständig erneuerte Geldform die verwan-
delte Form des producirten Waarenkapitals, welches alle 4 Wochen in die
Cirkulation geworfen wird und das durch seinen Verkauf — also durch
periodische Entziehung des Geldquantums, als das es ursprünglich in den
Process eintrat — diese Geldform stets von neuem wieder erhält. Hier
dagegen wird in jeder Umschlagsperiode eine neue zuschüssige Geld-
masse von 500 £ aus dem Produktionsprocess selbst in die Cirkulation
geworfen, um ihr beständig Produktionsstoffe und Arbeitskraft zu entziehn.
Dies in die Cirkulation geworfne Geld wird ihr durch den Kreislauf dieses
Kapitals nicht wieder entzogen, sondern noch durch beständig neupro-
ducirte Goldmassen vermehrt.
Betrachten wir den variablen Theil dieses cirkulirenden Kapitals und
setzen wir ihn, wie oben, = 100 £, so wären in der gewöhnlichen
Waarenproduktion dies 100 £ bei zehnmaligem Umschlag hinreichend,
um beständig die Arbeitskraft zu zahlen. Hier, in der Goldproduktion,
reicht dieselbe Summe; aber die 100 £ Rückfluss, womit die Arbeits-
kraft in je 5 Wochen bezahlt wird, sind nicht verwandelte Form ihres
Produkts, sondern sind ein Theil ihres stets erneuten Produkts selbst.
Der Goldproducent zahlt seine Arbeiter direkt mit einem Theil des von
[317] ihnen selbst producirten Goldes. Die so in Arbeitskraft jährlich ausge-
legten und von den Arbeitern in die Cirkulation geworfen 1000 £ kehren
daher nicht durch die Cirkulation zu ihrem Ausgangspunkt zurück.
Was ferner das fixe Kapital betrifft, so erheischt es bei erster An-
lage des Geschäfts die Verausgabung eines größren Geldkapitals, das also
in die Cirkulation geworfen wird. Wie alles fixe Kapital fliesst es nur
stückweis im Lauf von Jahren zurück. Aber es fliesst zurück als un-
mittelbares Stück des Produkts, des Goldes, nicht durch Verkauf des Pro-
dukts und seine dadurch vollzogne Vergoldung. Es erhält also allmälig
seine Geldform nicht durch Entziehung von Geld aus der Cirkulation, son-
dern durch Anhäufen eines entsprechenden Theils des Produkts. Das so
wieder hergestellte Geldkapital ist nicht eine Geldsumme, allmälig der Cir-
kulation entzogen zur Ausgleichung der ursprünglich für das fixe Kapital
in sie geworfnen Geldsumme. Es ist eine zuschüssige Masse Geld.
Endlich, was den Mehrwerth betrifft, so ist er ebenfalls gleich einem
Theil des neuen Goldprodukts, das in jeder neuen Umschlagsperiode in
Cirkulation geworfen wird, um nach unsrer Unterstellung unproduktiv
verausgabt, für Lebensmittel und Luxusgegenstände weggezahlt zu werden.
Nach der Voraussetzung aber ersetzt diese ganze jährliche Goldpro-
duktion — wodurch beständig Arbeitskraft und Produktionsstoffe, aber
kein Geld dem Markt entzogen und beständig zuschüssiges Geld ihm zu-
geführt wird — nur das während des Jahrs verschlissne Geld, hält also
nur die gesellschaftliche Geldmasse vollzählig, die beständig, wenn auch
in wechselnden Portionen, in den zwei Formen von Schatz und im Um-
lauf befindlichem Geld existirt.
Nach dem Gesetz der Waarencirkulation muss die Geldmasse gleich
sein der für die Cirkulation erheischten Geldmasse plus einem in Schatz-
form befindlichen Geldquantum, welches je nach Kontraktion oder Expan-
sion der Cirkulation zu- oder abnimmt, namentlich aber auch für die
Bildung der nöthigen Reservefonds von Zahlungsmitteln dient. Was in
Geld gezahlt werden muss — soweit keine Ausgleichung der Zahlungen
stattfindet — ist der Werth der Waaren. Dass ein Theil dieses Werths
aus Mehrwerth besteht, d. h. dem Verkäufer der Waaren nichts ge-
kostet hat, ändert absolut nichts an der Sache. Gesetzt, die Produ-
centen seien alle selbständige Besitzer ihrer Produktionsmittel, es finde
also Cirkulation statt zwischen den unmittelbaren Producenten selbst.
[318] Abgesehn von dem konstanten Theil ihres Kapitals könnte man dann ihr
jährliches Mehrprodukt zur Analogie mit dem kapitalistischen Zustand in
zwei Theile theilen: den einen a, der bloss ihre nothwendigen Lebens-
mittel ersetzt, den andern b, den sie zum Theil in Luxusproduktion ver-
zehren, zum Theil zur Erweitrung der Produktion anwenden. A vertritt
dann das variable Kapital, b den Mehrwerth. Aber diese Eintheilung
bliebe ohne allen Einfluss auf die Größe der zur Cirkulation ihres Ge-
sammtprodukts erheischten Geldmasse. Bei sonst gleichbleibenden Um-
ständen wäre der Werth der cirkulirenden Waarenmasse derselbe, daher
auch die für ihn erheischte Geldmasse. Auch müssten sie dieselben Geld-
reserven bei gleicher Theilung der Umschlagsperioden haben, d. h. den-
selben Theil ihres Kapitals beständig in Geldform, da nach wie vor, nach
der Unterstellung, ihre Produktion Waarenproduktion wäre. Der Umstand
also, dass ein Theil des Waarenwerths aus Mehrwerth besteht, ändert ab-
solut nichts an der Masse des zum Betrieb des Geschäfts nothwendigen
Geldes.
Ein Gegner Tooke’s, der sich an die Form G — W — G' hält,
fragt ihn, wie es denn der Kapitalist anfange, um beständig der Cirku-
lation mehr Geld zu entziehn, als er in sie hineinwirft. Man verstehe
wohl. Es handelt sich hier nicht um die Bildung des Mehrwerths.
Diese, die das einzige Geheimniss ausmacht, versteht sich vom kapita-
listischen Standpunkt von selbst. Die angewandte Werthsumme wäre ja
nicht Kapital, wenn sie nicht mit einem Mehrwerth sich bereicherte. Da
sie also der Voraussetzung nach Kapital ist, versteht sich der Mehrwerth
von selbst.
Die Frage ist also nicht: Wo kommt der Mehrwerth her? Sondern:
Wo kommt das Geld her, um ihn zu versilbern?
Aber in der bürgerlichen Oekonomie versteht sich die Existenz des
Mehrwerths von selbst. Sie ist also nicht nur unterstellt, sondern mit ihr
ist auch ferner unterstellt, dass ein Theil der in die Cirkulation geworfnen
Waarenmasse aus Mehrprodukt besteht, also einen Werth darstellt, den der
Kapitalist nicht mit seinem Kapital in die Cirkulation warf; dass der Ka-
pitalist also mit seinem Produkt einen Ueberschuss über sein Kapital in
die Cirkulation wirft und ihr diesen Ueberschuss auch wieder entzieht.
Das Waarenkapital, das der Kapitalist in die Cirkulation wirft, ist
von größrem Werth (woher das kommt wird nicht erklärt oder begriffen,
[319] aber c’est un fait vom Standpunkt dieser Selbigen) als das produktive
Kapital, das er in Arbeitskraft plus Produktionsmitteln der Cirkulation
entzogen hat. Unter dieser Voraussetzung ist daher klar, warum nicht
nur Kapitalist A, sonddern auch B, C, D etc. der Cirkulation durch Aus-
tausch seiner Waare beständig mehr Werth entziehn kann als den Werth
seines ursprünglich und stets aufs neue vorgeschossnen Kapitals. A, B,
C, D etc. werfen beständig einen größren Waarenwerth — diese Opera-
tion ist so vielseitig wie die selbständig fungirenden Kapitale — in der
Form von Waarenkapital in die Cirkulation als sie ihr unter der Form
von produktivem Kapital entziehn. Sie haben also beständig sich in eine
Werthsumme zu theilen (d. h. jeder seinerseits der Cirkulation ein pro-
duktives Kapital zu entziehn) gleich der Werthsumme ihrer resp. vorge-
schossnen produktiven Kapitale; und ebenso beständig sich in eine Werth-
summe zu theilen, die sie ebenso allseitig in Waarenform, als respektiven
Ueberschuss des Waarenwerths über den Werth seiner Produktionselemente,
in die Cirkulation werfen.
Aber das Waarenkapital, vor seiner Rückverwandlung in produktives
Kapital, und vor der Verausgabung des in ihm steckenden Mehrwerths,
muss versilbert werden. Wo kommt das Geld dazu her? Diese Frage
erscheint auf den ersten Blick schwierig, und weder Tooke noch ein
Andrer hat sie bisher beantwortet.
Das in der Form von Geldkapital vorgeschossne cirkulirende Kapital
von 500 £, welches immer seine Umschlagsperiode, sei das cirkulirende
Gesammtkapital der Gesellschaft, d. h. der Kapitalistenklasse. Der
Mehrwerth sei 100 £. Wie kann nun die ganze Kapitalistenklasse be-
ständig 600 £ aus der Cirkulation herausziehn, wenn sie beständig
nur 500 £ hineinwirft?
Nachdem das Geldkapital von 500 £ in produktives Kapital ver-
wandelt., verwandelt dieses sich innerhalb das Produktionsprocesses in
Waarenwerth von 600 £, und es befindet sich in Cirkulation nicht nur
ein Waarenwerth von 500 £, gleich dem ursprünglich vorgeschossnen
Geldkapital, sondern ein neuproducirter Mehrwerth von 100 £.
Dieser zuschüssige Mehrwerth von 100 £ ist in Waarenform in die
Cirkulation geworfen. Darüber besteht kein Zweifel. Aber durch dieselbe
Operation ist nicht das zuschüssige Geld für die Cirkulation dieses zu-
schüssigen Waarenwerths gegeben.
[320]
Man muss nun die Schwierigkeit nicht durch plausible Ausflüchte
zu umgehn suchen.
Zum Beispiel: Was das konstante cirkulirende Kapital betrifft, so
ist klar, dass nicht alle es gleichzeitig auslegen. Während Kapitalist A
seine Waare verkauft, also für ihn vorgeschossnes Kapital Geldform an-
nimmt, nimmt für den Käufer B umgekehrt sein in Geldform vorhandnes
Kapital die Form seiner Produktionsmittel an, die gerade A producirt.
Durch denselben Akt, wodurch A seinem producirten Waarenkapital die
Geldform wiedergibt, gibt B dem seinigen die produktive Form wieder,
verwandelt es aus Geldform in Produktionsmittel und Arbeitskraft; dieselbe
Geldsumme fungirt in dem doppelseitigen Process wie in jedem einfachen
Kauf W — G. Andrerseits, wenn A das Geld wieder in Produktions-
mittel verwandelt, kauft er von C, und dieser zahlt damit B etc. So
wäre dann der Hergang erklärt. Aber:
Alle in Bezug auf das Quantum des cirkulirenden Geldes bei der
Waarencirkulation (Buch I, Kap. III) aufgestellten Gesetze werden in
keiner Art durch den kapitalistischen Charakter des Produktionsprocesses
geändert.
Wenn also gesagt wird, das in Geldform vorzuschiessende cirku-
lirende Kapital der Gesellschaft beträgt 500 £, so ist dabei schon in
Rechnung gebracht, dass dies einerseits die Summe ist, die gleichzeitig
vorgeschossen war, dass aber andrerseits diese Summe mehr produktives
Kapital in Bewegung setzt, als 500 £, weil sie abwechselnd als Geldfonds
verschiedner produktiven Kapitale dient. Diese Erklärungsweise setzt also
schon das Geld als vorhanden voraus, dessen Dasein sie erklären soll. —
Es könnte ferner gesagt werden: Kapitalist A producirt Artikel,
die Kapitalist B individuell, unproduktiv konsumirt. Das Geld von B
versilbert also das Waarenkapital von A, und so dient dieselbe Geldsumme
zur Versilbrung des Mehrwerths von B und des cirkulirenden konstanten
Kapitals von A. Hier ist aber die Lösung der Frage, die beantwortet
werden soll, noch direkter unterstellt. Nämlich, wo kriegt B dies Geld
für Bestreitung seiner Revenue her? Wie hat er selbst diesen Mehrwerth-
theil seines Produkts versilbert? —
Ferner könnte gesagt werden, der Theil des cirkulirenden variablen
Kapitals, den A seinen Arbeitern beständig vorschiesst, strömt ihm be-
ständig aus der Cirkulation zurück; und nur ein abwechselnder Theil
[321] davon liegt beständig bei ihm selbst für Zahlung des Arbeitslohns fest.
Zwischen der Ausgabe und dem Rückstrom verfliesst jedoch eine gewisse
Zeit, während deren das in Arbeitslohn ausgezahlte Geld unter andrem
auch zur Versilberung von Mehrwerth dienen kann. — Aber wir wissen
erstens, dass je größer diese Zeit, um so größer auch die Masse des
Geldvorraths sein muss, die der Kapitalist A beständig in petto halten
muss. Zweitens gibt der Arbeiter das Geld aus, kauft Waaren damit,
versilbert daher den in diesen Waaren steckenden Mehrwerth pro tanto.
Also dient dasselbe Geld, das in der Form des variablen Kapitals vorge-
schossen wird, pro tanto auch dazu, Mehrwerth zu versilbern. Ohne hier
noch tiefer auf diese Frage einzugehn, hier nur so viel: dass die Kon-
sumtion der ganzen Kapitalistenklasse und der von ihr abhängigen un-
produktiven Personen gleichzeitig Schritt hält mit der für die Arbeiter-
klasse; also, gleichzeitig mit dem von den Arbeitern in Cirkulation ge-
worfnen Geld, von den Kapitalisten Geld in die Cirkulation geworfen werden
muss, um ihren Mehrwerth als Revenue zu verausgaben; also für den-
selben der Cirkulatfon Geld entzogen sein muss. Die eben gegebne Er-
klärung würde nur das so nöthige Quantum verringern, nicht beseitigen. —
Endlich könnte gesagt werden: Es wird doch beständig ein großes
Quantum Geld in Cirkulation geworfen bei der ersten Anlage des fixen
Kapitals, das der Cirkulation nur allmälig, stückweis, im Lauf von Jahren,
von Dem wieder entzogen wird, der es hineinwarf. Kann diese Summe
nicht hinreichen um den Mehrwerth zu versilbern? — Hierauf ist zu ant-
worten, dass vielleicht in der Summe von 500 £ (die auch Schatzbildung
für nöthige Reservefonds einschliesst) schon die Anwendung dieser Summe
als fixes Kapital, wenn nicht durch den der sie hineinwarf, so doch durch
jemand anders, einbegriffen ist. Ausserdem ist bei der Summe, die für
Beschaffung der als fixes Kapital dienenden Produkte ausgegeben wird,
schon unterstellt, dass auch der in diesen Waaren steckende Mehrwerth
gezahlt ist, und es frägt sich eben wo dies Geld herkommt. —
Die allgemeine Antwort ist bereits gegeben: Wenn eine Waaren-
masse von x × 1000 £ zu cirkuliren, so ändert es absolut nichts
am Quantum der zu dieser Cirkulation nöthigen Geldsumme, ob der
Werth dieser Waarenmasse Mehrwerth enthält oder nicht, ob die Waaren-
masse kapitalistisch producirt ist oder nicht. Das Problem selbst
existirt also nicht. Bei sonst gegebnen Bedingungen, Umlaufs-
Marx, Kapital II. 21
[322] geschwindigkeit des Geldes etc., ist eine bestimmte Geldsumme erheischt,
um den Waarenwerth von x × 1000 £ zu cirkuliren, ganz unabhängig
von dem Umstand, wie viel oder wie wenig von diesem Werth den un-
mittelbaren Producenten dieser Waaren zufällt. Soweit hier ein Problem
existirt, fällt es zusammen mit dem allgemeinen Problem: woher die zur
Cirkulation der Waaren in einem Lande nöthige Geldsumme kommt.
Indess existirt allerdings, vom Standpunkt der kapitalistischen Pro-
duktion, der Schein eines besondren Problems. Es ist nämlich hier der
Kapitalist, welcher als der Ausgangspunkt erscheint, von dem das Geld
in die Cirkulation geworfen wird. Das Geld, das der Arbeiter zur Zah-
lung seiner Lebensmittel ausgibt, existirt vorher als Geldform des variab-
len Kapitals und wird daher ursprünglich vom Kapitalisten in Cirku-
lation geworfen als Kauf- oder Zahlungsmittel von Arbeitskraft. Ausser-
dem wirft der Kapitalist das Geld in Cirkulation, das für ihn ursprünglich
die Geldform seines konstanten, fixen und flüssigen Kapitals bildet; er
gibt es aus als Kauf- oder Zahlungsmittel für Arbeitsmittel und Produk-
tionsstoffe. Aber über dies hinaus erscheint der Kapitalist nicht weiter
als Ausgangspunkt der in der Cirkulation befindlichen Geldmasse. Nun
aber existiren nur zwei Ausgangspunkte: der Kapitalist und der Arbeiter.
Alle dritten Personenrubriken müssen entweder für Dienstleistungen Geld
von diesen beiden Klassen erhalten, oder soweit sie es ohne Gegenleistung
erhalten, sind sie Mitbesitzer des Mehrwerths in der Form von Rente,
Zins etc. Dass der Mehrwerth nicht ganz in der Tasche des industriellen
Kapitalisten bleibt, sondern von ihm mit andern Personen getheilt werden
muss, hat mit der vorliegenden Frage nichts zu thun. Es fragt sich,
wie er seinen Mehrwerth versilbert, nicht wie das dafür gelöste Silber
sich später vertheilt. Es ist also für unsern Fall der Kapitalist noch
als einziger Besitzer des Mehrwerths zu betrachten. Was aber den Ar-
beiter betrifft, so ist bereits gesagt, dass er nur sekundärer Ausgangs-
punkt, der Kapitalist aber der primäre Ausgangspunkt des vom Arbeiter
in die Cirkulation geworfnen Gelds ist. Das zuerst als variables Kapital
vorgeschossne Geld vollzieht bereits seinen zweiten Umlauf, wenn der Ar-
beiter es zur Zahlung von Lebensmitteln ausgibt.
Die Kapitalistenklasse bleibt also der einzige Ausgangspunkt der
Geldcirkulation. Wenn sie zur Zahlung von Produktionsmitteln 400 £,
zur Zahlung der Arbeitskraft 100 £ braucht, so wirft sie 500 £ in
[323] Cirkulation. Aber der in dem Produkt steckende Mehrwerth, bei Mehr-
werthsrate von 100 %, ist gleich einem Werth von 100 £. Wie kann
sie 600 £ aus der Cirkulation beständig herausziehn, wenn sie beständig
nur 500 £ hineinwirft? Aus Nichts wird Nichts. Die Gesammtklasse
der Kapitalisten kann nichts aus der Cirkulation herausziehn, was nicht
vorher hineingeworfen war.
Es wird hier abgesehn davon, dass die Geldsumme von 400 £
vielleicht hinreicht, um bei zehnmaligem Umschlag Produktionsmittel zum
Werth von 4000 £ und Arbeit zum Werth von 1000 £ zu cirkuliren,
und die übrigen 100 £ für die Cirkulation des Mehrwerths von 1000 £
ebenfalls genügen. Dies Verhältniss der Geldsumme zu dem von ihr
cirkulirten Waarenwerth thut nichts zur Sache. Das Problem bleibt das-
selbe. Fänden nicht verschiedne Umläufe derselben Geldstücke statt, so
wären 5000 £ als Kapital in Cirkulation zu werfen und 1000 £ wären
nöthig um den Mehrwerth zu versilbern. Es fragt sich, wo dies letztre
Geld herkommt, ob nun 1000 oder 100 £. Jedenfalls ist es ein Ueber-
schuss über das in Cirkulation geworfne Geldkapital.
In der That, so paradox es auf den ersten Blick scheint, die Kapi-
talistenklasse selbst wirft das Geld in Cirkulation, das zur Realisirung
des in den Waaren steckenden Mehrwerths dient. Aber nota bene: sie
wirft es hinein nicht als vorgeschossnes Geld, also nicht als Kapital.
Sie verausgabt es als Kaufmittel für ihre individuelle Konsumtion. Es
ist also nicht von ihr vorgeschossen, obgleich sie der Ausgangspunkt
seiner Cirkulation ist.
Nehmen wir einen einzelnen Kapitalisten, der sein Geschäft eröffnet,
z. B. einen Pächter. Während des ersten Jahrs schiesst er ein Geld-
kapital, sage von 5000 £ vor, in Zahlung von Produktionsmitteln
(4000 £) und von Arbeitskraft (1000 £). Die Mehrwerthsrate sei
100 %, der von ihm angeeignete Mehrwerth = 1000 £. Die obigen
5000 £ schliessen alles Geld ein, was er als Geldkapital vorschiesst.
Aber der Mann muss auch leben, und er nimmt kein Geld ein vor Ende
des Jahrs. Sein Konsum betrage 1000 £. Diese muss er besitzen.
Er sagt zwar, dass er sich diese 1000 £ vorschiessen muss während
des ersten Jahrs. Doch heisst dies Vorschiessen — das hier nur sub-
jektiven Sinn hat — weiter nichts als dass er das erste Jahr seine in-
dividuelle Konsumtion aus eigner Tasche, statt aus der Gratisproduktion
21*
[324] seiner Arbeiter bestreiten muss. Er schiesst dies Geld nicht vor als
Kapital. Er verausgabt es, zahlt es fort für ein Aequivalent in Lebens-
mitteln die er verzehrt. Dieser Werth ist von ihm in Geld verausgabt,
in die Cirkulation geworfen und in Waarenwerthen ihr entzogen worden.
Diese Waarenwerthe hat er verzehrt. Er hat also aufgehört in irgend
einem Verhältniss zu ihrem Werth zu stehn. Das Geld womit er ihn gezahlt,
existirt als Element des cirkulirenden Geldes. Aber den Werth dieses
Geldes hat er der Cirkulation in Produkten entzogen, und mit den Pro-
dukten, worin er existirte, ist auch ihr Werth vernichtet. Er ist alle
geworden. Am Ende des Jahres nun wirft er in die Cirkulation einen
Waarenwerth von 6000 £ und verkauft ihn. Damit fliesst für ihn zurück:
1) sein vorgeschossnes Geldkapital von 5000 £; 2) der versilberte Mehr-
werth von 1000 £. Er hat 5000 £ als Kapital vorgeschossen, in die
Cirkulation geworfen, und er entzieht ihr 6000 £, 5000 £ für Kapital
und 1000 £ für Mehrwerth. Die letztren 1000 £ sind versilbert mit
dem Geld, das er selbst nicht als Kapitalist, sondern als Konsument in
die Cirkulation geworfen, nicht vorgeschossen, sondern verausgabt hat.
Sie kehren jetzt zu ihm zurück als Geldform des von ihm producirten
Mehrwerths. Und von nun an wiederholt sich diese Operation jährlich.
Aber vom zweiten Jahr an sind die 1000 £, die er verausgabt, be-
ständig die verwandelte Form, die Geldform des von ihm producirten
Mehrwerths. Er verausgabt sie jährlich und sie fließen ihm ebenso jähr-
lich zurück.
Schlüge sein Kapital öfter im Jahre um, so änderte das nichts an
der Sache, wohl aber an der Länge der Zeit und daher an der Grösse
der Summe, die er über sein vorgeschossnes Geldkapital hinaus für seine
individuelle Konsumtion in Cirkulation zu werfen hätte.
Dies Geld wird vom Kapitalisten nicht als Kapital in Cirkulation
geworfen. Wohl aber gehört es zum Charakter des Kapitalisten, dass er
fähig ist, bis zum Rückfluss von Mehrwerth von den in seinem Besitz
befindlichen Mitteln zu leben.
In diesem Fall war angenommen, dass die Geldsumme, die der Kapi-
talist bis zum ersten Rückfluss seines Kapitals zur Bestreitung seiner
individuellen Konsumtion in Cirkulation wirft, exakt gleich ist dem
von ihm producirten und daher zu versilbernden Mehrwerth. Dies ist
[325] offenbar, mit Bezug auf den einzelnen Kapitalisten, eine willkürliche An-
nahme. Aber sie muss richtig sein für die gesammte Kapitalistenklasse,
bei Unterstellung einfacher Reproduktion. Sie drückt nur dasselbe aus,
was diese Unterstellung besagt, nämlich dass der ganze Mehrwerth, aber
auch nur dieser, also kein Bruchtheil des ursprünglichen Kapitalstocks,
unproduktiv verzehrt wird.
Es war oben unterstellt, dass die Gesammtproduktion an edlen Me-
tallen (= 500 £ gesetzt) nur hinreicht um den Geldverschleiss zu
ersetzen.
Die Gold producirenden Kapitalisten besitzen ihr ganzes Produkt in
Gold, sowohl den Theil desselben, der konstantes Kapital, wie den der
variables Kapital ersetzt, wie auch den aus Mehrwerth bestehenden. Ein
Theil des gesellschaftlichen Mehrwerths besteht also aus Gold, nicht aus
Produkt, das sich erst innerhalb der Cirkulation vergoldet. Er besteht
von vornherein aus Gold und wird in die Cirkulation geworfen, um ihr
Produkte zu entziehn. Dasselbe gilt hier vom Arbeitslohn, dem variablen
Kapital, und vom Ersatz des vorgeschossnen konstanten Kapitals. Wenn
also ein Theil der Kapitalistenklasse einen Waarenwerth in die Cirkulation
wirft, größer (um den Mehrwerth) als das von ihnen vorgeschossne Geld-
kapital, so wirft ein andrer Theil der Kapitalisten einen größren Geld-
werth (größer um den Mehrwerth) in die Cirkulation als der Waaren-
werth, den sie der Cirkulation zur Produktion des Goldes beständig ent-
ziehn. Wenn ein Theil der Kapitalisten beständig mehr Geld aus der
Cirkulation auspumpt als er einschiesst, so pumpt der Gold producirende
Theil beständig mehr Geld ein als er ihr in Produktionsmitteln entzieht.
Obgleich nun von diesem Produkt von 500 £ Gold ein Theil
Mehrwerth der Goldproducenten ist, so ist die ganze Summe doch nur
bestimmt zum Ersatz des für die Cirkulation der Waaren nöthigen Geldes;
wie viel davon den Mehrwerth der Waaren versilbert, wie viel ihre andren
Werthbestandtheile, ist dabei gleichgültig.
Wenn man die Goldproduktion aus dem Land heraus in andre Länder
verlegt, so ändert das absolut nichts an der Sache. Ein Theil der ge-
sellschaftlichen Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Produktionsmittel
im Land A ist in ein Produkt verwandelt, z. B. Leinwand zum Werth
von 500 £, die nach dem Land B ausgeführt wird, um dort Gold zu
kaufen. Das so im Land A verwandte produktive Kapital wirft ebenso-
[326] wonig Waare, im Unterschied von Geld, auf den Markt des Landes A,
als wenn es direkt in der Goldproduktion verwandt wäre. Dies Produkt
von A stellt sich in 500 £ Gold dar, und tritt nur als Geld in die
Cirkulation des Landes A. Der Theil des gesellschaftlichen Mehrwerths,
den dies Produkt enthält, existirt direkt in Geld und für das Land A nie
anders als in der Form von Geld. Obgleich für die Kapitalisten, welche
das Gold produciren, nur ein Theil des Produkts Mehrwerth, ein andrer
den Kapitalersatz darstellt, so hängt dagegen die Frage, wie viel von
diesem Gold, ausser dem cirkulirenden konstanten Kapital, variables Ka-
pital ersetzt und wie viel Mehrwerth darstellt, ausschliesslich ab von
den resp. Verhältnissen, die Arbeitslohn und Mehrwerth vom Werth der
cirkulirenden Waaren bilden. Der Theil, der Mehrwerth bildet, vertheilt
sich unter die verschiednen Mitglieder der Kapitalistenklasse. Obgleich
er beständig für die individuelle Konsumtion von ihnen ausgegeben und
durch Verkauf neuen Produkts wieder eingenommen wird — gerade dieser
Kauf und Verkauf macht überhaupt nur das zur Vergoldung des Mehr-
werths nöthige Geld unter ihnen selbst cirkuliren, — so befindet sich
doch, wenn auch in wechselnden Portionen, ein Theil des gesellschaftlichen
Mehrwerths in der Form von Geld in der Tasche der Kapitalisten, ganz
wie sich ein Theil des Arbeitslohns wenigstens während eines Theils der
Woche in der Form von Geld in den Taschen der Arbeiter aufhält. Und
dieser Theil ist nicht beschränkt durch den Theil des Geldprodukts, der
ursprünglich den Mehrwerth der Gold producirenden Kapitalisten bildet,
sondern wie gesagt, durch die Proportion, worin obiges Produkt von
500 £ sich zwischen Kapitalisten und Arbeiter überhaupt vertheilt und
worin der zu cirkulirende Waarenvorrath aus Mehrwerth und den andren
Bestandtheilen des Werths besteht.
Indess besteht der Theil des Mehrwerths, der nicht in andren Waaren
existirt, sondern neben diesen andren Waaren in Geld, nur soweit aus
einem Theil des jährlich producirten Goldes, als ein Theil der jährlichen
Goldproduktion zur Realisirung des Mehrwerths cirkulirt. Der andre Theil
des Gelds der sich fortwährend in wechselnden Portionen als Geldform
ihres Mehrwerths in den Händen der Kapitalistenklasse befindet, ist nicht
Element des jährlich producirten Goldes, sondern der früher im Land
akkumulirten Geldmassen.
Nach unsrer Unterstellung reicht die jährliche Goldproduktion von
[327] 500 £ nur gerade hin, um das jährlich verschlissne Geld zu ersetzen.
Halten wir daher nur diese 500 £ im Auge, und abstrahiren wir von
dem Theil der jährlich producirten Waarenmasse, zu deren Cirkulation
früher akkumulirtes Geld dient, so findet der in Waarenform producirte
Mehrwerth schon deswegen Geld zu seiner Vergoldung in der Cirkulation
vor, weil auf der andren Seite Mehrwerth jährlich in der Form von Gold
producirt wird. Dasselbe gilt von den andren Theilen des Goldprodukts
von 500 £, die das vorgeschossne Geldkapital ersetzen.
Es ist hier nun zweierlei zu bemerken.
Es folgt erstens: Der von den Kapitalisten in Geld ausgegebne
Mehrwerth, sowohl wie das von ihnen in Geld vorgeschossne, variable und
sonstige produktive Kapital ist in der That Produkt der Arbeiter, nämlich
der in der Goldproduktion beschäftigten Arbeiter. Sie produciren neu
sowohl den Theil des Goldprodukts, der ihnen als Arbeitslohn „vorge-
schossen“ wird, wie den Theil des Goldprodukts, worin sich der Mehr-
werth der kapitalistischen Goldproducenten unmittelbar darstellt. Was
endlich den Theil des Goldprodukts betrifft, der nur den zu seiner Pro-
duktion vorgeschossnen konstanten Kapitalwerth ersetzt, so erscheint er
nur in Geldform (überhaupt in einem Produkt) wieder durch die jährliche
Arbeit der Arbeiter. Bei Beginn des Geschäfts wurde er ursprünglich
vom Kapitalisten weggegeben in Geld, welches nicht neu producirt, sondern
Theil der umlaufenden gesellschaftlichen Geldmasse bildete. Soweit er
dagegen durch neues Produkt, zuschüssiges Gold ersetzt wird, ist er das
jährliche Produkt des Arbeiters. Der Vorschuss von Seiten des Kapita-
listen erscheint auch hier nur als eine Form, die daher stammt, dass
der Arbeiter weder Besitzer seiner eignen Produktionsmittel ist, noch
während der Produktion über die von andren Arbeitern producirten Le-
bensmittel verfügt.
Zweitens aber, was die von diesem jährlichen Ersatz von 500 £
unabhängig existirende, theils in Schatzform, theils in Form von umlau-
fendem Geld befindliche Geldmasse betrifft, so muss es sich mit ihr gerade
so verhalten, d. h. ursprünglich verhalten haben, wie es sich mit diesen
500 £ noch jährlich verhält. Auf diesen Punkt kommen wir am Schluss
dieses Unterabschnitts zurück. Vorher noch einige andre Bemerkungen.
[328]
Man hat bei Betrachtung des Umschlags gesehn, dass, unter sonst
gleichbleibenden Umständen, mit dem Wechsel in der Größe der Um-
schlagsperioden wechselnde Massen Geldkapital nöthig sind, um die Pro-
duktion auf derselben Stufenleiter auszuführen. Die Elasticität der Geld-
cirkulation muss also groß genug sein, um sich diesem Wechsel von Aus-
dehnung und Zusammenziehung anzupassen.
Nimmt man ferner sonst gleichbleibende Umstände an — auch un-
veränderte Größe, Intensität und Produktivität des Arbeitstags — aber
veränderte Theilung des Werthprodukts zwischen Arbeitslohn
und Mehrwerth, sodass entweder der erstre steigt und der letztre fällt,
oder umgekehrt, so wird dadurch die Masse des umlaufenden Gelds nicht
berührt. Dieser Wechsel kann vorgehn ohne irgend welche Expansion oder
Kontraktion der im Umlauf befindlichen Geldmasse. Betrachten wir na-
mentlich den Fall, wo der Arbeitslohn allgemein stiege und daher — unter
den vorausgesetzten Bedingungen — die Rate des Mehrwerths allgemein
fiele, ausserdem, ebenfalls nach Unterstellung, kein Wechsel im Werth
der cirkulirenden Waarenmasse stattfinde. In diesem Fall wächst aller-
dings das Geldkapital, das als variables Kapital vorgeschossen werden
muss, also die Geldmasse, die in dieser Funktion dient. Aber um gerade
soviel, wie die zur Funktion von variablem Kapital erforderliche Geld-
masse wächst, um gerade so viel nimmt der Mehrwerth ab, also auch die
zu seiner Realisirung nöthige Geldmasse. Die Summe der zur Realisirung
des Waarenwerths nöthigen Geldmasse wird davon ebenso wenig berührt
wie dieser Waarenwerth selbst. Der Kostenpreis der Waare steigt für
den einzelnen Kapitalisten, aber ihr gesellschaftlicher Produktionspreis
bleibt unverändert. Was verändert wird ist das Verhältniss worin, abge-
sehn vom konstanten Werththeil, der Produktionspreis der Waaren sich
in Arbeitslohn und Profit theilt.
Aber, sagt man, größre Auslage von variablem Geldkapital (der
Werth des Gelds ist natürlich als gleichbleibend vorausgesetzt) heißt so-
viel als größre Masse von Geldmitteln in der Hand der Arbeiter. Hier-
aus folgt größre Nachfrage nach Waaren von Seiten der Arbeiter.
Weitre Folge ist Steigen im Preis der Waaren. — Oder man sagt: Steigt
der Arbeitslohn, so erhöhn die Kapitalisten die Preise ihrer Waare. —
In beiden Fällen verursacht das allgemeine Steigen des Arbeitslohns
[329] Steigen der Waarenpreise. Daher muss eine größre Geldmasse nöthig sein,
um die Waaren zu cirkuliren, ob man das Steigen der Preise nun in der
einen oder andren Weise erklärt.
Antwort auf die erste Fassung: In Folge steigenden Arbeitslohns
wird namentlieh die Nachfrage der Arbeiter nach nothwendigen Lebens-
mitteln wachsen. In einem geringren Grad wird ihre Nachfrage nach
Luxusartikeln zunehmen, oder sich Nachfrage einstellen für Artikel, die
früher nicht in den Bereich ihrer Konsumtion fielen. Die plötzliche und
auf größrer Stufenleiter gesteigerte Nachfrage nach nothwendigen Lebens-
mitteln wird unbedingt momentan ihren Preis steigern. Folge davon:
Ein größrer Theil des gesellschaftlichen Kapitals wird in Produktion von
nothwendigen Lebensmitteln, ein geringrer in der Produktion von Luxus-
mitteln verwandt, da letztre im Preise fallen, wegen des verminderten
Mehrwerths und daher der verminderten Nachfrage der Kapitalisten für
dieselben. Soweit die Arbeiter dagegen selbst Luxusmittel kaufen,
wirkt die Erhöhung ihres Lohns — innerhalb dieses Umfangs —
nicht auf Steigerung des Preises von nothwendigen Lebensmitteln,
sondern deplacirt nur die Käufer von Luxuswaaren. Mehr Luxus-
waaren als bisher gehn ein in den Konsum der Arbeiter, und verhält-
nissmäßig weniger in den Konsum der Kapitalisten. Voilà tout. Nach
einigen Oscillationen cirkulirt eine Waarenmasse vom selben Werth wie
vorher. — Was die momentanen Oscillationen betrifft, so werden sie kein
andres Resultat haben als unbeschäftigtes Geldkapital in die inländische
Cirkulation zu werfen, das bisher in spekulativen Unternehmungen an der
Börse oder im Auslande Beschäftigung suchte.
Antwort auf die zweite Fassung: Wenn es in der Hand der kapi-
talistischen Producenten stände, beliebig die Preise ihrer Waaren zu er-
höhn, so könnten und würden sie das thun auch ohne Steigen des Arbeits-
lohns. Der Arbeitslohn würde nie steigen bei sinkenden Waarenpreisen.
Die Kapitalistenklasse würde sich nie den Trades’ Unions widersetzen, da
sie stets und unter allen Umständen thun könnte was sie jetzt ausnahms-
weis unter bestimmten, besondren, so zu sagen lokalen Umständen, wirk-
lich thut — nämlich jede Erhöhung des Arbeitslohns benutzen, um die
Waarenpreise in viel höherem Grade zu erhöhn, also größren Profit
einzustecken.
[330]
Die Behauptung, dass die Kapitalisten die Preise der Luxusmittel
erhöhn können, weil die Nachfrage danach abnimmt (in Folge der ver-
minderten Nachfrage der Kapitalisten, deren Kaufmittel dafür abgenommen
haben), wäre eine ganz originelle Anwendung des Gesetzes von Nachfrage
und Angebot. Soweit nicht bloss Deplacement der Käufer dafür eintritt,
Arbeiter statt Kapitalisten, — und soweit dies Deplacement stattfindet,
wirkt die Nachfrage der Arbeiter nicht auf Preissteigerung der nothwen-
digen Lebensmittel, denn den Theil des Lohnzuschusses, den die Arbeiter
für Luxusmittel verausgaben, können sie nicht für nothwendige Lebens-
mittel verausgaben, — fallen die Preise der Luxusmittel in Folge der
verminderten Nachfrage. In Folge dessen wird Kapital aus ihrer
Produktion zurückgezogen, bis ihre Zufuhr auf das Maß reducirt
ist, das ihrer veränderten Rolle im gesellschaftlichen Produktionspro-
cess entspricht. Mit dieser verringerten Produktion steigen sie, bei
sonst unverändertem Werth, wieder auf ihre normalen Preise. Solange
diese Kontraktion oder dieser Ausgleichungsprocess stattfindet, wird ebenso
beständig, bei steigenden Preisen der Lebensmittel, der Produktion dieser
letztren ebensoviel Kapital zugeführt, als dem andren Zweig der Pro-
duktion entzogen wird, bis die Nachfrage gesättigt ist. Dann tritt wieder
Gleichgewicht ein, und das Ende des ganzen Processes ist, dass das ge-
sellschaftliche Kapital, und daher auch das Geldkapital, zwischen der Pro-
duktion von nothwendigen Lebensmitteln und der von Luxusmitteln in
veränderter Proportion getheilt ist.
Der ganze Einwurf ist ein Schreckschuss der Kapitalisten und ihrer
ökonomischen Sykophanten.
Die Thatsachen, die den Vorwand zu diesem Schreckschuss liefern,
sind dreierlei Art.
1) Es ist ein allgemeines Gesetz der Geldcirkulation, dass wenn die
Preissumme der cirkulirenden Waaren steigt — ob diese Vermehrung der
Preissumme nun für dieselbe Waarenmasse oder für eine vergrößerte
stattfindet — bei sonst gleichbleibenden Umständen die Masse des cirku-
lirenden Geldes wächst. Es wird nun die Wirkung mit der Ursache ver-
wechselt. Der Arbeitslohn steigt (wenn auch selten und nur ausnahms-
weis verhältnissmäßig) mit dem steigenden Preis der nothwendigen Le-
bensmittel. Sein Steigen ist Folge, nicht Ursache des Steigens der
Waarenpreise.
[331]
2) Bei einem partiellen oder lokalen Steigen des Arbeitslohns —
d. h. Steigen in nur einzelnen Produktionszweigen — kann dadurch eine
lokale Preissteigerung der Produkte dieser Zweige erfolgen. Aber selbst
dies hängt von vielen Umständen ab. Z. B. dass der Arbeitslohn hier
nicht abnorm gedrückt, und daher die Profitrate nicht abnorm hoch war,
dass der Markt für diese Waaren sich nicht verengt durch die Preis-
steigerung (also für ihre Preissteigerung nicht vorherige Kontraktion ihrer
Zufuhr nöthig ist) etc.
3) Bei allgemeiner Erhöhung des Arbeitslohns steigt der Preis der
producirten Waaren in Industriezweigen, wo das variable Kapital vor-
herrscht, fällt dafür aber in solchen, wo das konstante resp. fixe Kapital
vorherrscht.
Es zeigte sich bei der einfachen Waarencirkulation (Buch I, Kap. III,
2), dass, wenn auch innerhalb der Cirkulation jedes bestimmten Waaren-
quantums seine Geldform nur verschwindend ist, doch das bei der Meta-
morphose einer Waare in der Hand des Einen verschwindende Geld noth-
wendig seinen Platz in der eines Andern nimmt, also nicht nur in erster
Instanz Waaren allseitig ausgetauscht werden oder sich ersetzen, sondern
auch dieser Ersatz vermittelt und begleitet ist von allseitigem Nieder-
schlag von Geld. „Der Ersatz von Waare durch Waare lässt zugleich
in dritter Hand die Geldwaare hängen. Die Cirkulation schwitzt beständig
Geld aus.“ (Buch I, S. 92.) Dasselbe identische Faktum drückt sich
auf Grundlage der kapitalistischen Waarenproduktion so aus, dass be-
ständig ein Theil des Kapitals in der Form von Geldkapital existirt, und
beständig ein Theil des Mehrwerths sich ebenfalls in Geldform in den
Händen seiner Besitzer befindet.
Hiervon abgesehn, ist der Kreislauf des Gelds — d. h.
der Rückfluss des Gelds zu seinem Ausgangspunkt — soweit er ein
Moment des Umschlags des Kapitals bildet, ein ganz verschiednes, ja
selbst entgegengesetztes Phänomen zum Umlauf des Gelds33), der
[332] seine stete Entfernung vom Ausgangspunkt durch eine Reihe von
Händen ausdrückt. (Buch I, S. 94.) Dennoch schliesst beschleunigter
Umschlag eo ipso beschleunigten Umlauf ein.
Zunächst was das variable Kapital angeht: Schlägt z. B. ein Geld-
kapital von 500 £ in der Form von variablem Kapital zehnmal im Jahr
um, so ist klar, dass dieser aliquote Theil der cirkulirenden Geldmasse
seine zehnfache Werthsumme = 5000 £ cirkulirt. Es läuft zehnmal
im Jahre um zwischen Kapitalist und Arbeiter. Der Arbeiter wird be-
zahlt und zahlt zehnmal im Jahr mit demselben aliquoten Theil der cir-
kulirenden Geldmasse. Schlüge bei gleicher Stufenleiter der Produktion
dies variable Kapital einmal im Jahr um, so fände nur einmaliger Um-
lauf von 5000 £ statt.
Ferner: Der konstante Theil des cirkulirenden Kapitals sei = 1000 £.
Schlägt das Kapital zehnmal um, so verkauft der Kapitalist zehnmal im
Jahr seine Waare, also auch den konstanten cirkulirenden Theil ihres
Werths. Derselbe aliquote Theil der cirkulirenden Geldmasse (= 1000 £)
geht zehnmal im Jahr aus der Hand seiner Besitzer in die des Kapita-
listen über. Dies sind zehn Stellenwechsel dieses Geldes aus einer Hand
in die andre. Zweitens: Der Kapitalist kauft zehnmal im Jahr Pro-
duktionsmittel; dies sind wieder zehn Umläufe des Gelds aus einer Hand
in die andre. Mit Geld zum Betrag von 1000 £ ist Waare für 10,000 £
33)
[333] vom industriellen Kapitalisten verkauft und wieder Waare für 10,000 £
eingekauft. Durch zwanzigmaligen Umlauf der 1000 £ Geld ist ein
Waarenvorrath von 20,000 £ cirkulirt.
Endlich läuft bei beschleunigtem Umschlag auch der Geldtheil rascher
um, der den Mehrwerth realisirt.
Dagegen schliesst nicht umgekehrt ein raschrer Geldumlauf noth-
wendig einen raschren Kapitalumschlag und daher auch Geldumschlag
ein, d. h. nicht nothwendig Verkürzung und raschre Erneuerung des Re-
produktionsprocesses.
Raschrer Geldumlauf findet jedesmal statt, sobald eine größre Masse
Transaktionen mit derselben Geldmasse vollzogen werden. Dies kann auch
bei gleichen Reproduktionsperioden des Kapitals der Fall sein, in Folge
veränderter technischer Veranstaltungen für den Geldumlauf. Ferner: Es
kann sich die Masse von Transaktionen vermehren, in denen Geld umläuft
ohne wirklichen Waarenumsatz auszudrücken (Differenzgeschäfte an der
Börse u. s. w.). Andrerseits können Geldumläufe ganz wegfallen. Z. B.
wo der Landwirth selbst Grundbesitzer ist, findet kein Geldumlauf statt
zwischen dem Pächter und Grundbesitzer; wo der industrielle Kapitalist
selbst Eigenthümer des Kapitals, findet kein Umlauf statt zwischen ihm
und dem Kreditgeber.
Was die ursprüngliche Bildung eines Geldschatzes in einem Lande
betrifft, sowie die Aneignung desselben durch Wenige, so ist es unnöthig
hier weiter darauf einzugehn.
Die kapitalistische Produktionsweise — wie ihre Basis die Lohnarbeit
ist, so auch die Zahlung des Arbeiters in Geld und überhaupt die Ver-
wandlung von Naturalleistungen in Geldleistungen — kann sich erst in
größrem Umfang und tiefrer Durchbildung dort entwickeln, wo im Lande
eine Geldmasse, hinreichend für die Cirkulation und die durch sie bedingte
Schatzbildung (Reservefonds etc.) vorhanden ist. Dies ist historische Vor-
aussetzung, obgleich die Sache nicht so zu verstehn, dass erst eine hin-
reichende Schatzmasse gebildet wird und dann die kapitalistische Produktion
beginnt. Sondern sie entwickelt sich gleichzeitig mit der Entwicklung
ihrer Bedingungen, und eine dieser Bedingungen ist eine genügende Zu-
[334] fuhr von edlen Metallen. Daher die vermehrte Zufuhr der edlen Metalle
seit dem 16. Jahrhundert ein wesentliches Moment in der Entwicklungs-
geschichte der kapitalistischen Produktion bildet. Soweit es sich aber
um die nöthige weitere Zufuhr von Geldmaterial auf der Basis der kapi-
talistischen Produktionsweise handelt, so wird auf der einen Seite Mehr-
werth in Produkt in die Cirkulation geworfen ohne das zu seiner Ver-
silbrung nöthige Geld, und auf der andren Seite Mehrwerth in Gold, ohne
vorherige Verwandlung von Produkt in Geld.
Die zuschüssigen Waaren, die sich in Geld zu verwandeln haben,
finden die nöthige Geldsumme vor, weil auf der andren Seite, nicht durch
den Austausch, sondern durch die Produktion selbst zuschüssiges Gold
(und Silber) in die Cirkulation geworfen wird, das sich in Waaren zu
verwandeln hat.
II. Akkumulation und erweiterte Reproduktion.
Soweit die Akkumulation in der Form von Reproduktion auf er-
weiterter Stufenleiter stattfindet, ist es klar, dass sie kein neues Problem
mit Bezug auf die Geldcirkulation bietet.
Was zunächst das zuschüssige Geldkapital betrifft, erheischt zur
Funktion des wachsenden produktiven Kapitals, so wird es geliefert durch
den Theil des realisirten Mehrwerths, der als Geldkapital, statt als Geld-
form der Revenue, von den Kapitalisten in Cirkulation geworfen wird.
Das Geld ist bereits in der Hand der Kapitalisten. Bloss seine Anwen-
dung ist verschieden.
Nun wird aber in Folge des zuschüssigen produktiven Kapitals, als
sein Produkt, eine zuschüssige Waarenmasse in Cirkulation geworfen.
Mit dieser zuschüssigen Waarenmasse wurde zugleich ein Theil des zu
ihrer Realisation nöthigen zuschüssigen Gelds in Cirkulation geworfen, so-
weit nämlich der Werth dieser Waarenmasse gleich ist dem Werth des
in ihrer Produktion verzehrten produktiven Kapitals. Diese zuschüssige
Geldmasse ist gerade als zuschüssiges Geldkapital vorgeschossen worden
und fließt daher zum Kapitalisten zurück durch den Umschlag seines
Kapitals. Hier tritt wieder dieselbe Frage auf wie oben. Wo kommt
das zuschüssige Geld her, um den jetzt in Waarenform vorhandnen zu-
schüssigen Mehrwerth zu realisiren?
[335]
Die allgemeine Antwort ist wieder dieselbe. Die Preissumme der
cirkulirenden Waarenmasse ist vermehrt, nicht weil die Preise einer ge-
gebnen Waarenmasse gestiegen, sondern weil die Masse der jetzt cirku-
lirenden Waaren größer ist als die der früher cirkulirenden Waaren, ohne
dass dies durch einen Fall der Preise ausgeglichen wäre. Das zur Cir-
kulation dieser größren Waarenmasse von größrem Werth erforderte zu-
schüssige Geld muss beschafft werden entweder durch erhöhte Oekonomi-
sirung der cirkulirenden Geldmasse — sei es durch Ausgleichung der
Zahlungen etc., sei es durch Mittel, welche den Umlauf derselben Geld-
stücke beschleunigen — oder aber durch Verwandlung von Geld aus der
Schatzform in die cirkulirende Form. Letztres schließt nicht nur ein,
dass brachliegendes Geldkapital in Funktion tritt als Kauf- oder Zahlungs-
mittel; oder auch, daes bereits als Reservefonds fungirendes Geldkapital,
während es seinem Eigner die Funktion des Reservefonds vollzieht, für
die Gesellschaft aktiv cirkulirt (wie bei Depositen in Banken, die be-
ständig ausgeliehen werden), also doppelte Funktion vollzieht, — sondern
auch, dass die stagnirenden Reservefonds von Münze ökonomisirt werden.
„Damit das Geld als Münze beständig fließt, muss die Münze be-
ständig zu Geld gerinnen. Der beständige Umlauf der Münze ist bedingt
durch ihre beständige Stockung in größren oder kleinren Portionen in
allseitig innerhalb der Cirkulation ebensowohl entspringenden, als sie be-
dingenden Reservefonds von Münze, deren Bildung, Vertheilung, Auflösung
und Wiederbildung stets wechselt, deren Dasein beständig verschwindet,
deren Verschwinden beständig da ist. A. Smith hat diese unaufhörliche
Verwandlung der Münze in Geld und des Geldes in Münze so ausge-
drückt, dass jeder Waarenbesitzer neben der besondren Waare, die er ver-
kauft, eine gewisse Summe der allgemeinen Waare, womit er kauft, stets
vorräthig haben müsse. Wir sahen, dass in der Cirkulation W — G — W
das zweite Glied G — W sich beständig in eine Reihe Käufe zer-
splittert, die sich nicht auf einmal, sondern successiv in der Zeit voll-
ziehn, sodass eine Portion von G als Münze umläuft, während die andre
als Geld ruht. Das Geld ist hier in der That nur suspendirte Münze,
und die einzelnen Bestandtheile der umlaufenden Münzmasse erscheinen
stets wechselnd bald in der einen, bald in der andren Form. Diese erste
Verwandlung des Cirkulationsmittels in Geld stellt daher ein nur tech-
nisches Moment des Geldumlaufs selbst dar.“ (Karl Marx, Zur Kritik der
[336] Politischen Oekonomie. 1859. S. 105, 106. — „Münze“ im Gegen-
satz zu Geld wird hier gebraucht zur Bezeichnung des Geldes in seiner
Funktion als blosses Cirkulationsmittel im Gegensatz zu seinen übrigen
Funktionen.)
Soweit alle diese Mittel nicht hinreichen, muss zuschüssige Goldpro-
dnktion stattfinden, oder was auf dasselbe herauskommt, ein Theil des
zuschüssigen Produkts wird gegen Gold — das Produkt der Länder der
Edelmetallproduktion — direkt oder indirekt ausgetauscht.
Die ganze Summe der Arbeitskraft und der gesellschaftlichen Pro-
duktionsmittel, die in der jährlichen Produktion von Gold und Silber als
Instrumenten der Cirkulation verausgabt wird, bildet einen schweren Posten
der faux frais der kapitalistischen, überhaupt der auf Waarenproduktion
gegründeten Produktionsweise. Sie entzieht der gesellschaftlichen Aus-
nutzung eine entsprechende Summe möglicher, zuschüssiger Mittel der
Produktion und Konsumtion, d. h. des wirklichen Reichthums. Soweit
bei gleichbleibender gegebner Stufenleiter der Produktion oder bei ge-
gebnem Grad ihrer Ausdehnung die Kosten dieser theuren Cirkulations-
maschinerie vermindert werden, soweit wird dadurch die Produktiv-
kraft der gesellschaftlichen Arbeit gesteigert. Soweit also die mit
dem Kreditwesen sich entwickelnden Aushülfsmittel diese Wirkung haben,
vermehren sie direkt den kapitalistischen Reichthum, sei es, dass ein
großer Theil des gesellschaftlichen Produktions- und Arbeitsprocesses
dadurch ohne alle Intervention von wirklichem Geld vollzogen, sei es,
dass die Funktionsfähigkeit der wirklich fungirenden Geldmasse ge-
steigert wird.
Es erledigt sich damit auch die abgeschmackte Frage, ob die kapi-
talistische Produktion in ihrem jetzigen Umfang ohne das Kreditwesen (selbst
nur von diesem Standpunkt betrachtet) möglich wäre, d. h. mit bloss
metallischer Cirkulation. Es ist dies offenbar nicht der Fall. Sie hätte
vielmehr Schranken gefunden an dem Umfang der Edelmetallproduktion.
Andrerseits muss man sich keine mystischen Vorstellungen machen über
die produktive Kraft des Kreditwesens, soweit es Geldkapital zur Ver-
fügung stellt oder flüssig macht. Die weitre Entwicklung hierüber ge-
hört nicht hierher.
[337]
Es ist nun der Fall zu betrachten, wo nicht wirkliche Akkumulation
d. h. unmittelbare Erweitrung der Produktionsleiter stattfindet, sondern
ein Theil des realisirten Mehrwerths für längre oder kürzre Zeit als Geld-
reservefonds aufgehäuft wird, um später in produktives Kapital ver-
wandelt zu werden.
Soweit das sich so akkumulirende Geld zuschüssig, ist die Sache
selbstverständlich. Es kann nur Theil des aus den Gold producirenden
Ländern zugeführten überschüssigen Goldes sein. Es ist dabei zu merken,
dass das nationale Produkt, wogegen dies Gold eingeführt, nicht länger
im Lande existirt. Es ist in’s Ausland weggegeben gegen Gold.
Wird dagegen unterstellt, dass nach wie vor dieselbe Masse Geld
im Land, so ist das aufgehäufte und sich aufhäufende Geld aus der
Cirkulation hergeflossen; bloss seine Funktion ist verwandelt. Aus cirku-
lirendem Geld ist es in sich allmälig bildendes, latentes Geldkapital
verwandelt.
Das Geld, das hier aufgehäuft wird, ist die Geldform von verkaufter
Waare, und zwar von dem Theile ihres Werths, der für ihren Besitzer
Mehrwerth darstellt. (Das Kreditwesen wird hier als nicht existirend vor-
ausgesetzt.) Der Kapitalist, der dies Geld aufgehäuft, hat pro tanto ver-
kauft ohne zu kaufen.
Stellt man sich diesen Vorgang partiell vor, so ist nichts daran zu
erklären. Ein Theil der Kapitalisten behält einen Theil des aus dem
Verkauf seines Produkts gelösten Geldes, ohne dafür Produkt dem Markt
zu entziehn. Ein andrer Theil dagegen verwandelt, mit Ausnahme des
beständig rekurrirenden, für den Produktionsbetrieb nöthigen Geldkapitals,
sein Geld ganz in Produkt. Ein Theil des als Träger von Mehrwerth
auf den Markt geworfnen Produkts besteht aus Produktionsmitteln oder
aus den realen Elementen des variablen Kapitals, nothwendigen Lebens-
mitteln. Es kann also sofort zur Erweitrung der Produktion dienen. Denn
es ist keineswegs unterstellt, dass ein Theil der Kapitalisten Geldkapital
aufhäuft, während der andre seinen Mehrwerth ganz verzehrt, sondern
nur, dass der eine Theil seine Akkumulation in Geldform vollzieht, latentes
Geldkapital bildet, während der andre wirklich akkumulirt, d. h. die
Produktionsleiter erweitert, sein produktives Kapital wirklich ausdehnt.
Die vorhandne Geldmasse bleibt hinreichend für die Bedürfnisse der Cir-
kulation, selbst wenn abwechselnd ein Theil der Kapitalisten Geld auf-
Marx, Kapital II. 22
[338] häuft, während der andre die Produktionsleiter erweitert, und umgekehrt.
Die Geldaufhäufung auf der einen Seite kann zudem auch ohne baares
Geld durch blosse Aufhäufung von Schuldforderungen vor sich gehn.
Aber die Schwierigkeit kommt dann, wenn wir nicht partielle, son-
dern allgemeine Akkumulation von Geldkapital in der Kapitalistenklasse
voraussetzen. Ausser dieser Klasse gibt es nach unsrer Unterstellung —
allgemeine und ausschliessliche Herrschaft der kapitalistischen Produktion
— überhaupt keine andre Klasse als die Arbeiterklasse. Alles was die
Arbeiterklasse kauft, ist gleich der Summe ihres Arbeitslohns, gleich der
Summe des von der gesammten Kapitalistenklasse vorgeschossnen variablen
Kapitals. Dies Geld strömt der letztren zurück durch den Verkauf ihres
Produkts an die Arbeiterklasse. Ihr variables Kapital erhält dadurch
wieder seine Geldform. Die Summe des variablen Kapitals sei = x ×
100 £, d. h. die Summe nicht des im Jahre vorgeschossnen, sondern
angewandten variablen Kapitals; mit wie viel oder wenig Geld, je nach
Umschlagsgeschwindigkeit, dieser variable Kapitalwerth während des Jahrs
vorgeschossen wird, ändert an der jetzt betrachteten Frage nichts. Mit
diesen x × 100 £ Kapital kauft die Kapitalistenklasse eine gewisse
Masse Arbeitskraft, oder zahlt Lohn an eine gewisse Zahl Arbeiter
— erste Transaktion. Die Arbeiter kaufen mit derselben Summe ein
Quantum Waaren von den Kapitalisten, damit fliesst die Summe von x
× 100 £ in die Hände der Kapitalisten zurück — zweite Transaktion.
Und dies wiederholt sich beständig. Die Summe von x × 100 £ kann
also nie die Arbeiterklasse befähigen, den Theil des Produkts zu kaufen,
worin sich das konstante Kapital, geschweige den Theil, worin sich der
Mehrwerth der Kapitalistenklasse darstellt. Die Arbeiter können mit den
x × 100 £ immer nur einen Werththeil des gesellschaftlichen Produkts
kaufen, der gleich ist dem Werththeil, worin sich der Werth des vor-
geschossnen variablen Kapitals darstellt.
Abgesehn von dem Fall, worin diese allseitige Geldakkumulation
nichts ausdrückt als die Vertheilung des zuschüssig eingeführten Edel-
metalls, in welcher Proportion immer, unter die verschiednen einzelnen
Kapitalisten, — wie soll da also die gesammte Kapitalistenklasse Geld
akkumuliren?
Sie müssten alle einen Theil ihres Produkts verkaufen, ohne wieder
zu kaufen. Dass sie alle einen bestimmten Geldfonds besitzen, den sie
[339] als Cirkulationsmittel für ihre Konsumtion in Cirkulation werfen, und
wovon Jedem wieder ein gewisser Theil aus der Cirkulation zurückfliesst,
ist durchaus nichts Mysteriöses. Aber dieser Geldfonds besteht dann ge-
rade als Cirkulationsfonds durch die Versilberung des Mehrwerths, keines-
wegs aber als latentes Geldkapital.
Betrachtet man die Sache, wie sie sich in der Wirklichkeit ereignet,
so besteht das latente Geldkapital, das zu spätrem Gebrauch aufgehäuft wird:
1) Aus Depositen in Banken; und es ist eine verhältnissmäßig ge-
ringe Geldsumme, worüber die Bank wirklich verfügt. Es ist hier nur
nominell Geldkapital aufgehäuft. Was wirklich aufgehäuft ist sind Geld-
fordrungen, die nur deswegen versilberbar sind (soweit sie je versilbert
werden) weil ein Gleichgewicht zwischen dem zurückgeforderten und dem
eingelegten Geld stattfindet. Was sich als Geld in den Händen der Bank
befindet, ist relativ nur eine kleine Summe.
2) Aus Staatspapieren. Diese sind überhaupt kein Kapital, sondern
blosse Schuldforderungen auf das jährliche Produkt der Nation.
3) Aus Aktien. Soweit kein Schwindel, sind sie Besitztitel auf,
einer Korporation gehöriges, wirkliches Kapital und Anweisung auf den
daraus jährlich fliessenden Mehrwerth.
In allen diesen Fällen besteht keine Aufhäufung von Geld, sondern,
was auf der einen Seite als Aufhäufung von Geldkapital, erscheint auf
der andren als beständige, wirkliche Verausgabung von Geld. Ob das
Geld von dem verausgabt wird, dem es gehört, oder von andren, seinen
Schuldnern, ändert nichts an der Sache.
Auf Grundlage der kapitalistischen Produktion ist die Schatzbildung
als solche nie Zweck, sondern Resultat entweder einer Stockung der Cir-
kulation — indem grössre Geldmassen als gewöhnlich die Schatzform an-
nehmen — oder der durch den Umschlag bedingten Anhäufungen, oder
endlich: der Schatz ist nur Bildung von Geldkapital, einstweilen in la-
tenter Form, bestimmt als produktives Kapital zu fungiren.
Wenn daher auf der einen Seite ein Theil des in Geld realisirten
Mehrwerths der Cirkulation entzogen und als Schatz aufgehäuft wird, so
wird gleichzeitig beständig ein andrer Theil des Mehrwerths in produk-
tives Kapital verwandelt. Mit Ausnahme der Vertheilung zuschüssigen
Edelmetalls unter die Kapitalistenklasse findet die Aufhäufung in Geldform
nie gleichzeitig an allen Punkten statt.
22*
[340]
Von dem Theil des jährlichen Produkts, der Mehrwerth in Waaren-
form darstellt, gilt ganz dasselbe was von dem andren Theil des jähr-
lichen Produkts. Zu seiner Cirkulation ist eine gewisse Geldsumme er-
heischt. Diese Geldsumme gehört ebensowohl der Kapitalistenklasse, wie
die jährlich producirte Waarenmasse, die Mehrwerth darstellt. Sie wird
ursprünglich von der Kapitalistenklasse selbst in Cirkulation geworfen.
Sie vertheilt sich beständig von neuem unter sie durch die Cirkulation
selbst. Wie bei der Cirkulation der Münze überhaupt, stockt ein Theil
dieser Masse an beständig wechselnden Punkten, während ein andrer Theil
beständig cirkulirt. Ob ein Theil dieser Anhäufung absichtlich ist, um
Geldkapital zu bilden, ändert an der Sache nichts.
Es ist hier abgesehn worden von den Abenteuern der Cirkulation,
wodurch ein Kapitalist ein Stück vom Mehrwerth und selbst vom Kapital
des andren an sich reisst, und daher eine einseitige Akkumulation und
Centralisation sowohl für Geldkapital wie produktives Kapital eintritt. So
kann z. B. Theil des erbeuteten Mehrwerths, den A als Geldkapital auf-
häuft, ein Stück vom Mehrwerth des B sein, das nicht zu ihm zurückfliesst.
[341]
Dritter Abschnitt.
Die Reproduktion und Cirkulation des gesell-
schaftlichen Gesammtkapitals.
Achtzehntes Kapitel.34)
Einleitung.
I. Gegenstand der Untersuchung.
Der unmittelbare Produktionsprocess des Kapitals ist sein Arbeits-
und Verwerthungsprocess, der Process, dessen Resultat das Waarenprodukt,
und dessen bestimmendes Motiv die Produktion von Mehrwerth.
Der Reproduktionsprocess des Kapitals umfasst ebensowohl diesen
unmittelbaren Produktionsprocess, wie die beiden Phasen des eigentlichen
Cirkulationsprocesses, d. h. den gesammten Kreislauf, der als periodischer
Process — Process, der sich in bestimmten Perioden stets von neuem
wiederholt — den Umschlag des Kapitals bildet.
Ob wir nun den Kreislauf in der Form G … G' oder in der Form
P … P betrachten, der unmittelbare Produktionsprocess P bildet stets
selbst nur ein Glied dieses Kreislaufs. In der einen Form erscheint er
als Vermittlung des Cirkulationsprocesses, in der andren Form erscheint
der Cirkulationsprocess als seine Vermittlung. Seine beständige Erneue-
rung, die beständige Wieder-Darstellung des Kapitals als produktives Ka-
pital ist beidemal bedingt durch seine Verwandlungen im Cirkulations-
process. Andrerseits ist der beständig erneuerte Produktionsprocess die
Bedingung der Verwandlungen, die das Kapital in der Cirkulationssphäre
stets von neuem durchmacht, seiner abwechselnden Darstellung als Geld-
kapital und Waarenkapital.
[342]
Jedes einzelne Kapital bildet jedoch nur ein verselbständigtes, so
zu sagen mit individuellem Leben begabtes Bruchstück des gesellschaft-
lichen Gesammtkapitals, wie jeder einzelne Kapitalist nur ein individuelles
Element der Kapitalistenklasse. Die Bewegung des gesellschaftlichen Ka-
pitals besteht aus der Totalität der Bewegungen seiner verselbständigten
Bruchstücke, der Umschläge der individuellen Kapitale. Wie die Meta-
morphose der einzelnen Waare ein Glied der Metamorphosenreihe der
Waarenwelt — der Waarencirkulation — ist, so die Metamorphose des
individuellen Kapitals, sein Umschlag, ein Glied im Kreislauf des gesell-
schaftlichen Kapitals.
Dieser Gesammtprocess umschliesst ebensowohl die produktive Kon-
sumtion (den unmittelbaren Produktionsprocess) nebst den Formverwand-
lungen (stofflich betrachtet Austauschen), die ihn vermitteln, wie die indi-
viduelle Konsumtion mit den sie vermittelnden Formverwandlungen oder
Austauschen. Sie umschliesst einerseits den Umsatz von variablem Kapital
in Arbeitskraft, und daher die Einverleibung der Arbeitskraft in den kapi-
talistischen Produktionsprocess. Hier tritt der Arbeiter als Verkäufer
seiner Waare, der Arbeitskraft, auf und der Kapitalist als Käufer der-
selben. Andrerseits aber ist im Verkauf der Waaren eingeschlossen der
Kauf derselben durch die Arbeiterklasse, also deren individuelle Konsum-
tion. Hier tritt die Arbeiterklasse als Käufer auf und die Kapitalisten
als Waarenverkäufer an die Arbeiter.
Die Cirkulation des Waarenkapitals schliesst die Cirkulation des
Mehrwerths ein, also auch die Käufe und Verkäufe, wodurch die Kapita-
listen ihre individuelle Konsumtion, die Konsumtion des Mehrwerths
vermitteln.
Der Kreislauf der individuellen Kapitale in ihrer Zusammenfassung
zum gesellschaftlichen Kapital, also in seiner Totalität betrachtet, um-
fasst also nicht nur die Cirkulation des Kapitals, sondern auch die all-
gemeine Waarencirkulation. Die letztre kann primitiv nur aus zwei Be-
standtheilen bestehn: 1) dem eignen Kreislauf des Kapitals, und 2) dem
Kreislauf der Waaren, die in die individuelle Konsumtion eingehn, also
der Waaren, worin der Arbeiter seinen Lohn und der Kapitalist seinen
Mehrwerth (oder Theil seines Mehrwerths) verausgabt. Allerdings umfasst
der Kreislauf des Kapitals auch die Cirkulation des Mehrwerths, soweit
dieser Theil des Waarenkapitals bildet, und ebenso die Verwandlung von
[343] variablem Kapital in Arbeitskraft, die Zahlung des Arbeitslohns. Aber
die Verausgabung dieses Mehrwerths und Arbeitslohns in Waaren bildet
kein Glied der Kapitalcirkulation, obwohl wenigstens die Verausgabung
des Arbeitslohns diese Cirkulation bedingt.
Im I. Buch wurde der kapitalistische Produktionsprocess, sowohl als
vereinzelter Vorgang wie als Reproduktionsprocess analysirt: die Produk-
tion des Mehrwerths und die Produktion des Kapitals selbst. Der Form-
und Stoffwechsel, den das Kapital innerhalb der Cirkulationssphäre durch-
macht, wurde unterstellt, ohne weiter dabei zu verweilen. Es wurde also
unterstellt, dass der Kapitalist einerseits das Produkt zu seinem Werth
verkauft, andrerseits innerhalb der Cirkulationssphäre die sachlichen Pro-
duktionsmittel vorfindet, um den Process von neuem zu beginnen oder
kontinuirlich fortzuführen. Der einzige Akt innerhalb der Cirkulations-
sphäre, wobei wir uns dort aufzuhalten hatten, war der Kauf und Ver-
kauf der Arbeitskraft als Grundbedingung der kapitalistischen Produktion.
Im ersten Abschnitt dieses II. Buchs wurden die verschiednen Formen
betrachtet, die das Kapital in seinem Kreislauf annimmt, und die ver-
schiednen Formen dieses Kreislaufs selbst. Zu der im I. Buch betrach-
teten Arbeitszeit kommt jetzt die Cirkulationszeit hinzu.
Im zweiten Abschnitt wurde der Kreislauf als periodischer, d. h. als
Umschlag betrachtet. Es wurde einerseits gezeigt wie die verschiednen
Bestandtheile des Kapitals (fixes und cirkulirendes) den Kreislauf der
Formen in verschiednen Zeiträumen vollbringen und in verschiedner Weise;
es wurden andrerseits die Umstände untersucht, wodurch verschiedne
Länge der Arbeitsperiode und Cirkulationsperiode bedingt wird. Es zeigte
sich der Einfluss der Kreislaufsperiode und des verschiednen Ver-
hältnisses ihrer Bestandtheile auf den Umfang des Produktionsprocesses
selbst wie auf die Jahresrate des Mehrwerths. In der That, wenn im
ersten Abschnitt hauptsächlich betrachtet wurden die successiven Formen,
die das Kapital in seinem Kreislauf beständig annimmt und abstreift, so
im zweiten Abschnitt, wie innerhalb dieses Flusses und Succession von
Formen ein Kapital von gegebner Größe sich gleichzeitig, wenn auch in
wechselndem Umfang, in die verschiednen Formen von produktivem Ka-
pital, Geldkapital und Waarenkapital theilt, sodass sie nicht nur mit ein-
ander abwechseln, sondern verschiedne Theile des gesammten Kapitalwerths
beständig in diesen verschiednen Zuständen sich nebeneinander befinden
[344] und fungiren. Das Geldkapital namentlich stellte sich dar in einer Eigen-
thümlichkeit, die sich nicht in Buch I zeigte. Es wurden bestimmte Ge-
setze gefunden, nach denen verschieden große Bestandtheile eines gegebnen
Kapitals, je nach den Bedingungen des Umschlags, beständig in der Form
von Geldkapital vorgeschossen und erneuert werden müssen, um ein pro-
duktives Kapital von gegebnem Umfang beständig in Funktion zu halten.
Es handelte sich aber im ersten wie im zweiten Abschnitt immer
nur um ein individuelles Kapital, um die Bewegung eines verselbständigten
Theils des gesellschaftlichen Kapitals.
Die Kreisläufe der individuellen Kapitale verschlingen sich aber in
einander, setzen sich voraus und bedingen einander, und bilden gerade
in dieser Verschlingung die Bewegung des gesellschaftlichen Gesammt-
kapitals. Wie bei der einfachen Waarencirkulation die Gesammtmetamor-
phose einer Waare als Glied der Metamorphosenreihe der Waarenwelt er-
schien, so jetzt die Metamorphose des individuellen Kapitals als Glied der
Metamorphosenreihe des gesellschaftlichen Kapitals. Wenn aber die ein-
fache Waarencirkulation keineswegs nothwendig die Cirkulation des Ka-
pitals einschloss — da sie auf Grundlage nichtkapitalistischer Produktion
vorgehn kann — so schliesst, wie bereits bemerkt, der Kreislauf des ge-
sellschaftlichen Gesammtkapitals auch die nicht in den Kreislauf des ein-
zelnen Kapitals fallende Waarencirkulation ein, d. h. die Cirkulation der
Waaren, die nicht Kapital bilden.
Es ist nun der Cirkulationsprocess (der in seiner Gesammtheit Form
des Reproduktionsprocesses) der individuellen Kapitale, als Bestandtheile
des gesellschaftlichen Gesammtkapitals, also der Cirkulationsprocess dieses
gesellschaftlichen Gesammtkapitals zu betrachten.
II. Die Rolle des Geldkapitals.
[Obgleich das Folgende erst in den spätern Theil dieses Abschnitts
gehört, so wollen wir es gleich untersuchen, nämlich: das Geldkapital
als Bestandtheil des gesellschaftlichen Gesammtkapitals betrachtet.]
Bei Betrachtung des Umschlags des individuellen Kapitals hat sich
das Geldkapital von zwei Seiten gezeigt.
[345]
Erstens: Es bildet die Form, worin jedes individuelle Kapital auf
die Bühne tritt, seinen Process als Kapital eröffnet. Es erscheint daher
als primus motor, anstossgebend dem ganzen Process.
Zweitens: Je nach der verschiednen Länge der Umschlagsperiode
und dem verschiednen Verhältniss ihrer beiden Bestandtheile — Arbeits-
periode und Cirkulationsperiode — ist der Bestandtheil des vorgeschossnen
Kapitalwerths, der beständig in Geldform vorgeschossen und erneuert
werden muss, verschieden im Verhältniss zu dem produktiven Kapital, das
es in Bewegung setzt, d. h. im Verhältniss zur kontinuirlichen Pro-
duktionsleiter. Welches aber immer dies Verhältniss sei, unter allen Um-
ständen ist der Theil des processirenden Kapitalwerths, der beständig
als produktives Kapital fungiren kann, beschränkt durch den Theil des
vorgeschossnen Kapitalwerths, der beständig neben dem produktiven Kapital
in Geldform existiren muss. Es handelt sich hier nur um den normalen
Umschlag, einen abstrakten Durchschnitt. Es ist dabei abgesehn von
zuschüssigem Geldkapital zur Ausgleichung von Cirkulationsstockungen.
Zum ersten Punkt. Die Waarenproduktion unterstellt die Waaren-
cirkulation, und die Waarencirkulation unterstellt die Darstellung der
Waare als Geld, die Geldcirkulation; die Verdopplung der Waare in Waare
und Geld ist ein Gesetz der Darstellung des Produkts als Waare. Ebenso
unterstellt die kapitalistische Waarenproduktion — gesellschaftlich sowohl
wie individuell betrachtet — das Kapital in Geldform oder das Geldka-
pital als primus motor für jedes neu beginnende Geschäft, und als kon-
tinuirlichen Motor. Das cirkulirende Kapital speciell unterstellt das in
kürzern Zeiträumen beständig wiederholte Auftreten des Geldkapitals als
Motor. Der ganze vorgeschossne Kapitalwerth, d. h. alle Bestandtheile
des Kapitals, die aus Waaren bestehn, Arbeitskraft, Arbeitsmittel und Pro-
duktionsstoffe müssen beständig mit Geld gekauft und wieder gekauft
werden. Was hier für das individuelle Kapital, gilt für das gesellschaft-
liche Kapital, das nur in der Form vieler individuellen Kapitale fungirt.
Aber wie schon im Buch I gezeigt, folgt daraus keineswegs dass das
Funktionsfeld des Kapitals, die Stufenleiter der Produktion, selbst auf
kapitalistischer Grundlage, ihren absoluten Schranken nach abhängt von
dem Umfang des fungirenden Geldkapitals.
Dem Kapital sind Produktionselemente einverleibt, deren Dehnung,
innerhalb gewisser Grenzen, von der Größe des vorgeschossnen Geldkapitals
[346] unabhängig ist. Bei gleicher Zahlung der Arbeitskraft kann sie extensiv
oder intensiv stärker ausgebeutet werden. Wird das Geldkapital mit
dieser stärkern Ausbeutung vermehrt (d. h. der Arbeitslohn erhöht) so
nicht verhältnissmäßig, also pro tanto gar nicht.
Der produktiv ausgebeutete Naturstoff — der kein Werthelement des
Kapitals bildet — Erde, Meer, Erze, Waldungen u. s. w., wird mit
größrer Spannung derselben Anzahl von Arbeitskräften intensiv oder
extensiv stärker ausgebeutet, ohne vermehrten Vorschuss von Geldkapital.
Die realen Elemente des produktiven Kapitals werden so vermehrt, ohne
Nothwendigkeit eines Zuschusses von Geldkapital. Soweit dieser nöthig
wird für zuschüssige Hülfsstoffe, wird das Geldkapital, worin der Kapi-
talwerth vorgeschossen wird, nicht verhältnissmäßig zur Erweitrung der
Wirksamkeit des produktiven Kapitals vermehrt, also pro tanto gar nicht.
Dieselben Arbeitsmittel, also dasselbe fixe Kapital kann sowohl in der
Verlängrung seiner täglichen Gebrauchszeit, wie in der Intensität seiner
Anwendung wirksamer vernutzt werden ohne zuschüssige Geldauslage für
fixes Kapital. Es findet dann nur raschrer Umschlag des fixen Kapitals
statt, aber auch die Elemente seiner Reproduktion werden rascher
geliefert.
Von dem Naturstoff abgesehn, können Naturkräfte, die nichts kosten,
als Agenten dem Produktionsprocess mit stärkrer oder schwächrer Wirk-
samkeit einverleibt werden. Der Grad ihrer Wirksamkeit hängt von
Methoden und wissenschaftlichen Fortschritten ab, die dem Kapitalisten
nichts kosten.
Dasselbe gilt von der gesellschaftlichen Kombination der Arbeits-
kraft im Produktionsprocess und von der gehäuften Geschicklichkeit der
individuellen Arbeiter. Carey rechnet heraus, dass der Grundeigenthümer
nie genug erhält, weil ihm nicht alles Kapital, resp. Arbeit gezahlt wird,
die seit Menschengedenken in den Boden gesteckt worden um ihm
seine jetzige Produktionsfähigkeit zu geben. (Von der Produktionsfähig-
keit die ihm genommen wird, ist natürlich nicht die Rede.) Danach
müsste der einzelne Arbeiter gezahlt werden nach der Arbeit, die es das
ganze Menschengeschlecht gekostet hat um aus einem Wilden einen mo-
dernen Mechaniker herauszuarbeiten. Man sollte umgekehrt meinen: Be-
rechnet man alle unbezahlte, aber durch Grundeigenthümer und Kapita-
listen versilberte Arbeit die im Boden steckt, so ist das sämmtliche in
[347] den Boden gesteckte Kapital aber und abermals mit Wucherzinsen zurück-
gezahlt, also das Grundeigenthum längst von der Gesellschaft aber und
abermals zurückgekauft worden.
Die Erhöhung der Produktivkräfte der Arbeit, soweit sie keine zu-
schüssige Auslage von Kapitalwerthen voraussetzt, erhöht zwar in erster
Instanz nur die Masse des Produkts, nicht seinen Werth; ausser soweit
sie befähigt mehr konstantes Kapital mit derselben Arbeit zu reproduciren,
also seinen Werth zu erhalten. Aber sie bildet zugleich neuen Kapital-
stoff, also die Basis vermehrter Akkumulation des Kapitals.
Soweit die Organisation der gesellschaftlichen Arbeit selbst, daher
die Erhöhung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, verlangt,
dass auf großer Stufenleiter producirt und daher Geldkapital vom Einzel-
kapitalisten in großen Massen vorgeschossen wird, ist bereits in Buch I
gezeigt, dass dies zum Theil durch Centralisation der Kapitale in wenigen
Händen geschieht, ohne dass der Umfang der fungirenden Kapitalwerthe,
und daher auch der Umfang des Geldkapitals, worin sie vorgeschossen
werden, absolut zu wachsen braucht. Die Größe der Einzelkapitale kann
durch Centralisation in wenigen Händen wachsen, ohne dass ihre gesell-
schaftliche Summe wächst. Es ist nur veränderte Theilung der Einzel-
kapitale.
Es ist endlich im vorigen Abschnitt gezeigt worden, dass Verkürzung
der Umschlagsperiode erlaubt entweder mit weniger Geldkapital dasselbe
produktive Kapital, oder mit demselben Geldkapital mehr produktives
Kapital in Bewegung zu setzen.
Dies alles hat offenbar jedoch mit der eigentlichen Frage des Geld-
kapitals nichts zu thun. Es zeigt nur, dass das vorgeschossne Kapital
— eine gegebne Werthsumme, die in ihrer freien Form, in ihrer Werth-
form, aus einer gewissen Geldsumme besteht — nach seiner Verwandlung
in produktives Kapital produktive Potenzen einschliesst, deren Schranken
nicht durch seine Werthschranken gegeben sind, sondern die innerhalb
eines gewissen Spielraums extensiv oder intensiv verschieden wirken können.
Die Preise der Produktionselemente — der Produktionsmittel und der Ar-
beitskraft — gegeben, ist die Größe des Geldkapitals bestimmt, die nöthig
ist um ein bestimmtes Quantum dieser als Waaren vorhandnen Pro-
duktionselemente zu kaufen. Oder die Werthgröße des vorzuschiessenden
[348] Kapitals ist bestimmt. Aber der Umfang, worin dies Kapital als Werth-
und Produktbildner wirkt, ist elastisch und variabel.
Zum zweiten Punkt. Dass der Theil der gesellschaftlichen
Arbeit und Produktionsmittel, der jährlich zur Produktion oder zum An-
kauf von Geld verausgabt werden muss, um verschlissne Münze zu er-
setzen, pro tanto ein Abbruch am Umfang der gesellschaftlichen Pro-
duktion ist, ist selbstverständlich. Was aber den Geldwerth angeht, der
theils als Umlaufsmittel, theils als Schatz fungirt, so ist er einmal da,
erworben, er ist da neben der Arbeitskraft, den producirten Produktions-
mitteln und den natürlichen Quellen des Reichthums. Er kann nicht als
Schranke derselben betrachtet werden. Durch seine Verwandlung in Pro-
duktionselemente, durch Austausch mit andren Völkern, könnte die Pro-
duktionsleiter erweitert werden. Dies unterstellt jedoch, dass das Geld
nach wie vor seine Rolle als Weltgeld spielt.
Je nach der Größe der Umschlagsperiode ist größre oder geringre
Masse von Geldkapital nöthig um das produktive Kapital in Bewegung zu
setzen. Ebenso haben wir gesehn, dass die Theilung der Umschlags-
periode in Arbeitszeit und Cirkulationszeit eine Vermehrung des in Geld-
form latenten oder suspendirten Kapitals bedingt.
Soweit die Umschlagsperiode durch die Länge der Arbeitsperiode
bestimmt wird, wird sie bestimmt unter sonst gleichbleibenden Bedingungen
durch die materielle Natur des Produktionsprocesses, also nicht durch den
specifischen gesellschaftlichen Charakter dieses Produktionsprocesses. Auf
Basis der kapitalistischen Produktion jedoch bedingen ausgedehntre Ope-
rationen von längrer Dauer, größre Vorschüsse von Geldkapital für längre
Zeit. Die Produktion in solchen Sphären ist also abhängig von den
Grenzen, innerhalb deren der einzelne Kapitalist über Geldkapital verfügt.
Diese Schranke wird durchbrochen durch Kreditwesen und damit zusammen-
hängende Association, z. B. Aktiengesellschaften. Störungen im Geld-
markt setzen daher solche Geschäfte still, während diese selben Geschäfte
ihrerseits Störungen im Geldmarkt hervorrufen.
Auf Basis gesellschaftlicher Produktion ist zu bestimmen der Maß-
stab, worin diese Operationen, die während längrer Zeit Arbeitskraft und
Produktionsmittel entziehn ohne während dieser Zeit ein Produkt als
Nutzeffekt zu liefern, ausgeführt werden können ohne die Produktions-
zweige zu schädigen, die kontinuirlich oder mehrmals während des Jahrs
[349] nicht nur Arbeitskraft und Produktionsmittel entziehn, sondern auch Le-
bensmittel und Produktionsmittel liefern. Bei gesellschaftlicher ebenso
wie bei kapitalistischer Produktion werden nach wie vor die Arbeiter in
Geschäftszweigen von kürzren Arbeitsperioden nur für kürzre Zeit Pro-
dukte entziehn ohne Produkt wieder zu geben; während die Geschäfts-
zweige mit langen Arbeitsperioden für längre Zeit fortwährend entziehn,
bevor sie zurückgeben. Dieser Umstand entspringt also aus den sachlichen
Bedingungen des betreffenden Arbeitsprocesses, nicht aus seiner gesell-
schaftlichen Form. Das Geldkapital fällt bei gesellschaftlicher Produktion
fort. Die Gesellschaft vertheilt Arbeitskraft und Produktionsmittel in die
verschiednen Geschäftszweige. Die Producenten mögen meinetwegen pa-
pierne Anweisungen erhalten, wofür sie den gesellschaftlichen Konsumtions-
vorräthen ein ihrer Arbeitszeit entsprechendes Quantum entziehn. Diese
Anweisungen sind kein Geld. Sie cirkuliren nicht.
Man sieht, dass soweit das Bedürfniss für Geldkapital aus der Länge
der Arbeitsperiode entspringt, dies durch zwei Umstände bedingt wird:
Erstens, dass überhaupt Geld die Form ist, worin jedes individuelle
Kapital (vom Kredit abgesehn) auftreten muss um sich in produktives
Kapital zu verwandeln; dies geht hervor aus dem Wesen der kapitali-
stischen Produktion, überhaupt der Waarenproduktion. — Zweitens, die
Größe des nöthigen Geldvorschusses entspringt aus dem Umstand, dass
während längrer Zeit beständig Arbeitskraft und Produktionsmittel der
Gesellschaft entzogen werden ohne dass ihr während dieser Zeit ein in
Geld rückverwandelbares Produkt zurückgegeben wird. Der erste Um-
stand, dass das vorzuschiessende Kapital in Geldform vorgeschossen werden
muss, wird nicht aufgehoben durch die Form dieses Geldes selbst, ob es
Metallgeld, Kreditgeld, Werthzeichen etc. Der zweite Umstand wird in
keiner Weise dadurch afficirt, durch welches Geldmedium oder durch
welche Form der Produktion Arbeit, Lebensmittel und Produktionsmittel
entzogen werden, ohne ein Aequivalent in die Cirkulation zurück zu werfen.
[350]
Neunzehntes Kapitel.35)
Frühere Darstellungen des Gegenstandes.
I. Die Physiokraten.
Quesnay’s Tableau économique zeigt in wenigen großen Zügen wie
ein dem Werthe nach bestimmtes Jahresergebniss der nationalen Produk-
tion sich so durch die Cirkulation vertheilt, dass, unter sonst gleich-
bleibenden Umständen, dessen einfache Reproduktion vorgehn kann,
d. h. Reproduktion auf derselben Stufenleiter. Den Ausgangspunkt der
Produktionsperiode bildet sachgemäß die letztjährige Ernte. Die zahl-
losen individuellen Cirkulationsakte sind sofort zusammengefasst in ihrer
charakteristisch-gesellschaftlichen Massenbewegung — der Cirkulation
zwischen großen, funktionell bestimmten ökonomischen Gesellschaftsklassen.
Was uns hier interessirt: Ein Theil des Gesammtprodukts — wie jeder
andre Theil desselben als Gebrauchsgegenstand neues Resultat der verflossnen
Jahresarbeit — ist zugleich nur Träger von altem, in selber Naturalform wie-
der erscheinendem Kapitalwerth. Er cirkulirt nicht, sondern verbleibt in
den Händen seiner Producenten, der Pächterklasse, um dort seinen Kapi-
taldienst wieder zu beginnen. In diesen konstanten Kapitaltheil des Jahres-
produkts schliesst Quesnay auch ungehörige Elemente ein, aber er trifft
die Hauptsache, dank den Schranken seines Horizonts, worin Agrikultur
die einzige, Mehrwerth producirende Anlagesphäre der menschlichen Arbeit
ist, also dem kapitalistischen Standpunkt gemäß die allein wirklich pro-
duktive. Der ökonomische Reproduktionsprocess, was immer sein specifisch
gesellschaftlicher Charakter, verschlingt sich auf diesem Gebiet (der Agri-
kultur) stets mit einem natürlichen Reproduktionsprocess. Die handgreif-
lichen Bedingungen des letztern klären auf über die des erstern und
halten Gedankenwirren fern, welche nur das Blendwerk der Cirkulation
hervorruft.
[351]
Die Etiquette eines Systems unterscheidet sich von der andrer Ar-
tikel u. a. dadurch, dass sie nicht nur den Käufer prellt, sondern oft
auch den Verkäufer. Quesnay selbst und seine nächsten Schüler glaubten
an ihr feudales Aushängeschild. So bis zur Stunde unsre Schulgelehrten.
In der That aber ist das physiokratische System die erste systematische
Fassung der kapitalistischen Produktion. Der Repräsentant des industriellen
Kapitals — die Pächterklasse — leitet die ganze ökonomische Bewegung.
Der Ackerbau wird kapitalistisch betrieben, d. h. als Unternehmung des
kapitalistischen Pächters auf grosser Stufenleiter; der unmittelbare Bebauer
des Bodens ist Lohnarbeiter. Die Produktion erzeugt nicht nur die Ge-
brauchsartikel, sondern auch ihren Werth; ihr treibendes Motiv aber ist
Gewinnung von Mehrwerth, dessen Geburtsstätte die Produktions-, nicht
die Cirkulationssphäre. Unter den drei Klassen, die als Träger des
durch die Cirkulation vermittelten gesellschaftlichen Reproduktionsprocesses
figuriren, unterscheidet sich der unmittelbare Ausbeuter der „produktiven“
Arbeit, der Producent des Mehrwerths, der kapitalistische Pächter, von
dessen blossen Aneignern.
Der kapitalistische Charakter des physiokratischen Systems rief schon
während seiner Blüteperiode die Opposition hervor, einerseits von Linguet
und Mably, andrerseits der Vertheidiger des freien kleinen Grundbesitzes.
A. Smith’s Rückschritt36) in Analyse des Reproduktionsprocesses ist
um so auffallender, als er sonst nicht nur richtige Analysen Quesnay’s
weiter verarbeitet, z. B. dessen „avances primitives“ und „avances an-
nuelles“ verallgemeinert in „fixes“ und „cirkulirendes“ Kapital, 37) son-
dern stellenweis ganz und gar in physiokratische Irrthümer zurückfällt.
Um z. B. nachzuweisen, dass der Pächter grössern Werth producirt als irgend
[352] eine andre Kapitalistensorte, sagt er: „Kein gleiches Kapital setzt eine
größre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als das des Pächters.
Nicht nur sein Arbeitsgesinde, auch sein Arbeitsvieh besteht aus produk-
tiven Arbeitern.“ [Angenehmes Kompliment für das Arbeitsgesinde!] „Im
Ackerbau arbeitet auch die Natur neben den Menschen; und obgleich
ihre Arbeit keine Auslage kostet, so hat ihr Produkt doch seinen
Werth, ebensogut wie das der kostspieligsten Arbeiter. Die
wichtigsten Operationen des Ackerbaus scheinen darauf gerichtet, die
Fruchtbarkeit der Natur nicht so sehr zu vermehren — obgleich sie das
auch thun — als sie auf die Produktion der dem Menschen nützlichsten
Pflanzen hinzulenken. Ein mit Dornen und Ranken überwachsnes Feld
liefert oft genug eine ebenso große Menge Pflanzenwuchs wie das best-
bebaute Weinstück oder Kornfeld. Bepflanzung und Kultur wirken oft
mehr zur Regulirung als zur Belebung der aktiven Fruchtbarkeit der
Natur; und nachdem jene alle ihre Arbeit erschöpft, bleibt für diese
stets noch ein großes Stück Werk zu thun. Die Arbeiter und das Arbeitsvieh (!)
die im Ackerbau beschäftigt werden, bewirken also nicht nur, wie die Arbeiter
in den Manufakturen, die Reproduktion eines Werths der gleich ist ihrer eignen
Konsumtion und dem sie beschäftigenden Kapital nebst dem Profit des Ka-
pitalisten, sondern die eines weit grössern Werths. Ueber das Kapital des
Pächters und all seinen Profit hinaus bewirken sie auch noch regelmäßig die
Reproduktion der Rente des Grundbesitzers. Die Rente kann betrachtet
werden als das Produkt der Naturkräfte, deren Gebrauch der Grund-
besitzer dem Pächter leiht. Sie ist grösser oder geringer, je nach dem
angenommenen Höhegrad dieser Kräfte, in andren Worten, je nach der
angenommenen, natürlichen oder künstlich bewirkten Fruchtbarkeit des
Bodens. Sie ist das Werk der Natur, welches übrig bleibt, nach Abzug
oder Ersatz alles dessen was als Menschenwerk betrachtet werden kann.
Sie ist selten weniger als ein Viertel, und oft mehr als ein Drittel des Ge-
sammtprodukts. Keine gleiche Menge produktiver Arbeit, angewandt in
der Manufaktur, kann je eine so große Reproduktion bewirken. In der
Manufaktur thut die Natur nichts, der Mensch alles; und die Reproduk-
tion muss immer proportionell sein der Stärke der Agenten die sie durch-
führen. Daher setzt das im Ackerbau angelegte Kapital nicht nur eine
grössre Menge produktiver Arbeit in Bewegung als irgend welches gleich
große in der Manufaktur angewandte Kapital; sondern es fügt auch, im
[353] Verhältniss zu der von ihm beschäftigten Menge produktiver Arbeit, dem
Jahresprodukt des Bodens und der Arbeit eines Landes, dem wirklichen
Reichthum und Einkommen seiner Bewohner einen weit größren Werth
hinzu als jenes.“ (B. II, ch. 5, p. 242.)
A. Smith sagt B. II, ch. 1: „Der ganze Werth der Aussaat ist
ebenfalls im eigentlichen Sinn ein fixes Kapital.“ Hier also Kapital =
Kapitalwerth; er existirt in „fixer“ Form. „Obgleich die Aussaat zwi-
schen dem Boden und der Scheune hin und her geht, wechselt sie doch
nie den Eigenthümer und cirkulirt daher nicht wirklich. Der Pächter
macht seinen Profit nicht durch ihren Verkauf, sondern durch ihren Zu-
wachs.“ (p. 186.) Die Bornirtheit liegt hier darin, dass Smith hier
nicht, wie schon Quesnay, Wiedererscheinung des Werths von konstantem
Kapital in erneuter Form, also wichtiges Moment des Reproduktionspro-
cesses sieht, sondern nur eine Illustration mehr, und noch dazu eine
falsche, für seine Differenz von cirkulirendem und fixem Kapital. — In
der Smith’schen Uebersetzung von „avances primitives“ und „avances an-
nuelles“ in „fixed capital“ und „circulating capital“ besteht der Fort-
schritt in dem Wort „Kapital“, dessen Begriff verallgemeinert wird, un-
abhängig von der besondren Rücksicht auf die „agrikole“ Anwendungs-
sphäre der Physiokraten; der Rückschritt darin, dass „fix“ und „cirku-
lirend“ als die entscheidenden Unterschiede aufgefasst und festgehalten
werden.
II. Adam Smith.
1) Smiths allgemeine Gesichtspunkte.
A. Smith sagt B. I, ch. 6, p. 42: „In jeder Gesellschaft löst sich
der Preis jeder Waare schliesslich auf in einen oder den andern dieser
drei Theile (Arbeitslohn, Profit, Bodenrente), oder in alle drei; und in
jeder fortgeschrittnen Gesellschaft gehn sie alle drei, mehr oder weniger,
als Bestandtheile in den Preis des weitaus größten Theils der Waaren
ein;“4) oder, wie es weiter heisst, p. 63: „Arbeitslohn, Profit und Bo-
Marx, Kapital II. 23
[354] denrente sind die drei Urquellen alles Einkommens sowohl wie alles
Tauschwerths.“ Wir werden weiter unten diese Lehre A. Smith’s über
die „Bestandtheile des Preises der Waaren,“ resp. „alles Tauschwerths,“
näher untersuchen. — Weiter heisst es: „Da dies gilt mit Bezug auf
jede besondre Waare einzeln genommen, muss es auch gelten für alle
Waaren in ihrer Gesammtheit, wie sie das ganze jährliche Produkt
des Bodens und der Arbeit eines jeden Landes ausmachen. Der gesammte
Preis oder Tauschwerth dieses jährlichen Produkts muss sich auf-
lösen in dieselben drei Theile, und vertheilt werden unter die ver-
schiednen Bewohner des Landes, entweder als Lohn ihrer Arbeit, oder
als Profit ihres Kapitals, oder als Rente ihres Grundbesitzes.“ (B. II,
ch. 2, p. 190.)
Nachdem A. Smith so den Preis sowohl aller Waaren einzeln ge-
nommen, wie „den ganzen Preis oder Tauschwerth . . . . des jährlichen
Produkts des Bodens und der Arbeit eines jeden Landes“ aufgelöst hat in
drei Quellen von Revenuen für Lohnarbeiter, Kapitalist und Grundeigen-
thümer, in Arbeitslohn, Profit und Bodenrente, muss er doch auf einem
Umweg ein viertes Element hereinschmuggeln, nämlich das Element des
Kapitals. Dies geschieht durch die Distinktion zwischen Roh- und Rein-
einkommen: „das Brutto-Einkommen sämmtlicher Einwohner eines großen
Landes begreift in sich das gesammte Jahresprodukt ihres Bodens
und ihrer Arbeit; das Netto-Einkommen den Theil, der ihnen zur Ver-
fügung bleibt nach Abzug der Erhaltungskosten erstens ihres
fixen und zweitens ihres flüssigen Kapitals; oder den Theil den
sie, ohne ihr Kapital anzugreifen, in ihren Konsumtionsvorrath stellen
oder zu ihrem Unterhalt, Komfort und Vergnügen verausgaben können.
Ihr wirklicher Reichthum steht ebenfalls im Verhältniss, nicht zu ihrem
Brutto-, sondern zu ihrem Netto-Einkommen.“ (Ib. p. 190.)
Wir bemerken hierzu:
1) A. Smith behandelt hier ausdrücklich nur die einfache Repro-
duktion, nicht die auf erweiterter Stufenleiter oder die Akkumulation; er
4)
[355] spricht nur von den Ausgaben für Erhaltung (maintaining) des fungiren-
den Kapitals. Die „Netto“-Revenue ist gleich dem Theil des jährlichen
Produkts, sei es der Gesellschaft, sei es des individuellen Kapitalisten,
der in den „Konsumtionsfonds“ eingehn kann, aber der Umfang dieses
Fonds darf nicht das fungirende Kapital angreifen (encroach upon capital).
Ein Werththeil des individuellen wie des gesellschaftlichen Produkts löst
sich also weder in Arbeitslohn, noch in Profit- oder Bodenrente auf,
sondern in Kapital.
2) A. Smith flüchtet aus seiner eignen Theorie vermittelst eines
Wortspiels, der Unterscheidung zwischen gross und net revenue, Roh- und
Reineinkommen. Der individuelle Kapitalist wie die ganze Kapitalisten-
klasse, oder die sogenannte Nation, nimmt ein an Stelle des in der Pro-
duktion verbrauchten Kapitals ein Waarenprodukt, dessen Werth — dar-
stellbar in proportionellen Theilen dieses Produkts selbst — einerseits
den aufgewandten Kapitalwerth ersetzt, daher Einkommen bildet und noch
wörtlicher Revenue (revenu, Particip von revenir, wieder kommen), aber
nota bene Kapital-Revenue oder Kapitaleinnahme; andrerseits Werthbe-
standtheile, die „vertheilt werden unter die verschiednen Bewohner des
Landes entweder als Lohn ihrer Arbeit, oder als Profit ihres Kapitals, oder
als Rente ihres Grundbesitzes“ — was man im gewöhnlichen Leben unter
Einkommen versteht. Der Werth des ganzen Produkts, sei es für den
individuellen Kapitalisten, sei es für das ganze Land, bildet darnach Ein-
kommen für irgend Jemand; aber einerseits Kapitaleinkommen, andrerseits
von diesem verschiedne „Revenue.“ Was also bei Analyse des Werths
der Waare in seine Bestandtheile entfernt wird, wird durch eine Hinter-
thür — die Zweideutigkeit des Worts „Revenue“ wieder eingeführt. Es
können aber nur solche Werthbestandtheile des Produkts „eingenommen“
werden, die bereits in ihm existiren. Wenn Kapital als Revenue ein-
kommen soll, so muss Kapital vorher verausgabt worden sein.
A. Smith sagt ferner: „Die niedrigste gewöhnliche Profitrate muss
immer etwas mehr ausmachen als das, was hinreicht zur Entschädigung
für die gelegentlichen Verluste, denen jede Kapitalverwendung ausgesetzt
ist. Es ist dieser Ueberschuss allein, der den reinen oder Nettoprofit
darstellt“ [Welcher Kapitalist versteht unter Profit nothwendige Kapital-
auslagen?] „Was man Bruttoprofit nennt, umfasst häufig nicht nur
diesen Ueberschuss, sondern auch den für solche aussergewöhnliche Ver-
23*
[356] luste zurückbehaltnen Theil,“ (B. I, ch. 9, p. 72.) Dies heisst aber
weiter nichts, als dass ein Theil des Mehrwerths, betrachtet als Theil
des Bruttoprofits, einen Assekuranzfonds für die Produktion bilden muss.
Diesen Assekuranzfonds schafft ein Theil der Surplusarbeit, die insofern
Kapital direkt producirt, d. h. den für die Reproduktion bestimmten Fonds.
Was die Auslage für die „Erhaltung“ des fixen Kapitals etc. angeht
(siehe die oben citirten Stellen), so bildet der Ersatz des konsumirten
fixen Kapitals durch neues keine neue Kapitalanlage, sondern ist nur die
Erneuerung des alten Kapitalwerths in neuer Form. Was aber die Re-
paratur des fixen Kapitals betrifft, die A. Smith ebenfalls zu den Er-
haltungskosten rechnet, so gehört seine Kost mit zum Preis des vorge-
schossnen Kapitals. Dass der Kapitalist, statt diesen auf einmal anlegen
zu müssen, ihn erst allmälig und je nach Bedürfniss während der Funktion
des Kapitals anlegt und aus schon eingestecktem Profit anlegen kann,
ändert nichts an der Quelle dieses Profits. Der Werthbestandtheil, woraus
er entspringt, beweist nur, dass der Arbeiter Surplusarbeit liefert, wie für
den Assekuranzfonds so für den Reparaturfonds.
A. Smith’s Erklärung des fixen Kapitals kommt in der That darauf
hinaus, dass es der Theil des vorgeschossnen industriellen Kapitals ist,
der im Produktionsprocess fixirt ist, oder wie er p. 187 sagt: „Ein-
kommen oder Profit liefert ohne zu cirkuliren oder den Eigenthümer zu
wechseln; oder nach p. 185 der Theil, der „in seinem [des Verwenders]
Besitz bleibt oder in derselben Form verharrt.“
A. Smith erzählt uns nun, dass von der Netto-Revenue, d. h.
der Revenue im specifischen Sinne, das ganze fixe Kapital auszuschliessen,
aber auch der ganze Theil des cirkulirenden Kapitals, den die Erhaltung
und die Reparatur des fixen Kapitals, wie seine Erneuerung erheischt, in
der That alles Kapital, das sich nicht in einer für den Konsumtionsfonds
bestimmten Naturalform befindet.
„Die ganze Auslage für Erhaltung des fixen Kapitals muss offenbar
von der Netto-Revenue der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Weder
die Rohstoffe, mit denen die nützlichen Maschinen und Industriewerkzeuge
in Stand gehalten werden müssen, noch das Produkt der zur Umwand-
lung dieser Rohstoffe in die verlangte Gestalt erforderlichen Arbeit, kann
je einen Theil dieser Revenue bilden. Der Preis dieser Arbeit kann
allerdings einen Theil jener Revenue bilden, da die so beschäftigten Ar-
[357] beiter den ganzen Werth ihres Lohns in ihrem unmittelbaren Konsum-
tionsvorrath anlegen können. Aber bei andern Arten Arbeit geht sowohl
der Preis“ [d. h. der für diese Arbeit bezahlte Lohn] „wie das Pro-
dukt“ [worin sich diese Arbeit verkörpert] „in diesen Konsumtionsvor-
rath ein; der Preis in den der Arbeiter, das Produkt in den andrer
Leute, deren Unterhalt, Komfort und Vergnügen durch die Arbeit dieser
Arbeiter erhöht wird.“ (B. II, ch. 2, p. 190, 191.)
A. Smith stösst hier auf eine sehr wichtige Unterscheidung zwischen
den Arbeitern, die in der Produktion von Produktionsmitteln, und
denen, die in der unmittelbaren Produktion von Konsumtionsmitteln
wirken. Der Werth des Waarenprodukts der erstern enthält einen Be-
standtheil gleich der Summe der Arbeitslöhne, d. h. dem Werth des im
Ankauf von Arbeitskraft angelegten Kapitaltheils; dieser Werththeil exi-
stirt körperlich als eine gewisse Quote der von diesen Arbeitern produ-
cirten Produktionsmittel. Das für ihren Arbeitslohn erhaltne Geld bildet
für sie Revenue, aber weder für sie selbst, noch für Andre hat ihre Ar-
beit Produkte hergestellt, die konsumabel sind. Diese Produkte bilden
also selbst kein Element des Theils des jährlichen Produkts, der bestimmt
ist, den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds zu liefern, worin allein „Netto-
Revenue“ realisirbar ist. A. Smith vergisst hier zuzusetzen, dass was
für die Arbeitslöhne, ebenso gültig ist für den Werthbestandtheil der
Produktionsmittel, der als Mehrwerth unter den Kategorien von Profit
und Rente die Revenue (in erster Hand) des industriellen Kapitalisten
bildet. Auch diese Werthbestandtheile existiren in Produktionsmitteln,
Nicht-Konsumablem; erst nach ihrer Versilberung können sie ein ihrem
Preis gemäfses Quantum der von der zweiten Sorte Arbeiter producirten
Konsumtionsmittel heben und in den individuellen Konsumtionsfonds ihrer
Besitzer übertragen. Um so mehr aber hätte A. Smith sehn müssen,
dass der Werththeil der jährlich erzeugten Produktionsmittel, welcher
gleich ist dem Werth der innerhalb dieser Produktionssphäre fungirenden
Produktionsmittel — der Produktionsmittel, womit Produktionsmittel ge-
macht werden — also ein Werththeil gleich dem Werth des hier an-
gewandten konstanten Kapitals, absolut ausgeschlossen ist, nicht nur durch
die Naturalform, worin er existirt, sondern durch seine Kapitalfunktion,
von jedem Revenue bildenden Werthbestandtheil.
Mit Bezug auf die zweite Sorte Arbeiter — die unmittelbar Kon-
[358] sumtionsmittel produciren — sind A. Smith’s Bestimmungen nicht ganz
exakt. Er sagt nämlich, dass in diesen Arten Arbeit beide, der Preis
der Arbeit und das Produkt eingehn in (go to) den unmittelbaren Kon-
sumtionsfonds; „der Preis (d. h. das als Arbeitslohn erhaltne Geld) in
den Konsumtionsstock der Arbeiter, und das Produkt in den andrer
Leute (that of other people), deren Unterhalt, Komfort und Vergnügen
erhöht werden durch die Arbeit dieser Arbeiter.“ Aber der Arbeiter kann
nicht leben von dem „Preis“ seiner Arbeit, dem Geld, worin sein Ar-
beitslohn ausgezahlt wird; er realisirt dies Geld, indem er damit Konsum-
tionsmittel kauft; diese können z. Th. aus Waarensorten bestehn, die er
selbst producirt hat. Andrerseits kann sein eignes Produkt ein solches
sein, welches nur in die Konsumtion der Arbeitsausbeuter eingeht.
Nachdem A. Smith das fixe Kapital so gänzlich ausgeschlossen von
der „Netto-Revenue“ eines Landes, fährt er fort:
„Obgleich so die ganze Auslage für Erhaltung des fixen Kapitals
nothwendig von der Netto-Revenue der Gesellschaft ausgeschlossen ist,
so ist doch nicht dasselbe der Fall mit der Auslage für Erhaltung des
cirkulirenden Kapitals. Von den vier Theilen, woraus dies letztre Kapital
besteht: Geld, Lebensmittel, Rohstoffe und fertige Produkte, werden die
drei letztren, wie schon gesagt, regelmäßig aus ihm herausgenommen und
entweder in das fixe Kapital der Gesellschaft versetzt, oder aber in
den für unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath. Derjenige Theil
der konsumirbaren Artikel, der nicht zur Erhaltung des erstern“ [des
fixen Kapitals] „verwandt wird, geht allzumal in den letztren“ [den für
unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath] „und bildet einen Theil
des Netto-Einkommens der Gesellschaft. Die Erhaltung dieser drei Theile
des cirkulirenden Kapitals verringert daher die Netto-Revenue der Gesell-
schaft um keinen andern Theil des Jahresprodukts ausser demjenigen, der
nöthig ist zur Erhaltung des fixen Kapitals.“ (B. II, ch. 2, p. 192.)
Dies ist nur die Tautologie, dass der Theil des cirkulirenden Kapi-
tals, der nicht für die Produktion von Produktionsmitteln dient, eingeht
in die von Konsumtionsmitteln, also in den Theil des jährlichen Produkts,
der bestimmt ist den Konsumtionsfonds der Gesellschaft zu bilden. Aber
wichtig ist was gleich darauf folgt:
„Das cirkulirende Kapital einer Gesellschaft ist in dieser Beziehung ver-
schieden von dem eines Einzelnen. Das eines Einzelnen ist gänzlich aus-
[359] geschlossen von seiner Netto-Revenue, und kann nie einen Theil derselben
bilden; sie kann ausschliesslich nur aus seinem Profit bestehn. Aber ob-
wohl das cirkulirende Kapital jedes Einzelnen einen Theil des cirkuliren-
den Kapitals der Gesellschaft ausmacht zu der er gehört, so ist es doch
deshalb keineswegs unbedingt ausgeschlossen von der Netto-Revenue der
Gesellschaft, und kann einen Theil davon bilden. Obgleich die sämmt-
lichen Waaren im Laden eines Kleinhändlers durchaus nicht in den für
seine eigne unmittelbare Konsumtion bestimmten Vorrath gestellt werden
dürfen, so können sie doch in dem Konsumtionsfonds andrer Leute ge-
hören, die, vermittelst einer durch andre Fonds erzielten Revenue, ihm
ihren Werth sammt seinem Profit regelmäßig ersetzen, ohne dass daraus
eine Vermindrung weder seines noch ihres Kapitals entsteht.“ (ibidem.)
Wir hören hier also:
1) Wie das fixe Kapital und das zu dessen Reproduktion (Funktion
vergisst er) und Erhaltung nöthige cirkulirende Kapital, so ist auch das
in der Produktion von Konsumtionsmitteln thätige cirkulirende Kapital
jedes individuellen Kapitalisten total ausgeschlossen von seiner Netto-
Revenue, die nur in seinen Profiten bestehn kann. Also ist der sein
Kapital ersetzende Theil seines Waarenprodukts nicht auflösbar in Werth-
bestandtheile, die Revenue für ihn bilden.
2) Das cirkulirende Kapital jedes individuellen Kapitalisten bildet
einen Theil des cirkulirenden Kapitals der Gesellschaft, ganz wie jedes
individuelle fixe Kapital.
3) Das cirkulirende Kapital der Gesellschaft, obgleich nur die Summe
der individuellen cirkulirenden Kapitale, besitzt einen vom cirkulirenden
Kapital jedes individuellen Kapitalisten verschiednen Charakter. Das letztre
kann niemals einen Theil seiner Revenue bilden; ein Stück des ersten
(nämlich das aus Konsumtionsmitteln bestehende) kann dagegen zugleich
einen Theil der Revenue der Gesellschaft bilden, oder wie er vorhin
sagte, es muss nicht nothwendig die Netto-Revenue der Gesellschaft um
einen Theil des Jahresprodukts verringern. In der That besteht das, was
A. Smith hier cirkulirendes Kapital nennt, in dem jährlich producirten
Waarenkapital, welches die Konsumtionsmittel producirenden Kapitalisten
jährlich in Cirkulation werfen. Dies ihr ganzes jährliches Waarenprodukt
besteht aus konsumirbaren Artikeln und bildet daher den Fonds worin
[360] sich die Netto-Revenuen (incl. der Arbeitslöhne) der Gesellschaft realisiren
oder verausgaben. Statt die Waaren im Laden des Kleinhändlers als
Beispiel zu wählen, hätte A. Smith die in den Waarenlagern der indu-
striellen Kapitalisten lagernden Gütermassen wählen müssen.
Hätte A. Smith nun die Gedankenblöcke zusammengefasst, die sich
ihm aufgedrungen, vorher bei Betrachtung der Reproduktion dessen was er
fixes, jetzt bei der dessen was er cirkulirendes Kapital nennt, so wäre er
zu folgendem Resultat gekommen:
I. Das gesellschaftliche Jahresprodukt besteht aus zwei Abtheilungen;
die erste umfasst die Produktionsmittel, die zweite die Konsumtionsmittel;
beide sind getrennt zu behandeln.
II. Der Gesammtwerth des aus Produktionsmitteln bestehenden
Theils des Jahresprodukts vertheilt sich wie folgt: Ein Werththeil ist
nur der Werth der in der Herstellung dieser Produktionsmittel verzehrten
Produktionsmittel, also nur in erneuter Form wiedererscheinender Kapital-
werth; ein zweiter Theil ist gleich dem Werth des in Arbeitskraft aus-
gelegten Kapitals, oder gleich der Summe der Arbeitslöhne, ausgezahlt von
den Kapitalisten dieser Produktionssphäre. Ein dritter Werththeil endlich
bildet die Quelle der Profite, incl. Bodenrenten, der industriellen Kapi-
talisten dieser Kategorie.
Der erste Bestandtheil, nach A. Smith der reproducirte fixe Kapital-
theil sämmtlicher in dieser ersten Abtheilung beschäftigten individuellen
Kapitale, ist „offenbar ausgeschlossen, und kann nie einen Theil bilden
von der Netto-Revenue,“ sei es des individuellen Kapitalisten, sei es der
Gesellschaft. Er fungirt stets als Kapital, nie als Revenue. Sofern unter-
scheidet sich das „fixe Kapital“ jedes individuellen Kapitalisten in nichts
von dem fixen Kapital der Gesellschaft. Aber die andern Werththeile des
in Produktionsmitteln bestehenden jährlichen Produkts der Gesellschaft
— Werththeile, die also auch existiren in aliquoten Theilen dieser Ge-
sammtmasse von Produktionsmitteln — bilden zwar zugleich Revenuen
für alle in dieser Produktion betheiligten Agenten, Löhne
für die Arbeiter, Profite und Renten für die Kapitalisten. Aber sie bilden
nicht Revenue, sondern Kapital für die Gesellschaft, obgleich das
jährliche Produkt der Gesellschaft nur aus der Summe der Produkte der
ihr angehörenden individuellen Kapitalisten besteht. Sie können meist
schon ihrer Natur nach nur fungiren als Produktionsmittel und selbst
[361] die, die nöthigenfalls als Konsumtionsmittel fungiren könnten, sind be-
stimmt als Roh- oder Hülfsmaterial neuer Produktion zu dienen. Sie fungiren
als solches — also als Kapital — aber nicht in den Händen ihrer
Erzeuger, sondern in denen ihrer Verwender, nämlich:
III. der Kapitalisten der zweiten Abtheilung, der unmittelbaren Pro-
ducenten von Konsumtionsmitteln. Sie ersetzen diesen das in der
Produktion der Konsumtionsmittel verbrauchte Kapital (soweit letztres nicht
in Arbeitskraft umgesetzt, also in der Summe der Arbeitslöhne für die
Arbeiter dieser zweiten Abtheilung besteht), während dies verbrauchte Ka-
pital, das sich nun in der Form von Konsumtionsmitteln in den Händen
der sie producirenden Kapitalisten befindet, seinerseits — also vom gesell-
schaftlichen Standpunkt — den Konsumtionsfonds bildet, worin die
Kapitalisten und Arbeiter der ersten Abtheilung ihre Re-
venue realisiren.
Hätte A. Smith die Analyse soweit verfolgt, es fehlte nur noch
wenig an der Auflösung des ganzen Problems. Er war der Sache nah
auf dem Sprung, da er bereits bemerkt hatte, dass bestimmte Werth-
theile einer Sorte (Produktionsmittel) der Waarenkapitale, aus denen das
jährliche Gesammtprodukt der Gesellschaft besteht, zwar Revenue für die
in ihrer Produktion beschäftigten individuellen Arbeiter und Ka-
pitalisten bilden, aber keinen Bestandtheil der Revenue der Gesellschaft;
während ein Werththeil der andren Sorte (Konsumtionsmittel) zwar Ka-
pitalwerth für ihre individuellen Eigner, die in dieser Anlagesphäre be-
schäftigten Kapitalisten bildet, aber dennoch nur einen Theil der gesell-
schaftlichen Revenue.
Soviel geht aber schon aus dem Bisherigen hervor:
Erstens: Obgleich das gesellschaftliche Kapital nur gleich der
Summe der individuellen Kapitale, und daher auch das jährliche Waaren-
produkt (oder Waarenkapital) der Gesellschaft gleich der Summe der
Waarenprodukte dieser individuellen Kapitale; obgleich daher die Analyse
des Waarenwerths in seine Bestandtheile, die für jedes individuelle Waaren-
kapital gilt, auch für das der ganzen Gesellschaft gelten muss und im
Endresultat wirklich gilt, so ist die Erscheinungsform, worin sie sich im
gesammten gesellschaftlichen Reproduktionsprocess darstellen, eine ver-
schiedne.
[362]
Zweitens: Selbst auf dem Boden der einfachen Reproduktion findet
nicht nur Produktion von Arbeitslohn (variablem Kapital) und Mehrwerth
statt, sondern direkte Produktion von neuem konstanten Kapitalwerth; ob-
gleich der Arbeitstag nur aus zwei Theilen besteht, dem einen worin der
Arbeiter das variable Kapital ersetzt, in der That ein Aequivalent für den
Ankauf seiner Arbeitskraft producirt, und dem zweiten, worin er Mehr-
werth producirt (Profit, Rente etc.). — Nämlich die tägliche Arbeit, die
in der Reproduktion der Produktionsmittel verausgabt wird — und deren
Werth in Arbeitslohn und Mehrwerth zerfällt — realisirt sich in neuen
Produktionsmitteln, die den in der Produktion der Konsumtionsmittel ver-
ausgabten konstanten Kapitaltheil ersetzen.
Die Hauptschwierigkeiten, wovon im Bisherigen schon der größte
Theil gelöst, bieten sich bei der Betrachtung, nicht der Akkumulation,
sondern der einfachen Reproduktion. Daher wird, sowohl bei A. Smith
(B. II.) wie früher bei Quesnay (Tableau économique) von der einfachen
Reproduktion ausgegangen, sobald es sich um die Bewegung des jährlichen
Produkts der Gesellschaft, und seine durch die Cirkulation vermittelte
Reproduktion handelt.
2) Smiths Auflösung des Tauschwerths in v + m.
A. Smiths Dogma, dass der Preis oder Tauschwerth (exchangeable value)
jeder einzelnen Waare — also auch aller Waaren zusammen, aus denen
das jährliche Produkt der Gesellschaft besteht (er setzt überall mit Recht
kapitalistische Produktion voraus) — sich zusammensetzt aus den drei
Bestandtheilen (component parts) oder sich auflöst in (resolves itself into):
Arbeitslohn, Profit und Rente, kann darauf reducirt werden, dass der
Waarenwerth = v + m, d. h. gleich dem Werth des vorgeschossnen
variablen Kapitals plus dem Mehrwerth. Und zwar können wir diese
Reduktion von Profit und Rente auf eine gemeinsame Einheit, die wir m
nennen, vornehmen mit ausdrücklicher Erlaubniss A. Smith’s, wie die nach-
folgenden Citate zeigen, in denen wir zunächst alle Nebenpunkte vernach-
lässigen, also namentlich alle scheinbare oder wirkliche Abweichung von
dem Dogma, dass der Waarenwerth ausschliesslich aus den Elementen be-
stehe, die wir als v + m bezeichnen.
[363]
In der Manufaktur: „Der Werth, den die Arbeiter den Materialien
hinzufügen, löst sich auf . . . . in zwei Theile, wovon der eine ihren
Arbeitslohn bezahlt, der andre den Profit ihres Beschäftigers auf das
ganze von ihm in Material und Lohn vorgeschossne Kapital.“ (Buch I,
ch. 6, p. 41.) — „Obgleich der Manufakturist“ [der Manufakturarbeiter]
„seinen Lohn von seinem Meister vorgeschossen erhält, kostet er diesen
doch in Wirklichkeit nichts, da in der Regel der Werth dieses Lohns,
zusammen mit einem Profit, festgehalten (reserved) wird in dem vermehrten
Werth des Gegenstands, auf den seine Arbeit verwandt worden.“ B. II,
ch. 3, p. 221.) Der Theil des Kapitals (stock), der ausgelegt wird „im
Unterhalt produktiver Arbeit . . . . nachdem er ihm [dem Beschäftiger]
in der Funktion eines Kapitals gedient hat . . . . bildet eine Revenue
für sie“ [die Arbeiter]. (B. II, ch. 3, p. 223.)
A. Smith im eben citirten Kapitel sagt ausdrücklich: „Das ganze
Jahresprodukt des Bodens und der Arbeit jedes Landes . . . . spaltet
sich von selbst (naturally) in zwei Theile. Einer derselben, und oft der
größte, ist an erster Stelle bestimmt ein Kapital zu ersetzen und die
Lebensmittel, Rohstoffe und fertigen Produkte zu erneuern, die aus einem
Kapital entnommen worden; der andre ist bestimmt eine Revenue zu bilden,
sei es für den Eigenthümer dieses Kapitals, als sein Kapitalprofit,
sei es für jemand anders, als Rente seines Grundbesitzes.“ (p. 222.)
Nur ein Theil des Kapitals, wie wir vorhin von A. Smith gehört, bildet
zugleich Revenue für Jemand, nämlich der im Ankauf von produktiver
Arbeit angelegte. Dieser — das variable Kapital — verrichtet zuerst in
der Hand des Beschäftigers und für ihn „die Funktion eines Kapitals,“
und sodann „bildet er eine Revenue“ für den produktiven Arbeiter selbst.
Der Kapitalist verwandelt einen Theil seines Kapitalwerths in Arbeitskraft
und eben dadurch in variables Kapital; nur durch diese Verwandlung
fungirt nicht nur dieser Theil des Kapitals, sondern sein Gesammtkapital
als industrielles Kapital. Der Arbeiter — der Verkäufer der Arbeits-
kraft — erhält in Form des Arbeitslohns den Werth derselben. In
seinen Händen ist die Arbeitskraft nur verkäufliche Waare, Waare von
deren Verkauf er lebt, die daher die einzige Quelle seiner Revenue bildet;
als variables Kapital fungirt die Arbeitskraft nur in den Händen ihres
Käufers, des Kapitalisten, und den Kaufpreis selbst schiesst der Kapitalist nur
scheinbar vor, da sein Werth ihm vorher bereits durch den Arbeiter geliefert ist.
[364]
Nachdem uns A. Smith so gezeigt, dass der Werth des Produkts
in der Manufaktur = v + m (wo m = Profit des Kapitalisten), sagt
er uns, dass in der Agrikultur die Arbeiter ausser „der Reproduktion
eines Werths, der gleich ist ihrer eignen Konsumtion und dem sie be-
schäftigenden“ [variablen] „Kapital nebst dem Profit des Kapitalisten“
— ausserdem „über das Kapital des Pächters und all seinen Profit
hinaus auch noch regelmäßig die Reproduktion der Rente des Grundbe-
sitzers bewirken.“ (B. II, ch. 5, p. 243.) Dass die Rente in die Hände
des Grundbesitzers geht, ist für die Frage, die wir betrachten, ganz
gleichgültig. Bevor sie in seine Hände geht, muss sie in den Händen
des Pächters sich befinden, d. h. in denen des industriellen Kapitalisten.
Sie muss einen Werthbestandtheil des Produkts bilden, bevor sie Revenue
für irgend wen wird. Rente wie Profit sind also bei A. Smith selbst
nur Bestandtheile des Mehrwerths, die der produktive Arbeiter beständig
reproducirt zugleich mit seinem eignen Arbeitslohn, d. h. mit dem Werth
des variablen Kapitals. Rente wie Profit sind also Theile des Mehrwerths
m, und somit löst sich bei A. Smith der Preis aller Waaren auf in
v + m.
Das Dogma, dass der Preis aller Waaren (also auch des jährlichen
Waarenprodukts) sich auflöst in Arbeitslohn plus Profit plus Grundrente,
nimmt in dem zwischendurch laufenden esoterischen Theil von Smith’s
Werk selbst die Form an, dass der Werth jeder Waare, also auch des
jährlichen Waarenprodukts der Gesellschaft, = v + m, = dem in Ar-
beitskraft ausgelegten und vom Arbeiter stets reproducirten Kapitalwerth
plus dem von den Arbeitern durch ihre Arbeit zugesetzten Mehrwerth.
Dies Endergebniss bei A. Smith offenbart uns zugleich — siehe
weiter unten — die Quelle seiner einseitigen Analyse der Bestandtheile,
worin der Waarenwerth zerfällbar. Mit der Größenbestimmung jedes ein-
zelnen dieser Bestandtheile und der Grenze ihrer Werthsumme hat aber
der Umstand nichts zu thun, dass sie zugleich verschiedne Revenuequellen
für verschiedne in der Produktion fungirende Klassen bilden.
Wenn A. Smith sagt: „Arbeitslohn, Profit und Bodenrente sind die
drei Urquellen alles Einkommens sowohl wie alles Tauschwerths. Jede
andre Revenue ist in letzter Instanz von einer derselben abgeleitet“ (B. I,
ch. 6, p. 48) so sind hier allerlei quid pro quo zusammengehäuft.
[365]
1) Alle nicht direkt in der Reproduktion, mit oder ohne Arbeit,
figurirenden Gesellschaftsglieder können ihren Antheil am jährlichen
Waarenprodukt — also ihre Konsumtionsmittel — in erster Hand nur
beziehn aus den Händen der Klassen, denen das Produkt in erster Hand
zufällt — produktiven Arbeitern, industriellen Kapitalisten und Grund-
besitzern. Insofern sind ihre Revenuen materialiter abgeleitet von Arbeits-
lohn (der produktiven Arbeiter), Profit und Bodenrente, und erscheinen
daher jenen Originalrevenuen gegenüber als abgeleitete. Andrerseits je-
doch beziehn die Empfänger dieser in diesem Sinn abgeleiteten Revenuen
dieselben, vermittelst ihrer gesellschaftlichen Funktion als König, Pfaff,
Professor, Hure, Kriegsknecht etc., und sie können also diese ihre Funktionen
als die Originalquellen ihrer Revenue betrachten.
2) — und hier kulminirt der närrische Schnitzer A. Smith’s: Nach-
dem er damit begonnen hat, die Werthbestandtheile der Waare und die
Summe des Werthprodukts, das in ihnen verkörpert ist, richtig zu be-
stimmen und dann nachzuweisen, wie diese Bestandtheile ebensoviele ver-
schiedne Revenuequellen bilden39); nachdem er so aus dem Werth die
Revenuen abgeleitet hat, verfährt er dann — und das bleibt ihm die
vorherrschende Vorstellung — umgekehrt, und lässt die Revenuen, aus
„Bestandtheilen“ (component parts), zu „Urquellen alles Tauschwerths“
werden, womit der Vulgärökonomie Thür und Thor weit geöffnet war.
(Siehe unsern Roscher.)
3) Der konstante Kapitaltheil.
Sehn wir nun wie A. Smith den konstanten Werththeil des Kapitals
aus dem Waarenwerth wegzuhexen sucht.
„In dem Preis des Korns z. B., zahlt ein Theil die Rente des
Grundbesitzers.“ Der Ursprung dieses Werthbestandtheils hat ebensowenig
mit dem Umstand zu schaffen, dass er dem Grundbesitzer gezahlt wird und
für ihn Revenue unter der Form der Rente bildet, wie der Ursprung der
andern Werthbestandtheile damit zu schaffen haben, dass sie als Profit
und Arbeitslohn Revenuequellen bilden.
[366]
„Ein andrer Theil zahlt den Lohn und Unterhalt der Arbeiter“ [und
des Arbeitsviehs! setzt er hinzu] „die in seiner Produktion beschäftigt
waren, und der dritte Theil zahlt den Profit des Pächters. Diese drei
Theile scheinen [seem, in der That scheinen sie] „entweder unmittelbar
oder in letzter Instanz den ganzen Preis des Korns auszumachen.“40)
Dieser ganze Preis, d. h. seine Grössenbestimmung, ist absolut unab-
hängig von seiner Vertheilung unter drei Sorten von Personen. „Ein
vierter Theil mag nothwendig scheinen, um das Kapital des Pächters zu
ersetzen, oder um den Verschleiß seines Arbeitsviehs und seiner andern
Ackergeräthe zu ersetzen. Aber es muss in Betracht gezogen werden,
dass der Preis irgend welches Ackergeräths, z. B. eines Arbeitspferds,
selbst wieder aus obigen drei Theilen sich zusammensetzt: der Rente des
Bodens auf dem es gezüchtet, der Arbeit der Züchtung und dem Profit des
Pächters, der beides, die Rente dieses Bodens [und] den Lohn dieser Arbeit, vor-
schiesst. Obwohl daher der Preis des Korns sowohl den Preis wie die Unterhal-
tungskosten des Pferdes ersetzen mag, so löst sich doch der ganze Preis immer
noch, unmittelbar oder in letzter Instanz, auf in dieselben drei Theile: Bo-
denrente, Arbeit“ [er meint Arbeitslohn] „und Profit.“ (B. I, ch. 6, p. 42.)
Das ist wörtlich Alles, was A. Smith zur Begründung seiner er-
staunlichen Doktrin vorbringt. Sein Beweis besteht einfach in der
Wiederholung derselben Behauptung. Er gibt beispielsweise zu, dass
der Preis des Korns nicht nur besteht aus v + m, sondern ebenfalls
aus dem Preis der in der Kornproduktion verzehrten Produktionsmittel,
also aus einem Kapitalwerth, den der Pächter nicht in Arbeitskraft an-
gelegt hat. Aber, sagt er, die Preise aller dieser Produktionsmittel selbst
zerfallen, wie der Kornpreis, auch in v + m; nur vergisst A. Smith
hinzuzusetzen: ausserdem in den Preis der in ihrer eignen Erzeugung
verzehrten Produktionsmittel. Er verweist von einem Produktionszweig
auf den andern, und von dem andern wieder auf einen dritten. Dass
der ganze Preis der Waaren sich „unmittelbar“ oder „in letzter Instanz“
[367] (ultimately) in v + m auflöst, wäre nur dann keine hohle Ausflucht,
wenn nachgewiesen worden, dass die Waarenprodukte, deren Preis sich un-
mittelbar auflöst in c (Preis verzehrter Produktionsmittel) + v + m,
schliesslich kompensirt werden durch Waarenprodukte, welche jene „ver-
zehrten Produktionsmittel“ ihrem ganzen Umfang nach ersetzen und die
ihrerseits dagegen hergestellt werden durch blosse Auslage von variablem,
d. h. in Arbeitskraft ausgelegtem Kapital. Der Preis der letztren wäre
dann unmittelbar = v + m. Daher auch der Preis der erstern,
c + v + m, wo c als konstanter Kapitaltheil figurirt, schliesslich auf-
lösbar in v + m. A. Smith glaubte selbst nicht, solchen Nachweis ge-
liefert zu haben durch sein Beispiel mit den Scotch pebbles-Sammlern,
die aber nach ihm 1) keinen Mehrwerth irgend einer Art liefern, sondern
nur ihren eignen Arbeitslohn produciren; 2) keine Produktionsmittel an-
wenden (wohl doch auch in Form von Körben, Säcken und andern Ge-
fäßen zum Wegtragen der Steinchen).
Wir haben bereits vorhin gesehn, dass A. Smith selbst seine eigne
Theorie später über den Haufen wirft, ohne sich indess seiner Wider-
sprüche bewusst zu werden. Ihre Quelle ist jedoch zu suchen gerade in
seinen wissenschaftlichen Ausgangspunkten. Das in Arbeit umgesetzte
Kapital producirt einen größren Werth als seinen eignen. Wie? Indem,
sagt A. Smith, die Arbeiter während des Produktionsprocesses den von
ihnen bearbeiteten Dingen einen Werth einprägen, der ausser dem Aequi-
valent für ihren eignen Kaufpreis einen nicht ihnen, sondern ihren An-
wendern zufallenden Mehrwerth bildet (Profit und Rente). Das ist aber
auch alles was sie leisten und leisten können. Was von der industriellen
Arbeit eines Tages, das gilt von der durch die ganze Kapitalistenklasse
während eines Jahres in Bewegung gesetzten Arbeit. Die Gesammtmasse
des jährlichen gesellschaftlichen Werthprodukts kann daher nur zerfällbar
sein in v + m, in ein Aequivalent, wodurch die Arbeiter den in ihrem
eignen Kaufpreis verausgabten Kapitalwerth ersetzen, und in den zusätz-
lichen Werth, den sie darüber hinaus ihrem Anwender liefern müssen.
Diese beiden Werthelemente der Waaren aber bilden zugleich Revenue-
quellen für die verschiednen in der Reproduktion betheiligten Klassen: das
erste den Arbeitslohn, die Revenue der Arbeiter; das zweite den Mehr-
werth, wovon der industrielle Kapitalist einen Theil in Form des Profits
für sich behält, einen andern abtritt als Rente, die Revenue des Grund-
[368] eigenthümers. Wo sollte also ein weitrer Werthbestandtheil herkommen,
da das jährliche Werthprodukt keine andren Elemente enthält ausser-
v + m? Wir stehn hier auf dem Boden der einfachen Reproduk-
tion. Da die ganze jährliche Arbeitssumme sich auflöst in Arbeit, nöthig
zur Reproduktion des in Arbeitskraft ausgelegten Kapitalwerths, und in
Arbeit, nöthig zur Schöpfung eines Mehrwerths, wo sollte da überhaupt
noch die Arbeit zur Produktion eines nicht in Arbeitskraft ausgelegten
Kapitalwerths herkommen?
Die Sache liegt folgendermaßen:
1) A. Smith bestimmt den Werth einer Waare durch die Masse
Arbeit, die der Lohnarbeiter dem Arbeitsgegenstand zusetzt (adds). Er
sagt wörtlich: „den Materialien“, da er von Manufaktur handelt, die
selbst schon Arbeitsprodukte verarbeitet; dies ändert aber nichts an der
Sache. Der Werth, den der Arbeiter einem Dinge zusetzt (und dies
„adds“ ist der Ausdruck Adam’s) ist ganz unabhängig davon, ob dieser
Gegenstand, dem Werth zugesetzt wird, vor diesem Zusatz schon selbst
Werth hat oder nicht. Der Arbeiter schafft also in Waarenform ein
Werthprodukt; dies ist nach A. Smith eines Theils Aequivalent seines
Arbeitslohns, und dieser Theil ist also bestimmt durch den Werthumfang
seines Arbeitslohns; je nachdem dieser grösser oder kleiner, hat er mehr
Arbeit zuzusetzen um einen Werth gleich dem seines Arbeitslohns zu
produciren oder zu reproduciren. Anderntheils aber setzt der Arbeiter
über die so gezogne Grenze hinaus weitre Arbeit zu, die Mehrwerth für
den ihn beschäftigenden Kapitalisten bildet. Ob dieser Mehrwerth
ganz in den Händen des Kapitalisten bleibt oder stückweis an dritte
Personen von ihm abzutreten ist, ändert absolut nichts weder an der
qualitativen (dass es überhaupt Mehrwerth ist), noch an der quantita-
tiven (der Grössen-) Bestimmung des vom Lohnarbeiter zugesetzten Mehr-
werths. Es ist Werth wie jeder andre Werththeil des Produkts, unter-
scheidet sich aber dadurch, dass der Arbeiter kein Aequivalent dafür er-
halten hat noch nachher erhält, dieser Werth vielmehr vom Kapitalisten
ohne Aequivalent angeeignet wird. Der Gesammtwerth der Waare ist be-
stimmt durch das Quantum Arbeit, das der Arbeiter in ihrer Produktion
verausgabt hat; ein Theil dieses Gesammtwerths ist dadurch bestimmt,
dass er gleich dem Werth des Arbeitslohns ist, also Aequivalent für den-
selben. Der zweite Theil, der Mehrwerth, ist daher nothwendig ebenfalls
[369] bestimmt, nämlich gleich dem Gesammtwerth des Produkts minus dem
Werththeil desselben, der Aequivalent des Arbeitslohns ist; also gleich
dem Ueberschuss des in Herstellung der Waare geschaffnen Werthprodukts
über den darin enthaltnen Werththeil, der gleich dem Aequivalent für
seinen Arbeitslohn.
2) Was für die Waare, producirt in einem einzelnen industriellen
Geschäft durch jeden einzelnen Arbeiter, gilt vom Jahresprodukt aller Ge-
schäftszweige zusammen. Was von der Tagesarbeit eines individuellen
produktiven Arbeiters, gilt von der durch die ganze produktive Arbeiter-
klasse flüssig gemachten Jahresarbeit. Sie „fixirt“ (Smith’scher Ausdruck)
im Jahresprodukt einen Gesammtwerth, bestimmt durch das Quantum der
verausgabten Jahresarbeit, und dieser Gesammtwerth zerfällt in einen
Theil, bestimmt durch dasjenige Stück der Jahresarbeit, worin die Ar-
beiterklasse ein Aequivalent ihres Jahreslohns schafft, in der That diesen
Lohn selbst; und in einen andern Theil, bestimmt durch die zusätzliche
Jahresarbeit, worin der Arbeiter einen Mehrwerth für die Kapitalistenklasse
schafft. Das im Jahresprodukt enthaltne jährliche Werthprodukt besteht
also nur aus zwei Elementen, dem Aequivalent des von der Arbeiterklasse
erhaltnen Jahreslohns, und dem jährlich für die Kapitalistenklasse ge-
lieferten Mehrwerth. Der Jahreslohn bildet aber die Revenue der Ar-
beiterklasse, die Jahressumme des Mehrwerths die Revenue der Kapitalisten-
klasse; beide stellen also (und dieser Gesichtspunkt ist richtig bei Dar-
stellung der einfachen Reproduktion) die relativen Antheile am jährlichen
Konsumtionsfonds dar und realisiren sich in ihm. Und so bleibt nirgends
Platz für den konstanten Kapitalwerth, für die Reproduktion des in Form
von Produktionsmitteln fungirenden Kapitals. Dass aber alle Theile des
Waarenwerths, die als Revenue fungiren, zusammenfallen mit dem für
den gesellschaftlichen Konsumtionsfonds bestimmten jährlichen Arbeits-
produkt, sagt A. Smith ausdrücklich in der Einleitung seines Werks:
„Worin die Revenue des Volks überhaupt bestanden hat, oder was die
Natur des Fonds war, welcher . . . . ihre jährliche Konsumtion geliefert
hat (supplied), dies zu erklären ist der Zweck dieser vier ersten Bücher.“
(p. 12.) Und gleich im ersten Satz der Einleitung heisst es: „Die
jährliche Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie ursprünglich
versieht mit all den Lebensmitteln, die sie im Lauf des Jahres verzehrt
und die stets bestehn entweder aus dem unmittelbaren Produkt dieser
Marx, Kapital II. 24
[370] Arbeit, oder in den, mit diesem Produkt von andern Nationen gekauften
Gegenständen.“ (p. 11.)
Der erste Fehler A. Smith’s besteht nun darin, dass er den jähr-
lichen Produktenwerth gleichsetzt dem jährlichen Werthprodukt.
Das letztre ist nur Produkt der Arbeit des vergangnen Jahrs; der erstere
schliesst ausserdem alle Werthelemente ein, die zur Herstellung des Jahres-
produkts verbraucht, aber im vorhergehenden und zum Theil in
noch früher verflossnen Jahren producirt wurden: Produktions-
mittel, deren Werth nur wieder erscheint — die, was ihren Werth
betrifft, weder producirt, noch reproducirt worden sind durch während
des letzten Jahrs verausgabte Arbeit. Durch diese Verwechslung mani-
pulirt A. Smith den konstanten Werththeil des Jahresprodukts hinweg.
Die Verwechslung selbst beruht auf einem andern Irrthum in seiner Fun-
damentalauffassung: er unterscheidet nicht den zwiespältigen Charakter
der Arbeit selbst: der Arbeit, soweit sie als Verausgabung von Arbeits-
kraft Werth, und soweit sie als konkrete, nützliche Arbeit Gebrauchs-
gegenstände (Gebrauchswerth) schafft. Die Gesammtsumme der jährlich
hergestellten Waaren, also das ganze Jahresprodukt, ist Produkt der
im letzten Jahr wirkenden nützlichen Arbeit; nur dadurch, dass ge-
sellschaftlich angewandte Arbeit in einem vielverzweigten System nütz-
licher Arbeitsarten verausgabt wurde, sind alle diese Waaren da; nur
dadurch ist in ihrem Gesammtwerth der Werth der in ihrer Produktion
verzehrten Produktionsmittel erhalten, in neuer Naturalform wieder er-
scheinend. Das gesammte Jahresprodukt ist also Resultat der während
des Jahrs verausgabten nützlichen Arbeit; aber vom jährlichen Pro-
duktenwerth ist nur ein Theil während des Jahrs geschaffen worden;
dieser Theil ist das jährliche Werthprodukt, worin sich die Summe
der während des Jahres selbst flüssig gemachten Arbeit darstellt.
Wenn also A. Smith in der soeben citirten Stelle sagt: „Die
jährliche Arbeit jeder Nation ist der Fonds, welcher sie ursprünglich
versieht mit all den Lebensmitteln, die sie im Lauf des Jahrs verzehrt
etc.“, so stellt er sich einseitig auf den Standpunkt der bloss nützlichen
Arbeit, die allerdings alle diese Lebensmittel in ihre verzehrbare Form
gebracht hat. Er vergisst aber dabei, dass dies unmöglich war ohne Mit-
hülfe der aus frühern Jahren überlieferten Arbeitsmittel und Arbeitsgegen-
stände, und dass daher die „jährliche Arbeit,“ soweit sie Werth bildete,
[371] keineswegs den ganzen Werth des durch sie fertig gestellten Produkts
geschaffen hat; dass das Werthprodukt kleiner ist als der Produkten-
werth.
Wenn man A. Smith keinen Vorwurf machen kann, in dieser Ana-
lyse nur soweit gegangen zu sein als alle seine Nachfolger, (obgleich sich
ein Ansatz zum Richtigen schon bei den Physiokraten vorfand), so ver-
läuft er sich dagegen weiter in einem Chaos, und zwar hauptsächlich
weil seine „esoterische“ Auffassung des Waarenwerths überhaupt fort-
während durchkreuzt wird von exoterischen, die in der Breite bei ihm
vorwiegen, während sein wissenschaftlicher Instinkt von Zeit zu Zeit den
esoterischen Standpunkt wieder erscheinen lässt.
4) Kapital und Revenue bei A. Smith.
Der Werththeil jeder Waare (und daher auch des Jahresprodukts),
der nur ein Aequivalent des Arbeitslohns bildet, ist gleich dem vom
Kapitalisten im Arbeitslohn vorgeschossnen Kapital, d. h. gleich dem va-
riablen Bestandtheil seines vorgeschossnen Gesammtkapitals. Diesen Be-
standtheil des vorgeschossnen Kapitalwerths erhält der Kapitalist wieder
durch einen neu producirten Werthbestandtheil der von den Lohnarbeitern
gelieferten Waare. Ob das variable Kapital vorgeschossen wird in dem
Sinn, dass der Kapitalist in Geld den dem Arbeiter zufallenden Antheil
eines Produkts zahlt, das noch nicht zum Verkauf fertig, oder das zwar
fertig, aber noch nicht vom Kapitalisten verkauft ist, oder ob er ihn mit
Geld zahlt, das er bereits erhalten durch Verkauf der vom Arbeiter ge-
lieferten Waare, oder ob er durch Kredit dies Geld anticipirt hat — in
allen diesen Fällen verausgabt der Kapitalist variables Kapital, das als
Geld den Arbeitern zufließt, und besitzt er andrerseits das Aequivalent
dieses Kapitalwerths in dem Werththeil seiner Waaren, wodurch der Ar-
beiter den ihm selbst zufallenden Antheil an dem Gesammtwerth derselben
neu producirt, wodurch er in andren Worten den Werth seines eignen
Arbeitslohns producirt hat. Statt ihm diesen Werththeil in der Natural-
form seines eignen Produkts zu geben, zahlt ihm der Kapitalist selben
in Geld aus. Für den Kapitalisten besteht also jetzt der variable Be-
standtheil seines vorgeschossnen Kapitalwerths in Waarenform, während
24*
[372] der Arbeiter das Aequivalent für seine verkaufte Arbeitskraft in Geldform
erhalten hat.
Während also der durch Ankauf der Arbeitskraft in variables Kapital
umgesetzte Theil des vom Kapitalisten vorgeschossnen Kapitals innerhalb
des Produktionsprocesses selbst als sich bethätigende Arbeitskraft fungirt,
und durch die Verausgabung dieser Kraft als Neuwerth in Waarenform
von neuem producirt, d. h. reproducirt wird — also Reproduktion, d. h.
Neuproduktion von vorgeschossnem Kapitalwerth! — verausgabt der Ar-
beiter den Werth, resp. Preis seiner verkauften Arbeitskraft in Lebens-
mitteln, in Mitteln der Reproduktion seiner Arbeitskraft. Eine dem va-
riablen Kapital gleiche Geldsumme bildet seine Einnahme, daher seine Re-
venue, die nur so lange dauert als er seine Arbeitskraft an den Kapita-
listen verkaufen kann.
Die Waare des Lohnarbeiters — seine Arbeitskraft — selbst fungirt
nur als Waare, soweit sie dem Kapital des Kapitalisten einverleibt wird,
als Kapital fungirt; andrerseits fungirt das als Geldkapital im Ankauf
von Arbeitskraft verausgabte Kapital des Kapitalisten als Revenue in der
Hand des Verkäufers der Arbeitskraft, des Lohnarbeiters.
Es verschlingen sich hier verschiedne Cirkulations- und Produktions-
processe, die A. Smith nicht aus einander hält.
Erstens. Dem Cirkulationsprocess angehörige Akte: Der Arbeiter
verkauft seine Waare — die Arbeitskraft — an den Kapitalisten; das
Geld, womit der Kapitalist sie kauft, ist für ihn zur Verwerthung ange-
legtes Geld, also Geldkapital; es ist nicht verausgabt, sondern vorge-
schossen. (Dies ist der wirkliche Sinn des „Vorschusses“ — avance der
Physiokraten — ganz unabhängig davon, wo der Kapitalist das Geld selbst
hernimmt. Vorgeschossen ist für den Kapitalisten jeder Werth, den er
zum Zweck des Produktionsproceses zahlt, ob dies nun vorher oder post
festum geschehe; er ist dem Produktionsprocess selbst vorgeschossen.)
Hier ereignet sich nur, was bei jedem Waarenverkauf: der Verkäufer gibt
einen Gebrauchswerth fort (hier die Arbeitskraft) und erhält dessen Werth
(realisirt dessen Preis) in Geld; der Käufer gibt sein Geld weg und er-
hält dafür die Waare selbst — hier die Arbeitskraft.
Zweitens: Im Produktionsprocess bildet jetzt die gekaufte Ar-
beitskraft einen Theil des fungirenden Kapitals, und der Arbeiter selbst
fungirt hier nur als eine besondre Naturalform dieses Kapitals, unter-
[373] schieden von den in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehenden
Elementen desselben. Während des Processes setzt der Arbeiter den von
ihm in Produkt verwandelten Produktionsmitteln einen Werth zu, durch
Verausgabung seiner Arbeitskraft, gleich dem Werth seiner Arbeitskraft
(abgesehn vom Mehrwerth); er reproducirt also für den Kapitalisten in
Waarenform den von letztrem ihm in Arbeitslohn vorgeschossnen oder
vorzuschiessenden Theil seines Kapitals; producirt ihm ein Aequivalent des
letztren; er producirt also für den Kapitalisten das Kapital, das dieser
von neuem im Ankauf von Arbeitskraft „vorschiessen“ kann.
Drittens: Bei Verkauf der Waare ersetzt also ein Theil ihres Ver-
kaufspreises dem Kapitalisten das von ihm vorgeschossne variable Kapital,
befähigt daher sowohl ihn, von neuem Arbeitskraft zu kaufen, wie den
Arbeiter, sie von neuem zu verkaufen.
Bei allen Waarenkäufen und -Verkäufen — soweit nur diese Trans-
aktionen selbst betrachtet werden — ist es vollständig gleichgültig, was
in der Hand des Verkäufers aus dem für seine Waare gelösten Geld, und
was in der Hand des Käufers aus dem von ihm gekauften Gebrauchs-
artikel wird. Es ist also, soweit der blosse Cirkulationsprocess in Betracht
kommt, auch völlig gleichgültig, dass die vom Kapitalisten gekaufte Ar-
beitskraft für ihn Kapitalwerth reproducirt, und dass andrerseits das als
Kaufpreis der Arbeitskraft gelöste Geld für den Arbeiter Revenue bildet.
Die Werthgröße des Handelsartikels des Arbeiters, seiner Arbeitskraft,
wird weder dadurch afficirt, dass sie „Revenue“ für ihn bildet, noch da-
durch, dass der Gebrauch seines Handelsartikels durch den Käufer diesem
Käufer Kapitalwerth reproducirt.
Weil der Werth der Arbeitskraft — d. h. der adäquate Verkaufs-
preis der Waare — durch die zu ihrer Reproduktion nöthige Arbeitsmenge
bestimmt ist, diese Arbeitsmenge selbst aber hier bestimmt ist durch die
zur Produktion der nöthigen Lebensmittel des Arbeiters, also zur Er-
haltung seines Lebens erheischte Arbeitsmenge, wird der Arbeitslohn zur
Revenue, wovon der Arbeiter zu leben hat.
Es ist total falsch, was A. Smith sagt (p. 223): „Der Theil des
Kapitals, der angelegt wird im Unterhalt produktiver Arbeit, . . . .
nachdem er ihm“ [dem Kapitalisten] „in der Funktion eines Kapitals ge-
dient hat, . . . . bildet eine Revenue für sie“ [die Arbeiter]. Das Geld
womit der Kapitalist die von ihm gekaufte Arbeitskraft zahlt, „dient ihm
[374] in der Funktion eines Kapitals,“ soweit er dadurch die Arbeitskraft den
dinglichen Bestandtheilen seines Kapitals einverleibt, und damit überhaupt
sein Kapital erst in den Stand setzt, als produktives Kapital zu fungiren.
Unterscheiden wir: Die Arbeitskraft ist Waare, nicht Kapital, in der
Hand des Arbeiters, und sie konstituirt für ihn eine Revenue, soweit er
deren Verkauf beständig wiederholen kann; sie fungirt als Kapital nach
dem Verkauf in der Hand des Kapitalisten, während des Produktionspro-
cesses selbst. Was hier zweimal dient ist die Arbeitskraft; als Waare,
die zu ihrem Werth verkauft wird, in der Hand des Arbeiters;
als Werth- und Gebrauchswerth producirende Kraft in der Hand des
Kapitalisten, der sie gekauft hat. Aber das Geld, was der Arbeiter vom
Kapitalisten erhält, erhält er erst, nachdem er ihm den Gebrauch seiner
Arbeitskraft gegeben hat, nachdem selbe bereits im Werth des Arbeits-
produkts realisirt ist. Der Kapitalist hat diesen Werth in seiner Hand,
bevor er ihn zahlt. Es ist also nicht das Geld, das zweimal fungirt:
erst als Geldform des variablen Kapitals, dann als Arbeitslohn. Sondern
es ist die Arbeitskraft, die zweimal fungirt hat; erst als Waare beim
Verkauf der Arbeitskraft (das Geld wirkt bei Stipulirung des zu zahlen-
den Lohns bloss als ideelles Werthmaß, wobei es noch gar nicht in der
Hand des Kapitalisten zu sein braucht); zweitens im Produktionspro-
cess, wo sie als Kapital, d. h. als Gebrauchswerth und Werth schaffen-
des Element in der Hand des Kapitalisten fungirt. Sie hat bereits in Waarenform
das dem Arbeiter zu zahlende Aequivalent geliefert, bevor der Kapitalist es
dem Arbeiter in Geldform zahlt. Der Arbeiter schafft also selbst den Zah-
lungsfonds aus dem ihn der Kapitalist zahlt. Aber das ist nicht Alles.
Das Geld, das der Arbeiter erhält, wird von ihm verausgabt um
seine Arbeitskraft zu erhalten, also — Kapitalistenklasse und Arbeiter-
klasse in ihrer Gesammtheit betrachtet — um dem Kapitalisten das Werk-
zeug zu erhalten, wodurch er allein Kapitalist bleiben kann.
Der beständige Kauf und Verkauf der Arbeitskraft verewigt also einerseits
die Arbeitskraft als Element des Kapitals, wodurch es als Schöpfer von
Waaren, Gebrauchsartikeln die einen Werth haben, erscheint, wodurch ferner
der Kapitaltheil, der die Arbeitskraft kauft, durch ihr eignes Produkt be-
ständig hergestellt wird, der Arbeiter selbst also beständig den Kapital-
fonds schafft, aus dem er bezahlt wird. Andrerseits wird der beständige
Verkauf der Arbeitskraft zur stets sich erneuernden Lebenserhaltungs-
[375] quelle des Arbeiters, und erscheint also seine Arbeitskraft als das Ver-
mögen, wodurch er die Revenue bezieht von der er lebt. Revenue meint
hier nichts als durch beständig wiederholten Verkauf einer Waare (der
Arbeitskraft) bewirkte Aneignung von Werthen, wobei letztre selbst nur
zur beständigen Reproduktion der zu verkaufenden Waare dienen. Und
sofern hat A. Smith recht zu sagen, dass der Werththeil des vom Arbeiter
selbst geschaffnen Produkts, wofür ihm der Kapitalist ein Aequivalent
in Form des Arbeitslohns zahlt, Quelle von Revenue für den Arbeiter
wird. Dies ändert aber ebensowenig an der Natur oder Größe dieses
Werththeils der Waare, als es am Werth der Produktionsmittel ändert,
dass sie als Kapitalwerthe fungiren, oder an der Natur und Größe einer
geraden Linie, dass sie als Basis eines Dreiecks oder als Durchmesser
einer Ellipse fungirt. Der Werth der Arbeitskraft bleibt gerade so un-
abhängig bestimmt wie der jener Produktionsmittel. Weder besteht
dieser Werththeil der Waare aus Revenue als einem ihn konstituirenden
selbständigen Faktor, noch löst sich dieser Werththeil auf in Revenue.
Weil dieser vom Arbeiter beständig reproducirte Neuwerth für ihn Quelle
von Revenue bildet, bildet nicht umgekehrt seine Revenue einen Bestand-
theil des von ihm producirten Neuwerths. Die Größe des ihm bezahlten
Antheils an dem von ihm geschaffnen Neuwerth bestimmt den Werth-
umfang seiner Revenue, nicht umgekehrt. Dass dieser Theil des Neu-
werths für ihn Revenue bildet, zeigt bloss was aus ihm wird, der Cha-
rakter seiner Anwendung, und hat mit seiner Bildung so wenig zu schaffen
wie mit jeder andren Werthbildung. Nehme ich jede Woche zehn Thaler
ein, so ändert der Umstand dieser wöchentlichen Einnahme nichts, weder
an der Werthnatur der zehn Thaler, noch an ihrer Werthgröße. Wie
bei jeder andren Waare ist bei der Arbeitskraft ihr Werth bestimmt durch
die zu ihrer Reproduktion nothwendige Arbeitsmenge; dass diese Arbeits-
menge durch den Werth der nothwendigen Lebensmittel des Arbeiters be-
stimmt, also gleich ist der zur Reproduktion seiner Lebensbedingungen
selbst nothwendigen Arbeit, ist dieser Waare (der Arbeitskraft) eigen-
thümlich, aber nicht eigenthümlicher, als dass der Werth von Lastvieh
durch den Werth der zu seiner Erhaltung nothwendigen Lebensmittel be-
stimmt ist, also durch die Masse menschlicher Arbeit, nöthig um letztre
zu produciren.
Es ist aber die Kategorie „Revenue“, die hier das ganze Unheil bei
[376] A. Smith anrichtet. Die verschiednen Sorten von Revenuen bilden bei
ihm die „component parts“, die Bestandtheile des jährlich producirten,
neu hergestellten Waarenwerths, während umgekehrt die zwei Theile, worin
dieser Waarenwerth für den Kapitalisten zerfällt — das Aequivalent
seines bei Ankauf der Arbeit in Geldform vorgeschossnen variablen Ka-
pitals, und der andre Werththeil, der ihm auch gehört, ihm aber nichts
gekostet hat, der Mehrwerth — Revenuequellen bilden. Das Aequivalent
des variablen Kapitals wird von neuem in Arbeitskraft vorgeschossen und
bildet sofern eine Revenue für den Arbeiter in Form seines Arbeitslohns;
der andre Theil — der Mehrwerth — da er dem Kapitalisten keinen
Kapitalvorschuss zu ersetzen hat, kann von ihm in Konsumtionsmitteln
(nothwenigen und Luxus) verausgabt, als Revenue verzehrt werden, statt
Kapitalwerth irgend einer Art zu bilden. Die Voraussetzung dieser Re-
venue ist der Waarenwerth selbst, und seine Bestandtheile unterscheiden
sich für den Kapitalisten nur soweit sie entweder Aequivalent für, oder
Ueberschuss über den von ihm vorgeschossnen variablen Kapitalwerth
bilden. Beide bestehn aus nichts als während der Waarenproduktion ver-
ausgabter, in Arbeit flüssig gemachter Arbeitskraft. Sie bestehn aus Aus-
gabe, nicht aus Einkommen oder Revenue — aus Arbeitsausgabe.
Nach diesem quid pro quo, wo die Revenue die Quelle von Waaren-
werth wird statt der Waarenwerth die Quelle von Revenue, erscheint nun
der Waarenwerth als „zusammengesetzt“ aus den verschiednen Sorten Re-
venuen; sie sind unabhängig von einander bestimmt, und durch die Ad-
dition des Werthumfangs dieser Revenuen wird der Gesammtwerth der
Waare bestimmt. Aber nun fragt es sich, wie wird der Werth jeder
dieser Revenuen bestimmt, aus denen der Waarenwerth entspringen soll?
Bei dem Arbeitslohn geschieht dies, denn der Arbeitslohn ist der Werth
seiner Waare, der Arbeitskraft, und dieser bestimmbar (wie der jeder
andren Waare) durch die zur Reproduktion dieser Waare nöthige Arbeit.
Aber der Mehrwerth, oder bei A. Smith vielmehr seine beiden Formen,
Profit und Grundrente, wie sind sie bestimmbar? Hier bleibts bei leerem
Geschwätz. Bald stellt A. Smith Arbeitslohn und Mehrwerth (resp. Ar-
beitslohn und Profit) als Bestandtheile dar aus denen der Waarenwerth,
resp. Preis sich zusammensetzt, bald, und oft fast im selben Athemzug,
als Theile, worin sich der Waarenpreis „auflöst“ (resolves itself); was
aber umgekehrt heisst, dass der Waarenwerth das zuerst Gegebne ist, und
[377] dass verschiedne Theile dieses gegebnen Werths verschiednen im Produk-
tionsprocess betheiligten Personen in der Form verschiedner Revenuen zu-
fallen. Dies ist keineswegs identisch mit der Zusammensetzung des Werths
aus diesen drei „Bestandtheilen.“ Wenn ich die Größe dreier verschied-
nen geraden Linien selbständig bestimme und dann aus diesen drei Linien
als „Bestandtheilen“ eine vierte gerade Linie bilde, die gleich der Größe
ihrer Summe ist, so ist das keineswegs dieselbe Procedur als wenn ich
andrerseits eine gegebne gerade Linie vor mir habe und diese zu irgend
welchem Behuf in drei verschiedne Theile theile, gewissermaßen „auf-
löse.“ Die Größe der Linie im ersten Fall wechselt durchweg mit der
Größe der drei Linien, deren Summe sie bildet; die Größe der drei Linien-
theile im letzten Fall ist von vornherein dadurch begrenzt, dass sie Theile
einer Linie von gegebner Größe bilden.
In der That aber, soweit wir an dem Richtigen von A. Smith’s
Darstellung festhalten, dass der im jährlichen Waarenprodukt der Gesell-
schaft (wie in jeder einzelnen Waare, oder wie im Tages-, Wochenpro-
dukt etc.) enthaltne, durch die Jahresarbeit neugeschaffne Werth
gleich ist dem Werth des vorgeschossnen variablen Kapitals (also dem
wieder zu Ankauf von Arbeitskraft bestimmten Werththeil) plus dem Mehr-
werth, den der Kapitalist realisiren kann — bei einfacher Reproduktion
und sonst gleichbleibenden Umständen — in Mitteln seiner individuellen
Konsumtion; wenn wir ferner daran festhalten, dass A. Smith zusammen-
wirft die Arbeit, soweit sie Werth schafft, Verausgabung von Arbeitskraft
ist — und die Arbeit, soweit sie Gebrauchswerth schafft, d. b. in nütz-
licher, zweckgemäßer Form verausgabt wird — so kommt die ganze Vor-
stellung darauf hinaus: Der Werth jeder Waare ist das Produkt der
Arbeit; also auch der Werth des Produkts der Jahresarbeit oder der Werth
des jährlichen gesellschaftlichen Waarenprodukts. Da alle Arbeit aber
sich auflöst in 1) nothwendige Arbeitszeit, worin der Arbeiter bloss ein
Aequivalent reproducirt für das in Ankauf seiner Arbeitskraft vorge-
schossne Kapital, und 2) Mehrarbeit, wodurch er einen Werth für den
Kapitalisten liefert, wofür dieser kein Aequivalent zahlt, also Mehrwerth;
so kann sich aller Waarenwerth nur in diese zwei verschiednen Bestand-
theile auflösen und bildet also schliesslich als Arbeitslohn die Revenue der
Arbeiterklasse, als Mehrwerth die der Kapitalistenklasse. Was aber den
konstanten Kapitalwerth angeht, d. h. den Werth der in der Produktion
[378] des Jahresprodukts aufgezehrten Produktionsmittel, so kann zwar nicht ge-
sagt werden (ausser der Phrase, dass der Kapitalist dem Käufer ihn an-
rechnet bei Verkauf seiner Waare) wie dieser Werth in den Werth des
neuen Produkts hineinkommt, aber schliesslich — ultimately — kann
dieser Werththeil, da die Produktionsmittel selbst Produkt der Arbeit sind,
doch selbst wieder nur bestehn aus Aequivalent des variablen Kapitals und
aus Mehrwerth; aus Produkt von nothwendiger Arbeit und von Mehr-
arbeit. Wenn die Werthe dieser Produktionsmittel in der Hand ihrer An-
wender als Kapitalwerthe fungiren, so hindert das nicht, dass sie „ur-
sprünglich“ und wenn man ihnen auf den Grund geht, in einer andren
Hand — wenn auch früher — in dieselben beiden Werththeile zerfällbar
waren, also in zwei verschiedne Revenuequellen.
Ein richtiger Punkt hierin ist: dass in der Bewegung des gesell-
schaftlichen Kapitals — d. h. der Gesammtheit der individuellen Kapi-
tale — die Sache sich anders darstellt, als sie sich für jedes indivi-
duelle Kapital, besonders betrachtet, also vom Standpunkt jedes einzelnen
Kapitalisten darstellt. Für letztren löst sich der Waarenwerth auf 1) in
ein konstantes Element (viertes, wie Smith sagt) und 2) in die Summe
von Arbeitslohn und Mehrwerth, resp. Arbeitslohn, Profit und Grundrente.
Vom gesellschaftlichen Standpunkt aus verschwindet dagegen Smith’s viertes
Element, der konstante Kapitalwerth.
5) Zusammenfassung.
Die abgeschmackte Formel, dass die drei Revenuen, Arbeitslohn,
Profit, Rente, drei „Bestandtheile“ des Waarenwerths bilden, entspringt
bei A. Smith aus der plausibleren, dass der Waarenwerth resolves itself,
sich auflöst, in diese drei Bestandtheile. Auch dies ist falsch, selbst
vorausgesetzt der Waarenwerth sei nur theilbar in das Aequivalent der
verbrauchten Arbeitskraft und den von letztrer geschaffnen Mehrwerth.
Aber der Irrthum ruht hier wieder auf einer tiefern, wahren Grundlage.
Die kapitalistische Produktion beruht darauf, dass der produktive Arbeiter
seine eigne Arbeitskraft, als seine Waare, dem Kapitalisten verkauft, in
dessen Händen sie dann bloss als ein Element seines produktiven Kapi-
tals fungirt. Diese, der Cirkulation angehörige Transaktion — Verkauf
und Kauf der Arbeitskraft — leitet nicht nur den Produktionsprocess ein,
[379] sondern bestimmt implicite seinen specifischen Charakter. Die Produktion
eines Gebrauchswerths, und selbst die einer Waare (denn diese kann auch
seitens unabhängiger produktiver Arbeiter vorgehn) ist hier nur Mittel für
die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth für den Kapita-
listen. Wir haben daher bei Analyse des Produktionsprocesses gesehn, wie
die Produktion von absolutem und relativem Mehrwerth 1) die Dauer des
täglichen Arbeitsprocesses, 2) die ganze gesellschaftliche und technische
Gestaltung des kapitalistischen Produktionsprocesses bestimmt. Innerhalb
dieses selbst verwirklicht sich die Unterscheidung zwischen blosser Er-
haltung von Werth (des konstanten Kapitalswerths), wirklicher Reproduk-
tion von vorgeschossnem Werth (Aequivalent der Arbeitskraft) und Pro-
duktion von Mehrwerth, d. h. von Werth, wofür der Kapitalist kein
Aequivalent weder vorher vorgeschossen hat noch post festum vorschiesst.
Die Aneignung von Mehrwerth — einem Werth der überschüssig
ist über das Aequivalent des vom Kapitalisten vorgeschossnen Werths —
obgleich eingeleitet durch den Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, ist
ein innerhalb des Produktionsprocesses selbst sich vollziehender Akt und
bildet ein wesentliches Moment desselben.
Der einleitende Akt, der einen Cirkulationsakt bildet: der Kauf und
Verkauf der Arbeitskraft, beruht selbst wieder auf einer der Distribution der ge-
sellschaftlichen Produkte vorausgegangnen und vorausgesetzten Distribution
der Produktionselemente, nämlich der Scheidung der Arbeitskraft als Waare
des Arbeiters von den Produktionsmitteln als Eigenthum von Nichtarbeitern.
Zugleich aber ändert diese Aneignung von Mehrwerth oder diese
Scheidung der Werthproduktion in Reproduktion von vorgeschossnem Werth
und Produktion von kein Aequivalent ersetzendem Neuwerth (Mehrwerth)
durchaus nichts an der Substanz des Werths selbst und der Natur der
Werthproduktion. Die Substanz des Werths ist und bleibt nichts ausser
verausgabter Arbeitskraft — Arbeit, unabhängig von dem besondren nütz-
lichen Charakter dieser Arbeit — und die Werthproduktion ist nichts als der
Process dieser Verausgabung. So gibt der Leibeigne während sechs Tagen
Arbeitskraft aus, arbeitet während sechs Tagen und macht es für die Thatsache
dieser Verausgabung als solcher keinen Unterschied, dass er z. B. drei dieser
Arbeitstage für sich auf seinem eignen Feld und drei andre für seinen
Gutsherrn auf dessen Feld verrichtet. Seine freiwillige Arbeit für sich
und seine Zwangsarbeit für seinen Herrn sind gleichmäßig Arbeit; soweit
[380] sie als Arbeit mit Bezug auf die von ihr geschaffnen Werthe oder auch
nützlichen Produkte betrachtet wird, findet kein Unterschied in seiner
sechstägigen Arbeit statt. Der Unterschied bezieht sich nur auf die
verschiednen Verhältnisse, wodurch die Verausgabung seiner Arbeitskraft
während der beiden Hälften der sechstägigen Arbeitszeit veranlasst wird. Ebenso
verhält es sich mit der nothwendigen und der Mehrarbeit des Lohnarbeiters.
Der Produktionsprocess erlischt in der Waare. Dass in ihrer Her-
stellung Arbeitskraft verausgabt worden ist, erscheint jetzt als dingliche
Eigenschaft der Waare, dass sie Werth besitzt; die Größe dieses Werths
ist gemessen durch die Größe der verausgabten Arbeit; in ein Weiteres
löst sich der Waarenwerth nicht auf und besteht aus nichts andrem.
Wenn ich eine gerade Linie von bestimmter Größe gezogen habe, so habe
ich zuerst durch die Art der Zeichnung, die nach gewissen von mir un-
abhängigen Regeln (Gesetzen) geschieht, eine gerade Linie „producirt“
(zwar nur symbolisch, was ich vorher weiss). Theile ich diese Linie in
drei Abschnitte (die wieder einem bestimmten Problem entsprechen mögen),
so bleibt jedes dieser drei Stücke nach wie vor gerade Linie, und die
ganze Linie, deren Theile sie sind, wird durch diese Theilung nicht in
etwas von gerader Linie Unterschiednes, z. B. eine Kurve irgend einer
Art, aufgelöst. Ebensowenig kann ich die Linie von gegebner Größe so
theilen, dass die Summe dieser Theile größer als die ungetheilte Linie
selbst wird; die Größe der ungetheilten Linie ist also auch nicht bestimmt
durch beliebig bestimmte Größen der Theillinien. Umgekehrt, die rela-
tiven Größen der letztren sind von vornherein begrenzt durch die Grenzen
der Linie, deren Theile sie sind.
Die vom Kapitalisten hergestellte Waare unterscheidet sich soweit in
nichts von der durch einen selbständigen Arbeiter, oder von Arbeiterge-
meinden, oder von Sklaven hergestellten Waaren. Jedoch gehört in un-
serm Fall das ganze Arbeitsprodukt wie sein ganzer Werth dem Kapita-
listen. Wie jeder andre Producent hat er die Waare erst durch den Ver-
kauf in Geld zu verwandeln, um weiter damit manipuliren zu können;
er muss sie in die Form von allgemeinem Aequivalent umsetzen. —
Betrachten wir das Waarenprodukt, bevor es in Geld verwandelt wird.
Es gehört ganz dem Kapitalisten. Es ist andrerseits als nützliches Ar-
beitsprodukt — als Gebrauchswerth — ganz und gar das Produkt des
vergangnen Arbeitsprocesses; nicht so sein Werth. Ein Theil dieses Werths
[381] ist nur in neuer Form wiedererscheinender Werth der in der Produktion
der Waare verausgabten Produktionsmittel; dieser Werth ist nicht pro-
ducirt worden während des Produktionsprocesses dieser Waare; denn diesen
Werth besassen die Produktionsmittel vor dem Produktionsprocess, unab-
hängig von ihm; als seine Träger gingen sie ein in diesen Process; was
sich erneuert und verändert hat, ist nur seine Erscheinungsform. Dieser
Theil des Waarenwerths bildet für den Kapitalisten ein Aequivalent für
den während der Waarenproduktion verzehrten Theil seines vorgeschossnen
konstanten Kapitalwerths. Er existirte vorher in der Form von Pro-
duktionsmitteln; er existirt jetzt als Bestandtheil des Werths der neu pro-
ducirten Waare. Sobald letztre versilbert ist, muss dieser nun in Geld
existirende Werth wieder verwandelt werden in Produktionsmittel, in seine
ursprüngliche durch den Produktionsprocess und seine Funktion in selbem
bestimmte Form. Am Werthcharakter einer Waare wird nichts geändert
durch die Kapitalfunktion dieses Werths. —
Ein zweiter Werththeil der Waare ist der Werth der Arbeitskraft,
die der Lohnarbeiter an den Kapitalisten verkauft. Er ist bestimmt wie
der Werth der Produktionsmittel, unabhängig von dem Produktionsprocess,
in den die Arbeitskraft eingehn soll, und wird fixirt in einem Cirku-
lationsakt, dem Kauf und Verkauf der Arbeitskraft, bevor diese in den
Produktionsprocess eingeht. Durch seine Funktion — die Verausgabung
seiner Arbeitskraft — producirt der Lohnarbeiter einen Waarenwerth
gleich dem Werth, den ihm der Kapitalist für den Gebrauch seiner Ar-
beitskraft zu zahlen hat. Er gibt dem Kapitalisten diesen Werth in
Waare, der zahlt ihm denselben in Geld. Dass dieser Theil des Waaren-
werths für den Kapitalisten nur ein Aequivalent für sein im Arbeitslohn
vorzuschiessendes variables Kapital ist, ändert durchaus nichts an der
Thatsache, dass er ein während des Produktionsprocesses neu geschaffner
Waarenwerth ist, der aus gar nichts andrem besteht als woraus der Mehr-
werth — nämlich aus verflossner Verausgabung von Arbeitskraft. Eben-
sowenig wird diese Thatsache dadurch afficirt, dass der vom Kapitalisten
in Form von Lohn an den Arbeiter gezahlte Werth der Arbeitskraft für
den Arbeiter die Form von Revenue annimmt, und dass hierdurch nicht
nur die Arbeitskraft fortwährend reproducirt wird, sondern auch die Klasse
der Lohnarbeiter als solche, und damit die Grundlage der gesammten ka-
pitalistischen Produktion.
[382]
Die Summe dieser beiden Werththeile macht aber nicht den ganzen
Waarenwerth aus. Es bleibt ein Ueberschuss über beide: der Mehrwerth.
Dieser ist, ebenso wie der, das in Arbeitslohn vorgeschossne variable Ka-
pital ersetzende Werththeil, ein während des Produktionsprocesses vom
Arbeiter neugeschaffner Werth — festgeronnene Arbeit. Nur kostet er
dem Eigner des ganzen Produkts, dem Kapitalisten, nichts. Dieser letztre
Umstand erlaubt in der That dem Kapitalisten, ihn ganz als Revenue zu
verzehren, falls er nicht Theile davon an andre Antheilhaber abzutreten
hat — wie Bodenrente an den Grundeigenthümer, in welchem Fall dann
diese Theile die Revenuen solcher dritten Personen bilden. Dieser selbe
Umstand war auch das treibende Motiv, weswegen unser Kapitalist sich
überhaupt mit der Waarenproduktion befasst hat. Aber weder seine ur-
sprüngliche wohlmeinende Absicht, Mehrwerth zu ergattern, noch die nach-
trägliche Verausgabung desselben als Revenue durch ihn und andre affi-
ciren den Mehrwerth als solchen. Sie ändern nichts daran, dass er fest-
geronnene unbezahlte Arbeit ist, und ebenfalls nichts an seiner Größe,
die durch ganz andre Bedingungen bestimmt wird.
Wollte aber einmal A. Smith, wie er es thut, schon bei Betrachtung
des Waarenwerths sich damit beschäftigen, welche Rolle verschiednen
Theilen desselben im Gesammt-Reproduktionsprocess zufällt, so war klar,
dass, wenn besondre Theile als Revenue fungiren, andre ebenso beständig
als Kapital fungiren — und deswegen nach seiner Logik auch als kon-
stituirende Theile des Waarenwerths oder Theile, worin dieser sich auflöst,
hätten bezeichnet werden müssen.
A. Smith identificirt Waarenproduktion überhaupt mit kapitalistischer
Waarenproduktion; die Produktionsmittel sind von vornherein „Kapital,“
die Arbeit von vornherein Lohnarbeit und daher ist „die Zahl der nütz-
lichen und produktiven Arbeiter überall . . . . im Verhältniss zu der
Größe des zu ihrer Beschäftigung angewandten Kapitals“ (to the quan-
tity of capital stock which is employed in setting them to work.“ Intro-
duction, p. 12). Mit einem Wort, die verschiednen Faktoren des Arbeits-
processes — gegenständliche und persönliche — erscheinen von vorn-
herein in den Charaktermasken der kapitalistischen Produktionsperiode. Die
Analyse des Waarenwerths fällt daher auch unmittelbar zusammen mit
der Rücksicht, wie weit dieser Werth einerseits blosses Aequivalent für
ausgelegtes Kapital, wie weit es andrerseits „freien,“ keinen vorgeschossnen
[383] Kapitalwerth ersetzenden Werth bildet oder Mehrwerth. Die von diesem
Standpunkt aus mit einander verglichnen Stücke des Waarenwerths ver-
wandeln sich so unter der Hand in seine selbständigen „Bestandtheile“
und schliesslich in „Quellen alles Werths.“ Eine fernere Konsequenz
ist die Komposition des Waarenwerths aus, oder abwechselnd seine „Auf-
lösung in“ Revenuen varschiedner Sorten, sodass die Revenuen nicht aus
Waarenwerth, sondern der Waarenwerth aus „Revenuen“ besteht. So wenig
es aber an der Natur eines Waarenwerths qua Waarenwerth, oder des
Geldes qua Geld ändert, dass sie als Kapitalwerth fungiren, so wenig an
einem Waarenwerth, dass er später als Revenue für Diesen oder Jenen
fungirt. Die Waare, mit der A. Smith es zu thun hat, ist von vorn-
herein Waarenkapital (das, ausser dem in der Produktion der Waare ver-
zehrten Kapitalwerth, den Mehrwerth einschliesst), also die kapitalistisch
producirte Waare, das Resultat des kapitalistischen Produktionsprocesses.
Dieser hätte also vorher analysirt werden müssen, also auch der in ihm
eingeschlossne Verwerthungs- und Werthbildungsprocess. Da dessen Vor-
aussetzung selbst wieder die Waarencirkulation ist, so erheischt seine
Darstellung also auch eine davon unabhängige und vorhergehende Analyse
der Waare. Selbst soweit A. Smith „esoterisch“ vorübergehend das Richtige
trifft, nimmt er stets auf die Werthproduktion nur Rücksicht bei Gelegen-
heit der Waarenanalyse, d. h. der Analyse des Waarenkapitals.
III. Die Späteren.41)
Ricardo reproducirt ziemlich wörtlich A. Smith’s Theorie: „Man muss
darüber einverstanden sein, dass alle Produkte eines Landes konsumirt
werden, aber es macht den denkbar größten Unterschied, ob sie konsumirt
werden durch solche die einen andren Werth reproduciren oder durch
solche die dies nicht thun. Wenn wir sagen, Revenue wird aufgespart
und zum Kapital geschlagen, so meinen wir damit, dass der zum Kapital
geschlagne Theil der Revenue durch produktive Arbeiter konsumirt wird,
statt durch unproduktive.“ (Principles, p. 163.)
[384]
In der That hat Ricardo A. Smith’s Theorie über die Auflösung
des Waarenpreises in Arbeitslohn und Mehrwerth (oder variables Kapital
und Mehrwerth) völlig acceptirt. Worüber er mit ihm streitet ist 1) über
die Bestandtheile des Mehrwerths: er eliminirt die Grundrente als noth-
wendiges Element desselben; 2) Ricardo zerfällt den Waarenpreis in
diese Bestandtheile. Die Werthgrösse ist also das Prius. Die Summe
der Bestandtheile ist als gegebne Größe vorausgesetzt, von ihr wird aus-
gegangen, nicht wie A. Smith oft umgekehrt und im Gegensatz zu seiner
eignen tiefern Einsicht thut, die Werthgröße der Waare post festum durch
Addition der Bestandtheile hervorgebracht.
Ramsay bemerkt gegen Ricardo: „Ricardo vergisst, dass das ganze
Produkt nicht nur zwischen Arbeitslohn und Profit sich vertheilt, sondern
dass auch ein Theil nöthig ist zum Ersatz des fixen Kapitals.“ (An
Essay on the Distribution of Wealth. Edinburgh 1836, p. 174.) Ramsay
versteht unter fixem Kapital dasselbe, was ich unter konstantem verstehe:
„fixes Kapital existirt in einer Form, in der es zwar zur Herstellung der
in Arbeit begriffnen Waare beiträgt aber nicht zum Unterhalt der Ar-
beiter.“ (p. 53.)
A. Smith sträubte sich gegen die nothwendige Konsequenz seiner
Auflösung des Waarenwerths, also auch des Werths des gesellschaftlichen
Jahresprodukts, in Arbeitslohn und Mehrwerth, also in blosse Revenue:
die Konsequenz, dass alsdann das ganze Jahresprodukt verzehrt werden
könne. Es sind nie die originellen Denker, welche die absurden Konse-
quenzen ziehn. Sie überlassen das den Says und MacCullochs.
Say macht sich die Sache in der That leicht genug. Was für den
Einen Kapitalvorschuss, ist für den Andern Revenue und Nettoprodukt
oder war es; der Unterschied zwischen Brutto- und Netto - Produkt
ist rein subjektiv, und „so hat sich der Gesammtwerth aller Produkte in
der Gesellschaft als Revenue vertheilt.“ (Say, Traité d’Écon. Pol. 1817.
II, p. 69.) „Der Gesammtwerth eines jeden Produkts setzt sich zusam-
men aus den Profiten der Grundbesitzer, der Kapitalisten und der Ge-
werbfleissigen,“ [der Arbeitslohn figurirt hier als profits des industrieux!]
„die zu seiner Herstellung beigetragen haben. Dies macht, dass die Re-
venue der Gesellschaft gleich ist dem producirten Bruttowerth, nicht
wie die Sekte der Oekonomisten“ [die Physiokraten] „meinten, nur gleich
dem Nettoprodukt des Bodens.“ (p. 63.)
[385]
Diese Entdeckung Say’s hat u. A. auch Proudhon sich angeeignet.
Storch, der ebenfalls A. Smith’s Doktrin im Princip acceptirt, findet
jedoch, dass Say’s Nutzanwendung nicht haltbar ist. „Wenn man zugibt,
dass die Revenue einer Nation ihrem Bruttoprodukt gleich ist, d. h. kein
Kapital“ [soll heissen: kein konstantes Kapital] „in Abzug zu bringen
ist, so muss man auch zugeben, dass diese Nation den ganzen Werth
ihres jährlichen Produkts unproduktiv verzehren kann, ohne ihrer künf-
tigen Revenue den geringsten Abbruch zu thun . . . . Die Produkte, die
das [konstante] „Kapital einer Nation ausmachen, sind nicht konsumabel.“
(Storch, Considérations sur la nature du revenu national. Paris 1824.
p. 150.)
Wie aber die Existenz dieses konstanten Kapitaltheils mit der von
ihm angenommenen Smith’schen Preisanalyse stimmt, wonach der Waaren-
werth nur Arbeitslohn und Mehrwerth, aber keinen konstanten Kapital-
theil enthält, hat Storch vergessen zu sagen. Es wird ihm nur ver-
mittelst Say klar, dass diese Preisanalyse zu absurden Resultaten führt,
und sein eignes letztes Wort hierüber lautet: „dass es unmöglich ist,
den nothwendigen Preis in seine einfachsten Elemente aufzulösen.“ (Cours
d’Econ. Pol. Pétersbourg 1815. II, p. 140.)
Sismondi, der sich besonders mit dem Verhältniss von Kapital und Re-
venue zu schaffen, und in der That die besondre Fassung dieses Ver-
hältnisses zur differentia specifica seiner Nouveaux Principes macht, hat
nicht ein wissenschaftliches Wort gesagt, nicht ein Atom zur Klärung
des Problems beigetragen.
Barton, Ramsay und Cherbuliez machen Versuche, über die Smith’-
sche Fassung hinauszugehn. Sie scheitern, weil sie von vornherein das
Problem einseitig stellen, indem sie den Unterschied von konstantem und
variablem Kapitalwerth nicht klar abschälen von dem Unterschied von
fixem und cirkulirendem Kapital.
Auch John Stuart Mill reproducirt mit gewohnter Wichtigthuerei die
von A. Smith auf seine Nachfolger vererbte Doktrin.
Resultat: Die Smith’sche Gedankenwirre existirt fort bis zur Stunde,
und sein Dogma bildet orthodoxen Glaubensartikel der politischen Oekonomie.
Marx, Kapital II. 25
[386]
Zwanzigstes Kapitel.
Einfache Reproduktion.
I. Stellung der Frage.
Betrachten42) wir die jährliche Funktion des gesellschaftlichen Kapi-
tals — also des Gesammtkapitals, wovon die individuellen Kapitale nur
Bruchstücke bilden, deren Bewegung sowohl ihre individuelle Bewegung
ist, wie gleichzeitig integrirendes Glied der Bewegung des Gesammtkapi-
tals — in ihrem Resultat, d. h. betrachten wir das Waarenprodukt,
welches die Gesellschaft während des Jahrs liefert, so muss sich zeigen, wie
der Reproduktionsprocess des gesellschaftlichen Kapitals von statten geht,
welche Charaktere diesen Reproduktionsprocess vom Reproduktionsprocess
eines individuellen Kapitals unterscheiden, und welche Charaktere beiden
gemeinsam sind. Das Jahresprodukt umschliesst sowohl die Theile des
gesellschaftlichen Produkts, welche Kapital ersetzen, die gesellschaftliche
Reproduktion, wie die Theile, welche dem Konsumtionsfonds anheimfallen,
durch Arbeiter und Kapitalisten verzehrt werden, also sowohl die produk-
tive wie die individuelle Konsumtion. Sie umschliesst ebensowohl die
Reproduktion (d. h. Erhaltung) der Kapitalistenklasse und der Arbeiter-
klasse, daher auch die Reproduktion des kapitalistischen Charakters des
gesammten Produktionsprocesses.
Es ist offenbar die Cirkulationsfigur \mathrm{W' - \begin{cases}G - W \ldots P \ldots W'\\g - w\end{cases}}
die wir zu analysiren haben, und zwar spielt die Konsumtion nothwendig
eine Rolle darin; denn der Ausgangspunkt W' = W + w, das Waa-
renkapital, schliesst sowohl den konstanten und variablen Kapitalwerth
ein wie den Mehrwerth. Seine Bewegung umfasst daher ebensowohl die
individuelle Konsumtion wie die produktive. Bei den Kreisläufen G —
W … P … W' — G' und P … W' — G' — W … P ist die
[387] Bewegung des Kapitals Ausgangs- und Endpunkt: was zwar auch die
Konsumtion einschliesst, da die Waare, das Produkt, verkauft werden
muss. Dies aber als geschehn vorausgesetzt, ist es gleichgültig für die
Bewegung des Einzelkapitals, was weiter aus dieser Waare wird. Dagegen
sind bei der Bewegung von W' … W' die Bedingungen der gesell-
schaftlichen Reproduktion gerade daraus erkennbar, dass nachgewiesen
werden muss, was aus jedem Werththeil dieses Gesammtprodukts W' wird.
Der gesammte Reproduktionsprocess schliesst hier den durch die Cirku-
lation vermittelten Konsumtionsprocess ebensosehr ein, wie den Repro-
duktionsprocess des Kapitals selbst.
Und zwar ist der Reproduktionsprocess für unsern vorliegenden Zweck
zu betrachten vom Standpunkt sowohl des Werth- wie des Stoffersatzes
der einzelnen Bestandtheile von W'. Wir können uns jetzt nicht mehr
begnügen, wie bei Analyse des Produktenwerths des einzelnen Kapitals,
mit der Voraussetzung, dass der einzelne Kapitalist die Bestandtheile
seines Kapitals durch Verkauf seines Waarenprodukts erst in Geld um-
setzen und dann durch Wiederkauf der Produktionselemente auf dem Waa-
renmarkt in produktives Kapital rückverwandeln kann. Jene Produktions-
elemente, soweit sie sachlicher Natur, bilden ebensowohl einen Bestand-
theil des gesellschaftlichen Kapitals, wie das individuelle fertige Produkt,
das sich gegen sie austauscht und sich durch sie ersetzt. Andrerseits
bildet die Bewegung des Theils des gesellschaftlichen Waarenprodukts, das
vom Arbeiter in Verausgabung seines Arbeitslohns und vom Kapitalisten
in Verausgabung des Mehrwerths verzehrt wird, nicht nur ein integri-
rendes Glied der Bewegung des Gesammtprodukts, sondern sie verschlingt
sich mit der Bewegung der individuellen Kapitale, und ihr Vorgang kann
daher nicht dadurch erklärt werden, dass man ihn einfach voraussetzt.
Die Frage, wie sie unmittelbar vorliegt, ist die: Wie wird das in
der Produktion verzehrte Kapital seinem Werth nach aus dem jährlichen
Produkt ersetzt, und wie verschlingt sich die Bewegung dieses Ersatzes
mit der Konsumtion des Mehrwerths durch die Kapitalisten, und des Ar-
beitslohns durch die Arbeiter? Es handelt sich also zunächst um die
Reproduktion auf einfacher Stufenleiter. Ferner wird unterstellt nicht
nur, dass die Produkte ihrem Werth nach sich austauschen, sondern auch
dass keine Werthrevolution in den Bestandtheilen des produktiven Kapi-
tals vorgehe. Soweit die Preise von den Werthen abweichen, kann dieser
25*
[388] Umstand übrigens auf die Bewegung des gesellschaftlichen Kapitals keinen
Einfluss ausüben. Es tauschen sich nach wie vor im Ganzen dieselben
Massen Produkte aus, obgleich die einzelnen Kapitalisten dabei in Werth-
verhältnissen betheiligt sind, die nicht mehr proportionell wären ihren re-
spektiven Vorschüssen und den von edem von ihnen einzeln producirten
Mehrwerthmassen. Was aber Werthrevolutionen angeht, so ändern sie
nichts an den Verhältnissen zwischen den Werthbestandtheilen des jähr-
lichen Gesammtprodukts, soweit sie allgemein und gleichmäßig vertheilt
sind. Soweit sie dagegen partiell und nicht gleichmäßig vertheilt sind,
stellen sie Störungen dar, welche erstens als solche nur verstanden
werden können, soweit sie als Abweichungen von gleichbleibenden
Werthverhältnissen betrachtet werden; zweitens aber, wenn das Gesetz
nachgewiesen, wonach ein Werththeil des jährlichen Produkts konstantes,
ein andrer variables Kapital ersetzt, so würde eine Revolution, sei es im
Werth des konstanten, sei es des variablen Kapitals, an diesem Gesetz
nichts ändern. Sie würde nur die relative Größe der Werththeile ändern,
die in der einen oder andern Qualität fungiren, weil an die Stelle der
ursprünglichen Werthe andre Werthe getreten wären.
So lange wir die Werthproduktion und den Produktenwerth des Ka-
pitals individuell betrachteten, war die Naturalform des Waarenprodukts
für die Analyse ganz gleichgültig, ob sie z. B. aus Maschinen bestand
oder aus Korn oder aus Spiegeln. Es war dies immer Beispiel, und jeder
beliebige Produktionszweig konnte gleichmäßig zur Illustration dienen.
Womit wir es zu thun hatten war der unmittelbare Produktionsprocess
selbst, der auf jedem Punkt als Process eines individuellen Kapitals sich
darstellt. Soweit dio Reproduktion des Kapitals in Betracht kam, ge-
nügte es zu unterstellen, dass innerhalb der Cirkulationssphäre der Theil
des Waarenprodukts, welcher Kapitalwerth darstellt, die Gelegenheit findet
sich in seine Produktionselemente, und daher in seine Gestalt als pro-
duktives Kapital rückzuverwandeln; ganz wie es genügte zu unterstellen,
dass Arbeiter und Kapitalist auf dem Markte die Waaren vorfinden,
worin sie Arbeitslohn und Mehrwerth verausgaben. Diese nur formelle
Manier der Darstellung genügt nicht mehr bei Betrachtung des gesell-
schaftlichen Gesammtkapitals und seines Produktenwerths. Die Rückver-
wandlung eines Theils des Produktenwerths in Kapital, das Eingehn eines
andern Theils in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- wie der
[389] Arbeiterklasse bildet eine Bewegung innerhalb des Produktenwerths selbst,
worin das Gesammtkapital resultirt hat; und diese Bewegung ist nicht
nur Werthersatz, sondern Stoffersatz, und ist daher ebensosehr bedingt
durch das gegenseitige Verhältniss der Werthbestandtheile des gesellschaft-
lichen Produkts, wie durch ihren Gebrauchswerth, ihre stoffliche Gestalt.
Die43) einfache Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter er-
scheint insoweit als eine Abstraktion, als einerseits auf kapitalistischer
Basis Abwesenheit aller Akkumulation oder Reproduktion auf erweiterter
Stufenleiter eine befremdliche Annahme ist, andrerseits die Verhältnisse
worin producirt wird, nicht absolut gleichbleiben (und dies ist vorausge-
setzt) in verschiednen Jahren. Die Voraussetzung ist, dass ein gesell-
schaftliches Kapital von gegebnem Werth, wie im vorigen Jahr so in
diesem, dieselbe Masse Waarenwerthe wieder liefert, und dasselbe Quantum
Bedürfnisse befriedigt, obgleich die Formen der Waaren sich im Repro-
duktionsprocess ändern mögen. Indess, soweit Akkumulation stattfindet,
bildet die einfache Reproduktion stets einen Theil derselben, kann also
für sich betrachtet werden, und ist ein realer Faktor der Akkumulation.
Der Werth des jährlichen Produkts kann abnehmen, obgleich die Masse
der Gebrauchswerthe gleichbleibt; der Werth kann derselbe bleiben, ob-
gleich die Masse der Gebrauchswerthe abnimmt; Werthmasse und Masse
der reproducirten Gebrauchswerthe können gleichzeitig abnehmen. Alles
dies kömmt darauf hinaus, dass die Reproduktion entweder unter günstigern
Umständen als vorher stattfindet, oder unter erschwerenden, welche letztre
in eine unvollkommne Reproduktion — mangelhafte — resultiren können.
Alles dies kann nur die quantitative Seite der verschiednen Elemente der
Reproduktion berühren, nicht aber die Rolle, die sie als reproducirendes
Kapital oder als reproducirte Revenue in dem Gesammtprocess spielen.
II. Die zwei Abtheilungen der gesellschaftlichen
Produktion.44)
Das Gesammtprodukt, also auch die Gesammtproduktion, der Gesell-
schaft zerfällt in zwei große Abtheilungen:
[390]
I. Produktionsmittel, Waaren, welche eine Form besitzen, worin
sie in die produktive Konsumtion eingehn müssen oder wenigstens ein-
gehn können.
II. Konsumtionsmittel, Waaren, welche eine Form besitzen,
worin sie in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- und Arbeiter-
klasse eingehn.
In jeder dieser Abtheilungen bilden sämmtliche verschiedne, ihr an-
gehörige Produktionszweige einen einzigen großen Produktionszweig, die
einen den der Produktionsmittel, die andern den der Konsumtionsmittel.
Das in jedem der beiden Produktionszweige angewandte gesammte Kapital
bildet eine besondre große Abtheilung des gesellschaftlichen Kapitals.
In jeder Abtheilung zerfällt das Kapital in zwei Bestandtheile:
1) Variables Kapital. Dies, dem Werth nach betrachtet, ist
gleich dem Werth der in diesem Produktionszweig angewandten gesell-
schaftlichen Arbeitskraft, also gleich der Summe der dafür gezahlten Ar-
beitslöhne. Dem Stoff nach betrachtet, besteht es aus der sich bethäti-
genden Arbeitskraft selbst, d. h. aus der von diesem Kapitalwerth in
Bewegung gesetzten lebendigen Arbeit.
2) Konstantes Kapital, d. h. den Werth aller zur Produktion
in diesem Zweig angewandten Produktionsmittel. Diese zerfallen ihrerseits
wieder in fixes Kapital: Maschinen, Arbeitswerkzeuge, Baulichkeiten, Ar-
beitsvieh etc.; und in cirkulirendes konstantes Kapital: Produktions-
materialien, wie Roh- und Hülfsstoffe, Halbfabrikate etc.
Der Werth des mit Hülfe dieses Kapitals in jeder der beiden Ab-
theilungen erzeugten gesammten Jahresprodukts zerfällt in einen Werth-
theil der das in der Produktion aufgezehrte und seinem Werth nach auf
das Produkt nur übertragne konstante Kapital c darstellt, und in den
durch die gesammte Jahresarbeit zugesetzten Werththeil. Dieser letztre
zerfällt wieder in den Ersatz des vorgeschossnen variablen Kapitals v und
in den Ueberschuss darüber, der den Mehrwerth m bildet. Wie der Werth
jeder einzelnen Waare, so zerfällt also auch der des gesammten Jahres-
produkts jeder Abtheilung in c + v + m.
Der Werththeil c, der das in der Produktion verzehrte konstante
Kapital darstellt, deckt sich nicht mit dem Werth des in der Produktion
angewandten konstanten Kapitals. Die Produktionsstoffe sind zwar
ganz verzehrt, und ihr Werth ist daher ganz auf das Produkt übertragen.
[391] Aber nur ein Theil des angewandten fixen Kapitals ist ganz verzehrt,
sein Werth daher auf das Produkt übergegangen. Ein andrer Theil des
fixen Kapitals, Maschinen, Gebäude etc. existirt und fungirt fort, nach
wie vor, wenn auch mit durch den Jahresverschleiss vermindertem Werth.
Dieser fortfungirende Theil des fixen Kapitals existirt nicht für uns, wenn
wir den Produktenwerth betrachten. Er bildet einen, von diesem neu-
producirten Waarenwerth unabhängigen, neben ihm vorhandnen Theil des
Kapitalwerths. Dies zeigte sich bereits bei Betrachtung des Produkten-
werths eines Einzelkapitals (Buch I, Kap. VI, S. 192). Hier müssen
wir jedoch vorläufig von der dort angewandten Betrachtungsweise abstra-
hiren. Wir sahen bei Betrachtung des Produktenwerths des Einzelka-
pitals, dass der dem fixen Kapital durch Verschleiss entzogne Werth sich
auf das während der Verschleisszeit erzeugte Waarenprodukt überträgt,
einerlei ob ein Theil dieses fixen Kapitals während dieser Zeit in natura
aus diesem übertragnen Werth ersetzt wird oder nicht. Dagegen sind
wir hier, bei Betrachtung des gesellschaftlichen Gesammtprodukts und
seines Werths, genöthigt, wenigstens vorläufig von dem, durch Verschleiss
von fixem Kapital während des Jahrs auf das Jahresprodukt übertragnem
Werththeil zu abstrahiren, soweit dies fixe Kapital nicht während des
Jahrs auch wieder in natura ersetzt worden ist. In einem spätern Ab-
schnitt dieses Kapitels werden wir dann diesen Punkt getrennt erörtern.
Für unsre Untersuchung der einfachen Reproduktion wollen wir fol-
gendes Schema zu Grunde legen, worin c = konstantes Kapital, v = va-
riables Kapital, m = Mehrwerth ist, und das Verwerthungsverhältniss \frac{m}{v}
zu 100 % angenommen wird. Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken
oder Pfund Sterling bedeuten.
I. Produktion von Produktionsmitteln:
Kapital ‥ 4000c + 1000v = 5000.
Waarenprodukt 4000c + 1000v + 1000m = 6000,
existirend in Produktionsmitteln.
II. Produktion von Konsumtionsmitteln;
Kapital ‥ 2000c + 500v = 2500.
Waarenprodukt 2000c + 500v + 500m = 3000,
existirend in Konsumtionsmitteln.
[392]
Rekapitulirt, jährliches Gesammt-Waarenprodukt:
- I. 4000c + 1000v + 1000m = 6000 Produktionsmittel.
- II. 2000c + 500v + 500m = 3000 Konsumtionsmittel.
Gesammtwerth = 9000, wovon das in seiner Naturalform fortfungirende
fixe Kapital nach der Voraussetzung ausgeschlossen ist.
Wenn wir nun die auf Grundlage einfacher Reproduktion, wo also
der ganze Mehrwerth unproduktiv konsumirt wird, nothwendigen Umsätze
untersuchen, und dabei zunächst die sie vermittelnde Geldcirkulation un-
beachtet lassen, so ergeben sich uns von vornherein drei große An-
haltspunkte.
1) Die 500v, Arbeitslohn der Arbeiter, und die 500m, Mehrwerth
der Kapitalisten der Abtheilung II, müssen in Konsumtionsmitteln ver-
ausgabt werden. Aber ihr Werth existirt in den Konsumtionsmitteln zum
Werth von 1000, die in den Händen der Kapitalisten, Abtheilung II,
die vorgeschossnen 500v ersetzen und die 500m repräsentiren. Arbeits-
lohn und Mehrwerth der Abtheilung II werden also innerhalb Abtheilung
II gegen Produkt von II umgesetzt. Damit verschwinden aus dem Ge-
sammtprodukt (500v + 500m) II = 1000 in Konsumtionsmitteln.
2) Die 1000v + 1000m der Abtheilung I müssen ebenfalls in
Konsumtionsmitteln verausgabt werden, also in Produkt von Abtheilung II.
Sie müssen sich also austauschen gegen den von diesem Produkt noch
übrigen, dem Belauf nach gleichen, konstanten Kapitaltheil 2000c. Da-
für erhält Abtheilung II einen gleichen Betrag von Produktionsmitteln,
Produkt von I, worin der Werth der 1000v + 1000m von I verkörpert.
Damit verschwinden aus der Rechnung 2000 IIc und (1000v + 1000m) I.
3) Es bleiben noch 4000 Ic. Diese bestehn in Produktionsmitteln,
die nur in Abtheilung I vernutzt werden können, zum Ersatz ihres ver-
zehrten konstanten Kapitals dienen, und daher durch gegenseitigen Aus-
tausch zwischen den einzelnen Kapitalisten von I ebenso ihre Erledigung
finden, wie die (500v + 500m) II durch Austausch zwischen den
Arbeitern und Kapitalisten, resp. zwischen den einzelnen Kapitalisten
von II.
Dies einstweilen nur zum bessern Verständniss des Nachfolgenden.
[393]
III. Der Umsatz zwischen den beiden Abtheilungen:
I (v + m) gegen IIc.45)
Wir beginnen mit dem großen Austausch zwischen beiden Klassen.
(1000v + 1000m) I — diese Werthe, die in den Händen ihrer Pro-
ducenten in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehn, tauschen
sich aus gegen 2000 IIc, gegen Werthe die unter der Naturalform von
Konsumtionsmitteln bestehn. Die Kapitalistenklasse II hat dadurch ihr
konstantes Kapital = 2000 aus der Form von Konsumtionsmitteln wieder
in die von Produktionsmitteln der Konsumtionsmittel umgesetzt, in eine
Form, worin es von neuem als Faktor des Arbeitsprocesses und für die
Verwerthung als konstanter Kapitalwerth fungiren kann. Andrerseits ist
dadurch das Aequivalent für die Arbeitskraft in I (1000 Iv) und der
Mehrwerth der Kapitalisten I (1000 Im) realisirt in Konsumtionsmitteln;
beide sind aus ihrer Naturalform von Produktionsmitteln umgesetzt in
eine Naturalform, worin sie als Revenue verzehrt werden können.
Dieser wechselseitige Umsatz kommt aber zustande durch eine Geld-
cirkulation, die ihn ebensosehr vermittelt wie sie sein Verständniss er-
schwert, die aber entscheidend wichtig ist, weil der variable Kapitaltheil
immer von neuem in Geldform auftreten muss, als Geldkapital, das sich
aus Geldform in Arbeitskraft umsetzt. Das variable Kapital muss in
allen auf der ganzen Peripherie der Gesellschaft gleichzeitig neben ein-
ander betriebnen Geschäftszweigen, einerlei ob sie der Kategorie I oder II
angehören, in Geldform vorgeschossen werden. Der Kapitalist kauft die
Arbeitskraft ehe sie in den Produktionsprocess eintritt, zahlt sie aber
erst in verabredeten Terminen, nachdem sie schon verausgabt ist in der
Produktion von Gebrauchswerth. Wie der übrige Werththeil des Pro-
dukts, gehört ihm auch der Theil desselben, der nur ein Aequivalent für
das in Zahlung der Arbeitskraft verausgabte Geld ist, der den variablen
Kapitalwerth repräsentirende Werththeil des Produkts. In diesem Werth-
theil selbst hat der Arbeiter ihm das Aequivalent für seinen Arbeitslohn
bereits geliefert. Es ist aber die Rückverwandlung der Waare in Geld,
ihr Verkauf, die dem Kapitalisten sein variables Kapital wieder her-
stellt als Geldkapital, das er von neuem in Ankauf der Arbeitskraft vor-
schiessen kann.
[394]
In Abtheilung I hat der Gesammtkapitalist also 1000 £ (ich sage
£, bloss um zu bezeichnen, dass es Werth in Geldform ist) = 1000v
an die Arbeiter gezahlt für den bereits als v-Theil existirenden Werth-
theil des Produkts I, d. h. der von ihnen producirten Produktionsmittel.
Die Arbeiter kaufen mit diesen 1000 £ für selben Werth Konsumtions-
mittel von den Kapitalisten II, und verwandeln so eine Hälfte des kon-
stanten Kapitals II in Geld; die Kapitalisten II ihrerseits kaufen mit
diesen 1000 £ Produktionsmittel zum Werth von 1000 von den Kapi-
talisten I; damit ist für diese letztern der variable Kapitalwerth = 1000v
der als Theil ihres Produkts in der Naturalform von Produktionsmitteln
bestand, wieder in Geld verwandelt, und kann jetzt in der Hand der
Kapitalisten I von neuem als Geldkapital fungiren, das in Arbeitskraft,
also in das wesentlichste Element des produktiven Kapitals, umgesetzt
wird. Auf diesem Weg strömt ihnen ihr variables Kapital in Geldform
zurück, in Folge der Realisation eines Theils ihres Waarenkapitals.
Was aber das Geld betrifft, das nöthig ist für den Umsatz des m-
Theils des Waarenkapitals I gegen die zweite Hälfte des konstanten Ka-
pitaltheils II, so kann es auf verschiedne Weise vorgeschossen werden.
In der Wirklichkeit umschliesst diese Cirkulation eine zahllose Masse ein-
zelner Käufe und Verkäufe der Kapitalindividuen beider Kategorien, wobei
aber unter allen Umständen das Geld von diesen Kapitalisten herrühren
muss, da wir bereits mit der von den Arbeitern in Cirkulation geworfnen
Geldmasse abgerechnet. Es kann bald ein Kapitalist der Kategorie II
aus seinem neben dem produktiven Kapital vorhandnen Geldkapital sich
Produktionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie I kaufen, bald umgekehrt
ein Kapitalist der Kategorie I aus für persönliche Ausgabe, nicht Kapi-
talausgabe, bestimmtem Geldfonds Konsumtionsmittel bei Kapitalisten der
Kategorie II kaufen. Gewisse Geldvorräthe — sei es für Kapital-
vorschuss, sei es für Verausgabung von Revenue — müssen, wie schon
oben in Abschnitt I und II gezeigt, unter allen Umständen neben dem
produktiven Kapital in den Händen des Kapitalisten als vorhanden vor-
ausgesetzt werden. Unterstellen wir — die Proportion ist dabei ganz
gleichgültig für unsern Zweck — die Hälfte des Geldes werde von den
Kapitalisten II für den Ersatz ihres konstanten Kapitals im Ankauf von
Produktionsmitteln vorgeschossen, die andre Hälfte von den Kapitalisten I
für Konsumtion verausgabt, so: Abtheilung II schiesst 500 £ vor und
[395] kauft damit von I Produktionsmittel, hat damit (inclusive der obigen, von
den Arbeitern I herrührenden 1000 £) ¾ ihres konstanten Kapitals in
natura ersetzt; Abtheilung I kauft mit den so erhaltnen 500 £ Kon-
sumtionsmittel von II und hat damit für die Hälfte des aus m bestehen-
den Theils ihres Waarenkapitals die Cirkulation w — g — w beschrieben,
dies ihr Produkt realisirt in Konsumtionsfonds. Durch diesen zweiten
Process kehren die 500 £ in die Hände von II zurück als Geldkapital,
das es neben seinem produktiven Kapital besitzt. Andrerseits anticipirt I
für die Hälfte des noch als Produkt bei ihm lagernden Theils m
seines Waarenkapitals — vor dem Verkauf desselben — Geldausgabe zum
Betrag von 500 £ für Ankauf von Konsumtionsmitteln II. Mit den-
selben 500 £ kauft II Produktionsmittel von I und hat damit sein ganzes
konstantes Kapital (1000 + 500 + 500 = 2000) in natura ersetzt,
während I seinen ganzen Mehrwerth in Konsumtionsmitteln realisirt hat.
Im ganzen hätte ein Umsatz von Waaren zum Belauf von 4000 £ statt-
gefunden mit einer Geldcirkulation von 2000 £, eine Größe der letztren,
die nur herauskommt, weil das gesammte Jahresprodukt als auf einmal
in wenigen großen Quoten umgesetzt dargestellt wird. Das Wichtige
hierbei ist nur der Umstand, dass II nicht nur sein in Form von Kon-
sumtionsmitteln reproducirtes konstantes Kapital wieder in die Form von
Produktionsmitteln umgesetzt, sondern ausserdem die 500 £, die es im
Ankauf von Produktionsmitteln der Cirkulation vorgeschossen, ihm zurück-
kehren; und dass ebenso I nicht nur sein variables Kapital, das es in
Form von Produktionsmitteln reproducirt, wieder in Geldform besitzt, als
Geldkapital, das von neuem direkt in Arbeitskraft umsetzbar ist, sondern
dass ihm ausserdem die 500 £ zurückströmen, die es, vor Verkauf des
Mehrwerththeils seines Kapitals, anticipirend im Ankauf von Konsumtions-
mitteln verausgabt. Sie strömen ihm aber zurück, nicht durch die statt-
gehabte Verausgabung, sondern durch den nachfolgenden Verkauf eines,
seinen halben Mehrwerth tragenden Theils seines Waarenprodukts.
In beiden Fällen wird nicht nur das konstante Kapital von II wie-
der umgesetzt aus der Produktform in die Naturalform von Produktions-
mitteln, worin es allein als Kapital fungiren kann; und ebenso wird nicht
nur der variable Kapitaltheil von I in Geldform, und der Mehrwerththeil der
Produktionsmittel I in konsumable, als Revenue verzehrbare Form umge-
setzt. Sondern ausserdem strömen an II die 500 £ Geldkapital zurück,
[396] die es im Ankauf von Produktionsmitteln vorgeschossen, bevor es
den entsprechenden, sie kompensirenden Werththeil des konstanten Ka-
pitals — vorhanden in Form von Konsumtionsmitteln — verkauft hat;
und ferner an I die 500 £, die es im Ankauf von Konsumtionsmitteln
anticipando verausgabt hat. Wenn an II das auf Rechnung des kon-
stanten Theils seines Waarenprodukts vorgeschossne, und an I das auf
Rechnung eines Mehrwerththeils seines Waarenprodukts vorgeschossne Geld
zurückströmt, so nur, weil die eine Klasse Kapitalisten ausser dem in
Waarenform II existirenden konstanten Kapital, die andre ausser dem in
Waarenform I existirenden Mehrwerth noch je 500 £ Geld in Cirkulation
geworfen. Sie haben sich schliesslich wechselseitig vollständig bezahlt
durch den Austausch ihrer resp. Waarenäquivalente. Das Geld, das sie
über die Werthbeträge ihrer Waaren hinaus in Cirkulation geworfen, als
Mittel dieses Waarenumsatzes, kehrt jedem von ihnen aus der Cirkulation
zurück, pro rata der Quote davon, die jedes von beiden in Cirkulation
geworfen. Sie sind dadurch um keinen Deut reicher geworden. II be-
saß ein konstantes Kapital = 2000 in Form von Konsumtionsmitteln
+ 500 in Geld; es besitzt jetzt 2000 in Produktionsmitteln und 500
in Geld wie vorher; ebenso I besitzt, wie vorher, einen Mehrwerth von
1000 (aus Waaren, Produktionsmitteln, jetzt verwandelt in Konsumtions-
fonds) + 500 in Geld, wie vorher. — Es folgt allgemein: Von dem
Geld, dass die industriellen Kapitalisten in Cirkulation werfen zur Ver-
mittlung ihrer eignen Waarencirkulation, sei es nun auf Konto des kon-
stanten Werththeils der Waare, oder des in den Waaren existirenden
Mehrwerths, soweit er als Revenue verausgabt wird, kehrt so viel zurück
in die Hände der respektiven Kapitalisten, als sie für die Geldcirkulation
vorgeschossen.
Was die Rückverwandlung des variablen Kapitals der Klasse I in
Geldform betrifft, so existirt es für die Kapitalisten I, nachdem sie es in
Arbeitslohn ausgelegt haben, zunächst in der Waarenform, worin es ihnen
die Arbeiter geliefert haben. Sie haben es in Geldform diesen letztren als
den Preis ihrer Arbeitskraft ausgezahlt. Sie haben sofern den Werth-
bestandtheil ihres Waarenprodukts bezahlt, der gleich diesem in Geld aus-
gelegten variablen Kapital. Dafür sind sie Eigner auch dieses Theils
des Waarenprodukts. Aber der von ihnen angewandte Theil der Arbeiter-
klasse ist kein Käufer der von ihm selbst producirten Produktionsmittel;
[397] er ist Käufer der von II producirten Konsumtionsmittel. Das bei der
Zahlung der Arbeitskraft in Geld vorgeschossne variable Kapital kehrt also
nicht direkt an die Kapitalisten I zurück. Es geht durch die Käufe der
Arbeiter über in die Hände der kapitalistischen Producenten der, dem
Arbeiterkreis nothwendigen und überhaupt zugänglichen Waaren, also in
die Hände der Kapitalisten II, und erst indem diese das Geld zum An-
kauf von Produktionsmitteln verwenden — erst auf diesem Umweg kehrt
es zurück in die Hände der Kapitalisten I.
Es ergibt sich, dass bei einfacher Reproduktion die Werthsumme
v + m des Waarenkapitals I (also auch ein entsprechender proportio-
neller Theil des Gesammtwaarenprodukts I) gleich sein muss dem, eben-
falls als proportioneller Theil des gesammten Waarenprodukts der Klasse
II ausgeschiednen, konstanten Kapital IIc; oder I (v + m) = IIc.
IV. Der Umsatz innerhalb Abtheilung II. Nothwendige
Lebensmittel und Luxusmittel.
Vom Werth des Waarenprodukts der Abtheilung II sind nun noch
zu untersuchen die Bestandtheile v + m. Ihre Betrachtung hat nichts
zu thun mit der wichtigsten Frage, die uns hier beschäftigt: in wie fern
nämlich die Zerfällung des Werths jedes individuellen kapitalistischen
Waarenprodukts in c + v + m, wenn auch durch verschiedne Erschei-
nungsform vermittelt, ebenfalls gilt für den Werth des jährlichen Ge-
sammtprodukts. Diese Frage wird gelöst durch den Umsatz von I (v + m)
gegen IIc einerseits, durch die für später vorbehaltne Untersuchung der
Reproduktion von Ic im jährlichen Waarenprodukt I andrerseits. Da
II (v + m) in der Naturalform von Konsumtionsartikeln existirt; da das
den Arbeitern in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschossne variable Kapital
von selben im Ganzen und Grofsen in Konsumtionsmitteln verausgabt
werden muss, und da der Werththeil m der Waaren, bei Voraussetzung
der einfachen Reproduktion, faktisch in Konsumtionsmitteln als Revenue
verausgabt wird, so ist prima facie klar, dass die Arbeiter II mit dem
von den Kapitalisten II erhaltnen Arbeitslohn einen Theil ihres eignen
Produkts — entsprechend dem Umfang des als Arbeitslohn erhaltnen
Geldwerths — wiederkaufen. Dadurch verwandelt die Kapitalistenklasse II
[398] ihr in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschossnes Geldkapital zurück in
Geldform; es ist ganz dasselbe, als hätten sie die Arbeiter in blossen
Werthmarken gezahlt. Sobald die Arbeiter diese Werthmarken realisiren
durch Kauf eines Theils des von ihnen producirten und den Kapitalisten
gehörigen Waarenprodukts, würden diese Werthmarken in die Hände der
Kapitalisten zurückkehren; bloss dass hier die Marke Werth nicht
nur vorstellt, sondern in ihrer goldnen oder silbernen Leiblichkeit
besitzt. Diese Sorte Rückfluss des in Geldform vorgeschossnen variablen
Kapitals durch den Process, worin die Arbeiterklasse als Käufer und die
Kapitalistenklasse als Verkäufer erscheint, werden wir später näher unter-
suchen. Hier aber handelt es sich um einen andern Punkt, der bei
diesem Rückfluss des variablen Kapitals zu seinem Ausgangspunkt zu
erörtern ist.
Die Kategorie II der jährlichen Waarenproduktion besteht aus den
mannichfaltigsten Industriezweigen, die aber — mit Bezug auf ihre Pro-
dukte — in zwei grofse Unterabtheilungen zerfällt werden können:
a) Konsumtionsmittel, die in den Konsum der Arbeiterklasse ein-
gehn und, soweit sie nothwendige Lebensmittel, wenn auch oft der Qua-
lität und dem Werth nach verschieden von denen der Arbeiter, auch einen
Theil der Konsumtion der Kapitalistenklasse bilden. Diese ganze Unter-
abtheilung können wir für unsern Zweck zusammenfassen unter der Rubrik:
Nothwendige Konsumtionsmittel, wobei es ganz gleichgültig ob ein
solches Produkt, wie z. B. Tabak, vom physiologischen Standpunkt aus
ein nothwendiges Konsumtionsmittel ist oder nicht; genug, dass es ge-
wohnheitsmäßig ein solches.
b) Luxus-Konsumtionsmittel, die nur in den Konsum der Kapita-
listenklasse eingehn, also nur gegen verausgabten Mehrwerth umgesetzt
werden können, der dem Arbeiter nie zufällt. Bei der ersten Rubrik ist
klar, dass das in der Produktion der ihr angehörigen Waarensorten vor-
geschossne variable Kapital in Geldform direkt zurückfliessen muss an den
Theil der Kapitalistenklasse II (also an die Kapitalisten IIa), welche diese
nothwendigen Lebensmittel producirt. Sie verkaufen sie an ihre eignen
Arbeiter zum Betrag des diesen in Arbeitslohn ausgezahlten variablen Kapitals.
Dieser Rückfluss ist direkt mit Bezug auf diese ganze Unterabtheilung
a der Kapitalistenklasse II, so zahlreich auch die Transaktionen zwischen
den Kapitalisten der verschiednen betheiligten Industriezweige sein mögen,
[399] wodurch dies rückfliessende variable Kapital pro rata vertheilt wird. Es
sind Cirkulationsprocesse, deren Cirkulationsmittel direkt geliefert werden
durch das von den Arbeitern ausgegebne Geld. Anders verhält es sich
aber mit Unterabtheilung IIb. Der ganze Theil des Werthprodukts mit
dem wir es hier zu thun haben, IIb (v + m) besteht unter der Na-
turalform von Luxusartikeln, d. h. Artikeln, die die Arbeiterklasse eben-
sowenig kaufen kann wie den unter Form von Produktionsmitteln be-
stehenden Waarenwerth Iv; obgleich diese Luxusmittel wie jene Pro-
duktionsmittel Produkte dieser Arbeiter. Der Rückfluss, wodurch das in
dieser Unterabtheilung vorgeschossne variable Kapital den kapitalistischen
Producenten in seiner Geldform wiederkehrt, kann also nicht direkt, son-
dern muss vermittelt sein, ähnlich wie sub Iv.
Nehmen wir z. B. an wie oben für die gesammte Klasse II:
v = 500; m = 500; aber das variable Kapital und der ihm ent-
sprechende Mehrwerth seien vertheilt wie folgt:
- Unterabtheilung a, Nothwendige Lebensmittel: v = 400, m = 400;
also eine Waarenmasse in nothwendigen Konsumtionsmitteln
zum Werth von 400v + 400m = 800, oder
IIa (400v + 400m). - Unterabtheilung b: Luxusmittel zum Werth von 100v + 100m
= 200, oder
IIb (100v + 100m).
Die Arbeiter von IIb haben in Zahlung für ihre Arbeitskraft 100
erhalten in Geld, sage 100 £; sie kaufen damit von den Kapitalisten
IIa Konsumtionsmittel zum Betrag vou 100. Diese Kapitalistenklasse
kauft damit für 100 der Waare IIb, womit den Kapitalisten IIb ihr
variables Kapital in Geldform zurückströmt.
In IIa existiren bereits 400v wieder in Geldform in der Hand der
Kapitalisten durch Austausch mit ihren eignen Arbeitern; von dem den
Mehrwerth darstellenden Theil ihres Produkts ist ausserdem der vierte
Theil an die Arbeiter IIb abgetreten und dafür IIb (100v) in Luxus-
waaren bezogen worden.
Wenn wir nun gleiche verhältnissmäßige Theilung der Revenue-Aus-
gabe in nothwendige Lebensmittel und Luxusmittel bei den Kapitalisten
IIa und IIb voraussetzen — annehmen, dass beide je ⅗ in nothwen-
digen Lebensmitteln, ⅖ in Luxusmitteln ausgeben, so werden die Kapi-
[400] talisten der Unterklasse IIa ihre Mehrwerths-Revenue von 400m auslegen
zu ⅗ in ihren eignen Produkten, nothwendigen Lebensmitteln, also
240; und zu ⅖ = 160 in Luxusmitteln. Die Kapitalisten der Unter-
klasse IIb werden ihren Mehrwerth = 100m ebenso vertheilen: ⅗
= 60 auf nothwendige und ⅖ = 40 auf Luxusmittel; diese letztren
innerhalb ihrer eignen Unterklasse producirt und umgesetzt.
Die 160 Luxusmittel, die (IIa)m erhält, fliessen den Kapitalisten
IIa zu wie folgt: Von den (IIa) 400m wurden, wie wir sahen, 100 in
Form von nothwendigen Lebensmitteln ausgetauscht gegen gleichen Be-
trag von (IIb)v, die in Luxusmitteln existiren, und weitere 60 in noth-
wendigen Lebensmitteln gegen (IIb) 60m in Luxusmitteln. Die Gesammt-
rechnung steht dann so:
IIa: 400v + 400m; IIb: 100v + 100m.
1) 400v (a) werden aufgegessen von den Arbeitern IIa, von deren
Produkt (nothwendigen Lebensmitteln) sie einen Theil bilden; die Arbeiter
kaufen sie von den kapitalistischen Producenten ihrer eignen Abtheilung;
Diesen kehrt damit 400 £ Geld zurück, ihr, selbigen Arbeitern in Ar-
beitslohn gezahlter variabler Kapitalwerth von 400; womit sie Arbeits-
kraft von neuem kaufen können,
2) Ein Theil der 400m (a), gleich den 100v (b), also ¼ des
Mehrwerths (a), wird realisirt in Luxusartikeln wie folgt: Die Arbeiter (b)
erhielten von den Kapitalisten ihrer Abtheilung (b) in Arbeitslohn 100 £;
sie kaufen damit ¼ von m (a), d. h. Waaren, die in nothwendigen
Lebensmitteln bestehn; die Kapitalisten von a kaufen mit diesem Geld
zum selben Werthbelauf Luxusartikel = 100v (b), d. h. eine Hälfte
der ganzen Luxusproduktion. Damit kehrt den Kapitalisten b ihr vari-
ables Kapital in Geldform zurück und sie können durch Erneuerung des
Ankaufs der Arbeitskraft ihre Reproduktion von neuem beginnen, da das
ganze konstante Kapital der Gesammtklasse II schon ersetzt ist durch
den Austausch von I (v + m) gegen IIc. Die Arbeitskraft der Luxus-
arbeiter ist also nur dadurch neu verkäuflich, dass der als Aequivalent
für ihren Arbeitslohn geschaffne Theil ihres eignen Produkts, von den
Kapitalisten IIa in ihren Konsumtionsfonds gezogen, vermöbelt wird.
(Dasselbe gilt für den Verkauf der Arbeitskraft sub I; da das IIc, wo-
gegen sich I (v + m) austauscht, sowohl aus Luxusmitteln wie noth-
wendigen Lebensmitteln besteht und was durch I (v + m) erneuert
[401] wird, sowohl die Produktionsmittel der Luxus- wie der nothwendigen Le-
bensmittel ausmacht.)
3) Wir kommen nun zum Austausch zwischen a und b, soweit er
nur Austausch der Kapitalisten der beiden Unterabtheilungen. Durch das
Bisherige ist erledigt das variable Kapital (400v) und ein Theil des
Mehrwerths (100m) in a und das variable Kapital (100v) in b.
Wir nahmen ferner an als Durchschnittsverhältniss der kapitalistischen
Revenue-Ausgabe in beiden Klassen ⅖ für Luxus und ⅗ für nothwen-
dige Lebensbedürfnisse. Ausser den bereits für Luxus ausgegebnen 100
entfällt daher auf die ganze Unterklasse a noch 60 für Luxus und im
selben Verhältniss, d. h. 40, auf b.
(II a)m wird also vertheilt auf 240 für Lebensittel und 160 für
Luxusmittel = 240 + 160 = 400m (IIa).
(IIb)m vertheilt sich in 60 für Lebensmittel und 40 für Luxus:
60 + 40 = 100m (IIb). Die letzten 40 konsumirt diese Klasse aus
ihrem eignen Produkt (⅖ ihres Mehrwerths); die 60 für Lebensmittel
erhält sie dadurch, dass sie 60 ihres Mehrprodukts für 60m (a) aus-
tauscht.
Wir haben also für die ganze Kapitalistenklasse II (wobei v + m
bei Unterabtheilung a in nothwendigen Lebensmitteln existirt, bei b in
Luxusmitteln):
IIa (400v + 400m) + IIb (100v + 100m) = 1000;
durch die Bewegung so realisirt: 500v (a + b) [realisirt in 400v (a)
und 100m (a)] + 500m (a + b) [realisirt in 300m (a) + 100v
(b) + 100m (b)] = 1000.
Für a und b, jedes für sich betrachtet, erhalten wir die Realisation:
- a)
- b) .
Halten wir der Einfachheit halber dasselbe Verhältniss zwischen
variablem und konstantem Kapital fest (was beiläufig durchaus nicht
nöthig), so kommt auf 400v (a) ein konstantes Kapital = 1600, und
auf 100v (b) ein konstantes Kapital = 400, und wir haben für II
folgende zwei Abtheilungen a und b:
Marx, Kapital II. 26
[402]
- IIa) 1600c + 400v + 400m = 2400.
- IIb) 400c + 100v + 100m = 600.
und zusammen:
2000c + 500v + 500m = 3000.
Dem entsprechend sind von den 2000 IIc in Konsumtionsmitteln,
die ausgetauscht werden gegen 2000 I (v + m) 1600 umgesetzt in
Produktionsmittel von nothwendigen Lebensmitteln und 400 in Pro-
duktionsmittel von Luxusmitteln.
Die 2000 I (v + m) würden also selbst zerfallen in (800v +
800m) I für a = 1600 Produktionsmittel nothwendiger Lebensmittel,
und (200v + 200m) I für b = 400 Produktionsmittel für Luxus-
mittel.
Ein bedeutender Theil nicht nur der eigentlichen Arbeitsmittel, son-
dern auch der Roh- und Hülfsstoffe etc. für beide Abtheilungen ist gleich-
artig. Was aber die Umsetzungen der verschiednen Werththeile des ge-
sammten Produkts I (v + m) betrifft, so wäre diese Theilung ganz
gleichgültig. Sowohl die obigen 800 Iv wie 200 Iv werden dadurch re-
alisirt, dass der Arbeitslohn in Konsumtionsmitteln 1000 II[e] verausgabt
wird, also das für selben vorgeschossne Geldkapital gleichmäfsig sich bei
der Rückkehr vertheilt unter die kapitalistischen Producenten I, ihnen pro
rata ihr vorgeschossnes variables Kapital wieder in Geld ersetzt; andrer-
seits, was die Realisation der 1000 Im betrifft, so werden auch hier die
Kapitalisten gleichmäßig (proportionell zur Größe ihres m) aus der ge-
sammten zweiten Hälfte von IIc = 1000, 600 IIa und 400 IIb in
Konsumtionsmitteln ziehn; also diejenigen, welche das konstante Kapital
von II a ersetzen:
480 (⅗) aus 600c (IIa) und 320 (⅖) aus 400c (IIb) = 800;
die das konstante Kapital von IIb ersetzen:
120 (⅗) aus 600c (IIa) und 80 (⅖) aus 400c (IIb) = 200.
Summa = 1000.
Was hier willkürlich ist, sowohl für I wie für II, ist das Verhält-
niss des variablen Kapitals zum konstanten, wie die Dieselbigkeit dieses
Verhältnisses für I und II und für ihre Unterabtheilungen. Was diese
Dieselbigkeit angeht, so ist sie nur der Vereinfachung wegen hier ange-
nommen, und die Annahme verschiedner Verhältnisse würde absolut nichts
ändern an den Bedingungen des Problems und an seiner Lösung. Was
[403] sich aber als nothwendiges Resultat ergibt, bei Voraussetzung einfacher
Reproduktion, ist:
1) Dass das unter Naturalform von Produktionsmitteln geschaffne
neue Werthprodukt der Jahresarbeit (zerfällbar in v + m) gleich sei
dem konstanten Kapitalwerth c des durch den andern Theil der Jahres-
arbeit hergestellten Produktenwerths, reproducirt in Form von Konsumti-
onsmitteln. Wäre es geringer als IIc, so könnte II sein konstantes
Kapital nicht ganz ersetzen; wäre es größer, so bliebe ein Ueberschuss
unbenutzt liegen. In beiden Fällen wäre die Voraussetzung: einfache
Reproduktion, verletzt.
2) Dass bei dem unter Form von Konsumtionsmitteln reproducirten
Jahresprodukt, das in Geldform vorgeschossne variable Kapital v, von
dessen Empfängern, soweit sie Luxusarbeiter sind, nur realisirbar ist in
dem Theil der nothwendigen Lebensmittel, der den kapitalistischen Pro-
ducenten derselben ihren Mehrwerth prima facie verkörpert: dass also das
v, ausgelegt in der Luxusproduktion, gleich ist einem seinem Werthum-
fang entsprechenden Theil von m, producirt unter der Form von noth-
wendigen Lebensmitteln, also kleiner sein muss als dieses gesammte m
— nämlich (IIa)m — und dass nur durch die Realisirung jenes v in
diesem Theil von m den kapitalistischen Producenten der Luxusartikel
ihr vorgeschossnes variables Kapital in Geldform zurückkehrt. Es ist dies
ein ganz analoges Phänomen wie die Realisirung von I (v + m) in
IIc; nur dass im zweiten Fall (IIb)v sich realisirt in einem ihm den
Werthumfang nach gleichen Theil von (IIa)m. Diese Verhältnisse
bleiben qualitativ mafsgebend bei jeder Vertheilung des jährlichen Ge-
sammtprodukts, soweit es in den Process der jährlichen, durch Cirku-
lation vermittelten Reproduktion wirklich eingeht. I (v + m) kann nur
realisirt werden in IIc, wie IIc in seiner Funktion als Bestandtheil des
produktiven Kapitals nur erneubar durch diese Realisation; ebenso ist
(IIb)v nur realisirbar in einem Theil von (IIa)m, und (IIb)v nur so
wieder rückverwandelbar in seine Form als Geldkapital. Selbstredend gilt
dies nur, soweit alles dies wirklich ein Resultat des Reproduktionspro-
cesses selbst ist, also soweit nicht z. B. die Kapitalisten IIb Geldkapital
für v durch Kredit anderweitig aufnehmen. Quantitativ dagegen können
die Umsetzungen der verschiednen Theile des Jahresprodukts nur so pro-
portionell stattfinden wie oben dargestellt, soweit Stufenleiter und Werth-
26*
[404] verhältnisse der Produktion stationär bleiben, und soweit diese strengen
Verhältnisse nicht alterirt werden durch den auswärtigen Handel.
Wenn man nun nach A. Smith’scher Weise sagte, I (v + m) lösen
sich auf in IIc, und IIc löst sich auf in I (v + m), oder, wie er
öfter und noch abgeschmackter zu sagen pflegt, I (v + m) bilden Be-
standtheile des Preises (resp. Werths, er sagt value in exchange) von
IIc und IIc bildet den ganzen Bestandtheil des Werths I (v + m)
so könnte und müsste man ebenfalls sagen (IIb)v löst sich auf in (IIa)m,
oder (IIa)m in (IIb)v, oder (IIb)v bildet einen Bestandtheil des Mehr-
werths IIa, und vice versa: der Mehrwerth löste sich so auf in Arbeits-
lohn, resp. variables Kapital, und das variable Kapital bildete einen „Be-
standtheil“ des Mehrwerths. Diese Abgeschmacktheit findet sich soweit
in der That bei A. Smith, da bei ihm der Arbeitslohn bestimmt ist durch
den Werth der nothwendigen Lebensmittel, diese Waarenwerthe dahingegen
wieder durch den Werth des in ihnen enthaltnen Arbeitslohns (variablen
Kapitals) und Mehrwerths. Er ist so absorbirt durch die Bruchstücke,
worin das Werthprodukt eines Arbeitstags auf kapitalistischer Basis zer-
fällbar — nämlich in v + m — dass er ganz darüber vergisst, dass
es beim einfachen Waarenaustausch ganz gleichgültig, ob die in ver-
schiedner Naturalform existirenden Aequivalente aus bezahlter oder un-
bezahlter Arbeit bestehn, da sie in beiden Fällen gleichviel Arbeit zu
ihrer Produktion kosten; und dass es ebenso gleichgültig ist ob die
Waare des A ein Produktionsmittel und die des B ein Konsumtionsmittel,
ob nach dem Verkauf die eine Waare als Kapitalbestandtheil zu fungiren
hat, die andre dagegen in den Konsumtionsfonds eingeht und secundum
Adam als Revenue verzehrt wird. Der Gebrauch, den der individuelle
Käufer von seiner Waare macht, fällt nicht in den Waarenaustausch, in
die Cirkulationssphäre, und berührt nicht den Werth der Waare. Dies
wird in keiner Weise dadurch anders, dass bei Analyse der Cirkulation
des jährlichen gesellschaftlichen Gesammtprodukts die bestimmte Gebrauchs-
bestimmung, das Moment der Konsumtion der verschiednen Bestandtheile
jenes Produkts in Betracht kommen muss.
Bei obig konstantirter Umsetzung von (II b)v gegen einen gleich-
werthigen Theil von (II a)m und bei den weitern Umsetzungen zwischen
(IIa)m und (IIb)m ist keineswegs vorausgesetzt, dass, seien es die ein-
zelnen Kapitalisten von IIa und IIb, seien es ihre respektiven Gesammt-
[405] heiten, sie im selben Verhältniss ihren Mehrwerth zwischen nothwendigen
Konsumtionsgegenständen und Luxusmitteln theilen. Einer mag mehr in
dieser Konsumtion, ein andrer mehr in jener verausgaben. Auf dem
Boden der einfachen Reproduktion ist nur vorausgesetzt, dass eine Werth-
summe, gleich dem ganzen Mehrwerth, in Konsumtionsfonds realisirt wird.
Die Grenzen sind also gegeben. Innerhalb jeder Abtheilung mag der
eine mehr in a, der andre mehr in b leisten; dies kann sich aber wech-
selseitig kompensiren, so dass die Kapitalistenklassen a und b, als ganze
genommen, sich je im selben Verhältniss an beiden betheiligen. Die
Werthverhältnisse — der proportionelle Antheil am Gesammtwerth des
Produkts II für die zwei Sorten Producenten a und b — also auch ein
bestimmtes quantitatives Verhältniss zwischen den Produktionszweigen,
welche jene Produkte liefern — sind aber nothwendig gegeben in jedem
konkreten Fall; nur das Verhältniss, das beispielsweis figurirt, ist ein
hypothetisches; wird ein andres angenommen, so ändert dies nichts an
den qualitativen Momenten; nur die quantitativen Bestimmungen würden
sich ändern. Tritt aber durch irgend welche Umstände eine wirkliche
Verändrung in der proportionellen Größe von a und b ein, so würden
sich auch die Bedingungen der einfachen Reproduktion entsprechend ändern.
Aus dem Umstand, dass (IIb)v realisirt wird in einem äquivalenten
Theil von (IIa)m folgt, dass im Verhältniss wie der Luxustheil des jähr-
lichen Produkts wächst, wie also ein steigendes Quotum der Arbeitskraft
absorbirt wird in der Luxusproduktion, — dass im selben Verhältniss
die Rückverwandlung des in (IIb)v vorgeschossnen variablen Kapitals in
Geldkapital, das von neuem als Geldform des variablen Kapitals fungirt,
und damit die Existenz und Reproduktion des in IIb beschäftigten Theils
der Arbeiterklasse — ihre Zufuhr nothwendiger Konsumtionsmittel —
bedingt wird durch die Verschwendung der Kapitalistenklasse, den Umsatz
eines bedeutenden Theils ihres Mehrwerths in Luxusartikel.
Jede Krise vermindert die Luxuskonsumtion momentan; sie verlang-
samt, verzögert die Rückverwandlung des (IIb)v in Geldkapital, lässt sie
nur theilweis zu und wirft damit einen Theil der Luxusarbeiter aufs
[406] Pflaster, während sie andrerseits den Verkauf der nothwenigen Konsum-
tionsmittel eben dadurch auch in’s Stocken bringt und verringert. Ganz
abgesehn von den, gleichzeitig abgedankten, unproduktiven Arbeitern, die
für ihre Dienste einen Theil der Ausgabe der Kapitalisten in Luxus bil-
den (diese Arbeiter selbst sind pro tanto Luxusartikel) und die sich sehr
stark betheiligen namentlich auch an der Konsumtion nothwendiger Lebens-
mittel etc. Umgekehrt in der Prosperitätsperiode, und namentlich während
der Zeit ihrer Schwindelblüte — wo schon aus andren Gründen der rela-
tive, in Waaren ausgedrückte Werth des Geldes fällt (ohne wirkliche
sonstige Werthrevolution), also der Preis der Waaren, unabhängig von
ihrem eignen Werth, steigt. Nicht nur steigt die Konsumtion nothwen-
diger Lebensmittel; die Arbeiterklasse (in die nun ihre ganze Reservearmee
aktiv eingetreten) nimmt auch momentan Antheil an der Konsumtion ihr
sonst unzugänglicher Luxusartikel, ausserdem auch an der Klasse der
nothwendigen Konsumtionsartikel, die sonst zum größten Theil „nothwen-
dige“ Konsumtionsmittel nur für die Kapitalistenklasse bildet, was seiner-
seits eine Steigerung der Preise hervorruft.
Es ist eine reine Tautologie zu sagen, dass die Krisen aus Mangel
an zahlungsfähiger Konsumtion oder an zahlungsfähigen Konsumenten her-
vorgehn. Andre Konsumarten, als zahlende, kennt das kapitalistische
System nicht, ausgenommen die sub forma pauperis oder die des „Spitz-
buben.“ Dass Waaren unverkäuflich sind, heisst nichts, als dass sich
keine zahlungsfähigen Käufer für sie fanden, also Konsumenten (sei es
nun, dass die Waaren in letzter Instanz zum Behuf produktiver oder in-
dividueller Konsumtion gekauft werden). Will man aber dieser Tauto-
logie einen Schein tiefrer Begründung dadurch geben, dass man sagt, die
Arbeiterklasse erhalte einen zu geringen Theil ihres eignen Produkts, und
dem Uebelstand werde mithin abgeholfen, sobald sie größern Antheil davon
empfängt, ihr Arbeitslohn folglich wächst, so ist nur zu bemerken, dass
die Krisen jedesmal gerade vorbereitet werden durch eine Periode, worin
der Arbeitslohn allgemein steigt und die Arbeiterklasse realiter größern
Antheil an dem für Konsumtion bestimmten Theil des jährlichen Produkts
erhält. Jene Periode müsste — von dem Gesichtspunkt dieser Ritter
vom gesunden und „einfachen“ (!) Menschenverstand — umgekehrt die
Krise entfernen. Es scheint also, dass die kapitalistische Produktion vom
guten oder bösen Willen unabhängige Bedingungen einschliesst, die jene
[407] relative Prosperität der Arbeiterklasse nur momentan zulassen und zwar
immer nur als Sturmvogel einer Krise.47)
Man sah vorhin, wie das proportionelle Verhältniss zwischen der
Produktion nothwendiger Konsumtionsmittel und der Produktion von Luxus
die Theilung von II (v + m) zwischen IIa und IIb bedingte — also
auch die von IIc zwischen (IIa)c und (IIb)c. Sie greift also den Cha-
rakter und die quantitativen Verhältnisse der Produktion bis an die Wurzel
an und ist ein wesentlich bestimmendes Moment ihrer Gesammtgestaltung.
Die einfache Reproduktion ist der Sache nach auf die Konsumtion
als Zweck gerichtet, obgleich die Ergatterung von Mehrwerth als treiben-
des Motiv der individuellen Kapitalisten erscheint; aber der Mehrwerth —
welches immer seine proportionelle Größe — soll schliesslich hier dienen
nur für die individuelle Konsumtion des Kapitalisten.
Soweit die einfache Reproduktion Theil und bedeutendster Theil auch
jeder jährlichen Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bleibt dies Motiv
in Begleitung von, und im Gegensatz zu dem Motiv der Bereicherung als
solcher. Die Sache erscheint in Wirklichkeit verwickelter, weil Theil-
nehmer (partners) an der Beute — dem Mehrwerth des Kapitalisten —
als von ihm unabhängige Konsumenten auftreten.
V. Die Vermittlung der Umsätze durch die Geldcirkulation.
Soweit bisher entwickelt, verlief die Cirkulation zwischen den ver-
schiednen Klassen von Producenten nach folgendem Schema.
1) Zwischen Klasse I und Klasse II:
- I. 4000c + 1000v + 1000m
- II. . . . . . . . . . 2000c … + 500v + 500m.
Abgemacht ist also die Cirkulation von IIc = 2000, das umgesetzt
ist gegen I (1000v + 1000m).
Es bleibt — da wir 4000 Ic einstweilen bei Seite lassen — noch
die Cirkulation von v + m innerhalb Klasse II. Nun theilen sich
II(v + m) zwischen die Unterklassen IIa und IIb wie folgt:
2) II. 500v + 500m = a (400v + 400m) + b (100v + 100m).
Die 400v (a) cirkuliren innerhalb ihrer eignen Unterklasse; die
[408] damit bezahlten Arbeiter kaufen dafür, von ihnen selbst producirte, noth-
wendige Lebensmittel von ihren Anwendern, den Kapitalisten IIa.
Da die Kapitalisten beider Unterklassen ihren Mehrwerth je zu ⅗ in
Produkten von IIa (nothwendigen Lebensmitteln) und zu ⅖ in Produkten
von IIb (Luxusmitteln) verausgaben, so werden ⅗ des Mehrwerths a,
also 240, innerhalb der Unterklasse IIa selbst verzehrt; ebenso ⅖ des
Mehrwerths b (der in Luxusmitteln producirt und vorhanden ist) innerhalb
der Unterklasse IIb.
Es bleiben zwischen IIa und IIb also noch auszutauschen:
auf Seite IIa : 160m,
auf Seite IIb : 100v + 60m. Diese gehn in einander auf. Die Ar-
beiter IIb kaufen für ihre in Geldlohn erhaltnen 100 von IIa noth-
wendige Lebensmittel im Betrag von 100. Die Kapitalisten IIb kaufen
zum Betrag von ⅗ ihres Mehrwerths = 60 ebenfalls ihre nothwendigen
Lebensmittel von IIa. Die Kapitalisten IIa erhalten damit das nöthige
Geld, um die, oben angenommenen, ⅖ ihres Mehrwerths = 160m in
den von IIb producirten Luxuswaaren anzulegen (100v, die in den
Händen der Kapitalisten IIb als den gezahlten Arbeitslohn ersetzendes
Produkt lagern, und 60m). Das Schema hierfür ist also:
- 3) IIa. [400v] + [240m] + 160m
- b. . . . . . . . . 100v + 60m + [40m],
wo die eingeklammerten Posten diejenigen sind, die nur innerhalb ihrer
eignen Unterklasse cirkuliren und verzehrt werden.
Der direkte Rückfluss des in variablem Kapital vorgeschossnen Geld-
kapitals, der nur stattfindet für die Kapitalistenabtheilung IIa, die noth-
wendige Lebensmittel producirt, ist nur eine durch specielle Bedingungen
modificirte Erscheinung des früher erwähnten allgemeinen Gesetzes, dass
den Waarenproducenten, die der Cirkulation Geld vorschiessen, selbes zu-
rückkehrt bei normalem Verlauf der Waarencirkulation. Woraus beiläufig
folgt, dass wenn hinter dem Waarenproducenten überhaupt ein Geldkapi-
talist steht, der wieder dem industriellen Kapitalisten Geldkapital (in dem
strengsten Sinne des Worts, also Kapitalwerth in Geldform) vorschiesst,
der eigentliche Rückflusspunkt dieses Geldes die Tasche dieses Geldkapi-
talisten ist. In dieser Weise, obgleich das Geld durch alle Hände mehr
oder weniger cirkulirt, gehört die Masse des cirkulirenden Geldes der in
Form von Banken etc. organisirten und koncentrirten Abtheilung des
[409] Geldkapitals; die Art, wie diese ihr Kapital vorschiesst, bedingt den be-
ständigen finalen Rückfluss in Geldform zu ihr, obgleich dies wieder ver-
mittelt ist durch die Rückverwandlung des industriellen Kapitals in
Geldkapital.
Zur Waarencirkulation ist immer zweierlei nöthig: Waaren, die in
Cirkulation geworfen werden, und Geld, das in Cirkulation geworfen wird.
„Der Cirkulationsprocess erlischt . . . . nicht, wie der unmittelbare Pro-
duktenaustausch, in dem Stellen- oder Händewechsel der Gebrauchswerthe.
Das Geld verschwindet nicht, weil es schliesslich aus der Metamorphosen-
reihe einer Waare herausfällt. Es schlägt immer nieder auf eine durch
die Waaren geräumte Cirkulationsstelle“ etc. (Buch I, Kap. III, p. 92.)
Z. B. in der Cirkulation zwischen IIc und I(v + m) nahmen wir an,
dass für diese Cirkulation 500 £ in Geld von II vorgeschossen werden.
Bei der unendlichen Zahl Cirkulationsprocesse, worin sich die Cirkulation
zwischen grofsen gesellschaftlichen Gruppen von Producenten auflöst, wird
bald einer aus dieser, bald einer aus jener Gruppe zuerst als Käufer
auftreten — also Geld in Cirkulation werfen. Es ist das, ganz abgesehn
von individuellen Umständen, schon bedingt durch die Verschiedenheit der
Produktionsperioden und daher der Umschläge der verschiednen Waaren-
kapitale. Also II kauft mit 500 £ zum selben Werthbetrag Produktions-
mittel von I, dieses aber kauft von II Konsumtionsmittel für 500 £;
das Geld fliesst also zurück zu II; letztres wird in keiner Weise be-
reichert durch diesen Rückfluss. Es warf erst für 500 £ Geld in Cir-
kulation und zog zum selben Werthbetrag Waaren aus ihr heraus; es
verkauft dann für 500 £ Waaren und zieht zum selben Werthbetrag
Geld aus ihr heraus; so fliessen die 500 £ zurück. In der That hat
II so in Cirkulation geworfen für 500 £ Geld und für 500 £ Waaren
= 1000 £; es zieht aus der Cirkulation heraus für 500 £ Waaren
und für 500 £ Geld. Die Cirkulation braucht für den Umsatz von
500 £ Waaren (I) und 500 £ Waaren (II) nur 500 £ Geld; wer
das Geld also vorgeschossen beim Kauf fremder Waare, erhält es wieder
beim Verkauf eigner. Hätte daher I zuerst von II gekauft Waare für
500 £, und später an II verkauft Waare für 500 £, so würden die
500 £ zu I statt zu II zurückkehren.
In Klasse I kehrt das in Arbeitslohn angelegte Geld, d. h. das in
Geldform vorgeschossne variable Kapital in dieser Form nicht direkt, son-
[410] dern indirekt zurück, auf einem Umweg. In II dagegen kehren die
500 £ Arbeitslohn direkt von den Arbeitern an die Kapitalisten zurück,
wie diese Rückkehr immer direkt ist wo Kauf und Verkauf zwischen den-
selben Personen sich so wiederholt, dass sie abwechselnd einander als
Käufer und Verkäufer von Waaren beständig gegenübertreten. Der Kapi-
talist II zahlt die Arbeitskraft in Geld; er verleibt dadurch die Arbeits-
kraft seinem Kapital ein und tritt nur durch diesen Cirkulationsvorgang,
der für ihn nur Verwandlung von Geldkapital in produktives Kapital ist,
als industrieller Kapitalist dem Arbeiter als seinem Lohnarbeiter gegen-
über. Dann aber tritt der Arbeiter, der in erster Instanz Verkäufer,
Händler in eigner Arbeitskraft war, in zweiter Instanz als Käufer, als
Geldbesitzer, dem Kapitalisten als dem Waarenverkäufer gegenüber; damit
fliesst diesem das in Arbeitslohn ausgelegte Geld zurück. Soweit der
Verkauf dieser Waaren nicht Prellerei etc. einschliesst, sondern Aequiva-
lente in Waare und Geld ausgetauscht werden, ist derselbe nicht ein Pro-
cess, wodurch der Kapitalist sich bereichert. Er zahlt den Arbeiter nicht
zweimal, erst in Geld und dann in Waare; sein Geld kehrt zu ihm zu-
rück, sobald der Arbeiter es in Waare bei ihm auslöst.
Das in variables Kapital verwandelte Geldkapital — also das in Ar-
beitslohn vorgeschossne Geld — spielt aber eine Hauptrolle in der
Geldcirkulation selbst, weil — da die Arbeiterklasse von der Hand in
den Mund leben muss, also den industriellen Kapitalisten keine langen
Kredite geben kann — auf zahllosen örtlich verschiednen Punkten der
Gesellschaft gleichzeitig variables Kapital in Geld vorgeschossen werden
muss in gewissen kurzen Terminen, wie Woche etc. — in relativ rasch
sich wiederholenden Zeitabschnitten (je kürzer diese Abschnitte, desto kleiner
kann relativ die durch diesen Kanal auf einmal in Cirkulation geworfne
gesammte Geldsumme sein) — welches auch immer die verschiednen Um-
schlagsperioden der Kapitale in verschiednen Industriezweigen sein mögen.
In jedem Land kapitalistischer Produktion bildet das so vorgeschossne
Geldkapital einen proportionell entscheidenden Antheil an der Gesammt-
cirkulation, um so mehr, da dasselbe Geld — vor seinem Rückfluss zum
Ausgangspunkt — in den mannigfachsten Kanälen sich umtreibt und
als Cirkulationsmittel für eine Unzahl andrer Geschäfte fungirt.
[411]
Betrachten wir jetzt die Cirkulation zwischen I (v + m) und IIc
von einem andern Gesichtspunkt aus.
Die Kapitalisten I schiessen 1000 £ in Zahlung von Arbeitslohn
vor, womit die Arbeiter für 1000 £ Lebensmittel kaufen von den Kapi-
talisten II, und diese wieder für dasselbe Geld Produktionsmittel von den
Kapitalisten I. Letztren ist ihr variables Kapital in Geldform nun zu-
rückgekehrt, während die Kapitalisten II die Hälfte ihres konstanten
Kapitals aus der Form von Waarenkapital in produktives Kapital rück-
verwandelt haben. Die Kapitalisten II schiessen weitere 500 £ Geld
vor um Produktionsmittel bei I zu heben; die Kapitalisten I verausgaben
das Geld in Konsumtionsmitteln von II; diese 500 £ fliessen so den Ka-
pitalisten II zurück; sie schiessen sie von neuem vor um das letzte Viertel
ihres in Waare verwandelten konstanten Kapitals rückzuverwandeln in
seine produktive Naturalform. Dies Geld strömt wieder zu I zurück, und
hebt von neuem bei II Konsumtionsmittel zu gleichem Betrage; damit
fliessen die 500 £ zurück an II; dessen Kapitalisten sind jetzt wie vor-
hin im Besitz von 500 £ Geld und 2000 £ konstantem Kapital, das
aber aus der Form von Waarenkapital in produktives Kapital neu umge-
setzt worden ist. Mit 1500 £ Geld ist eine Waarenmasse von 5000 £
cirkulirt worden; nämlich 1) I zahlt an die Arbeiter 1000 £ für Ar-
beitskraft zum gleichen Werthbelauf; 2) die Arbeiter kaufen mit selben
1000 £ Lebensmittel von II; 3) II kauft mit demselben Geld Pro-
duktionsmittel von I, dem damit 1000 £ variables Kapital in Geldform
wieder hergestellt ist; 4) II kauft mit 500 £ Produktionsmittel von I;
5) I kauft mit selben 500 £ Konsumtionsmittel von II; 6) II kauft
mit selben 500 £ Produktionsmittel von I; 7) I kauft mit selben 500 £
Lebensmittel von II. An II sind 500 £ zurückgeflossen, die es ausser
seinen 2000 £ in Waare in Cirkulation warf und für die es der Cirku-
lation kein Aequivalent in Waare entzogen.48)
Die Umsetzung verläuft also wie folgt:
- 1) I zahlt 1000 £ Geld für Arbeitskraft, also für Waare =
1000 £.
[412]
- 2) Die Arbeiter kaufen mit ihrem Arbeitslohn zum Geldbetrag von
1000 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare = 1000 £. - 3) II kauft für die von den Arbeitern gelösten 1000 £ zum selben
Werth Produktionsmittel von I; also Waare = 100 £. - Damit sind 1000 £ Geld als Geldform des variablen Kapitals an
I zurückgeflossen. - 4) II kauft für 500 £ Produktionsmittel von I; also Waare
= 500 £. - 5) I kauft für selbe 500 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare
= 500 £. - 6) II kauft für selbe 500 £ Produktionsmittel von I; also Waare
= 500 £. - 7) I kauft für selbe 500 £ Konsumtionsmittel von II; also Waare
= 500 £. - Summe des umgesetzten Waarenwerths = 5000 £.
- Die 500 £, die II im Kauf vorgeschossen, sind zu ihm zurück-
gekehrt.
Resultat ist:
1) I besitzt variables Kapital in Geldform zum Belauf von 1000 £,
die es ursprünglich der Cirkulation vorschoss; es hat ausserdem veraus-
gabt für seine individuelle Konsumtion 1000 £ — in seinem eignen
Waarenprodukt; d. h. es hat das Geld verausgabt, das es für den Ver-
kauf von Produktionsmitteln zum Werthbetrag von 1000 £ einnahm.
Andrerseits ist die Naturalform, worin sich das in Geldform exis-
tirende variable Kapital umsetzen muss — d. h. die Arbeitskraft — durch
den Konsum erhalten, reproducirt und wieder vorhanden als derjenige ein-
zige Handelsartikel ihrer Besitzer, den diese verkaufen müssen, wenn sie
leben wollen. Es ist also auch reproducirt das Verhältniss von Lohnar-
beitern und Kapitalisten.
2) Das konstante Kapital von II ist in natura ersetzt, und die von
selbem II der Cirkulation vorgeschossnen 500 £ sind ihm rückgekehrt.
Für die Arbeiter I ist die Cirkulation die einfache von W — G — W.
(Arbeitskraft) — (1000 £, Geldform des variablen Kapitals I) —
(nothwendige Lebensmittel zum Betrage von 1000 £); diese 1000 £
[413] versilbern bis zum selben Werthbetrag das in Form von Waare — Le-
bensmitteln — existirende konstante Kapital II.
Für die Kapitalisten II ist der Process: W — G, Verwandlung eines
Theils ihres Waarenprodukts in Geldform, woraus es rückverwandelt wird
in Bestandtheile des produktiven Kapitals — nämlich in einen Theil der
ihnen nothwendigen Produktionsmittel.
Bei dem Vorschuss von G (500 £), den die Kapitalisten II machen
zum Ankauf der andren Theile der Produktionsmittel, ist die Geldform
des noch in Waarenform (Konsumtionsmitteln) existirenden Theils von IIc
anticipirt; im Akt G — W, wo II mit G kauft und W von I verkauft
wird, verwandelt sich das Geld (II) in einen Theil des produktiven Ka-
pitals, während W (I) den Akt W — G durchmacht, sich in Geld ver-
wandelt, das aber keinen Bestandtheil des Kapitalwerths für I vorstellt,
sondern versilberten Mehrwerth, der nur in Konsumtionsmitteln veraus-
gabt wird.
In der Cirkulation G — W … P … W' — G' ist der erste
Akt G — W des einen Kapitalisten, der letzte W' — G' eines andern (oder
Theil davon); ob dies W, wodurch G in produktives Kapital umgesetzt
wird, für den Verkäufer von W (der also dies W in Geld umsetzt) kon-
stanten Kapitalbestandtheil, variablen Kapitalbestandtheil, oder Mehrwerth
vorstellt, ist für die Waarencirkulation selbst durchaus gleichgültig.
Was die Klasse I, in Bezug auf den Bestandtheil v + m ihres
Waarenprodukts angeht, so zieht sie mehr Geld aus der Cirkulation her-
aus, als sie hineingeworfen hat. Erstens kehren ihr die 1000 £ vari-
ables Kapital zurück; zweitens verkauft sie (siehe oben, Umsetzung No. 4)
für 500 £ Produktionsmittel; damit ist die Hälfte ihres Mehrwerths
versilbert; dann (Umsetzung No. 6) verkauft sie wieder für 500 £ Pro-
duktionsmittel, die zweite Hälfte ihres Mehrwerths, und damit ist der
ganze Mehrwerth in Geldform der Cirkulation entzogen worden; also
successive 1) variables Kapital in Geld rückverwandelt = 1000 £;
2) die Hälfte des Mehrwerths versilbert = 500 £; 3) die andre Hälfte
des Mehrwerths = 500 £; also Summa: 1000v + 1000m versilbert
= 2000 £. Obgleich I (abgesehn von den später zu betrachtenden
Umsätzen, die die Reproduktion von Ic vermitteln) nur 1000 £ in Cir-
kulation warf, hat es ihr doppelt so viel entzogen. Natürlich verschwindet
das versilberte (in G verwandelte) m sofort wieder in andre Hand (II)
[414] dadurch, dass dies Geld in Konsumtionsmitteln vermöbelt wird. Die Ka-
pitalisten von I haben nur soviel in Geld entzogen, als sie an Werth
in Waare hineinwarfen; dass dieser Werth Mehrwerth ist, d. h. den
Kapitalisten nichts kostet, ändert absolut nichts am Werth dieser Waaren
selbst; ist also, soweit es sich um Werthumsatz in der Waarencirkulation
handelt, vollständig gleichgültig. Die Versilberung des Mehrwerths ist
natürlich verschwindend, wie alle andern Formen, die das vorgeschossne
Kapital in seinen Umsetzungen durchläuft. Sie dauert gerade nur so-
lange wie der Zwischenraum zwischen Verwandlung der Waare I in Geld,
und der darauf folgenden Verwandlung des Geldes I in Waare II
Wären die Umschläge kürzer angenommen — oder, vom Standpunkt
einfacher Waarencirkulation aus betrachtet, die Anzahl der Umläufe des
cirkulirenden Geldes rascher — so wäre noch weniger Geld hinreichend
um die umgesetzten Waarenwerthe zu cirkuliren; die Summe ist stets
bestimmt — wenn die Anzahl der successiven Umsätze gegeben — durch
die Preissumme, resp. Werthsumme, der cirkulirenden Waaren. Welche
Proportion dieser Werthsumme aus Mehrwerth einerseits und Kapitalwerth
andrerseits besteht, ist dabei durchaus gleichgültig.
Würde in unserm Beispiel der Arbeitslohn bei I viermal des Jahres
ausgezahlt, so 4 × 250 = 1000. Es würden also 250 £ in Geld
hinreichen für die Cirkulation Iv — ½IIc und für die Cirkulation
zwischen dem variablen Kapital Iv und der Arbeitskraft I. Ebenso wären,
wenn die Cirkulation zwischen Im und IIc in vier Umschlägen erfolgt,
nur 250 £ dazu nöthig, also im ganzen eine Geldsumme, resp. ein Geld-
kapital von 500 £ für Cirkulation von Waaren zum Betrag von 5000 £.
Der Mehrwerth würde dann, statt zweimal successive zur Hälfte, jetzt
viermal successive zu ¼ versilbert.
Wenn statt II, in Umsetzung No. 4, I als Käufer auftritt, also
500 £ Geld in Konsumtionsmitteln von selbem Werthumfang verausgabt, so
kauft dann II in Umsetzung No. 5 Produktionsmittel mit denselben 500 £;
6) I kauft Konsumtionsmittel mit selben 500 £; 7) II kauft mit selben
500 £ Produktionsmittel; die 500 £ kehren also schliesslich zu I, wie
vorhin zu II, zurück. Der Mehrwerth wird hier versilbert durch, von
seinem kapitalistischen Producenten selbst in ihrer Privatkonsumtion ver-
ausgabtes Geld, das anticipirte Revenue vorstellt, anticipirte Einnahme
[415] aus dem in der noch zu verkaufenden Waare steckenden Mehrwerth. Die
Versilberung des Mehrwerths findet nicht statt durch den Rückfluss der
500 £; denn neben den 1000 £ in Waare Iv hat I, am Schluss von
Umsetzung No. 4, 500 £ in Geld in die Cirkulation geworfen, und dies
war zuschüssig, nicht — soviel wir wissen — Erlös verkaufter Waare.
Fliesst dies Geld an I zurück, so hat I damit nur sein zuschüssiges Geld
zurück erhalten, nicht seinen Mehrwerth versilbert. Die Versilberung des
Mehrwerths von I findet nur statt durch den Verkauf der Waaren Im,
worin er steckt, und dauert jedesmal nur so lang, als das durch Ver-
kauf der Waare eingelöste Geld nicht von neuem in Konsumtionsmitteln
verausgabt ist.
I kauft mit zuschüssigem Geld (500 £) von II Konsumtionsmittel;
dies Geld ist verausgabt von I, es hat dafür Aequivalent in Waare II;
das Geld fliesst zum ersten Mal zurück dadurch, dass II von I für 500 £
Waare kauft; es fliesst also zurück als Aequivalent der von I ver-
kauften Waare, aber diese Waare kostet I nichts, bildet also Mehrwerth
für I, und so versilbert das von ihm selbst in Cirkulation ge-
worfne Geld seinen eignen Mehrwerth; ebenso bei seinem zweiten
Kauf (No. 6) hat I sein Aequivalent in Waare II erhalten. Gesetzt, II
kaufe nun nicht (No. 7) Produktionsmittel von I, so hätte I in der That
für 1000 £ Konsumtionsmittel gezahlt — seinen ganzen Mehrwerth als
Revenue verzehrt — nämlich 500 in seinen Waaren I (Produktionsmitteln)
und 500 in Geld; es hätte dagegen noch für 500 £ in seinen Waaren
I (Produktionsmitteln) auf Lager, und wäre dagegen 500 £ in Geld los-
geworden.
Dahingegen hätte II drei Viertel seines konstanten Kapitals aus der
Form von Waarenkapital in produktives Kapital rückverwandelt; ein Viertel
dagegen in der Form von Geldkapital (500 £), in der That von brach-
liegendem Geld oder seine Funktion unterbrechendem und abwartendem
Geld. Dauerte diese Situation länger, so müsste II die Stufenleiter der
Reproduktion um ein Viertel reduciren. — Die 500 in Produktionsmitteln
aber, die I auf dem Hals hat, sind nicht in Waarenform existirender
Mehrwerth; sie sind an der Stelle der vorgeschossnen 500 £ Geld da,
die I besass neben seinem Mehrwerth von 1000 £ in Waarenform. Als
Geld befinden sie sich in stets realisirbarer Form; als Waare sind sie mo-
mentan unverkäuflich. Soviel ist klar, dass einfache Reproduktion — wo
[416] jedes Element des produktiven Kapitals in II wie in I ersetzt werden
muss — hier nur möglich bleibt, wenn die 500 Goldvögel zurückkehren
zu I, das sie zuerst ausfliegen liess.
Gibt ein Kapitalist (hier haben wir nur noch industrielle Kapita-
listen vor uns, zugleich Repräsentanten aller andern) Geld aus in Kon-
sumtionsmitteln, so ist es für ihn alle geworden, den Weg alles Fleisches
gegangen. Fliesst es wieder zu ihm zurück, so kann das nur geschehn,
soweit er es für Waaren — also durch sein Waarenkapital — aus der
Cirkulation herausfischt. Wie der Werth seines ganzen jährlichen Waaren-
produkts (das für ihn = Waarenkapital), so ist der jedes Elements des-
selben, d. h. der Werth jeder einzelnen Waare, für ihn zerfällbar in
konstanten Kapitalwerth, variablen Kapitalwerth und Mehrwerth. Die
Versilbrung jeder einzelnen der Waaren (die als Elemente das Waaren-
produkt bilden) ist also zugleich Versilbrung eines gewissen Quotums des
im ganzen Waarenprodukt steckenden Mehrwerths. Es ist also im ge-
gebnen Fall wörtlich richtig, dass der Kapitalist selbst das Geld in die
Cirkulation warf — und zwar bei Verausgabung desselben in Kon-
sumtionsmitteln — womit sein Mehrwerth versilbert, alias realisirt wird.
Es handelt sich dabei natürlich nicht um identische Geldstücke, sondern
um einen Betrag in klingendem Geld, gleich dem (oder gleicher Theil
von dem), den er zur Bestreitung persönlicher Bedürfnisse in die Cirku-
lation geworfen.
In der Praxis geschieht dies in doppelter Weise: Ist das Geschäft
erst innerhalb des laufenden Jahrs eröffnet worden, so dauert es gute
Weile, im besten Fall einige Monate, bevor der Kapitalist aus der Ge-
schäftseinnahme selbst Geld für seinen persönlichen Konsum ausgeben
kann. Er suspendirt deswegen keinen Augenblick seine Konsumtion. Er
schiesst sich selbst (ob aus eigner, oder per Kredit aus fremder Tasche,
ist hier ganz gleichgültiger Umstand) Geld auf erst zu ergatternden
Mehrwerth vor; damit aber auch cirkulirendes Medium zur Realisation
später zu realisirenden Mehrwerths. Ist das Geschäft dagegen schon länger
im regelmäßigen Gang, so vertheilen sich Zahlungen und Einnahmen auf
verschiedne Termine während des Jahrs. Eins aber geht ununterbrochen
fort, die Konsumtion des Kapitalisten, die anticipirt und deren Umfang
berechnet wird nach gewisser Proportion zu der gewohnten oder veran-
schlagten Einnahme. Mit jeder Portion verkaufter Waare wird auch ein
[417] Theil des jährlich zu machenden Mehrwerths realisirt. Würde aber wäh-
rend des ganzen Jahrs nur soviel der producirten Waare verkauft, wie
nöthig, um die in ihr enthaltnen konstanten und variablen Kapitalwerthe
zu ersetzen; oder fielen die Preise so, dass beim Verkauf des ganzen
jährlichen Waarenprodukts nur der in ihm enthaltne vorgeschossne Kapi-
talwerth realisirt würde, so träte der anticipatorische Charakter des auf
künftigen Mehrwerth hin verausgabten Geldes klar hervor. Macht unser
Kapitalist Fallite, so untersuchen seine Gläubiger und das Gericht, ob
seine anticipirten Privatausgaben in richtiger Proportion zum Umfang
seines Geschäfts und der, selbem gewöhnlich oder normal entsprechenden
Mehrwertheinnahme stehn.
Mit Bezug auf die ganze Kapitalistenklasse erscheint aber der Satz,
dass sie das Geld zur Realisation ihres Mehrwerths (resp. auch zur Cir-
kulation ihres Kapitals, konstanten und variablen) selbst in die Cirkulation
werfen muss, nicht nur nicht paradox, sondern als nothwendige Bedingung
des ganzen Mechanismus; denn hier gibt es nur zwei Klassen: die Arbeiter-
klasse, die nur über ihre Arbeitskraft verfügt; die Kapitalistenklasse, die
im Monopolbesitz der gesellschaftlichen Produktionsmittel wie des Geldes
ist. Das Paradoxe läge darin, wenn die Arbeiterklasse in erster Instanz
das zur Realisation des in den Waaren steckenden Mehrwerths nothwen-
dige Geld aus eignen Mitteln vorschösse. Der einzelne Kapitalist ver-
richtet diesen Vorschuss aber immer nur in der Form, dass er als Käufer
agirt, Geld verausgabt im Ankauf von Konsumtionsmitteln, oder Geld
vorschiesst im Ankauf von Elementen seines produktiven Kapitals,
sei es von Arbeitskraft, sei es von Produktionsmitteln. Er gibt das
Geld immer nur weg gegen ein Aequivalent. Er schiesst der Cirkulation,
nur Geld vor in derselben Art, wie er ihr Waare vorschiesst. Er agirt
beidemal als Ausgangspunkt ihrer Cirkulation.
Der wirkliche Hergang wird durch zwei Umstände verdunkelt.
1) Die Erscheinung des Handelskapitals (dessen erste Form
immer Geld, da der Kaufmann als solcher kein „Produkt“ oder „Waare“
herstellt) und des Geldkapitals, als Gegenstandes der Manipulation
einer besondern Sorte von Kapitalisten, in dem Cirkulationsprocess des
industriellen Kapitals.
2) Die Spaltung des Mehrwerths — der in erster Hand immer in
Hand des industriellen Kapitalisten sich befinden muss — in ver-
Marx, Kapital II. 27
[418] schiedne Kategorien, als deren Träger neben dem industriellen Kapita-
listen der Grundbesitzer (für Bodenrente), der Wucherer (für Zins) etc.
erscheinen, ditto die Regierung und ihre Beamten, Rentiers etc. Diese
Burschen erscheinen als Käufer gegenüber dem industriellen Kapitalisten
und in so weit als Versilbrer seiner Waaren; pro parte werfen auch sie
„Geld“ in die Cirkulation und er erhält es von ihnen. Wobei stets ver-
gessen wird, aus welcher Quelle sie es ursprünglich erhielten und stets
wieder von neuem erhalten.
VI. Das konstante Kapital der Abtheilung I.48)
Es bleibt noch zu untersuchen das konstante Kapital der Ab-
theilung I = 4000 Ic. Dieser Werth ist gleich dem im Waaren-
produkt I wieder erscheinenden Werth der in der Produktion dieser Waa-
renmasse verzehrten Produktionsmittel. Dieser wiedererscheinende Werth,
der nicht in dem Produktionsprocess I producirt, sondern das Jahr vor-
her als konstanter Werth in ihn eintrat, als gegebner Werth seiner Pro-
duktionsmittel, existirt jetzt in dem ganzen Theil der Waarenmasse I,
die nicht von der Kategorie II absorbirt ist; und zwar ist der Werth
dieser Waarenmasse, die so in der Hand der Kapitalisten I bleibt, = ⅔ des
Werths ihres ganzen jährlichen Waarenprodukts. Bei dem einzelnen Kapi-
talisten, der ein besondres Produktionsmittel producirt, konnten wir sagen: Er
verkauft sein Waarenprodukt, er verwandelt es in Geld. Indem er es in
Geld verwandelt, hat er auch den konstanten Werththeil seines Produkts
in Geld rückverwandelt. Mit diesem in Geld verwandelten Werththeil
kauft er dann von andren Waarenverkäufern seine Produktionsmittel wieder
ein, oder verwandelt den konstanten Werththeil seines Produkts in eine
Naturalform, worin er von neuem als produktives konstantes Kapital fun-
giren kann. Jetzt dagegen wird diese Voraussetzung unmöglich. Die
Kapitalistenklasse I umschliesst die Gesammtheit der Kapitalisten, die
Produktionsmittel produciren. Ausserdem ist das Waarenprodukt von
4000, das in ihrer Hand geblieben, ein Theil des gesellschaftlichen
Produkts, der gegen keinen andern auszutauschen ist, denn es existirt
kein solcher andrer Theil des Jahresprodukts mehr. Mit Ausnahme dieser
[419] 4000 ist bereits über den ganzen Rest disponirt; ein Theil ist durch den
gesellschaftlichen Konsumtionsfonds absorbirt, und ein andrer Theil hat
das konstante Kapital der Abtheilung II zu ersetzen, die bereits alles
ausgetauscht hat, worüber sie im Austausch mit Abtheilung I verfügen kann.
Die Schwierigkeit löst sich sehr einfach, wenn man erwägt, dass das
ganze Waarenprodukt I seiner Naturalform nach aus Produktionsmitteln
besteht, d. h. aus den stofflichen Elementen des konstanten Kapitals selbst.
Es zeigt sich hier dasselbe Phänomen wie vorhin sub II, nur unter einem
andern Aspekt. Sub II bestand das ganze Waarenprodukt in Konsum-
tionsmitteln; ein Theil desselben, gemessen durch den in diesem Waaren-
produkt enthaltnen Arbeitslohn plus Mehrwerth, konnte daher von seinen
eignen Producenten verzehrt werden. Hier sub I, besteht das ganze
Waarenprodukt aus Produktionsmitteln, Baulichkeiten, Maschinerie, Ge-
fäßen, Roh- und Hülfstoffen etc. Ein Theil derselben, derjenige, welcher
das in dieser Sphäre angewandte konstante Kapital ersetzt, kann daher in
seiner Naturalform sofort von neuem als Bestandtheil des produktiven
Kapitals fungiren. Soweit er in Cirkulation tritt, cirkulirt er innerhalb
der Klasse I. Sub II wird ein Theil des Waarenprodukts in natura von
seinen eignen Producenten individuell, sub I dagegen wird ein Theil des
Produkts in natura von seinen kapitalistischen Producenten produktiv
konsumirt.
In dem Theil des Waarenprodukts I = 4000c, erscheint der in
dieser Kategorie konsumirte konstante Kapitalwerth wieder und zwar in
einer Naturalform, worin er sofort wieder als produktives konstantes Ka-
pital fungiren kann. Sub II geht der Theil des Waarenprodukts von
3000, dessen Werth gleich Arbeitslohn plus Mehrwerth (= 1000), direkt
in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten und Arbeiter von II ein,
während dagegen der konstante Kapitalwerth dieses Waarenprodukts (=
2000) nicht wieder in die produktive Konsumtion der Kapitalisten II ein-
gehn kann, sondern durch Austausch mit I zu ersetzen ist.
Sub I dagegen geht der Theil seines Waarenprodukts von 6000,
dessen Werth gleich Arbeitslohn plus Mehrwerth (= 2000), nicht in
die individuelle Konsumtion seiner Producenten ein, [und] kann es auch
seiner Naturalform nach nicht. Er muss vielmehr erst mit II ausge-
tauscht werden. Der konstante Werththeil dieses Produkts = 4000 be-
findet sich umgekehrt in einer Naturalform, worin er — die ganze
27*
[420] Kapitalistenklasse I betrachtet — direkt wieder als deren konstantes Ka-
pital fungiren kann. In andren Worten: Das ganze Produkt der Ab-
theilung I besteht aus Gebrauchswerthen, die ihrer Naturalform nach —
bei kapitalistischer Produktionsweise — nur als Elemente des konstanten
Kapitals dienen können. Von diesem Produkt zum Werth von 6000 er-
setzt also ein Drittel (2000) das konstante Kapital der Abtheilung II,
und die übrigen ⅔ das konstante Kapital der Abtheilung I.
Das konstante Kapital I besteht in einer Masse verschiedner Kapital-
gruppen, die in den verschiednen Produktionszweigen von Produktions-
mitteln angelegt sind, so viel in Eisenhütten, so viel in Kohlengruben etc.
Jede dieser Kapitalgruppen, oder jedes dieser gesellschaftlichen Gruppen-
kapitale setzt sich wieder zusammen aus einer größren oder geringren
Masse selbständig fungirender Einzelkapitale. Erstens zerfällt das Kapital
der Gesellschaft, z. B. 7500 (was Millionen u. s. w. bedeuten kann) in
verschiedne Kapitalgruppen; das gesellschaftliche Kapital von 7500 ist
zerfällt in besondre Theile, wovon jeder in einem besondren Produktions-
zweig angelegt; der in jedem besondren Produktionszweig angelegte Theil
des gesellschaftlichen Kapitalwerths besteht der Naturalform nach theils
in den Produktionsmitteln jeder besondren Produktionssphäre, theils aus
der für ihren Betrieb nöthigen und entsprechend qualificirten Arbeitskraft,
verschieden modificirt durch die Theilung der Arbeit, je nach der speci-
fischen Arbeitsart, die sie in jeder einzelnen Produktionssphäre zu leisten
hat. Der in jedem besondren Produktionszweig angelegte Theil des ge-
sellschaftlichen Kapitals besteht wieder aus der Summe der in ihm an-
gelegten, selbständig fungirenden Einzelkapitale. Dies gilt selbstredend
für beide Abtheilungen, für I wie für II.
Was nun sub I den in Form seines Waarenprodukts wieder er-
scheinenden konstanten Kapitalwerth angeht, so geht er zum Theil in die
besondre Produktionssphäre (oder selbst in den individuellen Geschäfts-
betrieb), woraus er als Produkt herauskommt, auch wieder als Produk-
tionsmittel ein; z. B. Korn in die Kornproduktion, Kohle in die Kohlen-
produktion, Eisen in Form von Maschinen in die Eisenproduktion u. s. w.
Soweit jedoch die Theilprodukte, woraus der konstante Kapitalwerth
von I besteht, nicht wieder direkt in ihre besondre oder individuelle Pro-
duktionssphäre eingehn, wechseln sie nur den Platz. Sie gehn in Natural-
form ein in eine andre Produktionssphäre der Abtheilung I, während das
[421] Produkt andre Produktionssphären der Abtheilung I sie in natura ersetzt.
Es ist blosser Stellenwechsel dieser Produkte. Sie gehn alle wieder ein
als Faktoren, die konstantes Kapital in I ersetzen, nur statt in einer Gruppe
von I in einer andern. Soweit hier Austausch zwischen den einzelnen Kapita-
listen von I stattfindet, ist es Austausch einer Naturalform von konstantem Ka-
pital gegen eine andre Naturalform von konstantem Kapital, einer Sorte Pro-
duktionsmittel gegen andre Sorten Produktionsmittel. Es ist Austausch
der verschiednen individuellen konstanten Kapitaltheile von I unter ein-
ander. Die Produkte werden, soweit sie nicht direkt als Produktionsmittel
in ihren eignen Produktionszweigen dienen, aus ihrer Produktionsstätte in
eine andre entfernt, und ersetzen sich so wechselseitig. In andren Worten
(ähnlich wie sub II für den Mehrwerth geschehn): jeder Kapitalist sub I
zieht im Verhältniss, worin er Miteigenthümer an diesem konstanten
Kapital von 4000, die ihm nöthigen entsprechenden Produktionsmittel aus
dieser Waarenmasse heraus. Wäre die Produktion gesellschaftlich, statt
kapitalistisch, so ist klar, dass diese Produkte der Abtheilung I unter die
Produktionszweige dieser Abtheilung, zum Behuf der Reproduktion, nicht
minder beständig wieder als Produktionsmittel vertheilt würden, ein Theil
direkt in der Produktionssphäre bliebe, wo er als Produkt herauskam,
ein andrer Theil dagegen nach andren Produktionsstätten entfernt würde,
und so ein beständiges Hin und Her zwischen den verschiednen Pro-
duktionsstätten dieser Abtheilung stattfände.
VII. Variables Kapital und Mehrwerth in beiden
Abtheilungen.
Der Gesammtwerth der jährlich producirten Konsumtionsmittel ist
also gleich dem während des Jahrs reproducirten variablen Kapitalwerth
II plus dem neu producirten Mehrwerth II (d. h. gleich dem sub II wäh-
rend des Jahrs producirten Werth) plus dem während des Jahres repro-
ducirten variablen Kapitalwerth I und dem neu producirten Mehrwerth I
(also plus dem sub I während des Jahrs producirten Werth).
Unter Voraussetzung einfacher Reproduktion ist also der Gesammt-
werth der jährlich producirten Konsumtionsmittel gleich dem jährlichen
[422] Werthprodukt, d h. gleich dem ganzen durch die gesellschaftliche Arbeit
während des Jahrs producirten Werth, und muss es sein, da bei einfacher
Reproduktion dieser ganze Werth verzehrt wird.
Der totale gesellschaftliche Arbeitstag zerfällt in zwei Theile: 1) noth-
wendige Arbeit; sie schafft im Lauf des Jahrs einen Werth von 1500v;
2) Mehrarbeit; sie schafft einen zuschüssigen Werth oder Mehrwerth von
1500m. Die Summe dieser Werthe = 3000, ist gleich dem Werth
der jährlich producirten Konsumtionsmittel von 3000. Der Totalwerth
der während des Jahrs producirten Konsumtionsmittel ist also gleich dem
Totalwerth, den der totale gesellschaftliche Arbeitstag während des Jahrs
producirt, gleich dem Werth des gesellschaftlichen variablen Kapitals plus
dem gesellschaftlichen Mehrwerth, gleich dem totalen jährlichen Neu-
produkt.
Aber wir wissen, dass obgleich diese beiden Werthgrößen sich
decken, deswegen keineswegs der Totalwerth der Waaren II, der Kon-
sumtionsmittel, in dieser Abtheilung der gesellschaftlichen Produktion pro-
ducirt worden ist. Sie decken sich, weil der sub II wieder erscheinende
konstante Kapitalwerth gleich ist dem sub I neuproducirten Werth (vari-
ablem Kapitalwerth plus Mehrwerth); daher I (v + m) den Theil des Pro-
dukts von II kaufen kann, der für seine Producenten (in Abtheilung II)
konstanten Kapitalwerth darstellt. Es zeigt sich daher, warum, obgleich
für die Kapitalisten II der Werth ihres Produkts zerfällt in c + v + m,
gesellschaftlich betrachtet der Werth dieses Produkts zerfällbar ist in
v + m. Dies ist nämlich nur der Fall, weil IIc hier gleich I (v + m)
und diese beiden Bestandtheile des gesellschaftlichen Produkts durch ihren
Austausch ihre Naturalformen mit einander austauschen, daher nach diesem
Umsatz IIc wieder in Produktionsmitteln, I (v + m) dagegen in Konsumtions-
mitteln existirt.
Und es ist dieser Umstand, der A. Smith veranlasst hat zu be-
haupten, der Werth des jährlichen Produkts löse sich in v + m auf.
Es gilt dies 1) nur für den aus Konsumtionsmitteln bestehenden Theil
des jährlichen Produkts, und 2) gilt es nicht in dem Sinn, dass dieser
Totalwerth in II producirt wird, und sein Produktenwerth daher gleich
ist dem sub II vorgeschossnen variablen Kapitalwerth plus dem sub II
producirten Mehrwerth. Sondern nur in dem Sinn, dass II (c + v + m) =
II (v + m) + I (v + m) oder weil IIc = I (v + m).
[423]
Es folgt ferner:
Obgleich der gesellschaftliche Arbeitstag (d. h. die während des
ganzen Jahrs von der gesammten Arbeiterklasse verausgabte Arbeit), wie
jeder individuelle Arbeitstag, nur in zwei Theile zerfällt, nämlich in noth-
wendige Arbeit plus Mehrarbeit, obgleich daher der von diesem Arbeits-
tag producirte Werth ebenfalls nur in zwei Theile zerfällt, nämlich in
den variablen Kapitalwerth, d. h. den Werththeil, womit der Arbeiter seine
eignen Reproduktionsmittel kauft, und den Mehrwerth, den der Kapitalist
zu seiner eignen individuellen Konsumtion verausgaben kann, — so wird
dennoch, gesellschaftlich betrachtet, ein Theil des gesellschaftlichen Ar-
beitstages ausschliesslich verausgabt in Produktion von frischem
konstantem Kapital, nämlich von Produkten, die ausschliesslich be-
stimmt sind im Arbeitsprocess als Produktionsmittel, und daher in dem
ihn begleitenden Verwerthungsprocess als konstantes Kapital zu fungiren.
Nach unsrer Voraussetzung stellt sich der ganze gesellschaftliche Arbeits-
tag dar in einem Geldwerth von 3000, wovon nur ⅓ = 1000 in der
Abtheilung II producirt wird, welche Konsumtionsmittel producirt, d. h.
die Waaren, worin sich der gesammte variable Kapitalwerth und der ge-
sammte Mehrwerth der Gesellschaft schliesslich realisirt. Nach dieser
Voraussetzung werden also ⅔ des gesellschaftlichen Arbeitstags in der
Produktion von neuem konstantem Kapital verwandt. Obgleich vom Stand-
punkt der individuellen Kapitalisten und Arbeiter der Abtheilung I diese
⅔ des gesellschaftlichen Arbeitstags bloss zur Produktion von variablem
Kapitalwerth plus Mehrwerth dienen, ganz wie das letzte Drittel des ge-
sellschaftlichen Arbeitstags in Abtheilung II, so produciren dennoch
diese ⅔ des gesellschaftlichen Arbeitstags, gesellschaftlich betrachtet —
und ebenso dem Gebrauchswerth des Produkts nach betrachtet — nur
Ersatz von im Process der produktiven Konsumtion begriffnem oder auf-
gezehrtem konstantem Kapital. Auch individuell betrachtet, produciren
diese ⅔ des Arbeitstags zwar einen Totalwerth, der nur gleich dem va-
riablen Kapitalwerth plus dem Mehrwerth für seinen Producenten, aber
sie produciren keine Gebrauchswerthe solcher Art, dass Arbeitslohn oder
Mehrwerth darin verausgabt werden könnten; ihr Produkt ist ein Pro-
duktionsmittel.
Zunächst ist zu bemerken, dass kein Theil des gesellschaftlichen
Arbeitstags, sei es sub I oder sub II, dazu dient, den Werth des in
[424] diesen zwei grossen Produktionssphären angewandten, in ihnen fungirenden
konstanten Kapitals zu produciren. Sie produciren nur zusätzlichen Werth,
2000 I (v + m) + 1000 II (v + m), zusätzlich zu dem konstanten Ka-
pitalwerth = 4000 Ic + 2000 IIc. Der Neuwerth, der in der Form
von Produktionsmitteln producirt wurde, ist noch nicht konstantes Kapital.
Er hat nur die Bestimmung, künftig als solches zu fungiren.
Das gesammte Produkt von II — die Konsumtionsmittel — ist
seinem Gebrauchswerth nach, konkret, in seiner Naturalform betrachtet,
Produkt des von II geleisteten Drittels des gesellschaftlichen Arbeitstags,
es ist Produkt der Arbeiten in ihrer konkreten Form als Weberarbeit,
Bäckerarbeit u. s. w., die in dieser Abtheilung verwandt worden, dieser
Arbeit, soweit sie als das subjektive Element des Arbeitsprocesses fungirt.
Was dagegen den konstanten Werththeil dieses Produkts II angeht, so
erscheint er nur wieder in einem neuen Gebrauchswerth, in einer neuen
Naturalform, der Form von Konsumtionsmitteln, während er früher in der
Form von Produktionsmitteln bestand. Sein Werth ist durch den Arbeits-
process von seiner alten Naturalform auf seine neue Naturalform über-
tragen worden. Aber der Werth dieser ⅔ des Produktenwerths = 2000
ist nicht in dem diesjährigen Verwerthungsprocess von II producirt
worden.
Ganz wie vom Standpunkt des Arbeitsprocesses betrachtet, das Pro-
dukt II das Resultat neu fungirender lebendiger Arbeit und ihr gegebner,
vorausgesetzter Produktionsmittel ist, in denen sie sich als in ihren gegen-
ständlichen Bedingungen verwirklicht, so ist vom Standpunkt des Ver-
werthungsprocesses der Produktenwerth II = 3000 zusammengesetzt aus
dem, durch das neu zugesetzte ⅓ des gesellschaftlichen Arbeitstags pro-
ducirten Neuwerth (500v + 500m = 1000) und aus einem konstanten
Werth, worin ⅔ eines vergangnen, vor dem hier betrachteten Pro-
duktionsprocess II verflossnen gesellschaftlichen Arbeitstags vergegenständ-
licht sind. Dieser Werththeil des Produkts II stellt sich dar in einem
Theil des Produkts selbst. Es existirt in einem Quantum Konsumtions-
mittel zum Werth von 2000 = ⅔ eines gesellschaftlichen Arbeitstags.
Es ist dies die neue Gebrauchsform, worin er wieder erscheint. Der Aus-
tausch von einem Theil der Konsumtionsmittel = 2000 IIc gegen Pro-
duktionsmittel I = I (1000v + 1000m), ist also in der That Aus-
tausch von ⅔ Gesammtarbeitstag, die keinen Theil der diesjährigen Ar-
[425] beit bilden, sondern vor diesem Jahr verflossen sind, mit ⅔ des dies-
jährigen, in diesem Jahr neu zugesetzten Arbeitstags. ⅔ des gesellschaft-
lichen Arbeitstags dieses Jahrs könnten nicht in der Produktion von kon-
stantem Kapital verwandt werden, und doch zugleich variablen Kapitalwerth
plus Mehrwerth für ihre eignen Producenten bilden, wenn sie sich nicht
mit einem Werththeil der jährlich konsumirten Konsumtionsmittel auszu-
tauschen hätten, worin ⅔ eines vor diesem Jahr, nicht innerhalb des-
selben verausgabten und realisirten Arbeitstags steckten. Es ist Aus-
tausch von ⅔ Arbeitstag dieses Jahrs gegen ⅔ Arbeitstag, die vor
diesem Jahr verausgabt worden, Austausch zwischen diesjähriger und vor-
jähriger Arbeitszeit. Dies also erklärt uns das Räthsel, warum das Werth-
produkt des ganzen gesellschaftlichen Arbeitstags sich auflösen kann in
variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth, obgleich ⅔ dieses Arbeitstags
nicht verausgabt worden in der Produktion von Gegenständen, worin
variables Kapital oder Mehrwerth sich realisiren können, sondern vielmehr
in der Produktion von Produktionsmitteln zum Ersatz des während des
Jahrs verbrauchten Kapitals. Es erklärt sich einfach daraus, dass ⅔
des Produktenwerths II, worin Kapitalisten und Arbeiter I den von ihnen
producirten variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth realisiren (und die \frac{2}{9}
des gesammten jährlichen Produktenwerths ausmachen) dem Werth nach
betrachtet, das Produkt von ⅔ eines vor diesem Jahr vergangnen gesell-
schaftlichen Arbeitstags sind.
Die Summe des gesellschaftlichen Produkts I und II, Produktions-
mittel und Konsumtionsmittel, sind zwar ihrem Gebrauchswerth nach,
konkret, in ihrer Naturalform betrachtet, das Produkt der diesjährigen
Arbeit, aber nur soweit diese Arbeit selbst als nützliche, konkrete Arbeit,
nicht soweit sie als Verausgabung von Arbeitskraft, als werthbildende
Arbeit betrachtet wird. Und auch das erste nur in den Sinn, dass die
Produktionsmittel nur durch die ihnen zugesetzte, mit ihnen hantirende
lebendige Arbeit sich in neues Produkt, in das diesjährige Produkt ver-
wandelt haben. Dagegen hätte sich aber auch umgekehrt die diesjährige
Arbeit ohne von ihr unabhängige Produktionsmittel, ohne Arbeitsmittel
und Produktionsstoffe, nicht in Produkt verwandeln können.
[426]
VIII. Das konstante Kapital in beiden Abtheilungen.
Was den Gesammtproduktenwerth von 9000 angeht, und die Kate-
gorien, worin er zerfällt wird, so bietet dessen Analyse keine größre
Schwierigkeit als die des Produktenwerths eines Einzelkapitals, sie ist
vielmehr identisch damit.
In dem ganzen gesellschaftlichen Jahresprodukt sind hier drei ein-
jährige gesellschaftliche Arbeitstage enthalten. Der Werthausdruck jedes
dieser Arbeitstage ist = 3000; daher der Werthausdruck des Total-
produkts = 3 × 3000 = 9000.
Ferner ist von dieser Arbeitszeit vor dem einjährigen Produktions-
(process, dessen Produkt wir analysiren, vorgegangen: In Abtheilung I \frac{4}{3}
Arbeitstag (Werthprodukt 4000) und in Abtheilung II ⅔ Arbeitstag
Werthprodukt 2000). Zusammen 2 gesellschaftliche Arbeitstage, deren
Werthprodukt = 6000. Daher figuriren 4000 Ic + 2000 IIc =
6000c als der im ganzen Produktenwerth der Gesellschaft wiedererschei-
nende Werth der Produktionsmittel oder konstante Kapitalwerth.
Ferner ist von dem neu zugesetzten gesellschaftlichen Jahresarbeits-
tag in Abtheilung I ⅓ nothwendige Arbeit oder Arbeit die den Werth
des variablen Kapitals 1000 Iv ersetzt, und den Preis der sub I ange-
wandten Arbeit zahlt. Ebenso in II ist ⅙ des gesellschaftlichen Ar-
beitstags nothwendige Arbeit mit einem Werthbetrag von 500. Also
1000 Iv + 500 IIv = 1500v, der Werthausdruck des halben ge-
sellschaftlichen Arbeitstags, ist der Werthausdruck der aus nothwendiger
Arbeit bestehenden ersten Hälfte des in diesem Jahre zugesetzten Ge-
sammtarbeitstags.
Endlich sub I ist ⅓ Gesammtarbeistag, Werthprodukt = 1000,
Mehrarbeit; sub II ist ⅙ Arbeitstag, Werthprodukt = 500, Mehrarbeit;
sie machen zusammen die andre Hälfte des zugesetzten Gesammtarbeits-
tags aus. Daher der producirte Gesammtmehrwerth = 1000 Im +
500 IIm = 1500m.
Also:
Konstanter Kapitaltheil des gesellschaftlichen Produktenwerths (c):
- 2 vor dem Produktionsprocess verausgabte Arbeitstage, Werth-
ausdruck = 6000.
Während des Jahres verausgabte nothwendige Arbeit (v):
[427]
- Ein halber in der Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag,
Werthausdruck = 1500.
Während des Jahres verausgabte Mehrarbeit (m):
- Ein halber in der Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag,
Werthausdruck = 1500
Werthprodukt der Jahresarbeit (v + m) = 3000.
- Gesammt-Produktenwerth (c + v + m) = 9000.
Die Schwierigkeit besteht also nicht in der Analyse des gesellschaft-
lichen Produktenwerths selbst. Sie entspringt bei Vergleichung der
Werthbestandtheile des gesellschaftlichen Produkts mit seinem sach-
lichen Bestandtheilen.
Der konstante, nur wiedererscheinende Werththeil ist gleich dem
Werth des Theils dieses Produkts, der aus Produktionsmitteln besteht,
und ist verkörpert in diesem Theil.
Das neue Werthprodukt des Jahres = v + m ist gleich dem
Werth des Theils dieses Produkts, das aus Konsumtionsmitteln be-
steht, und ist verkörpert in ihm.
Aber, mit hier gleichgültigen Ausnahmen, sind Produktionsmittel
und Konsumtionsmittel total verschiedne Sorten von Waaren, Produkte
von ganz verschiedner Natural- oder Gebrauchsform, also auch Produkte
total verschiedner konkreter Arbeitsarten. Die Arbeit, welche Maschi-
nen zur Produktion von Lebensmitteln anwendet, ist ganz verschieden
von der Arbeit, welche Maschinen macht. Der ganze jährliche Gesammt-
arbeitstag, dessen Werthausdruck = 3000, scheint verausgabt in der
Produktion von Konsumtionsmitteln = 3000, in denen kein konstanter
Werththeil wieder erscheint, da diese 3000 = 1500v + 1500m sich
nur in variablen Kapitalwerth + Mehrwerth auflösen. Andrerseits er-
scheint der konstante Kapitalwerth = 6000 wieder in einer von den
Konsumtionsmitteln ganz verschiednen Produktenart, den Produktions-
mitteln, während doch kein Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags
in der Produktion dieser neuen Produkte verausgabt scheint; dieser
ganze Arbeitstag scheint vielmehr nur aus den Arbeitsweisen zu be-
stehn, die nicht in Produktionsmitteln, sondern in Konsumtionsmitteln
resultiren. Das Geheimniss ist bereits gelöst. Das Werthprodukt der
Jahresarbeit ist gleich dem Produktenwerth der Abtheilung II, dem Total-
werth der neu producirten Konsumtionsmittel. Aber dieser Produkten-
[428] werth ist größer um ⅔ als der innerhalb der Produktion von Konsum-
tionsmitteln (Abtheilung II) verausgabte Theil der Jahresarbeit. Nur ⅓
der Jahresarbeit ist in ihrer Produktion verausgabt. ⅔ dieser Jahres-
arbeit sind in der Produktion von Produktionsmitteln verausgabt, also in
Abtheilung I. Das während dieser Zeit sub I erzeugte Werthprodukt,
gleich dem sub I producirten variablen Kapitalwerth plus Mehrwerth, ist
gleich dem sub II in Konsumtionsmitteln wiedererscheinenden konstanten
Kapitalwerth von II. Sie können sich daher wechselseitig austauschen
und in natura ersetzen. Der Totalwerth der Konsumtionsmittel II ist
daher gleich der Summe des neuen Werthprodukts sub I + II, oder
II (c + v + m) = I (v + m) + II (v + m), also gleich der Summe des von
der Jahresarbeit in Form von v + m producirten Neuwerths.
Andrerseits ist der Totalwerth der Produktionsmittel (I) gleich der Summe
des in der Form von Produktionsmitteln (I) und des in der Form von Kon-
sumtionsmitteln (II) wiedererscheinenden konstanten Kapitalwerths, also gleich
der Summe des im Totalprodukt der Gesellschaft wiedererscheinenden kon-
stanten Kapitalwerths. Dieser Totalwerth ist gleich dem Werthausdruck von
\frac{4}{3} vor dem Produktionsprocess sub I, und ⅔ vor dem Produktionsprocess
sub II vergangnen Arbeitstagen, also zusammen von zwei Gesammtarbeitstagen.
Die Schwierigkeit kommt also bei dem gesellschaftlichen Jahrespro-
dukt daher, dass der konstante Werththeil in einer ganz andren Pro-
duktenart — Produktionsmitteln — sich darstellt, als der diesem
konstanten Werththeil zugesetzte Neuwerth v + m, der sich in Kon-
sumtionsmitteln darstellt. So hat es den Schein, als fänden sich — dem
Werth nach betrachtet — ⅔ der aufgezehrten Produktenmasse in einer
neuen Form wieder, als Neuprodukt, ohne dass irgend eine Arbeit von
der Gesellschaft in ihrer Produktion verausgabt wäre. Dies findet bei
dem Einzelkapital nicht statt. Jeder individuelle Kapitalist wendet eine
bestimmte konkrete Arbeitsart an, welche die ihr eigenthümlichen Pro-
duktionsmittel in ein Produkt verwandelt. Z. B. der Kapitalist sei Ma-
schinenbauer, das während des Jahrs verausgabte konstante Kapital =
6000c, das variable = 1500v, der Mehrwerth = 1500m; das Pro-
dukt = 9000, wir wollen sagen ein Produkt von 18 Maschinen, wovon
jede = 500. Das ganze Produkt besteht hier in derselben Form, der
von Maschinen. (Producirt er mehrere Sorten, so wird jede für sich
berechnet.) Das ganze Waarenprodukt ist Produkt der während des
[429] Jahres im Maschinenbau verausgabten Arbeit, Kombination derselben kon-
kreten Arbeitsart mit denselben Produktionsmitteln. Die verschiednen
Theile des Produktenwerths stellen sich daher in derselben Naturalform
dar: in 12 Maschinen stecken 6000c, in 3 Maschinen 1500v, in 3
Maschinen 1500m. Es ist hier klar, dass der Werth der 12 Maschinen
= 6000c ist, nicht weil in diesen 12 Maschinen bloss vor dem Ma-
schinenbau vergangne und nicht in ihm verausgabte Arbeit verkörpert.
Der Werth der Produktionsmittel für 18 Maschinen hat sich nicht von
selbst in 12 Maschinen verwandelt, aber der Werth dieser 12 Maschinen
(der selbst aus 4000c + 1000v + 1000m besteht) ist gleich dem
Totalwerth des in den 18 Maschinen enthaltnen konstanten Kapitalwerths.
Der Maschinenbauer muss daher von den 18 Maschinen 12 verkaufen,
um sein verausgabtes konstantes Kapital, das er zur Reproduktion von 18
neuen Maschinen nöthig hat, zu ersetzen. Dagegen wäre die Sache un-
erklärlich, wenn, obgleich die angewandte Arbeit bloss aus Maschinenbau
besteht, als ihr Resultat sich ergäben: einerseits 6 Maschinen = 1500v
+ 1500m, andrerseits Eisen, Kupfer, Schrauben, Riemen etc. zum Werth-
betrag von 6000c, d. h. die Produktionsmittel der Maschinen in ihrer
Naturalform, die der einzelne, Maschinen bauende Kapitalist bekanntlich
nicht selbst producirt, sondern sich durch den Cirkulationsprocess ersetzen
muss. Und dennoch scheint, auf den ersten Blick, sich die Reproduk-
tion des gesellschaftlichen Jahresprodukts in so widersinniger Weise zu
vollziehn.
Das Produkt des individuellen Kapitals, d. h. jedes selbständig fun-
girenden, mit eignem Leben begabten Bruchstücks des gesellschaftlichen
Kapitals, hat irgend eine beliebige Naturalform. Die einzige Bedingung
ist, dass es wirklich eine Gebrauchsform hat, einen Gebrauchswerth, der
es zu einem cirkulationsfähigen Glied der Waarenwelt stempelt. Es ist
ganz gleichgültig und zufällig, ob es als Produktionsmittel wieder in
denselben Produktionsprocess eingehn kann, aus dem es als Produkt her-
auskommt, also ob der Theil seines Produktenwerths, worin sich der kon-
stante Kapitaltheil darstellt, eine Naturalform besitzt, worin er thatsäch-
lich wieder als konstantes Kapital fungiren kann. Wenn nicht, wird
dieser Theil des Produktenwerths durch Verkauf und Einkauf wieder in
die Form seiner sachlichen Produktionselemente verwandelt, und dadurch
das konstante Kapital in seiner funktionsfähigen Naturalform reproducirt.
[430]
Anders verhält es sich mit dem Produkt des gesellschaftlichen Ge-
sammtkapitals. Alle sachlichen Elemente der Reproduktion müssen in ihrer
Naturalform Theile dieses Produkts selbst bilden. Der aufgezehrte kon-
stante Kapitaltheil kann durch die Gesammtproduktion nur ersetzt werden
soweit im Produkt der gesammte wiedererscheinende konstante Kapitaltheil
in der Naturalform neuer Produktionsmittel wieder erscheint, die wirklich
als konstantes Kapital fungiren können. Einfache Reproduktion voraus-
gesetzt, muss daher der Werth des Theils des Produkts, der aus Pro-
duktionsmitteln besteht, gleich dem konstanten Werththeil des gesellschaft-
lichen Kapitals sein.
Ferner: Individuell betrachtet, producirt der Kapitalist in seinem
Produktenwerth durch die neu zugesetzte Arbeit nur sein variables Ka-
pital plus Mehrwerth, während der konstante Werththeil durch den kon-
kreten Charakter der neu zugesetzten Arbeit auf das Produkt über-
tragen ist.
Gesellschaftlich betrachtet, producirt der Theil des gesellschaftlichen
Arbeitstags, der Produktionsmittel producirt, ihnen daher sowohl Neuwerth
zusetzt als den Werth der in ihrer Produktion verzehrten Produktions-
mittel auf sie überträgt, nichts als neues konstantes Kapital, be-
stimmt, das in der Form der alten Produktionsmittel aufgezehrte zu er-
setzen, sowohl das sub I wie sub II konsumirte konstante Kapital. Er
producirt nur Produkt, bestimmt der produktiven Konsumtion anheimzu-
fallen. Der ganze Werth dieses Produkts ist also nur Werth, der als
konstantes Kapital von neuem fungiren, der nur konstantes Kapital in
seiner Naturalform zurückkaufen kann, der sich daher, gesellschaftlich be-
trachtet, weder in variables Kapital noch in Mehrwerth auflöst. — Andrer-
seits producirt der Theil des gesellschaftlichen Arbeitstags, der Kon-
sumtionsmittel producirt, keinen Theil des gesellschaftlichen Ersatzkapitals.
Er producirt nur Produkte, die in ihrer Naturalform bestimmt sind den
Werth des variablen Kapitals und den Mehrwerth sub I und II zu re-
alisiren.
Wenn man von gesellschaftlicher Betrachtungsweise spricht, also
das gesellschaftliche Gesammtprodukt betrachtet, welches sowohl die Re-
produktion des gesellschaftlichen Kapitals wie die individuelle Konsumtion
einschliesst, so muss man nicht in die von Proudhon der bürgerlichen
Oekonomie nachgemachte Manier verfallen und die Sache so betrachten,
[431] als wenn eine Gesellschaft kapitalistischer Produktionsweise, en bloc, als
Totalität betrachtet, diesen ihren specifischen, historisch ökonomischen
Charakter verlöre. Umgekehrt. Man hat es dann mit dem Gesammtka-
pitalisten zu thun. Das Gesammtkapital erscheint als das Aktienkapital
aller einzelnen Kapitalisten zusammen. Diese Aktiengesellschaft hat
das mit vielen andern Aktiengesellschaften gemein, dass jeder weiss was
er hineinsetzt, aber nicht was er herauszieht.
IX. Rückblick auf A. Smith, Storch und Ramsay.
Der Gesammtwerth des gesellschaftlichen Produkts beträgt 9000
= 6000c + 1500v + 1500m, mit andren Worten: 6000 reprodu-
ciren den Werth der Produktionsmittel und 3000 den Werth der Kon-
sumtionsmittel. Der Werth der gesellschaftlichen Revenue (v + m) be-
trägt also nur ⅓ des Gesammtproduktenwerths, und nur zum Werthbe-
trag dieses Drittels kann die Gesammtheit der Konsumenten, Arbeiter
wie Kapitalisten, Waaren, Produkte, dem gesellschaftlichen Gesammtpro-
dukt entziehn und ihrem Konsumtionsfonds einverleiben. Dagegen sind
6000 = ⅔ des Produktenwerths Werth des konstanten Kapitals, das
in natura ersetzt werden muss. Produktionsmittel zu diesem Betrag
müssen also dem Produktionsfonds wieder einverleibt werden. Dies ist es
was Storch als nothwendig einsieht, ohne es beweisen zu können: II est
clair que la valeur du produit annuel se distribue partie en capitaux et
partie en profits, et que chacune de ces parties de la valeur du produit
annuel va régulièrement acheter les produits dont la nation a besoin, tant
pour entretenir son capital que pour remplacer son fonds consommable . . . .
les produits qui constituent le capital d’une nation, ne sont point
consommables. (Storch, Considérations sur la nature du revenu na-
tional. Paris 1824, p. 150.)
A. Smith jedoch hat dieses fabelhafte Dogma aufgestellt, das ihm bis
heute geglaubt wird, nicht nur in der bereits erwähnten Form, wonach
der gesammte gesellschaftliche Produktenwerth sich in Revenue auflöst,
in Arbeitslohn plus Mehrwerth, oder wie er es ausdrückt, in Arbeitslohn
plus Profit (Zins) plus Grundrente. Sondern auch in der noch popu-
läreren Form, dass die Konsumenten in letzter Instanz (ultimately) den
[432]ganzen Produktenwerth den Producenten zahlen müssen. Dies ist
bis heute einer der bestbeglaubigten Gemeinplätze oder vielmehr ewigen
Wahrheiten der sogenannten Wissenschaft der politischen Oekonomie. Dies
wird in folgender plausiblen Weise veranschaulicht. Nimm irgend einen
Artikel z. B. leinene Hemden. Erst hat der Spinner von Leinengarn
dem Flachsbauer den ganzen Werth des Flachses zu zahlen, also Flachs-
samen, Düngmittel, Arbeitsviehfutter etc., nebst dem Werththeil, den das
fixe Kapital des Flachsbauers, wie Baulichkeiten, Ackergeräthe u. s. w.
an dies Produkt abgibt; den in der Produktion des Flachses gezahlten
Arbeitslohn; den Mehrwerth (Profit, Grundrente) der im Flachs steckt;
endlich die Frachtkosten des Flachses von seiner Produktionsstätte zur
Spinnerei. Dann hat der Weber dem Spinner des Leinengarns nicht nur
diesen Preis des Flachses zurückzuerstatten, sondern auch den Werththeil
der Maschinerie, Baulichkeiten etc., kurz des fixen Kapitals, der auf den
Flachs übertragen wird, ferner alle während des Spinnprocesses verzehrten
Hülfsstoffe, Arbeitslohn der Spinner, Mehrwerth etc., und so geht’s weiter
mit dem Bleicher, den Transportkosten der fertigen Leinwand, endlich
dem Hemdenfabrikanten, der den ganzen Preis aller frühern Producenten
bezahlt hat, die ihm nur sein Rohmaterial geliefert haben. In seiner Hand
findet nun fernerer Werthzusatz statt, durch Werth theils des konstanten
Kapitals, das in der Form von Arbeitsmitteln, Hülfsstoffen etc. in der
Hemdenfabrikation verzehrt wird, theils durch die darin verausgabte Arbeit,
die den Werth des Arbeitslohns der Hemdenmacher plus dem Mehrwerth
des Hemdenfabrikanten zusetzt. Dies ganze Hemdenprodukt koste nun
schliesslich 100 £, und dies sei der Antheil am ganzen jährlichen Pro-
duktenwerth, den die Gesellschaft in Hemden verausgabt. Die Kon-
sumenten der Hemden zahlen die 100 £, also den Werth aller in den
Hemden enthaltnen Produktionsmittel wie den Arbeitslohn plus Mehrwerth
des Flachsbauers, Spinners, Webers, Bleichers, Hemdenfabrikanten, sowie
sämmtlicher Transporteure. Dies ist vollständig richtig. Es ist in der
That das, was jedes Kind sieht. Aber dann heisst es weiter: So verhält
es sich mit dem Werth aller andern Waaren. Es sollte heissen; So ver-
hält es sich mit dem Werth aller Konsumtionsmittel, mit dem
Werth des gesellschaftlichen Produktentheils, der in den Konsumtionsfonds
eingeht, also mit dem Theil des gesellschaftlichen Produktenwerths, der
als Revenue verausgabt werden kann. Die Werthsumme aller dieser
[433] Waaren ist allerdings gleich dem Werth aller in ihnen aufgezehrten Pro-
duktionsmittel (konstanten Kapitaltheile) plus dem Werth, den die letzt
zugefügte Arbeit geschaffen hat (Arbeitslohn plus Mehrwerth). Die Ge-
sammtheit der Konsumenten kann also diese ganze Werthsumme zahlen,
weil zwar der Werth jeder einzelnen Waare aus c + v + m besteht,
aber die Werthsumme aller in den Konsumtionsfonds eingehenden Waaren
zusammengenommen, dem Maximum nach, nur gleich sein kann dem Theil
des gesellschaftlichen Produktenwerths, der sich in v + m auflöst, d. h.
gleich dem Werth, den die während des Jahrs verausgabte Arbeit den
vorgefundnen Produktionsmitteln — dem konstanten Kapitalwerth — zu-
gesetzt hat. Was aber den konstanten Kapitalwerth angeht, so haben
wir gesehn, dass er aus der gesellschaftlichen Produktenmasse auf doppelte
Weise ersetzt wird. Erstens durch Austausch der Kapitalisten II, die
Konsumtionsmittel produciren, mit den Kapitalisten I, welche die Pro-
duktionsmittel dafür produciren. Und hier ist die Quelle der Phrase, dass
was für den Einen Kapital, für den Andern Revenue ist. Aber so verhält
sich die Sache nicht. Die 2000 IIc, die in Konsumtionsmitteln zum
Werth von 2000 existiren, bilden für die Kapitalistenklasse II konstanten
Kapitalwerth. Sie können ihn also nicht selbst konsumiren, obgleich das
Produkt nach seiner Naturalform konsumirt werden muss. Andrerseits sind
2000 I (v + m) der von der Kapitalisten- und Arbeiterklasse I producirte
Arbeitslohn plus Mehrwerth. Sie existiren in der Naturalform von Pro-
duktionsmitteln, von Dingen, in denen ihr eigner Werth nicht konsumirt
werden kann. Wir haben hier also eine Werthsumme von 4000, von
denen vor wie nach dem Austausch die Hälfte nur konstantes Kapital
ersetzt und die Hälfte nur Revenue bildet. — Zweitens aber wird das
konstante Kapital der Abtheilung I in natura ersetzt, theils durch Aus-
tausch unter den Kapitalisten I, theils durch Ersatz in natura in jedem
einzelnen Geschäft.
Die Phrase, dass der ganze jährliche Produktenwerth schliesslich
von den Konsumenten bezahlt werden muss, wäre nur dann richtig, wenn
man unter Konsumenten zwei gauz verschiedne Sorten einbegriffe, indi-
viduelle Konsumenten und produktive Konsumenten. Aber dass ein Theil
des Produkts produktiv konsumirt werden muss, heisst ja weiter nichts
als dass er als Kapital fun giren muss und nicht als Revenue
verzehrt werden kann.
Marx, Kapital II. 28
[434]
Wenn wir den Werth des Gesammtprodukts = 9000 eintheilen in
6000c + 1500v + 1500m, und die 3000 (v + m) nur in ihrer Eigen-
schaft als Revenue betrachten, so scheint umgekehrt das variable Kapital
zu verschwinden und das Kapital, gesellschaftlich betrachtet, nur aus
konstantem Kapital zu bestehn. Denn was ursprünglich als 1500v er-
schien, hat sich in einen Theil der gesellschaftlichen Revenue, in Arbeits-
lohn, Revenue der Arbeiterklasse, aufgelöst, und sein Kapitalcharakter ist
damit verschwunden. In der That wird diese Folgerung von Ramsay ge-
zogen. Nach ihm besteht, gesellschaftlich betrachtet, das Kapital nur
aus fixem Kapital, aber unter fixem Kapital versteht er konstantes Kapi-
tal, die in Produktionsmitteln bestehende Werthmasse, seien diese Pro-
duktionsmittel nun Arbeitsmittel oder Arbeitsmaterial, wie Rohstoff, Halb-
fabrikat, Hülfsstoff etc. Er nennt das variable Kapital cirkulirendes:
Circulating capital consists only of subsistence and other necessaries ad-
vanced to the workmen previous to the completion of the produce of
their labour. . . . . Fixed capital alone, not circulating, is properly
speaking a source of national wealth . . . . Circulating capital is not
an immediate agent in production, nor essential to it at all, but merely
a convenience rendered necessary by the deplorable poverty of the mass of
the people . . . . Fixed capital alone constitutes an element of cost of
production in a national point of view. (Ramsay, l. c., p. 23—26
passim.) Ramsay erklärt fixes Kapital, worunter er konstantes versteht,
näher wie folgt: The length of time during which any portion of the
product of that labour (nämlich labour bestowed on any commodity) has
existed as fixed capital, i. e. in a form in which, though assisting to
raise the future commodity, it does not maintain labourers (p. 59).
Hier sieht man wieder das Unheil, das A. Smith angerichtet, indem
der Unterschied von konstantem und variablem Kapital bei ihm ertränkt
ist in dem Unterschied von fixem und cirkulirendem Kapital. Das kon-
stante Kapital Ramsay’s besteht aus Arbeitsmitteln, sein cirkulirendes aus
Lebensmitteln; beide sind Waaren von gegebnem Werth; die einen können
so wenig einen Mehrwerth produciren wie die andern.
[435]
X. Kapital und Revenue: Variables Kapital und
Arbeitslohn.49)
Die ganze jährliche Reproduktion, das ganze Produkt dieses Jahrs
ist Produkt der diesjährigen nützlichen Arbeit. Aber der Werth dieses
Gesammtprodukts ist größer als der Werththeil desselben, worin sich die
Jahresarbeit, als während dieses Jahres verausgabte Arbeitskraft, ver-
körpert. Das Werthprodukt dieses Jahrs, der während desselben in
Waarenform neu geschaffne Werth, ist kleiner als der Produktenwerth,
der Gesammtwerth der während des ganzen Jahres hergestellten Waaren-
masse. Die Differenz, die wir erhalten, wenn wir vom Gesammtwerth
des jährlichen Produkts den Werth abziehn, der ihm durch die laufende
Jahresarbeit zugesetzt wurde, ist nicht wirklich reproducirter Werth,
sondern nur in neuer Daseinsform wiedererscheinender Werth; Werth, auf
das Jahresprodukt übertragen von vor ihm existirendem Werth, der je
nach der Dauer der konstanten Kapitalbestandtheile, die im diesjährigen
gesellschaftlichen Arbeitsprocess mitgewirkt, von früherm oder späterm
Datum sein kann, der von dem Werth eines Produktionsmittels herrühren
kann, welches im vorigen Jahr oder in einer Reihe früherer Jahre zur
Welt kam. Es ist unter allen Umständen Werth, übertragen von vor-
jährigen Produktionsmitteln auf das Produkt des laufenden Jahrs.
Nehmen wir unser Schema, so haben wir nach Umsatz der bisher
betrachteten Elemente zwischen I und II und innerhalb II:
I) 4000c + 1000v + 1000m (letztre 2000 realisirt in Kon-
sumtionsmitteln IIc) = 6000.
II) 2000c (reproducirt durch Umsatz mit I (v + m)) + 500v +
500m = 3000.
Werthsumme = 9000.
Während des Jahrs neu producirter Werth steckt nur in den v und
m. Die Summe des Werthprodukts dieses Jahrs ist also gleich der
Summe der v + m, = 2000 I (v + m) + 1000 II (v + m) = 3000.
Alle übrigen Werththeile des Produktenwerths dieses Jahres sind nur
übertragner Werth, vom Werth früherer, in der jährlichen Produktion
verzehrter Produktionsmittel. Ausser dem Werth von 3000 hat die lau-
28*
[436] fende Jahresarbeit nichts an Werth producirt; es ist ihr ganzes jährliches
Werthprodukt.
Nun aber ersetzen, wie wir sahn, die 2000 I (v + m) der Klasse II
ihre 2000 IIc in Naturalform von Produktionsmitteln. Zwei Drittel der
Jahresarbeit, verausgabt in Kategorie I, haben also neu producirt das
konstante Kapital II, sowohl seinen ganzen Werth wie seine Naturalform.
Gesellschaftlich betrachtet haben also zwei Drittel der während des Jahrs
verausgabten Arbeit neuen konstanten Kapitalwerth geschaffen, realisirt
in der der Abtheilung II angemessnen Naturalform. Der größre Theil
der gesellschaftlichen Jahresarbeit ist also verausgabt worden in Produk-
tion von neuem konstantem Kapital (in Produktionsmitteln existirendem
Kapitalwerth) zum Ersatz des in der Produktion von Konsumtionsmitteln
verausgabten konstanten Kapitalwerths. Was hier die kapitalistische Ge-
sellschaft vom Wilden unterscheidet ist nicht, wie Senior50) meint, dass
es das Privilegium und die Eigenheit des Wilden sei, seine Arbeit zu
verausgaben in gewisser Zeit, die ihm keine in Revenue, d. h. in Kon-
sumtionsmittel auflösbare (umsetzbare) Früchte verschafft, sondern der
Unterschied besteht darin:
a) Die kapitalistische Gesellschaft verwendet mehr ihrer disponiblen
Jahresarbeit in Produktion von Produktionsmitteln (ergo von konstantem
Kapital), die weder unter der Form von Arbeitslohn noch von Mehrwerth
in Revenue auflösbar sind, sondern nur als Kapital fungiren können.
b) Wenn der Wilde Bogen, Pfeile, Steinhämmer, Aexte, Körbe etc.
macht, so weiss er ganz genau, dass er die so verwandte Zeit nicht auf
Herstellung von Konsumtionsmitteln verwendet hat, dass er also seinen
Bedarf an Produktionsmitteln gedeckt hat und weiter nichts. Ausserdem
begeht der Wilde eine schwere ökonomische Sünde durch seine völlige
Gleichgültigkeit gegen Zeitaufwand, und verwendet z. B. manchmal, wie
Tyler erzählt, einen ganzen Monat zur Verfertigung eines Pfeils.51)
[437]
Die laufende Vorstellung, wodurch ein Theil der politischen Oeko-
nomen sich die theoretische Schwierigkeit, d. h. das Verständniss des
realen Zusammenhangs, vom Hals zu schaffen sucht, — dass, was für
den Einen Kapital, für den Andren Revenue ist, und umgekehrt, — ist
theilweise richtig, und wird ganz falsch (enthält also ein völliges Miss-
verständniss des ganzen Umsetzungsprocesses, der mit der jährlichen Re-
produktion vorgeht, also auch ein Missverständniss über die thatsächliche
Grundlage des theilweis Richtigen), sobald sie allgemein aufgestellt wird.
Wir stellen jetzt die thatsächlichen Verhältnisse zusammen, worauf
die theilweise Richtigkeit dieser Vorstellung beruht, wobei sich zugleich
die falsche Auffassung dieser Verhältnisse zeigen wird.
1) Das variable Kapital fungirt als Kapital in der Hand des Kapi-
talisten und fungirt als Revenue in der Hand des Lohnarbeiters.
Das variable Kapital existirt zunächst in der Hand des Kapitalisten
als Geldkapital; es fungirt als Geldkapital, indem er damit Arbeits-
kraft kauft. So lange es in seiner Hand in Geldform verharrt, ist es
nichts als in Geldform existirender gegebner Werth, also eine konstante
und keine variable Größe. Es ist nur potentiell variables Kapital —
eben durch seine Umsatzfähigkeit in Arbeitskraft. Wirkliches variables
Kapital wird es nur nach Abstreifung seiner Geldform, nachdem es in
Arbeitskraft umgesetzt worden und diese als Bestandtheil des produktiven
Kapitals im kapitalistischen Process fungirt.
Das Geld, das zuerst als Geldform des variablen Kapitals für den
Kapitalisten fungirte, fungirt nun in der Hand des Arbeiters als Geld-
form seines Arbeitslohns, den er in Lebensmittel umsetzt; also als Geld-
form der Revenue, die er aus dem stets wiederholten Verkauf seiner
Arbeitskraft bezieht.
Hier haben wir nur die einfache Thatsache, dass das Geld des
Käufers, hier des Kapitalisten, aus seiner Hand in die Hand des Ver-
käufers, hier des Verkäufers der Arbeitskraft, des Arbeiters, geht. Es ist
nicht das variable Kapital, das doppelt fungirt, als Kapital für den
Kapitalisten und als Revenue für den Arbeiter, sondern es ist dasselbe
Geld, das erst in der Hand des Kapitalisten als Geldform seines variablen
Kapitals, daher als potentielles variables Kapital existirt, und das, sobald
der Kapitalist es umgesetzt in Arbeitskraft, in der Hand des Arbeiters
als Aequivalent für verkaufte Arbeitskraft dient. Dass aber dasselbe Geld
[438] in der Hand des Verkäufers einer andren Nutzanwendung dient als in
der Hand des Käufers, ist allem Kauf und Verkauf von Waaren ange-
höriges Phänomen,
Apologetische Oekonomen stellen die Sache falsch dar, wie sich am
besten zeigt wenn wir nur den Cirkulationsakt G — A (= G — W),
Umsatz von Geld in Arbeitskraft auf Seite des kapitalistischen Käufers,
A — G (= W — G), Umsatz der Waare Arbeitskraft in Geld auf
Seite des Verkäufers, des Arbeiters, ausschliesslich im Auge halten, ohne
uns vorläufig um das weiter Folgende zu bekümmern. Sie sagen: das-
selbe Geld realisirt hier zwei Kapitale; der Käufer — Kapitalist — setzt
sein Geldkapital in lebendige Arbeitskraft um, die er seinem produktiven
Kapital einverleibt; andrerseits der Verkäufer — Arbeiter — setzt seine
Waare — die Arbeitskraft — in Geld um, das er als Revenue veraus-
gabt, wodurch er eben befähigt wird, seine Arbeitskraft stets von neuem
wieder zu verkaufen und so zu erhalten; seine Arbeitskraft ist also selbst
sein Kapital in Waarenform, woraus ihm beständig seine Revenue quillt.
In der That ist die Arbeitskraft sein Vermögen (stets sich erneuerndes,
reproduktives), nicht sein Kapital. Sie ist die einzige Waare, die er be-
ständig verkaufen kann und muss, um zu leben, und die als Kapital
(variables) nur erst in der Hand des Käufers, des Kapitalisten, wirkt.
Dass ein Mann beständig gezwungen ist, stets wieder von neuem seine
Arbeitskraft, d. h. sich selbst, an eine dritte Person zu verkaufen, be-
weist nach jenen Oekonomen, dass er ein Kapitalist ist, weil er beständig
„Waare“ (sich selbst) zu verkaufen hat. In diesem Sinn wird auch der
Sklave Kapitalist, obgleich er von einer dritten Person ein für allemal
als Waare verkauft wird; denn die Natur dieser Waare — des Arbeits-
sklaven — bringt es mit sich, dass ihr Käufer sie nicht nur jeden Tag
von neuem arbeiten lässt, sondern ihr auch die Lebensmittel gibt, vermöge
deren sie stets von neuem wieder arbeiten kann. — (Vergleiche hierüber
Sismondi und Say in den Briefen an Malthus.)
2) In dem Umsatz von 1000 Iv + 1000 Im gegen 2000 IIc
wird also das, was konstantes Kapital für die Einen (2000 IIc), variables
Kapital und Mehrwerth, also überhaupt Revenue, für die Andren; und
das was variables Kapital und Mehrwerth (2000 I (v + m)) also über-
haupt Revenue für die Einen, wird konstantes Kapital für die Andren.
[439]
Betrachten wir zunächst den Umsatz von Iv gegen IIc, und zwar
zuerst vom Standpunkt des Arbeiters.
Der Gesammtarbeiter von I hat seine Arbeitskraft verkauft an den
Gesammtkapitalisten von I für 1000; er erhält diesen Werth in Geld
ausgezahlt in der Form des Arbeitslohns. Mit diesem Geld kauft er von
II Konsumtionsmittel zum selben Werthbetrag. Der Kapitalist II steht
ihm nur als Waarenverkäufer und als nichts andres gegenüber, auch wenn
der Arbeiter von seinem eignen Kapitalisten kauft, wie z. B. oben (S. 400)
im Umsatz der 500 IIv. Die Cirkulationsform, die seine Waare, die
Arbeitskraft, durchmacht, ist die der einfachen, auf blosse Befriedigung
von Bedürfnissen, auf Konsumtion gerichtete Waarencirkulation W (Ar-
beitskraft) — G — W (Konsumtionsmittel, Waare II). Resultat dieses
Cirkulationsvorgangs ist: dass der Arbeiter sich als Arbeitskraft für den
Kapitalisten I erhalten hat, und um sich weiter als solche zu erhalten,
muss er stets von neuem den Process A (W) — G — W wiederholen.
Sein Arbeitslohn realisirt sich in Konsumtionsmitteln, er wird als Revenue
verausgabt und, die Arbeiterklasse im ganzen genommen, wieder beständig
als Revenue verausgabt.
Betrachten wir nun denselben Umsatz Iv gegen IIc vom Standpunkt
des Kapitalisten. Das ganze Waarenprodukt von II besteht aus Kon-
sumtionsmitteln; also aus Dingen, bestimmt in die jährliche Konsumtion
einzugehn, also zur Realisirung von Revenue zu dienen für irgend Jemand,
im hier betrachteten Fall für den Gesammtarbeiter I. Für den Gesammt-
kapitalisten II aber ist ein Theil seines Waarenprodukts, = 2000, jetzt
die in Waare verwandelte Form des konstanten Kapitalwerths seines pro-
duktiven Kapitals, welches aus dieser Waarenform wieder rückverwandelt
werden muss in die Naturalform, worin es von neuem als konstanter
Theil des produktiven Kapitals wirken kann. Was Kapitalist II bis jetzt
erreicht hat ist, dass er die Hälfte (= 1000) seines in Waarenform
(Konsumtionsmitteln) reproducirten konstanten Kapitalwerths durch den
Verkauf an den Arbeiter I in Geldform rückverwandelt hat. Es ist also
auch nicht das variable Kapital Iv das sich umgesetzt hat in diese erste
Hälfte des konstanten Kapitalwerths IIc, sondern das Geld, das für I
als Geldkapital fungirte im Umsatz gegen Arbeitskraft, war so in den
Besitz des Verkäufers der Arbeitskraft gekommen, für den es kein Kapital,
sondern Revenue in Geldform darstellt, d. h. verausgabt wird als Kauf-
[440] mittel von Konsumtionsmitteln. Das Geld = 1000, das den Kapitalisten
II von den Arbeitern I zugeflossen, kann andrerseits nicht als konstantes
Element des produktiven Kapitals II fungiren. Es ist nur noch die Geld-
form seines Waarenkapitals, noch umzusetzen in fixe oder cirkulirende Be-
standtheile von konstantem Kapital. II kauft also mit dem von den Ar-
beitern I, den Käufern seiner Waare, gelösten Geld für 1000 Produktions-
mittel von I. Damit ist der konstante Kapitalwerth II zur Hälfte des
Gesammtbetrags erneuert in der Naturalform, worin es wieder als Element
des produktiven Kapitals II fungiren kann. Die Cirkulationsform war
dabei W — G — W: Konsumtionsmittel zum Werth von 1000 —
Geld = 1000 — Produktionsmittel zum Werth von 1000.
Aber W — G — W ist hier Kapitalbewegung. W, verkauft an
die Arbeiter, verwandelt sich in G, und dies G wird umgesetzt in Pro-
duktionsmittel; es ist Rückverwandlung aus Waare in die stofflichen Bil-
dungselemente dieser Waare. Andrerseits, wie Kapitalist II gegen I nur
als Waarenkäufer, fungirt Kapitalist I gegen II hier nur als Waarenver-
käufer. I hat ursprünglich mit 1000 Geld, bestimmt als variables Ka-
pital zu fungiren, Arbeitskraft zum Werth von 1000 gekauft; er hat also
ein Aequivalent für seine in Geldform weggegebnen 1000v erhalten; das
Geld gehört jetzt dem Arbeiter, der es verausgabt in Käufen von II; I
kann dies Geld, das so in dieKasse von II geflossen, nur rückerhalten indem
er es durch Verkauf von Waaren zum selben Werthbetrag wieder herausfischt.
Erst hatte I eine bestimmte Geldsumme = 1000, bestimmt als va-
riabler Kapitaltheil zu fungiren; sie fungirt als solcher durch ihren Um-
satz in Arbeitskraft zum selben Werthbetrag. Der Arbeiter hat ihm aber
als Resultat des Produktionsprocesses geliefert eine Waarenmasse (Pro-
duktionsmittel) zum Werth von 6000, wovon ⅙ oder 1000 ihrem Werth
nach ein Aequivalent des in Geld vorgeschossnen variablen Kapitaltheils.
So wenig wie früher in seiner Geldform, fungirt der variable Kapitalwerth
jetzt in seiner Waarenform als variables Kapital; dies kann er nur nach
erfolgtem Umsatz in lebendige Arbeitskraft, und nur solange diese im Pro-
duktionsprocess fungirt. Als Geld war der variable Kapitalwerth nur po-
tentielles variables Kapital. Aber er befand sich in einer Form, worin
er direkt in Arbeitskraft umsetzbar. Als Waare ist dieser selbe variable
Kapitalwerth nur noch potentieller Geldwerth; er wird erst wieder in der
ursprünglichen Geldform hergestellt durch den Verkauf der Waare, hier
[441] also dadurch, dass II für 1000 Waare kauft von I. Die Cirkulations-
bewegung ist hier: 1000v (Geld) — Arbeitskraft zum Werth von 1000
— 1000 in Waare (Aequivalent des variablen Kapitals) — 1000v
(Geld); also: G — W . . . . W — G (= G — A . . . . W — G).
Der zwischen W . . . . W falllende Produktionsprocess selbst gehört der
Cirkulationssphäre nicht an; er erscheint nicht im Umsatz der verschiednen
Elemente der jährlichen Reproduktion gegen einander, obgleich dieser Um-
satz die Reproduktion aller Elemente des produktiven Kapitals einschliesst,
sowohl seiner konstanten wie des variablen Elements, der Arbeitskraft.
Alle Träger dieses Umsatzes erscheinen nur als Käufer oder Verkäufer, oder
als beides; die Arbeiter erscheinen darin nur als Waarenkäufer; die Ka-
pitalisten abwechselnd als Käufer und Verkäufer; und innerhalb bestimmter
Grenzen nur als einseitig Waarenkäufer oder als einseitig Waaren-
verkäufer.
Resultat: Dass I den variablen Werththeil seines Kapitals wieder
in der Geldform besitzt, woraus allein er direkt in Arbeitskraft umsetzbar
ist, d. h. ihn wieder besitzt in der einzigen Form, worin er wirklich als
variables Element seines produktiven Kapitals vorgeschossen werden kann.
Andrerseits, um wieder als Waarenkäufer auftreten zu können, muss der
Arbeiter jetzt vorher wieder als Waarenverkäufer, als Verkäufer seiner
Arbeitskraft auftreten.
Mit Bezug auf das variable Kapital der Kategorie II (500 IIv)
tritt der Cirkulationsprocess zwischen Kapitalisten und Arbeitern derselben
Produktionsklasse in unvermittelter Form auf, sofern wir ihn betrachten
als vorgehend zwischen dem Gesammtkapitalisten II und dem Gesammt-
arbeiter II.
Der Gesammtkapitalist II schiesst 500v vor im Ankauf von Arbeits-
kraft zum selben Werthbetrag; der Gesammtkapitalist ist hier Käufer, der
Gesammtarbeiter Verkäufer. Dann tritt der Arbeiter mit dem für seine
Arbeitskraft gelösten Geld als Käufer eines Theils der von ihm selbst pro-
ducirten Waaren auf. Hier ist der Kapitalist also Verkäufer. Der Ar-
beiter hat dem Kapitalisten das ihm im Ankauf seiner Arbeitskraft ge-
zahlte Geld ersetzt durch einen Theil des producirten Waarenkapitals II,
nämlich 500v in Waare; der Kapitalist besitzt jetzt in Waarenform das-
selbe v, das er vor dem Umsatz in Arbeitskraft in Geldform besass;
der Arbeiter andrerseits hat den Werth seiner Arbeitskraft in Geld reali-
[442] sirt, und realisirt dies Geld jetzt wieder, indem er es zur Bestreitung
seiner Konsumtion als Revenue verausgabt in Ankauf eines Theils der von
ihm selbst producirten Konsumtionsmittel. Es ist dies Austausch der
Revenue des Arbeiters in Geld gegen den von ihm selbst in Waarenform
reproducirten Waarenbestandtheil 500v des Kapitalisten. So kehrt dies
Geld zum Kapitalisten II als Geldform seines variablen Kapitals zurück.
Aequivalenter Revenuewerth in Geldform ersetzt hier variablen Kapital-
werth in Waarenform.
Der Kapitalist bereichert sich nicht dadurch, dass er das Geld, das
er dem Arbeiter bei Ankauf der Arbeitskraft zahlt, ihm wieder entzieht
durch Verkauf einer äquivalenten Waarenmasse an den Arbeiter. Er
würde den Arbeiter in der That zweimal zahlen, wenn er ihm erst 500
zahlte im Ankauf seiner Arbeitskraft, und ihm ausserdem noch die Waaren-
masse im Werth von 500 umsonst gäbe, die er den Arbeiter hat produ-
ciren lassen. Umgekehrt, producirte ihm der Arbeiter weiter nichts als
ein Aequivalent in Waare von 500 für den Preis seiner Arbeitskraft von
500, so wäre der Kapitalist nach der Operation gerade auf demselben
Punkt wie vor derselben. Aber der Arbeiter hat ein Produkt von 3000
reproducirt; er hat den konstanten Werththeil des Produkts, d. h. den
Werth der darin verbrauchten Produktionsmittel = 2000 erhalten durch
ihre Verwandlung in neues Produkt; er hat diesem gegebnen Werth
ausserdem einen Werth von 1000 (v + m) zugefügt. (Die Vorstellung,
als wenn der Kapitalist sich bereichre in dem Sinn, dass er Mehrwerth
gewinne durch den Rückfluss der 500 in Geld, entwickelt Destutt de Tracy,
worüber des Breitern Abschnitt XIII dieses Kapitels.)
Durch den Kauf der Konsumtionsmittel zum Werth von 500 seitens
des Arbeiters II kehrt dem Kapitalisten II der Werth von 500 IIv, den
er eben noch in Waare besass, wieder zurück in Geld, in der Form, worin
er ihn ursprünglich vorschoss. Unmittelbares Resultat der Transaktion,
wie bei jedem andern Waarenverkauf, ist der Umsatz gegebnen Werths aus
Waarenform in Geldform. Auch der dadurch vermittelte Rückfluss des
Geldes zu seinem Ausgangspunkt ist nichts specifisches. Hätte Kapitalist
II für 500 in Geld Waare von Kapitalist I gekauft und dann seinerseits
Waare zum Betrag von 500 an I verkauft, so wären ihm ebenfalls 500
in Geld zurückgeströmt. Die 500 Geld hätten nur zum Umsatz einer
Waarenmasse von 1000 gedient und wären nach dem frühern allge-
[443] meinen Gesetz an den zurückgeflossen, der das Geld zum Umsatz dieser
Waarenmasse in Cirkulation geworfen.
Aber die 500 Geld, die zu Kapitalist II zurückgeflossen, sind zu-
gleich erneutes potentielles variables Kapital in Geldform. Warum dies?
Geld, also auch Geldkapital, ist potentielles variables Kapital nur weil
und sofern es umsetzbar in Arbeitskraft. Die Rückkehr der 500 £ Geld
zu Kapitalist II ist begleitet von der Rückkehr der Arbeitskraft II auf
den Markt. Die Rückkehr beider auf entgegengesetzten Polen — also
auch die Wiedererscheinung der 500 Geld, nicht nur als Geld, sondern
auch als variables Kapital in Geldform — ist bedingt durch eine und
dieselbe Procedur. Das Geld = 500 fliesst an Kapitalist II zurück,
weil er an Arbeiter II Konsumtionsmittel zum Betrag von 500 verkauft
hat, also weil der Arbeiter seinen Arbeitslohn verausgabt, dadurch sich
nebst Familie und damit auch seine Arbeitskraft erhalten hat. Um weiter
zu leben, und weiter als Waarenkäufer auftreten zu können, muss er von
neuem seine Arbeitskraft verkaufen. Die Rückkehr der 500 in Geld zum
Kapitalisten II ist also gleichzeitig Rückkehr, resp. Verbleiben, der Ar-
beitskraft als durch die 500 Geld kaufbare Waare, und damit Rückkehr
der 500 Geld als potentielles variables Kapital.
Mit Bezug auf die, Luxusmittel producirende, Kategorie II b verhält
es sich mit ihrem v — (II b)v — dann wie mit Iv. Das Geld, das
den Kapitalisten II b ihr variables Kapital in Geldform erneuert, strömt
ihnen zu auf dem Umweg durch die Hand der Kapitalisten II a. Aber
dennoch macht es einen Unterschied, ob die Arbeiter ihre Lebensmittel
direkt von den kapitalistischen Producenten kaufen, denen sie ihre Arbeits-
kraft verkaufen, oder ob sie von einer andren Kategorie Kapitalisten
kaufen, vermittelst deren den erstren das Geld nur auf einem Umweg zu-
rückströmt. Da die Arbeiterklasse von der Hand in den Mund lebt,
kauft sie solange sie kaufen kann. Anders beim Kapitalisten, z. B. bei
dem Umsatz von 1000 IIc gegen 1000 Iv. Der Kapitalist lebt nicht
von der Hand in den Mund. Möglichste Verwerthung seines Kapitals ist
sein treibendes Motiv. Treten daher Umstände irgend einer Art ein, die
es dem Kapitalisten II vortheilhafter erscheinen lassen, statt unmittelbar
sein konstantes Kapital zu erneuern, es theilweise wenigstens in Geldform
längre Zeit festzuhalten, so verzögert sich der Rückfluss der 1000 IIc
(in Geld) zu I; also auch die Wiederherstellung von 1000v in Geldform,
[444] und Kapitalist I kann nur auf derselben Stufenleiter fortarbeiten wenn
er Reservegeld zur Verfügung hat, wie überhaupt Reservekapital in Geld
nöthig ist um ununterbrochen, ohne Rücksicht auf raschern und langsamern
Rückfluss des variablen Kapitalwerths in Geld fortarbeiten zu können.
Hat man den Umsatz der verschiednen Elemente der laufenden jähr-
lichen Reproduktion zu untersuchen, so auch das Resultat der vergangnen
Jahresarbeit, der Arbeit des bereits zum Abschluss gekommnen Jahrs.
Der Produktionsprocess, der in diesem jährlichen Produkt resultirte, liegt
hinter uns, ist vergangen, aufgegangen in seinem Produkt, umsomehr also
auch der Cirkulationsprocess, der dem Produktionsprocess vorhergeht oder
ihm parallel läuft, der Umsatz von potentiellem in wirkliches variables
Kapital, d. h. der Kauf und Verkauf von Arbeitskraft. Der Arbeitsmarkt
bildet keinen Theil mehr des Waarenmarkts, den man hier vor sich hat.
Der Arbeiter hat hier bereits nicht nur seine Arbeitskraft verkauft, son-
dern ausser dem Mehrwerth ein Aequivalent des Preises seiner Arbeits-
kraft in Waare geliefert; er hat andrerseits seinen Arbeitslohn in der
Tasche und figurirt während des Umsatzes nur als Käufer von Waare
(Konsumtionsmitteln). Andrerseits muss aber das jährliche Produkt alle
Elemente der Reproduktion enthalten, alle Elemente des produktiven Ka-
pitals wieder herstellen, vor allem also sein wichtigstes Element, das va-
riable Kapital. Und wir haben in der That gesehn, dass mit Bezug auf
variables Kapital als Resultat des Umsatzes sich darstellt: als Waaren-
käufer, durch Verausgabung seines Arbeitslohns, und durch den Konsum
der gekauften Waare erhält und reproducirt der Arbeiter seine Arbeits-
kraft als die einzige Waare, die er zu verkaufen hat: wie das in Ankauf
dieser Arbeitskraft vom Kapitalisten vorgeschossne Geld zu diesem zurück-
kehrt, kehrt auch die Arbeitskraft, als gegen es umsetzbare Waare, auf
den Arbeitsmarkt zurück; als Resultat, hier speciell bei 1000 Iv, erhalten
wir: 1000v in Geld auf Seiten der Kapitalisten I — dem gegenüber:
Arbeitskraft zum Werth von 1000 auf Seiten der Arbeiter I, sodass der
ganze Reproduktionsprocess I von neuem beginnen kann. Dies ist das
eine Resultat des Umsatzprocesses.
Andrerseits hat die Verausgabung des Arbeitslohns der Arbeiter I
Konsumtionsmittel zum Belauf von 1000c von II gehoben, diese somit
aus Waarenform in Geldform verwandelt; aus dieser Geldform hat II sie
rückverwandelt in die Naturalform seines konstanten Kapitals, durch Kauf
[445] von Waaren = 1000v von I, dem dadurch sein variabler Kapitalwerth
wieder in Geldform rückfliesst.
Das variable Kapital I macht drei Verwandlungen durch, die im
Umsatz des jährlichen Produkts gar nicht oder nur andeutungsweise er-
scheinen.
1) Die erste Form, 1000 Iv in Geld, das in Arbeitskraft zum
selben Werthbetrag umgesetzt wird. Dieser Umsatz erscheint nicht selbst
im Waarenumsatz zwischen I und II, aber sein Resultat erscheint darin,
dass die Arbeiterklasse I mit 1000 Geld dem Waarenverkäufer II gegen-
übertritt, ganz wie die Arbeiterklasse II mit 500 Geld dem Waarenver-
käufer von 500 IIv in Waarenform.
2) Die zweite Form, die einzige, worin das variable Kapital wirk-
lich variirt, als variables fungirt, wo werthschöpferische Kraft an Stelle
von dafür eingetauschtem, gegebnem Werth erscheint, gehört ausschliess-
lich dem Produktionsprocess an, der hinter uns liegt.
3) Die dritte Form, worin das variable Kapital sich als solches be-
währt hat im Resultat des Produktionsprocesses, ist das jährliche Werth-
produkt, also bei I = 1000v + 1000m = 2000 I (v + m). An
Stelle seines ursprünglichen Werths = 1000 in Geld ist ein doppelt
so großer Werth = 2000 in Waare getreten. Der variable Kapital-
werth = 1000 in Waare bildet daher auch nur die Hälfte des durch
das variable Kapital als Element des produktiven Kapitals geschaffnen
Werthprodukts. Die 1000 Iv in Waare sind exaktes Aequivalent des
in 1000v Geld von I ursprünglich vorgeschossnen, seiner Bestimmung
nach variablen Theils des Gesammtkapitals; in Waarenform sind sie aber
nur potentiell Geld (werden es wirklich erst durch ihren Verkauf), also
noch weniger direkt variables Geldkapital. Schliesslich werden sie dies
durch den Verkauf der Waare 1000 Iv an IIc, und durch das baldige
Wiedererscheinen der Arbeitskraft als käuflicher Waare, als Material, worin
sich 1000v Geld umsetzen kann.
Während aller dieser Wandlungen hält Kapitalist I beständig das
variable Kapital in seiner Hand; 1) anfänglich als Geldkapital; 2) so-
dann als Element seines produktiven Kapitals; 3) noch später als Werth-
theil seines Waarenkapitals, also in Waarenwerth; 4) endlich wieder in
Geld, dem die Arbeitskraft, worin es umsetzbar, wieder gegenübersteht.
Während des Arbeitsprocesses hat der Kapitalist das variable Kapital in
[446] seiner Hand als sich bethätigende, Werth schaffende Arbeitskraft, aber
nicht als Werth von gegebner Größe; da er jedoch den Arbeiter stets
nur zahlt nachdem seine Kraft schon bestimmte, kürzre oder längre Zeit
gewirkt hat, so hat er auch den von ihr geschaffnen Ersatzwerth für sie
selbst plus Mehrwerth bereits in seiner Hand bevor er zahlt.
Da das variable Kapital stets in irgend einer Form in
der Hand des Kapitalisten bleibt, kann in keiner Weise ge-
sagt werden, dass es sich in Revenue für irgend Jemand um-
setzt. 1000 Iv in Waare setzt sich vielmehr um in Geld durch seinen
Verkauf an II, dem es die Hälfte seines konstanten Kapitals in natura
ersetzt.
Was sich in Revenue auflöst, ist nicht das variable Kapital I, 1000v in Geld;
dies Geld hat aufgehört als Geldform des variablen Kapitals I zu fungiren
sobald es in Arbeitskraft umgesetzt ist, wie das Geld jedes andern Waarenver-
käufers aufgehört hat, irgend ihm gehöriges zu repräsentiren sobald er es in
Waare eines Verkäufers umgetzt hat. Die Umsätze, die das als Arbeits-
lohn bezogne Geld in der Hand der Arbeiterklasse durchmacht, sind keine
Umsätze des variablen Kapitals, sondern des in Geld verwandelten Werths
ihrer Arbeitskraft; ganz ebenso wie der Umsatz des vom Arbeiter ge-
schaffnen Werthprodukts (2000 I (v + m)) nur der Umsatz einer den
Kapitalisten gehörigen Waare ist, der den Arbeiter nichts angeht. Der
Kapitalist aber — und noch mehr sein theoretischer Dollmetscher, der
politische Oekonom — kann sich nur schwer der Einbildung entschlagen,
dass das dem Arbeiter ausgezahlte Geld immer noch sein, des Kapita-
listen Geld ist. Ist der Kapitalist Goldproducent, so erscheint direkt der
variable Werththeil — d. h. das Aequivalent in Waare, das ihm den
Kaufpreis der Arbeit ersetzt — selbst in Geldform, kann also auch ohne
den Umweg eines Rückflusses von neuem als variables Geldkapital fun-
giren. Was aber den Arbeiter in II betrifft — soweit wir absehn
vom Luxusarbeiter — so existirt 500v selbst in Waaren, die für die
Konsumtion des Arbeiters bestimmt sind, die er, als Gesammtarbeiter be-
trachtet, direkt wieder kauft von demselben Gesammtkapitalisten, an den
er seine Arbeitskraft verkauft hat. Der variable Werththeil des Kapi-
tals II besteht seiner Naturalform nach in Konsumtionsmitteln, größten-
theils bestimmt für den Verzehr der Arbeiterklasse. Aber es ist nicht
das variable Kapital, das in dieser Form vom Arbeiter verausgabt wird;
[447] es ist der Arbeitslohn, das Geld des Arbeiters, das gerade durch seine
Realisation in diesen Konsumtionsmitteln das variable Kapital 500 IIv
für den Kapitalisten wieder in seiner Geldform herstellt. Das variable
Kapital IIv ist reproducirt in Konsumtionsmitteln, wie das konstante
Kapital 2000 IIc; so wenig wie das eine löst sich das andre in Revenue
auf. Was sich in Revenue auflöst ist in beiden Fällen der Arbeitslohn.
Dass aber durch die Verausgabung des Arbeitslohns als Revenue im
einen Fall 1000 IIc, ebenso auf diesem Umweg 1000 Iv und ditto
500 IIv, also konstantes Kapital und variables (bei diesem theils durch
direkten, theils durch indirekten Rückfluss) wieder als Geldkapital her-
gestellt wird, ist eine wichtige Thatsache im Umsatz des jährlichen Produkts.
XI. Ersatz des fixen Kapitals.
Eine große Schwierigkeit bei Darstellung der Umsätze der jährlichen
Reproduktion ist die folgende. Nehmen wir die einfachste Form, worin
sich die Sache darstellt, so haben wir:
- (I.) 4000c + 1000v + 1000m +
- (II.) 2000c + 500v + 500m = 9000,
was sich schliesslich auflöst in:
4000 Ic + 2000 IIc + 1000 Iv + 500 IIv + 1000 Im +
500 IIm = 6000c + 1500v + 1500m = 9000. Ein Werththeil
des konstanten Kapitals, soweit dies nämlich besteht aus eigentlichen
Arbeitsmitteln (als distinkte Abtheilung der Produktionsmittel) ist über-
tragen von den Arbeitsmitteln auf das Arbeitsprodukt (die Waare); diese
Arbeitsmittel fahren fort als Elemente des produktiven Kapitals zu
fungiren und zwar in ihrer alten Naturalform; es ist ihr Verschleiss, der
Werthverlust, den sie nach und nach erleiden während ihrer in bestimmter
Periode fortdauernden Funktion, der als Werthelement der vermittelst
derselben producirten Waaren wiedererscheint, vom Arbeitsinstrument auf
das Arbeitsprodukt übertragen wird. Mit Bezug auf die jährliche Repro-
duktion kommen hier also von vornherein nur solche Bestandtheile des
fixen Kapitals in Betracht, deren Leben länger als ein Jahr währt.
Sterben sie ganz ab innerhalb des Jahrs, so sind sie auch ganz durch
die jährliche Reproduktion zu ersetzen und zu erneuern, und der in Frage
kommende Punkt betrifft sie daher von vornherein nicht. Bei Maschinen
[448] und andren länger währenden Formen des fixen Kapitals kann es vor-
kommen — und kommt häufiger vor — dass gewisse Theilorgane der-
selben innerhalb des Jahres mit Haut und Haar zu ersetzen sind, obgleich
der ganze Gebäude- oder Maschinenkörper langlebig. Diese Theilorgane
fallen in dieselbe Kategorie der innerhalb des Jahres zu ersetzenden Ele-
mente des fixen Kapitals.
Dies Werthelement der Waaren ist in keiner Weise zu verwechseln
mit den Reparaturkosten. Wird die Waare verkauft, so wird dies Werth-
element versilbert, in Geld verwandelt wie die andren; nach seiner Ver-
wandlung in Geld aber erscheint sein Unterschied von den andren Werth-
elementen. Die in der Produktion der Waaren verzehrten Rohmaterialien
und Hülfsstoffe müssen in natura ersetzt werden, damit die Repro-
duktion der Waaren beginne (überhaupt der Produktionsprocess der
Waaren ein kontinuirlicher sei); die in ihnen verausgabte Arbeitskraft
muss ebenso durch frische Arbeitskraft ersetzt werden. Das aus der
Waare gelöste Geld muss also beständig in diese Elemente des produk-
tiven Kapitals wieder umgesetzt werden, aus Geldform in Waarenform.
Es ändert nichts an der Sache, dass z. B. Rohmaterialien und Hülfs-
stoffe in gewissen Terminen in größrer Masse — sodass sie Produktions-
vorräthe bilden — gekauft werden, dass also während gewisser Frist
diese Produktionsmittel nicht neugekauft zu werden brauchen, also auch
— so lange sie vorhalten — das aus dem Waarenverkauf eingehende
Geld — soweit es für diesen Zweck dient — sich ansammeln kann, und
dieser Theil des konstanten Kapitals daher zeitweilig als in seiner aktiven
Funktion suspendirtes Geldkapital erscheint. Es ist kein Revenuekapital;
es ist produktives Kapital, das in Geldform suspendirt ist. Die Erneue-
rung der Produktionsmittel muss beständig stattfinden, obgleich die Form
dieser Erneuerung — mit Bezug auf die Cirkulation — verschieden sein
kann. Der Neukauf, die Cirkulations-Operation, wodurch sie erneuert,
ersetzt werden, kann in längren Terminen vorgehn: dann große Geld-
anlage auf einmal, kompensirt durch entsprechenden Produktionsvorrath;
oder in kurz aufeinander folgenden Terminen: dann rasch aufeinander fol-
gende kleinere Dosen von Geldausgabe, kleine Produktionsvorräthe. Dies
ändert nichts an der Sache selbst. Ebenso mit der Arbeitskraft. Wo
die Produktion kontinuirlich auf selber Stufenleiter das Jahr durch aus-
geführt: beständiger Ersatz der aufgezehrten Arbeitskraft durch neue;
[449] wo die Arbeit saisonmäßig, oder verschiedne Portionen Arbeit in ver-
schiednen Perioden, wie in der Agrikultur, angewandt werden: dem ent-
sprechender Ankauf bald kleinrer bald größrer Masse Arbeitskraft. Da-
gegen wird das aus dem Waarenverkauf gelöste Geld, soweit es den
Waarenwerththeil vergoldet, der gleich ist dem Verschleiss von fixem
Kapital, nicht wieder rückverwandelt in den Bestandtheil des produktiven
Kapitals, dessen Werthverlust es ersetzt. Es schlägt nieder neben dem
produktiven Kapital und verharrt in seiner Geldform. Dieser Geldnieder-
schlag wiederholt sich, bis die aus einer größren oder geringren Anzahl
von Jahren bestehende Reproduktionsepoche abgelaufen ist, während deren
das fixe Element des konstanten Kapitals unter seiner alten Naturalform
fortfährt im Produktionsprocess zu fungiren. Sobald das fixe Element,
Baulichkeiten, Maschinerie etc., ausgelebt hat, nicht länger im Produk-
tionsprocess fungiren kann, existirt sein Werth neben ihm, vollständig
ersetzt in Geld — der Summe der Geldniederschläge, der Werthe, die
vom fixen Kapital allmälig übertragen worden auf die Waaren, in deren
Produktion es mitgewirkt, und die durch den Verkauf der Waaren in Geld-
form übergegangen. Dies Geld dient dann dazu, das fixe Kapital (oder
Elemente desselben, da die verschiednen Elemente desselben verschiedne
Lebensdauer haben) in natura zu ersetzen und so diesen Bestandtheil des
produktiven Kapitals wirklich zu erneuern. Dies Geld ist also Geldform
eines Theils des konstanten Kapitalwerths, des fixen Theils desselben.
Diese Schatzbildung ist also selbst ein Element des kapitalistischen Re-
produktionsprocesses, Reproduktion und Aufspeicherung — in Geldform —
des Werths des fixen Kapitals oder seiner einzelnen Elemente, bis zu der
Zeit wo das fixe Kapital ausgelebt und folglich seinen ganzen Werth an
die producirten Waaren abgegeben hat und nun in natura ersetzt werden
muss. Dies Geld verliert aber nur seine Schatzform und tritt daher erst
aktiv wieder ein in den durch die Cirkulation vermittelten Reproduktions-
process des Kapitals, sobald es rückverwandelt wird in neue Elemente
des fixen Kapitals, um die abgestorbnen zu ersetzen.
So wenig wie die einfache Waarencirkulation identisch ist mit blossem
Produktenaustausch, so wenig kann sich der Umsatz des jährlichen
Waarenprodukts in blossen, unvermittelten, gegenseitigen Austausch seiner
verschiednen Bestandtheile auflösen. Das Geld spielt eine specifische
Rolle darin, die namentlich auch in der Weise der Reproduktion des
Marx, Kapital II. 29
[450] fixen Kapitalwerths sich ausdrückt. (Es ist nachher zu untersuchen, wie
sich das anders darstellen würde, vorausgesetzt die Produktion sei ge-
meinsam und besitze nicht die Form der Waarenproduktion.)
Kehren wir nun zu dem Grundschema zurück, so hatten wir für
Klasse II: 2000c + 500v + 500m. Die sämmtlichen im Lauf des
Jahrs producirten Konsumtionsmittel sind hier gleich Werth von 3000;
und jedes der verschiednen Waarenelemente, woraus die Waarensumme
besteht, zerfällt seinem Werth nach in ⅔c + ⅙v + ⅙m, oder
procentig in 66⅔c + 16⅔v + 16⅔m. Die verschiednen Waaren-
sorten der Klasse II mögen konstantes Kapital in verschiedner Proportion ent-
halten; ebenso mag der fixe Theil des konstanten Kapitals bei ihnen verschieden
sein; ebenso die Lebensdauer der fixen Kapitaltheile, also auch der jähr-
liche Verschleiss oder der Werththeil, den sie pro rata übertragen auf
die Waaren, in deren Produktion sie betheiligt sind. Dies ist hier
gleichgültig. Mit Bezug auf den gesellschaftlichen Reproduktionsprocess
handelt es sich nur um den Umsatz zwischen den Klassen II und I. II
und I treten sich hier nur in ihren gesellschaftlichen Massenverhältnissen
gegenüber; die proportionelle Größe des Werththeils c des Waarenpro-
dukts II (in der jetzt behandelten Frage allein maßgebend) ist daher das
Durchschnittsverhältniss, wenn alle Produktionszweige, die unter II sub-
sumirt sind, zusammengefasst werden.
Jede der Waarensorten (und es sind zum großen Theil dieselben
Waarensorten) deren Gesammtwerth rubricirt ist unter: 2000c + 500v +
500m, ist so gleichmäßig dem Werth nach = 66⅔ %c + 16⅔ %v
+ 16⅔ %m. Dies gilt sowohl von je 100 der unter c, als unter v,
als unter m figurirenden Waaren.
Die Waaren, worin die 2000c verkörpert sind, sind dem Werth
nach wieder zerfällbar in:
1) 1333⅓c + 333⅓v + 333⅓m = 2000c,
ebenso 500v in:
2) 333⅓c + 83⅓v + 83⅓m = 500v,
endlich 500m in:
3) 333⅓c + 83⅓v + 83⅓m = 500m.
Addiren wir nun in 1, 2 und 3 die c zusammen, so haben wir
1333⅓c + 333⅓c + 333⅓c = 2000. Ebenso 333⅓v + 83⅓v
[451] + 83⅓v = 500, und desgleichen unter m; die Gesammtaddition er-
gibt den Totalwerth von 3000 wie oben.
Der ganze in der Waarenmasse II zum Werth von 3000 enthaltne kon-
stante Kapitalwerth ist also enthalten in 2000c, und weder 500v noch
500m enthalten ein Atom davon. Dasselbe gilt für v und m ihrerseits.
In andren Worten: Das ganze Quotum der Waarenmasse II, das
konstanten Kapitalwerth darstellt und daher wieder umsetzbar ist, sei es
in dessen Natural-, sei es in dessen Geldform — existirt in 2000c. Alles
auf den Umsatz des konstanten Werths der Waaren II Bezügliche ist
also beschränkt auf die Bewegung von 2000 IIc; und dieser Umsatz kann
nur vorgehn mit I (1000v + 1000m).
Ebenso ist für Klasse I alles auf den Umsatz des ihrangehörigen konstanten
Kapitalwerths Bezügliche zu beschränken auf die Betrachtung von 4000 Ic.
1) Ersatz des Verschleiss-Werththeils in Geldform.
Nehmen wir nun zunächst:
I. 4000c + 1000v + 1000m
II. . . . . . + 500v + 500m,
so würde der Umsatz der Waaren 2000 IIc gegen Waaren vom selben
Werth I (1000v + 1000m) voraussetzen, dass 2000 IIc sich allzu-
sammt in natura wieder umgesetzt in die von I producirten Natural-
bestandtheile des konstanten Kapitals II; aber der Waarenwerth von 2000,
worin letztres existirt, enthält ein Element für Werthverlust von fixem
Kapital, das nicht sofort in natura zu ersetzen, sondern in Geld zu ver-
wandeln, das als Totalsumme nach und nach sich anhäuft, bis der Ter-
min der Erneuerung des fixen Kapitals in seiner Naturalform fällig ge-
worden. Jedes Jahr ist das Todesjahr für fixes Kapital, das in diesem
oder jenem Einzelgeschäft oder auch diesem oder jenem Industriezweig zu
ersetzen; im selben individuellen Kapital ist dieser oder jener Theil des
fixen Kapitals (da dessen Theile von verschiedner Lebensdauer) zu er-
setzen. Betrachten wir die jährliche Reproduktion — wenn auch auf
einfacher Stufenleiter, d. h. abstrahirend von aller Akkumulation — so
beginnen wir nicht ab ovo; es ist ein Jahr im Fluss vieler, es ist nicht
das erste Geburtsjahr der kapitalistischen Produktion. Die verschiednen
Kapitale, die in den mannichfachen Produktionszweigen der Klasse II an-
gelegt, sind also von verschiednem Lebensalter, und wie jährlich in diesen
29*
[452] Produktionszweigen fungirende Personen sterben, so erreichen jährlich
Massen fixer Kapitale in diesem Jahr ihr Lebensend und müssen aus
akkumulirtem Geldfonds in natura erneuert werden. Sofern ist im Um-
satz 2000 IIc gegen 2000 I (v + m) der Umsatz von 2000 IIc aus
seiner Waarenform (als Konsumtionsmittel) in Naturalelemente eingeschlossen,
die nicht nur aus Roh- und Hülfsmaterialien sondern ebenso aus Natural-
elementen des fixen Kapitals, Maschinen, Werkzeugen, Baulichkeiten etc.
bestehn. Der Verschleiss, der im Werth von 2000 IIc in Geld zu er-
setzen, ist daher durchaus nicht entsprechend dem Umfang des fungirenden
fixen Kapitals, da jährlich ein Theil desselben in natura ersetzt werden
muss; was aber voraussetzt, dass in frühern Jahren das zu diesem Um-
satz nöthige Geld sich aufgehäuft in den Händen von Kapitalisten der
Klasse II. Eben diese Voraussetzung gilt aber für das laufende Jahr
ebensowohl wie sie für die frühern angenommen wird.
In dem Umsatz zwischen I (1000v + 1000m) und 2000 IIc ist
zunächst zu bemerken, dass die Werthsumme I(v + m) kein konstantes
Werthelement enthält, also auch kein Werthelement für zu ersetzenden
Verschleiss, d. h. für Werth, der von fixem Bestandtheil des konstanten
Kapitals auf die Waaren übertragen worden, in deren Naturalform v + m
existiren. Dies Element existirt dagegen in IIc, und es ist gerade ein
Theil dieses dem fixen Kapital geschuldeten Werthelements, der nicht un-
mittelbar aus Geldform in Naturalform sich zu verwandeln, sondern zu-
nächst in Geldform zu verharren hat. Es drängt sich daher sofort bei
dem Umsatz von I (1000v + 1000m) gegen 2000 IIc die Schwierig-
keit anf, dass die Produktionsmittel I, in deren Naturalform die 2000
(v + m) existiren, zu ihrem ganzen Werthbetrag von 2000 gegen Aequi-
valent in Konsumtionsmitteln II umzusetzen sind, dahingegen andrerseits
die Konsumtionsmittel 2000 IIc nicht zu ihrem vollen Werthbetrag in
die Produktionsmittel I (1000v + 1000m) umgesetzt werden können,
weil ein aliquoter Theil ihres Werths — gleich dem zu ersetzenden Ver-
schleiss oder Werthverlust des fixen Kapitals — sich zunächst in Geld
niederschlagen muss, das innerhalb der laufenden jährlichen Reproduk-
tionsperiode, die allein betrachtet wird, nicht wieder als Cirkulations-
mittel fungirt. Das Geld aber, wodurch das Verschleisselement versilbert
wird, das im Waarenwerth 2000 IIc steckt, dies Geld kann nur von I
herkommen, da II sich nicht selbst zu bezahlen hat, sondern sich be-
[453] zahlt eben durch Verkauf seiner Waare, und da der Voraussetzung nach
I (v + m) die ganze Waarensumme 2000 IIc kauft; die Klasse I muss
also durch diesen Kauf jenen Verschleiss für II versilbern. Aber nach
dem früher entwickelten Gesetz kehrt der Cirkulation vorgeschossnes Geld
an den kapitalistischen Producenten zurück, der später gleiches Quantum
in Waare in die Cirkulation wirft. I kann beim Ankauf von IIc offenbar
nicht für 2000 Waaren und überdem noch eine überschüssige Geldsumme
ein für alle Mal (ohne dass selbe durch die Operation des Umsatzes zu
ihm zurückkehrt) an II geben. Es würde sonst die Waarenmasse IIc
über ihrem Werth kaufen. Wenn II in der That I (1000v + 1000m)
im Umsatz für seine 2000c eintauscht, so hat es weiter nichts von I zu
fordern und das während dieses Umsatzes cirkulirende Geld kehrt zurück
zu I oder zu II, abhängig davon, wer von beiden es in Cirkulation ge-
worfen, d. h. wer von beiden zuerst als Käufer aufgetreten ist. Zugleich
hätte in diesem Fall II sein Waarenkapital dem ganzen Werthumfang
nach in die Naturalform von Produktionsmitteln rückverwandelt, während
die Voraussetzung ist, dass es einen aliquoten Theil desselben, nach ihrem
Verkauf, nicht während der laufenden jährlichen Reproduktionsperiode aus
Geld wieder rückverwandelt in die Naturalform fixer Bestandtheile seines
konstanten Kapitals. Es könnte also an II nur dann eine Bilanz in
Geld zufließen, wenn II zwar für 2000 an I verkaufte, aber für weniger
als 2000 von I kaufte, z. B. nur 1800; dann hätte I den Saldo gut zu
machen durch 200 in Geld, das nicht zu ihm zurückflösse, weil es dies
der Cirkulation vorgeschossne Geld ihr nicht wieder entzogen hätte durch
Hineinwurf von Waaren = 200 in die Cirkulation. In diesem Fall
hätten wir einen Geldfonds für II auf Rechnung seines Verschleisses an
fixem Kapital; wir hätten aber auf der andern Seite, auf I, eine Ueber-
produktion von Produktionsmitteln zum Belauf von 200, und damit wäre
die ganze Basis des Schemas zerronnen, nämlich Reproduktion auf gleich-
bleibender Stufenleiter, wo also völlige Proportionalität zwischen den ver-
schiednen Produktionssystemen vorausgesetzt ist. Die eine Schwierigkeit
wäre nur beseitigt durch eine viel unangenehmere.
Da dies Problem eigne Schwierigkeiten bietet und bisher überhaupt
nicht von den politischen Oekonomen behandelt worden ist, so wollen wir
der Reihe nach alle möglichen (wenigstens scheinbar möglichen) Lösungen
oder vielmehr Stellungen des Problems selbst betrachten.
[454]
Zunächst hatten wir soeben unterstellt, dass II an I verkauft 2000,
aber nur kauft für 1800 Waaren von I. In dem Waarenwerth 2000 IIc
steckte 200 für Verschleissersatz, der in Geld aufzuschatzen; so zerfiele
der Werth 2000 IIc in 1800, die auszutauschen gegen Produktions-
mittel I, und in 200 Verschleissersatz, die in Geld (nach dem Verkauf
der 2000c an I) festzuhalten. Oder mit Bezug auf seinen Werth wäre
2000 IIc = 1800c + 200c (d), wo d = déchet [Verschleiss].
Wir hätten dann zu betrachten
den Umsatz I. 1000v + 1000m
II. + 200c (d).
I kauft mit 1000 £, welche den Arbeitern in Zahlung ihrer Ar-
beitskraft in Arbeitslohn zugeflossen, für 1000 IIc Konsumtionsmittel;
II kauft mit selben 1000 £ für 1000 Iv Produktionsmittel. Den Ka-
pitalisten I fliesst damit ihr variables Kapital in Geldform zurück und
können sie damit nächstes Jahr Arbeitskraft zum selben Werthbetrag
kaufen, d. h. den variablen Theil ihres produktiven Kapitals in natura
ersetzen. — II kauft ferner mit vorgeschossnen 400 £ Produktionsmittel
Im und Im kauft mit denselben 400 £ Konsumtionsmittel IIc. Die
von II der Cirkulation vorgeschossnen 400 £ sind so an die Kapitalisten
II zurückgekehrt, aber nur als Aequivalent für verkaufte Waare. I kauft
für vorgeschossne 400 £ Konsumtionsmittel; II kauft von I für 400 £
Produktionsmittel, womit diese 400 £ zu I zurückströmen. Die Rech-
nung bis dahin ist nun folgende:
I wirft in Cirkulation 1000v + 800m in Waare; wirft ferner in
Cirkulation in Geld: 1000 £ in Arbeitslohn und 400 £ zum Umsatz
mit II. Nach vollendetem Umsatz hat I: 1000v in Geld, 800m umge-
setzt in 800 IIc (Konsumtionsmittel) und 400 £ in Geld.
II wirft in Cirkulation 1800c in Waare (Konsumtionsmittel) und
400 £ in Geld; nach vollendetem Umsatz hat es: 1800 in Waare I
(Produktionsmittel) und 400 £ in Geld.
Wir haben jetzt noch auf Seite I 200m (in Produktionsmitteln),
auf Seite II 200c (d) (in Konsumtionsmitteln).
Nach der Voraussetzung kauft I mit 200 £ die Konsumtionsmittel
c (d) zum Werthbetrag von 200; diese 200 £ aber hält II fest, da
200c (d) Verschleiss repräsentirt, also nicht direkt wieder in Produktions-
mittel umzusetzen ist. Also 200 Im sind unverkaufbar; ⅒ des zu
[455] ersetzenden Mehrwerths I ist unrealisirbar, nicht aus seiner Naturalform
von Produktionsmitteln umsetzbar in die von Konsumtionsmitteln.
Dies widerspricht nicht nur der Voraussetzung der Reproduktion auf
einfacher Stufenleiter; es ist an und für sich keine Hypothese, um die
Versilberung von 200c (d) zu erklären; es heisst vielmehr, dass sie
nicht erklärlich ist. Da nicht nachzuweisen, wie 200c (d) zu versilbern
sei, wird unterstellt, dass I die Gefälligkeit hat es zu versilbern, gerade
weil I nicht im Stande, seinen eignen Rest von 200m zn versilbern.
Dies als eine normale Operation des Umsatzmechanismus aufzufassen, ist
ganz dasselbe, als unterstellte man, dass jährlich 200 £ vom Himmel
regnen, um regelmäßig die 200c (d) zu versilbern.
Die Abgeschmacktheit solcher Hypothese springt jedoch nicht un-
mittelbar in’s Auge, wenn Im, statt wie hier in seiner primitiven Da-
seinsweise aufzutreten — nämlich als Bestandtheil des Werths von Pro-
duktionsmitteln, also als Bestandtheil des Werths von Waaren, die ihre
kapitalistischen Producenten durch Verkauf in Geld realisiren müssen —
in der Hand der Antheilhaber der Kapitalisten erscheint, z. B. als Grund-
rente in der Hand von Grundeigenthümern, oder als Zins in der Hand von Geld-
verleihern. Ist aber der Theil des Mehrwerths der Waaren, den der industrielle
Kapitalist als Grundrente oder Zins an andre Miteigenthümer des Mehrwerths
abzutreten hat, auf die Dauer nicht realisirbar durch den Verkauf der
Waaren selbst, so hat es auch mit der Zahlung von Rente oder Zins
ein Ende, und können daher Grundeigenthümer oder Zinsbezieher durch
deren Verausgabung nicht als dei ex machina dienen zu beliebiger Ver-
silberung bestimmter Theile der jährlichen Reproduktion. Ebenso verhält
es sich mit den Ausgaben sämmtlicher sog. unproduktiven Arbeiter,
Staatsbeamte, Aerzte, Advokaten etc., und was sonst in der Form des
„großen Publikums“ den politischen Oekonomen „Dienste“ leistet, um
von ihnen Unerklärtes zu erklären.
Ebensowenig ist damit geholfen, wenn statt des direkten Umsatzes
zwischen I und II — zwischen den zwei großen Abtheilungen der kapi-
talistischen Producenten selbst — der Kaufmann als Vermittler beige-
zogen wird, und mit seinem „Geld“ über alle Schwierigkeiten weghilft.
Im gegebnen Fall z. B. muss 200 Im schliesslich und endgültig abgesetzt
werden an die industriellen Kapitalisten von II. Es mag durch die
[456] Hände einer Reihe von Kaufleuten laufen, der letzte befindet sich — ge-
mäß der Hypothese — in demselben Fall gegenüber II, worin sich die
kapitalistischen Producenten von I bei Beginn befanden, d. h. sie können
die 200 Im nicht verkaufen an II; und die festgerittne Kaufsumme kann
denselben Process mit I nicht erneuern.
Man sieht hier, wie abgesehn von unserm eigentlichen Zweck, die
Betrachtung des Reproduktionsprocesses in seiner Fundamentalform —
worin alle verdunkelnden Zwischenschieber beseitigt — durchaus nöthig
ist, um die falschen Ausflüchte loszuwerden, die den Schein „wissenschaft-
licher“ Erklärung liefern, wenn der gesellschaftliche Reproduktionsprocess
sofort in seiner verwickelten konkreten Form zum Gegenstand der Analyse
gemacht wird.
Das Gesetz, dass beim normalen Verlauf der Reproduktion (sei es
auf einfacher, sei es auf erweiterter Stufenleiter) das von dem kapita-
listischen Producenten der Cirkulation vorgeschossne Geld zu seinem Aus-
gangspunkt zurückkehren muss (wobei es gleichgültig, ob das Geld ihnen
gehört oder gepumpt ist) schliesst also ein für allemal die Hypothese
aus, dass 200 IIc (d) versilbert werde durch von I vorgeschossnes Geld.
2) Ersatz des fixen Kapitals in natura.
Nach Beseitigung der eben betrachteten Hypothese bleiben nur noch
solche Möglichkeiten, die ausser dem Ersatz des Verschleisstheils in Geld
auch noch die Vollziehung des Ersatzes des gänzlich abgestorbnen fixen
Kapitals in natura einschliessen.
Wir hatten vorhin vorausgesetzt:
a) dass 1000 £, gezahlt in Arbeitslohn von I, von den Arbeitern
verausgabt werden in IIc zum selben Werthbetrag, d. h. dass sie damit
Konsumtionsmittel kaufen.
Dass hier die 1000 £ von I vorgeschossen werden in Geld, ist nur
Konstatirung von Thatsache. Der Arbeitslohn ist in Geld auszuzahlen
von den respektiven kapitalistischen Producenten; dies Geld wird dann
von den Arbeitern in Lebensmitteln verausgabt, und dient den Verkäufern
der Lebensmittel ihrerseits wieder als Cirkulationsmittel bei Umsatz ihres
konstanten Kapitals aus Waarenkapital in produktives Kapital. Es läuft
zwar durch viele Kanäle durch (Krämer, Hausbesitzer, Steuereinnehmer,
unproduktive Arbeiter wie Aerzte etc., die der Arbeiter selbst braucht)
[457] und fliesst daher nur zum Theil direkt aus den Händen der Arbeiter I
in die der Kapitalistenklasse II. Der Fluss mag mehr oder minder stocken,
daher neue Geldreserve nöthig sein auf Seiten der Kapitalisten. Alles
dies kommt bei dieser Fundamentalform nicht in Betracht.
b) War vorausgesetzt, dass einmal I weitere 400 £ in Geld vorschiesst
zum Ankauf von II, das ihm zurückfliesst, wie ein andres Mal II 400 £ vor-
schiesst zum Ankauf von I, die ihm rückfliessen. Diese Voraussetzung
muss gemacht werden, da umgekehrt die Annahme willkürlich wäre, dass
einseitig die Kapitalistenklasse I, oder aber die Kapitalistenklasse II das
zum Waarenumsatz nöthige Geld der Cirkulation vorschiesst. Da nun
im vorigen Unterabschnitt 1) gezeigt wurde, dass die Hypothese als ab-
geschmackt verwerflich, wonach I zuschüssiges Geld in die Cirkulation
würfe um 200 IIc (d) zu versilbern, so bliebe offenbar nur die schein-
bar noch abgeschmacktere Hypothese übrig, dass II selbst das Geld in
die Cirkulation wirft, womit der Werthbestandtheil Waare versilbert wird,
welcher den Verschleiss von fixem Kapital zu ersetzen hat. Z. B. den
Werththeil, den die Spinnmaschine des Herrn X in der Produktion ver-
liert, erscheint als Werththeil des Nähgarns wieder; was seine Spinn-
maschine auf der einen Seite an Werth oder Verschleiss einbüsst, soll
sich auf der andren Seite als Geld bei ihm aufsammeln. X möge nun
z. B. für 200 £ Baumwolle kaufen von Y, und so der Cirkulation
200 £ in Geld vorschiessen; Y kauft von ihm mit denselben 200 £
Garn, und diese 200 £ dienen nun dem X als Fonds zum Ersatz
von Verschleiss der Spinnmaschine. Dies käme nur darauf hinaus, dass
X, abgesehn von seiner Produktion und deren Produkt und dessen Ver-
kauf, 200 £ in petto hält, um sich selbst für den Werthverlust der
Spinnmaschine zu zahlen, d. h. dass er ausser dem Werthverlust seiner
Spinnmaschine von 200 £ noch andre 200 £ in Geld jährlich aus
seiner Tasche zusetzen muss, um schliesslich im Stand zu sein, eine neue
Spinnmaschine zu kaufen.
Die Abgeschmacktheit ist aber nur scheinbar. Die Klasse II besteht
aus Kapitalisten, deren fixes Kapital sich in ganz verschiednen Terminen
seiner Reproduktion befindet. Für die Einen ist es bei dem Termin an-
gelangt, wo es ganz in natura zu ersetzen ist. Für die andren befindet
es sich mehr oder minder entfernt von diesem Stadium; allen Gliedern der
letztren Abtheilung ist das gemein, dass ihr fixes Kapital nicht wirklich
[458] reproducirt, d. h. nicht in natura erneuert oder durch neues Exemplar
derselben Art ersetzt wird, sondern dass sein Werth successiv in Geld
angesammelt wird. Der erstre Theil befindet sich ganz (resp. theilweise,
was hier gleichgültig) in derselben Situation wie bei Errichtung seines
Geschäfts, wo er mit einem Geldkapital auf den Markt trat um dies einer-
seits in (fixes und cirkulirendes) konstantes Kapital zu verwandeln, an-
drerseits aber in Arbeitskraft, in variables Kapital. Wie damals hat er
jetzt dies Geldkapital wieder der Cirkulation vorzuschiessen, also den
Werth des konstanten fixen Kapitals ebensogut wie den des cirkulirenden
und des variablen Kapitals.
Wenn also vorausgesetzt wird, dass von den 400 £, die die Kapi-
talistenklasse II zum Umsatz mit I in Cirkulation wirft, die Hälfte von
solchen Kapitalisten in II herrührt, die nicht nur durch ihre Waaren
ihre zum cirkulirenden Kapital gehörenden Produktionsmittel, sondern auch
durch ihr Geld ihr fixes Kapital in natura erneuern müssen, während
die andre Hälfte der Kapitalisten II mit ihrem Geld nur den cirkuliren-
den Theil ihres konstanten Kapitals in natura ersetzt, nicht aber ihr fixes
Kapital in natura erneuert, so liegt durchaus nichts Widerspruchsvolles
darin, dass die zurückfliessenden 400 £ (zurückfliessend sobald I dafür
Konsumtionsmittel kauft) sich nun verschieden vertheilen zwischen diesen
zwei Abtheilungen von II. Sie fliessen zurück zur Klasse II, aber sie
fliessen nicht in dieselben Hände zurück, sondern vertheilen sich ver-
schieden innerhalb dieser Klasse, gehn von einem Theil derselben auf den
andern über.
Der eine Theil von II hat, ausser dem durch seine Waaren schliess-
lich gedeckten Theil von Produktionsmitteln, 200 £ Geld umgesetzt in
neue fixe Kapitalelemente in natura. Sein so verausgabtes Geld — wie
beim Anfang des Geschäfts — fliesst ihm erst successive in Reihen von
Jahren aus der Cirkulation zurück als Verschleiss-Werthbestandtheil der
mit diesem fixen Kapital zu producirenden Waaren.
Der andre Theil von II hat dagegen für 200 £ keine Waaren von
I bezogen, sondern dieser zahlt ihn mit dem Geld, womit der erste Theil
von II fixe Kapitalelemente gekauft. Der eine Theil von II besitzt seinen
fixen Kapitalwerth wieder in erneuter Naturalform, der andre ist noch
damit beschäftigt, ihn in Geldform anzusammeln, zum spätern Ersatz
seines fixen Kapitals in natura.
[459]
Der Status, von dem wir auszugehn haben, nach den frühern Um-
setzungen, ist der Rest der beiderseits umzusetzenden Waaren: bei I
— 400m, bei II — 400c.52) Wir nehmen an dass II 400 in Geld
vorschiesst zum Umsatz dieser Waaren zum Betrag von 800. Eine
Hälfte der 400 (= 200) muss unter allen Umständen ausgelegt werden
von dem Theil von IIc, der 200 in Geld als Verschleisswerth aufge-
häuft, und der diesen jetzt wieder rückzuwandeln hat in die Naturalform
seines fixen Kapitals.
Ganz wie konstanter Kapitalwerth, variabler Kapitalwerth und Mehr-
werth — worin der Werth des Waarenkapitals von II wie von I zerfäll-
bar — in besondren proportionellen Quoten der Waaren II. resp. I, selbst
darstellbar sind, so innerhalb des konstanten Kapitalwerths selbst wieder
der Werththeil, der noch nicht in die Naturalform des fixen Kapitals um-
zusetzen, sondern einstweilen noch in Geldform allmälig aufzuschatzen ist.
Ein bestimmtes Quantum Waaren II (in unserm Fall also die Hälfte des
Rests = 200) ist hier nur noch Träger dieses Verschleisswerths, der
sich durch den Umsatz in Geld niederzuschlagen hat. (Der erste Theil
der Kapitalisten II, der fixes Kapital in natura erneuert, mag mit dem
Verschleisstheil der Waarenmasse, von der hier nur noch der Rest figurirt,
einen Theil seines Verschleisswerths bereits so realisirt haben; bleibt aber
200 Geld so noch für ihn zu realisiren.)
Was nun die zweite Hälfte (= 200) der von II bei dieser Rest-
operation in Cirkulation geworfnen 400 £ betrifft, so kauft sie von I
cirkulirende Bestandtheile des konstanten Kapitals. Ein Theil dieser 200 £
mag von beiden Theilen von II oder nur von dem in Cirkulation ge-
worfen werden, der den fixen Werthbestandtheil nicht in natura erneuert.
Mit den 400 £ werden also von I herausgehoben 1) Waaren zum
Belauf von 200 £, die nur aus Elementen des fixen Kapitals bestehn,
2) Waaren zum Belauf von 200 £, die nur Naturalelemente des cirku-
lirenden Theils des konstanten Kapitals von II ersetzen. I hat nun
sein ganzes jährliches Waarenprodukt, soweit dies an II zu verkaufen ist,
verkauft: der Werth eines Fünftels davon aber, 400 £, existirt jetzt in
seiner Hand unter Geldform. Dies Geld ist aber versilberter Mehrwerth,
[460] der als Revenue in Konsumtionsmitteln verausgabt werden muss. I kauft
also mit den 400 den ganzen Waarenwerth von II = 400. Das Geld
fliesst also zu II zurück, indem es dessen Waare hebt.
Wir wollen nun drei Fälle annehmen: Wir nennen dabei den Theil
der Kapitalisten II, der fixes Kapital in natura ersetzt: „Theil 1“, und
denjenigen, der Verschleisswerth von fixem Kapital in Geldform aufspeichert:
„Theil 2.“ Die drei Fälle sind folgende: a) dass von den 400, die in
Waaren sub II noch als Rest bestehn, ein Quotum für Theil 1 und
Theil 2 (sage je ½) gewisse Quota cirkulirender Theile des konstanten
Kapitals zu ersetzen hat; b) dass Theil 1 bereits seine ganze Waare ver-
kauft, also Theil 2 noch 400 zu verkaufen hat; c) dass Theil 2 Alles
verkauft hat ausser den 200, die Verschleisswerth tragen.
Wir erhalten dann folgende Theilungen:
a) Von dem Waarenwerth = 400c, den II noch in Händen hat,
besitzt Theil 1 100, und Theil 2 300; von diesen 300 repräsentiren
200 den Verschleiss. In diesem Fall hat von den 400 £ Geld, die I
jetzt zurückschickt um die Waaren II zu heben, Theil 1 ursprünglich
ausgelegt 300, nämlich 200 in Geld, wofür es fixe Kapitalelemente in
natura aus I gezogen, und 100 in Geld zur Vermittlung seines Waaren-
austauschs mit I; dagegen hat Theil 2 von den 400 nur ¼, also 100,
vorgeschossen, ebenfalls zur Vermittlung seines Waarenumsatzes mit I.
Von den 400 Geld hat Theil 1 also 300 vorgeschossen und
Theil 2 100.
Es fließen aber zurück von diesen 400:
An Theil 1: 100, also nur ⅓ des von ihm vorgeschossnen Geldes.
Er besitzt aber für die andern ⅔ erneuertes fixes Kapital zum Werth
von 200. Für dieses fixe Kapitalelement zum Werth von 200 hat er
Geld an I gegeben, aber keine nachträgliche Waare. Er tritt, mit Be-
zug auf sie, gegenüber I nur als Käufer auf, nicht nachträglich wieder
als Verkäufer. Dies Geld kann daher nicht an Theil 1 zurückfliessen;
sonst hätte er die fixen Kapitalelemente von I geschenkt erhalten. —
Mit Bezug auf das letzte Drittel des von ihm vorgeschossnen Geldes trat
Theil 1 erst als Käufer auf von cirkulirenden Bestandtheilen seines kon-
stanten Kapitals. Mit demselben Geld kauft I von ihm den Rest seiner
Waare zum Werth von 100. Das Geld fliesst also zu ihm (Theil 1
von II) zurück, weil er als Waarenverkäufer auftritt, gleich nachdem er
[461] vorher als Käufer aufgetreten. Flösse es nicht zurück, so hätte II
(Theil 1) an I, für Waaren zum Belauf von 100, erst 100 in Geld und
dann noch obendrein 100 in Waare gegeben, ihm also seine Waare
geschenkt.
Dagegen fliesst an Theil 2, der 100 in Geld ausgelegt, 300 in
Geld zurück; 100, weil er erst als Käufer 100 Geld in Cirkulation
warf und diese als Verkäufer zurückerhält; 200, weil er nur als Ver-
käufer von Waaren zum Werthbetrag von 200 fungirt, nicht aber als
Käufer. Das Geld kann also nicht an I zurückfliessen. Der fixe Kapi-
talverschleiss ist also saldirt durch das von II (Theil 1) im Ankauf
von fixen Kapitalelementen in Cirkulation geworfne Geld; aber es kommt
in die Hand von Theil 2 nicht als das Geld des Theils 1, sondern als
der Klasse I gehörendes Geld.
b) Unter dieser Voraussetzung vertheilt sich der Rest von IIc so,
dass Theil 1 200 in Geld, und Theil 2 400 in Waaren besitzt.
Theil 1 hat seine Waare alle verkauft, aber 200 in Geld sind ver-
wandelte Form des fixen Bestandtheils seines konstanten Kapitals, den er
in natura zu erneuern hat. Er tritt also hier nur als Käufer auf und
erhält statt seines Geldes Waare I in Naturalelementen des fixen Kapi-
tals zum selben Werthbetrag. Theil 2 hat als Maximum (wenn für den
Waarenumsatz zwischen I und II kein Geld von I vorgeschossen wird)
nur 200 £ in Cirkulation zu werfen, da er für die Hälfte seines Waaren-
werths nur Verkäufer an I, nicht Käufer von I ist.
Es retourniren ihm aus der Cirkulation 400 £; 200, weil er sie
vorgeschossen als Käufer und sie zurückerhält als Verkäufer von 200
Waare; 200, weil er Waare zum Werth von 200 an I verkauft, ohne
dafür Waarenäquivalent von I wieder heraus zu ziehn. —
c) Theil 1 besitzt 200 in Geld und 200c in Waare; Theil 2 200c (d)
in Waaren.
Theil 2 hat unter dieser Voraussetzung nichts in Geld vorzuschiessen,
weil er, I gegenüber, überhaupt nicht mehr als Käufer, sondern nur noch
als Verkäufer fungirt, also abzuwarten hat bis von ihm gekauft wird.
Theil 1 schiesst 400 £ in Geld vor, 200 zum gegenseitigen Waaren-
umsatz mit I, 200 als blosser Käufer von I. Mit diesen letzteren 200 £
Geld kauft er die fixen Kapitalelemente.
[462]
I kauft mit 200 £ Geld für 200 Waare von Theil 1, dem damit seine
für diesen Waarenumsatz vorgeschossnen 200 £ Geld zurückfliessen; und
I kauft mit den andren 200 £ — die er ebenfalls von Theil 1 erhalten
— für 200 Waaren von Theil 2, dem damit sein fixer Kapitalverschleiss
in Geld niederschlägt.
Die Sache würde in keiner Weise verändert unter der Voraussetzung,
dass im Fall c) statt II (Theil 1), Klasse I die 200 Geld zum Umsatz
der existirenden Waaren vorschiesst. Kauft I dann zuerst für 200
Waare von II, Theil 2, — es ist vorausgesetzt, dass dieser nur noch
diesen Waarenrest zu verkaufen hat — so kehren die 200 £ nicht an
I zurück, da II, Theil 2, nicht wieder als Käufer auftritt; aber II, Theil
1, hat dann für 200 £ Geld um zu kaufen, und ditto noch 200 Waaren
umzusetzen, also im ganzen 400 einzutauschen von I. 200 £ Geld
kehren dann zu I zurück von II, Theil 1. Legt I sie wieder aus um
die 200 Waare zu kaufen von II, Theil 1, so kehren sie ihm zurück,
sobald II, Theil 1, die zweite Hälfte der 400 Waare von I löst. Theil
1 (II) hat 200 £ Geld als blosser Käufer von Elementen des fixen Ka-
pitals ausgelegt; sie kehren ihm daher nicht zurück, sondern dienen dazu,
die 200c Restwaaren von II, Theil 2, zu versilbern, während an I das
für Waarenumsatz ausgelegte Geld, 200 £, zurückgeflossen, nicht via II,
Theil 2, sondern via II, Theil 1. Für seine Waare von 400 ist ihm
Waarenäquivalent zum Belauf von 400 zurückgekehrt; die für den Umsatz
der 800 Waare von ihm vorgeschossnen 200 £ Geld sind ihm ditto
zurückgekehrt — und so ist alles in Ordnung.
Die Schwierigkeit, die sich ergab bei der Umsetzung:
I. 1000v + 1000m, wurde reducirt auf die Schwierigkeit bei Um-
II.
setzung der Reste:
I. . . . . . 400m
II. (1) 200 Geld + 200c Waare + (2) 200c Waare, oder, um die
Sache noch klarer zu machen:
. 200m + 200m.
II. (1) 200 Geld + 200c Waare + (2) 200c Waare.
[463]
Da in II. Theil 1, 200c Waare sich umgesetzt gegen 200 Im
(Waare), und da alles Geld, was bei diesem Umsatz von 400 Waaren
zwischen I und II cirkulirt, zurückfliesst zu dem, der es vorgeschossen
hat, I oder II, so ist dies Geld, als Element des Umsatzes zwischen I
und II, in der That kein Element des Problems, das uns hier beschäf-
tigt. Oder anders dargestellt: unterstellen wir, dass in dem Umsatz
zwischen 200 Im (Waare) und 200 IIc (Waare von II, Theil 1) das
Geld als Zahlungsmittel fungirt, nicht als Kaufmittel und daher auch
nicht als „Cirkulationsmittel“ im engsten Sinn, so ist klar, da die Waaren
200 Im und 200 IIc (Theil 1) von gleichem Werthbetrag, Produktions-
mittel vom Werth von 200 sich austauschen gegen Konsumtionsmittel
zum Werth von 200, das Geld hier nur ideell fungirt, und kein Geld
zur Zahlung von Bilanz von dieser oder jener Seite wirklich in Cirku-
lation zu werfen. Das Problem tritt also erst rein hervor, wenn wir die
Waare 200 Im und ihr Aequivalent, die Waare 200 IIc (Theil 1)
auf beiden Seiten I und II wegstreichen.
Nach Beseitigung dieser beiden Waarenbeträge von gleichem Werth
(I und II), die sich wechselseitig saldiren, bleibt also der Rest des Um-
satzes, worin das Problem rein hervortritt, nämlich:
- I. 200m Waare.
- II. (1) 200c Geld + (2) 200c Waare.
Hier ist klar: II, Theil 1, kauft mit 200 Geld die Bestandtheile
seines fixen Kapitals 200 Im; damit ist das fixe Kapital von II, Theil
1, in natura erneuert und der Mehrwerth von I, im Werth von 200,
ist aus Waarenform (Produktionsmitteln und zwar Elementen von fixem
Kapital) in Geldform verwandelt. Mit diesem Geld kauft I Konsumtions-
mittel von II, Theil 2, und das Resultat ist für II, dass für Theil 1 ein
fixer Bestandtheil seines konstanten Kapitals in natura erneuert ist; und
dass für Theil 2 ein andrer Bestandtheil (welcher Verschleiss von fixem
Kapital ersetzt) in Geld niedergeschlagen; und dies dauert jährlich fort,
bis auch dieser Bestandtheil in natura zu erneuern.
Die Vorbedingung ist hier offenbar, dass dieser fixe Bestandtheil des
konstanten Kapitala II, der seinem ganzen Werth nach in Geld rückver-
wandelt und daher jedes Jahr in natura zu erneuern ist (Theil 1), gleich
sei dem Jahresverschleiss des andern fixen Bestandtheils des konstanten
Kapitals II, der noch in seiner alten Naturalform fortfungirt, und dessen
[464] Verschleiss, der Werthverlust, den es auf die Waaren überträgt, in deren
Produktion er wirkt, zunächst in Geld zu ersetzen ist. Ein solches Gleich-
gewicht erschiene danach als Gesetz der Reproduktion auf gleichbleibender
Stufenleiter; was in andren Worten heisst, dass in der die Produktions-
mittel producirenden Klasse I die proportionelle Theilung der Arbeit un-
verändert bleiben muss, soweit sie einerseits cirkulirende, und andrerseits
fixe Bestandtheile des konstanten Kapitals der Abtheilung II liefert.
Bevor wir dies näher untersuchen, ist erst zu sehn wie die Sache
sich stellt, wenn der Restbetrag von IIc (1) nicht gleich dem Rest von
IIc (2); er kann größer sein oder kleiner. Setzen wir nach einander
beide Fälle.
Erster Fall:
- I. 200m.
- II. (1) 220c (in Geld) + (2) 200c (in Waare),
Hier kauft IIc (1) mit 200 £ Geld die Waaren 200 Im, und I
kauft mit demselben Geld die Waaren 200 IIc (2), also den Bestandtheil
des fixen Kapitals, der in Geld niederzuschlagen ist; dieser ist damit
versilbert. Aber 20 IIc (1) in Geld ist nicht rückverwandelbar in fixes
Kapital in natura.
Diesem Uebelstand scheint abhelfbar, indem wir den Rest von Im
statt auf 200 auf 220 setzen, sodass von den 2000 I statt 1800 nur
1780 durch frühern Umsatz erledigt sind. In diesem Fall also:
- I. 220m.
- II. (1) 220c (in Geld) + (2) 200c (in Waare).
IIc, Theil 1, kauft mit 220 £ Geld die 220 Im und I kauft so-
dann mit 200 £ die 200 IIc (2) in Waare. Aber dann bleiben 20 £
in Geld auf Seite von I, ein Stück Mehrwerth, das es nur in Geld fest-
halten, nicht in Konsumtionsmitteln verausgaben kann. Die Schwierigkeit
ist damit nur verlegt, von IIc (Theil 1) auf Im.
Nehmen wir nun andrerseits an, IIc, Theil 1, sei kleiner als IIc
(Theil 2), also:
Zweiter Fall:
- I. 200m (in Waare).
- II. (1) 180c (in Geld) + (2) 200c (in Waare).
II (Theil 1) kauft für 180 £ Geld Waaren 180 Im; I kauft
mit diesem Geld Waaren zum gleichen Werth von II (Theil 2), also
[465] 180 IIc (2); es bleiben 20 Im unverkaufbar auf einer Seite, und ebenso
20 IIc (2) auf der andern; Waaren zum Werth von 40 unverwandel-
bar in Geld.
Es würde uns nichts nutzen, den Rest I = 180 zu setzen; es
würde dann zwar kein Ueberschuss in I bleiben, aber nach wie vor ein
Ueberschuss von 20 in IIc (Theil 2) unverkaufbar, nicht in Geld ver-
wandelbar.
Im ersten Fall, wo II (1) größer als II (2), bleibt auf Seite von
IIc (1) ein Ueberschuss in Geld, nicht rückverwandelbar in fixes Kapital,
oder wenn der Rest Im = IIc (1) gesetzt wird, derselbe Ueberschuss
in Geld auf Seite von Im, nicht verwandelbar in Konsumtionsmittel.
Im zweiten Fall, wo IIc (1) kleiner als IIc (2), bleibt ein Deficit
in Geld auf Seite von 200 Im und IIc (2), und gleicher Ueberschuss
von Waare auf beiden Seiten, oder wenn der Rest Im = IIc (2) gesetzt
wird, ein Deficit in Geld und Ueberschuss in Waare auf Seite von IIc (2).
Setzen wir die Reste Im stets gleich IIc (1) — da die Aufträge
die Produktion bestimmen, und es an der Reproduktion nichts ändert,
wenn dies Jahr mehr fixe Kapitalbestandtheile, nächstes mehr cirkulirende
Kapitalbestandtheile des konstanten Kapitals II und I producirt werden —
so wäre im ersten Fall Im rückverwandelbar in Konsumtionsmittel, nur
wenn I damit einen Theil des Mehrwerths von II kaufte, dieser also, statt
verzehrt zu werden, von I als Geld aufgehäuft würde; im zweiten Fall
wäre nur abzuhelfen wenn I selbst das Geld ausgäbe, also die von uns
verworfne Hypothese.
Ist IIc (1) größer als IIc (2), so ist Einfuhr fremder Waare nöthig
zur Realisirung des Geldüberschusses in Im. Ist IIc (1) kleiner als IIc (2),
so umgekehrt Ausfuhr von Waare II (Konsumtionsmittel) zur Reali-
sirung des Verschleisstheils IIc in Produktionsmitteln. In beiden Fällen
ist also auswärtiger Handel nöthig.
Gesetzt auch, es sei für Betrachtung der Reproduktion auf gleich-
bleibender Stufenleiter anzunehmen, dass die Produktivität aller Industrie-
zweige, also auch die proportionellen Werthverhältnisse ihrer Waarenpro-
dukte konstant bleiben, so würden dennoch die beiden letzterwähnten
Fälle, wo IIc (1) größer oder kleiner als IIc (2), immer Interesse bieten
für die Produktion auf erweiterter Stufenleiter, wo sie unbedingt ein-
treten können.
Marx, Kapital II. 30
[466]
3) Resultate.
Mit Bezug auf den Ersatz des fixen Kapitals ist allgemein zu be-
merken:
Wenn — alle andren Umstände, also nicht nur die Stufenleiter der
Produktion, sondern namentlich auch die Produktivität der Arbeit als gleich-
bleibend vorausgesetzt — ein größrer Theil des fixen Elements von IIc
abstirbt als das Jahr vorher, also auch ein größrer Theil in natura zu
erneuern ist, so muss der Theil des fixen Kapitals, der erst auf dem Weg
seines Absterbens, und bis zu seinem Todestermin einstweilen in Geld zu
ersetzen ist, in derselben Proportion abnehmen, da nach der Voraussetzung
die Summe (auch die Werthsumme) des in II fungirenden fixen Kapital-
theils dieselbe bleibt. Es führt dies aber folgende Umstände mit sich.
Erstens: Besteht ein größrer Theil des Waarenkapitals I aus Elementen
des fixen Kapitals von IIc, so ein um so viel geringrer Theil aus cirku-
lirenden Bestandtheilen von IIc, da die Gesammtproduktion von I für
IIc unverändert bleibt. Wächst ein Theil derselben, so nimmt der andre
ab und umgekehrt. Andrerseits bleibt aber auch die Gesammtproduktion
der Klasse II von derselben Größe. Wie ist dies aber möglich bei Ab-
nahme ihrer Rohstoffe, Halbfabrikate, Hülfsstoffe? (d. h. der cirkulirenden
Elemente des konstanten Kapitals II.) Zweitens: Ein größrer Theil
des unter Geldform wieder hergestellten fixen Kapitals IIc strömt zu I,
um aus Geldform in Naturalform rückverwandelt zu werden. Es strömt
also an I mehr Geld zu, ausser dem zwischen I und II zum blossen
Waarenumsatz cirkulirendem Geld; mehr Geld, das nicht wechselseitigen
Waarenumsatz vermittelt, sondern nur einseitig in Funktion von Kaufmittel
auftritt. Zugleich aber hätte die Waarenmasse von IIc, die Träger des Werth-
ersatzes von Verschleiss ist, proportionell abgenommen, also die Waaren-
masse II, die nicht gegen Waare von I, sondern nur gegen Geld von I
umgesetzt werden muss. Es wäre mehr Geld von II an I als blosses
Kaufmittel zugeströmt und es wäre weniger Waare von II da, welcher
gegenüber I als blosser Käufer zu fungiren hätte. Ein größrer Theil
von Im — denn Iv ist bereits in Waare II umgesetzt — wäre also
nicht in Waare II umsetzbar, sondern festhaftend in Geldform.
Der umgekehrte Fall, wo in einem Jahr die Reproduktion der Sterbe-
fälle des fixen Kapitals II geringer, und dagegen der Verschleisstheil
größer, braucht hiernach nicht weiter durchgegangen zu werden.
[467]
Und so wäre Krise da — Produktionskrise — trotz Reproduktion
auf gleichbleibender Stufenleiter.
Mit einem Wort: Wird bei einfacher Reproduktion und gleichblei-
benden Umständen, also namentlich gleichbleibender Produktivkraft, Ge-
sammtgröße und Intensität der Arbeit — nicht eine konstante Proportion
vorausgesetzt zwischen absterbendem (zu erneuerndem) und in alter Natu-
ralform fortwirkendem (bloss für Ersatz seines Verschleisses den Produkten
Werth zusetzendem) fixem Kapital — so bliebe in einem Fall die Masse
von zu reproducirenden cirkulirenden Bestandtheilen dieselbe, aber die Masse
von zu reproducirenden fixen Bestandtheilen wäre gewachsen; es müsste
also die Gesammtproduktion I wachsen oder es wäre, selbst abgesehn von
den Geldverhältnissen, Deficit der Reproduktion da.
Im andern Fall: Nähme die proportionelle Grösse des in natura
zu reproducirenden fixen Kapitals II ab, also im selben Verhältniss der
nur noch in Geld zu ersetzende Bestandtheil des fixen Kapitals II zu, so
bliebe die Masse der von I reproducirten cirkulirenden Bestandtheile des
konstanten Kapitals II unverändert, die des zu reproducirenden fixen da-
gegen hätte abgenommen. Also entweder Abnahme der Gesammtproduktion
I oder aber Ueberschuss (wie vorher Deficit) und nicht zu versilbernder
Ueberschuss.
Dieselbe Arbeit kann zwar im ersten Fall mit zunehmender Pro-
duktivität, Ausdehnung oder Intensität, größres Produkt liefern, und so
wäre das Deficit im ersten Fall zu decken; solcher Wechsel würde aber
nicht ohne Deplacirung von Arbeit und Kapital aus einem Produktions-
zweig von I in den andern stattgreifen und jede solche Deplacirung würde
momentane Störungen hervorrufen. Zweitens aber würde (soweit Aus-
dehnung und Intensivirung der Arbeit zunehmen) I mehr Werth gegen
weniger Werth von II auszutauschen haben, also eine Depreciation des
Produkts von I stattfinden.
Umgekehrt im zweiten Fall, wo I seine Produktion kontrahiren muss,
was Krise für die darin beschäftigten Arbeiter und Kapitalisten bedeutet,
oder Ueberschuss liefert, was wieder Krise. An und für sich sind solche
Ueberschüsse kein Uebel, sondern ein Vortheil; sind aber Uebel in der
kapitalistischen Produktion.
Der auswärtige Handel könnte in beiden Fällen aushelfen, im ersten
Fall, um die in Geldform festgehaltne Waare I in Konsumtionsmittel um-
30*
[468] zusetzen, im zweiten Fall, um den Ueberschuss in Waare abzusetzen.
Aber der auswärtige Handel, soweit er nicht bloss Elemente (auch dem
Werth nach) ersetzt, verlegt nur die Widersprüche auf ausgedehntere
Sphäre, eröffnet ihnen größren Spielkreis.
Ist die kapitalistische Form der Reproduktion einmal beseitigt, so
kommt die Sache darauf hinaus, dass die Größe des absterbenden und
daher in natura zu ersetzenden Theils des fixen Kapitals (hier des in der
Erzeugung der Konsumtionsmittel fungirenden) in verschiednen successiven
Jahren wechselt. Ist er in einem Jahr sehr gross (über die Durch-
schnittssterblichkeit, wie bei den Menschen) so im folgenden sicher um so
geringer. Die zur jährlichen Produktion der Konsumtionsmittel nöthige
Masse von Rohstoffen, Halbfabrikaten und Hülfsstoffen — sonst gleich-
bleibende Umstände vorausgesetzt — nimmt deswegen nicht ab; die Ge-
sammtproduktion der Produktionsmittel müsste also im einen Fall zu-
nehmen, im andren abnehmen. Diesem kann [nur] abgeholfen werden durch
fortwährende relative Ueberproduktion; einerseits ein gewisses Quantum
fixes Kapital, das mehr producirt wird als direkt nöthig ist; andrerseits
und namentlich Vorrath von Rohstoff etc., der über die unmittelbaren
jährlichen Bedürfnisse hinausgeht (dies gilt ganz besonders von Lebens-
mitteln). Solche Art Ueberproduktion ist gleich mit Kontrole der Gesell-
schaft über die gegenständlichen Mittel ihrer eignen Reproduktion. Inner-
halb der kapitalistischen Gesellschaft aber ist sie ein anarchisches Element.
Dies Beispiel vom fixen Kapital — bei gleichbleibender Stufenleiter
der Reproduktion — ist schlagend. Missverhältniss in der Produktion
von fixem und cirkulirendem Kapital ist einer der Lieblingsgründe der
Oekonomen, um die Krisen zu erklären. Dass solches Missverhältniss
bei blosser Erhaltung des fixen Kapitals entspringen kann und muss —
ist ihnen etwas neues; dass sie entspringen kann und muss bei Voraus-
setzung einer idealen Normalproduktion, bei einfacher Reproduktion des
bereits fungirenden gesellschaftlichen Kapitals.
XII. Die Reproduktion des Geldmaterials.
Es ist bisher ein Moment ganz ausser Acht gelassen worden, nämlich die
jährliche Reproduktion von Gold und Silber. Als blosses Material zu
Luxusartikeln, Vergoldung etc., wären sie hier ebensowenig speciell zu er-
wähnen, wie irgend welche andren Prodnkte. Dagegen spielen sie wich-
[469] tige Rolle als Geldmaterial und daher potentialiter Geld. Als Geldmate-
rial nehmen wir hier der Vereinfachung wegen nur Gold.
Die gesammte jährliche Goldproduktion betrug nach ältren Angaben
8 — 900,000 ℔. = rund 1100 oder 1250 Millionen Mark. Nach
Soetbeer53) dagegen nur 170,675 Kilogramm im Werth von rund 476
Millionen Mark im Durchschnitt der Jahre 1871—75. Davon lieferten:
Australien rund 167, Vereinigte Staaten 166, Russland 93 Millionen
Mark. Der Rest vertheilt sich auf verschiedne Länder in Beträgen von
weniger als je 10 Millionen Mark. Die jährliche Silberproduktion, wäh-
rend derselben Periode, betrug etwas unter 2 Millionen Kilogramm im
Werth von 354½ Millionen Mark; davon lieferte in runder Zahl Mexiko
108, die Vereinigten Staaten 102, Südamerika 67, Deutschland 26 Mil-
lionen u. s. w.
Von Ländern vorherrschender kapitalistischer Produktion sind nur die
Vereinigten Staaten Gold- und Silberproducenten; die europäischen kapi-
talistischen Länder erhalten fast all ihr Gold und bei weitem den größten
Theil ihres Silbers von Australien, Vereinigten Staaten, Mexiko, Südamerika
und Russland.
Wir verlegen aber die Goldminen in das Land der kapitalistischen
Produktion, dessen jährliche Reproduktion wir hier analysiren, und zwar
aus folgendem Grund:
Kapitalistische Produktion existirt überhaupt nicht ohne auswärtigen
Handel. Wird aber normale jährliche Reproduktion auf einer gegebnen
Stufenleiter unterstellt, so ist damit auch unterstellt, dass der auswärtige
Handel nur durch Artikel von andrer Gebrauchs- oder Naturalform ein-
heimische Artikel ersetzt, ohne die Werthverhältnisse zu afficiren, also
auch nicht die Werthverhältnisse, worin die zwei Kategorien: Produk-
tionsmittel und Konsumtionsmittel, sich gegen einander umsetzen, und
ebensowenig die Verhältnisse von konstantem Kapital, variablem Kapital
und Mehrwerth, worin der Werth des Produkts jeder dieser Kategorien
zerfällbar. Die Hereinziehung des auswärtigen Handels bei Analyse des
jährlich reproducirten Produktenwerths kann also nur verwirren, ohne irgend
ein neues Moment, sei es des Problems, sei es seiner Lösung zu liefern.
Es ist also ganz davon zu abstrahiren; also ist hier auch das Gold als
[470] direktes Element der jährlichen Reproduktion, nicht als von aussen durch
Austausch eingeführtes Waarenelement zu behandeln.
Die Produktion von Gold gehört, wie die Metallproduktion überhaupt,
zu Klasse I, der Kategorie, die die Produktion von Produktionsmitteln
umfasst. Wir wollen annehmen, das jährliche Goldprodukt sei = 30
(der Bequemlichkeit wegen, thatsächlich viel zu hoch gefasst gegen die
Zahlen unsres Schema); es sei dieser Werth zerfällbar in 20c + 5v +
5m; 20c ist auszutauschen gegen andre Elemente von Ic und dies ist
später zu betrachten; aber die 5v + 5m (I) sind umzusetzen gegen Ele-
mente von IIc, d. h. Konsumtionsmittel.
Was die 5v betrifft, so beginnt zunächst jedes Gold producirende Ge-
schäft damit, die Arbeitskraft zu kaufen; nicht mit selbst producirtem Gold,
sondern mit einem Quotum des im Lande vorräthigen Gelds. Die Arbeiter
beziehn für diese 5v Konsumtionsmittel aus II heraus, und dies kauft mit
diesem Geld Produktionsmittel von I. Sage, II kaufe von I für 2 Gold
als Waarenmaterial etc. (Bestandtheil seines konstanten Kapitals), so
fliessen 2v zurück zu den Goldproducenten I in Geld, das der Cirkulation
schon früher angehörte. Wenn II weiter nichts an Material von I kauft,
so kauft I von II, indem es sein Gold als Geld in die Cirkulation wirft,
da Gold jede Waare kaufen kann. Der Unterschied ist nur, dass I hier
nicht als Verkäufer, sondern nur als Käufer auftritt. Die Goldgräber von
I können ihre Waare stets absetzen, sie befindet sich stets in unmittelbar
austauschbarer Form.
Nehmen wir an, ein Garnspinner habe 5v an seine Arbeiter bezahlt,
diese liefern ihm — abgesehn vom Mehrwerth — dafür ein Gespinnst
in Produkt = 5; die Arbeiter kaufen für 5 von IIc, dies kauft für 5
in Geld Garn von I, und so fliesst 5v zurück in Geld an den Garn-
spinner. In dem supponirten Fall dagegen schiesst Ig (wie wir die Gold-
producenten bezeichnen wollen) 5v an seine Arbeiter in Geld vor, das
schon früher der Cirkulation angehörte; diese geben das Geld aus in
Lebensmitteln; es kehren aber von den 5 nur 2 aus II zu Ig zurück.
Aber Ig kann ganz so gut wie der Garnspinner den Reproduktionsprocess
von neuem beginnen; denn seine Arbeiter haben ihm in Gold 5 geliefert,
wovon es 2 verkauft hat, 3 in Gold besitzt, also nur zu münzen54) oder
[471] in Banknoten zu verwandeln hat, damit direkt, ohne weitre Vermittlung
von II, sein ganzes variables Kapital wieder in Geldform in seiner
Hand sei.
Schon bei diesem ersten Process der jährlichen Reproduktion ist aber
eine Veränderung in der Masse der wirklich oder virtuell der Cirkulation
angehörigen Geldmasse vorgegangen. Wir haben angenommen, IIc habe
2v (Ig) als Material gekauft, 3 sei von Ig innerhalb II wieder ausgelegt
als Geldform des variablen Kapitals. Es sind also aus der mittelst der
neuen Goldproduktion gelieferten Geldmasse 3 innerhalb II geblieben und
nicht zurückgeströmt zu I. Nach der Voraussetzung hat II seinen Be-
darf in Goldmaterial befriedigt. Die 3 bleiben als Goldschatz in seinen
Händen. Da sie keine Elemente seines konstanten Kapitals bilden können,
und da ferner II schon vorher hinreichendes Geldkapital zum Ankauf der
Arbeitskraft hatte; da ferner, mit Ausnahme des Verschleisselements, dies
zuschüssige 3 g keine Funktion zu verrichten hat innerhalb IIc, gegen
einen Theil wovon es ausgetauscht (es könnte nur dazu dienen das Ver-
schleisselement pro tanto zu decken, wenn IIc (1) kleiner als IIc (2)
was zufällig); andrerseits aber, eben mit Ausnahme des Verschleissele-
ments, das ganze Waarenprodukt IIc gegen Produktionsmittel I(v + m)
umzusetzen ist — so muss dies Geld ganz aus IIc übertragen werden
in IIm, ob dies nun in nothwendigen Lebensmitteln oder in Luxusmitteln
existire, und dagegen entsprechender Waarenwerth übertragen werden aus
IIm in IIc. Resultat: Ein Theil des Mehrwerths wird als Geldschatz
aufgespeichert.
Beim zweiten Reproduktionsjahr, wenn dieselbe Proportion des jähr-
lich producirten Golds fortfährt als Material vernutzt zu werden, wird
wieder 2 an Ig zurückfliessen und 3 in natura ersetzt, d. h. wieder in
II als Schatz freigesetzt sein u. s. w.
Mit Bezug auf das variable Kapital überhaupt: Der Kapitalist Ig
hat wie jeder andre dies Kapital beständig in Geld zum Ankauf der Ar-
beit vorzuschiessen. Mit Bezug auf dies v hat nicht er sondern seine
Arbeiter zu kaufen von II; es kann also nie der Fall eintreten, dass er
54)
[472] als Käufer auftritt, also Gold ohne die Initiative des II in selbes wirft.
Soweit aber II von ihm Material kauft, sein konstantes Kapital IIc in
Goldmaterial umsetzen muss, fliesst ihm Theil von (Ig)v von II zurück
auf dieselbe Weise wie den andren Kapitalisten von I; und soweit dies
nicht der Fall, ersetzt er sein v in Gold direkt aus seinem Produkt. In
dem Verhältniss aber, worin ihm das als Geld vorgeschossne v nicht
von II zurückfliesst, wird in II ein Theil der schon vorhandnen Cirku-
lation (von I ihm zugeflossnes und nicht an I retournirtes Geld) in Schatz
verwandelt und dafür ein Theil seines Mehrwerths nicht in Konsumtions-
mitteln verausgabt. Da beständig neue Goldminen in Angriff genommen
oder alte wieder eröffnet werden, so bildet eine bestimmte Proportion des
von Ig in v auszulegenden Geldes stets Theil der vor der neuen Gold-
produktion vorhandnen Geldmasse, die von Ig vermittelst ihrer Arbeiter
in II hineingeworfen wird, und, soweit sie nicht aus II zu Ig zurück-
gekehrt, bildet sie dort Element der Schatzbildung.
Was aber (Ig)m angeht, so kann Ig hier stets als Käufer auftreten;
es wirft sein m als Gold in die Cirkulation und zieht dafür Konsumtions-
mittel IIc heraus; hier wird das Gold zum Theil als Material vernutzt,
fungirt daher als wirkliches Element des konstanten Bestandtheils c des
produktiven Kapitals II; und soweit dies nicht der Fall, wird es wieder
Element der Schatzbildung als in Geld verharrender Theil von IIm. Es
zeigt sich — auch abgesehn von dem später zu betrachtenden Ic55) —
wie selbst bei einfacher Reproduktion, wenn hier auch Akkumulation im
eigentlichen Sinn des Worts, d. h. Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter,
ausgeschlossen, dagegen Geldaufspeicherung oder Schatzbildung nothwendig ein-
geschlossen ist. Und da sich dies jährlich neu wiederholt, so erklärt sich
damit die Voraussetzung, von welcher bei Betrachtung der kapitalistischen
Produktion ausgegangen wird: dass sich bei Beginn der Reproduktion eine
dem Waarenumsatz entsprechende Masse von Geldmitteln in den Händen
der Kapitalistenklassen I und II befindet. Solche Aufspeicherung findet
statt selbst nach Abzug des durch Verschleiss des cirkulirenden Geldes
verloren gehenden Goldes.
Es versteht sich von selbst, dass je fortgeschrittner das Lebensalter der
[473] kapitalistischen Produktion, um so größer die allerseits aufgehäufte Geld-
masse, um so kleiner also die Proportion, die die jährliche neue Goldpro-
duktion dieser Masse zufügt, obgleich dieser Zuschuss seiner absoluten
Quantität nach bedeutend sein kann. Im allgemeinen wollen wir nur
noch einmal zurückkommen auf den gegen Tooke gemachten Einwurf: wie
ist es möglich, dass jeder Kapitalist in Geld einen Mehrwerth aus
dem jährlichen Produkt herauszieht, d. h. mehr Geld herauszieht aus der
Cirkulation als er hineinwirft, da in letzter Instanz die Kapitalistenklasse
selbst als die Quelle betrachtet werden muss, die überhaupt das Geld in
die Cirkulation wirft?
Wir bemerken hierauf, unter Zusammenfassung des schon früher
(Kap. XVII) Entwickelten:
1) die einzige hier erforderliche Voraussetzung: dass überhaupt Geld
genug vorhanden sei, um die verschiednen Elemente der jährlichen Repro-
duktionsmasse umzusetzen, — wird in keiner Weise dadurch berührt, dass
ein Theil des Waarenwerths aus Mehrwerth besteht. Gesetzt, die ganze
Produktion gehöre den Arbeitern selbst, ihre Mehrarbeit sei also nur
Mehrarbeit für sie selbst, nicht für die Kapitalisten, so wäre die Masse
des cirkulirenden Waarenwerths dieselbe, und erheischte bei sonst gleich-
bleibenden Umständen dieselbe Geldmasse zu ihrer Cirkulation. Es fragt
sich also in beiden Fällen nur: Wo kommt das Geld her, um diesen Ge-
sammtwaarenwerth umzusetzen? — Und in keiner Weise: Wo kommt
das Geld zur Versilberung des Mehrwerths her?
Allerdings, um noch einmal darauf zurückzukommen, besteht jede
einzelne Waare aus c + v + m, und es ist also zur Cirkulation der
gesammten Waarenmasse einerseits eine bestimmte Geldsumme nöthig zur
Cirkulation des Kapitals c + v, und andrerseits eine andre Geldsumme
zur Cirkulation der Revenue der Kapitalisten, des Mehrwerths m. Wie
für die einzelnen Kapitalisten so für die ganze Klasse ist das Geld, wo-
rin sie Kapital vorschiesst, verschieden von dem Geld, worin sie Revenue
verausgabt. Woher kommt dies letztre Geld? Einfach daher, dass von
der in der Hand der Kapitalistenklasse befindlichen Geldmasse, also im
Ganzen und Großen von der innerhalb der Gesellschaft befindlichen ge-
sammten Geldmasse ein Theil die Revenue der Kapitalisten cirkulirt.
Man sah schon oben, wie jeder ein neues Geschäft einrichtende Kapitalist
das Geld, das er zu seiner Erhaltung in Konsumtionsmitteln verausgabt,
[474] wieder zurückfischt als zur Versilberung seines Mehrwerths dienendes
Geld, sobald das Geschäft einmal im Gang. Aber allgemein gesprochen
kommt die ganze Schwierigkeit aus zwei Quellen her:
Erstens: Betrachten wir blos die Cirkulation und den Umschlag des
Kapitals, also auch den Kapitalisten nur als Personifikation des Kapitals
— nicht als kapitalistischen Konsumenten und Lebemann — so sehn
wir ihn zwar beständig Mehrwerth in die Cirkulation werfen als Bestand-
theil seines Waarenkapitals, aber wir sehn nie das Geld als Form der
Revenue in seiner Hand; wir sehn ihn nie Geld zum Verzehr des Mehr-
werths in die Cirkulation werfen.
Zweitens: Wirft die Kapitalistenklasse eine gewisse Geldsumme in
Gestalt von Revenue in Cirkulation, so scheint es als zahle sie ein Ae-
quivalent für diesen Theil des jährlichen Gesammtprodukts und höre dieser
somit auf Mehrwerth darzustellen. Das Mehrprodukt aber, worin sich der
Mehrwerth darstellt, kostet der Kapitalistenklasse nichts. Als Klasse be-
sitzt und geniesst sie es umsonst, und daran kann die Geldcirkulation
nichts ändern. Die Veränderung, die diese vermittelt, besteht einfach
darin, daß jeder Kapitalist, statt sein Mehrprodukt in natura zu verzehren,
was meist gar nicht angeht, Waaren aller Art bis zum Belauf des von
ihm angeeigneten Mehrwerths aus dem Gesammtstock des jährlichen ge-
sellschaftlichen Mehrprodukts herauszieht und sich aneignet. Aber der
Mechanismus der Cirkulation hat gezeigt, dass wenn die Kapitalistenklasse
Geld zur Verausgabung von Revenue in die Cirkulation hineinwirft, sie
selbiges Geld auch wieder der Cirkulation entzieht, und also denselben
Process stets von neuem beginnen kann; dass sie also, als Kapitalisten-
klasse betrachtet, nach wie vor im Besitz dieser zur Versilberung des
Mehrwerths nöthigen Geldsumme bleibt. Wenn also nicht nur der Mehr-
werth, in Form von Waaren, vom Kapitalisten für seinen Konsumtions-
fonds dem Waarenmarkt entzogen wird, sondern zugleich das Geld, womit
er diese Waaren kauft, an ihn zurückfliesst, so hat er offenbar die Waaren
ohne Aequivalent der Cirkulation entzogen. Sie kosten ihm nichts, ob-
gleich er sie mit Geld zahlt. Wenn ich mit einem Pfund Sterling Waaren kaufe,
und mir der Verkäufer der Waare das Pfund zurückgiebt für Mehrpro-
dukt, das mich nichts gekostet hat, habe ich offenbar die Waaren um-
sonst erhalten. Die beständige Wiederholung dieser Operation ändert nichts
daran, dass ich beständig Waaren entziehe [und] beständig im Besitz des
[475] Pfundes bleibe, obgleich ich mich desselben zum Bezug der Waaren vor-
übergehend entäussere. Der Kapitalist erhält beständig dies Geld zurück
als Versilberung von Mehrwerth, der ihm nichts gekostet hat.
Wir sahn, dass bei A. Smith der gesammte gesellschaftliche Produkten-
werth sich auflöst in Revenue, in v + m, dass also der konstante Ka-
pitalwerth gleich Null gesetzt wird. Es folgt daher nothwendig, dass
das zur Cirkulation der jährlichen Revenue erforderliche Geld auch hin-
reichend ist zur Cirkulation des gesammten jährlichen Produkts; dass also,
in unserm Fall, das zur Cirkulation der Konsumtionsmittel zum Werth
von 3000 nöthige Geld hinreicht zur Cirkulation des gesammten Jahres-
produkts zum Werth von 9000. Dies ist in der That A. Smith’s An-
sicht, und sie wird von Th. Tooke wiederholt. Diese falsche Vorstellung
vom Verhältniss der zur Versilbrung der Revenue erforderlichen Geldmasse
zur Geldmasse, welche das gesammte gesellschaftliche Produkt cirkulirt,
ist ein nothwendiges Resultat der nicht begriffnen, gedankenlos vorge-
stellten Art und Weise, wie die verschiednen stofflichen und Werthele-
mente des jährlichen Gesammtprodukts sich reproduciren und jährlich er-
setzt werden. Sie ist daher bereits widerlegt.
Hören wir Smith und Tooke selbst.
Smith sagt, Book II, ch. 2: „Die Cirkulation jedes Landes kann in
zwei Theile geschieden werden: die Cirkulation der Händler untereinander
und die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten. Wenn auch
dieselben Geldstücke, Papier oder Metall, bald in der einen, bald in der
andern Cirkulation verwandt werden mögen, so gehn doch beide fort-
während gleichzeitig neben einander vor, und jede von beiden bedarf
daher einer bestimmten Geldmasse dieser oder jener Art, um in Gang zu
bleiben. Der Werth der zwischen den verschiednen Händlern cirkulirten
Waaren kann nie den Werth der zwischen den Händlern und den Kon-
sumenten cirkulirten Waaren übersteigen; denn was die Händler auch
immer kaufen, muss doch schliesslich an die Konsumenten verkauft werden.
Da die Cirkulation zwischen den Händlern en gros geschieht, erfordert sie
im Allgemeinen eine ziemlich grosse Summe für jeden einzelnen Umsatz.
Die Cirkulation zwischen Händlern und Konsumenten dagegen geschieht
meist en detail, und erfordert oft nur sehr kleine Geldbeträge; ein Schil-
ling oder selbst ein halber Penny genügt manchmal. Aber kleine Summen
cirkuliren weit rascher als grosse … Obgleich die jährlichen Käufe
[476] aller Konsumenten daher denen aller Händler an Werth mindestens“ [dies
„mindestens“ ist gut!] „gleich sind, so können sie doch in der Regel mit
einer weit geringern Geldmasse erledigt werden“ u. s. w.
Zu dieser Stelle Adam’s bemerkt Th. Tooke (An Inquiry into the
Currency Principle. London 1844. p. 34—36 passim): „Es kann kein
Zweifel bestehn, dass dieser hier gemachte Unterschied der Sache nach
richtig ist … Der Austausch zwischen Händlern und Konsumenten
schliesst auch die Zahlung des Arbeitslohns ein, der die Haupteinnahme
(the principal means) der Konsumenten ausmacht. . . . Alle Umsätze
von Händler zu Händler, d. h. alle Verkäufe vom Producenten oder Im-
porteur an, durch alle Abstufungen von Zwischenprocessen der Manufaktur
u. s. w. bis herab zum Detailhändler oder Exportkaufmann, sind auflösbar
in Bewegungen von Kapitalübertragung. Kapitalübertragungen setzen aber
nicht nothwendig voraus, und führen in der That auch nicht wirklich mit sich,
in der großen Masse der Umsätze, eine wirkliche Abtretung von Banknoten
oder Münze — ich meine eine materielle, nicht fingirte Abtretung —
zur Zeit der Uebertragung … Der Gesammtbetrag der Umsätze zwi-
schen Händlern und Händlern muss in letzter Instanz bestimmt und be-
grenzt sein durch den Betrag der Umsätze zwischen Händlern und Kon-
sumenten.“
Stände der letzte Satz vereinzelt, so könnte man glauben, Tooke
konstatire bloss, dass ein Verhältniss stattfinde zwischen den Umsätzen
von Händler zu Händler, und denen von Händler zu Konsument, in
andern Worten, zwischen dem Werth der jährlichen Gesammtrevenue
und dem Werth des Kapitals womit sie producirt wird. Dies ist jedoch
nicht der Fall. Er bekennt sich ausdrücklich zur Auffassung A. Smith’s.
Eine besondre Kritik seiner Cirkulationstheorie ist daher überflüssig.
2) Jedes industrielle Kapital wirft bei seinem Beginn auf einmal
Geld in Cirkulation für seinen ganzen fixen Bestandtheil, den es nur
allmälig in einer Reihe von Jahren durch Verkauf seines jährlichen Pro-
dukts wieder herauszieht. Es wirft also zunächst mehr Geld in die Cirku-
lation hinein, als es ihr entzieht. Dies wiederholt sich jedesmal bei Er-
neuerung des Gesammtkapitals in natura; es wiederholt sich jedes Jahr
für eine bestimmte Anzahl Geschäfte, deren fixes Kapital in natura zu
erneuern; es wiederholt sich stückweis bei jeder Reparatur, bei jeder nur
bruchweisen Erneuerung des fixen Kapitals. Wird also von der einen
[477] Seite der Cirkulation mehr Geld entzogen als hineingeworfen, so von der
andern Seite umgekehrt.
In allen Industriezweigen, deren Produktionsperiode (als verschieden von
der Arbeitsperiode) längre Zeit umfasst, wird während derselben von den kapita-
listischen Producenten beständig Geld in die Cirkulation geworfen, theils in Zah-
lung der angewandten Arbeitskraft, theils in Ankauf der zu verbrauchenden
Produktionsmittel; es werden so Produktionsmittel direkt, Konsumtionsmittel
theils indirekt, durch die ihren Arbeitslohn verausgabenden Arbeiter, theils direkt
durch die ihren Verzehr keineswegs suspendirenden Kapitalisten selbst dem
Waarenmarkt entzogen, ohne dass diese Kapitalisten zunächst gleichzeitig
ein Aequivalent in Waaren in den Markt würfen. Während dieser Periode
dient das von ihnen in Cirkulation geworfne Geld zur Versilbrung von
Waarenwerth, incl. des darin enthaltnen Mehrwerths. Sehr bedeutend
wird dies Moment in entwickelter kapitalistischer Produktion bei lang-
athmigen Unternehmungen, ausgeführt von Aktiengesellschaften etc., wie
Anlage von Eisenbahnen, Kanälen, Docks, großen städtischen Bauten,
Eisenschiffsbau, Drainirung von Land auf großem Umfang, etc.
3) Während die andern Kapitalisten, abgesehn von der Auslage in
fixem Kapital, mehr Geld aus der Cirkulation herausziehn als sie beim
Kauf der Arbeitskraft und der cirkulirenden Elemente hineingeworfen,
wird von den Gold und Silber producirenden Kapitalisten, abgesehn von
dem Edelmetall, das als Rohstoff dient, nur Geld in die Cirkulation ge-
worfen, während ihr nur Waaren entzogen werden. Das konstante Ka-
pital, mit Ausnahme des Verschleisstheils, der größre Theil des variablen,
und der ganze Mehrwerth, mit Ausnahme des etwa in ihren eignen
Händen sich aufhäufenden Schatzes, wird als Geld in die Cirkulation
geworfen.
4) Einerseits cirkuliren zwar allerlei Dinge als Waaren, die nicht
innerhalb des Jahres producirt worden, Grundstücke, Häuser etc., ferner
Produkte, deren Produktionsperiode sich über mehr als ein Jahr erstreckt,
Vieh, Holz, Wein u. s. w. Für diese und andre Phänomene ist es wichtig
festzuhalten, dass ausser der für die unmittelbare Cirkulation erheischten
Geldsumme, sich stets ein gewisses Quantum in latentem, nicht fungiren-
dem Zustand vorfindet, das bei gegebnem Anstoss in Funktion treten kann.
Auch cirkulirt der Werth solcher Produkte oft stückweis und allmälig, wie
der Werth von Häusern in der Miethe einer Reihe von Jahren.
[478]
Andrerseits werden nicht alle Bewegungen des Reproduktionsprocesses
durch Geldcirkulation vermittelt. Der gesammte Produktionsprocess, so-
bald seine Elemente einmal angeschafft, ist davon ausgeschlossen. Ferner
alles Produkt, das der Producent direkt selbst wieder konsumirt — sei
es individuell, sei es produktiv, wozu auch Naturalverpflegung ländlicher
Arbeiter gehört.
Die Geldmasse also, welche das jährliche Produkt cirkulirt, ist in
der Gesellschaft vorhanden, nach und nach akkumulirt worden. Sie gehört
nicht zum Werthprodukt dieses Jahrs, mit Ausnahme etwa des Ersatz-
golds für verschlissne Münzen.
Es ist bei dieser Darstellung vorausgesetzt exclusive Cirkulation von
Edelmetallgeld, und bei dieser wieder die einfachste Form baarer Käufe
und Verkäufe; obwohl auf Basis blosser Metallcirkulation das Geld auch
als Zahlungsmittel fungiren kann und historisch wirklich so fungirt hat,
und auf dieser Basis ein Kreditwesen und bestimmte Seiten seines Mecha-
nismus sich entwickelt haben.
Diese Voraussetzung wird gemacht nicht bloss aus methodischen
Rücksichten, deren Gewicht sich schon darin zeigt, dass sowohl Tooke
und seine Schule wie ihre Gegner in ihren Kontroversen beständig ge-
zwungen waren bei Erörterung der Banknotencirkulation wieder rückzu-
greifen zur Hypothese rein metallischer Cirkulation. Sie waren ge-
zwungen, dies post festum zu thun, thaten es aber dann sehr oberflächlich,
und zwar nothwendig, weil der Ausgangspunkt so nur die Rolle eines
Incidenzpunkts in der Analyse spielt.
Aber die einfachste Betrachtung der in ihrer naturwüchsigen
Form dargestellten Geldcirkulation — und diese ist hier immanentes Mo-
ment des jährlichen Reproduktionsprocesses — zeigt:
a) Entwickelte kapitalistische Produktion vorausgesetzt, also Herr-
schaft des Lohnarbeitssystems, spielt offenbar das Geldkapital eine Haupt-
rolle, soweit es die Form ist, in der das variable Kapital vorgeschossen
wird. Im Maß, wie sich das Lohnarbeitssystem entwickelt, ver-
wandelt sich alles Produkt in Waare, muss daher auch — mit
einigen wichtigen Ausnahmen — allzusammt die Verwandlung in Geld
als eine Phase seiner Bewegung durchlaufen. Die Masse des cirkuliren-
den Geldes muss zu dieser Versilberung der Waaren hinreichen, und der
größte Theil dieser Masse wird geliefert in Form des Arbeitslohns, des
[479] Geldes, das als Geldform des variablen Kapitals in Zahlung der Arbeits-
kraft vom industriellen Kapitalisten vorgeschossen, in den Händen der
Arbeiter — seiner großen Masse nach — nur als Cirkulationsmittel
(Kaufmittel) fungirt. Es ist dies ganz im Gegensatz zur Naturalwirth-
schaft, wie sie vorwiegt auf Basis jedes Hörigkeitssystems (Leibeigen-
schaft eingeschlossen) und noch mehr auf der mehr oder weniger primitiver
Gemeinwesen, ob diese nun mit Hörigkeits- oder Sklavereiverhältnissen
versetzt seien oder nicht.
Im Sklavensystem spielt das Geldkapital, das im Ankauf der Arbeits-
kraft ausgelegt wird, die Rolle von Geldform des fixen Kapitals, das nur
allmälig ersetzt wird, nach Ablauf der aktiven Lebensperiode des Sklaven.
Bei den Athenern wird daher der Gewinn, den ein Sklavenbesitzer direkt
durch industrielle Verwendung seines Sklaven, oder indirekt durch Ver-
miethung desselben an andre industrielle Verwender (z. B. für Bergwerks-
arbeit) zieht, auch nur betrachtet als Zins (nebst Amortisation) des vor-
geschossnen Geldkapitals, ganz wie in der kapitalistischen Produktion der
industrielle Kapitalist ein Stück des Mehrwerths, plus dem Verschleiss des
fixen Kapitals, als Zins und Ersatz seines fixen Kapitals in Rechnung
setzt; wie dies auch Regel ist bei den, fixes Kapital (Häuser, Maschinen
etc.) vermiethenden Kapitalisten. Blosse Haussklaven, sei es, dass sie zur
Leistung nothwendiger Dienste oder bloss zur Luxusparade dienen, kommen
hier nicht in Betracht, sie entsprechen unsrer dienenden Klasse. Aber
auch das Sklavensystem — sofern es in Agrikultur, Manufaktur, Schiffs-
betrieb etc., die herrschende Form der produktiven Arbeit ist, wie in den
entwickelten Staaten Griechenlands und in Rom — behält ein Element
der Naturalwirthschaft bei. Der Sklavenmarkt selbst erhält beständig
Zufuhr seiner Arbeitskraft-Waare durch Krieg, Seeraub etc., und dieser
Raub ist seinerseits nicht durch einen Cirkulationsprocess vermittelt, son-
dern Naturalaneignung fremder Arbeitskraft durch direkten physischen
Zwang. Selbst in den Vereinigten Staaten, nachdem das Zwischengebiet
zwischen den Lohnarbeits-Staaten des Nordens und den Sklaven-Staaten
des Südens sich in ein Sklavenzuchtgebiet für den Süden verwandelt, wo
also der auf den Sklavenmarkt geworfne Sklave selbst ein Element der
jährlichen Reproduktion geworden, genügte das für längre Zeit nicht,
sondern wurde noch möglichst lange afrikanischer Sklavenhandel zur
Füllung des Markts fortgetrieben.
[480]
b) Die auf Basis der kapitalistischen Produktion sich naturwüchsig
vollziehenden Ab- und Rückströmungen des Geldes bei Umsatz des jähr-
lichen Produkts; die einmaligen Vorschüsse von fixen Kapitalen, ihrem
ganzen Werthumfang nach, und das successive, über jahrelange Perioden
sich verbreitende Herausziehn ihres Werths aus der Cirkulation, also
ihre allmälige Rekonstitution in Geldform durch jährliche Schatzbildung,
eine Schatzbildung, ihrem Wesen nach total verschieden von der ihr
parallel gehenden, auf jährlich neuer Goldproduktion beruhenden Schatz-
bildung; die verschiedne Länge der Zeit, worin je nach der Länge der
Produktionsperioden der Waaren Geld vorgeschossen, also auch vorher
schon stets von neuem aufgeschatzt werden muss, bevor es durch Ver-
kauf der Waare aus der Cirkulation zurückgezogen werden kann; die
verschiedne Länge der Vorschusszeit, die schon allein aus der ver-
schiednen Entfernung des Produktionsorts vom Absatzmarkt entsteht;
ebenso die Verschiedenheit in Größe und Periode des Rückflusses je nach
dem Stand, resp. der relativen Größe der Produktionsvorräthe in ver-
schiednen Geschäften und bei den verschiednen einzelnen Kapitalisten
desselben Geschäftszweigs, also die Termine der Einkäufe von Elementen
des konstanten Kapitals — alles das während des Reproduktionsjahrs:
alle diese verschiednen Momente der naturwüchsigen Bewegung brauchen
sich bloss durch Erfahrung bemerklich und auffallend gemacht zu haben,
um planmäßig sowohl zu den mechanischen Hülfsmitteln des Kreditsys-
tems den Anlass zu geben, wie auch zu der wirklichen Auffischung der
vorhandnen verleihbaren Kapitale.
Es kommt hierzu noch der Unterschied der Geschäfte, deren Pro-
duktion unter sonst normalen Verhältnissen kontinuirlich auf derselben
Stufenleiter vor sich geht, und solcher, die in verschiednen Perioden
des Jahrs Arbeitskraft in verschiednem Umfang anwenden, wie die Land-
wirthschaft.
XIII. Destutt de Tracy’s Reproduktionstheoríe.56)
Als Beispiel der konfusen und zugleich renommistischen Gedanken-
losigkeit politischer Oekonomen, bei Betrachtung der gesellschaftlichen Re-
[481] produktion, diene der große Logiker Destutt de Tracy (vergl. Buch I,
p. 146, Note 30), den selbst Ricardo ernsthaft nahm und a very distin-
guished writer nennt. (Principles, p. 333.)
Dieser distinguirte Schriftsteller gibt folgende Aufschlüsse über den
gesammten gesellschaftlichen Reproduktions- und Cirkulationsprocess:
„Man wird mich fragen wie diese Industrieunternehmer so grosse
Profite machen und von wem sie sie ziehn können. Ich antworte, dass
sie dies thun, indem sie alles was sie produciren, theurer verkaufen als
es ihnen zu produciren gekostet; und dass sie es verkaufen
1) an einander für den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt
zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse, welche sie bezahlen mit einem Theil
ihrer Profite;
2) an die Lohnarbeiter, sowohl an die, welche sie besolden,
wie die, welche die müßigen Kapitalisten besolden; von welchen Lohn-
arbeitern sie auf diesem Wege ihren ganzen Lohn zurückerhalten, aus-
genommen etwa deren kleine Ersparnisse;
3) an die müßigen Kapitalisten, welche sie bezahlen mit dem Theil
ihrer Revenue, den sie nicht schon abgegeben haben an die von ihnen
direkt beschäftigten Lohnarbeiter; sodass die ganze Rente, welche sie ihnen
jährlich zahlen, ihnen auf dem einen oder andern dieser Wege wieder
zurückfließt.“ (Destutt de Tracy, Traité de la volonté et de ses effets.
Paris 1821. p. 239.)
Also die Kapitalisten bereichern sich erstens, indem sie im Umsatz
des Theils des Mehrwerths, den sie ihrer Privatkonsumtion widmen oder
als Revenue verzehren, sich alle wechselseitig übervortheilen. Also, wenn
dieser Theil ihres Mehrwerths, resp. ihrer Profite, = 400 £ ist, so
werden aus diesen 400 £ etwa 500 £ dadurch, dass jeder Betheiligte
der 400 £ dem andern seinen Theil um 25 % zu theuer verkauft. Da
alle dasselbe thun, so ist das Resultat dasselbe, als hätten sie sich wechsel-
seitig zum richtigen Werth verkauft. Nur brauchen sie zur Cirkulation
eines Waarenwerths von 400 £ eine Geldmasse von 500 £, und dies
scheint eher eine Methode sich zu verarmen als sich zu bereichern, indem
sie einen grossen Theil ihres Gesammtvermögens in der nutzlosen Form
von Cirkulationsmitteln unproduktiv aufbewahren müssen. Das Ganze
kommt darauf hinaus, dass die Kapitalistenklasse trotz der allseitigen
nominellen Preiserhöhung ihrer Waaren nur einen Waarenstock von 400 £
Marx, Kapital II. 31
[482] Werth unter sich zu ihrer Privatkonsumtion zu vertheilen haben, dass sie
aber sich das wechselseitige Vergnügen machen, 400 £ Waarenwerth zu
cirkuliren mit einer Geldmasse, die für 500 £ Waarenwerth erheischt ist.
Ganz abgesehn davon, dass hier „ein Theil ihrer Profite“ und also
überhaupt ein Waarenvorrath, worin Profit sich darstellt, unterstellt
ist. Destutt will uns aber gerade erklären, wo dieser Profit herkommt.
Die Geldmasse, die nöthig ist um ihn zu cirkuliren, ist eine ganz unter-
geordnete Frage. Die Waarenmasse, worin der Profit sich darstellt,
scheint davon herzustammen, dass die Kapitalisten diese Waarenmasse
nicht nur einander verkaufen, was bereits sehr schön und tief ist, sondern
sich alle einander zu theuer verkaufen. Wir kennen jetzt also eine
Quelle der Bereicherung der Kapitalisten. Sie kommt hinaus auf das
Geheimniss des „Entspektor Bräsig,“ dass die große Armuth von der
großen pauvreté herkommt.
2) Dieselben Kapitalisten verkaufen ferner „an die Lohnarbeiter, so-
wohl an die, welche sie selbst besolden, wie an die, welche die müßigen
Kapitalisten besolden; von welchen Lohnarbeitern sie auf diese Weise
ihren ganzen Lohn zurückerhalten, ausgenommen deren kleine Ersparnisse.“
Der Rückfluss des Geldkapitals, in Form von welchem die Kapi-
talisten den Lohn dem Arbeiter vorgeschossen haben, zu den Kapitalisten,
macht nach Herrn Destutt die zweite Quelle der Bereicherung solcher
Kapitalisten aus.
Wenn also die Kapitalistenklasse z. B. 100 £ den Arbeitern in
Lohn gezahlt und dann dieselben Arbeiter von derselben Kapitalistenklasse
Waare zum selben Werth von 100 £ kaufen, und daher die Summe von
100 £, welche die Kapitalisten als Käufer von Arbeitskraft vorgeschossen,
ihnen beim Verkauf von Waaren zu 100 £ an die Arbeiter zurückfliesst,
so bereichern sich dadurch die Kapitalisten. Es scheint, vom Stand-
punkt des gewöhnlichen Menschenverstands, dass die Kapitalisten sich ver-
mittelst dieser Procedur wieder im Besitz von 100 £ befinden, die sie
vor der Procedur besaßen. Bei Beginn der Procedur besitzen sie 100 £
Geld, sie kaufen für diese 100 £ Arbeitskraft. Für diese 100 £ Geld
producirt die gekaufte Arbeit Waaren von einem Werth, soviel wir bis
jetzt wissen von 100 £. Durch Verkauf der 100 £ Waaren an die
Arbeiter erhalten die Kapitalisten 100 £ Geld zurück. Die Kapitalisten
besitzen also wieder 100 £ Geld, die Arbeiter aber für 100 £ Waare,
[483] die sie selbst producirt haben. Wie sich die Kapitalisten dabei bereichern
sollen ist nicht abzusehn. Wenn die 100 £ Geld ihnen nicht zurück-
flössen, so hätten sie den Arbeitern erstens 100 £ Geld für ihre Arbeit
zahlen, und zweitens ihnen das Produkt dieser Arbeit, für 100 £ Konsum-
tionsmittel, umsonst geben müssen. Der Rückfluss könnte also höchstens
erklären, warum die Kapitalisten durch die Operation nicht ärmer, keines-
wegs aber, warum sie dadurch reicher geworden.
Eine andre Frage ist allerdings, wie die Kapitalisten die 100 £
Geld besitzen, und warum die Arbeiter, statt selbst für eigne Rechnung
Waaren zu produciren, gezwungen sind, ihre Arbeitskraft gegen diese
100 £ auszutauschen. Aber dies ist etwas, was sich für einen Denker
vom Kaliber Destutt’s von selbst versteht.
Destutt ist selbst nicht ganz befriedigt mit dieser Lösung. Er hatte
uns ja nicht gesagt, dass man sich dadurch bereichert, dass man eine
Geldsumme von 100 £ ausgibt und dann eine Geldsumme von 100 £
wieder einnimmt, also nicht durch den Rückfluss von 100 £ Geld, der
ja nur zeigt, warum die 100 £ Geld nicht verloren gehn. Er hatte
uns gesagt, dass die Kapitalisten sich bereichern, „indem sie alles was
sie produciren theurer verkaufen als es ihnen zu kaufen gekostet hat.“
Also müssen sich auch die Kapitalisten in ihrer Transaktion mit
den Arbeitern dadurch bereichern, dass sie denselben zu theuer verkaufen.
Vortrefflich! „Sie zahlen Arbeitslohn . . . . und alles das fliesst ihnen
zurück durch die Ausgaben aller dieser Leute, die ihnen“ [die Produkte]
„theurer bezahlen als sie ihnen“ [den Kapitalisten] „vermittelst dieses
Arbeitslohns gekostet haben.“ (p. 240.) Also die Kapitalisten zahlen
100 £ Lohn an die Arbeiter, und dann verkaufen sie den Arbeitern
ihr eignes Produkt zu 120 £, sodass ihnen nicht nur die 100 £ zurück-
fließen, sondern noch 20 £ gewonnen werden? Dies ist unmöglich. Die
Arbeiter können nur mit dem Geld zahlen, das sie in Form von Arbeits-
lohn erhalten haben. Wenn sie 100 £ Lohn von den Kapitalisten er-
halten, können sie nur für 100 £ kaufen und nicht für 120 £. Also
auf diese Weise ginge die Sache nicht. Es gibt aber noch einen andern
Weg. Die Arbeiter kaufen von den Kapitalisten Waare für 100 £, er-
halten aber in der That nur Waare zum Werth von 80 £. Sie sind
daher unbedingt um 20 £ geprellt. Und der Kapitalist hat sich un-
bedingt um 20 £ bereichert, weil er die Arbeitskraft thatsächlich 20 %
31*
[484] unter ihrem Werth gezahlt oder einen Abzug vom nominellen Arbeits-
lohn zum Belauf von 20 % auf einem Umweg gemacht hat.
Die Kapitalistenklasse würde dasselbe Ziel erreichen, wenn sie von
vornherein den Arbeitern nur 80 £ Lohn zahlte und ihnen hinterher
für diese 80 £ Geld in der That 80 £ Waarenwerth lieferte. Dies
scheint — die ganze Klasse betrachtet — der normale Weg, da nach
Herrn Destutt selbst die Arbeiterklasse „genügenden Lohn“ (p. 219) er-
halten muss, da dieser Lohn wenigstens hinreichen muss, um ihre Exi-
stenz und Werkthätigkeit zu erhalten, „sich die genaueste Subsistenz zu
verschaffen.“ (p. 180.) Erhalten die Arbeiter nicht diese hinreichenden
Löhne, so ist dies nach demselben Destutt „der Tod der Industrie“ (p.
208), also wie es scheint kein Bereicherungsmittel für die Kapitalisten.
Welches aber immer die Höhe der Löhne sei, welche die Kapitalisten-
klasse der Arbeiterklasse zahlt, so haben sie einen bestimmten Werth,
z. B. 80 £. Zahlt also die Kapitalistenklasse 80 £ an die Arbeiter,
so hat sie ihnen 80 £ Waarenwerth für diese 80 £ zu liefern, und der
Rückfluss der 80 £ bereichert sie nicht. Zahlt sie ihnen in Geld 100 £
und verkauft ihnen für 100 £ einen Waarenwerth für 80 £, so zahlte
sie ihnen in Geld 25 % mehr als ihren normalen Lohn, und lieferte
ihnen dafür in Waaren 25 % weniger.
Mit andern Worten: der Fonds, woher die Kapitalistenklasse über-
haupt ihren Profit zieht, würde gebildet durch Abzug vom normalen Ar-
beitslohn, durch Zahlung der Arbeitskraft unter ihrem Werth, d. h. unter
dem Werth der Lebensmittel, die zu ihrer normalen Reproduktion als
Lohnarbeiter nothwendig sind. Würde also der normale Arbeitslohn ge-
zahlt, was nach Destutt geschehn soll, so existirte kein Fonds von Profit,
weder für die Industriellen noch für die müßigen Kapitalisten.
Herr Destutt hätte also das ganze Geheimniss, wie sich die Kapi-
talistenklasse bereichert, darauf reduciren müssen: durch Abzug am Ar-
beitslohn. Die andern Fonds des Mehrwerths, wovon er sub 1 und sub
3 spricht, existirten dann nicht.
In allen Ländern also, wo der Geldlohn der Arbeiter reducirt ist
auf den Werth der zu ihrer Subsistenz als Klasse nöthigen Konsumtions-
mittel, existirte kein Konsumtionsfonds und kein Akkumulationsfonds für
die Kapitalisten, also auch kein Existenzfonds der Kapitalistenklasse, also
auch keine Kapitalistenklasse. Und zwar wäre dies nach Destutt der
[485] Fall in allen reichen entwickelten Ländern alter Civilisation, denn hier
„in unsern altgewurzelten Gesellschaften ist der Fonds, aus dem der Lohn
bestritten wird . . . . eine beinahe konstante Größe.“ (p. 202.)
Auch beim Abbruch am Lohn kommt die Bereicherung der Kapita-
listen nicht daher, dass sie erst dem Arbeiter 100 £ in Geld zahlen
und ihm nachher 80 £ in Waaren für diese 100 £ Geld liefern —
also in der That 80 £ Waare durch die um 25 % zu große Geld-
summe von 100 £ cirkuliren, sondern daher, dass der Kapitalist vom
Produkt des Arbeiters sich ausser dem Mehrwerth — dem Theil des
Produkts, worin sich Mehrwerth darstellt — auch noch 25 % von dem
Theil des Produkts aneignet, das dem Arbeiter in der Form von Arbeits-
lohn anheimfallen sollte. In der albernen Weise, wie Destutt die Sache
auffasst, würde die Kapitalistenklasse absolut nichts gewinnen. Sie zahlt
100 £ für Arbeitslohn und gibt dem Arbeiter für diese 100 £ von
seinem eignen Produkt 80 £ Waarenwerth zurück. Aber bei der nächsten
Operation muss sie wieder für dieselbe Procedur 100 £ vorschiessen.
Sie macht sich also nur das nutzlose Vergnügen, 100 £ Geld vorzu-
schiessen und 80 £ Waare dafür zu liefern, statt 80 £ Geld vorzu-
schiessen und 80 £ Waare dafür zu liefern. D. h. sie schiesst be-
ständig nutzlos ein um 25 % zu großes Geldkapital für die Cirkulation
ihres variablen Kapitals vor, was eine ganz eigenthümliche Methode der
Bereicherung ist.
3) Die Kapitalistenklasse verkauft endlich „an die müssigen Kapi-
talisten, welche sie bezahlen mit dem Theil ihrer Revenue, den sie nicht
schon abgegeben haben an die von ihnen direkt beschäftigten Lohnarbeiter;
sodass die ganze Rente, welche sie jenen (den Müssigen) jährlich zahlt,
ihr auf dem einen oder andern dieser Wege wieder zurückfliesst.“
Wir haben vorher gesehn, dass die industriellen Kapitalisten „mit
einem Theil ihrer Profite den ganzen Theil ihrer Konsumtion, bestimmt
zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse bezahlen.“ Gesetzt also, ihre Profite
seien = 200 £. 100 £ z. B. verzehren sie für ihre individuelle
Konsumtion. Aber die andre Hälfte = 100 £ gehört nicht ihnen, son-
dern den müssigen Kapitalisten, d. h. den Grundrentlern und den auf
Zins leihenden Kapitalisten. Sie haben also 100 £ Geld an diese Ge-
sellschaft zu zahlen. Wir wollen nun sagen, von diesem Geld brauchen
diese letztren 80 £ zu ihrer eignen Konsumtion und 20 £ zum Kauf
[486] von Bedienten etc. Sie kaufen also mit den 80 £ Konsumtionsmittel
von den industriellen Kapitalisten. Damit strömen diesen, während sich
für 80 £ Produkt von ihnen entfernt, 80 £ Geld zurück oder ⅘ von
den 100 £, die sie an die müssigen Kapitalisten unter den Namen
Rente, Zins etc. gezahlt haben. Ferner die Bedientenklasse, die direkten
Lohnarbeiter der müssigen Kapitalisten, haben von ihren Herrschaften
20 £ Lohn erhalten. Sie kaufen damit ebenfalls von den industriellen
Kapitalisten für 20 £ Konsumtionsmittel. Damit strömen diesen, während
sich für 20 £ Produkt von ihnen entfernt, 20 £ Geld zurück oder
das letzte Fünftel von den 100 £ Geld, die sie an die müssigen Kapi-
talisten als Rente, Zins etc. gezahlt haben.
Am Ende der Transaktion sind den industriellen Kapitalisten die
100 £ Geld, die sie zur Zahlung von Rente, Zins etc. an die müssigen
Kapitalisten abgetreten, zurückgeströmt, während die Hälfte ihres Mehr-
produkts = 100 £ aus ihren Händen in den Konsumtionsfonds der
müssigen Kapitalisten übergegangen ist.
Es ist also für die Frage, um die es sich hier handelt, offenbar
ganz überflüssig, die Theilung der 100 £ zwischen den müssigen Kapi-
talisten und ihren direkten Lohnarbeitern irgendwie ins Spiel zu bringen.
Die Sache ist einfach: Ihre Renten, Zinsen, kurz der Antheil, der ihnen
vom Mehrwerth = 200 £ zukommt, wird ihnen von den industriellen
Kapitalisten in Geld gezahlt, in 100 £. Mit diesen 100 £ kaufen sie
direkt oder indirekt Konsumtionsmittel von den industriellen Kapitalisten.
Sie zahlen ihnen also zurück 100 £ Geld, und entziehn ihnen für 100 £
Konsumtionsmittel.
Damit hat der Rückfluss der von den industriellen Kapitalisten an
die müssigen Kapitalisten gezahlten 100 £ Geld stattgefunden. Ist dieser
Geldrückfluss, wie Destutt schwärmt, ein Mittel der Bereicherung für die
industriellen Kapitalisten? Vor der Transaktion hatten sie eine Werth-
summe von 200 £; 100 £ in Geld und 100 £ in Konsumtionsmitteln.
Nach der Transaktion besitzen sie nur die Hälfte der ursprünglichen
Werthsumme. Sie haben wieder die 100 £ in Geld, aber sie haben ver-
loren die 100 £ in Konsumtionsmitteln, die in die Hände der müssigen
Kapitalisten übergegangen sind. Sie sind also um 100 £ ärmer statt
um 100 £ reicher. Hätten sie statt des Umwegs, erst 100 £ Geld
zu zahlen, und dann diese 100 £ Geld zurückzuerhalten in Zahlung von
[487] 100 £ Konsumtionsmittel, direkt Rente, Zins etc. in der Naturalform
ihres Produkts gezahlt, so strömten ihnen keine 100 £ Geld aus der Cir-
kulation zurück, weil sie keine 100 £ Geld in sie hineingeworfen hätten.
Auf dem Weg der Naturalzahlung hätte sich die Sache einfach so dar-
gestellt, dass sie von dem Mehrprodukt zum Werth von 200 £ die Hälfte
für sich behalten und die andre Hälfte ohne Aequivalent an die müssigen
Kapitalisten weggegeben. Selbst Destutt hätte dies nicht für ein Mittel
der Bereicherung zu erklären sich versucht fühlen können.
Das Land und das Kapital, das die industriellen Kapitalisten von
den müßigen Kapitalisten geliehn und wofür sie ihnen einen Theil des
Mehrwerths in Form von Grundrente, Zins etc. zu zahlen haben, war
ihnen natürlich profitlich, denn es war eine der Bedingungen der Produk-
tion sowohl des Produkts überhaupt, wie des Theils des Produkts, der
Mehrprodukt bildet oder worin sich der Mehrwerth darstellt. Dieser
Profit fließt aus der Benutzung des geliehnen Landes und Kapitals, aber
nicht aus dem Preis, der dafür bezahlt wird. Dieser Preis konstituirt
vielmehr einen Abzug davon. Oder es müsste behauptet werden, die in-
dustriellen Kapitalisten würden nicht reicher, sondern ärmer, wenn sie
die andre Hälfte des Mehrwerths für sich selber behalten könnten statt
sie wegzugeben. Aber zu solcher Konfusion führt es, wenn man Cirku-
lationserscheinungen, wie Geldrückfluss, zusammenwirft mit der Verthei-
lung des Produkts, welche durch solche Cirkulationsphänomene nur ver-
mittelt ist.
Und doch ist derselbe Destutt so pfiffig zu bemerken: „woher
kommen die Revenuen dieser müßigen Leute? Kommen sie nicht aus
der Rente, die ihnen aus ihrem Profit Diejenigen zahlen, die die Kapi-
tale der erstern arbeiten machen, d. h. Diejenigen, die mit den Fonds
der erstern eine Arbeit besolden, die mehr producirt als sie kostet, in
einem Worte, die Industriellen? Auf diese muss man also immer zurück-
gehn, um die Quelle alles Reichthums zu finden. Sie sind es, die in
Wirklichkeit die von den erstren beschäftigten Lohnarbeiter ernähren.“
(p. 246.)
Also jetzt ist die Zahlung dieser Rente etc. Abbruch an dem Profit
der Industriellen. Vorhin war es Mittel für sie, sich zu bereichern.
Aber ein Trost ist unserm Destutt noch geblieben. Diese braven
Industriellen treiben es mit den müßigen Industriellen wie sie es unter ein-
[488] ander und gegen die Arbeiter getrieben haben. Sie verkaufen ihnen alle
Waaren zu theuer, z. B. um 20 %. Nun ist zweierlei möglich. Die
Müßigen haben ausser den 100 £, die sie jährlich von den Industriellen
erhalten, noch andre Geldmittel oder sie haben sie nicht. Im ersten Fall
verkaufen die Industriellen ihnen Waare und Werthe von 100 £ zum
Preis sage von 120 £. Es strömen ihnen also beim Verkauf ihrer
Waaren nicht nur die 100 £ zurück, die sie an die Müßigen gezahlt,
sondern ausserdem noch 20 £, die wirklich Neuwerth für sie bilden.
Wie steht nun die Rechnung? Sie haben für 100 £ Waare umsonst
weggegeben, denn die 100 £ Geld, womit sie zum Theil bezahlt, waren
ihr eignes Geld. Ihre eigne Waare ist ihnen also mit ihrem eignen Geld
bezahlt worden. Also 100 £ Verlust. Aber sie haben ausserdem 20 £
für Ueberschuss des Preises über den Werth erhalten. Also 20 £ Ge-
winn; dazu 100 £ Verlust macht 80 £ Verlust, wird nie ein Plus,
bleibt immer ein Minus. Die an den Müßigen verübte Prellerei hat den
Verlust der Industriellen vermindert, aber deswegen nicht Verlust von
Reichthum für sie in Bereicherungsmittel verwandelt. Diese Methode
kann aber auf die Länge nicht gehn, da die Müßigen unmöglich jährlich
120 £ Geld zahlen können, wenn sie jährlich nur 100 £ Geld einnehmen.
Also die andre Methode: Die Industriellen verkaufen Waaren von
80 £ Werth für die 100 £ Geld, die sie den Müßigen bezahlt haben.
In diesem Fall geben sie vor wie nach 80 £ umsonst weg, in der Form
von Rente, Zins etc. Durch diese Prellerei haben sie den Tribut an die
Müßigen vermindert, aber er existirt nach wie vor, und die Müßigen
sind im Stand, nach derselben Theorie, wonach die Preise von dem
guten Willen der Verkäufer abhängen, künftig 120 £ Rente, Zins etc.
für ihr Land und Kapital zu verlangen, statt wie bisher 100 £.
Diese glänzende Entwicklung ist ganz des tiefen Denkers würdig,
der auf der einen Seite dem A. Smith abschreibt, dass „Arbeit die Quelle
alles Reichthums ist“ (p. 242), dass die industriellen Kapitalisten „ihr
Kapital anwenden um Arbeit zu bezahlen, die es mit Profit reproducirt“
(p. 246), und auf der andern Seite schliesst, dass diese industriellen Ka-
pitalisten „alle übrigen Menschen ernähren, allein das öffentliche Ver-
mögen vermehren und alle unsre Mittel des Genusses schaffen“ (p. 242),
dass nicht die Kapitalisten von den Arbeitern, sondern die Arbeiter von
den Kapitalisten ernährt werden und zwar aus dem brillanten Grund,
[489] weil das Geld, womit die Arbeiter gezahlt werden, nicht in ihrer Hand
bleibt, sondern beständig zu den Kapitalisten zurückkehrt in Zahlung der
von den Arbeitern producirten Waaren. „Sie empfangen nur mit einer
Hand und geben mit der andern zurück. Ihre Konsumtion muss also
angesehn werden als erzeugt durch Diejenigen, die sie besolden.“ (p. 235.)
Nach dieser erschöpfenden Darstellung der gesellschaftlichen Repro-
duktion und Konsumtion, wie sie vermittelt ist durch die Geldcirkulation,
fährt Destutt fort: „Das ist es, was dies perpetuum mobile des Reich-
thums vervollständigt, eine Bewegung, die obwohl schlecht verstanden“
[mal connu — sicher!] „mit Recht Cirkulation genannt worden ist; denn
sie ist in der That ein Kreislauf und kommt immer zurück zu ihrem
Ausgangspunkt. Dieser Punkt ist derjenige, wo die Produktion sich voll-
zieht.“ (p. 139, 140.)
Destutt, that very distinguished writer, membre de l’Institut de
France et de la Société Philosophique de Philadelphie, und in der That
gewissermaßen ein Lumen unter den Vulgärökonomen, ersucht den Leser
schliesslich, die wundervolle Klarheit zu bewundern, womit er den Ver-
lauf des gesellschaftlichen Processes dargestellt, den Lichtstrom den er über
den Gegenstand ausgegossen, und ist sogar herablassend genug, dem
Leser mitzutheilen wo all dies Licht herkommt. Dies muss im Original
gegeben werden:
„On remarquera, j’espère, combien cette manière de considérer la
consommation de nos richesses est concordante avec tout ce que nous
avons dit à propos de leur production et de leur distribution, et en même
temps quelle clarté elle répand sur toute la marche de la
société. D’où viennent cet accord et cette lucidité? De ce que nous
avons rencontré la vérité. Cela rappelle l’effet de ces miroirs oé les
objets se peignent nettement et dans leurs justes proportions, quand on
est placé dans leur vrai point-de-vue, et où tout paraît confus et désuni,
quand on en est trop prés ou trop loin.“ (p. 242, 243.)
Voilà le crétinisme bourgeois dans toute sa béatitude!
[490]
Einundzwanzigstes Kapitel.57)
Akkumulation und erweiterte Reproduktion.
Es wurde in Buch I gezeigt, wie die Akkumulation für den einzelnen
Kapitalisten verläuft. Durch die Versilberung des Waarenkapitals wird
auch das Mehrprodukt versilbert, in dem sich der Mehrwerth darstellt.
Diesen so in Geld verwandelten Mehrwerth rückverwandelt der Kapitalist
in zuschüssige Naturalelemente seines produktiven Kapitals. Im nächsten
Kreislauf der Produktion liefert das vergrößerte Kapital ein vergrößertes
Produkt. Was aber beim individuellen Kapital, muss auch erscheinen in
der jährlichen Gesammtreproduktion, ganz wie wir gesehn bei Betrach-
tung der einfachen Reproduktion, dass der successive Niederschlag — beim
individuellen Kapital — seiner verbrauchten fixen Bestandtheile in Geld,
das aufgeschatzt wird, sich auch in der jährlichen gesellschaftlichen Re-
produktion ausdrückt.
Wenn ein individuelles Kapital = 400c + 100v ist, der jährliche
Mehrwerth = 100, so ist das Waarenprodukt = 400c + 100v +
100m. Diese 600 werden in Geld verwandelt. Von diesem Geld werden
wieder 400c umgesetzt in Naturalform von konstantem Kapital, 100v
in Arbeitskraft, und — falls der gesammte Mehrwerth akkumulirt wird
— ausserdem 100m verwandelt in zuschüssiges konstantes Kapital, durch
Umsatz in Naturalelemente des produktiven Kapitals. Es ist dabei unter-
stellt: 1) dass diese Summe unter den gegebnen technischen Bedingungen
genügend ist, sei es zur Ausdehnung des fungirenden konstanten Kapitals,
sei es zur Anlage eines neuen industriellen Geschäfts. Es kann aber
auch sein, dass die Verwandlung von Mehrwerth in Geld und die Auf-
schatzung dieses Geldes für viel längre Zeit nöthig ist, bevor dieser Pro-
cess statthaben, also wirkliche Akkumulation, Erweitrung der Produktion
eintreten kann. 2) Es ist vorausgesetzt, dass in der That schon vorher
[491] Produktion auf erweiterter Stufenleiter eingetreten; denn um das Geld
(den in Geld aufgeschatzten Mehrwerth) in Elemente des produktiven Ka-
pitals verwandeln zu können, müssen diese Elemente als Waaren auf dem
Markte kaufbar sein; es macht dabei auch keinen Unterschied, wenn sie
nicht als fertige Waaren gekauft, sondern auf Bestellung angefertigt
werden. Bezahlt werden sie erst, nachdem sie da sind, und jedenfalls
nachdem mit Bezug auf sie wirkliche Reproduktion auf erweiterter Stufen-
leiter, Ausdehnung der bisher normalen Produktion, bereits stattgefunden
hat. Sie mussten potentiell, d. h. in ihren Elementen da sein, da es doch
nur des Anstosses der Bestellung, d. h. eines dem Dasein der Waare vor-
ausgehenden Kaufs derselben und ihres anticipirten Verkaufs bedarf, da-
mit ihre Produktion wirklich stattfinde. Das Geld auf der einen Seite
ruft dann die erweiterte Reproduktion auf der andern ins Leben, weil
deren Möglichkeit ohne das Geld da ist; denn Geld an sich selbst ist
kein Element der wirklichen Reproduktion.
Wenn Kapitalist A z. B. während eines Jahrs oder einer größren
Anzahl von Jahren die successive von ihm producirten Mengen von
Waarenprodukt verkauft, so verwandelt er auch damit den Theil des
Waarenprodukts, der Träger des Mehrwerths ist — das Mehrprodukt —
also den von ihm in Waarenform producirten Mehrwerth selbst successive
in Geld, speichert dies nach und nach auf und bildet sich so potentielles
neues Geldkapital; potentiell wegen seiner Fähigkeit und Bestimmung in
Elemente von produktivem Kapital umgesetzt zu werden. Thatsächlich
aber vollzieht er nur einfache Schatzbildung, die kein Element der wirklichen
Reproduktion ist. Seine Thätigkeit besteht dabei zunächst nur im succes-
siven Entziehn von cirkulirendem Geld aus der Cirkulation, wobei natür-
lich nicht ausgeschlossen ist, dass das cirkulirende Geld, das er so unter
Schloss und Riegel sperrt, eben selbst noch — vor seinem Eintritt in
die Cirkulation — Theil eines andern Schatzes war. Dieser Schatz des
A, der potentiell neues Geldkapital ist, ist kein zusätzlicher gesellschaft-
licher Reichthum, ebensowenig wie wenn es in Konsumtionsmitteln ver-
ausgabt würde. Aber Geld, das dem Umlauf entzogen, also vorher in
ihm vorhanden war, mag vorher schon einmal als Schatzbestandtheil ge-
lagert haben, oder Geldform von Arbeitslohn gewesen sein, Produktions-
mittel oder andre Waare versilbert, konstante Kapitaltheile oder Revenue
eines Kapitalisten cirkulirt haben. Es ist ebensowenig neuer Reichthum,
[492] als Geld; vom Standpunkt der einfachen Waarencirkulation aus betrachtet,
Träger nicht nur seines vorhandnen, sondern seines zehnfachen Werths
ist, weil es zehnmal im Tag umgeschlagen, zehn verschiedne Waaren-
werthe realisirt hat. Die Waaren sind ohne es da und es selbst bleibt
was es ist (oder wird noch geringer durch Verschleiss) in einem Um-
schlag oder in zehn. Nur in der Goldproduktion — soweit das Goldpro-
dukt Mehrprodukt enthält, Träger von Mehrwerth — ist neuer Reichthum
(potentielles Geld) geschaffen, und nur soweit das ganze neue Goldprodukt
in Cirkulation tritt, vermehrt es das Geldmaterial potentieller neuer Geld-
kapitale.
Obgleich kein zuschüssiger neuer gesellschaftlicher Reichthum, stellt
dieser in Geldform aufgeschatzte Mehrwerth neues potentielles Geldkapital
vor, wegen der Funktion, für die es aufgespeichert wird. (Wir werden
später sehn, dass neues Geldkapital auch auf andrem Weg, als durch all-
mälige Vergoldung von Mehrwerth entspringen kann.)
Geld wird der Cirkulation entzogen und als Schatz aufgespeichert
durch Verkauf der Waare ohne nachfolgenden Kauf. Wird diese Operation
also als allgemein vor sich gehend aufgefasst, so scheint nicht abzusehn,
wo die Käufer herkommen sollen, da in diesem Process — und er muss
allgemein aufgefasst werden, indem jedes individuelle Kapital sich in Ak-
kumulationsprocedur befinden kann, — Jeder verkaufen will um aufzu-
schatzen, Keiner kaufen.
Stellte man sich den Cirkulationsprocess zwischen den verschiednen
Theilen der jährlichen Reproduktion als in gerader Linie verlaufend vor —
was falsch, da er mit wenigen Ausnahmen allzumal aus gegeneinander
rückläufigen Bewegungen besteht, — so müsste man mit dem Gold- (resp.
Silber-) Producenten beginnen, der kauft ohne zu verkaufen, und voraus-
setzen, dass alle Andren an ihn verkaufen. Dann ginge das gesammte
jährliche gesellschaftliche Mehrprodukt (der Träger des gesammten Mehr-
werths) an ihn über und sämmtliche andre Kapitalisten vertheilten pro
rata unter sich sein von Natur in Geld existirendes Mehrprodukt, die
Naturalvergoldung seines Mehrwerths; denn der Theil des Produkts des
Goldproducenten, der sein fungirendes Kapital zu ersetzen hat, ist schon
gebunden und darüber verfügt. Der in Gold producirte Mehrwerth des
Goldproducenten wäre dann der einzige Fonds, aus dem alle übrigen Ka-
pitalisten die Materie für Vergoldung ihres jährlichen Mehrprodukts ziehn.
[493] Er müsste also der Werthgröße nach gleich sein dem ganzen gesellschaft-
lichen jährlichen Mehrwerth, der erst in die Form von Schatz sich ver-
puppen muss. So abgeschmackt diese Voraussetzungen, so hülfen sie zu
weiter nichts, als die Möglichkeit einer allgemeinen gleichzeitigen Schatz-
bildung zu erklären, womit die Reproduktion selbst, ausser auf Seite der
Goldproducenten, um keinen Schritt weiter wäre.
Bevor wir diese scheinbare Schwierigkeit lösen, ist zu unterscheiden:
Akkumulation in Abtheilung I (Produktion von Produktionsmitteln) und
in Abtheilung II (Produktion von Konsumtionsmitteln). Wir beginnen
mit I.
I. Akkumulation in Abtheilung I.
1) Schatzbildung.
Es ist klar, dass sowohl die Kapitalanlagen in den zahlreichen In-
dustriezweigen, woraus Klasse I besteht, wie die verschiednen individu-
ellen Kapitalanlagen innerhalb jedes dieser Industriezweige, je nach ihrem
Lebensalter, d. h. ihrer schon verflossnen Funktionsdauer, ganz abgesehn
von ihrem Umfang, technischen Bedingungen, Marktverhältnissen u. s. w.,
sich auf verschiednen Stufen des Processes der successiven Verwandlung
von Mehrwerth in potentielles Geldkapital befinden, ob dies Geldkapital
nun zur Erweiterung ihres fungirenden Kapitals dienen soll, oder zur
Anlage neuer industrieller Geschäfte — den zwei Formen der Erweitrung
der Produktion. Ein Theil der Kapitalisten verwandelt daher beständig
sein zu entsprechender Größe angewachsnes potentielles Geldkapital in
produktives Kapital, d. h. kauft mit dem durch Vergoldung von Mehr-
werth aufgeschatzten Geld Produktionsmittel, zuschüssige Elemente von
konstantem Kapital; während ein andrer Theil noch beschäftigt ist mit
der Aufschatzung seines potentiellen Geldkapitals. Kapitalisten, diesen
beiden Kategorien angehörig, treten sich also gegenüber, die Einen als
Käufer, die Andern als Verkäufer, und jeder der beiden in dieser
exclusiven Rolle.
A verkaufe z. B. 600 (= 400c + 100v + 100m) an B (der
mehr als einen Käufer repräsentiren mag). Er hat für 600 Waaren ver-
kauft, gegen 600 in Geld, wovon 100 Mehrwerth darstellen, die er der
Cirkulation entzieht, sie aufschatzt als Geld; aber diese 100 Geld sind
[494] nur die Geldform des Mehrprodukts, das der Träger eines Werths von
100 war. Die Schatzbildung ist überhaupt keine Produktion, also von
vornherein auch kein Inkrement der Produktion. Die Aktion des Kapi-
talisten dabei besteht nur darin, dass er das durch Verkauf des Mehr-
produkts von 100 ergatterte Geld der Cirkulation entzieht, festhält und
mit Beschlag belegt. Diese Operation findet nicht nur statt auf Seiten
des A, sondern auf zahlreichen Punkten der Cirkulationsperipherie von
andren A', A'', A''', Kapitalisten, die alle ebenso emsig an dieser Sorte
Schatzbildung arbeiten. Diese zahlreichen Punkte, wo Geld der Cirku-
lation entzogen wird und sich in zahlreichen individuellen Schätzen, resp.
potentiellen Geldkapitalen aufhäuft, scheinen eben so viele Hindernisse
der Cirkulation, weil sie das Geld immobilisiren und es seiner Cirku-
lationsfähigkeit für längre oder kürzre Zeit berauben. Es ist aber zu er-
wägen, dass bei einfacher Waarencirkulation, lange bevor diese auf kapi-
talistischer Waarenproduktion begründet wird, Schatzbildung stattfindet;
das in der Gesellschaft vorhandne Geldquantum ist immer größer als
der in aktiver Cirkulation befindliche Theil desselben, obgleich dieser je
nach Umständen anschwillt oder abnimmt. Diese selben Schätze und die-
selbe Schatzbildung finden wir hier wieder, aber jetzt als ein dem kapi-
talistischen Produktionsprocess immanentes Moment.
Man begreift das Vergnügen, wenn innerhalb des Kreditwesens alle
diese potentiellen Kapitale durch ihre Koncentration in Händen von Banken
u. s. w. zu disponiblem Kapital, „loanable capital“, Geldkapital werden,
und zwar nicht mehr zu passivem und als Zukunftsmusik, sondern zu
aktivem, wucherndem (hier wuchern im Sinn des Wachsens).
A vollbringt diese Schatzbildung aber nur sofern er — mit Bezug
auf sein Mehrprodukt — nur als Verkäufer, nicht hintennach als Käufer
auftritt. Seine successive Produktion von Mehrprodukt — dem Träger
seines zu vergoldenden Mehrwerths — ist also die Voraussetzung seiner
Schatzbildung. Im gegebnen Fall, wo die Cirkulation nur innerhalb
Kategorie I betrachtet wird, ist die Naturalform des Mehrprodukts, wie
die des Gesammtprodukts, von dem es einen Theil bildet, Naturalform
eines Elements des konstanten Kapitals I, d. h. gehört in die Kategorie
der Produktionsmittel von Produktionsmitteln. Was daraus wird, d. h.
zu welcher Funktion es dient, in der Hand der Käufer B, B', B'' etc.,
werden wir gleich sehn.
[495]
Was aber hier zunächst festzuhalten ist dies: Obgleich A Geld für
seinen Mehrwerth der Cirkulation entzieht und es aufschatzt, wirft er
andrerseits Waare in sie hinein, ohne ihre andre Waare dafür zu ent-
ziehn, wodurch B, B', B'' etc. ihrerseits befähigt werden, Geld hinein
zu werfen und dafür nur Waare ihr zu entziehn. Im gegebnen Fall
geht diese Waare, ihrer Naturalform wie ihrer Bestimmung nach, als
fixes oder flüssiges Element in das konstante Kapital von B, B' etc. ein.
Ueber letztres mehr, sobald wir es mit dem Käufer des Mehrprodukts, dem
B, B' etc. zu schaffen haben werden.
Bemerken wir hier nebenbei: Wie vorher, bei Betrachtung der ein-
fachen Reproduktion, finden wir hier wieder, dass der Umsatz der ver-
schiednen Bestandtheile des jährlichen Produkts, d. h. ihre Cirkulation
(die zugleich Reproduktion des Kapitals und zwar seine Wiederherstellung
in seinen verschiednen Bestimmtheiten, konstantes, variables, fixes, cirkuliren-
des, Geldkapital, Waarenkapital umfassen muss) keineswegs blossen Kauf
von Waare voraussetzt, der sich durch nachfolgenden Verkauf, oder Ver-
kauf, der sich durch nachfolgenden Kauf ergänzt, sodass thatsächlich nur
Umsatz von Waare gegen Waare stattfände, wie die politische Oekonomie,
namentlich die Freihandelsschule seit den Physiokraten und Adam Smith
annimmt. Wir wissen, dass das fixe Kapital, nachdem die Auslage dafür
einmal gemacht, während seiner ganzen Funktionszeit nicht erneuert wird,
sondern in der alten Form fortwirkt, während sein Werth sich allmälig
in Geld niederschlägt. Wir sahen nun, dass die periodische Erneuerung
des fixen Kapitals IIc (welcher gesammte Kapitalwerth IIc sich umsetzt
in Elemente zum Werth von I (v + m)) voraussetzt einerseits blossen
Kauf des fixen Theils von IIc, der sich aus Geldform in Naturalform
rückverwandelt, und welchem entspricht blosser Verkauf von Im; andrer-
seits voraussetzt blossen Verkauf von Seiten IIc, Verkauf des fixen
(Verschleiss-) Werththeils desselben, der sich in Geld niederschlägt, und
welchem entspricht blosser Kauf von Im. Damit sich hier der Umsatz
normal vollziehe, ist vorauszusetzen, dass blosser Kauf seitens IIc dem
Werthumfang nach gleich sei dem blossen Verkauf seitens IIc, und
ebenso, dass der blosse Verkauf von Im an IIc, Theil 1, gleich sei seinem
blossen Kauf von IIc, Theil 2. (S. 463). Sonst wird die einfache Re-
[496] produktion gestört; blosser Kauf hier muss gedeckt werden durch blossen
Verkauf dort. Ebenso ist hier vorauszusetzen, dass der blosse Verkauf
des schatzbildenden Theils A, A', A'' von Im im Gleichgewicht stehe mit
dem blossen Kauf des Theils B, B', B'', in Im, der seinen Schatz in
Elemente von zusätzlichem produktivem Kapital verwandelt.
Soweit das Gleichgewicht dadurch hergestellt wird, dass der Käufer
nachher und für den gleichen Werthbetrag als Verkäufer auftritt und
umgekehrt, findet Rückfluss des Geldes statt an die Seite, die es beim
Kauf vorgeschossen, die zuerst verkauft hat, ehe sie wieder kaufte. Das
wirkliche Gleichgewicht, mit Bezug auf den Waarenumsatz selbst, den
Umsatz der verschiednen Theile des jährlichen Produkts, ist aber bedingt
durch gleichen Werthbetrag der gegen einander umgesetzten Waaren.
Soweit aber bloss einseitige Umsätze stattfinden, Masse blosser Käufe
einerseits, Masse blosser Verkäufe andrerseits — und wir haben gesehn,
dass der normale Umsatz des jährlichen Produkts auf kapitalistischer
Grundlage diese einseitigen Metamorphosen bedingt — ist das Gleich-
gewicht nur vorhanden unter der Annahme, dass der Werthbetrag der
einseitigen Käufe und der Werthbetrag der einseitigen Verkäufe sich decken.
Die Thatsache, dass die Waarenproduktion die allgemeine Form der kapi-
talistischen Produktion ist, schliesst bereits die Rolle ein, die das Geld,
nicht nur als Cirkulationsmittel, sondern als Geldkapital in derselben
spielt, und erzeugt gewisse, dieser Produktionsweise eigenthümliche Bedin-
gungen des normalen Umsatzes, also des normalen Verlaufs der Repro-
duktion, sei es auf einfacher, sei es auf erweiterter Stufenleiter, die in
ebenso viele Bedingungen des anormalen Verlaufs, Möglichkeiten von Krisen
umschlagen, da das Gleichgewicht — bei der naturwüchsigen Gestaltung
dieser Produktion — selbst ein Zufall ist.
Wir haben ebenso gesehn, dass bei dem Umsatz von Iv gegen entsprechen-
den Werthbetrag von IIc, zwar für IIc schliesslich Ersatz von Waare II durch
gleichen Werthbetrag von Waare I stattfindet, dass also seitens des Gesammt-
kapitalisten II hier Verkauf der eignen Waare nachträglich sich ergänzt durch
Kauf von Waare I zum selben Werthbetrag. Dieser Ersatz findet statt; es
findet aber nicht statt ein Austausch seitens der Kapitalisten I und II in
diesem Umsatz ihrer wechselseitigen Waaren. IIc verkauft seine Waare
an die Arbeiterklasse von I, diese tritt ihm einseitig als Waarenverkäufer,
[497] es tritt ihr einseitig als Waarenverkäufer gegenüber; mit dem hierdurch
gelösten Geld tritt IIc einseitig als Waarenkäufer dem Gesammtkapita-
listen I gegenüber, dieser ihm bis zum Betrag von Iv einseitig als
Waarenverkäufer. Nur durch diesen Waarenverkauf reproducirt I schliess-
lich sein variables Kapital wieder in Form von Geldkapital. Tritt das
Kapital von I dem von II einseitig als Waarenverkäufer bis zum Betrag
von Iv gegenüber, so seiner Arbeiterklasse gegenüber als Waarenkäufer
im Ankauf ihrer Arbeitskraft; und tritt die Arbeiterklasse I dem Kapi-
talisten II einseitig als Waarenkäufer gegenüber (nämlich als Käufer von
Lebensmitteln), so dem Kapitalisten I einseitig als Waarenverkäufer, näm-
lich als Verkäufer ihrer Arbeitskraft.
Das fortwährende Angebot der Arbeitskraft von Seiten der Arbeiter-
klasse in I, die Rückverwandlung eines Theils des Waarenkapitals I in
Geldform des variablen Kapitals, der Ersatz eines Theils des Waaren-
kapitals II durch Naturalelemente des konstanten Kapitals IIc — alle
diese nothwendigen Voraussetzungen bedingen sich wechselseitig, werden
aber vermittelt durch einen sehr komplicirten Process, der drei unab-
hängig von einander vorgehende, aber sich mit einander verschlingende
Cirkulationsprocesse einschliesst. Die Komplicirtheit des Processes selbst
bietet ebenso viel Anlässe zu anormalem Verlauf.
2) Das zusätzliche konstante Kapital.
Das Mehrprodukt, der Träger des Mehrwerths, kostet den Aneignern
desselben, den Kapitalisten I nichts. Sie haben in keinerlei Art Geld
oder Waaren vorzuschiessen, um es zu erhalten. Vorschuss (avance) ist
schon bei den Physiokraten die allgemeine Form von Werth, verwirklicht
in Elementen von produktivem Kapital. Was sie also vorschiessen, ist
nichts als ihr konstantes und variables Kapital. Der Arbeiter erhält
ihnen nicht nur durch seine Arbeit ihr konstantes Kapital; er ersetzt
ihnen nicht nur den variablen Kapitalwerth durch einen entsprechenden
neugeschaffnen Werththeil in Form von Waare; durch seine Mehrarbeit
liefert er ihnen ausserdem einen in Form von Mehrprodukt existirenden
Mehrwerth. Durch den successiven Verkauf dieses Mehrprodukts bilden
sie den Schatz, zuschüssiges potentielles Geldkapital. Im hier betrachteten
Fall besteht dies Mehrprodukt von vornherein aus Produktionsmitteln von
Produktionsmitteln. Erst in der Hand von B, B,' B'' etc. (I) fungirt
Marx, Kapital II. 32
[498] dies Mehrprodukt als zuschüssiges konstantes Kapital; aber es ist dies
virtualiter schon bevor es verkauft wird, schon in der Hand der Schatz-
bildner A, A,' A'' (I). Wenn wir bloss den Werthumfang der Repro-
duktion seitens I betrachten, so befinden wir uns noch innerhalb der
Grenzen der einfachen Roproduktion, denn kein zusätzliches Kapital ist
in Bewegung gesetzt worden, um dies virtualiter zuschüssige konstante
Kapital (das Mehrprodukt) zu schaffen, auch keine größre Mehrarbeit,
als die auf Grundlage der einfachen Reproduktion verausgabte. Der Unter-
schied liegt hier nur in der Form der angewandten Mehrarbeit, der kon-
kreten Natur ihrer besondren nützlichen Weise. Sie ist verausgabt worden
in Produktionsmitteln für Ic statt für IIc, in Produktionsmitteln für
Produktionsmittel statt in Produktionsmitteln für Konsumtionsmittel.
Bei der einfachen Reproduktion wurde vorausgesetzt, dass der ganze
Mehrwerth I verausgabt wird als Revenue, also in Waaren II; er be-
stand also nur aus solchen Produktionsmitteln, die das konstante
Kapital IIc in seiner Naturalform wieder zu ersetzen haben. Damit also
der Uebergang von der einfachen zur erweiterten Reproduktion vor sich
gehe, muss die Produktion in Abtheilung I im Stande sein, weniger Ele-
mente des konstanten Kapitals für II, aber um ebensoviel mehr für I
herzustellen. Erleichtert wird dieser Uebergang, der sich nicht immer
ohne Schwierigkeit vollziehn wird, durch die Thatsache, dass eine Anzahl
Produkte von I als Produktionsmittel in beiden Abtheilungen dienen können.
Es folgt also, dass — bloss dem Werthumfang nach betrachtet —
innerhalb der einfachen Reproduktion das materielle Substrat der er-
weiterten Reproduktion producirt wird. Es ist einfach direkt in Pro-
duktion von Produktionsmitteln, in Schöpfung von virtuellem zuschüssigem
Kapital I verausgabte Mehrarbeit der Arbeiterklasse I. Die Bildung von
virtuellem zusätzlichem Geldkapital seitens A, A', A'' (I) — durch suc-
cessiven Verkauf ihres Mehrprodukts, das ohne alle kapitalistische Geld-
ausgabe gebildet — ist also hier die blosse Geldform von zuschüssig
producirten Produktionsmitteln I.
Produktion von virtuellem zusätzlichem Kapital drückt also in un-
serm Fall (denn wie wir sehn werden kann es sich auch ganz anders
bilden) nichts aus als ein Phänomen des Produktionsprocesses selbst, Pro-
duktion, in einer bestimmten Form, von Elementen des produktiven
Kapitals.
[499]
Produktion auf großer Stufenleiter von zuschüssigem virtuellem Geld-
kapital — auf zahlreichen Punkten der Cirkulationsperipherie — ist also
nichts als Resultat und Ausdruck vielseitiger Produktion von virtuell zu-
sätzlichem produktivem Kapital, dessen Entstehung selbst keine zusätz-
lichen Geldausgaben seitens der industriellen Kapitalisten voraussetzt.
Die successive Verwandlung dieses virtuell zusätzlichen produktiven
Kapitals in virtuelles Geldkapital (Schatz) seitens A, A', A'' etc. (I),
die durch den successiven Verkauf ihres Mehrprodukts bedingt ist — also
durch wiederholten einseitigen Waarenverkauf ohne ergänzenden Kauf —
vollzieht sich in wiederholter Entziehung von Geld aus der Cirkulation
und ihr entsprechende Schatzbildung. Diese Schatzbildung — ausgenommen
den Fall, wo der Goldproducent der Käufer — unterstellt in keiner Weise
zusätzlichen Edelmetall-Reichthum, sondern nur veränderte Funktion von
bisher umlaufendem Geld. Eben fungirte es als Cirkulationsmittel, jetzt
fungirt es als Schatz, als sich bildendes, virtuell neues Geldkapital. Bil-
dung von zusätzlichem Geldkapital und Masse des in einem Lande befind-
lichen edlen Metalls stehn also in keiner ursächlichen Verbindung mit
einander.
Es folgt daher ferner: Je größer das bereits in einem Lande fun-
girende produktive Kapital (eingerechnet die ihm inkorporirte Arbeitskraft,
die Erzeugerin des Mehrprodukts), je entwickelter die Produktivkraft der
Arbeit und damit auch die technischen Mittel rascher Ausweitung der
Produktion von Produktionsmitteln — je größer daher auch die Masse
des Mehrprodukts nach seinem Werth wie nach der Masse der Gebrauchs-
werthe, worin er sich darstellt — desto größer ist
1) das virtuell zusätzliche produktive Kapital in der Form von
Mehrprodukt in der Hand von A, A', A'' etc. und
2) die Masse dieses in Geld verwandelten Mehrprodukts, also des
virtuell zuschüssigen Geldkapitals in den Händen von A, A', A''. Wenn
also Fullarton z. B. nichts von der Ueberproduktion im gewöhnlichen Sinn
wissen will, wohl aber von Ueberproduktion von Kapital, nämlich Geld-
kapital, so beweist dies wieder, wie absolut wenig selbst die besten
bürgerlichen Oekonomen vom Mechanismus ihres Systems verstehn.
Wenn das Mehrprodukt, direkt producirt und angeeignet durch
die Kapitalisten A, A', A'' (I), die reale Basis der Kapitalakkumulation,
d. h. der erweiterten Reproduktion ist, obgleich es aktuell erst in dieser
32*
[500] Eigenschaft fungirt in den Händen von B, B', B'' etc. (I) — so ist es
dagegen in seiner Geldverpuppung — als Schatz und bloss sich nach
und nach bildendes virtuelles Geldkapital — absolut unproduktiv, läuft
dem Produktionsprocess in dieser Form parallel, liegt aber ausserhalb
desselben. Es ist ein Bleigewicht (dead weight) der kapitalistischen Pro-
duktion. Die Sucht, diesen als virtuelles Geldkapital sich aufschatzenden
Mehrwerth sowohl zum Profit wie zur Revenue brauchbar zu machen,
findet im Kreditsystem und in den „Papierchens“ das Ziel ihres Strebens.
Das Geldkapital erhält dadurch in einer andern Form den enormsten Ein-
fluss auf den Verlauf und die gewaltige Entwicklung des kapitalistischen
Produktionssystems.
Das in virtuelles Geldkapital umgesetzte Mehrprodukt wird seiner
Masse nach um so größer sein, je größer die Gesammtsumme des bereits
fungirenden Kapitals war, aus dessen Funktion es hervorgegangen. Bei
der absoluten Vergrößerung des Umfangs des jährlich reproducirten vir-
tuellen Geldkapitals ist aber auch dessen Segmentation leichter, sodass
es rascher in einem besondren Geschäft angelegt wird, sei es in der Hand
desselben Kapitalisten, sei es in andern Händen (z. B. Familiengliedern,
bei Erbtheilungen etc.). Segmentation von Geldkapital meint hier, dass
es ganz von Stammkapital losgetrennt wird, um als neues Geldkapital
in einem neuen selbständigen Geschäft angelegt zu werden.
Wenn die Verkäufer des Mehrprodukts A, A', A'' etc. (I) selbes er-
halten haben als direktes Ergebniss des Produktionsprocesses, der, ausser
dem auch bei einfacher Reproduktion erheischten Vorschuss in konstantem
und variablem Kapital, keine weitren Cirkulationsakte voraussetzt, wenn
sie ferner damit die reale Basis der Reproduktion auf erweiterter Stufen-
leiter liefern, in der That virtuell zusätzliches Kapital fabriciren, so ver-
halten sich dagegen die B, B', B'' etc. (I) verschieden. 1) Erst in ihrer
Hand wird das Mehrprodukt der A, A', A'' etc. aktuell fungiren als zu-
sätzliches konstantes Kapital (das andre Element des produktiven Kapi-
tals, die zusätzliche Arbeitskraft, also das zusätzliche variable Kapital,
lassen wir einstweilen ausser Acht); 2) damit es in ihre Hände komme,
ist ein Cirkulationsakt erforderlich, sie haben das Mehrprodukt zu kaufen.
Ad 1) ist hier zu bemerken, dass ein grosser Theil des Mehrprodukts
(virtuell zusätzlichen konstanten Kapitals), producirt durch A, A', A'' (I),
zwar in diesem Jahr producirt wird, aber erst im nächsten Jahr oder
[501] noch später aktuell in den Händen von B, B', B'' (I) als industrielles
Kapital fungiren kann; ad 2) fragt sich, wo kommt das zu dem Cirku-
lationsprocess nöthige Geld her?
Soweit die Produkte, die B, B', B'' etc. (I) produciren, selbst
wieder in natura in ihren Process eingehn, versteht es sich von selbst,
dass pro tanto ein Theil ihres eignen Mehrprodukts direkt (ohne Cirku-
lationsvermittlung) übertragen wird in ihr produktives Kapital, und hier
eingeht als zuschüssiges Element des konstanten Kapitals. Pro tanto sind
sie aber auch keine Vergolder des Mehrprodukts von A, A' etc. (I).
Hiervon abgesehn, wo kommt das Geld her? Wir wissen, dass sie ihren
Schatz gebildet wie A, A' etc., durch Verkauf ihrer respektiven Mehr-
produkte, und nun ans Ziel gelangt sind, wo ihr als Schatz aufgehäuftes,
nur virtuelles Geldkapital nun effektiv als zusätzliches Geldkapital fun-
giren soll. Aber damit drehn wir uns nur im Cirkel. Die Frage ist
immer noch, wo das Geld herkomme, das die B’s (I) früher der Cirku-
lation entzogen und aufgehäuft?
Wir wissen jedoch schon aus der Betrachtung der einfachen Repro-
duktion, dass sich eine gewisse Geldmasse in den Händen der Kapi-
talisten I und II befinden muss um ihr Mehrprodukt umzusetzen. Dort
kehrte das Geld, das nur zur Verausgabung als Revenue in Konsumtions-
mitteln diente, zu den Kapitalisten zurück, im Maß wie sie es vorge-
schossen zum Umsatz ihrer respektiven Waaren; hier erscheint dasselbe
Geld wieder, aber mit veränderter Funktion. Die A’s und die B’s (I)
liefern sich abwechselnd das Geld zur Verwandlung von Mehrprodukt in
zusätzliches virtuelles Geldkapital, und werfen abwechselnd das neu-
gebildete Geldkapital als Kaufmittel in die Cirkulation zurück.
Das Einzige, was hierbei vorausgesetzt, ist dass die im Land be-
findliche Geldmasse (Umlaufsgeschwindigkeit etc. als gleich gesetzt) hin-
reicht sowohl für aktive Cirkulation — also dieselbe Voraussetzung, die
wie wir sahn, auch bei einfacher Waarencirkulation erfüllt sein muss.
Nur die Funktion der Schätze ist hier verschieden. Auch muss die vor-
handne Geldmasse grösser sein 1) weil bei der kapitalistischen Produk-
tion alles Produkt (mit Ausnahme des neuproducirten Edelmetalls und der
vom Producenten selbst verbrauchten wenigen Produkte) als Waare pro-
ducirt wird, also Geldverpuppung durchmachen muss; 2) weil auf kapi-
listischer Basis die Masse des Waarenkapitals und dessen Werthumfang
[502] nicht nur absolut grösser ist, sondern mit ungleich größrer Geschwindig-
keit wächst; 3) ein immer ausgedehnteres variables Kapital sich stets in
Geldkapital umsetzen muss; 4) weil mit der Erweitrung der Produktion
die Bildung neuer Geldkapitale Schritt hält, also auch das Material ihrer
Schatzform da sein muss. — Gilt dies schlechthin für die erste Phase
der kapitalistischen Produktion, wo auch das Kreditsystem von vorzugs-
weis metallischer Cirkulation begleitet ist, so gilt es selbst soweit für die
entwickeltste Phase des Kreditsystems, als dessen Basis die Metallcirku-
lation bleibt. Einerseits kann hier die zuschüssige Produktion der edlen
Metalle, soweit sie abwechselnd reichlich oder spärlich, störende Einflüsse
auf die Waarenpreise ausüben, nicht nur in längren, sondern innerhalb
sehr kurzer Perioden; andrerseits ist der ganze Kreditmechanismus be-
ständig damit beschäftigt, die wirkliche Metallcirkulation durch allerhand
Operationen, Methoden, technische Einrichtungen, auf ein relativ stets
abnehmendes Minimum zu beschränken — womit auch die Künstlichkeit
der ganzen Maschinerie und die Chancen für Störungen ihres normalen
Ganges im selben Verhältniss zunehmen.
Es können die verschiednen B, B', B'' etc. (I), deren virtuelles
neues Geldkapital als aktives in Operation tritt, wechselseitig ihre Pro-
dukte (Theile ihres Mehrprodukts) von einander zu kaufen und an einander
zu verkaufen haben. Pro tanto fliesst das der Cirkulation des Mehr-
produkts vorgeschossne Geld — bei normalem Verlauf — an die ver-
schiednen B’s zurück, in derselben Proportion worin sie solches zur Cir-
kulation ihrer respektiven Waaren vorgeschossen haben. Cirkulirt das
Geld als Zahlungsmittel, so sind hier nur Bilanzen zu zahlen, soweit
sich die wechselseitigen Käufe und Verkäufe nicht decken. Es ist aber
wichtig, überall, wie es hier geschieht, zunächst die metallische Cirku-
lation in ihrer einfachsten, ursprünglichsten Form vorauszusetzen, weil
sich damit Fluss und Rückfluss, Ausgleichung von Bilanzen, kurz alle
Momente, die im Kreditsystem als bewusst geregelte Verläufe erscheinen,
als unabhängig vom Kreditsystem vorhanden darstellen, die Sache in
naturwüchsiger Form erscheint, statt in der spätren reflektirten.
3) Das zusätzliche variable Kapital.
Jetzt haben wir, da es sich bisher nur um zusätzliches konstantes Kapital
gehandelt, uns zu wenden zur Betrachtung des zusätzlichen variablen Kapitals.
[503]
Es ist in Buch I weitläufig auseinandergesetzt, wie Arbeitskraft auf
Basis der kapitalistischen Produktion immer vorräthig ist und wie, wenn
nöthig, ohne Vergrößrung der beschäftigten Anzahl Arbeiter oder Masse
Arbeitskraft mehr Arbeit flüssig gemacht werden kann. Es ist daher
vor der Hand nicht nöthig weiter hierauf einzugehn, vielmehr anzunehmen,
dass der in variables Kapital verwandelbare Theil des neugebildeten Geld-
kapitals immer die Arbeitskraft vorfindet, worin es sich verwandeln soll.
Es ist ebenfalls in Buch I aus einandergesetzt worden, wie ein gegebnes
Kapital, ohne Akkumulation, innerhalb gewisser Grenzen seinen Produk-
tionsumfang erweitern kann. Hier aber handelt es sich um Kapitalakku-
mulation im specifischen Sinn, sodass die Erweitrung der Produktion be-
dingt ist durch Verwandlung von Mehrwerth in zuschüssiges Kapital, also
auch durch erweiterte Kapitalbasis der Produktion.
Der Goldproducent kann einen Theil seines goldnen Mehrwerths als
virtuelles Geldkapital akkumuliren; sobald es den nöthigen Umfang er-
reicht, kann er es direkt in neues variables Kapital umsetzen, ohne
dass er dazu erst sein Mehrprodukt verkaufen muss; ebenso kann er
es umsetzen in Elemente des konstanten Kapitals. Doch muss er im
letztren Fall diese sachlichen Elemente seines konstanten Kapitals vorfinden;
sei es, wie bei der bisherigen Darstellung angenommen wurde, dass jeder
Producent auf Lager arbeitet, und dann seine fertige Waare auf den
Markt bringt, sei es, dass er auf Bestellung arbeitet. Die reale Er-
weitrung der Produktion, d. h. das Mehrprodukt, ist in beiden Fällen
vorausgesetzt, das eine Mal als wirklich vorhanden, das andre Mal als
virtuell vorhanden, lieferbar.
II. Akkumulation in Abtheilung II.
Wir haben bisher vorausgesetzt, dass die A, A', A'' (I) ihr Mehr-
produkt verkaufen an die B, B', B'' etc. die derselben Abtheilung I an-
gehören. Gesetzt aber, A (I) vergolde sein Mehrprodukt durch Verkauf
an einen B aus Abtheilung II. Dies kann nur dadurch geschehn, dass,
nachdem A (I) an B (II) Produktionsmittel verkauft, er nicht hinter-
her Konsumtionsmittel kauft; also nur durch einseitigen Verkauf
seinerseits. Sofern nun IIc aus Form von Waarenkapital in die
Naturalform von produktivem konstantem Kapital nur umsetzbar da-
durch, dass nicht nur Iv, sondern auch wenigstens ein Theil von
[504] Im sich umsetzt gegen einen Theil von IIc, welches IIc in Form von
Konsumtionsmitteln existirt; nun aber A sein Im dadurch vergoldet, dass
dieser Umsatz nicht vollzogen wird, unser A vielmehr das im Verkauf
seines Im von II gelöste Geld der Cirkulation entzieht, statt es
in Kauf von Konsumtionsmitteln IIc umzusetzen — so findet zwar auf
Seite des A (I) Bildung von zusätzlichem virtuellem Geldkapital statt;
aber auf der andren Seite liegt ein dem Werthumfang nach gleicher Theil
des konstanten Kapitals von B (II) fest in der Form von Waarenkapital,
ohne sich in die Naturalform von produktivem, konstantem Kapital um-
setzen zu können. In andren Worten: Ein Theil der Waaren des B (II),
und zwar prima facie ein Theil, ohne dessen Verkauf er sein konstantes
Kapital nicht ganz in produktive Form rückverwandeln kann, ist unver-
käuflich geworden; mit Bezug auf ihn findet daher Ueberproduktion statt,
welche ebenfalls mit Bezug auf ihn die Reproduktion — selbst auf gleich-
bleibender Stufenleiter — hemmt.
In diesem Fall ist also das zusätzliche virtuelle Geldkapital auf
Seiten von A (I) zwar vergoldete Form von Mehrprodukt (Mehrwerth);
aber Mehrprodukt (Mehrwerth) als solches betrachtet ist hier Phänomen
einfacher Reproduktion, noch nicht Reproduktion auf erweiterter Stufen-
leiter. I (v + m), wo dies jedenfalls von einem Theil von m gilt, muss
sich umsetzen schliesslich gegen IIc, damit die Reproduktion von IIc auf
gleichbleibender Stufenleiter vor sich gehe. A (I), durch den Verkauf
seines Mehrprodukts an B (II), hat diesem einen entsprechenden Werth-
theil konstanten Kapitals in Naturalform geliefert, aber zugleich durch
Entziehung des Geldes aus der Cirkulation — durch unterlassne Vervoll-
ständigung seines Verkaufs mittelst nachfolgendem Kauf — einen dem
Werth nach gleichen Waarentheil des B (II) unverkäuflich gemacht. Fassen
wir also die gesammte gesellschaftliche Reproduktion in’s Auge — die
gleichmäßig die Kapitalisten I und II umschliesst — so drückt die Ver-
wandlung des Mehrprodukts von A (I) in virtuelles Geldkapital die
Nicht-Rückverwandelbarkeit eines dem Werthumfang nach gleichen Waa-
renkapitals von B (II) im produktives (konstantes) Kapital aus; also nicht
virtuell Produktion auf erweiterter Stufenleiter, sondern Hemmung der
einfachen Reproduktion, also Deficit in der einfachen Reproduktion. Da
die Bildung und der Verkauf des Mehrprodukts von A (I) selbst normale
Phänomene der einfachen Reproduktion sind, so haben wir hier auf Grund-
[505] lage schon der einfachen Reproduktion folgende einander bedingende Phä-
nomene: Bildung von virtuell zuschüssigem Geldkapital bei Klasse I (daher
Unterkonsumtion vom Standpunkt von II); Festsetzung von Waaren-
vorräthen bei Klasse II, die nicht rückverwandelbar in produktives Kapital
(also relative Ueberproduktion bei II); überschüssiges Geldkapital bei I und
Deficit in der Reproduktion bei II.
Ohne bei diesem Punkt länger zu verweilen, bemerken wir nur:
Es ist bei Darstellung der einfachen Reproduktion vorausgesetzt worden,
dass der ganze Mehrwerth I und II als Revenue verausgabt wird. In
der That aber wird ein Theil des Mehrwerths als Revenue verausgabt,
ein andrer Theil in Kapital verwandelt. Wirkliche Akkumulation findet
nur unter dieser Voraussetzung statt. Dass die Akkumulation sich auf
Kosten der Konsumtion vollziehe, ist — so allgemein gefasst — selbst
eine Illusion, die dem Wesen der kapitalistischen Produktion widerspricht,
indem sie voraussetzt, dass ihr Zweck und treibendes Motiv die Konsum-
tion sei, nicht aber die Ergatterung von Mehrwerth und seine Kapitali-
sation, d. h. Akkumulation.
Betrachten wir nun die Akkumulation in Abtheilung II etwas näher.
Die erste Schwierigkeit mit Bezug auf IIc, d. h. seine Rückver-
wandlung aus einem Bestandtheil des Waarenkapitals II in die Natural-
form von konstantem Kapital II, betrifft die einfache Reproduktion.
Nehmen wir das frühere Schema:
(1000v + 1000m) I setzen sich um gegen:
2000 IIc.
Wird nun z. B. die Hälfte des Mehrprodukts I, also \frac{1000}{2}m oder 500 Im
wieder selbst als konstantes Kapital der Abtheilung I einverleibt, so kann
dieser in I rückbehaltne Theil des Mehrprodukts keinen Theil von IIc er-
setzen. Statt in Konsumtionsmittel umgesetzt zu werden (und hier in
dieser Abtheilung der Cirkulation zwischen I und II findet — im Unter-
schied von dem durch die Arbeiter I vermittelten Ersatz von 1000 IIc
durch 1000 Iv — wirklicher wechselseitiger Austausch, also doppel-
seitiger Stellenwechsel der Waaren statt), soll es als zusätzliches Produk-
tionsmittel in I selbst dienen. Es kann diese Funktion nicht gleichzeitig
in I und II verrichten. Der Kapitalist kann den Werth seines Mehr-
[506] produkts nicht in Konsumtionsmitteln verausgaben, und gleichzeitig das
Mehrprodukt selbst produktiv konsumiren, d. h. seinem produktiven Ka-
pital einverleiben. Statt 2000 I (v + m) sind also nur 1500, nämlich
(1000v + 500m) I umsetzbar in 2000 IIc; es sind also 500 IIc aus ihrer
Waarenform nicht rückverwandelbar in produktives (konstantes) Kapital II.
Es fände also in II eine Ueberproduktion statt, ihrem Umfang nach genau
entsprechend dem Umfang der in I vorgegangnen Erweitrung der Produk-
tion. Die Ueberproduktion von II würde vielleicht so sehr auf I reagiren,
dass selbst der Rückfluss der von den Arbeitern I in Konsumtionsmittel II
verausgabten 1000 nur theilweis stattfände, diese 1000 also nicht in
Form von variablem Geldkapital in die Hände der Kapitalisten I zurück-
kehrten. Diese letztren fänden sich so gehemmt selbst in der Reproduk-
tion auf gleichbleibender Stufenleiter, und zwar durch den blossen Ver-
such sie zu erweitern. Und dabei ist zu erwägen, dass in I thatsäch-
lich nur einfache Reproduktion stattgefunden, und dass nur die Elemente,
wie sie sich im Schema finden, zum Behuf einer Erweitrung in der Zu-
kunft, sage im nächsten Jahr, verschieden gruppirt sind.
Man könnte diese Schwierigkeit zu umgehn versuchen — so: die
500 IIc, die auf Lager der Kapitalisten liegen und die nicht unmittelbar
in produktives Kapital umsetzbar sind, sind soweit entfernt Ueberproduk-
tion zu sein, dass sie umgekehrt ein nothwendiges Element der Repro-
duktion darstellen, welches wir bisher vernachlässigt haben. Man sah,
dass Geldvorrath sich an vielen Punkten aufhäufen, also der Cirkulation
entzogen werden muss, theils um die Bildung von neuem Geldkapital
innerhalb I selbst zu ermöglichen, theils um den Werth des sich all-
mälig verzehrenden fixen Kapital transitorisch in Geldform festzuhalten.
Da aber bei der Darstellung des Schema’s alles Geld und alle Waaren
sich von vornherein ausschliesslich in den Händen der Kapitalisten I
und II befinden, weder Kaufmann, noch Geldhändler, noch Bankier, noch
bloss konsumirende und nicht direkt in der Waarenproduktion betheiligte
Klassen hier existiren — so ist ebenfalls die beständige Bildung von
Waarenlagern, hier in den Händen ihrer respektiven Producenten selbst,
unentbehrlich um die Maschinerie der Reproduktion in Gang zu halten.
Die 500 IIc, die auf Lager der Kapitalisten II liegen, stellen also den
Waarenvorrath an Konsumtionsmitteln dar, der die Kontinuität des in die
Reproduktion eingeschlossnen Konsumtionsprocesses vermittelt, hier also
[507] den Uebergang eines Jahrs ins andre. Der Konsumtionsfonds, der hier
noch in den Händen seiner Verkäufer und zugleich Producenten befind-
lich ist, kann nicht dieses Jahr auf Null herabsinken um nächstes Jahr
mit Null zu beginnen, so wenig dies beim Uebergang vom heutigen Tag
zum folgenden der Fall sein kann. Da beständige Neubildung solcher
Waarenlager, wenn auch in wechselndem Umfang, statthaben muss, so
müssen unsre kapitalistischen Producenten II ein Geldreservekapital haben,
das sie befähigt mit ihrem Produktionsprocess fortzufahren, obgleich ein
Theil ihres produktiven Kapitals vorübergehend festliegt in Waarenform.
Sie verbinden ja der Voraussetzung nach das ganze Kaufmannsgeschäft
mit dem Produktionsgeschäft; sie müssen also auch über das zusätzliche
Geldkapital verfügen, das, bei Verselbständigung der einzelnen Funktionen
des Reproduktionsprocesses unter verschiedne Sorten von Kapitalisten, sich
in den Händen der Kaufleute befindet.
Es ist hierauf zu erwidern: 1) solche Vorrathbildung und ihre
Nothwendigkeit gilt für alle Kapitalisten, sowohl I wie II. Als blosse
Waarenverkäufer betrachtet, unterscheiden sie sich nur dadurch, dass sie
Waaren verschiedner Sorten verkaufen. Der Vorrath in Waaren II unter-
stellt einen frühern Vorrath in Waaren I. Vernachlässigen wir diesen
Vorrath auf der einen Seite, so müssen wir es auch auf der andern.
Ziehn wir ihn aber auf beiden Seiten in Betracht, so wird am Problem
nichts geändert. — 2) Wie dies Jahr auf Seite II mit einem Waaren-
vorrath für nächstes abschliesst, so hat es begonnen mit einem Waaren-
vorrath auf derselben Seite, überliefert vom vorigen Jahr. Bei Analyse
der jährlichen Reproduktion — auf ihren abstraktesten Ausdruck redu-
cirt — müssen wir ihn also beidemal streichen. Indem wir diesem Jahr
seine ganze Produktion lassen, also auch das, was es als Waarenvorrath
an nächstes Jahr abgibt, nehmen wir ihm aber auch andrerseits den
Waarenvorrath, den es vom vorigen Jahr bekommen, und haben damit
in der That das Gesammtprodukt eines Durchschnittsjahrs als Gegenstand
der Analyse vor uns. — 3) Der einfache Umstand, dass die Schwierig-
keit, die umgangen werden soll, uns nicht aufstiess bei Betrachtung der
einfachen Reproduktion, beweist dass es sich um ein specifisches Phäno-
men handelt, das nur der verschiednen Gruppirung (mit Bezug auf Re-
produktion) der Elemente I geschuldet ist, einer veränderten Gruppirung,
[508] ohne welche überhaupt keine Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter
stattfinden könnte.
III. Schematische Darstellung der Akkumulation.
Wir betrachten nun die Reproduktion nach folgendem Schema:
Schema a)
- I. 4000c + 1000v + 1000m = 6000
- II. 1500c + 376v + 376m = 2252
Summa = 8252.
Man bemerkt zunächst, dass die Gesammtsumme des jährlichen gesell-
schaftlichen Produkts = 8252 kleiner ist als im ersten Schema, wo sie
= 9000 war. Wir könnten ebensogut eine viel größre Sume nehmen,
sie meinetwegen verzehnfachen. Eine kleinre Summe als in Schema I
ist gewählt, gerade um augenfällig zu machen, dass die Reproduktion
auf erweiterter Stufenleiter (die hier nur als mit größrer Kapitalanlage
betriebne Produktion gefasst wird) mit der absoluten Größe des Produkts
nichts zu thun hat, dass sie für eine gegebne Waarenmasse nur ein ver-
schiednes Arrangement oder verschiedne Funktionsbestimmung der ver-
schiednen Elemente des gegebnen Produkts voraussetzt, dem Werthumfang
nach also zunächst nur einfache Reproduktion ist. Nicht die Quantität,
sondern die qualitative Bestimmung der gegebnen Elemente der einfachen
Reproduktion ändert sich, und diese Aenderung ist die materielle Vor-
aussetzung der später folgenden Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter.58
Wir könnten das Schema verschieden darstellen bei verschiednen
Verhältnissen zwischen variablem und konstantem Kapital; z. B. so:
Schema b)
- I. 4000c + 875v + 875m = 5750
- II. 1750c + 376v + 376m = 2502
Summe = 8252.
So erschiene es als arrangirt für Reproduktion auf einfacher Stufenleiter,
sodass der Mehrwerth ganz als Revenue verausgabt und nicht akkumulirt
würde. In beiden Fällen, unter a) wie unter b) haben wir ein jährliches
Produkt vom selben Werthumfang, nur das eine Mal sub b) mit solcher
Funktionsgruppirung seiner Elemente, dass die Reproduktion auf derselben
[509] Stufenleiter wieder beginnt, während sie sub a) die materielle Basis der
Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter bildet. Sub b) nämlich setzen
sich (875v + 875m) I = 1750 I (v + m) ohne Ueberschuss um gegen
1750 IIc, während sub a (1000v + 1000m) I = 2000 I (v + m)
im Umsatz mit 1500 IIc einen Ueberschuss von 500 Im für die Akku-
mulation bei Klasse I übrig lassen.
Nun zur nähern Analyse des Schema a). Unterstellen wir, dass
sowohl in I wie in II eine Hälfte des Mehrwerths, statt als Revenue aus-
gegeben zu werden, akkumulirt, d. h. in Element von zuschüssigem Ka-
pital verwandelt wird. Da die Hälfte von 1000 Im = 500 in einer
oder der andern Form akkumulirt, als zuschüssiges Geldkapital angelegt,
d. h. in zuschüssiges produktives Kapital verwandelt werden soll, so werden
nur (1000v + 500m) I als Revenue verausgabt. Als normale Größe
von IIc figurirt daher hier auch nur 1500. Der Umsatz zwischen
1500 I (v + m) und 1500 IIc ist nicht weiter zu untersuchen, da er als
Process der einfachen Reproduktion bereits dargestellt; ebensowenig kommt
4000 Ic in Betracht, da sein Rearrangement für die neubeginnende Re-
produktion (die diesmal auf erweiterter Stufenleiter stattfindet) ebenfalls
als Process der einfachen Reproduktion erörtert wurde.
Was also hier allein zu untersuchen bleibt, ist: 500 Im und
(376v + 376m) II, soweit einerseits die innern Verhältnisse sowohl
von I wie von II in Betracht kommen, andrerseits die Bewegung zwischen
den beiden. Da vorausgesetzt ist, dass in II ebenfalls die Hälfte des
Mehrwerths akkumulirt werden soll, so sind hier in Kapital zu verwan-
deln 188, davon ¼ in variables = 47, sage der rundren Zahl wegen
48; bleibt in konstantes zu verwandeln 140.
Wir stossen hier auf ein neues Problem, dessen blosse Existenz der
laufenden Einsicht, dass Waaren einer Art sich gegen Waaren andrer
Art, ditto Waaren gegen Geld und dasselbige Geld wieder gegen Waare andrer
Art auszutauschen pflegt, wunderlich erscheinen muss. Die 140 IIm
können nur dadurch in produktives Kapital verwandelt werden, dass sie
ersetzt werden durch einen Theil der Waaren Im zum selben Werth-
betrag. Es versteht sich von selbst, dass der mit IIm umzusetzende
Theil von Im aus Produktionsmitteln bestehn muss, die entweder sowohl
in die Produktion von I, wie in die von II, oder aber ausschliesslich nur
in die von II eingehn können. Dieser Ersatz kann nur geschehn durch
[510] einseitigen Kauf seitens II, da das ganze noch zu betrachtende Mehrpro-
dukt 500 Im zur Akkumulation innerhalb I dienen soll, also nicht aus-
getauscht werden kann gegen Waaren II; in andren Worten, von I nicht
gleichzeitig akkumulirt und aufgegessen werden kann. II muss 140 Im,
also mit baarem Geld kaufen, ohne dass dies Geld zu ihm zurückflösse
durch nachfolgenden Verkauf seiner Waare an I. Und zwar ist dies ein
beständig, bei jeder jährlichen Neuproduktion, soweit sie Reproduktion
auf erweiterter Stufenleiter, sich wiederholender Process. Wo springt
dafür die Geldquelle in II?
II scheint im Gegentheil für die, die wirkliche Akkumulation be-
gleitende und bei kapitalistischer Produktion sie bedingende Bildung von
neuem Geldkapital, die faktisch zunächst als einfache Schatzbildung sich
darstellt, ein durchaus unergiebiges Feld.
Zunächst haben wir 376 IIv; das Geldkapital von 376, vorge-
schossen in Arbeitskraft, kehrt durch den Ankauf in Waaren II beständig
als variables Kapital in Geldform zu dem Kapitalisten II zurück. Diese
beständig sich wiederholende Entfernung von und Rückkehr zum Aus-
gangspunkt — der Tasche des Kapitalisten — vermehrt das in diesem
Kreislauf sich herumtreibende Geld in keiner Weise. Dies also ist keine
Quelle von Geldakkumulation; dies Geld kann dieser Cirkulation auch nicht
entzogen werden, um aufgeschatztes, virtuell neues Geldkapital zu bilden.
Aber Halt! ist hier nicht ein Profitchen zu machen?
Wir müssen nicht vergessen, dass die Klasse II den Vorzug vor
Klasse I besitzt, dass die Arbeiter, die sie anwendet, die von ihnen
selbst producirten Waaren von ihr wieder zu kaufen haben. Klasse II
ist Käufer der Arbeitskraft und zugleich Verkäufer von Waaren an die
Besitzer der von ihr angewandten Arbeitskraft. Klasse II kann also:
1) und das hat sie mit den Kapitalisten der Klasse I gemein, ein-
fach den Lohn unter seine normale Durchschnittshöhe herabdrücken.
Dadurch wird ein Theil des als Geldform des variablen Kapitals fungiren-
den Geldes freigesetzt, und dies könnte bei beständiger Wiederholung des-
selben Processes eine normale Quelle der Schatzbildung, also auch der
Bildung von virtuell zuschüssigem Geldkapital in Klasse II werden. Mit
zufälligem Schwindelprofit haben wir es natürlich hier, wo es sich von
normaler Kapitalbildung handelt, nicht zu schaffen. Es darf aber nicht
vergessen werden, dass der wirklich gezahlte normale Arbeitslohn (der
[511] ceteris paribus die Grösse des variablen Kapitals bestimmt) keineswegs
aus Güte der Kapitalisten gezahlt wird, sondern unter gegebnen Verhält-
nissen gezahlt werden muss. Damit ist diese Erklärungsweise beseitigt.
Wenn wir 376v als das von Klasse II zu verausgabende variable Kapital
voraussetzen, dürfen wir, um ein neu aufstossendes Problem zu erklären,
nicht plötzlich die Hypothese unterschieben, dass sie etwa nur 350v
vorschiesst und nicht 376v.
2) Andrerseits aber hat die Klasse II, als Gesammtheit betrachtet,
wie gesagt den Vorzug vor Klasse I, dass sie zugleich Käufer der Ar-
beitskraft und ebenso Wiederverkäufer ihrer Waare an ihre eignen Ar-
beiter ist. Und wie dies ausgebeutet werden kann, — wie nominell der
normale Arbeitslohn gezahlt werden kann, in der That aber ein Theil
davon ohne entsprechendes Waarenäquivalent wieder zurückgeschnappt,
alias zurückgestohlen werden kann; wie dies theils vermittelst des Truck-
systems, theils vermittelst Fälschung (wenn auch vielleicht legal nicht
fassbarer) des cirkulirenden Mediums fertig gebracht werden kann —
davon liegen in jedem industriellen Land die handgreiflichsten Data vor.
Z. B. in England und in den Vereinigten Staaten. (Bei dieser Gelegen-
heit dies an artigen Exempeln etwas auszuspinnen.) Es ist dies dieselbe
Operation wie sub 1, nur verkleidet und auf einem Umweg exekutirt.
Sie ist also hier ebensosehr zurückzuweisen wie jene. Es handelt sich
hier um wirklich, nicht nominell gezahlten Arbeitslohn.
Man sieht, bei der objektiven Analyse des kapitalistischen Mechanis-
mus sind gewisse, demselben noch extraordinär anklebende Schandflecken
nicht als Ausflüchte zur Beseitigung theoretischer Schwierigkeiten zu ver-
werthen. Aber sonderbarer Weise schreit die große Mehrzahl meiner
bürgerlichen Kritiker als ob ich z. B. in Buch I des „Kapital“ durch die
Annahme, dass der Kapitalist den wirklichen Werth der Arbeitskraft zahlt,
was er großentheils nicht thut, selbigen Kapitalisten ein Unrecht ange-
than hätte! (Hier kann Schäffle mit der mir beigelegten Großmuth citirt
werden.)
Mit 376 IIv ist also zu dem erwähnten Zweck nichts anzustellen.
Aber noch bedenklicher scheint’s mit dem 376 IIm zu stehn. Hier
stehn sich nur Kapitalisten derselben Klasse gegenüber, die die von ihnen
producirten Konsumtionsmittel wechselseitig an einander verkaufen und
von einander kaufen. Das zu diesem Umsatz nöthige Geld fungirt nur
[512] als Cirkulationsmittel, und muss bei normalem Verlauf zu den Betheiligten
zurückfliessen, in dem Maß wie sie es der Cirkulation vorgeschossen haben,
um stets von neuem dieselbe Bahn zu durchlaufen.
Entziehung dieses Geldes aus der Cirkulation zur Bildung von vir-
tuell zusätzlichem Geldkapital scheint nur auf zweierlei Weg möglich.
Entweder ein Theil der Kapitalisten II beschwindelt den andern und
bringt so Geldraub zu Weg. Zur Bildung von neuem Geldkapital ist
wie wir wissen keine vorläufige Erweitrung des umlaufenden Mediums
nöthig; es ist nichts nöthig, als dass das Geld von gewissen Seiten her
der Cirkulation entzogen und als Schatz aufgespeichert wird. Dass das
Geld gestohlen sein kann, und daher Bildung von zusätzlichem Geldkapital
unter einem Theil der Kapitalisten II verbunden sein kann mit positivem
Geldverlust eines andern Theils, würde nichts zur Sache thun. Der be-
schwindelte Theil der Kapitalisten II würde etwas weniger flott leben
müssen, das wäre aber auch alles.
Oder aber, ein in nothwendigen Lebensmitteln sich darstellender Theil
von IIm wird direkt in neues variables Kapital innerhalb Abtheilung II
verwandelt. Wie dies geschieht, wird am Schluss dieses Kapitels (unter
No. IV.) untersucht werden.
1) Erstes Beispiel.
A) Schema einfacher Reproduktion.
- I. 4000c + 1000v + 1000m = 6000
- II. 2000c + 500v + 500m = 3000
Summa = 9000.
B) Ausgangsschema für Akkumulation auf erweiterter
Stufenleiter.
- I. 4000c + 1000v + 1000m = 6000
- II. 1500c + 750v + 750m = 3000
Summa = 9000.
Angenommen, dass in Schema B die Hälfte des Mehrwerths von I
akkumulirt wird, also 500, so erhalten wir zunächst (1000v + 500m) I
oder 1500 I (v + m) zu ersetzen durch 1500 IIc; es bleibt dann in
I: 4000c + 500m, welche letztre zu akkumuliren. Die Ersetzung
von (1000v + 500m) I durch 1500 IIc ist ein Process der einfachen
Reproduktion, und schon bei letztrer erläutert.
[513]
Nehmen wir an, dass von den 500 Im 400 in konstantes Kapital
zu verwandeln, 100 in variables. Der Umsatz innerhalb I der 400m,
die so kapitalisirt werden sollen, ist bereits erörtert; sie können also ohne
weitres annexirt werden an Ic, und wir erhalten dann für I:
4400c + 1000v + 100m (die in 100v umzusetzen sind).
Seinerseits kauft II zum Zweck der Akkumulation von I die 100 Im
(in Produktionsmitteln existirend), die nun zuschüssiges konstantes Kapital
von II bilden, während die 100 Geld, die es dafür zahlt, in Geldform des
zuschüssigen variablen Kapitals von I verwandelt werden. Wir haben
dann für I ein Kapital von 4400c + 1100v (die letztren in Geld)
= 5500.
II hat jetzt für konstantes Kapital 1600c; es muss zu deren Be-
arbeitung weitre 50v in Geld für Ankauf neuer Arbeitskraft zuschiessen,
sodass sein variables Kapital von 750 auf 800 wächst. Diese Ausdehnung
des konstanten wie variablen Kapitals von II um zusammen 150 wird
bestritten aus seinem Mehrwerth; von den 750 IIm bleiben also nur
600m als Konsumtionsfonds der Kapitalisten II, deren Jahresprodukt sich
nun vertheilt wie folgt:
II. 1600c + 800v + 600m (Konsumtionsfonds) = 3000.
Die in Konsumtionsmitteln producirten 150m, die hier in (100c + 50v) II
umgesetzt, gehn in ihrer Naturalform ganz in die Konsumtion der
Arbeiter ein: 100 werden verzehrt von den Arbeitern I (100 Iv) und
50 von den Arbeitern II (50 IIv), wie oben auseinandergesetzt. In
der That muss in II, wo sein Gesammtprodukt in einer für die Akkumu-
lation nöthigen Form zubereitet wird, ein um 150 größrer Theil des
Mehrwerths in Form von nothwendigen Konsumtionsmitteln reproducirt
werden. Beginnt wirklich die Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter,
so fliessen die 100 variables Geldkapital von I durch die Hände seiner
Arbeiterklasse zurück an II; welches dagegen 100m in Waarenvorrath
an I überträgt und zugleich 50 in Waarenvorrath an seine eigne Ar-
beiterklasse.
Das zum Zweck der Akkumulation veränderte Arrangement steht nun
wie folgt:
- I. 4400c + 1100v + 500 Konsumtionsfonds = 6000
- II. 1600c + 800v + 600 Konsumtionsfonds = 3000
Summa 9000 wie oben.
Marx, Kapital II. 33
[514]
Davon sind Kapital:
- I. 4400c + 1100v (Geld) = 5500
- II. 1600c + 800v (Geld) = 2400
= 7900,
während die Produktion begann mit:
- I. 4000c + 1000v = 5000
- II. 1500c + 750v = 2250
= 7250.
Geht die wirkliche Akkumulation nun auf dieser Basis vor sich,
d. h. wird mit diesem vermehrten Kapital nun wirklich producirt, so er-
halten wir am Ende des nächsten Jahres:
- I. 4400c + 1100v + 1100m = 6600
- II. 1600c + 800v + 800m = 3200
= 9800.
Es werde nun sub I in derselben Proportion fortakkumu irt; also 550m
als Revenue verausgabt, 550m akkumulirt. Zunächst werden dann
1100 Iv ersetzt durch 1100 Ic, ferner sind noch 550 Im zu reali-
siren in einem gleichen Betrag von Waaren II; also zusammen 1650 I(v + m).
Aber das zu ersetzende konstante Kapital von II ist nur = 1600, die
übrigen 50 müssen also ergänzt werden aus 800 IIm. Wenn wir hier
zunächst vom Geld absehn, so haben wir als Resultat dieser Transaktion:
I. 4400c + 550m (welche zu kapitalisiren sind); daneben in Kon-
sumtionsfonds der Kapitalisten und Arbeiter 1650 (v + m), realisirt in
Waaren IIc.
II. 1650c (nämlich 50 zugefügt nach Obigem aus IIm) + 800v
+ 750m (Konsumtionsfonds der Kapitalisten).
Wenn aber das alte Verhältniss von v zu c in II bleibt, so müssen
für 50c weitre 25v ausgelegt werden; diese sind zu nehmen von den
750m; wir erhalten also:
II. 1650c + 825v + 725m.
Sub I ist zu kapitalisiren 550m; wenn das frühere Verhältniss
bleibt, so bilden davon 440 konstantes Kapital, und 110 variables Ka-
pital. Diese 110 sind eventuell zu schöpfen aus 725 IIm, d. h. Kon-
sumtionsmittel zum Werth von 110 werden von den Arbeitern I verzehrt
statt von Kapitalisten II, diese letztren also gezwungen, diese 110m die
sie nicht verzehren können, zu kapitalisiren. Dies lässt von den 725 IIm
übrig 615 IIm. Wenn aber so II diese 110 in zusätzliches konstantes
Kapital verwandelt, so braucht es ein ferneres zusätzliches variables Ka-
pital von 55; dies muss wieder von seinem Mehrwerth gestellt werden;
[515] abgezogen von 615 IIm lässt es übrig 560 für Konsumtion der Kapi-
talisten II und wir erhalten nun nach Vollziehung aller aktuellen und
potentiellen Uebertragungen, an Kapitalwerth:
- I. (4400c + 440c) + (1100v + 110v) = 4840c + 1210v = 6050
- II. (1600c + 50c + 110c) + (800v + 25v + 55v)
= 1760c + 880v= 2640.
8690.
Soll die Sache normal abgehn, so muss die Akkumulation in II sich
rascher vollziehn, als in I, weil der Theil von I (v + m), der in Waaren IIc
umzusetzen ist, sonst rascher wächst, als IIc, gegen das allein er sich
umsetzen kann.
Wird die Reproduktion auf dieser Grundlage und bei sonst gleich-
bleibenden Umständen fortgesetzt, so erhalten wir am Schluss des fol-
genden Jahrs:
- I. 4840c + 1210v + 1210m = 7260
- II. 1760c + 880v + 880m = 3520
= 10,780.
Bei gleichbleibender Theilungsrate des Mehrwerths ist zunächst als
Revenue zu verausgaben von I: 1210v und die Hälfte von m = 605,
zusammen = 1815. Dieser Consumtionsfonds ist wieder größer um 55
als IIc. Die 55 sind abzuziehn von 880 IIm, bleiben 825. 55 IIm
in IIc verwandelt, setzt fernern Abzug von IIm voraus für entsprechen-
des variables Kapital = 27½; bleibt zu verzehren 797½ IIm.
Es sind jetzt zu kapitalisiren in I 605m; davon konstant 484,
und variabel 121; letztre sind abzuziehn von IIm, das jetzt noch
= 797½, lässt 676½ IIm. II verwandelt also weitre 121 in kon-
stantes Kapital und braucht dafür weitres variables Kapital = 60½;
dies geht ebenfalls von 676½ ab; bleiben 616 zu verzehren.
Wir haben dann an Kapital:
- I. Konstant 4840 + 484 = 5324.
Variabel 1210 + 121 = 1331. - II. Konstant 1760 + 55 + 121 = 1936.
Variabel 880 + 27½ + 60½ = 968.
- Zusammen: I. 5324c + 1331v = 6655
- II. 1936c + 968v = 2904
= 9559
und Ende des Jahrs an Produkt:
33*
[516]
- I. 5324c + 1331v + 1331m = 7986
- II. 1936c + 968v + 968m = 3872
= 11,858.
Mit Wiederholung derselben Rechnung und Abrundung der Brüche
erhalten wir am Schluss des folgenden Jahrs ein Produkt von:
- I. 5856c + 1464v + 1464m = 8784
- II. 2129c + 1065v + 1065m = 4249
= 13,033.
Und am Schlusse des nächstfolgenden Jahres:
- I. 6442c + 1610v + 1610m = 9662
- II. 2342c + 1172v + 1172m = 4686
= 14,348.
Im Verlauf von vierjähriger Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter
ist das Gesammtkapital von I und II gestiegen von 5400c + 1750v
= 7150 auf 8784c + 2782v = 11,566, also im Verhält-
niss von 100 : 160. Der Gesammtmehrwerth war ursprünglich 1750,
er ist 2782. Der verzehrte Mehrwerth war anfangs 500 für I und
535 für II, zusammen = 1035; er war im letzten Jahr 732 für I und
958 für II, zusammen = 1690. Er ist also gewachsen im Verhält-
niss von 100 : 163.
2) Zweites Beispiel.
Nehmen wir nun das jährliche Produkt von 9000, das sich allzu-
sammt als Waarenkapital in der Hand der industriellen Kapitalistenklasse
befindet, in einer Form, wo das allgemeine Durchschnittsverhältniss des
variablen und konstanten Kapitals das von 1 : 5 ist. Es setzt dies
voraus: schon bedeutende Entwicklung der kapitalistischen Produktion
und, dem entsprechend, der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit;
bedeutende, schon vorhergegangne Erweitrung der Produktionsleiter;
endlich Entwicklung aller der Umstände, die eine relative Uebervöl-
kerung in der Arbeiterklasse produciren. Das Jahresprodukt wird sich
dann, nach Abrundung der Brüche, vertheilen wie folgt:
- I. 5000c + 1000v + 1000m = 7000
- II. 1430c + 285v + 285m = 2000
= 9000.
Gesetzt jetzt, die Kapitalistenklasse I konsumire den halben Mehr-
werth = 500, und akkumulire die andre Hälfte. Dann wären (1000v
[517] + 500m) I = 1500 umzusetzen in 1500 IIc. Da hier IIc nur =
1430, so ist vom Mehrwerth 70 zuzusetzen; dies von 285 IIm abge-
zogen lässt 215 IIm. Wir erhalten also:
I. 5000c + 500m (zu kapitalisiren) + 1500 (v + m) in Kon-
sumtionsfonds der Kapitalisten und Arbeiter.
II. 1430c + 70m (zu kapitalisiren) + 285v + 215m.
Da hier 70 IIm direkt annexirt werden an IIc, so ist erheischt,
um dies zuschüssige konstante Kapital in Bewegung zu setzen, ein va-
riables Kapital von \frac{70}{5} = 14; diese 14 gehn also weiter ab von
215 IIm; bleibt 201 IIm, und wir haben:
II. (1430c + 70c) + (285v + 14v) + 201m.
Der Umsatz von 1500 I (v + ½ m) gegen 1500 IIc ist ein Pro-
cess der einfachen Akkumulation, und sofern abgemacht. Indess sind
hier noch einige Eigenthümlichkeiten zu bemerken, die daraus entstehn,
dass bei der akkumulirenden Reproduktion I (v + ½ m) nicht durch IIc
allein ersetzt wird, sondern durch IIc plus einem Theil von IIm.
Dass, Akkumulation vorausgesetzt, I (v + m) größer ist als IIc und
nicht gleich IIc, wie in der einfachen Reproduktion, versteht sich von
selbst; denn 1) inkorporirt I einen Theil seines Mehrprodukts in sein
eignes produktives Kapital, und verwandelt davon ⅚ in konstantes Ka-
pital, kann diese ⅚ also nicht gleichzeitig ersetzen durch Konsumtions-
mittel II; 2) I hat aus seinem Mehrprodukt für das zur Akkumulation
innerhalb II nöthige konstante Kapital den Stoff zu liefern, ganz wie II
an I den Stoff zu liefern hat für das variable Kapital, das den von I
selbst als konstantes Mehrkapital angewandten Theil seines Mehrprodukts
in Bewegung setzen soll. Wir wissen: das wirkliche variable Kapital
besteht aus Arbeitskraft, also auch das zusätzliche. Es ist nicht der
Kapitalist I, der etwa von II nothwendige Lebensmittel auf Vorrath kauft,
oder aufhäuft für die von ihm zu verwendende zusätzliche Arbeitskraft,
wie es der Sklavenhalter thun musste. Es sind die Arbeiter selbst, die
mit II handeln. Dies verhindert aber nicht, dass vom Standpunkt des
Kapitalisten aus die Konsumtionsmittel zuschüssiger Arbeitskraft nur Pro-
duktions- und Erhaltungsmittel seiner eventuell zuschüssigen Arbeitskraft,
also die Naturalform seines variablen Kapitals sind. Seine eigne nächste
Operation, hier die von I, besteht nur darin, das er das nöthige neue
Geldkapital aufspeichert, das zum Kauf zuschüssiger Arbeitskraft nöthig.
[518] Sobald er diese inkorporirt, wird das Geld Kaufmittel der Waaren II für
diese Arbeitskraft, muss also ihre Konsumtionsmittel vorfinden.
Nebenbei. Der Herr Kapitalist, wie seine Presse, ist oft unzufrieden
mit der Art wie die Arbeitskraft ihr Geld verausgabt [und] mit den Waa-
ren II, worin sie selbes realisirt. Bei dieser Gelegenheit philosophirt,
kulturschwatzt und philanthropisirt er, wie z. B. Herr Drummond, eng-
lischer Gesandtschaftssekretär in Washington: „The Nation“ [ein Blatt]
habe letzten Oktober 1879 einen interessanten Artikel gebracht, worin
es unter andrem heisse: „Die Arbeiter haben in der Kultur nicht
Schritt gehalten mit dem Fortschritt der Erfindungen; es sind ihnen
Massen von Gegenständen zugänglich geworden, die sie nicht zu gebrauchen
wissen, und für die sie also keinen Markt schaffen.“ [Jeder Kapitalist
wünscht natürlich, dass der Arbeiter seine Waare kaufen soll.] „Es liegt
kein Grund vor, warum der Arbeiter sich nicht ebensoviel Komforts wün-
schen sollte, wie der Geistliche, Advokat und Arzt, der denselben Betrag
erwirbt wie er.“ [Diese Sorte Advokaten, Geistliche und Aerzte müssen
es in der That bei dem Wunsch vieler Komforts gewähren lassen!] „Aber
er thut es nicht. Die Frage ist noch immer, wie er als Konsument
durch ein rationelles und gesundes Verfahren höher zu stellen ist; keine
leichte Frage, da sein ganzer Ehrgeiz nicht über eine Verkürzung seiner
Arbeitsstunden hinausgeht, und der Demagog ihn hierzu vielmehr aufreizt
als zur Erhebung seiner Lage durch Verbessrung seiner geistigen und
moralischen Fähigkeiten.“ (Reports of H. M.’s Secretaries of Embassy
and Legation on the Manufactures, Commerce etc. of the countries in
which they reside. London 1879, p. 404.)
Lange Arbeitsstunden scheinen das Geheimniss des rationellen und
gesunden Verfahrens, welches die Lage des Arbeiters durch Verbessrung
seiner geistigen und moral schen Fähigkeit heben und ihn zu einem ratio-
nellen Konsumenten machen soll. Um ein rationeller Konsument der
Waare der Kapitalisten zu werden, muss er vor allem — aber der Dema-
gog hindert ihn daran! — damit beginnen, seine eigne Arbeitskraft irra-
tionell und gesundheitswidrig von seinem eignen Kapitalisten konsumiren
zu lassen. Was der Kapitalist unter rationellen Konsum versteht, zeigt
sich dort wo er so herablassend ist, sich direkt in den Konsumtions-
handel seiner Arbeiter einzulassen — im Trucksystem, wovon auch das
[519] Wohnungsliefern an die Arbeiter, sodass sein Kapitalist zugleich sein
Hausvermiether, ein Zweig unter vielen ist.
Derselbe Drummond, dessen schöne Seele für die kapitalistischen
Hebungsversuche der Arbeiterklasse schwärmt, erzählt in demselben Be-
richt unter andrem über die Baumwollmusterfabriken der Lowell und
Lawrence Mills. Die Kost- und Logirhäuser für die Fabrikmädchen ge-
hören der Aktiengesellschaft, die die Fabrikbesitzerin ist; die Vorstehe-
rinnen dieser Häuser stehn im Dienst dieser selben Gesellschaft, die ihnen
Verhaltungsregeln vorschreibt; kein Mädchen darf nach 10 Uhr Nachts
nach Haus kommen. Aber nun die Perle: Eine Specialpolizei der Ge-
sellschaft patrouillirt die Gegend ab um die Uebertretung dieser Haus-
ordnung zu verhindern. Nach 10 Uhr Abends wird kein Mädchen weder
aus- noch eingelassen. Kein Mädchen darf anderswo logiren als auf dem
der Gesellschaft gehörigen Terrain, auf dem jedes Haus ihr ungefähr 10
Doll. Wochenmiethe einbringt; und nun sehn wir in voller Glorie den
rationellen Konsumenten: „Da sich jedoch das allgegenwärtige Piano in
vielen der besten Logirhäuser für Arbeiterinnen vorfindet, spielt Musik,
Gesang und Tanz eine bedeutende Rolle wenigstens bei denen, die nach
zehnstündiger stetiger Arbeit am Webstuhl mehr Abwechslung nach der
Monotonie nöthig haben als wirkliches Ausruhn.“ (p. 412.) Das Haupt-
geheimniss aber, wie aus dem Arbeiter ein rationeller Konsument zu
machen, kommt erst. Herr Drummond besucht die Messerwaarenfabrik
von Turner’s Falls (Connecticut River), und Herr Oakman, der Schatz-
meister der Aktiengesellschaft, nachdem er ihm erzählt, dass namentlich
die amerikanische Tischmesserwaare die englische in der Qualität schlägt,
fährt fort: „Auch in den Preisen werden wir England schlagen; wir
sind ihm voraus in der Qualität schon jetzt, das ist anerkannt; aber wir
müssen niedrigere Preise haben, und die bekommen wir, sowie wir unser
Stahl wohlfeiler erhalten und unsre Arbeit heruntergebracht haben!“
(p. 427.) Herabsetzung des Arbeitslohns und lange Arbeitsstunden, das
ist der Kern des rationellen und gesunden Verfahrens, das den Arbeiter
erheben soll zur Würde eines rationellen Konsumenten, damit er einen
Markt schaffe für die Masse von Gegenständen, die die Kultur und der
Fortschritt der Erfindung ihm zugänglich gemacht haben.
[520]
Wie also I das zusätzliche konstante Kapital von II aus seinem
Mehrprodukt zu liefern hat, so liefert II in diesem Sinn das zuschüssige
variable Kapital für I. II akkumulirt für I und für sich selbst soweit das
variable Kapital in Betracht kommt, indem es einen größern Theil seiner
Gesammtproduktion, also auch namentlich seines Mehrprodukts, in Form
von nothwendigen Konsumtionsmitteln reproducirt.
I (v + m) muss bei Produktion auf wachsender Kapitalbasis sein =
IIc plus dem Theil des Mehrprodukts, der als Kapital wieder inkorporirt
wird, plus dem zuschüssigen Theil von konstantem Kapital, nöthig zur
Erweitrung der Produktion in II; und das Minimum dieser Erweitrung
ist das, ohne welches die wirkliche Akkumulation, d. h. die wirkliche
Produktionsausdehnung in I selbst nicht ausführbar ist.
Kommen wir nun zu dem oben zuletzt betrachteten Fall zurück, so
hat er die Eigenthümlichkeit, dass IIc kleiner als I (v + ½ m), als der
in Konsumtionsmitteln als Revenue verausgabte Theil des Produkts von
sodass, um die 1500 I (v + m) umzusetzen, sofort ein Theil des Mehr-
produkts II = 70 dadurch realisirt wird. Was IIc = 1430 betrifft,
so muss es, bei sonst gleichbleibenden Umständen, ersetzt werden aus
I (v + m) zum selben Werthbetrag, damit einfache Reproduktion in II
stattfinden könne, und ist insoweit hier nicht weiter zu betrachten.
Anders mit den ergänzenden 70 IIm. Was für I blosser Ersatz von
Revenue durch Konsumtionsmittel, bloss auf die Konsumtion gerichteter
Waarenaustausch, ist für II hier nicht — wie innerhalb der einfachen
Reproduktion — blosse Rückverwandlung seines konstanten Kapitals aus
der Form von Waarenkapital in seine Naturalform, sondern direkter Ak-
kumulationsprocess, Verwandlung eines Theils seines Mehrprodukts aus
der Form von Konsumtionsmitteln in die von konstantem Kapital. Kauft
I mit 70 £ (Geld — Geldreserve zum Umsatz von Mehrwerth) die
70 IIm, und kauft II nicht dafür 70 Im, sondern akkumulirt die
70 £ als Geldkapital, so ist letztres zwar immer Ausdruck von zu-
schüssigem Produkt (eben des Mehrprodukts von II, wovon es Aliquote),
obgleich nicht von einem in die Produktion wieder eingehenden Produkt;
aber dann wäre diese Geldakkumulation auf Seite II zugleich Ausdruck
von unverkaufbaren 70 Im in Produktionsmitteln. Es fände also relative
Ueberproduktion in I statt, entsprechend dieser gleichzeitigen Nicht-
erweitrung der Reproduktion auf Seite II.
[521]
Aber abgesehn hiervon: Während der Zeit, worin die 70 Geld, die
von I kamen, noch nicht oder nur theilweis durch Ankauf von 70 Im
seitens II zu I zurückgekehrt, figurirt 70 in Geld ganz oder theilweis
als zusätzliches virtuelles Geldkapital in der Hand von II. Dies gilt von
jedem Umsatz zwischen I und II, bevor wechselseitige Ersetzung der
beiderseitigen Waaren den Rückfluss des Geldes zu seinem Ausgangspunkt
bewirkt hat. Aber das Geld, bei normalem Verlauf der Dinge, figurirt
hier nur vorübergehend in dieser Rolle. Im Kreditsystem nun, wo jedes
momentan zusätzlich freigesetzte Geld sofort aktiv als zusätzliches Geld-
kapital fungiren soll, kann solches nur vorübergehend freie Geldkapital
festgeritten werden, z. B. zu neuen Unternehmungen sub I dienen, wäh-
rend es daselbst noch festliegendes Zusatzprodukt in andren Unterneh-
mungen flüssig zu machen hätte. Es ist ferner zu bemerken, dass die
Annexation von 70 Im an das konstante Kapital II zugleich Erweitrung
des variablen Kapitals II erheischt zum Betrag von 14. Dies setzt vor-
aus — ähnlich wie in I bei direkter Inkorporation von Mehrprodukt Im
in Kapital Ic — dass die Reproduktion in II schon vor sich geht mit
der Tendenz auf fernere Kapitalisation; dass sie also Erweitrung des Theils
des Mehrprodukts einschliesst, der aus nothwendigen Lebensmitteln besteht.
Das Produkt von 9000 im zweiten Beispiel muss zum Zweck der
Reproduktion, wie wir sahn, folgende Vertheilung annehmen, wenn 500
Im kapitalisirt werden sollen. Wir ziehn dabei bloss die Waaren in Be-
tracht und vernachlässigen die Geldcirkulation.
I. 5000c + 500m (zu kapitalisiren) + 1500 (v + m) Konsum-
tionsfonds = 7000 in Waaren.
II. 1500c + 299v + 201m = 2000 in Waaren. Gesammt-
summe 9000 in Waarenprodukt.
Die Kapitalisation geht nun vor sich wie folgt:
In I theilen sich die 500m, die kapitalisirt werden, in ⅚ =
417c + ⅙ = 83v. Die 83v entziehn einen gleichen Betrag von
IIm, der Elemente des konstanten Kapitals kauft, also zu IIc geschlagen
wird. Eine Vermehrung von IIc um 83 bedingt eine Vermehrung von
IIv um ⅕ von 83 = 17. Wir haben also nach dem Umsatz:
[522]
- I. (5000c + 417m)c + (1000v + 83m)v = 5417c + 1083v
= 6500 - II. (1500c + 83m)c + (299v + 17m)v = 1583c
+ 316v= 1899.
Zusammen: 8399.
Das Kapital in I ist gewachsen von 6000 auf 6500, also um \frac{1}{12}
In II von 1715 auf 1899, also um nicht ganz ⅑.
Die Reproduktion auf dieser Grundlage im zweiten Jahr ergibt am
Jahresschluss an Kapital:
I. 5417c + 452m)c + (1083v + 90m)v = 5869c + 1173v
= 7042.
II. (1583c + 42m + 90m)c + (316v + 8m + 18m)v = 1715c
+ 342v = 2057.
und am Ende des dritten Jahres an Produkt:
- I. 5869c + 1173v + 1173m.
- II. 1715c + 342v + 342m.
Akkumulirt hier I wie bisher die Hälfte des Mehrwerths, so er-
gibt I (v + ½ m) 1173v + 587 (½ m) = 1760, ist also größer als
das gesammte 1715 IIc, und zwar um 45. Diese müssen also wieder
durch Uebernahme eines gleichen Betrags von Produktionsmitteln auf IIc
ausgeglichen werden. IIc wächst also um 45, was einen Zuwachs von
⅕ = 9 in IIv bedingt. Ferner theilen sich die kapitalisirten 587 Im
zu ⅚ und ⅙ in 489c und 98v; diese 98 bedingen in II einen neuen
Zuschlag zum konstanten Kapital von 98 und dieser wieder eine Ver-
mehrung des variablen Kapitals von II um ⅕ = 20. Wir haben dann:
- I. (5869c + 489m)c + (1173v + 98m)v = 6358c + 1271v
= 7629 - II. (1715c + 45m + 98m)c + (342v + 9m + 20m)v
= 1858c + 371v= 2229
Total Kapital = 9858.
In drei Jahren wachsender Reproduktion ist also das Gesammtkapital
von I gewachsen von 6000 auf 7629, das von II von 1715 auf 2229, das
gesellschaftliche Gesammtkapital von 7715 auf 9858.
3) Umsatz von IIc bei Akkumulation.
Im Austausch von I (v + m) mit IIc finden also verschiedne Fälle statt.
[523]
Bei der einfachen Reproduktion müssen beide gleich sein und ein-
ander ersetzen, da sonst, wie oben gesehn, die einfache Reproduktion nicht
ohne Störung vor sich gehn kann.
Bei der Akkumulation kommt vor allem die Akkumulationsrate in
Betracht. In den bisherigen Fällen nahmen wir an, dass die Akkumu-
lationsrate in I = ½ m I war, und ebenfalls, dass sie in den ver-
schiednen Jahren konstant blieb. Wir liessen nur die Proportion wechseln,
nach welcher dies akkumulirte Kapital sich in variables und konstantes
theilt. Dabei ergaben sich drei Fälle:
1) I (v + ½m) = IIc, welches also kleiner ist als I (v + m). Dies
muss es immer sein, sonst akkumulirte I nicht.
2) I (v + ½m) ist größer als IIc. In diesem Fall wird der Ersatz
dadurch bewirkt, dass zu IIc ein entsprechender Theil von IIm hinzuge-
fügt wird, sodass diese Summe = I (v + ½ m). Hier ist der Umsatz für
II nicht einfache Reproduktion seines konstanten Kapitals, sondern schon
Akkumulation, Vermehrung desselben um den Theil seines Mehrprodukts,
den es austauscht gegen Produktionsmittel I; diese Vermehrung schliesst
zugleich ein, dass II ausserdem sein variables Kapital aus seinem eignen
Mehrprodukt entsprechend vergrößert.
3) I (v + ½ m) ist kleiner als IIc. In diesem Fall hat II durch
den Umsatz sein konstantes Kapital nicht vollständig reproducirt, muss
also das Deficit durch Kauf von I ersetzen. Dies ernöthigt aber keine
weitre Akkumulation von variablem Kapital II, da sein konstantes Kapital
der Größe nach durch diese Operation erst vollständig reproducirt wird.
Andrerseits hat durch diesen Umsatz der Theil der Kapitalisten von I,
der nur zusätzliches Geldkapital aufhäuft, schon einen Theil dieser Sorte
Akkumulation vollbracht.
Die Voraussetzung der einfachen Reproduktion, dass I(v + m) = IIc
sei, ist nicht nur unverträglich mit der kapitalistischen Produktion, was
übrigens nicht ausschliesst, dass im industriellen Cyklus von 10—11 Jahren
ein Jahr oft geringre Gesammtproduktion hat als das vorhergehende, also
nicht einmal einfache Reproduktion stattfindet im Verhältniss zum vorher-
gehenden Jahr. Sondern auch, bei dem natürlichen jährlichen Wachs-
thum der Bevölkerung könnte einfache Reproduktion nur insofern statt-
finden, als von den 1500, die den Gesammtmehrwerth repräsentiren, eine
entsprechend größre Zahl unproduktiver Dienstleute mitzehrten. Akku-
[524] mulation von Kapital, also wirkliche kapitalistische Produktion, wäre da-
gegen hierbei unmöglich. Die Thatsache der kapitalistischen Akkumu-
lation schliesst demnach aus, dass IIc = I (v + m). Dennoch könnte
selbst bei kapitalistischer Akkumulation der Fall eintreten, dass, in Folge
des Gangs der in der frühern Reihe von Produktionsperioden vollzognen
Akkumulationsprocesse, IIc nicht nur gleich, sondern selbst größer würde
als I (v + m). Dies wäre eine Ueberproduktion in II, und nur auszu-
gleichen durch einen großen Krach, in Folge dessen Kapital von II auf
I sich übertrüge. — Es ändert auch nichts an dem Verhältniss von
I(v + m) zu IIc, wenn ein Theil des konstanten Kapitals von II sich
selbst reproducirt, wie z. B. in der Agrikultur die Anwendung von selbst
erzeugtem Samen. Dieser Theil von IIc kommt mit Bezug auf den Um-
satz zwischen I und II ebensowenig in Betracht, wie Ic dabei in Be-
tracht kommt. Es ändert auch nichts an der Sache, wenn ein Theil der
Produkte von II seinerseits fähig ist, als Produktionsmittel in I einzugehn.
Sie werden gedeckt durch einen Theil der von I gelieferten Produktions-
mittel, und dieser Theil ist von vornherein auf beiden Seiten in Abzug
zu bringen, wenn wir den Austausch zwischen den beiden großen Klassen
der gesellschaftlichen Produktion, den Producenten von Produktionsmitteln
und den Producenten von Konsumtionsmitteln, rein und ungetrübt unter-
suchen wollen.
Also bei kapitalistischer Produktion kann I(v + m) nicht gleich IIc
sein oder beide können sich nicht im Umsatz gegen einander decken.
Dagegen kann, wenn I\frac{m}{x} der Theil von Im ist, der als Revenue von
den Kapitalisten I ausgegeben wird, I (v + \frac{m}{x}) gleich, größer oder kleiner
sein, als IIc; I (v + \frac{m}{x}) muss aber immer kleiner sein als II(c + m), und
zwar um so viel kleiner als der Theil von IIm, den die Kapitalistenklasse
II unter allen Umständen selbst verzehren muss.
Es ist zu bemerken, dass bei dieser Darstellung der Akkumulation
der Werth des konstanten Kapitals, sofern es Werththeil des Waarenka-
pitals ist, zu dessen Produktion es mitwirkt, nicht exakt dargestellt ist.
Der fixe Theil des neu akkumulirten konstanten Kapitals geht nur all-
mälig und periodisch, je nach der Natur dieser fixen Elemente verschieden,
in das Waarenkapital ein; dies besteht daher da, wo Rohstoff und Halb-
fabrikat etc. massenhaft in die Waarenproduktion eingeht, zum größren
[525] Theil aus Ersatz der cirkulirenden konstanten Bestandtheile und des va-
riablen Kapitals. (Des Umschlags der cirkulirenden Bestandtheile wegen
kann doch so verfahren werden; es ist damit angenommen, dass inner-
halb des Jahres der cirkulirende Theil zusammen mit dem an ihn abge-
gebnen Werththeil des fixen Kapitals so oft umschlägt, dass die Gesammt-
summe der gelieferten Waaren gleich dem Werth des gesammten in die
jährliche Produktion eingehenden Kapitals.) Wo aber für den Maschinen-
betrieb nur Hülfsstoffe eingehn, kein Rohmaterial, muss das Arbeitselement
= v als größrer Bestandtheil in Waarenkapital wieder erscheinen. Wäh-
rend in der Profitrate der Mehrwerth berechnet wird auf das Gesammt-
kapital, unabhängig davon, ob die fixen Bestandtheile viel oder wenig Werth
periodisch an das Produkt abgeben, ist für den Werth jedes periodisch
erzeugten Waarenkapitals der fixe Theil des konstanten Kapitals nur so-
weit mit einzurechnen, als er durch Verbrauch im Durchschnitt Werth
an das Produkt selbst abgiebt.
IV. Nachträgliches.
Die ursprüngliche Geldquelle für II ist v + m der Goldproduktion
I, ausgetauscht gegen einen Theil von IIc; nur soweit der Goldproducent
Mehrwerth aufhäuft oder in Produktionsmittel I verwandelt, also seine
Produktion ausdehnt, geht sein v + m nicht in II ein; andrerseits, so-
weit Akkumulation von Geld, seitens des Goldproducenten selbst, schliess-
lich zur erweiterten Reproduktion führt, geht ein nicht als Revenue aus-
gegebner Theil des Mehrwerths der Goldproduktion für zuschüssiges va-
riables Kapital des Goldproducenten in II ein, fördert hier neue Schatz-
bildung oder gibt neue Mittel von I zu kaufen, ohne direkt wieder an es
zu verkaufen. Von dem aus diesem I (v + m) der Goldproduktion stam-
menden Geld geht der Theil des Goldes ab, den gewisse Produktionszweige
von II als Rohmaterial etc., kurz als Ersatzelement ihres konstanten Ka-
pitals brauchen. Element zur vorläufigen — zum Zweck künftiger er-
weiterter Reproduktion erfolgenden — Schatzbildung im Umsatz zwischen
I und II ist: für I nur, wenn ein Theil von Im an II ein-
seitig, ohne Gegenkauf verkauft wird und hier für zusätzliches
konstantes Kapital II dient; für II, wenn dasselbe der Fall ist seitens
I für zuschüssiges variables Kapital; ferner, wenn ein Theil des von
[526] I als Revenue ausgegebnen Mehrwerths nicht gedeckt wird durch IIc,
also damit ein Theil von IIm gekauft und dadurch in Geld verwandelt
wird. Ist I (v + \frac{m}{x}) größer als IIc, so braucht IIc zu seiner einfachen
Reproduktion nicht durch Waare aus I zu ersetzen, was I von IIm weg-
gezehrt hat. Es fragt sich, wie weit innerhalb des Austausches der Ka-
pitalisten II unter sich — ein Austausch, der nur aus gegenseitige
Austausch von IIm bestehn kann — Schatzbildung stattfinden kann.
Wir wissen, dass innerhalb II direkte Akkumulation dadurch stattfindet,
dass ein Theil von IIm direkt in variables Kapital (gerade wie in I ein
Theil von Im direkt in konstantes Kapital) verwandelt wird. Bei den
verschiednen Altersklassen der Akkumulation innerhalb der verschiednen
Geschäftszweige von II, und innerhalb jedes einzelnen Geschäftzweigs
für die einzelnen Kapitalisten, erklärt sich die Sache, mutatis mutandis,
ganz wie sub I. Die Einen befinden sich noch im Stadium der Schatz-
bildung, verkaufen ohne zu kaufen, die Andern auf dem Punkt wirklicher
Erweiterung der Reproduktion, kaufen ohne zu verkaufen. Das zuschüssige
variable Geldkapital wird zwar zunächst ausgelegt in zuschüssiger Arbeits-
kraft; diese kauft aber Lebensmittel von den schatzbildenden Inhabern der
zuschüssigen, in den Arbeiterkonsum eingehenden Konsumtionsmittel.
Von letztren kehrt pro rata ihrer Schatzbildung das Geld nicht an
seinen Ausgangspunkt zurück, sie häufen es auf.
[]
Appendix A
Druck von G. Reusche, Leipzig.
[][][][]
Proudhon’s Philosophie des Elends, von Karl Marx. Deutsch von E. Bern-
stein und K. Kautsky. Stuttgart 1885.“
schweig 1877, I, p. 13, 18.
de propriétaires, le marché intérieur se resserre toujours plus, et l’industrie
est toujours plus réduite à chercher ses débouchés dans les marchés étrangers,
où de plus grandes révolutions les attendent (nämlich die Krise von 1817,
die gleich darauf beschrieben wird). Nouv. Princ. éd. 1819, I, p. 336.
trennen. In 10,000 ℔. Garn steckt 1560 ℔. = 78 Pfd. St. Mehrwerth, aber
in 1 ℔. Garn = 1 Schilling steckt ebenfalls 2.496 Unzen = 1.728 Penny
Mehrwerth.
Wärme entlehnt, die jetzt durch die Theorie von der Verwandlung der Energie
ziemlich beseitigt ist. Daher gebraucht Marx im dritten Abschnitt (spätere
Redaktion) dafür den der Vorstellung von potentieller Energie entlehnten
Ausdruck: „potentielles“, oder nach Analogie der virtuellen Geschwindigkeiten
D’Alemberts: „virtuelles Kapital.“ — F. E.
tals, ist eine, in einem Heft von 1877 oder 1878 unter Bücher-Auszügen
sich befindende Note.
duktionsmittel ist hier die Zeit, nicht in der sie producirt werden, sondern
in der sie am Produktionsprocess eines Waarenprodukts sich betheiligen.—F. E.
comme une dépense onéreuse. (Quesnay, Analyse du Tableau Économique,
in Daire, Physiocrates, le. partie, Paris 1846, p. 71). — Nach Quesnay ist
der „profit“, den die Konkurrenz unter den Kaufleuten hervorbringt, näm-
lich dass sie dieselben nöthigt „a mettre leur rétribution ou leur gain au
rabais … n’est sérieusement parlant qu’une privation de perte pour le
privation de perte sur les frais du commerce n’est pas un produit réel ou
un accroît de richesses obtenu par le commerce, considéré en lui-même sim-
plement comme échange, indépendemment des frais de transport, ou envisagé
conjointement avec les frais de transport. (p. 145, 146). Les frais du com-
merce sont toujours payés aux dépens des vendeurs des productions qui jouiraient
de tout le prix qu’en payent les acheteurs, s’il n’y avait point de frais inter-
médiaires (163). Die propriétaires und producteurs sind „salariants“, die Kauf-
leute sind „salariés“ (p. 164, Quesnay, Problèmes économiques, in Daire,
Physiocrates, Ie partie, Paris 1846.)
den Klöstern. Jedoch sah man (Buch I, p. 343), dass bereits in den uralter-
thümlichen indischen Gemeinwesen ein Buchhalter über die Agrikultur figu-
rirt. Die Buchführung ist hier zur ausschliesslichen Funktion eines Gemeinde-
beamten verselbständigt. Durch diese Theilung der Arbeit werden Zeit,
Mühe und Ausgaben erspart, aber die Produktion und die Buchführung über
die Produktion bleiben ebenso verschiedne Dinge wie die Schiffsladung und
der Ladeschein. Im Buchhalter ist ein Theil der Arbeitskraft der Gemeinde
der Produktion entzogen, und die Kosten seiner Funktion werden nicht durch
seine eigne Arbeit ersetzt, sondern durch einen Abzug vom Gemeindeprodukt.
Wie mit dem Buchhalter der indischen Gemeinde, verhält es sich mutatis
mutandis mit dem Buchhalter des Kapitalisten. (Aus Manuskript II.)
of the country, absolutely withdrawn from productive purposes, in order to
facilitate or increase the productiveness of the remainder; a certain amount of
wealth is, therefore, as necessary in order to adopt gold as a circulating me-
dium, as it is to make a machine, in order to facilitate any other production.
(Economist, vol. V. p. 519.)
eine Saison von 9 Monaten auf ½ % Verlust an Quantität, 3 % für Zins
auf den Weizenpreis, 2 % für Lagermiethe, 1 % Schütteln und Fuhrlohn,
½ % Ablieferungs-Arbeit, zusammen 7 % oder bei einem Weizenpreis
von 50 sh., 3 sh. 6 d. per Quarter. (Th. Corbet, An Inquiry into
the Causes and Modes of the Wealth of Individuals etc. London 1841.)
Nach den Aussagen von Liverpooler Kaufleuten vor der Eisenbahnkommission
betrugen die (reinen) Unkosten der Getreide-Aufspeicherung 1865 monatlich
2 d. per Quarter oder 9—10 d. per Tonne. (Royal Commission on Railways.
1867. Evidence, p. 19, Nr. 331.)
aus der Verwandlung des Produkts in Waare und des Konsumtionsvorraths
in Waarenvorrath, verursacht umgekehrt dieser Formwechsel während des
Uebergangs aus der Produktion für den Selbstbedarf in die Waarenproduktion
die heftigsten Krisen in der Oekonomie der Producenten. In Indien erhielt
sich z. B. bis auf die allerneueste Zeit „die Gewohnheit, das Getreide, wofür
in Jahren des Ueberflusses wenig zu haben war, massenhaft aufzuspeichern.“
(Return. Bengal and Orissa Famine. H. of C. 1867. I, p. 230, Nr. 74.) Die
durch den amerikanischen Bürgerkrieg plötzlich gesteigerte Nachfrage nach
Baumwolle, Jute etc. veranlasste in vielen Theilen Indiens grosse Einschrän-
kung des Reisbaus, Steigen der Reispreise und Verkauf der alten Reisvorräthe
der Producenten. Dazu kam nach 1864—66 beispiellose Ausfuhr von Reis
nach Australien, Madagaskar etc. Daher der akute Charakter der Hungers-
noth von 1866, die im Distrikt von Orissa allein eine Million Menschen weg-
raffte. (l. c. 174, 175, 213, 214 und III: Papers relating to the Famine in
Behar. p. 32, 33, wo unter den Ursachen der Hungersnoth der drain of
old stock betont wird. (Aus Manuskript II.)
dass er durch die Transportkosten die Produkte vertheuert oder ihren Werth
ort zu erlangen und sie nach einem andren Konsumtionsort zu transportiren;
er befähigt uns daher den Werth der Waare zu vermehren um die ganze
Differenz zwischen ihrem Preise am ersten Ort und dem am zweiten.“
Ricardo bemerkt hierzu: „True, but how is the additional value given to it?
By adding to the cost of production, first, the expenses of conveyance,
secondly, the profit on the advances of capital made by the merchant. The
commodity is only more valuable, for the same reason that every other com-
modity may become more valuable, because more labour is expended on its
production and conveyance before it is purchased by the consumer. This
must not be mentioned as one of the advantages of commerce.“ (Ricardo,
Principles of Pol. Econ., 3rd. ed. London 1821. p. 309, 310.)
cirkulirenden Kapitals macht, meint Herr Lorenz Stein, diese Unterscheidung
sei nur für die leichtere Darstellung.
Railways. Minutes of Evidence taken before the Commissioners. Presented
to both Houses of Parliament. London 1867. — Die Fragen und Antworten
sind numerirt und die Nummern hier angeführt.
die ländliche hingegen an den Turnus der Jahre.“ (Adam G. Müller: Die
Elemente der Staatskunst. Berlin 1809. II., S. 178.) Dies ist die naive
Vorstellung der Romantik von Industrie und Agrikultur.
ed. Daire, I. Partie, Paris 1846.) Es heisst dort z. B.: „Les avances annu-
elles consistent dans les dépenses qui se font annuellement pour le travail de
la culture; ces avances doivent être distinguées des avances primitives, qui
forment le fonds de l’établissement de la culture.“ (p. 59.) — Bei den jüngren
Physiokraten werden die avances schon mehrfach direkt als capital bezeichnet:
„Capital ou avances,“ Dupont de Nemours, Origine \& Progrès d’une science
nouvelle, 1767 (Daire, I, p. 291); ferner Le Trosne: „Au moyen de la durée
plus ou moins grande des ouvrages de main d’oeuvre, une nation possède un
fonds considérable de richesses, indépendant de sa réproduction annuelle, qui
forme un capital accumulé de longue main, et originairement payé avec des
productions, qui s’entretient et s’augmente toujours.“ (Daire, II, p. 928.) —
Turgot braucht das Wort capital schon regelmässiger für avances, und iden-
tificirt noch mehr die avances der manufacturiers mit denen der Pächter.
(Turgot, Réflexions sur la Formation et la Distribution des Richesses 1766.)
ständniss der Rolle der Arbeitskraft im Verwerthungsprocess, beweist folgen-
der Satz, der die Arbeit der Arbeiter nach physiokratischer Weise mit der
des Arbeitsviehs auf gleiche Stufe stellt: „Not only his (the farmer’s) la-
bouring servants but his labouring cattle are productive labourers.“ (Book II,
chap. V, p. 243.)
this variety in the proportions in which the two sorts of capital may be com-
bined.“ — Principles, p. 25.
and the capital that is invested in tools, machinery, and buildings, may be
variously combined. — l. c.
which he works, the implements with which his labour is assisted, are all
quently reproduced, or is of slow consumption, it is classed under the heads
of circulating, or fixed capital.“
not be accurately drawn.“
which these different capitals will endure: a steam-engine will last longer
than a ship, a ship than the clothing of the labourer, and the clothing of
the labourer longer than the food which he consumes.“ — Ricardo, etc., p. 27.
the Labonring Classes of Society. London 1817. Eine einschlägige Stelle ist
citirt Buch I, S. 655, Note 79.
or be returned to its employer, in very unequal times. The wheat bought by
a farmer to sow is comparatively a fixed capital to the wheat purchased by
a baker to make into loaves. The one leaves it in the ground, and can obtain
no return for a year; the other can get it ground into flour, sell it as bread
to his customers, aud have his capital free, to renew the same, or commence
any other employment in a week.“ (p. 26, 27.)
eingeschaltet: „Widerspruch in der kapitalistischen Produktionsweise: Die
Arbeiter als Käufer von Waare sind wichtig für den Markt. Aber als Ver-
käufer ihrer Waare — der Arbeitskraft — hat die kapitalistische Gesellschaft
die Tendenz, sie auf das Minimum des Preises zu beschränken. — Fernerer
Widerspruch: Die Epochen, worin die kapitalistische Produktion alle ihre Po-
tion; weil die Produktionspotenzen nie soweit angewandt werden können,
dass dadurch mehr Werth nicht nur producirt, sondern realisirt werden kann;
der Verkauf der Waaren, die Realisation des Waarenkapitals, also auch des
Mehrwerths, ist aber begrenzt, nicht durch die konsumtiven Bedürfnisse der
Gesellschaft überhaupt, sondern durch die konsumtiven Bedürfnisse einer Ge-
sellschaft, wovon die grosse Mehrzahl stets arm ist und stets arm bleiben
muss. Dies gehört jedoch erst in den nächsten Abschnitt.“
so sind sie doch die ersten, die den Rückfluss des Gelds zu seinem Ausgangs-
punkt als wesentliche Form der Cirkulation des Kapitals, als Form der die
Tableau Économique, vous verrez que la classe productive donne l’argent avec
lequel les autres classes viennent lui acheter des productions, et qu’elles lui
rentrent cet argent en revenant l’année suivante faire chez elle les mêmes
achats . . . . Vous ne voyez donc ici d’autre cercle que celui de la dépense
suivie de la réproduction, et de la réproduction suivie de la dépense; cercle
qui est parcouru par la circulation de l’argent qui mesure la dépense et la
réproduction.“ (Quesnay, Problèmes économiques, in Daire, Physiocr. I. p.
208, 209.) — „C’est cette avance et cette rentrée continuelle des capitaux
qu ’on doit appeler la circulation de l’argent, cette circulation utile et fé-
conde qui anime tous les travaux de la société, qui entretient le mouvement
et la vie dans le corps politique et qu ’on a grande raison de comparer à la
circulation du sang dans le corps animal.“ (Turgot, Réflexions etc., Oeuvres
éd. Daire, I, p. 45.)
allem Turgot. Dieser gebraucht schon häufiger als Quesnay und die übrigen
Physiokraten das Wort capital für avances, und identificirt noch mehr die
avances oder capitaux der Manufakturisten mit denen der Pächter. Z. B.
Comme eux (les entrepreneurs-manufacturiers), ils (les fermiers, d. h. die kapi-
talistischen Pächter) doivent recueillir, outre la rentrée des capitaux etc.
(Turgot, Oeuvres, éd. Daire. Paris 1844. Tome I, p. 40.)
weitaus grössten Theils der Waaren,“ zeigt Folgendes, wie A. Smith selbst
diese Bezeichnung erklärt: Z. B. in den Preis von Seefisch geht keine Rente
ein, sondern nur Arbeitslohn und Profit; in den Preis von Scotch pebbles
arme Leute es sich zum Geschäft, am Seestrand die bunten Steinchen zu
sammeln, die unter dem Namen schottische Kiesel bekannt sind. Der Preis,
den ihnen die Steinschneider dafür zahlen, besteht nur aus ihrem Arbeitslohn,
da weder Bodenrente noch Profit irgend einen Theil davon ausmacht.“
in seinem jetzigen Zusammenhang sowohl dem Vorhergehenden wie dem un-
mittelbar Folgenden zu widersprechen scheint. Dieser scheinbare Widerspruch
löst sich weiter unten in No. 4: Kapital und Revenue bei A. Smith. — F. E.
seinem Beispiel war. Der Werth des Korns wird nur dadurch in Arbeitslohn,
Profit und Rente aufgelöst, dass die vom Arbeitsvieh verzehrten Nahrungs-
mittel als Lohn des Arbeitsviehs und das Arbeitsvieh als Lohnarbeiter dar-
gestellt wird, daher seinerseits der Lohnarbeiter auch als Arbeitsvieh. (Zu-
satz aus Manuskript II.)
gebnen. Dort warf auch I eine unabhängige Summe von 500 in die Cirku-
lation. Hier liefert II allein das zuschüssige Geldmaterial für die Cirkulation.
Dies ändert jedoch nichts am Schlussergebniss. — F. E.
aber er prakticirt nicht die Abstinenz.“ (Senior, Principes fondamentaux de
l’Écon. Pol., trad. Arrivabene, Paris 1836, p. 308.) — „Je mehr die Gesell-
schaft fortschreitet, desto mehr Abstinenz erfordert sie.“ (Ibid., p. 342.) —
Vergl. Das Kapital, Buch I, Kap. XXII, 3, p. 619.
übersetzt von H. Müller. Leipzig, ohne Datum, S. 240.
ist indess gleichgültig, da es nur auf die Verhältnisse ankommt. — F. E.
Reports of H. M. Secretaries of Embassy and Legation. 1879. Part III,
p. 337.
innerhalb des konstanten Kapitals der Abtheilung I findet sich im Manu-
skript nicht.
lation des Kapitals zwischen James Mill und S. Bailey, der in Buch I (Ka-
pitel XXII, 5, S. 634, Note 65) von andrem Standpunkt erörtert wurde, näm-
lich dem Streit über die Ausdehnbarkeit der Wirkung des industriellen Ka-
pitals bei gleichbleibender Größe desselben. Hierauf später zurückzukommen.
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- TextGrid Repository (2025). Collection 2. Das Kapital. Das Kapital. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bnt4.0