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Gedichte
eines
Lebendigen.
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Druck von Zürcher \& Furrer.

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Gedichte
eines
Lebendigen.

Zweiter Band.

Zürich und Winterthur,:
Verlag des literariſchen Comptoirs.
1843.
[][[1]]

An die deutſche Jugend.

Bei Gelegenheit der Verbannung von Robert Prutz.


Ihr ſpottet unſer, ſtolze Würdenträger?

Baut nicht zu viel auf Euer Ahnenſchild!

Vielleicht noch einen Tag die wilden Jäger,

Vielleicht ſchon morgen das gejagte Wild!

Mit manchem Worte wollt' Er Euch bedeuten,

Mit manchem Wort zu Frommen Euch und Nutz:

Ihr aber zwangt den Dichter, Sturm zu läuten —

Nimm, deutſche Jugend, nimm ſein Lied in Schutz!
1[2]
Ich ſpielte freilich nur auf Einer Saite,

Die Euch, erlauchte Herren, ſtets mißfällt:

Doch rief nicht ich, bei Gott! nicht ich zum Streite,

Zum Streite ruft der neue Geiſt der Welt!

Und jauchzt das Volk und ſchwingt es ſeine Mützen,

Wollt Ihr den Leiermann drum ächten? Thut's!

Der Adler weiß die Nachtigall zu ſchützen —

Nimm, deutſche Jugend, unſer Lied in Schutz!
Leicht können wir der Fürſten Gunſt entbehren

Für eines Bettlers Herz, das wir gerührt!

Sie ſoll mich auch in Zukunft ſingen lehren,

Die mir die Hand zum erſten Lied geführt;

All' meine Schätze leg' ich ihr zu Füßen:

Die Freiheit iſt ein Weib und liebt den Putz.

Ja wohl! ich werd' ihr Sklave bleiben müſſen, —

Nimm, deutſche Jugend, nimm mein Lied in Schutz!
[3]
Sie, die kein Wetter aus dem Schlafe rüttelt,

Die Treibhauspflanzen, die ein Mädchen hegt,

Indeß der Sturm die Brüder draußen ſchüttelt:

Die Dichter haben nie dein Herz bewegt;

Du lächelſt ob der Demuth unſrer Alten,

Und willſt nur Zorn und kühner Worte Trutz;

Zwar hinkt mein Vers, doch iſt er ohne Falten, —

Nimm, deutſche Jugend, nimm mein Lied in Schutz!
Gleich wie die Lerche grüßt den erſten Funken,

Der aus dem Aug' des jungen Tages bricht:

So macht ein Strahl von Hoffnung ſchon mich trunken,

Ich brauch' die Sonne der Erfüllung nicht.

„Es muß geſcheh'n, und darum wird's geſchehen!“

Schriebſt Du nicht alſo, mein geliebter Prutz?

Kein Korn der Freiheit darf verloren gehen —

Nimm, deutſche Jugend, unſer Lied in Schutz!
[[4]]

Morgenruf.

Die Lerche war's, nicht die Nachtigall,

Die eben am Himmel geſchlagen:

Schon ſchwingt er ſich auf, der Sonnenball,

Vom Winde des Morgens getragen.

Der Tag, der Tag iſt erwacht!

Die Nacht,

Die Nacht ſoll blutig verenden. —

Heraus, wer an's ewige Licht noch glaubt!

Ihr Schläfer, die Roſen der Liebe vom Haubt,

Und ein flammendes Schwert um die Lenden!
[5]
Die Lerche war's, nicht die Nachtigall:

Erhebt euch vom Schlummer der Sünden!

Schon wollen die Feuer ſich überall,

Die heiligen Feuer entzünden.

Friſch auf und die Waffen gefeit!

Der Streit,

Der Gottesſtreit ſoll beginnen.

Hinweg aus des Liebchens roſigem Arm

Und hinein in der Feinde gepanzerten Schwarm

Und auf fliegenden Roſſen vonhinnen!
Die Lerche war's, nicht die Nachtigall:

Kein Küſſen gilt es und Koſen,

Sie ſingt von nahendem Donnerhall,

Sie ſingt von des Schlachtfelds Roſen,

Den Roſen, damit in Todesluſt

Die Bruſt,

Die Bruſt der Helden ſich ſchmücket.

Drum auf und wohlan: bis frei die Welt,

Sei der Himmel ein einig Kriegergezelt

Und der Dolch der Rache gezücket!
[6]
Die Lerche war's, nicht die Nachtigall:

So laß, o Jugend, dein Träumen!

Und wie von den Bergen mit Jubelſchall

Die muthigen Waſſer entſchäumen,

Und wie ſie jagen in's tiefſte Thal

Den Strahl,

Den ſilbernen Strahl durch's Gelände:

So gieb ihr dein Blut, ſo gieb ihr dein Wort,

Daß die Erde nicht ganz und gar verdorrt,

So gieb ihr dein Herz und die Hände!
Die Lerche war's, nicht die Nachtigall:

Die kecke Geſpielin der Wolke

Fliegt jauchzend hinter dem Sonnenball,

Hoch über dem ſtaunenden Volke;

Und unter dem Scheffel bleibt auch nicht

Das Licht,

Das Licht der Freiheit verborgen;

Viel tauſend Herzen ſind angefacht,

Und preiſet die Liebe die Sterne der Nacht:

Die Völker, ſie preiſen den Morgen.
[[7]]

Im Frühjahr.

Luſtig auf! die Erde glänzt,

Ein gefüllter Freudenbecher,

Und der trunkne Himmel kränzt

Sich ſein Haubt, ein froher Zecher.
Ueppig hat ein Blüthenleib

Um die Bäume ſich ergoſſen,

Gleich als hielt' ein junges Weib

Jeder in den Arm geſchloſſen.
[8]
Sternenauf und ſternenab

Tauſend leuchtende Gefieder,

Roſen trägt das finſtre Grab

Und die Kreuze ſinken nieder.
Duft und Klang und Vogelflug,

Balſam, wo die Blicke weilen,

Und doch Alles nicht genug,

Um — ein krankes Volk zu heilen.
[[9]]

Huſarenlied.

Es flammt mein Herz, es ſchwillt mein Muth,

Ich ſchwinge meinen Stahl,

Und hätt' ich einen Federhut,

So wär' ich General!
Wie klingen die Trompeten hell

Des Morgens um die Vier!

Der Tambour ſchlägt ſein Eſelsfell,

Die Eſel ſchlagen wir.
[10]
Zur Seite blitzt uns das Gewehr,

Der Tod aus unſrer Hand;

Wir reiten hin, wir reiten her,

Wir reiten um's Vaterland.
Und ob ſich auch manch ſchönes Kind

Die Aeuglein ſchier zerweint:

Huſaren ſauſen wie der Wind

Vorüber in den Feind.
Das iſt ein Leben auf der Wacht,

So luſtig und ſo frei!

Das geht ſo leicht in heißer Schlacht

Vorüber und vorbei!
Der Himmel wird uns aufgethan

Wie ein Juwelenſchrein;

Huſarenſäbel klopfen dran

Und drinnen ruft's: Herein!
[[11]]

Champagnerlied.

Epernay, Herbſt 1841.


Wir griffen jüngſt, den Weltbrand anzufachen,

Ihr Brüder, nach dem Schwert;

Doch dieſe Welt, ſo laßt uns drüber lachen!

Iſt unſers Ernſts nicht werth.

Juchhe, die Narrenſchelle!

Die Jugend iſt ein Glas Champagnerwein:

Drum will ſie ſchnelle, ſchnelle,

Gleich friſch an ihrer Quelle,

Getrunken ſein.

Schenkt ein! Schenkt ein!
[12]
Was kümmern uns die Kronen und die Fürſten?

Gott ſegne unſre Herrn!

Wir wollen was zu trinken, wenn wir dürſten,

Wir zechen All' ſo gern.

Laßt uns die Hände reichen

Zu trautem, friſchem, fröhlichem Verein!

Die Reben, nicht die Eichen,

Die ſollen unſer Zeichen,

Ja, Zeichen ſein.

Schenkt ein! Schenkt ein!
Die Sündfluth drohte einſtens zu verwaſchen

Des Herren liebſten Sohn:

Da barg er flugs den Witz in einer Flaſchen,

Der grauſen Fluth zum Hohn.

Wir haben ſie gefangen!

Heraus den Witz, die Weisheit heut hinein!

Der Witz ſoll heute prangen,

Die Weisheit ſoll gefangen,

Gefangen ſein.

Schenkt ein! Schenkt ein!
[13]
Laßt den Philiſter mit dem Leben ſparen —

Er iſt ein armer Mann.

Soll ich zu Waſſer in den Himmel fahren,

Wenn ich's im Feuer kann?

Juchhe, die Narrenſchelle!

Die Jugend iſt ein Glas Champagnerwein:

Drum will ſie ſchnelle, ſchnelle,

Gleich friſch an ihrer Quelle,

Getrunken ſein.

Schenkt ein! Schenkt ein!
[[14]]

Die Epigonen von1830.

Paris, Nov. 1841.


I.

Geſchworen hatt' ich in der Stille:

Nein, keine Verſe in Paris!

Doch dieß dir Wiege der Camille?

Und Mirabeau's Tribüne dieß?
Und dieß die Stadt, drin ſich geſchlagen

Ein Volk im Juliſonnenbrand?

Und dieß das Grab, draus nach drei Tagen

Der Chriſt der Freiheit auferſtand?
[15]
Die Täuſchung ward mir ſchnell benommen,

Sie fällt vom Auge Stück für Stück;

Ich bin ſo durſtig hergekommen,

Und kehre ohne Trunk zurück.
Gern auf die Knie' wär' ich geſunken —

Sind eure Buden ein Altar?

Nicht eine Flamme, nicht ein Funken,

Wo des Jahrhunderts Krater war!
Geſchändet ſelbſt die kalte Lave,

In die ſo heilig Blut gethaut,

Daß ihr nun, wie Neapels Sklave,

Drauf eurer Wolluſt Reben baut!
O nehmt ſie fort, die Trikolore,

Die eurer Väter Thaten ſah,

Und ſchreibet warnend an die Thore:

„Hier iſt der Freiheit Capua!“
[[16]]

II.

Kaum haben ſie [noch] Mondenſcheine

Vor ihrem Gas und Kerzenlicht,

Die Thränen ſelbſt ſind falſche Steine

Und lohnen ihre Faſſung nicht.
Gemalt ſind ihre ſchönſten Roſen

Und kaum die Dornen ächt daran —

So ſtürmen ſie, die Ruheloſen,

Auf ihrer ausgetretnen Bahn.
[17]
Das iſt ein Schachern, ein Erwerben,

Ein Räderraſſeln Tag und Nacht —

Ich möcht' in dieſer Stadt nicht ſterben,

Die auf den Gräbern Hochzeit macht.
Welch Glück, daß ihr in dem Getriebe

Mein deutſches Spinnrad nicht vermißt,

Daß ihr nicht ahnt, was deutſche Liebe,

Nicht ahnt, was deutſche Narrheit iſt!
2
[[18]]

Die drei Zeichen.

1842.


Drei Zeichen hat uns Gott beſtellt,

Daß wir die Herren dieſer Welt:

Das iſt der goldne Wein,

Das iſt durch's Land der grüne Strom,

Das iſt der hohe heil'ge Dom,

Der Dom zu Köln am Rhein.
[19]
O Traubenblut, o adlig Blut!

Wer ſchafft wie du ſo kühnen Muth,

So friſch und froh Gedeihn?

Der Meiſter, der den Plan gemacht,

Hat ſicher ihn beim Wein erdacht,

Den Dom zu Köln am Rhein.
Dir, deutſcher Strom, den zweiten Gruß!

Von freien Alpen kommt der Fluß

Um deutſches Land zu frein;

Kann ich ſein Rauſchen recht verſtehn,

So heißt's: Ich will ihn fertig ſehn,

Den Dom zu Köln am Rhein.
Ja, wie der Meiſter dich erſchaut,

Bis zu den Sternen auferbaut

Sollſt du, o Tempel, ſein!

Damit man einſt am jüngſten Tag

Noch ſingen und noch ſagen mag

Vom Dom zu Köln am Rhein.
[20]
Was will des Teufels Witz und Spott?

Es kehret ſchon der rechte Gott

Auch bei den Deutſchen ein;

Nur friſch, Geſellen, friſch zur Hand!

Macht Platz für's ganze Vaterland

Im Dom zu Köln am Rhein.
[[21]]

J.....?

Und wieder ob den Landen

Lag jüngſt ein ſchwerer Bann:

Da iſt ein Mann erſtanden,

Ein ganzer, deutſcher Mann;

Ein Deutſcher und ein Freier,

Wer hätte das gedacht?

Daß ſelbſt die deutſche Leier

Aus ihrem Schlaf erwacht.
[22]
Ein Deutſcher und ein Freier,

Was ihr wohl ſelten ſchaut;

Ja wohl, ein kühner Freier

Um eine ſtolze Braut:

Der ſchwur gar laute Fehde

Der trotzigen Gewalt,

Daß rings von ſeiner Rede

Das Echo widerhallt:
„Mög' euch der Herr behüten

Der Kronen lichten Glanz:

Doch flechtet aus den Blüten

Auch endlich einen Kranz;

Um all die deutſchen Sonnen

Muß auch Ein Himmel ſein,

Er muß zu Einer Tonnen,

Der deutſche Feuerwein.“
[23]
„Drum kommt, ihr Herrn, geſchwinde,

Laßt uns zur Taufe gehn:

Bei einem ſchönen Kinde

Sollt ihr Gevatter ſtehn!

Wollt ihr den Namen wiſſen?

Einheit, der ſoll es ſein;

Ihr bindet in die Kiſſen

Ihm wohl die Freiheit ein?“
„Und was ihr ſonſt verſprochen:

Gebt auch die Rede frei!

Er wird ja doch zerbrochen,

Der Stab der Tyrannei;

Nie wird ſich mehr erheben

Bis zu des Adlers Neſt

Die Wespe, die ihr Leben

Mit ihrem Stachel läßt.“
[24]
„Es wird zunichte werden,

Der Sklaverei Phantom,

Und frei rauſcht durch die Erden

Der Freiheit Alpenſtrom;

Der Strom, der ſich ſein Bette

Nur tiefer, tiefer wühlt,

Bis er die letzte Kette

Der Menſchheit fortgeſpült.“
„Vertraut doch eurem Volke,

Dem Seemann, der nie irrt

Und weiß, was euch die Wolke

Am Abend bringen wird;

Dem Schnitter, der die Garbe,

Die reife, wohl erkennt;

Dem Krieger, den die Narbe

Vor jedem Treffen brennt!“
[25]
„Es kommt ein Sturm, drum gehen

Die Seelen auch ſo hoch,

Ihr müßt das Steuer drehen:

So hört, ihr Fürſten, doch!

Hier hilft kein Compaßregeln,

Hier hilft am Strand kein Thurm;

Wollt ihr noch weiter ſegeln,

So ſegelt mit dem Sturm.“
So rief er laute Fehde

Der trotzigen Gewalt,

Daß noch von ſeiner Rede

Das Echo widerhallt.

Den Weiſen, den Geehrten,

Hat's aber mißbehagt:

Gleich jenen Schriftgelehrten,

Wenn ſie der Herr gefragt.
[[26]]

Die deutſche Flotte.

Erwach', mein Volk, mit neuen Sinnen!

Blick' in des Schickſals goldnes Buch,

Lies aus den Sternen dir den Spruch:

Du ſollſt die Welt gewinnen!

Erwach', mein Volk, heiß' deine Töchter ſpinnen!

Wir brauchen wieder einmal deutſches Linnen

Zu deutſchem Segeltuch.
[27]
Hinweg die feige Knechtsgeberde;

Zerbrich der Heimat Schneckenhaus,

Zieh' muthig in die Welt hinaus,

Daß ſie dein eigen werde!

Du biſt der Hirt der großen Völkerheerde,

Du biſt das große Hoffnungsvolk der Erde,

Drum wirf den Anker aus!
War Hellas einſt von beſſrem Stamme,

Als du? von beſſrem Stamme Rom?

Daß Hermann, dein geprieſ'ner Ohm,

Mein Volk, dich nicht verdamme —

Hinaus ins Meer mit Kreuz und Oriflamme!

Sei mündig und entlaufe deiner Amme,

Wie ſeinem Quell dein Strom!
Wohl iſt ſie dein, die ſchönſte Flotte,

Die je ein ſterblich Aug' entzückt:

Der Münſter Schiffe, wie geſchmückt

Haſt Du ſie deinem Gotte!

Du lächelſt ob der Feinde ſchwachem Spotte,

Wenn ſie auf ſchwankem Brett, die freche Rotte,

Die Frucht der Erde pflückt.
[28]
Auch dieſe Frucht ſollſt du erſiegen,

Wenn erſt das Salz dein Ruder netzt,

Und all die Sterne, die ſich jetzt

Stolz über'm Haubt dir wiegen,

Gleich ſchmucken Sklaven dir zu Füßen liegen;

So zwiſchen zweien Himmeln hinzufliegen —

Diß Ziel iſt dir geſetzt!
O blick' hinaus ins Schrankenloſe!

Beſtürmt dein Herz nicht hohe Luſt,

Wenn, wie an einer Mädchenbruſt

Die aufgeblühte Roſe,

Die Sonne zittert in des Meeres Schooße?

Und rauſchen nicht der Tiefe tauſend Mooſe

Dir zu: du mußt! du mußt!?
Gleicht nicht das heil'ge Meer dem weiten

Friedhof der Welt, darüber hin

Die Wogen Decken von Rubin

Und grüne Hügel breiten?

Um deiner Todten Aſche mußt du ſtreiten!

Ha! ſchlummern nicht aus deiner Hanſa Zeiten

Auch deutſche Helden drin?
[29]
Wiegt ſich nicht auf kryſtallnem Stuhle

Im Meer der Nereïden Schaar,

Die ſich ihr Schickſal Jahr um Jahr

Abſpinnt von goldner Spule?

Lockt ſie dich nicht, der Becher nicht von Thule,

Das wilde Meer, der Freiheit Hohe-Schule,

Lockt dich nicht die Gefahr? —
Das Meer wird uns vom Herzen ſpülen

Den letzten Roſt der Tyrannei,

Sein Hauch die Ketten wehn entzwei

Und unſre Wunden kühlen.

O laßt den Sturm in euren Locken wühlen,

Um frei wie Sturm und Wetter euch zu fühlen;

Das Meer, das Meer macht frei!
Kühn, wie der Adler kommt geflogen,

Nimmt der Gedanke dort den Lauf,

Kühn blickt der Mann zum Mann hinauf,

Den Rücken ungebogen.

Noch ſchwebt der Geiſt des Schöpfers auf den Wogen,

Und in den Furchen, die Columb gezogen,

Geht Deutſchlands Zukunft auf.
[30]
Wie dich die Lande anerkennen,

Soll auch das Meer dein Lehen ſein,

Das alle Zungen benedein

Und einen Purpur nennen.

Er ſoll nicht mehr um Krämerſchultern brennen —

Wer will den Purpur von dem Kaiſer trennen?

Ergreif' ihn, er iſt dein.
Ergreif' ihn, und mit ihm das Steuer

Der Weltgeſchichte, faſſ' es keck!

Ihr Schiff iſt morſch, ihr Schiff iſt leck,

Sei Du der Welt Erneuer!

Du biſt des Herrn Erwählter und Getreuer;

O ſprich, wann lodern wieder deutſche Feuer

Von jenes Schiffes Deck?
Hör', Deutſchland, höre deine Barden:

Dir blüht manch luſtig Waldrevier —

Erbaue ſelbſt die Segler dir,

Der Freiheit beſte Garden,

Mit eignen Flaggen, eigenen Kokarden;

Bleib' nicht der Sklave jenes Leoparden

Und ſeiner ſchnöden Gier!
[31]
Wen bittrer Armuth Noth erfaßte,

Und wer verbannt die See durchwallt,

Daß heiße Sehnſucht nicht zu bald

Die Seele ihm belaſte:

Dem ſei's beim Schwanken einſt der deutſchen Maſte,

Als ob er träumend noch zu Hauſe raſte

Im kühlen Eichenwald.
Es wird geſchehn! ſobald die Stunde

Erſehnter Einheit für uns ſchlägt,

Ein Fürſt den deutſchen Purpur trägt,

Und Einem Herrſchermunde

Ein Volk vom Po gehorchet bis zum Sunde;

Wenn keine Krämerwage mehr, wie Pfunde,

Europa's Schickſal wägt.
Schon ſchaut mein Geiſt das nie Geſchaute,

Mein Herz wird ſegelgleich geſchwellt,

Schon iſt die Flotte aufgeſtellt,

Die unſer Volk erbaute;

Schon lehn' ich ſelbſt, ein deutſcher Argonaute,

An einem Maſt, und kämpfe mit der Laute

Ums goldne Vließ der Welt.
[[32]]

Bei Hamburgs Brand.

Ein freies Wort in Hamburgs Flammen!

Denn in den Flammen ſeht ihr's gern;

Es wird mich Fürſt und Volk verdammen

Und doch — ich find' kein Lied, ihr Herrn;

Kaum will ein Laut ſich in mir regen,

Ein Laut für den Philiſterſegen,

Der aus der heißen Aſche bricht;

Laßt mich ein Sprüchlein niederlegen:

Bewahrt das Feuer und das Licht!
[33]
Ihr wißt, ich bin ein ſchlechter Reimer,

Dieß liegt trotz eurer Nacht am Tag;

Doch iſt mein Vers kein Waſſereimer,

Den man zum Löſchen füllen mag;

Ich jauchzte, als die Feuerzungen

Jüngſt ſo beredt durch's Land geklungen,

Ja, Feuer! rief noch mein Gedicht;

Ich hab' den Stürmen zugeſungen:

Bewahrt das Feuer und das Licht!
Manch trocken Auge ward gefeuchtet,

Manch kalte Seele wurde heiß,

Und glühend hat das Eis geleuchtet,

Das ſtarre, deutſche Gletſchereis;

Der Bund der Eintracht ward beſchworen,

Das Feuer hat uns neu geboren,

Des Rheines Waſſer konnt' es nicht —

O ſei kein Funke drum verloren:

Bewahrt das Feuer und das Licht!
3[34]
Laßt ſie von Land zu Lande wallen,

Die Glut, die uns ſolch Heil gebar;

Laßt alle, alle Tempel fallen,

Doch jede Seele werd' Altar.

„Mehr Licht!“ Nur Licht kann uns erretten,

Nur Feuer tilgt das Mal der Ketten,

Das Feuer halte ſein Gericht.

Auf Feuer will die Freiheit betten:

Bewahrt das Feuer und das Licht!
[[35]]

Eine Erinnerung.

Als Polens letzte Schlacht verloren,

Da ging's hinunter an den Rhein,

Und auf den Bergen ward geſchworen:

„Wir wollen freie Männer ſein!“

Und tief im Thal hört man's gewittern,

Und durch die Lande fliegt ein Wort,

Daß freudig alle Herzen zittern —

Ein böſer Traum! und jenen Rittern

Iſt hinter ſieben Eiſengittern

Der Jugend Blüte ſchnell verdorrt.
[36]
Wohl viel hat uns der Tod genommen,

Mehr noch das Leben uns geraubt;

Doch drum, ihr Brüder, unbeklommen,

Noch trägt die Freiheit ſtolz ihr Haubt!

Uns blieb ihr Bild — was liegt am Rahmen?

Wen wird das ſchlechte Holz gereu'n?

Laßt ſie vergehn, die großen Namen!

Sie werden kommen, wie ſie kamen,

Und neue Helden, neuen Samen

In unſrer Todten Aſche ſtreu'n.
Noch giebt's ja Prediger vom Berge,

Für die man ſchon die Dornen flicht,

Doch freilich! dieß Geſchlecht der Zwerge

Verſtehet ihre Sprüche nicht;

Die tief im Witz begraben liegen,

Die hohen Herrn verſtummen hier —

Kein Bücken gilts mehr und kein Biegen,

Die Freiheit ruft ſchon an den Wiegen:

„In meinem Zeichen müßt ihr ſiegen!“

In ihrem Zeichen ſiegen wir.
[37]
Wie Zeus durch den Olympus ſchreitet

Mit Donnern, naht der große Tag:

Ob aller Welt wird er verbreitet,

Daß alle Welt ſich freuen mag.

Dem Sehnen ward das Wort verliehen,

Der Stern der Zeit fand ſeine Bahn;

Dem Sturm geweihter Melodien

Wird auch der letzte Feind entfliehen,

Und, der Verheißung Schwalben, ziehen

Dem Völkerfrühling wir voran.
Der Knechtſchaft Baal wird zu Schanden,

Der Blinde weiß nicht was er thut:

Er ſchlägt den ſüßen Wein in Banden

Und mehrt nur ſeines Feuers Glut.

Seht ihn, der heut der Haft entſprungen,

Wie wirft er ſeiner Perlen Schaar!

Hurrah, ihr friſchen, freien Zungen!

Hurrah, du Volk der Nibelungen,

Bring' dieſen alten Geiſt dem jungen,

Dem guten Geiſt zum Opfer dar!
[[38]]

Einkehr in die Schweiz.

Im Frühjahr 1840.


Alles ringt ſich von der Scholle,

Alles iſt emporgeſtiegen;

Will am End' die blütenvolle

Erde in den Himmel fliegen?
Meiner Heimat Strand befeuchtend,

Glänzt vor mir des Seees Spiegel,

Drauf die Sonne, purpurleuchtend,

Wie der Liebe rothes Siegel.
[39]
Und ich ſeh' in allen Fernen

Opfer von den Bergen rauchen,

Und ich möchte mit den Sternen

Meine Seele untertauchen.
Und es dampfet durch die Lüfte

Auf zu mir des Thales Brodem,

Und es duften alle Düfte,

Wie einſt meiner Liebſten Odem.
Frühling unten, Frühling oben

Und ſo Flur wie Hügel reicher;

Alle Noth hinweggehoben

Und der Himmel ſelber weicher.
Doch kein Herz, das er, zu theilen,

Dieſe Seligkeit, mir gönnte —

Und ſo wünſch' ich mir zuweilen

Etwas, das ich haſſen könnte.
[[40]]

Heimweh.

O Land, das mich ſo gaſtlich aufgenommen,

O rebenlaubumkränzter, ſtolzer Fluß —

Kaum bin ich eurer Schwelle nahgekommen,

Klingt ſchon mein Gruß herb wie ein Scheidegruß.

Was ſoll dem Auge eure Schönheit frommen,

Wenn dieſe arme Seele betteln muß?

Er iſt ſo kalt der fremde Sonnenſchein;

Ich möchte, ja ich möcht' zu Hauſe ſein!
[41]
Die Schwalben ſeh' ich ſchon im ſtillen Flug

Die Häuſer — nur das meine nicht — umſchweben;

O warme Luft, und doch nicht warm genug,

Verpflanzte Blumen wieder zu beleben!

Der Baum, der ſeine jungen Sproſſen ſchlug,

Was wird dem Fremdling er im Herbſte geben?

Vielleicht ein Kreuz und einen Todtenſchrein —

Mich friert, mich friert! ich möcht' zu Hauſe ſein! —
[[42]]

Die Schweiz.

1842.


Land der Sehnſucht, drin die Berge

wie der Freiheit Prachtſtatüen,

Wie aus blankem Gold und Silber

von dem Herrn gegoſſen, glühen;

Berge, die er ſeinem Himmel

als die letzten Säulen gab,

Wiege ſeiner Wetterwolken,

ſeiner Adler einſam Grab!
[43]
Land der Sehnſucht, drin die Ströme

ſich wie muthige Rebellen

In die Ebne niederſtürzen,

auch der Rhein mit ſeinen Wellen,

Auch der Rhein mit ſeinen Wellen,

der die vielen Worte hört —

Ob's die deutſchen Fürſten ahnen,

daß ſich auch der Rhein empört?
Daß er hier ſich nicht um Klippen,

nicht um deutſche Lieder kümmert,

Und den eignen Friedensbogen

tauſendfach im Sturz zertrümmert?

Ob ihr auch ſo voll des Lobes,

deutſche Sänger, hier erſchient,

Wo er donnernd ſchon als Säugling

ſeine Sporen ſich verdient?
[44]
Wo die erſten Schöpfungsworte

laut noch durch die Lüfte klingen:

Land der Dichter! das emporſteigt,

adlergleich, auf Felſenſchwingen;

Wo die Erde heißverlangend

nach dem Kranz der Sterne faßt,

Bis ſie vor der eignen Größe

tief erſchaudert und erblaßt:
Wieder bin ich dein geworden!

wieder glänzt ihr, ſtolze Firnen,

Jeden Abend, jeden Morgen

friſche Roſen um die Stirnen;

Land der Sehnſucht, ob auch eitel

manch ein Sklave mit dir prahlt,

Bleibſt du doch der treuſte Spiegel,

der die Freiheit widerſtrahlt!
[45]
Einſtens, hört' ich, ging ein Engel

durch der Herren Länder fragen,

Ob ihr Boden nicht den Samen

auch der Freiheit möchte tragen?

Und er bat um wenig Erde

und er bat um wenig Raum,

Wenig Raum und wenig Erde

braucht ein ſolcher Freiheitsbaum.
Doch ſie riefen ihre Schergen

in die Thäler, auf die Hügel,

Und der Engel nahm den Samen

wieder unter ſeine Flügel,

Trug ihn aus dem finſtern Lande

in der Berge Purpurſchein,

Senkt' ihn ſtatt in lockrer Erde,

in den Schooß der Felſen ein.
[46]
Alſo mußt' er ſeine Wurzeln

wie die junge Tanne treiben:

Mög' er euch wie eure Tannen

immer grün, o Schweizer, bleiben!

Sicher vor des Himmels Blitze

und vor eurer eignen Hand,

Sicher vor des Fremdlings Witze

und — vor eignem Unverſtand.
[[47]]

Aus den Bergen.

Jeder Menſch hat ſeinen Stern,

Jeder Hofrath ſeinen,

Jeder Pudel ſeinen Kern:

Laßt auch mir den meinen!

Ward mir leider nicht zu Theil

Daß ich euch ergötze,

Aber denkt: ich bin ein Keil,

Weil ihr grobe Klötze.
[48]
Ja — ich habe kein Gemüth

Für der Mägdlein Wangen,

Für die Blümchen, die verblüht,

Eh ſie aufgegangen;

Ja, ich bin ein ſchlechter Held

Wider Türk' und Franken,

Mache ſelbſt um jene Welt

Mir nicht viel Gedanken.
Ich gehöre zum Verband

Aller großen Thoren.

Heil! wenn unſer Vaterland

Den Verſtand verloren!

Wenn's einmal, ein Löwe noch,

Seine Mähne ſchüttelt,

Und am altgewohnten Joch

Den Philiſter rüttelt!
[49]
Alle Herzen, ſtolz und heiß,

Müſſen dort verbluten;

Darum in dies Gletſchereis

Flücht' ich meine Gluten:

Droben an des Gießbachs Strand,

An des ſilberhellen,

Jauchz' ich, daß im flachen Land

Euch die Ohren gellen.
Was ihr nur mit Schmach und Tod

Wiſſet zu befehden,

Trunken vor dem Morgenroth

Darf ich's jetzo reden,

Rufen in den goldnen Tag

Tief aus Herz und Kehle:

Raum, ihr Herrn, dem Flügelſchlag

Einer freien Seele!
4[50]
Wo mit unbezähmter Luſt

Ob den letzten Hütten

Dürre Felſen aus der Bruſt

Ewige Ströme ſchütten;

Wo in ungezügeltem Lauf

Noch die Waſſer toſen,

Lad' ich meine Waaren auf:

Wilde, wilde Roſen!
Habt da draußen manchen Tropf,

Der mag vor euch zagen;

Ich will trotzig meinen Kopf

Wie die Berge tragen.

O, wie winzig dünken mich

Eure Sieben-Sachen!

Wer die Blitze unter ſich,

Kann auch eurer lachen.
[[51]]

Unſeren Künſtlern
quand même noch zwei Sonette!

I.
Bei einem Gemälde von Cornelius.

Die Zeit iſt die Madonna der Poeten,

Die Mater dolorosa, die gebären

Den Heiland ſoll. Drum halt' die Zeit in Ehren:

Du kannſt nichts Höheres, denn ſie, vertreten.
Hat deine Zeit einmal nicht Luſt zum Beten,

Du wirſt ſie keines Beſſeren belehren!

Warum die Augen ewig rückwärts kehren?

Im eigenen Jahrhundert dich verſpäten?
[52]
Ich achte all dies ſtrahlende Gelichter

Und deinen ganzen Himmel nicht ſehr theuer,

Obſchon du höflichſt drein geſetzt den Dichter.
Nimm einen Lorbeer für die Ungeheuer

Und für die koloſſalen Böſewichter,

Doch deine Heiligen — die wirf in's Feuer!

II.

Die Blumen überwuchern unſre Saaten,

Drum fehlet uns ein Held von ächtem Korne,

Der tief getrunken aus der Mannheit Borne

Und helfen kann, wo Tauſende nur rathen;
Der ſich verſteht auf hohe, freie Thaten,

Deß Auge flammt in hellem Liebeszorne,

Der die Tyrannen peitſchet mit dem Dorne

Von jeder Roſe, ſo ſie uns zertraten.
[53]
Ein Held, deß Worte leuchten in die Runde,

Der unſers Vaterlands zerſprengte Theile

Zuſammenzaubern kann zu neuem Bunde;
Ein Held, der, wo die Noth erheiſchet Eile,

Die Waffen in der Hand trägt, ſtatt im Munde,

Zum Schwert greift, ſtatt nach Pinſel oder Feile.
[[54]]

Wohlgeboren und Hochwohlgeboren.

Von
zwei deutſchen Dichtern in Paris.


I.Wohlgeboren.

So hab' ich es nach langen Jahren

Zu dieſem Poſten noch gebracht,

Und leider nur zu oft erfahren

Wer hier im Land das Wetter macht.

Du ſollſt, verdammte Freiheit! mir

Die Ruhe fürder nicht gefährden;

Liſette, noch ein Gläschen Bier!

Ich will ein guter Bürger werden.
[55]
Auch ich ſprach einſt vom Vaterland

Und ſolchen ſonderbaren Dingen,

Ich trug mein ſchwarzrothgolden Band

Und ließ die Sporen furchtbar klingen:

Doch, ſelig wer im Gleiſe geht

Und ſtill im Joche zieht auf Erden —

Was hilft die Genialität?

Ich will ein guter Bürger werden.
Diogenes vor ſeiner Tonne —

Vortrefflich, wie beneid' ich ihn!

Es war noch keine Juliſonne,

Die jenen Glücklichen beſchien.

Was Monarchie? was Republik?

Wie ſich die Leute toll geberden!

Zum Teufel mit der Politik!

Ich will ein guter Bürger werden.
[56]
Gewiß, man tobt ſich Einmal aus —

Es wär' ja um die Jugend ſchade —

Doch, führt man erſt ſein eignes Haus,

So werden Fünfe plötzlich grade.

In welcher Mühle man uns mahlt,

Das macht uns nimmer viel Beſchwerden;

Der iſt mein Herr, der mich bezahlt —,

Ich will ein guter Bürger werden.
Jedwedem Umtrieb bleib' ich fern,

Der Henker mag das Volk beglücken!

Ein Orden iſt ein eigner Stern,

Wer einen hat, der ſoll ſich bücken.

Bück' dich, mein Herz! bald fahren wir

Zur Reſidenz mit eignen Pferden;

Liſette, noch ein Gläſchen Bier!

Ich will ein guter Bürger werden.

G. H.
[[57]]

II.Hochwohlgeboren

Justum et tenacem propositi virum —
(Horatius.
)
Ein guter Bürger willſt du werden?

Pfui, Freund — Ein guter Bürger — du?

Das alſo war dein Ziel auf Erden?

Dem ſtürmten deine Lieder zu?

O, nimm's zurück, das ekle Wort!

Wer mag ſich ſo gemein geberden?

Nein, nein, mich reißt es weiter fort:

Ich muß Geheimer-Hofrath werden!
[58]
Um meine Wiege ſah die Amme

Schon frühe den Prophetenſchein,

Und in mir dieſe ew'ge Flamme,

Sie kann, ſie darf nicht Lüge ſein.

Bleib' du im Thal, wo dir's behagt

Und graſe mit den Pöbelheerden,

In mir ſteht feſt, was ich geſagt:

Ich muß Geheimer-Hofrath werden!
Daß unſre Wege ſo ſich theilen,

Glaub' mir, Georg! es thut mir weh;

Du gehſt zum Bier: und ich derweilen

Zu einem Oberappellationsgerichtsvicepräſidenten-Thee.

Du haſt erfüllt dein ſtilles Loos,

Das meine liegt noch den Behörden

Der dunkeln Zukunft ſchwer im Schooß:

Ich muß Geheimer-Hofrath werden!
[59]
So Mancher hat's doch ſchon erreicht,

Der höher noch als ich gedachte,

Der krummer ſeinen Vers vielleicht

Und krummer ſeinen Rücken machte.

Was Einer kann, das kann auch Ich! — —

Und, trotz Gefährden und Beſchwerden,

Schwör' ich's — St. Huber, höre mich! —

Ich muß Geheimer-Hofrath werden!
Sieh: ein Logis im erſten Stocke,

Recht weit und reich, mit Maß geheizt,

Ein Kreuzchen auf dem ſchwarzen Rocke,

Das ſich kokett verſteckt und ſpreizt,

Ein Chaiſchen, ein Livreechen drauf,

Und fährt's auch mit Fiacre-Pferden —

Bruder! die Seele geht mir auf: —

Ich muß Geheimer-Hofrath werden!
[60]
Noch lebt ein Gott: Verdienſt zu lohnen,

Noch ſteht manch edles Fürſtenhaus;

Gott theilt den Fürſten ihre Kronen,

Die Fürſten uns die Titel aus.

Gewiß, gewiß! ich find' es noch

Mein letztes Ziel auf dieſer Erden;

Wär's nur um Voigtens Nekrolog: —

Ich muß Geheimer-Hofrath werden!

Hofrath Franz Dingelſtedt
(NB. Paris, Nov. 1841!)


[[61]]

Die Partei.

An Ferdinand Freiligrath.


Die ihr gehört — frei hab' ich ſie verkündigt;

Ob jedem recht: — ſchiert ein Poet ſich drum?

Seit Priam's Tagen, weiß er, wird geſündigt

In Ilium und außer Ilium.

Er beugt ſein Knie dem Helden Bonaparte,

Und hört mit Zürnen d'Enghiens Todesſchrei:

Der Dichter ſteht auf einer höhern Warte,

Als auf den Zinnen der Partei.

Ferdinand Freiligrath.


(S. deſſen Gedicht auf den Tod von Diego Leon,
Morgenblatt Nro. 286, Jahrg. 1841.)


Du drückſt den Kranz auf eines Mannes Stirne,

Der wie ein Schächer jüngſt ſein Blut vergoß,

Indeſſen hier die königliche Dirne

Die Sündenhefe ihrer Luſt genoß;

Ich will ihm den Cypreſſenkranz gewähren,

Düngt auch ſein Blut die Saat der Tyrannei —

Für ihn den milden Regen deiner Zähren!

Doch gegen ſie die Blitze der Partei!
[62]
Partei! Partei! Wer ſollte ſie nicht nehmen,

Die noch die Mutter aller Siege war!

Wie mag ein Dichter ſolch ein Wort verfehmen,

Ein Wort, das alles Herrliche gebar?

Nur offen wie ein Mann: Für oder wider?

Und die Parole: Sklave oder frei?

Selbſt Götter ſtiegen vom Olymp hernieder

Und kämpften auf der Zinne der Partei!
Sieh hin! dein Volk will neue Bahnen wandeln,

Nur des Signales harrt ein ſtattlich Heer;

Die Fürſten träumen, laßt die Dichter handeln!

Spielt Saul die Harfe, werfen wir den Speer!

Den Panzer um — geöffnet ſind die Schranken,

Brecht immer euer Saitenſpiel entzwei,

Und führt ein Fähnlein ewiger Gedanken

Zur ſtarken, ſtolzen Fahne der Partei!
[63]
Das Geſtern iſt wie eine welke Blume —

Man legt ſie wohl als Zeichen in ein Buch —

Begrabt's mit ſeiner Schmach und ſeinem Ruhme

Und webt nicht länger an dem Leichentuch!

Dem Leben gilt's ein Lebehoch zu ſingen,

Und nicht ein Lied im Dienſt der Schmeichelei;

Der Menſchheit gilt's ein Opfer darzubringen,

Der Menſchheit, auf dem Altar der Partei!
O ſtellt ſie ein die ungerechte Klage,

Wenn ihr die Angſt ſo mancher Seele ſchaut;

Es iſt das Bangen vor dem Hochzeittage,

Das hoffnungsvolle Bangen einer Braut.

Schon drängen aller Orten ſich die Erben

An's Krankenlager unſrer Zeit herbei;

Laßt, Dichter, laßt auch ihr den Kranken ſterben,

Für eures Volkes Zukunft nehmt Partei!
[64]
Ihr müßt das Herz an Eine Karte wagen,

Die Ruhe über Wolken ziemt euch nicht;

Ihr müßt euch mit in dieſem Kampfe ſchlagen,

Ein Schwert in eurer Hand iſt das Gedicht.

O wählt ein Banner, und ich bin zufrieden,

Ob's auch ein andres, denn das meine ſei;

Ich hab' gewählt, ich habe mich entſchieden,

Und meinen Lorbeer flechte die Partei!
[[65]]

Duett der Penſionirten.

Die Anerkennung, welche dem einer unſerer erſten Familien (in Lübeck) angehörenden
Dichter Em. Geibel vom König von Preußen zu Theil wurde, hat hier in allen Kreiſen die
freudigſte Senſation erregt. Eben ſtand der junge Dichter im Begriff, zu einem ſogenannten
Brodſtudium überzugehen und ſich nach Spanien zu begeben, um dort ſeine bereits in Grie¬
chenland begonnenen Studien der romaniſchen Literatur fortzuſetzen und ſich ſo für ein aka¬
demiſches Lehrfach auszubilden — die Munificenz des preußiſchen Monarchen [300 pr. Thlr.!]
hat ihn nun in die angenehme Lage verſetzt, ganz der edlen Dichtkunſt zu leben; ſtatt nach
Spanien wird er ſich nun an den Rhein begeben, wohin ihn zunächſt das Verlangen treibt,
Freiligrath kennen zu lernen. —

Augsburg. Allg. Ztg. 6. Febr. 1843.
 

Geibel. Biſt du's?


Freiligrath. Ja, ich bin es —


Geibel. der da —


Freiligrath. Der da—


Geibel. ſeinen Speer geſchwungen


Und die Drachen —
Freiligrath. ja, die Drachen,


Sammt dem Drachenfürſt, bezwungen.
5[66]Geibel. Biſt du's?


Freiligrath. Ja, willſt du mich kennen?


Ja, ich bin es in der That,
Den Bediente Bruder nennen,
Bin der Sänger Freiligrath.


Geibel. O, ſo ſalb' ich dich mit Narden


Und ſo räuchr' ich dir mit Ambra,
O du bardigſter der Barden,
Retteſt mich vor dem Alhambra,
Du der Sänger des Diego,
Vor dem Lande des Riego,
Vor dem Tiger, vor dem Nero,
Vor dem grauſen Eſpartero —
Ohne dich, den einzig Edeln,
Lernt' ich nie ſo trefflich wedeln;
Heiße Geibel, ſo's erlaubt iſt,
Wenn man 'mal ein Dichterhaubt iſt:
Bin der Sohn von einem Paſtor,
Möchte gerne mich zum Kaſtor
Machen; willſt du Pollux ſein?
[67]Freiligrath. Ich geſteh', ich hätte lieber
Die Unſterblichkeit allein,
Doch dieß Demagogenfieber —
Geibel. Bändigen wir nur zu Zwei'n.


Freiligrath. Und ſo laß' uns unſre Flammen —
Geibel. Thun zu Einem Brand zuſammen —


Freiligrath. Braten als getreue Diener —
Geibel. Die verfluchten Jakobiner,


Beide. Und verzehren dann im Frieden


Die Penſion der Invaliden.

[[68]]

Heidenlied.

Der verfluchte Faffe weiſt ſelbſt nicht, was er will;
hol ihn der Deuffel!

Friedrich der Große.
Wie lebten doch die Heiden

So herrlich und ſo froh!

Das war ein Volk von Seiden,

Wir ſind ein Volk von Stroh;

Entführt' ein Ochs ein ſchönes Kind

Zuweilen auch — doch glaubet mir:

Sie Heiden waren nicht ſo blind

Nicht halb ſo blind, als wir.
[69]
Die Heiden, 's iſt doch ſchade

Um ſolch ingenium;

Sie hießen Vier gerade

Und nahmen Fünf für krumm;

Auch hatt' die Jungferſchaft ein End',

Sobald die Magd ein Kind gebar,

Dieweil das N. T.

Noch nicht erfunden war.
Sie thaten, was ſie mochten,

Die Frechheit war enorm;

Sie ſiegten, wenn ſie fochten,

Auch ohne Uniform;

Sie hatten keine Polizei

Und tranken lieber Wein, als Bier;

Wie waren doch die Heiden frei,

Die Heiden! — aber Ihr?
[70]
Und von Achill und Hektor,

Wie's im Homerus ſteht,

Bis zu dem letzten Rektor

Der Univerſität,

Da gab's kein Buch in ganz Athen —

O ſchreckliche Verworfenheit!

Man wurde vom Spazierengeh'n

Und von der Luft geſcheidt.
Wie wußten ſie die Tatzen

Den Pfaffen abzuhau'n!

Die durften nur nach Spatzen,

Nicht nach den Weibern ſchau'n;

Den Prinzen gar erging es ſchlecht,

Die fanden kaum ein Nachtquartier;

Wie hatten doch die Heiden recht,

Die Heiden! — aber Ihr?
[71]
Die Heiden, ach! die Heiden,

Die keine Chriſten ſind,

Sie ſpinnen doch die Seiden

Für manch ein Chriſtenkind;

Drum lebe hoch das Heidenpack,

Und jeder ächte Heidenſtrick,

Homerus mit dem Bettelſack

Und ihre Republik!
[[72]]

1841. 1843.

Die Luſt war groß, drum iſt das Leid unſäglich:

Ganz Deutſchland ſprang begeiſtert auf vom Sitze

Und prüfte träumend ſeiner Schwerter Spitze:

Das Wort klang prächtig, doch die That blieb kläglich.
Was bargen jene Wolken, die ſich täglich

Zu Wettern ballten bei der jähen Hitze?

Für Knaben windige Theaterblitze —

Pfui! die Komödie wird unerträglich.
Von alten Heiligen ein kleines Rudel —

Und darum die Berliner gar ſo kindiſch?

Und darum ſo viel Wochenblattsgeſudel?
Ein Bißchen Griechiſch und ein Bißchen Indiſch —

O ſchöner Kern von einem ſolchen Pudel! —

Ich dacht' es gleich: er wedelte ſo hündiſch.
[[73]]

Pour le mérite.

Sie wollen dir den Tag entfernen,

Der ſchon ſo friſch am Himmel weht:

Das iſt's, was in den neuen Sternen

Für dich, mein Volk, geſchrieben ſteht!
Man giebt als Futter deinen Blicken

Der Sterne kalten, falſchen Schein;

Du magſt ſie all' zuſammenflicken,

Sie werden keine Sonne ſein.
[74]
Nicht Eine Lanze wird es brechen,

Das neue, zahme Ritterthum;

Kaum wird ein Sänger für dich ſprechen,

Man macht ja ſelbſt die Sänger ſtumm.
Nein, edles Roß! du biſt verloren

Und von der Meute todt gehetzt,

Wenn nicht der Fremdling dir die Sporen

Bald wieder in die Flanken ſetzt;
Wenn ſie nicht draußen Freiheit rufen,

Daß du in Galle überſchäumſt

Und hoch mit flammenſprüh'nden Hufen

Dich gegen deine Dränger bäumſt;
Wenn ſich nicht über deinem Hauſe

Von Weſten her ein Wetter ballt

Und bis in deine ſichre Klauſe

Der Donner der Empörung ſchallt.
[75]
Du biſt und bleibſt ein Knecht, der fluchend

Am heil'gen Zorn ſein Süpplein kocht,

Bis fremde Völker, Einlaß ſuchend,

Erſt an die Thüre dir gepocht!
[[76]]

Amneſtie.

Sie lächeln! — doch ihr Lächeln iſt verloren,

Vergebens ihrer Blicke Sonnenſchein;

Wie ich für Fürſtendonner keine Ohren,

Hab' ich kein Herz für ihre Schmeichelei'n.

O ſeht euch vor, es iſt ein falſches Treiben!

Und dieſe Gnade — unſer jüngſt Gericht!

Wir wollen, Brüder, auf dem Wahlplatz bleiben:

Die Garde ſtirbt, doch ſie ergiebt ſich nicht!
[77]
In Roſen gilt's die Freiheit zu erdrücken,

Die ſich in Ketten nicht erdroſſeln läßt:

O gönnt dem Volk, dem Pöbel ſein Entzücken,

Dieß falſche, heuchleriſche Freudenfeſt!

Ihn hungert wohl, er geht nach ſeinem Brode,

Das man ihm fürder reichlicher verſpricht:

Uns dürſtet. Drum: dieß Glas dem freien Tode!

Die Garde ſtirbt, doch ſie ergiebt ſich nicht!
Ei ſchaut, der Käfig wird nun aufgeſchloſſen,

Da längſt der Vogel nicht mehr fliegen kann;

So mancher unſrer alten Kampfgenoſſen

Iſt nun ein müder, ein gebrochner Mann!

Hübſch ſind die Blumen, drin ihr ſprecht; nur ſchade,

Daß draus der Dorn des Deſpotismus ſticht.

Das Recht vor Gott braucht keines Königs Gnade:

Die Garde ſtirbt, doch ſie ergiebt ſich nicht!
[78]
Geſchäftig drängt das Volk von nah' und ferne,

Des Fürſten Hände küſſend, ſich heran:

Es ſei — wir folgen unſerm eignen Sterne,

Des Thrones Himmel iſt nicht ſeine Bahn.

Mag ſich die Welt im Strahl der Gnade ſonnen,

Ich kenn' ein Fähnlein doch, das weiter ficht;

Friſch, meine Jugend, friſch den Kampf begonnen!

Die Garde ſtirbt, doch ſie ergiebt ſich nicht!
Was war denn zu vergeſſen und vergeben,

Und welche Todesſünde zu verzeihn?

Nach mancher Krone pflegten wir zu ſtreben;

Doch ſagt, ſchenkt man in Euren Kronen Wein?

Wir wollten uns ſo gern mit euch verſöhnen!

Gebt Raum der Freiheit, wie dem Tageslicht!

Ihr zaudert? — Gut, ſo laßt den Schlachtruf tönen:

Die Garde ſtirbt, doch ſie ergiebt ſich nicht!
[79]
So will's die Zeit! ſie heiſchet Feuerzungen,

Ihr Sturm verweht der Liebe ſanften Hauch;

Doch was wir für die Freiheit einſt errungen,

Errangen wir für unſre Liebſten auch.

Wenn Alle jubelnd in die Hände ſchlagen,

Weil 'mal ein Gnadenſtrom aus Felſen bricht —

Dann können unſre braven Mädchen ſagen:

Mein Liebſter ſtarb, doch er ergab ſich nicht!
[[80]]

Parabel.

Erlaubt mir, daß ich 'mal berichte

Euch eine alberne Geſchichte:

Sie kommt mir eben in den Sinn,

Geduld iſt deutſch, drum nehmt ſie hin.
War eine brave, brave Frau,

Die nahm's im Dienſte wohl genau,

Und macht', ſo brav ſie auch geweſen,

Doch niemals vieles Federleſen.
Die Frau hatt' einen muntern Hahn,

Der kräht' ihr ſtets den Morgen an,

Und war, nach ſeiner Hahn-Natur,

Für ſie die allerbeſte Uhr.
[81]
Sobald den Tag er angeſagt,

Da weckt' die Frau die faule Magd,

Was unſre Magd gar ſchwer verdroß,

Daß ſie im Grimme einſt beſchloß,
Dem Vogel zu ſtutzen ſeine Schwingen,

Und, meld' ich's kurz, ihn umzubringen.

Es war gedacht, es war gethan,

Die Götter bekamen einen Hahn.
Was aber hat die Magd gewonnen?

Die ſonſt geweckt ward mit der Sonnen,

Ward nun geweckt um Mitternacht,

Nachdem den Hahn ſie umgebracht.
Ach, ſprach die Magd, die ſchwer Bethörte,

Wenn ich den Hahn doch krähen hörte!

Sein Krähen hat ſo ſchön geklungen,

Als hätt' eine Nachtigall geſungen.
6[82]
„Und nun der Witz? wir bitten dich!“

Ihr kennt die Frau ſo gut, wie ich;

Sie iſt die ſchönſte weit und breit,

Ihr Anblick die volle Seligkeit.
Ihr kennt wohl auch des Nachbars Hahn,

Dem ihr ſo viel zu Leid gethan;

Und wenn ihr mich nach dem dritten fragt:

Du, deutſches Volk, du biſt die Magd!
Doch wenn ihr den Hahn auch mordet, ihr Sklaven,

So denkt darum nicht länger zu ſchlafen!

Erſt weckt' euch die Frau nach dem Hahnenſchrei,

Nun iſt's mit dem Schlummer auf ewig vorbei.
Die Freiheit kommt wie ein Dieb in der Nacht

Und ruft euch zu: Erwacht! erwacht!
[[83]]

Den Einbaſtillirten.

Das war ein Sprengen aller Bande

Und durch die Welt ein froher Klang!

Doch über'm Rhein am Frankenſtrande

Entſchlief der Vogel, der da ſang.

Ein Krämer hält dort Aehrenleſe,

Im Staube knirſcht ein tapfres Heer:

Das iſt das alte Land nicht mehr,

Das Vaterland der Marſeillaiſe!
[84]
Verſtopfet ihr des Ruhmes Quelle,

Die doch noch Männer euch gebar,

Damit ein Regiment der Elle

Die Bude wandle zum Altar?

Ihr macht aus eurer Trikolore

Ein ſchillerndes Kamäleon,

Und Frankreichs Krone, bittrer Hohn!

Sitzt feſt auf einem Midas-Ohre.
Ihr ſeid gebunden und gekettet,

Gleich wilden Thieren eingehegt;

O glaubt die Freiheit nicht gerettet,

Wenn euer Aar die Flügel ſchlägt.

Für euch iſt drauſſen nichts zu finden,

Im eignen Hauſe zeigt den Muth:

Stillt eurer eignen Wunde Blut,

Wir wollen unſre ſelbſt verbinden.
[85]
Drei Tage hoher Himmelswonne,

Da in die Lilien ſchlug der Blitz —

Vergeßt doch die Dezember-Sonne

Von eures Kaiſers Auſterlitz!

Denn keine Schlacht wird mehr geſchlagen,

Damit Ein Volk, Ein Held ſich kränzt:

In jeder Hütte wird kredenzt

Der Wein, den jetzt die Reben tragen.
[[86]]

Die Ruthe.

Kaum geht im deutſchen Land ein Riegel,

Ein Schloß und eine Kette los:

So ſteckt man hinter unſres Rheines Spiegel

Geſchwind als Ruthe den Franzos!
Und du, mein Volk, du glaubſt den Mären

Und dein Verſtand ergreift die Flucht,

Du rupfſt den Hahn, und denkſt nicht an den Bären,

Den man dir aufzubinden ſucht!
[87]
Du rupfſt den Hahn, indeß der Geier

Dir tief in deine Leber frißt:

Du träumſt von Einheit, und du glaubſt dich freier,

Wenn dein Gefängniß größer iſt.
Du nähſt dir an die weiße Mütze

Die Schellen der Philoſophie

Und folgſt dem Irrlicht, klingend, in die Pfütze

Der Obſkuranten-Kompagnie!
O „Eckſtein Nationen!“

Drum .... .... ..... .... dich an —

O göttlich Volk von XL Millionen,

Das 30 Menſchen unterthan!
[[88]]

Wiegenlied.

„Schlafe, was willſt du mehr?”
(Göthe.
)
Deutſchland — auf weichem Pfühle

Mach' dir den Kopf nicht ſchwer!

Im irdiſchen Gewühle

Schlafe, was willſt du mehr?
Laß' jede Freiheit dir rauben,

Setze dich nicht zur Wehr,

Du behältſt ja den chriſtlichen Glauben:

Schlafe, was willſt du mehr?
[89]
Und ob man dir Alles verböte,

Doch gräme dich nicht zu ſehr,

Du haſt ja Schiller und Göthe:

Schlafe, was willſt du mehr?
Dein König beſchützt die Kameele

Und macht ſie penſionär,

Dreihundert Thaler die Seele:

Schlafe, was willſt du mehr?
Es fechten dreihundert Blätter

Im Schatten, ein Sparterheer;

Und täglich erfährſt du das Wetter:

Schlafe, was willſt du mehr?
Kein Kind läuft ohne Höschen

Am Rhein, dem freien, umher:

Mein Deutſchland, mein Dornröschen

Schlafe, was willſt du mehr? —
[[90]]

Den Deutſchen.
Eine Viſion.

Ich hatt' ein ſeltſam Traumgeſicht:

Da ſaß Gott Vater zu Gericht

Und rief jedwede Nation

Herbei, vor ſeinen Sternenthron.
Die Völker kamen in dichten Haufen,

Juſt wie ſie waren, angelaufen:

Die Britten, Ruſſen und Franzoſen,

Die letzten, wie immer, ohne Hoſen;
[91]
Selbſt China und die Mongolei,

Auch ein Stück Polen war dabei.

Und als der Herr die Völker zählte —

Ei, ſieh! das deutſche Reich noch fehlte.
„Wo bleiben denn meine Deutſchen wieder?

Recken ſie noch die faulen Glieder?

Sie könnten, ſeit ich ſie begraben,

Doch endlich ausgeſchlafen haben!“
Drauf hieß er 'nen Engel zur Erde ſpringen,

Die Siebenſchläfer heraufzubringen.

Der Engel lief in Deutſchland herum:

War Alles ſtill, war Alles ſtumm.
„Ihr Deutſchen, wollt ihr nicht aufſtahn?

Die Ewigkeit geht eben an!“

Der Engel blies in lichtem Zorn,

Wie toll, in ſein himmliſch Jägerhorn.
[92]
Doch eh' ſich die Deutſchen zuſammengefunden,

War längſt der jüngſte Tag verſchwunden,

Hatt' Alles ſeinen Lohn empfangen —

Den Deutſchen iſt Himmel und Höll' entgangen!
[[93]]

Xenien.

[[94]][95]

l.

Wem es gelingt, in ſeine Bruſt

Nur Eine ſtille Nacht zu ſchauen:

Der hat wol fürder keine Luſt,

Sein Haus auf Euern Sand zu bauen.
Drum laßt mich meiner Wege gehn!

Nicht Sturm, nicht Klippe ſoll mich ſchrecken:

Die Welt, die ich im Traum geſehn,

Will ich, der Welt zum Trotz, entdecken.
[96]

II.
Hundscourage.

Winken nur leiſe die Herrn Einmal mit dem

drohenden Finger;

Puh! wie wächſt dann im Nu ihren Lakaien

das Herz!

III.
Concedo!

„Don Quixote, Don Quixote!“

rufen alle Zeitungsſchreiber.

Nur zu wahr! Für Paladine

Hielt auch Ich die Eſeltreiber.
[97]

IV.

Entpuppung.

Deſerteur? — „Mit Stolz. Ich habe des Königes

Fahne,

Die mich gepreßt, mit des Volks ſoldloſem

Banner vertauſcht.“

V.
Dem Cenſor.

Unſeliger Eunuche, du,

Der unſres Geiſtes Hauch bewacht

Und ſich für ſeines Sultans Ruh'

Zum gottverfluchten Knechte macht!
7[98]
Du haſt mein bloßes Wort verdammt,

Weil's nicht in Eure Küche paßt: —

Hat minder drum dieß Herz geflammt

Und minder Dich und Ihn gehaßt?
O glaub' den Geiſt nicht unterjocht,

Wenn du vom Leib ein Glied getrennt!

Du, Sklave, putzeſt nur den Docht,

Damit das Licht noch heller brennt.
[99]

VI.
A baculo ad angulum?

Meint ihr, es ſolle der Mann das Licht aus Aerger

verbannen,

Weil ſich den Fittig ein Paar ſchwärmende

Mücken verſengt?

VII.
Frage.

Sage mir, Freund: wann erſcheint ſie, die

Prachtausgabe von Deutſchland?

Subſkribirten doch ſchon unſere Väter

darauf;
[100]
Längſt iſt's unter der Preſſ' im Noten¬

verlage zu Frankfurt:

Aber ich wünſchte, die Herrn gäben es

endlich heraus!

Antwort.

St! — es erſcheint — doch erſt in ruſſiſche

Juchten gebunden:

Alſo bekommen's dereinſt unſere

Kinder beſcheert.
[101]

VIII.

Zeitgemäßer Fortſchritt.

Aus Judas' Strick ward nun ein Bändchen,

Das man auf einen Lumpen näht,

Der um die dreißig Vaterländchen

Das deutſche Vaterland verräth.

IX.
Alles für das Volk, nichts durch das Volk.

Volk! dein goldenes Vließ nur zieht in der Wage des
Fürſten:

Und er veredelt das Schaf, wenn ihm die Wolle zu
ſchlecht.
[102]

X.
An das Volk.

Seht mir, am Ruder die Herrn! Dir überläßt

man das Steuern

Nun, wer das Steuern verſteht, dächt' ich,

regier' auch das Schiff!

XI.
An Ditto.

(Zum Dombau-Album. )


Richtig, du biſt ein Rieſe. — Das war auch jener

Philiſter,

Dem ein winziger Knirps ſtopfte mit Steinen

das Maul!
[103]

XII.
X für U.

Baut Dome oder Pyramiden,

Das ſtellt nicht Rhein noch Nil zufrieden!

Sie dienen ja beide nur dem Tod,

Doch das Leben begehrt lebendig Brod.

XIII.
Unſres Wegs!

Preist nur mit bezahlter Lippe,

Preist die Gnaden Eures Herrn:

Sicher führt zu einer Krippe

Uns auch des Jahrhunderts Stern!
[104]

XIV.
Andre Zeiten, andre Sitten.

Wenn der Erlöſer erſcheint, wohl grüßen ihn

wieder die Hirten:

Aber es bleiben gewiß dießmal die Könige

aus!

XV.
Zwei Fliegen mit Einer Klappe.

Franklin entriß dem Himmel den Blitz, den

Tyrannen den Szepter:

Glaubt mir, das war von je ein und

dasſelbe Geſchäft!
[105]

XVI.
Die Unerlauchten.

Nur der Blitz, der ſie trifft, kann unſere

Herren erleuchten!

Gute philosophi, ſteckt Eure Laternchen

doch ein!

XVII.
Unglückliche Liebe.

Nicht an den Königen liegt's — die Könige

lieben die Freiheit:

Aber die Freiheit liebt leider die Könige

nicht!
[106]

XVIII.
Hausordnung.

„Negatives Geſchlecht!“ — Nur Geduld; erſt

hält man die Aerndte,

Dann aus dem friſchern Korn backen die

Söhne das Brod:

Und zwar beſſeres Brod als jüngſt uns Becker

gebacken,

Das den Germanen auf lang wieder den

Magen verdarb.

XIX.
Die (alte) kölniſche Zeitung.

Aus der Küche unſers Hofes

kommt die Farce des Gedärmes:

Und die Wurſt wird fabriziret

von Herrn Johann Jakob Hermes.
[107]

XX.
HermesPsychopompos.

Hermes, Hermes Schattenführer,

großer Todten-General!

Gott der Diebe, Gott der Krämer,

Gott der Deutſchen allzumal;

Immer biſt du noch beflügelt

wie in der antiken Welt:

Doch die Schwingen an den Füßen

deuten jetzt auf Ferſengeld.
[108]

XXI.
Die Allgemeine.

Daß dich, alte Sünderin doch! nun lernt ſie

noch beten —

Freilich, ſo haben es ſtets alle Gemeinen

gemacht.

XXII.
Herr von Cotta.

„Preßfreiheit! ſo, ſo? — was hilft mir ein Fittig im

Garten?

Nur in dem Käfige, wißt, kauft man den Vogel

mir ab.“
[109]

XXIII.
Ditto.

„Euer Wiſſen iſt nur Dunſt,

Und ſo lernt von mir, dem Alten:

Ich allein verſteh' die Kunſt,

Blätter ohne Stiel zu halten.“

XXIV.
Zurücktritt der Oberdeutſchen Zeitung.

Zwar der Deutſche iſt geduldig,

aber alle Tage Rüben — —

Nein! da wär' der ärmſte Teufel

länger nicht Dein Gaſt geblieben.
[110]

XXV.
Dieſelbe als Wöchnerin.

Alle Tage viel verheißen,

alle Tage groß geſprochen:

Aber erſt nach achtzehn Monden

kommt das Fräulein in die Wochen!

XXVI.
Derſelbigen Grabſchrift.

Die den Appetit mit Runkeln

ſich und uns ſchon längſt verdorben:

Iſt an unverdautem Haber

endlich gänzlich abgeſtorben.
[111]

XXVII.
Die Jahrbücher der Gegenwart.

Wie ſie ſich ärgern, die Schwaben, daß wieder das

Rad der Geſchichte

Weiter zu gehn ſich erlaubt ohne den Tübinger

Stift!

XXVIII.
OWeimar!

Immer noch trinken ſie Abends den Thee, und

plaudern zuſammen

Ueber den Strumpf, den die Hahn oder die

Paalzow geſtrickt:

Doch, ſtatt Spiritus, reicht man die abgeblaſene

Milch jetzt,

Die ein Gewitter vor zehn Jahren ſchon

ſauer gemacht.
[112]

XXIX.
Hahn-Hahn.

„Lauter ächte Vollblut-Küchlein

zog ich in den letzten Wintern:

Zum Beweiſe tragen alle

noch die Eierſchaal' am Hintern.“

XXX.
Rückert.

„Blume vom Ganges, die jüngſt an die Spree

Kunſtgärtner verpflanzten,

Wo mich im Glashaus jetzt Damen und Kinder

beſehn.“
[113]

XXXI.
Uhland.

Uhland ſchweigt in der thatloſen Zeit. Es entſagen

die Beſten

Um das verlorne Geſchlecht einer verlorenen

Müh'.

Männer erzog er ſich nicht zu dem Hochwuchs ſeiner

Gedanken,

Und für die müßige Welt ſang er Romanzen

genug.

XXXII.
Lenau.

Andere ſingen, du ſchlägſt, o melancholiſcher

Sproſſer!

Schlägſt in verzweifeltem Kampf, ſelber

verzweifelnd, mit uns.
8[114]

XXXIII.

Platen.

Kalt und ſtolz, ein Gletſcher, erhebſt du dich

über die Fläche,

Die das gemüthliche Vieh unſrer Poeten

begrast:

Selten gewahrt ein Wandrer den Kranz hoch¬

glühender Roſen,

Den du vor frevelnder Hand unter dem

Schneee verbirgſt.
[115]

XXXIV.
Ludwig Feuerbach.

Wie muß des Denkers ſcharfes Schwert

In Eure Haſenſeelen fahren!

Hört doch: „Das Beſte iſt nicht werth,

In Ewigkeit es aufzuſparen;

Was einmal die Natur erſchuf,

Kann ſie auch noch einmal erſchaffen.“

Allein vergebens iſt Sein Ruf

An Kinder und an Laffen.
[116]
Es ſtellt vergebens ihr Symbol

Der kühne Adler an den Pranger:

Jedwede Puppe, noch ſo hohl,

Fühlt ſich mit einem Falter ſchwanger;

Vergebens läuft der Genius Sturm,

Die Burg des Unſinns zu bezwingen:

Es will's nun einmal jeder Wurm

Zum Schmetterlinge bringen.
[117]

XXXV.
Beſtiale Poeſie.

Was erlebt man doch Geſchichten!

Tolle Zeiten, tolle Moden!

Denkt doch: deutſche Haſen dichten

Jetzund auf die Löwen Oden.

XXXVI.
Kommentatoren.

Auch der Parnaß iſt gebahnt, und wer nicht

gerne zu Fuß geht,

Findet in Leipzig ein Heer trefflicher Eſel

bereit.
[118]

XXXVII.
Pegaſus im Joche.

„Muß ich, ſprach mein Pegaſus,

meiner Freiheit denn entſagen:

Zieh' ich lieber doch am Pflug,

als ſelbacht am großen Wagen,

Freß' ich lieber doch mein Heu

aus des letzten Bauern Raufe,

Als ich aus der Marmorkrippe

mit dem Vieh des Hofes ſaufe.“
[119]

XXXVIII.

Opera posthuma.

„Nichts als Schreiben!“ — Ja, zum Henker!

Doch was rechtet Ihr mit mir?

Machtet Ihr nicht ſo viel Lumpen,

hätt' Ich nicht ſo viel Papier.

Aber, ſtreichen wir die Hälfte —

„Mit dem Reſt, was willſt du machen?“

Nichts, ihr Herrn! es macht mein Knabe

einſt daraus noch — einen Drachen.
[120]

XXXIX.
Dauer im Wechſel.

Da iſt Nichts unten, iſt Nichts oben,

Die Pfaffen haben es längſt verſchoben,

Mit Augenverdrehn, mit Phraſenſchwalle —

Krummacher ſind und bleiben ſie Alle!

XL.
Was man nicht laſſen kann.

Ob ſie katholiſch geſchoren, ob proteſtantiſch

geſcheitelt,

Gleichviel: immer geräth man den Geſellen

in's Haar.
[121]

XLI.
Bauer-Krieg.

Tröſte dich, Heilige-Schaar! denn die tapfere Garde

von Potsdam

Fliegt in geſtrecktem Galopp gegen die Bauer

herbei.

XLII
Der neueſte Sündenfall.

Du arme Menſchheit! wie mir graut

Vor deinem böſen Geſtirne:

Kaum haſt du den alten Apfel verdaut,

So beißeſt du in die Birne!
[122]

XLIII.
Guten Morgen, Nachbar!

Krähe nur, Galliſcher Hahn! daß endlich die Deutſchen

Geſpenſter

Vor dem erwachenden Licht kriechen in's Dunkel

zurück.

XLIV.

Ein deutſcher Mann mag keinen Franzmann leiden,
Doch ſeine Weine trinkt er gern.

Göthe.
Franken, o Franken, wie wart ihr ſo blind!

ihr tanztet, wie Wilde

Um die geheiligte Gluth, ach! und die

Suppe verdarb.

Deutſche Begeiſterung, ſeht, das fromme

Familienfeuer,

Kochte die Rübchen indeß, die ihr den

Fürſten geſchabt.
[123]

XLV.
Panem, non Circenses!

„Brod!“ ſo rufet das Volk, und ihr? ihr gebet ihm

Steine.

Sagt mir, Pfaffen, doch an: heißt ihr das chriſtlich

gedacht?

„Brod!“ ſo rufet das Volk: da forſchen und ſuchen

die Weiſen,

Suchen nur wieder den Stein, deß uns ſo wenig

gebricht.

„Brod!“ ſo rufet das Volk, und die Herrſchenden

treten zuſammen,

Und rings fliegen daher wiederum Steine — zum

Dom.
[124]

XLVI.
Die Kommuniſten.

Spottet des Völkleins nicht! es hat ja den

römiſchen Adler

Eine geringere Zahl ſolcher Apoſtel ge¬

ſtürzt.

XLVII.
Neuchriſtliche Malerei.

Für dein heilig Gepinſel empfang' die Palme

des Jenſeits!

Doch diesſeitigen Kranz hat dir die Muſe

verſagt:

Denn du ſpuckteſt ins Antlitz der Göttlichen,

ſetzeſt im Knechtsſinn

Ihr ſelbſtleuchtend Geſtirn frech zum Tra¬

banten herab!
[125]

XLVIII.
Metternich.

Weinbau und Politik ſind Dir verwandte

Geſchäfte:

Denn Du zieheſt am Stock Völker und

Reben herauf.

XLIX.
Çà ira!

„È pur si muove“ ſei's Panier,

Sie dreht ſich eben doch herum!

Da hilft euch weder Bairiſch Bier,

Noch Preußiſch Chriſtenthum.
[126]

L.
Der Kunſtprotektor.

„Alles kann ein Pinſel adlen,

Alles macht ein Pinſel eben,

Einen Satyr kann ein deutſcher

Pinſel zum Apoll erheben.

Darum, nur mit Andacht trete

man vor Meine Pinſel hin:

Aber vor dem Allergrößten

ſollen Meine Bauern knie'n.

Sie gewinnen, wenn des Landes

Vater für die Pinſel brennt:

Denn die Schweine müſſen ſteigen

durch ſolch borſtig Regiment.“
[127]

LI.
Griechiſche Revolution.

„Hopfen und Malz, o Herr, iſt an dieſen

Athenern verloren!“

Alſo berichteten jüngſt bairiſche Brauer

nach Haus.
[128]

LII.
Parzielle Auferſtehung.

Zweifelt hinfüro mir nicht an der Auferſtehung

der Todten:

Hab' ich doch ſelbſt in Berlin Hunderte neu¬

lich geſehn!

Sind ſie auch nicht mit Fleiſch und Blut, gleich

Menſchen, bekleidet:

Hört man doch fernhin ſchon klappern das

dürre Gebein.

Zwar die Ehre wird nur — den Schriftge¬

lehrten, dem Adel:

Denn an den Lazarus hat nie noch ein König

gedacht.
[129]

LIII.
Das Reſkript an Willibald Alexis.

Unſer genädigſter Herr, ſeht, welch ein Freund des

Pikanten:

Mit Höchſteigner Hand ſalzt er die Häringe

ein.

LIV.
Antigone in Spree-Athen.

„Thut desgleichen wie ich: lernt euere Todten

begraben!

Einziger Rath, den ich euch, Deutſche,

zu geben vermag.“
9[130]

LV.
Seydelmann auf dem Todbette.

„Hätt' ich wie Cäſar gedacht, ich wär' in Schwaben

der Mimen

Erſter geblieben, anſtatt Nummero II. in

Berlin.“

LVI.
Sanssouci.

Arie.

Deutſchland iſt nun außer Noth:

Windmühl' hat den Don Quixote,

Und du ſcheinſt mir ein bekanntes

Hauptkapitel aus Cervantes.
[131]

LVII.
Die Dekorirten.

Nur Anmerkungen ſind ſie, die Herrn, zum

Text der Geſchichte:

Darum hat man ſie auch alle mit * * *

verſehn.

LVIII.
Verſchiedene Auffaſſung.

Citoyens! zur Guillotine,

zur Laterne mit dem Adel!“

Gott behüte, die Inſekten

Spieß' ich nur mit meiner Nadel.
[132]

LIX.
Zahn um Zahn!

„Lange genug erhob ich zum Adel eueren

Abſchaum:

Nehmt jetzt, Bürger, dafür adligen

Kehricht zurück!“

— Andres erzählt die Geſchichte vom

Florentiniſchen Volke,

Das mit dem Adelsdiplom ſeine Ver¬

brecher beſtraft.
[133]

LX.
Prärogative.

Seid ihr wirklich beſſern Blutes

als das bürgerliche Pack:

Hütet euch doch vor den Flöhen,

denn die haben drin Geſchmack!

Sollten's meine Flöhe merken,

meine Sans-culottes-Flöhe,

Dieſe kleinen Epigramme:

weh' dem deutſchen Adel, wehe!
[134]

LXI.
Der rothe Adler.

„Als Preußen einſt — Dank jener Knute! —

Beim großen Raube mitgeerbt:

Da haben ſie in Polens Blute

Auch meine Schwingen roth gefärbt.

An goldner Kette ſchmacht' ich hier

Und bin der Bote ihrer Witze:

O Zeus, nimm deinen Aar zu dir,

Und gieb ihm wieder deine Blitze!“
[135]

LXII.
RothI. II. III. IV.— Schwarz

(Schriftſprache.)


Adler! ihr klaſſiſchen Adler, ihr ordentlich rothen

und ſchwarzen! —

Wo nur immer ein Aas, ſammeln die Adler ſich

ſchnell.
[136]

LXIII.
„Quid novi ex Africa?“

[An] J. Fr.


„Wanderer ſteh'! und ſage mir an, in welcher
Verfaſſung

Ihr das geprieſene Volk jener Boruſſen
verließt?

Sind die Poeten noch nicht im Preiſe geſtiegen,
und haben

Immer die Fähndriche noch doppelten Dich¬
tergehalt?

[137]
Junkert man immer noch viel und ſchätzt
man Menſchen noch immer

Nur nach der Größe des Wurms, der ſich
im Fleiſche verbirgt?

Mehrt die Canaille ſich ſtark, ſeit jüngſt in
Gnaden geruht ward,

Daß ein adliger Lump werde zum Bürger
gemacht?

Wie viel Pfaffen, o ſprich, wie viel Trompeter
des Glaubens,

Wie viel Heilige ſtehn bei den Miniſtern
in Gunſt?

Hat ſich der Himmel gebührlich bedankt ſchon
wegen des Sonntags

Beſſerer Feier, die Ihm ſeine Getreuen
votirt?

Dann von der Staatszeitung zweideutigem
Rufe verkünd' uns:

Wer doch erfreut nunmehr ihrer Umar¬
mungen ſich?

[138]
Zählt ſie noch immer, o Glanz! drei Leſer auf
Einen Redaktor?

Schmiert ſie dem ruſſiſchen Bär immer noch
Honig in's Maul?

Seit ſich der Fürſten Romantiker jüngſt mit
dem Fürſt der Romantik

Enge verbunden, wie iſt's um das Theater
beſtellt?

Liest er noch immer ſo hübſch, der Tick?

Was machen die Alten?

Welche Komödie wird eben bei Hofe ſtu¬
dirt?

Iſt Reinecke der Fuchs bei ſeinem erhabenen
Schwager,

Oder ſein Schwager, der Petz, wieder ein¬
mal in Berlin?
[139]

LXIV.
Eichhorn.

Aus einem Bilderbuche für kleine Kinder.


Viel Nüſſe knackt es ſchwerlich,

Sein Maul iſt alt und ſteif,

Sein Kopf gar ungefährlich,

Doch rieſenhaft — ſein Schweif.
[140]

LXV.
Was klein, iſt niedlich.

Als ihm der Schön zu groß geworden,

Schickt' er ihn fort mit einem Orden;

Doch, um bei der Familie zu bleiben,

Ließ er ein Schön-lein ſich verſchreiben.

LXVI.

Practica est multiplex.

„Wie? du verſchmähſt die Mixturen, die deinem Vater

geholfen?

Topp! Ich trinke mit dir; Einer doch bleibt auf

dem Platz.“
[141]

LXVII.
Simile claudicat.

Mehr nicht, als was Diogenes bat von dem Held

Alexander,

Bat ich, o Fürſt! von Dir; aber vergieb den

Vergleich:

Eins nur haſt Du gemein mit dem Mann; — doch

im Uebrigen merkt man,

Daß ihr bis jetzt nicht viel Griechiſch aus

Sophokles lernt.
[142]

LXVIII.

Das neueſte rheinpreußiſche Strafgeſetzbuch

(Epheſ. Vl. 14. nach Luther.)


„Ziehet den Krebs der Gerechtigkeit an!“ ſo ſteht

es geſchrieben;

Nun, ich dächte, dieß Buch hätte doch Ordre

parirt!

LXIX.
Die Verwerfung.

Wie ſie ungeberdig werden!

wie ſie ihre Fackeln ſchwingen!

Nun, Er wußt' es: nur mit Prügeln

iſt Sein Volk vom Fleck zu bringen.
[143]

LXX.

„Ständſche Verfaſſung“ — Das heißt: man hat

dem Sklaven die Kette

Jetzo mit einiger Scham unter den Mantel

verſteckt.

LXXI.
Wind, Wind.

Gebt Euren Sand für Felſen aus

Und baut papierne Mauern:

Im Wind zerſtiebt das Kartenhaus

Von Königen und Bauern!
[144]

LXXII.
Kabinetsordre.

„An mein Volk“ — — Lest's nicht! das iſt ja die

alte Geſchichte:

Wenn ſich die Völker geregt, haben die Fürſten

geruht.

LXXIII.
Zur Farbenlehre.

Pocht nicht auf Eurer Lehre Reinheit!

Denn, wär' der Fürſt des Staates Einheit

Und Weiß und Schwarz der Staat, o ſchau:

Da wär' der Fürſt — bedenklich grau.
[145]

LXXIV.

„Ich wünſche Ihnen von Herzen einen Tag von
Damaskus, und Sie werden Ungeheures wirken.“

Friedrich Wilhelm.
Auf dem Wege von Damasko

Machte Saulus einſt Fiasco:

Doch, das ihn bekehrt, das Licht,

— Ein Berliner war es nicht!
10[146]

LXXV.
Chriſtlich-Germaniſch.

Im Anfang war das Wort, beim Worte

wird es bleiben:

Der König, unſer Herr, wird reden und

wir — ſchreiben.
[[147]]

Vom armen Jakob
und
von der kranken Liſe.

— — — Weh' dem Geſchlecht
Der Zwerglein, die ſich brüſten und die thronen!
Im Finſtern wimmelt's ohne Brot und Recht
Von Millionen

(Fr. Sallet.)

[Zwei Stehlchen aus einer großen Muſterkarte.]


[[148]][[149]]

Der arme Jakob.

Der alte Jakob ſtarb heut Nacht —

Da haben ſie am frühen Morgen

Sechs Brettchen ihm zurecht gemacht

Und drin den Schatz geborgen.
Ein ſchmucklos Haus! Man giebt in's Grab

Dem Feldherrn doch den Feldherrndegen —

Warum nicht auch den Bettelſtab

Auf dieſe Bahre legen?
[150]
Den Degen, den er treu geführt,

Der in die Scheide nie gekommen,

Bis ihn der letzte Schlag gerührt

Und von der Welt genommen.
Er war der Welt, ſie ſeiner ſatt —

Zu Zwölfen in der engen Stube! —

Weh' ihm ein überflüſſig Blatt,

O Lenz, in ſeine Grube!
Als hätt' er Großes nie gethan,

Iſt raſch der Glückliche vergeſſen,

Kein Dichter ſtimmt ihm Pſalmen an,

Kein Pfaffe lieſt ihm Meſſen.
Die Heller, die man in den Sand

Ihm warf aus ſchimmernden Karoſſen,

Sind Alles, was vom Vaterland

Der arme Mann genoſſen.
[151]
Juſt die vom Himmel ihm geprahlt,

Sah'n dieſe Erde zwiefach gerne:

So wird die Schuld an's Volk bezahlt

Mit Wechſeln auf die Sterne.
Und kaum iſt uns genug am Joch

Der Armuth auf gekrümmten Rücken:

Man will der Knechtſchaft Stempel noch

Ihr auf die Stirne drücken!
Schlaf wohl in deinem Sarkophag,

Drin ſie dich ohne Hemd begraben:

Es wird kein Fürſt am jüngſten Tag

Noch reine Wäſche haben!
[[152]]

Die kranke Liſe.

Weihnacht! die kranke Liſe ſchreitet

Durch's Fauburg hin in banger Flucht,

Sie hat zu Haus kein Bett bereitet

Für ihres Leibes erſte Frucht.

Wohl manches prunkt im Fürſtenſaale,

Den ſtolzer Kerzen Glanz erhellt —

Marſch, Liſe, weiter, zum Spitale!

Dort kommt das Volk zur Welt.
[153]
„Mein armer Weber mag nur zetteln,

Sein Fleiß und Schweiß — was helfen ſie?

Das Volk muß Sarg und Wiege betteln:

Allons, enfant de la patrie!

Kind, dem ſie unter meinem Herzen

Die Luſt am Leben ſchon vergällt,

Geduld, bis wir im Haus der Schmerzen!

Dort kommt das Volk zur Welt.
„Sie feiern heut dem Gott der Armen,

Die reichen Herr'n, ein Freudenfeſt:

Doch glaubt nicht, daß ſich das Erbarmen

An ihrem Tiſche ſehen läßt,

Daß je in ihre Feſtpokale

Der Schimmer einer Thräne fällt —

Marſch, Liſe, weiter, zum Spitale!

Dort kommt das Volk zur Welt.
[154]
„Du machſt mir wahrlich viel Beſchwerden,

Der Liebe Kind, ich dacht' es nie;

Das wird ein wilder Junge werden:

Allons, enfant de la patrie!

Für eurer Prinzen zarte Nerven

Iſt Daun' auf Daune hoch geſchwellt:

Ich muß in einer Grube werfen —

So kommt das Volk zur Welt.
„Kläng' noch die Trommel unſerm Ohre

Und wär' noch eine Fahne rein:

Der Lappen einer Trikolore,

Er ſollte deine Windel ſein;

Du wärſt getauft, eh' ſeine Schaale

Ein Pfaffe dir zu Häubten hält —

Marſch, Liſe, weiter, zum Spitale!

Dort kommt das Volk zur Welt.
[155]
„Wer wird ſo ungeſtüm ſich melden?

Mein kleines Herz, was ſuchſt du hie?

Nur noch zum Grabe jener Helden!

Allons, enfant de la patrie!

Dort ſeh' ich in des Frühroth's Helle

Die Juliſäule aufgeſtellt —“

Und nieder ſank ſie auf der Schwelle; —

So kommt das Volk zur Welt!
[[156]][[157]]

Auch
dieß gehört dem König.

[[158]][[159]]
Ich wußt', ein König iſt ein irrer Stern,

Und nur der Zufall regelt ihm die Bahnen —

Doch warnt' ich vor dem Schweif, nicht vor dem Kern,
Dem Schweif von Sklaven und von Charlatanen.

Ich dachte mir: Dein eigen Fürſtenherz

Sei mehr als ein Regiſter ſeiner Ahnen,
Und ich vergaß, daß ſtets ein dreifach Erz

Euch, ſelbſt im Tod, von Eurem Volk noch trenne —

Drum nahmt ihr meine Worte nur für Scherz!
[160]
Mir Thoren war's als ob ich Dich ſchon kenne,

Als ob geſäugt uns Einer Mutter Brüſte,

Der Mutter, die ich mein Jahrhundert nenne;
Mir war's, als ob ich in der deutſchen Wüſte

Von einem fernen Quell das Rieſeln höre,

Und träumend lag ich an Atlantis' Küſte,
Und ich vernahm ſo feierlich: „Ich ſchwöre!“

Herüber klangen von der Oſtſee Borden

In meine Republik die Jubelchöre.
Begeiſtert rief ich: „Hoher Fürſt im Norden!

Das Mädchen, drum die Väter einſt gefreit,

Iſt für die Söhne ſchier zu alt geworden:
Du führ' herauf die junge, große Zeit!

Laß unbeſorgt den welken Reiz vermodern

Und um den Tod der Knechtſchaft trag' kein Leid,
„Den Geiſtern gieb die Sühne, die ſie fodern.

Laß endlich das gelobte Land uns erben!

Der Freiheit Oriflamme, laß ſie lodern!
[161]
„Laß all den Spuck beim Hahnenruf erſterben,

Getroſten Muths: Gevögel nur der Nacht

Wird elend an dem neuen Licht verderben,
„Dem Lichte, das den Völkern Heil gebracht!

O ſprich ein Wort, das ihre Angſt vermindert!

O ſprich ein Wort, vor dem der Schlaf erwacht!
„Gieb ein Geſetz, das heilet, nicht nur lindert:

Ja gieb ein wahrhaft königlich Geſetz,

Das uns am Fallen, nicht am Gehn verhindert!
„So ſei ein Fürſt! ſo wag' es und verletz'

Den alten heil'gen hergebrachten Plunder:

Zertritt das Pfaffen- und das Adelsnetz!
„Wirf in die harrende Welt hinaus den Zunder,

Und ſpreng' den morſchen Bau hoch in die Luft!

Biſt Du von Gott, wohlan, ſo thue Wunder!
„Die Todten nur laß in der Todtengruft:

Es iſt zu früh, wenn man am jüngſten Tage

All dieſem Volk zur Auferſtehung ruft.“
11[162]
Nicht ganz ſo lautet' es, wie jetzt ich ſage,

Mein Stachel hat nicht ganz ſo ſcharf geſtochen;

Doch war's der tiefe Sinn von unſrer Klage,
Wenn wir, wie Hamlet einſt, zu Dir geſprochen:

„Im Staate Dänemark iſt Etwas faul,

Und ſeine Kraft iſt in ſich ſelbſt gebrochen.“
Du aber ſpielſt den königlichen Saul;

(Nicht jenen andern, den Du mich geſcholten,

Wol hoffend auf den Apoſtaten Paul — )
Du haſt die freien Worte ſchlecht vergolten

Und warfſt den Speer mit mörderiſcher Hand,

Wenn wir nicht jedem Knechte Beifall zollten.
Du haſt den eiteln Buhlen Freund genannt,

Der ſolchen Schergenruhm mit vollen Backen

Poſaunt; haſt unſre reine Gluth verkannt,
Die nur das Erz wollt' läutern von den Schlacken:

Denn kommen muß er jetzt, der Tag, auf Erden,

Der freie Männer ſcheidet von Koſaken.
[163]
Da ſtehſt Du nun, mit zornigen Geberden,

Rathloſer Fürſt, inmitten Deiner Larven,

Der Larven, die ſich nie entpuppen werden,
Erſchaudernd vor der Wahrheit, vor der ſcharfen,

Und wirſt der Gaukler eifriger Mäzen,

Die zwiſchen Licht und Finſterniß Dich warfen.
Zu ſcheu, der neuen Zeit in's Aug' zu ſehn,

Zu beifallslüſtern, um ſie zu verachten,

Zu Hochgeboren, um ſie zu verſtehn:
Willſt Du durch bunte Gläſer ſie betrachten,

Durch Gläſer, die Dir deine Puppen ſchleifen,

Den letzten hellen Blick Dir zu umnachten?
Was half's Dir, ein Paar Blätter abzuſtreifen?

Du wirſt den Drang der Schöpfung nimmer ſtillen,

Und ſchneller werden nur die Früchte reifen.
Du armer Spielball armer Camarillen!

Du konnteſt Deiner Zeit die Fahne tragen

Und trägſt nun ihre Schleppe wider Willen.
[164]
O lern' dem Traum des Heldenthums entſagen!

Vertrocknet iſt für Dich der Born der That,

Aus Deinen Steinen wirſt Du nicht ihn ſchlagen.
Nur feile Zungen dreſchen Deine Saat,

Als wär' ein Wald von Aehren draus entſproſſen:

Ich ſehe nichts, als Unkraut und Verrath;
Verrath, der Dir die Herzen hat verſchloſſen,

Verrath an Dir und Deines Volkes Ehre,

Das thöricht für Dein Haus ſein Blut vergoſſen;
Verrath in dem verpeſtenden Verkehre

Mit jenem Scheuſal! Scheuſal, mag's auch gleichen,

Wie Nero, dem Apoll von Belvedere:
Es herrſcht kein Zweites in des Abgrunds Reichen.

Und Freund und Bruder nennſt Du den Deſpoten

Und lauſcheſt ſeines Munds geheimſten Zeichen;
Du willſt, wie Er, nur ſchweigende Heloten,

Und Fürſtenallmacht, die Ukaſen ſchreibt

Dem Staube, dem Erniedrigung geboten.
[165]
Doch glaub' nicht, daß der Staub am Boden bleibt!

Es kommt ein Tag, da wird Euch Fürſten grauen!

Es kommt ein Sturm, der ihn nach Oben treibt!
Man wird den Staub auf Eurer Krone ſchauen,

Auf Eurem Purpurkiſſen wird er liegen —

Dann wagt's auf Eure Söldner zu vertrauen!
Feig, wie ſie ſind, ſie werden flugs ſich biegen

Und wedeln vor dem Volk, die Edelknaben,

Das Rohr, mit dem Ihr wollt den Sturm bekriegen.
Du haſt verſchmäht, dem Strom ſein Bett zu graben

Und ſinneſt ihn zurück zum Quell zu drängen:

Er aber ſchäumt und wird ſein Bette haben.
Dein war das Amt, der Freiheit Ring, den engen,

Mit Meiſterſchlägen friedlich zu erweitern —

Du haſt's verſchmäht! nun gilt es, ihn zu ſprengen.
Das Schiff mit ſeinen ungeſchickten Leitern,

Mit Dir und Deinem unglückſel'gen Thron:

Ich ſeh's vor Abend an der Klippe ſcheitern.
[166]
Noch lebt die Sphinx der Revolution!

Dein war das Amt, die Opferzeit zu kürzen:

— O, tauſend Kränze harrten Deiner ſchon! —
Du konnteſt nur den Knoten feſter ſchürzen,

Und in den Sternen — hatt' ich falſch geleſen.

Die Sphinx wird nicht ſich in den Abgrund ſtürzen,

Und Du, — Du biſt kein Oedipus geweſen.

Paris, 11. November 1843.


Georg Herwegh.


[[169]]

Inhaltsverzeichniß.


  • Seite.
  • An die deutſche Jugend. Bei Gelegenheit der Verbannung von Robert Prutz  1
  • Morgenruf  4
  • Im Frühjahr  7
  • Huſarenlied  9
  • Champagnerlied. Epernay, Herbſt 1841  11
  • Seite
  • Die Epigonen von 1830. Paris, Nov. 1841  14
  • Die drei Zeichen 1842  18
  • Jordan  21
  • Die deutſche Flotte  26
  • Bei Hamburgs Brand  32
  • Eine Erinnerung  35
  • Einkehr in die Schweiz. Im Frühjahr 1840  38
  • Heimweh  40
  • Die Schweiz. 1842  42
  • Aus den Bergen  47
  • Unſern Künſtlern, quand même noch zwei Sonette  51
  • Wohlgeboren und Hochwohlgeboren. Von zwei deutſchen Dichtern in Paris  54
  • Die Partei. An Ferdinand Freiligrath  61
  • Duett der Penſionirten  65
  • Heidenlied  68
  • 1841. 1843.  72
  • Pour le mérite 73
  • Seite
  • Amneſtie  76
  • Parabel  80
  • Den Einbaſtillirten  83
  • Die Ruthe  86
  • Wiegenlied  88
  • Den Deutſchen. Eine Viſion  90
  • Xenien. I–LXXV. 93
  • Vom armen Jakob und von der kranken Liſt  147
  • Auch dieß gehört dem König  156
[][]

Dieses Werk ist gemeinfrei.


Rechtsinhaber*in
Kolimo+

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2025). Collection 2. Gedichte eines Lebendigen. Gedichte eines Lebendigen. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bmqq.0