Betrachtungen
aus dem Buche der
Natur und Schrift
Zum Preiſe
des herrlichen Schoͤpfers
in erbaulichen Gedichten.
Gedruckt und verlegt durch C. J. H Hartz, E. H. Edl Raths priv. Buchdr.
Dem
Hochwuͤrdigen,
in GOtt andaͤchtigen und Hochgelahr-
ten Herrn
HERRN
Gabriel Wilhelm
Goetten,
Sr. Koͤnigl. Maj. von Grosbrit-
tannien und Churfuͤrſtl. Duchl. zu Br.
Luͤneburg Conſiſtorial und Kirchenrathe,
Hofpredigern und Superintendenten
Seinen
Hochgeneigten Goͤnner
[] widmet
dieſe Poeſien
Zum
Zeugnis einer Ehrfurchts-vollen
Dankbegierde
[]
Mann GOttes!
)( 3Als
[]
Du
[]
)( 4Als
[]
Er
[]
[]
Vorrede.
Jch uͤberliefere Dir allerhand An-
dachtsfruͤchte, welche theils im
Reiche der Natur, theils im Rei-
che der Gnaden gewachſen, und
von mir in einigen Nebenſtunden ſehr eilfer-
tig zuſammen gebunden, da mich derjenige
dazu bewogen, der ſie durch den Druk
bekand gemacht. Jch kann nicht leugnen,
daß ich einige Jahre her, ein innigliches Ver-
gnuͤgen gefunden, nebſt dem Buche der goͤtt-
lichen Offenbahrung in dem Buche der Na-
tur zu blaͤttern, und darinnen die mannig-
faltigen Zuͤge, die die Herrlichkeit des Schoͤ-
pfers
[]Vorrede.
pfers beſchreiben, mit Andacht wahrzuneh-
men. Jch hatte auch einige Gedanken, die
ich bei dieſer andaͤchtigen Beſchauung der
Kreaturen gehabt, in ein paar Gedichten
zuſammen gefaſſet, und war willens meine
matte Dichtekunſt ruhen zu laſſen, da ich
lange das Feuer nicht fuͤhlete, welches den
nun zum ewigen Schauen gelangten vortref-
lichen Brocks, den lieblich ſingenden Triller, den
anmuthigen Zell und andre begeiſtert hat. Eine
unvermuthete Ueberredung hat meinen Sinn
in ſo weit geaͤndert, daß ich dir meine Betrach-
tungen vorgeleget; ob ich ſie gleich ſelbſt fuͤr
ſehr unvolkommen halte. Jch ſuche auch da-
durch nichts weiter zu erlangen, als diejeni-
gen die ſie anſehen, zu uͤberzeugen, daß es ei-
ne nothwendige Menſchenpflicht ſei mit auf-
merkſamen Augen auf die Wunder GOt-
tes im Reiche der Natur zu achten. Mei-
ne Abſicht iſt zu lehren, daß es eine Chriſten-
pflicht aus denen Vorwuͤrffen des Reiches
der Gnaden Anlas zu nehmen, den Nah-
men des Allerhoͤchſten zu verherrlichen. Die
dieſe gedoppelten Pflichten verſaͤumen, die
leben gleichſam als ſolche, die auf einen Schau-
plaz voller Wunder geſtellet worden, und
aus Unverſtand die Augen zu ſchlieſſen. Es
iſt wahr die Menſchen die den Gebrauch der
Sinne haben, ſind ſo unempfindlich nicht,
daß ſie nicht durch die in die Sinne fallen-
den
[]Vorrede.
den Dinge ſolten geruͤhret werden. Wenn
ihre Augen in der Hoͤhe und in der Tieffe
beſonders merkwuͤrdige Wunder der Natur
antreffen, ſo bezeugen ſie daruͤber ihr Wol-
gefallen. Wenn ſie einen mit tauſendfachen
Farben geſchmuͤkten Himmel betrachten; ſo
empfinden ſie ein anſchauendes Vergnuͤgen.
Wenn ſie liebliche Fruͤchte, reizende Blu-
men, gruͤn belaubte Baͤume, ſeltne Thiere
und dergleichen anſehen; ſo entſtehet in ih-
ren Geiſte eine Freude. Allein dieſe Be-
trachtung iſt noch nicht diejenige, die ein
Menſch nach ſeiner Pflicht anſtellen muß.
Was nuͤzzet es, wenn man die Gaben ruͤh-
met und dabei an den Geber nicht gedenket?
So gehet es denen meiſten achtſamen Zu-
ſchauern im Reiche der Natur, die mehr ih-
re ſinnliche Wolluſt dadurch zu ſtillen, als
ihren Schoͤpfer zu erkennen und zu verehren
ſuchen. Man kann dieſes ſonderlich an den
Liebhabern der ſchoͤnen aber vergaͤnglichen
Blumen wahrnehmen. Dieſe finden offt
ein recht erquikkendes Vergnuͤgen an der
bunten Augenweide, die der Schoͤpfer im
Fruͤhling und Sommer uns zu Sinnbildern
unſer Nichtigkeit vorgeſtellet. Wenn dieſel-
bige in ihrer rechten Bluͤte prangen; ſo koͤn-
nen ſie ſich nicht ſatt daran ſehen. Sie ſiz-
zen beſtaͤndig bei ihren Beeten und geben
Acht wie die Farben gegen einander ſpielen.
Es
[]Vorrede.
Es iſt dieſes in ſo ferne ein unſchuldiges Ver-
gnuͤgen, wenn man erweget, was vor Kunſt-
ſtriche, Miſchungen lieblicher Farben auf de-
nen Blumenblaͤttern anzutreffen: Aber bei
der Kreatur allein ſtehen bleiben, und nie-
mahls dabei mit Andacht an den Schoͤpfer
derſelben gedenken, ſeine Augen beſtaͤndig
auf das Geſchoͤpfe richten und niemahls auf
dem Schoͤpfer zuruͤk ſchlagen, iſt unbillig,
und auch gewiſſermaſſen ſuͤndlich. Alsdenn
iſt es blos eine ſinnliche Wolluſt, da einer
nur um ſein ſelbſt willen und um ſeine Neigun-
gen zu ſtillen, auf die Werke des HErrn
Acht hat. Wenn wir zum Preiſe des
Schoͤpfers ein irdiſches Vergnuͤgen an den
Kreaturen ſuchen; ſo muͤſſen wir dieſelbi-
gen zum natuͤrlichen Erkenntnis GOttes
und ſeiner Eigenſchafften gebrauchen. Wir
muͤſſen uns angewoͤhnen, durch die ſinnli-
chen Empfindungen in unſrer Seele andaͤch-
tige Regungen zu erwekken. Wenn wir
was herrliches ſehen und hoͤren, ſo muͤſſen
wir dabei die Allmacht, Guͤte und Weis-
heit GOttes erwegen, welche darin abge-
druͤkket. Wenn wir auf den lieblichen Ge-
ſang der Singe-Voͤgel merken: ſo muͤſſen
wir dadurch uns zum Schoͤpfer fuͤhren laſ-
ſen, der in eine ſo zarte Kehle ſo durchdrin-
gende Thoͤne geſenket, und uns dabei erin-
nern, daß ſie uns gleichſam zum Lobe
GOt-
[]Vorrede.
GOttes ermuntern. Wenn wir die lieb-
lichen Fruͤchte die der Sommer und Herbſt
liefert, koſten, die unſer Kehle ſuͤſſe ſchmek-
ken; ſo muß dieſe Empfindung unſere Ge-
muͤthe gleichſam einen Geſchmak von der
Freundlichkeit des Hoͤchſten beibringen, die
auf mehr als tauſendfache Weiſe unſer Ver-
gnuͤgen befoͤrdern wollen. Dieſe Schaͤz-
barkeit der goͤttlichen Guͤte, muß uns
gleichſam einen Zuͤgel anlegen, daß wir die-
ſelbigen nicht uͤberfluͤßig zu unſern Verder-
ben misbrauchen. Das Reich der Gnaden
giebet uns ebenfals tauſendfache Gelegen-
heit, das hoͤchſte Gut zu bewundern, und in
unſern Seelen zu verherrligen. Ja! wie
nothwendig ſind dieſe Betrachtungen zu der
wahren Ausuͤbung der Religions-Pflich-
ten, die wir als Chriſten leiſten muͤſſen.
Wir moͤgen in den Buche der Offenbah-
rung blaͤttern, wo wir wollen: allenthal-
ben erblikken wir, ein heiliges, weiſes, ge-
rechtes und allguͤtiges Weſen, das mit ei-
nen ernſten Willen die ewige Seeligkeit der
Menſchen ſuchet. Wenn ein Menſch ſich
angewoͤhnet daruͤber andaͤchtige Betrach-
tungen anzuſtellen, ſo wird er durch einen
geheimen Brand gleichſam entzuͤndet ſeinen
GOtt und Erloͤſer zu lieben und in ſeinen
Geboten zu wandeln. Wer auf dieſe Art
die Schoͤnheit der chriſtlichen Religion ken-
net,
[]Vorrede.
net, und erweget wie ſich in den Grund-
lehren deſſelben, die Guͤte, Gerechtigkeit,
Weisheit und Warheit ſo herrlich vereini-
get, den wird der Geiſt der Gnaden durch
gute Ruͤhrungen zur Heiligung erwekken.
Wenn zum Exempel ein Menſch das ab-
ſcheuliche Verderben erweget, darin er durch
die Suͤnde geſtuͤrzet; die barmherzige Lie-
be ſeines GOttes anſieht, wie ſie ihn er-
retten wollen, die Gerechtigkeit betrachtet
was ſie vor eine Verſoͤhnung erfordert, die
Weisheit ſich vorſtellet, die ein ſo herrliches
Mittel der Erloͤſung erfunden; die War-
hafftigkeit GOttes beherziget, die alle Ver-
heiſſungen zu ihrer Erfuͤllung gebracht: ſo
muß er dadurch gelenket werden, einen ſo
vollkomnen Weſen anzuhangen. Unſre
ſchwache Bemuͤhungen, werden mit groſſen
Seegen gekroͤnet ſeyn, wenn ſie mein Leſer!
dich erwekken, dieſe Pflichten vollenkomner
zu erfuͤllen, als wir dazu Anleitung in die-
ſen Theil gegeben, und in denen drei nach-
folgenden Theilen geben koͤnnen. Lebe
wol. Hildesheim, den 10. Febr. 1747.
Es
[]
Es iſt die Natur und Schrift, darin Gott ſich abgemahlt,
Weil da ſein unſichtbahr Licht, allenthalben herrlich ſtrahlt;
Jn dem Buche der Natur kan man ſein unſichtbar Weſen,
Seine Weisheit, Allmacht, Guͤt deutlich an Geſchoͤpfen leſen.
Himmel, Sonne, Mond und Stern, ſtellen ihn im Luſtrevier
Baͤume, Blumen, Gras und Kraut auf der Erden Schauplaz fuͤr.
Wie wir ihn zur Seeligkeit kennen, ſteht im Bibelbuche
Darauf ſeine Gnaden Hand dieſe Worte ſchreibet: Suche
Denn das Leben iſt darin.(*) Du vernuͤnftge Kreatur,
Lebſt als ein Bewunderer in dem Reiche der Natur,
Darum ſchoͤpfe Andachts- voll aus den reichen Segensquellen,
Die im holder Suͤßigkeit dein Gemuͤht zu laben, ſchwellen,
Und da dein erhabner Geiſt ſich nicht voͤllig laben kann:
So ſieh ferner GOttes Schrift als dein Buch des Lebens an.
Wirſt du aus dem Heiligthum in das Allerheilge ſteigen:
So wird ſich noch deutlicher, dir, die ewge Gottheit zeigen.
Der Atheiſt
‘Pſ. XIV. 1.
Die Thoren ſprechen in ihren Hertzen, es
iſt kein GOTT.’ ()
Gottheit kennt,
Doch ſeinen Aberwitz ſelbſt ei-
nen Goͤtzen nennt,
Der ein Gewaͤchſe traͤgt von
aufgeſchwollnen Duͤnſten,
Und dieſe Welt erbaut, aus ſei-
nen Hirngeſpinſten;
Der dieſes Wunderhaus zu ein Gebaͤude macht,
Daß ohne Meiſters Kunſt, ſich ſelbſt hervorgebracht;
Der viel erſtaunend ſieht, und ſich darin verliehret,
Der Nichts zur Mutter macht, die etwas doch ge-
biehret:
Mit einem Wort, ein Menſch, der keinen Schoͤp-
fer ehrt,
Weil ihn die gantze Welt mit einem Munde lehrt;
Erſter Theil. AEin
[2]Der Atheiſt.
Ein aufgeblaſner Sin, ein Sonderling im Wiſſen,
Dem ſeine Einbildung den Zuͤgel weggeriſſen,
Der Abentheuer hekt mit ſeinen Witz hervor,
Ein Ungluͤkſeeliger, der allergroͤßte Thor.
Der eine hat Vernunft, die er nicht wohl verwahrt;
Die andern ſind gar blind mit ihren Maulwurfs
Augen,
Weil ſie nur zum Gewuͤhl, auf dieſen Erdklump taugen,
Sie blicken in die Welt, und ſchauen hin und her,
Sie finden hie und da, was zu begreifen ſchwer:
Das Werk der Vorſehung hat viel verborgne Wege,
Darin man Tiefen ſieht und ungemeßne Stege,
Die kein Verſtand begreift, der in den Abgrund
ſinkt,
Als wie ein Waſſertropf, wenn ihn das Meer ver-
ſchlingt:
Der kurtze Jnbegriff, die gar zu engen Schranken,
Der menſchlichen Vernunft, der irrenden Gedanken,
Der bringt ſie auf den Wahn der Atheiſterey,
Daß da die Welt verkehrt, kein GOtt ihr Schoͤp-
fer ſey.
Daß er ſchon da geweſt, vor viele tauſend Jahr,
Wer dieſes leugnen will der zweifelt an den Dingen,
Die ſeinen Eigenſin, mit Macht zum Glauben zwin-
gen:
Doch die Materie, woraus die Welt gemacht,
Die wird von einigen die dieſes nachgedacht
Mit GOtt den Urſprung nach gleich ewig angeſehen,
Und da kan kein Begriff vom wahren GOtt beſtehen.
Jſt ihm am Dauer gleich der wuͤſte Erdenklos,
So iſt er nicht das All, das nur alleine gros.
Wer
[3]Der Atheiſt.
Wer eine Gottheit glaubt, und dabey etwas ſetzet,
Das dieſen Lehrbegriff durch Wiederſpruch verletzet,
Der raͤumt mit ſeinen Mund ein goͤttlich Weſen ein,
Und ſpricht doch, als ein Thor, in ſeinen Hertzen,
nein.
Doch ſeine Vorſtellung iſt nur der Gottheit Spott;
Er mahlt ſich die Natur, wie ſie zuſammen haͤnget,
Als einen Thierleib ab, darin ein GOtt vermenget.
Der Hoͤchſte ſey die Seel, die in der Welt ſo thront,
Wie ein unſchraͤnkter Geiſt, der in dem Leibe wohnt,
Der eines Schikſals Macht, die alles blindlings
fuͤget,
Selbſt aus gezwungner Noth mit unterworfen lieget.
Und dieſem traͤumet gar, ein zartes Staͤubgen Heer,
Sey einſt in ſeinem Flug, als wie von ohngefehr,
Jn dem verwirrten Drang zuſammen ſo geflogen,
Daß ſich daraus die Welt, mit ſchoͤnſter Pracht ge-
zogen.
Vom Schoͤpfer weis er nicht; ob er von GOtt
gleich ſpricht,
So kennt er als ein Thor, doch dieſes Weſen nicht.
Den da der Unverſtand, hie Bosheit kund gethan:
Auch in der hellen Zeit, da man weit ſchaͤrfer ſiehet,
Und aus der Finſternis, die Warheitsgruͤnde ziehet,
Sind ſolche Sterbliche, die ſich mit vieler Muͤh,
Durch die Vernunft verkehrn, in unvernuͤnftig Vieh:
Der will von keinen GOtt, in dem Gedanken wiſſen,
Damit er nicht mit Angſt, werd Lebenslang gebiſſen,
Wan er aus Sclaverey in Laſterpfuͤtzen wuͤhlt,
Und ſeinem Richterſpruch in dem Gewiſſen fuͤhlt.
A 2O!
[4]Der Atheiſt.
O! tolle Raſerey! ſich ſo zu uͤbertaͤuben,
Das man kein Weſen will, von dem wir ſtammen
glaͤuben,
Da alles, was man fuͤhlt, ſieht, hoͤret, riecht und
ſchmekt,
Ja! ſich ein jeder ſelbſt: Es ſey ein GOtt, ent-
dekt.
naͤhrt,
Wen er das hoͤchſte Gut, erkennet liebt, verehrt;
So lang er auf der Welt, in dieſen eitlen Kreiſen,
Muß zu unentlichen und ewgen Zirkeln reiſen.
Ein ſolcher freuet ſich dort in dem ſeelgen Licht,
Das weſentliche All, zu ſehn vom Angeſicht
Die Brunquel alles Guts und aller Seeligkeiten,
Woraus wir hie das Seyn erſchafner Dinge leiten.
Ein Gottsverleugner lebt im folternden Verdrus,
Er flucht ſein Leben noch bey ſeiner Tage Schlus.
Die Welt in der er wallt, wird ihm ein Jrregarten,
Worin er das nicht hofft, was er doch muß erwarten,
Wer glaͤubt nicht, daß der Menſch ein Bild des Un-
gluͤks heiſt,
Der als ein Thore ſich, GOtt, aus dem Hertzen
reiſt?
GOt-
[5]
GOttes Eigenſchaften an den Wer-
cken ſeiner Haͤnde.
Roͤm. IX. 20.
GOttes unſichtbares Weſen daß iſt ſeine
ewige Kraft und Gottheit wird erſehen,
ſo man das warnimt an dem Werken,
nemlich an der Schoͤpfung der Welt.
Gib mir da ich dich beſinge,
Deiner Klarheit Gnadengeiſt:
Den wie man des Himmels
Wonne,
Nicht erkennt ohn ihre Sonne,
Alſo aller Sonnen Licht,
Kennt man ohne Dir, dich nicht!
Hoͤchſter! zu beſchreiben an,
Da kein Denken, Dichten, Leſen
Einen Anfang finden kan?
Alle Zahlen, alle Groͤßen,
Sind zu klein Dich zu ermeſſen,
Keiner ſieht die Gottheit ein,
Als nur du, O! GOTT, allein.
Die das Aug geruͤhrt erblikt,
A 3Koͤr-
[6]GOttes Eigenſchaften
Sind die Bilder, Zeichen, Spuren,
Worinn Du dich abgedruͤkt:
Koͤrper laſſen uns in Riſſen
Deine wahre Hoheit wiſſen;
Sind in Unvollkommenheit,
Spiegel deiner Herrlichkeit.
Die der Schoͤnheit Luſtrevier,
Da ſind Linien gezogen,
Von der Groͤſſe deiner Zier:
Blik ich in die weiten Grentzen,
Wo viel tauſend Lichter glaͤntzen;
So deucht mir, ich hab entzuͤkt,
Jhres Schoͤpfers Glantz erblikt.
Auf der Sonnen feurig Meer;
Schau ich an den blauen Zinnen,
Der Geſtirne flammend Heer,
O! ſo denk ich GOttes Haͤnde
Sind allmaͤchtig ohne Ende
Jſt der goͤttliche Verſtand,
Der die Lichter angebrannt.
Das er gleichfals aufgebaut,
Ruͤhrt mich der Natur Gewirke,
Von dem Blumen, Graß und Kraut:
Da lebt, was die Lufft beweget,
Hie was Meer und Fluͤſſe reget,
Das was GOttes Guͤtigkeit,
Ueberzeugend uns anbeut.
Wie die ungeheure Laſt,
Die-
[7]an den Werken ſeiner Haͤnde.
Dieſer Welt ſich weltzend ſchwenket,
Wie ein Glied ins andre faßt,
Wie ein Theil am andern haͤnget,
Sich nach ſeiner Ordnung drenget;
So hat man zum Augenmerk,
Seiner Weisheit Wunderwerk.
Jn der dick geſchwaͤrtzten Lufft;
Sieht man Blitzen, Hagel fallen,
Aus dem ſchwangern Wolken Dufft,
Und bey uͤberſchwemmten Guͤſſen,
Sengend und zerſplitternd ſchieſſen,
O! ſo heiſt es Zebaoth,
Jſt auch ein gerechter GOTT.
Einer denkenden Vernunft:
Und das ſeelige Geſchaͤfte,
Der tiefſinnig weiſen Zunfft,
Hat was die Natur verſtecket,
Zur Bewundrung aufgedecket;
So daß uns das GOTT abmahlt,
Was uns in die Augen ſtrahlt.
Die durch Schluͤſſe weiter reicht,
Und aus einer tieffen Hoͤle,
Als auf Stuffen hoͤher ſteigt,
Kan noch mehr Vollkommenheiten,
Aus dem unvollkommnen leiten,
Die wie an der Sonn der Schein,
Jn dem hoͤchſten Weſen ſeyn.
A 4Al-
[8]GOttes Eigenſchaften
Jn dem Reiche der Natur,
Zeigen uns zur Augenweide,
Jhres groſſen Schoͤpfers Spur:
Aber nach den Bildungszeichen,
Jſt er doch nicht zu vergleichen,
Weil was Koͤrperliches heiſt,
Sich nicht ſchikt fuͤr ſeinen Geiſt.
Zu der Vollenkommenheit,
Und von dem ſichtbahren Dingen,
Steigen zur Unentlichkeit;
Weil er uͤberſchwenglich weiter,
Hoͤher, tiefer, laͤnger, breiter,
Als das, was die gantze Welt,
Gros und herrlich in ſich haͤlt.
Jn den Werken ſeiner Macht,
Heiſt durch duͤſtre Augenbinden,
Nur beſchauen ſeine Pracht:
Doch dies unvollkomne Schauen,
Fuͤhrt uns in entzuͤkte Auen,
Wo kein Auge ſich je ſatt,
Jn der Welt geſehen hatt.
Und was die Vernunft nicht trifft,
Koͤnnen wir noch klaͤrer hoͤren,
Durch das Wort der heilgen Schrifft:
Das zeigt uns wie drey Perſohnen,
Jn der Gottheit Weſen wohnen,
Welch
[9]an den Werken ſeiner Haͤnde.
Welch dreyeinig Weſen heiſt,
Vater Sohn und heilger Geiſt.
Und wir wiſſen es gewis;
Denkt mans nach; ſo huͤllt uns ſchnelle,
Dieſes Licht in Finſternis:
Jene Feur und Wolkenſaͤule,
Hatte hell und finſtre Theile;
So muß man hier auch geſtehn,
Man kans gnug, nicht gantz einſehn.
Faſſen will, geht das woll an?
So iſts auch mit dieſer Lehre,
Die kein Witz verwerffen kan:
Aber gantz begreiffen wollen,
Was wir hie nur glaͤuben ſollen,
Heiſt zu kuͤhn, zu viel gewagt,
Fuͤr dem, den die Ohnmacht plagt.
Dieſes Stuͤkwerks Dunkelheit,
Wird das hellſte Licht beſiegen
Der verklaͤrten Ewigkeit;
Wer im Chor der Seraphinen,
GOTT, wird erſt im Schauen dienen,
Dem wird mehr noch kund gethan,
Als man hier begreifen kan.
Das das ewge Weſen ſchmuͤkt
Wird in jenes Himmels Lentzen,
Von dem Seeligen erblickt:
A 5Und
[10]Die vier Jahrszeiten, als ein ſinnliches Lehrbild,
Und die Wundervollen Strahlen,
Werden das vor Augen mahlen,
Was man auf der Unterwelt,
Noch vor ein Geheimnis haͤlt.
Jhn ſtets gegenwaͤrtig ſpuͤrt,
Und bey allen, was man handelt,
Sich zu ſeiner Hoheit fuͤhrt,
Der kan ſchon in ſuͤſſen Freuden,
Sich mit einen Vorſchmak weiden,
Bis ihm ein verklaͤrter Stand,
Das was himmliſch macht bekannt.
Die
vier Jahrszeiten,
als ein ſinnliches Lehrbild, des Lebens,
Todes, und der Auferſtehung.
Jch
[11]des Lebens, Todes und der Auferſtehung.
Gleicht
[12]Die vier Jahrszeiten, als ein ſinnliches Lehrbild,
Und
[13]Die aufgelebte Welt im Fruͤhlinge.
Die
aufgelebte Welt
im Fruͤhlinge.
Es
[14]Die aufgelebte Welt
Daß
[15]im Fruͤhlinge.
Dies
[16]Die aufgelebte Welt im Fruͤhlinge
Des
[17]Die Abwechſelung der Zeit.
Die
Abwechſelung der Zeit.
BVer-
[18]Die Viole,
Die Viole,
als ein Sinnbild der Demuth.
Hat mehr als tauſendfache Wege;
Wie er der Tugend reine Spur
Dem Menſchen vor die Augenlege:
Auch in dem allerkleinſten Stuͤkken,
Pflegt er ein Lehrbild abzudruͤkken.
Vom
[19]als ein Sinnbild der Demuth.
Pflegt man dieſelben herzuholen,
Ja alles lehrt, was man beſchaut;
So gar die kleineſten Violen,
Die wir jetzt auf den Erden Flaͤchen,
Zur Staͤrkung des Geruchs abbrechen.
Den gruͤnen Grund der Gaͤrten ſchmuͤcket,
Hat kaum die Anmuthsvolle Tracht,
Daß wir ſie ſehn, hervorgeruͤcket,
Es ſcheint als wen die weichen Spitzen,
Auf abgeſchlagnen Stengeln ſitzen.
Erfuͤllt mit Balſam gleichen Blaſen,
Die Duͤnſte der zertheilten Lufft
Und das Gekroͤſel unſrer Naſen:
Mir deucht an dieſer Blumen Weſen
Kan man die Art der Demuth leſen.
Und traͤget doch des Himmels Farben,
Als ihrer Seelen Ehrenkleid,
Und haßt die uͤberſchminkten Narben;
Sie iſt zwar niedrig doch erhoͤhet,
Weil ſie bey GOtt in Gnaden ſtehet.
Den wird die Hofnung auch begluͤkken
Mit ihren gruͤnen Ordens Band,
Und dran den guͤldnen Denkſpruch ſtikken:
Violen lieſt man von der Erden,
Die Demuth ſoll erhoben werden.
Die
[20]
Die Tulpen.
Die erfriſchte Krafft der Waͤlder,
Schmuͤcket ſich mit neuer Pracht:
Alles lebet gruͤnt und lacht,
Da des Fruͤhlings Sonne blicket,
Und mit feuerreichen Strahl
Huͤgel, Berge, Land und Thal
Der erfrornen Welt erquicket.
Hat der Schoͤpfer uns zur Freude,
Uns zum Nutzen auferbaut:
Wen der Menſch dies recht beſchaut,
Und damit vergleicht ſein Weſen;
So kan er in Gras und Laub,
Daß er herrlich und doch Staub,
Als in einen Spiegel leſen.
Die ſich aus den Zwiebeln ziehet,
Und vor andern iſt geſchmuͤkt,
Sieht ſein Bildnis abgedruͤkt;
Jn den Gaͤrten Paradieſen
Sind derſelben allerhand:
Dadurch wird der Vorzugsſtand
Unter Menſchen angewieſen.
Sieh
[21]Die Tulpen.
Sind gedoppelt, hoͤher, netter,
Als der andern Art gemacht:
Um der Stengel lange Pracht,
Findet man des Graſes Spitzen,
Als Trabanten aufwerts ſtehn:
Hie kan man die Groſſen ſehn,
Die auf hohen Thronen ſitzen.
Jhre Blaͤtter ſind wie Seide.
Dem das Gold die Farbe ſchenkt:
Wer hiebey auf Menſchen denkt;
Der erkennt das Bild der Reichen,
Die auf dieſer eitlen Welt
Mit dem gelben Nichts, dem Geld,
Jhre Sterblichkeit beſtreichen.
Und wie Milch und Blut ausſehen,
Stellen uns mit ihrer Zier
Derer Schoͤnen Bildung fuͤr:
Wen die Tulipan ſo ſpielet,
Reitzt ſie unſer Augen Licht:
Gleichfals macht das Angeſicht,
Daß die Welt nach Schoͤnheit zielet.
Roth, gelb, weis, gruͤn durchgeſprenget,
Wie der Blumen bunte Art,
Von Natur die Farben paart:
So iſt auf der Welt das Leben,
Nebſt der Schaͤtze guͤldnen Wuſt,
B 3Auch
[22]Die Tulpen.
Auch der Schoͤnheit Augen Luſt,
Vielen auf einmahl gegeben.
Die an ihrer Blaͤtter Rinden,
Blas und bleich und traurig ſcheint,
Wer iſt woll dadurch gemeint?
Sind das nicht der Armen Mienen,
Die gantz duͤrfftig ohne Kraft,
Ohne fetten Lebensſafft,
Als verblichne Tulpen gruͤnen?
Wie derſelben Art von innen,
Jn dem hohlen Grund gemacht;
Da ſind alle gleich geacht:
Aus des Stengels langen Spitzen,
Geht ein dicker Stamm heraus,
Wo die Faͤſerchen ſo kraus,
Wie verbundne Hertzen ſitzen.
Zeigt die Tulpe im Gehaͤuſe
Theilgen die recht ſchwaͤrtzlich blau,
Unten weislich, oben grau:
Mir deucht, daß dies taube Keimen,
Die wie todte Saamen ſeyn;
Dieſes kan man allgemein,
Auch auf jeden Menſchen reimen.
Stammen als des Adams Soͤhne,
Alle von der Eva ab;
Alle muͤſſen in das Grab:
Und
[23]Die Herrlichkeit und Vergaͤnglichkeit der Blumen.
Und der Menſchen wallend Leben,
Das im Blut und Hertzen ſtekt,
Jſt doch ſtets mit Staub bedekt,
Mit der Sterblichkeit umgeben.
Dennoch dencken dieſe Tohren,
Die da reich, hoch, ſchoͤn ausſehn:
Jhre Pracht kann nicht vergehn.
Menſchen! ſeht auf eure Ahnen,
Sind ſie noch von alter Zeit?
Nein! ſo lernt die Sterbligkeit,
An den eitlen Tulipanen.
Die
Herrlichkeit und Vergaͤnglichkeit
der Blumen.
Matth. VI. 29. 30.
Jch ſage euch, daß auch Salomo in aller
ſeiner Herrligkeit nicht bekleidet geweſen
iſt, als derſelben eins. So denn GOtt
das Gras auf den Felde alſo kleidet, das
doch heute ſtehet, und morgen in den
Ofen geworfen wird, ſolte er das nicht
vielmehr euch thun?
B 4
[24]Die Herrligkeit und Vergaͤnglichkeit
Und
[25]der Blumen.
B 5Was
[26]Die Herrligkeit und Vergaͤnglichkeit
Thean-
[27]der Blumen.
fer brenent;
ziehn,
fliehn.
Glantz erquikket,
entzuͤkker.
Ernſt
[28]
Ernſt und Guͤte GOttes
im Donner.
Jn dem ſchwuͤlen Luͤfften krachet;
Schlag auf Schlag zum Wiederhall
Bruͤllender Getoͤſſe machet:
Wenn der Blitzen ſtrenger Dufft
Von der Morgenſeite brennet,
Siedend drauf nach Abend rennet;
So erſchuͤttert Berg und Klufft:
Baum und Straͤuche, Wald und Feld,
Scheint, als wuͤrde es zerſchellt.
Wenn des Himmels Veſten pochen,
Wird ein wolkenreicher Born
Jn getrennter Lufft zerbrochen:
Und das aufgezogne Naß,
Muß in einen ſanfften Regen,
Sich auf duͤrre Felder legen,
Daß das anfgekeimmte Gras
Und der Saaten duͤnne Flor,
Wachs aus ihren Schoos hervor.
Daß GOtt zwiſchen Zorn und Grimme,
Bey des Eifers Schwefelgus
Doch mit ſeiner Gnaden Stimme,
Ein erſchrocknes Hertz erfreut:
Daß wenn uns ſein Blitzen ſchrecket,
Er uns doch mit Fluͤgeln decket,
Und zu unſern Beſten dreut.
Glaubt ihr! dieſen wahren Grund,
So macht GOttes Guͤte kund.
Die
[29]
Die Groͤſſe GOttes
im Kleinen.
Und
[30]Die Groͤſſe GOttes
Und
[31]im Kleinen.
Drum
[32]Eine natuͤrliche und geiſtliche Betrachtung des Tod.
im Kleinen.
Eine natuͤrliche und geiſtliche
Betrachtung des Todes
bey dem Anblik eines Sterbenden.
Zieh ich deinen Vorhang weg,
So verwirret meine Seele
Deines Eingangs banges Steg:
Deiner Schwellen finſtre Klufft,
Zeiget mir die Aſchen Grufft
Und die ſchweren Leichen Steine,
Als die Foltern meiner Beine.
Wenn ich meiner Glieder Bau,
Seh in enge Bretter ſchrenken
Wenn ich mich im Geiſt beſchau
Als ein ausgedortes Gras
Steif, erfroren, bleich und blaß
Als ein Bild das jeden ſchrekket
Der mein Schaugeruͤſt aufdekket.
Wenn ſich Leib und Seele trent,
Wie
[33]bey dem Anblik eines Sterbenden.
Wie das Hertz aus Ohnmacht ſchlaͤget,
Und das Blut bald ſtarrt, bald rennt;
Wie die Bruſt mit Roͤcheln keicht,
Wie die Zung bald lallt bald ſchweigt;
Wie die Augen ſich verdrehen,
Und als ſehend, nicht mehr ſehen.
Uns die Reiſe Kleider ſchenkt;
Wenn die Spaͤne Muͤntz und Mittel
Womit man uns noch bedenkt:
Damit muͤſſen wir ſogleich
Jn das unterirdſche Reich,
Und was ſpeiſen wir vor Gaͤſte
Von dem ſchlechten Ueberreſte?
Wuͤrme, Maden mancher Art,
Sieht man an den Koͤrpern hangen
Die der Erden Schooß verwahrt:
Dieſe zern die Glieder loß,
Jene freſſen ſie denn blos,
Bis ſich der Gewimmel Zaͤhne,
Selbſten wagt an Brett und Spaͤne.
Schlingen Haut, Fleiſch, Nerven ein,
Und recht ſcheußlich ſind die Schlaͤuche
Darin ſie verſchlungen ſeyn:
Garſtig werden ſie zerkaͤut,
Stinkend wieder ausgeſtreut,
Bis zuletzt nach langen Raube,
Kopf und Bein noch wird zu Staube.
Erſter Theil. CAch!
[34]Eine natuͤrliche und geiſtl. Betracht. des Todes
Wenn man ſo von fern erblickt
Durch der Sterbgewoͤlbe Gitter,
Wie ein Menſche wird zerſtuͤckt:
Donner, Blitz, ja Krachen, Knall
Pulver, Bley und Schwefel Schwall
Kan gewiß kein groͤſſres Schrekken,
Als des Todes Nahm erwekken.
Wie der Geiſt unſterblich iſt,
Und das wiederum anziehet
Was vorher der Moder friſt;
So wird ſolche Kuͤmmerniß,
Die wie Galle Zucker ſuͤß:
Und ſo ſcheinet das Verzehren,
Uns im Glauben ein Verklaͤren.
Eh der neue Keimen bluͤht;
Und dies heiſt ja kein Verderben
Wenn er Krafft zum Wachsthum zieht?
Alſo wenn mans recht beſchaut
Wird man dadurch neu gebaut:
Drum kan ich was beſſres haben
Laß ich gerne mich begraben.
Die Spiegelblume.
Da
[35]Die Spiegelblume.
C 2Zur
[36]Die Spiegelblume.
ofnen Augen blind
Grund der Erde ſchmuͤkker
fers Glantz erblikket.
me Sonnenſchein
Andacht Brenn Glas ſein.
deine Zung entglimmen
Danklied anzuſtimmen.
Laß
[37]Das Buch der Natur.
Das Buch der Ratur.
Und ſeine Wunder volle Guͤte.
Wird dem betrachtenden Gemuͤthe,
Aus jedem Dinge gnug bekant:
Wenn nur des bloͤden Geiſtes Augen,
Das groſſe Buch zu leſen taugen,
Darin ſich GOtt auf jeden Blat,
Mit ſeiner Groͤß beſchrieben hat.
Beſteht aus zwo recht groſſen Theilen;
Der Himmel voller guͤldnen Zeilen;
Die Erde, was die in ſich haͤlt
Jn ihren unterſchiednen Reichen,
Jſt mit Capiteln zu vergleichen
Darin die Schrift theils bluͤht, theils lebt,
Und ihres Schoͤpfers Ruhm erhebt.
Sind nicht die blauen Himmelsbogen,
Mit Silberfarbe uͤberzogen
Und durchgeſtikt mit guͤldner Zier?
C 3Die
[38]Das Buch der Natur.
Die Sonn und Sternen ſind die Lettern
Auf blaulicht weiſſen Attlas Blaͤttern,
Und ſind ſo kuͤnſtlich ausgemahlt
Daß GOttes Groͤß aus ſolchen ſtrahlt.
Ein Buchſtab hat woll tauſend Meilen,
Wie gros iſt denn die Laͤng der Zeilen
Die Millionen uͤbertrift?
Wer hie wird Tag und Nacht ſtudieren,
Und durch ein Fernglas buchſtabiren
Der lieſt im Sternen A B C
Wie unermeßlich GOttes Hoͤh.
Des Himmels, kan ich nicht verſtehen,
Noch was man in dem tieffen Hoͤhen
Vor wundervolle Lehr antrift:
Das liegt an Dir, wilt du nur leſen,
Die Bilder von des Hoͤchſten Weſen;
Es ſteht geſchrieben hie und da,
Der uns gemacht heiſt Jehovah.
Der andre Theil von dieſem Buche,
Denn wenn ich allenthalben ſuche
Was es vor Lehren in ſich haͤlt;
So deucht mir, ich ſeh ſolche Zeichen,
Jn der Natur geſetzten Reichen,
Woraus ein andachtsvoll Gemuͤth
Lieſt GOttes Allmacht, Weisheit, Guͤt.
Jm Waſſerreiche abgeſpiegelt?
Wer
[39]Das Buch der Natur.
Wer iſts der Meer und Fluth verriegelt?
Wer laͤſt der Fiſche ſchuppigt Heer
Jn ſchnellen Fluͤſſen, ſtillen Seen,
Bei tauſenden in Trifften gehen?
Jſt es nicht GOtt und ſeine Macht,
Die auch die Fluth herfuͤr gebracht?
Des Pflantzen reiches gruͤne Seiten,
Was mag die Blumen Schrifft bedeuten
Die ſich uns ins Geſichte ſtellt?
Jſt nicht an Tannen, Fichten, Eichen
Am hoch und niedrigen Geſtraͤuchen
Zu leſen, daß der Zebaoth
Auch ſei ein wundervoller GOtt?
Das, wens in gruͤner Hofnung bluͤhet,
Wie ein beſchriebnes Blat ausſiehet,
Mit Aufmerkung den Andachts Blik:
So kan man aus den langen Halmen
Die Lettern ſind; recht ſchoͤne Pſalmen,
Bei buchſtabierenden Bemuͤhn,
Zu GOttes Ruhm zuſammen ziehn.
Ein Lautbuchſtab zu GOttes Ehren,
Da all uns ſeine Groͤſſe lehren
Jn dieſem Buche der Natur:
Nun denke Menſch! wie viele Blaͤtter,
Sind nicht darin, und eine Letter,
Schlieſt ſo viel Warheits Lehren ein,
Wie herrlich muß das Buch nicht ſeyn?
C 4Und
[40]Das Buch der Offenbahrung
Und allen die der Seelen Gaben,
Verſtand und Wolln empfangen haben,
Dem legt es dieſe Warheit fuͤr:
Ein jeder Menſch ſoll hierin leſen,
Um zu erkennen GOttes Weſen,
Wer dieſes laͤſt voruͤber gehn,
Der iſt nicht werth dies Buch zu ſehn.
Das
Buch der Offenbahrung
Die
Heilige Schrifft
Pſ. CXIX. 105.
Dein Wort iſt meines Fuſſes Leuchte und
ein Licht auf meinen Wegen.
Licht fuͤr dem verirrten Sinn!
Deine Schoͤnheit zu erzaͤhlen,
Aller Blinden Fuͤhrerin,
Deine Goͤttlichkeit zu ſehen
Will ich mir jetzt unterſtehen,
Weil mein Hertz voll Ehrfurcht brennt,
Da es deine Kraft erkennt!
Alle
[41]die Heilige Schrifft.
Die der Menſchen Witz gemacht,
Und die noch erſonnen werden,
Sind bei dir, wie nichts geacht;
Wenn man dich nicht koͤnte leſen,
Kennte man nicht GOttes Weſen
Weil uns die Natur verſchweigt,
Was die Offenbahrung zeigt.
Was GOtt iſt, und was wir ſind,
Wie wir ſollen zu ihm kehren,
Da wir ſo verſtokt und blind:
Darum hat uns GOtt gegeben,
Licht und Anweiſung zum Leben
Weil man auf der Jrrebahn,
Selbſt den Weg nicht finden kan.
Was auf dieſen Blaͤttern ſteht,
Sind von GOttes Geiſt getrieben;
Was aus ihren Munde geht,
Hat die Warheit ſelbſt beſiegelt,
Und mit ſolchen Schutz verriegelt,
Daß kein Tuͤttel noch verletzt,
Der durch ſie iſt aufgeſetzt.
Welche Moſes treue Hand,
Nach dem goͤttlichen Berichte,
Machet ſeinen Bolk bekant:
Was er von den Schoͤpfungs Werken,
Muß geoffenbahrt bemerken,
C 5Zeigt
[42]Das Buch der Offenbahrung
Zeigt in ſeiner Woͤrter Pracht,
Eines groſſen Schoͤpfers Macht.
Machen ihn zum GOttes Mann;
Alles muß dem Volke weichen,
Wo er geht als Haupt voran:
Und vor ſeinen Stab und Plagen,
Muß ein ſtolzer Koͤnig zagen:
Meer und Fluth theilt ſeine Spur,
Vor ihm, wieder die Natur.
Der durch ihn Egypten ſchrekt;
Und der ſiegende Bezwinger,
Hat uns die Geſchicht entdekt:
Fuͤhret er nun GOttes Heere,
So hat er auch GOttes Lehre;
Als ein wahrer GOttes Knecht,
Schreibt er goͤttlich Licht und Recht.
Sind in alten Teſtament,
Durch Propheten aufgehoben,
Die man GOttes Boten nennt:
Kuͤnfftige Begebenheiten,
Gluͤck und Ungluͤck, Fried und Streiten,
Wird durch dieſer Lehrer Mund,
Lange Jahr vorhero kund.
Was des Hoͤchſten Rath beſchlieſt?
Er hats offenbahren muͤſſen,
Was man davon ſchrifftlich lieſt:
Denn
[43]die Heilige Schrifft.
Denn die alten Weiſſagungen,
Die ſehr fremd den Ohren klungen,
Gehen zur Erfuͤllung ein,
Solten die nicht goͤttlich ſein?
Seh man auf das Heil der Welt
Vor dem wir die Knie beugen,
Wie wird er da fuͤrgeſtellt?
Als ein Koͤnig der geringe,
Als ein Held der Wunder-Dinge
Jn der Juden Lande thut,
Als ein Sieger der voll Blut.
Von gepeitſchten Narben prangt,
Der mit Naͤgeln und mit Strikken
Am verfluchten Holtze hangt:
Der da ſtirbt und wieder lebet,
Und ſich in den Himmel hebet,
Als des Allerhoͤchſten Sohn,
Zu der Gottheit lichten Thron.
Die dem Heiland abgemahlt;
Jſt ſo aͤhnlich JEſus Bilde,
Daß daraus was Goͤttlichs ſtrahlt:
Wenn dies Sinn und Geiſt erwegen,
Muß ſich aller Zweifel legen,
Ja! das Hertze wird geruͤhrt,
Wenn es dieſe Warheit ſpuͤrt.
Als der Warheit Firmament,
Steht
[44]Das Buch der Offenbahrung
Steht die Schrifft im neuen Bunde,
Die, wie eine Leuchte brennt:
Taube, Stumme, Lahme, Blinde
Hoͤren, ſprechen, gehn geſchwinde
Und erblikken Tag und Licht,
Wenn ein Bote CHriſti ſpricht.
Das beſchnittne Judenthum,
Heiden, Tuͤrken, Gottsveraͤchter,
Die das Evangelium
Mit erboßten Sinn beſtuͤrmen,
Muͤſſen es dadurch beſchirmen,
Daß durch ihre Raſerei,
Dies Buch nicht vertilget ſei.
Die ihr eure Spoͤtter Zunfft,
Macht zu kluge Obermeiſter
Einer ſpizzigen Vernunft;
Richtet ob die heilgen Lehren,
Euch nicht den Verſtand vermehren;
Ob euch nicht die Schrifft gezeigt,
Was nicht die Vernunft erreicht?
Ueberſteigt offt den Verſtand;
Doch wenn man dabei erweget,
Ob uns ſonſt nicht unbekant?
Wie gar enge ſonſt die Schranken
Aller menſchlichen Gedanken,
O! ſo ſpuͤr ich GOttes Geiſt
Der verborgnes klar aufſchleuſt.
Und
[45]die Heilige Schrifft.
Sind recht weiſe, nuͤtzlich, klar,
Boͤſes wird dadurch beſtritten,
Sie verriegeln die Gefahr
Welche Suͤnd und Laſter dreuen,
Daß wir uns vor ſolche ſcheuen,
Und eroͤfnen uns die Bahn,
Da man gluͤcklich wandeln kan.
Die blos die Natur verklaͤrt;
Weil ſie das zu ſehen taugen,
Womit JEſus uns beſchwert
Sei ein Joch das reitzend ſchoͤne,
Und zuletzt den Kampf bekroͤne,
Welches Weiſen Sittenſchrifft
Jſt die dieſe uͤbertrifft?
Daran man nur himmliſch ſpuͤrt,
Das uns von dem Erdgewimmel
Zu vollkomnen Geiſtern fuͤhrt;
Jſt das goͤttlich das uns lehret
Und zum Thun die Krafft beſcheret?
O! ſo hat auch JEſus Lehr,
Von GOtt ihren Urſprung her.
Schmelzend durch das Eiſen fliegt,
Wie ſein Feur die haͤrtſte Schale
Eines feſten Baums beſiegt;
Wie ein Schwerdt, das doppelt ſtreichet,
Weder Mark noch Beinen weichet:
Alſo
[46]Das Buch der Offenbahrung
Alſo dringt dies GOttes Wort,
Auch durch jeden harten Ort.
Wenn ſie ſeine Kraft gefuͤhlt;
Wie iſt Chriſti Reich vergroͤſſert
Da wo man vorher gewuͤhlt
Jn den tiefſten Laſterpfuͤtzen?
Solte denn das Wort nicht nuͤtzen,
Das ſo bald ins Hertze dringt,
Und die ſchoͤnſten Fruͤchte bringt?
Hertzen die verſtokt, verſteint,
Und ſo bald es durchgebiſſen,
Sieht man wie der Suͤnder weint:
Dieſer Schmertz zieht ihn zuruͤkke
Von dem Fallbrett, aus dem Strikke
Und er tritt auf andre Bahn,
Als er ſonſt vorher gethan.
Die des Hoͤchſten Wort erregt,
Wenn man wie entſteht die Plage
Solcher inren Biſſe fraͤgt?
Kan man ja nicht anders denken,
GOtt muß dieſes Wort ſo lenken;
GOttes Geiſt wirkt durch dies Buch,
Dieſen innerlichen Fluch.
Das euch quaͤlt, verfuͤhrt, verdirbt,
Und vom ewgen Wurm erloͤſen,
Der mit ſeiner Qual nicht ſtirbt:
Da
[47]die Heilige Schrifft.
Da ſind Mittel, Lebenskraͤffte,
Nehmt zum heiligen Geſchaͤffte
Dieſen Nutzen woll in acht,
Den uns GOttes Wort gebracht.
Dient der Offenbahrung Schatz:
Sondern menſchlichen Geſchoͤpfen,
Allen, auf dem Erden Platz:
Einfalt und die hohen Sinnen
Finden ihren Theil darinnen;
Jeden ſchreibt es klaͤrlich fuͤr,
Seinen Weg zur Himmels Thuͤr.
Bei des Fleiſches Wiederſtreit,
Eurer Traͤgheit Ueberwinder,
Sucht hier eure Seligkeit,
Nuͤtzet dieſes Geiſtes Gaben,
Die das Herz mit Manna laben:
Denn was ein Gemuͤth begehrt,
Wird ihm durch die Schrifft gewaͤhrt.
Wie ein Hiob, Lazarus;
Muß er ſich in Thraͤnen waſchen,
Bey geplagten Ueberdrus:
Hier iſt eine Balſamsquelle,
Wieder alle Leidens Faͤlle,
Balſam von des Hoͤchſten Gnad,
Beſſer, als aus Gilead.
Wenn der Kad und Oelkrug leer,
Und
[48]Das Buch der Offenbahrung.
Und vermehrt ſich alle Morgen,
Dieſes Kummers freſſend Heer:
GOttes Vorſichts Wunderwerke
Stehen hier zum Augenmerke,
Dieſe machen Zuverſicht,
Daß er unſer Brod ſchon bricht.
Das da iſt wie Meeres Sand,
Was dem Menſchen koͤnne fehlen,
Was dem Schoͤpfer nur bekant?
Dieſe ungezaͤhlten Schmertzen,
Dieſe Foltern banger Hertzen,
Werden durch Gedult verſuͤßt,
Wenn man GOttes Ausſpruch ließt.
Sucht man nicht die Artzenei,
Die vor aller Krankheit Stoͤhnen
Ein gewiſſes Mittel ſei:
Jn dem Waͤldern, Thaͤlern, Gruͤnden,
Jſt ſie noch nicht zu erfinden,
Und die wuͤrkende Natur,
Zeigt hiezu noch keine Spur.
Leiden ſein die im Gemuͤth;
So viel iſt das Mittel beſſer,
Das des Allerhoͤchſten Guͤt,
Wieder dieſe angewieſen:
Drum ſei er dafuͤr geprieſen,
Daß er uns das Buch beſchert,
Das die beſte Weisheit lehrt.
Na-
[49]
Ratur und Schrifft.
Bibel liegen.
‘† Joh. IV. 12. 13. 14.’ ()
Die Gluͤkſeligkeit eines zufrie-
denen Geiſtes.
Bey dem Leſen des Wallſpruches
Heinrich Wottons
eines Engliſchen Gelehrten:
Die
Seele wird durch die Ruhe gelehrter
erwogen.
Heiſt bei mir den Himmel ſehen
Und ſo wie es GOtt gefaͤllt
Seines Lebens Gluͤksrad drehen;
Erſter Theil. DStets
[50]Die Gluͤkſeeligkeit
Stets vergnuͤgt und froͤlig ſein
Jſt der Wallſpruch meines Hertzen;
Wenn mich Klippen, Stoß und Stein,
Gleich mit tauſend Unfall Schmertzen,
Lachet doch mein froher Sinn,
Weil ich ſtets zufrieden bin.
Der Begierden Folterbaͤnke,
Das was ſonſten Unruh heiſt
Machet nicht, daß ich mich kraͤnke:
Denn mein Hertz gleicht einer See,
Wo die ſtarken Wirbel Wellen,
Wo Verdrus, wo Angſt und Weh
Niemahls aus dem Ufern ſchwellen,
Jch empfinde allezeit
Ruhige Gelaſſenheit.
Meiner Nahrung Till und Kuͤmmel,
Das auf meinen Tiſche liegt,
Schmekt wie Manna das vom Himmel:
Denn mein Mund begehrt nichts mehr,
Zur Erquikung matter Glieder,
Und ſo offt mein Magen leer,
Gebe mir GOtt dieſes wieder;
Wenn der Leib das Brod nur hat,
So iſt mein Gemuͤthe ſatt.
Menſchen! ſchnode Erdenwuͤrmer,
Stekt das Ziel der Neigung weit,
Bauet Babilonſche Thuͤrmer;
Gei-
[51]eines zufriedenen Geiſtes.
Geitzet, wuͤhlet Tag und Nacht,
Sucht des Croͤſus guͤldne Schaͤtze:
Mein Verſtand der dies bedacht,
Flieht des Reichthums guͤldne Netze;
Denn der Silber Muͤntzen Zahl,
Giebt zur Zinſe Sorg und Qual.
Auch bei ausgeleerten Sekkel,
Hat mein Sinn ſich was erwaͤhlt;
So wirds alſo bald zum Ekel
Weil ich es nicht haben kann:
Denn wenn ich nichts hier beſitze,
Bin ich doch am beſten dran,
Weil es mir denn auch nicht nuͤtze:
Und der Erden Eitelkeit,
Schaffet nicht Zufriedenheit.
Nach dem hoͤchſten Ehren Zinnen;
Jch weis die Veraͤnderung
Kuͤtzelt nur die aͤuſren Sinnen:
Deſto hoͤher einer ſteht,
Deſto tiefer kann er ſinken
Und muß wie das Schikſahl geht,
Als ein Gluͤkkes Kruͤppel hinken:
Die zufriedne Niedrigkeit,
Lebt in froher Sicherheit.
Trachtet nur nach wahren Kernen;
Und bemuͤht ſich von der Frucht
Die vergifftet zu entfernen,
D 2Es
[52]Gedanken uͤber das Blut
Es verachtet alle Welt,
Die mit Gluͤkkes Guͤtern pranget,
Weil man nicht durch Ehr und Geld
Zur Zufriedenheit gelanget:
Da doch ein zufriedner Muth,
Unſer Seelen beſtes Gut.
Gedanken uͤber das Blut
bei dem Aderlaſſen.
Du
[53]beym Aderlaſſen.
Die beneidete Tugend
an einer beflekten Lillie betrachtet.
Jſt ein tugendhaft Gemuͤthe
Und deſſelben wahrer Ruhm
Macht ein adliches Gebluͤte:
Tugend iſt des Himmels Kind
Und mit Liljen Schmuk bekleidet
Woran keine Flekken ſind,
Weil ſie ſolchen Schmutz nicht leidet.
D 3Tu-
[54]Die beneidete Tugend
Das mit reinen Strahlen glaͤntzet
Und ſich wie ein Sonnenlicht,
Mit dem eignen Schimmer kraͤntzet;
Laſter haben auch zwar Schein,
Aber der von auſſen ſtrahlet
Und wie ein unechter Stein
Mit erborgten Farben prahlet.
Weil ſie iſt die Tracht der Goͤtter,
Und ein ſolches Unſchulds Kleid,
Findet ſtets auf Erden Spoͤtter:
Auf der reinen Liljen Putz,
Sezzen ſich Geſchmeis und Fliegen,
Damit ſie von ihren Schmutz,
Moͤgen ſchwartze Flekken kriegen.
Wenn die Neiderſchlangen ziſchen,
Und den Gift mit falſchen Schwur,
An ihr rein Gewand abwiſchen.
Zeigt man an ihr wo ein Mahl,
Hat die Sonne ſelbſt doch Flekken,
Solches kan ein Schoͤnheits Strahl,
Tauſendfacher Zier bedekken.
Das den harten Klippen gleichet
Das vor keiner Loͤwen Wuth,
Noch vor Fuͤchſe Argliſt weichet;
Himmel, ſpricht ſie ſchadts dem Mond
Wenn ihn Mops und Staps anbellen,
Nei-
[55]Die Weißheit GOttes
Neider ſind es ſo gewohnt,
Jch will mich zufrieden ſtellen.
Die Weisheit GOttes
welche aus dem mannigfaltigen Ueber-
ſetzungen der Biebel hervorleuchtet.
(Pſ. XIX. 4. 5.)
‘Es iſt keine Sprache noch Rede, da man
nicht ihre Stimme hoͤre. Jhre Schnur
gehet aus in alle Lande, und ihre Rede
an der Welt Ende.’
D 4Ge-
[56]Die Weisheit GOttes
Die
[57]Die Weisheit GOttes.
D 5Jſt
[58]Die Weisheit GOttes
Die
[59]
Die Allmacht, Weisheit und
Guͤte GOttes
bey der Einrichtung der vier Jahrzeiten.
Nach
[60]Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes
Als
[61]bey der Einrichtung der vier Jahrszeiten.
Die
[62]Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes
Da
[63]bey der Einrichtung der vier Jahrs Zeiten.
Und
[64]Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes
Als-
[65]bey der Einrichtung der vier Jahrs Zeiten.
Erſter Theil. EBis
[66]Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes.
Tol-
[67]bey der Einrichtung der vier Jahrszeiten.
Gedanken uͤber die Liebhaber
ſchoͤner Blumen.
Hat der Blumen Lieblichkeit
Viele Freunde ſich vermaͤhlet,
Die mit Kunſt verbundnen Fleis,
Schoͤner Fruͤhlings Kinder Preis
Sich zur Augen-Luſt erwaͤhlet,
E 2Und
[68]Gedanken uͤber die Liebhaber ſchoͤner Blumen.
Und noch taͤglich ſich bemuͤhen,
Sie noch ſchoͤner zu erziehen.
Die aus denen Blumen lacht,
Und auf denen Blaͤttern bluͤhet;
Wer derſelben Mannigfalt,
Nette Miſchung und Geſtalt,
Mit bemerkten Augen ſiehet,
Deſſen ſo gereitzte Sinnen,
Muͤſſen Blumen lieb gewinnen.
Die der Blumen Kenner Bruſt,
Zu der Liebe angezuͤndet,
Es iſt blos ein Sinnen Spiel,
Dabei ſelbſt das Herz nicht viel,
Von der Blumen Werth empfindet:
Denn bei einem wahren Lieben,
Muß ſich der Verſtand auch uͤben.
Und nach ihren Meiſter fraͤgt,
Deſſen Finger ſie gebildet;
Wer wie ſie entſtehn, betracht
Und wie ſie die weiſe Macht,
Mit der Farben Schmuk geſchildet
Forſcht, der kan mit ſeinen Angen,
Anmuth aus den Blumen ſaugen.
Stellt den Glanz des Schoͤpfers fuͤr,
Und dabei die Kunſt bedenket,
Wie er ihren duͤnnen Saft,
Zu
[69]Gedanken uͤber die Liebhaber ſchoͤner Blumen.
Zu der Farben Schoͤnheit ſchaft
Und durch ihre Roͤhren lenket,
Der empfindet erſt die Triebe,
Einer wahren Blumen Liebe.
Sich um GOttes Preis bemuͤht;
Und in denen Meiſterſtuͤkken,
Der bewundernden Natur,
Sucht des groſſen Schoͤpfers Spur,
Macht und Weisheit zu erblikken:
Der kan aus den Blumen Toͤpfen,
Erſt ein ſuͤß Ergoͤtzen ſchoͤpfen.
Der in friſchen Blumen ſtekt,
Dadurch ſein Gehirne ſtaͤrket,
Und dabei wie dieſer Duft,
Durch die Erde, durch die Luft
Jn die Blaͤtter ſteigt, bemerket,
Der kann erſt beim Blumen pfluͤkken,
Geiſt und Sinn zugleich erquikken.
Und dabei nichts weiter denkt,
Sucht ein kindiſches Vergnuͤgen;
Weil ſie wie die Kinder nur
Mit der ſchoͤnen Kreatur,
Und mit ihren Bildungs Zuͤgen
Ohne wahre Luſt zu fuͤhlen,
Als mit bunten Tokken ſpielen.
Das
[70]
Die kuͤnſtlichen Laub-Blaͤtter.
Um
[71]Die kuͤnſtlichen Laubblaͤtter.
E 4Das
[72]Die kuͤnſtlichen Laubblaͤtter.
Welch
[73]Die kuͤnſtlichen Laubblaͤtter.
E 5Als-
[74]Die kuͤnſtlichen Laubblaͤtter.
Lie-
[75]Die kuͤnſtlichen Laubblaͤtter.
in den Auen
Weisheit ſchauen.
euch lieblich ſchmekt,
ſten Guͤt erwekt
[76]Der Menſch.
bezeuget hoͤren.
nen Gipfel ſingt,
Kehle zwingt,
nicht gaͤnzlich fehlen
Macht erzaͤhlen.
Der Menſch.
Das
[77]Der Menſch.
Hie
[78]Der Menſch.
Nochmahlige Betrachtung
Ueber die Tulpen.
zum Ruhm des Schoͤpfers.
Sehen euch als Koͤniginnen,
Aller ſchoͤnen Blumen an,
Dran ein Andachts voll Gemuͤthe
GOttes Weisheit, Macht und Guͤte,
Allenthalben leſen kann:
Koͤnt ich euren Herrligkeiten,
Nur ein wuͤrdig Lied bereiten.
Fruͤh-
[79]Nochmahlige Betrachtung uͤber die Tulpen.
Wie koͤnt ihr die Gaͤrten kroͤnen,
Wenn ihr mit der Farben Pracht,
Die ſich recht bei euch vereinet,
Ueber alle Blumen ſcheinet:
Jhr habt ſie beſchaͤmt gemacht,
Weil ihr als die Sonne funkelt,
Die der Sternen Glanz verdunkelt.
Weil der Blaͤtter lieblichs Flammen
Nur mit Himmels Farben ſtrahlt?
Nein! ihr Tulpen ſeid nicht minder,
Wie die andern Erden Kinder,
Die doch nicht ſo ſchoͤn gemahlt;
Aus dem ſchwarzen Schoos der Erden,
Muͤßt ihr auch gebohren werden.
Jſts der eure Angeſichter
Mit der Farben Schoͤnheit ziert:
Deſſen Allmachts Wort: Es werde
Machet daß die ſchwarze Erde,
Solche Kinderchen gebiehrt
Die durch ihr gereitztes Bluͤhen,
Tauſend Augen an ſich ziehen.
Uns zur frohen Augen-Weide,
Zum Beweisthum ſeiner Macht
Aus den erſt erſchafnen Saamen,
Bis hernach die Zwiebeln kamen,
Wunderbahr herfuͤrgebracht;
Der
[80]Nochmahlige Betrachtung uͤber die Tulpen
Der iſts, der ſie kuͤnſtlich bildet,
Faͤrbt, verſilbert, uͤberguͤldet.
Kan man auch der Weisheits Spuren
An dem Tulipanen ſehn:
Wer nur auf die Wurzeln achtet,
Und der Zwiebeln Haut betrachtet,
Wie die Stengel ſich erhoͤhn,
Der kan von den weiſen Weſen,
Manche Weisheits Probe leſen.
Die den Griffel in ſich heget,
Der ſich in die Hoͤhe zieht;
Wer die Faͤdgen und die Koͤpfe
Samt der Blaͤtter Kunſt Geſchoͤpfe
Mit dem Samen Haus beſieht;
Muß Bewundrungs voll geſtehen,
Daß es weislich auserſehen.
Wollen wir uns nicht verweilen;
Obgleich alle wunderſchoͤn,
Laßt uns auf der Blaͤtter Kuͤnſte,
Auf ihr woll bemahlt Geſpinſte,
Ein betrachtend Auge drehn:
Weil dergleichen Schildereien,
Durch das Aug das Herz erfreuen.
Wenn ein Heer von Tulpen bluͤhet,
De-
[81]zum Ruhm des Schoͤpfers.
Deren bunte Schoͤnheits-Tracht,
Auf dem weis gelb rothen Kleide,
Einer fein gewirkten Seide,
Jede Farbe ſchoͤner macht.
Sieht man hier nicht zum Vergnuͤgen,
Anmuth, Kunſt beiſammen liegen?
Wie ſie die Natur geſprenget
Nach der unterſchiednen Art:
So laͤſts ſchoͤn, wenn auf dem Beete
Attlas weis und Purpurroͤthe,
Himmel blau und gruͤn gepaart,
Wenn ſich Blau und Gelb vereinen,
Und durch Gold und Silber ſcheinen.
Daß ſich aller Farben Menge
An den Tulpen abgedruͤkt:
Da die hier mit guͤldnen Rande
Jene dort mit Silber Bande
Eingefaßt und ausgeſchmuͤkt,
Und gleich wie ein Regenbogen,
Geflammt, ſchattirt, uͤberzogen.
Mit dem Blikken guͤldner Wonne,
Auf ein buntes Tulpenfeld:
So ſcheints daß ihr Luſtgefilde,
Uns gleichſam auf Erden bilde,
Ein beſtirntes Himmels Zelt;
Weil wir auf den bunten Auen,
Alle Himmels Farben ſchauen.
Erſter Theil. FBald
[82]Nochmahlige Betrachtung uͤber die Tulpen.
Seh man recht ein Feurwerk gluͤhen,
Das zu GOttes Ehren brennt:
Da der Tulpen Blaͤtter Spizzen
Guͤldene Figuren ſprizzen.
Wer die Feuer Lettern kennt,
Die aus denen Farben ſtammen,
Sieht des Schoͤpfers Nahmen flammen.
Daß ihr immer bluͤht und gruͤnet,
Wegen eurer Herrlichkeit:
Doch wenn ihr kaum angefangen,
Jn gezierten Schmuk zu prangen
Zeigt ihr eure Eitelkeit:
Da ihr heute herrlich bluͤhet,
Morgen welkt und von uns ziehet.
Pfleget man euch zu benennen,
Wie es unſern Sinn gefaͤllt:
Man benahmt euch nach den Prinzen,
Nach den Damen, nach Provinzen,
Nach den Helden dieſer Welt:
Und ſo oft ich dieſes hoͤre,
Giebet es mir dieſe Lehre.
So wie Koͤnig, Koͤniginnen,
Jn dem Tulpen Reich vergehn;
Wie wir die, die hohe Nahmen,
Oder niedrige bekamen,
Mit einander welken ſehn:
So
[83]Die rothen Roſen.
So geſchichts an Arm und Reichen,
Was gelehrt, ſchoͤn; all erbleichen.
Die rothen Roſen.
Nicht mit einer bunten Pracht,
Die aus denen Tulpen lacht
Unſer Auge koͤnt liebkoſen:
So macht doch eur Purpur Kleid,
Angebohrner Herrlichkeit,
Daß wir euch als Koͤniginnen,
Schoͤner Blumen lieb gewinnen.
Noch der ganze Goͤtter Rath,
Wie der Heiden Fabel hat,
Als ein Meiſterſtuͤk gebohren;
Eines Hoͤchſten weiſe Macht,
Hat euch nur herfuͤrgebracht:
Die laͤſt aus bedornten Zweigen,
Eure Purpur Blaͤtter ſteigen.
Die durch ihr erquikkend Gruͤn,
Bei der Sonnen feurig Gluͤhn
Unſer mattes Aug erfriſchen,
Oefnet eurer Knospen Rund,
Jhren rothgefaͤrbten Mund,
F 2Wor-
[84]Die rothen Roſen.
Woraus denn in unſre Naſen,
Friſche Balſamsduͤfte blaſen.
Wenn die fruͤhe Morgenszeit
Die gethauten Perlen ſtreut;
Oder wenn bei naſſen Wetter,
Eurer Farben rothe Glut,
Durch der Tropfen Silberfluth
Mit vermiſchten Glanze ſtrahlet,
Und daran Rubinen mahlet.
Und der Augen hellen Blik,
Von den aͤuſren Rand zuruͤk,
Jn der Roſen Hoͤle drehen:
So wird uns ein gelblicht Rund,
Zart geformter Koͤrner kund,
Die gleich kleinen Edelſteinen,
Auf der Roſen Purpur ſcheinen.
Als der Roſen Kinder Schaar,
Wird man mit der Zeit gewahr,
Wenn ſie durch die ofnen Rizzen,
Jhren rothen Kopf erhoͤhn;
Und dan gleichſam auferſtehn,
Wenn die andern im Verbluͤhen,
Welkend ihren Schmuk ausziehen.
Ohne auf die weiſe Macht,
Die die Roſen ausgedacht,
Einen Andachts Blik zu lenken?
Groſ-
[85]Die rothen Roſen.
Groſſer Schoͤpfer! deine Guͤt
Strahlt auch in der Roſen Bluͤt,
Die uns aus den Dornenſtraͤuchen,
Mancherlei Erquikkung reichen.
Vom Gewohnheits Schlaf befreit,
Mit erwachter Munterkeit
Bei dem Roſenſtok erſchienen:
Alsdenn legte ſeine Zier,
Uns des Schoͤpfers Schoͤnheit fuͤr;
Alsdenn wuͤrden unſre Augen,
Honig aus den Blaͤttern ſaugen.
So wie das Gehirn erfuͤllt,
Von der Guͤte die da quillt,
Aus der Roſen Balſams Hoͤle;
Alsdenn wuͤrd uns jedes Blat,
Das die Roſe an ſich hat,
Als ein Bild von unſern Leben,
Taͤglich vor den Augen ſchweben.
So iſt doch das Herzeleid,
Allemahl bei Luſtbarkeit
Wie die Dornen bei den Roſen:
Doch an einen Roſenſtrauch
Nuͤzzen ſcharfe Stachel auch:
So muß ebenfals das Leiden,
Nuͤzlich ſein bei unſern Freuden.
F 3Wie
[86]
Wie ſich die meiſten Menſchen
GOtt vorſtellen.
Da-
[87]GOtt vorſtellen.
F 4So
[89[88]]Wie ſich die meiſten Menſchen GOtt vorſtellen.
Die
[90[89]]
Die
wollriechenden Nachtviolen.
Ob ihr gleich noch ſo verholen
Hinter euren Buͤſchen liegt:
So erfuͤllen eure Duͤfte,
Dennoch die erfriſchten Luͤfte,
Die der ſtille Abend wiegt
Daß der Hauch aus eurer Blume,
Mich bewegt zu GOttes Ruhme.
Andre Blumen ſind viel netter,
Mit der bunt geſchmuͤkten Pracht;
Dafuͤr muͤßt ihr euch verkriechen:
Aber eurer Duͤnſte Riechen,
Das ambrirt die ſtille Nacht:
Und ihr koͤnt in unſre Naſen,
Uns recht Lebens Balſam blaſen.
Was haſt du vor Lebens Geiſter
Jn dies Bluͤmgen eingeſenkt,
Wenn mich dieſe ſuͤſſe Gaben,
Bei den ſtillen Abend laben,
Wird mein Herz zu dir gelenkt,
Durch dies holde Othem ziehen,
Dir ein Opfer an zu gluͤhen.
F 5HErr!
[91[90]]Die wollriechenden Nachtviolen.
Deine Segensquelle quillet,
Faſt in jeder Kreatur;
Durch der Sinnen aͤuſre Roͤhren,
Koͤnnen wir ſtets ſehn und hoͤren
Jn dem Reiche der Natur,
Was vor ſinnliche Vergnuͤgen,
Jm Geſchoͤpf verborgen liegen.
Als des lichten Tages Freude
Von dem Flor der Nacht bedekt;
Und die ſchwarzen Dunkelheiten,
Ueber alles Schatten breiten,
Was uns eine Luſt erwekt:
Alsdenn laͤſt du auf den Auen,
Uns noch ſuͤſſen Balſam thauen.
Jn der Blumen friſchen Bluͤte
Jhre groſſe Wundermacht:
Bei den hellen Sonnen Lichte,
Strahlet ſie uns ins Geſichte;
Bei der Demmrung ſtiller Nacht,
Wenn die finſtren Schatten rauchen,
Fuͤhlen wir ihr ſuͤſſes Hauchen.
Das Gehirne zu erfriſchen
Ein erquikkend Rauchen flammt;
O! ſo wuͤnſcht ich alle Seelen
Moͤchten auch damit vermaͤhlen,
Was aus reinen Herzen ſtammt:
Daß
[92[91]]Die wollriechenden Nachtviolen.
Daß ſie dir, bei ſtillen Naͤchten,
GOtt ein Andachtsopfer braͤchten.
Da du dieſe Blum erleſen
Woraus ſo viel ſuͤſſes quilt,
Haſt du nicht damit vereinet,
Was uns in die Augen ſcheinet:
Daran ſehen wir ein Bild
Derer, die Verſtandes Gaben,
Ohne Leibes Schoͤnheit haben.
Dich als weiſen GOtt zu ehren
Treibt uns jede Sache an,
Es ſind keine Kreaturen,
Dran man nicht der Guͤte Spuren,
Jhres Schoͤpfers leſen kan:
Moͤchten nur der Menſchen Augen,
Dieſe recht zu ſehen taugen!
Nachtviolen und noch lernen,
Was ihr mir ſo klaͤrlich lehrt:
Kann ich nicht mit Schoͤnheit prangen,
Noch zu Reichthums Gold gelangen,
Wornach man die Augen kehrt:
So ſoll doch mein ehrlich Leben,
Gut Geruͤchte von ſich geben.
Die
[93[92]]
Die ſchoͤne Nelkenflor.
An
[94[93]]Die ſchoͤne Nelkenflor.
Die
[95[94]]Die ſchoͤne Nelkenflor.
Man
[96[95]]Die ſchoͤne Nelkenflor.
Als
[97[96]]Die ſchoͤne Nelkenflor.
Die der Fruͤhling uns gebohren
Zeigen uns durch ihre Pracht
Daß du ihren Schmuk gemacht:
Und die ſchoͤne Nelken Bluͤthe,
Weißt uns Sproſſen deiner Guͤte
Die mit bunter Herrlichkeit,
Unſer Aug und Herz erfreut.
Muͤſſen Nelken lieb gewinnen;
Weil ſich in jedweder Art
Farbe und Geruch verpaart:
Beides laͤſt du Schoͤpfer! quillen
Aug und das Gehirn zu fuͤllen:
Daß das Riechen und das Sehn,
Uns beweg dich zu erhoͤhn.
Suchet nur uns zu vergnuͤgen
Durch die liebliche Figur,
Dieſer ſchoͤnen Kreatur:
Ach! laß mich dies woll ermeſſen,
Und die Pflichten nicht vergeſſen,
Die
[97]Die ſchoͤne Nelkenflor.
Die ich dir mit regen Sinn
Dafuͤr immer ſchuldig bin.
Meine heiſſen Andachts Triebe,
Und die flammende Begier,
Bringt ſich ſelbſt zum Opfer hier:
Kann dir meiner Zunge lallen,
Die dich ruͤhmt dabei gefallen;
So ſoll Herz und Mund allein,
Kuͤnftig dir gewidmet ſein.
Die beantwortete Frage:
Wer biſt du?
GDrum
[98]Engels Zungen ohne einen engliſchen Sinn.
Engels Zungen ohne einen eng-
liſchen Sinn.
[99]
Die bebluͤmten Wieſen
bei angenehmen Sonnenſchein.
Einer holden Fruͤhlings Zeit
Kann man recht die Herrlichkeit,
Des geſtirnten Himmels ſchauen:
Jenes Firmaments Saphir,
Glaͤnzet dort in blauer Zier:
Wenn ſich mit ſmaragdnen Strahlen,
Hie die Wieſen uͤbermahlen.
Des entfernten Himmels ſieht,
Wenn das Heer der Sternen gluͤht,
Bei der untergangnen Sonne.
Hie macht ſich auf blauen Grund,
Funkelnd Gold in Strahlen kund:
Wenn ſich an den weiſſen Seiten,
Silberne Geſtirn ausbreiten.
Die mit Blumen ſind beſaͤt
Die theils niedrig, theils erhoͤht,
Lichte Sonnenſtrahlen brechen,
Alsdenn duͤnkt der Blumen Schein,
Uns ein Sternen Heer zu ſein:
Weil derſelben helle Spizzen
Wie verguͤldte Sternen blizzen.
G 2Jſt
[100]Die bebluͤmten Wieſen
Daß ein Theil von Sternen Heer
Als Mars, Venus, Jupiter
Wie bewohnte Erden ſcheinen:
So iſt jenes Sternen Land
Unſrer Erden anverwandt.
Und ſo kann ein Bild der Erden,
Dorten auch gefunden werden.
Das beſtirnte Himmels Zelt,
Auch auf dieſer Unterwelt,
Uns vor unſre Augen legen:
Und der Wieſen bunte Flor
Stellet uns recht deutlich vor,
An der Blumen hell Gewimmel,
Auf der Erd den Sternen Himmel.
Jenes Luftreviers erwegt,
Der muß daß er ſey geregt,
Durch entzuͤkte Luſt geſtehen:
Zieht man den gereitzten Blik
Auf ein tiefes Thal zuruͤk:
So iſt in bebluͤmten Auen,
Gleiche Anmuth anzuſchauen.
Voͤgel die mit hellen Klang,
Zwitſchern ihren Luſtgeſang:
So fuͤllt auch in gruͤnen Triften,
Der beliebten Saͤnger Chor,
Durch ihr Thoͤnen unſer Ohr
Wenn
[101]bei angenehmen Sonnenſchein.
Wenn ſie mit gedehnter Kehlen,
Uns des Schoͤpfers Ruhm erzaͤhlen.
Jhr tief ſumſendes Gethoͤn,
Murmelnd durch einander drehn;
Und in Anmuthsvollen Gruͤnen
Aus dem ſaftig fetten Keim,
Saugen ihren Honigſeim;
Und in groſſen Heeres Zuͤgen,
Nach der ſuͤſſen Beute fliegen.
Wenn man viele Heerden Vieh
Sieht mit einer ſuͤſſen Muͤh
Jn dem langen Graſe weiden;
Wenn man ſieht wie es geſtrekt,
An den Klee bald rupft, bald lekt
Wenn darauf nach ſanfter Stille,
Sich erhebet ihr Gebruͤlle.
Die mit ihrer Munterkeit,
Uns ergoͤtzt, das Vieh erfreut
Gleicht mir einen Paradieſe:
Wer kann ſie mit Luſt beſehn,
Ohne dabei zu geſtehn,
Daß uns dieſe Luſtbarkeiten,
Zu den hoͤchſten Geber leiten.
Von uns ſo viel Ruhm und Preis,
Als auf deiner Macht Geheis,
Gras und Klee in Wieſen gruͤnet
G 3Wenn
[102]Ein flieſſender Bach.
Wenn ich die beſtirnte Hoͤh
Ferner auf den Anger ſeh:
So gib daß mein Dichten, Denken,
Sich auch moͤge zu dir lenken.
Ein flieſſender Bach.
Was ſchoͤnes zu bewundern ſehen
Seht was vor Silberfluth hier rollt,
Was hier vor Criſtallinen gehen!
Komt ſetzet euch ins ſanfte Graß
Und ſchaut auf dieſes Perlennaß
Daß durch gekruͤmmte Ufer ſchleichet,
Das ſchleichend ſich in Wirbel zwingt
Und uns ein ſolches Luſtſpiel bringt,
Dafuͤr faſt alle Anmuth weichet.
Der aus verſteinten Quellen ſpringet,
Mit ſanfften Rauſchen allgemach,
Durch angenehme Wieſen ſchlinget:
Alsdenn duͤnkt uns die glatte Fluth,
Die gleichſam in Bewegung ruht
Durch ihre Ufer ſtarke Riegel,
Die ſei auf einer bunten Flur
Jm gruͤnen Rahmen der Natur,
Ein heller Criſtallinen Spiegel.
Mit ihren durchgeſchlungnen Straͤuchen
Die
[103]Ein flieſſender Bach.
Die ſind auf dieſen Spiegel Rand,
Mit einen Schnitzwerk zu vergleichen:
Und wen das helle Sonnen Licht,
Jhr lieblich ſtrahlendes Geſicht
Jn dieſen Fluthen Spiegel bildet:
So wird durch ihren Gegenſchein
Der Spiegel ſelbſt zum Edelſtein,
Daran das Laubwerk uͤberguͤldet.
Wenn klare Tropfen kraͤuſelnd wallen,
Und ſich die Fluth auf Steine ſchmeiſt
Daran die Wirbel ruͤkwerts prallen;
Da ſchaͤumt das wirbelnde Gedraͤng,
Die Perlen, die in groſſer Meng,
Auf der bewegten Hoͤhe wimmern;
Und mit gemiſchter Farben Pracht,
Die durch der Sonnen Strahl gemacht,
Jn tauſendfachen Glanze ſchimmern.
Von dem verlohrnen Paradieſe:
Weil hier ein Arm von Piſon quilt
Und laͤufft durchs Eden dieſer Wieſe.
Muß hier auch Gold und Onixſtein
Und Bdellion im Waſſer ſein;
Schaut nur mit aufgeklaͤrten Sinnen,
Die ſchoͤn gefaͤrbten Tropfen an:
So ſeht ihr auf der glatten Bahn,
Dergleichen Edelſteine rinnen.
Durch ihre ſcharfgeſpitzte Strahlen,
Die, wen die Waſſer klar und rein,
G 4Dar-
[104]Ein flieſſender Bach.
Darauf die Schoͤnheitsbilder mahlen.
O! welche weiſe Gottheits Hand
Dreht ſo der Sonnen Wunder Brand
Auf dieſes glatten Bachs Criſtallen,
Daß es nach unſern Augen Licht,
Uns duͤnkt, wir ſehen dein Geſicht
Daraus o GOtt! zuruͤkke prallen.
Die Silberfluthen heller Baͤchen,
Dadurch ein ſanfftes Luͤfftgen faͤhrt,
So deucht mir, daß ſie murmelnd ſprechen:
Jhr Menſchen! ſehet unſern Flus,
Da folget immer Gus auf Gus;
Ein Tropfe folget ſtets dem andern:
Wir muͤſſen; ob uns gleich die Pracht,
Der holden Wieſen ſehr anlacht,
Dennoch aus ihren Grenzen wandern.
Die wir auf unſrer Flucht kaum gruͤſſen;
So duͤrffen wir nicht ſtille ſtehn,
Wir muͤſſen immer weiter flieſſen:
Sonſt wuͤrde unſer ſtiller Gang
Bei mehrern Zuflus im Gedrang
Die Wieſen ſelbſten uͤberſchwemmen;
Und durch den naſſen Ueberflus
Euch zum empfindlichſten Verdrus,
Der ſchoͤnen Blumen Wachsthum hemmen.
Wie uns des Ufers Riegel gaͤngeln,
Und haͤlt uns Schilf und Steine auf:
So trachten wir umher zu ſchlaͤngeln,
Bis
[105]Ein flieſſender Bach.
Bis uns der Fluͤſſe weiter Mund,
Mit einen aufgeſperten Schlund
Jn ihren naſſen Bauch verſchlinget;
Und uns mit ſich ins groſſe Meer
Ohn eine ſichtbahr Wiederkehr,
Zum ungemeßnen Abgrund bringet.
Von deinen bald verflognen Leben,
Wie ich erſt aus der Quelle ran;
Da muſt ich nach dem Ende ſtreben:
Und ſo gehts dir mit andern auch,
Auf deines Lebens erſten Hauch,
Da haͤuffen ſich die ſchnellen Stunden,
Die Stunden bringen einen Tag,
Die Tage bringen Wochen nach
Da iſt ein Monath ſchon verſchwunden.
Du kriechſt aus deiner Kindheit Wiegen
Und deine Jugend wird gewahr
Der Erden irdiſches Vergnuͤgen:
Die Welt zeigt dir die Herrlichkeit,
Doch nur in einer kurzen Zeit;
Du wuͤnſchſt ſie laͤnger zu genieſſen,
Doch deiner Jahre ſchneller Flus,
Geht fort zu deines Lebens Schlus,
Und kann nicht wieder ruͤckwerts flieſſen.
Daß dich der Welt vergnuͤgte Auen
Auf deiner ſchnellen Lebens Bahn,
Nur laͤſt auf kurze Zeit beſchauen.
Die Vorſicht goͤnt dir einen Blik
Und zieht dich wiederum zuruͤk
Um
[106]Ein flieſſender Bach.
Um andern wieder Raum zu goͤnnen:
Wie wuͤrde keiner weiter gehn,
Was vor Verwirrung koͤnt entſtehn
Und alle Wollfahrts Riegel trennen!
Die Zeit auf ihren ſchnellen Fluͤgeln,
Bis es der hoͤchſten Macht gefaͤllt,
Jns dunkle Grab euch zu verriegeln:
Dan folgt auf dieſes eitle Heut,
Die grenzenloſe Ewigkeit
Jhr ſeid dahin, und hie verſchwunden
O! woll dem, den ſein Paradies,
Daß ihn die Welt im Schatten wies,
Dort in den wahren Glanz gefunden.
Jm klaren Gegenſchein beweiſet,
Und von dem Gnadenblik erfuͤlt
Zu iener Ewigkeit hinreiſet;
Der kommt in das gelobte Land,
Wo keines Wechſels Unbeſtand,
Des ewgen Fruͤhlings Luſt entziehet;
Der kommt dahin, wo ſonder Streit
Ein Jmmergruͤn der Ewigkeit
Jn neu beſtirnten Glanze bluͤhet.
Fra-
[107]
Fragen
an die unterſchiedenen Alter mit
der Antwort der natuͤrlichen
Neigungen.
Jhr Wandersleute dieſer Welt!
Ach! laſſet, wenn es euch gefaͤllt
Mich nur einmahl eur Lehrer werden.
Jch will euch nur um eins befragen
Vom kleinſten an bis zu dem Greis,
Ein ieder wird auf mein Geheis.
Mir richtig ſeine Antwort ſagen,
Mein Saͤugling! lall mir deinen Sinn
Wo gehſt du hin?
Wo alles mir ganz fremde ſieht,
Jch gehe, wo man mich hinzieht
Mit einem Strang geflochtner Baͤnder:
Jch geh und ſtrauchle auf dem Wege,
Weil meiner Schenkel bloͤder Schritt
Zu kurz und bald zu weit hintritt,
Man lernet mir im Spiel die Stege,
Wo man mich lenkt nach ſeinem Sin
Da geh ich hin.
Leh-
[108]Fragen an die unterſchiedenen Alter.
So iſt, wie ihn ein ander fuͤhrt,
Er gehet wie er wird regiert,
Daraus kan man die Lehre leſen:
Ein Kindlein das an Mutter Bruͤſten
Den Nahrungsſafft des Lebens nimt,
Das ſaugt, was in der Milchkoſt ſchwimt,
Schon an ſich von der Mutter Luͤſten.
Mein Knaͤblein! ſag mir deinen Sin
Wo gehſt du hin?
So bald mein muͤder Schlaf vorbei,
Denk ich wo Ball und Kegel ſei,
Wie ich muß nach der Scheibe zielen:
Der Zwang treibt mich dan in die Schule,
Da ich erlern bei Angſt und Weh
Das marter volle A. B. C.
Auf einen harten Schuͤler Stuhle:
Denn denk ich, wo des Spiels Gewin
Da geh ich hin.
Zu lauffen immer fort und fort,
Bald hie bald an dem andern Ort.
Da ſind die Luſt offt Laſterplaͤze:
Die Sittſamkeit der Kindheit Krone,
Jſt eine Tugend die dich ziert,
Wer ſolche ſchon ſo fruͤh verliert,
Komt ſelten zu dem Ehrenthrone:
Mein
[109]Fragen an die unterſchiedenen Alter.
Mein Juͤngling! ſag mir deinen Sin
Wo gehſt du hin.
Wo man der Jugend Neigung kuͤhlt,
Wo Aug, Ohr, Zung Ergoͤtzen fuͤhlt:
Wo Tantz und Wolluſt mich behagen,
Wo Glanz und Schoͤnheit mich erfriſchen,
Weil Herz und Feur mein Element,
Wo Labſahl, wenn daſſelbe brent,
Und Nahrung irgend zu erwiſchen:
Das thu ich weil ich iung noch bin,
Da geh ich hin.
Die Welt geſinte Munterkeit,
Die Straſſen geiler Eitelkeit,
Die GOtt in ſeinen Wort verfluchet,
Mein Juͤngling! was ſind deine Luͤſte?
Nur Pfuͤtzen aus dem Schwefel Pful
Was iſt der Wolluſt Laſter Schul?
Der Hoͤllen Bahn, ein Fallgeruͤſte.
Du Mann! ſag mir nun deinen Sin,
Wo gehſt du hin?
Jch ſuche Brodt und Unterhalt
Durch Kunſt, durch Arbeit, durch Gewalt,
Gehts nicht; ſo greif ich zum Gewehre.
Hebt mich die Klugheit in die Hoͤhe
So giebt mir Weisheit reiche Koſt,
Jch
[110]Fragen an die unterſchiedenen Alter.
Jch ſcheue weder Hitz noch Froſt
Wen ich was zu erwerben ſehe,
Erblik ich wo die Ehren Zinn,
Da geh ich hin.
Und ſuche was dir Zeitlich nuͤtzt;
Doch denk, daß der die Welt beſchuͤtzt
Der GOtt die Menſchen Kinder fuͤhre.
Die Ehr iſt ſchluͤpfrig gleich dem Eiſe
Hat er dich nicht dazu erwaͤhlt,
So denk dort iſt es, was hie fehlt
Du aber krum gebogner Greiſe,
Du Alter! ſag mir deinen Sinn
Wo gehſt du hin?
Und ſuche Gold und Schaͤtze auf,
Bis daß mich bringt mein Lebenslauf
Zum Ziel, zum Todt, zum kalten Grabe:
Jch wandre immer voller Grillen,
Daß ich vor kommende Gefahr
Mein laͤngſt erworbnes Gut bewahr.
Jch krieche fort nach GOttes Willen
Zu Geld und Erd lenkt ſich mein Sinn,
Da geh ich hin.
Was ſoll denn deine Eitelkeit,
Denk an den Schatz der Ewigkeit;
Verlaß die guͤldnen Kinderſpiele
Die
[111]Die praͤchtigen Stokroſen.
Die Klumpen dikke Erden Goͤtzen,
Die nur ein Schein der Augen ſind,
Und in der That nur Erd und Wind:
Drum ſuche dich in Ruh zu ſezzen,
Der Tod ſchlieſt dir in einem Nu
Die Augen zu.
Die praͤchtigen Stokroſen.
Welch
[112]Die praͤchtigen Stokroſen.
fers Ruhm und Preis
Schau-
[113]Der HErr kennet die Seinen.
men weichen.
Brand Altar,
gen Feur und Kohlen dar
Pflicht empfinden,
dachts Feur entzuͤnden.
Der HErr kennet die Seinen.
Der HErr der kennt die Seinen,
Dem wird der Heiland fruͤh und ſpat
Mit ſeinen Troſt erſcheinen:
Weg Kuͤmmernis, weg Angſt und Weh
Jch will nicht laͤnger weinen;
Weil ich in GOttes Worte ſeh
Der HErr der kennt die Seinen.
Jns Lebens Buch gedruͤkket;
Wenn dies ein Juͤnger Chriſti ließt:
So wird ſein Herz erquikket.
Was frag ich nach den Dornenſtich,
GOtt wird es gut noch meinen:
Erſter Theil. HDenn
[114]Der HErr kennet die Seinen.
Denn dieſes glaͤub ich ſicherlich:
Der HErr der kennt die Seinen.
Der Glaub nach Tabors Hoͤhen
Hie hab ich Laſt, die Luſt iſt da
Jm Himmelreich zu ſehen.
Ein Jacob ſah den Himmel an
Jm Traum auf harten Steinen,
Das iſt ein Bild das lehren kann,
Der HErr der kennt die Seinen.
Gedanken
uͤber die Wunder GOttes die
aus dem Lauf des Lebens hervor-
leuchten.
mir dies zeigen,
Mit ſolcher muß ich auch zum Schoͤp-
fer ſteigen
O! welche Wunder zeigt mein Le-
bens Lauf
Geburt, Erziehung, Wachsthum, Gluͤk, Vergnuͤgen
Glaub, Leben, und des Hoͤchſten weiſes Fuͤgen
Dies alles weiſet mich zu GOtt hinauf.
Die
[115]
Die
wunderbahre Vorſorge GOttes
uͤber das Leben der Menſchen.
Zum Preiſe GOttes am Geburtstage
erwogen.
Schoͤpfer! da mir erſt die Welt,
Als die Mutter mich gebahre,
Wurde ſichtbahr vorgeſtellt:
Da ſah ich als wie im Traume,
Unbekuͤmmert an das Licht,
Auſer den ſehr engen Naume
Meiner Wiegen hat ich nicht,
Als den Trieb durch klaͤglich Stehnen,
Nach der Mutter Bruſt zu ſehnen.
Wer ich bin und damahls war,
Wer mich aus dem Nichts erleſen
Wer mein Urſprung weiß ich klar:
Du biſts HErr der Kreaturen!
Urſprungsquell von allen Sein!
Denn ſeh ich die Wallfarts Spuren
Meines ganzen Lebens ein
Bis da ich die Welt erblikket,
Find ich dich ſtets abgedruͤkket.
H 2Toh-
[116]Gedanken uͤber die Wunder GOttes
Es haͤtt mich von ohngefehr
Die Natur hervorgetragen
Aus der Sonnenſtaͤubgen Heer;
Meines Leibes Kunſtgebaͤnde,
Herz, Gedaͤrme, Adern, Saft,
Kopf nnd Beine, Leib und Haͤnde
Kaͤmen durch des Schikſals Kraft:
Jhr wollt mich zum Glauben zwingen,
Unordnung koͤnn Ordnung bringen.
Geb ich auf die Herkunft acht,
Frag ich im zuruͤkke gehen:
Wer hat den herfuͤr gebracht;
Denk ich ſo durch die Geſchlechter,
Endlich komm ich an dem Stamm:
Sagt mir doch ihr Gottsveraͤchter,
Woher der den Anfang nahm
Aus der Erde? Nein die Erde,
Macht nicht daß man lebend werde.
Dieſe Warheit: Es iſt GOtt
Aus mir ſelbſt durch Schluͤſſe leiten,
Wieder aller Tohren Spott:
Bin ich nun gantz uͤberfuͤhret,
Durch Vernunft und klares Wort,
Daß von ihm die Welt herruͤhret:
So zeigt mir auch alſo fort,
Dieſe Groͤſſe vieler Werke,
Seine Weisheit, Guͤt und Staͤrke.
Him-
[117]Gedanken uͤber die Wunder GOttes.
Erde, Waſſer, Laub und Krant,
Die das Auge in der Ferne,
Und auch in der Naͤh beſchaut;
Aller der Geſchoͤpfe Menge,
Jhres Wachsthums Treibekraft
Und der Luft verborgne Gaͤnge
Zeigen GOttes Eigenſchaft:
Und der muß woll alles wiſſen,
Von dem ſo viel Ding herflieſſen.
So hat er auch in der Welt;
Alles ob es gleich geringe
Sich damahls ſchon vorgeſtellt;
Was noch in den Folge Zeiten
Jn der Fortpflantzung zu ſehn:
Muſt beim erſten Zubereiten,
Jhn ſchon klar vor Augen ſtehn;
Obsgleich da noch ſo verdekket,
Wie der Baum im Kerne ſtekket.
Daß der Dinge Anfang war,
Da ſein Wille alles nennte,
Ward ich ihm ſchon offenbar:
Daher ſchlieſſen keine Grenzen,
Seine weiſe Vorſicht ein,
Ja der Sonne ſtrahlend Glaͤnzen
Blend ſo nicht der Augenſchein,
Als das Licht von GOttes Groͤſſen
Wenn man ſolche will ermeſſen.
H 3Denk
[118]Gedanken uͤber die Wunder GOttes.
Die mir mein Geburtstag lehrt:
So entflammt mein Herz als Zunder
Wenn daran ein Funke faͤhrt:
Seh ich meines Leibes Stuͤkke,
Als des Hoͤchſten Bauwerk an;
Und erweg ich ihr Geſchikke,
Die kein Menſch ſo kuͤnſtlen kann;
So faͤllt GOttes Wunder Guͤte,
Durch das Auge ins Gemuͤte.
Die Geſundheit eingebuͤßt:
(Denn GOtt wills nicht ſtets verhindern)
Eh ſie noch die Welt begruͤßt.
Wie viel hundert koͤnnens zeigen,
Die man Misgeburten nennt;
Laͤhmung, Taubheit, Blindheit, Schweigen,
Haſt du von mir abgewendt,
Da ich zu der Mutter Schmerzen,
Noch lag unter ihren Herzen.
Wie die Vorſehung gewacht,
Die ich muß als Eltern ehren,
Hat ſie mir woll ausgedacht.
Dekte mich in meiner Wiegen,
Kein Gewand mit Gold geſtikt;
Kont ich nicht auf Seiden liegen;
So bin ich dennoch begluͤkt,
Beſſer, in dem Chriſtenſtande
Als im tuͤrkſchen Windelbande.
Waͤr
[119]Gedanken uͤber die Wunder GOttes.
Zuerſt an die Welt gebracht,
Die den Himmel ſchwerlich finden
O! ſo haͤtte ihre Nacht
Mir vielleicht kein Licht gewieſen:
Darum ſei du ewigs Wort;
Sonderlich von mir geprieſen,
Daß du mir an ſolchen Ort,
Haſt des Lebens Licht gegoͤnnet,
Da man dich als Heiland kennet.
Suchte mich mit guter Zucht
Jn der Kindheit zu erziehen
Als die erſte Leibes Frucht:
GOtt du gabeſt mir ſtets Kraͤfte,
Doch bald ward ich wie ein Licht
Daß ohn alle Nahrungsſaͤfte
Dunkler brennt und endlich bricht,
Und das mitten im Erſterben,
Neues Oel ſchien zu erwerben.
Jn der Unſchuld hingeraft,
Wenn nicht deine Wunder Guͤte
Mich belebt mit neuer Kraft:
Doch ich war von dir erkohren,
Wie dem Eltern unbekant:
Denn eh ich noch war gebohren
Wuſteſt du ſchon meinen Stand;
Durch den Einflus deiner Triebe,
Gabſt du mir die Buͤcher Liebe.
H 4Wie
[120]Gedanken uͤber die Wunder GOttes.
Wurde da in mir erſaͤuft,
Welche ſonſt die Jugend ſchwaͤchen
Wenn die Jahre ſich gehaͤuft:
Jch erkenne zwar die Fehler
Die ich damahls nicht geacht
Doch daß ich nicht Schanden Maͤhler
Jns Gewiſſen ſo gemacht,
Als die Frechheit vieler Seelen,
Muß ich GOtt zum Ruhm erzaͤhlen.
Schien vom Tag zu Tage mehr,
Jn dem Herzen feſt zu haften,
Daß ich mich zu GOttes Ehr
Wolt zu ſeinen Dienſte weihen:
Meiner Eltern ſorgend Herz
Wolte mir den Weg verſtreuen,
Und ich lies mit inren Schmerz,
Jhrer Neigung keinen Willen,
Meinen Vorſaz zu erfuͤllen.
Der verborgnen Vorſehung,
Deren Hoͤhe, Tiefe, Laͤnge
Seh ich mit Verwunderung:
Wie gar leicht ſind die Gedanken,
Zarter Jugend zu verdrehn
Wenn ſie bei dem fluͤchtgen Wanken,
Wie ein duͤnner Rauch verwehn;
Daß ſie das zuruͤkke ſezzen,
Was ſie vorher herrlich ſchaͤzzen.
Du
[121]Gedanken uͤber die Wunder GOttes.
Fuͤhrteſt mich nach Hildesheim,
Daſelbſt ferner aufzuleſen
Den gelehrten Honigſeim:
Da fand ich nun viel Geſellen
Guter und auch boͤſer Art;
Boͤſen mich nicht gleich zu ſtellen,
Haſt du mich gar oft bewahrt,
Daß ſie mich mit ihren Schlingen
Nicht nach ihrer Lokkung fingen.
Und mein Schif ward auf die Bahn
Eines weiten Meers geſendet,
Wo man leichtlich ſtranden kann:
Hohe Schulen zu vergleichen,
Sind das Ophir, wo ein Schatz
Vieles Wiſſens zu erreichen:
Wo doch auch ein Sammelplatz
Schreklicher Gefaͤhrlichkeiten,
Die mit unſrer Wollfahrt ſtreiten.
Bachus, Venus, Eris Geiſt,
Was noch mehr dazu zu ſagen,
Was da zum Verderben reiſt:
Ungeheuer und Sirenen
Findet man mit ihrer Brut,
Die mit ihren Zauber Toͤnen
An ſich ziehn das junge Blut,
Das der Eltern Gut verdirbet,
Was ihr ſaurer Fleis erwirbet.
H 5Koͤnt
[122]Gedanken uͤber die Wunder GOttes.
GOtt mein GOtt! dich zu erhoͤhn,
Fuͤr dein Vaͤterliches Wachen
Ueber mich in Elm Athen:
O! der Zungen ſtammelnd Lallen,
Reichet an die Treue nicht,
Und kein Wort will mir gefallen,
Wenn es dieſe Treu ausſpricht,
Die mich da bei ihren Leiten
Alles Uebel lies beſtreiten.
Wahre Weisheit vorgeſetzt
Und dies wurde mir zum Spiele,
Weil mich ihr Geſchmak ergoͤtzt:
Dieſer Neigung heiſſe Funken,
Hatteſt du in mir gelegt
Sonſt waͤr ich auch da verſunken
Wo ſich Pful und Laſter regt:
Doch der Taumelkelch der Laſter,
Ward mir mehr und mehr verhaßter.
Auf der hohen Schul vorbei,
Da dacht ich GOtt wird mir geben,
Daß ich andern nuͤzlich ſei.
Vater! deiner Vorſicht Schluͤſſe
Fuͤhrten mich recht wunderbar:
Denn die reichen Segensguͤſſe
Zeigten ſich mir alle Jahr,
Bis ich wieder mein Verhoffen,
Bald ein gutes Looß getroffen.
Den-
[123]Gedanken uͤber die Wunder GOttes.
An die weiſe Vorſehung;
So erwekt in mir die Guͤte,
Andacht und Bewunderung,
Daß ich in ſo fruͤhen Jahren,
Einen Lehrerſtul erlangt;
Und dabei zugleich erfahren,
Wofuͤr ſtets mein Herze dankt:
Daß der wer ihr Schuͤler worden,
Komme in den Lehrer Orden.
Zeigte ſich die Gnaden Hand,
Die ſtets offen uns zu geben,
Und mir vieles zugewand;
Dahin rechne ich die Ehe,
Weil derſelben Liebesbund
Durch den Segen aus der Hoͤhe
Mir auch macht die Vorſicht kund,
Darin daß ſie meinen Nahmen
Erhaͤlt in geſchenkten Samen.
Die das Gluͤk in mir erwekt
Auch ſchon manches hartes Leiden
Den geſcheuchten Geiſt erſchrekt;
Denk ich an die heiſſen Plagen
An die Krankheits Banden noch,
Die mein Koͤrper hat ertragen
So zeigt ſich, dies Kummer Joch
Hat die Vorſicht, wens gedruͤkket,
Auch bald wieder weggeruͤkket.
Es
[124]Gedanken uͤber die Wunder GOttes.
Heller Sonnen Glanz verſtekt,
Wenn ſich Dunſt und Wolken funden,
Die ihr ſtrahlend Licht verdekt:
Kann man aber alſo ſchlieſſen,
Daß die Sonne ſelbſt erbleicht
Wenn ſie bei den Finſterniſſen
Nicht ſo bald die Blikke zeigt:
Da ſie wieder, eh mans meinet,
Heller aus den Wolken ſcheinet.
Truͤber Ungluͤksſtunden vor,
Da ich GOttes Gnaden Blikke
Nur aus dem Geſicht verlohr:
Denn da ſich ſein Aug verborgen
Machte mir, bei der Gefahr,
Sein recht vaͤterliches Sorgen
Dieſe groſſe Warheit klar:
Daß der Vorſicht ewigs Walten
Uns muͤß, koͤnn und woll erhalten.
Jn dem Reiche der Natur
Sprieſſet ein viel groͤßrer Segen,
Auf der Felder gruͤner Flur:
So hab ich nach kranken Wehen,
Jn dem Reich der Fuͤrſehung,
Zu des Hoͤchſten Preis geſehen
Bei des Orts Veraͤnderung,
Da er mich hieher gefuͤhret,
Wie mich ſeine Hand regieret.
Wie-
[125]Gedanken uͤber die Wunder GOttes.
Rief er mich in dieſe Stadt;
Und es muſte ſich auch lenken,
Mein Sinn nach des Hoͤchſten Rath;
Wolt ich gleich wie Jonas fliehen,
Liebte ich das ſtille Land;
So wuſt er mein Herz zu ziehen,
Wie es ihm und mir bekand,
Daß ich muſte mich bequemen,
Den Beruf doch anzunehmen.
Weiſet mir mein Lebens Lauf,
Und dies Blat waͤr viel zu enge
Wenn ich ſchriebe noch darauf,
Was mein Herz vor Gnaden Zeichen,
Einer ewgen Guͤte kennt,
Die die Federn nicht erreichen
Weder Mund noch Zunge nennt;
Die doch aber im Verſpuͤren,
Herz und Sinn zum Schoͤpfer fuͤhren.
Jn der ſchon verſtrichnen Zeit;
Wie der Himmel mich geſegnet
Noch mit den begluͤkten Heut:
Wie es mir ergehet Morgen,
Was mir noch begegnen ſoll
Dafuͤr laß ich den nur ſorgen,
Der da alles machet woll,
Dem will ich mein Gluͤk und Leben,
Seiner Vorſicht uͤbergeben.
Heu-
[126]Die Abſicht GOttes
Mit dem allertiefſten Sinn,
Da ich noch im Wachsthum bluͤhe
Heut da ich gebohren bin:
Alles unausſprechlich Gute,
Was GOtt mir bisher gereicht
Soll ſo lang in meinen Blute
Sich noch Lebens Wallung zeigt,
Zu der Vorſicht groͤßſten Ruhme,
Bleiben mir zum Eigenthume.
Die Abſicht GOttes
warum er die Blumen erſchaffen.
Wir
[127]warum er die Blumen erſchaffen.
Wie
[128]Die Abſicht GOttes
Wer
[129]warum er die Blumen erſchaffen.
Erſter Theil. JDer
[130]Die lehrenden Sonnenblumen.
Die
lehrenden Sonnenblumen.
Stel-
[131]Die lehrenden Sonnenblumen.
J 2Deut-
[132]Die abwechſelnde Zeit
Die abwechſelnde Zeit
Eine weiſe Einrichtung GOttes
fuͤr die Menſchen.
So
[133]eine weiſe Einrichtung GOttes fuͤr die Menſchen.
J 3Bald
[134]Die abwechſelnde Zeit
Die
[135]eine weiſe Einrichtung GOttes fuͤr die Menſchen.
Der Maulwurf
ein Bild eines Geitzigen.
J 4Er
[136]Der Maulwurf
Abend-Gedanken.
Mit meinen Arbeitsſtunden:
Jch bin von ihren Joche frei
Woran ich mich gebunden.
Die
[137]Abend-Gedauken.
Die Augen fallen zu,
Und ſehnen nach der Ruh;
Doch vor dem Schlafe denke ich,
Mit meinen Sinn, Mein GOtt! an dich.
Du haſt mich heut erhalten,
Fuͤr deine Guͤt die mich erhaͤlt,
Muß ich die Haͤnde falten.
Nim meine Seufzer an,
Als ich ſie bringen kann,
Und zieh nach meines Hertzens Sinn
Dein Vaͤterliches Auge hin.
Ein Staub verworfner Erden,
Dem du des Lebens Othem giebſt,
Sonſt muß ich Aſche werden.
Fuͤr Nahrung, Speis und Trank,
Sag ich dir jetzo Dank
Womit du heute mich begabt,
Und meiner Glieder Bau gelabt.
Jch bin wie Adams Kinder
Entbloͤſt von deines Bildes Zier,
Jch bin wie ſie ein Suͤnder:
Du wilt den Tod doch nicht,
Drum zeigſt du mir dein Licht,
Mein Heiland hat durch ſeine Macht,
Mir auch das Leben wiederbracht.
Der mir dies moͤge lehren
J 5Und
[138]Abend-Gedanken.
Und dadurch alle Suͤndenluſt
Jn meiner Seelen wehren.
Floͤß mir den Glauben ein
Daß ich kan ſeelig ſein,
Und ſtreiche mich und dieſes Haus,
Aus deinen Schuldregiſter aus.
Jn meinen ganzen Leben,
Und nicht nach eitlen Zank und Streit,
Bei meinen Nechſten ſtreben.
Ach! zeige meinen Fuß,
Wie er recht wandeln muß,
Damit ich taͤglich mit bedacht,
Nehm deiner Lehr Geſetz in acht.
Mit dir den Bund gebrochen:
Es wird jetzt mein Gewiſſen wach,
Jch hoͤr daſſelbe pochen.
Es ſaget: Meine Seel
Sei eine Suͤnden Hoͤl,
Doch denkt mein Glaube gleich dabei,
Daß JEſus mein Erloͤſer ſei.
Wirſt du mich erſt entbinden
Damit ich nicht der Hoͤllen Weh,
Moͤg in dem Bett empfinden
Dein Creutz ſei mein Pannier
Dies ſtelle ich mir fuͤr
Und ſuche nach der Tages Laſt,
Jetzt auch in deinen Wunden Raſt.
Jch
[139]Die Freude der Glaͤubigen
Laß mich dabei gedenken,
Daß mich der Schlaf ſo kan ins Grab,
Als in das Bette ſenken.
Und ſo ich auferſteh,
So gieb daß ich dich ſeh,
Daß ich ſo lebe wie du wilt,
Mein GOtt! nach deinen Ebenbild.
Die Freude der Glaͤubigen
bei der Ankunft JEſu.
Ueber das Evangelium am Advent.
Welt,
Du Hertzog des Lebens ach! ſei
uns willkommen,
Mein winſelndes Hoffen iſt nun-
mehr erfuͤllt
Der Fuͤrſte von Juda erlanget
die Krone,
Er waͤhlet den Himmel zum ewigen Throne,
Mein traͤnender Jammer iſt jetzo geſtillt,
Jndem mir die Urſach des Traurens genommen.
Der aus Davids Stammbaum ſteiget
Vor dem ſich alle Welt
Mit tiefer Erfurcht neiget;
Der
[140]Die Freude der Glaͤubigen.
Der mit ſeiner ewgen Macht
Den groſſen Erdenkreis beweget,
Bei Tag und Nacht
Des Himmels guͤldne Veſten traͤget
Des Allerhoͤchſten Sohn?
Der wird der Schlangen Kopf eindruͤkken,
Und Belial zum Spott und Hohn
Das Hoͤllen Joch der Welt vom Halſe ruͤkken.
Der uns Heil und Seegen bringt;
Thore oͤfnet eure Pfoſten,
Der Erloͤſung Friedenspoſten
Bringen Zions Koͤnig mit:
Streuet Zweige, dekt die Wege
Machet ſeiner Fuͤſſe Tritt
Sanfte, wollgebahnte Stege,
Da man Hoſianna ſingt.
Sein Reich iſt nicht von dieſer Welt
Dem eitler Schein gefaͤllt,
Die ihn recht Koͤniglich empfangen,
Die muͤſſen ihre Herzen
Zum reinen Tempel weihn.
Das Heiligthum muß da voll Glauben ſein
Voll reiner Andachts Kertzen
Daran kein Tacht und Nahrungs Oel ausgehn
Die Finſterniſſe zu erhellen;
Auf ihrer Thore Schwellen
Muß Demut, Liebe ſtehn:
Denn ſolche ausgeſchmuͤkte Seelen,
Pflegt JEſus ſich zur Wohnung zu erwaͤhlen.
Die
[141]
Die Feſtigkeit des Goͤttlichen
Worts bei dem Untergang der Welt.
den
Die Saͤule der Frommen, der Glaube
bleibt ſtehn,
Wenn ſiedendes Feuer, wenn Donner
und Blizzen,
Mit ſtuͤrmenden Krachen die Erde umkehrn,
Mit ſchmelzenden Kraͤften die Felſen verzehrn.
Mond, Sonne, Geſtirne und Wolken erhizzen:
So wird doch kein Tuͤttel des Glaubens vergehn.
Die GOttes Macht, auf Nichts gegruͤndet,
Die ſeine Vorſehung erhaͤlt,
Mit einer feſten Schnur verbindet,
Wird endlich doch vergehn;
Des Himmels wollgeſtirnter Lauf,
Des Firmaments umwoͤlkte Bogen,
Hebt unſer Schoͤpfer auf,
Wenn ſie die Welt genug umzogen
Der Erden runder Kreis,
Das Wunderhaus worinnen Millionen
Erſchafner Kreaturen wohnen
Wird wie ein duͤrres Reis
Durchs Element des Feuers gantz zertrennt;
Doch eines bleibt, daß keine Flamme bricht
Wie
[142]Die Feſtigkeit des Goͤttlichen Worts.
Wie wird daſſelbige genennet?
Das Wort das GOttes Mund ausſpricht.
Wenn der Erdenbau zerbricht,
Drum wird auch ſein Wort geſchehen,
Daß er zum verklaͤrten Licht
Den zerſtaͤubten Leib belebet,
Daß der Menſch ſein Haupt erhebet,
Das in Grabes Moder ſtekt,
Wenn ihn Chriſti Stimme wekt.
Wenn GOtt den Untergang entdekket,
Auf tauben Knal
Der des Grabes Dekkel bricht
Folgt der Poſaunen Schall
Der euch zum Leben auferwekket.
Der Suͤnder fuͤrchtet ſich ſo ſehr,
Wenn Chriſtus auf den Wolken ſizzet
Dieweil der Teufel Heer,
Ein Schweffel Meer
Zu ſeiner ewgen Qual erhizzet.
Jhr aber ſtrebt vielmehr darnach,
Es iſt eur Erloͤſungs-Tag.
JE-
[143]
JEſus ein Artzt des Leibes und
der Seelen.
JEſum ſelbſt zum Artzte finden
Denn ihr ſchuppicht Stahr vergeht;
Wie des Nebels Wolken fliegen,
Wenn darauf die Sonne ſteht:
Alſo muß das Augenlicht
Wenn ſein Gnadenſtrahl durchbricht,
Ueber alle Demmrung ſiegen.
Und des Verſtandes Dunkelheiten
Die oft mit GOttes Lichte ſtreiten.
Auf einen mahl:
Das Jrrlicht thoͤrigter Vernunft,
So auch der Weiſen Zunft,
Gar oͤfters blendet
Erſtaunet vor der Wundermacht:
So bald ſie dieſes uͤberdacht,
Daß Chriſtus ohne Pflaſter heilt,
Jm Augenblikke Huͤlf ertheilt;
So folgt der Schlus: Er iſt von GOtt geſendet.
Wenn ihn nicht der Hoͤchſte ſtuͤtzt:
Aber JEſus Wunder-Gaben,
Die der Warheit Siegel haben
Zie-
[144]Urſachen warum uns GOtt
Ziehen den verkehrten Sinn,
Doch nach GOttes Richtſchnur hin
Wenn ihn ſeine Gnade ſchuͤzt.
Jſt gleich dem Meer, das weit und breit,
Darin kein Grund zu finden:
Will der Verſtand ſich unterwinden,
Daß er in dieſe Tieffen dringt,
So iſt gewis, daß ſie ihn ganz verſchlingt:
Man ſieht auf dieſer Spur,
Das Regelmaas des Reiches der Natur
Wird oͤfters ganz verrenket,
Jedoch wenn man gedenket,
Wer es in Ordnung bringen kann;
So ſpricht das Hertz, wenn die Vernunft ganz ſchweigt
Wer hier den Allmachts Finger zeigt,
Jſt JEſus unſer Wundermann.
Urſachen warum uns GOtt
das Zukuͤnftige verborgen.
Daß
[145]das Zukuͤnftige verborgen.
Erſter Theil. KSo
[146]Urſachen warum uns GOtt
Drum
[147]das Zukuͤnftige verborgen.
Der Goldkaͤfer
ein Bild niedertraͤchtiger Schoͤnheit.
Und wunderbarlich uͤberguͤldet,
Flog neulich ſumſend vor mir her.
Die an dem Kopf geſpitzten Hoͤrner,
Die ſchienen mir als guͤldne Koͤrner:
Jch dacht hiebei an GOttes Ehr
Die allenthalben eh mans meinet,
Uns klaͤrlich in die Augen ſcheinet.
Erwekte mir durch das Geſichte,
K 2Der
[148]Der Goldkaͤfer.
Der Seelen feurige Begier,
Noch naͤher mit geſchaͤrften Blikken,
Die Schoͤnheit in mir abzudruͤkken,
Die unſer Schoͤpfer in dies Thier
Mit ſeiner Allmacht eingepraͤget,
Und uns zum Schau vor Augen leget.
Des Kaͤfers, die Smaragden ſpiegeln,
Die ſpielend nach dem Gegenſchein
Der Sonnen, ihren Schimmer mahlten,
Und bald wie die Rubinen ſtrahlten,
Die an ſich nichts als Farben ſein;
Die aus der Sonnen brechend Flammen,
Jn mancherlei Veraͤndrung ſtammen.
Sah ich daß ſich der Kaͤfer ſetzte,
Auf einen ausgeworfnen Koth
Er fand ſein herrlichſtes Vergnuͤgen
Jn ſolchen garſtgen Unflat liegen,
Der ihn die Lebens Nahrung bot,
Er wolte gerne in den Pfuͤzzen,
Als ſeinen Elemente ſizzen.
Die Schoͤnheits Glanz und Pracht vermaͤhlen
Mit Schmuz und Niedertraͤchtigkeit;
Die herrlich in den Kleidern ſcheinen,
Jn guͤldnen Stuͤkken, daß wir meinen:
Wir ſaͤhen eine Seltenheit,
Die um und um mit Gold beſtikket,
Mit Edelſteinen ausgeſpikket.
Wie
[149]ein Bild niedertraͤchtiger Schoͤnheit.
Welch Majeſtaͤt im Augenlichte
Welch Glantz die Wangen uͤberſtrahlt,
Sieht ein Bewundrer mit Vergnuͤgen
Aus den belebten Bildungs Zuͤgen,
Und glaubt daß ſich ſelbſt abgemahlt
Die Gottheit, die da angefangen,
Jn menſchlicher Natur zu prangen.
Die aller Treflichkeiten Schilder
Noch naͤher nach der Handlung an;
So ſieht man ſie mit Misvergnuͤgen,
Jn tiefſten Koth der Laſter liegen,
Der ihren Schmuk beſchmizzen kann;
So daß ſich die erworbnen Flekken
Sehr ſchwer bei ihrer Zier verſtekken.
Mit Schoͤnheit pranget ohne Tugend
Ach! prahlet doch nicht gar zu ſehr,
Der Schmuz der ausgeuͤbten Laſter,
Macht euch uns warlich nur verhaßter
Weil ihr beſchimpfet eure Ehr:
Jhr ſeid in Kaͤfern die verguͤldet,
Und kotig leben, abgebildet.
K 3GOtt
[150]
GOtt iſt ein allwiſſender
Richter.
Das Schikſahl der Kirche JE-
ſu und der erſten Chriſten.
[151]
Die Allwiſſenheit und Heiligkeit
GOttes in Abſicht auf dem
Menſchen.
GOtt vor deinem Angeſicht
Bleibet dir doch nichts verborgen,
Flieh ich hin bis zu dem Morgen,
Kehr ich Abendwerts zuruͤk,
Allenthalben ſieht dein Blik,
Was ich denke, was ich thu,
Weiſſeſt du in einem Nu.
Aber aller Menſchen Blut
Jſt in Adam gantz verdorben:
Doch der Heiland der geſtorben
Giebt ſein Blut fuͤr mich dahin,
Damit ich gereinigt bin;
Laß mich durch den Gnadenſchein,
Nun im Guten fruchtbar ſein.
Ueber die Worte: Wenige ſind
auserwaͤhlet.
Welche tren im Glauben ſind;
Denk daran o Menſchen Kind!
Welcher hie nicht Gnade achtet,
K 4Dort
[152]Ueber die Worte: Wenige ſind auserwaͤhlet.
Dort erſt nach dem Himmel trachtet,
Der hat den rechten Weg verfehlet
Wenige ſind auserwaͤhlet.
Kaͤmen wir doch allzumahl
Jn der Auserwaͤhlten Zahl!
Wenn wir uns mit Ernſt bemuͤhen,
Will die Gnad uns zu ſich ziehen,
Und wir ſind auch, mit gezaͤhlet,
Wenige ſind auserwaͤhlet.
Lieget das an GOttes Huld?
Nein! blos an der Menſchen Schuld:
Die den Ruf nicht angenommen,
Der vorher an alle kommen,
Werden in dem Pfuhl gequaͤlet
Wenige ſind auserwaͤhlet.
Gebet um die Demuth nach den
Bilde Johannis.
Jo-
[153]Seufzer der Suͤnder um Gnade.
Seufzer der Suͤnder um Gnade.
Der Suͤnder die vor dir erſcheinen,
Mit ſchwer beladner Miſſethat;
Wir liegen hier mit unſern Wun-
den,
Die nicht geheftet noch verbunden,
Gib Balſam her aus Gilead.
Als ein gerechter Richter toͤdten,
Haſt du den Bogen ſchon geſpannt;
Halt ein, halt ein mit deinen Wuͤrgen,
Wir laufen ſchon zu unſern Buͤrgen,
Zum Heiland den du uns geſand.
Wir flehn bei unſern groſſen Suͤnden:
Erbarme dich, erbarme dich:
Ja! Ja! der Glaube laͤſt uns hoffen,
Du haͤlſt die Liebes Arme offen,
Wir danken dir des ewiglich.
K 5Nun
[154]Morgen-Gedanken.
Jnskuͤnftig heiliglich zu leben
Da wir jetzt gehn zum Gnadenſtuhl
Ach! laß uns nicht in Suͤnden ſterben,
Auch nicht an Seel und Leib verderben,
Bewahr uns vor dem Schwefel Pfuhl.
Morgen-Gedanken.
Verflieget vor der Morgenſonne,
Die ihre Strahlenreiche Wonne
Von guͤldner Hoͤhe auf uns ſtreut.
Drum auf o Menſch! und ſieh die
Wunder
Da deiner Andacht kalter Zunder
Von neuen Feuer fangen kann,
Dem groſſen Schoͤpfer durch dein Singen,
Ein Morgenopfer darzubringen.
Wacht ſchon und ſchwenket ihr Gefieder
Es ſtimmt ſchon an die Morgen Lieder,
Und komt dir in der Andacht vor:
Drum oͤfnet euch ihr traͤgen Augen,
Nach der ſchon laͤngſt verſchwundnen Nacht;
Jhr
[155]Morgen-Gedanken.
Jhr werdet nun zu ſehen taugen
Was GOtt vor Wunder hat gemacht,
Die an dem Himmel, auf der Erden,
Ja! allenthalben ſichtbar werden.
Des regen Luftkreis ſchoͤn Gewimmel,
Sieh an den bunt gefaͤrbten Himmel
Bei dieſer frohen Morgenszeit.
Wie ſtrahlt dir nicht des Hoͤchſten Guͤte
Die deine Lebens Kraft erhaͤlt
Recht herrlich ins erwekt Gemuͤthe
Da Licht und Glanz ins Auge faͤlt?
Bedenke dies und laß vor allen,
Dafuͤr zum HErrn ein Danklied ſchallen.
Wie dadurch, Berge, Thaͤler, Auen
Den Baͤum und Fruͤchten Balſam thauen;
Schau an, wie dieſer naſſe Duft
Ein lechzend Feld zum Wachsthum traͤnket,
Wie dieſe klare Silberflut
Sich rollend zu dem Keimen lenket,
Wie Perlen auf den Blaͤttern ruht.
Muſt du nicht ſelbſt, hie ſei, geſtehen
Jn Spiegeln GOttes Guͤt zu ſehen?
Bei dieſen friſchen Heiterkeiten
Der lieblich warmen Fruͤhlings Zeiten:
Und wie die Erde Fruͤchte traͤgt.
Empfindeſt du in deiner Seele
Die Strahlen von dem Morgenlicht;
Geneußt die Bruſt des Lebens Oele
Wenns Sonnenfeur die Luft durchbricht:
So
[156]Morgen-Gedanken.
So muſt du Menſch! des Geiſtes Leben,
Zur Dankbarkeit dem Schoͤpfer geben.
Das Anmuthsvoll hervor geſproſſen,
Die Kelche wieder aufgeſchloſſen,
Nachdem der Sonnen feurig Meer,
Die neuen Strahlen auf ſie ſchikket,
Und ſie nach einer kuͤhlen Nacht,
Mit ihren Lebenslicht erquikket:
So muſt du, da du aufgewacht
Des Himmels Gnaden Einfluß faſſen,
Und auch in dein Herz dringen laſſen.
Die mich in dieſer Nacht bedekket,
Und jetzt geſund hat auferwekket
Die preiſt mein dankbares Gemuͤt.
Du wirſt mir auch an dieſen Tage
Durch Vaͤterliche Huld erfreun,
Damit ich noch am Abend ſage;
Jch lebe HErr durch dein Gedein,
Zu dir will ich die Haͤnde falten,
Denn du haſt mich bisher erhalten.
Daß ich mit Vorſaz nicht verlezze,
Dein klar und heiliges Geſezze
Daß du im Wort mir kund gethan.
Gib daß ich moͤge deinen Willen,
Mit wahrer Herzens Freudigkeit
So wie du mir befiehlſt, erfuͤllen;
Gib daß ich heut und allezeit
Als dein Kind, dir zu Ehren lebe,
Bis ich zuletzt den Geiſt aufgebe.
[157]
Spare deine Buſſe nicht.
Seele bis der Leib erkranket;
Weil alsdenn das Lebenslicht
Ohne alle Kraͤfte wanket:
Wenn die Glieder ſchon erkalten,
Jſts zu ſpaͤt die Haͤnde falten:
Denn du muſt dort vors Gericht
Spare deine Buſſe nicht.
Bis die Krankheit deine Glieder,
Wirft aufs Sterbe Bette nieder;
Denn wer iſt der dir verſpricht:
Ob des Leibes muͤrbe Scherben,
Schleunig oder langſam ſterben;
Bis des Koͤrpers Bau zerbricht
Spare deine Buſſe nicht.
Weil man oͤfters muß anſehen,
Wie Verſtand, Gehoͤr, Geſicht,
Bei verwirrter Hitz vergehen,
Viele ſind, die dies empfunden,
Jn den letzten Todesſtunden
Jhr Exempel lehrt die Pflicht
Seele! ſpar die Buſſe nicht.
Die
[158]
Die Gleichheit der Menſchen.
Bitte um die Gnaden Fuͤhrung
GOttes.
Laß
[159]Wunderbar nur ſeelig.
Wunderbar nur ſeelig.
Jſt der Wunſch bei meinen Gluͤkke:
Wenn ich bei der Dornen Stich
Nur die Anmuths Roſen pfluͤkke;
HErr ich bitte leite mich,
Wunderbar nur ſeeliglich.
Wird ein Frommer ſtets gefuͤhret
Darum bitt ich GOtt! auch dich,
Wenn mich wahres Fromſein zieret;
Wankt mein Glaube ach! ſo ſprich
Wunderbar nur ſeeliglich.
Wun-
[160]Nach dem Tode koͤmts Gericht.
Sei mein Anfang und mein Ende;
Hofnungs Anker fall und brich!
Jch fall doch in GOttes Haͤnde:
Denn das Wort, das troͤſtet mich,
Wunderbar nur ſeeliglich.
Nach dem Tode koͤmts Gericht.
Hoͤret dies ihr Menſchen Kinder:
Da GOtt ſtoͤßt die frechen Suͤnder
Weit, von ſeinen Angeſicht,
Merket dies und ſuͤndigt nicht
Nach dem Tode komts Gericht.
Aller die auf Erden wohnen
Da wird man wie Paulus ſpricht,
Jedem nach den Werken lohnen,
Merket dies, eh es geſchicht,
Nach dem Tode komts Gericht.
Da die auserwaͤhlten Frommen
Wenn der Graͤber Dekkel bricht,
Zu der Schaar der Engel kommen
Drum merkt dieſes Worts Gewicht
Nach dem Tode komts Gericht.
Die
[161]
Die Maienblumen.
Erſter Theil. LDoch
[162]Die Maienblumen.
Jn
[163]Die Maienblumen.
Bluͤht zu deines Nahmens Ruhme,
Schoͤpfer! aus der gruͤnen Zier
Manche ſchoͤne Blum herfuͤr,
Die durch ihr beſtrahltes Glaͤnzen,
Den bemooſten Grund bekraͤnzen.
Sonderlich das Herz erfreuen,
Die man Maienblume heiſt:
Wenn das Aug ſich daran ſpeiſt;
Wenn draus lieblich Bitter quillet,
Staͤrkend das Gehirn erfuͤllet.
Die wir Vater! von dir haben.
Ach! erkennten wir die Guͤt,
So wuͤrd dieſe Maien Bluͤt
Durch die vielen Gnaden Glokken,
Unſer Herze zu dir lokken.
Bei mir ihren Zwek erreichen:
Daß ſo oft ich ſolche ſeh,
Sich mein Herz zu deiner Hoͤh,
Mit gefalltnen Andachts Haͤnden,
Moͤge im Gebete wenden.
Gruͤnen Thaͤlern, Auen Feldern
Viele Glokken Blumen ſtehn:
So laß es ans Herze gehn,
Daß ein jeder Ort der Erde,
Mir ein Andachtstempel werde.
L 2Wenn
[164]Der rothe Johannis Beeren Buſch.
So laß mich mit Freuden wallen
Nach des Zions Heiligthum,
Und daſelbſt zu deinem Ruhm
Singen, Beten, heilge Lehren,
Aus dem Wort zum Leben hoͤren.
Der rothe
Johannis Beeren Buſch.
So
[165]Der rothe Johannis Beeren Buſch.
L 3Die
[166]Der rothe Johannis Beeren Buſch.
Die
[167]
Die Schoͤpfung
ein Spiegel der Goͤttlichen Herrlichkeit.
L 4Daß
[168]Die Schoͤpfung
Alles
[169]ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit.
L 5Du
[170]Die Schoͤpfung
Auf
[171]ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit.
Die
[172]Die Schoͤpfung
Dieſes
[173]ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit.
So
[174]Die Schoͤpfung
Auf-
[175]ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit.
Und
[176]Die Schoͤpfung
Daß
[177]ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit.
Erſter Theil. MAuch
[178]Die Schoͤpfung
Durch
[179]ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit.
M 2Das
[180]Die Schoͤpfung
GOtt
[181]ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit.
M 3Der
[182]Die Schoͤpfung
Von
[183]ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit.
M 4Jhm
[184]Die Schoͤpfung
Wie
[185]ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit.
[186]
Das Paradies.
Dem Wohnplatz, wo bei ſtillen
Freuden
Sich holde Luſt und Anmuth wies,
Die kummervolle Sehnſucht weiden!
Dis iſt der Garten, wo die Wonne,
Der erſten Eltern Vorwurf war,
Und wo der Gottheit Gnadenſonne,
Dem hellen Geiſte offenbahr:
Den GOtt der Unſchuld reinen Leben,
Zum ſuͤſſen Auffenthalt gegeben.
Wo eine ewge Vater Guͤte,
Ein luſtig Eden dargeſtellt,
Mit lieblich aufgegruͤnter Bluͤthe.
Er lag da, wo die Himmels Zinnen,
Mit einen ſtrahlen reichen Guß
Von fetten Segen tropffelnd rinnen;
Und wo ein ſafftig Ueberfluß,
Bei einer ſteten Himmels Milde,
Sich zeigte in dem Luſtgefilde.
Auf einen gruͤn bepflanzten Grunde
Wo man das, was die Erde traͤgt
Jn einer ſchoͤnen Sammlung funde.
Die Kraͤuter und die Graſes Spizzen,
Vom
[187]Das Paradies.
Vom Finger der Natur gedreht,
Die ſchlingend durch einander ſizzen,
Und wie ein Teppich ausgenaͤht:
Dis kuͤnſtliche Natur Gewirke,
Das uͤberdekte ſein Bezirke.
An Blumen mancher Art ergoͤzzen,
Die ein bewunderndes Geſicht,
Jn froͤliges Erſtaunen ſezzen.
Hier gab bei ſanfter Luͤffte Saͤuſeln,
Der Bluͤthen ausgedampfter Dunſt
Von ſich, durch ein unſichtbar Kraͤuſeln
Die unaufhoͤrlich ſuͤſſe Gunſt:
Dadurch zu dem vergnuͤgten Leben,
Stets friſchen Einflus herzugeben.
Die Weide der zufriednen Sinnen,
An wohlgewachsnen Baͤumen hier,
Die Knospen, Bluͤthen, Frucht gewinnen.
Man ſah zu allen Jahres Zeiten
Ein unaufhoͤrlich luſtig Bluͤhn;
Man ſah, wie Aſt und Zweig bereiten,
Ein ſchoͤn belaubtes Jmmergruͤn,
Durch ihre ſchattenreiche Dekken,
Den Menſchen Kuͤhlung zu erwekken.
Jn wollgeflanzten Luſt Alleen,
Ein ſtets veraͤndert Mannigfalt
Von Blumen, Baͤumen, Fruͤchten ſehen!
O! ein dreimahl begluͤktes Leben,
Wenn uns kein aͤuſrer Kummer plagt:
Und
[188]Das Paradies.
Und wenn durch kein verdorbnes Streben,
Das Hertz ſich in ſich ſelbſten nagt;
Wenn man den wollgeorndten Willen,
Jn dem was er begehrt, kan ſtillen.
Begluͤckte! in dem Unſchulds Stande,
Da eure ſtets vergnuͤgte Bruſt,
Noch frei von allem Kummer Bande.
Jhr ſahet mit erleuchter Seelen,
Des Hoͤchſten groſſe Herrlichkeit
O! welch ein Labſal zu erwaͤhlen,
Die Urquell der Zufriedenheit,
Woraus mit ſtroͤmenreichen Guͤſſen,
Des Geiſtes Seligkeiten flieſſen.
Und bei des Geiſtes reger Freude,
Fand ſich im Garten unverruͤkt
Der Sinnen aͤuſre Luſt und Weide.
Die Augen konten in den Auen,
Die euch zur Wohnung eingeraͤumt,
Ein tauſendfach Vergnuͤgen ſchauen,
Das aus der Segens Erde keimt;
Sie konten an des Schoͤpfers Gaben,
Die Luſt begiergen Blikke laben.
Wenn ihr euch daran ſatt geſehen,
Von gruͤnen Paradies zuruͤk,
Zum blauen Himmels Zinnen drehen.
Der Glanz der ſtrahlen reichen Sonne,
Und der Geſtirne guͤldne Zier;
Benebſt der funkelnd heitren Wonne,
Jm
[189]Das Paradies.
Jm ausgeſpannten Lufftrevier;
Die Erde und die Sternen Buͤhnen,
Die konten euch zum Schauplatz dienen.
Des Koͤrpers Nahrung zu genieſſen;
So fand der Mund, was ihn behagt,
Gleichſam in Milch und Honig flieſſen.
Die Baͤume hingen voller Fruͤchte,
Mit Safft und Lieblichkeit gefuͤllt:
Jhr nahmt dies ſchon bereit Gerichte;
Da ward des Magens Trieb geſtillt
Mit ſolcher Koſt, die Labſahl bringet,
Und Hunger, und den Durſt verdringet.
Ließt in den kuͤhlen Schatten nieder;
So ſang euch von dem gruͤnen Aſt
Der Voͤgel Chor die Taffel Lieder.
Dies leichte Heer zwang ſeine Kehlen,
Bei gurgelnder Vergnuͤgſamkeit
Euch, als der Herrſchafft zu erzaͤhlen,
Daß ſie mit euch, darob erfreut,
Dem HErrn des Himmels, in dem Gruͤnen,
Mit einen frohen Dank zu dienen.
Noch in geſetzten Schranken lieffen;
Da noch ein iedes ſtehen blieb,
Wenn ihre Herrſchafften ſie rieffen:
Die Thiere die noch leicht zu zwingen,
Die kamen auf dem Wink daher
Und muſten euch Vergnuͤgen bringen
Wenn ihr das luſtig ſpringend Heer,
Auf
[190]Das Paradies.
Auf ſeinen ebnen Rennebahnen,
Anſaht als eure Unterthanen.
Noch mehr Vergnuͤgen zu genieſſen.
Man ſah da uͤber guͤldnen Sand
Der Baͤche perlend Waſſer flieſſen.
O! welch ein liebliches Gefilde,
Wodurch ein klarer Flus ſich lenkt,
Der da mit Stroͤmenreicher Milde
Die ausgeſchlagnen Pflanzen traͤnkt;
Und wo die Baͤche, gruͤnen Auen
Stets friſche Labſahls Tropfen thauen.
Mit reichen Fluͤſſen durchgewaͤſſert,
Das die vier Arme ſehen lies,
Dadurch des Gartens Luſt vergroͤſſert.
Der Silbertropfen murmelnd Rinnen,
Der Wellen wirbelndes Geſpiel
Vermehrete die Luſt der Sinnen
Die dem vergnuͤgten Paar gefiel;
Weil auf des Waſſers glatten Hoͤhen,
Des Hoͤchſten Herrlichkeit zu ſehen.
An friſchen Bach und kuͤhlen Fluͤſſen,
Auf einen ſammtnen Graſes Sitz
Mit Anmuth ſahn, die Fiſche ſchieſſen:
Das muſte ihrem Herz gefallen;
Weil ſie zu ihres Schoͤpfers Ehr,
So ſahn im Criſtalinen wallen,
Der Waſſerbuͤrger ſchuppigt Heer,
Das
[191]Das Paradies.
Das aus den naſſen Tieffen ſteiget,
Und ſichtbar GOttes Wunder zeiget.
Der ihre aͤuſere Sinnen ruͤhrte,
Ein Reitz, dabei das Hertz den Brand
Empfundner Wolluſt freudig ſpuͤrte.
Und dis erheiterte Gemuͤthe
Fand taͤglich neue Luſtbarkeit,
Die ihres Schoͤpfers Wunderguͤte
Jm Ueberfluſſe ausgeſtreut:
Und bei dem freudigen Genieſſen,
Wuſt dieſes Paar nichts von Verdrieſſen.
Das gleicher Sinn und Neigung kroͤnte
Da noch kein Theil, wie ietzt geſchicht
Den truͤben Leidenſchafften froͤhnte.
Hier war ein Hertz und eine Seele,
Jn GOtt und in ſich ſelbſt vergnuͤgt;
Kein Blik der aus den Augen ſcheele,
Dem andern zum Verdruſſe fliegt:
Es muſt ein ieder Zug der Mienen,
Zum Zeugnis aͤchter Liebe dienen.
Jn dieſen hoͤchſt zufriednen Leben,
Und ſelbſt die Demmrung ſtiller Nacht,
Kont ihnen Luſt nnd Ruhe geben.
Ward gleich ihr Bette nicht von Seiden,
Und weichen Polſtern zubereit:
So ward auch kein bedorntes Leiden,
Geſchwaͤchten Gliedern unterſtreut:
So
[192]Das Paradies.
So wie ihr Wachen nur Vergnuͤgen,
So war nur Luſt ihr ſchlafend Liegen.
Mit Laub und Blumen ausgeſchmuͤkket
Darob kein Baldachin gekehrt
Daran man Kunſtgewirk erblikket.
Der Himmel ſelbſt mit ſeinen Bogen,
Draus alle Schoͤnheits Farbe ſtrahlt,
War uͤber ihrem Haupt gezogen,
Mit Licht und Farben uͤbermahlt:
Der helle Mond, die lichten Sternen,
Die waren ihre Nacht Laternen.
Auch keinen dichten Vorhang kehren,
Noch Schildwacht; weil kein Hochverrath
Sie in der Ruhe konte ſtoͤhren.
Sie lebten in den ſichren Grentzen,
Des Landes der Zufriedenheit:
Allwo ein immergruͤner Lenzen,
Bei Tag und Nacht nur Roſen ſtreut;
Wo man bei dem erwachten Sorgen,
Nicht ſeufzete nach Licht und Morgen.
Entfernt von ſchwartzen Gram und Kummer
Der dunklen Naͤchte Ruhezeit
Vollbracht in einem ſuͤſſen Schlummer:
Und wenn die Morgenroͤth erwachte,
Mit ihren neu entglomnen Licht,
Die Poſt des muntren Tages brachte;
So ſah ihr heitres Angeſicht
Bei
[193]Das Paradies.
Bei aufgegangner Morgenſonne
Verneute Blikke guͤldner Wonne.
Das Wunderwerk der Kreaturen,
Der Geiſt fand wieder ohne Zahl,
An allen Orten Gottheits Spuren:
Die wurden Ehrfurchts voll erwogen,
Die Andacht wieß den frommen Fleiß,
Aus reiner Lieb und Luſt gezogen
Geſchaͤfftig zu des Hoͤchſten Preis;
Und ward bemuͤht von ganzer Seelen,
Des Schoͤpfers Ehre zu erzaͤhlen.
Behielt der Leib ſtets friſche Kraͤffte;
Dabei war ihnen noch beſcheert
Des Lebensbaumes Nahrungsſaͤffte.
Die Panacee von dieſem Stamme
Die Frucht, das rechte Lebens-Oel,
Bewahrte die Geſundheits Flamme
Damit nicht der geringſte Fehl
Des Koͤrpers inren Bau verletzte,
Und das Gemuͤth in Unruh ſetzte.
Ein Wohnplatz, der im Schattenbilde
Das kuͤnfftige Vergnuͤgen wies
Das in dem himmliſchen Gefilde
Der guͤldnen Ewigkeit zu ſehen.
Es war ein recht begluͤktes Land
Daraus die Furcht, die Angſt und Wehen,
So lang die Unſchuld blieb, verbannt;
Erſter Theil. NEs
[194]Das Paradies.
Es war ein Feld, auf deſſen Auen,
Nur Seegensthau und Frucht zu ſchauen.
Scheint dieſen Luſt Kreis zu verderben;
Denn als dadurch das Boͤß erkannt,
Da folgte auf das Leben, Sterben.
Die Ungluͤksfrucht, die von der Schlangen,
Mit Hoͤllen Giffte angeſtekt,
Die hat der Eltern Luſt, Verlangen
Mit ſuͤndlicher Begier beflekt:
Und dadurch, als die Liſt gelungen,
Sie aus des Lehns Beſitz verdrungen.
Von GOttes Allmacht nicht erleſen:
So waͤre der begluͤkte Raum,
Der Menſchen Wohnplatz ſtets geweſen:
So aber waren bei den Roſen,
Ein ſcharffer Dornen Stachel auch
Die, wenn ſie das Gehirn liebkoſen,
Durch ihrer Duͤnſte ſuͤſſen Hauch,
Die unvorſichtgen Finger ſtechen,
Und ihre Anmuths Blaͤtter brechen.
Der nachgebliebnen Adams Kinder,
Die nunmehr ein bedorntes Land
Zu bauen, als verfluchte Suͤnder.
Das iſt die Frucht von Schlangenſaamen,
Denn bei dem ſchnoͤden Apfel Biß
Die erſten Eltern mit bekamen,
Daß ſie den Baum im Paradies,
Als
[195]Das Paradies.
Als eine Quell anſehn zur Suͤnden,
Die doch nur in ſie ſelbſt zu finden.
Der ihm ein paradiſiſch Leben
Zum Lohn, und dabei ein Verbot,
Zur Richtſchnur ſeines Gluͤks gegeben:
Er ſolte nichts von Baume eſſen,
Der in des Gartens Mitte ſtund.
Der Menſche konte leicht ermeſſen,
Daß dies Geſezze ſeinen Grund:
Und daß die Weisheit zeigen wolte,
Daß ihr Geſchoͤpf gehorchen ſollte.
Das blinde Luͤſte uͤbertreten:
Es waͤre noch die guͤldne Zeit,
Wenn Menſchen dies gehalten haͤtten.
Doch da ſie von des Teuffels Schlangen,
Und ihren liſtgen Zauberthon,
Durch ihre eigne Schuld gefangen,
So war das der verdiente Lohn,
Daß ſie das Paradies verlieſſen,
Des Ungehorſams Schuld zu buͤſſen.
Mit ſeinen Paradies verſchloſſen;
Nachdem wir durch des Teufels Neid,
Jn Adam, dieſe Frucht genoſſen.
Betruͤbter Blik! in iene Stunden,
Der Anfangs noch begluͤkten Welt,
Wo ſind ſie? ach! ſie ſind verſchwunden,
Was iſt hier nun? Ein Jammerzelt,
N 2Das
[196]Das Paradies.
Das mit der Reich gezaͤhlter Tage,
Nur haͤuffet Eitelkeit und Plage.
Noch unter Bann und Fluch begraben:
So bleibet dir doch unverwerth,
Ein kleines Paradies zu haben.
Gebrauche nur die Kreaturen
Die uns des Schoͤpfers Guͤtigkeit,
Auf hie und da begruͤnten Spuren,
Zur holden Augenluſt anbeut;
Du wirſt in Gaͤrten, Thaͤlern, Gruͤnden,
Noch Paradieſe uͤbrig finden.
Des Hoͤchſten Bildnis zu erneuen:
So wird die guͤldne Ewigkeit,
Dich dort im Paradies erfreuen.
Jm Glauben muſt du hier anfangen,
Das laͤngſtverlohrne Ebenbild,
Am Geiſt, noch wieder zu erlangen:
So wird dein Wunſch dort auch erfuͤllt,
Da du wirſt in des Himmels Auen’,
Ein beßres Paradies beſchauen.
Gedan-
[197]
Gedanken
uͤber ein fliegend Wuͤrmchen
Ephemeris.
N 3Wird
[198]Gedanken uͤber ein fliegend Wuͤrmchen Ephemeris.
Beantwortete Frage: Wo gut
zu wohnen ſei?
Wenn
[199]Beantwortete Frage: Wo gut zu wohnen ſei.
N 4Auf
[200]Beantwortete Frage:
Und
[201]Wo gut zu wohnen ſei.
N 5Der
[202]Beantwortete Frage: Wo gut zu wohnen ſei.
[20[203]]
Das
Lob der Gottheit
angeſtimmet
von den Kreaturen Himmels und der Erden.
Unendlich hoch erhabner Geiſt!
Gib mir, da ich dein Lob beſinge
Den Trieb, der mich mir ſelbſt ent-
reißt,
Und laß mich auf den Andachts
Schwingen,
Jns Chor der Seraphinen dringen
Zu iener Geiſter Ewigkeit:
Dort wo die ſeelgen Millionen,
Nah deinem lichten Throne wohnen,
Da ſieht man deine Herrlichkeit.
Von koͤrperlicher Laſt beſchwert,
Die ſteigen nicht zu ienem Huͤgel
Wo dich die Schaar im Schauen ehrt;
So lang des Leibes traͤge Banden,
Des Geiſtes Feſſeln noch vorhanden
Klebt er noch an der Unterwelt:
Drum laß mich nur der Gottheit Hoͤhen,
An
[204]Das Lob der Gottheit angeſtimmet
An denen Kreaturen ſehen,
Die Erd und Himmel in ſich haͤlt.
Entdekken ſich dem regen Geiſt,
Woran ſich deiner Gottheit Ehre
Jm klaren Schattenſpiegel weißt.
O! was vor Koͤrper! was vor Zeugen,
Seh ich aus iener Tieffe ſteigen,
Die deine Herrlichkeit erhoͤhn:
Da ſich in ungemeßnen Kreiſen,
Des Lufftraums, nach beſtimmten Gleiſen,
So viele tauſend Welten drehn.
Das ienen Oberkreis erfuͤllt,
Jſt des unſichtbarn Angeſichtes
Der Gottheit feurig Ebenbild.
Die ausgeblitzten heitren Strahlen,
Die flammend deine Pracht abmahlen
Und Feuer Piramiden ſein,
Die ſind HErr! deine Ehrenſaͤulen,
Die ſich in Suͤd, Weſt, Nord zertheilen,
Wenn ſie im Oſten aufwerts ziehn.
Der blaugewoͤlbete Saphir
Von Wolken Vorhang uͤberzogen,
Die ſtelln uns einen Schauplaz fuͤr.
Was wollen uns die hellen Spheren,
Der vielen Lichter Welten lehren?
Nichts als des Schoͤpfers Maieſtaͤt,
Die ſo weit an der blauen Ferne,
Als
[205]von den Kreaturen Himmels und der Erden.
Als Sonne, Mond, als alle Sterne,
Ja! noch unendlich weiter geht.
Jn iener duͤn gewebten Lufft;
So praͤchtig auch das guͤldne Wimmern,
Jn ienes Abgrunds tieffen Kluft:
So ſehen wir doch wie die Schatten,
Sich mit dem hellen Glantze gatten,
Wie Licht und Dunkelheit vereint.
Das iſt ein Bild von deinen Hoͤhen
Verborgner GOtt! wer kann dich ſehen,
Da dein Glanz nur durch Wolken ſcheint.
Welch unumſchraͤnkte Allmachts Hand!
Hat euch in Nord, Suͤd, Oſt und Weſten
So wunderbarlich ausgeſpannt!
Wo ſind die Pfeiler darauf raſten,
Der Wolken ſchwebend rege Laſten,
Wer iſts? der iene Sternen Welt,
Die wie ein richtig Uhrwerk gehet,
Nach ihren Lauf und Zirkel drehet,
Und alles in der Ordnung haͤlt?
Dich ruͤhmt das breite Firmament:
Denn deine Macht iſt da zu leſen,
An allen was dich Schoͤpfer nennt.
An ienem ausgeſchmuͤkten Auen,
Laͤſt ſich dein Name herrlich ſchauen,
Des Meiſters Weisheit zeigt ſich da,
Man kann an Sonne, Mond und Sternen,
Als
[206]Das Lob der Gottheit angeſtimmt
Als wie aus guͤldnen Lettern lernen,
Dein Lob o! groſſer Jehovah!
Den Himmelsbau verwundernd traͤgt;
Die ihr durch eurer Fluͤgel Weben,
Den Lebens Odem in uns legt!
Jhr muͤßt auf euren ſchnellen Schwingen,
Dahin des Schoͤpfers Ehre bringen,
Wo eur empfindlich Hauchen geht:
Weil durch ein geiſtig ruͤhrend Blaſen,
Als wie ein Dampf aus ſeinen Naſen,
Das Leben aller Ding beſteht.
Den Ruhm vom groſſen Zebaoth,
Zu Bergen, Thaͤlern, Kluͤfften tragen:
Denn er iſt auch der ſtarke GOtt,
Der euren Dunſt den ihr aushauchet,
Zur Reinigung der Luͤffte brauchet;
Jhr ſeid der Odem ſeiner Macht,
Dadurch er Fels und Berg zerreiſſet,
Was aufgethuͤrmt, zu Boden ſchmeiſſet,
Und ſeines Grimmes Feur anfacht.
Auf eurer unſichtbaren Spur,
An allen Enden auszubreiten,
Jm groſſen Reiche der Natur!
Erwacht, erhebt ein ſchnelles Brauſen,
Und laßt ſein Lob in Luͤfften ſauſen,
Auf Erd und in dem tieffen Meer,
Auf! laßt durch das bewegte Wallen,
Jn
[207]von den Kreaturen Himmels und der Erden.
Jn hohlen Klippen wiederſchallen,
Wir regen uns zu GOttes Ehr.
Die ihr ins Ohr zerſchmetternd kracht:
Jhr Donner! deren Schweffelduͤffte
Die ſchwuͤle Hize blizend macht.
Auf! auf! ihr bruͤllenden Karthaunen,
Jhr ſeid der Hoͤchſten Macht Poſaunen,
Stimmt an, der Koͤnig kommt zum Streit,
Auf ſeinen ſchnellen Wolken Wagen;
Jhr Menſchen! flieht mit bangen Zagen,
Vor Zebaoths Gerechtigkeit.
Faͤhrt her in ſeiner Herrlichkeit
Und laͤſſet ſich im Donner hoͤren,
Sein Blitz geht aus, der Flammen ſpeit.
Es oͤffnet ſich die Ruͤſtungs Kammer,
O! was vor Hertz beklommner Jammer,
Erweckt die Schrekkenvolle Lufft,
Der Hagel ſchlaͤgt, o! welch Zerſchmettern,
Entſteht aus ſeines Grimmes Wettern,
Da alles um Erbarmung rufft.
Da folgen aus der Tieffen Schlund,
Offt Regen, Schnee und Hagelſchloſſen,
Und machen GOtt, im Wetter kund.
Das ſind der Allmacht Schrekkens Keile,
Der Winde pfeiffendes Gehaͤule,
Vermehrt dies aͤngſtlich Zetterſchrein;
Der Himmel zittert; auf das Wallen,
Er-
[208]Das Lob der Gottheit angeſtimmt
Erfolgt ein ploͤtzlich taubes Knallen,
Und iagt uns neues Schrekken ein,
Hoͤrt auf, da ſich die Lufft zertheilt;
Es folget eine ſanffte Stille,
Wenn Oſt und Nord genug geheult:
Da ſaͤuſeln denn die lauen Weſten,
Und lispeln in belaubten Aeſten:
Der HErr iſt hier in ſanfften Braus,
Er laͤſt in dem gelinden Wehen,
Fuͤr all, des Lebens Odem gehen
Und haucht der Guͤte Balſam aus.
Erthoͤnen auf der Luͤffte Bahn;
Und ſtimmen zu des Schoͤpfers Ehre,
Manch lieblich klingend Loblied an.
Wie dringend ſind die zarten Kehlen,
Die zwitſchernd aller Welt erzaͤhlen,
Die Weisheit, Guͤt und Wundermacht,
Die ihnen ſolche Melodeien,
Zu ſeinen Ruhm, uns zu erfreuen,
Durch den Natur Trieb beigebracht.
Ermuntre uns des Morgens fruͤh
Und kraͤusle deine Wunderthoͤne,
Mit ſuͤß verwirrter Harmonie!
Auf Saͤngerinnen muſiciret,
Und gebt dem, Preis, dem er gebuͤhret
Jhr
[209]von den Kreaturen Himmels und der Erden.
Jhr ſtimmet ſchon! o welch ein Klang!
Was hoͤr ich? ein bezaubernd Klingen
Ein reizend Gurgeln, holdes Singen,
Das iſt der GOttheit Lobgeſang.
Der in den freien Luͤfften ſchallt,
Aus dieſen ſingenden Gefieder;
Der allenthalben wiederhallt.
Die muntre Lerche die ſich ſchwinget,
Mit andern auch ihr Danklied bringet,
Die pfeifft es uns gantz deutlich fuͤr:
Wem ſoll dies freudig Singen gelten?
Dir, HErr! dem ſo viel tauſend Welten,
Als ihren Schoͤpfer ehren, Dir.
So viele Wunder aufgeſtellt;
Was lebt im Meer, was lebt auf Erden,
Was Berg und Thal und Wald erhaͤlt,
Was auf dem Feld, in gruͤnen Trifften,
Was kreucht in den verborgnen Gruͤfften:
Dies alles zeugt von deiner Macht;
Und giebt von deinen hohen Weſen,
Uns dieſen Eindruk ſtets zu leſen:
O! welch ein GOtt der dies erdacht!
Die an den ſteilen Bergen gehn:
Denn an den Wilden, an den Zahmen,
Kan man der Weisheit Kunſtwerk ſehn.
Der Loͤw mit funkelnden Geſichte,
Macht bruͤllend alles das zu nichte,
Erſter Theil. OWas
[210]Das Lob der Gottheit angeſtimmet
Was ſeines Grimmes Klau ergreift;
Er zeugt von deiner Allmacht Staͤrke,
Die ihn als ſeiner Haͤnde Werke,
Mit Muth und Kraͤfften ausgeſteift.
Und greift den Elephanten an,
Und denkt bei ſeinem Ueberfallen,
Was er vor Beute machen kann.
Der Wolff geht aus den dichten Waͤldern,
Und ſuchet gierig auf den Feldern,
Bis er ein ſanfftes Schaaf verzehrt;
Der Baͤre brumt nach ſeinem Raube;
Der Eber wuͤhlt im Moos und Laube:
Du biſt es, der ſie all ernaͤhrt.
Wenn euch der Durſt und Hunger plagt;
Wer hat euch die verſtekten Spuren,
Wo eure Nahrung iſt, geſagt?
Jhr ſchnellen Hirſche, ſcheuche Rehen,
Wer iſts der auf der Felſen Hoͤhen
Erquikkend Waſſer ſpringen heiſt,
Wenn ihr von Furcht und Jagen aͤchzet,
Nach einer friſchen Quelle lechzet?
Jſts nicht der, der eur Schoͤpfer heiſt?
Durch ſeine weiſe Wunderhand?
Wenn nur ein Menſch geruͤhrt beſchauet
Der Koͤrper feſtes Glieder Band,
Wie er euch dauerhafft bebruͤſtet,
Mit Wehr und Waffen ausgeruͤſtet:
So
[211]von den Kreaturen Himmels und der Erden.
So ſieht man wie er iede Art,
Nach ihren Zweck mit Haut und Sehnen,
Mit Knochen und geſchaͤrften Zaͤhnen,
Mit Klauen, wunderbar verwahrt.
Die deine Guͤt, Macht, Weisheit ruͤhmt,
Sieht man zur Fruͤhlings Zeit iezunder,
Da Feld und Garten iſt bebluͤmt?
Jhr bunt geſchmuͤkten Erden Kinder!
Jhr holden Blumen ſeid nicht minder
Die Zeugen ſeiner Herrlichkeit!
Jhr gleichet einem Ehren Kranze;
Jhr blizt in Gold uud Silber Glanze,
Den GOtt ſich ſelbſten zubereit.
Macht auf der Felder gruͤnen Grund,
Uns in der Halmen ſchlanken Menge
O! Schoͤpfer deine Guͤte kund.
Jch ſeh in Millionen Aehren,
So viele Zungen die uns lehren,
Daß du, HErr! allenthalben ſeiſt.
Mir deucht, daß die bewachſnen Flaͤchen,
Mit lispelnder Bewegung ſprechen:
Der Schoͤpfer wird von uns gepreiſt.
Die euch das Pflanzen Reich ſonſt ſchenkt,
Beſchaut die lieblichen Gerichte
Den Weinſtok der euch labend traͤnkt.
Erwegt, wie aus den duͤrren Zweigen,
Mit Safft gefuͤllte Beeren ſteigen
O 2Wie?
[212]Das Lob der GOttheit angeſtimmet
Wie? iſt nicht alles wunder ſchoͤn,
Und kann, nicht wenn ihr ſolches ſchmekket,
Was euch des Hoͤchſten Guͤt entdekket,
Das Aug daran den Schoͤpfer ſehn?
Daran, wenn ſie die Nacht bethaut,
Am Morgen kleine Sonnen blizzen,
Wird GOttes Groͤſſe angeſchaut.
Was ſind des Graſes zarte Halmen?
Die Noten, die zu Lobes Pſalmen
Jm Buche der Natur gedruͤkt,
Wer nur darauf die Sinnen richtet,
Und GOtt zu Ehren Lieder dichtet,
Der hat den Jnhalt ſchon erblikt.
Man ſieht an eurer gruͤnen Pracht,
Daß ihr zum ſtillen Heiligthume,
Zum Tempel der Natur gemacht.
Der Zweige rauſchendes Bewegen,
Der Blaͤtter lispelnd leiſes Regen,
Jaͤgt uns die ſtille Andacht ein;
Man muß mit Ehrfurcht eingeſtehen,
Daß dieſer Baͤume ſchlanke Hoͤhen,
Der Gottheit Ehrenſaͤulen ſein.
Zwar rieſelnd, doch vergeblich nagt,
Jhr koͤnnt uns auch zum Schoͤpfer leiten,
Wenn man euch nur mit Andacht fragt:
Jhr ſeid, ihr aufgeworffnen Huͤgel,
Der weiſen Allmacht Wunderſpiegel,
Wenn
[213]von den Kreaturen Himmels und der Erden.
Wenn man euch nur von auſſen ſieht;
Jhr ſeid uns, vor der Fluthen Stuͤrme,
Wie feſte Mauren, ſtarke Thuͤrme,
Davor der Feind zuruͤkke flieht.
Ein Bollwerk, daß das Meer umdaͤmmt;
Jhr ſeid der Erden Saͤugebruͤſte,
Daraus das Nahrungs Waſſer ſchwemmt:
Jhr laßt von unten Quellen ſchieſſen,
Von oben Thau und Regen flieſſen,
Und traͤnket das verdorrte Land:
Jhr laßt zu uns, als Brencriſtallen,
Jn Winter Tagen ruͤkwerts prallen,
Der Sonnen aufgefangnen Brand.
Mit ſanfften Kraͤutern uͤberdekt,
Die ſich gleichſam aus Steinen winden,
Darin das Mark des Lebens ſtekt.
Wie viele Baͤume, Cedern, Eichen,
Mit Fichten, Tannen und Geſtraͤuchen,
Entſtehen aus dem Fels und Stein,
Die zu der Menſchen frohen Leben,
Theils Nahrung, theils auch Holz hergeben,
Theils Mittel zur Geſundheit ſein.
Nicht an den aufgeworffnen Hoͤhn,
Denſelben, der ein GOtt der Goͤtter
Und ſeiner Allmacht Wirkung ſehn.
Jhr tadelt ihre ſchroffe Spizzen,
Die uns dem Vieh, den Thaͤlern nuͤzzen.
O 3O!
[214]Das Lob der Gottheit angeſtimmet
O! braucht eur ſehend Auge auch
Und ſchauet, was vor grauſe Wunder,
Noch ſtekken, als ein Andachts Zunder,
Jn ihren ausgefuͤllten Bauch.
Und ſehet auf der dunklen Bahn,
Die Erdengaͤnge, tieffe Gruͤffte
Die Eingeweid und Adern an.
O! was vor blizzende Metallen,
O! was vor glaͤnzende Criſtallen,
Entdekt man nicht in ihren Schooß:
Was ſagt ihr Frevler! zu den Schaͤzzen
Die in den Schlakken ſchon ergoͤzzen,
Jſt GOtt nicht auch in Bergen gros?
Die man zu Erden Goͤzzen macht
Die uns nur ſollen dazu dienen,
Daß wir erkennten deine Pracht.
O! HErr! der du den Schooß der Erden,
So reichlich laͤſſeſt fruchtbar werden:
Du biſt im tieffſten Schacht zu ſehn,
Worinnen als der Guͤte Kammern,
Jn Kaſten mit vermaurten Klammern,
Fuͤr uns, ſo viele Schaͤzze ſtehn.
Bei des gerechten Eifers Brand,
Verherrlicht ſich auch im Gebuͤrgen
Und macht uns dein Gericht bekand,
Der Felſen ausgeholte Baͤuche,
Sind offt verborgne Schweffel Schlaͤuche
Wie
[215]von den Kreaturen Himmels und der Erden.
Wie Aetna und Veſuvius,
Darin ein heimlich Feuer ſchmauchet,
Das ein verborgner Wind anhauchet,
Und bringt die Gluth zu Dampf und Schuß.
Und ſpeien Bliz und Flammen aus,
Die Erde bebt, die Thaͤler ſchuͤttern,
Die Gegend ſtuͤrzt in Schutt und Grauß;
Die Staͤdte ſinken bei dem Knallen,
Und werden wie ein Feuerballen,
Der freſſend durch das Pech verheert:
Es werden oͤde Wuͤſteneien
Ob den ergrimmten Feuerſpeien,
Das aus der Berge Rachen faͤhrt.
Die aus geſpaltnen Loͤchern gehn,
Und alles um ſich her zerſchmettern
Laͤßt ſich nicht GOtt darinnen ſehn?
Der Zebaoth vor deſſen Fluͤgeln,
Sich ſchnell die Kluͤffte ſelbſt entriegeln
Wenn er auf ſeinen Donner ſitzt:
Und aus der Felſen weiten Schlunde,
Als wie aus ſeines Grimmes Munde
Den angeflammten Eiffer blizt.
So weit das Reich des Waſſers grenzt,
Darin ſich ſpiegelt deine Ehre,
Darin dein Lob recht herrlich glaͤnzt:
Man ſehe nur in dieſe Tieffen,
Und wie darin die Waſſer trieffen
O 4Und
[216]Das Lob der Gottheit angeſtimmet
Und was auf dieſer glatten Bahn,
Jn dem beſchaͤumten Reich der Wellen,
Fuͤr mannigfaltge Wunder ſchwellen:
So ſieht man dich im Spiegel an.
Das wie ein klares Silber blinkt,
Das lehret uns ſchon deine Groͤſſe
Wenns rollend in die Tieffe ſinkt:
Nun haͤuffe man der Tropfen Zahlen,
Draus deine Eigenſchafften ſtrahlen,
Was vor ein Spiegel wuͤrd entſtehn?
Wenn man die Meere, Seen, Fluͤſſe,
Und alle breite Waſſerguͤſſe,
Wuͤrd in vereinter Lage ſehn?
Und deine hohe Herrlichkeit,
Als ſelbſt der Spiegel der Gewaͤſſer,
Der unermeßlich tief und breit.
Wenn man mit ſchwindelnd bangen Grauen,
Will in der Meere Abgrund ſchauen;
So ſtarrt der tief verſchlungne Sinn:
Und will der Menſch ſich ſelbſt vergeſſen,
Der Gottheit dunkle Tieffen meſſen,
So faͤllt er gar in Ohnmacht hin.
Wagt euch in dieſe Tieffen nicht:
Die eine droht euch mit dem Strande;
Die andre blendet eur Geſicht
Bewundrer! braucht nur eure Sinnen,
Seht Millionen Stroͤme rinnen,
Und
[217]von den Kreaturen Himmels und der Erden.
Und rechnet was die Waſſerwelt,
Da iedes Troͤpflein ihn erhebet,
Und alles was darinnen lebet,
Vor Lob Materie in ſich haͤlt.
Jm wirbel vollen Ocean,
Sie ſprudeln bis zum Wolken Bogen,
Was wird euch dadurch kund gethan?
Der Hoͤchſte ſchilt, die Stroͤme wallen,
Die Wellen ſteigen, brechen, fallen
Sein Hauch blaͤßt abermahl hinein:
Das Meer wird ſtill, es klaͤrt die Flaͤchen;
So bald ſieht man die Strahlen brechen,
Von ſeinen hellen Gnadenſchein.
Dabei das Meer ſich ſchreklich baͤumt,
Find man die Perlen mit den Muͤttern
Am Uffer reinlich abgeſchaͤumt;
Man ſammlet liebliche Corallen,
Man ſiehet praͤchtige Criſtallen
Jm Schooß des Meers; auch Edelſtein:
Und dieſe ſeltne Koſtbarkeiten
Kann GOtt aus Jaͤſcht und Schaum bereiten
Wie groß muß ſeine Allmacht ſein!
Wird man im Teich und Fluß gewahr!
O! welch ein flieſſendes Gewimmel,
Wenns Meer geſtillt, die Seen klar:
Sieht man wie ſchnelle Pfeile gehen,
Und wirbelnd ihren Lauf verdrehen!
O 5Der
[218]Das Lob der Gottheit angeſtimmt
Der eine ſpringt, der andre rennt,
Denn ſieht man von den Schuppen Volke
Auf einmal eine dichte Wolke,
Jn dieſen naſſen Element.
Daß niemand unſern Schoͤpfer gleich
Fuͤr dem ſich gantze Heerden neigen,
Auch in dem tieffen Waſſerreich.
Wie wunderbarlich iſt das Bilden
Der Fiſche, die mit glatten Schilden
Von ſeiner Weisheit angethan.
Wie wunderbarlich iſt ihr Regen,
Wenn ſie mit ruͤhrenden Bewegen,
Sich dringen durch die glatte Bahn.
Vor den ſich die Natur erſchrikt,
Ohn deine Macht HErr! zu erhoͤhen,
Die ſich darinnen abgedruͤkt.
Man nehme nur zum Augenmerke
Des Wallfiſchs Groͤß und Wunderſtaͤrke,
Der mit den ſtarken Wellen ſpielt:
Er athmet, und der Dampf der Naſen,
Erregt gedehnte Waſſerblaſen,
Damit er ſeine Hize kuͤhlt.
Des Welt Meers, das am Nordpol grenzt,
Und zu des Hoͤchſten Ruhm und Preiſe,
Mit den gefrornen Silber glaͤnzt.
O! welche groſſe Ungeheuer!
Voll inrer Hiz, voll regen Feuer,
Die
[219]von den Kreaturen Himmels und der Erden.
Die wallen da in kalter Fluth,
Zum Zeugnis, daß an allen Enden,
Der HErr mit ſeinen Allmachts Haͤnden,
Zu ſeinem Ruhme Wunder thut.
Die Waͤlder ſind in offner See!
O! welche Haͤuſer voller Laſten
Die ſchweben auf der Meeres Hoͤh,
Die mit beladner Beut und Waaren
Die ſchluͤpfrig glatte Bahn durchfahren,
Wie wird nicht GOttes Ruhm vermehrt!
Der uns die Kunſt im Meer zu wandeln,
Den Weg in alle Welt zu handeln,
Auf wunderbare Art gelehrt.
Der euch offt aus dem Rachen reiſt
Des Todes, wenn eur Schiff ſchon wanket,
Und lechzend Waſſer in ſich geuſt.
Es ſinket. Ach! ihr ſeid verlohren,
Da Wind und Wetter ſich verſchworen
Auf euren nahen Untergang:
Die lieblich ſingenden Sirenen,
Die ruffen euch nur zu verhoͤhnen,
Mit ihren falſchen Zauberklang.
Jhr ſchlukt ſchon ein den nahen Todt;
Doch hier iſt eure Huͤlff vorhanden,
GOtt reißt euch aus der bangen Noth;
Der Hofnungsanker wird geſenket,
GOtt der an eure Angſt gedenket,
Be-
[220]Das Lob der Gottheit angſtimmet ꝛc.
Bedraͤut den tobenden Orcan;
Jhr koͤnnt nun wieder Seegel ſpannen,
Jhr reiſet nach der Noth von dannen,
Und langt in ſichren Hafen an.
Dem Wind und Meer gehorſam iſt,
Sein Wink legt ihr abſcheulich Schwellen,
Das ſonſten alles niederſchießt.
Jhr ſeht dies an, preiſt ſeinen Nahmen;
Weil er getreu und Adams Saamen
Sein Wort und ſeine Zuſag haͤlt;
Ruͤhmt ihn und laſt ſein Lob erſchallen,
Und an den Klippen wiederhallen,
Die in den Seen aufgeſtellt.
Von ſeiner weiſen Guͤt und Macht,
Wie? koͤnnet ihr ſein Lob verſchweigen
Jhr ſeid Bewundrer ſeiner Pracht;
Auf! auf! ihr Voͤlker aller Erden,
Durch euch muß er verherrlicht werden,
Stimmt eurer Andacht Harffenſpiel;
Und braucht der Seelen Gnadenkraͤffte,
Zu dieſem engliſchen Geſchaͤffte,
Dies ſei eur Lebens Zwek und Ziel.
Die allenthalben gnug bekand;
Und nehmt die Harfe von zehn Saiten
Jhr Koͤnige! wie der zur Hand,
Der dort auf Zions Berg und Throne,
Der Herrſchafft Zeichen, ſeine Krone,
Fuͤr
[221]von den Kreaturen Himmels und der Erden.
Fuͤr GOtt, in tieffen Staub gelegt;
Gebt dem die Ehr, dem ſie gebuͤhret,
Weil ieder der die Welt regieret,
Von ihm das Lehn des Scepters traͤgt.
Wird Weirauch hie und da geſtreut,
O! gebt das Lob, das euch Errettern
Die Noth und Duͤrfftigkeit anbeut,
Dem, der euch euren Thron gegruͤndet,
Dem, der euch alle ſich verbindet,
Als Knechte ſeiner Maieſtaͤt:
Denn ſeid ihr gros und hoch erhoben
Wenn ihr dem dienet, und durch Loben
Dem, der euch gros gemacht erhoͤht.
Entflam die Welt zu GOttes Ruhm
Geht in der Gottheit Ehrentempel;
Dient ihm in ſeinem Heiligthum.
Entzuͤndet eure Raͤucherſchalen,
Durch ſeines Lichtes Gnadenſtrahlen
Glimmt an des Weirauchs ſuͤſſen Dunſt;
Macht eure Hertzen zu Alltaͤren,
Und widmet ihm zu ſeinen Ehren,
Der Seelen heiſſe Andachtsbrunſt.
Und laßt der Pauken Jubelthon,
Der Cimbeln Schall im Heilgen hoͤren,
Und ſingt dem Vater, und dem Sohn.
Dem Gnaden Geiſt, Lob, Preis und Lieder,
Fallt ihm zu Fuß, aus Demuth nieder,
Und
[222]Das Lob der Gottheit angeſtimmet
Und muntert eure Schaaren an,
Den GOtt zu ehrn, der uns das Leben,
Hier mitgetheilt und dort will geben,
Dafuͤr man nichts als loben kann.
Geht hin, da GOttes Ehre wohnt;
Und laſt ein Loblied, dem erſchallen,
Der uͤber alle Himmel thront.
Jhr kennt ſein gnaͤdiges Erbarmen,
Jhr liegt in ſeinen Liebes Armen,
Die euch der Heiland zugeneigt:
Drum laßt bei herzgeruͤhrten Singen,
Ein Halleluia ſtets erklingen,
Das uͤber alle Wolken ſteigt.
Ehr, Ehre ſei GOtt in der Hoͤh
Der nach dem Zeugnis heilger Schrifften
Von uns verbannt das Hoͤllen Weh.
Preiſt den GOtt, der als Menſch gebohren,
Der die verſchloßnen Himmels Tohren
Euch wiederum geoͤfnet hat:
Den, der mit ſeines Blutes Guͤſſen,
Euch wiederum erloͤſen muͤſſen,
Nach ſeines Vaters Gnadenrath.
Die ihr den wahren GOtt nicht kennt,
Und eurer Menſchheit ſelbſt zur Schande,
Zu leeren Goͤtzenbildern rennt,
Verklaͤret eure blinde Augen,
Damit ſie den zu ſehen taugen,
Der
[223]von den Kreaturen Himmels und der Erden.
Der da ein Schoͤpfer aller Welt,
Fuͤr dem muͤſt ihr die Haͤnde falten,
Der durch ſein Allmachts volles Walten,
Den Himmel traͤgt, die Erd erhaͤlt.
Und den kein Aberglaub erdacht;
Den lobt, der allen Gifft der Spoͤtter
Weil er im Himmel wohnt, verlacht;
Den bringt zum Opfer eure Herzen,
Der mit der Andacht nur will ſcherzen,
Der hat kein menſchliches Gefuͤhl.
GOtt iſt ein Geiſt der anzubeten,
Die ohne Glauben vor ihm treten,
Begehen nur ein Gaukelſpiel.
Und ſteigt darauf zum Schoͤpfer hin:
Um eur Erkaͤntniß zu erweitern,
So leßt des Allerhoͤchſten Sinn
Wie er in ſeinem Wort beſchrieben:
So muͤſt ihr euren Schoͤpfer lieben;
Jhr muͤſſet wenn ihr JEſum kennt,
Durch ein andaͤchtig Knie beugen,
Vor GOtt und aller Welt bezeugen,
Er ſei der, den ihr HErre nennt.
Der Muͤtter, annoch ſaugend liegt,
Daraus mit Honig ſuͤſſen Luͤſten,
Die Nahrung eures Leibes kriegt!
O! preiſet GOtt, ein kindlich Lallen,
Wird euren Vater woll gefallen:
Drum
[224]Das Lob der Gottheit angeſtimmet
Drum lallt von ſeiner Wunder Macht,
Die euch aus den verdekten Waͤnden,
Des Kerkers, als mit ſeinen Haͤnden,
So wunderlich ans Licht gebracht.
Die euch durch ſeine Schoͤpfungs Krafft,
Die Nahrung, da ihr noch verborgen,
Schon reichlich vorher angeſchafft.
O! lernet dieſen Vater kennen,
Und ſeinen groſſen Nahmen nennen,
Sprecht: GOtt iſt auch in kleinen groß,
Der laͤßt uns durch die Engelſchaaren,
Mit groſſer Sorgfalt noch bewahren,
Als auf der Muͤtter ſichren Schooß.
Als einer Krone ausgeſchmuͤkt,
Sagt, was vor Wunder ihr erfahren,
Daran man GOttes Groͤß erblikt:
Erweget ſie in dem Gemuͤthe,
Erzaͤhlt des Allerhoͤchſten Guͤte,
Den Kindern und den Enkeln doch!
Sagt, ſo hat GOtt die Welt regieret,
So weislich hat er mich gefuͤhret,
Und dieſer GOtt der lebet noch.
Was eure Jahre euch gelehrt;
Erzaͤhlet was ihr vor Gerichte
Der Wunder Macht, etwan gehoͤrt;
Was eure Vaͤter ſchon bemerket,
Und das ihr auch erfahrn, beſtaͤrket,
Und
[225]von den Kreaturen Himmels und der Erden.
Und praͤgets euren Zweigen ein:
Daß eure Jahre, Tage, Stunden,
Die in dem Lauf der Zeit verſchwunden
Die Zeugen ſeiner Guͤte ſein.
Und denke was der HErr gethan;
Was dich entzuͤkkend ruͤhrt, erzaͤhle,
Und ſage GOttes Thaten an;
Eroͤfne deiner Lippen Schranken
O! Zunge! ſprich aus die Gedanken,
Die GOttes Groͤß in dir erhoͤhn
So lang bis du in ſeinen Lichte,
Jhn dorten wirſt vom Angeſichte,
Jn jener Ewigkeit anſehn.
Hoͤrt mein geruͤhrt begierigs Ohr?
Das iſt ein himmliſch Muſiciren,
Das iſt der Selgen frohes Chor.
O! welch ein Klang! die ſelgen Geiſter,
Sind die vollkomnen Saͤnger Meiſter,
Die durch die ſuͤßſten Melodein,
Die engliſch ſind und engliſch klingen,
Der GOttheit ewgen Ruhm beſingen
Und ſich darob recht ſelig freun.
Verdoppelt den geſchwinden Lauf;
Daß ich zur Burg der Ewigkeiten,
Zu jenen Choͤren kom hinauf;
Da kan ich in den ſelgen Auen
O! GOttheit! dich viel klaͤrer ſchauen,
Erſter Theil. PUnd
[226]Die Weisheit GOttes
Und deine Herrlichkeiten ſehn;
Da kan ich in dem Luſtgefilde,
Wenn ich erwach nach deinem Bilde
Mein niedrig klingend Lob erhoͤhn.
Die
Weisheit GOttes
bei dem mannigfaltigen
Arten der Geſchoͤpfe.
Man
[227]bei dem mannigfaltigen Arten der Geſchoͤpfe.
P 2Bewun-
[228]Die Weisheit GOttes
Sonſt
[229]bei dem mannigfaltigen Arten der Geſchoͤpfe.
P 3Allein
[230]Wie die weiſe Guͤte GOttes
Wie die
weiſe Guͤte GOttes
im Brodt zu ſchmekken.
Pſ. CVI. v. 15.
Du ſchaffeſt es, daß das Brodt des Men-
ſchen Herz ſtaͤrke.
Wer dich zu des Schoͤpfers Preiſe
Mit begierger Luſt geneuſt;
Der kan durch ein ſattes Schmek-
ken,
GOttes’ Guͤt darin entdekken,
Die aus Meel und Waſſer fleuſt;
Und
[231]im Brodt zu ſchmekken.
Und in deinen ſaftgen Rinden,
Laͤßet Herzens Staͤrkung finden.
Deren Koͤrner wir zermalmen;
Erde iſt dein Element
Daraus die zuerſt entſproſſen;
Und wenn Waſſer zugegoſſen,
Und das Feur dich hart gebrennt:
So kanſt du durch dein Gedeien,
Labend unſer Herz erfreuen.
Die wir uns zu naͤhren, haben,
Die ſind alle Weisheits voll:
Auch ein Stuͤklein Brodt bezeuget,
Wie uns deine Huld geneiget,
Die da ſorgt fuͤr unſer Woll;
Die uns in geſunden Biſſen,
So viel Staͤrkung laͤſt genieſſen.
Als das Brodt das vor dem Zunder
Jnrer Faͤulnis uns erhaͤlt;
Kan der ſehr geſchwaͤchte Magen,
Lekker-Speiſe nicht vertragen:
So kan, wenn kein Fleiſch gefaͤllt,
Jhn zu einen muntern Leben;
Brodt hinlaͤnglich Nahrung geben.
Die den Kindern, alten Greiſen
Brodt zur Panacee gemacht!
Jeden Alter dients zur Nahrung,
P 4Die-
[232]Wie die weiſe Guͤte GOttes
Dieſes lehret die Erfahrung
Da das Brodt iſt aufgebracht,
Ward es auf dem Erdenkreiſe,
Faſt zur allgemeinen Speiſe.
Das ſich nicht das Brodt erleſen,
Das die Lebens Nahrung giebt:
Fehlten ihm der Felder Fruͤchte,
Und das ſuͤſſe Korn Gerichte,
Hat es doch den Reis beliebt;
Oder andre Nahrungs Sachen,
Sich daraus doch Brodt zu machen.
Findt man daß ſie Brodt bereiten;
Mehl mit Waſſer untermiſcht,
Wurden als gebakne Kuchen,
Denen die da Speiſe ſuchen
Mit der Milchkoſt aufgetiſcht;
Milch damit den Durſt zu ſtillen,
Brodt die Hungrigen zu fuͤllen.
Pflegt man nach dem Brodt zu fragen
Wenn die Taffel aufgedekt
Auch die Reichen dieſer Erden,
Koͤnnen nicht geſaͤtigt werden;
Weil ſonſt kein Gerichte ſchmekt,
Wenn nicht Brodt auch das verſuͤſſet,
Was man lekkerhaft genieſſet.
Und pflegt Ekel zu erwekken,
Nur
[233]im Brodt zu ſchmekken.
Nur allein das Nahrungs Brodt,
Das wir Tag vor Tag verzehren,
Wird doch taͤglich ohn Beſchweren,
Ohne in der Krankheits Noth,
Sehr begierig aufgezehret,
Wenn der Magen ausgeleeret.
Ohne HErr! den weiſen Seegen
Den du drin gelegt, zu ſehn.
Moͤchten wir bei ieden Biſſen,
Damit wir uns naͤhren muͤſſen,
Deine Wunder Guͤt erhoͤhn.
O! ſo wuͤrden deine Gaben,
Uns zum danken reizend laben.
Der hat nie die Kraft betrachtet
Die in deſſen Kruͤmgen ſtekt;
Wenn des Menſchen Herz beklommen,
Wird ihn, wenn er Brodt genommen,
Eine friſche Lufft erwekt;
Wenn man eine Ohnmacht merket,
Wird das Herz dadurch geſtaͤrket.
Staͤrkt den Leib, erfreut die Seele
Derer die in Aengſten ſein;
Wer vom Kummer wird gedruͤkket,
Wird nie kraͤftiger erquikket,
Als durch ſtaͤrkend Brodt und Wein,
Die das Trauren, banges Zagen
Durch ein geiſtig Feur verjagen.
P 5Wenn
[234]Wie die weiſe Guͤte GOttes
Jn den Ohren Gaͤngen ſauſen,
Und das Haupt den Schwindel fuͤhlt;
Hilft ein Brodt, das friſch bereitet
Wenn man deſſen Waͤrme leitet,
Und in fluͤßge Ohren zielt;
Da ſich zu dem ofnen Gaͤngen,
Heilſam deſſen Duͤnſte draͤngen.
Daß das Brodt ein Mark des Lebens,
Das durch alle Glieder dringt;
Daß darinnen Balſam Theile,
Daß es labe, ſtaͤrke, heile
Und noch mehren Nuzzen bringt.
Denn die Aertzte aller Zeiten
Aus des Brodtes Weſen leiten.
Als ein Schoͤpfer hat gegeben,
Der erhaͤlt daſſelbe auch:
Brodt und Waſſer ſind die Mittel,
Die nebſt einen warmen Kittel
Nach verordneten Gebrauch,
Bei des Hoͤchſten weiſen Walten,
Allgenug uns zu erhalten.
Die ihr weinet um Erbarmen
Wenn nicht Kuͤch und Keller voll;
Die ihr ſcheel und neidiſch ſehet,
Und um groͤßren Reichthum flehet,
Den euch GOtt beſcheren ſoll,
Meel
[235]im Brodt zu ſchmekken.
Meel im Kad und Oel im Kruͤgen
Jſt genug euch zu vergnuͤgen.
Daß ihr euch nur Eſſen gebet,
Den verwoͤhnten Magen druͤkt!
Jhr laſt euch nur zum Ergoͤzzen,
Auf dem Tiſch viel Schuͤſſeln ſezzen,
Denkt ein Licht wird auch erſtikt,
Wenn man von zu ſtarken Guͤſſen,
Laͤſt die Lampe uͤberflieſſen.
Als wenn man mit giergen Munde,
Die gewuͤrzten Speiſen keuͤt:
Und der hat mehr Leibes Kraͤfte,
Der bei ſauren Tags Geſchaͤfte
Salz auf Pumpernikkel ſtreut;
Als die, die ſtets Lekker Biſſen,
Aus entfernter Welt genieſſen.
Sieht hierin die weiſe Guͤte,
Die uns eine Speis beſchert,
Worin alles das verbunden,
Was der Hoͤchſte gut befunden,
Und was unſre Leiber naͤhrt;
Eine Speiſe die gedeiet,
Und uns ſtaͤrkt, belebt, erfreuet.
Und das Herz zum Dank erwekken,
O! ſo machte unſer Mund,
Damit wir das Brodt genieſſen,
Durch
[236]Das Gewaͤſſer der Suͤndfluth
Durch ſein holdes Ueberflieſſen,
Recht des Hoͤchſten Gnade kund;
Die wir ſonſt mit traͤger Seelen,
Aus Gewohnheit nur erzaͤhlen.
Das
Gewaͤſſer der Suͤndfluth
ein Spiegel
goͤttlicher Gerechtigkeit.
O!
[237]ein Spiegel goͤttlicher Gerechtigkeit.
Wo
[238]Das Gewaͤſſer der Suͤndfluth
Da
[239]ein Spiegel goͤttlicher Gerechtigkeit.
Der
[240]Das Gewaͤſſer der Suͤndfluth
Welch
[241]ein Spiegel goͤttlicher Gerechtigkeit.
Erſter Theil. QDas
[242]Das Gewaͤſſer der Suͤndfluth
Die
[243]ein Spiegel goͤttlicher Gerechtigkeit.
Q 2Was
[244]Das Gewaͤſſer der Suͤndfluth
Wer
[245]ein Spiegel goͤttlicher Gerechtigkeit.
Die
wunderbahre Verwandlung
eines Kirſchbaums.
Q 3Mein
[246]Die wunderbahre Verwandlung
Jn
[247]eines Kirſchbaums.
Q 4Der
[248]Die wunderbahre Verwandlung
Wie
[249]eines Kirſchbaums.
Q 5Nach-
[250]Die wunderbahre Verwandlung
Drum
[251]eines Kirſchbaums.
[252]
Die Menſchen wuͤnſchen oft et-
was das ſie nicht wollen.
Jn
[253]das ſie nicht wollen.
Wo-
[254]
Woher es komme, daß ſo weni-
ge die herrlichen Geſchoͤpfe GOttes be-
trachten, und dadurch geruͤhret
werden?
‘Pſalm CXI. 2.
Groß ſind die Werke des HErrn, wer ihr
achtet, der hat eitel Luſt daran.’ ()
Daß
[255]Geſchoͤpfe GOttes betrachten.
Die
[256]Woher es komme, daß ſo wenige die herrlichen
Wer
[257]Geſchoͤpfe GOttes betrachten.
Die Allwiſſenheit GOttes.
Pſ. CXXXIX. 4. 2.
HErr, du erforſcheſt mich und kenneſt mich.
Jch ſitze oder ſtehe auf, ſo weiſt du es:
Du verſteheſt meine Gedanken von fer-
ne.
Licht das alles ſichtbar macht;
Wofuͤr alles Dunkle fliehet,
Das durchdringt die ſchwaͤrzſte Nacht,
Das da in des Herzens Schranken,
Merkt die tieffeſten Gedanken,
Was kann bei ſo hellen Schein
Dir, noch woll verborgen ſein!
Dir unentlicher Verſtand!
Erſter Theil. RJſt
[258]Die Allwiſſenheit GOttes.
Jſt ja alles was geweſen,
Auf das klaͤreſte bekandt:
Dein uneingeſchraͤnktes Sehen,
Weis das alles, was geſchehen,
Was gedacht, geredt, gethan,
Siehſt du gegenwaͤrtig an.
Und der Winkel hat verdekt,
Kommt durch dich noch an die Sonnen,
Was die Finſternis verſtekt,
Jſt vor deinen Angeſichte,
Alles kommt vor dein Gerichte;
Was die Liſt je ausgedacht,
Und die Bosheit vollenbracht.
Jn dem Lauf mit fortgefuͤhrt;
Was im Kreis der Eitelkeiten,
Sich vor aller Welt verliehrt;
Was der Erden Bauch verzehret,
Jn dem kleinſten Staub verkehret;
Was die duͤnnſte Luft verweht,
Jſt was Dir vor Augen ſteht.
Was des Abarunds Tieffe hegt;
Was der Wirbel Fluth verdrungen,
Jn der Berge Grund verlegt;
Was der Wallfiſch laͤngſt verdauet,
Der Carcharias zerkauet:
Was der See-wolf laͤngſt zerfezt,
Jſt vor Dir, wie unverlezt.
Was
[259]Die Allwiſſenheit GOttes.
Auf das klaͤreſte bekannt;
Koͤnten wir den Ort verruͤkken,
Wo wir ſind, bis an dem Rand
Wo die Erd in Waſſer ſchwimmet;
So wird doch kein Punct beſtimmet,
Da du, was daſelbſt geſchehn,
Und geſchicht, nicht jezt geſehn.
Die Gedanken, die es zeugt;
Und was vor ein traͤumend Sorgen,
Mit der Naͤchte Schatten fleugt;
Was am Tage unſre Sinnen,
Ruͤhrt und reitzt; was wir beginnen,
Ja! was wir bemerken nicht;
Siehet doch dein Augenlicht.
Menſchen, die da Othem ziehn,
Auf dem Erden Kreiſe wohnen,
Und ſich ſo, bald ſo bemuͤhn,
Jhres Herzens reges Dichten,
Jhren Vorſaz auszurichten:
So kann deinem Augenſchein,
GOtt! doch nichts verborgen ſein.
Ja! was jeder Menſche thut,
Du weiſt ihre Luſt, ihr Scherzen
Und wie ſich derſelben Blut,
Bald in Lieb und Haß beweget,
Wie vor Furcht das Herze ſchlaͤget;
R 2Wie
[260]Die Allwiſſenheit GOttes.
Wie des Jachzorns Raſerei,
Vieler Ungluͤks-Quelle ſei.
Jn der ſpaͤtſten Folge-Zeit,
Hat dein Aug vorher geſehen,
Schon von aller Ewigkeit:
Jn der Kette aller Dinge,
Jſt nichts, das ſo klein, geringe,
Das nicht, was daraus abhaͤngt,
Deine Weisheit ſieht, und lenkt.
Ueberſteiget deinen Sinn,
Und lenkt dich zu GOttes Groͤſſen
Schaudernt voller Ehrfurcht hin.
Welch ein Auge! das da kennet,
Alles, was noch unbenennet
Was in gegenwaͤrtger Zeit,
Noch im Reich der Moͤglichkeit!
Wie GOtt das verborgne ſieht;
Und die Heiligkeit bedenket,
Die das Boͤſe haßt und flieht:
Den macht ein erwacht Gewiſſen,
Mit empfindlich regen Biſſen
Seine Suͤnden offenbahr,
Die in GOttes Augen klar.
Schauet was eur Herz beginnt,
Giebt er euch nach euren Werken,
So ſeid, wenn ihr euch beſinnt,
Jhr
[261]Die Allwiſſenheit GOttes.
Jhr, die allergroͤßten Tohren,
Die durch eigne Schuld verlohren;
Weil er die verderben kan,
Die ihm Unrecht vor gethan!
Derer die der Kummer nagt,
Er zaͤhlt alle Angſt und Thraͤnen
Derer, die das Elend plagt:
Hoͤret dies und laſt das Weinen,
Traurige! euch wird erſcheinen,
Nach dem duͤſtren Ungemach,
Ein vergnuͤgter Sonnen Tag.
Daß du alles, alles weiſt;
Wie aus deiner Wunder-Guͤte,
Nichts als Gutes zu uns fleußt:
Gib daß ich beim Thun und Laſſen,
Moͤge ſtets zu Herzen faſſen:
GOtt! der ſieht dein Handeln an,
Denke nach, was du gethan!
Die
[262]
Die wunderbahre, doch weiſe
Regierung der Welt.
Roͤm. XI. 33. 34.
O welch eine Tieffe beide der Weisheit und
Erkenntnis GOttes! Wie gar unbe-
greiflich ſind ſeine Gerichte, und un-
erforſchlich ſeine Wege! Denn wer hat
des HErrn Sinn erkant? Oder, wer
iſt ſein Rathgeber geweſen?
Wil-
[263]Regierung der Welt.
R 4Wenn
[264]Die wunderbahre, doch weiſe
Wo
[265]Regierung der Welt.
R 5Sei-
[266]Die wunderbahre, doch weiſe
Wie
[267]Regierung der Welt.
Nur
[268]Die wunderbahre, doch weiſe Regierung der Welt.
Die
[269]
Die
Wundernswuͤrdige Vorſorge
der Thiere, fuͤr ihre Jungen.
Wie
[270]Die Wunderes wuͤrdige Vorſorge
Wie
[271]der Thiere fuͤr ihre Jungen.
rung fehlet,
Kummer quaͤlet,
Das
[272]Die Wunderns wuͤrdige Vorſorge
Waſſer ſchwimmt,
Erden gehet,
Vorſicht ſehet,
falt hegen.
Groͤß verflegen.
Wie
[273]der Thiere fuͤr ihre Jungen.
Erſter Theil. SDa
[274]Die Allmacht GOttes.
Die Allmacht GOttes.
Sich der Himmel und die Erde,
Und der ganze Kreis der Welt
Augenbliklich dargeſtellt;
Welche Allmacht giebt dein Weſen,
Wenn mans uͤberdenkt, zu leſen,
Da dir nichts kann wiederſtehn,
Was du wilt, das muß geſchehn.
Wie ich lallend nur beſinge,
Kein Geſchoͤpf und keine Zeit,
Nur derſelben Moͤglichkeit
Ging hervor auf dein Befehlen,
Was ohnmoͤglich zu erzaͤhlen,
Und indem dein Wink geſchah,
War das Nichts, als etwas da.
Was die Welt vor Augen leget,
Was der Himmel in ſich faßt,
Welche ungeheure Laſt,
Jn des Abgrunds Tieffe ſchwebet,
Und nach ſeinen Puncte ſtrebet:
So
[275]Die Allmacht GOttes.
So deucht mir, man hab gedacht,
Wie unendlich GOttes Macht.
Und ſieht an den blauen Zinnen,
Ungezaͤhlter Sternen Zahl,
Die ſich alle auf einmahl
Mit den ungemeßnen Bogen,
Aus der Tieff hervor gezogen:
So ſtuzt der verſchlungne Sin,
Und weißt uns zur Allmacht hin.
Gar auf keinen Pfeiler raſten,
Daß der groſſe Luftkreis ſchwimmt,
Daß darin die Sonne glimmt;
Daß in jener blauen Ferne,
Mehr, als Millionen Sterne:
So wird uns auch dargeſtelt,
GOttes Macht, die dies erhaͤlt.
Welzend ſich umdrehn und kehren,
Und in ihren Gleiſen gehn,
Koͤnnen wir zwar woll verſtehn:
Aber wer dies Triebwerk ruͤhret,
Und derſelben Lauf regieret,
Jſt der weiſeſte Verſtand,
Und des Hoͤchſten Allmachts-Hand.
Unſern Blik zur Erde lenken,
Jhre Form und Lage ſchaun,
So entſteht in uns ein Graun,
S 2Daß
[276]Die Allmacht GOttes.
Daß die Kugel die da haͤnget
Wenn das Gleichgewicht verdrenget
Von der Luft, mit tieffen Fall
Suͤnke in des Abgrunds Thal.
Und vertreibt die Furcht der Glieder,
Wenn er glaͤubig nur erwegt:
Daß GOtt unſre Erde traͤgt,
Und mit ſeinen Allmachts-Haͤnden,
Koͤnn wie eine Kugel wenden,
Die er, wenn ſie welzend ſchwebt,
Als den leichtſten Ball aufhebt.
Sieht man lauter Allmachts Spuren,
Berg und Thal, und Wald und Feld,
Was GOtt; drauf und drin erhaͤlt;
Was da lebet, waͤchſt und gruͤnet,
Jſt ein Spiegel, der uns dienet,
GOttes Allmacht anzuſehn,
Und mit Andacht zu erhoͤhn.
Ungeheure Wunder ſchwellen,
Offenbahrt ſich ſeine Macht;
Wenn ein grauſer Sturm erwacht,
Und die Wogen ſprudelnd ſchieſſen,
Thuͤrmend ſich ans Land ergieſſen:
So bedreut er Meer und Wind,
Die ihm gleich gehorſam ſind.
Hoͤrt man bei des Wetters Grimme,
Wenn
[277]Die Allmacht GOttes
Wenn der Donner knallt und bruͤllt,
Und die Luft mit Krachen fuͤllt;
Wenn er ſpricht; ſo beben Welten,
Und entfliehn vor ſeinen Schelten.
Zeigt das nicht die Allmacht an,
Der nichts wiederſtehen kann?
So wird auch die Macht verſpuͤret,
Der ſich niemand ohnverlezt,
Eigenſinnig wiederſezt.
Wenn ein Koͤnig dieſer Erden,
Maͤchtig kan genennet werden,
Der ein weites Reich beſizt,
Was iſt GOtt der alles ſchuͤzt?
Alle die auf Erden wohnen,
Sind und bleiben unterthan,
Siehet man den Himmel an,
Auch da muͤſſen ihn bedienen,
Die erhabnen Cherubinen,
Aller ſeelgen Geiſter Schaar,
Stellt ſich ſeinen Winke dar.
Jn den Tieffen, in den Hoͤhen,
So weit ſeine Herrſchaft geht,
Und was ihm entgegen ſteht,
Kann der Othem ſeiner Naſen,
Wie die leichte Spreu zerblaſen,
Da er alle Macht der Welt,
Nur vor eine Ohnmacht haͤlt.
S 3Wenn
[278]Die Allmacht GOttes.
Der Tyrannen aufgehoben,
Und die Wuth ſinkt in den Staub,
Bebet wie ein Espenlaub,
Ja! die frevlen Himmelsſtuͤrmer
Die ſich bauen Babels Thuͤrmer,
Taumeln, wenn er ſie anblikt,
Stuͤrzen wenn er ſie erſchrikt.
Macht er wiederum begluͤkket,
Denn ſein Rath iſt wunderbahr,
Wer vorher ganz niedrig war,
Wird oft unvermerkt erhoͤhet,
Wer auf hohen Gipfeln ſtehet,
Wird oft aller Welt zum Spot,
Das zeigt, daß er Zebaoth.
Die GOtt ſich zum Schild genommen,
Die erfahren ſeine Kraft,
Seiner Guͤte Eigenſchaft;
Wenn wir ſeiner Guͤte trauen,
Werden wir die Wunder ſchauen,
Darin er mit Allmacht zeigt,
Wie uns ſeine Huld geneigt.
Das
[279]
Das
Vergeltungsrecht GOttes
im Strafen
Bei Betrachtung der Gerichte die uͤber
Sodom kommen.
S 4Of-
[280]Das Vergeltungsrecht GOttes.
Was
[281]Das Vergeltungsrecht GOttes.
S 5Bis
[282]Das Vergeltungsrecht GOttes.
Den-
[283]Die lehrenden Bienen.
Die lehrenden Bienen.
Da-
[284]Die lehrenden Bienen.
Die
[285]
Die klugen Ameiſen.
Spruͤchw. Salom. c. VI. v. 6. 7. 8.
Gehe hin zur Ameiſen du Fauler: Siehe
ihre Weiſe an, und lerne. Ob ſie
woll keinen Fuͤrſten, noch Haupt-
mann, noch Herrn hat: Bereitet ſie
doch ihr Brodt im Sommer, und
ſammlet ihre Speiſe in der Erndte.
Woran man der Welt zu dienen,
Durch ihr Beiſpiel lernen kan,
Und ſeh mit erſtaunten Sinnen,
Der Ameiſen ihr Beginnen,
Zu des Schoͤpfers Preiſe an:
Denn an dieſen kleinen Thieren,
Kann man GOttes Weisheit ſpuͤren.
Fraͤgt man, wer recht Haus zu halten,
Der Ameiſen-Schaar gezeigt;
So kann ich nicht anders ſchlieſſen,
Es muß von dem Schoͤpfer flieſſen,
Der die Thierlein ſo geneigt:
Daß ſie auf die kuͤnftgen Zeiten,
Alles kluͤglich zubereiten.
Wer
[286]Die klugen Ameiſen.
Der Ameiſen eingegeben,
Haſt du ihr es nicht gelehrt?
Wenn man ihre Stadt beſchauet,
Die dies kleine Volk gebauet;
So iſt ſie bewunderns werth;
Weil ſie kuͤnſtlich, ohne Riſſen
Sie alſo zu bauen wiſſen.
Jhre Stadt hat ſeine Gaſſen,
Die ſich wundernswuͤrdig drehn,
Und mit ihren kleinen Zellen,
Die ſie aneinander ſtellen,
Mehr zur Laͤng als Breite gehn:
So daß man ſie ohn Beſchweren,
Nicht kann mit der Stadt zerſtoͤhren.
Jſt ſie doch ſo eingerichtet,
Daß ſie immer weiter fuͤhrt,
Und will man die Thore ſprengen,
Bleiben ſie in Hinter-Gaͤngen
Dennoch ſicher, unberuͤhrt.
Wer denkt, daß mit ſolchen Liſten,
Thierlein auch zu bauen wuͤſten?
Feſter Staͤdte recht vorſtellen,
Die mit Gaͤngen ſind verſehn,
Die mit unterirdſchen Kluͤften,
Und mit tief verborgnen Gruͤften
Sich wie Jrregaͤrten drehn:
So
[287]Die klugen Ameiſen.
So ſehn wir die Kunſt der Weiſen,
Ebenfals bei den Ameiſen.
Jn der Erde Staͤdte haben,
Die da lukker, ſinkt und faͤllt;
Muͤſſen ſie ſich vor Gefahren,
Die ſie drohen, woll bewahren.
Leim das feſt zuſammen haͤlt,
Wird von einigen genuͤzzet,
Der ſie vor den Einfall ſchuͤzzet.
Splittern, womit ſie die Haͤuſer,
Jhre Gaſſen uͤberbaun,
Und mit Balken uͤberlegen,
Gleichſam, als wenn ſie erwegen,
Daß man ohne Furcht und Graun,
Sicher in der Kammer ſizzet,
Wenn der Boden unterſtuͤzzet.
Zu beſchuͤzzen ihre Faͤcher,
Worin ſie die Frucht bewahrn:
Schilf und Stroh und duͤrre Blaͤtter,
Jſt ihr Schirm vor naſſen Wetter,
Die ſie uͤber duͤnne Sparrn,
Um das Waſſer abzuleiten,
Wiſſen kuͤnſtlich auszubreiten.
Daß GOtt ſei Allweis zu nennen,
Der ein ſolches kleines Thier,
Durch verborgne Triebe lenket,
Als
[288]Die klugen Ameiſen.
Als wenn es recht kluͤglich denket?
Wenigſtens kommts uns ſo fuͤr
An den wollgebauten Staͤdten
Daß ſie Wiz und Klugheit haͤtten.
Sind als wie mit zarten Klammern,
An einander angemacht;
Zum Behaͤltnis ihrer Fruͤchte,
Und der uͤbrigen Gerichte
Woll und kuͤnſtlich ausgedacht,
Da ſie in verborgnen Gaͤngen,
Ordentlich zuſammen haͤngen.
Die man ohn des Schoͤpfers Preiſe,
Nimmer ohn Erſtaunen ſieht;
Wenn ſie auf die Nahrung rennen,
Sehn ſie was ſie eſſen koͤnnen
Und darnach ſind ſie bemuͤht
Stets mit einen groſſen Hauffen,
Jhrer Speiſe nachzulauffen.
Wenn ſie eine Beut erjagen;
Jſt ein Kaͤfer wo verrekt,
Den ſie etwan aufgeſpuͤret,
Wird er muͤhſam fortgefuͤhret,
Oder alsbald aufgelekt,
Wenn ſie etwan nicht vermoͤgen,
Jhn noch weiter zu bewegen.
Die ſich in die Blaͤtter winden,
Stuͤr-
[289]Die klugen Ameiſen.
Stuͤrmen ſie gleich auf ſie ein,
Weil die, wie im Honig ſtekken,
Welchen ſie recht luͤſternd lekken,
Bis ſie ganz beladen ſein,
Und ſich auf gebahnten Wegen,
Bis zu ihrer Wohnung regen.
Siehet man, daß jede ſtrebet
Jhre Nahrung einzuſcheurn,
Und der reiffen Felder Fruͤchte;
Als die lieblichen Gerichte,
Koͤnnen ihren Fleis anfeurn,
Daß ſie unermuͤdet ſehen,
Wie ein Koͤrnlein fort zu drehen.
Streiffen aus, als wie im Kriege,
Wenn die Frucht zur Reif gediehn;
Wenn ſie wo ein Koͤrngen faſſen,
Das die Aehre ſpringen laſſen,
Das ſie muͤhſam weiter ziehn:
Sieht man, wie der Fleis die Kraͤfte.
Mehret beim Berufs-Geſchaͤfte.
Jhren Vorrath ſtets zu haͤuffen,
Wenn die Felder gelb und weis,
Da gehn ſie in vollen Spruͤngen,
Frucht und Koͤrner einzubringen,
Und der ſtete Nahrungs-Fleis,
Kann auf truͤbe Winterszeiten,
Jhnen, Vorrath gnug bereiten.
Erſter Theil. TSieht
[290]Die klugen Ameiſen.
So kann man nicht ohn Vergnuͤgen
Seine Emſigkeit anſehn;
Es faßt mit der Zungen Spizzen,
Die vorn an dem Kopfe ſizzen,
Dieſe Laſten fortzudrehn,
Die es, wenn es muͤhſam ringet,
Welzend immer weiter bringet.
Eine Freundin ihm entgegen;
So hilft ſie mit gleicher Treu,
Dieſe ſuͤſſe Laſt zu heben,
Davon ſie hernachmahls leben.
Kommt die andre auch herbei,
Hilft ſie auch durch ihr Bemuͤhen,
Dieſes Korn mit fortzuziehen.
Wenn wir aufmerkſam betrachten,
Wie ſie, was ſie angefaßt
Weiter drengen, da ſichs zeiget
Daß das Korn ſie uͤberſteiget
An der Groͤß und an der Laſt:
Daß ſie dennoch weiter kommen,
Wenn ſie es erſt aufgenommen.
Ohne HERR! dich zu erhoͤhen
Der du in die zarte Bruſt,
Wieder aller Menſchen Denken,
Kanſt ſo vielen Eiffer ſenken,
Eine ſolche rege Luſt:
Daß
[291]Die klugen Ameiſen.
Daß ſie ungeſaͤumet ſtreben,
Jhre Nahrung aufzuheben.
Daß die Sommerszeit beſcheret,
Was man in dem Winter nuͤzt?
Und daß, der in Erndte-Zeiten,
Nicht will Vorrath zubereiten,
Und darinnen muͤßig ſizt,
Jn den rauhen Winter-Tagen,
Muͤſſe ſich mit Kummer plagen?
Biſt es, wie wir klaͤrlich leſen,
Der die Thiere klug gemacht:
Und wir muͤſſen an Ameiſen,
Deine Wunderguͤte preiſen,
Die dem Thierlein beigebracht;
Daß man muͤſſe Vorrath haͤuffen,
Wenn der Felder Fruͤchte reiffen.
Und die Sehnſucht nun geſtillet
Die ſie ſo zum Fleis bewegt:
So bemerkt man an den Thieren,
Neue Wunder, die uns ruͤhren,
Von der Vorſicht eingepraͤgt,
An dem kluͤglichen Anſtalten,
Um die Fruͤchte zu erhalten.
Merken dieſe Vorſichts-Spuren,
Noch an dieſen Thiergens an;
Daß ſie jedes Korn benagen,
T 2Deſ-
[292]Die klugen Ameiſen.
Deſſen Keimchen ſonſt ausſchlagen,
Die die Naͤſſe feuchten kann;
Weil derſelben Vorraths-Faͤcher,
Nur ſind tieffe Erden-Loͤcher.
Zeugt von deiner Vorſicht Walten,
Das in allen wunderbahr:
Du ſchenkſt dem Geſchoͤpfen Speiſe,
Du erbauſt durch ſie Gehaͤuſe,
Und du zeigeſt noch ſogar,
Wie ſie Fruͤchte, zum Genieſſen,
Kluͤglich auch erhalten muͤſſen.
Und der Sommer abgewichen,
Alsdenn gehen ſie zur Ruh,
Und verſtekken ſich in Gruͤfte,
Vor des Winters rauhen Luͤfte,
Theilen ſich die Nahrung zu,
Welche allen angehoͤret,
Die ein jeder denn verzehret.
Von dem rechten Buͤrger-Leben,
Einer wollgeorndten Stadt;
Ja! von einen jeden Stande,
Der in einen Reich und Lande,
Sich ſtets zu beſtreben hat,
Wenn der Staat ſoll woll beſtehen,
Dem Gewerbe nachzugehen.
Der Ameiſen Arbeit, Plagen,
Waͤ-
[293]Die klugen Ameiſen.
Waͤren von dem Geiz ein Bild,
Der bei ſeinen Sammlen ſchmachtet,
Und dem Vorrath nur betrachtet,
Damit Haus und Keller fuͤllt,
Der nur ſinnet ſeinen Erben,
Groſſe Schaͤzze zu erwerben.
Auch fuͤr einen kuͤnftgen Morgen,
Jſt den Menſchen woll erlaubt;
Sparſamkeit iſt eine Tugend,
Jn dem Alter in der Jugend:
Und wer GOttes Vorſicht glaubt,
Der muß doch dabei erwegen,
Wie ſie giebet ihren Seegen.
Und auf unſre Erndte ſchauen,
Die uns reichen Vortheil zeigt:
Wenn wir dieſe Zeit verſaͤumen,
Und in fauler Ruhe traͤumen,
Da der Himmel uns geneigt;
So vergehn die Gluͤkkes-Zeiten,
Die nicht ſind zuruͤk zu leiten.
Daß ſie in den kuͤnftgen Jahren
Nicht in Duͤrftigkeit vergeht,
Jſt nicht minder auch zu loben,
Dahin gehn des Fleiſſes Proben,
Die ihr an Ameiſen ſeht,
Welche ſich um Frucht bemuͤhen,
Jhre Kinder aufzuziehen.
T 3Se-
[294]Die klugen Ameiſen.
Und die zaͤrtlich treuen Triebe,
Die man bei den Thieren ſieht;
Wenn ſie ihre Jungen hekken,
Die in kleinen Eiern ſtekken;
So ſind ſie alsbald bemuͤht,
Wenn ſie aus den Eiern ſpringen,
Jhnen Nahrung darzubringen.
Die uns wie ein Sandkorn ſcheinen
Wenn ſie aus den Eiern gehn,
Futtern ſie mit ſolchen Sachen,
Die ſie immer groͤſſer machen,
Bis ſie ein Gewebe drehn,
Darin ſie wie in den Wiegen,
Die umwundnen Puͤpgen liegen.
Wenn ſie ſich nun ſo befleiſſen
Auf die zarte Weberei,
Hoͤren alsdenn auf das Freſſen,
Von den Alten zu erpreſſen;
Die doch aber nicht ganz frei
Von der Sorgfalt; weil ſie ſehen
Ferner auf ihr Wohlergehen.
Jſt nun ferner noch zu weiſen,
Wie ſie ihre zarte Frucht,
Aus der erſten Wohnung tragen
Wenn wir nach der Urſach fragen;
So ſcheint es, daß dieſe Zucht
Jn
[295]Die klugen Ameiſen.
Jn der kleinen Thiere Reichen,
Den Pflanzbuͤrgern zu vergleichen.
Nun noch ferner zu erziehen,
Sind die Alten ſtets bedacht,
Und damit ſie groͤſſer werden,
Tragen ſie, ſie aus der Erden:
Doch bei einer kuͤhlen Nacht,
Wiſſen ſie, ſie wol zu dekken,
Und in ihre Gruft zu ſtekken.
Die, die unſre Kinder heiſſen,
So ſorgfaͤltig zu bewahrn!
O! ſo wuͤrden unſre Erben,
Leider! nicht ſo haͤufig ſterben
Jn den erſten Fruͤhlings Jahrn,
Wenn wir ſie gehoͤrig ſtaͤrkten,
Und was ihnen dient, bemerkten.
An dem Staate der Ameiſen,
Daß ſie, wenn jemand verſtirbt,
Jhn nicht in der Wohnung laſſen,
Den Geruch der Todten haſſen,
Der die reine Luft verdirbt;
Daß ſie ihn gleich weiter fuͤhren,
Wo ſie ſeinen Dunſt nicht ſpuͤren.
Und die Todten auch entfernen,
Aus der Wohnung, aus der Stadt;
Weil der Dunſt verblichner Leichen,
T 4Zu
[296]Die klugen Ameiſen.
Zu der Peſt und andern Seuchen,
Oft was beigetragen hat;
Weil, wo fauler Moder ſtekket,
Allda auch die Luft beflekket.
So muß jeder ſich verbinden,
Zu der Treu und Einigkeit,
So muß man ſich wiederſezzen,
Dem, der ſolchen will verlezzen,
Daß er bleib in Sicherheit;
Dieſe Regel muß bei ihnen,
Stets zum Grundgeſezze dienen.
Jhre Republic zu ſtoͤhren,
Sind ſie all zugleich bereit,
Fuͤr die Wollfahrt treu zu kaͤmpfen,
Jhrer Feinde Macht zu daͤmpfen;
Oder im Gefecht und Streit,
Wenn ſie nicht den Feind beſiegen,
Lieber gaͤnzlich zu erliegen.
Solche Einigkeit und Liebe,
Sind im Thierreich anzuſehn;
Moͤchten wir dies uͤberlegen,
Und zu GOttes Ruhm erwegen;
Moͤchten wir auch in uns gehn,
Und dergleichen Klugheitslehren,
Doch zu unſrer Beßrung hoͤren!
Sich zu ihren Beiſpiel waͤhlen,
Was
[297]Die klugen Ameiſen.
Was die dummen Thierchens thun!
Alsdenn wuͤrden ſolche Schwarmen
Liederlich und fauler Armen
Nicht fuͤr unſern Thuͤren ruhn,
Die ſich nur auf unſern Schwellen,
Aus Gewinſucht heilig ſtellen.
Sich dies ins Gedaͤchtnis ſchreiben:
Sammle nach Ameiſen Art,
Die auf einen Winter ſparen,
Haſt du in den Sommer-Jahren,
Deines Lebens nicht verwahrt:
So muſt du in alten Tagen,
An dem Hunger Tuche nagen.
Derer Laͤnder, derer Staͤdte;
Alle Buͤrger einig ſein!
Alsdenn, waͤre Wollergehen,
Gluͤk und Heil im Flor zu ſehen;
Alsdenn wuͤrde allgemein
Fried und Treu, auf allen Gaſſen,
Sich im Liebes-Kuß umfaſſen.
Eine
[298]
Eine Uhr im Todtenkopfe.
Wolt
[299]Eine Uhr im Todtenkopfe.
denken,
gen lenken.
Denn
[300]Das entzuͤkkende Vergnuͤgen
Das
entzuͤkkende Vergnuͤgen
aus dem Anſchauen des Himmels bei
der Nacht.
Wenn
[301]aus dem Anſchauen des Himmels bei der Nacht.
Bald
[302]Das entzuͤkkende Vergnuͤgen,
Seht
[303]aus dem Anſchauen des Himmels bei der Nacht.
Die
[304]
Die
von den Sinnen
empfundene Guͤte GOttes.
Pſ. CIIII. 24.
HErr! wie ſind deine Werke ſo groß und
viel, du haſt ſie alle weißlich geordnet
und die Erde iſt voll deiner Guͤte.
Druͤkke mir doch ins Gemuͤte
Deine Vollenkommenheit,
Groͤſſe und Unentligkeit!
So weit als der Himmel gehet,
So weit ſich die Erde drehet
Von Nord bis zum Suͤderpol,
Jſt die Welt der Guͤte voll.
Jn den Grenzen loſen Tieffen
Ungemeßner Ewigkeit:
Vor dem Anfang aller Zeit,
Wareſt du die ewge Liebe,
Die ſich mit vergnuͤgten Triebe,
Wie man in der Schwachheit denkt,
Schon der Kreatur geſchenkt.
Jenen Himmel, dieſe Erde,
Aus
[305]empfundene Guͤte GOttes.
Aus den dunklen Nichts gebracht,
Haſt du dich ſelbſt kund gemacht:
Denn ſo viele Kreaturen,
So viel ſind auch klare Spuren,
Woraus ſichtbahrlich erhellt,
Daß die Guͤt ſie dargeſtellt.
Das ſich weiter auszubreiten,
Durch die ganze Welt ergeußt!
Fraͤgt man, wie die Quelle heißt
Aller dieſer guten Gaben,
Die die Menſchen reizend laben?
GOtt der alle Ding erfuͤllt,
Daher alles Gute quillt.
Durch Canaͤle unſrer Sinnen
Bis ſie der begierge Geiſt,
Jn empfundner Luſt geneußt:
Dafuͤr ſoll zu GOttes Ehren,
Durch des Mundes ofne Roͤhren,
Aus der Seele, Dank und Flehn,
Allemahl zuruͤkke gehn.
Die nur recht zu ſehen taugen
An jedweder Kreatur,
Jn dem Reiche der Natur?
Jn den Thaͤlern, Gaͤrten, Waͤldern,
Auf den Bergen, Auen, Feldern,
Wird die Guͤt, wenn mans erwegt.
Uns gleichſam zum Schau gelegt.
Erſter Theil. UWas
[306]Die von den Sinnen
Die zur Thiere Nahrung nuͤzzen?
Zeichen von der Guͤtigkeit
Die der Schoͤpfer ausgeſtreut.
Was ſind die Tapecereien,
Die das Auge zu erfreuen
Auf der Erde ausgeſpannt?
Gaben ſeiner Liebeshand.
Die vergnuͤgen das Geſichte,
Durch der Farben Mannigfalt,
Nette Miſchung und Geſtalt.
Sie ſind darum ſo gemahlet
Und ſchattirt, vom Licht beſtrahlet,
Daß wenn, wir im Garten gehn,
GOttes Wunderguͤte ſehn.
An den niedrigen Geſtraͤuchen;
Jn der Thiere Aufenthalt,
Jn den Ficht und Tannernwald;
Jn den Ceder, Lorberhainen,
Sieht man allenthalben ſcheinen,
GOttes Guͤt und Majeſtaͤt,
Die die Baͤume ſo erhoͤht.
Kann man uͤberzeugend ſehen,
An jedweden Gras und Kraut,
Daß die Guͤte ſie erbaut,
Uns zum Nuz, dem Vieh zur Weide;
Jn derſelben Eingeweide,
Blikt
[307]empfundene Guͤte GOttes.
Blikt hervor der Guͤte Strahl,
Aus den Erzt, aus den Metal.
Den ſmaragden Klee beſchauen,
Der mit Blumen untermengt,
Mit dem Silberthau beſprengt,
Und von Sonnenlicht verguͤldet,
Der daran nicht abgebildet
GOttes Wunderguͤt erblikt,
Die das Aug und Herz entzuͤkt?
Wo des Hoͤchſten Seegen bluͤhet,
Sieht auch ſeine Guͤte an,
Die uns darauf kund gethan:
Denn die Koͤrnerreichen Aehren,
Sind die Zungen die uns lehren,
Daß GOtt ſei das hoͤchſte Gut,
Welches alhie Wunder thut.
Die entzuͤkt auch das Gehoͤre
Durch den fortgetriebnen Klang,
Von der Voͤgel Luſtgeſang;
Aus den wollgeſtimmten Kehlen,
Hoͤret man den Ruhm erzaͤhlen
Der der ewgen Guͤt gebuͤhrt,
Der ſie und die Welt formirt.
Gurgelnd pfeiffen, gluchzend ſaͤuſeln
Durch die duͤnn gewebte Luft!
Hoͤret wie die Lerche ruft,
U 2Mer-
[308]Die von den Sinnen
Merket auf die Nachtigallen!
Mir deucht dies verwirrte Schallen,
Stimme darin uͤberein,
GOtt muͤß ewig guͤtig ſein.
Die erfreut uns durchs Gethoͤne,
Wenn ein Klangſpiel wird geruͤhrt;
Wenn man lieblich muſicirt,
Davids Harf und Cymbeln reget,
Zincken blaͤßt und Paucken ſchlaͤget,
Und darzwiſchen durchpoſaunt,
Wird das Herz vor Luſt erſtaunt.
Ein ſolch lieblich Singſpiel hoͤren,
So deucht mir der ſuͤſſe Schall,
Gebe dieſen Wiederhall:
GOttes Guͤte iſt zu preiſen,
Die ſo wunderbahre Weiſen
Jn der Thonkunſt aufgebracht,
Die das Herz entzuͤkkend macht.
Die durchs Ohr das Herz erfreuen,
Dieſes muß man eingeſtehn:
Wer hat ſolches Kunſtgethoͤn,
Jn die Voͤgel eingeſenket,
Wer hat, wenn man es bedenket,
Unſern Luftkreis ſo formirt,
Der den Schall zum Ohren fuͤhrt?
Dieſe krumgeſchlungne Roͤhre
Jh-
[309]empfundene Guͤte GOttes.
Jhre Theile ſo gelegt;
Daß wenn ſie ein Schall erregt,
Der in unſre Seele dringet,
Sie mit ſuͤſſer Luſt bezwinget;
Jeder hoͤrt die Antwort an,
Das hat GOttes Guͤt gethan.
Was uns den Geruch erfuͤllet,
Mit der holden Liebligkeit,
Die von Blumen ausgeſtreut.
Dieſer Biſam ſuͤſſer Duͤfte,
Wuͤrzt die holden Fruͤhlingsluͤfte
Die bei einen ſanften Wehn,
Schmeichelnd in die Naſen gehn.
Ziehn wir mit begiergen Hauchen
Wenn wir in den Gaͤrten ſein,
Als den Lebensbalſam ein;
Der denn ins Gehirne flieget,
Wunderbahr die Seel vergnuͤget,
Die ſich innerlich erfreut,
Ueber GOttes Guͤtigkeit.
Unſers Schoͤpfers Guͤt entdekken,
Die er, wenn mans recht erwegt,
Jn die Speiß, den Trank gelegt:
Welche Arten, welche Fruͤchte,
Welche Wuͤrtze und Gerichte,
Welche Traͤnke, Wein und Bier,
Sezt uns nicht der Schoͤpfer fuͤr?
U 3Luft
[310]Die von den Sinnen
Gaͤrten, Wieſen, Berg und Waͤlder
Sind von Nahrungs-Mitteln voll.
Fraͤgt man, was ſo vieles ſoll,
Warum GOtt ſo manche Speiſen
Uns gegeben? daß wir preiſen
Seine Guͤt mit Herz und Mund,
Die uns wird in Schmekken kund.
Daß er ſo viel Arten Trauben,
Voll von ſuͤſſen Saft geſchenkt,
Damit er uns labend traͤnkt:
Auf daß dieſer Saft der Reben,
Uns ſoll zu erkennen geben,
Bei erquikkenden Genus,
Seiner Guͤte Ueberflus.
Wenn uns laue Luͤfte kuͤhlen,
Die aus Weſten ſich herdrehn,
Und auf uns nur Anmuth wehn.
Wenn ſie uns im Hiz erfriſchen,
Streichelnd uns den Schweis abwiſchen;
Wenn ihr Hauch uns ſchmeichelhaft,
Giebt die friſche Lebenskraft.
Geiſt und Sinne ſtets verbinden
Jn dem Reiche der Natur
Beim Genus der Kreatur!
Alsdenn wuͤrde Sehn und Hoͤren
Angewandt zu GOttes Ehren:
Als-
[311]empfundene Guͤte GOttes.
Alsdenn wieſe jeder Blik,
Jeder Schall auf GOtt zuruͤk.
Und durch das Gefuͤhl erwekken,
Unſern Geiſt der ſchlummernd lebt,
Nach der Sinnen Wolluſt ſtrebt!
O! ſo wuͤrden durch die Sinnen,
Labſal und Vergnuͤgen rinnen,
Das den Geiſt, wenn ers geneußt,
Recht mit reiner Wolluſt ſpeißt.
Das Vergnugen in ſich ſaugen;
Wie ſich das Gehoͤr ergoͤzt,
Wie man das, was ſchmekhaft ſchaͤzt;
Wie wir holde Suͤßigkeiten,
Athmend ins Gehirne leiten:
So koͤmt uns der Menſche fuͤr,
Als ein bloſſes ſinnlich Thier.
Unſrer Augen Spiegel ruͤhret,
Wird mit Luſt zwar angeſehn,
Alsdenn heiſt es: das iſt ſchoͤn.
Solte man des Geiſtes Denken,
Nicht dabei zum Schoͤpfer lenken,
Der als HErr der Herrligkeit,
Solchen Glanz hat ausgeſtreut?
Suͤſſe ins Gehoͤre dringet,
Unſre Leidenſchaft erregt;
Was das Hertz zur Luſt bewegt,
U 4Jn
[312]Die von den Sinnen empfundene Guͤte GOttes.
Jn ein Freudenfeur entbrennet,
Das wird Anmuthsvoll genennet:
An den Urſprung denkt man nicht,
Welches doch des Geiſtes Pflicht.
Werden in den Bauch vergraben
Die den Gaumen wollgeſchmekt,
Von der Zunge aufgelekt:
Doch wie viele ſind hingegen,
Die die Schuldigkeit erwegen.
Daß der Menſchen Pflicht hiebei,
Schmekken daß GOtt freundlich ſei?
Gaben lieben, Geber haſſen
Sind der Gaben nimmer wehrt,
Die der Hoͤchſte uns beſchert;
Weil das Sehn, Hoͤrn, Schmekken, Fuͤhlen,
Mit dem Riechen dahin zielen,
Daß wir GOtt im Geiſt erhoͤhn,
Den wir im Geſchoͤpfen ſehn.
Der
[313]
Der Sieg der Glaͤubigen uͤber
die Welt und ſich ſelbſt in den
Exempel Abrahams.
U 5Jn
[314]Der Sieg der Glaͤubigen.
So
[315]Der Sieg der Glaͤubigen.
Hand,
bereitet,
fuͤhrt und leitet.
Jn
[316]Der Sieg der Glaͤubig[e]n.
War
[317]Der Sieg der Glaͤubi[g]en.
Je-
[318]Der Sieg der Glaͤubigen.
nis findeſt,
he hin
nen Sin,
wilſt nennen,
verbrennen.
So
[319]Der Sieg der Glaͤubigen.
Er
[320]Der Sieg der Glaͤubigen.
Der
[321]Der Sieg der Glaͤubigen.
zu trennen,
Pflicht
ſte ſpricht:
gen,
herrlich ſiegen.
glaͤubig ein,
der ſein.
Dankgebet am Reuen Jahr.
Jn dieſen angefangnen Jahr,
Gieß heute wieder dein Gedeien,
Mit Seegen uͤber deine Schaar,
Breit aus das Evangelium,
Jn aller Chriſten Heiligthum.
Jn der verflosnen Lebens Zeit,
Nim hin das Hertz das ſich verpfaͤndet
Zum Zeugnis unſrer Dankbarkeit,
Erſter Theil. XDas
[322]Der Sternen Himmel
Das Herz das ſich zum Opfer beut,
Und mit dir ſeinen Bund verneut.
Sei unſrer Kirche Sonn und Schild,
Und laß uns ſehen deine Gnade,
Die fuͤr uns hat den Fluch geſtillt;
Breit deine Fluͤgel auf uns aus,
Bewahre Land, Stadt, Dorff und Haus.
Zu deinem Volk und Eigenthum,
Und Dir verneuet, heilig leben,
Bis daß wir einſt zu deinen Ruhm,
Jn aller Auserwaͤhlten Schaar,
Dort feirn ein ewig Jubel Jahr.
Der Sternen Himmel
zur Verrherrlichung des Schoͤpfers
erwogen.
Worin ſich Witz und Sinn verſenkt,
Entdekt ein Heer der guͤldnen Sterne,
Das ſich nach weiſer Ordnung lenkt.
O! welch ein Glanz beſtrahlter Bogen,
Von Licht und Schatten uͤberzogen,
Der
[323]zur Verherrligung des Schoͤpfers.
Der ſeinen Schimmer auf uns ſtreut;
Was faͤllt uns dadurch ins Geſichte?
Mir deucht, ich ſeh dich GOtt im Lichte,
Darob ſich Sinn und Geiſt erfreut.
Der unbegreiflich uͤbermahlt,
Der Raum gewebter Wolken-Duͤfte,
Wo Licht durch Dunkelheiten ſtrahlt,
Umfaßt in ſeinen weiten Grenzen,
Ein Bild des majeſtaͤtſchen Glaͤnzen,
Das hie kein ſterblich Auge fuͤllt,
Das hie in einen Wolken-Kleide,
Sich bald entdekt zur Augenweide,
Bald aber wiederum verhuͤllt.
Der alle Zahlen uͤberſteigt?
Und dies kan zum Beweisthum dienen,
Daß GOtt uns dadurch angezeigt:
Wie er als Schoͤpfer keine Schranken,
Und daß die Rechnung der Gedanken,
Wenn ſie auch noch ſo groß, zu klein;
Wer GOttes Groͤſſe will ermeſſen,
Der muß aus Unverſtand vergeſſen,
Wie breit der Sternen Himmel ſein.
Seht deſſen Laͤng und Breite an,
Berechnet nur von Suͤd und Weſten
Wie groß iſt dieſe Himmelsbahn?
Wolt ihr nach den beſtimmten Meilen,
Den ungeheuren Raum abtheilen,
X 2Es
[324]Der Sternen Himmel
Er iſt zu lang, er iſt zu breit,
Fuͤr alle Groͤſſen alle Zahlen:
Das muß euch fuͤr die Augen mahlen
Ein Bild von GOtts Unendligkeit.
Das ſich aus eitlen Vorwiz wagt,
Sich in dem Abgrund zu verſenken,
Und nach deſſelben Hoͤhen fragt;
Wenn die geſchaͤrfteſten Geſichter,
Zu jenen Kreis der Sternenlichter,
Durch die Vergroͤßrungs-Glaͤſer ſehn,
So ſchaun ſie mit erſtaunten Sinnen:
An dem beſtirnten Himmels Zinnen,
Jm Schattenbild, des Hoͤchſten Hoͤhn.
Die an dem Himmel ausgeſaͤt,
Da eins im ſchimmernden Gepraͤnge,
Gar nahe bei dem andern ſteht?
Welch eine Zahl, wird uns entdekket!
Wie viele ſind nun noch verſtekket
Jn jener Tieffen dunklen Grund?
Die ſich dem forſchenden Bemuͤhen,
Der Sternenkundiger entziehen,
Den viele, noch nicht alle kund.
Wenn wir den ganzen Sternenkreis,
Jn ſeinen Umfang uͤberſehen,
Den kein Menſch zu begreiffen weis?
Wir ſehen an den weiten Himmel,
Ein haͤufig blizzendes Gewimmel,
Da
[325]zur Verherrligung des Schoͤpfers.
Da Stern auf Stern, da Strahl auf Strahl
Dem Augenſchein nach, in den Kreiſen,
Sich uns, wie guͤldne Saaten weiſen,
O! welche ungeheure Zahl!
Oft viele tauſend Meilen ein,
Bringt man die Zahl von zehn zuſammen,
Wie gros wird nicht die Rechnung ſein:
Nun haͤuffe ſo viel Millionen
Die wir als guͤldne Himmels Kronen,
Am blauen Firmamente ſehn.
Da ein Geſtirn ſo weit ſich ſtrekket,
Den Raum von ſolcher Breite dekket,
Was vor ein Umfang wird entſtehn?
So kann man deine Majeſtaͤt,
Die groͤſſer, als der Himmel leſen,
An dem, was ſich im Sternkreis dreht.
Ach armer Wiz der bloͤden Seelen,
Wer kan des Hoͤchſten Groͤß erzaͤhlen?
Die ihr dies wollt, ihr ſeid zu dreiſt,
Bedenkt, ihr koͤnt ja an den Sternen
Die keiner zaͤhlen kann, erlernen,
Daß GOttes Groͤß unendlich heiſt.
Der Jrrgeſtirne flammend Heer,
Daß ſich in abgemeßnen Regen
Beſtaͤndig welzt ums Sonnen-Meer.
O! welche Weisheit, welche Staͤrke,
Regiert und haͤlt die Feuerwerke,
X 3Die
[326]Der Sternen Himmel
Die unaufhoͤrlich Flammen ſpein:
Man ſiehet der Planeten Ballen,
Sich welzen und doch nimmer fallen,
Wie ſtark muß ihr Erhalter ſein?
Noch uͤber die Planeten Welt,
Beſeht die ausgedehnten Schranken
Des Raums, was der vor Sterne haͤlt;
Beherrſcht des Poͤbels albern Meinen:
So werden euch da Sonnen ſcheinen,
Wo ihr anjezt nur Sternchen ſeht;
So dienen euch die Feuer-Meere,
Zum Zeugnis, daß des Hoͤchſten Ehre
Von tauſend Welten wird erhoͤht.
Entdekt das Aug in dem Revier,
Wo ſo viel Sonnenkoͤrper hangen,
Jn mehr als guͤldner Pracht und Zier:
Der Wiz erſtarrt von Glanz betaͤubet,
Der Geiſt der mit Bewundrung glaͤubet
Wird dadurch unvermerkt entzuͤkt,
Jhm deucht, daß er in dieſem Lichte,
Des hoͤchſten Weſens Angeſichte,
Jn majeſtaͤtſcher Pracht erblikt.
Des Oberreiches der Natur
Verborgen, da viel Sonnen glaͤnzen,
Von unterſchiedner Groͤß, Figur;
Vielleicht wird da zu GOttes Ehren,
Wie viele Weiſen glaublich lehren,
Auch
[327]zur Verherrligung des Schoͤpfers.
Auch manches Land und Stadt geſchaut,
Wo viele Sternen-Buͤrger leben,
Die ſo wie wir den Ruhm erheben,
Des HErrn, der alles auferbaut.
Die nur der bloſſe Wiz erdacht;
So muß man ihnen doch einraͤumen,
Daß unſers Schoͤpfers weiſe Macht,
Den Sternenkreis ſo aufgefuͤhret,
So wundernswuͤrdig ausgezieret,
Daß er die Unterwelt erfreut:
Und daß ſo oft wir dahin blikken,
Sie uns in das Gemuͤte druͤkken:
Sehr Menſchen GOttes Herrlichkeit.
Chriſtus alles in allen, der Kern
und Stern der heiligen Schrift.
X 4Sie
[328]Chriſtus alles in allen,
Wie
[329]
Wie ſich die Menſchen gemei-
niglich den Himmel vorſtellen?
X 5Als
[330]Wie ſich die Menſchen
Wor-
[331]gemeiniglich den Himmel vorſtellen.
Was
[332]Wie ſich die Menſchen
Die
[333]gemeiniglich den Himmel vorſtellen.
Wo
[334]Die mannigfaltige Weisheit GOttes
Das
[335]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Ver-
[336]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Und
[337]Wie ſich die Menſch. gemeiniglich den Him. vorſt.
Erſter Theil.
[338]
Die mannigfaltige
Weisheit GOttes
an den mannigfaltigen Geſchoͤpfen im
Reiche der Natur.
Ver-
[339]Die mannigfaltige Weißheit GOttes.
Y 2Das
[340]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Da
[341]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Y 3Die
[342]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Die
[343]Die maunigfaltige Weisheit GOttes.
Y 4Und
[344]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Wir
[345]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
ſang,
heit weihen,
lodeien
derung
rung
Zuruf leite;
ausbreite.
Y 5Das
[346]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Jn
[347]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Die
[348]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Zu
[349]Die mannigfaltige Weißheit GOttes.
So
[350]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Jn
[351]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Bei
[352]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Und
[353]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Erſter Theil. ZDie
[354]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Jemehr
[355]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
[356]
Die mannigfaltige
Weisheit GOttes in der Erfin-
dung und Offenbarung des Erloͤſers.
Wie du deinen Fluch in Seegen,
Deinen Zorn in Gnad verkehrt,
Wie du die verfluchten Suͤnder,
Durch dein Kind, zu Gnadenkinder
Machſt, wie uns dein Wort gelehrt:
So ſehn wir zu deinem Preiſe,
Daß du bei der Guͤt auch weiſe.
Hatteſt du ins Luſtgefilde,
Jn das Paradies verſezt;
Daß ſie und auch ihr Geſchlechte,
Dein Geſezze, deine Rechte
Hielten heilig, unverlezt:
Du verſpracheſt ewge Kronen,
Den Gehorfam zu belohnen.
Reicht zu deiner Weisheit Lobe,
Die Du ihnen auferlegt;
Weil der der ſo viele Gaben,
Die den Leib, die Seele laben,
Nur von dir zum Lohne traͤgt,
Schuldig die ergebnen Pflichten,
Des Gehorſams zu entrichten.
Die
[357]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Die Dir nicht gehorchen ſollen
Fordern die Unmoͤglichkeit;
Wer ein HErr, wie du zu nennen,
Der muß auch befehlen koͤnnen;
Das iſt ohne Wiederſtreit:
Das Geſchoͤpf iſt unterm Schoͤpfer,
Wie der Thon iſt unterm Toͤpfer.
Knecht der ſolche ſo ausuͤbet,
Wie die Herrſchafft es begehrt:
GOtt iſt HErr der uns erſchaffen,
Der kann lohnen und beſtraffen,
Wer dagegen ſich beſchwert
Der erkennet nicht die Rechte,
Die ein HErr hat uͤber Knechte.
Nach dem angezeigten Grunde:
Menſchen! eßt von Baume nicht,
Der im Mittelpunct zu finden,
Wer ſich des wird unterwinden,
Der verlezzet ſeine Pflicht,
Und ſoll nicht den Himmel erben,
Sondern ſoll des Todes ſterben.
Und das Urtheil ward geſprochen:
Daß die Eltern gleich verdammt,
Reine Unſchuld ging verlohren,
Suͤndlich ward auch das gebohren,
Was aus deren Lenden ſtammt;
Z 3Und
[358]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Und die Schuld kam uͤber alle,
Die im gleichen Suͤnden Falle.
GOtt und Menſchen zu verbinden,
Die die Suͤnde ſehr getrennt;
Mittel GOttes Zorn zu ſtillen
Sein Geſezze zu erfuͤllen;
Der wird weiſe, klug genennt;
Weil wenn GOtt und Menſch verbunden,
Was verlohren, wiederfunden.
Sahe uns verlohrne Armen
Mit den Gnadenblikken an;
Du erkannteſt was uns fehlte,
Was vor tieffe Noth uns quaͤlte;
Du haſt uns den kund gethan,
Der uns konnte von den Boͤſen,
Aus der Hoͤlle wieder loͤſen.
Mit dem Laſterkoth beflekket
Und in dem Verderben liegt;
Wer von auſſen und von innen,
Durch Hoͤll, Welt, verkehrte Sinnen
Durch Begierden wird bekriegt:
Der kann ſich nicht ſelbſt erretten,
Aus den harten Elends-Ketten.
Haſt zum Mittler den erleſen,
Der an Vollenkommenheit
Wahrer GOtt, der kommen muͤſſen,
Jn
[359]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Jn der Menſchheit, um zu buͤſſen,
Fuͤr die Suͤnden aller Zeit:
Der in Leiden-Todesbanden,
Alles fuͤr uns ausgeſtanden.
Ein ſo herrlich Mittel finden,
Als die Weisheit ausgedacht:
GOtt und Menſchen zuvereinen,
Muſte GOtt im Fleiſch erſcheinen
Der das wieder gut gemacht,
Da er das fuͤr uns erduldet,
Was wir allzumahl verſchuldet.
Muſte der fuͤr uns entrichten
Der ein Buͤrge wolte ſein:
Kein Menſch konte GOttes Willen,
Vollenkommentlich erfuͤllen
Nur der GOttes Menſch allein:
O! wie weislich iſts erſehen,
Daß es iſt von dem geſchehen.
Der ins Vaters Schoos gefunden
Nahm das Ammt des Buͤrgen an,
Als das Paradies verlohren
Ward der ewiglich erkohren,
Den Gefallnen kund gethan:
Da entſtand in Bund der Gnaden
Heilung fuͤr den Seelen-Schaden.
Bei den fruͤhen Morgenlichte
Z 4Nicht
[360]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Nicht auf einmahl uns anblikt;
Sondern wenn ſie naͤher ſteiget,
Sich in hellern Glanze zeiget
Und mit ſtaͤrkern Strahl begluͤkt:
So muſt auch von Zeit zu Zeiten,
Sich dis Gnadenlicht ausbreiten.
Zeigte ſich an fruͤhen Morgen
Der erſt neu erſchaffnen Welt!
Damahls ward die Gnaden-Sonne,
Noch in einer dunkeln Wonne
Noch im Schatten vorgeſtellt;
Bis ſich die beſtimmten Stunden,
Mit dem Lichte eingefunden.
Die ſich immer klaͤrer mahlen,
Gingen bei der Zeiten Lauf
Da der Knechtſchafftsſtand noch waͤhret,
Wie die heilge Schrifft uns lehret
Jmmer weiter, heller auf;
Es wird immer mehr beſchrieben,
Den wir als Erloͤſer lieben.
Uns das Leben zu erwerben,
Jſt in dem Genaden-Bund
Der da ewig feſte ſtehet,
Und auf alle Zeiten gehet
Ein gewiſſer Glaubensgrund,
Der von allen zu erkennen,
Die den Heiland glaͤubig nennen.
Dieſe
[361]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Denen Menſchen abzuſchildern,
Jſt der Opferdienſt erdacht,
Welchen GOtt im Gnadenreiche
Nebſt der Ordnung der Gebraͤuche
Weislich, herrlich kund gemacht
Daran ſie am Thier geſehen,
Was den Heiland iſt geſchehen.
Und das Glaubens-Auge weidet
An der Opfer Einrichtung,
Der ſieht in dem Oſterlamme,
CHriſtum an dem Kreuzesſtamme
Der ſieht mit Bewunderung,
Warum Opfern, Blutvergieſſen,
Damahls hat geſchehen muͤſſen.
Jſt vor mehr als tauſend Jahren,
Jſrael ſchon abgedruͤkt.
Wer mit Andacht hat betrachtet,
Wie ein Prieſter Opfer ſchlachtet
Und den Gottesdienſt beſchikt:
Der fand in dem Schattenwerke,
Eine rechte Glaubens-Staͤrke.
Die vermehrt der Weisheit Ehre,
Wenn man dabei nicht verſchweigt,
Daß zu Bildern und Figuren
Die recht feurigen Naturen
Jener Voͤlker ſehr geneigt,
Die
[362]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Die in heiſſen Laͤndern ſchwizten,
Jhre Einbildung erhizten.
Jn ein jegliches Gemuͤthe,
Das dies alles uͤberdenkt:
Wie GOtt auf ſo manche Weiſe,
Auf dem Heiland ihm zum Preiſe,
Sein erwaͤhltes Volk gelenkt,
Daß ſie den recht kennen koͤnten,
Den ſie ihren Goel nennten.
Daß ſie in dem Opfern hatten;
Sahn ſie auf der Reiſebahn,
Jn der Feur und Wolkenſaͤule,
Welche hell und finſtre Theile:
Dies Geleit nach Canaan,
War ein Bild von dem der weiſet,
Wie man recht zum Himmel reiſet.
Vorzubilden, anzudeuten
Ward die Huͤtt des Stifts erbaut,
Deren Lage, und Altaͤre
Waren Bilder voller Lehre,
Darin man den Heiland ſchaut
Den ſie in den Schatten-Riſſen,
Sehen und erkennen muͤſſen.
War ein Bild der weiſen Gnade,
Die im Allerheilgen ſtand:
Jn dem Ehrfurchts vollen Dunkeln,
Mußt
[363]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Mußt die Gnadenſaͤule funkeln
Die durch ihren Wunderbrand
Konnte zu dem Glauben dienen,
Bis der Heiland ſelbſt erſchienen.
Siehet man in den Anſtalten,
Die zum Opferdienſt beſtellt
Prieſter, alle heilge Sachen,
Die den Gottesdienſt ausmachen
Sind die Zeichen dran erhellt,
Wie die Weisheit lehren wollen,
Was die Juden glauben ſollen.
Ging in denen Folge-Jahren,
Jmmer deutlicher hervor
Hie und da kam ein Prophete;
Der Verheiſſung Morgenroͤthe
Brach durch den verhuͤllten Flor
Jmmer heller den zu zeigen,
Der da ſtammt aus Davids Zweigen.
Und das Jſrael betrachten,
Als des Hoͤchſten Eigenthum,
Wie er dies ſein Volk geleitet,
Dadurch ſein Wort ausgebreitet,
So muß man zu ſeinen Ruhm,
Mit Verwunderung bekennen:
GOtt der iſt allweis zu nennen.
Lies in Babels Ketten binden;
Ward
[364]Die mannigfaltige Weisheit GOttes.
Ward durch die Gelegenheit,
Dieſer weggefuͤhrten Pilger
Nachricht von dem Suͤnden-Tilger,
Untern Heiden ausgeſtreut:
So weis GOttes Macht, Regieren,
Alles herrlich auszufuͤhren.
Sehen wir zu vielen mahlen
Jn dem Buch der Weiſſagung,
Da der Ort, die Zeit und Stunde,
Wird beſtimmt zum Gnadenbunde;
Da die hoͤchſte Vorſehung
Den zu aller Troſt geſendet
Der ſich hat fuͤr uns verpfaͤndet.
[[365]]
Appendix A Regiſter,
der in dieſem Theil befindlichen Poeſi-
en, wie ſie auf einander folgen.
- Pag.
- Der Atheiſt 1
- GOttes Eigenſchaften an den Werken ſeiner Haͤnde 5
- Die vier Jahrszeiten, als ein ſinnliches Lehr-
bild, des Lebens, Todes und der Auferſtehung 10 - Die aufgelebte Welt im Fruͤhlinge 13
- Die Abwechſelung der Zeit 17
- Die Viole, als ein Sinnbild der Demuth 18
- Die Tulpen 20
- Die Herrlichkeit und Vergaͤnglichkeit der Blumen 23
- Ernſt und Guͤte GOttes im Donner 28
- Die Groͤſſe GOttes im Kleinen 29
- Eine natuͤrliche und geiſtliche Betrachtung des
Todes bei den Anblik eines Sterbenden 32 - Die Spiegelblume 34
- Das Buch der Offenbarung, die heilige Schrift 40
- Natur und Schrift 49
- Die Gluͤkſeligkeit eines zufriedenen Geiſtes 49
- Gedanken uͤber das Blut bei dem Aderlaſſen 52
- Die beneidete Tugend an einer beflekten Lillie be-
betrachtet 53 - Die Weisheit GOttes welche aus dem mannig-
faltigen Ueberſezzungen der Bibel hervorleuch-
tet 55 - Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes bei
der Einrichtung der vier Jahrszeiten 59 - Gedanken uͤber die Liebhaber ſchoͤner Blumen 67
Die
[[366]]Regiſter.
- Die kuͤnſtlichen Laub-Blaͤtter 70
- Der Menſch 76
- Nochmahlige Betrachtung uͤber die Tulpen, zum
Ruhm des Schoͤpfers 78 - Die rothen Roſen 83
- Wie ſich die meiſten Menſchen GOtt vorſtellen 86
- Die wolriechenden Nachtviolen 90
- Die ſchoͤne Nelkenflor 93
- Die beantwortete Frage: Wer biſt du? 97
- Engels Zungen ohne einen engliſchen Sinn 98
- Die bebluͤmten Wieſen bei angenehmen Son-
nenſchein 99 - Ein flieſſender Bach 100
- Fragen an die unterſchiedenen Alter mit der Ant-
wort der natuͤrlichen Neigungen 107 - Die praͤchtigen Stokroſen 111
- Der HErr kennet die Seinen 113
- Gedanken uͤber die Wunder GOttes die aus dem
Lauf des Lebens hervor leuchten 114 - Die Wunderbare Vorſehung uͤber das Leben der
Menſchen 115 - Die Abſicht GOtttes warum er die Blumen er-
ſchaffen 126 - Die lehrenden Sonnenblumen 130
- Die abwechſelnde Zeit eine weiſe Einrichtung
GOttes fuͤr die Menſchen 132 - Der Maulwurf ein Bild eines Geizigen 135
- Abend-Gedanken 136
- Die Freude der Glaͤubigen bei der Ankunft JEſu 139
- Die Feſtigkeit des goͤttlichen Worts bei dem Un-
tergange der Welt 141 - JEſus ein Arzt der Seelen und des Leibes 143
- Urſachen warum uns GOtt das Zukuͤnftige ver-
borgen 144
Der
[[367]]Regiſter.
- Der Goldkaͤfer ein Bild niedertraͤchtiger Schoͤn-
heit 147 - GOtt iſt ein allwiſſender Richter 150
- Das Schikſal der Kirche JEſu 150
- Die Allwiſſenheit und Heiligkeit GOttes151
- Ueber die Worte: Wenige ſind auserwaͤhlet 151
- Gebet um die Demut 152
- Seufzer eines Suͤnders um Gnade 153
- Morgen-Gedanken 154
- Spare deine Buſſe nicht 157
- Die Gleichheit der Menſchen 158
- Bitte um die Gnadenfuͤhrung GOttes 158
- Wunderbar nur ſeelig 159
- Nach dem Tode koͤmmts Gericht 160
- Die Maienblume 161
- Der rothe Johannis Beeren-Buſch 164
- Die Schoͤpfung ein Spiegel der goͤttlichen Herr-
lichkeit 167 - Das Paradies 186
- Gedanken uͤber ein fliegend Wuͤrmchen Epheme-
ris 197 - Beantwortete Frage: Wo gut zu wohnen ſei? 198
- Das Lob der GOttheit angeſtimmet von den Kre-
aturen Himmels und der Erden 203 - Die Weisheit GOttes bei den mannigfaltigen Ar-
ten der Geſchoͤpfe 226 - Wie die weiſe Guͤte GOttes im Brodt zu
ſchmekken 230 - Das Gewaͤſſer der Suͤndfluth ein Spiegel goͤtt-
licher Gerechtigkeit 236 - Die wunderbare Verwandlung eines Kirſch-
baums 245 - Die Menſchen wuͤnſchen oft etwas daß ſie nicht
wollen 252
Wo-
[[368]]Regiſter.
- Woher es komme daß ſo wenige die herrlichen
Geſchoͤpfe GOttes betrachten, und dadurch
geruͤhret werden? 254 - Die Allwiſſenheit GOttes 236
- Die wunderbare, doch weiſe Regierung der Welt 262
- Die wundernswuͤrdige Vorſorge der Thiere, fuͤr
ihre Jungen 262 - Die Allmacht GOttes 274
- Das Vergeltungsrecht im Strafen 279
- Die lehrenden Bienen 283
- Die klugen Ameiſen 285
- Eine Uhr im Todtenkopfe 298
- Das entzuͤkkende Vergnuͤgen, aus dem Anſchau-
en des Himmels bei der Nacht 300 - Die von den Sinnen empfundene Guͤte GOt-
tes 304 - Der Sieg der Glaͤubigen uͤber die Welt, und
ſich ſelbſt, in dem Exempel Abrahams 313 - Dank-Gebet am neuen Jahr 321
- Der Sternen-Himmel 322
- Chriſtus alles in allen, der Kern und Stern der
heiligen Schrift. 327 - Wie ſich die Menſchen gemeiniglich den Himmel
vorſtellen 329 - Die mannigfaltige Weisheit GOttes im Reiche
der Natur 338 - Die mannigfaltige Weisheit GOttes in der Er-
findung und Offenbarung des Erloͤſers 356
[[369]]
- License
-
CC-BY-4.0
Link to license
- Citation Suggestion for this Edition
- TextGrid Repository (2025). Ebeling, Johann Justus. Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bk1v.0