der
Phiſiologie
des menſchlichen Koͤrpers.
von
Johann Samuel Hallen,
Profeſſoren an dem Koͤniglichen Preußiſchen Corps des Cadets in Berlin.
Das Blut. Deſſen Bewegung. Die Abſonderung
der Saͤfte davon.
bei Chriſtian Friedrich Voß.1762.
[][]
Vorrede.
Jndem gegenwaͤrtiger Band ein
wenig ſpaͤt ans Licht tritt; ſo
liegt die Schuld davon theils
daran, daß ſich in der Zeit mei-
ne Umſtaͤnde veraͤndert haben, theils, daß
die Verleger, um eine neue Verbindung ein-
zugehen, faſt nicht umhin gekonnt, die Sache
ein wenig ins Weite zu ſpielen; zum Theil
haben auch die Verſuche, welche ich unter-
* 2deſſen
[]Vorrede.
deſſen uͤber bebruͤtete Eier in ziemlicher
Anzal herausgegeben, einen nicht geringen
Anteil an gedachter Verzoͤgerung.
Jſt dieſe Vergehung an ſich geringe; ſo
fuͤrchte ich, eine groͤſſere auf mich zu laden,
da ich hier einen Theil dieſes Werks unter
Haͤnden habe, welcher beinahe durchgehens
von Hipoteſen abhaͤngt, und blos auf Spe-
culationen beruht, indem das Licht der Zer-
gliedrungskunſt ſeine Stralen nur unvolkom-
men bis dahin wirft. Jch muſte von Din-
gen reden, die ich ſelbſt nicht in Augenſchein
genommen, vornaͤmlich von chimiſchen Ver-
ſuchen; ich muſte Sachen beruͤhren, die kein
Sterblicher je mit Augen geſehen, und es
herrſcht in den Urſtoffen eines thieriſchen Koͤr-
pers uͤberhaupt eine ganz geheime Macht
der Natur, wie dieſes die Abſonderungen
lehren.
Es
[]Vorrede.
Es hat mich theils meine Lebensart, theils
meine ſchlechte Begierde gehindert, daß ich
nicht das Erſtere verbeſſern koͤnnen. Da groſſe
Maͤnner ihre Analiſirungen mit der groͤſten
Sorgfalt angeſtellet, und uͤber die Unterſu-
chungen des Blutes groſſe Baͤnde geſchrie-
ben haben; ſo konnte man von mir keine Ver-
beſſerungen erwarten.
Dinge, die niemand mit Augen geſehen,
und welche ihren Grund in den Begriffen der
forſchenden Seele haben, habe ich geſucht,
ſo begreiflich, als moͤglich, vorzutragen, und
ich mache niemanden zu einer groͤſſern Ge-
wisheit Hoffnung. Dahingegen wende ich
mich mit Vergnuͤgen zur Erklaͤrung des Atem-
holens, indem dieſes nicht nur von dem Lichte
der Zergliederungskunſt erhellet wird, ſon-
dern auch durch die Zerlegung lebendiger
Thiere, und durch mehr als zu bekannte Ver-
* 3ſuche,
[]Vorrede.
ſuche, die die Natur der Luft an den Tag le-
gen, ſeine Erlaͤuterung bekoͤmmt. Jch uͤber-
laſſe mich alſo dieſer Arbeit, zu welcher mir
die goͤttliche Vorſehung ſelbſt alle Muße ver-
liehen, indem ſie mich in die ſtille Wohnun-
gen meines Vaterlandes zuruͤkke gefuͤhrt, wo
es mir, auſſer meinen gelerten Geſchaͤften,
weder an Beſchaͤftigungen, noch an irgend
einem Vergnuͤgen felt.
Was die Wiederholungen, dieſen mir ſo
verhaſten und dem Leſer verdruͤslichen Feler,
betrift, ſo habe ich ſelbige nicht aller Orten
vermeiden koͤnnen. Es iſt nur gar zu oft von
einerlei Sache an zween und mehr Orten die
Rede, und man mus an beiderlei Orten Ver-
ſuche anfuͤhren, und Vernunftſchluͤſſe haben:
indem man nicht von einem jeden Anfaͤnger
erwarten darf, daß er diejenige Stelle wie-
der
[]Vorrede.
der nachſchlagen werde, wo man von den
Gruͤnden einer Sache gehandelt hatte.
Jch mus um Vergebung bitten, daß die-
ſer Band ſo kurz geraten iſt. Jch habe naͤm-
lich geſehen, daß die Geſchichte der Ernaͤh-
rung und des Wachstums, welche fuͤr dieſen
Band beſtimmt war, mit beſſerm Rechte zu
der Entwikklung und dem Wachstume der
Frucht gezogen werden muͤſſe. Zu dem Ende
muſte ich die Materie zu einem ganzen Buche
abbrechen, und bis zu dem Ende des geſamm-
ten Werkes verſparen; dadurch verlor aber
notwendig gegenwaͤrtiger Band etwas an ſei-
ner Staͤrke. Doch man wird auch dieſen
Verluſt leicht verſchmerzen koͤnnen, wenn nur
das uͤbrige gruͤndlich und verſtaͤndlich gera-
ten iſt.
* 4Da
[]Vorrede.
Da ich eben an gegenwaͤrtige Arbeit die lezte
Hand lege, ſo ſehe ich, daß der vortrefliche
Albin, in dem vierten Buche ſeiner Adnota-
tionum, vornaͤmlich gegen mich eine ſehr hiz-
zige Beurteilung aͤuſſert, und mich, da ich
doch ſein ehrfurchtsvoller Schuͤler geweſen,
der ihn bei ſo vieler Gelegenheit, nach Ver-
dienſten, und mit einem dankbaren freiwilligen
Herzen und dem lebhafteſten Beweiſe von ſei-
ner Verehrung geruͤhmet, mit allem Nach-
drukke ſeines ſo groſſen Anſehens zu demuͤti-
gen den Vorſaz gehabt. Es wird dieſer groſſe
Mann in der That nie ſeine Abſicht erreichen
koͤnnen, daß ich mich nicht zugleich desjenigen
Unterrichtes erinnern ſollte, welchen ich vor
32 Jahren bei ihm genoſſen, und daß ich nicht
meinen ehemaligen Lehrer ewig hochſchaͤzzen,
und deſſen Talenten alle Ehre auch noch fer-
ner erzeigen ſollte. Jndeſſen glaube ich, daß
es ihm ſelbſt nicht mißfallen werde, wenn ich
diejeni-
[]Vorrede.
diejenigen Zeilen, welche ihm ſo ſehr anſtoͤßig
geſchienen, bei dieſer Gelegenheit erklaͤre.
Es beklagte ſich Wachendorf, dieſer ehe-
dem ſo gefaͤllige Mann, in einem eignen an
mich abgelaßnen Schreiben daruͤber, daß un-
ſer gemeinſchaftliche Lehrer das Wachen-
dorfiſche Augapfelhaͤutchen mit Stillſchwei-
gen uͤbergangen war. Er trug kein Beden-
ken in dieſer Angelegenheit bei mir ſeine Kla-
gen auszuſchuͤtten, und den daruͤber em-
pfundnen Schmerz mit mir zu theilen, da er
wuſte, daß ich ihm die Ehre einer durch eigne
Muͤhe entdekkten Membrane leichtlich abge-
treten hatte, ſo bald ich das naͤhere Recht die-
ſes braven Mannes eingeſehen.
Nunmehro fraͤgt es ſich, ob der Koͤrper
aus nichts, als Gefaͤſſen zuſammengeſezzt ſey,
* 5und
[]Vorrede.
und was es mit der Klappe des Grimmdarms
vor eine Beſchaffenheit habe. Den Koͤrper-
bau aus Gefaͤſſen hatte Albin wiederlegt,
und ich wiederlegte ſolchen ebenfalls, mit Mel-
dung des vortreflichen Namens jeztgedachten
Gelerten. Doch es gehoͤrte in der That ein
groſſer Theil davon mir zu, und es haͤtte mich
mein Lehrer hierinnen ſeines Beifalls wuͤrdi-
gen koͤnnen, wenn ſelbiger ſo, wie ich es zu
halten pflege, an dem Lobe der Schuͤler ein
Vergnuͤgen faͤnde. Jch habe vor meine Per-
ſon die mereſten, oder gar alle Membranen
des menſchlichen Koͤrpers in Waſſer aufgeloͤ-
ſet, und mit Augen geſehen, daß ſie ſich in
faͤchrige und feſte Schuppen verwandelten.
Folglich beſtaͤtigen es die Verſuche, daß alles,
was membranoͤs iſt, nicht aus durchſchlun-
genen Gefaͤſſen, ſondern aus Flokkchen und
Faͤden entſtehe.
Jch
[]Vorrede.
Jch hatte mich bereits vor langer Zeit,
und ſeit dem Jahre 1747. dieſer Verſuche in
meinen primis lineis bedient, und es hatte
ſie auch unſer Schobinger laͤngſt in ſeinen
Theſen im Jahre 1748 ebenfalls vorgetragen.
Und doch waren dieſe Verſuche, ſo viel ich
mich erinnre, weder vom Kaauw, noch vom
vortreflichen Albin gemacht worden.
Es haͤtte der vortrefliche Albin, da er eine
gegenſeitige Meinung wiederlegen wollte, die-
ſer Arbeiten eingedenk ſeyn koͤnnen, und ich
wuͤrde mir, wenn es der goͤttlichen Vorſe-
hung gefallen haͤtte, unſre Umſtaͤnde zu ver-
tauſchen, dieſe ſo gute Gelegenheit zu einer
ganz unſchuldigen Begierde Gutes zu erwei-
ſen, gewis nicht aus den Haͤnden reiſſen laſ-
ſen. Jch merkte dieſes nicht in meinem Na-
men, ſondern als ein Schriftſteller eines
Tagebuches an. Denn man ſchreibt anders
in
[]Vorrede.
in Tagebuͤchern, anders in unſerm Namen,
indem man an erſtern Orte ein oͤffentliches
und von aller eignen oder fremden Liebe ab-
geſondertes Geſchaͤfte auf ſich nimmt, und in
ſo fern etwas freiere Haͤnde behaͤlt, daß wir
von uns ſelbſt nicht nur reden koͤnnen, ſon-
dern auch bisweilen ſo gar muͤſſen.
Jn dem Punkte der Grimmdarmsklappe,
bitte ich den beruͤmten Mann um Vergebung,
wenn ich nochmals wiederhole, daß auch dieſe
Falte im Gedaͤrme, ſo wie die aͤnliche Win-
dungen der Saamenblaͤschen, und der Gal-
lenblaſe, ſo wie die Biegungen der Schlag-
adern, aus dem Zellgewebe entſtehen; und
daß es dieſes Gewebe ſey, welches durch eine
anhaltende Anziehungskraft den blinden
Darm der Frucht in den ordentlichen Bau
eines erwachsnen Menſchen verwandelt.
Wenn es gleich wahr iſt, daß aus dem wei-
ten
[]Vorrede.
ten Gedaͤrme Muskelfaſern in das enge Ge-
daͤrme uͤberlaufen; ſo ſind doch nicht die Klap-
pen, ſo wenig als die ſchiefe Lage des Blind-
und Krummdarms, daran Schuld: und ſie
koͤnnten uͤberhaupt nicht einmal von einem
Darme zum andern uͤberlaufen, wofern nicht
das Zellgewebe beiderlei Gedaͤrme gegen ein-
ander zuſammen und an ſich zoͤge. Ueber-
dem verglichen wir in unſern Werke einen
friſchem Grimmdarm und deſſen Klappe mit
eben dergleichen aufgetrokkneten Stuͤkken,
welche durch viele Umſtaͤnde Veraͤnderung
haͤtten leiden koͤnnen, und was dergleichen
mehr war, welches der vortrefliche Mann
haͤtte beruͤren koͤnnen, um nicht ſtillſchwei-
gend zu verſtehen zu geben, daß ihm der Fleis
ſeines Schuͤlers misfiele. Jch trage auch kei-
nen Zweifel, daß er meiner Meinung beiflich-
ten werde, wenn er mein Gemuͤthe, das von
ſeinen
[]Vorrede.
ſeinen Verdienſten erfuͤllt iſt, kennen lernt,
und meine angewandte Sorgfalt mit derjeni-
gen Willfaͤrigkeit anſieht, welche das Gute
an Perſonen, die uns zugethan ſind, billigt,
und das Fehlerhafte beſtens auslegt.
Jch weis es, daß Albins billige Geſin-
nungen mir Recht geben werden, daß einem
Deutſchen keine in Holland verfaſte Ver-
ordnung die Freiheit verbieten kann, Boer-
haavens Vorleſungen gemein zu machen;
daß ſolches Geſezze nach 1750 wider mich
nicht angefuͤhrt werden kann, indem Boer-
haavens einziger Erbe 1742 meine Ausgabe,
nicht ohne Bezeigung ſeiner Freundſchaft,
ſelbſt angenommen; und daß meine Vorle-
ſungen, ſo unvollkommen ſie auch immer
ſeyn moͤgen, ganz und gar nicht mit denen
verfaͤlſch-
[]Vorrede.
verfaͤlſchten, von Buchhaͤndlern herausge-
gebnen Boerhaaviſchen Schriften, woruͤber
ſich der ſeel. Mann beklagt hatte, verglichen
werden muͤſſen. Alles dieſes wird Albin
fuͤr Unbilligkeiten anzuſehen anfangen, ſo
bald er den wider mich |gefaſten Zorn fah-
ren laͤſt, und die Sache, und nicht die Per-
ſon betrachtet, indem ihm die leztere, zu
meinem bitterſten Schmerze, nur gar zu ſehr
verhaſt iſt.
Jm uͤbrigen befinde ich, daß man in ge-
dachten adnotationibus mit Grunde denje-
nigen Jrrthum angezeigt hat, welchen ich
in der Anfuͤhrung der Weſſelingſchen Diſ-
putation, bei dem ungewoͤhnlichen Gebrau-
che des Wortes nervoſus, und da ich dieſe
Schrift nicht bei der Hand hatte, began-
gen,
[]Vorrede.
gen, und ich wuͤrde ihm nie den Dank
verweigern, ſo oft er mich unterrichten,
und mir die Bequemlichkeit verſchaffen woll-
te, daß ich bei dieſem ſo wichtigen Werke,
durch ſeine Gefaͤlligkeiten unterſtuͤzzt, der
Warheit immer naͤher und naͤher kommen
koͤnnte.
Das[[1]]
Das fuͤnfte Buch,
derer
Anfangsgruͤnde der Phiſiologie.
Das Blut.
Erſter Abſchnitt.
Die Hiſtorie des Blutes, uͤberhaupt betrachtet.
§. 1.
Wieviel Blut die Gefaͤſſe des menſchlichen
Koͤrpers enthalten.
Es bewegt ſich in den Schlagadern und
Blutadern, von denen bereits der erſte
Band dieſer Phiſiologie Erwaͤhnung
gethan, ſo wie in den Hoͤlungen des
Herzens, und im ganzen thieriſchen
Koͤrper, ein ge wiſſer Lebensſaft, welcher in der Sprache
der Alten, wenn ſie von dem Menſchen und den Thieren,
die irgens ein rotes Blut haben, redeten, Blut hies
(ſanguis); bei uns ſoll hingegen derjenige Theil des
ABlut-
[2]Fuͤnftes Buch. Das Blut
Blutgemengſels, dem die eigentliche Roͤthe allein weſent-
lich iſt, durch cruor beſonders beſtimmet werden. Man
iſt nicht gewohnt, die Saͤfte, welche die Jnſekten beleben,
und die oftermals eine aͤhnliche Farbe haben, Blut zu
nennen. Was nun dieſe gedachte Feuchtigkeit betrift,
ſo findet ein Phiſiologiſt an ihr verſchiedenes zu betrach-
ten: es ſcheint aber die erſte und einfachſte Betrachtung
dieſe zu ſeyn, daß wir die Menge des Blutes (Blutmaſſe),
oder die Anzal der Unzen beſtimmen, wie viele ſolcher
Unzen das geſammte Blut wiegt. Man mus naͤmlich
dieſe Ausmeſſung der Blutmaſſe nicht nur wiſſen, wenn
man die Zeit aller ſeiner Umlaͤufe berechnen will, ſondern
auch zu derjenigen Abſicht, wenn man die Menge Blut,
die ein jedes Eingeweide beſonders auf ſich nimmt, und
andre Dinge mehr genau beſtimmen ſoll. Es ſcheinet
ferner in der Heilung der Krankheiten derjenige Arzt eine
Verwegenheit zu begehen, welcher durch eine Anzal
Pfunden Blut den Koͤrper ausleeret, aber dennoch in
den noͤtigen Saͤften kein rechtes Maas trift, bei deren
Ermanglung das Leben nicht beſtehen kann; und es
wuͤrden nur die Kraͤfte des Herzens dahin ſinken, und
ein Thier bei allem ſeinem noch uͤbrigen vielen Blute dem
ohngeachtet doch umkommen muͤſſen, wofern man ihm
uͤber das rechte Maas noch etwas mehr Blut abzapfen
wollte (a).
Es iſt dieſe Frage aber keine von den leichteſten. Jn
der That ſcheinet es keine Schwierigkeit zu ſeyn, einem
lebendigen Thiere eine Schlagader zu oͤffnen, bis daſſelbe
nach einer gaͤnzlichen Verblutung das Leben einbuͤſſet:
oder es ſcheint auch eine leichte Arbeit zu ſeyn, wenn man
das Gewicht des Blutes gegen das Gewichte des ganzen
Koͤrpers haͤlt; naͤchſt dieſem den thieriſchen Koͤrper mit
dem menſchlichen vergleicht, und nach dem Maaſſe der
beiderlei Schweren, das Gewichte des in den Gefaͤſſen
eines Menſchen im Umlaufe begriffenen Blutes ſchaͤzzen
will.
[3]uͤberhaupt betrachtet.
will. Dieſen Weg erwaͤhlte ehedem der beruͤhmte Arzt
Allen Moulins(b), es fand derſelbe in einem hundert
und achtzehn Pfunde ſchwerem Schafe, fuͤnf Pfunde
und ein Viertheil Blut, und es war folglich das Blut
beinahe der drei und zwanzigſte Theil vom ganzen Thiere.
Jn eben dergleichen Thiere hatte Harvey(c) vier Pfun-
de, und der ehedem beruͤhmte Edmund King(d) acht
und ſechzig Unzen gefunden. Jn einem Lamme, das
dreißig Pfunde und ein halbes wog, befanden ſich an-
derthalb Pfunde Blut, welches beinahe der zwanzigſte
Theil vom ganzen Thiere war (e). Jn einer zweipfuͤn-
digen Ente, welche uͤberdem noch vierzehn Unzen und
funfzig Grane wog, fand man eine Unze, vier Quent-
chen, und drei und funfzig Grane, welches beinahe den
dreißigſten Theil von der ganzen Ente betraͤgt (f). An
einem Kaninchen, welches zehn Unzen, ſieben Quentchen,
und funfzig Gran ſchwer war, wog das herausgefloßne
Blut zwei Quentchen und acht und funfzigtehalb Gran,
welches wieder der dreißigſte Theil vom Ganzen iſt (g).
Dieſes waren die Gruͤnde dieſes beruͤhmten Mannes,
woraus er ſchlos, daß man das Blut, als den zwan-
zigſten Theil vom ganzen thieriſchen Koͤrper anſehen, und
das Blut in einem erwachſenen Menſchen auf acht Pfunde
ſezzen koͤnne. Und dieſe Berechnung lies ſich auch der
ehemals beruͤhmte koͤnigliche Leibarzt, Martin Liſter(h),
gefallen.
§. 2.
Was an dieſer Berechnungsart auszuſezzen iſt.
Es geſtatten aber viele Schwierigkeiten dieſe Be-
rechnung nicht. Erſtlich ſind ihr die Verſuche zuwider.
Es bekam ſolchergeſtalt Karl Drelincourt aus einem
A 2Hunde,
[4]Fuͤnftes Buch. Das Blut
Hunde, welcher acht und vierzig Pfunde wog, nachdem
man ihm die Schlagadern geoͤffnet hatte, nicht mehr, als
fuͤnf Pfunde Blut, welches alſo beinahe nur der zehnte
Theil von der geſamten Schwere war (i), Bartolomeus
von Moor(k) fing dagegen nur vier Pfunde Blut auf,
welches ohngefehr der zwoͤlfte Theil vom Ganzen war.
Einem Rinde, dem man die Blutgefaͤſſe zerſchnitte,
zapfte man drei und dreißig Pfunde Blut ab (l), einem
andern ſechs und vierzig und ein halbes Pfund (m), da
das Rind fuͤnfhundert Pfunde gewogen hatte, und es
fand ſich alſo, daß das Blut beinahe den eilften Theil
von der ganzen Schwere betrug. Unſer ehemalige Amts-
gehuͤlfe, der beruͤhmte Stephan Hales(n), ſamlete aus
den Blutgefaͤſſen eines Pferdes acht und zwanzig, und
noch aus einem andern Pferde brachte derſelbe vier und
vierzig Pfunde zuſammen.
Auſſer dieſem gibt es noch andre Urſachen, woraus
es ſich ergibt, daß Moulins Verſuch nicht die wahre
Menge Bluts beſtimmt. Es haben naͤmlich Jakob
Primiroſe(o) laͤngſt, und nach ihm Keil(p), und ohn-
laͤngſt Stephan Hales(q), gezeiget, daß nicht alles Blut
aus einem lebendigen Thiere, dem man eine Schlagader
oͤfnet, und welches man voͤllig verbluten und ſterben laͤſt,
herausfliſt, oder daß man nicht alles Blut, ſo viel im
ganzen Gefaͤsſiſteme vorraͤtig iſt, ausleeren koͤnne. Es
bleibt vielmehr in den kleinſten Schlagadern und Blut-
adern (r), und auch ſo gar in den groſſen, das Blut haͤu-
fig
[5]uͤberhaupt betrachtet.
fig zuruͤkke, wenn ein Thier gleich an der Verblutung
ſtirbt, und es buͤſſet das Leben nicht erſt alsdenn ein,
wenn man ihm alles im Koͤrper vorhandne Blut entzieht.
Jn den Verſuchen des beruͤhmten Hales kamen die
Pferde um, ſobald die Blutſaͤule, welche aus einer zer-
ſchnittnen Schlagader hervorbrach, gegen zween Fus,
fuͤnf Zoll (s), oder zween Fus, zehn Zoll (t) hoch ſprang,
welches ein offenbarer Beweis iſt, daß in den Schlag-
adern ſelbſt, und in den Blutadern eine Menge Blut
uͤbrig geblieben iſt, welche man nicht verachten darf.
Ein zu ſtarkes Aderlaſſen entzieht dem Koͤrper doch nur
wenig Gebluͤte, wenn man gleich ziemlich viel weglaufen
laͤſt, und doch weis man aus Erfarungen, daß ein ſchnel-
ler Tod darauf erfolgt iſt (u).
§. 3.
Wie man dieſe Berechnung genauer beſtim-
men muͤſſe.
Folglich haben andre beruͤhmte Maͤnner (x) wieder
einen andern Weg erwaͤlt. Sie haben naͤmlich aus der
Arzneigeſchichte Exempel von Menſchen geſammlet, die
aus der Naſe, oder andern Theilen ihres Leibes, eine groſſe
Menge Blut von ſich gegeben. Fand es ſich nun, daß
dieſes Bluten langſam geſchahe, ſo iſt daſſelbe in der That
viel ſtaͤrker, als in den ploͤzlichen Verblutungen, welche
auf die Verlezzung eines groſſen Blutgefaͤſſes erfolgen.
Es treten naͤmlich in einem langſamen Uebel die duͤnnen
Saͤfte (y), welche in den feinen Gefaͤschen ſtroͤmen,
kraft der Ableitung in die ausgeleerten roten Gefaͤſſe (z)
uͤber, und ſie helfen ſolchergeſtalt die Blutmaſſe vermeh-
ren. Aus dieſer Urſache wollen wir blos bei denjenigen
A 3Exem-
[6]Fuͤnftes Buch. Das Blut
Exempeln ſtehen bleiben, da in kurzer Zeit diejenige
Menge Blut weggefloſſen iſt, nach welcher man die ge-
ſamte Maſſe aller Lebensſaͤfte zu ſchaͤzzen willens iſt.
Man kann mit aller Sicherheit zum Grunde ſezzen, daß
auch in dieſen Exempeln etwas mehr Blut im menſch-
lichen Koͤrper vorhanden geweſen, als in der That weg-
gefloſſen iſt, da die matte Kraft des Herzens, welche
vor dem Tode vorhergeht, das von den Waͤnden der
Gefaͤſſe angezogne Blut, aus den kleinſten Gefaͤschen
nicht herauszudrengen vermag. Da ferner faſt alle dieſe
Perſonen wieder geſund und hergeſtellt worden ſind, ſo
mus keine geringe Menge des Lebensſaftes in den Gefaͤſ-
ſen, und gewis ſo viel uͤbrig geblieben ſeyn, als zur
Wiederherſtellung und Unterhaltung des Lebens, und
zum notwendigen Reize fuͤrs Herz hinlaͤnglich iſt.
Es verlor Jemand im Naſenbluten neun Pfunde
Blut: es zog dieſes eine Ohnmacht, und einen gluͤckli-
chen Erfolg nach ſich (a). Ein andrer buͤſte im Naſen-
bluten zehn Pfunde (b), und noch ein andrer eilf, ohne
ſchlimmen Erfolg ein (c). Ein andrer brach in einer
einzigen Nacht zwoͤlf Pfunde weg (d). Man weis, daß
Jemand innerhalb vier und zwanzig Stunden vierzehn
Pfunde klares Blut von ſich gegeben hat (e). Einer
blutete funfzehn Pfunde aus der Naſe (f). Jm Erbre-
chen floſſen einem andern acht Pinten, oder ſechzehn
Pfunde Blut weg, und es war dieſe Perſon milzſuͤchtig (g).
Eine andre gab achtzehn (h), und ſo gar zwei und zwan-
zig Pfunde durch die Naſe von ſich (i). Eben ſo viel
Pfunde ſpie ein andrer Lungenſuͤchtiger aus (k). Ein
andrer
[7]uͤberhaupt betrachtet.
andrer gab, und das mehrmalen, zwanzig Pfunde von
einem ſchwarzen Auswurfe von ſich, und ward wieder
geſund (l). Die Diana Eſtenſis verlor durch die Naſe
zwei und zwanzig Pfunde Blut, und kam doch durch (m).
Aus den Froſchblutadern ſtuͤrzten vier und zwanzig Pfun-
de Blut hervor (n). Ein andrer brach in vier und
zwanzig Stunden, neun und zwanzig Pfunde geronnen
Blut aus (o). Ein anderes Naſenbluten belief ſich auf
dreißig Pfunde (p). Man weis von einem auſſerordent-
lichen Bluterbrechen, da die Menge des ausgeworfnen
Bluts auf 15, 27, 30, 24, 18 Pfunde in einerlei
Anfalle ſtieg, ſo daß die Summe des geſamten Blut-
verluſtes 202 Pfunde betrug, und demohngeachtet ward
der Kranke doch wieder hergeſtellt (q).
Nachdem wir dieſe Zeugniſſe angefuͤhrt haben, ſo er-
laube man uns auch einige Exempel noch hin uzufuͤgen,
von Blutergieſſungen, welche eben nicht ſo ſchnell, aber
doch ſo uͤbermaͤßig erfolgt ſind, daß ſie ohnmoͤglich haͤt-
ten ſtatt finden koͤnnen, wenn die Blutgefaͤſſe im Men-
ſchen nicht einen ſehr groſſen Vorrat von Blute enthiel-
ten, ob ich gleich nicht dawider bin, daß nicht die blaſ-
ſen Lebensſaͤfte, welche ſich in die ausgeleerten rote Ge-
faͤſſe verſtolen hineingeworfen, und alles, was ſich von
den verdauten Speiſen in Blut verwandeln laſſen, dieſen
Blutſturz unterhalten und vermehret haͤtten. Jn Angola
verlor der V. Karli taͤglich drei bis vier Pfunde Blut
durch das Naſenbluten, ob er gleich ungemein maͤßig
lebte, und er lies ſich in zweien Jahren ſieben und neun-
zigmal zur Ader (r). Henrich de Heers(s) meldet von
einem Menſchen, welcher ſich ſehr oft des Aderlaſſens
A 4bediente,
[8]Fuͤnftes Buch. Das Blut
bediente, und ſich jedesmal dreißig bis vierzig Unzen
Blut abzapfen lies. Eine Frauensperſon, die ſich tau-
ſend und zwanzigmal innerhalb neunzehn Jahren zur
Ader gelaſſen hatte, weil ſie an dem Mutterweh krank
lag, bekam ihre erſte Geſundheit endlich wieder, als ſich
das Gebluͤte durch die Mutter ergos (t). Man weis
eine denkwuͤrdige Geſchichte von einer gewiſſen Jungfer,
welche, etliche Jahre hintereinander, alle Monate hundert
und fuͤnf und zwanzig Unzen Blut von ſich gab, und ſich
in vierzehn Monaten theils einen Tag um den andern,
theils alle Tage zur Ader lies (u). Die Geſchichte er-
waͤhnet noch einer andern Perſon, welche in einem Jahre
tauſend Pfunde Blut verlor (x); bei einer andern gingen
durch den Weg der guͤldnen Ader, ganzer zwei und ſechzig
Tage lang hintereinander, taͤglich fuͤnf Pfunde Blut
verloren (y): ein anderer junger Menſch buͤſte in zehn
Tagen fuͤnf und ſiebzig Pfunde Blut ein (z).
Man mag nun aber dieſe Verblutungen ſo gut erklaͤ-
ren, als man immer will, ſo iſt es doch, laut dem obigen,
eine ausgemachte Sache, daß ſich in unſern Gefaͤſſen
keine geringe Anzahl Pfunde Blut befindet, und darin-
nen umlaͤuft. Jn dieſem Punkte thut Theophilus
Lobb(a) allerdings zu wenig, wenn er das Blut fuͤr
den ſechzehnten Theil vom ganzen menſchlichen Koͤrper
ausgibt, und es thut Richard Lower der Sache eben-
falls zu wenig, wenn er es nur als den funfzehnten
Theil vom Koͤrper betrachtet (b); denn nach ſeiner Rech-
nung wuͤrden ſich in einem erwachſnen Menſchen kaum
zehn Pfunde Blut befinden. Jn der That iſt Franz
Quesnai(c), welcher ſieben und zwanzig Pfunde, und
Frie-
[9]uͤberhaupt betrachtet.
Friedrich Hoffmann(d), welcher acht und zwanzig
Pfunde angibt, welches gegen die Mittelgroͤſſe eines
Menſchen wie 1 zu 5 iſt, der Warheit ſchon naͤher ge-
kommen. Man koͤnnte naͤmlich achtzig (e), bis hun-
dert (f) Pfunde und daruͤber auf die Lebensſaͤfte und die
geſammte fluͤßige Theile unſers Koͤrpers rechnen, und
gelten laſſen; dieſes wuͤrde aber auch zu viel ſeyn, wenn
man es von dem wirklichen Blute verſtehen wollte.
Man kann aber auch nicht in Abrede ſeyn, daß dieſes
alles nicht noch unbeſtimt und ſchwankend angegeben
worden. Ohne Zweifel iſt der Unterſcheid in dem Ver-
haͤltniſſe des Blutes zu der uͤbrigen Leibesgroͤſſe unend-
lich, und es kann dieſes Geſez (g), welches die Menge
Blut in verſchiednen Menſchen nach dem dreifachen
Maaſſe ihrer Leibesgroͤſſe beſtimmt, blos von einerlei
Perſonen gelten. Erſtlich iſt die Menge Blut bei Per-
ſonen ohne Zweifel um deſto kleiner, je fetter ihr Koͤrper
iſt, indem die Menge Blut im geringſten nicht nach dem
Verhaͤltniſſe des neuen angelegten Fettgewichtes zunimmt.
Ferner ſo beſizzet ein junger Menſch (h), oder ein junges
Thier, nach den angeſtellten Erfarungen, mehr Blut,
als ein alter, oder als ein abgelebtes Thier. Und das
iſt die Urſache, warum an einem neugebornen Kinde die
ganze Haut, und ſelbſt die Hornhaut im Auge roth er-
ſcheint, da ſonſt dieſe Theile, ſobald ſich die Menge Blut
allmaͤlich vermindert, mit der Zeit bleicher zu werden
pflegen (i). So iſt auch ein in der Wildheit lebendes
Thier blutreicher, als ein Hausthier, und es beobachtet
uͤberhaupt das Gewichte des Blutes zu dem uͤbrigen
Koͤrper eben das Verhaͤltnis, welches das Herz hat (k).
A 5Es
[10]Fuͤnftes Buch. Das Blut
Es ſcheinen daher die kleinen Thiere mehr Blut in ſich
zu haben, als die groſſen, und es entſtehet daher der
Verdacht, daß ſie auch aus dem Grunde an ſich waͤrmer
ſind. Unter den Geſchlechtern der Fiſche haben dieje-
nigen einen Ueberflus an Blute, welche warm anzufuͤ-
len ſind, wie ſolches die Meerkaͤlber bekraͤftigen (l),
welche, nach den Berichten der Zergliederer, eine unglaub-
liche Menge Blut in ſich haben; vielleicht weil das Blut
in die groͤſten Blutaderbehaͤltniſſe bei ihnen zuſammen-
fliſt, und ſich alſo mit leichter Muͤhe durch die gemachte
Wunde ergiſſen kann. Das Gegentheil findet bei den
kaltbluͤtigen Fiſchen, und den Schlangen ſtatt; bei
dieſen trift man nur ganz wenig Blut an. Der be-
ruͤhmte Vincenz Menghin(m) konnte aus vielen Aae-
len kaum einige wenige Unzen Blut zuſammenbringen.
Jn den Krokodilen ſteht das Blut mit dem uͤbrigen Koͤr-
per des Thieres in noch ſchlechterm Verhaͤltniſſe (n).
Jn einer Natter, welche dreißig und ein halbes Quent-
chen wog, fand man nicht uͤber achtzig Grane Blut,
welches vom ganzen Thiere der ſieben und zwanzigſte Theil
war (o), ſo daß alſo Nattern fuͤnfmal weniger Blut,
und darunter, als die Menſchen in ihren Blutgefaͤſſen
enthalten.
Will man aber dieſe Menge des Blutes in die
Schlagadern und Blutadern vertheilen, und den
Durchmeſſer der Schlagadern auf drei, und der Blut-
adern ihren auf zwei ſezzen (p), indem man beiderlei
Adernſiſteme fuͤr gleich lang rechnen kann, ſo wird
man finden, daß die Schlagadern vier Theile davon,
und die Blutadern neun Theile von der Blutmaſſe in ſich
tragen.
§. 4.
[11]uͤberhaupt betrachtet.
§. 4.
Das Blut iſt in den Schlagadern von dem Blute
der Blutadern nicht unterſchieden. Schrift-
ſteller, welche unter beiderlei Gebluͤte einen
Unterſcheid machen.
Jn den Schlagadern und in den Blutadern befindet
ſich einerlei Blut, und es erlaubt der erwieſene Blut-
umlauf keinen Unterſcheid darunter zu machen, weil kein
ander Blut in die Schlagadern koͤmmt, als was das
Herz von den Blutadern empfaͤngt. Demohngeachtet
lieſſen ſich doch die Arzeneigelehrten eine uralte und wie-
drige Meinung gefallen, welche einen willkuͤrlichen
Saz zum Vater hatte, und die ſich auch noch heut zu
Tage mit dem Anſehn einer Hipotheſe behelfen mus.
Die Alten nahmen naͤmlich in den Schlagadern und
Blutadern einen Lebensſaft von verſchiedner Art an,
wiewohl diejenigen hierinnen ihren eignen Grundſaͤzzen
nicht ſo ſehr entgegen handelten, welche beiderlei Ge-
bluͤte einen verſchiednen Urſprung gaben. Eraſiſtrat
und ſeine Anhaͤnger fingen zuerſt zu lehren an, daß in den
Schlagadern reine Luft, und in den Blutadern, Blut
befindlich ſey (q). Wir leſen ſolchergeſtalt in den
Schriften Cicerons(r), daß die Luft aus der Lunge ins
Herz uͤbertritt, durch die Schlagadern ausgebreitet
wird, und daß ſich in den Blutadern Blut aufhalte.
Aus dieſem Grunde nennet Rufus die rechte Herzkam-
mer die Blutkammer, und die linke die Luftkammer, weil
die leztere von der aufgenommenen Luft in Bewegung ge-
ſezzet wuͤrde (s). So gar Galen, der ſich alle erſinn-
liche Muͤhe gab, die Meinungen des Eraſiſtrats zu
wieder-
[12]Fuͤnftes Buch. Das Blut
wiederlegen (t), machte dennoch unter dem Schlagader-
und Blutaderblute einen Unterſcheid, und er lehrte, daß
das erſtere zwar vom Blutaderblute entſtuͤnde, welches
durch die Schweisloͤcher in der Scheidewand des Herzens
durchſchwizze, aber doch vom Geiſte oder der Luft, die
es von der Lunge bekaͤme, geſchwaͤngert, gelbroth und
hell an Farbe wuͤrde, und daß dieſes Schlagaderblut
den Theilen eines beſeelten Koͤrpers einzig und allein
das Leben erhielte, da indeſſen das Blutaderblut dieſe
Eigenſchaften nicht beſaͤſſe, und eben dieſe Theile blos
ernaͤhre. Nach ihm ſchrieb, beinahe nach dem Schlage
der neuern Schriftſteller, Aretaeus(u), daß das Blut
aus den Schlagadern gelbroth und duͤnn kaͤme, und in
den Blutadern verdikkt wuͤrde; er fuͤgt indeſſen hinzu,
daß das Schlagaderblut ſchwerlich, das Blutaderblut
aber leicht dikk wuͤrde.
Als Harvey den Kreislauf des Blutes entdekkt hat-
te, ſo konnte dieſer Unterſcheid von zweierlei Blute, den
man ſo lange behauptet hatte, keinen Beſtand weiter
haben. Denn es befindet ſich nicht nur ebendaſſelbe
Blut in den Schlagadern, welches kurz zuvor in den
Blutadern lief, ſondern es verurſacht auch noch uͤberdem
der heftige Strom des umlaufenden Blutes, daß eben
das Blut, welches noch nicht voͤllig vor einer Minute
in der Blutader war, und durch die Lungenſchlagadern
heraufgetrieben ward, nunmehr aus der Schlagader
ausgeſchuͤttet wird. Aus dem Grunde lehrte Harvey(x)
mit den erſten Beſtaͤtigern des Blutumlaufes beinahe
einſtimmig, es ſey das Schlagaderblut von dem in den
Blutadern befindlichen Blute entweder ſehr wenig, oder in
gar nichts unterſchieden (y); ſie geſtatten weder einen
Unter-
[13]uͤberhaupt betrachtet.
Unterſcheid in der Farbe, noch in der Dichtheit, noch in
den urſpruͤnglichen Theilen, in welche ſich das Blut auf-
loͤſen laͤſt. Von dieſer Meinung wich auch J. Domi-
nikus Sandris nicht ab, und es ſchrieb derſelbe, daß
das Schlagaderblut im Menſchen, und in aͤhnlichen Thie-
ren nur ſehr wenig vom Blutaderblute unterſchieden ſei,
und es finde hingegen, was das Blut betrift, in dem
Braunfiſche (Delphinenart, phocaena), in dem Biber,
und dem Jgel, welche man vor kaltbluͤtige Thiere hielt,
ganz und gar kein Unterſcheid ſtatt (z). Das Gegentheil
hiervon behauptete Homobonus Piſoni(a), er verwei-
gerte dem Kreislaufe des Blutes ſeinen Beifall, er brachte
den verjaͤhrten Unterſcheid unter den beiderlei Blutarten
wieder auf die Bahn, und er ſchrieb dem Blute in den
Blutadern von neuem eine andre Farbe zu.
Sobald aber die mehreſten Phiſiologiſten, kurz nach
Harveys Zeiten, ein luͤftiges Nitrum in das Blut mit
einmiſchten, welches dem Blute Roͤthe, und andre Ei-
genſchaften mittheilen ſollte; ſo erwachte die alte Mei-
nung wieder, nach welcher man in dem Schlagaderblute
etwas zu finden glaubte, welches ihm vor dem Blutader-
haften einen Vorzug ertheilen ſollte. Da man ferner
in den neuern Zeiten lehrte, daß das Blut in der Lunge
verdichtet, und in einen kleineren Umfang zuſammenge-
trieben werde, ſo behaupteten auch die beruͤhmten Urhe-
ber dieſer Sekte, dem erſtern Vorurteile gemaͤs, daß
man die Spuren von dieſer neuen Verdichtung in dem
Schlagaderblute wahrnehmen koͤnne. Folglich lehrten
faſt alle Schulen nach dem Lower einſtimmig, daß das
Blut der Schlagadern hell und ſchoͤn an Farbe, das Blut
in den Blutadern hingegen truͤber an Farbe ſey (b). Sie
ſtimmen
(y)
[14]Fuͤnftes Buch. Das Blut
ſtimmen mehrenteils darinnen uͤberein, daß dieſer Unter-
ſcheid der Farbe von der Luft herruͤhre, welche das Blut
in der Lunge veraͤndere (c), ob ſie gleich von der Weiſe,
wie die Luft dieſe Veraͤnderung bewirken ſoll, verſchiedne
Gedanken hegen. Sie fuͤgen aus dem Grunde noch hin-
zu, es theile die Luft, auch ohne Lunge, wenn man ſie
vermittelſt des Blaſens mit dem blutaderhaften Blute
vermiſche, dem Blute eine neue Roͤthe mit (d): hingegen
trete nach unterbrochnem Athemholen, oder wenn man
die Luftroͤhre mit einer Schnur unterbinde, das Blut
der Halsader (carotis) eben ſo dunkelfaͤrbig aus der ge-
machten Wunde, als das Blut (cruor) der Holader,
hervor (e). Johann Mayow(f), einer der vornem-
ſten Verfechter des Luftnitrums, ſezzt hier noch hinzu,
daß das Schlagaderblut im leeren Luftraume gewaltig
koche, oder Blaſen aufwerfe, und daß dieſe Erſcheinung
bei dem Blute der Blutadern langſamer erfolge.
Es haben naͤmlich einige neuere Schriftſteller, die
ſich ſonſten durch ihre uͤbrige Verdienſte einen groſſen
Namen gemacht, das Blut der Schlagadern fuͤr waͤr-
mer ausgegeben, und ſie behaupten, daß ſich die Waͤr-
me deſſelben, zu der Waͤrme des blutaderhaften Gebluͤ-
tes, wie 97 zu 94, wie 100 zu 95, oder wie 99 zu 97
verhalte (g).
Allein
[15]uͤberhaupt betrachtet.
Allein es haben ſich dieſe beruͤhmte Maͤnner, was
die andern Eigenſchaften des Blutes betrift, allerdings
wieder in verſchiedne Meinungen getheilt. Dieſe lezt-
gedachte Meinung ſtimmet in der That mit derjenigen
uͤberein, welche das Blut in den Schlagadern fuͤr duͤn-
ner, als das in den Blutadern, und fuͤr weniger ſchwer
haͤlt wohin bereits eine alte Stelle aus dem Aretaeus
zielt (h). Eben ſo dachten M. A. Severin(i), George
Ent(k), Archibald Pitcairn(l), J. M. Lancis(m),
Peter Anton Michelotti(n). Eben dieſer Verfaſſer
fuͤhret hierbei zur Beglaubigung zween Verſuche an, nach
welchen er das Blut in den Blutadern ſchwerer gefunden
haben will. Und nur juͤngſt hat einer von unſern Zu-
hoͤrern, J. Andreas Hammerſchmidt, ſo gar bei ſei-
nen angeſtellten Verſuchen, das Blut der Schlagadern
leichter befunden, und es verhielt ſich, nach ſeinen Beob-
achtungen, daſſelbe zu dem Blutaderhaften wie 1404 zu
1414 (o). Es ſahe eben dieſer, wie das blutaderhafte
Blut in kuͤrzerer Zeit vertrokknete, weil daſſelbe naͤmlich
eine groͤſſere Menge von feſten Theilen zu enthalten
ſchien.
Andre haben dagegen, da ſie vorgaben, daß das Blut
in der Lunge verdichtet werde, von ihrer eignen Theorie
gezwungen, das Schlagaderblut fuͤr dichter gehalten,
und unter dieſen befindet ſich vornaͤmlich J. Klaudius
Adrian.
[16]Fuͤnftes Buch. Das Blut
Adrian Helvetius(o*) und andre Neuern (p), und es
hatte ſchon vorher Leal(q) geſchrieben, daß das Schlag-
aderblut leichter gerinne, ſo wie Helvetius den neuern
Gedanken hervorbrachte, daß dieſes ſchlagaderhafte Blut
weniger Salzwaſſer (ſerum) enthielte (r). Viel genauer
ſezzte Franz Boiſſier das Verhaͤltnis der Dichtheit zwi-
ſchen dem Blute der Blutadern und Schlagadern ſolcher-
geſtalt feſte, daß ſich nach ihm das Schlagaderblut zu
dem Gebluͤte der Blutadern wie 20.000.000 zu 14.
000.000. oder wie 20. zu 14 verhielt (s), und es be-
ſtimmte George Ehrhard Hamberger eben dieſes Ver-
haͤltnis der beiderlei Dichtheiten in Zalen, welche ein
wenig unter ſich verſchieden waren, indem er bald die
Dichtheit in den Schlagadern zur Blutverdikkung in den
Blutadern wie 482 zu 465⅘, bald wie 417 zu 407,
bald wie 525 zu 515 angibt (t). Hierzu koͤmmt noch,
daß Helvetius die Dichtheit als die Urſache der hellen
Roͤthe anſieht, und daß aus dem Grunde das Blutader-
blut ſchoͤn roth erſcheine, wenn man es aus der Ader,
und hart werden laͤſt (u). Michelotti(x) behauptet
ebenfalls, daß daſſelbe haͤrter und roͤther werde.
§. 5.
Was man an dieſer Meinung ausſezzen
koͤnne.
Es offenbaret ſich hier ſogleich ein ſtarker Verdacht,
daß man dieſen Verſuchen uͤberhaupt nicht viel trauen
koͤnne,
[17]uͤberhaupt betrachtet.
koͤnne, indem ſie ſich einander ſo gerade zuwiederlaufen.
Ferner, wenn es wahr iſt, daß das Schlagaderblut ei-
nen groͤſſern Grad von Waͤrme hat, oder wofern es we-
nigſtens nicht an ſich kaͤlter, als das in den Blutadern,
iſt, da ſich ſchwerlich jemand irgens erkuͤhnt hat, es fuͤr
kaͤlter auszugeben, wie koͤnnte das Schlagaderblut dich-
ter ſeyn, da ſich doch die Verduͤnnungskraft von der
Waͤrme ohnmoͤglich trennen laͤſt?
Jch habe wenigſtens fuͤr meine Perſon, bisweilen
an dem Schlagaderblute lebendiger Thiere, eine andre
Farbe, als an dem Blute der Blutadern geſehen (y),
wobey das erſtere keine ſchwaͤchere Roͤthe hatte. Jch
habe aber auch uͤberhaupt oft an den verſchiednen Blut-
bekken, welche das Blut von einer Perſon enthielten,
welches man ihr aus einer und eben derſelben Blutader
gelaſſen hatte, ſo wie an einerlei Blutader (z) eines und
eben deſſelben Thieres, einen aͤhnlichen Unterſcheid be-
merkt, indem ſich das hellſte Blut, und die gelbroten
Blutklumpen (cruor), mit ihren verſchiednen Farben
einander begegneten. Eben dieſe Bemerkungen habe ich
auch an dem Froſche gemacht, an dem man doch keine
groſſe Veraͤnderung im Blute von der Lunge vermuten
kann, wohin kein groſſer Aſt der Aorte koͤmmt. Es
ſind aber auch noch fremde Zeugniſſe daruͤber vorhanden,
welche von ſehr guten Zeugen herruͤhren. Das erſte
Blut ſpringet oft in ſehr dichter Geſtalt, das folgende
voͤllig aufgeloͤſt, das dritte geronnen aus den geſchlagnen
Adern hervor (a). Es iſt auch bereits eine jedermann
bekannte Sache, daß ſehr oft das gegen die lezte gelaſ-
ſene Blut eine hellere Roͤthe mit ſich fuͤhre, ſo daß man
es auch ein Schlagaderblut zu nennen pflegt. Es hat
Johann
B
[18]Fuͤnftes Buch. Das Blut
Johann Freind geſehen, daß das aus der Blutader
gelaſſene Blut hellrot und dikklich geweſen, daß es ſein
Salzwaſſer in vielen Stunden nicht fahren laſſen wollen,
und daß das Blut, welches man eben der Perſon kurze
Zeit darauf abzapfte, unter waͤſſriger Geſtalt und mit
vielem Salzwaſſer beladen aus der Ader gekommen (b).
Aus dem Arme einer Perſon floß das Gebluͤte dikk her-
aus, da es doch aus der Ader ſeines Fuſſes hellrot
ſprang (c). Als man einem Menſchen, der am Seiten-
ſtechen krank lag, die Ader lies (d), ſo fand man das
erſte Blutbekken hellrot, und das andre mit einer Rinde
uͤberzogen.
Es traͤgt ſich oft zu, daß das Blut aus den Fuͤſſen
hellrot, und mehr entzuͤndet, aus dem Arme dagegen
dunkler an Farbe, und mit einem haͤufigern Salzwaſſer
vermiſcht erſcheint, wenn man es weglaͤſt (e). Es gibt
Frauensperſonen, bei denen das erſte Blut (f), wie es
aus der Blutader hervorſpringt, eine Roͤthe hat, dahin-
gegen das folgende ſchleimig iſt. Man koͤnnte hier
leicht eine unendliche Menge aͤhnlicher Erfarungen mit
anfuͤhren.
Es iſt mir aber auch an den Huͤnchen, die noch im
Eie liegen, und da die Luft die Lunge weder beruͤhren,
noch verruͤkken kann, das ſchlagaderhafte Blut nicht
ſelten hellroͤter (g), ein ander mal von einerlei Farbe (h),
und bisweilen dunkler (i) vorgekommen. So lange es
in ſeinen Gefaͤſſen verſchloſſen iſt, ſcheint dies Blut in
der That allemal hellroͤter zu ſeyn, weil dieſe Gefaͤſſe an
ſich dikker ſind, und der farbereiche Purpur der vielen
Reihen
[19]uͤberhaupt betrachtet.
Reihen der Blutkuͤgelchen, durch die duͤnne Membrane
einer Blutader ungezwungen durchſcheint, indeſſen daß
die weiſſe Wand einer Schlagader dieſe Roͤthe ſchon
maͤßigt, roſenaͤhnlicher macht, und ſich in der an ſich
duͤnneren Schlagader weniger Reihen von Blutkuͤgelchen
befinden. Aus der Urſache hat das Blut, in Schlag-
adern und Blutadern von einerlei Durchmeſſern, auch
einerlei Farbe gehabt (k). Und ſo nimmt gemeiniglich
das Blutaderblut, wenn man es vermindert, und die
Anhaͤufungen der Blutkuͤgelchen ſolchergeſtalt verringert
werden, zu gleicher Zeit eine hellere Roͤthe an ſich (k*).
Endlich ſo habe ich auch oft das Blut der Lungen-
ſchlagader und der Holader ihres, mit dem ſchlagader-
haften Blute der Blutader, welche aus der Lunge zu-
ruͤkke koͤmmt (l), in Vergleichung geſtellt, aber in vielen
Verſuchen nie einigen Unterſcheid an dem beiderlei Blu-
te, ſo wenig als Harvey(m), noch Wilhelm Cheſel-
den(n), noch der beruͤhmte Knight(o), noch unſer
ehemalige Schuͤler, der beruͤhmte Everſten(p), noch
der Urheber der Gegenmeinung ſelbſt, Hamberger(q),
ſehen koͤnnen.
Eben ſo wenig haben Maͤnner, die in Verſuchen
geuͤbt geweſen, die uͤbrigen Vorzuͤge des Schlagader-
blutes entdekken koͤnnen. So hat, was das Gewichte
deſſelben betrift, Jurin keinen Unterſcheid gefunden (r);
keinen Unterſcheid hat der beruͤhmte George Martine(s)
in der Waͤrme, laut dem Buche, angemerkt, welches
B 2er
[20]Fuͤnftes Buch. Das Blut
er uͤber eben dieſe Waͤrme ausgehen laſſen. Da endlich
Drelincourt(u) und Archibald Pitcairn(x) zugleich
mit dem ſchlagaderhaften und blutaderhaften Blute
allerlei Saͤfte vermiſchten, ſo haben ſie in allen ihren
Verſuchen beinahe einerlei Erſcheinungen, am Schlag-
ader- und Blutaderblute wahrgenommen.
Hat es ſich etwa bisweilen zugetragen, daß das
Schlagaderblut eine angenemere Roͤthe geaͤuſſert, ſo
ſchreibet Harvey dieſe Roͤthe auf die Rechnung der
engen Wunde (y), indem eben dieſes Blut truͤber floß,
ſo oft es ſich durch eine weitere Wundenlefze ergiſſen
konnte. Helvetius(z) hat eben dieſen Verſuch zum
Grunde gelegt. Franz Quesnai(a) ſchreibet dagegen
dem Blute der Schlagader eine farbenreiche Purpur-
roͤthe, oder einen tiefen Purpur zu, und es hat Helvetius
ſelbſt (b), das Haupt der gegenſeitigen Meinung, geſehen,
daß das Blut aus dem linken Herzen ſchwaͤrzer gewe-
ſen; ſo ſchwankend ungewis iſt alles dieſes, und ſo ver-
ſchieden ſind die Erfolge an den verſchiednen Koͤrpern.
§. 6.
Ob man an dem Blute aus verſchiednen Schlag-
adern einen Unterſcheid bemerken koͤnne.
Es haben verſchiedne Phiſiologiſten, und vor andern
Boͤrhaave(c), die Gedanken gehegt, daß das Blut der
Halsſchlagader einen merkwuͤrdigen Vorzug in der Be-
wegbarkeit beſizze, und an ſich geiſtreicher ſey. Es hat
auch nicht an Leuten gefehlt, welche Verſuche aufgezeigt,
durch deren Zeugniſſe dieſe Hipotheſe ihre Beſtaͤtigung
erhal-
[21]uͤberhaupt betrachtet.
erhalten ſollte. So hat Franz Boiſſier(d) ſechs Unzen
Blut aus der Halsſchlagader um ſiebenzehn Grane leich-
ter gefunden, als das Blut aus andern Schlagadern iſt.
Eben ſo hat unſer ehemalige Zuhoͤrer, Daniel Johann
Taube(e), in dem Blute der Halsader ein wenig mehr
Waſſer bemerkt, ſo daß ſich das Salzwaſſer in der
Halsſchlagader, zu dem Salzwaſſer in der Huͤften-
ſchlagader, wie 132 zu 169 verhielt, worinnen derſelbe
in ſo weit dem J. Baptiſta Bianchi(f), und ſelbſt dem
Boͤrhaaven(g) in andern Stellen ſeiner Buͤcher wie-
derſpricht, indem dieſe Gelehrte ausdruͤkklich ſchreiben,
daß das Blut der Nierenſchlagader einen Ueberflus am
Salzwaſſer hat. Allein wir werden dieſe, ohnehin nicht
oft genung wiederholte Verſuche, anderswo mit einem
augenſcheinlichen Folgerungsſazze, den uns der Kreis-
lauf des Blutes an die Hand gibt, in Vergleichung
ſtellen. Es bekoͤmmt naͤmlich kein einziges Eingeweide,
kein Glied ſein beſonderes Blut, ſondern alles wird aus
demjenigen Blutquelle hergeſchoͤpft, den das Herz aus-
giſſet: ſelbſt dieſer Blutquell borget alles was er hat,
und es vermiſcht ſich endlich das von allen Theilen des
Koͤrpers zuruͤkkegeſandte Blut wieder mit eben dieſem
Blutquelle.
Ob das Blutaderblut in der Leber (h), in der Milz,
oder im Nezze einige beſondre Kraͤfte beſizze, dieſes laſſe
ich hier noch unbeſtimmt, es iſt auch nichts wiederſpre-
chendes, daß es dergleichen in der That nicht beſizzen
ſolte. Jch werde aber von dieſer beſondern Eigenſchaft
B 3anders-
[22]Fuͤnftes Buch. Das Blut
anderswo reden: unterdeſſen will ich alles, was ich ſagen
werde, uͤberhaupt von dem geſammten Blute des beſeel-
ten Koͤrpers verſtanden haben.
§. 7.
Die Roͤthe im Blute.
Wir muͤſſen noch von der Farbe des Blutes reden.
Das wirkliche Blut iſt im Menſchen, und den mehre-
ſten Thieren, wenn ſie auch gleich nicht Atem holen, an
ſich roth; die Farbe deſſelben iſt im geſunden Menſchen
in der That ſchoͤn hellroth, und ſie koͤmmt dem Schar-
lache entweder gleich, oder ſie uͤbertrift denſelben ſo gar.
Allein das Blut beſizzet dieſe gute Farbe nicht durchge-
hens in allerlei Altern, nicht in allerlei Blutmiſchungen
(Temperamenten), und es aͤuſſert eben ſo wenig in den
Blutadern eben deſſelben Menſchen durchgehens einerlei
aͤchte Roͤthe. Was demnach die menſchliche Frucht be-
trift, ſo beſizzet das Blut derſelben keine ſo angenehme
Roͤthe, es iſt hingegen dunkler gefaͤrbt, und ſchwaͤrzli-
cher, als es im erwachſenen Menſchen zu ſeyn pflegt.
Wenn man ferner weiter zu dem Urſprunge des thieri-
ſchen Lebens zuruͤkke geht, ſo findet man daſſelbe roſt-
farben (i), und mit gelber Farbe untermiſcht, endlich
voͤllig gelb (k), und bevor es ſich mit dieſer Farbe beklei-
det, uͤberhaupt durchſichtig (l). Es entſtehet dieſe Farbe
aus dem goldgelben Eidotter, deſſen Gefaͤſſe alsdenn roth
ſind, wenn noch in der Frucht alles und jedes eine weis-
liche Farbe hat (m). Es bleibet auch daſſelbe noch in
denje-
[23]uͤberhaupt betrachtet.
denjenigen Zeiten goldgelbe, wenn es in einem wohlbe-
bruͤteten Eie roth erſcheint, ſo oft die Kraͤfte des Her-
zens abnehmen und ermatten (n). Das Blut gelan-
get ferner durch Krankheiten, nach den heftigſten und
faͤulenden Fiebern (o), nach den giftigſten Schlangen-
biſſen (p), von allerlei noch ungewiſſen Urſachen (q), nach
der Gelbeſucht, von der Bleichſucht der Maͤdchen (chlo-
roſis), (r) zu der erſtern gelben Farbe wieder, von der es
durch die Kraft des Lebens ſeine vollkommene Roͤthe end-
lich erlangte; und es erſcheinen in Thieren von kaltem
Blute, wenn das Thier ſeine Kraͤſte eingebuͤſſet hat,
und matt wird, bei dem Abſterben wenig Kuͤgelchen in
den Blutadern deſſelben von gelber Farbe (s). Auch
das in die Zellgewebe ergoßne Blut verwandelt ſich, ſo
oft es aufgeloͤſet worden, nach einer faſt ſchwarzen Roͤ-
the in ein gelbes Blut (t), ſo daß uͤberhaupt die gelbe
Farbe dem Blute nicht uneigen iſt, obgleich das Blut
in geſunden und erwachſenen Menſchen, oder Thieren,
wenn man es ſchon mit Waſſer verduͤnnet, dennoch keine
Spuren von einer gelben Farbe aͤuſſert (u).
Auſſer der gelben Farbe artet endlich das Blut bis-
weilen in aufgedunſteten (cachectiſchen) und phlegmati-
B 4ſchen
(m)
[24]Fuͤnftes Buch. Das Blut
ſchen Perſonen dergeſtalt aus, daß es misfaͤrbig wird.
Santes Zarini(x) beſchreibt das Blut aus dem Herzen
kriſtallfarben, Rhodius(y) durchweg ſchleimig, und
Kirkland(z) an einem Menſchen, den der Hunger faſt
aufgerieben hatte, als ein duͤnnes und misfarbenes We-
ſen. Von einer ſkorbutiſchen Frauensperſon erhielte
man, nach einem haͤufigen Blutverluſte, ein weiſſes
Blut (a).
Es erſcheint das Blut aber auch bisweilen, wenn
es entweder durchgehens verdorben iſt, oder auch in ge-
ſundem Zuſtande, wenn es ſich mit einem noch unvoll-
kommen durchmengten, oder noch unreifem Narungs-
ſafte vermiſcht, von weiſſer Milchfarbe.
Wir uͤbergehen hier die blutige Rinde, mit welcher
ſich das Gebluͤte in dem Uebel des Seitenſtechens uͤber-
zieht, denn es pflegt ſich ein groſſer Theil des Blutes auch
in andern langwierigen Krankheiten, oder bei einer nicht
dauerhaften Leibesbeſchaffenheit, wenn ſich der Koͤrper
zu verſchlimmern beginnt, in eine weiſſe und blaͤuliche
Gerinnung zu verwandeln (b), und es unterſcheidet ſich
dieſe Weiſſe allerdings von der Narungsmilch, von der
wir ſogleich reden wollen. Dasjenige Blut, deſſen der
vortrefliche Senak(c) gedenkt, war ganz weis und ſehr
geronnen.
Jch habe naͤmlich an lebendigen Thieren, den an
ſeiner weiſſen Farbe ſehr kennbaren Chil Narungsmilch)
oͤfters in den Blutgefaͤſſen herumirren, aus den Wunden
heraustroͤpfeln, oder ſelbſt in das zerſchnittne Herz durch
das Herzohr ausſchuͤtten geſehen (d). So fand Lo-
wer(e) vier oder fuͤnf Stunden nach dem Eſſen in der
Hals-
[25]uͤberhaupt betrachtet.
Halsader (carotis) eines lebendigen Hundes Milch, und
es haben Thomas Schwenke, ein ſehr beruͤhmter
Arzt (f), Johann Bohn(g) und Joh. Gottfried von
Berger(h) aͤhnliche Erfarungen von dieſer Sache ein-
gezogen. Auſſer dieſen beobachtete Walaͤus(i) an ei-
ner Ente, welches ein Thier iſt, dem die Milchgefaͤſſe
ohnehin mangeln, und Olaus Borrichius(k) an einer
Gans, und an andern Voͤgeln, wie ſich dieſe Narungs-
milch in das Blut ergoſſen hatte.
Man darf ſich alſo nicht ſehr wundern, wenn biswei-
len aus der geoͤffneten Blutader eines Menſchen die Na-
rungsmilch, die von dem Blute etliche Stunden nach
dem genommenen Eſſen noch nicht veraͤndert worden,
und in allen Menſchen herumgefuͤhrt wird, herausgefloſ-
ſen gekommen iſt. Es liegen davon unzaͤlbare Beiſpiele
am Tage, und ich werde nur deren einige wenige nennen.
Jn der Geſchichte, die Tulpius(l) meldet, ſchwamm
eine Art von Kuhmilch auf dem Blute. Jn der Erfa-
rung, die Thomas Guidot(m) berichtet, fand man
drei Theile vom Blute milchig; in einem andern Falle,
da man einen Theil des Blutes aus den Blutadern abge-
zapft hatte, und ein andrer Theil aus der Naſe floß, be-
fand ſich der dritte Theil Milch zugegen (n). Daß dieſe
Milch keinen uͤblen Geſchmack, ſo wie der daraus mit
Huͤlfe einer Saͤure gemachte Kaͤſe habe (o), verſichert
Regner de Graaf(p): und man fand in dem Blute
einer ſaͤugenden Frau (q) eine wirkliche Milch, welche
B 5eben
[26]Fuͤnftes Buch. Das Blut
eben ſowohl zum Gerinnen haͤtte gebracht werden koͤn-
nen. Von Gebaͤrerinnen, und nach gehemmten Ge-
burtsfluſſe (r), ſo wie vom Milchfieber, hat man eben-
falls dergleichen haͤufige Berichte; es gibt auch Schrift-
ſteller (s), welche berichten, daß ſehr oft nach dem Reu-
ten mit dem Aderlaſſen Milch hervorgedrungen ſei (t).
So gar iſt aus einem Huͤftengeſchwuͤre, und durch die
Wunde eines Schroͤpfkopfes Milch herausgefloſſen (t*).
Jch habe mich, Beiſpiele hieruͤber zu ſammlen, aus der
Urſache ein wenig zu lange (u) aufgehalten, weil es Leute
gibt, welche vorgeben (x), daß es keine wirkliche Na-
rungsmilch, oder wirkliche Milch ſei, welche unter
einer weiſſen Farbe mit dem Blute herumgefuͤhret werde,
oder aus einer geoͤfneten Blutader zum Vorſchein kaͤme.
Es verſchwindet aber alles dieſes, welches mit dem Blute
unter der Geſtalt einer Milch herumlaͤuft, wieder wenig
Stunden nach dem Eſſen, und hierauf erſcheinet die
ganze Blutmaſſe wieder rothgefaͤrbt. So wie das
Blut, wenn es verdorben, bleich wird, ſo artet ſelbi-
ges gegentheils auch in Krankheiten, und vornaͤmlich
alsdenn
(x*)
[27]uͤberhaupt betrachtet.
alsdenn in eine Schwaͤrze aus, wenn daſſelbe entweder
in den Aderkroͤpfen (varix) (y), oder in der Gebaͤrmutter,
oder an andern (z) Stellen zuruͤkketritt. Ohne Zweifel iſt
dieſes die vornemſte Urſache geweſen, daß die Alten auf
eine ſchwarze Galle gefallen ſind. Die Wallfiſcharten,
welche ſonſt doch Athem holen, beſizzen ebenfalls ſchwar-
zes Blut, als das Meerkalb (a) und der Wallfiſch
(balaena) (b).
Von der Roͤthe des Blutes wird das Fleiſchige
ebenfalls roth gefaͤrbt (c), und es bekoͤmmt daſſelbe ſeine
natuͤrliche Farbe wieder, ſo bald man das Blut heraus-
waͤſchet (d). An der Menſchenlaus kann man offenbar
wahrnehmen, wie das Blut den ganzen Koͤrper durch-
ſtroͤmet, und ſo gar die Fuͤhlhoͤrner roth faͤrbet (e).
Damit das Kalbsfleiſch ſchoͤn weis werde, ſo zapfet man
dem Kalbe den Tag vorher beinahe alles Blut ab, und
den folgenden ſchlachtet man daſſelbe erſt (f). Denn
auf dieſe Weiſe leeret man das Blut deſto vollkomme-
ner aus.
§. 8.
Das Blut gerinnet von freien Stuͤkken.
Eben ſo wohl hat die ganze Blutmaſſe dieſe Eigen-
ſchaft gemein, daß das Blut in geſunden Menſchen ſo
gleich, wie es aus der Blutader herausgelaſſen iſt (g),
oder
[28]Fuͤnftes Buch. Das Blut
oder wenn es aus einem Schweisloche der Naſe heraus-
troͤpfelt, zu einer Art von dikkern, und weniger zuſam-
menhaͤngendem zitternden Gallerte gerinnet, welcher ſich
nach dem Fingerdrukke bildet, ein Salzwaſſer ausſchwiz-
zet, und ſich, wenn der Drukk nachgelaſſen, von ſelb-
ſten wieder herſtellt, und das Gruͤbchen ebnet. Es ge-
rinnet eben ſowohl nicht nur zur Sommerzeit, wenn die
Luftwaͤrme bis zum neunzigſten Grade am Farenheitſchen
Thermometer geſtiegen iſt (h), ſondern auch im Winter,
und wenn man einigen Verſuchen Glauben beimeſſen
darf (i), alsdenn noch ſtaͤrker. Von der Kaͤlte frieret
das Blut wenigſtens um ſieben Grade ehe, als Waſſer,
zu Eis (k), und es eraͤugnet ſich alſo dieſe Erſcheinung
fruͤher, als mit der Milch (l), indem der Anfang der
Gefrierung in dem aͤuſſern Umfange vorgeht (l*), und das
Blut indeſſen in dem Mittelpunkte noch in dem Zuſtan-
de der Fluͤßigkeit bleibt. Blutgewaͤchſe (polypi) erzeu-
gen ſich in lebendigen Menſchen von der Kaͤlte (m). Es
hatte ſich an einem Menſchen, der erfroren war, das
Blut in allen Schlag- und Blutadern in laͤnglichrunde
faſrige Blutgewaͤchſe verwandelt, und man fand ſo gar
in der dikken Gehirnhaut die Gefaͤſſe von Blute aufge-
ſchwollen (n). Uebrigens gerinnet das Blut nicht nur
in den vierfuͤßigen Thieren von kaltem und warmen
Blute, ſondern auch in den Voͤgeln und Fiſchen; und
zwar in den groͤſſern und ſtaͤrkern Thieren um ein we-
nig
[29]uͤberhaupt betrachtet.
nig ſtaͤrker (o), wiewohl das aus Froͤſchen (p) abgelaßne
Blut, wie das menſchliche, in rothe Scheibchen zuſam-
mengerinnt. So gerinnet das Blut in Fiſchen ſogleich,
und alles auf einmal (q), ob einige gleich vorgeben, daß
dieſe Verdikkung nicht ſo ſtark ſei (r). Ob das Blut
in der Schildkroͤte (s), in der Art der Seehundfiſche, die
man Lamentine nennt (t), weder von der Kaͤlte, noch
von der Waͤrme verdikkt werde, verlange ich nicht zu
beſtimmen, indeſſen iſt doch ein Zeuge von dieſem Er-
folge vorhanden. Blos dem Lebensſafte der Jnſekten
iſt es eigen, von keinem Froſte verdikkt zu werden (u).
An den Schnekken (u*), und hie und da auch an einigen
Jnſekten, ſcheinet das Blut ohnedem ein Gallert zu
ſeyn (u**).
Ob nun gleich das Blut, welches man einem geſun-
den Menſchen durch die Blutader abzapft, allerdings
verdikkt
[30]Fuͤnftes Buch. Das Blut
verdikkt wird, ſo iſt daſſelbe doch in denjenigen Perſonen
dichter, die den Koͤrper ſtark bewegen (x), dergleichen die
Landleute, und andre Leute ſind, die ſich ihr Brod durch
die Handarbeit erwerben muͤſſen. Es gerinnet eben-
falls heftiger in Menſchen, die an der Gicht (y), am
Schlage (z), an Gliederſchmerzen, am Podagra (a)
und an Fiebern, wobei ſich eine Entzuͤndung aͤuſſert,
darnieder liegen (a*). Man findet aber auch in Fiebern,
die einen Ausſchlag bei ſich fuͤhren, aber dennoch mit
Entzuͤndungen verbunden ſind (b), das Blut unter dich-
terer Geſtalt: man fand es naͤmlich im hizzigen Fieber
ohne Salzwaſſer (c), es hing in Kluͤmpen zuſammen (d),
und ſo pflegt es zu ſeyn, wenn man es in allen Arten
der heftigen Fieber (e), wenigſtens im Anfange der
Krankheit zu laſſen pflegt. Denn ich habe mein eignes
Blut in dem Frieſel, der gar nicht gutartig war, und
in einem andern ſehr heftigen Fieber, welches zu dem
Geſchlechte der Roſenfieber (eryſipelaceum genus) gehoͤr-
te, ungemein geronnen gefunden. Dieſes gilt auch von
den
(u**)
[31]uͤberhaupt betrachtet.
den Pokken, wie ſolches glaubwuͤrdige Zeugen (f) verſi-
chern, und es bezeugen es andre von andern boͤsartigen
Fiebern ebenſowohl (g): eben dieſes findet auch im Sia-
merfieber (h) und in der Peſt ſtatt (i), da das Blut vor
Zaͤhigkeit kaum aus der Ader fliſſen kann; wie auch in
der anſtekkenden Seuche unter den Kuͤhen (k). Was
dagegen die Fieber von der Gattung der faulartigen be-
trift, ſo loͤſet ſich das Blut in der That mit dem wach-
ſenden Fieber auf, es verwandelt ſich in eine duͤnne Fluͤſ-
ſigkeit, von der wir an einem andern Orte umſtaͤndlicher
reden wollen.
Es iſt aber auch was gemeines in den Gefaͤſſen des
menſchlichen Koͤrpers (l), und vornaͤmlich der warmen (m)
und groͤſſern Thiere, das Blut geronnen zu finden. Jn
einem Menſchen, den die engbruͤſtige Beklemmung (n)
hingerichtet hatte, waren insgeſammt alle Schlagadern
und Blutadern mit ſehr ſchwarzem geronnenem Blute
erfuͤllt (n*). Jn einer toͤdlichen Ohnmacht (o) war das
Gebluͤte in den Schlagadern und Blutadern dergeſtalt
lebrig geworden, daß man eine feſte Maſſe aus den Ge-
faͤſſen herausziehen konnte: und ich habe dieſen Zufall ſo
wohl bei andern Gelegenheiten (p), als auch inſonderheit
an den Gefaͤſſen der Gebaͤrmutter mit Augen geſehen.
Unter
[32]Fuͤnftes Buch. Das Blut
Unter den Pferden iſt diejenige Krankheit nichts ſelte-
nes, welche man la gourme (Art vom Rozze) nennt, und
die vom Blute ihren Urſprung her hat, welches in den
groſſen Gefaͤſſen, in den Blutadern, und im Herzen
geronnen iſt (p*). Und daher ruͤhrt der Gedanke eines
beruͤhmten Mannes (q), welcher die geſammte Blutmaſſe
nicht als einen in den Gefaͤſſen fliſſenden Saft, ſondern
als ein wirkliches faſerhaftes, muſ kuloͤſes, und feſtes Ge-
webe angeſehen. Jn der Holader, in der Aorte, habe ich
ſonſten das Blut faſerhaft gefunden (r), und es hat es
der beruͤhmte Wundarzt, Palucci(s), in der Huͤften-
blutader mit kleingehakkten Kraute verglichen.
§. 9.
Das Blut gerinnet auch ſo gar in den Gefaͤſſen
eines lebenden Menſchen.
Es iſt gar keine Seltenheit, daß man aus einer ge-
oͤfneten Blutader wilde Blutgerinnungen hervorgezo-
gen (t), oder daß dergleichen Blutklumpen eine geſchlagne
Blutader wieder verſtopft haben (u). So ſtieg das Blut
aus einer geoͤfneten Blutader (x) als eine Schnur hervor,
und es hatte ſich gleichſam in einen weiſſen Bogen von
feſtem Weſen (x*), und in eine beinahe ſehnige Maſſe
verwandelt, welche aus verſchlungnen Faſern zuſammen-
geflochten war (y). Jn einem vom Schlage geruͤhrten
Men-
(p)
[33]uͤberhaupt betrachtet.
Menſchen war das Blut, als man ihm zur Ader lies,
lebrig geworden (z). Jn einem Menſchen, dem man das
dikke Bein abgeſaͤget haͤtte, wollte aus einer ſo weiten
Wunde dennoch kein Blut fliſſen, weil die Schlagader
voller Blutkluͤmpe war (a). Und dies ſind ohnezweifel
diejenigen Wuͤrmer (b), welche, nach dem Berichte eini-
ger Schriftſteller, aus den Adern gezogen ſeyn ſollen.
Es gerinnet aber auch das zwiſchen zweien Baͤndern
gehemmte Blut (c), und es iſt die Erfarung an den Na-
belgefaͤſſen eine gar zu bekannte Sache. Ferner ſo gerin-
net das Blut in lebendigen Thieren, deren koͤrperliche
Dekke durchſichtig iſt, offenbar, ſo bald es ſich zu bewe-
gen aufhoͤrt, bald zu Kugelſchichten (d), bald zu einer
Art von rothem Oele, welches ſich wie eine Salbe an-
legt (e); es liegen aber eigentlich unter dieſer Geſtalt wahre
Blutkuͤgelchen, die ihre Figur noch nicht veraͤndert ha-
ben, verborgen, und man ſiehet, wie dieſe Kuͤgelchen
von der geoͤffneten Blutader, ſo bald das Blut wieder
ſeine Fluͤßigkeit erhalten hat, wieder erzeugt werden (f)
und ihre runde Kugelfigur wieder bekommen. Jn der-
gleichen Thierchen wird man eine Blutgerinnung in den
freien Gefaͤſſen (g), oder zwiſchen den Blaͤttern des Ge-
kroͤſes (h) mit Augen gewar, und man ſiehet endlich wie
ſich ein Klumpe bildet, welcher ſich zwiſchen der Wunden-
lefze der geoͤfneten Schlag- oder Blutader anlegt (i), und
die
v. Hall. Phiſ.II.Th. C
[34]Fuͤnftes Buch. Das Blut
die Spalte dergeſtalt verſtopfet, daß das Bluten von
ſelbſt aufhoͤret: es beſtehet aber dieſer Blutklumpe aus
einem Haufen vereinigter Kuͤgelchen, um welche ſich
eine Menge Flieswaſſer, das wie eine Wolke zuſammen-
geronnen, herumlagert (k). Eben dieſer Blutklumpe
iſt| es, der im Menſchen endlich eine gerizzte Schlagader
von ſelbſten verſchliſſet, und der von beruͤhmten Wund-
aͤrzten (l) hin und wieder angemerket wird. Ein der-
gleichen ſchwarzer und derber Blutklumpe, in deſſen Mitte
ſich eine fleiſchige Warze, welches eigentlich ein geronne-
nes Gebluͤte iſt, befindet, das die Wunde wie ein Pfropf
verſtopfet, leget ſich auch an eine verlezzte Nierenblut-
ader an (m). Endlich ſo hat man ſo gar geſehen, wie
die Wunden am Herzen durch dergleichen Blutgerinnun-
gen verklebt worden, daß der Kranke noch ſieben Tage
lang beim Leben geblieben (n). Selbſt an der Lungen-
ſchlagader, in einer ſtarken Ohnmacht, und in dem Fie-
berfroſte, hat Gerard v. Swieten das Blut in faſrige
Gerinnungen und Flokken zuſammengelaufen gefunden (o),
und es glaubt derſelbe, daß ſich in dem Fieberfroſte Ge-
rinnungen erzeugen, welche das ganze Leben hindurch fort-
waͤhren (o*). Von einer bloſſen Erzaͤlung einer ſchau-
dernden Materie iſt eine Ohnmacht, und der Tod erfolgt,
weil das Blut in den groſſen Gefaͤſſen, die aus dem Her-
zen
[35]uͤberhaupt betrachtet.
zen herauslaufen, geronnen geweſen (o**). Von einem
ploͤzlichen Entſezzen iſt ein Herzgewaͤchſe (polypus) (o***)
geworden. Nach der Kaͤlte haben ſich in einem geſun-
den Menſchen ploͤzlich dergleichen Herzgewaͤchſe erzeu-
get (o****).
§. 10.
Dieſe Gerinnungen pflegen mit dem Namen der
Herzgewaͤchſe (polypus) belegt zu werden.
Dergleichen Blutgerinnungen werden nicht allein in
den uͤbrigen Gefaͤſſen, ſondern auch in den Kammern
oder den Ohren des Herzens ſo haͤufig gefunden, daß man
beinahe keinen Leichnam (p) ohne dergleichen antrift:
indeſſen finde ich ſie doch in der Holader, im rechten
Herzohre, und in der rechten Herzkammer, etwas haͤufi-
ger. Ohne Zweifel iſt dieſes derjenige Wurm im Her-
zen geweſen, von dem Severin(q), Rhodius(r),
Zacut(s), Riolan(t), und vielleicht auch andre (u)
Schriftſteller Meldung thun. Eben dieſes war auch die-
jenige Natter, von der ſo viel Redens geweſen, und wel-
che der ſcharfſichtigere Valisnieri(x) unter die Blutge-
rinnungen vorlaͤngſt gezaͤlet. Man hat aber auch der-
C 2glei-
[36]Fuͤnftes Buch. Das Blut
gleichen Blutkluͤmpe im Elephanten (y), der Loͤwin (z),
dem Loͤwen (a), dem Pigmaͤen (b), dem Pferde (c), und
in andren Thieren geſehen (c*). Am oͤfterſten werden
die Gehirnhoͤlungen von dergleichem fehlerhaftem Blute
belaͤſtigt, wie ich an unzaͤlichen Exempel, nebſt andren
beruͤhmten Maͤnnern (d), ebenfalls wahrgenommen, und
davon ein trauriges Beiſpiel von einem ſehr beruͤhmten
Zergliederer (e) bekant iſt. Es gerinnet naͤmlich das
Blut aller Orten in den thieriſchen Gefaͤſſen, ſo bald die
Bewegung deſſelben durch ſeine Gefaͤſſe unterbrochen
wird (f). Dieſes ſind die im Herzen, und in den groſſen
Gefaͤſſen angetroffne Faſergewaͤchſe, deren toͤdliche Wir-
kungen durch keine vorgaͤngige Anzeichen oder Zufaͤlle
verkuͤndigt worden ſind (g). Aus der Urſache wird in
den Schlagadergeſchwuͤlſten nicht blos das Gebluͤte zu-
ſammengehaͤufet (h), oder verdichtet (i), ſondern es durch-
wandert das Blut uͤberdem gewiſſe genau vorgeſchriebne
Verdichtungsſtuffen, daß die Blutplatten gleichſam um
deſto
[37]uͤberhaupt betrachtet.
deſto weicher erſcheinen, je naͤher ſie der Achſe der Schlag-
ader, oder dem Sizze der Bewegung liegen, und ſie
ſind dagegen um ſo viel haͤrter, und membranenaͤhnli-
cher, je weiter ſie von dem Sizze der Bewegung abliegen,
und je naͤher ſie der Wand der Schlagader kommen (k).
Man hat aber auch in dem Blutaderkropfe Faſergewaͤchſe
gefunden (l). Folglich gerinnet das Blut, welches aus
einer Blutader langſam herausfliſſet, viel leichter (m),
und da entgegen geſezzte Urſachen auch widrige Erfolge
nach ſich ziehen, ſo will eben dieſes Blut, wenn man es
in einer Phiole ſchuͤttelt, nicht einmal in der Kaͤlte ge-
rinnen (n).
§. 11.
Die wahren Herzgewaͤchſe (polypi).
Jch verlange aber darum nicht, dem Fontan(o),
Kerkring(p), Ruyſchen(q), Tyſon(r), und in die-
ſem Punkte dem Schwenken(s) beizupflichten, welche
die Herzgewaͤchſe uͤberhaupt aus der Reihe der Krankhei-
ten verbannen. Denn ich habe fuͤr meine Perſon, und
es haben es auch andre tuͤchtige Zeugen vor mir geſehen,
C 3daß
[38]Fuͤnftes Buch. Das Blut
daß ſich uͤberaus harte (t), weiſſe (u), und eben nicht ploͤz-
lich entſtandne derbe Gerinnungen, vornaͤmlich im rech-
ten Herzohre, aus den Blutaderklappen, den ſehnigen
Schnuͤren (x) und deren Aeſten mit den Muskelſchnuͤren
des Herzens (y) verwikkelt, erzeugt hatten, und ſo feſte
angewachſen waren (z), daß man ſie durchs Zerreiſſen
abſondern muſte, oder ſie hatten ſich endlich mit ihrem
ganz kleinen Wuͤrzelchen zwiſchen die gitterfoͤrmige Faſern
des inwendigen Herzens eingelagert (a).
Aber auch dieſe Blutgewaͤchſe haben, eben wie die,
welche aus einem Klumpen ſchnell ergoſſnen Blutes ent-
ſtehen, eine verſchiedene Natur unter ſich (b). Die noch
zarten, beſizzen in der That einen Klumpen geronnenes
Gebluͤtes, ſtatt des Mittelpunktes; dieſer Klumpe wird
von einem weiſſen Flieswaſſer, welches wie eine Art von
zittrendem Fleiſche zuſammengeronnen iſt, umgeben (c),
und
[39]uͤberhaupt betrachtet.
und er iſt uͤberhaupt wie der rothe Blutklumpe in den
Wunden der Gefaͤſſe, mit einem weiſſen Flieswaſſernebel
umringt (d). Dergleichen Herzgewaͤchſe habe ich ſelbſt
in Augenſchein genommen. Dieſes Gewaͤchſe erreicht
allmaͤlich ſein Wachsthum, es vergroͤſſert ſich gleichſam
von neuen Limphenſchichten (e), die ſich von auſſen an-
legen, und es wird gleichſam von gewiſſen Faſern abge-
theilt (f). Jſt das Uebel bereits alt geworden, ſo be-
koͤmmt dieſes Gewaͤchſe eine groſſe Zaͤhigkeit (g), indem
der fluͤßigere Theil abgeſondert wird (h), und das, was
noch uͤbrig geblieben, von der heftigen Arbeit des Her-
zens zuſammengepreſt wird. Jm ſiedenden Waſſer, und
im ſchaͤrfſten Weingeiſte verwandeln ſich die Herzgewaͤchſe
in derbe Gerinnungen. Daß aber wirkliche Membra-
nen (i) dieſe Gewaͤchſe umkleiden, oder daß man in die-
ſen Membranen Gefaͤſſe finden ſollte (k), das waͤre wohl
in der That zu viel, und ich kann es eben ſo wenig glau-
ben, daß ſie Feuer fangen ſollten (l). Wahre Herzge-
waͤchſe haben in beiden Herzhoͤlen, doch im rechten oͤf-
ters (m) ihren Sizz, ob ſie gleich auch der linken Kam-
mer nicht abgeſprochen werden koͤnnen (n). Ueberhaupt
C 4ſtrekken
[40]Fuͤnftes Buch. Das Blut
ſtrekken ſie oͤfters ihre Aſtausſchuͤſſe bis in die groſſe
Schlagadern (o) und in die groſſe Blutadern aus, und
es fehlet nicht an Exempeln, daß ſich dieſe Gerinnung
vom Herzen bis in die Schlagadern der Fuͤſſe herab er-
ſtrekket habe (p).
Man kann auch nicht aus dem bloſſen Baue erken-
nen, daß Herzgewaͤchſe anders, als von einem blutigen
Klumpen entſtehen, indem derjenige Theil eines Blut-
behaͤltniſſes, welches den Polypus in ſich traͤgt, in der
That widernatuͤrlich (q) ausgedehnt wird, weil das Blut
auſſer dem Herzgewaͤchſe auch noch Raum haben mus.
Es ſind unzaͤlbare Beiſpiele von einem auſſerordentlich
erweiterten Herzen, in Perſonen, die von dieſem Uebel
der Herzgewaͤchſe betroffen worden, vorhanden (r).
Ferner ſo ſind vor den in Leichnamen gefundnen
Herzgewaͤchſen ſolche Zufaͤlle vorangegangen, welche
offenbar
(n)
[41]uͤberhaupt betrachtet.
offenbar beſtaͤtigen (s), daß bereits in dem noch leben-
den Menſchen ein Hindernis in deſſen Herzhoͤlen zugegen
geweſen, welches nicht blos vor kurzem, oder mitten im
Sterben, ſeinen Urſprung genommen. So findet man
ein Herzgewaͤchſe in ſolchen Menſchen gegenwaͤrtig, de-
ren Puls unordentlich gelaufen (t), und die ein Herz-
klopfen empfunden (u), indem ſich ihr Herz nur unvoll-
kommen ausleerte, und ſich niemals von demjenigen
Reize losmachen konnte (x), welcher von einem ſolchen
Herzgewaͤchſe, einem an ſich dikken Weſen, das die in-
nere Hoͤle einnimmt, entſtanden iſt, und das alſo das
Herz in eins fort in Bewegung ſezzen muſte. Auſſerdem
entſtehet von einem Herzgewaͤchſe ein ganz unempfindlich
ſchwaches Schlagen des Pulſes (y), indem das Blut von
den Muͤndungen der groͤſſern Schlagadern weggeleitet
wird: und eben dieſes iſt auch die Urſache der ſtarken
Herzensohnmacht (ſyncope cardiaca), (z) des Schlages (a)
und eines ploͤzlichen Todes (b). Solche Menſchen, de-
C 5ren
[42]Fuͤnftes Buch. Das Blut
ren Leben ein Polypus untergraͤbt, uͤberfaͤllt auch ein be-
ſchwerliches Atemholen (c), welches von dem Anſtrengen
der Seele entſteht, die den Weg des Blutes aus der
rechten Herzkammer in die linke zu erleichtern, alle ihre
Kraͤfte, die geſchikt ſind, die Lunge zu erweitern, auf-
bietet: andre haben an einer ſolchen Stelle einen fort-
daurenden Schmerz (c*), und ſo gar wahrgenommen,
daß ein ſolches Herzgewaͤchſe den heiſſen Brand nach ſich
gezogen (c**). Es iſt auch an ſich nicht ungereimt, daß
von einem Polypus die Waſſerſucht entſtehen kann (d),
weil derſelbe den Saͤften der Blutadern den Ruͤkklauf
verengert, und beſchwerlicher macht (e).
Es ſcheinet die Urſache zu den Herzgewaͤchſen darin-
nen zu liegen, daß ſich das Blut im lebendigen Thiere
einigermaaßen in Ruhe befunden (f), es mag nun zu
dieſer Ruhe, was da will, Gelegenheit gegeben haben.
Folglich kann ein Polypus von einer Schwierigkeit in
der Lunge ſeinen Urſprung her haben, und daher verei-
nigt ſich in den mediciniſchen Geſchichten nicht ſelten der-
gleichen Herzgewaͤchſe mit einem beſchwerlichen Luft-
ſchoͤpfen, mit dem engbruͤſtigen Keuchen (g), mit der Lun-
gen-
[43]uͤberhaupt betrachtet.
genentzuͤndung (h), mit der Schwindſucht (h*). Es koͤn-
nen auch vom Grame (i), oder andern Urſachen, die Le-
benskraͤfte ausgezehret werden, ſo wie bei langwierigen
Krankheiten dergleichen Herzgewaͤchſe was gemeines
ſind (k). Es kann ein Schrekk (l) ploͤzlich die Bewegung
des Herzens unterbrechen, indem der Lauf des Blutes durch
die Hoͤlen des Herzens mit einmal aufgehoben wird. Denn
daß das Blut vom Stillſtehen gerinne, dieſes beſtaͤtigen
nicht nur die Unterbindungen (m), ein Schlagaderge-
ſchwulſt (n), ſondern auch unſre oben angefuͤhrte eigne
Verſuche (o). Es koͤnnen ſich ſaure oder geiſtige Gifte
durch einen langſamen und haͤufigen Gebrauch ins Ge-
bluͤte eingeſchlichen (p), und das Blut eben ſo lebrig ge-
macht haben, wie ſie es in denjenigen Thieren zu machen
pflegen, in deren Blutadern man ſie einſprizzet (q).
Uebrigens finde ich beim Benivenius(r) die erſte
Beſchreibung vom Herzgewaͤchſe, und die zwote bei dem
Veſal,
[44]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Veſal, welcher ſchreibet, daß in der linken Herzkammer
ein druͤſiges Fleiſch lange ſtaͤke, und daß ſolche Leute ohne
Schmerzen, aber mit Gliedmaaßen, die der heiſſe Brand
angegriffen haͤtte, verſtuͤrben (s). Es hat auch bereits
der ſehr alte Verfaſſer der Anmerkungen, welche ſich bei
der Geſchichte Ludwigs Vaſſaͤus, in der Handſchrift
mit befinden, die ich unter meinem Buͤchervorrate be-
ſizze, angemerkt, daß das Blut in Perſonen, die am
eingenommenen Opium geſtorben, und in denen vom
Schlage geruͤhrten, faſt zu einem Schleime im Herzen
gerinne. Die Amſterdammeraͤrzte waren die erſten, die
dem in der linken Herzkammer der vom Schlage geruͤhr-
ten Perſonen zuſammengeronnenen Schleime, den Na-
men Polypus beilegten (t): und es nahm beinahe zu
eben der Zeit Bartholin(u), nebſt dem Wormius,
aus beiden Herzkammern Blaͤsgen (caruncula) heraus,
welche, wie er ſagt, eine Aenlichkeit mit den Vielfuͤſſen
hatten. Daß es wirklich Herzgewaͤchſe gebe, erweiſet
Pechlin(u*) wider den Kerkring, ſo wie auch dieſes
Malpighi(u**), Snell(u***), Vater(u****), G.
Aug. Langguth(u*****) und Schacher(u******)
beſtaͤtigen.
Der zweete Abſchnitt.
Die Elementartheile des Blutes.
§. 1.
Die Waͤrme.
Eben dasjenige Blut, welches gleichartig zu ſeyn ſchei-
net, wenn es eben aus der Naſe troͤpfelt, oder aus
einer geoͤfneten Blutader gelaſſen wird, laͤſſet ſich entwe-
der
[45]Das Rothe darinnen.
der von der bloſſen Ruhe, oder von der Kraft des Feu-
ers, und der Salze, in verſchiedne und ungleichartige
Theile verwandeln. Es iſt billig, daß wir diejenigen
Theile des Blutes zuerſt betrachten, in welche ſich das
Blut von ſelbſten und ohne den Zwang der Kunſt abſon-
dert. Wir wollen diejenige Luft nur mit kurzem beruͤh-
ren, welche Faͤulnis und andre Handgriffe im Blute
erweiſen; denn es waͤre nur widerrechtlich, wenn wir
dieſes Element der Luft von dem Abſchnitte des Athem-
holens, und der Wirkſamkeit der Lunge trennen woll-
ten (x), da man zu unterſuchen haben wird, ob die Luft,
ſo wie ſie uns von allen Seiten umgibt, wirklich im
Blute zugegen ſei: oder ob vielmehr andre Eigenſchaf-
ten dieſer Luft eigen ſind, welche ſich unter den Elemen-
tartheilen des Blutes (cruor) mit befindet (y).
Das Feuer im Blute erweiſet die Waͤrme. Es iſt
naͤmlich das Blut aller Thiere, ſo lange ſie am Leben
ſind, um etliche Grade, welches durch Thermometer zu
beſtimmen iſt, waͤrmer als Weſſer, oder Luft, worinnen
ſolche Thiere leben. Man hatte naͤmlich die Meinung
zur Mode gemacht, daß der Lebensſaft in denjenigen
Fiſchen, deren Bau alle Lunge ausſchlieſſet, und daß
das Blut in den vierfuͤßigen eierlegenden Thieren, die
zwar eine, aber nur kleine Lunge haben, und nur eine
einzige Herzkammer beſizzen, ganz und gar friere, und
einzig und allein diejenige Waͤrme geniſſe, welche ſich in
dem Dunſtkreiſe oder im Waſſer eingeſchloſſen befaͤnde.
Von der Natter (z), von der Schildkroͤte (a), und ſo gar
von einer groſſen Art, deren Herz ſehr heftig ſchlug (b),
hat
[46]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
hat man daruͤber Nachrichten ſo, daß es ſo gar Schrift-
ſteller gibt, welche behaupten, ihr Blut ſei kaͤlter als
die Luft (c), und das Waſſer (d): andre berichten aus
nicht viel beſſerm Grunde (e), das Blut derſelben waͤre
eben ſo gemaͤßigt, als die Luft. Allein es ſtoſſen den
Reiſenden, denen gemeiniglich an Erforſchung der Na-
tur wenig gelegen iſt, dergleichen Jrrtuͤmer leichtlich auf.
Diejenigen, welche ſich der Thermometer nicht zu bedie-
nen wiſſen, und die Waͤrme blos nach ihrer Empfindung
meſſen, halten alles fuͤr kalt, was weniger Waͤrme, als
ihr Blut hat, oder was mit ſeinen Elementartheilen
(Grundſtoffen) die Werkzeuge unſrer Empfindlichkeit nicht
ſo ſchnell, als unſer eignes Blut erſchuͤttert (f). Und
daher koͤmmt es auch, daß die tiefen Keller und Quellen,
welche aus dem tiefſten Eingeweide der Berge herauf-
ſprudeln, im Winter warm, und im Sommer kalt
ſcheinen: ſie aͤndern naͤmlich ihren gemaͤßigten Grad nicht,
welches ſo gar in der Tiefe des Meeres beinahe den 53
Grad am Farenheitſchen Thermometer betraͤgt (g),(h).
Es ſind aber dieſe Graden in der Sommerwaͤrme kleiner,
in der Luftwaͤrme des Winters aber groͤſſer. Und hier-
aus erhellet auch, warum die Reiſenden, welche von
beeiſten Gebuͤrgen in die Thaͤler hinabſteigen, die Mitte
der Huͤgel warm |finden (i), uͤber deren Kaͤlte ſich doch
ebendieſelben beklagen, wenn ſie von einer ſehr heiſſen
Ebene der Geſtaden, eben dahin aufwerts ſteigen. Eben
ſo erzaͤlet Kenelmus Digby, als er die nach verſchiednen
Graden
[47]Das Rothe darinnen.
Graden erwaͤrmte Badſtuben der tuͤrkiſchen Baͤder be-
ſuchte, und von den heiſſeſten in die kalte Luft zuruͤckkam,
daß ihm dieſe Stuben, die ihm anfangs, als er das
erſtemal aus der freien Luft in dieſe Baͤder trat aͤuſſerſt
heis vorgekommen waren, nunmehro kalt vorgekom-
men (i*).
Vielweniger iſt das wahr, daß die Meervoͤgel (k),
oder die Jgel (l), welches doch Thiere ſind, die eine der
menſchlichen aͤhnliche Lunge bekommen haben, ein kaltes
Blut haͤtten. Wofern dieſe Sagen irgens durch einen
Verſuch veranlaſſet worden ſind, ſo mag man vielleicht
ein dergleichen von Kaͤlte oder Schlummer eingeſchlaͤfer-
tes Thier geoͤfnet haben (m), ſo wie in der That das Blut
in dem Murmelthiere, ſo lange dieſes ſich in ſeinem
Winterlager aufhaͤlt, dem Frieren unterworfen iſt. Jm
Sommer habe ich in den Jgeln, die ich aufgeſchnitten,
das Blut warm gefunden, und man hat von beruͤhmten
Maͤnnern einſtimmige Berichte aufzuzeigen (n).
Was nun die Fiſche betrift, welche ihre ſogenannte
Fiſchohren (Fiſchlungen) bewegen, ſo iſt in dieſen das
Blut, um einen einzigen (o), um anderthalb (p), und ſo
gar um ſieben Graden des Farenheitſchen Thermometers
waͤrmer, als das Waſſer, worinnen ſie leben: und das
Blut des Froſches (q) und der Meerſchildkroͤte (r) um
fuͤnf Grade. Auch die Natter iſt nach dem Tode kaͤlter,
als da ſie noch lebte (s). Endlich ſo erzeugen Jnſekten,
welche
[48]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
welche uns einzeln kalt vorkommen, wenn man ſie zu-
ſammenwirft, blos durch eine undeutliche Bewegung,
und vermoͤge des dichten Haufens, eine ſo groſſe Waͤrme,
daß ſie der Waͤrme im Menſchenblute gleich koͤmmt, oder
dieſelbe wohl gar uͤbertrift (t), und man wuͤrde ſie endlich
kaum in den Haͤnden ausſtehen koͤnnen (u). Doch auch
dieſe Erhizzung, die ein ſolcher Haufen erregt, bei Seite
geſezzet, ſo ſind Raupen doch um zween Grade waͤrmer,
als die Luft (x).
Voͤgel, vierfuͤßige eierlegende Thiere, und ſelbſt die
wallfiſchartige Seethiere (y), haben nicht nur eine Lunge,
ſondern auch im Herzen zwo Kammern, und es iſt ihre
Lungenſchlagader beinahe eben ſo gros, als die Aorte.
Kein einziger zweifelt daran, daß das Blut in dieſen
Thieren nicht warm ſeyn ſollte, und es hat bereits lange
ſchon Sanctorius, welches der erſte war, der die
Nuzzbarkeit des Thermometers in der Arzneikunſt be-
merkte (z), den Ausſpruch gethan, daß das Blut ſo gar
unter dem Aequator (a), oder in der groͤſten Sommer-
hizze (b), doch noch waͤrmer als die Luft ſei, welche wir
mit dem Athem in uns ziehen, und eben dieſe Erfarung
haben auch Caͤſar Magati(c), Boyle(d) und Boͤr-
haave
[49]Das Rothe darinnen.
haave(e) eingezogen. Man muß dieſes aber, weil wir
hier vornaͤmlich von ſehr groſſen Maͤnnern abgehen, et-
was genauer beſtimmen.
§. 2.
Ob das Blut beſtaͤndig waͤrmer, als der
Dunſtkreis ſei.
Die Waͤrme der Sommerluft ſteiget von 64 bis
zum 126 Grade am Farenheitſchen Thermometer (f), und
es iſt dieſe Waͤrme in heiſſen Erdſtrichen nicht allein be-
ſtaͤndiger (g), ſondern auch auſſerdem noch groͤſſer. Da-
mit wir alſo viele Erfahrungen in eine kurze Tabelle brin-
gen
v. Hall. Phiſ.II.Th. D
[50]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
gen moͤgen, ſo iſt die Mittelwaͤrme im Sommer in
Edimburg 57 (h), zu London 64 (i) und 70 (k), auf den
ebnern Flaͤchen der Schweiz beinahe 80. aber in den heiſ-
ſern Laͤndern, als in Batavien, 89 und 91 (m), auf dem
Eilande Curaſſau 80 bis 86 (n). Auf Jamaika iſt die
mittlere Waͤrme 85 (o), auf Madera von 60 bis 80 (p),
auf Java bis 88 (q), zu Aleppo 91½ (r), auf der Jnſel des
Fluſſes Senegal, wenn die Luft am allerkaͤlteſten weht
88 (s). Auf dem Vorgebuͤrge zur guten Hofnung bis
90 und druͤber (t). Doch es traͤgt ſich oͤfters auch zu,
daß das Wetter noch viel heiſſer iſt, und es iſt bisweilen
die Sommerhizze in Europa, und zwar zu Berlin, bis
auf 86 (u), zu Danzig auf 89 und 90 (x), zu Goͤttingen
auf 95 (y), zu London auf 90 (z) 96 und 100 (a) Gra-
de, zu Petersburg auf 96 (b), zu Paris auf 100 (c), in
Aſtrakan auf 98 und 103 (d), zu Tholuſe auf 106 und et-
was daruͤber (d*), zu Wien auf 107 (d**) geſtiegen. Und
dennoch ſind dieſes noch lange nicht die allerhoͤchſten Gra-
de. Denn zu Batavien war die oben gedachte ſo groſſe
Hizze nur im Schatten gemeſſen worden, und ſie befand
ſich
[51]Das Rothe darinnen.
ſich in der offnen Sonne noch viel groͤſſer. Es uͤbertrift
der Sonnenbrand diejenige Waͤrme, die der Schatten
von ſich gibt, nicht blos um 12 (d†), 20 (d**), ſondern
um 30 (d***), 36 (d****) Grade, und ſie iſt endlich in heiſ-
ſen Laͤndern noch auſſerordentlich uͤberwichtiger (d*****).
So hat man, um wieder auf Europa zu kommen, zu
Montpellier Eier in der Sonne gekocht, das Thermo-
meter zerſprang in Stuͤkke, und die Hizze nahm ſo uͤber-
hand, daß ſie ſo gar Unſchlitt fluͤßig machte (e) und die
Hizze des ſiedenden Waſſers uͤberſtieg (f).
Endlich ſo weis man aus ganz ſichern Verſuchen, daß
die Lufthizze in andern Laͤndern noch um ein merkliches
groͤſſer, als in Europa iſt. Jn Karoline iſt die Hizze
im Schatten auf 98 bis 99 (g), zu Pondichery auf 32½
Reaum. Grade, und alſo hoͤher geſtiegen, als die Hizze
einer Bruͤthenne zu |ſeyn pflegt (h), zu Apamea auf 35
reaumurſche (i) Grade, welches eine Hizze iſt, die noch
groͤſſer als 106 Farenheitſche Grade iſt. Auf dem
Vorgebuͤrge zur guten Hoffnung ſtieg die Waͤrme eben-
falls bis zu 35 Grade (k). Zu Aleppo erreichte die Hizze
in den vier Sommermonaten von 92 faſt bis 101 Fah-
renh. Grade (l). Auf dem Fluſſe Senega kam die Hizze
D 2bis
[52]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
bis auf 105 Fahrenheitſche Grade (m) und auf 38½ (n)
40 und 45 (o) am reaumurſchen Thermometer zu ſtehen.
Jn Karoline war einsmals die Lufthizze bis auf 126 (p)
geſtiegen, und ſie uͤbertraf folglich die Waͤrme des
menſchlichen Blutes um ganzer 28 Grade (q). Es iſt
dieſes die allerhoͤchſte Hizze geweſen, welche man gruͤnd-
lich beobachtet, und die folglich den acht und dreißigſten
Grad des Reaumurs um viele Graden uͤbertrift, und
die Luft kann ſich nur, wenn ſie am heiſſeſten iſt, nach
der Meinung dieſes vortreflichen Mannes, uͤber dem Ge-
frierungspunkte in dieſem Grade erhizzen, ſo wie weit
unter dem 38 Grade (r), unterhalb dem Gefrierungspunk-
te, die Kaͤlte Sibiriens den Thermometergeiſt hinab-
druͤkkt.
Was die Hizze in Moſambique oder Suaque betrift,
in der die Siegel ſchmelzen (s), die bleiernen Kugeln
und Schue brennend heis werden, und die Haut abgehen
ſoll (t), ſo moͤchte man dieſe fuͤr uͤbertrieben halten. Jch
kann aber auch dieſe Berichte nicht ganz und gar fuͤr Fa-
beln halten, wenn ich ſie mit der Heftigkeit des Windes
Samiel oder Harmattan vergleiche, welcher in den Wuͤ-
ſteneien um den Flus Euphrat und in andern Gegenden
Menſchen (u) und Thiere, welche er ergreifen kann, ploͤz-
lich ums Leben bringt, das Geſichte und die Felder ver-
brennt
[53]Das Rothe darinnen.
drennt (x), ſo daß das Angeſichte von Roͤthe eben ſo auf-
dunſtet, als ob daſſelbe mit ſiedendem Waſſer uͤbergoſ-
ſen waͤre, und er macht das Waſſer eben ſo heis, als
das Blut ſonſt iſt (y).
Endlich iſt die beſondere Hizze, welche wir in den
Badſtuben empfinden, entweder ſo gros, als die mehre-
ſten Erhizzungsgrade auf unſrer Erde, oder auch noch
groͤſſer. Mineraliſche Waſſer erreichen mit ihrer Hizze
den 134 (y*), 140 (z), 152 (a), und 157ſten Grad (b) des
Fahrenheits; ich unterſtehe mich aber darum nicht, die
aͤrgſte Hizze, die ein Menſch ausſtehen kann, bis auf
dieſe Grade zu ſteigern. Man ertraͤgt aber, nach ſichern
Beiſpielen, 97. 98. (c) 99. (d) 100. (e) 110. (f) und 116
Grade (g), ob der beruͤhmte Monnier gleich eine Hizze
von 40 reaumurſchen, oder faſt von 116 Fahrenh. Gra-
D 3den,
[54]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
den, nicht mehr ausſtehen konnte (h). Jndeſſen gibt es
doch Kranke, welche auch 42½, und ſo gar 47 reau-
murſche Grade 7 oder 8 Minuten lang (i) ausgeſtanden
haben, welches 130 Fahrenheitſche betraͤget, und ſie
wuͤrden dieſe Hizze laͤnger erdulden koͤnnen, wenn ſie ſich
daran gewoͤhnten (k). Ferner ſind in der Hizze von Ka-
roline einige Menſchen umgekommen (k*), andre und
die mehreſten am Leben geblieben (l), und es koͤnnen die
arbeitenden Moren ſo gar die Hizze in Senegal ertragen.
So ſind Hunde, welche man in trokknen Baͤhungsbaͤ-
dern eingeſperrt, allererſt im 113 (m) 115 (n) 122 (o)
und 146 (p) Grade umgefallen, und ſie haben den 106
(q) 108 (r) 109 (s) 120 (t) 126 (u) und ſo gar den 146.
Grad (x) uͤberſtanden. Ein weit groͤſſeres Uebermaas
von brennender Hizze ſtehen die kaltblutigen Thiere aus,
wenn man damit die ihrem Blute angeborne Waͤrme
vergleicht. Es leben naͤmlich in Waſſern, die mit dem
Menſchenblute gleiche Waͤrme haben, die Karpen noch (y):
da
[55]Das Rothe darinnen.
da doch dieſe Waͤrme, die Blutwaͤrme dieſer Fiſche, we-
nigſtens gerechnet, um ganzer 92 (z) Grade uͤberſteigt,
ſo daß dieſes Uebermaas eben ſo viel ſagen will, als wenn
ein Menſch in einer Hizze von 188 Graden leben ſollte.
Jndeſſen leben in Waſſern die noch uͤber dieſen Grad heis
ſind, und deren Hizze faſt auf 111 Fahrenh. Grade aus-
ſchweift, ob die Fiſche gleich darinnen umkommen (z*),
doch noch Froͤſche (a), da doch dieſer ihr Blut um 106
Grade weniger warm iſt: und es ſtehen folglich Froͤſche
eine eben ſo merkwuͤrdige Hizze aus, als ob ein Menſch
in einer Hizze von 200 Fahrenheitſchen Graden leben
wollte.
§. 3.
Die Luftwaͤrme iſt nicht allezeit groͤſſer, als die
Blutwaͤrme.
Es erhellet demnach aus dieſen Verſuchen, daß ein
Menſch in einer Waͤrme von 120 Fahrenheitſchen Gra-
den, und noch etwas daruͤber, leben kann. Es uͤbertrift
aber dieſe Waͤrme, die Waͤrme im Menſchenblute um
ein anſehnliches.
Es ſteiget naͤmlich das Queckſilber in einem Thermo-
meter, welches ein Menſch unter die Achſeln nimmt, auf
32 Reaumuriſche (b) und auf 94 (c), 95, 96 (d), 98 (e),
D 499
(y)
[56]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
99 (f) Fahrenheitſche Grade, indem eine Perſon eine hiz-
zigere Blutmiſchung beſizzet, als eine andre, und die
Vermeſſung laͤngere Zeit dauret (f*). Das Blut ſelbſt,
oder die Eingeweide in dem Unterleibe eines lebenden Thie-
res ſind um etwas noch waͤrmer (g), und ſie uͤbertreffen
die aͤuſſerliche Waͤrme um einen oder zween Fahrenheit-
ſche Grade noch.
Unter den Thieren gibt es viele, welche noch etwas
waͤrmer ſind, dergleichen, unter den fleiſchfraͤßigen vier-
fuͤßigen, die Hunde (h) und Kazzen ſind, deren Waͤrme
faſt 103 Graden gleich iſt; das Meerkalb, deſſen Waͤr-
me am Felle 102 Grade, im Bauche 103 betraͤgt (i),
weiter die Voͤgel, welche noch die jeztgedachte Thiere
uͤbertreffen, indem der Thermometergeiſt zwiſchen den
Schenkeln der Bruͤthennen, der Tauben, und Dohlen
auf 103, 104, 107, 107½ und 108 Graden geſtie-
gen (k).
Aber auch in Menſchen waͤchſt die Hizze in Fiebern
um ein groſſes (l). Man lieſet, daß im rothen Fieber
die Fieberhizze ſo heftig geweſen, die aus dem Munde
des
(e)
[57]Das Rothe darinnen.
des Kranken gerauchet, daß der Arzt den Kopf von die-
ſem Damfe wegwenden muſte (m). Jn einer Krank-
heit des Rindviehes, war das Blut ungemein warm an-
zufuͤlen (n), und in boͤsartigen Fiebern hat man eine recht
brennende Hizze wahrgenommen (o). Man weis von ei-
ner Hizze, die das Waſſer in einem Bade (p) recht warm
gemacht, und man pflegt ein Waſſer warm zu ſchaͤzzen,
welches den hundertſten Grad erreicht. Jn dem Uebel
des Seitenſtechens war die Hizze an den Kranken, auf
dem Eilande Minorka, von 102 und 104 Graden (q), im
gelben Fieber von 102 (r), im Wechſelfieber 101 (s), und
ſonſt 106, 108 (t), im nachlaſſenden gar von 109 Gra-
den (t*). Endlich ſo weis man von der allergroͤſten thie-
riſchen Hizze, welche ſich in einem Hunde fand, welchen
Arnold Dunze, in einem trokknen Baͤhungsbade, wel-
ches bis 146 Grade erhizzet war, eingeſchloſſen hatte.
Und doch ſtieg ſie in deſſen Gedaͤrme nicht uͤber 110 Gra-
de (t**). Den einzigen Verſuch kann ich aber bis dieſe
Stunde noch nicht ſtatt finden laſſen, da ein Menſch
blos mit ſeinen warmen Haͤnden ein Fahrenheitſches Ther-
mometer zerbrochen haben ſoll, dergleichen mit Weingei-
ſte gefuͤllt, ſich bei dem 112 Grade endigt (u). Selbſt
in Surinam, einer der heiſſeſten Gegenden, wird das
Blut nicht waͤrmer, als bei uns. Es hat naͤmlich ein
Thermometer, welches man ſo gar im Munde hielt, nicht
uͤber 94 bis 97½ Grade angezeigt (x), und es machte der
D 5vor-
[58]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
vortrefliche Senak(y) die Beobachtung, daß die Men-
ſchenwaͤrme nicht zugleich mit der Waͤrme der Luft wach-
ſe, daß ſie unter der Linie nicht groͤſſer, als in Europa
ſei, und daß dieſelbe, im ſtaͤrkſten Fieber, die Thierhizze
nicht uͤber 8 oder 10 Grade uͤbertreffe (y*).
Wenn man nun alles dieſes untereinander verglei-
chet, ſo erſiehet man daraus, daß zwar das Blut nach
der gemeinen Meinung mehrentheils waͤrmer, als der
Luftkreis iſt (z), in welchem man lebet; daß man aber
auch in einer ſolchen Luft noch leben koͤnne, welche um
ſechszehn und mehr Grade, uͤber die allerhoͤchſte Blut-
waͤrme heis iſt, indem die Luft in der Hizze des Karls-
bades um eilf (z*), und 28 Grade uͤber die 98 Grade,
die dem Blute eigen ſind, ausgeſchweifet, und das Ther-
mometer in einer ſchattigen Luft herabgefallen, als man
es einem Menſchen in den Mund gab (a). Jch habe die-
ſes zu dem Ende mit vielem Fleiſſe geſammlet (b), um den
Nuzzen an einem andren Orte davon in ſein Licht zu ſez-
zen.
§. 4.
Der Damf im Blute.
Man kann den Damf im Blute mit Augen ſehen,
und die Gegenwart des Feuers auch blos durch das Ge-
fuͤl ſchon emfinden. Es gibt naͤmlich das Blut, wel-
ches
[59]Das Rothe darinnen.
ches man aus der Blutader eines geſunden Menſchen lau-
fen laͤſt, oder das Blut eines lebenden Thieres, man
mag es wenn man will in die Luft bringen, einen ſicht-
baren Rauch von ſich, welcher ſich ſo gar zur Sommer-
zeit, und noch leichter des Winters warnehmen laͤſt.
Jch kann nicht ſagen, ob nicht Helmontius(c), mit
welchem ſich die neuern Aerzte groͤſtenteils erſt jetzo recht
bekannt gemacht, dieſen Damf im Blute zu allererſt in
einige Betrachtung gezogen habe. Man bemerket an
ſelbigem einen etwas geſalznen Geſchmak und einen etwas
uͤbeln Geruch (e), der was harnhaftes ankuͤndigt, und
dieſe beiden Stuͤkke werden in Krankheiten (f) und an den
fleiſchfraͤßigen Thieren (g) heftiger; an denen hingegen,
die von Kraͤutern leben, nehmen ſie eine gelindere Natur
an ſich. Es geſchicht aber auch nicht ſelten, daß ſo gar
das menſchliche Blut uͤbel richet, und man hat es eben
dieſer Urſache Schuld gegeben (h), daß Wundaͤrzte, bei
dem Verbande und Heilen der Wunden, von verderbli-
chen Krankheiten angegriffen worden.
Dieſer Blutdamf laͤufet, wie die uͤbrigen aus dem
Herzen, aus den Eingeweiden, und den warmen Haͤu-
ten der Thiere aufſteigende Duͤnſte, wenn man das Blut
an die kleinſte Waͤrme zum Feuer bringt, und den rau-
chenden Damf mit recht reinen Glasgefaͤſſen auffaͤngt,
in
(d)
[60]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
in ein Waſſer zuſammen (i),(k). Es hat dieſes Waſſer
einen kleinen Geruch an ſich (l), es iſt faſt ohne allen Ge-
ſchmak, und es aͤuſſert, wenn man es mit andern Sal-
zen vermiſcht, nicht das geringſte Zeichen von einem ſau-
ren, oder laugenhaften Weſen (m). Und es ſcheinet
eben dieſes Waſſer mit der Materie, die wir ausduͤnſten,
einerlei zu ſeyn.
Buͤſſet das Blut dieſen Damf gleich ein, ſo er-
langt die uͤbrige Blutmaſſe, bei einerlei Umfange, dennoch
eine groͤſſere Schwere. Es machet der beruͤhmte Jurin
dieſen Unterſcheid ſo gros, daß ein warmes Blut 1053
Theile, und ein kaltes 1055 (n) ſchwer wiegen ſoll.
George Martine(o) fand dieſe Verſchiedenheit noch
um etwas groͤſſer, indem ſich nach ihm die Schwere des
warmen Blutes, zu dem gleichen Gewichte des kalten
Blutes, wie 135 zu 134 verhielt. Noch um etwas
groͤſſer macht unſer vormals ganz beſondrer Freund, J.
F. Schreiber(p) dieſes Verhaͤltnis, wenn er ſolches
wie 100 zu 99 angibt.
§. 5.
Der rote Theil des Blutes (Blutklumpe, cruor).
Jſt ſchwerer an Gewichte, als das Salz-
waſſer, und Waſſer.
Wir haben geſagt, daß das Blut, wenn es aus der
Blutader laͤuft, ſo gleich ganz und gar zu gerinnen an-
fange (q), und daß dieſer ganze Saft bis dahin einerlei
Eigen-
[61]Das Rothe darinnen.
Eigenſchaften beſizzet, mit demjenigen Blute, welches
ſich in den Gefaͤſſen eines lebenden Thieres befindet. Al-
lein dieſe rote Gerinnung faͤngt nach einer kleinen Weile
zu ſchwizzen an, es erheben ſich aus ſelbiger gelbe Troͤpf-
chen herauf, ein Waſſer uͤberſchwemmt das Rote im
Blute, und es duͤnſtet ein groſſer Theil, welcher ganz
und gar von fluͤchtiger Natur iſt, davon, ſo daß ſich
von ſechs Unzen, innerhalb acht Stunden 64 Gran (q*),
und in den erſten 24 Stunden die Helfte des ganzen Blu-
tes, verzehrt und verraucht (q**). Solchergeſtalt faͤhrt
das Rote im Blute (cruor) ſich zu vermindern fort, bis
ſich eine Menge Salzwaſſer erzeugt, und der lebrige Ku-
chen im Gefaͤſſe frei hin und her bewegen laͤſt: welches
ein offenbarer Beweis iſt daß ſich ſowohl im blutader-
haften, als im ſchlagaderhaften Blute eines lebenden
Thieres, zweierlei Saͤfte von verſchiedner Natur auf-
halten, welche, da ſie, ſo lange das Thier lebte, unter-
einander vermiſcht waren, nur ein Blut ausmachten.
Blutklumpe (cruor) wollen wir hier denjenigen
Theil nennen, welcher die Roͤthe macht, ſchwerer iſt,
und aus Kuͤgelchen beſtehet, welche allein Eiſentheile ent-
halten, und den verbrennlichen Stoff liefern. Die
Farbe an ſich hat nichts, was einem Zweifel unterwor-
fen waͤre; indem alles dasjenige Waſſer, welches ſich
vom Blutklumpen ſcheidet, beſtaͤndig gelb iſt, und ſonſt
nicht das mindeſte, das Rote im Blute ausgenommen,
in einem Thiere eine rothe Farbe hat. Was die Schwe-
re betrift, ſo koͤnnte dieſe zu Zweifeln Anlas geben, in-
dem vormals ein vortreflicher Schriftſteller, der ſich nicht
nur in der geſammten Naturwiſſenſchaft, ſondern auch
in der Lehre vom Blute Ruhm erworben, behauptete,
daß das Rote im Blute in dem Salzwaſſer ſchwimme,
und um ſo viel leichter als ſelbiges ſei, daß ſich beide ge-
gen-
[62]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
geneinander wie 1041 zu 1154, welches beinahe wie
10 zu 11 iſt, verhalten ſollen (r), und man darf ſich nicht
wundern, daß das Anſehn dieſes vortreflichen Mannes
eine Menge andrer Schriftſteller auf deſſen Seite gezo-
gen, indem Verſuche von der Art Werkzeuge und Muſſe
erfordern, woran es aber in der That vielen Gelehrten
und Wißbegierigen zu mangeln pflegt (s).
Bereits vor langer Zeit hat Hieronimus Barba-
tus(t) die Erinnerung gethan, daß das rote Kluͤmpige
im Blute, wenn man ſolches ſtehen lieſſe, zu Boden fiele,
und noch andre haben eben dieſen Verſuch beſtaͤtiget (u).
Es iſt dieſes die Urſache, daß der obre Theil dieſes Klum-
pen eine weisliche Farbe bekoͤmmt (x). Es hatte aber
auch bereits Anton von Leeuwenhoek(y) wargenom-
men, daß die roten Blutkuͤgelchen ſchwerer, als das
Salzwaſſer ſind. Nach ihm hat Jakob Jurin(z) die
eigentuͤmliche Schwere des Blutes gegen das Salzwaſſer
wie 1054 zu 1030, und die Schwere des bloſſen Roten
im Blute, gegen das Salzwaſſer wie 1126 zu 1030 (a)
viel genauer beſtimmt. George Martine ſchaͤzzet blos
die kuglige Maſſe gegen das Salzwaſſer wie 1093 zu
1022, das Blut aber, wie 1045 gegen die vorige Zal (b).
Peter van Muſchenbroek beſtimmt die Gewichtsver-
haͤltniſſe des Blutes, des rotkluͤmpigen, und des Salz-
waſſers, wie 1056, ferner wie 1084 und 1027 (c).
Der vormals beruͤmte Arzt, und Freund von Schwif-
ten
[63]Das Rothe darinnen.
ten und Popen, Johann Arbuthnot(d), ſezzt das Ver-
haͤltnis des Blutes zum Salzwaſſer uͤberhaupt wie 1020
zu 1000 an. Hierauf fand Thomas Schwenke das
Gewicht des Blutes zum Gewichte des Salzwaſſers,
wie 1173 zu 1142 (e), des roten Blutklumpen aber be-
ſonders genommen, mit eben dem Salzwaſſer verglichen,
wie 1204 zu 1142 (f). Johann Baptiſta Mazin
beurteilt das Verhaͤltnis des Blutes zum Salzwaſſer,
wie 886 zu 1803 (g). G. Erhard Hamberger hat
verſchiedne Verſuche angeſtellt, welche eben dieſes Ver-
haͤltnis beſtaͤtigen helfen, und er rechnet das Gewicht
des Salzwaſſers zum blutaderhaften Blute im Menſchen,
wie 400 zu 409, im Hunde wie 500 zu 515, das Salz-
waſſer des Schlagaderblutes hingegen zu ſeinem Blute,
wie 500 zu 525, und er verwilligt eben dieſes Verhaͤlt-
nis, was den Hund anbelangt (h). Nach ihm fand der
beruͤhmte Johann Silberling in einer und ebenderſel-
ben Maſſe 216 Theile am Blute, und 209 an Salz-
waſſer (i). Adolf Friedrich Hoffmann(k) machte die
Erfarung, daß ſich die Schweren des geſammten Blu-
tes, wie 2072, des roten Blutklumpens wie 2206, des
Salzwaſſers wie 1938 gegen einander verhielten, ſo daß
das Kluͤmpige um ganzer acht Theile die Schwere des
Salzwaſſers uͤbertraf. Aus allem dieſem, ob es gleich
ein wenig von einander abweicht, erhellet dennoch, daß
der rote Theil des Blutes ſchwerer als das Salzwaſſer iſt,
und
[64]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
und daß folglich das Gewichte des Blutes, ſo lange es aus
Salzwaſſer und dem Kluͤmpigen beſteht, um etwas weniges
ſchwerer, als das Salzwaſſer an ſich ſey. Es iſt naͤmlich kaum
moͤglich, das ware Verhaͤltnis der eigentuͤmlichen Schwe-
ren, die dem roten und weiſſen Theile im Blute zukom-
men, herauszubringen, und es koͤmmt hierbei noch dieſe
Schwierigkeit mit vor, daß man kein vollkommen rei-
nes Klumpiges (cruor) aus dem uͤbrigen abſondern
kann (l).
Jch werde hier noch die Schwere des Blutes mit
gemeinem Waſſer in Vergleichung ſtellen, wie dieſes von
einigen in Verſuchen geuͤbten groſſen Maͤnnern bewerk-
ſtelligt worden, ob ich gleich weis, daß das Waſſer,
eben ſo wie das Blut, bald dieſe bald jene Schwere, ſo
wie eins reiner, als das andre iſt, aͤuſſert. Dieſem-
nach fand Jurin das Gewichte des ganzen Blutes, zu
der Schwere des Waſſers, wie 1051. 1053 und 1055
zu 1000, ſo daß unter den widrig ausfallenden Verſu-
chen 1053 beinahe die Mittelzal war. Er ſezzet die
Schwere des Roten im Blute allein genommen, zu eben
demſelben Waſſer, wie 1126 zu 1000 an (m). Ferner
ſo ſchaͤzzet der vortrefliche Thomas Schwenke, nach
ſeinen mit groſſer Sorgfalt angeſtellten Verſuchen, das
geſammte Blut gegen das Waſſer wie 1173 zu 1110,
das Rote im Blute wie 1204 zu 1110, oder ſo ziemlich
nahe wie 12 zu 11 (n). Der beruͤmte Peter von Mu-
ſchenbroek nennt das Verhaͤltnis des Blutes zum Waſ-
ſer 1040 und 1056 zu 1000, des Salzwaſſers 1027 zu
1000 (o). George Martine macht das Verhaͤltnis
des Blutes zum Waſſer wie 1056 und 1057 zu 1000,
und des Salzwaſſers wie 1032 (p). Mazin vergleicht
das Blut mit dem Waſſer wie 1886 zu 1749 (q):
Ham-
[65]Das Rothe darinnen.
Hamberger(r) wie 409 zu 385: Friedrich Hofmann,
dieſer beruͤmte Halliſche Arzt, wie 615 zu 585 (s). Der
beruͤmte Silberling fand in verſchiednen Verſuchen,
das Blut um \frac {"10"} {"288"} Theile, ferner um 11. 12 und 14,/288 Theile
das Salzwaſſer aber um 8. 10. und 11./288 Theile ſchwerer, als
Waſſer (t), und an andern Orten rechnet er das Blut
zum Waſſer, wie 281 zu 261 (u), das Salzwaſſer wie
272 zu 261. Adolfs Friedrichs Hofmanns Verhaͤlt-
niſſe ſind (x), des geſammten Blutes zum Waſſer wie
2072 und 1875, des roten Kluͤmpigen wie 2206 zu
1875, des bloſſen Salzwaſſers wie 1938 zu 1875: es
war alſo, dem zu folge, die Blutmaſſe um ein neunzehntheil
ſchwerer als Waſſer, und das Salzwaſſer nur um ein
dreißigtheil (y). Nach Martinii Verſuchen iſt eine
Unze im engliſchen Gewichte gleich, 1, 6526 Zollen war-
men Blutes, und es nimmt eine Unze Blut 1. 813 Zoll
ein (z). Mit geſalznem Waſſer hat Johann Arbuthnot
das Blut und Salzwaſſer verglichen, und gefunden,
daß ſich das Blut zu dieſem Waſſer wie 26 zu 15, das
Salzwaſſer, wie 300 zu 353 verhalte (a). Was die
Luft betrift, ſo hatte der beruͤmte Hales die Meinung,
daß ſich das Blut dagegen wie 841 gegen 1. verhalte (a*).
§. 6.
Das Blut gerinnet von ſelbſt zu einem ſchneid-
baren lebrigen Weſen.
Jn der That koͤnnte die Betrachtung wunderbar
ſcheinen, daß das Rote im Blute, welches doch beinahe
lauter
v. Hall. Phiſ.II.Th. E
[66]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
lauter Waſſer iſt (b), gerinnen, und daß das fluͤßige Ele-
ment des Waſſers ſich zwiſchen den Bluttheilen einſchliſ-
ſen laſſen, und mit ſelbigem zugleich in einen feſten Ku-
chen zuſammenlaufen koͤnne (c). Und dennoch beſtaͤtigen
die allerleichteſten Verſuche dieſe rinnbare Natur des
Blutes. Wir haben bereits geſagt, daß es ſich in den
Blutgefaͤſſen eines lebenden Thieres zu einer Art von
Salbe verdikke, ſo bald es ſeinen beſtaͤndigen Umlauf
vergeſſen (c*). Laͤſſet man eben dieſes Blut aus einer
Ader, ſo gerinnet daſſelbe, wofern die Maſſe nur klein
geweſen, zu roten Plaͤttchen, die an ſich traͤge und zitt-
rend, nach der Art eines Gallerts, gerinnen. Eine
groͤſſere Blutmaſſe verwandelt ſich entweder in einen
nach der Figur des Gefaͤſſes geformten Klumpen (d), oder
in einen breiten bildbaren und zerteilbaren Kuchen in der
Schale; es verdichtet ſich dieſer Kuchen ſogleich, indem
ſich das Salzwaſſer abſondert, zu einer Jnſel, welche
von einer Menge Waſſer umfloſſen wird. Jndem dieſes
Waſſer verraucht (e), ſo verſchwindet dieſe Jnſel zu glei-
cher Zeit, und es bleibet endlich nichts, als eine rote,
ſchwaͤrzliche, trokkne und zerreibbare Rinde uͤbrig, welche
den Umkreis des Blutbekkens umziehet (f). Ein beruͤm-
ter Schriftverfaſſer lehret, daß ſich dieſe Rinde in dem
Blute der Perſonen von rotem Haare ſchneller er-
zeuge (g).
Es gerinnet aber, wenigſtens bei uns in Europa,
in einer Luft, ſie mag ſo warm ſeyn, als ſie will, zu ei-
nem Kuchen. Jn der Kaͤlte frieret es, auch ohne Salz-
waſſer (h), ehe als die uͤbrigen Beſtandteile im Blute (i),
und
[67]Das Rothe darinnen.
und es eraͤugnet ſich dieſes in einer Kaͤlte, welche 9 bis
10 Reaumuͤrſchen Graden gleich koͤmmt (k).
Es pflegen die neuern franzoͤſiſchen Aerzte (l) die An-
merkung zu machen, daß die Gerinnungen, die vom
Salzwaſſer entſtuͤnden, an ſich haͤrter waͤren, und daß
das Salzwaſſer an Verdichtungskraft ſelbſt das Rote im
Blute uͤbertreffe, weil das Salzwaſſer im kalten Waſſer
zuſammenliefe, wenn der rote Theil demohngeachtet noch
immer fluͤßig bliebe (m).
Es iſt aber ausgemacht, daß auch aus dem roten
Weſen im Blute harte Gerinnungen erzeugt werden;
und warum ſollten dieſe auch nicht erzeugt werden, da doch
in dieſem Beſtandteile des Blutes die groͤſte Menge Erde
ſowol, als Eiſen ſtekkt? Und damit man ja nicht in die
Verlegenheit gerate, Ruyſchens Haͤutchen auf die Rech-
nung des Salzwaſſers zu ſchreiben, ſo iſt es an ſich ge-
wis, daß Ruyſch zugleich mit dem Salzwaſſer die ge-
ſammte Blutmaſſe durcheinander geſchuͤttelt (o), und dieſe
dadurch in diejenige Membrane verwandelt habe, welche
er den Aerzten, die dieſen Gelehrten beſuchten, ſtatt einer
raͤtſelhaften Aufgabe vorzuzeigen pflegte. Eben ſo hat
der vortrefliche Anton de Haen(p) alles Blut zuſammen,
ſo wie er es aus der Blutader warm in die Flaſche auf-
gefangen (q), durch das Umſchuͤtteln in kurzer Zeit in eine
Haut verwandelt: es mus dieſes Blut aber friſch ſeyn;
denn wenn man ſolches erſt einige Zeit aufheben wollte,
ſo wuͤrde man keine dergleichen Haut herausbringen, und
nicht einmal gibt alsdenn das Salzwaſſer dergleichen
Membrane mehr (r), und wenn man dieſe Haut wegſchaft,
E 2ſo
[68]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
ſo behaͤlt man dennoch ein rinnbares Salzwaſſer uͤbrig (s).
Wenn ſich das Schlagaderblut, nach den abgeſaͤgten Glied-
maaßen, zwiſchen das Zellgewebe ergiſſet, ſo verhaͤrtet
ſich ſolches zu Faſern (t). Endlich ſo lehren die roten
Faͤden, und die feſten Faſern desjenigen Blutkuchens,
welcher ſich von dem ergoſſnen Blute in der Gebaͤrmut-
ter bildet (u), mehr als zu viel, daß ſich auch aus dem
roten Weſen des Blutes feſte Gerinnungen erzeugen laſ-
ſen. Es offenbarte ſich an einer Blutrinde, welche nach
der Trokknung ein feſtes Weſen an ſich genommen hatte,
ein faſriges und zellfoͤrmiges Gewebe (x). Man hat fer-
ner ſo gar in lebenden Thieren die vom Blute erzeugten
Kluͤmpe ziemlich hart gefunden (y).
So wie ein roter Klumpe aus dem fluͤßigen Blute
von freien Stuͤkken entſteht, ſo verhaͤrtet ſich ſelbiger
um deſto mehr, wofern außerdem noch eine groͤſſere Waͤr-
me, oder ſolche, die entweder gegen den 140 Fahrenheit-
ſchen Grad (z), oder noch um etwas groͤſſer iſt, oder
wenn endlich ſolche Waͤrme hinzukoͤmmt, welche ſich im
ſiedenden Waſſer gegenwaͤrtig befindet: und in dieſen
Faͤllen wird endlich ein dichter, und dennoch durchweg
roter (b) Blutklumpe daraus werden. Selbſt das hoͤchſt-
fluͤßige Blut der Schildkroͤte laͤufet, wenn man es kocht,
in Kluͤmpe zuſammen (c). Es entſtehet aber dieſe neue
Feſtigkeit nicht aus dem Grunde, weil die fluͤßigen Theile
verloren gegangen ſind, denn es gehet dem Blutklumpen,
unter ſeiner Gerinnung nichts am Gewichte ab (d): und
man mus hier in der That die Anziehungskraft im Blute
erkennen, indem die aufgehobne Bewegung des Fort-
laufes,
[69]Das Rothe darinnen.
laufes, nunmehr dem Blute alle ſeine Wirkſamkeit frei
ſtellt.
Die Fieberhizze thut eben das, was die Feuerzhizze
thut; ſie macht naͤmlich das Blut noch gerinnbarer, als
es ſchon von Natur iſt. Es waͤchſet naͤmlich in heftigen
Fiebern die zuſammenhaͤngende Kraft des Blutes von
den 8, 9 und 12 Graden an, die es im geſunden Men-
ſchen beſizzet, bis zu 32 (e), 48, 56, und ſo gar, welches
aber das Leben koſtet, bis zu 64 Graden. Wenn man
in den geronnenen Blutkuchen, der aus einem vor 24
Stunden abgezapftem Blute eines ganz geſunden Men-
ſchen wird, ein Gewichte von acht Quentchen ſchwer
herabfallen laͤſt, ſo zerteilet dieſes den Klumpen; da man
hingegen im Fieber 70 Quentchen noͤtig hat, wenn der
Kuchen nachgeben ſoll (f).
§. 7.
Geronnenes Gebluͤte loͤſet ſich wenn es ſich ſelbſt
uͤberlaſſen iſt, mit der Zeit von ſelbſten auf.
Ein geronnener Blutklumpen wird allmaͤlich in freier
Luft, und in maͤßiger Waͤrme (g), die entweder von 50
Graden, oder noch kleiner iſt, faul; er wird nach und
nach leichter, als er erſt war, er faͤngt nunmehr an im
Waſſer oben auf zu ſchwimmen, und er widerſteht dem
Untertauchen (h), da er doch, als man das Blut friſch
abzapfte, den Augenblik im Waſſer zu Boden ſank.
Solchergeſtalt artet das Blut in ein gelbes Waſſer (i)
und in ein fluͤchtiges und ſtinkendes (k) Weſen aus, bis
davon, die gedachte rote Schale ausgenommen, weiter
nichts uͤbrig bleibt: indeſſen verſichert doch auch der be-
E 3ruͤmte
[70]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
ruͤmte von Bergen(l), daß ſich dieſer Blutklumpe von
jungen Leuten in kuͤrzerer Zeit, als von Alten, verzere.
Man wird in der That lachen muͤſſen, wenn man lieſet,
daß vormals ein beruͤmter Arzt, ein Blut, welches ſich
nach 24 Stunden in Waſſer verwandelt hatte, vor was
ſeltſames und mit dem Spaawaſſer aͤnliches angeſe-
hen (n). Aber auch in lebendigen Menſchen ſelbſt loͤſen
ſich die groͤſten Kluͤmpe Blut, welche ſich ins Zellgewebe
ergoſſen, auf (o), und ſie verſchwinden dergeſtalt, daß der
rote Klumpe endlich zu einem ſchwaͤrzlichen, hierauf gruͤn-
lichem, und endlich zu einem gelben Waſſer wird, und von
dem zerſtreuten Roten im Blute endlich faſt eben ſolches
rotes Pulver (p) uͤbrig bleibt, dergleichen das Blut nach
der Verduͤnſtung zuruͤkke zu laſſen pflegt. Jch erinnere
mich noch, in meinen juͤngern Jaren, ein wunderbares
Beiſpiel geſehen zu haben, da ſich bei einem Manne, der
von einer Hoͤhe herabgefallen war, gleichſam noch ein
zweeter Kopf an die Scheitel angeſezzt hatte. Es ſank
dieſer Klumpe, der leicht ein Pfund wiegen mochte, laͤngſt
den zellfoͤrmigen Raͤumen der Muskeln und Knochen in
die gedoppelte Zwiſchenwand der Augenlieder und ins
Angeſichte herab, daß er darinnen wie ein Mor ausſah;
und es verliefen wenig Tage, da dieſe ganze Maſſe be-
reits, nach den erzaͤlten Mittelgraden der Farben, auf-
geloͤſet war, und ſich verloren hatte. Einerlei Waͤrme
der Bruthenne erhaͤlt das Blut ganze Monate fluͤßig,
ohne es gerinnen zu laſſen (q).
Aber auch in den Gefaͤſſen eines lebenden Menſchen
veraͤndert ſich das Blut dergeſtalt, daß es ſeine Neigung
zum Gerinnen verliert, und zu einem bleichen Waſſer
wird, welches ſich ferner durch keinerlei Kunſt, durch kein
Alkohol
(m)
[71]Das Rothe darinnen.
Alkohol mehr verbeſſern oder zum Gerinnen bringen laͤſt,
noch Membranen zu bilden taugt. Jn cachektiſchen, in
Perſonen die an der Bleichſucht (r), an andern Entkraͤf-
tungen (s), am Skorbute (t) und an Blutſtuͤrzungen (u)
niederliegen, iſt es etwas bekanntes, und ich ziehe hieher
die Hiſtorien von Leuten, welche blos von Fleiſchbruͤhe (x),
die in den Schlagadern und Blutadern die Stelle des
Blutes vertreten haben mus, gelebt haben ſollen. Be-
ſonders aber iſt diejenige Art von Blutverduͤnnung merk-
wuͤrdig, welche ſich in hizzigen Krankheiten gemeiniglich,
aber auch nach einem andern Fieber, einzufinden pflegt;
denn man findet das Blut im Anfange der Wechſelfieber
zaͤhe, aber gegen ihr Ende bluͤhender (y). Jm Flekfieber
iſt das Blut anfaͤnglich gelbrot, hierauf ſchwarz, aufge-
loͤſt, und es verwandelt ſich in einen faulen Eiter (z).
Jn dem gelben Fieber der Antillen ſieht das Blut im An-
fange rot aus, es hat kein Salzwaſſer bei ſich, es ge-
rinnt, ſo wie es aus der Ader laͤuft (a), allein nach dreien
Tagen bekoͤmmt es eine gelbe Farbe, und es leget ſeine
gerinnende Natur voͤllig ab (b). Eben dieſes hat ſich
auch in einer boͤsartigen Braͤune geaͤuſſert (c), da das
Blut, welches anfaͤnglich dichte war, nach drei- oder vier-
maligem Aderlaſſen, als ein duͤnnes waͤſſriges Blut aus
der Ader flos. Eben ſo bekoͤmmt man ferner in den Blat-
tern (d), dem Flekkfieber (e) und verſchiednen andern boͤs-
E 4artigen
[72]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
artigen Krankheiten (f), in der Peſt (g), in der Rinder-
ſeuche (h), ein aufgeloͤſtes Blut aus den Adern. Jn den
allerboͤsartigſten Fiebern der hizzigen Erdſtriche iſt das
weggelaſſne Blut anfaͤnglich friſch und geſund, nachge-
hens aber waͤſſrig (h*). Jn dem Fieber zu Breda war
das Blut blaͤulich ſtinkend, und es wollte nicht gerin-
nen (i). Es iſt aber kein gutes Zeichen, wenn das Blut
in allen dieſen Krankheiten nicht gerinnen will (k), und die
Spanier handeln nicht wider die Erfarung, wenn ſie dem
Kranken den Tod vorherſagen, ſo bald das Blut aus der
Ader fluͤßig herauskoͤmmt. Und aus dieſem Grunde ſind
die Ergiſſungen eines waͤſſrigen Blutes, welches in boͤs-
artigen Fiebern (m) aus den Ohren, Augen, der Naſe,
dem Munde, der Gebaͤrmutter, den Gedaͤrmen, und aus
einer durch blaſenziehende Pflaſter zernagten Haut, oder
zugleich mit dem Schweiſſe (n) eitrig hervordringt; oder
welches in der Peſt (o) aus der Naſe, der Gebaͤrmutter,
der geoͤffneten Ader, oder aus der geſchroͤpften Haut eitrig
fliſſet, und kaum geſtillet werden kann (p), toͤdlich; eben
dieſe Beſchaffenheit hat es auch mit demjenigen eben ſo
faulen
(l)
[73]Das Rothe darinnen.
faulen Blute, welches der Biß der Schlangen nach ſich
laͤſt (q); es fliſſet eben ſo waͤſſrig aus den Ohren, der
Naſe und den Augen, ſo wie es in der ploͤzzlichen Erſtik-
kung von dem Damfe der ſtinkenden Schiffboden faul
befunden ward (r). Gemeiniglich pflegen auch dieſe
Blutergiſſungen toͤdlich zu ſeyn (s), und es kommen die-
jenigen ſelten davon, denen das Blut in den Blattern
mit dem Harne zugleich mit fortgeht, welches durch das
Zeugnis gelerter Englaͤnder beſtaͤtigt wird. Es ruͤhret
naͤmlich dieſe Aufloͤſung, welche die Kraͤfte des Herzens
ſo gewaltſam zernichtet, daß das duͤnne Blut gemeinig-
lich von dem kleinſten Pulsſchlage begleitet wird, von der
Faͤulnis her, und man kann wider dieſes Uebel ſchwerlich
ein Mittel ausfindig machen, indem in einem bereits
verdorbnen Blute die natuͤrliche Dichtheit nicht mehr
wiederhergeſtellt werden kann (u). Jndeſſen gehet auch
die zum Gerinnen geneigte Natur in andern Feuchtigkei-
ten des menſchlichen Koͤrpers, durch Krankheiten ver-
loren (x).
§. 8.
Die Menge der Blutroͤte, und des Salzwaſſers
im Blute.
Das was ich eben angefuͤhret habe, geſtattet kein ge-
wiſſes Verhaͤltnis des Salzwaſſers zum kluͤmpigen Theile
im Blute (y): denn da die Menge des Salzwaſſers aus
E 5ſo
(t)
(t*)
[74]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
ſo vielen Urſachen anwachſen oder kleiner werden kann;
da ferner der rote Bluttheil beſtaͤndig etwas Salzwaſ-
ſer verſchwizzet, welches ihm entgeht, und folglich die
Menge des Salzwaſſers ſo lange zunimmt, bis vom ro-
ten kaum etwas mehr uͤbrig bleibt; ſo kan man zwi-
ſchen beiden Grundſtoffen kein gewiſſes Verhaͤltnis er-
warten. Es iſt folglich gar nicht wider unſre Erwar-
tung, wenn beruͤmte Maͤnner, uͤber beide Theile im
Blute, naͤmlich wie geſagt, uͤber den rothen und gelben
Theil, bald dieſe, bald jene Verhaͤltniſſe angegeben
haben. Jndeſſen mus man doch auch diejenigen ver-
nehmen, welche das groͤſte Anſehn auf ihrer Seite ha-
ben. Hamberger, der das wenigſte Salzwaſſer an-
nimmt, betrachtet es als den dritten Theil im Blute;
er ſezzet ſein Verhaͤltnis im menſchlichen Koͤrper zu dem
Roten wie 109 zu 212, doch ſo, daß dieſes Verhaͤlt-
nis allmaͤlich wuͤchſe, und mit der Zeit das Salzwaſſer
gegen das Rote wie 145 zu 176 ſteigen wuͤrde (z).
Fuͤr den dritten Theil, und etwas daruͤber, doch nicht
fuͤr die volle Helfte, nam es Browne Langriſh(a)
an. Von den roten Theilen fand Raymond Vieuſ-
ſens(b) 62, von den weiſſen 38 im Blute. Robert
Boyle(c), Karl Drelincourt(d) und Ad. Friedr. Hoff-
mann(e) machen beides einander gerade gleich. Fuͤnf
Zwoͤlftheil ſetzt Johann Tabor(f) fuͤrs Rote, ſieben
fuͤrs Salzwaſſer an. Homberg(g) gibt dem Salz-
waſſer fuͤnf, drei Theile aber dem Roten; Thomas
Schwenke(h) zwei Drittheile dem Salzwaſſer, einen
Theil
[75]Das Rothe darinnen.
Theil dem Roten. Drei Viertheile betraͤgt das Salz-
waſſer, einen das Rote, nach dem Franz Quesnai(i),
nach der Rechnung unſers Freundes Schreibers(k),
und ſo ſchaͤzzte es auch ehedem Frizimelica(l), und bei
Gelegenheit eines andern Verſuͤches auch Karl Drelin-
court(m). An andern Orten aber ſagt Robert Boy-
le(n), daß vom Roten viermal mehr, als vom Salz-
waſſer im Blute ſei. J. Baptiſt Senac(o) ſchreibt
dem Roten den fuͤnften Theil, das uͤbrige dem Salz-
waſſer zu. Thomas Schwenke(p) fand durch gelin-
des Deſtilliren, bei einem Feuergrade von 110 Graden,
ſieben Theile Salzwaſſer, einen Theil Rotes; Herrman
Boerhaave(q) ſieben bis acht Theile Salzwaſſer, einen
fuͤrs Rote. Nach der Berechnung Karls Auguſts von
Bergen(r) gehoͤrt nur der zehnte Theil dem Roten; der
zehnte bis zwoͤlfte nach Johann Bohn(s); der zwoͤlfte,
oder eine Unze im Pfunde nach dem beruͤmten Leibarzte
und Ritter Nik Roſen(t). Es hat naͤmlich jeder den
Theil des Klumpen um ſo viel kleiner angegeben, je ſpaͤ-
ter er ſich an den Verſuch gemacht, und je mehr Salz-
waſſer der Klumpe in der Zwiſchenzeit bereits verſchwizzt
hatte (u).
Jndeſſen gibt es aber auch andre Gruͤnde, welche
machen, daß man das verſchiedne Verhaͤltnis zwiſchen
beiden Grundſtoffen entdekken kann, indem hier die Na-
rungsmittel, das Alter, die Lebensart, die Fiberhizze,
und
[76]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
und die waͤßrige Entkraͤftung eines Menſchen einen groſ-
ſen Einflus haben.
Je mehr Staͤrke ein Menſch beſizzet, und je naͤher
er der Leibesbeſchaffenheit der alten Ringer koͤmmt, deſto
groͤſſer iſt die Menge des Roten im Blute, deſto ſchnel-
ler neigt ſich das Blut zum gerinnen, und deſto haͤrter
wird die Gerinnung ſelbſt (x). Man findet auch in den
Thieren von warmen Blute, in den Voͤgeln, dem Hun-
de, den wilden fleiſchfraͤßigen Thieren, eine groͤſſere
Menge von dem dikklichen Weſen (y). Hingegen ver-
mehret ſich in den Schwaͤchern die Menge des Salzwaſ-
ſers dergeſtalt (z), daß zwei Drittheile Blut waͤſſrig wer-
den (a), und mit der Zeit vom Blute weiter nichts, als
ein Salzwaſſer uͤbrig bleibt (b). Jch habe mit meinen
Augen geſehen, und das oͤfters, daß in kalten Thieren,
welche durch den Hunger entkraͤftet waren, und die man
zum Verſuche nahm, kaum eine Spur des Roten in
ihren Gefaͤſſen zu bemerken war (c), und daß ihre Schlag-
adern leer und die Blutadern ſchlecht angefuͤllt ſchienen.
Man kann naͤmlich glauben, daß das was leer zu ſeyn
ſcheint (d), von einem Flieswaſſer wieder ausgefuͤllet wer-
de. So fand man bei einem Menſchen, der beinahe
ganz und gar verhungert war, das Blut ſehr duͤnne, und
ganz ausgebleicht (d*). Dahingegen ſind die beiderlei
Blutgefaͤſſe an muntern Thieren, und die ein uͤberfluͤßi-
ges Futter genieſſen, mit einer Menge Blut angefuͤllt (e),
und es wird von Natur in dieſe Gefaͤſſe ein ſo groſſer
Ueber-
[77]Das Rothe darinnen.
Ueberflus von Blutkuͤgelchen verbreitet, daß kaum Plazz
genung fuͤr das Salzwaſſer uͤbrig bleibt.
Man findet ferner einen groͤſſern Vorrath von Salz-
waſſer in jungen Thieren, wenn man dieſes Salzwaſ-
ſer mit den Kuͤgelchen in Vergleichung ſtellt (f). So
fand Bryan Robinſon(g) bei ſechs Knaben das Ver-
haͤltnis des Salzwaſſers zum Roten, wie 9187 zu 10000.
Je mehr ein Thier an Jahren zunimmt, um deſto mehr
waͤchſet auch der Ueberſchus der roten Kuͤgelchen gegen
das Salzwaſſer. Es ſezzet eben dieſer beruͤmte Mann
in dem mittlern Alter 10000 fuͤr die Kuͤgelchen, und nicht
uͤber 7143 (h) fuͤr das Salzwaſſer an. Bei alten Per-
ſonen vermehret ſich dieſes Verhaͤltnis des Roten noch
mehr, ſo daß alsdenn das Rote jederzeit wie 10000,
und das Salzwaſſer dagegen, wie 6908 (i) zu betrachten
iſt. Und das iſt die Urſache, warum ſich in angehender
und erwachſner Jugend, die in ihren beſten Jahren iſt,
das Salzwaſſer, gegen die 10000 Theile des Roten,
wie 9187. 7143. und 6908 verhaͤlt. Alte Perſonen
ſind mit einem Ueberfluſſe des Roten, nach der Erfah-
rung des Thomas Schwenke(k), beſchweret; und es iſt
einerlei Bodenſaz des Blutes, bei Erwachſnen von groͤſ-
ſerer Dichtheit (k*).
Was ferner die Krankheiten belangt, ſo findet man
im Blute um deſto weniger Salzwaſſer uͤbrig, je hefti-
ger die Krankheit an ſich geweſen (l). Es machet Geor-
ge Cheyne(m) hier die Vermutung, daß ſo lange bei ei-
ner ſchnellen Krankheit keine Gefar zu befuͤrchten ſei, ſo
lange
[78]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
lange noch das Salzwaſſer die Helfte, oder wenigſtens
den vierten Theil vom Blute ausmacht. Jn einem
Wechſelfieber betraͤgt das Salzwaſſer nicht uͤber den drit-
ten, oder vierten Theil von dem geſammten Blute (n),
und den vierten (o), fuͤnften (p) und ſechſten (q) in dem
heftigen gefaͤrlichen Fieber.
Von einer andern Art iſt der Verſuch Willhelms
Harvei(r), welcher das Blut, das er einem Thiere ſo
gleich nach dem Eſſen abzapfte, eitrig, und voll Salz-
waſſer; hingegen nach dem Faſten, oder haͤufigem Urin-
laſſen, oder nach ſtarkem Schwizzen, eben dieſes Blut
in einen Klumpen verdichtet fand. Jch will ſo viel ſa-
gen, daß man das Blut zu der Zeit in Augenſchein neh-
men muͤſſe, wenn naͤmlich der Narungsſaft bereits zum
Flieswaſſer geworden, welches gemeiniglich zwoͤlf Stun-
den nach dem Eſſen geſchicht (s).
§. 9.
Die Theile oder Grundſtoffe des Roten im Blu-
te. Die Blutkuͤgelchen.
Nunmehro laſſen wir uns allmaͤlich in die naͤhere
Betrachtung derjenigen feinern Theile ein, welche man
in dem Roten des thieriſchen Blutes antrift. Wir wol-
len mit denen Grundtheilen den Anfang machen, welche
von freien Stuͤkken, ohne die Gewaltſamkeit des Feu-
ers, in dem Lebensſafte vorkommen, ſo bald man darauf
einige Geſchiklichkeit, und die Vergroͤſſrungskraft erha-
ben-
[79]Das Rothe darinnen.
bengeſchliffner Glaͤſer anwendet: und nach dieſem wol-
len wir zu denenjenigen Veraͤnderungen fortgehen, wel-
che die Kraͤfte der Salze, und die Beimiſchung einiger
andren Saͤfte, oder die Heftigkeit des Feuers, in dem
Blute hervorbringen.
Wenn wir mit einem linſenfoͤrmig geſchliffnen Glaſe,
welches nicht eben die Groͤſſen der Dinge ſehr erweitert,
das Blut an kalten Thieren, wie ſolches durch die Ge-
faͤſſe hindurchgefuͤret wird, anſchauen, ſo wird man dar-
innen durchgehends rote und runde Theilchen warneh-
men, welche in einer Fluͤßigkeit ſchwimmen, die nicht
einmal mit Beihuͤlfe des Vergroͤſſrungsglaſes dem Auge
deutlich gemacht werden kann. Jch habe meine Urſa-
chen dazu, warum ich kalter Thiere Erwaͤhnung gethan;
denn es hat bereits vorlaͤngſt Anton von Leeuwen-
hoek(t), nebſt andren Aerzten mehr, die mehrentheils
ſeine Zeitverwandte waren (u), das Blut von warmen
Thieren, und vornaͤmlich ſein eignes, welches er aus
der kleinen Wunde in ein glaͤſernes Haarroͤhrchen auffing,
und mit laulichem Waſſer verduͤnnte, unterſucht und in
Figuren vorſtellig machen laſſen. Mir aber hat es,
wenn ich mich gleich des Sonnenmikroſkops bediente,
niemals gluͤkken wollen, weder das gelaßne und in ein
Haarglaͤschen aufgenommene Blut, noch dergleichen,
wenn es ſich noch in den Gefaͤſſen eines warmen Thieres
bewegte, dergeſtalt in Augenſchein zu nehmen, daß ich
darinnen Kuͤgelchen wargenommen haͤtte (x). Das iſt
wahr, daß die Dikke des Glaſes in den Haarroͤhrchen
einen Schatten macht, welcher ſtets verdruͤslicher ward,
je ſchaͤrfer die Glaͤſer vergroͤſſerten, die ich zu der Abſicht
waͤlte (y). Jch habe aber niemals an dem Gekroͤſe ei-
nes
[80]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
nes lebendigen Thierchens, z. E. einer Maus, wenn ich
dieſes Gekroͤſe eben ſo auseinander breitete, wie mans
mit den Froͤſchen zu machen pflegt, Kuͤgelchen unter-
ſcheiden koͤnnen, indem alles darinnen verſammelte Blut
bei der erſten Beruͤhrung der Luft in den Gefaͤſſen ſtehen
blieb, zu einem roten Faden ward, und auf dieſe Weiſe
waren alle Gefaͤſſe, wie Korallenzweige, durchgehens
mit einerlei Roͤte vollgefuͤllt. Die Bemuͤhungen unſers
Remus(z) waren nicht gluͤkklicher, und ich kenne faſt
keinen einzigen unter den neuern Schriftverfaſſern, wel-
che von den roten Kuͤgelchen geſchrieben, der ſich ſein Mo-
dell dazu von den warmen Thieren hergenommen haͤtte.
Jndeſſen wuͤrde ich darum keinem widerſprechen, wel-
cher ein gluͤkklicheres Auge haͤtte, das zu ſehen, welches
meine Begierde nach der Warheit hintergangen haben
kann. Uebrigens ſchreibe ich die Ehre dieſer Entdekkung
dem Marcell Malpighi, aber auch mit dieſer Ein-
ſchraͤnkung zu, daß dieſer vortrefliche Mann nicht alles
gruͤndlich geſehen, was ihm die Natur zu ſehen dargebo-
ten, und er uͤberredete ſich, Fettkugeln da zu finden, wo
er doch warhafte Blutkuͤgelchen fand. Es fuͤret naͤm-
lich dieſer Verfaſſer in dem Nezze eines Stachel-
ſchweines ein Blurgefaͤſſe an, in welchem er
Fettkuͤgelchen beobachtete, die durch ihre eigne
Figur begrenzt rot, und wie die gewoͤnliche
Krone an den roten Korallſtauden anzuſehen
waren. So ſchrieb er bereits im Jare 1665 (a).
Spaͤter nach ihm, und in der That einige Jare ſpaͤter,
beobachtete ebenfalls ein Buͤrger zu Delft, Anton van
Leeuwenhoek, den 15. Auguſt des 1673. Jares (b),
im Blute rote Kuͤgelchen. Und da ſich dieſer uͤber dieſen
Punkt mit aͤuſſerſter Sorgfalt ausgedehnt, und mit
groſſer
[81]Das Blut darinnen.
groſſer Muͤhe in vielen Thiergeſchlechtern neue Bluttheile
beſchrieben hat, ſo verdienet er nicht unbillig ebenfalls
ſeinen Ruhm.
§. 10.
Das Blut hat allerdings ſeine wirkliche, und ihm
weſentliche Grundſtoffe.
Gemeiniglich haben neu erfundne Sachen, und hier-
innen geſchicht ihnen eigentlich kein Unrecht, das Schik-
ſal, daß man ihnen ein wenig langſam glauben will.
Es iſt freilich aber beſſer, wenn man ſich ein wenig auf
die Seite der Zweifler neiget, als wenn man neue, und
noch nicht von allen Seiten bevollmaͤchtigte Meinungen,
unuͤberlegt, und ohne reife Unterſuchung, geltend ma-
chen will. Aus dem Grunde haben einige geſchrieben,
die roten Blutkuͤgelchen waͤren nichts als Fruͤchte einer
verfuͤreriſchen Beobachtung, und es gebe in unſerm
Blute keine ſolche Stoffe, denen eine Rundung beſtaͤn-
dig eigen ſei; hieher gehoͤret nun Nik. Hartſoeker(c),
welcher ſonſt kein gelinder Beurtheiler des Leeuwenhoeks
war, wie auch Elias Camerarius(d), der ſich das
Geſezze gemacht hatte, Neuigkeiten nicht ſo blindlings
zu glauben. Es hat aber auch noch ohnlaͤngſt J. Za-
charias Platner(e), dieſe Zierde der Gelehrſamkeit, die
kugliche Stoffe im Blute zuruͤkke gewieſen, und es ſchrieb
Archibald Adams(f) daß ihm das Gebluͤte nicht kuͤg-
lig, ſondern vielmehr aͤſtig vorkaͤme. Jch verlange
aber nicht, daß man hier die roten Kuͤgelchen in eben
dem Verſtande nehme, wie man ſie entweder nach dem
gemeinen Begriffe von den mehreſten fluͤßigen Dingen,
oder
v. Hall. Phiſ.II.Th. F
[82]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
oder nach dem beruͤhmten Peter v. Muſchenbroek(g),
dieſem vortreflichen Kuͤnſtler in Verſuchen, oder nach
dem vortreflichen Gaubius(h) zu betrachten pflegt.
Man ſchreibet naͤmlich, blos der Theorie zu Gefallen, de-
nen Saͤften und ohne einigen ſinnlichen Beweis, kugli-
che Grundtheile zu, damit man die ungemein leichte
Zertrennung dieſer Grundtheile erklaͤren moͤge: ſolcher-
geſtalt beſteht aber weder Oel noch Quekſilber, oder der
Kolenrauch, auf die Art wie die Bluttheile aus Kuͤgel-
chen. Was das Quekſilber ſelbſt betrift, ſo iſt die Ge-
ſtalt ſeiner Stoffe unbeſtimmt; allein die Kraft der An-
ziehung macht, daß es ſich in groſſe Kugeln und die Theile
zu runden Haufen bilden laſſen. Jm Oele, welches
man mit Waſſer durchruͤhrt (i) und zu einer Emulſion
macht, erzeugen ſich Kuͤgelchen von eben der Art, es ſind
kleine Maſſen Fett, die das Waſſer von allen Seiten
einſchlieſſet, und die weder eine beſtaͤndige Groͤſſe, noch
eine rote Farbe, noch den Grundtheil des Eiſens an ſich
haben. An den Kuͤgelchen im Blute befindet ſich alles
ganz anders. Sie ſind von feſter, unveraͤnderlicher,
umzeichneter Geſtalt, von beſtimmter Groͤſſe und Figur,
ſie tragen einen gewiſſen Theil von Eiſen in ſich, ſie be-
wegen ſich in einer unſichtbaren Fluͤßigkeit, und ſie wer-
den durch keine wechſelweiſe Anziehung unter der Ein-
ſchraͤnkung, zu Kugeln gebildet, daß ſie dieſe Figur wie-
der verlieren koͤnnten.
Jch
[83]Das Rothe darinnen.
Jch finde alſo ſo wenig im Blute, als in andern
thieriſchen Saͤften, Kuͤgelchen die eine gemeinſchaftliche
Kraft zur Mutter haͤtten, und aus dieſer Urſache ſind
dergleichen auch in der Galle (k), im Schweiſſe (l), Spei-
chel (m), den Traͤhnen (n), dem Harne (o), und ſo gar
im faul gewordnen Harne (p), in der Feuchtigkeit der
Vorſteher-Druͤſe (q), dem Gekroͤſendruͤſenſafte (r),
in dem Gallerte der innern Fruchthaut (s), und ſo gar
im Saamen (t) zugegen; oder man findet ſolche auch in
den Nerven (u), oder im Ruͤkkenmarke und andern Din-
gen (y), wie ſich Leeuwenhoek, und unter den Neuern
der beruͤhmte J. Peter Aſch(y*) ausdruͤkken, indem
dieſe vielleicht von den Luftblaͤschen oder andern fremd-
artigen Theilen entſtanden ſeyn koͤnnen. Jch habe
naͤmlich noch zur Zeit in keinem andern Safte derglei-
chen haͤufige, beſtimmte, beſtaͤndige Kuͤgelchen geſehen,
wie ſie in Froͤſchen, Kroͤten, verſchiednen Fiſchen (z), in
den Eidechſen, Krabben, Krebſen, Spinnen, Waſ-
ſerjungfern (a), Schnekken (b), Leeuwenhoek oder an-
dre glaubwuͤrdige Zeugen geſehen haben.
§. 11.
Die Figur der Blutkuͤgelchen.
Der Name ſelbſt deutet ihre kugelhafte Rundung an,
man haͤlt ſie nach der gemeinen Sprache fuͤr kleine Ku-
F 2geln,
(x)
[84]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
geln, und als Kuͤgelchen zeichnet ſie uns auch Anton von
Leeuwenhoek(c) in dem Blute warmer Thiere ab.
Jndeſſen wich doch dieſer hollaͤndiſche Erfinder was die
kalten Thiere (d) und die Voͤgel (e) betraf, in ſo fern
von dieſer Kugelrundung ab, daß er den Bluttheilen
drei ungleich groſſe Durchmeſſer zugeſtand, und in die-
ſer Abſicht nannte er ſie flach-eirunde Theile: er ſtel-
let naͤmlich in ſeinen Figuren Abſchnitte von einem el-
liptiſchen Koͤrper vor (f), welche faſt gar keine Dikke, und
eine Laͤnge bekamen, welche um etwas groͤſſer, als die
Breite war. Eben ſo machen auch einige der neueſten
und beruͤmteſten Maͤnner in England (g) und Frank-
reich (h), die Figur dieſer Stoffe linſenfoͤrmig, welcher
Name ſchon an ſich ungleiche Durchmeſſer, und eine
Dikke anzeigt, die da kleiner, als ihre Laͤnge iſt.
Vor meine Perſon habe ich blos dieſe Theilchen in
den kalten Thieren unterſucht, und ich habe ſie jederzeit
rund befunden, und folglich niemals geſehen, daß ſie
mehr breit, als lang geweſen (i): ihre Dikke aber fand
ich, ſo viel ſich durch Vergroͤſſerungsglaͤſer von der Dik-
ke urtheilen laͤſt, allemal anſehnlich (k), weil die Farbe
in der Mitte lebhafter iſt, und allmaͤlich gegen die Raͤn-
der zu bleicher wird. Jch habe ferner, wenn ich die Kuͤ-
gelchen in verſchiedner Lage, vornaͤmlich durch die klein-
ſte Blutaͤderchen gehen ſahe, niemals eine ſchneidende
Kugel-
[85]Das Rothe darinnen.
Kugelſchaͤrfe wargenommen, dergleichen ich doch haͤtte
warnehmen muͤſſen, wofern ſie eine flache Breite, und
duͤnne Schaͤrfe haͤtten. Aber auch ſelbſt das Sonnen-
mikroſkop, welches die Bilder ſichtbarer Dinge erſtaun-
lich vergroͤſſert, zeiget hier nichts weiter, als runde Kuͤ-
gelchen, die nicht groͤſſer, als Erbſen ſind (l). Aus der
Urſache ſcheinet mir der Grund noch unzureichend, daß
ich ſie nicht vor wahre Kuͤgelchen, oder wenigſtens vor
dergleichen runde Theilchen halten ſollte, deren Dikke,
ſo viel das Auge erkennen kann, mit den beiden uͤbrigen
Durchmeſſern in gar nichts unterſchieden iſt. Aber auch
ſelbſt in den Worten Leeuwenhoeks glaube ich einen
Widerſpruch zu bemerken. Dieſer Verfaſſer redet be-
ſtaͤndig, wenn er von den Krebſen, Krabben (m) und
Spinnen (n), welches gewis Thiere von der kaltbluͤtigen
Klaſſe ſind, handelt, von Kuͤgelchen, die aus kleinern
Kuͤgelchen beſtuͤnden (o): und er ſtellt ſo gar in der Fi-
gur die Weiſe vor, wie dieſe Kuͤgelchen in eins zuſam-
menwachſen (p). Allein dergleichen Zuſammenſchichtung
machet zwar einen Stoff feſte, aber in der That nicht
flach. Vielleicht hat dieſer Verfaſſer die an ſich bleiche
(q) Grundſtoffe in den Fiſchen, da ſie gegen ihre Mitte
zu etwas lebhaftere Farbe haben, vor Augen gehabt, in-
dem er von eben dieſen Theilen aus eben dem Grunde ur-
theilt, daß ſie keine Dikke haͤtten. Ekkige (r) oder ge-
ſchwaͤnzte Kuͤgelchen (s), rechne ich zum Theil unter die
Fehler des Beobachters, zum Theil werfe ich die Schuld
davon auf eine uͤble Bildung der Kuͤgelchen. Denn ich
habe ſo gar ſelbſt geſehen, wie dieſelbe in eine laͤngliche
und wurmfoͤrmige Figur ausarteten (t).
F 3§. 12.
[86]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
§. 12.
Die Groͤſſe der Blutkuͤgelchen.
Anton von Leeuwenhoek eignet dieſen Grundſtof-
fen eine beſtaͤndige Groͤſſe zu, und ich kann mich eben-
falls nicht erinnern, daß ich eine Verſchiedenheit unter
ihnen bemerkt haͤtte, indem ich mich nur weniger thieri-
ſchen Geſchlechter, und noch darzu lauter ſolcher bedient
habe, deren Blut kalt iſt. Doch der gedachte beruͤhmte
Hollaͤnder fand die Groͤſſe der roten Blutkuͤgelchen, in
Thieren von noch ſo verſchiedner Groͤſſe, allezeit einerlei,
und ſie waren im Blute der Rinder niemals groͤſſer, als
ſie im Froſche waren, und es befand ſich unter ihnen im
Kaninchen, Schafe, im Menſchen, im Rinde einerlei
Groͤſſe, und ſo wenig im Wallfiſche, als im kleinſten
Fiſchgen (u) einiger merklicher Unterſcheid. Eben ſo ſa-
he der beruͤhmte Muys im Blute des indianiſchen Haus-
huns, im Blute des Sperlings, eines jungen Eſels
(aſellus), eines jungen Schweins, des Menſchen, Och-
ſen, Schafes, des Maulwurfs oder einer Maus, uͤber-
all gleich groſſe Kuͤgelchen (x). Daß ſie im Menſchen
und im Affen von gleicher Groͤſſe gefunden werden, be-
zeuget Franz Boißier(y). Und dennoch hegen andre
verſchiedne Meinungen davon. Jn den Fiſchen macht
ſie naͤmlich Johann Tabor(z) groͤſſer, als ſie in war-
men Thieren ſind, und in der Eidechſe gibt ihnen Cow-
per(a) einen groͤſſern, und faſt zweimal ſo groſſen Durch-
meſſer, als ſie im Menſchen haben. Dem leztern fol-
get bis jezt Henrich Baker(b), wenigſtens in der Abſicht,
daß
[87]Das Rothe darinnen.
daß er ſie groͤſſer, als im Menſchen ſeyn laͤſſet. End-
lich ſo verſichert Vincentius Menghin(c), als ein Zeu-
ge von Anſehn, daß die Blutkuͤgelchen in verſchiednen
Thieren nicht einerlei Groͤſſe haben. Was mich ſelbſt
betrift, ſo ſind mir uͤber dieſen Punkt keine genau ange-
ſtellte Verſuche hinlaͤnglich, und es ſcheinen auch dieſe
nicht einmal, wenn man die Sache auſſer allen Zweifel
ſezzen muͤſte, ſo wie man ſie bisher und vom Vergroͤſſe-
rungsglaſe erborgt, zu der Sache voͤllig hinreichend zu
ſeyn.
Eben ſo wenig iſt man uͤber dem Verhaͤltniſſe einig,
welches die roten Kuͤgelchen, es ſei von welchem Thiere
es wolle, in ihrem Durchmeſſer gegen einen Zoll aͤuſſern.
Leeuwenhoeks Sprache war es (d) zu ſagen, daß tau-
ſend Millionen von dergleichen Kuͤgelchen nicht groͤſſer
als ein Sandkoͤrnchen waͤren, da er doch an einem an-
dern Orte ein Kuͤgelchen ſo gros, als \frac {"1"} {"25000"} von einem
Sandkoͤrnchen macht (e); wobei dieſem Sandkoͤrnchen
der vier und zwanzigſte Theil vom Zolle, von dem vor-
mals geſchikkten Wierus Willhelm Muys(f) zugeſpro-
chen wird. Jakob Jurin(g) that ſchon einen Schritt
naͤher, um eben dieſen Durchmeſſer zu beſtimmen, und
er eignet ihnen den zweitauſenden Theil vom Zolle, nach-
gehens aber (h) mit etwas mehr Genauigkeit, den \frac {"1"} {"1940"}
eines Zolles zu, welches Maas ſich Leeuwenhoek eben-
falls gefallen lies. Dieſem koͤmmt das Maas des vor-
treflichen Theodor Ellers(i) am naͤchſten, welcher den
Durchmeſſer der Blutkuͤgelchen dem \frac {"1"} {"1900"} eines Zolles
gleich macht. Kleiner iſt er nach der Schaͤzzung des
F 4Stephan
[88]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Stephan Hales(k), und dieſer hat keinen groͤſſern
Durchmeſſer angegeben, als von \frac{"1"} {"3240"} eines Zolles. Auf
den \frac{"1"} {"2189"} eines geometriſchen Zolles ſezzte ihn ehemals
J. Friedrich Schreiber(l), auf den \frac {"1"} {"3000"} aber Johann
Tabor(m), welches Maas weder dem J. Baptiſt
Senak(n), noch dem Thomas Morgan(o), oder un-
ſerm vortreflichen Gesner(p) misfaͤllig war. Endlich
ſo ſchaͤzzte der vormals ſo beruͤmte Erlaͤuterer, Johann
Theophilus Desagulieres, den Durchmeſſer eines roten
Kuͤgelchens dergeſtalt, daß er nach ihm den \frac {"1"} {"79200"} von
einem Zolle betrug (q).
Jch mus hier zwar geſtehen, daß ich in den Maaſ-
ſen der kleinſten Koͤrperchen eine unzulaͤngliche Uebung
habe, um als Richter uͤber die Meinungen groſſer Maͤn-
ner entſcheidend ſprechen zu koͤnnen. Jndeſſen aber habe
ich doch mit Huͤlfe des Sonnenmikroſkops ein Blutkuͤ-
gelchen mit einer Staubfeder aus dem Schmetterlings-
fluͤgel zu vergleichen geſucht. Jn einem andern Verſu-
che vergroͤſſerte das Linſenglas den Durchmeſſer der Koͤr-
per dergeſtalt, daß ſelbiger um 250mal groͤſſer erſchien,
und dennoch ſchien mir der Durchmeſſer eines Kuͤgel-
chens nicht uͤber den zwanzigſten Theil eines Zolles ge-
wachſen zu ſeyn. Es wuͤrde folglich dieſer Verſuch, von
dem ich ſelbſt nicht mehr halte, als er verdient, den
Durchmeſſer eines Blutkuͤgelchens dergeſtalt beſtimmen,
daß er ſich gegen einen Zoll, wie 5000 zu 1 verhielte.
§. 13.
[89]Das Rothe darinnen.
§. 13.
Die Farbe.
Wiewohl dieſe Kuͤgelchen an ſich durchgaͤngig rot
ſind, und um ihrentwegen allein das uͤbrige Blut eine
rote Farbe hat, ſo iſt ihnen doch dieſe Farbe nicht be-
ſtaͤndig eigen. Jn einem geſunden, ſtarken und wohl
geſaͤtigten Thiere, ſind ſo gar dieſe Kuͤgelchen einzeln
von lebhaftem Purpur (r). Hingegen erſcheinen ſie in
andern ſchwachen Thieren, oder in ſolchen, die man karg
gefuͤttert hat, bleicher, und ſie arten ſo gar in eine gelbe
Farbe aus (s). Allein dieſe Verſchiedenheit in der Far-
be der Blutkuͤgelchen ruͤhret eigentlich nicht daher, daß
ſie einzeln herumirrend bleich erſcheinen, und in Haufen
verſammelt, eine verſtaͤrkte Roͤte bekommen (t). Denn,
ob es gleich an dem iſt, daß die Farbe von der Anhaͤu-
fung der kleinen Stoffe in der That|lebhafter wird (u),
ſo iſt es dennoch auch gewis, daß auch einſame Kuͤgel-
chen (x) in geſunden Thieren ihren angebornen Purpur
in ſich tragen, und daß dieſe nicht, beſonders betrach-
tet, durchſichtig werden, oder ihre Roͤte ablegen, wie
man hin und wieder vorzugeben pflegt; wiewol auch das
wahr iſt, daß wenn ihrer wenige in einem haarfeinen
Gefaͤßchen beiſammen ſind, ein unbewafnetes Auge kei-
ne Roͤte an ihnen warnehmen kann. Ein ſchief von der
Seite einfallendes Licht pflegt dieſe Kuͤgelchen mit et-
F 5was
[90]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
was ſilberhaften zu bemalen (y); allein dergleichen Glanz
pflegt ſich auch in andre fluͤßige Koͤrper mit einzumiſchen,
und er iſt dieſen dennoch eben ſo wenig weſentlich. Hin-
gegen behalten ſehr viele und zuſammengedrengte Kuͤgel-
chen, in ſchwaͤchlichen Thieren, und ſo gar in deren an-
ſehnlichſten Blutadern (z), ihre gelbe Farbe immerfort
an ſich. Jch habe ſo gar an andern Orten die Erinne-
rung gethan, daß ich oͤfters beobachtet, wie in einer,
und eben derſelben Blutader, ohne daß mir die Urſache
davon bekannt genung waͤre, der eine Strom der Kuͤgel-
chen gelbroͤtlich, der andere hingegen von ſtarken Pur-
pur gemiſcht war.
§. 14.
Die Menge der Blutkuͤgelchen.
Man kann leicht denken, daß die Menge der roten
Kuͤgelchen in der durchſichtigen Feuchtigkeit ſehr ver-
ſchieden ſeyn koͤnne. Die leeren, oder wenigſtens dem
Augenſcheine nach leeren, Schlagadern und Blutadern,
enthalten in der That einen unſichtbaren Saft, in wel-
chem ſich entweder ſehr wenige Reihen von roten Kuͤgel-
chen (b), oder uͤberhaupt gar keine ſolche Reihen (c) be-
finden; und in dieſen Faͤllen iſt das Verhaͤltnis der Kuͤ-
gelchen zu der Muͤndung ihres Gefaͤſſes, im Lichten ge-
meſſen, und zu dem durchſichtigen Safte, worinnen ſie
ſchwimmen, nur geringe. Dieſe Erſcheinung beobach-
tete Leeuwenhoek an ſeinen gefangnen Aaͤlen (d). Je
ſtaͤrker hingegen ein Thier iſt, je groͤſſer iſt auch die Men-
ge dieſer Kuͤgelchen, ſo daß man an wohlgenaͤhrten Froͤ-
ſchen, oder Kroͤten, kaum ein Plaͤzzchen finden kann,
welches
(a)
[91]Das Rothe darinnen.
welches nicht mit roten Kuͤgelchen angefuͤllt waͤre. Die-
ſes ſtimmt mit der Theorie der beruͤhmten Englaͤnder
uͤberein als welche die Natur der Vollbluͤtigkeit nicht
in dem Ueberſchuſſe des geſammten Blutes, ſondern in
dem Ueberfluſſe der roten Kuͤgelchen (e) fanden.
Daß ihre Menge in kalten Thieren kleiner ſei, als
in Thieren von warmen Blute, wenn man die Blutkuͤ-
gelchen mit dem Salzwaſſer in Vergleichung ſtellt, da-
von gibt bereits Leeuwenhoek Bericht, und hieraus
folgerte eben Thomas Schwenke(f) die Urſache, war-
um das kalte Blut in Thieren, die nicht mehr als eine
einzige Herzkammer bekommen haben, gelblich ausſieht.
Daß ſich auch in den Schnekken weniger Blutkuͤgelchen,
und hingegen ſehr viel Salzwaſſer befinden, bemerket
Liſter(g), und mit groͤſſerer Genauigkeit, auch Vin-
centius Menghin(h), daß ihrer weniger im Aale, als
in Froͤſchen, in Froͤſchen weniger Kuͤgelchen als im
Menſchen, und daß uͤberhaupt in Fiſchen und Voͤgeln
ihrer wenige angetroffen wuͤrden. Doch ich ſchreibe al-
les dieſes auf die Rechnung ermatteter Thiere, welche
man nur gar zu oft dem Zergliedrungsmeſſer unterwirft,
indem ich viel zu ſehr verſichert bin, daß in muntern
Kroͤten und in wohlgefuͤtterten Froͤſchen nicht allein das
roͤteſte Blut, welches dem menſchlichen in keinem Grade
an Roͤte was nachgibt, zugegen iſt, ſondern daß ſich
auch in den Schlagadern und Blutadern derſelben, wel-
che man dem Vergroͤſſrungsglaſe unterwirft, eine ſo groſ-
ſe Menge von Kuͤgelchen bewegt, daß kein Plazz zu meh-
rern uͤbrig gelaſſen iſt.
§. 15.
[92]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
§. 15.
Die Weichheit; elaſtiſche Kraft; und veraͤnder-
liche Figur der Kuͤgelchen.
Es iſt ſchwer, nach Verſuchen von dieſen |Eigen-
ſchaften der roten Kuͤgelchen zu urtheilen, und es muß
folglich die Beſcheidenheit eines Schriftſtellers, der dar-
uͤber zu richten willens iſt, gros, ſo wie die Entſchuldi-
gung eines Zweiflers, uͤber dieſen Punkt, leicht genung
ſeyn: da der ganze Blutkuchen bei ſeiner Elaſticitaͤt auch
weich iſt, und da wir auch an ſeinem Orte die Fettig-
keit, die unſern Kuͤgelchen eigen iſt, erweiſen wollen, ſo
mag ich nicht in Abrede ſeyn, daß dieſe Kuͤgelchen nicht
an der elaſtiſchen Natur des Gallerts, doch unter fol-
gender Einſchraͤnkung, mit Theil haben ſollten (i), daß
ſolche ein wenig eigenſinniger ihre Figur zu erhalten ſchei-
nen, indem ich in ſo haͤufigen Verſuchen niemals geſe-
hen, daß ſie ſich zuſammendruͤkken oder ihre Figur ver-
aͤndern laſſen, wenn ſie von dem Strome gegen die
Waͤnde ihrer Gefaͤſſe fortgeſtoſſen werden; und ich habe
eben ſo wenig gefunden, daß ſie nach ſolcher Befreiung
eine neue Figur wieder an ſich genommen, noch daß ſie
ſich in den engen Wegen der engſten Gefaͤſſe, nach Ver-
aͤnderung der Durchmeſſer, in eine elliptiſche Figur ver-
wandelt haͤtten, deren laͤngere Achſe ſich nach der Laͤnge
ſeines Gefaͤſſes bequemet, und deren kuͤrzere Durchſchnitts-
linie das Maas von der Weite des Kanals abgegeben
haͤtte. Es iſt mir freilich mehr als zu wohl bekannt,
wie viele und in Verſuchen beruͤhmte Maͤnner nicht nur
mit Augen geſehen, daß ſie ihre Figur veraͤndern, ſon-
dern
[93]Das Rothe darinnen.
dern daß ſie auch ſolche, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, wieder
annehmen; unter dieſen nenne ich als die Hauptperſon,
den Anton von Leeuwenhoek(k), ferner Willhelm
Cowper(l), und unter denen, die ſich mit erhabnen
Glaͤſern bekannt gemacht, den Friedrich Willhelm
Horch(m), Henrich Baker(n), und H. Mihles(o),
um andre angeſehne Zeugen (p), und den Gerard van
Swieten(q) unberuͤhrt zu laſſen, welcher noch dieſe
Bemerkung hinzugefuͤgt, daß man dieſe Sache in der
Lunge der Eidechſe (r) am ſchoͤnſten warnehmen koͤnne.
Ob mich nun gleich eine groſſe Neugierde zu dieſer ſchoͤ-
nen Erſcheinung antrieb, ſo mangelte es doch nicht ſo
wol an meinem guten Willen, noch an einer eigenſinni-
gen Wiederholung des Verſuches, ſondern es goͤnnte mir
die Natur in der That nicht, meinen Fleis mit einem
Erfolge zu belonen, welchen ich gewis mit vieler Begier-
de wuͤrde angenommen haben. Jch habe an einer ſehr
zalreichen Menge kleiner Thierchen geſehen, daß ſich Kuͤ-
gelchen einzeln durch die kleinſte Blutaͤderchen hindurch-
arbeiteten (s), und ſich durch die haͤufige Kruͤmmungen
in dieſen Aederchen Plazz zu machen wuſten. Jch habe
eine Sache geſehen, die an ſich ſchon viel bedeutend ge-
nung war, einen auf die erſtere Meinung zu bringen,
aber ich habe in der That doch dasjenige nicht geſehen,
welches hinlaͤnglich waͤre, einen blos nach der Warheit
Begierigen zu uͤberzeugen; und dieſes war eine Art von
Glanz,
[94]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Glanz (t), indem ſich mehrmalen ein Kuͤgelchen im an-
dern bald heller, bald dunkler wechſelweiſe ſpiegelte.
Aber die Veraͤnderung der Figur habe ich niemals mit
Gewisheit geſehen (u), und dieſe ſcheinet mir auch nicht
einmal warſcheinlich zu ſeyn, wenn ich betrachte, mit
welcher Schnelligkeit (x) dieſe Kuͤgelchen durch die kleinſte
Gefaͤschen getrieben werden, welche doch billig langſam
hindurchkrichen muͤſſen, wofern ſie durch Huͤlfe ihres
groͤſten Kreiſes, wie durch einen Keil, die Waͤnde des
Gefaͤschen erweiterten, und ſich eine Oefnung, mit Ver-
lezzung ihrer eignen Figur, verſchaften. Man muß aber
auch nicht das Oelige und Streifen aͤnliche Weſen hieher
ziehen wollen (y), welches ich allerdings mehrmalen mit
Augen geſehen: denn es aͤnderten diejenigen Kuͤgelchen,
welche ſolchergeſtalt an ihrer Oberflaͤche eine neue Ueber-
kleidung bekamen, darum doch ihre Figur nicht, indem
ſie kurz darauf, wenn man die Ader oͤffnete, und das
Blut folglich eine neue Bewegung wieder bekam, in ihre
erſtere ſphaͤriſche Natur zuruͤkke kehrten (z). Jch habe
ebenfalls, aber ſeltner, wargenommen, daß ſich ſelbige
gleichſam in ein vielſeitiges Nezzgeflechte verwandelt (a).
§. 16.
Ob die Blutkuͤgelchen mit einer elaſtiſchen Luft
erfuͤllt ſind.
Die gemeine Meinung erklaͤrte die Kuͤgelchen des
Blutes fuͤr Blaſen, welche von einer elaſtiſchen Luft auf-
geworfen, und von einem Haͤutchen des roten Theils im
Blute uͤberkleidet wuͤrden. Nach dieſer Seite neigte ſich
die
[95]Das Rothe darinnen.
die ganze Sekte der matematiſchen Aerzte, nebſt unſerm
ehemaligen Lehrer Johann Bernoulli ſelbſt (b), und
nebſt Jakob Keil(c) hin, und es hat auch unter den
uͤbrigen Schriftſtellern uͤber die Phiſiologie (d) nicht an
ſolchen gemangelt, welche eben dieſer Meinung beipflich-
teten, indem nur neulich noch der beruͤmte Steven-
ſon(e) das Aufſchwellen der Blutadern an den Fuͤſſen,
wenn man dieſe in warmes Waſſer ſezzt, lieber durch die
Verduͤnnung des Blutes, als durch eine Erweiterung
der Gefaͤſſe erklaͤren wollte. Eben ſo behauptete auch
J. F. Schreiber(f), ob er gleich im uͤbrigen dieſer Mei-
nung nicht zugethan war, dennoch, daß die Blutkuͤgel-
chen in den Schlagadern der Lunge eine elaſtiſche Na-
tur an ſich nehmen.
Man kann aber die Schwaͤche dieſer Hipoteſe auf vie-
lerlei Art entbloͤſſen. Denn das Auge ſelbſt, welches
dieſe Kuͤgelchen ohne vorgefaſte Meinung betrachtet, ſieht
hier keine Blaſen, die inwendig mit einem durchſichtigen
oder einem unſichtbaren fluͤßigen, von welcher Art es
immer ſei, erfuͤllt waͤren, ſondern nichts als dikke kleine
Maſſen, die in der Mitte ihrer Erhabenheit am dunkel-
ſten ſind, da ſie doch, der Hipoteſe zu Folge, in dem
Mittelpunkte am allerdurchſichtigſten ſeyn muͤſten, weil
daſelbſt die meiſte Luft, und die gefaͤrbten Plaͤttchen der
Blutroͤte daſelbſt von einander am weitſten entfernt ſeyn
muͤſten. Wir haben aber auch dergleichen durchſichtige
Blaſen an einerlei Froͤſchen ſehr gut unterſcheiden koͤn-
nen (g). Es hat aber auch niemand geſehen, daß ſich
Kuͤgelchen, die in widerſtehende Schlagaͤderchen zuſam-
men
[96]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
men gedrengt, oder auf andre Kuͤgelchen getrieben, haͤtten
zuſammendruͤkken, oder in einen engern Raum bringen
laſſen, und man hat das eigne Geſtaͤndnis Antons von
Leeuwenhoek(h) vor ſich, daß er nie ſo etwas geſe-
hen habe.
Ferner, ob die Luft gleich in der Kaͤlte allerdings
dichter und von der Waͤrme ausgedent wird, ſo hat man
doch lange ſchon beobachtet, daß der rote Theil des Blu-
tes uͤberhaupt von keiner, und nicht einmal von der hef-
tigſten Kaͤlte in einen engern Raum gebracht wird, wie
ſolches Samuel Aurivill(i), der jezzo ein beruͤmter
Profeſſor in Upſal iſt, bezeuget, und welchem ferner der
vortrefliche Franz Boiſſier(k) beipflichtet. Es geſtehet
aber auch G. E. Hamberger, daß ſich der rote Blut-
teil nicht einmal von einer ſechs und dreißig Zoll hohen
Quekſilberſaͤule in einen engern Raum bringen laſſe (l).
Da ferner ehemals der beruͤmte Jakob Jurin(m) mit
Fleis die Abſicht hatte, dieſe Streitigkeit in Unterſuchung
zu ziehen, ſo ſahe ſelbiger ohne Muͤhe ein, daß ſich keine
merkliche Menge Luft, und nicht einmal ſo viel, als im
Waſſer zugegen iſt, im Blute befinden koͤnne, weil das
rote Kuͤgelchen, und der geſamte rote Blutteil, das inner-
liche Gewichte des Waſſers uͤbertrift, und es wuͤrde die
Blutroͤte um ein vieles leichter werden muͤſſen, wofern
blos ein farbiges Plaͤttchen die Luft einſchloͤſſe.
Da ſich ferner die Luft entweder in einer groͤſſern
Waͤrme ausdehnet, oder dieſes auch im leeren Raume
verrichtet; ſo thun dieſes doch die Blutkuͤgelchen weder
in der aͤuſſerſten Waͤrme, noch im luftleeren Raume.
Denn obgleich ein gewiſſer beruͤmter Mann, von der
Partei
[97]Das Rothe darinnen.
Partei der mathematiſchen Aerzte geſchrieben, daß das
Blut, in der Hizze des ſiedenden Waſſers, um den vier-
zigſten Theil (n) ſeines vorigen Umfanges, und nach den
neuern Schriften dieſes Mannes nur um den zweihun-
dertſten Theil (o) verduͤnnet werde, und in Fiebern um
den ſechshundertſten (p); ſo haben wir doch in unſern
Verſuchen (q), ob man gleich eine viel heftigere Hizze
hinzubrachte, nicht den geringſten Zuwachs in dem Um-
fange der Kuͤgelchen ſpuͤren koͤnnen. Und eben ſo wenig
wachſen dieſe Kuͤgelchen, wenn man ſie in einen luftlee-
ren Raum hinablaͤſt. Man kann alſo dieſer Hipoteſe
mit gutem Gewiſſen uͤberhaupt Abſchied geben.
§. 17.
Ob die roten Kuͤgelchen des Blutes in andere
kleinere Kuͤgelchen zerſpringen?
Gruͤnde wodurch man dieſes zu bejahen vermeint.
Jch halte dieſe Frage fuͤr wichtiger, als die obige,
da die Zerteilung der Blutkuͤgelchen, ſo zu ſagen, die
zwote Saͤule iſt, auf welcher das Siſtem der duͤnnern
Saͤfte im Koͤrper, beruhet. Folglich mus man mit deſto
groͤſſerer Aufmerkſamkeit vernehmen, was man dieſer
Meinung zum beſten vorzubringen pflegt. So ſahe alſo
Anton von Leeuwenhoek in ſeinem eignen Unflate (s)
Kuͤgelchen, die in ſechs andre zerfielen, nebſt noch an-
dern, die um den ſechs und dreißigſten Theil kleiner, als
ein Blutkuͤgelchen waren: in dem Auswurfe der Rinder
und Pferde beobachtete derſelbe (t) andre Kuͤgelchen, die
theils
v. Hall. Phiſ.II.Th. G
(r)
[98]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
theils dem ſechſten, theils dem dreißigſten Theile eines
roten Kuͤgelchen gleich waren. Jm Pferdsharne nahm
er andre kuͤglige Koͤrperchen wahr, die aus ſechs Kuͤgel-
chen beſtanden, welche mit einem Blutkuͤgelchen einerlei
Groͤſſe hatten; und eben dieſe zerſprangen in ſechs klei-
nere Kuͤgelchen. Jm Menſchenharne bemerkte er (x)
viele Theilchen, die um den ſechſten Theil kleiner waren,
als ein Blutkuͤgelchen. Selbſt in den Hefen des Bie-
res (y) entdekkte er ebenfalls Kuͤgelchen, die aus ſechs an-
dern beſtanden, und in Weinhefen fand er (z) unvoll-
kommen rundliche Theilchen, durch Huͤlfe ſeiner Glaͤſer,
da denn die leztern wieder aus zweien, dreien, ſechs und
noch kleinern Kuͤgelchen, zuſammengeſezzt waren. Jn
einem geſchwefelten Weine konnte er nicht nur Kuͤgelchen,
die aus ſechs kleinern Kuͤgelchen beſtanden, ſondern auch
ihre Aufloͤſung in ſechs kleinere unterſcheiden.
Da er ſich nun auf dieſe und andre aͤnliche Verſuche
gruͤndete, ſo geriet er im Jahre 1680 (a) auf die Mei-
nung, die Kuͤgelchen des Milchſaftes (chylus) beſtuͤnden
aus Kuͤgelchen, die ſechsmal kleiner, als ein Blutkuͤgel-
chen waͤren, und aus ſechs dergleichen Kuͤgelchen bilde
ſich ein einziges Blutkuͤgelchen; beſonders aber verfiel er
aus dem Grunde auf dieſe Gedanken, da er in dem
Milchſafte (chylus) und in der Milch (b) Kuͤgelchen gewar
ward, die ſo gros, als der ſechſte Theil eines Blutkuͤ-
gelchens waren. Naͤchſt dieſem beobachtete er allerlei
Dinge, welche dieſe Meinung zu unterſtuͤzzen ſchienen.
Er entdekkte in dem Blute der Krabben (c) und Krebſe (d)
Kuͤgelchen, die aus ſechs durchſichtigen Kuͤgelchen beſtan-
den, im Gebluͤte des Lachſes (e) einige, die aus ſechs
eirunden
(u)
[99]Das Rothe darinnen.
eirunden und flachen Theilchen zuſammengeſezzt waren.
Er ſahe ferner im Waſſer Kuͤgelchen, die dem ſechſten
Theile eines Blutkuͤgelchen gleich kamen, oder er uͤberre-
dete ſich wenigſtens geſehen zu haben, daß ſie blos durch
das Hin- und Herbewegen, in ein einziges Kuͤgelchen
zuſammengeballt wuͤrden, das einem Blutkuͤgelchen ganz
aͤnlich war (f), und er hat dieſe Bildung eines groͤſſern
Kuͤgelchen durch Kupfer ausdruͤkken laſſen (g). Wieder-
um machte er die Beobachtung, daß ſich die groſſen Kuͤ-
gelchen in kleinere aufloͤſten und einzeln in ſechs runde
Koͤrperchen zerlegten, aus denen ſie anfangs geworden
zu ſeyn ſchienen: und er nam auch dieſe Zerteilung am
geſchwefelten Weine (h) und am Biere in Augenſchein (i).
Endlich ſo beobachtete derſelbe im Blute (k) einen roͤtli-
chen Grundſtoff, von welchem die Erfarung lehrte, daß
er in ſechs Kuͤgelchen zerſpringe, welche aber weicher, als
die erſtern Kuͤgelchen in Hefen des Weins und Bieres
waͤren, und etwas mehr Schwierigkeiten verurſachten,
wenn man ſie finden wollte.
Auf eben dieſe Weiſe zerſpringen nach ihm die mere-
ſten Kuͤgelchen, ſobald man ein fluͤchtiges oͤliges Salz
darunter mengt, in ſechs kleinere (l), ſo daß kein anders,
als dergleichen kleineres Kuͤgelchen uͤbrig bleibt. Und
daher kam es nun, daß er ſich weiter kein Bedenken dar-
aus machte, uͤber das Salzwaſſer im Blute, wie uͤber
den roten Bluttheil, einerlei Ausſpruch zu thun, und ſo
gar dieſen duͤnnern Saft ſelbſt fuͤr eine Zuſammenſezzung
aus lauter Kuͤgelchen zu erklaͤren.
G 2Jndeſſen
[100]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Jndeſſen ging der Fleis dieſes beruͤhmten Mannes
noch uͤber dieſe bereits entworfne Feinheiten weiter hin-
aus. Er hatte in ſeinem eignen (n) Unflate, ſo wie im
Auswurfe der Rinder (o), Stoffe angemerkt, die dem
ſechs und dreißigſten Theile eines roten Kuͤgelchen gleich
waren dergleichen das Menſchenblut faͤrben: in dem
Milchſafte (chylus) waren die Theilchen dagegen ſehr viel
kleiner, als diejenigen, welche er mit dem Sechstheile
eines roten Kuͤgelchen verglichen hatte. Folglich brachte
er im November eben dieſes 1680 Jares den Schlus
zu Stande (p), daß ein rotes Kuͤgelchen im Menſchen-
blute aus ſechs kleinern Kuͤgelchen beſtuͤnde: daß jedes
von dieſen ſechſen aus ſechs kleinern runden Stoffen, und
ſo gar dieſe aͤuſſerſt kleine Stoffe vielleicht wieder aus
ſechs noch kleinern Kuͤgelchen dergeſtalt zuſammengeſezzt
waͤren, daß ein einziges rotes Kuͤgelchen im menſchlichen
Blute uͤberhaupt aus 36 (q), und vielleicht aus 216 klei-
nern Kuͤgelchen zuſammengeballt waͤre, und ſich wieder
in eben ſo viele aufloͤſen liſſe. Endlich merkte er noch
an, daß dieſe Kuͤgelchen von der Beimiſchung eines fluͤch-
tigen Salzes (r) dergeſtalt verduͤnnt werden, daß ſie ſich
in ihren ſechs und dreißigſten Theil aufloͤſen liſſen, und
er erklaͤrte ſich nach den neuern Verſuchen noch viel zu-
verſichtlicher, daß ein Blutkuͤgelchen aus ſechs und dreiſ-
ſig andern kleinern Kuͤgelchen beſtuͤnde.
§. 18.
Verſuche andrer Maͤnner, nebſt Boͤrhaavens
Hipoteſe.
Man findet bei andern Schriftſtellern ſehr wenige
Beobachtungen, die ſie als Augenzeugen uͤber dieſe klei-
ne
[101]Das Rothe darinnen.
ne Kuͤgelchen angeſtellet haben. Jndeſſen iſt doch Mal-
pighi der Erſte, der in den kleinen Gefaͤſſen gelbliche
Kuͤgelchen wargenommen (s). Nach ihm ſchrieb Jo-
hann Tabor(t), er habe durch Huͤlfe eines Linſenfoͤr-
migen Glaſes mit Augen geſehen (u), daß ein rotes Kuͤ-
gelchen aus kleinern Theilchen zuſammengeſezzt ſei. Eben
ſo berichtet Karl Auguſt von Bergen(x), er habe klei-
nere und durchſichtige Kuͤgelchen geſehen, ob er gleich
ihre Menge nicht zuverlaͤßig angeben konnte. Von weiſ-
ſen Kuͤgelchen im Blute redet Johann Bonhomme(y),
und von farbloſen Henrich Baker(z), welche aus dem
Stamme eines Schlagaͤderchen in einen engern Aſt zu-
ruͤkke getreten waͤren. Der Gelbroten gedenkt Franz
Boißier(a), und es glaubet ein Zeuge von Anſehn,
Stephan Hales(b), er habe mit ſeinen Augen beobach-
tet, wie ſich aus den kleinen Kuͤgelchen ein groſſes bilde.
Daß ſich die Kuͤgelchen des Salzwaſſers im Blute, wenn
man ſie in laulicher Waͤrme erhaͤlt, in mehrere Theilchen
aufloͤſen, berichtet Thomas Schwenke(c). Man
kann noch hinzufuͤgen, daß der rote Theil des Blutes
offenbar ſein dikkes Weſen, und die angenehme Purpur-
roͤte ablege, und zu einem gelbroten Salzwaſſer ausar-
ten koͤnne: es pflegen aber die Phiſiologiſten dieſe Ver-
aͤnderung ſo zu erklaͤren, daß dadurch eine Zertrennung
in kleinere Maſſen vorgehe (d). Daß ſie ſich wirklich in
kleinere Maſſen, aber von keiner beſtimmten Menge,
noch weniger aber in Salzwaſſer, verwandeln koͤnnen, be-
zeugt ein anſenlicher Schriftſteller, Hieronimus Da-
G 3vid
[102]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
vid Gaubius(e), und ich habe dieſe Meinung ſelbſt fuͤr
ziemlich warſcheinlich angeſehen (f).
Auf dieſe, und vielleicht auch noch auf andre Gruͤnde,
welche der fruchtbare Wizz dieſem groſſen Manne an die
Hand gab, bauete Herrmann Boͤrhaave ſeine beruͤhmte
Hipoteſe (g), „daß ſich im Blute rote Kuͤgelchen befaͤn-
„den, die unter allen Beſtandtheilen menſchlicher Saͤf-
„te die groͤſten waͤren; daß dieſe Kuͤgelchen aus ſechs an-
„dern Salzwaſſerkuͤgelchen zuſammengeſchichtet waͤren,
„daraus entſtuͤnden, und in Kuͤgelchen von eben der Art
„wieder aufgeloͤſet wuͤrden. Ein gelbes Salzwaſſerkuͤ-
„gelchen, oder ein Kuͤgelchen der zwoten Art, ſei aus hel-
„len Flieswaſſerkuͤgelchen zuſammengeſezzt, und es zer-
„falle wieder in eben ſolche (h); folglich befaͤnden ſich in
„einem roten Kuͤgelchen nicht nur ſechs Salzwaſſerkuͤgel-
„chen, ſondern auch noch ſechs und dreißig Kuͤgelchen
„des Flieswaſſers zuſammengeballt. Jndeſſen waͤre die-
„ſes noch lange nicht die Grenzſcheide fuͤr die Theilung
„der Kuͤgelchen: wiewohl die Schaͤrfe des Geſichts uͤber
„dieſe hinaus nichts weiter abzuſondern vermoͤchte (i).
„Es beſtuͤnde naͤmlich auch ein Flieswaſſerkuͤgelchen,
„wenn die Reihen noch lange in eins fortgefuͤhret wuͤr-
„den, aus noch kleinern, und unſichtbaren Kuͤgelchen,
„die nach verſchiednen Abfaͤllen immer kleiner wuͤrden;
„unter allen Kuͤgelchen aber ſei das lezte und zaͤrteſte das-
„jenige, woraus dasjenige fluͤßige Weſen beſtehet, wel-
„ches unter dem Namen der Lebensgeiſter bekannt iſt.
„Eine jede Ordnung von Kuͤgelchen haͤtte wieder ihre ei-
„gene Gefaͤſſe, vom Geſchlechte der ſchlag- und bluta-
„derhaften
[103]Das Rothe darinnen.
„derhaften Gefaͤſſe‟: naͤmlich ihre beſondre Schlagadern
und Blutadern zum Salzwaſſer, und zum Flieswaſſer;
ferner ihre ausduͤnſtende und geiſtfuͤhrende Gefaͤßchen
(ſpiritalia) (k).
Die meiſten unter den neuern Aerzten und Meßkuͤnſt-
lern (l), und ſo gar Peter Anton Michelotti(m), und
vornaͤmlich auf den niederlaͤndiſchen Schulen, Thomas
Schwenke(n), Johann von Gorter, Gerard van
Swieten, und andre, nahmen dieſe Hipoteſe, welche
ihre Zweige ſelbſt in das Gebiet der Pathologie (Krank-
heitslehre) weit erſtrekken ſollte, ohne Bedenken an.
§. 19.
Wer wider das Kugelſiſtem geſchrieben.
Hipoteſen haben gemeiniglich das Schikſal, daß ſie
anfaͤnglich mit groſſem Beifalle aufgenommen werden;
nach dieſem finden ſich erſt einige wenige, nach und nach
immer mehrere, welche ſich den Beruf geben, ſie zu ent-
kraͤften. Der erſte war, wenn ich nicht irre, Johann
Tabor, der ſich ſonſt zu der Staliſchen Parthei bekann-
te, welcher kein einziges Salzwaſſerkuͤgelchen geſehen ha-
ben wollte, das ſich in mehrere Kuͤgelchen verwandeln
lieſſe (o). Hierauf trat J. Maria Lanciſi auf (p), und
behauptete, er haͤtte zwar die Blutkuͤgelchen mit vieler
G 4Neu-
[104]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Neugierde betrachtet, aber niemals was von einer Zu-
ſammenſezzung aus noch kleinern Stoffen warnehmen
koͤnnen. Ferner zeigte der gelehrte J. Godfried Bren-
del(q), unſer ehemalige Amtsgehuͤlfe, in einer beſon-
dern Schrift, wie es nicht anginge, daß zu gleicher Zeit
einerlei Verhaͤltnis des Durchmeſſers und des vergroͤſſer-
ten Gewichtes, in den groͤſſern Kuͤgelchen ſtatt finden
koͤnne.
Vor andern aber hat J. Baptiſt Senak, mit der
ihm eignen Scharfſinnigkeit weitlaͤuftig wider die Zer-
theilung der Boͤrhaaviſchen Kuͤgelchen geſchrieben; er
leugnet, daß Salzwaſſer oder Flieswaſſer aus Kuͤgelchen
beſtuͤnde (r), er behauptet, daß das, was Anton von
Leeuwenhoek einige male fuͤr gelbrote Kuͤgelchen an-
geſehen, in der That wirkliche rote, aber einzeln herum-
irrende (s) geweſen, und er vermutet mit Einſicht, daß
jener durch ihre Blaͤſſe hintergangen worden ſei. Er
hielte ferner davor, daß es Kugelhaufen geweſen, was
der gute Alte vor eine Zuſammenſezzung aus Kuͤgelchen
gehalten haͤtte (t); es habe nie einer mit Augen geſehen,
daß aus zweien Kuͤgelchen eins geworden (u); es ſei der-
gleichen Zuſammenwachſen ganz und gar nicht warſchein-
lich; man koͤnne ſich nicht mit Gewisheit darauf verlaſ-
ſen, daß ſich ein rotes Kuͤgelchen jemals in kleinere Kuͤ-
gelchen aufgeloͤſet haͤtte (x); und es entſtehe endlich aus
den zerſtreuten roten Kuͤgelchen kein Flieswaſſer, da der-
gleichen doch noch uͤbrig iſt, wenn auch alle Kuͤgelchen
zernichtet worden (y), welches alles Anmerkungen von
dieſem vortreflichen Schriftſteller ſind.
§. 20.
[105]Das Rothe darinnen.
§. 20.
Was in dem Siſteme dieſer Zertheilung der
Blutkuͤgelchen zuverlaͤßig zu ſeyn ſcheint.
Das Anſehn meines geliebten Lehrers war auf einer
Seite, und auf der andern waren die gegenſeitigen Gruͤn-
de und Verſuche die Urſache, daß ich eigne und nicht
wenige Verſuche uͤber die Natur der Kuͤgelchen im Blu-
te vor die Hand nam (z). So zalreich alle dieſe Ver-
ſuche an ſich waren, ſo ſtimmten ſolche doch insgeſamt
in dem Punkte uͤberein, daß ſich auſſer den roten Kuͤgel-
chen von einer einzigen Klaſſe und Groͤſſe, weiter kein
einziges einheimiſches Kuͤgelchen in dem Blute befinde:
daß hingegen diejenigen Kuͤgelchen, welche mir ſowol (a),
als andern, hin und wieder von gelblicher Farbe aufſtieſ-
ſen, gar nicht kleiner als die roten, ſondern von eben
der Art geweſen, und blos aus der Urſache bleicher ge-
ſchienen, entweder weil ſie einzeln vorkamen, oder, wel-
ches mir warſcheinlicher deucht, weil man den Verſuch
mit einem ermatteten Thierchen angeſtellet hatte (b).
Es beſtaͤtigen es ferner die Leeuwenhoekſchen
Kupfer, daß es in der That Haufen von Kugeln gewe-
ſen, was dieſer beruͤhmte Mann im Lachſe vor ein aus
mehreren zuſammengeſezztes Kuͤgelchen gehalten hatte;
denn ſo ſtimmten in meinen Verſuchen die Blutgerin-
nungen mit der Figur des Leeuwenhoeks(c) ſo genau
uͤberein, daß daran nichts weiter fehlte. Endlich ſo ha-
be ich nie ein dergleichen Rotes, in kleinere zerſpringen-
des Kuͤgelchen, ſo wenig als viele kleine Kuͤgelchen in ein
einziges groͤſſeres zuſammen wachſen geſehen. Es ſchei-
net aber, daß die roten Kuͤgelchen ihre Figur und ihren
G 5Umfang
[106]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Umfang viel zu hartnaͤkkig bewachen, und alſo weder ei-
ne regelmaͤßige Theilung, noch ein ſolches Zuſammen-
ſchichten zulaſſen: ſie behalten naͤmlich in der Blutge-
rinnung, im Blutklumpen (d), und in der gleichſam oͤli-
gen Salbe (e), zu welcher dieſe Kuͤgelchen, wenn ſie ei-
ne Zeitlang ſtille ſtehen, ausruhen, ihre dem Scheine
nach verlorne Figur immerfort, und ſie nehmen leicht
die erſte unverwarloſet wieder an ſich. Es erhellet fer-
ner aus den Verſuchen des vortreflichen Ellers, daß
Meerſalz, Salpeter, Epſomerſalz (engliſch Salz) und
Alaun auf verſchiedene Weiſe in der Vereinigung der
Kuͤgelchen eine Veraͤnderung hervorbringe, ſo daß da-
von das Blut entweder gerinne, oder aufgeloͤſet werde;
daß aber demohngeachtet doch ihre kuglige Figur, ſowol
in dergleichen Gerinnung, als in der Aufloͤſung uͤbrig
bleibe (f): und daß endlich ſelbſt der Salz-Salpeter-
und Vitriolgeiſt, die doch das Gebluͤte ſehr zum Gerin-
nen bringen, demohngeachtet die Kuͤgelchen weder zer-
ſtoͤre, noch an ihrer Maſſe zu vermindern vermoͤge (g).
Endlich ſo iſt das geſammte Salzwaſſer, welches doch
die roten Kuͤgelchen ſchwimmend traͤgt, dergeſtalt durch-
ſichtig, daß man ſolches nicht einmal mit den Augen
warnehmen kann, und die roten Kuͤgelchen in einem
von aller Materie leerem Orte zu ſchwimmen ſcheinen,
wovon man eines angeſehnen Mannes, des Joſephs
Antons Pucati(h) Zeugnis, nachweiſen kann.
Weiter ſcheinen die rote Kuͤgelchen aus dem Grunde
nicht zu einem Flieswaſſer zu werden, da ſie fuͤr ſich eine
Menge brennbarer Grundſtoffe (i) und Eiſen (l) enthal-
ten, woran faſt das ganze Flieswaſſer (m) Mangel hat;
und es beſizzet dieſes Flieswaſſer eine ſolche Feſtigkeit,
die
[107]Das Rothe darinnen.
die man durch keine gelinde Waͤrme zu zerſtoͤren hoffen
darf. Es verduͤnnet vielmehr derjenige Grad der Waͤr-
me, der das Rote zu Flieswaſſer aufloͤſet, auch das Flies-
waſſer ſelbſt, und er zerſtoͤret dieſe Eigenſchaft, welche
von einer maͤchtigern Saͤure und vom Weingeiſte zum
Gerinnen veranlaſſet wird, daß man folglich nicht ver-
muten darf, das Flieswaſſer koͤnne dieſe zum Gerinnen
aufgelegte Eigenſchaft uͤbrig behalten, wofern ſich das
rote Blut in ſelbiges verwandelt haͤtte. So oft dem-
nach ein roter Blutklumpe zu einer gelblichen Fluͤßig-
keit zerfloſſen, ſo oft wird uͤberhaupt der Haufe der Kuͤ-
gelchen dergeſtalt vermindert, daß man ſie nicht einmal
mehr wegen ihrer Kleinheit mit dem gewaffneten Auge
weiter verfolgen kann (n); oder es ſchwizzet, welches ein-
facher iſt, der rote Klumpe zwar ein Salzwaſſer von ſich,
welches ſich zwiſchen den roten Kuͤgelchen befand, aber
ganz und gar nicht mit ihrer Natur verwant war. Wenn
aber Blut laͤngere Zeit aufbehalten wird, und nicht nur
ſeine kugelfoͤrmige Stoffe nebſt der Farbe verlieret, ſon-
dern ſich auch in Waſſer aufloͤſet, ſo zerflieſſet allerdings
die fettartige Natur der Kuͤgelchen kraft der Faͤulnis,
und der Mitwirkung einer gelinden Waͤrme, in ein blei-
ches Waͤſſerchen, ſo wie alle Fettigkeiten endlich von der
Faͤulnis verzeret werden. Man kann aber durch keinen
einzigen Verſuch erweislich machen, daß ſich in derglei-
chen Eiterwaſſer Kuͤgelchen befinden, oder daß ſie Eigen-
ſchaften an ſich behielten, welche zugleich mit dem geſun-
den Zuſtande des menſchlichen Koͤrpers beſtehen koͤnnten.
Wenn man nun dieſes alles mit demjenigen verglei-
chet, welches wir im erſten Bande dieſes Werkes, wider
die abnehmende Ordnungen der Gefaͤſſe, erinnert haben (o),
ſo
[108]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
ſo wird man ſehen, daß ſowol dieſe gleichſam ſtufenweiſe
Verkleinerung der Gefaͤſſe, als auch die dahin einſchla-
gende Aufloͤſung der Kuͤgelchen in immer kleinere Kuͤgel-
chen, beide auf ſchwachen Grunde ſtehen. Jch will da-
mit gar nicht in Abrede ſeyn, daß es nicht zaͤrtere Gefaͤß-
chen und damit uͤbereinkommende Saͤfte geben ſollte:
ich verlange nur, daß man von dieſen Saͤften nicht be-
haupten koͤnne, daß ſie aus Kuͤgelchen beſtuͤnden, oder
daß dieſe Kuͤgelchen nach einer fortgehenden Leiter aus
roten Kuͤgelchen erzeugt waͤren, und wieder in rote Kuͤ-
gelchen vereinigt werden koͤnnten. Uebrigens habe ich
ſelbſt die aus ruhenden Kuͤgelchen entſtandne Gerinnun-
gen (p), und auch ſo gar die Art mit Augen geſehen, wie
die kleinſten Gefaͤschen, die erſt wegen ihrer Bleichheit
unſichtbar ſcheinen, ſichtbar und rothgefaͤrbt werden, ſo-
bald ſie von haͤufigern Blutſtroͤmen durchdrungen wer-
den. Kehrt man den Verſuch um, ſo ſiehet man, wie
ſo gar rote Gefaͤſſe verſchwinden koͤnnen, wenn ſolchen
das Blut ſparſamer zugefuͤret wird. Denn es nimmt
nicht nur die Roͤte mit der verminderten Menge der Kuͤ-
gelchen ab, ſondern es waͤchſt auch zugleich die weiſſe
Farbe der Haͤute mit der Dikke dieſer Haͤute (r).
§. 21.
Ob ſich in dem Gebluͤte eines lebendigen Thie-
res Faſern antreffen laſſen.
Fibern im Blute ſind bereits eine alte Sache, in-
dem nicht nur der Verfaſſer des Buches de carnibus(s),
das man unter den hippokratiſchen Werken aufbewaret,
ſondern auch Ariſtoteles ſchreibet, daß im Blute war-
mer Thiere, aber nicht eben ſo im Blute furchtſamer
Thiere (t), Faſern zu finden waͤren, und dieſe Faſern waͤ-
ren
(q)
[109]Das Rothe darinnen.
ren Urſache, daß das Blut gerinne: ferner, daß das Blut
der Gemſe, des Hirſches, als wenig herzhafter Thiere,
nicht eben derbe gerinne, und daß uͤberhaupt kein Blut
zuſammenlaufe, aus dem man die Faſern herausgenom-
men (u): eben dieſes iſt auch Galens Meinung (x):
welche aber Johann Fernel dahin verbeſſert hat (y),
daß er im Blute der Gemſen und Hirſchen Faſern zuge-
ſtanden. Jn den Schulen der Aerzte blieben die ange-
nommene Faſern, wie andre galeniſche Saͤzze mehr, lan-
ge Zeit herrſchend, ohne daß man ein Wort dawider ge-
ſprochen; und es ſchrieben auch unter den Neuern eini-
ge, dieſe Faſern waͤren elaſtiſch (z), ſie widerſtuͤnden
dem Zuſammenziehen der Schlagadern, ſie haͤtten das
Vermoͤgen ſich zuſammenzuziehen und wieder nachzulaſ-
ſen (a); andre verglichen ſie mit den Faſern der Mus-
keln (b); noch andre vermuteten, dieſe Faſern wuͤrden
vom Fleiſche der Thiere und von den Narungsmitteln aus
dem Pflanzenreiche in den menſchlichen Koͤrper uͤberge-
tragen, und ſie legten ſich in die Zwiſchenraͤume zwiſchen
die Faſern unſers Koͤrpers dergeſtalt an, daß uͤberhaupt
eine und eben dieſelbe Faſer anjezzo dem Menſchen ange-
hoͤre, die ohnlaͤngſt dem Schafe (c) eigen geweſen, und
es gibt ein ganz neuer Schriftſteller, der vieles Anſehn
auf ſeiner Seite hat, auſſer dem Roten im Blute, und
dem Salzwaſſer, die Faſer vor den dritten Grundſtoff im
Blute aus (d). So gar hat ein Schriftſteller behaupten
wollen, daß ſich die abgeriebne Faſern in Kuͤgelchen ver-
wandelten (d*).
Man
[110]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Man hat vornaͤmlich die faſerhafte Natur des Blu-
tes durch einen zwiefachen Verſuch zu beſtaͤtigen geſucht,
wenn man an dieſer Meinung ein Belieben gefunden.
Es bildet naͤmlich der Kuchen, wenn ſich das Blut aus
den Gefaͤſſen ergieſſet, und von freien Stuͤkken gerinnet,
gleichſam ein aus feſten Theilen gewebtes Nezzgeflechte ab,
deſſen Maſchen mit dem Salzwaſſer angefuͤllt ſind. Dieſe
feſte Theilchen halten ſie eben fuͤr Faſern. So hat
Malpighi(e), ein Schuͤler von dieſem beruͤmten Man-
ne (f), und ſo gar Malpighs Gegner, J. Hieronimus
Sbaralea(f*), beinahe auf einerlei Weiſe das Blutge-
flechte beſchrieben. Auſſer dieſen ſonderte ein ganz neuer
und beruͤmter Schriftſteller, Vincent Menghin(g), auf
einem leinenen Tuche, durch hinzugegoſſenes Waſſer, die
losgewaſchne Kuͤgelchen von den blutigen Faſern ab:
und es erhielte der vortrefliche Hieronimus David
Gaubius(h) aus dem kaltgewordnen und ſtillſtehenden
Blute, welches er mit vielem kalten Waſſer abgewaſchen,
beinahe membranoͤſe Faͤden.
Ueberhaupt breitet ſich Blut, wenn ſolches aus der
Naſe troͤpfelt, und in kaltes Waſſer aufgefangen wird,
ſogleich in eine oͤlige und geſtreifte Rinde aus, welche in
dem Waſſer oben auf ſchwimmt. Jndeſſen ſteigen doch
von ſolchem Flekken augenblikklich einige Linien im Waſ-
ſer, und auf den Boden nieder, da ſich dieſe Linien ſonſt
in warmen Waſſer in Nebel, und in ſcharfem Weingeiſte
in Haͤutchen verwandeln (i). Wird das Blut z. E. aus
einer geſchlagnen Blutader am Fuſſe in groͤſſerer Menge
in kaltes Waſſer aufgefangen, ſo erſcheinen die durchſich-
tige
[111]Das Rothe darinnen.
tige Blutfaͤſerchen auch im Waſſer viel deutlicher, ſie um-
armen ſich, ſie haͤngen ſich an einander, und fallen auf
den Boden des Gefaͤſſes nieder (k).
Es entſtehet ferner, wenn man Blut im Waſſer
herumſchuͤttelt, ein wolliges Faſergewebe daraus, welches
im Waſſer zu Boden faͤllt, wovon unſer ehemalige
Schwiegervater Bericht erteilet. Jn dem Blute von
Schweinen erzeugen ſich, wenn man ſolches durchſchuͤt-
telt, Faſern (l), woraus Membranen werden. Blut
von Schweinen, welches man eine Stunde lang umge-
ſchuͤttelt hatte, war mit einer Subſtanz uͤberzogen, die
aus Faſern beſtand, welche eine Art von Membrane floch-
ten, und die uͤberhaupt dem Fleiſche ganz aͤnlich war, an
welchem man, als man es in vielem Waſſer erweichen
und muͤrbe werden laſſen, weiſſe Faſern zu Geſichte be-
kam (m). Eben ſo verwandelt ſich auch das Blut der
Thiere, die mit Schalen bekleidet ſind, wenn man es
auftrokknet, in eine Art von muskelhaftem und faſrigem
Fleiſche (n).
Und hierher laſſen ſich auch die Faſergewaͤchſe (polypi)
ziehen, welche in der That faſrig, und gleichſam mit ei-
nem zellfoͤrmigen Gewebe durchwachſen ſind, durch wel-
ches die Faſern unter ſich verbunden werden, man mag
dieſe Faſergewaͤchſe im Herzen antreffen (o), oder ſie moͤ-
gen vom abgezapften Blute in heiſſem Waſſer entſtanden
ſeyn (p).
Endlich ſo mangelt es nicht an Zeugen, welche erzaͤ-
len, daß ſie im Blute zu gleicher Zeit ſowol Kuͤgelchen,
als Faſern mit Augen geſehen; unter dieſen nenne ich
den
[112]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
den Philipp Verheyen(q) und den Johann Bon-
homme(r).
§. 22.
Gruͤnde, die man den Blutfaſern entgegenſezzt.
Johann Alfons Borell war, ſo viel ich mich erin-
nere, der erſte (s), welcher die Faſern im Blute in der
Abſicht beſtritte, daß er ihnen unter den weſentlichen
Grundſtoffen des Blutes keinen Plaz einraͤumen wollte.
Es kante dieſer beruͤmte Mann die Erſcheinungen ſehr
gut, auf welche man die Faſern zu gruͤnden pflegte; er
leugnete aber, daß man Faſern in dem Blute eines le-
benden Menſchen faͤnde, da ſie viel zu gros waͤren, und
in den kleinſten Gefaͤschen des menſchlichen Koͤrpers kei-
nen Plazz haͤtten. Es felte auch nicht an Gelerten, wel-
che dieſem beruͤmten Manne zu Huͤlfe kamen (t), ſo wie
hingegen Boerhaave die Faſern im Blute nicht zuge-
ſtehen wollte.
Wer indeſſen ein wenig die Laͤnge, Schwere und
Weichheit dieſer Blutfaſern in Erwaͤgung zieht, wird ſich
ſogleich uͤberreden, es ſei auf keinerlei Weiſe moͤglich, daß
die vom Herzen herruͤrende Kraft dergleichen langen und
biegſamen Faden, durch die Kruͤmmungen und enge
Wege der feinſten Gefaͤschen hindurchpreſſen koͤnne, da
es vielmehr ganz natuͤrlich iſt, daß dieſe Faͤden an der
erſten beſten Kruͤmmung des kleinen Gefaͤſſes anſtoſſen,
abprallen, und zuruͤkkgeſchlaͤngelt werden muͤſſen.
Jn meinem eignen, und in andern Verſuchen, oder
auch im abgezapften Blute, erſcheinet in dem Blute leben-
der Thiere nie etwas was einer Faſer aͤnlich waͤre (u), ob
man gleich dabei die Kraft der erhabengeſchliffnen Glaͤſer
zu
[113]Das Rothe darinnen.
zu Rate zieht. Jm Salzwaſſer fand indeſſen Mal-
pighi(x), als er Blut in ein glaͤſernes Haarroͤhrchen
hineinziehen lies, abgeriebne Stoffe, welche ſich vor
ſeinen Augen zu einem feſten Koͤrper vereinigten. Man
mus aber dieſe Stoffe oder herumſchwimmende Abgaͤng-
ſel nicht zu einer Blutfaſer machen wollen, welche vom
Salzwaſſer eine unterſchiedne Sache waͤre.
Endlich hat der vortrefliche Schwenke(y) auf eine
ſehr nuͤzzliche Weiſe die Erinnerung gethan, daß uͤber-
haupt ganz und gar keine ſolche Faſern, dergleichen ſich
im kalten Waſſer erzeugen, in einem lebenden Thiere zu-
gegen ſein koͤnnen, indem ſelbige in einer Waͤrme, wie
ſie in einem lebenden Thiere iſt, aufgeloͤſet und unſicht-
bar wuͤrden. Selbſt der vortrefliche Gaubius, dieſer
Verteidiger der Faſern, geſtehet es, daß man bisher noch
keine Faſern im Blute, ſo lange es in Thieren ſeinen
Umlauf verrichtet, angetroffen habe (z). Jn warmen
Waſſer erzeugen ſich, wenn man darinnen Blut aus ei-
ner geſchlagnen Ader auffaͤngt, niemals Faſern (a).
Was hingegen diejenigen Verſuche betrift, die man
fuͤr die Faſern anfuͤhrt, ſo gehen darunter einige die
Blutmembrane an, welche vornaͤmlich aus geronnenem
Salzwaſſer erzeugt wird (b): andre gelten von dem
Schleime, welcher ſich im Blute haͤufig befindet, und
der im kalten Waſſer zuſammenlaͤuft (c): einige werden
auf die Rechnung der gummigen Theilchen, welche mit
dem Blute zugleich herumgefuͤhret werden, und die ſo
lange immer fluͤßig bleiben, ſo lange noch die Waͤrme
und das Leben anhaͤlt, hingegen zum Gerinnen geſchikt
werden,
v. Hall. Phiſ.II.Th. H
[114]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
werden, ſo bald ſie ſtilleſtehen und kalt geworden, ge-
ſchrieben werden muͤſſen.
§. 23.
Ob man Salz im Blute mit Augen ſehen
koͤnne.
Wir gehen nunmehr zu denjenigen Grundſtoffen im
Blute uͤber, welche man allererſt aus der Beimiſchung
fremder Koͤrper kennen lernt, und die ſich in dem Blute
eines geſunden und lebenden Thieres nie von freien
Stuͤkken entdekken laſſen, dergleichen Oel, Erde, Ei-
ſen, und Luft ſind. Daß im Blute Salz befindlich ſei,
deutet ſchon der Geſchmak an (d). Wenn naͤmlich einem
noch ſo geſunden Menſchen die Naſe blutet, und dieſer
ſein eignes Blut auf der Zunge koſtet, ſo ſcheinet ihm
ſelbiges ſehr geſalzen zu ſeyn, ſo daß ſolches ohngefehr
nach einem geſalznen Waſſer ſchmekket, worinnen ſich et-
wa der hunderte Theil, oder noch mehr Kuͤchenſalz be-
findet. Folglich enthaͤlt das Blut Salz, und zwar
mehr, als der Speichel, oder der Schleim der Naſe,
da ſich die Zunge auf das Salz dieſer Fluͤßigkeiten zu
verſtehen, ſchon gewont iſt. Deswegen iſt dieſes aber
kein Meerſalz, welches wir mit den Speiſen zu uns neh-
men. Denn es beſizzen die Thiere in ihrer Wildheit,
ob ſie gleich an unſerm Kuͤchenſalze keinen Theil nehmen,
dennoch eben ſo wohl ein geſalznes Blut (e). Was die-
ſes aber eigentlich vor eine Art von Salzen ſei, iſt daher
noch nicht zu beſtimmen. Zwar hat Leeuwenhoek
ſein Auge zu dem Ende mit Glaͤſern bewafnet, um es be-
ſtimmen zu koͤnnen, und es glaubte derſelbe, in den ver-
ſchiednen Saͤften der Thiere Salze von verſchiedner
Gattung
[115]Das Rothe darinnen.
Gattung geſehen zu haben. So fand derſelbe ein dem
Meerſalze aͤnliches rotes Salz in der Kriſtallinſe des Au-
ges (f), und in einem Blute (g), aus welchem bereits et-
was Waſſer ausgeduͤnſtet war, ferner in dem Lebensſaf-
te der Krebſe (h), der Krabben (i) und Spinne (k). Faſt
aͤnliche Verſuche hat Lancis(l), und Wierus Will-
helm Muys(m) uͤber das Blut gemacht. Von andern
Salztheilchen und ſtachelfoͤrmigen Stoffen im Blute
ſchreibt Dominikus Wilhelmi(n) und Philipp Ver-
heyen(o): und dergleichen Stoffe hatte auch Leeu-
wenhoek(p) im Schweiſſe geſehen, und im Nattergif-
te der ſehr gelehrte Arzt, Richard Mead(q), ſo wie
in der Kriſtallfeuchtigkeit des Stokkfiſches, der lezter-
waͤnte Buͤrger von Delft, in Kupfer ezzen laſſen (r).
Damit wir aber die Warheit geſtehen, ſo haben wir
nie dergleichen wargenommen, und wir halten davor,
daß diejenigen Streife, welche ſich im trokkengewordnen
Blute ans Glas anhaͤngen (s), von denenjenigen bis-
her noch unbeſtimmten Salzen gar nicht unterſchieden
ſind, dergleichen Baker in Menge abzeichnen laſſen.
Daß im Blute eines lebenden Thieres etwas ekkiges, oder
linienaͤnliches herumfliſſen, und ſo gros ſeyn ſoll, daß
es ſich von einem gewafneten Auge entdekken lieſſe, und
folglich mit dem Durchmeſſer der feinſten Gefaͤſſe gleiche
Groͤſſe haͤtte, das ſcheint ſich in der That mit einem
ſo hurtigen Umlaufe nicht vertragen zu wollen, derglei-
chen zu einer regelmaͤßigen Lebensdauer doch ſo notwen-
dig iſt.
H 2§. 24.
[116]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
§. 24.
Was vor Veraͤnderungen das Blut von der
Beimiſchung der Mittelſalze leidet.
Man hat verſchiedne Wege, die Natur dieſes Sal-
zes, und der uͤbrigen Grundſtoffe im Blute, zu unterſu-
chen, indem man Salze darunter miſcht, Krankheiten
beobachtet, und die Faͤulnis, und ſo gar die Gewaltſamkeit
des Feuers dabei zu Huͤlfe nimmt. Was die Salze,
Geiſter und andre damit vermiſchten Saͤfte betrift, ſo
ſollen dieſe die erſte Stelle erhalten, ſobald wir nur noch
einige Dinge vorher erinnert haben. Dle Verſuche von
beruͤmten Maͤnnern, wofern wir ja einige melden wer-
den, ſind zum Theile mit dem geſammten Blute, zum
Theil mit dem von ſeinem Salzwaſſer abgeſonderten Ro-
ten, angeſtellet worden, und man hat nie recht unter-
ſcheiden koͤnnen, was dem unverfaͤlſchten Blutklumpen,
oder der ganzen Maſſe eigentlich allein zukaͤme.
Unſre Abſicht iſt indeſſen, ſo viel es ſich thun laͤſſet,
von dem roten Theile im Blute zu reden, es mag nun
ſelbiger an ſich rein ſeyn, oder das beigemiſchte Salzwaſ-
ſer wenig Unordnung in den Erſcheinungen des Blut-
klumpen hervorgebracht haben. Man mus ſich ferner
huͤten, daß man nicht alles, was dem Blute begegnet,
einzig und allein den beigemiſchten Salzen Schuld gebe:
ſo geſtehet das Blut, wenn es ſich ſelbſt uͤberlaſſen wird,
von freien Stuͤkken, wenn gleich kein Salz dabeige-
miſcht worden, und man muß es folglich nicht ſo gleich
einigem Salze beimeſſen, wenn das Blut nach einer
Weile zu einem Kuchen gerinnet (s*). Vielleicht waͤre
dieſe Vorſicht ſchon vermoͤgend, den Streit beizulegen,
den man uͤber die gerinnende oder aufloͤſende Kraft des
Salpeters, die er in dem Blute ausuͤbet, gefuͤret hat.
Es
[117]Das Rothe darinnen.
Es lehrte naͤmlich Stahl(t), das Blut wuͤrde von dem
Salpeter, als einem kaͤltenden Arzeneimittel, verdichtet,
wobei ſich dieſer Gelehrte eines nicht unwarſcheinlichen
Vernunftſchluſſes bediente; andre verlangten dagegen,
und vornaͤmlich Friederich Hofmann(u), ſo wie ohn-
laͤngſt Franz Boißier(x), daß das Gebluͤte durch den
Salpeter vielmehr eben ſo aufgeloͤſet werde, wie es von
andern Mittelſalzen wirklich aufgeloͤſet wird.
Es haben demnach die Mittelſalze mit den laugen-
haften dieſe Eigenſchaften gemein, daß ſie gemeiniglich
das Blut fluͤſſig machen (y), oder es fluͤſſig erhalten, und
dagegen die rote Farbe entweder beſtaͤtigen helfen (z),
oder uͤberhaupt verſtaͤrken (a). Vom Salpeter wird
das Gebluͤte weder aufgeloͤſet, noch zum Gerinnen ge-
bracht, ſo viel mich wenigſtens meine eigne Verſuche
uͤberzeugen (b). Denn wenn man Salpeter unter das
Blut miſcht, ſo entſtehen zwar im Blute ſehr hellrote
Scheibchen, allein dieſe erzeugen ſich auch in eben dem-
ſelben Blute ohne den Beitritt des Salpeters eben ſo-
wohl. Was aber die brennende Scharlachfarbe (c) be-
H 3trift,
[118]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
trift, ſo ruͤhret ſolche allerdings vom Salpeter her, und
es iſt unter allen Salzen kein einziges, welches dem Blu-
te einen ſchoͤnern Purpur mittheilen ſollte, als eben die-
ſer Salpeter. Und dennoch hat eben dieſes Salz, wenn
man ſolches zu neun Granen uͤberhaupt in zwoen Unzen
Waſſer aufloͤſet, nach den Verſuchen der groͤſten Maͤn-
ner, einen Hund ploͤzlich getoͤdtet (d), wiewol ich den
Erfolg dieſes Verſuches lieber dem Zufalle zuſchreibe, da
ein andrer Schriftſteller von groſſem Anſehn blos beob-
achtet, daß der ins Blut geſprizzte Salpeter einen blu-
tigen Harn nach ſich gezogen (e). Muͤſte ich uͤbrigens
uͤber gedachten Streit einen entſcheidenden Ausſpruch
thun, ſo wuͤrde ich mich eher uͤberreden, daß der Sal-
peter das Blut aufloͤſe, indem er ſelbiges leichter macht (f),
und dieſem Urtheile widerſprechen auch meine eigne Be-
obachtungen nicht ganz und gar (g).
Andre Mittelſalze thun ohngefehr eben das. Ver-
miſcht man Meerſalz mit dem Blute, ſo bekoͤmmt dieſes
eine bluͤhende Roͤte (h), im uͤbrigen befoͤrdert, oder ver-
hindert es nicht eben ſehr das Gerinnen (i), wofern kei-
ne Bewegung hinzukoͤmmt, welche Bewegung aber auch
ſchon fuͤr ſich allein das Gerinnen verhindert haben wuͤr-
de (k). Wenn man Meerſalz in die Blutadern eines be-
lebten Thieres hineingetrieben, ſo hat ſolches Durſt er-
wekkt, aber weiter keinen Schaden angerichtet (l).
Aufgeloͤſter (ſchmelzbarer) Weinſtein vermeret, wie
Salpeter, die Roͤte (m), wenn er aber in die Blutadern
geſprizzt
(c)
[119]Das Rothe darinnen.
geſprizzt worden, ſo toͤdtet er (n). Uebrigens muß man
auch nicht verhelen, daß dergleichen Einſprizzung, be-
ſonders mit kalten Saͤften, ſchon fuͤr ſich ein Thier ums
Leben bringt, wenn die Natur des Saftes gleich voll-
kommen unſchuldig daran iſt. So leſen wir, daß Thiere
von eingeſprizztem Waſſer (o), Milch (p) und Oele (q),
welches man den Blutadern durch die Sprizze einverleib-
te, ploͤzzlich umgekommen.
Engliſch Salz macht das Blut ebnermaaſſen bluͤ-
hender und fluͤſſig, und es erhaͤlt die Kuͤgelchen in ihrer
Unterſcheidung (r). Das Wunderſalz bringt das Blut
in der That zum Gerinnen (s). Aber es zwingt auch
eben dieſes Salz, wie bekannt iſt, ſelbſt das Waſſer
zu gerinnen. Der kalkartige Salpeter aus verſchiednen
Brunnen, iſt mit dem Wunderſalze verwant, und macht
gemeiniglich, daß das Blut (s*) und die Milch gelie-
fert, welches auch eine Wirkung des Polichreſtſalzes (s**),
und des Prunellenſalzes zu ſeyn pfleget.
§. 25.
Veraͤnderungen im Blute von den Sauer-
ſalzen.
Die gelindern Sauerſalze, verurſachen zum Theil,
daß das Blut zuſammenlaͤuft, zum Theil machen ſie es
entweder nicht lebrig, oder ſie verduͤnnen es gar (t).
Wiedererwekkter Weinſtein macht das Blut fluͤſſig, bluͤ-
H 4hend,
[120]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
hend, und erhaͤlt daſſelbe (t*). Jndeſſen hat doch der
Cremor Tartari (Weinſteinſchaum), der ſeine eigne Er-
de bei ſich fuͤhrt, das Blut von einander getrennet, ſo
daß der untere Theil zuſammenlief, und die Kuͤgelchen
flach gedruͤkkt wurden (u). Wein verduͤnnt das Gebluͤ-
te, er laͤſt es nicht gerinnen, wiewohl es auch an dem iſt,
daß Karl Gianella(x) in der Lunge geronnenes Blut
angetroffen, als er ſtarken Wein in die Blutadern ge-
ſprizzet hatte: Denn man muß ſich allemal erinnern, wie
leicht im Tode das Blut in dieſen Gefaͤſſen auch ohne an-
dre fremde Urſache zu gerinnen pflegt.
Eſſig bringet in der Fluͤſſigkeit des Gebluͤtes keine
Veraͤnderungen hervor (z), er vergroͤſſert ſie nicht, im
uͤbrigen aber erzeugt derſelbe, wenn man ihn unter Blut
miſcht, eine ſonderbare unangeneme Bleifarbe darin-
nen (a): und es iſt kein Saft, der uͤberhaupt dem Blu-
te eine haͤslichere Farbe mittheilen ſollte, als es eben
dieſe ſonſt wolthaͤtige Saͤure thut. Jch kann alſo dem
Verſuche des J. Baptiſt du Hamel(b), oder Freinds(c),
da dieſe beide, meinen Erfarungen zuwider, behaupten,
das Blut gerinne vom abgezognen Eſſige, nicht Beifall
geben. Es iſt aber bekannt genung, daß uͤbergezogner
Eſſig vielmehr ſchwaͤcher, als der einfache und natuͤrli-
che iſt. Er hat bisweilen keinen Schaden angerichtet,
wenn man ihn in lebendiger Thiere Adern eingeſprizzt (d),
ein
(y)
[121]Das Rothe darinnen.
ein andermal iſt das Thier ſo gleich nach dem Einſpriz-
zen geſtorben (e), es mag nun hieran der Eſſig Schuld
gehabt, oder ſich der Zufall mit hineingemiſcht haben.
Sauerampferſalz, welches, wie ich ſehe, ein weſent-
lich aus den Pflanzenkriſtallen gezognes und ſaͤuerliches
geweſen, hat das Blut in eine bleifarbne Gerinnung der-
geſtalt verwandelt, daß die Ordnung der Kuͤgelchen un-
verdorben geblieben (f).
Die gegrabnen Sauerſalze veraͤndern das Blut ſchon
ſtaͤrker, und ſonderlich alsdenn, wenn man die Saͤure
durchs Feuer daraus verjaget, um dieſelbe gelaͤutert mit
dem Blute vermiſchen zu koͤnnen. Aufgeloͤſter Alaun
bringt, zum Blute hinzugegoſſen, entweder ſelbiges nicht
zum Gerinnen (g), oder er befoͤrdert das Gerinnen, oh-
ne die Roͤte des Blutes zu zerſtoͤren (h); noch ſtaͤrker
aber laͤuft das Blut zuſammen, wenn man gepuͤlverten
Alaun in ziemlicher Menge hinzuſchuͤttet (i). Wird er
von den Blutadern aufgenommen, ſo richtet er das Thier
hin (k).
Die Vitriolaufloͤſung wirket ſchon heftiger, und ſie
verurſachet in dem Blute eine ſolche aſchgraue flokkige
Gerinnung (l), daß ſich die Kuͤgelchen in Faͤden ziehen.
Mengt man weiſſen Vitriol, welcher etwas metalliſches
bei ſich zu fuͤhren ſcheint, unter das Blut, ſo gerinnt
daſſelbe, und wenn man ihn in die Blutadern eines be-
lebten Thieres durch die Sprizze treibt, ſo gerinnet das
H 5Blut
[122]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Blut eben ſowohl (m). Eiſenſalz, welches ebenfals ei-
ne etwas kuͤnſtlichere Art von Vitriole iſt, macht aufge-
loͤſt, das Blut dichte (n), und die Tinktur dieſes Sal-
zes theilt dem Blute eine ſchwarze Farbe mit (o). Thiere
ſind geſtorben, wenn man ihre Adern mit der Anima
Martis (feinſte Eiſenauszug) durchgeſprizzet (p). Der
blaue, kupferhaltige und ſchaͤrfere Vitriol, bringt das
Gebluͤte, und die mehreſten Saͤfte zum Gerinnen (p*),
welches auch die mit dieſem Vitriole erfuͤllte Waſſer zu
thun pflegen (p**).
Gleichergeſtalt leidet das Blut von ſauern Saͤften,
welche man mit vielem Feuer aus den Salzen gezogen,
eine viel heftigere Veraͤnderung. Verduͤnnt man ſie,
ſo iſt ihre Wut in dieſem Falle ſchon weniger heftig. Ge-
ſchwaͤchter Vitriolgeiſt, und Alaunſaft, zwingen das
Blut noch nicht zum Gerinnen (q), und ſie ſcheinen ſol-
ches viel ehe gar zu verduͤnnen (r); ſo wie geſchwaͤchter
und in die Adern uͤbergetragner Salzgeiſt, und verduͤnn-
tes Koͤnigswaſſer, einem Thiere noch nicht das Leben
rauben (s). Selbſt der Vitriolſaft ſchien, nach langem
Gebrauche, das ſehr entzuͤndete Gebluͤte eines mit der
Gicht behafteten Menſchen viel ehe verduͤnnt zu haben (t).
Eben dieſe Geiſter, wenn ſie ſchaͤrfer ſind, bringen in
der That das ganze Blut nebſt dem Salzwaſſer zum Ge-
rinnen (u), und ſie faͤrben ſolches ſchwarz. Vor an-
dern
[123]Das Rothe darinnen.
dern aber coagulirt der Salzgeiſt das Blut (x), er truͤ-
bet ſelbiges zu einer tiefen Schwaͤrze auf (y), aber er
zernichtet doch nicht die Kuͤgelchen ſelbſt (z). Derglei-
chen zu einer Kolenſchwaͤrze gebeizte Blutmaſſe, blei-
bet, ohne faul zu werden, wie ſie iſt (a). Aber auch ſelbſt
der ſo genannte verſuͤſte Salzgeiſt (b) verdichtet, aber
doch nicht eben gar zu ſehr, das Blut. Sprizzt man
den Salzgeiſt in die Adern, ſo bringt er Thiere um das
Leben, und man findet in ſolchen getoͤdeten Thieren das
Blut, laͤngſt allen Blutadern bis zum Herzen, in Kluͤmpe
geronnen (c). Und ſo toͤdtet auch eingeſprizztes Gold-
ſcheidewaſſer (Koͤnigswaſſer) (d).
Salpetergeiſt verwandelt das Blut laͤngſt den Blut-
adern, in einem lebendigen Thiere, in eine kotige Erdfar-
be (e), und verurſacht, daß ſolches nach Art einer ſchmie-
rigen Salbe traͤge geliefert. Zu abgezapftem Blute ge-
goſſen, macht er ſolches gerinnend (f). Und ſo verdik-
ket auch der verſuͤſte das Blut (g).
Der geſchaͤrfte bringt ein Thier, in deſſen Adern man
ihn geſprizzet, um das Leben (h), und man hat das Ge-
bluͤte von dieſer heftigen Saͤure, in den Blutadern des
Armes, in der Holader im rechten Herzohre, in der rech-
ten Herzenskammer und in der Lunge, in Kluͤmpe ge-
ronnen gefunden (i). Und er brauſet mit dem trokken
geword-
[124]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
gewordnen Blute ſo gar ſtaͤrker, als das Vitrioloͤl
auf (k).
Schwacher Vitriolgeiſt macht das Blut ſchwaͤrz-
lich (l), es gerinnet davon (m), ſiehet faſt wie kotiger
Schlamm aus, und es entſteht ſelbſt vom Vitrioloͤle,
das man verduͤnnet hat, eine erdfarbne und weiche Ge-
rinnung daraus (n). Eine Einſprizzung von geſchwaͤch-
tem Schwefelgeiſte, bringt ein Thier bisweilen nicht
ums Leben (o), bisweilen thut ſie es hingegen (p), viel-
leicht wenn man dieſen Geiſt nicht genung verduͤnnt ge-
habt, und dieſer Geiſt hat, ſo wie der unter der Glokke
bereitete Schwefelgeiſt (q), Thiere hingerichtet.
Die ſchaͤrfere und ſaure Fluͤſſigkeit, die man vom
Vitriole uͤbertreibt und die man Vitriolgeiſt nennt, macht
das Blut lebrig, ſchwaͤrzlich, und hart (r): in die Blut-
adern aufgenommen, wird ſie toͤdlich, und ſie verwan-
delt das Blut in Faſergewaͤchſe (s). Vitrioloͤl, welches
an ſich nichts anders, als eben dieſer geſchaͤrfte Geiſt iſt,
truͤbet das Blut mit einer kolſchwarzen Farbe auf (t),
und es bringt daſſelbe zum Gerinnen (u). Den Adern
eines lebendigen Thieres einverleibt, ziehet dieſes Vi-
trioloͤl den Todt, und die Blutgerinnung in Kluͤmpe nach
ſich (x). Auſſer dieſem brauſet es aber auch noch mit
eben
[125]Das Rothe darinnen.
eben dem Blutklumpen auf, und man empfindet von die-
ſem Aufbrauſen eine Waͤrme (y). Allein daraus iſt eine
alkaliſche Eigenſchaft des Blutes eben noch nicht erweis-
lich zu machen. Denn es erhizzet ſich bloſſes Waſſer (z),
und ſo gar Eis (a), mit einem aufrichtigen Vitrioloͤle
ebenfalls.
§. 26.
Veraͤnderungen, die das Blut von Laugenſal-
zen leidet.
Die Meinung iſt alt, daß Salze, die man gewoͤn-
licher maaſſen alkaliſch zu nennen pflegt, das Blut fluͤſ-
ſig machen (b), und erhalten helfen ſollen, daß keine Ver-
dikkung darinnen Oberhand nehmen moͤge (c); ferner
ſollen ſie ſeine Roͤte vermeren (d), und dem Blute, die
durch Saͤuren verderbte Farbe und Klarheit wieder mit-
theilen (e). Aus der Urſache pflegen einige dieſe Salze
als ein Gegenmittel, wider die Gerinnungen, welche
von ſauern Saͤften bewirket worden, vorzuſchlagen (f).
Angeſehne Maͤnner behaupten, daß das Blut von
allen feuerfeſten Salzen uͤberhaupt fluͤſſig gemacht wer-
de (g); vor andern ſchreibt man dieſe Kraft dem Wein-
ſteinoͤle,
[126]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
ſteinoͤle, oder dem Weinſteinſalze (h), und dem Kalk-
waſſer beſonders zu (i). Eben ſo lieſet man (k), daß die-
ſe Klaſſe der Salze die rote Farbe im Blute lebhafter
machen ſolle. Aenliche Wirkungen hat man den fluͤch-
tigen Salzen mit den alkaliſchen zugeſtanden (l), daß
ſie naͤmlich das Gebluͤte fluͤſſig machen (m), und deſſelben
rote Farbe erhalten (n) und vermeren ſollen (o). Bei-
ſpiele daruͤber nimmt man von dem Salmiake (p), vom
Blutgeiſte (q), und dem Hirſchhorngeiſte (r), her. Hier-
aus hat man weiter gefolgert, daß das Blut in der Peſt
und den boͤsartigen Krankheiten von der alkaliſchen
Schaͤrfe geſchmolzen werde (s), und daß alsdenn die
Sauerſalze die Stelle eines Gegengiftes vertreten, die
Zerſtoͤrungen des Alkali wieder ergaͤnzen, und dem Blute
ſeine alte Gerinnbarkeit wieder mittheilen.
Jch
[127]Das Rothe darinnen.
Jch habe mich indeſſen noch nicht uͤberzeugen koͤnnen,
daß Laugenſalze wirklich das Blut roͤter oder fluͤßiger
machen.
Jch mache von der Fluͤßigkeit und den feuerfeſten
Salzen den Anfang; daß dergleichen Salze eine Blut-
gerinnung noch haͤrter machen, hat Franz Quesnai
befunden (t). Weinſteinoͤl verwandelt das Blut, wenn
man beides zuſammen digeriren laͤſt, in eine Art von
Sirup (u), und es wirft in dem Roten des Blutes eine
weiſſe Gelieferung auf (x). Mit dem Salze der Tama-
riske, des Beifuſſes, Rosmarins, Thimians, der Me-
lilote (Steinklees), laͤuft das Blut zu einer ſtarken Gerin-
nung zuſammen (y). Daher bringt eben dieſes Wein-
ſteinoͤl, wenn man ſolches in die Blutadern bringt, einen
Hund um das Leben (z), und man hat befunden, daß
das Blut davon durchweg lebrig, zaͤhe geworden, und
die Schlagadern verſtopfet gehabt (a).
Ferner liegen daruͤber Berichte an Tage, daß dieſe
Salze ſtatt der roten vielmehr eine ſchwaͤrzliche (b),
dunkle (c), ſchwarzgraue (d), und ſo gar eine ſchwarze
Farbe im Blute hervorgebracht haben (e).
Daß von den fluͤchtigen Salzen, aus dem Geſchlechte
der harnhaften (und bisweilen auch von den feuerfeſten),
ſchwarze Kluͤmpe gemacht werden, geſtehet der beruͤmte
Eichel(f), der es ſonſt mit der gemeinen Meinung haͤlt;
von dem Salmiake, welches freilich noch nicht voͤllig vor
alkaliſch
[128]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
alkaliſch gelten kan, verſichert es der beruͤmte Schwen-
ke(g), und es hat auch Eller mit Augen geſehen, daß
dieſes unter Blut gemiſchte Salz einen lebhaft roten
Gallert zum Vorſchein gebracht hat (h). Die neuern
Verſuche des beruͤmten Anton von Haen(i) beſtaͤtigen
es, daß der Salmiakgeiſt das Blut in eine dergleichen
zaͤhe Materie, die ſich zu einer Art von Kole mit der
Zeit verwandeln wuͤrde, verkeret. Sprizzt man eben
dieſen Geiſt in eine Blutader, ſo richtet er ein Thier
hin (k), wofern man nicht denſelben in kleiner Doſe
dazu nimmt (l), und man pflegt bei dieſer Arbeit das
Blut allenthalben, laͤngſt der ganzen Holader, geronnen
zu finden (m). So haben ſpaniſche Fliegen, die man
den Adern beigebracht, da ſie zugleich laugenhaft und
fluͤchtig ſind, das Blut ſchwarz gefaͤrbt und verdikket (n):
und es hat der von ihnen ausgezogne Saft zwar das
Blut nicht lebrig, aber doch vollkommen ſchwarz ge-
macht (o).
Um nun dieſe widrige Meinungen unter einander zu
vereinigen, gos ich Oleum Tartari per deliquium (zer-
floſſnes Weinſteinoͤl) zu geſundem und friſch aus der Ader
gelaſſnem Blute, welches ich in verſchiedne Gefaͤſſe auf-
fangen laſſen; eben dieſes geſchahe auch mit dem Hirſch-
horngeiſte, den ich unter das Blut gos. Der leztere
machte das Blut ſchwarz, und er verurſachte wolkige
und haͤutige Gerinnungen, welche aber kaum etliche
Stunden dauren mochten. Da ich eben dieſen Geiſt
zu
[129]Das Rothe darinnen.
zu einem geronnenen Klumpen goß, machte er keine
Veraͤnderungen darinnen.
Was hingegen das Weinſteinoͤl betraf, ſo teilte ſol-
ches allerdings dem Blute, ſo wie dem Blutklumpen, eine
ſchoͤne rote Farbe mit, welche aber nicht uͤber 24 Stun-
den Stich halten wollte. Jm friſchaufgefangnen Blute
verurſachte ſolches ſtreifige, ſtralenfoͤrmige, ſcheibenar-
tige, und faſt membranoͤſe Gelieferungen, welche laͤnger
als zweene Tage dauerten; und es zernichtete weder die
von ſelbſt entſtandne Kluͤmpe, noch die gemachten.
§. 27.
Wie die brennbaren Geiſter das Blut an-
greifen.
Saͤfte, die ſich von einer nahen Flamme entzuͤnden,
bringen das Blut, wofern ſie unverfaͤlſcht und ſehr ſcharf
ſind, zu einer Gerinnung (p), welche beinahe wie ein
faſerhaftes Parenchyma (Mittelweſen zwiſchen fluͤßigem
Blute und Fleiſche, Blutſubſtanz), oder wie die Leber
an Kindern (q) ausſieht, und dauerhaft iſt (r). Jch habe
dergleichen Gerinnungen vom abgezognen Weine (s) und
Terpentinoͤle geſehen (t), welches man in die Wunden leben-
der Perſonen warm eintroͤpfelte. Das aber habe ich nicht
geſehen, daß das Blut, von der Schaͤrfe dieſer Saͤfte, zu
einem weiſſen Gallerte geronnen ſeyn ſoll (u). Schwaͤcht
man gedachte Saͤfte mit Waſſer, ſo bleibt das Blut
fluͤſ-
v. Hall. Phiſ.II.Th. J
[130]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
fluͤßig (x). Rectificirter Weingeiſt in die Adern geſprizzt,
toͤdtet (y), und man findet das Blut davon weit und breit
in Kuchen verdikkt (z): iſt ſelbiger verduͤnnt, ſo berauſcht
er, er befoͤrdert den Schlag, aber er toͤdtet nicht (a).
Aber auch aufrichtiges, und gar nicht waͤſſriges
Wacholderoͤl macht das Blut gerinnend (b), welches eben-
falls die ſo genannte geiſtige Eſſenzen (c) und Tinkturen,
welche Weingeiſt enthalten, bewerkſtelligen. Fluͤchtig
oͤlige Salze weben ein ſolches Haͤutchen (d), wie im Sei-
tenſtechen zu entſtehen pflegt (e); hingegen Zimmtwaſſer
hinterlaͤſt eine leichte und gallertartige Gelieferung (f).
Sydenhams fluͤßiges Laudanum erhaͤlt das Blut vielmehr
fluͤßig (g), ob es gleich die Kuͤgelchen gleichſam durch ei-
nen Leim zuſammenklebt. Weingeiſt vermert zugleich,
indem er das Blut verdichtet, auch die eigentuͤmliche
Schwere des kluͤmpigen Blutes (h).
Der Arſenik, eine zweifelhafte Art von Koͤrpern,
macht das Blut rot und gerinnend (i). Jm uͤbrigen
mus man eine unendliche Menge von Verſuchen, welche
man mit allerhand Saͤften angeſtellt hat, bei den unten
angezeigten beruͤmten Schriftſtellern nachleſen (k). Jn-
deſſen
[131]Das Rothe darinnen.
deſſen kann man, aus dem, was ich hier wiederholet
habe, beilaͤufig lernen, wie wenig Nuzzen man von die-
ſen Verſuchen in der Erkenntnis der Arzeneikraͤften zie-
hen koͤnne; denn es veraͤndert der Arſenik, dieſes ſchaͤrfſte
Gift, das Blut beinahe auf eben die Art, wie ſolches
der guttaͤtige Salpeter thut. Eßig hingegen teilet unter
allen Officinmitteln dem Blute die traurigſte Farbe mit,
ob er gleich darum nicht weniger unſchaͤdlich iſt. Saure
und laugenhafte Saͤfte haben dieſes unter ſich gemein,
daß ſie das Gebluͤte zu gerinnen veranlaſſen.
§. 28.
Aus allen dieſen Verſuchen wird die Natur des
Blutes noch lange nicht deutlich
gemacht.
Dieſe Verſuche erweiſen noch nicht, daß einiges ware
Salz im Blute befindlich ſei. Seine ſaure Art wird
durch keinerlei Aufbrauſen mit Laugenſalzen, durch keinen
Geruch, oder Geſchmak, ſo wenig als durch ein ander
Merkmal einer reinen Saͤure erweislich. Und ſo ſtekket
auch keine ungemiſchte laugenhafte Eigenſchaft in dieſem
Lebensſafte. Das Blut brauſet mit keinerlei Saͤure
auf, das einzige Vitrioloͤl ausgenommen: es beſizzet
keinen alkaliſchen Geſchmak; es bringt keine ſolche Far-
ben, wie dieſe Art von Salzen zu thun pflegt, zum Vor-
ſchein; es ſtuͤrzet auch nicht dasjenige nieder, welches
ſaure Saͤfte aufgeloͤſet haben. Das aber, was wir jezzo
ſagen werden, lehren die Verſuche in der That, daß die
Natur naͤmlich des Blutes die Beſchaffenheit habe, daß
ſie unter dem Beiſtande der Luftwaͤrme, oder wenn die
Bewegung der Muskeln vermert, oder endlich einiges
feuerfeſte Salz hinzugefuͤgt worden, in Faͤulnis geraͤt.
Aber darum mus das Blut nicht eben fuͤr alkaliſch erklaͤrt
werden. Denn man weis von keinem einzigen zuver-
laͤßigen Verſuche, daß in lebenden Menſchenkoͤrpern
J 2Saͤfte
[132]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Saͤfte laugenhaft geſalzen geweſen. So ſcharf der Harn
ſelbſt im hizzigen Fieber iſt (l), ſo brauſet ſelbiger doch
noch nicht mit dem Eßige auf, und man weis nur von
einem einzigen, und doch noch nicht voͤllig zuverlaͤßigem
Verſuche (m) daß das Blut eines Podagriſchen den
Violenſirup gruͤn gefaͤrbt haben ſoll.
Jndeſſen naͤhert ſich das Blut in ſo fern der alkali-
ſchen Natur, daß es allerdings durch eine gelinde Ab-
rauchung, vermittelſt der man es zu einer Art von Muße
macht, dergleichen man Extrakt (Saftauszuͤge) zu nen-
nen pflegt (n), eine alkaliſche Eigenſchaft erhaͤlt; daß
dasjenige Waſſer, in welchem man einen zerfloſſnen
Blutklumpen verwaͤſcht, Merkmale von einer laugenhaf-
ten Natur an ſich traͤgt (o); daß getrokknetes Blut mit
ſauern Saͤften aufbrauſet (p); daß die Rinden, die von
getrokkneten Blutkuchen uͤbrig bleiben, etwas alkaliſch
ſind (q); und daß faulgewordner Harn mit dem Salpe-
tergeiſte brauſet (r). Die Faͤulnis macht indeſſen das
Blut mit der laugenhaften Natur ſo vertraut, daß auch
die ſaͤuerlichſten Fruͤchte, oder blos mit ſauergewordnem
Getreide gefuͤtterte Thiere, wenn ihre Koͤrper faulgewor-
den, nunmehro beim Feuer keine Spur vom weſentli-
chen, oder ſauern (s) Ammoniakal, oder feuerfeſten (t)
Salze verraten wollen, ſo daß aus dieſen, vormals ſo
ſauern
[133]Das Rothe darinnen.
ſauern Koͤrpern nunmehr nichts, als blos alkaliſche
Salze herausgetrieben werden koͤnnen.
Die Faͤulnis aber befoͤrdert die Erzeugung der fluͤch-
tigen Salze dergeſtalt, daß diejenigen Salze, welche
nach der Waͤſſerung ſauer aufſtiegen, nunmehr alkaliſch
und fluͤchtig vor der Waͤſſerung aufſteigen (u). Aber
auch an dem Fleiſche der Thiere macht die Faͤulnis keine
Hindernis, daß daraus nicht die gewoͤnliche urinhafte
Grundſtoffe hervorgebracht werden ſollten (x), und es
werden dadurch vornaͤmlich die Oele dergeſtalt verduͤnnt,
daß ſie nunmehr von einer kleinen Waͤrme, mit ihrem
fluͤchtigen Salze, in die hoͤchſte Phiolen heraufgetrieben
werden (y). Jch habe dieſes zu dem Ende mit Fleiſſe
erinnern wollen, weil der beruͤmte Pringle(z) ohnlaͤngſt
mit vielen Verſuchen den Saz bewaͤret, daß ein fauler
und alkaliſcher Koͤrper nicht einerlei und eben daſſelbe
waͤre. Jndeſſen hat hier der beruͤmte Gaber die Mei-
nung des Pringle mit der unſrigen, und der Sache
ſelbſt, auf das beſte zu vereinigen gewuſt. Es fangen
naͤmlich uͤberhaupt die menſchliche Saͤfte, auch wenn wir
leben, bereits alkaliſch zu werden an; nach dem Abſterben
werden ſie dieſes immer mehr und mehr, ſie brauſen mit
ſauern Dingen auf, und erregen zugleich einen uͤbeln
Geruch. Da ſie aber zugleich mit ihrem Geſtanke auch
die fluͤchtigen Theile einbuͤſſen, ſo vernichtet ſich die Faͤul-
nis ſelbſt, und es verlieren die menſchlichen Saͤfte nach
einer kurzen Zeit, wenn ſie mit einer Saͤure, die auch
vom Pflanzenreiche herſtammen kann, gegoren, dieſe
Kraft voͤllig, und ſo legen ſie fernerhin ihre alkaliſche
Natur ab. Folglich iſt uͤbelrichen, und alkaliſch ge-
macht werden, nicht ganz und gar einerlei Sache, ob
beides gleich mehrmalen beiſammen ſteht (z*).
J 3§. 29.
[134]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
§. 29.
Das Blut nimmt eine Faͤulnis an, von der An-
ſtrengung der Muskeln, vom Fieber.
Schon eine bloſſe heftige Leibesuͤbung an und vor
ſich, verurſacht einen ſtinkenden, ſcharfen, brennenden
Harn, einen uͤbelrichenden Schweis, widerlichen Ge-
ruch, ſcharfes Blut, Fieber, die unter allen die hizzig-
ſten ſind, und ſchleunige Todesfaͤlle. Man weis aus
der Erfarung, daß dieſe Uebel von einer einzigen Tage-
reiſe zu Fuſſe erfolgt ſind (a). Derjenige, welcher einem
Feldherren Verhaltungsbefele an das Kriegsheer uͤber-
bringen muſte (b), ſtarb an zu groſſer Erhizzung, im
Eifer fuͤr den Dienſt ſeines Herren, eben des Tages, als
die Schlacht geliefert ward. Mir iſt ein Exempel von
einem Boten erinnerlich, der dem gemeinen Weſen als
Laͤufer bedient war, und eine Nachricht von groſſer Wich-
tigkeit mit aͤuſſerſter Behendigkeit uͤberbracht hatte, daß
derſelbe innerhalb zween Tagen an einem der aͤrgſten Fie-
ber verſtarb. Auf eine zu heftige Reiſe unter freiem
Himmel erfolgte ein hizziges Fieber, und eine wahre Hi-
drophobie (da man waſſerſcheu wird), und es ſcheinet in
dieſer Beobachtung merkwuͤrdig zu ſein, daß die im
menſchlichen Koͤrper ſcharfgewordne Saͤfte (c) eben die
giftige Wirkungen, als das Gift eines wuͤtenden Hundes,
nach ſich ziehen. Aenliche Erfolge begleiten die kramf-
hafte Zuͤkkungen, welche ebenfalls zu den uͤbertriebnen
Muskelanſtrengungen gerechnet werden muͤſſen (d).
Jn Thieren, die man voͤllig zu tode gejagt, erſcheinen
eben dieſe, und noch ſchlimmre Uebel. Ein Hirſch, den
die Jaͤger auf das hizzigſte verfolgt hatten, vergos aus
der
[135]Das Rothe darinnen.
der empfangnen Wunde ein ſtinkendes Blut (e), und ſtarb
auf der Stelle. Das Fleiſch eines uͤberjagten Thieres
faulet geſchwinde (f), ſo daß es Silber angreift, und mit
einem Loͤffel zerſtuͤkkt werden kann (g).
Was die Anſtrengung der Muskeln vermag, eben
das thut ein Fieber, deſſen Urſprung von einer Urſache,
wie es wolle, herruͤren mag: genung, daß es den Um-
lauf des Blutes ſchneller macht. Jm Fieber werden die
Saͤfte faul (h), und es bricht in den Kinderblattern (i),
in den Flekfiebern (k) und im gelben Fieber, das auf den
Antillen wuͤtet (l), durch Mund und Naſe ein uͤbelrichen-
des Blut hervor. Jn den zuſammenfliſſenden Blattern
habe ich oftermals einen durchdringenden Geſtank war-
genommen, welchen ich durch keine gegenſeitige Eſſig-
daͤmfe, ob ich gleich in flache Schuͤſſeln Eſſig giſſen lies,
dennoch nicht voͤllig vertreiben konnte. Und davon wird
auch Buttermilch und Zitronenſaft faul (m). Bereits
vor dem Tode ſtinken Perſonen, die am faulen Sumf-
fieber krank liegen (n). Seger(o) merket in boͤsartigen
Fiebern einen Geſtank, wie von verbrannten Schuſolen,
der folglich alkaliſch geweſen, und einen unmaͤßig richen-
den Schweis an. An Menſchen, die an der Peſt krank
liegen, nimt man einen toͤdlichen Leichengeruch war (p),
und es faͤllt mir bei, daß dergleichen ein Buchhaͤndler,
J 4als
[136]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
als eine gewiſſe Vorbedeutung des Todes, an ſich ſelbſt
wargenommen: dieſer uͤble Geruch wird in der Peſt an-
ſtekkend, und er breitet das Uebel ungemein aus (q).
Jn Menſchen, die an der Peſt ſterben, iſt das Gift der
angegriffnen Saͤfte wunderbar; das Blut ſtinket nicht
allein (r), ſondern es hat auch der Damf des deſtillirten
Eiters aus der Peſtbeule, gleichſam wie der Blizz, einen
zu unrechter Zeit neugierigen Arzt zu Boden geſchlagen (s).
Talch von den Thieren, aus der Gattung der Rinder, die
an der Seuche umgefallen, hat einen ſehr garſtigen Ge-
ruch an ſich (t). Und es faulen ſogleich die Koͤrper der
Menſchen, die die Peſt (u) oder das Sumffieber (x) hin-
geriſſen haben.
Es bringen aber auch andre Urſachen, die in ſo weit
mit den Fiebern verwant ſind, im Blute, und in den
Saͤften eine aͤnliche Faͤulnis zum Vorſcheine. Selbſt
derjenige, der nichts als Fleiſch geniſſet (y), verfaͤllt in
ein Fieber, indem das Blut in Faͤulnis geraͤt. Eben
dieſes thut auch der Hunger (z), von deſſen Folgen und
ploͤzlichen Faͤulniſſen in den Saͤften, wir an einem andern
Orte Nachricht erteilen werden. Uebermaͤßiger Gebrauch
der fluͤchtigen Salze, die ein junger Menſch in zu groſſer
Menge zu eſſen gewont war, zog eine Blutergiſſung der
Gedaͤrme, aus der Naſe, dem Zanfleiſche, ein unertraͤg-
liches Jukken, ein zerendes Fieber (a), und den Tod nach
ſich, welches ein neuer Beweis iſt, wie nahe die alkali-
ſche Schaͤrfe mit dem Fieber verwant iſt. Sonſten hat
eine, aus andern Urſachen erzeugte Faͤulnis, im Blute
eine aͤnliche und toͤdliche Faͤulnis hervorgebracht (a*).
Eine
[137]Das Rothe darinnen.
Eine uͤbermaͤßige Luftwaͤrme erwekket freilich keine
ſo ploͤzliche Faͤulnis (b), daß ein lebendiges Thier davon
zu ſchwinden anfaͤngt, und ſtinkend wird; das aber thut
ſie doch, daß das Fleiſch ſehr geſchwinde verfaulet (c).
Eben dieſes verrichten die brennenden Winde der Mor-
genlaͤnder (d), und es iſt diejenige Luft nicht viel beſſer,
worinnen ſich Menſchen an verſchloſſnen, und durch ihre
eigne Daͤmfe angeſtekkten Orten, haufenweiſe beiſam-
men aufhalten. Hiervon entſpringen die ſchlimmſten
und faulartigſten Fieber (e). Die Kraft des Quekſilbers
treibet das aufgeloͤſte Gebluͤte in den Gefaͤſſen des menſch-
lichen Koͤrpers dergeſtalt umher, daß davon der haͤslich-
ſte Geſtank des Atems (f), Harns, und Schweiſſes ent-
ſtehet, das Blut ſelbſt ſtinkend wird (g), zugleich ein
nicht geringes Fieber (h) hervorbricht, und nach dem
Berichte erfarner Maͤnner, von dieſer Urſache, eine
warhafte alkaliſche Ausartung in den Saͤften ſtatt fin-
det, indem der Speichel den Violenſaft gruͤn faͤrbt (i),
und mit ſauern Dingen aufbrauſet. Aber auch Biſſe
von giftigen Thieren erregen eine ploͤzliche Faͤulnis, ein
Zerfliſſen in den Saͤften (k), und es wird das Fleiſch,
eben ſo wie von obengedachtem arabiſchem Feuerwinde,
nach dieſem Gifte welk.
J 5Aber
[138]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Aber auch bei andern, beſonders langwierigen Krank-
heiten, findet eine groſſe Schaͤrfe in den Saͤften ſtatt.
Der Skorbut ſchmilzet, zwar langſamer, aber heftiger
als Fieber ſelbſt, das Blut dergeſtalt, daß ſolches aus
dem Zanfleiſche, den Gedaͤrmen (l), aus der Haut, mit
einem unertraͤglichen Geſtanke hervordringt. Denn es
iſt das Flieswaſſer im Skorbute ſo ſcharf, daß es, in
den holen Bauch ergoſſen, dem Wundarzte die Haut von
den Fingern abſchaͤlt (m), und den leinenen Verband
zerfriſt (n), und es hat ſich in dergleichen Uebeln, an
Kranken, die noch leben, eine dermaſſen heftige zerende
Sucht in das Gebluͤte mit eingeſchlichen, daß die Blut-
egel nicht einmal anbeiſſen wollen (o), und ſich die Flek-
ken vom Blute in die Leinwand ſo tief eingenagt haben,
daß ſie ſich nicht einmal mehr haben herauswaſchen laſ-
ſen (p). Jn dieſer Krankheit bekoͤmmt man, wenn man
das Blut uͤbertreibet, eine viel groͤſſere Menge von ei-
nem harnhaften Salze (p*). Man weis, daß Stuben-
fliegen von dem Atem der Schwindſuͤchtigen getoͤdtet
worden, und von dieſer Vergiftung durch den Atem iſt
einem Koͤnige des muhamedaniſchen Hauſes, Abdelmelik,
ſo gar der Beiname geblieben. Der haͤslich richende
Atem eines mit der engliſchen Gliederkrankheit behafteten
Maͤdchens, hat einen Vogel ums Leben gebracht (q).
So entſtehet auch in den uͤbrigen Saͤften ebenfalls
ein dergleichen Verderbnis. Zuruͤckgehaltner und blos
von der Waͤrme des Koͤrpers erhizzter Harn, wird ſo
ſcharf,
[139]Das Rothe darinnen.
ſcharf, daß er einen ſilbernen Cateter (Blaſenroͤhre)
ſchwarzbraun faͤrbt, und mit ſeinem Geſtanke dem Wund-
arzte eine kleine Lungenentzuͤndung zugezogen (r), und
man weis, daß er mit ſauern Saͤften aufgebrauſet (s).
Man lieſet auch, daß ſich in dem Harne ſkorbutiſcher
Perſonen ein wahres und aufrichtiges Alkali gezeigt,
ob Boerhaave(t) gleich leugnet, es am fuͤnften Tage
in einer toͤdtlichen Harnverſtopfung gefunden zu ha-
ben (u). So erſchienen in dem Waſſer einiger Waſſer-
ſuͤchtigen, welches man durch eine Abzapfung erhielt,
Spuren von einem Laugenſalze (x), und es war die Em-
pfindung von dem Geſtanke deſſelben ſo heftig, daß dar-
auf eine kramfhafte Krankheit von ſchlimmer Art folg-
te (y), und eben dieſes eraͤugnete ſich auch in einem aͤnli-
chen Salzwaſſer der Mutterblaͤschen, wovon die Augen,
die damit beruͤrt worden, Schmerzen empfanden (z).
Bisweilen hat der ſonſt unſchaͤdliche Naſenſchleim eine
ſolche Schaͤrfe geaͤuſſert, daß davon die Lefzen ſo gleich
enthaͤutet worden (a), welches auch die Traͤhnen an ei-
ner ſchwangern Frau gethan (a*). An den Druͤſen, ei-
ner an Franzoſen geſtorbnen Perſon, hat man eine mit
dem Scheidewaſſer zu vergleichende Schaͤrfe, von aͤnli-
chem Geſchmakke, wargenommen (a**). Milch wird vom
Fieber alkaliſch (a***).
Ueber alle dieſe genannte Saͤfte, gehet noch das viel
ſchaͤrfere Gift des Eiters, welcher aus den krebshaften
Bruͤſten herausſchwizzt. Als ein Wundarzt ſelbigen
verwegner
[140]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
verwegner Weiſe koſtete, ward dieſer mit einem ſo greu-
lichen Geſtanke behaftet, daß er ſolchen bis zum Tode,
denn er ſtarb an dieſer Seuche, nie wieder los werden
konnte (b). Der bloſſe Geruch von einem krebshaften
Schaden, der die Bruſt einer Ehefrau zernagt hatte,
blieb bis zum Tode ebenfals, und brachte den nicht un-
beruͤhmten Schriftſteller Franz Bellinger, ums Le-
ben (c). Es iſt aber dieſer Eiter von alkaliſcher Natur,
er faͤrbt den Violenſirup gruͤn (d), ſo daß es ſich nicht
vermuthen laͤſt, daß ſelbiger mit den ſo genannten
Krebsaugen aufgebrauſet haben ſoll (e).
§. 30.
Der Fortgang der Faͤulnis.
Niemand hat die Faͤulnis ſo genau beſchrieben, als
der ehemals beruͤhmte, und zweideutiggelehrte, Joachim
Becher(f), welcher dreiſt genung erzaͤlt, daß der
Geſtank nach fuͤnf Tagen ungemein zunehme, daß ſolcher
nach zwoͤlf Tagen nach Kot riche, daß nach dreißig Ta-
gen ein wolliger Schimmel auf der gefaulten Sache
wachſe, daß hiernaͤchſt Haut und Fleiſch zu Loͤchern ein-
ſinke, und mit Wuͤrmern beſezzt wuͤrden. Jndeſſen wol-
len wir hier zu unſerm Gebrauche etwas mit ausleſen.
Es zerreiſſet die Faͤulnis alle Verbindungen der thieri-
ſchen Theile; ſie ſchmelzet die ſonſt rinnbaren Saͤfte, den
roten Theil im Blute, das Flieswaſſer, das Eiweis,
die Amnionsfeuchtigkeit, und verwandelt alles dieſes in
ein ſcharfes, duͤnnes Eiterwaſſer, welches ſich durch kein
Gift weiter zum Gerinnen bringen laſſen will; ſie loͤſet
das
[141]Das Rothe darinnen.
das Fett auf, und erweicht anfangs Fleiſch (g), Haͤute,
und Faſern; hierauf verwandelt ſie ſelbige in einen waͤſſ-
rigen Schleim. Alle thieriſchen Saͤfte werden durch die
Faͤulnis zu einem greulichen Gifte, wie Bellin(h) an
den Eiern erfaren, und dieſes beſtaͤtiget auch Griffith
Hughes(i) von dem Eiterwaſſer der Rinder, die an
der Seuche umgekommen.
Die vornemſte Erſcheinung, die ſich bei der Faͤulnis-
auch wenn es noch nicht einmal weit mit ſelbiger gekom-
men, iſt, daß die Luft den faulen Koͤrper verlaͤſſet (k).
Jch habe oftermals an dem Fleiſche der Menſchen und
Thiere, und an frifchen Leibesfruͤchten geſehen (l), daß
ſolche unter dem Waſſer bliben, ſo lange ſie friſch wa-
ren; ſo bald aber der Geſtank Plazz darinnen nam, drang
von allen Seiten die Luft durch die ganze Haut hervor,
und es fing das Fleiſch, von dieſen Blaſen gleichſam in
die Hoͤhe gehoben, an, im Waſſer oben auf zu ſchwim-
men. Zur Sommerzeit habe ich mehrmalen eine mit
Schaum vermiſchte Luft im Herzen wargenommen (m).
Jn lebendigen Menſchen, deren Saͤfte aber von der
Faͤulnis angeſtekkt ſind, in dem ſchlimmſten Skorbute (n),
im heiſſen Brande, erzeugt ſich eben ſowol eine derglei-
chen Luft, welche ſich unter der Haut weit ausbreitet,
und eine Art vom Windgeſchwulſte darſtellt. Dieſe Luft
wird theils vom Blute, theils vom Salzwaſſer (o), vom
Fette (p), und ſelbſt von den allerfeſteſten Theilen des
thieriſchen Koͤrpers (q) erzeugt. Es hat der beruͤhmte
Favelet
[142]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Favelet(r) das Blut in der Naͤhe beobachtet, welches
aus einer geoͤffneten Blutader in ein Glas aufgefangen
worden; er ſahe, wie ſich dieſes bereits nach acht Stun-
den aufzublaͤhen anfing, wie es zerflos, einen ſcharfen
Damf von ſich ſties, der ganz harnhaft roch, und end-
lich das Glas zerſprengte (s). Ein andrer Zeuge mel-
det, daß aus einem faulenden Knochen ein ſehr ſtinken-
der Schaum, mit einem Schalle begleitet, hervorgebro-
chen (t).
Gemeiniglich wird aber der freie Zugang der Luftat-
moſphaͤre zu einer Faͤulnis erfordert, und es verwandelt
ſich das Blut in verſchloſſnen Wunden in ein Faſerge-
waͤchſe (polypus), und es wird das Gebluͤte nicht durch-
gaͤngig faul, wenn ihm die Bewegung mangelt (u).
Selbſt in der Gebaͤrmutter wird die todte und unverlezte
Leibesfrucht, und der an ſich in der That leicht faulende
Mutterkuchen, ganze Monate und Jahre ohne faul zu
werden umhergetragen (x), wenn nur die verſchloſſne
Gebaͤrmutter der Luft keinen Zutritt verſtattet. Jn-
deſſen wird die Faͤulnis dadurch ſehr befoͤrdert, wenn
zum Blute, zur Galle, oder zu jeder der Faͤulnis Preis ge-
gebnen Feuchtigkeit, ein feuerfeſtes Laugenſalz, oder we-
nigſtens eine mit der Saͤure kaͤmfende Erde beigemiſcht
wird. Krebsſteine helfen das Blut (y), und feuerfeſtes
Salz (z) das Fleiſch faul machen. Wenn man eben dieſe
Dinge unter die Galle miſcht, ſo machen ſie nicht nur
die Faͤulnis ſtinkender, ſondern auch ſchneller (a), und
ſchon
[143]Das Rothe darinnen.
ſchon die bloſſe Erde richtet dieſes vor ſich aus (b). Wein-
ſteinſalz, oder Potaſche, unter friſch abgezapftes Blut
gemengt, verurſacht, daß ein harnhafter Geruch auf-
ſteigt (c), und ſie thun eben das mit dem Schweiſſe (d).
Durch dieſe Gruͤnde erfaͤrt man, daß das Salz im Blute
mit dem Salmiake enge verwant ſei; denn eben dieſes
Salz verurſacht, wenn man feuerfeſtes Salz hinzufuͤgt,
einen Geruch nach Harn. Aber auch in lebenden Men-
ſchen haben die Laugenſalze, die in Stephans Arzenei ſo
wirkſam ſind, nach langem Gebrauche das Gebluͤte ſo
alkaliſch, ſcharf, ſkorbutiſch, und hektiſch (e) gemacht,
daß davon ſo gar Blaſen in der Haut aufgefaren ſind (f).
Daher koͤmmt es, daß die Peſt von dem Gebrauche
der Seife und der Leinwandswaͤſche am fruͤhſten aus-
bricht (g), und ſie pflegt am erſten zu Conſtantinopel in
dem Stadtviertheile der Leineweber aufzuraͤumen (h).
Fluͤchtige alkaliſche Salze verweilen (i), und hindern
vielmehr die Faͤulnis: ſo wenden die Pflanzenſalze und
noch mehr die ſauern (k) aus Foſſilien bereitete Saͤfte,
und der ſchaͤrfſte Weingeiſt, dieſer unter allen brennba-
ren wirkſamſte Saft, die Faͤulnis ab. Aber auch die
Mittelſalze (l), das Kuͤchenſalz, und der Salpeter, heben,
haͤufig beigemiſcht, in der That eine angefangne Faͤulnis
wieder auf, ſie kommen einer noch kuͤnftigen zuvor, und
es
[144]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
es hat das mineraliſche Neuholterwaſſer eine Faͤulung
gluͤkklich verhindert (l*). Endlich ſo laͤſt eine voͤllige
Faͤulnis, nachdem der fluͤchtiggewordne Grundſtof durch
den uͤbeln Geruch verraucht iſt, nichts als eine geſchmak-
loſe und aͤuſſerſt zarte Erde uͤbrig (l**).
§. 31.
Thiere, deren Saͤfte mit einer laugenhaften
Schaͤrfe ziemlich nahe verwant ſind.
Manche Thiere beſizzen lauter ſcharfe Saͤfte, und es
finden ſich ſo gar einige darunter, die offenbar laugen-
hafte in ihren Gefaͤſſen tragen, und das ſind vornaͤmlich
die Jnſekten, ferner die Geſchlechter der Schlangen, und
die fleiſchfraͤßigen wilden Thiere. Die Milch des Sala-
manders (Molch) iſt an ſich unertraͤglich brennend (m).
Die Eidechſe Gekko, wenn ſie uͤber die bloſſe Haut eines
Menſchen kricht, hinterlaͤſt darauf, ſtatt des Gleiſes,
Roͤthe, Hizze, und Blaͤschen (n).
Der aus den Hinterſchenkeln der geflammten Kroͤte
hervorgedrungne Schleim, hat denen, die dieſes Thier
lebendig zerlegten, einen Katharr und Augenſchmerzen (o)
zugezogen. Der Saft aus der Giftblaſe der Bienen
brennt auf der Zunge ungemein (p), und verurſacht, in
eine kleine Wunde getroͤpfelt, eben den Schmerzen, als
der Stich ſelbſt (q). Der Harn der Tigerthiere richt nach
ſpaniſchen Fliegen (r). Und es beſizzen beinahe alle Rau-
pen
[145]Das Rothe darinnen.
pen eine brennende Eigenſchaft, welche in der Haut Blaͤs-
chen aufwirft (r*).
Jn andern Thieren offenbaret ſich dagegen das Alkali
noch mehr. Liſter(s) leget dem Geſchlechte der Keller-
wuͤrmer (Tauſendfuͤſſe) einen harnhaften Geruch vom
Salmiake bei. Krebsbruͤhe laͤufet nicht zuſammen, und
ſie faͤrbet ſehr oft den Violenſaft gruͤn (t). Seiden-
raupen geraten in eine ſchnelle und ſehr ſtinkende Faͤul-
nis (u), und es erzeuget die Seide, unter allen thieri-
ſchen Theilen oder Saͤften, das meiſte fluͤchtige Salz (x).
Aber auch die Nattern enthalten eine Menge fluͤchtiges
Salz, und es befindet ſich in den Froͤſchen, neben den
Wirbelbeinen des Ruͤkkens, ein weiſſes Staubmel (y), da
wo die Nerven hervortreten, welches mit ſauern Salzen
aufbrauſet. Jch habe auch geleſen, daß gepuͤlverte ſpa-
niſche Fliegen mit Eſſige aufbrauſen ſollen; da ich ſolches
aber unterſuchte, befand ich die Sache falſch; aber mit
dem Salpetergeiſte brauſen ſie in der That auf (z). Von
der Natter lieſet man eine Stelle in Richard Meads(a),
dieſes ſehr beruͤmten Mannes Schriften, wo geſagt wird,
daß der Saft der Sonnenwende von dieſem Gifte rot
gefaͤrbt worden. Es ſcheint ſich aber in dieſem Verſuche
einiger Feler durch den Zufall, oder durch die Unſauber-
keit
v. Hall. Phiſ.II.Th. K
[146]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
keit des Gefaͤſſes, mit eingeſchlichen zu haben, da nicht
nur die chemiſche Aufloͤſung dagegen, ſondern auch die
Natter eins von den fleiſchfraͤßigen Thieren mit iſt. Die
ſpaniſchen Fliegen leben vom Safte der Pflanzen, und
es hat zugleich ein geſchikkter Mann ihre Schaͤrfe zur
Klaſſe der ſauern Dinge gerechnet (b), ſo wie das Gift
der Weſpen (c). Allein der Verſuch mit aufbrauſenden
ſauern Saͤften iſt viel zu einfach, und es iſt der Saft
dieſer Thiere aͤuſſerſt ſcharf und brandig, aber darum nicht
eben ſauer, ob dieſes Thier gleich wenigen Ueberflus an
fluͤchtigen Salzen enthaͤlt (d).
§. 32.
Ob in Thieren ganz und gar keine Saͤure
ſtatt finde.
Von dieſen Verſuchen und den Grundſtoffen, die
das Feuer aus den Saͤften der Thiere auszieht, iſt man
veranlaſſet worden, der Meinung der alten Aerzte zuwi-
der, in den Schriften hin und wieder vorzugeben, daß
uͤberhaupt nichts, als urinhafte Salze, in den Thieren
befindlich waͤren, und daß man ganz und gar nichts von
einer Saͤure darinnen antreffen koͤnne (e). Einige fuͤg-
ten noch hinzu, ſo gar ſolche Perſonen haͤtten nicht ein-
mal ſaure Grundſtoffe im Blute, die blos von ſaͤuerli-
chen Dingen, von Brodte, Limonienſafte und vom
Baumoͤle, in den Gebuͤrgen Liguriens, lebten (f).
Doch mus man den Verſuchen ihr Recht laſſen, und
man kann dieſe Angaben weder als wahr annehmen,
noch
[147]Das Rothe darinnen.
noch alle Saͤure voͤllig aus der thieriſchen Natur verban-
nen. Es giebt in der That viele Jnſekten, die von Pflan-
zen leben, und eine ziemliche Saͤure davon uͤbrig behal-
ten. Es befindet ſich in demjenigen Safte, den die
Weidenraupe mit dem gabelfoͤrmigen Schwanze aus ei-
ner Blaſe, neben dem Schlunde, von ſich ſprizzt, ein
durchdringender ſaurer Geſchmak, eine Kraft, welche
blaugefaͤrbtes Pappier, und Cichorien (Endivie) faͤrbt,
und eine Saͤure, welche endlich Dinge zum Gerinnen zu
bringen vermoͤgend iſt (g). Der Speichel der Ameiſen,
oder wenigſtens der Saft, den ſie mit dem Biſſe aus-
werfen, faͤrbet, wie man ſchon ſeit langer Zeit aus Ver-
ſuchen gewuſt (h), die blaue Bluͤte der Cichorie rot. De-
ſtillirt man Ameiſen, ſo erhaͤlt man einen haͤufigen und
ſauern Saft, naͤmlich von anderthalb Pfunden uͤber-
haupt eilf Unzen (i). Jch ſchreibe aber dieſe Saͤure
einer ſchlecht gedaͤmften Pflanzenſaͤure zu; denn die Amei-
ſenpuppen (ſo genannte Ameiſeneier), die noch keine
Pflanzenſaͤfte gekoſtet haben, geben im Deſtilliren keinen
ſauern Auszug (k); ausgekrochne Ameiſen aber, ſind die
einzigen unter den Thieren (l), welche allerdings eine haͤu-
fige und offenbare Saͤure (l*) in dem chimiſchen Feuer
ausſchwizzen. Sie iſt eſſigſauer, und gehoͤret nicht unter
die mineraliſche Saͤuren (m). Und hieher koͤnnte man
K 2auch
[148]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
auch ziehen, wofern alles glaubwuͤrdig genung iſt, was
man hie und da von der ſaͤuerlichen Beſchaffenheit der
Bienen, der Weſpen und ſpaniſchen Fliegen in Schrif-
ten lieſet (n). Was aber dieſe ſpaniſche Fliegen betrift,
ſo beſtaͤtigt eine genauere Chimie, daß alle ihre Stoffe,
eine kraftloſe Erde und das Aufbrauſen mit ſauern Din-
gen ausgenommen, laugenhafter Art ſind (n*).
Man trift auch, in einigen Saͤften, beſonders an
jungen Thieren, eine offenbare Saͤure an, die im Fette
noch augenſcheinlicher iſt. Die Bruͤhe, und der Gal-
lert vom Kalbsfleiſche, wird, ſich ſelbſt gelaſſen, ſau-
er (o). Von verdorbner Butter wird Metall roſtig (p)
und gruͤngenagt, ſo wie es ſaure Saͤfte zu thun pflegen.
Milch, mit faulem Thierblute vermiſcht, erzeuget dem-
ohngeachtet doch einen ſauern Saft, und die Saͤure iſt
zu dauerhaft, um von einer Faͤulnis uͤberwunden zu wer-
den (q). Jm Eiter herrſchet eine ſaure Beſchaffenheit (r),
und dieſer Eiter entſtehet doch merentheils aus dem Fette.
Rohes Fleiſch, mit Brodte und Waſſer zerſtamft, und
in gelinder Waͤrme digerirt, gaͤret nach zween Tagen,
wie Getreide, und giebt offenbar einen ſauern Geſchmak,
auch wenn die Faͤulnis bereits den Anfang genommen (s),
zu erkennen. Fauler drei Tage alter Speichel (t) gaͤret
mit Brodt und Fiſchen (u) zuſammen, und hier uͤberwaͤl-
tigt die Saͤure ebenfalls das Faule. Schafgalle ver-
meret
[149]Das Rothe darinnen.
meret das Gaͤren ſo gar (x). Oft iſt die Atmung der
Knaben ſaͤuerlich, und ſo aͤuſſert auch der Anſprung der
Kinder eine ſaͤuerliche Beſchaffenheit (y). Einen ſauern
und uͤbelrichenden Schweis, der die Krankheit erleich-
terte (kritiſche Schweis), beobachtete der beruͤhmte Arzt
Scotus(z) in einem von ſeiner Ordnung abweichen-
dem Fieber (febris anomala). Sauer roch der Schweis
derjenigen Frauensperſon, die durch ihre weichgewordne
Knochen bekannt geworden (a); ſo wie der Dunſt aus
dem Unterleibe (b) in einem andern Beiſpiele, da die
Knochen ebenfalls erweicht waren, einen aͤnlichen Ge-
ruch erregte. Laͤſt man das Herz von einem Menſchen
zu lange liegen; ſo nimmt ſolches einen ſauern Geruch
an ſich, und dieſes wird durch die Ausſage eines vortref-
lichen Zeugen beſtaͤtigt (c). Daß vom Gehirne Brodt
in Gaͤrung geſezzt werde, berichtet ein andrer Autor (d).
So hat auch faulgewordnes Rindfleiſch einen ſaͤuerlichen
Geiſt gegeben (e), um an die uͤbrigen Auseinanderſezzun-
gen nicht zu gedenken, vermittelſt deren die Chimie aus
dem Blute einen ſauern Saft herausgebracht. Jndeſſen
will ich doch das Saure zu keinem weſentlichen, und im-
mer gegenwaͤrtigen Grundſtoffe im Blute, wie einige
beruͤmte Maͤnner (f), machen; wiewol ich aus dem obigen
folgern zu koͤnnen glaube, daß in den thieriſchen Saͤften
eine Saͤure verborgen liege, die ſich ebenfalls, wie die
Faͤulnis in den Leichnamen, deutlicher offenbaret, ob ſie
K 3gleich
[150]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
gleich nicht in der That, und eben ſo beſtaͤndig vorkoͤmmt,
als die alkaliſche Ausartung, und ob ſie ſich gleich durch
ihre langwierige Zerſtoͤrung endlich mit der Faͤulnis ganz
und gar daruͤber verlieret (f*). Jndeſſen moͤchte ich aber
auch nicht leugnen, daß nicht bisweilen eine ſaure uͤble
Miſchung in dem Menſchenkoͤrper entſtehen koͤnnte (f**).
§. 33.
Der Geruch, der aus thieriſchen Koͤrpern
ausdamft.
Jch werde hier mit einem einzigen Worte die Erin-
nerung thun, daß uns der Geruch von allen thieriſchen
Theilen gemeiniglich unangenem vorzukommen pflege,
ſo lange die Luft einen anſehnlichen Theil dieſer Geruͤche
noch nicht verweht hat. Selbſt der Moſch (f***), Zi-
bet, und der wolrichende Saft der Beutelratte (g), ſtin-
ket, wenn er noch friſch iſt und ſeine Kraͤfte beiſammen
hat, und man kann ihn ſchwerlich ausſtehen: wird ſel-
biger hingegen aͤlter, und vermindern ſich ſeine Geruch-
ſtaͤubchen, ſo erregt er angeneme Empfindungen in uns.
Auf eben dieſe Weiſe nimmt eine gefaulte Galle (g*),
ſo gar der Menſchenkoth und das thieriſche Oel (h), ſo-
bald ſich ihre Ausduͤnſtungen gemildert haben, einen ge-
faͤlligern Geruch an ſich. Und ich erinnre mich keiner
Art unter den Thieren von warmen Blute (h*), unter
den
[151]Das Rothe darinnen.
den Voͤgeln und Fiſchen, von denen man mit Zuverlaͤſ-
ſigkeit behaupten koͤnnte, daß ſie uns nicht mit ihrem
uͤbeln Geruche merentheils zuwider waͤren (h**). Nur
weis man von etlichen wenigen Jnſekten, deren Geruch
unſren Sinn auf eine angeneme Weiſe ruͤhrt (i). Doch
wir wollen dieſen Punkt, in der Geſchichte des Geruches,
zierlicher ins Licht ſezzen.
§. 34.
Die Scheidung des Blutes in ſeine Stoffe,
durch Huͤlfe des Feuers.
Wir muͤſſen uns nunmehr mit denjenigen Veraͤnde-
rungen bekannter machen, welche ſich eraͤugnen, ſobald
ein gewaltſames Feuer, oder die ſogenannte chimiſche
Analiſirung, das Menſchenblut zu bearbeiten anfaͤngt;
und wir muͤſſen die Grundſtoffe nennen, in welche das
Blut durch dieſe Wirkſamkeit des Feuers zerlegt wird.
Jndeſſen ſezzen wir aber auf dieſe, viel zu heftige und
viel zu gewalttaͤtige Arbeit des Feuers, noch lange kein
ſolches Vertraueu, daß wir hoffen koͤnnten, dadurch die
wahren und unveraͤnderte (k) Grundſtoffe in einem geſun-
K 4den
(h*)
[152]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
den Blute, wieder erwekkt zu ſehen; und wir muͤſſen
den Gedanken faren laſſen, daß die Salze, die Oele und
die Geiſter, wirklich in dem Blute eines lebenden und
geſunden Menſchen zugegen ſein ſollten (l), ſo wie ſie das
Feuer aus dem Blute herauszieht. Denn nicht ehe, als-
dann, laſſen ſich dieſe Grundſtoffe allererſt ſehen, wenn
die Hizze bis zum 276ſten Fahrenheitſchen Grade geſtei-
gert worden, und dennoch kann kein einziges Thier in
dieſer Hizze mehr dauren (m). Theilchen, woraus das
Pflanzenreich und das Thierreich zuſammengeſezzt iſt,
ſind viel zu zart, als daß ſie, ohne gewaltige Veraͤnde-
rung, einen ſo heftigen Anfall vom Feuer ertragen koͤnn-
ten (n). Das ſanfteſte Oel wird von dieſer Hizze aͤuſ-
ſerſt ſcharf; ein Ei, uͤber deſſen Saͤfte nichts gelinderes
iſt, nimmt eine nagende Schaͤrfe an ſich; die ſaͤuerſten
Kraͤuter (o) zerfliſſen in alkaliſche Waſſer, und was der-
gleichen Dinge mehr ſind, die hier uͤbergangen werden
koͤnnen, und die ich oben bereits erwaͤnt habe. Es iſt
ferner eine ausgemachte Sache, daß dieſe ſo ſcharfen Sal-
ze, dieſe ſo zaͤhe Oele, dieſe ſo hizzigen Geiſter, dieſe ſo
ſchwer-
(k)
[153]Das Rothe darinnen.
ſchwerfaͤllige und ſtrenge Erde, welche man durch Huͤlfe
dieſer Kuͤnſte erhaͤlt, von ſolcher Beſchaffenheit ſind, daß
man nicht einmal den Verdacht haben kann, als ob ſich
dergleichen Saͤfte oder Erden mit der Lebensdauer eines
Thieres irgends vertragen koͤnnten. Man kann vielwe-
niger hoffen, daß ſich dieſe Grundſtoffe in einem Pfunde
Blutes eben ſo gegen einander verhalten werden, wie
ſie ſich in denjenigen Saͤften beiſammen befinden, die
durch die Heftigkeit des Feuers aus dieſem Pfunde Blu-
tes herausgezogen werden, und es kann folglich in einem
Pfunde Blutes, eines lebenden Menſchen, nie ſo viel
Waſſer, Geiſt, Oel und Salz befindlich ſein, als aus
dieſem Pfunde, an Waſſer, Geiſtern, Oele, und Salze
durch das Feuer uͤbergetrieben wird. Es waͤre in der
That dieſe Erwartung zu uͤbermaͤßig (p), und man koͤnn-
te ſie durch die allerleichteſte Verſuche niederſchlagen.
Denn wenn man dieſe Saͤfte, wie ſie das Feuer von
dem Blute geſchieden, wieder untereinander miſcht, ſo
bekoͤmmt man kein ſolches ſanfte und gemaͤßigte Blut,
ſondern einen ranzigen, ſcharfen und hoͤchſt verſchiednen
Salbehefen wieder, in deſſen Mengſel nicht ein einziges
Blutkuͤgelchen wieder hergeſtellt wargenommen werden
kann. Ferner ſo muͤſſen ſich diejenigen auf dieſe Erwar-
tung nicht zu viel zu gute thun, welche aus der Zerlegung
des Bluts in ſeine Grundſtoffe, die Temperamente und
verſchiednen Triebe der Menſchen ausfindig machen wol-
len. Unter zweihundert Bauern, deren Blut Hel-
mont(q) im Feuer unterſuchte, fand die Analiſirung
nicht den geringſten merkwuͤrdigen Unterſcheid: und es
iſt eine mehr als zu bekannte Sache, daß das Tollkraut
K 5(bella-
[154]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
(belladonna) und der Gartenkol, in der Auseinanderſez-
zung, beinahe einerlei Grundſtoffe geliefert haben.
Jndeſſen ſind die Aufloͤſungen des Blutes in ſeine
Grundſtoffe nicht ohne allen Nuzzen, wofern man nur
Klugheit beſizzt, unſer Erwarten in Schranken zu hal-
ten, und wofern wir nicht mehr lehren wollen, als wir
von der Natur erlernt haben. Es zeiget naͤmlich das
Feuer, daß im Blute zwar keine Salze, keine reine
Oele, aber doch fette Theile gegenwaͤrtig ſind, ſo wie
ſich andre darinnen offenbaren, die dergeſtalt gebaut
ſind, daß ſie ſich, bei einer gewiſſen Kraft des Feuers, in
harnhafte Salze verwandeln. Aber auch Eiſenerde ent-
bloͤſt das Feuer im Blute: die um deſto zuverlaͤßiger iſt,
da ſie zu den Arten der Foßilien gehoͤret, darunter viele
die Gewaltſamkeit des Feuers, ohne ſehr auszuarten, er-
tragen koͤnnen.
Es traͤgt die Blutaufloͤſung (analyſis) ferner auch et-
was zu der Heilung der Krankheiten mit bei. Sie iſt
es, die uns lehret, daß das Fieber einen Theil von dem-
jenigen Erfolge hervorbringe, den die Thaͤtigkeit des
Feuers leiſtet, naͤmlich daß durch Fieber wenigſtens au-
genſcheinliche Spuren von harnhaften Salzen (r), fer-
ner brandige und ſtinkende Oele (s), und ein verminder-
tes Waſſer zum Vorſcheine gebracht werden. Wenn
man daher die Aufloͤſungen des Blutes aus geſunden
Menſchen, und des Blutes aus Kranken, die mit Fie-
bern behaftet ſind, unter ſich vergleichet, ſo erhellet dar-
aus, daß das Fieber dergeſtalt das Blut veraͤndert, daß
einerlei Kraft des Feuers aus einer gegebnen Menge
Bluts, mehr Salze und mehr Oele herauszieht, als es
aus dem Blute eines Geſunden herauszuziehen pflegte.
Wenn nun die Lebensſaͤfte fieberhafter Perſonen, ohne
das
[155]Das Rothe darinnen.
das Feuer dabei in Betrachtung zu ziehen, mit denen
durchs Feuer aufgeloͤſten Saͤften darinnen uͤbereinſtim-
men; daß naͤmlich die menſchlichen Saͤfte im Fieber zu
einer laugenhaften Beſchaffenheit ausarten, ſo wird dar-
aus die Vermutung nicht unwarſcheinlich, daß ſich fuͤr
ſolche Ausartung eben die Mittel gut ſchikken, welche
ſonſten die Entwikkelung alkaliſcher Salze verzoͤgern, und
dieſes ſind Waſſer, Ruhe, und ſaure Salze. Solcher-
geſtalt laͤſt ſich aus dem kleinern Verhaͤltniſſe der Kuͤgel-
chen zur uͤbrigen Blutmaſſe, und aus der Zartheit und
der farbenloſen Bleichheit dieſer Kuͤgelchen, abnehmen,
daß die Eiſenſtoffe in kraftloſen Kranken, und in Per-
ſonen, die an der Bleichſucht niederliegen (chloroticus),
gegen die uͤbrige Grundtheile des Blutes vermindert wer-
den. Und ſo ſcheinet hier kein Rat einfaͤltiger, als die-
ſer zu ſeyn, daß man ihnen eiſenhafte Auszuͤge verſchreibt,
und dadurch in dem Gebluͤte die rechtmaͤßige Miſchung
wieder herſtellt. Hiermit ſtimmen auch die Erfarungen
der Aerzte bei den Krankenbetten uͤberein.
§. 35.
Das Waſſer im Blute.
Wenn die Blutzerlegung einigen Nuzzen bei |ſich
fuͤhrt, ſo mus man folglich auch bei denjenigen Erſchei-
nungen aufmerkſam ſein, welche von Maͤnnern, die in
der Kunſt gute Uebungen haben, wahrgenommen wor-
den, ſo oft dieſe die Kraft des Feuers, bei der Unterſu-
chung der Beſtandtheile im Blute, zu Huͤlfe genommen
haben. Man mus ſich aber auch zugleich huͤten, fau-
les Blut analiſiren zu wollen, indem deſſen Theile von
geſundem Blute hoͤchſt verſchieden ſind (t). Demnach
iſt der erſte Grundſtoff, den der hundertzehnte Fahren-
heitſche Erhizzungsgrad, aus dem Blute, im verſchloß-
nen
[156]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
nen Gefaͤſſe herauftreibt, und der bis zum zweihundert
und zwoͤlften aufzuſteigen fortfaͤhrt (u), Blutwaſſer,
oder, nach andern Schriftſtellern, Phlegma. Jn der
That iſt dieſes Waſſer eben daſſelbe, welches, nach unſrer
obigen Beſchreibung, aus dem Blute verraucht, oder
der Damf (x); ſammlet man ſolches aber, ſo erhaͤlt man
ein bleiches Waſſer, das kaum ſchwerer als Quell- oder
gemeines Waſſer (y), geſchmaklos iſt, oder an Geruche
und Geſchmakke ganz gelinde die Sinne ruͤhrt (z), wo-
bei ſich ganz wenig Erde, und zwar ungemein wenig ge-
ſalzne Erde (a), wie auch etwas von einem Beſtandtheile
mit befindet, der im Feuer eine harnhafte Natur davon
traͤgt (b). Vom Vitrioloͤle, welches man hinzugiſſet,
gerinnet es ein wenig (c).
Die verſchiednen Schriftſteller pflegen auch die Men-
ge Waſſers zum roten Blute verſchiedentlich anzugeben.
Unſer ehemalige Lehrer macht dieſes Waſſer ſo anſehnlich,
daß es fuͤr ſich allein ſieben Achttheile vom geſamten
Blute betragen ſoll (d), oder 112 Quentchen in 128,
und es weicht davon der Verſuch des Thomas Schwen-
ke nicht viel ab, bei welchem in vier und zwanzig Stun-
den dreizehn Unzen Waſſer, aus funfzehn Unzen Blut,
verrauchten (e). Hombergs Verhaͤltnis war noch
groͤſſer, und es fand derſelbe in 16 Pfunden, oder in
256 Unzen, in allem vierzehn Pfunde, funfzehn Un-
zen, oder uͤberhaupt 239 Unzen, oder 119½ Quentchen
Waſſer
[157]Das Rothe darinnen.
Waſſer in 128 Quentchen Bluts (f). Johann Hill
macht dieſes Verhaͤltnis ebenfalls groͤſſer; er ſezzet 120
Quentchen oder ſo viel Unzen Waſſer an, als vom Blute
Pfunde vorraͤtig ſind (f*). Daß in einem Pfunde, von
128 Quentchen, 117 an Salzwaſſer ſind, hat unſer
ehemalige beruͤhmte Zuhoͤrer durch die Wagſchale gefun-
den (g). Faſt eben dieſe Berechnung nimmt George Er-
hard Hamberger, naͤmlich 74 Theile Waſſer in 90
Theilen Blutes, oder 116⅕ in 128 Quentchen (h) an.
Dasjenige Verhaͤltnis, welches Browne Langrish,
und welches Philipp Verheyen und J. Baptiſt Ver-
duc vortragen, koͤmmt dem vorigen nahe. Denn wenn
man ihre Maaße, mittelſt eines leichten Umſezzens, in
Quentchen zerlegt, ſo behauptete der beruͤmte Langrish
in 128 Quentchen Bluts, 105 und ein halbes Quent-
chen Waſſer (i). Verheyen geſtand (k), nebſt dem Ver-
duc(l), aufs naͤchſte 105 Quentchen zu. Raymund
Vieuſſens brachte aus ſechs Pfunden Bluts, ein Pfund
Waſſer (m) heraus. Jn einem andern Verſuche, da man
eilf Pfunde drei Unzen Blut bearbeitete, erhielte ſelbiger
fuͤnf Pfunde, eilf Unzen Waſſer, welches beinahe eben
das vorige Verhaͤltnis wieder iſt, da nicht voͤllig zween
Theile Waſſer, auf einen Theil des trokknen Blutklum-
pen gingen (n). Robert Boyle fand ſechs Siebenteile
Salzwaſſer, oder in einem Pfunde 102½ Quentchen (o).
Seine Nachfolger nehmen ein kleineres Maas fuͤrs Waſ-
ſer an. Der beruͤmte Flutton laͤſſet kaum uͤber 93
Quentchen zu (p): Die alten franzoͤſiſchen Aerzte 88 (q):
Johann
[158]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Johann Colebatch 83 Quentchen (r), und Jakob Jurin
80 Quentchen (s), welches das mir bekannte kleinſte Ver-
haͤltnismaas iſt. Anſenlich wird der Unterſcheid, wenn
einige auf 128 Quentchen Blut, 109 Quentchen Waſſer;
andre dagegen nicht uͤber 80 rechnen. Walther Ned-
ham bekam aus zehn Unzen lebriggewordnen Menſchen-
blutes, vier Unzen Phlegma; folglich erwaͤchſt eine an-
dre Proportion gegen das geſammte Blut, nachdem eine
groͤſſere oder kleinere Menge des kluͤmpigen Blutes vor-
raͤtig iſt (t). Und doch haben alle ſich auf ſichre Ver-
ſuche gruͤnden koͤnnen. Es ſchaften naͤmlich Homberg,
Schwenke und Boerhaave, die viel Waſſer angaben,
aus dem Blute alles Waſſer fort, bis ein trokkner Blut-
klumpe allein uͤbrig blieb, und ſo brachten ſie alles dieſes
geſchiedne Waſſer mit in ihre Rechnungen hinein. Die
wenig Waſſer zugeben, haben blos dasjenige von dem ge-
ruchloſen und ſanften Phlegma abgeſondert, was einen
Geſchmak oder Geruch von ſich gab, und folglich machten
ſie die Menge des Waſſers kleiner. Aus der Urſache be-
rechneten die erſtern faſt alles und jede im Blute ſtekkende
Waſſer; die leztern dagegen blos das einzige geſchmakloſe
Phlegma, welches man im eigentlichen Verſtande Blut-
waſſer nennt.
Jch habe nicht fuͤr unnuͤzze gehalten, andre Verſuche
uͤber das Blut einiger Perſonen von unterſchiednen Tem-
peramenten, und die von verſchiednen Krankheiten an-
gegriffen geweſen, hier zu beruͤren, da ſich nach dieſen
Verſuchen das Waſſer zum uͤbrigen Blute bald ſo, bald
anders verhalten hat. Den Anfang ſollen diejenigen
Krankheiten machen, da die Menge des Salzwaſſers
angewachſen iſt. So verhielte ſich in einem ſchwind-
ſuͤchtigen
[159]Das Rothe darinnen.
ſuͤchtigen Menſchen das Salzwaſſer gegen das Blut, aufs
naͤchſte wie 90 zu 128 (u). Jn dem Blute einer hekti-
ſchen Frauensperſon waren uͤber 107 Quentchen von ei-
nem ſehr harnhaftem Phlegma, in einem Pfunde (x).
Wir haben an dieſem Bei piele ein Zeugnis fuͤr ein auf-
geloͤſtes Blut, wie man es von der Schwindſucht irgens
erwarten konnte; in dem erſtern Exempel befand ſich die
Menge Salzwaſſer auch in ſo fern groͤſſer, weil eben der
Verfaſſer ſonſt im geſunden Blute nur ſehr wenig Salz-
waſſer zugibt (y). Jn einem phlegmatiſchen Menſchen
blieben von 13 Unzen Bluts, zwanzig Quentchen trokknes
kluͤmpiges Blut uͤbrig, und daher erwuchs das Verhaͤlt-
nis, 103½ fuͤrs Waſſer, in 128 Quentchen Bluts, wie
wir bereits oben erwaͤnt haben (z).
Dagegen befand eben der Autor in einem choleri-
ſchen das Salzwaſſer wie 104\frac {"8"} {"13"}; in einem melankoli-
ſchen wie 105⅗; in einer melankoliſchen Frauensperſon
wie 101\frac {"7"} {"17"}(a).
Jn dem Gebluͤte eines ſkorbutiſchen Menſchen traf
man das wenigſte Waſſer, naͤmlich gegen 11 Quentchen,
10 Gran, in 26 Quentchen, und in einem Pfunde 55
Quentchen an (b). Aber auch dieſer Schriftſteller nahm
ſich in acht, den Geiſt zum Blutwaſſer nicht hinzuzu-
rechnen.
Jn dem Blute eines mit der Gicht behafteten Kran-
ken, ſezzte eben dieſer Schriftſteller Dreiviertheile oder
\frac {"96"} {"128"} fuͤr das reine Waſſer an (c).
Der beruͤhmte Browne Langriſh, der in einem
Pfunde Blut, welches man einem geſunden Menſchen
gelaſſen
[160]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
gelaſſen hatte, 105½ Quentchen Waſſer gefunden hatte,
fand in einem funfzigjaͤrigen und vollbluͤtigen, 104
Quentchen, 50 Gran, das iſt etwas weniger, als erſt.
Jm hizzigen Fieber waren den zweeten Tag 104½ Quent-
chen Salzwaſſer, in 128 Quentchen Bluts gegenwaͤr-
tig (d): Beinahe den vierten Tag 103 Quentchen (e),
ſo daß man ſich wundern mus, wie ſich das Salzwaſſer
in einer Krankheit nicht mehr vermindert hat, bei wel-
cher ein ſo hizziger, und an Salzwaſſer ſo armer Harn
gemeiniglich zugegen iſt.
So klein die Anzahl dieſer Verſuche an ſich iſt, ſo
ſcheinen ſie doch zu lehren, daß ſich die Menge Waſſers
in der Vollbluͤtigkeit, in der Gicht, im heftigen Fieber,
im Skorbute vermindert (f), daß dieſes Waſſer hinge-
gen in der Schwindſucht, und in einer phlegmatiſchen
Leibesbeſchaffenheit zunimmt.
Rinderblut iſt viel dikker als das Blut von Men-
ſchen. Denn man fand in vier Pfunden Blut, uͤber-
haupt zwei Pfunde dikken Bodenſaz (g). Hingegen ent-
dekkte man in dem Blute einer Natter, das 80 Grane
wog, 62½ oder uͤber Dreiviertheile Waſſer (g*).
§. 36.
Der Blutgeiſt.
Was hoͤchſt ſeltnes iſt es, daß der Geiſt vor dem
Phlegma, und auſſer dem Zuſtande einer Faͤulnis, her-
aufſteigt (h), ob ich gleich ein Beiſpiel davon leſe: in
allen uͤbrigen Verſuchen, ſteiget, ſo lange die Waͤrme
den Siedungsgrad des Waſſers nicht uͤbertrift, beinahe
ein aͤnliches Waſſer, das einzig und allein gegen die lezte
ſchaͤrfer wird, herauf, und es bleibet auf dem Boden
des
[161]Das Rothe darinnen.
des Gefaͤſſes ein trokkner (i) und ein wenig brandiger
Klumpe uͤbrig liegen, der mit dem Vitrioloͤle, und noch
etwas nachdruͤkklicher mit dem Salpetergeiſte aufbrau-
ſet (k). Man vergroͤſſert nunmehr die Heftigkeit des
Feuers unter dieſem Blutmuße, indem Sand eine viel
groͤſſere Hizze, als das ſiedende Waſſer, vertraͤgt. Und
auf ſolche Weiſe koͤmmt ein fetter, oͤliger, bittrer, roͤtli-
cher Geiſt, von ſchon merklicher harnhafter Art, hervor,
welchen Robert Boyle durch viele Verſuche beruͤmt
gemacht, und Blutgeiſt (ſpiritus ſanguinis) genannt
hat. Es beſteht ſelbiger aus einem fluͤchtigen, trokknen,
und in einigem Ueberbleibſel des Phlegma aufgeloͤſten
Salze (l). Denn man kann ſich einen aͤnlichen Geiſt
uͤbertreiben, wenn man das fluͤchtige Salz des Blutes
in Waſſer aufloͤſet, und beides zuſammen uͤbertreibt.
Das Waſſer aber, und das Salz ſind in dieſem Geiſte
dergeſtalt vermiſcht, nach Raymund Vieuſſens Ver-
ſuche, daß in einem Quentchen Phlegma (Blutwaſſer)
ſieben und zwanzig Gran vom fluͤchtigen Salze zerfliſ-
ſen (m). Die harnhafte Natur, welcher man den Na-
men eines fluͤchtigalkaliſchen gibt, verraͤt der Geruch gar
leicht, ſo wie das gewoͤnliche Brauſen mit dem Salzgeiſte
und mit andern ſauern Saͤften (n). Jndeſſen iſt doch
dieſer Blutgeiſt von dem Harngeiſte, und dem Hirſch-
horngeiſte, in einigen Stuͤkken unterſchieden (o).
Auſſer dieſem Salze befindet ſich in dem Blutgeiſte
ein Oel: denn es wird mit Waſſer vermiſcht milchig (p),
und
v. Hall. Phiſ.II.Th. L
[162]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
und es entſteht mit dem Salpetergeiſte, nach vorhergegan-
genem gewoͤnlichen Brauſen, eine oͤlige Rinde von aller-
hand Pfauenfarben (q). Es ſind aber auch keine un-
deutliche Spuren von einer ſauern Natur da. Es faͤrbt
naͤmlich eben dieſer roͤtliche Geiſt den Saft der Sonnen-
wende (Lakmus) rot (r), beſonders wenn man ihm Zeit
laͤſt, bis das fluͤchtige Harnſalz verflogen iſt (s); und
auch in dieſem Stuͤkke weichet ſelbiger nicht von dem aus
Pflanzen deſtillirtem Geiſte ab (t). Man erhaͤlt aber
auch aus faulgewordnem Harne (u), und aus verweſtem
Fleiſche (x), ein rotes Waſſer, in welchem Spuren von
einer Saͤure vorhanden ſind. Wenn man eben dieſen
Saft von ſeinem fluͤchtigen Salze ſcheidet, welches man
erhoͤhen (rektificiren) nennt, ſo offenbaret ſich ſolcher deut-
lich durch einen ſtrengen und ſauern Geſchmak (y). Was
den Quell dieſer Saͤure betrift, ſo iſt ſolcher nicht eben
ſehr verſtekkt; ſie entſteht aber nicht vom Meerſalze, weil
man aus dem Blute der Nattern, der in ſuͤſſen Gewaͤſ-
ſern wonenden Fiſche (z) und der Waſſervoͤgel, einen in
der That aͤnlichen und eben ſo ſauern Geiſt erhaͤlt. Viel-
mehr ſcheint ſelbiger von einem unuͤberwaͤltigten Pflan-
zenweſen herzuruͤhren (z*), da ſolches ſich von freien Stuͤk-
ken zum Sauerwerden neigt; es werden aber alle Thiere
entweder von Pflanzen, oder doch von andern Thieren
ernaͤrt, die ihre Narung aus dem Pflanzenreiche herneh-
men. Da ferner das Fett eines Thieres eine anſenliche
Saͤure aͤuſſert (a), ſo darf man ſich nicht im geringſten
wundern, wenn man in dem fetten Geiſte Spuren von
einer
[163]Das Rothe darinnen.
einer Saͤure antrift. Jm uͤbrigen ſteiget dieſer Geiſt
allerdings unter einer ſchaͤrfern Geſtalt, und gleichſam
durchweg feurig aus dem Blute auf, wenn man ihn
uͤber Kalk abzieht, wodurch deſſen noch uͤbrige Saͤure
zerſtoͤrt wird (b).
Jurin redet von einem zwiefachen Blutgeiſte, von
dem erſtern, der ſchwaͤcher, aber doch noch ſchwerer als
Waſſer iſt, und ſich zu demſelben wie 1007 zu 1000 (c),
und von einem kraͤftigern, welcher ſich wie 1080 zu 1
verhaͤlt (d).
Was dieſer Blutgeiſt zu dem dikken Blutbeſtandteile,
aus dem man ihn abgezogen, und folglich zum geſamten
Blute vor ein Verhaͤltnis aͤuſſere, davon werden wir
abermal verſchiedne Groͤſſen anfuͤren muͤſſen, und es hat
Raymund Vieuſſens aus 179 Unzen Bluts, und aus
drei Pfunden trokknen Bodenſazzes, nach ſeinem erſtern
Verſuche, 28 Quentchen 30 Gran fuͤr den Geiſt erhal-
ten (e): in einem andern Verſuche ſammelte ſelbiger aus
ſechs Pfunden und vier Unzen natuͤrlichen Blutes, und
aus zwanzig Unzen des trokknen Roten, uͤberhaupt zehn
Unzen und ſieben Quentchen, oder mehr als die Haͤlfte
Geiſt (f), welches ſchon ungleich mehr, als das erſtere
Maas iſt. Walter Needham erhielt aus ſechs Unzen
menſchlichen dikken Blutſaftes (ſapa) drei Unzen Geiſt.
Am naͤchſten koͤmmt dieſem Ermels Verhaͤltnis, der juſt
halb ſo viel Geiſt, als Blut herausbrachte (f*); folglich
bekam er die Helfte von ſeinem ganzen Blutſafte (g), vom
Klumpen hingegen \frac {"3"} {"10"}. Jakob Jurin(h), oder Johann
Browne, da ſich der beruͤmte Mann dieſes Kuͤnſtlers
bei ſeinen Verſuchen bediente, erhielt aus 78 Unzen Blut,
und aus 41 Unzen und 2 Quentchen des getrokkneten
L 2Roten,
[164]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Roten, und aus dieſen 41 Unzen, ſieben Unzen ſchwaͤ-
chern Geiſt, an ſtaͤrkern aber ſieben Unzen und ſechs
Quentchen, folglich beinahe \frac {"15"} {"41"}, das iſt mehr als den
dritten Theil vom trokknen Blute, und vom ganzen
Blute mehr als \frac {"18"} {"78"}. Kaſpar Neumann(i) behielt aus
8 Quentchen trokknen Blutes, und einem vollen Pfunde
gemeinen Blutes, eine Unze Geiſt uͤbrig, oder den ſechs-
zehnten Theil vom Blute, und nicht voͤllig den dritten
vom dikken geronnenen. Dieſem koͤmmt Verheyens
Verſuch am naͤchſten, welcher faſt \frac {"5"} {"19"} Geiſt gab (k). Jn
einem andern von J. B. Verduc erwaͤnten Verſuche,
war wieder ein andrer Vorrat von Geiſte da, naͤmlich
\frac {"1"} {"19"}, oder fuͤnftehalb aus 78 Quentchen (l). Homberg
brachte aus ſechszehn Pfunden Blut, zwoͤlf, aber zu-
gleich mit dem Salze vermiſchte Unzen Geiſt, naͤmlich
den zwoͤlften Theil vom ganzen Blute (m) heraus, wofern
bei dieſem Manne von zwoͤlfunzigen Pfunden die Rede
iſt. Robert Boyle(n) zog aus vier und zwanzig Unzen
getrokkneten Blutes ſechs Unzen und eine halbe, folglich
beinahe den dritten Theil Geiſt heraus. Jn dieſen Ver-
ſuchen verhaͤlt ſich der Geiſt zum getrokkneten Blutklum-
pen von der Helfte bis faſt zum Dritteile. Denn es
ſcheint Vieuſſens im erſtern Verſuche das Blut gar zu
ſehr getrokknet zu haben. Wenn der rote Blutklumpe
alſo der ſechſte Theil vom ganzen Blute iſt, ſo wird der
Blutgeiſt entweder den zwoͤlften oder achtzehnten Theil
vom Blute betragen. Es kann aber leichtlich einige
Verſchiedenheit auch ſo gar von dem bloſſen Namen ent-
ſtehen, nachdem jemand das vom Blute aufſteigende
Waſſer, wenn mans zu lange uͤbertreibt, lieber Phlegma,
oder zu fruͤhe ſammelt, lieber Geiſt zu nennen beliebt.
Jn
[165]Das Rothe darinnen.
Jn Johann Colbatchs Verſuchen haben Krank-
heiten einen Unterſcheid verurſacht. Jn dem Blute eines
geſunden Menſchen war der Geiſt faſt der ſiebente (o),
oder \frac {"19"} {"28"} im ſchwindſuͤchtigen \frac {"22"} {"128"}(p), in einer mit dem
Huſten geplagten Frauensperſon der 24 und faſt 25 von
den vorigen Theilen (q), in zween kroͤpfigen Kranken faſt
der 32 (r), ſo wie in einer hiſteriſchen Frau (s); in dem
Blute einer mit Gliederſchmerzen behafteten Weibsperſon
der 39 (t), in einem ſkorbutiſchen betrug der Blutgeiſt 40
\frac {"8"} {"13"}(u), in einer podagriſchen, mit dem Steine geplagten
Frau 43 (x), in einem hipochondriſchen 51\frac {"9"} {"13"}, in einer
an der Bleichſucht liegenden Weibsperſon 55, welches
alles ſehr auſſerordentliche Groͤſſen ſind (z): man mus
ſich aber auch dabei beſinnen, daß dieſer Autor das fluͤch-
tige Salz und den Blutgeiſt zuſammenzaͤlt. Es koͤnnte
indeſſen aus ſeinen Verſuchen erhellen, daß im Poda-
gra (z*), der Hipochondrie, und der Mutterbeſchwerung
das Blut am harnhaftſten iſt. Endlich ſo welde ich
noch aus dem Needham, daß der Blutgeiſt aus zweien
Pfunden dikkes Ochſenblutes ein Pfund und gegen neun
Unzen betragen habe (a), welches Verhaͤltnis noch um
ein vieles anſenlicher, als in irgend einem Verſuche mit
Menſchenblute iſt.
§. 37.
Das fluͤchtige Salz im Blute.
Zugleich mit, und nach dieſem Geiſte, vor und mit
dem Blutoͤle (b), ſteiget im Gefaͤſſe von dem dikken Blut-
L 3klumpen
(y)
[166]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
klumpen zugleich ein feſtes, weiſſes, ſcharfriechendes, und
mit ſehr durchdringendem Weſen begabtes fluͤchtiges Salz
in die Hoͤhe. Es haͤngt ſich ſolches an die Muͤndung
der Vorlage, und an den Hals der Retorte, aus der man
es uͤbergetrieben, an. Gemeiniglich befindet ſich zugleich
ein Theil Oel mit dabei angelegt (c); erhaͤlt man aber
das Salz beſonders, ſo ſteiget ſolches unter einer aͤſtigen
Geſtalt eines kleinen Baͤumchens auf (d); und es ſind
die einzelne Koͤrnchen dieſes Salzes Parallelepipeda,
Wuͤrfel, Achtekke, und ſonſt andern regelmaͤßigen Viel-
ekkkoͤrpern aͤnliche Vielekke (e). Wirft man Kalk zum
Blute, ſo erhaͤlt man gar kein trokknes Salz, und es
nimmt ein Geiſt, der haͤufiger und viel ſtrenger als der
gewoͤnliche iſt, deſſen Stelle ein (f): thut man aber ſtatt
des Kalkes Weinſteinſalz (g) hinzu, ſo wird zwar ein
ſchwaͤcherer Blutgeiſt, aber auch eine Menge fluͤchtiges
Salz heraufgetrieben werden.
Es brauſet dieſes Salz mit ſauern Saͤften ſtark
auf (h): ſo bald es aber ſeinen lebhaften Geiſt eingebuͤſſet
hat, ſo wird es einen ganz kleinen Theil von ſeiner
Schwere verlieren, und uͤberhaupt ganz geſchmaklos
uͤbrig bleiben (i).
Schwerlich laͤſt es ſich mit Gewisheit beſtimmen, wie
viel dieſes Salz in der geſammten Blutmaſſe betraͤgt.
Caſpar Neumann erhielt aus einem Pfunde Bluts,
und aus 28 Quentchen des getrokkneten Roten im Blute,
ein halbes Quentchen trokknen Salzes, welches gegen
das ganze Blut gerechnet (k)\frac {"1"} {"182"} macht. Walter
Needham bereitete ſich aus ſechs Unzen trokknen Bluts,
welches
[167]Das Rothe darinnen.
welches man vor den aus 20 Unzen Bluts gekochten
Muß anſehen kann, zwei Quentchen fluͤchtigen Salzes,
oder \frac {"1"} {"80"}(l). Jakob Jurin zog aus 78 Unzen trokknen
Blutes ſieben Quentchen fluͤchtiges Salz, oder beinahe
den \frac {"1"} {"89"} Theil (m). Robert Boyle unterſuchte in ſeinem
erſtern Verſuche (n) 24 Unzen getrokkneten Bluts, und
bekam daraus zehn und ein halbes Quentchen fluͤchtiges
Salz, welches faſt der \frac {"1"} {"73"} Theil von allem Blute iſt.
Denn es vergleicht derſelbe das trokkne Blut mit dem
vierten Theile von der ganzen Blutmaſſe (o). Jn einem
andern Verſuche (p) erhielt er auch von 12 Unzen trokk-
nen Blutes, zwo Unzen und zwei Quentchen vom fluͤch-
tigen Salze, welches wenigſtens dreimal mehr, als erſt
war, und es betraͤgt dieſes ungewoͤnliche groſſe Verhaͤlt-
nis beinahe den \frac {"1"} {"32"} Theil von der ganzen Maſſe, und wei-
chet vom obigen zu ſehr ab. Vieuſſens hatte in ſeinem
erſtern Verſuche (q) von 100 Unzen Blut, und von zwan-
zig Unzen trokknen Bluts, zehn Quentchen oder \frac {"1"} {"80"} fluͤch-
tiges Salz. Bei einer andern Gelegenheit (r) brachte
ſelbiger aus 179 Unzen, ſechs Quentchen und 18 Gran,
oder keine groͤſſere Menge, als den \frac {"1"} {"225"} Theil heraus,
welches ungemein vom erſtern abweicht. Johan Con-
rad Barchuſen(s) erhielte aus vier Unzen Blut, dar-
aus er alles Salzwaſſer entfernt hatte, 55 Gran oder den
\frac {"1"} {"64"} Theil, auch wohl noch daruͤber. J. B. Verduc
gewann in einem andern Verſuche aus 78 Quentchen,
anderthalb Quentchen oder \frac {"1"} {"52"}(t). Philipp Verheyen(u)
erhielt aus 56 Quentchen aufgetrokkneten Bluts zwei
Quentchen, oder \frac {"1"} {"28"}, und aus dem geſammten Roten
beinahe \frac {"1"} {"112"} Salz.
L 4Jm
[168]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Jm Fieber waͤchſt die Menge dieſes fluͤchtigen Blut-
ſalzes an. Es fand naͤmlich Browne Langrish(x)
in acht Unzen geſunden Blutes, welches man einem jun-
gen Menſchen gelaſſen hatte, 38 Gran oder beinahe
\frac {"1"} {"101"}. Dagegen fand ebenderſelbe bei einem funfzigjaͤri-
gen Manne, und in einerlei Blutgewichte (y), 46 Gran
oder \frac {"1"} {"80"}: den zweeten Tag nach dem Anfalle eines hizzi-
gen Fiebers fuͤnf und ſechszig Gran oder \frac {"1"} {"65"}(z), den vier-
ten Tag uͤberhaupt 94 Gran, oder beinahe \frac {"1"} {"41"}1/41(a). Jn
der Gicht kamen aus einem Pfunde Bluts, 68 Gran,
oder \frac {"1"} {"71"} zum Vorſcheine, wofern man naͤmlich das Apo-
tekerpfund darunter verſteht (b). Es ſcheint demnach
ein Fieber, wenn man es nach ſeinen vornehmſten Fol-
gen betrachtet, die Menge des fluͤchtigharnhaften Salzes
zu vermeren.
Jn vier Pfunden Ochſenbluts (c) waren zwei Quent-
chen, ein Skrupel, und ſechs Gran, oder beinahe \frac {"1"} {"105"},
wenn mans von Handelspfunden verſteht, oder \frac {"1"} {"70"} wenn
es zwoͤlfunzige mediciniſche Pfunde ſein ſollen, zugegen.
§. 38.
Das Oel im Blute.
Zu gleicher Zeit tritt mit dem fluͤchtigen Salze, aber
doch etwas ſpaͤter, ein goldgelbes Blutoͤl (d) in die Hoͤhe,
welches in ſo fern fluͤßiger, und leichter, als das gleich
darnach folgende iſt, daß es ſich von freien Stuͤkken da-
von abſondert, wofern man beide unter einander ver-
miſcht.
Verſtaͤrkt man naͤmlich das Feuer, ſo erfolgt ein
weiſſer Rauch (e), und hierauf ein feuerrotes, denn zaͤhes
und
[169]Das Rothe darinnen.
und pechartiges Oel, welches nicht ohne Gefar abzuge-
hen pflegt, wofern der Hals der Retorte nicht weit genug
iſt, und das Blut von dem heftigen Feuer ſchnell uͤber-
getrieben wird.
Beiderlei Oele brauſen, aber doch dergeſtalt mit
ſauern Dingen auf (f), daß nicht nur in dieſen Oelen,
ſondern auch in dem Dippelſchen(g) Thieroͤle, Spuren
von einer ſauern Natur uͤbrig bleiben, und dadurch hell-
blaues Pappir (h) rot gefaͤrbt wird. Deſtillirt man die-
ſes Oel, ſo giebet ſolches einen feuerroten und ſtinkenden
Geiſt, dergleichen aus dem Blute zum Vorſchein ge-
bracht wird (i).
Dieſes Oel entſpringet theils aus wirklichem ins
Blut gemiſchtem Fette, welches bisweilen an fetten
Thieren ſo gar mit Augen geſehen werden kann (k), und
das auch in friſchem Blute deutlich gemacht wird, ſobald
es unterm Deſtilliren in Waſſer faͤllt. Denn es macht
eine rote, oͤlige, und auf dem Waſſer obenauf ſchwim-
mende Haut. Ein andrer Theil dieſes Oeles ruͤhrt von
den roten Blutkuͤgelchen her; denn dieſe beſizzen offenbar
eine verbrennliche Eigenſchaft. Blut, welches ohne al-
les Salzwaſſer und von allem Waſſer geſchieden worden,
iſt lebhaftrot, und weil es nun blos aus Kuͤgelchen noch
beſtehet, ſo wird es hart, zerbrechlich, es faͤngt und
naͤhrt eine Feuerflamme (l). Selbſt das rote Pulver,
welches man mittelſt des Durchſeihens und Auswaſchens
aus dem Blute bereitet, oder auch diejenige Rinde, wel-
L 5che
[170]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
che nach der Verrauchung alles Waſſers vom Blute
uͤbrig bleibt, blizzt, verpuft, und entzuͤndet ſich zu ei-
ner Flamme. Auch noch auf eine andre Weiſe hat der
vortrefliche Gaubius das Rote im Blute in kochendem
Waſſer dergeſtalt aufgeloͤſet, daß es ſich in Flokken ver-
wandelte: auf dieſe Weiſe wird es wie ein Brei dikke,
den man durchſeiht, und bei gelinder Waͤrme trokknet,
davon er zerreibbar wird, Flamme faͤngt, und brennt (m).
Aus dieſem Fette des Blutes wird mit Alaune das
an der Luft feuerfangende Pulver (Pyrophorus) verfer-
tigt (n), und dies Oel iſt gar nicht von demjenigen Oele
unterſchieden, welches man aus den Hoͤrnern oder aus
dem menſchlichen Hirnſchedel bereitet, und welches gar
den Menſchen zu einem unverbrennlichen Lichte Hofnung
gemacht hat (o), weil es ungemein langſam verbrennt,
und ein ganz kleiner Vorrat von dieſem Oele ſchon fuͤr
eine Flamme, die etliche Monate brennen kann, hinrei-
chend iſt. Cardan nannte ehedem, den vom digerirten
und deſtillirten Menſchenblute uͤbrig gebliebnen Hefen,
den er in Miſt vergrub, und der ungemein feuerfangend
war, Pyrophorus (p).
Ein dem beſchriebnen aͤnliches Oel, wird aus allen
Thieren, und aus allen Theilen der Thiere bereitet: die
einzigen Ameiſen haben, ſo viel mir bekannt geworden,
auſſer dem thieriſchen Oele, noch ein anderes, demjeni-
gen aͤnliches Oel gegeben, welches aus den fetten Saa-
menkoͤrnern der Pflanzen, unter dem Namen des aus-
gepreſten(q) bekannt iſt; und endlich ſo kann man aus
dieſen
[171]Das Rothe darinnen.
dieſen Thierchen ein wahres aͤtheriſches Oel (q*) heraus-
bringen. Sonſt iſt das thieriſche Oel ein wenig von dem
brandigen Pflanzenoͤle unterſchieden (q**).
Was das Verhaͤltnis dieſes Blutoͤles zum geſamm-
ten Blute, oder zum aufgetrokkneten Blute betrift, ſo
herrſcht hier wieder groſſe Uneinigkeit unter den Gelehr-
ten. Browne Langriſh erhielte aus acht Unzen voll-
ſtaͤndigen Bluts, das man einem geſunden Juͤnglinge
abgelaſſen hatte, 52 Gran Oel (r), und aus dem Blute
eines funfzigjaͤrigen Mannes 72 Gran (s). Das erſtere
Verhaͤltnis war \frac {"1"} {"78"}, das zweite \frac {"1"} {"53"}. Dieſem koͤmmt Ja-
kob Jurins Verſuch am naͤchſten, der aus 78 Unzen
Bluts, eine Unze Oel herausbrachte (t), wenn man den
kluͤmpigen roten Theil im Blute ſechsfach rechnet. Ro-
bert Boyle bekam \frac {"1"} {"68"} Oel (u), wenn derſelbe aus einem
Pfunde, nach vollendetem Uebertreiben, zwoͤlf Quent-
chen erhielte. Er pflegt aber die menge des Kluͤmpigen
zum Blute kleiner anzugeben. Caſpar Neumann trieb
aus viertehalb Unzen trokknen Bluts, ein halbes Quent-
chen Oel ab, welches ſich alſo zum Blute, wenn man
ſolches fuͤr ſechsmal mehr, als der Klumpen iſt, an-
nimmt, \frac {"1"} {"56"} betraͤgt. Homberg lies aus 256 Unzen
vollſtaͤndigen Blutes, fuͤnf Unzen, oder beinahe \frac {"1"} {"51"} von
beiderlei Oelen uͤbertreiben (z). Raymund Vieuſſens(a)
hatte in ſeinem erſtern Verſuche von 179 Unzen Bluts,
vier Unzen, drei Quentchen Oel, welches wie \frac {"1"} {"40"} iſt. Jm
andern Verſuche verſchafte ihm das Feuer von 100 Un-
zen Bluts, zwo Unzen, fuͤnf Quentchen, 40 Gran Oel,
welches wie \frac {"1"} {"37"}(b) iſt, wofern ich ſeine Abwaͤgungen
recht
(y)
[172]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
recht erklaͤre, bei denen man in der That leicht irren kann.
Aus dreien Unzen aufgetrokkneten Blutes ſchienen dem
beruͤhmten Viſcher(c) vier Quentchen Oel, und etwas
daruͤber in die Hoͤhe zu ſteigen, welches, wenn man
ſechsmal ſo viel fuͤr den Blutklumpen rechnet, faſt \frac {"1"} {"36"} be-
traͤgt. Verduc brachte drittehalb Quentchen aus 78
Quentchen zum Vorſchein (d). Jn einem andern Ver-
ſuche des Robert Boyle entſtanden aus 81 Quentchen
und 13 Gran Bluts, zwei Quentchen, nebſt 48 Gran
Oel (e), oder ohngefehr \frac {"1"} {"29"}. Philipp Verheyen er-
hielte aus ſeinem, wiewohl faulgewordnen Cruor, naͤm-
lich von 56 Quentchen deſſelben, acht Skrupel dikkes
Oel (denn das geiſtige Oel dieſes Mannes heiſt bei andern
Autoren Geiſt), oder uͤber \frac {"1"} {"21"}(f). Walter Needham
bereitete aus zehn Unzen, des vom menſchlichen Blute
geſchiednen Kluͤmpigen, eine Unze Oel, folglich den
zwanzigſten Theil vom ganzen Blute, wenn man es noch
einmal ſo viel, als den Klumpen, annimmt (f*).
Endlich brachte Johann Colebatch, dieſer in dem
Falle, wegen ſeiner Lebensart, erfarne Chimicus (Schei-
dekuͤnſtler), aus 34 Quentchen Bluts, drei Quentchen
fuͤrs Oel heraus. Es iſt dieſes eine auſſerordentliche
Menge Oel und beinahe der \frac {"1"} {"11"} Theil vom ganzen Blute.
Hieraus erhellet nun, daß in den Verſuchen beruͤmter
Maͤnner die Erfolge ſo verſchieden geweſen, daß einige
faſt den \frac {"1"} {"80"}, andre beinahe den \frac {"1"} {"11"} Oel vom Blute erhalten
haben. Freilich hat in einigen Verſuchen darunter, ei-
niger Theil vom Geiſte in der uͤbrigen Blutkole ſtekken
bleiben koͤnnen. Ferner kann auch einiger Unterſcheid
von dem Alter, Temperamente, vom geſunden oder kran-
ken Zuſtande dererjenigen, deren Blut man den Verſu-
chen aufgeopfert, hergeruͤhrt haben. Wir ſehen ja aus
den
[173]Das Rothe darinnen.
den Schriften des beruͤhmten Browne Langriſh, daß
im Blute eines erwachſnen Menſchen eine groͤſſre Menge
Oel zugegen geweſen (g). Eben dieſer beruͤhmte Mann
hatte den zweiten Tag nach einem hizzigen Fieber ſo viel
Oel erhalten, daß ſolches ein Viertheil vom trokknen
Blute betrug (h). Johann Colebatch(i), deſſen Ge-
wichte ſonſten von den Gewichten der andern Schrift-
ſteller ſehr abweichen, gibt in einer ſkorbutiſchen Perſon
an, fuͤr das Oel, den dreizehnten Theil vom Blute; in einer
an der Gliederkrankheit liegenden, faſt \frac {"1"} {"16"}, in einer an
der Bleichſucht kranken Frauen, ebenfals \frac {"1"} {"16"}; in einem
Hipochondriſchen \frac {"1"} {"20"}, in einer mit dem Huſten geplagten
Frauensperſon, faſt \frac {"1"} {"21"}, in einer ſkorbutiſchen kroͤpfigen
kranken Frau eben ſo viel, in einer mit Mutterbeſchwe-
rung behafteten \frac {"1"} {"28"}, in einem kroͤpfigen Menſchen \frac {"1"} {"35"}, im
ſchwindſuͤchtigen \frac {"1"} {"37"}, ſo daß uͤberhaupt das meiſte Oel in
ſkorbutiſchen, das wenigſte im Blute des Schwindſuͤch-
tigen befindlich war. Jn einem podagriſchen fand Pi-
nell das Oel zwiſchen \frac {"1"} {"20"} und \frac {"1"} {"21"}. Jn vier Pfunden Rin-
derblut, und zweien Pfunden des dikken Bodenſazzes,
waren 3 Quentchen Oel, oder \frac {"1"} {"170"} oder wenigſtens der
\frac {"1"} {"108"} Theil, welches gewis was ſehr weniges iſt, wenn
man uͤberlegt, daß man 25 Unzen an Blutgeiſte gehabt,
anzutreffen (l).
Aus dieſem Blutoͤle, aber auch aus den Haaren, der
Schafwolle, Klauen, Regenwuͤrmern, Seide und Men-
ſchenkote, ſo wie aus dem ſchlechten Oele des Hirſchblu-
tes, pflegt man uͤberhaupt das beruͤhmte Dippelſche(m)
Thieroͤl zu bereiten. Dieſes erhoͤhet (rektificirt) man,
wenn man Blut in einem Waſſerbade, mit einem haͤu-
figen Waſſer, nach dem Vorſchlage meines ſeligen Schwie-
ger-
[174]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
gervaters, H. Teichmeiers(n), uͤbertreibt, oder dieſes
Uebertreiben wiederholt (o), oder auf andre weitlaͤufti-
gere Art, mit dem Salzgeiſte und abgezognem Weinſtein-
oͤle mehr als einmal uͤbertreibt (o*). Nunmehr nimmt
dieſes Oel, nachdem es allen uͤbeln Geruch abgelegt, ei-
nen angenemen Geruch, und einen gefaͤlligen Geſchmak
an ſich (p). Seine Arzneikraͤfte ſchaͤzzet dieſer ſo, jener
wieder anders. Ein wunderlicher Erfinder deſſelben ver-
kaufte es vor eine Arzenei vom erſten Range, wider wel-
che ſich keine kramfhafte Verzuͤkkung, und keine zu hef-
tige Bewegung in dem ganzen Nervengebaͤude laͤnger
halten koͤnnte. Eine ſchmerzſtillende Eigenſchaft geſteht
dieſem Oele Burchard David Mauchart(q) zu; andre
loben es in dem Falle gar (r); zu den Wunden empfielt
es dagegen der beruͤhmte Cartheuſer. Andre hingegen
hegen viel ſchlechtere Gedanken von dieſem Blutoͤle (r*).
Der gluͤkkliche und gefaͤllige Arzt, Baltaſar Ludwig Tral-
les(s), erinnert, daß der Hirſchhorngeiſt und die uͤbri-
gen thieriſchen Oele von der Art, einerlei Kraͤfte beſiz-
zen: indeſſen verwirft der ungenannte Ueberſezzer und
Notenmacher des Dippelſchen Werkes uͤberhaupt den
voͤlligen Nuzzen dieſes Oels (t): und ich habe ebenfals
nie ein Belieben gefunden, thieriſche Oele einem Men-
ſchen einzugeben, oder ſich mit deſſen Blute vermiſchen
zu laſſen. Vorlaͤngſt hat bereits Olaus Borrichius
die Anmerkung gemacht, daß das Oel aus menſchlichen
Hirn-
[175]Das Rothe darinnen.
Hirnſchedeln, wenn es ſeinen Geſtank verliere, zugleich
auch ſeine Kraͤfte mit verliere und unthaͤtig gemacht wer-
de (u).
§. 39.
Die vom uͤbergetriebnen Blute ruͤkſtaͤndige
Kole (Todtenkopf).
Und nunmehr iſt es notwendig, den Grad des Feuers
recht zu treffen, damit nicht die ruͤkſtaͤndige Blutmaſſe
gleichſam zu gaͤhren, aufzuſchwellen, und in die Hoͤhe zu
ſteigen anfange (x): und auf ſolche Weiſe bleibet ein ganz
ſchwarzer, glaͤnzender, ſchwammiger, lokkrer, leichter,
zerreibbarer, geſalzner, bittrer, nach Harn riechender und
brennbarer Hefen, auf dem Boden des Gefaͤſſes zuruͤk-
ke (z), den ſchon lang J. Baptiſt von Helmont(a)
hierauf Herrmann Boerhaave, Blutkole, andre hin-
gegen, aber uneigentlich, Todtenkopf genannt haben,
ob er gleich noch verſchiedne Salze enthaͤlt. Man hat
dieſe Blutkole, um ſie mit der uͤbrigen Blutmaſſe zu
vergleichen, ebenfalls von verſchiedner Menge gefunden.
Robert Boyle(c) erhielt aus zwoͤlf Pfunden Bluts vier
Unzen und zwei Quentchen an Kole, welches der \frac {"1"} {"45"}
vom Blute, oder wenn man mediciniſche Pfunde darun-
ter verſteht, faſt der \frac {"1"} {"34"} iſt. Homberg behielt von vier
Pfunden Bluts 34 fuͤr die Kole oder \frac {"1"} {"17"} uͤbrig (d).
Raymund Vieuſſens(e) ſahe aus hundert Unzen Blu-
tes, vier Unzen, ſechs Quentchen trokknes Hefens uͤbrig
bleiben, welches faſt der \frac {"1"} {"21"} Theil war: in einem andern
Verſuche aber, der einen hoͤchſt verſchiednen Erfolg hat-
te (f), entſtanden aus 179 Unzen, in allem 22 Unzen und
ſieben
(y)
(b)
[176]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
ſieben Quentchen, oder faſt ⅛. Walter Needham hatte
von zehn Unzen des roten kluͤmpigen, welche eine Menge
Bluts von zwanzig Unzen haͤtten geben koͤnnen, zehn
Quentchen oder \frac {"1"} {"16"}(g) uͤbrig. Caſpar Neumann bekam
aus einem Pfunde, eine ganze Unze oder ebenfalls \frac {"1"} {"16"}(h).
Jakob Jurin erhielt aus 179 Unzen neuntehalb Un-
zen (i), oder \frac {"1"} {"9"}; Browne Langrish(k) aus acht Unzen,
eine Unze und 52 Gran, oder \frac {"1"} {"7"} und daruͤber. Anton
von Heyde ſchaͤzzt die Kole gegen den fuͤnften Theil vom
geſammten Blute (l); Philipp Verheyen bekam aus
78 Quentchen, 16 Quentchen oder ⅕ (m). Hier herrſcht
in den Maaſſen der Verſuche ebenfals eine ungemeine
Verſchiedenheit, welche aber wohl von der Menge des
Oels herruͤhren mag, welches einige mit vieler Gedult
von der Kole geſchieden, andre aber damit vermiſcht ge-
laſſen haben.
Jn kraͤnklichen Perſonen befindet ſich, wenn man dem
Johann Colebatch Glauben beimeſſen will, bald mehr,
bald weniger Kole (n). Jn einem geſunden Menſchen
betrug ſie von der ganzen Blutmaſſe \frac {"1"} {"17"}; in dem Blute
einer am Huſten kranken und beinahe ſchwindſuͤchtigen
Frau \frac {"1"} {"10"} + \frac {"6"} {"80"}; in einem ſkorbutiſchen Menſchen \frac {"1"} {"13"}, in
einem an Gliederſchmerzen liegenden \frac {"1"} {"14"} + \frac {"4"} {"98"}, in einer
mit dem Steine und der Gicht beſchwerten \frac {"1"} {"15"} + \frac {"7"} {"135"}, in
einer ſchwindſuͤchtigen Frauen faſt \frac {"1"} {"19"} + \frac {"4"} {"104"}, in einer an
der Bleichſucht liegenden \frac {"1"} {"20"}, in einer andern kroͤpfigen
\frac {"1"} {"20"} + \frac {"4"} {"140"}, in einer von der Mutterbeſchwerung geplag-
ten \frac {"1"} {"21"} + \frac {"6"} {"168"}, in einer kroͤpfigen \frac {"1"} {"27"} + \frac {"1"} {"69"}, in einem hi-
pochondriſchen \frac {"1"} {"24"}.
Jn ſechs Pfunden Ochſenblut hat man 10 Unzen,
oder beinahe \frac {"1"} {"10"}(o) gefunden.
§. 40.
[177]Das Rothe darinnen.
§. 40.
Das feuerfeſte Salz im Blute.
Jn dieſer Kole lieget vielerlei verborgen, Erde, feuer-
feſtes Salz, Meerſalz, ein ſauer Salz, das ungemein
feuerfeſte iſt, Eiſen, und endlich ein ſehr ſchwerwichtiges
Oel. Man erweiſet das Daſein dieſes Oeles aus ſeinen
verbrennlichen Stoffen, indem dieſe Kole von einer Flam-
me Feuer faͤngt. Brennt alſo dieſe Kole etliche Stun-
den lang aus, ſo hinterlaͤſt ſie eine roͤtliche aus Erde und
Salze gemiſchte Aſche. Macht man aus dieſer Aſche
eine Lauge, ſo ſcheidet ſich die Erde vom Salze, welches
bisher im Feuer feuerfeſte uͤbrig geblieben iſt. Von die-
ſer Aſche ſammelte Boyle ſechs und ein halbes Quent-
chen von zwoͤlf Unzen trokknen Blutes, welches nach
Boyles Rechnung den \frac {"1"} {"14"} Theil ausmacht. Kaſpar
Neumann brachte aus viertehalb Unzen eben ſo trokk-
nen Bluts, und aus einem Pfunde des vollſtaͤndigen
Bluts, ſieben Quentchen, oder beinahe \frac {"1"} {"14"} Kalk heraus,
wofern hier von mediciniſchen Pfunden die Rede iſt.
Dasjenige Salz, welches man aus dieſer Aſche her-
auslaugt, beſizzet eine zweideutige Beſchaffenheit (p).
Es ſteht ſolches zwar die Wut des Feuers aus, indeſſen
aͤuſſert es doch Spuren, bald vom Meerſalze, bald vom
Laugenſalze, ſo daß es uͤberhaupt eine Miſchung aus al-
len beiden heiſſen kann (q). Daß es laugenhaft ſei,
geſtehet man gemeiniglich zu (r), denn es brauſet mit
ſauern Dingen auf (s), es zerfliſt an der Luft (t), es gibt
keinen
v. Hall. Phiſ.II.Th. M
[178]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
keinen Knall von ſich (u), und man findet es in Thieren,
die nie ein Meerſalz zu ſich nehmen (x). So hat ohn-
laͤngſt der beruͤmte Macquer(y) auch aus Knochen ein
feuerfeſtes Laugenſalz, und aus dem Blute Johann Hein-
rich Pott(z) eben dergleichen bereitet. Kuͤnſtler laugen
dieſes Salz aus der Aſche mit Fleis heraus, weil ſich die
Aſchkapellen und Teſten ſonſt, wenn das Salz darin-
nen gelaſſen wird, verglaſen und verſchmelzen.
Ob nun gleich Zeichen vom Laugenſalze vorhanden
ſind, ſo felt es doch auch nicht an augenſcheinlichen Spu-
ren eines Meerſalzes. Es faͤrbt im geringſten nicht den
Violenſirup gruͤn (a): den Geſchmakk hat es nach dem
Meerſalze (b), es ſtuͤrzt ein in Scheidewaſſer aufgeloͤſtes
Silber, als ein weiſſes Pulver nieder (c), es verwandelt
das Scheidewaſſer in Goldſcheidewaſſer (d), endlich ſo
ſchieſſet es in wuͤrfliche (e),(f) und vierekkige Kriſtallen an.
Man erhaͤlt auch dergleichen Salz aus dem Blutgeiſte (g)
oder aus getrokknetem Blute (h) und aus deſſen Kole (i):
ferner aus ausgelaugtem Kalb- oder Rindfleiſche (k), aus
dem Harne (l), den Hirſchgeweihen (m), den Menſchen- und
Thierknochen (n), aus dem Fleiſche fleiſchfraͤßiger Thiere (o),
aus
[179]Das Rothe darinnen.
aus der Milch (p), aus allerlei Fleiſche der raubgierigen
Thiere (q), und ſo gar endlich aus dem Harnphosphorus (r).
Aber auch in den Pflanzen gibt es Anzeigen von eben
dieſem Salze (r*). Und von dieſem Salze gibt es mehr,
als vom feuerfeſten Salze (s).
Von dieſem gemiſchten Salze iſt bald mehr, bald
weniger im Blute vorraͤtig, nach den Berichten der ver-
ſchiednen Schriftſteller, und es kann alſo nicht felen,
daß hier nicht der Unterſcheid ganz unmaͤßig ſeyn ſollte.
Johann Konrad Barchuſen zaͤlt von acht Unzen Schaf-
bluts, welches er vom Salzwaſſer geſchieden, und folg-
lich beinahe von ſechszehn Unzen des geſammten Blutes,
zwei Gran, oder den \frac {"1"} {"3840"}, vom Blute (t). Walter
Needham bekam aus ſechs Unzen Blutkolen oder Blut-
auszuges, und aus zehn Unzen roten Blutes, und alſo
faſt aus 20 Unzen des ganzen Blutes, 8 Gran oder
\frac {"1"} {"1200"}(u). Vieuſſens erhielt in einem Verſuche (x) von
zwanzig Unzen trokknen Blutes, oder von hundert Unzen
des geſammten Blutes, zwei Quentchen, ſechs und einen
halben Gran, oder \frac {"1"} {"763"}. Jn wieder einem andern Ver-
ſuche mit 179 Unzen des geſamten Blutes, erhielt er eine
halbe Unze, neun Gran oder \frac {"1"} {"344"}(y). Jm dritten aus
funfzig Pfunden eine ganze Unze oder \frac {"1"} {"800"}(z). Eben die-
ſer Mann zog aus einer Unze Oel acht Gran an Salze
heraus (a). Kaſpar Neumann aus einem Pfunde ei-
nen halben Skrupel oder \frac {"1"} {"576"}(b). Thomas Pinell er-
M 2hielt
(o)
[180]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
hielt von einem podagriſchen, bei dergleichen Perſonen
iſt naͤmlich das Salz uͤberfluͤßig zugegen, vom Pfunde
ein halbes Quentchen oder \frac {"1"} {"192"}(c), und wofern es ein
Apotekerpfund geweſen, zwanzigmal mehr als Barchu-
ſen. Robert Boyle bekam aus zwoͤlf Unzen trokknen
Blutes, ſechs Skrupel oder \frac {"1"} {"48"}(d), welches, wenn man
dieſe Zal fuͤrs ganze Blut vierfach nimmt, wieder \frac {"1"} {"192"}
vom ganzen Blute iſt.
Krankheiten und Temperamente veraͤndern hier eben-
fals die Menge des Salzes. Jn einem geſunden Juͤng-
linge hatte Browne Langriſh in acht Unzen Bluts,
fuͤnf Gran oder \frac {"1"} {"768"} gefunden (e). Jn einem funfzig-
jaͤrigen waren acht Gran oder \frac {"1"} {"480"}(f). Den zweeten
Tag des hizzigen Fiebers fand er nicht mehr als vier und
ein halbes (g), am vierten Tage ſechs Gran, oder \frac {"1"} {"640"} von
eben dieſem Salze, welches aber im Fieber offenbar mehr
laugenhaft iſt (h). Jm Rinderblute befanden ſich in
ſechs Pfunden, 5 Skrupel, 4 Gran oder \frac {"1"} {"443"}(i).
§. 41.
Die Saͤure im Blute.
Jn dieſem Blutſalze, welches die Anfaͤlle des Feuers
aushaͤlt, hat Raymund Vieuſſens entweder mittelſt
eigner Verſuche, oder auf andrer Erinnerung, zu aller-
erſt (i*), wenn ich nicht irre (k), eine ſaure Fluͤßigkeit
wargenommen. Er brachte naͤmlich eine groͤſſere Men-
ge Bluts, als er bisher gewont war zu bearbeiten, in
Kalk; dieſen laugte er aus, und ſo marterte er das feuer-
feſte
[181]Das Rothe darinnen.
feſte Salz in einem neuen und heftigen Feuer (l). Auf
dieſe Weiſe erhielte ſelbiger uͤberhaupt etwas weniges
Saures, und uͤberhaupt von funfzig Pfunden Bluts,
vier Quentchen, achtzehn Gran (m), und in einem andern
Verſuche aus einer Unze feuerfeſten Blutſalzes drei Quent-
chen eines wirklich ſauern und ſtarken Saftes (n). Jm
erſtern Falle betrug es \frac {"1"} {"1488"}, im zweeten den \frac {"1"} {"2133"} Theil
vom geſammten Blute. Es ward indeſſen dieſe Saͤure
gegen den Anfang des jezzigen Jarhunderts, von den
Aerzten erſter Groͤſſe, nicht gar zu gefaͤllig aufgenommen,
da ſie nur vor kurzem noch Tachens und Helmonts
Theorie der Krankheiten widerlegt hatten, und ſich nicht
leicht uͤberreden konnten, daß im thieriſchen Blute eine
ware Saͤure ſtatt finden ſollte. Was alſo von einem
ſauern Safte die Aerzte Roms (o), beſonders Lancis(p),
ferner Herrmann Boerhaave(q) und andre (r) entdekkt
hatten, alles dieſes ſchrieb man nur dem Meerſalze zu,
als welches den menſchlichen Saͤften hartnaͤkkig anhaͤn-
gen ſollte, und noch ohnlaͤngſt vom Theodor Tron-
chin(s), einem ſehr beruͤmten Arzte, im Schweiſſe entdekkt
worden. Andre beklagten ſich uͤber die Boluserde (t),
welche Vieuſſens in dem Deſtilliren zugeſchuͤttet hatte,
indem ſich wenigſtens in dieſer Art von Erde eine ware
vitrioliſche Saͤure ausgebreitet befindet. Noch andre
ſchoben auf beide Materien zugleich die Schuld (u), andre
beſchwerten ſich dabei uͤber die Luft (x); die neuern italie-
M 3niſchen
[182]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
niſchen Aerzte, zerhiben kurz und gut dieſen Gordiſchen
Knoten damit, daß ſie das Daſein dieſer ſauern Feuch-
tigkeit uͤberhaupt abſtritten (y).
Hingegen verfochte Vieuſſens mit vieler Hizze ſeine
Ehre, und die gemachte Entdekkung: er zeigte mit leich-
ter Muͤhe, daß dieſe Saͤure nichts dem Bolus ſchuldig
ſei (z), weil man vom Blute auch durch eine Bei-
miſchung des Sandes (a), oder Bolus (b), aus dem man
alle Saͤure ſorgfaͤltig fortgeſchaft haͤtte, oder endlich
blos von beigemiſchten Bluthefen (c) eben ſowol eine
ſolche Saͤure uͤbertreiben koͤnne. Daß ſie aber auch nicht
eine Hervorbringung des Meerſalzes ſein koͤnne, erweiſet
er daher, daß man eben dieſe Saͤure auch aus dem Blute
der Rinder (d) und Kaͤlber (e) erhalte. Und dieſe Schuz-
rede, welche Vieuſſens ſeiner Saͤure gehalten, ward
auch durch den Fleis des Hombergs(f) beſtaͤtigt. Denn
dieſer Mann wuſte aus allerlei Thieren eine gleichartige
Saͤure zu verfertigen.
Daß in den menſchlichen Saͤften, auſſer dem Meer-
ſalze, noch eine andere Saͤure verborgen liegt, erweiſet man
durch den Phosphor, der nicht blos eine Meerſalzſaͤure,
ſondern auch noch eine andre vitriolartige, laut den Ver-
ſuchen, bei ſich fuͤhrt (g), und es iſt die Menge von die-
ſer anſenlicher, als die im Meerſalze beſindliche ſaure
Feuchtigkeit (h).
Es ſcheinet uns alſo die Entwikkelung leicht zu ſein,
wenn wir ſagen, daß ein Theil des ſauern Geiſtes, wel-
cher vom feuerfeſten Blutſalze uͤberſteigt, vom Meer-
ſalze,
[183]Das Rothe darinnen.
ſalze, ein andrer Theil aber von der ſaͤuerlichen Pflanzen-
art herruͤre, welche ſich durch keinerlei thieriſche Lebens-
kraft voͤllig zerſtoͤren laͤſt. Und hieraus erſiehet man,
warum diejenigen Saͤfte eine haͤufige, und ganz augen-
ſcheinliche Saͤure enthalten, welche von der Pflanzenart
nicht viel abweichen, und ſich ſehr ſchnell bilden (k):
warum diejenigen Theile eines Thierkoͤrpers die wenigſte
Saͤure aͤuſſern, zu deren Bildung die Lebenskraft laͤngre
Zeit aufwenden mus (l), und warum alſo aus den feſten
Thierteilen (m) keine Saͤure herausgebracht werden kann,
wie man aus der verglichnen Aufloͤſung der Knochen (n),
der Knorpel (o), der Klauen (p), Hoͤrner (q), des Flei-
ſches (r), der Sehnen (s), der Haare (t), der Seide (u),
des Gehirns (x), der Nerven (y), der Perlen (z), des
Menſchenſteins (a), uͤberfuͤrt werden kann. Man kann
naͤmlich leicht begreifen, daß eine Speiſe aus dem Pflan-
zenreiche ſehr viele Veraͤnderungen ausſtehen muͤſſe, bevor
ſie ſich in feſte Theile eines Thiers verwandelt. Folglich
hat Dippel ſchlechten Grund gehabt (b) vorzugeben, daß
die Druͤſen in den Thieren eine ſaure Feuchtigkeit aus-
troͤpfelten, und wofern es an dem iſt, daß jemals eine
ſaure Feuchtigkeit aus Fleiſche erzeugt worden, ſo haben
M 4wir
(i)
[184]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
wir das Recht, die Schuld davon auf ein unabgeſchied-
nes Fett zu legen (c).
Man mus uͤbrigens desfalls den Vieuſſens tadeln,
daß er ſchreibet, das Saure ſchwimme im Blute um-
her, und wir erinnern dabei, daß darum keine reine
Saͤure im Blute zugegen ſei, weil das Feuer dieſe Saͤure
aus dem Blute erwekket, dergleichen doch mit dem Mehle
nicht geſchicht, ob dieſes gleich mit Waſſer vermiſcht
ſauer wird.
§. 42.
Die Erde im Blute.
Sobald die Erde ihres Salzes beraubt worden, iſt
dieſelbe ganz einfach (d), ſie koͤmmt dem Kalke nahe, und
brauſet mit ſauern Dingen auf (e). Man nennt ebenfals
allerlei Verhaͤltniſſe, welche ſie zum Blute haben ſoll.
Unſer beruͤmte Rhades, deſſen mereſten Verſuchen ich
ſelbſt zugeſehen habe, und den ich hochſchaͤzze, ſchaͤzzt dieſe
Erde als \frac {"1"} {"480"} vom ganzen Blute. Raymund Vieuſſens
erhielt aus hundert Unzen Blut, 165 Gran (g), welches
\frac {"1"} {"245"} Theil ausmacht, wiewol dennoch einige Erde in dem
brandigen Oele ſtekken geblieben (h). Von zwoͤlf Unzen
trokknen Bluts hatte Robert Boyle(i) vierzehn Skru-
pel, oder \frac {"1"} {"82"}, wenn man die Menge des trokknen Bluts
zum geſammten Blute vierfach nimmt. Jn einem an-
dren Verſuche zog derſelbe aus 24 Unzen, 129 Gran oder
\frac {"1"} {"89"} heraus (k). Der beruͤmte Flutton ſchaͤzzt die Erde
auf 35 Tauſendtheile oder auf \frac {"1"} {"28"}(l). Verheyen auf
zwei Quentchen aus ſieben Unzen Blut, oder auf \frac {"1"} {"28"}(m).
Jn
[185]Das Rothe darinnen.
Jn dem Bokksblute fand Johann Hill blos Erde,
ohne Salz (n).
Auch ohne die Chimie erweiſet man das Daſein die-
ſer Erde in dem Bodenſazze des Harns, in den ſandigen
Anſaͤzzen, und knochigen Verwachſungen. Es ſchwamm
im Blute eines ſkorbutiſchen und gichtiſchen Menſchen
etwas ſchmierigfettes und dikkes, welches ſich nachgehens
in ein gipsartiges, und faſt ſteinernes Weſen verwan-
delte (o); und auch der Sandkoͤrnchen, die ſie im Blute
gefunden, gedenken einige beruͤmte Autoren ſo (o*).
Wenn man dieſe Erde aus Menſchenknochen mit Huͤlfe
des Eßigs herauszieht, ſo verwandelt ſte ſich zu Kri-
ſtallen (p).
§. 43.
Das Eiſen im Blute.
Aber auch dieſe Erde iſt nicht einmal einfach oder
unvermiſcht. Man weis es lange ſchon, daß die Erd-
arten hin und wieder (q), ferner die mineraliſchen und
andre Waſſer, Eiſen enthalten, oder doch wenigſtens
einen Kalk bei ſich fuͤhren, den der Magnet an ſich
zieht (r). Man fand hiernechſt, daß in der Aſche der
verbrannten Raſen, im Hefen der vom abgezognen Lein-
oͤle uͤbrig bleibt, vom Ueberbleibſel des Terpentins (s),
und in der meiſten Aſche von verbranten Pflanzen Theil-
chen vorkommen, aus denen der Magnet einige Staͤub-
chen an ſich zieht (t). Schon lange hatte Liſter im
M 5Men-
[186]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Menſchenſteine Theile gefunden, die dem Zuge des Ma-
gnets folgten. Man nahm eine Zeitlang an, man finde
dieſes Eiſen einzig und allein in Pflanzen, und in keinen
thieriſchen Theilen; allmaͤlich aber beobachtete man es
auch in Thieren ebenfalls (u), in Regenwuͤrmern (x), in
den Knochen verſchiedner Thiere (y), aber ſehr ſparſam
verſtreut, ſo wie im Fleiſche (z) und in der Erde des
Harns (a). Die erſtern, die im Menſchenblute Eiſen
warnahmen, waren Jtaliener, naͤmlich Joſeph Ba-
dia(b), Dominik Guſmann Galeacius(c), und Vin-
cent Menghin(d). Hierauf wiederholte man in
Deutſchland die Verſuche, und dieſes thaten der beruͤmte
junge Mann Rhades, unter meiner Anfuͤrung, und
wovon ich ſelbſt ein Zeuge war (e), ferner ein ungenanter
Gelerter, deſſen Verſuche man im hamburgiſchen Ma-
gazine erzaͤlt findet (f), und der beruͤmte Widmer(g).
Wenn man alſo Blut in einen Schmelztiegel thut, und
bei lebhaftem Feuer Waſſer und Oel mit dem Geruche (h)
und der Flamme (i) ſchnell verfliegen laͤſt, ſo verwandelt
ſich dieſer ganze Lebensſaft in einen roten, dem Eiſen-
ſafran in dem Falle ganz aͤnlichen Kalk. Zerreibt man
dieſen Kalk ſo obenhin, und naͤhert man einen Magnet
demſelben, oder ein Eiſen, dem man eine magnetiſche
Kraft
[187]Das Rothe darinnen.
Kraft mitgeteilt hat, ſo ſieht man, wie eine ziemliche
Menge von Staͤubchen aus dieſem Blutkalke dem Ma-
gneten theils mit Geſchwindigkeit entgegen fliegt (k),
theils ſich von ſelbſt an ihn, wenn ſolcher nahe genung
gehalten worden, anhaͤngt (l), oder doch wenigſtens als-
denn feſt anlegt, wenn man die Waͤrme dabei zu Huͤlfe
nimmt (m). Es befinden ſich aber auch im Blute, das
man bei langſamen Feuer getrokknet, Theilchen, die der
Magnet zieht (n), wiewol dieſes bei dem Kalke viel beſſer
von ſtatten geht, den man der Wirkſamkeit eines heftigen
Feuers ausſezzt (o).
Daß dieſes eine ware Eiſenerde iſt, wird daraus of-
fenbar, daß wenn man irgend einen verbrennlichen Koͤr-
per darunter miſcht (p), und auch ohne dieſe Beimiſchung,
wenn das Feuer nur lebhafter erhalten wird (q), die aus
dem Blute herausgezogne Staͤubchen in wirkliches Eiſen
ſchmelzend zuſammenfliſſen. Aus eben dieſer Materie be-
reitet man mit Salmiake goldgelbe Blumen (Flokken),
und wenn man trokknes Blut mit einem laugenhaften
Salze ſchmelzt, und durch Vitriolgeiſt aufloͤſen laͤſt, ſo
ſtuͤrzet ſich ein ſo genantes Berlinerblau nieder (s), ob
gleich kein Eiſen oder Vitriol hinzu geſezzt worden. Mit
der Aufloͤſung von Gallaͤpfeln macht der Blutkalk (t)
ſchwarze Tinte, ſo wie Malpighi laͤngſt wuſte, daß
ſolcher mit dem Vitrioloͤle zur Tinte wuͤrde (u). Der
vom deſtillirten Blute uͤbrigbleibende Bodenſaz gibt mit
einer Vitriolſaͤure einen gruͤnlichen, und dem Eiſenvi-
triole aͤnlichen Vitriol (x). Endlich ſo faͤrbt der Kalk
ein
(r)
[188]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
ein metalliſches Glas, wie das Eiſen zu thun pflegt,
ſchwarzbraun (x*).
Ob aber dieſe Eiſenerde in den Pflanzen (y) und im
Blute bereits voͤllig vorhanden ſei, oder ob ſie erſt durch
die Calcination entſtehe, wenn man ein Oel der Erde
beigeſellet (z), bleibt bis jezzt fuͤr uns eine Aufgabe; wir
muͤſſen uns aber auch dabei erinnern, daß auch ohne der-
gleichen Gewaltthaͤtigkeit, aus dem Blute und Salz-
waſſer Eiſen gemacht werden koͤnne.
Man findet dieſe Eiſenerde aber in dem Blute des
Menſchen und der Thiere, z. E. im Hunde, Pferde,
Rinde, in den Voͤgeln, und im Blute des Aals und
Froſches. Die meiſte unter allen enthaͤlt der Menſch (a),
hierauf folgen die vierfuͤßigen von warmen Blute (b);
in den Froͤſchen iſt ſie ſparſamer (c), in den Voͤgeln (d)
noch in kleinerer Menge, und in den Fiſchen am ſparſam-
ſten zu finden (e). Man bereitet ſie vornaͤmlich aus dem
dikken Blute, und aus den roten Kuͤgelchen (f). Man
trift ſie im Salzwaſſer (g), in der Blutrinde des Seiten-
ſtechens (h), im Eiweiſſe (i) in der That an, aber frei-
lich in viel kleinerer Menge, und am ſparſamſten unter
allen Theilen, im Fette an (k). Aus eilf Unzen Blut
bekam der beruͤmte Rhades 23 Gran Kalk (l), und da
er dieſen auswuſch, ſo kamen fuͤr die Eiſenerde eilftehalb
Gran, oder beinahe der \frac {"1"} {"503"} Theil heraus. Sonſten hat
man
[189]Das Rothe darinnen.
man aus zwoͤlf Unzen Blutkalkes 24 Gran an Eiſenerde,
vierzehntehalb Gran, oder \frac {"1"} {"427"} erhalten, und ein ander-
mal war wieder das Verhaͤltnis anders beſchaffen. Ein
Ungenanter (m) ſchaͤzzt die Menge dieſes metalliſchen
Safrans in zweien Pfunden Bluts auf drei Quentchen,
15 Gran, welches viel mehr, als in den obigen Ver-
ſuchen, betraͤgt. Vincent Menghin(n) brachte aus
zwoen Unzen Blutkuͤgelchen des menſchlichen Blutes ei-
nen Skrupel Kalk heraus, den der Magnet zog, und es
war in dieſes Mannes Verſuchen der Eiſenteil zum Blu-
te, wie 1 zu 120 (o).
Jm uͤbrigen ſiehet man nicht undeutlich, woher Ei-
ſen ins Blut komme. Denn es fuͤhren nicht nur ſehr
viele Gewaͤſſer ein von fluͤchtiger Saͤure aufgeloͤſtes
Eiſen, ſondern auch die mereſten Erdarten in der ganzen
Erde einige von dieſen Metallteilen bei ſich, und es be-
ſizzen ferner die Pflanzen, wovon wir unſre Narungs-
mittel hernehmen, einen zi mlichen Ueberflus davon.
Woher es aber komme, daß der Menſch in ſeinem Blute
mehr Eiſen, als die Thiere, herumtrage, warum die
vierfuͤßigen daran Voͤgel und Fiſche uͤbertreffen, kann ich
ſchwerlich ſagen, wofern nicht etwa die Menge der Blut-
kuͤgelchen eben dieſes Verhaͤltnis hat, welches aber kaum
zu vermuten iſt.
§. 44.
Die Luft im Blute.
Ob es ſich gleich fuͤr dieſes Element beſſer ſchikkt, an
einem andern Orte davon zu reden, ſo hat es doch das
Anſehn, daß man es in einer Geſchichte uͤber die chimi-
ſche Aufloͤſung des Blutes nicht wohl uͤbergehen koͤnne,
da das Blut nicht von der bloſſen Faͤulnis allein, ſondern
vornaͤmlich erſt durch Huͤlfe eines heftigen Feuers von der
Luft
[190]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Luft befreit wird, welche uͤberhaupt keinen geringen Theil
vom Blute ausmacht. Denn als der beruͤmte Hales
Schweinsblut aus einer glaͤſernen Retorte beim Feuer
ſo lange trieb, bis es voͤllig trokken ward, ſo ſtiegen in
der That drei und dreißig Zolle Luft aus einem Kubikzolle
Bluts in die Vorlage uͤber (p), und ſie trieben mit eben
ſo vielen Zollen das Waſſer zuruͤkke, welches ſich in eben
dieſer Vorlage befand. Da nun die Luft beinahe tau-
ſendmal leichter, als Blut iſt (q), ſo iſt in der That bei-
nahe der drei und dreißigſte Theil des ganzen Bluts wirk-
liche Luft, die ſich aber in der uͤbrigen Fluͤßigkeit derge-
ſtalt ausgebreitet hat, daß man gar kein Luftblaͤschen zu
ſehen bekoͤmmt (r). Der beruͤmte Flutton(s) ſchaͤzzte
die Luftmenge gegen 147 Tauſendteile. Allein dieſe
Rechnung iſt zu gros. Jm geronnenen Blute ſcheint
indeſſen mehr Luft, als im Salzwaſſer zu ſein.
§. 45.
Andre Grundſtoffe in unſern Lebensſaͤften.
Aus Hammelfleiſche, oder vielmehr aus Pferds-
milch (t), ſoll, nach dem Berichte beruͤmter Maͤnner, ein
wirklich brennbarer Geiſt gezogen werden koͤnnen. Wir
werden aber von dieſem an ſich wenig warſcheinlichen
Grundſtoffe in thieriſchen Saͤften bequemer reden koͤnnen,
wenn wir die Beſchaffenheit der Milch erzaͤlen werden.
Auch
[191]Das Salzwaſſer.
Auch ein elektriſcher Grundſtoff iſt im Blute befind-
lich, und wenn das Blut aus der Ader eines elektriſch
gemachten Menſchen hervorſpringt, tritt zugleich ein
leuchtender Regen mit hervor (u).
Dritter Abſchnitt.
Das Salzwaſſer im Blute.
§. 1.
Das Salzwaſſer, uͤberhaupt betrachtet.
Unter dieſem Namen verſtehen wir den gelblichen und
waͤſſrigen Theil im Blute, welcher ſich vom Roten
ſcheidet, durch beſtaͤndiges Ausſchwizzen vermert, und
endlich die gelbe Feuchtigkeit ausmacht, welche die rote
Jnſel umfliſſet. Dieſes Waſſer aͤuſſert nun keine einfa-
che Beſchaffenheit; ſo lange aber doch ſeine verſchiedne
Grundteile vermiſcht bleiben, und eine einzige Feuchtig-
keit ausmachen, ſo iſt der Geſchmak des Salzwaſſers ge-
ſalzen (x), doch ſo, daß das Feuer ſeine Salzigkeit noch
vermert. Von laugenhafter oder ſaurer Natur (y) zeigt
es keine Spuren, wenn mans unveraͤndert laͤſt. Seine
Schwere iſt ein wenig kleiner, als das Gewichte des Ro-
ten im Blute (z), wie wir bereits an ſeinem Orte gemel-
det haben; uͤbrigens aber doch groͤſſer als des Waſſers
ſeine. Dieſe Verhaͤltniſſe werden aber unter ſich ein
wenig unterſchieden befunden. Jakob Jurin fand es
zum Waſſer, wie 1030 zu 1000 (a), und ein wenig anders
George Martine wie 1032 zu 1000 (b), wenn es kalt
iſt,
[192]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
iſt, denn warm verduͤnnt es ſich, und alsdenn verhaͤlt
ſichs zum Waſſer, wie 1021⅔ zu 1000 (c). Johann
Tabor gibt faſt eben dieſes Verhaͤltnis an, naͤmlich
1032 + \frac {"368"} {"551"}(d). George Ehrhard Hamberger wie
1036 zu 1000 (e), und Peter von Muſchenbroek wie
1027 zu 1000 (f), Johann Silberling wie 1037 (g)
hoͤchſtens, zu 1000, und mindſtens, wie 1027 zu 1000.
Adolf Friedrich Hofmann ſchaͤzzt die Schwere des
Salzwaſſers, zum Gewichte des Waſſers, faſt wie 1034
zu 1000. (h).
Jn Fiebern wird dieſes Gewichte groͤſſer, ſo daß ſich
das Salzwaſſer eines fieberhaften Menſchen, zum Salz-
waſſer eines geſunden, wie 10363, 10381 und 10399
zu 10300 (i), oder wie 571, 572, 574 zu 551 (k)
verhaͤlt. Daß dieſe Schwere hingegen mit dem Alter
abnehme, davon erteilt Bryan Robinſon(l) Bericht,
indem das Salzwaſſer im achten Lebensjare 10277, im
zwei und ſiebenzigſten blos 10266 wiegen ſoll, welches
aber ein ganz unwarſcheinlicher Verſuch iſt, weil man
mit Recht glauben kann, daß in allen Saͤften unſers
Koͤrpers die Menge Erde zugleich mit dem hohen Alter
anwachſe; wenn nicht etwa bei den Alten das Waſſer,
in den jungen Leuten dagegen der gallertartige Theil im
Salzwaſſer herrſchend iſt. Und dennoch hat Hamber-
ger das Salzwaſſer im Laͤmmerblute ungemein leicht
befunden, ſo daß es ſich zum menſchlichen, wie 494¾
zu 502⅓ verhielte (l*). Es iſt um etwas leichter, als
Eiweis,
[193]Das Salzwaſſer.
Eiweis, welches ſich auch ſchon ſelbſt vermuten lis, da
ſich im Eiweiſſe Haͤute befinden, feſte Theile aber ſchwe-
rer, als fluͤßige zu ſein pflegen. Ein Ei wiegt 1090,
das weiſſe Haͤutchen aber, das aus dem Salzwaſſer er-
zeugt wird, wiegt 1082 (m), und es verhaͤlt ſich das
Salzwaſſer zum Eiweiſſe wie 569 zu 575 (n).
Flieswaſſer uͤbertrift ein wenig die Milch an
Schwere (o).
§. 2.
Derjenige Theil des Salzwaſſers, der da gerinnt,
oder der gallertartige.
Jm Salzwaſſer trift man ein allezeit fluͤßiges Waſſer,
ferner einen Schleim, der darinnen beſteht, daß er et-
was von der fluͤßigen Natur abweicht, und zulezt einen
Gallert an, der aus vielerlei Urſachen in ein zitterndes
Eis gerinnet. Jſt das ganze Salzwaſſer noch mit allen
ſeinen Theilen beiſammen, ſo wird ſolches auch ganz
durchweg verdichtet, ſo daß darinnen uͤberhaupt die Na-
tur eines Gallerts herrſchet, und die Menge Waſſers,
das im Salzwaſſer der groͤſte Theil iſt, nicht diejenige
Kraft hindern kann, mit der ſich die Gallertteile einan-
der anziehen. Vom Waſſer iſt dagegen ſo viel da, daß
man in zehn Pfunden des eiweisartigen Theils im Salz-
waſſer, ein Pfund (p), zehn Unzen und eine halbe Waſ-
ſer findet, wiewol ich dem Johann Bohn leicht Glau-
ben beimeſſe, als der da behauptet, daß die Menge des
gerinnbaren Gallerts unbeſtimmbar ſei (q). Doch iſt
im Salzwaſſer des Ochſenblutes mehr als die Helfte
Waſſer (r), im Menſchenblute noch vielmehr und gegen
\frac {"21"} {"23"} in
v. Hall. Phiſ.II.Th. N
[194]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
\frac {"21"} {"23"} in des beruͤmten Rhades Verſuche (s). Die Fluͤßigkeit
des Salzwaſſers iſt, bei maͤßiger Waͤrme, groͤſſer als
im kluͤmpigen Blute, ſo daß das Rote uͤberhaupt von
ſelbſt gerinnt, das aber aus geſundem Blute heraus-
ſchwizzende Salzwaſſer verdichtet ſich nicht eben ſo von
freien Stuͤkken, und man findet es zugleich in der Leiche
geſunder Perſonen allezeit fluͤßig, die warmen Thiere
ausgenommen, in denen es naͤmlich im Herzbeutel von
ſelbſt zum gallerthaften Weſen gerinnet (t). Bei der-
gleichen Thieren iſt aber auch ſo gar der Harn ſelbſt
zaͤhe (u), und mit dem Gerinnen ganz enge verwannt.
Jndeſſen gerinnet doch das Salzwaſſer des Blutes auf
verſchiedne Weiſe. Ein vermittelſt des Feuers aus dem
Fleiſche der Thiere ausgezognes Salzwaſſer gerinnet in
der Kaͤlte von ſelbſten, und wird zu Gallert, und es ver-
wandelt ſich bei dieſer Gelieferung wenigſtens ein Theil
des Flieswaſſers, von welchem wir bald ein mehreres
reden werden muͤſſen, in eine Art vom zaͤrteſten Gallert[e].
Ferner bringt eine Waͤrme, die etwas groͤſſer iſt (x), als
zum Waſſerſieden erfordert wird, die aber doch den
148 (y) und 150 Grad am Farenheitſchen Thermometer
erreichen mus, in der That das Salzwaſſer des Blutes,
doch mit dem Unterſchiede, zum Gerinnen, daß zwar das
Rote im Blute nicht den mindeſten Abgang leidet, das
Salzwaſſer aber bereits einen anſenlichen Verluſt an ſei-
nem Gewichte erfaͤrt, bevor es noch zum Gallerte wird,
und es wird dieſer Verluſt von Johann Tabor(z) auf
zwei
[195]Das Salzwaſſer.
zwei drittheile, hingegen uͤberhaupt auf drei vierteile
vom Anton von Heyde(a) geſchaͤzzet. Umſtaͤndlicher
beobachtete unſer ehemalige Zuhoͤrer, der beruͤmte Rha-
des(b), dieſe Erſcheinungen am Salzwaſſer, und nach
ſeinen Erfarungen wird dieſes Salzwaſſer in einer Waͤr-
me von 148 Farenheitſchen Graden undurchſichtig, bei
dem hundertfunfzigſten Grade faͤngt es an zu damfen,
beim 151 gerinnt ſolches zum Gallerte, und beim 152
ſcheinet es die Eiweisgerinnung nachzuamen. Nach dem
Verſuche des beruͤmten Franz Boiſſier faͤngt das Flies-
waſſer an, wenn man ſeine Gradenmaaſſe umſezzt, bei-
nahe beim 141 Grade weis zu werden, und beim 158
oder 160 gerinnt daſſelbe zu einer Art von Leder (c).
Es ſcheinet, als ob dieſe Gerinnbarkeit des Salz-
waſſers im Blute dem Wilhelm Harvey am allerer-
ſten bekannt geweſen, indem dieſer mit Augen ſahe, wie
gekochtes Salzwaſſer zu einer ſchleimigen Feuchtigkeit
ward, und es haben nach ihm Bartholin(e), Pec-
quet(f) und andre mehr, dieſen Verſuch wieder vor ſich
genommen. Nach ſeinen Zeiten demonſtrirte der beruͤmte
Golzadius zu Padua dieſe Eigenſchaft, die dem Salz-
waſſer weſentlich iſt, dem Hieronimus Barbatus(g),
und vielleicht geſchahe es noch eher, und vor dem Jare
1650, daß ein andrer Arzt, dem Frizimelica, derſonſt
andre Gedanken davon hegte, dieſe verdichtende Eigen-
fchaft an dem Salzwaſſer zeigte (h).
Es gerinnet aber auch das Salzwaſſer des Blutes,
ohne dieſe ſo groſſe Gewalt des Feuers, entweder von
ſelbſt, wenn es zur Ruhe koͤmmt, in lebendigen Thieren,
oder auch nach vorhergehenden Krankheiten. Daß es
in der Ruhe gerinne, habe ich oft an Thieren, die weder
N 2warm
(d)
[196]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
warm noch gros waren, ſelbſt geſehen: denn derjenige
weiſſe Gallert, der ſich in den Verlezzungen der Schlag-
adern (i) und der Blutadern haͤufig um die Wundenlef-
zen ergiſſet, und der nicht ſelten in den blutfuͤrenden Ge-
faͤſſen ſelbſt zu einer ſo feſten Subſtanz gerinnt, daß ſich
das Rote im Blute durch die verdichtete Wege Plazz
machen mus, was iſt dieſer Gallert anders, als eine
Salzwaſſergerinnung (k)? Ohne Zweifel giebet dieſes
Salzwaſſer auch im Menſchen ſeinen Theil zu demjenigen
Propfe her, durch welchen die Oefnungen in den groſſen
Schlagaderwunden verſtopft werden (l).
Es mus ferner ein ziemlicher Theil von den Faſerge-
waͤchſen im Blute (polypus) auf die Rechnung des Salz-
waſſers geſchrieben werden, indem nicht allein die bleiche
Farbe dieſer Blutgewaͤchſe ihren Urſprung ſchon ver-
raͤt (m), ſondern auch Schuld geweſen iſt, daß die alten
Schriftſteller dieſe Blutgewaͤchſe mit dem Fette (n), mit
dem Talche (o), mit dem Marke (p), mit dem Schleime (p*),
mit dem Gallerte (p**), mit einer ſchleimigen Feuchtig-
keit (q), und ſo gar mit der Sehne (r) verglichen haben.
Von
[197]Das Salzwaſſer.
Von eiweisartigem Faͤdenwerke leitete vormals Samuel
Collins(s) und Tyſon(s*) die Faſergewaͤchſe her, und
es behauptet der vortrefliche Senak(t), daß ein Flies-
waſſer den Grund zu den Polypen hergebe.
Weiter kann man kaum zweifeln, daß nicht eben
dieſes Salzwaſſer im Blute, zu der ſo ſehr beruͤmten
Rinde, die im Blute ſchwimmet, ſo oft ſich zu einer
Entzuͤndung und zum harten Pulsſchlage ein heftiges
Fieber geſellet (u), und welche man die Blutrinde im
Seitenſtechen zu nennen pflegt, ob man ſolche gleich
auch in den Wechſelfibern (u*), in der Braͤune, im Ca-
tharr (u**), in den Kinderblattern (u***), in den Kolik-
ſchmerzen (x), in den Gliederſchmerzen (y), in der Gicht (z),
im boͤsartigen Fieber | (a), in dem Blute der Waſſer-
ſcheuen (b), hie und da antrift, und die im Blute ſchwang-
rer Frauen ſelten ganz und gar abweſend zu ſein pflegt (c),
dazu die Materie hergeben ſollte. Freilich miſchen ſich
bei dieſer Rinde noch viele zweideutige Bedenklichkeiten
mit ein, davon man die Urſache noch nicht zuverlaͤßig
angeben kann (d). Daß ſie aber viel deutlicher alsdenn
zum Vorſchein komme, wenn das Blut in ein enges
Gefaͤſſe aufgefangen worden, und unvollſtaͤndiger ins
N 3Geſichte
[198]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Geſichte falle, wenn man ſich dabei eines weiten Ge-
ſchirres bedient; daß ſie ferner vollkommner erzeugt wer-
de, wenn das Blut mit einem freiern Sprunge heraus-
bricht, dieſes hat der beruͤmte Thomas Schwenke(e)
in Augenſchein genommen; hierbei macht noch der be-
ruͤmte von Haen die Anmerkung, daß das Blut eine
viel dichtere Rinde auf ſich ſchwimmen habe, je mehr
ſolches tropfenweiſe aus der Ader, und je heftiger es
herausgefloſſen (f). Ferner hat ein Blut, welches man
einerlei Menſchen, und zu gleicher Zeit laͤſſet, in einigen
Geſchirren eine Rinde bekommen, in andern gar nicht (g).
Endlich ſo iſt das Blut unter dieſer Rinde nicht darum
dichter und faſt ſchwarz, und es zeigt ſich vielmehr oͤfters
noch fluͤßiger (h).
So dunkel alles dieſes an ſich iſt, ſo laͤſt ſich doch
daraus leicht erkennen daß ſich dieſe Rinde vom Salz-
waſſer erzeuge (i), da ſie ſich vom Roten abſondert (k),
ein roter Blutklumpe (l) mit ſeinen Eigenſchaften offen-
bar daran zu ſpuͤren iſt, und ſich dieſer auf keinerlei Weiſe
dazu verwandelt, oder einen Theil von der Rinde aus-
macht (m); es ſteht dieſer Meinung auch nicht im Wege,
daß bisweilen auſſer der Rinde noch ein fluͤßiges Salz-
waſſer vorhanden iſt (n). Folglich hat Andreas Paſta(o)
recht, wenn er dieſe Rinde mit den Blutgewaͤchſen ver-
gleicht, ſo wie Franz Quesnai(p) ſolches mit dem
Eiweiſſe thut.
Ferner
[199]Das Salzwaſſer.
Ferner iſt es eben ſo gewis, daß ſie ſich merenteils
allezeit von der heftigen Bewegung des Herzens erzeuge (q),
indem das Blut das im Anfange eines Seitenſtechens
noch nicht geronnen iſt, den zweiten, dritten oder vier-
ten Tag mit einer pleuritiſchen Rinde uͤberzogen wird (r).
Hiermit verbindet ſich zugleich ein harter und groſſer
Pulsſchlag (s), wenn auch gleich kein Fieber dabei iſt (t).
Sie bildet ſich ferner immer dichter und haͤrter, je groͤſſer
das Fieber und je haͤrter der Puls iſt (u). Daher iſt
dieſe Rinde in den Flusfiebern weich, im Seitenſtechen
hart (x). Jn kalten Witterungen findet man die Blut-
rinden haͤufiger (y).
Aber darum entſteht ſie nicht von der Fieberhizze (z),
indem dieſe nie ſo hoch ſteigt (a), daß ſie den 148 Grad
erreicht (b), und das Salzwaſſer zum Gerinnen bringen
koͤnnte. Sie ruͤhrt aber auch nicht vom aufgeloͤſten
Blute her (c), indem es einerlei Urſachen ſind, die das
Blut, und die das Salzwaſſer aufloͤſen, und indem mich
die Zweifel des beruͤmten van Swietens von dieſer
Meinung nicht abwendig machen koͤnnen (d). Denn da
eine Hizze von 148 Graden, das Flieswaſſer und alle
Flieswaſſeraͤnliche Saͤfte zu gerinnen veranlaſſet, und
daraus eine der pleuritiſchen aͤnliche Rinde zuſammenwe-
N 4bet,
[200]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
bet, ſo gehoͤrt auch dieſe Rinde mehr unter die Folgen
einer Verdichtung, als einer Aufloͤſung. Jn Perſonen,
die am Seitenſtechen krank liegen, iſt das geſammte Blut
eben ſo wohl geronnen, indem die Geſichtsfarbe eine aͤn-
liche Blaͤſſe, als die Blutrinde, an ſich nimmt (d*).
Selbſt in lebenden Menſchen verwaͤchſt das Salz-
waſſer unterweilen in Plaͤttchen zuſammen (e), und es
verſtopft das Flieswaſſer gemeiniglich die Lunge inwen-
dig (f), die davon dicht und feſte wird, und wenn dieſes
Flieswaſſer durch die Oberflaͤche eines Eingeweides hin-
durchſchwizzt, ſo wird dieſes Eingeweide mit ſeiner ſo ſehr
bekanten Rinde uͤberzogen (g), welche ſich ſonſt in der
Waſſerſucht von freien Stuͤkken in Haͤute verwandelt.
Von eben dieſer Rinde ſcheinet auch diejenige falſche
Membrane, die ſich an die Schlagader, in den Schlag-
aderſaͤkken anlegt, und mit der dergleichen erweiterte
Behaͤltniſſe uͤberkleidet werden, herzuruͤhren (h).
Vielleicht iſt auch eben dieſes die Materie, welche
das Salzwaſſer zum Gewebe der Blutgewaͤchſe (polypus)
liefert (h*).
Eben ſo entſtehet aus dem Salzwaſſer, und nicht aus
dem roten Theile des Blutes, die merretſche Membra-
ne; es ſahe naͤmlich Merret den auf dem Blute oben
auf ſchwimmenden Theil, und was iſt das anders, als
Salzwaſſer, wenn ſolches von der Kaͤlte zu Eis gefro-
ren,
[201]Das Salzwaſſer.
ren, und nach dem zweiten Gefrieren von neuem der
Kaͤlte ausgeſezzt war, zu einer Membrane werden (i):
denn die Kaͤlte verwandelt das Salzwaſſer des Blutes,
und zwar zeitiger, als gemeines Waſſer, ſpaͤter aber als
das Rote des Blutes, in Eis (k). Eben dieſes Salz-
waſſer wird von der Kaͤlte wenig verduͤnnt, aber doch
noch etwas mehr, als das Rote, fluͤßig gemacht.
Wenn Salzwaſſer etwas ſpaͤter, als das Rote gelie-
fert, ſo geliefert es auch zu einem deſto feſtern Weſen,
es mag nun von den Lebenskraͤften, oder von einer Krank-
heit, oder von einer ſtaͤrkern Hizze, vom ſauern Geiſte,
oder von dem geiſtigen Theile im Weine, zum Gerinnen
gebracht werden. Dieſe Erinnerung ſchreibt ſich vor-
naͤmlich von den neuern Franzoſen her (l).
Eine ſtaͤrkere Gewalt des Feuers verwandelt das
Salzwaſſer in einen zerbrechlichen und zerreibbaren Gum-
mi (m), welcher ſich nicht weiter aufloͤſen laͤſt, und mit
der Zeit die aͤuſſerſte Haͤrte erlangt (n). Aber auch die
pleuritiſche Rinde laͤſt ſich von abgezognem Weingeiſte
in ein ungemein hartes Leder verkehren (o), und es wird
das Salzwaſſer, wenn mans gelinde verrauchen laͤſt,
allmaͤlich zu einem aͤuſſerſt zaͤhen Leime, der dem Tiſcher-
leime nicht unaͤnlich iſt (p). Endlich verdichtet ſich das
Eiweis, wenn mans trokknet, zu einem geſchmakloſen
und zerreibbaren Gummi (q).
N 5§. 3.
[202]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
§. 3.
Eben dieſe Eigenſchaften trift man im Flieswaſ-
ſer ebenfals an.
Eben dieſes Salzwaſſer des Blutes, wenn ſolches
bisweilen eine maͤßige Roͤte an ſich traͤgt (r), ſonſt aber
uͤberhaupt durchſichtig iſt, flieſſet, unter dem Namen des
Flieswaſſers, in einer beſondern Art von Gefaͤſſen, von
welcher wir bereits eine Beſchreibung gegeben haben. Es
haben ſich in der That welche gefunden, welche nicht zu-
geben wollen, daß das durch waſſerfarbne Gefaͤſſe um-
laufende Flieswaſſer dem wirklichen Salzwaſſer des
Blutes aͤnlich ſei: es hat Leute gegeben, welche behaup-
tet, daß es dieſes Flieswaſſer ausduͤnſte (r*); es haben
ſich dagegen andre gefunden, die das Salzwaſſer fuͤr
waͤſſriger und geſalzner ausgegeben, als das Flies-
waſſer (s). Allein es iſt ausgemacht, daß friſches Flies-
waſſer eben ſo gallertartig (t), eben ſo als das Salzwaſſer,
nach einigem Verluſte der Ausduͤnſtung, gerinnbar ſei (u),
daß aufbehaltnes Flieswaſſer auch von freien Stuͤkken
gerinne (x), und vom Vitriole (y) ebenfals verdikkt wer-
de (y). Es hat aber auch den geſalznen Geſchmak (z)
und die uͤbrige Eigenſchaften in der That mit dem Salz-
waſſer gemein (a).
Eben
[203]Das Salzwaſſer.
Eben dieſes, oder doch ein in ſehr wenigen Eigen-
ſchaften unterſchiednes Salzwaſſer, treffen wir ebenfals
in dem Eiweiſſe (b), in dem verrauchenden Dunſte des
Herzbeutels, des Ribbenfells, des Darmfells, und in
demjenigen Damfe an, der die kleinſten Hoͤlchen eines
thieriſchen Koͤrpers erfuͤllt, in den Mutterblaͤschen, in dem
Waſſer der Waſſerſuͤchtigen, das von einem angehaͤuften
Damfe ſeinen Urſprung her hat, ſo wie man dieſes Salz-
waſſer auch in der dichten Verſtopfung der engſten Hoͤl-
chen in der Lunge, und uͤberall im Koͤrper antrift. Denn
es beſizzen alle dieſe Saͤfte einerlei Gerinnbarkeit, einerlei
Geſchmak, und ſie haben alles unter einander gemein.
Es iſt das Salzwaſſer der Waſſerſucht (c), ſo lange es
noch friſch, und von der Faͤulnis frei iſt, ebenfals etwas
ſalzig (c*), und es gerinnet von der Waͤrme, vom ſchaͤrf-
ſten Weingeiſte, und ſauern Dingen ebenſowohl. Es
legt ebenfals, wie das Salzwaſſer des Blutes, ſeine ge-
rinnbare Natur ab (d), wenn es aufbehalten, und faul
wird. Die Feuchtigkeit der Mutterblaͤschen gehorchet
eben dieſem Geſezze. Jch habe aber auch dieſen roͤtlichen
Gallert ſehr oft in den Zwiſchenraͤumen, die ſich entweder
unter der Haut, oder zwiſchen dem Muskelfleiſche befin-
den, mit Augen geſehen. Man weis, daß ſich in einem
Huͤftengeſchwulſte ein im heiſſen Waſſer gerinnender
Saft eingefunden (e), ſo wie in dem krebshaften und
dichten Theile der Bruͤſte dergleichen geſchehen (f). Jn
den Kroͤpfen aber und in Koͤrpern, die ein Raub der
Luſt-
[204]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Luſtſeuche geworden waren, hat man das Flieswaſſer von
ſolcher Dikke gefunden (g), daß es den Flus des Blutes
aus dem abgenommnen Gliede zu hemmen vermochte.
Jn eben dieſen Perſonen, die vom veneriſchen Uebel an-
geſtekkt ſind, findet man die Blutadern mit einer weiſſen
ſchleimigen Materie angefuͤllt (h), die Muskelſchnuͤre
(lacerti) mit einem Schleime uͤberzogen, und eben ſolchen
Schleim an den Einlenkungen oder Vergliederungen der
Knochen, und um das Knochenhaͤutchen gelagert (i).
Die flieswaͤſſrige Verſtopfung in den langwierigen Krank-
heiten der Lunge habe ich bereits beruͤret (k).
Es iſt aber ferner das Flieswaſſer, welches man durch
Kochen in Waſſer aus dem Fleiſche der Thiere herauszie-
hen laͤſt, und welches der Bruͤhe eine ernaͤrende Kraft
mitteilt, an ſich nichts anders. Man fand in der Bruͤhe
von Kalbfleiſche \frac {"25"} {"56"} von dergleichen leimiger Materie, die
zu einem Gallerte ward. Es iſt bekannt, daß daraus
mittelſt der Waͤrme und des Waſſers gegenteils von der
Kaͤlte, und zuweilen von einem maͤßigen Zuſazze einer
Saͤure in den Kuͤchen ein zitternder und zarter Gallert
bereitet wird (m).
Jn jungen Thieren befindet ſich ein wenig mehr von
dergleichen gallertigen Feuchtigkeit (n). Jch leſe, daß
ein beruͤmter Mann (o) von alten Huͤnern, und von ge-
kochtem Herzen mehr Gallert zu bekommen glaubt; es
leugnet aber der beruͤmte Freke, daß man uͤberhaupt von
alten Thieren Gallert erhalte, und man bedienet ſich we-
nigſtens vornaͤmlich junger Thiere, des Kalbfleiſches, und
nicht
(l)
[205]Das Salzwaſſer.
nicht des Rindfleiſches, um Gallert zu haben. Und hier-
mit ſtimmen auch die Verſuche beruͤmter Maͤnner, eines
Beccarius und Montius(p), uͤberein, woraus man
ſehen kann, daß ſich uͤberhaupt aus Rindfleiſche kein Gal-
lert kochen laſſen wollen.
Einige unter den Thieren haben gerinnbarere Saͤfte,
als andre, und es haben dieſes die von Kraͤutern leben,
vor den fleiſchfraͤßigen voraus. Jn der Schnekke iſt
ſelbſt der Lebensſaft ſo dikke, als ein Gallert (q), und man
erhaͤlt von den Krebsſteinen einen nicht wenigen Gallert,
naͤmlich aus zweien Quentchen Krebsſteinen, uͤberhaupt
zwoͤlf Gran (r).
Dem Fleiſche der Fiſche felet es eben ſo wenig an
Gallerte, welches die Jtaliener ſehr wohl wiſſen (s), und
ſo geben einige Arten der Waſſerthiere einen ſehr dikken
von ſich (t). Ueberhaupt aber bekoͤmmt man aus dem
Fleiſche der Fiſche, Froͤſche und Krebſen nicht ſo haͤufi-
gen (u), und er will nicht ſo gut gerinnen (x), da man
ſonſt aus dem Fleiſche der Natter ein Drittheil ſo viel,
als vom Kalbsfleiſche erhaͤlt (y). Endlich offenbaren ſich
noch in der Krebsbruͤhe, und in der Bruͤhe von andern
Waſſerthieren, gemeiniglich einige Zeichen von einem
harnhaftem Weſen (z).
§. 4.
Es loͤſet ſich das Salzwaſſer in fortgeſezzter
Waͤrme auf.
Eben die Natur, die das Rote im Blute an ſich hat,
gehoͤrt auch fuͤr das Salzwaſſer, naͤmlich in einer gelin-
den
[206]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
den Waͤrme, auch ſchon von funfzig Graden am Thermo-
meter des Farenheits, innerhalb wenig Tagen zu zer-
flieſſen (a), ſich zu verduͤnnen, faul (b) und ſtinkend zu
werden, ſich der harnhaften Beſchaffenheit zu naͤhern (c),
Luft aus ſeinem Schooße zu erzeugen, und ſeine fluͤchtige
Stoffe verfliegen zu laſſen: alle dieſe Veraͤnderungen
folgen ſich einander, aber ſpaͤter, als ſie ſich am Roten
eraͤugnen (d). Wenn ſich die Faͤulnis deſſelben bemaͤch-
tigt, ſo laͤſt es einen, dem Eiter aͤnlichen Bodenſaz nie-
derfallen (e). Jſt dieſer wirklich mit verfault, ſo ent-
ſagt es uͤberhaupt dem alten Rechte, gerinnen zu koͤnnen,
voͤllig, ſo daß es kuͤnftig weder vom Feuer, noch von
einer heftigen Saͤure, noch von abgezognem Weine
mehr gerinnen will (f). Eben dieſes ſind auch Erſchei-
nungen, die dem Eiweiſſe (f*), dem Waſſer des Schaaf-
haͤutchen (innere Fruchthaͤutchen, amnios) (g), der Hau-
ſenblaſe (h), dem Waſſer in der Waſſerſucht (i), der Feuch-
tigkeit in den Mutterblaͤschen (k), wiederfaren; behaͤlt
man naͤmlich dieſe genante Fluͤßigkeiten auf, bis ſie faul
werden, ſo reiſſen ſie ſich von der Natur los, die ſie zu
einem Gallerte beſtimmt hatte, und ſie verrauchen nun-
mehr beim Feuer ganz und gar.
Es
[207]Das Salzwaſſer.
Es ſchmilzt aber auch die Entzuͤndungsrinde im
Waſſer bei einer maͤßigen Waͤrme (l), und ſie faulet
ſehr (m). Aus dem Grunde veraͤndert ſich, wie das Rote
im Blute, ſo auch das Salzwaſſer in einem Fieber der-
geſtalt, daß man kuͤnftig, nach einigen Aderlaſſen, und
wenn die Heftigkeit der Krankheit uͤberwaͤltigt worden,
nunmehr kein pleuritiſches Fell mehr im abgezapften Blu-
te finden kann (o). Eben dergleichen Fieber macht das
Salzwaſſer uͤbermaͤßig geſalzen (p). Jn der Lungen-
entzuͤndung veraͤndert ſich das Salzwaſſer dermaſſen,
daß es kaum mehr von einer Saͤure geliefern will, nicht
einmal vom 150ſten Grade, ſondern allererſt vom 189
Feuergrade ſich zu gerinnen entſchlieſt (q), und den zwee-
ten Tag bereits den Violenſirup gruͤn faͤrbt (r).
Jndeſſen aͤuſſert es uͤberhaupt geringere Spuren von
einem harnhaftem Weſen (s), als das Rote, auch wenn
ſelbiges faul geworden, und bisweilen hat ein verdorbnes
Salzwaſſer wenig Unterſcheid vor einem friſchen geaͤuſ-
ſert (t). Es iſt ſchon lange, daß Robert Boyle(u) die
Erinnerung gethan, daß vom Salzwaſſer nur ein
ſchwacher Geiſt, auch wenn ſolches bereits gefaulet, zu
erhalten ſei. Ohnezweifel liegt der Grund von dieſem
Unterſchiede, zwiſchen dem Roten und dem Salzwaſſer,
in dem uͤberfluͤßigen Waſſer des leztern, indem das
Waſſer einen anſenlichen Theil vom Salzwaſſer aus-
macht; ferner weil Salzwaſſer einen kleinern Vorrat
vom Oele und den ſalzigen Theilen enthaͤlt (x).
Es
[208]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Es pflegt dasjenige Salzwaſſer, welches im Feuer
geronnen, und zu einer Art von zuſammengelaufnem Ei-
weiſſe geworden iſt, etwas ſchwerer zu ſchmelzen (y).
Es loͤſet ſich alſo ſpaͤter, und allererſt nach acht Tagen
nach und nach auf (z), um ſeine Fluͤßigkeit wieder zu er-
langen. Allein dasjenige Salzwaſſer, welches durch
den ſtaͤrkſten Weingeiſt verhaͤrtet worden, bleibt in der
That ganze Jare lang unaufloͤslich (a).
§. 5.
Der Schleim im Salzwaſſer des Blutes.
Jm Salzwaſſer befindet ſich etwas weniger (b) von
einem verduͤnnten Schleime, und dieſer offenbaret ſich
bald unter der Geſtalt eines ſehr zarten und durchſichtigen
Gewebes im Blute (c), und er iſt ungemein von der ge-
rinnbaren Art, welche nach dem Ausdrukke der franzoͤſi-
ſchen Aerzte, der flieswaͤſſrige Theil im Blute heiſt,
unterſchieden (c*). Man hat dieſen Salzwaſſerſchleim
ohnlaͤngſt viel genauer beſchrieben (d), und er erſcheinet
in einem Waſſer, welches im hunderten Grade warm
gehalten ward, und in welches man das Blut aus der
Ader auffing, als dieſes kalt geworden, durchſichtig,
leimartig; er wich dem Fingerdrukke aus (e), und ward
nach etlichen Stunden ſchwarzbraun und von feſterm
Weſen (f); es bleibt etwas ganz weniges, gleichſam klei-
artiges davon im Weingeiſte zuruͤkke (g); er laͤſt ſich nie
in
[209]Das Salzwaſſer.
in eine Membrane bringen (h), verſchwindet nach etlichen
Tagen von ſelbſt im Waſſer (i), und wird von der Waͤr-
me geſchmolzen (i*).
Hin und wieder miſchet ſich auch Fett unters Salz-
waſſer mit ein, dergleichen auch von dem Waſſer in der
Waſſerſucht (k), in den Mutterblaͤschen des weiblichen
Eierſtokks (l), und von dem Felle im Schweinsblute (m)
angemerkt wird. Jch glaube aber viel lieber, daß es der
Zufall hineingemiſcht hat.
Sand hat man in dem Flieswaſſer (n), in Krankhei-
ten angemerkt, und es laſſen ſich im getrokkneten Salz-
waſſer ſolche zarte Koͤrperchen entdekken (o), dergleichen
ſich aus einem Schleime zu Tropfſteinen in gichtiſchen
Koͤrpern verhaͤrten (p). Doch dieſe Grundſtoffe entfer-
nen ſich von dem Flieswaſſer eines geſunden Menſchen.
Das Salzwaſſer erzeuget in der That, aber etwas
weniger, Luft, als das Rote, ſobald es ſich um den acht-
zigſten Grad erhizzet, oder auch wenn es ſich, unter der
glaͤſernen Luftpumpenglokke, von dem Drukke der aͤuſſer-
lichen Luft losmacht; denn in dieſem Zuſtande faren
Blaſen darinnen auf, woraus ſich ein Schaum zuſam-
menzieht (q).
§. 6.
Was ſich mit dem Salzwaſſer zutraͤgt, wenn man
allerhand Salze darunter mengt.
Faſt alle Veraͤnderungen, die das Salzwaſſer von
den mancherlei Salzen, faſt alle Eindruͤkke, die es von
den
v. Hall. Phiſ.II.Th. O
[210]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
den aͤteriſchen Oele, leidet, ſind dieſelben, die der rote
Blutteil leidet. Das Flieswaſſer, und nicht einmal
dasjenige Flieswaſſer, welches ſich etwa in eine groſſe
Hoͤle im Koͤrper ergoſſen, und ſich daſelbſt geſezzt hat,
brauſet mit keinem von beiderlei Hauptſalzen (r). Jn-
deſſen brauſet es doch mit dem ſchaͤrfſten Niteroͤle ein
wenig auf, ſo wie mit dem Vitrioloͤle (s). Man weis
von einem Exempel, da Salzwaſſer vielmehr mit Lak-
muße (liquor heliotropii) eine rote Farbe hervorgebracht
hat (s*). Mittelſalze verduͤnnen das Salzwaſſer, wie
ſie das rote Blut verduͤnnen und fluͤßig machen (t), ſie
machen, daß es auch ſo gar am Feuer muͤhſamer ge-
rinnt (u). Salzwaſſer wird auch vom Liquore terrae
foliatae tartari (Auszug des Weinſteinſalzes mittelſt des
ſchaͤrfſten Weineßigs) aufgeloͤſet. Jn einem Salpeter-
waſſer ſchmilzt die pleuritiſche Blutrinde (y).
Von ſauern, aus dem Pflanzenreiche bereiteten Din-
gen, wird es vielmehr verduͤnnt (z), und das widerfaͤrt
ſowol dem Salzwaſſer, als dem Gallerte, welcher ſich
in dem menſchlichen Koͤrper auſſer den Gefaͤſſen ergoſſen
hat (a). Jch mus mich wundern, wie es einem beruͤm-
ten Manne (b) vorgekommen ſein kann, daß Eßig dar-
innen eine Gerinnung mache, da ich doch ſo was zu be-
obachten, niemals gluͤkklich genung geweſen bin.
Von
[211]Das Salzwaſſer.
Von einer ſcharfen Saͤure gerinnt Salzwaſſer, vor-
naͤmlich wenn die Saͤure zugleich eine ſtrenge zuſammen-
ziehende Kraft bei ſich fuͤhrt, wie die Alaunaufloͤſung (c),
Vitriol (d), und der aus unreifen Trauben gepreſte Saft
(omphacium) (e), den man aus den Beeren der Gewaͤchſe
auszieht. Entweder gerinnt alles Salzwaſſer mit ein-
ander (f) von der kraͤftigſten Vitriolſaͤure, oder doch der
groͤſte Theil (g) ſo, daß der Ueberreſt blos waͤſſrig bleibt.
Von ihrer Beruͤhrung nimt das Salzwaſſer eine Roͤthe
an ſich (h). Die uͤbrigen ſauern, und von Salzen ab-
getriebne Saͤfte (i) machen, daß der groͤſte Theil im
Salzwaſſer zu einem weiſſen Gallerte, aber doch in ſo
fern gerinnt, daß noch etwas davon fluͤßig bleibt (k),
wofern man nicht eine groͤſſere Menge von Saͤure darun-
ter miſcht (l). Das Waſſer gerinnt, in den Waſſerſuͤch-
tigen, von dieſen ſauern Geiſtern eben ſo wol (m).
O 2Feuer-
[212]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Feuerfeſte Laugenſalze verdichten vielmehr das Salz-
waſſer (n), daß ſolches zu einem weichen Gallerte wird,
daß ſich der geronnene Theil niederſtuͤrzt (o), und ich habe
ſelbſt geſehen, daß es vom Weinſteinoͤle nicht zwar lebrig
ward, aber doch beobachtete ich, daß im Salzwaſſer Flok-
ken und eine Undurchſichtigkeit Plazz nahmen. Der
Auszug aus den ſpaniſchen Fliegen macht das Flieswaſſer
gerinnend (o*). Vielleicht ſind diejenigen von der Menge
Waſſers hintergangen worden, welche behauptet ha-
ben (p), daß dieſer Jnſektenſaft es verduͤnne. Andre be-
liebten zu ſagen (q), es leide gar keine Veraͤnderung da-
von. Kalkwaſſer loͤſet Hauſenblaſe auf (r). Von harn-
haften und fluͤchtigen Saͤften wird das Salzwaſſer auf-
getruͤbet (s), es buͤſſet ſeine Helligkeit ein, gerinnt aber
darum nicht (t). Vermiſcht man ſelbige damit, ſo legen
ſie ſich ins Mittel, und verurſachen, daß das Salzwaſſer von
ſauern Geiſtern nicht verdichtet werden kann (u). Man
ſagt, ſie loͤſten das Waſſer in der Waſſerſucht (x) und
Blutgewaͤchſe (polypus) auf (y). Die ſpaniſchen Flie-
gen ſollen dem Salzwaſſer die Kraft benehmen, vermoͤge
der es ſich zum Gerinnen neigt (z). Aber dieſes wider-
ſpricht nur dem obigen.
Ein aufrichtiger, vom Weine abgezogner Geiſt, bil-
det auf der Oberflaͤche des Salzwaſſers eine aus Faͤden-
werke zuſammengeſchichtete Art von voͤlligem Weſen (a),
und
[213]Das Salzwaſſer.
und macht das Salzwaſſer um deſto eher gerinnend, je
friſcher und ungemiſchter es iſt, und je waͤrmer und ſtaͤr-
ker der Weingeiſt iſt. Denn wenn man ſchon Salzwaſ-
ſer einige Tage lang aufbehaͤlt (c), leidet ſeine Fluͤßigkeit
kaum einige Veraͤnderungen mehr von der Wirkſamkeit
des Weingeiſtes, und vielleicht mag dieſes der Urſprung
zu dem Streite oder Unterſcheide geweſen ſeyn, der ſich bei
den Verſuchen beruͤmter Maͤnner erhoben hat (c*). Eben
ſo ſchlecht will das Eiweis eines Huͤnchen, das ſchon et-
was erwachſen iſt, gerinnen (c**). Einerlei Flieswaſſer
wird oft vom Weingeiſte (d) und vom Feuer rot (e).
Wiewol nun dieſe Verſuche mit dem ganzen Salz-
waſſer angeſtellt worden ſind, ſo gehen ſolche doch vor-
naͤmlich den gallertigen Theil deſſelben an.
§. 7.
Die Veraͤnderung, die das Salzwaſſer vom Feuer
leidet.
Man trift bei mediciniſchen Schriftſtellern wenig ſo
genante Analiſirungen uͤber das Salzwaſſer an. Man
hat die aͤlteſte darunter dem Walter Needham zu dan-
ken, welcher in einer Pinte Salzwaſſers, welches er
vom menſchlichen Blute abgeneigt hatte, fuͤnf Unzen, ein
Quentchen Phlegma; ſechs Unzen alkaliſchen Geiſt;
zween Skrupel vom feuerfeſten Salze; aber nicht das
mindſte von einem fluͤchtigen Salze (f) oder Oele fand.
O 3Als
(b)
[214]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Als er von Ochſenblute das Salzwaſſer abſonderte, wel-
ches vier Pfunde betrug, ſo gab ſolches zwei Pfunde
Waſſer, oder Phlegma, und eben ſo viel dikklichen Bo-
denſaz, der zuruͤkke blieb. Der beruͤmte Mann trieb
aus dieſem dikklichen Weſen, ein Pfund Geiſt, nebſt
neun Unzen; an Oele drei Quentchen; an fluͤchtigem
Salze ſieben Skrupel, ſechs Gran; an Todtenkopfe 26
Quentchen ab, worinnen noch zwei Quentchen, fuͤnf Gran
von einem feuerfeſten Salze ſtaken (g). Man koͤnnte
ſich in der That uͤber die ausſchweifende Verſchiedenheit,
in der Analiſirung des Ochſen- und Menſchenblutes,
wundern.
Nach ihm machte Raymund Vieuſſens zween Ver-
ſuche. Jm erſtern gaben ihm zwei Pfunde, ſechs Unzen
an Salzwaſſer (h) bei gelindem Feuer, zwei Pfunde,
ſechs Quentchen von einem erſt klaren (i) und hierauf et-
was weniges ſtinkenden Phlegma, naͤmlich \frac {"262"} {"304"} oder \frac {"131"} {"152"}
Theile vom ganzen Salzwaſſer. Das Ueberbleibſel im
Gefaͤſſe war weich, von horniger Art, und gegen fuͤnf
Unzen, auf dem Retortenboden ſchwer zu finden; es
ward von freien Stuͤkken hart. Als man von neuem
Feuer gab, ſo ſtiegen daraus drei Unzen Geiſt, oder \frac {"3"} {"38"};
fluͤchtiges Salz (k), welches ſich in Geſtalt blaͤttriger Kri-
ſtallen anlegte, zwei und ein halbes Quentchen, welches
in der That gegen das ganze Salzwaſſer was weniges
iſt, oder das ſich dagegen wie 5 zu 608 verhaͤlt; von
einem ſchwarzem dikkem Oele (l) ſiebentehalb Quentchen
oder \frac {"13"} {"608"} Theile uͤber. Der ſchwammiglokkre Todten-
kopf betrug an Gewichte ſechs Quentchen und 22 Gran.
Nachdem man eine Lauge daraus gemacht hatte, ſo fan-
den
[215]Das Salzwaſſer.
den ſich achtzehn Gran von einem feuerfeſten Salze (m).
Jn einem andern Verſuche bediente er ſich zehn Pfunde
Salzwaſſers (n), und dieſe gaben ihm drei Pfunde
Phlegma, das etwas uͤbel roch. Jn einem Pfunde von
dergleichen Phlegma ſtekken gemeiniglich 2 Gran Er-
de (o). Es zerſprang aber das glaͤſerne Gefaͤſſe, deſſen
ſich der Autor bediente, in Stuͤkke, und es ging folglich
ein ziemlicher Theil von dem fluͤßigern Salzwaſſer ver-
loren. Er behielt indeſſen 26 und eine halbe Unze uͤbrig.
Von dieſem neuen Phlegma, denn ſo nennt er es, be-
kam er von neuem ſechs Unzen eines roͤtlichen und ſtark-
richenden Phlegma (p). Hierauf ſammlete er von einem
feuerroten Geiſte, der leicht verrauchen konnte, zehn
Quentchen; von einem ſchwarzen Oele, das leichter, als
der Geiſt war, 19 Quentchen; von einem fluͤchtigen Salze
ſechs Quentchen. Aus der uͤbrigen ganz ſchwachen Kole,
die vier Unzen wog, kamen von einem feuerfeſten weiſſen
Salze ſieben Quentchen (q), und ſechs Quentchen Erde
zum Vorſcheine. Jn dieſer Analiſirung ſcheint das
Phlegma nun \frac {"133"} {"160"} ½ vom Salzwaſſer, oder beinahe \frac {"1068"} {"1280"},
der ſchwaͤchere Geiſt \frac {"48"} {"1280"}, der ſtaͤrkere \frac {"100"} {"1280"}, das Oel
\frac {"66"} {"1280"}, das fluͤchtige Salz \frac {"6"} {"1280"}, das feſte Salz \frac {"7"} {"1280"},
die Erde \frac {"6"} {"1280"} betragen zu haben. Aus dieſer Rechnung
laſſen ſich die Verhaͤltniſſe der Grundſtoffe im Salzwaſſer
gegen einander leicht uͤberſehen.
Der beruͤmte Viſcher(r) bekam, wo ich nicht irre,
nach den Verſuchen eines Gaubius, aus dreien Unzen
getrokkneten Salzwaſſers, von einem fluͤchtigharnhaftem
Salze anderthalb Unzen; von beiderlei Oelen drei Quent-
chen; vom Todtenkopfe ſieben und ein halbes Quentchen.
Was eigentlich die prismatiſchen Kriſtallen betrift,
welche man in der Waſſerſucht des Darmfells wargenom-
O 4men
[216]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
men hat, davon kann ich nichts ſagen (r*). Aus dem
Salzwaſſer eines Waſſerſuͤchtigen hat man, von fuͤnf
Pfunden, zwo Unzen Oels im Uebertreiben bekommen,
nebſt einem mit fluͤchtigem Salze ſehr erfuͤllten Waſ-
ſer (r**). Aus eben ſolchem Salzwaſſer bereitete man
ein feuerfeſtes alkaliſches Salz, welches mit ſauern Saͤf-
ten aufbrauſete (r***).
Unſer beruͤmte Rhades(s) zog aus vierzig Unzen
Salzwaſſers achtzehn und eine halbe Unze von einer waͤſſ-
rigen Fluͤſſigkeit, oder \frac {"37"} {"80"} heraus: hierauf kam ein
Saft (t) zum Vorſcheine, der allmaͤlich immer harn-
hafter zu werden fortfuhr; der Geiſt betrug naͤmlich, noch
mit ſeinem Oele vermiſcht, auf ſiebenzehn und eine halbe
Unze, oder \frac {"35"} {"80"}. Jn dieſem Safte befand ſich ein zwie-
faches Oel, eins das leicht war, und im Waſſer oben
aufſchwamm, eins das ſchwer war, und welches ſich un-
tertauchte. Ferner erhielte derſelbe an fluͤchtigem Salze
eine halbe Unze oder \frac {"1"} {"80"}, und an brandigem Oele ſechs
Quentchen, oder \frac {"1"} {"53"}. Von einer brennbaren Kole blie-
ben faſt eilf Quentchen oder \frac {"11"} {"320"} zuruͤkke. Dieſe Kole
gab in der Auslaugung ſechs Quentchen von einer ſchwar-
zen Erde, oder \frac {"1"} {"43"}, und daraus warden fuͤnf Gran Kri-
ſtallen, wie ſie das gemeine Salz hat, oder \frac {"1"} {"3440"}. Dieſer
Autor ſezzt das Verhaͤltnis ſeiner Grundſtoffe folgender-
geſtalt an, daß ſich in 235 Theilen Salzwaſſers, von
waͤſſriger Fluͤſſigkeit 215 Theile, von fluͤchtigem Salze
ſechs, von brandigem Oele acht und ein halber Theil,
von einem leichtern wachsartigen Oele ein Theil, von
feuerfeſter Erde drei, nebſt drei Vierteilen, von Meer-
ſalze ein Theil aufhalten ſollen (u). Jn dem Punkte der
Kole iſt der vortrefliche erſte Leibarzt (x) ein wenig andrer
Mei-
[217]Das Salzwaſſer.
Meinung, und er gibt die Erinnerung, daß ſie ungern
Feuer fangen wolle, daß ſich dennoch in ihr ſelbſt eine
kleine Flamme erzeuge, daß ihr Oel ſich entzuͤnde, und
daß der Ueberreſt vom Flieswaſſer vielmehr, nach Art der
Salze, im Feuer ein Gepraſſel errege (y). Jn dem
Verſuche des Stubbe(y*) ernaͤhrte bald das Flieswaſſer
die Flamme, bald praſſelte ſolches blos im Feuer.
Der beruͤmte Poerner ſchied durchs Uebertreiben
verſchiedne Saͤfte von der Maſſe des Salzwaſſers ab,
darunter einige vor den uͤbrigen harnhafter, hizziger und
brandiger gerieten (z).
Das Salzwaſſer eines podagriſchen Menſchen gab
einen fluͤchtigen harnhaften, und eben ſo ſcharfen Geiſt,
als der Menſchenharn ſelbſt (z*).
Vergleicht man nun die Erſcheinungen eines durchs
Feuer gegangnen Salzwaſſers, mit der Analiſirung des
Blutes, ſo erſieht man daraus, ſo viel ſich naͤmlich aus
ſo viel uneinigen Verſuchen herausleſen laͤſt (a), daß im
Salzwaſſer mehr Waſſer, eben ſo viel (b) oder gar mehr
fluͤchtiges Salz (c), nicht viel weniger Oel, oder gar
mehr Oel befindlich iſt (d). Jndeſſen enthaͤlt es auch nicht
weniger Salz (e), und nicht weniger Erde (f). Eiſen
mangelt dem Salzwaſſer entweder ganz und gar, oder es
iſt doch nur hoͤchſt ſparſam darinnen ausgebreitet (g).
O 5Vierter
[218]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Vierter Abſchnitt.
Das Verhaͤltnis der Blutſtoffe gegen einan-
der, und die Nuzzbarkeit deſſelben.
§. 1.
Urſprung der Blutmiſchungen (Temperamenten)
im Menſchen.
Man erſiehet aus der Menge zalreicher Verſuche, wel-
che wir bisher geſammlet haben, daß der herrſchende
Theil im Blute uͤberhaupt Waſſer iſt (h): daß ſich uͤber-
dem im Blute Fett (i), oder eine Materie befindet, wel-
che geſchikt iſt, Feuer zu fangen, und ſich mit Huͤlfe des
Feuers in ein Oel verwandeln laͤſt. Daß ſich im Blute
Theilchen aufhalten, welche von der Gewalt des Feuers
zu einem fluͤchtigharnhaftem Salze werden (k), daß ein
Meerſalz (k*) und eine Spur von einer Erde darinnen
gegenwaͤrtig iſt (k**), und daß uͤbrigens, aus verſchiednen
Urſachen, in dem Verhaͤltniſſe dieſer Grundſtoffe gegen
einander Veraͤnderungen vorgehen. Ferner daß eine
ſtarke Bewegung des Leibes, und ein Fieber (l) die Menge
des Waſſers vermindere, die Anziehungskraft des Blu-
tes und deſſen Dichtheit vermere (m), und zugleich die
Menge der roten Kuͤgelchen vervielfaͤltige (n), und deren
eigentuͤmliche Schwere vermere (o): daß dieſe heftige
und lange fortdaurende Bewegung das Blut ſchaͤrfer und
geſchikkter mache, daß dadurch einige Theilchen ein Be-
ſtreben erhalten, in ein harnhaftes Salz uͤberzugehen.
Gegenteils vermeret Faulheit und eine ſtillſitzende Lebens-
art, ſo wie eine ſchwaͤchliche Beſchaffenheit (p), die von
einem
[219]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
einem Blutverluſte entſtanden, die Menge des Salz-
waſſers; eben dieſe Dinge vermindern den Vorrat an
Waſſer und Kuͤgelchen dergeſtalt, daß das Blut duͤnne
und blaß aus der Ader flieſſet. Es kann aber auch der
Anteil des Eiſens beinahe von eben denſelben Urſachen
vermeret, oder vermindert werden, beſonders aber von
einem ſtarken Verluſte des roten Blutſtoffes.
§. 2.
Von dem Ueberfluſſe der roten Kuͤgelchen.
Dieſe und andre Urſachen geben den Grund zu den
Temperamenten her. Es behaupteten naͤmlich die
alten Aerzte, und das nicht auf ein blindes ohngefehr,
daß es eine gewiſſe wechſelweiſe Proportion unter den
Grundſtoffen im Blute gebe, wiewol es laut unſern
Verſuchen noch nicht ausgemacht iſt, in welchen Zalen
ſich diejenige Proportion des Salzwaſſers, der Kuͤgelchen
und der oͤligen Theile, oder die Anzal der Theile, die ge-
neigt ſind eine ſalzige Natur anzunehmen, ausdrukken
laͤſt, wenn dieſe Proportion gleichſam eine regelmaͤßige
Formel fuͤr den hoͤchſten Grad der Geſundheit werden ſoll.
Man erkennt aber leicht, wofern nur einer dieſer Grund-
ſtoffe vor den uͤbrigen die Oberhand bekoͤmmt, daß ſich ſo-
gleich darnach die Miſchung des ganzen Koͤrpers richte,
und daß dieſes in ſo fern ſchon eine Abweichung von dem
beſten Geſundheitszuſtande ſei. Man ſieht auch augen-
ſcheinlich, wie ſehr dieſer Unterſcheid waͤchſt, wenn in
dieſem Menſchen Waſſer, in jenem die Menge der Kuͤ-
gelchen, oder desjenigen Stoffes, den das Feuer harn-
haft macht, die Oberhand bekoͤmmt.
Es kann demnach die Anzal der roten Kuͤgelchen, wie
in den verſchiednen Thiergeſchlechtern, ſo auch in den
verſchiednen Menſchen, bald groͤſſer, bald kleiner ſeyn.
Wird
[220]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Wird ihr Verhaͤltnis zum Waſſer groͤſſer (q), ſo entſteht
davon eine ſehr lebhafte Roͤte im Blute, eine wachſende
Dichtheit, und eine groͤſſere eigentuͤmliche Schwere.
Und hieraus entſpringet die Fechterſtaͤrke, von der Hip-
pokrates ſchreibet (r), und wir koͤnnen dieſe Leibesbe-
ſchaffenheit mit dem ſangviniſchen (blutreichen) Tempe-
ramente der Alten (s) in ſo fern in Vergleichung ſtellen,
daß wir uns zugleich dabei erinnern, daß die Alten jeder-
zeit mit dieſer Art von Blutmiſchung eine weiche und
loſegeſpannte Art von Faſern zu verbinden die Ge-
wonheit hatten, ob dieſes gleich keine Folge von einer
Menge Kuͤgelchen ſeyn kann. Denn wenn ſich dieſe Kuͤ-
gelchen vermehren, ſo wachſen zu gleicher Zeit auch die
Kraͤſte des Herzens und des ganzen Koͤrpers mit an. Es
iſt auch keine Vollbluͤtigkeit; denn dieſes Wort deutet
eigentlich eine zu uͤbermaͤßige Menge des geſammten Blu-
tes, ſo wie es aus allerlei Stoffen gemiſcht iſt, an, wo-
durch der Widerſtand der Gefaͤſſe uͤberwaͤltiget wird, und
die Gefaͤſſe uͤberdehnt werden. Wir treffen das deut-
lichſte Beiſpiel von der Plethora an denen Thieren an (t),
denen man, aus den geoͤffneten Schlagadern andrer
Thiere, mehr Blut beibringen koͤnnen, als ſie ſelbſt ver-
loren hatten; und ſie nahmen in der That in ihre Gefaͤſſe
eine ſolche Menge auf, als ſie darinnen, ohne eine uͤber-
maͤßige Ausdehnung, beherbergen konnten. Die Zufaͤlle
waren verſchieden, die darauf folgten (u); man fand das
Herz mit den Blutadern ſo ausgedehnt (u*), daß das
zuviele Gebluͤte ſo gar mit dem Harne herausdrang, und
man hob alle dieſe Zufaͤlle, ſo bald man das uͤberfluͤßige
Blut durch eine geoͤffnete Blutader wieder wegflieſſen
lies.
[221]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
lies (x). Man hat aber auch von Menſchen Beiſpiele,
deren Gefaͤſſe von zu vielem Blute voll geweſen, und die
darauf ploͤzlich geſtorben ſind (y): ſelbſt die unvernuͤnfti-
gen Thiere verfallen in dieſes Uebel, entweder wenn man ſie
zu reichlich fuͤttert (z), oder wenn die Gefaͤſſe nach einigen
Aderlaſſen keinen gehoͤrigen Widerſtand thun koͤnnen (a).
Daß ſich aber in einerlei, und eben denſelben Gefaͤſſen,
ſo wohl viel, als wenig rotes Blut befinden koͤnne, habe
ich durch Erfarungen gezeigt (b).
§. 3.
Von dem Ueberfluſſe derjenigen Theilchen, die
ſich auf ein harnhaftes Weſen neigen.
Trift es ſich aber, daß diejenigen Theilchen im Blute
die Oberhand nehmen, die im Feuer eine harnhafte Ei-
genſchaft annehmen (c), ſo entſpringt daher in der That
dasjenige Temperament, welches die Alten das choleri-
ſche nannten. Es kann eine ſolche Uebermiſchung von
den Eltern auf die Kinder gebracht und herrſchend wer-
den; es koͤnnte auch aus dem zu vielen Fleiſcheſſen ſeinen
Urſprung bekommen. Denn dieſes iſt das Temperament
aller wilden mutigen Thiere, und die vom Raube leben;
es aͤuſſert ſich aber durch eine ſehr hizzige Galle (d), durch
einen ſtinkenden Schweis (e), durch einen unertraͤglichen
Geſtank
[222]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Geſtank ihres Unflates (f), durch einen uͤbelrichenden
Harn (g), durch eine duͤnne und richende Milch (h), durch
einen widerlichen Atem, welches alles offenbare Merk-
male von ihren zu einem harnhaften Weſen ausartenden
Saͤften ſind. Zugleich aber offenbart ſich auch die Kraft
eines fluͤchtigen Weſens, die ſo gros iſt, daß das Blut
choleriſcher Menſchen innerhalb vier und zwanzig Stun-
den ganz und gar verfliegt, und nur trokkne Plaͤttchen
zuruͤkke laͤſt (i). Mit dieſer Cacochymie (uͤbler Blutmi-
ſchung) vereinigen ſich oͤfters die roten Haare (k), ein har-
tes, derbes, trokknes Fleiſch, die Magerkeit, ein groſſes
Herz (l), ein ſtarker und ſchneller Puls, eine aͤuſſerſte
Staͤrke, wenn der Koͤrper gleich dazu nur klein iſt, und
weil man ſich ſeiner eignen Kraͤfte ſodann bewuſt iſt, auch
die Kuͤnheit, der Zorn, und alles dasjenige, welches die
alten Aerzte choleriſchen Perſonen zuſchrieben. Tartarn
leben blos von Fleiſche, ſie machen ſich nichts aus Kraͤu-
tern, als einer den Thieren angewieſener Speiſe (m): ſie
ſind aber auch ungemein wild und grauſam (n). Es pflegte
Boerhaave von einem Menſchen zu erzaͤlen, welcher,
laut einem gemachten Vertrage, ſich genoͤtigt ſahe, blos
von Rebhuͤnern zu leben, daß er dieſe Lebensart nicht
laͤnger ausſtehen konnte, und das ihm vormals eigne
leutſeelige Bezeigen daruͤber abgelegt hatte. Jch ſelbſt
erinnere mich noch ſehr gut, beobachtet zu haben, wie
Jemand nach dem Gebrauche der Nattern ein aͤuſſerſt
ungedul-
[223]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
ungeduldiger Menſch geworden. Hingegen ruͤhren die
ſanften Sitten der Brachmanen und Jndianer daher,
daß ſie blos von Pflanzenſpeiſen ihr Leben erhalten, ſo
wie die von Pflanzen lebenden Thiere ein aͤnliches fried-
fertiges Weſen aͤuſſern, und es zeiget ferner die aͤuſſerſte
Schwaͤche, welche einen Menſchen, der nur Pflanzen
oder Fruͤchte zu ſeiner Narung angewendet, uͤberfaͤllt,
mehr als zu viel (o), wie maͤchtig eine Lebensart in Be-
ſtimmung des Temperaments ſey.
Faſt eben ſolche Wirkungen, als ein beſtaͤndiges
Fleiſcheſſen hervorbringt, aͤuſſern ſich auch von einer bren-
nenden Luft, von einem arbeitſamen Leben, vom Ge-
brauche geiſtiger Getraͤnke, und endlich auch vom Fieber,
und durch Huͤlfe dieſer Dinge entſtehet dieſe ganze
Schaͤrfe, und der Geſtank des Harns und Schweiſſes, und
die damit verbundne aͤuſſerſte Munterkeit der Muskeln
und des Herzens. Bei phlegmatiſchen Perſonen iſt ſo
gar der Zuſtand vor dem Ausbruche der Kinderblattern
derjenige Stachel, der bei ihnen Munterkeit und ein thaͤ-
tiges Weſen veranlaſſet (p).
§. 4.
Von der uͤberfluͤßigen Menge Waſſers.
Aber auch das gegenſeitige Temperament, da das
Ebenmaas der roten Kuͤgelchen und der ſalzigen Stoffe
gegen das Waſſer gar zu klein iſt, fuͤhret eben ſo wenig
Dunkelheit, als das vorhergehende bei ſich. Mit ihm
vergeſellſchaftet ſich eine kleinere Verdichtungskraft des
Blutes, eine ſchwaͤchere Roͤte, eine geringere Lebenswaͤrme.
Es aͤuſſert ſich ferner im ganzen Koͤrper, und zugleich am
Herzen, eine loſe Spannung der ſchwach zuſammenhaͤn-
genden, durch das Waſſer erweichten und weichen Faſern,
und ihre Traͤgheit den Koͤrper in Bewegung zu ſezzen;
man
[224]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
man findet das Herz klein, den Puls weich und klein,
das Blutaderblut traͤge flieſſend, folglich werden auch die
zum Herzen zuruͤkkehrende Daͤmfe zum Stillſtehen ge-
bracht; das Zellgewebe iſt von waͤſſrigen Geſchwuͤlſten
erweitert; Schweis, Harn, Waſſer, und die Speiſen
neigen ſich zu der ihnen ohnedem natuͤrlichen Verderbnis;
es erfolgen Blaͤhungen und andre Dinge mehr. Man
merket von duͤrftigen Leuten, die von nichts, als Pflan-
zenſpeiſen leben, an, daß ihr Blut beinahe gelbe, und
ohne Roͤte iſt (p*).
Alles dieſes kann in Perſonen ſchon von ihrer Geburt
her herrſchend geweſen ſeyn, oder auch auf mancherlei
Weiſe in ihren Koͤrpern mit der Zeit die Oberhand be-
kommen, wenn ihre Koͤrper noch nicht das Mittelmaas
in der Blutmiſchung uͤberſchritten haben. Die Ruhe
des Leibes, der Genuß pflanzenhafter milchiger Speiſen,
ein zu ſtarker Schlaf, bahnen zu dieſer Blutmiſchung
durch lange Gewonheit den Weg; ſchnell wird aber die-
ſes Temperament von einer jeden heftigen Erſchoͤpfung
der Kraͤfte befoͤrdert, es mag nun dieſe Entkraͤftung von
einer ſchweren vorhergegangnen Krankheit, oder aber
von einem jeglichen Verluſte des roten Blutes ihren Ur-
ſprung her haben. Es iſt aus unzaͤlbaren Beiſpielen
bekannt, daß ſich das gehoͤrige rechtmaͤßige Verhaͤltnis
der Kuͤgelchen entweder ſehr langſam, oder gar nimmer-
mehr wiederherſtellen laſſen, wofern man dieſelbe ſchnell
und zu ſehr ausgeleeret hat. Pauline, die beruͤmte
Ehefrau des Seneka, der man die Blutadern geoͤffnet
und eine groſſe Menge Bluts weggelaſſen hatte, bekam,
als ſie Nero laͤnger zu leben zwang, in ihrem ganzen
uͤbrigen Leben ihre natuͤrliche Wangenroͤte niemals wie-
der, welches auch dem Achill Gaſſerus(q) wiederfur,
welcher ſich einen Zahn mit groſſem Blutverluſte hatte
ausziehen laſſen. Man weis aber auch, daß von frei-
willigen
[225]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
willigen Blutausleerungen (r) vom Naſenbluten, davon
ich ein lebendiges Beiſpiel vor mir ſehe, von dem guͤldnen
Aderfluſſe (s), von einer Blutſtuͤrzung (t), von gar zu
haͤufigem Aderlaſſen (u), auch von einer einzigen, aber
uͤbermaͤßigen Blutausleerung (x), ſo gar in den ſtaͤrkſten
Thieren, die von waͤſſrigen Krankheiten vollkommen frei
ſind (y), eine Waſſerſucht entſprungen iſt.
§. 5.
Die Temperamente der Alten.
Dasjenige, was wir bisher vorgetragen haben, ſtim-
met mit den Grundſaͤzzen der alten Schule (z) uͤberein;
aber das thut das folgende nicht, welches uns noch vor-
zutragen uͤbrig iſt. Es hatte naͤmlich die galeniſche
Schule (a), nach Art der vier Elemente, auch im Blute
viererlei
v. Hall. Phiſ.II.Th. P
[226]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
viererlei Saͤfte angenommen, die ſich nach den Elemen-
ten richten ſollten. Wenn alſo die Aerzte die Abſonde-
rung des Blutes in verſchiedne Fluͤßigkeiten betrachteten,
die im Koͤrper von freien Stuͤkken, ohne den Beiſtand
der Elemente, vor ſich geht, ſo nannten ſie dasjenige
Waſſer, welches auf dem Blutkuchen oben aufſchwimmt,
welches wir Salzwaſſer genennt haben, und von welchem
ſie in allem Ernſte behaupteten, daß es in ſeinem beſon-
dern Behaͤltniſſe eingeſchloſſen ſchaͤrfer wuͤrde, und den
Namen einer Galle verdiene, dieſes Salzwaſſer nannten
ſie, von der gelben Farbe, die Blutgalle. Blut hies
bei ihnen, was ſich mit ſeiner Roͤte offenbaret, und wir
haben dieſes das Rote im Blute (cruor) genannt. Das
Waſſer, welches in der That der Hauptſtoff im Blute,
und in den andern Saͤften eines belebten Koͤrpers iſt, be-
zeichneten ſie unter dem Namen des Phlegma. Damit
nun auch der vierte Saft, der unter den Elementen mit
der Erde uͤbereinſtimmig waͤre, ſeine Stelle finden moͤchte,
ſo ordneten ſie die ſchwarze Galle mit unter die vor-
nemſte Blutſtoffe, d. i. dieſen trauerfarbigen Bodenſaz
des Blutes, der ſich im Gefaͤſſe niederſenkt, worinnen
man Blut aufbehaͤlt; und ſie ſahen auch, daß Kranke
zuweilen dergleichen Materie durchs Erbrechen von ſich
gaben; ſo wie einige der neuern Aerzte dieſen Namen fuͤr
tuͤchtig finden, dasjenige Blut damit auszudruͤkken, wel-
ches in den Gefaͤſſen des menſchlichen Koͤrpers lange Zeit
ſtille geſtanden hat (b). Auf dieſe Theorie baueten ſie
beinahe ihre ganze Krankheitslehre und Heilungswiſſen-
ſchaft auf, und ſie verſicherten uns, daß einige Arzenei-
mittel die gelbe Galle, andre die ſchwarze herausſchaff-
ten; und daß es auch welche gebe, die inſonderheit das
Phlegma ausfuͤhrten.
Nun verſicherten ſie, daß aus dieſen viererlei Saͤf-
ten das Blut gemiſcht ſei, und daß eine regelmaͤßige
Ver-
[227]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
Vermiſchung aller dieſer Urſtoffe das vollkommenſte Tem-
perament mache; traͤfe es ſich aber, daß entweder das
Blut, oder die Galle, oder die Erde, oder das Waſſer
(Phlegma) uͤber ihre gehoͤrige Doſe hinauswuͤchſen; ſo
lieſſen die Alten aus dieſem Uebergewichte die vier einfa-
chen und Haupttemperamenten, naͤmlich von einer uͤber-
fluͤßigen Galle, das choleriſche, von zu vielem Waſſer,
das phlegmatiſche, von der vermerten Blutmaſſe, das
ſangviniſche, und endlich von der Menge ſchwarzer Galle,
das melancholiſche Temperament entſtehen.
Wider dieſe Gruͤnde, welches Hauptpfeiler der gan-
zen Arzneikunſt waren, gab J. Baptiſt Helmontius(d)
verſchiedne Gruͤnde, welche er mit guter Scharfſinnigkeit
ausfuͤrte, zu erinnern; allein die Aerzte blieben dennoch
heimliche Verehrer der alten Schulleier. Man kann
naͤmlich Williſens(e) ſeine Grundſtoffe, naͤmlich Geiſt,
Salz, Erde, Waſſer und Oel leicht hieher ziehen, ſo wie
man die Stahliſche Elementarteile dahin rechnen
kann (f), welche in Waſſer, in einem brennbaren Grund-
ſtoffe, und in Erde beſtehen, und welche ſich nach den
Lehrſaͤzzen ſeiner Schule bald ſo, bald anders mit einan-
der vermiſchen, woraus man die alten Temperamente
wieder ergaͤnzet, und mit neuen Zieraten bereichert hat,
die ſonſt Galen der Welt ehemals einfacher vortrug (f*).
§. 6.
Doch es enthalten dieſe Temperamente nichts
gruͤndliches.
Wenn wir dagegen aufrichtig verfaren, und blos dem
Faden der Warheit folgen wollen, ſo erblikken wir ohne
P 2Umſtaͤn-
(c)
[228]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Umſtaͤnde, daß im Blute kein vierter urſpruͤnglicher
Grundſtoff ſtatt finden koͤnne. Denn es ſteht uns nicht
frei, ein federhaft zuruͤktretendes Blut hieher zu ziehen,
wenn von den Elementen eines umflieſſenden und in Be-
wegung geſezzten Blutes die Rede iſt: eben ſo wenig darf
man den ſchleimigen und gelindeſten Theil des Salzwaſ-
ſers fuͤr eine ſchwarze Galle halten, welche nach der Be-
ſchreibung der Alten ſchwarz, von ſauerm Weſen ſeyn,
mit Pulvern aufbrauſen, und in der Milz ihren Sizz
haben ſoll, wiewohl auch eben dieſe Schriftſteller des
Altertums bisweilen die melancholiſche Miſchung mit dem
Namen des Schleimes belegen. Es laͤſſet ſich naͤmlich
auch nicht einmal auf eine entfernte Weiſe warſcheinlich
machen, daß in wirklich melancholiſchen Menſchen ent-
weder an Schleime, oder an einer Menge mit vielem er-
digen Grundſtoffe verſezzten Schleims ein Ueberflus ſtatt
finden (g), oder daß verdorbne ſcharfe Saͤfte (h) zu einer
ſchwarzen Galle gehoͤren koͤnnten. Denn ſonſt muͤſte
man alle Greiſe zu melancholiſchen Perſonen machen
muͤſſen, da bei ihnen ohne Zweifel der erdige Grundſtoff
groͤſſer geworden: oder man muͤſte eine von Krankheiten
verdorbne Blutmiſchung, welches doch eine Krankheit
iſt, fuͤr eine natuͤrliche Blutmiſchung anſehen. Jn der
That gehoͤrt der Ueberflus an Schleime, dem phlegma-
tiſchen Temperamente zu, welches dennoch die entfernteſte
Grenze von der Melancholie iſt. Wir werden endlich
zeigen, daß die ſchwarze Oberflaͤche des unterſten Blut-
klumpens ſchon von ſelbſt durch eine bloſſe Umwendung
ihre rote Farbe wieder erlange (i).
Aber auch die uͤbrigen Grundſtoffe des Blutes haben
auf ihrer Seite eben ſo wenig gruͤndliches, ob man ihnen
gleich einen geſunden Verſtand vielleicht zugeſtehen kann.
Jhr
[229]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
Jhr ſo genantes gelbes Salzwaſſer iſt weder bitter an
Geſchmakke, wie die Galle (i*), noch verbrennlich, wie
es ſonſt eben dieſe Galle iſt, ſobald das zuviele Waſſer
davon verraucht.
Endlich ſo iſt man zu zaͤrtlich ſcharfſinnig geweſen,
einzig und allein vier Temperamente einzuraͤumen, da
dieſe doch unzaͤlich ſeyn koͤnnen, ſo wie faſt jeder Menſch
ſein eignes Temperament bekommen hat. Man kann,
ohne einen Sprung zu thun, Schritt vor Schritte, und
in einer gemaͤchlichen Reihe, von der aͤuſſerſten Hizze ei-
nes ſcharfen und ſtarken Temperamentes, bis zur nie-
drigſten Traͤgheit einer phlegmatiſchen Miſchung hinab-
ſteigen (k). Da dieſes nun die Alten laͤngſt einſahen, ſo
ſannen ſie ſich Temperamenten aus, die bereits aus den
urſpruͤnglichen Grundſtoffen zuſammengeſezzt waren;
denn ſie wurden ſelbſt gewar, daß die Natur dergleichen
Einfoͤrmigkeit nicht vertruͤge.
§. 7.
Die feſten Theile des Koͤrpers legen zu den Tem-
peramenten den eigentlichen Grund.
Es laͤſſet ſich endlich nicht blos in den Saͤften der
Grund zu den Temperamenten ſuchen. Denn ob wir
gleich aus dem Ueberfluſſe gewiſſer Grundſtoffe, die ſich
von gewiſſen Speiſen vor andern im Blute anhaͤufen,
gezeiget haben (l), daß man in der That die Saͤfte von
dieſer Betrachtung nicht allerdings ausſchlieſſen koͤnne;
ſo iſt es doch an ſich gewis, daß die Dauung oder Blut-
bereitung, folglich auch eine heilſame Beſchaffenheit des
Blutes, ferner die Menge der Salze und Oele, von der
wurmfoͤrmigen Darmbewegung, von der Thaͤtigkeit des
P 3Her-
[230]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Herzens (m), von einem ſchnellen oder traͤgen Umlaufe,
und von der Wirkſamkeit der feſten Theile vornaͤmlich
abhaͤngt: ſo wie es eine Wirkung der feſten Theile, und
nicht der fluͤßigen Saͤfte iſt, daß ſich ganz verſchiedne
Salze und Oele, von verſchiednen, aber in einer Erde
gewachſnen Saamen, in einer reifen Pflanze befinden.
Es iſt hier der Ort nicht, dieſes aus Gruͤnden zu erwei-
ſen; indeſſen wollen wir nur mit wenig Worten ſagen,
daß merenteils die Urſachen zu den Temperamenten, von
der Staͤrke der feſten Theile (n), von ihrer groͤſſern oder
kleinern Reizbarkeit, herruͤhren, und daß dieſe Beſchaf-
fenheiten ehe ſtatt haben, als die Mannigfaltigkeiten in
den Saͤften von den Narungsmitteln; indem die erſtern
vorangehen, und die Saͤfte folgen. Von einer Staͤrke
der feſten Theile, und der damit verbundnen reizbaren
Natur, wird das choleriſche Temperament: eine Staͤrke
ohne Reizbarkeit macht das vierſchroͤtige (baeoticum
quadratum) Baurentemperament aus, wovon die Aerzte
wenig geſagt haben, und welches vom phlegmatiſchen
ganz und gar unterſchieden, ſonſt zwar eben ſo unem-
pfindlich, aber doch zugleich dauerhaft iſt, und welches
ſich auf ſeine Staͤrke verlaſſen kann: es weichet vom me-
lancholiſchen ebenfalls darinnen ab, daß es ſelbiges an
Reizbarkeit uͤbertrift. Solchergeſtalt macht eine ſehr
reizbare Anlage der feſten Theile, womit ſich zugleich
Schwachheit verbindet, das melancholiſche, hyſteriſche
und
[231]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
und hipochondriſche Temperament: und Schwachheit,
die ohne Reizungen iſt, das ſo genante phlegmatiſche
aus.
Folglich erſiehet man aus vielen Dingen, daß Tem-
peramente nicht ſowohl von den fluͤßigen Theilen, oder
von den Narungsmitteln, als vielmehr von den erſten
Bildungsfaſern ihren Urſprung bekommen. Es behaͤlt
eben derſelbe Menſch, bei einer hoͤchſt verſchiednen Narung,
ſie mag von Pflanzen, oder Thieren hergenommen wer-
den, ſeine alten Sitten und Naturgaben, die mit ſeinen
Beſtandteilen verwant ſind, unveraͤndert bei, welches
ich an mir ſelbſt erfare, ich mag mich alles Fleiſches, oder
Weins enthalten, oder ich mag mich dieſer Sachen wech-
ſelsweiſe bedienen. Kinder, die von einerlei Milch er-
naͤrt werden, und bei denen die Narung in nichts ver-
ſchieden iſt, ſind theils ungeduldig, theils ſchmeichelhaft,
oder von ſchlaͤfrigem Naturelle, und ſie legen ihre ver-
ſchiedne Temperamente bereits ehe an den Tag, als ſich
in ihre Saͤfte eine Veraͤnderung von den Narungsmit-
teln, oder von aͤuſſerlichen Urſachen mit hinein miſchen
gekonnt. Diejenigen, welche durch Verblutungen, oder
heftige Speichelkuren, faſt alle ihre Saͤfte eingebuͤſt ha-
ben, und alſo gleichſam von neugeſchaffnen Saͤften leben,
erlangen ihr altes Temperament wieder. Die ſo ver-
ſchiednen Pflanzen des Gewaͤchsreiches bereiten ſich aus
einerlei Erde, oder von der allgemeinen Narung des
Waſſers, ihre hoͤchſt verſchiedne Saͤfte ohne Zweifel da-
her, daß ſie bald eine ſolche, bald eine andere urſpruͤng-
liche Einrichtung in ihren feſten Theilen mit ſich bringen.
Kein einziger Menſch hat vom Kaͤlber- oder Hammelblu-
te, welches man ihm durch die Mitteilungsſprizze beige-
bracht, wie von ſeinem eignen Blute leben koͤnnen; er
hat auch ſeine Sitten, wenn ſie gleich ganz ſonderbar
waren, davon nicht geaͤndert, ob es gleich ſchien, daß er
P 4Kaͤlber-
[232]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Kaͤlberblut, das vom menſchlichen doch verſchieden iſt,
in die innerſte Gefaͤſſe aufgenommen hatte (o).
Es laͤſſet ſich aber auch ſchwerlich durch die Analiſi-
rung einiger Unterſcheid zwiſchen dem Blute eines Men-
ſchen, oder eines Schafes, Ochſen, Haſens, oder zwi-
ſchen dem Schaf- und Huͤnerblute (p), durchs Geſichte,
durchs Vergroͤſſerungsglas, oder durch eine chimiſche
Scheidung warnehmen (q); da doch die Sitten und
Temperamenten unter dieſen Thieren und den Menſchen
eine ſehr groſſe Abweichung machen, und ein zorniges
Thier auf keinerlei Weiſe mit einem hoͤchſt ſchuͤchternen
Schafe eine Uebereinſtimmung hat. So gibt auch das
Gehirnmark von Menſchen und aus Thieren genommen,
in der Scheidung beinahe einerlei Grundſtoffe (r). Da-
her hat auch, wie wir bereits oben die Erwaͤnung gethan,
Helmontius erinnert (s), daß ſich kaum unter zweihun-
dert Blutſcheidungen, ob man gleich dazu Blut von
hoͤchſt verſchiednen Menſchen genommen, ein Unterſcheid
ſpuͤren laſſen. Die vom Gifte der Amerikaner hinge-
richtete Thiere zeigen keine einzige Spur von einer Aus-
artung des Blutes (s*), ſo wenig als vom Opium ge-
ſchicht (s**). So gar machen die erſten beſten Umſtaͤnde
in den Erſcheinungen einen Unterſcheid, da man dieſen
doch oft groſſe Kraͤfte zuſchreibt (s***), und man hat ſehr
oft
[233]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
oft in dem geſundeſten Menſchen das Blut verdorben,
und in Krankheit ungemein ſchoͤn gefunden (s****). Folg-
lich ſind diejenigen Aerzte, welche glauben, daß ſich die
Natur und die Bedenklichkeiten einer Krankheit aus
dem aus der Ader gelaſſnen Blute mit beſſerer Gewisheit
vorherſagen laſſen, als aus dem Pulsſchlage und aus
andren gemeinen gewoͤnlichen Zeichen, wohlbedaͤchtig zu
erinnern, daß ſie ſich auf dieſe Grundſaͤzze nicht zu viel
zu gute thun moͤgen (t).
§. 8.
Die Nuzzbarkeit der roten Kuͤgelchen.
Nun koͤmmt die Reihe an eine jede Art der Grund-
ſtoffe im Blute, um ihren Nuzzen im belebten Koͤrper
zu unterſuchen. Man kann den Nuzzen der Kuͤgelchen
von verſchiednen Seiten betrachten: bald in ſo fern ſie
dem Blute eine Dichtheit mitteilen, bald wie ſie eine
ihnen beſonders eigne runde Figur erhalten haben; bald
daß ſie Theil am Eiſen nehmen. Ohne Dichtheit des
Blutes kann keine dauerhafte Geſundheit beſtehen (u).
Man kann leicht abnehmen, daß aus einem dichtern
Safte auch eine derbere und ſtaͤrkere Faſer gebildet wer-
den muͤſſe: es laͤſt ſich leicht begreifen, daß ein dichteres
Blut mit einer deſto groͤſſern Kraft vom Herzen fortge-
trieben, und die krummen Wege der kleinſten Gefaͤſſe
deſto beſſer zuruͤkkegelegt werden muͤſſen, da das bloſſe
Waſſer nicht hinlaͤnglich iſt, die haarfeine Gefaͤſſe aus
einander zu dehnen, weil dieſe notwendig zuſammen ſin-
ken muͤſſen, ſo bald ſie mit nichts als Waſſer angefuͤllt
P 5wer-
(s***)
[234]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
werden (x). Vergleichet man an einem Leichname, die mit
Talche ausgeſprizzte, mit den uͤbrigen, mit Terpentinoͤle
erfuͤllten Gefaͤſſen, ob man gleich an beiden einerlei Kraft
angewandt hat; ſo wird man doch die erſten cilindriſch,
und die andern flach finden, ſo daß man die Dehnungs-
kraft des Talches mit einem Cilinder, die drengende
Kraft des Oels aber mit einem flachen Koͤrper verglei-
chen kann. Das ungemein dichte Quekſilber iſt allein
im Stande, die Kruͤmmungen der Oberhode zu uͤber-
fluͤgeln, und ſich bis in das Jnnere der Hode einen Weg
zu bahnen: Waſſer und andre Saͤfte laſſen ſich durch
keine Gewalt, die derjenigen, womit das Quekſilber
fortgeſtoſſen wird, gleich iſt, bis dahin treiben. Wenn
man naͤmlich die Kraft des Herzens jederzeit gleich gros
ſezzt, ſo waͤchſet der Nachdruk des Blutes zugleich mit
deſſen Dichtheit. Man hat geglaubt, daß ſo gar das
Herz (y) vom dichten Blute ſtaͤrker gereizt werde, indem
von dem wichtigern Drukke des Blutes die innern Faſern
des Herzens ohne Zweifel viel tiefer hinab erſchuͤttert
werden, und ein Hund ums Leben gebracht wird (z), ſo
bald das Blut deſſelben von dem zugeſprizzten Waſſer
ſehr verduͤnnet wird. Wir haben zwar bereits oben die
Erinnerung gegeben (a), daß Waſſer, und vor allen an-
dern die ſo leichte Luft, das Herz mit groſſer Thaͤtigkeit
zur Bewegung reize: und daß das Herz bereits heftig
klopfe, und die aͤuſſerſte Reizbarkeit bereits aͤuſſere, wenn
gleich noch keine Spur von einiger Roͤte daran zu erblik-
ken iſt (b). Jndeſſen mag ich doch nicht widerſprechen,
daß nicht Blut beſſer, als Waſſer, das Herz reizen koͤn-
ne (c), indem ſich naͤmlich mit dem Waſſer und einem
waͤſſri-
[235]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
waͤſſrigen Blute, eine nachlaſſende, und den Reiz ein-
ſchlaͤfrende Kraft verbindet. Wenn nun aber, nicht nur
ein dichteres Blut eine groͤſſere Schwere beſizzet, ſondern
ſich auch das Herz, von dergleichen Blute gereizt, ſchneller
zuſammenzieht, ſo folgt daraus, daß die Kraft, mit wel-
cher die Saͤfte getrieben werden, von einer doppelten Ur-
ſache wachſe. Folglich waͤchſt dadurch, um indeſſen dieſe
Anmerkung voraus zu ſchikken, die Waͤrme zugleich mit
der Dichtheit des Blutes, und ſie mindert ſich mit der
waͤſſrigen Duͤnnheit deſſelben dergeſtalt, daß ein waͤſſri-
ges Gebluͤte, es bewege ſich auch ſo lebhaft, als es wolle,
doch keine gleichmaͤßige Waͤrme hervorbringen kann (d),
wie man an dem Waſſer ein Exempel hat, welches auch
von der ſchnellſten Bewegung nur ganz wenig laulich ge-
macht wird, und wie man von den zaͤrtlichen Frauens-
zimmern weis, daß dieſelbe weder durch den Kramf bei
den Mutterbeſchwerungen, noch durch Fieber bis zu dem-
jenigen Grade der Waͤrme erhizzt werden, die in einem
geſunden Landmanne ſtatt findet.
Endlich ſo iſt der groͤſte Vorteil der Dichtheit des
Blutes dieſer, daß es in dem Bezirke der rotgefaͤrbten
Gefaͤſſe bleibt, ohne deren Grenzen zu uͤberſchreiten (e).
Es fluͤchtet naͤmlich der waͤſſrige Theil des Blutes aus
den Schlagadern in das Zellgewebe uͤber; er verlaͤſt die
leeren Gefaͤſſe, und er bleibet in den kleinen Hoͤlchen, als
eine Materie der Cachexie (Schleimbluͤtigkeit), ſtille ſtehen:
und es iſt dieſes Waſſer, wiewohl nicht die einzige Ur-
ſache, warum aus der Verminderung der roten Blutteile
eine Waſſerſucht zu entſtehen pflegt. Denn wenn man
eine Blutader, oder auch ein Schlagaͤderchen oͤffnen laͤſt,
ſo ſchuͤtten ſie in der That dasjenige rote Blut zuerſt aus,
das ſich der gemachten Wunde am naͤchſten befindet: die
duͤnnern Saͤfte hingegen, wenn ſie weit von der Wunde
entfernt
[236]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
entfernt ſind, und alſo langſamer umgetrieben werden,
flieſſen nicht eben ſo gegen den weniger widerſtehenden
Ort herbei, und ſie ergieſſen ſich durch die Oefnung nicht
in eben demſelben Ebenmaaſſe (e*). Aus der Urſache
ſtellet ſich nach oͤfterm Aderlaſſen, oder nach einer Ver-
blutung, in den Gefaͤſſen ein duͤnnes und waͤſſriges Blut,
als ein bleicher Ueberbleibſel, ein (f), ſo wie ich an mir
ſelbſt erfaren habe, nachdem ich durch ſtarkes Naſenbluten
eine Menge Bluts verloren. Nun aber, da ein groͤſſrer
Vorrat von einem duͤnnen Safte in den roten Gefaͤſſen
uͤbrig iſt, ſo koͤnnen die roten Gefaͤſſe denſelben nicht im
Zaume halten, denn es findet erwaͤrmtes Waſſer einen
gar zu leichten Weg aus den Schlagadern in das Zellge-
webe uͤberzuſchwizzen. Und dieſes iſt der groͤſte Feler an
dem Leime, den man aus dem Welſe (Silurus) oder dem
Hauſen kocht, wenn man ſelbigen in die Gefaͤſſe eines
Leichnames heis einſprizzt: denn es begibt ſich ſelbiger
aus den Gefaͤſſen, die er nur unvollkommen ausfuͤllt, den
Augenblik in das Zellgewebe hinuͤber. Da nun das
Waſſer des Blutes in das uͤbrige Zellgewebe fluͤchtet, ſo
iſt, wiewol auch noch andre Urſachen ſtatt finden, der
Uebergang von der Schleimbluͤtigkeit zur Waſſerſucht
ganz leicht zu bewerkſtelligen (h), und es ergieſt ſich das
haͤufig getrunkne Waſſer ſogleich in dem Koͤrper aus. Es
haben aber die roten Kuͤgelchen des Blutes zu allerlei aus-
damfenden Gefaͤsmuͤndungen ein ſolches Maas bekom-
men, daß ſie in den Gefaͤſſen eines geſunden Menſchen
allemal zuruͤkkebleiben, wofern nicht eine ſtaͤrkre, oder
mit den Naturgeſezzen nicht uͤbereinſtimmende Kraft dieſe
Poros
(g)
[237]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
Poros ſolchergeſtalt erweitert, daß ſo gar der rote Blut-
teil in die kleinen Gefaͤſſe des Harnes, der Gedaͤrme und
der Haut hineingetrieben wird (i).
Hieraus erhellet alſo, es ſind aber auch noch andre
Gruͤnde da, welche denjenigen verborgenen Urſachen zu
Huͤlfe kommen, von denen wir bereits Meldung gethan
haben: es erhellet, ſage ich, wie noͤtig es ſei, durch eine
gehoͤrige Bewegung des Leibes, und gemaͤßigte und dar-
nach eingerichtete Narung, die Dichtheit des Blutes zu
erhalten (k), und wenn ſolche verloren gegangen, ſie durch
eben dieſes Mittel, durchs Fleiſcheſſen, Eiſen und der-
gleichen Mittel, welche das Zuſammenziehen des Herzens
befoͤrdern, wieder zu ergaͤnzen. Eben ſo ſieht man, wie
gefaͤrlich der Grundſazz des Kornelius Bontekoe(l) gewe-
ſen, welcher, weil er zur Unzeit die Dikkheit des Blutes
fuͤr ein Uebel ausrief (m), beinahe den ganzen Geſundheits-
zuſtand auf ein hoͤchſt duͤnnes Blut gruͤndete, und ſie ga-
ben ſich alle Muͤhe, dem Blute dieſe Waͤſſrigkeit durch
haͤuſiges Theewaſſer beizubringen. Eben ſo koͤnnte man
ſich wundern, wie beruͤmte Maͤnner den roten Theil im
Blute beinahe fuͤr uͤberfluͤßig haben anſehen koͤnnen (n).
Es lieſſe ſich die Frage aufwerfen, ob der rote Theil
eine ernaͤrende Natur beſizzt? Viele ſagen, nein (o): und
es ſcheint in der That das eiweisartige, elaſtiſche, bildbare
und ſich in Faͤden ziehende Flieswaſſer an ſich geſchikkter
zu ſeyn, denjenigen Leim zu erzeugen, welcher die feſten
Theile eines thieriſchen Koͤrpers nicht nur erbaut, ſondern
auch wiederherſtellt. Endlich ſo erſtrekket ſich gleichſam
das Gebiete der Ernaͤrung weiter, als der rote Blut-
ſtoff,
[238]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
ſtoff, und es werden jederzeit Fiſche nur von wenigem
Blute, und diejenigen Thiere gar ohne alle rote Kuͤgelchen
ernaͤrt, welche man blutloſe Thiere nennt, weil ſie einen
dergleichen rotgefaͤrbten Lebensſaft vermiſſen. Doch kann
kein einziges Thier, doch kann keine einzige Pflanze ohne
einen gallertartigen Grundſtoff ernaͤrt werden.
§. 9.
Die Nuzzbarkeit der kugligen Figuren; des Ei-
ſens und des Oels.
Wiewohl ein goldnes Kuͤgelchen in der That nicht
dichter, als eine kleine Platte iſt, welche man aus eben
dieſem Metalle gemacht hat; ſo iſt dennoch gewis, daß
eine kuglige Figur bei einer gleich groſſen Maſſe die aller-
kleinſte Oberflaͤche beſizzt, und daß ſie folglich von den-
jenigen fluͤßigen Theilen, in deren Geſellſchaft ſie durch
Gefaͤſſe hindurch flieſſet, den kleinſten Widerſtand leidet;
und daß ſie folglich ihrer einmal empfangnen Bewegung
deſto eigenſinniger den Zuͤgel laͤſſet. Dieſes iſt der
Grund, warum man unſern toͤdlichen, aus Eiſen, oder
Bleie gegoſſnen Geſchoſſen, jederzeit eine Kugelfigur gibt,
damit ſie nicht nur weit in die Ferne durch die Luft fort-
getrieben werden, ſondern auch mit aͤuſſerſter Heftigkeit
treffen moͤgen. Es kann folglich wohl mit einander be-
ſtehen, daß die roten Gefaͤschen von den roten Kuͤgel-
chen mit ſtaͤrkerm Nachdrukke auseinander gedehnt, er-
oͤffnet, und daß durch dieſe Kuͤgelchen der voͤllige Stos
vom Herzen bis zu den Klaſſen der feinern Saͤfte fortge-
pflanzt werden kann, wie unſer ehemalige Lehrer die-
ſes vermutete (p). Daß ſich auch das Reiben von der
kugligen Figur verringere, und daß die Waͤnde der klein-
ſten Gefaͤſſe auch das kleinſte Reiben leiden, iſt eine gar
zu bekannte Sache, indem Kugeln die Wand eines holen
Gefaͤſſes blos in einem einzigen Punkte beruͤren. End-
lich
[239]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
lich ſo iſt dieſe Figur die einzige, daß ſich das Blut in
die enge Adermuͤndungen fortbewegen koͤnne; es mag
dieſe Figur nach noch ſo wunderlichen Richtungslinien
fortlaufen, ſo iſt es ihr dennoch allemal gleich leicht die-
ſes zu thun, indem ſich in einer jeden andern Figur ein
laͤngrer und kuͤrzerer Durchmeſſer befindet; da ſich denn
der groͤſſre Durchmeſſer, wenn er in die Queere fortge-
trieben wird, den Weg durch die Muͤndung ſelbſt ver-
ſtopfet, wofern die Muͤndung an ſich nicht viel breiter
iſt (q).
Man kann faſt nicht zweifeln, daß nicht das in den
Kuͤgelchen wonende Eiſen (r) ſelbigen eine groͤſſre Dicht-
heit zuwege bringen ſoll. Denn ob dieſes Eiſen gleich
in einem ſehr geringen Verhaͤltniſſe gegen das ganze Blut
ſteht (s), ſo iſt dieſes Verhaͤltnis doch gegen die Kuͤgel-
chen, als welche einen kleinen Theil des Bluts ausma-
chen, um ein vieles groͤſſer, indem das Waſſer uͤberhaupt
fuͤnf Sechstheile (t), die kuͤgligen Stoffe dagegen noch
nicht voͤllig (u), einen ganzen Sechstheil vom Blute betra-
gen, indem der eiweisartige Grundſtoff vieles zu demſel-
ben beitraͤgt. Eiſen iſt aber ſiebenmal ſchwerer, als Blut,
und daruͤber, ſo wie es uͤberhaupt haͤrter und feſter, als
alle Grundſtoffe des Blutes iſt, und es ſcheint ſeine eigne
Feſtigkeit mit den roten Kuͤgelchen zu theilen. Daß Ei-
ſen auch etwas zur Erregung der Waͤrme beitragen koͤn-
ne, wird daher warſcheinlich, da, ſo viel ich weis, Eiſen
unter allen andern Koͤrpern vom Reiben und wiederhol-
ten Hammerſchlaͤgen ſich am ſtaͤrkſten erhizzet, und blos
durch den Hammer ſchon gluͤhend gemacht werden kann.
Eben ſo traͤgt das Oel, oder das verbrennliche We-
ſen, welches in den Kuͤgelchen uͤberfluͤßig zugegen iſt (x),
nicht ein geringes zur Waͤrme bei, ob es ſich gleich auch
bei
[240]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
bei dem Salzwaſſer mit befindet (y). Der Nuzzen, den
dieſes Oel leiſtet, iſt an ſich vielfach; der vornemſte be-
ſtehet aber wohl, ſo viel ich einſehe, darinnen, daß es
ſich mit dem Waſſer verbindet, und mit Huͤlfe deſſelben
den thieriſchen Leim machet, welcher weder ohne Waſſer
fluͤßig genung, noch ohne Oel zaͤhe genung ſeyn wuͤr-
de (y*), noch die erdigen Grundſtoffe zuſammen zu leimen,
Staͤrke genung beſizzen wuͤrde. Es teilet eben dieſes Oel
den Faſern, welche die bloſſe Erde zerreibbar machen wuͤr-
de, eine biegſame Natur mit. Endlich ſo befindet ſich
in den mereſten Saͤften eines thieriſchen Koͤrpers einiger
Vorrat von dieſem Oele, welches ihnen die allgemeine
Blutmaſſe darreicht; einige beſtehen hingegen faſt einzig
und allein, oder doch groͤſtenteils aus Oele, wie das Fett,
der Mark, die Galle, das Ohrenſchmalz, und das unter
der Haut gelagerte Fett.
§. 10.
Der Nuzzen des Salzwaſſers, oder des gelbli-
chen Theiles.
Es iſt der eiweisartige Theil im Salzwaſſer die be-
traͤchtlichſte Materie von allen, welche zur Erzeugung
der Faſern, und folglich zur Zuſammenſezzung eines be-
lebten Koͤrpers, den Hauptſtoff hergibt. Daß ſelbiger
die Verwundungen der Gefaͤſſe verſchliſſe, habe ich mit
dem Zeugniſſe der Erfarung beſtaͤtigt (z). An ſeinem
Orte werden wir auch zeigen, daß die Frucht in den Voͤ-
geleiern von einem Eiweiſſe, das iſt, von Salzwaſſer
ernaͤrt werde (a); daß die jungen Fiſche und vierfuͤßigen
eierlegenden, in den erſten Tagen, einzig und allein von
einem aͤnlichen Gallerte genaͤrt werden: und daß dem
Waſſer, welches ſich zwiſchen dem Schaafhaͤutchen befin-
det,
[241]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
det, eine aͤnliche Kraft zu gerinnen, und eine Faͤhigkeit
weſentlich ſei, einen werdenden Menſchen vor der Geburt
zu ernaͤren. Durch Verſuche habe ich erhaͤrtet, daß ſich
Schleim in Gallert, und Gallert in Membranen, Ein-
geweide, und endlich in feſte thieriſche Theile mit der
Zeit verwandele (b).
Zu dieſen Abſichten mus ſich eine beſtimmte Menge
von einer zaͤhen Materie, in dem Salzwaſſer, gegen das
Waſſer befinden. Vermeret man das Waſſer, ſo wird
der Leim, nachdem er den Theil, der die erdige Theile
verbindet, eingebuͤſſet hat, zerfallen: alle Faſern werden
eine Entkraͤftung leiden, weil die Baͤnder zerreiſſen, wo-
durch die getrennten Grundſtoffe an einander gehaͤngt
wurden: es wird ſich ferner vom Salzwaſſer nichts an
die feſten Theile, welche ernaͤret werden ſollen, anhaͤngen,
ſondern alles vorbeiflieſſen, anſtatt, daß davon Luͤkken
ausgefuͤllt werden ſollten, ſo daß man uͤberhaupt die Ge-
rinnbarkeit zum Merkmale machen muß, dadurch ein er-
naͤrender Saft von einem Auswurfe unterſchieden werden
kann (c). Es beſizzet ferner dieſer eiweisartige Saft ſeine
unentberliche und beſtimmte Dichtheit, um nicht in die
kleinen Gefaͤſſe uͤberzutreten. Es geſchicht in geſunden
Perſonen niemals, daß einige gerinnbare Theilchen, bei
dem Feuer, oder von einer Saͤure, in den Harn, in die
Traͤhnen, oder in einige andre duͤnne Saͤfte, und das
nicht einmal in Fiebern (d), uͤbergetragen werden. Man
vermere nun den Vorrat des waͤſſrigen Grundſtoffes, ſo
werden dieſe klebrigen Theile in der That uͤbertreten, und
es wird geſchehen, welches auch wirklich in waͤſſrigen
und verdorbnen Leibesbeſchaffenheiten geſchehen iſt (e),
daß
v. Hall. Phiſ.II.Th. Q
[242]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
daß ſich naͤmlich der naͤrende Saft in dem Harne und
Schweiſſe zerſtreuet, davon man an derjenigen Krank-
heit, da eine uͤbermaͤßige Menge Harn abgefuͤret wird
(diabetes), und an dem uͤbermaͤßigen zerenden Schweiſſe
(colliquations ſudor), ein Beiſpiel hat. Jch will indeſſen
damit nicht leugnen, daß nicht Salzwaſſer von einer
groſſen Gewalt des Blutumlaufes endlich verduͤnnt, auf-
geloͤſt werden, und verrauchen koͤnne. Doch alsdenn
hat es bereits ſeine Verrichtungen mit der Gerinnbarkeit
zugleich abgelegt.
Notwendig iſt es gegenteils, daß Salzwaſſer ein
wenig duͤnner, als Blut ſei, damit ſich die Kuͤgelchen
nicht einander anziehen, und Gerinnungen verurſachen
moͤgen, zu denen ſie ſo ohnedem ſehr aufgelegt ſind (f).
Und daher koͤmmt es eben, daß, wenn ſich das Waſſer
und Salzwaſſer im Blute vermindern, das Rote im Blute
in hizzigen Krankheiten ſein Waſſer von ſich ſtoͤſt (g) und
ſich mit demſelben durchaus nicht vermiſchen laſſen will.
Es ſind ſo gar Aerzte, welche in Furcht ſtehen, daß das
Rote mit ſeinen eignen Kanaͤlen zuſammenwachſen koͤnn-
te (h), welches nicht gaͤnzlich unnatuͤrlich iſt, da man von
dergleichen Verwachſung in dem Schlagadergange, in
Schlagaderſaͤkken, in unterbundnen Schlagadern, und
in einigen ſeltnern Uebeln, daruͤber ich ſelbſt Beſchrei-
bungen mitgeteilt habe (i), Exempel aufzeigen kann.
Der Schleim hat ſeinen vielfaͤltigen Nuzzen, wovon
ich anderswo eigentlicher handeln will. Er iſt es, der
die Empfindungsnerven vor der Schaͤrfe der Luft, des
Harns,
(e)
(h*)
[243]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
Harns, und vor dem Reiben in Schuz nimmt; er iſt
es, der die Austrokknung von den Werkzeugen des Hin-
abſchlukkens, der Stimme, des Atemholens abwendet;
er maͤßigt den Geruch, er fuͤllet andre Theile des Koͤr-
pers aus, und befoͤrdert dadurch ihre Beweglichkeit, wie
man an der Nabelſchnur und den Gelenkkapſeln ein Ex-
empel hat. Ja er iſt es, der das Oel mit dem Waſſer
auf das beſte vermiſchet (i*).
§. 11.
Der Nuzzen des Waſſers, Salzes, der Luft,
des Feuers im Blute.
Salzwaſſer bleibet, wenn es ſein Waſſer verloren,
wie ein gekochtes Eiweis ſtehen, und es wuͤrde untaug-
lich ſeyn, im Koͤrper herumgefuͤrt zu werden, wofern die-
ſer zaͤhe Gallert nicht durch vieles Waſſer wieder verduͤn-
net wuͤrde. Das Salzwaſſer wird wie ein Gummi dikk,
ſobald es ſein Waſſer einbuͤſſet. Waſſer ziehet ſich unter
allen Saͤften am leichtſten durch die feinſte Kanaͤle hin-
durch. Jch habe mehr als einmal erfaren, daß ſich rei-
nes Waſſer, aber keine gefaͤrbten Waſſer, durch die zaͤr-
teſte anelliſche Traͤhnenroͤhrchen durchbringen lieſſen.
Waſſer durchlaͤuft in 80 Pulsſchlaͤgen einen eben ſo lan-
gen Weg, als Weingeiſt in 86, Ruͤbenoͤl in 100, das
ſo bewegliche Quekſilber in 124 Pulsſchlaͤgen zuruͤkke
legt (k). Ohne Waſſer wuͤrde das traͤge Oel ſtehen blei-
ben und dikk werden.
Waſſer bethauet die thieriſchen Faſern, und bewaret
ſie vor dem Trokknen, und Zuſammenwachſen. Man
kann ohnmoͤglich glauben, welche Unordnung blos von
dem Verrauchen des Waſſers in den thieriſchen Theilen
erfolge. Selbſt die ſo weichen und zarten Nerven ver-
Q 2wandeln
[244]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
wandeln ſich einzig und allein, nach dem Verluſte ihres
duͤnnen Waͤſſerchens, in ſteife, bernſteinaͤnliche, und fuͤr
Haͤrte zerbrechliche Schnuͤre.
Eben dieſes Waſſer giebet faſt einzig und allein zu
allen Saͤften eines thieriſchen Koͤrpers den Hauptſtoff
her; einige beſtehen faſt aus bloſſem Waſſer, dergleichen
die zarten Ausduͤnſtungen des Sanktorius durch die
Haut, die Traͤhnen, der Schweis, Speichel und die
durchſichtigen Augenſaͤfte ſind; und es werden die Klaſ-
ſen der kleinen Gefaͤſſe, deren Saft nicht gerinnbar iſt,
faſt von bloſſem Waſſer bewonet, da ſie ſonſt gewis alle
uͤbrige zu dikke Saͤfte zuruͤkkeweiſen wuͤrden.
Die faſt harnhaften Salze der Thiere ſcheinen eini-
gen Saͤften eine gewiſſe unentbehrliche Schaͤrfe, die ent-
weder zum Verdauen geſchikt iſt, wie die Galle, oder ihre
Behaͤltniſſe zu reizen, wie der Saamen, das Ohren-
ſchmalz, der Unrat der Gedaͤrme, mitzuteilen. Sobald
eben dieſe Salze, kraft der oͤftern Bewegung der Saͤfte,
gar zu ſcharf, gar zu fluͤchtig, gar zu hizzig in dem Har-
ne, dem Schweiſſe, dem Darmunrate, und in der
Ausduͤnſtungsmaterie werden, und ſich von dem Koͤrper
entfernen, ſo wuͤrden ſie in der That nichts als Schaden
anrichten, wofern ſie laͤnger im Koͤrper zuruͤkke blieben.
Jch wiederhole aber nochmals, daß ich ſie Salze nenne,
nicht weil ſie bereits wirkliche Salze, ſondern weil ſie nur
geſchikkt ſind, bei einem gewiſſen Feuergrade zu vollkomm-
nen Salzen zu werden (k*).
Die Eigenſchaften und den Nuzzen der Luft hat man
noch nicht voͤllig in ihr Licht geſezzt. Soviel iſt indeſſen
gewis, daß es ein Recht des Leimes iſt, kraft deſſen die
Grundſtoffe aller feſten Koͤrper in der ganzen Natur zu-
ſammenhaͤngen, ſo daß ſich uͤberhaupt faſt kein einziges
Metall, kein Knochen, Stein, keine Thierſchale noch
Salz
[245]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
Salz aufloͤſen laͤſt, daß ſich nicht Luft davon loswikkeln
und herausbegeben ſollte. Was nun eben dieſe Luft in
unſern Saͤften vor Nuzzen leiſte, ob ſie deren Fluͤßigkeit
im Stande erhalte, oder ſie zu andern, mit der Faͤulnis
einigermaßen verwanten Veraͤnderungen, im Verborg-
nen geneigt und reif mache, das iſt eine Sache, welche
man weder an dieſem Orte, noch vielleicht irgens jemals
auseinander ſezzen kann.
Das Feuer, dieſer Quell aller Bewegungen in der
ganzen Natur, und aller Fluͤßigkeit, bewaret auch ohne
Zweifel unſer Gebluͤte vor dem Gefrieren. Wir tragen
aber wohl mehr Feuer in uns, als zu dieſer Abſicht noͤtig
geweſen waͤre; denn es friert das Blut nicht einmal in
Fiſchen, deren Blut nur um einen, zween oder drei Grade
warm iſt, ſo lange ſie leben. Was dieſer Ueberſchus
von Waͤrme vor Nuzzen ſtifte, kann man nicht mit Ge-
wisheit ſagen. Es laufen naͤmlich unſre Saͤfte nicht
fluͤßiger in den Gefaͤſſen umher, als es die Lebensſaͤfte
in den Fiſchen thun (l); es erzeugen ſich ferner in dieſen
nur ſo mittelmaͤßig warmen Thieren keine von den unſri-
gen unterſchiedne Saͤfte; ihre Galle iſt in nichts traͤger,
und es erzeugen ſich, woruͤber man ſich billig verwundern
muß, in kalten Thieren viel ſchaͤrfere Salze, wie man
an der Natter, der Biene, der ſpaniſchen Fliege ſieht.
Fiſche verdauen indeſſen ihre Speiſen eben ſo gut, ſie be-
wegen ſich eben ſo hurtig; ſie beſizzen nicht geringere
Staͤrke, und bringen ihr Leben eben ſo hoch. Es findet
in der That zwiſchen der Lunge und zwiſchen der Waͤrme
Q 3eine
[246]Fuͤnftes Buch. Das Blut.
eine Uebereinſtimmung ſtatt, von der wir aber an einem
andern Orte unſre Gedanken mitteilen wollen.
§. 12.
Der Quell und Vorrat, von dem das Blut ſei-
ne Grundſtoffe erborgt.
Ob ſich gleich dieſe Frage erſt, nach der Geſchichte
der Speiſen und Verdauung, vollſtaͤndig beantworten
laͤſt, ſo erlaube man uns doch indeſſen, ſo lange bis uns
der Faden unſrer Arbeiten zu dieſem Geſchaͤfte leitet, et-
was weniges der Ordnung vorzugreifen. Ohne Zweifel
werden die Milchkuͤgelchen (m) aus der Fettigkeit der
Gewaͤchſe und Thiere gebildet; unwarſcheinlich iſt es
nicht, daß aus dieſen die roten Kuͤgelchen entſtehen,
nachdem ſie ſich mit dem Eiſen innigſt vermiſcht, und
dadurch verdichtet haben; und nachdem ſie eine ſolche
Feſtigkeit an ſich genommen haben, daß ſie, ohne ihre
Figur zu aͤndern, ohne ihren Umfang zu aͤndern, mitten
im Flieswaſſer herumſchwimmen, und im Waſſer nun-
mehro unterſinken, da ſie in der Milch vorher ſchwom-
men. Jhre Brennbarkeit bringen ſie von ihrem Ge-
burtsorte mit ſich. Jm Huͤnchen entſteht das Blut,
unter unſern Augen von dem fetten Dotter (m*), indem
ſelbiger ſeine gelbe Farbe nach deutlichen Graden nach
und nach verliert. Salzwaſſer laͤſt ſich leicht aus thie-
riſchen Gallerte, wenn derſelbe kaum einige Veraͤnde-
rungen erlitten, wiederherſtellen. Da Thiere aber ein
dem unſrigen ganz aͤnliches Flieswaſſer, auch von bloſſen
Pflanzen erhalten; und ein geſunder Menſch von bloſſem
Waſſer und Brodte lebt, und davon eben ſolche Saͤfte
in
[247]Verhaͤltnis der Blutſtoffe u. ſ. f.
in ihm erzeugt werden, als in andern von niedlichern
Speiſen; ſo folgt daraus, daß ſich auch aus dem Pflan-
zenſchleime (n) ein thieriſcher Gallert bereiten laſſe; in-
deſſen verwandelt ſich in dieſem Exempel, und bei der
Bildung der Kuͤgelchen, das ſaure Salz der Pflanzen-
koͤrper in ein, dem menſchlichen aͤnliches Salmiakſalz,
welches bei dem Feuer eine harnhafte Natur bekoͤmmt.
Zu dieſem Gallerte geſellet ſich auch mehr Oel (o).
Das Blutoͤl bildet ſich aus dem wenig veraͤnderten
Pflanzenſtoffe, da es offenbar Spuren einer ſauern Na-
tur an ſich traͤgt (p).
Das Salz im Blute entſtehet ohne Widerrede aus
dem ſauern Salze (q), welches in Pflanzen uͤberfluͤßig
herrſcht, welches ſich wieder mit dem Exempel der Rin-
der beſtaͤtigen laͤſt, welche ein wirklich harnhaftes Salz
im Blute fuͤhren, da ſie ſich doch blos von ſaͤuerlichen
Kraͤutern ernaͤren, ſo wie man auch an den Seidenwuͤr-
mern, und an andern Jnſekten ſieht, welche von ſauern
Speiſen faſt vollkommen harnhafte Salze herausbringen,
wie dieſes auch von Menſchen bekannt iſt, welche von
nichts als Molken, die doch ſauer wird, viele Jare lang
ihr Leben erhalten haben. Selbſt die Exempel von einer
in alkaliſches Salz verwandelten Saͤure ſind nichts Sel-
tenes, da nicht nur die Faͤulnis aͤnliche Wirkungen her-
vorbringt, ſondern auch das Feuer ſolches thut, darunter
die Faͤulnis aus einer hoͤchſt ſauern Zitrone ein fluͤchtig
harnhaftes Salz, das Feuer aus dem Sauerſalze des
Saueramfers (oxydis) ein feuerfeſtes Laugenſalz (r), oder
Q 4aus
[248]Fuͤnftes Buch. Das Blut. Verhaͤltnis ꝛc.
aus der Saͤure des Salpeters, welchen man in einer
Rohrretorte (tubulata retorta) mit Kolenſtaube verpuf-
fen laͤſt, ein fluͤchtig Harnſalz zum Vorſcheine bringt (s).
Einen aͤnlichen Erfolg ſcheinet die Tageshizze in den
thieriſchen Saͤften, und eine heftige Bewegung nach
und nach hervorzubringen. So gibt Mehl, das man
zu wiederholten malen nezzt und deſtillirt, faſt nichts als
lauter harnhafte Grundſtoffe (t). Jch weis nicht, ob
ich hier einiger beſondern ſalpeterhaften Thierſalze (u)
Erwaͤnung thun darf, darunter die mereſten zu den
fluͤchtigen Harnſalzen, einige zu den feuerfeſten Laugen-
ſalzen, andre zum Meerſalze, ſehr wenige zu den Sauer-
ſalzen gehoͤren, als welche noch ihre alte Eigenſchaften
an ſich tragen.
Eiſen bekommen Thiere ohne Muͤhe von den Pflan-
zen her (x); Erde ſowol aus allerlei Speiſen, als auch
ſelbſt aus dem Waſſer; und dieſe Erde gibt den Faſern
den Grundſtoff der Feſtigkeit, und dem ganzen belebten
Koͤrper ſeine Dauer. Da ſie von den Pflanzen her-
ſtammt, ſo leget ſie ihre verglaſende Natur groͤſten Theils
ab, und verwandelt ſich in eine Kalkerde, vielleicht weil
ſie auf das innigſte mit dem Oele durchs Reiben verei-
nigt worden (y).
[249]
Anfangsgruͤnde der Phiſiologie.
Sechſtes Buch.
Das Geſchaͤfte der Schlagadern und
Blutadern.
Erſter Abſchnitt.
Die Bewegung des Blutes laͤngſt der Achſe
einer Schlagader.
§. 1.
Es wird dieſes ganze ſechſte Buch zuweilen eine
Theorie ſeyn, der die Kunſt der Zergliederungen
ihren Beiſtand verſagt, und deren Geſchikk es iſt,
nicht zu einem augenſcheinlichen Beweiſe gelangen zu koͤn-
nen. Folglich entſtehen hier viele leere Raͤume, und
man mus ſich auf viel zweifelhaftes gefaſt halten. Das
wenige zuverlaͤßige beruht entweder auf dem Pulsſchlage,
oder auf denjenigen Verſuchen, welche uns die durchſich-
tige Haut an lebenden Thieren zu machen vergoͤnnt.
Nirgens herrſcht ſo gebieteriſch die Parthei der mathe-
matiſchen Aerzte, als hier; dieſe hat die Kuͤnheit gehabt,
den Lauf des ſtroͤmenden Gebluͤtes durch kegelfoͤrmige
und cilindriſche (gleichdikke) Kanaͤle, das Verſpaͤten, die
Geſchwindigkeit, mit der der Lebensſaft laͤngſt der Achſe
ſeines Gefaͤſſes fortgetrieben wird, die Kraft, welche das
Blut, die Schlagaderwaͤnde zu erweitern, anwendet, und
die Wirkungen dieſer Geſchwindigkeiten, in der Veraͤn-
Q 5derung
[250]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
derung der Saͤfte, zu beſtimmen. Vermag ich nun
gleich nicht viel gruͤndliches vorzutragen, ſo will ich doch
davor ſorgen, daß ich keine ſchwankende Begriffe fuͤr
was zuverlaͤßiges, und Hipoteſen fuͤr Warheiten anpreiſe.
Jch darf es mir nicht erlauben, dieſen Artikel aus der
Phiſiologie fortzulaſſen, da man ihn in dem ganzen uͤbri-
gen Werke mehrmalen, und als einen Grund der uͤbrigen
Theorie, wiederholen mus; und da ſich ohne ihn kaum
etwas von dem Abſonderungsgeſchaͤfte, von der Ernaͤrung,
von der Verſtopfung und Entzuͤndung der Gefaͤſſe, vom
Fieber, und faſt von der ganzen Pathologie der langſa-
men und ſchnell uͤberhand nehmenden Krankheiten, ſa-
gen laͤſt.
Es koͤnnte das Anſehn gewinnen, daß ich die Geſezze
einer guten Ordnung verlezzt haͤtte, da ich erſt jezzo die
Erſcheinungen, welche ein in Schlag- und Blutadern
umlaufendes Blut aͤuſſert, erzaͤle; da ich doch bereits
lange ſchon meine Beſchreibungen uͤber die Schlag- und
Blutadern mitgeteilt habe. Allein wie koͤnnte man die
Bewegung des Blutes, wenigſtens in den Schlagadern,
einſehen, wofern ich nicht die Kraͤfte des Herzens, und
folglich den Bau und die Zuſammenziehungskraft deſſel-
ben vorher zergliederte; wie koͤnnte man ſich einen Begrif
von dem Amte der blutfuͤhrenden Gefaͤſſe machen, wenn
ich nicht vorher die Natur des Blutes und der uͤbrigen
Saͤfte, die ſich in ihnen befinden, vorſtellig gemacht
haͤtte.
§. 2.
Der groͤſte Schlagadergang der Aorte
(ſinus, Rinne).
Wenn von Schlagadern uͤberhaupt die Rede iſt, ſo
thun wir nicht Unrecht, die groſſe Schlagader (Aorta)
in Augenſchein zu nehmen, unter deren Herrſchaft der
groͤſte Theil aller Schlagadern, wie Zweige unter ihrem
Stam-
[251]in den Schlagadern.
Stamme, ſtehet: denn der Lungenſchlagader ſoll ein
eignes Kapitel kuͤnftig angewieſen werden, um von ihr
gehoͤrig reden zu koͤnnen (a): in ſo fern naͤmlich dieſem
Gefaͤſſe des erſten Ranges gewiſſe beſondere Eigenſchaf-
ten weſentlich angehoͤren. Es wird demnach das Blut
aus der obern, hintern Herzkammer, die man gemeinig-
lich nach dem Baue der Thiere zu rechnen, die linke zu
nennen pflegt, in die Aorte (b) hineingetrieben, von deren
urſpruͤnglichen Faſern wir an einem andern Orte zu reden
Gelegenheit gehabt (c), da ſie ſich naͤmlich an den Muͤn-
dungen der Kranzſchlagadern entſpinnen. Da wo dieſe
Schlagader von ihnen in die Hoͤhe ſteigt, wird dieſelbe,
wenn ſie gleichſam ihren Guͤrtel nachlaͤßig fallen laͤſt, den
die Fleiſchfaſern des Herzens ſonſt um ihren werdenden
Stamm flochten, um etwas weniger breiter, als ſie in-
nerhalb dem Herzringe war. Nach dem Franz Boiſ-
ſier(d) verhaͤlt ſich dieſe ihre Breite zu dem Umfange
der Herzensmuͤndung, wie 37 zu 32. Uebrigens finde
ich dieſe Aortenrinne in den Fiſchen (e) und Froͤſchen (f)
groͤſſer, ſo daß die Aorte, beſonders in Thieren von kal-
tem Blute, einen offenbaren Geſchwulſt uͤber dem Herzen
macht (g), den nicht wenig Zergliederer fuͤr eins der Herz-
ohren (h) angeſehen, und andre beſſer gekannt haben.
Jn dieſem Knoten hat Duverney Faͤcher und Runzeln
entdekkt (i), welche ſelbiger unter dem Namen des Spi-
ral-
[252]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
ralplaͤttchens beſchrieben, und dergleichen Faͤcher habe
ich auch an einem Aale wargenommen. Jm Menſchen,
und vornaͤmlich in erwachſenen Perſonen, iſt die Erwei-
terung offenbar, ob Valſalva gleich dieſelbe zu anſen-
lich macht, wenn er ſie die groͤſte Aortenrinne nennt.
Jn jungen Leuten iſt die Muͤndung der Aorte uͤberhaupt
enger, als in alten (l), und ich ſehe eben jezzo an einer
neu gebornen jungen Kazze nicht einmal eine Spur von
dergleichen Aortenrinne vor mir: doch hat dergleichen der
vortrefliche Morgagni in allerlei Thieren geſehen (m),
und in der Thierfrucht Spuren davon angetroffen (n):
ſo daß dieſe Breite uͤberhaupt nicht vom ſtoſſenden Blute
geworden, und gleichſam ein natuͤrlicher Schlagaderſak
ſei, ſondern von der Natur gleich bei der erſten Grund-
lage des Thiers mitgebildet worden (o). Wie ſich dieſer,
ſo lange noch klopfende Knote, in dem Herzen eines be-
bruͤteten Eies verhalte (p), habe ich anderswo gemeldet:
indeſſen ziehet die reifer gewordene Lebenskraft dieſen Aus-
wuchs zwiſchen das Fleiſch des Herzens zuruͤkke.
§. 3.
Der Bogen eben dieſer groſſen Schlagader.
Es nimmt eben dieſe Aorte, da wo die rechte Schluͤſ-
ſelader aus ihr entſpringt, ihren erſten Durchmeſſer wie-
der an (q), den ihr das Herz, als ſie ſelbiges verlies, mit
gab. Allein ſie beſchreibt, ſogleich von ihrem Ausgange
aus dem Herzen an, eine krumme Linie, und das iſt der
Bogen, von welchem ich rede, und den nicht nur die
Phiſiologie als bekant zum Grunde ſezzt, ſondern auch,
um
(k)
[253]in den Schlagadern.
um die Jrrtuͤmer der alten zu vermeiden, zur Zeit hat
beſchreiben muͤſſen.
Hier iſt naͤmlich zwiſchen dem Baue der Menſchen
und Thiere ein Unterſcheid. Zwar haben die meiſten von
mir zerſchnittnen Thiere in der Aorte einen Bogen, da,
wo dieſe Schlagader aus dem Herzen hervortritt; allein
die Aeſte laufen an den Thieren anders, und es kruͤmmt
ſich auſſerdem dieſer Bogen in Voͤgeln nach der rechten
Hand zu. Jm Menſchen neiget ſich dagegen die Aorte,
ſobald ſie ſich aus dem Herzen hervor begibt, ein wenig,
im Aufſteigen, auf die rechte Hand (r). Hierauf biegt
ſich ſelbige und zwar immer mehr und mehr links weg,
und ſie legt ſich zugleich und ſchnell mehr in die Queere:
mit ihrem oͤberſten Ende ſenket ſie ſich links herab (s) und
zugleich dergeſtalt niederwerts, daß ſie die Koͤrper der
Ruͤkkenwirbel erreicht, welche ihr fernerhin zur Unter-
ſtuͤzzung dienen. Sobald ſie ſelbige beruͤhrt, ſo ſteiget
ſie beinahe gerades Weges, aber doch zugleich ein wenig
rechter Hand oder vorwerts nieder, ſo daß ſie ſich mitten
uͤber die Wirbelkoͤrper oben auf legt. Man kann dieſe
Biegung unſrer groͤſten Schlagader nicht vollkommen
mit einer zweiſchenklichen krummen matematiſchen Linie
vergleichen. Sie naͤhert ſich einer Parabel eben ſo we-
nig, da ihre Schenkel gar zu parallel laufen, und ſie
ahmet auch keine Zirkelrundung nach (t), da ihr linker
Schenkel beinahe gerade, der rechte dagegen anfangs
auf die rechte Hand, und hierauf links eingebogen iſt.
Dergleichen Kruͤmmungen entſtehen aber auch nicht ein-
zig und allein oder vornemlich von dem Stoſſe des Blu-
tes, da vielmehr die Haupturſache davon in dem Zellge-
webe liegt, welches dieſe Schlagader nach einer ſolchen
Figur
[254]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Figur an die nachbarlichen befeſtigten Oerter anhaͤngt,
wie es ihre Natur erfordert. Befreiet man alſo dieſe
Schlagader von ihren unterſtuͤzzenden Baͤndern, ſo
nimmt ſie wieder eine gerade Lage an ſich.
Der vornemſte Jrrtum, den hier das Altertum be-
ging (u), beſtand hierinnen, daß man den einen Aſt aus
der Aorte aufwerts, den andern niederwerts laufen lies,
und daraus erwuchſen die Namen von der aufſteigenden
und niederſteigenden Aorte. Bei den Voͤgeln kommen
mit eben ſo vielen Staͤmmen, aus dem Aortenbogen, die
mit ihrer Halsader verbundne Schluͤſſeladern, naͤmlich
die rechte und linke hervor (x). Daß dem Rinderge-
ſchlechte, ob ich gleich daſſelbe jezzo zur Unterſuchung
nicht vor mir habe, von einem beruͤmten Schriftſteller
ein aufſteigender Aortenſtamm zugeſchrieben werde, kann
man bei ſelbigem nachleſen (x*). Jn Hunden, Kazzen,
und andern Vierfuͤßigen iſt der Bau gemeiniglich ſo be-
ſchaffen, daß ſich aus dem werdenden Bogen der Aorte,
ein groſſer Stamm herausbegibt, welcher ſich nachgehens
in die rechte Schluͤſſelader und in beide Halsadern zer-
aͤſtelt: die linke Schluͤſſelader tritt gemeiniglich fuͤr ſich
beſonders hervor (x**).
Der Menſch iſt es allein, bei dem ſich unter allen
Thieren, die ich zu zerlegen Gelegenheit gehabt, drei deut-
liche Aeſte (y) aus der Erhabenheit des groſſen Bogens
herauswerfen, ſo daß man uͤberhaupt, ohne zu irren,
den
[255]in den Schlagadern.
den Namen der aufſteigenden Aorte gar nicht gebrauchen
kann. Unter dieſen Aeſten iſt die rechte Schluͤſſelader
der erſte. Dieſe bildet weiterhin die Halsſchlagader, die
ihre Seite begleitet; die zwote iſt die linke Halsader;
die dritte die Schluͤſſelader an eben derſelben Seite. Sel-
ten aͤndert hier die Natur ihre Ordnung, indeſſen koͤmmt
doch oͤfters, wofern ja die Natur von ihrer alten Zer-
aͤſtelung ein wenig abweicht, aus der Aorte noch ein vier-
ter Aſt heraus, welches die linke Ruͤkkenwirbelader iſt (z).
Fuͤgt es ſich zuweilen, welches aber Beiſpiele der Selten-
heit ſind, daß dieſer den vierfuͤßigen weſentliche Bau
auch im Menſchen Statt findet (a), oder daß vier unter-
ſchiedne Aeſte (b) aus dem Herzen hervorſteigen, oder daß
eine ſpaͤter entſtandne rechte Schluͤſſelader heimlich hinter
dem Aortenſtamme herauskricht (c), ſo entſpringt entwe-
der die rechte Bruͤſtenader aus dem Bogen ſelbſt (d), oder
es bieget ſich die Aorte, nachdem ſie eine Jnſel gemacht (e),
in
[256]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
in einen zwiefachen Bogen, oder man findet auch die
Aorte ohne Bogen in zween Theile geſpalten (f), oder
ſonſt (f*) dieſen urſpruͤnglichen Geburtsort der Schlag-
adern von der Natur auf verſchiedne Weiſe gebaut; in-
deſſen eraͤugnet ſich alles dieſes ſo ſelten, daß ich in vier-
hundert geoͤffneten Leichnamen nichts davon mit Augen
geſehen, ſo wenig als vor mir, der durch ſeine Geſchikk-
lichkeit in der Handarzneikunſt und Zerlegung beruͤmt ge-
wordne Wilhelm Cheſelden(g). Wir haben aber den-
jenigen Maͤnnern viel zu danken, welche entweder durch
Kupfer, welche ſie nach der Natur ezzen laſſen (h), oder
auſſerdem noch durch Schriften (i), darinnen ſie dieſen
anſtekkenden Jrrthum abgefertiget, nach und nach die
Fabel von der aufſteigenden Aorte, und dieſen, in einer
ſo leichten Sache ganz unſtatthaften Feler der Aerzte, mit
wiederholten Arbeiten vertilget haben; ſo daß es heut zu
Tage wenige mehr giebt, die dieſen Namen im Munde
fuͤhren,
[257]in den Schlagadern.
fuͤhren, zu dem ſich ſchwerlich ein entſchuldigender Ver-
ſtand ausſinnen laͤſt.
§. 4.
Die vornemſten Zweige.
Unter dieſen Aeſten iſt indeſſen die rechte Schluͤſſel-
ader der groͤſte, da ſie ſich denn aufwerts und nach in-
wendig zu (k), und kurz hernach gerader nach oben zu,
in die Halsſchlagader von eben der Seite zeraͤſtelt (l).
Die aber eigentlich ſo genante Schluͤſſelader, neigt ſich
allmaͤlich, und laͤufet endlich, wenn ſie ſich in die Queere
gelegt, oberhalb dem Schluͤſſelbeine (m) und neben die-
ſem Knochen, nach dem gleichſeitigen Oberarme fort.
Dieſe Schluͤſſelader, die man im engern Verſtande ſo zu
nennen pflegt, iſt ein wenig groͤſſer, als ihre linke Neben-
ader (n), welches ich ebenfalls ſo befunden habe. Jhre
Verhaͤltniſſe habe ich wie 35 zu 29, und wie 27 zu 25,
wie 24 zu 20 geſchaͤzzt. Es hat ſich der vortrefliche
Senac groͤſſerer Zalen hierbei bedient, und ihre Eben-
maaße gegen einander durch 23309 zu 15129 (o) ausge-
druͤkkt. Nach ihm hat der ehemals beruͤmte Sylva(p)
ein anſenlich Verhaͤltnis herausgebracht, da er ihre
Durchmeſſer wie 18 zu 14 geſchaͤzzt. Jſt dieſe Propor-
tion ſicher genung, und wird dieſelbe durch oͤftere Ver-
ſuche beſtaͤtigt, ſo erhellet daraus, warum der rechte Arm
beim Menſchen uͤberhaupt nicht nur groͤſſer, ſondern auch
zugleich ſtaͤrker an Kraft iſt (q).
Die
v. Hall. Phiſ.II.Th. R
[258]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Die linke Halsader laͤuft in die Hoͤhe und zu gleicher
Zeit linker Hand weg (r); ſie iſt nicht merklich kleiner
als ihre Nebenader, und viel ehe ein wenig groͤſſer, wo-
fern die Berechnungen des vortreflichen Senaks ihre
Richtigkeit haben (s). Jm uͤbrigen wiſſen es diejenigen,
welche ſich viele Muͤhe geben, die Oefnungen der mit
Wachs ausgeſprizzten Gefaͤſſe zu meſſen, wie leicht man
ſich bei dieſer Arbeit irren kann, und wie unverhoft ein
ſtaͤrkrer Drukk der Sprizze, oder einige Kruͤmmungen,
oder ein loſeres Zellgewebe, das Blut in dieſen oder je-
nen Aſt mit ſtaͤrkerer Gewalt hineinleitet.
Die linke Schluͤſſelader neigt ſich mehr linker Hand,
und ſteiget zu allerlezt aus ihrem Geburtsorte herauf (t).
Die uͤbrigen Schlagaderaͤſte, welche weiterhin von
dieſen Staͤmmen entſtehen, mus man bei der Zergliede-
rung der Aerme nachſehen (u); da man ſie hier nicht wei-
ter beruͤren kann. Die Aſtausſchuͤſſe der Hals- und Wir-
belſchlagadern werden wir in einem Artikel ſchon etwas
umſtaͤndlicher kuͤnftig ſammeln. Eben ſo wenig mag
ich hier die Runzeln wieder hervorziehen, welche unter-
halb dem Geburtsorte dieſer drei groſſen, aus der Aorte
herausſchiſſenden Staͤmme, befindlich ſind, und von de-
nen ich bereits an einem andern Orte Meldung gethan
habe (x).
§. 5.
Die Bewegung des Blutes, da daſſelbe laͤngſt
den Achſen der Schlagadern fortgefuͤhret
wird.
Nunmehro wird das Blut, aus der linken Herzkam-
mer, mit groſſer Schnelligkeit in die Aorte, und in alle
Aeſte
[259]in den Schlagadern.
Aeſte derſelben hineingetrieben. Allein der Stos, den
dieſes Blut von dem Herzen mitbringt, zerſchlaͤgt ſich in
der That nach zwoen Richtungslinien. Die erſte Straſſe,
und welche von Phiſiologiſten gemeiniglich einzig und
allein ausgemeſſen und in Betrachtung gezogen zu wer-
den pflegt, iſt diejenige, da das Blut vom Herzen in
gerader Linie auslaͤuft, oder auszulaufen gedacht wird.
Man bilde ſich dieſe Richtung ſo ein, daß das Blut
laͤngſt der Achſe der Schlagadern, oder laͤngſt geraden,
und mit dieſer Achſe parallelen Linien, gerades Weges
vom Herzen laͤngſt der Achſe der Aorte, und deren Aeſten,
bis in die aͤuſſerſte Enden der Schlagadern, und bis in
die Anfaͤnge der Blutadern fortbewegt werde; und man
koͤnnte ſich beinahe dergleichen Linie, von dem Austritte
aus dem Herzen bis zur Schlagader der Schlaͤfe, ſo ziem-
lich gerade ziehen: und dieſem Stoſſe folget nun derje-
nige eingebildete Blutcilinder, den Lorenz Bellin(y) von
allem Anprellen an die Schlagaderwaͤnde frei geſprochen,
oder ſich doch ſo ausgeſonnen hat. Man nennt dieſe
Bewegung des Blutes den Forttrieb (motus progreſſi-
vus) deſſelben, und es laͤſt ſich ſelbiger an kalten Thieren
leicht mit Augen ſehen: indem ihre Blutkuͤgelchen in der
That laͤngſt der Achſe der Schlagadern, oder nach Linien,
die mit deren Achſe parallel laufen, in ganz gerader Rich-
tungslinie fortruͤkken (z).
§. 6.
Die Geſchwindigkeit dieſes Fortruͤkkens.
Es iſt dieſes eben diejenige Bewegung, nach deren
Geſchwindigkeit ſich die Phiſiologiſten, und vornaͤmlich
die matematiſchen Aerzte erkundigt haben, ſo oft ſelbige
ſich das Herz nahmen, die Kraͤfte des Herzens zu uͤber-
R 2rechnen,
[260]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
rechnen, und mit Zalen zu beſtimmen (a). Jndeſſen
findet doch auch ein Unterſcheid unter dem Maaße der
Geſchwindigkeit, die zur Beſtimmung des Herzſchlages
noͤtig iſt, und unter dem Maaße derjenigen Geſchwindig-
keit ſtatt, Kraft welcher das Blut durch eine Schlag-
ader hindurchgefuͤrt wird. Es koͤmmt naͤmlich in der
erſtern Berechnung die Zeit zu betrachten (b), da ſich
das Herz mit dem Zuſammenziehen beſchaͤftigt, und das
iſt diejenige Zeit ganz allein, da das Herz dem durch die
Aorte fortſchiſſenden Blute ſeine geſamte Schnelligkeit
mitteilt. Hier bekuͤmmern wir uns aber nur um die
mittlere Geſchwindigkeit (c), Kraft welcher ſich das Blut
in beſtaͤndigem Strome, und allerdings langſamer, als
nach der erſtern Berechnung, durch die Aorte ergiſſet,
da nunmehro die Zeit, da das Blut den in erſterer Be-
rechnung gefundnen Raum durchlaͤuft, nicht das Werk
einer einzigen Zuſammenziehung des Herzens, ſondern
uͤberhaupt eines einzigen Pulsſchlages iſt, und folglich
wird dieſe Geſchwindigkeit um ſo viel kleiner, als die
erſte gefundne, ſeyn muͤſſen, um ſo viel die Herzverkuͤr-
zung in kuͤrzrer Zeit, als der ganze Herzſchlag vollfuͤhrt
wird. Es iſt aber dieſes Maas, ob wir gleich daſſelbe
ſchwerlich beſtimmen koͤnnen, dennoch dreimal oder gar
noch groͤſſer: indem die Zeit der Herzerweiterung deut-
lich genung groͤſſer, als das Verkuͤrzungstempo iſt (d).
Vergroͤſſert man auf dieſe Weiſe die Keiliſche Be-
rechnungen, ſo wird man 52 Fus haben, welche das aus
dem Herzen ſpringende Blut in einer Minute hinter ſich
legt (e); aͤndert man die Zalen des Hales, ſo werden
es
[261]in den Schlagadern.
es etwas weniger, als 50 Fus ſeyn (f). Folglich wird
man auf einen einzigen Herzſchlag, wofern man in einer
Minute 75 Herzſchlaͤge annimmt, fuͤr dieſe Geſchwindig-
keit nach der erſtern Berechnung, acht Zolle, nach der
zwoten Berechnung etwas weniger herausbringen.
Claudius Nik. le Cat ſezzet dieſe Geſchwindigkeit fuͤr
eine Sekunde bis auf einen halben Fus herab (f*). Franz
Boiſſier, dieſer beruͤmte Mann, vermindert ſie in ſeiner
neuerlichen Berechnung ebenfalls wieder. Er macht
naͤmlich, wie ich ſchon erinnert habe, die Muͤndung der
Aorte zu gros, naͤmlich den Durchmeſſer derſelben im
erwachſnen Menſchen 10. 11 Linien (g), und ſo ſchaͤzzt er
dieſe Aortenoͤffnung, mittelmaͤßig ausgedehnt, auf 126.
6. Linien (h). Ferner ſezzet er den Haleſiſchen Sprung,
weil ſelbiger gleichſam eine Folge der lezten Anſtrengung
eines Thiers geweſen, von ſieben Fus bis auf ſechszehn
Zolle, und die zwoen Unzen gleiche Blutmaſſe auf 4989
Quadratlinien zuruͤkke (i): ſolchergeſtalt betruͤge der
Schuß, der in geſunden Menſchen vom Herzen in die
Aorte fortgewaͤlzten Blutwelle, waͤhrend dem ganzen
Herzſchlage uͤber, drei und ein Viertheil Zolle: und wo-
fern man etwas mehr, naͤmlich bis drei Unzen Blut
nimmt, ſo wuͤrde auch die Geſchwindigkeit etwas kleiner
ſeyn. Endlich behauptet eben dieſer Gelerte (k), daß die
Verengerung und Erweiterung des Herzens in gleich-
groſſen Zeitpunkten zu Ende gingen, und er verringert
folglich die vom Zuſammenziehen entſpringende Geſchwin-
digkeit um ein vieles.
Haͤlt man dieſe Berechnung mit derjenigen Geſchwin-
digkeit des Blutes zuſammen, da das Blut unter dem
Vergroͤſſrungsglaſe durch die Schlagadern in den Froͤſchen
R 3fort-
[262]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
fortſchiſſet, ſo wird dieſe Beobachtung nicht eben ſehr
von gedachter Rechnung abweichen. Denn in Froͤſchen
laͤuft das Blut mit ſolcher Schnelligkeit fort, daß man
die Blutkuͤgelchen mit den Augen durch die Schlagadern
ohnmoͤglich verfolgen kann, und dieſe Kuͤgelchen legen,
in einem kaum beſtimmbaren Augenblikke, faſt eine Linie,
ſo viel ſich in dem Geſichtskreiſe des Mikroſkops meſſen
laͤſt, durchs Schwimmen (l) zuruͤkke. Man glaubt,
daß das Blut in der Lunge eines Froſches, nicht etwa in
einem Stamme, ſondern nur in den Aeſten innerhalb
\frac {"1"} {"1600"} einer Stunde, einen ganzen Zoll durchlaufen habe:
dieſe Zeit iſt faſt ein Drittheil vom ganzen Herzſchlage;
und ſo wuͤrde, laut dieſer Beobachtung, an einem ſo klei-
nen Thierchen, deſſen Herz eins von den kleinern iſt, die
Schnelligkeit des Blutes faſt eben ſo gros, als in der
Aorte eines Menſchen ſeyn (m). Billig vermindert ſich
nun der Sprung. Dieſer ruͤhrt von dem Orte der
Schlagader her, dem allein der Widerſtand genommen
worden (m*), und er uͤbertrift die natuͤrliche Geſchwindig-
keit um ein vieles (m**). Mehr Verſuche uͤber kleine Ge-
faͤſſe ſollen anderswo ihre Stelle finden.
§. 7.
Einige Merkmale bei dieſer Bewegung.
1. Die ſchnellere Bewegung laͤngſt der Achſe.
Da das aus dem Herzen getriebne Blut, weder ganz
die Achſe ſeines Kanals beobachten kann, noch alle Theile
im Blute von einerlei Natur und Schwere ſind, ſo wer-
den nicht alle aus dem Herzen getriebne Stoffe, mit
einerlei Geſchwindigkeit fortbewegt werden. Erſtlich iſt
uͤber-
[263]in den Schlagadern.
uͤberhaupt die Bewegung nach der Achſe ſelbſt um etwas
ſchneller (n), als nach den Linien, die von der Achſe wei-
ter abliegen, oder ſich naͤher an den Aderwaͤnden befin-
den. Denn die Kuͤgelchen, welche ſich nach der Achſe
bewegen, beſezzen die kuͤrzeſte gerade Linie, nach deren
Richtung der Drukk des Herzens im Fortruͤkken des Blu-
tes thaͤtig iſt, und in welcher alſo die empfangene Ge-
ſchwindigkeit, ſo viel es ſich thun laͤſt, unverlezzt Stand
haͤlt. Aus der Urſache ſcheint auch in den Schlagadern
eines lebenden Thiers diejenige Linie des Blutes, welche
in der Achſe des Schlagaderkanals ſtroͤmt, um ein weni-
ges ſchneller fortzuſchiſſen (o).
§. 8.
Der verſchiedne Eindrukk, den die Blutſtoffe
von verſchiedner Schwere in der Bewegung
annehmen.
Wenn ferner Theilchen von ungleicher eigentuͤmlichen
Schwere im Blute fortgefuͤhret werden, ſo iſt kein Zwei-
fel, daß nicht diejenigen darunter ſich bei der Achſe hal-
ten ſollten, welche die uͤbrigen an eigentuͤmlicher Schwere
uͤberwaͤgen. Es wird vom Herzen allen und jeden Theil-
chen eine gemeinſchaftliche Geſchwindigkeit mitgetheilt,
allein dieſe Theilchen beſizzen eine groͤſſere Maſſe, und
folglich iſt auch ihre Kraft in Stoſſe um deſto groͤſſer,
daß ſie ſo gar mit ihrer Gewalt die uͤbrigen Theilchen
von der geraden Linie, die ſie vom Herzen an durchlau-
fen, ab- und auf die Seite treiben (p). So ſahe bereits
R 4Cartes,
[264]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Cartes, als er aus einerlei Schiesgewehre bleierne und
korkne Kugeln ſchos, daß die bleierne nach der geraden
Achſenlinie der Flinte herausflogen, die von Kork ge-
ſchnittnen hingegen auf die Seite geworfen wurden.
Jch finde, daß der beruͤmte A. F. Walther, unſer
im Leben geliebter Freund, auf dieſe Verſchiedenheit we-
nig achtet, indem er einwandte, daß dieſelbe von der
erſten beſten Verkuͤrzung der Schlagader aufgehoben
werde (p*). Doch ſtellet die naͤchſt folgende Erweite-
rung ſolche wieder her.
Ferner mus nach eben dieſem Verſuche diejenige Kraft,
mit der eine ſchwerere Kugel fortgetrieben wird, groͤſſer
als die Kraft ſeyn, von der eine leichtere Kugel fortge-
ſtoſſen wird. Jch habe an dem Peter Anton Michelot-
ti(q) und dem Franz Boiſſier(r), an dieſen beruͤmten
Maͤnnern, einen Gegenbeweis vor mir, indem dieſe zei-
gen, daß eine ſchwerere Kugel eine kleinere Geſchwindig-
keit an ſich nehme, und zwar nach der verkehrten und ge-
doppelten Beſchaffenheit der Dichtheiten; ſo leſe ich auch,
daß der Rupert Gherardi(s) dieſe Meinung zierlicher
auseinander geſezzt.
Allein eben dieſer Schriftſteller gibt zugleich von ſei-
nem eignen Einwurfe eine Aufloͤſung. Er geſtehet naͤm-
lich, daß die auf einander folgende Blutſaͤulen jederzeit
dem Quekſilber eine ſtaͤrkere Geſchwindigkeit mitteilen,
bis daſſelbe mit dem Blute einerlei Geſchwindigkeit er-
langt (s*). Alsdenn wird es ſich aber in der That mit
ſtaͤrkerm Nachdrukke bewegen, es wird die Abſonderun-
gen befluͤgeln, die verſtopften Druͤſen aufſprengen, und,
wie man durch Verſuche an Hunden erfaren, endlich die
Gefaͤſſe gar zerreiſſen (t).
Aus
[265]in den Schlagadern.
Aus eben dem Grunde wird ein rotes Kuͤgelchen nicht
nur in der Achſe bleiben, ſondern auch weiter fortruͤkken,
als irgend ein Theilchen von aͤſtiger Figur, welches bei
groͤſſerem Umfange dennoch nicht mehr Materie als ein
Kuͤgelchen enthaͤlt, und folglich auch nicht eben ſo gut
einen jeden vor ſich findenden Widerſtand uͤberwaͤltigt (u).
Es verhaͤlt ſich naͤmlich der Widerſtand, wie das Quadrat
des Halbmeſſers (Radius), naͤmlich wie die Oberflaͤche;
die Maſſen dagegen, wie die Kubi der Halbmeſſer. Ein
Kuͤgelchen begegnet alſo dem Widerſtande mit einer groͤſ-
ſern Maſſe, und mit einer kleinern Oberflaͤche. Ein
Cilinder ſelbſt leidet einen Widerſtand, welcher ſich zu
dem vorgefundnen Widerſtande, den das Kuͤgelchen lei-
det, wie 3 zu 2 verhaͤlt.
Ferner wird aus eben dem Grunde ein jedes Kuͤgel-
chen, das nur groͤſſer iſt, mit groͤſſerer Gewalt fortge-
trieben werden muͤſſen (y). Denn es beſizzet ein ſolches
ebenfalls, bei einerlei Oberflaͤche, mehr Materie, als ein
kleineres Kuͤgelchen von eben der Dichtheit, vermoͤge der
ſehr bekanten Rechnungsart, nach der die Oberflaͤchen
ſich wie die Quadraten, die Maſſen wie die Kubi ver-
halten, wobei die Gewalt der Halbmeſſer iſt (z). Ge-
ſchicht es, daß ein Kuͤgelchen aus ſechs kleinen zuſam-
mengeballt iſt, ſo wird ſeine Oberflaͤche faſt doppelt ſo
klein werden (a), und es muͤſſen, wenn alles uͤbrige einer-
R 5lei
(t)
(x)
[266]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
lei bleibt, die Kraͤfte uͤberhaupt vermindert wer-
den (a*).
Nun iſt, im gegebnen Exempel, ein rotes Kuͤgelchen
in der That ſchwerer (b), als das Salzwaſſer und andre
Theile, welche nebſt den Kuͤgelchen das Blut ausmachen:
folglich werden die roten Kuͤgelchen in ihrer Achſe blei-
ben, und ſchneller bewegt werden, und die empfangne
Bewegung laͤnger fortſezzen, als das Fett oder andre
leichte und nicht einmal eben ſo kuglige Theile.
§. 9.
Das Verſpaͤten in der fortruͤkkenden Bewegung.
Die Urſachen dieſer Bluthemmung.
Wir haben die Geſchwindigkeit genannt, mit der
das Blut, aus dem linken Herzen, in den Anfang der
Aorte getrieben wird. Jndeſſen geht von dieſer Ge-
ſchwindigkeit beſtaͤndig etwas verloren, indem das Blut
das Herze verlaͤſt, und es iſt in der That diejenige Ge-
ſchwindigkeit, mit der es durch die kleinſte Gefaͤſſe fliſſet,
um ein vieles kleiner, als die, mit der es aus dem Her-
zen ſeinen erſtern Sprung thut. Es haben auch die
mereſten Phiſiologiſten, und vor andern Keil, dem Blute
ein Verſpaͤten zugeſtanden, und es hat ſich in dieſer Sache
ſonderlich die Parthei der Arztmatematiker ſehr viel Muͤhe
gegeben, um dieſe Verminderung in der Geſchwindigkeit
des Blutes, in beſtimmte Zalen und Maaße zu brin-
gen. Bevor wir aber die Saͤzze beruͤmter Maͤnner vor-
tragen und zugleich abwaͤgen, ſo muͤſſen wir etlichen Ur-
ſachen aus der Reihe der Verſpaͤtungsurſachen Abſchied
geben, die dem Herzen zwar Widerſtand thun, und unter
die
(x)
[267]in den Schlagadern.
die Widerſtaͤnde gezaͤlt werden muͤſſen, die aber von ge-
dachtem maͤchtigem Lebenswerkzeuge in ſo fern uͤberwaͤl-
tigt werden, daß ſie in der That die Geſchwindigkeit des
durch die Schlagadern fortſchiſſenden Blutes nicht auf-
halten oder mindern (g).
§. 10.
Das Gewichte der aufliegenden Atmoſphaͤre.
Der ganze Koͤrper des Menſchen wird von allen Sei-
ten von einer ſchweren Luft gedrukkt, deren Drukk eben
ſo gros iſt, als ein Waſſer druͤkken wuͤrde, deſſen Hoͤhe
faſt drei und dreißig Fus, die Grundflaͤche funfzehn
Quadratfus waͤre; denn man glaubt, daß dieſes die
mittlere Oberflaͤche eines menſchlichen Koͤrpers ſei. Hier-
aus erwaͤchſt nun ein ganz uͤbermaͤßiger Drukk, welchen
man auf 34000 (g*), 35000 (h) und 39000 (h*) Pfun-
de gemeiniglich ſezzt. Verſuche erweiſen es auch, daß
ein ſo ſchweres Gewicht wirklich unſern Koͤrper belaͤſtigt.
Denn wenn man von einer Stelle unſrer Haut, auf erſt
eine Weiſe, den Drukk der Luft fortſchaffet, ſo wird
dieſe Stelle ſogleich ſchwellen, rot werden, und anſen-
lich mit Blut unterlaufen. Die Urſache von dieſem Er-
folge iſt dieſe, daß ein mit gleich groſſer Kraft aus dem
Herzen getriebnes Blut mit ſeinem Drukke diejenigen
Theile eines belebten Koͤrpers ausdehnt, denen man al-
lein, unter allen uͤbrigen Theilen, die der Ausdehnung
entgegen geſezzte Kraft benommen hat. Es wird aber
dieſer Erfolg erhalten, wenn man Feuer zu Huͤlfe nimmt,
dadurch die, einen Theil der Haut umfliſſende Luft, bis
zu einem ſolchen Grade verduͤnnt wird, daß beinahe zwi-
ſchen
[268]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
ſchen der Haut und dem aufgedruͤkkten Schroͤpfkopfe, ein
luftleerer Raum entſteht (i). Solchergeſtalt druͤkket das
Gewicht der auffallenden Atmoſphaͤre den Schroͤpfkopf
mit ſo groſſer Gewalt an die Haut unter dem luftleeren
Raume an, daß ſelbiger daran feſtgekuͤttet zu ſeyn ſcheint.
Zwiſchen der holen Flaͤche des Schroͤpfkopfes aber und
zwiſchen der Haut iſt der Raum mit aͤuſſerſt verduͤnnter
Luft erfuͤllt, und es haͤlt das Feſtkleben des Kopfes ſelbſt,
den Drukk der Atmoſphaͤre von dieſer Stelle ab. Folg-
lich leidet nunmehro das ganze Feld der Haut, welche
ſich unter dem holen Schroͤpfkopfe befindet, keinen Drukk
mehr von der Atmoſphaͤre. Folglich wird eben dieſe
Hautſtelle von dem Blute, welches das Herz herbei-
waͤlzet, da ausgedehnt, wo ſie keinen Widerſtand thut,
und es erhebt ſich davon die Haut zu einer Art von Halb-
kugel unter dem Schroͤpfkopfe. Eben dieſes erfolget
auch, wenn man das Feuer weglaͤſſet, uͤbrigens aber
eine Sprizze an die Haut anbringt, und indem man den
Stempel an ſich zieht (k), und dadurch einen luftleeren
Raum zwiſchen der Haut und dem Stempel zuwege bringt.
Man mus indeſſen auch die Warheit geſtehen, daß dieſes
Verſuche ſind, die auch von andern Urſachen nachgemacht
werden koͤnnen, da naͤmlich die Gewalt der auf dem gan-
zen Koͤrper aufliegenden Atmoſphaͤre, blos denjenigen
Theil der Haut, der vom Drukke frei iſt, in die Hoͤhe
zu ſteigen noͤtigt, und gegen dieſen Ort zu, als der den
geringſten Widerſtand thut, die Saͤfte hintreibt. Denn
es erfolgt in der That eben dieſes, man mag nun inwen-
dig eine neue Druͤkkungskraft entſtehen laſſen, oder die
Widerſtandskraft von auſſen wegſchaffen. Und daher
ruͤhrt es, daß ſo gar ein Schroͤpfkopf mit Huͤlfe des
Feuers an Leichnamen (l) den gewoͤnlichen Geſchwulſt aus
der
[269]in den Schlagadern.
der Haut herauſzieht. Jndeſſen wird auch durch dieſe
Betrachtung, das Gewicht der einen thieriſchen Koͤrper
uͤberfallenden Atmoſphaͤre noch mehr beſtaͤtigt.
Eben dieſes iſt auch der Grund von demjenigen zier-
lichen Kunſtſtuͤkke, da zuerſt Papin(m), nach ihm
Homberg(n) und andre mehr (o), nebſt unſerm Stae-
helin(p), gezeigt haben, wie man farbige Saͤfte in die
Gefaͤſſe der Eingeweide und in die Schweisloͤcher der
Eier treiben koͤnnte. Sie ſtekken naͤmlich die breitere
Muͤndung eines Roͤhrchen in ein Gefaͤs voll Quekſilber,
oder wenigſtens voll gefaͤrbten Saftes, das engere Ende
binden ſie dagegen in die Schlagader hinein, welche zu
dem verlangten, und unter der Glokke liegenden Einge-
weide uͤberlaͤuft. Zieht man die Luft heraus, ſo laͤſſet
der Drukk, welchen dieſes Eingeweide von der Atmoſphaͤre
zu leiden pflegte, voͤllig nach, folglich wird zugleich der
Widerſtand aufgehoben, welcher dem in den Kanal hin-
ein treten wollenden Safte entgegen ſtand, und es ſinket
der Saft, wie man ſieht, von freien Stuͤkken aus dem
Gefaͤſſe in das Roͤhrchen, und durch dieſes in alle und
jede Gefaͤſſe des Eingeweides hinein, und es fuͤllet ſolche
eben ſo wol an, als ob ſie die Gewalt eines noch ſo heftig
geſtoſſnen Stempels ausgeſprizzet haͤtte.
Eben ſo ahmt das Waſſer dem Drukke der Luft,
die die Oberflaͤche belebter Koͤrper belaͤſtigt, nach, indem
dieſes Waſſer auf Gefaͤſſe, die in der Meerestiefe unter-
getaucht werden, mit ſolcher Gewalt druͤkkt, daß man
geglaubt, es koͤnne ſich durch die Schweisloͤcher eines
Glaſes Plazz machen, oder es koͤnne ſich wenigſtens durch
feſt verſchloſſne Flaſchen hindurch arbeiten, und man hat
andre
[270]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
andre davon in Stuͤkken zerfallen geſehen (p*): und es
uͤberfaͤllt die Taͤucher, die einige Stellen ihrer Haut ge-
gen ſolchen Drukk in Sicherheit ſezzen (p**), wenn der
uͤbrige Koͤrper 24 Klafter tief im Waſſer eingetaucht iſt,
mit ſolcher Gewalt, daß man wahrgenommen, wie ih-
nen dadurch das Blut aus Augen, Naſen und Ohren
hervorgedrungen (q), wie ihnen gleichſam die Empfin-
dung des Schalls, wie ein Keil ins Ohr gedrungen (q*),
und das Trummelfell zerſprengt habe (q**).
Doch benimmt dieſer ganze Drukk der Luft, ſo uͤber-
maͤßig er auch an ſich ſeyn mag, der Geſchwindigkeit
nicht das mindeſte, mit der das Blut ſeinen Umlauf ver-
richtet, und er hat dagegen die Ehre gehabt, von groſſen
Maͤnnern fuͤr eine helfende Urſache der Schlagaderver-
kuͤrzung angeſehen zu werden (r). Es widerſteht naͤmlich
das aufliegende Gewicht der Luft derjenigen Erweiterung,
welche eine Folge von der Gewalt des Herzens iſt, wo-
durch alle Schlagadern erweitert werden. Kurz hernach
aber, wenn nun das erweiterte Herz wieder ruhig iſt, ſo
preſſet ſich dieſe Erweiterung in die Schlagadern hinein,
ſie drenget deren Waͤnde nach der Achſe, und befoͤrdert
alſo den Weg des Blutes, da ſie in der That ein aͤnliches
Amt, wie die Faſern hat, welche wie Ringe um eine
Schlagader herumgelegt ſind. Man hat eine Beobach-
tung von einem beruͤmten Manne, daß ſich die Gefaͤſſe
des Gehirns aus der Urſache nicht ausleeren lieſſen, weil
ſie von der Luft nicht gedruͤkkt wuͤrden (s), und es haͤuft
ſich uͤberhaupt das Blut in den Leichnamen derjenigen
Men-
[271]in den Schlagadern.
Menſchen, die erfroren ſind, in den Gefaͤſſen des Ge-
hirns an (s*).
§. 11.
Das Gewicht der koͤrperlichen Theile, wovon
Schlagadern gedruͤkkt werden.
Allerdings muͤſſen Muskeln, Fett, Haut, und andre
Stoffe des menſchlichen Koͤrpers, womit die Schlagadern
von allen Seiten umgeben ſind, Widerſtand thun, indem
eine neue Blutwelle die Schlagadern erweitert, und man
kann dieſe Theile alle als ein Gewichte betrachten, wel-
ches von der Kraft des Herzens, die die Schlagadern er-
weitert, in die Hoͤhe gehoben wird. Wir ſchaͤzzen dieſes
Gewichte weniger muͤhſam, und wenigſtens nur ganz
obenhin, wenn wir ein Knie uͤber das andre legen. Da
ſolchergeſtalt die Kniekelenſchlagader einer Seits die Knie-
ſcheibe des andern Fuſſes, andrer Seits das Fleiſch und
die Beine ihres eignen Dikkbeins zum Widerſtande er-
haͤlt, ſo hebt ſie dieſes, und zugleich noch ein neues Ge-
wichte von hundert und mehr Pfunden, wenn man naͤm-
lich einen andern Menſchen noch auf den Schoos nimmt,
ohne alle Schwierigkeit in die Hoͤhe, ſo oft ſich die Knie-
kelenſchlagader von dem Blute, das aus dem Herzen
herausgetrieben wird, zu erweitern veranlaſſet wird.
Es erhellet hieraus, wie bereits im erſten Buche gezeigt
worden, wie gros die Staͤrke des Herzens ſei; denn es
aͤuſſert eben dieſen Trieb, der in einer einzigen Schlag-
ader ſo viele Pfunde in die Hoͤhe hebt, auch in allen
uͤbrigen Schlagadern. Jndeſſen verliert das Blut da-
durch nichts von ſeiner Geſchwindigkeit; denn es ſinket
kurz hernach, eben das vom Herzen aufgehobne Gewichte,
auf die Schlagader zuruͤkke, es druͤkket ſie zuſammen, und
es ſtoͤſſet das Blut zugleich, mit der zuſammengezognen
Schlagader, aus ſeiner Stelle weiter fort.
§. 12.
[272]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
§. 12.
Die Zuſammenziehungskraft, oder die Elaſticitaͤt
einer Schlagader.
Uebermaͤßig iſt derjenige Widerſtand, den ſo viele
Schlagadern dem Herzen entgegen ſtellen. Es ſind ihre
Membranen ſtark, ſie laſſen ſich nicht leicht ausſtrekken,
und ſie ſind ſo hart, daß man die Aorte kaum mit einem
Faden zuſammenſchnuͤren kann; es iſt die Menge der
Schlagadern unzaͤlbar, und ihre Flaͤche noch groͤſſer, als
wohl jemand glauben wuͤrde; die kleinſten erſcheinen aͤuſ-
ſerſt enge, und mit dieſen Engen verbindet ſich doch zu
gleicher Zeit eine groͤſſere Staͤrke der Waͤnde. Und doch
wird dieſes geſammte Siſtem ſo vieler unzaͤlbaren Schlag-
adern, von derjenigen Geſchwindigkeit, die das Blut
befluͤgelt, zu gleicher Zeit erweitert, und es ſchwillet ſol-
ches allenthalben auf. Denn es wird der ganze thieri-
ſche Koͤrper, wenn ſich das Herz zuſammenzieht, ausge-
dehnt, und er ſchwillt gleichſam auf (t). Ferner ſollen,
beſonders in den kleinſten Schlagaderkanaͤlchen, die nur
ein einziges Kuͤgelchen enthalten, und die zugleich, wie
wir anderswo erinnert haben (u), gemeiniglich deſto ſtaͤr-
ker ſind (x), je weiter ſie ſich vom Herzen entfernen, die
aͤuſſerſten Durchmeſſer aller Kuͤgelchen die Schlagader-
waͤnde beruͤren, und ſolche nach der Art eines Keiles er-
weitern (y), welches nicht eben was unwarſcheinliches iſt.
Es koͤmmt aber noch dieſer uͤbermaͤßige Widerſtand,
den das Herz in der That vor ſich findet, kurz darauf
auch denen Kraͤften zur Laſt, die den Blutumlauf befoͤr-
dern
[273]in den Schlagadern.
dern muͤſſen, da ſich ohne Zweifel die Schlagadern ſo
ſehr zuſammenziehen, als ſie kurz vorher erweitert wor-
den waren.
Uebrigens laſſen ſich aus dieſer Kraft der Schlag-
adern, mit der ſie der Bewegung des Herzens widerſtre-
ben, faſt die aͤnliche Erſcheinungen begreiflich machen,
welche wir kurz zuvor vortrugen. Es erweitert, in den
Fusbaͤdern und in den Damfbaͤdern, der warme Dunſt,
und das durch die Schweisloͤcher der Haut ſich hinein-
ſchleichende Waſſer, die Waͤnde der Schlagadern und
Blutadern; es vermeret ſolchergeſtalt die erweiternde
Kraͤfte des Herzens, indem es den Widerſtand wegnimmt.
Es ſahe der beruͤmte Gautier in den Froͤſchen die Ge-
faͤſſe dergeſtalt erweitert, daß nunmehr ein ſolches Ge-
faͤſſe, welches nur ein einziges Kuͤgelchen aufnam, deren
zwei durchlaufen lies (z). Folglich wird der gemeinſchaft-
liche Stos des Herzens, dieſen Theil des menſchlichen
Koͤrpers mehr, als den uͤbrigen Koͤrper erweitern; und
es wird das ganze Glied ſowol davon zu ſchwellen (a),
als auch rot zu werden anfangen. Doch darum wird
die Bewegung des Blutes durch ein ſolches Glied weder
beſchleunigt, noch erleichtert. Denn da dieſe Bewe-
gung die Zuſammenziehungskraft der Gefaͤſſe mindert,
ſo raubet ſie von den Kraͤften, die in der Verkuͤrzung
der Schlagadern das Blut fortſtoſſen, gerade ſo viel,
als ſie den Kraͤften, die in der Erweiterung geſchaͤftig
ſind, zulegt. Daher entſtehen und wachſen, weil die
Staͤrke der Gefaͤſſe geſchwaͤcht worden, und folglich eine
der Urſachen, die den Blutlauf befoͤrdern, aufgehoben
wird (b), von den Fusbaͤdern die Geſchwuͤlſte der Fuͤſſe.
Jch uͤbergehe hier das Gewichte des Waſſers, welches in
Fus-
v. Hall. Phiſ.II.Th. S
[274]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Fusbaͤdern die Haut belagert, da dieſes uͤberhaupt eine
kleinere Thaͤtigkeit, als die Kraft des auflokkernden Waſ-
ſers leiſtet. Eben ſo wenig betrachte ich hier die Kraft,
der ins Blut aufgenommnen Waͤrme, welche in der
That die Bewegung des Blutes, nicht im untergetauch-
ten Gliede, ſondern im ganzen Koͤrper des Menſchen be-
ſchleunigen hilft (c).
§. 13.
Die Veraͤnderung der Figur.
Etwas mehr wirkliches iſt in dieſer Urſache, welche
die Kraͤfte des Blutes aufhalten ſoll, zugegen. Denn
es aͤndert der Stos des in die Schlagadern getriebenen
Blutes in der That, wie wir dieſes umſtaͤndlicher erlaͤu-
tern werden (d), alle ihre Kruͤmmungen; er treibet den
Theil der Schlagader, der dem Herzen naͤher liegt, nach
dem entfernten Theile uͤber (e), er macht ihren Biegungs-
winkel ſpizzer: zu gleicher Zeit verlaͤngert und erweitert
er die Schlagadern mehr (f), und bis dahin verzeret ſich,
waͤhrend dieſen Veraͤnderungen, die vom Herzen em-
pfangne Kraft, und es entgeht der fortruͤkkenden Bewe-
gung des Blutes ſo viel, als die Veraͤnderung der Figur
der Schlagadern betraͤgt. Es laͤſſet ſich ferner antwor-
ten, daß kurz darauf, in der Verkuͤrzung einer Schlag-
ader, alle Kruͤmmungen ihre erſte Kuͤrze wiederbekom-
men, daß der Biegungswinkel wachſe, daß ſich die
Achſe der Schlagader wieder herſtelle, und daß eben dieſe
Wiederherſtellung dem Blute denjenigen Antrieb wie-
der gebe, welchen ihm die Membranen der Schlagadern
vorher raubten. Jndeſſen findet ſich doch bey dieſer Aen-
derung der Schlagadern etwas, wodurch die Geſchwin-
digkeit wirklich etwas einbuͤſſet. Es verbindet ſich naͤm-
lich,
[275]in den Schlagadern.
lich, mit der veraͤnderten Figur des elaſtiſchen und har-
ten Gefaͤsſiſtems, ein anſenliches Reiben: und Reibun-
gen zerſtoͤren, wie ganz bekannt iſt, in allen Maſchinen
einen groſſen Theil von der drauf verwandten Geſchwin-
digkeit. Folglich werden wir von dieſer Urſache des Ver-
ſpaͤtens kuͤnftig reden muͤſſen (g).
§. 14.
Die waren Urſachen, die den Lauf des Blutes
etwas aufhalten.
Es folget aber, daß wir diejenigen Urſachen in Er-
waͤgung ziehen, welche die vom Herzen ſtammende Ge-
ſchwindigkeit wirklich aufhalten. Die erſte Stelle ſoll
derjenigen Urſache eingeraͤumt werden, welche von der
Erweiterung der Schlagaderroͤhre herruͤhrt, oder von
der Oefnung eines Stamms, die dadurch kleiner wird, als
alle uͤbrige Oefnungen der Aeſte zuſammengenommen.
Wilhelm Cole(h) hat die Sache, wie ſie in der Zer-
gliederung der Schlagadern beſchrieben worden, vorgetra-
gen, und daraus hergeleitet, es wuͤrde der Umlauf des
Bluts, welcher um die Gegenden des Herzens viel zu
ſtuͤrmiſch waͤre, aufgehalten. Keil hat dagegen fuͤr
den Stamm zu ſeinen Aeſten ein beſcheidnes und zierli-
cheres Verhaͤltnis, ob ſelbiges gleich kleiner, als das
wirkliche iſt, naͤmlich 10000 zu 12387 (i) gewaͤlt; ſtatt
der zalreichen Zeraͤſtelungen aber laͤſt er dreißig (k), vier-
zig (l), und endlich funfzig (m) gelten, und daraus ent-
ſpringen ungeheure Verweilungen fuͤr den Lauf des Blu-
tes, naͤmlich gegen die Geſchwindigkeit bei dem Urſprunge
der Aorte 615. 5233. und 44307. Ferner ſoll es am
S 2Gekroͤſe
(n)
[276]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Gekroͤſe ein ander Verhaͤltnis der erſten Geſchwindigkeit
gegen die lezte geben, welches er wie 5261 zu 1 angibt.
Endlich ſo fliſſet das Blut, nach dieſem beruͤmten Man-
ne, durch die Blutaderwuͤrzelchen des Gekroͤſes mit einer
Geſchwindigkeit, welche ſich zu der Geſchwindigkeit der
urſpruͤnglichen Gekroͤſeſchlagader, wie 1 zu 14613 ver-
haͤlt (o).
Dieſe Theorie ward beinahe von allen Phiſiologi-
ſten (p) unſers Jarhunderts mit groſſem Beifalle auf-
genommen, und es verwarf ſelbſt Peter Anton Miche-
lott(q), der doch eben kein groſſer Freund von den kei-
liſchen Berechnungen war, dieſe Rechnung nicht ganz
und gar.
Ganz andre Beſchaffenheit hatte das Maas, welchem
ohnlaͤngſt der beruͤmte Franz Sauvages folgte (r).
Er ſezzte naͤmlich 10000 zu 10274 fuͤr die Aorte und
deren Aeſte an (s); er behauptete die kleinſten roten
Schlagaͤderchen koͤnnten nur ein einziges Kuͤgelchen be-
herbergen: folglich haͤtten ſie zu ihrem Durchmeſſer
\frac {"1"} {"1940"} eines Zolles (t); folglich fand er in der Berechnung,
daß zwiſchen der erſten und lezten Schlagader 23 Zer-
aͤſtelungen ſtatt faͤnden (u), bei dieſer Zeraͤſtelung beliefe
ſich die Anzal der kleinſten Gefaͤschen auf 4,603,000 (x)
alle
[277]in den Schlagadern.
alle ihre Oefnungen waͤren, zuſammengenommen, faſt um
ein Drittheil breiter, als die Oefnung der Aorte im lich-
ten, indem dieſe Oefnung gleich einem Zolle, die Oefnung
aber aller Aeſten zuſammengenommen \frac {"1518"} {"1000"} eines Zolles
gleich ſei (y). Jm uͤbrigen fand derſelbe an der Gekroͤſe-
ſchlagader, bis zu den Blutadern fort gemeſſen, nicht uͤber
15 Zeraͤſtelungen (z).
Jch glaube hingegen fuͤr meine Perſon, um mit der
Zergliederungskunſt den Anfang zu machen, daß ſich we-
der das Verhaͤltnis des Stammes zu ſeinen Aeſten, noch
die Anzal der Zeraͤſtlungen, beſtimmen laſſe. Zwar iſt
das erſtere Verhaͤltnis an groſſen Aeſten klein, und bei-
nahe anderthalb mal ſo gros (a), ſo daß die Summe al-
ler Oefnungen der Aeſte im lichten gemeſſen fuͤr 3, und
die Stammoͤfnung fuͤr 2 angeſezzt werden kann. Doch
ſcheint dieſes Verhaͤltnis des Stammes im Fortruͤkken zu
wachſen, ſo daß uͤberhaupt das Verhaͤltnis in den klein-
ſten einkuͤgligen Gefaͤschen, was ihre Stammoͤfnung
betrift, doppelt ſo gros, gegen die Muͤndungen der Aeſte
iſt (b). Folglich herrſcht in den kleinſten Aeſten gerade
das Gegenteil von dem Verhaͤltniſſe, welches in den
groͤſſern Statt hat. Nun mangelt es aber an zuverlaͤſ-
ſigen Verſuchen, um mit Gewisheit zu beſtimmen, wie
viel Zeraͤſtlungen ein groſſes Verhaͤltnis fuͤr den Stamm,
gegen deſſen Aeſte, wie viel ein dergleichen kleines Ver-
haͤltnis aͤuſſern, und es iſt das Geſezze unbekannt, nach
welchem dieſes Verhaͤltnis abnimmt.
Doch man weis auch nicht einmal die Anzal der Zer-
aͤſtlungen ſelbſt. Jch habe an einem menſchlichen Koͤr-
per, wenn ich von der Aorte anfing, bis zu den lezten
ſichtbaren Spaltungen des Schlagadernezzes, welches
ſich auf der erhabnen Seite des Gedaͤrmes ausbreitet, in
allem zwanzig Zeraͤſtlungen gezaͤlt, zu denen man noch
S 3einige
[278]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
einige Zeraͤſtlungen billig mit zaͤlen mus, da unſer Auge
die lezten einkuͤgligen Schlagaͤderchen ohnmoͤglich errei-
chen kann. Bliebe nun das Verhaͤltnis von anderthalb
beſtaͤndig zum Grunde, ſo wuͤrde ſich der Stamm zu den
Aeſten, in der zwanzigſten Zeraͤſtlung verhalten, wie die
zwanzigſte Potenz der Zal 2, zu der Potenz von der Zai
3, oder wie 1048576 zu 3, 585, 218, 301; welches
ſo viel iſt, als 1 zu 3420. Es wuͤrde aber, laut dieſer
Berechnung, eben ſo wie in der Keiliſchen, ein gar zu
groſſes Verzoͤgern herauskommen, und es wuͤrde der
Feler noch um ein anſenliches groͤſſer werden, wofern man
mehrere Zeraͤſtlungen zugeſtehen wollte.
Ueberhaupt, je kleiner man das Mittelmaas zwi-
ſchen einem Stamme und deſſen Aeſten annimmt, und
je mehr Zeraͤſtlungen man macht, je groͤſſer man endlich
eine haarfeine Schlagader anſezzt, ein deſto groͤſſeres
Verhaͤltnis mus fuͤr die Aſtoͤfnung im lichten, gegen
die Stammoͤfnung im lichten herauskommen. Dieſer
beruͤmte Mann nimmt an eben dieſem Orte die Enden
der Schlagaͤderchen in den Eingeweiden mehr geoͤffnet
an (c), daher der Umlauf durch das Eingeweide hurtiger
von ſtatten gehen ſollte (d). Am Gekroͤſe macht er end-
lich das Verhaͤltnis der 5200 Aeſte zum Stamme der
Gekroͤſeſchlagader ſechszehnfach groͤſſer (e), welches von
dem obigen Verhaͤltniſſe ſehr verſchieden iſt. Die Sache
aber auf Zalen zu ſezzen, ſcheint mir uͤberhaupt gar nicht
ratſam zu ſeyn, und es findet dergleichen in der Anatomie
keinen Grund.
Was die Berechnung des beruͤmten Boiſſier betrift,
ſo ſieht man gleich, daß er uͤberhaupt, aus zu groſſer
Gefaͤlligkeit, alle kleinſte Schlagaͤderchen fuͤr einkuͤglig
angeſehen, da doch, nach Leeuwenhoeks(f) und mei-
nen Verſuchen (g), viele unter den kleinſten Schlagaͤder-
chen,
[279]in den Schlagadern.
chen, fuͤr Durchmeſſer zu mehr als einer Kugel gebort
ſind. Je mehr Kuͤgelchen man aber ihnen zugibt, deſto
groͤſſer waͤchſt auch das Verhaͤltnis der Aeſte zum Stam-
me. Es iſt aber offenbar, daß das das allerkleinſte und
von der Aorte entlegenſte Schlagaͤderchen ſei, welches ſich
in ein Blutaͤderchen verlaͤngert. Man ſieht demnach,
daß dieſes Verhaͤltnis des Stammes zu den Aeſten zu
klein angegeben worden.
§. 15.
Dieſe Schwierigkeiten verzoͤgern in der That
den Lauf des Blutes.
Aus hidrauliſchen Gruͤnden iſt es mehr als zu be-
kannt (h), daß die Geſchwindigkeit eines fluͤßigen Koͤr-
pers in einem verkehrten Kegel, deſſen Durchſchnitte
allmaͤlich immer groͤſſer werden, beſtaͤndig abnimmt, und
daß ſich in jedem von dergleichen Kegelſchnitten die Ge-
ſchwindigkeit, wie die Oefnungen dergeſtalt verhalten,
daß in jedem Schnitte eines erweiterten Kegels, eine um
ſo viel kleinere Geſchwindigkeit uͤbrig bleibt, je mehr
dieſer Schnitt die Oefnung von dem Kegel uͤbertrift,
in der ſich das Fluͤßige bewegt. Es iſt auch nicht ſchwer
einzuſehen, wo dieſe Abname der Geſchwindigkeit eigent-
lich herruͤrt. Denn es verbreiten wenige Theile des
Fluͤßigen, die in einer engen Oefnung erhaltne Geſchwin-
digkeit, nunmehro in dem weiten Schnitte unter eine
Menge Theile aus, ſo daß nunmehr viele Theile von
einem einzigen fortgeſtoſſen werden muͤſſen: und hiervon
laͤſt ſich billiger Weiſe dieſes erwarten, daß ein jeder der
zalreichen Theile eine ſolche Geſchwindigkeit behalten
werde, die ſich zur Geſchwindigkeit eines ſolchen einzigen
Theils, der mehrere aus ihrer Stelle ruͤkken mus, wie
ſich die Anzal der Theile, zur Einheit verhaͤlt.
S 4Folglich
[280]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Folglich verhalten ſich in einem weiten Kanale, der
mit einem engen Kanale zuſammenhaͤngt, die Geſchwin-
digkeiten in beiden Kanaͤlen, umgekehrt, wie ihre Muͤn-
dungen (i). Folglich flieſſet in einem zeraͤſtelten Gefaͤſſe,
durch deſſen Stamm und Aeſte man, mittelſt eines
Stempels, Waſſer durchtreibt, ob die Aſtmuͤndungen
gleich zuſammen eine groͤſſre Summe, als die Stamm-
muͤndung, machen, dennoch aus den Aeſten nicht das
mindeſte mehr, als aus dem Stamme herbei (k), ob
die Aeſte gleich an ſich weiter ſind, und in erweiter-
ten Aeſten, laut dem Verſuche, die Geſchwindigkeit des
herausſprizzenden Fluͤßigen vermindert wird (l). Da
alſo in einem dergleichen aͤſtigen Siſteme nur ein einzi-
ger Aſt erweitert wurde, ſo nahm ſogleich die Geſchwin-
digkeit in dem ganzen Siſteme ab (m). Folglich waren
in Roͤhrchen, deren Durchmeſſer 372. 185 und 90, oder
beinahe 8. 4. und 2 hielten, die Maſſen des zu einerlei
Zeit herausflieſſenden Waſſers 179. 33½ und 6⅛, das iſt,
es war die Geſchwindigkeit, nach Proportion des weitern
Kanals, kleiner (n) und groͤſſer nach dem Ebenmaaſſe
des engern. Verſtopft man folglich einen unter den
Aeſten, ſo vermeret ſich die Menge des Waſſers, von
100 zu 109 (n*). So verhielt ſich die Sache in harten
und unbelebten Roͤhren.
Man hat aber auch uͤber belebte Koͤrper einige Ver-
ſuche aufzuzeigen, welche beſtaͤtigen, daß dieſe Art von
Roͤhren einerlei Geſezzen unterworfen iſt. Auf dieſe
Weiſe habe ich offenbar geſehen, wie in Aderſaͤkken, es
mochten
[281]in den Schlagadern.
mochten dieſe von der Natur hervorgebracht ſeyn (o),
oder daß ich ſie durch eine Kunſt nachmachte (p), die Ge-
ſchwindigkeit des Blutes, wenigſtens in dem erweiterten
Theile der Schlagader, merklich vermindert ward. Und
man ſieht ohne Zweifel keine andre Urſache vorhanden,
warum gemeiniglich, nach meinen Verſuchen (q), und
beruͤmter Maͤnner (r) Anmerkungen, die Schlagader-
ſaͤkke mit einem faſrigen und kluͤmpigen Gewoͤlbe uͤber-
zogen werden, und warum man in der Hoͤlung eines
Schlagaderſakkes beſtaͤndig Blutgerinnungen antrift.
Jch habe aber aus gleichem Grunde geſehen, daß das
Blut unter einem Schlagaderſakke wieder ſchneller
lief (s), und daß eine engere Roͤhre von weniger Kuͤgelchen
ſchneller durchſtrichen wird. Jch habe endlich noch ge-
ſehen, wenn ein Stamm einen engern Aſt von ſich ſtrekkte,
daß alsdenn die Geſchwindigkeit in dieſem Aſte groͤſſer
war (t).
Und hieraus laͤſt ſich augenſcheinlich folgern, daß
das Blut, wenn es durch die Schlagadern ſtroͤmt, in
der Aorte die groͤſte Geſchwindigkeit ausuͤbe, daß dieſe
Schnelligkeit bei der erſten Zeraͤſtelung bereits abnehme,
daß ſie immer mehr und mehr in den kleinern Zweigchen
der wachſenden Zeraͤſtlungen kleiner werde, bis ſie end-
lich in den kleinſten Schlagaderendigungen nur noch
S 5ſchwach
[282]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
ſchwach uͤbrig bleibt. Um wie viel ſich aber dieſe Ge-
ſchwindigkeit vermindere, werden wir erſt alsdenn ein-
ſehen koͤnnen, wenn wir das dauerhafte Geſezz verſtehen,
nach dem die Aſtmuͤndungen die Stammmuͤndung uͤber-
treffen, und wenn der Mitteldurchmeſſer der kleinſten
Schlagadern mit beſſrer Gewisheit beſtimmt ſeyn wird:
und man folglich die Anzal der Zeraͤſtlungen vom Aor-
tenſtamme an, bis zur kleinſten Schlagader in Zalen
ausdruͤkken und bekant machen kann.
§. 16.
Wie die Kraft des Reibens das Blut aufhaͤlt.
1. Dieſes geſchicht von der Laͤnge eines
Gefaͤſſes.
Jn der That iſt das Reiben die maͤchtigſte Urſache,
diejenige Geſchwindigkeit zu verzoͤgren, mit welcher das
Blut aus dem Herzen getrieben wird, das iſt, da ſich die
Theilchen eines Fluͤßigen an der innern rauhen Flaͤche
der Kanaͤle, durch welche dieſes Fluͤßige ſtroͤmt, anreiben;
und auf dieſe Rechnung ſchreiben wir auſſerdem vollens
allen Verluſt der mitgeteilten Geſchwindigkeit, da doch
dieſer durch die Veraͤnderung der Kanaͤlenfigur, und
durch die ſo geringe Entfernung der Theilchen, die dieſe
Kanaͤle ausmachen, ſchon ſehr anſenlich geworden. Es
wendet dieſes Reiben in den Roͤhren der Pumpenborer,
es ſei, daß ſie von Holze, von Metall, oder von Erde
gemacht ſind, die ſtaͤrkſte Gewalt an; und es verur-
ſacht, daß in einer gegebnen Zeit, aus den lezten Muͤn-
dungen der Roͤhrchen eine viel kleinere Menge heraus-
flieſſet, als man von der Weite des Waſſerbehaͤlters,
und von der Schnelligkeit des Waſſers, die es durch den
Fall erlangt, haͤtte erwarten ſollen.
Damit ich mich deutlicher erklaͤren moͤge, ſo hemmt
das Reiben die Schnelligkeit flieſſender Waſſer wenig-
ſtens
[283]in den Schlagadern.
ſtens auf eine vierfache Weiſe. Es vermert alſo ſelbſt
die Laͤnge an Roͤhren, wenn die Roͤhren gleich weit ge-
nug und cilindriſch ſind, demohngeachtet doch das Rei-
ben, indem die geriebne Flaͤche und die Menge der rau-
hen Punkte groͤſſer geworden, und wider die Stoffe des
Fluͤßigen anſtoſſen (u). Folglich mindert ſich in ſehr
langen Waſſerleitungen die Geſchwindigkeit des Waſſers
um ein anſenliches, und es nimmt entweder die Menge
des durchſtroͤmenden Waſſers, oder doch der Schus ab (x).
So ergos ſich, laut einem angeſtellten Verſuche, in einer
Roͤhre, die tauſend Ellen lang war, eilf Zwoͤlftheil we-
niger Waſſer aus der lezten Muͤndung, als in der gegeb-
nen Zeit, nach der herausgebrachten Rechnung, haͤtte
herausfliſſen ſollen (y). Es fand ehedem unſer beruͤmte
Freund, Bryan Robinſon, in ſeinem Roͤhrenbaue, daß
ſich das herausflieſſende Waſſer verkehrt, wie die Quadrat-
wurzeln von den Roͤhrenlaͤngen verhielte (z), naͤmlich
juſt ſo, wie es die Rechnung vorgeſchrieben hatte (a).
Eben ſo erfuhr J. Adolf Wedel(b) an harten Roͤhren,
welche ſich durchaus nicht erweitern lieſſen, daß das
herausſtuͤrzende Waſſer zunahm, ſo wie man die Laͤnge
der Roͤhre verkuͤrzte. Endlich machte ſo gar Franz
Boiſſier(c) den Verſuch mit biegſamen Roͤhren, der-
gleichen
[284]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
gleichen ſich eben fuͤr thieriſche Koͤrper eigentlich ſchikken:
er band naͤmlich in den Darm einer Kazze eine Roͤhre
ein; er fand, daß ſich die Geſchwindigkeiten, und folglich
die Maſſen, des aus dem Ende des Darms herauslau-
fenden Waſſers, beinahe, wie die Laͤngen, verkehrt ver-
hielten, ſo daß ſich durch 36 Zolle des Darms, innerhalb
1050 Zeitpunkten, ſo viel Waſſer durchbewegte, als
innerhalb 350 gleich groſſen Zeitabſchnitten aus einem
achtzehn Zoll langen Darme, und innerhalb 134 eben
ſo groſſen Zeittheilen aus einem ſechs Zoll langen Darm-
ende herausflos, und man mus dieſer Uebereinſtimmung
des Verſuchs mit der Berechnung ihren guten Wert
zugeſtehen. An einem andern Orte beſtaͤtigt es dieſer
beruͤmte Mann, daß in verkuͤrzten Roͤhren, die uͤbri-
gens gleich weit blieben, die Menge des durchſtroͤmen-
den Waſſers wuͤchſe; wenn man die Aeſte oͤffne, ſo kaͤ-
me, aus der nunmehr laͤnger gewordnen Roͤhre eine
kleinere Menge Waſſers gefloſſen (d).
§. 17.
2. Von der Enge der Roͤhren.
Die Enge der Roͤhren, durch welche eine Fluͤßigkeit
laͤuft, vergroͤſſert in der That das Reiben, ſie raubt ei-
nen Theil der Geſchwindigkeit, weil ſie die Beruͤhrungs-
punkte des Fluͤßigen an den Waͤnden der Roͤhre vermert,
und ſie mindert die Anzal der Theilchen, welche in einem
weitern Kanale ohne Anſtos frei durch die Muͤndung
des Kanals hindurchgingen (e). Die Roͤhrenmeiſter
haben laͤngſt gefunden, daß aus einer Roͤhre von noch
einmal ſo groſſem Durchmeſſer mehr Waſſer flieſſe (f),
als aus zwoen Roͤhren, deren Durchmeſſer doppelt ſo
gros,
[285]in den Schlagadern.
gros, als in der erſten Roͤhre iſt, und daß uͤberhaupt
viermal ſo viel Waſſer aus einer Roͤhre ſtroͤme, deren
Durchmeſſer ſich zum Durchmeſſer einer kleinern Roͤhre,
nicht voͤllig wie 4 zu 1, ſondern wie \frac {"15"} {"4"} zu 1 verhaͤlt (g).
Sie haben ferner angemerkt, daß die verzoͤgernde
Reibungskraft, in ſehr engen Roͤhren, unglaublich an-
wachſe. Es nimmt naͤmlich in einem Roͤhrchen, deſſen
Durchmeſſer von dreien Linien iſt, um ganzer drei Zehn-
theile die Geſchwindigkeit ab (h); ferner ſagen ſie, daß
in einem Gefaͤſſe, welches im Fortgehen immer enger
und enger wird, oder in jedem andern kleinen Roͤhrchen,
die Abname der Geſchwindigkeit um deſto groͤſſer ſei, als
dieſe erſtere Abname, je kleiner der Durchmeſſer des klei-
nen Gefaͤſſes, oder unter dem Durchmeſſer von dreien
Linien ſei. Sollte alſo der Durchmeſſer in einem haar-
feinen Gefaͤſſe ſo gros, als ein rotes Kuͤgelchen ſeyn,
das iſt, nicht uͤber \frac {"1"} {"1940"} eines Zolles, welches ein Durch-
meſſer vom 485 Theile der dreien Linien iſt; ſo wird die
Abname der Geſchwindigkeit in der kleinſten Schlagader,
zur Abname der Geſchwindigkeit in einem haarfeinen
Schlagaͤderchen, ſo gros werden, daß nicht uͤber \frac {"1"} {"1746"}
von demjenigen Blute herausfliſſen mus, welches ſonſt
herausflieſſen wuͤrde, wofern dieſe Verengerung nicht
dazwiſchen kaͤme; eine erſtaunliche, und doch nicht un-
glaubliche Abname; denn es iſt viel zu bekannt, daß man
durch glaͤſerne Roͤhrchen, die viel uͤber \frac {"1"} {"1940"} eines Zolles,
weit ſind, faſt mit keiner Gewalt, das klaͤrſte Waſſer,
mittelſt eines Stempels durchtreiben kann. Jch erinnre
mich noch oft, und ich wiederhole es hier, daß ich mit
einer anelliſchen Sprizze zwar Waſſer durch viel feinere
Roͤhrchen von Silber hindurchgetrieben; ſobald ſich aber
mit dieſem Waſſer faͤrbende Theilchen vereinigten, ſo
wollte nichts von dergleichen mehr erfolgen. Vergleicht
man
[286]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
man nun ein dreiliniges Schlagaͤderchen mit der Aorte,
ſo wird man leicht einſehen, daß auch dieſes Schlagaͤder-
chen viel von derjenigen Geſchwindigkeit einbuͤſſen mus,
welche im Anfange der Aorte ihr Spiel hat, und daß
folglich, wofern alles ſeine Richtigkeit hat, in einem
Haarroͤhrchen ein viel kleinerer Theil, als der \frac {"1"} {"1616"}, von
derjenigen Geſchwindigkeit uͤbrig bleiben wird, mit der
das Herz das Blut von ſich geſtoſſen hat.
§. 18.
3. Die Geſchwindigkeit vermert das Reiben.
Je geſchwinder ein jeder Koͤrper ſeinen Kanal durch-
laͤuft, deſto mehr Theile des Fluͤßigen reiben ſich, in ge-
gebner Zeit, an der feſten Flaͤche der Roͤhre, und folg-
lich wird das Reiben deſto groͤſſer, welches eine hoͤchſt
begreifliche Sache iſt (k).
§. 19.
4. Und die Veraͤnderung der Figur am Gefaͤſſe,
wegen der Falten.
Jch habe geſagt (l), daß ſich zwar die aus ihrer Lage
geſezzte Schlagadern kurz darauf wieder in die vorige Lage
ſezzen, und daß bei dieſer Wiederherſtellung der Lebens-
ſaft wirkſam iſt, und daß folglich nicht die ganze Kraft
verloren geht, mit der die Seiten der Schlagadern aus-
gedehnt und veraͤndert werden, und mit der der zweete
Theil einer eingebognen Schlagader von dem Anfange
der Bewegung geriſſen und zuruͤkkgetrieben wird (m).
Jndeſſen iſt es doch auch gewis, daß ein groſſer Theil
von der empfangnen Bewegung in Veraͤnderung der
klein-
[287]in den Schlagadern.
kleinſten Theilchen, die einen Kanal ausmachen, verlo-
ren gehe. Daß aber eine Veraͤnderung, welche mit der
Biegung der Koͤrper vorgeht, dem Zuſammenhaͤngen
der kleinſten Elemente eine groſſe Gewalt anthue, das iſt
eine bekannte Sache, da vermoͤge derſelben allein, wenn
ſie mehrmalen wiederholt wird, alle und die feſteſten
und biegſamſten Koͤrper, fruͤher oder ſpaͤter zerbrochen
werden.
Es verringert aber auch die Kruͤmmung an den feſte-
ſten und glaͤtteſten Roͤhren die Geſchwindigkeit, indem
ſie den Fall der Theile des Fluͤßigen auf die Waͤnde, und
folglich auch das Reiben dieſer Theile an den kleinſten
Rauhigkeiten vermert. Man ſieht naͤmlich leicht ein,
daß in einem nach dem rechten Winkel gebognen Ka-
nale, der groͤſte Theil des Fluͤßigen, gerades Weges auf
die gegenuͤberſtehende Seite des zweeten Arms auffaͤllt.
Ob nun gleich beruͤmte Maͤnner in dergleichen mit
einem hoͤchſt klaren Fluͤßigen erfuͤllten Kanaͤlen, keine
Verzoͤgrung zugeben wollen (n), ſo zeigen dennoch die
Verſuche, daß die Biegung in der That auch an dieſen
Roͤhren einen groſſen Theil von der empfangnen Ge-
ſchwindigkeit zernichte (o). Ein gerader Kanal laͤſſet eine
gegebne Menge Waſſer innerhalb neun Zeitabſchnitten
durchſtroͤmen. Eben dieſer oder ein aͤnlicher Kanal, den
man viermal gebogen, erfordert 14 ſolche Zeitabſchnitte,
wenn eben ſo viel Waſſer durchfliſſen ſoll, und 18, wenn
er achtmal gebogen worden.
Jndeſſen mus man nicht Bellins Rechnungen auf
der Stelle gut heiſſen (p), als welcher die Kraft der Fal-
ten in Verminderung der Geſchwindigkeit zu hoch anſezzt,
und er verſichert, daß eine jede Falte von der urſpruͤngli-
chen
[288]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
chen Geſchwindigkeit ſo viel raube, daß ſich die von der
Falte zerſtoͤrte Geſchwindigkeit, zu der urſpruͤnglichen
Geſchwindigkeit verhalte, wie die Einheit zu der Anzal
der Falten. Solchergeſtalt iſt in einem viertauſend acht-
hundertmal gefalteten Kanale, nach dieſem beruͤmten
Manne, die Geſchwindigkeit, zur Geſchwindigkeit eben
derſelben, aber gerade ausgeſtrekkten Roͤhre, wie die
Einheit zu 4800. Denn es iſt dieſe Rechnung erſt als-
denn richtig, wenn die ganze Geſchwindigkeit eines Fluͤſ-
ſigen durch die abwechſelnde Falten voͤllig aufgehoben wird.
Aus der Urſache richten wir uns eben ſo wenig nach der
Rechnung eines andern beruͤmten Mannes (q), welcher
den Falten ein noch groͤſſres Vermoͤgen, Geſchwindigkei-
ten zu vernichten, auftraͤgt, indem nach ſeinem Sazze,
ſechs Falten einen doppelt ſo groſſen Theil der Geſchwin-
digkeit aufheben, als es ihrer vier thun.
Eine andre Gattung von Falten befindet ſich inwen-
dig in den Gefaͤſſen, theils in den Schlagadern, deren
innere Flaͤche von einigen Runzeln und Falten uͤberpfluͤgt
wird, wie man an dem Schlagadergange eines neuge-
bornen Kindes, an der untern Schlagader der Luftroͤhre,
an der Milz- und Leberſchlagader ſehen kann (r); theils
ragen ſonſten einige Falten bei dem Urſprunge der Aeſte
hervor (s). Die erſtern koͤnnen in der That einiges Rei-
ben, die leztern aber uͤberhaupt nur ein ſchwaches Reiben
hervorbringen, faſt eben ſo, wie ein hoͤkkriger ungleicher
Weg mehr, als ein vollkommen geebnetes Feld, die Wa-
genraͤder aufhaͤlt.
Man ſiehet aber leicht ein, daß beide Verzoͤgrungs-
urſachen um deſto ſtaͤrker wirken muͤſſen, je kleiner ein in
Falten gerunzelter Kanal an ſich iſt. Denn es iſt als-
denn die Anzal derjenigen Theilchen deſto kleiner, welche
durch den gebognen Kanal, ohne an den Waͤnden abzu-
prellen, durchgefuͤhrt werden.
§. 20.
[289]in den Schlagadern.
§. 20.
Wegen der Kegelfoͤrmigen Figur.
Eine andre Urſache zur Verſpaͤtung, welche mit
der vorhergehenden faſt auf eins hinaus koͤmmt, lieget
in der kegelfoͤrmigen Richtung der Schlagadern gegruͤn-
det. Denn es verurſacht dieſe Figur ebenfalls, daß das
Fluͤßige auf die Waͤnde des Kanals auffaͤllt, ſelbige
ausdehnt, und in ihrem Umkreiſe Veraͤnderungen zum
Vorſchein bringt. Man wird naͤmlich auch bei einer
geringen Betrachtung einſehen, daß man die geſammte
Blutmaſſe fuͤr eine Reihe Faͤden halten kann, dergleichen
man in der That an Thieren von kaltem Blute mit Au-
gen warnimmt. Ferner erkennt man leicht, daß aus
einem jeglichen Schlagaderaſte, der zum Empfange des
Bluts eine weite Muͤndung, und zum Ausgiſſen eine en-
gere hat, wenn alles uͤbrige gleich bleibt, eine eben ſo
groſſe Menge Blutfaͤden ohne Abprellen herausdringen,
als die engere Muͤndung durchlaͤſt; und daß alle uͤbrige
Faͤden, welche einen Ring ausmachen, um welchen die
groſſe Muͤndung groͤſſer iſt, als die kleine, in der That
auf die Wand der Schlagader auffallen, und ſelbige
Wand ſo lange auszudehnen alle Muͤhe anwenden, bis
die kleine Muͤndung des Gefaͤſſes mit der groͤſſern Muͤn-
dung gleich gros geworden (t). Auch von dieſer Urſache
wird ein Theil der urſpruͤnglichen Geſchwindigkeit des
Bluts vernichtet. Denn es iſt dieſe Erweiterung der
Schlagader eine wirkliche Beugung aus einer kuͤrzern
krummen Linie, zu einer laͤngern Linie. Haͤngt man
folglich an einen Cilinder eine kegelfoͤrmige Roͤhre, ſo
wird dieſe um deſto geſchwinder ausgeleeret werden, je
weiter dieſe Roͤhre ihre Schenkel aus einander wirft (u), und
folg-
v. Hall. Phiſ.II.Th. T
[290]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
folglich um deſto langſamer, je naͤher ſie ihre Seiten zu-
ſammenſchliſſet. Folglich wenn eine Schlagader ſich,
vermoͤge einer beiden gemeinſchaftlichen Wunde, in eine
Blutader oͤffnet, ſo wird dadurch die Schlagader ſelbſt
weiter gemacht (u*). Jch habe dieſe Betrachtung hinzu
fuͤgen wollen, da ſie an ſich ihren guten Grund hat, wo-
fern eine Schlagader kegelfoͤrmig gebaut und convergi-
rend iſt. Es hat aber eine ſorgfaͤltige Zergliedrungs-
kunſt in der That die Entdekkung gemacht, daß Schlag-
adern, Reihen von Cilindern ſind, welche bei einem jeden
neuen Austritte der Aeſte kleiner werden (u**).
§. 21.
4. Wegen der groͤſſern Winkel.
Nunmehr gehen wir zu den Winkeln uͤber, in denen
ſich das Blut ebenfalls verſpaͤtet, und ein Theil von der-
jenigen Geſchwindigkeit, mit der es anfangs aus dem
Herzen kam, verloren geht. Die vom Herzen mitge-
brachte Geſchwindigkeit erhaͤlt ſich noch am beſten in dem-
jenigen Theile des Schlagaderbluts (x), welcher laͤngſt der
Aderachſe fortrinnt, oder doch wenigſtens mit der Achſe
parallel fliſſet und auf welchen, die bewegende Kraft,
das iſt, die Zuſammenziehung der Herzwaͤnde, nach dem
Perpendikel wirkt. Es folgt alſo daraus, daß das Blut
deſto mehr von ſeiner Geſchwindigkeit einbuͤſſen mus,
wenn es unter einem groͤſſern, aus der Achſe hervorſtei-
genden Winkel, aus dem Stamme einer Schlagader
in die Aeſte gefuͤrt wird, das iſt, das Fluͤßige wird aus
gleich breiten und ſchief aufgerichteten Roͤhren und aus
dem Stamme mit ſolchen Geſchwindigkeiten heraus-
dringen, die ſich wie die Perpendikels verhalten, womit
man die ſchiefe Roͤhrenerhoͤhungen meſſen kann (x*).
Man
[291]in den Schlagadern.
Man kan naͤmlich eine jede ſchiefe Bewegung in zwo
Bewegungen zergliedern (y), und dieſes wird, in unſern
Exempel, einen Theils die fortruͤkkende Bewegung ſein,
mit welcher das Blut vom Herzen koͤmmt, andern Theils,
da ſich das Blut nach der Richtung eines jeglichen Win-
kels, von der Achſe und von der geraden Linie der fort-
ruͤkkenden Bewegung, nach der Seite zu neigt. So wie
naͤmlich dieſe Linie, wenn alles uͤbrige gleich bleibt, an-
waͤchſt, ſo vermindert ſich wenigſtens die Linie der fort-
ruͤkkenden Bewegung, oder der Raum, in welchem das
Blut in einerlei Zeit aus dem Herzen tritt. Will
mans noch einfacher haben, ſo darf man nur, denn dieſe
Hipoteſe weicht faſt in keinem Stuͤkke einer Warheit,
das Blut fuͤr eine Kette von Kuͤgelchen anſehen, und ſo
iſt kein Zweifel uͤbrig, daß nicht Kuͤgelchen, die von der
urſpruͤnglichen Geſchwindigkeit des Herzens getroffen
worden, die uͤbrigen Kuͤgelchen ſehr weit fortſtoſſen wer-
den, welche mit ihnen in einer Linie liegen, und auf
welche ſie nach der ſenkrechten Linie zuſtoſſen: weniger
weit werden ſie aber diejenigen forttreiben, welche mit
den erſten, die Bewegung austeilenden Kugeln, nach ir-
gend einem Winkel eine ſchiefe Lage machen, und bis auf
dieſe reichet nur ein ſchiefer Stos, der um deſto ſchwaͤ-
cher werden mus, je ſchiefer er geraͤt, und je groͤſſer der
Winkel der ſchiefen Richtungslinie mit der geraden Linie
des Fortruͤkkens iſt. Kleiner wird naͤmlich die Geſchwin-
digkeit eines halbrechten, noch kleiner die, eines rechten,
und am kleinſten wird ſie in einem ſtumfen Winkel wer-
den muͤſſen. Jn einem rechten Winkel iſt noch der
Druk der Seiten uͤbrig, indem der gerade Drukk bereits
vertilgt worden: in einem ſtumfen geht auch noch ein
vieles von dem Seitendrukke verloren, da nunmehr der
Seitendrukk ſchief vollfuͤrt wird, und dieſer Seitendrukk
mit dem Wachſen derjenigen Winkel, die mit der Linie,
T 2die
[292]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
die den rechten Winkel macht, beſchrieben werden, ab-
nimmt.
Aber auch dieſe Verſpaͤtung verwarf ehedem unſer
Mutterbruder, J. Adolf Wedel(z), und es fand der-
ſelbe, in ſeinem Verſuche, die Menge des herausſtroͤmen-
den Fluͤßigen immer einerlei, es mochte gleich der Aſt, in
dem Siſteme der einſtimmigen Roͤhren, aus ſeinem
Stamme unter allerlei beliebigen Winkeln entſprungen
ſein. Vielleicht iſt aber wohl hieran die Kuͤrze ſeines
Roͤhrenſiſtems eigentlich Schuld geweſen. Es fand
naͤmlich der Schwiegerſohn dieſes beruͤmten Mannes,
den ich auch mit groͤſſerm Vergnuͤgen ruͤhmen mus,
nachdem er gegen mich ſo hizzige Schriften gewechſelt,
George Ehrhard Hamberger(a), nach wiederholten
Proben in einem dergleichen Roͤhrenſiſteme, daß in
Aeſten, die unter ſpizzen Winkeln aus dem Stamme kom-
men, eine groͤſſere Geſchwindigkeit, und eine kleinere in
denen uͤbrig ſei, welche mit dem Stamme einen rechten
Winkel machen, und daß dieſe Geſchwindigkeit vornaͤm-
lich in den groſſen Winkeln am kleinſten ſei, wofern der
Aſt unter einem ſtumfen Winkel hervorkoͤmmt. Es
weigert ſich aber auch in Fluͤſſen, das Waſſer in diejeni-
ge Aeſte zu fallen, welche aus dem Hauptfluſſe unter rech-
ten oder ſtumfen Winkeln herausgefuͤrt ſind (b). Es
hing ferner der beruͤmte Boißier zwo glaͤſerne Roͤhren
an eine Sprizze, davon eine Roͤhre die Richtung des
Stamms bekam, die andre aber mit dieſer Richtung ei-
nen Winkel beſchrieb. Jn der That lief nun das Waſſer,
welches vor dem wandernden Stempel in die gerade
Roͤhre vorherging, viel weiter fort (c). Und hieraus
folgt nun, daß die Geſchwindigkeit des Blutes in den
Aeſten kleiner, als im Stamme iſt (d). Jch pflege aber
bei
[293]in den Schlagadern.
bei dieſer Gelegenheit die Erinnerung zu thun, daß man
hier die Betrachtung von ſolchen fortlaufenden Koͤrpern
nicht mit hinein miſche, deren Lauf von ihrer Schwere
und der durchſchleudernden Bewegung gemaͤßigt wird,
und in denen ein halbrechter Winkel den bewegten Koͤr-
per aufs allerweitſte forttreibt (e). Denn zum Maaße
eines Wurfes gehoͤren in der That ganz andre Merkmale,
als zur Berechnung eines fallenden Fluͤßigen.
§. 22.
Man wendet dieſes auf einen thieriſchen Koͤr-
per an.
Es felet nicht an Verſuchen, vermoͤge deren es glaub-
wuͤrdig wird, daß hidrauliſche Geſezze auch in einem
thieriſchen Koͤrper ſtatt finden. So machens einige Ver-
ſuche glaublich, andre erweiſens ſo gar, daß die Laͤnge
der Gefaͤſſe eine Verzoͤgerung nach ſich ziehe. Es ge-
ſchehen in groſſen Thieren die Herzſchlaͤge langſamer (f), in
kleinen geſchwinder, und es fand, was den Menſchen
betrift, der vortrefliche erſte Leibarzt, J. Baptiſt Se-
nac(g), an langgewachßnen Soldaten die Pulsſchlaͤge
weniger, als an Maͤnnern von mittlerer Groͤſſe, bei de-
nen naͤmlich der Weg vom Herzen bis zur Handwur-
zel kuͤrzer iſt (h). Ferner verblutet ſich ein kleines Schlag-
aͤderchen, wenn es aus einem anſenlichen Stamme ent-
ſpringt, uͤberhaupt viel ſtaͤrker (i), als eine andre Schlag-
ader, die ſo gar von groͤſſerm Durchmeſſer iſt, wenn ſie
in der Nachbarſchaft der aͤuſſerſten Glieder ihr Entſtehen
T 3bekoͤmmt.
[294]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
bekoͤmmt. Daher haben beruͤmte Maͤnner, und vor-
naͤmlich unſre Freunde (k), nicht ohne allen Grund be-
hauptet, daß ſich das Blut deſto traͤger bewege, je weiter
es ſich vom Herzen entfernt befinde.
Vornaͤmlich erwartet man aber, und das mit recht,
von der Enge der Kanaͤle eine groſſe Verhinderung in
der Bewegung des Blutes, welche ſo gros iſt, daß unſre
Gefaͤschen kleiner, als alle Haarroͤhrchen ſind, und man
doch nicht durch keine mechaniſche Gewalt des Stempels,
oder |die Gewalt eines Gewichts, fluͤßige Dinge durch
ihre Enden nur einiger maaßen geſchwinde hindurch trei-
ben kann.
Nimmt man naͤmlich Gefaͤschen an, deren Oefnung
im Lichten etwas groͤſſer, als der Durchmeſſer eines ro-
ten Kuͤgelchen iſt, ſo wird man finden, daß ſie entweder
nicht groͤſſer als \frac {"1"} {"1940"} eines Zolls, oder, nach meinen Ge-
danken, uͤberhaupt noch kleiner ſind (l). Daraus erhellt
nun, daß ſich ein jedes Kuͤgelchen an die innere Flaͤche
ſeines Kanals, juſt nach allen Biegungen des Kanals
anſchliſſen und bequemen wird, da wenigſtens ein ziem-
licher Theil des Bluts in groſſen Gefaͤſſen ohne Anſtos
die Biegung vorbeiflißt. Ferner reibt ſich dieſes Fluͤßi-
ge, welches feiner, als rotes Blut iſt, in der That mit
dem groͤſten Theile ſeiner Stoffe an den Waͤnden ſeines
Kanals an.
Will man aber dieſe Betrachtung in ſo weit ſchmuͤk-
ken, daß man annehme, ein ganz kleines Kuͤgelchen rei-
be ſich an der ganzen Flaͤche ſeines haarfeinen Gefaͤschen
mit ſeiner ganzen Oberflaͤche (m): wenn man ferner bei-
fuͤgt, der Weg ſei durch die kleineſten Gefaͤschen ſo enge,
daß rote Kuͤgelchen nicht einmal mit Beibehaltung ihrer
Figur
[295]in den Schlagadern.
Figur einen Durchgang finden, ſondern ſich uͤberhaupt
in einfoͤrmige Koͤrperchen verwandeln muͤſten, deren klei-
ner Durchmeſſer ihnen nunmehr Plazz machen muͤſte,
durchs Gefaͤs zu dringen (n); ſo ſehe ich leicht, daß dar-
aus ein unglaubliches Reiben entſtehen mus, wenn man
ſezzt, daß die Muͤndungen der kleinſten Kanaͤle kleiner
ſind, als die groͤſten Zirkellinien der Blutkuͤgelchen, und
daß alle dieſe Kuͤgelchen, mit ihrem ganzen groͤſten Kreiſe,
wider die ganze Kreiſe der Muͤndungen an den kleinſten
Kanaͤlen, wie eingetriebne Keile losdringen, und ihre
Waͤnde ſo von einander drengen, daß ſie von den wie-
derſtehenden Muͤndungen genoͤtigt werden, ihre Figur
zu aͤndern. Es meren ſich naͤmlich ſonſt die Reibungen,
ſo oft Koͤrper, die ſich einzig und allein in Punkten erſt
beruͤrten, ſich nunmehr mit ihren ganzen Oberflaͤchen
beruͤren.
Jch ſehe aber nicht, daß dieſe Kugelaͤnderung bereits
den Grad der Gewisheit erreicht haͤtte, daß man mit
Zuverlaͤßigkeit eine Theorie darauf errichten koͤnnte (p),
und was mich in Perſon betrift, ſo ſcheint mir immer in
dieſem Punkte etwas zu gekuͤnſteltes zu herrſchen, und es
macht die gar nicht unanſenliche Geſchwindigkeit, mit
der ich dieſe Kuͤgelchen durch die krumme Wege ihrer
Blutaͤderchen laufen geſehen habe, daß ich dieſe Kugel-
aͤnderung nicht zugeſtehen darf, da man uͤberhaupt von
dieſer Auseinanderdrengung der engen Muͤndungen, bil-
lig die ſtaͤrkſte Hemmung haͤtte erwarten ſollen.
§. 23.
Die Kraft der Falten im Koͤrper der Thiere.
Wenn in harten und unbewegten Kanaͤlen Falten
und Reibungen eine hemmende Kraft ausuͤben (t), ſo wird
dieſe Verzoͤgrung in biegſamen und elaſtiſchen Kanaͤlen,
T 4deren
[296]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
deren Figuren uͤberhaupt von einem einfallenden Lebens-
ſafte (u) geaͤndert werden, noch viel groͤſſer ſeyn muͤſſen,
und es wird ſich zugleich mit dieſer Aenderung ein Theil
von der fortruͤkkenden Bewegung verzeren. Zwar habe
ich nicht an einer einzigen durch Kunſt gemachten Falte,
oder an einer einzigen Biegung der Schlagader oder
Blutader eines lebendigen Thieres, mit voͤlliger Zuver-
laͤßigkeit, dergleichen Verſpaͤtung warnehmen koͤnnen (x).
Jn der That aber kruͤmmen ſich in Thieren die Schlag-
adern nicht blos nach einer einzigen Biegung, wodurch
alſo nur ein geringer Theil von der mitgeteilten Bewe-
gung unterginge: nein, die Beugungen ſind an groſſen
und kleinen Staͤmmen und Gefaͤschen mehrmalen an-
gebracht, zalreich, und an ſehr vielen Stellen befindlich,
aber dennoch haͤufiger in der Gebaͤrmutter, und in der
Niere. Folglich, wenn eine jede Falte nur etwas ganz
weniges der Geſchwindigkeit ſchadet, ſo wird die verei-
nigte Folge von vielen, in der That ſchon mehr zu ſagen
haben (z). So hat man an der Oberhode ein nicht un-
deutliches Exempel, daß das Qvekſilber, dieſes fluͤßigſte
Metall, wenn es Kraft einer ſchwer druͤkkenden Saͤu-
le (a), oder Kraft eines gemachten leeren Raumes, wie
ich zu thun pflegte, hineingetrieben wird, daß es demohn-
geachtet doch ſchwerlich die ganze Laͤnge dieſes einzigen,
aber in unzaͤlbare Kruͤmmungen gefalteten Geſaͤſſes, durch-
wandern will, und daß es dieſe Bewegung endlich hoͤchſt
langſam verrichtet, wenn man uͤberhaupt mit Vorſicht
dieſes Sprizzen vollfuͤrt. Dahingegen laͤſſet ſich kein
anderes fluͤßiges Weſen von leichterer Art, oder gefaͤrb-
tes Waſſer, durch keine Anſtrengung des Stempels dahin
ver-
(y)
[297]in den Schlagadern.
vermoͤgen, daß es bis zum Kopfe der Oberhode vordrin-
gen ſollte. Daher pflegen gebogne und verdrehte
Schlagadern von dem angehaltnen Blute aufzuſchwel-
len (a*), und es vergroͤſſert ſich dieſe Schlaͤngelung in er-
wachßnen Perſonen.
Jch habe aber auch theils aus einigen unter meinen
angeſtellten Verſuchen (b), theils aus andern oft erſehen,
wieviel auch nur eine einzige Falte vermoͤgend ſei, Bewe-
gungen in einem Kanale aufzuhalten. Jch legte oft,
wenn ich gefaͤrbten Talg einſprizzte, um denſelben von dem
Arme abzuhalten, den Arm des todten Kindes einzig
und allein uͤber die Bruſt zuruͤkke, damit zwiſchen der
Armſchlagader und der Schluͤſſelader eine ſpizze Biegung
enſtehen moͤchte. Solchergeſtalt wandte ſich das Spriz-
zenwachs, welches ſonſt mit Heftigkeit in einen ausge-
ſtrekkten Arm dringt, blos dieſer Biegung wegen, von
dem Arme zuruͤkke, und es hoͤrte auf ſich in die Gefaͤſſe
deſſelben zu ergiſſen. Eben ſo hoͤren die ſehr anſenlichen
Nabelſchlagadern, wegen der ſtarken Kruͤmmung, die ſie
an einem ausgeſtrekkten Kinde machen, ſo gleich auf, das
Blut ferner herbeizufuͤren. Und ſo iſt blos von der Aus-
ſtrekkung des Halſes der Schlag erfolgt, weil das Blut
zu ſchnell ins Gehirn uͤbergeſtiegen war (c).
§. 24.
Die Kraft, welche die Winkel ausuͤben.
Man hat in den Ausſprizzungen der Gefaͤſſe, mit-
telſt einer Sprizze, womit man die Kraft des Herzens in
ſo fern nachamt, daß man durch die Schlagadern eines
menſchlichen Leichnams allerlei Saͤfte durchtreibt, oͤfters
die Anmerkung gemacht, daß der Saft diejenigen Aeſte
unberuͤrt gelaſſen, und ihnen von dem allgemeinen Vor-
T 5rate
[298]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
rate nichts mitgeteilt, und daß folglich die Geſchwindig-
keit nicht blos in ſolchen Gefaͤſſen unterbrochen, ſondern
uͤberhaupt gar aufgehoben worden, wenn dieſe Gefaͤſſe
unter einem zuruͤkkſpringenden Winkel enſtehen (d), wie
davon die Schlagader des Ruͤkkenmarks ein Exempel
gibt. Beinahe hat es mit den eben gedachten Nabel-
ſtaͤmmen gleiche Beſchaffenheit, indem dieſe, der eigent-
lichen abwerts gehenden Richtung des Blutes in der Aorte
zuwieder, das Blut uͤber ſich empor heben, ob ſie gleich
wirklich aus der Aorte unter einem ſpizzen Winkel ent-
ſpringen. Man hat ferner von einem in Erforſchung
der Natur erfarnen Manne eine Beobachtung (e), daß
in lebendigen Thieren das Blut durch den Stamm ge-
ſchwinder fliſſe, und viel langſamer, und das nach einem
ſtarkem Verhaͤltniſſe, in Aeſten laufe, die unter einem
ſpizzen Winkel entſpringen. Zwar finde ich unter mei-
nen eignen Verſuchen einige (f), da das Blut ſich ſchnel-
ler durch einen Aſt, als durch den Stamm bewegte.
Doch ſind viele Urſachen vorhanden, welche dieſen Er-
folg, wieder die Neigung der Natur, haben hervorbrin-
gen koͤnnen, dergleichen eine freie Anaſtomoſirung, in
welche ſich ein Aſt leichter ausſchuͤtten kann, oder eine
benachbarte Wunde iſt. Es flos in einem andern Ver-
ſuche, an dem, ſo viel ich weis, nichts auszuſezzen iſt,
das Blut durch Aeſte, die unter ſpizzen Winkeln entſpran-
gen, viel geſchwinder (g) und mit einem unabgeſezzten
Schuſſe, da hingegen bewegte es ſich in Aeſten, deren
Urſprung aus dem Stamme einen groͤſſern Winkel be-
ſchrieb, weniger ſchnell, und weniger ununterbrochen.
Jm uͤbrigen leitete ehedem George Martine aus
dieſer Betrachtung der Winkel mit vieler Scharfſinnig-
keit (h) her, es ſei die Geſchwindigkeit im menſchlichen
Koͤr-
[299]in den Schlagadern.
Koͤrper, ſo wol in denen mit dem Herzen benachbarten
Aeſten, als in denen Aeſten gleich gros, welche noch ſo
weit vom Herzen ihren Geburtsort haben: weil die Nach-
barn des Herzens beinahe unter rechten Winkeln ent-
ſpraͤngen, und alſo viel von ihrer Geſchwindigkeit ein-
buͤſten, hingegen die lezten und haarfeine Schlagadern
unter ſehr ſpizzen Winkeln hervorſtiegen, und folglich
ungemein wenig von der fortruͤkkenden Bewegung ver-
ſtreichen liſſen. Doch ſchmeichelt die Zergliedrungskunſt
dieſer Speculation wenig, weil hin und wieder die Nezze
der kleinen Gefaͤſſe uͤberhaupt unter allerlei Winkeln ver-
teilt ſind (i).
Es iſt warſcheinliche Vermutung, daß ſich mit der
vermerten Geſchwindigkeit des Blutes, wie in unbeleb-
ten Roͤhren, alſo auch in den Gefaͤſſen der Thiere, das
Reiben vermere, und daß ſich in ſo fern ein Fieber durch
ſich ſelbſt heilet, indem dieſes nicht nur mit der Theorie
uͤbereinſtimmt, ſondern auch in Fiebern offenbare Spu-
ren von dergleichem Reiben vorhanden ſind, daß naͤm-
lich durch den Harn mehr Erde ausgefuͤrt werde, und ſich
ein ſchwererer Bodenſaz, als das Waſſer iſt, im Harne er-
zeuget (k). Daß ſich ein Fieber, wie geſagt, durch ſich
ſelbſt heilen ſoll, mus ſo verſtanden werden, daß die vom
Herzen mitgeteilte zu heftige Bewegung mehr, als die or-
dentliche Bewegung des Blutes, an Geſchwindigkeit ver-
mittelſt des Reibens einbuͤſſet, indem dieſes Reiben zugleich
mit der Geſchwindigkeit des Blutes zugenommen hat.
§. 25.
Noch andre verzoͤgernde Urſachen.
Der Wiederſtand, den das Blut in den Aeſten
erfaͤrt.
Auſſer dieſen Bedingungen, die die urſpruͤngliche Be-
wegung hemmen, hat noch ein belebter Koͤrper einige
mit
[300]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
mit lebloſen Roͤhren gemein; einige ſind dem thieriſchen
Koͤrper allein weſentlich. Es macht demnach in Thieren
eine oftmalige Zeraͤſtelung eine Art von Verzoͤgrung
aus, davon die Beiſpiele auſſer dem Thiere ſelten ſind.
Es iſt naͤmlich gar kein Zweifel, daß nicht das Reiben
der Aeſte diejenige Geſchwindigkeit mindern ſollte, mit
welcher ſich das Blut des Stammes ausleert; denn es
thun hier die Falten der Aeſte das, was ein verſtopfter
Theil von der Muͤndung thun wuͤrde (l). Denn um es
noch einmal zu ſagen, um ſo viel die Geſchwindigkeit des
Stammes von den Aeſten aufgehalten wird, einen ſo
groſſen Theil von der Muͤndung kann man als verſtopft
anſehen. Nun hemmt aber gleichſam dieſe Verſtopfung
das Fortruͤkken, und dieſes Fortruͤkken wird dadurch in
einen Seitendrukk verwandelt. Ein Schlagaderſtamm
gab, da man einen Aſt oͤfnete, 29 und eine halbe Unze
Waſſer von ſich; da man alle Aeſte oͤfnete 30⅝ Unzen (l*).
§. 26.
Die Zuſammenleitungen der Adern (anaſtomoſes).
Die Zuſammenleitungen der Schlagadern befoͤrdern
in ſo weit die Bewegung des Blutes, daß ſie die Gefar
der Verſtopfungen mindern, uͤbrigens koͤnnen ſie in der
That unter die Urſachen mitgezaͤlt werden, die vermoͤgend
ſind, die Geſchwindigkeit des Blutes zu entkraͤften. Es
geſchicht naͤmlich ſehr oft, daß ſich ſo gar groſſe Schlag-
adern mit vollkommen widrigem Gerinne einander be-
gegnen, und ſich in einen einzigen Kanal verwandeln,
der nunmehr zwo Saͤulen von Blute traͤgt, die alle beide
von dem Herzen herbeigetrieben worden, und welche ſich
nun in der Mitte des Bogens, nach entgegengeſezzten
Richtungen gegen einander ſtemmen. So geſchichts an
der Schlagader des Gekroͤſes, des dem dikken Gedaͤrme
zuge-
[301]in den Schlagadern.
zugeordneten Gekroͤſes, am Kreiſe des Willis, an den
ruͤkklaufenden Schlagadern des Mittelarms und Ellbo-
gens, an den Schlagadern des Oberbauchs, der Bruͤſte,
den Ribben- und Ruͤkkenſchlagadern, und an andern un-
zaͤlbaren Stellen des menſchlichen Koͤrpers mehr, ſo wie
an den durch den ganzen thieriſchen Koͤrper ausgebreite-
ten Nezzen der haarfeinen Gefaͤſſe, daß Schlagadern
von entgegengeſezzten Richtungen in einen einzigen
Stamm zuſammenwachſen (m).
Dies aber kann nicht anders geſchehen, als daß ſich
die widrigen Blutſtroͤme, wenn ſie auf einander treffen,
einen Theil von ihrer Geſchwindigkeit einander rauben,
und es mus dieſe Einbuſſe gewis nicht geringe ſein, da
das Blut diejenige Schnellkraft vermiſſet, welche ſonſt,
wenn zween ſich begegnende harte Koͤrper an einander
ſtoſſen, die im Stoſſe entgangne Geſchwindigkeit wieder
ergaͤnzet. Jch habe aber auch an lebendigen Thieren
dieſes drengende Zuſammenſtoſſen gegenſeitiger Blutſaͤu-
len, welches oft ziemlich lebhaft erfolgte (n), mit Augen
geſehen. Eben ſo verliert auch das Blut, auf etwas an-
dre Weiſe, in den kleinen Blutadern, wenn ſich dieſe in
eine groͤßre Blutader werfen, indem dieſes Blut von
dem Strome des groͤſſern Stamms ruͤkkwerts gedrengt
wird, etwas von ſeiner Geſchwindigkeit (o). Jndeſſen
iſt dieſe ſo anſenliche Wirkſamkeit der Aderverbindungen
(anaſtomoſis), ſo viel ich mich zur Zeit erinnre, noch von
keinem der matematiſchen Aerzte bisher in Betrachtung
gezogen worden.
§. 27.
[302]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
§. 27.
Die Zaͤhigkeit des Blutes.
Man darf im geringſten nicht auch diejenige hem-
mende Urſache auſſer Acht laſſen, woran die Zaͤhigkeit
des Blutes Schuld hat. Es iſt naͤmlich kein Zweifel
uͤbrig, daß nicht die fluͤßige Natur des Blutes, ſchon
von der bloſſen fortruͤkkenden Bewegung ihre Dauer
erhalten ſollte (p), indem in Menſchen und andern groſſen
Thieren noch mehr (q) ein aus den Gefaͤſſen gelaßnes
Blut in ganz kurzer Zeit, oder ſo gleich zu einem feſten
Gallerte gerinnt. Wenn nun dieſe Bewegung des Blu-
tes die Unterhaͤndlerin iſt, damit dieſer Lebensſaft nicht
geliefern moͤge, ſo mus notwendig ein Theil dieſer Be-
wegung von der Zaͤhigkeit ſelbſt aufgerieben werden, als
deren Thaͤtigkeit die fortruͤkkende Bewegung aufhebt,
oder, um einfacher die Sache zu erklaͤren, es mus ein
Theil von der Bewegung, welche ſich beſtrebt, die Blut-
ſtoße von einander zu halten, von der Anziehungskraft
verzert werden, vermoͤge der die Kuͤgelchen ein Beſtreben
haben, ſich einander zu beruͤren, und welche von dem
Fortruͤkken uͤberwaͤltigt wird. Denn es erhellt aus Ver-
ſuchen, daß wenn der Lauf des Bluts in lebendigen Thie-
ren kraftlos (r) oder gar unterbrochen wird (s), die Kuͤ-
gelchen den Augenblik, wie es ſcheint, nach ihrer einge-
buͤſten Kugelfigur, in einander laufen: und daß ſie von
neuem frei werden, und die erſtere Geſtalt deutlicher
Kuͤgelchen wieder erlangen, ſobald die Bewegung wie-
derhergeſtellt iſt (t). Es iſt ferner eine hoͤchſt bekante
Sache, daß ſich an kalten Thieren die Schlagaderwun-
den mit einem roten Safte, der mit einem weiſſen Nebel
umge-
[303]in den Schlagadern.
umgeben iſt, ſo gleich verſchliſſen (u). Dieſer rote Saft
iſt von feſtem gedrungnem Weſen, wenn er die Rizze der
Schlagader uͤberzieht, und in der That nicht fluͤßig, weil
er eine Wunde verſtopft, und dem Stoſſe des Herzens
Wiederſtand thut. An Hunden werden ſo gar die Wun-
den groſſer Schlagadern von dem Propfen des geronne-
nen Bluts verhindert, fernerhin zu bluten (x).
Vormals wollte der ſcharfſinnige George Erhard
Hamberger nicht, daß man die Zaͤhigkeit des Blutes
in Betrachtung ziehen ſollte (y). Allein auch das bloſſe
Einſprizzen in der Anatomie offenbaret leicht, um wie-
viel leichter reines Waſſer durch die Gefaͤſſe thieriſcher
Koͤrper getrieben werden mag, wenn man ſolches mit ir-
gend einem traͤgen und zaͤhen Safte, mit dem Wachſe
oder Unſchlitte, vergleicht.
Zaͤhe Saͤfte ſchwaͤchen auch noch auf andre Weiſe
die fortruͤkkende Bewegung des Bluts. Denn es werden
nicht nur die Blutkuͤgelchen, ſondern auch der Gallert
des Flieswaſſers von den Waͤnden ihrer Kanaͤle angezo-
gen. Oefters habe ich dieſe Erſcheinung mit Augen ge-
ſehen, daß die roten Kuͤgelchen, ihrer eigner Schwere
zum Trozze, auch ſo gar an den aͤuſſern Waͤnden der
Schlagadern haͤngen bleiben (z): und daß, wenn eine
Schlagader zerſchnitten, und ins Gekroͤſe ein Loch ge-
macht worden, das Blut dem ohngeachtet doch in der
zirkelrunden Oefnung der Schlagader ſtekken blieb, und
nicht herausfliſſen wollte (a). Daher, denn es beziehen
ſich auch hierauf die vorigen Verſuche, enſtehen in klei-
nen Thieren ſchwerlich Verblutungen, weil bei ihnen das
Blut von den Schlagaderwaͤnden ſtaͤrker angezogen
wird,
[304]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
wird, als es von dem Herzen fortgewaͤlzt wird (b). An
dem Fiſche, der ein Bewoner der Keilmuſchel (mytulus)
iſt, ſaugen einige Gefaͤſſe das Blut wieder in ſich, wel-
ches ſich durch andre Gefaͤſſe ergoſſen hatte (c). Es kle-
ben aber bisweilen auch an der inneren Flaͤche groſſer
Schlagadern, und der Aorte, Blutkluͤmpe von ſolcher
Zaͤhigkeit feſte an, daß ſie dieſer Schlagader ſtatt einer
Membrane dienen, und, wie man zu ſagen pflegt, ſich
uͤberhaupt in deren Subſtanz verwandeln (d).
Des Flieswaſſers wegen habe ich oft, und zu wieder-
holten malen, die Erinnerung gegeben, daß ſelbiges in
Geſtalt eines weiſſen Nebels, mitten um die in der Rizze
einer kleinen Schlagader, oder Blutader ſtekkende Kuͤ-
gelchen herumfliſſet (e), und ſich an die Wand einer Blut-
ader dergeſtalt anhaͤngt, daß weiter nicht das mindeſte
Blut herausfliſſen kann, weil, wenn man dieſes Schuzz-
woͤlkchen mit der Hand verwiſchet, ſo gleich das Blut
als ein Strom aus der Wunde herausſtuͤrzt.
Es iſt uͤbrigens dieſe Anhaͤngungskraft (f) in den
kleinen, auch unbelebten Roͤhrchen, und in allen bekan-
ten fluͤßigen Dingen beſtaͤndig herrſchend. Das hoͤchſt-
fluͤßige Qvekſilber haͤngt ſich, um die Haarroͤhrchen zu
uͤbergehen, an die glaͤtteſte Barometerglaͤſer ſtark an.
Von den anelliſchen Traͤhnenſonden habe ich bereits erin-
nert, es laͤſt ſich aber hier noch einmal bequem wiederho-
len, daß man Waſſer, welches gar nicht zaͤhe iſt, Kraft
des Stempels, durch die engſte Kanaͤlchen forttreiben
kann, daß dagegen ein gefaͤrbter Saft in dieſen Roͤhr-
chen ſtekken bleibt, und dieſen Durchgang nicht vollenden
kann,
[305]in den Schlagadern.
kann, weil ſich ohne Zweifel die dikkern Theilchen an den
Kanal zu eigenſinnig anhaͤngen (g).
Da nun das Blut ein Beſtreben hat, ſich an die
Schlagadern anzuhaͤngen, und ſich in lebendigen und
geſunden Thieren demohngeachtet doch nicht daran an-
legt, ſo iſt gar kein Zweifel, daß nicht dieſe Kraft von
einer Gegenkraft aufgehoben werden ſollte, dieſelbe wie-
der aufhebt, und folglich einen Theil von der fortruͤk-
kenden Bewegung des Bluts vertilgt und zu nichte macht.
§. 28.
Folglich iſt die Geſchwindigkeit kleiner, mit der
das Blut durch die kleinſten Schlag-
adern laͤuft.
Das Maas dieſer Abname.
Vermoͤge dieſer und andrer Urſachen, wenn ja einige
meiner Erforſchungsbegierde in der That entwiſcht ſind,
pflegt man gemeiniglich darinnen uͤbereinzukommen, daß
das Blut in den kleinſten Gefaͤſſen weniger ſchnell, als
in den Staͤmmen herumgefuͤret werde: und daß die Ge-
ſchwindigkeit uͤberhaupt in den kleinſten Gefaͤſſen um de-
ſto geringer ſei, je kleiner ein jedes Schlagaͤderchen an
ſich und je weiter es vom Herzen entfernt iſt. So erin-
nerte vormals Johann Swammerdam(h), der
vielleicht der erſte geſchikkte Beobachter der Natur zu
heiſſen verdient, daß ſich das Blut in den haarfeinen Ge-
faͤſſen nur traͤge bewege; es fand aber auch Anton von
Heide(i) vermittelſt ſeiner Verſuche, daß das Blut in
den haarfeinen Gefaͤſſen ehe zu ſtokken anfinge, als in
den Aderſtaͤmmen. Es iſt ferner nicht gar zu lange her,
daß
v. Hall. Phiſ.II.Th. U
[306]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
daß Henrich Mihles(k) beibrachte, wie das Blut in
den groſſen Kanaͤlen eines Froſches, in Geſtalt eines reiſ-
ſenden Stroms fortgewaͤlzt werde, und ſich in den klei-
nen die roten Kuͤgelchen, in einiger Entfernung von ein-
ander, einander langſamer einzuholen bemuͤht waͤren.
Daß dieſe Verſpaͤtung ſehr anſenlich ſei, ob ſie ſich gleich
nicht in Zalen bringen laſſe, behauptete Peter Anton
Michelotti mit Anſehn (l): daß die haarfeinen Ge-
faͤſſe vom Blute langſam durchfloſſen wuͤrden, darinnen
fiimmten J. Baptiſt Senak(m), Herrmann Boerhaa-
ve(n) und andre uͤberein. Hiezu fuͤgt noch der beruͤmte
Stevenſon dieſes, daß ein rotes Kuͤgelchen, innerhalb
acht bis zehn Pulsſchlaͤgen, ein ganz kleines, und viel-
leicht nur von einer einzigen Linie umſchriebnes Feld, un-
ter dem Vergroͤßrungsglaſe, durchwandre (n*).
§. 29.
Schriftſteller, die ein Maas hieruͤber in Vor-
ſchlag gebracht haben.
Am naͤchſten kam Jakob Keil(o), das genaue Ver-
haͤltnis zwiſchen der urſpruͤnglichen Geſchwindigkeit, und
zwiſchen der verminderten, und in den kleinſten Gefaͤſſen
noch uͤbrigen Geſchwindigkeit zu beſtimmen, dabei er
ſich nicht mehr, als einer einzigen Urſache der Bluthem-
mungen bediente.
Nach ihm glaubte Stephan Hales geſehen zu haben,
daß das Blut in den Muskelgefaͤſſen des Froſches, inner-
halb einer Minute, einzig und allein zwei dritteile von
einem Zolle zuruͤkklegte, und daß es folglich um 646
mal langſamer flos (p), als das aus dem Herzen eines
Menſchen ſpringende Blut: wiewol dieſe Rechnung nicht
nur
[307]in den Schlagadern.
nur blos von unſern Verſuchen, ſondern auch von denen
von Anton von Leeuwenhoek(q) angeſtellten Erfa-
rungen, um ein groſſes abweicht. Denn es ſezzte dieſer
in Beobachtung der Naturerſcheinungen ſorgfaͤltige und
erfarne Mann, in ſeiner Rechnung an, daß das Blut
im Aale, unter der Zeit eines Pulsſchlages, oder waͤ-
rend \frac {"1"} {"72"} einer Minute, den funfzehnten Theil eines Zol-
les durchwandre, und folglich in einer Minute beinahe
fuͤnf Zoll hinter ſich lege; welches eine Geſchwindigkeit
iſt, die ſich zur Haleſiſchen, wie 15 zu 2 verhaͤlt. Da
aber ein Froſch ein viel lebhafteres Thier, als der Aal
iſt, und in einerlei Zeit mehr Pulsſchlaͤge thut, ſo erſie-
het man daraus, daß auch am Froſche das Blut mehr
als fuͤnf Zolle durchlaufen mus.
Noch einer andern Weiſe wuſte ſich dieſer erfinderiſche
Schriftſteller, Stephan Hales, auch bei Berechnung der
Geſchwindigkeitsabname zu bedienen (r). Er maß naͤm-
lich das Gewichte des Waſſers, welches in gegebner
Zeit aus der Muͤndung der Gekroͤſeſchlagader heraus-
flos; er verglich dieſe Menge Waſſers mit demjenigen
Waſſer, welches alle zerſchnittne Gedaͤrme von ſich ge-
ben: denn auf dieſe Art glaubte er, daß ſich diejenige
Menge Waſſers ausdruͤkken lies, welches, in gegebner
Zeit, durch alle geoͤffnete Aeſte der Gekroͤſeſchlagader her-
ausfliſt. Es fand dieſer beruͤmte Mann, daß dieſes
Maas nicht groͤſſer, als dreimal ſo viel war. Ferner,
da die Gekroͤſeſchlagader, ſo gros ſie immer iſt, doch
nur ein Aſt von der Aorte iſt, und man leicht zu glau-
ben veranlaſſet wird, daß die Geſchwindigkeit im Anfan-
ge der Aorte anſenlicher ſei, ſo fand dieſer Gelerte, daß
ſich die Geſchwindigkeit in der Aorte, zur Geſchwindig-
keit in der Gekroͤſeſchlagader, wie 1. 17. zu 1 verhielt.
Endlich erfur ſelbiger noch, daß ein in Schlagadern ge-
U 2ſprizz-
[308]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
ſprizzter Saft, mit ſolcher Traͤgheit in die Blutadern
uͤberſtieg, daß derſelbe in vierzig Minuten nicht uͤber an-
derthalb Zolle weit aus der Stelle kam (s).
Von dieſem Maaße wich die Rechnung des Bryan
Robinſon um ein vieles ab, da dieſer die Geſchwindig-
keit in der Aorte, zur uͤbrigen Geſchwindigkeit in den
kleinſten Gefaͤſſen, wie 1100 zu 1 anſezzte (t). Hinge-
gen laͤugnete der beruͤmte Robert Whytt, welchem viel
daran gelegen war, die vom Herzen mitgeteilte Geſchwin-
digkeit ſehr zu vermindern, daß, nach der Keilſchen Be-
rechnung, der den Blutkuͤgelchen vom Herzen eingedruͤkk-
te Trieb das Gewichte des Kuͤgelchen um zweimal uͤber-
traͤfe (u): da er aber nachgehens das Reiben in Ueberle-
gung zog, ſo vermutete er, daß der vom Herzen den ro-
ten Kuͤgelchen mitgeteilte Eindruk, in einer haarfeinen
Schlagader kleiner, als die Schwere eines Kuͤgelchen
ſei (x), indem er uͤberhaupt dieſes Kuͤgelchen nicht aus
der Stelle bringen koͤnne.
Der beruͤmte Franz Boißier fand wiederum, daß
aus dem geoͤffneten Halsaderſtamme, innerhalb gleich
groſſer Zeit, neun Theile Bluts, aus den groſſen Aeſten
der Halsader hingegen nicht uͤber ſieben herausfloſ-
ſen (y). Er zerſchnitte ferner dieſe Gekroͤſeſchlagader an
zween gleich groſſen Hunden, und hierauf auch, nachdem
er das Gedaͤrme zerſchnitten hatte, die mereſten Aeſte die-
ſer Schlagader: er verglich hiernaͤchſt die Menge Waſ-
ſers, welches ſich durch den Gekroͤſeſtamm, und welches
ſich durch die Aeſte ergos, und er fand beides gegeneinan-
der wie 20 zu 1 im Verhaͤltniſſe (z): da derſelbe ferner
das Verhaͤltnis noch genauer ſuchte, ſo beobachtete er,
daß der Stamm zwanzig Theile Waſſers, die erſten Aeſte
ſechs-
[309]in den Schlagadern.
ſechszehn Theile, die dritten Aeſte drei Theile, und das
Gedaͤrme endlich einen einzigen Theil ausſchuͤtteten.
Ferner nahm eben dieſer beruͤmte Mann ohnlaͤngſt
die Sache wieder von neuem vor ſich (a), er minderte die
Anzal der Zeraͤſtlungen, er ſezzte etwas von dem Ver-
haͤltniſſe der Aeſte gegen ihre Staͤmme herab, und hier-
aus erwuchs ſeine Rechnung, da er annam, daß das
Blut in den kleinſten Schlagadern um ein Drittheil we-
niger ſchnell, als in der Aorte bewegt werde (b), daß
hingegen das Fluͤßige der Ausduͤnſtungen eine 7, 854,
000 mal langſamere Bewegung habe, als das Blut im
Herzen (b*). Die erſtern unter dieſen Erfarungen wie-
derſprechen den alten Saͤzzen dieſes beruͤmten Mannes
gar ſehr, ſie ſtimmen aber gegenteils mit den unſrigen
artig uͤberein, die ich vor wenigen Jaren herausgab (c).
Hierzu fuͤgt dieſer beruͤmte Mann noch, daß die Ge-
ſchwindigkeit in den verſchiedenen Theilen eines thieriſchen
Koͤrpers, bald ſo, bald anders beſchaffen ſei, und daß
das Blut mit einer leichtern Behendigkeit durch das Ein-
geweide, als durch die Muskeln getrieben werde, weil
von den Schlagadern ſehr weniges Waſſer durch das
Fleiſch in die Blutadern gebracht wuͤrde (d).
Nun iſt noch zu unterſuchen uͤbrig, welchen Aus-
ſpruch die Natur ſelbſt uͤber dieſe Angelegenheit thue, und
was der uͤbrige Jrrtum vor eine Urſache zum Grunde
habe. Es gab bereits vor langer Zeit Malpighi,
wenn er ſagte, daß er das Blut in den Staͤmmen der
Schlagadern ſchneller, als in den Aeſten laufen geſehen,
in der That zu verſtehen, daß es ſich in andern Verſu-
U 3chen
[310]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
chen nicht geſchwinder bewegt haͤtte (e). Wir leſen fer-
ner beim Anton v. Leeuwenhoek(e*) faſt in unzaͤlba-
ren Stellen, er habe dieſe Bewegung in Schlagadern
und Blutadern hoͤchſt ſchnell befunden. Wir wollen
deſſen Zeugnis aber nicht misbrauchen, da wir leicht ein-
ſehen koͤnnen, daß zuruͤkgelegte Raͤume das eigentliche
Maas der Geſchwindigkeit ſind: kann mans alſo dahin
bringen, daß uns dieſe Raͤume groͤſſer vorkommen, ſo
kan man auch in der That machen, daß uns die Geſchwin-
digkeit ſchneller, und ſechszigmal groͤſſer zn ſein ſcheint,
wofern ein Linſenglas den Durchmeſſer eines Koͤrperchens
um ſechszigmal vergroͤſſert (f).
§. 30.
Was hierinnen Verſuche vor Licht geben.
Nunmehr naͤhere ich mich den Verſuchen, welche
man uͤber warmbluͤtige Thiere freilich nicht auszudehnen
vermag, hingegen an kalten angeſtellt hat, und die in ſo
fern gelten muͤſſen, daß wir uns dabei erinnern, wie das
Blut von einem waͤrmern Herzen der groſſen Thiere auch
mit groͤſſerer Geſchwindigkeit fortgetrieben werden muͤſſe.
Jch habe demnach geſehen, ohne mich eben dabei der
erhabenſten oder kleinſten Linſenglaͤſer zu bedienen, daß
das Blut in den kleinſten, haarfeinen, und blos zu einem
Kuͤgelchen beſtimmten Blutadern, geſchwinde und ſo
ſchnell fortbewegt werde (g), daß das Auge kaum den
fluͤchtigen Kuͤgelchen auf dem Fuſſe nachfolgen kann,
wenn dieſelben durch die krummen Windungen der klein-
ſten Blutaͤderchen, gleichſam mit gedrengten, in einander
geſchlaͤngelten Wellen ſtroͤmen, und beſtaͤndig in einem
neuen Lager und mit neuem Glanze aufblizzen. Nun
wird ein billiger Richter der Erſcheinungen leicht einraͤu-
men,
[311]in den Schlagadern.
men, daß das Blut in den kleinſten Blutaͤderchen nicht
ſchneller, als in den Schlagadern umlaufe, da das Blut-
aderblut ſeinen Antrieb von dem Schlagaderhaften
her hat.
Jch wuſte es ſehr wohl, daß es Leute gebe, welche
eben das einwenden (h), was ich eben jezzt erinnert habe,
daß die Geſchwindigkeit naͤmlich bei dem Gebrauche eines
Linſenglaſes ſcheinbar wachſe. Zu dem Ende habe ich
eben dieſe Geſchwindigkeit, mit der das Blut in den klein-
ſten Gefaͤſſen fliſſet, mit derjenigen Geſchwindigkeit zu
vergleichen angefangen, mit der es durch die groͤſſern
Gefaͤſſe fliſſet. Man ſiehet naͤmlich ohne Schwierigkeit
ein, daß die Schnelligkeit ſowol in groſſen, als in kleinen
Gefaͤſſen, unter erhaben geſchliffnen Glaͤſern, nach einer-
lei Verhaͤltniſſe zunehme. Nun wird aber einzig und
allein die Groͤſſe der Geſchwindigkeit geſucht, welche in
groſſen Gefaͤſſen ſtatt findet, gegen diejenige Geſchwin-
digkeit, welche in kleinen uͤbrig iſt. Zwoer Groͤſſen
Verhaͤltnis wird aber in nichts geaͤndert, wenn man bei-
de durch einerlei Zal multiplicirt.
Folglich habe ich, ſo viel es ſich ohne Mikrometer
hat thun laſſen wollen, diejenige Geſchwindigkeit, mit
der das Blut durch die groſſen Schlagadern flieſſet, mit
derjenigen Geſchwindigkeit verglichen, die das Blut in
den kleinſten ſchlagaderhaften oder Blutadrigen Gefaͤſſen
noch uͤbrig behaͤlt. Hierauf habe ich auch die unverruͤkk-
te Dauer der Bewegung, die in groſſen Gefaͤſſen ſtatt
hat, gegen die Dauer der Bewegung gehalten, die in
kleinen Gefaͤſſen gefunden wird. Und ſo habe ich, als
ein aufrichtiger Augenzeuge, ohne bei mir eine Neigung
zu irgend einem Siſteme aufſteigen zu laſſen, nicht ſelten
geſehen, daß dieſe Geſchwindigkeit in den kleinen Gefaͤſ-
ſen kleiner, als in den groſſen Schlagadern (i) geweſen:
U 4und
[312]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
und daß ſie in ihnen ſowohl, als in dem nezzfoͤrmigen
Baue der einkuͤgligen Blutadern, fruͤher aufgehoͤrt (k),
wenn ſie noch in den groͤſſern fortwirkte. Es bewegt
ſich aber auch das Blut oft in den kleinern Blutadern,
welches aber beſſer an einen Ort zu beruͤren hingehoͤrt,
eben ſo ſchnell, als in den groſſen Staͤmmen, und in Blut-
adern oft mit einem eben ſo reiſſenden Strome, als es
in den Schlagadern zu thun pflegt. Aber doch haben
die allerkleinſten Blutaͤderchen ebenfalls alle die Urſachen
erfaren muͤſſen, welche das Blut in Schlagadern hem-
men (l).
Es haben ſich dagegen andre Erfolge gezeigt, da die
Geſchwindigkeit in beiderlei Arten von Gefaͤſſen gerade
gleich gros war (m); und ich habe viele Beiſpiele, ſo
wohl von einem ſchnellern, als dauerhaften Umlaufe in
den kleinſten Blutaͤderchen (n), indem zu der Zeit uͤber-
haupt noch in den kleinſten Gefaͤſſen einige Bewegung
Statt hatte, wenn bereits in den groſſen und benachbar-
ten Gefaͤſſen nichts mehr davon zu ſehen war.
Jch verglich die Erſcheinungen an groſſen Thieren,
mit den kleinen mit einander. Jch erfur naͤmlich ofter-
mals, wenn ich an Hunden oder andern Thieren die
Schlagadern zerſchnitte, daß das Blut aus den kleinen
Gefaͤſſen viel heftiger herausſprang, und den Sprung
zu einer groͤſſern Hoͤhe und zu einer groͤſſern Weite voll-
fuͤhrte, als es die einmal eingefuͤrte Theorie erlaubte.
Es gibt naͤmlich ganz kleine Schlagaͤderchen, die der
Stamm der innern Bruͤſtenadern erzeugt, und welche
hie und da von den Zwiſchenraͤumen der Ribben zu dem
Muskelfleiſche uͤberlaufen (o), welches dieſe Ribben in die
Hoͤhe
[313]in den Schlagadern.
Hoͤhe zu heben, beſtimmt iſt; es ſind dieſes auch an Men-
ſchen nur geſchlanke Staͤmmchen, und nicht uͤber ein
Viertheil einer Linie breit, an jungen Hunden aber noch
geſchlanker. Aus dieſen Schlagaͤderchen habe ich das
Blut, laut meinem erſtern Verſuche, drei Fus, vier Zoll
hoch (p), nach dem zweeten Verſuche, ſechs Fus und eben
ſo viel Zoll hoch (q) ſpringen geſehen. Es ſprizzte aber
das Blut aus der Bakkenſchlagader (iliaca), die doch um
ſo viel breiter iſt, in dem Verſuche des Keils(r), nicht
weiter, als drei Fus, da es doch, nach der Erwartung
der Theorie, eine viel groͤſſere Parabel, als die ſchmaͤch-
tigen Schlagaͤderchen zwiſchen den Ribben, haͤtte beſchrei-
ben ſollen. Jndeſſen iſt das Blut aus dieſen Blutadern
bisweilen eben ſo, wie ſonſt aus Schlagadern, hervorge-
ſprungen (r*).
Da nun die Geſchwindigkeit des Bluts in den klein-
ſten Gefaͤſſen nicht ſo ſehr geſchwaͤcht wird, als es wohl
von den genannten Urſachen der Bluthemmung geſche-
hen ſollte, oder zu vermuten waͤre (s); ſo muͤſſen wir uns
noch in die Unterſuchung einlaſſen, was daran denn ei-
gentlich Schuld ſei, daß der Erfolg anders ausfaͤllt, als
die Urſachen zu vermuten geben. Es kann aber die Wirk-
ſamkeit der hemmenden Urſachen geringer ſein: es kann
ſich etwa eine neue Bewegung unter das Blut mit einge-
miſcht haben, ſeit dem es bereits aus dem Herzen hervor-
gekommen; und ich ſehe nicht ab, daß man weiter eine
andre Urſache von dieſem Feler ausfuͤndig machen koͤnnte.
§. 31.
Urſachen, die das Verſpaͤten mindern.
Jch habe von derjenigen Bluthemmung bereits ge-
handelt, welche allerdings von den breitern Aeſten der
U 5Aorte
[314]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Aorte entſtehen kann. Da ich nun dieſe Sache in oͤftere
Ueberlegung gezogen, ſo habe ich einige Urſachen gefun-
den, welche dieſes Verſpaͤten in etwas mindern, aber ich
finde keine, die dieſes Verſpaͤten ganz und gar aufhuͤben.
Da die erſten Aeſte der Aorte, die vom Bogen derſelben
entſpringen, groͤſſer, als die Aorte ſind (t); da ein jeder
dieſer Aeſte, man nehme welchen man will, und zum
Exempel, die Halsſchlagader, wieder kleiner, als ihre
beiden Aeſte iſt (u); die aͤuſſere Halsſchlagader aber wie-
der eine Oefnung hat, die kleiner, als die Oefnungen al-
ler Aeſte zuſammengenommen, iſt (x); ſo ſieht man, daß
man lange zuvor, ehe die Zeraͤſtelung bis zu den engſten
Kanaͤlen fortgeht, bereits einen engern Kanal hat, wel-
ches die Aorte iſt, und der in einen weitern Kanal einge-
fuͤgt worden, welches die Summe aller Aortenaͤſte iſt.
Daß hier das Verhaͤltnis nicht wie 3 zu 2 (y), ſondern
in der That viel groͤſſer ſei, erhellt auch ſchon aus den
Aeſten der drei erſten Aeſtelungen der Aorte, als welche
ſich zu ihrem Stamme jederzeit, wie anderthalb und druͤ-
ber verhalten (z).
Das einzige, welches das Verhaͤltnis aller Aeſte zu-
ſammengenommen, zu ihrem Stamme mindert, iſt die-
ſes, daß dieſes Verhaͤltnis in den kleinſten und haarfei-
nen Gefaͤſſen um ein vieles kleiner iſt. Und wir haben
auch ſchon uͤberhaupt gezeigt (a), daß der vorlezte Stamm
ſehr merklich groͤſſer ſei, als die kleinſten Aeſte. Hier
findet alſo ein dem erſtern Geſezze wiedriges Geſezze ſtatt,
und hier ſind die Aeſte kleiner, als der Stamm.
Es laufen naͤmlich in den Adernezzen, wenn ſich der
Stamm in zween Aeſte theilt, ungemein oft auch zween
Aeſte, nach Art der Blutadern, in einem einzigen Stamm
zuſam-
[315]in den Schlagadern.
zuſammen, welcher alſo, laut der den Blutadern und
Schlagadern vorgeſchriebnen Ordnung, ebenfalls kleiner,
als ſeine Aeſte ſein mus, von denen er ſein Enſtehen ab-
leitete. Wenn demnach ein Theil des vom Herzen weit
abliegenden Schlagaderſiſtems, ſtatt zu wachſen, vielmehr
kleiner wird, oder wenn wenigſtens zwei einkuͤgliche Ge-
faͤschen in ein Staͤmmchen, das ſchon zwei Kuͤgelchen
tragen kann, zuſammenlaufen, ſo wird das Schlagader-
roͤhrchen nach dieſer Zeraͤſtlung nicht kleiner werden, als
es vor der Zeraͤſtlung war.
Ueberlegt man nun, daß im menſchlichen Koͤrper der
groͤſte Theil der Gefaͤſſe aus ganz kleinen, und den haar-
feinen aͤnlichen Aederchen beſteht, ſo wird man gewar
werden, daß in den meiſten Gefaͤſſen eines belebten Koͤr-
pers ein ganz anderes Geſezz Statt habe, als dasjenige
iſt, nach welchem ſich die Bluthemmung richtet. Und
hieraus wird nun folgen, daß zwar um dieſer Urſache
willen das Blut in den groſſen Schlagaderſtaͤmmen
eine Schwierigkeit finde: daß ſich dieſe Schwierigkeit
aber ganz anders, als man wohl gedacht hat, in den
kleinſten wieder verringere.
Das Reiben laͤſſet ſich nicht eben ganz und gar wie-
derlegen; und doch finden ſich ebenfals Gruͤnde, welche
ſolches verringern. Es verliert naͤmlich, nach den Ver-
ſuchen Peters von Muſchenbroek(b), das Reiben viel,
wenn eine Fluͤßigkeit in hoͤchſtglatten Kanaͤlen fortge-
fuͤhrt wird. Nichts aber iſt glaͤtter, als unſre Schlag-
adern.
Auch die kuglige Figur der Blutſtoffe vermindert
das Reiben, indem dieſes ſo wenige Veruͤrungspunkte,
als moͤglich, an den Aderwaͤnden verſtattet (c). Es
ſcheint ferner eine ſanfte Bewegung, und ein weiches
Anprellen des Blutes, das Reiben zu mildern, wofern
man
[316]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
man nach der Analogie, von kalten Thieren auf die war-
men ſchliſſen darf. Jch habe oft die Kuͤgelchen auf die
Waͤnde ihrer Schlagader (d) und Blutaderkanaͤle (e), wie
auch auf die Ekken der Zeraͤſtlungen, losſtroͤmen geſehen,
aber jederzeit wargenommen, daß ſie ohne Strudel und
Sturz gegen dieſe Waͤnde getrieben wurden.
Daß die Laͤnge der Kanaͤle nicht einen Theil der Ge-
ſchwindigkeit rauben ſollte, daran laͤſt ſich nicht im ge-
ringſten zweifeln, und wir folgern hieraus, daß daher
die Fuͤſſe einen geringern Grad von Waͤrme beſizzen, daß
man an ihnen viel ehe Waſſergeſchwuͤlſte zu befuͤrchten
hat, und daß hier die brennende Kaͤlte am erſten den heiſ-
ſen Brand erzeugt.
Wenn Jakob Keil die Enge der kleinſten Gefaͤſſe
auf \frac {"1"} {"20000"} eines Zolls ſchaͤzzt, ſo finden wir ſelbige hoͤch-
ſtens ſo klein, daß ſie ein Blutkuͤgelchen leicht und ohne
Reiben durchlaſſen kann. Aber oft lehren auch die Ver-
ſuche, daß ſie allerdings anſehnlicher, und zum Durch-
meſſer fuͤr mehrere Kuͤgelchen gros genung ſei (g)!
Solchergeſtalt vermindert ſich ein wenig die Kraft
des Reibens, aber doch mus man ſich wundern, daß man
ſie in Verſuchen nicht groͤſſer befindet.
Es iſt von uns gezeigt worden, daß die Verwei-
lungskraft, welche Falten in den Adern hervorbringen,
anſenlich bleibt. Es iſt aber die Kegelfigur, wofern ſie
irgend Gefaͤſſen zukoͤmmt, wenigſtens einzig und allein
ein Vorrecht groſſer Schlagadern, indem die kleinſten
Gefaͤſſe, ſie moͤgen nur ein Kuͤgelchen faſſen, oder in
die Blutadern zuruͤkkgebogen, oder ſonſten ungeaͤſtelt ſeyn,
uͤberhaupt einen cilindriſchen Bau haben (h): und hie-
durch wird gewis ein groſſer Theil von dem Anfalle des
Fluͤßigen auf die Waͤnde der Gefaͤſſe vernichtet werden
muͤſſen (i).
Den
[317]in den Schlagadern.
Den Verluſt, den die Geſchwindigkeit von der zaͤhen
Natur des Blutes leidet, ſcheint man gar nicht leugnen
zu koͤnnen: und ſo findet auch die Anziehungskraft der
Kanaͤlwaͤnde ihren guten Grund.
An einem andern Orte wird man Gelegenheit haben,
von der verſchiedenen Geſchwindigkeit des Bluts in den
verſchiednen Theilen des menſchlichen Koͤrpers zu reden.
Jndeſſen mag ich doch nicht verhelen, daß ich bei den
anatomiſchen Einſprizzungen, uͤberhaupt in den Glied-
maaßen, den Uebergang aus den Schlagadern in die
Blutader, ohne die geringſte Schwierigkeit und leicht
gefunden.
Da nun, wenn man alles ſorgfaͤltig erwaͤgt, und
das unzuverlaͤßige auf die Seite ſchaft, dem ohngeachtet
doch noch viele und maͤchtige Urſachen zur Geſchwindig-
keitsabname uͤbrig bleiben; doch aber nicht nach ihrer
Staͤrke die Geſchwindigkeit wirklich abzunehmen ſcheint,
und man keine ware Urſache von dieſer mangelhaften
Sache angegeben; ſo hat es allerdings das Anſehn, daß
man dieſer Aufgabe noch zur Zeit kein Gnuͤgen geleiſtet
habe.
§. 32.
Unrichtige Urſachen von der neuen Geſchwin-
digkeit.
Nun iſt noch uͤbrig, daß wir uns zu den Urſachen
von derjenigen neuen Geſchwindigkeit hinwenden, welche
ſich auſſer der Gewalt des Herzens noch ins Blut mit
gemiſcht hat. Man hat vielerlei von dergleichen Urſa-
chen bereits vorgetragen, wir wollen aber von denjeni-
gen den Anfang machen, welche man aus dem Grunde
ausrotten mus, weil ſie ſich von der Warheit entfernen.
Es
[318]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Es ſind Maͤnner, die weder unberuͤmt (k), noch von
ſchlechten Anſehn geweſen, welche eben von der Enge der
kleinſten Kanaͤle erwartet haben, daß daher die Ge-
ſchwindigkeit wachſen muͤſte. Diejenigen, welche dieſe
Hipoteſe vorgetragen, gruͤnden ſich, wie es ſcheint, auf
einen jederman bekannten Verſuch: und das iſt ein Trich-
ter, oder ein holer Kegel, deſſen weite Oefnung zum
Behaͤltniſſe des Waſſers gemacht wird, und deſſen engere
Roͤhre daſſelbe wieder von ſich gibt. Jn einem derglei-
chen Waſſerbehaͤlter fliſſet das Waſſer allerdings durch
die engere Muͤndung ſchneller durch, und faſt uͤberhaupt
um deſto ſchneller (l), je breiter die Waſſerflaͤche in dem
Behaͤltniſſe oben iſt, die ſich in den Abzug hinabbegibt,
und auf den heraustretenden Strudel druͤkkt. Jch will
aber nur erinnern, daß eine Schlagader blos eine der-
gleichen Roͤhre ſei, wenn man ſie mit der Aorte in Ver-
gleichung ſtellt (m); daß hingegen die Summe der Oef-
nungen der kleinen Gefaͤſſe, davon die Rede iſt, weiter
ſei, als die Oefnung der Aorte, und daß folglich ein
Schlagaderkanal ein verkehrter Trichter ſei, welcher das
Waſſer durch die engere Oefnung emfaͤngt, und durch die
weitere ausſchuͤttet.
Ein andrer beruͤmter Mann (n) behauptete ehedem,
die Gewalt des Blutes nehme in den vom Herzen ent-
legnen Gefaͤſſen ſo wenig ab, daß ſie vielmehr groͤſſer
werde, und daß dieſer Strom des Bluts in Blutadern
ſtaͤrker ſei, als in Schlagadern. Er bediente ſich hiebei
in der That eines ſehr einfachen Vernunftſchluſſes; er ſahe
das in Schlagadern befindliche Blut fuͤr eine einzige
Saͤu-
[319]in den Schlagadern.
Saͤule z. E. fuͤr einen Cilinder an, deſſen Grundflaͤche
im Herzen Wurzel ſchluͤge, und deſſen Laͤnge ſich vom
Herzen bis an die Blutadern erſtrekkte. Dieſe Saͤule
bekomme eine vom Herzen mitgeteilte Geſchwindigkeit,
und folglich entſtehe ein ſtaͤrkrer Strom, wenn man
dieſe Geſchwindigkeit in eine groͤſſere Maſſe uͤbertruͤge.
Allein, ob es gleich wirklich an dem iſt, daß eine Ge-
ſchwindigkeit, die man auf eine Oefnung anwendet, uͤber-
haupt auf fliſſende Waſſer einen Stos thut, ſo kann
doch das nicht hieraus folgern, was der beruͤmte Jurin
fordert, wofern die dem Blute mitgeteilte Geſchwindig-
keit nach einem groͤſſern Verhaͤltniſſe vermindert wor-
den, wenn man ſich vom Herzen weiter entfernt, als die
Laͤnge der Blutſaͤule angewachſen iſt (o).
§. 33.
Die Kraft der Schwere.
Wir muͤſſen uns auch darum bekuͤmmern, ob die
Schwere des Blutes in die Befoͤrderung, oder gar in die
Beſchleunigung des Umlaufes einigen Einflus hat. Es
hat nicht an beruͤmten Maͤnnern gefelt (p), welche ſich
die Vorſtellung gemacht, das Blut fliſſe durch eine zu-
ſammenhaͤngende Roͤhre der Schlagadern und Blutadern,
gleichſam als durch einen zweiſchenkligen Kanal in eins
fort: und daraus wuͤrde nun freilich folgen, daß die
Schwere des durch die Schlagadern herabſtuͤrzenden
Blutes, das Blut noͤtige, durch die Holader, welche
gleichſam der zweete Schenkel zu der aufwertsgebognen
Blutroͤhre waͤre, in die Hoͤhe zu ſteigen.
Verſuche erweiſen es, daß die Schwere einige Kraft
aͤuſſere, um in der Geſchwindigkeit des Blutes eine Ver-
aͤnderung hervorzubringen. Jederman weis es, daß
das
[320]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
das Blutaderblut, und nebſt dieſem auch der Damf, den
die Gefaͤſſe wieder eingeſogen, von den Fuͤſſen zum Her-
zen mit groͤßrer Schwierigkeit wieder zuruͤkke kehrt, und
daß Waſſergeſchwuͤlſte daher, oder dieſe Maſſe von auf-
geſammelten Damfe, am allererſten in den Fuͤſſen uͤber-
hand zu nehmen pflegen, und daß davon Blutaderkroͤpfe
an den Schienbeinen einer ſtehenden Perſon erzeugt wer-
den, welche die Erſcheinungen an dem Eingeweide aus-
legt (haruspex); ferner, daß daher die waͤßrigen Ge-
ſchwuͤlſte ſchon von der bloſſen Lage eines liegenden Koͤr-
pers zerſtreut werden, wie zum Exempel Fuͤſſe, nach der
taͤglichen Erfarung, vermoͤge der Lage, die ſie den Tag
uͤber haben, gegen die Nacht am ſtaͤrkſten geſchwollen
ſind; da ſie hingegen, wenn man des Morgens aus dem
Bette aufſteht, wieder geſchlank werden. An einer
ſchwaͤchlichen Frauensperſon (q) ſank das Blut in einer
langwierigen Krankheit dergeſtalt auf die eine Seite her-
ab, wo das Gewichte daſſelbe hinleitete, daß uͤberhaupt
der Tod von dem gehemmten Ruͤkklaufe des Blutes er-
folgte. Da jemand auf dem Arme gelegen hatte, ſo er-
folgte ſchnell ein heiſſer Brand darauf, daß die elende
Kranke das Glied als eine Mumie herumtragen muſte (r).
Daß die Droſſelblutader an Breite zunehme, und daß zu-
gleich mit ihr das Loch in dem Knochen des Hinterhaup-
tes und der Schlaͤfe, auf eben der Seite groͤſſer werde,
auf welcher ein Menſch im Schlafe den Kopf zu legen
gewont iſt, dieſes iſt eine Anmerkung, welche ſich von
genauen Zergliederern herſchreibt (a). Wenn man auf
dem Ruͤkken liegt, ſo haͤuft ſich das Gebluͤte im Ge-
hirne zuſammen; indem das Blut, nach Abzuge des
Wiederſtandes der Schwere, alsdenn viel leichter in den
Schlagadern fliſſet, und wenn der Beiſtand von der
Schwere weggefallen, durch die Blutadern traͤger zuruͤk-
kekehrt (b).
Endlich
[321]in den Schlagadern.
Endlich habe ich dieſe Kraft der Schwere auch an
lebendigen Thieren, mittelſt vieler Verſuche, beſtaͤtigt
gefunden. Jch habe geſehen, daß das Blutaderblut
geſchwinde zum Herzen zuruͤkke kam, und ſich durch das
ganze Siſtem der Gekroͤſeblutadern hurtig hindurch be-
wegte (c). Jch kehrte das Gekroͤſe um, und ſahe, da nun
das Gedaͤrme unten zu liegen kam, daß nicht nur das
Blutaderblut in der Ruͤkkehr ſich verſpaͤte, ſondern auch,
und das nicht ſelten, uͤberhaupt dem Naturgeſezze zuwie-
der, vom Herzen ins Gekroͤſe zuruͤkkeſank, und durch
dieſe Anhaͤufung die Darmblutadern auseinander dehnte.
Stellte ich wieder die zu ſeiner Schwere guͤnſtige Lage
her, daß die Daͤrme wenigſtens nicht niedriger als das
Herz zu liegen kamen, ſo ſahe ich den Augenblik die Ge-
kroͤſeblutadern ſich ausleeren, und ihr Blut dem Herzen
wieder zufuͤhren.
Jndeſſen haben mich doch auch eben dieſe Verſuche
geleret, daß die Schwere des Blutes, entweder uͤber-
haupt gar nichts (d), oder doch nur ſehr wenig wieder das
Schlagaderblut in lebendigen Thieren auszurichten ver-
mag: und daß der Weg deſſelben von Herzen bis zu den
aͤußerſten Endigungen der Gefaͤſſe weder von der einſtim-
migen Schwere beſchleunigt, noch von irgend einer der
Schwere entgegen geſezzten Kraft, nicht im geringſten,
ſo viel ſich deutlich machen laͤſt, verſpaͤtet. Es ſcheinet
aber auch nicht in einem lebenden Menſchen einige Kraft
der Schwere, von der hier allein die Rede iſt, in die
Bewegung des Schlagaderblutes zu wirken. Es findet
ſich naͤmlich am Haupte, wohin das Blut ſeiner eignen
Schwere zuwieder empor ſteigt, am allererſten die Roͤthe,
am leichtſten der Schweis und das Klopfen der Schlag-
adern ein, ſo wie der Kopf der gewoͤnlichſte Ort der Aus-
wuͤrfe
v. Hall. Phiſ.II.Th. X
[322]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
wuͤrfe in der Haut (Ausſchlaͤge) und der Blutergiſſungen
zu ſeyn pflegt: an den Fuͤſſen, dahin das Blut aus der
Aorte vermoͤge ſeines eignen Gewichtes hinabſinkt, treffen
wir von allem gerade das Gegenteil an; den erſten Anfall
von der Kaͤlte, den Anfang des heiſſen Brandes, kaum
irgend einige Blutergiſſungen, und kurz, nichts als Be-
weiſe von einem traͤgen Blute (e).
Die Zartheit und die aͤſtige Beſchaffenheit der Ge-
faͤſſe, welche die Schlagadern mit den Blutadern verbin-
den, leidet keine Vergleichung mit einer zweiſchenkligen
Roͤhre, indem das Reiben in gedachten Gefaͤſſen ſo gros
iſt, daß das Waſſer, womit man eine Schlagader aus-
ſprizzt, niemals Kraft ſeiner eignen Schwere allein in
die Blutadern uͤberſteigt (f). Denn es hat nicht ein-
mal die Schwere desjenigen Waſſers, welches man durch
die Aorte in die Halsſchlagader ſprizzte, in einer in die
allerdings groſſe Schienbeinader eingepaſten Roͤhre, das
uͤbrige Waſſer im Gleichgewichte erhalten koͤnnen (g).
§. 34.
Die Kraft der Nerven.
Wir muͤſſen nunmehr auch unterſuchen, ob die Kraft
der Nerven, in geſunden und ruhigen Perſonen, etwas
zur Befoͤrdrung des Blutkreiſes mit beizutragen vermoͤ-
gend ſei. Wenigſtens gibt die anſenliche Macht, welche
die Leidenſchaften in der Veraͤnderung der Geſchwindig-
keit des Blutes an den Tag legen, kein geringes Vorur-
teil
[323]in den Schlagadern.
teil fuͤr die Nerven ab. Der Zorn iſt es (h), der einen
ſchnellern Pulsſchlag (i) am Geſichte, eine deutliche Er-
hizzung und Roͤte, Blutungen und ein Aufſchwellen der
Lippen, und ſelbſt an der Galle eine ſchnellere Bewe-
gung (k) verurſacht, ſo, daß ſich die Galle davon offen-
bar ins Gedaͤrme ergiſſet. Hingegen zieht der Schrek-
ken (l), und ein ploͤzlicher und ſehr angelegentlicher Gram,
einen krichenden Puls, der kaum merklich iſt, Kaͤlte, eine
blaſſe Geſichtsfarbe, Ohnmachten, und ſo gar, wie davon
die Exempel nicht ſelten ſind, einen ſchleunigen Tod nach
ſich, und foͤlglich verurſachet dieſe Leidenſchaft eine voll-
komne und dauerhafte Ruhe in der Bewegung des
Blutes.
Es gibt auſſer den Bewegungen der Seele, auch noch
andre Nervenzufaͤlle, welche die Bewegung im Blute
entweder anreizen, oder verzoͤgern helfen. Schmerz
und Enzuͤndung des erſten beſten Theilchens an einem be-
lebten Koͤrper, machen den Puls hart und ſchnell, der-
gleichen ſich bei dem Seitenſtechen aͤuſſert. Ein eigner
Schriftſteller uͤber die Beſchaffenheiten des Pulsſchlages
merket an, daß der Puls in einer Minute von 86 bis
hundert geſtiegen. Noch mehr werden die Pulsſchlaͤge
von dem Schmerzen membranhafter Theile (n) kurz, an
Oertern, wo die Emfindung ſehr reizbar iſt, vermerter
und haͤufiger als an den Eingeweiden wargenommen.
Es ſchrieb ehedem Helmont(o), daß der Pulsſchlag
von einer Graͤte beſchleunigt werde. Es folgt ein ſchnel-
lerer Umlauf des Bluts nach einer Enzuͤndung, ſo wie
das Krazzen mit den Fingernagel auf ein Jukken, nach
dem Franz von Sauvages. Endlich behauptet der
X 2vor-
(m)
[324]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
vortrefliche Johann von Gorter, daß die ſonderbaren
und topiſchen (von aͤuſſerlichen Hauptumſchlaͤgen) Bewe-
gungen in den Schlagadern, von der Kraft des Reizes
entſtuͤnden (p), und Karl Malouin ſagt, daß die Ner-
ven der Druͤſen den Lauf der Saͤfte hemmen ſollen, wenn
der Antrieb des Herzens gleich unveraͤndert bliebe (q).
Da man ſich nun uͤberredte, daß man ſichre Bei-
ſpiele aufzeigen koͤnne, da die Nerven eine Herrſchaft
uͤber das Blut haͤtten, ſo hingen beruͤmte Maͤnner dieſer
Meinung deſto williger an, Kraft welcher man annahm,
daß Nerven, auch ohne das Gewuͤl einer gereizten Lei-
denſchaft zu rechnen, doch noch eine Kraft beſaͤſſen, wech-
ſelweiſe das Blut zu befluͤgeln, oder traͤger zu machen.
Man hat ſich ſo gar auch die Art ausgedacht, wie
Nerven das Blut in den Schlagadern traͤger oder ſchnel-
ler machen ſollen. Es lehrt der vortrefliche Leib-
arzt (s), die Schlagadern wuͤrden von dem Nervenſafte
zuſammengeſchnuͤrt, die Schlagadern wuͤrden davon ſteif,
und ihre Schnellkraft nehme davon zu, und es wuͤrde
die Bewegung des Blutes unter der Hizze des Zorns
ſchneller, ſo wie es gegenteils in der Laͤmung ſchwaͤcher
umgetrieben wird. Ferner halten, nach der Meinung
dieſes vortreflichen Mannes, eben dieſe Nerven die klein-
ſten Gefaͤſſe zuſammengeſchnuͤrt und ſo verengert, daß
nicht das mindeſte Blut hindurch kann, wovon die Kaͤlte
hiſteriſcher Perſonen ein Exempel ſei (t), und es fliſſe das
Blut vielmehr gerades weges durch die Schlagader wie-
der ins Herze zuruͤkke. Endlich glaubt derſelbe, daß die
Leidenſchaften, wie zu vermuten ſtuͤnde, das Herze ſelbſt
verengerten, daß nur ein duͤnner Stral von Blute dar-
aus hervorſtiege (u). So leitet Franz Qvesnai(x) die
ſchlim-
[325]in den Schlagadern.
ſchlimmere Beſchaffenheit der Verſtopfungen in den Blut-
adern, welche gefaͤrlicher als die in den Schlagadern
ſind, von dem Kramfe her; und ſo hat ein ganz neuer
Schriftſteller, naͤmlich der beruͤmte Matan(y), die Hals-
ſchlagadern und die Droſſelblutadern in den kramfhaften
Beſchwerden hiſteriſcher Perſonen ungemein geſchwollen,
und den Koͤrper ſo gar flekkig befunden.
Endlich leſen wir, daß Malpighi mit Augen geſe-
hen, wie der gehemmte Umlauf des Blutes von einer
entſtandnen kramfhaften Zuͤkkung wieder hergeſtellt
ward (z), und ſo was glaube ich ebenfals geſehen zu
haben (a).
§. 35.
Die Nervenſtrikke.
Es haben ſich auch andre beruͤmte Maͤnner (b) den
Beruf gegeben, den Mechanismus auszulegen, nach wel-
chem die Nerven uͤber den Lauf des Blutes die Herrſchaft
fuͤhren; und ich habe ſeit den lezten vierzehn Jaren (c) nicht
voͤllig daran verzweifelt, daß man hier nicht der Natur
etwas weniges naͤher kommen koͤnne, ſo wie es auch nicht
an vortreflichen Maͤnnern gefelt hat, welche, meiner Er-
klaͤrung Beifal zu geben, guͤtig genung geweſen. Jch
fand naͤmlich zuverlaͤßiger und oͤf[t]rer, als man vor mir
gefunden hatte, daß die mereſten Schlagaderſtaͤmme,
gleichſam durch die Strikke auseinander laufender und
wieder vereinigter Nerven hindurch gingen: ich fand da-
von unzaͤlbare Beiſpiele an der Aorte, und an der rechten
Schluͤſſelader, als welche der ruͤkklaufende Nerve wie
mit einem Fiſcherangel ergreift und umklammert (d):
X 3fer-
[326]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
ferner an den beiden Schluͤſſeladern, zwiſchen welche ſich
ein vollkommner Henkel (Handhabe) von dem in ſeinen
oͤberſten Bruſtknoten ruͤkkehrenden Jnterkoſtalnerven ein-
legt: an der Wirbelſchlagader (f), um welche ſich noch
andre Aeſte von eben demſelben Stamme flechten, an der
Schlaͤfenader (g), an der groſſen Hirnhautader (h), der
tiefen Nakkenader (i), an der obern Gekroͤſeſchlagader (k), an
der Bauchſchlagader, Zwerchfellsader, an beiden Nie-
renſchlagadern, an der Schulterſchlagader (l), der Schien-
beinader, an den Schlagadern des Unterbauches (m) und
an der Pfortader. Denn alle dieſe Schlagadern wer-
den entweder von einem nervigen Henkel, oder doch von
einem vielfach durchſchlungnem Nervengeflechte, ein-
geſchloſſen.
Nun ſchien es freilich warſcheinlich, daß die erſchaf-
fende Weisheit dieſe nervige Handhaben, nicht zu
groſſen Abſichten, um die Schlagadern gezogen haben
ſollte. Jch glaubte auch, daß man eine Hipoteſe nicht
ganz und gar verwerfen muͤſte, Kraft welcher man der
Kraft dieſer Nervenſtrikke eine gute Auslegung zu geben
ſucht. Es konnte ein ſolcher Nerve, wie ein herumge-
worfnes Seil, eine Schlagader verengern. Und es kan
dieſes entweder mit Heftigkeit, oder nur mit ſchwacher
Anſtrengung, oder mit fortgeſezztem Drukke, oder aber
durch ein abgewechſeltes Zuſammenſchnuͤren ins Werk
gerichtet werden. Waͤre es, daß ein abgewechſeltes und
ordentliches Zuſammenziehen des Nerven Grund haͤtte,
ſo ſahe ich wohl ein, daß dieſes eine neue Urſache zur Be-
foͤrderung des Kreislaufes ſein wuͤrde, und daß ſich dieſe
in geſunden Menſchen wie die Nervenkraft verhalten
muͤſte, die den Lauf des Lebensſaftes in Gang braͤchte.
Waͤre
(e)
[327]in den Schlagadern.
Waͤre es, daß der nachlaſſende Nerve aufhoͤrte eine
Schlagader zuſammen zu ſchnuͤren, ſo felte eine von den
beiden Urſachen, die das Blut in Bewegung ſezzen, und
ſo wuͤrde alſo nur der Strom gehemmt werden. Wenn
endlich eine mitten im Nerven unterbrochne Schlagader,
durch eine beſtaͤndige Zuſammenſchnuͤrung dieſes Nerven
zuſammengedruͤkkt wuͤrde, ſo erhellte von ſelbſt, daß, wie
von einem umgelegten Bande, das Blut von dieſer
Schlagader zuruͤkkegewieſen, ſich zuruͤkke ſtemmen muͤſte,
und daß ferner kein Vorrat von Blute zu demjenigen
Gliede kommen koͤnnte, deſſen Schlagader dergeſtalt un-
terbunden worden. Wenn der Nervenhenkel, wie ich
glaubte, daß es im Zorne geſchehe, mit abgewechſelter
Verengerung und Erweiterung, ſeine Schlagader mit
ſtaͤrkrer Gewalt oder kramfhaft zuſammendruͤkkt, ſo
wird der Blutkreis lebhafter gereizt und befoͤrdert, und es
entſtehet eine neue Gewalt, die dieſen Lebensſaft in einem
reiſſendem Strome herumfuͤhrt. Folglich iſt es einem,
der die Sache nur ſo obenhin betrachtet, ein leichtes, ſo-
wohl die Wirkungen der traͤgen Gemuͤtsbewegungen,
als auch der hizzigen, die das Blut traͤger, ſchneller, oder
gehemmt herumfuͤhren, nach ſeiner Art zu erklaͤren.
§. 36.
Warum dieſe Begriffe keinen Grund haben.
Jndeſſen entriſſen mir meine Verſuche einen groſſen
Theil von dieſer Hoffnung, und von meinen fruͤhzeitigen
Freuden, indem mich die Verſuche lehrten, daß die Ner-
ven in der That ohne alle reizbare Kraͤfte ſind (n), daß
ſolche alſo weder kuͤrzer gemacht werden, um eine zwiſchen
ihren Henkeln eingeſchloßne Schlagader queer durch zu
verengern, noch wechſelweiſe nachgelaſſen werden koͤnnen.
Denn es bleibt in eben dem Augenblikke, da ein aufs
heftigſte gereizter Nerve ein ganzes Glied in den Kramf
X 4ver-
[328]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
verſezzt, dieſer Nerve ohne alle Bewegung, und es wird
derſelbe weder um den kleinſten erſinnlichen Theil an ſei-
ner Laͤnge kuͤrzer, noch wieder laͤnger gemacht. Mit ei-
nem Worte, wir hatten alle Kraͤfte der Nervenſchnuͤre
zierlich herausgeſtrichen, und den Nerven eine Zuſam-
menziehungskraft zugeſprochen, welches dennoch blos
eine Eigenſchaft des Muskelhaften iſt.
Was die Erſchuͤtterungen ferner betrift, wodurch der
Umlauf ſchneller gemacht zu werden ſchien, ſo vermute
ich nicht ohne Grund, daß ſich dabei eine mechaniſche
Kraft (o) von aufhuͤpfenden Muskeln mit eingefunden,
wodurch die Schlagadern in Bewegung gebracht wor-
den, und daß folglich dieſe Beſchleunigung des Blut-
kreiſes auch nicht auf die Rechnung der Nerven geſchrie-
ben werden muͤſſe. Es erwekken naͤmlich die kramfhafte
Zuͤkkungen des ganzen Thiers, wenn ſie vom gereizten
Ruͤkkenmarke entſpringen, keine neue Herzſchlaͤge (p), und
es geſellet ſich zu den heſtigſten Schmerzen weder ein ſtaͤrk-
rer, noch geſchwinderer Pulsſchlag (p*). Jch ſehe ferner,
daß im Schlage (paraplegia) die Schlagader desjenigen
Gliedes, welches alle ſeine Bewegbarkeit verloren hat
und ganz kraftlos iſt, ihren Pulsſchlag unveraͤndert be-
haͤlt (q), zum Beweiſe, daß das Blut, ohne die Beihuͤlfe
der Nerven, die Urſache ſeiner Bewegung im Umlaufe
ununterbrochen uͤbrig behalte. Dagegen habe ich oft ge-
ſehen, daß im heftigſten Ruͤkkenkramfe, und in andren
Kraͤmfen hiſteriſcher Frauensperſonen, von welchen der
ganze Leib uͤberfallen war, und wie ein Bogen gekruͤmmt
wurde, weder der Puls ſchneller, noch der Kreislauf ge-
ſchwinder geweſen. Es bewegt ſich aber auch das Blut
im
[329]in den Schlagadern.
im Mutterkuchen, ohne daß man den Verdacht auf ei-
nige Beihuͤlfe von Nerven werfen koͤnnte; ſo wie auch
in den knochig gewordnen Schlagadern, wovon an-
derswo gedacht worden, bei vielen Greiſen (r) der Lebens-
ſaft noch wirklich herumgefuͤrt wird, da doch hier keine
einzige Reizbarkeit und nicht das kleinſte Zuſammen-
druͤkken Statt haben kann. Es beobachten auch die
Lebensſaͤfte in vielen Thieren ihren hurtigen Umlauf, die
doch nichts von einem Gehirne, oder was Kopf heiſſen
koͤnnte, bekommen haben, welches von der ganzen Ab-
teilung der Auſtern, der Keilmuſcheln (mytulus), und ande-
rer zweiſchaligen Muſcheln gilt.
Jch moͤchte alſo wohl glauben, daß Nerven, die zu
den Schlagadern hinlaufen, in der That denſelben eine
Kraft ſich zuſammenzuziehen mitteilen, und daß Ner-
ven ihren fleiſchigen Faſern die Bewegungskraft einhau-
chen, welche das Fleiſch von den Nerven her hat. Jch
glaube auch, daß es nicht ſo gar unwarſcheinlich ſei, daß
dieſe Nerven ihre Schlagadern entweder reizbarer, oder
reizloſer machen koͤnnen, nachdem in eben dieſen Nerven
diejenige unerklaͤrbare Veraͤnderung vorangegangen iſt,
welche ihre jukkende Emfindlichkeit zu erregen die Abſicht
hat. Daß aber vor allem andern die reizbare Natur
des Herzens ſelbſt wachſen, und in dieſem Werkzeuge eine
Bewegung und ein warer Kramf von der Nervenveraͤn-
derung hervorgebracht werden koͤnne, und daß folglich
dieſer Brunnen der Blutbewegung durch einen neuen
Qvell anwachſen kann, alles dieſes laͤſt ſich wohl vermu-
ten, wie man an dem Herzklopfen offenbar ſieht, als
welches man im Zorne, in der Froͤlichkeit, im Verlan-
gen oder Erwarten warnimmt. Jch ſehe aber auch wohl,
daß alles dieſes eine Sache iſt, welche in den allerlezten
Grundſtoffen ihren Sizz hat, und daß man ſolche von
X 5kei-
[330]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
keinen Verſuchen mit Zuverlaͤßigkeit erwarten darf.
Was die Art betrift, wie Leidenſchaften in dem Koͤrper
eine Veraͤnderung hervorbringen, davon ſoll mit beſſerm
Rechte anderswo geredet werden.
§. 37.
Die waren Urſachen. Das Zuſammenziehen
der Schlagadern.
Wir haben an einem andern Orte vom Zuſammen-
ziehen der Schlagadern weitlaͤuftig gehandelt (s), indeſſen
findet ſich hier noch verſchiednes, deſſen wir in unſern
Abhandlungen nicht entberen koͤnnen. Man kan frei-
lich nicht im geringſten daran zweifeln, daß ſich nicht an
den groſſen Schlagadern, welche wechſelweiſe klopfen,
der Durchmeſſer, Kraft des Zuſammenziehens um ſo viel
verengern ſollte, als derſelbe kurz zuvor von der Kraft
des Herzens zugenommen hatte, und daß folglich diejeni-
ge Kraft wiederhergeſtellt werde, welche das Herz ange-
wand hatte, die Schlagader zu erweitern, welches frei-
lich vergebens ſeyn wuͤrde, wofern man blos ſein Augen-
merk auf die fortruͤkkende Bewegung des Blutes richten
wollte. Denn wenn eine Schlagader eine ſtaͤrkere Kraft
ſich zuſammen zu ziehen haͤtte, ſo wuͤrde die Schlagader,
nach einem jeden einzelnen Pulsſchlage, enger werden
muͤſſen: haͤtte ſie eine kleinere Kraft, ſo wuͤrde ſie nach
jeder Pulſirung einen groͤſſern Durchmeſſer bekommen.
Wenn alſo eine Schlagader und eine Blutader mit ei-
nem und eben demſelben Stiche verlezzt worden, und der
Paß aus der Schlagader in die Blutader offen geſtan-
den, ſo hat man die Blutader an dieſer Stelle blos auf-
ſchwellen geſehen (s*).
Man hat auch nicht zu zweifeln, daß nicht dieſe Kraft,
womit die Schlagadern ihrem Seitendrukke wiederſtre-
ben,
[331]in den Schlagadern.
ben, und deſſen Wirkſamkeit erſezzen, allerdings von groſ-
ſer Wichtigkeit ſei. Denn ob ſchon die Faſern, welche
den muskelhaften Theil einer Schlagader ausmachen,
eine geringe Dikke haben, und nicht haͤufig zugegen ſind (t);
und obſchon das Zuſammenziehn geringe zu ſeyn ſcheint,
womit ſich eine Schlagader an einem lebenden Thiere,
unter dem Fingerdrukke zuruͤkkebegibt (u), ſo erſezzt doch
die unermesliche Laͤnge des Muskelfeldes, welches den
Schlagadern zugeordnet iſt, die Kleinheit dieſer Faſern.
Es ſtellen naͤmlich alle groſſe Schlagadern, bis auf
diejenigen fort, welche nicht uͤber den ſechſten Theil einer
Linie breit ſind (x), in der That eine einzige fortlaufende
Muskelroͤhre vor, welche ſich vom Herzen bis zu den lez-
ten Aeſten dieſes Durchmeſſers erſtrekkt, und indem ſich
dieſe Roͤhre von der Herzenskraft erweitert, ſo macht ſie
ſich, ſo wie es das Anſehn hat, zu gleicher Zeit enger, und
treibt das Blut fort.
Jch ſehe auch nicht, daß die Kraft dieſes Zuſammen-
ziehens das Blut wieder zuruͤkke treibe (y), daß die
Helfte
[332]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Helfte von dieſer Kraft auf dieſe vergebliche Bemuͤhung
verzert werden ſollte. Denn es werden wenigſtens die
roten Kuͤgelchen in den Froͤſchen, ehe ſich ein kraͤnklicher
Zuſtand einfindet, einzig und allein nach ihrer regelfoͤr-
migen Bewegung gegen die kleinern Gefaͤſſe zu getrie-
ben (z), wo die Straſſe durch die Blutadern frei iſt, und
es legt ſich ohne Zweifel eine neue vom Herzen hergewaͤlz-
te Blutwelle ins Mittel, damit das Blut nicht, Kraft
der zuſammengezognen Schlagader, gegen das Herz zu-
ruͤkk treten moͤge. Die Urſache, warum das Blut aus den
Schlagadern nicht ins Herz zuruͤkk tritt, liegt in dem
Beſtreben des Schlagaderſiſtems ſich zuſammen zu ziehen,
welches Zuſammenziehen nicht ploͤzlich in dieſem ganzen
Siſteme, in einem einzigen Zeitpunkte, ſondern in vie-
len Zeitpunkten geſchicht, welche ſich ordentlich auf ein-
ander folgen, ſo daß derjenige Theil zu erſt zuͤkkt, wel-
cher an das Herz angrenzt, und ſo nachgehens die uͤbri-
gen ſich einander folgen, ſo wie ſich allmaͤlich die Theile
der Schlagader mehr vom Herzen entfernen. Daher
koͤmmts nun, daß ſich derjenige Theil der Aorte am er-
ſten und ſtaͤrkſten zuſammenzieht, welcher ſich zwiſchen
dem Fleiſche des Herzens eingeſchloſſen befindet, oder mit
demſelben am naͤchſten zuſammengrenzt, und dieſes iſt
nun der einzige Theil, der das Blut in der That gegen
das Herz zuruͤkkewaͤlzt (a). Die ganze uͤbrige Laͤnge die-
ſer Schlagader treibt das Blut nicht ruͤkkwerts, wenn
dieſe Schlagader, an eben dieſem Theile und in eben die-
ſem Augenblikke, am ſtaͤrkſten zuſammengezogen iſt, ſon-
dern nur vor ſich her und weiter vom Herzen weg, da
wo die Schlagader bisher weder von einem neuen Zufluſſe
des
[333]in den Schlagadern.
des Blutes aus dem Herzen gereizt worden, noch zuſam-
mengezogen iſt. Es macht nun die allmaͤlich aufgehalt-
ne Geſchwindigkeit, dieſes auf einander Folgen notwen-
dig; und dieſes iſt auch ganz allein die Urſache, daß eine
neue Welle die vorhergehende ſchlaͤgt, und dieſelbe, wie
an einem andren Orte gezeigt werden |ſoll, theils voͤllig
bis in die Blutader, theils an die Waͤnde der Schlag-
adern forttreibt. Es nimmt aber dieſes groͤſſere Maas
von Geſchwindigkeit in dem hinten nachfolgenden Blute
beſtaͤndig ab, bis in den Blutadern gar keine Geſchwin-
digkeit mehr uͤbrig iſt (b). Es wird aber eine Schlag-
ader erweitert, wie in der Geſchichte des Pulsſchlages ge-
zeigt werden ſoll (c), weil die vordre Welle langſamer
fortrollt, und von einer neuen und ſchnelleren Welle uͤber-
fallen wird, ſo daß nunmehr zwo Wellen in einerlei Rau-
me in der Schlagader beiſammen ſind, und ſie anfuͤllen
und folglich auseinander dehnen. Solchergeſtalt er-
aͤugnet es ſich, daß der Augenblik, der an ſich kurz ge-
nung iſt, und auf eine einzige Schlagadererweiterung
geht, in mehrere Theile zerriſſen wird, da ſich denn im
erſten Abſchnitte derjenige Theil der Aorte, der dem
Herzen am naͤchſten iſt, erweitert: im zweeten Abſchnitte
erweitert ſich der etwas entferntere Theil, wo die nach-
jagende Welle gegen die vorhergehende ſchon eine gerin-
gere Geſchwindigkeit hat, und die folgende alſo auf die
vorhergehende ſchon nicht ſo ſchnell mehr trift. Und ſo
wird alſo ferner allemal die vordre von der hintern etwas
ſpaͤter eingeholt werden, und alſo auch der Augenblik der
Schlagadererweiterung immer etwas ſpaͤter einfallen.
Wenn nun die Erweiterungen in einiger Zeitfolge ge-
ſchehen, ſo iſt auch von dem Zuſammenziehn nicht zu
zweifeln, daß es nicht nach der Ordnung, in den vom
Herzen weit entlegnen Gefaͤſſen, ebenfalls ſpaͤter erfolgen
ſollte.
[334]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
ſollte. Es wird alſo erſt die Aorte in der Bruſt, denn
die im Unterleibe, hierauf die Bekkenſchlagader, denn
die Huͤftenſchlagader, hiernechſt die hintere Schienen-
ſchlagader, endlich die aͤuſſere Fusſolenſchlagader veren-
gert werden. Das augenſcheinlichſte Beiſpiel davon
ſieht man an der groſſen Ader lebender Jnſekten (d). Und
auf dieſe Art wird die geſamte Kraft einer Schlagader,
nur einen ganz geringen Theil ausgenommen, auf das
Fortbewegen des Blutes mit Nuzzen verwandt.
Jndeſſen klopft doch das Herz (e) und die aͤuſſerſte
Schlagader am Fuſſe zu einerlei Zeit auf. Denn weil
das Blut ſo ſchnell laͤuft, daß der Pulsſchlag, vom Her-
zen an durch die groſſe Schlagadern, in einer Minute
faſt 150 Fus (f) oder 1800 Zoll durchlaͤuft; und da
folglich die Erweiterung des ganzen Stammes, einen
Fus lang, ſo viel man an einem lebenden Thiere mit
Augen warnehmen kan, faſt in einem Drittheile einer
Sekunde geſchicht, ſo koͤnnen die meiſten Menſchen die-
ſes ſo kurze Aufeinanderfolgen mit Augen nicht warneh-
men (g) noch unterſcheiden, wiewohl es Perſonen gibt,
welche geglaubt, daß ſie es unterſcheiden gekonnt (h).
Das Zuſammenziehn der Schlagader wird eben ſo,
als die Erweiterung gemeſſen, der es vollkommen gleich
iſt (i). Derowegen iſt es kleiner als die Kraft des Her-
zens, und es iſt ſo gros als die ganze vom Herzen her-
vor-
[335]in den Schlagadern.
vorgebrachte Geſchwindigkeit, welche von der ganzen
fortruͤkkenden Bewegung vermindert worden. Jndem
ſich alſo eine Schlagader zuſammenzieht, ſo faͤrt das
Blut zwar fort, aus einer verwundeten Schlagader, aber
mit geminderter Heftigkeit zu ſpringen, und es thut ei-
nen deſto weniger hohen Sprung, je kleiner die von den
Schlagadern erzeugte Kraft, als die vom Herzen her-
ruͤrende Kraft iſt. Es ſpringt das Blut aus der Kranz-
ſchlagader, von der Kraft des Herzens, einen Zoll hoch,
und es ergiſſet ſich in dem Zuſammenziehen der Schlag-
ader ohne einen Sprung aus derſelben (k). Es ſahe
Stephan Hales das Blut zween oder drei Zoll hoͤher
ſpringen, zu der Zeit, wenn ſich das Herz zuſammen-
zog (k*), ſo, daß uͤberhaupt der vom Herzen hervorge-
brachte Sprung alsdenn, wenn das Blut hoͤher heraus-
ſtralt, denjenigen Sprung, welcher waͤrend dem Zuſam-
menziehn der Schlagader geſchicht, bald um den ſechs-
zehnten, bald um den achtzehnten Theil uͤberſteigt, bei
mittelmaͤßiger Bewegung des Blutes aber, vom drei und
zwanzigſten bis zum achtzigſten Theile uͤbertrift. Da-
her kam es, daß Franz Boißier von Sauvages den
drei und achtzigſten Theil angenommen (k**). Um wie-
viel aber eine Schlagader eigentlich niederſinke, kann zur
Zeit noch nicht beſtimmt werden, da das Maas des Zu-
ſammenziehens auſſerdem in allen Schlagadern anders
beſchaffen iſt. Es verhaͤlt ſich die Oefnung einer zuſam-
mengezognen Schlagader im lichten, zu einer erweiterten,
wie 9 zu 4, nach dem beruͤmten de Sauvages(l), und
folg-
[336]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
folglich iſt hier der Durchmeſſer wie 3 zu 2, da mir doch
dieſes Verkuͤrzen, oder vielmehr das Erweitern zu gros
zu ſeyn ſcheint; indem das Auge in lebenden Thieren oft
gar keins, allezeit aber nur ein geringes und ſchwaches
warnehmen kann. Wir wollen uns aber bemuͤhen, die
Erweiterung einer Schlagader an einem andern Orte
zu berechnen.
Durch dieſes Zuſammenziehen laͤſt ſich nun erklaͤren,
woher es komme, daß ſich ſo viel Blut auch aus gerin-
gen Schlagaͤderchen ergiſſet (m); und warum ſich ſtark
verwundte Thiere nicht voͤllig verbluten, ſondern erſt den
zweiten Tag hernach das uͤbrige Blut, wenn man eine
neue Wunde gemacht (n), wegfliſt, daß das Fleiſch ganz
und gar weis davon wird. Jn beiderlei Verſuchen ſtoͤſ-
ſet ein langſamer verrichtetes Zuſammenziehen der Ge-
faͤſſe, welches ſich Zeit dazu genommen, das Blut in
groͤſſerm Ueberfluſſe aus den Adern fort.
§. 38.
Welchen Schlagadern die Verkuͤrzungskraft
mangele.
Es iſt noch uͤbrig zu betrachten, wie weit ſich das
Gebiete dieſer Zuſammenziehung in den Schlagadern er-
ſtrekke, und wovon ſie eigentlich herruͤre. Die gemein-
ſte Sprache iſt, daß ſich durchgehens alle Schlagadern
erweitern, und daß ſich alle zuſammenziehen, indem man
ſo gar die zuſammenziehende Kraft zu einer Jngredienz
der
(l)
[337]in den Schlagadern.
der Erklaͤrung und der gemeinſchaftlichen Natur der
Schlagadern (o) zu machen pflegt. Jndeſſen ſcheint mir
dieſes nicht erweislich genung zu ſeyn. Wenigſtens ſchlaͤgt
in kalten Thieren blos die obre Aorte und die Lungen-
ſchlagader, nebſt dem Gekroͤſeſtamme; der im Unterleibe
befindlichen Aorte und den Gekroͤſeaͤſten mangelt alle
Erweiterung und Verkuͤrzung voͤllig. Jch habe naͤm-
lich niemals, weder mit bloſſen noch bewaffneten Augen,
einige Erweiterung an der Schlagader geſehen, oder eini-
ges wechſelweiſes Zuſammenziehen bemerken koͤnnen; es
huͤpfen auch nicht diejenigen Blutaͤderchen, welche auf
Schlagadern oben auf liegen, in die Hoͤhe (r), und es
werden nicht einmal die feinſten Rizzen von der Zuſam-
menziehungskraft einer Schlagader weiter gezerrt (s).
Selbſt die ſchaͤrfſten Gifte (t), welche doch eine Schlag-
ader ſich zuſammenzuziehen noͤtigen, koͤnnen wieder dieſe
Gefaͤſſe nichts ausrichten. Endlich ſo habe ich nichts,
was Muskelfaſern aͤnlich geweſen waͤre, in Schlagaͤder-
chen, die nicht eben ſo ganz und gar klein waren, ſon-
dern ſchon einen Durchmeſſer hatten, der mehr als einer
Kugel aufwarten konnte, geſehen, ob ich gleich die Kuͤgel-
chen des Blutes ganz leicht ſehen konnte: ſondern es iſt
ihr Gewebe aller Orten weis, und dem Zellgewebe
aͤnlich.
Wenn die mereſte Schlagadern an kalten Thieren
ohne deutliche Verkuͤrzung ſind, ſo gibt es auch an warm-
bluͤtigen Thieren eine unendliche Menge von kleinen Ge-
faͤſſen, an denen ſich durch keine ſichre Erfarung ein
Pulsſchlag erweiſen laͤſt. Ausgemacht iſt es, daß ſich
groſſe
(p)
(q)
v. Hall. Phiſ.II.Th. Y
[338]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
groſſe Schlagadern ungemein erweitern, theils weil ſie
weniger wiederſtehen, theils weil ſie die ganze Kraft des
Herzens mehr in der Naͤhe haben, und in ihrer ganzen
Staͤrke emfinden (u). Was aber die Oefnung der klei-
nen Gefaͤſſe betrift, ſo bemerkt ſo wenig das Auge, als
das Vergroͤßrungsglas, einige Veraͤnderung daran, und
es gedenken beruͤmte Maͤnner, wenn ſie in ſo haͤufigen
Verſuchen das Blut in warmen Thieren im Umlaufe
beſchauten (x), nie einer Erweiterung oder wechſelweiſen
Verengerung des Durchmeſſers, noch einiger Muskel-
faſern, welche nur klein ſeyn muͤſſen, wofern ſie kleiner, als
ein rotes Kuͤgelchen ſind, da doch dieſe beruͤmte Maͤnner,
in eben gedachten Verſuchen, dergleichen Kuͤgelchen vor-
naͤmlich betrachteten, und ganz leicht ſehen konnten.
Aber auch ſelbſt im Huͤnchen, das noch im Eie liegt,
weis ſo gar die Aorte, und die uͤbrigen Schlagadern, die
Nabelſchlagadern ausgenommen, von keinem Klopfen,
ſo viel wenigſtens ein bewafnetes Auge warnehmen
kann (y). Da man ferner vermoͤge zalreicher Verſuche
die Erfarung davon eingezogen, daß die Feſtigkeit der
Schlagadern (z) uͤberhaupt mit ihrem Fortſchritte wachſe,
und die Schlagadern der Gliedmaaſſen offenbar ſtaͤrker
ſind als die dem Herzen naͤher liegende Staͤmme, ſo iſt
es nicht unwarſcheinlich, daß die kleinſten und zu dem
Geſchlechte der haarfeinen gehoͤrige Gefaͤschen in war-
men Thieren eine eben ſolche Feſtigkeit an ſich tragen, als
auch ſo gar die groſſen Gefaͤſſe in kalten Thieren beſizzen.
Jſt die Feſtigkeit einerlei, ſo mus daraus folgen, daß ſie
durchaus nicht von der, durch ſo viele Urſachen geſchwaͤch-
ten Gewalt des Herzens, erhoben werden muͤſſen: und
daß
[339]in den Schlagadern.
daß ſie auch folglich ſich nicht wieder zuſammenziehen.
Endlich ſo hat ſchon vorlaͤngſt Franz Boißier(a) die
Erinnerung gegeben, daß der Unterſcheid zwiſchen der
Geſchwindigkeit der erſten und folgenden Blutwelle, be-
ſtaͤndig kleiner werde, je weiter ſie ſich vom Herzen ent-
fernen, und folglich bleibe die Haupturſache von der
Schlagadererweiterung, in den kleinſten Schlagaͤder-
chen am ſchwaͤchſten uͤbrig, ſo daß man auch aus dieſem
Grunde keine Erweiterung an der haͤrtern und ſtaͤrker
wiederſtehenden kleinen Schlagader erwarten doͤrfe. Jch
gebe es freilich zu, daß Krankheiten in den Gefaͤſſen, wel-
che an einem geſunden Menſchen nicht klopfen, ein Klo-
pfen erregen koͤnnen (b), wenn naͤmlich der durch eine
Entzuͤndung aufgebrachte ſchnellere Trieb des Herzens
das Blut in ſolche Gefaͤſſe hineintreibt. Denn alsdenn
geſchicht eigentlich das, was geſchehen wuͤrde, wenn man
ſolche Gefaͤſſe dem Herzen naͤher bringen wollte (c).
Wenn es an dem iſt, daß beinahe das ganze Schlag-
aderſiſtem, welches kleiner, als der ſechſte Theil einer Linie
iſt, des Schlagens uͤberhoben iſt, ſo wird gewis ein an-
ſenlicher Theil von derjenigen neuen Geſchwindigkeit ver-
tilgt werden muͤſſen, welche man von dem Zuſammen-
ziehn der Schlagadern erwartet. Denn es gehoͤrt der
groͤſte Theil des Gefaͤsſiſtems in die Klaſſe der unbeweg-
lichen Schlagadern, und es bleibt nunmehr ein ganz klei-
ner Theil von dem muskelhaftem Weſen einer Schlag-
aderroͤhre nur noch uͤbrig.
Doch es faͤllt auch noch alles dasjenige zugleich mit
weg, was beruͤmte Maͤnner von der Reizbarkeit und den
Y 2Schwin-
[340]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Schwingungen der kleinſten Gefaͤſſe zu hoffen pflegten (d).
Denn, wenn ſich die kleinen Schlagadern nicht zuſam-
menziehen, ſo folgt daraus, daß ſie weder reizbar ſind,
noch den Lauf des Blutes befoͤrdern. Es iſt aber unnoͤ-
tig, Sachen hier zu wiederholen, die wir bereits an an-
derm Orte uͤber dieſe Hipoteſe erinnert haben (e).
§. 39.
Die Urſache von dieſem Zuſammenziehn der
Schlagadern.
Es haben einige Schriftſteller eine ganz einfache Ur-
ſache von dem Zuſammenziehn der Schlagadern angege-
ben, und daſſelbe von der Springkraft der Membranen
einzig und allein hergeleitet (f), aus welchen eine Schlag-
ader beſteht. Sie halten naͤmlich dieſe Membranen fuͤr
Saiten, die ſonſt geſpannt waͤren, und die von der
Erweiterungskraft des Herzens und dem Triebe des Blu-
tes erhabner, und folglich laͤnger gemacht wuͤrden, als
ſie, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, waͤren; ſie ſind folglich jezzt in
einem gewaltſamen Zuſtande, aus welchen ſie ſich, ſobald
die Kraͤfte nachlaſſen, in ihre natuͤrliche Kuͤrze wieder
zuruͤkke begeben. Man fuͤrt hieruͤber Verſuche an, daß
ſich Schlagadern auch nach dem Tode zuſammenzoͤgen,
daß ſie ſich nach einer Verwundung in Falten legten, und
die Wunde verſchloͤſſen, ob man gleich dieſe Verſtopfung,
von den der Laͤnge nach laufenden Faſern, die nunmehr
aufſchwellen, herleitet. Sie ſagen aber, es ſei die Spring-
kraft einer Schlagader, wie wir bereits an einem an-
dern Orte erinnert haben (h), nicht mittelmaͤßig; zoͤge man
ſie auseinander, ſo wuͤrde ſie doppelt ſo enge, als erſt, be-
vor
(g)
[341]in den Schlagadern.
vor ſie zerreiſſe; es ziehe ſich eine zerſchnittne, drei-bis
fuͤnfmal weiter zuruͤkke, als ein Nerve (i), und was der-
gleichen mehr iſt, das bereits an ſeinem Orte beruͤret
worden (k).
Es haben die meiſten unter den neuern Schriftſtel-
lern davor gehalten, es kaͤme noch eine Muskel-und Le-
benskraft (l) von der Klaſſe der Reizbaren mit hinzu.
Sie reden von fleiſchigen Faſern, welche in groſſen
Schlagadern ſehr gut zu ſehen waͤren, und ſie haben
Recht, daß dieſe, der Natur aller Fleiſchfaſern gemaͤs,
ein Beſtreben aͤuſſern, ſich zu verkuͤrzen. Daher haben
manchen geglaubt, man koͤnne an den Giften ſelbſt ihre
Reizbarkeit ſchon dadurch erweiſen, daß ſich eine damit
beruͤhrte Schlagader zuſammenzoͤge (m), oder eine zer-
ſchnittne, wie ein Wurm, in die Enge zuruͤkkroͤche (n);
andre haben dies Zuſammenziehen in dem Aortenſtamme,
vom elektriſchen Funken hergeleitet (o). Man laͤſſet aber
auch Nerven in die Schlagadern treten (p), und ſo koͤnne
in dieſen Roͤhren nicht nur eine uͤbermaͤßige Emfindlich-
keit (erethismus), ſondern auch ein warer Kramf ſtatt
haben (q). Vom Kramfe einer Schlagader wird nach
dem Qvesnai der Pulsſchlag haͤrter (r). Vom Zuſam-
menziehn der Halsader entſtand ein von Kramfe beglei-
teter Schlag (s). Von der kramfhaften Zuͤkkung der
Y 3Laͤn-
[342]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Laͤngenfaſern der Aorte, ein Herzklopfen (t). Man lei-
tet ferner von der vermerten Reizung, und der dadurch
beſchleunigten Wirkung der Schlagadern, das Fieber her,
und ſie ruͤhmen es mit Erkentlichkeit, daß dieſes die vor-
zuͤglichſte Entdekkung eines Boerhaave waͤre (u). Sie
leiten ferner die Kraft des Reizens und der Entzuͤndung
daher, als welche die Urſache iſt, daß das Blut z. E.
am ſchmerzhaften Auge, in fremde und| in Salzwaſſer-
gefaͤſſe, ohne Beihuͤlfe des Herzens uͤberginge (x).
Unſre Schuldigkeit iſt es, dieſes ſolchergeſtalt vorzu-
tragen, daß wir nichts fremdes unter die Warheiten mit
einſtreuen. Es iſt gar kein Zweifel, daß ſich nicht die
ausgedente Muskelfaſern an den groſſen Schlagadern
wieder in ihre erſte Lage ſezzen ſollten: und man darf hier
eben ſo wenig auf den Verdacht geraten, daß die Fleiſch-
faſern ihren Verkuͤrzungstrieb ablegen ſollten. Daß
Schlagadern von den aͤuſſerlichen Giften, oder dem
Schaben mit dem Meſſer, ſich nicht zuſammenziehen (y),
erklaͤre ich theils durch das haͤufige daruͤber liegende Zell-
gewebe, wodurch die Fleiſchfaſern beſchuͤzzt werden, theils
von der Kleinheit der Fleiſchſaſern. Eine groſſe Kraft
von ihnen zu erwarten, verbietet ſelbſt die Zartheit dieſer
Faſern (z), und der Emfindlichkeit, welche, nach den Ver-
ſuchen, in Schlagadern nur hoͤchſt geringe iſt (a), und
die von den zaͤrtſten Nerven hier nicht ſtaͤrker erwartet
werden kan. Es laͤſſet ſich durch keinen Verſuch bekraͤf-
tigen, daß ein Kramf auf ſolche Weiſe in Schlagadern
ſtatt habe, daß man ihn mit Augen ſehen koͤnnte. Da-
wieder ſtreite ich nicht, daß ſich nicht ihre Reizbarkeit
vermeren laſſen ſollte; man mus ſich aber dieſe Veraͤnde-
rung
[343]in den Schlagadern.
rung mehr im Verſtande vorſtellen, als durch das Zeug-
nis der Sinne beſtaͤtigen wollen. Daß die Reizbarkeit
das Blut in den entzuͤndten Theilen (b) anhaͤufen ſoll,
halte ich noch fuͤr unausgemacht, und ich glaube, es liſſe
ſich dieſes vielleicht mit wenigern Umſtaͤnden, durch ein
Verſchnuͤren der blutfuͤhrenden Blutadern, wovon auch
die maͤnnliche Ruthe ein Exempel abgibt, als durch ei-
nige Zuſammenziehungskraft der kleinſten Schlagaͤder-
chen erklaͤren.
Endlich erlaube man uns noch aus der Krankheits-
lehre hier noch hinzuzufuͤgen, daß in dem vollkommenen
Koͤrperbaue eines Menſchen, dieſer Wiederſtand des
Schlagaderſiſtems, gegen die erweiternde Kraͤfte des Her-
zens, dergeſtalt abgewogen ſey, daß dieſer Wiederſtand
dem Herzen nachgibt, aber ſich auch aus eignem Vermoͤ-
gen wieder in die erſte Verfaſſung ſezzt. Behalten die
Kraͤfte des Herzens die Oberhand, ſo wird dadurch der
Grund zu einem Schlagaderſakke gelegt (c). Daß der-
gleichen Schwaͤche uͤberall im ganzen Siſteme der Ge-
faͤſſe zu einem herrſchenden Uebel werden koͤnne (d), er-
hellet auch aus denjenigen Beiſpielen, da in groſſen Schlag-
adern uͤberall im Koͤrper Schlagaderſaͤkke, an den klein-
ſten aber, vermoͤge einer gleichmaͤßigen Schwaͤche, ein
verminderter Wiederſtand, und davon entſtandne Flek-
ken (e) angemerkt worden. Aus eben dieſer Urſache zer-
reiſſen endlich Schlagadern, welches entweder von dem
Lungenſtamme (f), oder noch haͤufiger von den Aeſten der
Aorte geſchicht. Und hieher ſind auch ganz augenſchein-
lich die Verblutungen dererjenigen zu rechnen, welchen
Glieder abgenommen werden (g). Denn es bleiben die
Y 4Kraͤf-
[344]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Kraͤfte des Herzens eben dieſelben. Hingegen vermin-
dert ſich alsdenn das Siſtem der wiederſtehenden Schlag-
adern. Wenn die Kraͤfte des Herzens dazu nicht hin-
laͤnglich ſind, ſo dehnt ſich das Herz ſelbſt groͤſſer aus,
wie es gemeiniglich an alten Perſonen gedehnter (g*) und
voller Schlagaderſaͤkke iſt (g**), welches auch zuweilen
ſchon ein Erbfeler iſt (h), und es felet nicht an Exempeln,
daß es in der That mitten von einander geborſten (h*).
§. 40.
Die Ueberleitungskraft.
Ob ich nun gleich davor halte, daß man die Ver-
kuͤrzungskraft einer Schlagader gar zu ſehr erhoben, ſo
moͤchte ich doch diejenige Kraft, welche ich Ueberlei-
tungskraft genannt habe, und welche nicht nur in le-
benden, ſondern auch in kurz verſtorbnen Thieren die Be-
wegung des Blutes ganz allein beherrſcht, nur gar zu
gern zu einer Art einer geheimen Zuſammenziehung mit
rechnen. Es ergiſſet ſich naͤmlich das Blut aus einer
verwundeten Schlagader, und aus einer dergleichen
Blutader eben ſo wohl (i), dergeſtalt, daß dieſes Blut
aus den benachbarten Aeſten und Staͤmmen, theils dem
Geſezze des Blutumlaufes gemaͤs, theils demſelben zu-
wieder (k), auf die Wunde zuſtuͤrzt, dabei es auch der
Kraft ſeiner Schwere zuwieder, und wieder die natuͤrliche
Rich-
(l)
[345]in den Schlagadern.
Richtung, auf die Rizze losdringt. Solchergeſtalt er-
waͤchſet auch im ſtokkenden Blute (m) eine neue Geſchwin-
digkeit, und wenn man gleich das Herz aus dem Leibe
herausgeriſſen (n), oder die groſſen Aeſte der Aorte un-
terbunden, und dadurch folglich die Macht des Herzens
von den Schlagadern zuruͤkke gewieſen, ſo erlangt das
Blut dem ohngeachtet doch eine neue Geſchwindigkeit,
welche ſich weder vom Herzen herſchreibt, noch die Schwe-
re, oder eine uns irgend bekannte Macht zur Urſache hat;
wofern man hier nicht ein geheimes und hoͤchſtfeines Zu-
ſammenziehn der kleinſten Gefaͤſſe zugeben will, dadurch
das im Gefaͤſſe enthaltne Blut von allen Seiten her gleich
ſtark gedrengt wird, und daß keine Bewegung erzeugt
wird, ſo lange alle Gefaͤſſe unverlezzt ſind; es aͤuſſert ſich
aber dieſe Kraft, und gibt dem Blute alsdenn eine neue
Bewegung, und ſie ſtoͤſſet es endlich durch die Wunde
heraus, ſo bald im Gefaͤſſe eine Stelle entſteht, der man
dieſen Drukk benemen wollte. Man mus mich indeſſen
nicht ſo verſtehen, als ob ich dem, was ich oben geſagt,
wiederſpreche; da ich naͤmlich behauptet habe, die kleinen
Schlagadern der kalten Thiere haͤtten keine Kraft, ſich zu-
ſammenzuziehen (o). Jch habe in gedachter Stelle eine
Erſcheinung erzaͤlet, und geſagt, daß man in den klein-
ſten Schlagaͤderchen kein deutliches Zuſammenziehn war-
nehme, und nun bin ich ſo aufrichtig, eine andre Er-
ſcheinung vorzutragen, welche, wie es ſcheint, ohne eini-
ges Zuſammenziehen ohnmoͤglich verſtanden werden kann:
es haͤngt aber dieſes Zuſammenziehen nicht von der Le-
benskraft ab, es iſt keine den Muskeln angehoͤrige Ei-
genſchaft, die noch nach dem Tode uͤbrig bleiben ſollte,
ſondern es geht dieſes Zuſammenziehn vielmehr die na-
tuͤrliche Springkraft eines geſpannten Zellgewebes eigent-
lich an: denn dieſe iſt es, welche auch in einem andern
Y 5Exem-
[346]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Exempel, aber nur langſam und viele Tage auf einan-
der (p), die abgeſchnittne Schlagadern in warmen Thieren
ausleert, ihren Durchmeſſer verengert, und die Oefnung
im Lichten gar verſchwinden macht. Es befoͤrdert die-
ſes verborgne Zuſammenziehn den Blutlauf in ſo fern,
daß es, als ein freundlicher Gehuͤlfe der Fleiſchfaſern, eine
vom Herzen ausgedehnte Schlagader verengern hilft.
Es macht ſich dieſe Kraft erſt alsdenn ſichtbar, ſobald
eine Bedingung da iſt, welche in lebenden und geſunden
Thieren niemals da ſeyn kann, das iſt, ſobald die Mem-
branen verlezzt werden, aus denen eine Schlagader zu-
ſammengeſezzt iſt. Sie ſcheint indeſſen nicht die min-
deſte offenbare Bewegung hervorzubringen, indem ſie in
dem geſammten Schlagaderſiſteme dergeſtalt ausgeteilt
iſt, daß die kleinſten Enden der Schlagadern, vermoͤge
ihrer Gegenwirkung, dem ganzen Drukke der groſſen
Gefaͤſſe das Gleichgewichte halten, und nicht zugeben,
daß dieſes Zuſammenziehen der Staͤmme einige deutliche
Wirkung thun kann, welches eine Sache iſt, die mit der
Zergliedrungskunſt artig zuſammenſtimmt. Jndeſſen
bricht dieſer Drukk freilich in eine Wirkung aus, ſobald
der gleich groſſe Gegendrukk der Waͤnde von irgend einem
Theile der Schlagader fortgeſchaft wird. So glaube
ich, eine Erſcheinung auslegen zu koͤnnen, die ich in einer
anderweitigen Abhandlung, ohne Erklaͤrung, blos er-
zaͤlt habe (q), um nicht unter wirkliche Erfarungen Hi-
poteſen mengen zu wollen. Hier, in dieſem ausfuͤrlichen
Werke, halte ichs nicht fuͤr uneben, der Warſcheinlich-
keit einen Schritt naͤher entgegen zu gehen.
Jndeſſen iſt dieſes auch die Urſache, daß ſich das Blut
zwar nicht von Wunden, aber doch, wenn der Wieder-
ſtand an einigen Schlagadern kraftlos geworden, an
dergleichen Orten anhaͤuft. Und ſo erfolgen vom Fus-
bade
[347]in den Schlagadern.
bade die monatliche Reinigungen (r): und von eben die-
ſer Urſache auch die Erleichterungen der Kopfbeſchwerden,
indem dadurch das Haupt von dem belaſtenden Blute,
welches herabgezogen worden, befreit wird (s).
§. 41.
Die Bewegung der Muskeln.
Es folgt nunmehr unter denjenigen Urſachen, die
auſſer dem Herzen das Blut in Bewegung ſezzen, die
kraͤftigſte von allen, naͤmlich die Muskelkraft, wozu al-
lerdings das Stehen und deſſen Veraͤnderung, der Fort-
ſchritt, der Sprung, die Ausſprache, das ſchnellere Atem-
holen, das Hinabſchlukken, und endlich die ernſthafte
Anſtrengung der Seele bei einer ſchweren Arbeit, mit ge-
hoͤren. Und uͤberhaupt, es moͤgen welche Muskeln es
wollen, ſchneller und langwieriger, von dem Befele der
Seele, in Bewegung geſezzt werden, ſo wird dadurch im
Blute allemal eine neue und ſehr heftige Geſchwindigkeit
erregt. Aber auch in Menſchen oder Thieren, welche
vor Kraftloſigkeit bereits todt zu ſeyn ſcheinen, offenbaret,
wenn ſie uͤbrigens unverſtuͤmmelt, ohne Faͤulnis und ohne
Gerinnungen ſind, die Bewegung der Gedaͤrme, das
Erbrechen, Nieſen (t), oder eine jegliche andre heftige
Bewegung der Muskeln, das noch glimmende verborgne
Leben, und dieſe Muskelbewegung bringt das ſchlum-
mernde Blut mit Nachdrukk wieder in das Gleis des
Umlaufes. Daher erfolgt aufs Laufen die ſtaͤrkſte Roͤthe
in der Haut, die groͤſte Waͤrme, ſtarker Schweis, feuer-
farbiger Harn, Faͤulnis in den Saͤften (u), Schwaͤche,
und kurz alle Zufaͤlle die im hizzigſten Fieber vorkom-
men (x), ein Fieber ſelbſt, welches innerhalb wenig Stun-
den
[348]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
den den Todt herbeizieht (y). Unſer ehemalige Lehrer
pflegte dieſe durchgaͤngige Enzuͤndung des ganzen Koͤr-
pers, welche blos eine Folge von zu ſtarken Laufen iſt,
mit dem Exempel von den Haſen (z) zu bekraͤftigen, ſo
wie es eine Beobachtung vortreflicher Aerzte, und eine
ganz gemeine Erfarung iſt, daß der ganze Koͤrper von
dem ſo genanten Todtenkramfe (Tetanus, durchgaͤngige
Gliederſteifheit) uͤber und uͤber ſchwarz wird.
Es iſt aber ebenfalls, um auch unſre Gruͤnde von
dem Gegenteile herzunehmen, eine ausgemachte Sache,
daß, wenn die Bewegung der Muskeln zu ſaͤumig wirkt,
das Blut aller Orten, am meiſten aber im Unterleibe,
traͤge zu werden pflegt; daß die Waͤrme am ganzen Koͤr-
per abnimmt, daß die Menge der Ausduͤnſtung ſchwaͤ-
cher wird, der Harn zunimmt, das Fett in den Faͤcher-
chen unter der Haut, im Nezze, in der Leber, angehaͤuft
wird, der von den Fuͤſſen ruͤkkehrende Damf ſtehen bleibt,
ſich ſammlet, in ein deutliches Waſſer verwandelt wird,
und kurz: daß ſich alle die Zufaͤlle eraͤugnen, welche man
irgend von der Kraftloſigkeit oder der geſchwaͤchten Kraft
des Herzens zu erwarten hat (a).
Auf was fuͤr Art Leibesuͤbungen, und die Anſtren-
gung der Muskeln, dem Blute eine neue Geſchwindig-
keit verſchaffen, ſoll an einem andern Orte weitleuftiger
erzaͤlet werden: doch will ich bei dieſer Gelegenheit etwas
weniges davon mit anhaͤngen, da ich nicht weis, wie
lange mir GOtt noch das Leben laͤſt, und ich vielleicht
mich dem allgemeinen Naturgeſezze eher unterwerfen mus,
als dieſes Werk geendigt werden doͤrfte. Es haben alſo
beruͤmte Maͤnner geleret, daß ein Muskel blas werde,
wenn er ſich zuſammenzieht (b), indem derſelbe das Blut
fort-
[349]in den Schlagadern.
fortreibt, ſo, daß ein Muskel alſo die Stelle eines zwei-
ten Herzens vertritt, und das Blut noͤtigt, ſeine Gefaͤſſe
zu verlaſſen.
Es uͤberzeugen mich aber unzaͤliche Verſuche, daß
einem wirkenden Muskel nicht das mindſte an deſſen
Roͤthe entgeht (c), und daß in lebendigen Thieren, wenn
man ein erhaben geſchliffnes Glas an die Schlagader
bringt, welche laͤngſt der Oberflaͤche eines Muskels hin-
ablaͤuft, in der That die Blutkuͤgelchen und ihr fortwaͤ-
render Lauf wargenommen werden koͤnnen, wenn ſich
gleich das Fleiſch des Muskels in der ſtaͤrkſten Zuſam-
menziehung befindet, und es ſind kurz hinter dieſem hoͤchſt
ſchnellen Tempo der Thaͤtigkeit, dieſe Gefaͤſſe in der That
eben ſo mit Blute angefuͤllt, als ſie vor dieſem Zuſam-
menziehen davon voll waren.
Es mus demnach das Blut von der Thaͤtigkeit des
Muskelfleiſches auf eine ganz andre Weiſe fortgetrieben
werden. Es krichen naͤmlich uͤberall zwiſchen groſſen
Muskeln Blut-und Schlagaderſtaͤmme herum; beſon-
ders aber Blutaderſtaͤmme. Muskeln ſchwellen aber,
wenn ſie eben wirkſam ſind, auf; dieſe Erſcheinung neh-
men wir vor der Hand als ganz bekannt an. So oft
alſo ein Pakk Gefaͤſſe mitten durch die Muskeln durch-
geht, ſo oft hat ein Zuſammendruͤkken allenthalben laͤngſt
allen dieſen Gefaͤſſen in der That ſtatt, wodurch die
Waͤnde gegen ihre Achſen gepreſt werden, und es iſt der
Erfolg davon eben der, als ob ſich eine neue Zuſammen-
ziehungskraft gleichſam in die Waͤnde dieſer Gefaͤſſe er-
goſſen haͤtte.
Wieder das Blut der Schlagadern vermag der Mus-
keldrukk ſchon nicht ſo viel: es beſtehen naͤmlich kleine
Schlagadern aus haͤrtern Membranen, und oft krichen
dieſelben uͤberhaupt auſſerhalb dem Gebiete der Muskeln,
tief
[350]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
tief neben den Knochen fort: ſie wuͤrden auch nicht mit
eben ſo gutem Nuzzen gedruͤkkt werden, da ſie den Schuzz
der Klappen vermiſſen, und es wuͤrde die Bewegung des
Schlagaderblutes uͤberhaupt von dieſem gemeinſchaftli-
chen Drukke des Fleiſches keinen groͤſſern Beiſtand erwar-
ten koͤnnen, als daß es, wenn der Strom gegen das Herz
zuruͤkkgetrieben iſt, von dieſer Urſache angehalten wuͤrde.
Koͤnnte man irgendwo an ſolchen Stellen einen Muskel
in die Schlagadern bringen, wo ſich eine Schlagader
zwiſchen einem Knochen und ſtarkem Muskel lagert, ſo
wuͤrde die voͤllige Zuſammendruͤkkungskraft des Muskel-
fleiſches von der Schlagader, welche nicht ausweichen
kann, emfunden werden. Es geht auch an, daß ein
Muskelring ſich um einige Hoͤle des thieriſchen Koͤrpers
herumlegt, und dieſelbe verengern hilft, davon man am
Unterleibe ein Beiſpiel hat, und man wird von dieſer
Kraft des Muskelringes, die ſich zugleich mit der Wirk-
ſamkeit des Zwerchfelles verbindet, an der Galle und der
Pfortenader, in Befoͤrderung des Blutlaufes, anders-
wo reden: es iſt aber die Pfortenader, wenn man auf
ihre Klappen ſieht, eine Schlagader. An den Aeſten die-
ſer Ader ſieht man das Stokken des Blutes ganz deutlich,
ſo bald die Hand des Zergliederers die Muskeln am Un-
terbauche zerſtoͤret (d).
Vor der Hand wollen wir nun annehmen, und an
andern Orten zeigen, daß auch die Geſchwindigkeit des
Blutes, von der vermerten Wirkung der Muskeln,
in den Schlagadern zunehme. Es werden naͤmlich da-
durch die Kraͤfte des Herzens reger gemacht, ſie verſtaͤr-
ken ſich, und es wird das Blut in die Schlagadern ge-
ſchwinder ausgeſprizzt.
§. 42.
[351]in den Schlagadern.
§. 42.
Erſcheinungen bei einem unruhigen und matten
Fortruͤkken des Blutes.
Nun ſind noch die Erſcheinungen, bei einer unordent-
lichen, matten und unterdruͤkten oder geſtoͤrten Bewe-
gung des Blutes, zu erklaͤren uͤbrig, und hier werde ich
mich groͤſtentheils meiner eignen Verſuche bedienen, wel-
che von der Beſchauung kaltbluͤtiger Thiere hergenom-
men ſind; ſie ſcheinen indeſſen von warmen Thieren eben
ſo gut zu gelten, da man an warmen Thieren eben ſolche
Erſcheinungen gewar wird, und ich keine Urſache ſehe,
warum ſie in dieſen Faͤllen von den kaltbluͤtigen Thieren
abgehen ſollten. Man mus aber mit vielem Fleiſſe und
mit einiger Gedult diejenige Erſcheinungen an einem le-
bendem Thiere durchforſchen, welche mitten zwiſchen ei-
ner bluͤhenden Lebenskraft und zwiſchen dem voͤlligen Tode
vorgehen, und welches gleichſam die Stuffen ſind, auf
welchen man, von der regelmaͤßigen Bewegung des Blu-
tes, bis zum vollkomnen Stillſtehen deſſelben uͤber-
gehn kann.
Der erſte Feler, dem das Blut in lebenden Thieren
ausgeſezzt iſt, iſt, wenn es ſich langſamer bewegt (e), und
dieſes iſt zugleich das Maas und die Folge von der
Schwachheit. Denn es geſchehen nicht nur die Herz-
ſchlaͤge langſamer, ſondern es wird auch der Lauf des
Blutes in der Schlagader traͤge.
Daraus erfolgt gemeiniglich die Unordnung. Jn
einem geſunden Thiere iſt die Gewalt des durch die Schlag-
adern ſtroͤmenden Blutes gleichmaͤßig abgewogen, und
einem ſchnellen, aber zugleich ſanftrauſchenden Bache
aͤnlich, in deſſen Fluten weder eine Welle vor der andern
ſchneller forteilt, noch zuruͤkke bleibt. Dagegen iſt die-
ſer Strom in kraftloſen Thieren ungleich, und bald kricht
der-
[352]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
derſelbe ganz verdroſſen, bald ermuntert ſich derſelbe wie-
der ſchneller zu Fluten (f). Es iſt es naͤmlich die Kraft
des Herzens, welche mit einer neuen Anſtrengung nach
der andern, das von den Blutadern in Emfang genom-
mene Blut in die Schlagadern hineintreibt, ſo daß eine
folgende ſchnellere Blutwelle, die vordre zuruͤkkgebliebne,
ſchneller zu laufen veranlaſt.
Ein andrer und neuerer Feler pflegt bisweilen dieſer
zu ſeyn, wenn ſich das Blut, welches die Schlagadern
ſchlaͤfrig herbeiwaͤlzen, nunmehr in der That gegen das
Herz zuruͤkke ſtemmt (g). Daß dieſes in lebendigen
Thieren wirklich vorgehen kann, erhellet aus Verſuchen,
und daß es ſich an Menſchen ſo eraͤugne, haben wir be-
reits gezeigt (h). Gemeiniglich liegt davon die Urſache
in der Blutableitung, da das Schlagaderblut bei der
Gegend einer Wunde ruͤkkwerts tritt, welches auch von
einer Blutgerinnung, oder und ohne Zweifel gemeinig-
lich denn geſchicht, wenn die Staͤrke des Herzens ſchwach
geworden, indem alsdenn das Herz den Wiederſtand der
kleinſten Gefaͤſſe nicht zu uͤberwaͤltigen vermoͤgend iſt.
Wenn das Huͤnchen ſtirbt, ſo tritt das Blut aus der
Nabelmembrane in die Frucht zuruͤkke (i).
Folgt der Todt nicht auf die Zuruͤkſtemmung des
Blutes, ſo erfolgt doch eine Schwingung (oſcillatio,
Schwanken), welches an lebendigen Thieren eine ſehr
gemeine Erſcheinung iſt. Denn es ſtellt die noch uͤbrige
Kraft des Herzens, wenn ſolche ermuntert wird, in dem
zum Herzen zuruͤklaufenden Blute, die natuͤrliche Ord-
nung wieder her, und dieſes Blut wird dadurch genoͤtigt,
ſich ferner bis in die aͤuſſerſten Aeſte zu begeben. Es
ſtellt ſich aber die Urſache, die den Umlauf des Blutes
umkehrt,
[353]in den Schlagadern.
umkehrt, ebenfalls auch dem Herzen entgegen: folglich
tritt das Blut kurz darauf von den Aeſten in den Stamm
zuruͤkke, und es wird von einem neuen Triebe des Her-
zens wieder in ſeine gehoͤrige Ordnung verſezzt, bis ent-
weder das Herz den voͤlligen Sieg davon traͤgt, oder,
welches wir hier zum Grunde ſezzen, die Bewegung des
Blutes uͤberhaupt zu Ende geht. Es iſt aber keine ein-
zige Richtungslinie, in der das Blut nicht laufen oder
zuruͤkketreten ſollte. Dieſes geſchicht nicht blos von den
Aeſten gegen deren eigentlichen Stamm, ſondern auch
von dem Aſte durch einen Mittelkanal in einen andern
Stamm, entweder durch den Theilungspunkt und die
Spizze des Winkels ſelbſt, aus einem Aſte in den zwee-
ten Aſt deſſelben Stammes, oder endlich auf tauſendfache
andre Weiſe. Es dauret die Schwingung lange, und
oft viele Stunden hintereinander fort (l), beſonders aber
in einem Aſte, welcher zween Staͤmme vereinigt. Oft
geſchichts auch, daß dieſe Schwingung den Lauf des
Blutes wiederherſtellt (m).
Jn der vorausgeſezzten ſchlimmen Beſchaffenheit ei-
nes Thieres, folgt auf dieſes Schwanken die Ruhe (n).
Es faͤngt ſich ſelbige gemeiniglich von den aͤuſſerſten Thei-
len an, ſo daß das Blut vom Herzen nur gegen einen
kurzen Theil der Aorte (o) fortgewaͤlzt wird; die uͤbrige
ganze Laͤnge dieſer Schlagader erfaͤrt, nebſt ihren Aeſten,
z. E. am Gekroͤſe, nicht das mindeſte von dieſer Bewe-
gung, ſondern es ſteht das Blut in dieſen Aeſten unbe-
weg-
(k)
v. Hall. Phiſ.II.Th. Z
[354]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
weglich ſtille (p), oder es fluͤchtet vielmehr, wie ich gleich
melden will, von dieſem ganzen Theile des Koͤrpers fort.
Jndeſſen hat doch dieſe Ruhe in einigen Aeſten beſonders
die Oberhand, wenn das Blut unter der Zeit noch fort-
faͤrt, in andern Aeſten zu laufen; es wird aber nach und
nach immer ein groͤßrer Theil der Schlagadern unbeweg-
lich. So habe ich an Menſchen geſehen, daß der Puls-
ſchlag und faſt alle Waͤrme, auch bereits lange, und ei-
nen oder den andern Tag vor dem Tode, der Hand ent-
gangen war, da ſich indeſſen das Haupt noch in gutem
Zuſtande befand, und die Zunge das Verlangen der
Seele ohne Anſtos auszudruͤkken vermochte. Man darf
auch nicht alle Hofnung aufgeben, und es iſt eben keine
Seltenheit, daß dieſe Ruhe in den Schlagaderaͤſten, nicht
von einer neuen Munterkeit des Herzens wieder aufgeho-
ben werden koͤnnte, und daß das Blut, welches den Um-
lauf vergeſſen, nicht wieder von neuem umzulaufen an-
gefangen haben ſollte (q): und es iſt in dieſem Falle ein
Aderlaſſen an einer Schlagader oder Blutader faſt immer
von ungezweifeltem und ſicherm Erfolge (r).
Es faͤngt ſich das Ausleeren der Schlagadern gemei-
niglich mit der Ermattung an (s), und es wird durch die
Ruhe vollkommen gemacht. Es nimt die Menge der
Kugelreihen, welche die Kuͤgelchen in einem und eben
demſelben Stamme erſt beſchrieben, nach und nach ab,
ſo daß ihrer allmaͤlich immer weniger werden (t), bis mit
der Zeit die ganze Schlagader leer iſt: es mag nun das
geheime, und bereits oben gedachte langſame Zuſammen-
ziehn
[355]in den Schlagadern.
ziehn der Schlagadern davon die Urſache ſeyn, oder daß
die ſchwache Gewalt des Herzens die entlegne Kuͤgelchen
allmaͤlich von ſich weg, und von ihrem Geburtsorte
fort, in diejenige Gegenden verwieſen haben mag, wo-
hin weiter keine Thaͤtigkeiten der Herzenskraft mehr ge-
langen koͤnnen. An kalten Thieren findet man (u) den
Tag darauf gemeiniglich die Schlagader blutlos. An
Willhelm dem Dritten fand ſich, nach dem Tode, blos
in der Lunge Blut (x). Und es war, als man einer
Perſon das Schienbein abnahm, die Schlagader daſelbſt
ledig, und es gab ſeldige kein Blut von ſich (x*).
Koͤmmt das Blut nach der Ruhe wieder in Bewe-
gung, ſo findet ſich auch in der Schlagader das Blut
wieder ein, es beſucht von neuem die leeren Roͤhren, in-
dem ſich allmaͤlich der Faden verdikkt, bis das Blut end-
lich ſeinen voͤlligen Strom wieder annimmt (y).
§. 43.
Die Urſachen von der Bewegung, die noch nach
dem Tode fortdauret.
Wir muͤſſen noch davon reden, was das Blut fuͤr eine
Bewegung auch nach dem Tode uͤbrig haben koͤnne. Todt
nennen wir hier ſo obenhin, die fortdaurende Ruhe des
Herzens, die mit einer vollkommnen Hemmung der Em-
findungen und der willkuͤrlichen Bewegung verbunden iſt.
Jn dieſem Zuſtande iſt noch nicht alle Bewegung im
Blute vorbei (z), und wir wollen mit wenigem die Ur-
ſachen davon gemein machen, um die Geſchichte der fort-
ruͤkkenden Bewegung im Blute endigen zu koͤnnen. Es
iſt alſo erſtlich ohne Herzen, oder wenn dem Blute der
Eintritt in die Schlagadern abgeſchnitten worden, noch
Z 2eine
[356]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
eine Zeit lang die Thaͤtigkeit der Blutuͤberleitung wirk-
ſam: denn wenn man eine Schlagader (a) oder Blut-
ader oͤffnet (b), ſo laͤuft das Blut gegen den Ort mit
reiſſenden Strome zuſammen, wo man die Wunde ge-
macht hat. Jch habe auf dieſe Art das Blut noch ſie-
ben und zwanzig und dreißig Minuten lang, nachdem
man bereits das Herz aus dem Leibe herausgeriſſen hatte,
eben ſo gut gegen die Wunde herbeiſtroͤmen geſehen, als
es in vollkomnem Zuſtande zu thun pflegte. Jch habe
auch geſehen, daß das Gebluͤte in den kleinſten einkuͤgli-
gen Gefaͤschen, zehn Minuten nach zerſchnittner Aorte,
ſeinen Lauf noch fortſezzte (c).
Es iſt auch nach dem Tode noch die Kraft der Schwe-
re uͤbrig, und dieſe iſt es, welche, wenn gleich alle uͤbrige
Urſachen aufhoͤren, dennoch ganz allein die Lebensſaͤfte
beherrſcht (d). Es fand der beruͤmte Andreas Paſta(e),
an Hunden, denen man verſchiedne Lagen gegeben hatte,
daß ſich beſtaͤndig das Blut nach der Seite des Koͤrpers
hinzog, welche am tiefſten lag, und die es Kraft der
Schwere einzunehmen ſuchte. Es iſt leicht, dergleichen
auch an menſchlichen Leichnamen in Augenſchein zu neh-
men, deren Ruͤkken gemeiniglich mit Blut unterlaufen
zu ſeyn pflegt, davon die kleinen Gefaͤſſe ausgedehnt wer-
den, und die ganze Haut eine ſtarke Roͤthe an ſich zu neh-
men pflegt. Es ſinken aber auch die uͤbrigen Theile ei-
nes thieriſchen Koͤrpers mit ihrer Schwere auf die Ge-
faͤſſe hinab, und preſſen das Gebluͤte in die groſſen Staͤm-
me zuruͤkk.
Faſt eben dergleichen thut auch die Kaͤlte, welche
auf den aͤuſſern Umfang des thieriſchen Koͤrpers druͤkkt,
daß die ganze Haut an den Gliedmaßen und der Naſe
davon
[357]in den Schlagadern.
davon weis wird, und ſich das Blut von allen Seiten
her nach den inwendigen Theilen hinzieht, welche die
Gewalt des Froſies weniger emfinden (f). Es preſſet
naͤmlich die Kaͤlte eine thieriſche Faſer zuſammen (g), und
ſie machet ſie dergeſtalt kuͤrzer, daß ſie die Haut ſelbſt, die
keinen andern Reiz emfinden wuͤrde, und das Zellgewebe
ſelbſt im Hodenbeutel in eine Bewegung ſezzt, welche der
Muskelbewegung nicht ganz und gar unaͤnlich iſt. Von
der Kaͤlte ruͤhrt es her, daß das in Erhaͤngten angehaͤuf-
te Blut nach dem Tode von ſelbſten verſchwindet (h),
und die an einem unterbundnen Arme ſchwellende Blut-
adern von ſelbſt loſer werden, wenn man ihn in kaltes
Waſſer haͤlt (i).
Jch glaube, daß dieſes die vornemſte Urſache ſey,
warum ſich das Blut auch nach dem Tode in den groſſen
Gefaͤſſen anhaͤuft, welches ſo wol vom Siſteme der ro-
ten (k), als der Flieswaſſergewaͤſſe gilt (l).
Es faͤrt die Anziehungskraft, welche das Blut an die
membranoͤſe Waͤnde (n), und an andre bereits entſtand-
ne (o) Blutkluͤmpe anzieht, noch eben ſo fort, ſo lange
der Lebensſaft noch flieſſend iſt, denſelben zu beherrſchen.
Jch habe naͤmlich dieſe Kraft mit zu Huͤlfe genommen,
weil ich ſahe, daß auch ohne Herzen noch eine Bewegung
fortdauerte, welche weder von der Schwere, noch von
einer Ueberleitung (p), und das nicht blos in Gefaͤſſen, ſon-
dern auch auſſerhalb den Gefaͤſſen, wargenommen wird (q).
Es iſt indeſſen dieſe Bewegung an ſich nur ſchwach und
mit keiner Schnelligkeit verbunden: was ihre Dauer
Z 3aber
[358]Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
aber betrift, ſo koͤmmt ſie darinnen faſt mit der von der
Ueberleitung entſtandnen Bewegung uͤberein (r).
Doch aͤuſſert die entwikkelte Luft, nach dem Tode die
allergroͤſte Kraft (s). Dieſe Luft wird aus den faulen-
den Saͤften eines Thieres von allen Seiten her erzeugt,
oder aus ihrem alten Zuſtande, zu einem elaſtiſchen We-
ſen und in deutliche Luftblaſen verwandelt (t); denn das
iſt es eben, was man Lufterzeugen zu nennen pflegt.
Jch habe geſehen, wie dieſe Luft ſehr oft in den groͤſten
Gefaͤſſen des Gehirns (u), und ſo gar im Herzen ſelbſt,
mit Blut untermengt, und ſchaumig war. Wenn eben
dieſe Luft von der Waͤrme befluͤgelt und ausgedehnt wird,
ſo erweitert ſie die Gefaͤſſe, in denen ſie ſich verſchloſſen
befindet, und ſie zerreiſſet ſelbge nicht ſelten in Stuͤkke, ſo
daß ſie, wo ſie Plazz findet, durch die Lunge in die Luft-
roͤhre dringt, und ſo gar durch den Mund des Leichnams
herausfaͤrt. Dieſes habe ich an den Kindbetterinnen,
an Leuten, die vom Schlage geruͤrt worden, und die am
Frieſel geſtorben waren, mit Augen geſehen, und es iſt
dieſes eben keine Seltenheit, daß aus Mund und Naſen
an einem, am herumziehenden Landfieber (epidemica fe-
bris) verſtorbnen, eine Menge Bluts herausgedrungen.
Dieſes berichtet der beruͤmte J. Anton Pujati(x).
Aus dem Koͤrper eines vom Schlage geruͤrten, ſtuͤrzte
das Gebluͤte ſchaͤumend und mit einem Geraͤuſche her-
vor (y). An einem Erſtikkten, trat das Blut ſechszehn
Stunden nach dem Tode durch den Mund heraus (z).
Mit dem Tode erfolgte ein blutiges Harnen (a). An
einer
[359]in den Schlagadern.
einer ſterbenden Perſon flos die Monatsblume aus der
Gebaͤrmutter (b), und drei Tage hierauf auch Blut aus
der Naſe (c). Nach dem Tode ſtieg ein, in Eiter auf-
geloͤſtes Blut, aus der Lunge durch den Mund her-
auf (d). Die uͤbrigen Geſchichten, die gar nicht ſelten
vorkommen, gehe ich hier mit Fleis vorbei.
Keine andre Beſchaffenheit hat es mit den ſo genan-
ten Blutſaugern (Vampiren), welches Leichname ſind,
welche man in Grichenland (e), Ungern (f) und Jllirien (g),
mit einem Munde voll fluͤßigen Blutes antrift, nach-
dem ſie gemeiniglich an einer epidemiſchen Krankheit ge-
ſtorben ſind. Es hat der Aberglaube dieſes an ſich ein-
faͤltige Schauſpiel, wovon wir ſelbſt einige Faͤlle erlebt,
und welches bereits vor langer Zeit Anton Galeateus
wargenommen, ungemein verſtellt, und zum Theil falſche
Zieraten in die Geſchichte mit eingeſtreut, zum Theil gar
maſchinenmaͤßige Daͤmonen ihre Rolle dabei ſpielen laſ-
ſen. So viel will ich gern geſtehen, daß manche Krank-
heiten vor andern dazu aufgelegt ſind, das Blut ſtaͤrker
aufzuloͤſen, und die Luft entwikkeln zu helfen.
Von dem kleinſten Ueberreſte des Lebens, oder von der
hoͤchſt traͤgen und zweifelhaften Bewegung des Blutes,
welche noch in Menſchen, die im Waſſer erſtikkt wor-
den (g*), oder in Schwalben mitten in dem Waſſer (h),
oder in den Murmelthieren der Alpenhoͤlen (i), in den
Z 4Schluf-
[360]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
Schlufwinkeln der Landſeen in den Froͤſchen, und uͤber-
haupt in allen Jnſekten, die Wintermonate durch, fort-
dauret, wollen wir an einem andern Orte mit beßrer Be-
quemlichkeit reden. Es ſcheint naͤmlich ihr Herz-
ſchlag unendlich klein (k), und der Umlauf des Blutes
ſo traͤge zu ſeyn, daß dadurch keine Lebenswaͤrme erzeugt
wird (l).
Zweeter Abſchnitt.
Der Seitendrukk.
Der Herzſchlag.
§. 1.
Wo dieſer Drukk eigentlich herruͤrt.
Wofern ſich das Blut aus dem Herzen in leere Schlag-
adern ergoͤſſe, und dieſes Blut durch das vordre
Ende nicht ſchneller verliefe, als es durch das dem Her-
zen naͤhere Ende hineintritt; ſo wuͤrden in dieſem Falle
die Schlagadern vom Gebluͤte nicht erweitert werden:
und ſo wuͤrde alsdenn kein andrer Seitendrukk ſtatt
haben, als der allgemeine, und allen Saͤften eigne, die
ſich in erſt welchen Kanal ergiſſen, und welche eine be-
ſondre und von feſten Koͤrpern unterſchiedne Art von
Drukke an ſich haben (m), Kraft deſſen ſie allenthalben
gegen den ganzen Umkreis ihres Gefaͤſſes ein Beſtreben
aͤuſſern, und mit ihrer ganzen Schwere nicht auf den
untern Theil ihres Behaͤltniſſes druͤkken, wie dieſes wohl
die feſten Koͤrper an der Art haben.
§. 2.
[361]des Blutes, durch die Schlagadern.
§. 2.
Es ſind die Schlagadern beſtaͤndig voll Blut.
Man trift aber in den Schlagadern eines thieriſchen
Koͤrpers einen andern Drukk an, welcher auf vielfache
Weiſe von jenem gemeinen Drukke unterſchieden iſt.
So ſind, und zwar erſtlich, die Schlagadern eines le-
bendigen Thieres beſtaͤndig mit ihrem Lebensſafte ange-
fuͤllt. Jch mag hier nicht wiederholen, wovon ich be-
reits an andern Orten Meldung gethan habe, um zu zei-
gen, daß ſich in den Schlagadern eines lebendigen Thie-
res viel Blut befinde (n), und daß auch viel in den Schlag-
adern eines Leichnams ſelbſt angetroffen werde (o); vor-
jezzt iſt zu zeigen uͤbrig, daß in Schlagadern weder ein
leerer Raum ſtatt habe, welcher nicht mit Blute erfuͤllt
waͤre, noch daß in Schlagadern etwas ledig gelaſſen
werde, es mag ſich dieſe Schlagader in ihrer Zuſammen-
ziehung verengern, oder dagegen von einer neuen Welle
ausgedehnt werden (p).
Hier koͤmmt uns ſo gleich ein ganz leichter Verſuch
zu Geſichte. Schlaͤgt man naͤmlich eine Schlagader
mit dem verwundenden Eiſen, wenn ſie entweder in der
Zuſammenziehung befindlich iſt, oder den kleinſten Durch-
meſſer hat, auch nur ſo gelinde, daß die Wunde nicht
weiter als durch die Waͤnde geht, oder man mag dieſes
in ihrer ſtaͤrkſten Zuſammenziehung thun, ſo wird ſie eben
ſo wohl bluten; woraus man erſiehet, daß ſich auch in
der zuſammengezognen Schlagader das Blut gegenwaͤr-
tig befunden, welches durch die gemachte Rizze heraus-
geſprungen. Ferner, wenn aus einer Schlagaderwunde
das Blut etwas laͤngere Zeit fliſt, ſo dringt es mit einem
fortgeſezztem Sprunge in eins fort aus der Ader (q), wenn
Z 5ſich
[362]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
ſich gleich die Ader in ihrer ſtaͤrkſten Verengerung, oder
in der Zuſammenziehung befindet, welche vor der Ein-
name einer neuen Blutwelle unmittelbar vorhergeht:
denn ob der Sprung des Blutes gleich in der Zuſam-
menziehung einer Schlagader niedriger geſchicht (r), ſo
waͤhret er doch in eins fort, und er hoͤrt nicht auf, wenn
das Herz wieder in ſeiner Erweiterung ruhig wird.
Jch habe dieſen Verſuch an den Kranzſchlagadern, und
endlich an der Aorte ſelbſt angeſtellt, und ich glaube auch
nicht, daß ſich jemand finden ſollte, welcher dieſer Er-
farung wiederſpraͤche.
Jch habe mich aber der Thiere von kaltem Blute vor-
zuͤglich bedient, um die Natur naͤher zu erforſchen, und
die Bewegung des Blutes durch die durchſichtige Ader-
haͤute eigentlicher zu betrachten: demnach habe ich oͤfters
mit Augen geſehen, daß Schlagadern in muntern Thie-
ren, ſo lange ſich das Blut in ihnen bewegte, ohne Un-
terlas angefuͤllt ſind, theils denn, wenn das vom zuſam-
mengezognen Herzen mit neuer Gewalt fortgetriebne
Blut, die erſte Welle warf, als auch denn, wenn dieſe
ſchnelle Welle wieder verſchwand, und das ruhig geword-
ne Herz ſich von ſeiner Anſtrengung erholte. Hieraus
wuͤrde nun vornaͤmlich folgen, daß eine Schlagader
mit Blut ehe angefuͤllt ſey, bevor ſie eine neue Blut-
welle vom Herzen emfange. Jch mag hier nicht, ſo
leicht es mir waͤre, Schriftſteller anfuͤren, die eben die-
ſes wargenommen.
Jch ſehe aber, daß man wider dieſen Verſuch ver-
ſchiednes, und zwar ziemlich warſcheinliche Gruͤnde, ein-
wenden kann; und es kam ſelbſt in meinen Geſchichten
uͤber die Thierzergliederung nicht ſelten vor, daß in Froͤ-
ſchen, die etliche Tage ſchlechter gefuͤttert waren (t), die
Schlag-
[363]des Blutes, durch die Schlagadern.
Schlagadern entweder voͤllig leer (u), oder doch nur mit
einigen wenigen Zuͤgen von Blutkuͤgelchen (x) erfuͤllt wa-
ren, da indeſſen die ganze uͤbrige Hoͤlung leer zu ſeyn
ſchien, und ſo viel das Auge entdekken kann, frei von
allen Saͤften war. Es iſt dieſe Erſcheinung was gemei-
nes, wenn man durch oͤftere Blutaderlaͤſſe (y) den Vor-
rat des Bluts erſchoͤpft, oder ſich auch die Blutkuͤgel-
chen von freien Stuͤkken und heimlich aus der Schlag-
ader davon gemacht haben (z).
Jndeſſen moͤchte ich doch auch nicht gerne wollen,
daß jemand dieſe meine Verſuche misbrauche. Man
kann in einer halbvollen Schlagader einen leeren Raum
annehmen, ſo ſagen die Wiederſprecher: es kann ſich Luft
in ihnen befinden; es kann endlich alles, was in der
Schlagader nicht mit Blute erfuͤllt iſt, von einer hellen
Fluͤßigkeit erfuͤllt werden. Einen leeren Raum wird
wohl keiner behaupten, der ſich nur erinnern will, daß
ſich uͤberhaupt den Augenblikk in dieſen leeren Raum
Blut ergiſſen wuͤrde, um die Gegend erreichen zu koͤnnen,
wo kein Wiederſtand ſtatt findet. Daß Luft darinnen
ſey, kan niemand einwenden, der wie wir, mit Augen ge-
ſehen, in was vor verſchiedner Geſtalt (a) die Luft, in ſehr
groſſen Blaſen verſammelt, in Schlagadern zu ſehen iſt.
Alſo iſt noch uͤbrig, daß alles dasjenige, was in Schlag-
adern leer zu ſeyn ſchien, mit einem durchſichtigen und
unſichtbaren Safte erfuͤllet iſt. Das Daſeyn dieſes
Saftes wird auſſerdem noch durch verſchiedne Dinge
beſtaͤtigt: naͤmlich durch die verengerte und geteilte Wege
des Bluts, welche das Blut durch das, was in der
Schlagader leer zu ſeyn ſcheint (b), hindurch nimmt, und
welche ohnmoͤglich enger gemacht oder geteilt werden koͤnn-
ten,
[364]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
ten, wenn ſich in den Schlagadern nichts befaͤnde, wel-
ches dieſe Blutſtraſſe ſchmaͤler oder getheilt machte:
ferner durch die Bewegung, ſo die roten Kuͤgelchen ein-
zig und allein vom Herzen her haben, und welche in der
That noch in dieſem halberfuͤlltem Zuſtande der Schlag-
adern, und an der unterbrochnen Kugelſchicht, noch fort-
dauret, und die vom erſten Kuͤgelchen, das dem Herzen
am naͤchſten liegt, ohnmoͤglich bis zum lezten fortge-
pflanzt werden koͤnnte, wofern ſich nicht ein Saft zwi-
ſchen ſie in die Mitte legte, der die vom Herzen emfang-
ne Bewegung vom erſten Kuͤgelchen (c), zu dem weit-
entfernten zweiten Kuͤgelchen uͤbertruͤge. Aus der Ur-
ſache verlange ich, daß man uͤberhaupt die Redensarten,
womit ich hin und wieder leere oder halbvolle Schlag-
adern bezeichnet habe, ſo verſtehen ſoll, daß ſie ſo viel
ſagen ſollen, man ſehe es ſo mit Augen, ohne daß da-
durch demjenigen wiederſprochen werden darf, was aus
Gruͤnden der Vernunft und aus anderweitigen Gruͤnden
hergefolgert werden kann.
Feiner iſt ſchon der Beweis, den mein ehemaliger
vortreflicher Lehrer, ſeiner Theorie gemaͤs, hieruͤber
gefuͤrt hat, und den meine eigne Verſuche ebenfalls be-
kraͤftigen. Es verengert naͤmlich, nach dem Boerhaa-
ve(d), eine Schlagader, ſo wie ſie einen Blutverluſt lei-
det, zugleich auch ihre Oefnung, ſo daß ſelbige bei ihrem
kleinſten Durchmeſſer uͤberhaupt eben ſo voll iſt, als zur
Zeit ihres groͤſten Durchmeſſers. Es pflegte ſich aber
dieſer Gelerte mit den todten Koͤrpern derjenigen zu recht-
fertigen, die an der Schwindſucht geſtorben waren (e),
in
[365]des Blutes, durch die Schlagadern.
in deren Gefaͤſſen, ſie moͤgen leben oder todt ſeyn, in der
That nur ſehr weniges Blut uͤbrig iſt. Jch habe eben
dieſe Sache an lebendigen Thieren, von der Klaſſe der
Kaltbluͤtigen, noch deutlicher geſehen. Oft wird man an
Froͤſchen, bei dem Anfange des Verſuches, faſt ganz und
gar keine Oefnung in den Schlagadern gewar, ſo daß nur
zwiſchen den ſehr dikken Membranen ein ſehr enger Kanal
entſteht, deſſen Durchmeſſer nur ſehr wenige Kuͤgelchen
von einer einzigen Ordnung zum Maaße bekoͤmmt (f).
Sobald der Stos vom Herzen eben dieſe Schlagadern
wieder belebt, beſonders aber, wenn man eine Blut-
ader rizzt, ſo werden dieſe Schlagadern ſo mit Blute an-
gefuͤllt, daß ihre Oefnung im Lichten nunmehr zweimal
und dreimal groͤſſer wird, und die Dikke der Membra-
nen nach demſelben Ebenmaaſſe zugleich abnimmt (g).
Wer uͤber dieſen Verſuch ſeine Ueberlegungen anſtellt,
wird in der That finden, daß Schlagadern ſowol bei
ihrer groſſen, als kleinen Oefnung voll ſind, und daß
ſie folglich, nach Proportion des Blutes, welches ſie
verlieren, vermoͤge ihrer ſchlaffergewordnen Waͤnde, en-
ger werden, und daß ihre Oefnung ſo abnimmt, daß in
ihren Roͤhren nicht der geringſte leere Raum Plaz findet.
Hat man an menſchlichen Leichnamen, nach wiederholtem
Blutaderlaſſen, ſo wohl Schlagadern, als Blutadern
leer gefunden, ſo daß nur etwas dikkes Gebluͤte im rech-
ten Herzohre uͤbrig geweſen (h): erinnert man ſich hie
und da einiger Berichte von leergefundnen Schlag-
adern (i), ſo hat allerdings eine ſchlaffe Beſchaffenheit
der Schlagadern im Koͤrper das Anſehn geben koͤnnen,
daß ſie leer geweſen, da doch nichts von dergleichen in
leben-
[366]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
lebendigen Menſchen ſtatt findet, wenn die Schlagadern
ihre gewoͤnliche Feſtigkeit ausuͤben.
§. 3.
Der Fortrieb des Blutes, von der naͤchſtfol-
genden Blutwelle.
Wenn die Aorte voll Blut iſt, und neues Blut in
die volle Schlagader hineingetrieben wird, ſo folget,
daß dieſes Blut, welches ſich nunmehr in der Schlag-
ader befindet, dem vorhergehenden ausweichen, und von
ſelbigem beruͤhrt werden mus. Man mus freilich ge-
ſtehen, daß dasjenige Blut, welches nunmehr die Aorte
erfuͤllt, an ſich nicht ſtillſtehe, ſondern daß es von den
vorigen Herzſchlaͤgen angeſpornt, weiter fortſtroͤmt.
Wuͤrde es ſchneller entlaufen, als es durch eine neue
Welle aus dem Herzen eingeholt wuͤrde, ſo wuͤrde es in
der That von derſelben nicht getroffen werden, und ſo
wuͤrde zwiſchen der neuen und erſtern Blutſaͤule ein lee-
rer Raum entſtehen, in den ſich dieſe neue Welle ohne
Schwierigkeit verlaufen koͤnnte. Doch wir haben bereits
angezeigt (k), daß die erſte Welle nicht ſchneller laͤuft,
indem die neue, welche nachfolgt, diejenige ganze Ge-
ſchwindigkeit erhaͤlt, welche ſich im Blute gedenken laͤſt,
hingegen dieſe Geſchwindigkeit ſich um etwas und zwar
deſtomehr vermindert, je weiter ſie ſich vom Herzen ent-
fernt. Es laͤuft aber die vordre Welle nicht ſo ſchnell,
als die neue: weil, wenn die vordre eben ſo ſchnell vor-
anliefe, als die zwote ihr folgte, die vordre weder von
ihr geſchlagen wuͤrde, noch die zwote einige Schwierig-
keit vor ſich faͤnde. Da nun aber die Vorderwelle nicht
ſo ſchnell flieht, als die Hinterwelle nachſezzt, ſo muß not-
wendig die voranziehende von der lezten uͤberrumpelt,
und die voranziehende von der leztern geſchlagen wer-
den
[367]des Blutes, durch die Schlagadern.
den (l). Je groͤſſer nun der Unterſcheid der Geſchwin-
digkeit in beiderlei Wellen ſeyn wird, deſto augenſcheinli-
cher mus das Anſchlagen der Vorderwelle ſeyn, und mit
deſto gewiſſerm Schlage mus die alte von der neuen ge-
troffen werden. So kan man an lebendigen Thieren (m)
den Schlag, den die Vorderwelle leidet, nur denn al-
lererſt mit Augen unterſcheiden, wenn das Herz kraftlos
geworden, und folglich die Geſchwindigkeit des Umlau-
fes merklich abgenommen hat. Es kan naͤmlich das
Auge leicht die Maaße derjenigen Geſchwindigkeiten un-
terſcheiden, welche ſich wie 3 zu 2 gegeneinander verhal-
ten, ſchwerlich aber die wie 19 gegen 20 beſchaffen ſind.
Wenn dieſer Unterſcheid, davon die Rede iſt, nur ge-
ringe iſt, ſo ſcheint der Schlag der Hinterwelle auf die
vordre nichts zu bedeuten zu haben (n), ob gleich wirklich
ein ſolches Schlagen vorgehn mus, da es gewis iſt, daß
die Vorderwellen langſamer als die nachfolgenden fort-
ruͤkken (o). Dieſer Schlag iſt es nun, Kraft deſſen eine
mit der linken Herzkammerflaͤche gleich groſſe und uͤber-
haupt wenig Zoll lange Blutwelle, welche mit der lez-
ten Pulſirung aus dem Herzen herausgekommen, das
Blut uͤber dieſe Zolle hinausjagt, und dem Blute, bis zu
den aͤuſſerſten Enden der Gliedmaaßen, eine neue Kraft
nachſendet.
Wer dieſes Schlagen der Wellen aneinander leug-
nen wollte, wuͤrde keinen Grund angeben koͤnnen, mit
wel-
[368]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
welcher Kraft das Blut ſeinen Umlauf verrichte. Reiſ-
ſet man das Herz aus der Bruſt heraus, ſo ſteht, wie
jedermann bekant iſt, das Blut den Augenblick ſtille,
und es hoͤrt die Pulſirung auf (p), weil das von den vo-
rigen Zuſammenziehungen des Herzens fortgetriebne
Blut, den Augenblik ſeine Bewegung verliert. Hat es
ſelbige verloren, und bekoͤmmt es von der neuen nachfol-
genden Welle des Herzens keine neue Welle, ſo folgt,
daß das Blut auch in lebendigen Thieren ſo gleich ſtille
ſtehen mus (q). Es iſt einerlei, ob man das Herz zer-
nichten, oder ob man leugnen wollte, daß eine neue
Kraft vom Herzen an die vorhergehende Welle gelange.
Jſt das Blut uͤberhaupt ſtillſtehend geworden, derglei-
chen an Erſaͤuften und Erſtikkten geſchicht, ſo wird das
geſammte Blut aller Schlagadern, von dieſer einzigen
Welle anfangs in Bewegung geſezzt, und in ſeinen vori-
gen Lauf wieder gebracht.
Es hat ſich der beruͤmte Franz Boißier daran ge-
macht, dieſe Verhaͤltniſſe der Geſchwindigkeit, mit der
ein aus dem Herzen eben hervordringendes Blut in
Bewegung geſezzt wird, und mit der ein voranlaufendes
fortgefuͤret wird, zu beſtimmen. Er nam aus hidrau-
liſchen Gruͤnden an, daß der beſte Erfolg alsdenn ſtatt
finde, oder daß eine voranlaufende Welle von der juͤng-
ſten und lezten am ſtaͤrkſten fortgeſtoſſen werde, ſo bald
die Geſchwindigkeit der bewegenden Kraft, die das Herz
iſt, ſich zur Geſchwindigkeit des Fluͤßigen, das bewegt
werden ſoll, oder der vordern Welle, wie 4 zu 3 ver-
haͤlt (r). Es kaͤme aber das Blut mit ſolcher Geſchwin-
digkeit aus dem Herzen hervorgedrungen, daß es aus der
Kammer ſelbſt mit einer Geſchwindigkeit hervorſpraͤnge,
wel-
[369]des Blutes, durch die Schlagadern.
welche ſich gegen die hinter der Klappen noch uͤbrige Ge-
ſchwindigkeit, wie 3 zu 1 verhalte (s). Ferner liefe das
geſammte Blut, welches eben aus dem zuſammengezoge-
nen Herzen herausgedrungen, in den Schlagadern ſo
ſchnell, daß ſich dieſe Schnelligkeit, zu der Schnelligkeit
des am Ende der Zuſammenziehung in den Schlagadern
bewegten Blutes, wie 3 zu 2 verhalte (t). So ſchaͤzzte
ehedem der beruͤmte Jakob Keil, ſeiner Theorie gemaͤs,
die Geſchwindigkeit des Blutes in der erſtern Welle wie
15; hingegen gab derſelbe fuͤr die Geſchwindigkeit des
durch die Blutadern zuruͤkkerenden Blutes, welche er fuͤr
die Geſchwindigkeit der neuern Welle, die von der erſtern
aufgehalten waͤre, anſahe, die Zahl 6 an (u), welches
mit der erſtern Rechnung ſo ziemlich uͤbereinkoͤmmt.
Was uns ſelbſt betrift, ſo haben wir theils aus dem
Sprunge des Blutes an lebendigen Thieren, theils aus
der Bewegung in den Gekroͤſeſchlagadern, etwas andre
Ebenmaaße erhalten, beſonders aber ſcheint es nicht,
weil das Auge das Schlagen der Wellen nicht zu unter-
ſcheiden vermag, daß in leztgedachten Schlagadern die
lezte Welle die vordre mit einer Geſchwindigkeit uͤber-
treffen ſoll, die wie 3 zu 2 ſey, indem ein genaumeſſen-
des Auge einen ſo groſſen Unterſcheid, wie es ſcheint,
nicht entwiſchen laſſen wuͤrde. Jndeſſen will ich doch
nicht unberuͤrt laſſen, daß die Schlagadern, die ich allein
mit bewaffnetem Auge betrachtet habe, ohne alle Zu-
ſammenziehung und Erweiterung ſind.
§. 4.
Der Seitendrukk.
Es wird die Schlagader der Laͤnge nach
ausgeſtrekkt.
Nunmehr laſſen wir das Anſchlagen zwoer Blut-
wellen an einander aus unſrer Betrachtung, in ſo fern
ſol-
v. Hall. Phiſ.II.Th. A a
[370]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
ſolches die Fortruͤkkung des Bluts angeht. Es ſind
aber noch andre Wirkungen des Bluts, welches aus
dem Herzen in die Schlagader geſpruͤzzt worden, und
unter dieſen Wirkungen iſt die allereinfachſte dieſe, daß die
Schlagader eine groͤſſre Laͤnge anzunehmen genoͤtigt
wird. Dieſe Verlaͤngerung wird bei jedem Herzſchlage,
man mag eine Schlagader unterbinden (x) oder zerſchnei-
den (y), oder ſie mag gebogen ſeyn (z), an lebendigen Thie-
ren und Menſchen durch das Geſichte bekraͤftigt. Es
wird naͤmlich eine Schlagader, ſo oft ſich das Herze zu-
ſammenzieht, jedesmal laͤnger, und wenn man ſie gebo-
gen gehabt, ſo verlaͤngert ſich der erſte Theil uͤber den
zweeten hinaus: hat man ſie zerſchnitten, oder unter-
bunden, ſo erhebt ſich ſolche wenigſtens in die Laͤnge
hinaus. Eben dieſes eraͤugnet ſich uͤberhaupt, wenn
man in die Schlagader eines todten Koͤrpers irgend eine
Fluͤßigkeit einſprizzt.
Es iſt nicht undeutlich zu begreifen, wovon eine
Schlagader, welche vom Herzen Blut empfaͤngt, laͤn-
ger gemacht werde. Man ſieht naͤmlich leicht ein, daß
aus den kleinerwerdenden Durchmeſſern einer Schlagader,
die man vor eine einzige haͤlt, natuͤrlicher Weiſe folge,
daß ein ſo groſſer Theil, von den in Schlagadern ſtroͤ-
menden Blutſaͤulen, auf die Waͤnde einer Schlagader
aufprellen mus, als ſich in dem eingebildeten Ringe be-
findet, welcher ſo gros, als der Unterſcheid zwiſchen der
groͤſſern und kleinern Oefnung im Lichten iſt. Es ſtoſ-
ſen aber dieſe Blutſaͤulen allerdings an die Waͤnde
der Schlagader nach ihrer Richtungslinie, ſie entfer-
nen ſie naͤmlich vom Herzen, und dies nennt man
eben ausdehnen. Eben ſo wenden auch die Blutſaͤulen,
die
[371]des Blutes, durch die Schlagadern.
die ſich in einer gebognen Schlagader im hoͤhern Theile
der Roͤhre befinden, ihre ganze Kraft auf die Wand des
zweiten Stuͤkkes der Schlagader an, bis ſie ſolche von
dem Herzen entfernen.
Doch wird auch eine cilindriſch gebaute Schlagader
laͤnger und gerade ausgeſtrekkt: denn ich habe, nach dem
beruͤmten J. Friedrich Schreiber, der zugleich unſer
ganz beſondre Freund iſt, bereits bei anderer Gelegen-
heit (a) gezeigt, daß Schlagadern wie eine Reihe von
Cilindern anzuſehen ſind. Der Beweis von dieſer Aus-
dehnung iſt ſchon ein wenig feiner, und es haͤngt der-
ſelbe von der verminderten Geſchwindigkeit des Blutes ab.
Wir werden die Sache ſo gleich etwas weiter herholen
muͤſſen (b), wofern man naͤmlich einen Schlagaderkanal
fuͤr eine einzige Roͤhre halten, und in dieſer Roͤhre die
Schnelligkeit im Anfange groͤſſer, am Ende kleiner an-
nehmen wollte, ſo kann man dieſes Ende fuͤr den engern
Theil (c) des Kanals, oder vor einen Kanal anſehen,
davon ein Theil verſchloſſen waͤre. Denn ſo fliſt in ei-
nerlei Zeit ſowol nach dieſer, als der vorigen Hipoteſe,
eine kleinere Menge Bluts aus dem aͤuſſerſten Ende des
Kanals heraus. Jſt nun dieſer lezte Theil einer Schlag-
aderroͤhre verſchloſſen, ſo trift die Kraft des aus dem
Herzen herbeiflutenden Blutes an dieſer Stelle eine
Schwierigkeit an weiter zu ſtroͤmen, ſie dringt auf die
Waͤnde des Schlagaderkanals los, und wendet alle
Muͤhe an, ſelbige, der vom Herzen mitgeteilten Richtung
gemaͤs, lang auszuſtrekken. Jſt der Kanal voͤllig ver-
ſchloſſen, ſo wird er auch laͤnger ausgedehnt werden,
dergleichen auch an den ſchwammigen Koͤrpern der
Mannsruthe geſchicht, es moͤgen ſelbige von dem Blute
A a 2eines
[372]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
eines verliebten Thieres ausgedehnt, oder von der anato-
miſchen Sprizze in dieſelbe Wachs eingeſprizzt worden
ſeyn. Eben das begegnet auch dem verſchloſſnen Harn-
gange, welcher ſehr oft zur Dikke eines Darms auf-
ſchwillt. Jſt eben dieſe Roͤhre nicht ganz und gar ver-
ſchloſſen, ſondern nur etwa an einer Stelle, ſo wird ſie
freilich nicht ſo ſehr, ſondern nur in ſo fern ausgedehnt
werden, nun ſo viel das Ende der Roͤhre groͤſſer iſt,
welches einen blinden Ausgang hat.
§. 5.
Der ſenkrechte Drukk auf die Seiten der
Schlagadern.
Es iſt dieſe Wirkung des Blutes auf die Waͤnde der
Schlagadern, die wir hier betrachten, an ſich noch
denkwuͤrdiger. Bereits vorlaͤngſt haben Jakob Her-
mann und Peter Anton Michelotti(d) gezeiget, daß
eine ſchief durch die Schlagader geſchleuderte Blutſaͤule,
oder Kuͤgelchen, die Waͤnde ihrer Schlagader nach den-
jenigen Linien druͤkke, welche auf den Umfang derſelben
nach dem Perpendikkel auffallen. Es iſt dieſer Erweis
nicht ſchwer, da ſich dieſe ſchiefe Richtung in zwo gerade
Linien aufloͤſen laͤſt, darunter die eine mit der Achſe und
der Wand einer vollkommen geraden Schlagader pa-
rallel laͤuft, die zwote aber mit beiden genannten Thei-
len vertikal gezogen iſt. Es laufen aber in keinem ein-
zigen Thiere die Schlagadern vom Herzen gerade aus,
und es iſt ihr Urſprung ſelbſt ein Bogen. Daher wer-
den, vornaͤmlich in der Gegend und und demjenigen
Theile der Aorte, wohin die Achſe von der Muͤndung
des Herzens fuͤhrt, die Schlagaderſaͤkke am allerhaͤufig-
ſten angetroffen (e); denn dies iſt der Name (Anevrisma),
womit
[373]des Blutes, durch die Schlagadern.
womit die Griechen eine felerhafte Erweiterung einer
Schlagader belegt haben: dieſe mus offenbar von dem
Triebe desjenigen Bluts entſtehen, welches die Schlag-
ader aller Orten ausdehnt, und von jeglichem Herz-
ſchlage angeſpornet wird. Es erzeugen ſich aber auch
in eben dieſer Gegend haͤufige und auſſerordentliche Kno-
chen (f), doch in bejarten Perſonen noch oͤfters (g): es
wachſen dieſe Schuppen zwiſchen der muskuloͤſen und
innerſten Aortenmembrane (h); ſie ſind anfaͤnglich weich
und wie Koth anzuſehen (i), hierauf werden ſie einer ver-
haͤrteten Haut (callus) aͤnlich, und mit der Zeit knorplig
und zu Knochen. Was zwiſchen dieſen Schuppen wei-
ches uͤbrig bleibt, wird von der heftigen Gewalt des Her-
zens, deſſen Kraft es jezzo nachdruͤkklicher empfindet, zer-
A a 3rieben,
(e)
[374]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
rieben, aufgeloͤſt (k), in Eitergeſchwuͤre verwandelt,
und mit der Zeit ſo herausgenagt, daß die Schlagader
uͤberhaupt in Gefar ſteht, zu zerreiſſen und den Todt
herbeizuziehen (l). Ein Beiſpiel von dieſem ſehr groſſen
und gemeinen Uebel habe ich ſelbſt mit Augen geſehen,
und es haben auch andre beruͤmte Maͤnner davon Be-
richte erteilet (m). Es verbindet ſich aber, ſo viel ich
weis, allemal ein knochiges Weſen mit einer Erweite-
rung der Schlagader (n), und es beſtaͤtigt ſich alſo von
ſelbſten, daß beide Uebel, die Gewalt des Herzens, und
das Beſtreben des Bluts gegen die Haͤute der Schlag-
adern, zur gemeinſchaftlichen Urſache haben. Endlich
ſo hat die Natur dieſe Gefar eines ſchlimmern Schlag-
aderſakkes vor Augen gehabt, als ſie den Bogen der
entſpringenden Aorte an der erhabnen Seite dichter (n*)
und dikker webte (o). Man hat den Schlagaderſakk an
der Aorte noch an einer andern Stelle, naͤmlich in einer
Gegend gefunden, wo das vom Bogen apprellende
Blut angeſchlagen hatte (p).
§. 6.
[375]des Blutes, durch die Schlagadern.
§. 6.
Dieſes wird noch ferner beſtaͤtigt..
Es gibt aber auch andre Urſachen, die einem beſeelten
Koͤrper ſchon weſentlicher ſind, und die den Drukk des
Blutes auf die Seitenwaͤnde der Schlagadern lenken.
Jch habe ſelbige kurz zuvor beruͤhrt. Es ſtroͤmet naͤm-
lich, laut dem obigen nur gar zu oft wiederholten Be-
richte, die Vorderwelle langſamer fort, als die hintere
nachfolgt, folglich iſt die erſtere der leztern nur im Wege,
indem ſie nicht vorruͤkken kann, wenn ſie nicht die vor-
dere fortſtoͤſt, und ſich Plazz zu machen noͤtigt, oder
welches auf eins hinauskoͤmmt, es laͤuft aus der lezten
Schlagader nicht ſo viel Blut heraus, als der erſte
und dem Herzen naͤchſte Urſprung der Schlagader in ſich
aufgenommen hatte. Folglich erwaͤchſt nun die eben
gedachte Bedingung von neuem wieder, und man kann
das ganze Gebiete der Schlagadern fuͤr eine einzige
Roͤhre anſehen, deren leztes Stuͤkk enger, und folglich
ein Theil von dieſem lezten Ende blind iſt. Jch ſage
hier nochmals, waͤre eine Schlagader vollkommen blind,
und waͤre dieſes an ſich eine einzige Schlagader, ſo wuͤrde
ſich darinnen die ganze Gewalt des Herzens verzeren,
theils dadurch, daß ſie auf dieſes blinde Ende losdringt,
theils daß ſie die uͤbrige Schlagaderroͤhre erweitert, da-
mit das Blut Plazz bekommen moͤge, welches den Au-
genblik vom Herzen herbeigefuͤhrt wird. Nun wird die-
ſer Plazz allerdings durch den Seitendrukk verſchaft,
welchen man fuͤr einen Drukk des von der Achſe ſenk-
recht auf die Seiten gerichteten Blutes anſehen kann.
Es iſt aber das Ende einer Schlagader gar nicht blind,
und es ſezzt das Blut ſeinen Uebergang in die Blutadern
fort, und folglich wird die Kraft des Herzens nicht voͤl-
lig auf die Waͤnde des Kanals verwandt. Da aber das
Blut in die Blutadern langſamer uͤbertritt, als es vom
A a 4Her-
[376]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
Herzen herbeiſchieſſet, ſo wird von dem vom Herzen auf
die Erweiterung einer Schlagader angewandten Drukke
gerade ſo viel verwandt, als der Unterſcheid der Ge-
ſchwindigkeit im Anfange einer Schlagader, und an ih-
rem aͤuſſerſten Ende betraͤgt, und ſo wird der Seiten-
drukk, wenn man alles uͤbrige gleich ſeyn laͤſſet, um deſto
groͤſſer ſeyn (q), je langſamer er in den kleinſten Gefaͤſſen
ins Blut wirkt, bis er unendlich wird, oder ganz allein
den Herzſchlag verzert, wenn ſich gar kein Blut durch
die kleinſten Schlagadern mehr Plazz machen kann.
Jn einer Schnekke war die Aorte, da ſich zur Winter-
zeit das Blut in derſelben hoͤchſt langſam bewegte, zehn-
mal groͤſſer, als das Herz geworden (q*). Dieſen
Drukk zu erweiſen hat ſich der beruͤmte Franz Boißier
ungemein angelegen ſeyn laſſen (r). Richard Jones nahm,
um ihn erklaͤren zu koͤnnen, die Muskelkraft dabei zu
Huͤlfe, und auch Jakob. Jurin war von dieſem Drukke
ſehr wohl unterrichtet (s). Die Kegelfigur unterſtuͤzzt
den Seitendrukk, ſie bringt ihn aber nicht hervor.
Denn ſie verengert die hintere Muͤndung einer Schlag-
ader. Denn es aͤuſſern auch cilindriſche Schlagadern,
wie die Halsadern (carotides), ein Klopfen (t).
§. 7.
Das Maas von dieſem Drukke.
Es gibt viele Gruͤnde, welche dieſen Drukk auch an
lebendigen Thieren bewaͤhren; und dieſes ſind alle dieje-
nige Erſcheinungen, welche zeigen, daß der Umfang
einer Schlagader an einem lebenden Thiere fortwaͤchſt,
und daß dadurch die benachbarten Theile des Koͤrpers
zuruͤkke-
[377]des Blutes, durch die Schlagadern.
zuruͤkkegetrieben werden; und dieſes lehrt der Herzſchlag,
wovon wir umſtaͤndlicher reden wollen; der Stos
des Fingers, der Geſchwulſt an entzuͤndten Schlag-
adern, die Furchen, welche die Schlagadern auf
den Knochen ziehen, naͤmlich auf dem vielfachtafli-
gen Knochen des Vorderhauptes, der Stirn, des Hin-
terhaupts; die Schlagaderſaͤkke; die knochige ver-
ſtopfte (u) und flachgedruͤkkten (x) Schlagadern; die un-
terbundnen Schlagadern (y); die Gruben, welche ſich
die Schlagaderſaͤkke in den Wirbeln und andern Kno-
chen aushoͤlen, und der Beinfras (caries) an dieſen Kno-
chen (z); und die von der Gewalt des Herzens zerſprengte
Schlagadern (a). Es hat das Maas von dieſem Sei-
tendrukke der vortrefliche D. Bernoulli dergeſtalt an-
gegeben, daß er ſo gros, als die vollſtaͤndige Geſchwin-
digkeit ſey, mit welcher das Blut durch das freie Loch
einer Roͤhre hindurchfuͤhre, und die wirkliche Geſchwin-
digkeit vermindert, mit der es durch die Schlagadern
durchfliſſet (b); er ſtellt ſo gar die Roͤhre dar, in welche
A a 5das
[378]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
das Blut aus der Schlagader auffaͤlt, und deren Hoͤhe
das Maas von dieſem Drukke ſeyn ſoll (c). Es iſt in
der That ſchwer anzugeben, wie viel von derjenigen Be-
wegung, die das Herz dem Blute mittheilt, auf die Er-
weiterung einer Schlagader verloren geht, und wie viel
davon zu gleicher Zeit auf den Forttrieb des Blutes
durch die Schlagadern aufgewandt wird. Man kann
zeigen, daß dieſes kein geringer Theil, ſondern gar groͤſ-
ſer, als der erſtere ſey, und daß man nahe genung dem
waren Maaße kommen koͤnnen. So gros naͤmlich die
Erweiterung einer Schlagader iſt, ſo gros iſt auch ge-
genſeitig ihre zu naͤchſt darauf folgende Zuſammenzie-
hung. Es iſt aber die Folge von dieſem Zuſammen-
ziehn, der Sprung des Blutes, der aus einer verlezzten
Schlagader geſchicht, wenn das nachlaſſende Herz matt
wird. Hingegen ſchaͤzzt man die fortruͤkkende Bewe-
gung des Blutes nach demjenigen Sprunge, welcher aus
einer voͤllig zerſchnittnen Schlagader in dem Augenblikke
geſchicht, wenn ſich das Herze zuſammenzieht, und dieſe
Bewegung iſt es ganz allein, welche das Blut ohne den
Beiſtand der Schlagader forttreibt.
Es uͤbertrift aber derjenige Sprung, der vom Her-
zen herruͤhrt, den andern offenbar, welcher von der Zu-
ſammenziehungskraft einer Schlagader ſeinen Urſprung
nimmt, und folglich uͤbertrift er auch den Seitendrukk,
welcher mit dieſer Zuſammenziehung gleich gros iſt.
Man zeigt auch noch auf eine andre Weiſe, daß er klei-
ner ſey; weil naͤmlich der Zeitpunkt der Zuſammenzie-
hung des Herzens laͤnger iſt, als der Zeitpunkt der Er-
weiterung. Es wird aber, waͤhrend der Zuſammenzie-
hung der Schlagadern, diejenige Menge Bluts von der
Zuſam-
(b)
[379]des Blutes, durch die Schlagadern.
Zuſammenziehung der Waͤnde, in die Mitte der Roͤhre,
und in die Blutader geworfen, welche eben dieſe Schlag-
adern, waͤrend ihrer Erweiterung, erweitert hatte.
Wuͤrden ſie mehr Blut in die Blutadern abſenden, ſo
wuͤrde den Augenblik die Muͤndung der Schlagadern im
Lichten verengert werden. Folglich iſt dieſe Menge
Bluts das Maas von demjenigen Seitendrukke, wel-
cher die Schlagader erweitert hat. Waͤre nun die Zeit,
da das Herz matt iſt, oder ſich die Schlagader zuſam-
menzieht, doppelt ſo gros, als die Zeit, da ſich das Herz
zuſammenzieht und die Schlagader nachlaͤſt, und wuͤr-
den dennoch die Schlagadern in der doppelt ſo groſſen
Zeit ihrer Zuſammenziehung nicht mehr Blut in die
Blutadern zuruͤkke werfen, als in der doppelt ſo groſſen
Zeit der Erweiterung; ſo wuͤrde die auf die Schlag-
aderwaͤnde aufprellende Kraft des Herzens um die
Helfte kleiner ſein, als diejenige Kraft iſt, mit der es
das Blut noͤtigt, in die Schlagadern uͤberzutreten (d).
Ein genaueres Maas wuͤrde von einem genauern Zeit-
maaße, welches bei der Zuſammenziehung des Herzens
aufgewandt wird, abhaͤngen, und dieſes genauere Zeit-
maas mangelt uns noch zur Zeit, und iſt uͤberhaupt
ſchwer ausfindig zu machen (e). Schreiber(f) ſchaͤz-
zet die Menge Bluts, die eine Schlagader erweitert, gegen
⅔ von dem aus dem Herzen herausgepreſten Blute, ſo wie
auch bereits Stephan Hales(g) gethan hat.
Uebrigens wird der Seitendrukk, wenn man einer-
lei Kraft des Herzens dabei zum Grunde ſezzt, um deſto
kleiner ſeyn, je hurtiger der Kreislauf iſt, und um deſto
groͤſſer, je groͤſſre Schwierigkeiten derſelbe unterweges
antrift,
[380]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
antrift, folglich groͤſſer, wenn man eine Schlagader
unterbindet, verſtopft, zuſammendruͤkkt, oder auf andre
Weiſe ihre Geſchaͤfte unterbricht (h). Es haͤlt ein be-
ruͤmter Mann davor, daß daher die Muͤndung der Aorte,
nach dem verſchiednen Antriebe des Herzens, von 36 bis
zu 40 und 50 Theilchen erweitert werden koͤnne (i). Und
daraus folgert eben dieſer beruͤmte meßkundige Arzt,
daß im Fieber ein viel groͤſſrer Theil von dem Herztriebe
auf die Erweiterung der Schlagadern aufgewandt, und
daß folglich nicht die Geſchwindigkeit der voranlaufen-
den Welle oder des umlaufenden Blutes ebenfalls wachſe,
ſondern ein ſehr groſſes Reiben in dem Blute, zwiſchen
der folgenden und vordern Welle, welche der erſtern im
Wege ſteht, ſtatt finde (k). Jch gebe dieſer Anmerkung
eine ſolche Wendung, daß ich mich dabei erinnere, wenn
Schlagadern ſtaͤrker erweitert werden, daß ſie ſich auch
ſtaͤrker zuſammenziehen, und daß folglich, wenn man
nicht haben will, daß ſich Schlagadern in Fiebern in
Schlagaderſaͤkke ausdehnen ſollen, die Geſchwindigkeit
des Blutes zunehmen mus, theils daß das Herz dieſen
Lebensſaft mit ſtaͤrkrer Gewalt fortbewegt, theils daß
die ſtaͤrker zuſammengezognen Schlagadern ſelbigen mit
beſſrer Kraft weiter preſſen.
Es mag uͤbrigens das Maas dieſer Erweiterung be-
ſchaffen ſeyn, wie es will, ſo iſt doch gewis, daß eine
Schlagader, wofern ſie ſich nicht ſo gleich, Kraft
einer regelmaͤßigen Zuſammenziehung, wiederherſtellte,
immer mehr und mehr erweitert werden muͤſte, weil ein
jeder Herzſchlag ihren Durchmeſſer etwas erweitert.
Es ſteht auch nicht im Wege, daß eine geſpannte
Schlagader groͤſſern Wiederſtand thut (l), oder daß die
Biegungen der Saiten ſich, wie die beugende Gewich-
ter,
[381]des Blutes, durch die Schlagadern.
ter, doppelt verhalten, und daß, wenn folglich die deh-
nende Kraft bis 4 angewachſen, die Biegung einer
Schlagader einzig und allein wie 2 (l*) waͤchſt, und ſich
alſo das Blut in einer erweiterten Schlagader langſa-
mer bewegt (m). Denn es aͤuſſert eine zuſammenge-
zogne Schlagader, unter einem Schlagaderſakke, alle
Eigenſchaften eines faſt verſchloſſnen Gefaͤſſes, und es
iſt die Blutſaͤule in einer erweiterten Schlagader groͤſſer.
§. 8.
Die Wirkung dieſes Drukkes.
Die Verdichtung der Membranen einer
Schlagader.
Wir machen von derjenigen Wirkung den Anfang,
welche in der ganzen thieriſchen Welt, und in allen und
jeden Schlagadern ſtatt findet. Jndem naͤmlich das
Blut auf die Waͤnde einer Schlagader nach dem Per-
pendikkel auffaͤllt, ſo theilet es den erſten Drukk der in-
nerſten Membrane mit, und es treibet ſelbige von der
Achſe nach dem Umfange heraus, indeſſen daß das aͤuſ-
ſere und loſere Zollgewebe, das vom Stoſſe des Blutes
weiter abliegt, und weniger gedruͤkkt wird, nicht auf
eben ſolche Weiſe von der Achſe entfernt wird: und daher
koͤmmt es, daß ſich die innerſte Membrane einer Schlag-
ader an die aͤuſſerſte naͤher heranbegiebt, und der Ring, den
die Schlagaderwaͤnde beſchreiben, in erſt welchem Durch-
ſchnitte eine geringere Breite, oder Dikke behaͤlt, indem
zugleich die zuſammengepreſte Membranen in einen en-
gern Raum verdichtet werden. Jch habe zwar dieſe
Erſcheinung einzig und allein an den Schlagadern kalt-
bluͤtiger Thiere geſehen, an denen naͤmlich keine Erwei-
terung von dem aus dem Herzen kommenden Blute er-
folgt;
[382]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
folgt; es ſcheint aber kein Zweifel zu ſeyn, daß nicht
auch eben dieſes an warmen Thieren ſtatt finden ſollte,
und ſo gar am Menſchen ſelbſt.
Wenigſtens habe ich, und das oftermals, an kalten
Thierchen deutlich geſehen, daß, wenn die Kraft des
Herzens matt wird, und in den Schlagadern ein gerin-
ger Vorrat von Blute iſt, daß die Oefnung der Schlag-
ader nur klein, aber die Dikke der Waͤnde ſehr anſen-
lich ſey (n). Es iſt aber dieſe Beſchaffenheit der Schlag-
ader, waͤrend der Zuſammenziehung der Schlagader, in
einem warmbluͤtigen Thiere wirklich vorhanden. Fer-
ner, wenn das ſich wieder ermunternde Herz, einen ge-
hoͤrigen Vorrat von Blute in die Schlagader hinein-
treibt, ſo waͤchſt in Froͤſchen die Oefnung der Schlag-
adern im Lichten (o), und nach dieſem Ebenmaaße nimmt
zugleich die Dikke der Membranen ab. Es iſt aber die-
ſer Zuſtand der Erweiterung einer Schlagader ſehr aͤn-
lich. Jch habe aber geſehen, daß die Oefnung einer
leeren Schlagader nicht groͤſſer geweſen, als die Dikke
der Membranen war (p), ich habe ſie kleiner (q), und
doppelt ſo klein (r), ich habe ſie ſo gar in einer ſtaͤrkern
Erweiterung um dreimal groͤſſer gefunden (s), ſo daß
uͤberhaupt die Schlagaderwand ſechs und mehrmal
ſchmaͤler, und zugleich dichter gemacht ward. So ſez-
zen ſich die Membranen einer Schlagader, vermoͤge ihrer
eignen Springkraft, ſelbſt kurz darauf in ihren erſten und
angebornen loſen Zuſtand wieder, welcher eine Art von
der ſchlagaderhaften Zuſammenziehung, und von einer
muskelhaften ganz verſchieden iſt, und den Schlagadern
ſelbſt weſentlich iſt, welche ohne Fleiſchfaſern ſind. Es
hat dieſe Verdichtung Jakob Keil(t) nicht gaͤnzlich auſ-
ſer Acht gelaſſen: doch hat er ſie nur klein angegeben,
und
[383]des Blutes, durch die Schlagadern.
und ich geſtehe es leicht zu, daß ſie im Menſchen kleiner,
als in Thieren von kaltem Blute ſey, da in dieſen die
aͤuſſerſte Membran, der vom Herzen zuruͤkkegeſtoſſnen
innern Membran, unbeweglich wiederſteht, im Men-
ſchen dagegen auch dieſe aͤuſſere ſelbſt nachgibt.
Auf dieſe Verdichtung der Haͤute der Schlagadern,
gruͤndet ſich die ſo beruͤmte Zuſammendruͤkkung derje-
nigen Schlagaͤderchen bei unſerm ehemaligen Leh-
rer(u), welche zwiſchen den Haͤuten einer groͤſſern
Schlagader hin und her kreuzen, und es hat dieſer vor-
trefliche Alte, auf dieſer Zuſammendruͤkkung, einen groſ-
ſen Theil ſeiner Theorie uͤber die Entkraͤftungen des ho-
hen Alters (x) und uͤber den natuͤrlichen Todt erbaut.
Vom hohen Alter ſoll die Unterſuchung fuͤr einem andern
Ort aufgehoben bleiben: es mag hier genung ſeyn, zu
erinnern, daß ſich die Gefaͤschen der groͤſſern Schlag-
adern (y) in dem aͤuſſerſten Zellgewebe verbreiten, und
daß felbige folglich, von dem durch die groſſe Roͤhre
herbeigetriebnen Blute, unter allen uͤbrigen den klein-
ſten Drukk empfangen: ferner, daß dieſe Gefaͤschen in
lebendigen Thieren, wie ich mit Zuverlaͤßigkeit geſehen
habe, weder leer, noch blas werden: daß aber in der
That die kleinſten Geſaͤschen, die wenig bekant ſind, und
ſich zwiſchen der muskelhaften und innerſten Aderdekke
befinden, zuſammengedruͤkkt werden koͤnnen. Dennoch
kann aber dieſes nicht die Urſache ſeyn, warum ſo ſehr
oft (z), und im hohen Alter am gewoͤnlichſten, die
Schlagadern knochig werden. Denn daß davon der
Grund in dem ausgegoſſnen Safte liege, habe ich bei
andrer Gelegenheit gezeigt (a), welches auch der beruͤmte
J. Friderich Crell(b) ſehr wohl eingeſehen.
Jm
[384]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
Jm uͤbrigen war dieſe Hipoteſe Schuld daran, daß
nicht nur unſer ehemalige vortrefliche Lehrer(c), ſon-
dern auch die ihm nachfolgende Schuͤler (d) in den Gedan-
ken ſtanden, daß das Blut in verſchiednen Zeiten in die
groſſe Roͤhre einer Schlagader, und in verſchiedner
Zeit in diejenigen Gefaͤſſe aufgenommen wuͤrde, welche
ihre Waͤnde durchflechten. Doch es iſt dieſer Drukk
einer erweiterten Schlagader nicht von ſolcher Beſchaf-
fenheit, daß er die in dem auswendigen Zellgewebe her-
umgelagerte Gefaͤschen treffen und ausleeren ſollte.
§. 9.
Die Erweiterung einer Schlagader.
Man mus in dieſem kritiſchen Jahrhunderte ſeine
Schritte mit Behutſamkeit thun, da es ſchwerlich eine
Sache gibt, um welche ſich nicht der Verſtand des Men-
ſchen viele Muͤhe gemacht haͤtte. Wir vor unſre Per-
ſon, glauben, daß ſich waͤrend der Erweiterung, und
Kraft des Stoſſes, vom hineingetriebnen Blute, die
Schlagadern in den warmen Thieren erweitern, und
daß ihre Achſen erſt wie zunehmen: doch es gibt Ge-
lerte, die uͤberhaupt in lebendigen Thieren keine Schlag-
adererweiterung mit Augen ſehen koͤnnen (e); andre
haben hingegen gelehrt, daß ſich Schlagadern nicht zu-
ſammenzoͤgen (f): andre wollen, daß eine Schlagader
im Herzſchlage vielmehr aus ihrer Stelle forthuͤpfe, und
eine neue Gegend einnehme, oder gegen die vorige, eine
andre krumme Linie beſchreibe (g), als womit ſie waͤrend
ihrer Erweiterung den Finger traͤfe: man hat ſich uͤber-
redet, zwo Unzen Blut haͤtten nicht Materie genung (h),
wel-
[385]des Blutes, durch die Schlagadern.
welche hinlaͤnglich ſei, daß davon die Durchmeſſer der
Schlagadern, ſo viel man durch die Sinne entdekken
koͤnnte, einen Zuwachs bekaͤmen. Es gibt endlich ei-
nige, welche die Erweiterung einer Schlagader, aber in
ſo fern, ſtatt finden laſſen, daß der eine Durchmeſſer
kleiner wird, wenn der andre zunimmt, und daß alſo,
waͤrend der Erweiterung, eine Schlagader aus einer
in die Queere gelagerten Ellipſis, in eine Ellipſis ver-
wandelt werde (i), deren groͤſſrer Durchmeſſer nunmehr,
gegen den erſtern ſenkrecht, den Finger trift. Man
mus dieſe Vorſtellungen, die ſich beruͤmte Maͤnner gemacht,
zu erſt in Betrachtung ziehen, um hiernaͤchſt die Erſchei-
nungen des Pulsſchlages in einem zuſammenhaͤngenden
Vortrage verfolgen zu koͤnnen.
Was die Erſcheinung ſelbſt betrift, ſo bleibt mir
gar kein Zweifel dabei uͤbrig. Denn wiewohl es nichts
Seltnes iſt, daß man an geoͤffneten Thieren gar kei-
nen (k) Pulsſchlag ſieht, und daß es nicht das Anſehn
hat, als ob die Schlagadern erweitert wuͤrden; ſo hat
man dennoch oft genung beobachtet, daß dergleichen
Erweiterung allerdings dem Geſichte (l) und dem Fin-
ger, der die Ader beruͤrt, deutlich genung geweſen, und
daß Schlagadern, indem ſie ſich erweitern, einen groͤſſern
Bogen beſchreiben (m). Es kann aber ein Pulsſchlag
von der Schwaͤchlichkeit des Thiers, von einem Blutver-
luſte, oder von einer Blutgerinnung undeutlich gemacht
werden.
Doch ein Maas zu dieſer Erweiterung zu treffen,
ſcheint mir groſſen Schwierigkeiten unterworfen zu ſeyn;
indem dieſe Erweiterung mit einem einzigen Augenblikke
zu
v. Hall. Phiſ.II.Th. B b
[386]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
zu Ende geht, und ich halte davor, daß weder das vom
Sanctorius(n) verſprochne Pulſirungsmaas, wovon
ich keinen rechten Begriff habe, noch Wachs oder Thon,
in welchen die erweiterte Schlagader eine tiefere Grube
eindruͤkkt, den Trieb der Natur andeuten moͤgen, wo-
durch nur der Erweiterung einer Schlagader ein Wie-
derſtand entgegen geſezzt wird. Stephan Hales(o)
ſezzte, wie wir eben geſehen haben, daß Zweidritteile, von
dem aus dem Herzen hervorgedrungnen Blute, auf die
Erweiterung einer Schlagader verwandt werden, indem
er die Zeit, da ſich die Schlagader in der Zuſammenzie-
hung befindet, doppelt ſo gros, als die Zeit der Erwei-
terung macht. J. Alfons Borelli(p) eignet einer er-
weiterten Schlagader gegen eine zuſammengezogne
Schlagader ein ſolches Verhaͤltnis zu, daß ſie ſich unter
einander wie 63 zu 60 verhalten ſollen, wobei er ſich
eben nicht der beſten Rechnungsart bediente. Der be-
ruͤmte Boißier(q) machte, mehr rechnend, als beo-
bachtend, die Erweiterung in der Aorte einem Vier-
theile einer Linie gleich. Bis zu einer ganzen Linie ver-
merte ſie der beruͤmte Weitbrecht(r), dem es daran
gelegen war, ſie recht gros zu machen. Doch ich finde
hier noch nicht das Erweisliche, und ich ſehe, daß alles
dieſes bei einigen Schlagadern ſo, bei andern anders be-
ſchaffen iſt. Jndeſſen hebt doch die Kniekehlenader das
daruͤber liegende Bein merklich in die Hoͤhe, und es
ſchwillt das Waſſer, darinnen man ſizzet, unter dem
Pulsſchlage auf (s).
Fer-
[387]des Blutes, durch die Schlagadern.
Ferner da der beruͤmte Weitbrecht aus der Urſa-
che nicht geſtatten will, daß der Pulsſchlag durch die Er-
weiterung der Schlagader hervorgebracht werde (t), weil
uͤberhaupt eine neue Blutwelle, die das Herz liefert, das
geſammte Schlagaderſiſtem nicht ſo ſehr erweitern zu
koͤnnen ſcheint, daß ſich der Unterſcheid mit dem Ge-
ſichte oder der Hand unterſcheiden lieſſe, ſo mus man
dieſe Schwierigkeit etwas genauer unterſuchen. Wollte
man naͤmlich die Aorte fuͤr eine einzige Roͤhre anſehen,
in der ſich zehn Pfunde, oder 160 Unzen Blut befinden,
ſo werden die zwo neuen Unzen die Schlagaderroͤhre nicht
ſtaͤrker, als um den achtzigſten Theil erweitern: und ſo
wird dieſes Maas, wenn man ſezzt, daß der Durchmeſ-
ſer der Aorte ein Zoll ſei, in der Aorte ſelbſt beinahe
den achten Theil einer Linie, aber an der Schlagader
der Ellbogenroͤhre, deren Durchmeſſer zum Exempel drei
Linien iſt, nicht uͤber den ſechs und zwanzigſten Theil ei-
ner Linie betragen. Sezzt man aber, fuͤr dieſe Erſchei-
nung, die wirklich beobachtete Erweiterung einer Schlag-
ader, in der Erweiterung, daß ſie ſo gros, als der vierte
Theil einer Linie, oder einer ganzen Linie gleich ſei, ſo
ſieht man leicht, daß dieſe maͤßige Menge Bluts, die
nun groͤſtenteils von dem Herzen ausgeſprizzt worden,
der Sache nicht gewachſen ſei, um eine ſo anſenliche Er-
weiterung zu bewerkſtelligen.
Es hat ſich der beruͤmte Joſeph Brun(u) Muͤhe
gegeben, dieſer Schwierigkeit in ſo fern abzuhelfen, daß
er ſich uͤberredet, eine Schlagader werde in der Zuſam-
menziehung flach, und ſie verwandle ſich in der Erweite-
rung in einen Zirkel: und zwar ſo, daß der vordre und
hintere Radius der Schlagader, oder endlich blos der
vordre Radius, einzig und allein groͤſſer werde: er geht
B b 2aber
[388]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
aber darinnen vom Primiroſe(x) ab, daß er nicht mit
eben ſo beredten Ausdruͤkken den Queerdurchmeſſer ſich
vermindern laͤſt. Allein es iſt ausgemacht, daß die
Schlagadern an einem lebendigen Thiere nicht im ge-
ringſten flachgeſtrekkt, ſondern in der That cilindriſch (y)
oder kegelartig ſind, ſo lange ſie voll Blut ſind, ſie moͤgen
ſich nun im Zuſtande der Zuſammenziehung, oder der Er-
weiterung befinden. Wir finden auch in dem vor kur-
zem erteiltem Beweiſe nichts (z), warum der Seiten-
drukk auf einige Punkte der Schlagader nachdruͤkklicher
auffallen ſollte.
Eben ſo wenig kann ich die gar zu eingeſchraͤnkte Er-
klaͤrung des Joſias Weitbrechts gelten laſſen. Denn
es haben auch gerade und nirgens gebogne Schlagadern
ihren abgewechſelten Pulsſchlag, und eine gleichmaͤßige
Erweiterung. Hierzu fuͤgt noch der beruͤmte Schrei-
ber, daß dieſe Veraͤnderung in den kleinen Schlagadern
noch mehr ſtatt finde (a).
Es wird aber der Einwurf, den der beruͤmte Mann
gemacht, auf zweierlei Art aufgeloͤſet: man mag nun
die Erweiterung kleiner machen, oder man mag ſie nicht
blos auf die Rechnung derjenigen Welle ſchreiben, welche
eben aus dem Herzen hervorgedrungen. Mir ſcheint es
eine ganz offenbare Sache zu ſeyn, daß dieſe Welle nicht
nur ihr Aortenſtuͤkke, welches dem Herzen am naͤchſten iſt;
erweitere, ſondern auch die vorhergehende Wellen aus
ihrer Stelle weiter treibe: ferner, daß von dieſen Wel-
len, welche noch von den vorigen Pulsſchlaͤgen ihre Ge-
ſchwindigkeit uͤbrig behalten, und welche von einem neu-
en Triebe angeſporet werden, die uͤbrige Wellen fortge-
waͤlzt
[389]des Blutes, durch die Schlagadern.
waͤlzt werden, die die vorigen Herzſchlaͤge vorangeſchikkt
hatten, und die nunmehr bereits andre Gegenden in der
Aorte ausdehnen. Man mag naͤmlich das Schlagader-
ſiſtem in ſo viel Saͤulen, als man will, einteilen, ſo wird
doch eine jede vordre und langſamer fliſſende Welle von
der neuen, welche folgt, nachgeſtoſſen werden. Und von
dieſem Beruͤrungsſtoſſe der neuen Welle auf die naͤchſt-
vorangehende, entſteht vornaͤmlich der Pulsſchlag. Es
wird aber darum nicht der Pulsſchlag in eben dem Au-
genblikke in allen und jeden Schlagadern weniger verrich-
tet werden; nur wird dieſes einzig und allein erfolgen,
und das erfolgt auch in der That, daß der Pulsſchlag im
Fortruͤkken ſchwach wird, das iſt, es werden die Schlag-
adern immer weniger und weniger, waͤrend ihrer Erwei-
terung, erweitert, je weiter ſie vom Herzen entfernt
liegen (b).
Was ich hier behauptet, wird durch die Betrachtung
an lebendigen Thieren deutlich gemacht. Denn ſo bald
Thiere kraftlos werden, wenn ſie ſich ihrem Tode naͤhern,
ſo bald laͤſſet ſich, in den vom Herzen entfernten Schlag-
adern, der Pulsſchlag offenbar immer ſpaͤter und ſpaͤter
warnehmen, beinahe ſo wie die periſtaltiſche Bewegung
laͤngſt dem Gedaͤrme fortkricht (c). Wenn nun auch
das Herz bei dieſer Ermattung noch klopft, ſo iſt es der
Anfang der Aorte uͤberhaupt, welcher blos ſchlaͤgt (d), und
man fuͤlet keinen Pulsſchlag weiter, wie ich oft an ſter-
benden Perſonen, und auch ſonſt an lebenden Thieren,
laut den daruͤber erteilten Berichten (d*), geſehen habe.
Als ſich Faͤſergewaͤchſe in beiden Herzkammern befanden,
lies ſich an der Handwurzel gar kein Pulsſchlag, und nur
an der Bruſt ein ſchwaches Klopfen warnehmen (d**).
An muntern Thieren kann man dieſe Augenblikke, welche
allerdings von einander unterſchieden ſind, wegen der
B b 3Schnel-
[390]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
Schnelligkeit der Schlaͤge, die ſich in einander miſchen,
nicht wohl zergliedern (e). Wie klein nun der Unterſcheid
ſey, laͤſt ſich leichtlich finden. Man ſezze, es befaͤnden
ſich in einer Schlagader drei Blutſaͤulen, denn die Zal
macht in der Sache ſelbſt keine Aenderung; ſo iſt der Au-
genblikk des Schlages, da die zwote Welle die dritte
ſchlaͤgt, von dem Augenblikke desjenigen Schlages, da
ſie von der erſten durchlaufen wird, blos um den Unter-
ſcheid der Geſchwindigkeit verſchieden, mit der die zweite
und erſte Welle fortgefuͤret wird. Die geſammte Ge-
ſchwindigkeit iſt von der Beſchaffenheit, daß ein Fus von
der Blutwelle vielleicht innerhalb dem hundert und funf-
zigſten Theile einer Minute, oder in 24 Terzen (f) zuruͤkk-
gelegt wird. Es ſei der groͤſte Schnelligkeitsverluſt vom
Herzen an, bis zum lezten Schlagaͤderchen, nach der Rech-
nung eines beruͤmten Mannes, wie 4 zu 3 (g), und es
laufe in dieſer Gegend das Blut einen Weg von 112½
Fus in einer Minute, und waͤrend einem \frac {"1"} {"112"} ½ Theile die-
ſer Minute, einen Fus. Es ſey vom Herzen an, bis
zur Ellbogenſchlagader, die Helfte von derjenigen Ge-
ſchwindigkeitsabname, welche bis zur lezten haarfeinen
Schlagader fortdauern kann. Es ſei die Abname, wel-
che in der zwoten Saͤule die Oberhand nimmt, der dritte
Theil von der geſammten Abname (h). Es durchlaͤuft dem-
nach die erſte Saͤule des vom Herzen kommenden Bluts
ihren einen Fus in 24 Terzen, und ſie ſchlaͤgt, nach
Vollendung dieſes kleinen Zeitraums, die zwote
Welle. Die zwote wird eben den Raum innerhalb
\frac {"1"} {"137"} ½ einer Minute oder innerhalb 22½ Terzen durchlau-
fen, und auf die dritte Saͤule alsdenn treffen. Die
dritte, die ſich ſchon um etwas langſamer bewegt, wird
die
[391]des Blutes, durch die Schlagadern.
vierte, in der Furche der Ellbogenroͤhre befindliche Saͤule
nach 21 Terzen ſchlagen. Folglich koͤmmt der ganze
Unterſcheid der Zeiten, da die erſte, zwote und dritte
Saͤule auf die Wand einer Schlagader trifft, auf drei
Terzen, oder auf den zwanzigſten Theil einer Sekunde an,
und wenn man auf eine Minute 80 Pulsſchlaͤge rech-
nen will, ſo wird der Unterſcheid ſo gros ſeyn, als der
fuͤnf und zwanzigſte Theil eines Pulsſchlages, wel-
ches ſo wenig betraͤgt, daß die Seele dieſen Unterſcheid
unmerklich findet (i), oder es iſt wenigſtens was Selt-
nes, wenn Joſias Weitbrecht(k) bemerkt, daß zu
verſchiedenen Zeiten die Halsſchlagader, zu andrer Zeit
die Schlagader der Handwurzel klopfen ſoll, ſo wie ich
ſelbſt wargenommen zu haben glaube, daß bisweilen ein
undeutliches Aufeinanderfolgen der Schlaͤge am Herzen
und an der Handwurzel ſtatt finde. Gemeiniglich laͤſt
ſich hier aber keine Zeitfolge unterſcheiden, und es ſchei-
nen zugleich am ganzen Koͤrper alle Schlagadern mit
einmal zu ſchlagen (l): und hierinnen ſtimmen einige,
die die Sache ſcharfſinniger unterſucht haben, mit uns
voͤllig uͤberein (m).
§. 10.
Jn wie fern dieſe Erweiterung den Puls
ausmacht.
Dieſes wechſelweiſe Klopfen (aufhuͤpfen, micatio)
der Schlagadern iſt es, was die Aerzte den Pulsſchlag
nennen; man verſteht aber unter dieſem Namen meren-
teils die Erweiterung einer Schlagader, doch mit der
Einſchraͤnkung, daß man auch die beiderlei eingebildete
Zeiten darunter begreift, welche ſich zwiſchen der Zu-
ſammenziehung und zwiſchen der Erweiterung gedenken
B b 4laſſen,
[392]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
laſſen; ich ſage eingebildete Zeit, denn es waͤchſt entwe-
den der Durchmeſſer der Schlagader beſtaͤndig fort, und
es gelangt die Erweiterung von der kleinſten zur hoͤch-
ſten Breite: oder es vermindert fich wechſelweiſe dieſer
Durchmeſſer von der groͤſten bis zur kleinſten Breite,
welches der ganze Jnbegriff der Zuſammenziehung iſt.
Kaum waͤre es in unſerm Jahrhunderte notwendig, die-
jenige Pulſirungskraft zu wiederlegen, welche, ich weis
ſelbſt nicht wie, laͤngſt den Membranen krichen, und
das Blut vom Herzen herbeirufen ſoll. Doch da ſich
Galen auf einen Verſuch beruft (n), ſo verdient dieſe
Sache auch noch in unſerm Jahrhunderte kurz abgefer-
tigt zu werden. Er ſtekkte einen Federkiel in eine
Schlagader, wodurch der Fortgang der Pulſirungskraft
gehemmt wurde; er ſahe, wenn man dieſem beruͤmten
Manne Glauben beimeſſen darf, daß unterhalb dieſer
Schreibfeder (calamus) der Pulsſchlag aufhoͤrte. Und
ſo haben ſich unter den Neuern beruͤmte Leute gefun-
den (o), ob ſie ſich gleich im uͤbrigen durch das Anſehn
Galens wenig uͤberreden liſſen, die dem ohngeachtet doch
etwas Wares in dieſem Verſuche anzutreffen geglaubt.
Allein, Veſal hat dieſen Verſuch vorlaͤngſt wieder
vor die Hand genommen, (p), und die Schlagader wirk-
lich unter der Feder klopfen geſehen, welchen Verſuch
auch Thomas Kornelius Conſentinus(q) wiederholt
hat, wie auch der Vertheidiger des Plempius(r) und
Raymund Vieuſſens(s). Ferner hat Veſal(t) noch
vor dem Harvei(u) und mit recht erinnert, daß der
Pulsſchlag auch vom Herzen ſeyn Entſtehen bekomme.
Daß der Pulsſchlag mit der Zuſammenziehung des Her-
zens
[393]des Blutes, durch die Schlagadern.
zens zuſammentreffe, hat Reald Columbus(x) und
Harvei(y) zugeſtanden. Es iſt aber nur gar zu leicht,
den Weg, den eine Welle nimmt, zu ſehen, welche aus
dem Herzen ankoͤmmt, und die Schlagader empor hebt,
oder aus einer geoͤffneten Schlagader heraufſpringt:
es iſt auch mehr als zu offenbar, daß der Pulsſchlag,
ſobald eine Schlagader unterbunden (z) oder verſtopfet iſt,
aufhoͤre, wenn der Flus des Blutes vom Herzen in die
Schlagadern zuruͤkkegehalten wird, und daß eben ſo,
wenn das Herz zerſtoͤrt worden, und zugleich die Schlag-
adern des Nabels unterbunden werden, die Schlagadern
des Mutterkuchen, ſelbſt nach Galens Verſuche (b), nicht
weiter ſchlagen, und daß in einer verwundten Schlag-
ader, wenn das Blut aus der Wunde bricht, hinter der
Lefze der Wunde der Pulsſchlag (c) aufhoͤrt.
Jch uͤbergehe einige neuere Aerzte, welche behaup-
tet, daß der Pulsſchlag von der Schnellkraft des Blu-
tes beherrſcht wuͤrde (d).
§. 11.
Die Nachrichten des Altertums vom
Pulsſchlage.
Es iſt das Schlagen der Adern fuͤr das Auge und den
Finger, an einem und mehrern Gliedern eines lebendi-
gen Menſchen und an Thieren gar zu augenſcheinlich,
B b 5und
(a)
[394]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
und es hat folglich Menſchen bald bekannt werden muͤſ-
ſen. Jndeſſen bekam es erſt ſein Anſehn, als die Aerzte
in China (e) bereits in den aͤltſten Zeiten, und in Gri-
chenland, anfingen die Merkmale der Krankheiten und
der Naturkraͤfte von dem Pulsſchlage zu erborgen.
Hippokrates kannte das Schlagen der Schlagadern
gar wohl, er ging aber doch nicht bis auf die Zalen
und die feinere Unterſchiede fort. Jch werde mit weni-
gem die vornemſte Stellen anzeigen, welche vom Auf-
huͤpfen der Schlagadern reden. Bei denen die Ader
ſehr am Ellbogen ſchlaͤgt, die ſind in Gefar wuͤtend zu
werden (f). Schnelle Krankheiten haben die haͤufigſten
und ſtaͤrkſten Pulsſchlaͤge (g). Jn der Schlafſucht ſchlaͤft
der Puls mit (h). Merere Oerter mag der Leſer ſelbſt
aufſuchen (i). Herophil(k) machte uͤber die Puls-
ſchlaͤge, nach ſeiner Art, ſeine Beobachtungen, und theilte
das Pulsmaas in Zalen und Maaße ein; doch die
Werke dieſes Mannes ſind verloren gegangen. Ga-
len(l) baute dieſe Gegenden beſſer, als er ſie vom Hip-
pokrat faſt verlaſſen fand. Jndeſſen ordnete er die
Einteilungen und Klaſſen ſo ſcharfſinnig, daß man ſeine
Arten von Pulsſchlaͤgen bei dem Bette der Kranken ſchwer-
lich erkennen kann. Unter den Neuern hat Struthius(m)
in einem beſondern Werke vom Pulsſchlage gehandelt;
in Zalen Johann Floyer gebracht; H. N. Mar-
quet
[395]des Blutes, durch die Schlagadern.
quet gar in muſikaliſche Noten geſezzt (n); Franciscus
Solano de Luques neue Merkmale von den Arten
derſelben entdekkt (n*), und es ging nur ohnlaͤngſt ein an-
drer Schriftſteller noch viel weiter als Solan(o).
Die Sache iſt wert, daß ihr die Aerzte eine Gedult von
einigen Blatſeiten bewilligen.
§. 12.
Der Ort des Pulsſchlages in den Schlagadern.
Wir haben geſagt, daß an warmen Thieren der
groͤſte Theil der Schlagadern offenbar klopfe, daß hin-
gegen in geſunden Menſchen die kleinſten Schlagaͤder-
chen ohne Schlaͤge ſind (p). Jndeſſen gibt es doch im
menſchlichen Koͤrper einige Gegenden, wo der Puls-
ſchlag nicht nur offenbarer iſt, ſondern auch von den
Aerzten oͤftrer zu Rathe gezogen wird: es mag nun die
Schlagader an dem Orte mit weniger Muskeln uͤber-
kleidet werden, oder es mag auch ein Knochen unter ihr
liegen, gegen welchen die Schlagader ſich mit Nachdrukk
ſtuͤzzen und dem beruͤrenden Finger beſſer wiederſtehen
kann. Gemeiniglich fuͤlt man nach dem Pulsſchlage
an der Schlagader der Ellbogenroͤhre, wo ſie von dem
ſchwach ausgehoͤlten Ende der Knochenroͤhre des
Ellbogens (Spindel) getragen wird, ehe ſie ſich mit
einer Biegung gegen das Ende der Spindel, zu dem
Ruͤkken der Hand hinwendet (q). Auch die Chineſer
unterſcheiden an dieſem Orte der Schlagader drei Ge-
genden, denen ſie ihre beſondre Bedeutungen beimeſſen.
Die naͤchſte wuͤrde die Schlaͤfenader ſeyn, da wo ſie
uͤber
[396]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
uͤber das Jochbein, zwiſchen der Haut (r) und zwiſchen
der zellfoͤrmigen und harten Ueberkleidung des Schlaͤ-
fenmuskels, in die Hoͤhe ſteigt. Eben ſo klopfet die Lef-
zenſchlagader, wenn ſie zwiſchen der Haut (s) und zwi-
ſchen dem Rande des Unterkiefers gebogen, ins Ange-
ſicht tritt: wie auch, die mitten zwiſchen den Knoͤpfen
(condylus) des Huͤfteknochens befindliche Kniekeh-
lenſchlagader (t), derjenige Aſt der Augenſchlagader (u), der
von der Augenhoͤle ins Angeſicht uͤberſteigt, wie auch die
Schlagadern an der Scheidewand der Naſe (x) und an
den Fingern (y), auf eine nicht undeutliche Weiſe: am
deutlichſten aber die Aeſte der Stirnſchlagader, welche
juſt am Kinderplaͤttchen (fons pulſatilis) mit andern
Zweigen von Hinterhauptsſtamme zuſammenkommen (z).
Man nimmt aber auch ohne Muͤhe den Pulsſchlag vorn
an der Schienbeinsſchlagader, zwiſchen dem groſſen und
naͤchſten Zee wahr (a). Ferner laͤſſet ſich die zwote Art,
die von keinem Knochen unterſtuͤzzt wird, gemeiniglich
durch das Schlagen der Halsadern (carotides) am Halſe
empfinden (b), wofern das Fett nicht den Aderſtamm
vergraͤbt, und eben dieſes Klopfen iſt auch an beiden
Kranzadern der Lippe (c) offenbar.
Doch laſſen ſich auch die klopfenden Schlagadern
an andern Theilen des menſchlichen Koͤrpers wahrneh-
men. Bisweilen weicht die Bauart von der gewoͤnli-
chen ab, und ich habe geſehen, daß der Pulsſchlag an
dem Ruͤkken der Hand deutlicher, als an dem Ende der
Ellbogenroͤhre geweſen, ohne Zweifel, weil die Schlag-
ader
[397]des Blutes, durch die Schlagadern.
ader der Ellbogenroͤhre naͤher an der Haut, und mit ei-
nem groͤſſern Stamme gegen den Ruͤkken der Hand fort-
wanderte, und ich finde bei einem beruͤmten Manne ein
aͤnliches Exempel (d). Ein andermal iſt eine Krankheit
Schuld daran. So ſchien die Aorte im Unterleibe, da
ſie noch einmal ſo gros geworden war, den Pulsſchlag
daſelbſt hervorgebracht zu haben (e); man weis, daß
nichts als die Magerkeit gemacht, daß das Klopfen die-
ſer Schlagader durch die Dekken des Unterleibes ge-
fuͤlt werden konnte (f). Man weis, daß die Schlag-
ader, welche vom Magen nach dem Nezze uͤberlaͤuft
(gaſtroepiploica), oder die Bauchſchlagader, klopfend ge-
fuͤlt worden (h), und dahin rechne ich auch das Schlagen
der Milz, welches Nikolaus Tulpius beſchrieben (i),
und welches Uebel ſo wenig ſelten iſt, daß es von Franz
Citois(k) fuͤr einen weſentlichen Zufall bei der Kolik
zu Poitiers, und von Zachias(l) fuͤr einen von den Zu-
faͤllen in der Hipochondrie angeſehen wird. Sonſt
ſcheinet eine jegliche Verſtopfung, oder eine groͤſſre Zu-
ſammenhaͤufung des Blutes, Urſache von ungewoͤnlichen
Pulſirungen geweſen zu ſeyn. Vielleicht iſt es das
Klo-
(g)
[398]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
Klopfen der Aorte geweſen, welches |Raulin zwiſchen
den Schulterblaͤttern hipochondriſcher und hiſteriſcher
Frauensperſonen mehrmal erfaren hat (m). Aber auch
der Herzſchlag wird nicht immer an einerlei Orte warge-
nommen. Er war an einem Kranken rechter Hand hin-
auf gegen den Zwiſchenraum zwiſchen der zwoten und
dritten Ribbe geſtiegen (n), da an dieſem Kranken die
Aorte an ihrem groſſen Bogen felerhaft erweitert war.
Jch habe aber auch ohnlaͤngſt ſelbſt an einem jungen
Menſchen die ganze Bruſt klopfen geſehen, gehoͤrt, gefuͤlt,
und man fand nach dem Tode die Lunge verdichtet, und
mit einer zaͤhen Materie angefuͤllt, das Herz aber von
ungewoͤnlicher Groͤſſe. Ein ander mal ſchlug das Herz
unter dem degenfoͤrmigen Knorpel des Bruſtbeins (n*).
Dahingegen ſind die Faͤlle nicht ſelten, da man an
der Handwurzel uͤberhaupt keinen Puls hat warnehmen
koͤnnen, welches bald eine Hand (o), bald alle beide be-
troffen (p). Es kann bei dieſen Menſchen, wenn ſie im
uͤbrigen geſund und friſch geweſen (q), die Schlagader
des Ellbogens nur ganz klein geweſen ſeyn, ſo wie
Schlagadern mermalen die Gewonheit haben, mit ihren
Durchmeſſern, wie mit ihrem vorgeſchriebenen Wege zu
ſpielen, und es iſt uͤberhaupt die Schlagader des Ellbo-
gens unterweilen klein geweſen, wenn entweder die
Schlagader des Knochenbandes (interroſſea) (r), oder eine
ungewoͤnlich groſſe Schlagader des Mittelarms (ulna-
ris) (s) ihre Stelle vertreten. Es iſt auch moͤglich, daß
eine
[399]des Blutes, durch die Schlagadern.
eine ſehr tief liegende (t) Schlagader dunkle Schlaͤge
verrichten kann: es kann geſchehen, daß von einer
Wunde eine ſolche Schlagader ganz und gar zernichtet
worden (u), ſo wie ich wenigſtens an zweien jungen Leu-
ten ſelbſt die Arteria medica unterbinden laſſen, da die
Wundaͤrzte auf keine andre Weiſe eine hartnaͤkkige Ver-
blutung ſtillen konnten: es kann der Stamm ſo zuſam-
mengezogen ſeyn, daß er mit ſeiner Verengerung dem
Herzen zur Laſt faͤllt (x), oder es kann eine Schlagader
uͤberhaupt mit einem verdichteten Blute erfuͤllt ſeyn, und
dadurch ihre Bewegung verloren haben, dergleichen Ue-
bel ich an der Aorte und der Halsſchlagader (carotis) (y)
wargenommen, und Bontius an der Holader mit Au-
gen geſehen (z). Etwas von dergleichen Zufaͤllen ſcheint
in demjenigen Kranken ſtatt zu finden, deſſen linke Hand
ohne Pulsſchlag, Waͤrme und Empfindung geweſen,
und endlich vom heiſſen Brande angegriffen worden (z*).
Wir wollen aber von dieſen Gebrechen, und von den Ur-
ſachen, welche den Pulsſchlag uͤberhaupt durchgaͤngig
aufheben, billig an einem andern Orte handeln.
§. 13.
Der Unterſcheid der Pulsſchlaͤge.
Der haͤufige und ſchnelle Pulsſchlag.
Ueberhaupt iſt ein Pulsſchlag das Maas der Kraͤfte,
welche das Herz anwendet, das Blut aus der Stelle
fort-
[400]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
fortzutreiben: denn ich uͤbergehe hier diejenige ſeltne
Ausnahmen, welche machen, daß ſich der Pulsſchlag,
ohne daß das Herz daran Schuld haͤtte, von ſelbſt ver-
aͤndert. Folglich wird der Pulsſchlag oft oder haͤufig
geſchehen, ſo oft ſich das Herz in einer gegebnen Zeit
mehrmalen zuſammenzieht. Geſchwinde wird er ſeyn,
wenn die Zuſammenziehung des Herzens in dem kleinſten
Zeitpunkte verrichtet wird.
Man hat nicht recht gewuſt, ob man einen ſchnel-
len und oͤftern Pulsſchlag von einander unterſcheiden
doͤrfe. Daß beide in der That von einander unterſchie-
den ſind, behaupten alte (a) und neue (b) Schriftſteller,
und unter andern vornaͤmlich George Ernſt Stahl(c).
Sie ſcheinen mir aber auch ſelbſt von einander unterſchie-
den zu ſeyn. Es koͤnnen gleichfals in einer Minute
ſechzig Pulsſchlaͤge geſchehen, und dennoch kann die Zu-
ſammenziehung des Hezens in noch kuͤrzerer Zeit verrich-
tet werden, als ſie vorher pflegte, ſo daß alſo die Er-
weiterung laͤnger waͤhrt. Daß ſich dieſes in der That ſo
verhalten koͤnne, erhellet aus der Betrachtung der kal-
ten Thiere, und eines bebruͤteten Huͤnchen im Eie. Denn
es geſchehen an kalten Thieren (d) in einer Minute wenig
Pulsſchlaͤge, weil die Zwiſchenzeiten zwiſchen zween Puls-
ſchlaͤgen ſehr gros ſind, und nicht weil das Herz ſo ſehr
langſam ſich zuſammenzieht. Eben ſo habe ich auch an
einem Huͤnchen (e), welches noch im Eie liegt, zuver-
laͤßig geſehen, daß die Pulsſchlaͤge gar nicht haͤufig ge-
ſchehen, und daß ſich in einer Minute das Herz viermal,
zweimal, und gar nur ein einzigesmal zuſammenzog: und
doch
[401]des Blutes, durch die Schlagadern.
doch geſchahen die einzelnen Pulsſchlaͤge mit groſſer Ge-
ſchwindigkeit.
So viel geſtehe ich im Gegenteile beruͤmten Maͤn-
nern, die Urheber von einer gegenſeitigen Meinung ge-
weſen, einem Fridrich Hofmann(f), und Archibald
Pitcarne(g), leicht zu, daß man an geſunden, und mit
keinen ungewoͤnlichen Kraͤnkungen beſchaͤftigten Men-
ſchen, einen geſchwinden Pulsſchlag, von einem weni-
ger geſchwinden, ſchwerlich unterſcheiden koͤnne (h). Denn
da eine Schlagader in einer einzigen Minute achtzigmal
ſchlaͤgt, und die Zeit da ſie aufhuͤpft, kaum von der Zeit
eines einzigen Pulsſchlages eine Terze betraͤgt, ſo wird
die Zeit der Zuſammenziehung des Herzens \frac {"1"} {"240"} von einer
Minute, oder funfzehn Terzen ausmachen. Wenn nun
zu dieſen Terzen eine oder die andre noch hinzukaͤme, oder
eine und die andre abginge, ſo wuͤrde unſer Gefuͤl we-
der ſo fein ſeyn, noch die Seele ſo ſchnell meſſen koͤnnen,
um einen ſo unmerklichen Zuwachs, oder eine ſo kleine
Abname emfinden zu koͤnnen. Doch wenn im Menſchen
der Puls hoͤchſt ſelten geſchehen moͤchte, ſo gebe ich wohl
zu, daß man alsdenn den Unterſcheid leichter begreifen
koͤnnte, ſo wie Stahl es unterſcheiden gekonnt, in-
dem das viertaͤgige Fieber den allerlaͤngſten Pulsſchlag
hervorbrachte (i).
Es ſcheinet ſich uͤbrigens mit der Vernunft wohl zu
vertragen, daß die Geſchwindigkeit des Pulsſchlages
und die oͤftere Wiederholung deſſelben gemeiniglich bei-
ſammen ſind, ſo lange die Kraͤfte noch hinreichend ſind,
ſo daß ein und eben derſelbe Pulsſchlag zu gleicher Zeit
haͤufig iſt. Denn es zieht ſich das Herze bei einem ſtaͤr-
kern
v. Hall. Phiſ.II.Th. C c
[402]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
kern und uͤberfluͤßigern Reize zu gleicher Zeit ſchneller
und oͤfterer zuſammen (k).
§. 14.
Die Urſachen von dieſem Pulsſchlage.
Jch ſehe, daß ſich das Herz oͤfterer und geſchwinder
zuſammenziehen mus, wenn es ſtaͤrker gereizt wird, oder
Reizze nicht wol vertragen kann. Folglich verurſacht
eine groͤſſere reizbare Beſchaffenheit des Herzens einen
oͤftern, und zu gleicher Zeit auch einen ſchnellern Puls-
ſchlag, und von dieſer reizbaren Beſchaffenheit ruͤhrt es
eben her, daß, wenn gleich das Herz eine kleinere Blut-
welle von ſich wirft, dieſes Herz ſich dennoch mit Nach-
drukke zum Zuſammenziehen anſtrengt, weil demſelben
gleichſam eine jukkende Zaͤrtlichkeit anerſchaffen iſt.
Daher iſt der Pulsſchlag ſchneller in neugebornen Kin-
dern (l), in Kindern (m), in jungen Thieren, und uͤber-
haupt in Thieren von einer kleinen Groͤſſe (n), an denen
der Bau zaͤrter, und die Ueberkleidungen der Nerven
duͤnner ſind, daher auch die Emfindung ſchaͤrfer, und
die Muskeln des Herzens reizbarer wirken. An Tau-
ben geſchehen uͤber hundert Pulsſchlaͤge, am Hunde 78
und daruͤber (o), am Widder 65 (p), am Ochſen 36, und
38 (q) am Pferde (r). Am Elefanten laſſen ſich die
wenigſten fuͤlen, da das Atemholen an dieſem Thiere
hoͤchſt langſam geſchicht (s). Es hat aber auch eine er-
wachs-
[403]des Blutes, durch die Schlagadern.
wachsne (t), ſo wie eine neugeborne Schnekke, weniger
Pulſirungen; hingegen ſind ſie in einem Huͤnchen im
Eie ſehr haͤufig (u). An Alten geſchehen die Schlaͤge
ſehr ſelten (x). Und dieſes mag die vornemſte Urſache
ſeyn, warum an Frauen und muntern Perſonen, auch
wenn ſie vollkommen geſund ſind, die Pulsſchlaͤge haͤu-
figer geſchehen. Aus eben dem Grunde ſoll Opium die
Pulsſchlaͤge mindern (y), man mag es innerlich einneh-
men (z), oder blos aͤuſſerlich ums Herz ſtreichen (a).
Die zwote Urſache, welche macht, daß ſich das Herz
oͤftrer zuſammenzieht, ruͤhrt vom Reize her, welcher
wieder viele Quellen hat. Sein natuͤrlichſter Urſprung
iſt, wenn derſelbe von einem groſſen Herzen entſteht;
ich nenne ein Herz gros, welches in Anſehung des uͤbri-
gen Koͤrpers gros iſt. Das Herz iſt aber groͤſſer nicht
nur in juͤngern, ſondern auch in kleinern Thieren, beſon-
ders aber in Thieren von warmen Blute, in denen das
Herz, gegen Fiſche von kaltem Blute, ein achtmal (b)
groͤſſeres Verhaͤltnis gegen den ganzen uͤbrigen Koͤrper
hat. Folglich haben kaltbluͤtige Thiere in einerlei Zeit
C c 2weni-
[404]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
weniger Pulsſchlaͤge zu verrichten. Man hat in einem
Froſche (c) und an der kleinen Waſſerſchnekke (d) gegen
ſechzig gezaͤlt, ebenſoviel auch an der Waſſerſchnekke (e):
am Aale 30 (f), an der Natter gegen 28 (g), an einer
Landſchildkroͤte dreizehn (h) oder doch nicht viel mehr.
An blutloſen Thieren klopft das Herz traͤger (i). Hinge-
gen iſt das Herz in den kleinern Thieren von warmen
Blute groͤſſer, und es thut bei einerlei Groͤſſe viel zal-
reichere Schlaͤge (k), beim Menſchen ſelten nicht uͤber
ſechzig. Wenn naͤmlich das Herz, nach dem Ebenmaaße
der Gefaͤſſe, und des uͤbrigen Koͤrpers, groͤſſer iſt, ſo
gibt es in einerlei Zeit mehr Blut von ſich, und es nimmt
nach eben dem Verhaͤltniſſe auch wieder mehr in ſich,
weil es nicht ſo viel von ſich geben wuͤrde, wenn es nicht
wieder ſo viel erhielte. Wie ſich nun die Menge des
zum Herzen ſtroͤmenden Blutes, wenn alles uͤbrige gleich
iſt, verhaͤlt, eben ſo verhaͤlt ſich auch der Reiz im Her-
zen, und ſo wie dieſer Reiz iſt, ſo iſt auch die Zuſammen-
ziehung beſchaffen.
Aber auch noch andre Urſachen bringen auch oͤftere
Pulsſchlaͤge hervor, wenn ſie irgend diejenige Menge
Bluts vermeren helfen, die das Herz empfaͤngt. Unter
dieſe Urſachen gehoͤrt die Bewegung der Muskeln (l), fer-
ner die Waͤrme der Luft, welche das Blut auch in angeſtell-
ten Verſuchen in Bewegung ſezzt (m), ausdehnt, und dem
Herzen der Natur der Klappen gemaͤs zufuͤhrt. So be-
ſchleu-
[405]des Blutes, durch die Schlagadern.
ſchleunigt ein Fusbad (n) und die Badſtube (o) den Puls-
ſchlag, ſo wie an kraftloſen Thieren die aͤuſſerliche Waͤr-
me (p), indem ich dieſe Erſcheinung am Herzen der Frucht,
und am bebruͤteten Huͤnchen (q) ungemein oft geſehen, und
andre beruͤmte Maͤnner vor mir geſehen haben. End-
lich ſo verſtaͤrken das ſtaͤrkre Atemholen, und ſelbſt das
Seufzen den Pulsſchlag (q*).
Wie alſo ein Fieber im menſchlichen Koͤrper Waͤrme
erzeugt, ſo vermert die Waͤrme wieder das Fieber. Da-
her ruͤhren die toͤdlichſten Fieber von heiſſen Wohnſtu-
ben, und von der heiſſen Bedekkung mit Kleidern und
Betten. Die in waͤrendem Schlafe haͤufiger geſchehende
Pulsſchlaͤge ſchreibt Browne Langriſh billig der
Waͤrme zu (r), und ich habe dieſes ehemals ebenfalls von
der Waͤrme hergeleitet (s).
Speiſe, die man zu ſich genommen, verſieht das Herz
mit Narungsmilch, und verurſacht dadurch einen nicht
geringen Zuwachs der Pulsſchlaͤge (t).
Eben ſo vergroͤſſern alle diejenigen Hinderniſſe, wel-
che das Blut durch die Schlagadern nicht frei hindurch
fliſſen laſſen, die Bewegung des Herzens ungemein, ſo
lange noch die Kraͤfte dieſes Werkzeuges in gutem Wol-
ſtande ſind. Ein um die Aorte herumgelegtes Band
erwekkt im Herzen eine wunderbar heftige Anſtrengung (u),
weil daſſelbe von den Blutadern Blut empfaͤngt, und
daſſelbe nicht wieder von ſich geben, noch ſich von dem
C c 3neu-
[406]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
neuen Reize losmachen kann. Was die Unterbindung
thut, thut ein Faſergewaͤchſe ebenfalls (x). Und eine
gleiche Beſchaffenheit hat es mit denjenigen Hinderniſ-
ſen (y), die in einem Fieber, und in einer ſubtilern Ent-
zuͤndung das Blut in den kleinſten Gefaͤſſen aufhalten.
So oft naͤmlich alles angefuͤllt iſt, und der Umlauf des
Lebensſaftes durch die Schlagadern ohne Anſtos und
Zeitverluſte vor ſich geht, ſo oft wird das Herz ſeinen
Reiz mit leichter Muͤhe und vollkommen los, bis es voͤl-
lig leer geworden, und endlich von friſchem wieder in
einer laͤngern Zeit ſo viel Blut aufnimmt, als zur Er-
wekkung eines Pulsſchlages hinlaͤnglich iſt. So oft
aber das Blut aufhoͤrt ſich aus einer Schlagader aus-
zuleeren, und dazu die Kraͤfte nicht ermangeln, ſo oft be-
haͤlt das Herz den Reiz des Blutaderbluts laͤngre Zeit in
ſich, es macht ſich von ſelbigem ſehr unvollkommen los,
und es ſchlaͤgt folglich ſchneller und lebhafter. Und
dies iſt die Urſache von dem ſtarken Pulsſchlage in Ent-
zuͤndungsfiebern, darinnen das Flieswaſſer wie ein Leder
gerinnt, und das Blut durch die kleinſten Gefaͤſſe nicht
mit Freiheit umlaufen kann (y*).
Es gibt welche, die dieſes Beſtreben des Herzens
wieder den im Wege liegenden Wiederſtand, der Seele
anrechnen, als welche ihre Kraͤfte nach dem Maaße des
Wiederſtandes aufbieten ſoll. Jch moͤchte, daß dieſe
Leute an einem enthaupteten Froſche, deſſen Ruͤkkenmark
man zerſchnitten, die Aorte mit einer Schnur unterbin-
den (y**), oder das Herz ſelbſt, wenn ſie es nebſt den Ge-
faͤſſen unterbunden, aus dem Leibe reiſſen, und die Bewe-
gung dieſes, von aller Nervenhuͤlfe entbloͤſten, und dem
Befele der Seele entzognen Herzens, in Augenſchein
neh-
[407]des Blutes, durch die Schlagadern.
nehmen wollten. Gewis, ſie werdens, wie ich, ſehen,
daß ſich das Herz ebenfals noch wieder die Hindernis
ſtraͤubet, ob gleich keine Abſicht und Ueberlegung der
Seele mehr ſtatt finden kann.
Die Kraftloſigkeit hat beinahe eben daſſelbe Schik-
ſal, mit einem Hinderniſſe gemein. Denn wenn die
Kraͤfte am ganzen Koͤrper ſchwach werden, und nun dem
Kreislaufe nicht ferner gewachſen ſind, ſondern der Laſt
des zu bewegenden Blutes unterliegen, ſo wikkelt ſich in
der That das matte Herz nicht gehoͤrig von ſeinem Blut-
aderblute los, folglich zieht ſich das Herz, um dieſes
Blut von ſich zu geben, mehrmalen zuſammen; doch es
kann dieſes Blut, da es nur matt wirkt, wenig mehr aus
der Stelle fortbewegen. Daher ſtieg an einem kraftlo-
ſen Mutterpferde die Anzal der Pulſirungen von 40 bis
100 in einer Minute (a). Daher haben ſterbende Thiere
einen kleinen, aber ſchnellen Puls (b), und es erreicht
derſelbe faſt eben die Zal als am Herzen einer Frucht,
ſo daß die Aufmerkſamkeit eines Arztes ſie ſchwerlich zaͤ-
len kann, und man in einer Minute gegen 140 (c)
Schlaͤge angeben darf.
Eine andre Urſache, daß ſich das Herz ſchneller und
oͤfterer zuſammenzieht, liegt im Reize, es moͤgen die
Nerven von erſt welcher Urſache ſehr gereizt werden, oder
es mag die Kraft zunehmen, mit der das Herz das Blut
in Bewegung ſezzt. Folglich wird der Pulsſchlag von
den Gemuͤtsbewegungen (d), vom Zorne, Schrekken, der
Schaam, und verſchiednen Leidenſchaften beſchleunigt,
ſo daß auch ſo gar die Gegenwart des Arztes zaͤrtliche
Frauenzimmer oͤfters zur ſchnellern Pulſirung veranlaſ-
C c 4ſet
(z)
[408]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
ſet (e). So beſchleunigt eine ſtarke Anſtrengung des
Gemuͤtes, bei ſchwerer Arbeit, den Pulsſchlag, und ſie er-
regt endlich Waͤrme und Schweis. Endlich ſo ſoll faſt
kein groͤßrer Schmerz ſeyn (f), ohne einen geſchwindern
Pulsſchlag, als die ſo genante Spina, die Helmontius
wohl kannte (g). Der Schmerz erregte an einer Stutte
von 36 bis 60 und endlich bis 100 Pulsſchlaͤge (h). Jn
einem andern Pferde waren jederzeit in einerlei Minute
40 Pulsſchlaͤge, da es ohne Schmerzen blieb, ſo gleich
aber, da es heftige Marter ausſtand, lief der Puls bis
auf 65 (i).
Zum Reize zaͤle ich die Waͤrme, die vom Reiben ent-
ſteht. Selbſt der elektriſche Feuerſtrom hat ſehr oft die
Pulsſchlaͤge ſchneller gemacht (k), und bis zehn (l), zwoͤlf (m),
und ſo gar ſechszehn Tempos in einer Minute weit ge-
trieben. Ein andermal richtete er keine Veraͤnderun-
gen an (n).
Die Kraft, einen ſchnellern Pulsſchlag hervorzubrin-
gen, liegt viel beſtaͤndiger im Blute, wiewohl ſie ver-
borgen wirkt, aber dennoch einiger maaßen dergeſtalt
veraͤndert wird, ſo daß das Blut ſtaͤrker, als das Blut
in geſunden Menſchen, das Herze reizt. So iſt der Puls-
ſchlag beſchaffen, der von einem dem Blute beigemiſchten
Eiter, naͤmlich im hektiſchen Fieber, entſteht, das nicht
blos von einem Uebel in der Lunge, ſondern ebenfalls da-
her entſpringt, wenn die Leber, oder Niere, oder einiges
Glied von einem Geſchwuͤre zernagt worden, wie ich oft,
auch
[409]des Blutes, durch die Schlagadern.
auch an den Knochen der entlegenſten Gliedmaaßen,
wargenommen habe.
Ein anderes Beiſpiel hat man an dem Fieber mit
dem heiſſen Brande, welches aus den vielen traurigen
Exempeln mehr als zu bekannt iſt, und, wie andre Fie-
ber, mit der Fieberrinde von Peru oͤfters gluͤkklich geho-
ben wird. So oft naͤmlich ein faules Eiterwaſſer, das
ſich zwiſchen das Zellgewebe ergoſſen, von den Blut-
adern haͤufig eingeſogen wird, ſo entſteht davon ein mit
Mattigkeit verbundner hoͤchſt ſchneller Puls, wobei ſich
ein Zittern in den Sehnen, und ſchwache Verruͤkkung
befindet, und dieſes pfleget der naͤchſte Schritt zum Tode
zu ſeyn.
Von eben der Art ſind diejenigen Fieber, welche von
dem offenbaren Gifte der Peſt, der Kinderblattern (o),
der roten Ruhr, eines beiſchlafenden Schwindſuͤchti-
gen (p), eines mit ſtinkenden Duͤnſten erfuͤllten Kerkers,
eines unflaͤtigen (q) ſtehenden Waſſers (q*), eines geoͤff-
neten Grabes (q**), ſo haͤufig entſtehen. Von eben der
Natur iſt endlich derjenige ſchnelle Puls, welcher von
gegornen Saͤften, die vom ſchaͤrfſten Weingeiſte ange-
macht worden (r), und von hizzigen Arzneimitteln ſeinen
Urſprung nimmt. Ein Hund bekam von Waſſer der
Lorbeerkirſchblaͤtter von 78 bis 135, ein Pferd von 34
bis 130 (s) Pulsſchlaͤge. Aber auch von der Wirkſam-
keit des Quekſilbers waͤchſt der Puls, ſo lange der Spei-
chel zufliſt, bis auf 120 und 130 (t).
C c 5End-
[410]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
Endlich ſo macht ein groſſer und zugleich ſchneller
Puls (u) eine wirkliche Geſchwindigkeit im Kreislaufe des
Blutes erweislich: denn alsdenn wird bei jedem Schlage
viel Blut aus dem Herzen getrieben, und es folgen ſich
die Wellen haͤufiger auf einander. Wenn ſich ein oͤfte-
rer Pulsſchlag mit einem kleinen verbindet, ſo zeigt die-
ſes einzig und allein an, daß die Arbeit des Herzens ver-
mert worden.
§. 15.
Die Urſachen eines ſeltnen und traͤgen Puls-
ſchlages.
Man ſiehet leichtlich ein, daß die Urſachen von die-
ſem Pulsſchlage gerade das Gegentheil von den Urſachen
eines ſchnellen Pulsſchlages ſind, und ſie kommen alſo
auf ein weniger reizbares Herz, oder auf einen kleinern
Reiz an, von dem das Herz gereizt wird. Selten iſt
demnach der Pulsſchlag uͤberhaupt in Greiſen (x), oder
alten Thieren, ſelten in groſſen Thieren (y), ſelten in den
ſo genanten Phlegmatiſchen, da in dieſen das Herz we-
niger reizbar iſt, und das ganze Nervenſiſtem vielmehr
taub zu allerlei Eindruͤkken iſt (z), ſeltener wird der Puls
nach dem Gebrauche des Mohnes, und aller derer Arze-
neien, welche den Aufrur in den Nerven ſtillen.
Ferner erhellt aus eben den Gruͤnden, daß ein Puls
ſelten geſchehe, wenn dem Herzen weniger Blut wieder
zugefuͤrt wird. Folglich iſt der Puls ſelten in kaltbluͤ-
tigen Thieren (a), deren Herz klein iſt; ſelten in einem ru-
henden Menſchen, an dem weder die Seele mit ſchweren
Sor-
[411]des Blutes, durch die Schlagadern.
Sorgen geplagt, noch der Leib durch die Muskeln in Be-
wegung geſezzt worden.
Aber auch die Kaͤlte, die in der ganzen Natur die
Bewegung unterdruͤkkt, raubet etwas von der Schnel-
ligkeit der Pulsſchlaͤge: man erſiehet aus dem Verſuche
eines beruͤmten Mannes, daß er in einer Minute bis
auf zehn herabgefallen (b). Folglich geſchehen weniger
Pulsſchlaͤge im Winter (c), in uͤberwinternden Thie-
ren (d), und in Menſchen, die das kaͤltere Europa bewo-
nen (e). Seltner iſt er auch, wenn im Blute nicht die
geringſte felerhafte Schaͤrfe zugegen iſt, welches vielleicht
eine Urſache mit iſt, warum Kinder nicht allein oft, ſon-
dern auch ungemein ſanft ſchlafen; und Greiſe traurig
und oft vergebens den Schlaf erwarten und wuͤnſchen.
Wiederum iſt der Pulsſchlag ſelten, wenn auf dem
ganzen Wege des Kreislaufes, das Herz einen hoͤchſt ge-
ringen Wiederſtand antrift. Denn ſo leeret ſich das
Herz vollkommner aus, und folglich gibt daſſelbe in kuͤr-
zerer Zeit eben ſo viel Blut von ſich (f): ſo daß uͤber-
haupt Bellin(g) allen Verſuchen zuwieder geſchrieben,
der Puls werde von der Verſtopfung der Gefaͤſſe, und
von dem daher erwachſenden Wiederſtande, und von zaͤ-
hem Blute verſpaͤtet. Denn man darf den Stempel
nicht ſo oft bewegen, je hurtiger das Waſſer durch die
Sprizze geht: und es gehoͤren ohne Zweifel mehr Stoͤſſe
dazu, wenn man verſtopfte und ſehr elaſtiſche Roͤhren
erweitern mus. Daher iſt der Puls in recht geſunden
Menſchen ſelten, und es kan beinahe ein Puls nicht ſel-
ten genung ſeyn (h). Das beſte Zeichen von einem gluͤkk-
lich nachlaſſenden Fieber iſt ein ſeltner gewordner Puls-
ſchlag.
[412]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
ſchlag. Jch erinnere mich ſelbſt, da ich ſo viele, mit
etwas Nachlaſſung fortdaurende und mit Ausſchlaͤgen
in der Haut verbundne, und andre Fieber ausgeſtanden,
als kaum irgend jemand anders ausgeſtanden, daß ich
auch im aͤrgſten Friſel, und bei der Roſe, da mein Leben
in der groͤſten Gefahr ſchwebte, dennoch nicht alle Hof-
nung aufgegeben, und mich aller Furcht entſchlagen habe,
ſobald die auſſerordentlich groſſe Menge von Pulsſchlaͤ-
gen, fuͤr zwo Minuten auf 180 Pulsſchlaͤge zuruͤkke lief:
und ſo hat mich niemals alle Hofnung betrogen, ſo oft
dieſes Uebel ohngefehr bis auf dieſe Anzal von Pulsſchlaͤ-
gen ausgetobet hatte.
Jch habe auch niemals weder im Anfange der Wech-
ſelfieber (i), noch in langſamen (k) oder hizzigen Fiebern (l),
den Pulsſchlag auf 90 herabſteigen geſehen, da derſelbe
auch in den Wechſelzeiten des dreitaͤgigen Fiebers etwas
haͤufiger iſt, wiewohl ich auch dabei geſehen habe, daß
ſolches ſchwache und niedrige Pulsſchlaͤge geweſen. We-
nigſtens haben in den Anfaͤllen der Wechſelfieber, ehe-
dem der beruͤmte Bryan Robinſon(m), und nur neulich
noch der vortrefliche von Haen(m*), nebſt mir, waͤrend
des Froſtes einen ſchnellen und kleinen Puls gefunden,
ſo wie Floyer waͤrend dem Anfalle 100 bis 120 Puls-
ſchlaͤge gezaͤlt hat (n). Jch glaube daher, man habe
die langſame Schlaͤge in boͤsartigen Fiebern (o), und
Verſuche von ſolcher Art mehr, entweder ohne eine Uhr,
oder nach ſeiner Hipoteſe willkuͤrlich herausgebracht, oder
es
[413]des Blutes, durch die Schlagadern.
es mus ein beſonderes Uebel der Lunge, das mit einem
Fieber verbunden geweſen, den Pulsſchlag aufgehalten
haben. Jch habe aber auch ſonſt keine herumziehende
Landfieber, oder Fieber von ſchlimmerer Natur geſehen,
in denen nicht der Puls entweder mit ſeiner Staͤrke, oder
mit der Schnelligkeit von der natuͤrlichen Ordnung
abweicht (p).
So oft naͤmlich die Lunge von erſt welcher Urſache,
von einem Faſergewaͤchſe, von verhaͤrteten Druͤſen, oder
vielleicht von einem Nervenkramfe verſtopft wird, und
das Blut weder ohngehindert von der rechten Kammer
in die linke durchkoͤmmt, noch indeſſen eine groſſe und
fieberhafte Anſtrengung, das Blut durch die Lunge hin-
durchzubringen, angewendet wird; ſo mus alsdenn al-
lerdings der Pulsſchlag unrichtig und ſelten ſeyn. Denn
wenn das Blut nur ſehr ſparſam in die Aorte koͤmmt, ſo
wird die Schlagader weder Blut empfangen, noch der
Finger des Arztes ihre Erweiterung an der Handwur-
zel fuͤlen koͤnnen: keins wird aber zur Aorte kommen,
wofern der Weg zu den linken Hoͤlungen des Koͤrpers
nicht durch die Lunge frei iſt. Folglich iſt der Pulsſchlag
bei keuchenden oder engbruͤſtigen Perſonen ſelten (q), wie
ich vor nicht gar langer Zeit an einem beruͤmten Grei-
ſen, in dem Anfalle der Engbruͤſtigkeit, mit Augen geſe-
hen. An einem Menſchen, deſſen ſehr dikkes Blut ſo gleich
zuſammenlief, ſo bald es aus der Ader flos, und an
deſſen erblaſten Koͤrper die Hoͤle des linken Herzohrs er-
weitert war, zaͤlte man, da er noch lebte, von 23 bis
35 Schlaͤge (r), und weniger Pulsſchlaͤge habe ich weder
jemals erfaren, noch irgend wo geleſen.
Viel
[414]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
Viel groͤſſer und dabei felerhaft iſt diejenige Selten-
heit in den Pulsſchlaͤgen, welche man das Auſſenbleiben
nennt, und die einerlei Urſache zum Grunde hat, naͤm-
lich ebenfalls einen noch wenigeren Vorrat des Blutes
in der Aorte, als ſonſt bei einem ſeltnen Pulsſchlage zu-
gegen iſt. So bleibt der Puls auſſen in Engbruͤſtigen,
in Perſonen, die an Lungenenzuͤndungen krank liegen (s),
und zwar bleibt der Puls in engbruͤſtigen Perſonen in ſo
fern mit wenigerer Gefar aus, daß ſich dieſes Uebel,
wenn man eine Blutader oͤffnet, heben laͤſt (t), da es ſonſt
doch vorher den aͤrgſten Schrekken einjagte. So fing
der Pulsſchlag an von dem knochigen Mittelpunkte des
Zwerchfells auszubleiben (u): wie auch von einem
Faſergewaͤchſe, welches die groſſe Schlagader verſtopft
hatte (x); auch von den Klappen, die uͤber der Aorten-
muͤndung Wache halten (y), als welche eine knochige
Natur an ſich genommen hatten, ſo daß nicht nur das
Blut in die Aorte ſparſamer kam, ſondern auch genoͤtigt
ward, ins Herz ſelbſt zuruͤkkezutreten; ferner fing der
Puls auch an auſſenzubleiben, als ein Hoͤkker den freien
Weg durch die Lunge verſperrte (y*). Vielleicht ruͤhrt
der auſſenbleibende Pulsſchlag im Alter, von der erwei-
terten und knorplig gewordnen Aorte her (z).
Schlimmer iſt ſchon die Urſache, wenn ſie von ei-
nem geſchwaͤchten Herzen herruͤrt, welches einen kleinen
Reiz nicht emfindet. So bleibt in den aͤrgſten Fiebern,
die die Lebenskraft faſt ganz und gar zerſtoͤren, der Puls-
ſchlag beinahe voͤllig und ſo ſehr aus, daß faſt gar keiner
mehr
[415]des Blutes, durch die Schlagadern.
mehr zu ſpuͤren iſt, daruͤber man Beiſpiele in Fiebern (a),
und in der Peſt hat, an denen Perſonen, die das Schik-
ſal zum Tode beſtimmt hatte. So iſt in der That dieſer
Puls ſo ſehr gefaͤrlich, daß die Chineſer unter ihren be-
glaubigten Vorherſagungen, auch dieſes mit zur beſtaͤn-
digen Regel gemacht haben, wenn unter vierzig Puls-
ſchlaͤgen nur ein einziger mangle, ſo bleibe ein Menſch
nicht uͤber ſo viel Monate lang leben (c): und es ſei der
Todt ganz nahe, wenn man unter ſieben Pulsſchlaͤgen
einen einzigen vermiſſe. Endlich trift der Todt in Thie-
ren gemeiniglich nach einem auſſenbleibenden Pulsſchlage
und nach langen Pauſen deſſelben ein (d); ſo daß dieſe
Zwiſchenzeiten allmaͤlich laͤnger werden, und endlich in
einer ganzen Minute nur ein einziger Pulsſchlag emfun-
den wird. Jn dieſem Zuſtande iſt die Schwaͤche eines
Thieres ſo gros, daß das Herz blos Kraft eines ſtaͤrkern
Reizes ſein Zuſammenziehn vollbringen kan, da auſſer-
dem das Blut aufhoͤrt wieder zum rechten Herzohre zu-
ruͤkkezutreten, und die Kraͤfte des Herzens nicht in ſol-
chem Grade mehr gereizt werden, welcher zur Vollfuͤrung
des Zuſammenziehens erfordert wird. Daher koͤmmt
nur, und zwar ganz langſam, und nach langer Zeit, ſo
viel Blut in die rechte Herzhoͤlen, als zum Reizen hin-
laͤnglich iſt.
Man mus es auf die Rechnung der Kraftloſigkeit
ebenfalls ſchreiben, wenn in der Vorherſagung des Franz
Solans(e) was wirkliches ſtekkt, da derſelbe vorgibt,
daß man aus dem auſſenbleibenden Pulsſchlage auf einen
Bauchflus ſchlieſſen koͤnnte.
End-
[416]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
Endlich nimmt man auch vor dem Tode uͤberhaupt
gar keinen Pulsſchlag wahr, ſo bald die Kraͤfte des Her-
zens nicht mehr hinlaͤnglich ſind, das Blut in die entleg-
nen Aortenaͤſte hineinzutreiben, und ſie blos denjenigen
Theil der groſſen Schlagader noch beherrſchen, welcher
mit dem Herzen am naͤchſten zuſammengrenzt (f). Und
daher ruͤhret eben die ſo bekannte Todesblaͤſſe, welche
ſich vor dem Tode einſtellt, und die Todeskaͤlte. So
habe ichs in Thieren befunden, und ſo eraͤugnet ſich die
Sache auch an den paralytiſchen (g), an denen vom hal-
ben Schlage geruͤrten (h) und ſchwachen Perſonen, und
von dieſem Zuſtande iſt der Todt nicht weit mehr ent-
fernt. Eine kleine Schwaͤche macht den Puls ſchnell und
matt, die groͤſte Schwaͤche haͤlt ihn an, und unterbricht
ihn. Und das iſt die Urſache von einem faͤlſchlich ge-
glaubtem Tode, wovon Menſchen wieder aufgewekkt
werden, welche Ehre dem Asklepias, und neulich dem
beruͤmten Boyer(k), und dem ſehr gelehrten Kamill
Falconet(l), ferner dem beruͤmten Fothergill(l*) und
Joſeph Raulin(l**) wiederfaren iſt. Es ſchienen
naͤmlich die Leute todt zu ſeyn, da keine Schlagader mehr
klopfen wollte. Allein es geſchicht doch, daß auch ohne
groſſe Schwaͤche, wenn allein noch die Aortenmuͤndung
geſchaͤftig iſt, und der Weg durchs Herz, oder durch die
Lunge geſperrt iſt, uͤberhaupt gar kein Puls an der Hand-
wurzel gefuͤlt werden kann. So entſtand von einem
engen Herzen beſtaͤndiger Froſt, und es aͤuſſerte ſich nicht
der geringſte Puls dabei (m). Von der Schwindſucht,
zu der ſich eine Bruſtwaſſerſucht geſellet hatte, war
vier
(i)
[417]des Blutes, durch die Schlagadern.
vier ganzer Monate vor dem Tode ein hoͤchſt unmerk-
licher Puls warzunehmen (n), welches in einem andern
Falle blos von einer Waſſerſucht herruͤhrte (o). Bei
einem Kinde blib vierzig Tage, ehe es ſtarb, der Puls
aus, da die Lunge deſſelben mit Lungengeſchwuͤren verei-
tert war (p). Bei einem groſſen Aortenſakke, der mit
faſt ſehnartigen Fleiſche angefuͤllet war, war an der
einen Seite gar kein Pulsſchlag zu fuͤlen (q). Jn einem
Gelbſuͤchtigen, bei dem faſt aller Puls verſchwunden
war, befand ſich im Herzen ein Faſergewaͤchſe, und ein
geronnenes Blut (r). Als die Herzkammer gleichſam
voll Fett war, ſo war etliche Tage vor dem Tode ein ganz
unmerklicher Pulsſchlag der Vorbote (r*). So oft
aber der Puls an der einen Seite auſſenbleibt (s), ſo iſt er
doch noch an der andern uͤbrig, wo er allein das Geſchaͤfte
hat die Schlagader dieſer Seite zu bearbeiten. An de-
nen, wo der Puls auf beiden Seiten zugleich erliſcht (t),
glaube ich, mus ein Feler in den Schlagadern und eine
knochige Ausartung ſtatt haben, welche ſich, ohne deut-
liche Feler in den natuͤrlichen Verrichtungen, lange Zeit
ausſtehen laͤſt.
§. 16.
Die Anzal der Pulsſchlaͤge nach dem verſchiede-
nen Alter.
Da es in der ganzen Naturgeſchichte uͤberall von
gutem Nuzzen iſt, die Maaße und Zalen feſt zu ſezzen,
ſo
v. Hall. Phiſ.II.Th. D d
[418]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
ſo wird es bey dieſem ſo viel bedeutenden Zeichen, wel-
ches einen ſo beſtaͤndigen Gebrauch hat, und welches der
vornemſte Grund zu der ganzen Erkenntnis derer Krank-
heiten iſt, gewis groſſen Nuzzen ſchaffen, wenn man mit
Genauigkeit und durch Zalen beſtimmt, wie der Puls
in geſunden Menſchen beſchaffen iſt, und wie er im Fieber
zu laufen pflegt, damit man den Unterſcheid deſſelben,
und die Ruͤkkehr deſſelben auf eine ſichre Vergleichung
bringen moͤge. Es iſt mir leicht zu begreifen, daß dieſe
Dinge einigermaaßen weitſchweifig ſind, und daß weder
in allen Menſchen von einerlei Alter, noch in verſchiede-
nen Perſonen, die einerlei Krankheit unter ſich gemein
haben, gleich viel Pulsſchlaͤge geſchehen. Man koͤmmt
aber doch dem Maaße des Wirklichen naͤher, wenn man
die Zalen ausdruͤkkt, und die Grenze zuverlaͤßig zieht,
uͤber und unter welcher die Natur maͤßig ausſchweift,
und doch nie zuweit ſich verirrt.
Jrre ich nicht, ſo iſt Keppler(u), ein Mann zum
Erfinden geboren, der erſte geweſen, welcher die
Anzal der Pulsſchlaͤge in gegebner Zeit zu beſtimmen
geſucht; denn das Pulszaͤlen des Kardinals Cuſani
nach einer Waſſeruhr, hat man niemals auf die Sache
ſelbſt angewandt. Hierauf beſchrieb Johann Floy-
er, in einem eignen Buche, die Anzal und Beſchaffen-
heiten der Pulsſchlaͤge, nach der Verſchiedenheit der
Menſchen, und der Krankheiten (y), nach ihm der
beruͤmte Thomas Schwenke(z), Bryan Robinſon(a),
und der beruͤmte Rye(b). Jch ſelbſt habe eine Menge
Verſuche uͤber das Zaͤlen der Pulsſchlaͤge angeſtellt, als
ich an mir ſelbſt und der Hand der Meinigen, die Se-
kunden nach einer Uhr finden wollte (c). Ohnlaͤngſt
ſchlug der beruͤmte Franz von Sauvages eine Pendul-
uhr,
[419]des Blutes, durch die Schlagadern.
uhr, die mit dem Pulſe der Handwurzel gleichſtimmige
Schlaͤge thut, ſtatt einer Pulſirungsuhr vor (d).
Um bis zum erſten Urſprunge eines Thieres zuruͤkke
zu gehen, ſo habe ich die Pulsſchlaͤge in dem Herzen der
Frucht ſo zalreich befunden, daß ich ſie mit Ausſprechung
der Toͤne nicht einzuholen vermoͤgend war: ſo lange
naͤmlich ein Thier ſeine Kraft und natuͤrliche Waͤrme
noch bei ſich hatte. Wenn der beruͤmte Floyer fuͤr eine
Minute 134 Pulsſchlaͤge (e) zaͤlte, ſo ſcheint er mir viel-
mehr etwas zu wenig gethan zu haben, da ein andrer
beruͤmter Englaͤnder, acht Tage nach der Geburt, mehr
Pulsſchlaͤge an einem Kinde herausgebracht hat.
Jn einem neugebornen Kinde rechnet der beruͤmte
Floyer(f) eben ſo viel, naͤmlich 134 Schlaͤge, Bryan
aber an dem angefuͤhrten Orte, acht Tage nach der Ge-
burt, uͤberhaupt 150 (g): wiewohl ich nie bis zu dieſer
Zal ſteigen, ſondern nicht uͤber 140 kommen koͤnnen.
So wie der Puls, in einem aus dem Eie genommenen
Huͤnchen, beſtaͤndig ungemein abnimmt (h), eben ſo geht
es auch mit einem zur Welt gebrachten Kinde zu. Jn
einem dreimonatlichen Knaben zaͤlte man, (jederzeit auf
eine Minute) 120 Pulsſchlaͤge (i). Jm fuͤnften und
ſechſten Jare zaͤlte Johann Floyer, den ich mehrmalen
nennen mus, 105 und 106 Schlaͤge (k).
Fuͤrs ſiebente Jahr rechnet Franz Boißier(l) 90,
fuͤr das vierzehnte 80 Pulsſchlaͤge. Fuͤr das eilfte Jar
rechnete der beruͤmte Hamberger(m), an einem wachen-
den Knaben, zwiſchen 90 und 100 Schlaͤge, und 92 an
einem funfzehn-jaͤrigen Maͤdchen Johann Floyer(n).
Ueberhaupt iſt die Anzal der Pulsſchlaͤge unter den Ja-
ren der Mannbarkeit groͤſſer.
D d 2Jn
[420]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
Jn einem erwachſnen Menſchen ſind ihrer weniger, als
im Knaben, und Kinde; ſelbſt das Geſchlecht, die Jares-
zeit, die Luftgegend, und die Blutmiſchung machen einen
Unterſcheid darunter. Jch glaube, daß dieſer Unter-
ſcheid zwiſchen 60 und 80 iſt, und ich raͤume nicht leicht
unter ſechzig Pulsſchlaͤge, oder im geſunden und ruhen-
den Menſchen nicht viel uͤber 80 Schlaͤge ein. Schrift-
ſteller, welche 60 (o) und weniger, als 60 Pulsſchlaͤge
gezaͤlet haben, ſcheinen an einen phlegmatiſchen Men-
ſchen geraten zu ſeyn, oder ſie haben ſonſt eine ſonderliche
Beſchaffenheit des Koͤrpers angetroffen. Hieher gehoͤrt
der vortrefliche Thomas Schwenke, welcher einen fuͤnf
und vierzig jaͤrigen Mann des Morgens 55 bis 60
Pulsſchlaͤge thun lies (p): Bryan Robinſon, der des
Morgens 54 Pulsſchlaͤge zaͤlte (q), und der beruͤmte
Rye, welcher auch in den Morgenſtunden niemals uͤber
45 zaͤlte. Doch es ſtimmt auch F. U. Marquet mit
der Fruchtbarkeit der ergiebigen Natur ſchlecht uͤberein,
da er einem Kinde 80, einem Erwachſnen 60 Puls-
ſchlaͤge anweiſet (s), ſo wenig als Guidot(t), deſſen hoͤch-
ſtes Maas in einer Stunde 3300 Pulsſchlaͤge, und
folglich in einer Minute 65 ſind, noch Walaeus(u),
welcher 3200 anſezzt; eben ſo wenig ſcheinen auch die
Pulsſchlaͤge des Willhelm Cokburne(x) recht gezaͤlt
worden zu ſeyn, da er 37. 40. und 50 in einem Fieber
einraͤumt; denn man irrt im Zaͤlen ungemein leicht,
nach einer gemeinen Uhr, wenn man dem Pulſe nicht
mit der Schwankung einer Sekunden angebenden Pen-
duluhr, auf dem Fuſſe nachfolgen kann. Schon vor
lan-
(r)
[421]des Blutes, durch die Schlagadern.
langer Zeit gab Keppler(y), und nach ihm Floyer(z)
die Erinnerung, es ſey was ſeltenes, ſechzig Pulsſchlaͤge
in einer Minute zu haben, und Floyer geſteht es ſo gar,
er habe nie eine kleinere Zal fuͤlen koͤnnen.
Keppler kam der Warheit naͤher, da er auf eine
Minute 70 Pulsſchlaͤge gehen lies (a). Eben dieſe Zal
nimmt Franz Boißier(b) in erwachſnen Menſchen, und
bei andrer Gelegenheit auch fuͤr einen dreißigjaͤrigen an,
indem die Pulsſchlaͤge nach dem bluͤhenden Alter, und
gegen die Annaͤherung des hohen Alters immer weniger
werden. Eben dieſe Zal ſezzt Floyer(c) fuͤr England
feſte, und der beruͤmte Rye(d) fuͤr die Sommermonate.
Anton von Leeuwenhock(e) fand 72 Pulsſchlaͤge an
ſich. Rollfink(f) gibt 74 an, und Floyer fand in
der Sommerhizze von 74 bis 90 (g). Ehedem zaͤlte ſie
Thomas Morgan(h) von 70 bis 80, Stephan Hales
an einem hizzigen Juͤnglinge 75 (i), Jakob Keil(k),
Willhelm Cheſelden(l) und Johann Tabor zaͤlen ihrer
80; Hamberger(n) 84, Vopiscus Fortunatus Plemp
an ihrer eignen Hand uͤberhaupt 86. (o).
Jch habe von meinem fuͤnf und vierzigſten Jare bis
zum funfzigſten, darinnen ich eben jezzo ſtehe, ſelten
unter 78 Pulsſchlaͤge gezaͤlet.
Daß an Alten die Pulsſchlaͤge ſeltner, als in Erwachſ-
nen geſchehen, haben wir bereits erinnert (p), und noch ſelt-
ner geſchehen ſie in denen, die von der Natur zu einem
langen Leben zubereitet ſind (q). Doch auch hierinn hat
D d 3das
(m)
[422]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
das Temperament einen ſtarken Einflus. An einem
Greiſe, der aber phlegmatiſch war, fand Werner Rol-
fink(r) 50 Pulsſchlaͤge. Johann Floyer ſchaͤzzt ſie
uͤberhaupt fuͤr ein dergleichen Alter auf 55 (s), auf 60
Franz Boißier(t). Bryan Robinſon fand aber im
zwei und ſiebenzigſten Jahre nicht weniger als 65 Puls-
ſchlaͤge (u). An einem hundertjaͤrigem Greiſe waren
30 und 40 zu fuͤlen (x), und 30 oder 24, wofern man
ſich auf einen andern Schriftſteller verlaſſen kann (y).
Temperamente beſizzen in der That eine groſſe Ge-
walt uͤber die Veraͤnderung der Pulsſchlaͤge, und wir
wuͤrden unſern Ausdrukk genauer ahwaͤgen, wenn wir
ſagten, daß ein bald mehr, bald weniger groſſes, ver-
moͤgendes, reizbares Herz, nicht nur verſchiedne Tempe-
ramente, ſondern auch andre Zalen fuͤr die Pulsſchlaͤge
hervorbringt. Jn einem Freunde, der mit mir gleichen
Alters war, der aber mehr zum phlegmatiſchen Weſen
aufgelegt war, fand ich 66 bis 68 Pulſirungen. Flo-
yer behauptet, daß ſie bei dergleichen Art von Perſonen
jederzeit unter 70 ſtehen blieben (z). Eben dieſer fand
in den Milzſuͤchtigen (atrabilarius), eine Art Menſchen,
die man ſelten antrift, die Pulsſchlaͤge auf 55 bis 60
herabgeſezzt (a). Dagegen eignet Keppler choleri-
ſchen achtzig Pulsſchlaͤge zu (b), und ohngefehr auch ſo
viel Floyer(c): Von 80 bis 90 aber fand ſie eben der
beruͤmte Rye(d) in einem choleriſchen, der noch dazu
ein Greis war. Aus eben der Urſache ſind auch die
Pulsſchlaͤge in den fleiſchfraͤßigen Thieren zalreich. Jm
Hun-
[423]des Blutes, durch die Schlagadern.
Hunde laſſen ſich 97, im Widder nicht uͤber 65 zaͤ-
len (e).
An dem weiblichen Geſchlechte bringt die reizbare
Natur deſſelben haͤufigere Pulsſchlaͤge hervor, welche
ſich nach der Schaͤzzung des ſcharfſinnigen Kepplers
auf 80 erſtrekken.
Langgewachſnen Menſchen eignet der vortrefliche
erſte Leibarzt (f) einen traͤgern Puls zu, und er liefert
eine Tabelle, nach welcher er einem, nicht uͤber zween
Fus langen Menſchen 90 Pulsſchlaͤge, einem vier Fus
hohen 80 Pulsſchlaͤge, einem fuͤnfſchuigen 70 Pulſe,
einem ſechsſchuigen 60 Pulsſchlaͤge anweiſet, und er be-
ſtaͤtigt es, daß langgewachſne Menſchen ſeltne Puls-
ſchlaͤge thun, mit dem Exempel von hundert Mann,
die die Leibwache des Koͤnigs ausmachten, und die man
gemeiniglich die Schweizer zu nennen pflegt. An mir,
der ich ſechs Fus lang bin, finde ich etwas mehr Puls-
ſchlaͤge, und ſo habe ich auch an andern, und an vielen
meiner Freunde, die langgewachſen ſind, ebenfalls mehr
gezaͤlt. Denn Schweizer ſind eins von denjenigen Voͤl-
kern, welches die laͤngſten Menſchen erzeugt, und unter
den Schweizern haben in dieſem Punkte die Einwohner
der Republik Bern gemeiniglich in einer anſenlichen Lei-
beslaͤnge den Vorzug. Jndeſſen hat noch mehr, als
die Leibeslaͤnge, auf die groͤſſere und kleinere Menge der
Pulsſchlaͤge, einen Einflus; wiewol uͤberhaupt alle
Thiere von groſſem Wuchſe in dieſem Stuͤkke mit ein-
ander uͤbereinkommen.
§. 17.
Die Pulsſchlaͤge im Schlafe, im Wachen, nach
dem Eſſen, und nach der Bewegung.
Wenn eben derſelbe Menſch, entweder wacht, ſchlaͤft,
muͤßig iſt, oder den Leib bewegt, verſchiedne Verrichtun-
D d 4gen
[424]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
gen des Lebens ausuͤbt, oder deſſen Beduͤrfniſſen gehorcht,
ſo findet der Arzt an einem ſolchen den Pulsſchlag bald
ſo, bald anders laufen. Des Morgens fruͤhe, wenn
wir von dem gutthaͤtigen Schlafe erwachen, und die vo-
rige von den Federn entſtandne, und zu uͤbermaͤßige
Hizze vorbei iſt, pflegen die Pulsſchlaͤge, in gleich groſ-
ſer Zeit, am aller ſparſamſten zu erfolgen. Hiermit
ſtimmen der beruͤmte Rye(g), die Verſuche des Thomas
Schwenke(h), und meine eigne uͤberein.
Gleicher Meinung iſt auch mit uns bis zum Hand-
greiflichen, Bryan Robinſon(i), wegen der wenigen
Pulsſchlaͤge, ob er gleich in andern Stuͤkken von uns
abgeht, und ſonſt auch Senac(k).
Wenn man allmaͤlich wieder munter geworden, ſo
faͤngt die Anzal der Pulsſchlaͤge an zuzunehmen, ſo daß
ſie gegen den Anfang der Nacht zalreicher werden (l),
und acht oder zehn Schlaͤge mehr, als am Tage geſche-
hen. Jm Wachen vermehrt die Speiſe, die Bewegung
der Muskeln, die Anſtrengung der Seele, oder die Lei-
denſchaft die Pulsſchlaͤge, welches alles bei einem Schla-
fenden nicht zugegen iſt, da in dieſem einzig und allein
das Herz das Geſchaͤfte verſieht, den Kreislauf des
Blutes in Ordnung zu bringen.
Da nun die Pulsſchlaͤge des Abends ſo haͤufig geſche-
hen (l*), ſo erhellet daraus, warum in allen etwas nach-
laſſenden (continuis) Fiebern, ſo wie in den langſamen
und hizzigen, die Anfaͤlle gegen die Nacht heftiger wer-
den, indem uͤberhaupt ſchwerlich in Europa, ein Fieber gan-
zer zwei Tage lang jemals bei einerlei Dauer gleich fort-
faͤhrt,
[425]des Blutes, durch die Schlagadern.
faͤhrt, daß man ſich nicht des Morgens etwas erholen,
und des Abends mit neuer Hizze uͤberfallen werden ſollte.
Es verurſachen naͤmlich hundert Pulsſchlaͤge ein maͤßi-
ges und ertraͤgliches Fieber, kommen aber zu dieſer Anzal
von Schlaͤgen nur noch zehn hinzu, dergleichen doch
in einem geſunden Menſchen ſchon durchs Wachen ent-
ſtehen, ſo ſind es 110 Pulsſchlaͤge, und es wird das Fie-
ber heftiger. Geſellen ſich aber zu einem ſchweren Fie-
ber, von 120 Pulsſchlaͤgen, noch zehn neue, ſo wird es
eine ſehr heftige Krankheit werden, denn es wird das
Fieber bei dieſen 130 Pulsſchlaͤgen aͤuſſerſt hizzig ſeyn,
und wofern es nicht bald nachlaͤſſet, von dem Kranken
ſchwerlich uͤberſtanden werden koͤnnen.
So wie das Wachen die Anzal der Pulſirungen ver-
groͤſſert, eben ſo mindert ſie der Schlaf, wenn man nur
die Waͤrme, und folglich die Pulsbeſchleunigung von der
Folge des Schlafes abſondert, da dieſes nicht vom
Schlafe, ſondern von den Kleidern und Federn, damit
man ſich noch uͤber die Tageskleider verhuͤllt, herruͤhrt;
denn wer mit eben den Kleidern ſchlafen wollte, die fuͤr
ihn, ſo lange er wachte, hinlaͤnglich waren, wird ge-
wis Kaͤlte empfinden. Eben ſo mus man davon die
Pulsſchlaͤge in einem ſehr tiefen, und von Krankheiten
unterhaltnen Schlafe abſondern, wobei freilich Waͤrme,
aber nur eine von der Krankheit erzeugte Waͤrme zuge-
gen iſt (l**). Folglich geſchehen die Pulsſchlaͤge in
ſchlafenden Perſonen nur langſam (l***). Hamberger
berichtet, daß in geſunden Menſchen, waͤrenden Schla-
fes, zehn Pulsſchlaͤge weniger geſchehen (m), und es fie-
len in Krankheiten und im langwierigen Schlafe die
Pulsſchlaͤge bis auf ſechzig herab, und es erliſcht ſo zu
reden der Pulsſchlag beinahe voͤllig in den Bergmaͤuſen,
D d 5und
[426]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
und in andern Thieren, welche ſich in den Winterquar-
tiren vergraben (n).
Eſſen und Trinken, wie auch das Koſten, noch mehr
aber eine ordentliche Malzeit, vermert die Pulsſchlaͤge,
und ſo gar drei oder vier Stunden lang (o). Johann
Floyer merkt einen Zuwachs von 4 bis 5 Pulsſchlaͤgen
an (p), endlich 13 fuͤr eine Minute (q), und es ſchaͤzzt
der beruͤmte Schwenke dieſe Steigerung auf 8 bis 14 (r).
So lange ich geſund bin, iſt dieſer Zuwachs nicht gros;
wenn ich aber nach der Krankheit wieder geſund gewor-
den, und noch ſchwaͤchlich geweſen, habe ich 12 Puls-
ſchlaͤge mehr zaͤlen koͤnnen. Es iſt dieſes, nach dem Ger-
ard vom Swieten(s), das Fieber nach dem Eſſen. Ein
neuerer Schriftſteller behauptet, daß vom Eſſen nicht
nur ein oͤfterer Pulsſchlag, ſondern auch ein haͤrterer und
engerer entſtuͤnde (t).
Man ſiehet leicht ein, daß er ſtaͤrker wachſen muͤſſe,
wenn man mehr Speiſe zu ſich genommen (u). Es hat
ferner Floyer(x) geſehen, daß nach dem Genuſſe eines
gegornen Getraͤnkes uͤber Tiſche, 16 bis 20 Pulsſchlaͤge
mehr erfolgten.
Faſten verringert alſo die Menge der Pulsſchlaͤge (y).
Daher iſt der Puls gleich vor der Malzeit traͤger, ſchwaͤ-
cher, und man fuͤhlt die Kaͤlte leichter (z): nach der
Malzeit wird man warm.
Wenn die Verdauung der Speiſen zu Ende gebracht
worden, ſo ſind faſt vier Stunden nach dem Eſſen die
haͤu-
[427]des Blutes, durch die Schlagadern.
haͤufigen Pulsſchlaͤge auſſengeblieben, und es iſt die er-
ſtere Traͤgheit wiedergekommen (a).
Noch wird man einige Anmerkungen wiederholen
muͤſſen, die wir bereits von der Wirkſamkeit der Mus-
kelbewegung in der Beſchleunigung des Pulſes vorge-
tragen haben; nun wollen wir aber auch noch die genaue
Ziffern des Zuwachſes angeben. Es kamen in dem
Verſuche des beruͤmten Bryans Robinſon(b), nach der
bloſſen Ausſtrekkung der Beine und Aerme, fuͤr eine Mi-
nute, in allem zu der vorigen Zal noch zwanzig Puls-
ſchlaͤge hinzu. Von einer Leibesuͤbung ſahe Floyer
17 Pulsſchlaͤge mehr geſchehen, vom Herumgehen wuchs
der Pulsſchlag von 70 auf 90 und 112 (c), in einem
Maͤdchen aber von 75 bis 110 (d). Daher koͤmmt es,
daß wir beim Spazierengehen warm werden, und die
Kaͤlte der Luft leicht ertragen koͤnnen. Da vom Laufen,
Springen, und von jeder heftigen Bewegung des Lei-
bes, einerlei Schwaͤchung, Waͤrme, Roͤthe, Schweis,
und Schaͤrfe in den Lebensſaͤften entſteht, als in einem
heftigen Fieber; ſo erhaͤlt man auch eine eben ſo groſſe
Menge Pulsſchlaͤge dadurch, die von 130, bis 140 (e)
in einer Minute anwachſen. Dagegen vermeret das
Reuten, wobei die Muskeln ſehr wenig arbeiten, auch
ſehr wenig den Pulsſchlag, und es wird der Koͤrper nicht
davon warm (f). Man ſiehet aber leicht, daß der Puls-
ſchlag von der Muskelbewegung um deſto ſtaͤrker be-
ſchleunigt werden muͤſſe, je ſchwerer die koͤrperliche Laſt,
je ſchneller die Bewegung, und je ungewoͤnlicher ſie iſt.
Jch habe geſagt, daß der Zorn eben das thue, was die
koͤrperliche Bewegung leiſtet. Durch dieſen Affekt ſtie-
gen die Schlaͤge bis auf 108 (g). Sobald aber dieſes
Feuer
[428]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
Feuer keine Narung mehr vor ſich findet, und die Ruhe
des Gemuͤtes wiederhergeſtellt worden, ſo verbrauſet auch
der Zorn, ohne eine Spur von ſeinem vergangnen Da-
ſeyn zu hinterlaſſen.
§. 18.
Von den Luftveraͤnderungen, und von
Krankheiten.
Jm Sommer (h) und um die Linie geſchehen die
Pulsſchlaͤge hurtiger, und ſie ſteigen bis auf 120.
Gemeiniglich zaͤlt man in dem warmen Erdſtriche des
Orients in einer Minute 100 (i). Es ſchwizzen die Be-
wohner der Jnſel Jamaika beſtaͤndig, und man darf nicht
einmal die glaͤtteſte Jungfer anruͤhren, daß die Hand
nicht mit einem zaͤhen Leime uͤberzogen werden ſollte.
Mit der Hizze des Erdſtriches nimmt zugleich die
Menge der Pulsſchlaͤge ab, ſo daß man in den waͤr-
mern Theile von Jrrland, wo man in den Sommer-
monaten, und bis in den September gemeiniglich 70
zaͤlt, nunmehr im Oktober nur 65 (k), im November
und December 60 finder (l). Es entwendet eine kalte
Luft in einer Minute zehn Schlaͤge, und dieſe Kaͤlte
mindert die Pulsſchlaͤge in einer Schnekke dergeſtalt (m),
daß man in acht Sekunden nicht uͤber einen einzigen
Pulsſchlag zaͤlen kann. Denn die Kaͤlte mindert die
Bewegung des Blutes, ſo wie einer jeden fluͤßigen
Sache.
Der Puls laͤuft in allen Krankheiten, mit denen ſich
ein Fieber verbindet, ſchneller, ſo wie er bei einigen
Schmerzen geſchwinder geht. Denn es befanden ſich bei
einer
[429]des Blutes, durch die Schlagadern.
einer Kolik, auch ohne Fieber, ganzer 100 Schlaͤge (n),
und es waͤchſt bei den Wehen der Gebaͤrenden der Puls-
ſchlag beſtaͤndig an Voͤlligkeit und Geſchwindigkeit.
Johann Floyer(o) rechnet in einem Katharr, welches
eins der leichtſten Fieber iſt, hundert Pulsſchlaͤge; er
fand eben ſo viel auch in einem Wechſelfieber (p), und er
haͤlt ſie uͤberhaupt fuͤr das Ende eines Fiebers. Eben
dieſer Schriftſteller zaͤlt in dem Anfalle eines Wechſel-
fiebers, in der Braͤune und im Zehrfieber (hectica febris),
120 Pulsſchlaͤge (q). Eben ſo viel fand auch Beke-
tus(r) und Muralt(s), in einem Fieber. Jch habe
in einem dreitaͤgigen Fieber, an den guten Tagen, an
meinem eignen und andrer Koͤrper, die weniger reizbar
waren, gemeiniglich 94 Pulsſchlaͤge gezaͤlt. Hundert
Schlaͤge halte ich vor die Grenze eines gelinden Fiebers.
Jm Katharr ſtieg ein kleines Fieber bis 108 und 113;
in einem taͤglichen Fieber wuchſen die Schlaͤge bis 114;
in einem heftigen, etwas nachlaſſenden, zur Zeit des
Nachlaſſens, bis 124, waͤrend dem heftigen Anfalle, wel-
ches doch nicht eben der hoͤchſte Punkt war, bis 134, eben
ſo ſtark im Anfalle eines dreitaͤgigen, und bis 140 in der
groͤſten Hizze eines Roſenfiebers, welches dennoch nicht
toͤdlich war. Daß man hundert und funfzig in einem
heftigen Fieber, bei dem Ausbruche der Blattern, an ei-
nem vierjaͤrigen Maͤdchen gefunden, davon lieſet man in
Schriften (t). So viel habe ich niemals gefunden, viel-
weniger gar 300 Pulsſchlaͤge, welche man zum Zeichen
eines toͤdlichen Fiebers gemacht (u).
Daher
[430]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
Daher ſtimmen meine Beobachtungen, welche ich
oͤfters und ſehr genau wiederholet habe, mehr mit der
Angabe des Bryan Robinſons(x), als des Jeremias
Wainewrigth(y), oder mit des Johannes Floyer
Rechnungen uͤberein: darunter jener (z) ſagt, er habe nie
uͤber 120 Pulsſchlaͤge wargenommen, anderswo haͤlt er
130 Pulsſchlaͤge vor die lezte Grenze in der Geſchwindig-
keit: und endlich rechnet er 140 in den Sterbenden (a).
Jch habe aber in dem dreitaͤgigen Fieber eines ſtarken
Juͤnglinges, woran man ihn leicht heilte, 134 Schlaͤge
gezaͤlt, und noch etliche daruͤber, ſo daß der fuͤlende Arzt
nicht einmal zaͤhlen konnte, wie ich mich erinnre, daß es
an mir ſelbſt geſchehen, als ich ein ſehr heftiges Fieber
ausſtand, wobei dennoch zwoͤlf Stunden darnach der Puls
wieder auf 90 zuruͤkkelief.
Jch habe befunden, daß dieſe Zal die Grenze eines
guͤnſtigen Nachlaſſens iſt (a*). Von da faͤllt der Puls
auf 80 und ſeinen natuͤrlichen Standpunkt wieder zuruͤk-
ke (b). Jn dem obengedachten Ausbruchsfieber, ſtieg
der Puls mit dem Fieber auf 110, 120, 130, 150; und
eben ſo nahm derſelbe wieder bis 120, 110, 70, und 60
ab, als das Fieber ausgetobt hatte (c).
Jn den Thieren nehmen die Pulsſchlaͤge in Fiebern
ebenfalls zu, und ſie ſind in der Rinderſeuche von 36 bis
50 (d), und von 38 bis 50 (e), in einer Minute ange-
wachſen.
Es ſcheinet nicht unmoͤglich zu ſeyn, daß nicht an
zweien Gliedern eines und ebendeſſelben Menſchen, der
Puls-
[431]des Blutes, durch die Schlagadern.
Pulsſchlag verſchiedne Beſchaffenheiten haben koͤnne (f),
ſo, daß er ſich in einem enzuͤndeten Theile, und in einem
podagriſchen Gliede (g) anders, als an der Hand, und
in einem Zuſammenfluſſe der Feuchtigkeiten nach dem
Kopfe in den verengerten Adern der Fuͤſſe anders, als
in den Halsadern verhalten ſollte (h). Denn ich habe an
lebendigen Thieren ſehr oft geſehen (i), daß das Blut in
einer Gegend des Koͤrpers, entweder gefloſſen, oder gar
ſtille geſtanden hat, indeſſen daß es anderswo ſeinen
Kreislauf hurtig verrichtete.
Es vergleichen die Aerzte in China die Anzal der
Pulsſchlaͤge, auf eine ſcharfſichtige Weiſe, mit der Menge
der Atemzuͤge, und ich werde von dieſer Sache bei an-
drer Gelegenheit weitlaͤuftiger reden: indeſſen gebe ich,
auf das Anſehn Celſi(r), leicht zu, daß der Pulsſchlag,
der ſich von verſchiednen Urſachen veraͤndern laͤſt, nicht
an ſich hinlaͤnglich ſey, ein Vorbedeutungszeichen abzu-
geben, und daß nicht eine einzige Beruͤrung zureiche, die
waren Kraͤfte des Herzens zu beſtimmen, und daß end-
lich in einer Minute zehn (s) Pulsſchlaͤge mehr hinzu-
kommen koͤnnen, ohne daß eben ein groſſes Uebel davon
zu befuͤrchten ſey.
§. 19.
Andre Verſchiedenheiten unter den Puls-
ſchlaͤgen.
Die uͤbrigen Unterſchiede, die ſich bey den Puls-
ſchlaͤgen antreffen laſſen, leiden kein eben ſo genaues
Maas.
[432]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
Maas. Vielleicht haͤtte, nach dem Rathe des Stru-
thius(t), die Staͤrke des Pulſes, durch ein aufgelegtes
Gewichte gemeſſen werden koͤnnen, welches in der That
von einer ſtaͤrkern Gewalt hoͤher, als von einer klei-
nern Gewalt gehoben wird; indeſſen weis ich doch
keinen, der dieſen Verſuch gemacht haͤtte. Um nun
alſo mit wenigen Worten die wichtigſte Merkwuͤr-
digkeiten zu beruͤren, ſo wird ein Pulsſchlag gros ſeyn,
wenn der Durchmeſſer der Schlagader am groͤſten wird.
Es kann dergleichen Puls ſowohl entſtehen von einer
groſſen, als von einer kleinen Blutwelle im Herzen (u):
von einer groſſen, wofern ein haͤufiges Blut, in eine
nicht volle und dehnbare Schlagader, von der Kraft
eines vermoͤgenden Herzens hineingetrieben wird: von
einer kleinen, wenn eine uͤberfuͤllte Schlagader, wie ſie in
Vollbluͤtigen iſt (x), noch uͤber dieſer Erfuͤllung, eine
neue, obſchon keine der voͤlligſten Wellen, aufnimmt;
und in dieſer Art vom Pulsſchlage kann der Unterſcheid
des Durchmeſſers nicht ſehr anſenlich ſeyn, wenn man
das Zuſammenziehn mit der Erweiterung vergleichen
will. Ein voller Pulsſchlag iſt in der That von einem
groſſen in nichts unterſchieden (y), wenn man nicht
den leztgenannten vollen lieber einen kleinen nennen
wollte. Der groſſe iſt gemeiniglich ſtark, und da der-
ſelbe ſeine Schlagader hoch empor hebt, ſo noͤtigt ſelbi-
ger den Fingerball merklicher auszuweichen.
Gros wird demnach ein Pulsſchlag ſeyn, ſo oft das
Blut im Herzen uͤberfluͤßig zugegen iſt, und das Herz
dieſes Blut mit Nachdrukke forttreibt. Er wird lang-
ſam-
[433]des Blutes, durch die Schlagadern.
ſamgros ſeyn, wenn die Schlagader ihre vollkommne
Freiheit hat, nur ein kleiner Reiz vorhanden iſt, und
die Kraͤfte des Herzens dennoch hinlaͤnglich ſind. So
ſchlagen die Adern in ſtarken Ringern (z). Schnell
und gros iſt er, wenn ſich ein haͤufiges Blut, und eine
lebhaftere Beſtrebung des Herzens, mit einem Hinder-
niſſe, mit einem Reize, oder mit einem andern Mittel
zur Schnelligkeit verbindet, dergleichen ſich bey dem
Schlage eraͤugnet (a).
Gegenſeitige Urſachen machen den Pulsſchlag klein,
den einige Neuere mit dem Namen des leeren zu belegen
pflegen. Er iſt aber klein, wenn der Durchmeſſer der
Schlagader nicht groͤſſer wird, und auch waͤrend der Zu-
ſammenziehung des Herzens klein bleibt: es mag nun der
Vorrat des Blutes in Verblutungen (b), oder durch oͤfte-
res Aderlaſſen ſehr vermindert worden ſeyn, oder es mag
das Blut vom Herzen in die Schlagadern nicht recht
durchkommen koͤnnen, dergleichen von Faſergewaͤch-
ſen (c), die die Aorte ausfuͤllen, oder von den knochig ge-
wordnen Klappen dieſer Schlagader, von einem uͤber
der Handwurzel befindlichen Schlagaderſakke (d), von
einem zaͤhen Schleime in der Lunge zu erfolgen pflegt,
oder es kann auch ihr Durchmeſſer wider Gewonheit
klein, oder die Ader ganz im Fette vergraben ſeyn. Doch
iſt der Pulsſchlag merenteils aus der Urſache klein, weil
die Kraͤfte des Herzens ſchwach ſind, davon eine Schlag-
ader uͤberhaupt ſehr wenig erweitert wird. Aus der Ur-
ſache unterſcheidet ſich ein kleiner Puls wenig von ei-
nem ſchwachen (e), es ſey denn, daß die Kleinheit mehr
auf die leere Beſchaffenheit und Geſchlankheit, die
Schwaͤ-
v. Hall. Phiſ.II.Th. E e
[434]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
Schwaͤche hingegen mehr auf die ſchlechten Kraͤfte des
Herzens ihr Abſehn richtet. Was ſeltnes iſt es, daß
ein Pulsſchlag zugleich klein und langſam ſey, doch hat
man davon an hiſteriſchen Perſonen ein Exempel (f).
Schnell, und dabei klein, findet man ihn oft in gefaͤrlichen
Fiebern, ſobald der Reiz gros, oder das Hindernis an-
ſenlich, und dennoch auch bei dieſen Urſachen, die das
Herz heftig anſtrengen helfen, dieſes Herz dergeſtalt
ſchwach iſt, daß es nur kleine Wellen bildet, welche
nicht Vermoͤgen genung beſizzen, die Schlagader zu er-
weitern (g). Daher iſt allemal in Fiebern dabei Gefar
zu befuͤrchten.
Hart nennt man den Pulsſchlag (h), ſo oft eine
Schlagader der Fingerſpizze, die ſie beruͤrt, nicht den
Eindrukk von einem fluͤßig-rinnenden Weſen, ſondern
den Stos von einem feſten Stoͤkkchen vielmehr mitteilt,
oder wenn der Schlag der Ader ſtaͤrker, als die Ausdeh-
nung, zu ſeyn das Anſehn hat. Dergleichen Puls-
ſchlag geſchicht, wenn eine Schlagader ſtarr, ſteifgedehnt,
und das Blut zaͤhe und dem Dikkwerden ganz nahe iſt,
und doch vom Herzen mit Lebhaftigkeit fortgeſtoſſen wird.
So ſind die Pulsſchlaͤge in alten Perſonen hart (i).
Man fand den Pulsſchlag an einer knorplig gewordnen
Schlagader des Ellbogens (k) rauh, welches ich mit
dem Worte hart erklaͤre. Hart iſt er im Seitenſtechen,
wegen des gar leicht gerinnenden Blutes. Gemeinig-
lich iſt der Puls, wenn er gros iſt, auch zu gleicher Zeit
hart. Jndeſſen kann er klein und doch auch zugleich
hart ſeyn (l), wenn eine ſehr feſtgewebte, und ſtarkzuſam-
men-
[435]des Blutes, durch die Schlagadern.
mengezogne Schlagader, den Finger mit einem harten
Stoſſe trift, und dennoch dem Herzen ſo ſtarken Wie-
derſtand thut, daß ſie ſich wenig zur Erweiterung beque-
men will: ſo wuͤrde ein Pulsſchlag beſchaffen ſeyn, den
eine knochig gewordne Schlagader hervorbringen wuͤrde,
wofern nicht Schlagadern, indem ſie zu Knochen wer-
den, gemeiniglich zu gleicher Zeit auch weiter wuͤrden.
Ein weicher Puls iſt von einem kleinen in dem Stuͤkke
unterſchieden, daß die Schlagader voll iſt; von einem
harten, daß das Herz ſein Blut nur ſchwach herbei-
waͤlzt, und die Ader nur ſchwach erweitert. Es iſt der
Pulsſchlag in der Lungenentzuͤndung weich, weil dar-
innen eine fieberhafte Vollbluͤtigkeit herrſchet, und den-
noch die vom linken Herzen kommende Blutwelle, wegen
der Verſtopfung in der Lunge, ganz unanſenlich iſt.
Die uͤbrigen Arten der Pulsſchlaͤge werden nicht
von der Natur eines einzelnen Pulsſchlages hergenom-
men, ſondern ſie entſtehen aus der Vergleichung eini-
ger hinter einander folgenden Schlaͤge unter ſich. So
iſt ein gleichmaͤßiger von einem ungleichen darinnen
verſchieden, weil im erſtern viele ordentlich, und nach
gleich groſſen Zwiſchenzeiten geſchehende Schlaͤge erfol-
gen, und dieſelbe ebenfalls gros, ſtark und hart ſind,
oder wenigſtens den Karakter der andern Arten unver-
aͤndert behaupten. So unterſcheidet ſich ein wechſeln-
der Puls von einem fortdaurenden darinnen, daß die
Zwiſchenzeiten in dieſem den natuͤrlichen Abſaͤzzen naͤher
kommen, und in jenem zu gros ſind, es mag nun der
Puls ungleich werden und ſo anhalten, oder er mag zwar
gleichlange, aber zu groſſe Zwiſchenzeiten haben. Man
erlaube uns einige wenige, und zwar die beruͤmteſte unter
den ungleichen Pulsſchlaͤgen, mit einem Worte zu be-
ruͤren. Zweiſchlaͤgig (dicrotus) (m) heiſt ein Puls,
wenn ſich zwo erweiternde Schlagadern ungemein ſchnell
E e 2einan-
[436]Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
einander folgen, und hierauf eine lange Zeit bis zum
naͤchſtfolgenden Pulsſchlage vergeht. Dergleichen
Pulsſchlag nahm Lancis(n) bei einem Schlagader-
ſakke wahr, und man glaubt gemeiniglich, daß er von
einer Schwierigkeit des Kreislaufes entſtehe, wieder
welche das Herz mit wiederholten Schlaͤgen arbeite (o),
und es meint uͤberhaupt der beruͤmte Marquet, daß
ein ſolcher Puls eine ſtarke Ohnmacht (ſyncope) und den
Todt ankuͤndige (p). Nach dem Franz Solanus deu-
tet dergleichen Pulsſchlag (q) auf ein nahe bevorſtehen-
des Naſenbluten, und hierinnen verlaͤſt ſein Ausleger
nicht voͤllig die Spur ſeines Autors (r). Wenn ein
neuerer Schriftſteller vom Pulsſchlage, von dieſem
Vorbedeutungszeichen kein Freund zu ſeyn ſcheint (s);
ſo entfernt ſich derſelbe doch nicht gar zu weit von dem
erſtern Gedanken, und es macht derſelbe einen zweiſchlaͤ-
gen Puls fuͤr die weibliche Reinigung (t), und auf eine
beredte Art einen fuͤr die Naſe (u), indem dieſer eine Aus-
leerung durch die Naſe vorbedeuten ſoll. Was man
den Wachtelſchlag (coturriſans) nennt (x), iſt ein von
dem verſchiedentlichen unterſchiedner Pulsſchlag, und er
entſteht, wenn ſich bei einer einzigen Pauſe drei Schlaͤge
ſchnell einander auf dem Fuſſe folgen. Drengend
(inciduus) iſt der Puls, wenn ſich der zweite Schlag
mit ſeiner Staͤrke uͤber den erſten, und der dritte uͤber
den zweeten empor hebt, wie auf dem Meere die zwote
Welle,
[437]des Blutes, durch die Schlagadern.
Welle, die erſtere mit groͤſſerm Ungeſtuͤme uͤberwaͤltigt.
Dieſen Puls hat Franz Solano beſtimmt (y), und es
glaubt derſelbe, daß ſeine Weichheit Schweis (z), und
ſeine Haͤrte (a) die gelbe Sucht ankuͤndige.
Es hat ein ganz neuer Schriftſteller (b) die neuen
Arten der Pulsſchlaͤge viel vollſtaͤndiger gemacht, und
den Pulsſchlaͤgen ebenfalls ganz neue Vorbedeutungen
gegeben. Er ſondert den entſcheidenden (criticus)
Puls von dem unentſcheidenden oder von dem Reizungs-
pulſe dadurch ab, daß jener zwar ein vorhandnes, aber
doch einer kritiſchen Ausleerung und der guten Natur
gehorchendes Hindernis, das ſo gleich gehoben wer-
den mus, dieſer aber ein vergebliches Beſtreben der Na-
tur und einen unfruchtbaren Aufrur der Nerven, an
den Tag legen ſoll. Folglich wird der Entſcheidungs-
puls durchgaͤngig erweitert, weich und ausgedehnt
ſeyn (c), denn ich mus den Ausdruͤkken dieſes Autors ſo
nahe als moͤglich folgen: welcher unentſcheidend bleibt,
wird ein in die Enge getriebner (concentratus) (d),
gepreſter, haͤufiger und harter Pulsſchlag ſeyn. Ferner
deutet der Entſcheidungspuls, vermoͤge andrer Merkmale,
Verſtopfungen in verſchiednen Theilen des menſchlichen
Koͤrpers an, und er zielet auf einige bevorſtehende Aus-
leerungen, welche von dieſen Theilen ausgefuͤrt werden
ſollen. Nimmt die Krankheit den Kopf ein, und er-
wartet man die Ausleerung von den Oberteilen des Koͤr-
pers, ſo wird es ein zweiſchlaͤgiger Oberpuls(e) ſeyn,
indem derſelbe eine uͤbereilte Verdopplung iſt, oder in-
dem er eine einzige Erweiterung in zwo halbe zerreiſſet.
Stekkt das Uebel in der Bruſt, und hoffet man in die-
E e 3ſer
[438]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
ſer Gegend eine Ausleerung, ſo wird der Pulsſchlag
zugleich weich, rollend (undoſus), und gleichmaͤßig
ſeyn (f). Herrſcht das Uebel in der Luftroͤhre, ſo iſt
derſelbe ein wenig geſchwinder, haͤrter, und dem obigen,
der die Ausleerungen am Kopfe andeutete, aͤnlicher (g).
Soll eine Ausfuͤrung am Kopfe erfolgen, ſo wird er
zugleich hart, nachdruͤkklich, ſchnell, und wirklich zwei-
ſchlaͤgig ſeyn (h). Der Unterpuls hat ganz ungleiche
Zwiſchenzeiten, und es koͤmmt derſelbe nicht ſelten dem
Auſſenbleibenden Stokkenden) ganz nahe (i), ſo wie er
ſich mit dem Auffahren verbindet (k). Er deutet ein
Erbrechen an, wofern er zugleich hart, und wenig un-
gleich ſchlaͤgt (l): eine Abfuͤrung durch das Gedaͤrme,
wenn er ungleicher laͤuft, oft faſt auſſenbleibt, und mit
Aufhuͤpfen vermiſcht iſt (m). Ein Puls der die guͤldne
Ader vorbedeutet, iſt zugleich zweiſchlaͤgig, hart, haͤu-
fig, und weniger ungleich (n). Doch ich laſſe das uͤbrige
fahren, da der ungenannte Schriftſteller ſein Gebaͤude
augenſcheinlich, wiewol zierlich und weitleuftig genung,
auf Solans Anlage gegruͤndet hat, und dergleichen
Art zu bauen, durch wiederholte Verſuche entweder ver-
ſichert, oder verworfen werden mus; zu beiderlei Ge-
ſchaͤften gehoͤren aber Muſſe, Bequemlichkeit, und vor al-
lem andern, ein von Vorurteilen freies Gemuͤt.
Dritter Abſchnitt.
Die Wirkung, von der Bewegung des Blu-
tes durch die Schlagadern.
§. 1.
Das Reiben.
Was nunmehr folgt, iſt nicht blos dunkel, ſondern
es fuͤret auch dieſe Unannehmlichkeit mit ſich, daß
man
[439]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
man fich auf keinerlei Weiſe der Warheit genung naͤhern
kann. Aus der Urſache werde ich das wenige, unzu-
ſammenhaͤngende, wovon ich eine klare Erkenntnis be-
ſizze, mit kurzen Worten vortragen: und noch kuͤrzer
ſoll die Erzaͤlung von den Hipoteſen andrer geraten.
Es iſt das erſte, welches vorgeht, ſo lange das
Blut durch die groſſe Gefaͤſſe ſchnell hindurchgefuͤrt wird,
dieſes, daß ein Reiben entſteht. Es iſt dieſes aber viel-
fach. Es werden naͤmlich die Kuͤgelchen an die Waͤnde
der Schlagadern geworfen, die Schlagadern moͤgen ge-
bogen ſeyn, oder nach der Art eines Kegels in einen en-
gern Durchmeſſer zuſammengezogen werden; denn es
verurſachen beiderlei Beſchaffenheiten, daß ein groſſer
Theil der Kuͤgelchen auf die Waͤnde aufprellen mus:
unter andern thun ſolches, im erſten Exempel, diejenige
Kuͤgelchen, welche der Strom gerade auf den erhabnen
Theil der Kruͤmmung zu fuͤhrt: im zweiten Falle thun
es alle die einzubildende Reihen der Kuͤgelchen, die ſich
in demjenigen Ringe befinden, welcher dem Unterſchiede
der Oefnungen im Lichten gleich iſt. Es ſtoſſen ferner
diejenigen Kugelreihen, welche die Achſe beſezzen, not-
wendig auf die gabelfoͤrmige Verbindung der beiden
Aderſchenkel zu, da wo ſich zween Aeſte zerſcheiteln, und
ein Winkel entſpringt. Es geſchicht dieſes Aufprellen,
ſo viel unſre Verſuche davon melden (o), ohne Gewalt-
ſamkeit, doch nicht ohne Heftigkeit in warmen Thieren,
und in groſſen Schlagadern, da ſich Schlagadern ge-
meiniglich an dem gebognen Ende erweitern (p). Wenn
aber die Waͤnde einer Schlagader Veraͤnderungen leiden,
ſo muͤſſen auch die Blutkuͤgelchen, und was auſſer dieſen
noch den Lebensſaft ausmacht, zwiſchen der preſſenden
Gewalt des Herzens, und der wiederſtehenden und zu-
E e 4ruͤkk-
[440]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
ruͤkktreibenden Kraft der Schlagadern zuſammenge-
druͤkkt (q), und von der Gegenwirkung der Schlagader
in einander, und noch ſtaͤrker zuſammengeſchoben wer-
den, als wohl elaſtiſche Koͤrper thun, welche ſich an der
Stelle, wo ſie auf einander treffen, wie mans in ſehr
bekannten Verſuchen mit Augen ſieht, eine kleine Grube
aushoͤlen. Wollte man daher annehmen, daß ein Kuͤ-
gelchen von der Schlagaderwand zuruͤkke getrieben werde,
und daß die folgenden, von andern folgenden Kugelrei-
hen gerade in eine wiedrige Gegend getrieben werden,
ſo koͤnnte ein Kuͤgelchen in einem kleinern Umfang ge-
preſt oder zuſammengedruͤkt werden, welches man ver-
dichten nennt. Denn auf ſolche Weiſe wird theils die
Oberflaͤche von allen Seiten gegen den Mittelpunkt ge-
ſtoſſen, theils fuͤllt jeder duͤnne Saft die leeren Raͤume
zwiſchen den waren Atomen eines Kuͤgelchen aus, es
wird dieſer Saft herausgepreſt, und daher folgt nun,
daß Zwiſchenraͤume die fuͤr eine Atome uͤbrig bleiben, bei
einerlei Umfang mehr Materie beſizzen. Ferner folgt,
daß Theilchen, von verſchiedner Art, die vorher zu einem
einzigen Stoffe zuſammengewachſen waren, da nunmehr
ihre Verbindung aufgeloͤſt worden, wieder von einan-
der Abſchied nehmen. Auf dieſe Art, glaube ich, daß
z. E. mit Waſſer durchknetetes Oel, welches man Chyl
nennt, nach etlichen Stunden verſchwinden kann, ſo-
bald das Oel ſeine angeborne Durchſichtigkeit wieder er-
langt, nachdem gleichſam das Waſſer davon abgeſeiht
und geſchieden worden. Es werden aber die Schlag-
aderwaͤnde, wofern im Blute Stoffe von einer andern,
als kugligen Figur, vorhanden ſind, von dieſen Stoffen
gereizt (r), ausgeſchnizzet, oder auf erſt eine andre Weiſe
veraͤndert werden, die ſich fuͤr die Natur ſolcher Stoffe
am beſten ſchikkt. Aber auch die Ausſtrekkung, die bei
einer
[441]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
einer jeden Schlagadererweiterung gegenwaͤrtig iſt (s),
und die Kruͤmmung in einen hoͤhern Bogen (t), erſchuͤt-
tert und ſondert die kleinſten Theilchen einer Schlagader
von einander. Alles dieſes wird am lebhafteſten geſche-
hen in den erſten Aortenaͤſten (u), durch welche das Blut
mit einer groͤſſern Geſchwindigkeit hindurch faͤhrt, in-
dem ihm eine groͤſſere Vorderwelle mit ſtaͤrkerer Gewalt
im Wege ſteht. Folglich wird in dieſer Gegend in einer
Schlagader das ſtaͤrkſte Abreiben und die haͤufigſte Men-
ge der Gruͤbchen, wegen der von ihrem alten Sizze ver-
drungnen Elementarſtoffe, entſtehen, und es wird hier
der Trieb zum Erweitern groͤſſer ſeyn muͤſſen. Alles die-
ſes wird wieder in dem bauchigen Theile der Kruͤmmun-
gen deſto ſtaͤrker erfolgen, je hizziger das Blut ſich mit
ſeiner Fortſchleudrungskraft und mit der vom Mittel-
punkte zuruͤkkfluͤchtenden Gewalt bewafnet (x). Daß
aber zuſammenſtoſſende Kuͤgelchen in kleinere Stoffe zer-
ſprengt worden (y), habe ich bisher nie mit Augen ſehen
koͤnnen (z).
Eine andre Art des Reibens iſt diejenige, welche zwi-
ſchen den Stoffen ſelbſt vorgeht, die das Blut ausma-
chen. Denn ob dieſe gleich in einem kalten Thiere unter
einander parallel, und in geraden Linien laufen (a), ſo
kann man doch mit Grunde glauben, nicht zwar nach
Verſuchen, ſondern nach dem Urteile einer geſunden
Vernunft, daß die Blutſtoffe auf vielfache Weiſe in Un-
ordnung gebracht, an einander ſtoſſen, und ſich einan-
der von ihrem Gleiſe verdrengen werden. Denn es koͤn-
nen diejenigen Stoffe, die von den Waͤnden einer Schlag-
E e 5ader
[442]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
ader zwar durch ein ſanftes Abprellen (b), aber doch von
der alten Linie, der ſie erſt folgten, abgeſchleudert wor-
den, und ſich wieder unter erſt welchem Winkel der
Achſe naͤhern, jezzt nichts anders thun, als die mit der
Achſe parallel gezogne Linien durchſchneiden, und auf ſol-
che Stoffe ſtoſſen, die dieſe Linien beſezzt halten. Es
mus aber auch notwendig das Zuſammenziehn der Schlag-
ader, vermoͤge deſſen die Kuͤgelchen wieder gegen die Achſe
getrieben werden, nach Linien, die die Achſe nach dem
Perpendikel durchſchneiden, erſt die den Waͤnden naͤchſte
Kuͤgelchen, und hiernechſt auch die uͤbrige Kuͤgelchen,
die an die vorige von hinten anſtoſſen, auf diejenige Kuͤ-
gelchen zuruͤkkeſtoſſen, die die Achſe einnehmen. Hin-
gegen noͤtigen die, welche die Achſe, oder doch mit ſelbi-
ger benachbarte Linien, einnehmen, dieſelben vermittelſt
des Drukkes, Kraft deſſen ſie die uͤbrige Reihen fort-
raͤumen, daß ſie in der That nach dem Perpendikel an
die Waͤnde anprellen muͤſſen. Da ſie ſolchergeſtalt denen
Reihen begegnen, welche von den Waͤnden zuruͤkkege-
worfen worden, ſo muͤſſen ſich notwendig die auf gegen-
ſeitige Stoffe treffende Kuͤgelchen an einander reiben.
Ferner, da die zwote Welle etwas ſchneller folgt, und die
vordre um etwas traͤger voranzieht (c), und da die vor-
dre die folgende ſtoͤſt, ſo kann man eine jede Welle fuͤr
einen Koͤrper anſehen, welcher ſich zwiſchen der treibenden
Gewalt und dem Wiederſtande in einer Zuſammenpreſ-
ſung befindet.
Auf dieſe Art entſtehet in der Bewegung der Kuͤgel-
gen derjenige Aufrur, von dem wir anderswo noch ein-
mal reden wollen. Es beſtaͤtigen aber die Verſuche die-
ſen Kamf und dieſes Aufeinandertreffen der entgegenge-
ſezzten Stroͤme im Blute augenſcheinlich, indem in der
That zween einander entgegenlaufende Stroͤme auf einan-
der
[443]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
der losfaren, und indem durch ihren wechſelweiſen Wie-
derſtand ihre Richtungslinie veraͤndert wird, ſo vereini-
gen ſie ſich in einer Linie, welche auf die Achſe ſenkrecht
wirkt. Was die Umwaͤlzung der Kuͤgelchen um ihre
Achſe betrift, welche von Maͤnnern, deren Anſehn nicht
zu verachten iſt, theils nach der Theorie, theils in Ver-
ſuchen (e), behauptet worden iſt, ſo habe ich ſolche fuͤr
meine Perſon nie ſehen koͤnnen.
So wie aber das Blut bald durch eine erweiterte,
bald durch eine zuſammengezogene Schlagader gefuͤret
wird, ſo nimmt daſſelbe auch bald dieſe, bald andre Be-
ſchaffenheiten an ſich. Erweitert ſich die Ader, ſo ergiſ-
ſen ſich die Stoffe des Blutes in einen weiten Kreis aus,
ſie verlaſſen ſich einander, ein Kuͤgelchen ſteht vom an-
dern Kuͤgelchen weiter ab, es vermindert ſich das Beruͤ-
ren der Stoffe, und folglich auch ihre Anziehungskraft,
welche ſich nach dem direkten Verhaͤltniſſe der ſich beruͤren-
den Flaͤchen, und nach dem umgekehrten und vervielfaͤl-
tigten Ebenmaaſſe der Entfernungen richtet.
Zieht ſich die Schlagader hingegen zuſammen, ſo
gilt von allem dieſen gerade das Gegentheil. Denn da
eine Schlagader allenthalben nach Linien, die gegen die
Achſe ſenkrecht ſtehen, enger wird, ſo werden auch die
Blutkuͤgelchen aller Orten gegen die Achſe und in einen
engern Kreis zuſammengedruͤkkt, und den uͤbrigen Kuͤgel-
chen naͤher gebracht. Solchergeſtalt vergroͤſſert ſich das
eben beſchriebene Reiben, und nunmehr eraͤugnet ſich das-
jenige am ſtaͤrkſten, welches beruͤmte Theoriſten (f), laut
ihren Grundſaͤzzen, herausgebracht haben, naͤmlich, daß
diejenige Theilchen im Blute, die nicht kuglig ſind, kuglig
werden. Man kann naͤmlich ein jedes Theilchen dieſer
Art fuͤr eine zalreiche Kette von Hebeln halten, die im
Mittel-
(d)
[444]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Mittelpunkte der Groͤſſe zuſammenſtoſſen, und gegen den
geſammten Umkreis der Schlagader, aller Orten aufge-
richtet worden. Einige ſind unter ihnen laͤnger, andre
kuͤrzer: denn wollte man ſie alle gleich gros machen, ſo
wuͤrde man ſie zu Halbmeſſern einer Kugel machen. Die
alſo laͤnger ſind, deren ihr aͤuſſerſtes Ende iſt vom Mit-
telpunkte der Groͤſſe am weitſten entfernt, folglich wird
er in dieſer Gegend von einer kleinern Gewalt gebeugt,
und daſelbſt ſchwaͤcher ſeyn. Jndem dieſe Gegend alſo
von andern Kuͤgelchen angeſchlagen wird, ſo kann dieſes
gebogne und ſchwaͤchere Ende abbrechen und abgerieben
werden, bis allenthalben ein gleich groſſer Wiederſtand
gleich groſſer Hebel uͤbrig iſt, bei denen kein Grund vor-
handen iſt, warum einer vor dem andern abgerieben
werden ſollte: das iſt nun aber eine Kugel. So erzaͤlt
die Theorie, denn das Geſichte ſiehet in der That nichts
im Blute, was nicht kuglig waͤre. Auf dieſe Art ver-
wandeln ſich zwar die groſſen Theilchen in Kuͤgelchen,
aber die kleinen abgeriebne Abſchabſel erlangen, vermoͤge
eben denſelben Urſachen, eine von allen Seiten gleich-
maͤßig wiederſtehende Figur. Solchergeſtalt wird das
Blut, indem aus groſſen Stoffen kleine entſtehen, in der
That verduͤnnt.
Jndeſſen wird dieſes alles deutlicher erfolgen, wenn
die Gewalt des Herzens groͤſſer iſt, wenn die Blutſtoffe
von feſterm Weſen, und die Schlagadern, an denen ſie ſich
reiben, von haͤrtern Beſtandtheilen zuſammengeſezzt ſind.
§. 2.
Wie ſich das Reiben in den Aeſten verhalte.
Jn den groſſen Aeſten verhaͤlt ſich beinahe alles nach
einerlei Vorgange. Es nimmt freilich die Geſchwindig-
keit des Blutes ab (g), und folglich iſt auch daſelbſt in
ſo fern das Reiben kleiner. Jndeſſen gibt es doch auch
andre
[445]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
andre Urſachen, welche dieſe Abname nicht gros werden
laſſen. Denn es iſt in den Aeſten die Summe der Oef-
nungen im Lichten groͤſſer, als die Oefnung des Stam-
mes, und da das Reiben des Blutes an demjenigen Zir-
kel ausgeuͤbt wird, der das Maas von der Oefnung und
von allen aͤnlichen Durchſchnitten dieſer ganzen Roͤhre
iſt, ſo mus dieſes Reiben notwendig groͤſſer werden, ſo-
bald die Flaͤche groͤſſer wird, welche gerieben werden
ſoll (h).
Doch es werden auch beſtaͤndig mehr Theilchen an
der innern Flaͤche der Schlagadern angerieben werden,
da die Oefnungen der Aeſte ohne Unterlas abnehmen, und
folglich eine groͤſſere Menge von denjenigen Linien, in die
man die groͤſte Oefnung eines erwachſenden Aſtes zerglie-
dert, in der That auf die Waͤnde der Schlagader auffaͤlt.
Folglich wird auch alles das von den Schlagaderaͤſten
gelten und ſtatt finden, was wir von dem Stamme
geſagt haben, naͤmlich der Seitendrukk (i), das Reiben
der Kuͤgelchen an die hole Flaͤche der Schlagaderroͤhren,
ihr Aneinanderreiben unter ſich ſelbſt, ihre Zuſammen-
druͤkkung und Verdichtung. Damit aber die Schlag-
aderaͤſte von dieſen Urſachen nicht leicht zerſprengt werden
moͤgen, ſo hat der Schoͤpfer davor geſorgt, daß er ſie
ſtaͤrker (k), dichter, und gegen eine groͤßre Gewalt un-
verlezzbar gemacht hat, als ſonſt Staͤmme ſind. Doch
ich glaube darum nicht, daß ſie ſechs und zwanzig mal (l)
ſtaͤrker ſind, als die Gewalt des hineinſtuͤrzenden Blutes,
oder daß ſie gar von keinerlei Gewaltſamkeit des Herzens
uͤberwaͤltigt werden koͤnnten. Denn es zerborſt in einem
vom Schlage geruͤrten (m), und in einem andern, wel-
cher ſich durch eine Arzenei das Erbrechen erwekkt hat-
te
[446]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
te (n), die Kranzſchlagader; ein anderer geſchikkter Zeuge,
hat im Augengebrechen (o), einen vom Lachen entſtandnen
Schlagaderſakk beobachtet, und es iſt von den Schlag-
adern des Gehirns und von andern Gefaͤſſen eine gar zu
bekannte Sache, die von allerlei Anſtrengung in Stuͤk-
ken zerriſſen ſind.
§. 3.
Die Kraft der Anaſtomoſirungen.
Wir muͤſſen ferner die Zuſammenleitungen der Adern
(anaſtomoſes) betrachten, darunter einige groͤſſer, die
andern kleiner ſind. Der groſſen ihre gemeinſchaftliche
Verrichtung iſt es, die Bewegung des Blutes erleich-
tern zu helfen, und die Gefar der Verſtopfung zu min-
dern; denn daß ſie ganz und gar gehoben werde, und
eine Verſtopfung in Blutgefaͤſſen nicht ſtatt finden ſollte,
das waͤre in der That zu viel gefordert (p), und es ver-
traͤgt ſich auch offenbar nicht mit den Erſcheinungen
eines entzuͤndeten Auges, und der deutlich groͤſſer wer-
denden Schlagadern. Gefaͤſſe nennen wir verſtopft, ſo
oft irgend ein Hindernis im Blutgefaͤſſe den freien Lauf
des Blutes an der verſtopften Stelle aufhaͤlt. Hieraus
folgt nun, daß ſich oberhalb der verſtopften Gegend,
das vom Herzen reichlich zugefuͤhrte Blut anhaͤufen mus:
oder, welches auf eins hinauskoͤmmt, es wird die dem
Herzen naͤher liegende Gegend einer verſtopften Schlagader
erweitert. So ſieht mans deutlich an der gebundnen
Schlagader eines warmen Thieres (q), und es entweicht dieſe
Verſchiedenheit an dem Durchmeſſer einer verſtopften
Schlagader eben ſo wenig dem Geſichte (r), wiewohl ſie
ſo
[447]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
ſo lange wenig waͤchſt, als ſie ſich noch wieder die Ueber-
waͤltigung halten kann. Dieſe Kraft des Blutes treibt
das Herz gegen die geſperrte Stelle, und vergroͤſſert da-
durch beiderlei Durchmeſſer einer Schlagader. Es treibt
aber dieſes Beſtreben das Blut in eine kegelfoͤrmige
Schlagader (s), die an ihrer Aeſtelung jederzeit enger
wird, viel tiefer hinein, wofern ſich inwendig einiges
Hindernis findet: denn da dieſes Hindernis in die Hoͤ-
lung hervorragt, ſo faͤngt es die Linien des durchſtroͤmen-
den Blutes auf, und es wird zugleich mit ihnen bis an
die engſte Stellen hingeworfen (s*), und nicht aus dem
Wege geraͤumt, weil der immer enger werdende Durch-
meſſer des Gefaͤschen, ſich gegen die Verſtopfungsmaſſe
viel zu ſchwierig bezeuget. Solchergeſtalt ſcheint hier-
aus zu folgen, daß das verſtopfte Gefaͤſſe zerreiſſen mus;
doch zwo Urſachen ſchlagen ſich ins Mittel, und machen,
daß ſich dieſes Ungluͤkk ſelten zutraͤgt. Denn vors erſte,
da keine Schlagader ohne Aſt weit fortlaͤuft, ſo wird
das Blut, das das Herz durch den Stamm hergetrie-
ben bringt, in den oberhalb der Verſtopfung entſprin-
genden Aſt haͤufiger ausgegoſſen, und es ſcheinen die Ue-
bel in einem verſtopften Gefaͤſſe nicht zu entſtehen, wel-
che man wohl vermuten ſollte. Folglich ſchwellen die
oberhalb der Unterbindungsſtelle an einer unterbundnen
Schlagader entſtehende Aeſte von dem Blute auf, und
ſie geben daſſelbe in groͤſſerm Ueberfluſſe von ſich, wo-
fern man einen Schnitt in ſie macht (t). Daher ent-
ſtehen von einer um die Aorte gelegten Schnur, Augen
die mit Roͤthe uͤberlaufen (u), Beaͤngſtigungen, von dem
in
[448]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
in der Lunge angehaͤuften Blute, es iſt der Pulsſchlag
an den obern Schlagadern deutlicher (x), und es offenba-
ren ſich andre Zeichen mehr, von dem in aufgeſchwoll-
nen Gefaͤſſen verſammelten Blute. Daher erfolgten
von unterbundnen Huͤften, dadurch folglich die Schlag-
ader des Schienbeins verengert ward, ſo gleich ein ver-
ſtaͤrkter Pulsſchlag, Merkmale von einem Schmerzen
und der Vollbluͤtigkeit in der Gebaͤrmutter, und der
Ausflus der verhaltnen Monatsblume (y). Nach der
Amputirung des Schienbeins ſtellte ſich ein verliebtes
Beſtreben ein (y*).
Jndeſſen hilft hierbei doch ungemein die Kraft der
Anaſtomoſirungen. Ein in eine verſtopfte Schlagader
hineingetriebnes Blut, kann, laut dem obigen, nicht
von den Wellen des Stammes losgemacht werden, in-
dem die Kegelfigur im Wege ſteht, es wird auch wirklich
nicht losgemacht, weil das Blut, indem es die verſtopfte
Gefaͤſſe verlaͤſt (z), in freie Kanaͤle uͤbertritt. Geſezzt
nun, es ſtekke in einer verſtopften Schlagader ein Klumpe
Bluts feſt, ſo wie ich wirklich Gerinnungen aus zuſam-
mengehaͤuften Kuͤgelchen mehr als einmal mit Augen
geſehen (a): man ſezze, dieſe Schlagader laufe mit fort-
geſezztem Kanale bis in eine andre Schlagader fort, wel-
ches man eine Anaſtomoſirung nennt. Folglich wird
ſich das Blut durch die freie Ader durchbewegen, es wird
die verſtopfte Stelle erreichen, und der Gerinnung leicht
Plazz machen, da dieſelbe in einen breitern und leeren
Kanal ohne Wiederſtand hineingepreſt wird, und ſo
wie ſie ein Stuͤkk Weges zuruͤkkegelegt hat, gleichſam
mit jeglichem Schritte in eine breitere (b) und guͤnſtigere
Gegend
[449]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Gegend der Schlagader einkehrt, welche das hineinge-
preſte Kluͤmpchen ohne Zwang aufnimmt. Es hat An-
ton v. Leeuwenhoek(c), Boerhaave(d), und ich
habe ebenfalls dergleichen losgeſtoſſne Verſtopfungen
ruͤkkwerts treiben geſehen, indem bald die Gerinnung
von der verſtaͤrkten Kraft des Herzens zerſtreut ward (e),
und bald eine wirkliche Schwankung, das iſt, da das
Blut halb ſeinen natuͤrlichen Weg, halb eine wiedrige
Straße verfolgte, dem Blute ſeine ware Bewegung
wieder anwies (f).
Anaſtomoſirungen haben noch einen andern Nuzzen,
das iſt, ſie erſezzen die Stelle zerſtoͤrter oder unwegſam
gewordner Schlagadern. Es liegen uͤberall im menſch-
lichen Koͤrper die Schlagadern nahe beiſammen, und
wenn ſie nicht eine Zwiſchenwand von einander ſcheidet,
ſo haben ſie durch mittelmaͤßige Aeſtchen unter einander
Gemeinſchaft, ſo daß ſich ein, oberhalb aus dem
Stamme erwachſender Fortſaz, in den gerade von der
entgegen geſezzten Seite herkommenden Aſt, aus eben
der, oder einer andern nachbarlichen Schlagader hin-
einwirft (g). Es ſey, daß nunmehr die Stammſchlag-
ader unter dem Aſte zuſammengedruͤkkt, zerſtoͤrt, oder
ſonſt untauglich gemacht werde, ſo wuͤrde gewis der Ein-
flus des Schlagaderblutes von dem uͤbrigen ganzen
Gliede abgeſchnitten werden, und alles was ſich uͤber
dem verlezzten Orte befindet, wuͤrde faͤulend abſterben,
wofern ſich nicht die woltaͤtige Kraft der Anaſtomoſi-
rungen hier ins Mittel ſchluͤge. Da naͤmlich die Schlag-
aderaͤſte, die uͤber dem Bande aus der Schlagader ent-
ſpringen, mehr Blut emfangen, und erweitert wer-
den
v. Hall. Phiſ.II.Th. F f
[450]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
den (h), ſo geſchichts nach und nach, daß dieſe im Durchmeſ-
ſer ſchwellende Adern nunmehr die Stelle des Stammes
ſelbſt vertreten, und den Vorrat des Lebensſaftes in das
druͤber befindliche Glied uͤberfuͤren, und die Gefar des
Abſterbens vom Gliede entfernen. An den Schlagadern
des Oberarms ſind die Exempel mehr als zu bekannt.
Es finden ſich naͤmlich an dem Schulterſtamme, da wo
er unter den Mediansblutadern liegt, beim Aderlaſſen,
welches ein ſehr gemeines, aber dennoch ſchweres Ge-
ſchaͤfte iſt, ſehr oft Schlagaderſaͤkke ein, ſo daß ein
Wundarzt ſich genoͤtigt ſiehet, eine verlezzte Schlagader
zu unterbinden, und wenn er ſie mit der Schnur von
beiden Seiten verſchnuͤrt, gar wegzuſchneiden. Wenn
ſolchergeſtalt die Ellbogen-Spindel- und die Schlagader
des Knochenbandes (interroſſea) der Zufur des Gebluͤtes
beraubt werden, ſo erliſcht der Pulsſchlag an der Hand-
wurzel, die Finger leiden Froſt, und es iſt die augen-
ſcheinlichſte Gefar da, daß der heiſſe Brand den Theil
angreifen wird. Jndeſſen koͤmmt doch gemeiniglich,
wenn man die Faͤulnis durch eine warme Baͤhung von
gewuͤrzhaften Sachen zuruͤkkehaͤlt, der Pulsſchlag, und
zugleich Waͤrme (i) und Leben wieder nach dem Ver-
laufe dreier Tage in die Handwurzel zuruͤkke. Denn es
koͤmmt nunmehr, durch die erweiterte Aeſtchen der tiefge-
lagerten Schlagader (k) und der von mir ſo genannten
Zuſammenleitungsader (anaſtomotica) (l), hinter dem
umgelegten Bande, von der Schulterader, ſo viel Blut
in den unter dem Bande befindlichen Theil des Gliedes
zuruͤkke, als zum Pulſiren und zum Leben hinlaͤnglich iſt.
Jch habe geſehen, daß eben dieſes erfolgte, wenn ich die
Schlagader des Oberarms zu unterbinden befal; denn
es
[451]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
es war kein andrer Weg uͤbrig, um die immer wieder-
kommende haͤufige Blutungen an der Schlagader des
Daumens zu hemmen. Es trat naͤmlich das Blut durch
beide Bogen der flachen Hand (m) aus dem Ellbogen-
ſtamme in den Spindeladerſtamm in kurzer Zeit zuruͤkke.
Selbſt da der Oberarm faſt gaͤnzlich abgenommen war,
ſtellte ſich der Pulsſchlag dennoch den dritten Tag wieder
ein, und die Waͤrme fing die Hand wieder zu beleben
an (n). An Hunden habe ich oft eine von beiden Hals-
adern, oder beide zugleich unterbunden (o), ohne daß
hierauf was uͤbles erfolgt waͤre. Mit einem Geſchwul-
ſte ſchnitte ein Wundarzt, ohne Schaden der Geſundheit,
die Halsſchlagader (carotis) (und zugleich die aͤuſſere
Droſſelblutader) weg (p).
Jch fuͤre dieſes nur beilaͤufig an, denn dieſe Zuſam-
menhaͤnge der Adern haben noch andre Eigenſchaften an
ſich, welche eigentlicher hieher gehoͤren. Denn da zwo
Schlagadern Aeſte von ſich werfen, die ſich von entge-
gengeſezzten Seiten in einander begeben, ſo kann die
Richtung, die das Blut durch die kleinen Gefaͤſſe nimmt,
deſto leichter geaͤndert werden. Wenn z. E. in einer
oberwerts liegenden Schlagader die Geſchwindigkeit
groͤſſer iſt, ſo wird das Gebluͤte unterwerts herab durch
die zwote Schlagader, welche nun ſtatt einer Blutader
dient, ablaufen koͤnnen. Jſt es mit der untern, wie
erſt geſagt, beſchaffen, ſo wird das Blut uͤber ſich hinauf
zuruͤkke getrieben werden. Dieſes iſt in der That keine
theoretiſche Vermutung, ſondern Verſuche, und vornaͤm-
lich unſre eigne Verſuche (q), beſtaͤtigen die Sache aller-
F f 2dings.
[452]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
dings. Jch habe auch bereits vorlaͤngſt erinnert (r),
daß das Blut ungemein leicht, nach Erforderung der
Lage, durch die durchborende Schlagadern von dem
Ruͤkken der Hand in die flache Hand wandren, und ſo
umgekehrt wieder aus der flachen Hand in den Handruͤk-
ken uͤberſteigen koͤnne. Dadurch gewinnt das menſchliche
Leben ein groſſes: es findet naͤmlich dasjenige Blut, wel-
ches ſich mit fliegendem Strome in eine Schlagader er-
giſſet, eine Ausflucht, und es ſtuͤrzt ſich in dieſe Schlag-
ader nicht mit derjenigen geſammten Gewalt hinein, die
es von dem Herzen mit ſich bringt. Es wird aber auch
das Blut von einer verſtopften Stelle, zum Exempel,
an der Gebaͤrmutter, das Blut der Saamenſchlagadern
in die Unterbauchsadern weggeleitet, damit es nicht mit
Nachdrukke auf die Gebaͤrmutter losdringe, und was
dergleichen mehr iſt. Wuͤrde man Belieben finden, die
Sache weiter ins Feine hineinzutreiben, ſo wuͤrde man
hier den Grund davon einſehen, wodurch die Schnellig-
keit des Blutes in den ſchwerſten Krankheiten, und in
den Entzuͤndungen ſelbſt, gebrochen wird.
Weiter erfolgt, kraft der Anaſtomoſirungen, ein
merkwuͤrdiger Lauf unter den Wellen im Blute, indem
zwo gegen einander ſchlagende Stroͤme, wieder einander
nach entgegengeſezzten Richtungen losſtuͤrmen (s), und
Kugeln wieder Kugeln ſtreiten. Auf dieſe Art pflegts
zu geſchehen, daß beide ſchwimmende Blutſaͤulen, in
einigen Aſt, oder in erſt welche Muͤndungen, die ſie neben
dem Orte des Gefechtes offen finden (t), hineinfluͤchten.
Doch es kann nicht anders ſeyn, es mus zugleich das
Blut einen Theil von ſeiner Geſchwindigkeit einbuͤſſen,
und
[453]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
und dieſen Erfolg habe ich vorlaͤngſt bereits beruͤret (u),
und es mus auſſerdem unter den roten Kuͤgelchen eine der
ſtaͤrkſten Reibungen entſtehen, indem ein Kuͤgelchen auf
das andre nicht in ſchiefer Linie, ſondern gerades We-
ges losſtuͤrmt.
§. 4.
Und der Adernezze.
Hieher gehoͤren auch die Nezze, die Bellin(x) uͤber-
all im menſchlichen Koͤrper, die Natur hingegen an den
mereſten Stellen angebracht hat, und welche wir bereits
bei andrer Gelegenheit beſchrieben haben (y). Denn es
ſind dieſe Nezze nichts anders, als wiederholte Zuſam-
menleitungen von Aeſten eines jeden Schlagaderſtam-
mes, mit den Aeſtchen benachbarter Staͤmme. Es iſt
ausgemacht, daß ſich in dieſen Nezzen die Geſchwindig-
keit vermindern (z), daß das Aneinanderreiben der Kuͤ-
gelchen, und alles das ſtaͤrker werden mus, was aus die-
ſem Zuſammenreiben erfolgt. Bellin wollte, daß da-
durch das Blut aufgeloͤſet wuͤrde (a), und man kann die-
ſes in ſo weit gelten laſſen, daß uͤberhaupt die kleinen
und gleichſam vorragende Aeſte der Blutſtoffe in der
That abgeſchliffen werden, und daß folglich die groſſen
Stoffe kleiner werden, und viele kleine Stoffe von den
Abgaͤngſeln der vorigen verloren gehen. Dieſes ſagt
die Vernunft, aber es gibt kein Verſuch die Beſtaͤtigung
davon. Und ſo zeigt eben dieſe Vernunft, daß da die
Saͤfte in zwoen Schlagadern verſchieden befunden wor-
den, die Theile beider Saͤfte untereinander gemiſcht,
und daraus ein Drittes werden koͤnne, worinnen ſich
Theilchen von beiderlei Arten befinden.
F f 3§. 5.
[454]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
§. 5.
Die kleinſten Gefaͤschen ſind das Maas der
Kuͤgelchen.
Man vermiſt die Kegelfigur an Schlagaͤderchen,
in welchen nicht mehr, als ein einziges Kuͤgelchen Plazz
hat, indem ſie in der That Cilinder ſind (b), und in ſo
fern der Seitendrukk in ihnen kleiner wird (c). Allein,
dieſe Gefaͤschen haben noch andre Eigenſchaften, die das
Reiben unmaͤßig vermeren. Sie laſſen naͤmlich in der
That ein einziges Kuͤgelchen hindurch, da auch die klein-
ſten Blutaͤderchen nur ein ſolches einzelnes durchlaſ-
ſen (d). Hingegen erlauben weder die Vernunft, noch die
einſtimmigen Verſuche beruͤmter Maͤnner (e), die Schlag-
aͤderchen fuͤr groͤſſer, als die Blutadern auszugeben.
Da alſo die kleinſten Schlagaͤderchen entweder (f) fuͤr ein
wenig groͤſſer, als ein rotes Kuͤgelchen (g), oder gleich
gros, und endlich fuͤr kleiner (h) von andern beruͤmten
Maͤnnern gehalten werden, da ſie auſſerdem von feſterem
Weſen und haͤrter ſind, ſo kann ſich ein jedes Kuͤgelchen,
nach Proportion des Durchmeſſers, nicht anders als
mit ſeinem ganzen groͤſten Kreiſe, an den Waͤnden ſeines
Schlagaͤderchen, aller Orten, und beſonders in den
Kruͤmmungen reiben, welche in dieſen Gefaͤschen haͤufig
vorkommen. Denn in Kruͤmmungen reibt ſich auch
ein etwas kleineres Kuͤgelchen allenthalben an den Waͤn-
den an. Daher geſchichts, daß weil die Kuͤgelchen eine
bieg-
[455]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
biegſame Natur haben, ſie ſich mit ihrem Umkreiſe zu
einem Kreiſe ballen, deſſen Durchmeſſer etwas kleiner,
als der Durchmeſſer des Schlagaͤderchen, oder gleich
gros iſt. Dieſes iſt alſo das Maas (i), welches die
Groͤſſe eines roten Kuͤgelchen beſtimmt. Um aber die
uͤbrige erhabne Auswuͤchſe an einem ſolchen Kuͤgelchen
abzuſchleifen, dazu traͤgt in der That, dieſer muͤhſame
Durchgang durch den engen Kanal, ein anſenliches
bei (k).
§. 6.
Und Urſache vom Verſpaͤten.
Es iſt ferner in den kleinſten Gefaͤſſen auch die klein-
ſte Geſchwindigkeit fuͤr das Blut uͤbrig, welches ſo ſchon
bei ſo vielen Gelegenheiten immer etwas weniges ein-
buͤſſet (l). Wenn ſich nun die Bewegung deſſelben ver-
mindert, vermoͤge deren das Blut laͤngſt der Achſe fliſ-
ſet, ſo vermeret ſich die Kraft des Gewichts und der An-
ziehung, welche bisher die fortruͤkkende Schnelligkeit
des Blutes nicht aufkommen lies (m). Doch es ſehnen
ſich die Blutkuͤgelchen, wenn die Gewalt des Herzens
aufgehoben worden, um zu einer Art von traͤgen
Muße zuſammenzulaufen (n), und folglich entſtehet hier
die groͤſte Neigung zu Gerinnungen, wenn man ſich
noch auſſerdem erinnert, daß eine groſſe Menge Flies-
waſſer von dem Schlagaderblute abgegangen ſey, wel-
ches endlich durch die Flieswaſſergefaͤſſe in die groſſen
Blutadern ausgeſchuͤttet wird. Denn ſo bald dieſes
F f 4duͤnne
[456]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
duͤnne Waſſer davon geſchieden iſt, ſo bleibt faſt lauter
rotes Blut (cruor) in den kleinſten Gefaschen uͤbrig,
welches unter allen menſchlichen Saͤften zu Gerinnen am
meiſten aufgelegt iſt, und in welchen Gerinnungen am
allererſten entſtehen, wenn zu der Zeit noch kein einziges
Stoffchen in den uͤbrigen Saͤften dikk geworden iſt (o).
Es iſt dieſe Traͤgheit des Blutes in den kleinſten Schlag-
aͤderchen, und ſeine Neigung zum Gerinnen, die vereinigte
Urſache, warum gemeiniglich, und in hizzigen Krankhei-
ten vornaͤmlich (p), das Blut in den Schlagadern eine
bindende Natur an ſich nimmt, und ſich nicht in die
Blutadern hinuͤberbewegen kann. Daher hat man an
einem Waſſerſcheuen (q) alles Blut in den Schlagadern
beiſammen gefunden, indeſſen daß die Blutadern leer
waren. Folglich iſt in dieſen Gegenden die groͤſte Ge-
far einer Stokkung und der Verſtopfungen zu befuͤrch-
ten (r).
§. 7.
Jn wie fern das Blut von dieſen Urſachen ver-
aͤndert werde.
Es entſteht daher ſeine Fluͤßigkeit.
Bisher haben wir dasjenige in Betrachtung gezo-
gen, welches mechaniſcher Weiſe von der Bewegung des
Blutes durch die groſſe Schlagadern, und durch die klei-
nen erfolgt; nun muͤſſen wir zu denjenigen Veraͤnderun-
gen, und zu den Folgen uͤbergehen, welche von eben die-
ſer
[457]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
ſer Bewegung im Blute entſtehen, ſo wie wir die Ei-
genſchaften betrachten muͤſſen, welche dieſe Bewegung
dem Blute und den geſammten Saͤften mittheilt. Es
waͤre zwar zu wuͤnſchen, daß wir dieſe Folgen, mit den
mechaniſchen Erſcheinungen der Bewegung, in ununter-
brochner Reihe zu verbinden im Stande waͤren. Doch
das waͤre von einigen Eigenſchaften des Blutes in der
That zuviel gewuͤnſcht, und es mag vor der Hand genung
ſeyn, einen Theil des Wahren einzuſehen. Jch habe es vor
gut befunden, und ich werde dieſem Rate bei andrer Ge-
legenheit ebenfalls folgen, den Gruͤnden der Meskuͤnſt-
ler gemaͤs, ein Problem fuͤr aufgeloͤſt, und eine Aequa-
tion (Gleichung) fuͤr herausgebracht anzuſehen. Jch
werde dieſes bewerkſtelligen, wenn ich die Eigenſchaften
des in lebenden Menſchen regelmaͤßig in den Gefaͤſſen
laufenden Blutes, mit den Eigenſchaften des in einem
ganz unbeſchaͤdigten Leichname uͤbrigen Bluts, und die
Natur des abgezapften Blutes, mit der Natur des in
den Gefaͤſſen ſtillſtehenden oder ſchwachbewegten Blutes
gegeneinander halte. Denn es ruͤhren alle diejenige
Eigenſchaften, die ein belebtes und bewegtes Blut an
ſich hat, und die in einem langſam bewegten weniger,
im ſtillſtehenden aber ganz und gar nicht zugegen ſind,
ohne Zweifel durchgaͤngig von der Bewegung her, wel-
che in dieſen Exempeln entweder ganz und gar und ein-
zig und allein dem Blute entgangen, oder doch nur zum
Theil entriſſen iſt. Wollte jemand eine von dieſer Ur-
ſache verſchiedne Betrachtung des Atemholens mit hie-
her ziehen, und diejenige Erſcheinungen mit zum Atem-
holen rechnen, dadurch ein bewegtes Blut von einem
ſtillſtehenden unterſchieden iſt; ſo wuͤrde ich denſelben
nur blos erinnern, daß, die einzige Waͤrme ausgenom-
men, alle uͤbrige Erſcheinungen in Thieren ohne Lunge
ebenfalls angetroffen werden, und daß ſie folglich nicht
vom Atemholen abhaͤngen koͤnnen. Das uͤbrige, was
indeſſen beruͤmte Maͤnner wegen der Waͤrme auf die
F f 5Lunge
[458]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Lunge gezogen haben, koͤnnen wir nicht ehe, als in der
Geſchichte des Atemholens in Erwaͤgung ziehen.
Das erſte, was ein traͤges, ſtillſtehendes, oder weg-
gelaſſnes Blut, einbuͤſt, iſt ſeine fluͤßige Natur, Kraft
der es ſich durch die Gefaͤſſe hindurch bewegte. Denn
es bleibt daſſelbe, wie bereits gezeigt worden iſt, nach
der Art eines Gallerts ſtehen, es verſammlen ſich die
Kuͤgelchen, ſowol in todten Koͤrpern (s), als in dem Ge-
faͤſſe, womit man es aus der Ader auffaͤngt (t), in Hau-
fen zuſammen, und das thut es ebenfalls, ſobald es aus
der Naſe eines geſunden Menſchen troͤpfelnd durch die
Luft faͤllt, ſo wie in der Roͤhre, die das Blut von einem
Thiere in das andre uͤberleitet (u), in dem Schlagader-
ſakke (x), in verſchnuͤrten Schlagadern (y), und ſonſt in
den Gefaͤſſen eines matten Thieres (z). Ferner fliſſet
das Blut, auch wenn es ſich nicht in dichte Kluͤmpe ver-
wandelt, dennoch in Leichnamen truͤbe, und es ſinken die
Kuͤgelchen traͤge im Salzwaſſer niederwerts (a). So
kann man uͤberhaupt aus dem Blute der Schwalben,
welches ſeine Fluͤßigkeit erhaͤlt, mit Recht ſchliſſen (b), daß
ihr Blut nicht ohne Bewegung geweſen. Sobald hin-
gegen die Bewegung das Blut wieder belebt, ſo werden
dadurch die Gerinnungen der Kuͤgelchen zerſtreut, ſo daß
die Stoffe, wie ehedem, einzeln vor ſich herumſchwim-
men (b*). So glaubt der vortrefliche Leibarzt (b**), daß
die in der ſtarken Ohnmacht (ſyncope) gewordne Flokk-
chen, durch ein entſtandnes Herzklopfen wieder aufgeloͤ-
ſet
[459]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
ſet wuͤrden, und es hebt das Nikken mit den Augenlie-
dern die von einer Bindung entſtandne Verſtopfungen
in den Gefaͤſſen der gemeinſchaftlichen weiſſen Augenhaut
(coniunctiva tunica) (b***) wieder auf.
Jn wie fern nun das Leben das Blut fluͤßig erhalte,
das laͤſt ſich hieraus erſehen. Denn es ſcheint erſtlich kein
Zweifel zu ſeyn, daß nicht die Gerinnungen von einer An-
ziehungskraft entſtehen ſollten; allein dieſe Anziehungs-
kraft wird von derjenigen Bewegung in ihrem Spiele
gehindert, welche das Blut vom Herzen bis in die aͤuſſer-
ſte Gefaͤſſe fortfuͤhrt. Denn dieſe Bewegung entfernt
die Kuͤgelchen beſtaͤndig von einander, daß ſie ſich nicht
wechſelweiſe beruͤren koͤnnen, und es wird folglich der
anziehenden Kraft keine Zeit gelaſſen, die Grundſtoffe
zuſammen zu ſchichten.
Ferner werden die Grundſtoffe des Bluts in einem
lebendigen Menſchen in gewiſſer abgewogner Miſchung
erhalten, bei der ſie allein ihren Grad der Fluͤßigkeit be-
haupten koͤnnen. Denn wenn man das Fett vom Waſ-
ſer ſcheiden wollte, geſezzt, daß auch von beiden gleich-
viel bleibe, ſo iſt kein Zweifel, daß nicht das Fett gerin-
nen ſollte. Wollte man von beiden den Damf fortſchaf-
fen, ſo ſcheint zugleich ein anſenlicher Theil der fluͤßigen
Schluͤpfrigkeit des Blutes zu entgehen, indem Salz-
waſſer, nach verflognem Damfe (c), zu Gallert wird,
und Salzwaſſer ein groſſer und fluͤßiger Theil des Bluts
iſt. Wenn nun das Blut ſtille ſteht, ſo fliegt in einem
Leichname der leichte Damf davon: es ſondern ſich die
uͤbrigen Grundſtoffe, ihrer Schwere gemaͤs, ab, das
Salzwaſſer ſchwimmet oben auf (d), die Kuͤgelchen ſinken
niederwerts, und indem ſie auf einander zu liegen kom-
men, ſo druͤkken und ziehen ſie ſich einander an. Dage-
gen erhaͤlt, ſo lange Leben und Munterkeit fortdauren,
der
[460]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
der gemeinſchaftliche und reiſſende Blutſtrom, Damf,
Waſſer, Kuͤgelchen, Fett, das Eiweis, alles in gehoͤriger
Miſchung unter einander, er laͤſt nicht die fetten, oder
gallertartige, oder ſchleimige Theile zu einer naͤhern Be-
ruͤrung gelangen, ſondern er hindert durch das dazwi-
ſchen gelagerte Waſſer, und durch den zartfluͤßigen Dunſt,
daß ſich die benachbarte Theile einander nicht zu nahe kom-
men und anziehen. So waͤlzt ein unaufgehaltner Flus,
mit den Fluten zugleich Sand und ausgeriſſene Buchen
von Gebirgen herab; ſobald er aber die freundliche Ebnen
erreicht, laͤſt ſein Sturm nach, und es ſinken ihm im
naͤchſten Sande, die ſchwerfaͤlligſte Eroberungen aus den
Haͤnden, ſo bald nur erſt die ſchnellen Fluten wieder zu
ſich ſelbſt gekommen ſind.
Die Waͤrme traͤgt zur Fluͤßigkeit ebenfalls das ihrige
mit bey. Es iſt Blut in einer ſo genannten Digeſtions-
waͤrme einen ganzen Monat fluͤßig geblieben, und eben
ſo hartnaͤkkig bewies ſich ſeine Fluͤßigkeit, an einer mit
Blute unterlaufnen Stelle der Haut, da die Lebenswaͤr-
me das aus ſeinen Gefaͤſſen ergoßne Blut baͤhete (f).
Es teilet naͤmlich die Waͤrme dem Blute eine innerliche,
das Herz hingegen eine Bewegung zum Fortruͤkken mit,
beide laſſen es nicht zum Stillſtehen gelangen. Es iſt
im Anfange eines ſchlimmen Wechſelfiebers das Blut
traͤge, gegen das Ende des Fiebers aber ſchon fluͤßiger.
Ob die Maſſen der Stoffe zur Fluͤßigkeit etwas mit-
beitrage, das bleibt noch eine Frage. Jch weis zwar
wohl, daß ſich die Anziehungen wie die Oberflaͤchen
verhalten, und daß dieſe an groͤſſern Stoffen groͤſſer ſind,
da ohne Zweifel ein aus ſechs andern zuſammengeballtes
Kuͤgelchen eine kleinere Oberflaͤche beſizzet (h). Doch
es iſt darum nicht fluͤßiger, was aus groͤſſern Grund-
ſtoffen
(e)
(g)
[461]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
ſtoffen beſteht (i), wenn man nicht die Grundſtoffe des
Feuers am groͤſten von allen, und das Element der Luft
groͤſſer, als die Stoffe des Waſſers, oder der Erde ma-
chen will.
Ob eine innerliche Bewegung unter den Theilchen
des Blutes ſtatt habe, und ob ſelbige uͤberhaupt zur
Fluͤßigkeit notwendig erachtet werde, daruͤber kann man
hier, fuͤr und wieder ſeine Gruͤnde anbringen. Die me-
reſten unter den neuern Schriftſtellern nehmen Strudel,
Stuͤrme und verworrne Bewegung in den fluͤßigen Thei-
len der Thiere an, und ſie leiten dieſes Gewuͤhl von dem
Anprellen des Blutes auf die Waͤnde einer krummen
Schlagader (k), oder von der allen Fluͤßigkeiten weſent-
lichen innern Bewegung her, welche die meiſten Natur-
lehrer wieder ſo anſehen, daß Eis vom Waſſer vornaͤm-
lich dadurch unterſchieden ſey, daß dieſe Bewegung auf-
gehoͤrt habe (l). Andre holen ſie von der Luft her (m).
Wir ſehen zwar die innere Natur der Dinge nicht ein,
indeſſen finden wir doch, daß Maͤnner, die in allen Thei-
len der Naturlehre bewandert geweſen, gezeigt haben,
daß ſich die Theile der fluͤßigen Dinge nicht wirklich, oder
in der That (actu) bewegen, wiewohl ſie ſich von der ge-
ringſten Bewegung von einander trennen laſſen (n).
Beruͤmte Maͤnner laſſen im Blute aus der Urſache keine
innerliche Bewegung zu (o), weil ſie nicht nur dem Fort-
ruͤkken
(m*)
[462]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
ruͤkken im Wege ſtehen wuͤrde (p), ſondern auch eine
Gaͤrung oder Faͤulnis eben dieſes bewerkſtelligen, und
folglich die innerliche Bewegung vom beſtaͤndigen Fluſſe
gehindert werden wuͤrde (q). Es geſtatten meine Ver-
ſuche keinen dergleichen wuͤlenden Strom in den kalten
Thieren (r), da wenigſtens die roten Kuͤgelchen in ihrem
Laufe in denjenigen Liniengleiſen bleiben, welche aufs ge-
radeſte vom Herzen zu den Endigungen der Gefaͤſſe fuͤh-
ren, und ich finde weder bei dem Leeuwenhoek, noch
bei einem andern Schriftſteller uͤber mikroskopiſche Sa-
chen, eine ſichre Urkunde uͤber eine innerliche Bewegung,
ſo, daß ſie, wofern in Thieren von warmen Blute irgend
von der Waͤrme eine ſolche innerliche Bewegung hervor-
gebracht wird, uͤberhaupt von ſolcher Natur ſeyn mus,
daß ſie fuͤr unſer Geſichte zu fein iſt. Es laͤſt ſich aber
gedenken, daß ſie wirklich erzeugt werde, da die Waͤrme
in einer Bewegung beſteht; aber es laͤſt ſich fuͤr die Waͤr-
me keine gewiſſe oder mit der Schlagaderachſe parallele
Richtungslinie gedenken.
§. 8.
Und die Waͤrme.
Dieſe ruͤhrt nicht von einem angebornen Feuer,
nicht von einem Auf brauſen, oder von der
Faͤulnis her.
Faſt eben ſo geſchwinde, als die fluͤßige Schluͤpfrig-
keit dem auſſer den Gefaͤſſen ergoſſnen Gebluͤte, oder
auch dem in den Gefaͤſſen ſtokkenden entgeht; ſo ſchnell
entgeht ihm auch die Waͤrme. Ein todter Koͤrper iſt kalt,
ein mit der Schuͤſſel aufgefangnes Blut iſt kalt, und kalt iſt
es, ob es ſich gleich nur traͤger bewegt, in den Ohnmachten,
in den Erſaͤuften, in den des Winters verſtekkten Thieren.
Es
[463]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Es iſt aber die Frage ſchon vielbedeutender, ob von der
Bewegung des Blutes Waͤrme entſtehe, oder ob eine
andre, erſt wie mit dem Fortruͤkken verbundne Urſache,
die Hand mit im Spiele habe?
Jch mag nicht die Geſchichte von der Erſcheinung
ſelbſt, wiederholen. Jch habe bereits weitlaͤuftig erzaͤlt,
daß ſich in Thieren, die einen vollkommenen Gebrauch
von der Lunge machen, eine Waͤrme von 64 Graden
uͤber dem Gefrierungspunkte des Waſſers im Winter,
in einem geſunden Blute erzeuge (s): ferner daß Fiſche
keine ſehr merkwuͤrdige Waͤrme (t), ſondern nur eine ſol-
che Waͤrme hervorbringen, daß ſie in den kalten Gewaͤſ-
ſern, die noch nicht den Grad der Kaͤlte erreichen, daß
ſie zufrieren, leben, das Blut fluͤßig erhalten, und end-
lich uͤber dieſer Kaͤlte noch einige lauliche Waͤrme erzeu-
gen koͤnnen. Man fraͤgt nach dem Quelle und der Ur-
ſache dieſer Waͤrme.
Erſt mus ich zeigen, daß dieſe Waͤrme ihren Sizz im
Blute aufgeſchlagen hat, und daß die uͤbrigen Theile
eines belebten Koͤrpers von dem Blute ihre Waͤrme er-
borgen. Es geht dieſes leicht an, indem ein Glied friert,
daran man eine Schlagader unterbindet (u), wovon der
Oberarm ein Beiſpiel iſt, daran der Wundarzt, um den
Kranken an einem Schlagaderſakke zu heilen, die vor-
nemſte Schlagader (x) mit einer Schnur unterbindet:
denn dieſer fuͤhlt ſo lange Kaͤlte, bis, nach wiederherge-
ſtelltem Zufluſſe des Blutes, der Pulsſchlag an der
Handwurzel wieder ſeine alte Stelle einnimmt. An der
Schienenroͤhre, deren Schlagadermuͤndung zuſammen-
gezogen war (y), und an andern Gliedern, deren Schlag-
adern knochig geworden waren (z), herrſchte eine immer-
waͤrende Kaͤlte. An der linken Hand lies ſich kein
Pulsſchlag fuͤlen, und davon entſtand eine fortdaurende
Kaͤlte
[464]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Kaͤlte (z*). Bei einem kalten Atemholen ſchien man
eine Kaͤlte, wie von gefrornem Eiſe, zu empfinden, und
es war kein Pulsſchlag zu finden (z**). Jch habe ofter-
mals an mir ſelbſt, wenn ich das Fieber hatte, mehr als
zu gut wargenommen, daß ſich das Blut, wie ein gluͤ-
hender Strom laͤngſt den Schlagadern des Arms, zur
Hand, in der erſten Hizze des Anfalls fortbewegte.
Nach einem ſtarken Blutverluſte hat ein Kranker, da
ſich der Vorrat des Blutes bereits wieder ergaͤnzt hatte,
gleichſam ein Gefuͤl von innerlichem Brande emfun-
den (a). Mit der groͤſſern Roͤthe verbindet ſich gemei-
niglich jederzeit Waͤrme, mit der Blaͤſſe eine Kaͤlte.
Und es beſizzen die Theile des menſchlichen Koͤrpers eine
groͤſſere Waͤrme, welche blutreicher ſind, kaͤlter ſind hin-
gegen die, die weniger Blut enthalten. Zum Exempel
dient das Auge nebſt den Hoden, und die Vergleichung
des Fleiſchigen, mit den weiſſen Theilen des menſchlichen
Koͤrpers. Es iſt in Leichnamen der aͤuſſerſte Ruͤkken
laulich anzufuͤlen, weil das Blut mit ſeiner Schwere
dahin ſinkt.
Nun folgt noch, daß wir unterſuchen, wo das Blut
ſeine Waͤrme her hat. Die Alten verfuren kurz damit,
wenn ſie in das Herz ſelbſt eine ihm angeborne Waͤr-
me, von welcherlei Natur dieſelbe immer ſeyn mochte,
hineinpflanzten; und deren Wirkſamkeit war es, die das
Blut erwaͤrmte. Es befinden ſich unter den hippo-
kratiſchen Sachen Schriften (b), welche dieſe Hipoteſe
vortragen. Es lehrte aber auch Aretaeus(c), das
Herz uͤberliefere der Schlagader die Waͤrme; gleicher
Meinung war mit ihm Galen, und ein jeder von der
Schule der Arzeneigelehrten. Bei dieſer durchgaͤngigen
Mei-
[465]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Meinung war nur dieſes ein geringer Unterſcheid, daß
Ariſtoteles(d) die rechte Herzkammer waͤrmer machte,
der Urheber des Buches vom Herzen, und Galen(e)
dieſen Ruhm der linken Kammer beilegten, und es fuͤgte
Claudius(f) und andre Neuere (g) noch hinzu, daß
das Fleiſch des Herzens dieſe angeborne Waͤrme erzeuge.
Columb (h) ſagt ſo gar, das Herz ſey in lebendigen
Thieren ſo heis, daß man dieſe Hizze ſchwerlich an der
Hand ausſtehen koͤnne. Woher nun aber dieſe Waͤrme
ins Herz kaͤme, daruͤber blieben die Alten unbekuͤmmert,
und ſie ſchonten ſich, weiter darnach zu fragen.
Jrrthuͤmer nehmen ſchnell uͤberhand, aber ſpaͤt legen
ſie ihre Herrſchaft nieder, und ſie ſind auch in dieſem
Punkte wie die herumziehende Krankheiten (epidemiſch).
Jm leztverfloſſnen Jarhunderte, da man ſich viele Muͤhe
gab, lebendige Thiere zu oͤffnen, blib dennoch, ob die
Welt gleich eine ſo groſſe Gemaͤchlichkeit, das ware zu
zu ſehen, genos, dieſes ſchwache Rohr eine Kruͤkke der
Aerzte. Conring lehrte, die Waͤrme bewone die Schei-
dewand des Herzens (i), Entius erſchuf ein Lebens-
licht (k), Karteſius(l), der ſonſt der Schulenhipoteſen
gar nicht verſchonte, behielt dennoch eine eingepflanzte
und kraͤftige Waͤrme bei, und ihm iſt der ganze An-
hang (m), nebſt dem ohnlaͤngſt verſtorbnen Guͤnther
Chriſtoph Schelhammer(n), darinnen nachgefolgt.
Doch
v. Hall. Phiſ.II.Th. G g
[466]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Doch da eben dieſe karteſianiſche Schule die Urſachen
der Dinge mit einem neugierigen Auge zu muſtern an-
fing, ſo fanden beruͤmte Maͤnner verſchiedne ehimiſche
Erſcheinungen, da der Kamf wiedriger Salze eine
Waͤrme erzeugte. Dieſer helfenden Beiſtaͤnde wuſten
ſie ſich mit vielen Ernſte zu bedienen. Der erſte war
J. Baptiſt Helmont(o), dieſer alte Stifter einer neuern
Theorie, welcher vom Schwefel und dem fluͤchtigen
Blutſalze, die ſich im Herzen untereinander rieben, die
Waͤrme herleitete. Etwas zierlicher lies Franz Sil-
vius(p) mit ſeinen Anhaͤngern (q), worunter auch be-
ruͤmte Zergliederer (r) waren, das Blut im Koͤrper, da
es einem harnhaften Weſen nahe kaͤme, mit der neuen
und ſaͤuerlichen Narungsmilch, und einem ſauren Flies-
waſſer zuſammen aufbrauſen, und ſo entſtand die Theo-
rie ſeiner Waͤrme, welche er mit vielem Beifalle unter
die Leute brachte. Ein wenig anders, oder faſt auf glei-
chen Schlag, leitete der beruͤmte Henshaw(s) die Gaͤ-
rungswaͤrme im Blute vom Chil und dem Blute her.
Von ſauern Geiſtern und einem alkaliſchen Bodenſazze
im Blute, leitete Johann Paskal(t) die Hizze des Her-
zens her; von dem neuen, in den Schlupfwinkeln des
Herzens erwaͤrmten und verduͤnntem Blute V. P.
Plemp(u); aus dem Ueberbleibſel des vorigen Blutes
Joachim Targir(x); aus der ſauern geſalznen Milz-
tinktur J. M. Tiling(y); aus einer ſaͤuerlichen Mate-
rie, die in die Faſern des Herzens abfloͤſſe, Peter Chi-
rac
[467]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
rac(z); aus Galle und Flieswaſſer Saviol(a); aus
einem ſauern Geiſte, und dem alkaliſchen und ſchwefli-
gem Flieswaſſer zugleich Anton Deidier(b): etwas auf
andre Weiſe leitet Pompejus Sacchus(c) die Lebens-
waͤrme von der alkaliſchen Natur der Narungsmittel,
und dem ſauern Lebensgeiſte her; Wilhelm Coward
aus den ſauern und fluͤchtigen Theilchen in der Narungs-
milch (Chil) zugleich (d). Endlich ſo konnte ſich der ſo
erhabne Verſtand eines Neutons, von dem Reize der
hinreiſſenden Hipoteſen ſo wenig losſagen, daß ſelbiger
vielmehr die Vermutung faſte, es wuͤrden von einer
Gaͤrung der Saͤfte, im Herzen ſelbſt, die Geiſter abge-
ſchieden, von welchen dieſes Werkzeug in Bewegung ge-
ſezzt wuͤrde (e).
Es blieb aber dieſe innerliche Gaͤrungshizze des
Bluts, auch ſo gar bei groſſen Maͤnnern, lange Zeit
uͤber in Anſehn, und es konnte ſie weder Willis(f), noch
Malpighi(g), noch Pechlin(h), Lancis(i), Helve-
tius(k), noch ganz neuerlich Thomas Knigth(l) und
der beruͤmte Stevenſon(m), vergeſſen. Es behielt aber
auch Stahl(n), auſſer der Bewegung des Lebens, noch
G g 2ein
[468]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
ein anderes lichtfoͤrmiges innerliches Principium bei,
welches nach ihm, in die Bewegung des Blutes Waͤrme
ausgos, und es lehrte Targir(o), das Blut erzeuge
aus ſich ſelbſt eine Gaͤrung, woraus Waͤrme entſtuͤnde,
welche es nebſt dem Leben und Geiſte in einen jeden Theil
eines belebten Koͤrpers verbreite, und dieſe Gaͤrung lei-
tete er von den erſten Anfaͤngen des Lebens her; er ſchrieb
gegen den Anfang des Jarhunderts, in dem wir leben.
Als man ſich uͤberdem auf das Zeugnis der Augen
wider das Aufbrauſen (Efferveſcenz) berief, ſo antwor-
tete Homberg(p), es gebe dergleichen dauerhafte Effer-
veſcenz wirklich, die man aber nicht mit Augen ſehen
koͤnne, und er erwies dergleichen Aufbrauſen zwiſchen
dem Nitergeiſte und den ſpaniſchen Fliegen, durch einen
Verſuch, der aber nicht ehe offenbar wuͤrde, als bis
Luft hinzukaͤme. Daß aber die ſauern und harnhafte
Grundſtoffe im Blute, wenn ſie vermiſcht waͤren, unter
einander in Kamf geraten, und daß ſie folglich ſo gar
im Blute ſelbſt mit einander aufbrauſen, behauptete
Vieuſſens(q).
Damit man nun auch warſcheinliche Gruͤnde fuͤr
dieſes innerliche Aufbrauſen haben moͤchte, ſo leitete der
beruͤmte Stevenſon die Waͤrme von einer Alteration
her (r), welche die Narungsmittel und die Saͤfte beſtaͤn-
dig leiden ſollen. Cromwel Mortimer(s) ſezzte, es
werde die Luft von der Gaͤrung im Blute befreit, welche
das Feuer in Bewegung braͤchte. Der beruͤmte Baz-
zicaluve(t) leitete eben dieſe Hizze im Blute von den
Feuerteilchen her, welche aus den zerplazzten Blutkuͤgel-
chen hervordamfen. Jhm kam George Ehrhard Ham-
berger ganz nahe, er mochte nun die vorige Hipoteſe
zierlicher vorſtellen, oder ſeinen eignen Begriffen folgen
wol-
[469]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
wollen, und er entlehnte alſo die Waͤrme im Blute von
der Aufloͤſung der ſchweflichen Blutſtoffe her, auf welche
die harnhaften oder laugenhaften Theile einen Anfall
wagten; ſo gar fuͤhrt er einen Verſuch an (u), nach wel-
chem aufgehaͤufte todte Voͤgel in Hizze geraten, ſo wie
einige Schriftſteller, wiewohl andre dieſer Sache wie-
derſprechen (z), ſchreiben, daß aus Haufen Taubenmiſt (x)
und aus Heu (y) Feuersbruͤnſte entſtanden. Es ſind
dieſem Manne andre gefolgt (a), und es ging ſein Wie-
derſacher, der beruͤmte Perliz, nicht ſehr von ihm ab,
als er die Waͤrme von einer mitgeteilten innern Bewe-
gung der Waͤrmmaterie, die im Blute wohne, herlei-
tete (b), und die Groͤſſe der, zwiſchen den Poren erregten
aͤteriſchen Bewegung, zum Maaße dieſer Waͤrme
machte (c). Die Neuern machens kuͤrzer, wenn ſie leh-
ren, daß die Lebenskraft Waͤrme erzeuge, und man
koͤnnte dieſes beinahe mit der Einfalt der Alten in glei-
chen Rang ſezzen (d).
§. 9.
Was man wider dieſe Meinungen vorbrin-
gen kann.
Was die dem Herzen angeborne Waͤrme betrift, ſo
herrſcht heut zu Tage kein Zweifel mehr dabei. Der
erſte der dawieder mit Nuzzen Erinnerung gethan, war
Jakob Bak(e), und er zeigte, im Herzen befinde ſich,
in einem lebenden Thiere, vor den uͤbrigen Eingeweiden,
G g 3im
[470]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
im geringſten kein groͤſſrer Grad von Waͤrme. Die
Anmerkung des Baks beſtaͤtigte Johann Alfons Bo-
rell(f) durch einen Verſuch; wie auch Wilhelm Cok-
burne(g), und es haben dieſe Maͤnner, wenn ſie Ther-
mometer zu Huͤlfe nahmen, gefunden, daß die Einge-
weide des Unterleibes nicht eine geringere Waͤrme haben,
als das Herz ſelbſt. Jch erinnere mich aber auch ſelbſt
von einer jungen Kazze, daß ich am farenheitſchen Ther-
mometer einerlei Grad der Waͤrme gefunden habe, wel-
cher den 88 Grad nicht uͤberſtieg. Jn der Dole iſt er
nur um einen Grad groͤſſer (g*).
Dasjenige, was man von dem Aufbrauſen des
Blutes erzaͤlet, wiederſtreitet den Verſuchen ebenfalls.
Jch habe mit meinen Augen den Chil ins rechte Herz-
ohr einfallen und ganz ruhig mit dem Blute vermiſchen
geſehen, und das hat Karl Drelincourt ebenfalls geſe-
hen, als er auſſerdem den Chilgang, und die Achſelblut-
ader unterbunden hatte (h). Es beſizzt aber auch das
Flieswaſſer keine offenbare Saͤure (i) und man findet
eben ſo wenig im Blute des Herzens ſelbſt einen andern,
als ſalzigen Geſchmak (k), wie ſolches die karteſianiſche
Zergliederer ſelbſt zugeſtehen muͤſſen (l): eben ſo wenig
brauſet das Blut weder mit dem Flieswaſſer, noch mit
der Narungsmilch, oder mit irgend einem ſauern Fluͤßi-
gen (m), auf, ob es ſchon mit ſtarken abgezognen Saͤften
kocht, welche ſich aber auch in bloſſem Waſſer ſchon er-
hizzen (n) und mit dem Oele in Flamme geraten: eben
ſo wenig zeigen die Erſcheinungen unter dem Vergroͤſſe-
rungsglaſe dergleichen Gewuͤl in dem Lebensſafte (o), als
man im Aufbrauſen notwendig zum Grunde ſezzen mus;
und es faren in geſundem Blute gar keine Luftblaſen auf.
Wollte
[471]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Wollte man aber einen gewiſſen Grad der Faͤulnis
annehmen, oder Urinſalze in oͤlige Theilchen wirken
laſſen, um darinnen eine Urſache der Waͤrme zu entdek-
ken, ſo ſteht auch hier vieles im Wege, um uns dieſe
Meinung voͤllig zu verekeln. Freigebig handelt man,
wenn man harnhafte Stoffe in dem Blute einraͤumt,
da doch dieſe erſt im Feuer harnhaft werden (p). Es
ſey aber, daß ſie im Blute waͤren, ſo loͤſen ſie darum
doch nicht, in geſundem Menſchen, die oͤligen Theilchen
auf. Denn es behalten die Blutkuͤgelchen, die in der
That entzuͤndbar (verbrennlich) ſind, ihre Figur in
allen Thieren mit der groͤſten Standhaftigkeit (p*), ſo
lange das Leben und der Kreislauf des Blutes fort-
dauern; folglich werden ſie nie, ſo lange ein Thier noch
ſeine Waͤrme hat oder munter iſt, zerſtoͤrt oder aufge-
loͤſt, und es bewegen ſich die Kuͤgelchen im Kreiſe um-
her mit dem Blute.
Ferner, wenn allerdings ein Alkali gegenwaͤrtig
waͤre, und von ſelbigem das Blutoͤl aufgeloͤſt wuͤrde, ſo
erhellte doch aus keinem Grunde, daß ein Alkali, indem
es Oel verduͤnnt; Hizze errege. Was die Faͤulnis an-
belangt, ſo erkennen wir zwar, daß groſſe Maſſen von
Pflanzenteilen, die in Haufen liegen (q) und zuſammen-
gedruͤkkt werden, beſonders an verſchloſſnen Orten, in-
dem ſie faul werden, eine ſtarke Hizze erregen. Doch
man mus dieſe Veraͤnderung nicht auf die ſo weit ent-
fernte thieriſche Natur ziehen wollen. Gebratenes
Fleiſch mit Habermeele und Speichel vermengt, erzeugt
eine Waͤrme von drei Graden (r): aber dies iſt Gaͤrung,
und hat ein Beſtreben ſauer zu werden. Es iſt aber die
Gaͤrung nicht nur von dem harnhaftem Weſen weit ent-
fernt, ſondern ſie erzeugt auch, wenn ſie gleich noch ſo
gros iſt, nur eine Hizze von 75 Graden, welche um ein
G g 4vie-
[472]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
vieles kleiner als die menſchliche Waͤrme iſt (s). Dage-
gen, wenn ein menſchlicher Koͤrper, der in ſeinem voll-
kommnen Zuſtande iſt, oder ein vom heiſſen Brande an-
gegriffnes Glied, zu faulen anfaͤngt, hoͤrt die Waͤrme
darinnen auf, und die Theile nehmen den Grad der
Waͤrme an ſich, den die Luft hat, die den Koͤrper um-
gibt: ſo lange dieſer aber ſeine Waͤrme hat, ſo lange
leidet er keine Faͤulnis.
Harnſalz hat ſo wenig Kraft eine thieriſche Waͤrme
hervorzubringen, daß diejenigen Thiere ein kaltes Blut
bekommen haben, deren Beſtandteile offenbar harnhaft
ſind (t), wie die Froͤſche, in denen die zween Koͤrper, die
ſich an beiden Seiten des Ruͤkkgrades befinden, mit ei-
nem ſauern Weſen aufbrauſen: eben das iſt auch den
ſpaniſchen Fliegen gemein (u), welche durchgehens
mit dem Salpetergeiſte aufbrauſen. Jn dieſen Thieren
iſt eine viel groͤſſere Menge von einem harnhaftem
Salze, als in uns gegenwaͤrtig, welches ihre oͤlige Theile
im Blute angreifet, und darinnen eine Waͤrme erregt.
Sie ſind nicht kalt, weil ihr Koͤrper klein iſt, denn man
hat viele Voͤgelchen, deren Koͤrper kleiner, als ein Froſch,
eine Kroͤte, die Eidechſe und der Krokodil ſind. Dahin-
gegen ſind ſolche Thiere warm, deren Saͤfte ſich deſto
weniger der harnhaften Natur naͤhern (x). Es iſt mir
auch kein Exempel von einem Safte bekannt, welcher
bei einer immerwaͤrenden und ſchnellen Bewegung zu-
gleich faul werden koͤnne. Flieſſende Waſſer bleiben
ſuͤs; ſtehen ſie ſtill, ſo unterwerfen ſie ſich bald der Faͤul-
nis. Blut, welches blos von einem Gefaͤſſe in ein an-
der Gefaͤſſe uͤbergeleitet wird, leidet keine Ausartung (y).
Es werden aber auch unſre Saͤfte niemals faul, ſo lange
ſie in Bewegung ſind, ſie werden nie, auch nicht einmal
in
[473]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
in den hizzigſten Thiergeſchlechtern, faul: ſobald ſie aber
ſtokken, bereiten ſie ſich, wie das Waſſer, zum Verder-
ben. Folglich iſt die Bewegung nicht mit einer Faͤul-
nis, ſondern mit der Waͤrme des Blutes unzertrennlich
verbunden. Es ſoll naͤmlich ſo gleich gezeigt werden,
daß ſich unſre Waͤrme verſtaͤrke, ſo bald der Kreislauf
des Blutes ſchneller wird, und vermindert, wenn ſich
dieſer vermindert, aufhoͤre, wenn dieſer aufhoͤrt, und
wiederhergeſtellt werde, wenn man dieſen wiederherſtellt.
Es klingt aber ſehr ungereimt, wenn man der Waͤrme
ſo was zur Urſache geben will, was in unſerm Koͤrper
doch niemals erzeugt wird, daß nicht die Waͤrme dadurch
zugleich vernichtet werden ſollte, und was ſich denn erſt
aͤuſſert, wenn die Waͤrme bereits ihren Abſchied genom-
men hat. Daß die Faͤulnis in einem belebten Blute
ſchwaͤcher ſey, das iſt eine matte Ausflucht, ſie hat nur
kleinere Folgen, wenn ſie ſelbſt kleiner iſt, und wenn es
wahr iſt, daß nicht einmal eine reife oder zunehmende
Faͤulnis Hizze zu erregen im Stande iſt, was will denn
eine ungewiſſe und durch keine Merkmale kennbare
Faͤulnis ausrichten.
§. 10.
Ob die Waͤrme von der fortruͤkkenden Bewe-
gung des Blutes ihr Entſtehen her habe.
Gruͤnde, um dieſes zu bejahen.
Man fing gegen das Ende des verfloßnen Jarhun-
derts an, ſein Augenmerk mehr auf die Wirkſamkeit der
feſten Theile eines Koͤrpers zu richten, und es kam das
Anſehn der chimiſchen Urſachen ein wenig aus der Mode.
Eine Menge geſammelter Verſuche gab das Reſultat
von ſich, daß faſt alle und jede Waͤrme, und vielleicht
keine einzige Art von Waͤrme ausgenommen, in der Na-
G g 5tur,
[474]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
tur das Reiben zur Mutter habe (z). Beruͤmte Maͤn-
ner wandten, dieſe faſt allgemeinſtimmige Auffuͤhrung
der Natur, auf das Blut an. Es erwogen alſo be-
ruͤmte Maͤnner bei ſich (a), daß das Blut ununterbro-
chen und ſchnell vom Herzen in die groſſe Schlagader
ausgeſchuͤttet werde: daß es ſich an den Waͤnden des
Herzens (b) und an den Haͤuten der Schlagadern reibe,
von dieſen zuruͤkke geſtoſſen werde, daß daraus unter den
Kuͤgelchen ein Strudeln entſtehe, und daß ſich dieſe Kuͤ-
gelchen unter ſich ſelbſt (c) und an ihren Roͤhren, und
zwar um deſto nachdruͤkklicher reiben, je kleiner die Ge-
faͤſſe an ſich ſind, in denen ſie ihr Reiben verrichten, bis
ſie uͤberhaupt, mit ihrer ganzen groͤſten Kreislinie, die
ganze Schlagaderoͤffnung beſtreichen. Sie ſahen aber
auch, daß ſich die Waͤnde der Gefaͤſſe, durch den reiſſen-
den und wechſelweiſe nachlaſſenden Strom, von ihrer
groͤſten Erweiterung, zu der kleinſten Erweiterung brin-
gen liſſen (d), und daß ſie ſich von der ſchmaͤlſten Breite
zur groͤſten ausſpannen liſſen. Sie erfuren, daß das
Blut, von dem die Rede iſt, ſeiner Natur nach verbrenn-
liche Stoffe hege (e), daß es folglich zum heiswerden
beſſer,
[475]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
beſſer, als Waſſer (f), geſchikkt ſey (g), auch in Abſicht auf
die Kugelfiguren ſeiner Stoffe (h), und daß ſich folglich
die thieriſche Waͤrme beinahe wie die Menge des dikken
Bodenſazzes im Blute verhalte (i), daß folglich ein Vo-
gel, ein Hund und Ochs, warmbluͤtige Thiere waͤren, und
der Menſch ſchon kaͤlter ſey, weil deſſen Blut duͤnne
iſt (k). Denn es werden auch andre thieriſche Saͤfte,
von der Klaſſe der oͤligen, durchs Reiben ziemlich heis (l):
und es nehmen ſchwerfaͤllige Saͤfte, von ſtarkem Schuͤt-
teln einigen Grad der Waͤrme an (m). Jch leſe, daß ein
Ei ſo gut wie gekocht werde, wenn man es in einer
Schleuder herumſchwingt (m*). Andre fuͤgen noch hin-
zu, daß die Blutkuͤgelchen eine Schnellkraft beſizzen (n),
und mit abwechſelndem Beſtreben, bald ihre kuͤgliche
Figuren verlaſſen, und bald wieder annehmen (o).
Hieraus erhellt, ſagen beruͤmte Maͤnner, daß Thiere
die Waͤrme von ihrer eignen Bewegung herhaben, weil
weder im Blute ſelbſt, noch im Herzen, das ſich ſelbſt
uͤberlaſſen iſt, einige Waͤrme uͤbrig iſt, und alles dieſes
durch
(e)
[476]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
durch den Todt (p), oder in ſtarken Ohnmachten, und
wenn der Pulsſchlag aufhoͤrt, auf denjenigen Grad
der Waͤrm zuruͤkkeſinkt, welcher alsdenn in dem Luft-
kreiſe die Oberhand hat, und der gemeiniglich dreißig
farenheitſche Thermometergrade, unter der dem Blute
des Menſchen gewoͤnlichen Waͤrme, betraͤgt.
Hingegen erzeugen Thiere, auch ſo gar die kalten,
uͤberhaupt Waͤrme, wenn ſie ſich ohne Unterlas bewegen,
wie davon die Bienen ein Beiſpiel ſind, welche im Win-
ter ſchlafend Kaͤlte leiden, wenn ſie ſich aber, wie wir
gezeigt haben, der Kaͤlte wegen in Haufen beiſammen
legen, nach dem oft angefuͤrten Thermometer, den 32ſten
Grad erreichen, und keine geringere Hizze (q), als in den
Sommermonaten, unter ſich hervorbringen. Eben ſo er-
reicht ein Menſch, den die Kaͤlte der aͤuſſern Luft erſtarrt
gemacht, oder der im Waſſer untergegangen, oder deſſen
Pulsſchlag offenbar aufgehoͤrt, ſo wohl als ein im Win-
terſchlafe erſtarrtes Thier, ſeine Waͤrme von 94 und 96
Graden von neuem wieder, und folglich verſchaffen ſie
ſich 62 Grade daruͤber, wofern man in ihnen den Herz-
ſchlag, und folglich den Kreislauf des Blutes, ohne
kuͤnſtliche Erwaͤrmungsarten, blos durch einig einfache
Reizungen wiederherzuſtellen weis.
Weiter erweiſen ſie die ſtaͤrkere Bewegungskraft, mit
der der Lebensſaft in den Gefaͤſſen ſchwimmt, noch durch
andre Gruͤnde. Es bedekkt naͤmlich in den ſtrengſten
Weltgegenden, ein ewiges, und von keiner Sommer-
hizze ſchmelzbares Eis, das Jnnere der Erde, und es
faͤllt der der Thermometerſaft nicht bis auf 28 (r) und
33
[477]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
33 (s), welches man vor die ſtaͤrkſte Kaͤlte haͤlt, ſondern
bis zum 113 (t) und 120¾ (u) Grade unter dem faren-
heitſchen Gefrierungspunkre nieder; es iſt aber die Luft
um ſo viel kaͤlter, als eine Eisgefrierung, als die Hizze
des ſiedenden Waſſers die menſchliche Waͤrme uͤberſteigt.
Jn dieſem Froſte frieren alle Thiere, die ſich nicht bewe-
gen wollen, ſo gleich zu Bildſaͤulen feſte, es verwandelt
ſich das Blut (x) und der ſtaͤrkſte abgezogne Weingeiſt zu
Eis (y), die in der Luft ſchwaͤrmende Ausduͤnſtungen
verwandeln ſich in Stachel, und hier laͤſt ſich die Kaͤlte
nicht fuͤlen, ſondern ſehen. Und doch leben, und erhal-
ten ſich, bei ihren 92. 94. 96. farenheitſchen Graden in
dieſer grimmigen Kaͤlte, Menſchen und Thiere: denn ſo
lange noch das Leben ſein Geſchaͤfte hat, iſt ſowohl das
Blut, als der Harn warm, und es dringt der Froſt ſo
lange nie in die verſchloſſne Bruſt oder in den Unterleib
durch; es erzeugen naͤmlich Thiere durch ihren Kreislauf
184 dergleichen Grade, um welche kochendes von ge-
frornem Waſſer entfernt iſt. Eine noch grimmigere
Kaͤlte ſtanden einige verbannte Hollaͤnder, in einem
dem Norden viel naͤhern Erdſtriche aus, als ſie auf den
Spizzbergen uͤberwintern muſten (a), und ſie brachten ihr
Leben damit zu, daß ſie in freier Luft auf die Jagd aus-
gingen, ſich Holz zuſammentrugen, und bei andren Ar-
beiten mehr blieben ſie geſund und munter.
End-
[478]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Endlich ſo koͤnnen doch in den Polargewaͤſſern, auf
denen in der groͤſten Sommerhizze dennoch ungeheure
Eisinſeln oben aufſchwimmen, die wallfiſchartigen Fi-
ſche, ſelbſt unter den drohenden Eisgefilden, ihr Blut
fluͤßig und frei vom Gerinnen, und ſo gar waͤrmer, als
unſer Blut iſt, erhalten; denn es iſt das Blut in den
Meerkaͤlbern nicht um ein geringes waͤrmer, als das
menſchliche (b): und gemeiniglich fuͤhren dieſe Thiere ein
deſto gluͤkkſeeligeres Leben, je kaͤlter die Waſſer ſind, wel-
che ſie bewonen; indem ſie ſich zwiſchen den gefrornen
Jnſeln und ſelbſt unter den eiſigen Waſſerſtrekken, er-
wuͤnſchte Zufluchtsoͤrter waͤlen koͤnnen. Es iſt aber
ſchon an ſich ſo ausgemacht, daß dieſe Kaͤlte von der Be-
wegung und den koͤrperlichen Bemuͤhungen uͤberſtanden
werden koͤnne, daß ſelbſt die Wilden, welche in dieſer eiſi-
gen Luft leicht dauren koͤnnen, wenn ſie nur dabei jagen,
ſelbſt wiſſen, daß wenn ſie aus Furcht, ſich vom Wege
zu verſchlagen, ausruhen wollen, ſie ſich den Todt ohn-
felbar zuziehen (b*).
Es ſagen vortrefliche Maͤnner noch, man wuͤrde ihre
Meinung immer buͤndiger erwieſen finden, je tiefer man
ſich in ihre Unterſuchung einlaſſen wollte. Sie haͤtten
gezeigt, daß, wenn die Bewegung im Blute ihre Rich-
tigkeit habe, auch die Waͤrme richtig ſey, und ſie wuͤrden
nunmehr auch zeigen, daß ſich dieſe Waͤrme mit der ver-
groͤſſerten Bewegung ebenfalls vergroͤſſere, beide ver-
minderten ſich zu gleicher Zeit, und beide hoͤben ſich zu-
gleich einander auf. Da nun die menſchliche Lebens-
waͤrme ohngefaͤhr 94 oder 96 farenheitſche Grade be-
truͤge, ſo wuͤchſe dieſe Waͤrme, ſo bald die Anzal die Voͤl-
ligkeit der Pulsſchlaͤge, und folglich die Schnelligkeit des
Blutes zunimmt (c). Es moͤchte naͤmlich vom Zorne,
dem
[479]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
dem Beſtreben, der Freude oder der Schaam, der Puls-
ſchlag oͤfter wiederholt werden, oder aber von der Uebung
des Koͤrpers, vom Eſſen oder von Gewuͤrzen, oder vom
Brantweintrinken, oder vom Fieber und von irgend ei-
ner Urſache ſtaͤrker werden, welche im Stande iſt, die
Menge und die Staͤrke der Schlaͤge zu haͤufen; ſo wuͤr-
de allemal dadurch auch die Waͤrme groͤſſer werden, bis
ſelbige den hoͤchſten Grad erreiche, der Menſchen moͤglich
ſey, und der nicht ſehr den hunderten Grad uͤberſteigt (d).
Und ſo wuͤrde nie die Waͤrme lebhafter, daß nicht zugleich
der Puls oͤftrer ſchluͤge (e).
Doch auch das Reiben, dieſe Art zu reizen, vergroͤß-
re offenbar die Waͤrme, und das verrichte auch die Ent-
zuͤndung, bei der offenbar die Roͤthe und die Pulſirung ein
ſchnelleres Blut verrate. Denn es wachſe zugleich mit
der Roͤte auch ein ſtaͤrkrer Zuflus des Blutes zu dem ge-
riebnen Theile. Ferner entſtehe eine deſto groͤſſere Waͤr-
me, je dichter menſchliche Saͤfte an ſich waͤren, und folg-
lich entſpringt von eben dieſer Bewegung durch dieſe Ge-
faͤſſe ein deſto ſtaͤrkers Reiben. So wie die Kuͤgelchen
an Menge zunehmen, und je haͤufiger der dikke Saz im
Blute iſt (f), deſto groͤſſer wird der Grad der Waͤrme,
und Waͤrme iſt nicht ohne Roͤthe, das iſt, ohne einen
Ueberflus von zuſammengetriebnem Blute. Es kann
aber auch die Materie des Eiſens, welches ſich in den
Blutkuͤgelchen aufhaͤlt, etwas zur Erregung der Waͤrme
mit beitragen, da kein Koͤrper vom Reiben ſehr erhizzt
wird (g). Je dichter zugleich Gefaͤſſe ſind (h), deſto groͤſ-
ſer iſt die Waͤrme, welches man an den Thieren offenbar
ſieht, welche offenbar haͤrtere Knochen, feſtergewebte
Membranen, und ſtaͤrkere Gefaͤſſe als die Menſchen ha-
ben,
(c)
[480]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
ben, und deren Waͤrme auch viel wirkſamer iſt (i).
Maͤnner ſind waͤrmer als Weiber (i*), indem wir einen
haͤrtern Bau haben. Dagegen ſind Kinder nicht ſo
warm (k), als erwachſene Menſchen, ſo daß ein neu-
gebornes Kind kaum ſeine Waͤrme erhalten kann, wofern
man ſelbigem nicht mit ſorgfaͤltiger und haͤufiger Kleider-
bedekkung zu huͤlfe koͤmmt: Kinder haben nun eine Men-
ge Bluts, einen zalreichen Pulsſchlag, aber dabei auch
weichere Gefaͤſſe und ein waͤßriges Blut.
Ferner, ſagen ſie, werde die Hizze von einer ſtaͤrkern
Bewegung des Herzens offenbar ſtaͤrker, da diejenigen
Thiere jederzeit waͤrmer ſind, die nach Proportion des
uͤbrigen Koͤrpers ein groͤſſeres Herz haben, dergleichen
folglich die Voͤgel, bei ihrer geringen Groͤſſe (l), und die
wilden fleiſchfraͤßigen Raubthiere (m) ſind. Denn an
dieſen Thieren pocht die Schlagader in gewiſſer Zeit oͤf-
ters (n), der Trieb des Blutes iſt in den Schlagadern
lebhafter, indem daſſelbe von dem Herzen mit groͤſſerm
Nachdrukke in dieſe Adern eingeſprizzt wird. Folglich
ſind magre Perſonen und Thiere waͤrmer: und folglich
ſind groſſe Thiere nicht viel waͤrmer, als kleine, da die
groͤſſern ein im Verhaͤltniſſe kleineres Herz (o) und einen
nicht ſo oft wiederholten Pulsſchlag beſizzen (p).
Wenn es war iſt, daß mit der lebhafter gewordnen
Bewegung des Blutes zugleich die Waͤrme lebhafter
wird, ſo mus auch eben die Waͤrme mit dem abnehmen-
den Kreislaufe zugleich abnehmen. Es ſind der Urſa-
chen viele, die den Pulsſchlag klein, oder gar ſeltner
machen, und keine die nicht zugleich Kaͤlte hervorbraͤchte.
Selt-
[481]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Seltner wird er vom hohen Alter, und das thut die
Kaͤlte ebenfalls, ſo daß auch eine kleine Abname in der
Zal der Schlaͤge (q) ſchon die Waͤrme mindert. Es
ſchwaͤchen aber den Puls viele Urſachen. Es ſcheint
die Leidenſchaft nicht das mindeſte in den Saͤften aͤndern
zu koͤnnen, folglich entſtehet ſie ſchnell, und verſchwindet
auch, ohne Spuren von ihrem Daſeyn zu zeichnen, eben
ſo ſchnell wieder, und folglich iſt ſie offenbar aller Ma-
terie beraubt, die ſie unter die Saͤfte ausgiſſen koͤnnte.
Und dennoch ſchwaͤchen die Gemuͤtsbewegungen, und vor-
naͤmlich die Furcht, die Waͤrme, ſie erregt Kaͤlte (r), | in-
dem ſie den Pulsſchlag etwas hemmt. Als einem der
Todt angekuͤndigt wurde, uͤberfiel denſelben eine Kaͤlte (s):
und es iſt die froſtige Emfindung an hiſteriſchen Frauens-
perſonen (t) mehr als zu bekannt. Diejenigen Euro-
paͤer, welche ſich eine Zeitlang auf dem Eilande Curaſ-
ſao aufgehalten, pflegen gemeiniglich ein ſchwaͤchliches
Weſen davon zu tragen; und ſie haben in der ſo groſſen
Hizze des Himmelsſtriches drei oder vier Grade Waͤr-
me weniger, als die ohnlaͤngſt angekommnen muntern
Europaͤer (u). Hieher gehoͤren auch die, ohne einen
Feler in den Saͤften, entſtandene Schwaͤchungen des
Pulſes, welche man aſphyxia (unemfindliche Pulſirung
in aͤuſſerſten Mattigkeiten) zu nennen pflegt. Dieſe Art
von Pulsſchlaͤgen breitet jederzeit im Koͤrper eine Kaͤlte
aus. Valisneri redet von dergleichen gleichſam abge-
ſtorbnen Pulsſchlage (aſphyxia), und einer vollkommnen
Kaͤlte, die beide ganzer ſieben Tage lang angehalten haͤt-
ten (x). Nach einem Herabfallen von einer Hoͤhe, ver-
lor
v. Hall. Phiſ.II.Th. H h
[482]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
lor ſich aller Puls, und es nahm eine Kaͤlte alle Glied-
maaßen durchgehends ein (x*). Und hieher gehoͤrt auch
der faͤlſchlich geglaubte Todt derer Perſonen, welche man
darum fuͤr lebloſe Leichen angeſehen hat, weil ſie kalt wa-
ren, und keinen Puls mehr aͤuſſerten. Eine ſtarke
Erndte von dergleichen Beiſpielen befindet ſich in der
Sammlung des beruͤmten Bruhier(y), und wir wol-
len etliche wenige darunter herausheben. Man wekkte
eine alte, erſtarrte und kalte Frau, da ſie ohne Puls und
Atemholen da zu liegen ſchien, endlich wieder auf. Ein
Ertrunkner, kalter, und ſteifer, lies ſich in ſo weit wie-
der herſtellen, um den folgenden Tag erſt ſterben zu koͤn-
nen (z). Eine ertrunkne Frau war wie ein Eis anzu-
fuͤlen, und man brachte ſie zehn Stunden darauf wieder
zum Leben (a). Ein Menſch war vom Damfe der Ko-
lengruben erſtikkt und kalt, man munterte ihn aber wieder
auf (a*). Einer der ohne Puls und Waͤrme vor Todt
lag, kam durchs Lufteinblaſen wieder zu ſich ſelbſt (a**).
Eine ertrunkne Jungfer, welcher der Atem, Puls und die
Emfindung entgangen war, ward durch warme Umſchlaͤ-
ge von Aſche wieder hergeſtellt (b).
Dieſes ſcheinen Seltenheiten zu ſeyn; ganz gemein
hingegen iſt es, daß ſich die Voͤgel (c) und andre Thiere (d)
in ihre Winterquartiere zuruͤkkeziehen, und daß ſie ins-
geſammt mit ſchlafendem Herzen faſt bei erloſchnem
Pulſe, bei dem kleinſten Grade des Lebens, und ohne
Em-
[483]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Emfindung und Waͤrme (e), ſo den Winter hinbringen;
ſo bald aber ihr Herz von erſt welcher Urſache erwacht,
und wieder zu ſchlagen beginnt, ſo kehrt das Leben wie-
der in ihre Koͤrper zuruͤkke, und die Waͤrme faͤngt von
neuem ihr Spiel an. So leben die Bergmaͤuſe (Mur-
melthiere) ohne Bewegung, und wie ein Marmor er-
ſtarrt, die langen Wintertage durch (e*).
Endlich gehoͤrt hieher noch, was man von der Ur-
ſache der Kaͤlte oder der Waͤrme in den Fiſchen bereits
geſagt hat, oder noch ſagen kann. Fiſche, denen die
Natur Lungen ausgeteilt hat, haben ein groſſes Herz (f),
eine Menge Bluts (g), eine groͤßre, als menſchliche,
Waͤrme (h). Die ohne Lungen gelaſſen ſind, deren
Herz iſt klein, und viel kleiner, als in den Voͤgeln (i).
Ohnlaͤngſt fand ich das Herz im Karpen 9 Gran ſchwer,
da der Fiſch 4920 wog, und folglich war das Herz
gleich \frac {"1"} {"546"} vom ganzen Koͤrper: da es im Menſchen ge-
meiniglich zehn Unzen wiegt, und der ganze Koͤrper
150 Pfunde oder 1400 Unzen ſchwer iſt, ſo verhaͤlt ſich
die Schwere unſers Herzens, zur Schwere des ganzen
Koͤrpers, wie 1 zu 240. Es geſchehen aber auch in den
Fiſchen viel weniger Pulsſchlaͤge, in ihnen iſt ein kleiner
Vorrat von Blute, und es war der Durchmeſſer der
Aorte, in eben dem Karpen, der einen Fus lang war, nicht
groͤſſer, als der \frac {"7"} {"100"}ſte Theil vom Zolle, welches, wenn alles
uͤbrige gleich iſt, ein Verhaͤltnis iſt, welches die Menge
Bluts in dergleichen Fiſchen, gegen das Blut im Men-
ſchen, wie 72 zu 171. die Kubos aber wie 373248 zu
5000211, oder wie 1 zu 13 angibt. Man kann auch
nicht einwenden, daß der groͤſſre Umfang des Herzens in
den Wallfiſchartigen wenigſtens halb der Lunge zu gute
H h 2kom-
[484]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
komme, fuͤr die blos eine von beiden Kammern ange-
wieſen ſey (k). Denn es dringt in Fiſchen ohne Zweifel
eben ſo viel Blut in die Fiſchohren (Fiſchlungen), als in
warmen Vierfuͤßigen zur Lunge gebracht wird, ſo wie
mans ſehen kann, wenn man die in die Fiſchohren tre-
tende Schlagadern meſſen wird. Wollte man aber auch
das Herz in einem vierfuͤßigen Thiere blos viermal groͤſſer
anſezzen, ſo wird man im vierfuͤßigen eine viermal groͤſſre
Urſache zur Bewegung und zugleich dreizehnmal mehr
Blut herausbringen, und wenn man dieſe Ebenmaaße
in einander rechnet, ſo geben ſie fuͤr ein vierfuͤßiges Thier
eine zwei und funfzig mal groͤſſere Waͤrme, als die zween
Grade ſind, welche wir indeſſen fuͤr die kalten Fiſche,
Froͤſche oder Nattern (l) annehmen, indem wir uns unter
den ungleichen Zalen des Mittelmaaßes bedient haben.
Solchergeſtalt ergibt ſichs von ſelbſten, daß im Menſchen
eine Waͤrme von 104 Graden ſeyn koͤnne, wenn ſie in
den Fiſchen nur von zween iſt. Denn auch in Men-
ſchen hat man eine immerwaͤrende Kaͤlte alsdenn warge-
nommen, wenn das Herz uͤber ſein gewoͤnliches Maas
enge geweſen (m). Die Fuͤſſe und diejenigen Theile des
Koͤrpers, welche vom Herzen weit abliegen, emfangen
kleinere Schlagadern, ſie frieren am erſten, und werden
weniger arm. Wenn an unſrer Rechnung ja was felen
ſollte (n), ſo wird das in der That etwas waͤßrigere Blut
der Fiſche (o) und der kleinere Eiſenſtoff ſchon hinreichend
ſeyn, zu begreifen, warum in Fiſchen eine geringere
Waͤrme erzeugt werde.
So wie ſich von der geminderten Bewegung des
Herzes und des Bluts die Waͤrme vermindert, eben ſo
wird
[485]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
wird die Waͤrme ebenfalls von einer verminderten Blut-
maſſe, Dichtheit oder Kugelmenge (q) in etwas ge-
ſchwaͤcht, es mag dieſe Verminderung von einem Ader-
laſſen (r), von einer Blutſtuͤrzung (s), oder vom Hun-
ger (t) verurſacht worden ſeyn. Doch es ziehet auch eine
langſam erfolgte Minderung der haͤufigen Blutkuͤgel-
chen eine Kaͤlte nach ſich, wovon die Bleichſucht, und
ein aufgedunſteter Koͤrper (u) Beweis genung ſind, da
in dergleichen Krankheiten Blaͤſſe und Kaͤlte herrſchend
werden.
Aus dieſen und aͤnlichen Gruͤnden folgern beruͤmte
Maͤnner, daß alles darinnen uͤbereintreffe, um ein Ge-
ſezz feſtſtellen zu koͤnnen, und daß ſich folglich die Waͤrme
der Thiere gerade wie die Geſchwindigkeiten des bewegten
Blutes, oder nach Leibnizens Hipoteſe, vierfach wie
die Geſchwindigkeit (x) verhalte: und umgekehrt wie die
Durchmeſſer der Gefaͤſſe (y). Denn es vermehrt ſich
ohne Zweifel das Reiben, mit der engen Weite der
Gefaͤſſe, und dies iſt eine Urſache, warum kleine
Thiere eben ſo warm, als groſſe werden koͤnnen; denn
da die Kuͤgelchen eben ſo gros ſind, ſo werden ſie auch in
den kleinern Gefaͤſſen dieſer Thierchen ſtaͤrker gerieben.
Und eben dieſe Urſache ſcheinet auch zu machen, daß faſt
einerlei gemaͤßigte Waͤrme in den verſchiednen Theilen
eines menſchlichen Koͤrpers ſtatt findet: denn es verbin-
H h 3det
(p)
[486]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
det ſich in groſſen Gefaͤſſen eine groſſe Schnelligkeit mit
einem geringen Reiben; in kleinen Gefaͤſſen iſt ein groͤſ-
ſeres Reiben bei einer kleineren Geſchwindigkeit zugegen.
Doch ſind die Gliedmaaßen um etwas kaͤlter (y*).
§. 11.
Beantwortung dieſer Hipoteſe.
Ob ich gleich meine erſte Begriffe in dieſer Schule
eingeſogen habe, und vielleicht, wieder mein Bewuſtſeyn,
bisweilen unvermerkt in die Grundſaͤzze meines geſchaͤzz-
ten Lehres zuruͤkkirre: ſo kann ich doch die Hauptbedenk-
lichkeiten nicht verheelen, die man wieder dieſe Theorie
der Waͤrme entweder vorgetragen hat (z), oder noch ein-
wenden koͤnnte (z*). Es wenden ſo gleich die Freunde
der Gegenſchulen ein, man handle ſehr unbillig daran, daß
man die Waͤrme von einer gar zu traͤgen, und viel zu
ſchwachen Bewegung herleite, mit der das Blut umliefe,
und welche man auf keinerlei Weiſe mit dem ungleich
groͤſſern uͤbermaͤßigen Reiben verwirren muͤſſe, da man
entweder mit einem durch ein Loch geſtekkten und umge-
drehten Holz (a), oder mit Hammerſchlaͤgen auf Eiſen (b),
oder mit Stale und Feuerſtein, durchs Zuſammenſchlagen
beider (c), Feuer hervorbringt. Denn alles dieſes waͤren
Reibungen ſehr harter Koͤrper, die man mit andern har-
ten
[487]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
ten Koͤrpern zuſammenriebe: hier ſey von Fluͤßigkeiten
die Rede, welche durch hoͤchſt glatte Gefaͤſſe durchſchlup-
fen; Waſſer werde durchs Reiben ſo wenig warm, daß
es auch dem vom Reiben in harten Koͤrpern zu befuͤrch-
tenden Brande vorbeuge (d). Das Waſſer werde von
keinem, auch nicht viel ſchnellerm Bewegen warm.
Das Blut laufe in einer Minute 150, folglich in einer
Sekunde (e) drittehalb Fus in der Ader durch. Es ge-
denket aber der beruͤmte Ulloa(f) eines reiſſenden Ba-
ches, der innerhalb 29½ Sekunden 35 Toiſen (hexapeda,
eine Laͤnge von 6 Fus) zuruͤkklege, und folglich in einer
Sekunde uͤber ſieben Fus durchlaufe. Noch viel ſchnel-
ler ſtuͤrze ſich der groſſe Amazonenflus fort, indem er in
den engen Paͤßen der Gebuͤrge Pongo, in einer Se-
kunde zwoͤlf Fus hinter ſich lege (g), und ein andrer Flus
durchlaufe in eben der Zeit vier Klafter von einerlek
Maaße (h), und man faͤnde zwiſchen den Alpen Waſſer-
faͤlle, die noch viel reiſſender, als dieſer ſonſt ſchiffbare
Flus waͤren. Es hat auch der beruͤmte J. Theophilus
Deſaguliers(i) aus der Erfarung gelernt, daß ein
16 Fus hoch herabfallendes Waſſer, in einer Sekunde
uͤber 32 Fus durchlaufe. Jndeſſen kommen Waſſerfaͤlle
in gar keine Betrachtung, die nicht hoͤher als 16 Fus
herabfallen. Der, welcher ſich nahe bei der Kirche von
Lauterbrunn mit der angenemſten Ausſicht herabſtuͤrzt,
iſt wenigſtens 800 Fus hoch, und dem ohngeachtet be-
halten doch die Schneegewaͤſſer, bei allem dieſem unge-
heuren Sturze, ihre von den Alpen mitgebrachte Kaͤlte
unveraͤndert, und ſie uͤbertreffen die gemeinen Gewaͤſſer
um ein vieles an kuͤler Erfriſchung. Man weis aber
auch, daß dasjenige Waſſer, welches ein Zergliederer
H h 4in
[488]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
in die Gefaͤſſe eines Thieres geſprizzt hatte (k), gar nicht
warm werden wollte.
Um naͤher auf die Thiere und ihre Saͤfte zu kom-
men (l), ſo haͤtten die Gegner einwenden koͤnnen, daß
nicht bei allen Thieren von kaltem Blute die Pulsſchlaͤge
langſam geſchehen. Jndem der Froſch 68 thut, das
iſt mehr, als im Pferde, und ſie wachſen bis 95 und
100 (m), wenn man Reizmittel zu Huͤlfe nimmt, da
doch im Menſchen eine ſo anſenliche Pulswiederholung
Fieber erregt. Ferner bewegen ſich in kalten Fiſchen die
Saͤfte gar nicht traͤge und kraftlos, da es unter dieſer
Klaſſe Thiere gibt, welche an Schnelligkeit auch den
fluͤchtigſten Pferden zuvorkommen, und an Dauer im
Schnellſchwimmen dieſelbe unendlich uͤbertreffen. We-
nigſtens erinnere ich mich, geleſen zu haben, daß der
Hundfiſch (groſſe Seehund mit drei Zahnreihen, Lamen-
tin) den die Matroſen leicht an einer emfangnen Wunde
kennen konnten, funfzehn Tage und eben ſo viel Naͤchte
dasjenige Schiff verfolgte, welches die Daͤniſchen Hei-
denbekehrer an Bord hatte (n): da doch dieſes Schiff
Tag und Nacht uͤber, bei gutem Winde, ſechzig und mehr
Meilen zuruͤkklegte. Folglich hatte dieſes Ungeheuer
beinahe 120000 Toiſen (von 6 Fus) innerhalb vier und
zwanzig Stunden, und in einer Stunde 5000, in einer
Sekunde aber uͤber 8 Fus durchſchwommen; folglich
bewegte es ſich drei- und mehrmal ſchneller, als das Blut
durch die Aorte eines Menſchen rinnt. Und doch iſt das
Blut in dieſen Thieren faſt in gleichem Grade mit dem
Waſſer kalt. Man hat uͤberdies lange beobachtet, und
zwar zu eben dieſer Abſicht, daß das Herz in der Schild-
kroͤte
[489]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
kroͤte mit Nachdrukke ſchlage, und daß dennoch dieſes ſehr
ſtarke Thier kalt bleibt (o). Und dem ohngeachtet ſey in
Fiſchen alles von einerlei Beſchaffenheit, eben ſo ſtarke
Schlagadern, aͤnliches Anprellen des Blutes, und zu-
ruͤkkſtoſſen von den Waͤnden, aͤnliches Strudeln, wie
man es in warmen Thieren zugibt, und folglich haͤtten
Kaltbluͤtige in dieſem Stuͤkke nichts weniger. Sie koͤnn-
ten eben ſo wenig ſehen, daß das Zuſammenziehn und
Erweitern der klopfenden Schlagadern, Waͤrme erzeu-
gen muͤſten, da ſie ganz weich waͤren (p), und gedachte
Bewegungen ohne Gewalt verrichtet wuͤrden: und daß
ſo gleich nas werdende Membranen von dergleichen Be-
wegung ſich erhizzen koͤnnten.
Man braͤchte vergebens auf die Bahn, daß im
Fiſchblute entweder weniger Kuͤgelchen, oder ein zaͤrtrer
Bodenſatz ſtatt finde (q). Denn es ſey in Thierchen von
kaltem Blute offenbar die Menge der Kuͤgelchen ſo gros,
als man nur gedenken koͤnnte (r), das Blut leide aͤnliche
Gerinnungen (s), und es ſey daſſelbe viel dichter und roͤ-
ter, als das Blut in einem ſchwindſuͤchtigen Maͤdchen
iſt, welches dennoch bei ſeiner Waͤſſrigkeit warm werde,
ob es gleich in der That weniger Kuͤgelchen, und mehr
Waſſer enthalte.
Endlich verhielten ſich die Graden der Waͤrme nicht,
wie die Geſchwindigkeit des Blutes (t). Ein geſunder
Menſch habe 70 Pulsſchlaͤge (u) und eine Waͤrme von
96 Graden: ſo bald eben dieſer Menſch das Fieber be-
kaͤme, ſo erreiche ſelbiger 130, und alſo nicht viel weni-
ger, als die Helfte mehr; dieſe Pulsſchlaͤge waͤren auch
an ſich voll und gros in Entzuͤndungskrankheiten, und
H h 5doch
[490]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
doch ſteige die Waͤrme nicht leicht uͤber 108 Grade (u*)
bei einem ſolchen Menſchen, welche alſo von den 96 um
den zwoͤlften Theil unterſchieden waͤren. Folglich iſt die
Geſchwindigkeit des Blutes beinahe um ſechsfach groͤſſer
geworden, als die Waͤrme.
Man ſezze ferner, es ſey die Hizze in einem Bade
von 100 Graden (x), ſo wird es dieſe Waͤrme auch einem
Leichname, oder einem Menſchen mitteilen, der in Ohn-
macht liegt, ohne allen Puls, ohne ein Blutreiben,
oder irgend eine der Urſachen hervorzubringen, welchen
man das Geſchaͤfte, Waͤrme zu machen, aufzutragen
pflegt. Es bringt aber, laut der Hipoteſe, wieder wel-
che man hier das Wort fuͤhrt, dieſes Reiben, und der
Umlauf des Blutes, eine Waͤrme von 64 Graden her-
vor (y). Man ſezze demnach, es lebe ein in tiefer Ohn-
macht liegender in dem Bade wieder auf, ſo muͤſte in
ſeinem Blute eine Hizze von 164 Graden entſtehen,
denn er hat vom Waſſer des Bades die vorigen 100
Grade noch, und uͤberdem reget ſich in ihm eine neue
Urſache, welche 64 Grade hervorbringen ſoll. Derglei-
chen geſchicht aber nun gar nicht, und es wird ohne
Zweifel die Waͤrme ohngefehr bei dem hunderten Grade
bleiben (z), ob wir gleich Urſachen hervorgezogen haben,
welche
[491]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
welche billig 160 Grade machen ſollten. Eben dies ge-
ſchicht auch, wenn man, ſtatt des Bades, einen noch hiz-
zigern Himmelsſtrich, als das Bad warm iſt, von 109
oder 120 Graden waͤlt, dergleichen Hizze, laut unſern
obigen Berichten, in der Luft emfunden worden. Es
wird eben dieſe Waͤrme zu der Zeit im Leichname oder
Fiſche gleich gros ſeyn; im Menſchen liegt aber eine Ur-
ſache verborgen, welche auch ſchon fuͤr ſich ganz allein
64 Grade erzeugt, und ſo muͤſte nunmehr die Waͤrme
im Blute 184 Grade gros ſeyn. Doch es erreicht, die-
ſer Theorie zuwieder, der Menſch in dieſer Hizze, mit
ſeiner Waͤrme nicht einmal die Waͤrme des Luftkreiſes,
ſondern er bleibet 11 und 28 Grade unter derſelben noch.
Doch es wuͤrde auch in andern Exempeln im Men-
ſchen eine ſehr heftige Hizze erzeugt, auch wenn der Puls-
ſchlaͤge weniger ſind, und es liſſe dieſe Hizze nach, wenn
mehr Pulsſchlaͤge entſtuͤnden. Jch habe ſelbſt die Er-
farung vor mir, daß ich bei 100 Pulsſchlaͤgen eine ſehr
beſchwerliche Hizze erlitten, und ich befand mich hinge-
gen bei 110 beſſer. Es iſt im Froſte der Wechſelfieber,
die Menge der Pulsſchlaͤge vielmehr groͤſſer (b): und
auch in Entzuͤndungsfiebern (b*), in boͤsartigen Schwind-
ſuchtsfiebern, und bei Kranken (d), die das wenigſte
Blut haben, iſt die Hizze beinahe unertraͤglich, und ſie
richtet ſich offenbar mehr nach der Schaͤrfe des harnhaf-
ten Blutes, als nach dem Reiben des belebten Blutes.
Endlich ſo wiſſe man von einem Exempel, da an einem
Hekti-
(a)
(c)
[492]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Hektiſchen kein Pulsſchlag, und aͤuſſerlich eine faſt ſtei-
nerne Kaͤlte zugegen war, dem ohngeachtet doch die Waͤr-
me am Thermometer auf 97 Grade ſtieg (e).
Zu dieſem fuͤgte noch ohnlaͤngſt ein beruͤmter Arzt,
daß uͤberhaupt Kaͤlte und Froſt von ganz andern Urſa-
chen herruͤren muͤſſe. Es ſei an einer gelaͤmten Hand
Kaͤlte, bei einem guten Pulsſchlage, zugegen geweſen (e*),
und in einem andren eine ſo maͤßige Waͤrme, daß ſie
nicht uͤber 73 Grade geſtiegen (e**). Und hingegen ent-
ſtehe Kaͤlte, von Urſachen, die den Puls uͤberhaupt nicht
mindern, von einem in den Gallengang hineingetrieb-
nen Gallenſteine, vom Catheter, der die Blaſe beruͤre,
von einem verſchlungnem Darme, von einem zerſprung-
nen Eitergeſchwuͤre eines Eingeweides, oder ſonſt von
ergoßnen Eiter (e***). Folglich ſcheine auſſer dem Blu-
te, oder deſſen Bewegung, die Waͤrme einen andren Ur-
ſprung zu haben.
Durch dieſe und aͤnliche Gruͤnde zuruͤkke gehalten,
haben ſich beruͤmte Maͤnner eingebildet, daß man die
Waͤrme nicht vom Reiben allein oder doch vornaͤmlich
herleiten muͤſſe, ſondern es haben einige, nach dem Exem-
pel der Fiſche, in der Lunge und in der Thaͤtigkeit der Luft,
andre in der Lebenskraft oder in einigem Reize, der Faͤul-
nis oder Gaͤrung, den Quell der Waͤrme geſucht.
§. 12.
Die Hipoteſe des Robert Douglas.
Es ging dieſer beruͤmte Mann von der bisher ange-
nommnen Hipoteſe, daß ſich die Waͤrme von dem Rei-
ben entſpinne, in ſofern ab (f), daß er diejenige Waͤrme,
welche ein Thier noch uͤber den Grad der Luftwaͤrme, von
der
[493]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
der es umfloſſen wird, in ſich erzeugt, einzig und allein
auf das Reiben der rothen Kuͤgelchen einſchraͤnkt, als
welche durch haarfeine Gefaͤschen, die noch enger als ihr
Durchmeſſer waͤren, hindurchgingen, und von einem
kaͤltern Mittelweſen beruͤrt und umgeben werden. Es
leugnet naͤmlich dieſer beruͤmte Mann, daß in den Ge-
faͤſſen des menſchlichen Koͤrpers vom Reiben einige Waͤr-
me entſtuͤnde, wenn die Temperirung des Blutes und
der umfliſſenden Luft oder des Waſſers gleich ſey (g). Er
nennt die Verſuche, welche wir ebenfalls angefuͤhrt ha-
ben (h), aus denen erhellet, daß von der Waͤrme der
Luft oder des Waſſers, in welches man ſich eintaucht,
keine neue Waͤrme erzeugt werde. Er bedienet ſich aber
dieſes Verſuches dergeſtalt, daß er kein Reiben ſtatt fin-
den laͤſt, ſobald die Waͤrme der Atmoſphaͤre die haarfei-
nen Gefaͤſſe ſo ſehr erweitert, daß ihre Oefnungen groͤſſer,
als der Durchmeſſer der roten Kuͤgelchen werden (i).
Andre unter den neuern Schriftſtellern (k) haben
die elektriſche Materie in Verdacht gezogen, welche, in-
dem ſie ſich aus der Erde, und von den uns umgebenden
Koͤrpern her verſammle, und von den roten Kuͤgelchen
angezogen wuͤrde, auf dieſe Weiſe Hizze erzeuge.
§. 13.
Was man, nach unſrer Meinung, hierinnen
feſtſezzen koͤnne.
Um von der lezzten Hipoteſe den Anfang zu machen,
ſo gibt es zwar im Blute eine elektriſche Materie, wel-
che ſich durch einen feurigen Schein, und durch einen
beſondern Geruch verraͤth. Denn wenn man einem
Menſchen, dem die elektriſche Materie mitgeteilet wor-
den, zur Ader laͤſt, ſo nimmt das ſpringende Blut im
Fin-
[494]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Finſtern die Geſtalt von einem leuchtenden Regen an (l).
Aber es iſt dieſe Materie in kaltbluͤtigen Thieren eben ſo
wohl zugegen, und doch erzeugt ſie keine Waͤrme. Eine
Natter, welche man geſchikkt gemacht, einen elektriſchen
Strom von ſich zu laſſen, gibt eben ſo gut Funken von
ſich, als die Maus, deren Blut doch warm iſt. Aber
auch der Leichnam gibt die Funken eben ſo leicht von ſich.
Folglich ſcheint die Gegenwart einer elektriſchen Materie,
bei der Waͤrme nicht allemal unumgaͤnglich notwendig
zu ſeyn.
Ferner vermiſſet man in der Hipoteſe des Robert
Douglas in der That das Neue (m), und es mag ge-
nung ſeyn darunter ein einziges Exempel anzufuͤren.
Man hat an Froͤſchen und Fiſchen vornaͤmlich diejenigen
Verſuche gemacht, durch die man verſichert worden, daß
die kleinſten Gefaͤschen nicht mehr, als ein einziges Kuͤ-
gelchen durchlaſſen; und dies gilt auch von denen Ver-
ſuchen, durch die man geglaubt zeigen zu koͤnnen, daß
dieſes einzige Kuͤgelchen kleiner, als ſein Gefaͤschen ſey,
und daß es ſeine Figur aͤndere, um durchpaßiren zu koͤn-
nen. Dieſer Froſch thut daher den Douglasſchen For-
derungen alles Gnuͤge; die Bedingungen ſind genau er-
fuͤllt, welche dieſer beruͤmte Mann zur Hervorbringung
einer Waͤrme noͤtig zu haben glaubt. Und doch iſt die-
ſer Froſch, und der mit ihm verwandte Fiſch, von kalter
Beſchaffenheit. Folglich erfolgt dergleichen Reiben
nicht von der Enge der kleinſten Gefaͤſſe, da doch dieſes
Reiben Waͤrme erzeugt haben ſollte. Aber auch die
Eingeweide, die mit der Luft nicht zuſammengrenzen,
ſind allezeit um etwas waͤrmer, als die Haut (n).
Was man wieder die Boerhaaviſche und gemeine
Meinung, von der Erzeugung der Waͤrme vorbringt,
beweiſet, aber doch nicht vollkommen genau, Waſſer
wuͤr-
[495]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
wuͤrde keine Waͤrme erzeugen, wenn es an der Stelle des
Blutes in den Gefaͤſſen eines Menſchen floͤſſe. Denn es
erzeugt nie ein Waſſerfall ein dergleichen Reiben, als in
unſern ſehr zalreichen und ungemein kleinen Gefaͤſſen ſtatt
findet. Ferner folgt, wofern Waſſer vom Reiben nicht
erhizzt werden kann, doch darum noch nicht, das Blut
koͤnne nicht warm werden, und man kann niemals von
einem Koͤrper mit Zuverlaͤßigkeit etwas ſagen, was von
einem andern eine Warheit iſt. Der gewis ſichre Unter-
ſcheid unter den Fiſchen und unter den vierfuͤßigen Thie-
ren, der auf das Verhaͤltnis des Herzens, der Schlag-
adern und des Blutes gegen den uͤbrigen Koͤrper beruht,
wird durch den gemachten Einwurf noch lange nicht
uͤber den Haufen geworfen. Man erweiſet es, durch
die angefuͤrte Verſuche, daß eine thieriſche Waͤrme, ſo
lange das Leben noch ſtatt hat, nicht uͤber 108 oder 110
Grade von dem Kreislaufe des Blutes getrieben werden
koͤnne (o): darum wird aber noch nicht gezeigt, daß Waͤrme
nicht von der Bewegung des Bluts erzeugt werden ſollte.
Auch ſo gar Waſſer wird von keinem Feuer uͤber 214
Grade heis, aber darum iſt es nicht andem, daß nicht
Waſſer von Feuer heis werden ſollte; ferner nehmen in
einerlei Sonne, Luft, Waſſer und Quekſilber dennoch ver-
ſchiedne Grade von Waͤrme an, und folglich macht nicht
einerlei Urſache, verſchiedne Saͤfte, bis auf einerlei Grade
warm (p). Jn Fiebern ſcheinet oft die Hizze groͤſſer zu
ſeyn, ob ſie gleich nicht wirklich groͤſſer, ſondern nur
unleidlicher iſt (p*). Trokkne Hizze iſt allemal heftiger,
als eine Waͤrme, wobei Schweis iſt, vielleicht weil in
dieſem Zuſtande der heiſſeſte Damf in der Haut zuruͤkke-
gehal-
[496]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
gehalten wird, und die zarten Hautwaͤrzchen bei einer
unangenemen Emfindung ausdoͤrret, da ſonſt eben die-
ſer Damf mit dem Schweiſſe verfliegt, und zu Waſſer
verſammelt, dieſe Waͤrzchen lindert, welchen der
Schmuzz, er entſtehe woher er wollte, beſchwerlich zu
fallen pflegt. Bei Schwindſuͤchtigen iſt freilich ein
Fieber gegenwaͤrtig, und doch leugnen wir nicht, daß
nicht das ſchaͤrfer gewordne Blut, welches ſich mit harn-
haften Theilen und geſchmelzten Fette erhizzt hat, auch
zugleich mit der fortruͤkkenden Bewegung eine groͤſſere
Geſchwindigkeit annehmen koͤnnte. Jn den Wechſelfie-
bern verbindet ſich die Emfindung einer beſchwerlichen
Kaͤlte, mit einer waren Waͤrme am Thermometer, wie
ich voriaͤngſt geſehen habe, und nun mit Vergnuͤgen der
Beiſtimmung des vortreflichen Haens verſichert wer-
de (q). Was aber das gegenteilige Exempel betrift,
welches eben derſelbe anzieht, ſo ſcheinet mir ſolches zu
zeigen, daß ſich blos in den innern Staͤmmen der
Schlagadern das Blut noch bewegt habe, daß dadurch
Waͤrme hervorgebracht werden koͤnnen, da nunmehr kein
Blut mehr zu den aͤuſſern Aeſten hinkommen konnte (r).
Daß es endlich nicht allezeit Kaͤlte ſey, wenn ſich
Kranke uͤber Kaͤlte beklagen, lerne ich mit Danke die-
ſem vortreflichen Manne ab, und daß man einige den
Nerven unangenehme Emfindungen fuͤr Kaͤlte anzuſehen
pflege, da doch bei ſelbigen eine wirkliche Waͤrme beſte-
hen kann, ſehe ich ebenfalls aus ſeinen Schriften, indem
die Umſtehenden eine regelmaͤßige Waͤrme, bei einem
ordentlichen Pulsſchlage warnahmen, da ſich doch der
Kranke uͤber einen beſtaͤndigen Froſt am Arme und an
der Hand beſchwerte (r*). Bei einer eitrigen Lunge fand
ſich ganzer vier und zwanzig Stunden lang ein eiskalter
Froſt
[497]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Froſt ein, da doch das Thermometer 97 Grade an-
gab (r**).
Was zur Erzeugung der Waͤrme die Lunge beizutragen
vermoͤgend iſt, ſoll kuͤnftig in Unterſuchung gezogen wer-
den, da gemeiniglich der erſte, und bei beruͤmten Maͤn-
nern ſehr gewoͤhnliche Anſchein, vielmehr das Gegenteil
zu ſagen ſcheint, naͤmlich daß eine kalte Luft das Blut
abkuͤle, und dem Blute diejenige Waͤrme raube, welche
auſſerdem darinnen erzeugt wird. Ferner ſo zeigen die
Bienen (s), daß Thiere ohne Lunge und ohne friſche
Luft, durch ihre Bewegung Waͤrme erzeugen koͤnnen.
Wir pflegen in ſchwulen Tagen oͤfters zu atmen, gewis
nicht um warm zu werden, und es betruͤgt uͤberhaupt der
Naturtrieb ſelten. Hiervon wollen wir aber anderswo
handeln. Wenigſtens ſcheints zur Zeit hoͤchſt warſchein-
lich zu ſeyn, daß Blut in der That von der Bewegung
warm werde, ob es gleich noch nicht bekannt iſt, warum
es ſtaͤrker, als Waſſer, und warum es nicht uͤber einen
gewiſſen Grad erwaͤrmt werden kann.
§. 14.
Es hindert der Umlauf des Blutes die Faͤulnis.
Erſt nannten die Chimiſten, und hernach auch ge-
meiniglich die Aerzte, diejenige Urſache, welche ſich im
Blute befindet, und welche macht, daß das Blut nicht,
ſo lange man lebt, faul werden kann, ſondern vielmehr
ſeine Natur ſanft und unſchaͤdlich erhaͤlt, den Balſam
des Blutes. Ohne Zweifel iſt dieſes die Urſache von
dem Kreislaufe des Blutes, und in ſo fern hat der vor-
trefliche Stahl nicht Unrecht, wenn ſelbiger die Haupt-
abſicht von dem Umlaufe des Blutes darinnen ſezzt, daß
dadurch die Faͤulnis, und die Trennung der Blutſtoffe,
der Erde, des Waſſers, und des Oels verhindert werde.
Denn
v. Hall. Phiſ.II.Th. J i
[498]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Denn es werden im ganzen menſchlichen Koͤrper, und
in jeglichem Gliede, die Saͤfte ſo gleich faul, ſobald die
Bewegung gehemmt worden, und welches ein noch
deutlicheres Beiſpiel iſt, ſo bleibt ein behahntes Ei ohne
Schaͤrfe, und ohne Geruch, in einer Waͤrme, da alle
Saͤfte zu einem abſcheulichen Geſtanke werden, entwe-
der wenn uͤberhaupt keine maͤnnliche Kraft hinzugekom-
men (t), oder die Frucht vor der Zeit das Leben verloren
hat. Jn einem todten Koͤrper faͤngt gemeiniglich das
Blut am erſten an faul zu werden, wenn man den Un-
rat der Gedaͤrme ausnimmt, und im Blute geſchichts
auch, daß die Luft ſich zuerſt von ihren Banden losreiſ-
ſet. Es wird aber auch an lebendigen Koͤrpern das
Blut, vermittelſt boͤsartiger Fieber, wenn es unter den
ausgetretnen Stellen der Haut (vibex Strieme) ſtokkt,
faul. Doch nimmt auch eben der Lebensſaft, welcher
von dem Stillſtehn verdirbt, von gar zu heftiger Be-
wegung eben ſolche faule Art an ſich (u), ſo daß uͤber-
haupt eine gewiſſe Mittelmaͤßigkeit erfodert wird, wenn
das Blut ſeine vollkommne Natur unveraͤndert beibe-
halten ſoll.
Wenn man mit mehr Genauigkeit die Urſache er-
forſchen will, wie die Bewegung die Faͤulnis abwendet,
ſo findet man eine gedoppelte Urſache, wodurch dieſe
Abſicht erreicht wird. Es thut naͤmlich die fortruͤkkende
Bewegung der innerlichen Wiederſtand (x), und folglich
laͤſſet ſolche weder eine Faͤulnis, noch Gaͤhrung uͤberhand
nehmen (y). Ferner treibt die Lebenskraft, mittelſt des
Kreislaufes, und mittelſt der Werkzeuge in einem geſun-
den Menſchen, die zur Faͤulnis reifwerdende Saͤfte ſo-
gleich
[499]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
gleich durchs Abfondern fort (z), und was im Blute eine
harnhafte Schaͤrfe anzunehmen geneigt iſt, wird durch
die unmerkliche Hautausduͤnſtung, durch den Harn, und
durch den Unrat der Gedaͤrme ausgeworfen.
Es traͤgt aber auch keine Blutmiſchung (a) was bei,
einer Faͤulnis zu wehren, wenn unter die fetten und
harnartige Theilchen beſtaͤndig Waſſer gemiſcht wird,
ſo wenig als ſie die Stoffe abſcheidet, welche ſich in Salz
zu verwandeln geſchikkt ſind, oder die an ſich oͤlig ſind.
§. 15.
Und dem ohngeachtet neigen ſich doch die Saͤfte
des Koͤrpers zur harnhaften Ausartung.
Es ſcheint dieſe Rubrik dem obigen zu wiederſpre-
chen, und dennoch iſt ſie nicht das Gegenteil davon.
Sobald naͤmlich die fortruͤkkende Bewegung des Blu-
tes aufgehoben worden, ſo erwaͤchſt eine ſchleunige Faͤul-
nis im Blute (b); erhaͤlt und verſtaͤrkt man den Kreis-
lauf, ſo geſchicht ſie freilich langſamer, indeſſen entſte-
het doch in unſern Saͤften eine gewiſſe Neigung zur fau-
lenden Schaͤrfe. Man wird an ſeinem Orte zeigen (c),
wenn wir uns ohne Eſſen und Trinken behelfen koͤnnten,
daß alsdenn unſer Blut ſchnell aufgeloͤſt, der Speichel
und Schleim des Mundes ſtinkend, der Harn ſehr ſcharf,
der Schweis ſtinkend werden wuͤrden, welches alles in
der That wirkliche Merkmaale einer angehenden Faͤulnis
ſind. Geſezzt, man trinkt auch haͤufiges Waſſer, ſo er-
aͤugnet ſich dergleichen doch in Fiebern, und bisweilen
noch uͤblere Merkmale (d). Unterſuchet man die Urſa-
che von dieſer erzeugten Schaͤrfe, ſo ſcheinen ſich die
Waͤrme, die im menſchlichen Blute ihren beſtaͤndigen
J i 2Sizz
[500]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Sizz hat (e), und das beſtaͤndige Reiben (f), welches
zwiſchen den feſten und fluͤßigen Theilen des Koͤrpers, und
zwiſchen den Grundſtoffen der Saͤfte vorgeht, ſich zu die-
ſem Geſchaͤfte zu vereinigen. Wir haben naͤmlich durch
Verſuche gezeigt, daß nicht nur unſere Saͤfte von einer
Hizze von 94 oder 96 Graden ſchon, Kraft ihrer ange-
bornen Natur, ſcharf und |faul werden; ſondern auch das
bloſſe reiben in thieriſchen Theilchen eben dieſe Ausartung
befoͤrdert. Je ſtaͤrker alſo beide Urſachen ihr Spiel ha-
ben, je heftiger nimmt auch die Faͤulnis zu, man mag
ſich dabei auf die uͤbermaͤßige Erſtikkungshizze des Win-
des Samiels (g), oder auf die ſchleunige Wirkſamkeit der
Fieber, eines mechaniſchen Reibens (h), oder des
Feuers (i) beſinnen wollen. Es entſteht naͤmlich der
heiſſe Brand ploͤzlich, blos von dem zu ſchnellen Rei-
ben der Haͤnde an den Schiffsthauen, und ſo wird in der
That das ſaͤuerliche Weſen von dergleichen Urſachen be-
zwungen (k). Wollte man ſeine Wisbegierde in Erfor-
ſchung der mechaniſchen Urſache noch hoͤher treiben, wie
dadurch dieſe Schaͤrfe eigentlich erzeugt werde, ſo ant-
worten wir blos mit dem allgemeinen Geſeze (l), Kraft
deſſen durch dieſe Urſache die Oele ſehr ſcharf, die noch
ungeſalznen Theilchen ungemein harnhaft, die traͤgen
und zaͤhen Saͤfte duͤnne, und die bei geringem Feuer ver-
fliegende nunmehr fluͤchtig, auch ſo gar auſſerhalb dem
thieriſchen Koͤrper werden.
§. 16.
[501]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
§. 16.
Der Umlauf bildet die Blutkuͤgelchen.
So gar werden die Kuͤgelchen ſelbſt, wiewohl
ſpaͤter, durch die Faͤulnis zerſtoͤrt und unſichtbar ge-
macht (m). Wir haben ohnlaͤngſt erzaͤlt, wie dieſe Kuͤ-
gelchen von der Kraft des umlaufenden Blutes gebil-
det (n), und wie ſie von den Oefnungen der kleinen Ge-
faͤſſe ihre Maaße entlehnen (o). Jn der Lunge (p) ſehe
ich uͤberhaupt kein Vorrecht, warum ſelbige vor andern
Theilen eines thieriſchen Koͤrpers geſchikkter ſeyn ſoll,
Kuͤgelchen zuzubereiten. Denn es werden ſowohl ohne
Lunge in Fiſchen, als auch mit einer kleinen Lunge im
Geſchlechte der Schlangen, Froͤſche und Eidechſen, und
in dem Huͤnchen im Eie, welches noch keinen Genus
von der Luft gehabt, und eine nur ganz unthaͤtige Lunge
noch hat, eben ſolche Kuͤgelchen erzeugt (q). Wir
werden auch an ſeinem Orte zeigen (r), und indeſſen un-
ſern gemachten Verſuch, der bis jezzt ſeines gleichen nicht
hat (s), Gewaͤhr leiſten laſſen, daß ſich in der Geſchwin-
digkeit des durch die Lunge wandernden Blutes, gar
nichts beſonders zeige.
Jndeſſen ſcheinen einige Dinge die Vermutung zu
geben, daß Blutkuͤgelchen von vieler Arbeit, und von
dem langſamen Beſtreben des Herzens und der Gefaͤſſe (t)
gemacht werden, dergleichen ſind das nach 23 Tagen
wieder geſammelte Monatsblut, und die langwierige
blaſſe Farbe, welche auf jeden Verluſt des Blutes er-
folgt, und die wenigſtens nur mit der Zeit gehoben wer-
den kann. Und dennoch laͤſt ſichs auch durch andre
J i 3Gruͤn-
[502]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Gruͤnde erweiſen, daß ſie ein Werk von wenigen Tagen,
und ſo gar von einem ſey. Jm Huͤnchen ſtellet ſich die
Roͤthe in 50 Stunden ein (u), ſie entſteht aus den roten
Kuͤgelchen, welche nur ohnlaͤngſt in der noch durchſich-
tigen und weiſſen Frucht erzeugt worden. Jn blutloſen
Froͤſchen ſtellt eine einzige gute Malzeit alle Roͤthe in den
Schlagadern und Blutadern wieder her.
§. 17.
Woher die Roͤthe ihren Urſprung bekomme.
Verſchiedne Hipoteſen daruͤber.
Jn geſunden Menſchen hat das Blut eine annemli-
che Roͤthe, in todten Koͤrpern hingegen ſieht es in den
Schlagadern und Blutadern dunkelfaͤrbig aus. Vom
Stillſtehen verliert ſich die Roͤthe, auch wenn ein
Thier noch am Leben iſt. Ergiſſet ſich Blut zwiſchen
das Zellgewebe, ſo wird es anfaͤnglich ſchwaͤrzlich, und
denn verwandelt es ſich, wie in den Leichnamen, in ein
duͤnnes und gelbes Waſſer. Gewis iſt es, daß die Roͤ-
the ihren Sizz in den Kuͤgelchen hat; auf was vor Art
ſie aber die Kuͤgelchen faͤrbe, mus von uns gezeigt werden.
Die Roͤthe ſtammt nicht von der Kugelfigur ab;
denn es gibt auch in der Milch Kuͤgelchen, aber weiſſe,
und im Fette durchſichtige. Ferner ergibt ſichs aus den
Verſuchen eines vortreflichen Ellers, die Farbe koͤnne
bei aller Kugelfigur vernichtet werden, und gegenteils
bleibe oft die Roͤthe unveraͤndert, ob die Figur gleich
Veraͤnderungen erlitten. Es werden die Kuͤgelchen vom
Salmiake (x) lang und flach gemacht, und demohngeach-
tet ſezzt ſich doch das Blut in einen lebhaftroten Kuchen
gerin-
[503]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
gerinnend an. Saure Geiſter faͤrben dagegen das
Blut mit einer ekelhaften Erdfarbe (y), und doch zerſtoͤ-
ren ſie die Kuͤgelchen nicht (z).
Es entſteht aber auch nicht die Roͤthe von der Dicht-
heit, wiewohl ſie ſich mit einem dichten Blute vereinigt.
Man pflegt zu ſagen (a), kleine Maſſen in eine einzige
groſſe gedrengt, bekaͤmen dadurch eine rote Farbe. Jch
glaube, daß dieſe Meinung ihren Urſprung von den
Blutgerinnungen her habe (b), welche freilich von der
Vervielfaͤltigung der Kuͤgelchen eine lebhaftere Roͤthe
annehmen. Denn obſchon die Oberflaͤche einer groſſen
Kugel kleiner iſt, ſo wird darum doch nicht die Farbe,
oder Dichtheit veraͤndert: es iſt ein goldnes Kuͤgelchen
von einem groͤſſerm Volumen (Jnhalte) nicht dichter,
als ein kleineres Kuͤgelchen von Gold, da die eigentuͤm-
liche Schwere in beiden gleich gros bleibt (c): und es
werden niemals Blutkuͤgelchen aus andern kleinern zu-
ſammengeballt (d). Endlich koͤnnten kleine Kuͤgelchen
dadurch dichter werden, daß die Schweisloͤcher, die
ſich zwiſchen ihnen befinden, aufhoͤren (e). Man weis,
daß die Theilchen des Lichtes ungemein ſubtil, und doch
zugleich aͤuſſerſt dichte ſind.
Wollte man endlich die Dichtheit auf eine andre
Seite wenden, und ſie als die Dikke einer ſtralenbrechen-
den Oberflaͤche betrachten, und man lieſſe ein rotes Blut-
aderkuͤgelchen (f), \frac {"8"} {"1000000"}; ein Schlagaderkuͤgelchen
aber \frac {"4"} {"1000000"} dikk ſeyn, oder man ſezze, es entſtehe die
Roͤthe von einer aus zween Blutplaͤttchen zuſammenge-
ſezzten Dikke, unter denen jedes weis, und \frac {"3"} {"1000000"} dikk
ſey (g), ſo daß uͤberhaupt die Roͤthe eine Wirkung der
J i 4Dicht-
[504]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Dichtheit ſey; ſo geraͤth man in der That auf phiſiſche
Lehrſaͤzze, wohin weder die Zergliederungskunſt, noch eine
dreiſte Phiſiologie ihren Schwung hinwagen ſollte.
Was die erſtere Hipoteſe betrift, ſo ſezzt man den Un-
terſcheid zwiſchen dem Schlag- und Blutaderblute zu
gros an, als ihn die Natur zu machen vergoͤnnt (h).
Ferner nehmen die dichteſten Koͤrper, Gold, Quekſilber,
Blei, nicht ſelten eine rote Farbe an (i), wenn man ſie zu
Pulver macht; darum koͤnnte man dieſes aber doch nicht
auf unſre Kuͤgelchen ziehen, die ein wenig ſchwerer, als
Waſſer ſind, und welche von den meiſten Saͤften an
Dichtheit uͤbertroffen werden, und die darum doch durch-
ſichtig bleiben, wie die Glaskuͤgelchen, Vitrioloͤl, u. ſ. f.
Treibet man mit dem Blaſen des Atems Luft ins Blut,
und wird dadurch folglich die Maſſe duͤnner gemacht, ſo
vermert ſich dem ohngeachtet doch die Roͤthe (k). Auch
dieſes iſt nicht einmal der Warheit gemaͤs, daß die
Roͤte im Blute ſtaͤrker ſey, wenn rote Kuͤgelchen naͤher
bei einander liegen. Es ſind naͤmlich in dem von der
Salzſolution (l), oder von einem feuerfeſten Alkali (m),
oder dem Epſomerſalze (engliſch Salz) ſchoͤnen roten Blu-
te, wirklich die Kuͤgelchen von vortreflichen Maͤnnern
abgeſondert gefunden worden, und ich habe oft gelbe Kuͤ-
gelchen in gedrengten Haufen, und einſame lebhaft roth
gefunden (o).
Endlich ſo haͤngt uͤberhaupt die Roͤthe der Kuͤgel-
chen nicht von der Dichtheit, die ſich eigentlich nach dem
Zuſammenhaͤngen richtet, ab. Denn es iſt die Blut-
rinde im Seitenſtechen viel zaͤher, als der Blutkuchen,
und dennoch an Farbe weis (p).
Es entſteht aber auch nicht die Roͤte in der Lunge,
es mag endlich die naͤchſte Urſache davon liegen, worin-
nen
(n)
[505]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
nen ſie will. Denn es hat das Blut in Fiſchen und
Froͤſchen eine eben ſo ſchoͤne Roͤthe, als im Menſchen,
und im bebruͤteten Huͤnchen, welches doch mitten in den
Waſſern ſchwimmt, einen noch lebhafteren Grad (q),(r).
Man hat ſogar Jnſektenblut, das viel ſchoͤnere Roͤthe
gibt, als irgend ein Blut hat.
Wenn die Roͤthe nicht vom Lufholen herruͤhrt, ſo
wird ſie auch von keinem Luftniter entſtehen, welches
beſonders die beruͤmte Hipoteſe des vorigen Jarhunderts
war (s), und zur Zeit noch in ſo fern gangbar iſt, daß be-
ruͤmte Maͤnner die Roͤthe wenigſtens von der Luft her-
leiten, wenn ſie gleich den Salpeter dabei nicht nen-
nen (t). Es ſtuͤzzet ſich dieſe Theorie auf zween Verſu-
che. Einer iſt, da das Blut, zu dem man Salpeter
miſcht, fluͤßig und rot bleibt: der andre, da Blut, wel-
ches man in eine Schaale auffaͤngt, auf ſeiner der Luft
entgegengekehrten Flaͤche, eine bluͤhendere Roͤthe hat,
indeſſen daß die Flaͤche, die den Boden des Gefaͤſſes be-
ruͤhrt, und von der Luft weggekehrt iſt, dunkler iſt, und
ſich beinahe auf eine Schwaͤrze neiget. Ariſtoteles hat
dieſen Verſuch mit dem Blute des Eſels angeſtellet (x),
und nach ihm haben ihn viele unter den Neuern wieder-
holt (y). So wird auch die Milz, die im Leichname
ſchwarzbraun iſt, wenn man ſie an die offne Luft ſezzt,
auf ihrer Oberflaͤche rot (z). Man kann beide Hipote-
ſen auf vielfache Weiſe uͤber den Haufen ſtoſſen.
J i 5Erſt-
[506]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Erſtlich findet weder im Blute, noch in dem uͤbrigen
Bezirke der Natur ein Salpeter ſtatt, und es misbrau-
chen in der That beruͤmte Maͤnner diejenige allgemein
in dem ganzen Luftkreiſe herrſchende Saͤure, welche noch
kein Salpeter iſt (a), und ſich erſt mit einer vitrioliſchen
Erde in Vitriol, mit einer brennbaren Erde in Salpe-
ter (b), mit einer andern ins laugenhafte Weſen ein-
ſchlagenden Erde in ein Meerſalz verwandelt. Man
kennt dieſes Saure ſchwerlich in ſeiner Reinigkeit, und
wenn mans gelaͤutert bekoͤmmt, ſo ſtekkt ſolches vielmehr
das Gebluͤte mit einer haͤslichen Farbe an (c). Fuͤr
Weltweiſe ſchikkt es ſich aber ſchlecht, erſt welchen Koͤr-
pern Kraͤfte beizulegen, die nur einem andern weſentlich
ſind. Vom Luftniter ſoll indeſſen anderswo umſtaͤndli-
cher gehandelt werden.
Ferner, ob es gleich war iſt, daß einſam irrende Kuͤ-
gelchen, wenigſtens in geſunden Thieren nicht bleich von
Farbe ſind, (d), ſo iſt es dennoch auch war, daß ſie in
Haufen eine lebhaftere Farbe aͤuſſern (e), ſo wie in der
That farbige Saͤfte eine deſto brennendere Farbe von ſich
geben, je mehr gefaͤrbte Plaͤttchen uͤber einander zu lie-
gen kommen. Und daher koͤmmt es nun, daß die oͤber-
ſten Kuͤgelchen, die zur Zeit nur eine duͤnne und einfache
Scheibe ausmachen, mit ihrem natuͤrlichen Scharlache
durchſpiegeln, hingegen die untern Blutſchichten einen
deſto tiefern Purpur zeigen, je mehr ſolcher Schichten
auf einander gelagert ſind (f). Eben ſo iſt es auch mit
dem roten Weine beſchaffen, deſſen einzelne Tropfen
bleich ſind, aber in langen Trinkgeſchirren eine ſchwarze
Farbe an ſich nehmen.
Man
[507]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
Man hat demnach ſchon vor langer Zeit gezeigt,
daß die ſchwarze Flaͤche eines blutigen Kuchen, womit
er den Boden der Schaale bedekkt, wenn man den Blut-
gallert umwendet, und die erſte Flaͤche nun zur obern
macht, eine ſchoͤne Roͤthe bekomme (g), und daß nun-
mehr die Schwaͤrze, und traurige Farbe auf diejenige
Schicht hinabſinkt (h), welche erſt ſcharlachen gefaͤrbt
war. Nunmehr iſt es alſo eine Schicht von abgeſon-
dert ſchwimmenden Kuͤgelchen, da ſie bisher aus ſehr vie-
len uͤber einander gethuͤrmten Kuͤgelchen beſtand: und
die unterſte traͤgt eine unzaͤlbare Menge von Plaͤttchen,
und iſt von allen uͤbrigen beſchwert, da ſie erſt die oͤber-
ſte war.
Und daher koͤmmt es nun, daß das Blut in einem
weiten und flachen Fusbekken (i) durchgehens rot er-
ſcheint; in einem tiefen und engen Gefaͤſſe hingegen,
wie ich vom Weine geſagt habe, ins ſchwarze faͤllt.
Und daher koͤmmt es auch, daß das Blut, welches man
ins Waſſer laufen laͤſt, da nunmehr die Kuͤgelchen, wel-
che ſich im Kuchen an einander haͤngen, jezzt von einan-
der loslaſſen, einen viel ſchoͤnern Purpur im Waſſer an
ſich nimmt (k). Folglich wird Blut durchs Blaſen,
Reiben, und wenn ſich die Luft zwiſchen die Maſſen der
Kuͤgelchen legt, weil dadurch die Kugeln getrennet wer-
den, zu einer Scharlachroͤte erhoben (l). Daher ent-
ſteht in einem ſterbenden oder todten Thiere ſelbſt, wenn
man in die Lunge oder in die Lungenblutader Luft einblaͤſt,
und wenn die Gefaͤſſe von einander gezogen, zwiſchen die
Blut-
[508]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Blutaͤderchen Luft tritt, eine bluͤhende Roͤthe (m), ſo wie
die roten Gefaͤſſe, wenn ſie durch die Haut ſcheinen, eine
Roſenfarbe von ſich geben. Und folglich ſcheint das
Blutaderblut ſchwaͤrzer (n), da ſolches bereits viel von
ſeinem Waſſer und Flieswaſſer eingebuͤſt hat.
So ſieht ebenfalls der unter der Rinde im Seitenſte-
chen verſtekkte Blutkuchen, wo er niemals die Luft be-
ruͤrt hat, dennoch auf ſeiner Flaͤche ſchoͤn rot aus (o).
Auch iſt das Blut, welches aus der Ader in ein verdekk-
tes und verſchloßnes Gefaͤſſe ſpringt (p), viel roͤter, als
das, was man an die Luft hinſtellt. Selbſt im luft-
leeren Raume (q), iſt die Oberflaͤche des Blutklumpen
bluͤhend rot, und dunkelfarbig, wo er den Boden beruͤrt;
ſobald man dieſen aber wieder zur Oberflaͤche macht, er-
langt er ohne den Beiſtand der Luft ſeine angeneme Farbe
wieder. Jch uͤbergehe zuverlaͤßige Zeugen, auf die ich
mich berufen koͤnnte, daß, wenn man einen Kuchen um-
wendet und der Luft ausſezzt, er nicht allemal ſeine ſchoͤne
Farbe wieder bekomme (r).
Jch will nicht eben leugnen, daß nicht die unterſten
Kuͤgelchen von den oberſten gedruͤkkt, ihre Figur aͤndern
und mit ſelbiger zugleich ihre bluͤhende Farbe ablegen ſoll-
ten, da man Verſuche hat, daß der obere Theil des
Kuchens feſter und der untere weicher ſeyn ſoll (s). Doch
es
[509]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
es ſcheinet die Leichtigkeit, mit der die Oberflaͤche eines
ungewandten Kuchens ihre Roͤthe wieder bekoͤmmt, den
Kugeln alle ſolche Veraͤnderung nicht zu verſtatten.
Zu den uͤbrigen Hipoteſen uͤber den Urſprung der
Roͤthe, haben die chimiſche Verſuche Anleitung gege-
ben (t). Man ſahe, daß Milch, mit einem laugenhaften
Salze gekocht, rot wird (u), und daß eine aͤnliche Farbe
aus Oel oder Schwefel erzeugt werde, wenn man dieſe
durch Laugenſalze aufloͤſen liſſe (x): das that auch Wein-
geiſt, uͤber dergleichen Salze gegoſſen (y): oder man er-
hielt eben das, wenn man harnhafte Salze von fluͤchti-
ger Art, mit ſchwefelhaften Geiſtern digeriren lies (z),
oder wenn der brennbare Stoff verduͤnnt ward (a). Man
ſahe, daß ein bleiches und cachectiſches Blut, durch zu-
gegoßnen Hirſchhorngeiſt, ſeine Roͤthe wieder bekam (b).
Hiedurch haben ſich beruͤmte Maͤnner uͤberredet, daß in
dergleichen der Grund zur Roͤthe zu ſuchen ſey, und daß
ſolcher in der Verbindung eines alkaliſchen Grundſtoffes
mit einem ſchwefelhaften liege; ſie erinnerten ſich aber
nicht dabei, daß aͤnliche Erſcheinungen hoͤchſt verſchied-
ne Ur-
(s)
[510]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
ne Urſachen haben koͤnnen, und ſie liſſen ſich alſo von ei-
nem Feler hinreiſſen, in den diejenigen verfallen, welche
aus beſondern Erſcheinungen zu weit gedehnte Folge-
rungsſaͤzze ziehen. Denn es entſteht auch aus ſauren
Grundſtoffen eine Roͤthe. Jm Pflanzenreiche geſell-
ſchaftet ſich die Saͤure zur Roͤthe ſo oft, daß der beruͤm-
te Linnaͤus es als ein Geſezze betrachtet, daß ſich alle
beide jederzeit beiſammen befinden. Den ſauern Fruͤch-
ten theilet blos der Glanz des Sonnenlichtes die Roͤthe
mit. Die amerikaniſche Kochenille nimmt, von aͤuſſerſt
ſauern Geiſtern aufgeloͤſt, eine hellere Roͤthe an ſich, wel-
che aber von harnhaften Salzen zum Purpur vertieft
wird. Molken und Milch werden augenſcheinlich von
ſauren Geiſtern roͤter, als von einem feuerfeſten Laugen-
ſalze (c). Und doch wird keiner die Roͤte der Saͤure
im Blute beilegen wollen. Endlich wiederholen wir
noch, daß im Blute weder was Laugenhaftes vorhan-
den ſey (d), noch daß das Blutoͤl von dieſem Geiſte auf-
geloͤſet werde.
Blos mit einem einzigen Blikke beruͤren wir nur noch
die Hipoteſe eines neuern Schriftſtellers, aus der Werk-
ſtaͤte der Maler (e). Es behauptet derſelbe, es befinde
ſich in dem Mittelpunkte eines roten Kuͤgelchen ein weiſ-
ſer Punkt, welcher durch das haͤufige Salzwaſſer durch-
ſchiene, und roth auſſehe. Wir haben oft dergleichen
Silberglanz (f) in den einſamen Kuͤgelchen ſpielen geſe-
hen, und wir geſtehen, daß dieſer Maler hier die Natur
wirklich vor Augen gehabt hat. Doch es iſt auch nicht
minder gewis, daß die Mitte des Kuͤgelchen eben nicht
ſo gar weis ſey, daß nicht daſelbſt, wo es viel dikker iſt,
auch eine ſtaͤrkre Roͤthe wohnen ſollte (g).
§. 18.
[511]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
§. 18.
Noch andre Mutmaßungen von der Urſache der
Roͤthe im Blute.
Da alles Obige nicht voͤllig hinlaͤnglich zu ſeyn ſcheint,
ſo mus man verſuchen, etwas warſcheinlicheres vorzutra-
gen. Wir wollen uns alſo erſtlich wieder ins Gedaͤcht-
nis bringen, daß von der muntern Kraft des Herzens
eine Roͤthe entſteht (h), daß ſich dieſe im Blute mindere,
und ins Gelbe abfalle, ſo oft die Kraft des Herzens im
Menſchen, im bebruͤteten Huͤnchen (i), oder im Froſche
abnimmt (k), und ermattet. Es ſchlaͤgt aber auch
Blut, welches ſich auſſer ſeine Gefaͤſſe ergoſſen, und das
erſt rot war, nunmehr ins Gelbe um. Hingegen ge-
langt ein gelbes Flieswaſſer leicht am Feuer (l), oder vom
Weingeiſte (m), oder irgend einem Laugenſalze, oder von
zur Zeit noch nicht voͤllig bekannten Urſachen (n), zu ſei-
ner roten Farbe. Endlich ſo iſt ohne Zweifel das Blut
aus dem Eigelben entſtanden, und das urſpruͤngliche
Thierblut an ſich gelb, bis es endlich durch verſchiedne
Graden einer Roſtfarbe, ſeine Roͤthe erreicht (o). Es
hat folglich das Anſehn, daß wir der Warheit naͤher
kommen wuͤrden, wofern man die Urſachen der gelben
Farbe entdekken koͤnnte, die ſich auch an ſich leichter ent-
dekken laſſen.
Es theilt dannenhero die calcinirte gelbe Erde des
Bluts (p), die mit dem Eiſenſafrane (crocus martis) ver-
want
[512]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
want iſt, dem Emalgeglaſe (vitrum encauſticum, zur
Glasmalerei) eine gelbe Farbe mit, dergleichen auch mit
dem gegrabnen Eiſen geſchicht. Ferner gibt Eiſen ge-
branten Thonwaaren eine Roͤthe, wie den gleichartigen
Krebſen, und Edelſteinen (r). Nun findet man die Ei-
ſenſtoffe faſt einzig und allein in den roten Kuͤgelchen ge-
genwaͤrtig (s), ohne Zweifel ſparſamer in matten Thieren,
deren Blut gelb iſt, haͤufiger dagegen in ſtarken Thieren,
in denen es lebhaft rot iſt (t). Eben ſo ergaͤnzt der Ei-
ſenſtoff (t*) in bleichſuͤchtigen und gelben Maͤdchen die
natuͤrliche Roͤte, und den, den Wangen weſentlichen
Purpur (u). Folglich ſcheint es gar nicht unwarſchein-
lich zu ſeyn, daß nicht dieſe Erde, wenn ſie mit dem oͤli-
gen Theile des Blutes untermiſcht, von der anhaltenden
Kraft des Herzens (x) und des lebhaften Umlaufes durch-
einander getrieben, und vermiſcht worden, die Urſache
zur Roͤte ſeyn ſollte, ob ich gleich zur Zeit noch nicht zu er-
klaͤren auf mich nehme, durch welche mechaniſche Bear-
beitung dieſer Grundſtoff zu Plaͤttchen ausgeſtrekkt werde,
die vor allen andern Farben die rote heraufſpiegeln.
§. 19.
Die Dichtheit.
Auch dieſe Eigenſchaft des Blutes entſpringt zugleich
mit dem Leben, und der Munterkeit des Lebens, und ſie
dauret noch nach dem Tode eine Zeitlang fort. Endlich
aber
(q)
[513]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
aber nimmt ſie ebenfalls ein Ende, wenn das Blut in
gelbes Waſſer zerfliſt, und verſchwindet (y). Das erſte,
was man von der Dichtheit abſondern mus, iſt die Zaͤ-
higkeit, weil beide Urſachen ſehr verſchieden ſind. Fluͤſ-
ſige Dinge find dichte, wenn ſie bei einerlei Umfange
viel Materie und alſo eine groͤßre Schwere haben: zaͤhe
ſind ſie, wenn ſich ihre Theilchen, von ihrer wechſelwei-
ſen Beruͤhrung, mit Muͤhe trennen laſſen. Es kann
bei einer vollkommnen Dichtheit auch eine vollkommne
Fluͤßigkeit ſtatt finden, wovon das Quekſilber ein Be-
weis iſt: mit der Duͤnnheit vertraͤgt ſich die Zaͤhigkeit,
wie man ſolches am Oele ſieht: und es ſind unter den
Blutſtoffen, die roten Kuͤgelchen die dichteſten Theile,
aber auch zugleich zum Umlaufen die geſchikkteſten. Fer-
ner, mus man keine Blutgerinnung mit der Dichtheit
vermengen: denn gemeiniglich entſteht die erſtere an Kuͤ-
gelchen die auf eine felerhafte Art in eins fliſſen, und ſich
an einander haͤngen; die Dichtheit entſpringt dagegen
aus einer groͤſſer gewordnen Menge der roten Kuͤgelchen,
gegen die uͤbrige Blutſtoffe gerechnet. Die Blutgerin-
nung iſt eine Geburt des Stillſtehens; die Dichtheit hat
dagegen die Bewegung zur Mutter.
Die ware Dichtheit im Blute geht entweder die ge-
ſammte Maſſe, oder die Kuͤgelchen, oder alle beide zu-
gleich an. Sie ſey, wie ſie wolle, ſo vereinigt ſie ſich
doch allemal mit der Roͤthe: denn je roͤter das Blut
ausſieht, deſto groͤſſer iſt das Verhaͤltnis der Kuͤgelchen
zu dem Salzwaſſer, worinnen ſie ſchwimmen, und deſto
feſter iſt zugleich der Bau eines jeden Kuͤgelchen. Das-
jenige Blut hingegen, welches, ohne einen dichten Kuchen
zu machen, wie eine ausgewaſchne Fleiſchbruͤhe ausſieht,
iſt zugleich ſehr ſchwach rot.
Es
v. Hall. Phiſ.II.Th. K k
[514]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Es beruht die Dichtheit der ganzen Maſſe auf der
Menge der Kuͤgelchen, und ihrem Verhaͤltniſſe gegen
das Salzwaſſer. Denn da ſie ſchwerer, als Salzwaſſer
ſind|, ſo wird auch unter einerlei Umfange, eine Blut-
maſſe um deſto groͤſſer ſeyn, je ein groͤſſerer Theil des
ganzen Gebluͤts aus Kuͤgelchen beſteht. Je groͤſſer da-
gegen der Vorrat des Salzwaſſers iſt, deſto kleiner iſt
auch in dergleichen Blute die Roͤte, die Schwere, und
Waͤrme (z).
Es iſt ſehr zu vermuten, daß ſelbſt die Kuͤgelchen
zum Theil feſter gebaut, zum Theil weicher ſind, welches
bereits eine Entdekkung (a) oder ein Verſuch Antons von
Leeuwenhoek geweſen iſt. Folglich wird davon die
Gelieferung auch bald zaͤrter, weicher, oder dichter und
hartnaͤkkiger ſeyn. So iſt in zarten Maͤdgen, in Per-
ſonen, die eine ſchwache Lunge haben, in Thieren, die ſo
zu reden, vom haͤufigem Gebrauche des Waſſers vom
Lorbeerkirſchblaͤttern gleichſam vergiftet worden, die
Blutgerinnung ſo zart, obwohl rot, und von ſchoͤnem
Scharlache, aber ſchlecht zuſammenhaͤngend, und ſie
koͤmmt einem fluͤßigen Safte naͤher, als einem geron-
nenen.
Ferner koͤnnen ſich beiderlei Dichtheiten mit einan-
der vereinigen, es koͤnnen naͤmlich die Kuͤgelchen nicht
nur dichte, ſondern auch haͤufig ſeyn; und ſo kann auch
das Gegenteil von beiden Eigenſchaften Plazz haben.
Wenn alſo beiderlei Dichtheiten wachſen, ſo wird die
Portion des Kuchens gegen das Salzwaſſer groͤſſer, und
der Kuchen an ſich ſelbſt dichter und feſter ſeyn, und folg-
lich das ganze Blut, bei einerlei Volumen, ſchwerer wie-
gen, welches beſonders von dem Kuchen gelten mus (c).
Jm Gegenteile iſt in der Schwaͤchligkeit der Bleichſucht
nicht nur die Portion des Salzwaſſers groͤſſer, ſondern
es
(b)
[515]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
es verwandeln ſich auch die noch uͤbrigen Kuͤgelchen in
eine weichlichere und weniger feſte Gerinnung, von der
man Exempel hat, daß ſie bisweilen fuͤr Leichtigkeit auf
dem Salzwaſſer oben auf geſchwommen iſt (d).
Wir muͤſſen noch dem Urſprunge der beiden Dicht-
heiten nachſpuͤren. Es hat ein groſſer Mann die Ver-
mutung gehabt, daß ſich das Blut in der Lunge ver-
dichte (e), weil er geglaubt, das Blut ſtuͤnde in dieſem
Eingeweide ein ſtaͤrkres Reiben aus: daß das aus der
Lunge ruͤkkehrende Blut in eine engere Blutader zuſam-
mengedrengt wuͤrde: daß, wenn die Lunge zerſtoͤrt oder
unbrauchbar geworden, im Gebluͤte eine ſchwindſuͤchtige
Waͤſſrigkeit entſtuͤnde (f): daß er ſich uͤberredet, die
Fiſche lieferten einen kleinern und loſern Blutkuchen:
daß ein Blut, welches bereits die Wirkſamkeit der Lunge
erfaren, in der Blutader dieſes Eingeweides uͤberall
gleichfoͤrmiger, und von einer bluͤhenden Roͤthe ſey; daß
das Blut in der Lunge ſchneller umlaufe, und das ge-
ſammte Blut des ganzen Thiers in eben der Zeit ſeinen
Kreislauf verrichte, wenn es in dem ganzen Umfange
des Koͤrpers herumgefuͤrt wird.
Mit dieſer Theorie iſt in dem Punkte noch eine an-
dre verwant, welche lehret, das Blut werde, von der
durchs Atemholen eingezognen Kaͤlte der Luft, in der
Lunge verdichtet, und ihr folgen, nach dem Karte-
ſius(h), viele Schriftſteller nach.
Jndeſſen machen wir wider beide Hipoteſen die An-
merkungen, daß man in Froͤſchen und andern Thieren,
die keine Lunge bekommen haben, nicht nur Kuͤgelchen,
ſondern auch ein Blut antrift, das ſich verdichten laͤſ-
ſet (i). Es loͤſen ferner alle Eitergeſchwuͤre das Blut
eben ſowohl auf, und man findet in den Lungengeſchwuͤ-
K k 2ren
(g)
[516]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
ren nichts beſonders. Blut wird von einer viel groͤſſern
Kaͤlte nicht im geringſten verdichtet (k), als wir gemei-
niglich emfinden: und ſo wiederſpricht auch dasjenige,
was man von dem Vorzuge der Lungenblutader zu ſa-
gen pflegt, angeſtellten Verſuchen.
Folglich mus man ſich nach andern Gruͤnden umſe-
hen. Es findet die Verdichtung in einer Blutmaſſe
ſtatt, ſo oft eine groſſe Menge Kuͤgelchen da ſind.
Folglich mus die Materie dazu, naͤmlich Fett und Ei-
ſen, reichlich vorhanden und gegenwaͤrtig ſeyn: und es
mus eine groſſe Kraft des umlaufenden Blutes dieſe
Materie, wie wir bereits geſagt haben (l), zu Kuͤgelchen
bilden. Es muͤſſen die Lebenskraͤfte, und beſonders die
Kraͤfte derjenigen Eingeweide, welche uͤber das Geſchaͤfte
der Chilverfertigung geſezzt ſind, ſo beſchaffen ſeyn, daß
die zu Kuͤgelchen taugliche Materie ganz und gar verar-
beitet und angewandt, und nichts davon vermittelſt der
Bauchfluͤſſe, und mit den rohen Auswuͤrfen aus dem
Gedaͤrme verloren gehe. Der Vorrat des Waſſers
mindert ſich von einer guten und reichlichen Ausduͤn-
ſtung durch die Haut, von dem Schweiſſe, durch einen
hurtigen Fortflus des Bluts durch alle Abſondrungs-
wege, und von denjenigen Kraͤften, welche die Theilchen
nicht in ihrem rohen Zuſtande laſſen, wenn aus ihnen
Kuͤgelchen gemacht werden koͤnnen.
Wie die einzelnen Blutmaſſen verdichtet werden
koͤnnen, davon iſt die Rede geweſen. Wenn es nun er-
laubt iſt, anzunehmen, daß die Kuͤgelchen der Milch,
weis (m), gros, und lokker ſind, ſo werden dieſe Kuͤgel-
chen, wenn ſie gedrengt, und mit ſtarker Kraft durch
die enge Durchſeihungsgefaͤſſe der kleinſten Blutgefaͤſſe
getrieben worden, ihr Waſſer, und andre leichtere oder
fremde Stoffe faren laſſen, hingegen diejenigen Grund-
ſtoffe,
[517]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
ſtoffe, welche das eigentliche Weſen der Kuͤgelchen aus-
machen, ſich einander naͤher beruͤren, ſo daß ihre
Schweisloͤcher kleiner werden, und die leichtere Mate-
rie abnimmt, und die dichtere Materie uͤbrig bleibt.
Solchergeſtalt wird ſich die eigentuͤmliche Schwere der
Milch, oder auch des Chils vermeren (n), bis ſie erſt
mit dem Salzwaſſer, und denn auch mit dem rothen
Blutſtoffe gleich gros wird. Man kann auch nicht
zweifeln, daß nicht die Kugelfigur machen ſollte, daß
von einer ſchwereren Materie in einem gegebnen Volu-
men mehr zugegen ſey, als bei irgend einer andern Figur
Plazz haben wuͤrde.
Ob wir nun wol die geheime Werkſtaͤte der bildenden
Natur zur Zeit noch nicht voͤllig kennen, ſo iſt dennoch
nicht zu zweifeln, daß nicht der oͤftere Gebrauch der
Muskeln, und die haͤufige Bewegung des Koͤrpers, in
Menſchen und Thieren, den Vorrat des Fettes und Waſ-
ſers mindern, hingegen die Menge der Kuͤgelchen ver-
groͤſſern, und folglich das Blut rot und dichte machen;
endlich, daß ein Fieber (o), welches ebenfalls eine ange-
ſtrengte Arbeit des Herzens iſt, faſt ploͤzzlich die Haͤrte
einer Gerinnung vermeren und den Vorrat des Waſſers
mindern muͤſſe, und daß ſich das Blut in dem Schlag-
aderſakke, ſo lange der Menſch lebt, nach eben der Ord-
nung um ſo mehr verdichte, je nachdruͤkklicher die Kraft
des Herzens darauf wirkt, ſo daß das Jnnerſte einer
Schlagader nur weiche Blutgerinnungen enthaͤlt, und
diejenigen Plaͤttchen, die die Waͤnde des Sakkes beklei-
den, von innen ſchluͤpfrigweich, von auſſen haͤrter
ſind (o*), welches zu einem groſſen Vorurteile wird, daß
wir hier die ware Urſache von der Verdichtung vorgetra-
gen haben muͤſſen. Denn was kann ein Fieber mehr
K k 3zur
[518]Sechſtes Buch. Die Wirkung des
zur Verdichtung des Blutes, als einen ſtaͤrkern Herz-
ſchlag, und eine Minderung an Waſſer, beitragen? Fer-
ner ſo erzeugt das Gegenteil von allen dieſen, naͤmlich
Muͤßiggang, Schlaf, kuͤlende Arzeneimittel, und was
nur den Reiz im Herzen, und den Nachdrukk und die
Anzal der Pulsſchlaͤge mindert, allezeit lokkres (laxum),
waͤſſriges, und duͤnnes Blut. Man wird die Thaͤtig-
keit dieſer beiden entgegengeſezzten Urſachen emfinden, ſo
bald man das waͤſſrige und bleiche Blut eines ſchwaͤchli-
chen Maͤdgens, mit dem derben Gebluͤte eines ſtarken
Landmannes in Vergleichung ſtellt. Jm uͤbrigen ver-
langt die Dichtheit, ſo gut als die Fluͤßigkeit, eine Mit-
telmaͤßigkeit in der Bewegung des Blutes. Das Still-
ſtehn macht zwar, daß das Blut, aber nur loſe gerinnt.
Mittelmaͤßige Bewegung ſtellt die Fluͤßigkeit her, eine
groſſe verdichtet, und eine groſſe loͤſet auch auf.
Die Verdichtung des Salzwaſſers im Blute haͤngt
von eben dieſen Urſachen ab, und ſie waͤchſt im Fieber
auch noch ſtaͤrker, als die Dichtheit eines Blutklumpens,
und zwar ſchnell (p). Nur iſt man ungewis, ob die
Grundſtoffe des Salzwaſſers Kugeln, oder andre Fi-
guren ſind.
§. 20.
Die Abſonderung der Blutſtoffe von einander.
Ob dieſe Abſonderung der duͤnnen Saͤfte vom Blute
gleich umſtaͤndlich ſoll erzaͤlt werden, ſo mus man hier
doch mit wenig Worten erinnern, daß ſich vom Schlag-
aderblute vieles ſcheide, welches man im Anfange der
Blutadern ſchon vermiſſet, ſo daß uͤberhaupt, wenig-
ſtens an dieſem Orte (q), das Blutaderblut dikker, als
das in den Schlagadern iſt. Denn was vom Blute
abgeht, iſt meiſt duͤnner, als Blut (r), und auch fluͤßiger.
So
[519]bewegten Blutes, in den Schlagadern.
So ſcheidet ſich alſo vom Blute, das Fett (s), Flieswaſ-
ſer (t), ein verſchiedner fluͤchtiger Damf (u) ab, dieſe Ab-
ſonderung geht aller Orten vor ſich; ferner wird ein be-
ſondrer Saft jedesmal an ſeinem eignen Orte (x), als
der Speichel, Harn, die Hautausduͤnſtung, der Schweis,
Talch, Nervenſaft, das Gelenkfett, und dergleichen ab-
geſchieden. Folglich tritt zwar in die aus den Schlag-
adern entſpringende erſte Blutaͤderchen alles Blut, naͤm-
lich die roten Kuͤgelchen, ferner ein duͤnner Saft uͤber,
worinnen die Kuͤgelchen ſchwimmen. Aber darum iſt
nicht das geſamte Blutaderblut an ſich dikker, als das
Schlagaderblut. Denn es wird kurz darauf, als die
Blutaͤderchen aus den Schlagadern entſprungen ſind,
Fett (y), der aus den Hoͤlchen duͤnſtende Damf (z), der
Damf der groͤſſern Hoͤlungen (a), Flieswaſſer, vielleicht
aus den Klappengefaͤſſen, eine Naͤſſe der Luft durch die
Haut, und in der Lunge, Feuchtigkeit, die von den
Speiſen wieder eingeſogen worden, und andre weniger
bekannte Saͤfte, aufgenommen, ſo daß man von neuem
ungewis bleibt, ob uͤberhaupt das Blut in groſſen Blut-
adern dikker, oder duͤnner, als das Schlagaderblut iſt.
§. 21.
Die Zaͤhigkeit
Ohne Zweifel hat ein traͤger Umlauf eben ſo gut ſeine
Eigenſchaften, als ein ſchneller. Daß aber das Schlag-
aderblut in den kleinſten Schlagaͤderchen etwas traͤger
laufe, iſt eine Sache, die man mit Recht annehmen
kann (c). Jndeſſen wiederholen wir hier nicht, wie da-
durch die Anziehungskraft der Theilchen im Blute wachſe,
indem wir blos dieſes beruͤren wollen, daß die Saͤfte in
K k 4den
(b)
[520]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
den Enden der Schlagadern eine Neigung zaͤhe zu wer-
den bekommen, vermittelſt der Anziehungskraft derjeni-
gen Grundſtoffe, welche das Fortruͤkken des Blutes von
einander getrennt erhielte. Es wird aber mit der Zeit
dieſe Zaͤhigkeit bei einer voͤlligen Ruhe vollkommen,
welches auch von der Verſchlukkung des duͤnnen Saftes
geſchicht, nach deſſen Abgange ein dikkrer Theil uͤber-
bleibt. Es ſind aber die mereſten Saͤfte im Menſchen
zaͤher, als Waſſer, auch ſo gar der Harn (e) und
Speichel (f).
Der vierte Abſchnitt.
Die Bewegung des durch die Blutadern ruͤk-
kehrenden Blutes.
§. 1.
Das Fortruͤkken des Blutes in den Blutadern.
Wir werden das Blut in den Blutadern beinahe von
eben ſo vielen Seiten betrachten muͤſſen, als wir
die Bewegungen des Schlagaderbluts betrachtet haben,
und es hat die Natur den Schlagadern kein Vorrecht
vor den Blutadern zugeſtanden, ob die neuern Schrift-
ſteller gleich parteilich verfaren, wenn ſie faſt ganz allein
die Erſcheinungen der Schlagadern, der Blutadern ihre
hingegen kaum ſo obenhin erklaͤren, worinnen ſie dem
Gebrauche der Alten ganz zuwieder handeln, als die die
Geſchichte der Blutadern, der Geſchichte der Schlag-
adern jederzeit vorzogen. Es findet aber in den Blut-
adern, eben ſo wie in den Schlagadern, eine Bewegung
ſtatt, da das Blut von den kleinſten und von Schlag-
adern entſpringenden Blutaͤderchen dem Herzen wieder
zuge-
(d)
[521]des Blutes, in den Blutadern.
zugefuͤhrt wird: man nennt dieſe Bewegung das Fort-
ruͤkken (motus progreſſivus); Blutadern haben auch
ihren Seitendrukk, und beiden Adern ſind ihre Wirkſam-
keiten gemein. Jndeſſen werden wir bei der Beſchrei-
bung dieſes Stuͤkkes vom Blutlaufe mit kuͤrzern Worten
abkommen koͤnnen, indem in Schlagadern und Blut-
adern ſehr viel Aenlichkeit, oder gerade das Gegenteil
ſtatt hat, und nichts einer Wiederholung bedarf.
§. 2.
Die Bewegung des Blutes, in den kleinſten
Blutaͤderchen.
So wie die Bewegung des Schlagaderblutes vom
Herzen ihren Anfang nimmt, eben ſo fangen wir die
Geſchichte des Blutaderhaften von den Blutaderwurzeln
an. Es ſind uns dieſe Wurzeln bekannter, als die ſchlag-
aderhaften, und ſie laſſen ſich mit einem gewaffneten
Auge leichtlich und ſicher betrachten. Die, welche ich
geſehen, machten im Gekroͤſe ein Nezze, welches bereits
vor langer Zeit bekannt (g), ſpizzwinklig iſt, und aus
Blutaͤderchen beſteht, welche auf verſchiedne Weife in
einander geflochten ſind, ob ich wohl ihren Urſprung aus
der Fortſezzung der Schlagadern an dieſem Orte niemals
ſelbſt geſehen, ſondern ihn nur an den Schwaͤnzen der
Fiſche (h), nebſt andren beruͤmten Maͤnnern (i), genau
beobachtet habe. Es ſind aber dieſe Blutaͤderchen ſo zart,
daß ihre Haͤute unſichtbar werden, und ihre Kuͤgelchen
in Geſtalt eines Paternoſters hervorragen (k). Jch nen-
ne billig dieſes die kleinſte Blutaͤderchen, weil ohnmoͤg-
lich kleinere ſeyn koͤnnen. Denn da ſie nur ein einzi-
ges Kuͤgeln durchlaſſen (l), ſo muͤſten ſie, wofern ſie noch
K k 5enger
[522]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
enger waͤren, ſo gar dieſes Kuͤgelchen, und folglich rotes
Blut, ganz und gar nicht einnehmen. Jn dieſen Blut-
aͤderchen fliehen die Blutkuͤgelchen mit Schnelligkeit fort,
und ſie ſchwimmen hurtig uͤber die Kruͤmmungen der Ge-
faͤſſe weiter fort (m), ob ſie ſich gleich nicht einander be-
ruͤren, ſondern durch einen leeren Zwiſchenraum geſchieden
zu werden ſcheinen (n).
Was die Geſchwindigkeit betrift, ſo ſcheint dieſelbe
beinahe eben ſo gros zu ſeyn, als in den Staͤmmen der
groſſen Blutadern (o), und um etwas geringer, als in
den Schlagadern (p), doch ſo, daß dieſe kleine Gefaͤſſe
oͤfters am erſten ruhig (q), und nach Zerſtreuung der
Kuͤgelchen unſichtbar werden (r). Jndeſſen felet es doch
nicht an Verſuchen, da die kleinen Gefaͤſſe die Bewegung
laͤngre Zeit, aͤls die groſſen (s), und mit etwas groͤßrer
Schnelligkeit verbunden, erhalten haben. Jch ſchreibe
aber dieſen Vorzug einem Zufalle zu, indem er gewis
mit zu demjenigen Zufalle gehoͤrt, da oft das Blut in den
Blutadern ſchneller laͤuft, als in den Schlagadern (t),
und wodurch ehedem der gute alte Anton von Leeuwen-
hoek hintergegangen worden, wenn er ſchreibt, das
Blutaderblut fliſſe ſchneller, als das Schlagaderblut, ſo wie
ſolches bisweilen beſtaͤndiger in ſeinem Strome bleibet (x).
§. 3.
Jn Blutadern, von mehr als einem Kuͤgelchen.
Es entſpringen einige mehr als einkuͤglige Blut-
adern, aus den Schlagadern ſelbſt (y), ſowohl nach dem
Leeu-
(u)
[523]des Blutes, in den Blutadern.
Leeuwenhoek(z), als nach andern beruͤmten Maͤn-
nern (a). Andre erwachſen aus dem Zuſammenfluſſe (b)
einkuͤgliger Blutadern, welche hierauf eine einzige zwei-
kuͤglige Blutader, und hiernechſt mehrkuͤglige ausma-
chen. Es fliſſet das Blut aus den kleinſten Blutaͤder-
chen in dieſelbe herbey (c), und aus ihnen in die groͤſſere
Blutadern (d), die eine ſo groſſe Oefnung haben, daß
mehr Reihen Kuͤgelchen neben einander durchſtroͤmen
koͤnnen, als daß man ſie leicht zaͤlen koͤnnte. Jn dieſen
Blutadern bewegen ſich nun, wenigſtens in kalten Thie-
ren, die Kuͤgelchen nach Linien, die unter ſich ſelbſt (e),
und mit der Aderachſe parallel laufen, doch aber etwas
langſamer, als in den Schlagadern (f): und ſie hoͤren
auch in der That fruͤher auf zu fliſſen (g).
Es iſt die Geſchwindigkeit der laͤngſt der Achſe ſtroͤ-
menden Kuͤgelchen um etwas groͤſſer (h). Es ſtoſſen
dieſelben in den ferſenfoͤrmigen Aſtausſchuͤſſen (i) (calca-
ria), und an den Kruͤmmungen der Blutadern an, aber
nur mit einem weichen Falle: daß ſie auf einander
ſelbſt ſtoſſen, habe ich nicht geſehen, und eben ſo wenig,
daß ſie ſich an den Waͤnden ſehr gerieben haͤtten (l).
Und auf dieſe Weiſe werfen ſie ſich endlich in die groͤſten
Staͤmme hinein, deren Eigenſchaften nichts beſonders
an ſich haben, da ich ihre Erſcheinungen bereits oben er-
klaͤrt habe (m).
§. 4.
[524]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
§. 4.
Die Beſchleunigung des Blutes in den
Blutadern.
So wie der Lauf des Blutes in den Schlagadern
immer eine kleine Einbuſſe nach der andern leidet, ſo
wird dadurch beſtaͤndig die Ruͤkkehr des Blutaderblutes
beſchleunigt. Es hat aber dieſe Beſchleunigung viele
Urſachen zum Grunde, wovon man diejenigen abſondern
mus, die nicht wirklich vorhanden, ſondern nur Gebur-
ten der Hipoteſen ſind.
Die erſte, welche wir abfertigen muͤſſen, iſt das Herz.
Denn ob ſich wohl der allergroͤſte Theil von einer jeden
thieriſchen Bewegung, aus dem Herzen einzig und allein
herſchreibt (n), und ich glaube, daß ſonſt keine Urſache
das Blutaderblut nachdruͤkklicher in Bewegung ſezze (o);
ſo glaube ich dennoch nicht, daß es von dem zuſammen-
gezognen Herzen in ſeinem Laufe angeſpornt werde. Es
glaubte Anton von Leeuwenhoek(p), und der vortref-
liche Verfaſſer vieler phiſiſchen Erfarungen, Stephan
Hales(q), dieſes wirklich geſehen zu haben. Doch ich
habe (r), in ſo vielen Verſuchen, nichts von dergleichen,
weder an den kleinen, noch groſſen Blutadern geſehen,
und ich zaͤle die Berichte beruͤmter Maͤnner zu den feler-
haften und unruhigen Bewegungen des Blutes, welches
bisweilen, nach einer traͤgen oder gar gehemmten Bewe-
gung, wenn das Thier ſeine Kraͤfte wiederbekoͤmmt, mit
einem neuen Anfalle wieder in den Gang zu kommen
ſucht
[525]des Blutes, in den Blutadern.
ſucht (s). Doch es ſind dieſes Seltenheiten, die ſich
nicht vor jeden Pulsſchlag ſchikken, und man kann ſie
unter die rechtmaͤßige Urſachen der Bewegung nicht
mitzaͤlen.
Es vermag aber auch die zuſammenziehende Kraft
nicht viel auszurichten, ob ihr gleich beruͤmte Maͤnner
viel zugetraut haben (t), indem ſie ſchreiben, daß ſich auch
unterbundne Blutadern ausleeren, und daß folglich das
Blut von einer fortgeſezzten Schlagaderbewegung nicht
laͤngſt den Blutadern bewegt werde. Denn ob die
Schlagadern gleich nicht ganz und gar aller Zuſammen-
ziehung beraubt ſind, deren Daſeyn wir in ſo fern erwei-
ſen werden, daß Blutadern in der That, vermoͤge der
Schnellkraft, die einer jeden Thierfaſer, wenn ſie gleich
nicht zu den Muskeln mit gehoͤrt, eigen iſt, durch ihr
Auseinanderdehnen Wiederſtand thun, und den Drukk
des Blutes im Zwange erhalten; ſo iſt doch die Geſchwin-
digkeit, die man davon erwarten koͤnnte, nur langſam,
und von der Thaͤtigkeit muskelhafter Faſern ſehr unter-
ſchieden. Wir haben zu dem Ende gezeiget, daß Blut-
adern ohne deutliche Muskelfaſern ſind (u), daß ſie ohne
Reizbarkeit ſind (x), und daß ſich, wenn man Thiere le-
bendig oͤfnet, die Blutadern ſo wenig zuſammenziehn,
als ſich die Wunden in verlezzten Blutadern erweitern (z),
ob man gleich auch ſchon von einer ſchwachen Zuſammen-
ziehungskraft erwarten koͤnnte, daß ſich zerſchnittne Faͤ-
ſern zuruͤkke ziehen muͤſten.
Jch
[526]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
Jch will darum nicht ganz und gar in Abrede ſeyn,
daß es nicht bisweilen geſchehen koͤnnte, daß das Blut
deſto ſchneller durch die Blutadern zuruͤkkaͤme, weil es
in einen faſt leeren Raum hingeriſſen wuͤrde (a). Auch
das iſt nicht ganz unwarſcheinlich, daß das Blut ins
rechte Ohr gleichſam als in ein leeres Schlos hineineile.
Denn wenn ſich das Herzohr nun aufs ſtaͤrkſte ausge-
leert hat, und ſich erholt, ſo iſt nicht zu zweifeln, daß
nicht die naͤchſte Holadern ihr Blut ins leere Ohr leich-
ter, als in ein volles ausgiſſen ſollten. Jndeſſen habe
ich doch oftermals geſehen, daß, wenn Blutadern unter-
bunden, und alſo dieſe Ausleerung ins Herzohr gehemmt
worden, das Blutaderblut dennoch zum Herzen gelan-
get iſt (b).
§. 5.
Ware Urſachen von der Beſchleunigung des
Blutes in den Blutadern.
Von der Kegelfigur der Blutadern.
Ohnezweifel iſt das die vornehmſte Urſache, welche
auch in den Schlagadern das Blut mit Macht an-
haͤlt (c), naͤmlich da ſich das Blut in immer engere Ge-
faͤſſe ergiſſet. Denn da Blutadern nach eben der Regel
gebaut ſind (d), nach welcher die Oefnungen der Aeſte
zuſammengenommen, groͤſſer als die Stammoͤfnung
ſind, und da ſich dieſes Geſezze ebenfalls bis auf die klei-
nen Gefaͤſſe erſtrekkt, ſo ſieht man, daß man das Blut-
aderſiſtem fuͤr einen Kegel anſehen koͤnne, deſſen weiteſter
Trichter in allen aͤuſſerſten Blutadern des geſammten
Koͤrpers zuſammengenommen, und der enge Ausgang
in den Holadern ſtekkt. Da nun viele Kuͤgelchen der
Aeſte
[527]des Blutes, in den Blutadern.
Aeſte auf ein einziges im Stamme haͤngendes Kuͤgel-
chen losdruͤkken, ſo mus, nach eben den hidrauliſchen
Gruͤnden (e), die Geſchwindigkeit in dem Stamme um
deſto groͤſſer werden, wenn alles uͤbrige bleibt wie es
iſt, je groͤſſer die Oefnung der Aeſte, oder je groͤſſer die
Menge der Kuͤgelchen in den Aeſten iſt, wenn man bei-
des mit der Oefnung und der Menge der Kuͤgelchen in
dem Stamme vergleicht. So iſt es in der Hidraulik
eine bekannte Sache, daß, wenn das Bette eines Fluſſes
verengert worden, die Geſchwindigkeit des Stromes
waͤchſt (f), wenn die bewegende Kraͤfte dazu hinreichend
ſind. Es kommen auch die Verſuche uͤber belebte Koͤr-
per darinnen uͤberein (g), daß ſie zeigen, das Blut laufe,
nach der regelmaͤßigen Ordnung der Natur, im Stamme
ſchneller, als in den Aeſten, und im engern Stuͤkke eines
Stammes ſchneller, als in einem breitern (h). Man
kan aber billig glauben, daß dieſe Beſchleunigung ſo be-
ſchaffen ſey, daß das Blut in den erſten kleinſten einkuͤg-
ligen Blutaͤderchen etwas langſamer, als in dem zu
naͤchſt groͤſſern Staͤmmchen fliſſet, und in groſſen
Staͤmmen wieder geſchwinder umhergefuͤrt wird, als in
mittelmaͤßigen Blutadern (i).
§. 6.
Die helfenden Urſachen.
Die Muskeln.
Es iſt dieſes ohne Zweifel die vornemſte Urſache,
die den Lauf des Blutaderblutes dergeſtalt befoͤrdert, daß
er ohne ſie, beſonders in den kleinſten Gefaͤſſen, nicht voll-
kom-
[528]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
kommen geſchehen koͤnnte, und es ſcheint in der That die
Weisheit des Schoͤpfers die Entzwekke der Dinge ſo ab-
gewogen zu haben, daß die Leibesuͤbung gleichſam eine
Huͤlfskraft fuͤr das Herz abgeben mus, und wenn dieſe
Huͤlfe wegfaͤllt, das Herz fuͤr ſich allein ſeinen Dienſt,
ſchwerlich verrichten kann. Die bloſſe Ruhe uͤberwin-
ternder Thiere ſchwaͤcht den Umlauf ſo ſehr, daß ſich we-
der Pulsſchlaͤge (k), noch Waͤrme (l) an ihnen entdekken
laſſen.
Daher iſt die Hipochondrie (m), und oft auch die
guͤldne Ader (n), bei Perſonen welche viel ſizzen, bei Ge-
lehrten, und Beherrſchern der Laͤnder, eine gemeine
Sache, weil das Blut in der Pfortader ſtokkt. Daher
entſpringen, vom Unterlaſſen der Leibesuͤbungen, die ge-
ſchwollnen Fuͤſſe, und die Waſſerſucht. Daher koͤmmt
auch die uͤbermaͤßige Fettigkeit muͤßiger Leute (p), und
der Thiere, die man hindert, ihre Koͤrper zu bewegen.
Alle dieſe Uebel ſtammen von einem gehemmten Blute
in den Blutadern her. Es war ſo gar jemand, dem
nicht einmal aus der Blutader Blut laufen wollte, wo-
fern dieſer nicht den Leib zu uͤben angefangen (q). Schon
von der bloſſen Bewegung des Arms thut das Blut
einen hoͤhern Sprung (r).
Die Muskelbewegung befoͤrdert die Ruͤkkehr des Blut-
aderblutes auf mehr als eine Art. Die erſte Art haben wir
erzaͤlt (s), da Blutadern, die mitten zwiſchen Muskeln lie-
gen, von den ſchwellenden Muskeln offenbar zuſammen-
gedruͤkkt und ausgeleert werden. Da alſo die groſſen
Staͤm-
[529]des Blutes, in den Blutadern.
Staͤmme ſchneller ausgeleert werden, ſo folgt das naͤchſte
Blut aus den kleinen Aeſten, und es tritt in die offne
Raͤume beinahe aus eben der Urſache hinein, die bei der
Ueberleitung ſtatt hat. Kraft eben dieſer Urſachen
wird, wenn die roten Gefaͤſſe durch Leibesuͤbungen aus-
geleert worden, der Damf und das Fett aus den kleinen
Gefaͤschen und Hoͤhlchen in die ausgeleerte Blutadern
aufgenommen, ſo wie nach der Thaͤtigkeit der Purgir-
mitteln die Waſſer der Waſſerſuͤchtigen in die rote Ge-
faͤſſe zuruͤkktreten. Denn es iſt ausgemacht, und auch
durch Verſuche beſtaͤtigt (t), daß das Blut in groſſen
Gefaͤſſen, die zu voll ſind, dem von den kleinen Wur-
zeln zuruͤkkommenden Blute Wiederſtand thut, und
ſelbiges zuruͤkke treibt.
Ein andrer nicht geringerer Nuzzen von der Leibes-
uͤbung iſt dieſer, daß dadurch das Herz veranlaſſet wird,
ſich heftiger und ſtaͤrker zuſammenzuziehen. Denn
wenn die ſchwellende Muskeln die Blutadern zuſammen-
druͤkken, ſo koͤmmt in der That, in gegebner Zeit, mehr
Blut in die Holader, folglich iſt mehr Reiz da, dadurch
das rechte Herz aufgemuntert, und folglich oͤftrer, und
mit lebhafterer Kraft zuſammengezogen wird, und mehr
Blut nach der Lunge zu abfertigt. Denn man findet
nach ſtarken Bewegungen ſowohl in Menſchen, als in
Thieren, das Blut in der Holader, und im rechten Herz-
ohre angehaͤuft (u). Daher gelangte ein ſterbendes
Thier, da es mit kaltem Waſſer beſprengt worden, und
ſich ſchuͤttelte, wieder von neuem zum Leben (x).
Sind die Blutadern gros, ſo iſt auch das Herz
gros (y), und es iſt klein, wenn die erſten klein ſind.
Gros iſt aber das Herz in wilden mutigen (z) ſtreitba-
ren
v. Hall. Phiſ.II.Th. L l
[530]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
ren (a) Thieren, klein hingegen, wie ich bereits erzaͤlt
habe, in den Hausthieren (b) und in den ſchwaͤchlichen.
Wenn nun aber, vermoͤge des groͤſſern Zuſammen-
fluſſes des Blutes in die Holadern, in gegebner Zeit
mehr Blut in die Lunge gebracht wird, ſo wollen wir
indeſſen, ob wir ſolches gleich kuͤnftig beſſer erweiſen (c)
wollen, vor der Hand noch zu der, in die Lunge gebrach-
ten Blutmaſſe, noch das oͤftere Atemholen hinzugeſellen,
und alſo ſelbſt die Ausdehnung der Lunge bei jedem
Atemzuge wachſen laſſen. Es waͤre indeſſen ſchon hin-
laͤnglich, daß man ſich auf das Keuchen derer beriefe,
welche Leibesuͤbungen vornehmen; denn es iſt dieſes Keu-
chen nichts anders, als ein heftiges und geſchwinderes
Einziehen der Luft. Ein heftiges Einziehen ſezzt aber
aber ein gleichſtarkes Ausatmen zum Grunde, wenn die
volle Lunge nicht vom uͤberfluͤßigen Blute zerreiſſen ſoll.
Folglich wird auch das Blut, wegen zuſammengedruͤkkter
Bruſt, ſchneller zum linken Herzen zuruͤkkefliſſen (d), das
Herz wird ſich ſchneller zuruͤkkeziehen (e) und es koͤmmt
der Vorrat des Blutes in die Aorte und folglich in dem
ganzen thieriſchen Koͤrper auf ſeiner Ruͤkkehr an. Man
kann nicht verheelen, daß eine zu uͤbermaͤßige Leibes-
uͤbung in ſo fern den Umlauf des Blutes und den Lauf
des Blutaderhaften verwirrt, weil ſie den Ruͤkkflus des
Bluts verurſacht, von dem wir umſtaͤndlicher reden wol-
len, weil es eine wenig bekannte Sache iſt, und zu
Streitigkeiten Gelegenheit gegeben (f).
§. 7.
[531]des Blutes, in den Blutadern.
§. 7.
Die Thaͤtigkeit der Ueberleitung.
Daß dieſe Wirkungen mit unter die ſtaͤrkſten Urſa-
chen gehoͤren, wodurch die Bewegung des Blutaderblu-
tes erleichtert wird, habe ich bereits in der Geſchichte der
Schlagadern angefuͤhrt (g). Noch mehr, dieſe Kraft
iſt augenſcheinlicher in den Blutadern zugegen. Man
kann nicht glauben, mit welchem Sturze ſich das Blut-
aderblut in die Wunde einer verlezzten Blutader (h), oder
wenn man das Herz herausſchneidet, in die Enden der
weggeſchnittnen Holader (i) hineinwirft. Es hat dieſe
Ueberleitung eine ſo groſſe Gewalt, ſo daß das Blut
von allen Seiten her, dem Wiederſtande der Schwere (k)
und dem natuͤrlichen Strome zuwieder (l), von allen
Blutadern, die ſich unter allerlei Winkeln in den loſerge-
ſpannten Ort eroͤffnen (m), oder durch andre Aeſte, die
damit einſtimmig ſind, der Wunde zuſtroͤmt und mit der
groͤſten Gewalt aus der gemachten Rizze in der Blut-
ader herausfliſſet. Es entſteht dieſe neue Geſchwindig-
keit, es mag das Blut in rechtmaͤßiger Ordnung zum
Herzen zuruͤkkekehren (n), indem es ganz allein von der
Ueberleitung beſchleunigt wird, oder matter und unna-
tuͤrlicher fliſſen (o), oder nach gehemmter Bewegung gar
ſtille ſtehen (p): ſie entſteht ferner auch, wenn das Herz
herausgeriſſen worden (q), oder wenn man die groſſen
Staͤmme der Schlagadern verſchnitten oder unterbun-
den (r), wenn ſonſt im ganzen thieriſchen Koͤrper ferner
keine Gewalt mehr uͤbrig iſt, welche das Blut in Bewe-
gung ſezzen koͤnnte. Von dieſer Schnelligkeit werden
L l 2nun
[532]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
nun nicht nur die Gerinnungen zerſtreut (s), ſondern es
wendet ſich auch das von dieſen Schlagadern wegge-
wante Blut in die Schlagadern, die von der verwandten
Blutader Nebenadern ſind (t), mit deſto groͤſſrer Heftig-
keit hin (u). Ob nun gleich dieſe Ueberleitungskraft
mehr von der Hand des Arztes, als von der Abſicht der
Natur, ihr Entſtehen her hat, ſo muſte man ſie doch
kennen lernen, da ſehr viele Erſcheinungen eines belebten
Koͤrpers einzig und allein aus dieſem Geſezze zu erklaͤren
ſind. Denn hierzu mus man allen Zuſammenflus der
Saͤfte in diejenige Theile rechnen, denen man den Wie-
derſtand benommen hat, zum Exempel in den Fusbaͤ-
dern, erweichenden Pflaſtern u. ſ. f.
Hieher gehoͤrt das ploͤzliche Ueberſteigen des Blutes
gegen den Unterleib, den die Nadel des Wundarztes von
der Laſt des Waſſers befreit hat. Hieher gehoͤren die
Ohnmachten, die von allerlei ſtarken Ausleerungen ent-
ſtehen, indem ſo gar das Blut vom Herzen in ſolche Ge-
gend herbeieilt. Unter andern habe ich auch dieſe Wirk-
ſamkeit einer verlezzten Blutader aus der Urſache hier
mit angehaͤngt, weil man dieſe ganze Sache, beſonders
in Frankreich, in ſo vielen Schriften behandelt, und
dieſelbe von den beruͤmteſten Maͤnnern in Unterſuchung
gezogen worden (x). Jndeſſen ſcheint es zur Zeit, laut
unſern Verſuchen, eine ausgemachte Sache zu ſeyn (y),
daß die benachbarte Blutadern in der That ihr Blut ge-
gen den Ort der Wunde, mit einer neuen Geſchwindig-
keit herbeifuͤren (z), und daß die Schlagadern, welche
das Blut zu eben dieſem Gliede hinleiten, das Blut mit
einer
[533]des Blutes, in den Blutadern.
einer neuen Geſchwindigkeit (a) wegleiten, und daß folg-
lich das Blut von den uͤbrigen entlegnen Blutadern und
Schlagadern in der Gegend der Wunde weggeleitet wird,
welches man die Revulſion (Ruͤkkleitung) nennt, wofern
es die Klappen nicht verhinderten (b), und daß endlich
in dem ganzen ſiſteme der Blutadern und des Blutes,
eine matte oder unterdruͤkkte Bewegung wieder hervor-
gebracht wird (c). Jndeſſen mus man aber auch geſte-
hen, daß nicht nur den Augenblik, nachdem man eine
Blutader unterbunden, dieſe Thaͤtigkeit des Aderlaſſens
aufhoͤrt, ſondern daß man auch die Ueberleitung und
Revulſion nicht bis auf die zu weit entfernte Gefaͤſſe aus-
dehnen muͤſſe (c*), welche allerdings von dieſer Urſache
ſehr wenig leiden.
Die uͤbrige Folgen, welche ein Aderlaſſen nach ſich
zieht, gehoͤren nicht an dieſen Ort, naͤmlich die Minde-
rung der roten Kuͤgelchen, und folglich das Anwachſen
des Waſſers und der duͤnnen Saͤfte in der Blutmaſſe (d):
ferner der verminderte Wiederſtand, welcher ſich ſonſt
den kleinen Gefaͤſſen, die ſich ausleeren wollen, entgegen-
ſtellt (e), und folglich die groͤſſere Freiheit des Um-
laufes. Beſinnet man ſich auf die Kraͤfte des Herzens,
ſo wird man finden, daß dieſelbe vom Aderlaſſen ſowohl
vermindert, als vermert werden koͤnnen. Es wird
demſelben zwar der Reiz entzogen, daß die Geſchwindig-
keit der Herzſchlaͤge, wenn ein groſſes Gefaͤs verwundet
wird, ſchnell (f) abnimmt, und gelaͤmt wird: welches
beſonders der Erfolg von einem groſſen und galeniſchen
Aderlaſſen iſt (g), und eine Ohnmacht genennt wird.
L l 3Sind
[534]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
Sind hingegen die Kraͤfte des Herzens in der Vollbluͤ-
tigkeit, der Fortſchaffung der belaſtenden Saͤfte nicht
gewachſen, ſo kann eben dieſes Blutlaſſen, weil der
Wiederſtand gehoben worden (h), das Gleichgewicht und
folglich den hurtigen Kreislauf wiederherſtellen, ob es
gleich die Geſchwindigkeit des Herzens mindert, indem
es das Hindernis wegraͤumt: denn jedes Hindernis be-
ſchleunigt die Bewegungen des Herzens, und dieſe wer-
den durch die Gegenwart des Reizes fortgeſezzet (i). Und
dies iſt gemeiniglich der Erfolg von einem kleinen Ader-
laſſen (k).
§. 8.
Urſachen, die die Bewegung des Blutaderblutes
veraͤndern.
Das Atemholen.
Wir muͤſſen hier die Urſachen erklaͤren, die die Be-
wegung des Blutaderblutes theils befoͤrdern, zum Theil
verzoͤgern, und die alſo unbillig unter die helfende Urſa-
chen gerechnet werden, ſo wie ſie ungeſchikkt unter denen
mit aufgefuͤrt werden, die den Lauf des Blutaderblutes
verſpaͤten helfen. Die anſenlichſte, und vielleicht auch
die thaͤtigſte iſt von allen dieſen Urſachen das Atemholen.
Durch dieſes ſcheinet der Kreislauf unterſtuͤzzt zu wer-
den, weil ſich das Blut, nach dem Verſuche des Hooks,
und nach andern (l) zu eben dem Entzwekke gemachten
Erfarungen, in der That in eine aufgeblaſene Lunge leich-
ter hineinbegibt, den Kreislauf durch die Lunge leichter
zu Ende bringt, und ſchneller in die linke Kammer ruͤk-
kehrt. Dieſes habe ich oͤfters ſowohl an lebendigen
Thieren, mit aufgeblaſenen Lungen, als auch an abge-
ſtorbnen Lungen ſo befunden, welche mein Bedienter auf-
blaſen
[535]des Blutes, in den Blutadern.
blaſen muſte, indeſſen daß ich einen duͤnnen, doch aber
mit einiger Farbe angemachten Saft, mittelſt einer
Sprizze, in die Holader hineintrieb. Denn es lief
dieſer Saft ungemein leicht, durch die ſehr ausgedehnte
Lunge, in die linke Kammer und in die Luftroͤhre hinein.
Jn ſo fern oͤffnet alſo das Einatmen dem Blute die
Wege durch die Lunge, es befluͤgelt das Blut, und es
wuͤrde dieſe Lunge, ohne den Beiſtand dieſes Einatmens,
ein unwegſames Eingeweide fuͤr das Blut ſeyn. Doch
es ſoll dieſe Betrachtung ihren Plazz anderswo ſchon
finden. Man mus hier noch eine neuere Wirkſamkeit
des Atemholens beruͤren, welche einen Blutaderpuls,
der aber mit dem Atemholen zugleich verbunden iſt,
hervorbringt.
Es kam im Jare 1750 ein kleines Werk zum Vor-
ſcheine (m), deſſen Verfaſſer J. Daniel Schlichting
war, darinnen er die wechſelweiſe Bewegung des Ge-
hirns, wieder den Boerhaave und wieder die Sophi-
ſten, durch Verſuche verteidigte. Da ich mich uͤber das
Zutrauen dieſes beruͤmten Mannes zu ſich ſelbſt wundern
muſte, welches ich mit dem ungezweifelten Feſtkleben der
harten Gehirnhaut an der Hirnſchale nicht zuſammen-
reimen konnte, ſo ſuchte ich dieſe Zweifel, wiewohl ich
keine groſſe Erwartung vor mir hatte, dennoch durch
Verſuche aufzuloͤſen. Dieſe ſtellte ich in den Jaren 1751.
1752 und 1753 an, ich las ſie im Aprilmonate des
Jares 1752 der Verſammlung der koͤniglichen Geſell-
ſchaft vor (n), und ohngefehr im Anfange dieſes Jares
unterhielt ich mich mit einigen Freunden in Frankreich,
uͤber dieſe Materie durch Briefwechſel (o), Es wurden
eben dieſe Verſuche im Jare 1753 vom beruͤmten
L l 4Wals-
[536]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
Walsdorf im Merzmonate (p), zu gleicher Zeit auch
im 2 Tome der goͤttingſchen Commentarien gemein
gemacht, in die Abhandlungen der ſchwediſchen Akademie
in ſchwediſcher Sprache mit eingeruͤkkt (p*), und erſt im
Jare 1753 bei der Pariſerakademie erwaͤnt (q).
Jch erwaͤne dieſes ſo umſtaͤndlich, weil beinahe um
eben dieſe Zeit der beruͤmte Franz Lamure in ſo fern
aͤnliche Verſuche angeſtellt hatte, welche nach den Wor-
ten dieſes Mannes in den Fruͤlingsmonaten vom Jare
1751 angefangen (r), nach der Zeit abgebrochen, und im
Jare 1752 wieder vorgenommen worden waren (s).
Man ſandte ſie im Auguſtmonate deſſelben Jares an
die koͤnigliche Geſellſchaft der Wiſſenſchaften in Frank-
reich, zu der Zeit, als der vortrefliche Ren. Anton Fer-
chaud von Reaumur meine Verſuche laͤngſt in den
Haͤnden hatte (t), und als Franz Lamure ſie laͤngſt vom
beruͤmten de Sauvages mitgeteilt bekommen hatte.
Und dennoch kamen dieſe Verſuche mit den Commenta-
rien von 1749, erſt in den Sommermonaten von 1753
zum Vorſcheine, ſo daß ichs nicht fuͤr uͤberfluͤßig hiel-
te (u), den Verdacht eines gelerten Diebſtals von mir
abzulehnen, indem ich zeigte, daß ich von den Verſuchen
des beruͤmten Mannes, theils nichts gewuſt, theils, daß
die
[537]des Blutes, in den Blutadern.
die meinigen ihm wohl bekannt geweſen (x), und daß die
meinige ehe als die ſeinige gemein gemacht worden wa-
ren. Wenigſtens hat ſich der beruͤmte Mann durch ei-
nen unbilligen Brief ſchuͤzzen wollen (y), denn es war
nicht notwendig, daß derjenige angeklagt werden muſte,
den Niemand angeklagt hatte, und den ich mit dem
beſten Eifer uͤberfuͤrt hatte: ob ich ſchon dieſe Anklage
wieder ihn zu fuͤhren niemals entſchloſſen war, ſo hat er
ſelbige doch wieder mich gerichtet, daß mir naͤmlich bei
der ganzen Sache nichts eigentuͤmlich angehoͤre, als die
Erklaͤrung (z), daß Verſuche und Auslegungen uͤber die
Erſcheinung fremden eigen waͤren. Ueberhaupt geht
derſelbe ſehr unbillig mit mir um, wenn er mich, ob ich
gleich damals ſchon ſo viele Thierzerlegungen, die ich an
lebendigen Thieren unternommen hatte, durch den Drukk
gemein gemacht hatte, fuͤr einen ſolchen anſieht, der als
ein Beglaubigungszeuge fremde Verſuche nieder geſchrie-
ben und daß mich dieſer eigenſinnige Mann noch wieder-
rechtlicher daruͤber anklagt, daß meine Verſuche lange
ſchon, und ihm ſelbſt viel ehe bekannt geworden, als er
etwas davon herausgegeben. Wiewol nun die Ausle-
gungen, die wir beide dieſen Sachen geben, von einan-
der unterſchieden ſind, ſo wird doch ſo gleich daraus er-
hellen, daß ſowohl meine, als die Lamuriſche, von der
ich nichts gewuſt, wahr ſey; daß ich hingegen viel zalrei-
chere Verſuche gemacht, und viel mehr Urſachen (a) von
der Bewegung des Blutes in den Blutadern entdekkt,
und daß ich an andern Blutadern, als der beruͤmte
Mann gethan (b), vieles wargenommen, wie es von
L l 5Natur
[538]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
Natur geſchicht, und welches dagegen dieſer beruͤmte
Mann nicht recht geſehen hat (c).
Jndeſſen ſind wir doch in der Hauptſache mit einan-
der einig, und wir haben beide einerlei Erſcheinungen
geſehen, blos, daß ich es oͤfterer wiederholt, mehr war-
genommen und fruͤher herausgegeben habe.
§. 9.
Der Pulsſchlag der Blutadern, den das Atem-
holen hervorbringt.
Oefnet man demnach an einem lebenden Thiere, das
nicht gar zu kraftlos iſt, die Hirnſchale, entweder mit
dem Trepan (Gehirnborer), oder krummen Haken, und
entbloͤſſet man die harte Gehirnhaut und druͤkket man ſie
mittelſt des Fingers von der Hirnſchale los (d), ſo wird
man ſehen, daß das Gehirn bei jedesmaligen Einatmen
niederſinkt (e), entweder fuͤr ſich allein (f), oder mit ſei-
nen Umhuͤllungen (g), und daß ſich das kleine Gehirn-
chen (h) von der Hirnſchale entfernet, und ſich gleich-
ſam verſchwindend abwerts zuruͤkkezieht. Hingegen
ſteigt waͤrendem Ausatmen eben dieſes Gehirn in die
Hoͤhe
[539]des Blutes, in den Blutadern.
Hoͤhe (i), es legt ſich an die Hirnſchale an, und treibt
den aufgelegten Finger uͤber ſich in die Hoͤhe (k).
Ferner, wenn man laut meinen Verſuchen, die
Bruſt (l), den Unterleib (m), den Hals (n), oder die
Aerme an einem Thiere (o) oͤffnet, und die groſſen Blut-
adern, die obere und untere Holader, die Droſſel-Schluͤſ-
ſel- (p) Arm-Bruͤſtenader (q), entbloͤſſet, ſo wird man
ebenfalls ſehen, indem das Thier einatmet, daß das Blut
von allen Orten her zum Herzen zuruͤkkefliſt, und daß ge-
nannte Blutadern ſich vom Herzen zuruͤkkebegeben, wel-
ches ſo gar bis auf etliche Linien betraͤgt, daß ſie ſich
ausleeren, bleich, flach, blutlos werden. Doch in dem
naͤchſtfolgenden Ausatmen ſchwellen eben dieſe Blut-
adern, von dem aus dem Herzen ruͤkkehrenden Blute wie-
der auf, ſie werden blau und cilindriſch.
Folglich bewegen ſich die groſſen Blutaderſtaͤmme
am Kopfe, an der Bruſt, am Unterleibe und Arme (r),
ſo an lebendigen Thieren, daß ſie von dem, waͤrendem
Ausatmen entweder zuruͤkkbehaltnen, oder vom Herzen
ruͤkkwerts fliſſenden Blute aufſchwellen, und wenn im
Einatmen das Blut dem Herzen wieder zugeſendet wird,
ſo leeren ſie ſich aus: folglich ſinket im Einatmen, da
das Blut aus den groſſen Gefaͤſſen des Gehirns Abſchied
nimmt, das Gehirn nieder, und wenn eben dieſes Blut
im Ausatmen darinnen zuruͤkke bleibt und zuruͤkke fliſt,
ſo ſchwillt das Gehirn davon auf, und vergroͤſſert ſeine
Maſſe (r*). Holt man ſtaͤrker Atem, ſo wird alles die-
ſes
[540]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
ſes noch viel deutlicher (s). Es aͤuſſern ſich aber dieſe
Erſcheinungen in matten Thieren (t), oder die nur wenig
Blut haben, oder aus andern Urſachen, die der Zufall (u)
mit einmiſcht, und in den kleinen Blutadern der Glied-
maſſen (u*), nicht allemal ſo deutlich, wiewohl dieſes in
ſehr zalreichen Verſuchen (x), ſo wohl von mir, als von
den beruͤmten Maͤnnern, dem Lamur(y), Wals-
dorf(z), von dem vortreflichen Boißier(a), Caldan(b),
Toſetti, Robert Emett, von dem beruͤmten von
Geus(b*)Schwarz(b**), geſehen, und von andern
beruͤmten Leuten angenommen worden (b***), ſo daß von
der Warheit und Dauer dieſer Bewegungen kein Zwei-
fel mehr uͤbrig iſt. Denn ich mag mich bei demjenigen
Schriftſteller (c), nicht verweilen, der das Gegentheil
von allem dieſen und die Blutadern im Einatmen ſchwel-
len geſehen haben will, oder noch andre abfertigen, wel-
che vorgegeben, die Bewegung des Gehirns geſchehe
mit dem Pulſiren der Schlagadern, welches doch zwo
ganz verſchiedne Dinge ſind, zu einer und ebenderſelben
Zeit (d).
§. 10.
Die Urſachen von dieſen Erſcheinungen.
Von dieſer Erſcheinung giebt es nun in der That
mehr als eine Urſache. Die erſte, die ſich ſchon dem
Sancto-
[541]des Blutes, in den Blutadern.
Sanctorius(e), doch ohne Huͤlfe eines Verſuches, und
mir ebenfalls dargeboten, und ohnlaͤngſt noch von dem
vortreflichen Boißier(f) angewandt wurde, um dieſer
Erſcheinung eine Auslegung zu geben.
Es oͤffnet naͤmlich das Einatmen den Weg in die
Lunge fuͤrs Blut (g), folglich erwaͤchſt dadurch eine Ueber-
leitung (h), und es fliſſet von allen Orten das Blutader-
blut in die Gegend zuſammen, der man den Wiederſtand
benommen hat: folglich fliſt, Kraft des Einatmens, das
Blut aus den Herzohren und aus dem Herzen in die
Lunge, das Blut der Holadern ins Herzohr, das Blut
der naͤchſten Blutadern in die Holadern herbei, folglich
leeren ſich die entfernten Blutadern des Gehirns, des
Armes, des Unterleibes, aus, und ſie fallen zuſammen.
Dagegen nimmt das Blut im Ausatmen mit groͤß-
rer Muͤhe Plazz in den zuſammengepreſten Lungenlap-
pen, folglich leert ſich das rechte Herz mit mehr Schwie-
rigkeit aus, es ſtokkt das Blut in den Holadern, in der
Droſſelblutader, endlich im ganzen Gehirne, und folg-
lich ſchwellen die Adergaͤnge im Gehirne, (Sinus cerebri) und
die Droſſelblutadern auf, weil ſie von den kleinſten Ge-
faͤſſen das Blut zu emfangen fortfaren, und ſolches nicht
wieder loswerden koͤnnen.
Zu dieſer Urſache geſellt ſich noch eine andere, welche
ich ohne Erinnerung durch die Verſuche kennen ge-
lernt (i), deren ſich aber Franz Lamure bediente, um
dieſe Erſcheinungen zierlicher erklaͤren zu koͤnnen (k). Es
zieht ſich naͤmlich im Ausatmen vornaͤmlich der Oberleib
zuſammen, es werden die Lungen, Herzohren, Holadern
zuſammengedruͤkkt, es geſchicht ein Ruͤkkflus des Blutes
in
[542]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
in die Blutadern des Gehirns, folglich ſchwellen dieſe
im Ausatmen auf, und zu gleicher Zeit das geſammte
Gehirn mit. Wenn alſo die Bruſt gedruͤkkt wird, wie
ich ſie druͤkkte (l), und die Holader dieſen Drukk erfaͤrt (m),
ſo hebt ſich das Gehirn ebenfalls empor.
Wollte ich weniger grosmuͤtig verfaren, ſo koͤnnte
ich zeigen, daß J. Adrian Slevogt(n) ſchon vorlaͤngſt
die Gehirnadergaͤnge im Huſten aufſchwellen geſehen,
und daß andre beruͤmte Maͤnner die Erfarung gemacht,
daß Brechmittel (o), die ein gewaltſames Ausatmen er-
zwingen, das Gebluͤte nach dem Kopfe hinziehen. Doch
es hat dieſes alles uͤberhaupt Franz Lamure mit Ver-
ſuchen durchflochten, und es ſezzen ſo gar meine eigene
Verſuche auſſer allen Zweifel, daß er nicht die ware Ur-
ſache von dieſen Begebenheiten getroffen haben ſollte (p).
Es ſcheinet dieſes von dem beruͤmten von Bordeu weit-
leuftiger ausgefuͤrt zu ſeyn, indem ſelbiger ſo gar berich-
tet (q), daß ſich ein vom Arme ruͤkklaufender Schlag-
aderpuls mit dem Einatmen, und gleichſam eine ausge-
triebne Welle mit dem Huſten oder dem Ausatmen zu
gleicher Zeit vereinige.
Man ſieht leicht, wohin mein Vortrag eigentlich zielet,
daß naͤmlich zur Zeit das Ausatmen dem ruͤkkerenden
Blutaderblute im Wege ſteht, und unter die Urſachen der
Verzoͤgerung mit aufgefuͤrt werden kann. Allein wir muͤſſen
uns auch dabei erinnern, daß auch notwendig vor einem
heftigen Ausatmen ein ſtarkes Einatmen vorhergehe, daß
dieſes dem Blute den Weg durch die Lunge erleichtern hel-
fen, und daß folglich dieſer Schade, den die Bewegung
des Blutaderblutes vom Ausatmen leidet, in ſo fern
wieder vom Einatmen verguͤtet werde: und dieſes um
ſo mehr, da das Ausatmen die Lunge ausleert, und folg-
lich
[543]des Blutes, in den Blutadern.
lich einer neuen Blutwelle den Zugang zu dieſem Einge-
weide leichter macht. Man mus ferner nicht aus den
Gedanken laſſen, daß alles dieſes in einem lebenden und
geſunden Menſchen niemals ſo gros ſeyn koͤnne, da die
Klappen in den Blutadern hin und wieder den Ruͤkk-
flus hindern, und auch die Verſuche beſtaͤtigen, daß ſie
dieſes im heftigen Ausatmen wirklich verrichten (r). Ue-
haupt verſtattet das eigenſinnige Feſthaͤngen der harten
Hirnhaut kein Niederſinken, und folglich offenbaret es
ſich nie in Verſuchen, wofern man nicht dieſe feſtanhaͤn-
gende Membran gewaltſam losloͤſet (s).
Hingegen mus man auch nicht verhelen, daß eben-
falls ein heftiges Einatmen den Flus des Blutes in den
Blutadern aufhalten koͤnne. Es hat das Einatmen
ſein gewiſſes Mittelmaas, vermoͤge deſſen es das Blut
in die Lunge herbeizieht; uͤberſpannt man dieſes, ſo geht
das Ausatmen nicht von ſtatten, es leeret ſich die Lunge
nicht aus, und folglich wird das Blut nicht eben ſo leicht
in die Lunge aufgenommen, indem deren Schlagadern
nicht ausgeleert werden. Folglich bleibt das Blut vor
der Lunge ſtehen, es fuͤllt ſich das rechte Herzohr, die Hol-
ader, die Droſſelader und das ganze Siſtem der Blut-
adern mit dem Blute an. Das Geſichte faͤrbt ſich rot,
es ſchwellen die Blutadern an der Stirn auf, und ſo
ſchwillt der ganze Koͤrper aller Orten auf. Folglich iſt
dieſe Anſtrengung mit Gefar begleitet, und man hat ge-
ſehen, daß davon die Blutadern im Gehirne, und hin
und wieder in den uͤbrigen Theilen des Koͤrpers geborſten
ſind. Vor der Hand mag dieſes eine kleine Nachleſe
von demjenigen ſeyn, welches kuͤnftig zierlicher erzaͤlt
werden kann und mus.
Eine
[544]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
Eine andre Urſache von dem Ruͤkkfluſſe des Blutes
in den Blutadern lieget im Zuſammenziehn des Zwerch-
felles. Es iſt dieſer Muskel das vornemſte Werkzeug
des Einatmens, und in dieſer Handlung zieht ſich ſolches
zuſammen; es beſtreicht in der That die Holader von
beiden Seiten, ob dieſe gleich von allen Seiten durch die
Sehnen geſchieden, und alſo nicht mit ſolchem Nach-
drukke gepreſt werden kann, als ſie wohl gedruͤkkt werden
muͤſte, wenn ſie von dem Fleiſchigen beruͤrt wuͤrde (t).
Jndeſſen wird ſie doch zuſammengedruͤkkt, ausgeleert,
gegen die Nieren zu gezogen und flach gemacht. Dieſes
Geſchaͤfte iſt blos mechaniſch, und es hat mit dem Zu-
ſtande der Lunge gar nichts gemein: es iſt ſchon lange,
daß beruͤmte Maͤnner daruͤber ihre Warnehmungen der
Welt mitgeteilt haben (u).
§. 11.
Das Zuſammenziehn der Holader und der da-
von abhaͤngende Ruͤkkflus.
Beſonders mit dieſem Zuſtande der Lunge vereinigt
ſich noch eine andre Urſache vom Ruͤkkfluſſe des Blutes
in den Blutadern, welche wir bereits erwaͤnt haben (x),
und die wir bei lebendigen Thierzerlegungen haͤufig ange-
merkt. Wenn naͤmlich ein ſterbendes Thier, dem man
die Bruſt aufgebrochen, eine zuſammengedruͤkkte und
unwegſame Lunge hat, und dennoch das reizbare Herz-
ohr aus eignen Kraͤften zu klopfen fortfaͤhrt, ſo geſchicht
es, daß ſich das Blut, da es von dem Herzohre, in der
Lunge und dem rechten Herzohre keinen Durchbruch fin-
den kann, nach beiden Holadern (y), nach ihren Aeſten (z),
und ſo gar nach der Leber ſelbſt, mit Heftigkeit verlaͤuft,
und
[545]des Blutes, in den Blutadern.
und zuruͤkke getrieben wird. Einen aͤnlichen Ruͤkkflus,
den ich in den Lungenblutadern wargenommen, findet
man bereits an einem andern Orte beſchrieben (a). Doch
ſcheint auch dieſes Uebel mit dem natuͤrlichen Zuſtande
eines Menſchen nicht zuſammen zu beſtehen.
§. 12.
Die Kraft der Anaſtomoſirungen.
Auch dieſes Huͤlfsmittel der Natur hat die Art, zum
Theil die Bewegungen des Blutes in den Blutadern zu
befoͤrdern, und zum Theil ſeine Geſchwindigkeit zu hem-
men. Sie befoͤrdern dieſelbe, und zwar nachdruͤkklicher,
als in den Schlagadern. Denn gemeiniglich haͤngen
die Blutaderaͤſte, wenn ſie auch nur zwo Linien dikk ſind,
die benachbarten Staͤmme zuſammen, da dieſe Anaſto-
moſirungen in Schlagadern nicht nur ſeltner ſind, ſon-
dern auch gemeiniglich nur an kleinen Aeſten ſtatt finden.
Wenn man uͤberdem die ungemeine Leichtigkeit er-
waͤgt, mit der das Blut in allen unſern Verſuchen die
Richtung ſeines Stroms aͤndert, und bald nach dieſer,
bald nach jener Gegend hinfliſt, ſo wie ihm dieſer oder
jener Weg leichter ankoͤmmt, und ihm kleinere Hinder-
niſſe androht; ſo wird man mit uns einer Meinung
werden, daß das Blutaderblut von den Anaſtomoſirun-
gen mehr, als das in den Schlagadern beherrſcht werde.
Endlich da das Blut in den Blutadern von ſeiner
Schwere viel ſtaͤrker fortgeeilet (c) wird, als das
Schlagaderblut, ſo erhellt von neuem daraus, daß der
Lauf dieſes Blutes in den Blutadern, wegen der Anaſto-
moſirungen, viel anders, und ſehr veraͤnderlich ſeyn mus.
Man ſezze naͤmlich, daß das Blutaderblut, erſt an
welchem Orte, eine leichtere Bewegung bekomme, es
mag
v. Hall. Phiſ.II.Th. M m
(b)
[546]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
mag nun dieſe Erleichterung von einer Wunde, oder
vom ausgeleerten Unterleibe, dadurch die Holader in
Freiheit geſezzt wird, oder von einer aufgeblaßnen, oder
von einer gebuͤkkten und niedrigen Lage des Geſichtes,
oder von einem warmen Bade, oder von irgend einer
andern Urſache entſtanden ſeyn. Folglich wird das
Blut dahin, nicht blos durch den Blutaderſtamm der
hieherfuͤhrt, ſondern von allen uͤbrigen benachbarten
Blutadern, die mit dieſem Stamme in Gemeinſchaft
ſtehen, zuſammenfliſſen, auch ſo gar der natuͤrlichen
Straſſe des Blutaderblutes zuwieder, und ſo wird ein
ſolcher Theil des Koͤrpers ein ſehr haͤufiges Blut, aus
den Blutadern, in dieſer ſo kurzen Zeit emfangen und
einnehmen.
Nun ſezze man auch, daß das Blutaderblut irgend
wo zu laufen Schwierigkeit faͤnde, es mag nun dieſe
Schwierigkeit von einer Blutgerinnung, oder Zuſam-
mendruͤkkung, oder Verſtopfung eines Eingeweides,
oder von einer hohen Lage, oder von der Kaͤlte, die den
Theil trift, oder von irgend einer Urſache entſtanden
ſeyn, ſo wird das Blutaderblut, wenn man unſern er-
ſten Sazz umkehrt, und unſern Verſuchen gemaͤs (d),
von demſelben Theile wegfluͤchten, und durch erſt welche
Anaſtomoſirung in die nachbarliche Blutadern einen
Ausgang finden, ſo lange dieſe Gegend der Verſtopfung
unterworfen bleibt. So habe ich (e), als die Holader
im Unterleibe durch ein faſerhaft Gewaͤchſe verſtopft
war, geſehen, daß das Blut der Blutadern, von dem
untern Theile des Koͤrpers, durch jedes kleine Blutaͤder-
chen einen Weg aus der Huͤftenblutader in die zuſam-
menhaͤngende Saamenblutader gefunden, ſo daß dieſe
Saamenader beinahe ſo breit, als der rechtmaͤßige
Durchmeſſer der Holader anzuſehen war. Wenn man
eben
[547]des Blutes, in den Blutadern.
eben auf die Art eine von den beiden Droſſelblutadern
unterbindet, oder dieſes mit allen beiden verſucht, ſo
bringen die aͤuſſern Droſſeladern das Blut wieder ins
Herze zuruͤkke, und es ſchwillet weder Kopf, noch Auge
weiter auf (f). Da es nun moͤglich iſt, daß dieſe Er-
leichterungen und Schwierigkeiten ſich auf tauſendfache
Weiſe veraͤndern koͤnnen, ſo ſieht man, daß das Blut-
aderblut keinen gewiſſen Weg haͤlt, ſondern bald ſo,
bald anders hinſtroͤmt, wo es irgend eine gebantere
Straſſe vor ſich zu finden vermutet. Einem Menſchen,
der auf dem Geſichte liegt, wird das Blut aus den Ader-
gaͤngen des Gehirnes ins Geſichte ſchieſſen; liegt er da-
gegen auf dem Ruͤkken, ſo wird es aus der Droſſelblut-
ader ins Gehirne zuruͤkketreten; an ſchwangern Frauen
verweilt ſich das Blut in den Blutadern unterhalb der
Zeraͤſtelung der Huͤftadern (iliacae), es draͤngt die
Staͤmme in der Gebaͤrmutter aus einander, es ſammlet
ſich, wenn ſie einatmen, im Halſe und Kopfe, und es
wird gerade das Gegenteil erfolgen, wenn dieſe Urſachen
nicht mehr da ſind.
Dieſe Urſachen muͤſſen nun den Kreislauf des Blut-
aderblutes in ſo fern befoͤrdern helfen, da man dennoch
ohne groſſen Schaden leben kann, wenn gleich groſſe
Blutadern verſtopft oder zuſammengedruͤkkt ſind; ſo
blieb ein Hund, dem man beide innere Droſſelblutadern
unterbunden und weggeſchnitten hatte, ohne irgend Zu-
faͤlle zu bekommen, leben, davon man ein altes Bei-
ſpiel (g) hat, und in unſern Erfarungen eine Probe
nachleſen kann (h). Daher geſchichts nun auch, daß
eine unterbundne Blutader, zwiſchen der Schnur (i) und
ihren kleinen Wurzeln, nicht im geringſten aufſchwillt,
und zwiſchen dem Faden und dem Herzen nicht leer wird,
M m 2weil
[548]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
weil ſich das Blut, mittelſt der communicirenden Blut-
adern, an andre Oerter hinwendet. Und daher koͤmmt
es auch, daß wenn die Haut erkaͤltet worden, das Blut
ſich ſehr leicht in die tiefliegende Gefaͤſſe zuruͤkkezieht,
und der Gefar zu gerinen dadurch zuvorkoͤmmt, und was
dergleichen mehr, aus dieſer hurtigen Ableitung des Blu-
tes auf neue Straſſen, gefolgert werden kann.
Doch ſtehen die Anaſtomoſirungen dem Kreislaufe
des Blutes, und der Geſchwindigkeit des Blutaderblu-
tes in ſo fern im Wege (k), daß ſich Stroͤme von wie-
drigen Orten einander zur Laſt fallen, ſich einander un-
terwegens, wenn ſie ſich begegegnen, aufhalten, verwei-
len, einer dem andern die Geſchwindigkeit zu hemmen
ſucht (l), bis ein Strom uͤber den andern das Ueberge-
wichte, und die Straſſe allein behauptet (m). Jndeſſen
geht es an, daß das Blut, eine Weile im Gleichgewichte
ſtehend, hin und her ſchwanken (n), und waͤrend dieſer
Schwankung eine ſolche Bewegung annehmen kann,
daß es gar nicht aus der Stelle fortkoͤmmt. Ohnezwei-
fel haben auch eben dieſe Aderleitungen (anaſtomoſes) (o),
obſchon nicht einzig und allein, an der wunderbaren Un-
beſtaͤndigkeit des bewegten Blutes in den Blutadern
Schuld, wodurch in der That die Ruͤkkehr deſſelben ins
Herz auf eine wundernswuͤrdige Weiſe verſpaͤtet wird.
§. 13.
Urſachen, welche machen, daß ſich das Blut-
aderblut verſpaͤten mus.
Das Reiben.
Unter dieſen Urſachen gibt [es] einige, welche die Blut-
adern nicht angehen, ſondern blos den Schlagadern we-
ſent-
[549]des Blutes, in den Blutadern.
ſentlich ſind. Und hieher ziehe ich die Falten, welche in
den Blutadern lange nicht ſo oft vorkommen, als in den
Schlagadern, wenn ſie gleich von der Hand des Zerglie-
derers, uͤber ihre natuͤrliche Mittelmaͤßigkeit, mittelſt
des Talches erweitert worden ſind.
Das Reiben iſt hier ebenfalls kleiner, theils, weil
das Blutaderblut einen geringern Grad der Geſchwindig-
keit beſizzt (p), theils, weil dieſe Art von Adern nach
Proportion des Bluts weitergebort iſt, als eine Schlag-
ader, und weil folglich weit mehr Kuͤgelchen mitten durch
ihre Roͤhren hindurchfaren, und weit weniger die Waͤn-
de anſtreifen (q). Es iſt dieſer Unterſcheid nicht geringe,
da Blutadern mehr als zweimal weiter, als ihre Neben-
ſchlagadern zu ſeyn pflegen (r). Man pflegt auch noch
fuͤr ihr geringeres Reiben dieſe Urſache zu geben, theils
weil ein voranſtroͤmendes Blutaderblut das hinten nach-
folgende nicht im Laufe aufhaͤlt, indem es ſchneller, als
das folgende voranflieht (s): theils weil eine jede Blut-
ader, je weiter ſie fortkricht, deſto weiter an ſich wird,
und einem Kegel aͤnlich iſt, deſſen Grundlinie im Her-
zen Wurzel ſchlaͤgt, und daher glaubt man, daß es eben-
falls geſchehe, daß das Blutaderblut in die Waͤnde im-
mer einen kleinern Eindrukk mache, je naͤher es dem Her-
zen koͤmmt, und je mehr Kuͤgelchen nach Proportion
durch die freie Oeffnung, ohne Anſtos durchfliſſen (t).
Daher glaubt man, daß ſich in Blutadern keine Ver-
ſtopfungen anlegen koͤnnen. Wir muͤſſen beiderlei
Gruͤnde fuͤr ein geringeres Reiben, genau durch die Mu-
ſterung gehen laſſen.
Es iſt offenbar, daß das vordre Blutaderblut dem
naͤchſtfolgenden Wiederſtand thut, theils weil alles in
M m 3Blut-
[550]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
Blutadern ein fortgeſezzter Strom iſt, und augenſchein-
lich die voranſchwimmende Saͤulen von den folgenden
angeſchlagen werden; theils, weil das Blut mit Be-
ſchleunigung ſeines Stroms gegen die Wunde einer ge-
rizzten Blutader herbeiſchiſt, und das ohne Zweifel ein-
zig und allein an Blutadern, die ſich nicht zuſammen zu
ziehen verſtehen, und nach dem Tode, und wenn man
aus Thieren das Herz herausgeriſſen, weil die vordre und
der Wunde naͤchſte Welle, an demjenigen Orte, dem man
den Wiederſtand benommen hat, herausdringt, und den
folgenden Wellen Plazz macht, deren Drukk nun eine
deſto groͤſſere Thaͤtigkeit aͤuſſert, je kleiner der Wieder-
ſtand iſt, den er vor ſich findet. Was den Wiederſtand
betrift, ſo kann man mit Augen ſehen, wie das Blut
der Staͤmme ſich wieder das Blut der Aeſte auflehnt (u).
Ferner, wie ſich Schlagadern mit ihren Schenkeln
nicht wirklich Kegelfoͤrmig gegen einander neigen (x), ſo
faren die Seiten der Blutadern auch nicht wirklich auf
Kegelart auseinander. Es thut dieſes nicht das geſamm-
te Siſtem der Blutadern, indem ſolches, mit den Hol-
adern verglichen, nicht die Spizze, ſondern die Grund-
flaͤche eines Kegels iſt (y). Nicht zwo, mit ihrem Stam-
me, in welchem ſie zuſammen wachſen, verglichne Blut-
adern. Denn es ſind auch dieſe zwo Blutadern weiter,
als ihr Stamm (z). Es thuts auch nicht eine einzelne
Blutader, wenn man ſie ohne ihre Aeſte betrachtet.
Denn es ſind Blutadern, wenn ſie eine lange Strekke
ohne Aeſte durchlaufen, nicht nur ſelbſt eilindriſch, ſon-
dern es iſt auch jedwede Blutader zwiſchen zween Aeſten
gleichweit, und ſie erweitert ſich nur alsdenn ſtaͤrker, ſo-
bald ſie durch einen neuen Aſt einen Zuwachs bekoͤmmt.
Doch alsdenn faͤllt die ganze Sache auf die Stammoͤff-
nung, welche kleiner als die Oefnung der Aeſte wird.
Jſt
[551]des Blutes, in den Blutadern.
Jſt die Urſache nicht wahr, ſo wird auch der Erfolg
nicht wahr ſeyn koͤnnen.
Es iſt aber ausgemacht, daß Blutadern verſtopft
ſeyn koͤnnen; ausgemacht iſt es, daß ſie aufſchwellen und
ſich uͤbermaͤßig und viel ſtaͤrker ausdehnen laſſen, als man
an den Schlagadern warnimmt. Jch habe ſie oft von
geronnenem Gebluͤte verſtopft geſehen, welches ſich in
wilde Faͤſerchen verwandelt hatte (a). Es hat Bonti-
us(b) und Blancard(b*) die Holader mit einer fetten
Materie erfuͤllt, und zweimal weiter geſehen, als ſie na-
tuͤrlicher Weiſe ſeyn mus. Jch habe alle Blutadern an
der Gebaͤrmutter verſtopft, faſt von feſter Beſchaffenheit,
und voll geronnenen und derben Gebluͤtes gefunden.
Es iſt aber mehr als zu gemein, daß ſich Blutadern
uͤbermaͤßig erweitern, welches beweiſet, daß ſie in ſo fern
verſtopft ſind, daß ſie ihr eingenommenes Blut nicht eben
ſo gut wieder los werden koͤnnen. Sie ſchwellen im
ſchwangern Zuſtande, an den Saamengefaͤſſen (c), mit-
telſt eines Fleiſchbruches und Saamenaderbruches, in
dem Unterleibe der Waſſerſuͤchtigen (d), in verhaͤrteten
Geſchwuͤlſten der Eingeweide (wie mans augenſcheinlich
ſieht), und endlich in der tiefen Fettenzuͤndung (phleg-
mone), und zwar ſtaͤrker, als die Schlagadern (e), wie
auch vom Kramfe (f) und in allen langwierigen Krank-
heiten uͤberhaupt (g). Jn Geſchwuͤlſten ſind bei perio-
diſchen Blutungen die Blutadern aͤuſſerſt geſchwollen ge-
weſen (g*). Jn einem dreitaͤgigen Wechſelfieber war die
Pfortader ungemein aufgelaufen (g**). Wenn man die
M m 4Hals-
[552]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
Halsbinde feſte zieht, ſo wird die weiſſe Haut im Auge
rot (g***). Jm Seitenſtechen waren die Aeſte der unge-
paarten Blutader zu Blutaderſaͤkken geworden. Jndeſ-
ſen hat dieſe Erſcheinung eine deſto mehr uͤberzeugende
Kraft fuͤr unſern Sazz, je mehr die Anaſtomoſirungen
dieſen Verſtopfungen und einem Blutadergeſchwulſte im
Wege ſtehen.
§. 14.
Noch andre Urſachen.
Folglich raubt das Reiben, das in die Blutaderwaͤn-
de doch einiger maaſſen wirken mus; es raubt der Wie-
derſtand des vordern Blutes, es raubt auch die Schwere
ein wenig von derjenigen Geſchwindigkeit, welche in den
kleinſten Blutaͤderchen noch uͤbrig iſt. Jch habe mit
uͤberzeugenden Verſuchen gewieſen (h), daß in den Blut-
adern das Blut von ſeiner Schwere ſo nachdruͤkklich be-
herrſcht werde, daß es gaͤnzlich aufhoͤrt zum Herzen zu-
ruͤkke zu kehren, und ſich mit umgekehrtem Strome ge-
gen die aus den Schlagadern kommende Wurzeln zuruͤk-
ke ſtemmt, ſo bald das Thier ſolche Richtung bekoͤmmt,
daß das Herz oben und die Wurzeln der anfangenden
Blutadern unten zu ſtehen kommen. Jſt dieſes wahr,
ſo ſieht man leicht, daß von der Geſchwindigkeit der
ruͤkkehrenden Blutadern faſt uͤberall im Koͤrper ein an-
ſenliches verloren geht: naͤmlich ſo lange der Menſch ſiz-
zet, in der untern Holader, der ungepaarten, den Schul-
ter- und Armadern, in den Blutadern der dikken und auch
faſt der duͤnnen Gedaͤrme, in ſehr vielen Blutadern der
Leber, in den Blutadern derjenigen Theile, die im Bek-
ken enthalten ſind, in ſehr vielen Blutadern der Lunge:
wenn man ſteht, ſo geſchicht dieſes Verweilen auch in
den
(g****)
[553]des Blutes, in den Blutadern.
den Blutadern der Schienenroͤhre; liegt der Menſch, ſo
laͤuft das Blut langſamer in den Blutadern des Ruͤkkens,
und wenn deren ihre Bewegung aufgehoben worden, ſo
entſteht daraus der heiſſe Brand. Ueberhaupt iſt es alſo
kein Wunder, wenn ohne den huͤlfreichen Beiſtand der
Muskeln, in Perſonen, die lange ſtehen, an den Beinen
ſehr leicht Blutaderknoten (varix) entſtehen, die Beine
ſchwellen (i), der Unterleib mit Blute angefuͤllt wird,
und die guͤldne Ader zu ſchwellen pflegt (k).
Die Blutadern des Kopfes ſind faſt die einzigen, de-
nen im Menſchen ihr Gewichte zu ſtatten koͤmmt, welches
bei den Thieren nicht eben ſo| geſchicht, und ſie genieſſen
in der That die Bequemlichkeit nicht, daß ſie das mit an-
gehaͤuftem Blute uͤberſchwemmte Gehirn, faſt ohne allen
Beiſtand der Muskeln, hurtig ausleeren koͤnnen. Es
weis es jedermann, wie unertraͤglich das Liegen auf dem
Ruͤkken iſt, da doch nicht viel mehr Blut oder Geſchwin-
digkeit zu der Zeit in den Gefaͤſſen ſtatt findet. Es ſtuͤrzt
ſich naͤmlich in dieſer Lage das Schlagaderblut, da der
Wiederſtand ſeiner Schwere gehoben worden, ſchneller
ins Gehirn hinein, und es fliſt das Blutaderblut, da die
helfende Kraft der Schwere fortgeſchaft worden, traͤger
wieder ab.
Da nun aber die Geſchwindigkeit des Blutaderblu-
tes von ſo vielen Urſachen veraͤndert wird, und da dieſe
Urſachen ſo ploͤzlich entſtehen, und wieder vergehen, be-
ſonders die Schwere, die Muskelbewegung und das
Atemholen. Da ferner eben dieſe Urſachen uͤber das
Schlagaderblut (l) eine viel kleinere Herrſchaft ausuͤben;
ſo mus man ſich durchaus nicht wundern, daß die Ge-
ſchwindigkeit des Blutaderblutes an ſich viel ungewiſſer
ſey, als des Schlagaderbluts ſeine, und daß ſolches bald
M m 5durch
[554]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
durch die Blutadern ſchlaͤfrig ſtroͤmt (m), ſobald die hem-
mende Urſachen zu wirken anfangen, bald ſchnell wieder
erwacht, ſo bald die Beſchleunigungsurſachen darinnen
die Oberhand bekommen.
§. 15.
Das Maas der Geſchwindigkeit, mit der das
Blut durch die Blutadern zuruͤkke ſtroͤmt.
Daß ſich das Blut in groſſen Blutadern ſchnell be-
wege, erweiſet auch ſchon das Aderlaſſen an geſunden
Menſchen, indem aus der verwundeten Blutader, wenn
ſie gleich nur mittelmaͤßig iſt, das Blut beinahe eben ſo
ſtark, als aus einer Schlagader herausſpringt (n). Es ſahe
der beruͤmte Denys(n*) zu, wie das Blut aus der Na-
belblutader, welche aus dem Mutterkuchen zuruͤkke kam,
mit der groͤſten Gewalt ſprang. Es haben aber einige
verſucht, das Maas der abſoluten Geſchwindigkeit der-
geſtalt zu beſtimmen, daß ſie den Weg maßen, welchen
das Blut in Blutadern, in einer gegebnen Zeit, hinter
ſich laͤſſet. Andre haben dagegen blos das Verhaͤltnis
der Geſchwindigkeit in Blutadern, gegen die Geſchwin-
digkeit in den Nebenſchlagadern geſucht. Man ſieht
aber leicht ein, daß man in ſo fern Schlag- und Blut-
adern nachbarlich nennen, und ihre Geſchwindigkeiten
gegen einander halten koͤnne, weil in den kleinſten Blut-
aͤderchen, und in den kleinſten Schlagaͤderchen dieſe Ge-
ſchwindigkeit ebenfalls ganz klein, in den mittelmaͤßigen
Aeſten der beiden Arten ebenfalls mittelmaͤßig, und in
den groͤſten Staͤmmen wieder am groͤſten iſt. Wir ha-
ben naͤmlich geſehen, daß in den Schlagadern, ſo wie
ſich ſolche vom Herzen entfernen, die Geſchwindigkeit
ebenfalls abnehme, und daß ſie in den Blutadern zu-
nehme
[555]des Blutes, in den Blutadern.
nehme (o), ſo wie ſich dieſe dem Herzen naͤhern (p).
Sucht man aber die Geſchwindigkeit vollſtaͤndig zu ſu-
chen, ſo mus noch der Blutaderſtamm mit berechnet
werden, zu derjenigen Blutader, die den Verſuch herge-
geben, da eine am Arme gefundne Geſchwindigkeit weder
von der Holader, noch von der am Finger entſpringen-
den Blutader wahr iſt.
Als derowegen Johann Tabor die abſolute Ge-
ſchwindigkeit unterſuchen wollte, ſo druͤkkte ſelbiger eine
mit Klappen verſehene Blutader des Arms mit dem Fin-
ger zuſammen, er lies den Fingerdrukk wieder nach, und
ſo ſahe er, daß das Blutaderblut von Klappe zu Klappe,
waͤrend der Zeit eines Pulsſchlages, einen Zoll durch-
lief (q); doch man ſieht, daß ſeine Rechnung viel zu
klein iſt. Denn ob man gleich ſolche kurze Zeiten ſchwer-
lich ſicher genung beſtimmen kann, ſo habe ich doch am
Arme einen viel groͤſſern Raum durchlaufen geſehen,
wenn ich nur ein zweiſilbiges Wort ausſprach.
Faſt eben ſo groſſe Geſchwindigkeit eignete auch Ja-
kob Jurin der Holader zu, und er verglich den Strom
dieſes Blutes mit zwoͤlf Pfunden, welche ſich innerhalb
einer Sekunde einen Zoll weit fortbewegten (r). Er
gibt das Moment in der Lunge kleiner an, ſo daß eben
dieſe Geſchwindigkeit ein viermal kleineres bewegtes Ge-
wicht ſeyn wuͤrde. Nach dieſen Maaßen wuͤrde die Ge-
ſchwindigkeit des Blutaderbluts, gegen die mittelmaͤßige
Geſchwindigkeit des Schlagaderbluts, faſt dreimal klei-
ner ſeyn (s).
Andre haben dagegen ganz andre Maaße vorgeſchla-
gen. Es haben einige beruͤmte Maͤnner (t) das Maas
des Schlagaderbluts, als eine lebendige Bewegung, wie
das
[556]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
das Quadrat der Geſchwindigkeit mit der Maſſe multi-
plicirt; hingegen das Moment des Blutaderbluts, wel-
ches gleichſam von einem todten Drukke in Bewegung
geſezzt ſey, wie die einfache Geſchwindigkeit mit der
Maſſe multiplicirt, geſchaͤzzt. Doch es kann, wofern
die Urſache zu beiderlei Bewegungen im Herzen liegt (u),
bei Beſtimmung der Geſchwindigkeit in Blutadern, kein
ander Maas, als bei Berechnung der Schnelligkeit des
Schlagaderbluts gebraucht werden.
Wir uͤbergehen die Zalen des Jakob Keils, dieſes
in den Vorrechten des Schlagaderbluts ſo freigebigen
Mannes: denn wenn wir ihm folgen wollten, ſo muͤſte
das Blut in den Aeſtchen der haarfeinen Blutadern, die
zu den Pforten mit gehoͤren, 14613 (x) mal langſamer,
als in der Schlagader des Gekroͤſes fliſſen, und in einer
Minute kaum uͤber eine Linie des Decimalmaaßes, und
in einer Stunde nicht uͤber ſechs Zoll durchlaufen, wenn
man ſchon die Geſchwindigkeit in der Gekroͤsſchlagader,
eben ſo gros, als in der Aorte machen wollte. Jndeſſen
hat doch eben dieſer beruͤmte Mann, den Ausflus an
einer Nebenſchlag- und Blutader, wie 15 und 6, und
folglich ein ziemlich warſcheinliches Verhaͤltnis zwiſchen
beiden gefunden (y).
Es fand unſer beruͤmte Amtsgehuͤlfe, Stephan Ha-
les, vor gut, lieber aus dem Sprunge des heraufgetrieb-
nen Halsaderbluts (carotis), welchen er mit dem
Sprunge aus der Droſſelblutader verglich, die Ge-
ſchwindigkeiten beider zu meſſen, und er fand, da der
Schus aus der Halsader fuͤnf Fus, und eben ſo viel Zoll
betrug, daß er in der Nebenblutader faſt dreizehnmal
kleiner, und faſt fuͤnf und einen halben Zoll hoch war (z).
Doch es wird ein ſolcher Sprung aus der Blutader,
von dem loſern Zuſtande ſolchen Gefaͤſſes, ſehr gemin-
dert,
[557]des Blutes, in den Blutadern.
dert, weil es dem Blute ſtaͤrker nachgibt, und einen Theil
der Geſchwindigkeit auf ſeine Erweiterung verwendet, da
die Feſtigkeit einer Schlagader ſeine Blutſaͤule beſſer in
Schranken haͤlt. Man kann nicht zweifeln, daß nicht
Waſſer aus einem metalliſchen Cilinder hoͤher, als aus
einem membranoſen herausſpringen ſollte.
Mir koͤmmt die ganze Sache uͤberhaupt einfacher
vor. Jch habe in Blutadern, die von gewiſſen Schlag-
adern Nebenadern waren, das Blut faſt nach einem ſol-
chen Verhaͤltniſſe traͤger laufen geſehen, welches umge-
kehrt, wie die Oefnungen war, naͤmlich etwas kleiner,
als zweimal (a). Es iſt kein Zweifel, daß nicht dieſes
Verhaͤltnis an den Holadern, wo ſie ſich ins Herz wer-
fen, recht und getroffen ſeyn ſollte. Denn es kann die
Aorte, um unſre Rechnung auf eine einzige Herzkammer
einzuſchraͤnken, nichts ausfuͤhren, welches ſie nicht von
den Holadern emfangen haͤtte. Wofern alſo das Blut
durch dieſe Blutadern traͤger flieſſet, ſo mus dieſe Traͤg-
heit durch die groͤßre Oefnung der Blutadern aufs ge-
nauſte erſezzt werden, und wofern das Ebenmaas der
Traͤgheit groͤſſer waͤre, als das Ebenmaas der Oefnun-
gen umgekehrt, ſo wuͤrde in der That die Aorte eine klei-
nere Menge emfangen, und wenn dieſer Unterſcheid mit
jedwedem Pulsſchlage wiederholt wuͤrde, ſo muͤſte ſie in
kurzer Zeit trokken werden. Um nun die Geſchwindig-
keit in der anfaͤnglichen Aorte, mit der Geſchwindigkeit
in den Holadern zu vergleichen, ſo darf man nur ihre
Oefnungen unter einander vergleichen. Jſt dieſes Ver-
haͤltnis wie 11 zu 9, oder wie 10677 zu 91027 (b) be-
ſchaffen, ſo wird ſich die Geſchwindigkeit des Blutader-
bluts gegen das Schlagaderblut wie 81 zu 121 verhal-
ten. Sind die Verhaͤltniſſe wie 2 zu 1, wie ſie Tabor
ſchaͤzzt
[558]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
ſchaͤzzt (c), ſo wird die Bewegung durch dieſe Blutader
genau zweimal traͤger ſeyn, als durch die Aorte. Ver-
halten ſich die Oefnungen wie 3476 zu 8177, welches
eine Folgerung aus den Wintringhamſchen Maaßen
iſt (d), ſo wird die Geſchwindigkeit der Aorte faſt wie
82, und der Holader wie 35, alſo mehr als zweimal
kleiner, ſeyn. Wenn nach den Rechnungen des beruͤm-
ten Boißier(e) die Aorte dreimal kleiner, als die zu-
ſammengenommne Oefnungen einer Holader iſt, ſo
wird die Geſchwindigkeit der Holadern umgekehrt drei-
fach ſeyn. Wenn ſich nach meinem Ueberſchlage alle
Oefnungen der Holadern zuſammen, zur Aorte wie 5030
zu 1600 verhalten, ſo wird die Geſchwindigkeit in der
Holader um etwas groͤſſer als zweifach ſeyn. Jch habe
naͤmlich fuͤr die Durchmeſſer an der obern Holader 37,
an der untern 57, an der Aorte nahe am Herzen, 40
Hundertteile eines Zolles gefunden. Wenn die verei-
nigte Oefnungen der Blutadern, gegen die Aortenoͤf-
nung, wie ich in einem andern Exempel gefunden, wie
24 zu 9 waren, ſo muſte die Geſchwindigkeit in den
Blutadern gegen die in den Schlagadern wie 9 zu 24
ſeyn. Es kann der Unterſcheid uͤber dieſes Maas nicht
ſehr weit hinausſchweifen, da auſſerdem die Blutadern
von dem Wachſe uͤber ihr natuͤrliches Maas viel ſtaͤr-
ker ausgedehnt werden, als Schlagadern, und da es
warſcheinlich iſt, daß ſie, in einem lebenden Koͤrper,
kleiner ſeyn muͤſſen.
Folglich hat ohnlaͤngſt ein beruͤmter Mann ohne
Ueberlegung gedacht, wenn derſelbe vorgibt, daß ein
zum Herzen ruͤkkehrendes Blut kaum den zehnten Theil
von ſeinem Nachdrukke uͤbrig behalte, mit welchem es
ſich in die Aorte ergoſſen, und daß neun Zehnteile von
die-
[559]des Blutes, in den Blutadern.
dieſer Gewalt durchs Herz und die Lunge verſchaft wuͤr-
den (f). Denn es iſt die Gewalt des beiderſeitigen Blu-
tes genau einerlei, indem ſich in der Holader um ſo viel
mehr Blut befindet, je kleiner deſſen Geſchwindigkeit iſt.
§. 16.
Zu welcher Zeit das Blut ſeinen groſſen Kreis-
lauf verrichtet.
Nicht lange darnach, als man den groſſen Umlauf
des Blutes aus dem Herzen in die aͤuſſerſte Schlagadern,
und aus dieſen mittelſt der Blutadern ins Herz erfun-
den hatte, ſo erhob ſich auch ein heftiger Streit daruͤber,
in welcher Zeit das geſammte Blut dieſen Kreislauf zu
Ende bringe. Die mereſten Schriftſteller des vorigen
Jarhunderts bedienten ſich hierzu einer der einfachſten
Metoden. Sie ſchaͤzzten die Blutmaſſe nach ſo und ſo
viel Pfunden; hierauf wogen ſie die Blutwelle, die ein
Pulsſchlag aus dem Herzen treibt nach Quentchen, ſie
zaͤlten die Pulsſchlaͤge fuͤr eine Stunde, und ſie fanden,
daß innerhalb einer Stunde ſo und ſo viel Unzen aus dem
Herzen floſſen, und daß in allen Gefaͤſſen uͤberhaupt
nicht mehr als ſo und ſo viel Pfunde waͤren, als ſie an-
fangs angenommen hatten, folglich haͤtten alle dieſe
Pfunde in einer Stunde ſo und ſo oft durchs Herz um-
laufen muͤſſen, als es geſchaͤhe, damit dieſes Werkzeug
in dieſer Stunde ſo und ſo viel Quentchen und Unzen
von ſich geben koͤnnte, folglich waͤre in dieſem Theile
einer Stunde eben ſo viel Blut, als die ganze Blutmaſſe
betraͤgt, durchs Herz und den ganzen Koͤrper herumge-
fuͤhret worden.
Es hat demnach Harvei, deſſen Sache es war, zu
zeigen, daß das Herz, ohne das aus den Schlagadern
ruͤkkerende Blut, denjenigen Vorrat nicht emfangen
wuͤrde, den es wieder an die Aorte gibt, als einer, der
unter
[560]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
groſſen Maͤnnern die groͤſte Beſcheidenheit beſas, eine
ſolche Rechnung abgefaſt, welche ihm lange nicht ſo
ſchmeichelte, als ihm wohl die Sache ſchmeichelte. Er
ſezzte alſo fuͤr eine Stunde 2000 Pulsſchlaͤge, deren es
doch 4500 gibt. Er nahm an, es wuͤrden drei Quent-
chen Bluts in die Aorte geworfen, da doch zwo Unzen
und daruͤber in dieſelbe getrieben werden. Und hier-
aus ſchlos er, daß dennoch in einer Stunde mehr
Blut durchs Herz herumgefuͤret werde, als man
in den Gefaͤſſen des ganzen Koͤrpers antrift (g), naͤmlich
faſt 50 Pfunde. Jn ſeinen nach dem Tode aufgeleg-
ten Schriften hinterlies er noch, daß der Umlauf in
einer Stunde zweimal verrichtet wuͤrde. Es waren die-
ſem Manne zwar die rechte Zalen gar nicht unbekannt,
er war aber zu ſchamhaft dazu, und er wollte lieber ſol-
che gebrauchen, die ihm weniger guͤnſtig waren (h).
Hierauf ſezzte Johann Walaeus fuͤr eine aus dem
Herzen geworfne Blutwelle einen einzigen Skrupel
an, um mit Fleis ſparſam zu rechnen, und ebenfalls
2000 Pulsſchlaͤge (i).
Vopiscus Fortunatus Plemp rechnete, da die Kraft
der Warheit ſchon beſtaͤtigt war, 5376 Herzſchlaͤge,
allein er ſchraͤnkte unbillig die Blutwelle auf zehn Gran
ein, er ſchaͤzzte die Blutmaſſe auf 30 Pfunde, und ſo
wird ein vollkommner Kreislauf in drei Stunden, und
etwas daruͤber vollendet (k).
Werner Rolfink zaͤlte 4420 Schlaͤge, er ſchaͤzzte
wieder die Blutwelle auf einen halben Skrupel, die
Pfunde Blut lies er, wie ſie Plemp angegeben hatte;
ſolchergeſtalt ging erſt in zehn Stunden ein einziger Um-
lauf zu Ende (l).
Richard
[561]des Blutes, in den Blutadern.
Richard Lower ſteigerte das Maas einer aus dem
Herzen ſtroͤmenden Welle, mit beſſerm Grunde, bis auf
zwo Unzen, er behielt aber wieder die zu wenige zweitau-
ſend Schlaͤge noch immer bey, und er gab dem Blute
25 Pfunde. Und auf ſeine Art endigte das geſammte
Blut innerhalb dem dreizehnten Theile einer Stunde den
Kreislauf (m). Johann Gottfried Berger ſezzte
fuͤr die Welle eine Unze, fuͤr das Blut ſechzehn Pfunde,
3500 fuͤr die Schlaͤge; und ſo kehrte das geſammte
Blut in einer Stunde dreißigmal durchs Herz, von wel-
chem es herkam, zuruͤkke (n). Johann Floyer fand, da
er die Welle mit der vorigen gleich gros machte, 4200
Schlaͤge zaͤlte, und das Blut nach 13 Pfunden abwog,
zwanzig Umlaͤufe fuͤr eine Stunde (o). Wenn man
nach den Berechnungen des Keils(p) wieder eine Unze
fuͤr die Welle, 4500 Schlaͤge, aber die Schwere eines
Menſchen auf ſechszig Pfunde ſezzte, ſo wird in 36 Mi-
nuten ſo viel Blut im Kreiſe umlaufen, als der Koͤrper
ſchwer wiegt, und, wenn man warſcheinlicher zwo Un-
zen zaͤlt, ſo wird ſich dieſes in 18 Minuten eraͤugnen.
Johann Tabor zaͤlt 16 Pfunde Bluts, ſiebenzig
Schlaͤge, die Welle macht er 1500 Gran ſchwer: ſol-
chergeſtalt verrichtet alles Blut in 53 Minuten ſeinen
Kreislauf (q). Endlich fand Stephan Hales an einem
Hunde, der 52 Pfunde wog, wenn er das uͤbrige bei
dem keilſchen Sazze lies, daß der Kreis faſt in 12 Mi-
nuten (r) von ſo vielem Blute, das dem ganzen Thiere
gleich war, durchlaufen ward. Bartholin hat mehr
ſolche Rechnungen in ſeinen Werken geſammelt (s).
Er
v. Hall. Phiſ.II.Th. N n
[562]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
Es ergibt ſich von ſelbſt, daß an dieſen Rechnungen
noch vieles mangelhaft ſey. Selbſt der Anfuͤrer der
uͤbrigen, Harvei(t), erinnerte, daß das Blut bald traͤ-
ger, bald ſchneller durchs Herz durchſtroͤme, folglich ge-
ſchehe nicht bei jedwedem Menſchen, oder in allen Thei-
len eines Menſchen, beſtaͤndig zu einerlei Zeit der Um-
lauf des Blutes (u). Daher merkte Nikolaus Fontan
an, daß einige thieriſche Theile dem Herzen naͤher laͤgen,
andre weiter davon entfernt waͤren, und folglich wuͤrde
der Kreislauf in den erſten fruͤher, in den leztern ſpaͤter
verrichtet (x). Eben dieſe Erinnerungen gibt auch
Keil(y), Schelhammer, Boerhaave(z), Schrei-
ber(a) und Staehelin(b). Noch ohnlaͤngſt fand der
beruͤmte von Sauvages, vermoͤge einer nicht unwar-
ſcheinlichen Vermutung, daß ſich durchs Eingeweide in
gegebner Zeit mehr Blut hindurchbewege; es ſey daſelbſt
der Weg gebanter, durch Muskeln hingegen rauher, und
ſchwieriger, indem er ſich uͤberredete, daß wenig Waſ-
ſer in dieſen Theilen aus den Schlagadern in die Blut-
adern uͤbertrete (c).
Jch habe fuͤr meine Perſon, wenn ich das eingeſprizzte
Wachs aller Orten im menſchlichen Koͤrper leicht ſeinen
Kreis beſchreiben ſahe, dennoch gefunden, daß es verdroß-
ner ſeine Straſſe in den Druͤſen, Membranen, aber leich-
ter in den Nieren, dem Pfortenaderſifteme, der Lunge,
und im Gehirne, und wenigſtens auch in den Gliedmaaſ-
ſen ziemlich leicht verfolgte. Da ich ferner die Erſchei-
nungen an lebendigen Thieren in Augenſchein nahm, ſo
ſahe ich zuverlaͤßig, daß das Blut in einigen Theilen des
Thieres ſtilleſtand (d), oder langſam fols, oder ſich ver-
kehrt
[563]des Blutes, in den Blutadern.
kehrt und unnatuͤrlich bewegte, wenn ſolches indeſſen in
andern Gegenden eben deſſelben Gekroͤſes, oder in andern
Gefaͤſſen eben der Gegend ungezwungen und natuͤrlich,
ſeinem Kreiſe gemaͤs lief. Es erweiſet die Kaͤlte an ge-
wiſſen Theilen, wenn indeſſen andre heis ſind, die Fie-
berblaͤſſe (e), die Entzuͤndungen, und das Klopfen an
beſondern Gliedmaaßen, daß in den Gefaͤſſen eines
Menſchen eine aͤnliche Unregelmaͤßigkeit ſtatt hat.
Man mus ferner von dieſer Frage, die beſondern
Umlaͤufe des Fettes, des Dunſtes in den kleinſten Hoͤl-
chen, des Markes, der Galle, der verſchiednen Ausdam-
fungen abſondern, welches alles Saͤfte ſind, die vom
Blute abſtammen, und ſich wieder ins Blut, aber nach
hoͤchſt verſchiednen Zeitlaͤuften, ergiſſen. Man mus
ferner feſtſezzen, daß alles Blut, welches aus dem Her-
zen fortgetrieben worden, in eben der Menge wieder
zum Herzen zuruͤkke kehre, und ſich nirgens wo ſonſt ver-
laufe. Doch man darf ſich nie in die einem jeden
Theile eigne Geſchwindigkeiten vertiefen, ſo wenig als
ſich der ſchnellere Kreislauf des Herzens, der Bruſt, oder
des Kopfes, von dem langſameren Kreislaufe in den
Fuͤſſen trennen laͤſt.
Wenn man nun gleichſam dieſe Knoten liegen laͤſt,
und die Frage auf ihre Einfachheit zuruͤkkeſezzt, ſo laͤſt
ſich einigermaaßen darauf wohl antworten. Wenn
man alſo dreißig Pfunde Blut annimmt, wenn man
4500 Schlaͤge zugibt, wenn man die Welle, welche
aus dem linken Herzen herausſtroͤmt, auf fuͤnf Lote
ſchaͤzzt, ſo werden innerhalb einer Stunde 90,000
Quentchen aus dem Herzen fliſſen. Es gibt aber
in einem Menſchen 3840 Quentchen Blut, folglich
werden in einer Stunde volle \frac {"90000"} {"3840"} oder 23 und \frac {"1680"} {"3840"}
Umlaufe geſchehen: und es wird ein einziger Umlauf des
Blutes aus dem linken Herzen ins rechte in weniger als
N n 2drei
[564]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
drei Minuten verrichtet werden. Hieraus folgt nun
ferner, daß ſich das Blut dem ohngeachtet doch in den
kleinſten Gefaͤſſen lange genung verſpaͤtet. Denn wenn
das Blut ſeine vom Herzen emfangne Geſchwindigkeit
behielte, und in einer Minute fuͤr ſich allein 260 Zolle,
oder 21 Fus durchliefe, welches das beſcheidne Maas
des Franz Boißier(f) iſt, ſo erhellt daraus, daß das
Blut in einer Minute zwei oder dreimal vom Herzen
durch den Kopf, oder die Fuͤſſe, wieder ins Herze zuruͤkke
kehren werde.
§. 17.
Die unordentliche Bewegung des Blutes in den
Blutadern.
Wir haben bei Betrachtung der Schlagadern ge-
zeigt, wie leicht und wie ofte der Lauf des Schlagader-
blutes, an lebendigen Thieren, aus Schwachheit, oder
vermoͤge der Ueberleitungskraft, oder aus andern Urſa-
chen in Unordnung geraͤt. Noch viel ſchwankender iſt
dieſe Bewegung in den Blutadern, indem dieſelbe von weit
mehr Urſachen (g), und von allen viel nachdruͤkklicher ver-
aͤndert wird (h). Jn den Blutadern verweilt ſich das
Blut ſo oft und leicht, ohne daß das Leben oder die
Geſundheit dadurch Schaden leiden (i), es ſteht ſo gar
voͤllig ſtille (k), oder es laͤſt ſich wieder von neuem er-
muntern, und in ſchnellere Bewegung ſezzen (l). Es iſt
aber nicht Seltnes, daß ſich hier der Umlauf umkehrt,
indem das Blutaderblut gegen eine Gegend, wo der
Wiederſtand geringer iſt, oder nach der untern Gegend
ſei-
[565]des Blutes, in den Blutadern.
ſeines Gefaͤſſes, oder gar wegen Mattigkeit mit umge-
kerten Strome fliſſet, als ſonſt die Natur demſelben zu
laufen befielet, wodurch ein gegenſeitiger Strom ent-
ſteht (m), welcher ſich ſo gar mit einer beim Herzen wie-
der hergeſtellten Bewegung wohl vertraͤgt (n). So fluͤch-
tet alſo das Blut bei einer vorgefundnen Schwierigkeit
nach der erſten beſten Richtung zuruͤkke (o). Eben ſo iſt
es ganz was gemeines, daß das Blut in den Blutadern
von wiedrigen Gegenden gegeneinander her ſchwankt (p),
und daß es auf gewechſelten Wegen gegen das Herz
oder gegen die aͤuſſerſten Theile zu dringt, und daß es in
dem Blutaderſiſteme endlich eine zuſammengeſezzte Bewe-
gung annimmt, da es theils ſeinem gehoͤrigen Laufe,
theils einem dem natuͤrlichen zuwiederlaufenden folget (q).
Nicht ſelten vereinigt ſich zugleich mit der Schwankung
ein Kampf zwiſchen den gegenſeitigen Blutſaͤulen (r).
Auch das geſchicht nicht ſelten, daß nach Vollendung
dieſes Schwankens der natuͤrliche Strom ſeinen Fort-
gang wiederbekoͤmmt (s), wenn erſt der Streit beigelegt
worden, und die folgende Welle, die den Sturm ange-
fuͤrt, uͤber die aufruͤreriſche die Oberhand erlangt.
Von den Dingen, die ich an kaltbluͤtigen Thierchen
wargenommen, gelten einige Stuͤkke offenbar auch vom
Menſchen ſelbſt, weil man in der Natur dieſer Thiere
nichts findet, warum dieſe Erſcheinungen nicht auch Thie-
ren vom warmen Blute gemein ſeyn ſollten. Was das
N n 3Ver-
[566]Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
Verſpaͤten betrift, ſo iſt wohl kein Zweifel dabei, da
man ſelbiges an den Blutadern die das Gekroͤſe durch-
krichen, an Thieren augenſcheinlich ſehen kann, wenn
man ihnen den Unterleib oͤffnet. Das Stillſtehen ſcheint
in Ertraͤnkten und Gewuͤrgten und ſo oft ſtatt zu finden,
als weder ein Pulsſchlag, noch ein Atemholen uͤbrig
ſind (t). Das Ruͤkkehren des Blutaderbluts in die klein-
ſte Gefaͤſſe, ſcheint die Schaamhaftigkeit, die Erroͤtung
der Wangen, welche kaum von den Schlagadern ſo ſtark
werden koͤnnte, zu erweiſen: eben dieſes thut auch die Er-
weiterung der kleinſten Darmblutaͤderchen, in der Ver-
ſtopfung der Leber, oder der Pfortenader, vornaͤmlich
der Flus der goldnen Ader, welcher den deutlichſten Be-
weis abgibt, und die hieraus entſtehende Erleichterung
an den verſtopften Eingeweiden des Unterleibes; ferner
die ſchnelle Wirkſamkeit eines Aderlaſſens an Erwuͤrgten
und Erhaͤngten, in denen das im rechten Herzohre, in
der obern Holader und der Droſſelblutader angehaͤufte
Blut, durch die Wunde abgeleitet wird. Gibt man
das Ruͤkklaufen zu, ſo ſcheint eine Schwankung alsdenn
zu erfolgen, ſo bald z. E. das Blut von den guͤldnen
Adern ſeinen rechten Lauf wieder annimmt, und ſich wie-
der nach der Leber hinauf begibt. Es iſt auch zu vermu-
ten, daß bei allen Anaſtomoſirungen, ſo oft das Blut
eine von der vorigen unterſchiedne Richtung annimmt (u),
eine Schwankung vorangegangen ſey.
Jch uͤbergehe hier die Verſtopfung, welche mehr ein
patologiſcher Beweis iſt, und ich wuͤrde die Arbeit des
Mannes loben, welcher auf ſich naͤhme zu beſtaͤtigen,
welchen Anteil Blutadern an Verſtopfungen und Ent-
zuͤndungen haben, indem ich davor halte, daß ſich dieſe
Krankheiten viel leichter erklaͤren laſſen, wenn man uͤber-
haupt die Urſache des Uebels nicht in den viel ſeltner
ver-
[567]des Blutes, in den Blutadern.
verſtopften Schlagadern, ſondern in den Blutadern ſuchen
wollte (u*).
§. 18.
Die Bewegung des Blutaderbluts nach dem
Tode.
Es mag genung ſeyn, dieſe Bewegung des Blutes
ohne den Beiſtand des Herzens ſo obenhin zu beruͤren,
indem ſich ſelbige in den Blutadern faſt eben ſo (x), als
in den Schlagadern verhaͤlt, und ohne allen Trieb des
Herzens in meinen Verſuchen, wenn ſie am laͤngſten ge-
dauret, bis 36 (y) Minuten fortgewaͤhrt hat. Die Ur-
ſachen von dieſer Bewegung ſind das Gewichte (z), die
zuſammenziehende Kaͤlte (a), die Ueberleitungskraft (b),
die vom Blute ſich losmachende Luft (c), und eine bisher
noch nicht genung bekante Kraft, welche ich, aus einer
warſcheinlichen Uebereinſtimmung der Gruͤnde, der An-
ziehungskraft der geronnenen Blutmaſſen zugeſchrieben
habe (d). Jch habe geſehen, wie dieſe Bewegung der
natuͤrlichen Bahn folgte (e), oder einer wiedrigen ge-
horchte (f), oder daß ſie endlich zu der Schwankung mit
gehoͤrte (g).
N n 4Fuͤnf-
[568]Sechſtes Buch. Der Seitendrukk
Fuͤnfter Abſchnitt.
Der Seitendrukk des Blutaderbluts.
§. 1.
Gruͤnde, wodurch ſelbiger verworfen wird.
Es haben viele unter den Neuern, entweder ganz und
gar keinen Seitendrukk in den Blutadern, oder doch
nur einen ſehr geringen zugeſtehen wollen. Ganz und
gar keinen litte der vortrefliche Peter von Muſſchen-
broek(h), und eben daher lies er keine Arzneimittel in
die Blutadern wirken, indem dieſe weder die Waͤnde be-
ruͤrten, noch ſie folglich reizen koͤnnten. Franz Boiſ-
ſier(i) lies einen geringen zu, der aber doch kleiner, als
in den Schlagadern ſey, und er beobachtete, daß zu die-
ſem Ende, naͤmlich wegen des kleinen Seitendrukks, auch
die Waͤnde ſchwaͤcher gebaut waͤren (k). Ohne Zweifel
haben beruͤmte Maͤnner den Grund davon in der Erwei-
terung des Durchmeſſers einer Blutader geſucht (l).
§. 2.
Und beſtaͤtigt wird.
Es laͤſſet ſich aber leicht erweiſen, daß uͤberhaupt der
Seitendrukk in den Blutadern gar nicht undeutlicher ſey,
als in den Schlagadern, und daß ſich ſelbiger eben ſo fuͤr
die ſchwaͤchere Membranen der Blutadern, als der Schlag-
aderdrukk fuͤr die ſtarke Schlagaderkanaͤle ſchikke. Es
fliſſen naͤmlich die Saͤulen des Blutes in den Blutadern
beſtaͤn-
[569]des Blutes in den Blutadern.
beſtaͤndig in einen engern Kanal (m), und folglich aͤuſſern
mehr Kugelreihen wieder die Waͤnde ein Beſtreben, und
es iſt auſſerdem der Seitendrukk groͤſſer, ſo wie das Fort-
ruͤkken kleiner iſt (n). Man ſieht aber auch viel deutli-
cher, wie ſich unterbundne Blutadern vor den Schlag-
adern erweitern (o), wie ich an der Droſſelader und an
andern oft gefunden habe, und dieſe Erweiterungen ſind
eben das Maas des Seitendrukks. Man findet auch die
Blutadergeſchwuͤlſte oͤfters (p), und es ſind die Zerberſtun-
gen von kleinen Urſachen gar keine Seltenheiten (q).
Endlich ſo erweiſet die neue Geſchwindigkeit, mit der das
Blut im Aderlaſſen durch die Wunde herausbricht, offen-
bar dieſen Drukk. Denn es entſteht durch die Wunde
nicht etwa eine neue Urſache, welche das Blut nach die-
ſer Gegend hintriebe, ſondern es geſellet ſich blos zu der
Geſchwindigkeit des umlaufenden Blutes, die ungebroch-
ne und volle Wirkſamkeit der Aderwaͤnde, welche lange
ſchon gegen den jezzt verlezzten Ort, der damals aber un-
beſchaͤdigt ware, wirkſam war, welche aber der Wieder-
ſtand des Bluts ſo lange nicht aufkommen lies. Wenn
nun aber die Blutaderwaͤnde gegen das Blut druͤkkten,
ſo iſt auch gewis, daß das Blut wieder dieſe Waͤnde ge-
druͤkkt hat: denn geſezzt, es haͤtte nicht dagegen gedruͤkkt,
ſo haͤtten die Waͤnde eben durch dieſe ihre Kraft den Ka-
nal verengert. Daß dieſes aber der Erfolg ſey, und daß
die Geſchwindigkeit des Blutes durch die Wunde von
dem Drukke unverlezzter Gefaͤſſe vergroͤſſert werde, er-
weiſen nicht nur meine, ſondern auch andrer beruͤmten
Maͤnner Verſuche (r), und ich kann hierinnen nicht mit
gewiſſen vortreflichen Maͤnnern einerlei Gedanken hegen,
welche, da doch noch keine Verſuche daruͤber vorhanden
N n 5ſind,
[570]Sechſtes Buch. Der Seitendrukk
ſind, nicht zugeben wollen, daß das Blut durch eine
Blutaderwunde ſchneller laufe (s), daß vielmehr eine
Unterbindung notwendig ſey, damit ſolches nur heraus-
fliſſen koͤnne (t).
Wollte man einwenden, ich wiederſpraͤche meinem
eignen Vortrage, da ich doch geſagt, daß Blutadern
keine Muskelfaſern und folglich keine Reizbarkeit haͤt-
ten (u), ſo kann ich auch dieſe Beſchuldigung ohne groſſe
Schwierigkeit abfertigen, wenn ich nicht irre. Es iſt
ein Zuſammenziehen, welches allen thieriſchen Faſern
gemein iſt, ſeiner Ausdehnung wiederſtrebt, und welches
ſich bemuͤht, ſich ſo kurz als moͤglich, der Laͤnge nach zu
machen. Dieſe Kraft erwekken keine Gifte oder Meſ-
ſer (x), ſie wird durch keine Nerven vermert oder vermin-
dert, und ſie iſt auch dem Zellgewebe eigen, aus welchem
Blutadern erzeugt werden; ſie klebt den Blut-und
Schlagadern auch in Leichnamen und noch eigenſinniger
an, ſie iſt blos in ſo fern thaͤtig, daß ſie der Erweite-
rung einer Roͤhre Wiederſtand thut, welches nun nicht
geſchehen kann, ohne daß die Laͤnge der Faſern, die eine
Blutader ausmachen, zunimmt. Uebrigens haben wir
vorlaͤngſt (y), und nur noch in dieſem Werke (z), das
Ueberleiten von einem den Augen nicht deutlichen Zu-
ſammenziehn der Gefaͤſſe gefolgert.
Man erſiehet uͤbrigens leicht daraus, weil Blutadern
im Fortkrichen immer enger werden, daß dieſer Drukk in
den kleinſten Gefaͤſſen kleiner ſeyn, in den Blutaderſtaͤm-
men hingegen beſtaͤndig wachſen muͤſſe, ſo wie dieſe Staͤm-
me groͤſſer und dem Herzen naͤher ſind. Selbiger muſte
aber um die Gegend des Herzens am groͤſten, und mit
einer
[571]des Blutes in den Blutadern.
einer gleichmaͤßigen Biegſamkeit verbunden ſeyn, damit
die Blutadern recht weit ausgedehnt werden koͤnnen, der
Breite nach, weil das Blut notwendig, in den verſchied-
nen Lebensumſtaͤnden, in dieſer Gegend vor dem Eingange
ins Herz und in die Lunge angehalten werden mus, wie
bei allen Bemuͤhungen im Laufen und in angeſtrengten
Arbeiten geſchicht. Aus der Urſache ſind in Thieren,
die zu Waſſer und Lande leben koͤnnen, die Blutadern
ungemein weit (a); da dieſe Thiere lange Zeit ohne Atem-
holen zubringen muͤſſen. Wie nun aber die Gewalt des
Schlagaderblutes groͤſſer, als des Blutaderhaften iſt,
ſo iſt auch der Wiederſtand der Blutadermembranen ge-
ringer, als der Wiederſtand der Schlagaderhaͤute.
Wenn alſo eine Lanzette beim Aderlaſſen durch die Blut-
ader bis in die Schlagader des Arms durchgedrungen,
und dadurch dem Schlagaderblute der Weg in die Blut-
ader hinein gebahnt worden, ſo hat man ſelbige an der
Stelle ungemein erweitert gefunden (b).
§. 3.
Woher es komme, daß Blutadern keine
Schlaͤge thun.
Wofern das Blut in den Blutadern eben ſo, wie in
den Schlagadern, gegen die Aderwaͤnde druͤkkt, ſo kann
man die Frage aufwerfen, warum Blutadern auch nicht
eben ſo gut wechſelweiſe pulſiren, und in gewiſſen abge-
meßnen Tempos entweder erweitert aufhuͤpfen, oder zu-
ſammengezogen niederſinken. Denn es iſt der oben be-
ſchriebne Pulsſchlag (c) kein wirklicher Pulsſchlag gewe-
ſen, und es kann hieher weder das Klopfen der Hol-
adern (d), noch der Lungenblutadern (e), noch einige we-
nige andre Beiſpiele, ihre Beſtaͤtigung und Rechnung
fin-
[572]Sechſtes Buch. Der Seitendrukk
finden (f), da bei einigen Menſchen in gewiſſen ſeltnen
Faͤllen Blutadern geſchlagen haben. Denn es iſt aus
unzaͤlbaren Verſuchen bekannt, daß auch ſo gar groſſe,
entbloͤſte, und wegen ihres Geſchwulſtes auch durch die
unverlezzte Haut durchſchimmernde Blutadern, an leben-
digen Menſchen und Thieren, bei einerlei Durchmeſſer
unbeweglich ſtille liegen.
Eine divergirende Kegelfignr iſt dem Pulſiren gar
nicht hinderlich (g), da nicht nur Blutadern, die in
Staͤmme zuſammenfliſſen, vielmehr enger werden, ſon-
dern auch das aus einer Schlagader in eine Blutader
fliſſende Gebluͤte, in der That den Trieb des Pulsſchla-
gens mit ſich dahin verpflanzt (h), und da in Blutader-
geſchwuͤlſten (varix) und an unterbundnen Blutadern
kein Pulsſchlag entſteht, wo er doch recht gros haͤtte
ſeyn muͤſſen, indem das Ende einer ſolchen Blutader
nicht blos enger, ſondern auch ſo gar blind iſt.
Vor allem andern aber erhellt der Grund, warum
eine Blutader nicht klopfet, daher, weil die Beſchleuni-
gungskraft des Herzens nicht bis an ſie gelangt, da ſie
ſonſt wechſelweiſe immer mehr und mehr Blut in eine
Schlagader ausſchuͤttet. Denn auch dieſer gewechſelte
Fortſtos des Blutes, den das Zuſammenziehn in den
Schlagadern hervorbringt, iſt nirgens in den Blut-
adern gegenwaͤrtig (i).
Nun iſt noch uͤbrig, die Urſache zu ergruͤnden, war-
um das wechſelweiſe Zuſammenziehn des Herzens, das
Blutaderblut nicht ebenfalls wechſelweiſe befluͤgelt, da
doch in der That die Bewegung des Blutaderblutes
von dem Herzen herruͤhrt. Hier ſtehen verſchiedne
Schriftſteller mit verſchiednen Erklaͤrungen auf.
Der
[573]des Blutes in den Blutadern.
Der erſte iſt der vortrefliche Franz Boißier, der be-
reits vorlaͤngſt (k), und nur neulich noch auf eine voll-
ſtaͤndigere Art (l), beinahe auf folgende Weiſe, dieſe Auf-
gabe entwikkelt hat. Es ſagt derſelbe naͤmlich, es be-
wege ſich das Blut bereits in den lezzten Schlagaͤderchen
mit einer einfoͤrmigen Geſchwindigkeit, indem in den
pulſirenden Staͤmmen eine friſche Welle wechſelweiſe die
vorhergehende drenge, und wechſelweiſe wieder zu dren-
gen |nachlaſſe. Es nehme naͤmlich in den Schlagadern,
die vom Herzen mitgeteilte Geſchwindigkeit beſtaͤndig bei
jedwedem Schritte ab, ſo daß das Zuſammenziehn be-
ſtaͤndig kleiner werde, und der Unterſcheid immer kleiner
ſey, um welchen die folgende Blutwelle die vorherge-
hende an Geſchwindigkeit uͤbertrift.
Dagegen erzeugt die Zuſammenziehungskraft in den
Schlagadern zur Zeit des Zuſammenziehens eine Ge-
ſchwindigkeit, welche beſtaͤndig waͤchſt, indem ſie von
einer laͤngern Reihe der Schlagader bewirkt wird. Da
folglich die waͤrend dem Zuſammenziehn erzeugte Ge-
ſchwindigkeit beſtaͤndig anwaͤchſt, hingegen die vom Her-
zen ſtammende Geſchwindigkeit beſtaͤndig kleiner wird,
und folglich der Unterſcheid beſtaͤndig ſchwaͤcher wird,
ſo mus notwendig ein Punkt vorhanden ſeyn, wo dieſer
Unterſcheid gar verſchwindet, und wo die von einer zu-
ſammengezognen Schlagader hervorgebrachte Geſchwin-
digkeit eben ſo gros wird, als die vom Herzen mitgeteilte
Geſchwindigkeit. Wenn dieſes geſchehen, ſo wird ſich
das Blut im Zuſtande der Zuſammenziehung einer
Schlagader, wenn ſich das Herze ausruhend nachlaͤſt,
mit eben ſo groſſer Geſchwindigkeit, als in der Erweite-
rung bewegen, wenn ſich das Herze zuſammenzieht; es
wird ſich naͤmlich das Blut mit einer einfoͤrmigen Ge-
ſchwindigkeit bewegen, und alſo ganz und gar kein Puls-
ſchlag
[574]Sechſtes Buch. Der Seitendrukk
ſchlag erfolgen. Es eraͤugnet ſich aber dieſer Fall in
dem lezten Schlagaͤderchen, und folglich wird auch das
Blut in der Blutader mit einer einfoͤrmigen Schnellig-
keit und ohne zu klopfen fortlaufen.
Doch es ſteht nur ein einziger Grund im Wege, war-
um wir der Aufloͤſung dieſer Aufgabe nicht beiflichten
koͤnnen. Denn es klopfen auch die Blutadern nicht an
ſolchen Thieren, und ſie erfaren keine Beſchleunigung
der Blutmaſſen, wenn in ihnen die mereſten Schlag-
adern ſich nicht zuſammenzuziehen, das Recht erhalten
haben (m), ſie erzeugen folglich waͤrend ihres Zuſammen-
ziehens keine ſolche Geſchwindigkeit, welche der vom
Herzen empfangnen Geſchwindigkeit nach und nach das
Gleichgewichte halten koͤnnte. Wofern demnach die
Abweſenheit des Blutaderpulſes, auch ohne eine Zu-
ſammenziehung der Schlagader ſtatt hat, und entſtehen
kann, ſo mus ſie notwendig eine andre Urſache haben.
Es zeigen ferner andre Verſuche, daß blos die Laͤnge
des Kanals, in den man wechſelweiſe einen Saft ſprizzt,
nebſt der groſſen Entfernung von dem treibenden Stem-
pel, ſchon der Aufgabe ein Gnuͤgen thun koͤnnen, daß
der Unterſcheid der Geſchwindigkeit in der folgenden
Welle, mit der ſie die Geſchwindigkeit der voranflieſſen-
den Welle uͤberwaͤltigt, allmaͤlich abnehme, und mit der
Zeit gar verſchwinde, ob in dieſem Kanale gleich keine
Zuſammenziehungskraft, oder eine Urſache zu einer
neuen Geſchwindigkeit da iſt. Harvey(n) war ge-
wont, die Erſcheinungen des Pulsſchlages an einem
aufgeblaſenen Gedaͤrme nachzumachen: Johann Flo-
yer erfuhr dieſe Sache auch an dem ſehr langen, aber
abgeſtorbnen und reizloſen Gedaͤrme einer Kuh, da er
den Stempel wechſelweiſe eintrieb, und wechſelweiſe zu-
ruͤkkezog, und dadurch folglich die wechſelnde Thaͤtigkeit
des Herzens nachamte, wie es das Blut in die Schlag-
adern
[575]des Blutes in den Blutadern.
adern ausſprizzet; denn es ſchwollen die erſten Windun-
gen des Gedaͤrms, die ſich am Stempel zunaͤchſt befan-
den, ſo auf, wie ſie die Fluͤßigkeit in ſich aufnamen, und
hierauf fielen ſie wieder nieder (o). Hingegen flos das
Waſſer, in einem weitern Abſtande von dem Stempel (p),
mit einem einfoͤrmigen und anhaltenden Strome fort,
wenn der, der den Verſuch machte, gleich den Stempel
wechſelweiſe trieb, oder im hineintreiben nachlies.
Durch einen andern Verſuch (q) hat man gefunden,
daß ein Saft, den man mit gewechſeltem Sprizzen bis
in die kleinſte Schweisloͤcher und ſchwammige krumme
Wege der Adern trieb, dergeſtalt und voͤllig den Unter-
ſcheid zwiſchen der wechſelweiſen Bewegung und Ruhe
einbuͤſte, daß er unter anhaltendem Troͤpfeln aus dieſem
ſchwammigen Weſen herausdrang. Da dieſer beruͤmte
Mann aber den Verſuch an einem belebten Koͤrper nach-
machte, und einen Saft in die Gekroͤſeſchlagader mit
abwechſelnder Gewalt hineintrieb, und ihn hineinzutrei-
ben aufhoͤrte, ſo kam eben ſo aus der Gekroͤſeblutader
das Waſſer mit einem anhaltenden Fluſſe herausge-
drungen.
Da ich dieſe Verſuche uͤberlegte, ſo fand ich, daß
das Pulſiren in der That von der Nachbarſchaft, von
der Groͤſſe und Staͤrke des Herzens abhaͤngt, und daß
das Klopfen daher in einem, am Fieber liegenden Men-
ſchen, bei dem die Krankheit die Kraͤfte des Herzens
anſtrengen hilft, an den gewoͤnlichen Orten ſehr lebhaft,
aber doch auch einigermaaßen an ſolchen Orten emfun-
den wird, wo an geſunden Perſonen die Schlagadern
ſonſt nicht klopfen (r). Daß ſich ferner an geſunden
Men-
[576]Sechſtes Buch. Der Seitendrukk
Menſchen, die nach dem Verhaͤltniſſe des uͤbrigen Koͤr-
pers ein groſſes Herz in ſich tragen, ein deutliches Klop-
fen bis zu denen Schlagadern hin fortſezze, welche faſt
nur um den ſechſten Theil einer Linie dikk ſind (s). Daß
dagegen das Pulſiren im Froſche, der nach Proportion
des Koͤrpers ein kleines Herz bekommen hat, und in den
Fiſchen, ſo gar in den groſſen Staͤmmen des Arms,
Schenkels und Gekroͤſes, verſchwindet (t), und ſich deſto
naͤher gegen die Nachbarſchaft des Herzens herauf begibt,
und endigt, je ſchwaͤcher das Thier iſt (u).
Wenn ich dieſes mit den Verſuchen eines Floyers
und Plemps vergleiche, ſo bleibet mir gar kein Zweifel
uͤbrig, daß nicht das Pulſiren auf die einfachſte Weiſe
verſchwinden ſollte, ſo bald der Ueberſchus der Geſchwin-
digkeit in der nachfolgenden Welle uͤber die Geſchwindig-
keit der vorangehenden Welle verſchwunden iſt. Es iſt
aber, um dieſen Unterſcheid zu vernichten, ſchon genung,
daß die dem Herzen naͤchſte Wellen von ihrer Geſchwin-
digkeit viel, und die entfernte Wellen weniger verlieren.
Daß dieſes nun wirklich ſo geſchehe, haben wir gezeigt,
da den kleinſten Nezzen uͤberhaupt die ſchlagaderhafte
Kegelfigur mangelt, und folglich der Einfall in die
Schlagadern verringert wird (x), und in den kleinſten Ge-
faͤschen ferner das nezzfoͤrmige Weſen faſt die Aſtoͤff-
nung ſo gros macht, als die Stammoͤffnung gros iſt (y),
da die Geſchwindigkeit in den kleinſten Gefaͤſſen kleiner,
und folglich auch das Reiben iſt, als in den groſſen (z),
da die Nachbarſchaft der Blutadern, und deren loſeres
Gewebe, den Durchſchus des Blutes in den kleinſten
Schlagadern erleichtert (a). Auf dieſem Grunde be-
ruht die ganze Sache. Denn wenn man eine Blut-
welle,
[577]des Blutes, in den Blutadern.
welle, vom Herzen bis zum Finger in zehn Gegenden
theilen wollte, ſo wird die Blutwelle in der dem Herzen
naͤchſten, und erſten Gegend, viel ſchneller als die naͤchſt-
folgende ſeyn, als welche verſchiedne Wiederſtaͤnde und
Verluſt bereits erlitten hat. Es iſt aber der Unterſcheid
der zwoten, vom Herzen entlegnern Welle, womit ſie die
Geſchwindigkeit der vorhergehenden Welle uͤbertrift,
bereits kleiner, als der Unterſcheid der erſten, und eben ſo
der Unterſcheid der dritten und vierten Welle wieder klei-
ner, und ſo iſt er nach beſtaͤndiger Progreßion in der
neunten kleiner, bis zur zehnten hinaus, bis dieſer Un-
terſcheid gar verſchwindet. Er verſchwindet aber um
deſto zeitiger, je eine kleinere Geſchwindigkeit die erſte
Welle emfangen hat, und er verſchwindet deſto vollſtaͤn-
diger, je mehr gleich lange Wellen da ſind, die ſich zwi-
ſchen das Herz und das aͤuſſerſte Gefaͤſſe legen, das iſt,
je laͤnger die Schlagader iſt.
§. 4.
Das Klopfen der Blutadern in Krankheiten.
Jch habe geſagt, daß bisweilen Blutadern in ge-
wiſſen ſeltnen Faͤllen geklopft haben, wie ſonſt Schlag-
adern zu thun pflegen. Jn den mereſten Faͤllen hat ſich
ein Hindernis (b) um die Gegend des Herzens gezeigt,
wodurch der Lauf des Blutaderblutes aufgehalten wor-
den. Es war das Herz ungemein erweitert, und duͤnne,
und in beiden Schlagadern ein ſehr langes faſriges Ge-
waͤchſe: an dieſem Kranken ſchlugen die Blutadern des
Arms und des Halſes zu gleicher Zeit mit dem Herzen (c).
Es war ein groſſes Herz, und ein Schlagaderſakk an
der rechten Kammer, nebſt einem Herzklopfen und Eng-
bruͤſtigkeit, bei einem andern die Urſache, daß die Droſ-
ſel-
v. Hall. Phiſ.II.Th. O o
[578]Sechſtes Buch. Der Seitendrukk
ſelblutadern ſchlugen (d). An einem Waſſerſuͤchtigen
waren die muͤzzenfoͤrmige Klappen faſt verſchloſſen, das
Herz weit, und man ſahe die Blutadern am Halſe klop-
fen (e). Von einem Polypus erfolgte ein beſtaͤndiges
und ordentlich auf einander folgendes Klopfen der Droſ-
ſelblutadern (f). Man emfand ein heftiges Pulſiren
uͤber dem Nabel, welches mit dem Pulsſchlage an der
Handwurzel gleiche Zeit hielte, als die abwerts ſteigende
Holader mit einer fettartigen Membrane, die wie Mark
anzuſehen war, verſtopft war (g). Hierzu koͤmmt noch
ein etwas dunkleres Exempel, von Blutadern die im
Flekkfieber geklopft haben, da ihr Aufhuͤpfen dem Auf-
huͤpfen der Schlagader aͤnlich war (h).
Ueberlege ich dieſe Pulſirungen, ſo glaube ich dieſes
felerhafte Schlagen der Blutadern auf die Holader zu
ſchieben, die ſich in ein verſtopftes Herz unvollkommen
ausgeleert haben mus. Da von dieſer Urſache das Blut
ſich zuruͤkkſtemmte (i), ſo dehnte es die naͤchſten Staͤmme,
und beſonders die Droſſelſtaͤmme aus. Was die Ge-
ſchichte des Weitbrechts betrift, da die Blutadern am
ganzen Koͤrper geklopft haben ſollen, ſo weis ich uͤber-
haupt nicht, was ich daraus machen ſoll.
Jch uͤbergehe das Schlagen der Adergaͤnge im Ge-
hirne, da an der ganzen Sache nichts daran iſt.
Sech-
[579]des Blutes in den Blutadern.
Sechſter Abſchnitt.
Die Wirkungen, die auf die Bewegung des
Blutaderbluts erfolgen.
§. 1.
Was die Bewegung in den Blutadern, mit
dem Blute in den Schlagadern gemein habe.
Auch hier werde ich mich ganz kurz faſſen koͤnnen.
Denn es erfolgt das mereſte in den Blutadern auf eben
die Weiſe, wie in den Schlagadern; und es wird der
ſchnelle Strom in den Staͤmmen eben das nach ſich zie-
hen, was die ſchnelle Bewegung in den Schlagadern
verurſacht, aber nur mit geringerer Heftigkeit, und es
wird die traͤgere Bewegung in den Aeſten eben das mit
groͤſſerm Nachdrukke thun, was die traͤgere Bewegung
in den Schlagadern thut. Selbſt der Nuzzen der Ana-
ſtomoſirungen iſt bei Blutadern und Schlagadern
gleich gros, und es unterſcheiden ſich die Blutadernezze
wenig von den Schlagadernezzen. Daher ſcheinet auch
das Aneinanderreiben der Kuͤgelchen, die Erzeugung der
Waͤrme, der Dichtheit, der alkaliſchen Schaͤrfe, und
der Roͤthe hier kleiner, als in den Schlagadern zu ſeyn,
da uͤberhaupt die Bewegung des Blutaderbluts nicht ſo
ſchnell, als des Schlagaderbluts geſchicht (k). Den
Kaliber (l) zu den Kuͤgelchen geben die Blutaͤderchen eben
ſo gut her, indem ſie ebenfalls nur auf ein einziges Kuͤ-
gelchen gebort ſind; einerlei Beſchaffenheit hat es auch
hier wieder mit der Faͤulnis, dawieder das Blut geſchuͤzzt
wird. Es ſcheint auch, daß die Anziehungskraft der
Kuͤgelchen und das Hervorbringen einer Zaͤhigkeit hier
ſtaͤrker wirket, da das Blut in den kleinſten Blutaͤder-
chen nur mit Traͤgheit fortruͤkkt: endlich ſo iſt nur eine
einzige Sache, worinnen Blutadern gerade das Gegen-
teil von den Schlagadern ausuͤben.
O o 2§. 2.
[580]Sechſtes Buch. Der Seitendrukk ꝛc.
§. 2.
Die Vermiſchung der Blutſtoffe.
Schlagadern ſondern Theilchen von verſchiedner
Art ab, welche erſt beiſammen, die Blutmaſſe ausmach-
ten. Sie verteilen dieſe geſchiedene Weſen in allerhand
Gefaͤſſe. Dagegen vereinigen die Blutadern dieſe We-
ſen wieder, und ſo ſtellen ſie, nach der neuen Miſchung,
die alte Maſſe wieder her. Folglich fuͤhren ſie dem
Blute der Schlagadern ſein Flieswaſſer (m), ſein Fett (n),
ſeine verflogne Daͤmfe aus den kleinen Hoͤlen (o), das
Waſſer aus den groſſen Hoͤlungen (p), die aus den Be-
haͤltniſſen eingeſogne verſchiedne Saͤfte, als die aus der
Gallenblaſe (q), die aus |beiden Saamenblaſen, aus dem
Magen, aus den Gedaͤrmen, aus dem Behaͤltniſſe des
Harns, und vor allen andern, den aus der Dauungs-
werkſtaͤte eingeſchlukkten Narungsſaft, worinnen die
Stoffe zu den kuͤnftigen Saͤften des Menſchen enthalten
ſind, wieder von neuem zu. Folglich befinden ſich in
der Aorte, ſo wie in den Holadern, alle die verſchiednen
Saͤfte beiſammen, und es iſt hier, ſo zu ſagen, das Vor-
rathshaus des Bluts angelegt: in den kleinſten und aus
den Schlagadern werdenden Blutaͤderchen iſt nichts als
Blut, mit einigem wenigem duͤnnen Waſſer begleitet,
zugegen, welchem diejenigen Saͤfte, die von den Schlag-
adern abgeſchieden werden, nach der Ordnung wieder
ausgeliefert werden. Und ſo verſammlen ſich mal uͤber
mal im Herzen, als in einer Niederlage, alle die Ge-
ſchlechter der Saͤfte, welche nach ihrer Abfertigung, in
die verſchiednen Gebiete des thieriſchen Lebens verſendet
werden ſollen.
Das
[581]
Das ſiebende Buch.
Die Abſonderung.
Erſter Abſchnitt.
Die Lebensſaͤfte.
§. 1.
Unter dem Worte Abſonderung (ſecretio) verſteht
man, ob der Name gleich nicht die Natur voͤllig
ausdruͤkkt, dasjenige Geſchaͤfte eines thieriſchen
Koͤrpers, da von der gemeinſchaftlichen Blutmaſſe, aller-
lei, unter ſich ſelbſt, und vom Blute verſchiedne Fluͤßig-
keiten dergeſtalt verfertigt werden, daß in einem jeden
Theile dieſes Koͤrpers jederzeit ſein gewiſſer Saft her-
vorgebracht wird. Wie viele Gegenden ſind nicht in
der Phiſiologie unerhellt, und doch iſt uͤber dieſes Ge-
ſchaͤfte nichts dunklers. Denn es gehet alles dieſes
gleichſam in den feinſten Grundſtoffen der Eingeweiden
und Druͤſen vor, deren Bauart doch weder vermittelſt
der Sinne, noch mit Huͤlfe der Scharfſinnigkeit heraus-
gebracht werden kann. Auch die Verſuche, womit wir
ſonſt die Natur nachamen, und erhaſchen, finden hier
nicht ſonderlich ſtatt: oder es haben ſich wenigſtens keine
Wisbegierigen zur Zeit auf dieſem Wege verſucht. Da
nun Menſchen in Siſtemen ungern Luͤkken vertragen
wollen, ſo iſt es geſchehn, daß die Hipoteſe einen Bau
angefangen, den die Anatomie ſich auszufuͤren weigert.
Doch ich ſchliſſe Hipoteſen wenigſtens in ſo fern nicht
voͤllig aus, daß ſie nicht andern Perſonen gefallen koͤnn-
ten, wenn ſie mir gleich ein wenig unwarſcheinlich vor-
kommen: und ſo iſt oft der Saame der Warheiten,
O o 3oder
[582]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
oder wenigſtens doch ein vorleuchtender Funke, der uns
zu Verſuchen Licht gibt, mit gutem Nuzzen aus Hipote-
ſen hervorgekeimt und heraufgeblizzt. Es iſt war, ich
verſpreche wenig Gruͤndliches, weil ich groͤſtenteils meine
Abſicht darauf richte, um nicht Sachen fuͤr Warheiten
anzupreiſen, wenn ſie blos Warſcheinlichkeiten ſind;
und ich ſezze mich vor die Leſer als ein Fuͤhrer, der nicht
weit mit ihnen hin denkt; der aber doch auch ſo gewiſ-
ſenhaft iſt, ſie zu keinen Jrrwegen zu verleiten.
Jch ſehe, daß man Nuzzen haben wird, wenn man
der Ordnung nachgeht, die ſich erſt mit Erzaͤlung der
Klaſſen der Saͤfte, und ihrer verſchiednen Natur und
Beſchaffenheiten abgibt: hierauf koͤnnen die Werkzeuge
folgen, in denen ein jeder dieſer Saͤfte von dem Blute
abgeſchieden wird. So wird man, wie ich hoffe, mit
derjenigen Urſache etwas naͤher bekannt werden, welche
macht, daß der beſtimmte Saft, und kein anderer, vom
Blute ausgeſondert und geſchieden wird. Denn wenn
ſich in einem koͤrperlichen Theilchen von beſtimmten
Baue, ein beſtimmter Saft, einzig und allein, und
allemal erzeugt, ſo iſt, bei mir wenigſtens, die Vermu-
tung gros, daß in dieſem Baue die ware Urſache von
der beſondern Natur verborgen liege, die dem Safte
eigen iſt, der an dieſem Orte abgeſondert wird. Jn der
That wuͤrde ich der Warheit naͤher kommen, wofern
dieſer Bau gewiſſer und vollſtaͤndiger bekannt waͤre; doch
zur Zeit erinnert uns der eingeſchraͤnkte Endzwek, wie
weit wir noch von der Erkenntnis des Baues ſelbſt ent-
fernt ſind.
§. 2.
Die Einleitung der Lebensſaͤfte.
Es ſcheint mir zu ſparſam geordnet zu ſeyn, wenn
zuerſt Archibald Pitcarne(a) eine Einteilung vorgetra-
gen,
[583]Die Lebensſaͤfte.
gen, die nach ihm der ehedem beruͤmte Peter Anton Mi-
chelotti(b) ebenfalls angenommen hat. Es glaubten
dieſe beruͤmte Maͤnner genung gethan zu haben, daß ſie
die dikken Saͤfte von den duͤnnen unterſchieden. Et-
was enger war dagegen die Einteilung des in der Na-
turgeſchichte ſo beruͤmten Johann Godſchalk Walle-
rius(c), und dieſe gefiel mir ehedem; ich laſſe hier das
Blut, wovon bereits ſo viel gehandelt worden, aus der
Acht, und uͤbergehe auch die geiſtigen Saͤfte, von denen
man zur Zeit nur gar zu wenig weis. Es ſind demnach
vier Arten von Lebensſaͤften uͤbrig, wie ich ſie ehedem
vorgetragen (d), und ſie andre beruͤmte Maͤnner ebenfalls
angenommen haben: naͤmlich die waͤßrigen, ſchlei-
migen, gallertige, und oͤligen. Jch erzaͤle ihre Na-
men in eben der Ordnung, nach der ſie die Natur offen-
bar hervorbringt. Denn erſt bildet ſich aus Waſſer,
welches aus der Erde gezogen worden, ein Schleim, in
den Blaͤttern, in Staͤmmen, oder man mag die Natur
bei dieſem Geſchaͤfte am Pflanzenſaamen arbeiten ſehen
wollen. Eine groͤſſere Reifung verwandelt den Schleim
zum Gallerte, welcher, wenn er mit der Zeit ſeine Voll-
kommenheit erreicht, ein oͤliges Meel hervorbringt (d*).
Auf dieſem Wege entſteht das Weizenmeel aus Waſſer
und einem nach und nach dikkern Schleime. Das ſind
reine Saͤfte, wir werden aber auch einige zuſammenge-
ſezzte und gemiſchte hinzufuͤgen muͤſſen.
§. 3.
Die waͤßrigen Saͤfte.
Es haben dieſe Saͤfte unter ſich gemein, daß ihr
Waſſer ein groſſes Verhaͤltnis gegen die uͤbrigen Grund-
ſtoffe hat, daß ſie daher ungemein hurtig fliſſen, und
O o 4ſich
[584]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
ſich in keine Faͤden ziehen laſſen. Sie laſſen ſich faſt
ganz und gar, indem nur ein ſehr kleiner Reſt von Erde
uͤbrig bleibt, durchs Feuer zerſtreuen, und gerinnen
nicht vom ſchaͤrfſten Weingeiſte oder den ſtaͤrkſten ſauern
Saͤften, die man ſo gar von metalliſchen Salzen abge-
zogen. Freilich haben ſie einige Stoffe von Erden,
Salzen, und Oelen bei ſich: doch es ſind auch derglei-
chen feſte Stoffe ſo gar im Quellwaſſer zugegen. Von
dieſen Saͤften befindet ſich im Menſchen eine anſenliche
Menge. Es werden einige unter ihnen aus dem Koͤr-
per verwieſen, welche man alsdenn Auswuͤrfe nennt,
naͤmlich der Harn, deſſen Weſen ſich in geſunden Men-
ſchen niemals verdikken laͤſt, ferner die vom Sancto-
rius(e) abgewogne Ausduͤnſtungsmaterie, und der aus
der Lunge ausgeſtoßne Atem (f). Denn der Schweis
iſt ſchon eine gemiſchte Art, indem ſelbiger aus dem Oele,
das ſich unter der Haut befindet, aus einer oft druͤſigen
Schmier, und dem duͤnnen Waſſer der ausdamfenden
Gefaͤſſe zuſammengeſezzt iſt.
Es gibt aber auch unter den einheimſchen Saͤften,
das iſt, unter denen die die thieriſche Natur zu ihren
Abſichten in dem Koͤrper zuruͤkkebehaͤlt, einige, welche
ſonſt faſt nichts, auſſer Waſſer, in ihren Grundſtoffen
tragen. Hieher rechne ich den wirklichen und vom
Schleime ganz verſchiednen Speichel, ferner den Gekroͤ-
ſedruͤſenſaft, der mit dem Speichel verwant iſt, und end-
lich die Traͤhnen, welche bei ſeltnern Gelegenheiten ver-
goſſen werden, uͤbrigens aber aus den Augen herab-
tauend, die Naſe inwendig beſtaͤndig anfeuchten. Es
befindet ſich aber auch im Auge ſelbſt ein ſehr reines und
helles Waſſer, welches ſich theils zwiſchen der Hornhaut und
der Vorderflaͤche der Kriſtallinſe ergiſſet, theils zwiſchen
die
[585]Die Lebensſaͤfte.
die Zwiſchenraͤumchen der Faſern legt, aus denen eben
gedachte Linſe beſteht; es ergiſſet ſich auch ein ſolches in
die Faͤcherchen der glaͤſernen Feuchtigkeit, und eben der-
gleichen bewaͤſſert auch die Plaͤttchen der Hornhaut.
Es iſt auch warſcheinlich, daß es noch andre, aber der-
gleichen unemfindliche und durchſichtige Fluͤßigkeiten
gebe, welche hie und da im Koͤrper verborgen ſind: und
mein Anſehn wuͤrde nicht geringe ſeyn, wenn ich auch
den ſo beruͤmten Nervenſaft hieher rechnen wollte.
§. 4.
Die ſchleimigen Saͤfte.
Der Schleim (mucus) unterſcheidet ſich ein wenig
von friſchem Waſſer, und es nimmt das Waſſer ſelbſt,
wenn ſolches ſtillſtehend ausartet, zugleich eine zaͤhe,
und ſchleimaͤnliche Natur an ſich, und es amt gemeinig-
lich den Beſchaffenheiten des Schleims in den Gefaͤſſen
der Pflanzen nach. Der Schleim iſt in ſo fern vom
Waſſer unterſchieden, weil er ſich mit einer kleineren
Fluͤßigkeit fortbewegt, ſich zu Faͤden ziehen laͤſt, und
ſich an feſte Koͤrper eigenſinnig anhaͤngt. Jm uͤbrigen
vermiſcht er ſich leicht mit dem Waſſer (g), er verduͤnnet
ſich darinnen ohne Anſtand, er iſt ebenſo ohne Geruch,
ohne Geſchmakk, und ohne Farbe, wofern er nicht me-
renteils ein wenig in das blaͤuliche faͤllt. Es gerinnet
ſelbiger ebenfalls weder am Feuer, noch von der Schaͤrfe
der allerſauerſten uͤbergetriebnen Fluͤßigkeiten, und er
geht durchaus in kein eiweisartiges Weſen uͤber. So
gar iſt die Natur des Schleims einer Faͤulnis zuwie-
der (h), daß man ihn ein ganzes Jar lang, ohne ſtin-
kend zu werden (i), aufbehalten hat. Sein Gewichte iſt
wie das Gewichte des Waſſers, oder um etwas gerin-
O o 5ger
[586]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
ger (k). Er beſizzt einen groͤſſern Vorrat von feſtem
Grundſtoffe, als Waſſer, wenigſtens lehren dieſes einige
Verſuche, daß wenn man ihn trokknet und ſein Waſſer
verraucht iſt (l), ſelbiger zu rauhen und zerbrechlichen
Schuppen wird; denn ich habe keinen Verſuch uͤber alle
Arten des Schleims, und uͤber den Schleim des Harn-
ganges und der Gedaͤrme. Ehedem hat Gorn(m) in
allerlei Schleime ſolche Kuͤgelchen, wie die im Oele
ſind, wargenommen.
Es vereinigt der Schleim, wenigſtens der von
Pflanzen hergenommene, Oel und Waſſer mit einander,
weil er von beiden etwas an ſich hat (n). Denn es ver-
wandelt ſich derſelbe in allen Pflanzen, und ſelbſt in den
Oliven, in ein Oel. Man bekoͤmmt naͤmlich aus den
gruͤnen einen zaͤhen Schleim, und erſt die reifgewordnen
geben ein Oel (o).
Ueber den Schleim hat man ſehr viele chimiſche
Verſuche aufzuzeigen. Es verhaͤrtet ſich indeſſen der-
ſelbe in heiſſem Waſſer (p), und er verbrennt am Feuer
zu einer Art von Kole (q): es nimmt aber auch die Kri-
ſtallinſe, und andre waͤßrigen Saͤfte im Koͤrper, vom
Feuer eben ſolche Veraͤnderungen an ſich.
Doch es bringt der abgezogne Weingeiſt, welcher
einige Erſcheinungen mit dem Feuer gemein hat, den
Schleim ein wenig zum Gerinnen (r), es mag dieſer
Weingeiſt rein, oder durch die Kunſt maͤßig verſchoͤnert,
bereits den Namen einer Eſſenz davon getragen haben.
Was
[587]Die Lebensſaͤfte.
Was aber die aus Salpeter, dem Kochſalze, dem Alaune
und Vitriole, durch ein ſtaͤrkeres Feuer herausgezognen
Saͤfte betrift, die ſo ſtark ſind, daß ſie einen deutlichen
Damf in der Luft ausbreiten, ſo machen dieſe den
Schleim ſo wenig gerinnend, daß ſie ihn vielmehr auf-
geloͤſet haben (s). Doch ſoll derſelbe vom Kupfervi-
triole gerinnen (s*), ſo wie vom Alaune (s**). Die lau-
genhafte und Mittelſalze loͤſen den Schleim nicht auf (t).
Bringt man ihn zum Feuer, ſo verwandelt ſich der-
ſelbe, ohne einen Geruch von ſich zu geben, in eine ge-
ſchmakloſe Kole, die gar nicht ſalzig iſt (u). Sezzt
man ihn in verſchloßnen Gefaͤſſen dem Feuer aus (x),
ſo gibt ein friſcher Schleim einen groſſen Theil Waſſer
von ſich, ſo daß uͤberhaupt der achtzehnte Theil des
Schleims kein Waſſer iſt. Das Oel betraͤgt den hun-
dert und vierzigſten Theil (x*), und ohne Zweifel hat
der Schleim demſelben ſeine zaͤhe Beſchaffenheit zu danken.
An trokknem fluͤchtigen Salze (x**) befindet ſich der ſechs
und neunzigſte Theil, und eben ſo viel von einer oͤligen
Fluͤßigkeit darinnen, in der ein aufgeloͤſtes Salz ſtekkt,
und welche Geiſt genennt wird. Der tauſendte vierhun-
dert und vierte Theil gehoͤrt fuͤr ein Laugenſalz, welches
im Feuer ausdauret. Da nun der Schleim ſo wenig
Oel oder Salz enthaͤlt, ſo ſiehet man hieraus, warum
derſelbe weder die Zungenwaͤrzchen, noch die Waͤrzchen
der Naſe in Bewegung bringt. Und eben durch dieſes
unter-
[588]Siebendes Buch. Die Abſonderung
unterſcheidet er ſich, ſo wie durch andre Merkmale, von
dem Flieswaſſer (y). Er hat auch etwas weniges Erde
bei ſich (y*). Behaͤlt man ihn auf, ſo veraͤndert er ſich
nach einem ganzen Jare in ſo fern, daß er, wenn man
ihn von der Luftroͤhre hergenommen, in ein ſehr ſcharfes
Oel und fluͤchtiges Salz zerfliſſet (z).
Ob nun gleich der Schleim im menſchlichen Koͤrper
aller Orten nicht von einerlei Beſchaffenheit iſt, ſo gehoͤ-
ret doch die ſchluͤfrige Fluͤßigkeit hieher (a), die den gan-
zen Gang, den die Luft, die Speiſen und der Harn ein-
nehmen, uͤberzieht, und ſich in der Naſe, am Gaumen,
an der Hinterflaͤche der Zunge, im Schlunde, der Luftroͤh-
re, in der Lunge, dem Magen, in den Gallengaͤngen, im
Gedaͤrme, in der Harnblaſe, in dem Harngange der bei-
derlei Geſchlechter, in der Gebaͤrmutter und der weibli-
chen Mutterſcheide befindet. Unter allen dieſen Schleim-
uͤberkleidungen iſt diejenige die trokkenſte, welche die
Naſe uͤberzieht, und ſie wird allmaͤlich immer fluͤßiger, je
tiefer man ſie in die inwendigen Theile verfolget: eben
ſo verliert dieſer Schleim in denjenigen Theilen die Ei-
genſchaft, ſich in Blaͤtterchen zu verhaͤrten, welche den
Harn oder Saamen ausſchuͤtten.
Beſonders iſt derjenige ſchluͤfrig, welcher die Haut
der Fiſche belagert (b), denn im Menſchen hat das ſchlei-
mige Weſen unter der Haut eine ganz andere Beſchaffen-
heit. Dem Schleime koͤmmt der Saft in der Nabel-
ſchnur und der eigentliche Theil des Saamens nahe, wel-
cher von der Hode herbeigefuͤrt wird, nur daß er an fluͤch-
tigen
[589]Die Lebensſaͤfte.
tigen und riechenden Theilen einen Ueberflus hat. Jn-
deſſen zieht ſich doch der Saame, nach Art des Leimes, zu
Faͤden, und er wird von ſauern Saͤften aufgeloͤſt (c), und
von laugenhaften Salze vielmehr dikk gemacht (d). Der
Verſuch der 30 Jare vor Kriſti Geburt vom Sanhe-
drin gemacht worden, erwies, daß der Saame vom
Eiweiſſe in ſo fern unterſchieden ſey, daß ſolcher am Feuer
zerfliſſe, und das Eiweis gerinne (d*). Man kann noch
diejenige Art von ſchwarzem Farbenanſtriche mit zum
Schleime rechnen, womit die weggekehrte Flaͤche des
Traubenringes in vielen Thieren uͤberzogen iſt, weil ſie
ſich anhaͤngt, und ſehr leicht im Waſſer zerfliſſet.
Es hat der Nuzzen des Schleims und der ſchluͤpfri-
gen Saͤfte die offenbare Abſicht, die zarten und ſehr
emfindliche Nervchen in ſeinen Schuzz zu nehmen: denn
es wuͤrden dieſe ſonſt von der trokknenden Kraft der Luft,
oder von ſtarkem Reiben, oder von dem Durchgange einer
rauhen und ſalzigen Fluͤßigkeit, einen ſehr unangenemen
Eindrukk leiden, wofern ſich nicht die guttaͤtige Kraft
des Schleims ins Mittel ſchluͤge. Diejenigen, welche
den Schleim in der Harnroͤhre durch das Einſprizzen
ſcharfer Saͤfte losmachen, erfaren es mehr, als ihnen
lieb iſt, wie unertraͤglich ohne dieſem Schleim das bloſſe
Urinlaſſen wird, den doch geſunde Menſchen ohne Un-
gemaͤchlichkeit laſſen. So wird auch in hizzigen Krank-
heiten, oder in ſcharfen Fluͤſſen, wenn die Naſe ganz trok-
ken geworden, eine ſehr unangeneme Emfindung von der
durchfarenden Luft erregt, und das gilt auch von Gedaͤr-
men, die durch Purgirſalz abgeſpuͤlt, und von der Harn-
blaſe, die vom Schleime entbloͤſt worden, indem alsdenn
der
[590]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
der Harn und Unflat eben ſo beſchwerliche Eindruͤkke
machen. So gar leidet nicht einmal die Luftroͤhre, daß
ſich Waſſer unter den Schleim miſchen darf.
§. 5.
Die gallertartigen Saͤfte.
Wir haben bereits in dieſem Werke die Natur dieſer
Saͤfte vorgetragen, als wir eine Beſchreibung von dem
Flieswaſſer gaben (e), und das Salzwaſſer im Blute er-
klaͤrten. Sie haben alle die Natur mit einander gemein,
daß ſie am Feuer, oder wenn man ſiedendes Waſſer, oder
ſtarken Weingeiſt, oder eine mineraliſche Saͤure unter ſie
giſſet, zu Flokken, Kluͤmpe und Gallert zuſammenlaufen.
Es bleiben dieſe Saͤfte, ſo lange ihre Waͤrme noch unter
dem 148 Farenheitſchen Grade ſteht, im fluͤßigen Zu-
ſtande, ſie ziehen ſich weniger als der Schleim zu Faͤden,
ſie geben in dieſem Falle ſelbſt der Leichtfluͤßigkeit des Waſ-
ſers wenig nach, und wenn ſie aufbehalten und bis zum
erſten Grade der Faͤulnis erwaͤrmt werden, ſo vermeret
ſich ihre Fluͤßigkeit dergeſtalt, ſo daß ſie ſich ferner nicht
mehr zum Gerinnen bequemen wollen, wenn man einen
ſauern oder weinartigen Saft unter ſie miſcht (f). Die
mereſten geben einen unmerklichen oder hoͤchſt gelinde ſal-
zigen Geſchmak. Trokknet man ſie, ſo ſchaͤlen ſie ſich
wie Gummiſchuppen ab (g), ſo daß ſie mehr Erdteile, als
der Schleim, und auch mehr Oel zu enthalten ſcheinen.
Zu dieſer Klaſſe gehoͤret demnach das Salzwaſſer im
Blute, das Flieswaſſer der Klappengefaͤſſe (h), und das
Weiſſe im Eie (i), wie auch die Fluͤßigkeit, die das Huͤn-
chen im Eie umfliſt, die Amnionsfluͤßigkeit im Menſchen,
welche
[591]Die Lebensſaͤfte.
welche zwar einem Schleime aͤnlicher, aber dennoch ge-
rinnbar iſt, wenn man ſolche friſch genung gebrauchet (k).
Von eben dieſer Beſchaffenheit iſt auch das ausdamfende
Waſſer, welches in lebendigen und muntern Thieren un-
ter der Geſtalt eines feuchten Dunſtes, in die Hoͤlungen
der Gehirnkammern (l), der Bruſt (m), des Herzbeu-
tels (n), und des Unterleibes herabtroͤpfelt, und den wir
theils beſchrieben haben, theils an gehoͤrigem Orte noch
umſtaͤndlicher beſchreiben wollen. Hieher gehoͤret auch der
Saft der Graafiſchen Eierchen, der von ſtarkem Wein-
geiſte gerinnende Saft der Nierendruͤſen, und wofern
man ihn rein bekommen koͤnnte, auch der Saft des Ma-
gens, der alsdenn einer verrauchenden Fluͤßigkeit naͤher
kommen wuͤrde (o), und der dem Gedaͤrme eigne Saft (p).
Es ergiſſet ſich aber auch in die kleine Hoͤlchen des Zell-
gewebes ein Dunſt (q), welcher, wenn er ſich ſammlet,
auch von freien Stuͤkken zu einem roten Gallerte wird,
dergleichen das fluͤßige Weſen in den Waſſerblaͤschen
(hydatides) iſt. Und ich glaube noch hieher den zaͤhen
Leim rechnen zu koͤnnen, den Bellin(r) und zuerſt Mal-
pighi(s), in den Nerven und dem Ruͤkkenmarke gefun-
den, wiewol ich keine Verſuche daruͤber aufzeigen kann.
Von einer vermiſchten Art, und auf eine deutlichere
und andre Weiſe, iſt aus einem Oele und einer Druͤſen-
feuchtigkeit die Haverſiſche Schmier (unguen) zuſam-
mengeſezzt, welche weit und breit in den Gelenkhoͤlen
eines ganzen thieriſchen Koͤrpers, und auch in den Schei-
den
[592]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
den der Sehnen (x) gefunden wird: doch iſt ſie vom
Flieswaſſer darinnen unterſchieden, daß ſie von ſich ſelbſt
aͤuſſerſt zaͤhe wird (y): ob ſie gleich darum nicht ſchleimig
iſt, indem ſie von zugegoßnem ſtarkem Weingeiſte zu
Faͤden gerinnt, welches ich ſelbſt und Joſeph Wichart
Duverney ehedem ebenfalls geſehen (z). Es gerinnet
aber dieſe Feuchtigkeit am Feuer, auch wenn ſie ein feler-
hafter Ueberflus in Krankheiten iſt (a): und ſie gerinnet
mit einer mineraliſchen Saͤure zu einem Eiweiſſe, welches
ſich weiter nicht aufloͤſen laͤſt, und weis iſt (b). Jch leſe,
daß es von laugenhaften Salzen aufgeloͤſet werde (c).
Wenn dieſe Feuchtigkeit in andern Verſuchen ganz und
gar verdunſtet iſt, und eine duͤnne Rinde uͤbrig gelaſ-
ſen (d), ſo erklaͤre ich dieſes von der Heftigkeit einer ange-
henden Faͤulnis. Es iſt dieſes der ſchleimige und ſchluͤpf-
rige Saft um den Nerven, wie ihn Ariſtoteles nennt (e)
bei welchem dasjenige Nerve heiſt, was wir Baͤnder
nennen. Gleichen Namen bekoͤmmt dieſe Fluͤßigkeit
vom Karl Stephan(f), in der Zergliedrung des
Schienbeins, ſo wie vom Peter Paw(g), der die Er-
innerung gab, es waͤre das Knie ſteif geworden, als
der Wundarzt die Fluͤßigkeit fortlaufen lies, weil er ſie
vor Eiter anſahe.
Zugleich
[593]Die Lebensſaͤfte.
Zugleich hat ſie ein Oel bei ſich, welches nicht nur
aus der Knochenhoͤlung durch die Knorpel hindurch-
dringt (h), ſondern auch ein anderes noch deutlicheres Oel,
das aus fetten Kluͤmpchen beſteht, welche man in den
Vergliederungen der Gelenke, eben wie die Druͤſen fin-
det (i), und vornaͤmlich am Knie. Jhre Natur iſt, ſo
lange wir leben, und warm ſind, fluͤßig, und ſo beweglich
als Fett (k). Doch man wird ſie auch nicht weit von der
Klaſſe der Flieswaſſerſaͤfte entfernen muͤſſen, indem wir
immer mehr und mehr lernen, daß die Flieswaſſerge-
faͤſſe mit Klappen die ins Zellgewebe ergoßne Fluͤßigkei-
ten, und folglich auch das Oel wieder in ſich nehmen (l).
§. 6.
Die oͤligen Saͤfte.
Die vierte Klaſſe beruͤret diejenige Fluͤßigkeiten,
welche, wenn ſie vollkommen reif, und vom uͤberfluͤßi-
gen Waſſer befreit ſind, am Feuer Feuer fangen: oder
wenigſtens viel von derjenigen Materie enthalten, wel-
che ſich von der Feuerflamme entzuͤndet und verbrennet.
Jch habe ſie reif genannt, in der Abſicht, weil alle der-
gleichen Saͤfte, Oel nicht einmal ausgenommen, in ih-
rem erſten Anfange (m) aus einer Menge Waſſer beſte-
hen, und ſich weder ſo entzuͤnden laſſen, noch die rechte
Beſchaffenheit einer Fettigkeit nachamen, ſondern viel-
mehr einem Schleime oder Gallerte, wie ich von der
Fettigkeit in den Pflanzen erinnert habe, aͤnlich ſind.
So gehoͤrt alſo zu der Klaſſe der brennbaren Saͤfte vor-
naͤmlich das Fett, und der Knochenmark, da ſich in ih-
nen
v. Hall. Phiſ.II.Th. P p
[594]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
nen eine Menge von fetten Stoffen, und weniger Waſ-
ſer entdekken laͤſt. Doch wir haben bereits dieſe Saͤfte
beſchrieben (n). Ferner laͤſſet ſich hieher die talgartige
Schmier von verſchiedner Art ziehen, welche ſich in der
Haut befindet, weis an Farbe, oͤlig und ſchluͤpfrig iſt,
ſo lange ſie friſch iſt, und ſich mit der Zeit von ſelbſt in
ein dikkeres Schmalz, in eine weiſſe Schmier, und nicht
ſelten in ein ſolches Weſen, wie das zaͤhe Augenſchmalz
iſt, verwandelt (o). Denn ob ich gleich uͤber den ſchmie-
rigen Talg (ſebum) in den Augen und in der Haut, und
uͤber die richende Schmier der Vorhaut und der Waſſer-
lefzen der weiblichen Schaam, keine Verſuche vor mir
habe, ſo iſt dennoch gewis, daß das damit verwante
Ohrenſchmalz (p), wenn mans trokknet, Flamme faͤngt,
und daß der Zibet verbrennlich iſt (q), ſo wie das Biber-
geil (r), welches ſich ebenfalls in Geſtalt der Haare aus
den Behaͤltniſſen ausdruͤkken laͤſt.
Von dem Ohrenſchmalze iſt die Galle nicht ſehr un-
terſchieden, welche zwar viel Waſſer in ſich hat, aber
doch, wenn das Waſſer verflogen, einen verbrennlichen
Mus hervorbringt (s), ſo wie auch die Steine in der
Gallenblaſe (t), die aus einer verdikkten Galle erzeugt
werden, Feuerfangend ſind. Endlich gehoͤrt hieher der
rote Theil des Blutes (cruor) (u), und die Milch, wie-
wol in der Milch ſchon ein gemiſchtes Weſen da iſt.
Jch werde naͤmlich anderswo meine Verſuche erzaͤlen,
daraus man erſehen kann, daß ſich die Milchgaͤnge nicht
auf die Druͤſe der Bruͤſte allein einſchraͤnken, ſondern in
in der That auch mit dem umliegenden Fette im Zuſam-
men-
[595]Die Lebensſaͤfte.
menhange ſtehen, um auch ein Oel von demſelben wieder
aufzunehmen, als die Flieswaſſergefaͤſſe zu thun pflegen.
Ferner ſo iſt in der Milch der ſo bekannte butterhafte
Theil, ein wirkliches Oel. Jndeſſen hat die Milch im
Menſchen mehr als einen Ort, oder ſie iſt von mehr
als einerlei Art. Man findet naͤmlich auſſer der Bruͤ-
ſtenmilch in beiderlei Geſchlechtern, auch einen ganz
aͤnlichen und ſehr weiſſen Saft in der Gebaͤrmutter, und
es erfuͤllt dieſer bei noch zarten Maͤdchen, auch ſchon
vor ihrer Geburt, die Hoͤlung ihres zarten Eingeweides.
Aber auch in der Bruſtdruͤſe trift man eine ſalzwaͤßrige
Milch, ſo wie in den Vorſteherdruͤſen an, die in ſo
fern beide mit dem Flieswaſſer verwant ſind, daß in ihr
von zugegoßnem ſtarken Weingeiſte Faͤden entſtehen.
Jm Vorbeigehen will ich noch die elektriſche Mate-
rie beruͤren, indem ſelbige von einer feurigen Natur iſt,
in Koͤrpern, die verbrennliche Stoffe hegen, haͤufig zu-
gegen iſt, von Koͤrpern mit einem Geruche ausfaͤrt, und
folglich ihren Sizz im Oele hat, als welches allein einen
Geruch beſizzet, und beſonders denjenigen Geruch, den
der elektriſche Stral von ſich gibt.
§. 7.
Die gemiſchten Saͤfte.
Es gehoͤren in der That verſchiedne, von den bisher
genannten Saͤften, vielmehr unter dieſe Nummer, in-
dem ſich in keinem derſelben ein einzelner und reiner
Grundſtoff befindet. Ferner ſind viele darunter, aus
mehr, als einer Fluͤßigkeit zuſammengeſezzt, die vorher
an ihrem beſondern Orte abgeſondert war, und nachher
von der Natur vermiſcht werden, wenn ſie ſelbige an-
faͤnglich rein hervorgebracht. So beſteht der Manns-
ſaamen aus einem richenden Schleime der Hoden und
der Vorſtehermilch. So vermiſcht ſich im Schweiſſe
die oͤlige Hautſchmier, und der Talg der Blaͤschen, mit
P p 2dem
[596]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
dem ausduͤnſtenden Waſſer. Es enthaͤlt aber auch die
Traͤhne theils ein Waſſer, theils eine Schmier (ſebum);
der Gelenkſaft, wie oben geſagt worden, ein Oel und
Flieswaſſer; die Milch ein druͤſiges Flieswaſſer, und
eine Fettigkeit, die ſich unter der Haut ausbreitet; der
Auswurf aus der Bruſt unter dem Huſten (Sputum)
den Speichel und Schleim, und es befinden ſich endlich
im Narungsſafte (chylus) die mereſten Saͤfte des Koͤr-
pers, als die waͤßrigen, ſchleimigen, flieswaſſerartige,
und oͤligen, in einer Miſchung beiſammen. Doch um
nicht in Feinigkeit auszuſchweifen, ſo iſt es ſchon ge-
nung, wenn man einer jeden Fluͤßigkeit von ihrem vor-
nehmſten Grundſtoffe den beſondern Namen gibt.
Andre Thiere haben auch Saͤfte von andrer Art in
ihren Gefaͤſſen, davon man im Menſchen nichts aͤnliches
antrift. Jch rechne hieher den ſilberfarbnen Saft in
den Gefaͤſſen eines Aales, und andrer Fiſche, die Tinte
im Blakfiſche, das Gift der Bienen.
§. 8.
Es befinden ſich dieſe Fluͤßigkeiten beinahe in
ihrer vollkommnen Reife, im Blute bei-
ſammen.
Wir finden die bisher erzaͤlten Saͤfte, entweder
ſchon vollkommen, oder doch ſo im Blute, daß ſie nur
eine geringe Veraͤnderung auszuſtehen noͤtig haben (x),
und ſie ſind nur in ſo fern von den reinen Saͤften der
einzelnen Theile unterſchieden, daß ſich die, in zu vie-
lem Waſſer ſchwimmende Theilchen nur denn allererſt
naͤhern koͤnnen, um einen ſolchen Saft rein darzuſtel-
len, wenn ſie von dem uͤberfluͤßigen Waſſer befreit wor-
den (y). Es befindet ſich im Blute, Waſſer, ein zaͤher
Schleim
[597]Die Lebensſaͤfte.
Schleim (z), ein gerinnbares Flieswaſſer, ein wirkliches
Fett (a), ein der Milch ſehr aͤnlicher Narungsſaft (b).
Oel (c), und der Grundſtoff eines Harnſalzes (d), aus
denen das Weſen der Galle beſteht, ſind in der allge-
meinen Maſſe der Fluͤßigkeit uͤberfluͤßig vorhanden.
Wenn der Saame im Blute noch unvollkommen iſt (e),
ſo iſt dennoch der Schleim, und der fluͤchtige und ſtin-
kende Geruch, womit das Fleiſch unverſchnittner Thiere,
und der ganze Koͤrper durchdrungen iſt, darinnen (e*).
§. 9.
Es laͤſt ſich faſt ein jeder Saft durch erſt welches
Durchſeihungswerkzeug abſondern.
Doch es erleichtert auch dieſe Anmerkung groͤſten
theils unſre Arbeit wenig, und wir koͤnnen dadurch noch
nicht die Furcht fuͤr ein Geheimnis vertreiben, ob man
gleich aus dieſer Anmerkung erſieht, daß faſt alle menſch-
liche Saͤfte faſt in ihrer Vollkommenheit mit dem
Blute und dergeſtalt umgefuͤret werden, daß ſie ihre
eigene Durchſeihungswerkzeuge nicht noͤtig haben, und
oft in ſehr befremdlichen Druͤſen, oder in ſehr verſchiede-
nen Eingeweiden vom Blute abgeſchieden werden, und
doch in nichts von ſich ſelbſt unterſchieden ſind, ſobald
entweder ihr eigentlicher Auswurfsgang verſtopft, oder
dieſe Fluͤßigkeit ſonſt im Blute uͤberfluͤßig vorhanden iſt.
Folglich iſt, wie man gemeiniglich glaubt, kein beſondrer
Bau fuͤr jeden Durchſeiher noͤtig, daß nicht auch ein
Saft, der dieſem Durchſeiher eigen iſt, auf eine andre
Weiſe entſtehen koͤnnte. Es iſt bereits eine gar zu be-
kante Sache, daß ein Auswurf durch einen andern er-
ſezzt werde (f). Wir wollen die Sache ſtuͤkkweiſe durch-
P p 3gehen,
[598]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
gehen, indem dieſes ein Verſuch iſt, den die Natur ſelbſt
an die Hand gibt, und der von aͤuſſerſter Wichtigkeit iſt.
Es hat bereits Hippokrates von den waͤßrigen
Fluͤßigkeiten angemerkt, daß ſich die Ausduͤnſtungsma-
terie aufs Gedaͤrme hinzieht, und, wie er ſagt (g), der
Leib bei ſolchen trokken ſey, deren Haut weich iſt. Es
iſt naͤmlich gar gewoͤnlich, daß wenn die Haut von der
Kaͤlte getroffen, und die Kleider abgelegt worden, daß
man in dem Augenblikke ſchnell einen Reiz in ſich em-
finde, als ob man den Harn laſſen muͤſte, und daß auch
wirklich der Harn weggeht. Michael le Vayer konnte
ſich niemals die Haͤnde waſchen, daß er nicht den Harn
lies. Die Sache iſt an hipochondriſchen und hiſteri-
ſchen Perſonen ganz gemein, daß ſich mit einer trokknen
und kalten Haut, ein zu haͤufiges und entkraͤftendes
Harnlaſſen verbindet. Sobald die Ausduͤnſtung auf
die Naſe zuruͤkkefaͤllt, ſo erregt ſelbige das bekannte
Naſentroͤpfeln zur Winterzeit (g*).
Doch man weis auch, daß eine gehemmte Ausduͤn-
ſtung offnen Leib macht (g**), es mag derſelbe von Furcht,
oder der erſten Herbſtkaͤlte verſtopft geweſen ſeyn, oder
man mag die Fuͤſſe auf ein kuͤles Plaſter ſezzen (h), wel-
ches ein Mittel iſt, das man, wenn der Leib lange Zeit
verſtopft geweſen, vor eins der nachdruͤkklichſten
haͤlt (h*). Etwas ſeltner, aber doch den Alten bekannt,
iſt dasjenige Huͤlfsmittel, dadurch man die Waſſerſucht
heilet, indem man naͤmlich die Haut uͤberall genau mit
Pech uͤberzieht, damit die zuruͤkkgetriebne Ausduͤnſtung
einen
[599]Die Lebensſaͤfte.
einen haͤufigen Harn hervorzubringen veranlaſſet werden
moͤge (i).
Es legt ſich aber auch die verduͤnſtende Materie der
Haut auf die Gaͤnge, die den Speichel fuͤhren, an, ſobald
eine Erkaͤltung der Fuͤſſe (k), oder eine andre Urſache den
Schweis unterdruͤkkt (l), oder ein haͤufiger Auswurf aus
der Bruſt die Ausduͤnſtungsmaterie von ihrem Orte
wegleitet (m). So wie ſich dieſer Hautdunſt bis zum
Gedaͤrme verirret, da er ſonſt durch die Haut zu verduͤn-
ſten pflegte, eben ſo wendet ſich dasjenige, welches die
Gedaͤrme ausſchwizzen, oft nach der Haut hin. Es
hemmt naͤmlich ein erregter Schweis, und eine heftige
Uebung des Leibes den Durchlauf (n). Und ſo mindert
auch der Harn den Bauchflus (o). Eben das iſt auch
auf haͤufiges Harnlaſſen gefolgt (p). Jn haͤufigen Stuͤ-
len und Brechen zugleich blib der Harn zween Tage lang
aus (q).
Es wird ferner der Speichel, deſſen Flus das Quek-
ſilber befoͤrdert, entweder aufs Gedaͤrme geleitet (r),
oder mit einem ſtinkenden Harne zugleich mit ausge-
fuͤrt (s). Was aber den Speichelflus betrift, den ein
heilſamer Naturtrieb bei einem gluͤkklichen Blatternfie-
ber erregt, ſo erſezzt ſelbigen ein waͤßriger Geſchwulſt
des Geſichts, und der Haͤnde, naͤmlich eine Ausdam-
fung ins Zellgewebe, zu groſſem Vorteile des Kranken.
Beruͤmter und veraͤnderlicher ſind ſchon die Verir-
rungen des Harnes, welcher da er nur einen einzigen
P p 4Aus-
[600]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Ausgang hat, vielleichter unterdruͤkkt werden kann.
Es gibt kaum einige Fluͤßigkeit, deren Straſſe nicht der
von ſeinem Wege verirrte Harn zu verfolgen geſucht
hat, indem ſelbiger an ſeinen Eigenſchaften ſo kenntlich
iſt, daß er nicht aus der Harnroͤhre reiner fliſt. Wenn
man die Harngaͤnge unterbindet, ſo fliſt eine Menge
zaͤhen Schleims fort (t), und bindet man die Nieren-
ſchlagadern, ſo erfolgt ein Harnerbrechen (u), wie man
beides an Hunden verſucht hat.
Wenn in irgend einer Krankheit die Abſonderung
und die Ausfuͤrung des Harns gehindert wird, ſo fliſt
der Harn durch den hintern, durch den Schweis, die
Bruͤſte, Speichel, und durchs Zellgewebe fort. Ein
Knabe erlitte, als er in 17 Tagen den Harn nicht laſſen
konnte, unterdeſſen einen beſtaͤndigen Durchlauf (x). Jn
einer wirklichen und gaͤnzlichen Verſtopfung des Harns
(Iſchuria) lief der Harn durch den hintern ab, indem
ſich ſelbiger durch ſeine Duͤnnheit und den Geruch ver-
riet (y). Jn eben dieſer Krankheit fand der Harn durch
den hintern einen gluͤkklichen Abflus (z). Als der Harn
bereits zwoͤlf Tage lang verſtopft war, und bereits eine
ſchlimme Schlafſucht dazu ſchlug, fuͤhrte die Natur eine
Menge Harn, mit groſſer Erleichterung des Kranken,
durchs Gedaͤrme ab (a). Und bisweilen mindert ein
Durchlauf die Menge des Harns (a*).
Es fuͤhrt auch eben der Weg, der den Harn durch
den hintern ableitet, denſelben auch zum Magen hin.
Es gab der vormals beruͤmte Wundarzt Lancfranc
ſelbſt, als er an Steinſchmerzen krank lag, Harn durchs
Erbrechen von ſich (b). Die ehedem durch ihre Krank-
heit
[601]Die Lebensſaͤfte.
heit ſo beruͤmt gewordne Laweria brach etliche male
Harn aus (c). Jn der vollkommnen Zuruͤkkhaltung
des Harns (iſchuria) aͤuſſerte ſich ein Erbrechen von lau-
ter Waſſer (d). An einer Frauensperſon, bei der eine
Wunde den natuͤrlichen Weg verſchloſſen hatte, ſtieg der
Harn uͤber ſich durch den Mund heraus (e). Ein ſeit
zehn Tagen verhaltner Harn ward, an ſeinem Ge-
ſchmakke kennbar, durch den Mund herausgebrochen (f).
Bei einer verſtopften Harnroͤhre brach jemand ein dem
Harne aͤnliches Waſſer von ſich (g).
Als der Harn durch die gehoͤrigen Wege nicht abfliſ-
ſen konnte, ſo gab man, ſtatt des Speichels, einen ſehr
ſtinkenden Harn, mit einem gluͤkklichem Erfolge von
ſich (h). Ein andermal folgte ein Auswurf aus der Bruſt
und ein Harnen wechſelweiſe auf einander, und der Harn-
flus (diabetes) hob endlich das Auswerfen auf (i).
Jn einem Exempel, das aber ſelten geſchicht, wandte
ſich der Harn zur Naſe, als die Blaſe, bei einer Laͤmung,
ihre Dienſte nicht weiter verrichtete: denn es hingen ſich
ſandige Kluͤmpchen an die Naſe an (k).
Man fand, daß ſich in den Gehirnkammern, bei ei-
nem angegriffnen Gehirne, ein nach Harn uͤbelrichendes
Waſſer ergoſſen (l).
Ein Maͤdchen gab den Harn durch die Bruͤſte von
ſich, da ſie ohne Schaamoͤffnung und ohne Hintern auf
die Welt gekommen war, und dem ohngeachtet doch die
Zeit ihrer Mannbarkeit erreicht hatte (m).
P p 5Jn
[602]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Jn einem gewiſſen Exempel trat der Harn zwiſchen
die Hoͤlchen des Zellgewebes, als ein harnhafter Waſſer-
geſchwulſt zur Jſchurie geſchlagen war (n).
Noch oͤftrer iſt dieſer von ſeinem natuͤrlichen Wege
verirrter fluͤßige Unrat, durch die Wege des Schweiſſes
hervorgebrochen. Es roch die Ausduͤnſtung ſehr uͤbel,
als eine Krankheit den Harn zuruͤkk hielte (o). Schon
Aretaͤus(p), gedenket eines gelben Schweiſſes, der ſich
in eben ſolchem Uebel mit einem Waſſererbrechen verbun-
den hatte. Als ſich ein Stein vor die Harnwege gelegt
hatte, ſo roch der Schweis ganz harnhaft (q). Es
drang durch die Schweisloͤcher der Haut, von den Achſeln
bis zur Schaamgegend, ein Harn hervor (r). Diejenige
Frauensperſon, welche ganzer ſieben Wochen keinen Harn
von ſich gegeben hatte, ſchwizzte die gehemmte Fluͤßigkeit
uͤberall am Kopfe wieder aus, und ward endlich, nach-
dem die Steine weggingen, wieder geſund (s). Eine an-
dre Frauensperſon, welche gar in 22 Monaten keinen
Harn gelaſſen hatte, machte ihr Hemde und die ganze
Schlafkammer uͤbelrichend (t).
Man mus uͤberhaupt erinnern, daß dieſer, durch ſo
viele verſchiedne Wege ausgeworfne Harn, von der Art
geweſen, daß er noch nicht in den Nieren abgeſchieden,
ſondern in dem Blute mit umhergefuͤret worden. Denn
man findet bei dergleichen Uebeln in der Harnblaſe ſehr
wenigen und noch dazu ganz dikken Harn, und wenn
man gleich ſagen wollte, daß die Gefaͤſſe das Waſſer aus
ſelbigem einſoͤgen, ſo mus man doch geſtehen, daß ohn-
moͤglich ſoviel eingeſogen werden kann, als zum Durch-
laufe und Speichelfluſſe erfordert wird. Man hat aber
auch,
[603]Die Lebensſaͤfte.
auch, wenn die Nieren verdorben, und wie am Exempel
gezeigt worden, die Harngaͤnge verſtopft geweſen, da alſo
nichts zur Blaſe kommen konnte, dennoch die Harnſpu-
ren an ganz uneigentlichen Orten angetroffen. Als die
Werkzeuge der Nieren zerſtoͤrt waren, ſo kam dennoch der
Harn durch die noch uͤbrigen Waͤrzchen, wie ein natuͤrli-
cher Harn zum Vorſcheine (u).
Die Klaſſe der Schleimſaͤfte leidet eben dergleichen
Ausartungen. Es wird naͤmlich ſtatt des Schleims ſehr
oft reines Waſſer, entweder im Schnuppenfluſſe durch
die Naſe, oder im kramfhaften Huſten durch die Lunge
ausgeworfen. Reizt man dagegen die Schleimwege et-
was lebhaft, ſo werden ſie ſtatt des Schleimes ein gel-
bes Flieswaſſer, und ſo gar ein blutiges abſondern, wie
ich an der Harnroͤhre beobachtet habe, welche von einem
ſcharfen Safte gereizt wurde, den man in ſie ſprizzte;
eben dieſes habe ich auch in dem hizzigen Naſenſchnuppen
angemerkt. Aber auch der Schleim der Gedaͤrme fliſt
oft im Bauchfluſſe waͤßrig fort.
Was die Klaſſe der gerinnbaren Saͤfte betrift, ſo ha-
ben wir an einem andern Orte gezeiget (x), daß im gan-
zen thieriſchen Koͤrper kein Durchſeihungswerkzeug vor-
komme, welches nicht bisweilen Blut durchlieſſe, wenn
gleich die Werkzeuge in vollkommnem Zuſtande ſind, und
ſich leicht wieder bequemen koͤnnten, ihre alte Verrich-
tungen zu vollfuͤren. Es wird das Flieswaſſer, ſtatt der
Ausduͤnſtung des Sanetorius, durch die Schweisloͤcher
der Haut, an verbrannten Stellen, ſo wie in Blaſen,
die von ſcharfen Giften auffahren, ausgefuͤrt; es tritt
eben dieſes Flieswaſſer viele Tage hinter einander in die
Stelle der Gebaͤrmuttermilch, nach der Geburt ein, es
fliſt aus dieſem Werkzeuge und ergiſſet ſich auch in die
Fettfaͤcherchen (y) und die kleine Hoͤlen des Markes (z):
es
[604]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
es wird durch die Lunge, indem es die Wege des Damfes
verfolgt, ausgeworfen, und was dergleichen haͤufige Faͤlle
mehr ſind, die wir anderswo ſammeln wollen.
Von der oͤligen Klaſſe iſt ebenfalls gezeigt worden,
daß ſich ſtatt ihrer Stoffe, ſtatt des Fettes, in das Zell-
gewebe unter der Haut Waſſer ergiſſet (a): daß hinge-
gen das Oel durch die Waſſer-und Schleimflokken (villi)
der Gedaͤrme ausgefuͤrt wird (b), und durch den Stul
abfliſt, oder in Geſtalt eines Damfes verfliegt (c), oder
zugleich mit dem Harne fortgeſchaft wird (d). Eiter,
welcher mit zum Oele gehoͤrt, flos in gewiſſen Exempeln,
da ihn die Lunge in ſich geſogen hatte, durch die Wege
des Harns fort (e). Wenn die Hautgefaͤſſe zerſchnitten
ſind, ſo ſchwizzt in den erſten Tagen aus den Wunden
ein duͤnnes Salzwaſſer aus, den ſechſten und die folgen-
den Tage folgt ein rohes und aufgeloͤſtes Fett nach, und
hierauf ſtellt ſich erſt der Eiter ein (f). So oft ſich, nach
ſehr gemeinen Verſuchen, die Galle vom Gedaͤrme weg-
wendet, ſo begibt ſich ſelbige in die Gefaͤſſe der Augen (g),
ſie vermiſcht ſich mit dem Harne und dem Speichel (h).
Tritt die Milch von den Bruͤſten zuruͤkke, ſo wird ſie
bisweilen zugleich mit einem Harnfluſſe ausgefuͤrt (i), oft
legt ſich ſelbige auf eine weiſſe Ruhr (k) (diarhoea Durch-
lauf), ein andermal auf die Speichelwege an (k*): bis-
weilen hatte ſie die Stelle des Damfes vertreten, und da
man ſie an ihren Eigenſchaften kennt, ſo war ſie in die
Hoͤle des Bauchs (l) durchgeſchwizzt, und hatte das
Gedaͤr-
[605]Die Lebensſaͤfte.
Gedaͤrme uͤberzogen. Sie ſchwizzte ſo gar durch die
Blaͤschen an der Huͤfte (m), und durch die Lefzen der weib-
lichen Schaam, in Geſtalt einer wirklichen Milch hin-
durch. Es flos ſo gar nach der Geburt, mit dem Blute
der Kindbetterinnen, Milch durch den Stulgang fort (n),
denn man konnte dieſe Milch am Milchrame leicht ken-
nen. Es flos endlich eine verdorbne Milch im Bauch-
fluſſe, dergleichen man den weiſſen Flus nennt, und durch
die Lunge (o), mit einem Huſten und durch den Schweis
der Fuͤſſe dergeſtalt fort, daß dazwiſchen wirkliche Milch
zum Vorſcheine kam (p). Jch uͤbergehe hier Faͤlle, die
bedenklicher ſind, z. E. den Ruͤkklauf der ſteinigen Ma-
terie von den Nieren, gegen die Zaͤhne herauf (q) und
den Sakk, der ſich an die Aorte angelegt hatte, da man
das Podagra vertrieben hatte, indem ſich in dieſem
Sakke eine topfſteinartige Materie befand.
Wenn wir dieſe Exempel zuſammennehmen, ſo wird
man daraus erſehen, daß nicht blos verſchiedne Saͤfte
aus einer und eben derſelben Ordnung, ihre Durchſeiher
unter einander umwechſeln, ſondern daß auch durch die
Werkzeuge des Schleims, des Waſſers, und Fettes, ein
Flieswaſſer und Blut, durch die Wege des Waſſers,
Schleims, und des Flieswaſſers, Fett, Galle, und
Blut abgeſchieden wird, und daß alſo uͤberhaupt im gan-
zen belebten Koͤrper kein einziges Scheidungswerkzeug
vorkomme, welches nicht im Stande ſey, Saͤfte aus
allen Ordnungen, mit ihren gehoͤrigen Eigenſchaften
abzuſondern.
Man erlaube uns noch, die Bemuͤhungen der Kunſt
mit den Angelegenheiten der Natur zu verbinden. Es
kann es die Hand des Zergliederers leicht dahin bringen,
daß
[606]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
daß Oel und erwaͤrmtes Fett, durch alle fuͤrs Waſſer
beſtimmte Durchſeiher, und durch die Gefaͤschen, wel-
che nur fuͤr den gallerartigen Dunſt und den Schleim
angelegt ſind, durchdringen mus: indem das Terpentin-
oͤl ins Zellgewebe, in die Nierenroͤhrchen, in die innere
Maſchinen der Flieswaſſerdruͤſen, und in die Milchge-
faͤſſe leicht heruͤberzuleiten iſt. Und ſo ſteigt der aus
dem Fiſche, der Hauſe genannt wird, gekochte Fiſchleim
(Hauſenblaſe), welcher von gallertartiger Natur iſt,
noch leichter in die Wege des Fetts, Harns, und Schleims
uͤber. Vom Waſſer iſt kein Zweifel, daß es nicht durch
alle Arten der Durchſeiher ohne Muͤhe dringen ſollte.
Es hat ſich aber auch das Quekſilber, vermoͤge ſeiner
durchdringenden Kraft, durch die Gefaͤſſe der waͤßrigen
Fluͤßigkeiten, und durch die kleinen Wunden, die die
blaſenziehende Mittel verurſachen, Plazz gemacht und
herausbegeben (r). So fliſt, um eine nuͤzzliche Beobach-
tung zu wiederholen, in Pflanzen durch einerlei Gefaͤſſe
anfangs Waſſer, nachgehens ein gallertartiger Schleim,
und denn Milch oder Terpentin. Und man ſieht dem-
nach, daß es keine unwiederſtrebliche Notwendigkeit
gebe, welche einen gewiſſen Saft blos an ſeinen gewoͤn-
lichen Durchſeiher binden ſollte.
Zweiter Abſchnitt.
Der Bau der Werkzeuge zum Abſondern,
oder der Durchſeiher.
§. 1.
Es wird die waͤßrige Fluͤßigkeit durch Gefaͤs-
chen abgeſchieden, welches Verlaͤngerungen
der Schlagadern ſind.
Nun muͤſſen wir unſer Augenmerk auf die Durchſei-
her ſelbſt richten, und ſehen, bei welchem Baue
ein
[607]Die Durchſeiher.
ein jeder Saft vom Blute abgeſondert wird. Es wer-
den alſo die waͤßrigen Fluͤßigkeiten, deren Natur die
einfachſte von allen iſt, nicht auf eine einzige Art abge-
ſondert. Es fuͤren demnach an vielen Orten eines be-
lebten Koͤrpers, die einfachſten Gefaͤschen, die aber klei-
ner ſind, und mit den roten Schlagadern in eins fort
gehen, dergleichen Waſſer, welches ein Auszug vom
Blute iſt, zu der beſtimmten Gegend hin. So entſteht
die ſo genannte unmerkliche Ausduͤnſtung des Sancto-
rius, ſo wie der Dunſt, den die Lunge aushaucht, in
der That auf eine leichte Weiſe und gerades Weges aus
den roten Schlagaͤderchen. Denn wenn man gefaͤrbtes
Waſſer (s), oder Fiſchleim, oder Terpentinoͤl, in die
Schlagadern eines zarten Koͤrperchen ſprizzt, und nach
meinen und einigen gluͤkklichen Verſuchen, ſo gar einen
feſtern Talg (t) hineintreibet, ſo ſchwizzen ſie unter be-
ſtaͤndigem Troͤpfeln aus der Haut heraus, von der man
in laulichem Waſſer das Oberhaͤutchen fortgeſchaft hat,
indem kein Exempel, als dieſes, ſo gluͤkklich iſt, die Na-
tur in der Naͤhe zu verfolgen und nachzuamen. Ebenſo
habe ich dieſes mit Augen geſehen, an der Lunge, wenn
ich blaugefaͤrbtes Waſſer durch die Holader in die vor-
nemſte Schlagader dieſes Eingeweides hineintrieb, wie
dieſes Waſſer mit einer Menge Schaums aus der Luft-
roͤhre heraufgeſtiegen kam (u). Aber auch in der Niere
fuͤren die mit den Schlagadern in eins fortlaufende
Durchſeiher Waſſer, Luft, und Schmier, in die Schweis-
loͤcher der Waͤrzchen und ins Bekken des Harnganges
hin (x). Daß die waͤßrige Fluͤßigkeit eben ſo aus den
Schlagadern ausduͤnſte, lehret der Weg, den das Ter-
pentinoͤl (y), die uͤbrigen Farbenſaͤfte, und das Quekſil-
ber
[608]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
ber nimmt; denn wenn man dieſes mit der anatomiſchen
Sprizze einſprizzet, oder wenn ſolches uͤberhaupt in leben-
digen Menſchen, von den gewoͤnlichen Kraͤften der Na-
tur an dieſen Ort gebracht wird, ſo regnet ſelbiges gleich-
ſam in das Behaͤltnis oder wie mans nennt, in die Kam-
mer eines ſolchen Safts hinab. So lehrt auch Waſſer,
wie die Traͤhnen aus dem ganzen Auge und der innern
Flaͤche der Augenlieder ausſchwizzen, wenn man mit
Waſſer die Sprizze fuͤllt, indem es alsdenn durch die
genannte Theile haͤufig hervordringt (a). Und ſo wan-
dert die ſo reine Fluͤßigkeit der glaͤſernen oder kriſtallnen
Linſe, oder das Waſſer in der Hornhaut, auf keinem an-
dern Wege oder durch Jrrgaͤnge in Druͤſen, ſondern
aus den Schlagadern nach ihren angewieſnen Gegen-
den, uͤber.
§. 2.
Durch die Druͤſen. Deren Bau.
Jn andern Gegenden des Koͤrpers beobachtet die
Natur ganz andre Handgriffe. Denn es werden die
mereſten waͤßrigen Fluͤßigkeiten, in einem lebendigen
Menſchen, in der That durch die Druͤſen durchgeſeihet,
wovon der Speichel ein Exempel gibt, ſo wie die Traͤh-
nen der Druͤſen und der Gekroͤsdruͤſenſaft.
Es machen diejenigen Druͤſen, welche Waſſer durch-
ſeihen, ein eignes Geſchlecht aus. Marin hat es loſe
Druͤſen genannt (b), wenn ſich Blutgefaͤſſe in ſie hinein-
werfen, damit er ſie von andern dichten Druͤſen, die ſich
neben der Zeraͤſtelung der Gefaͤſſe befinden, unterſcheiden
moͤchte. Etwas naͤher beſtimmte und unterſchied Ga-
len(c) eine andre Art von Schleimdruͤſen, von den an
den Zeraͤſtlungen gelagerten Druͤſen, und er gab von
die-
(z)
[609]Die Durchſeiher.
dieſen Schleimfuͤrenden ein Exempel am Luftroͤhrenkopfe,
am Schlunde, am Gekroͤſe. Endlich ſo ſondert Franz
Sylvius de le Boe(d) von den einfachen (conglobata)
und zum Flieswaſſerſafte beſtimmten Druͤſen, die gleich-
ſam aus Kernchen in runde Knaͤule zuſammengeballte
Druͤſen ab, welche er zuſammengeſezzte (Druͤſenpaͤkke
(conglomeratae) nannte. Und dieſen Namen haben ſie
auch bisher behalten.
Die Druͤſen von dieſer lezzten Art uͤbertreffen hin
und wieder die bereits beſchriebne einfache (e) an Groͤſſe,
und ſie ſind nicht einzeln, oder in einander fortlaufend
und ein einziges Stuͤkk, ſondern aus Laͤppchen zuſam-
mengeſezzt, welche ein loſes Zellgewebe an einander
haͤngt, und durch deren Zwiſchenraͤume Blutgefaͤſſe und
Nerven hindurchkrichen. Eingeſprizztes Waſſer, wenn
man ſolches durch die Schlagader dahin treibt, lokkert
dieſe Lappen dergeſtalt auf, daß man deſto leichter ſehen
kann, wie ſie wieder aus kleinern Laͤppchen beſtehen, zwi-
ſchen denen ſich kleine Gefaͤſſe einlegen, bis man endlich,
nach wiederholter Verjuͤngung, zu den kleinſten Kernchen
gelangt, die dem Auge noch ſichtbar ſind, und es werden
dieſe Kernchen immer feſter gewebt gefunden, je kleiner
ſie ſind, weil alsdenn ihre Theilchen von einem kuͤrzern
Zellgewebe unterſchieden, und davon feſter verbunden
werden, als ſie mit den groͤſſern Lappen zuſammenhaͤn-
gen. Uebrigens ſind die Kernchen durchgaͤngig rund,
und gemeiniglich bleich an Farbe, und ohne gerade Fa-
ſern zuzulaſſen, welches ihr vornemſtes Merkmal iſt,
wodurch ſie vom Fleiſche offenbar unterſchieden werden.
Betrachtet man dieſe Kernchen mit einer Glaslinſe, und
hierauf mit einem ſtaͤrker vergroͤſſernden Kuͤgelchen, ſo
wird
v. Hall. Phiſ.II.Th. Q q
[610]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
wird man finden, daß dieſe Kernchen von den Strichen
des Zellgewebes wieder in noch kleinere Kernchen einge-
teilet werden, welche jederzeit ein noch kleineres Zellge-
webe zuſammenhaͤngt, und man wird niemals in der
Theilung ein Ende finden, ſondern allemal noch ein
weisliches Weſen uͤbrig behalten, welches von zellfoͤrmi-
gen und gefaͤshaften Linien durchkreuzet und abgeſondert
wird. Es iſt dieſes Zellgewebe zwiſchen den kleinſten
Kernchen kurz (f) und dichte, es wird zwiſchen den groͤſ-
ſern allmaͤlich loſer und laͤnger, es iſt mit Fett unter-
miſcht, und es verdichtet ſich auf der aͤuſſerſten Flaͤche
einer Druͤſe zu laͤngern und geradern Faſern, die nicht
ohne allen Glanz ſind, und die Laͤppchen zuſammenhal-
ten, welche auseinander fallen wuͤrden, wenn man dieſe
Faſern zerſchneiden wollte. Sie haben an der Ohren-
druͤſe und der Druͤſe der Kinnbakken beruͤmte Maͤnner
augenſcheinlich hintergangen, wenn ſie dieſen Druͤſen
Futteraͤle (g) und gar muskelhafte Scheiden beigelegt.
Denn es hat keine einzige von dieſen Druͤſen in der That
etwas mit Muskeln gemein. So wie indeſſen das Ver-
haͤltnis, die Laͤnge und Auflokkerung des Zellgewebes,
zu den Kernchen verſchieden iſt, ſo ſind auch einige Druͤ-
ſen loſer anzufuͤlen, oder gegenteils derber gebaut: am
feſteſten iſt die Druͤſe der Bruͤſten, die Ohrendruͤſe, weich
die Schilddruͤſe am Halſe, am weichſten die Bruſtdruͤſe
unter dem Bruſtknochen. So iſt auch die Groͤſſe der
Laͤppchen bei dieſen und jenen anders beſchaffen; ganz
klein ſind alſo die Laͤppchen in den Nebennieren, gros
an den Bruͤſten, und in der fuͤr den Speichel angewieſe-
nen Kinnbakkendruͤſe. Doch iſt die Spur dieſer Laͤpp-
chen in der Vorſteherdruͤſe an der Harnblaſe ſo dunkel,
daß
[611]Die Durchſeiher.
daß man dieſe Druͤſe kaum unter die Druͤſenpaͤkke
zaͤlen darf.
Wenn ſich die Feſtigkeit des Zellgewebes nach und
nach verſtaͤrket, ſo geſchichts, daß einige zuſammenge-
ſezzte, ſo wie die einfachen, und vor andern die Bruſt-
druͤſe, mit den erwachſnen Jaren immer mehr und mehr
einkricht, da ſie ſonſt in Kindern und in kleinen Thieren
uͤberhaupt eine recht anſenliche Groͤſſe behauptet.
Es begeben ſich nicht wenige Schlagadern zu den
Druͤſen von der zuſammengeſezzten Art, und es ſind ſel-
bige alsdenn dichter (h) als die, ſo zu den fleiſchigen
Theilen hin gehen; und es ſind uͤberhaupt die den Ab-
ſonderungswerkzeugen angewieſene Schlagadern allezeit
feſter, ſie moͤgen gros, oder ganz klein an ſich ſeyn (i),
welches auch von der Pfortenader mit ihren Aeſten (k)
ebenfalls gilt, indem dieſe den Befel hat, die Galle ab-
zuſondern. Ueberhaupt haben auch die Durchſeiher alle-
mal groſſe Schlagadern zu ihrer Bedienung: und den-
noch laufen uͤberall zu den zuſamengeſezzten Druͤſen viel-
mehr zalreiche, als groſſe Staͤmmchen, wie man an den
Speicheldruͤſen, an der Gekroͤsdruͤſe, an der Bruſtdruͤſe,
und den Nebennieren ſieht. Die Schilddruͤſe beſizzt
nicht nur viele, ſondern, beſonders in Kindern, auch groͤſ-
ſere Schlagadern, als man wohl vermuten ſollte (m).
Uebrigens verſcheiteln ſo zalreiche Zweige die Lappen und
Kernchen in den Druͤſen von einander, daß ſie gleichſam
wie Stengel dieſe Arten von Trauben ſchwebend erhal-
ten, wenn man die Verbindungen der Laͤppchen in lauli-
chem Waſſer erweicht. Dagegen ſind die Blutadern,
Q q 2die
(l)
[612]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
die zu ihnen laufen, viel weniger, loſer, und groͤſſer (n),
als ſonſt Abſonderungswerkzeuge bekommen haben.
Mit den Nerven hat es dieſe Beſchaffenheit, daß
durch einen haufen Druͤſen viele und groſſe Nerven, be-
ſonders durch das Geſchlecht der Speichel-und Traͤhnen-
druͤſen hindurchwandern. Und daher iſt es merenteils auch
gekommen, daß die meiſten Phiſiologiſten (o) den Druͤ-
ſen nicht nur viele, ſondern auch groſſe Nerven
zugeeignet haben. Doch ein Forſcher, der allein der
Warheit nachſpuͤrt, wird bei einer geringen Muͤhe bald
gewar werden, daß ſich dieſe groſſe Nerven nicht bei die-
ſen Druͤſen verweilen, ſondern nach andern Theilen hin-
laufen, wovon man an allen Speicheldruͤſen, und an
der Traͤhnendruͤſe ein zuverlaͤßiges Beiſpiel hat. Jn
dem Fleiſche der Druͤſen ſelbſt verlieren ſich wenig Ner-
ven, und es gibt Druͤſen, welche nur kleine und wenige
Nerven haben, dergleichen die Schilddruͤſe iſt, es gibt
Druͤſen, die gar keine haben, wenigſtens ſolche nicht, die
man mit dem Meſſer verfolgen kann, als die Bruſt-
druͤſe, welcher ich nicht eben alle Nerven ganz und gar
abſprechen will, ſondern ich ſage nur, daß ſie keine ſolche
Groͤſſe haben, daß man ſie mit dem Meſſerchen leicht
verfolgen, oder auf irgend eine Weiſe mit den Nerven
der Haut oder der Muskeln in Vergleichung ſezzen
koͤnnte. Es ſcheinen uͤberhaupt alle und jede Druͤſen,
in Verſuchen, wenig reizbar zu ſeyn (p), und ſie haben
weder lebhafte Emfindungen von Krankheiten, noch von
den
[613]Die Durchſeiher.
den Verlezzungen, denen ſie ein Zergliederer unter-
wirft.
§. 3.
Der Ausfuͤrungsgang einer Druͤſe.
Die mereſten zuſammengeſezzte Druͤſen endigen ſich
in einen Auswurfskanal, einige auch in mehrere, als die
Traͤhnendruͤſe, und die Druͤſe unter der Zunge. Wenn
es einige gibt, welche einen dergleichen deutlichen Kanal
vermiſſen, ſo mus man nicht den Mut fallen laſſen,
ſondern hoffen, daß er noch einmal entdekkt werden
kann, ſo wie man ſich bereits mit der Schilddruͤſe viele
Muͤhe gemacht hat. Es iſt aber der Ausfuͤrungs-
gang ein Kanal, der in ſo fern einer Blutader nahe
koͤmmt, und deſſen kleinſte Wuͤrzelchen, die mit bloſſen
Augen nicht geſehen werden koͤnnen, ebenfalls aus den
kleinſten Kernchen heraufſteigen, wie Baͤche, die in
einem Fluſſe zuſammenlaufen, ſich allmaͤlich in einen
groͤſſern Kanal werfen, welcher wieder mit andern ſei-
nes gleichen zuſammenlaͤuft, und ſo nach und nach, dem
gewoͤnlichen Geſezze, das allen Gefaͤſſen vorgeſchrieben
iſt, gemaͤs, in groͤſſern Staͤmmchen vereinigen, welche
kleiner, als alle ihre Aeſte zuſammengenommen ſind, bis
ſich alle gleichſam von allen Kernchen ausgeſtellte Wa-
chen oder Aeſte, in einen einzigen Ort zuſammenziehen,
und nunmehr ein faſt cilindriſcher Kanal an der Spizze
ſeiner Druͤſe heraustritt, und ſeinen Saft durch eine
offne Muͤndung, die gemeiniglich verengert, und um
etwas enger iſt, als der uͤbrige Kanal, in eine weite Hoͤ-
lung ausſchuͤttet, damit derſelbe inwendig im Munde,
oder im Gedaͤrme, oder aus der Oberflaͤche des Koͤrpers
und der Haut, gleichſam uͤberlaufen koͤnne, wie ſolches
an den Traͤhnengaͤngen, wenigſtens an den Ochſen und
Schafen, und den neuern Verſuchen gemaͤs, auch am
Menſchen, erhellet.
Q q 3Es
[614]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Es emfangen dieſe Gaͤnge von dem Zellgewebe eine
Membrane, welche eine eben ſo zaͤhe Feſtigkeit, als in
der Blutader hat, aber doch nicht in allen Gaͤngen der
Erweiterung eben ſo Wiederſtand thut. Von auſſen
lagert ſich das Zellgewebe herum, welches oft ſchoͤn mit
Gefaͤſſen bemalt iſt, und ſich mit der wirklichen Mem-
brane genau vereinigt. Jnwendig iſt die Membrane des
Abfuͤrungganges, mit der Bekleidung dieſer Hoͤle ein
Stuͤkk, da ein jeder Gang ſeine Saftzufuhr in dieſe Hoͤle
ausleeret, naͤmlich in das innere Haͤutchen des Augen-
liedes, des Gedaͤrms, oder des Mundes. Folglich laſ-
ſen ſich in einem jeden Gange zwo Haͤute gedenken, ob
ich gleich nicht weis, daß man ſelbige in der Zerglie-
drungskunſt jemals abgeſondert habe.
Es haͤlt ſich ferner in dieſen Auswurfsgaͤngen ein
vom Blute verſchiedener Saft auf. Daß ſie dieſen
nicht von den Schlagadern her haben ſollten, daran iſt
wohl kein Zweifel: indeſſen iſt es doch auch nicht eben
leicht, die Vereinigung der kleinſten Schlagaͤderchen
mit denen daraus entſpringenden Gaͤngen ſichtbar zu
machen. Das was Vieuſſens(r) geſehen, glaube ich
einzig und allein dem Zellgewebe beilegen zu koͤnnen.
Denn es hat noch nie jemand, wenn er gleich von
den allererhabenſten und kleinſten Linſenglaͤſerchen unter-
ſtuͤzzt worden, geſehen, daß aus einem ganz kleinen
Schlagaͤderchen ein Kanal von einer andren Art ent-
ſprungen waͤre, wie ich bereits erinnert habe (s), der wirk-
lich hol ſey, und ein duͤnneres Fluͤßiges enthielte. Folg-
lich mus man merenteils, wie ſchon erinnert worden,
ſeine Zuflucht zu den Einſprizzungen der Zergliedrer und
zu Krankheiten nehmen. Es dringen zwar die einge-
ſprizzten Saͤfte, in zuſammengeſezzten Druͤſen, mit groſ-
ſer Muͤhe aus den Schlagadern in den Ausfuͤrungsgang
hin-
[615]Die Durchſeiher.
hindurch, und ſie ergiſſen ſich, wenn ſie duͤnne ſind,
leicht ins Zellgewebe; dennoch aber habe ich einige gluͤkk-
lichere Beiſpiele davon angefuͤrt (t).
§. 4.
Die allerlezte Beſchaffenheit der Kernchen, ob
ſie druͤſig ſey.
Bisher hat man unter dem Vortritte der Verſuche
ſeinen Weg zuruͤkke gelegt. Doch nun iſt noch vieles
uͤbrig, welches die Phiſiologiſten ungern vermiſſen, naͤm-
lich der Bau eines ſolchen Kernchen, welches den lezten
ſichtbaren Grundſtoff einer Druͤſe ausmacht. Hier zer-
teilten ſie ſich in zwo Sekten, beide glaubten die aller-
lezte Beſchaffenheiten der Kernchen einzuſehen, und beide
lehrten gerade das Gegenteil von einander: den Anfang
machte Malpighi vor dem Jare 1665, als er eine
Schrift, Exercitationes de ſtructura viſcerum, heraus-
gab, worinnen er faſt das ganze Europa uͤberredte, es
waͤren die Kernchen ſo gebaut, wie die Blaͤschen oder
eine einfache ſchleimbereitende Druͤſe, dergleichen wir
bald beſchreiben wollen, ſie waͤren naͤmlich kleine runde
Schlaͤuche, welche von den kleinſten Schlagadern denje-
nigen Saft bekaͤmen, den ſie in den Ausfuͤrungsgang
ausſchuͤtteten. Er bediente ſich verſchiedner Gruͤnde,
um Glauben zu verdienen.
§. 5.
Vergleichung mit den Eingeweiden.
Er verglich erſtlich die Druͤſen mit den Eingewei-
den, ſo daß die Leber, Niere, und Hode, nichts als
eine groſſe Druͤſe von der zuſammengeſezzten Art waͤre;
die beſtuͤnde ebenfalls aus Kernchen, ſie verſende ihren
Saft durch den Auswurfsgang, ſie ſey auf eine voll-
Q q 4kom-
[616]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
kommen aͤnliche Weiſe aus ganz kleinen Wuͤrzelchen zu-
ſammengeſezzt, die den Auswurf, endlich, in einen aus
den Wurzeln entſpringenden Stamm ausleerten, wel-
cher eben ſo wieder mit einer Hoͤle zuſammenſtiſſe, wohin
dieſer Saft ausgeſchuͤttet wuͤrde. Es ſind aber auch
die Schlagadern der abſondernden Eingeweide, nach
Proportion, viel groͤſſer (u) und ſtaͤrker (x) und gera-
der (y) angelegt. Von dieſen Schlagadern werden die
Saͤfte ausgetrieben, und ſie treten alſo leicht und ſo
gleich durch die Ausfuͤrungsgaͤnge hervor, welches in
der Niere am hurtigſten, ſchwerer in der Leber geſchicht,
indeſſen dringen ſie doch durch (z). Eingeweide haben eben
die kernige Beſchaffenheit, welche ſich an einigen Thieren
viel deutlicher zeigt. Es werden naͤmlich in den Nieren
der menſchlichen Frucht (a), und ſehr vieler Thiere, aus
dem Geſchlechte der Eierlegenden, und in den Fiſchen,
die Laͤppchen, vermittelſt des Zellgewebes, zu einer groͤſ-
ſern Maſſe vereinigt, wie ich ſie an einer groſſen Eidechſe,
und andre am Delphin (b), an der Schildkroͤte, auch am
Baͤren, am Jgel, und der Fiſchotter gefunden.
Es ſahe derſelbe an der Leber rundliche Kernchen,
welche von einem ſechsekkigen (c) oder vielekkigen zellfoͤr-
migen Rande eingefaſt werden; und dergleichen waren
auch in der menſchlichen Frucht (d), im Maulwurfe (e),
dem Eichhoͤrnchen (f), dem Jgel (g), dem Schweine (h),
im
[617]Die Durchſeiher.
im Ochſen (i), in der Kazze (k), in den Fiſchen (l), den Ei-
dechſen (m) und in den Schnekken (n) gegenwaͤrtig: es
laſſen ſich ferner dieſe Kernchen, eben wie in den zuſam-
mengeſezzten Druͤſen, nach Art der Trauben in kleinere
Kernchen aufloͤſen.
An der menſchlichen Hode vereinigen ſich die Laͤpp-
chen, wenn ſie durch ein loſes Zellgewebe zuſammenge-
halten worden, offenbar zu einem eifoͤrmigen und druͤ-
ſenaͤnlichen Koͤrper. Aber auch im Gehirne haben groſſe
Maͤnner an der Rinde rundliche Laͤppchen (o), die gleich-
ſam von Strichen einer uͤbergegoſſnen Tinte abgegrenzt
waren, und ſich in heiſſem Oele zu feſtere Kernchen ver-
einigt haben wuͤrden, beobachtet. Dieſe Aenlichkeit,
welche leicht mit dem Geſichte haͤtte unterſucht werden
koͤnnen, verurſachte auch, daß ehemals Aretaͤus(p) den
Bau der Nieren vor druͤſig ausgab, und von den Bruͤ-
ſten und der Natur der Leber gleiche Meinung hegte (q).
Betrachtet man dieſe Laͤppchen und Kernchen mit
Huͤlfe eines Vergroͤſſerungsglaſes, ſo wird man zuſam-
menhaͤngende, und faſt rundliche Koͤrperchen liegen ſehen,
welche von Linien, die das Zellgewebe zieht, eingeſchloſ-
ſen werden, und ſo wachſen, wie in den Druͤſen, Kern-
chen, die aus Kernchen zuſammengeſezzt worden, endlich
in Laͤppchen zuſammen.
Jch will vorher noch den Einwurf abfertigen, den man
wieder die Malpighiſchen Gruͤnde machen koͤnnte, und
der uͤberhaupt von mir an einem andern Orte gemacht
worden iſt (r). Es ſind naͤmlich die Kernchen woraus,
nach Malpighens Beſchreibung, die Eingeweide in
verſchiedenen Thieren zuſammengeſezzt ſind, hin und wie-
Q q 5der
[618]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
der viel zu gros, und es gehoͤren ſelbige nicht unter die
Grundſtoffe dieſer Eingeweide, ſondern ſie gehen blos die
groſſen und aus kleinen Kernchen zuſammengeſezzte Laͤpp-
chen an. Das hat nun zwar ſeine gute Richtigkeit; ich
will aber auch nicht verſchweigen, daß man auch auſſer
dieſen, viel zu groſſen Huͤgelchen, auch noch ganz kleine,
kaum ſichtbare und nicht groͤſſere Kernchen, als einfache
Druͤſen ſonſt ſind, beim Malpighi, und andern be-
ruͤmten Maͤnnern, beim Bertin(s), Ferrenius(t), und
ſelbſt bei dem Stifter der Gegenſekte Ruyſch, ebenfalls
beſchrieben findet, und daß in den Nieren (u), der Milz (x),
in der Leber (y), ganz kleine runde Koͤrperchen, von be-
ſtimmter Groͤſſe, und die ſich nicht leicht veraͤndern laſſen,
vorkommen, in die ſich ganz kleine Gefaͤschen hinein wer-
fen, und aus denen, wenn man beruͤmten Maͤnnern
glauben kann (z), auch ſo gar Ausfuͤrungsgaͤnge herauf-
kommen, ſo, daß ſie auf allen Seiten waren Druͤſen
aͤnlich ſind. Es wird dieſe Analogie weiter noch voll-
kommner, indem die Eingeweide, in vielen Thierchen,
nicht aus feſten Kernchen, ſondern uͤberhaupt aus holen
laͤng-
[619]Die Durchſeiher.
laͤnglich runden Blaͤschen beſtehen, wie ſolches Mal-
pighi an der Gekroͤsdruͤſe, und an der Leber bei vielen
Thieren beobachtet hat, naͤmlich an der Gekroͤsdruͤſe (a)
des Schwerdfiſches, des Stokkfiſches, der Seidenraupe,
und an der Leber (b) des Krebſes, des Maulwurfs, und
an den Hoden vieler Jnſekten.
§. 6.
Vergleichung mit denjenigen Druͤſen, welche
aus einfachen zuſammengeſezzt ſind.
Nachdem er alſo die Analogie zwiſchen den Einge-
weiden und den Druͤſen beſtaͤtigt hatte, ſo fragte der
vortrefliche Urheber dieſer Meinung, wie denn eigent-
lich ein jedes Kernchen in ſeinen innren Grundteilen be-
ſchaffen und angelegt ſey? So gleich ſtellte ſich ſeinem
Verſtande die groͤſte Aenlichkeit mit den einfachſten Druͤ-
ſen dar: indem dieſe Druͤſen ebenfalls durch ein loſes
Zellgewebe oͤfters zuſammen verbunden ſind. Jeremias
Loßius nannte die Druͤſen von dieſer Art congregatas
(zuſammengehaͤufte) (c), die doch den einfachen ſo aͤnlich
ſind, daß man ſich kaum enthalten kann, beiderlei Arten
einerlei Natur zuzuſchreiben, und dieſe Druͤſenpaͤkke (zu-
ſammengeſezzte conglomeratae) ebenfalls fuͤr Trauben
der Kernchen zu halten, da ſie einzeln eben die Natur
haben, die den einfachen Blaͤschen weſentlich iſt. Jch
habe mehrmalen diejenigen Druͤſen, welche oben auf den
Knorpeln an der Luftroͤhrenſpalte liegen, und die von
groſſen Maͤnnern (d) unter die zuſammengeſezzte gezaͤ-
let werden, gegen einander gehalten. Wendet man nun
die Augen auf ihre Nachbarſchaft, ſo wird man gewar
werden, daß die Baͤnder, die die Kernchen zuſammen-
knuͤpfen, nach und nach loſer werden, bis ſie endlich
ein-
[620]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
einzeln da liegen, dergleichen viele auf der innern Mem-
brane des Luftroͤhrenkopfes herumgeſtreut liegen (e), wel-
ches, wie es ſcheint, wirkliche hole Druͤſen, aus dem
Geſchlechte der Schleimdruͤſen ſind. So verſtand alſo
vormals dieſer beruͤmte Mann (f), unter dem Namen
einer zuſammengeſezzten (conglomerata) Druͤſe, einen
Haufen einfacher Blaͤschen, davon ſehr viele um die
Seiten und den hintern Ruͤkken der Zunge herumgelagert
ſind. Man hat an den Mandeln des Halſes ein anderes
Beiſpiel: denn man findet an dieſen Druͤſen ſo wohl
einfache, mit Huͤlfe des Zellgewebes unter einander ver-
hundne Druͤſen (f*), als auch uͤber dies noch eine gemein-
ſchaftliche Ueberkleidung, welche dieſe Kernchen gleich-
ſam in einen einzigen Knaul zuſammen wikkelt, und der-
gleichen nannte Loßiusconglutinatas, zuſammengeleim-
te Druͤſen (g). Jch glaube, daß ſich fuͤr Malpighens
Meinung, und fuͤr den holen Bau der Kernchen kein
beßrer Grund angeben laͤſt, welcher mehr Warſcheinlich-
keit auf ſeiner Seite haͤtte.
§. 7.
Krankheiten beſtaͤtigen es, daß die Druͤſenkern-
chen an ſich hol ſind.
Endlich ſo ſuchte vormals Malpighi(h), und nach
ihm andre beruͤmte Maͤnner, dieſe Meinung zu verteidi-
gen, darunter Hermann Boerhaave(i), Johann Bap-
tiſt Morgagn(k), und Peter Nannius(l), die vor-
nemſten waren, und ſie bedienten ſich vornaͤmlich dabei
der Folgen von Krankheiten, um den holen Bauch dieſer
Elementarkernchen auſſer Wiederſpruch zu ſezzen. Es
gibt
[621]Die Durchſeiher.
Es gibt naͤmlich kein einziges Eingeweide, welches man
nicht ziemlich oft, bald ganz, bald zum Theil, in runde,
und groſſe Blaͤschen offenbar verwandelt geſehen
haͤtte. Ein dergleichen verdorbnes Beulchen hatte uͤber-
all ſeine Membrane in eins fortgehend, und es war mit
ſeinen Gefaͤschen uͤbermalt: dieſe kleine Hoͤle fand man
mit allerlei Saͤften gefuͤllt, und es hatte dieſelbe, wenn
man einigen Verfechtern dieſer Hipoteſe Glauben beimeſ-
ſen kann, auch ihren beſondern Ausfuͤrungsgang (m).
Es ſchien folglich kein Zweifel uͤbrig zu bleiben, daß
nicht an einem ſolchen Eingeweide die Kernchen, wenn
ſolche von der Materie voll, die durch Verſtopfung ge-
ſammelt worden, und ausgedehnt, und uͤber ihre recht-
maͤßige Groͤſſe erweitert worden, mit der Zeit, von ihrem
unſichtbar kleinem Umfange, zu einer deutlichern Groͤſſe
haͤtten gelangen koͤnnen. Man hat in dieſen Blaͤschen
bisweilen nichts, als den einheimſchen Saft eines jeden
Eingeweides angetroffen, ſo daß uͤberhaupt blos die
Menge ein Uebel war. Man hat dergleichen Beobach-
tungen von den Kernchen der Niere, und der Leber, da
die verdorbnen Kernchen voll Harn waren (n), oder voll
Galle (o). Jch erinnere dieſes mit gutem Grunde, da der
ſo ſcharfſinnige J. B. Morgagn(p) glaubt, daß man
aus dieſer Beſchaffenheit des einheimſchen Saftes ſehen
koͤnne,
[622]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
koͤnne, daß dergleichen Blaͤschen durchaus nicht im Zell-
gewebe entſtuͤnden. Bisweilen erfuͤllt ein andrer Saft,
als der rechtmaͤßige, dieſe Blaͤschen, welche ſcirrhoͤs ſind,
und man findet den Saft hart und weis in der Leber (q)
und in der Niere (r). Man weis von etlichen die etwas
ſteiniges und verſteinertes in ſich gehabt, und das hat
nicht nur die Niere (s), ſondern auch die Leber zugleich (t)
und die Milz betroffen (u).
Doch es bedienten ſich beruͤmte Maͤnner vornaͤmlich
dieſer Ausartung zu ihrem Nuzzen, indem dieſelbe ver-
urſacht, daß die Kernchen der Eingeweide vom Flies-
waſſer ausgedehnt werden, welches ein Uebel iſt, das
den Namen der Waſſerblaͤschen (hydatides) fuͤrt, die
nichts, als haͤutige Blaͤschen, und gemeiniglich mit
einem gerinnbaren Safte erfuͤllt ſind. Valſalva(x)
beſchreibt die Leber genau, daß dieſelbe aus Blaͤschen be-
ſtehe, welche eine zweifache und dreifache Membrane um
ſich haͤtten (y), und es befaͤnden ſich in einigen dieſer
Blaͤschen Fleiſchfaſern, andre Blaͤschen beſtuͤnden aus
kleinern Blaͤschen: er fand dieſelbe inwendig voll wirk-
licher Galle, auf der Oberflaͤche waren unzaͤliche Schweis-
loͤcher, und dergleichen Roͤhrchen, wie man an den
membranoͤſen Voͤgelmagen antrift. Man hat indeſ-
ſen ſehr zalreiche Exempel von Lebern, die aus lauter
Waſ-
[623]Die Durchſeiher.
Waſſerblaͤschen beſtanden (z), ſo wie auch von den Nie-
ren (a); und es beſchrieb dieſer vortrefliche Augenzeuge
die graue Gehirnſubſtanz (cortex) voller Blaſen (b).
Es haben auch mediciniſche Schriftſteller an andern
Eingeweiden, oder Druͤſen, die Kernchen felerhaft be-
funden; ſo fand Peyer der Juͤngere (c) an der Milz
weiſſe Kuͤgelchen, und Johann Mery ſehr groſſe Kuͤ-
gelchen (d): Nannius in der Gekroͤsdruͤſe beſtaͤndige
Hoͤlchen (e), und am Eiter des Jgels fand unſer ehema-
lige Lehrer, J. George Duͤvernoy, Blaͤschen (f).
Nun glaubten beruͤmte Maͤnner, daß man den wa-
ren Bau der Eingeweide, und der zuſammengeſezzten
Druͤſen, aus dieſem Schwellen in Krankheiten um deſto
beſſer kennen lerne (g), weil in den wirklichen, und unge-
zweifelt holen einfachen, Talgdruͤſen und Hautdruͤſen,
in der That eben ſolche fette, ſcirhoͤſe, und waͤßrige Ge-
ſchwulſte hie und da entſtehen, ſo oft der eigentliche Saft
derſelben in Krankheiten zu ſtokken angefangen hat.
Oft ſchwellen auch die natuͤrlichen Blaͤschen des weibli-
chen Eierſtokkes zu federhaften Waſſerblaͤschen auf.
Sie glauben naͤmlich, daß man aͤnliche Erfolge von aͤn-
lichen Urſachen herzuleiten berechtigt ſey.
Ohn-
[624]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Ohngefehr durch dieſe Gruͤnde hat man die Malpig-
hiſche Meinung dergeſtalt bewaffnet, daß faſt die ganze
Welt der Arzneigelerten dieſelbe fuͤr erwieſen annahm,
und man zaͤlte unter ihre Grundſaͤzze, daß eine jede Ab-
ſonderung mittelſt der Druͤſen verrichtet wuͤrde (h), und
daß keine Abſonderung ohne Blaͤschen geſchehen koͤnnte:
folglich waͤren alle zuſammengeſezzte Druͤſen, und alle
abſondernde Eingeweide, wirkliche Knaͤule von ganz
kleinen und holen Blaͤschen. Doch es fanden Anton
Nuk(i), als er die Druͤſenblaͤschen (folliculus) beſtritte,
und Raymund Vieuſſens, als er die Auswurfsgaͤnge
aus einem Gefaͤſſe der erſten oder zwoten Ordnung her-
leitete, ohne daß ein ſolches holes Beulchen dazwiſchen
laͤge, keine gar zu guͤnſtige Richter (k).
§. 8.
Ruyſchens Gegenmeinung.
Wir legen dieſe Meinung dem Ruyſch bei, ob ſie
gleich viel aͤltere Urheber hat. Doch ſie hat vornaͤm-
lich den Kunſtgriffen eines Ruyſchens ihr Anſehen, und
ihre Freunde zu danken. Es beſtehen naͤmlich alle Ein-
geweide, und auch die zuſammengeſezzte Druͤſen, nach
dieſen Grundſaͤzzen, aus Gefaͤſſen, und einem Zellge-
webe, ohne daß zwiſchen Ausfuͤrungsgaͤngen, und den
Schlagadern, Blaͤschen befindlich waͤren. Edmund
King(l) war der erſte, welcher ſchrieb, daß das Einge-
weide allenthalben aus lauter Gefaͤſſen beſtuͤnde, und
dies that er vor Ruyſchens(m) Zeiten, uͤberhaupt im
Jare 1666. Ueber die Druͤſen hatte Nehemias
Grew(n), ein Mann, der in der Zergliederung der
Pflan-
[625]Die Durchſeiher.
Pflanzen und Thiere groſſe Erfarung beſas, einerlei
Gedanken, ob es gleich moͤglich iſt, daß der Ruf von
den Ruyſchen Erfindungen bis zu ihm gelangt ſeyn
konnte. Doch es war Grew, als er dieſes ſchrieb, bereits
ſehr alt, und da ſelbiger lehrte, daß die Druͤſen aus Ge-
faͤſſen und Faſern beſtuͤnden, ſo legte er dem Zellgewebe
etwas mehr Vorzuͤge, als Ruyſch bei. Aus Gefaͤschen
und Blaͤschen ſezzte Joſeph Duverney(n*) den ganzen
menſchlichen Koͤrper zuſammen. Doch es uͤbertraf
Ruyſch, ob er gleich nicht eben groſſe Talente in der
Hurtigkeit des Verſtandes vor ſich hatte, noch durch un-
ermuͤdetes Leſen, oder Gelerſamkeit ſich uͤber andre em-
por ſchwung, dem ohngeachtet doch die mereſten Sterbli-
chen, an einer ſehr groſſen Uebung mit todten Koͤrpern
umzugehen, an der Bequemlichkeit, die Natur zu Rate
zu ziehen, und an Koͤrperzerlegungen, welche ſelbiger faſt
ganzer achtzig Jare lang fortgeſezzt hatte, wozu noch
ſeine kuͤnſtliche Hand kam; und es erwarb ſich dieſer
Mann ein deſto mehr entſcheidendes Anſehn, je weniger
er ein Freund von Hipoteſen war, und je weniger er
Dinge lehrte, die er nicht ſelbſt mit Augen geſehen hatte.
Da Ruyſch noch jung war, behauptete er faſt mit
allen Perſonen ſeines Jarhunderts, daß in den Einge-
weiden druͤſige Kernchen, z. E. in der Leber (o), in der
Niere (p), in der Milz (q), und in den uͤbrigen Theilen
des menſchlichen Koͤrpers zugegen waͤren. Da er aber
mehr und mehr einſahe, daß nicht nur Membranen,
welche, wenn ſie die Kunſt nicht bearbeitet, vollkommen
weis an Farbe ſind, nach einer kuͤnſtlichen Ausſprizzung,
von
v. Hall. Phiſ.II.Th. R r
[626]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
von unzaͤlichen Gefaͤſſen durchlaufen werden, und daß
in der That der groͤſte Theil der Eingeweiden von einer
talgartigen Materie erfuͤllt, aber von einer langen Er-
weichung in ſchlechtem Waſſer zu Gefaͤschen aufgeloͤſt
wird, ſo aͤnderte ſelbiger nach und nach ſeine Meinung,
und er richtete ohngefehr ſeit dem Jare 1696 (r) ſeine
Gedanken dahin, daß er behauptete, daß nicht nur die
Eingeweide, ſondern auch die zuſammengeſezzten (s),
und die meiſten einfachen Druͤſen ebenfalls (t) uͤberall
durch und durch aus nichts, als Gefaͤschen beſtuͤnden;
er lies alſo im menſchlichen Koͤrper wenig Winkel (u),
wo ein wirklicher Druͤſenbau ſtatt finden koͤnnte, uͤbrig.
Sein Hauptgrund lautete ſo: Es iſt nach den Geſezzen
der Hidroſtatik bekannt, daß eine Fluͤßigkeit, die aus
einer kleinen Roͤhre in ein weites Behaͤltnis herabfaͤllt,
ſich in dieſem Behaͤltniſſe ſehr verſpaͤte, und weil daher
die Fortruͤkkungskraft gemindert, der Seitendrukk aber
groͤſſer wird (x), ſo werde davon dieſes Behaͤltnis ausein-
ander gedrengt. Mit dieſer Betrachtung iſt der Ver-
ſuch einſtimmig, da Wachs oder Talch, welches man
durch ſchlagaderhafte oder andre Gefaͤſſe, in erſt welche
Hoͤlung hintreibt, nachdem es ſeine Geſchwindigkeit ver-
loren, mit aͤuſſerſter Muͤhe in die kleine Loͤcherchen tritt,
die ſich in dieſes Behaͤltnis oͤffnen, wenn es aber die
Waͤnde des Behaͤltnis erweitert, ſo verliert es die Ge-
ſtalt eines Fadens, und verwandelt ſich in kleine Knoten
oder Flekken (y). Jn den Eingeweiden aber, fuͤllt die
in die vornemſte Schlagader eingeſprizzte Talchmaterie,
auch
[627]Die Durchſeiher.
auch die kleinſte Schlagaͤderchen voll, ſie dringt bis in
die Ausfuͤrungsgaͤnge hindurch, und ſie ſtopfet ſolche
voll mit einem an einander haͤngenden Faden, ohne daß
ein Knote zwiſchen der Schlagader und dem Ausfuͤ-
rungsgange dazwiſchen laͤge. Wenn nun zwiſchen dem
kleinſten Schlagaͤderchen und dem Ausfuͤrungskanale
das Talch der Sprizze nie zu einem Knoten aufſchwillt,
ſo folget daraus, daß ſich zwiſchen dem Ende eines
Schlagaͤderchen, und dem Anfange eines Auswurfroͤhr-
chen nirgens ein Behaͤltnis befindet, folglich iſt an die-
ſem Orte nichts von einem Druͤſenbaue zu finden, und
es iſt der kleinſte Ausfuͤrungsgang mit den kleinſten
Schlagaͤderchen ein einziges Stuͤkk.
Wir haben bereits Exempel von Ausfuͤrungsgaͤn-
gen genannt, welche mit den Schlagadern in eins fort-
laufen: an der Niere geht die Sache ungemein leicht
an (z): an der Leber geht ſie ebenfalls von ſtattten (a),
wenn man die Holader unterbindet, und einen duͤnnen
Saft in die Pfortader ſprizzt: und ſo iſt man mit den
Druͤſen, aus dem Geſchlechte der zuſammengeſezzten,
ebenfalls (b), wiewol ſeltner, gluͤkklich geweſen.
§. 9.
Man koͤmmt einem Einwurfe zuvor.
Die Staͤrke dieſes Grundes fuͤlte der ſo ſcharfſinnige
Verfechter der Malpighiſchen Theorie, Hermann Boer-
haave(c). Um ſelbigen zu entkraͤften, erinnerte er,
welches in ſo fern zwar genung iſt, daß man an der
grauen Gehirnſubſtanz, und an andern von Ruy-
ſchen ausgeſprizzten Eingeweiden, dergleichen Arbeiten
man das Praͤpariren nennet, einen groſſen Theil eignen
Fleiſches an jedem Eingeweide vermiſſe, daß Ruyſch
R r 2nur
[628]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
nur einen Theil von der grauen Gehirnſubſtanz, einen
Theil der Leber oder Milz zeige, daß hingegen die meiſte
Materie von dieſer Gehirnſubſtanz, und von dieſer Leber,
oder Milz, welche vom gefaͤrbten Talche nicht erfuͤllt
worden, oder von dieſem Talche nicht wieder die Faͤulnis
und das losweichende Waſſer beſchuͤzzt wird, im Waſſer
ſelbſt allmaͤlich zernichtet wird, zu einer Art von Schleim
wird, und auf den Boden der Flaſche faͤllt, oder uͤber-
haupt von der Hand des emſigen Aderſkeletirers unter
unter dem ſchimflichen Namen eines Unrats auf die
Seite geworfen wird. Es hat Boerhaave recht,
wenn er blos erinnert, man koͤnne zur Zeit durch die
vollſtaͤndigſten Ausſprizzungen noch nicht erweislich ma-
chen, daß in Gefaͤſſen nichts als Gefaͤſſe waͤren, oder
daß das ganze Eingeweide, welches ein waͤchſernes Blut
erfuͤllt, aus lauter Gefaͤſſen beſtuͤnde. Eben dieſes er-
innern Bernard Siegfried Albin(d), und Anton Fer-
rein(e), und die Sache ſelbſt nimmt ihnen dieſe Erinne-
rung ebenfalls aus dem Munde. Doch wenn unſer
groſſe Lehrer darum behaupten will, daß es Druͤſen oder
Blaͤschen geweſen, was unter Ruyſchens Haͤnden von
dem Eingeweide verloren gegangen, ſo koͤnnen wir der
Staͤrke ſeines Grundes keinen Beifall geben.
Es ſagte zwar der vortrefliche Mann, es wuͤrden
die Blaͤschen zwiſchen den angefuͤllten Schlagadern zu-
ſammengedruͤkkt, und alſo vernichtet. Doch wenn ſie
zu Nichte gegangen waͤren, ſo haͤtte das Sprizzentalch
nicht aus der Schlagader in den Ausfuͤrungsgang kommen
koͤnnen. Man ſezze, es ſey zwiſchen dem Schlagaͤderchen,
oder dem Gange ein Blaͤschen; man ſezze, es werde die-
ſes
[629]Die Durchſeiher.
ſes eine Blaͤschen von erſt welcher Urſache zerſtoͤrt, ſo
wird die Straſſe von dem Schlagaͤderchen in den Gang
abgeſchnitten werden, und kein Weg uͤbrig bleiben, auf
welchem das Talch in dieſen Gang kommen koͤnnte.
Jch halte dieſen Grund ſchon fuͤr hinlaͤnglich: Ruyſch
aber (f) fuͤgte noch hinzu, er bediene ſich, wenn er Koͤr-
per ausſprizze, keiner Gewaltſamkeit, und es wuͤrden
die Dinge ein ganz anderes Anſehn bekommen, wenn
man zu viel Gewalt anwenden wollte; denn auf ſolche
Weiſe wuͤrde man nichts, als Entzuͤndungen malen.
Dieſes legen wir von dem Durchſchwizzen des gefaͤrbten
Talches aus, welches ſich durch die Schlagaͤderchen bis
zur Zellgewebshoͤlung Plazz machen kann.
§. 10.
Die Zuname der neuern Meinung.
Dieſes war der erſte Schritt, den Ruyſch hierin-
nen that; nun nam er auch den Beweis uͤber ſich, daß
auch die Kernchen, welche Malpighi, ſeiner Meinung
zum beſten, zum Vorſchein gebracht hatte, uͤberhaupt, ſo-
wohl fuͤr ſich ſelbſt, als auch folglich die ganzen Einge-
weide, und die ganzen Druͤſen, aus lauter Gefaͤſſen be-
ſtuͤnden. Er haͤtte auch ſchon dazumal Zeugen fuͤr ſich
aufſtellen koͤnnen, und er that es auch bisweilen (g). Es
iſt naͤmlich das gleichartige Fleiſch der Druͤſen dem ohn-
geachtet doch offenbar, und einzig und allein aus lauter
Gefaͤschen zuſammengeſezzt, ſo bald man in die Theile
einer Hode Quekkſilber zu treiben gluͤkklich genung iſt.
Es verurſachen dieſe gefaltene Gefaͤſſe, wegen der An-
haͤufungen, auf vielfache Weiſe kleine Laͤppchen, welche
ein dazwiſchen gelagertes Zellgewebe unter einander ver-
bindet, und welche durchgaͤngig ſich in einer waren und
R r 3gemein-
[630]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
gemeinſchaftlichen Membrane verſammeln, und die Hode
in Geſtalt einer einfachen Druͤſe darſtellen.
Doch er nam auch die Kernchen in der Leber, Milz
und in den Nieren vor ſich, und nachdem er ſolche genau
ausgeſprizzt hatte, ſo weichte er ſie in Waſſer ein, und
ſo erfur er (h), daß ihnen eine gemeinſchaftliche Dekke
fele (i), welche das ganze Fleiſch einer Druͤſe umhuͤlle,
und in der That zum Weſen einer wirklichen Druͤſe ge-
hoͤre: da ſich hingegen die Kernchen der Eingeweiden,
wenn man ſie fleißig entwikkle, in Gefaͤſſe verwandeln,
aus denen ein Knaul, der durch Zellfaͤden zuſammenge-
wikkelt worden, oder das wird, was Malpighi ein
Kernchen genannt hat. Es ſagte dieſer fleißige Beob-
achter, daß zwiſchen dieſen Koͤrnerchen, und den fleiſchi-
gen Enden der Gefaͤſſe (k), welche er in Aepfeln und
Birnen entdekkte, die groͤſte Aenlichkeit ſtatt faͤnde, da
doch gewis im Fleiſche der Aepfel gar kein Verdacht
eines Druͤſenbaus ſeyn kann. Doch es entwikkelte auch
die Sorgfalt dieſes guten Alten, ohne Maceration, die
Leberkernchen, welche Vieuſſens(l) bis zu den Endi-
gungen der Aeſtchen der Pfortader und der untern Hol-
ader, wie einen Gaͤnſefus ausgedehnt, verfolgte. Es
war dieſes Schauſpiel an ſich ſo augenſcheinlich, daß
Boerhaave(m), einer der groͤſten Freunde von der wie-
drigen Sekte, nach ſeiner Aufrichtigkeit geſtand, er ſinde
an den Leberkernchen nichts, als Gefaͤſſe. So laͤſſet
auch
[631]Die Durchſeiher.
auch Albin die Kernchen einen Knaul von Gefaͤſſen
ſeyn, welche ſich nach ihren Beugungen mit den lezten
Enden einander ergreifen, wie es die Aeſtchen in den
Roſen von Jericho zu thun pflegen (n). Jch erinnere
mich aber nicht, daß jemand den Verſuch gemacht haͤtte,
zuſammengeſezzte Druͤſen zu entwikkeln.
§. 11.
Hierinnen beantwortet man das Argument,
welches von Druͤſen in ihrem kranken Zu-
ſtande hergenommen wird.
Da ſich Malpigh, und der beruͤmte Schuzzredner
dieſes Mannes, Boerhaave, hin und wieder auf eine
kraͤnkliche Beſchaffenheit der Druͤſen beriefen, ſo ant-
wortete Ruyſch verſchiednes auf dieſes Argument,
und erſtlich, daß auch ohne einen urſpruͤnglichen und
von der Natur erſchaffnen Druͤſenbau, Blaͤschen voll
allerlei Materie erzeugt wuͤrden. So iſt der Hagel an
den Augenliedern (o) ein rundes Gewaͤchſe, in einer fort-
geſezzten Membrane eingeſchloſſen, welche eine Materie,
wie Eiter enthaͤlt; es entſtehet aber dieſer Hagel offen-
bar in den Zellfaͤcherchen unter der Haut, und davon
ruͤhrt auch der Verdacht der Druͤſen her. Jn eben die-
ſen Hoͤlchen trift man auch die Spekkbeulen (ſteatomata)
und waͤßrigen Geſchwulſte (p) am oͤfterſten an, ſo oft,
gewis nicht in einer Druͤſe, ſondern in den Zwiſchenraͤu-
men des Zellgewebes (q) eine Materie ſtekken bleibt, und
ſich anhaͤuft. Jm Nezze, welches zugleich unter das
fette Zellgewebe gehoͤrt, hat man ebenfalls ſehr kleine
R r 4Druͤs-
[632]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Druͤschen, die ſcirhoͤs oder verhaͤrtet waren, in groſſer
Menge gefunden (r).
Auſſer dem jedermann bekannten Bezirke des Zell-
gewebes, fuͤrt man auch noch in andern Theilen des
menſchlichen Koͤrpers aͤnliche Geſchwuͤlſte an, da wo
ſelbſt die Gegner keine Blaͤschen ſuchen werden, derglei-
chen die Hornhaut im Auge (s), der Sehnerve (t), die
Membrane der Ohrtrummel (u), die Gliedmaaßen (x), die
Lunge iſt (y). Jch habe ſelbſt gleichſam Hagel, der mit
einer weiſſen Materie erfuͤllt war, und eine runde Figur
hatte, an der Lunge eines Knaben geſehen (z).
Ferner, weil die beruͤmten Gegner (a) in den ſeler-
haft erweiterten Behaͤltniſſen einen anerſchaffnen Saft
uns entgegen ſezzen, ſo mus man ſagen, daß dergleichen
gar nicht ſtatt findet, indem ſehr oft in die Zwiſchen-
raͤumchen des Zellgewebes Blut hindurchſchwizzt, und
warum ſollte nicht eben ſo wohl in einer verſtopften Le-
ber, Galle, die doch ſo durchdringend iſt, entweder ſelbſt
ausduͤnſten, oder wenigſtens den in den Zellhoͤlchen
enthaltnen Saft gruͤnlich faͤrben, da ſie doch ſo oft-
mals ſowohl die Gedaͤrme, als das Darmfell mit dieſer
Farbe uͤberzieht.
§. 12.
Beantwortung des Einwurfs von den
Waſſerblaͤschen.
Waſſerblaͤschen (hydatides), deren Figur rund, und
abgemeſſen iſt, und deren eigne Ueberkleidung ein Waſ-
ſer
[633]Die Durchſeiher.
ſer enthaͤlt, erwachſen gemeiniglich in den kleinen Hoͤ-
lungen des Zellgewebes (b), in welche ſich die Fluͤßigkeit
ergoſſen hat, und ſtokkt. Nichts iſt gemeiner als die-
ſes Uebel in der Gegend der Nieren, im herumgewachſe-
nen Fette, an der Gebaͤrmutter, an den Muttertrom-
peten, und den Eierſtoͤkken (c) zu finden. Es ſind aber
auch dergleichen Blaͤschen an der Oberflaͤche des Her-
zens (d), unter der aͤuſſerſten Darmdekke (e), am Nezze (f),
an dem aͤuſſern Umfange der Membrane, die die Ribben
bekleidet (g), und an der Lunge (h), oͤfters hervorgebluͤht.
An dem Bekken der Schaafe iſt dieſes Uebel ebenfalls
am Zellgewebe ſehr gemein, und es brechen hin und wie-
der nicht ohne Schaden des Thiers, indem ſolches davon
ſchwindet, groſſe Blaſen hervor. Es iſt dieſes beim
Aretaͤus die Waſſerſucht (i), bei der ſich haͤufige, ganz
kleine, und mit Fluͤßigkeit erfuͤllte Blaſen einfanden.
Jch habe auch offenbar geſehen, daß in einer Krankheit,
welche der Poͤbel fuͤr eine Bezauberung hielte, aus dem
Eitergeſchwuͤre an der Huͤfte ebenfalls ſehr haͤufige Waſ-
ſerblaͤschen auffuren, von denen doch kein Zweifel war,
daß ſie nicht im benachbarten Zellgewebe entſtanden ſeyn
ſollten. Ein aͤnliches Exempel erzaͤlen die Akademiſten
von Paris (k). So drungen aus einem Geſchwuͤre un-
ter den Ribben fuͤnfhundert Waſſerblaͤschen (l), und wie
es ſcheint, eben ſo viel Blaͤschen aus der Huͤfte durch
R r 5einen
[634]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
einen Abſceß hervor (m). So lieſet man, daß ſich an
den Schaamleiſten Waſſerblaͤschen (n), und unter dem
Moͤnchkappenmuskel (trapezion) eine ſo ungeheure Blaſe
angelegt habe, daß ſie 36 andre Blaͤschen, die in ihrer
Hoͤlung erſchienen, unter ſich begriffen (o). So ſind
an der Harnblaſe, an den Nieren, an der Gebaͤrmutter,
dem Magen, den Gedaͤrmen, am Herzen, am Herzbeu-
tel, an todten Koͤrpern uͤberall ſchwebende Blaſen, voll
gelben Waſſers gefunden worden (p). An einem andern
Leichname erſchienen, als nach einer Abzapfung, oder
Oefnung des Leibes (paracenteſis) wie Fiſcheier hervorge-
treten waren, einige tauſend Waſſerblaͤschen, die mit der
Gebaͤrmutter, Leber und dem Gekroͤſe, laͤngſt dem gan-
zen Unterleibe zuſammenhingen, nach dem Tode, da ſich
naͤmlich das Waſſer in den ganzen Bezirk des Zellgewe-
bes ergoſſen hatte (q). So fand man in dem Zellge-
webe des Zwerchfells (r) Waſſerblaͤschen in einem haͤuti-
gen Sakke eingeſchloſſen, und es traten noch andre in
groſſer Anzal, aus einem uͤber der Leber befindlichen
Sakke (s), durch die gemachte Wunde hervor. Sechs-
zig Waſſerblaͤschen wurden in einem Geſchwulſte, der
hinterwerts an der Hirnſchaale, bis zum Schulterblate
herabhing, gezaͤlet (t), da der uͤbrige Theil, den ein dik-
kes Fett erfuͤllte, zu einer Spekbeule, und Breigeſchwul-
ſte, gehoͤrte. Daher war in den Waſſerblaͤschen der
Leber, mit dem Waſſer Schmier, als eine eigentuͤmli-
che Materie der zellfoͤrmigen Membrane vermiſcht (u).
Und hieraus erhellet auch, warum man lieſet, daß ofter-
mals
[635]Die Durchſeiher.
mals zwo Membranen in einem Waſſerblaͤschen (x), und
Waſſerblaͤschen angetroffen worden, welche in ihrer
Hoͤlung merere enthielten (y). Denn es hat auf dieſe
Art entweder das ſtokkende Waſſer zwo Hautblaͤtter auf-
geſchichtet, oder es hat eine einzige ſehr groſſe Blaſe, die
auſſerordentlich aufgeſchwollen geweſen, ſich uͤber die an-
dre kleinere zur herrſchenden gemacht.
Es war dieſes die erſte Art von Waſſerblaͤschen,
nun iſt noch die zwote uͤbrig. Denn auch Blutgefaͤſſe
arten in Waſſerblaͤschen aus (z). Jch habe es ſelbſt ge-
ſehen, und in den akademiſchen Aufſaͤzzen aufbehalten (a),
daß ein Mutterkuchen voller Blaſen war, deſſen mit
Waſſer erfuͤllte Blaſen, mit duͤnnen Stielen und Aeſt-
chen wechſelweiſe in eins fort liefen, ſo daß man deut-
lich ſehen konnte, daß es Gefaͤſſe geweſen, die zu Waſſer-
blaͤschen ausgeartet waren. Es hat ehedem Ruyſch
ſchon dieſes, eben nicht ſo haͤufige Uebel, an den groſſen
Gefaͤſſen der Leber angemerkt (c).
Man erlaube uns hier einige wenige Meinungen von
dem Urſprunge der Waſſerblaͤschen anzufuͤren, welche
die Natur der Sache, uns eigen zu machen verbietet.
Man hat vorlaͤngſt (d), und nur neulich noch (e), geſchrie-
ben, daß die Waſſerblaͤschen von ausgearteten Flieswaſ-
ſergefaͤſſen entſtuͤnden, indem das Flieswaſſer, wenn es
ſich
[636]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
ſich zwiſchen zwo Erhoͤhungen gepaarter Klappen verirrt
hat, die Waͤnde eines Gefaͤschen auswerts fortdrengt,
bis ſie die Form einer runden Blaſe bekommen: es hat
dieſe Meinung Godfried Bidloo(f) in ſo fern mit an-
genommen, daß er zugab, es entſtuͤnden die Waſſerblaͤs-
chen ebenfalls auch vom Flieswaſſer, aber von dem Na-
rungsſafte, welcher ſich in die Zwiſchenraͤume der
Schlagadern, und Blutadern ergiſſe (g). Hierzu fuͤgte
noch Richard Mead(h), ein vormals ſehr gelerter Arzt,
er habe Seilchen geſehen, die auf dem Waſſer oben auf-
geſchwommen, welche aus duͤnnen und faſt zuſammenge-
ketteten klaren Gefaͤschen entſtanden waͤren, und Ueber-
bleibſel von verdorbnen Flieswaſſeradern geweſen. Doch
es erſtrekkt ſich uͤberhaupt der Bezirk der Waſſerblaͤschen
viel weiter, als der Flieswaſſergefaͤſſe ihrer, und man
hat in vielen Gegenden des menſchlichen Koͤrpers Waſ-
ſerblaͤschen gefunden, wo man mit allem Fleiſſe keine
Flieswaſſergefaͤſſe antreffen koͤnnen, wovon das Ge-
hirn (i) und der Mutterkuchen ein Exempel abgeben.
Das was Mead geſehen, ſcheint ein verdorbnes Nezze
zur Urſache gehabt zu haben.
Wir uͤbergehen endlich die Hipoteſe eines beruͤmten
Mannes, welcher die Waſſerblaͤschen fuͤr eine Arbeit der
Wuͤrmer angeſehen hat (k).
§. 13.
Gruͤnde, die die Theorie hergibt.
Es ſind noch andre Gruͤnde uͤbrig, welche man fuͤr
Ruyſchens Meinung vorbringt, und die nichts deſto-
weniger ihr Gewichte haben, ob man ſie gleich nicht eben
ſo
[637]Die Durchſeiher.
ſo gar genau von Verſuchen und anatomiſchen Behand-
lungen her gefolgert hat. Man zeigt erſtlich, und zwar
mit leichter Muͤhe, daß in der That Saͤfte, auch ohne
zwiſchen Schlagaͤderchen und den Auswurfskanaͤlen be-
findlichen Blaͤschen, von dem Blute geſchieden werden
koͤnnen. Die Sache lehrt es naͤmlich von ſelbſten (l),
daß Waſſer und Leim mittelſt der anatomiſchen Sprizze
ſehr leicht durch die kleinſte Schlagaͤderchen, in die aus-
dampfende Flokken (villi) des Magens und der Gedaͤrme,
in die dunſtfuͤrende Schweisloͤcher der Haut, des Darm-
fells, des Herzbeutels, der Ribbenhaut, und in die zarte
Roͤhrchen des Auges, die das reinſte Waſſer fuͤren, hin-
durchgetrieben werden koͤnnen, und daß andre dikkere
Saͤfte ſchon muͤhſamer, aber dennoch ebenfalls dahin
nachfolgen. Nun ſieht man in dieſen Durchſeihern
durch kein Vergroͤſſrungsglas etwas kugliges, oder ho-
les, oder was einem Blaͤschen aͤnlich waͤre. Folglich
hat man bisher gezeigt, daß eine Abſonderung ohne
Blaͤschen von ſtatten gehen kann.
Wir wollen ferner zeigen, daß waͤſſrige Fluͤſſigkei-
ten nicht nur ohne Blaͤschen erzeugt, ſondern auch mit
Blaͤschen uͤberhaupt nicht erzeugt werden koͤnnen, wenn
ſie nicht ihre Natur und Klarheit, als Waſſer zugleich
verlieren ſollen. Nach Malpighens Meinung legen
die Schlagaͤderchen ihren Saft in die Blaͤschen nieder.
Man ſezze, dieſes Blaͤschen habe anderthalb Linien zum
Durchmeſſer, dergleichen die Druͤſen am Zungenruͤkken
in der That ſind. Man ſezze, das kleinſte rote Schlag-
aͤderchen habe einen ſolchen Durchmeſſer, welchen man
gemeiniglich einem roten Kuͤgelchen zuſchreibt, oder \frac {"1"} {"1940"}
eines Zolles (m); man ſezze ein Schlagaͤderchen, welches
nichts, als Waſſer durchlaͤſt, und die rote Kuͤgelchen
zuruͤkkehaͤlt, ſei halbmal enger, als ein rotes Gefaͤschen,
oder im Durchmeſſer \frac {"1"} {"3880"} eines Zolles. Folglich wer-
den
[638]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
den ſich die Durchmeſſer der abſondernden Schlagader,
und des aufnemenden Blaͤschen unter einander, wie \frac {"1"} {"3880"}
eines Zolles, oder wie 485 und 1 verhalten. Doch es
verhaͤlt ſich, nach dem ſehr bekanten und von uns oft wie-
derholten Geſezze (n), die Geſchwindigkeit einer Fluͤſſig-
keit, die ſich durch ein enges Rohr in ein weites Blaͤs-
chen ergiſſet, in dem Blaͤschen, gegen die Geſchwindig-
keit, mit der ſie durch eine engere Roͤhre fliſt, wie die
Oefnung der Roͤhre zur Oeffnung des Blaͤschen. Folg-
lich wird die Geſchwindigkeit des ins Blaͤschen ausge-
worfnen Saftes, gegen die Geſchwindigkeit, mit der
er ſich durch das ganz kleine Gefaͤschen bewegte, wie 1
zu 235225 ſeyn.
Man ſezze, es ſey in dieſem Gefaͤschen eben die Ge-
ſchwindigkeit uͤbrig, welche in dem kleinſten roten Schlag-
aͤderchen iſt: es ſei dieſe Geſchwindigkeit ſo beſchaffen,
daß ſie zwanzigmal langſamer geſchehe, als das Blut
vom Herzen durch ein dergleichen Schlagaͤderchen getrie-
ben wird (o). Es beſchreibe das aus dem Herzen kom-
mende Blut in einer Minute 150 Fus (p), ſo wird es
in dem kleinſten Gefaͤschen 7½ Fus oder 1080 beſchrei-
ben: im Blaͤschen hingegen \frac {"1086"} {"235225"} oder den \frac {"1"} {"218"} Theil
einer Linie durchlaufen. Denn es wird ſich die waͤſſrige
Fluͤſſigkeit im Blaͤschen ſo verſpaͤten, daß man ihre Be-
wegung fuͤr nichts halten kann. Die Sache ſtimmt
hierinnen mit den Ziffern uͤberein: denn es iſt die Be-
wegung in denjenigen Theilen des Koͤrpers, wo die Fluͤſ-
ſigkeiten wirklich durch Blaͤschen abgeſchieden werden,
hoͤchſt langſam, und es fliſt der Schleim aus der Naſe
niemals von ſelbſt heraus, und er bleibt in ſeinen Werk-
zeugen ſtekken, bis er durch die Kraft des Ausſchnaubens,
oder des Nieſens ausgeworfen wird.
Doch es haben die meiſten menſchlichen Saͤfte die
Natur, daß ſie einige Geſchwindigkeit noͤtig haben, um
zu
[639]Die Durchſeiher.
zu notwendigen Nuzzen geſchikkt gemacht, und uͤberhaupt
nach den Verſuchen ſchnell bewegt zu werden. Folglich
koͤnnen ſie nicht durch Durchſeiher, da deren Natur alle
Geſchwindigkeit aufhebt, abgeſondert werden. Folglich
kann weder der Harn, noch die Hautausduͤnſtung oder
der Nervenſaft durch Blaͤschen durchgeſeihet werden.
Eben ſo kan kein Saft, der nicht ſchleimig oder traͤ-
ge iſt, durch Blaͤschen abgeſondert werden. Denn es
haben alle menſchliche Saͤfte dieſe unzertrennliche Natur
unter ſich gemein, daß ſie dikk werden, wenn ſie ſtille
ſtehen, und ohne Bewegung ſind, wie davon die Galle,
der Schleim, der Saame, das Fett, das Ohrenſchmalz,
und die Milch ein Exempel geben: es ſind naͤmlich uͤber-
all in den Behaͤltern einſaugende Blutaͤderchen da, wel-
che von einem ſtillſtehenden Safte alles duͤnne Waſſer
wegſaugen. Folglich iſt es ein Wiederſpruch in Abſicht
auf die Sache ſelbſt, und auf die Weisheit der Natur,
daß fluͤſſige Saͤfte durch Blaͤschen durchgeſeiht werden
ſollten.
§. 14.
Es behaͤlt indeſſen die Sache Ruyſchens
den Preis.
Da nun hin und wieder beruͤmte Maͤnner, ſowol
dieſe, als andre Gruͤnde fuͤr den Ruyſch beibrachten,
und er ſelbſt ſeine Sache durch eine Anzal ſehr ſchoͤner,
und mit eigner Hand ausgeſprizzter Leichname, in ihr
Licht ſezzte, ſo geſchahe es nach und nach, daß ſeine Sa-
che die Oberhand bekam. Er zeigte alſo, daß die zum
Abſondern beſtimmte Eingeweide, und vornaͤmlich ihre
Kernchen, und die zuſammengeſezzte Druͤſen, aus lauter
Gefaͤſſen beſtehen, welche mit Huͤlfe des Zellgewebes un-
ter einander verbunden, und ſo ſtark verbunden ſind, daß
das Kernchen an ſeinem Orte ſtehen bleibt, und wegen
der loſen Faͤden, an denen es haͤngt, ganz und gar und
ohne
[640]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
ohne Verſtuͤmmlung ſeiner Figur von andern ſeines glei-
chen weggezerrt werden kann. Es befinden ſich ferner
in einem jeden Kernchen, oder in jedem Knaule von un-
tereinander geſchlungnen, Gefaͤſſen nach eben dieſer Mei-
nung, ein oder merere Ausfuͤrungsgaͤnge, welche aus ei-
nem kleinen Schlagaͤderchen, als ein kleineres Aeſtchen,
durch welche das Blut nicht durch kann, zu kommen
ſcheinen, indem dieſer Bau in der Niere gewis ſtatt hat,
und an den uͤbrigen Durchſeihern mutmaslich, und ſehr
warſcheinlich ebenfalls angenommen werden kann. Es
unterſcheidet ſich folglich die Abſonderung in dem Stuͤkke
von dem gewoͤnlichen Umlaufe des Blutes, daß in die-
ſem, eine ganz kleine und cilindriſch gebaute Schlagader
mit einer gleich groſſen oder groͤſſern Blutader, als ein
Stuͤkk fortlaͤuft, die das Blut aufzunehmen tuͤchtig iſt,
hingegen in der Abſonderung der Saͤfte ein Ausfuͤrungs-
gang, welcher kleiner als ein rotes Schlagaͤderchen iſt,
als ein Aſt aus dieſem Aederchen hervorſteigt. Unter
den erſtern Urhebern dieſer Meinung befand ſich Jere-
mias Loſſius(r), welcher ſeit dem Jare 1681 die Druͤ-
ſen fuͤr Knaule oder Verſchlingungen von Gefaͤſſen ge-
halten hatte, welche durch leimige Theilchen verbunden
waͤren. An den Nieren und ihren Druͤſen lehrte vor
1680 J. Konrad Peyer(s) eben dieſes, und von Druͤ-
ſen uͤberhaupt Bernard Albin(t), und der Schuͤler Ruy-
ſchens, ein Mann von Beredſamkeit und Scharfſin-
nigkeit, J. Gottfried von Berger(u). Jn Frankreich
bemuͤhte ſich Raymund Vieuſſens(x) dieſen Bau der
Druͤſen und der Eingeweide aus Gefaͤſſen, mittelſt eig-
ner Verſuche zu unterſtuͤzzen, und es folgte ihm J. Cl.
Adrian Helvetius(y) und andre nach. Die Englaͤn-
der
[641]Die Durchſeiher.
der waren unter den erſten, welche die Malpighiſche Druͤ-
ſen verwarfen (z), und die vornemſten darunter (a) erklaͤr-
ten eine Druͤſe dergeſtalt, daß dieſelbe von einer durch-
ſchlungnen kleinen Schlagader in nichts unterſchieden
war. Eben ſo wenig behielte Peter Anton Miche-
lott(b) die Blaͤschen bei, und man hat zu unſren Zei-
ten faſt die Gewonheit daraus gemacht, nicht anders,
als ſo zu lehren (c). Selbſt der ſo aufrichtige Boer-
haave aͤnderte, gegen die letzten Jare ſeines Lebens, ſeine
Gedanken ſo, daß er zu der Meinung ſeines Freundes
uͤberging, wie man aus dem Feldmanniſchen Werke (d)
und der Erklaͤrung vom Gehirne erſiehet.
§. 15.
Hierzu hat Ferrein noch etwas hinzugefuͤget.
Endlich ſo gab ohnlaͤngſt der beruͤmte Ferrein die-
ſem Gebaͤude der Eingeweide aus lauter Gefaͤſſen, durch
ſeine
v. Hall. Phiſ.II.Th. S s
[642]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
ſeine gemachte Verſuche, ein neues Anſehn (e). Er ſag-
te alſo, daß die Eingeweide aus weiſſen und etwas durch-
ſichtigen Faͤden beſtuͤnden, welche von den Ruyſchen
kuͤnſtlich ausgeſprizzten Gefaͤſſen unterſchieden waͤren,
und nach einer vollkommen durchgaͤngigen Ausſprizzung
der kleinſten Gefaͤſſe dennoch weis blieben, und ſich mit-
ten unter den angefuͤllten Gefaͤſſen zuſammenzoͤgen, und
an einem aufgetrokkenten Eingeweide verſchwaͤnden, ſo
daß dasjenige, was vom Eingeweide uͤbrig bliebe, nun-
mehr ganz und gar aus roten Gefaͤſſen zu beſtehen ſchie-
ne (f), nachdem gedachte weiſſe Subſtanz vertilget
worden, woraus doch wirklich das Eingeweide beſtuͤnde.
An der aͤuſſern Niere, und der Leber der Kinder, iſt die-
ſes weiſſe Weſen, nach den Verſuchen dieſes vortreflichen
Mannes, voller Huͤbelchen, oder rundlicher (g), laͤngli-
cher und ſehr zalreicher Theilchen, deren tauſend in ei-
nem einzigen Kernchen Plazz genung haͤtten. Nachdem
er endlich eine hoͤchſt genaue Unterſuchung an der menſch-
lichen Niere und Leber angeſtellt hatte, ſo zeigte er, daß
dieſe Theilchen weiſſe Ringe zu ſeyn ſchienen, und wirk-
lich uͤbergeſchlagne Gefaͤschen, aber doch von denjenigen
roten Gefaͤſſen verſchieden waͤren, woraus die ſo ge-
nannte aͤuſſere Nierenſubſtanz (cortex) beſteht (h). Es
leugnet uͤberdem eben dieſer beruͤmte Mann, daß zur
Zeit in andern Exempeln der aus Gefaͤſſen zuſammenge-
ſezzte Bau der Eingeweide beſtaͤtigt wuͤrde, auſſer in
der Hode, und der Traubenhaut im Auge, und er nimmt
ſich ſehr in acht, daß man nicht ſeine beſchriebne Bauart
fuͤr diejenige anſehen moͤge, welche Ruyſch entweder
ausgeſprizzt dargeſtellt, oder beſchrieben hat. Es erhel-
let folglich hieraus, daß, wofern dasjenige uͤberhaupt be-
ſtaͤtigt wird, was dieſer beruͤmte Mann behauptet, Ein-
geweide aus lauter Gefaͤſſen beſtehen, und daß uͤbrigens
dieſe
[643]Die Durchſeiher.
dieſe Gefaͤschen, woraus die Eingeweide beſtehen, viel
zu zart und enge ſind, als daß die Saͤfte der Sprizze
dahin gelangen koͤnnten.
Etwas tiefer, aber mit Mutmaſſungen umringt,
ſuchte der beruͤmte Greis, J. Benignus Winslow, den
Bau der Abſondrungswerkzeuge zu verfolgen. Er hin-
terlies alſo der Welt, unter den vornemſten Denkmaͤlern
ſeines Sarfſinnes, auch dieſe Hipoteſe, welche die Ab-
ſonderung der Saͤfte im Menſchen faſt auf ein gewiſſes
Maas ſezzte, es liſſen ſich naͤmlich Schlagaderflokken
(villus) uͤberall in dem Ausfuͤrungskanale nieder, und
dieſe legten ihre Fluͤßigkeit mittelſt der offenſtehenden
Muͤndungen in die Hoͤle dieſes Ganges nieder. Es er-
haͤlt dieſe Meinung von der Beſchaffenheit der innern
Flaͤche der Gallengaͤnge einige Staͤrke, welche in der
That nezzfoͤrmig gebaut und in ſo fern einer zottigen
Haut aͤnlich iſt, und in der Leber, in dem Gallenblaͤs-
chen, und in dem Gange, der aus dem Blaͤschen er-
waͤchſt, zugegen iſt. Es ſind aber auch die Behaͤltniſſe
des Saamens inwendig von einem aͤnlichen Nezzwerke
ungleich, ſo wie einige andre Sinus und die Schleim-
blaͤschen, in verſchiednen Thieren es find (k). Es hatte
Malpigh(l) laͤngſtens eine aͤnliche Mutmaſſung uͤber
die einfache Blaͤschen vorgetragen, es misfiel auch
Winslows Meinung beruͤmten Maͤnnern nicht (m),
und es haben ihm auch diejenigen Autoren beigeflichtet,
welche den Bau einer Druͤſe mit dem Baue der Ge-
daͤrme verglichen, und das Gedaͤrme eine der vornemſten
Druͤſen nannten, die ein Muſter der uͤbrigen waͤre (n).
S s 2Doch
[644]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Doch wenn man uͤberhaupt ſagen ſoll, was an der
Sache ſey, ſo ſind allerdings die mereſten Ausfuͤrungs-
gaͤnge, auch an ihren kleinſten Wuͤrzelchen, aller Orten
glatt, wovon vor andern die Nieren, die Speichelgaͤnge
und der ganze Gekroͤſegang ein Beiſpiel geben, indem
der lezte ſo gleich die nezzfoͤrmige Beſchaffenheit ablegt,
ſobald er den gemeinſchaftlichen Gallengang verlaͤſt.
Man kan ferner an eben der Niere mit Augen ſehen,
wie der Weg von den roten Schlagaͤderchen in die harn-
fuͤrende Gaͤnge in einem Stuͤkke fortgeht, und ſich end-
lich die zottige Form mit der Natur eines waͤßrigen
und ſchnell bewegten Saftes ſchlecht vertraͤgt, indem
von neuem, der (o) durch die ſehr kleine Muͤndung des
ausduͤnſtenden Flokkchen in einem weiten Auswurfsgang
fallende Saft, von ſeiner Geſchwindigkeit ſo viel ver-
liert, als das Loch des Flokkchen enger als die Oefnung
des Kanals iſt.
Jch uͤbergehe die ſubtilere Einteilung des Vieuſ-
ſens(p), welcher drei Arten von Ausfuͤrungsgaͤngen
macht, darunter einige aus Schlagadern entſtehen, und
in Blutadern eingefuͤgt werden, und das ſind die Fettgaͤn-
ge, Flieswaſſerſchlagader- und Flieswaſſerblutadergaͤnge:
andere kaͤmen aus flieswaſſerſchlagaderhaften Gefaͤſſen
hervor, als der Gekroͤſegang: noch andre entſtuͤnden
aus der zwoten Klaſſe, z. E. die Nervenroͤhren. Es
ſcheint naͤmlich der vortrefliche Mann die Gefaͤſſe der
kleineren Ordnungen vor Augen gehabt zu haben.
Eben ſo bildete ſich auch der beruͤmte J. Daniel
Kuntſche(q), welcher aus der Schule des G. Erhard
Hambergers war, ein, daß das aͤuſſerſte abſondernde
Gefaͤs die inwendige Flaͤche eines ausfuͤrenden Gefaͤſſes
um-
(i)
[645]Die Durchſeiher.
umgebe, wie dergleichen an dem Krummdarme, und dem
Zwoͤlffingerdarme geſchicht.
§. 16.
Die Durchſeiher des Schleims
Die ausdamfende Gefaͤschen.
Nicht auf einerlei Art ſondern ſich die zaͤhen Saͤfte
vom Blute ab. Es wird naͤmlich an keinem Orte der
Schleim von zuſammengeſezzten Druͤſen abgeſchieden,
wenn es nicht derjenige Schleim iſt, den die Cowper-
ſchen Harndruͤſen erzeugen (r); doch man kennt die Na-
tur dieſes Saftes noch ſehr wenig.
Viel oͤfterer wird der Schleim ohne Druͤſenblaͤschen
erzeugt, und man ſieht an dieſen Exempel die Abſicht,
welche die Natur bei der Bildung der Blaͤschen offen-
bar gehabt hat. So oft naͤmlich ein ſchleimiger Saft,
durch die aͤuſſerſte Enden der ausdamſenden Gefaͤſſe
ſelbſt, ohne Zwiſchenblaͤschen, in die beſtimmte Oerter
ausgefuͤret wird, ſo oft ergiſſet ſich auch eben dieſer Saft
in eine groſſe Hoͤle, in welcher er ſeine Geſchwindigkeit
verliert, und ſtille ſteht, und nunmehr die Thaͤtigkeit
der einſaugenden Blutadern erfaͤrt, an ſich dikk, oder
von der Luft ſelbſt verdichtet wird, nachdem der leichteſte
Theil in der Luft verflogen iſt, So wird in den Hoden
der Saame von lauter Gefaͤschen abgeſondert, da er von
der Klaſſe der Schleimſaͤfte iſt: es bewegt ſich derſelbe
durch die unermesliche Umwege, welche die Nebenhode
macht, mit Muͤhe hindurch, und es wird derſelbe in
dem weiten ruͤkkfuͤrenden Saamengange, und deſſen bla-
ſenaͤnlichen Faͤchern, oder in den Blaͤschen derjenigen
Thiere aufbehalten, welche ein dergleichen Behaͤltnis
von der Natur bekommen haben. So erzeugen die
S s 3Gebaͤr-
[646]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Gebaͤrmutter, die Mutterſcheide (s) und die Harnblaſe
einen haͤufigen Schleim, beſonders zu gewiſſen Zeiten,
und dennoch ſieht man keine deutliche Druͤſen daſelbſt.
Es ſind aber in der Hoͤlung der Naſe, welche gleichſam
die groͤſte Niederlage des Schleims iſt, viele Wege, und
ſo gar Vertiefungen zum Schleime (ſinus pituitarii), in
denen ſich eine groſſe Menge Schleim befindet, obgleich
keine Druͤſen daſelbſt erſcheinen. Hieraus folgt nun,
daß die Natur bei der Anlage der einfachen Druͤſen auf
eine Verweilung ihre Abſicht gerichtet hat, und daß dieſe
Verweilung auſſer dieſen Druͤſen nicht notwendig iſt,
wenn nur andre Urſachen da ſind, die dieſen Verzug
befoͤrdern.
Was den ſchwarzgefaͤrbten Schleim betrift, der
ſich an der weggekehrten Flaͤche der Traubenhaut im Au-
ge anlegt, ſo ſcheint derſelbe ebenfalls aus Gefaͤſſen aus-
zuduͤnſten.
§. 17.
Die einfache Druͤſe.
Jndeſſen wird doch der Schleim in der That an vie-
len Orten von den Schlagadern in ſein gewiſſes Be-
haͤltnis ausgeſchuͤttet, wo ſich derſelbe ſammelt, und
ſtille ſteht, bis er von gewiſſen Urſachen in die beſtimmte
Gegenden uͤbergetragen wird. Es iſt die Figur von
dergleichen Behaͤltniſſen, und der Bau verſchieden, die
mereſten ſind rund, andre lang, noch andre haben ei-
nen deutlichen Auswurfsgang, wieder andre haben kei-
nen ſolchen, an einigen iſt die Membrane des holen We-
ges gleichſam aufgeſchlizzt und offen, und ſtatt eines
Auswurfganges angelegt. Endlich ſo hat man ſowol
einfache, als zuſammengeſezzte Druͤſen von dieſer Art.
Wir muͤſſen von allen nach der Ordnung reden.
Die allereinfachſte Druͤſe iſt diejenige, welche an
den Wurzeln der Zunge feſtſizzt. Es iſt ihre Geſtalt
rund,
[647]Die Durchſeiher.
rund, doch ſo, daß auch einige elliptiſch, und zirkel-
rund ausfallen. Jhre Ueberkleidung iſt nur duͤnne,
aber dennoch gedoppelt, da ſie nicht nur aus dem Ober-
haͤutchen, ſondern auch aus der wirklichen Membrane
des Mundes beſtehen. Es durchlaufen dieſe Membrane
rote Gefaͤschen: indeſſen iſt ſie doch geſchwollen, und ſie
nimmt die Erhabenheit von einer Halbkugel an ſich.
Der andere Theil der Druͤſe beſteht aus dem Fleiſche
der Zunge ſelbſt, auf welchem die Hoͤlung aufliegt; er
iſt rot, und eben ſo mit einer Menge roter Gefaͤſſe uͤber-
webt, fleiſchig und voller Blaſen. Zwiſchen beiden
Theilen der Druͤſe oͤffnet ſich eine Hoͤle, welche ſich wieder
in die Hoͤle des Mundes, durch die oben an der Halbkugel
aufgeſchlizzte Membrane, oͤffnet, und auf dieſem Wege
wird der Schleim in beſondern Zeiten ausgeworfen (t).
Es ſcheint kein Zweifel zu ſeyn, daß nicht die aus-
damfende Gefaͤſſe der Zunge in dergleichen Druͤſen, ih-
ren Saft in die Hoͤlung des Blaͤschen ausſchuͤtten ſoll-
ten, welcher nachgehens, wenn die Ueberkleidung des
Blaͤschen gedruͤkkt wird, aus der geoͤffneten Hoͤle her-
ausfliſt. Wenigſtens amet Waſſer, welches man in die
Schlagadern ſprizzt, dergleichen Abſonderung ohne Muͤ-
he nach, welches auch bisweilen das Sprizzentalch
thut (u).
§. 18.
Die haͤutige Druͤſe.
An andern Orten iſt der haͤutige Theil eines Blaͤs-
chen groͤſſer, und der Theil des Fleiſchigen, uͤber welchem
S s 4ſich
[648]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
ſich das Blaͤschen lagert, entweder kleiner, oder gar un-
ſichtbar, ſo daß alsdenn der ganze hole Gang in einem
Stuͤkke fort, die Auswurfspforte ausgenommen, aus
lauter Haut beſteht, dergleichen einfache Druͤſe vor an-
dern Malpighi beſchrieben (x), Ruyſch einen holen
Gang (y) genannt, und Boerhaave umſtaͤndlich be-
ſchrieben hat. Es haben dieſe Druͤſen oft eine zirkel-
runde, bisweilen auch eine eifoͤrmige Figur (a). Sie
pflegen in einem Zellgewebe zu liegen, und mit eben der
fleiſchigen Dekke uͤberkleidet zu werden, womit die groſſe
Hoͤle uͤberzogen iſt, indem der Schleim des Blaͤschen
eben beſtimmt iſt, dieſe Hoͤle feucht zu erhalten. Es iſt
die Ueberkleidung des holen Ganges im Schlunde und in
der Luftroͤre von feſter Beſchaffenheit, im Gedaͤrme aber
viel zaͤrter. Man findet auch in Pflanzen aͤnliche Druͤ-
ſen (b). Was aber die Flokken betrift, welche ſich nach
dem Malpighi(c) und ſeinem Nachfolger in dieſem
Punkte, nach dem Boerhaave in die hole Flaͤche ei-
ner ſolchen Druͤſe ſichtbar erſtrekken und verlaͤngern ſol-
len, ſo finde ich keine dergleichen in den menſchlichen
Blaͤschen, wenn man nicht die Huͤbelchen Fleiſch an der
Zunge hieher ziehen will; denn es iſt ihre Membrane
durch und durch glatt. Jn Thieren, und bei der Klaſſe
der Schleimhoͤlen (ſinus) finden ſonſt die Flokken ſtatt.
Es haben dergleichen Holgaͤnge (cryptae) gemeinig-
lich ihren eignen Auswurfsgang. Es iſt dieſes ein ho-
les, cilindriſches, und viel engeres Roͤhrchen, als der
Jnnhalt einer Druͤſe, und es wird von der Druͤſenbe-
kleidung und dem gemeinſchaftlichen Oberhaͤutchen des
Behaͤltniſſes uͤberkleidet. Es dringet dieſes Kanaͤlchen
aus der Hoͤle ſeiner Druͤſe, durch die Ueberkleidung ſei-
nes
(z)
[649]Die Durchſeiher.
nes gemeinſchaftlichen Behaͤltniſſes hervor, es eroͤffnet
ſich in der holen Oberflaͤche des Behaͤltniſſes, es mag
nun dieſes der Mund, oder der Schlund, oder die Luft-
roͤhre, oder das hole Gedaͤrme ſeyn. Druͤkket man den
Holgang, ſo ergiſſet ſich ein Troͤpfchen Saft, welches
groͤſſer, als dieſe Muͤndung iſt, durch die Auswurfs-
muͤndung hindurch. Hieher zaͤle ich die Bakkendruͤſen,
die Druͤſen der Lippen, des Luftroͤrendekkels, des obern
Theils am Magenſchlunde, der Gurgel: die Druͤſen des
weichen Gaumen, wo er hinten und unten mit der Naſe
zuſammengrenzt, der Luftroͤhre, der Speiſeroͤhre, des
Magens, der Gedaͤrme, welches alles einzeln zerſtreute
Druͤſen ſind. Denn ich halte noch uͤber die Blaͤschen
der Harnblaſe und der Gallenblaſe, und die Druͤſenhau-
fen in den Gedaͤrmen (e), meinen Ausſpruch zuruͤkke (f).
Es gibt Stellen, wo man offenbar eine Druͤſe ſie-
het, wo aber der ausfuͤrende Gang undeutlich, aber doch
inwendig ein offenbarer Schleim iſt, wie ſolche blinde
Blaͤschen in dem Halſe der Gebaͤrmutter vorkommen.
Hieher gehoͤren auch die Eier des Graafs, nur daß die-
ſelben ehe mit einem gerinnbaren Safte, als mit einem
Schleime erfuͤllt ſind.
Hingegen hat man Exempel, da man offenbar ei-
nen Ausfuͤrungsgang, aber keine deutliche Druͤſe ſieht,
wie ſolche an den Schweisloͤchern der Naſenſcheide-
wand (g), an dem Grunde dieſer Scheidewand, in an-
dern Schleimhoͤlen der Naſe (h), ferner am Luftroͤren-
kopfe (i) und Maſtdarme vorkommen (k).
S s 5§. 19.
[650]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
§. 19.
Aus einfachen zufammengeſezzte Druͤſen.
Aus einfachen Druͤſen entſtehen auf mehr als auf
eine Art die groſſen zuſammengeſezzte Druͤſen. Biswei-
len werden blos die benachbarten durch ein Zellgewebe
auf eine loſe Art zuſammenverbunden, obgleich eine jede
ihren beſondern kleinen Auswurfsgang vor ſich bekoͤmmt,
dergleichen bei der ſchleinigen Ausbreitung des hintern
und untern Theils der Zunge, und bei denjenigen Druͤ-
ſen des Luftroͤrenkopfes vorkommen, welche der vortref-
liche Morgagni(l) die Piramidendruͤſen des Luftroͤhren-
knorpels an dem Kopfe der Luftroͤhre (arytaenoideae)
nennt. Es ſind dieſes beim Loß(m) die zuſammen-
gehaͤufte Druͤſen (congregatae).
An andern Orten ſchuͤtten die benachbarten, und
eben ſo zalreiche Blaͤschen, die auſſerdem von einer ge-
meinſchaftlichen Dekke umwikkelt ſind, ihren Schleim
in einen Winkel derſelben, welcher ſich in viele Holgaͤn-
ge oͤffnet, nach dem Beiſpiele der Mandeln am Halſe,
aus. Es fuͤren dieſe bei dem Loß den Namen der zu-
ſammengeleimten (conglutinatae).
Endlich ſo hat an andern Orten ein einfaches Blaͤs-
chen, jedes ſeinen eignen Ausfuͤrungsgang, es ſtoſſen
aber dieſe Gaͤnge von vielen benachbarten Blaͤschen in
einen einzigen gemeinſchaftlichen Auswurfsgang zuſam-
men, und man kann dieſe mit Recht, aus einfachen
zuſammengeſezzt nennen (n), wiewohl Ruyſch ſie zu
ſehen verlangen trug (o): dieſes ſind auch eben die, wel-
che, weil ſie einer zuſammengeſezzten Druͤſe gleich ſind,
die Meinung auf die Bahn gebracht haben, daß dieſe
Druͤſen ebenfalls aus einfachen Blaͤschen beſtuͤnden. Ein
Exem-
[651]Die Durchſeiher.
Exempel hat man davon, nach dem Verſuche des beruͤm-
ten Galeacius(p), an einigen zuſammengeſezzten Blaͤs-
chen der Gedaͤrme: ein anderes Beiſpiel gibt der blinde
Gang an der Zunge, noch ein anderes die Scheidewand
der Naſe (q), ein anderes, von der Klaſſe der Hoͤlungen
oder Schleimhoͤlen, ſoll ſo gleich gemeldet werden.
§. 20.
Die Schleimhoͤlen (ſinus mucoſi).
Schleimhoͤlen (ſinus) nennen wir die cilindriſche
Schleimroͤhrchen, welche aus einer haͤutigen Ueberklei-
dung beſtehen, die ſie von ihrem gemeinſchaftlichen Be-
haͤltniſſe her haben, in das ſie den Schleim auslaſſen,
und aus dieſer Hoͤle entſpringen ſie und verlaͤngern
ſich allmaͤlich unter einer ſchiefen Richtung in das auſ-
ſen herumgelagerte Zellgewebe. Sie oͤffnen ſich gleich-
ſam mit einer weggeſchnittnen Muͤndung, in die Wege
des Harns, der Luft, der Speiſen. Daß ſich runde
Blaͤschen in dergleichen Schleimhoͤlungen eroͤffnet haͤt-
ten, habe ich nie gefunden, und es iſt an der menſchli-
chen Harnroͤre die innere Flaͤche allenthalben vollkom-
men glatt.
Unter dieſen Schleimhoͤlen gibt es, wie unter den
Holgaͤngen (cryptae), einige, welche einfach ſind, z. E. in
der Naſe, an dem Grunde der Scheidewand, an der
maͤnnlichen Harnroͤhre, wie auch an der weiblichen, an
der Hoͤlung der Klappen oben an der weiblichen Schaam,
an dem untern Theile der Scheidenoͤffnung, am Magen
des Storches (r).
Andre ſind aus vielen Schleimhoͤlen, welche ſich, nach
Art eines Baumes, zu einer einzigen groͤſſeren Tiefe (la-
cuna) ſeitwerts hineinwerfen, zuſammengewachſen. Der-
glei-
[652]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
gleichen zuſammengeſezzte Hoͤlen beſizzet auch die maͤnnli-
che Harnroͤhre (s), und man kann noch die Schleimgaͤnge
des Maſtdarms hieher rechnen, welche ſich in die Zwi-
ſchenraͤume der geraden Klappen eroͤffnen. Hieher gehoͤ-
ren auch die aͤſtigen Roͤhrchen der faſerhaften Magen (t).
Es findet zwiſchen dieſer Art von Flokken, und den blin-
den Schleimbehaͤltniſſen in den Fiſchen, welche ſich um
den Magen in groſſer Anzal herumzulagern pflegen, eine
Analogie ſtatt (u). Von dieſen Flokken ſind die Hoͤlen
inwendig rauh, ſie ſind aber in den Voͤgeln, wie beim
Menſchen, ebenfalls glatt.
§. 21.
Die Abſondrungswerkzeuge zu gallertartigen
Saͤften. Die ausdamfende Gefaͤschen.
Auch fuͤr dieſe Klaſſe der Saͤfte bedienet ſich die Na-
tur mehr als einer Art von Durchſeihern. Es werden
naͤmlich dieſe Saͤfte an den meiſten Orten, in der That
aus Schlagadern, ohne die Weitlaͤuftigkeit der Blaͤs-
chen oder Druͤſen abgeſchieden, und es troͤpfeln ſelbige
auch von ſich ſelbſt aus zerſchnittnen Schlagadern in die
Wunde.
Es dringt ferner dieſer gallertartige Saft aus ro-
ten Schlagadern mit leichter Muͤhe in die Flieswaſſer-
gefaͤſſe durch, und es wird das vom Terpentine uͤberge-
triebne Oel, wenn man ſolches rot faͤrbt, und in die
Schlagadern des Unterleibes treibt (x), ohne Schwierig-
keiten in die Flieswaſſergefaͤſſe der Leber, in die Milchge-
faͤſſe und den Bruſtkanal getrieben, es wuͤrde ſolches in
den Kanaͤlen, die in einem Stuͤkke fortgehen, und im
Zell-
[653]Die Durchſeiher.
Zellgewebe ſtehen bleiben, wenn es ſich ins Zellgewebe
verbreitet haͤtte. Doch es zeigt die Abweſenheit der
kleinen Knoten, daß hier keine Druͤſen zwiſchen den
Schlagadern und den Flieswaſſergefaͤſſen liegen koͤn-
nen (y).
Es ergiſſet ſich weiter, eben dieſer Gallertſaft, mit
Geſchwindigkeit (z) und mit eben ſo groſſer Geſchwindig-
keit, als er aus der Schlagader fliſt, und auch von den
Blutaͤderchen wieder eingeſogen wird, in alle ſowohl
groſſe, als kleine Hoͤlungen des menſchlichen Koͤrpers.
Selbſt der Leim der Fiſche fliſt durch eben die Wege
in die Hoͤlen des Kopfes, der Bruſt, des Herzbeutels,
des Darmfells und des Nezzes, ſo wie in die kleinen
Hoͤlchen an dem ganzen Koͤrper mit leichter Muͤhe durch,
ſo daß ebenfalls kein Knote im Wege liegt, und ſich zwi-
ſchen einem Schlagaͤderchen und dem ausdamfenden
Schweisloche befinden, den Saft anhalten, und von
dieſer Verzoͤgerung gros werden koͤnnte. Wir haben
bereits die Erinnerung mitgeteilt, daß dergleichen Gal-
lertſaft im Blute einer Frucht nicht zugegen ſey, als
welcher aller Orten durchgaͤngig rot iſt.
§. 22.
Die Druͤſen. I. Die zuſammengeſezzten.
Doch darum erzeugen ſich nicht uͤberhaupt alle ſol-
che Saͤfte, welche vom Feuer, oder vom Weingeiſte ge-
rinnend gemacht werden, in den einfachen Durchſeihern.
Es wird naͤmlich in den zuſammengeſezzten Druͤſen der
Nieren ein roͤtlicher und gerinnbarer Saft abgeſondert:
weiter befindet ſich in allen Vergliedrungen der Gelenke
des Koͤrpers in Menſchen ein ſehr zaͤhes Eiweis, deſſen
Natur wir erzaͤlt haben (a), und dieſe macht es, daß man
dieſen Saft uͤberhaupt unter die gallertartige zaͤlet. Es
hat
[654]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
hat derſelbe zwar mehr, als einerlei Urſprung, welcher
aber doch auch von Druͤſen herruͤhrt. Jch glaube naͤm-
lich, daß aus den Schlagadern in der That ein Damf
in die Hoͤlen der Gelenke ausduͤnſte (b), indem im gan-
zen Menſchenkoͤrper keine Hoͤle zu finden iſt, in welche
nicht dergleichen Damf ausgehaucht wuͤrde.
Man findet erſtlich ſowohl in groſſen, als in den
kleinſten Vergliederungen zuſammengeſezzte Druͤſen, in-
dem ſich ſo gar dergleichen zwiſchen die zuſammengefuͤgte
Knorpel des Luftroͤrenkopfes (c) mit einmiſchen. Es be-
ſtehen ſelbige aus ſehr zalreichen Kernchen (d), ſie lagern
ſich mit einer dikken Wurzel in irgend einen Winkel der
Knochen (e), durch welchen ſie beſchuͤzzt werden, damit ſie
nicht bei der Bewegung des Gelenkes zu ſtark gerieben,
und beſchaͤdigt werden moͤgen (f). Das andre Ende,
welches gegen die Hoͤle der Vergliederung zugekehrt iſt,
verduͤnnet ſich in eine ſchmale Spizze (g), welche mit
ihrem gezakkten Ende hin und her ſchwankt, gemeinig-
lich aber mit einem haͤufigen Fette umgeben iſt, da ſich
uͤberhaupt um dieſe Druͤſe gerne Fett anlegt, ſo daß vor
kurzem beruͤmte Maͤnner uͤberhaupt die ganze Druͤſen
entweder vor Fett ausgegeben (h), oder dieſe Frage gar
ins weite haben ſpielen wollen (i). Jndeſſen befinden
ſich doch in dieſen Druͤſen feſte, rote, oder gelbe Kern-
chen, welche man, wenn man mutmaſſen darf, vor hol
halten (k), aber dieſe Hoͤlen weder mit bloſſem Auge, noch
mittelſt erhabner Glaͤſer jemanden zeigen kann (l). Sie
ent-
[655]Die Durchſeiher.
entſtehen mit einem zellfoͤrmigen Ueberzuge, welcher von
der Knorpelhaut eine Fortſezzung iſt. Jch habe aber
auch eben ſo wenig die eilindriſche Gaͤnge voll von Ge-
lenkſchleime geſehen, da ſie ſich doch in| der duͤnnen Spizze
des Saums eroͤffnen ſollen, ob es gleich beruͤmte Zer-
gliederer gibt, welche dergleichen als Augenzeugen be-
ſchreiben (m). Einige beſizzen Schweisloͤcher (n), die
mir ebenfalls noch eine unbekannte Sache bleiben (o).
Es ſind dieſe Beulchen mit ſehr zalreichen Gefaͤschen
uͤbermalt (p), welches theils Schlagadern, theils Blut-
adern ſind, und ich habe deren Staͤmmchen hie und da
bereits beſchrieben (q). Von Nerven zeigt die Zerglie-
drung nichts. Jndeſſen muͤſſen ſie welche in der That
haben, wenn ſie wirklich Schmerzen verurſachen (r).
Doch wir wiſſen in den Gelenkſchmerzen noch zur Zeit
nicht recht, welches die rechte Stelle der Schmerzen ſey.
Jhre ganze Maſſe iſt an ſich weich (s), wiewohl die Kern-
chen ein wenig mehr Feſtigkeit aͤuſſern. Sonſt behaup-
tet noch der vortrefliche Abraham Kaauw(t), daß der
Gallert duͤnner ſey, den dieſe zuſammengeſezzte Druͤſen
verfertigen.
Es haben die Alten, und das laͤſt ſich noch entſchul-
digen, dieſe Druͤſen mit dem Fette vermengt, und ſo
hat ſie Karl Stephan(u), dieſer nicht ungelerte Aus-
leger der Riveriſchen Kupfer, unter dieſem Namen
beſchrieben. Doch es hat auch von dieſen Druͤſen, J.
B. Morgagni(x), nach ſeiner Gelerſamkeit, noch mehr
Spu-
[656]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Spuren in dem Altertume entdekket. Da ſie aber viel
umſtaͤndlicher, und nach allen Gelenken von dem beruͤm-
ren Clopton Havers(y) beſchrieben worden, ſo pflegen
ſie unter dem Namen dieſes Mannes, als ihres Erfin-
ders, beruͤmt zu ſeyn: wiewohl derſelbe ſeinen bekanten
Gehuͤlfen, Willhelm Cowper(z), an der Ehre Theil
nehmen laͤſt.
§. 23.
Sie werden Stuͤkk vor Stuͤkk genannt.
Man erlaube uns, wie bei den einfachen Druͤſen,
Schritt vor Schritt zu gehen. Es ſind diejenigen,
welche an den unterſten Vergliederungen der Koͤrperteile
liegen, die erſten, die bekannt geworden, und die zu-
gleich auch die groͤſten ſind. Es befindet ſich demnach
die groͤſte Druͤſe in dem Abſtande der Pfanne des Bek-
kens, welche, um den Huͤftenknochen in ſich zu nehmen,
aus dreien Knochen beſteht, und in demjenigen Theile
liegt, wo keine Knorpelrinde gegenwaͤrtig iſt (a): ſie
liegt in haͤufigem Fette vergraben. Eine andre kleine,
flache, ausgerandete, befindet ſich in der Grube des Huͤf-
tenkopfes, ſie iſt aber ganz von obiger verſchieden, und
es umgibt auſſerdem ein ſettes Zellgewebe, das voller
Blaͤschen, wie Kernchen, iſt, die Einlenkung des rund-
lichen Bandes (a*).
Um die Knieſcheibe lagern ſich, wo ſich ſelbige mit
dem untern Huͤftknochen verbindet, ſehr viele Druͤſen,
welche ein haͤufiges Fett umwikkelt. Es rechnet ſelbige
J. Benignus Winslow(b) fuͤr eine einzige Druͤſen-
maſſe, fuͤr drei aber Clopton Havers(c), welcher eine
hin-
[657]Die Durchſeiher.
hintere, obere, und untere nennt. Zwo finde ich fuͤr
meine Perſon, eine vordre und eine hintere, beide ſind
von einander getrennt, verſtekken ſich, und ſind zwiſchen
der ſehnigen Muskelſchnuͤre der Knieſcheibe eingelagert.
Endlich befindet ſich hinter der Knieſcheibe ein kugliches
Fett, oder ein Saͤkkchen von dem Anſehn einer Druͤſe,
zwiſchen der Knieſcheibe und dem ausſtrekkenden Bande.
An der Kniekehle leget ſich, zwiſchen den Knoͤpfen
des Huͤftknochens, eine andre Druͤſe auf das vordre
durchkreuzte Band auf (d), und zwo andre befinden ſich
in der Gegend, wo die kreuzweiſe gelegten Baͤnder ſich
einander naͤhern, naͤmlich in dem Winkel zwiſchen dem
Querbande, wodurch die Schienenroͤhre (fibula) und das
Schienbein verbunden werden, und zwiſchen der Gelenk-
flaͤche des auswendigen Knoͤchels. Wo ſich das Schien-
bein mit der Schienenroͤhre vereinigt, befindet ſich eine
anſenliche Druͤſe, an der niedrigen Seite der aͤuſſern Flaͤ-
che des unterſten Schienbeins (f), die zwote iſt ſchon klei-
ner, und lagert ſich in der kleinern Grube der Schienen-
roͤhre, hinter dem auswendigen Knoͤchel (g).
Unten an dem Sprungknochen (talus) liegt zu beiden
Seiten eine Druͤſe, welche beide eine anſenliche Laͤnge
haben (h), eine in der Hoͤlung zwiſchen der groͤſſern Ge-
lenkflaͤche und dem Schienbeine: die andre an dem Hin-
terende des Sprunges.
Man findet auch kleine in den Gelenken der Knochen
der Mittelhand, und der Finger (h*).
Diejenigen Druͤſen, welche zum Oberteile des
menſchlichen Koͤrpers gehoͤren, ſind weder ſo gros, noch
ſo
(e)
v. Hall. Phiſ.II.Th. T t
[658]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
ſo bekannt, als die obigen. Eine aus kleinen zuſam-
mengeſezzte Druͤſe befindet ſich auf dem Rande des knorp-
lichen Hirns, welches uͤber dem Kopfe des Unterkiefers
ſizzet (i), und eine andere, welche der beruͤmte Pitſchel(k)
an dem hintern Theile der flachen Pfanne der Schlaͤf-
knochen beſchreibt.
Da wo das andre Wirbelbein den Hinterkopf beruͤrt,
lieget zu beiden Seiten eine Druͤſe gegenuͤber (l).
Ein jedes Wirbelbein hat in beiden Gruben, wo-
mit es eine Ribbe in ſich nimmt, ſeine Druͤſe, welche
dennoch in dem untern Theile der Grube groͤſſer iſt (m).
An dem Schulterblate raget eine ziemlich groſſe
Druͤſe bei der Einlenkung der zweikoͤpfigen Sehne, vor-
werts an dem Rande der Pfanne hervor (n): eine andre
entfernt ſich nicht weit uͤber dieſe Sehne heraus (o).
Das Gelenke des Armbeins (humerus) beſizzt gar keine.
Da wo ſich das Armbein mit dem Ellbogen verglie-
dert, lieget eine andre groſſe Druͤſe, an der Hinterflaͤche
des Achſelgewindes, uͤber dem ſchnabelfoͤrmigen Fortſazze
des dikken Kopfes der Ellbogenroͤhre; ſie iſt mit einem
geronnenen Fette umgeben, hat wenig Kernchen (p);
eine andre liegt vorwerts am Gewinde (q), von der der
beruͤmte Pitſchel die Nachricht erteilt, daß ſie zwo aus-
machen ſoll (r). Eine andre zeiget ſich an den Armbeine,
aber uͤber dem Spindelgewinde, ſie iſt aber kleiner, und
bekoͤmmt ihre Bekleidung von der Sehne des zweikoͤpfi-
gen her. Eine andre liegt in der kleinen Grube des
Huͤgelchen der Spindel (s): an der Ellbogenroͤhre (t), wo
ſich ſelbige mit der Spindel zuſammenbegibt, eine andre;
und
[659]Die Durchſeiher.
und wieder eine andre an demjenigen Theile, wo ſich der
Kronenfortſatz von dem Hoͤkker unterſcheidet (u).
Bei der Zuſammenfuͤgung der Ellbogenroͤhre mit
der Spindel verlaͤngert ſich hinterwerts eine groſſe Druͤſe
von dem Ellbogenfortſazze, der griffelfoͤrmig iſt, zu dem
eben ſo gebildten Fortſazze an der Spindel hin (x). Zwo
andre legen ſich vorwerts an die inwendige und hintere
Seite der Ellbogenroͤhre an (y). Von dem Zwiſchen-
raume der Gelenkflaͤche des Schiff- und Halbmonden-
beins, bis zum Zwiſchenraume der zwo halben glatten
Flaͤchen der Spindel, und zum Bande, erſtrekkt ſich eine
Vertiefung von Gefaͤſſen und Druͤſen. Die uͤbrigen
wollen wir unter den kleinen Gelenkdruͤſen mit erzaͤlen.
Es gibt auch noch einige kleine, die zwar nicht ſo
in den Gelenkhoͤlungen, ſondern in andern Grubentiefen
der Knochen liegen, dergleichen gilt von demjenigen
Winkel des Knochens, den der groſſe Umdreher in
Schuzz nimmt (z).
§. 23.
Die kleinen Druͤſen.
Kleiner iſt ſchon das Geſchlechte der Druͤſen, wel-
ches den Vergliederungen der Knochen zugeordnet iſt,
indem ihre kleine Kernchen nicht eben ſo nahe bei einan-
der liegen, noch einen andern groſſen Haufen ausma-
chen, ob man gleich nicht darum eben ſagen darf, daß
ſie von der Klaſſe der einfachen ſind (a). Es erinnert
von ihnen der beruͤmte Kaauw(b), daß ihr Saft dikk-
lich ſey.
Vor andern beſezzen dieſe Kernchen zwo Gegenden:
die mereſten ſind in allen Kapſeln, welche Gelenke ent-
T t 2hal-
[660]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
halten, gegenwaͤrtig (c), ſie erfuͤllen die Zwiſchenraͤume
der Faſern, woraus die Kapſeln gewebt ſind, mit zer-
ſtreuten Heerden, indem alle unter ſich gleiche Groͤſſe ha-
ben (d), und denjenigen Druͤſen nicht ungleich ſind, wel-
che ebenfalls laͤngſt den Zwiſchenſtellen der Faſern, an
der harten Hirnhaut, ihre Stelle finden. Es ſtehen
dieſe Rizzen an den Kapſeln nicht offen, ſie ſind durch
beſondre Haͤutchen verſchloſſen, damit der nuͤzzliche Saft
nicht zerſtreut werde (e). Dergleichen Druͤſen hat der
vortrefliche Morgan an derjenigen Kapſel, die das
Kniegelenke in ſich nimmt, beſchrieben.
Hin und wieder liegen andre kleinere Druͤſen (g) in
der Nachbarſchaft derjenigen bandartigen Ueberkleidung,
welche man Vergliederungskapſel zu nennen pflegt, wo
ſelbige aus dem Ende des Knorpels an ihrem Knochen
heraustritt. Es finden ſich dergleichen Kernchen an der
Zuſammenfuͤgung des Schluͤſſelbeins mit dem Bruſt-
knochen (h): an der Einlenkung des Achſelbeins in das
Schulterblat (i): an der Vereinigung des Achſelbeins
(humerus) mit dem Ellbogen (k): mit der Spindel (k*):
um den Hals der Spindel (k**): neben der Vergliede-
rung des Ellbogens mit der Handwurzel (carpus) (l): der
Spindel mit der Handwurzel (l*): laͤngſt der ganzen in-
nern Flaͤche der Vergliedrungskapſel, die ſich auf die
Spindel bezieht: in der Vereinigung der Knochen der
Handwurzel ſowohl unter ſich, als mit der Mittelhand
(metacarpus) (m): in der Zuſammenfuͤgung der Fin-
ger-
(f)
[661]Die Durchſeiher.
gergelenke (n): der Ribben mit dem Bruſtbeine (n*): der
Ribben mit den Wirbelknochen (o): am untern Ende
der Huͤften, Knorren (condylus) (p): im Umkreiſe des
Knieſcheibenknorpels (p*): an dem Kopfe des Schien-
beins (tibia), neben den vordern und hintern Anhaͤngſeln
der durchkreuzten Baͤnder (q): an der Knorpelflaͤche
der Schienbeinroͤhre (fibula): an dem Unteranfazze des
Schienbeins und der Schienbeinroͤhre (s): an den nie-
dergedruͤkkten Seiten der Knochen der Fuswurzel (tar-
ſus), des Mittelfluſſes (metatarſus) und der Zeen, wo dieſe
Knochen ohne Knorpeluͤberzug ſind (s*): an den Schei-
den der Sehnen, welche die Hand und den Fus (t), und
die Finger und Zeen beugen: in der Grube eines jeden
Wirbelbeins (u): in der vordern und hintern holen Ge-
gend des Bogens der Wirbelbeine (x): in den Band-
furchen, uͤber welche ſich eine bewegliche Sehne hin er-
ſtrekkt (y). Andre legen ſich von auſſen um die Nach-
barſchaft der Vergliederungen herum (z), doch ſo, daß ſie
eben ſo wohl ihren Saft in die Gelenkhoͤlungen abſezzen
koͤnnen (a); es ſind dieſes die kleinſten, und ſie laſſen ſich
ſchon muͤhſamer vom Fette losmachen (b). Doch es
bleiben mir diejenigen unbekannt, welche von beruͤmten
Maͤnnern in der Gegend der gemeinſchaftlichen Haut der
Muskeln (b*) beſchrieben werden.
T t 3Da
[662]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Da alle ein zaͤhes Eiweis abſondern, ſo iſt nicht zu
zweifeln, daß ſelbige nicht ſchwellen ſollten, ſo oft es ih-
nen bei einer muͤßigen Lebensart an einem rechtmaͤßigen
Zuſammendruͤkken mangelt (c).
Auſſer den Druͤſen ſammelt ſich noch in den Verglie-
drungen ein haͤufiges und wirkliches Fett (d). Folg-
lich beſteht das Gelenkſchmalz nicht nur aus dieſem Fette,
ſondern auch aus dem Knochenmarke, und der ausdam-
fenden Fluͤßigkeit, wie auch aus dem Schleime der Druͤ-
ſen zuſammengenommen.
§. 25.
Die Wege, auf denen die oͤligen Saͤfte vom
Blute geſchieden werden.
Es wird auch dieſe Art der menſchlichen Saͤfte in
mehr als einer Art von Durchſeihern abgeſondert. Um
von den duͤnnen den Anfang zu machen, ſo ſcheidet ſich
die Milch theils in der zuſammengeſezzten Druͤſe der
Bruͤſten, theils im Zellgewebe ab (e), welches ſeinen
Saft durchs Ausdamfen emfaͤngt. Es damft ſowol
die Milch der Gebaͤrmutter, als der Scheide, ohne eine
Druͤſe aus. Die Vorſtehermilch erzeuget ſich in einer
Druͤſe von beſondrer Art, welche mit einem dichten Zell-
gewebe viele Aenlichkeit hat, und ohne deutliche Kern-
chen iſt, ſo daß ſich beruͤmte Maͤnner finden (f), welche
ihr uͤberhaupt das Druͤſenrecht abſprechen, und den
Vorſteherſaft lieber von unſichtbaren Kernchen herleiten,
welche in dieſem Zellgewebe verſtekkt liegen ſollen. Was
die Milch der Flieswaſſerdruͤſen betrift, ſo ſcheint die-
ſelbe aus den Schlagadern ins Zellgewebe auszudam-
fen
[663]Die Durchſeiher.
fen (g). Die Bruſtdruͤſenmilch ſchwizzet in einer, den
zuſammengeſezzten aͤnlichen, aber weichen Druͤſe, eben-
falls zwiſchen die zellfoͤrmigen Hoͤlchen aus.
Die Galle wird, da ſie etwas dikker iſt, ſchon im
Eingeweide erzeugt, deſſen Kernchen aus Gefaͤſſen ge-
flochten ſind.
Das Fett duͤnſtet aus den kleinſten Schlagaͤderchen
in die Zellen aus (h).
Das fettartige, brennbare, bittre, fluͤßige, oͤlaͤnliche
Ohrenſchmalz, ſo lange ſolches friſch iſt, wird augen-
ſcheinlich in einfachen Druͤſen durchgeſeiht, welche ſich
zwiſchen den Faͤden des Zellgewebes flaͤchenweiſe lagern,
und mit ihrem Gange die Haut, die den Gehoͤrgang
bekleidet, durchboren (i). Dergleichen Druͤſen ſind
den ſchleimfuͤrenden durchgehens gleich, ſie entſtehen aus
einer Haut, welche ſich uͤber die runde Hoͤle ausſpannt.
Das Fett unter der Haut (ſebum ſubcutaneum) ent-
ſpringt aus Druͤſen, es iſt fluͤßig, und wie ein Oel an-
zuſehen (k): es iſt zugleich unter allen menſchlichen
Saͤften das dikkſte, es nimmt die Art eines traͤgen
Teiges, und trokknen Augenſchmalzes an, ſo oft man
es zu lange aufbehaͤlt, und trokken werden laͤſt, wiewohl
einige Arten dieſes Talgfettes fluͤßiger, als andere ſind.
Dasjenige, welches den erhabnen Theil des aͤuſſern Oh-
res anfeuchtet, iſt vor andern butterreich, oͤlig, welches
ſich an der Schaamleiſtenfalte und den weiblichen Harn-
laͤppchen (alae), an dem Hintern, Schulterblate, Halſe
und den Huͤften befindet (l). Trokkner iſt es, und wird zu
Schuppen, was an der Erhabenheit der weiblichen
Harnlappen (nymphae), an der Krone der Mannsrute,
an dem Rande des Nabels, und den Bruͤſten, an der
T t 4Traͤh-
(m)
[664]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Traͤhnenkarunkel (n), an der Schnekke im Ohre, und an
dem Eingange der Naſe abgeſchieden wird. Am dikkſten,
oder wie eine Salbe anzuſehen, iſt dasjenige, welches
ſich zu Wuͤrmerfiguren ziehen laͤſſet, wenn man ſolches
aus den Schweisloͤchern der Naſenkuppe mit den Fin-
gern ausdruͤkkt. Eben ſo hat das Bibergeil, der Zibet,
und Moſch, den verſchiedne Thiere liefern, viele Aenlich-
keit mit einer Salbe.
Was die Quellen dieſes Talchfettes betrift (ſebum),
ſo ſind dieſelben nicht aller Orten einerlei. Als ich we-
gen einer ſehr groſſen Quetſchung, vom Fallen, ganzer
ſechs Wochen lang das Achſelbein in der Binde nahe
am Leibe trug, ſo erinnre ich mich, daß ich an der ſonſt
trokknen innern Haut der Achſel, eben ſolchen ſalbarti-
gen Saft gefuͤlt, und auch durch den Geruch wargenom-
men habe, dergleichen am Ruͤkken des aͤuſſern Ohres
gefunden zu werden pflegt. Jn dieſer Gegend hat nun
niemand Kernchen geſehen: es ſcheint demnach dieſe Art
von Talchſchmier aus dem Oele, das unter der Haut
ausgebreitet iſt, und dem ausdamfenden Dunſte ge-
miſcht und entſtanden zu ſeyn. Eben ſo wenig ſind das
Druͤſen, welche den Schmuzz zwiſchen den Zeen hervor-
bringen.
Doch wird dieſes Talchfett in den mereſten Stellen
entweder aus einfachen, oder zuſammengeſezzten Druͤſen,
oder endlich in den Hoͤlungen (ſinus) erzeugt.
Von einfachen Druͤſen kommen Beiſpiele an der
Traͤhnenkarunkel (o), an dem Hofe, der die Bruͤſte um-
gibt (p), an der Tiefe, zwiſchen den Harnlappen und den
Lefzen der weiblichen Schaam, vor andern deutlicher vor.
Sie ſind rund, hol, und beſtehn aus einer Membrane,
welche von einer groſſen Menge Schlagadern, die ſich
als ein Nezze durcheinander flechten, uͤbermalt iſt (q), und
aus
[665]Die Durchſeiher.
aus ihnen ſcheint der Saft in die Hoͤle des Kernchen
durchzuſchwizzen.
Ein Theil von dieſen Druͤſen haben, wie einige un-
ter den Schleimdruͤſen, keinen Ausfuͤrungsgang, und
ſie oͤffnen ſich dergeſtalt, daß ein Stuͤkk von der Halb-
kugel weggeſchnitten iſt (r): oder ſie beſizzen ein enges
Schweisloͤchchen, ohne einen Gang von noch ſo kleiner
Laͤnge aufzuzeigen (s), und man hat von dieſem Schweis-
loͤchchen angemerkt, daß bisweilen eine talchartige
Salbe hervorgeſtiegen iſt (t). Hieher gehoͤren auch die
Druͤſen, welche an den weiblichen Harnlappen (u) und
an den Achſeln und der Schaamleiſte (u) ihr Lager ha-
ben (u*).
Andre offenbaren, da ſie unter einer dikkern Haut,
und in Zellraͤumchen liegen, einen viel deutlichern Gang,
von deſſen Durchmeſſer das ausfuͤrende Schweisloch das
Maas gibt, woraus ſich uͤber die Haut eine Salbe er-
giſſet; die Laͤnge davon laͤſt ſich durch dasjenige Wuͤrm-
chen meſſen, das man aus dergleichen Druͤſe ausdruͤkken
kann, und welches lang und geſchlank zu ſeyn pflegt (x).
Dergleichen Schweisloͤcher hat das ganze Angeſicht in
Menge, ſonderlich aber die Naſe (y) und die kleine
Rinne, welche man zwiſchen der Naſe und den Wangen
ſieht, wie auch die Oberlippe (z).
Es bringen alle Schmierdruͤſen (ſebaceae) gerne
Haare hervor (a), auch ſo gar in den Beutelchen des
Muskusthieres, welches ein neuer Beweis iſt, daß dieſe
T t 5Schmier
[666]Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Schmier von oͤliger Art iſt. Denn es wachſen gemei-
niglich die Haare aus dem Fette hervor.
Andre zuſammengeſezzte Schmierdruͤſen vereinigen
ihre Auswurfsgaͤnge in einen einzigen gemeinſchaftlichen
kleinen Kanal. Exempel davon hat man unter den groſ-
ſen zuſammengeſezzten Druͤſen an den Druͤſen der Na-
ſe (b) und des Geſichts, ferner an den Druͤſen desjeni-
gen wolrichenden Thieres (d), welches kurz zuvor angefuͤ-
ret worden, wie auch des Zibetthiers (e).
Jn Vertiefungen entſpringt die Schmier der Augen-
lieder, und zwar aus laͤnglichen, aͤſtigen, in einen ein-
zigen kleinen Darm zuſammenlaufenden blinden Blaͤs-
chen (f). Es hat Ruyſch durch die Schlagadern ſein
Wachs in dieſe Druͤſen hineingetrieben (g).
§. 26.
Reſultat aus dem Obigen.
Aus allem dieſen laͤſt ſich folgern, daß unter den
Druͤſen und abſondernden Werkzeugen eine groſſe Ver-
ſchiedenheit ſtatt finde, und daß es uͤberhaupt nicht zu
vermuten ſey, daß die verſchiedne Druͤſen viel unter ein-
ander gemein haben ſollten, indem ſie weder im Baue
mit einander uͤbereinkommen, noch gleiche Figur (h) oder
einerlei Geſchaͤfte haben: ſo, daß es uͤberhaupt ſehr
ſchwer haͤlt, eine Erklaͤrung ausfindig zu machen, welche
eine hoͤchſteinfache, eine einfache und zuſammengeſezzte
Druͤſe unter ſich begriffe. Aus der Urſache ſcheint es
nuͤzzlicher zu ſeyn, wenn man dieſen Klaſſen auch verſchied-
ne Na-
(c)
[667]Die Durchſeiher.
ne Namen beilegt: ich verlange auch nicht unter dem
Namen Druͤſe alles zu begreifen (i), welches einen Saft
vom Blute abſondert, weil dieſes die Verwirrung nur
vermeren hilft.
Jm uͤbrigen erhellet ebenfalls aus dem Obigen, daß
es unter den Druͤſen wirkliche Klaſſen gebe, naͤmlich ein-
fache (conglobatae Druͤſenkuͤgelchen), vollkommen ein-
fache, und die aus dieſen zuſammengeſezzt ſind, wohin
wir auch die Vertiefungen (ſinus) rechnen; ferner die
zuſammengeſezzte (Druͤſentrauben). Daß endlich auch
das Eingeweide mit unter die Durchſeiher gehoͤre, indem
dadurch vom Blute Saͤfte geſchieden werden; ferner
zaͤle man auch die ausdamfende Schlagaderenden hieher.
Die erſte von dieſen Klaſſen, naͤmlich die Druͤſenkuͤgel-
chen, gehoͤren den Flieswaſſergefaͤſſen zu. Die zwote,
oder vollkommen einfache, ſondert Schleim, Oel und
Schmier vom Blute: die dritte, oder die Klaſſe der
Druͤſentrauben (conglomeratae), ſcheiden Waſſer, Gallert,
Milch ab. Eingeweide geben Durchſeiher fuͤr das
Waſſer, fuͤr die Milch, und den oͤligen Saft ab. Schlag-
adern verfertigen, ohne die Beihuͤlfe eines andern Werk-
zeuges, Waſſer, Schleim, Gallert, Oel, und alſo Saͤfte
aus allerlei Klaſſen.
Dritter Abſchnitt.
Urſachen, welche machen, daß ein Werkzeug
von beſtimmter Bauart, jederzeit ſeinen eignen
Saft vom Gebluͤte abſondert.
§. 1.
Was hier folgt, iſt ſchon groͤſſern Schwierigkeiten un-
terworfen. Das bisher Vorgetragne erklaͤrte die
Natur der Saͤfte und den Bau der Durchſeiher, und die-
ſes
[668]Siebendes Buch. Die Urſachen
ſes alles bekam ſein Anſehn von dem Zeugniſſe der Augen
her. Wenn man aber erklaͤren ſoll, warum blos ein
gewiſſer und kein andrer Saft in einem jeden Werkzeuge
bereitet werde, ſo verſtekkt ſich in der That ein groſſer
Theil des Waren hinter den unbekannten Bau der
Grundſtoffe eines belebten Koͤrpers, und man geraͤt in
die unvermeidliche Verlegenheit, entweder davon zu
ſchweigen, oder man ſieht ſich genoͤtigt, nicht ohne den
Verdacht einer Verwegenheit, der Natur der Dinge mit
Mutmaſſungen unter die Augen zu treten. Man mus
demnach zeigen, warum, ſo lange ſich der Koͤrper in
vollkommnen Zuſtande befindet, in der Ohrendruͤſe je-
derzeit Speichel, und niemals ein andrer Saft vom
Blute abgeſondert wird; warum in der Leber einzig und
allein, und allemal Galle, in der Niere Harn erzeugt
wird, und warum ſich nicht umgekert, in der Speichel-
druͤſe Harn, in der Niere Speichel, in den Bruͤſten Gal-
le, und in den Holgaͤngen der ſchmierige Schleim er-
zeuge.
Jn der That waͤchſt die Schwierigkeit, und es
ſchwindet unſre Hoffnung immer mehr und mehr, wenn
wir bedenken, daß eine jede Klaſſe der Saͤfte, nicht
blos in Durchſeihern von einerlei Baue, vom Blute ge-
ſchieden wird. Waͤre dieſes, ſo doͤrfte man nur unter-
ſuchen, was der Bau eines ſolchen Durchſeihers zu der
Natur des durchgeſeihten Saftes vor ein Verhaͤltnis
habe. Doch es findet nun gerade das Gegenteil davon
ſtatt, denn (k) es entſtehen waͤſſrige Saͤfte nicht nur in
Gefaͤſſen, die in eins fortlaufen, ſondern auch in den
Druͤſentrauben (conglomeratae); hingegen werden Saͤf-
te von oͤliger Art uͤberhaupt faſt in allen Arten von
Durchſeihern zubereitet. Ueberlegt man dieſes, ſo regt
ſich bei uns bald die Furcht, daß die Urſache des ver-
ſchiednen Safts nicht auf einen bekannten, und ſinnlich
begreif-
[669]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
begreiflichen Bau des Werkzeuges ankomme, ſondern in
der That viel tiefer, und in den Beſchaffenheiten der
Scheidungsmaſchine, wohin den Sinnen aller Zugang
abgeſchnitten iſt, verborgen liegen muͤſſe, um den Grund
zu wiſſen, warum in jedem ſolchen Werkzeuge gerade
dieſer, und kein andrer Saft, ſein Entſtehen bekoͤmmt.
Da wir alſo wohl wiſſen, durch welche Finſterniſſe wir
hindurch muͤſſen, ſo wollen wir erſt dasjenige zum Vor-
trage nehmen, was uns entweder die Sinnen zuverlaͤſ-
ſig lehren, oder wohin uns doch, der von der Natur der
Dinge hergenommene, ob ſchon abgeriſſene Faden hin-
leiten wird. Hierauf werde ich das mit anhaͤngen, wel-
ches uns die Mutmaſſung, wiewol nicht ohne Merkmale
einer billigen Furcht, an die Hand gibt. Damit man
aber auch die Saͤzze andrer Gelerten hier nicht vermiſſe,
ſo ſollen deren Gedanken auch kuͤrzlich mit beruͤret wer-
den, wenn ſie ſich gleich nicht einmal auf Warſcheinlich-
keiten, ſondern blos auf Willkuͤrsſaͤzze gruͤnden.
§. 2.
Die Vorbereitungsurſachen. 1. Die verſchiedne
Natur des dem Durchſeiher uͤberliefer-
ten Blutes.
Wir machen mit denjenigen Urſachen der verſchie-
dentlichen Abſonderungen den Anfang, welche gleichſam
auſſerhalb dem Bezirke der Scheidungsmaſchinen ihre
Thaͤtigkeit von weiten aͤuſſern. Es iſt bereits geſagt
worden (l), daß man im Blute alle Arten von Saͤften
antreffe, welche in den verſchiednen Durchſeihern vom
Blute abgeſeiht werden ſollen. Nun iſt gar kein Zwei-
fel uͤbrig, es ſei ein Saft, der in einem ſolchen Werk-
zeuge abgeſchieden wird, beſchaffen wie er wolle, daß ſich
nicht die Abſonderung dieſes Saftes viel leichter begrei-
fen
[670]Siebendes Buch. Die Urſachen
fen laſſen ſolte, wofern zu dieſem Durchſeiher ein Blut
hingefuͤrt wird, das mit einer Menge ſolcher Theilchen
angefuͤllt iſt, dergleichen wir dieſen Durchſeiher durch-
ſeihen ſehen. Es iſt dieſes eine ſo gewiſſe Warheit, daß
in jeglicher Scheidungsmaſchine eine jegliche Art von
Saͤften zum Vorſchein koͤmmt, ſobald nur das Blut
mit dieſem Safte vor andern angefuͤllt iſt, wovon die
Galle ein Beweis iſt, welche aus allen Druͤſen, aus
allen Eingeweiden, und aus den Damfgefaͤſſen (m) her-
ausfliſt, ſobald das Blut die verhaltne Galle bei ſich be-
halten mus, ſo wie der Harn und das Queiſilber offen-
bar, ſelbſt durch die Schweisloͤcher der Haut (n) und
durch die aushauchende Flokken (villi) des Mundes her-
vordringt, wenn daſſelbe haͤufig ins Blut gebracht
worden.
Nun iſt zwar im geſunden Menſchen das Gebluͤte
dergeſtalt gemiſcht, daß kein einziger Saft, zu ſo groſ-
ſem Schaden der Geſundheit, die Oberhand nehmen
kann. Allein es hat das Blut auch im geſundſten Men-
ſchen, wenn ſolches nach allerlei Theilen hingeht, nicht
uͤberall voͤllig einerlei Beſchaffenheit, und es wird die
Vermutung ſehr warſcheinlich, und ſie findet auch bei
Perſonen wieder ihren Willen Eingang, daß der Leber
ein ſolches Blut zugefuͤret werde, welches vor andern
die Gallenſtoffe vorzuͤglicher mit ſich bringt, als ein an-
deres Blut, welches andere Eingeweide zuſtroͤmt. Es
verſammlet ſich naͤmlich in der Leber, ein vom Gekroͤſe,
und vom Gekroͤſe des dikken Gedaͤrmes, und Nezze ein-
geſognes Oel, ein halbfaules Waſſer vom Gedaͤrme,
und ein dem harnhaften Weſen mehr verwanter Saft
des
(o)
[671]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
des Kotes in groſſer Menge (p). Es herrſchet aber in
der Galle ein Fett, und eine Schaͤrfe, welche ſich dem
fluͤchtigen Harnſalze naͤhert.
Jndeſſen kann nicht gleichergeſtalt Blut, welches
ſchon eine ſonderbare Art an ſich genommen, und vom
Blute in andern Eingeweiden verſchieden iſt, in erſt
welchen andern Durchſeihern Plazz finden. Es wird
naͤmlich durch Schlagadern herbeigefuͤrt, was ſonſt an-
dre Durchſeiher in Emfang nehmen, und es traͤgt die-
ſes vom Herzen ankommende Blut alle ſeine Miſchung
aus dieſer Niederlage der Stoffe ſchon bei ſich. Jndeſ-
ſen laͤſſet ſich doch auch von dieſem Blute ſtark vermu-
ten, daß ſich ein Blut, das aus andren Eigenſchaften
gemiſcht iſt, auch nach andern gewiſſen Gegenden lieber
hinſehnen werde. Wenn im Kopfe die feinſte und be-
weglichſte von allen Fluͤſſigkeiten erzeugt wird, ſo iſt es
gar nicht ungereimt, daß ſich auch in demjenigen Blute,
welches die Schlafpulsadern (carotides) herbeifuͤren, der-
gleichen fluͤchtige, und viel feinere Stoffe als Waſſer,
Oel oder andre Blutſtoffe ſind, in Menge beiſammen be-
finden muͤſſen. Denn da die verſchiednen Blutſtoffe
von zwoen gegenſeitigen Kraͤften beherrſcht werden, vom
Gewichte, und von der Bewegung des Herzens, darun-
ter die erſtere das Blut in die untern Theile hinabzieht,
dieſe aber das Blut auf dem geradeſten Wege zum Gehir-
ne uͤber fich empor treibt, ſo ſcheint kein Zweifel ſtatt
zu finden, daß diejenigen Theilchen, die ſchwerer ſind,
vom Aortenbogen niederſinken (q), und ſich zu dem Un-
terleibe hin wenden werden: folglich werden die leichte-
ſten und beweglichſten von einer kleinern Gewalt nie-
derwerts gezogen, ſie ſteigen demnach zum Kopfe in die
Hoͤhe hinauf. Denn da die Bewegung ſolcher Theil-
chen von ihrer Schwere, und der Gewalt des Herzens
abhaͤngt
[672]Siebendes Buch. Die Urſachen
abhaͤngt und zuſammengeſezzt iſt, ſo kann ſelbige als
zwo Seiten eines Parallelogramms angeſehen werden,
davon die eine Seite der Fall der Schwere, die andre
aber der Drukk vom Herzen iſt, da denn die Diagonal-
linie den Mittelweg beſtimmt, den das von dieſen zwoen
Kraͤften zugleich in Bewegung geſezzte Blut nunmehr
nimmt. Je kleiner die Schwere iſt, um deſto mehr
uͤberwaͤltigt ſelbige die Kraft des Herzens: je groͤſſer die
Schwere wird, deſto ſtaͤrker wird es auf den untern Bo-
gen der Aorte herabgezogen, weil ſie alsdenn uͤber die
Kraft des Herzens die Oberhand bekommt. Es werden
naͤmlich diejenigen Theilchen, welche mitten in der Luft
ſchwimmen, auch im Blute oben aufſteigen, und von
der gemeinſchaftlichen Kraft des Herzens dem Haupte zu-
geſendet, aber von einem kleinern Gewichte ſchwaͤcher,
als alle andre, in die untern Aeſte der Aorte getrieben
werden.
Hieraus ſcheint man abzunehmen, warum der Kam-
fer (r), Weingeiſt, oder der fluͤchtige Damf des Pir-
monterbrunnens ſo ploͤzlich ihre Wirkſamkeit im Kopfe
ausuͤben (s), und ein ſtumfes Gefuͤl, oder eine voͤllige
Berauſchung ehe hervorbringen, als ſie etwas in an-
dren Koͤrperteilen veraͤndern. Man kann auch hieher
ziehen, daß die fluͤchtigſten Gifte, und beſonders die
Blatternausfluͤſſe, vornaͤmlich ihre Strenge das Antliz
fuͤlen laſſen, da doch ſolches von dem beſtaͤndigen An-
blaſen der Luft vielmehr eine dichtere Haut, als ein an-
drer koͤrperlicher Theil bekommen hat. Jch weis nicht,
ob nicht auch hieher gehoͤren ſollte, daß Opium (t) und
andre ins Gehirn wirkende Gifte einem Menſchen, auch
nur in ganz kleiner Doſe, deſto mehr Schaden zufuͤgt,
da
[673]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
da derſelbe ein groͤſſeres Gehirn, nach Proportion groͤſſre
Schlafpulsadern, und einen aufrecht ſtehenden Kopf
vor den Thieren voraus hat (t*). Doch man mus die-
ſes nicht zu weit ausdehnen, da einerlei Schlafpulsader
auch Schleim, Fett, Schmier, den Narungsſaft der
Knochen, und folglich ebenfalls zaͤhe und traͤge Saͤfte
erzeuget.
§. 3.
Wie ſich Theilchen von gewiſſer Art gegen die
Muͤndungen der abſondernden Werkzeu-
ge verhalten.
Man pflegt hier noch eine andre Betrachtung auf
die Bahn zu bringen. Es gehet naͤmlich der gerade
Weg aus dem Herzen (u), durch die rechte Schlafpuls-
ader, und ferner durch die linke zum Kopfe hinauf, in-
dem ſo wohl die Schluͤſſelſchlagadern, als auch die un-
tere Aorte, mit derjenigen Linie, welche man aus der
Muͤndung der Aorte zieht, entweder einen rechten, oder
einen ſpizzen Winkel macht. Nun erhellet aus den ma-
tematiſchen Erweiſen, und aus Verſuchen, daß unter
Theilchen von verſchiedner Schwere, die alle von einer
gemeinſchaftlichen Gewalt fortgetrieben werden, dieje-
nigen die gerade Linie und erſte Richtung erhalten, wel-
che am ſchwerſten, und uͤberdem rund ſind, und die folg-
lich den ſtaͤrkſten Eindrukk machen, und die beſte Ge-
ſchikklichkeit beſizzen, den Wiederſtand zu uͤberwaͤltigen;
ſie laſſen ſich folglich ſo wohl wegen ihrer kleinſten Ober-
flaͤche,
v. Hall. Phiſ.II.Th. U u
[674]Siebendes Buch. Die Urſachen
flaͤche, als wegen ihres ſtaͤrkſten Eindrukks, von keiner
fremden Urſache von der Linie verdrengen, der ſie einmal
folgen. Es iſt die Karteſianiſche Buͤchſe mehr als zu
bekannt (x), aus welcher theils bleierne, theils hoͤlzerne
Kugeln dergeſtalt geſchoſſen werden, daß die bleierne
Kugeln den geradeſten Flug nehmen, die hoͤlzernen und
korkne Kugeln aber, weil ſie leichter ſind, von der Ge-
wehrachſe auf die Seite geworfen werden. Wenn man
dieſen Verſuch auf das menſchliche Blut anwendet, ſo
ſcheinet uns ſelbiger glaubend zu machen, daß runde,
und von Natur ſehr ſchwere Koͤrperchen, die das Herz
von ſich wirft, einem Triebe folgen, welcher ſie in der
Achſe der Aorte fortfuͤhrt (y), daß hingegen alle leichtere
Stoffe, und die bei einer ſehr groſſen Oberflaͤche unge-
mein wenig koͤrperlicher Materie haben, nach den Seiten
fortgeriſſen werden. Aus dieſem laͤſſet ſich mehr als
eine Warheit folgern, daß naͤmlich die ſchwerſten und
leichteſten aus dem Herzen getriebne Koͤrperchen, wegen
des geraden Weges, in beide Kopfſchlagadern (carotides)
und vornaͤmlich in die rechte, und folglich zum Kopfe
heraufſteigen: ſo wie wenigſtens Quekſilber, welches
hoͤchſt glatt, ſehr ſchwer, und aus runden Kuͤgelchen zu-
ſammengeſezzt iſt, ſeine Kraͤfte am Kopfe und den Spei-
cheldruͤſen aͤuſſert. Es iſt auch dieſe Speculation der
vorhergehenden nicht zuwieder, denn hier geſchicht das
Aufſteigen zum Kopfe nicht wegen der kleinern Schwere,
ſondern darum, weil der Weg, der dahin fuͤhrt, an ſich
ſelbſt gerade iſt.
Es fliſſet aber auch noch ein andrer weitſchweifiger
Folgerungsſazz aus dem Obigen, daß naͤmlich allenthal-
ben in den Schlagadern, ferner auch in den abſondern-
den Schlagadern, die roten Kuͤgelchen, die offenbar
ſchwe-
[675]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ſchwerer ſind, laͤngſt der Achſe der Schlagader blei-
ben (z), und in ſolchem Striche bis zu der, daraus fort-
geſezzten Blutader fortgefuͤret werden, indeſſen daß die
leichtern, und zur Bewegung weniger geſchikkte fetten
und ſchleimigen Theilchen, ſich den Waͤnden der Schlag-
ader naͤhern. Nun befinden ſich an dieſen Waͤnden die
ausfuͤrende Muͤndungen. Folglich ſtoſſen dieſe Theil-
chen auf dieſe Muͤndungen zu (a), und ſie bieten ſich
gleichſam von ſelbſt zur Abſonderung an. Jn der That
habe ich auch in meinen eignen Verſuchen gefunden, daß
die roten Kuͤgelchen, ſo oft das Blut, nach Art eines
reiſſenden Baches, aus einem verlezzten Gefaͤſſe heraus-
ſtuͤrzt, in der Mitte bleiben, und daß ſelbige ein bleicher,
und in ſeinem ganzen Umkreiſe weiſſer Nebel umgibt (b).
Jch finde aber auch, wenn man Gefaͤſſe ausſprizzt, und
wenn das mit Zinober gefaͤrbte Talch ſtille ſteht, den
ſchwerſten Zinober in der Mitte, und das weiſſe und
farbloſe Talch im Umkreiſe der Gefaͤſſe (b*). So ſieht
man, daß ſich die roten und blutigen Rinden, die die
Schlagaderſaͤkke der Aorte uͤberziehen, in der Mitte
der Roͤhre befinden, hingegen haͤngen ſich die leichtern
weiſſen Salzwaſſerrinden an die Waͤnde von auſſen an.
Es gibt noch andre Beiſpiele, daß gewiſſe Durch-
ſeiher ein anderes Blut bekommen, als ſich gegen andre
abſondernde Werkzeuge hinwendet, es mag davon die
Urſache ſeyn, welche es will. Wenigſtens haben die in
der Aderhaut des Auges (choroidea) mit Blut erfuͤllte
Schlagadern eine braunrote Kaſtanienfarbe, ſie ſind hin-
gegen zwiſchen den Traubenhaͤuten und in dem ringfoͤr-
migen Fortſazze des Regenbogens uͤberhaupt ohne
U u 2Far-
[676]Siebendes Buch. Die Urſachen
Farbe: und es wird ſehr warſcheinlich, daß aus dieſen
Schlagaͤderchen, oder ihren Aeſtchen, die waͤßrige Fluͤſ-
ſigkeit herausdamft. Boerhaave brachte ein anderes
Beiſpiel auf die Bahn: er glaubte, es uͤberliefre die
Saamenſchlagader (c) all ihr Blut ihrer Nebenblutader,
bis ſie ſelbſt ganz farblos und blos mit einem Safte er-
fuͤllt bliebe, welcher duͤnner als das Blut ſey, und ſo
kaͤme ſie endlich in dem Jnnren der Hode und an demje-
nigen Orte an, wo Salzwaſſer erzeugt werden muͤſſe.
Er glaubt, daß eine aͤnliche Kunſt an der grauen Ge-
hirnſubſtanz (d) vorkomme. Denn hier wird der ſo
ſubtile Nervenſaft nicht aus roten Gefaͤſſen, ſondern aus
grauen Schlagaͤderchen, und aus Gefaͤschen die eine duͤn-
nere Fluͤßigkeit als Blut iſt fuͤhren, abgeſondert. Und
es gehoͤrt uͤberhaupt der Lehrſaz dieſes vortreflichen Man-
nes (e) und des Vieuſſens(f) hier her, nach welchem
ſie lehren, daß ſubtilere Saͤfte nicht von roten oder an-
faͤnglichen Schlagadern, ſondern von den kleinen
Schlagaͤderchen erzeugt werden, welche entweder ein gel-
bes Flieswaſſer ohne Blut, oder auch einen noch duͤn-
nern Saft, ohne Salzwaſſer und Blut fuͤhren. Und
auf dieſe Art wird es nun geſchehen, daß kein Blut oder
andre dikken Saͤfte bei den abſondernden Muͤndungen
anlangen, ſondern daß dieſes eine viel einfachere, rei-
nere und aus weniger Stoffen gemiſchte Fluͤßigkeit thut,
woraus ein beſtimmter Saft geſchieden werden ſoll.
Man ſieht aber, daß aus wenig Arten der Stoffe dieje-
nigen viel ehe gewaͤlt werden wird, welche abgeſondert
werden mus, als daß dieſe Wal eine Maſſe treffen ſollte,
in der ſehr viele und verſchiedne Stoffe verwirrt bei-
ſam-
[677]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ſammen ſind. Es wird naͤmlich ein Durchſeiher von
zweien Oeffnungen einen hoͤchſt einfachen und aus zweien
Ordnungen der Stoffe gemiſchten Saft in zween Saͤfte
abſcheiden, darunter einer rein ſeyn mus. Doch ich
mag hier nicht wiederholen, was ich ſonſt uͤber die kleine
Gefaͤſſe erinnert habe.
§. 4.
Die verſchiedne Geſchwindigkeit des Schlag-
aderblutes.
Ob es gleich die Sache erfordert, daß wir bei den
Beſchaffenheiten des Abſonderungswerkzeuges ſelbſt ver-
ſchiednes von dem ſchnellern, oder traͤgern Laufe mit bei-
bringen muͤſſen, ſo gehen doch einige Dinge den Durch-
ſeiherbau eigentlich nichts an, und folglich mus man
dieſe zuerſt erzaͤlen. Es hat die Geſchwindigkeit ihren
allgemeinen Quell im Herzen; es kann dieſe aber entwe-
der im Herzen ſelbſt verſchieden ſeyn, und daher lehrt es
der Verſuch ſchon, daß ſich alle Abſonderungen veraͤn-
dern laſſen; oder es kann die Geſchwindigkeit in den
Schlagadern bald ſo, bald anders beſchaffen ſeyn, die
zu einem Durchſeiher hinlaufen.
Folglich wird die Geſchwindigkeit im ganzen Thiere,
und vornaͤmlich im Herzen, durch die Bewegung der
Muskeln und durch allerlei Bemuͤhungen, durch An-
ſtrengung und verſtaͤrktes Atemholen, wie in den Gebaͤ-
renden, durch Getraͤnke, die voll brennbarer Geiſter
ſind, durch Reizungsmittel und gewuͤrzhafte Dinge,
durch heftiges Studiren, und vornaͤmlich durch die Fie-
berreize, ſie moͤgen zu einer Art gehoͤren, wozu ſie wol-
len, wenn nur dadurch die Menge der Pulsſchlaͤge in
geſezzter Zeit vermeret wird, vergroͤſſert.
Es kann auch die Geſchwindigkeit in Abſicht auf die
Lage des Werkzeuges groͤſſer, oder kleiner ſeyn. Gros iſt
ſie in der Nachbarſchaft des Herzens, da wo die Kraͤfte des
U u 3Trieb-
[678]Siebendes Buch. Die Urſachen
Triebwerkes im Blute noch keine Einbuſſe gelitten haben.
Aus der Urſache ſpringt das Blut aus den kleinſten
Schlagaͤderchen der Bruſt mit auſſerordentlichen Schuſſe
hervor (g). Und daher wird in Wunden, in geſezzter
Zeit, mehr Blut aus einer kleinen Schlagader, als aus
einer andern groſſen fliſſen, woferne jene dem Herzen naͤ-
her liegt, oder einen groͤſſern Stamm zum Urſprunge
hat (h). Daher entſpringt im Gegenteile das Frieren
der Fuͤſſe, das Schwizzen derſelben, das bei gewiſſen
Perſonen dagegen ſeltner iſt, der ſpaͤtere Ausbruch der
Ausſchlaͤge daran, und das traͤgere Wachstum derſelben.
Es koͤmmt auch das Blut bei denjenigen Theilen
hurtiger an, deren Schlagadern gerade ſind, und der
Muͤndung des Herzens gerade gegenuͤber liegen, wovon
der Kopf ein Beiſpiel iſt (i). Ferner wird kein ſolches
Verſpaͤten bei dieſen Schlagadern ſtatt finden, wenn
ſolche von einer Beugung (k), oder von den Winkeln ent-
ſteht (l), welche die Aeſte mit dem Stamme und deſſen
Achſe machen.
Wiederum wird die Bewegung ſchneller geſchehen,
ſo oft die dem Scheidungswerkzeuge zugeordnete Schlag-
ader zu naͤchſt aus der Aorte erwaͤchſt: denn auf ſolche
Weiſe wird diejenige Verzoͤgerung vermieden, welche
von einer vielfachen Zeraͤſtelung entſteht, da die Oeff-
nungen der Aeſte zuſammen mehr, als die Stammoͤff-
nung betragen (m).
Kraft dieſes, wird ſich auch die Geſchwindigkeit et-
was beſſer in denjenigen Schlagadern erhalten, welche
aus ihren Staͤmmen unter kleinen Winkeln hervorkom-
men (n). Schneller wird auch das Blut in denjenigen
Schlag-
[679]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Schlagadern fliſſen, welche gros ſind, traͤger in den kleinen,
theils weil ihr Stamm weiter, theils weil darinnen das
Reiben groͤſſer iſt (o). Es haben die abſondernde Einge-
weide groͤſſre Schlagadern, und ſie werden alſo in gegebner
Zeit eine groͤßre Menge Waſſer hindurchlaſſen muͤſſen (p).
Es enthaͤlt ſich in einer cilindriſchen Schlagader,
dergleichen die Schlafpulsader iſt, die Geſchwindigkeit
beſſer, als in einer aͤſtigen Schlagader. Endlich verlie-
ren feſtgewebte Schlagadern weniger an Geſchwindig-
keit, indem ihre Figur von dem einfallenden Blute we-
niger ausgedehnt wird, weniger gekruͤmmt wird, und
folglich ein kleineres Reiben erfaͤrt (q). Daher koͤmmt
es, daß die abſondernde Schlagadern dichter und ſtaͤrker
gebaut ſind. Und daher koͤmmt es auch, daß unter an-
dern Urſachen, in der Frucht, andre Saͤfte in einerlei
Werkzeugen abgeſchieden werden, als im erwachſnen
Menſchen, und in vierſchroͤtigen andre, als in weichli-
chen Koͤrpern von einerlei Alter.
Was die Wirkungen einer groͤſſern Geſchwindigkeit
betrift, ſo hat hier keine Dunkelheit ſtatt. Erſtlich
nimmt die Menge des geſchiednen Saftes im ganzen zu,
wenn das Blut eine groſſe Geſchwindigkeit bekommen
hat. Denn nun findet ſich bei eben demſelben Durchſei-
her eine gleich groſſe Blutwelle ein, und das oftermals
in einerlei gegebnen Zeitraume. Daher geſchehen in
einem ſchlafenden (r), traurigen, und uͤberwinternden
Thiere, die Abſonderungen uͤberhaupt ſehr ſparſam.
U u 4Und
[680]Siebendes Buch. Die Urſachen
Und daher iſt die Menge der Ausduͤnſtung nach koͤrper-
lichen Uebungen ungeheuer gros.
Von der Geſchwindigkeit ruͤhrt es her, wenn alles
uͤbrige gleich iſt, daß das Blut groͤſſere Stoffe gegen
die abſondernde Muͤndungen herbeiwaͤlzt. Denn da
alle Gefaͤschen eines belebten Koͤrpers ſich zur Erweite-
rung bequemen, und biegſam ſind, nun aber die ganz
kleine Kraft, die die Gefaͤſſe erweitert, vergroͤſſert wird,
ſo werden in der That die Muͤndungen dieſer Gefaͤſſe,
von dem mit ſtaͤrkrer Geſchwindigkeit belebten Safte,
weiter gemacht werden, ſie werden ſich den groͤſſern Stof-
fen zu Gefallen oͤffnen, und es werden ſich dieſe Stoffe,
da ihre Gewalt zunimmt, eine groͤſſere Kraft anwenden,
um die Muͤndungen ihres Durchſeihers auseinander zu
beugen. Folglich begeben ſich nunmehr ſolche Stoffe
in die abſondernde Muͤndungen hinein, welche dieſes
bei einer kleinern Geſchwindigkeit nimmermehr thun
wuͤrden (s). So treibt eine anatomiſche Sprizze, bei
einer mittelmaͤßigen Gewalt, das Waſſer in die kleinſten
Gefaͤſſe hinein, und ſie verrichtet dieſes mit dem Talche
nur mit der ſtaͤrkſten Gewalt. So wird in koͤrperli-
chen Uebungen und in Fiebern, ſtatt einer duͤnnen Aus-
duͤnſtungsmaterie, ein dikker und zaͤher Schweis, ſtatt
eines waͤßrigen ſtrohfarbnen Harns, ein roter, ſchwe-
rer, ſtinkender, und mit Erdtheilen angefuͤllter Harn,
in einerlei Durchſeihern abgeſchieden. Endlich ſo dringt
ſo gar das Blut, bei uͤberhand nehmender Geſchwin-
digkeit, durch alle Gefaͤschen am menſchlichen Koͤrper
hindurch (t).
Daher bringt eine ſtaͤrkre Geſchwindigkeit, auf viel-
fache Weiſe, ganz unreine Abſonderungen zum Vor-
ſchein, ſie treibet Saͤfte, die voller fremdartiger Stoffe
ſind, in die Muͤndungen, welche zum Abſondern be-
ſtimmt
[681]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ſtimmt ſind, hinein. Denn da enge Muͤndungen alle
groͤbere Theilchen zuruͤkke weiſen, ſo laſſen ſie nun, wenn
ſie erweitert worden, nebſt den zarten Materien, auch
die groͤbern ungehindert hindurchgehen.
Ferner ſo wird eine groͤſſere Geſchwindigkeit vor an-
dern fluͤßige Saͤfte abſondern muͤſſen (u), und nicht ge-
ſtatten, daß ſich in ihren Durchſeihern zaͤhe Saͤfte er-
zeugen koͤnnen. Man hat bereits gezeigt (x), daß die
Fortruͤkkungskraft des Blutes verſchiedne Saͤfte, die
verſchiedne ſchwere Figuren und Eigenſchaften haben,
naͤmlich Fett, Waſſer, Schleim, und Gallert, Erde
und Eiſen, in einem Mengſel beiſammen leidet.
Es ſtehet naͤmlich die fortruͤkkende Bewegung des
Blutes, ſo lange ſie dauret, den Anziehungskraͤften im
Wege, und ſie hindert die Theilchen, daß ſie ſich nicht
wechſelweiſe beruͤren, ſondern ſich nur ſchwaͤcher einan-
der anziehen koͤnnen. Folglich geſtattet ſie nicht, daß
ſich die zaͤhen Theilchen, oder die fette einander ſo nahe
kommen, daß ſie ſich vereinigen oder in gleichartige Maſ-
ſen zuſammenfliſſen koͤnnten, da doch dieſes Zuſammen-
fliſſen zu einer Abſonderung notwendig erfordert wird.
Folglich wird nicht nur die Erzeugung des Fettes (y),
ſondern auch des Schleimes, von der ſtarken Bewegung
des Blutes verhindert werden. Es iſt nur phlegmatiſchen
Perſonen eigen, einen Ueberflus an Schleime zu haben.
§. 5.
Die Urſache und der Erfolg davon, wenn das
Blut ſeinem Durchſeiher nur langſam zuge-
fuͤrt wird.
Langſam laͤuft ein zum Durchſeiher abgeſendetes
Blut, wenn die Schlagader in weit entlegnen Stellen
U u 5vom
[682]Siebendes Buch. Die Urſachen
vom Herzen ihren Urſprung nimmt (z), und uͤberdem ſehr
lang (a) und geſchlank iſt (b), wie man an der Saamen-
ſchlagader ein Beiſpiel hat. Dieſes thut ferner eine
aͤſtige Schlagader, an der die haͤufigen Zeraͤſtlungen die
Aſtmuͤndungen groͤſſer machen, als die Stammoͤffnung
iſt, indem ſchon Willhelm Cole(c) dieſe Veranſtaltung
zum Abſondern durch das Beiſpiel der Hode erlaͤutert
hat. Von dieſer Art iſt eine Schlagader, welche mit
jedem Schritte, ſo zu reden, weiter wird (d). Hieher
gehoͤrt auch eine gekruͤmmte und gebogne Schlagader (e);
eine, die unter einem rechten Winkel, oder ſtumfen
Winkel hervortritt (f); eine weiche (g), welche von der
ausdehnenden Kraft des Herzens ſehr erweitert, und nach
Kreiſen herausgebogen wird. Alle dieſe Urſachen hem-
men die fortruͤkkende Bewegung, und nach eben dieſem
Ebenmaaße nimmt die Staͤrke des Seitendrukkes zu.
Was die Wirkungen des mechaniſchen Verſpaͤtens
betrift, ſo laſſen ſich ſolche beinahe aus der Gegenthaͤ-
tigkeit der Geſchwindigkeit begreiflich machen. Spar-
ſam wird das Abſondern vor ſich gehen, denn es kom-
men in gegebner Zeit weniger Unzen Bluts bei einerlei
Durchſeiher an. Folglich wird ſich, nach der Groͤſſe
des Eingeweides, wenig Galle, und noch viel weniger
Saamen abſondern.
Die
[683]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Die Traͤgheit wird alle dikke Stoffe zuruͤkkeweiſen,
und nur reine Saͤfte hervorbringen, weil nunmehr die
dikken Materien von den kleinen Muͤndungen ausge-
ſchloſſen werden. Nachdem ein dikker, ſchwerer Harn
vorangegangen, ſo wird nunmehr, wenn das Blut wie-
der natuͤrlich langſam fliſſet, wieder ein zitronenfarbner
und waͤßriger Urin abgeſondert werden. Auf das Mo-
natsblut folget, ſobald die treibende Gewalt nachlaͤſt,
ein gewoͤnlicher Schleim aus der Mutter. Wir nennen
aber reine Saͤfte, wenn ſie gleichartig ſind. Und dieſe
werden auf vielfache Weiſe von einer traͤgen Abſonde-
rung unterſtuͤzt.
Es iſt eine bekannte Sache, daß ſich gleichartige
Saͤfte einander anziehen, und daß ſie Theilchen von ent-
gegengeſezzter Art zuruͤkke ſtoſſen. Wenn man Waſſer,
Schleim und Fett vermiſcht, ſo ſondern ſie ſich ſchon
durch die bloſſe Ruhe ab, und es ſammlen ſich alle zaͤ-
hen Stoffe zum Schleime, die oͤligen zum Fette (h),
die waͤſſrigen zum Waſſer. Jn Kuͤgelchen verſammelt
ſich nicht nur ein zaͤhes Fett oder Oel, ſondern auch das
hoͤchſt fluͤſſige Quekſilber, und ſo gar das Waſſer. Wenn
alſo die Geſchwindigkeit des Blutes vermindert worden,
ſo wird zu gleicher Zeit auch die Urſache gehemmt, wel-
che die Verbindung aͤnlicher Theilchen hindert. Fliſt
daher das Blut einer Schlagader, wenn es ſich zu ei-
nem abſondernden Werkzeuge hinwendet, mit Traͤgheit,
ſo werden ſich die ſchleimigen, oͤligen, und fetten Theile
in der That im Blute ſelbſt verſammeln, und ſich von
den Theilchen einer fremden Art trennen, und nun kehrt
dieſe Thaͤtigkeit wieder zu demjenigen Geſchaͤfte zuruͤkke,
wovon wir erſt geredet haben; es wird naͤmlich zu dem
beſtimm-
(i)
[684]Siebendes Buch. Die Urſachen
beſtimmten Durchſeiher ein ſolches Blut hingeleitet, in
welchem ſich ſehr viele aͤnliche Theilchen von dem Safte
befinden, der durch dieſen Durchſeiher durchgeſeihet wer-
den ſoll. Beruͤmte Maͤnner haben bereits laͤngſt dieſe
Notwendigkeit eines traͤgen Laufes zur Abſonderung ein-
geſehen, und ſie leugneten ſo gar, daß ſich etwas ohne
eine traͤge Bewegung des Blutes abſondern laſſe. Und
dieſes war auch die Urſache, warum der beruͤmte Nei-
feld geſchrieben, ein ſpizzer Winkel ſtehe der Abſonde-
rung im Wege, ein rechter befoͤrdre ſelbige (k).
Eben ſo vermert eine traͤge Bewegung den Seiten-
drukk (l), ſie leitet demnach die zum Abſondern beſtimmte
Theilchen gegen die Waͤnde, in welchen ſich die abſon-
dernde Werkzeuge oͤffnen. Dahingegen drenget die
Schnelligkeit das Blut laͤngſt der Achſe der Muͤndungen
fort, ſo daß das Blut die Laͤnge ſeines Kanals zum
Striche bekoͤmmt, und ſich wenig an die Waͤnde kehrt.
Es kann dieſes die Urſache ſeyn, warum ſich kein Fett
in Perſonen, die ſich ſehr bemuͤhen, in den Faͤcherchen
anlegt.
Waͤchſet dieſe Wirkſamkeit der Traͤgheit, ſo macht
ſelbige, daß vor andern nur die zaͤhen Saͤfte abgeſchieden
werden, indem ſich ſelbige, nach geminderter oder gar
gehemmter Bewegung, viel leichter aneinander haͤngen,
und nunmehr in ihren Gefaͤſſen ein ſchon zaͤheres, und
zur Bewegung untauglicheres Fluͤſſige ausmachen (m).
Sie werden naͤmlich blos von der Anziehungskraft be-
herrſcht, ſo bald die Gegengewalt des Fortruͤkkens auf-
gehoben worden. Solchergeſtalt fand der beruͤmte Nes-
bit(n) in den kleinſten Gefaͤſſen ſteinige Knochenteilchen,
andre entdekkten leimige, und zum Ausfuͤllen der Kno-
chen-
[685]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
chenbruͤche geſchikkte Materien (o), die doch niemand in
einer groſſen Schlagader je gefunden hat.
Doch es werden eben dieſe Theilchen, da ſie wenig
beweglich, und ihrer Zaͤhigkeit wegen an ſich traͤge ſind,
von andern, die ſtaͤrker als ſie ſind, aus dem Gleiſe ih-
rer Schlagaderachſe verdrengt (p), an die Waͤnde ihrer
Gefaͤſſe auch dieſer Urſache wegen getrieben werden,
und langſamer fortfliſſen, ſo wie auch in unbelebten Ka-
naͤlen, eine jede Seitenbewegung um deſto langſamer
vor ſich geht (q), wenn ſie laͤngſt der Achſe fortruͤkkt.
Es werden ferner zaͤhe Materien kraft der Verwei-
lung deſto ſtaͤrker in die Scheidungsgefaͤſſe uͤbertreten,
weil ſelbige ohnehin von den Waͤnden ihrer Schlagadern
und Gefaͤſſe angezogen werden (r). Da ſie ſich alſo theils
von freien Stuͤkken auf die Seiten wenden, theils vom
Seitendrukke dahin geworfen werden, ſo ſiehet man, wie
ſich zaͤhe Saͤfte ſo ſchnell und in ſolchem Ueberfluſſe, bei
einer ruhigen und ſtillſizzenden Lebensart anhaͤufen.
Bagliv(s) glaubte geſehen zu haben, daß ſich Fett an
die Seiten der Gefaͤſſe angehaͤngt haͤtte.
Wir haben noch einige Feinigkeiten zu beruͤren, wel-
che ſich aus der Traͤgheit folgern laſſen. Geſchicht es
naͤmlich, daß bereits eine Fluͤſſigkeit, in der zum Durch-
ſeiher hinlaufenden Schlagader, zaͤhe iſt, wenn ſie da-
ſelbſt ankoͤmmt, und ſich die klebrigen Theile bereits im
Aderſtamme aneinander gehaͤngt und verdichtet haben,
ferner, wenn aus dieſer Schlagader kleinere Roͤhrchen
entſpringen: ſo wird alles Fluͤſſige durch dieſe Aeſte ab-
laufen, und es iſt dieſes fuͤr diejenigen Muͤndungen
tauglicher, welche weder fette, noch ſchleimige, noch gal-
lertartige Stoffe annehmen, und es wird alles das, was
recht
[686]Siebendes Buch. Die Urſachen
recht zaͤhe und traͤge iſt, in dem Stamme ſelbſt zuruͤkke
bleiben (t).
Mit dieſem iſt dasjenige, was einige beruͤmte Maͤn-
ner behauptet haben, einigermaaſſen zwar verwant, aber
doch auch verſchieden. Die ſchweren Koͤrperchen, ſo ſag-
ten ſie, bemuͤhen ſich in der Achſe ihres Kanals zu blei-
ben, folglich werden ſie von der allgemeinen Kraft des
Herzens weiter fortgeſtoſſen, weil ſie von einer ſtaͤrkern
Kraft begleitet werden, folglich wird in Oertern, die
vom Herzen am weitſten abliegen, alles, was am dikk-
ſten an Materie iſt, abgeſchieden werden. Wieder dieſe
Theorie gab der beruͤmte Shebreare(u) ſeine Erinne-
rungen heraus, und es zeigte ſelbiger, daß alle Stoffe,
in allen und jeden Koͤrpern eine gleich groſſe Schwere be-
ſizzen, daß die Aufloͤſung des ſublimirten Merkurs, wenn
man ſie in das Gefaͤsſiſtem ſprizze, gleiche Schaͤrfe aͤuſ-
ſere, und daß alſo eine gleich groſſe Menge metalliſcher
Materie, in groſſe und kleine Weiten, von dem Ur-
ſprunge der Bewegung vorruͤkke, und daß ſich folglich
das Schwerere vom Leichtern nicht trenne. Doch es iſt
einzig und allein die erſte Bekraͤftigung darunter wahr,
und ſie geht entweder Koͤrper, die im luftleeren Raume
hinabſinken, oder die waren Grundſtoffe an, die in
ſchwerern Koͤrpern in zalreicherer Menge zugegen ſind:
der leztere Verſuch lehret blos, daß ſich das Metall vom
freſſenden Waſſer vollkommen aufloͤſen laͤſt, und ſich mit
demſelben ſo innigſt vereinigt, daß es ſelbiges in einem
engen Raume durchaus nicht faren laͤſſet.
Dieſe, und dem aͤnliche Betrachtungen waren
Schuld daran, daß die mereſten Phiſiologiſten der Ge-
ſchwindigkeit verſchiedne Ebenmaaſſe gaben, wenn ſie
das Geſchaͤfte unternamen, die Abſonderungen der ver-
ſchied-
[687]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ſchiednen Saͤfte zu erklaͤren, welches unter andern eine
Sache Willhelms Cokburne war (x). George Chey-
ne(y), Bartholomaͤus Boſchatti(z), und andre richte-
ten ihr Augenmerk auf die Durchmeſſer der abſondern-
den Gefaͤſſe, bei dem Verhaͤltniſſe der Geſchwindigkeit.
§. 6.
Urſachen der verſchiednen Abſonderung in Ab-
ſicht auf die Durchſeiher ſelbſt.
1. Die Beſchaffenheit der Schlagaͤderchen
in dem Werkzeuge.
Die Natur hat mehr als einen Weg eingeſchlagen,
um die Abſonderung der verſchiednen Saͤfte zu Stande
zu bringen: einige davon erraten wir durch Mutmaſ-
ſungen, andre beſtaͤtigt uns das Zeugnis unſrer Augen.
Jch rechne alſo hieher die verſchiedne Nezzwerke der Ge-
faͤſſe, die verſchiedne Oefnungen der ſcheidenden Muͤn-
dungen, die Feſtigkeit der Ausfuͤrungsgaͤnge, welche
nicht aller Orten gleich iſt, die ſtarke oder ſchwache Reiz-
barkeit des abſondernden Werkzeuges, die Kuͤrze, oder
die Laͤnge der Kanaͤle, die den geſchiednen Saft in Em-
fang nehmen, ferner die gerade Ausſtrekkung, oder die
Kruͤmmungen, die Blaͤschen, in welche die Natur den
geſchiednen Saft ausgiſſet, die Kraͤfte dieſer Blaͤschen
den Saft anzuhalten, oder zu entlaſſen, das Wiederein-
ſaugen der Blutadern, und die Vermiſchung verſchied-
ner Saͤfte unter einander. Alles dieſes laͤſſet ſich wieder
von neuem auf vielfache Weiſe zuſammenſezzen, und
verbinden. Und wir doͤrfen nicht daran gedenken, die
Reichtuͤmer der Natur zu erſchoͤpfen, indem in dem in-
nerſten Gebaͤude noch vieles verborgen ſeyn kann, wel-
ches unſrem Forſchen auf ewig entwiſcht.
Billig
[688]Siebendes Buch. Die Urſachen
Billig machen wir den Anfang von denjenigen Be-
ſchaffenheiten, von welchen man glaubt, daß ſie einem
noch ungeſchiednen Safte eigen ſind. Es ſollen die fol-
gen, welche einen bereits geſchiednen Saft beſtimmen.
Wir muͤſſen aber bei dieſer Geſchichte aus dem Grunde
alle moͤgliche Sorgfalt anwenden, da die beruͤmteſten
Maͤnner, und ſelbſt ein Ruyſch(a), der von Hipote-
ſen ſo wenig hielte, dieſer Verſchiedenheit der Adernezze
viele Kraͤfte beilegten, und von ihr allein die verſchiedne
Abſonderungen herzuleiten glaubten.
Sie ſahen, daß bald dieſe, bald jene Endigungen
der Schlagaͤderchen, in den verſchiedenen Theilen des
menſchlichen Koͤrpers, bald mit dieſen, bald mit jenen
Abſonderungen verbunden waren; und es ſchien nicht
eben unwarſcheinlich zu ſeyn, daß dieſer Unterſcheid in
dem Schlagaderbaue ohne weiſe Abſichten angebracht
ſey, da die Natur nichts unuͤberlegtes vor die Hand
nimmt. Sie haben dieſe Entſchlieſſung der Natur ſo
erklaͤrt, daß eine andre Einrichtung des Nezzwerkes
auch eine andre Beſtimmung des Werkzeuges nach ſich
ziehe, und wofern dieſes Geſchaͤfte darinnen beſtuͤnde,
daß ein Saft abgeſondert werde, ſo wuͤrde gleichſam ei-
ne jede Bauart der Schlagaͤderchen ihren eignen Saft
hervorbringen; vollkommen ſo, wie es bei den Pflanzen
zugeht, in denen die Saͤfte verſchieden ſind, und deren
Blaͤtter offenbar zeigen, wie die Ribben darinnen bald
dieſe, bald jene Wendungen machen. Ja ſie uͤberredten
ſich deſto mehr, recht und warſcheinlich gedacht zu ha-
ben, weil ſie die verſchiednen Eigenſchaften der fliſſen-
den Saͤfte mit matematiſchen Gruͤnden zu beſtaͤtigen
glaubten.
Es
[689]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Es entſteht naͤmlich eine groͤſſere Geſchwindigkeit,
wenn der Kanal gerade iſt: kleiner wird ſie, wofern der-
ſelbe gebogen iſt (b). Es findet ſich zwiſchen den Win-
keln, welche Aeſte mit ihren Staͤmmen machen, ein
Unterſcheid, und es teilen kleine Winkel (c) ihrem Fluͤſſi-
gen eine groͤſſre, groſſe, eine kleinere Geſchwindigkeit
mit. Es aͤuſſert aber ſowol eine groͤſſre, als eine klei-
nere Geſchwindigkeit ihre Wirkung in der Aenderung der
Saftabſonderung (d). Jn den verſchiednen Schlaga-
dernezzen des menſchlichen Koͤrpers herrſchen bald gerade,
bald gebogne Kanaͤle; die meiſten haben ſpizzige, aber
einige auch rechte Winkel. Folglich ſchienen ſie aus
eben dieſer Verſchiedenheit folgern zu koͤnnen, daß das
Blut in einigen Theilen des Koͤrpers denen Scheidungs-
gefaͤſſen ſchneller, andern traͤger zufliſſen muͤſſe, und dies
ſey der Quell von allen Erfolgen und von allen verſchied-
nen abgeſonderten Saͤften, ſo wie wir gezeigt haben,
daß dieſe Verſchiedenheit von der Geſchwindigkeit und
Traͤgheit ihren Urſprung her hat. Sie vermuten aber
auch noch, daß die verſchiedne Groͤſſe der Schlagadern,
auf die Verſchiedenheit der Nezze und die ungleiche Na-
tur der uͤbrigen Eigenſchaften einen groſſen Einflus ha-
be, und daß daraus Saͤfte von verſchiednen Arten ent-
ſtuͤnden.
Um nun die Sache ſtuͤkkweiſe durchzugehen, ſo lau-
fen gerade Schlagaͤderchen durch die Aderhaut des Au-
ges (e). Gerade ſind die, welche in der Milz (f) durch
Ruyſchens Handgriffe bekannt geworden: gerade ſind
die, welche ſich aus der duͤnnen Gehirnhaut (g) in die
graue
v. Hall. Phiſ.II.Th. X x
[690]Siebendes Buch. Die Urſachen
graue Gehirnſubſtanz hineinwerfen; gerade ſind ferner
die, welche eben dieſer beruͤmte Mann in der Schleim-
dekke der Naſe gezeigt hat (h). Gebogen und ſchlangen-
weiſe gewunden ſind dagegen die Gefaͤschen an der Niere
des Menſchen (i), an der innerſten Haut der Gebaͤrmut-
ter der Mutterſchafe (k), an der Gebaͤrmutter, und be-
ſonders der noch jungen Maͤdchen (l).
Was die Winkel betrift, unter denen ſich die Schlag-
aͤderchen zeraͤſteln, ſo ſind ſelbige oͤfters klein. Unter
kleinen Winkeln zeraͤſteln ſich die Schlagaͤderchen der
Aderhaut im Auge (m), der Fortſaͤzze des Regenbogens
(ciliares proceſſus) (n), und die Gefaͤschen der Schleim-
haut (o).
Spizze Winkel erſcheinen faſt an allen Membranen,
naͤmlich an den Haͤuten der Leber (p), der Gallenblaſe (q),
des Ribbenfells (r), des Herzbeutels (s), des Hoden-
ſakks (t), an den Schlagadern (u), unter der Haut der
Gehirnſchale (x), unter der Fusſole (y), an der duͤnnen
Gehirnhaut (z), am Nezze (a), am Knochenhaͤutchen
von auſſen und innen (b), an der aͤuſſern Fruchthaut,
(naͤmlich in Kaͤlbern) (d) und am Herzen (e).
Unter
[691]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Unter kleinen Winkeln zerſcheiteln ſich die Gefaͤschen
der Milz (f), welche aus einerlei Stamme in zalreicher
Menge, und ſo wohl unter ſich, als mit dem Staͤmm-
chen parallel fortlaufen. Sie verhalten ſich aber auch
eben ſo am Mutterkuchen (g), und an den Druͤſen der
Gedaͤrme (h), welche ihr Erfinder Ruyſch mit einem
ſchlaffen Pinſel verglichen.
Unter etwas groͤſſern Winkeln zerteilen ſich die Ge-
faͤschen der Leber (i), die aus einem gemeinſchaftlichen
Staͤmmchen nach der Figur eines Sterns gegen den Um-
fang zu laufen, ferner die Gefaͤschen an der Trommel-
haut (k), deren Schlagaͤderchen einen Stamm von ei-
nem aͤſtigen Baume darſtellet. Laͤngſt den Haͤuten der
Gedaͤrme (l), und vornaͤmlich laͤngſt den faͤchrigen Raͤum-
chen, zwiſchen der muskelhaften und nervigen Haut
derſelben, zeraͤſteln ſich ebenfalls die Schlagadern der
dikken Gedaͤrme unter ſpizzen Winkeln: doch es erwei-
tern ſich dieſe Winkel allmaͤlich an den duͤnnen Gedaͤr-
men, und ſie werden, wie am Magen, immer groͤſſer.
Doch auch an mehrern Orten trift man kleine Aderbaͤum-
chen an (m).
Gros habe ich die Winkel gefunden an den Gefaͤſſen,
welche mitten zwiſchen den parallel laufenden Schlag-
und Blutaderſtaͤmmen in Fiſchen ihren Weg verfolgen;
am groͤſten ſind endlich die, in welche ſich die Schlag-
adern, welche Ringe machen, zeraͤſteln am Gekroͤſe (n)
und an demjenigen Kreiſe, den die Schlagaͤderchen der
Aderhaut im Auge (o), hinter der Traubenhaut ausma-
chen; eben das wiederfaͤrt einem andern ebenfalls, mit
X x 2dem
[692]Siebendes Buch. Die Urſachen
dem ſie den Sehnerven (p) umſchlingen; ferner auch an
den Gefaͤschen, aus denen der rote Kreis des Eierdotters
im Eie entſteht (q): und das gilt auch endlich von den
Winkeln derjenigen Aeſte, welche ſich mit ihren geoͤffne-
ten Schenkeln an die Blutaderperipherie anhaͤngen (r).
Doch was diejenige rechte Winkel, welche beruͤmte Maͤn-
ner an der Gallenblaſe (s), an den Muskeln (t), und ſonſt
hie und da an den Membranen beſchrieben haben, ſo wie
die Schlagaͤderchen, welche aus ihren Staͤmmchen un-
ter rechten Winkeln entſpringen, und ſich ebenfalls un-
ter rechten Winkeln in die Blutadern hineinwerfen ſol-
len, betrift, ſo weis die Zergliederungskunſt von dieſen
Winkeln nichts.
Doch man haͤtte auch eben ſo wenig behaupten ſol-
len, daß im menſchlichen Koͤrper uͤberall Schlagader-
nezze zugegen waͤren. Die Eingeweide beſizzen ſchwer-
lich in ihrem innern Weſen Nezzwerke, und es pflegen
darinnen die Schlagaderaͤſte vielmehr gerade, und unter
ſich parallel zu laufen, wie man an der Milz, der Leber,
und dem Mutterkuchen ſieht: es gehoͤren auch nicht die
Schlaͤngelungen an den Nieren zu den Nezzwerken, weil
ich ſie nicht einmal an den groſſen Aeſten finde, welche
ſonſt auf beiden Seiten uͤber die Warze wegkrichen. Un-
ter den Membrangefaͤſſen ſind diejenigen ohne Anaſto-
moſirung, und folglich ohne einen Nezzbau, welche ſich
nach den Faͤchern der Knochen hinwenden (u).
§. 7.
[693]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
§. 7.
Was ſich von der verſchiednen Schlagaderen-
den mit Zuverlaͤßigkeit ſagen laͤſſet.
Wir haben die Eigenſchaften der Nezzwerke an ei-
nem andern Orte erzaͤlet (x). Sie mindern uͤberhaupt
das Verhaͤltnis der Aeſte gegen ihren Stamm, und ſie
machen, daß vielmehr der Stamm groͤſſer, als ſeine Ae-
ſte wird (y). Folglich verringern ſie in dieſem Falle den
Verluſt der Geſchwindigkeiten.
Sind dagegen die Nezze von der Beſchaffenheit, daß
die unter groſſen Winkeln entſprungne Aeſte der ver-
ſchiednen Staͤmme zugleich unter groſſen Winkeln zu-
ſammentreffen: ſo wird das Blut in ſelbigen mit gegen-
ſeitigen Wellen zuſammenſtoſſen (z). Wird nun das
Blut uͤberhaupt gerieben, und reibt ſich ſolches in klei-
nere Abgaͤngſel ab, ſo geſchichts gewis an dieſem Orte.
Denn was laͤſt ſich bei einem Reiben thaͤtigers gedenken,
wenn man den geraden Drukk ausnimmt, als wenn
zwo Wellen gerade mit entgegengeſezzter Richtung auf
einander treffen.
Je kleiner ein Winkel iſt, unter dem zwei Staͤmm-
chen zuſammenlaufen, um deſto friedlicher werden zween
Stroͤme des Bluts in einen einzigen Strom zuſammen-
fliſſen. Denn es findet ſich in ihrer beider Richtung
mehr einſtimmiges, und weniger von wiedrigen Kraͤften
beiſammen.
Doch wenn man alles dieſes zuſammennimmt, ſo
koͤmmt man dennoch weder der Warheit, noch der Ur-
ſache von der verſchiednen Abſonderung dadurch etwas
naͤher. Man mus freilich wohl bekennen, daß man
noch zur Zeit in der Geſchichte der Sache, und der wa-
ren Mannigfaltigkeit der Nezzwerke ſchlecht unterrichtet
iſt, indem hier beſonders von den kleinſten und lezten
X x 3Schlag-
[694]Siebendes Buch. Die Urſachen
Schlagaͤderchen die Frage iſt, aus denen die Gefaͤschen,
die den neuen Saft herbeifuͤhren, ihr Entſtehn bekom-
men. Was die groͤſſern Nezze betrift, welche aus
Staͤmmen von mehrern Kugelkalibern, erwachſen, ſo
ſind ſich ſolche noch nicht unaͤnlich genung, noch nach
Proportion ihrer verſchiednen Saͤfte, die an jedem Orte
erzeugt werden, deutlich genung von einander unterſchie-
den. Warum ſind alſo ebenfalls beinahe gerade ge-
ſtrekkte Gefaͤſſe der Milz, und den ſo zarten Fluͤßigkei-
ten im Auge von der Natur mitgeteilt worden? Warum
hat die graue Gehirnſubſtanz, die Milz, und der Mut-
terkuchen, bei einer hoͤchſt unaͤnlichen Abſicht, Nuzzen,
ungleichen Saͤften, doch einen aͤnlichen Bau? Da doch
auf der einen Seite die zaͤrteſte Fluͤßigkeit unter allen
Fluͤßigkeiten, auf der andern Seite hingegen entweder
nichts, oder doch nur eine traͤge Galle abgeſchieden wird.
Endlich ſo zernichtet der Bau der Blutadern faſt
alle meine noch uͤbrige Hofnung. Denn ich finde weder
die Blutadernezze loſer (a), noch ihre Winkel recht, ſon-
dern ſie zeraͤſteln ſich am oͤfterſten eben auf die Weiſe,
als die Schlagadern. Neben den Schlagaderbaͤumchen
laufen an den Gedaͤrmen ganz aͤnliche Blutaderbaͤum-
chen. Es ſind die groͤſſern Ringe am Gekroͤſe ebenfalls
aus Blutadern, die ſich einander begegnen, zuſammen-
geſezzt, ſo gut wie ſie aus Schlagadern beſtehen (b): im
Eie aber ſind dieſe Aderkreiſe uͤberhaupt Blutaͤderchen,
und man kann ſich keine ſchoͤnere Zeichnungen, als dieſe
vorſtellen (c). Und doch laͤſſet ſich von Blutadern keine
Abſonderung erwarten. Aber auch da, wo kein Abſon-
dern, ſondern nur ein durchgehens aͤnlicher Dunſt ſtatt
findet, wie an Membranen geſchicht, findet man bald hie,
bald da die Nezzwerke hoͤchſt verſchiedentlich angebracht.
Folglich ſcheinen dieſe verſchiedne Bildungen der Schlag-
adern
[695]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
adern mehr den verſchiednen Einrichtungen des Blut-
umlaufes, den Verſpaͤtungen, den Hinderungen, der
Beſchleunigung und andern helfenden Urſachen zu Gefal-
len gemacht zu ſeyn, als um die beſondre Natur eines
irgend wo abgeſonderten Saftes beſtimmen zu koͤnnen.
Und wenn ſie ja etwas zur Beſtimmung der Abſonde-
rungsſaͤfte mit beitragen ſollte, ſo wuͤrde ich dieſes auf
die vorbereitende Geſchwindigkeit oder Traͤgheit des
Schlagaderſtammes, und auf das mehrere oder wenigere
Blut ziehen, welches ſich in die ſcheidende Werkzeuge
hineinbegibt. Alles dieſes zielet ſchon etwas naͤher auf
das Geſchaͤfte der Abſondrung ſelbſt.
§. 8.
2. Der verſchiedne Durchmeſſer des Saft-
behaͤlters.
Es iſt die Weiſe der Natur hoͤchſt einfach, womit ſie
zu wege bringt, daß kein Blut in irgend einige Abſon-
drungsgefaͤſſe, und in manche nicht einmal Gallert hin-
eindringen kann. Es hat zu dem Ende das Abſon-
drungsgefaͤſſe, welches aus einer roten Schlagader ent-
ſpringt, und ſeinen gewiſſen Saft bekoͤmmt, eine Muͤn-
dung, welche kleiner, als der Durchmeſſer eines roten
Kuͤgelchen iſt. Folglich werden zwar dieſe rote Kuͤgel-
chen zuruͤkkegewieſen, aber doch den uͤbrigen Stoffen der
Zutritt verſtattet, wenn ſie einen kleinern Durchmeſſer
haben, als die Oefnung einer Abſondrungsmuͤndung iſt.
Man kann hieraus ferner erſehen, daß wofern im Blute
viele Arten von Stoffen mit herumgefuͤhrt werden, die
Natur durch einen leichten Handgrif gleichſam die erſte
Vorbereitung zum Abſondern, ſchon vermittelſt einer
einzigen Vorſorge zu wege bringen koͤnne, wenn ſie
naͤmlich auch den abſondernden Poris eine unterſchiedne
Groͤſſe anzumeſſen beliebt hat. Man ſezze, es waͤre un-
ter den Stoffen eine ſolche Progreßion eingefuͤrt, daß
X x 4die
[696]Siebendes Buch. Die Urſachen
die groͤſten Stoffe im Blute, Blutkuͤgelchen, die fett-
teilchen Materien der zwoten Groͤſſe, die Stoffe der
Galle von der dritten, das gelbe Flieswaſſer von der
vierten Groͤſſe, die Speichelteilchen von der fuͤnften, und
alle Troͤpfchen des verduͤnſtenden Waſſers von der ſech-
ſten Groͤſſe waͤren. Man nehme ferner die Abſon-
drungsporos ſo, daß ihre Oefnung dem Durchmeſſer
der Stoffe vom zweeten Range gleich ſey; man laſſe die
uͤbrigen, mit dem Durchmeſſer der Materien von der
dritten, vierten und fuͤnften Klaſſe gleich gros ſeyn.
Solchergeſtalt wird ſich durch ein Gefaͤs, das die zwote
Klaſſe der Materien in ſich nehmen kann, weil das Blut
zuruͤkke gewieſen wird, Fett, Galle, Flieswaſſer, Spei-
chel und der Hautdunſt des Sanctorius hindurch be-
geben: durch die Poros der dritten Ordnung wird weder
Blut, noch Fett, aber doch Galle, Salzwaſſer, Spei-
chel, Damf durchkoͤnnen: durch die vierte Art der
Schweisloͤcher wird weder Blut, noch Fett, Galle, oder
Flieswaſſer, ſondern nur der Speichel, und die Ausduͤn-
ſtung einen Ausgang finden: die fuͤnfte Klaſſe wird kein
Fett, Galle, Flieswaſſer oder Speichel, ſondern einzig
und allein das Sanctoriuswaͤſſerchen durchgehen laſſen.
Folglich wird blos die allerlezte Fluͤßigkeit rein bleiben,
die uͤbrigen muͤſſen alle unrein, und aus deſto mehr duͤn-
nen Arten gemiſcht ſeyn, je groͤſſer die Theile ſind, wor-
aus ſie beſtehen.
Alle aber weiſen das Blut zuruͤkke, indem dieſes
allein aus Stoffen von zuverlaͤßiger Groͤſſe beſteht, geſe-
hen werden kann. und folglich groͤßre Theile, als die
uͤbrigen Saͤfte hat, deren Grundſtoffe fuͤr das Auge viel
zu klein ſind. Schriftſteller, die die Galle fuͤr dikker,
als Blut ausgegeben haben (d), haben ſich in der That
nicht darauf beſonnen, daß ſie ganz duͤnne erzeugt
wird
[697]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
wird (e), und von der erſt geſchiednen iſt hier blos die
Rede: ſie haben ferner zwo ſehr verſchiedne Klaſſen der
Dinge (f), naͤmlich das Dikke und das Zaͤhe mit einan-
der verwirrt. Es haͤngt naͤmlich die Klebrigkeit nicht
von der Groͤſſe der Theilchen (g), ſondern von der ſtaͤrkern
Kraft zuſammenzuhaͤngen, ab. Unter den meßkundi-
gen Aezten macht ein beruͤmter Mann (h) die Stoffe
einer zaͤhen Fluͤßigkeit ſo gar kleiner. Verhielte ſich
die Kraft der Anziehung, oder des Zuſammenhaͤngens,
wie die Oberflaͤchen, ſo werden kleine Stoffe in der That,
wenn beiderlei Figuren gleich bleiben, eine groͤſſere Ober-
flaͤche bekommen muͤſſen.
Vergleichet man uͤbrigens dieſe Hipoteſe mit den
Verſuchen, ſo ſcheinet ſie damit eben ſo gut zu paſſen,
als ſie mit den Gruͤnden der Matematik uͤbereinſtimmt.
Vergleichet man die Kraft des Herzens mit einer anato-
miſchen Sprizze, das Blut hingegen mit der eingeſprizzten
Wachsmaterie, ſo iſt gewis, daß Wachs und Talch blos
in die groͤſte Gefaͤſſe eindringt, und nur mit groſſer
Muͤhe die kleinen erfuͤllen will, da es zugleich eine dikke
und zaͤhe Materie iſt. Das duͤnne Terpentinoͤl macht
ſich hingegen bis in die kleinſte Gefaͤſſe der Augen und
andrer Theile am Menſchen Plazz. So iſt, Kraft mei-
ner eignen Verſuche, ebenfalls gewis von der Lunge z. E.
daß der Leim vom Welsfiſche in die Luftroͤhrenaͤſte farh-
los ankoͤmmt, und daß er die blauen Theilchen des in-
dianiſchen Giftes in den Lungenſchlagadern im Sti-
che laͤſt.
So viel von den Saͤften. Nimmt man nun die
verſchiedne Oefnungen der Gefaͤsmuͤndungen vor die
Hand, ſo wird daraus in der That warſcheinlich, daß
X x 5Blut-
[698]Siebendes Buch. Die Urſachen
Blutadern die groͤſte haben, da ſie den roten Kuͤgelchen
den Zugang verſtatten, daß auch die oͤlfuͤrenden weit,
aber doch gleich nach demjenigen Blute kleiner ſein muͤſ-
ſen, welches ſich oft durch ſie die Bahn eroͤffnet (i).
Folglich tritt, der Theorie vollkommen gemaͤs, faſt alle
und jede Art, der von Zergliederern eingeſprizzte Ma-
terie, in die Fettfaͤcherchen, ſo wol geſchmolzner, als
auch mit dikkem Zinober gefaͤrbter Talch, erwaͤrmtes
Fett (k), aufgeloͤſter Fiſchleim, Waſſer, Quekſilber und
Luft. Jn die Schleimgefaͤſſe und die Peyerſche(l)
Druͤſen begibt ſich das Wachs hinein, ob es gleich die
dikken Zinoberteile, die hier viel zu gros ſind, nicht mit
ſich durch die engen Paͤſſe hindurchbringen kann.
Dahingegen haben die ausdamfenden Gefaͤſſe ganz
enge Muͤndungen, nach den Berichten Leeuwen-
hoeks, die uns aber in dieſem Punkte noch kein Gnuͤ-
gen thun; es halten vielmehr dieſe Muͤndungen Wachs
und Talch ab, und nur Waſſer geht durch ſelbige ohne
Muͤhe hindurch. So dringt in die ungemein zarten
Gefaͤſſe der glaͤſernen und kriſtallnen Fluͤßigkeit des Au-
ges, der grauen Gehirnſubſtanz, entweder gar nichts,
oder doch blos ein ungemein zarter Saft, und zwar nur
mit recht groſſer Muͤhe durch.
Daß die dikken Theilchen blos von der Enge der
Muͤndungen eines ausfuͤrenden Ganges zuruͤkke gewieſen
werden, dieſes wird noch dadurch etwas warſcheinlicher,
daß wenn die Geſchwindigkeit des Blutes zugenommen,
und folglich die Gewalt groͤſſer geworden, mit der die
Kuͤgelchen auf die abſondernde Muͤndungen losdringen,
das Blut in der That in dieſe Muͤndungen hineindringt,
da ſie doch ſonſten in ihrer natuͤrlichen Beſchaffenheit
nichts, als duͤnne Saͤfte hindurchlaſſen. Wir haben
naͤm-
[699]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
naͤmlich gezeiget (m), daß das Blut auch von der Ge-
walt eines Fiebers allein, oder von einer gewaltſamen
Leibesbewegung, wenn auch keine Organa verlezzt ſind,
durch die Ausfuͤrungsgaͤnge des Harns, Schweiſſes, des
Naſenſchleims, durch die Lungenblaͤschen, mit dem Herz-
beutelwaſſer (n), unter dem Damfe der Gedaͤrme, und
durch andre Waſſerkanaͤle mit hindurchdringet, und
zum Vorſcheine koͤmmt. Es hat hiermit eben die Be-
ſchaffenheit, als wenn ſich eine Bleikugel in eine enge
Roͤhre hineinbequemt, ſobald man ſie mit Gewalt, mit-
telſt eines Stoͤkkchen hineinſtoͤſſet, da ſie ohne dieſe Ge-
walt in die Roͤhre niemals eindringen wuͤrde.
Das Blut iſt nicht das einzige, welches ſich in zarte
Gefaͤſſe hineinbegibt, denn es oͤfnet ſich auch der dikke,
und oͤlige Schweis den Weg in die Gefaͤſſe der Aus-
duͤnſtung: mit dem Harne vermiſcht ſich ein dikkes Oel,
und in Schwindſuͤchtigen lauter Fett, und ſo waͤlet ſich
die von ihren Wegen verirrte Milch allerhand fremde
und viel zaͤrtere Gaͤnge.
Es ſind hierinnen einige ſcharfſinnige Maͤnner noch
in etwas weiter gegangen. Sie haben naͤmlich die
Weiſe gefunden, wie es geſchehen koͤnnte, daß blos von
den verſchiednen Klaſſen der Abſonderungsgaͤnge reine
und mit keinen fremden Theilchen einer andern Ordnung
vermiſchte Saͤfte, von dem Blute abgeſondert wuͤrden.
Faͤnde alſo die Abſicht ſtatt, daß ein vollkommen dikker
Saft, z. E. Galle abgeſondert werden ſoll, ſo wuͤrde
es gut ſeyn, daß aus einer, zum Gallabſondern beſtimm-
ten Schlagader, nach der Ordnung, Aeſte von kleinerem
Durchmeſſer, als die Stoffe der Galle ſind, herausge-
leitet werden; man ſezze, es gebe von dieſen Aeſten eine
ziemliche Anzal und lange Reihen, ſo werden aus dieſer
Schlagader alle diejenigen Theilchen ausgefuͤrt werden,
wel-
[700]Siebendes Buch. Die Urſachen
welche kleiner als die Materien der Galle ſind, wofern
nur Muͤndungen genung vorhanden ſind, welche dieſe
Saͤfte durchlaſſen, bis endlich nebſt den Blutkuͤgelchen
in der abſondernden Schlagader entweder nichts als lau-
ter Gallkuͤgelchen uͤbrig bleiben, oder ſolche wenigſtens
doch mit |ſehr wenigen ſubtilen Theilchen vermiſcht
ſind (o). Auf dieſen Vorfall kann man in der That das
Exempel der Haargefaͤſſe mit hinziehen, indem dieſe nichts
als rote Kuͤgelchen, oder wenigſtens doch mit ſo weniger
duͤnne Fluͤßigkeit vermiſchte Kuͤchelgen in ſich faſſen, daß ein
einziges rotes Kuͤgelgen auf die voͤllige Oefnung eines
ſolchen Gefaͤschen im Lichten darauf geht. Gegenteils,
wenn man einen ſehr duͤnnen und klaren Saft abgeſon-
dert haben wollte, ſo bilde man ſich eine Schlagader
ſo ein, daß aus ſelbiger groſſe Kanaͤle in langen Reihen
entſpringen, welche zu den Theilen des Fettes, der Galle,
und zu andren Saͤften zugerichtet ſind: ſo werden dieſe
die dikken Saͤfte ableiten, ſo daß in der lezten Schlag-
ader blos derjenige duͤnne Saft, den man abzuſondern
wuͤnſcht, bei dem Blute uͤbrig bleibet (p).
Es liſſe ſich dieſe zwote Abſicht in der That dadurch
bewerkſtelligen, wenn man die Oefnungen, der aus einer
Schlagader verlaͤngerten Roͤhren, veraͤnderte (q), indem
noch vor dem Ende der Schlagader derjenige Saft im
Ueberfluſſe da ſeyn muͤſte, welcher durch dieſes Ende ab-
geſchieden werden ſoll; man muͤſte ihm naͤmlich noch vor
dieſer Schlagaderendigung alle andre fremdartige Theile
rauben. Und es wuͤrde dieſer Maſchinenbau auch in ſo
fern zur Vorbereitung des abzuſondernden Blutes mit
gehoͤren (r), wenn man nicht vor noͤtig faͤnde, ableitende
Roͤh-
[701]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Roͤhren in den Druͤſen ſelbſt, oder in Eingeweiden an-
zunehmen.
Es mag mit dieſem allem eine Beſchaffenheit haben,
wie es will, ſo hat ſich doch ein zu den Grundſtoffen der
Saͤfte eingerichteter und geſchikkt gemachter Durchmeſ-
ſer der abſondernden Muͤndungen, bereits beim erſten An-
fange der mechaniſchen Sekte ſo beliebt zu machen ge-
wuſt, daß ihm alle Sekten den Zutritt in ihre Schulen
verſtattet haben. So bediente ſich der beruͤmte Keil
faſt dieſer Maſchine allein, und er lies keinen andern
Unterſcheid bei den abſondernden Muͤndungen zu (s).
Durch dieſe Maſchine allein wuſte Pitcarn das ganze
Geheimnis der Abſonderung zu erklaͤren (t), ſo wie J.
Maria Lancis(u), und Peter Anton Michelotti(x).
Blos ihrer bediente ſich auch Joſeph Morland(y), um
zu lehren, daß ein duͤnner Saft, Kraft der engen Be-
ſchaffenheit einer abſondernden Muͤndung, indem dieſe
das Blut zuruͤkkehalte, abgeſchieden werde.
Diejenige, welche uͤberdem noch eine verſchiedne Ge-
ſchwindigkeit oder gewiſſe Figuren an den Schweisloͤ-
chern dabei zu Huͤlfe genommen, haben demohngeachtet
doch alle zu gleicher Zeit auf die Durchmeſſer der Muͤn-
dungen ihr Abſehen mit gerichtet. Auf die Figur ſahen
bei dieſer Speculation die beruͤmte Maͤnner Willhelm
Cole(z), J. Alfons Borell(a), Willhelm Cokburne(b),
Philipp Verheyen(c). Mit der Geſchwindigkeit und
dem Abſondrungswinkel berechnete George Cheyne das
Verhaͤltnis der Oefnungen (d), Geſchwindigkeit, Dich-
tigkeit
[702]Siebendes Buch. Die Urſachen
tigkeit und Winkel, waren die Maaße Clifton Win-
tringhams(e). Und ſelbſt Boerhaave konnte ſich
dieſer Speculation nicht erwehren.
§. 9.
Einwuͤrfe dagegen.
Man kann indeſſen nicht in Abrede ſeyn, daß ſich
nicht verſchiednes wieder dieſe Hipoteſe einwenden laſſen
ſollte, indem dieſelbe das Abſondern der verſchiednen
Saͤfte von den verſchiednen Oefnungen der Scheidemuͤn-
dungen herleitet. Man koͤnnte daran zweifeln, ob
uͤberhaupt diejenige Stoffe eine verſchiedene Groͤſſe haͤt-
ten, woraus die verſchiednen Saͤfte im menſchlichen
Koͤrper zuſammengeſezzt ſind. So viel glaube ich, daß
es von den roten, und vielleicht auch von den Milchkuͤ-
gelchen, eine ausgemachte Sache ſey, daß ſolches die
groͤſten ſind; und daß blos die Stoffe im Blute deutlich
in das Auge fallen. Doch was die Theilchen des Fet-
tes, des Flieswaſſers, des Schleims, des Speichels,
des Harns, und der Traͤhnen betrift, ſo kann man kei-
nen Verſuch daruͤber aufzeigen, und vielleicht iſt es nicht
einmal moͤglich. Es gibt Perſonen, die die Grund-
ſtoffe der dikken Saͤfte fuͤr dikk, aber auch fuͤr duͤnne
ausgeben (f), ſo ungewis iſt die Sache an ſich ſelbſt.
Es ſcheint auch nicht, daß dieſe verſchiedne Groͤſſe ge-
ſchikkt ſey, den karakteriſirenden Unterſcheid der Saͤfte zu
erſchoͤpfen, welcher Urſache iſt, daß in allen Menſchen
aͤnliche, und von andern Saͤften verſchiedne Saͤfte vor-
kommen. Einerlei Kuͤgelchen der Milch ſind, ſo lange
ſie friſch ſind, ſuͤß, und untereinander hoͤchſt verſchieden,
ſo bald ſie durch einen oͤftern Umlauf eine ranzige Schaͤr-
fe an ſich genommen haben.
Es iſt noch ein zweeter, ſchon mehr bedeutender Ein-
wurf uͤbrig, den George Martine auf die Bahn ge-
bracht
[703]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
bracht (g) und Franz Boiſſier aufzuloͤſen geſucht hat (h).
Es erzeugen ſich naͤmlich in den groͤſten Thieren, der-
gleichen der Elefant iſt, und in den kleinſten, wie in
der Maus; ferner in erwachſnen Menſchen, und im
Kinde, in aͤnlichen Eingeweiden aͤnliche Saͤfte, und es
iſt z. E. die Galle in dieſen Thieren und Perſonen von
einerlei Beſchaffenheit, ſie beſizzet einerlei Kraͤfte, wor-
aus der Begrif von der Galle durchgehends zuſammen-
geſezzt iſt. Nun ſind alle Schlagaderſtaͤmme in erwachs-
nen Menſchen ohne Zweifel um vielmal groͤſſer, als
eben dieſe gleichnamigen Staͤmme im Kinde, und es iſt
die Pfortader in der Leber an Maͤnnern groͤſſer, als dieſe
Leberblutader in Kindern. Nach ſolchem Verhaͤltniſſe
muͤſſen auch billig die erſten Aeſte der Pfortader im Man-
ne groͤſſer, als die erſten Aeſte der Pfortader im Kinde
ſein: und ſo mus eben dieſer Unterſcheid bei den zweeten,
dritten, und in den Aeſten aller uͤbrigen Zeraͤſtlungen
ebenfalls gelten: denn wuͤrde dieſer nicht hier gelten, ſo
muͤſten alsdenn in der That entweder die Eingeweide des
Knabens gleich gros, als die Eingeweide in erwachſnen
Menſchen, oder doch im Knaben weniger Aeſte ſeyn.
Sind alſo alle Gefaͤschen der Leber im Manne groͤſſer,
als im Kinde, ſo muͤſſen es auch die Durchſeiher der
Galle ſeyn, und doch bereiten dieſe einerlei Saft. Folg-
lich haͤngt das Abſondern der verſchiednen Saͤfte nicht
von der verſchiednen Groͤſſe der abſondernden Schweis-
loͤcher ab.
§. 10.
Die vorhergehende Einwuͤrfe werden be-
antwortet.
Was den erſtern Einwurf betrift, ſo ſcheint ſelbiger
darinnen unbillig zu verfaren, daß er die Grundſtoffe
des
[704]Siebendes Buch. Die Urſachen
des Waſſers nicht fuͤr kleiner, als die Elementarteile der
Erde, oder der Salze erklaͤren will. Unter allen Saͤf-
ten in menſchlichen Koͤrpern macht das Waſſer den groͤ-
ſten Anteil aus: ſie ſind aber aus der Urſache von einan-
der unterſchieden, daß dieſes Waſſer in einigen beinahe
vollkommen rein, in andern mit Salz, Erde, und ver-
ſchiednen Mengſeln dieſer Stoffe, ſo wie mit Oel ver-
miſcht iſt. Nun iſt es mehr, als warſcheinlich, daß
die Stoffe des reinen Waſſers kleiner, als die Grund-
ſtoffe des Salzes und der Erde ſind (i), indem die lezz-
tern eine groͤſſere Schwere, durchgehends eine kleinere
Durchdringlichkeit, und eine zur Bewegung traͤgere Na-
tur an ſich haben. Vom Oele koͤnnte man noch zwei-
feln, doch es iſt auch das Oel von dem Waſſer in ſo fern
unterſchieden, daß es ſelbigem an Fluͤſſigkeit weicht, daß
es unſren Geſchmak und das Geſichte beſonders, mehr
als Waſſer, in Bewegung ſezzet, daß es weniger rein
iſt, daß es ebenfalls aus Waſſer und einem Grundſtoffe
entſteht, welcher dem Waſſer ſowol eine Traͤgheit, als
Dunkelheit, Geſchmakk, und andre Kraͤfte mehr mit-
teilt, wodurch ſich Oel vom Waſſer unterſcheidet, und
folglich beſtehet das Oel aus Theilchen, welche ſchon ſinn-
licher ſind.
Folglich ſcheint es, ſo viel ſichs von unſinnlichen
Dingen ſagen laͤſſet, warſcheinlich zu ſeyn, daß in der
That die Groͤſſen der Stoffe, woraus unſre Saͤfte zu-
ſammengeſezzt ſind, verſchieden ſind, und es ſcheinen die
feinſten diejenige zu ſeyn, welche aus nichts, als Waſ-
ſer beſtehen, hingegen muͤſſen diejenigen nach der Reihe
dikker ſeyn, welchen ſchon mehr von den groͤſſern Stof-
fen des Salzes, der Erde, des Oels, des Eiſens bei-
gemiſcht iſt.
Auf den andern gemachten Einwurf ſuchet der vor-
trefliche Franz Boißier, von Sauvages ſo zu antworten,
daß
[705]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
daß die Abſondrungsgefaͤſſe im Knaben und Manne
gleich gros ſind, ob die Eingeweide und Druͤſen gleich,
und die ganze Leibeslaͤngen einander ungleich ſind. Es
waͤren aber in jungen Perſonen, oder Thieren weniger
Gefaͤſſe ſichtbar, weil ſich darinnen viele noch nicht ent-
wikkelt haͤtten. Folglich liege nichts daran, daß nicht
die Eingeweide des Knabens und Mannes eine beſtimm-
te Groͤſſe haben ſollten, und eine aͤnliche Saftabſonde-
rung damit verbunden ſeyn muͤſte. Es felt auch nicht
an Gruͤnden, womit man der Erklaͤrung dieſes beruͤm-
ten Mannes aushelfen koͤnnte. Es ſind naͤmlich die
kleinſten Gefaͤſſe die Maasſtaͤbe zu den roten Kuͤgelchen,
und ſie laſſen ſelbige einzeln hindurch: und man koͤnnte
faſt mit Zuverlaͤßigkeit folgern, daß ſich die Oefnungen
der kleinſten Aeſte an verſchiednen Thieren, wie die groͤ-
ſten Kreislinien der roten Kuͤgelchen verhalten. Man
findet aber die roten Kuͤgelchen, nach den Verſuchen
der in mikroſkopiſchen Uebungen erfarnen Maͤnner (k),
ſo wohl in groſſen, als in kleinen Thieren, im Manne
und im Knaben von einer und ebenderſelben Groͤſſe.
Eben dieſe Aenlichkeit findet auch bei den Fleiſchfaſern
ſtatt, als welche vormals Anton v. Leeuwenhoek(l),
der von allen vorgefaſten Meinungen frei war, in den
kleinſten Thieren eben ſo gros, als in den allergroͤſten
Thieren fand. Es braucht nur noch, daß auch die
uͤbrigen Gefaͤſſe, und ſelbſt die Oefnungen eines ausfuͤ-
renden Kanals, der aus einer roten Schlagader entſteht,
alle von einerlei Groͤſſe waͤren.
Jndeſſen laͤſſet ſich dieſe ſo ſinnreiche Entſchuldi-
gung von einem, der die Sache genauer uͤberlegt, nicht
voͤllig annehmen und beſtaͤtigen. Denn man kann die,
von
v. Hall. Phiſ.II.Th. Y y
[706]Siebendes Buch. Die Urſachen
von der Entwikkelung hergenommene Aufloͤſung der Auf-
gabe, gar nicht auf die kleinen erwachſnen und vollkomm-
nen Thiere, und deren Eingeweide keine fernere Entwik-
kelung zu erwarten haben, anwenden. Ferner da die
Blutgefaͤſſe der Leber und eines jeden Eingeweides zwar
in der Frucht weniger, uͤbrigens aber gleich gros ſind,
ſo mus man ſich erklaͤren, ob ſelbige auch gleich dichte,
und ob ſie in der Frucht weicher, als in erwachſnen
Maͤnnern ſind. Sie ſind nicht eben ſo dichte, da ſowol
die ganze Frucht noch zarte, fals auch die Leber einem
geronnenen Blute aͤnlich iſt, und beim Beruͤren zerfliſ-
ſet, man findet auch die Aorte der Frucht viel ſchwaͤcher,
als die Aorte der Maͤnner, und ſo zeiget ſich an allen Ge-
faͤſſen der Leber bei der erſten, zwoten und folgenden
Zeraͤſtelung eben dieſer Unterſcheid. Nun ſezze man, daß
blos die kleinſten und abſondernden Gefaͤſſe der Frucht
gleich dichte waͤren, ſo folgt, daß ſie faſt unendlichmal
dichter ſein werden, als die Staͤmme in eben demſelben
Eingeweide, naͤmlich gerade um ſo viel, als die Staͤrke
der Aorte in Maͤnnern groͤſſer iſt, als die Staͤrke der
Aorte in der Frucht. Doch dergleichen dichte Kanaͤle
wuͤrden ſich nie durch ſehr weiche Staͤmme anfuͤllen laſ-
ſen. Denn da ſie nicht nur kleiner, als die Staͤmme
ſind, ſondern auch zugleich vermittelſt ihrer Erweiterung
unendlich mehr wiederſtehen, ſo muͤſſen die Staͤmme
dem preſſenden Herzen um ſo viel leichter, als die Aeſt-
chen wiederſtehen, um ſo viel dieſe dichter ſind, und ſo
mus ſich die fortruͤkkende Bewegung des Herzens, in
eine Seitenbewegung verwandeln.
Man ſezze dagegen, daß die Abſondrungsgefaͤſſe in
der Frucht weniger dichte ſind, als im Manne, ſo wie
ſie in der That weniger dichte, und doch viel groͤſſer,
naͤmlich um ſo viel groͤſſer ſind, als ein Mann groͤſſer,
als eine Leibesfrucht iſt. Nun beſizzet die Frucht ein
Herz, das nicht nur groͤſſer, ſondern auch reizbarer iſt
und
[707]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
und welches die Schlaͤge oͤfterer wiederholt (m). So
ſezzen alſo die kleinſten gleich weiten Gefaͤſſe dieſem Her-
zen einen |tauſendmal kleinern Wiederſtand, als im er-
wachſnen Menſchen entgegen: Da alſo die ausdehnende
Kraͤfte maͤchtiger ſind, und der Wiederſtand um ein vie-
les kleiner iſt, ſo muͤſſen dieſe Gefaͤſſe der Frucht erwei-
tert werden, es kann der Durchmeſſer, wie er in Maͤn-
nern iſt, nicht laͤnger ſo bleiben, und es werden die
Abſondrungsgefaͤſſe in der Frucht groͤſſer, als im Man-
ne werden muͤſſen, welches gerade wieder die Hipoteſe
hinauslaͤuft. Denn es geſtattet der beruͤmte Mann den
Abſondrungsgefaͤſſen der Frucht kein Wachſen.
Doch es leret auch auſſerdem das Auge ſchon, daß
die kleinſte Abſondrungsgefaͤſſe in der Frucht nicht ſo
gros, als im erwachſnen Menſchen ſeyn koͤnnen. Schon
der einzige Auswurfporus des Harns, den man in der
That mit bloſſen Augen ſehen kann, hat in Maͤnnern
einen ſolchen Durchmeſſer, daß die ganze Niere einer
kleinen Leibesfrucht nicht groͤſſer iſt, indem man dieſe
aus einem einzigen ſolchen harnleitenden Schweisloͤch-
chen zuſammenſezzen koͤnnte, da ſie doch auſſer dieſem
Porus notwendiger Weiſe noch eine Schlagader, und
Blutader in ſich faſſen mus. Es mus eine Zeit gege-
ben haben, da dieſe, in bebruͤteten Eiern ſichtbare, Frucht
gelebt und wirklich dergleichen Niere gehabt hat, und
es war die Leber nicht groͤſſer als ein einziger Aſt vom
Gallengange eines erwachſnen Vogels, dergleichen man
mit dem feinſten Auge entdekken koͤnnte. Folglich ſind
die Abſondrungsgefaͤſſe in der Frucht nicht ſo gros, als
ſie im Manne ſind.
Ferner, ſo ſtimmet dieſe beſtaͤndige Entwikklung der
neuen Abſondrungskanaͤle im wachſenden Menſchen, gar
nicht mit den Verſuchen und der Sache ſelbſt uͤberein.
Y y 2Man
[708]Siebendes Buch. Die Urſachen
Man findet die Aderſkelette von Fruͤchten eben ſo voll-
kommen und haͤufig, und es ſind alle Aeſte der Aorte, ih-
re Zweige und Zweigenfortſaͤzze, wie auch alle kleinſte
Gefaͤſſe des menſchlichen Auges, oder eines andern Ein-
geweides, die man nach der Anzal ſehr wohl kennt, in
eben der Menge, ſowol in der Frucht, als im Manne
zugegen, es koͤmmt kein einziges Gefaͤs mit dem Alter
von neuem hinzu, obgleich einige, wenn man ſehr erfar-
nen Zerlegern glauben kann (n), mit der Zeit gar ver-
ſchwinden, und man in den Eingeweiden des Mannes
weniger Gefaͤſſe findet, als in den Eingeweiden der
Frucht. Auf gleiche Weiſe hat der beruͤmte Stephan
Hales(o) in zarten und erwachſnen Blaͤttern eine glei-
che Anzal und eine gleiche Lagenweite unter den Ribben
derſelben angemerkt.
Es geht aber auf eine andre Weiſe an, daß ſich in
einigen Eingeweiden, z. E. an der Gebaͤrmutter in
Frauens, mehr Gefaͤſſe, als an Maͤdchens warnehmen
laſſen. Es iſt kein Zweifel, daß ſelbige nicht groͤſſer
wachſen ſollten, indem der ganze Leib an Wachsthum
zunimmt. Nun ſezze man, es haͤtte ein Muttergefaͤs-
chen in der Frucht in ſeiner ganzen Laͤnge ein einziges
rotes Kuͤgelchen beherbergt, ſo wird dieſes Gefaͤschen,
wenigſtens dem bloſſen Auge unſichtbar bleiben (p), und
ſo wird es fuͤr einen beobachtenden Zerleger, als welcher
nichts einraͤumt, als was er ſieht, nichts ſeyn.
Nun ſezze man, daß eben dieſes Gefaͤschen von dem
Triebwerke des Herzens mit mehreren Kuͤgelchen ange-
fuͤllet werde, ſo wird ſolches ſichtbar zu werden anfan-
gen und nunmehro gleichſam heraufſteigen. Es kann
aber entweder das ganze Gefaͤschen, z. E. eine rote
Schlagader, erweitert, oder, wenn man die Sache von
einer
[709]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
einer noch zaͤrtern Seite betrachten will, der am Herzen
angrenzende Theil noch ehe ausgedehnt werden, indem
dieſer den Stos des erweiternden Stempels zuerſt em-
pfunden, und zulezt die kleine Muͤndung, durch welche
nur ein einziges Kuͤgelchen zu laufen Plazz hat und
welche alſo zum Abſondern geſchikkt bleibt. Es iſt naͤm-
lich zu glauben, daß das Herz ſeine Kraft wieder den
Anfang eines Cilinders mit ſtaͤrkerm Nachdrukke aͤuſſe-
re und die Dehnungskraft daſelbſt ſtaͤrker ſpielen laſſe,
als gegen den Endpunkt.
Die Sache iſt in der That an ſich viel zu einfach,
als daß ſie einer ſo groſſen Scharfſinnigkeit beduͤrftig
waͤre. Es iſt gewis, ſo gros das Gefaͤsſiſtem in einer
reifen Frucht, und je groͤſſer es nach Proportion des
kleinen Koͤrpers iſt, daß nicht deſtoweniger doch eine Zeit
geweſen, da die ganze Aorte nicht weiter, als der Durch-
meſſer eines einzigen roten Kuͤgelchen geweſen. Zu ſel-
biger Zeit hat in der Frucht kein Blut ſeyn koͤnnen, und
es iſt auch wirklich keines vorhanden geweſen. Jn die-
ſem ſo zarten Alter waren in der That die Abſondrungs-
gaͤnge viel kleiner, als im erwachſnen Menſchen, da nicht
einmal die Aorte Blut fuͤhrte. Folglich bewegte ſich zu
der damaligen Zeit durch dieſe Auswurfsgefaͤſſe ein um
ein vieles zaͤrterer Saft hindurch, als durch ein gleich-
namiges Auswurfsgefaͤſſe im erwachſenen Menſchen ge-
ſchicht, und es ward damals uͤberhaupt kein aͤnlicher
Saft aus dieſem Eingeweide abgeſchieden. Denn es
wird in einer Frucht uͤberhaupt weder Saame noch das
Monatsblut, noch Galle (q), noch der ſchwarze Anſtrich
der Traubenhaut (r), noch Fett (s), ſondern uͤberall ein
Y y 3traͤger
[710]Siebendes Buch. Die Urſachen
traͤger Schleim, der durchſichtig, geſchmaklos, faſt
waͤſſrig und von wenigerem Oele, Salze und Erde zu-
ſammengeſezzt iſt, erzeuget. Jch habe ſo gar die Ord-
nung gezeigt, nach welcher die faͤrbende Theilchen ſich
zuerſt den Weg zur Galle, zum Auge und zu andern
Theilen der Frucht hin, oͤfnen (t). Und auf dieſe Weiſe
laͤſſet ſich der Einwurf des George Martine leicht auf-
loͤſen, indem es falſch iſt, daß in der Frucht eben ſolche
aͤnliche Saͤfte abgeſondert werden, wie man ſie im er-
wachſenen Menſchen antrift. Hier ſind die Gefaͤſſe klei-
ner und die Saͤfte duͤnner (u).
Wenn es war iſt, daß in vollkommen erwachſenen
Thieren von kleiner Art die roten Kuͤgelchen und
Fleiſchfaſern einerlei Groͤſſe mit den groſſen haben, ſo
werden auch die Auswurfsgaͤnge in ihnen eben ſo gros
ſeyn koͤnnen, als ſie in den ungeheuren Thierkoloſſen ſind.
Doch alsdenn muͤſte die Niere, die Leber, oder ein jedes
andre Eingeweide, oder Druͤſe in der That in dem klei-
nen Thiere aus weniger Gefaͤſſen beſtehen, als die Niere,
die Leber, oder eine gleichnamige Druͤſe in dem groſſen
Thiere beſteht.
§. 11.
3. Die Dichtheit der abſondernden Gefaͤs-
muͤndungen.
Ob es gleich an dem iſt, daß die Zergliederungs-
kunſt uͤber dieſe Materie wenig Licht verbreitet, ſo ver-
breitet ſie doch etwas weniges, und es koͤmmt ihr die
Theorie in dieſem Stuͤkke zu Huͤlfe. Wenn man alſo
ſezzet, daß das zufliſſende Blut einerlei Geſchwindigkeit
hat und die Theilchen, welche ſich an der Auswurfs-
muͤndung melden, einerlei Natur beſizzen, ſo wird ſich
dem-
[711]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
dem ohngeachtet doch ein andrer Saft abſondern, wo-
fern der Abſondrungskanal an ſeiner Muͤndung eine an-
dre Dichtheit aͤuſſert. Man ſezze, der Kanal ſei hier
dichter, ſo wird er den anprellenden Theilchen ſtaͤrker wie-
derſtehen, und er wird den groͤſſern, traͤgen, und glat-
ten den Ruͤkkweg weiſen; er wird die waͤſſrigen, die klei-
nen Theilchen annehmen, die leztern, weil ſie ohne eine
Auseinanderdehnung in die Gefaͤſſe treten, die erſtern,
weil ſie ſchon mit groͤſſerm Nachdrukke auf die Muͤndung
des Scheidekanals losdringen. Dahingegen ſezze man,
eine abſondernde Kanaloͤfnung ſei weich und nachgebend,
ſo wird ſolche in der That dem andringenden Safte we-
niger Wiederſtand thun, und ſie wird ſowohl die groſ-
ſen, als die weichen und glatten Theilchen mit groͤſſrer
Willfaͤrigkeit in ſich nehmen. Folglich werden dichte,
oder derbe Muͤndungen reinere, aber nicht ſo haͤufige
Abſonderungen hervorbringen, und ſie werden ſchweren
oder waͤſſrigen Saͤften den Durchzug verſtatten: hinge-
gen verurſachen loſe Muͤndungen unreine Abſonderun-
gen, aus der Urſache, weil ſie Saͤften von allerlei Art
den Durchzug verſtatten, ohne ſie anzuhalten. Zur Zeit
haben Clifton Wintringham(x), Joſeph Lieu-
raud(y), und mit mehr Beredſamkeit Franz Lamu-
re(z), dieſe Betrachtung in Erwaͤgung gezogen.
Ziehet man die Zergliederungskunſt und die felerhafte
Verirrungen in dem Abſondrungsproceſſe uͤber dieſe Sa-
che zu Rathe, ſo vermindert ſich nicht im geringſten die
Warſcheinlichkeit der Hipoteſe. Es iſt eine ſichre War-
heit, daß loſer geſpannte Werkzeuge, die an ſich vorher
dichter waren, nunmehr dikkern Saͤften den Durchzug
erlauben. Die dichte und ſcharfgeſpannte Gebaͤrmutter
in Maͤdchen ſchwizzet, wenn man ſie durch warme Um-
Y y 4ſchlaͤ-
[712]Siebendes Buch. Die Urſachen
ſchlaͤge erweicht, oder durch Baͤhungen, ſtatt des
Schleims, Gebluͤte aus. Da |dieſes Fruchtbehaͤltnis in
Frauen, die bereits viele Kinder an die Welt gebracht
haben, ſchon viel weicher iſt, ſo ſondert es, anſtatt dieſes
duͤnnen Schleims, eine Menge weiſſen und milchigen
Saftes ab. Trokne Wundenlefzen geben ein duͤnnes
Flieswaſſer von ſich, erweicht man ſie hingegen durch
Waͤrme und durch lauliche Umſchlaͤge, oder erweichende
Pflaſter, ſo ſchwizzen ſie einen dikken Eiter aus. Es
kann die Abnehmung eines Gliedes hier zum Exempel
dienen; wenn dieſe vorgenommen worden, ſo troͤpfelt
den vierten oder fuͤnften Tag aus dem Aderſtamme ein
duͤnnes Salzwaſſer heraus; den ſechſten, ſiebenten, oder
achten folgt ein aufgeloͤſtes, ungekochtes Fett; etwas
ſpaͤter, ein wirklicher und dikker Eiter (z*). Es koͤnnte
faſt das Anſehn bekommen, daß duͤnne Saͤfte mittelſt
dichter Abſondrungsgefaͤſſe, dikke Saͤfte hingegen mit-
telſt weicher Gefaͤſſe abgeſondert werden.
Die Analogie findet ebenfals auch am menſchlichen
Koͤrper ſtatt. Es beſtehen die harnfuͤrenden Wege in
den Nieren (a) aus einem ſehr derben Fleiſche: befinden
ſie ſich in geſundem Zuſtande, ſo oͤffnen ſie ſich einem
Waſſer, welches mit einer ſchwerwichtigen Erde innigſt
vermiſcht iſt. Es ſind die Fettſaͤkchen ganz lokker, und
ſo ſind auch, nach den anatomiſchen Verſuchen, die
Wege von den Schlagadern nach dieſen Saͤkkchen von
loſem Gewebe: folglich begiebt ſich das glatte Fett in
dieſe Gegenden, und es folget das dikkſte Blut leicht nach.
Wir haben aber auch an den Auswurfsgefaͤſſen des
Saamens, der Gebaͤrmutter und an der zottigen
Darmhaut, die verſchiedne Dichtheiten gezeiget, und
eben dieſer Unterſcheid findet auch an den Schlag-
adern
[713]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
adern der verſchiednen Eingeweide, und Gliedmaßen
ſtatt (b).
§. 12.
4. Die groͤſſere, oder kleinere Reizbarkeit der
Auswurfsgaͤnge.
Ob es gleich an dem iſt, daß weder viele Nerven zu
den mereſten Druͤſen hinlaufen (c), noch die mechaniſche
Reizung eines Meſſerchen, oder einer Nadel, irgend eine
deutliche Bewegung darinnen hervorbringt (d), ſo iſt
darum doch den Druͤſen nicht die reizbare Natur abge-
ſprochen, ſondern dieſe befluͤgelt faſt aller Orten, ſowol
den Auswurf, als die Abſonderung ſelbſt, und ſie macht,
daß Druͤſen einen haͤufigen (e) und, wegen der gar zu
kurzen Verweilung, duͤnnen und in nichts veraͤnderten
Saft abſcheiden.
Bisweilen ſcheint der Reiz einzig und allein den
Auswurf zu befoͤrdern, indem er das Abſondrungswerk-
zeug nicht einmal von weitem beſtreichen kann. So
wird in einer Kindbetterin die Milch gemeiniglich von
ihren Roͤhrchen eingeſchraͤnkt, und ſie ergiſſet ſich nicht
ehe von freien Stuͤkken, als bis ſie ſich in uͤberfluͤßiger
Menge angehaͤufet hat; indeſſen verhaͤlt ſie ſich beſtaͤn-
dig in den Bruͤſten derjenigen Frauen, welche viel auf
ihren Koͤrper halten, und ein gemaͤchliches Leben fuͤren,
und ſie verwandelt ſich in den Gaͤngen in eine Art
von gelber kaͤſigen Schmier, welche ich viele Monate
und ganze Jare ſeit ihrer lezten Niederkunft, in den
Milchgaͤngen der Bruͤſte angetroffen habe. Wir haben
bereits die Urſache von dieſer Verhaltung genannt (f).
Wofern nun aber die Bruſtwarze gereizt wird, oder
wenn die Lippen des Kindes ſelbige einſchliſſen, oder
Y 5wenn
[714]Siebendes Buch. Die Urſachen
wenn man ſie mit einem Finger gelinde reibet, ſo richtet
ſich die blaſſe Warze in die Hoͤhe, ſie nimmt eine Roͤthe
an ſich, wird warm und zu gleicher Zeit dringt die Milch
aus derſelben hervor. Eben ſo verhaͤlt ſich der Saame
in keuſchen Mannsperſonen entweder ſehr lange Zeit,
oder gar auf immer: indeſſen ergiſſet ſich derſelbe nicht
ohne Gewaltſamkeit, ſobald an dem untern Theile die
hoͤchſt emfindlichen zwo Erhabenheiten der Eichel einiges
Reiben ausſtehen.
Allein wenn man den Erfolg in genaue Erwaͤgung
zieht, ſo wird man erfaren, daß dennoch dieſe Reizze
das Abſondern ſelbſt befoͤrdern und ſtaͤrker machen.
Was das erſte Exempel von den Bruͤſten betrift, ſo
bringt das bloſſe Saugen an einem noch ſo unſchuldigen
Maͤdchen (g) und ſo gar am Manne (h), der ſonſt nim-
mermehr Milch von ſich geben wuͤrde, wenn man all-
maͤlich der bloſſen Warze den Reiz naͤher bringt, zu-
wege, daß ſich in ihnen Milch erzeugt, und eine ſolche
Menge zuſchiſſet, als ein Kind zu ſaͤugen hinlaͤnglich iſt.
Wegen des Saamens, ſo beſchleunigt ein blos mechani-
ſcher Reiz der Eichel die Saamenabſonderung mit ſol-
cher Heftigkeit, daß ſich der ganze Koͤrper von dem Ver-
luſte deſſelben auf eine hoͤchſt elende Weiſe verzeret (i).
So geſchehen im Saamenfluſſe, die ſo genannte naͤcht-
liche Beflekkungen und die Hodengeſchwuͤlſte, und es
wird die Abſonderung des Saamens ſolchergeſtalt be-
ſchleunigt, ob gleich dieſes Eiterwaſſer an dem Ende der
Harnroͤhre etwas oberhalb der Eichel ſeinen Sizz hat (i*).
Die Mutmaſſung, daß ſich Saͤfte bei gereizten Druͤſen
eben ſo anhaͤufen, ſo wie ſich das Blut an ſchmerzhaften
und entzuͤndeten Druͤſen anhaͤufet, iſt eine neuerliche
Sache (i**).
Man
[715]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Man kann die Wirkſamkeit eines gebrauchten Reizes,
den man durch ſcharfe Koͤrper hervorgebracht, an einigen
Abſondrungswerkzeugen viel deutlicher zeigen. Doch es
ahmet dieſer Reiz uͤberhaupt den Erſcheinungen einer in
den Abſondrungswerkzeugen entſtandnen zunemenden
Geſchwindigkeit nach (k), er ziehet naͤmlich eine ſchnelle
duͤnne und waͤßrige Abſondrung nach ſich, welche auf
eine langſame ſchleimige und dikke Scheidung folget.
Zieht man ein Pulver von der Nieſewurzel, oder einen
ſcharfen, oder erſt welchen fuͤlbaren Koͤrper in die Naſe,
ſo ſchnaubet man anfangs denjenigen Schleim aus, wel-
cher die Hoͤlungen in der Naſe einnimmt, und es folget,
wenn man das Nieſen wiederholt, ein haͤufiger Auswurf
von Waſſer aus der Naſe.
So vermert das Kaͤuen erſt welcher ſcharfen Mate-
rie, beſonders aber das Kaͤuen einiger Pflanzenteile im
Munde, nicht nur den Auswurf des Speichels, ſondern
auch uͤberhaupt das Abſondern ſelbſt. Kaͤuet man die
Blaͤtter der Wermut mit vollſtaͤndigen Blaͤttern, wel-
che man Draco nennt, oder bedient man ſich ſtatt deſ-
ſen des Saamens von der Sabadilla, es mag nun dieſe
eine Art vom Eiſenhute (aconitum), oder von Ritterſpo-
ren (delphinium) ſeyn, ſo erfolgt davon eine noch ſtaͤr-
kere Wirkung, indem auch denn noch eine unglaubliche
Menge von zaͤhem Speichel aus dem Munde fliſſet,
wenn man gleich bereits lange dieſe ſcharfe Schleimab-
fuͤrung aus dem Munde genommen. Eben ſo beſchleu-
nigt ein elektriſcher Funken den Auswurf des Spei-
chels (l).
Faſt auf eben dieſe Weiſe beſchleunigen die ſcharfen
Theilchen des Ruſſes, der im Rauche verſtekkt iſt, die
Abſonderung der Traͤhnen dergeſtalt (m), daß die wieder-
einſaugende Gaͤnge nicht hinlaͤnglich ſind, das geſalzne
Waſ-
[716]Siebendes Buch. Die Urſachen
Waſſer zu verzeren, indem dieſes von den Wangen her-
unterfliſſet.
Eben ſo reizen die Purgirmittel in den Gedaͤrmen
die Endigungen der Schleimdruͤſen und der ausdamfen-
den Schlagaͤderchen, die ſich mittelſt ihrer Flokken ins
Gedaͤrm oͤfnen, mit ſolcher Heftigkeit, daß man oft
eine auſſerordentliche Menge Waſſers durch den Stul
ausleeret, da ſonſt gewis kein Troͤpfchen, ohne dieſe Ge-
walt, durch den Maſtdarm ausgefuͤrt worden waͤre.
Wie dieſes Abſondern beſchleunigt werde, davon haben
andre beruͤmte Maͤnner, wie auch der gelehrte D. Fe-
lix(n), unſer vormalige Zuhoͤrer, und ich ebenfalls nicht
allein an unvernuͤnftigen Thieren (o) ſondern auch nicht
vor langer Zeit an einer Frau die Erfarung gehabt, bei
welcher ein auſſerordentliches und unglaubliches Stuͤkk
vom Maſtdarme und loſem Gedaͤrme herausgetreten
war. Denn als ein beruͤmter Mann Jalappenwaſſer,
ich hingegen den gelinderen Salpeter, in den entbloͤſten,
ſehr roten und trokknen Winddarm, einſprizzen laſſen,
ſo ſchwizzte aller Orten aus unzaͤlbaren Schweisloͤchern
der roten und entbloͤſten zottigen Haut ſo viel Waſſer
heraus, daß er weit und breit davon nas wurde.
Da ferner ein ſehr zarter Schleim die innere Waͤnde
der Blaſe und die daraus fortlaufende Harnroͤhre maͤſ-
ſig uͤberziehet, wovon ſonſt in geſunden Maͤnnern nichts
durch die Eichel abtroͤpfelt, ſo erregt ein jeder ſcharfer
Saft, den man in das maͤnnliche Glied, wenn der
Menſch noch ſo geſund iſt, ſprizzet, einen ſtarken Flus
von einer etwas roͤtlichen, duͤnnen und warmen Fluͤßig-
keit, welches nicht ohne Schmerzen abgeht.
Ueber der Haut breitet ſich aller Orten ein maͤßiges
Fett und eine zarte Ausduͤnſtungsmaterie aus. Bringt
man nun irgendwo an die Haut hizzige Kraͤuter, als den
Hanen-
[717]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Hanenfus mit den Blaͤttern des Sumfeppichs (ranuncu-
lus paluſtris apii folio) oder ein Pulver von zerriebnen
ſpaniſchen Fliegen, oder irgend ein Laugenſalz einige
Stunden lang, oder nimmt man hiezu Feuer, als das
wirkſamſte unter allen Reizmitteln, ſo wird eine uͤber-
maͤßige Menge Feuchtigkeit mit unglaublicher Geſchwin-
digkeit aus den Gefaͤſſen der Haut abgeſchieden, welche
wie es ſcheint, das nicht genung geoͤffnete Oberhaͤutchen,
von der Haut zuruͤkke treibet, und es zu halbkuͤgligen
Blaſen auftreibt.
Man ſiehet leicht, um wieviel dieſes Abſondern
ſchneller, als die Ausduͤnſtung in geſunden Menſchen ge-
ſchehen muͤſſe. Wenn man annimmt, daß auf der gan-
zen Haut aller Orten Blaſen auffaren, welches biswei-
len, auf eine traurige Weiſe, bei ſtarkem Verbrennen
geſchehen iſt: wenn man ferner die Hoͤhen von dieſen
Blaſen von ſechs Linien macht, welche in einer Zeit von
acht Minuten von ſiedendem Waſſer entſtehen: wenn
man ferner ſchaͤzzet, daß die Oberflaͤche der Haut 15 Fus
betraͤgt; ſo wird man 10 Unzen Waſſer haben, welches
wenn die Ausduͤnſtung 24 Stunden fortdauret, auf
eine Stunde 75 Unzen macht, da doch zu eben der Zeit
von einem Menſchen nicht uͤber drei Unzen ausduͤnſten.
Um die Urſache und den Sizz dieſer erſtaunlichen Ge-
walt uͤber die Abſonderungen zu unterſuchen, ſo muͤſſen
wir auſſer dieſem noch andre Beiſpiele vom Reize in Be-
trachtung ziehen, da zwar an dem ganzen Abſonderungs-
werkzeuge keine Veraͤnderung vorgeht und auch kein
Reizmittel von auſſen gebraucht wird, und dennoch blos
von der Kraft der Reizung der Auswurf und die Abſon-
derung eines Saftes befoͤrdert wird. Ein ganz einfa-
ches Beiſpiel haben wir von dem Zufluſſe des Speichels
in geſunden Perſonen, wenn ſie den Geruch von einem
angenemen Gerichte empfinden, oder auch nur den Namen
deſſelben hoͤren, indem alsdenn der Speichel aus dem
Gan-
[718]Siebendes Buch. Die Urſachen
Gange des Kinbakkens herbeifliſſet. Ein anderes Bei-
ſpiel geben die Traͤhnen, als deren Abſonderung von
einer traurigen, oder von einer uͤber alles Erwarten freu-
digen Nachricht eben ſo, als durch die bekante Zwiebeln,
oder beiſſenden Rauch beſchleunigt wird. Es erregen
aber auch die verliebte Gedanken im Traͤumenden oͤfter-
mals die ſonſt beſchwerliche Ergiſſung des Saamens,
indem zugleich ohnezweifel die maͤßige Fluͤßigkeit der
Vorſteher angewachſen, welche in geſunden Maͤnnern,
ſo bald ſie ſich erzeugt, wieder eingeſogen wird, und nun
ploͤtzlich Ueberhand nimmt und deutlich hervordringt (q):
denn es iſt der groͤſte Theil von dem, was man Saamen
nennt, eine Hervorbringung des Vorſtehers (Saamen-
druͤſe). Ferner ſo pflegt in furchtſamen Perſonen, und
auch in unvernuͤnftigen Thieren, wenn man dieſe grau-
ſamen Martern unterwirft, das Schrekken ploͤzlich, die
in der Haut zuruͤkkegetretne Ausduͤnſtungsmaterie, aufs
Gedaͤrme zu ziehen, ſo daß davon der vorraͤtige Unrat
voͤllig verduͤnnt wird. Der Zorn wendet den Flus der
Galle (r) ebenfalls aufs Gedaͤrme, oft ſtoͤſſet er das
Blut (s) durch die Naſe aus, ſo daß ſelbiges die Ge-
faͤſſe des Schleimes, oder der Damfmuͤndungen durch-
brechen mus.
Hiernaͤchſt gehoͤret noch zu der naͤhern Beherrſchung
dieſer Scheidungswege diejenige wundernswuͤrdige Ver-
aͤnderung des Harns, welche in hipochondriſchen Perſo-
nen, bei einer unangenemen Nachricht, wie ich ſelbſt ge-
ſehen, die Harnblafe ploͤzlich reizet, daß derſelbe ſeine
Farbe verliert, und wie ein klares Waſſer zum Vor-
ſchein koͤmmt (t), ſo gar waͤrt dieſer felerhafte Zufall
lange
[719]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
lange Zeit fort, und verwandelt ſich bisweilen in die ſo
genannte Harnruhr (diabetes) (u).
Jndem beruͤmte Maͤnner dieſe Erſcheinungen in Er-
waͤgung zogen, ſo leiteten ſie viele Sachen daraus her,
welche zu der Beherrſchung des Scheidungsproceſſes
das ihrige mit beitragen. Johann Gottfried von Ber-
ger(x) fiel auf die Vermutung, daß die Spannungs-
kraft (tonus) der Theile von dem Nervenſaft ihre Dauer
bekomme, und daß folglich die Nerven zur Abſondrung
das ihrige mit thaͤten. Dagegen behauptete der be-
ruͤmte Karl Malouin, daß wenigſtens der Lauf des
Saftes durch die Druͤſen von den Nerven aufgehalten
wuͤrde, wenn indeſſen das Triebwerk des Herzens bliebe,
wie es iſt (y). Noch weiter ging der beruͤmte Franz
Quesnai(z), indem derſelbe den Unterſcheid der Saͤfte,
von der verſchiednen Emfindlichkeit der Abſondrungs-
gefaͤſſe herleitete. Es eignet aber auch der beruͤmte
Gottlieb von Bordeu denen Nerven ſo ſtarken Einflus
zu, daß er ohnlaͤngſt behaupten wollte, die Abſonderungen
gerieten in Unordnung, ſobald die Nerven unterbunden
waͤren (a); hingegen nehme das Zuſammenziehn der
Schlagadern, und folglich auch das Abſondern davon
zu. David Hartley(b) beſchreibet in den abſondern-
den Werkzeugen eine, der periſtaltiſchen aͤnliche Bewe-
gung, und wenn dieſe von einer reizenden Urſache ver-
groͤſſert wuͤrde, ſo kaͤme eine groͤßre Menge Saft zum
Vor-
(a*)
[720]Siebendes Buch. Die Urſachen
Vorſchein. Daher ſchrieb Stahl und alle diejenigen,
welche bereits vor Stahls Zeiten der Seele| auch die
Herrſchaft uͤber die Bewegungen des Lebens auftrugen,
daß die Seele die Gewalt uͤber die Abſonderung ausuͤbe,
und noch vor kurzem (c) eignete Adolf Friedrich Hof-
mann(d), da er, wie ich davor halte, die Macht der
helfenden Nerven einſahe, den ganzen Unterſcheid in den
Abſondrungen, der Seele zu, indem dieſe mit Huͤlfe der
Schliesringe, oder der Klappen die Scheidemuͤndungen
im Zaum halten und ſelbige bald verſchliſſen ſoll,
um nicht Theilchen die ihrer vorherſehenden Abſicht zu
wieder waͤren durchzulaſſen; bald heiſt es, ſoll die Seele
dieſe Durchgaͤnge fuͤr Theilchen eroͤfnen, welche ſie durch
dieſe Schlagbaͤume hindurch zu laſſen vor gut befindet.
Doch das heiſt in der That zu weit gegangen, und
wir muͤſſen uns hier erinnern, daß auch in Pflanzen Saͤfte
abgeſondert, und daß von der allgemeinen, durch die
Wurzel eingeſognen Saftmaſſe, die Balſamteile, Harz,
Gummi und eine gefaͤrbte Milch geſchieden wird. Was
den Menſchen betrift, ſo kan man nicht zweifeln, daß
nicht die Kraft der Nerven viele Gewalt ausuͤben ſollte.
Wenigſtens erſiehet man aus dem Harne hipochondri-
ſcher Perſonen (e), daß die Nerven die Harnmuͤndungen
verſchnuͤren, indem ſelbige die dikken Theile zuruͤkke wei-
ſen, welches auch von allen farbigen Theilen gilt, und
daß ſie nichts als bloſſes Waſſer durchlaſſen.
Eben ſo findet auch in den uͤbrigen Exempeln, geſezzt,
daß auch hier die Anatomie uns im Stiche liſſe, keine
Bedenklichkeit ſtatt, daß man nicht in Druͤſen aͤuſſerſt
kleine und unſichtbare Muskelchen annehmen koͤnnte, wel-
che von erſt welchen ſcharfen Koͤrpern gereizt, durch
wechſelweiſes Zuſammenziehn und Loslaſſen ihre Vlaͤs-
chen
[721]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
chen gleichſam ausſchnauben ſollten. Eben dieſe Mus-
kelringe ſcheinen dadurch, daß ſie einen Gang oder Blaͤs-
chen ausleeren helfen, weil ſie dadurch Plazz machen,
daß ein neuer Saft hinten nachfolgen kann, ſelbſt das
Abſondern dieſes Saftes zu befoͤrdern, den ſie erſt blos
ausſchuͤtten halfen.
Man hat in der That einige Exempel, da, vermit-
telſt der Reizungen der Muskeln, ſcharfe Koͤrper den
Auswurf verrichten und beſchleunigen, ſo reizet in irgend
welchen Hoͤlungen, die Gegenwart eines Saftes oder
Reizmittels, die ſo groſſe und ſo bekannte Muskeln ſo
lange, bis ſie der Beſchwerde ein Ende machen und den
unbequemen Koͤrper ausfegen. Auf dieſe Art reizt der
angehaͤufte Kot den Maſtdarm, und eben auf dieſe Weiſe
iſt auch der Saame, der ſich in den Saamenblaͤschen ei-
nes geſunden Menſchen verſammelt, wirkſam. So
werden durch beiderlei Reize, indem zugleich der convul-
ſiviſche austreibende Muskel und der Schliesmuskel
des Hintern wirken, der Kot bei Wachenden, und im
Schlafe der Saame ausgeworfen.
§. 13.
5. Der gerade Weg, oder die Kruͤmmungen,
die ein Auswurfsgang bei ſeinem Ur-
ſprunge macht.
Es ſcheinet kein Zweifel zu ſeyn, daß nicht ein Aus-
wurfsgang, welcher gerade, und ohne Winkel aus der
Schlagader, oder ohne eine Kruͤmmung herauskoͤmmt,
und der von Klappen und Runzeln frei iſt, erſtlich eine
viel geſchwindere und haͤufigere Abſondrung hervorbrin-
gen ſollte, indem hier die Hinderniſſe, welche die Ge-
ſchwindigkeit unterbrechen, kleiner ſind, wie wir gleich
ſehen werden.
v. Hall. Phiſ.II.Th. Z zEtwas
[722]Siebendes Buch. Die Urſachen
Etwas feiner iſt diejenige Betrachtung, nach wel-
cher dergleichen Gang nur dikke, das iſt, ſolche Saͤfte
erzeuget, die bei einerlei Eigenſchaften, welche ſie beim
Abſondern erfaren, unveraͤndert gelaſſen werden. Es
macht naͤmlich das Verweilen ſonſt viele Veraͤnderungen
in den Scheideſaͤften, wie man gleich hoͤren wird, aber
hier findet kein ſolches Verweilen Plazz.
Es verurſachet aber ein ganz kurzer Gang eine leich-
te, haͤufige Abſonderung und dikke Saͤfte. Es geht
naͤmlich durch einen ganz kurzen Kanal, wenn ſolcher
gleich etwas enge ſeyn ſollte, dennoch ein groſſes Theil-
chen viel leichter hindurch, als ſolches hindurch gehen
wuͤrde, wofern eben der Kanal lang waͤre, und die ver-
laͤngerte Enge deſſelben dem Fortruͤkken dieſes Theilchen
im Wege ſtuͤnde.
Endlich ſo beſchleunigt die Bauart derer Auswurfs-
gaͤnge, welche nach Art der Blutadern aus kleinen Ae-
ſten zuſammenwachſen, den ganzen Weg, den der Saft
zu nehmen hat. Es kann naͤmlich nicht anders ſeyn,
als daß ein Saft, eben wie in den Blutadern (g) um de-
ſto geſchwinder durch den Stamm, der enger als die
Wurzel iſt, von welcher er herkoͤmmt, hindurchfaͤrt, je
enger der Stamm ſelbſt iſt, wofern man nur ſein Ab-
ſehn auf das in der That vermerte Reiben, nicht mit
richten will.
Waͤget man dieſes auf der Wagſchaale der Zerglie-
derungskunſt ab, ſo ſcheinet es nicht eben ſehr ungereimt
auszufallen. Es verrichtet der Harngang, der an ſich
gerade iſt (h), eine ungemein haͤufige und zugleich fluͤſſige
Abſonderung, die es noch ſo bleibt, wenn ſie gleich be-
reits in ihr Blaͤschen ausgegoſſen worden. Ganz kurz
ſind die Gefaͤſſe, welche Fett abſondern, und vielleicht
ſind
[723]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ſind dieſes einzig und allein Schweisloͤcher, und daher
erfolgt eine ſchnelle Abſonderung, ſowol von einem dik-
ken Safte, als ein leichter Durchbruch des dikkern Blu-
tes. Endlich ſo beſizzen alle Auswurfsgaͤnge, welche
nach Blutadern ausſehen und die aus Aeſten zuſammen-
gewachſen ſind, lauter waͤſſrige Saͤfte, welche duͤnne
und uͤberfluͤßig, die Galle ausgenommen, ſind, indem
dieſe dennoch ſelbſt von der Leber ſo fluͤſſig herkoͤmmt, daß
dieſelbe vor kurzem und von einem beruͤmten Erforſcher
des menſchlichen Baues (h*) fuͤr ein Flieswaſſer gehal-
ten worden.
Geſchwinder wird ein Saft abfliſſen, wofern das
ſcheidende Werkzeug eine weite und offne Muͤndung hat,
welche keinen Wiederſtand thut, und ſich ſolchergeſtalt
in den Ort ihrer Beſtimmung oͤfnet, wie man an dem
Gange der Gekroͤsdruͤſe ſehen kann.
Von wiedrigen Urſachen mus man wiedrige Erfolge
erwarten. Wenn alſo ein Auswurfsgang nicht gerades
Weges aus ſeiner Schlagader koͤmmt, fondern mit der-
ſelben eine Falte macht, ſo wird es ihm Muͤhe koſten,
den Saft aufzunehmen (i), und es wird die Abſondrung
nur traͤge vor ſich gehen.
Jſt der Auswurfsgang ſeiner ganzen Laͤnge nach en-
ge, ſo wird ſich das Reiben und die Traͤgheit des Saf-
tes meren (k). Mus er von der Schlagader bis zum
Auswurfsporus einen langen Weg machen, ſo wird die
Bewegung (l), wegen des langwierigen Reibens, langſam
erfolgen, und es werden ſich alle diejenige Veraͤnderun-
gen eraͤugnen, die ſich nur vom Verzoͤgern erwarten laſ-
ſen, naͤmlich ein wechſelweiſes Anziehn der aͤnlichen und
beſonders der zaͤhen klebrigen Theile, und das Wieder-
Z z 2ein-
[724]Siebendes Buch. Die Urſachen
einſaugen der Blutadern. Uebrigens wird ſich der Aus-
wurfsgang gegen alle dikkliche Theile ſchon ſchwieriger
verhalten, und folglich wird das Abſondern reiner ge-
raten.
Wiederholt die Natur an dem Gange ſelbſt die Beu-
gungen, ſo wird ſich der Saft viel traͤger (m) und in laͤn-
gerer Zeit erſt hindurcharbeiten, er wird allen aͤndern-
den Urſachen unterworfen ſeyn, und die Anziehungskraft
der Stoffe wird dagegen immer groͤſſer werden (m*).
Liegen inwendig (n) im Kanale Falten und Runzeln, wo-
durch ſeine Flaͤche rauh gemacht wird, uͤber die der durch-
ſtroͤmende Saft laufen mus, ſo wird auch dieſe Urſache
das Reiben vermeren, eine Traͤgheit machen, ihn ein-
ſchlaͤfern und alle Folgen davon nach ſich ziehen.
Verbreitet ſich der Auswurfsgang, auf welche Weiſe
er immer wolle, in eine breitere Hoͤlung, ſo wird ſich
der ergiſſende Saft in dieſer Hoͤle verweilen, und das
um ſo viel laͤngre Zeit, je breiter die Oefnung des erwei-
terten Theils im Lichten, gegen die Oefnung des engern
Theils iſt (o).
Jſt der Auswurfsgang an ſeinem Ende anſenlich en-
ger, ſo wird ſich in der That der Flus des Saftes in
dem Gange ſelbſt verſpaͤten, oder gar ſtehen bleiben, und
ganz und gar zuruͤkke gehalten werden. Exempel hat
man davon an der Muͤndung des Saamengefaͤschen,
welche ſich gegen die Harnroͤhre (p) oͤfnet, ferner an den
Muͤndungen der Speichelgaͤnge, beſonders an den Kinn-
bakken, und an dem Ende der Schleimtiefen, wo ſie ſich
in die Naſe eroͤfnen.
Das
[725]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Das mereſte von allem dieſen wird durch die Anato-
mie beſtaͤtigt, in ſo weit dieſe den Bau der Auswurfs-
gaͤnge zu erreichen vermag. Es beſizzen naͤmlich Thiere,
die vom Graſe leben, ein ſehr langes Gedaͤrme, und ſie
geben einen trokknen Kot von ſich; dagegen iſt das Ein-
geweide an den fleiſchfraͤßigen Thieren nur kurz, der Kot
wenig veraͤndert und fluͤßig. Unter allen Auswurfsgaͤn-
gen iſt der Saamengang am allerlaͤngſten und ſeine
Fluͤßigkeit die traͤgſte.
Man weis von keinem andern Ausfuͤrungsgange,
welcher enger, als der jezt gedachte Saamengang waͤre.
Kein andrer Gang iſt ſo gebogen und ſo kraus und
lokkig, als die Hode, die Oberhode (q) und der ſaamen-
ausſchuͤttende Gang. Hievon entſtehet nun eine ſo groſſe
Verzoͤgerung, daß das ſo bewegliche Quekſilber, durch
langſames Druͤkken, kaum mit aller ſeiner Gewalt, die
Falten der Oberhode ausſprizzen kann, und es ſind der
Schlaͤnglungen ſo viele (r), daß der Drukk des Fort-
ruͤkkens voͤllig aufgehoben wird, und blos der Seiten-
druk noch uͤbrig bleibt und den Gang, der uͤbrigens
dichte genung iſt, faſt allemal durchloͤchert. Es haben
aber auch andre zaͤhe Saͤfte hin und wieder ihre Falten,
wie z. E. die Galle in dem Gallenblaſengange ihre haͤu-
fige Kruͤmmungen hat (s), von welchen der Hals der
Blaſe umarmet wird. So werden auch die Milchroͤh-
ren blos von Falten (t), in welche ſie ſich bei der weichen
Warze runzeln dergeſtalt verſchloſſen, daß gemeiniglich
nirgend aus den noch ſo vollen Bruͤſten etwas heraus-
fliſſet, wenn nicht etwa ein Reiz hinzukoͤmmt und den
Z z 3Weg
[726]Siebendes Buch. Die Urſachen
Weg gerade dehnt und oͤfnet. Und ſo kruͤmmen ſich auch
mehrmalen die Schmiergaͤnge der Augenlieder.
Von den inwendigen Falten hat man an den Gaͤn-
gen der Galle ein Beiſpiel, indem der ganze Kanal die-
ſer Gallenwege aller Orten von einem Gitterwerke rauch
gemacht (u), und der Gallenblaſengang ſo genau von dem
Zellgewebe in die Kuͤrze gebracht wird, daß die Haͤut-
chen in die Roͤhre hervorragen, daß man ſie gar vor
Klappen anſehen ſollte (x), indem ſie faſt den ganzen Ka-
nal anfuͤllen. Das Gedaͤrme hat ſeine Klappen und
einen Saft, welcher da er in dem duͤnnen Gedaͤrme un-
gemein fluͤßig iſt, doch zu der ſo bekannten Dikke und
Trokkenheit verdichtet und gebracht wird.
Der Gang der Oberhode erweitert ſich, wenn er ſich
in den ableitenden verwandelt, und der ableitende (defe-
rens) erweitert ſich in verdrehte Faͤcherchen (y), daher der
Saame auch ohne Blaͤschen ſchon zaͤhe iſt. Den Druͤ-
ſenblaͤschen werden wir ihren eignen Ort anweiſen.
§. 14.
6. Die Behaͤltniſſe und Blaͤschen.
Am oͤfterſten bedient ſich die Natur des Mechanismus,
daß ſie einen abgeſchiednen Saft anhaͤlt, vollkommen
macht, verdikkt, nach der beſtimmten Abſicht miſcht und bei
rechter Gelegenheit ausſchuͤttet. Die Behaͤltniſſe haben
verſchiedne Arten, eine die gros iſt, und die man nicht
zur Scheidemaſchine mit rechnet, die andre iſt dagegen
kleiner, und ſie geht die abſondernde Werkzeuge eigent-
lich an. Unter den groſſen Saftbehaͤltern dienet das
Gedaͤrme fuͤr die Galle, fuͤr den Darmſaft, fuͤr die
Maſſe der Speiſen, fuͤr den veraͤnderten Speichel: die
Gallenblaſe fuͤr die Galle und den Schleim: die Harn-
blaſe
[727]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
blaſe fuͤr den Harn: die Faͤcher des Ableiterganges und
die Saamenblaͤschen, fuͤr den Saamen der Hoden: die
Gelenkhoͤlen und die Tiefen der ſehnigen Scheiden, fuͤr
das Eiweis der Gelenke: die Schleimhoͤlen des Ma-
gens, des Luftroͤhrenkopfes fuͤr den Schleim: die Mut-
terhoͤle, fuͤr das Salzwaſſer der Gebaͤrmutter. Die
Klappentiefen an den Seiten der entſpringenden Scheide,
fuͤr die eigentliche Schleimquellen; die Nebennieren, fuͤr
ihren roten gelblichen Saft: einigermaaßen auch die
Augenhoͤle, welche einer Seits von der holen Hornhaut,
andrer Seits von der erhabnen Kriſtallinſe abgeteilt iſt,
fuͤr die waͤßrige Fluͤßigkeit.
Die kleiner Behaͤlter emfangen und behalten ihren
emfangnen Saft ſo lange in ſich, bis dieſelben von ir-
gend einer beſondern Urſache, welche man nicht zu denje-
nigen Kraͤften mit ziehen darf, wodurch alle Saͤfte nach
Kreiſen bewegt werden, ausgeleert werden: hieher gehoͤ-
ren die einfachen Blaͤschen von allerlei Arten, welche
die Natur zur Verfertigung der zaͤhen Saͤfte aller Or-
ten gebraucht (z): ferner die Hoͤlungen oder laͤnglichen
Blaͤschen. Man kann auch die Erweiterung der Ab-
ſondrungsgaͤnge und die Faͤcher hieher ziehen. Selbſt
in den Pflanzen ſammeln die Holgaͤnge oder Honigkelche
den zaͤhen Kugelſaft.
Es iſt nichts ſeltnes, daß einerlei Saft mehr als
einmal in Blaͤschen und Behaͤlter niedergelegt wird.
Auf dieſe Art ergiſſet ſich der Naſenſchleim aus Schlag-
aͤderchen in ganz kleine Holgaͤnge, und aus dieſen Hol-
gaͤngen in die Schleimhoͤlen. Man findet in todten
Koͤrpern, wenn man von allen Seiten die Knochen weg-
nimmt, ſo daß nichts als die Membrane uͤbrig iſt, die
Schleimhoͤlen des Kinbakkens, jederzeit mit Schleime
erfuͤllt.
Z z 4Auf
[728]Siebendes Buch. Die Urſachen
Auf dem Wege der Galle befindet ſich das Gallen-
blaͤschen und die Darmhoͤle.
Bei dem Saamen hat die Natur vor allen andern
die meiſten Behaͤlter und wechſelweiſe weite Gaͤnge an-
gebracht. Es iſt dasjenige Nezz, welches unter der
weiſſen Haut liegt, loſe, und es ſind diejenigen Gaͤnge,
woraus die kegelfoͤrmige ausladende Gefaͤſſe beſtehen,
ungemein enge (a). Endlich ſo iſt uͤber dieſe ſo zalreiche
Gaͤnge, der Kanal der Oberhode, ob er gleich loſer, als
alle gewebt iſt, dennoch viel enger (b). Es erweitert ſich
derſelbe in den Ableitergang, da er doch unten an der
Hode breiter (c) und, auf dem Wege gegen die Harnblaſe
zu, enger wird. Doch er breitet ſich unter der Harn-
blaſe in viel weitere Faͤcher aus (d), indem dieſe von einem
engen Kanale begleitet werden (e), wo ſich dieſe Faͤcher in
die Blaͤschen oͤfnen. Hier ergiſſet ſich von neuem der
Saame in ein weites und mit wunderbaren Kruͤm-
mungen verſehnes Behaͤltnis, damit er ferner nach ſei-
ner Abſicht durch den engen Saamengang (f) in die
Harnroͤhre, wo ſich ſelbiger nicht ferner aufhaͤlt, aus-
geworfen werden moͤge.
§. 15.
Die verſchiedne Thaͤtigkeit der Blaͤschen. Da
ſie den abgeſchiednen Saft an ſich halten.
Es ſind vielerlei Arten, wie der Saft in den Blaͤs-
chen verſammelt und angehalten wird. Es wuͤrde,
wie bereits anderswo gezeigt worden, die ganze Ge-
ſchwindigkeit, welche der vom Triebwerke des Herzens
hier
[729]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
hier niedergelegte Saft mit ſich brachte, in dem Blaͤs-
chen zu Ende gehen (g), wofern das Blaͤschen verſchloſſen
waͤre. Da es aber offen iſt und ſich eben da, wo es
der Nuzzen erfordert, mit ſeiner Muͤndung oͤfnet, ſo
muſte davor geſorgt werden, daß der Saft nicht den
Augenblik, da er in das Blaͤschen faͤllt, auch durch die
Muͤndung des Auswurfs wieder ausgeworfen werden
moͤchte.
Folglich thut hier der enge Paß der Auswurfmuͤn-
dung ſeine gute Dienſte, indem ſelbiger zwar wenig
Waſſer, aber doch gar nichts vom Schleime hindurch-
laͤſſet, wofern kein Druͤkken ihn dazu noͤtigt. Es iſt
dieſes gemeiniglich die beſtaͤndige Anſtalt, die die Natur
bei den Druͤſenblaͤschen, bei den groſſen Behaͤltern der
Galle, des Harns, des Saamens, an den Schleimhoͤ-
len, und eben ſo auch an den Auswurfsgaͤngen des Spei-
chels feſtgeſtellt hat.
Es gibt Stellen, wo die Kruͤmmungen des Aus-
wurfganges den Durchzug verhindern und den Saft
aufhalten, dergleichen in den Gaͤngen des Saamens,
der Galle, der Milch, in dem Gedaͤrme und den Schleim-
hoͤlen geſchicht: es gibt Gegenden, wo die Klappen dem
Durchzuge des Saftes durch den Auswurfkanal Hinder-
niſſe in den Weg legen, wie am Wege, den die Galle
nimmt, zu ſehen iſt. Es gibt Faͤlle, wo die bloſſe Kraft
der Schwere, bei dieſer, oder jener Lage des menſchlichen
Koͤrpers, den Ausflus eines angehaltnen Saftes verzoͤ-
gert, dergleichen an der Schleimhoͤle des Kinbakkens ge-
ſchicht, ſo oft man den Kopf auf eben die Seite bet-
tet, ſo wie es mit der Harnblaſe geſchicht, deren hintrer
Theil, wenn ſie voll iſt, unter den Vordern hinabſinkt.
Es wird aber auch die Galle genoͤtigt aus ihrem Blaͤs-
chen heraufzuſteigen (h), um ſich daraus zu ergiſſen, und
es kehren ſich viele unter den Schleimhoͤlen der Manns-
Z z 5ruthe,
[730]Siebendes Buch. Die Urſachen
ruthe und der weiblichen Schaam mit ihrem Boden
nach unten hinab.
Bisweilen druͤkket ein hartes Zellgewebe, als ob ſich
gleichſam eine dichte Mauer herumgelagert haͤtte, den
Auswurfsgang zuſammen, ſo wie die Vorſteherdruͤſe die
Saamengaͤnge verengert. Oder es legt ſich ein ſolches
Zellgewebe zwiſchen die Haͤute einer Roͤhre ſchief ein, da-
mit ſie von dem Drukke des, in der groſſen Hoͤle der Roͤhre
enthaltnen Saftes, zuſammengedruͤkkt werde, wovon
der Gallen und Gekroͤſegang Exempel geben. Oder es
ziehet ſich der Gang hinter einer eignen Warze zuruͤkke
mit der Muͤndung, bis mit der Zeit eine neue Kraft die
Warze ausſtrekkt und die Muͤndung gerade dehnt, wo-
von der whartoniſche Speichelgang ein Beiſpiel gibt.
An andren Orten koͤmmt der Auswurfsgang zwi-
ſchen Muskelfaſern zum Vorſchein, und er wird von
ihrer Aufſicht ſo lange in Schranken gehalten, bis ſich
eine wiedrige Gelegenheit eraͤugnet. So glaubt man
gemeiniglich, daß ſich die Sache bei der Muͤndung der
Harnroͤhre, wo dieſe aus der Blaſe herauskoͤmmt, ver-
halte, und ſo wird auch das Gedaͤrme, dieſes groͤſte Be-
haͤltnis unter allen Behaͤltern, offenbar durch den Schlies-
muskel verſchloſſen.
Ob man nun gleich nicht allemal im Stande iſt
die verſchnuͤrende Muskeln an den uͤbrigen Auswurfs-
kanaͤlen zu zeigen, ſo hat man doch eben ſo tuͤchtige
Gruͤnde fuͤr ihr Daſeyn. So findet man an der Haut
nichts Muskelhaftes, und es wird die reizbare Natur
derſelben, durch keinen einzigen anatomiſchen Verſuch
beſtaͤtigt (i). Jndeſſen weis es doch jedermann, daß die
Haut von der Kaͤlte und vom Schrekken dergeſtalt zu-
ſammengezogen wird, daß ſie ſich vom gehemmten
Schweiſſe und zuruͤkke gehaltner Ausduͤnſtung ganz
und gar in Blaͤschen erhebt, welche man, in der Spra-
che
[731]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
che des Poͤbels mit einer Gaͤnſehaut zu vergleichen pflegt.
Es ſcheinen dieſe Blaͤschen keinen andern Urſprung zu
haben, als eine ſchleunige Verkuͤrzung der ausduͤnſten-
den Gaͤnge. Es kann aber dieſe Verkuͤrzung von nichts
anders, als von einer Zuſammenziehungskraft, naͤmlich
von den unſichtbaren Faſern entſtanden ſeyn, welche die
Kraft der Nerven beunruhigt und ſich zuſammenzu-
ziehn genoͤtigt haben mus. Man darf auch nicht zwei-
feln, wofern ſich bei dergleichen Gewaltſamkeit ein be-
ſondrer Bau in der Haut mit einmiſchen ſollte, wodurch
dies Zuſammenziehn bewirkt wuͤrde, daß nicht auch eben
dieſe Structur bei geſunden Menſchen zugegen ſeyn muͤſte,
da man doch nicht ſagen kann, daß ſelbige ploͤzlich im
Schrekken entſtanden waͤre. Haben alſo hier Kraͤfte.
die den Schliesmuskeln aͤnlich wirken, Statt gehabt,
wodurch die Muͤndungen der Hautgefaͤſſe geſchwinde ver-
ſchnuͤrt worden, ſo haben ſie immer eben dieſe Natur,
naͤmlich die Zuſammenziehungskraft, ſchon vorher an
ſich gehabt. Folglich iſt die Maſchine ſo beſchaffen ge-
weſen, daß ſie von einem groſſen Reize in Bewegung
geſezzt, die ausduͤnſtende Gaͤnge ganz und gar verſtopfen
und, bei mittelmaͤßiger Kraft, ſelbige blos verengern
kann.
Keine andre Urſache ſcheint ihr Spiel zu haben,
wenn ſich in Druͤſen und Hoͤlungen, die, wie es das An-
ſehn hat, weite Muͤndungen haben und die ſich in die
Harnroͤhre, und beſonders bei deren Austritte, an der
obern Scheide eroͤfnen (k), demohngeachtet doch eine
groſſe Menge Schleim anhaͤuft, den die verliebte Kraft,
oder ein ſchneller Reiz oft ploͤzlich genung ausſtoͤſt.
§. 16.
[732]Siebendes Buch. Die Urſachen
§. 16.
Es verdikket ſich der in den Blaͤschen angehalt-
ne Saft in denſelben.
Es iſt die vornemſte und allgemeine Wirkung der
Blaͤschen dieſe, daß ſie den Saft, welchen ſie im Zu-
ſtande ſeiner Fluͤßigkeit aufnahmen, nunmehr zaͤher ma-
chen, wenn nicht etwa die Natur dieſes Saftes uͤber-
haupt keine Zaͤhigkeit vertraͤgt, wie man an der waͤſſri-
gen Fluͤßigkeit im Auge die Probe ſieht. Selbſt die
Harnblaſe gibt den Harn zwar nicht als eine zaͤhe Ma-
terie von ſich; indeſſen iſt ſolche doch nicht mehr ſo waͤſſ-
rig, oder waͤſſriger, gefaͤrbt und uͤbelrichender als ſie
erſt war, da ſie in der Blaſe ankam. Wegen der Galle
des Saamens und des Schleims wird keiner Zweifel
aufwerfen. Jn der Naſe erzeugt ſich uͤberhaupt ein waͤß-
riger und klarer Schleim, und er behaͤlt auch eben dieſe
Natur noch, wenn er in dem Schnupfen aus der Naſe
laͤuft oder ausgeſchnoben wird; denn zu der Zeit wird
die Naſe von einer beſondern Schaͤrfe gereizt, welche
dem Schleime in der Naſe keine Zeit laͤſſet, ſich ſo lange
darinnen zu verweilen, als zum Zaͤhewerden erfordert
wird. An einem Menſchen, deſſen Geſichte von der
Kaͤlte getroffen wird, fliſſet, da hier aller Verdacht ei-
ner Krankheit wegfaͤllt, ein ganz duͤnnes und helles Waſ-
ſer aus der Naſe. Von einem wiederholten Nieſen
wird ein ſolches Waſſer ausgeworfen, dergleichen naͤm-
lich vorraͤtig iſt, nachdem die erſte Erſchuͤtterungen den
vorraͤtigen Schleim erſchoͤpft haben. Eben ſo wird der-
jenige dikke Schleim, den die Luftroͤhre auszuwerfen
pflegt, auch vom kramfhaften Huſten, ohne Krankheit,
und ſo gar von der Reizbarkeit des Rauches, oder wenn
irgend ein andres Koͤrperchen in die Luftroͤhre gefallen iſt,
geſchwinde heraufgebracht, und da ſelbiger nicht Zeit be-
kommen, ſeine Natur zu veraͤndern, ſo iſt ſelbiger nichts
als
[733]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
als Waſſer. Jch habe oft mit Augen geſehen, daß,
wenn man dieſen ſehr heftigen Huſten mit warmer Milch
beſaͤnftigt gehabt, das Uebel auf der Stelle nachge-
laſſen, ſobald auch nur ein ganz weniges von ordentli-
chem Schleime ausgeworfen worden. Es zeiget dieſes
naͤmlich an, daß nunmehr die Gewalt der Schaͤrfe ſtumf
gemacht iſt und der Schleim in ſeinen Blaͤschen ge-
woͤnlicher Maaſſen Zeit zu verweilen bekommen hat.
Eben ſo ſind die Gedaͤrme mit einem ſehr zaͤhen Schleime
uͤberzogen. Doch ſobald ein ſcharfes Kliſtir durch den
Maſtdarm heraufgetrieben und die emfindliche Beſchaf-
fenheit des Darms rege gemacht worden, ſo entſtehet ſo-
gleich ein ſolches duͤnnes Waſſer darinnen, dergleichen,
wie ich geſehen, von der Furcht oder dem Zorne durch
den Stul abgefuͤrt wird. Von der Harnroͤhre habe ich
ebenfalls geſagt (l), daß dieſe ein gelbliches Waſſer nicht
ohne Schmerzen von ſich gibt, wenn man in dieſelbe ei-
ne ſcharfe Fluͤßigkeit ſprizzet. Selbſt das ſo zaͤhe Oh-
renſchmalz wird nicht anders, als fluͤßig befunden, wenn
das Ohr eine Weile gereizt worden und das Schmalz,
wie es entſteht, hervordringt. Jch habe geſehen, daß
ſelbiges weder bitter, noch dikk, ſondern bleichgelb und
wie ein weiches Oel zum Vorſchein gekommen. Statt
des Saamens pfleget ſich nach uͤbertriebnem Beiſchla-
fe, oder in demjenigen Saamenfluſſe, welcher nach einer
giftartigen Verſchwuͤrung dieſer Werkzeuge erfolgt, ein
Tropfen von unkraͤftigem Waſſer nach dem andern zu er-
giſſen. Die Galle fliſſet wie ein Flieswaſſer aus der Le-
ber heraus (m): ſie wird aber in der Gallenblaſe ſo dikk,
daß ſie ſich zu Faͤden ziehen laͤſſet, nachdem ſie eine Zeit-
lang in dieſem Behaͤlter ſtille geſtanden.
Es iſt alſo kein Zweifel, daß nicht ein Saft in ſei-
nen Blaͤschen dikk werden ſollte. Man braucht keine
Muͤhe,
[734]Siebendes Buch. Die Urſachen
Muͤhe, zu zeigen, warum er ſich darinnen verdikkt. Et-
was traͤgt dazu die Waͤrme bei, indem ſie die zarten und
waͤſſrigen Theile aus allerlei Saͤften, auch auſſerhalb
thieriſchen Koͤrpern, vertreibt. Wenigſtens entlaͤſſet
die Galle aus ihrem Blaͤschen, gewiſſe durchdringliche
Theilchen, von welchen die aͤuſſern Haͤute des Blaͤschen
und das benachbarte weite Gedaͤrme, ſo wie das Darm-
fell, weit und breit mit einer gelben Farbe angefeuchtet
wird. Notwendig muͤſſen diejenigen Gallenteile viel
zaͤrter ſeyn, welche ſich durch die Blaſenhaͤutchen Plazz
machen, wenn der uͤbrige Theil zuruͤkke bleiben mus. Jſt
der duͤnnere Theil endlich eingeſogen worden, ſo verdikkt
ſich die uͤbrige Fluͤßigkeit mit der Zeit.
Etwas vermag auch in der That die Anziehungskraft
gleichartiger Theile unter einander, indem dieſe durch
keine Bewegung des Fortruͤkkens mehr in Unruhe geſezzt
wird. Folglich ſammeln ſich waͤſſrige Theile zu waͤſſri-
gen, oͤlige zu oͤligen, ſchleimige zu ſchleimigen. Fette
Theile, oder ſchleimige, die unter Waſſer gemiſcht ſind
und erſt undeutlich im Blute herumirrten, naͤhern ſich
jezzo, da alles zur Ruhe gekommen, einander, und ſie
vereinigen ſich in den Fettfaͤchern als wirkliches Fett,
und in den Schleimbehaͤltern als ein wirklicher
Schleim (n).
§. 17.
Es wird der duͤnne Theil des Saftes
weggeſogen.
Doch es thut bei der Verdikkung der Saͤfte uͤber-
haupt dieſes die beſten Dienſte, daß die duͤnnern Theile
des Saftes von denjenigen Blutaͤderchen wieder eingeſo-
gen werden, welche ihn aus der Hoͤle des Blaͤschen her-
ausſchoͤpfen. Es iſt dieſes, ſo viel ich mich erinnere,
eine Entdekkung, die ſich von unſerm groſſen Lehrer her-
ſchreibt
[735]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ſchreibt (o). So wie ſich naͤmlich von allen Seiten in
das Blaͤschen ungemein kleine Schlagadern eroͤfnen
und dahin ihre Saͤfte aushauchen, ſo entfuͤhren wie-
derum ſehr viele Blutaͤderchen, welche ſich bis in eben
die Hoͤle des Blaͤschen verlaͤngern, den waͤßrigen und
fluͤchtigen Theil aus dieſer Saftniederlage, ſie uͤberlie-
fern ihn dem Blute wieder, und laſſen den uͤbrigen Saft
im Blaͤschen dikker, als er erſt war, zuruͤkke. Der Er-
weis davon iſt an groſſen und kleinen Saftbehaͤltern
leicht zu machen. Unter den groſſen geben die Gedaͤrme
das Hauptexempel, in dem in ihnen von der fluͤßigen
Speiſemaſſe, auch ſo gar in Perſonen, die am Fieber da-
nieder liegen und etwas Fluͤßiges durch den Mund ge-
noſſen, an dem Ende der weiten Daͤrme, ob ſchon durch
den Stul kein Troͤpfchen Waͤßriges abgegangen, nichts
auſſer einem ſehr harten Kote, der das Anſehn von Stei-
nen hat, uͤbrig bleibt. Es iſt die Urſache davon ſehr
einfach, und ſie hat das Zeugnis der Augen fuͤr ſich;
denn wenn man Waſſer und Terpentinoͤl durch die Pfort-
ader ſprizzet, ſo regnet ſolches ſehr leicht zu ganzen Pfun-
den durch die Gekroͤſeblutadern in das hole Gedaͤrme
hindurch.
Daß vom Saamen der fluͤchtige Theil wieder ein-
geſogen werde, beſtaͤtigen viele Gruͤnde und beſonders
der uͤble Geruch, welcher das Fleiſch der maͤnnlichen
Thiere allenthalben erfuͤllt (o*). Es ruͤhret dieſer,
maͤnnlichen Thieren weſentliche Geruch nicht von den
Saamenteilchen her, welche im Blute herumirren, um
von
[736]Siebendes Buch. Die Urſachen
von den Hoden abgeſondert zu werden, ſondern in der
That von den Theilchen her, welche von dem bereits fer-
tigen Saamen eingeſogen worden. Es hat naͤmlich ein
verſchnittnes Thier weder dieſen ganzen Geruch, noch
im Hirſchgeſchlechte Geweihe, wenn man gleich den
Hirſchboͤkken blos die Saamengefaͤſſe unterbindet, und
man hat folglich nichts geaͤndert, woraus folgen koͤnnte,
daß nicht von den Speiſen in der Blutmaſſe dergleichen
Theilchen erzeugt werden muͤſten.
Doch wir haben bereits die Menge der wiederein-
ſaugenden Blutadern an ihrem Orte erwieſen, und wir
wollen ſie ferner noch an den Hoͤlungen des Ribben-
fells (p), des Herzbeutels (q), des Darmfells (r), der Ge-
hirnkammern (s), der Gallenblaſe, der Harnblaſe (t) und
der waͤßrigen Fluͤßigkeit im Auge (u) beſtaͤtigen. Es
ſchwizzet naͤmlich Waſſer, welches man in die Blutadern
bringt, in alle dieſe Behaͤlter aller Orten aus, ſo wie
eben dieſes auch der in Kornbrantweine aufgeloͤſte Fiſch-
leim thut.
Was die kleinere Hoͤlchen betrift, ſo laͤſt es ſich eben
ſo leicht erweiſen, daß in Blutadern geſprizztes Waſſer
in die Beutelchen des Fettes (x), in die kleine Hoͤlen der
Lunge (y), in die einzelne Blaͤschen des Gedaͤrmes (y*)
uͤberſchwizzt, und damit ich die Sache mit einem Worte
erſchoͤpfe, ſo erſtrekkt ſich das Einſaugen der Blutadern
eben ſo weit, als das Ausdamfen der Schlagadern (z).
Es gibt Faͤlle, wo der zaͤrtere Theil aus dem Gange
ſelbſt mittelſt der Flieswaſſergefaͤſſe eingeſogen wird.
Dahin
[737]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Dahin gehoͤret das, aus der Oberhode laufende Gefaͤs-
chen, welches von mir entdekkt und vom juͤngern
Monroo(a) beſtaͤtigt worden iſt (b).
§. 18.
Jn den Blaͤschen werden die Saͤfte gereinigt.
Es naͤhert ſich dieſe Veraͤnderung, welche von der
aͤuſſerſten Wichtigkeit iſt, in der That am genauſten den
geheimen Kuͤnſten, mittelſt welcher die Natur aus einem
und eben demſelben Blute Saͤfte ableitet, die an Eigen-
ſchaften unter einander hoͤchſt verſchieden ſind. Wir ha-
ben naͤmlich vorlaͤngſt geſehen, wie ſchwer es falle, daß
nicht mit den dikken zu gleich duͤnne Saͤfte abgeſchie-
den wuͤrden. Denn wie leicht geht es nicht an, daß ſich
duͤnne Saͤfte durch weite Muͤndungen mit hindurch-
ſchleichen koͤnnen (c).
Doch es iſt dieſe Beobachtung nicht mit bloſſer
Theorie zufrieden geblieben. Es iſt naͤmlich ausge-
macht, daß das Fett, wenn es ſich erſt erzeugt, mit
Waſſer vermengt und viel ehe einem Gallerte aͤnlich iſt.
So iſt die neuerzeugte Galle ſuͤſſe und waͤßrig, und der
Saame duͤnn, wenn er anfaͤnglich aus ſeinen Durchſei-
hern in die Saamenbehaͤlter hinabfaͤllt.
Dieſen felerhaften Ueberflus an Waſſer verbeſſern
die einſaugende Blutaͤderchen dadurch, daß ſie alles, was
an duͤnner Fluͤßigkeit vorhanden iſt, und ſich fuͤr ihre
kleine Muͤndungen ſchikkt, wieder in ſich nehmen, und
rauben; ſie weiſen die dikken Theile, fuͤr die ihre kleine
Schluͤn-
v. Hall. Phiſ.II.Th. A a a
[738]Siebendes Buch. Die Urſachen
Schluͤnde zu enge ſind, zuruͤkke; ſie ſtoſſen oͤfters, indem
ſie ſich von der Gewalt des Reizes zuſammenziehen, die
ſcharfen Koͤrper in ihr Behaͤltnis zuruͤkke, ſo wie es we-
nigſtens das Anſehn hat, daß die Galle von den Muͤn-
dungen der Milchgefaͤſſe mit Ekel zuruͤkke gewieſen wird.
Solchergeſtalt bleibt vom Fette, bei welchem ſich, wenn
ſich ſolches erſt vor kurzem in die Fettfaͤcher ergoſſen,
eine Menge Waſſer befindet, nachdem in dieſem Exem-
pel die Flieswaſſergefaͤſſe das haͤufige Waſſer davon ab-
gezapft, allerdings eine viel reinere und brennbare Ma-
terie uͤbrig. Was die Galle betrift, ſo erſchoͤpfet ſich
eben ſo wol die duͤnne Fluͤßigkeit, und es iſt der uͤber-
bleibende Theil zaͤher, an Geſchmakke bittrer, oder eine
wirkliche Galle. Dieſes hat auch in dem Gelenkſafte
und im ganzen thieriſchen Koͤrper ſtatt, und es nehmen
alle Saͤfte ihre weſentliche und reine Natur an ſich,
ſobald das uͤberfluͤßige Waſſer, welches zur Karakteriſi-
rung nichts taugt, oder das allen Saͤften gemeine
Waſſer Abſchied genommen.
§. 19.
Die Zuſammenmiſchung der ungleicharti-
gen Saͤfte.
Wie es aber zur Vollkommenheit einiger Saͤfte er-
fordert wird, daß ſie rein ſind, und blos aus Theilchen
von einerlei und eben derſelben Art beſtehen, ſo verlangt
dagegen die Natur andrer Saͤfte, daß ſie aus verſchied-
nen Saͤften zuſammengeſezzt ſeyn muͤſſen. Es kann
aber dieſe Miſchung der Grundſtoffe auf keinerlei Weiſe
bequemer erreicht werden, als durch den Saftbehaͤlter,
in welchen ſich verſchiedne Durchſeiher des Auswurfes
oͤffnen, durch die zugleich Saͤfte von ungleichen Arten
ausgeſchuͤttet werden. Denn indem dieſe Saͤfte in dem
Blaͤschen angehalten werden, ſo digerirt ſie die Waͤrme
eines
[739]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
eines geſunden Thieres, und ſie werden dadurch deſto in-
niger durch einander gemiſcht, je laͤnger ſie ſich in dieſer
Phiole aufhalten. Es iſt naͤmlich in der Chimie eine
wohl bekannte Sache, daß ſich Oele, die noch ſo eigenſin-
nig ſind, und duͤnne Balſame blos von der Digeſtion
aufs genauſte aufloͤſen und mit dem Weingeiſte aufs
Beſte vermiſchen laſſen.
Die verſchiednen Saͤfte koͤnnen wieder auf vielfa-
chem Wege in einem und eben denſelben Blaͤschen zu-
ſammenkommen. Einfach und ſehr theoretiſch waͤre
der Kunſtgrif, wenn ſich Schlagadern von verſchiedner
Groͤſſe in ein Behaͤltnis mit ihren offnen Muͤndungen
endigen wollten, oder wenn in einerlei Saftbehaͤlter,
theils ein Schlagaderſaft hineindamfen, theils ein an-
drer traͤger Saft aus den Holgaͤngen der Druͤſen hin-
einfliſſen wuͤrde. So wuͤrden einige Schlagadern dikke
Saͤfte, andre zaͤrtere durchſeihen, wie uns davon das
Gedaͤrme ein Exempel gibt. Es befindet ſich naͤmlich in
dieſem Behaͤltniſſe, welches unter allen uͤbrigen das wei-
teſte iſt, nicht nur ein dikker Schleim, der von den
Druͤſenblaͤschen ſein Entſtehen her hat, ſondern auch ein
viel duͤnnerer Schleim; indeſſen ſtammet ſowohl der
dikke Saft aus den groſſen und ſichtbaren Muͤndungen
der zottigen Haut, als der ganz zarte aus den undeutli-
chen Schlagaderenden her, wohin auch nicht einmal ein
gewafnetes Auge hinreichen kann. Es war dieſer Vor-
trag bisher eine Geburt von der Speculation des Peter
Nannius(d), eines an ſich beruͤmten Mannes.
Auf eine andre Weiſe kann ſich ein Saft von be-
ſtimmter Art in einem Behaͤltniſſe lagern, und es kann
ſich durch die ausdamfende Schlagaͤderchen ein andrer
viel duͤnnerer Saft unter ihn ergiſſen, oder es kann ſich
gegenteils durch Druͤſen ein andrer dikker mit ihm ver-
A a a 2miſchen.
[740]Siebendes Buch. Die Urſachen
miſchen. So iſt ſehr zu vermuten, daß ſich in den Ge-
lenkpfannen ein ausdamfender und waͤßriger Schweis
der Schlagadern, unter das haaverſiſche Eiweis ergiſ-
ſen mus. So iſt kein Zweifel, daß ſich nicht in dem
Gallenblaͤschen zu dem etwas bittren und fetten Leber-
flieswaſſer, theils der in den Blaͤschen dieſes Behaͤlt-
niſſes erzeugte Schleim, theils eine waͤßrige Fluͤßigkeit
ergiſſen ſollte, welche aus den Schlagaͤderchen ausduͤn-
ſtet. Dergleichen duͤnner Saft ſcheinet ebenfalls durch
Schlagaͤderchen, und vielleicht auch ein Schleim in die
Saamenblaͤschen niedergelegt zu werden, dergleichen
der innere gitterfoͤrmige Bau zu verſprechen ſcheint.
Und hierauf bezog ſich auch die Vermutung unſers Leh-
rers (e), da er glaubte, daß ſich die thieriſche Geiſter in
den einfachen Druͤſen mit dem Flieswaſſer, um im Ma-
gen die Maſſe durcheinander zu mengen, vermiſchen, wie-
wol dieſe Hipoteſe von der Art iſt, daß ſie ſich nicht deut-
lich machen laͤſſet. Endlich kann ſich zu einem, im Be-
haͤlter aufbehaltner Saͤfte, ein anderswo verfertigter
Saft, der auf eignen Gaͤngen herbeigeleitet worden,
ergiſſen, ſo daß alſo aus zween, bereits in ihren verſchied-
nen Abſonderungswerkzeugen durchgeſeihten Saͤften,
nunmehr ein dritter zuſammengegoſſen wird. Von die-
ſer Einrichtung kommen im menſchlichen Koͤper viele
Beiſpiele vor. Es giſſet die Natur unter den Speiſe-
ſaft, den der Magen bereitet, Galle, die doch in einem
andern Eingeweide erzeugt worden, nebſt dem Gekroͤſe-
druͤſenſafte, damit hieraus ein neues und fluͤßigeres
Mengſel, unter dem Namen des Narungsſaftes (f), ent-
ſtehen moͤge. Solchergeſtalt fliſſen in dem Chilkaſten
ein weiſſer und fetter Narungsſaft und ein gallertarti-
ges Flieswaſſer zuſammen. Eben ſo vermiſcht ſich in
der
[741]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
der Harnroͤhre der von den Hoden uͤberlieferte Saamen
mit der Vorſtehermilch, und es wird in einigen vierfuͤſ-
ſigen zu dem ungemein zaͤhen Saamen (g) ein duͤnnerer
Saft von beſondern Druͤſen hinzugegoſſen. Und ſo
koͤmmt in den ſo genannten Gelenkkapſeln mit dem ha-
verſiſchen Gallerte ein Oel, welches aus der groſſen
Roͤhre des Knochens dringt, zuſammengefloſſen.
Durch dergleichen Anſtalten kann ein Blaͤschen in
dem verfertigten Safte ganz wiedrige Eigenſchaften,
als die vorige waren, hervorbringen und eine groͤßre
Verduͤnnung oder Fluͤßigkeit darinnen verurſachen.
Denn, wenn die in ein Blaͤschen hauchende Schlagadern
in groͤßrer Anzal oder loſer ſind, und ein duͤnner Saft
in voller Menge in das Blaͤschen ausgeſchwizzt wird,
ſo wird ein ſolcher Saft, der dieſes Blaͤschen bewont,
davon fluͤßiger gemacht werden, und auch fluͤßiger aus-
gegoſſen werden koͤnnen. Eine Probe ſieht man an dem
Unflate in den Gedaͤrmen, indem dieſer durch einen ver-
merten Reiz und einen reichlichen Zuſammenflus vom
Schlagaderdunſte, augenſcheinlich erweicht und ver-
duͤnnet wird.
§. 20.
Es wird in den Blaͤschen eine Schaͤrfe in den
Saͤften erzeugt.
Es haben faſt alle und jede menſchliche Saͤfte die
Art an ſich, daß, wenn ſie in einer Waͤrme, wie die Le-
benswaͤrme eines geſunden Menſchen iſt, einige Tage
lang aufbehalten werden (h), und wenn ſie uͤberdem in
einem verſchloßnen Behaͤltniſſe alle ihre Fluͤßigkeit bei
ſich behalten, ſie allerdings eine Schaͤrfe an ſich
A a a 3neh-
[742]Siebendes Buch. Die Urſachen
nehmen, welche der erſte Schritt zur Faͤulnis iſt, und
ins harnhafte Weſen ausartet. Doch es iſt kein einzi-
ger Ort zu finden, wo dergleichen Veraͤnderung eine
vorhergeſehne Abſicht der Natur ſeyn ſollte, und es
wuͤrde eben dieſer Saft, ohne ſolche Schaͤrfe, ohnmoͤg-
lich ſeine Dienſte gehoͤrig verrichten koͤnnen. So wird
die Galle in der Gallenblaſe (h*), da ſie doch von gelin-
dem Geſchmakke aus der Leber bereitet wird, ungemein
bitter und brennend an Geſchmakke. So verwandelt
ſich der, von den Hoden kommende gelbliche und duͤnne
Saamen, in den Saamenblaͤschen in eine lebhaftgelbe
und richende Fluͤßigkeit. Es wird aber auch die Milch
durchs Stillſtehen, da ſie ſuͤs war, bitter gemacht, und
es erzeuget ſich in dem Schleime der weiblichen Theile
ebenfalls eine Schaͤrfe (h**). Es zielet dieſes aber auf
die Erhaltung des Koͤrpers, daß der Unflat in dem wei-
ten Gedaͤrme ſcharf und ſtinkend werden mus.
§. 21.
Die Blaͤschen halten die Saͤfte an ſich, damit
ſich ſolche nicht ehe, als zu gehoͤriger und
rechter Zeit, ergiſſen moͤgen.
Es haben die vorige und die naͤchſtfolgende Be-
trachtungen eine ſehr nahe und unablehnliche Verwand-
ſchaft unter einander. Es verweilt ſich naͤmlich und
ſammelt ſich der Saft in den Blaͤschen, damit der ganze
Vorrat zu einer und ebenderſelben Zeit ausgegoſſen
werde, wenn es naͤmlich dem Leben eines Thieres zu-
traͤglich iſt. Die Exempel davon ſind ſolche, wenn
eine Menge nuͤzzlichen Saftes verlangt wird, welcher,
wenn er ohne die Niederlage der Blaͤschen beſtaͤndig
wegfliſſen moͤchte, weder an die von der Natur beſtimm-
ten
[743]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ten Orte, noch Kraft eines notwendigen Triebes, noch
in ſolcher Menge anlangen wuͤrde, als zum Dienſte des
Lebens hinlaͤnglich iſt. So war es noͤtig, daß der
Saame in Blaͤschen, oder in Gaͤnge, die den Blaͤschen
aͤnlich ſind, geſammelt wurde, damit ſich ſelbiger in eine
kleine Maſſe von einiger Groͤſſe und Schwere verwan-
deln moͤchte, um von dem Befele des austreibenden
Muskels einen ſolchen Nachdrukk annehmen zu koͤnnen,
als zur Vollfuͤrung der vorgeſchriebnen Reiſe erforder-
lich iſt. Er muſte naͤmlich dieſen Nachdruk erhalten,
um laͤngſt der Mutterſcheide, die oft lang iſt, und durch
die ſehr lange Gebaͤrmutter in den Vierfuͤßigen, bis zu
den Eierſtoͤkken gelangen zu koͤnnen, um daſelbſt die
Grundſtoffe der Menſchheit, was es auch vor welche
ſeyn moͤgen, entwikkeln zu helfen. Denn waͤre wohl
zu dieſem Geſchaͤfte jemals ein Troͤpfchen Saamen hin-
laͤnglich geweſen, dergleichen aus dem Gefaͤschen der
Oberhode troͤpfeln kann?
Es iſt ſolchergeſtalt warſcheinlich, daß in der That
die Gallenblaſe einigen Vorrat an Galle ſammeln muͤſſe,
um ſelbige beſonders zu der Zeit in den Zwoͤlffingerdarm
auszugiſſen, wenn die Verdauung im Kochen begriffen
iſt und die Natur viel Galle noͤtig hat (i). Es ſam-
meln ſich aber auch in den Klappen des Luftroͤhrenkop-
fes, in den Blaͤschen der Speiſeroͤhre, und im ganzen
langen Blaͤschen des kleinen wurmfoͤrmigen Gedaͤrm-
chen, und in den Faͤcherchen des aͤuſſerſten Maſtdarms
ein Schleim, welcher die Sprache, das Hinabſchlingen
und den Auswurf des Kotes, beſonders gegen die rechte
Zeit, viel emſiger bedient.
Ein andrer, aber verwanter Nuzzen der Blaͤschen
iſt, einige ſtinkende und den Sinnen unangeneme Saͤfte
anzuhalten, damit ſie nicht, wieder Willen und ohne
A a a 4Unter-
[744]Siebendes Buch. Die Urſachen
Unterlas wegfliſſen und den Koͤrper, der zu einem buͤr-
gerlichen Leben beſtimmt iſt, beſudeln moͤgen. So
bleibt der Harn in ſeiner beſondern Blaſe, ſo in dem
weiten Gedaͤrme der Kot, in der Naſe der Schleim und
der Saame in ſeinen Blaͤschen verſchloſſen.
§. 22.
Die Ausleerung des Blaͤschens.
Das Bewaren des Saftes bringt auch dieſen Vor-
teil zu wege, daß ſelbiger, mittelſt ſeiner Schaͤrfe und
Menge, das Behaͤltnis deſto kraͤftiger reizen und die aus-
leerende Kraͤfte deſto beſſer in Bewegung ſezzen kann.
Auf dieſe Art erhaͤlt man die Abſicht, daß die menſchli-
che Saͤfte, weder uͤber eine, den Abſichten zutraͤglichen
Menge, noch uͤber den vorgeſchriebnen Grad der
Schaͤrfe, im Behaͤlter ſteigen doͤrfen, noch dem Leben
Schaden zufuͤgen koͤnnen, ſondern daß ein jeder Saft
mit der Zeit an ſeine beſtimmte Oerter hin gelangen
moͤge. Es mag naͤmlich die Gewalt des Reizes, womit
auch gelinde Saͤfte auf einen Auswurf dringen, ſo un-
uͤberwindlich ſeyn, als ſie immer will, ſo lehrt uns doch
die unertraͤgliche Notdurft, nach der wir zum Nieſen,
Huſten, Stulgange, Harnen, Saamenergiſſen gezwun-
gen werden, daß wir unſern Koͤrper von dem zuruͤkkge-
haltnen Ueberfluſſe entladen muͤſſen. Was hierzu vor
maſchinenmaͤßige Anſtalten in Bereitſchaft liegen, um
den Auswurf zu verrichten, das ſoll jezt von uns gezeigt
werden.
Man weis, daß ſich ein gereizter Muskel zuſam-
menzieht. Nun hat die Natur den Muskelbau, der ge-
meiniglich ſichtbar, bisweilen aber auch fuͤr unſre Sin-
nen zu fein iſt, mit Blaͤschen umgeben, und es hat die-
ſes Muskelwerk die Art, daß ſolches nach dem Ausdeh-
nen, von der Schaͤrfe, oder blos von dem Triebe der
Einbil-
[745]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Einbildungskraft und der Begierde gereizt, den Saft
aus dem Blaͤschen heraustreibt.
Es ſchiſſen ſich aber die Muskelfaſern auf verſchiedne
Weiſe an das Blaͤschen an. Oftmals ſind ſie gleich-
ſam in den Bau des Blaͤschens ſelbſt hineingepflanzt;
ein ander mal lagern ſie ſich von auſſen, und gleichſam
von ferne, herum, und ſie leeren bald ein einziges Blaͤs-
chen, bald ein ganzes Druͤſenſiſtem zu gleicher Zeit aus.
Daß groſſe Behaͤlter hin und wieder ihre eigne Mus-
kelfaſern bekommen haben, kann man ſchon mit Augen
ſehen. Daß der Magen, die Harnblaſe und Gebaͤrmut-
ter von ihren Muskelfaſern ausgeleeret werden, daran iſt
wol nicht zu zweifeln; denn, wiewol einige beruͤmte
Maͤnner daran gezweifelt, ſo wiederſprechen doch die
Verſuche.
An den kleinen Blaͤschen iſt alles kleiner, und es laſ-
ſen ſich weder vom Geſichte, noch von groͤbern Verſuchen,
die mit der Nadel oder dem Meſſer geſchehen, Muskelfa-
ſern entdekken. Jndeſſen beſtaͤtigt doch die chimiſche
Schaͤrfe in eben dieſen Blaͤschen eine Reizbarkeit; denn,
wenn man dergleichen Dinge in einem lebenden Men-
ſchen anbringt, ſo wird dadurch der Auswurf dieſer
Saͤfte auf eine wunderbare Weiſe beſchleunigt. Nieſemit-
tel reizen die Holwege in der Naſe, Speichelabfuͤrungs-
mittel die Druͤſen im Munde, Gurgelwaſſer fuͤren den
Schleim im Halſe aus, ſcharfe Pulver den zaͤhen Schleim
in den Gedaͤrmen. Es haben vorlaͤngſt beruͤmte Maͤn-
ner (k) die Analogie der Blaͤschen und des Magens ein-
geſehen, und ſie ſind nicht ſparſam geweſen, dieſen Blaͤs-
chen Fleiſchfaſern mitzuteilen. Andre haben allen Druͤ-
ſen eine periſtaltiſche Bewegung (Darmbewegung) zuge-
ſchrieben (l), noch andre wieſen den ausfuͤrenden Schlag-
A a a 5adern
[746]Siebendes Buch. Die Urſachen
adern Fleiſchfaſern an, um ſich wechſelweiſe verengern
und erweitern zu koͤnnen (m). Noch andre haben nicht
allein ordentlichen Druͤſen, ſondern auſſerdem noch der
Lunge, der Leber, den Nieren, den Hoden, mit den
Muskelfaſern ein Geſchenke gemacht (n).
Leichter geht es an, von auſſen an den Flaͤchen der
Blaͤschenſiſtemen das Muskelhafte zu entdekken, indem
hier die Flaͤchen groͤſſer ſind. Jn Thieren ſind die Druͤ-
ſen, beſonders an dem haͤutigen Magen der Voͤgel (o),
und am Magen des Bibers (p), ſehr ſchoͤn anzuſehen und
mit Fleiſchfaſern eingefaſt, und von ihnen hat ehedem
der geſchikkte Wepfer ſehr artige Beſchreibungen gege-
ben. Es hat aber auch die wolrichende Schmier des
Zibetthieres (q), und eines andern (r) aus Afrika, welches
Moſch gibt, wie auch die Biberblaͤschen (s), ferner die ge-
meinen Saͤkkchen, die an Voͤgeln (t) und den meiſten
vierfuͤßigen Thieren an dem hintern liegen und eine
ſtinkende Salbe enthalten, ihre muskelhafte Umkleidun-
gen. So werden die Druͤſen dem Beutelthiere (marſu-
piale, didelphis, Philander), nebſt ihren Saͤkkchen vom
Schliesmuskel zuſammengedruͤkkt (u). Am Biber
druͤkkt der Muskel unter der Haut die Halsdruͤſen
aus (x).
Doch es beſizzet auch der Menſch einige ſolcher Um-
kleidungen. Es haben die Hoden ſehr zalreiche Aus-
wurfsgaͤnge, welche ein einziger Muskel, der Hodenhe-
ber,
[747]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ber, zuſammendruͤkkt und den Saamen aus der ganzen
Hode auspreſt, wie man am Pferde noch deutlicher ſe-
hen kann (y). Eben ſo ſind die kleinen ſo zalreichen
Holgaͤnge des obern Theils am Schlunde, der Speiſe-
roͤhre und der Gedaͤrme mit einer gemeinſchaftlichen
Fleiſchhaut und mit Ringfaſern, die um die ganze
Roͤhre herumgehen, ſo genau bedekkt, daß dieſe Faſern
ihr Amt niemals verrichten, oder die groſſe Roͤhre veren-
gern koͤnnen, daß ſie nicht zu gleicher Zeit aus dieſen
Holgaͤngen den Schleim herausdruͤkken ſollten.
Noch auf andre Weiſe hat die Natur, auch vornaͤm-
lich fuͤr die Ausleerung der ſehr weiten Behaͤltniſſe, ge-
ſorgt. Sie hat es naͤmlich ganz und gar, nebſt dem
Siſteme der benachbarten Eingeweide, mit einem ſehr
breiten Muskelguͤrtel umſpannt, wodurch alſo die ganze
Hoͤle, welche nebſt andern Theilen auch das Behaͤltnis
in ſich begreift, von dem die Rede iſt, dergeſtalt veren-
gert wird, daß dieſes Blaͤschen zugleich mit Kraft an-
gegriffen und ausgedruͤkkt wird. So leeren die ſo viel
vermoͤgende Preſſen hier des Zwerchfells, dort der ſchief-
laufenden und Quermuskeln des Unterleibes, die Gebaͤr-
mutter, die Harnblaſe, die Gallenblaſe mit der groͤſten
Gewalt aus. Und ſo preſſet der muskelhafte Ring der
Aufrichter am Maſtdarme die Saamenblaͤschen und
die Vorſteherdruͤſe aus, und auf gleiche Weiſe druͤkken
die zwo Muskelſaͤulen am Schlundkopfe das Zaͤpf-
chen (z). Es iſt auch hievon die Weiſe nicht ſehr un-
terſchieden, wie der darunter liegende Kaͤumuskel die Oh-
rendruͤſe, die Kieferndruͤſe, der zweibaͤuchige Muskel,
der Ringmuskel der Augenlieder, die Traͤhnendruͤſe, der
breite Muskel des Zungenbeins, die unter der Zunge
gelagerte Druͤſe, die Schilddruͤſe, die Bruſtknochen-
mus-
[748]Siebendes Buch. Die Urſachen
muskel der Luftroͤhre, die Bruſtknochenmuskel des Zun-
genbeins, und andere druͤkken.
Jch ſehe, daß vorlaͤngſt Stahl, Michael Alberti(a)
und vor kurzem Gottlieb von Bordeu(b), ihrer Partei
zum beſten davor gehalten, daß man dieſes mechaniſche
Druͤkken, wodurch Druͤſen ausgedruͤkkt werden, ver-
werfen koͤnne. Doch es iſt ſo augenſcheinlich wahr, daß
der Speichel von den Muskeln, die die Kinnbakken be-
wegen, herausgepreſt wird, daß derſelbe auch ſo gar,
wenn man zwiſchen die Zaͤhne Holz bringt, haͤufig zufliſ-
ſet, da doch bei dieſer vollkommen mechaniſchen Kraft
weder Begierde, noch Wille Statt findet. Jch habe
dieſen Verſuch, der an ſich geringe, aber doch das zu
erweiſen tauglich iſt, was er erweiſen ſoll, und kurz und
thaͤtig genung iſt, ſelbſt gemacht.
Man hat noch eine andre, aber nicht muskelhafte Art
vom Drukke, da der mit Speiſen angefuͤllte und von
Luft ausgedehnte Magen, auf die Gallenblaſe druͤkkt.
So tritt oft der Kot, wenn man eine groſſe Menge
Wachs in die Darmgefaͤſſe treibt und die Hoͤle derſel-
ben vernichtet worden, durch den Hintern heraus. So
haben Thiere, die man unter eine luftleere Glokke ver-
ſchloſſen, in der ausgedehnten Luft, welche ſich in ihrem
Leibe ausbreitete, ihren Unrat von ſich gegeben.
§. 23.
Die blinden Behaͤlter.
Man iſt nicht an Exempeln verlegen, daß aus druͤ-
ſigen Hoͤlen, die allenthalben blind oder zu ſind, uͤber-
haupt gar nichts ausgeleert werde. Denn auf dieſe
Weiſe behalten die Gelenkhoͤlungen, die doch ſo anſen-
lich und zalreich ſind, ihr Gliedwaſſer bei ſich, ohne es
irgend wohin zu verſenden: eben ſo behalten die holen
Sehnen-
[749]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Sehnenſcheiden, die Nierendruͤſen, die Augenkammern,
die graafiſchen Eierchen, und vielleicht auch die Gehirn-
kammern, und die Hoͤlen des Herzbeutels, des Ribben-
fells, der Bruſt, des Unterleibes, der Fruchthaut, die
Hoͤlchen des Fettes, die Nabelſchnur, und viele andre
kleine Raͤume im Zellgewebe ihre Saͤfte bei ſich. Es
iſt billig, daß in dieſen Exempeln die Abſondrung durch
ein Einſaugen, oder Ausduͤnſten wieder verguͤtet we de,
und daß von den Blutadern ſo viel wieder geraubt, oder
auf andre Weiſe zerſtreut werde, als die Schlagadern
ausſchuͤtten. Jch bin auch nicht dawieder, daß in eini-
gen unter dieſen Exempeln und in lebenden Menſchen,
nicht ein Theil des abgeſchiednen Saftes durch die Haͤute
des verſchloßnen Behaͤltniſſes ſelbſt, vermoͤge ſeiner
Durchdringlichkeit einen Weg finden und ſich in die
umliegende Oerter ergiſſen ſollte. Da die Galle durch
die Schweisloͤcher ihrer Haͤute hindurchſchwizzet, war-
um ſollten dieſes auch nicht andre Saͤfte thun koͤnnen,
ob ſie ſich gleich nicht eben ſo durch ihre Farbe verraten.
§. 24.
7. Man haͤlt die vorigen Eigenſchaften auf ver-
ſchiedne Weiſe gegen einander.
Nunmehr muͤſſen wir auch von denjenigen Verſchie-
denheiten der Saͤfte, die im Abſondrungsproceſſe vor-
kommen, reden, welche aus Verbindung der obigen Ur-
ſachen unter einander, erwachſen.
Solchergeſtalt koͤnnen ſich verſchiedne Urſachen ver-
einigen, welche eine Zaͤhigkeit hervorbringen. Jch
will die einfachſte Speculation zuerſt her ſezzen. Es be-
wegen ſich in allen und jeden Kanaͤlchen die Theilchen
traͤger, laͤngſt den Seiten derſelben: folglich iſt an die-
ſem Orte die Anziehungskraft der zaͤhen Stoffe groͤſſer,
als anderswo. Jſt auſſerdem die ganze Schlagader
aͤſtig,
[750]Siebendes Buch. Die Urſachen
aͤſtig, oder ſchlangenfoͤrmig gewunden, oder aus irgend
einer andern Urſache geſchikkt, im Blute eine Traͤgheit
zu erzeugen, ſo werden ſich die zaͤhen Theile an den Sei-
ten der Schlagader wieder ſtaͤrker anziehen. Denn ſie
bewegten ſich ſowol in der Achſe, als laͤngſt den Seiten
langſam, und nun gehet wieder von dieſer ſchlaͤfrigen
Bewegung ein neuer Theil verloren. Solchergeſtalt
werden ſich die Schleimmteilchen, oder fette Stoffe in der
That an die Seiten der Schlagadern und an die, daraus
entſproßne andre Kanalmuͤndungen, eigenſinnig an-
haͤngen.
Es mindert der Wiederſtand der Aeſte und der Aus-
wurfsgaͤnge die Geſchwindigkeit in dem Stamme ſelbſt,
indem ſich ſolcher nur mit Muͤhe ausleeren kann. Es
koͤnnen ſolche Bedingungen da ſeyn, welche die Ge-
ſchwindigkeit in der Schlagader kleiner machen, und es
koͤnnen ſolche hinzukommen, welche in dem Auswurfs-
gange eine Traͤgheit verurſachen. Solchergeſtalt wer-
den ſchon im Blute ſelbſt die ſchleimigen, fetten, gal-
lertartigen Theile anfangen ſich einander anzuziehn, und
ſie werden ſich mit groͤſſerem Nachdrukke in dem Aus-
wurfsgange und in deſſen Blaͤschen und Windungen
einander anziehen, wenn ſie einander nahe und von we-
niger Fluͤßigkeit getrennt, dahin ankommen. Auf dieſe
Weiſe faͤngt ſich bei Mannsperſonen in der Schlagader
bereits die Traͤgheit des Saamens an, und es nimmt
dieſelbe in den Windungen der gefalteten Oberhode im-
mer mehr und mehr zu. Und folglich mus der Saame
eine ungemeine Zaͤhigkeit davon tragen.
Es kann ſich auch, um vom Stamme zu reden, die
Faltung und der Winkel, unter welchem der Aſt aus dem
Stamme hervortritt und der ein Wiederpart der Ge-
ſchwindigkeit iſt, oder eine Falte vereinigen, welche die-
ſer Gang mit dem Stamme macht. Hier kann auf
zwie-
[751]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
zwiefache Weiſe die Traͤgheit im geſchiednen Safte zu-
nehmen. Denn da bereits die Bewegung in der Schlag-
ader langſam iſt, und der wiedriggeſinnte Winkel wie-
der von dem wenigen noch die Helfte der Bewegung
raubt, ſo mus notwendig eine ſehr kleine Geſchwindig-
keit uͤbrig bleiben. Und da die Kraft der Schwere bei
einem ſchnellen Blutſtrome ſchwerlich empfunden wird,
und dieſe doch ein traͤger laufendes Blut in Blutadern
nachdruͤkklich veraͤndert, ſo mus auch die Kraft der Win-
kel und Falten eines Auswurfganges, die er mit der
Schlagader macht, deſto wirkſamer ſeyn, das an ſich
ſchon traͤge Blut noch mehr einzuſchlaͤfern.
Es kann ſich ferner die traͤge Bewegung im Schlag-
aderſtamme, mit der die Geſchwindigkeit hemmenden
Eigenſchaft der Adernezze in den kleinſten Gefaͤſſen, mit
den Falten und Zwiſchenblaͤschen des Auswurfganges,
mit einem haͤufigen Einſaugen, mit der Beimiſchung ei-
nes, ſo gar zaͤhen Saftes, mit allen zugleich, oder nur
mit einigen dieſer Faͤlle vereinigen.
Einer, der hier zu uͤberlegen gewont iſt, wird leicht
einſehen, daß die Faͤlle, welche in dem Stamme einer
abſondernden Schlagader, und in deren Aeſte, in der
verſchiednen Dichtheit der Scheideloͤcherchen in der ge-
raden Figur, in den Falten, der Laͤnge, in den Blaͤs-
chen, der Ausdampfung, Wiedereinſaugung, Reizbar-
keit und andren erzaͤlten Dingen Statt finden, faſt un-
endlich verſchiedne Abſonderungen hervorbringen koͤnnen.
Jn einem andern Orte habe ich gezeigt, daß aus zehn
verſchiednen Faͤllen, 1023 Arten von Saͤften zuſam-
mengeſezzt werden koͤnnen (c).
§. 25.
[752]Siebendes Buch. Die Urſachen
§. 25.
Man nimmt den Begriff der obigen Abhand-
lungen in die Kuͤrze zuſammen.
Alles, was wir in einem weitlaͤuftigen Vortrage,
theils aus Verſuchen, theils nach der Theorie bisher er-
zaͤlet, wollen wir jezzt ins Enge bringen, um mit einem
Blikke zu faſſen, was nach unſren Gedanken das aller-
warſcheinlichſte iſt. Wir uͤbergehen zugleich alles das-
jenige, welches zu beweiſen unzulaͤnglich iſt, oder auf
bloſſes Speculiren gebaut worden, da wir Schriftſtel-
lern von groͤſſerem Ehrgeize gern den Ruhm laſſen, den
ſie von einer vollſtaͤndigen Erklaͤrung eines ſo ſchweren
Geſchaͤftes erwarten.
Wir haben demnach gezeigt, daß in der That im
Blute Theilchen von eben der Natur, als im bereits
geſchiednen Safte herrſchen, oder doch ſolche vorkom-
men, welche geneigt ſind, dieſe Eigenſchaften anzuneh-
men. Jm Blute befindet ſich Waſſer, ein gerinnbarer
Saft, zwar kein reifer Schleim, aber doch eine ſchlei-
mige Zaͤhigkeit, und ein unvollkommnes Fett (d). Alle
dieſe ſchleimige, gallertartige und fetten Stoffe, welche
ohne Zweifel ſchwerer, als reines Waſſer ſind, muͤſſen
vom Blute geſchieden werden, theils weil die Muͤndun-
gen, durch welche vom Blute alles was duͤnner, als
Blut iſt, Abſchied nimmt, an ſich kleiner, als die roten
Kuͤgelchen ſind (e), theils weil alles was zaͤhe iſt, ſich
den Kanalwaͤnden naͤhert und von den Kuͤgelchen, die
im Gleiſe der Achſe ſchwimmen, dahin getrieben wird (f),
da es dieſen an Feſtigkeit und an Bewegbarkeit weichet;
ferner, weil ſich in den kleinſten Gefaͤſſen, da der Umlauf
des Blutes bereits abgemattet iſt, die ſchleimigen, gal-
lerthaften und oͤligen Theile bereits einander anzuzie-
hen
[753]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
hen anfangen, ſich zu ihres gleichen ſchlagen, und ſchlei-
mige Theile mit ſchleimigen, eiweisartige mit gallertar-
tigen, fette mit oͤligen gemeine Sache machen (g). Je
mehr ſie ſich aber mit ihres gleichen verbinden, deſto
ungeſchikkter werden ſie zur Bewegung, und deſto mehr
haͤngen ſie ſich an die Waͤnde der Kanaͤle, und die dar-
aus entſproſſne Muͤndungen, nach dem Exempel des
Flieswaſſers an, welches aus der Naſe, oder aus der
Lunge, oder der Harnroͤhre, nach einem heftigen Reize,
hinter dem Schleime herausgefloſſen koͤmmt. Es ver-
raͤt ſich naͤmlich alsdenn das hervordringende mit ſeiner
gelben Farbe.
Ferner ſo ziehen ſich von dieſen dreien Arten zaͤher
Saͤfte, die fetten nach den groͤſten Muͤndungen und
zugleich nach den kuͤrzeſten Kanaͤlen hin; und da ſie von
einer geringen Kraft des Herzens gereizt werden zur Be-
wegung, ſo begeben ſie ſich aus der Urſache in dieſe Muͤn-
dungen, weil dieſes unter allen die groͤſten ſind (h) und
ganz allein zur Aufname dergleichen traͤger und dikker
Theile die Haͤnde bieten. Nach dieſem legen ſie ſich,
wie es ſcheint, mittelſt einfacher Schweisloͤcher (i), in
ihren Faͤcherchen an, indem der Wiederſtand in laͤn-
gern (k), oder engern Kanaͤlen viel zu gros iſt, als daß er
ſich von einem hoͤchſt traͤgen Safte uͤberwaͤltigen liſſe.
Sobald dieſe Fetteile von den Faͤchern aufgenommen
worden, ſo ſtehen ſie daſelbſt ſtille (l), und ſie naͤhern
ſich bei guter Weile einander, indem nun keine Fluͤßig-
keit mehr ihre Vereinigung hindert. Jn dieſen Fettbe-
haͤltern wird das Fett ſein beigemiſchtes Waſſer und
Flieswaſſer allmaͤlich, durch Huͤlfe der einſaugenden
Blutaͤderchen los (m), welche zu klein ſind, als daß ſie
ein
v. Hall. Phiſ.II.Th. B b b
[754]Siebendes Buch. Die Urſachen
ein ſtillſtehendes Fett aufnehmen koͤnnten; ſolchergeſtalt
ſammelt ſich das Fett in reiner Geſtalt.
Der gerinnbare Saft ſehnet ſich nach Muͤndungen,
die um etwas kleiner, als die Schweisloͤcher des Fettes,
und folglich auch um ein vieles enger, als die Blutmuͤn-
dungen ſind (n), und er kann ſich auch in die mehr ge-
oͤffnete Wege des Fettes leicht einſchleichen (n*). Er
wird nebſt Flieswaſſer und Waſſer hineindringen, beide
aber begeben ſich entweder durch die kleinſte Loͤcher, wel-
che fuͤr den Durchmeſſer eines Gallertteilchen zu enge
ſind (o), davon, oder ſie werden von den einatmenden
Flokken eingeſogen (p), bis das Fett fortgeſchaft und das
Waſſer eingeſogen worden, und dieſer eiweisartige Gal-
lert nunmehr in ſeinen beſondern Gefaͤſſen ganz allein
zum herrſchenden Safte geworden. Da er nun fluͤßi-
ger iſt, als Schleim, und zugleich eine groͤſſere Schwere
beſizzet (q), ſo wird er ſich durch die laͤngere Auswurfs-
gaͤnge (r) Plazz machen, wo ſonſt weder Fett, noch
Schleim durch kann. Mittelſt des Wiedereinſaugens
ſondert er ſich auch vom Fette ab.
Die Wege des Schleims ſcheinen ſchon enger zu
ſeyn, als die Wege des Oels, oder des Flieswaſſers,
als welches ſie nur denn allererſt in ſich geſtatten, wenn
die Geſchwindigkeit groͤſſer geworden. Sie ſind faſt
jederzeit kurz, und es iſt der Schleimflokke gar nicht lang,
wenn er ſich in ein Blaͤschen begibt. Man kann glau-
ben, daß der Schleim entweder aus einer gebognen, oder
lang gedehnten Haarfeinen und von groſſen Staͤmmen
weit entlegnen Schlagader ſein Enſtehen bekomme. En-
ſteht ein ſchleimiger Saft ohne Blaͤschen, ſo iſt es zu
ver-
[755]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
vermuten, daß er alsdenn nur von kleinen, langen (s)
und lokkig gewundnen (t) Schlagaͤderchen erzeugt werde,
damit die zaͤhen Theilchen durch die Verweilung ſelbſt
und vermoͤge ihrer Anziehungskraft zu einander kommen
moͤgen. Endlich ſo wird die Traͤgheit, die im neuverfer-
tigten Schleime nur geringe iſt, in dem Blaͤschen, oder
in dem ſehr langen Auswurfsgange, wenn ſich das Waſ-
ſer eingezogen (u) und ſich die Theile einander angezogen,
vollkommen zu Stande gebracht (x).
Die waͤſſrige Fluͤßigkeiten begeben ſich in noch zaͤr-
tere Muͤndungen (y), welche, ſo lange das Werkzeug in
gutem Zuſtande iſt, weder ſchleimige, noch gerinnbare,
noch fette Theile aufzunehmen geſchikkt ſind. Es ſchei-
den ſich ſelbige von einer roten Schlagader, oder von
einem kleinen Schladaͤderchen, welches ſich vom roten
Gebluͤte bereits entledigt hat (z), ab, oder es wird das
Waſſer von den vorigen Arten der Saͤfte abgeſogen.
Ueberdem ſo ſcheint es, daß die, fuͤr das Waſſer beſtimmte
Roͤhren gerade ſind (a), und daß ſie unter ſolchen Win-
keln (b) und unter ſolchen Bedingungen entſtehen und
verlaͤngert werden, welche am geſchikkſten ſind, die Ge-
ſchwindigkeit zu erhalten und die Verweilung aufs beſte
zu hindern.
Sind dieſe vier erzaͤlte Arten von Saͤften abgeſogen
worden, ſo bleibt in einer roten Schlagader faſt nichts,
als Blut uͤbrig, welchem die zu kleine Muͤndungen, we-
gen ſeiner Dikke den Durchgang verſaget haben, und
welches die tauglichſten Theile beſizzt, die Achſe der Ader
zu behaupten, die Geſchwindigkeit zu erhalten und die
Gleichguͤltigkeit der kleinſten Schlagaͤderchen gegen an-
B b b 2dre
[756]Siebendes Buch. Die Urſachen
dre Saͤfte auf beſſre Gedanken zu bringen, oder ihre
Dichtheit zu uͤberwaͤltigen, weil ein ſolches Blut nun-
mehro derber iſt. Jndeſſen nimmt in dieſen Endigun-
gen der Schlagaͤderchen, darum doch nicht alles Waſſer,
oder eine jede Art von feinen Saͤften von dem Blute
voͤllig Abſchied. Es ergibt ſich aus unſern Verſuchen,
daß ein Kuͤgelchen den ganzen Durchmeſſer ſeines Gefaͤs-
chen ausfuͤllt, doch es erhellet auch dabei aus der unter-
brochnen Reihe der Kuͤgelchen hinter einander, daß zu-
gleich mit ihnen eine unſichtbare Fluͤßigkeit mit hindurch-
geht, und es laͤſſet ſich ihre Bewegung, ohne eine Reihe
gewiſſer tragenden oder verbindenden Theile, ſo unſicht-
bar auch dieſe in der That ſind, kaum in Gedanken vor-
ſtellen (d).
§. 26.
Beiſpiele, welche von zaͤhen Saͤften, von der
Galle und dem Saamen hergenom-
men ſind.
Exempel haben das Recht einen ernſthaften Vor-
trag munter zu erhalten, und ſie gewinnen das Zutrauen
bei Perſonen, welche abſtracte und allgemeine Begriffe
nicht mit gehoͤriger Lebhaftigkeit empfinden. Jn dieſer
Abſicht kommen bei der Erzeugung der Galle, dieſes an
ſich zaͤhen und zugleich entzuͤndbaren Saftes, ſo viel
uns bekannt iſt, folgende Eigenſchaften zuſammen.
1. Verſammelt ſich ein Blut, welches einen zaͤhen, oͤli-
gen, ſcharfen Saft zu liefern geſchikkt (e), oder mit Oel,
mit einem Dunſte aus dem Unterleibe und mit einer
faulen Fluͤßigkeit aus dem Gedaͤrme erfuͤllt iſt, um hier
den noch unbekannten Nuzzen der Milz aus der Acht zu
laſſen. 2. Flieſſet dieſes Blut durch das zum Abſon-
dern
(c)
[757]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
dern beſtimmte Eingeweide ſehr langſam durch einen
vom Herzen ſehr weit entfernten Kanal, der von den
Schlagadern ſelbſt mittelſt der ganzen Reihe der haarfei-
nen Gefaͤſſen in den verſchiednen Eingeweiden und Mem-
branen abgeſondert iſt; es flieſſet ferner durch eine Blut-
ader, welche doch nicht ſo feſt, als die Schlagadern
ſind, durch ſehr groſſe, ſehr zalreiche Aeſte, welche um
ein vieles groͤſſer, als ihr Stamm ſind, hindurch.
3. Jſt der Auswurfsgang klein (f), wenn man ihn mit
dem abſondernden Blutſtamme vergleicht, und inwen-
dig allenthalben voller Runzeln und von einem Nezz-
werke rauh gemacht, wodurch das Reiben vermert wird.
4. Fuͤhrt er den abgeſchiednen Saft in ein Blaͤschen,
das mit einer einzigen, engen, aufſteigenden Muͤndung
verſehen und am Boden verſchloſſen iſt, damit die
Galle daſelbſt ſtille ſtehen und die Kraͤfte des Einſau-
gens der Waͤrme und den Anfang der Faͤulnis genieſſen
moͤge; ſie empfaͤngt auch noch von dem, dem Blaͤschen
weſentlichen Schleime, einen neuen Grad von Zaͤhig-
keit. 5. Wird die Galle aus dieſem Blaͤschen von der
Muskelkraft, und zwar zu gewiſſer Zeit (g), durch einen
Gang, der beinahe von Klappen verſchloſſen enge und
gegittert iſt, ferner durch den Schlund der Muskelfa-
ſern des ſehr beweglichen und reizbaren Darmes, ferner
durch den Zwiſchenraum zwoer uͤbereinander geſchichte-
ten Dekken (h) dieſes Darmes, reichlich ausgefuͤrt, ſo
daß uͤberhaupt Urſachen genung vorhanden ſind, welche
den Gallengang zuſammendruͤkken und verſchlieſſen, wenn
der Darm entweder von innen durch die Luft ausgedehnt
wird und ſich mit der innern Haut an die aͤuſſere an-
druͤkkt, oder die gereizten Fleiſchfaſern dieſen Darm ver-
engern. Durch dieſe Arbeiten ſcheinet die Natur in der
B b b 3Leber
[758]Siebendes Buch. Die Urſachen
Leber eine ſcharfe, bittre, mit verbrennlichen Theilen an-
gefuͤllte, zaͤhe und ſparſame Materie abzuſondern, wel-
che ſich endlich, in beſtimmter Zeit, in groſſer Menge in
den Zwoͤlffingerdarm ergiſſet.
Jch mag nicht in Abrede ſeyn, daß nicht noch an-
dre Bedingungen ihr Spiel mit dabei haben, die uns
aber unbekannt ſind, indeſſen traue ich doch auch denen
hier vorgetragnen ſo viel zu, daß ein andrer, und kein
gallenaͤnlicher Saft herauskommen wuͤrde, wenn man
auch nur eine einzige von dieſen Bedingungen aufheben
wollte.
Der Saame gehoͤret ebenfalls unter die beſtimmten
Saͤfte, und er iſt nur in ſo fern unterſchieden, daß er
nichts verbrennliches enthaͤlt und viel beſſer zu den
ſchleimigen Materien gerechnet werden kann. Es wird
alſo der Saame 1 aus einer kurzen (i), ſehr langen (k), ge-
wundnen (l) und vielmehr unterwerts breiteren Schlag-
ader gemacht; dieſes gilt wenigſtens von einigen Thie-
ren. 2. Er wird vom Blute durch ſo feine Aeſtchen
kleiner Schlagaͤderchen (m) abgeſchieden, daß zur Zeit
mit aller Kunſt kein einziger Saft aus dem Schlagader-
ſtamme in die Auswurfsgaͤnge des Saamens getrieben
werden kann. 3. Wird er in die unzaͤlbare, unglaublich
lange und gleichſam zu den krauſeſten Lokken aufgerollte
Gefaͤschen der Hode niedergelegt. 4. Von da fliſſet der
Saame in ein loſes Geflechte von Gefaͤſſen, welches ohne
Muͤhe auszuſprizzen iſt. 5. Von da begibt er ſich von
neuem in viel feinere, wieder oft gekraͤuſelte kegelfoͤr-
mige Gefaͤſſe, und von da in ein aͤnliches ſehr langes Ge-
faͤschen, welches blos mit ſeiner Vervielfaͤltigung die
Oberhode ausmacht. 6. Aus dieſem ſehr engen Gange
wandert er in den breiteren Kanal des ableitenden Gan-
ges
[759]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ges der ſich wieder verengert und zum andernmale in
denjenigen Faͤcherchen breit wird, welche unter der Blaſe
liegen. 7. Aus dieſen faͤllt er durch einen engen Gang
in die weite, hoͤlige, verwikkelte Saamenblaͤschen.
Und nun wird er 8. nach langem Verweilen, nie von
freien Stuͤkken, ſondern endlich von der gereizten Mus-
kelkraft, wenn er oͤfters ganze Monate in ſeinen Blaͤs-
chen ruhig gelegen, ausgeworfen, und er fliſſet durch die
enge Muͤndungen, welche ſich bei der Harnroͤhre eroͤf-
nen, heraus. 9. Vermiſcht ſich mit ihm, im Ausfluſſe
ſelbſt, der weiſſe Saft der Vorſteherdruͤſe, um ſeine
Menge zu vermeren und vielleicht auch, um ihn fluͤßi-
ger, wenigſtens in einigen Thieren, zu machen. Er-
waͤgt man dieſes, ſo wird man finden, daß ſich der
Saaame in der Schlagader in dem Auswurfsgange,
in den Blaͤschen verweilet, und daß er aus den Zell-
chen (o) und der Oberhode ſelbſt eingeſogen wird (p):
er wird auf eine beſondre Weiſe von Gedaͤrmen, die mit
einer faͤulenden Materie angefuͤllt ſind, erwaͤrmt; er
bekoͤmmt ein verſchloßnes Behaͤltnis zur Wonung, wor-
aus er nur durch verliebte Reize vertrieben wird. Folg-
lich ſtimmet alles damit uͤberein, daß nur wenig zaͤher
Saft hervorgebracht wird, welcher auſſerdem noch et-
was von Faͤulnis von der Baͤhung mit ſich bringt, und
vielleicht aus der Urſache einen Ueberflus an den feinſten
Theilchen bei ſich fuͤhrt, weil die urſpruͤnglichen Schlag-
aͤderchen ſeiner Abſonderung ungemein enge waren.
Vergleichet man nun dieſe, an Kraͤften ſo verſchiedne
zween Saͤfte, mit ihren Durchſeihern, ſo laͤſſet ſich
B b b 4wohl
(n)
(q)
[760]Siebendes Buch. Die Urſachen
wohl vermuten, daß ſie, wegen des aͤnlichen Baues, vie-
les unter einander gemein haben, und daß der Unter-
ſcheid auf das haͤufige Oel der Galle und dem faulen,
aus dem Gedaͤrme eingeſognen Dunſte ankomme, indem
dieſe beide Saͤfte zuſammengenommen durch ihr Still-
ſtehen bitter werden. Bei dem Saamen befindet ſich
weniger Oel und mehr zaͤhes, ſo wie zu ſelbigem weit
mehr Verweilungsmaſchinen zuſammenkommen; indeſſen
enthaͤlt er auch mehr ſubtile Stoffe, weil die erſten Aus-
wurfsgaͤnge an ſich enger ſind.
Bei dem Geſchlechte der gallerartigen Saͤfte iſt die
Einfachheit ſo gros, daß blos, Kraft der Verengerung
der fuͤrs Blut offenſtehenden Muͤndungen, ſtatt des
Blutes, Flieswaſſer hindurchgeht, wie man an dem Wo-
chenfluſſe (lochia) und an den Wunden ein Exempel
hat (s); oder es laͤſſet auch die bloſſe Erweiterung der
fuͤrs Eiweis beſtimmten Schweisloͤcher, bald Blut, bald,
nach den anatomiſchen Verſuchen, Fett durch, wie davon
der oft rotgefaͤrbte Dunſt in der Bruſt, im Herzbeu-
tel, in den Gehirnkammern und ſo gar in den Flieswaſ-
ſergefaͤſſen, welche ſich oft genung mit einer roten Fluͤſ-
ſigkeit beladen, ein Exempel davon gibt.
§. 27.
Ein Beiſpiel an der waͤßrigen Fluͤßigkeit.
Erwaͤgt man dagegen die Abſonderung in den Nie-
ren, oder der waͤßrigen Fluͤßigkeit im Auge, ſo wird
man finden, daß in der Niere die groͤſte Schlagader,
und folglich eine haͤufige und geſchwinde Abſonderung
vorkomme. 2. Daß die Aeſte der Schlagader gewun-
den ſind, um die Geſchwindigkeit des Blutes in etwas
zu vermindern und vielleicht einige Theilchen zuruͤkke zu
weiſen, welche in gedachten Windungen ſich verſpaͤten,
und
[761]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
und von den Blutadern daſelbſt wiederaufgenommen
werden, indem dieſe Blutadern in den Nieren ſehr weit
und von ungemein loſer Beſchaffenheit ſind. 3. Aus
dieſen Schlagadern laufen die Auswurfsgaͤnge ganz ge-
rade fort; daher erfolgt wieder eine geſchwinde und
fluͤßige Abſonderung. Es ſind aber 4. dieſe Gaͤnge von
dichter Beſchaffenheit, welches unter allen Auswurfska-
naͤlen ein ganz beſondres Exempel iſt, indem vermittelſt
dieſer Anſtalt vielleicht die glatten und fetten Theile zu-
ruͤkke gehalten werden; und vielleicht geſchicht es daher,
daß, wenn mit der Zeit die Geſchwindigkeit des Blutes
zunimmt und folglich die Gewalt waͤchſt, mit der die
Theile in die Auswurfsgaͤnge getrieben werden, daß ſich
Fett in die Harnwege hineinbegibt. 5. Wird der, in
der Niere abgeſchiedne Harn in ſein Behaͤltnis abgelegt,
woſelbſt er mit der Zeit ſchaͤrfer, ſtinkend und 6. zu be-
quemer Zeit, ſo geſchwinde, als zur Reinlichkeit noͤtig
iſt ausgelaſſen wird.
Jch urteile, daß dieſe Sachen entweder zuverlaͤßig
erwieſen, oder doch ſehr warſcheinlich gemacht worden,
und ich geſtehe es, daß uns noch viele andre Dinge, bei
dem verborgnen Bau der Abſondrungswerkzeuge, ver-
borgen bleiben koͤnnen. Wollte aber Jemand lieber,
daß die Beſchaffenheit der Abſondrung ein Geheimnis
waͤre (t), und dabei ein jedes Theilchen eines beſeelten
Koͤrpers notwendig ſeine gewiſſe verborgne Kraft mit
aͤuſſern muͤſſe, ſo wuͤrde ich nicht ſehr dawider ſeyn, ſon-
dern nur blos aus dem Obigen wiederholen, daß dem-
ohngeachtet eben ſo wohl in Pflanzen, deren Gefaͤſſe alle
cilindriſch (u) und durchgehens vom Zellgewebe durch-
webt ſind, ohne ein Herz und Seele, von dem aller-
reinſten Waſſer, Schleim, Gallert, Oel und ſehr feine
B b b 5Geruch-
[762]Siebendes Buch. Die Urſachen
Geruchſtoffe, in ihren beſtimmten Gefaͤſſen abgeſchieden
werden (x), indem ſich die richende Theile blos in die
Blumenblaͤtter, in die Rinde, oder in die Blaſen des
Oberhaͤutchen, ein, dem Terpentine aͤnlicher Balſam,
und die ſuͤſſen Theile in die Frucht begeben.
§. 28.
Hipoteſen. 1. Die Gaͤrungen.
Wir haben noch eine einzige Arbeit vor uns; wir
muͤſſen naͤmlich noch diejenige Hipoteſen erklaͤren, wo-
mit beruͤmte Maͤnner, gleichſam als mit zugeſezzten
Fluͤgeln, ſich bemuͤht haben, dem Lichte der Warheit naͤ-
her zu kommen.
Unter allen hat ſich J. Baptiſt von Helmont zuerſt,
da er chimiſche Verſuche auf die Auslegung der Phiſio-
logie anwenden wollte, unter vielen andern des Exem-
pels der Fermenten (Gaͤrungsmittel) bis zum Misbrau-
che bedient. Es bringen naͤmlich ſcharfgeſaͤuerte Teige,
welche man unter Koͤrper miſcht, die noch nicht ſauer ſind,
aber doch zum Sauerwerden eine Neigung haben, in der-
gleichen Koͤrpern eine aͤhnliche Saͤure zu wege. So gleich
legte dieſer Mann in der Hizze jedem Eingeweide einen
aͤnlichen Saͤurungsſtoff, bei welcher, wenn er ſich mit
unſern Saͤften vermiſche, ſelbige in ihr eigentliches We-
ſen zu verwandeln vermoͤgend ſey. Folglich erklaͤrte
dieſer beruͤmte Mann, um ſeine eigne Worte ohne Aen-
derung zu wiederholen, ein Ferment(y) ſolcher Geſtalt,
daß ſolches die Urſache von aller Verwandlung und das-
jenige ſey, welches ſich aus Waſſer, dieſem allgemeinen
Grundſtoffe aller Koͤrper, den beſondern Saamen der
Dinge bilde (z), um zur Fortpflanzung ihrer Arten zu
dienen. Ferner ſo gebe es eine Lebensſaͤure (fermentum
vita-
[763]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
vitale), welche in die Seele des Lebens einen Einflus habe,
und eine andre, welche wenigſtens den Anfang der Er-
zeugung eines Weſen zum Weſen enthalte (a). Es
gebe aber in uns ſo viele Fermenten (Grundſaͤure), als
Digeſtionen ſind (b). Es wuͤrden die Geruchteile des
Ferments von den Gefaͤſſen, die ſolches enthalten, auf-
gebleht (c). Sie wuͤrden durch dieſe Koͤrper in die fein-
ſte Theile, oder in Atomen aufgeloͤſt (d). Es habe der
Magen ſeine beſondre eigentuͤmliche Lebensſaͤure: die
Leber ihr Gallferment (f), wodurch die Magenſaͤure in
ein ſalziges Salz verwandelt werde. Es wohne im Ge-
daͤrme ein Kotferment (g) und ein anderes gleichnamiges,
das aber die Natur eines Harns annehmen kann, haͤtte
ſeinen Sizz in der Niere (h): ein anderes Ferment, wel-
ches Blut mache, waͤre in der Leber zugegen (i), und es
werde das Schlagaderblut im Herzen, von einem eignen
Fermente in den Lebensgeiſt verwandelt (k). Es beglei-
tet das Ferment die allerlezte Werkſtaͤte der Glieder (l),
in welchen, was jedes Glied betrift, das Blut zur Er-
naͤrung der Theile angewendet und verwandelt werde.
Jch habe dieſe altmodiſche Dinge, aus der Urſache et-
was weitleuftig beruͤrt, weil beſonders unſer ehemalige
groſſe Lehrer in ſeinen Schriften die helmontiſche Re-
densarten hin und wieder zu nennen und ſie entweder zu
entſchuldigen, oder zu wiederlegen pflegt.
Nicht ſehr unaͤnlich ſehen die beſondren Fermenten
aus, welche Thomas Willis(m) in dem Herzen, im
Magen, in der Niere der Milz, der Leber angelegt hat,
indem
(e)
[764]Siebendes Buch. Die Urſachen
indem er ebenfalls ſchreibt, daß im Koͤrper alles und je-
des durch Gaͤrungen ausgerichtet werde, unter welchem
Worte er auch das Aufbrauſen zu verſtehen pflegt.
Es ſchrieb ferner Willhelm Cole, ein ſonſt nicht
eben zu verachtender Autor, daß in Druͤſen Fermenten
entſtuͤnden (n), welche ſich aller Orten verbreiteten und
die beſondren Theilchen vom Gebluͤte abſonderten (p).
Es ſey aber der Nervenſaft dieſes Ferment (q), und man
finde aus der Urſache in den Druͤſen groſſe Nerven (r),
und es litten die Abſondrungen in der Gliederlaͤh-
mung (s). Von dieſem Safte wuͤrden die Stoffe des
Gebluͤtes in die kleine Muͤndungen getrieben, und ſie
treten in dieſelben hinein, da ſich beider Groͤſſe und Fi-
gur gut zuſammen ſchikke (t). Man ſiehet hieraus, daß
ſich dieſer beruͤmte Mann des Worts Ferments nicht im
chimiſchen Verſtande bedient und daß er mit dieſem
Worte nicht den gewoͤnlichen Begriff verknuͤpft habe.
Mit etwas mehr Genaulgkeit bedient ſich Johann
Pascal eben dieſes Wortes (u). Eben dieſer lehrte, es
gebe im menſchlichen Koͤrper fluͤchtige, umlaufende, ſau-
re Fermenten, welche vom Gehirn ihren Urſprung be-
kaͤmen; andre Fermente waͤren feuerfeſte und verwan-
delten ſich, mit dem Alkali, in die Subſtanz des menfch-
lichen Koͤrpers. Hingegen brauſen die erſt gedachte
fluͤchtige Fermenten, welche er Geiſter nennt, mit dem
Blute im Herzen auf; eben dieſe Fermente waͤren ſtatt
eines Gaͤrungsmittels im Magen zugegen, ſie verwan-
delten ſich, mit dem alkaliſchen weiblichen Saamen, in ei-
nen kurzen Auszug aus den Theilen des menſchlichen
Koͤr-
(o)
[765]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Koͤrpers, und was dieſer Mann ſonſt von dergleichen Aus-
druͤkken mehr ſchriftlich hinterlaſſen hat.
Endlich ſo verlangte Lorenz Bellin(x), daß man
ihm ein Ferment einraͤumen ſollte, welches Blut und
Narungsmilch aufloͤſe, und beide Aufloͤſungen den ab-
ſondernden Organen uͤberliefre. Jndeſſen wiederlegte
doch eben dieſer Gelerte die beſondren Fermenten, und
er iſt der erſte, der mit groſſem Nuzzen die Urſachen er-
klaͤrt hat, warum dieſe chimiſche Kezzerei keinen Be-
ſtand haben koͤnnte. Wenn man naͤmlich ſezzet, daß
fich im Eingeweide ein Ferment aufhaͤlt, welches das
Gebluͤte dieſes Eingeweides in deſſen Natur verwandelt,
ſo mus man auch den Urſprung dieſes Ferments ange-
ben koͤnnen. Man ſezze, es ſey ein ſchon fertiges im
Blute zugegen, ſo wird man noch nicht klug werden
koͤnnen, warum jede einzelne Saͤfte, in jeden einzelnen
Theilen des menſchlichen Koͤrpers, von der allgemeinen
Blutmaſſe abgeſchieden werden. Verlangt man lieber,
daß das Ferment erſt im Eingeweide von dem Blute
erzeugt werde, ſo hat man wieder die alte Frage zu
beantworten. Denn man hat einmal darauf beſtanden,
daß die Veraͤnderungen der Saͤfte von einem Fermente
herruͤhren ſollen; nun geſteht man, daß das Blut im
gegebnen Eingeweide in ein Ferment verwandelt wor-
den; folglich bleibt nichts uͤbrig, als ein anderes Fer-
ment anzuweiſen, wodurch das Blut die Natur eines
Ferments erhalten koͤnne; und auf dieſe Art wuͤrde man
immer Fermenten von Fermenten noͤtig haben und in
dieſen Beduͤrfniſſen kein Ende finden (x*).
Befindet man es vor beſſer, in jedem Eingeweide
Fermenten anzunehmen, die zugleich mit dem Menſchen
entſprungen ſeyn ſollen, welches beinahe die Meinung
des Helmonts und Paskals war, ſo entſtehet wieder
eine
[766]Siebendes Buch. Die Urſachen
eine noch groͤſſere Schwierigkeit. Es mus naͤmlich die
Menge des Ferments, welche in der Niere einer zarten
Frucht Plazz hat, nunmehr hinlaͤnglich fuͤr ganze Pfunde
Blut ſeyn, um daraus alle Tage Harn machen zu koͤn-
nen; folglich mus dieſes Ferment eine ſo hartnaͤkkige
Wirkſamkeit beſizzen, daß die Quantitaͤt des Ferments,
welche in der That kleiner, als ein Sandkoͤrnchen iſt,
in einem funfzigjaͤrigen Manne, unter 22,000,000
Pfunde Bluts gemiſcht werden, und doch von einer ſo
ungeheuren Menge fremden Saftes weder uͤberwaͤltigt,
noch verduͤnnt, oder zernichtet werden kann. Denn
wenn man den Nieren den eilften Theil von dem ganzen
Blute, welches aus dem Herzen koͤmmt, gibt, und von
den zwo Nierenſchlagadern ſo viel Blut aufnehmen laͤſ-
ſet, als eine von den beiden Schluͤſſeladern raubt, oder
als der beiden Halsſchlagadern, oder eine der Bekken-
adern, oder die Pulsadern Unterbauches, die Bauch-
ſchlagader, oder die des Gekroͤſes wegnimmt, ſo wird
wenigſtens die Niere mit jedem Pulsſchlage vier Skru-
pel Blut, und folglich in einer Stunde 19200 Skru-
pel, oder funfzig Pfunde, in einem Tage 1200 Pfunde,
in funfzig Jaren 21,900,000 Pfunde.
Nun erhellt aus allen Beiſpielen von Fermenten,
daß die Kraͤfte eines dergleichen Koͤrpers nie unendlich
ſeyn koͤnnen, ſondern daß allerdings ein gewiſſes Ver-
haͤltnis des Ferments zu derjenigen Maſſe erfordert
werde, welche man alteriren zu laſſen entſchloſſen iſt.
Es erhellet ferner hieraus, daß ſich nicht alle Salze
nach der Weiſe des Ferments verhalten und die beige-
miſchten Koͤrper in ihr Weſen verwandeln; daß dieſe
Kraft merenteils dem Gewaͤchsreiche eigen ſey; daß alle
Eigenſchaften derjenigen Saͤfte, welche vom Blute ge-
ſchieden werden, von der Art ſind, daß ſie durch keine
Art von Gaͤrung erhalten werden koͤnnen, indem ſie alle
mit
[767]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
mit einander die Oele zerſtoͤren, oder ſie wenigſtens auf
das innigſte mit dem Waſſer vermiſchen. Es exiſtirt
in der ganzen Natur keine einzige Saͤure, oder keine ein-
zige Art von Salzen, welche ploͤzzlich aus Blute Harn
machen, oder mit ſolcher Behendigkeit daraus abſondern
koͤnnte, als im Menſchen abgeſondert wird. Es ha-
ben naͤmlich alle Fermenten, um andren Koͤrpern ihre
beſondre Natur mitteilen zu koͤnnen, ſowol Zeit, als
Luft, nebſt weiten Gefaͤſſen und einer hoͤchſt langſamen
Bewegung, oder voͤlliger Ruhe von noͤten (y). Jch
habe dieſe Sachen etwas weitleuftig beruͤret, weil eine
andre ſehr beruͤmte Hipoteſe beinahe eben den Felern,
als die Grundſaͤure, unterworfen iſt und von einerlei
Gruͤnden umgeſtoſſen wird.
§. 29.
Die Figur der Scheideloͤcher (pori).
Es hat der beruͤmte Hipoteſenkuͤnſtler Renatus
Descartes den Verſuch gemacht, beinahe alle und jede
Werke der Natur durch gewiſſe ausgeſonnene koͤrperliche
Figuren, die zu ſeinen Abſichten hinlaͤnglich ſchienen,
auszukuͤnſteln und zu erklaͤren (z). Er unternam alſo
ebenfalls, die Abſonderung der Saͤfte in thieriſchen Koͤr-
pern von gewiſſen Figuren der Scheidemuͤndungen her-
zuleiten, welche geſchikkt ſeyn ſollten, die Figuren der
abzuſondernden Theilchen auszubilden. Ueberhaupt ver-
glich derſelbe alſo die Abſondrungswerkzeuge mit ſieben
von verſchiedentlich figurirten Loͤchern. Er erſann ſich
hiernaͤchſt im Blute verſchiedne Figuren fuͤr die Theilchen
des Blutes. Man ſiehet alſo leicht, daß Theilchen von
jeglicher Figur, wie ſolche im Blute mit herumſchwim-
men, ſobald ſie vermittelſt des gewoͤnlichen Umlaufes bei
ihren
[768]Siebendes Buch. Die Urſachen
ihren Durchſeihern anlaͤnden, vom Blute Abſchied neh-
men werden; ſo werden die dreiekkigen Theile durch die
dreiekkige Loͤcher, die vierekkigen durch vierſeitige, durch
runde Roͤhren die runden Stoffe hindurchgedrengt wer-
den; und ſo werden ferner die uͤbrigen Figuren andre
Loͤcher antreffen, um durch ſelbige wegen der Verwand-
ſchaft ihrer aͤnlichen Figurausſchnittr zu entwiſchen.
Es ſezzte dieſer Autor ferner hinzu, daß die Abſondrun-
gen aus der Urſache hoͤchſt genau vor ſich gingen (a), weil
ein jedes Loͤchgen einzig und allein Stoffe von ſeiner Fi-
gur durchlaſſe, und allen uͤbrigen, die von andrer Figur
waͤren, den Paß verweigere und ſie zuruͤkke ſtoſſe.
Menſchen ſind ſchon einmal ſo geartet, daß ſie
Freunde von Hipoteſen ſind, welche durch ihre begreifli-
che Einfalt, theils eine Aufgabe voͤllig zu entziefern ſchei-
nen, theils dem Verſtande keine Koſten machen. Folg-
lich ergriffen ſehr beruͤmte Maͤnner dieſe Siebhipoteſe
mit einem geneigten Jubel (b), und ſie verbanden die
Groͤſſe mit den Figuren derer Scheideloͤcher, ſo daß man
unter ihren Goͤnnern Maͤnner von dem erſten Range
findet (c).
Jch habe oft die Erinnerung gegeben, weil ich die
Erfarung von ungluͤkklichen Exempeln vor mir habe,
wie ſelten Sterbliche das Gluͤkk haben, daß Dinge wahr
ſind, wenn ſie ſich ihrem Verſtande ohne alle Schwierig-
keit und von freien Stuͤkken anbieten: ſo wie ein Kind
ſehr ſelten im Erraten gluͤkklich ſeyn kann, wenn es ſich
unterfinge, die Triebwerke einer ſehr verwikkelten Ma-
ſchine
[769]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ſchine und die abgezirkelte Entzwekke von einem jeden
Theile zu erklaͤren. Man entdekkte naͤmlich, nicht lange
nach der Geburt dieſer Hipoteſe, ſo viel Ungeſtaltetes
daran, daß man ſie ſo bereitwillig vor dem Gerichtshofe
der Medecin verdammte, als man ſie vor kurzem aufge-
nommen hatte. Es beobachtete naͤmlich, wenn ich
nicht irre, zu allererſt Franz Gliſſon(d), ein Mann von
mehr als mittelmaͤßigem Wizze, daß alle Wege im
menſchlichen Koͤrper an ſich rund waͤren, und daß alle
Muͤndungen Zirkelſchnitte beſchrieben, welches ſeine gute
Richtigkeit hat, ſo lange von Schlagaͤderchen, auch un-
ter Vergroͤßrungsglaͤſern betrachtet, die Rede iſt. Jn-
deſſen war dieſes der allererſte Grund, Kraft deſſen be-
ruͤmte Maͤnner (e) die Siebe der Scheideloͤcher aus der
Erklaͤrung der Abſondrungen verbannten.
Man koͤnnte fuͤr Karteſens Hipoteſe beibringen,
nicht nur, daß ſich dreiekkige Blutadern mit Zuverlaͤßig-
keit im menſchlichen Koͤrper zeigen laſſen, ſondern daß
es auch nicht gaͤnzlich unmoͤglich ſcheine, daß es ein faͤch-
riges Scheidewerkzeug, oder ein ſolches gebe, welches
aus den Zwiſchenraͤumchen der Plaͤttchen in Geſtalt ei-
nes Siebes zuſammengeſezzet ſey, und ſo viel mancherlei
und mannigfaltig durchbrochne Loͤcher habe, als man
immer verlange. Es befinden ſich ferner im Gebluͤte
nicht nur Kuͤgelchen, ſondern auch Wuͤrfel vom Meer-
ſalze und Theilchen von andren Figuren, welche mit
dem Blute zugleich umgefuͤhrt werden, und die ſich we-
nigſtens von einer gefaͤlligen Einbildungskraft ausden-
ken laſſen. Folglich verwechſelt Pitcarn zu Beſtrei-
tung
v. Hall. Phiſ.II.Th. C c c
[770]Siebendes Buch. Die Urſachen
tung der karteſiſchen Siebe die Waffen (f). Er zeigte
alſo, wenn man die Loͤcher von erſt welcher Figur ma-
chen wollte, daß ſolche alsdenn alle Theilchen von noch
ſo ungleichartigen Figuren hindurchgehen laſſen wuͤrden,
ſobald nur der groͤſte Durchmeſſer der Theilchen kleiner, als
der kleinſte Durchmeſſer der Scheidemuͤndungen waͤre (g).
Folglich werden uͤberall durch ein karteſianiſches Sieb
nicht blos Stoffe gehen, die fuͤr die Loͤcher eingerichtet
und gleichfigurirt ſind, ſondern auch zugleich alle von
zaͤrtern Figuren, und folglich werden Stoffe von aller-
lei Figuren durch allerlei Siebe einen Durchgang fin-
den.
So muͤſſen auch die Stoffe eine andre, als kuglige
Figur haben, weil ſie ſonſt von den verſchiednen Figu-
ren der Muͤndungen keinen Nuzzen haͤtten. Sie moͤ-
gen alſo eine andre Figur annehmen: ſo wird wieder das
Theilchen ſeiner Muͤndung gleich werden, und folglich
in dieſem Falle nicht hindurchgehen, noch durch eine ſo-
wohl abgepaſte Muͤndung vom Blute geſchieden werden,
wenn gleich beider Figur und Groͤſſe mit einander uͤber-
einſtimmt. Denn da das Theilchen nicht rund iſt, ſo
wird ſolches an irgend einer Ekke einen groͤſſern Durch-
meſſer haben, und ſo wird auch ebenfals das Loͤchgen,
wenn es eben die Figur hat, ſelbſt irgend einen groͤſſern
Durchmeſſer wo haben. So oft nun zu gleicher Zeit
der groͤſſere Durchmeſſer des Theilchen, mit dem groͤſſern
Durchmeſſer des Loͤchgen uͤbereinſtimmig iſt und hin-
einpaſſet, ſo oft wird ſolches hindurchgehen und vom
Blute abgeſondert werden. Doch es iſt dieſes der einzi-
ge Fall, unter unzaͤlbaren andern, da ſonſt der groͤſſere
Durchmeſſer des Stoffes auſſerhalb dem groͤſſern Dia-
meter des Porus hinausfaͤllt, und folglich in erſt wel-
chen kleinen Durchmeſſer des Loches hinabſinkt, folglich
vom
[771]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
vom engen Loche zuruͤkkegewieſen wird, und vom Blute
nicht geſchieden werden kann.
Es werden alſo, wie Pitcarne(h) uͤberhaupt rich-
tig urteilt, die zuruͤkkſtoſſende Kraͤfte unendlichmal zal-
reicher, als der einzige Verſtattungsfall ſeyn muͤſſen.
Dieſen Erweis des Pitcarne hat zur Zeit Peter
Anton Michelotti(i), ob er gleich im Ernſte kein
Schuzredner von den Sieben und Scheidewegen war,
dennoch, dem Ruhme eines Borells und Willhelmini
zu gefallen, folgendergeſtalt beantwortet. Es haͤlt die-
ſer beruͤmte Mann davor, es koͤnnten zwar Theilchen,
wenn ſich der groͤſte Durchmeſſer des Theilchen vom groͤ-
ſten Diameter des Loches verirrt haͤtte, an die Waͤnde
des Porus geworfen werden und nicht mit Gemaͤchlich-
keit durchkommen: allein ſie koͤnnten auch, von den
nachfolgenden Theilchen auf den geraden Weg geleitet
werden, und von ihnen eine ſolche Schwingung erhal-
ten, bis beide Durchmeſſer aufeinander traͤfen und ſie
dadurch durch den Kanal kommen koͤnnten.
Doch es koͤnnte der Scheidekanal kegelfoͤrmig gebaut
ſeyn, und er iſt es in der That in dem Exempel der
farbloſen Schlagader, dergleichen in der Traubenhaut
von roten Schlagadern entſpringen. Es wird aber der
felerhafte Trieb des voranlaufenden dikkern Theilchen,
in dieſem Falle, ſo wenig im Fortruͤkken verbeſſert wer-
den, daß hingegen das Uebel mit dem Fortgange zu-
nimmt, und die Verſtattungskraͤfte um deſto kleiner wer-
den, und die Gefar vor das Anprellen auf die Wand
um deſto groͤſſer werden mus, je tiefer das mit ſeinem
Loche niesſtimmige Theilchen in den Kanal hinabgeſtie-
gen iſt.
C c c 2Was
[772]Siebendes Buch. Die Urſachen
Was die Schwingungen, oder Schleuderung der
Blutteilchen betrift, ſo nimmt man ſolche uͤberhaupt
ohne Erweis und ohne einen Beglaubigungsſchein, den
Verſuche daruͤber ausfertigen muͤſten (k), zu Huͤlfe.
§. 30.
Die von den Durchſeihern hergenommene
Hipoteſe.
Es iſt dieſe Hipoteſe mit der vorhergehenden ziem-
lich verwant, denn es unterſcheiden ſich Durchſeiher
von Sieben in ſo fern, daß in Sieben feſte und trokkne
Koͤrperchen, in Durchſeihern dagegen fluͤßige Saͤfte
abgeſchieden werden. Es verlangt ferner diejenige Hi-
poteſe, welche ich vortrage, nicht zwar Loͤcherchen von
beſtimmter Figur, ſondern Durchſeiherloͤcher, die mit
eben demſelben beſtimmten Safte erfuͤllt ſind, welcher,
ſo lange ein Thier am Leben iſt, von jeglichem Durch-
ſeiher aus dem Blute abgeſondert wird: es muͤſſen alſo
die Scheidegefaͤschen der Galle, von dem erſten Ur-
ſprunge des Menſchen an, voll Galle, und eben dieſe
Gefaͤschen des Saamens voller Saamen ſeyn. Nun
ſtellt man ſich die Sache ſo vor, daß dieſer Saft alle
gleichartige Theile aus dem Blute an ſich zoͤge, und
alle fremdartige Stoffe zuruͤkkeſtieſſe. Es pflegen da-
bei beruͤmte Maͤnner das Exempel von einem mit Waſ-
ſer erfuͤllten Durchſeiher herzunehmen, welcher kein
Oel annimmt, und von einem mit Oele getraͤnkten
Durchſeiher, durch den kein Waſſer durchgelaſſen wird.
Es hat dieſe Meinung vor der obigen die Einfalt vor-
aus, und ſie hat ſich bei einer unzaͤlbaren Menge von
Gelerten (l) und, unter andern, bei dem Gottfried Will-
helm
[773]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
helm Leibniz(m) und, unter den Anatomiſten bei, dem
Jakob Benignus Winslow(n), um die andren An-
haͤnger unberuͤrt zu laſſen, beliebt zu machen gewuſt (o).
Von dieſen beruͤmten Maͤnnern weichen diejenigen
wenig ab, welche einem jeden Safte ſeine groͤſſere An-
ziehungskraft gegen die feſten Theile von beſtimmter
Dichtheit zuſchreiben, welche eben machen ſoll, daß ſol-
cher durch ein dergleichen Roͤhrchen viel leichter hin-
durchgehen koͤnne. Es hatte dieſe Hipoteſe die Stim-
me eines Jſaak Newtons(p), eines Johann von
Gorters(q), dieſes ſo vortreflichen Mannes, und an-
drer, durch ihre Verdienſte beruͤmt gewordner Maͤnner,
auf ihrer Seite (r).
Wenn ſich unter den Gedanken dieſer Maͤnner ei-
niger Unterſcheid aͤuſſert, ſo ſcheinen ſie doch alle dar-
innen uͤbereinzukommen, daß ſich gleichſam in einer
jeglichen Scheidemaſchine eines thieriſchen Koͤrpers, ein
Magnet von beſtimmter Eigenſchaft befinde, welcher
nur gewiſſe Theile, und keine andre in dieſes Werk-
zeug hineinzoͤge, es mag nun dieſer Magnet in dem
fluͤßigen Weſen, das das Werkzeug umgibt, und wel-
ches von je her und ſeit dem Anfange des Thieres an
dieſem Orte geweſen, oder in den feſten Roͤhren des
Werkzeuges ſeinen Sizz haben.
C c c 3§. 31.
[774]Siebendes Buch. Die Urſachen
§. 31.
Worinnen die Anziehungskraft der gleicharti-
gen Theile wiederlegt wird.
So annemlich als ſich die Einfalt von dergleichen
Hipoteſen bei Gelerten zu machen gewuſt, ſo wenig
ſtimmen doch ſolche mit dem Baue der Dinge ſelbſt
uͤberein. Es verſtatten naͤmlich alle gegenſeitige Ver-
ſuche nicht, daß man einen urſpruͤnglichen Saft, wo-
mit ein jeder Theil eines thieriſchen Koͤrpers von je
her getraͤnkt ſeyn ſoll, und welcher in erwachſnen Thie-
re beſtaͤndig fortfaren ſoll, durch eben dieſen Abſon-
drungsdurchſeiher hindurch zu fliſſen, annehmen koͤnne.
Werden wir alſo zeigen, daß es keinen dergleichen fort-
waͤrenden Saft gebe, ſo iſt zugleich dadurch der er-
ſtere Theil der Hipoteſe uͤber den Haufen geworfen.
Es ſind alſo die Saͤfte in der Frucht von denjeni-
gen Saͤften eines erwachſenen Menſchen, denen wir
eben denſelben Namen geben, und die in einerlei Werk-
zeuge abgeſchieden werden, uͤberhaupt verſchieden. Jn
einer ſich bildenden Frucht iſt alles ſanft, weich, ei-
weisartig, ohne Geſchmak, ohne Farbe. So iſt die
Galle aus der Gallenblaſe (s), in einem bebruͤteten
Huͤnchen, und eben ſo in der Frucht der Vierfuͤßigen,
und ſo gar in der menſchlichen Frucht, weder gelb,
noch gruͤn, noch ſcharf, oder bitter, und es nimmt
die Stelle derſelben, ſelbſt in der Gallenblaſe, im Huͤn-
chen ein helles Flieswaſſer, in der menſchlichen Frucht (t)
ein roter Leim ein, welcher ſich zu Faͤden ziehen laͤſſet
und geſchmaklos iſt, ein. So iſt, denn ich bin es
dem Anſehn ſolcher beruͤmter Maͤnner in der That ſchul-
dig, daß ich ihre Gruͤnde mit einer mehr, als gemei-
nen
[775]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
nen Neugierde unterſuche, ſtatt des Fettes ein Gallert
in der zarten Frucht (u).
Die Niere ſeihet ein ſehr ſanftes, ſchleimiges und
geſchmak- und farbeloſes Waͤſſerchen ab. Jn der Ge-
baͤrmutter der noch ungebornen Maͤdchen, befindet ſich
ein milchiger und ſehr weiſſer Saft, da ſolcher in er-
wachſenen Jungfern ſchon bleicher und ſchleimiger iſt.
So befindet ſich auch an der Hinterflaͤche der Trauben-
haut und der Aderhaut (choroidea) (x) ein bleicher
Saft, welcher vor dem gewoͤnlichen ſchwarzen Farben-
anſtriche vorher geht. Die Druͤſen der Luftroͤhrenaͤſte
finden ſich mit einer ſalzwaſſerartigen Milch erfuͤllt, und
es tritt in erwachsnen Perſonen an deren Stelle ein voͤl-
lig blauſchwarzer Saft hinein. Der Herzbeutel und das
Ribbenfell der Frucht haben einen Ueberflus an einem
roten Waſſer, welches in erwachsnem Menſchen, der
geſund iſt, helle ausſieht. Jn den Hoden der Frucht,
maͤnnlichen Geſchlechts, ſeihet die Natur blos ein ge-
ſchmakkloſes, etwas ſchleimiges Waſſer, ohne Geruch,
ohne Thierchen, und zwar in ſehr geringer Menge durch,
und auf dieſes folget, im erwachsnen Thiere, ein ſehr
zaͤher, gelber Saame, welcher von ſehr durchdringenden
Geruche und voller lebendiger Thierchen iſt. Eben ſo
ſondert ſich in Pflanzen, die noch jung ſind, z. E. im
Weinſtokke, durch alle Gefaͤſſe ein helles Waſſer ab:
wenn ſolche aber erwachſen ſind, ſo wird darinnen ein
herber und bittrer und in den Stengeln des Traubenbu-
ſches, wenn ſolche zu ihrer Reife gelangen, ein ſehr ſuͤſ-
ſer Saft abgeſchieden. Jn den Getreidearten ſammelt
ſich anfaͤnglich Waſſer, hierauf Schleim, der im reifen
Weizen zur Milch wird, und zulezzt ein Mehl, welches
voller verbrennlichen Stoffe iſt. Wir haben zwar be-
C c c 4reits
[776]Siebendes Buch. Die Urſachen
reits der Pflanzen Erwaͤnung gethan (x*), indeſſen ver-
dient es noch die Anmerkung des Edmunds Mariotte,
daß wir ſie hier beruͤren, und er meldet, daß ſich in den
anfaͤnglichen Theilen der Pflanzen viel von einem Lau-
genſalze, wenig Saͤure und, in erwachsnen Pflanzen, viel
von einer ſaͤuerlichen Materie entdekken laſſe (x**).
Wir haben alſo erſtlich gezeigt, daß ſich weder in
der Leber, noch im Auge, in der Gebaͤrmutter, in der
Niere, im Zellgewebe, noch in irgend einem Durchſei-
her der Frucht, oder der Empfaͤngnis, ein ſolcher Saft
aufhalte, der auch in erwachsnen Thieren von gleicher
Beſchaffenheit und von einerlei Durchſeiher abgeſondert
werde, und welcher, ſeines gleichen folgſame Stoffe aus
dem allgemeinen Blutſtrome an ſich zu reiſſen, die Ga-
be haͤtte.
Folglich iſt es nicht eben noͤtig, ſich in die Unter-
ſuchung einzulaſſen, ob Durchſeiher eine ſo getreue Wa-
che halten, als man ihnen zugetraut hat, und ob das
alles glaubwuͤrdig ſey, was man von den oͤligen Durch-
ſeihern erzaͤlt, daß ſolche blos Oele, und von den
Waſſerſeihern, daß ſolche nichts, als Waſſer in ihre
Loͤcher aufnehmen. Denn ob es gleich Perſonen gibt,
welche ſolches bejahen (y), ſo felt es doch auch nicht
an ſolchen, welche die Erfolge wiedrig befunden und
bezeugt haben, daß ein mit Oele getraͤnktes Pappier (z),
beſonders wenn ſich Waͤrme dabei befindet (a), Waſſer in
ſich ſauge.
§. 32.
[777]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
§. 32.
Eben ſo wenig liegt in der feſten Subſtanz der
Roͤhrchen eine vorzuͤgliche Neigung
gegen gewiſſe Stoffe.
Noch vielweniger kann man zugeben, daß in der
Anziehungskraft der feſten Theile der Gefaͤſſe die Ur-
ſache verborgen liegen ſoll, warum dieſer und kein an-
drer Saft in ſeinen beſtimmten Gefaͤſſen erzeugt werde,
indem ſolche ſich vor allen Theilchen von fremder Art
verſchlieſſen muͤſten. Es iſt naͤmlich im menſchlichen
Koͤrper keine Art von Durchſeihern vorhanden, welche
immer einerlei und niemals einen andern Saft berei-
ten ſollten, welches doch nach dieſer Hipoteſe allerdings
immer geſchehen muͤſte. Wir moͤgen nicht der Frucht
erwaͤnen, indem deren Saͤfte von den gleichnamigen
Saͤften im erwachſenen Menſchen unterſchieden ſind:
denn es werden, in erwachſenen Menſchen, die Saͤfte
von ſehr geringen Urſachen beſtimmt, daß ſie von ei-
nerlei Durchſeihern unregelmaͤßig abgeſchieden werden.
Wir haben uͤber dieſe Materie Beiſpiele angefuͤhrt;
allein hier muͤſſen wir noch die Hauptſtuͤkke ſelbſt nach-
holen. Es erzeugt alſo in noch ſo geſunden Maͤdchen
die Gebaͤrmutter ſieben, oder acht und zwanzig Tage hin-
ter einander einen ſchleimigen und zarten Saft, und,
die folgende ſieben, oder acht Tage darauf, ganz reines
Blut. Es duͤnſten die Hautgefaͤſſe in einem ruhigen
Menſchen ein ſubtiles Waͤſſerchen aus: allein wenn
man warmes Getraͤnke trinkt, oder den Koͤrper maͤßig
bewegt, oder die Kraͤfte des Gemuͤtes anſtrengt, ſo
ſchwizzen eben dieſe Gefaͤſſe, auſſer dem Waſſer, noch
ein Oel, nebſt vielem Salze aus. Man ſtelle die Ru-
he wieder her, oder man verurſache ein ploͤzzliches
Schrekken, oder eine Kaͤlte an der Haut, ſo werden
ſie ſo gleich wieder nichts, als Waſſer, oder uͤberhaupt
C c c 5gar
[778]Siebendes Buch. Die Urſachen
gar nichts durchſeihen. Bei der Harnerzeugung findet
eben dieſer Unbeſtand Statt. Es pflegt in geſunden
Menſchen die Niere, gemeiniglich eine halbe Stunde
nach dem Waſſertrinken, ein duͤnnes Waſſer, das oh-
ne Farbe iſt, nach der Harnblaſe zu ſenden. Man
warte noch eine Stunde, ſo iſt ſolches ſchon gelb an
Farbe und ſchaͤrfer: man trinke nicht, und man be-
wege den Leib, ſo wird wieder nach ſehr wenigen Stun-
den, durch eben dieſes Werkzeug, ein roͤtlicher, ſchwe-
rer, mit Oel und Salze beladner Harn durchgeſeiht
werden. Man nehme wieder das Getraͤnke vor die
Hand, und man halte ſich ruhig, ſo wird der Harn
bleicher und ungeaͤndert ſeyn. Es ſeihen die Milchge-
faͤſſe in den Bruͤſten, ohne daß eine unverheiratete Frau-
ensperſon davon Empfindungen haͤtte, ein Waſſer
durch; wenn dieſes Waſſer entſtanden iſt, ſo keret ſol-
ches dergeſtalt ins Blut zuruͤkke, daß ſich die ſo hellen
Gaͤnge, da ſie an ſich gros ſind, dem Geſichte ganz
und gar entziehen. Nun bringe man an der, in nichts
veraͤnderten Bruſt, einen Reiz an der Warze hervor,
ſo wird nunmehr etwas Saft, der voller Oel und ei-
ner kaͤſigen Zaͤhigkeit iſt, aus denen, nunmehr an der
gelben Farbe kenntlichen Gefaͤſſen herausbringen. Es
bringen die Schmierdruͤſen (ſebaceae) theils Milch,
theils Schmier hervor (b). Jn die Faͤcher des Fettes
ergieſſet ſich wechſelweiſe Waſſer, Gallert und Fett (c).
Blos die Leidenſchaften, oder Gemuͤtsbewegungen, trei-
ben durch die Haut, welche zu ſo zarter Fluͤßigkeit be-
ſtimmt iſt, ſo gar Blut hindurch. Merenteils findet
in dieſen Exempeln keine ſolche Urſache ſtatt, welche
die Dichtheit in den Scheidegefaͤſſen veraͤndert haͤtte.
Wunden, ſie moͤgen an einem Theile des menſchlichen
Koͤrpers vorkommen, wo ſie wollen, ſchwizzen anfangs
aus den zerſchnittnen Gefaͤſſen Blut, hierauf eine zarte
ſalz-
[779]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
ſalzwaͤßrige Fluͤßigkeit, und zulezt einen oͤligen und
ſehr zaͤhen Eiter aus (d). Folglich wird durch einen
und eben denſelben Theil des Koͤrpers, bald dieſer, bald
ein andrer Saft vom Blute abgeſchieden.
Eben ſo ſeiht ſich wieder einer und eben derſelbe
Saft, der durch ſeine Eigenſchaften beſtimmt wird,
durch hoͤchſt verſchiedne Werkzeuge hindurch. Wir
wollen das Wiederholen meiden und nur die Namen
nennen. Wir leſen, daß ſich durch die Druͤſen der
Huͤfte Milch ergoſſen (e), man weis, daß ſich in Gelb-
ſuͤchtigen die Galle in, und ſo gar durch die Haut be-
gibt, und daß ſie ſich von den Nieren abſcheiden laſſen:
man hat Nachrichten, daß ſich der Harn (g) durch ſehr
wunderliche Wege, in dem Magen, im Gehirne und
im Munde gezeigt, daß ſich Blut durch die Gaͤnge des
Schweiſſes (h), der Traͤhnen, des Naſenſchleims, des
Gebaͤrmutterſchleims, der Milch, des Saamens, der
Harnroͤhre, des Fettes hindurchbegeben, und was der-
gleichen Exempel mehr ſind, welche wir an gehoͤrigem
Orte umſtaͤndlicher erzaͤlt haben.
Hieraus erhellet nun, daß ein jeder Saft an ſeinen
Durchſeiher ſo wenig gebunden ſey, daß eben dieſer Saft
vielmehr ſowol an mehr Orten entſtehen, als daß einen-
lei Werkzeug auch mehrere Saͤfte abſondern koͤnne; man
ſiehet ferner, daß gewiſſe Saͤfte, niemals gewiſſe Dicht-
heiten der Gefaͤſſe ſchlechterdings noͤtig haben, ſondern
daß uͤberhaupt ein jedes Werkzeug andre Saͤfte erzeugen,
und ein jeder Saft bald von dieſen bald von jenen
Werkzeugen hervorgebracht werden koͤnne, ſo bald das
Blut geſchwinde oder maͤßig zufliſſet, die Nervenkraft
ſtaͤrker, oder ſchwaͤcher wirkt, und eine von den oben
erzaͤlten Urſachen mit ins Spiel koͤmmt; ferner daß in
jeglichem Werkzeuge ein andrer, als gewoͤnlicher Saft,
und
[780]Siebendes Buch. Die Urſachen
und erſt welcher Saft in einem andern Werkzeuge er-
zeugt werden koͤnne.
Doch wir ſchreiben dem Unterſcheide an Dichtheit,
auch aus dem Grunde wenig Vorrechte zu, weil man
weis, daß ſich in den ungeheuerſten und in den klein-
ſten Thieren, z. E. in der Leber des Fiſches, der die
Kraͤuſelmuſchel bewont, und in der Leber des Elefanten,
in den Bruͤſten des Wallfiſches und der Maus, eine aͤn-
liche Galle und ein aͤnlicher Saft erzeugt, da es doch,
anch nach meinen Verſuchen, bekannt iſt, daß die Dicht-
heit in den Gefaͤſſen groſſer Thiere unendlichmal groͤſſer,
als die Dichtheit eben dieſer Gefaͤſſe in den kleinen Thie-
ren iſt. Es iſt eine von den Saamenſchlagadern des
Pferdes, denn man hat dieſe Beobachtung am Pferde
gemacht, ob ſie gleich eine von den allerkleinſten und
faſt haarfein iſt, demohngeachtet doch haͤrter und dich-
ter, als die Aorte am Kaninchen. Da es alſo noͤtig iſt,
daß dichte Staͤmmchen auch dichte Aeſte haben muͤſſen,
und da die dichte vorkommende Verſuche zeigen, daß
Membranen, Eingeweide und ſelbſt die Druͤſen in groſ-
ſen Thieren dichter und haͤrter ſind, ſo erhellet hieraus,
daß man die Haupturſache von dem Unterſchiede der Ab-
ſondrungsſaͤfte nicht von dieſer verſchiednen Dichtheit
der Gefaͤſſe herleiten muͤſſe.
§. 33.
Die keiliſche Anziehungskraft.
Es hatte Jakob Keil den Namen der Anziehungs-
kraft mit denen zunaͤchſt angefuͤrten Autoren zwar ge-
mein, allein es verband derſelbe einen andern Sinn da-
mit. Er ſezzte naͤmlich in die Theilchen, woraus das
Blut beſteht, Anziehungskraͤfte von zweierlei Arten;
eine Kraft, vermoͤge welcher ſie bei der ganzen Maſſe der
Saͤfte bleiben muͤſſen; eine zwote, vermoͤge welcher
Theil-
[781]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Theilchen von einerlei Art unter ſich zuſammenhaͤngen (i).
So oft die erſtere Kraft die Oberhand bekoͤmmt, ſo
bleiben alle in der gemeinſchaftlichen Blutmaſſe zuruͤkke.
Wenn hingegen diejenige Kraft ſiegt, vermoͤge der
Theilchen untereinander zuſammenhaͤngen, ſo werden
ſich aͤnliche Stoffe einander anziehen und ſich, in einen
beſondern Saft geſammelt, vom Blute loswikkeln. Es
bleibet aber dieſe Kraft, mit der ſich Theilchen anziehen,
in Ruhe, wenn indeſſen diejenige Kraft abnimmt, die
ſie mit der ganzen Maſſe verbindet. Folglich werden
diejenigen Theilchen unter allen am erſten und am naͤch-
ſten im Herzen ſelbſt zuſammenkommen, welche unter
allen die ſtaͤrkſte Anziehungskraͤfte beſizzen (k): am lezten
werden ſich diejenigen vereinigen und ſich an Oer-
tern, die vom Herzen am weitſten abliegen, verſam-
meln, die ſich theils mit geringerer Kraft anziehen,
theils weniger feſte ſind. Jndeſſen koͤnnen doch auch
die Figuren (l) in den Anziehungskraͤften eine Ver-
aͤnderung hervorbringen, und ſelbige entweder vermeren,
oder mindern helfen, und es ſtoſſen ſolche fluͤßige Dinge
am erſten zuſammen, um ſich von dem Blute los zu ma-
chen, wenn ſie aus kuͤgligen Theilen beſtehen und von
ſehr feſtem Wegen ſind, langſam aber naͤhern ſich fluͤſ-
ſige Dinge einander, wenn ſie ihres gleichen in mehre-
ren Punkten beruͤhren, dergleichen flache Stoffe
thun (m).
Es iſt leicht, wenn man auch die Sache nur uͤber-
hin erwaͤgt, einzuſehen, daß ſelbſt die Nachbarſchaft des
Herzens zu dem Unterſcheide der Abſondrungen ſehr wenig
beitrage, da im Herzen ſelbſt der traͤgſte von allen Saͤften,
naͤmlich Fett in groſſer Menge erzeugt wird, hingegen
in Theilen, die noch ſo weit vom Herzen entfernt ſind,
die
[782]Siebendes Buch. Die Urſachen
die duͤnnſten Saͤfte z. E. die Ausduͤnſtungsmaterie und
der Nervengeiſt bereitet werden. Es gibt ferner vieler-
lei Abſonderungen, welche in hoͤchſt verſchiednen Weiten
vom Herzen gleich behende, nach dem Beiſpiele der waͤß-
rigen Fluͤßigkeiten, hervorgebracht werden.
§. 34.
Das Anhaͤngen der Stoffe an feſte Theile von
einerlei Dichtheit.
Man hat vor kurzem eine andre Hipoteſe, an welche
man viel mehr Zieraten verſchwendet, auf die Bahn
gebracht, und es koͤmmt ſelbige in ſo fern mit der Neu-
tonianiſchen uͤberein, daß man das Geſchaͤfte der Ab-
ſondrungen, durch ein Anhaͤngen, oder durch ein Anzie-
hen, an die beruͤrende Theile, welches nach der verſchied-
nen Dichtheit der feſten Theile bald ſtaͤrker, bald ſchwaͤ-
cher ſeyn ſollte, erklaͤren wollte. Jch gebe mir den
Beruf, ſelbige mit mehr Unparteiligkeit und Genauig-
keit abzuwaͤgen, da ſie das Eigentum meines ehemaligen
ſo hizzigen Gegners, des George Ehrhard Hamber-
gers war, und da ſelbige ſich den Beifall verſchiedner
beruͤmten Maͤnner, die ich in der That hoch ſchaͤzze, zu-
wege gebracht hat (n). Man wird die Theorie davon
bei einigen Schuͤlern dieſes vormals beruͤmten Man-
nes (o) leſen, ſo wie ſie auch in derjenigen Diſſertation,
welche von der Akademie zu Boerdeaux (p) den Preis er-
halten hat, und in ſeinem groſſen phiſiologiſchen Werke
vorkoͤmmt.
Man
[783]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Man mus erſtlich aus der Naturlehre dasjenige
Geſezze wiederholen, welches unſer ehemalige Gegner
feſtgeſtellt, daß ſich naͤmlich alle und jede fluͤßige Koͤrper
an ſolche feſte Koͤrper anhaͤngen, welche ſchwerer, als
die Fluͤßigkeiten ſind (q), und daß ſie ſolches gegen
Koͤrper unterlaſſen, welche bei einerlei Umfange eine
geringere Schwere haben. Ferner ſo vermeren ſich
die Kraͤfte des Anhaͤngers, wenn die eigentuͤmliche
Schwere des fluͤßigen und feſten Koͤrpers eine naͤhere
Aenlichkeit mit einander hat: und es haͤngt ſich erſt
welches fluͤßige um deſto ſtaͤrker, an erſt welchen
um etwas ſchwereren feſten Koͤrper an, je kleiner der
Unterſcheid in der eigentuͤmlichen Schwere beider Dinge
iſt (s). Hingegen haͤngen Koͤrper ſchwaͤcher zuſammen,
je groͤſſer der Unterſcheid unter ihrer beiden eigentuͤmli-
chen Schwere iſt, und es findet endlich ganz und gar
kein Zuſammenhaͤngen mehr ſtatt (t), wenn ſich zwiſchen
beiderlei eigentuͤmlicher Schwere die allerkleinſte Ueber-
einſtimmung aͤuſſert.
Dieſes iſt nun der Grund (u) von dem ganzen Un-
terſchiede, welcher unter Saͤften, die in unſerm Koͤrper
abgeſchieden werden, herrſchet. Es ſezzet der beruͤmte
Mann, daß alle Eingeweide eines thieriſchen Koͤrpers
insgeſammt ſchwerer als alle die verſchiedne Saͤfte
ſind (x): doch gebe es einige Eingeweide, deren eigen-
tuͤmliche Schwere mit gewiſſen Saͤften ſehr nahe uͤber-
einkaͤme; folglich wuͤrden dieſe Saͤfte in dieſen Einge-
weiden von den Abſonderungsgefaͤſſen angezogen und
in dieſen Roͤhren abgeſchieden, indem die innere Schwere
dieſer
(r)
[784]Siebendes Buch. Die Urſachen
dieſer Roͤhren mit der innern Schwere dieſer Saft-
teile ſehr nahe uͤbereinkaͤmen (y). Endlich ſo entſtuͤn-
den reine Saͤfte, wenn ſich die ſchwereren Saͤfte
an die leichtere feſten uͤberhaupt ganz und gar nicht
anhingen (z), hingegen die leichtere von den viel ſchwe-
reren feſten ſo ſchwach angezogen wuͤrden, daß ſie ſich
von dem Blute leicht trennen liſſen und von den Muͤn-
dungen weggeſtoſſen wuͤrden (z*).
Es beſtand alſo dieſer Mann darauf, daß alles
nicht nur mit den allgemeinen Geſezzen der Natur, ſon-
dern auch mit dem beſondern Baue eines thieriſchen
Koͤrpers einſtimmig ſey. Es haͤngen ſich naͤmlich die
Saͤfte des menſchlichen Koͤrpers allerdings an ihre
Waͤnde an, und ſie werden nur von ſolchen Eingewei-
den abgeſondert, deren eigentuͤmliche Schwere ihrer
Schwere ganz nahe komme.
Um dieſes zu zeigen, ſo ſezzet er voraus, daß ſich die
eigentuͤmliche Schwere der Eingeweide ſo gegen einan-
der verhalte, als die Schwere der aufgetrokkenten Ein-
geweide, nach dem ihre Saͤfte verflogen ſind (a). Denn
nun haͤtte man die feſten Theile in dem Zuſtande ihrer
Reinigkeit, indem blos die Saͤfte verraucht waͤren.
Die Dichtheit die dem ganzen Eingeweide weſentlich iſt,
ſey auch zugleich die Dichtheit aller einzelnen Faſern in
dieſem Eingeweide (b).
Nun gehen in einer Kuh (c) von der grauen Ge-
hirnſubſtanz wenn ſolche zehn tauſend Theile wiege,
durchs Trokknen 8508 Theile verloren: von der grauen
Subſtanz des kleinen Gehirns 8450; von den Ge-
kroͤſe-Speicheldruͤſen und der groſſen Gekroͤſedruͤſe
7991. 7950. 7390. und 6971; von der Niere 7850;
von
[785]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
von der Leber |7102. Ein Hund (d) verliere, im Auf-
trokknen, von den Hoden 8400 Theile, von der grauen
Gehirnſubſtanz 8096, von den Nieren 7910, von der
Leber 7696, von den Kinnbakkendruͤſen 7640. Folg-
lich ſey, nach dem Obigen, die eigentuͤmliche Schwere
der Gehirnſubſtanz, nach dem erſten Exempel 1492, an
den Ohrendruͤſen 2056, an den Nieren 2174, an den
Druͤſen des Kinnbakkens 2660, an der Leber 2898 (e).
Und alſo ſey die Leber unter allen Eingeweiden das
ſchwerſte, auf dieſes folge, nach der Reihe, die Niere,
die Speicheldruͤſen und das Gehirn (f).
Nun verhalten ſich die Schweren, der an jedem die-
ſer Oerter abgeſonderten Saͤfte, uͤberhaupt nach einerlei
Ordnung, und es ſey die Schwere der Galle in einer
Kuh 395 (g), die Schwere des Harns 397. Es ſey
der Speichel um etwas leichter, als der Harn, naͤmlich
wie 394½ zu 399½, und wenn der Harn in Kuͤhen
ſchwerer zu ſeyn ſcheint, ſo verbeſſere ſich dieſer Feler im
Schweine und Kalbe, indem die Galle in dieſen Thieren
ſchwerer ſey, als der Harn.
Es haͤtten wieder andre beruͤmte Maͤnner (h) die
eigenthuͤmliche Schweren der Saͤfte im menſchlichen
Koͤrper mit andern Zalen ausgedruͤkkt. So habe der be-
ruͤmte Silberling in der Milch 277 Theile, im Salzwaſ-
ſer oder Flieswaſſer 274, in der Galle 272, im Harn 271
im Speichel 267 Theile gefunden (h*), und es haͤtten end-
lich die Geiſter, als die leichteſte von allen Abſondrun-
gen,
v. Hall. Phiſ.II.Th. D d d
[786]Siebendes Buch. Die Urſachen
gen, ganz und gar keine Schwere (i). Da nun die Le-
ber 1083 Theile, die Haut 1067, die Nieren 1050,
die Kieferndruͤſen 1043, die Halsader 1034, die Druͤ-
ſen unter der Zunge 1007 (k) wiege, ſo erhelle offenbar
hieraus, daß ſich die Schweren der Scheidewerkzeuge
eben ſo, als die Saͤfte verhalten.
Jch uͤbergehe, was dieſer beruͤmte Mann von der
Verbindung der Richtungslinie (l) der Theilchen, welche
ſie von dem Herzſchlage und der Anziehungskraft em-
pfangen, und von denen Winkeln, die Gefaͤſſe (m) mit
ihren Staͤmmen machen, erinnert, indem faſt alle Hi-
poteſen dieſes mit einander gemein haben, und es eine
Sache iſt, welche der Meinung dieſes Mannes weder
etwas gibt, noch nimmt.
§. 35.
Urſache, warum man dieſe Meinung nicht gel-
ten laſſen darf.
Man hat bereits laͤngſt durch viel genauere Ver-
ſuche dieſe Geſezze wiederlegt (n), Kraft welcher, das An-
haͤngen an feſte Koͤrper von dichter Beſchaffenheit groͤſ-
ſer ſeyn ſoll, und es beweiſen dieſe Verſuche daß ſich
auch die ſchwerſte Fluͤßigkeiten an feſte Koͤrper von einer
geringen Schwere anhaͤngen. So haͤngt ſich an Glas
und Pappier Quekſilber, ebenfalls an Pappier Vitriol-
oͤl (o), an verſchiedne ſehr leichte Koͤrper der Mennigbal-
ſam und andre ſehr ſchwere Farbenmaterialien, ſo wie
mit
[787]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
mit Blei verſezztes ſchweres Zinn an ein reineres Zinn,
ein Mengſel aus Gold und Silber an Silber, und Gold
an den Vitriolgeiſt. Man weis es ferner aus dem
Erempel von Metallen, daß ſchwere Saͤfte feſte Koͤr-
per von geringerer Schwere aufloͤſen, ſo wie eben die-
ſes Vitrioloͤl die thieriſche Theile zernaget (p), und daß
in allen dieſen Aufloͤſungen keine von den Hamberger-
ſchen Regeln ſtatt findet. Es machet naͤmlich der
ſchwerere Salpetergeiſt das leichtere Silber fluͤßig, und
es loͤſet das leichtere Koͤnigswaſſer das ſchwerere Gold
auf (q). Es laͤſſet ſich alſo mit keinem Scheine der
Warheit behaupten, daß ſich nicht fluͤßige Koͤrper an
einem leichteren feſten Koͤrper anhaͤngen ſollten, und ſo
iſt es auch wieder alle Verſuche, daß ſich fluͤßige Dinge
an feſte deſto hartnaͤkkiger anhaͤngen ſollten, je ſchwerer
dieſe feſte Koͤrper waͤren: und es traͤgt endlich die aͤnli-
che Schwere in fluͤßigen und feſten Dingen, nicht das
mindeſte zu einem leichteren oder muͤhſamern Zuſammen-
haͤngen bei.
Wenn es nun war iſt, daß dieſe Grundſaͤzze, wor-
auf der Verteidiger derſelben, welches ein Mann von
groͤßrer Hizze, als Gelaſſenheit war, ſeine ganze Hipo-
teſe erbaut hatte, unrichtig ſind, ſo haͤtten wir auch die
Freiheit, eine ſo weitleuftige Streitigkeit in die Kuͤrze
zu faſſen. Allein wir wollen ſeinem Anſehn auch nicht
einmal das Recht entziehen, die Sache ſtuͤkkweiſe durch-
zugehen.
Es iſt gar nicht der rechte Weg, die eigentuͤmliche
Schwere der Eingeweide auf die Art zu beſtimmen, wie
ſie der beruͤmte Mann zu beſtimmen geſucht hat. Es
nimmt derſelbe naͤmlich ſehr was unzuverlaͤßiges an,
wenn er haben will, daß ſich die ware Schwere der
D d d 2ruͤkk-
[788]Siebendes Buch. Die Urſachen
ruͤkkſtaͤndigen Grundſtoffe in den Eingeweiden, wenn
man das Waſſer daraus vertrieben, entdekken laſſe.
Denn es bleibet, in noch ſo getrokkneten Eingeweiden, ein
ſo deutliches Fett zuruͤkke, und es haͤngt daſſelbe an den
Faſern und Gefaͤſſe ſo feſte an, daß dieſer beruͤmte
Mann die Staͤrke der Warheit ſelbſt empfunden. Er
geſtehet es, daß man die eigentuͤmliche Schwere durch
das Austrokknen nicht genau beſtimmen koͤnne, und er
bedient ſich in dieſer Abſicht der Wiederlegung ſeiner
eignen Verſuche zu ſeinem Vorteile (r). Denn da
nach der Austrokknung von den Speicheldruͤſen mehr
Materie, als von der Leber uͤbrig bleibt, und eben hie-
durch die Analogie in der Ordnung der Schwere der
Eingeweide und Saͤfte entkraͤftet wird, ſo gibt der
Verfaſſer zur Antwort, es bleibe etwas oͤliges und
ſchmieriges an dieſen Druͤſen haͤngen (s), wodurch das
Gewichte vermeret wuͤrde: er bedienet ſich endlich dieſer
Anmerkung mit ſo vieler Freigebigkeit, daß er auch ge-
ſtehet, das Gehirnmark behalte, wegen der Menge Fett,
eine groͤſſere Schwere uͤbrig, als es billig thun muͤſte.
Es ſiehet aber jedermann leichtlich ein, daß ein jeder koͤr-
perlicher Theil, in dem Hambergerſchen Auftrokknen, um
deſto mehr von ſeinem vorigen Gewichte uͤbrig behalten
werde, je mehr Fett er an ſich hat, indem dieſes durch
das Auftrokknen nicht verloren gehe; man koͤnnte dieſe
Menge Fett viel beſſer durch ein Ausduͤnſten des Waſ-
ſers, als das ware Gewicht der Gefaͤſſe, woraus ein
Eingeweide beſteht, finden, und es ſcheinen aus der
Urſache die Nieren und die Speicheldruͤſen mehr von
ihrem alten Gewichte uͤbrig behalten zu haben, als ein
anderes Eingeweide, weil ſie eine groͤſſere Menge Fett
enthalten.
Allein,
[789]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
Allein, wenn man die eigentuͤmliche Schwere der
Saͤfte mit der eigentuͤmlichen Schwere der Abſon-
drungswerkzeuge etwas naͤher vergleicht, ſo offenbaret
ſich die Sache immer mehr und mehr, daß ſich naͤmlich
zwiſchen beiden Schweren kein beſtaͤndiges Verhaͤltnis
ſezzen laſſe. Wir wollen eben die Schwere, die der vor-
trefliche Mann von den Saͤften ſelbſt angibt, anneh-
men, da die Galle am ſchwerſten iſt, auf ſie der Harn,
und denn das Waſſer, und endlich der Speichel folgt;
ob wir gleich dieſem Manne, was den Speichel betrift,
andre Verſuche entgegenſtellen koͤnnten, welche den Spei-
chel ſchwerer, als den Harn machen (t). Nun ſezze
man noch zu allerlezt in dieſe Reiche den Saamen hinzu,
welchem der vortrefliche Mann die allergroͤſte Schwere
unter allen menſchlichen Saͤften zuſchreibt (u), und wel-
cher allerdings im Harne zu Boden ſinkt: man fuͤge
noch zulezt das Fett hinzu, welches in der That leichter,
als Waſſer und Speichel iſt, man nehme ferner noch den
Nervenſaft, als den leichteſten Saft, nach dem eignen
Zeugniſſe des vortreflichen Hambergers, mit in die
Reiche, ſo wird ſolche, um vom ſchwerſten anzufangen,
folgende ſeyn, Saame, Galle, Harn, Waſſer, Spei-
chel, Fett, Geiſt.
Nun wollen wir uns auf die Durchſeiher dieſer
Saͤfte beſinnen, wie ſie uns die Erfarungen des beruͤm-
ten Hambergers nennen, und ſie werden alſo auf ein-
ander folgenden. Am ſchwerſten wiegt die Kieferndruͤſe,
welche Speichel erzeugt (x), leichter die Leber, Niere,
die graue Gehirnſubſtanz, die Hode (y). Nun ſehe man,
D d d 3wie
[790]Siebendes Buch. Die Urſachen
wie ſchlecht dieſe Reihe mit der vorigen uͤbereinſtimmt.
Es entſtehet der Saame, der doch die groͤſte Schwere
hat, in dem leichteſten Werkzeuge von allen. Die
Galle, welche den Speichel um ein anſenliches an
Schwere uͤbertrift (z), wird von einem Durchſeiher bear-
beitet, welcher leichter, als der Durchſeiher des Spei-
chels iſt. Die Geiſter, von der kleinſten Schwere, wer-
den in dem ſo ſchweren Gehirne abgeſchieden. Jch habe
naͤmlich aus zuverlaͤßigen Verſuchen gelernt, daß die
graue Gehirnſubſtanz im Waſſer hurtig niederſinkt, und
es geſteht es Hamberger von dem Marke ebenfalls,
daß derſelbe ſehr ſchwer ſey (a). Nun ſollten, nach der
Hipoteſe dieſes beruͤmten Mannes, die Geiſter, indem
ihre Schwere ſo viel als gar nichts iſt (b), von der
grauen Gehirnſubſtanz unendlich ſtark zuruͤkke gewieſen
werden (c). Und alſo ſieht man, daß ſich die leichteſten
Fluͤßigkeiten in den ſchwerſten Werkzeugen, und die
ſchwerſten in den leichteſten erzeugen. Selbſt das
Quekſilber, welches ſo ſehr alle feſte Theile uͤberwiegt,
tritt ſo gar vor ſich in die kleine Gefaͤschen, wenn es von
einem leichten Gewichte gepreſt wird, und ſo gar bis in
die ſo leichte Roͤhrchen tief hinein, und wird ſo gar durch
die zarte Gefaͤschen, welche ſich fuͤr den Dunſt der Haut
oͤfnen (d), und durch die Roͤhrgen der waͤßrigen Fluͤßig-
keiten im Auge durchgeſeiht.
Man koͤnnte auch noch hier beibringen, was man
von der Anhaͤngungskraft der Saͤfte mit Zuverlaͤßigkeit
zu ſagen weis. Es verhaͤlt ſich dieſe aber ganz anders,
als das eigentuͤmliche Gewichte. Denn da der beruͤmte
Mann die Schwere fuͤr den Speichel 85, fuͤr die Galle
76,
[791]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
76, fuͤrs Waſſer 74, fuͤr den Harn 72, ſo hielte das
Zuſammenhaͤngen folgende Ordnung: der Speichel 30, die
Galle 30, der Harn 10, das Waſſer 10. Folglich iſt die An-
haͤngungskraft des Harns unendlichmal kleiner, als ſeine
Schwere, indem ſelbiger dreimal weniger, als die Galle
zuſammenhaͤngt (e), folglich von geringem Verhaͤltniſſe
und \frac {"1"} {"19"} weniger ſchwer iſt. Ein andrer unter den me-
chaniſchen Aerzten, gibt durch ſeine Verſuche eine viel
groͤſſere Abweichung der Anhaͤngungskraͤfte von der
Schwere an. Es hat naͤmlich der Harn, welcher um
etwas leichter, als Waſſer iſt, ein viermal, der Spei-
chel eine achtmal, die Galle eine gleichmaͤßige, Talch,
welches leichter als Waſſer iſt, eine dreimal, und das ſo
leichte Pech eine 256 mal groͤſſere Kraft ſich anzuhaͤn-
gen (e*). Doch es iſt, in der Hipoteſe des vortreflichen
Hambergers, am meiſten die Rede von dem Anhaͤngen
an die haarfeinen Gefaͤſſe, und es iſt in keiner Abſicht
die Frage von der Schwere, als nur in ſo fern ſolche
das Anhaͤngen determinirt.
Endlich ſo reden alle die Gruͤnde, welche wir wieder
die eigentuͤmliche Kraft der Eingeweide, wodurch blos
gewiſſe beſtimmte Saͤfte hervorgebracht werden ſollen,
vorgetragen haben (f), wieder die Meinung dieſes vortref-
lichen Mannes. Es wird naͤmlich bald ein Schleim,
der leichter, als Waſſer iſt, bald ein ſchwererer (g) in
einerlei Werkzeuge abgeſchieden; eben ſo begibt ſich, ent-
weder nach dem Willen des Anatomiſten, oder Kraft der
gebietenden Natur (h), Flieswaſſer, Waſſer, Fett, in
einerlei Faͤcherchen hinein, und es werden bald dieſe, bald
jene Saͤfte in einerlei Werkzeuge abgeſchieden, ob man
gleich, mit keinem Scheine der Warheit, ſagen kann,
D d d 4daß
[792]Siebendes Buch. Die Urſachen
daß die eigentuͤmliche Schwere dieſes Durchſeihers eine
Veraͤnderung erlitten haͤtte.
Wiederum ſcheidet ſich ein und ebenderſelbe Saft,
oder doch ein hoͤchſt aͤnlicher, z. E. einerlei Speichel, in
Werkzeugen von verſchiedner Schwere, naͤmlich in den
Ohrenkieferndruͤſen, in der groſſen Gekroͤſedruͤſe ab, da
doch dieſe Druͤſen von verſchiedner Schwere ſind, und
ſich wie 2050, 2660, 3020, folglich ungemein von
einander unterſcheiden (k). Dahingegen entſtehen Saͤfte
von hoͤchſt verſchiedner Schwere z. E. die Geiſter und
Speichel, als deren Werkzeuge ſich wie 1900 und 2050
verhalten, und einander ſo nahe kommen, daß ſich in
der ganzen Reihe, welche der vortrefliche Mann angege-
ben, kein mehr verwantes Gewichte entdekken laͤſſet,
dennoch in Durchſeihern von wenig verſchiedner
Schwere (l).
Ferner ſo gelten diejenige Anhaͤngungskraͤfte, wel-
che bei ruhigen Saͤften ſtatt finden ſollen, nicht auch
eben ſo wol bei denjenigen menſchlichen Saͤften, welche
ſchnell in Gefaͤſſen ſtroͤmen, und welche eine ſo groſſe
Geſchwindigkeit beſizzen, daß die Anhaͤngungskraft, mit
gedachter Geſchwindigkeit verglichen, darunter voͤllig
verſchwindet. Aus der Urſache dringt der vortrefliche
Mann ſo ſehr darauf, daß Abſondrungen einzig und
allein an ſolchen Orten geſchehen, wo ſich das Blut
recht langſam bewege (m). Allein, wenn es welche traͤge
Abſondrungen gibt, ſo gibt es gewis auch ſchnelle, und
welche folglich dergleichen Langſamkeit ganz und gar ver-
nichten. Es ſeihen ſich in einer einzigen Stunde, durch
eine einzige Niere bei Perſonen, welche Geſundheitswaſ-
ſer trinken, 200 Unzen Harn durch. Jn der Betruͤb-
nis
(i)
[793]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
nis rollen Traͤhnen geſchwinde hintereinander die Wan-
gen hinab. Man ſieht, wie die Ausduͤnſtung vom Ge-
ſichte und von der ganzen Haut, in damfenden Nebel
aufſteigt. Ferner habe ich ſelbſt (n), und der beſte
Freund des beruͤmten Hambergers, Franz Boißier(o)
gezeigt, daß unſre Saͤfte keine ſolche Langſamkeit vertra-
gen, daß ſie ſich den Anhaͤngungskraͤften unterwerfen
liſſen, ſondern daß das Blut, auch in den kleinſten Ge-
faͤſſen, mit einem reiſſenden Strom herumgefuͤret werde.
Es iſt ſo offenbar, daß der vortrefliche Erfinder dieſer
Hipoteſe alles dieſes empfunden habe, daß er ſich, als
ein Mann, der ſich ſonſt auf ſeine Kraͤfte wohl verſtand,
dennoch zu verſchiednen Entſchuldigungen von ſelbſten
hinablies. Er bekraͤftigte zum Exempel, daß das Fett
allerdings von dem Waſſer, ſeiner Schwere nach, we-
nig verſchieden ſey (p): er geſtand es, daß Gefaͤſſe und
Eingeweide nicht gleiche Dichtheit haͤtten, wenn ſich
Waſſer in die Faͤcherchen des Fettes hinabzoͤge (q); end-
lich ſo ſezzet er den ſubtilen Unterſcheid, zwiſchen der
eigentuͤmlichen Schwere eines Eingeweides, und dem
eigentuͤmlichen Gewichte der innern Membrane der
Scheidegefaͤſſe in dergleichen Eingeweide auf ſolche
Schrauben, daß er allemal ſeine Zuflucht zu der eigen-
tuͤmlichen Schwere der innern Membranen dieſer Ge-
faͤſſe nehmen konnte (r), ſo oft die Schwere des ganzen
Eingeweides mit ſeinen Abſichten nicht uͤbereinſtimmen
wollte. Es ſahe naͤmlich dieſer bedachtſame Autor wohl
ein, daß man ſich durch keinen einzigen Verſuch von der
D d d 5eigen-
[794]Siebendes Buch. Die Urſachen
eigentuͤmlichen Schwere dieſer Waͤnde verſichern, und
ihn alſo aus ſeiner Freiſtaͤte vertreiben koͤnne.
Folglich mus man dieſe ganze Hipoteſe bis ſo lange
weiter auſſezzen, als man, mittelſt beſſerer Verſuche, die
Kraͤfte des Zuſammenhanges, mit dem Verhaͤltniſſe der
eigentuͤmlichen Schwere beſſer vereinigen und die
Schwere der Scheidemaſchinen zuverlaͤßiger beſtim-
men wird.
§. 36.
Lamurs Hipoteſe von der verſchiedenen Dichtheit.
Ein mechaniſcher Arzt Franz Lamure, waͤlte ſich
vor kurzem einen andern Weg, um die Geheimniſſe der
Abſondrungen zu entwikkeln. Es ſezzte ſelbiger zum
Grunde, daß die Scheideroͤhrchen in allen menſchlichen
Durchſeihern ſo enge waͤren, daß ſie die Stoffe der
Saͤfte nicht ehe in ſich naͤhmen, als bis ſolche von ei-
ner neuen Gewalt hineingetrieben wuͤrden (s). Es
haͤtten naͤmlich unſre Gefaͤſſe, ſo lange wir leben, je-
derzeit ein Beſtreben, ſich zu verengern (t), indem ei-
ne Schlagader in einem todten Koͤrper doppelt ſo enge,
als im lebenden Thiere ſey. Solchergeſtalt runzeln
ſich die inwendige Membranen der zuſammengezogenen
Gaͤnge zu Falten (u), dieſe Falten verengern den Ka-
nal ungemein, und machen ihn uͤberhaupt um neun-
mal enger.
Nun koͤnnen dieſe Engen nicht uͤberwaͤltigt wer-
den, wofern nicht die, durch Schnelligkeit und Dicht-
heit entſtandne Kraͤfte eines jeden Saftes, ſo ſehr an-
wachſen, daß ſie den Wiederſtand der Ausfuͤhrungs-
gaͤnge zu uͤberwinden vermoͤgen (x). Folglich werden
die
[795]der Verſchiedenheit der Saͤfte.
die Auswurfsgaͤnge gleichſam gegen alle diejenige Theil-
chen verſchloſſen bleiben, deren Nachdrukk kleiner iſt,
als die wiederſtehende Kraft eines abſondernden Ka-
nals. Und ſo oft gemiſchte Saͤfte ſich zu einerlei
Durchſeiher hinbegeben, ſo wuͤrden blos ſolche zugelaſ-
ſen, deren Gewalt hinreichend ſey, die zuſammenſin-
kende Oefnung des Scheidekanals auseinander zu deh-
nen und zu erweitern (y), wenn indeſſen ſolche Theil-
chen zuruͤkke gewieſen werden, die eine kleinere Gewalt
mit ſich bringen.
Da dieſer Gelerte ferner gewar wird, daß ſtaͤrkere
Saͤfte dem ohngeachtet doch durch ſchwaͤchere Werkzeuge
nicht abgeſchieden werden, und daß der Harn, welcher
ſich wie 15 verhalte, nicht zu den Speichelwegen, da der
Speichel doch von kleinerem Nachdrukke ſey, und ſich
wie 11 verhalte (z), uͤbergeht, ſo nimmt derſelbe ſeine
Zuflucht zu den Nerven (a), welche, da ſie in Druͤſen
zalreicher zugegen waͤren, die Zuſammenziehungskraft
dieſer Durchſeiher vergroͤſſern koͤnnten. Was die Leber
aber betrift, ſo bedient er ſich, da der Speichel, der
Harn und andre waͤßrige Saͤfte, der Hipoteſe gemaͤs,
notwendig in die Wege der Galle treten muͤſten, dieſer
Ausflucht, das Blut, woraus die Galle verfertigt wird,
habe keinen Ueberflus mehr an waͤſſrigen Theilchen, um
dieſe zu verſchwenden (b).
Doch es beſtaͤtigt kein Verſuch dieſe ſo erſtaunliche
Enge in den Ausfuͤhrungsgaͤngen. Es haben vielmehr
beruͤmte Maͤnner, und unter andern ſo gar Freunde des
Autors, behauptet (c), daß die kleinſten Gefaͤſſe in den
Eingeweiden vielmehr von einer loſern Spannung ſind,
als in den Muskeln und in andern Theilen, die im
Koͤr-
[796]Siebendes Buch. Die Urſachen ꝛc.
Koͤrper nicht das mindeſte abzuſondern haben. Ein
andrer beruͤmter Mann hat ſo gar ohne Hipoteſe geleh-
ret (d), daß die innere Haut in den Schlagadern der
Eingeweide loſe, weich, gerunzelt, faſt zerreibar, und
das Zellgewebe aufgelokkert ſey. Unter den Ausfuͤh-
rungskanaͤlen gibt es in der That, welche offen ſtehen,
und in welche ſich die Luft, die viel leichter und des
kleinſten Nachdrukks faͤhig iſt, auf die leichteſte Weiſe
hineinbegibt, wie man an der Niere und den Faͤcherchen
des Fettes ſehen kann. Zu viel Nerven in den Druͤſen
ſind eine Sache, welche der Zergliedrungskunſt wieder-
ſpricht (e). Daß das Blut in der Leber nicht waſſer-
reich genung ſein ſoll, ſtimmt mit der Natur des Bluts
in der Pfortader nicht uͤberein, indem ſelbiges ſein Waſ-
ſer nicht nur von den Schlagadern her hat, ſondern
auſſerdem noch einen reichlichen Zuflus von dem, aus dem
Gedaͤrme wieder eingeſognen Waſſer, erhaͤlt, vielmehr
fluͤßiger, als das Blut in andern Organen, iſt, und eine
geringere Neigung zum Dikkwerden aͤuſſert (f).
Regi-
[[797]]
Appendix A Regiſter
uͤber den zweeten Band
der
von Hallerſchen Phiſiologie.
Appendix A.1 Fuͤnftes Buch.
Das Blut.
Appendix A.1.1 Erſter Abſchnitt.
Das Blut, allgemein betrachtet.
- §. 1. Wie viel Blut in den Gefaͤſſen des menſchlichen
Koͤrpers enthalten ſey Seite 1- Berechnung, welche von dem abgezapften Blute hergenom-
men worden 2
- Berechnung, welche von dem abgezapften Blute hergenom-
- ‒ 2. Dieſe Rechnung iſt nicht richtig, weil vom Blute ein groſ-
ſer Vorrath noch in den Gefaͤſſen zuruͤkke bleibt 3 - ‒ 3. Berechnung, von ſtarken Verblutungen hergenommen. 5
- Wie gros hier die Verſchiedenheit ſey. 9
- ‒ 4. Es iſt das Blut der Schlagadern von dem, in den Blut-
adern ſehr wenig, oder in nichts unterſchieden 11- Harvey verwirft ebenfalls allen Unterſcheid 12
- Wer ſeiner Hipoteſe zum beſten, davon anders urteilen muͤſſen 13
- und das Schlagaderblut vor duͤnner ausgegeben 13
- oder gegenteils fuͤr dichter gehalten 15
- ‒ 5. Schwerlich iſt beides unter ſich verſchieden, und es hat
das Schlagaderblut mit dem in den Blutadern einerlei
Farbe 16- und ſo auch einerlei Schwere gemein 19
- ‒ 6. Ob ſich unter dem Blute der verſchiednen Schlagadern ein
Unterſcheid merken laſſe 20 - ‒ 7. Es hat das Blut in lebendigen Menſchen eine gute Roͤthe 22
- Es wird in Krankheiten bleich 23
- Oftermals laͤſſet ſich die Nahrungsmilch in dem Blute ſicht-
bar machen 24 - Schwarzes Gebluͤte. 26
- §. 8. Blut gerinnt von ſelbſt 27
- Auch in den kalten Thieren 28
- Noch ſtaͤrker in Perſonen, welche heftige Leibesuͤbungen vor-
nehmen 29 - So wie in Fiebern und andern Krankheiten mehr 30
- ‒ 9. Auch in lebenden Menſchen und Thieren 32
- ‒ 10. Falſche Blutgewaͤchſe (polypi) 35
- ‒ 11. Ware Blutgewaͤchſe 37
- Deren Bau 83
- Zeichen eines waren Blutgewaͤchſes, von der Erweiterung
des Herzens 40 - Von den Zufaͤllen hergenommen 40
- Urſachen eines Blutgewaͤchſes 42
- Welche Schriftſteller zuerſt von Blutgewaͤchſen geſchrieben. 43
Appendix A.1.2 Zweeter Abſchnitt.
Die Grundſtoffe des Blutes.
- §. 1. Die Waͤrme im Blute Seite 44
- Jn welchen Thieren das Blut warm ſey 45
- Jn welchen es, uneigentlich geſagt, kalt ſeyn ſoll 45
- Jn welchen es wirklich kalt ſey. 47
- ‒ 2. Ob das Blut jederzeit waͤrmer, als der Luftkreis ſey 49
- Die mittlere Sommerwaͤrme, 50
- Groͤſſere Waͤrme 50
- Exempel von der groͤſten Hizze und deren Stufen 51
- Wie gros die Hizze ſey, welche Menſchen erdulden koͤnnen 53
- ‒ 3. Die Waͤrme im menſchlichen Blute iſt nicht allezeit ſtaͤr-
ker, als die Luftwaͤrme, welche wir mit dem Atem in uns
ziehn 55- Wie gros die mittlere Blutwaͤrme ſey, 55
- Wie auch die allergroͤſte 56
- ‒ 4. Die verſchiednen Theile im Blute 58
- Der von friſchem Blute aufſteigende Damf 58
- Jſt leichter als das uͤbrige Blut 59
- ‒ 5. Der rote Theil im Blute, oder cruor,60
- Jſt ſchwerer als das Salzwaſſer 60
- Und als Waſſer 64
- Deſſen Schwere gegen das Waſſer verglichen 64
- ‒ 6. Der dikke Theil des Blutes verwandelt ſich von freien
Stuͤkken in eine gleichſam ſchiefrige Leber 65- Auch wenn er ohne Salzwaſſer iſt 66
- Staͤrker von Waͤrme 68
- Und Fiebern 69
- §. 7. Eben dieſer Theil loͤſet ſich, ſich ſelbſt uͤberlaſſen 69
- Auch im lebenden Menſchen 70
- Oder in ſchwaͤchlichen Perſonen 71
- Oder in boͤsartigen Fiebern auf, d. i. er zerfliſt 71
- §. 8. Proportion des Roten und des Salzwaſſers im Blute 73
- Wird von dieſen ſo, von andern anders angegeben 74
- Nachdem ſie mit friſchem oder altem Blute ihre Verſuche
gemacht haben 75 - Oder weil die Saͤfte eine verſchiedne Natur an ſich haben 75
- Der Vorrat des Salzwaſſers vermindert ſich mit dem Alter 77
- ‒ 9. Die Kuͤgelchen des Roten 78
- Sind vornaͤmlich in kalten Thieren ſichtbar, 79
- Vom Malpighi entdekkt 80
- Beſonders aber von Leeuwenhoeken beſchrieben worden 80
- ‒ 10. Dieſe Kuͤgelchen ſind keine feichte Oelblaͤschen 81
- Keine durch die Anziehungskraft entſtandne runde Koͤr-
perchen, ſondern wirkliche und beſtaͤndige Grundſtoffe
im Blute, und kommen nicht in andern Saͤften vor 82
- Keine durch die Anziehungskraft entſtandne runde Koͤr-
- ‒ 11. Jhre Figur. Ob ſie in kaltbluͤtigen Thieren flach ſind 83
- Dazu iſt kein Anſchein 84
- Denn ſie ſind an ſich dikke, und in keinerlei Durchmeſſer
klein zu nennen 84
- ‒ 12. Jhre Groͤſſe. Ob ſelbige in allen Thieren einerlei ſind 86
- Ob ſie in andern Thieren anders beſchaffen ſind 87
- Welches ihr Durchmeſſer ſey, wenn man ihn gegen einen
Zoll haͤlt 87 - Verſchiedne Maaße beruͤmter Maͤnner 87
- Jhr Durchmeſſer ſcheint ungemein klein zu ſeyn 88
- ‒ 13. Die Farbe. Ob ſie in dichten Haufen rot erſcheinen 89
- Es iſt ihnen eine eigentuͤmliche Roͤte weſentlich 89
- ‒ 14. Die Menge der roten Kuͤgelchen iſt in ſtarkbegliederten
Perſonen zalreicher 90- Jn kalten Thieren nicht geringe 91
- ‒ 15. Ob ſich ihre Figur veraͤndern laſſe. Wer dieſes bejahet
habe 92- Es ſcheint noch ſehr zweifelhaft zu ſeyn. 93
- ‒ 16. Man hat vorgegeben, als ob ſie voller elaſtiſchen Luft
waͤren 94- Doch dawieder ſtreitet die Schwere, Farbe und ihre Art,
daß ſie ſich durch keine Kaͤlte verdichten laſſen 95 - So wenig, als ſie ſich durch die Waͤrme ausdehnen laſſen 96
- Doch dawieder ſtreitet die Schwere, Farbe und ihre Art,
§. 17.
[[800]]Regiſter
- §. 17. Ob die roten Kuͤgelchen aus kleinern Kuͤgelchen beſtehen 97
- Verſuche des Leeuwenhoeks daruͤber 97
- ‒ 18. Andre Schriftſteller haben ebenfalls kleinere Kuͤgelchen,
als die roten ſind, geſehen 100- Das Boerhaaviſche Siſtem der ſtufenweiſe abnehmenden
Kuͤgelchen 102
- Das Boerhaaviſche Siſtem der ſtufenweiſe abnehmenden
- ‒ 19. Einwuͤrfe des Tabors, Lanciſius, Brendels103
- Und Senaks.104
- ‒ 20. Groͤſſere Kuͤgelchen, welche zerſprungen ſind, ſind nichts
als Blutgerinnungen geweſen 105- Man hat nie etwa kleine rote Kuͤgelchen geſehen 105
- Das Blut zerfliſt nicht in ein Flieswaſſer 106
- Und eben ſo wenig ſcheint in der Theorie der immer klei-
nern Kuͤgelchen Gruͤndlichkeit zu herrſchen 107
- ‒ 21. Was die Alten vor Faſern im Blute angeſehen 108
- Und die Neuern 109
- Verſuche, wodurch man die Faſern beſtaͤtigt 110
- ‒ 22. Borells Gegenverſuche 112
- Koͤnnen nicht Statt finden 112
- ‒ 23. Der ſalzige Geſchmak des Blutes 114
- Die Geſchichte der, durch Vergroͤßrungsglaͤſer im Blute ent-
dekkten Salze 114 - Findet noch nicht recht Plazz 115
- Die Geſchichte der, durch Vergroͤßrungsglaͤſer im Blute ent-
- ‒ 24. Wie Blut, wenn man Mittelſalze darunter mengt, ver-
aͤndert werde 116- Ob es von Salpeter gerinne oder fluͤßiger werde 116
- Stahl will, daß es davon gerinne 117
- Hoffmann, daß es davon fluͤßiger werde 117
- Dieſe Meinung ſcheint der Warheit naͤher zu kommen 117. 118
- Er vermehrt die Roͤthe im Blute 117
- So wie das Meerſalz 118
- Aufgeloͤſter Weinſtein und das engliſche Salz 118. 119
- Welche das Blut ebenfalls nicht ſehr verduͤnnen 118. 119
- ‒ 25. Was ſaure Salze auf das Blut vor Wirkung thun 119
- Die vegetabiliſchen verduͤnnen es eher 119. 120
- Die gegrabnen verdikken es dagegen 121
- Und das thun beſonders die daraus abgezognen Fluͤßigkei-
ten 122
- ‒ 26. Man ſagt, die Laugenſalze haͤtten die Kraft, das Blut
noch fluͤßiger zu machen 125- Die Roͤte lebhafter zu faͤrben 125
- Doch zeigen wieder andre Verſuche, daß ſie es zu Geliefern
veranlaſſen 127 - Und ſchwarz faͤrben 127
- Welches auch meine eigne Verſuche bekraͤftigen 128
- §. 27. Die verbrennlichen Geiſter bringen das Blut zum
Gerinnen 129- Wie auch die deſtilirten Oele 130
- ‒ 28. Jn lebendigen Menſchen wird das Blut nicht alkaliſch 131
- Wiewohl es ſich zur alkaliſchen Schaͤrfe neigt 132
- ‒ 29. Ein Blut wird faul von der Anſtrengung der Muskeln 134
- Und von koͤrperlicher Uebung 134
- Von Fiebern 135
- Von andern Urſachen 136
- Von warmer Luft 137
- Von der Kraft des Queckſilbers 137
- Jm Skorbute, und andern Krankheiten 138
- Es wird auſſerordentlich ſcharf 138
- Und zu einem krebshaften Weſen 139
- ‒ 30. Erſcheinungen bei der Faͤulnis 140
- Durch ſolche wird die verborgne Luft in Freiheit geſezzt 141
- Laugenſalze befoͤrdern die Faͤulnis 142
- Saure und Mittelſalze halten die Faͤulnis auf 143
- ‒ 31. Einige Thiere haben ſehr hizzige Schaͤrfe 144
- Und uͤberhaupt laugenhafte Saͤfte 145
- ‒ 32. Jn Thieren herrſcht in der That eine Saͤure 146
- Und dieſe laͤſſet ſich durch Verſuche beſtaͤtigen 147
- ‒ 33. Die meiſten Thiere haben einen uͤbeln Geruch an ſich 150
- ‒ 34. Man mus ſich auf die Analiſirung durchs Feuer nicht
eben gar zu ſehr verlaſſen 151- Jndem ſie niemals die waren Grundſtoffe der Koͤrper
darſtellt 152 - Der Nuzzen von dergleichen Aufloͤfungen bei der Heilung
der Krankheiten 154
- Jndem ſie niemals die waren Grundſtoffe der Koͤrper
- ‒ 35. Grundſtoffe, in welche das Blut durchs Feuer zer-
legt wird 155- Waſſer im Blute 155
- Deſſelben Verhaͤltnis gegen die uͤbrigen Theile des Roten 156
- Jſt bei verſchiednen Autoren verſchieden 156
- Und aͤndert ſich in Krankheiten 158
- ‒ 36. Der Blutgeiſt 160
- Deſſen Verhaͤltnis gegen die uͤbrigen Stoffe 163
- Jſt in Krankheiten bald ſo, bald anders 165
- ‒ 37. Das trokkne fluͤchtige Salz 165
- Deſſen Menge im Blute 166
- Wie es ſich in Krankheiten veraͤndere 168
v. Hall. Phiſ.II.Th. E e e§. 38.
[[802]]Regiſter
- §. 38. Das Blutoͤl 168
- Entzuͤndet ſich in trokkner Geſtalt 169
- Menge deſſelben in dem Blutmengſel 171
- Wie gros ſelbige in Krankheiten ſey 173
- Dippels Thieroͤl 173
- ‒ 39. Die Kole, die vom Abtreiben des Blutes uͤbrig bleibt 175
- Deren Verhaͤltnis gegen das uͤbrige Blut 175
- ‒ 40. Das feuerbeſtaͤndige Salz im Blute 177
- Davon iſt ein Theil laugenhaft 177
- Ein Theil Meerſalz aͤnlich 178
- Seine Menge im Blute 179
- ‒ 41. Die im Blute verborgne Saͤure 180
- Wird beſtritten 181
- Aber auch durch Verſuche beſtaͤtigt 182
- ‒ 42. Die Erde im Blute 184
- Deren Menge 184
- Jſt im Blute ebenfalls ſichtbar 185
- ‒ 43. Die Eiſenerde im Blute 185
- Wird durch mancherlei Verſuche bewieſen 186
- ‒ 44. Die Luft im Blute 189
- macht beinahe den drei und dreißigſten Theil deſſelben aus 190
- ‒ 45. Ob ſich in unſern Saͤften ein verbrennlicher Geiſt ent-
dekken laſſe 190
Appendix A.1.3 Dritter Abſchnitt.
Das Salzwaſſer im Blute.
- §. 1. Das Salzwaſſer hat einen ſalzigen Geſchmack 191
- Und eine Mittelſchwere zwiſchen Waſſer und Blut 191
- ‒ 2. Der gallertartige Theil des Salzwaſſers 193
- Gerinnet nicht eben ſehr von freien Stuͤkken 194
- Aber wohl in einer Waͤrme von 148 Graden 194
- Er gerinnet in lebendigen Thieren ebenfalls 195
- Und hieraus wird ein Theil der Blutgewaͤchſe 196
- Und die Rinde in Enzuͤndungen 197
- Der Urſprung derſelben 198
- Die Gerinnungen des Salzwaſſers ſind an ſich feſte 201
- Obgedachter gallertartige Theil wird vom Feuer zu einem
Gummi ausgetrokknet 201
- ‒ 3. Eben ſolche Natur hat auch das Flieswaſſer der mit Klap-
pen verſehenen Gefaͤſſe an ſich 202- So wie das Waſſer der Waſſerſuͤchtigen, der Waſſerblaͤs-
chen, und andre verdorbne Saͤfte 203 - Wie auch die Fleiſchbruͤhe 204
- Welches man auch von kalten Thieren erhaͤlt 205
- So wie das Waſſer der Waſſerſuͤchtigen, der Waſſerblaͤs-
- §. 4. Salzwaſſer loͤſet ſich in der Waͤrme, wie dergleichen aͤn-
liche Saͤfte mehr 205- Wie auch in Fiebern auf 207
- Salzwaſſer iſt weniger Harnhaft 207
- ‒ 5. Der ſchleimige Theil des Salzwaſſers im Blute 208
- Das beigemiſchte Fett, Sand und Luft 208
- ‒ 6. Was vor Veraͤnderung die eingeſtreuten Salze in dem
Flieswaſſer hervorbringen 209- Flieswaſſer wird von ſauern Saͤften zum Gerinnen ge-
bracht 211 - Auch von laugenhaften Salzen 212
- Und von den deſtillirten Geiſtern 212
- Flieswaſſer wird von ſauern Saͤften zum Gerinnen ge-
- ‒ 7. Analiſirung des Salzwaſſers bei dem Feuer 213
- Jn wie fern ſolches vom Blute unterſchieden ſey 217
Appendix A.1.4 Vierter Abſchnitt.
Verhaͤltniſſe und Nuzzbarkeiten der Grundſtoffe im
Blute, unter einander.
- §. 1. Die Temperamenten uͤberhaupt 218
- ‒ 2. Das ſangviniſche (Blutreiche) oder der Ueberflus an roten
Kuͤgelchen 219- Die wahre Vollbluͤtigkeit 220
- ‒ 3. Das hizzige und harnhafte Temperament 221
- ‒ 4. Das waͤßrige und ſchwaͤchliche Temperamenk 223
- ‒ 5. Man vergleicht dieſe Temperamente mit den Temperamen-
ten der Alten 225- Galens vier Temperamente 225
- Und der Neuern ihre 227
- ‒ 6. Warum man ſie nicht Statt finden laſſen kann 227
- Jn geſunden Menſchen iſt ganz und gar nichts von einer
ſchwarzen Galle da 228
- Jn geſunden Menſchen iſt ganz und gar nichts von einer
- ‒ 7. Die feſten Theile machen das Hauptwerk bei einem Tem-
peramente 229- Das Blut gibt nur unbeſtaͤndige Merkmale an die Hand 233
- ‒ 8. Der Nuzzen der roten Kuͤgelchen 233
- Sie dehnen die Gefaͤſſe beſſer auseinander 233
- Oeffnen ſie 234
- Und bleiben in ihren Gefaͤſſen 235
- Zu duͤnnes Blut bringt ſchlechte Vorteile 237
- ‒ 9. Es mindert die kuglige Figur den Widerſtand 238
E e e 2Nuz-
[[804]]Regiſter- Nuzzen des Eiſens. Zur Dichtigkeit 239
- Zur Waͤrme 239
- Nuzzen des Oels zur Waͤrme 239
- Den Leim zu befeſtigen 240
- So wie die verſchiednen Saͤfte zu verbinden 240
- ‒ 10. Nuzzen des Salzwaſſers. Es erzeugen ſich die feſten
Theile daraus 240- Die Grundſtoffe werden dadurch unter einander verbunden 240
- Das Blut verduͤnnt 242
- ‒ 11. Das Waſſer fliſt in den Gefaͤſſen leichter umher 243
- Erzeugt die verſchiednen Saͤfte 244
- Nuzzen der Luft 244
- Und der koͤrperlichen Waͤrme 245
- ‒ 12. Es bilden ſich die Kuͤgelchen aus dem Fette der Milch 246
- Das Salzwaſſer wird aus dem thieriſchen Gallerte 246
- Und dem Schleime der Pflanzen erzeugt 247
- Das Salz entſpringt aus dem ſaͤuerlichen Pflanzenſalze 247
- Und das Eiſen ruͤhrt von den Pflanzen her 248
Appendix A.2 Sechſtes Buch.
Die Verrichtungen der Schlagadern und
Blutadern.
Appendix A.2.1 Erſter Abſchnitt.
Die Vewegung des Blutes laͤngſt der Schlagaderachſe.
- §. 1. Jn dieſem Artikel kommen viele dunkle und leere Stel-
len vor 249 - ‒ 2. Der groͤſte Sinus der Aorte 250
- ‒ 3. Der groſſe Aortenbogen 252
- Hat in den unvernuͤnftigen Thieren eine andre Beſchaffen-
heit 253 - Jſt dem Menſchen eigen 254
- Verſchiedenheiten deſſelben 255
- Schriftſteller, welche den waren Bau zuerſt feſtgeſtellt 256
- Hat in den unvernuͤnftigen Thieren eine andre Beſchaffen-
- ‒ 4. Die vornemſten Aeſte der groſſen Schlagader 257
- ‒ 5. Die Bewegung des Blutes laͤngſt der Achſe 258
- ‒ 6. Deſſen mittlere Geſchwindigkeit 259
- Verbeſſerungen des Franz Boißier261
- ‒ 7. Das Blut laͤuft in der Achſe der Ader ſchneller 262
- ‒ 8. Schwere Theilchen bekommen einen ſtaͤrkern Antrieb 263
- Und werden viel weiter fortgeruͤkkt 265
- ‒ 9. Hinderniſſe in dem Fortruͤkken 266
Deſ-
[[805]]uͤber den zweeten Band.- Deſſen verſchiedne Urſachen 266
- Und falſche Urſachen 267
- ‒ 10. Die Schwere der druͤkkenden Atmoſphaͤr 267
- Wirkt in der That auf thieriſche Koͤrper 267
- Davon dehnt ſich ein jeder Theil, der von dieſem Luftdrukke
frei bleibt, auseinander 267 - Und alsdenn faͤllt jeder Saft in ein Eingeweide hinein,
welches ſich im leeren Raume befindet 268 - Doch hiedurch geht dem Kreislaufe des Blutes nicht das
mindeſte ab 270
- ‒ 11. So wenig als vom Gewichte der koͤrperlichen Theile eines
Thieres, die auf Schlagadern aufliegen 271 - ‒ 12. So wenig als von der Zuſammenziehungskraft der Schlag-
ader 272- Wirkungen der warmen Baͤder 273
- ‒ 13. Etwas verliert der Kreislauf, wenn ſich die Figur der
Schlagadern veraͤndert 274 - ‒ 14. Eine erweiterte Muͤndung der Aeſte betraͤgt ſchon mehr 275
- Willhelm Cole iſt von dieſer Verzoͤgerung Erfinder 275
- Wie gros ſie Keil ſchaͤzzt 275
- Und der beruͤmte Boißier276
- Man kann ſie noch zur Zeit nicht zuverlaͤßig angeben 277
- Weil das Verhaͤltnis der Aſtoͤfnungen, gegen die Hoͤlung
des Stamms, veraͤnderlich iſt 277 - Und noch unbekant bleibt 278
- ‒ 15. Jndeſſen mus doch dieſe groͤſſere Hoͤlung der Aeſte den
Kreislauf in etwas aufhalten 279- Wie man aus den an harten Roͤhren gemachten Verſuchen
erſehen kan 279 - An den Schlagaderſaͤkken 280
- Und an den Schlagadern eines lebendigen Thieres 281
- Allein man weis das Maas dieſer Geſchwindigkeitsab-
nahme nicht 282
- Wie man aus den an harten Roͤhren gemachten Verſuchen
- ‒ 16. Verſchiedenheit der Kraft des Reibens 282
- I. Wenn ſolches von der Laͤnge eines Gefaͤſſes entſtehr 282
- ſo hemmt dieſes die Schnelligkeit gar ſehr 282
- Laut den Verſuchen 283
- ‒ 17. II. Reiben, von engen Roͤhren 284
- Daruͤber urteilt man durch Verſuche 284
- ‒ 18. III. Das Reiben iſt um ſo viel ſtaͤrker, je ſchneller ſich das
Blut bewegt 286 - ‒ 19. IV. Reiben, welches von der veraͤnderten Figur einer
Roͤhre herruͤhret 286
E e e 3Und
[[806]]Regiſter- Und von Falten 287
- Oder von den inwendigen Runzeln der Schlagadern 288
- §. 20. Und von der convergirenden Figur 289
- ‒ 21. Von den rechten oder groͤſſern und ſtumpfen Winkeln 290
- Dieſe Verzoͤgerung in der Geſchwindigkeit wird beſtaͤtigt 292
- ‒ 22. Faſt aͤnliche Dinge finden in thieriſchen Koͤrpern Plazz 293
- Sowohl die Laͤnge, als die Enge der Gefaͤſſe rauben einen
Theil der Geſchwindigkeit 293. 294
- Sowohl die Laͤnge, als die Enge der Gefaͤſſe rauben einen
- ‒ 23. Das thun auch die Falten 295
- ‒ 24. Und die groſſen und ſtumpfen Winkel 297
- Wie auch die groͤſſere Schnelligkeit 298
- ‒ 25. Ferner das Reiben des Blutes in den Aeſten 299
- ‒ 26. Die gegen einander ſtroͤmende Blutwellen, welche in den
Anaſtomoſirungen einander ſchlagen 300 - ‒ 27. Die Zaͤhigkeit und das Zuſammenhaͤngen des Blutes 302
- Wird gegen die Zweifler gerettet 303
- ‒ 28. Folglich wird das Blut in den Schlagadern eines leben-
digen Thieres in ſeinem Laufe unterbrochen 305- Wer dieſe Hemmungen zuerſt entdekkt 305
- Und in den neuern Zeiten erwaͤhnt 306
- ‒ 29. Maas dieſer Hemmungen nach dem beruͤmten Stephan
Hales306- Franz Boißier und andern 308
- ‒ 30. Was Verſuche lehren 310
- Die Hemmung iſt ſo gar gros nicht 310
- Und die Schnelligkeit in der That ſo gros nicht, als es die
Rechnung erfordert 313
- ‒ 31. Folglich mus dieſe Hemmung kleiner werden 313
- Jn den kleinſten Staͤmmen iſt die Aderhoͤle nicht kleiner,
als die Hoͤle der Aeſte 314 - Einige Dinge mindern das Reiben 315
- Jn den kleinſten Staͤmmen iſt die Aderhoͤle nicht kleiner,
- ‒ 32. Woher das Blut eine neue Geſchwindigkeit mitgeteilt be-
komme 317- Das geſchicht nicht, daß der Durchmeſſer der kleinen Ge-
faͤſſe kleiner iſt 318 - Auch nicht daher, daß die Blutſaͤule in den kleinſten Gefaͤſ-
ſen laͤnger iſt 318
- Das geſchicht nicht, daß der Durchmeſſer der kleinen Ge-
- ‒ 33. Auch nicht von der Gewalt der Schwere, welche das Blut
gleichſam als durch eine zweiſchenklige Roͤhre zum Herzen
zuruͤkketreibt 319- Dieſe Schwere leitet hin und wieder das Blut in die un-
tere Stellen 319 - Sie beherrſcht das Blut der Blutadern 321
- Richtet aber wenig gegen das Blut der Schlagadern aus 321
- Eine zweiſchenklige Roͤhre iſt ohne alle Kraft 322
- Dieſe Schwere leitet hin und wieder das Blut in die un-
- §. 34. Ob das Blut von der Nervenkraft, in den Schlagadern
eine neue Geſchwindigkeit mitgeteilt bekomme 322- Vernunftſchlus von den Leidenſchaften der Seele herge-
nommen 322 - Von der Entzuͤndung 323
- Art und Weiſe, wie das Blut von der Kraft der Nerven
gereizet werde 324 - Es ſind ſehr viele Schlagadern von Nerven, wie von Strik-
ken uͤberſchlungen 324
- Vernunftſchlus von den Leidenſchaften der Seele herge-
- ‒ 35. Es hat das Anſehn, daß Schlagadern von dergleichen
Strikken zuſammengeſchnuͤrt werden koͤnnen 325- Und ſo kann daher die Bewegung des Blutes theils gehemmt 326
- und theils beſchleunigt werden 327
- ‒ 36. Doch dieſes hat noch nicht ſeinen gehoͤrigen Grund 327
- Denn Nerven koͤnnen nicht zuſammengeſchnuͤrt werden 327
- Der Pulsſchlag wird von gereizten Nerven nicht ſchneller 328
- Auch nicht von Schmerzen 328
- Noch von Krampfzuͤkkungen 328
- Den Pulsſchlag mindert nicht eine Gliederlaͤhmung 328
- Jm Mutterkuchen laͤuft das Blut ohne Nerven dennoch um 329
- So wie in knochig gewordnen Schlagadern 329
- Und in Thieren ohne Koͤpfen 329
- Es ſtreitet damit gar nicht, daß von Nerven Schlagadern
reizbarer gemacht werden 329 - So wie das Herz 329
- Doch dahin reichen die Verſuche zur Zeit noch nicht 330
- ‒ 37. Wahre Urſachen vom beſchleunigten Laufe des Blutes 330
- Das Zuſammenziehn der Schlagader 330
- Dieſe Urſache uͤbet ihre Gewalt uͤber viele Schlagadern aus 330
- Einwendung, daß das Blut von den zuſammengezognen
Schlagadern zum Herzen zuruͤkke getrieben werde 331 - Man beantwortet dieſes damit, es wird nicht zuruͤkke ge-
trieben, weil das Blut die verſchiedne Gegenden einer
Schlagader nicht auf einmal, ſondern nach der Reihe auf-
huͤpfen macht 332 - Und folglich jede entfernte Stelle ihr Blut in die aͤuſſerſte
Gegenden fortwaͤlzt 332 - Dieſes auf einander folgende Fortſtoſſen wird nicht war-
genommen 334 - Das Maas der Zuſammenziehung iſt ſo, wie das Maas der
Erweiterung 334 - Und beide laſſen ſich nicht beſtimmen 335
- §. 38. An den Schlagadern kalter Thiere iſt groͤſtentheils kein
Zuſammenziehn warzunehmen 337- So wie an vielen Schlagadern der warmen Thiere 337
- ‒ 39. Urſache von dieſem Zuſammenziehn 340
- Man ſucht ſie in der elaſtiſchen Spannung 340
- Und in den muskelhaften Faſern einer Schlagader 341
- Jn der Kraft der Nerven 341
- Die Reizbarkeit derſelben iſt klein 342
- Der Widerſtand der Schlagadern, den dieſe den Kraͤften
des Herzens entgegen ſtellen 343
- ‒ 40. Die Kraft der Blutableitung 344
- Scheint von der Schnellkraft, die unter alle und jede Schlag-
adern verteilt iſt, herzuruͤhren 345 - Und traͤgt in der That nicht viel zur Bewegung des Blutes
mit bei 346
- Scheint von der Schnellkraft, die unter alle und jede Schlag-
- ‒ 41. Die Gewalt der Muskeln 347
- Reizt allerdings die Bewegung des Bluts 347
- Doch in Schlagadern weniger 349
- ‒ 42. Erſcheinungen bei dem Fortruͤkken, wenn ſolches unor-
dentlich und mit Mattigkeit geſchicht 351- Das Blut bewegt ſich ſchlaͤfrig 351
- Unordentlich 351
- Es ſtemmt ſich zuruͤkke 352
- Schwankt hin und her 352
- Koͤmmt zur Ruhe 353
- Und endlich erſcheint die Schlagader von allem Blute leer 354
- Und ſie faͤllt ein 354
- ‒ 43. Urſachen, warum die Bewegung des Blutes noch nach
dem Tode fortdauren kan 355- Sind die Ableitungskraft 356
- Die Schwere 356
- Die Kaͤlte 356
- Die Anziehungskraft 357
- Die entwikkelte Luft 358
- Daher ſind die Maͤhrchen von den umhergehenden abge-
ſtorbnen Blutſaugern (Vampiren) entſtanden 359 - Der allerkleinſte Grad des Lebens 359
Zwee-
[[809]]uͤber den zweeten Band.
Appendix A.2.2 Zweeter Abſchnitt.
Der Seitendrukk des Blutes.
- §. 1. Es iſt ſolches gar nicht derjenige allgemeine Drukk, wel-
cher von der Fluͤßigkeit ſeinen Urſprung her hat 360 - ‒ 2. Schlagadern ſind immer mit Blute erfuͤllt, ſowohl wenn
ſie ſich zuſammenziehen (ſyſtole), als auch wenn ſie ſich
wieder erweitern (diaſtole) 361- Warum ſie bisweilen entweder ganz und gar leer, oder
nur unvollkommen voll vorkommen 363 - Es kann eine helle Fluͤßigkeit das vollfuͤllen, welches leer
zu ſeyn ſcheint 363 - Es kann ſich ein Gefaͤschen zu einer kleinern Oefnung zu-
ſammengezogen haben 364
- Warum ſie bisweilen entweder ganz und gar leer, oder
- ‒ 3. Es iſt die lezzte aus dem Herzen heraufſtroͤmende Welle
ſchneller als die voranlaufende 366- Und eilt derſelben vor 366
- Daß dieſes geſchehe, wird erwieſen 367
- Das Maas des Unterſcheides in der Geſchwindigkeit bei-
der 368 - Jſt an ſich ungewis 369
- ‒ 4. Von dieſer Urſache erfolgt der Seitendrukk des Blutes 369
- Die Ausſtrekkung der Schlagader in die Laͤnge 369
- Wenn ſie gleich cilindriſch gebaut waͤre 371
- ‒ 5. Senkrechter Drukk auf die Seiten gerichtet 372
- Von ihm ruͤhren die Saͤkke an der Aorte her 373
- Wie auch die knochige Schuppen 373
- Und der Fall, wenn Schlagadern zerreiſſen 374
- ‒ 6. Dieſer Drukk wird beſtaͤtigt. Durch die Traͤgheit der
voranlaufenden Welle 375 - ‒ 7. Das Maas dieſes Drukkes, nach den beobachteten Krank-
heiten 376- Nach der Theorie, und nach dem ſtaͤrkeren Sprunge des
Blutes berechnet, wenn eben das Herz ſchlaͤgt 378 - Wie auch nach der Menge Bluts betrachtet, welche bei je-
dem Pulsſchlage in die Blutader uͤbertritt 378 - Ferner waͤchſet dieſer Drukk, ſobald ſich der Kreislauf ver-
ſpaͤtet 379
- Nach der Theorie, und nach dem ſtaͤrkeren Sprunge des
- ‒ 8. Wirkung dieſes Drukkes 381
- Es verdichten ſich davon die Membranen der Schlagadern 381
- Die Gefaͤschen der Schlagadern werden zuſammengedruͤkkt 383
- ‒ 9. Es erweitert ſich die Oefnung der Schlagader im Lichten 384
E e e 5Man
[[810]]Regiſter- Man ſezzt dieſe Erweiterung in Zweifel 385
- Es laͤſſet ſich ihr Maas ſchwerlich nehmen 385
- Auf was vor Art die Ader von einer kleinen Blutwelle er-
weitert werde 386 - Gedanken des Joſias Weitbrechts davon 387
- Joſephs Brun387
- Sie ſcheint von der Folge der Stoͤſſe des Blutes auf die
verſchiedene Theile einer Schlagader erklaͤrt werden zu
koͤnnen 388 - Urſache, warum man dieſes Aufeinanderfolgen der Stoͤſſe
nicht gewar werde 389
- §. 10. Der Begrif eines Pulsſchlages 391
- Ob der Pulsſchlag von einer Pulſirungskraft der Schlag-
ader ſein Entſtehen herhabe 392
- Ob der Pulsſchlag von einer Pulſirungskraft der Schlag-
- ‒ 11. Welche Aerzte den Pulsſchlag zuerſt beobachtet haben 393
- Neuere Schriftſteller von den Pulsſchlaͤgen 394
- ‒ 12. An welchen Schlagadern das Schlagen wargenommen
werde 395- Verirrungen deſſelben 396
- ‒ 13. Schneller und oͤfterer Pulsſchlag 399
- Laͤſſet ſich von einander unterſcheiden 400
- Doch ſind ſie merenteils in Krankheiten beiſammen 401
- ‒ 14. Urſachen eines ſchnellen und oͤftern Pulsſchlages 402
- Sind ein reizbareres Herz 402
- Wie es in Thieren von kleiner Groͤſſe vorkoͤmmt 402
- Ein uͤberfluͤßiger Reiz, wodurch das Herz aufgebracht
wird 403 - Ein groſſes Herz 403
- Daher iſt das Pulsſchlagen in kalten Thieren ſeltner 403
- Die Muskelbewegung 404
- Die Waͤrme 404
- Die Speiſe 405
- Das Hindernis, welches dem Herzen im Wege iſt, daß
ſich ſolches nicht ausleeren kann 405 - Ob der Pulsſchlag von der Seele mit gutem Bedachte ſtaͤr-
ker gemacht werden koͤnne 406 - Die Schwaͤchlichkeit 407
- Der Nervenreiz 407
- Der elektriſche Feuerſtrom 408
- Reiz von verſchiedner Schaͤrfe, in Krankheiten 408
- Von gewiſſen Speiſen 409
- Starker und ſchneller Pulsſchlag iſt ein Zeichen des ſchnel-
len Kreislaufes 410
§. 15.
[[811]]uͤber den zweeten Band.
- §. 15. Urſache eines ſeltnern und traͤgen Pulsſchlages 410
- Sind ein wenig reizbares Herz 410
- Oder wenn weniger Blut wieder ins Herz zuruͤkkoͤmmt 410
- Kaͤlte 411
- Ein aller Orten leichter und freier Kreislauf 411
- Daher geſchicht der Pulsſchlag in geſunden Menſchen
ſeltner 411 - Und es laͤſt ſich nicht begreifen, daß er in Fiebern ſelten
ſchlagen ſollte 412 - Selten ſchlaͤgt der Puls (pulſus rarus), wenn die Lunge
verſtopft iſt, und das Aremholen beſchwerlich geſchicht 413 - Oder wenn die Kraftloſigkeit zunimmt 414
- Alsdenn iſt die groͤſte Gefar zu befuͤrchten 414
- Ehe der Todt wirklich erfolgt 415
- Und man ſieht ſolche Perſonen als Todte an 416
- Exempel vom nachbleibenden Pulsſchlage 416
- ‒ 16. Es ſind die Pulsſchlaͤge nach dem verſchiednen Alter
auch verſchieden 416- Keppler iſt der erſte, welcher ſie zu zaͤlen angefangen 418
- Der Pulsſchlag in der menſchlichen Frucht 419
- Jm Kinde 419
- Jm Knaben 419
- Jm erwachſnen Menſchen 420
- Jn den Alten 421
- Unterſcheid des Pulsſchlages nach den Temperamenten 422
- Nach dem maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechte 423
- Nach der Leibeslaͤnge 423
- ‒ 17. Des Morgens fruͤhe 424
- Gegen die Nacht 424
- Jſt er ein gewoͤnliches kleines Fieberchen 424
- Jm Schlafe 425
- Nach dem Eſſen 426
- Nach der Bewegung und Leibesuͤbung 427
- ‒ 18. Verſchiedenheit des Pulsſchlages in Abſicht auf den
Himmelsſtrich 428- Jn der Sommerhizze 428
- Jn der Winterkaͤlte 428
- Jn den Fiebern 428
- Die Anzal der Pulsſchlaͤge in geringen und hartnaͤkkigen
Fiebern 429 - Ein an den beiden Seiten des Koͤrpers ungleich laufender
Pulsſchlag 430
- ‒ 19. Andre Arten der Pulsſchlaͤge. Sie ſind gros 431432
Klein
[[812]]Regiſter- Klein 433
- Hart 434
- Gleichmaͤßig und ungleich 435
- Zweiſchlaͤgig 435
- Der Wachtelſchlag 436
- Voreilig (inciduus) 436
- Arten der Pulsſchlaͤge des beruͤmten von Bordew437
Appendix A.2.3 Dritter Abſchnitt.
Die Wirkung von der Bewegung des Blutes in den
Schlagadern.
- §. 1. Das Reiben des Blutes an ſeinen Gefaͤſſen 438
- Die Umwaͤlzung der Blutkuͤgelchen in der Erweiterung der
Schlagader 439 - Und in deren Zuſammenziehung 443
- Das Entſtehen der Blutkuͤgelchen 443
- Die Umwaͤlzung der Blutkuͤgelchen in der Erweiterung der
- ‒ 2. Das Reiben in den Aderaͤſten 444
- Warum die Aeſte von dieſem Drengen nicht zerreiſſen 445
- ‒ 3. Die Anaſtomoſirungen der Adern unter ſich 446
- Deren Nuzzen, Veſtopfungen vorzukommen, oder die be-
reits vorhandne zu heben 447 - Ein Nuzzen iſt es, daß dadurch das Blut in die unter einer
verſtopften Schlagader befindliche Gegend abgeleitet
wird 449 - Die verſchiedentliche Leitungen des Blutes nach dieſer,
oder jener Gegend 451 - Wieder einander laufende Wellen vermindern die Ge-
ſchwindigkeit des Blutes 452
- Deren Nuzzen, Veſtopfungen vorzukommen, oder die be-
- ‒ 4. Die Adernezze thun eben das 453
- Und vermeren das Aneinanderreiben der Kuͤgelchen 453
- ‒ 5. Die kleinſten Gefaͤschen geben das Maas zu den Kuͤgel-
chen her 454 - ‒ 6. Was das Verſpaͤten vor Folgen nach ſich ziehe 455
- Ein Gerinnen des Blutes 455
- ‒ 7. Was daraus fuͤrs Blut erfolge 456
- Es wird davon fluͤßiger 456
- Ein ſtillſtehendes Blut gerinnet 458
- Wie ſich das Blut bei der Bewegung fluͤßig erhalte 459
- Ob das Blut eine innerliche Bewegung beſizze 461
- Es findet kein Anſchein dazu ſtatt 462
- ‒ 8. Die Waͤrms 462
Ent-
[[813]]uͤber den zweeten Band.- Entſteht vom Blute 463
- Und folglich iſt die Kaͤlte herrſchend, wo kein Pulsſchlag
Plazz findet 463 - Ob das Herz eine angeborne Waͤrme mit ſich bringe 464
- Ob ein chimiſches Gaͤhren zur Thierwaͤrme erfordert
werde 466 - Schriftſteller, die dieſe Hipoteſe beguͤnſtigen 466
- Auch in neuern Zeiten 467
- §. 9. Gegenbeweiſe. Jn Thieren iſt das Herz durchaus nicht
waͤrmer, als der ganze uͤbrige Koͤrper 469- Das Blut ſtehet kein Aufbrauſen aus 470
- Das Oel wird im Blute ſo wenig von einem Laugenſalze
aufgeloͤſet 471 - So wenig, als es davon Waͤrme empfaͤngt 471
- Die Faͤulnis erzeugt im Blute auch nicht Waͤrme 471
- Jn Menſchen gibt es kein Harnſalz 472
- Blut wird nicht eher faul, als bis es ſtille ſteht 472
- ‒ 10. Ob Blut von ſeiner Fortruͤkkung Waͤrme bekomme 473
- Vom Reiben erzeugt ſich Waͤrme 474
- Vom Reiben erhizzen ſich auch andre blutaͤnliche Saͤfte 475
- Schon von bloſſer Bewegung werden Thiere warm 476
- Auch in der ſtrengſten Kaͤlte 477
- So wie der Umlauf des Blutes waͤchſt, waͤchſt zugleich
die Waͤrme groͤſſer 478 - Etwas traͤgt die Dichtheit der Kuͤgelchen zur Waͤrme bei 479
- Welches auch das Eiſen 479
- Die Dichtheit der Gefaͤſſe 479
- Und eine groͤſſere Munterkeit des Herzens thut 480
- So wie der Herzſchlag matter wird, nimmt zugleich die
Waͤrme mit ab 480 - Steht der Puls ſtille, ſo hoͤrt alle Waͤrme auf 481
- Fiſche haben nicht daher ihre Waͤrme, daß ihr Herz kleiner,
und des Bluts weniger iſt 483 - Wo man das Blut vermindert, vermindert man zugleich
die Waͤrme 484
- ‒ 11. Einwuͤrfe. Das Reiben macht im Blute keine Waͤrme 486
- Fiſche, die ſich noch ſo ſchnell oͤewegen, werden darum nicht
waͤrmer 489 - Die Graden der Waͤrme verhalten ſich nicht, wie die An-
zal der Pulsſchlaͤge 489 - Wird die Bewegung des Bluts verſtaͤrkt, ſo waͤchſt darum
doch nicht die Waͤrme groͤſſer 490 - Es haͤufen ſich die Pulsſchlaͤge, ohne daß die Waͤrme darf
gewachſen ſeyn 491
- Fiſche, die ſich noch ſo ſchnell oͤewegen, werden darum nicht
- ‒ 12. Die Hipoteſe des Robert Douglas492
- ‒ 13. Was man von beiderlei Meinungen halten koͤnne 493
- Von der elektriſchen Materie entſteht die Waͤrme nicht 493
- Auch nicht vom Reiben des Bluts, an der kalten Luft 494
- Beantwortung der vorhergehenden Gruͤnde 494
- ‒ 14. Daß das Blut nicht faul werden kann, hindert ſeine
Bewegung 497 - ‒ 15. Und doch macht eben dieſe Bewegung, daß es ſich zum
harnhaften Weſen neiget 499 - ‒ 16. Sie bildet auch die Kuͤgelchen 501
- ‒ 17. Ob ſie dieſes auch mit der roten Farbe thue 502
- Die Roͤte des Blutes entſtehet nicht von der Theilchen Ku-
gelfigur 502 - Nicht von der Dichtheit 503
- Nicht von der nachbarlichen Beruͤrung der Kuͤgelchen 504
- Nicht von der Lunge 504
- Nicht von einem Luftniter 505
- Die Luft enthaͤlt kein Niterſalz 506
- Die Roͤthe von einer weitſchichtigen Zuſammenhaͤufung der
Kuͤgelchen 506 - Sie entſteht nicht vom Laugenſalze 509
- Auch nicht von der Weiſſe, welche durch das Salzwaſſer
hindurchſcheint 510
- Die Roͤte des Blutes entſtehet nicht von der Theilchen Ku-
- ‒ 18. Vielleicht hat ſie aber das Eiſen im Blute zur Grund-
lage 511 - ‒ 19. Anders iſt die Dichtheit beſchaffen, die von der Zaͤhig-
keit herruͤhrt 511- Die Dichtheit der geſammten Blutmaſſe 514
- Die Dichtheit der Kuͤgelchen 514
- Beiderlei Dichtheiten, wenn ſie ſich beiſammen befinden 514
- Ob ſich die Blutmaſſe in der Lunge verdichten laſſe 515
- Sie hat eine Menge Kuͤgelchen zum Grunde 516
- Wie ſich Kuͤgelchen verdichten 516
- Nebſt dem Salzwaſſer 518
- ‒ 20. Die Trennung der Blutſtoffe von einander 518
- ‒ 21. Jhre Zaͤhigkeit 519
Vier-
[[815]]uͤber den zweeten Band.
Appendix A.2.4 Vierter Abſchnitt.
Das Fortruͤkken, des durch Blutadern zuruͤkkekerenden
Blutes.
- §. 1. Wie ſich dieſe Bewegung verhalte in den Blutadern 520
- ‒ 2. Wie ſie ſich in den Blutaͤderchen, welche nur zu einem
einzigen Kuͤgelchen Plazz haben, verhalte 521- Sie iſt daſelbſt nicht gar zu traͤge 522
- ‒ 3. Wie ſtark ſie in Blutadern von mehreren Kuͤgelchen ſey 524
- ‒ 4. Welche Urſachen dieſe Bewegung beſchleunigen 524
- Falſche Urſachen 524
- Vom Herzſchlage wird ſie nicht vergroͤſſert 524
- Viel traͤgt dazu auch nicht die Zuſammenziehungskraft der
Adern bei 525 - Ob der aufgehobne Wiederſtand etwas dabei vermoͤge 525
- ‒ 5. Schon mehr vermag die Kugelfigur, und die Anhaͤufung
des Blutes bei einer engern Adermuͤndung 526 - ‒ 6. Die ſpielende Muskeln helfen auch das ihrige 527
- Theils dadurch, daß ſie zwiſchen ſich gelagerte Blutadern
zuſammendruͤkken 528 - Theils dadurch, daß ſie das Herz durch das demſelben zuge-
fuͤhrte Blut reizen 529 - Theils daß ſie das Atemholen ſchneller machen 530
- Theils dadurch, daß ſie zwiſchen ſich gelagerte Blutadern
- ‒ 7. Die Kraft der Ueberleitung 531
- Beſchleunigt den Lauf des Gebluͤtes in den Blutadern 531
- Haͤuft das Blut an denjenigen Theilen, welche keinen Wie-
derſtand thun, zuſammen 533 - Das Aderlaſſen vermindert die roten Kuͤgelchen 533
- ‒ 8. Urſachen, die den Lauf des Blutes in Blutadern veraͤn-
dern 534- Wie das Atemholen dem Umlaufe behuͤlflich ſey 534
- Doch daſſelbe macht auch, daß das Blutaderblut ruͤkkwerts
laͤuft 534 - Streitigkeit, in welche der Verfaſſer uͤber dieſen Punkt
verwikkelt worden 536
- ‒ 9. Kraft des Ausatmens, tritt das Blut von der Bruſt
gegen die Blutadern zuruͤkke; die Blutadern ſchwellen von
Blut an 538- Das Gehirn ſchwillt 538
- Von dieſem allen eraͤugnet ſich beim Einatmen das Gegen-
teil 539
- ‒ 10. Die Urſachen von dieſen Begebenheiten 539
Die
[[816]]Regiſter- Die erſte iſt dieſe, weil das Einatmen den Weg zur Lunge
und zur rechten Herzkammer erleichtert 541 - Die andre, weil das Ausatmen die Bruſt entledigt 541
- Wie das Zwerchfell die Holader zuſammenſchnuͤrt 544
- Die erſte iſt dieſe, weil das Einatmen den Weg zur Lunge
- §. 11. der Ruͤkkflus zur Holader, wenn ſich das Herzohr zu-
ſammenzieht 544 - ‒ 12. Die Anaſtomoſirungen 545
- Thun hier dem Blute mehr Dienſte, als in den Schlag-
adern 545 - Jndem ſie hier anſenlicher ſind 545
- Und verurſachen, daß das Blut durch die Blutadern gegen
freie Oerter abfliſſen kann 545 - Allein ſie machen auch, daß die Stroͤme wiedrig laufen 548
- Thun hier dem Blute mehr Dienſte, als in den Schlag-
- ‒ 13. Das Reiben iſt in Blutadern kleiner 549
- doch nicht daher, weil ſich ihre Schenkel wie Kegelſeiten
auseinander breiten 549 - Denn dieſes iſt an ſich falſch 550
- doch nicht daher, weil ſich ihre Schenkel wie Kegelſeiten
- ‒ 14. Das Gewichte aͤndert ungemein die Bewegung des Blutes
in den Blutadern 552 - ‒ 15. Das Maas, von der Geſchwindigkeit, mit der das Blut
durch die Blutadern zuruͤkke gefuͤrt wird 554- Verſchiedne Auslegungen uͤber dieſes Maas 555
- Es verhaͤlt ſich ſo, wie die Oefnungen der Blutadern und
Schlagadern im Lichte 557
- ‒ 16. Jn wie vieler Zeit das geſammte Blut den groſſen Um-
lauf verrichtet 559- Verſchiedne Meinungen daruͤber 559
- Einige Schwierigkeiten 562
- Das Warſcheinliche in dieſer Sache 563
- ‒ 17. Unordentlicher Umlauf des Blutaderblutes 564
- Der Ruͤkkfall 564
- Und die Verſtopfungen in den Blutadern 566
- ‒ 18. Wie ſich das Blut in den Blutadern auch noch nach dem
Tode bewege 567
Appendix A.2.5 Fuͤnfter Abſchnitt.
Der Seitendrukk des Blutes in den Blutadern.
- §. 1. Gruͤnde, die denſelben verwerfen 568
- ‒ 2. Er beſtaͤtigt ſich, Kraft der Aenlichkeit mit den Schlag-
adern 568- Und vermoͤge der Ueberleitungskraft 569
- Wie auch durch den Drukk 569
§. 3.
[[817]]uͤber den zweeten Band.
- §. 3. Warum Blutadern ohne Pulsſchlag ſind 570
- Verſchiedne Hipoteſen 573
- Von dem geminderten Voreilen der hintern Welle, vor
der voranlaufenden 576
- ‒ 4. Auſſerordentliches Schlagen der Blutadern 577
- Urſachen davon 578
Appendix A.2.6 Sechſter Abſchnitt.
Die Wirkung von der Bewegung des Blutes durch
die Blutadern.
- §. 1. Aenliche Erfolge, wie die ſind, welche von der Bewe-
gung der Schlagadern herruͤhren 579 - ‒ 2. Verſchiedne Erfolge 580
- Die Miſchung der Lebensſaͤfte 580
Appendix A.3 Siebentes Buch.
Die Abſonderung der Saͤfte.
Appendix A.3.1 Erſter Abſchnitt.
Saͤfte, welche vom Blute geſchieden werden.
- §. 1. Schwierigkeiten bei dieſer Arbeit 581
- ‒ 2. Die vier Klaſſen, der vom Blute geſchiednen Saͤfte 582
- ‒ 3. Die erſte Klaſſe. Hier erzaͤlt der Verfaſſer 583
- Die waͤßrigen Saͤfte 583
- Dieſe ſind an ſich nicht vollkommen rein 584
- ‒ 4. Die ſchleimſaͤfte 585
- Deren Natur 585
- Verſuche daruͤber mit verſchiednen Salzen 587
- Mit dem ſchaͤrfſten Weingeiſte 586
- Mit dem Feuer 586
- Wo man ſie antreffe 588
- Jhr Nuzzen 589
- ‒ 5. Die Gallertſaͤfte 590
- Deren Weſen 590
- Werden angefuͤrt 590
- Der Gelenkſaft 591
- ‒ 6. Die oͤligen Saͤfte 593
- Werden erzaͤlt 593
- ‒ 7. Die gemiſchten oder aus mehrern zuſammengeſezzten Saͤfte 595
v. Hall. Phiſ.II.Th. F f f§. 8.
[[818]]Regiſter
- §. 8. Allerlei Saͤfte, wie ſie faſt in ihrer voͤlligen Geſtalt
im Blute vorkommen 596 - ‒ 9. Ein jegliches Werkzeug der Abſonderung iſt im Stande,
einen jeden Saft zu bereiten 597- Die Ausduͤnſtungsmaterie ſenket ſich aufs Gedaͤrme, zur
Harnblaſe herab, oder ſie leert ſich durch die Naſe 598 - Durch den Speichel aus 599
- Das duͤnſtende Gedaͤrme treibt ſeinen Dunſt durch die
Haut hinauf 599 - Der Harn verirrt ſich in die Werkzeuge, wo ſonſt andere
Saͤfte abgeſondert zu werden pflegen 599 - Statt des Schleims ſondert ſich Waſſer, und Flieswaſſer ab 603
- Auch das Flieswaſſer wandert in andre Gefaͤſſe uͤber 603
- Eben dieſes thut das Oel 604
- Und die Milch 604
- So werden auch eingeſprizzte Saͤfte nachher von ganz
untauglichen Gefaͤſſen wieder ausgeworfen 605
- Die Ausduͤnſtungsmaterie ſenket ſich aufs Gedaͤrme, zur
Appendix A.3.2 Zweeter Abſchnitt.
Der Bau, oder die Einrichtung der Durchſeiher,
d. i.
Der Abſonderungswerkzeuge.
- §. 1. Durchſeiher fuͤr die waͤßrigen Fluͤßigkeiten 606
- Sind fortgeſezzte Schlagadern 606
- ‒ 2. Werden durch Druͤſen verrichtet 608
- Die zuſammengeſezzte Druͤſen 609
- Deren Bau. Die Druͤſenkernchen 609
- Das Zellgewebe 610
- Die Schlagadern 611
- Die Nerven, welche in Druͤſen eben nicht anſenlich ſind 612
- ‒ 3. Beſchreibung des Auswurfganges 613
- ‒ 4. Ob die allerlezzte Einrichtung der Druͤſenkernchen hol an-
gelegt ſey 615 - ‒ 5. Daß ſolche hol ſey, lehrt Malpighi615
- Vermoͤge der Vergleichung mit den Eingeweiden, als wel-
che ebenfalls aus Kernchen beſtuͤnden 615 - Die wirklichen Kernchen, und Laͤppchen 616
- Es ſind dieſe Kernchen in einigen Exempeln hol 617
- Vermoͤge der Vergleichung mit den Eingeweiden, als wel-
- ‒ 6. Man vergleicht ſie auch mit ſolchen Druͤſen, die aus
einfachen Druͤſen zuſammengeſezzt 618- Und die offenbar hol ſind 620
- ‒ 7. Daß die Druͤſenkernchen hol ſind, laͤſſet ſich daher vermu-
ten, weil ſie in Krankheiten ſehr zunehmen 620
Und
[[819]]uͤber den zweeten Band.- Und entweder von demjenigen Safte ausgedehnt werden,
welcher einem jedweden Eingeweide eigen iſt 621 - Oder von einem andern verdorbnen 622
- Oder vom Waſſer, nach der Art der Waſſerblaͤschen 622
- Daher glaubt man zu ſchliſſen, daß die Kernchen in den
Eingeweiden hole Koͤrper ſind 623 - Allenthalben wird Malpighens Meinung fuͤr wahr auf-
genommen 624
- Und entweder von demjenigen Safte ausgedehnt werden,
- §. 8. Ruyſchens Gedanken, daß Druͤſen aus Gefaͤschen be-
ſtuͤnden 626- Der Uebergang des Sprizzentalches von der Schlagader,
in den Ausfuͤhrungsgang 626
- Der Uebergang des Sprizzentalches von der Schlagader,
- ‒ 9. Einwurf. Es laſſen ſich die Eingeweide nicht ganz an-
fuͤllen 627- Und es bleibt ein anſenlicher Theil vom Weſen derſelben
uͤbrig, der nicht zu den Gefaͤſſen gehoͤrt 628 - Beantwortung. Daß dieſer Theil wenigſtens aus keinen
holen Gefaͤſſen beſtehe 628
- Und es bleibt ein anſenlicher Theil vom Weſen derſelben
- ‒ 10. Andre Gruͤnde. Das Beiſpiel von den Kernchen der
Hoden, und den Obſtarten 629 - ‒ 11. Antwort auf die von Krankheiten hergenommene
Gruͤnde 631- Es erzeugen ſich naͤmlich ſolche aͤnliche runde Geſchwuͤlſte
aller Orten in dem Zellgewebe 631
- Es erzeugen ſich naͤmlich ſolche aͤnliche runde Geſchwuͤlſte
- ‒ 2. So wie die Waſſerblaͤschen 632
- Einige ſolcher Waſſerblaͤschen ſcheinen Aufſchwellungen
der Gefaͤſſe ſelbſt zu ſeyn 635 - Noch andre Meinungen von dem Urſprunge der Waſſer-
blaͤschen 635
- Einige ſolcher Waſſerblaͤschen ſcheinen Aufſchwellungen
- ‒ 13. Andre Gruͤnde fuͤr Ruyſchens Sache 636
- Man kann die Abſonderungen, mittelſt der in Schlagadern
geſprizzten Saͤfte, nachmachen 637 - Die zu groſſe Traͤgheit, welche ein Druͤſenbau veran-
laſſet 637 - Und die von der Traͤgheit herruͤhrende Dikke der Saͤfte 639
- Man kann die Abſonderungen, mittelſt der in Schlagadern
- ‒ 14. Ruyſchens Sache traͤgt den Preis davon 639
- Man wikkelt deſſen Gedanken auseinander 639
- Und deſſen Meinung wird aller Orten angenommen 640
- ‒ 15. Anton Ferrenii weiſſe Gefaͤschen 641
- Jakob Benignus Winslows ausdamfende Flokken. 642
- Vieuſſens Reihen der Auswurfsgaͤnge 643
- ‒ 16. Durchſeiher des Schleims. I. Duͤnſtet er aus den
Schlagadern aus 645
F f f 2§. 17.
[[820]]Regiſter
- §. 17. II. Die einfache Druͤſe 646
- An dem Grunde der Zunge 646
- ‒ 18. Die membranoͤſe Druͤſe 647
- Der Auswurfsgang 648
- Die Mannigfaltigkeiten 649
- ‒ 19. Die aus einfachen zuſammengeſezzte Druͤſen, Druͤſen-
paͤkke 650 - ‒ 20. Die einfachen Schleimhoͤlen 651
- ‒ 21. Werkzeuge, welche die gallertartige Saͤfte abſondern 652
- Die ausdamfende Schlagadern 652
- ‒ 22. III. Zuſammengeſezzte Druͤſen, die zwiſchen den Ge-
lenken liegen 653 - ‒ 23. Werden ſtuͤkkweife erzaͤlt 656
- ‒ 24. Andre von der Art, einfache Druͤſen 659
- ‒ 25. Wege, auf welchen die oͤligen Saͤfte vom Blute geſchie-
den werden 662- Einige dringen als ein Damf hervor 662
- Andre erzeugen ſich in Blaͤschen 663
- Regiſter der Schmierdruͤſen 663
- Einfache darunter 664
- Einige haben keinen deutlichen Gang 665
- Andre haben einen Ausfuͤrungskanal 665
- Einige ſind zuſammengeſezzte Druͤſen 666
- Andre gehoͤren zu den Vertiefungen 666
- ‒ 26. Wiederholung deſſen, was vor eine Art von Saͤften
in einem jeglichen Werkzeuge abgeſchieden werde 666
Appendix A.3.3 Dritter Abſchnittt.
Urſachen, welche machen, daß jederzeit ein gewiſſer be-
ſtimmter Saft, in ſeinem Werkzeuge von beſtimmter
Bauart ausgebildet und abgeſondert wird.
- §. 1. Schwierigkeiten bei dieſer Sache 667
- Es hat nicht eine gewiſſe Art von Druͤſen ihre gewiſſe
Saftabſonderung 668
- Es hat nicht eine gewiſſe Art von Druͤſen ihre gewiſſe
- ‒ 2. Bedingungen, welches Vorbereitungen zum Abſondern
ſind 669- Es begibt ſich das Blut nach einigen von dergleichen
Durchſeihern hin 669 - Dieſes mus eine beſondre Aenlichkeit mit dem daſelbſt ab-
zuſondernden Safte mitbringen 670 - Exempel an der Leber 670
- Ein andres an dem Kopfe. Zu dieſem ſteigen die fluͤch-
tigſten Theilchen hinauf 671
- Es begibt ſich das Blut nach einigen von dergleichen
- §. 3. Es wenden ſich Theilchen von beſtimmter Art in groͤſſe-
rer Menge nach einigen Durchſeihern hin 673- Nach dem Exempel glatter, runder, ſchwerer Theilchen 673
- Die glatten werden an den Umkreis der abſondernden
Schlagader hingeworfen 675 - Oder es fuͤhret eine Schlagader bereits geſchiedne Theil-
chen herbei 675
- ‒ 4. Die Geſchwindigkeit des Blutes kann bald in dieſen,
bald in jenen Gegenden veraͤnderlich ſeyn 677- Urſachen davon 677
- Ein Erfolg von einer groͤſſern Geſchwindigkeitt 679
- Jſt die groͤſſere Menge abgeſonderter Saͤfte 679
- Die Abſonderung der groͤſſern Theilchen 680
- Und unreine Scheidungen 680
- Jn den fluͤßigen Saͤften 681
- ‒ 5. Urſachen von der langſamen Bewegung eines Saftes in
dem Blute der Schlagadern 681- Und die Erfolge davon, naͤmlich reine Saͤfte 682
- Zaͤhe Stoffe 684
- Zweifacher Erfolg von der Traͤgheit 685
- ‒ 6. Schriftſteller, die die Geſchwindigkeit in Erwaͤgung ge-
zogen 686- Urſachen von den verſchiednen abzuſondernden Saͤften, wel-
che im Durchſeiher ſelbſt ihren Grund haben 687 - Die Beſchaffenheit der Schlagaͤderchen eines ſolchen Durch-
ſeihers 687 - Gerade Schlagaͤderchen 689
- Oder gebogne 989
- Winkel, unter dem ſich Aeſte aus dem Sramme hinaus be-
geben 690
- Urſachen von den verſchiednen abzuſondernden Saͤften, wel-
- ‒ 7. Was man auf die Rechnung der unterſchiednen Adernezze
ſchreiben koͤnne 693- Doch ſie ſcheinen nicht Urſache davon zu ſeyn, daß bald
dieſe, bald jene Saͤfte abgeſondert werden 693
- Doch ſie ſcheinen nicht Urſache davon zu ſeyn, daß bald
- ‒ 8. Der verſchiedne Durchmeſſer eines Gefaͤschen, welches den
von der Schlagader geſchiednen Saft auffaͤngt 695- Die Reihen der Gefaͤschen 695
- Wie ſolches mit den Verſuchen uͤbereinſtimmt 697
- Verſchiedne Art, wie die Schneidegefaͤſſe entſtehen 697
- Wer ſich dieſer Betrachtungen bedient habe 701
- ‒ 9. Einwuͤrfe gegen dieſe Theorie 702
F f f 3Her-
[[822]]Regiſter- Hergenommen von den in erwachsnen Thieren groͤſſern Ge-
faͤſſen, die in juͤngern Thieren kleiner ſind 702
- Hergenommen von den in erwachsnen Thieren groͤſſern Ge-
- §. 10. Wie auf dieſe Einwuͤrfe geantwortet werden muͤſſe 703
- Unter unſern Saͤften ſind einige ſchwerer, als die andern 704
- Franz Boißiers Vermutung von der Entwikklung der
Scheidegefaͤſſe 704 - Warum man ſelbige nicht gelten laſſen koͤnne 705
- Mutmaslicher Weiſe geſchicht in erwachsnen Menſchen kei-
ne Entwikklung der Gefaͤſſe 705 - Die Schwierigkeit dabei hebt ſich von ſelbſt 709
- ‒ 11. III. Die verſchiedne Dichtheit der kleinen Scheidemuͤn-
dungen in Gefaͤſſen 710- Jſt in der Anatomie nicht was ungereimtes 711
- ‒ 12. IV. Die bald ſo, bald anders beſchaffne Reizbarkeit eines
abſondernden Werkzeuges 713- Wird durch Verſuche beſtaͤtigt 713
- Und entſteht auch von Reizen, die die Muͤndung des Aus-
fuͤrungsganges nicht beruͤhren 717 - Hipoteſen, welche man erdacht hat, die Kraft der Nerven
zu erlaͤutern 719 - Die Seele ſoll hier eine Scheidekuͤnſtlerin abgeben 720
- Warum man ihr dieſes Geſchaͤfte nicht einraͤumen koͤnne 720
- ‒ 13. V. Ein Ausfuͤhrungsgang kann jederzeit an ſeinem An-
fange gerade ſeyn 721- Und kurz 722
- Folgerungen daher 723
- Er kann auf vielfache Weiſe Biegungen machen 724
- Und lang ſeyn 724
- Folgen von ſeiner Bauart 725
- ‒ 14. VI. Ein Druͤſenblaͤschen und Saftbehaͤltnis 726
- Exempel von dergleichen Saftbehaͤltern 726
- ‒ 15. Die Saftbehaͤlter enthalten den geſchiednen Saft 728
- Die Schliesfaſern, womit dieſe Behaͤlter verſchloſſen wer-
den, ſind offenbar, oder undeutlich 729
- Die Schliesfaſern, womit dieſe Behaͤlter verſchloſſen wer-
- ‒ 16. Jn den Blaͤschen verdikkt ſich der Saft 732
- ‒ 17. Man zeigt, daß von den Blaͤschen der feinſte Theil des
Saftes wieder eingeſogen werde 734 - ‒ 18. Warum Saͤfte in Blaͤschen gelaͤutert werden 737
- Sobald das zu viele Waſſer verflogen, ſo nehmen diejenigen
an Menge zu, welche eigentlich jeden Safte weſentlich
ſind 737
- Sobald das zu viele Waſſer verflogen, ſo nehmen diejenigen
- ‒ 19. Jn Blaͤschen vermiſchen ſich auch verſchiedne Saͤfte unter
einander, und es bringt dieſes Mengſel neue Saͤfte hervor 738
§. 20.
[[823]]uͤber den zweeten Band.
- §. 20. Saͤfte, di ein Blaͤschen verweilen, nehmen eine harn-
hafte Schaͤrfe an ſich 741 - ‒ 21. Blaͤschen halten die Saͤfte an, damit ſolche in deſto groͤſ-
ſerer Menge und zu rechter Zeit ausgeſchuͤttet werden
moͤgen 742 - ‒ 22. Welche Kraͤfte das Ausleeren der Blaͤschen beſorgen 744
- Die kleinen Blaͤschen werden von undeutlichen Faſern be-
herrſcht 744 - Die groſſen, von herumgelagerten Muskelfaſern 746
- Die ganze breite Hoͤlung hat ſolche Muskelguͤrtel um ſich
geſpannt 747 - Aber auch der mechaniſche Drukk leert dieſe Behaͤltniſſe
aus 748
- Die kleinen Blaͤschen werden von undeutlichen Faſern be-
- ‒ 23. Mancherlei Saftbehaͤltniſſe 748
- Wie ſie ſich ausleeren 749
- ‒ 24. VII. Koͤnnen die ſchon gedachte Bedingungen auf allerlei
Weiſe verbunden werden 749- Und Urſache ſeyn zur Zaͤhigkeit im Stamme, ſo wie in den
Aeſten 749
- Und Urſache ſeyn zur Zaͤhigkeit im Stamme, ſo wie in den
- ‒ 25. Kurzer Zuſammenbegrif des Vorhergehenden 752
- Grundſtoffe im Blute 752
- Zaͤhe Saͤfte von dreierlei Arten 752
- Fett dringt nach dem Blute, in die dikkſten Adermuͤndun-
gen ein 753 - Jn etwas kleinere, das Flieswaſſer 754
- Jn noch kleinere der Schleim 754
- Wieder in engere das Waſſer 755
- Dennoch bleibet etwas Waſſer beim Blute 756
- ‒ 26. Wie ſich die verſchiednen Urſachen der Zaͤhigkeit in der
Galle und im Saamen vereinigen 756 - ‒ 27. Wie bei Erzeugung einer waͤßrigen Fluͤßigkeit, die Be-
dingungen einſtimmig zuſammentreffen 760- Jn der Niere 760
- ‒ 28. Allerlei Hipoteſen 762
- Die Gaͤrungsſtoffe des Helmonts762
- Des Thomas Willis763
- Des Willhelm Cole764
- Des Johann Paskals764
- Urſachen, warum ſie nicht beibehalten werden koͤnnen 765
- ‒ 29. Die zum Durchlaſſen gewiſſer Theilchen eingerichtete
Muͤndungen der Adern 767- Urſachen, d e dieſes nicht billigen koͤnnen 769
- Archibald Pitcarne, deſſen Gruͤnde 769
§. 30.
[[824]]Regiſter uͤber den zweeten Band.
- §. 30. Die Durchſeiher, oder ob gewiſſe urſpruͤngliche Bei-
ſaͤfte in jeder Scheidemaſchine da ſind, welche alle gleichar-
tige Ankoͤmmlinge an ſich ziehen 772- Ob Roͤhrchen von beſtimmter Dichtheit dieſes verrichten 773
- ‒ 31. Falſch iſt es, daß in einem abſondernden Werkeuge, von
der Emfaͤngnis an, immer einerlei Saft bereitet werde 774- Dieſes trift nicht einmal bei den Pflanzen zu 775
- ‒ 32. Ob Saͤfte von Gefaͤſſen von beſtimmter Dichtheit ange-
zogen werden 777- Dawieder ſtreiten die Verſuche 777
- Denn faſt jeglicher Saft dringt durch allerlei Durchſeiher
hindurch 777 - Auch in Thieren von verſchiedentlich dichten Gefaͤſſen wird
dennoch ein hoͤchſt aͤnlicher Saft abgeſchieden 780
- ‒ 33. Keils Anziehungskraft gleichartiger Theile 780
- ‒ 34. Jhr Anhaͤngen an die feſte Theile der Ausfuͤhrungs-
theile iſt groͤſſer, ſo wie ihre eigentuͤmliche Schwere, der
eigentuͤmlichen Schwere des Safts naͤher koͤmmt 782- Dieſe Hipoteſe, nach Hambergers Vorſtellung 782
- ‒ 35. Urteile daruͤber 786
- Man beſtimmt die eigentuͤmliche Schwere der Eingeweide
unrichtig 787 - So ſtehet auch die Schwere der Eingeweide, wie ſie die-
ſer beruͤmte Mann angibt, nicht mit der Schwere der
Saͤfte im Verhaͤltniſſe 789 - Saͤfte von verſchiedner Schwere werden durch einerlei
Werkzeug geſchieden 791 - Das Anhaͤngen vermag bei Saͤften, die in Bewegung
ſind, wenig 792 - Der Verfaſſer fuͤlet ſelbſt die Schwaͤche ſeiner Hipoteſe 793
- Man beſtimmt die eigentuͤmliche Schwere der Eingeweide
- ‒ 36. Franz Lamure Hipoteſe 794
- Beurteilung derſelben 795
Ende des zweeten Bandes.
[[825]][[826]][[827]][[828]]
Orte.
S. 104.
S. 8. ThomſonDiſſert. medic.
S. 42.
cip.
TeichmeyerAnthropol.Senac
in Heiſters neuer Ausg. S. 506.
da man nicht einmal die Helfte
Blut weglies, ſtarb bereits das
Thier, Primiroſein Harv. S. 41.
adern voll, und auch etwas Blut
in der Aorte und im Herzen. Die
Holadern waren noch mit Blut
erfuͤllt, da bereits die Schlagadern
ihr Gebluͤte ausgeſchuͤttet hatten.
DrelincourtCanicid. I.
admir. L. III. obſ. 143.
neue Ausgabe S. 391.
im Second. Memoir. ſur le mou-
vem. du ſang, S. 336 u. ſ. f.
oppid. rar. S. 66.
lezte Kapitel.
ment. in boerh. Tom. II. S. 413.
S. 28.
hiſt. 87.
rhod. Centur. I. obſ. 90. braſ-
ſavola beim Keil S. 11.
Cent. II.
n. 16.
S. 253.
aus dem braſſavola.
S. 1062.
Sect. V. S. 488.
monia S. 293.
ſang. vomentis.
L. XII.
monat.
Ant. Michelott beſchrieben.
Buch 6. S. 51.
34. 37.
S. 46. Er ſchaͤzzt alle Saͤfte zu
120 Pfunden.
dieat. opinion de venae ſect.
bergerPhyſiolog. S. 3.
Noten uͤber den Hales.
aus Molins Verſuchen. Roſen
Anat. beskrifn. S. 138.
S. 77.
Unze. Comm. bonon. angef. Orte
S. 251.
ſtina S. 295.
des ſcienc. 1732. S. 26.
et Platonis decret. L. VI. c. 7. und
in einem neuern Werkchen, wel-
ches die Aufſchrift hat, an ſanguis
natura in arteriis contineatur?
p. m. 603.
Clinchs Ausg.
contin.
L. II. c 2.
chyli et ſanguinis beim Bartho-
lin. 1 Ausg. S. 386. 4 Ausg. S.
762. Bartholin ſelbſt in der 4ten
Ausgabe Anat. renou. S. 380.
Plemp
WillisPharmac. ration. P. II. S. 17.
Engl. Ausg. IV.Swammerdam
de
SeverinPhocae Anat. S. 41 Fer-
ner LiſterExerc. anat. II. S. 256.
von dem Blute der Lungenblut-
ader.
tiusMemoir. 1718 S. 232. Eclair-
ciſſ. S. 2. BertierPhyſique des
corps animés S. 66.
HelvetiusEclairciſſ. S. 3.
dom. febril. S. 111. Duverney
Memoir. de l’academie avant 1699.
T. I. S. 197. Memoir de l’aca-
demie 1701. S. 238. SlarePhi-
loſophic. transact. N. 204. Lan-
cis angef. Ort. S. 21. Verheyn
L. II. S. 178. HelvetiusMemoir.
de l’Academie des ſcienc. 1718.
S. 297. Eclairciſſemens S. 17.
P. A. MichelottusEpiſt. ad Fon-
tenellium. S. XXIII. XXV. u. ſ. f.
SchwenkeHaematolog. S. 83.
Kaanwde perſpirat. n. 463.
Schreiberin element. S. 342.
343. u. ſ. w. Hammerſchmidt
de ſanguin. arter. et venoſi dis-
crim. S. 21. Klankede ven.
S. 29. Dieſer fand den Unter-
ſcheid nur geringe.
Salzwaſſer darinnen befindlich ſey,
wenn man es mit dem Blute der
Blutadern vergliche, beim Schell-
hammerde lymph. er de aqu.
pericard. Man vergleiche damit
den BartholinHiſt. 29. Cent. III.
Salzwaſſer ſey, weil darvon etwas
Oel auf das Herz verwandt wor-
den ſey. Apolog. pro circul. lez-
tere Londner Ausgabe S. 31.
chen, welche eine hellere Ro-
the haͤtten, um etwas leichter, de
cauſis diuerſae molis, qua fluit
ſanguis per pulmonem animalis
nati, et non nati, n. 23.
vielem Schlagaderblute 23 Quent-
chen, 24 Gran; im blutadrigen
Gebluͤte 23 Quentchen, 34 Gran
Seite 19.
234. Eclairciſſem. S. 44.
Bernard in der Theſi: Ergo non
vbique corporis ſanguis idem, Pa-
ris 1743. J. N. H. von der Ver-
dikkung des Blutes. Knolle in
einem Buche unter eben dem Ti-
tel. Hamberger, Fr. Boiſſier,
Fizesde Liene, S. 122.
XXIII. Jezzo ſehe ich allererſt,
daß der beruͤhmte Stevenſon das
Blut in den Blutadern waͤrmer
gefunden. Eſſay of Societ. at
Edimb. T. V. P. II. S. 813.
vement du ſang. Exp. 22.
am Bruͤteie Obſ. 43 45. 66. 273.
Gedaͤchtniſſe entfallen.
Diſſ de ſanguific. S. 50.
Seite 359.
rop. medic. S. 267.
ſect. pedis faliaci.
let. Exp. 241. 246. 281.
aëre u. ſ. f. S. 10.
vem. du ſang. Exp. 20. 21. 23. 35.
S. 171.
194. Ausg. von 1726.
ſis capits. Gotting. 1753.
S. 177. Es ſey das Blut aus den
Blutadern um ein ſehr weniges
kaͤlter, allein man koͤnne nicht den
Grad des Unterſcheides angeben.
thec. anat. S. 951.
S. 35. u. f.
dioniſ Courſ d’Anat. S. 463.
S. 235. 236.
S. 359.
pellier. 1743. S. 42. 43.
nis ad cerebrum tendentis indole,
Gotting. 1753. S. 27.
ader das fluͤſſigſte und beweglichſte
von allem ſey, bekraͤftigt Faſelius
in der Diſſert. uͤber dieſes Blut
S. 29. und es ſtimmt damit des
vortreflichen Mekels Verſuch
uͤberein. Memoir. de l’Academ.
de Berlin. T. XII. wie auch Heuer-
mann in ſeiner Phiſiologie T. III.
S. 736.
S. 81. Memoir. ſur le poulet.
T. II. S. 36. Obſ. 66. 67. 69.
S. 6. Lancis am angef. Orte,
S. 81. SenacT. I. S. 414. 415.
Mem. ſur le poulet T. II. S. 36.
180. Obſ. 35. 47. 51. 53. 62. 74.
78. 80. 93. 95. 134.
T. III. S. 234.
BuffonT. II. S. 353. begvelin
Bibl. impart. 1750. Hamburger
Maga-
Haſſelquiſtreſa til Palaeſtina,
S. 596. der Klapperſchlange
Feuillee, der Europaͤiſchen Natter
Cardanin Aphoriſm. Hipp. S. 313.
Frankens Anmerk. T. II. S. 244.
behaftet war, ſein Blut war gelb-
rot. KlaunigNoſocom. S. 85.
S. 42. BörhaavePraeloct. T. II.
S. 295. 296.
vement du ſang. Exp. 16. 19. 223.
159. 160.
moir. de l’Academ. de Berlin 1749.
BirchT. III. S. 234. Es merken
beruͤhmte Maͤnner an, daß die Roͤ-
the im Blute zu entſtehen anfan-
ge, und bereits in den Blutader-
zeichnungen erſcheine, wenn die
Frucht ſelbſt noch ganz weis iſt.
Daher kommen die Redensarten
des de la Caſe, das Herz werde
erſt ſpaͤter fertig, wenn bereits die
Blutgefaͤſſe zum Vorſcheine ge-
kommen ſind. Idée de l’homme
phyſique, S. 100. 101. Er glaubt
naͤmlich, man koͤnne kein Herz fin-
den, wofern es nicht ſchon roth
ſey.
of hum. S. 51.
irrit. et ſenſibl. Exp. 543. tr. du
poulet, T. II. S. 105.
239.
Blute ſei mit Narungsmilch er-
fuͤllt geweſen.
de natur. human. S. 160.
tholin, S. 401. vergl. damit Acta
Hafnienſ. Ann. I. Obſ. XI.
S. 262.
ann. IV. obſ. 165.
65. 66.
S. 143. zarini de venae ſection.
S. 19. hiſt. 25.
S. 39. hiſt. 17 Cent. I. et hepat.
defunct. S. 51.
ſcienc. 1752. S. 129. Es war eine
wirkliche und rinnbare Milch.
ann. IX X. Obſ. 65. 66.
cardan (der es fuͤr ein Gift ge-
halten) Contrad. Med. L. II. tract. 5.
S. 173. Marcell. donatvſ Hiſt.
med. mir. S. 50. williſ de fe-
brib. S. 108. G ent Apolog.
pro circul. ſangu. S. 210. Lower
S. 238. I. N. pechlin Obſ. 13.
L. II. rhodivſ Obſ. 36. Cent. I.
Obſ. 32. Cent. II. ſchneider de
catarrh. T. III. S. 10. I. bier-
ling Aduerſ. S. 176. wedel
Phyſiol. S. 137. welcher noch hin-
zufuͤgt, daß dieſes an fetten Leuten
keine Seltenheit ſei. Maurit. hof-
mann de mammar. conſtit. Bern-
ard albin de prauit. ſangu. S. 51.
amman Paraeneſ. S. 40. 41. viri-
det de prim. cocti. II. n. 18. H.
Frid teichmeyer Anthropolog.
S. 62. n. 22. Phil. Trans. n. 6. 8.
443. Ephem. Nat. Cur. Dec. I. Ann.
III. Obſ. 123. Ann. VI. VII. Obſ.
214. La faye Princ. de chir.
S. 532. 534. Frank Anmerk.
T. III. gegen das Ende.
zwoͤlf Stunden in Blut. Lower
S. 239. Holl. Ausgabe.
mours, S. 69. 70.
zen die ſchwarze Galle, als eine Art
von ſchwarzem Tropfſteine verhaͤr-
tet. Pathol. L. V. c. 12.
lentinAmphit. Zoot. S. 89.
S. 533. barthol. Meth. Anat.
Societ. T. III. S. 240.
n. 136.
S. 8.
Ieſſen a leſſen de ſanguine S. 26.
u. f. Selbſt in den Roͤhrchen bei
dem Blutwechſel, da das Blut aus
Thieren oder aus Menſchen in
andere uͤbergeleitet worden, geronn
das Blut, und es war dieſes eine
mit von den Haupturſachen der
ungluͤcklichen Erfolge. vergl. L. III.
dieſes erſten Bandes.
Anton. puiati de morbo Naro-
niano. S. 110 Es iſt das Blut
indeſſen doch in einer beſtaͤndigen
Digeſtionswaͤrme, oder wenn es
bei dem 96ſten Grade erhalten
worden, fluͤßig geblieben. Birch
angef. Orte, T. III. S. 238.
Ausgabe, S. 399.
Eph. Nat. Cur. Vol. I. App. S. 43.
Es gerinnet vom 25 Grade. mar-
tine Eſſays, S. 351.
ſten Grade. Jn der Kaͤlte Ruß-
lands rinnt das Blut zuſammen.
Birch angef. Orte, T. II. S. 445.
polyp. gener.
of ſore throat. S. 53. Deſſen
Blut wird ſogleich, wenn es friert,
zum Gallerte Birch am angef.
Orte, T. IV. S. 292. Es iſt ſehr
zaͤhe im Meerkalbe, und haͤngt ſich
ſehr an. hartmann Anat. phoc.
S. 25.
vement du ſang. Exp. 37. 38. 39.
S. 413.
turiers, T. I. S. 86. 87.
Kocht mans, ſo gerinnet es, ſo
wie es im Meerkalbe, welches ein
dem Lamentin verwantes Thier
iſt, auch in der Kaͤlte zuſammen-
laͤuft. Hartmann am angefuͤhr-
ten Orte.
ſcienc. 1734. S. 188. Die Rau-
pen uͤberlebten die Winterkaͤlte
vom Jahre 1709.
in den verſchiednen Jnſektenarten
auch eine verſchiedne Verdikkung.
Fluͤßiger iſt er, in allen, die eine
weiche Haut umkleidet, z. E. in
den weichhaͤutigen Raupen, in allen
jungen Jnſekten, als den jungen
Bettwanzen, in den Jnſekten der
erſten, zwoten, dritten Haͤutung,
z. E. in allen Wuͤrmern, Maden,
und beſonders den Waſſerwuͤr-
mern. Dikker und zaͤher iſt er
dagegen in den hartſchaligen Kaͤ-
fern, den Halbkaͤfern, und in al-
len Jnſekten von der lezten und
vollkommenſten Haͤutung. Daher
erfrieren die weichen Jnſekten oft
ſchon in einer kalten regnigen
Sommernacht; aller Jnſektenſaft
beſtehet aus einer groͤſſern oder
kleinern Menge von Salzen, wie
an den Ameiſen, Spinnen, und
Spaniſchen Fliegen zu ſehen iſt,
die ſich in der groͤſten Sommer-
hitze mit erſtaunlicher Wolluſt be-
gatten
practice. S. 25. Er ſezzet dabei
aber aus einigem Jrrthume den
92 Grad von Waͤrme am Faren-
heitſchen Thermometer an, da er
den 94ſten haͤtte anſezzen ſollen.
Knöffelii, S. 96 97.
ge geruͤhrten wollte ſich nicht das
Salzwaſſer von dem rothen ſchei-
den. Schwenke S. 177.
es hat daſſelbe aber doch eine
Menge Waſſer, welches mit dem
Blute verbunden iſt.
war das Blut ohne Salzwaſſer.
fanton. Obſ. 7.
Prax. medic. T. I. S. 265. G. v.
ſwieten Comment. T. II. S. 458.
ſo daß nicht einmal der Tropfen,
welcher aus der Naſe blutete, zer-
fliſſen wollte. avgenivſ de venae
ſect. L. IX. c. 24. bagliv Opera
S. 627. barker Obſſ. on the
preſent. fever. S. 10. pviati de
morbo Naron. 86.
c. 29.
diffic. S. 232.
riechen. Aller Jnſektenſaft iſt in
ſeinen Beſtandtheilen zaͤher, und
gleichſam ein in die Enge getrieb-
nes gallertartiges Thierblut, wel-
ches bei der kleinſten Waͤrme, die
fuͤr unſre Haͤnde noch ganz kalt iſt,
die zarten Adern in tauſend Punk-
ten reibet, und das Leben, wie in
den Pflanzen, fortſezzen hilft. Ue-
berſezzer.
on the ſmallpox. S. 5.
eine ſehr gemeine Sache. barker
am angef. Orte. binninger Act.
heluet. T. II. S. 88. qveſnai de
febr. T. II. S. 43. frank Alle-
luia S. 329. Jn einer boͤsartigen
Braͤune. Huxham angef. Orte,
S. 37. 38.
voor de heelmeeſters S. 113. 114.
Nouv. voyage de Guinée, S. 311.
in Nov. collect. Act. Edimb. T. II.
art. 29.
Fraͤnkiſche Anmerk. T. II. S. 105.
S. 42. Notat. de motu cord. S. 97.
ein ungemein zaͤhes Blut, welches
auch der beruͤhmte Andreas Paſta
bezeuget.
S. 130. de morbo hypochondr.
S. 15.
thernde atra bile.
hevcher Oper. omn. S. 381.
einge-
S. 421.
nieri Oper. T. III. S. 321.
19. 20.
des ſcienc. 1704. S. 24.
n. 29.
lecaan. S. 37.
ſede facult. etc. L. VI. c. 7. Felix
plater Prax P. I. c. 14. der es
mit den ſteinigen Korallzweigen
vergleicht P. pavivſ Obſerv. 21.
M. Anton. ſeverinvſ de recondit.
abſceſſ, S. 277. Thom. bartho-
linvſ Hiſt. 94. Cent. III. an einem
melancholiſchen Menſchen. Viele
Beiſpiele hat geſammlet P. I. ſachſ
im Ocean microcoſm. S. 126.
S. 158.
cruent. und ein aͤhnlich Exempel
gibt davon petit in den Memoir.
de l’Acad. des Scienc. 1732. S. 394.
dique, 1757. Febr. vandermonde
Journ. period. 1751. Avril.
courts beim draper de pleuriti-
de. Leid. 1681. Nach einer Mo-
natsfriſt wird das Blut in einer
unterbundnen Schlagader inwen-
dig faſrig gefunden. lanciſ de
corde et aneuriſm. S. 124. Aus-
gabe von 1728.
S. 178. 179. u. f.
malpighi Poſthum. S. 14.
177. 178. 179. 182. 183.
163. 167. 170. 171. 175. 176. 180.
182. 183. 187. 189. 212.
Society at Edimburg. T. II. S. 273.
Andreas paſta de motu ſangu. et
polyp. S. 75. petit Mem. de
l’Acad. 1732. S. 394. 1735. S. 441.
442. Da aus der amputirten
Schienroͤhre kein Blut herausflos.
morand Memoir. de l’Acad. des
ſcienc 1736. Da man einen
Schwamm (agaricus) applicirte,
erzeugte ſich ein kegelfoͤrmiger
Blutklumpe, der die Schlagader
verſtopfte. Phil. Transact. 1755.
n. 10. wie vom Boviſte la foſſe
in Obſ. ſur les maladies des che-
vaux. S. 73.
44.
phoriſm T. I. S. 684. T. II. S. 175.
Er glaubt indeſſen doch, daß dieſe
Gerinnungen von einem entſtande-
nen Herzklopfen wieder aufgeloͤſt
werden.
S. 128.
nerat. praecau. S. 21.
Platon. deoret. haͤlt davor, daß es
allemal eintrift. Unter den Neu-
ern haben Julian Ofrai angef.
Orte, S. 325. Edmund Tyſon
Anat. of the pigmy,Behrens in
den Bresl. Sammlungen 1723.
Januar. Thomas Schwenke S.
107. der vortrefliche SenacT. II.
S. 469. und andre beruͤhmte Maͤn-
ner mit gutem Rechte beobachtet,
daß man ſchwerlich einen erwach-
ſenen Leichnam finde, in deſſen
Herzen kein geronnenes Blut ſei.
139. 140. L. III. obſ. 99.
Man fand im Herzen, in beiden
Kammern deſſelben, ein Stuͤkk
Fleiſch, welches die Figur von ei-
ner Schlange hatte. williſ de
morb. conuuls, S. 150.
Ann. I. Obſ. 50. und vielleicht
auch planque Biblioth. T. III. S.
551. 552.
126.
Ann. 2. Obſ. 5.
dieſes Thieres.
ſes Uebel gemein. Lanciſius.
fig vor. Philoſ. Transact. n. 335.
Von dem kleinen Baͤren, Koati
mondi, beſiehe die Pariſer. (Es iſt
dieſes Koati mondi aber ein Halb-
fuchs, und kein Baͤr. Ueberſez.)
nal des ſavans 1697. n. 28-30.
henrici de abſceſſu meſenterii.
harmeſ de cauſa mort. maniaci,
welche unter unſern wiederaufge-
legten Schriften mit erſcheint.
Philoſ. Transact. n. 157. 224. Beim
vandermonde Journ. period. T. II.
n. 4.
navlt Comm. litt. Noric. 1743.
S. 284.
dell fluſſo di ſangue, S. 172. u. f.
Memoir. ſur le mouvem. du ſang.
Exp. 97. u. f.
LXI. neue Ausg. S. 251. Er erin-
nert, daß eine Schlagader in einem
anſehnlichen Schlagadergeſchwul-
ſte mit einem faſrigen Gewolbe
uͤberkleidet werde, und dergleichen
ſagen auch bogdan Obſ. 8. rvyſch
Obſ. 2. bianchi beim manget
Theatr. S. 193. ſaviard Obſ. 61.
boerhaave Prax. Medic. T. I. S.
394. G. v. ſwieten Comment.
T. I. S. 290. Hiſtoir. de l’Aca-
dem. des ſcienc. 1707. S. 21. 1721.
S. 31. unſre Obſ. patholog. n. 4.
19. Obſ. of a Society at Lond.
Vol. I. S. 26.
Dec. I. Ann. I. Obſ. 18. lanciſ
angef. Orte, S. 232. Memoir. de
l’Acad. royale 1712. S. 79. folg.
1724. f. 2. 1736. T. 10. f. 6.
ſtenzel Steatom. aort. S. 10.
nortwyk Praef. ad Nihelii prae-
ſagia. Obſ. of a Societ. at Lond.
Vol. I. S. 346. nnſre Obſerv. pà-
tholog. 4. 19.
paw. Obſ. 21. in der Holader.
neue Ausg. S. 399.
verduc de l’uſage des parties, T. I.
S. 354.
keine ſchleimige Gerinnungen im
Herzen, mit gutem Grunde Herz-
gewaͤchſe nennen, und es folgen
keine kraͤnkliche Veraͤnderungen im
Herzen darauf. Ad Veſalium S. 23.
medic. T. I. vielleicht hat Ker-
kring dieſe Anmerkung, ſo wie
vieles andre, von dieſem Manne
erborgt.
das Salzwaſſer im Blute nach dem
Tode geronnen. angef. Ort.
ſe wuͤrden gegen die Annaͤherung
des Todes und vom Tode ſelbſt
erzeugt. angef. Orte, S. 107.
corde: de nigred. Aethiop S. 16.
Obſ. I. Cent II. Beinahe knorplig
blaſivſ Obſ. I. Part. VI. barrere
Anat. S. 100. u. f. kuochig in ei-
nem Schlagaderſakke, der vortr.
Senac. S. 362. ſteinaͤhnlich ſnell
de cordis polypo.
nert peyer Method. anat. S. 83.
u. f. Und dies iſt die Urſache,
warum die aͤlteren Schriftſteller
ſie mit dem Fette verglichen haben,
wie iaſolin Colleg. anat. S. 19.
Hippolytus poſcvſ, der ſie mit
einer Lichtkerze vergleicht Facult.
Anat. S. 38. ſmetivſ Miſcellan.
L. X. S. 323. der beruͤhmte bav-
hin S. 218. der beruͤhmte Hof-
mannde pinguedine n. 23. bon-
tivſ Obſ. 8 L. III. riolan En-
chir. anat. path. S. 226. der ſie
haͤufig anzutreffen nennt. Bar-
tholin an einem vom Schlage
geruͤhrten. Sendſchreiben an den
Wormius, S. 651.
III. ſchacher in Progr. ann.
1721. ſenac T. II. S. 462. de
haen Rat. med alt S. 122.
Blair vom Herzgewaͤchſe eines
Elefanten. am angef. Orte.
S. 481. blaſivſ Obſ. I. Part. VI.
caldeſi delle Tartarughe T. IX.
f. 2. chiplet Obſ. 16. valiſ-
nieri Oper. T. III. S. 310. unter
allerlei Beobachtungen Phil. Trans.
n. 464. 481. boltenſ Biblioth.
Hamburg. 150. de haen angef.
Orte. Doch erinnert Fanton,
daß es was Seltnes ſei. Diſſert.
Anat. S. 303. Eins an den Klap-
pen der Schlagadern angehaͤngt.
Mittelmayerde polyp.
Ep. de anevriſm. berger de
polyp. mavchart de pulſu cre-
pitante S. 11. Barrere| angef.
Orte.
nennts boehmer de praecav. po-
lyp. gener.
die eine verlezzte Schlagader ver-
ſtopfen, wird zugleich ein Flieswaſ-
ſerhaͤutchen angetroffen. Philoſ.
Transact. 1755. n. 10. La foſſe
ang. Ort. vergl. petit Mem. de
l’Acad. 1732. S. 293.
I. v. horne ang. Ort. fanton
uͤber die 31 Obſ. morgagn Ad-
uerſ. II. S. 81. Behrens in den
Bresl. Sammlungen 1722. April.
Schacherin Progr. worinnen er
die Herzgewaͤchſe wider den Ker-
kring verteidigt.
Orte.
Europ. Medic. S. 262.
ten Koͤrper des beruͤhmten Timo-
theus Klarke. S. 771.
S. 278. 279.
rerg. S. 32.
Malpighi ang. Ort. Schwenke
S. 107. Böhmer ang. Ort. n. 12.
Phil. Trans. n 222. Fanton uͤber
die 19 Obſ. Er fuͤgt hinzu, die-
ſes ſei darum ſo was gemeines,
weil der Weg durch die Lunge ſo
beſchwerlich gemacht worden.
Seltenes, man ſehe die Stelle im
Veſal nach, die ich anfuͤhren will,
den Boscus am ang. Orte, den
Bartholin am angef. Orte, und
ohnlaͤngſt
de polyp. concret. bartholettvſ
Reſpir. diffic. S. 329. Barrere
Obſ. nov. S. 102. u. f. S. 104 u. f.
eine armlange in der groſſen
Schlagader. beck Hiſt. palpit.
Ein fuslanger Polipus, der ſich
von der linken Kammer bis in die
Schlagadern erſtrekkte. Mittel-
meyerde polyp.
ſes als ein wahres Zeichen eines
vorhandnen Polipi angegeben.
Poſthum. S. 45. und ohnlaͤngſt der
vortrefliche ſenac T. II. S. 455.
viridet du bon chyle S. 29. 30.
Phil. Transact n. 157. Berger
angef. Ort. FantonAnat. corp.
humani, S. 287. Obſ. 19. 22.
Mittelmeyer ang. Orte S. 12. be-
cker Obſ. 37. lanciſ ang. Ort.
S. 39. ſenac T. II. S. 417.
BörhaavePrax. T. I. die Aorten-
muͤndung erweitert valiſner
Oper. T. III. S. 310.
Worm. Dieſer Polypus hatte
den Zugang zur Lungenblutader ver-
ſperrt. Eben dieſer fuͤgt auch noch
hinzu, er haͤtte dieſen Schleim
oͤfters ſelbſt geſehen Defenſ. vaſ.
lymph. S. 86. aͤhnliche Beiſpiele
mehr ſind nachzuleſen in den Phil.
Trans. n. 188. 281. 464. beim
Malpigh S. 129. Franz Bayle
de apoplex. S. 52. 53. blaſivſ
L. I. Obſ. 19. pechlin an-
fuͤhrten Orte. caldeſi angef.
Ort. Tab. 9. f. 2. pechlin L. II.
Obſ. 1. berger de polyp. S. 28.
Ioh. viridet du bon chyle S. 686.
687. Fr. de ſauvageſ de inflam-
mat. S. 240. Mittelmeyerde
polyp.Schaarſchmid, Barrere
S. 100. Böhmer S. 6. 7.
QueitſchSelect. Francof. T. IV.
Vol. VI.Albin ſagt noch, daß
dieſe Gerinnungen der linken Kam-
mer haͤrter ſind. am angef. Orte.
wider den Kerkring.albinvſ
de polyp. S. 6.
polyp. S. 128. gohl ang. Ort.
viridet angef. Ort. S. 263. 686.
687. Daher enſtand ein unter-
brochner Puls. Malpighi S. 128.
albin de polyp. S. 6. Böhmer,
Barrere S. 100 und 104. goez
angef. Ort.
Transact. n. 481. S. 100. tozzi
Theor. S. 203. De haen angef.
Ort. S. 122. piſſinivſ S. 125.
126. Das Herzklopfen brach die
Ribben in Stuͤkken, in der Ge-
ſchichte die Waldſchmid erzaͤlt
de fractur. absque cauſ extern.
Ein ſehr heftiges Herzklopfen,
welches man weit hoͤren konnte.
fanton Obſ. 22. ein ungleicher
Puls Malpighi S. 128.
Urſchrift.
hin. S. 704. Anthropol. S. 393.
Epiſagm. Obſ. 34. piſſinivſ de
cord. polyp. S. 125.
fanton Ep. 8. ad manget, lan-
ciſ S. 39. erſte Ausg. Berger
ang. Ort. Böhmer angef. Ort.
Transact. n. 224. viridet angef.
Ort. S. 263. lanciſ Obſ. 4. poſt
tract. de mort. ſubit.
Ort. ſchleuniger Tod. riolan
Enchir. S. 239. fanton Obſ. 8.
viridet angef. Ort. und S. 263.
behrenſ Triga caſ. memorabil.
dioniſ de la morte ſubite, S. 62.
63. ſalzmann ang. Ort. hevcher
Oper. S. 366. Berger ang. Ort.
S. 28. Eph. Nat. Cur. Vol. 7.
Obſ. 112. Es zerris davon die
Holader, und es erfolgte ein ploͤtz-
licher Tod. [...]venet Theſ. pract.
L. III. S. 68.
S. 126. viridet S. 686. 687.
Marchett S. 73. Albin angef.
Ort. Philoſ. Transact. n. 464.
ſenac. T. II. S. 467. Barrere
S. 100. 102. 109. Bartholettus
S. 329. Engbruͤſtigkeit bei einem
Herzgewaͤchſe Act Budiſſ. Art. 39.
de haen ang. Ort. Jn 500 eng-
bruͤſtigen fanden ſich Herzgewaͤchſe
graevivſ beim hoffmann de ge-
ner. mort. ſubit.
ber Fleming.
viridet chifflet Obſ. 16. bar-
tholin Controuerſ S. 481. als
eine ſehr gemeine Sache. bagliv
S. 617. ſchaarſchmid Relat.
T. IV. S. 411. Commerc. litt.
Noric. 1736 Hebd. 45. Dar-
auf waͤre eine bleiche Farbe,
und ein ſchleimiger Waſſerge-
ſchwulſt erfolgt. Barrere S. 100.
102. 104. Der Loͤwe, in welchem
Bartholin ein Herzgewaͤchſe fand,
war cachectiſch Hiſt. 100. Cent. IV.
Jn der Waſſerſucht des Herzbeutels
befanden ſich 20 Unzen zaͤhen
Schleimes im Herzen blaſ. L. I.
Obſ 19. Jn der Bruſtwaſſerſucht
war ein weiſſes Fleiſch an den
Kammern angewachſen. chifflet
Obſ. 16.
del fluſſo di ſangue S. 172.
Reſp. diffic. S. 290.
daß ein ſchweres Athemholen vom
Herzgewaͤchſe, und ein Herzgewaͤch-
ſe von einem, anderswoher ent-
ſtandnen beſchwerlichen Athemho-
len, ſeinen Urſprung her habe.
Denn wir kommen nicht nur dem
ſich unvollkommen ausleerenden
Herzen durch das Keuchen zu Huͤl-
fe, ſondern es wird auch von der
verhinderten Lunge das Blut im
Herzen zum Stillſtehen gebracht.
Aus der Urſache hat man in der
anſtekkenden Seekrankheit, nach
einem beſchwerlichen Atemholen,
nach einem heftigen Fieber, in den
mehreſten daran verſtorbnen Leich-
namen ungeheure und blaͤttrige
Gewaͤchſe im Herzen gefunden.
Phil. Transact. 464. Nach dem
Seitenſtechen fand Senac eine
Menge weiſſe, unter die Klappen
verwikkelte Herzgewaͤchſe T. II.
S. 467. Er erinnert auch, daß
Herzgewaͤchſe haͤufig von dieſer Ur-
ſache entſtuͤnden S. 466. und der
ohnlaͤngſt verſtorbne, verehrens-
wuͤrdige Fantonad Obſ. 19. Hie-
her gehoͤren auch die Exempel des
cowpers Phil. Transact. n. 270.
Dom. de marchettiſ S. 73.
caldeſi S. 91. weiſſ Progr. V.
S. 12. goetz angef. Ort.
tholin Controuerſ. S. 481. bech
de palpit. cord. S. 38. eine Elle
lang. williſ morb. conuulſ. S.
130. als ein gemeines Uebel.
der Holader.
angef. Ort, S. 21. 36. 37.
Obſ. 5. Wenigſtens leite ich, die
in den Lungen enſtehende Verhaͤr-
tung, die man in Niederſachſen
Dumpen nennt, und die ſehr ge-
mein iſt, von dem Misbrauche
des Kornbrantweins her.
S. 154.
pens Obſ. 27. L. I.
ctaͤtchen de animalibus ſimilibus,
und beſonders in Eſſays medical
and philoſophical. S. 327 u. f.
tholin Ep. 92. Cent. IV.
rondelet de piſcib. S. 448. 575.
faber uͤber den hernandez S.
448. plvmier im Journal de
Trevoux 1705 M. Febr. iacobaevſ
de ranis S. 106. hvgheſ Natu-
ral hiſtory of Barbados, S. 399.
u. f.
avant 1699. Voyage de Guianne
S. 325. Du hamel Hiſt. Acad.
reg. ſcient. S. 157. uͤbler urtheilt
davon Leonard a Capoa, welcher
dem Delphin, Meerkalbe, und den
Wallfiſchen ein kaͤlteres Herz, als
die Luft, zueignet delle moffette
S. 44.
of the R. S. T. IV. S. 257. bazin
Obſ. ſur les plantes, S. 201.
Wolf von den Wirkungen der
Natur. n. 74.
M. April.
Americano, S. 285.
L. I.
ſei, hat Andry, vom Vogel ma-
creuſe, deſſen Blut man vor ſo
kalt ausgab, daß man ihn als einen
Fiſch anſehen, und in den vierzig-
taͤgigen Faſten unter die Speiſen
rechnen koͤnnen, gezeigt. Des alim.
de careme S. 413.
da das Herz huͤpfte. blaſ Anat.
S. 64. tyſon beim birch T. IV.
S. 258. und vom Siamerigel
tachard Voyage de Siam T. II.
S. 251.
bereits liſter de humor. S. 104.
dvſ Robinſon Ep. poſth. an den Ray.
Lancis ang. Ort. S. 38.
maraldi Memoir. de l’Acad. roy.
des ſcienc. 1712. S. 323. Ver-
gleichet damit martine Anim.
ſimil. S. 210. eſſayſ S. 331.
reaumur Mem. pour ſervir a l’hi-
ſtoire des inſectes, T. V. S. 671.
672. Daher kommen ſie in der
Kaͤlte um. bazin.
Ausgabe des Zimmermanns S.
937. reaumur Memoir. pour
ſervir a l’hiſt. des inſectes, T. V.
S. 671.
boerhaave Element. chym. T. I.
S. 415.
Meerſchwein genannt, hat ein ſehr
hizziges Blut, ſo daß es rauchet.
andry des alimens du careme
S. 479. Man ſchlage auch nach
tachard Voyag. T. I. S. 32.
Journ. de Trevoux 1740. S. 2230.
richer Voyage de Guianne.
Avicen. Aus der Urſache hat bei
den Kranken das Thermometer ge-
braucht ſwammerdam de reſpir.
S. 111. und bei Thieren nach ihm
G. cockbvrne of ſeadiſeaſes wie
auch der vortrefliche Börhaave.
15. Vened. Ausgabe 1616.
die Reaumuͤrſchen Grade mit den
Farenbeitſchen in Vergleichung
ſtellen. Nach dieſem iſt die Waͤr-
me des menſchlichen Blutes faſt
96 Grade beim Farenheit. Eben
dieſe Waͤrme beim Reaumür 33
Grade. Der Gefrierungspunkt bei
dem ehemals beruͤhmten Kuͤnſtler
Farenheit 32 Grade. Die Hizze
des ſiedenden Waſſers beim Reau-
mür 87, beim Farenheit 214.
Folglich ſind zwiſchen dem Eis-
punkte, und zwiſchen dem Punkte
des ſiedenden Waſſers beim Reau-
mür 87, beim Farenheit 182
Grade, ſo daß die lezten beinahe
doppelt ſo gros, als die Reaum.
ſind. Wir haben die Reaumuͤr-
ſchen Zalen mit denen am Faren-
heitſchen Thermometer nach der
Hipotheſe des beruͤhmten ſauva-
geſ de la Croix verglichen, wel-
cher die Hizze des ſiedenden Waſ-
ſers in dieſer Scale (Gradenmaaße)
auf. N. 87. ſezzt. Memoir. ſur
les vers a ſoye. S. 38. Daß die-
ſes alles aber noch unſicher ſei,
und daß die zu verſchiednen Zeiten
gefuͤllte Reaum. Thermometer, zu
den Farenh. nicht allezeit einerlei
Verhaͤltnis haben, erſehe ich nun-
mehro aus den viel genauern Ver-
ſuchen des beruͤhmten Michelii
du Cret.
Weiſe zu behaupten, daß die Waͤr-
me zu Paris eben ſo gros, als unter
dem Wendekreiſe ſei, in den Me-
moir. de l’Acad. des ſcienc. 1737.
zu Marſeille ſei die Waͤrme nicht
geringer, als auf den Antillen.
D. Lavat. Der beruͤhmte Kraft
macht aber auch die Waͤrme zu
Petersburg um den vierten Theil
groͤſſer, als unter dem hizzigen
Erdguͤrtel, de praerog. reg. ſep-
tentrion. Eben ſo ſchreibt der be-
ruͤhmte Aug. a bergen, die Luft
ſei auf Java, im Schatten, nicht
uͤber 88 Grade warm, man koͤnne
ſie aber darum nicht wohl ausſte-
hen, weil ſich dieſe Waͤrme des
Nachts um ein ſehr weniges, und
kaum um 6 Grade vermindere.
Hamburg. Magaz. T. V. S. 264.
Act. Nat. Curioſ. nov. Tom. I. app.
S. 38. Jn Karthagena, das in
Amerika liegt, ſei die Hizze mit-
telmaͤßig, aber fortwaͤhrend. ul-
loa viage, S. 58. zu Panama, ſo
gros, wie in Frankreich, aber eben-
falls beſtaͤndig. Ebenderſ. S. 164.
Es ſtekket aber noch ein andrer, und
wirklicher Unterſcheid darunter.
Animal. ſimil. S. 144.
de heelmeeſt. S. 382.
Ian.
S. 618.
Ort.
ge Sommerhitze, beim rvſſel Na-
tural hiſt of Aleppo.
gal.
477. 527. auch zu Tuͤbingen war ſie
von 89 Graden nach KraftNov.
Comment. T. I. S. 144.
den Diſſert. S. 11. im Schatten.
M. Aug.
Ort. Iulii menſ. 1752
Schatten ſezzte Kraft 89 exp.
meteor in der Sonne auf 103 an.
Nov. Comment. T. I. S. 144.
des Scienc. de Berlin. 1746 Ma-
ty angef. Ort. gmelin Flor. ſi-
bir. praef. S. LXXXXI.
S. 611.
160. 161. Jm Schatten war die
Waͤrme von 71 Graden.
Waͤrme im Schatten 83 war. kraft
Obſ. meteor.
Denn da der Weingeiſt im Schat-
ten auf 31 ſtieg, ſo ſtieg derſelbe
in der Sonne auf 80. Le bon
Mem. de la ſociet. de Montpell.
1746. Auch noch einmal ſo warm,
in franciſ. de Sauvages Beob-
achtung. Denn der Weingeiſt kam
bis auf 60 Grade, da er im Schat-
ten nicht uͤber 30 geſtiegen war.
Effets de Pair. S. 31. Jm Herbſte
uͤbertrift ſie den Schatten um
dreimal. Le bon angef. Ort.
Hiſt. de l’Acad. Roy. des ſcienc.
1705. S. 39.
gef. Orte, welches aber nicht genau
iſt. Denn es ſtieg der Weingeiſt
auf 80 Reaum. Grade, und doch
iſt der wahre Siedungsgrad 87.
Daß er aber auch ſo weit gekom-
men, leſen wir in den Memoir. de
l’Acad. des ſcienc. 1706. S. 13.
n. 487.
1737. S. 489. M. Febr.
Graden; im Julius 101, im Au-
guſt 97. rvſſel in Nat. hiſt. of
Aleppo.
1738. S. 402. Den 38 Grad be-
ſtimmt der beruͤhmte von Buffon
Hiſt. de la Nat. T. III. S. 517.
518.
dem Fluſſe ſelbſt fand man die
naͤchtliche Waͤrme 32 Grade, wel-
ches beinahe die Blutwaͤrme iſt.
Jm Sande war ſie 60⅓, daß die
Eier darinnen erhaͤrteten, und das
Pech floß S. 26. 27. 81. 130. 131.
Denn Eier werden in einer Waͤr-
me von 153 Fahrenh. Graden ge-
kocht. Tralles Karlsbad. S. 39.
enc. 1736. S. 489.
S. 165. Kämpfer S. 322.
gef. Ort.
Menſchen ums Leben. thevenot
T. II. L. 2 c. 10. 16. Beſiehe den
Kämpfer S. 671. balby Itin.
S. 33 Er heiſt Alſemann beim
AvicennaL. I. T. II. doctr. 2. c. 8.
224. 225. der dieſes in Karama-
nien ſelbſt erfaren. thevenot
Voyag. T. III. L. I. c. 10. 11. 12.
chardin T. IV. S. 22. dampier
of winds. S. 50. Jn den ſandigen
Feldern der Barbarei. boyle Hiſt.
of the air S. 150. Jn Egipten
MalletT. II. S. 306. Holl. Ausg.
Dieſes merket auch Perry an S.
256. und Kämpfer.
T. II. c. 34. 80. denn ich habe ihn
eben nicht bei der Hand.
Grad warm. Wenn dieſes Reau-
muͤrſche ſeyn ſollen, ſo ſind es 134
Fahrenh. vandelli Diſſ. S. 7.
beim beruͤhmten Secondatius,
dieſem geſchickten Sohne des vor-
treflichen Vaters, und er haͤlt ſie
vor die heiſſeſten. Die Waſſer
von Burſcheid ſind um 144 Grade
heis. lvcaſ of min waters T. III.
S. 196. Lucas ebendaſ. von den
Burſcheidſchen Waſſern ebenfalls.
grad. Reaumur. aeſtuant. Mem.
de l’Acad. des ſciences. 1752. S.
636.
lehrter Mann in deſcriptione ther-
mar. Piſanar.
freie Luft. SenacT. II. S. 250.
S. 144.
man deren Hizze ſtundenlang ver-
tragen koͤnne. Glaß of Bath. S. 27.
daß der 39ſte Reaumuͤrſche Grad
den mehreſten wohl bekomme.
Mem. 1752. S. 637. Allein dieſes
iſt am Farenheitſchen Thermome-
ter der 113te Grad.
Dampfbaͤdern, welche um den
108ten, bis zum 116ten Grade heis
ſind, eine volle Stunde aus. gme-
lin Flor. Sibir. praefati. S. LXXXI.
Und daß ſie eine faſt brennende
Hizze ertragen koͤnnen, berichtet
WeberVeraend. Rusland. T. I.
S. 22.
daß viele die Hizze nicht uͤber den
36ſten ausſtehen. Mem. 1752. S.
637. oder uͤber den 107ten Faren-
heitſchen. Plancus am gedachten
Orte.
den erſten Tag kaum 6 Minuten,
man zerfliſt beinahe, und nachge-
hends haͤlt man dieſe Hizze ſchon
15 Minuten lang aus Springs-
feld vom Carlsbad S. 262.
ſchen und Thiere bisweilen in
der groſſen Sommerhizze ploͤzlich
ums Leben gekommen. Maſſade
febrib. peſtilent. S. 146. Der-
hamPhyſ. theol. S. 17. den 8
Juli 1707. Jn Gamron ſind
nicht nur Menſchen, ſondern auch
Hunde umgefallen. Kämpfer
S. 721.
den lang.
der dieſe Waͤrme ausgeſtanden hat-
te, durchs Aderlaſſen wieder zu ſich
ſelbſt. S. 21.
den verlor ein Hund in ſolcher Hiz-
ze das Leben, nach dem 5ten Ver-
ſuche.
Verſuches, ſtarb ein Hund in einer
Waͤrme von 146 Graden, allererſt
nach 57 Minuten.
206. Sie leben in einer Waͤr-
me von 72 Graden. Muſchen-
broekInſtitut. phyſ. S. 122. an
den
henden erſten Paragraph doch nur
um einen, hoͤchſtens aber um 72
Graden geſchehen ſollte.
ſten um. Muſchenbroek. Jn den
aͤuſſerſt warmen Gewaͤſſern ſterben
die Froͤſche. targioni Viag. T. II.
S. 419. von denen zu Burſcheid.
Lucasof waters. T. III.
dau bleiben die Pflanzen leben.
mappvſ de potu calido. S. 27.
Memoir. de l’Academ. 1734. S.
562. 563. 1738. S. 492.
T. I. S. 415
ty Synopſis of miner waters.
S. 594. Fahrenheit beim Mar-
tinc.A. de haen angef. Ort.
S. 153.
142.
Warmbaͤder ValisneriOper. T.
III. S. 471. 472. T. V. S. 112.
bis zum 27. 29. 38ſten leben die
ſpaniſchen Fliegen und die Fiſche
der Trompetenmuſcheln Vandelli.
Das Waſſer iſt aber um 27 Gra-
de heis. Jn den warmen Baͤdern
leben Fiſche und Froͤſche. conring
Calid. innat. S. 42. 43. wie auch
in den Warmbaͤdern Jslands. An-
derſon S. 17
S. 447. Gar zu kalt gaben das
Blut an Börhaave, der die
Menſchenwaͤrme auf 92, und in
den Kindern auf 94 Grade ſchaͤzzte:
ferner Stephan Hales, der dieſelbe
faſt auf 93 Grade nach dem Fah-
renheitſchen, |in ſeinen Berechnun-
gen angibt Veget. ſtat. c. 1. S. 59.
der beruͤhmte Sauvages, welcher
30 Reaum. Grade zuliß. Effet de
l’air. und noch mehr Pitcarnius
beim Martine, welcher 90 Fah-
renh. Grade ſezzt. Hingegen wird
die Waͤrme zu uͤbermaͤßig, wenn
man ihr die Helfte von der Hizze
des ſiedenden Waſſers zuſchreibt.
Philoſ. Transact. n. 271.
157. Der Saft ſtieg ſo gar nach ei-
ner Weile bis auf 6 Grade hinauf.
174. Eſſays S. 336. 337. 338.
whytt Phyſiol. Eſſays S. 16. folg-
lich nicht um 12 Graden, nach dem
Theophilus lobb de febrib. n. 259.
den Menſchenharn macht Hales
am gedachten Orte um vier Grade
waͤrmer.
S. 336.
142. Eſſays ang. Orte. whytt
ang. Ort.
dies populaires.
Eſſays S. 335. Auf der Jnſel Mi-
norka 98 und einmal gar 100.
rvtt. ang. Ort.
T. II. S. 105.
der Theſe: Ergo tumidis| hac-
morrhoidibus hirudines.
245. 246.
of a Society at Edimburg. T. II.
Art. 29.
Schwenke S. 77. Nur 100 im
viertaͤgigen Fieber. Schwenke.
einzigmal ſtieg dieſe Hizze bis 112
Grade, nach dem beruͤhmten boiſ-
ſiere Inflammat. S. 238.
ten. No. 208.
gehenden Paragraph 2 mit dem
dritten. An Oertern, die von der
Sonne nicht beſchienen werden,
macht ſie Senac gleich gros. T. II.
S. 247. Dahingegen ſezzt der
beruͤhmte Sauvages die Blut-
waͤrme im Winter auf 28 Reau-
muͤrſche Grade, wenn die Luft im
achten Grade kalt iſt; im Som-
mer auf 30, wenn die Luft gegen
25½ bis 27 Grade erhizzet iſt.
Effets de l’air.
naͤmlich im Sonnenſcheine. Da
dieſe Waͤrme ſelbſt im Schatten
98 Grade betraͤgt, ſo uͤbertrift ſol-
che die Waͤrme im menſchlichen
Blute. lininge ebendaſ. n. 487.
Börhaaven glaubt, ein Menſch
koͤnne in einer ſolchen Luft nicht
leben, die ſo heis, als das Blut
waͤre. Chem. T. I. S. 192. 193.
ſauvageſ Effets de l’air. S. 35.
virs Ausgabe, Oper. omn.
corp. in vacuo. M. Malpighius
angef. Ort. Lanciſius ang. Ort.
Michelottus ang. Ort. Schwen-
ke ang. Ort.
febre maligna.
de Dampf, der aus dem Herzen ei-
nes Hundes aufſtieg. kyper de
hum. pericard. n. 36.
S. 242.
pighi de polyp. S. 430. Thomas
cornelivſ Progymnaſm. VII. Phil.
verheyen L. II. S. 36. (er nennt
ihn einen thaumachenden Dunſt)
Io. Maria lanciſivſ S. 18. 19. der
neuern Ausgabe. Pet. Anton. mi-
chelotti de ſeparat. fluid. S. 55.
Thomas Schwenke angef. Ort.
S. 90.
T. II. S. 355. Oper. 119.
ruch an ſich habe, bezeugt Carl
Aug. von bergen Haematoſcop.
S. 9.
S. 104.
burg. T. II. S. 97. n. 7. S. 99.
Martine das erſtere Verhaͤltnis
mit dieſem gleich gros an; ſie ge-
hen aber in Warheit ſehr weit von
einander ab.
ſechſten Theil des Gewichtes. C.
Aug. von Bergen ang. Ort. S. 8.
hiſt. ſanguin. S. 28. 57.
ein Sechstheil ſchwerer, als das
Blut. SchreiberElement. med.
mathem S. 235.
Europ. med. S. 264. Schwenke
S. 102. Jurin ang. Ort. S. 99.
100.
ſcienc. 1733. S. 31.
nachgehens Anton. de heyde
Obſ. 86.
VIII. S. 103.
ſuch gibt 1034. Er ſezzet aber um
mancherlei Urſachen wegen dieſe
Zahl auf 1126 herauf.
angezeigten Orte.
der S. 62.
S. 34.
Kuh gibt derſelbe eben das Ver-
haͤltnis des Salzwaſſers zum Blute
an, wie 519 zu 527, im Pferde wie
508 zu 528; im Schweine wie 503
zu 513, welches alles ſo ziemlich
mit einander uͤbereinſtimmt.
haͤltniſſe verſchiedentlich, indem
ſich das Blut zum Salzwaſſer bald
wie 10 zu 8, bald wie 11 zu 10,
bald wie 12 zu 10 verhielte. S. 14.
Diſſ. de humor. corp. human. gra-
uitate ſpecifica. Strasburg 1749.
phyſ. S. 62.
ture of aliments. S. 121. 122.
rung des Blutes zeigen, wie viel
Waſſer ſich im Blute befindet.
85. eller Mem. de l’Academie
des Sciences de Berlin. T. VII.
bvrggraf de aëre et aqu. Fran-
cof. S. 13.
S. 445.
des Scienc. 1732. S. 393. ſenac
T. II. S. 92.
n. 3. Theſ. maxim. n. 158. Cur. renov.
n. 15. Theſ. n. 15. vergl. boehmer
de praecav. polyp. S. 13. 14. loe-
ſcher Anthropolog exper S. 35.
malpighi de polypo. S. 126.
Vor andern aber den beruͤmten
von Haen.
at Edimb. T. II. S. 175.
S. 96.
Band I. S. 446. 447.
T. II. S. 21.
tur. T. I. S. 86. 87.
practice, S. 68. 229 u. f.
ſezzung der Primar. linear. phyſiol.
T. II. S. 357.
cle Exp. S. 416.
mours. S. 107.
S. 207.
Blute unter den Naͤgeln uͤberge-
blieben Schwenke S. 99.
S. 238.
Oxfurter Ausg.
Blutſpeien krank war hat ſich
Ruyſchens Haͤutchen ohnmoͤglich
bilden koͤnnen. de haen S. 95.
Holl. Ausg. hanneſ Diſſert. dar-
innen er zeiget, daß ſich die Frucht
in der Mutter durch den Mund
naͤhre.
S. 83. of ſore throat. S. 39.
S. 11. liningſ Eſſ. med. and
phil. T. II. art. 29. hvcheſ Nat.
hiſt. of Barbad. S. 38. N. Voyage
de Guinée. S. 311.
Schwenke S. 129. liſter de
variol S. 98.
59. 62. bianchini Lettere. S. 135.
ſchnell zum Tode neigte, war das
Blut zu Paris ſo duͤnne, wie das
Blut eines Huͤnchen. Memoir. de
l’Acad. des ſcienc. 1749. S. 119.
Jn einer boͤsartigen Braͤune beob-
achtet dergleichen hvxham of ſore
throat. S. 52. Jn einem ſchon
weitgekommenen Lazaretfieber
pringle de morb. caſt[r]enſ S. 296.
Das Blut buͤſſet in boͤsartigen das
ſchleimige Band, welches ſeine
weſentliche Theile verbindet, ein
Bordeu du pouls S. 303.
ſeine bluͤhende Roͤte Obſ. ſur la
peſte, S. 343.
Schrift uͤber dieſe Seuche, S. 19.
S. 209.
ſwieten. S. 123.
gef. Ort. Bianchini haͤlt es vor
ein Zeichen eines boͤsartigen Fie-
bers.
genannten Fleckfiebern in Europa
hvxham of ſore throat. S. 60. 61.
of fevers. S. 44. Jm gelben Fie-
ber. Linings angef. Ort. War-
ren angef. Ort. N. Voyage de
Siam. S. 211.
ten S. 587.
hiſt. of ſeaſons. S. 154.
L. III Obſ. 59.
vom Biſſe der Schlange Jbiracoa.
aus dem Munde, Naſen und Ohren
mit einer ſtarken Faͤulnis hervor.
rvtty Synopſ. S. 148.
angef. Ort. labadie de la peſte
zu Thoulouſe S. 1620. Radczins-
ky S. 367. Jm gelben Fieber
Linings angef. Ort; faſt in eben
ſolcher Krankheit, welche Helve-
tius den Blutſchweis nennt; ſiehe
deſſen Pertes de ſang, S. 87. 88.
S. 129. de Ichtyocolla putrida.
liſter in aqu. med. Angl. T. II.
S. 90.
nennt, gerinnt die Milch der Kuͤhe
nicht. planque Bibl. T. III. S. 22.
ham.
ſcienc. 1749. S. 119. hvxham of
ſore throat. S. 39. 60. 61. Li-
nings angef. Ort.
S. 24. Jn der That hatte er mehr
rotes im Blute gefunden, er will
aber nicht zugeben, daß man daraus
ſchlieſſen koͤnne, es ſei mehr Salz-
waſſer, als rotes im Blute zuge-
gen.
der Unterſcheid nur geringe:
cheyne Engliſh malady. S. 120.
welches nicht eben einer von den
beſten iſt.
des ſcienc. 1712.
Helfte weniger in der neuen Aus-
gabe. S. 51.
tr. II. n. 98. Vom Schlagaderblu-
te, aber erſt innerhalb ſechs Stun-
den.
ſtillirten Blute.
noch an, daß man mit den Verſu-
chen genau verfaren habe.
und in den Act. Erud. Dec. I.
Ann. I. S. 126. 127.
Europ. medic. S. 263.
ſon of food and discharges.
S. 65.
S. 38. 171. 172.
Cur. Dec. II. Ann. IX. Obſ. 211.
queſnai Fievr. T. II. S. 433.
77. 78. 81. 84. 85. 86. 172. 182.
218. 219. 225. 226. 233. du ſecond
Memoir. ſur le mouvem. du ſang.
dieſes zweiten Memoires.
S. 78.
Exp 11. und Seite 23. 24.
de cerebro et nerv. S. 134. Aus-
gabe in 8.
oecon. T. II. S. 425.
B. langriſh angef. Ort. S. 74.
Schwenke S. 56. 57. 93. queſnat
des fievr. contin. T. II. n. 43.
c. 4. S. 111.
practice. S. 232. Der rote Theil
im Blute iſt in den taͤglichen Fie-
bern zaͤher, als in den taͤglichen Fie-
bern zaͤher, als in den dreitaͤgigen,
und in den leztern wieder zaͤher,
als in den viertaͤgigen Fiebern.
Ebenderſ.| ebendaſ.
22 Quent. 16 Gr. browne Lan-
griſh.
chen, 16 Gran, in 49 Quentchen.
S. 68. u. folg.
Gran in 97 Quentch. 16 Gran
S. 69.
S. 161.
gabe.
Birch angef. Ort T. III. S. 379.
128. 129. Antonius de heyde
Obſ. 86.
vement du ſang, Exp. 2. S. 180.
S. 39.
ctibus; ich ziehe hier die Londner
Ausgabe an S. 42.
Philoſ. Transact. n. 102.
klaͤrt ſolches ſo, daß es von der
Beimiſchung fremdartiger Saͤfte
herruͤhret.
Diſſ. IV. S. 48. er ſagt, die Blaͤs-
chen waͤren aus einem zaͤhen We-
ſen und aus Luft zuſammengeſezzt.
Milchkuͤgelchen, wie ſie Leeu-
wenhoek nante, welche durchſich-
tig und von allerlei Groͤſſe waren.
Philoſ. Transact. n. 102. birch.
T. III. S. 380. I. B. ſenac T. II.
S. 657. boerhaave Prax medic.
T. I. S. 211. Petr. Erneſt. aſchivſ
de natura ſpermatis. n 59. u. f.
wie auch die von obigem vortref-
lichen Manne ſo genante Chilkuͤ-
gelchen, wie ſie auch aſchivſ nent
Obſ. 51. 52. Der obige Schrift-
ſteller von Delft beruͤret auch un-
ter ſeinen Beobachtungen Fettkuͤ-
gelchen Phil. Transact. n. 106.
welche flachgedruͤkkt und klein waͤ-
ren; im Eiter bemerkt ſie der vor-
trefliche ſenac S. 659. mit Eßige
durchruͤrtes Oel loͤſet ſich zu Kuͤ-
gelchen auf. cheyne Philoſ. prin-
cip.
noch hinzu, daß ſolches die aller-
kleinſten waͤren.
dachtem Orte.
wenige. Aſche No. 62-68.
nur wenige.
templat. S. 40. Exper. et contem-
plat. Ep. 56. aſche Obſ. 69.
faulgewordnen Saamen.
act. n. 108.
freien Stuͤkken zuſammenhaͤngende
Materie von ſelbſt in Kuͤgelchen
verwandelt. S. 103.
erſte Kapitel.
contemplat. S. 280.
ich gleich anfuͤren werde.
man unter dem Titel Anatomia
et contemplationes ins Latein uͤber-
ſezzt und herausgegeben. No. 38.
S. 54. und in der zwoten Erzaͤlung
S. 51. in Experim et contempl.
Epiſtola 60. S. 78. in Continua-
tione arcanor natur. S. 218. Mit
ihm ſtimmt uͤberein Wyerus Gui-
lielmus mvyſ de fibr. muſc. fabric.
S. 300. miſtichelli de apoplex.
S. 42.
vorigen Stellen, z. E. Epiſt. 60.
S. 78. Muys angef. Ort.
Transact. n. 460.
Eſſays de phyſique T. II. S. 360.
Ausg. von 1753. und im Traite
du cœur T. II. S. 556.
5. 19.
plat. S. 189.
316.
S. 2. Contin. arcan. naturae.
Epiſtola 128 f. 5. 6.
T. I. S. 22.
turae. S. 220. Philoſ. Transact.
n. 293
nennet ſelbiger doch auch andre
eirunde Koͤrperchen, die noch ein-
mal ſo gros, als andre geweſen.
S. 300.
Bœufs. S. 17.
S. 126. Um zehnmal groͤſſer fand
er ſie in der Waſſerlaus (ricinus
aquaticus) Hoglouſe S. 352.
S. 258.
S. 162. Um ſo viel kleiner, als
einen Zoll macht ſie boerhaave
de virib. medic. S. 35.
n. 106.
den Diſſ. S. 46.
art. 7. nach einerlei Maaße eines
feinen Silberdrates.
des ſciences de Berlin. T. VII.
dem erſtern Verſuche des Jurins,
der in den Philoſ. Transact. n. 255.
erzaͤlet wird, da ich deſſen Schrift
ſelbſt nicht bei der Hand habe.
eben keines feinen Verſuches be-
dient.
Er fuͤgt hinzu, ſie kaͤmen ihm noch
kleiner, als gedachtes Maas vor.
loſophy T. I. S. 29. ebenfalls nach
den Leeuwenhoekſchen Berech-
nungen.
Exper. 5. 8. 11.
16. und S. 188.
haͤnge, und daß die Kuͤgelchen in
Haufen rot erſcheinen, einzeln aber
dieſe Farbe ablegen, lehren A. v.
leevwenhoek Philoſ. Transact.
n. 106. Anat. et contempl. S. 54.
Experim. et contemplat. S. 205.
Epiſtol. phyſiol. T. IV. S. 336.
lanciſi S. 21. verduc de l’u-
ſage des part. T. I. S. 209. W.
Guil. mvyſ angef. Ort. S. 300.
F. queſnai Oeconom. anim. T. III.
S. 56. Dom. miſtichelli de
apoplex. S. 42. u. f.
pighi Poſthum. S. 123. lanciſ.
angef. Ort. S. 21.
Daß ſie ſchwachroͤtlich waͤren, ſa-
gen die Fraͤnkiſche Anmerkungen
am angef. Orte.
Erſcheinung iſt von dem vortref-
lichen erſten Leibarzte in Augen-
ſchein genommen. angef. Ort.
84. 86. 172. 182. 218. 219. 225. 226.
233 u. ſ. f.
of a Society at Edimb. T. II. S. 83.
Bryan robinſon of food and diſ-
charges. S. 65.
ſer Schriftſteller das Verhaͤltnis
des Roten im Blute, in den Land-
thieren um ſo viel groͤſſer an, daß
es das Rote in den Waſſerthieren
um fuͤnf und zwanzigmal uͤber-
treffen ſoll. S. 79.
Quesnai in ſeiner Oeconom. ani-
mal. T. III. S. 41. und G. mar-
tine Edimb. Eſſays angef. Ort,
und andre; und es glaubt der be-
ruͤmte Schwenke, es koͤnnten ſel-
bige, vermoͤge ihrer vereinigten
und anerſchaffnen Federkraft, das
zwiſchen ihnen befindliche Salz-
waſſer fortſtoſſen S. 110. druͤkk-
bar und bildbar nennt ſie der be-
ruͤmte gavbivſ angef. Ort. S. 162.
S. 61.
Append. ad Bidl. T. III. f. 4.
T. VI. S. 115.
136.
tion S. 163. I. B. ſenac T. II.
S. 657. I. Frid. ſchreiber Al-
mageſt. S. 232. Franc. boiſſier
de ſauvageſ Memoir. de Berlin
1755. S. 44. dovglaſ on heat.
S. 136.
dem Cowper, welcher eben das
Thier anfuͤhrt?
du ſang. Exper. 64. 119. 120. 121.
124. 125. 126. 127. 128. 132. 138.
143. 144.
Dieſes leugnet der beruͤmte Kruͤ-
ger ebenfalls, und er ſtoͤſt den
leeuwenhoekſchen Verſuch um, de
refrigerat. ſanguin. in pulmone.
S. 16.
127. 128. 132. 138. 139. 143. 144.
gr. S. 92. Kupfer 116. ſenac
Tr. du cœur. T. II. S. 658.
michelottiſchen Ausgabe No. 5.
S. 6.
muſcul. S. 100. Ferner Ieremias
wainewrigth of air S. 65. Geor-
ge cheyne Philoſ. princip. S. 304.
Thomas knigth of heat. S. 41.
George Erhard hamberger Phy-
ſiol. S. 16. 17.
phyſiol. S. 179.
burg T. V. P. II. S. 866 u. f.
S. 111.
ſorum pulmonalium, et cauitatum
cordis inaequali amplitudine. n. 26.
nicht einmal das Blut in einen
engern Raum zuſammen; des effets
de l’air S. 84. Element. Phyſiol.
S. 138.
ſiol. S. 18.
Es iſt aber daſelbſt vom geſamten
Blute die Rede, in welches ſich
doch die Luft auf vielfache Weiſe
hineinſchleichen koͤnnen.
Exper. 6. 7.
34. ad R. hooke S. 38.
der Diſſert. VIII. S. 100. mor-
gan Philoſoph. princip. of medi-
cine. S. 114. williamſ of the
yellow fever. S. 15.
Epiſt. 56. S. 13.
Epiſt. 128. S. 128. 221. f. 4.
S. 10. 11.
Orte Experiment. et contemplat.
S. 2. Continuat. arcanor. natur.
Epiſt. 128. f. 5. 6.
S. 8.
Philoſ. Transact. n. 145.
S. 12.
S. 88.
Koͤrperchen im Blute, die ſich zu
einem roten Kuͤgelchen verhielten,
wie 1 zu 3415. S. 60.
Guil. mvyſ angef. Ort. S. 100.
haav. T. II. S. 322.
in den Vorleſungen, ſo wie de
virib. medic. S. 82.
ſer) aus den zerſprungnen roten
Kuͤgelchen, entſtehen ſoll, lehren,
auſſer dem boerhaave Praelect.
T. II. S. 325. auch Anton Deidier
Phyſiolog. S. 34. F. queſnai de
la ſaignée, neue Ausg. S. 418.
lorry des Alimens S. 156. u. f.
nebſt andern.
lect. Acad. T. II. S. 323. 324.
S. 58. Clifthonus wintringham
der aͤltere de Podagra S. 28. Cl.
Adrian. helvetivſ in der Oeco-
nom. animal. allenthalben, und in
der Hiſtoir. de l’Acad. des ſcienc.
1725. Martin nogvez Anat. du
gorps humain. S. 508. Servatius
Auguſtinus villerſ Phyſiolog.
S. 161. I. Franciſc. le fevre
Operum S. 47. Ioſeph lievtavd
Phyſiolog. S. 84. 85. Franciſc.
queſnai (daß ſich naͤmlich ein
Flieswaſſerkuͤgelchen in ſechs klei-
nere zerteilen laſſe) Oeconom ani-
mal. T. III. S. 41. 78 u. ſ. f. Frid.
ſchreiber Elem. medic. phyſiol.
math. L. II. c. 2. Almageſt. S. 168.
Erneſt Ieremias neifeld de ſecre-
tione S. 52. Thomas kinneir
of nerves S. 6. 7. Franciſc de
ſauvageſ Phyſiolog. S. 126.
hoekſchen Verſuchen bei, de ſepa-
ration. humor S. 284.
Jahre 1747 herausgegebnen Pro-
gramma.
660.
du ſang, c. 1.
16. 17.
ſeine Kugelhaufen in den Experim.
et contempl. S. 178. 179. 186.
205. 208. und in der Contin. ar-
can. natur. ep. 119. S. 117.
u. ſ. f.
vortreflichen SenaksT. II. S. 666.
und ſie gruͤndet ſich auch auf einen
Verſuch. Das Blut wird ebenfalls
von der Beimiſchung des Salzes
aus der Rinde von Peru derge-
ſtalt verduͤnnet, daß man die Kuͤ-
gelchen weiter mit Augen nicht
finden kann.
De partibus anim. L. II. c. 4.
91. 92. 95. 183. u. f. Second Me-
moir. u. f.
und 19. Part. anim. angef. Ort.
Jm Hirſchblute fand auch Al. pe-
tronivſ beim cagnatvſ Obſerv.
variar. S. 56. Faſern.
S. 60. u. f.
ebendeſſelben.
modo, quo cibi in ventriculo
conteruntur, welches Schreiben
aber den Namen des beruͤmten
boeri zur Aufſchrift hat.
polyp.
Ort. S. 21. neuere Ausgabe.
105. 106.
S. 254.
ebenfals der ungluͤkliche Shebreare
T. II. S. 20, woraus die Schlan-
genhaut, wie er vermutet, erzeu-
get werden ſoll.
ſenac T. II. S. 103.
c. 7. Bartoli del ghiaccio S. 184.
malpighivſ Poſthum. S. 45. Syl-
va de la ſaignée T. II. S. 357.
Schwenke S. 104. brvynſtein
de inflammat.
Anthropolog. S. 65.
polypor. generat. S. 14.
ſchen Beluſtigungen. B. 3. S. 1065.
1066. 1067.
132. S. 265. 266.
S. 169. Hieronimus ſbaragli
angef. Ort. S. 109. Wilh. cowper
uͤber den bidloo. T. 23. f. 16.
trefliche Senac redet ebenfalls
von aͤſtigen Theilchen im Flies-
waſſer T. II. S. 91. 660.
Schwenke S. 103.
ternatural ſtate of humours S. 9.
ſenac T. II. S. 104.
queſnai Oecon. auim. alte Aus-
gabe S. 150. Fleiſchbruͤhe wird,
ohne daß man das erforderliche
Kochſalz hinzuſchuͤttet, ſchon von
ſelbſt geſalzen. ſchneider de ca-
tarrh. S. 233.
S. 452.
Philoſ. Transact. n. 339.
n. 52. Er fand im getrokkneten
Salzwaſſer Theilchen, die ſich ans
Glas anhingen.
S. 390.
gabe T. I. f. 10. Jm Gifte derek
Bienen. Ebenderſ.
mins.
uns vor der Wirkung des Waſſers
huͤten ſollen, Schnellen in ſeiner
Theorie. S. 266. 267.
valcarenghi Medic. ration. S.
79. Autor des lecons de chymie.
S. 4. daß das Blut davon zum
Gallert werde, ſagt Th. Schwenke
S. 145. Eller S. 13, doch ſo, daß
die Kuͤgelchen getrennt und in
Ordnung bleiben. Eller. Alle
menſchlichen Saͤfte werden vom
Salpeter dichter gemacht. imbert
Quaeſt. medic. XII. S. 42.
ferner andre vortrefliche Maͤnner,
als malpigh de polyp. S. 132.
Anton de heyde Obſ. 87. ver-
heyen L. II. S. 31. Th. ſchwenke
Exper. S. 189. boecler und
volmar in der akadem. Preisſchrift
uͤber die Entſcheidung des Strei-
tes, ob das Blut vom Salpeter
coaguliret werde. rvtty Sinopſ.
S. 52.
das Blut am fluͤßigſten mache,
ſur l’effet des medicamens S. 39.
T. II. S. 378. 379. Malpighi
S. 132, beſonders wenn ſie, wie er
hinzuſezzt, in Bewegung geſezzt
werden. Thom. Schwenke S. 190.
wie ſie ſonſt pflegt, in eine dunkle
und kaſtanienbraune Farbe ver-
ſchiſſe.
Eichel in der Preisſchrift, welche
die Verſuche uͤber das Blut ent-
haͤlt. No. 24. S. 21. No. 44. S. 25.
S. 347. petit Seconde lettre,
S. 34. Schwenke angef. Ort.
hales Haemaſtat. S. 154. eller
Memoir. de l’Academ. des ſcienc.
de
angef. Ort.
S. 16.
Eller angef. Ort. S. 13.
122. Es geliefert zu einer Art von
rotem Gallerte, Schwenke S. 106.
146. 189. Eller angef. Ort; er
fuͤgt hinzu, daß die Kuͤgelchen ab-
geſondert und ordentlich bleiben.
Es behaͤlt die Fluͤßigkeit, nach dem
Rutty angef. Ort. Tab. AA. und
wird verduͤnnt S. 143.
geſ ſur l’effet des medicamens,
S. 37. Exper. halleri 26. 27.
28. 29. 34. Butty angef. Ort.
S. 100. das Waſſer war kalt.
damit das B. 3.
ſtarb der eine Hund ploͤzlich, der
andre nach einem tiefen Schlafe
Phil. Transact. n. 335.
Rutty S. 76. von dem gemeinen
gemachten Salze. Er ſagt noch,
daß es das Blut weniger zaͤhe
mache.
Doch machte ein ſchweflig Salpe-
terwaſſer das Gebluͤte weniger zaͤhe
S. 525.
das Blut zaͤher und feſter, nach dem
Schwenke S. 190.
S. II. S. 379.
S. 47.
Act. des medicamens. S. 37.
Drelincourt beim MangetBibl.
Anat. T. II. S. 951. Eichel S. 31.
Verheyen angef. Ort. S. 29.
Sauvages angef. Ort, daß es
gelbe werde (vom Weineßiggeiſte).
BoyleAppend. ad hiſt. ſangu.
S. 101. Er hat recht, wenn er
eine erdfarbne oder kotfarbne Far-
be darunter verſteht.
als er gegen zwo Unzen hineinge-
ſprizzet hatte, covrten Philoſ.
Transact. n. 335.
queſnai Oeconom. T. II. S. 66.
Drelincourt beim MangetBi-
blioth. T I. S. 951. verheyen
L. II. S. 31. Börhaave angef.
Ort. S. 378. Schwenke S. 190.
Die Verduͤnnung geſchicht nicht
ohne Durchruͤrung, KrügerDiae-
ter. S. 214.
Sprögel S. 79. Von einer Men-
ge Eßig ſtarb das Thier, Freind
S. 182.
Schwenke S. 148. 149.
den Schwenke S. 190. Ant. de
heyde Obſ. 87. rvtty T. A. A.
Bagliv lehrt, daß es davon lebrig
und dunkel und blaugefaͤrbt werde
S. 464.
angef. Ort.
ke S. 196. Man mus ſich wundern,
warum er dem gruͤnen dieſe Kraft
abſpricht, und vielmehr von ihm
ſagt, daß ſolcher das Blut aufloͤſe.
Jch rede vom Rutty S. 262. 263.
da er doch behauptet, daß die vitrio-
liſchen Waſſer das Salzwaſſer, und
Speichel zum Gerinnen bringen
S. 268.
und er toͤdtet ploͤzlich. Vom unga-
riſchen Vitriole deidier de la
peſte, in der Samml. S. 534.
262. 263.
pitcarne Element. medic. ma-
them. S. 36. Quesnai angef.
Ort. S. 26.
podagrae S. 96. 97.
ſproegel Exper. 56.
eichel n. 39. De haen angef.
Ort. S. 112. u. f. birch Hiſt. of
the R. Societ. T. I. S. 509.
gefuͤhrten Ort. Freind S. 177.
Schwenke.
angezognen Schriftſtellern.
hat er in die Blutadern geſprizzt,
Thiere getoͤdtet.
Von den ſauern Geiſtern uͤber-
haupt v. aalſem in der Diſput.
die de humoribus, zu Leiden 1671
herausgekommen.
Schwarz nennt ſie Petit S. 34.
haͤslich Schwenke S. 195. bleich
Eller angef. Ort. kotfarbig Dre-
lincourt am angef. Orte, erdfar-
big Birch angef. Ort.
Gerinnen, nach der Beobachtung
der vortreflichen Maͤnner, eines
Schwenke angef. Ort. Pitcarne
S. 36. Börhaave, Bagliv,
Freind, BoyleAppar. S. 58.
Buch 3. S. 274.
S. 250.
Eller S. 16.
gef. Ort. Borrich angef. Ort.
manget Biblioth. Anat. T. II.
S. 169. Eller angef. Ort; daß
es ungleich gerinnen ſoll, lehrt
fracaſſatvſ, de cerebro S. 414.
quiſit. anat. patholog. S. 178.
lebatch Append. concerning acid
and alcali. Er ſagt, ein Hund
haͤtte guten Appetit darnach be-
kommen. Die es unſchaͤdlich be-
funden haben, nennen es Schwe-
feloͤl. criſcentivſ de febrib.
S. 65. cockbvrne of ſeaſikneſſes
S. 115.
act. n. 27. de cerebro. S. 411. 413.
ſor.
mel S. 88. Bagliv S. 465.
nennt es Pitcarne.
S. 34. Freind, Bagliv, Mal-
pighi.
angef. Ort. Bagliv. Jndeſſen
brauſet es auch mit getrokknetem
Blute, wie mit dem Hirſchhorne
auf. grew Parts of animals S.
249. 250.
S. 34. ſ’graveſand Element.
philoſoph. newton. n. 2449.
charraſ Memoir. de l’Academ.
des ſcienc. 1692.
angef. Ort. S. 951. 592. hvxham
of fore throat. S. 53. Eller an-
gef. Ort. S. 14. petit, bagliv,
Ant. de heyde Obſ. 87.
angef. Ort. petit Epiſt. II. S. 34.
Schwenke S. 190. Eichel S. 22.
(von feuerfeſten Salzen) Freind
S. 162. Drelincourt geſtehet
ebenfalls die ſchwaͤrzliche Farbe zu,
am angef. Orte.
de aquis alcalinis. tab. C. C.
re des plantes S. 236. Freind
S. 167. Vom Salze des Wermu-
tes und Pfriemenkrautes (geniſta)
Boerhaave angef. Ort. Dre-
lincourt, Eller S. 13. Rutty
S. 406. Tab. CC. und A A.
de remot. et proxim. S. 224.
Bagliv S. 463. Borrich S. 85.
Fracaſſatus S. 418. broen de
duplic bile veterum S. 225.
whytt on limewater. Ed. H.
S. 102. Es werde naͤmlich eine
weniger zaͤhe Rinde daraus, wenn
man ſie in Kalkwaſſer eintaucht,
als wenn man blos reines und
warmes Waſſer dazu nimmt.
ne angef. Ort. Broen angef. Ort.
Fracaſſatus. Eller. Von der
Spiesglastinktur Eller S. 77.
Von der rußiſchen Potaſche Rutty
S. 406. von dem alkaliſchgeworde-
nen Mauerſalpeter S. 407. vom
Harnſalze S. 111. das freilich we-
niger laugenhaft iſt; von alkali-
ſchen Waſſern Tab. CC. und Sal-
peter Tab. AA.
20 [...]. Eller S. 14. daß auch das
Blut vom feuerfeſten Salze fluͤßi-
ger gemacht werde.
Du hamel S. 88. Eichel No. 46.
Boerhaave angef. Ort.
Phil. Transact. n. 204. manget
Biblioth. T. II. S. 169.
boyle Apparat. S. 58. Schwenke
S. 191. Bagliv S. 464. daß er
das Blut bluͤhend rot mache
Freind S. 150. von Heyde, Birch
T. I. S. 509. und aͤnliches vom
Harngeiſte.
kluͤmpen giſſet, ſo entſtehet eine
bluͤhende Roͤte darinnen. boyle
Apparat. ad Hiſtor. ſang. S. 42. 43.
Append. S. 116. 118. floyer of
the| praenatural ſtate of humours
S. 158.
davon werde, Floyer angef. Ort.
Birch angef. Ort.
S. 951. Huxham, Boerhaave
n. a.
S. XXVII. der Vorrede.
S. 59.
acid. and alcal. n. 215. Nach etli-
chen Tagen; auf der Stelle aber
nach dem Verſuche des beruͤmten
covrten Philoſ. Transact. n. 335.
und ſproegel L. I. S. 88. Eben
dieſes haben beobachtet ettmül-
ler Chirurg. infuſ. De heyde
Obſ. 90.
S. 18.
angef. Ort. S. 951. bavtzmann
in Diſſert. de peſte. Leid. 1673.
indem er von eben dem Verſuche
des Drelincourts redet; covr-
ten Philoſ. Transact. n. 335. Zol-
licofer angef. Ort. Van Alſem
auch ſo gar nach einem einzigen
eingeſprizzten Quentchen.
rechne ich den nicht eben toͤdlichen
Erfolg in dem Verſuche des Har-
dersApiar. Obſ. 25.
T. II. Part. II. S. 108.
Experiment. de veſic. II.
pend. S. 13. Börhaave angef.
Ort. S. 379. Freind S. 160.
Pitcarne S. 36. Schwenke S.
192. Second Memoire Exper.
27. 28. 34.
28. fabricivſ ab Aquapendente
ſchreibt, daß Geruch und Geſchmak
nach der Leber im Blute enſtehe,
de format. ovi. S. 55.
diejenigen Stellen des §. 15. zu
verſtehen.
terebinth. S. 42.
Blut aufloͤſen, ſagt Malpighi
S. 132. von Heyde im angef.
Orte.
Petit S. 23. covrten Philoſ.
Transact. n. 335. Freind S. 168.
ſproegel Exp. 50.
Memoir. Exper. 31. 36. und Exp.
n. 23.
gliv.
erklaͤret ſich daruͤber der beruͤmte
ſtancarvſ in den Comment.
Acad. Petropolit. T. I. daß es
naͤmlich davon vielmehr gerinne.
lincourt, Archibald Pitcarne,
George Bagliv, Joh. Freind,
Thomas Schwenke, Joh. Theo-
dor Eller. Jch habe beinahe Ur-
ſache, wegen der hier eingeſchal-
teten Wiederholungen, um Ver-
gebung zu bitten, beſonders was
die Gifteinſprizzungen betrift, da-
von ich das mereſte bereits in das
3. Buch mit hineingezogen habe.
Jndeſſen wird man es hier auch
an keiner unrechten Stelle leſen
konnen.
S. 190. B. langriſh Modern
Practice S. 98.
256. 431. Und vom Salzwaſſer
doctrine of acids aſſerted S. 450.
Was den Harn betrift, ſo hat der
beruͤmte Gaber einen Harn, der
drei Tage alt war, und im Fieber
bereits nach 39 Stunden, S. 85
mit ſauern Sachen aufbrauſen ge-
ſehen, ſo wie das Blut 24 Stun-
den nach dem Tode, S. 77 u. f.
ctionnée S. 58. ſchaper de
maſſ. ſang. corp. S. 31.
T. II. S. 289 u. f. die Natur des
Thieres zerſtoͤret die Saͤure. Ma-
lonie Chymie pratique T. II.
S. 441.
290. 328. Macquer angef. Ort.
S. 425.
S. 14. Börhaave angef. Ort.
S. 326.
S. 7.
army S. 430 u. ſ. f.
excedente. §. 12.
gelerte Cam. falconet des fievres
S. 19.
tar. T. III. S. 537. und im Tage-
buche, welches der beruͤmte Van-
dermonde 1757. Jul. Mon. her-
ausgegeben.
S. 173.
or of cold baths. S. 328.
boerhaave Praelect. acad. T. III.
S. 501. Thom. Schwenke S.
52. 54.
T. II. S. 91.
morboſor. hvxham on ſore throat,
welcher glaubt, daß wirklich alkali-
ſche Salze erzeugt wuͤrden. Prin-
gle S. 429. Dieſer ſagt, es ge-
ſchehe, ſo bald die Ausduͤnſtung
gehemmt wuͤrde.
of a Societ at Edimb. T. II.
art. 29.
tice ſolut. Ein ſtinkender Geruch
in der Peſt fallop. de bubonib.
peſtil. S. 9. und im Kerkerfieber
pringle on jail fever S. 299.
ten S. 578.
Gall. T. II. S. 104. und bei dem
vater de peſtilent. S. 30.
rundvee ziekte S. 8.
S. 336.
ſore throat. S. 62.
von dem Waſſer eines zuſammen-
gefloſſnen Unrates, Rutty S. 148.
einer Waͤrme von 109 und 110
Graden des Farenheitſchen Ther-
mometers nicht ſtinkend geworden.
dvnze Exper. 4. 6.
geſtalt, daß auch die Luft den zwee-
ten Tag darauf durch die zellfoͤr-
mige Zwiſchenraͤume hindurch-
drang.
jenigen an zu verweſen, welche der
ſo genante Wind Samiel getrof-
fen. chardin Voyage en Perſe
T. IV. S. 22. thevenot Voyage
T. III. L. I. c. 10. T. II. L. I. c. 12.
Von der Luft in den Krankenhaͤu-
ſern belloſte Chir. de l’hop. S. 67.
Von der Luft des Ventilators
(Luftreiniger), da man ein Gefaͤng-
nis von der faulen Luft gereinigt
hatte, pringle Philoſ. Transact.
n. 48.
21. 22. u. f.
ſchlaͤgen. Ebenderſ.
uͤber lemery Cours de chemie
S. 199.
Feuillee Journal; von der Schlan-
ge, Seps genannt, Haſſelquiſt
S. 596.
boerhaave Introd. in praxin cli-
nicam S. 5.
ſcienc. 1699. S. 176.
Obſ. XI. I. B. fanton Obſ. 36.
de l’Academ. angef. Ort. S. 173.
panarolvſ Pentecoſt. IV. Obſ. 7.
la Mettrie Obſ. de medec. prat.
S. 50. hvxham c. 5. u. f.
homine S. 311.
ning acid and alcal.
Diſſert. uͤber die Rachitis, welche
ich in meiner Sammlung wieder
mit auflegen laſſen.
ment. T. I. S. 131.
corpuſculis S. 31.
ſapient. S. 351.
S. 306.
pitcarne de opera quam prae-
ſtant acida et alcalina S. 157.
B. I. S. 202. vergl. damit Birchs
angef. Ort. T. IV. S. 377.
Chirurgie T. II. S. 233.
S. 182.
S. 168.
trik berichtet von einer aͤnlichen
toͤdlichen hizzigen Krankheit, mit
einem unaufhoͤrlichen haͤslichen
Geſtanke, von dem Geruche eines
todten Koͤrpers, de analyſ. inocu-
lat. variol S. 12.
T. II. S. 320.
des os. S. 34. u. f.
S. 63.
per 132.
S. 417. Sehr haͤufige Luft, aus
einem Zolle Bluts bis 33 Zolle,
haleſ Vegetable ſtatiks c. VI.
Exper. 49.
S. 70.
ebendaſelbſt.
damit deſſen Haemaſtat. S. 178.
Phiſiologie No. 53. Nach ſieben
Tagen wird das Blut faul. Rutty
Synopſis S. 304.
Diſſert. epiſt. III S. 151.
lincourt beim manget Biblioth.
anat. T. II. S. 956. Abraham
cyprian Epiſt. ad millington
S. 55. 56.
mal. T. II. S. 121.
414.
Man mus ſich alſo wundern, daß
die Faͤulnis vom beigemiſchten
Weinſteinſalze verhindert werden
ſoll. Rutty an ged. Orte.
corp. animal. S. 18.
Pringle.
hebd. 4. Model vom perſiſchen
Salze.
S. 125.
chen erzaͤlt auch von Heyden in ſ.
Synopſ diſc. S. 149.
T. I. S. 321.
Gilbert S. 13. 14. Eben dieſes
Salz macht das Fleiſch trokken
und weis.
im Blute bis zum vier und zwan-
zigſten Tage verzoͤgert. Rutty
angef. Ort. Beigemiſchte Milch
bezwingt ebenfals durch ihre Saͤu-
re das Blut. Pringle S. 406.
Sie bewaren auch eine Zeit lang
den Harn, und noch laͤnger, als
alkaliſche Salze, vor dem Verder-
ben. Haen S. 79.
bis zum achten, Meerſalz bis zum
zwoͤlften Tage. Rutty.
gibt die Faͤulnis weniger, als das
Feuer. NeumannT. III. S. 10.
hiſt. natur. des animaux T. II. P. II.
S. 204. Der Molch, die Blind-
ſchleiche, die Eidechſe, der Schlei-
cher, Seps genannt, gebaͤren leben-
dige Junge Ueberſez.
ſtina S. 308.
hof in ſeiner ſchoͤnen Geſchichte
der einheimiſchen Froͤſche S. 100.
mal. brutor.
ſervir a l’hiſtoir. des Inſectes T.
VII. S. 352. palteau Traité des
ruches de bois.
ſcienc. 1747. S. 78.
S. 281. Nur haarige Raupen er-
regen in ſchwizzigen Haͤnden ein
beſchwerliches Jukken; keine glat-
te, mir bekante, thut ſolches. Ue-
berſez.
laͤnd. Auflage. Doch vergleicht
J. F. Henkel dieſes Salz vielmehr
mit dem Salpeter, de cataracta
S. 22.
T. II. P. I. S. 96 u. f.
T. I. S. 175.
S. 768.
S. 47.
que Biblioth. de medec. T. III.
S. 204. Ohne Zweifel war es
Lakkmus aus dem Heliotrop. tri-
cocco; von dem lert die Erfarung
ja, daß es von ſauern Dingen, und
vor ſauer halte ich alle thieriſche
Gifte, rot anlaufe. Ueberſez.
dic. S. 433. Homberg am angef.
Orte S 272
Doch nur ſo obenhin.
im oft angezognen Orte T. IV.
S. 429. hoffmann de ſal. mor-
boſ. generatione S. 19. ioneſ de
febrib. intermittent. S. 42. co-
lebatch Doctrin of acids further
aſſerted S. 448. pinelli de po-
dagra S. 77 u. f. h. boerhaave
Element Chem T II. S. 310.
Amtsgehuͤlfen Karl Bonnets
Memoir. des ſavans Etrangers.
T. II.
dieſes Verſuches: nachgehens ha-
ben ihn ray wiederholet in den
Philoſ. Transact. n. 68. homberg
T. III. S. 45. hahn de ſalibus
mediis 1712. S. 272. nevmann
Oper. chemic. Neue Auflage.
Swenska wetensk Acad. Hand-
lingar 1741. S. 39.
45. 55. 57. 58. Von dieſem Geiſte
redet hierne Tentamen II. S. 44.
gleditſch Memoir. de l’Academ.
de Berlin 1749. und ray am angef.
Orte.
Ray angef. Ort. Er gibt einen
Bleizukker, und faͤrbt die blaue
Borragenblumen rot. Mit einem
feuerfeſten Alkali ſchiſſet er zu
Kriſtallen an. Gleditſch angef.
Ort.
ſer mater. medic. S. 433. Die
Saͤure der Ameiſen ruͤhrt vom
Harze ihrer Schutthaufen her, die
bei den roten Ameiſen, der Hand
einen fluͤchtigſauern Geruch mit-
teilen. Keine Ameiſen beiſſen,
oder ſpeien; nur einige Arten ſte-
chen mit dem Hinterſtachel, wie
Bienen, ſcharf. Ueberſ.
Chirurg T. I. P. II. S. 70. Ausg.
in 12. ſenac Eſſays de phyſique
S. 352. Ausgabe vom Jare 1735.
Traité du cœur T. II S. 98. lor-
ry des alimens. T. I. S. 353.
T. II. S. 134.
195. 247.
397. 398. Man vergleiche damit,
was wir von der Milch geſagt ha-
ben.
S. 33. Jm Frieſel roſen Sym-
prom. purpur. chron ſcorb. S. 16.
Eben dieſes ſagt auch des vortref-
lichen LudwigsPatholog. S. 64.
122.
ment des os S. 62.
praet. nat.
S. 111.
rables.
u. f.
queurs P III. c. 2. Journal de
Trevoux 1709. Novemb. Franciſ.
queſnai welcher in dieſer Saͤure
die Natur der Melancholie ſucht.
Oecon. anim. T. III. S. 53.
rurg. T. I. S. 128.
lvdwig an gedachtem Orte.
S. 46.
poſſum S. 16.
meinem Vorſizze gehaltnen Streit
ſchrift 1747. Aus Vermiſchung
des Gummi Sagapens, Galbans,
Opopanax, und anderer Gummen,
die man digerirte, entſtand ein
Moſchgeruch. Memoir. de l’Acad.
1706. p 6.
riecht der Cayman (Erdkrokodil)
und der Nilkrokodil nach Moſch.
Charlevoix St. Domingue T. I.
S. 27. rochefort Hiſt. des
Antill S. 242. ſo daß er das Waſ-
ſer weit und breit mit dieſem Ge-
ruche erfuͤllet. rochefort. Aller
auſſerordentlicher Geruch an Thie-
ren
dem Aelian wolricht L. V. c. 40.
Auch des ſtinkenden Fuchſes
Schwanzſpizze, der Marderkot,
und mehr Thiere und Voͤgel, ge-
ben einen angenemen Geruch von
ſich. Ueberſez.
lebt ein Jnſekt auf dem Bilſen-
kraute (Tollkraut hyoſciamus)
birch T. II S. 483. der Maien-
wurm richt nach Violen koel-
revter Inſect coleopter. S. 42.
Ein Kefer S. 9. Caſtell. S. 5.
leſſer Inſect theol T. II. S. 110.
n 30 cardan Variet S. 169.
und einige Ameiſen. leſſer eben-
daſ. Nach Moſch richt der Moſch-
kefer, noch lange nach dem Tode,
und lebt im Kumiſte. Die piſa-
niſchen Roßgmeiſen nach Moſch;
ein iſabelfarbner Kefer, der wollig
iſt, nach Roſen Ueberſ.
Aufloͤ-
Weibchen von der Hizze der Brunſt
her; es iſt alles ein Geruch vom
Jltiſſe an bis zum Zibetthiere;
und mit den ſtinkenden ſpaniſchen
Fliegen iſt ein gruͤner Weidenkefer
nahe genung verwant, der nur
halb ſo ſehr, als die ſpan. Fliege,
d. i. ſchon nach Moſch richt. Jn-
deſſen iſt es auch gewis, daß alle
geoͤffnete vierfuͤßige Thiere einen
aͤnlichen Geruch; alle aber einen
widerlichen, wie die menſchliche
Leiche, aͤuſſern Ueberſ.
gethan, daß man von dergleichen
Auseinanderſezzung nie die waren
Urſtoffe der Dinge erwarten muͤſſe,
zuerſt Robert boyle Chymiſta
ſceptic. ferner Leonard a capoa
dell incertezza degli medicamenti
S. 33. denn Frideric. ſlare of
ſugar S. 30. henkel Pyritolog.
S. 389. Hermann boerhaave
Element. chemic. T. II. S. 288.
Caſpar nevmann Chem. oper.
T. I. P. 2. S. 64. Theodor Baron
ad lemery Cours de chymie S. 3.
Von den Pflanzenkraͤften mariot-
te de la veget. des plantes S. 159.
Beſonders von der Zerlegung der
Blutteile, daß man durchs Feuer
keine ware Grundſtoffe daraus er-
halte, reden Rob. boyle Appar.
ad ſangu. hiſt. S. 48. Io. Maria
lanciſivſ Diſſ. medic. IV. Geor-
ge cheyne Diſeaſes of body and
mind S. 112. Herm. boerhaave
Elem. chem. T. II. S. 349. 357.
Praelect ad n. 223. I. R. M.
Thomas Schwenke am obenge-
dachten Orte S. 152.
S. 357.
gers T. II. S. 330.
der Dinge entdekken laſſen ſollen,
haben beruͤmte Maͤnner geglaubt,
wie ehedem dodart im Projet
pour ſervir a l’hiſtoire des plantes
S. 169. nach ihm, Raymund
vievſſenſ epiſt. de ſanguine II.
S. 153. und I. S. 4. Vorrede
Traité des liqueurs S. 30.
Vieuſſens im Journal des ſavans
1698. n. 5. Epitre II. S. 147.
Traité des liqueurs S. 34. u. f.
Jhr widerſpricht aber lanciſ in
der IV Diſſert. wie auch die Aerzte
von Rom im Briefe an den Ray-
mund Vieuſſens.
lorry Tr. des alimens T. II. S. 50.
denn ihn ſelbſt habe, ich jezzt eben
nicht bei der Hand.
throat S. 58. nennt ſcharfe Salze
und den Schwefel.
hergehenden 29 und folgenden 38
Paragrafen.
Verſuche des Philipp Verheyens
und Io. Bapt. verduc Uſage des
parties S. 367.
T. II. S. 355. Thom. Schwenke
S. 120 139.
queurs S. 26. Es iſt um ein
Tauſendtheil ſchwerer. JurinDiſſ.
VIII. S. 106.
hoffmann Obſerv. chem. S. 21.
Car. a bergen αιματοσϰοπι S. 15.
16. Jurin angef. Ort.
Naͤmlich bis zwei Gran im Pfunde
des Phlegma, aus dem Waſſer des
Salzwaſſers, welches, wie ich glau-
be, wenig unterſchieden iſt.
zu zween Briefen, bis \frac {"5"} {"4"} Gran ei-
nes fluͤchtigen Salzes in zwoͤlf Un-
zen Waſſers.
ſcienc. 1712. S. 13.
aus einem ſtarken Juͤnglinge.
verdruͤslich, Verducs Worte zu
wiederholen, der ſeine Gewichte
vom Verheyen erborgt zu haben
ſcheint.
73 Theile fuͤrs Waſſer de ſanguin.
et circulat. S. 7.
1699. T. I. S. 406.
chen Blut, d. i. ein Verhaͤltnis wie
83 zu 128. doctrine of acids aſſer-
ted.
Unzen, in 78 Unzen.
416. naͤmlich 14 Quentchen Waſ-
ſer, aus zwanzig Quentchen Blut.
52 Quentchen Salzwaſſer in 62
Quentchen Bluts.
ſchen 83 Quentchen im Pfunde;
in ſchwindſuͤchtigen 90 Quentchen
zu.
geglaubt, daß vielmehr ſolches
wuͤchſe. Sutton S. 104.
ſciences 1732. S. 26.
S. 356. Homberg angef. Ort
S. 13. Vieuſſens S. 26. Das
thieriſche Alkali geht nicht mit
fort, und laͤſt ſich blos von einer
Waͤrme, die dem ſiedenden Waſſer
zukoͤmmt, aufloͤſen. baron uͤber
lemery Cours de chymie S. 805.
Append. S. 16.
diſſertations.
Homberg angef. Ort. S. 12.
Grew angef. Ort S. 251.
S. 39.
berger S. 10.
T. II. S. 467.
dem 1700. S. 354.
S. 274.
dem Geſtanke eines faulen Kaͤſes.
dem. 1712. S. 12. pott Miſcellan.
Berolin. T. VI S. 21.
Er nennt den Hecht.
Ausgabe S. 1220.
S. 30. 31. Apparat. S. 155.
ſieben Unzen, drei Quentchen.
S. 50.
aus 34 Quentchen Bluts. Doctrine
of acids aſſerted S. 418.
noch an, daß das Phlegma (Blut-
waſſer) vorher aufgeſtiegen ſei.
6 und ſechstehalb zu 4. Jm Skor-
bute eben ſo. Eſſay concerning
acid and aicali
S. 356. hill Mater. medic. S. 874.
rede.
und Append S. 18. Langrautige
(rhomboideae) Theilchen im
Blutgeiſte grew Coſmol. S. 15.
16. und im fluͤchtigen Salze des
Menſchenblutes boyle Chem.
ſcept. T. IV
252.
nant von Robert boyle Apparat.
ad hiſt. ſangu. S. 40. und aus
ihm Dominic. ſandriſ S. 92.
teile No. 43.
diſſertations.
RuyſchTheſaur. anat. I. aſſert. I.
S. 3. So hat auch was davon
malpigh de omento. S. 235.
beccher Phyſ. ſubterran. L. I. S. 5.
C. I. S. 308. ſtvbbe on phlebot.
S. 46. 106. 107. hoffmann Obſ.
chem. S. 210. Medic. ſyſtem. T. I.
S. 95. Vinc. menghin in Com-
ment. Bonon. I. die oft angezogen
worden. weſtphal de vulnere
inteſtini ilei S. 6. Eller angef.
Ort. S. 8.
des ſcienc 1714. S. 404.
durchlauchten Fuͤrſten von S. Se-
vero, welchen er in einer eignen
Schrift ausgefuͤrt hat. Lettres
concernant une decouverte u. ſ. f.
Naples 1753. 4. vergl. damit des
Hamburg. Magazins XI Band. XII.
n. 6. allwo man ſchon dieſe Hof-
nung in etwas verkleinert.
S. 516.
des ſcienc. de Berlin. 1749. S.
40. 41.
Ausgabe S. 1268.
gabe Keſſels T. I. P. II. S. 350.
im Todtenkopfe etwas Oel befun-
den haͤtte.
dieſes dem vortreflichen Manne
eine groſſe Menge zu ſeyn.
S. 40.
1718. Mon. Jenner. S. care
Commerc Litt Noric. 1733. n. 31.
Kramer ebendaſ. 1734. No. 4.
thieriſchen Oele, daß es genung ſei,
wenn mans zweimal abzieht.
S. 230. 241. Neumann nach
Zimmerm. Ausg. S. 1243.
ſizze gehaltnen Probeſchrift. Goͤt-
ting. 1747
daß es von ſelbſt verduͤrbe.
gold.
zum Staare in der Kriſtallinſe,
und durchs Schmieren harte Ge-
ſchwuͤlſte zu vertreiben. Act Acad.
Mogunt. T. I. S. 297. u. f. S. 539.
Vom ſchweren Gebrechen Kramer
angef. Ort.
S. 155.
S. 198.
S. 332.
boyle Apparat. ad hiſtor. ſangu.
S. 48.
nen Roten im Blute. S. 28.
234.
tachen Hippocrat. chym. c. 21.
daß davon viel vorhanden ſei, ſagt
Helmont.
Volum. 2. Er redet eben ſo vom
Salze aus dem Thierfleiſche, dem
Blute, der Galle, Harne und Kno-
chen der Thiere. poterivſ de
febrib. L. I. c. 23. pott Miſcellan.
Berolin. T. VI. S. 27. vieuſſenſ
Pref. aux deux diſſert.
ſienſes. Philoſ. Transact. n. 241.
Pinelli angef. Ort S. 50. deidier
Princip. S. 10 u. f.
ne Langriſh S. 81.
S. 44. Deux diſſert. S. 6.
S. 27.
ſangu. S. 45. Boerhaave angef.
Ort. S. 356. Doch bekraͤftigt
Vieuſſens, daß es in der That
faͤrbe. Pref aux deux diſſert.
Langriſh S. 82.
diſc. 2. ſandriſ S. 10.
rhadeſ S. 7.
15. 16. boyle Apparat. S. 36.
tallorhecam S. 37. und Diſſ. IV.
Chym. prat. S. 458. poterivſ de
febrib. L. I. c. 23.
ſcienc. 1730. S. 224.
fuſſenſ Reſponſ. ad med. Rom.
Neumann nach Zimmerm. Aus-
gabe S. 1221. wallerivſ ad Hiar-
ne T. II. S. 70. pott angef.
Ort. rvtty Synopſ. T. I. S. 457.
des ſcienc. 1732. S. 19.
S. 478. geofroi angef. Ort. S.
17. 18.
carne. barchvſen poſt acroamat.
Exper.
hermet. S. 401. Salze von ku-
biſcher Figur.
boerhaave T. II. proc. 95. Aus
dem Todtenkopfe des Phosphors
homberg Memoir. de l’Academ.
1712. S. 274.
ſalze ſind meiſtenteils kubiſch. grew
Coſmol. ſacr. S. 15. 16.
S. 71.
Unzen.
daß aus einem Bluthefen, aus dem
er den Geiſt abgezogen, ein haͤufi-
ges, ſaͤuerlichſuͤſſes, und mit dem
Salmiake und Salpeter verwantes
Salz hervorgekommen. Angef. Ort.
lich vom beruͤmten Sidobre ge-
lernt, ſagt petrvſ Chirac in re-
flexions preliminaires aux trois
lettres.
quasdam medicin facult. Traité
des liqueurs S. 70 u. f.
Ort.
S. 37. Diſſ IV.
den Hemden der Glasarbeiter auf
der Glashuͤtte ein geronnenes Salz
gefunden, ich erinnre mich aber
nicht, unterſucht zu haben, ob es
ein Meerſalz geweſen.
praeſtat acidum et alcali S. 159.
lange ausgeſezzt geweſen. pinelli
S. 228. 229.
lettere, worinnen die zu Florenz
angeſtellten Verſuche angefuͤrt
werden 1747.
Saͤure ſtekkt. vieuſſenſ Diſſert.
S. 18.
angef. Ort.
prop. 101. Homberg angef. Ort.
S. 274. 275. pentzki de phospho-
ro vrinae.
Neumann nach Zimmerm. Aus-
gabe S. 1248. 1249. 1250. Mac-
quer angef. Ort S. 478.
per. 14.
Neumann S. 1251.
de vnguibus monſtroſ.
1206. BarchuſenExper. 12.
B. Langriſh S. 54.
BarchuſenExper. 13.
1306.
Neue Auflage.
merm. Ausgabe.
S. 13. robinſon of the ſtone
S. 45. 47. ſlare Philoſ. Trans-
act. n. 57. maetſ beim birch
T. IV. S. 252. Von den Steinen
im Unflate Memoir. de chir T. III.
S. 15. naͤmlich die von der Galle
erzeugt worden.
S. 53. 129. Es leugnet es ſelbſt
ſein Ausleger S. 129.
u. f.
S. 508. Daher widerſteht ausge-
laugte Knochengſche dem Feuer,
und daher waͤlt man ſolche Aſche
zu den Probirſcherben. Jm Phos-
phor hat man eine glasartige ge-
funden, ſiehe pentzki S. 22 auch
eine ſolche ſich verglaſende aus den
Menſchenknochen, ſiehe henkel
Flora ſaturniz. S. 372. wofern
man naͤmlich ſtaͤrker Feuer gibt.
form. S. 239.
gez. Diſſert. S. 26. von Steinchen
Ephem. nat. curioſ. Dec. I. Ann. I.
Obſ. 65.
und in meinem Memoire ſur la
formation des os. Exp. 81. 93.
Ort. S. 38. Comment. Bonon.
T. II. P. II. und den beruͤmten
Verſuch mit Eiſen, welches Stal
aus Toͤpfertone mit Oele machte.
S. 143.
phyſique S. 289.
ſcienc. 1704. 1705. 1706. 1707.
und 1708. Neumann S. 1552.
Zimmerm. Ausg. und in den Lect.
public. die 1732. herauskamen S.
373. Galeacius S. 29. dieſer
ſezzt hinzu, man finde in ſolchen
Staͤmmen mehr Eiſen, die nahe
bei den Eiſenhuͤtten herum wach-
ſen. S. 31. 32.
Menghin fuͤgt noch hinzu, daß
dieſes Eiſen, nahe bei den Jlver
Eiſenhuͤtten, dem Jlvereiſen ſelbſt
aͤnlich ſei. Comment. Bonon. T. II.
P [II] S. 262.
vorhanden. Galeacius S. 29.
de iſt ſehr wenig; im Menſchen
erhaͤlt man aus zweien Pfunden,
ein Fuͤnfttheil Gran Eiſen.
cius S. 29. doch mehr, als die
Knochen enthalten.
S. 15.
T. 18. S. 242. Jm Blute einer
mit dem ſchweren Gebrechen be-
hafteten Jungfer.
Ort. S. 20 u. f.
Gotting. 1753.
No. 1.
S. 188.
trefliche Menghin nennt dieſes
Theilchen von der erſten Art. S.
245. 247.
Ort.
ben dieſe Malerfarbe der koͤnigli-
chen Akademie der Wiſſenſchaften
uͤberreichen laſſen.
Magazin. angef. Ort.
zen behauptete Lemery ang. Ort
im Jare 1706. 1708. Hingegen
wandte der beruͤmte Geofroi ein,
daß es kein vollkommnes Metall,
und allererſt im Feuer erzeugt wor-
den ſei im Jare 1707.
Magaz. Band 15. S. 44.
verhaͤlt ſich im Menſchen, zu eben
dem Eiſenſafrane im Ochſen, wie
390 zu 306.
Kalkes iſt Eiſen. Menghin S.
250.
257. 258 die Menge iſt halb ſo
klein, als in den vierfuͤßigen.
258.
Schwere der Luft wie 1 zu 860
beinahe, das Blut iſt aber dagegen
beinahe wie 1053 zu 1000 gegen
das Waſſer ſchwerer. S. 40.
act. n. 145. Second Memoir. ſur le
mouvement du ſang. S. 188. n. 3.
hebd. 21. und 1738. hebd. 42.
Ferner aus den aͤltern Zeiten den
cardanvſ de ſubtilit. L. VIII.
lvcae Relat de la Tartarie, wel-
che im Recueil des voyages au
Nord T. X. S. 23. herausgekom-
men. Recueil d’Obſ. cur. T. II.
S. 241. und in der Beſchreibung
Ajukinska Calmukeriet die ſchwe-
diſch herausgekommen iſt.
electr. curand.
T. XVIII. S. 230. Waſſer in der
Waſſerſucht iſt geſalzen. duverney
Memoir. de l’Acad. des ſcienc.
1701. S. 152.
T. II. n. 114. bohn de menſtru.
vniuerſ. S. 479. rhade S. 18.
Vom Salzwaſſer in der Waſſer-
ſucht gmelin Commerc. Litt. No-
ric. 1745. hebd. 52.
wie 502⅓ zu 485. Jn Kuͤhen laͤſt
er ſich das Salzwaſſer zum Waſſer
verhalten, wie 505\frac {"9"} {"20"} zu eben ſo
viel; im Hunde wie 500; im
Lamme wie 494¾.
296 zu 288. de pondere ſpecif.
humor. corp. human. S. 14.
S. 6. naͤmlich wie 1938, 1875.
con. T. II. S. 430.
n. 488.
Milch wie 569 zu 567 oder 568.
Tabor S. 64.
S. 20.
464.
S. 235.
geliefert wie Talg. Ephem. Nat.
curioſ. Dec. I. Ann. 8. Obſ. 30.
und der Widderſaamen bvffon
T. V. S. 21.
petit Epiſt II S 25.
haave Elem. Chem T. II. Exper.
116. 117. ſhbreare T. II. S. 32.
verduc T. I. S. 355. Das Flies-
waſſer beſizzet eben dieſe Natur.
verheyen L. II. S. 103. und im
Salzwaſſer der Waſſerſuͤchtigen,
das nicht faul geworden. blair
Miſcellan. S. 128. heiſter de
hydrocele S. 15. littre Memoir.
de l’Acad. des ſcienc. 1701. S.
503. gmelin Commerc. litter.
Noric. 1745. hebd. 50.
hiſt. 49. Centur. III. anat. renov.
S. 134.
Obſ. 13. der eben ſo wohl ein Au-
genzeuge geweſen.
153. 154. 155. 157. 163. 167. 170.
171. 176. 183. 189. remvſ S. 65.
cad. des ſcienc. 1732. S. 392. 393.
Fellchen nennen es die Philoſoph.
Transact. 1755. n. 10. was ſich
uͤber einer Wunde bildet, und
durchſichtiges Septum, la Foſſe Obſ.
S. 73.
und weisliche Blutgewaͤchſe (po-
lypi). malpighi Poſthum. S. 45.
barrere Obſ. anat. S. 100. Neue
Ausg. S. 104 u. f. vandermonde
T. II. S. 97. 98. piſſenivſ de
diabete S. 131. aus dem elidaevſ
von Padua.
hofmann de pingued. n. 23. Es
glaubt, daß ſie ſo fett waͤren, daß
ſie ſich ſo gar entzuͤnden liſſen,
boehmer de praecav. polyp. gener.
anat.
blancard Chirurg. S. 431.
nivſ angef. Ort. Gegen 20 Unzen
in der rechten Herzkammer blaſ.
L. I. Obſ. 19.
S. 277. Jn beiden Herzhoͤlen,
den Blutadern, und Herzohren
bayle Apoplex S. 52. 53. Flies-
waſſer Gerinnungen ſauvageſ de
inflammat. S. 240.
kender Schleim machte ein Faſer-
gewaͤchſe. Böhmer angef. Ort.
Mit dem Naſenſchleime verglich
ſie blaſ L. I. Obſ. 19. und in
hornvngſ Ciſta trift man derglei-
chen auch an S. 456.
tholinvſ L. I. hiſt. 52. C. bav-
hin Theatr. anat. aus dem veſal.
S. 218. Eine weiſſe Rinde be-
ſchreibt Malpigh, in deren Zwi-
ſchenraͤumchen rotes Blut befind-
lich geweſen, de polyp. S. 126.
35. Jn den Wechſelſiebern iſt das
Blut dikk, und ehe ein Rozz. car-
thevſer de febr. intermitt.
408. Neue Ausg.
T. III. S. 132.
ky Curat. podagr. S. 96. 97.
queſnai de la ſaignée, neue Aus-
gabe S. 409. De haen II. S. 24.
ſtvbbe Phlebotem. S. 123.
De haen Rat. med. II. S. 24.
fev. S. 10. frank Alleluja. S. 329.
A. de haen Rat. med S. 166.
S. 109. und P. II. S. 25. Ques-
nai angef. Ort. S. 400.
Theorie davon beim beruͤmten
SchebreareT. II. S. 21. G. v.
ſwieten geſtehet, er wiſſe nicht,
was dieſes Fellchen ſei T. I. S. 652[.]
haen T III. S. 130.
cleghorne S. 246.
nai de la ſaignée Neue Ausgabe
S. 414.
angef. Ort.
Neue Ausg. S. 400. 408.
es geſtehet dieſer, daß es Salz-
waſſer ſei S. 157 und daß es der-
gleichen Salzwaſſer ſei, welches
ſich bereits ins Rote verwandeln
wolle. Allein dieſe Verwandlung
iſt an ſich ungewis, und ſie ver-
traͤgt ſich mit den uͤbrigen Erſchei-
nungen ſchlecht.
400. 408. Schwenke S. 163.
De haen u. f.
S. 265. G. v. ſwieten T. III.
S. 169. T. I. S. 177. piſoni
Spicileg. curat. S. 122. De haen
S. 102. Jn den Blattern B. lang-
riſh Plain direct on the Smalpox
S. 5.
medic. S. 331.
nai S. 408. Sinopeus S. 387.
chirurg. T. I. S. 185.
locis. Francof. S. 80.
des beruͤmten Quesnai, welcher
die Aufrichtiekeit beſas, ſeine
eigne Meinung, als eine unbrauch-
bare Sache abzuſchaffen. Tr. des
fievres T. I. S. 119.
Waͤrme von 102, 104 Graden
Cleghorne S. 245. 246.
406. Febr. contin. T. II. S. 36.
37. 39.
ſehe von den Gerinnungen des
Flieswaſſers in hizzigen Krankhei-
ten ſenac T. II. S. 94.
betrift, ſtimmt damit der vortref-
liche Senak uͤberein T. II. S. 467.
Jn der Lungenentzuͤndung. Opuſc.
patholog. obſ. 14.
valcarenghi medic. rat. S. 100.
101. klavnig Obſ. 12. Galer. di
minerv. T. VII. S. 19. De haen
Rat. medic. P. II. S. 17. 18. 43. u. f.
petit Memoir. de l’Academ. des
ſcienc. 1736. T. 10. f. 6. riva
Ephem. Nat. Curioſ. Dec. I. Ann. I.
Obſ. 18.
welcher auf eine gelerte Art zeigt,
daß auch von dieſer Materie der
Eiter erzeugt werde: wiewol mir
bisher, ſowol der Ort, als auch
die verbrennliche Eigenſchaft des
Eiters, zuwider zu ſein ſcheinen.
1663.
human.
S. 16. petit Memoir. de l’Aca-
demie 1732. S. 392. 393. queſnai
de la ſaignée S. 13. aͤltere Aus-
gabe. ſenac Tr. du cœur T. II.
S. 92.
T. XI. S. 25. T. VII. S. 7.
gleichts Lancis angef. Ort. S. 10.
heyde Obſ. 67.
hen; ferner Neumann nach Zim-
merm. Ausgabe S. 1297. Vom
Eie ſtvrm. Phyſ. gener. S. 533.
und Ephem. Natur. Curioſ. Dec. II.
Ann. III. Obſ. 58.
Obſ. 13. F. ſylvivſ Diſſert. VIII.
n. 7. verheyen L. II. S. 106.
Gelbe devſing de funct. microc.
Diſſert. VII.
heyen ebendaſ. liſter de humor.
c. 40. S. 390. Holl. Ausg. mal-
pig[a]i Poſthum. S. 162.
ſtenoniſ f. beim bartholinvſ
Centur. IV. epiſt. 79.
79. lymphat. homin. S. 44. 46.
diemerbroek Anat. c. 13. L. I.
wepfer Dub. anat. S. 99. ervnner
de pancreate S. 61. de glandul.
duoden. c. 4. bellin de motu
cord. S. 44. verheyen L. II.
Tr. I. S. 22. devſing Diſſert 7.
de function. microcoſm. und ganz
genau in donaldi monroo Diſſ.
de hydrope S. 17. 18.
Defenſ. contra Riolan. S. 78. Es
wird zu einem Gummi in der Le-
ber. pechlin Obſ. S. 147.
Progymn. 13.
leichter gerinnt es, de haen S. 97.
im kochenden Waſſer Poerner
S. 32.
Journal. T. II. S. 121. Rhades
S. 30. Um etwas ſpaͤter gmelin
Commerc. Litt. Noric. 1745 hebd.
52. VieuſſensObſ. d’anat. et de
prat. S. 198. Daß es einen gal-
lertartigen und ſchleimigen Boden-
ſaz uͤbrig laſſe, wenn es verflogen
iſt. ſenac T. II. S. 421.
cadem des ſcienc. 1701. S. 152.
Sanft und eiweisartig. Gmelin.
chirurg. T. I. P. I. S. 151. P. II.
S. 66. Ausg. 12.
vergl. damit ſenac T. II. S. 98.
des ſcienc. 1732. S. 394.
S. 652. Ein Blutgewaͤchſe (po-
lypus) iſt oft in veneriſchen Kran-
ken zugegen malpighi Polyp. S.
128. und eine lederhafte Rinde
de haen II. S. 24.
polit. S. 109. 110.
ſenac T. II. S. 467.
153.
Londner Ausg. 1664. 8.
Ort.
P. I. n. 4.
S. 167.
S. 38.
Ort. S. 100. u. f.
wollte nicht gerinnen, die von Froͤ-
ſchen nur ganz ſchwach.
T. II. n. 115.
haaveElement. Chem. T. II. S.
350. poerner de album. ovor.
et ſeri ſanguin. convenient. S. 32.
Schwenke S. 134. Flieswaſſer
wird ſchwerlich in der Waſſerſucht
des Unterleibes, und der Bruſt
faul, wofern das Eingeweide nicht
verdorben iſt. bohn Lethalit. vul-
ner. S. 149. Der beruͤmte Lorry
ſchreibt, vom Blute werde der rote
Theil zu allerlezt faul, des alimens
T. I. S. 417. und ein Blut, das
von ſeinem Salzwaſſer entbloͤſt
worden, verderbe kaum S. 100.
Jch erklaͤre dieſes aber vom ge-
trokkneten und aller ſeiner Naͤſſe
beraubten Blute. Denn ich weis
es aus der Zergliederungskunſt gar
zu gut, wie leicht die roten, und
mit Blut erfuͤllten Theile faulen.
T. III. S. 674. Schwenke S. 134.
Diſſert. II. S. 90.
Floyerpraeternatural ſtate of
hum. S. 99. er leugnet, daß es
vom Feuer, Alaune, oder Vitriole
gerinne.
221. 331. u. f. ſauvageſ de l’in-
flammat. S. 244.
Wechſelfiebern iſt das Salzwaſſer
nicht ſo ſcharf, als in den etwas
nachlaſſenden. B. langriſh Pra-
ctice S. 232.
S. 64. 72.
ſich ganz und gar nicht aufloͤſe,
hatte der vortrefliche Petit be-
hauptet. Epiſt. II. S. 25.
S. 353. Man fuͤge noch den von
Haen hinzu am angef. Orte S. 86.
naiOeconom. anim. T. II. S. 358.
359. Ehedem hatte dergleicheu
Godfried Moebius aus den Blut-
adern des Fuſſes gezogen, und er
ſchreibt ihn vornaͤmlich ſchwachen
Koͤrpern zu S. 259. und ſinibal-
dvſ in Apoll bifronte S. 112.
Ebenfals der beruͤmte Schwenke
S. 172. 173.
nat angef. Ort.
gabe. S. 413.
tur. IV der ſalbeuartigen Theil-
chen in den Mutterblaͤschen gedenkt
birch T. IV. S. 377.
S. 25.
corp. humor. S. 4.
Noric. 1745. hebd. 52.
ſauern Dingen laͤſt der Saft der
Mutterblaͤschen eiuen Bodenſaz
niederfallen. birch T. IV. S. 317.
Schwenke S. 195. Rhadesn. 35.
S. 24. 25. Mit Salpeter vermiſcht
gerinnt es endlich in einer Waͤrme
von 156 Graden. Daß eine Ge-
rinnung erfolge, die von ſelbſt ſich
aufzuloͤſen vermag Rutty S. 52.
waſſer gerinnet von 151 Farenheit-
ſchen Graden der Waͤrme; Salz-
waſſer mit Salpeter vermiſcht al-
lererſt vom 156ſten Grade.
Poerner S. 28. Rutty S. 210.
Daß es nicht gerinne Ant. de haen
S. 96. Jndeſſen hindert doch der
Eßig nicht, daß es nicht vom 140
Grade der Waͤrme gerinnen ſollte.
Rhades S. 28.
S. 86.
Schwenke S. 196. 197. Rutty
S. 217. Auch Eiweis. Floyer
angef. Ort. S. 62. und das Waſ-
ſer in der Waſſerſucht. Duverney
angef. Ort. Philoſ. Transact. S.
472. Rutty S. 217. Tab. A A
und dieſe Gerinnung iſt heftig.
pighi Poſthum. S. 162. verduc
vom blauen Vitriole, de l’uſage
des parties S. 359. Das Salz-
waſſer gerinnt nicht ſehr, aber
Eiweis viel ſtaͤrker davon. Rutty
S. 239. Die Vitriolwaſſer von
Shadwell und Kronebaum machen
das Salzwaſſer des Blutes, und
Eiweis gerinnend. Rutty angef.
Ort S. 210. 268. 291. Das Flies-
waſſer des Bruſtkanals wird vom
Vitriole lebrig. malpighi Poſt-
hum. S. 162.
girenden Dingen. Schwenke S.
196. 197.
them. S. 42. petit Epiſt. II. S.
31. 36. Rhades S. 22. Poerner
S. 28. Vom Flieswaſſer des Bruſt-
kanals monroo.
Pitcarne S. 42. Daß es vom
Geiſte des Salpeters und Alauns
gerinne. Verduc angef. Ort. Von
der Aufloͤſung des ſublimirten
Quekſilbers boyle Apparat. S. 60.
vom Bleizukker Verduc.
S. 197. Schwenke S. 197.
Rhades S. 22. 23. Daher leugnet
Ant de heyde, daß es vom Sal-
petergeiſte, der vielleicht zu ſchwach
geweſen, gerinne, Obſ. 87. und vom
Salzgeiſte Verduc angef. Ort.
Flieswaſſer laͤuft vom Salpeter-
geiſte in eine milchige Gerinnung
zuſammen, Verduc S. 383.
duverney Memoir. de l’Academ.
des ſcienc. 1701. S. 155. 156.
Petit angef. Ort S. 31. 35. Rha-
des S. 23. Poerner angef. Ort.
Rutty S. 406. Vom Salzwaſſer
der Waſſerſuͤchtigen Duverney.
Flieswaſſer des Bruſtkanals mon-
roo angef. Ort.
S. 102.
Veraͤnderung leide, Pitcarne an-
gef. Ort.
ſanguin. S. 74. petit angef. Ort
S. 36.
angef. Ort. Jn dem Waſſer der
Waſſerſucht gmelin Comment.
Litt. angef. Ort. Daß es milchig
werde de haen S. 96.
ſer, oder die Schwefeltinktur, oder
einen fluͤchtigen alkaliſchen Geiſt
darunter, ſo entſteht keine leder-
artige Rinde darinnen. leigh
Diſſ. S. 81. Jch koͤnnte dieſes dem
uͤberfluͤßigen Waſſer zuſchreiben.
12. bellin Mot. cord. S. 27. 28.
Maitre jean format. du poulet.
S. 181. 182.
T. I. S. 269.
Diſſ. 7.
T. II. S. 353. Schwenke S. 198.
monroo vom Flieswaſſer des
Bruſtkanals. Es gerinnt auch vom
Terpentinoͤle. Ebenderſ.
dieſes Phlegma nicht ohne wirkſa-
me Theile ſei, erhellt daraus, daß
ein von Eiweiſſe uͤbergetriebner
aͤnlicher Saft die Mirrhen aufloͤ-
ſet. macquer Chym prat. T. II.
S. 488.
eine Roͤte. Boyle ebendaſ.
n. 2.
1699. T. I. S. 556.
proxim. S. 71.
liſchen Verſuch mit dem Rhadeſi-
ſchen vergleicht. Needham trift
die Sache ſchlecht, wenn er ſchreibt,
daß im Blute dreimal mehr da-
von zugegen ſei. Angef. Ort. S.
235.
ſuch vergleicht, angef. Ort.
betraͤgt das Oel \frac {"1"} {"24"} an Salzwaſſer.
Jn den erſtern §. 38. iſt kaum eini-
ger Theil ſo anſenlich.
Meerſalz. Die im §. 40. vorge-
tragnen Ebenmaaße ſind faſt klei-
ner.
wohl die Proportionen des 42 §.
kleiner ſind.
rinde des Fiebers, Widmer S. 189.
S. 117.
ty at Edimb. T. II. S. 83. Ques-
nai hin und wieder.
gleichet damit den B. robinſon
of food and diſcharges S. 65.
dieſes Temperament daher.
von den Thieren war ein Fuchs,
welcher in der That am entzuͤnde-
ten Gedaͤrme das Leben einbuͤſte.
zwei Pfunde Blut uͤber die natuͤr-
liche Menge beibrachte.
S. 264.
Eben dieſer ſchreibt ein Aderlaſſen
vor.
cult. von den Kaͤlbern. Jm Men-
ſchen machen die oͤftern Aderlaſſe
eine Vollbluͤtigkeit, und legen dem
Menſchen die Notwendigkeit auf,
von neuem Blut zu laſſen G. v.
ſwieten T. I. S. 15. bond of
the nigthmare S. 76. 77. vollbluͤ-
tige Frauensperſonen koͤnnen die
ſtaͤrkſte Blutungen vertragen.
Schwenke S. 23.
vement du ſang Exp. 70. 77. 92.
verglichen mit Exp 71. 91. 92.
95. 183.
voux 1709. Nov. Menſ.
man von Raubthieren eine medi-
ciniſche Galle bekommen koͤnne.
den Schweiſſe eines Fechters, der
blos und allein vom Boksfleiſche
lebte, iſt bei den Alten beruͤmt.
des Schleimnezzchen unter der
Haut, nimt Ruſſel die Merkmale
der Temperamenten her. Oecon.
natur. S. 156.
der Harn, geſchikt, damit Tuͤcher
rein zu waſchen. geſner hiſtor.
anim. quadruped. S. 189.
loc. Francof. S. 39. 40.
267.
S. 21. Io. de lvca Relat. des
voyages au Nord T. II. S. 193.
ge vom Jare 1740 und 1741. lieſet
man, daß die Tartarn den armen
erlegten Finnen das Blut ausgeſo-
gen haben.
culation S. 62.
Adrians des Kaiſers, beim dion.
Andre ſehr zalreiche Beiſpiele ſind
zu leſen im ſpigelivſ Anat. S. 222.
I. Iac. wepfer de apoplexia S. 193.
gliſſonivſ de hepate S. 309. zec-
chivſ Conſult. medic. S. 36. hil-
danvſ Cent. II. Obſ. 28. bavſch
de aetite in prooem. Eph. Nat. Cu-
rioſ. Dec. I. Ann. 2. Obſ. 48. de-
livſ Amoenit. Dec. I. Caſ. I. Cor-
nelius trioen Obſ. S. 18. 19. und
ehedem hippocrat. Epid. L. VI.
S. 4. n. 5.
S. 50.
vres de medecine Obſ. 20. Er re-
det von der Waſſerſucht des Herz-
beutels.
n. XI. ſydenham de hvdrope.
galenvſ Meth. medic. L. XII. mit
beigefuͤgtem Exempel. Io. Iac.
wepfer. raulin des variat. de
l’air S. 104 u. f.
Menſchen fuͤnf Pfunde Bluts weg-
gelaſſen hatte. wepfer de apo-
plex. S. 329.
gemacht Frider. hoffmann de ela-
ſtic. fibr. S. 17.
Galle. Der vornemſte Urheber
war, der Verfertiger des Buches
de natura hominis, welches ſich
unter den hippokratiſchen Schrif-
ten befindet, und der Autor eines
zweiten Werkes πεϱι νουσω [...], das
man ebenfals auf die Rechnung des
Hippokrates ſchreibt. Nach ihm
hat rvfvſ die Meinung beibehalten
de appellat. part. 43. 44. Ausg.
clinch, und hie und da einige
Lehrbuͤcher.
atra bile c. 2. vergleichet damit
den avicenna Fen. I. doctrin IV.
den ſanctorivſ ebendaſelbſt.
Quaeſt. LXV. LXX. oder den fer-
nelivſ Phyſiolog. L. VI. c. 8 oder
faſt den erſten beſten Schriftſteller
vom Galen an, bis zum Helmont,
der einem in die Haͤnde faͤllt.
ſtoria temperament. u. f.
ab Vieuſſens Schwefel, ſein ſchar-
fes Salz, ſein ſauer Salz, Erde
und Waſſer. Deux Diſſert. S. 114.
Nur daß Stahl die Salze verwarf.
de elementis u. f.
Tom. III. S. 25. u. f.
S. 64. 75.
ſtvbbe ſehr gelbe, aber niemals
bitter von Geſchmakke. S. 116.
ſchvlze, daß es keine Tempera-
mente gebe. Phyſiolog. S. 154.
graph.
ſen, die in ſtarken gros, in ſchwaͤch-
lichen Menſchen klein waͤren, leitete
der beruͤmte iahn S. 124. Phyſio-
log. eben auf keine ungereimte
Weiſe, die Temperamenten her.
ruͤmten Maͤnner ein, Ernſt ſtahl
Theor. medic. S. 302. Hiſtor.
temp. Ioſeph lietavd Phyſiolog.
S. 61. Franc. queſnai Oeconom.
anim. T. III. S. 444. lorry angef.
Ort. S. 64. u. f. daß der tonus und
die Staͤrke der feſten Theile zu den
Temperamenten viel beitrage. Und
dahin zielt auch unſers vortreflichen
Lehrers ſchwache und loſe Faſer.
Noch mehr, und faſt einzig und
allein haben die Metodiſten auf
die feſten Theile ihr Augenmerk
gerichtet, ſo wie ohnlaͤngſt George
bagliv de fibra motrice et morboſa
S. 13. und beſonders der in ſeinen
Kuren ſehr beruͤmte Arzt, Theo-
dor Tronchin.
etwas hizzigem Gehirne. Philoſ.
Transact. n. 28. birch T. II. S.
215. und ein andrer Franzoſe, der
noch naͤrriſcher war. denyſ lettre
I. S. 14. Philoſ. Transact n. 27. 32.
So haben auch Thiere, von mitge-
teiltem Blute andrer hoͤchſt ver-
ſchieden gearteter Thiere gelebt,
und ihre alte Sitten beibehalten.
vergl. damit 3 Buch dieſes Werks.
Jch mag mich hier nicht der Ge-
ſchichten des Lowers und Han-
nes bedienen, welche ſchreiben, ein
Menſch haͤtte von Fleiſchbruͤhe, die
ſtatt des Blutes in den Adern um-
gelaufen waͤre, leben koͤnnen.
queurs S. 210. Jch ſehe, daß
auch Ruyſch einen Unterſcheid un-
ter den Gerinnungen des Blutes
von Menſchen und Kaͤlbern macht.
Cur. renovat S. 21. Vielleicht war
dieſes eine Folge des Haſſes, mit
dem dieſer gute Alte eine jede
von Thieren hergenommene Zer-
gliederung belegte.
vordringendes Blut verurſacht ei-
nen
ballon Epid. L. II. S. 191.
S. 141.
ten. C. hoffmann Inſtitut. S.
29. ſenac T. II. S. 492.
laufendes gar keinen. Pujati morb.
Naron. S. 90. Aus der Naſe kam
ein ſchoͤnes, aus der Blutader zu
gleicher Zeit ein haͤsliches Blut
gefloſſen, ſtvbbe S. 111.
harvei de gener. S. 51. Vom
ſchwerern noch beſſer ſenac T. II.
S. 172.
motum cordis alternum produ-
cente n. 47.
Tom. II. S. 105. Memoir. ſur le
poulet.
S. 90. 91. boerhaave Inſtit. rei
medic. n. 61. lanciſivſ S. 18.
ſaignée S. 15. Vom roten Blute
fliſſen 180 Theile fort, von weiſſen
Saͤften 40 Theile.
gelae Piſanae. S. 14. Eſſays of
a Society at Edimburg T. II. S. 20.
morton Phtiſiolog. S. 18.
ziges Aderlaſſen macht die Euro-
paͤer auf dem Eilande Hiſpaniola,
die ſchon ſonſt ſchwach ſind, ſo
ſchwach, daß daraus eine Waſſer-
ſucht erwaͤchſt. charlevoix Hiſt.
de S. Domingue T. I. S. 14.
tabor I. S. 71. quincy Eſſay
the thiri on the animal fibre.
Theory S. 143. Blancard u. ſ. f.
Recht dieſe Erinnerung; dieſer
Beſtuͤrmer einer ſo gefaͤrlichen Hi-
poteſe, ſo wie der erſte Leibarzt
es thut T. II. S. 266.
die Worte: Ergo proxima, qua
corpus alitur materia, a rubro
ſanguine diuerſa. Paris. 1743.
Pitcarne von der Abſonderung da-
ſelbſt vorkommen wird.
economy T. II. S. 416.
ruͤmten Beguelin, die ohnlaͤngſt in
dem 19 Bande des hamb. Magaz.
wieder aufgelegt worden.
T. II. S. 179. Harvey S. 125.
T. II. S. 394.
beim Feuer gerinnbares Salzwaſ-
ſer. Philoſ. Transact. n. 222. Der
Harn war in einem Schwindſuͤch-
tigen klar, und wie der ſo genannte
Froſch-
S. 100.
Philoſoph. Transact. n. 483. 492.
Curioſ. Dec. I. Ann. 8. Obſ. 30.
Daß aber in dem Harne der Kna-
ben ein Gallert befindlich ſeyn ſoll,
iſt zuviel von allen mit einander
geſagt. brovzaz Educat. medicin.
T. II. S. 181.
geſehen, daß ſich an die innere
Aderwand eine vom Blute geword-
ne blutige Rinde angehaͤngt hatte.
don V. I. gegen das Ende.
non. T. VI. S. 328.
men Theile, die, wenn ſie ſich an-
haͤuften, ein Fieber verurſachen
koͤnnten, gebe, will leonhard a
Capoa raggion. T. II. S. 39.
zu, damit man nicht glaube, Saͤfte
bekaͤmen ihre Fluͤßigkeit von der
Waͤrme her. Es iſt wahr, daß
heis Waſſer durch thieriſche Ge-
faͤſſe leichter dringt, und daß es
in 46 und 52 Sekunden denjeni-
gen Weg zuruͤkkelegt, welchen kalt
Waſſer in 77 und 80 dergleichen
Sekunden durchwandert. haleſ
Haemaſtar. S. 130. Allein unſre
Saͤfte ſind viel zaͤher, als diejeni-
gen Saͤfte, welche die Fiſche be-
ſeelen. Jſt das Waſſer waͤrmer,
ſo dringt es ſchwerer hindurch,
und es verengert die Gefaͤſſe, wenn
es waͤrmer, als der ſechs und drei-
ßigſte Reaumuͤrſche, oder der 104
Fahrenh. Grad iſt. ſauvageſ de
inflamm. S. 237.
Fette, welches ſich von dem butter-
haften Theile der Milch ſcheidet,
die roten Kuͤgelchen bilden ſollen,
ſagt queſnai Oecon. anim. T. III.
S. 33.
dez. Aus Schildkroͤteneiern wird
ein wares Oel an der Sonne her-
ausgezogen, welches leichter, als
Baumoͤl iſt. gvmilla Hiſt. na-
tur. de l’Orenoque V. II. S. 69.
T. II. S. 551.
des alimens S. 357.
T. II. S. 327. ſenac angef. Ort.
T. II. S. 115. queſnai Oeconom.
animal. T. II. S. 175. 373. u. f.
Neumann nach Zimmerm. Aus-
gabe S. 2220. T. III. der nach ſei-
nem Tode herausgegeb. Auflage
S. 40.
des Sauerklees (acetoſella) wird
bei ſchnellem Feuer ein feuerfeſtes
Salz, indem der ſaure Theil ins
Waſſer tritt. nevmann T. III.
S. 40.
terſuchung S. 34.
S. 273.
S. 578.
und dem Atemholen.
Berlin 1755 S. 38.
Lachſe. Ant. v. leevwenhoek Phil
Transact. n. 319. und ſchon vor ſei-
ner Zeit Samuel collinſ Syſtem.
of anat. T. II. tab. 15. f. 1. am
Schmerl gering de piſcatura
Salmon. Am Schwerdtfiſche hart-
mann Diſſert. Am Seekalbe, ei-
nem warmen Fiſche, M. A. leve-
rin Antiperipatet. S. 32. Denn
er nennt die Aorte ſehr feſt und
buklig.
part. ſenſib. et irritabl. Exp. 548.
551. 554.
per. 526.
Buch. und roberg de piſcatur.
Salmon.
des ſcienc. 1699. f. 6. 7.
l’Academ. de Berlin 1755. S. 34.
u. f.
5. 6.
tavvry, laͤngſtens im Kalbe, nach
Morgagni Anfuͤhrung.
du cœur dans le poulet. T. II.
Abſchn. 6. §. 5.
f. 1. S. 131.
des arteres. n. 5. ſenac du cœur
T. IV. f. 1. icon. Anat. faſc. VI.
S. 1.
hin und wieder, aber vornemlich
betrachte man ihn beim ſenac T.
IV. f. 1.
ment. Bonon. T. I. S. 449. 450.
lenvſ de arter et venar. diſſert.
c. X. Deutlicher Iacob berenga-
rivſ Carpenſis. Iſagoge brev. in
anatom corpor. human. S. 32. b.
Carol. ſtephanvſ de diſſect. part.
corp. hum. S. 134. Andr. veſa-
livſ de fabric corp. hum. L. III.
c. 12. S. 486. Tab. anter. vaſor
tot. corp. Litt. III. Y. Z. X. D.
Seine Sprache reden faſt alle, und
auch einige unter den Neuern.
let S. 87.
tomy S. 41.
caſſerii de voce ex auditu T. XV.
ſiue hom. Tab. poſthum. L. X. T. I.
einem beliebt, unſer Kupfer im
Faſcic. VIII. ferner das Kupfer des
beruͤmten Arent cant T. IV. an.
meinen Zeiten Johann leoncena,
vormals Veslings Zerlegungsge-
huͤlfe. Philoſ. Transact. n. 280.
Io. Godfr. de berger Act. Erudit.
1698. S. 295. Io. Zacharias
petſche Obſeruat. miſcell. im
VI. Tom. meiner wiederaufgeleg-
ten Samml. n. 45 Io Benign.
winſlow angef. Ort. n. 21. Chri-
ſtoph Iac. trew Commerc. Litt.
1735. hebd. 24. George martine
ad Euſtach. S. 141. barbavt An-
giolog. S. 387. Ferner Philipp
Adolph boehmer Obſerv. anat.
faſcic. I. S. XI. Der beruͤmte
loeſeke Obſ. anat. S. 26. Jour-
nal de medecine 1757. dec und
des beruͤmten Henkels zweite
Sammlung S. 11. Da dieſer Mann
zwo Wirbelſchlagadern, an dieſer
Seite, eine, welche ſich unter dem
fuͤnften Queerfortſazze des Halſes
wegwendet, und eine andre, die
dieſes mit dem ſiebenden thut, an-
getroffen hat.
Petſche angef. Ort. n. 47.
Acad. Natur Curioſ. Volum. X.
Obſ. 36. Philipp Adolph Böh-
mer in demjenigen Programma,
welches man im II. T. meiner Diſ-
putat. wieder antrift. f. 1. Wins-
low angef. Ort. n. 19. barbavt
angef. Ort. Journal de medecine
1758. M. April. Dahin zielet auch
das Kupfer Iacob drake das zur
Zeit etwas von dem Cowperſchen
abweicht T. XX vier Aeſte und
eine fuͤnfte Wirbelader hat. J. Z.
Petſche geſehen am ang. Ort. n. 44.
navld Hiſt. de l’Academ. roy. des
ſcienc. 1735. S. 25.
Programma. f. 2.
ehemaliger Zerleger in Bern.
Comm. Litt. Noric. 1737. hebd. 21.
tab. 2. f. 3. 4. Philipp Conrad fa-
bricivſ Anat. pract. S. 118.
n. 3. an einem Kinde.
Luftroͤhrenkopfes entſtand aus dem
groſſen Bogen; beim Henric. Alb.
nicolai Direct. vaſor. n. 7. S. 28.
Zween Staͤmme aus der Aorte,
darunter ſich der eine in die Hals-
adern, der andre in die Schluͤſſel-
ader zerteilte. Hummel angef.
Ort. f. 3. 4.
gabe 6. S. 184.
Tab. XV. f. 2. 4. 6. Tab. XVI. f. 1.
2. u. f. Hieronymus fabricivſ ab
Aquapendente de format. fetu.
T. VI. f. 15. ſo ſo in der Frucht.
veſling Syntagm. anat. T. X. f. 2.
N. O. O. J. Leoncena angef.
Ort. Richard lower de corde
c. 1. S. 36. tab. 2. f. 4. 5. 6. Ray-
mund vieuſſenſ Neurograph. T.
23. welchem der beruͤmte Marti-
ne das Lob zuſpricht, daß er das
erſte gute Kupfer daruͤber verferti-
gen laſſen. Wilhelm Cowper im
Anhange uͤber des Bidloo Werk.
T. III. und beim drake T. XX.
Philipp verheyen Anat. corp. hu-
mani T. 27. f. 1. Henr. ridley
Ic. 5. hinter den Obſervation Io-
hann mery Nouv Syſteme ſur la
circulation du ſang. f. 1. 2. Arent
Cant impet. anat. T. IV. lanci-
ſivſ de corde et anevryſmate T.
IV. f. 1. 2. ſenac Tr. du cœur
Tab. IV. f. 1. garengeot Splan-
chnologie T. II. S. 162. Tab. 15.
aduerſion. in Laurentium S. 691.
und in der Anacephalaeoſi Nath.
highmori S. 163. Carol. dre-
lincovrt, der die Aorte mit einem
krummen Stabe vergleicht, beim
beaumont de circul. ſang. Leid.
1698. G. cowper ad Tab. XXIII.
bidloo. Frideric. rvyſch in epiſt.
III. ad gavbivm und in Theſ. I.
S. 11. Theſ. IV. tab. 3. f. 2. 3.
Iohannes Baptiſta morgagnvſ Ad-
uerſ. anat. I. S. 19. n. 16.
Tab. tot. corp. anat.
Io. riolanvſ Anthropol. S. 344.
Enchirid. anat. path. S. 410.
vergl. damit unſrer Tab. Faſcic. I.
de la critique de M. beſſe S. 181.
allein ſtaͤrker, ſondern auch von
etwas groſſerm Jnnhalte iſt, ſo
kann die groͤſſere Staͤrke des rech-
ten Arms nicht durch die groͤſſere
Geſchwindigkeit des in die klei-
nere Schluͤſſelader der rechten Sei-
te hineinfallenden Blutes erklaͤrt
werden. Comparative Anatomy
S. 112.
tomicarum. T. I.
linken Halsader (carotis) zur rech-
ten, wie 23216 zu 23104 an angef.
Orte an.
tom. T. I.
Praelection. academ. T. II. S. 286.
du ſang. S. 235. u. f.
S. 8. ſauvageſ de inflammat.
S. 245.
ſten Theil ſezzt es herab J. B.
Staehelin angef. Ort. S. 17. und
der vortrefliche ſchreiber in Al-
mageſto.
Zal, die des Morgans ſeiner am
naͤchſten koͤmmt, indem, dieſer
Mann lieber will, daß das Blut
in einer Minute 55 Fus durchlau-
fen ſoll.
niſme du mouvement des muſcles
S. 83.
Berlin. 1755. S. 34.
du ſang. Exper. 67. 71. 81. 82. 84.
88.
Prop. I.
mouvement du ſang. Der ganze
7 Abſchnitt.
wirkt gegen die Seiten langſamer
bernovlli Hydrodinamie S. 36.
Vergleichet damit ſchreiber in
Almageſto S. 244.
remvſ S. 43. in der Blutader;
von den Schlagadern gilt aber eben
das. Hiervon handelt auch mal-
pighi Poſthum. S. 92. bianchi
Hiſtoria hepat. T. II. S. 283. ri-
devx de ſecret. anim. walther
in Diſſert. die eben dieſe Rubrike
fuͤhrt. n. XI. ſchreiber Elementa
S. 323. ſauvageſ ſur l’action
des medicamens S. 26. und ehe-
dem cartheſivſ de form. fet.
S. 213.
78. neifeld in primit. Polonie.
de ſecret. n. 130.
S. IX.
beruͤmten Hales S. 43. 44.
medicina S. 66.
Blutader eines Hundes geſprizzt;
nach
ihren Ufern zugetrieben Des lan-
deſ T. I. S. 107.
iſt, wird aus einerlei Flinte wei-
ter geſchoſſen, als eine kleinere
Kugel von eben dem Metalle.
nollet Leçons de phyſique T. I.
S. 226.
ſique. S. 46.
groͤſſere Kugel, zu kleinern Kugeln
— — 2
3
verhalten, wie Vbb 3 zu 6 b b;
wenn
dieſes fluͤßige Metall in einem
entſtandnen Lungengeſchwuͤre wie-
der. Miſcellan. curioſ. T. III. ver-
gleicht damit wainewrigth of
the air S. 84. 113. boerhaave de
virib. medic. S. 227. 228. 95. und
Pitcarne.
u. f.
S. 109.
Man ſezze, b = 1, ſo wird die
Oberflaͤche der groͤſſern Kugel ſeyn
3——2 3
Vbb 3 = V 36, welches zwi-
ſchen \frac {"13"} {"4"} und \frac {"10"} {"3"} die Wurzel iſt.
Die ſechs Oberflaͤchen aber der
kleinen Kugeln werden ſeyn
= 6 b b und = 6.
S. 7. naͤmlich 34300 Pfunde.
tragen werden im VIII Buche.
Jndeſſen leſe man den beruͤmten
wainewrigth und ſauvageſ des
effets de l’air.
die Oberflaͤche des Koͤrpers um et-
was groͤſſer anſezzt.
bayle Problem. XIII.Wolfs
Verſuche I. n. 139.
mechan. touching the ſpring of
the air Exper. 35. ſengverd In-
quiſit. Exper 6
ſes, beim birch Hiſt. of the royal.
Societ. T. IV. S. 296 u. f.
cadem. royal. des ſciençes. 1699.
cher in der Diſput. de admini-
ſtrat. anat.
zivſ de calce S. 35. Jch ſelbſt
beſizze dergleichen Eier von meinem
beruͤmten Freunde, als ein Ge-
ſchenke.
Huͤfte gemacht Blaſius paſval de
l’equilibre L. II. c. 2. n. 6.
S. 13. birch T. I. S. 392.
oculi S. 247. Man ſehe nach das
8 Buch. den 3 Abſchn.
S. 18.
roſen Anat. beskrifn. S. 241.
man einen Arm hineinſtekkt, auf,
wenn eine Schlagader klopft, und
es ſinket wechſelsweiſe wieder nie-
der. birch angef. Ort. T. II. S.
422.
II. S. 73. Folglich ſind ſie nicht
biegſamer, und es werden die klein-
ſten Schlagaͤderchen nicht ſtaͤrker
erweitert, wie man nach der Mode
glaubt, und wie Franz Boiſſier,
dieſer beruͤmte Mann, ſich aus-
druͤkkt de pulſu S. 8. vergl. S. 27.
127.
S. 76.
du ſang. Exper. 46. 56.
guin S. 46. laut dem, von der
Huͤftenſchlagader hergenommenen
Verſuche.
kuͤrlichen Rechnung.
89. 93.
modo, quo cibi alterantur. n. 8.
Ioh. thabor. Exerc. III. (er hat
aber in der That ein kleineres
Verhaͤltnis des Stammes zu den
Aeſten gewaͤlt) Thomas morgan
Philoſophical princip S. 121. 123.
er bedient ſich auch veraͤnderter
Zalen. Auguſtin Fridericus wal-
ther de ſanguin. acceleratio. ac
retardatio. Ioſephus ſylva de la
ſaignée S. 112. Anton fizeſ
Phyſiol. conſpect. S. 46. der be-
ruͤmte orlovivſ de motu ſangui-
nis per arterias et venas. n. 45.
Der beruͤmte pvtler of venæ-
ſection S. 12. 13. Bryan robin-
ſon Eſſays on animal oeconomy
S. 63. 65. prop. X. u. f. Ierem.
neifeld de ſecret. n. 217. Franc.
boiſſier de inflammation. S. 219.
u. f. Sie ſezzen einerlei Grund-
ſaz zum Grunde, nur unterſcheiden
ſie ſich in den Zalen.
dem. des ſcienc. de Berlin pour
l’année. 1755.
ſecret. anim. S. 87.
Buch.
S. 87. vergleicht S. 276. und Pe-
tri von mvſchenbroekſ Inſtitut.
phyſ. S. 326. Eſſays de phyſique
S. 391. boerhaave Praelect. ad
n. CCXII.
arter. et venas. n. 35.
Aeſten traͤger, da es doch in groͤſſ-
rer Menge herausfliſſen muͤſte,
wenn weitere Oefnungen einerlei
Geſchwindigkeit uͤbrig behielten.
Fr. boiſſier de l’inflammat. S.
219.
animal oeconomy S. 65.
du ſang. Exper. 88. 92. 102.
19. An lebendigen Thieren Ex-
per. 97. Vergleichet damit den
beruͤmten Boiſſier am angef.
Orte S. 127. in haleſ Haemaſtat.
morgagni Aduerſ. anat. II. S. 81.
valiſnieri T. III. S. 198. lanciſi
de corde et anevriſm. S. 232. 251.
258. Comment. Acad. Petropolit.
T. III. S. 401. 402. Hiſt. de l’A-
cadem. des ſcienc. 1721. S. 31.
Memoir. de l’Academ. 1707. 1724.
Eph. Nat. Curioſ. Vol. X. Obſ. 39.
mavchart de pulſu crepitante.
Jn einem Schlagaderſakke der
Kniekelenſchlagader waren von
kluͤmpigen Blute ſechszehn Pfun-
de. matani de anevryſm. S. 139.
du ſang. Exper. 80. 49. Dieſes
beſtreitet der beruͤmte vandelli
Epiſt. I. S. LXVIII. und ich wun-
dre mich daruͤber, daß dieſer Mann
meinen Verſuchen die Glaubwuͤr-
digkeit abſpricht, da er doch ver-
langt, daß man ihm glauben ſoll.
236. 249. 253. Franc. boiſſier
in Memoir. de l’Academ. des ſcien-
ces de Berlin 1755. S. 47. Die-
jenige, welche gelehret, das Reiben
werde nicht von der Oberflaͤche ver-
mert, ſondern es verhalte ſich
wie das aufliegende Gewichte,
muͤſſen einzig und allein von dem
Reiben feſter Koͤrper verſtanden
werden, und auch dieſes Reiben
ſchaͤzzen ſie nicht einmal gehoͤrig.
Es merte ſich das Reiben von ei-
ner gedoppelten Flaͤche, um den
vierten Theil; von einem gedop-
pelten Drukke, um die Helfte.
nollet. S. 253.
vement des eaux. S. 492. Holl.
Aufl. mvſchenbroek Eſſays de
phyſique. S. 389. boiſſier
Memoires de Berlin 1755. S. 47.
Diſſ. ſur la maniere, dont les
medicamens. S. 25.
reſ Philoſoph. Transact. n. 393.
97½ aus dreien Roͤhren von 8. 4.
2. Laͤngen. angef. Ort. S. 29.
S. 47. 225. Io. Dom. ſandriſ
de ſanguine S. 24.
ſtatu vaſorum u. ſ. f. n. 30.
Berlin. 1755. S. 47. 48.
427. ivrin Philoſophic. Transact.
n. 355. Diſſert. S. 39.
Memoir. de l’Academ. royale des
ſciences 1705. S. 275.
110. 111. 41.
phyſique S. 185. deſamontonſ
Memoir. de l’Acad. 1699. S. 260.
deſaguliereſ Curſe of experi-
mental philoſophy T. I. S. 193.
Es ſchaͤzzt naͤmlich der beruͤmte
Mann den Widerſtand, wie das
Product des Reibens in die Zeit
und Geſchwindigkeit. deſamon-
tonſ hingegen ſchaͤzzt das Reiben,
wie das in die Geſchwindigkeit
gebrachte Gewicht.
S. 139. 140. walther in Progr.
de inflammatio. Io. Adolph we-
del Diſp. de velocitate ſanguin.
S. 102. 103. 104.
propoſ. XI. S. 161. 162. cheyne
Theory of the gout. S. 74. 75.
motu bilis. ſchreiber Element.
S. 321. fizeſ de liene S. 119.
boerhaave ad n. CCXII.
44. 276.
don T. I. S. 340.
105. und n. 328. Diſſ. ſur la ſe-
cretion en general n. XI.
ctione S. 66.
n. 530. helſham Courſe of lectu-
res n. 185. 186. mvſchenbroek Eſ-
ſays de phyſique S. 221. u. f. Birch
angef. Ort. T. III. S. 100. Er
machte ſeinen Verſuch mit einer
Kugel, die er Granate nennt, und
an welcher doch unter 45 der Wurf
groͤſſer war.
150.
25.
ſeru. de chirurg. T. I. S. 139.
Er wollte nicht haben, daß die Ent-
fernung vom Herzen, und die Laͤn-
ge eines Schlagaderkanals etwas
in der Schnelligkeit des Blutes
veraͤndern. Ioſeph morland for-
ce of the heart. S. 20. 21. und
morgan Philoſ. princip. S. 44. 45.
Da man die Natur der Sache noch
nicht voͤllig ergruͤndet hat.
chen das Blut davon traͤger zu
werden Exp. 135. 182. im dritten
aber keinesweges. Exp. 136.
roo Handgrif iſt. De ſemin duct.
hoben werden. Hebenſtreit.
der Schlagadern, die nach Thei-
len hinlaufen, deren Laͤnge veraͤn-
derlich iſt, z. E. der Zungen, Ge-
ſichts, Milzadern, ſiehe das 2. Buch.
Milzadern. cowper Philoſoph.
transacti. 280.
hiſtoriq. S. 102.
cheſelden Anatomy of human
body. Edit. VI. S. 195.
ruͤmten B. Langrish Verſuche
nach, in deſſen modern practice.
flammatio. n. 15. bernoulli Hy-
drodynam. am leztgedachten Orte.
Stellen. An einerlei Stamme.
Exp. 95. 129. 137. 153. 154. 155.
157. 171. 173. 174. 178. 180. 183. 187.
188. 190. Es iſt nichts daran ge-
legen, daß einige Verſuche darun-
ter von den Blutadern hergenom-
men ſind. Von gegenſeitig lau-
fenden und durch eine Aderleitung
(anaſtomoſis) verbundnen Gefaͤſ-
ſen, beſiehe Exp. 132. S. 58. Meh-
rere Beobachtungen ſtekken unter
andern Worten verborgen.
ſtory of the royal Society T. IV.
S. 292.
der neulich dieſen Erfolg beſtritt,
wird ſich, nach wiederholtem Ver-
ſuche, ohne Zweifel wieder mit uns
ausſoͤhnen. Epiſt. I. S. LXVII.
163. 166. 167. 170. 171. 176. 177.
178. 180. 182. 185. 187.
ſaviard Exp. 61. Vergl. das 5
Buch.
vergl. das 4 Buch.
220. So ziehn die Augenlieder ei-
ne Fluͤßigkeit, die man zwiſchen ſie
ſtreicht, an ſich herauf. ſauvageſ
Phyſiolog. S. 176.
214.
ſchwenke S. 27.
Schriftſteller unter die Urſachen
des Blutlaufes gerechnet. Z. E.
neifeld de ſecret. S. 85. 86. Von
den Milchgefaͤſſen verſicherts
whytt phyſiol. eſſ. S. 74.
ſchreibt Stephan Hales in der
Haemaſtat S. 150.
de reſpiratione.
n. 221.
Edimb. T. V. P. 2. S. 821.
196.
18.
Phyſiolog. S. 85.
dem. des ſcienc. de Berlin. 1755.
derſelbe in eben der Schrift, daß
ſoviel von der Bewegung verloren
ginge, daß in den Blutadern nicht
mehr, als \frac {"4"} {"9"} von der Geſchwindig-
keit uͤbrig ſein koͤnnten, mit der
das Herz ſchluͤge.
ausgegebnen Memoir. ſur le mou-
vement du ſang.
131.
ce S. 545 baker microſcope ma-
de eaſy S. 63.
127. 128. 132. 138. 143. 144.
der Diſp. de cauſis incrementi.
S. 16.
vement du ſang S. 262.
chen hat auch der beruͤmte
Schwenke geſehen. S. 67.
65. 66. und in Faſcic. VI. Davon
ſpricht auch der beruͤmte kvhn-
bavm de reſpirat. Ultraj. 1754. S. 11.
den ſelect. S. 579.
lin angef. Ort S. 45.
Abſchnitt. §. 14.
nollet leçons de phyſique T. I.
S. 231.
ficio cordis aemulo remota. S. 31.
ſchreiber Almageſt. S. 236.
Prop. I. Fridr. hofmann Phyſio-
log. welches der erſte Band von
ſeiner ſiſtematiſchen Arzeneikunſt
iſt. S. 112. Vorlaͤngſt hatte ſchon
Walther Charleton geſchrieben,
das Blut fliſſe in den Schlagadern
dreimal ſchneller, als im Herzen,
weil ihre Muͤndung dreimal enger
ſei. three lectures. S. 28.
axiom. III. bernoulli Hydrody-
namic. S. 112.
ſen. S. 40. 47.
Thomas Morgan wieder dieſe
Hipoteſe geſchrieben, in Philoſo-
phic. principies S. 78. 79.
nvſ. J. G. Krüger in ſeiner
Phiſiologie n. 104.
S. 64.
S. 36.
gezeigt werden.
the night-mare S. 10.
218. 222.
gleiche hiermit, was beruͤmte Maͤn-
ner wieder dieſe vom Gewichte des
Bluts hergenommne Beihuͤlfe zu
einem leichtern Umlaufe, geſchrie-
ben haben, pecqvet Diſſert. anat.
c. 6. Aug. Frider. walther de
ſanguin. acceler. et retardati. Jo-
ſias Weitbrecht Comment. Acad.
Petropol. T. VII. S. 284. u. f.
Franc. qveſnai de la Saignée. S.
XIV. XV.
beruͤmte Joſias Weitbrecht am
angef. Ort. S. 288. 293. wieder
dieſe Theorie vortraͤgt.
von 4 Fus, 7 Zoll heraufgebracht
wurde, ſo blib das Waſſer in der
andern Roͤhre 4 Fus, vier Zoll
hoch ſtehen. haleſ Haemaſtat.
S. 142.
64. ſtaehelin de pulſu. S. 17. u. f.
phyſicians pulſewatch. S. 91.
Nachdem der Zorn ausgetobet hat-
te, kamen die Pulsſchlaͤge wieder
auf ihre alte Anzal zuruͤkke.
praelecti. boerhaave. T. IV. S.
446. u. f.
170. 208. qveſnai de la gangre-
ne S. 330.
S. 121. Doch ſchaft er ſeine Hi-
poteſe endlich ſelbſt ab. J. Bapt.
bianchi Hiſtor. hepat. S. 22.
imperio. Gotting. 1744. u. in 2. T.
Diſp. anat.
n. 18.
arter. thyreo. ant. Faſcic. 11.
vement du ſang. S. 342. fonta-
ne epitre a M. toſetti Exp. 55.
bis 59. und 104 bis 174.
tab. Exp. 489.
S. 521. 523. coe biliary concret.
S. 164. Anon. de febrib. inter-
mitt. S. 66.
woodward ſelect. caſes. S. 65. 77.
36. fiſcher de ſenio S. 46. lv-
caſ of mineral Waters. T. I. S.
158. u. f.
Lond. n. 1. S. 340.
exp. 44. 50. remvſ Exp. 2. Es
iſt naͤmlich dieſe Bewegung an ei-
ner erweiterten und niederſinken-
den Schlagader ſo gelinde, daß
man dieſe Bewegung oft gar nicht
gewar wird.
Exp. 46. Das Schlagen erſtrekkt
ſich nicht auſſerhalb der aͤuſſern
Dekke der Gedaͤrme weiter fort.
van den boſ de viv. corp. huma.
ſolid. Exp. 9. Jndeſſen iſt ein be-
ruͤmter Mann, unſer guter Freund,
aus der Urſache wieder mich ein-
genommen, daß er ſchreibt, ich
haͤtte das Zuſammenziehn der
Schlagadern geleugnet; er zieht
indeſſen auf die ganze Schlagader,
was ich blos von ihren kleinen
Aeſten behauptet habe. Almageſt.
S. 239. n. 144.
des vortreflichen Peter Anton
Michelotti am angef. Orte. S. 95,
da ſelbiger behauptete, daß die
Kraͤfte, die das Blut bewegen,
vom Zuſammenziehn der Schlag-
adern uͤberhaupt nicht den gering-
ſten Zuwachs bekaͤmen. Es ſchreibt
aber auch der beruͤmte Schreiber,
der ſonſt in dem Aufeinanderfol-
gen des Blutes in den verſchiede-
nen Stellen einer Schlagader, mit
uns einerlei Meinung iſt, demohn-
geachtet doch, daß die helfte vom
Blutcilinder, und in den kleinen
Gefaͤſſen, noch mehr als die helfte
zum Herzen zuruͤkke getrieben wer-
de. Almageſt. S. 240. Der be-
ruͤmte Sherbeare hielte dieſe
periſtaltiſche Folge in der Schlag-
aderbewegung fuͤr ſo wenig wahr,
daß er ſie zum Beweiſe der Unge-
reimtheit wieder die Gewalt des
Herzens anwendet. Princip. of Pra-
ctiee S. 204.
ſuchen gemaͤs iſt.
Petrop. T. VI. S. 302. im 4 Buche
dieſes Werkes. Waͤren keine
Klappen da, ſo wuͤrde das Blut in
der That wieder ins Herze zuruͤk-
ke treten; und es tritt dahin in
der That zuruͤkke, wobei ſich eine
toͤdliche und beſtaͤndige Reizung
des Herzens aͤuſſert, wenn die Klap-
pen aufhoͤren, ihr Amt ferner zu
verrichten. 4. Buch. cowper Phi-
loſoph. Transacti. n. 299.
Buches.
den beruͤmten creſcentivſ de fe-
bribus. S. 26. morgan philoſoph.
princip. S. 150.
ner lange ſchon geſehen haben;
harvei de generat. animal. S. 157.
ſpigelivſ in Anatom. corpor. hu-
ma. S. 172. im Verſuche an ei-
nem Jgel. hoffman. Med. con-
ſult. T. VI. Dec. III. caſ. 3. an ei-
nem lebenden, und verwundten
Menſchen. verheyen Anat. L. II.
S. 276. ſchwenke Haematolog.
S. 12. ſauvageſ de pulſu S. 20.
Vergleichet damit das 4. Buch.
§. 6.
Nummern angefuͤrte.
S. 317. An der Halsader v. Geuns
S. 16. Schelhammer ſchrieb che-
dem, es ſei eine Zwiſchenzeit, die
man aber nicht bemerken koͤnnte,
de pulſu S. 27.
rit. exp. 502. 536. 542. 543. 544.
Vergl. damit ſtrake de reliquis
inſtrumentis, quibus ſanguis in
circulum movetur. n. 22.
phyſiolog. S. 87.
ſer beruͤmte Autor leitet dieſes
Maas aus ſeiner Theorie, und
aus der Vergleichung mit dem Zu-
ſammenziehn, der in die Laͤnge ge-
henden Faſern (dergleichen es gar
nicht gibt) einer zerſchnittnen
Schlagader her. Ganz anders
aber
96.
S. 8. Damit die Englaͤnder das
Kalbsfleiſch recht weis bekommen
moͤgen, ſo zapfen ſie dem Kalbe den
erſten Tag viel Blut ab, und den
folgenden laͤſt man ihm das noch
uͤbrige weg.
Schlagader beſchaffen, welche ſich
zuſammenzieht von einem wanken-
den Orte, blos gegen einen feſten.
Eine Schlagader iſt in einem tod-
ten Thiere um viermal ſchmaͤler,
als in einem lebendigen. F. la-
mvre de ſecret Doch es vereinigt
ſich in dieſem Falle das langſame
Zuſammenziehn, mit der Austrokk-
nung.
aͤderchen im Nezzhaͤutchen des Au-
ges klopfen, ſagt ſauvageſ, nov.
act. Acad. nat. curioſ. Volum. I.
obſ. 36.
merkungen T. I. S. 20.
84. 86. 198. van den boſ de vivis
corp. hum. ſolid. exp. 11.
S. 5. u. f. ſchreiber Almageſt.
S. 223.
S. 250. Willhelm cowper Philo-
ſoph. Transact. n. 280. 285. An-
ton v leeuwenhoek experiment.
et contemplati. S. 200. An der
Fledermaus.
Schlagadern nicht, als nur in ei-
nem Fieber. harvei Exercit III.
S. 268. Von einem beklemmten
Atemholen erſtrekkte ſich der Puls-
ſchlag bis zu den aͤuſſerſten Naͤ-
geln. henſhaw aërochalin S. 179.
kleinen Schlagadern, der beruͤmte
nicolai vom Pulsſchlage S. 27.
57. und vor dem malouin tr. des
ſolides et fluides n. 12.
78. ſchelhammer de pulſu.
ſchreiber Almag. medic. S. 238.
procope Analyſe de la tritur. S.
64. 79.
des ſcienc. 1736.
of relig. Ioh. de gorter de motu
vitali n. 48. 49. queſnai de la
ſaignèe. Neue Auflage. S. 60. 61.
E Anton nicolai vom Pulsſchla-
ge. hirker de natur. humor. S.
45. van den boſ de vivis corp.
hum. ſolid.
lit. S. 24. Antonii de heyde Obſ.
85. lorri journ. de medecin. 1757.
Ian. Vom Vitrioloͤle. van den boſ.
exp. 9.
Exp. 565. 566. 567.
Exp. 10.
ſenac T. II. S. 170. Durch die
Nerven, die in der Erweiterung
der Schlagader zuſammengedruͤkkt
waͤren, und ſich in der ausgeleer-
ten Schlagader zuſammenziehen.
ret. und praktiſchen Theilen der
Medicin. 3. Stuͤkke. n. 4. u. f.
phyſiologiae lineas S. 222.
gabe von 1728.
77. 79.
S. 46.
la nature ſens. et irrit. S. 274.
remvſ S. 37. 48. van den boſ
exp. 10. 11. caldan. epiſtola I.
S. 333.
45.
46. 67. u. f.
erſt. Ausgab. Philoſoph. Transacti.
n. 345. boerhaave T. II. S. 127.
T. XII. S. 63.
ſen ſich ſechszehn Pfunde Blut.
eclairciſſem. S. 40. mekel Me-
moir. de Berlin T. XII. S. 55. 63.
mit Recht hinzu, daß das Uebel in
der rechten Herzenskammer oͤftrer
vorkomme. Ein Beiſpiel beſchreibt
auch tabarranvſ in obſ. anat.
Ausg. 2. S. 28. Ein anderes
mantanvſ de anevryſm. S. 17.
u. f.
Er glaubt, man koͤnne dieſes Uebel
aus dem Klopfen an der rechten
Seite erkennen, und es pflanze ſich
bis ins dritte Geſchlecht fort.
S. 33. 34. Fraͤnkiſche Anmerkun-
gen T. II. u. f.
221. 222. 225. 228. 230. 151. 153.
155. 166. 172. 175. 176. 180. 187.
225. 228. 230. 151. 153. 154. 155.
173. 175. 176. 180. 187.
Blutader).
225. 228. 230.
109. u. f.
ten der Schwangern. S. 230. u. f.
ſtit. T. III. S. 500. 502.
allen dieſen Begebenheiten gehan-
delt, in den Comment. ad praele-
ction. boerhaav. T. III. n. 415.
und noch ſoll davon im 8. 11. und
13 Buche weiter geredet werden.
n. 406. Praelect. acad. T. III.
vem. du ſang. S. 142. Second
Mem. ſur les parti. ſenſibl. et irri-
tabl. Sect. IX. Exp. 226. 234. 238.
240. 241. 242.
84. 85. 91. 175. 189. A. v. leeu-
wenhoek exp. et contempl S. 195.
165. 179. Adams S. 45. de hey-
de exp. 9. Philoſoph. Transacti.
n. 460.
72. 82. 87. 93. 95.
Magazin T. XIX. S. 145.
93. 95. leeuwenhoek T. II. S.
164. 165. T. III. S. 112.
163. 191. 193. 212. 226.
72. 73. 82. 87. 93. 95. leeuwen-
hoek angef. Ort. S. 164. 165. 186.
188. T. III. S. 111. 112. boer-
haave de uſu rat. mechan. S. 34.
horch miſcellan. Berolin. T. VI.
S. 115. mihleſ Philoſoph. Trans-
acti. n. 460. S. 728. Fraͤnkiſche
Anmerkungen. T. I. S. 20. mal-
pigh. Ep. II. de pulm. S. 142.
weilen in den Staͤmmen, wenn es
ſich indeſſen in den Aeſten noch
immer bewegt. Exp. 62. 68.
leeuwenhoek angef. Ort.
179. 180. 181. 186. 187. 189. 191.
193. 226. 229. 233. Jch habe da-
von die Schlagaderſchnitte nicht
getrennt.
184. 187. 191. 195. 217. 218. 224.
226. 233.
189. 200. 225. 228. 231. Jch habe
davon die Faͤlle nicht abgeſondert,
da das Blut aus geoͤffenten Gefaͤſ-
ſen flos.
cruent.
184. 185. 189. 191. 219. 233.
221. 222. 224. 225. 226. 227. 229.
233. 234. 235.
225. 228.
210. 216. 218. 223. 225. 226. 229.
230. 231. 232. 234.
des Gehirns an einem erfrornen
Menſchen ganz voll Blut. roſen
Anat. S. 142. qvelmaltz de fri-
gor. effieac.
T. IV. S. 254.
215. 216. 218. 224. 229.
222. 224. 225. 233. 234.
bindet die Gaͤrung mit dem Zu-
ſammenfallen der Gefaͤſſe.
des ſcienc. 1714. S. 428. Hiſt. de
l’Acad. 1704. obſ. 17.
294.
Er fuͤrt in der Geſchichte des Hun-
gers ein Exempel von einem an, der
einen Bruch hatte.
Mon. Jenner. S. 112.
ſchvrig Parthenolog. S. 220.
Ephem. Nat. Curi. Dec. III. ann.
IV. obſ. 31. uͤberhaupt den vierten
Tag nach dem Tode.
Northampton Shire. S. 424.
T. I. P. I. c. 63. tournefort voy.
au Levant. T. I. L. 3. S. 159. Sie
nennen ſie Zorkolakas.
ward gegen das Jar 1730. in vie-
len Schriften herumgeblaſen.
giae. Vergl. damit raſczynſki
Hiſt. natur. Polon. T. I. S. 367.
Er nennt ſolche umhergehende
Todte oder Blutſauger Upjevos.
nov. fothergill. Philoſ. Trans.
n. 475. art. XI. u. f.
71. boyle on froſt. S. 232. blan-
gard Chir. S. 336. birch ang.
Ort. S. 137. linnaevſ Oeconom.
nat S. 39.
Journ. oecon. 1738. M. Mart.
uͤbrig ſey. Hiſt. des anim. T. III.
S. 313.
noch Bewegung, beim birch. T.
IV. S. 537.
784. u. f.
Charletonthree lectures. S. 25.
de ſanguin. circulatione. S. 4.
Exerc. I. S. 33. Exerc. III. S.
216. 270. haleſ Haemaſtatiks. S.
4. 11. 15. u. f. tralleſ Conſider.
vit. S. 38.
vem. du ſang. Exp. 74. 84. 218.
233.
225. 226. 233.
der weiſſe Saft hier mehr ins Ge-
ſichte fiel.
im Second Memoire, S. 188. 189.
ſiehe die angezognen, und uͤbrige
Stellen daſelbſt.
S. 247.
geoͤfnet, in dem ſich nicht uͤber zwo
Unzen Bluts befanden. Joh. de gor-
ter. de Perſpir. inſenſi. S. 385.
Vergl. damit ſchvrig Haemato-
log. S. 233. ſchelhammer de
Pulſu. S. 67. Ronjeati Zeugnis
von Willhelm dem Dritten, und
im vorhergehenden 42. §.
S. 155. Dergleichen von leeren
Herzkammern und Ohren, nach
einem ſtarken und oͤftern Blutver-
luſte, haben die Fraͤnk. Anmerk. T.
III. S. 417.
fand Harvei in dem Schlagadern
nach dem Tode, beim birch Hi-
ſtory of the Roy. Societ. T. IV.
S. 535.
vageſ uͤber haleſ Haemaſtat. S.
246. 247. 248. Theoria pulſus.
S. 19.
mouvement du ſang. Exp. 67. 81.
84. 85. 91. 126. 163. 173. 189.
ſten Theilen nicht beobachtet wor-
den, vom Ant. v. leeuwenhoek.
Exper. et contemplat. T. II. S. 167.
und nach der Theorie von Bryan
robinſon Eſſays on oecon. anim.
Prop. XI. vergl. 4. Buch.
hat dieſes auch in den kleinſten
Gefaͤſſen ſo befunden. Anton. v.
leeuwenhoek angef. Ort. T. II.
S. 175. T. III. S. 114. Nach ihm
Anton de heyde de Venaeſectio-
ne. S. 6. Henri. baker Microſc.
made eaſe. S. 136. George adamſ
Microſco. S. 45. Stephan haleſ
Haemaſtat. S. 23. Vergl. das 4.
Buch.
Berlin. 1755. S. 38. Jch halte es
fuͤr einem Drukkfeler, daß daſelbſt
die Zalen wie 3 zu 4 angeſezzt wor-
den ſind. Denn es wuͤrde nim-
mermehr keine neue Kraft, deren
Geſchwindigkeit wie 3 waͤre, eine
voranlaufende Geſchwindigkeit, die
wie 4 iſt, erreichen koͤnnen.
ten Muͤndung der Aorte.
vement du ſang Exp. 47. 48. 57.
Gerard van Swieten eine zer-
ſchnittne Schlagader uͤber der
Wunde empor ragen. Comment.
in boerh. T. II. S. 76.
Joſias weitbrecht Comment. Pe-
tropolit. T. VII. S. 317.
freien eilindriſchen Ringes, laͤuft,
wie ein beruͤmter Mann glaubt,
nichts heraus. Sezzt man aber
der freien Bewegung eine Hinder-
nis entgegen, ſo ſpringt ſogleich
das Waſſer heraus. ſtaehelin de
pulſu. S. 9.
56. 57.
ſalva S. 131. und in der ganzen
Gegend,
bod. L. III. c. 6. jenty angef.
Ort. beck de palpit. cord. dei-
dier tumeurs obſ. 13. ſchacher
de mater. oſſific. hevermann an-
gef. Ort.
47. 51. cheſelden ebendaſ. rhod.
Cent. III. obſ. 63. veſal. Exam.obſ.
Fallop. S. 36. lvcaſ of Waters
T. I. S. 158. baſſ. Dec. III. obſ. 4.
bvchwald Obſ. 3. bidloo Exerc.
II. n. X. hvnter angef. Ort. S. 36.
19. 47. 51. crell angef. Ort.
Schacher angef. Ort. boehmer
Praefat. Man ſchrieb, die ringfoͤr-
migen Muskelfaſern wuͤrden zu
Knochen. Mem. de l’Acad. des ſci-
enc. 1736. S. 326. Jch habe aber
nie ſo was geſehen. Vergleichet
damit des beruͤmten kvlmvſ tend.
Achill. rupt. n. 9.
indurat. opuſc. pathol. obſ. 47.
rechts, denn links kruͤmmt. J. Bap-
tiſt. modgagn. Adverſ. anat. II.
S. 81. ſchreiber Elementa. S.
325. michelotti Comment. Acad.
Bononi. T. I. lanciſ. de corde, et
anevrysm. S. 76. 110. Ausgabe
von 1728. J. B. ſenac Tr. du coeur.
T. II. S. 319. Henkel Medec.
chirurg. Sammlungen II. S. 39.
warner ad caſ. 12. Exempel kom-
men auch vor beim ſaporta de
tumor. S. 179. heiſter Annal.
Jul. 1726. Auguſtin. Frid. wal-
ther de anevryſmate. fiſcher de
modo, quo ſe oſſa accommodant.
S. 32. timm. Obſ. 18. H. F. le
dran Obſ. 40. Der gelehrte Dan.
Willh. triller de oris ventriculi
calloſ. anguſt. n. 27. C. G. ſten-
zel de aortae ſteatom. Philoſ.
Trans. n. 1706. Comerc. litt. Noric.
1731. S. 30. ſchacher Progr.
de mater. oſſific.Heuermanns
Phiſiologie T. IV. S. 26. mekel
Berlin T. XII. S. 44. 49. jenty
Courſe T. III. S. 451. hvnter
Obſ. Societ. Londin. T. I. S. 348.
Es hilft aber dazu, daß dieſer Theil
der Aorte, nach Proportion der
Aeſte duͤnner iſt, nach dem Clifton
wintringham. Siehe das 2 Buch.
19. 47. crell angef. Ort. Der
vortrefliche plancvſ de monſtris.
Er hat an den mit der Luſtſenche
behafteten Geſchwuͤre und Blaͤs-
chen haͤufig gefunden. Als davon
endlich eine Schlagader zerborſte,
ſtarb die Perſon. mekel T. XII.
Mem. de Berlin S. 62. 63.
ney Traité des maladies des os T.
II. S. 137. lanciſ de corde et
anevryſ. S. 218. 232. 251. Neue
Auflage. melli medic. eſamin. S.
173. Hiſtoi. de l’ Academie. 1701.
S. 28. Mekel angef. Ort. S.
44. vater angef. Ort. Memoi.
de l’ Ac. Roy des ſcienc. 1712. S.
79. u. folg. 1733. valcarenghi
an hiſtor. II. guiſard Traité des
playes T. II. S. 455. ſcardona
Aphor. de cogneſc. et curand.
morb. T. II. S. 83. in der Bruſt-
waſſerſucht. Henkel angef. Ort.
S. 10. fiſcher angef. Ort.
S. 32. ſharpe Operat. S. 205.
Comment. nov. Acad. Petropol.
T. III. S. 401. 402. daubenton
Hiſtoi. naturelle T. III. S. 162.
ſaͤkken Philoſ. Transact n. 269.
morg. Adverſ. II. S. 82. Lancis
nach dem Buche de mort. ſubit.
obſ. 6. Mekel angef. Ort. S. 46.
47.
Die Dichtheit des erhabnen Theils,
verhaͤlt ſich zur Dichtheit des ho-
len Theils wie 82. zu 81. wie 50
zu 49. u. ſ. f.
erhabnen Theils, gegen die Dikke
des holen Theils, wie 8 zu 7 u. f.
ebendaſ.
vageſ an eben angefuͤhrtem Orte
S. 131.
29.
rioſ. Vol. I. obſ. 36. S. 132. u. f.
der ohnlaͤngſt angefuͤrten Stelle
des beruͤmten Staehelins.
An amputirten Bruͤſten war ein
Schlagaͤderchen ſo gros, als die
Schlagader der Ellbogenroͤhre. pa-
lvcci S. 302. u. ſ. f. Eine auſ-
ſerordentlich erweiterte ruͤkklau-
fende Schlagader, nachdem man
am Ellbogen ihren Stamm unter-
bunden hatte. mollinelli de anev-
ryſm. T. I. F. 2. T. II. F. 3.
T. III. S. 220.
aderſakk uͤber der Schnur.
porta de tumor. S. 172. heiſter
Annal. Jul. gviſard angef. Ort.
S. 145. davbenton T. III. S.
172. rvmler Obſ. 81. duverney
angef. Ort. S. 237. 452. marcot
Mem. de l’ Academie. 1727. du-
vernoi Comment. Acad. Petropol.
T. V. S. 316. chiflet angef. Ort.
Nortwyk in der Vorrede uͤber
den Nihelius. Lanciſius angef.
Ort. S. 218. 232. Die Schluͤſſel-
beine waren von einem Schlag-
aderſakke zernagt. matani Anevr.
S. 143. 144. zerriſſen, ledean
Obſ. 40. Die Wirbelbeine zer-
ſtoͤrt. Hunter angef. Ort.
4 Buch, und von Schlagadern mit
Saͤkken. Melli angef. Ort. S. 173.
michelotti Comment. Bonon.
angef. Ort. Malvet angef. Ort.
Sharpe angef. Ort. valcareng-
hi Hiſt. II.Guiſard angef. Ort.
Daubenton angef. Ort. moini-
chen Obſ. 14. ſeverin de nov.
abceſſ. c. 7. dodonaevſ poſt vitis
hiſt. c. 35. harder Apiar. obſ. 86.
Duverney angef. Ort. Opuſcul.
patholog. obſ. 32. hiſt. 2. matani
de anevryſm. S. 119. 120. 122.
Lancis S. 110. erſt. Ausgabe.
ſchaͤzzt der beruͤmte Boiſſier dieſes
ſo,
248.
der urſpruͤnglichen Geſchwindig-
keit, des in den Urſprung der
Aorte hinein getriebenen Blutes,
um das Qvadrat derjenigen Ge-
ſchwindigkeit vermindert, welche
als der Ueberſchus, nach den uͤber-
wundnen Hinderniſſen in dem En-
de der Schlagader, davon die Re-
de iſt, uͤbrig bleibt. angef. Ort.
am angef. Ort.
es Schreiber dem vierzigſten
Theile einer ganzen Sekunde gleich,
im Almag. und Stähelinde pul-
ſu S. 17.
den Kranzblutadern zwei Qvent-
chen an.
aderſaͤkke entſtehen vom dikken
Blute und von der Zuſammenzie-
hung der aͤuſſerſten Schlagadern.
Berlin 1755. S. 37.
S. 254.
S. 47. Vergleichet damit den
Wintringham am angef. Orte.
S. 132.
vement du ſang. Exp. 91. 92. 183.
dic. CCXIII. T. II. S. 254. ſchrei-
ber Element. S. 297.
angef. Ort. Baß angef. Ort. fi-
ſcher de ſenio S. 46. Vergl. da-
mit Adolph. Bernh. winkler de
lithiaſi vaſorum corpor. hum.
indurat.
II. S. 251.
und im Almageſt. S. 220.
S. 3.
anderswo angefuͤrt, de aorta, ab
officio cordis aemulo remota.
gef. Orte S. 316.
fundam. plempii S. 87. Es hat
laͤngſt wieder dieſen Mann Bla-
ſius geſchrieben in Munim. funda.
plempii S. 135.
moi. ſur le mouvem. du ſang.
Exp. 50.
die Bewegung und Ruhe einer
Schlagader meſſen, den Unter-
ſcheid von 133 Bewegungen war-
nehmen, und endlich beſtimmen
konne, welchen Tag und Stunde
der Kranke die natuͤrliche Beſchaf-
fenheit ablege, oder in welcher
Stunde das Fieber zu wachſen
aufhoͤre. Method. vitand. error. S.
289.
poſ. 71.
Zalen geaͤndert, indeſſen bleibt die
Sache doch einerlei.
ruͤmte Maͤnner dunkler Reden, ſo
daß die Meinungen beider vor ei-
nerlei halte. Mem ſur le Mouvem.
du ſang. S. 35. Da ich aber nun-
mehr aus den Briefen des beruͤm-
teu Bruns, ſeinen Sinn beſſer
verſtanden, ſo bin ich willig zu ſa-
gen, daß dieſer beruͤmte Mann
nicht ſo von uns abgewichen, als
es wohl Primiroſe gethan.
pouls S. 324.
Sprung in den kleinen Aeſten der
Schlagadern, doch aber noch nicht
in den Haarfeinen, gros und nicht
viel kleiner, als er in den Stam-
me ſelbſt iſt. angef. Ort. Exp.
42. 43.
auch J. B. Senac von der Knie-
kehlen-und Oberarmſchlagader an.
VII. c. 15. harvei Exerc. I. c. 3.
und im Prooem. walaevſ epiſt. I.
beim Bartholin S. 405. von der
Schlagader des Ohrs. duverney
de l’ouie S. 202.
258.
riis contineatur. c. 7. adminiſt.
Anat. L. VII. c ult. S. 214. und es
ſtimmt Waläus am angef. S.
404. oder Vieuſſens damit uͤber-
ein. Neurograph. S. 25. auch J.
B. SenacT. II. S. 224.
819. 820.
Waläus angef. Ort. S. 393. Se-
cond Memoi. ſur les parti. ſenſibl.
et irrit. Exp. 514. 546. 548. 549.
550. 554. u. f.
S. 170. plemp. Fundam. med. S.
117. ent Apolog. pro circul. ſan-
guin. S. 35.
Kapit. S. 506.
fect. S. 17.
200.
emfindlich ſchwache Bewegung des
Pulsſchlages, als das Herz von ei-
nem Faſergewaͤchſe verſtopft war.
malpigh. Poſthum. S. 45. va-
liſneri Oper. T. III. S. 191.
welſch Epiſag. obſ. 34. riolan
ad bavhin S. 764. piſſinivſ de
diabete S. 125.
ſchlagen, iſt in dem Werke des
Arztes Lipe Nuy-King befindlich,
und es wird ſelbſt als Erfinder
Hoangti, der dritte Kaiſer des
Reichs, angefuͤrt. cleyer Med.
Sinenſ. S. 16.
131. 134. und πεϱι τϱοφης.
different. L. II.
eben angezognen Werkes, und im
IV. Buche I. de dignotione pul-
ſuum, in vier andern de cauſis pul-
ſuum, wieder in andern vier Buͤ-
chern, de praecognitione ex pul-
ſibus. Er fuͤret aber wunderbare
Exempel von eigner Erfarung, aus
dem Pulsſchlage Sachen vorher-
zuſagen, an.
annos perdita. Baſil. 1555. 8.
zu Nancy herausgegeben: Nouvelle
methode pour apprendre a connoi-
tre le pouls de l’ homme par les
notes de muſique.
nis, davon Jacob Nihell einen
kurzen Auszug gegeben, unter der
Aufſchrift Niwand extraordinary
obſervations concerning the pulſe
London 1741. 8. beſonders hat er
zuerſt den pulſum inciduum be-
ſtimmt.
par rapport aux criſes. Paris. 1756.
Die Anmerkungen dieſes Mannes
beſtaͤtigt, der beruͤmte Michel in
Obſ. ſur le pouls | Paris. 1758.
VIII. C.
VIII. φ. Tab. anter.
pulmon. offic. n. 63. de pulſu n. 31.
C. V.
ſchlag fuͤlen laſſe. Amatus Cent. I.
hiſt. 96.
er ſehr ſylva de la ſaigneé S. 249.
bartholin. Cent. I. hiſt. 18.
4. T. 2. y. ϰ. ϰ
hier de l’ incertit. des ſignes de
la mort. eſchenbach Contin. obſ.
rar. S. 68. alberti Med. legal.
T. VI. obſ. 24.
bontivſ Obſerv. 8. L. III. med.
Ind.
ſaignèe S. 349.
S. 218. Memoi. de l’ Academ. des
ſciences. 1750. | S. 334. Da das
Gedaͤrme nach einer Kolik vom
heiſſen Brande angegriffen war.
An einer achtzigſaͤrigen Frau ſchlug
ſie nach dem Eſſen. panarol Ja-
trom. I. Pent.
dieſe Krankheit. S. 219.
165.
tante, n. XI. Bericht van een Slaap-
ziekte te ſtolwyk S. 23. colvm-
bvſ de re anat. S. 268. Es iſt
aber auch die Geſchichte Pechlini
bekannt. L. II. obſ. 6. ſalmvth
Cent. I. obſ. 46. ſeverinvſ Med.
efficac. angiolog. S. 41. de abſceſſ.
nov. obſ. c. X. S. 206. Dahin
rechnet der vortrefliche Senac
den Puls, den die vom Magen zum
Nezze laufende Schlagadern her-
vorgebracht. T. II. S. 207. 441.
Das Klopfen der Kammer (ven-
triculus) zu gleicher Zeit mit der
Bewegung des Herzens. wood-
ward Caſes. S. 255.
beruͤmter Mann in den Ephem.
nat. curioſ. volum. X. obſ. 39.
IV. ſpindler obſ. 10. rhodivſ
obſ. 44. Cent. II. Eph. Nat. curioſ.
Dec. I. ann. IX. X. obſ. 61. Dec. II.
ann. 2. obſ. 48.
Epiſt. I. rhod. L. II. obſ. 42.
S. 33.
Exempel, da an der Handwurzel
gar kein Pulsſchlag, am Ellbogen
hingegen ein ſtarker zu fuͤlen war.
Recherch. ſur le pouls S. 323.
wuſte ehemals Struthius der
tranrigen Ankuͤndigung auszuwei-
chen, welche die Aerzte auf den
Mangel des Pulsſchlages gebaut
hatten. Am angef. Orte. S. 85.
daher der Zuſammenflus des Bluts,
durch die Anaſtomofirungen, in
eine verwundete Schlagader, wie-
derhergeſtellt worden, ſo koͤmmt
der Puls einige Tage nach der Ver-
wundung wieder. Chirurg. Anwei-
ſung. T. II. S. 800. u. ſ. f.
Quetſchung flachgedruͤkkte Schlag-
ader zuſammen, daß kein Puls-
ſchlag zu fuͤlen war, morand Me-
moi. de l’ Academ. 1736. S. 327.
des beruͤmten Zinns, und im
Opuſcul. patholog. obſ. 19. 20.
te ſich davon der Puls an der Hand-
wurzel nicht.
S. 146. 147.
L. I. c. 7. philaretvſ u. f.
princip. of medecine S. 400. G.
C. ſchelhammer de pulſu. S. 417.
Barth. de moor de methodo do-
cendi medicinam. S. 18.
rent. pulſus celer. et frequentis,
im T. II. unſrer Diſput. wieder
aufgelegt.
Aale. ſtaehelin de pulſu. S. 16.
coeur. T. II. S. 111.
S. 17.
unterſcheiden laſſe. bellin de urin.
et pulſ. S. 72.
als das andere. T. morgan am
angef. Ort. Er uͤberzeugt aber
nicht.
ſon S. 134. liſter de humorib.
S. 33. rivin de palpitat cord.
Fr. boiſſier Embryolog. S. 13.
claſſ. morb. S. 34.
ſchn. §. 16.
cum aqua lauro-ceraſi fact. V.
uͤberhaupt 97. haleſ S. 38.
boeufs. S. 10. Memoi. de l’ Aca-
dem. Roy. des ſcienc. 1748. S.
138.
B. langriſh. Exp. IV.
503.
the Works of nature S. 129.
Er zaͤlt 134 Pulsſchlaͤge. Jn den
erſten. Tagen habe ich die Herz-
ſchlaͤge an einem Huͤnchen nicht
zaͤlen koͤnnen.
ſpir. difficil. S. 5.
nute bis 20 Pulsſchlaͤge. floyer.
S. 118.
Pulsſchlaͤge bis 76 und 85 herab.
whytt Edimb. eſſ. nov. T II. S.
299. 300. als man in den holen
Bauch Opium eingeſprizzt hatte.
Er thut aber nicht recht daran,
daß er dem Hunde 150 Pulsſchlaͤ-
ge zuſchreibt. Endlich fand er, da
das Thier bereits ſchwach war,
und bereits ſterben wollte, 7 Puls-
ſchlaͤge, als man in die Herzkam-
mer Opium ſprizzte. S. 282. Jch
mag dieſes hier nicht wiederlegen,
da ich weis, daß ein maͤßiger Ge-
brauch die oͤftere Anhaͤufung der
Schlaͤge befoͤrdert. So viel will
ich wohl zugeben, daß Opium die
Pulsſchlaͤge weniger macht, wenn
bereits die Kraͤfte des Herzens da-
durch ſehr verwuͤſtet worden.
Mem. ſur les parti. ſenſib. T. IV.
reponſe a M. whytt.
darauf 9 und 6 Pulsſchlaͤge, in ei-
nem andern 15. 9. und 2. S. 286.
noch in einem andern 17. S. 281.
am angef. Orte. S. 281. ſeine Zal
ſcheint mir aber zu gros zu ſeyn.
ſezzt nicht uͤber 8. 12. und 20.
bradley Phi oſ. account. S. 129.
und acht in der Kaͤlte. Hanows
Seltenheiten. S. 577.
motion, gegen das Ende; denn
Johann Woodward hatte nicht
uͤber 17 gezaͤlt; da warm Waſſer
zugegoſſen ward, ſtieg die Zal bis
auf 32. Supplement. S. 82.
deſi S. 66. 240. An der Waſſer-
ſchildkroͤte zaͤlte er etwas mehrere.
an andern kleinen Voͤgeln, da ich
ſie ſchwerlich zaͤlen konnen.
vement du ſang. Exp. 6. 7.
ciet. at Edimb. T. V. P. II. S. 871.
Naͤmlich von 66 bis 98. Puls-
ſchlaͤge.
S. 126. 127. Memoi. de l’ Aca-
dem. 1752. S. 637. in einer frei-
lich zu groſſen Waͤrme.
B. langriſh Muſ. mot. gegen das
Ende. woodward Supplem. S. 82.
du poulet T. II. S. 110.
haw Aerochalin. S. 79.
von 70 bis 80, von 80 bis 96 Puls-
ſchlaͤgen.
boerhaave T. IV. S. 506.
ſon S. 149. G. v. ſwieten T. I.
S. 680. Auch die Milch, welche
Schwindſuͤchtige trinken, macht
den Pulsſchlag geſchwinder.
fen. beck de pulſu cordis.
S. 278.
die Geſchwindigkeit des Blutes im
Fieber erklaͤren, nicht aber von der
weniger gewordnen Anzal der frei-
en Gefaͤſſe, da folglich das Blut
durch die wenigern Gefaͤſſe notwen-
dig ſchneller laufen muſte.
gleich). floyer T. I. S. 311.
oecon. T. II. S. 381. 383. Der
Pulsſchlag wird von ſchwaͤchenden
Arzneimitteln beſchleunigt.
ſchwenke S. 77. qveſnai de la
ſaignée. Neue Ausgabe. S. 68. 69.
ehedem ſchon Galen.
par rapport aux criſes. S. 65.
Puls bis 86 und 100 in einer Mi-
nute. floyer. T. I. S. 224.
und fuͤnften Theil. des haiſ de he-
miplegia. Auch an einem gelaͤhm-
ten. ſhebreare Princip. of practice
T. II. S. 352.
S. 75. Bina von elektriſchen Wir-
kungen.
hemiplegia S. 36. Von 72 zu 84
ſtaehelin de pulſu. S. 13.
ſcienc. 1749. S. 39.
medic.
in den Philoſ. Tranſ. Vol. 46. von
einer aͤnlichen anſtekkenden Luft
der Krankenhaͤuſer. belloſte Chi-
rurg. de l’ hopital S. 67.
S. 18.
T. IV. S. 93.
IV. und V.
Er nennt ihn haͤufig und voll.
Vergleichet damit den robinſon,
prop. 13.
floyer S. 44. 185. ſauvageſ
Claſſ. morbor. S. 34. de reſpirat.
difficili S. 5. Recherches ſur le
pouls S. 5. 15. marqvet S. 28.
bis 30. und 24. welches faſt un-
glaublich iſt.
ten ſchlaͤgt das Herz zur Winterzeit
in der Schnekke. liſter Exercit.
anat. II. S. 29.
angef. Ort.
ſchwenke.
203.
ſchelhammer de pulſu. S. 46.
28. B. langriſh Modern practice
S. 226.
war der Puls ſo ſelten, daß man
zwiſchen zween Schlaͤgen, die zwoͤlf
erſten Zalen ausſprechen konnte.
rvmler Obſ. 46.
T. II. S. 387.
Ort. T II. S. 164. Unbillig mach-
te ihn Berger langſam. Laus febr.
merito ſuſpect. n. 29.
S. 309. Daß der Puls ſeltner ge-
weſen, als er im geſunden Men-
ſchen zu ſeyn pflegt.
Alexandrien anſtekkenden Peſtfie-
bern. De medic. aegypt. L. I. c. 14.
rye angef. Ort. S. 6. Ruſſel von
den Fiebern zu Aleppo. Natural
hiſtory of Aleppo S. 209. 230.
maſſa de febrib. peſtil.
181.
zu haͤufig geſehen. Jm Seitenſte-
chen. Ephem. Natur. Curi. Dec. I.
ann. 2. obſ. 237.
Hiſt. 42. Cent. IV.
Sept.
Daß dieſes oͤfters die Urſache des
Pulsausbleibens ſey. mavchart
de pulſu crepit. n. 21.
n. 299. lvdwig Patholog. S. 135.
einem 130 jaͤrigen Menſchen.
Eine Viertheilſtunde lang habe die
Pauſe gewaͤhrt. Von dem boͤsar-
tigen Fiebern zu Aleppo S. 109.
ſchreibung von China. Ein mit
Schwaͤche und unausgefuͤllten
Schlaͤgen auſſenbleibender Puls,
und Recherch. ſur le pouls S.
354.
ſur la formati. du poulet. T. II. S.
110. 111. Von andern Thieren.
4. Buch.
S. 56.
maſſa de febrib. peſtilenti.
obſ. 18.
Ausg. mit falconet Tr. des fie-
vres S. 59.
Vergl. damit das Journ. de Medec.
1758
des ſcienc. 1748. S. 61.
den lang.
Ein aͤnliches Exempel lieſet man
in der Hiſt. de l’ Academ. 1753.
S. 130.
roo, Alex. Sohn, on Dropſy
S. 99.
des ſcienc. 1724.
S. 198.
riolan Animadverſ. ad C. bav-
hin S. 104.
318. 319.
n. 19.
hinter Rogers Geſchichte der epi-
demiſchen Krankheiten in Jrrland.
Ausg. in Dublin. 1734.
in den Memoir. ſur le mouvem.
du ſang. S. 36. u. f.
an jezzt angef. Orte.
tiks S. 3.
und mit den Sekunden gleich iſt,
pflegte Boerhaave zu gebrauchen.
S. 6.
lum de urinis S. 38.
guin. theſ. 1.
182.
ſes morbor. S. 34.
gerocom. S. 10.
139.
VI. S. 206.
Angef. Ort.
wo gibt er 75 zu. Gerocom. S.
112.
Haemaſtat S. 3. Claſſes morbor.
S. 34.
S. 134.
ficili. S. 5.
hinzu, ſie waͤren vor dem Tode be-
ſtaͤndig ſchlaͤfrig geweſen.
finde-darum nicht den Puls ſo ge-
ringe, als der beruͤmte Mann, der
im Erwachenden 55 und 60 zaͤlt.
wenige gibt er des Morgens zu.
of food and diſcharges S. 6.
Nachts ſollen noch 8 Pulsſchlaͤgs
auſſerdem mehr geſchehen.
Schwenke.
ſche Slaapzikte.
S. 115. robinſon Eſſay S. 149.
S. 453.
ge daſelbſt auf 62 herab.
ſchwenke S. 41. dioniſ des
morts ſubits S. 113.
150, wenn man dem Bryan Ro-
binſon S. 150. glauben kann.
Ort. S. 270. 304. Von den Jn-
ſekten der beruͤmte lyonnet,
Theolog des inſect. S. 134.
mantium motus eſt ab aere. Paris
1731. Den Urheber des Verſuches
fuͤhrt der beruͤmte Bernier an.
577.
ge eines Gallenfiebers. Der be-
ruͤmte Tiſſot, in ſeinem vortrefli-
chen Werke, de febre bilioſa Lau-
ſannenſi S. 9. hundert im Aus-
bruchsfieber eingepropfter Blat-
tern. Journ. de Medec. 1757. Sept.
zu wenig macht ſie im Anfange des
Fiebers. F. N. marqvet. S. 26.
welcher dem erften Fiebergrade 75
dem andern 100 zuſchreibt.
1757. Sept.
Recht. S. 311.
toͤdlichen Fieber.
l’ Acad. des ſcienc. 1748. S. 138.
boeufs S. 10.
315. 316. 320. 321. 322. pechlin
Obſ. 2. L. 5. hofmann Med. ſy-
ſtem. S. 115. albertini Com-
ment. Acad. Bononi. T. I. S. 387.
deu S. 320.
II. S. 209. 210. 211. Es ſezzt die-
ſer vortrefliche Mann noch hinzu,
die Pulsſchlaͤge wuͤrden von der
Wirkſamkeit der Nerven gros, und
ſie verhielten ſich in der Kolik von
Poitiers eben ſo, wie im Schlage.
der vortrefliche Schreiber darum
nicht vor gros erklaͤren, weil der
Durchmeſſer des Zuſammenzie-
hens, in der Erweiterung nicht
viel groͤſſer wird. Elem. med. S.
373. da er aber dennoch an ſich
gros iſt, ſo glaube ich, daß man
ihm den Namen laſſen koͤnne.
klein nennt ihn Willhelm Cobur-
neof fea ſikneſſes. S. 16. weil
der Durchmeſſer wenig waͤchſt:
allein ich antworte eben das.
nen beſondern Pulsſchlag daraus
de diff. pulſ. L. III. c. 6. ſo wenig
als G. C. Schelhammer S. 51.
helin S. 10.
Vol. I. obſ. 2.
gibt G. C. Schelhammer S. 44.
45. an.
gleichmaͤßig. whytt on vit. mot.
S. 217.
Schelhammer nicht ſtatt finden
laſſen. S. 50.
5. 15. Nikolai vom Pulsſchlage
S. 51.
S. 63. da die Seiten der Aorte
faſt zu Knorpeln geworden waren,
ſchlug der Puls ſo nachdruͤkklich,
als eine Saite. vievſſenſ du coeur.
S. 107. 108.
Stempel beſchaffen, der zweimal
zudruͤkke, ſo daß eine einzige
Schlagadererweiterung von zwoen
Zuſammenziehungen des Herzens
erhalten worden. Recherches ſur
le pouls. S. 24. daß das Herz im
Herzklopfen zwei bis dreimal auf-
huͤpfe, indeſſen daß die Schlag-
ader nur ein eimiges mal klopfe,
war ſchon eine Erfarung, die Rio-
lan gemacht hatte.
Neigung zum Naſenbluten S. 64.
65.
Buche: de aetis efficacia.
rapport aux criſes. Paris 1756. 12.
Jch erfare, daß der beruͤmte Theo-
phil du Bordeu Autor davon iſt.
Seine Saͤzze ſind vom beruͤmten
Michel in den obſ. ſur le pouls
beſtaͤtigt. Paris 1758.
ſur le mouvement du ſang. exp.
69. 70. 82.
175.
S. 327.
ſauvageſ de pulſu. S. 13.
S. 58.
de ſecrer. n. 141. wenn ſie naͤmlich
an die Winkel der Aeſte, und die
Wurzeln der Aſtausſchuͤſſe (calca-
ria) anſchlagen.
leſ. Philoſ. Trans. n. 460.
vem. du ſang. Exp. 63. 64. u. f.
S. 235. des beruͤmten remi Diſ-
put. S. 37. 43.
f. 8. bis 13.
inſtauratio. med. S. 168.
S. 16. haleſ Haemaſtat. S. 96.
caluve Prop. II. boerhaave In-
ſtit. re. med. n. 220. u. f.
moire. S. 58.
Schlagader. Denn er lehrt, eine
Blutader halte, ohne zu zerber-
ſten, faſt einen 400 mal und groͤſ-
ſern Drukk aus, als ſie ſonſt in
geſundem Zuſtande erfaͤrt. S. 159.
V. obſ. 141.
T. V. f. 1.
S. 41.
48. 51. 52. 53. 57. Von der Ver-
ſtopfung lobb of fevers S. 247.
Schlagader zu einer offnen ver-
haͤlt, wie 283 zu 284. ſauvageſ
de inflammatio. S. 264. daß Schlag-
adern oberhalb dem Orte der Ent-
zuͤndung aufſchwellen, und weiter
werden, geſtehet eben derſelbe zu.
S. 281.
einem Froſche die Saͤfte auf den
verſtopften Theil der Gefaͤſſe mit
groſſer Gewalt losdringen. hof-
mann S. 9. 10. Jch habe aber nie
ſo was geſehen.
dicam. S. 78.
nach dem Verſuche des beruͤmten
Terrin, Schwenke S. 16. che-
ſelden Anat. of human body,
Ausg. 6. S. 203.
T. I. S. 185. ſenac T. II. S. 274.
nov. T. II. S. 404. 405.
II. S. 105.
93. 151. 155.
danken hat albin. Adnotat. L. II.
c. 10.
III. S. 111. 117. ſenac Tr. du coeur
T. I. S. 486.
Exp. 65. 93. S. 229.
ryſin. T. I. S. 2. T. II. f. 3.
22. 23. Schwenke S. 18. 19. hei-
ſter de arter. crural. vuln. curato.
n. 40. Colleg. Hanover. T. II. S.
800. Vergleichet damit Eſſays of
a Societ. at Edimb. T. II. S. 284.
gef. Ort.
Emert, als der Gehuͤlfe in deſſen
Arbeiten, der beruͤmte pariſot
Journ. oecon. 1756. Januar.
gleich das Blut in der Anaſtomo-
ſis nicht einen gegenſeitigen Weg
genommen, ſo iſt doch genung, daß
die ſtaͤrkre Saͤule, in einerlei Ka-
nale diejenige uͤberwaͤltigt hat,
welche ſchwaͤcher lief. Bei einer
Anaſtomoſirung der Blutadern,
habe ich dieſe Erſcheinung geſehen.
Exp. 132.
154. 154*. 155. 157. 171. 173. 175.
176. 178. 180. 182. 187. 190. Denn
ob man gleich dieſe Stroͤme wie-
der in einerlei Kanale, und nicht
in der Anaſtomoſirung |zweener
Kanaͤle geſehen hat, ſo ſehe ich
nicht, warum nicht die Aeſte der
leztern Art gleiche Beſchaffenheit
haben ſollen. Jch habe dieſes in
einer Anaſtomoſirung bei Blut-
adern geſehen. Exp. 132.
38.
morgan Princip. S. 187. ſauva-
geſ Memoires de Berlin. S. 55.
nen eilindriſchen Gefaͤſſe kein Waſ-
ſer herausfliſſe. ſtaehelin de pul-
ſu S. 4.
124. 125. 126. 128. 132. 138. 143.
per ad Bidloo append. tab. 3. Phi-
loſoph. Tranſ. n. 285. haleſ Hae-
maſtatiks S. 58. baker Microſco-
pe made eaſſy. S. 36. mvyſ de
fabrie. fibr. muſc. S. 303. mileſ
Philoſoph. Transact. n. 460. u. f.
Meine Verſuche wiederſprechen
auch nicht.
auch dieſes Blutadergefaͤſſe gewe-
ſen ſind.
Almageſt S. 226.
246. Vergl. damit leeuwenhoek
Experim. et contemplat. T. II. S.
15. 161.
J. von Gorter die Bildung der
im Blute nicht einheimiſchen
Stoffe, zu Kuͤgelchen, de perſpi-
rat. S. 42.
Memoi. Exp. 212. 222. Von der
Anziehung iſt bekannt, daß Gerin-
nungen allererſt entſtehen, wenn
das Herz ſchwach geworden. Exp.
6. 7. 155. u. f.
Orte. Sie verwandeln ſich in
Schwaͤmmchen. ſimſon. S. 114.
chen befand ſich keine Flieswaſſer-
gerinnung, dergleichen faſt nur
von der Verwundung eines Blut-
gefaͤſſes entſteht, wenn entweder
das helle Flieswaſſer auſſer die Ge-
faͤſſe tritt, Exp. 88. 153. 154. 155.
157. 163. 167. 170. 171. 176. 183.
189. oder nach der Ermattung des
Herzens in ſeinen Gefaͤſſen ſtokkt,
weil die Gefaͤſſe einen Einſchnitt
bekommen haben. Exp. 180. 183.
S. 98. beelſ de febr. ex ſolo pul-
ſu dignoſcenda Leid. 1747. An
einem ganz Alten Phil. Tranſ. 1706.
ſcienc. 1699.
haave Praelectio. Acad. T. II.
S. 262. hier ſtokkt das Blut zu
allererſt ſwammerdamm de re-
ſpirat. coroll.
Pfunde eines kluͤmpigen Blutes
in dem Schlagaderſakke in der
Kniekelnſchlagader. matani de
anevryſmat. S. 139. Jn den
Schlufwinkeln einer ruͤkkgaͤngigen
Schlagader, da ſich das Blut nicht
bewegt, iſt es allezeit geronnen.
Blutige Plaͤttchen in einem
Schlagaderſakke. Obſerv. of a So-
ciety at Lond. vol. I. S. 346.
1728.
deſſen Oeconom. natur. S. 39.
du ſang. Exp. 151. 155. u. f.
haaveT. I. S. 684.
venerea.
num S. 55.
4. Abſchn. §. 9. 6. Buch. 1. Abſchn.
§. 8.
zaͤhern Fluͤßigen groͤſſer, als in ei-
nem klaͤrern ſind. Franciſcus la-
mvre de ſecret. S. 28.
ſtaurat. medic. T. II. f. I. boer-
haave Inſtit. rei medic. n. 220.
Vorrede.
dre Jacob Keiltentam. IV. Der
beruͤmte bazzicaluve Prop. IV.
verheyen L. II. S. 172. C. Gott-
lieb lvdwig de terris muſ. Reg.
S. 294.
verheyen L. II.Walther S. 26.
berger de nat. human. S. 49.
fanton Anat. S. 344. mvſſchen-
broek Eſſays de phyſique n. 702.
Inſtit. phyſ. n. 763. mit dem Exem-
pel einer mit Waſſer erfuͤllten Ku-
gel, ſo viel es angeht, und mit an-
dren tuͤchtigen Gruͤnden.
reor. S. 324. ſghreiber Alma-
geſt. S. 273.
corps animes.
vem. du ſang. S. 235. Exp. 63.
64. u. ſ. w.
T. III. S. 146. 147.
Nov. woodward eaſes. S. 321.
Hiſtor. anim L. I. c. 7. ſein Be-
weis war, die rechte Seite ſei am
Menſchen waͤrmer.
de temperament. L. II. c. 3.
dinum. S. CCCLI. 6.
guin. S. 204.
de homine S. 5.
S. 22. Theodor chaanen. Plemp.
S. 155.
geheimes Feuer verborgen liege.
Ebenderſ. Phyſiolog. der neulich
herausgekommen n. CXCIV.
621. 622.
n. 54. u. f.
huvshouding. S. 297. von den
ſauern Theilchen, die mit dem
fluͤchtig oͤligen Salze ſtreiten.
rat. S. 8. Regnerus de graaf de
ſucco pancreatico S. 100. 101.
3. Ausgabe. Beide ſtammen aus
Silvii Schule her.
Nachfolger J. B. ſenac Tr. du
coeur S. 442.
brili S. 15.
Seele wohne im Blute. De anim.
brutor S. 9. De accenſ. ſanguin.
S. 78.
das Beiſpiel vom Herzen in der
Frucht an.
nom. S. 13.
des Herzens von der Bewegung
des Bluts inwendig erregt. Eſſ.
of a Soci. at Edimb. T. V. P. II.
S. 806. Unter den Urſachen der
Waͤrme. J. E. hebenſtreit de
calore, ut cauſa morb. et nov. va-
let. S. 45.
greſſivi ſanguinis. Er ſchreibt ſich
die Entdekkung zu, daß er den Ur-
ſprung der Waͤrme von der in-
nern Bewegung des Blutes, und
den Urſprung dieſer vom Fortruͤk-
ken entſtandnen Bewegung gefun-
den. Different. pulſ. celer. et freq.
s. 4.
ſcienc. 1709. S. 468.
n. 20.
ſchen Werke, von der Oekonomie.
S. 297.
L. III. c. 2. caſatvſ S. 48. ma-
ſcvlvſ de veſuv. incend. S. 169.
Philoſ. Trans. n. 296. Die Japa-
ner lieben keine Tauben, weil ihr
Miſt von ſelbſt Feuer fange. Hi-
ſtoire des Japonnis. S. 186.
fault es, und es faͤngt oft Feuer,
wenn es ſich erhizzt hat. colv-
mella. L. II. c. 19.
S. 52.
prop. 96.
ſangu. per fibras. S. 59.
mi. T. II. S. 289.
293.
S. 61.
of languid and unheeded local
motion. mvſſchenbroek Eſſays.
S. 480. 481. boerhaave Elem.
chem. T. I. S. 176. Selbſt im
luftleeren Raume erregt das Rei-
ben Waͤrme. boyle Phyſico-me-
chanical exper. touching the ſpe-
cies of air u. ſ. w. S. 44. Selbſt
in der Luft werden blos von einer
ſehr ſchnellen Bewegung Bleiku-
geln heis. Von einem heiſſen Ge-
wichte geſchmelzte Kugeln. Lucan.
n. 220. Georg. martine de ani-
mal. ſimilib. Prop. II. S. 146.
Thomas ſchwenke c. 4. Browne
langriſh Medical practice S. 60.
von der beigemiſchten Luft, ein
andrer Theil vom Reiben herkom-
me, indem das Blut von der
Grundlinie des Herzens zur Spiz-
ze hinab ſtroͤme, und wechſelweiſe
von der Spizze zum Grunde wie-
der zuruͤkk ſtiege, und ſolcherge-
ſtalt ſich an den Waͤnden des Her-
zens riebe. Phyſique des corps ani-
més. S. 46.
den feſten Theilen eines belebten
Koͤrpers, leitet die Waͤrme her
Joh. de gorter de perſpirat. c. 8.
Faſt eben dieſes iſt auch der Ge-
danke des beruͤmten Lorry. An-
gef. Ort. T. II. S. 256.
wechſelweiſe zwiſchen dem Feuer
und
S. 20. J, de gorter angef. Ort.
S. 67. mortimer angef. Ort.
ſchelhammer de febre S. 91.
ſtevenſon S. 821. Es hat keiner
von den Verfechtern der Gaͤrungs-
theorie auſſer Acht gelaſſen: in-
deſſen wird doch Waſſer ſelbſt vom
Reiben ein wenig warm. martine
angef. Ort. S. 153. ſenac angef.
Ort.
entſteht Waͤrme. ſchwenke S. 52,
haleſ S. 91. hoadley of reſpi-
rat. S. 63. lobe of fevers S. 10.
11.
275. ſhebreare T. I. S. 243. T.
II. S. 10.
248.
Ort. Chriſt. Bern. albin de igne
S. 13. ſenac T. II. S. 241. Ge-
riebnes Meel wird heis. nollet
Cours de phyſiq. exper. T. IV. S.
245. und geſchuͤttelte Milch. G. v.
ſwieten Comment. T. II. S. 291.
141.
282.
dovglaſ of heat. S. 136.
der oͤligen Theilchen. martine
S. 234. Die Waͤrme iſt wie die
Menge des Schwefels. perliz The-
or. calor. S. 4.
gig kalt ſchreiber Almageſt. S.
273. Man hat zwar Erzaͤlungen, da
todte Koͤrper auch 24 Stunden
nach dem Tode etwas warm ge-
blieben. Ephem. Nat. Curioſ. Dec.
II. ann. 4. obſ. 22. ich ſchreibe aber
die Urſache davon einem unvoll-
kommnen Tode, einigem Ueber-
reſte des Lebens, oder einem Zu-
falle zu, den die Urheber dieſer Be-
richte uͤberſehen haben.
reavmvr. T. V. S. 671. 672.
nal Brit. 1750. Avril. martine
S. 285. 286.
angef. Ort. S. 286.
ſibir. praef. S. LXXII.
Ort.
25, Waſſer vom 32 Grade. mar-
tine S. 351.
rere Relat S. 177. Auf der Hud-
ſonsbucht. Phil. Tranſ. n. 465. Jn
Tornea reaumvr Mem. de l’ Acad.
des ſcienc. 1734. S. 253.
Hollaͤnder Reiſen, die auf Spizz-
bergen uͤberwintert haben. Denn
blos die ſtarben am Scharbokke,
welche muͤßig und zartgewoͤhnt, in
ihrer Winterhuͤtte ein faules und
gemaͤchliches Leben den Arbeiten
vorzogen.
frieren; von da 62 oder 64 bis das
Blut ſeine 94 und 96 Grade er-
reicht.
102, im Bauche 103 Grade warm.
martine Eſſays. S. 317. Vergl.
damit das 5. Buch. 2. Abſch. §. 3.
itin, S. 45.
Buch. 2. Abſchn. §. 18. Bei der
groͤ-
oft ſchlagenden Pulſe. martine
de animal. ſimilib. S. 213.
perlitz Theor. calor. S. 4.
mal ein voller Pulsſchlag zugegen.
Schwenke S. 61.
S. 271.
ein Feler in die zu Leiden aufge-
legte Boerhaaviſchen Vorleſun-
gen mit eingeſchlichen: wenn dem
Blute der Kinder zween Grade
Waͤrme vorzuͤglich zugeeignet wer-
den. S. 37.
and diſcharges. S. 101. 102.
Puls auf 90 oder 92 faͤllt.
Schwenke S. 62. Wenn das Ther-
mometer, in der Hand gehalten,
auf 90 und 92 Grade herabſinkt,
ſo iſt der Pulsſchlag entweder lang-
ſam oder ſelten. ſchreiber Alma-
geſt. S. 272.
Werke. S. 278. Vergleichet von
ſtarken Ohnmachten den helmont
im blas human. n. 19.
ander Exempel woodward Eaſſes
S. 321.
de la mort Paris 1749.
n. 475.
November.
Man ſehe andre Beiſpiele nach.
S. 160. 275. 314. T. II. S. 86. 317.
373. 500. 502. 524.
turforſchend. Geſellſch. ambroſi-
vſ in NehringsPalingeneſia S.
75. Robert boyle of cold S. 232.
citeſ Opuſcul. S. 152. linn.
Oeconom. S. 39. Bruhier angef.
Ort. T. II. S. 126. 127.
Buch. 1. Abſchn. §. 43.
Maͤrzmonat.
tenſ Spizberg. Reiſe.
S. 61. Man fuͤlte keinen Puls-
ſchlag.
der Natter nicht um 13 mal, ſon-
dern in geringerm Verhaͤltniſſe
weniger warm, als im vierfuͤßigen
Thiere. 5. Buch.
Von den Fiſchen und Nattern.
gelchen entſteht Kaͤlte. Hales S.
113.
Quesnai, weil das rote Blut aus
der Wunde floͤſſe, und in den klei-
nen Gefaͤſſen duͤnnere Saͤfte zuruͤk-
ke blieben, welche von den groſſen
Gefaͤſſen aufgenommen, das Blut
waͤßriger und duͤnner machten.
innerhalb zween Tagen um vier
Grade kalt. martine Animal. ſi-
mil. S. 224.
die Geſchwindigkeit und den
Durchmeſſer, der beruͤmte mar-
tine de animal. ſimilib. S. 162.
164. Es iſt aber gar zu offenbar,
daß das Reiben in den kleinen Ge-
faͤſſen groͤſſer iſt. Vorige 2. §.
Verglichen mit dem Ende des 3.
Abſchnittes.
mat. S. 27. 28. ſuebreare Princ.
of practice S. 59. 60. 61. u. f.
den Sachſen durchs Zuſammenrei-
ben zweier harter Hoͤlzer zu wege
gebracht leibniz Miſcell. Berolin.
T. I. S. 98. Von den Amerika-
nern iſt es eine gar bekannte Sache.
elliſ Voy. to the Hudſonsbay. S.
234. Sie bedienen ſich des Holzes
Coilotrapali. browne Nat. hiſt. of
Jamaica S. 111.
unter dem Hammer heis, daß es
Schwefel anſtekkt. boyle de orig.
forma. et qualit. S. 72. nollet
T. IV. S. 237. ſo wie es vom Fei-
len bei ſchwaͤcherer Bewegung ge-
ſchicht. Boyle S. 74.
Zuſammenſchlagen des Stals auf
den Stein entſpringen dreierlei
Arten von Funken, kleine Truͤm-
mern vom Steine, Stuͤkkchen vom
Stale, und in Kugeln geſchmolz-
ner Stal. reaumvr Memoi 1736.
nollet Cours de phyſique expe-
rim. T. IV. S. 215. graveſande
n. 2573.
zones.
T. II. S. 422.
gen Meinung zum Behufe mit dem
beruͤmten Bartſch annehme,
menſchliche Saͤfte haͤtten eine ganz
andre Natur, als das Waſſer hat.
de calor. animal. S. 11.
ſionsgeſchichten, davon 84 heraus-
gekommen ſind, geleſen; es iſt mir
aber die Stelle aus dem Gedaͤcht-
niſſe entfallen.
geſteht, vornaͤmlich aus dieſem
Grunde, daß die Schnelligkeit des
Blutes nicht die einzige Urſache
zur Waͤrme ſey. Almag. S. 277.
was Nachlaſſung fortdaurenden
Fieber (continua). de haen T. II.
S. 158. bis 39. Reaumurſche Gra-
de in Wechſelfiebern. anonymvſ
de febr. intermitt. S. 36. Auf vier-
zig. ſauvageſ de inflammat. S.
238. naͤmlich 112 Farenheitſche
Grade.
2. Abſchn. §. 2.
wenn man bedenkt, daß in der Si-
beriſchen Kaͤlte das Blut, blos
mittelſt des Umlaufes, 214 Grade
der Hizze hervorbringen kann.
Vorhergeh. 10. §. Der beruͤmte
dovglaſ wendet ein, es muͤſſe eine
dreißigmal groͤſſere Hizze in der
Lunge erzeugt werden, weil der
Kreislauf in dieſem Eingeweide
um dreißigmal ſchneller geſchehe,
als in der Hand. S. 28. Doch es
liſſe ſich dieſe Schnelligkeit leicht
abfertigen.
ſchwizzte zwar bei dieſem 34 Re-
aumurſchen Grade le Monnier,
uͤbrigens war doch ſein Puls nicht
heftiger geworden, ſo, daß er alſo
nicht ſehr heis geweſen zu ſeyn
ſcheint. Mem. de l’ Acad. des ſci-
enc. 1747.
haen Rat. med. T. II. S. 163. 264.
und anonym. de febr. intermitt.
S. 26. Jn der Peſt iſt Hizze bei
einem kaum ſchnellern Pulſe. rvſ-
ſel Nat. hiſt. of Aleppo. S. 209.
230. Bei einem aufgeloͤſtem Blute.
ſtem Unflate und lederhafter Rin-
de. Ant. de haen T. III. S. 139.
einem Cachectiſchen, der an der
Spina ventoſa krank war, und bleich
ausſahe, und ſchwachen Puls hatte,
war dennoch die Hizze von 100 Gra-
den, de haen. T. III, S. 140.
A. de haen T. III. S. 140. Da
kaum 3 bis 4 malen in einer Mi-
nute die Pulsſchlaͤge geſchahen.
intermittentibus S. 21.
ration of heat in animals S. 47.
48. 136. u. f.
dieſes Werkes.
19. 38.
50. 51. 91. u. f.
electricit. curata.
Mann, er truͤge neue und noch von
keinem beruͤrte Dinge vor S. 130.
daß bei 192 Pulsſchlaͤgen die Waͤr-
me im Menſchen, wie die des ſie-
denden Waſſers ſeyn muͤſſe. wai-
newrigth S. 43. 72.
483. Die Luft iſt um 94, Ouek-
ſilber 120, Waſſer um 150 Grade
warm.
100 Grade, mit einer lederhaften
Blutrinde. de haen T. III. S.
144.
bers war die Waͤrme 98. 100. 164
Grade gros. T. II. S. 163.
war die Waͤrme 96, an der Hand-
wurzel 73 Grade. de haen. T. III.
S. 144.
eclorre les oiſeaux domeſtiques.
T. II. S. 44.
Shebreare S. 57. Auch ſtehend
Waſſer wird faul, fliſſendes iſt von
dieſem Feler frei.
T. II. S. 186.
Es werden naͤmlich, wenn die Haut-
ausduͤnſtung gehemmt worden, die
thieriſchen Saͤfte verdorben.
ment. boerhaav. uͤber T. I. cap.
de ventricul. act.
441. Neumann nach der Zim-
merm. Ausgabe.
verwandelt ſich die kuglige Figur,
die unſern Saͤften gemein iſt, in
eine Spizze, nach der Meinung des
Joh. v. Gorter.Chirurg. repurg.
S. 18.
dieſe Weiſe bilden ſich die Meer-
baͤlle. lanciſ. angef. Ort. S. 25.
(Die Wellen ballen ſie aus den
Faſern des Seeſchilfs zuſammen,
und werfen ſie ans Geſtade).
nach.
vement du ſang. Exp. 102.
T. III. S. 42.
fern die Erfarung des Anton
Maitrejean richtig iſt. de le for-
mat. du poulet. S. 53. Nach un-
ſern Verſuchen, findet ſich die
Roͤthe, ob ſolche gleich nicht durch-
gaͤngig herrſchend wird, doch mit
der funfzigſten Stunde in dem
Huͤnchen ein. Memoi. ſur la. for-
mati. du poulet T. II. S. 206.
Berlin. T. VII. S. 14.
n. 220.
103.
nollet T. I. S. 123. u. f.
S. 244.
70.
chelotti im Briefe an den Fonten.
Fontenell. S. XV.
S. 49. Memoir. ſur la formati.
du poulet. T. II. S. 37.
ſtit. Med. n. 200. an. Abrah.
Kaauw boerhaave de perſpira-
tione. n. 464.
mayow Tr. II. de reſpirati. Mala-
chias thrvſton Diatrib. de reſpi-
rati.
465. helvetivſ Eclairciſſim.
R. boyle de occult. aer. qualit.
fracaſſati Apparat. ad hiſtor. ſan-
guin. S. 216. 12. Philoſ. Trans.
n. 27. Helvetius angef. Ort. S.
53. Memoi. de l’ Academ. des ſci-
enc. 1718. S. 233. michelotti
epiſtola S. XIX.Schwenke S.
115. 116.
lambrecht Obſerv. anat. S. 29.
104. henkel Flora ſaturniz. S.
238.
u. f.
cher ſagt, daß kein andrer Grund
dazu ſey. Philoſ. Tranſ. n. 106.
boerhaave Inſtit. re. medic. n. 221.
ſchwenke. michelotti. epiſt. S.
XIIX. und andre.
driſ, michelotti S. XX. boyle
Hiſt. ſanguin. S. 10. 12.
S. 10. A. de heyde Obſ. 87.
malpigh. Poſthum. S. 19. 41.
papa de humor. c. 1. 9. bohn.
Circul. anat. S. 170. boyle S. 12.
pigh angef. Ort. Bohn angef.
Ort. Sandris S. 102.
vetius angef. Ort.
pirch T. II. S. 274. michelotti
und helvetivſ Hiſt. de l’ Aca-
dem. 1718. S. 26. haleſ Haema-
ſtatiks S. 105.
bohn de influxu aeris. S. 438.
XXVIII. Vergleicht damit vom
Blute der Leber ſenac. T. II.
S. 90.
dend. S. 110.
10. Er ſagt noch, die Roͤthe dringe
nach dreien Tagen bis zur Mitte
durch.
τόσϰοπ S. 6. rega beim Schwen-
ke S. 116.
S. 87.
l’ Acad. des ſcienc. 1718. S. 233.
Schwenke. der untere Theil ſey
nicht immer weicher, ſagt Miche-
lotti S. XIIX. Da die Urſchrift
dieſes Werkes bereits abgedruͤkkt
war, las ich die Verſuche des be-
ruͤmten Cigna wieder unſere Mei-
nung in den Miſcell. Taurin. S.
68. 72. Jn der That heben dieſe
faſt alle die unſrigen auf. Erſtlich
zeigt dieſer beruͤmte Mann, das
Blut werde nicht im geringſten
von
humanum applicata.Krügers
Phiſiologie n. 92.
hiſtori. ſanguin. S. 73. loeſcher
Anthropolog. experiment. S. 10.
boerhaave Element. Chem. T. II.
prop. 91. arbvthnot angef. Ort.
S. 77. doorſchooten de lacte
S. 19. knight Vindic. S. 62.
Keſſel angef. Ort.
S. 64. Es wird die Tinktur der
Kochenille oder Rochelle von ei-
nem alkaliſchen Harne erhoͤht.
rvtty Synopſ S. 405.
of humours. S. 51.
ken der untern Schichten ſchwarz.
Ferner, daß die Luft wenigſtens
einige Kraft in der Verſtaͤrkung
der Roͤthe aͤuſſere, ſcheint daraus
zu erhellen, daß die oberſte Platte,
wenn man die naͤchſte fortſchaft,
die nicht ſo rot war, nunmehr ei-
nen Purpurglanz bekoͤmmt, und
daß ſo ferne jede Blutſchicht nach
der Ordnung rot wird, ſo wie ſie
die Luft beruͤrt. Doch iſt dieſes
nicht von einem dunkeln Blute
wahr, welches auch in einem Luft-
leeren Raume bleibt, ſondern nur
von der Scharlachfarbe des Blu-
tes. Daß das Blut in Moren
ſchwarz ſey, glaube ich nun aller-
erſt dem Berichte eines vortrefli-
chen Mekels.Memoir de l’ Aca-
dem. de Berlin 1757.
T. I. P. III. S. 409. 410.
vem. du ſang. Exp. 14.
5. Buch 1. Abſchn. §. 7.
kanals, devſing de functione mi-
crocoſm. Diſſ. 7.
Petropolit. T. I. S. 269.
waſſer haͤufig vor. peyer obſ. 13.
pechlin Obſ. 60. L. I. S. 145. Syl-
vius de le boe Diſſ. VIII. n. 7. du-
vernoy angef. Ort. Sehr oft wird
der ins Zellgewebe ergoſſene Gal-
lert rot, und ich werde durch dieſes
Argument verſichert, daß Flieswaſ-
ſer nicht blos von der Beimiſchung
des Bluts ſeine Rothe herhabe.
ſind. 5. Buch. 2. Abſchn. §. 8. 5.
Buch. 2. Abſchn. §. 14.
ches Exempel von einer bleichen
und aufgedunſteten Jungfer, bei
der Eiſen, Farbe und Munterkeit
wieder ergaͤnzte.
rinnen, die bleich geworden, durch
Leibesbewegungen und den Ge-
brauch der Gewuͤrze und andrer
tuͤchtiger Mittel, ihre gehoͤrige
Roͤthe wieder, und ſo haben an-
dre ſchleimbluͤtige (cachectiſche)
Frauensperſonen von der Kraft,
der aus Kreſſe bereiteten Arzenei-
en, eine gleichmaͤßige Huͤlfe, in ei-
ner angenemen Aufheiterung ihrer
Geſichtsfarbe, erfaren. Schwenke
S. 94. mieg de plant. naſturcin.
S. 42.
Tranſ. n. 117.
per. upon brutes.
n. 200. 204.
S. 223. 487.
der Molke, wie 567 und 568 zu
569. tabor Exercit. S. 64.
T. I. S. 346. Eine bloſſe Erſchuͤt-
terung verdichtet ſchon ein aus den
Gefaͤſſen getretnes Blut.
kleinſten Gefaͤſſen getrennt und
verdorben wuͤrde, ſchrieb B. hoad-
vey en reſpirati. S. 61.
maſtat. S. 43. Der Harn hat eine
viermal ſtaͤrkre Kraft ſich anzu-
haͤngen, als Waſſer.
Ebendaſelbſt.
S. 8.
ſur le mouvem. du ſang. Exp. 59.
62. 63. 68.
und Exp. 119. 120. 122. 125. 126.
127. 128. 132. 138. 143. 145.
122. 124. 125. 126. 127. 128. 132.
138. 143. 144.
Exp. 121. und Prem. Mem. S. 82.
etwas ſchneller Exp. 138.
128. 134. 136. Gleichgeſchwinde.
Exp. 115. 120. 121. 124.
Geſchwinde hatte er es geſehen.
Contin. arcan. natur. S. 131. u. f.
Memo. S. 86. malpighi Poſthum.
S. 92.
pigh. Poſthum. S. 92. und Petr.
v. mvſſcmenbroek Eſſays de phy-
ſique S. 392.
einfaͤltiger Verſuch. Naͤmlich in
der Ohnmacht, oder wenn das
Herze ſtille ſteht, hoͤrt auch das
Blut auf aus einer geoͤffenten
Blutader zu laufen. G. wattſ de
revulſione S. 21.
Uffenbachs Reiſen. T. III. S. 350.
130. 132. ferner Ant. de heyde
exp. 6. George Adams angef. Ort.
S. 45. J. Alph. borelli de motu
animali L. II. prop 31. Der beruͤm-
te Delius in den Fraͤnkiſchen An-
merkungen. T. I. S. 21.
cond memoi. exp. 175.
ſolides, et des fluides. S. 54.
Vergl. das 2. Buch.
ſenſibl. et irrit S. 176. Denn ob ſie
gleich von ſauren Giften zuſam-
mengeſchnuͤrt werden, ſo ſind doch
dieſe Verſuche auf die Erſcheinun-
gen an belebten Koͤrpern uͤbel an-
gewandt.
die Verſuche 156 und 192 ziehen,
wiewol ich nicht mit zierlichen
Worten hinzugeſezzt habe, daß ſich
die Rizze nicht vergroͤſſert habe.
vem. du ſang. Exp. 120. 132. 136.
225.
nis per venas mechanico.
111. 112. u. f.
S. 112.
mathem. S. 485. J. de gorter de
perſpirati. c. 8.
verglichen mit morgan Mechan,
princip. S. 78. Propoſ. 6. bvtler
de venaeſectio. S. 11. Schwenke
S. 29.
damit die Erſcheinung in den phi-
loſ. Tranſ. n. 460.
Hallens Geſchichte der Thiere
S. 86. vom Dachſen. harvei
beim birch. T. IV. S. 537.
Inſtitut. T. III. S. 497.
von der guͤldnen Ader. S. 110.
ſtitut. T. III. S. 498. und in die-
ſem Werke 1. Buch.
ann. 2. obſ. 154.
459.
du ſang. Exp. 137. 145.
ſcharges. S. 101. 102. 104. wobei
er eben den Grund angibt.
kleiner, als in der wilden, von
BuffonHiſtoire naturelle T. II.
S. 29. Hieher rechne ich das Ver-
ſchwinden der Blutadern am Arme,
welche durchs Elektriſiren wieder
hergeſtellt worden, da der Umfang
des Gliedes groͤſſer ward. deſhaiſ
de hemipleg.
153. 154*. 154. 155. u. ſ. f. Ant. de
heide de ſangu. miſſ. S. 2.
angef. Ort.
167. 170. 177. 178. remvſ S. 61.
193.
151. 155.
181. 182. 183. 184. 186. 187. 189. 191.
193.
184. 186. 187. 189. 191. 193.
vement du ſang. Sect. V.
moi. S. 300. u. f.
unbelebten Roͤhren geſchehe, da-
von leſe man den helſham. Lect.
S. 229.
Streitſchrift. ſenac Eſſay de phyſ.
S. 529. Ausgabe von 1735.
ches Bellin wohl wuſte de ſangu.
miſſi. prop. V. qveſnai de la ſaig-
née S. 15.
pouler T. II. S. 118.
S. 266. Er lobt ebenfalls derglei-
chen Aderlaſſen, da man 2 bis 3
Pfunde ploͤzlich weglaͤſt.
T. II. S. 204. 205.
ritable. Exp. 476. 478. 481. 492.
Savans etrangers preſentés a
l’ Academie. T. I.
ſie ſich mit befinden. T. II.
unterm 10. December 1751. mit
dem von Reaumur, unterm 26.
Januar. 1752.
ca motum cerebri, cerebelli, durae
matris et venarum in vivis ani-
malibus inſtituta. Gotting. 1752.
Acad. handlingar. 1753. Trimeſtr.
I. u. II.
ſuche.
die uͤbrigen.
den unter dem 26. Januar 1752.
und er antwortete darauf den 9.
Aug. 1752.
wendig, weil das Werkchen des
beruͤmten Lamur, welches in die
Commentarien von 1749 einge-
ruͤkkt worden, laͤngſt vor meinen
erſt 1752 herausgegebnen Verſu-
chen geſchrieben und eingeſandt
zu ſeyn ſcheinen konnte. Ein bil-
liger Richter haͤtte den vom La-
mur unterzeichneten 12. Auguſt
1752 leſen koͤnnen, wie viele Rich-
ter ſind nicht aber, welche nur gar
zu gern Urſachen zum Verurteilen
zu finden wuͤnſchen.
des beruͤmten Sauvages unter-
zeichnet den 1. Maͤrzmonats 1752.
Lyon 1756. 8.
des Zwerchfells und des rechten
Herzohres hinzugefuͤgt.
die Blutadern des Armes.
ligt ohne Grund den Puls der Si-
nuſſe im Gehirne S. 547. Unrecht
iſt es, daß die Droſſeladern, wenn
man ſie binde, ein Thier einſchlaͤ-
fern S. 543. 544. Es iſt kein
Plazz zwiſchen den zwoen Gehirn-
haͤuten, und es laͤſt ſich ſchwerlich
die Kraft des Atemholens am Ge-
hirne erweislich machen, wofern
man nicht die harte Haut von der
Hirnſchale losdruͤkkt: ſiehe auch
die Erinnerungen Cardans S.
291.
Schlichting angef. Ort. S. 116.
Second memoi. ſur les parti. ſen-
ſib. et irritables. Exp. 73. 79. 80.
82. 83. 87. 88. 89. walſdorf Exp.
5. 6. 7. 9. 10. 11. 13. 16. 17.
79. 80. 82. 86. 87. 88. 89. 92. 101.
walſdorf Exp. 1. 2. 5. 6. 10. 17.
caldan S. 288. toſetti Lett. II.
Obſ. 2. 3. lamvre S. 542.
dorf. Exp. 5. 6. 7. 8. 9. 12. 13. 14.
15. ſproegel Exp. 32.
86. 87. 88. 89. 92. caldan angef.
Ort. Walsdorf S. 2. 3. 4.
WalsdorfExp. 4. 5. und Franc.
lamvre S. 565.
gef. Ort. Toſetti angef. Ort. La-
mure angef. Ort.
dorf Exp. 13.
walſdorf Exp. 3. S. 51. Exp. 6.
S. 52. und S. 54. Lamure S.
553.
108. 111. 116. walſdorf Exp. 8.
S. 11. 12. 13. Lamure S. 553.
ſproegel Exp. 53.
emett. L. II. S. 15. walſdorf.
u. f.
blutadern hinzu Lamure S. 553.
An dieſen habe ichs nicht geſehen.
et irritabl. T. IV. Exp. 5.
11. 13.
85. 86. 91. fuͤrs Gehirn, ferner
exp. 96.
mann ſie von den meinigen trennt,
ſind ſchwer zu zaͤlen, doch aber ſind
ihrer auch nicht wenige.
reſpirati difficili.
T. IV. S. 69.
Zuſammenziehn an der Droſſel-
ader, die das Blut gegen das Herz
trieb. de vita. S. 16.
de irritabil. S. 20.
1756. Sect. III. obſ. 1.
S. 173. 176. kaauw Perſpir. n.
160.
ſenſibl. et irritabl. Exp. 78.
T. III. S. 266.
ti. ſenſibl. et irritabl. Exp. 113. 114.
115. Memoire ſur la reſpiration.
Exp. 53. 56. 57. 59. 60. 61. 62,
Samml. meiner Diſſert. T. I.
114. 115.
ti. ſenſibl. et irritabl. exp. 118. 119.
120. 121. 122. 124. 25. 126. 127. 128.
vement du ſang. S. 359.
182.
S. 14.
vement du ſang. Exp. 113. 114.
6. Buch. 3. Abſchn. §. 3.
der gegen einander ſtreitenden
Blutſtroͤme. Exp. 137.
im Anaſtomoſirungsafte. Verglei-
chet damit A. de heyde obſ. 85.
261.
phyſique S. 392. Inſtit. phyſic.
S. 326. Aus der Urſache fele den
Blutadern der Pulsſchlag. Wilh.
cole. de ſecret. S. 107.
145.
Obſ. of a Societ. at Edimb. S. 413.
414.
ſtor. peyer de ovari. hydrop.
pulſu S. 27. Theor. tumor. S. 14.
matani de anevryſm. S. 110.
darunter beide den Kramf beſchul-
digen.
Blutadern an boerhaave Prax.
medic. T. I. S. 98.
S. 51.
ner.
vement du ſang. Exp. 204. 206.
208. 212. 218. 222. 3. Buch.
ader. S. 85.
zenden Perſonen.
1. Abſchn. §. 33. Von den Muskeln.
6. Buch. 1. Abſchn. §. 41.
S. 233. der alten und neuen Auf-
lage. T. III. S. 415. 416.
579.
Paragraphe folgende Maas an-
nimmt.
u. f. Nicolai vom Pulsſchlage.
Diſſ. S. 49.
vem. du ſang. Exp. 124. verglichen
mit exp. 128.
nachdem die felerhafte Zalen ver-
beſſert worden.
nem unvernuͤnftigen Thiere: doch
er macht die obere Holader zu gros,
und groͤſſer, als die Aorte, da ſie
doch kleiner iſt.
S. 88.
leztern Auflage ſeiner Anatomien.
Exercit. I. S. 773.
Wenigſtens folgt dieſes aus den
Rechnungen ſo.
anat. S. 846.
ſtimmt damit uͤberein morgagni
Adverſ. anat. V. S. 28.
S. 25.
T. II. S. 306.
Berlin 1755. S. 49.
cond Memoir. exp. 62. 65. 68. 69.
71. 72. 73. 81. 82. 90. 93. von den
Blutadern exp. 119. 122. 123. 125.
128. 129. 130. 137.
8. 14.
vement du ſang. Exp. 129. 133.
138. 139.
122. 124. 125. 129. 132. 154*. 155.
159. 160. 163. 170. 173. 177. 178.
183. 192. 204. 233.
u. f.
150. 151. 152. 153. 154. 154*. 155. 156.
157. 158. 164. 166. 167. 169. 171.
174. 177. 178. 180. 183. 184. 188.
190. 192. |193. 198. 204. 205. 206.
208. 210. 211. 218. 220. 223. 224.
225. 226. 229. 230. 231. 232. 234.
leeuwenhoek Anat. et contempl.
S. 208.
155. 156. 166. 174. 177. 129. 185.
209. 226. 229.
199. 213. 234.
142. 143. 146. 154. 192. 218. 221.
222. 223. 224. 225. 226. 227. 233. 234.
Vergl. S. 90. 91. und Ant. v.
leeuwenhoek Contin. arcan. nat.
S. 116. malpighi Poſthum. S.
92. haleſ Haemaſtat. an der
Miesmuſchel.
im 8. Buche geredet werden.
la ſaignée. Neue Auflage S. 587.
207. 209. 210. 216. 218. 220. 221.
222. 223. 224. 225. 226. 227. 228.
229. 230. 232. 233. 234. 235.
225. 226. 229.
reſpirati. S. 106.
210. 216. 218. 220. 221. 225. 226.
228. 229. 231. 274.
228. 229. Ferner exp. 197. 215. 218.
212. 224. 223. 132. 234.
218. 220. 223. 225. 226. 227. 228.
229. 230. 232. 233. 234. 235. Jn
einem todten Koͤrper bewegt ſich
das Blut durch die Blutadern in
die groſſen Gefaͤſſe. pechlin de
purganti. S. 484.
221. 222. 223. 224. 225. 226. 229.
232. 234.
229. 234.
J. G. berger de natur. human.
S. 72. R. Jakſon de venaeſect.
S. 9.
Berlin. T. XI. S. 50.
Boißier zu, es verhalte ſich der
Seitendrukk in gleichweiten Ge-
faͤſſen, wie die Halbmeſſer. Angef.
Ort. S. 50. Wir haben aber oben
vorherg. §. 13. gezeigt, daß alle
Blutadern gleichweit ſind. Der
Bruſtkanal iſt cilindriſch und
ſchwillt auf. monroo de hydrope.
S. 17. 18. Und der verſtopfte Harn-
gang. henrici de abſceſſ. meſenter.
joneſ de mot. muſcul.
maleſ S. 165. ſauvageſ de l’in-
flammati. n. 15.
choix des ſaignées. L. V. Eſſavs
de phyſique. Ausg. von 1735. S.
522. hamberger de venaeſectio.
n. 43.
irrit. et ſenſibl. S. 53.
kalbe beim Valentin.
T. I. S. 340.
dert werde. G. cole de ſecret. S.
107. Es wird vom vortrefl. Senac
wiederlegt, am angef. Orte. T. II.
S. 201. 202.
6. J. Dan. ſchlichting Memoir.
preſentés. S. 121.
Curioſ. Tom. I. Obſ. 36.
25. 26. kaauw Impet. facient. S.
183.
160. le clerc an pulſationis de-
fectus ab aequabilitare ſanguinis.
Paris 1745.
Vom Seufzen ward der Puls bis
in den aͤuſſerſten Fingernaͤgeln war-
genommen. henſhaw Aerochal.
S. 79.
Buch. 1. Abſchn. §. 40.
290.
dem. 1704. S. 218.
141. voriger Ausg. vom 1728.
dem. 1732. S. 432. 433.
card Chir. S. 431.
techizant. welche ich im I. Tome
meiner Sammlung von neuem
umdrukken laſſen.
wenn ſie nicht, da ſie an ſich wei-
cher ſind, das Blut weniger ver-
aͤndern.
genden erweislich machen.
haav. T. II. S. 411.
ſtatiks. Es iſt dieſes eine| Anmer-
kung, die ſich von dieſem beruͤm-
ten Manne herſchreibt.
mit einem Glaſe auffaͤngt, ſo fliſ-
ſet ſelbige in ein maͤßig geſalznes
Waſſer zuſammen. boerhaave de
fabric. glandul. T. III. S. 540.
chirurg. T. I. S. 105.
S. 101. Quesnai angef. Ort.
Petropolit. v. XIV. S. 209.
davor, wegen der beigemiſchten
Luft, denn ſonſt ſchikkte es ſich beſ-
ſer fuͤr ihn, ſchwerer zu ſeyn, da
derſelbe mehr Erde enthaͤlt.
haave de fabric. glandul. S. 10.
qveſnai Oecon. anim. T. II. S. 347.
T. I. am Ende.
I. S. 308.
ſtian Adam Gorn, den der Titel
zum Verfaſſer macht, in der Diſ-
ſert. de pituita. Lipſi. 1718. und im
7. Tom. meiner Sammlung c. II.
n. 18.
263. auch im kupferhaltigen mine-
raliſchen Waſſer S. 291. ich ver-
ſtehe es naͤmlich vom Auswurfe
aus der Bruſt, oder dem Schleime
im Halſe, ob dieſer beruͤmte Mann
gleich den Speichel nennt. Eiſen-
vitriol bringt den Speichel nicht
zum Gerinnen. S. 239. Vitrioli-
ſches Waſſer noch weniger. Eben-
derſ. S. 268.
ihn auch zum Gerinnen. Rutty
S. 406.
Exp. 7. viel pinelli de podagra.
S. 215.
nelli von dieſem Salze, aber nur
wenig angemerkt.
Flieswaſſerſaͤften wird, wenn der
Salzteil davon geſchieden worden,
Schleim, qveſnai Fievr. contin.
T. II. S. 9.
angef. Ort.
haave angef. Ort. S. 9. u. f. doch
mus man den an manchen Stellen
beigemiſchten Talg (ſebum) nicht
mit dahin ziehen.
im 12 Buche mehr geſagt werden.
Jndeſſen beſiehe die Comment. ad
boerh. Praelectio. T. III. S. 547.
monroo de ſemine et teſtib. S. 57.
der Saame iſt in den Fiſchen ſehr
zaͤhe. Monroo ebendaſ. Es ge-
rinnet derſelbe nicht vom Wein-
geiſte, wenigſtens der nicht, den
man aus todten Koͤrpern und aus
den Saamenblaͤschen hernimmt.
mud. S. 22.
malpighi de pullo incub. S. 12.
vom reifern Eiweiſſe.
de motu cord. S. 27. 28. der der
Luft am naͤchſten gelegene Theil
wird nicht hart, und es vermert
ſich dieſes Stuͤkke taͤglich.
ſuchen zu Faͤden und Flokken ge-
worden, wie das Flieswaſſer pflegt.
in der innern Fruchthaut (amnion)
nicht aber in der mittleren (allan-
tois). barbatvſ de ſero ſanguin.
S. 137. bellinvſ de motu cord.
S. 34. Piſtori Ausg.
Abſchn.
323.
521. brvnner de duoden. S. 54.
pertinent.
nov. diſcourſe IV. S. 189. 200.
205.
Curioſ. Vol. VIII. obſ. 27.
os. T. II. S. 360.
Kniegelenkes. Schlichting angef.
Ort.
S. 217. 218. duverney. teich-
meyer Patholog. S. 284. Acad.
Scient. Bononi. Comment. T. I.
S. 148. Dale ingram of the gout.
S. 46.
convſ angef. Ort. Doch er ſchreibt
in den Comment. Bononi. daß es
gerinne.
of the hones. S. 57. lezte Ausg.
duverney Tr. des maladies des
os. S. 358. pitſchel de axungia
articulor. S. 27.
L. I. c. 22. 25.
S. 359.
de artic. et lig. ped.
ferner durch dasjenige beſtaͤtigen,
welches wir ans einem Schreiben
des vortreflichen Mekels, und des
Alexanders Monroo, in den Zu-
ſaͤzzen zu dieſem Werke erzaͤlet
haben.
Nabel, in der Naſe, den Schaam-
teilen, iſt dieſes war. boerhaave
de fabric. glandul. S. 8. 11. 12.
S. 8.
1728. S. 409.
ſtoir. des anim. T. III. P. I. S.
144.
S. 441. ſarrazin in den Mem. de
l’ Acad.
tet J. Adri. helvetivſ Oeconom.
anim. S. 156. rvrghart de ſecr.
flvrant Splanchnolog. S. 324.
hoore u. f.
anim. I. n. 10. 36. II. n. 49. u. f.
berichtet malpighi de omento S.
135. und ruyſch Adverſ. II. S. 28.
Schwenke angef. Ort. S. 73.
289. 290. u. ſ. f.
oeconomy. S. 437. 438. rvſſel
Oeconom. nat.
Abfuͤrungen der Ausduͤnſtung und
des Schweiſſes wechſeln mit ein-
ander ab. bouvart in theſ. 1737.
Ein Durchlauf mindert die Aus-
duͤnſtung. robinſon Diſcharg. S.
80.
Waſſerfucht von zuruͤkkgetriebner
Ausduͤnſtung. hvgheſ Hiſt. nat.
S. 35.
Edimb. T. V. S. 895.
vir a l’ hiſtoire des inſectes. T. II.
S. 54.
1726.
ein harter Leib, wenig Harn, und
es gehen alle Abſonderungen ſpar-
ſamer vor ſich. grainger de phtya-
tiſm. S. 17.
70.
prat. S. 5.
vol. VIII. obſ. 8. la mettrie Oper.
pract. S. 24. J. D. ſchlichting
Siphil. Mnemoſm. critic. S. 246.
S. 10.
156.
Vergleicht damit 84.
tharidum uſu S. 171. 172.
der Vened. Samml.
nes. human. ſpec. S. 26.
acut. L. II. c. 10.
horſtivſ Hiſt. med. S. 508.
ſamt. Werke. T. III. S. 338.
146. Audere Exempel von dieſem
Schlage ſind in Thümmigs Er-
klaͤrung 3. Theil. C. Stalpart van
der wiel Centur. I. obſ. 51. ma-
rangoni Hiſt. de l’ Acad. Roy
des ſcienc. 1715. obſ. 3.
Upſali. 1737.
obſ. 105.
III. S. 315.
Februar.
199. 200.
maave angef. Ort. S. 316.
ann. 10. obſ. 73.
148.
driaco. S. 157.
Ausg.
(rachitis).
III. S. 229. Mandeloͤl ward durch
den Harn fortgelaſſen. michel
Obſ. ſur le pouls. S. 61.
tom. et de pratique S. 321.
ſecretio.
der Gelbenſucht. valcarenghi
Medic. ration. S. 241.
Centur. II. obſ. 38.
anat. pathol. S. 162. ſmellie mid-
wifry. S. 420.
des ſcien. 1746. S. 161.
n. 28.
enſ. am Ende.
obſ. 38.
enfans. T. I. S. 380.
boerhaave T. III. S. 540.
Ruyſchens und Albins.
S. 208. 209.
Jn dieſem Werke das 1. Buch.
L. II.
medendi. L. XIV.
de cataracta Francofurtenſi. S. 52.
ne Schuͤler, Nicolaus Stenonis,
der Sohn, de glandulis oris. n. 9.
de glandulis et muſcul. S. 32.
Regnerus de graaf de pancreate
S. 50.
Loßius Leim genannt, weil es ſich
von auſſen an die Gefaͤſſe anhaͤngt,
und ein Theil vom Blutleime ſey
de glandul. n. 9. 13. 31. Fuͤr Gefaͤß-
chen der kleinern Arten hat es
Boſchettus beſchrieben, de ſaliva-
tio. S. 16. Faſern nannte ſie Grew
in der Coſmolog ſacr. S. 20.
S. 6.
tal inquiry. S. 210.
not. d. Es uͤbertrift die untere
Schlagader des Luftroͤhrenkopfes
die Schluͤſſel-und Wirbelader in
Kindern, oder ſie iſt ihnen doch
gleich. Doch es iſt auch die Druͤſe,
fuͤr die ſie ſorgen mus, an Kindern
ſehr gros. 9. Buch. 1. Abſchn.
ſind. liſter de humorib c. 20.
haave Praelect. Acad. T. VII. S.
396. Theophil. de bordeu Re-
cherches ſur les glandes. S. 152.
Franciſ. lamvre S. 23. welcher
ſagt, es gingen mehr als dreimal
mehr zur Ohrendruͤſe, als zur Niere
S. 24. Carol. malouin des corps
ſolides et fluides S. 63.
ti. ſenſibl. et irritabl. S. 59. Jch
habe zwar keine Verſuche erzaͤlt,
doch wenn man ſie gleich mit dem
Meſſer beruͤrt, und reizt, ſo ziehen
ſie ſich nicht in die Enge zuſam-
men, und erſt jezzt ſehe ich, daß
der beruͤmte Andreä, Kraft ſeiner
Verſuche, uͤberhaupt den Druͤſen
die Reizbarkeit abſpricht. de irri-
tabilit. S. 16.
S. 10. des liqueurs. S. 129. u. f.
vages in den Memoi, de l’ Acad.
de Berlin 1755. S. 43.
wintringham angef. Ort. S. 210.
Exercit. 55. S. 186.
boerhaav. T. III. S. 216. Anmerk.
ff. gg. hh. ii.
61. am Menſchen und der Kazze
winſlow Expoſit. anatom. T. IV.
S. 285. 286. 287.
63.
S. 6.
Comment. ad Praelect. boerh. T.
III. S. 134.
boerhaav. T. II. S. 464.
c. 9.
diuturn. L. II. c. 3.
ſcienc. 1744.
und vormals malpigh de glandul.
conglobat. S. 6. de renibus. c. 3.
Poſthum. S. 34. Winslow an-
gef. Ort. n. 410. ruyſch de fabri-
ca glandular. S. 75. Theſ. anat. II.
aſſ. 6. n. 1. Theſ. I. aſſ. 2. n. 1. Theſ.
III. n. 41. morgagn Adverſ. anat.
III. S. 71. Weiſſe Koͤrnchen nennt
ſie Terrein angef. Ort.
Worte, und beſchreibt dieſe Kern-
chen mit Zierlichkeit, und weit-
leuftig. malpigh. ſagte eben das
de liene c. 5. S. 111. Poſthum. S.
42. peyer Obſerv. anat. 12. Ste-
phan lorenzini de torpedine S.
35. Engl. Ausg. Frider. ruyſch
beim boerhaave de fabric. glan-
dul. angef. Ort. pozzi Commerc.
epiſtol. S. 61. Man ſchlage noch
andre Schriftſteller nach, welche
angefuͤrt ſind, in den Comment.
ad Praelecti. boerhaave. T. III.
S. 46. 47.
Centur. Obſ. med. chir. n. 51. Muſ.
varior. repoſ. 4. n. 15. malpighi
de hepate S. 61. de glandul. con-
glob. S. 6. bianchi Hiſt. hepat.
S. 1160. wepfer Dub. anat. S.
98. bierwirth de fabr. hepat. S.
70. Er vergleicht ſie mit einem
Ringe, der aus einem umgeſchlag-
nen Gefaͤſſe beſtehe. ferrein. S.
497. 498.
Bertin angef. Ort. S. 98. 99.
I. T. II.
ling. S. 21. 22. T. I. f. 2. 3.
Poſthum. S. 34. u. f.
u. f.
T. I. S. 326. u. f.
beim malpigh. de glandul. con-
globat. S. 6. Alexius littre in
den Memoir. de l’ Acad. des ſci-
enc. 1705. S. 146. welches gewis
ein uͤberaus gluͤkklicher Erforſcher
der Natur war, und in jedem
Kernchen ſeine Schlagader, Blut-
ader, Nervchen, und einen harn-
fuͤrenden Gang unterſchieden.
ſpon S. 25. in Poſthum. S. 35. de
glandul. conglobat. S. 6. val-
ſalva Epiſt. anat. von Morgagn.
Ausg. III. n. 8. S. 8. littre an-
gef. Ort und 1701. hiſt. 2. 1702.
hiſt. 5. morgagni Adverſ. anat. III.
S. 69.
Poſthum. S. 30. Pozzius angef.
Ort. S. 70. maloet Hiſtoi. de
l’ Academ roy. des ſcienc. 1727.
obſ. 3. Birnfoͤrmige Blaͤschen,
oder der Gallenblaſe aͤnliche Beu-
telchen beſchreibt Peter Nannius.
S. 328. Einen gelben Eiter in den
Blaͤschen brown Philoſ. Tranſ. n.
178. blos groſſe Leberdruͤſen mery
Hiſtoi. de l’Academ. des ſcienc.
1706. n. 9.
T. II. Jul. obſ. 12. Joſeph Gibſon,
der ſie kuglige Erhabenheiten
nennt. Eſſays of a Society at E-
dimb. T. II. S. 353. J. Jacob.
peyer Obſ. anat. VI. S. 17. J.
Philipp bvrggrav Commerc. lit.
Noric. 1734. hebd. 30. ſtahl de
aſcite, er ſchreibt, in Waſſerſuͤch-
tigen beſtehe die Leber aus weis-
lichen Linſen.
106. ruyſch Catal. Muſ. S. 120.
gef. Ort.
ter beim F. gliſſonivſ de hepate.
S. 96. ſtentzel Steatom. aort.
S. 50.
douglaſ Philoſ. Tranf. n. 349.
mery Hiſt. de l’ Acad. des ſcienc.
1702. obſ. 2.
8. 9. 10. 11.
460. brehm de hydatid.
logiſm. Pentec. V. obſ. 26. Fran-
ciſ. gliſſon de hepate S. 89. 90.
Olaus rvdbeck Duct. hepat.
aquoſ. c. 4. S. 291. in meſſe au-
rea. M. malpighi ad Sponium. S.
25. Fridr. ruyſch Centur. Obſ. n.
65. Theſ. I. aſſ. 3. n. 12. Theſ. VIII.
n. 10. Adverſ. anat. III. Anton pac-
chionvſ Diſſ. phyſ. anat. de dura
u. f. 1721. S. 253. die Verfaſſer
des Zodiacus Gallicus. T. I. S.
102. T. V. S. 250. Joſeph cour-
tial Journ. des Savans. 1688. n.
24. J. George duvernoy Com-
ment. Acad. Petrop. T. I. S. 380.
welcher neuntauſend Blaͤschen ge-
zaͤlt. C. G. ſtenzel de ſteatom.
aortae am Schweine.
n. 34. 35. Paul Gottl. werlhof
Commerc. litt. Noric. 1733. hebd.
50. P. A. boehmer Faſc. II. praef.
S. 6.
hiſt. 14. Ephem. Nat. Curioſ. Dec.
I. ann. III. obſ. 129.
des ſciences 1702. n. 2.
Ort. S. 329.
XIV. S. 200. u. f.
dul. S. 13. 14. 15.
Merycologia. Petr. nannivſ an-
gef. Ort.
u. f.
Ruyſch den Eingeweiden Druͤſen
zu.
281.
n. 51. Muſci rarior. Repoſitor. 4.
n. 15.
n. 42. Hier geſteht er wenige
Druͤſen zu, und zwar in den
Thieren.
Doch ſcheint er in dieſer Stelle
nicht von den waren Grundſtoffen
der Milz geſchrieben zu haben.
Add. fabric. Glandul. S. 75.
nen er Malpighens Kernchen
verwirft, und zur Urſache angibt,
weil ſie von ihrer eignen Beklei-
dung wiederhergeſtellt worden.
den Bruͤſten.
Theſ. VI. n. 3. des Magens, eben-
daſ. n. 33. von den Darmdruͤſen.
ebendaſ.
dieſes Abſchnittes.
bric. glandul. 52. 54. Theſ. X. n. 37.
rianis. boerhaave de fabric. glan-
dul. S. 37.
37.
ſondern jeglicher Theil ſeine eigne
Subſtanz habe. Adnotat. L. III.
S. 11.
Fleiſch ihrer Eingeweide ausma-
chen, noch die weiſſen Koͤrnerchen
in der Milz, und den Nieren,
noch die roten zuweit zerſtreute
Punkte, zureichend ſind, die Na-
tur der Eingeweide zu beſtimmen.
Memoir. de l’Acad. des ſcienc.
1749. S. 495. 496.
n. 34.
er geſteht an dieſem Orte, daß ihn
bis auf den Tag, die Kernchen der
Druͤſen einiger maaſſen hintergan-
gen. Ferner Theſ. anat. I. aſſ. 1.
n. 2. aſſ. 2. n. 7. aſſ. 3. n. 10. 19.
Theſ. II. aſſ. 3. n. 12. Theſ. III. n.
[3]. 33. 41. 42. 72. Theſ. VI. n. 82.
Theſ. VII. n. 4. 11. tab. I. f. 1. Theſ.
VIII. n. 34. Theſ. IX. n. 59. Theſ.
X. n. 77. 85. 86. 88. 90. 94. 149.
Theſ. maxim. n. 101. Dieſes gilt
von der Leber, Milz, Niere, und
der grauen Gehirnſubſtanz. Hiezu
nehme man noch den ganzen Brief
vom Baue der Druͤſen, und be-
ſonders. S. 69. 70. 74. 75. 76.
f. 1. an der Leber.
Tab. I. Adverſ. anat. Dec. III.
n. 29.
prat. S. 139.
72.
Er hat ſonſt uns, und ohnlaͤngſt
noch ſeine Schuͤler gelehrt, Kern-
chen waͤren wirkliche Blutadern,
welche der Weingeiſt zuſammen-
gezogen. leiſler de ſecret.
S. 10.
dinibus. S. 42.
ſelbſt beſchrieben, de fabric. glan-
dul. S. 19.
S. 59. 77.
rhos.
S. 77. Jn einem Vorfalle der
Tranbenhaut durch ein freſſendes
Geſchwuͤr, uͤber die Hornhaut
(ſtaphvloma).
Druͤſen am Arme und der Huͤfte,
beim Thom. wharton Adeno-
graph. S. 273.
glandul. bvrchart de glandul.
ſcirrhos.
lung 1723. Jenner. graſhuyſ
Ephem. Nat. curioſ. Vol. VII. obſ.
120. S. 416. und hinter dem Tract.
de colica Picton.
ruyſch Adverſ. anat. I. n. 2. u. f.
229.
ſon Philoſ. Tranſ. n. 193. Hippo-
litus boſcvſ de facult. anat. S. 17.
Es waͤren naͤmlich Blaͤschen voller
Waſſer durchs Eitergeſchwuͤr,
durch welches ein Theil vom Nezze
entfallen war, hervorgetreten.
biumi Canaletti. S. 200.
193. gaſpari Oſſer. per IV. Waſ-
ſerblaͤschen am Zwerchfelle ange-
wachſen. birch. T. IV. S. 377.
1723.
1699. t. II. S. 211.
pocr. muliebr. S. 31. und faſt eben
dieſes Exempel hat auch Volcher
coiter Obſerv. anat. S. 113.
Octobr. durch die Wunde der Sei-
te kamen Waſſerblaͤschen, laut der
Geſchichte, welche beim beruͤmten
birch T. III. S. 321. ſteht.
S. 50.
hydr. ſaccat. u. ſ. f.
premi Obſ. nahe bei der Blaſe.
keil Quantit. ſangu. S. 26.
u. f.
kommen hin und wieder aͤnliche
Beobachtungen vor. Dergleichen
hat ruyſch Theſ. anat. VI. T. 5. f.
3. 4. 5. 6. wo der ganze Ausar-
tungsproces zergliedert wird. Theſ.
X. n. 63. 64. 65. Adverſ. anat. I. n.
2. II. S. 24. 32. Obſerv. anat. chir.
n. 33. morgagn Adverſ. anat. III.
n. 14. valiſneri Storia d’ una ve-
ſicaja. Bergius forſök. S. 120.
n. 11. Theſ. VIII. aſſ. 2. n. 10.
grap. S. 79. Thomas bartholin
Hiſt. 67. Centur. II. courtial
Journal des ſavans. 1688. n. 24.
J. keil de quantitate ſanguinis.
S. 26. Godfried. bidloo Exercit.
II. de hydatidib. T. I. f. 2. 3. 4.
ter Mann, Hiſt. de l’ Academ. des
ſcienc. 1723 S. 23. u. f. Memoir.
S. 158. u. f.
rinnbar. Phil Trans. n. 460.
des Gehirns war unterwerts eine
Blaſe, wie eine Gallenblaſe zu ſe-
hen. Journ. des Medec. 1756. Febr.
Jm roten Adergewebe des Ge-
hirns waren Waſſerblaͤschen un-
termiſcht, (welches eine Sache iſt,
die in der That oft vorkoͤmmt).
ruyſch Epiſt. anat. XII. S. 21.
IX. u. ſ. f.
358. u. f.
129. u. f.
c. 22.
cul. per minim. n. 29. Jacob keil
de ſecreti. anim. S. 82. 85. Engl.
Ausgabe T. II. f. 3. Georg. chey-
ne Philoſ. princip. of religion S.
205. Theory of acut and ſlov di-
ſeaſes. S. 65. Jeremias waine-
wrigth Animal ſecret. prop. XI.
(er zeichnet aber uͤberall an dieſer
Schlagader entſpringende Ausfuͤ-
rungsgaͤnge). Joh. morland Phi-
loſ. Tranſ. n. 283 Druͤſe nennt er
einen Knaul von Schlagadern und
Blutadern, die durch Faͤden zuſam-
mengehalten wuͤrden, welche aus
der gemeinſchaftlichen Haut der
Blutadern entſpraͤngen. Thomas
morgan Philoſ. princip. S. 166.
welcher dennoch dieſem Knaule
eine gemeinſchaftliche Dekke gibt.
Theophil lobb National. method.
curing fevers. S. 27. Dieſer be-
ruͤmte Mann beſchreibt eine ein-
fache Druͤſe ſo, daß ſie ein Ge-
faͤschen ſey, welches aus einem
roten Schlagaͤderchen erwuͤchſe,
ſchlangenfoͤrmig kroͤche, und aus
ihm verſchlukken die Flieswaſſer-
geſaͤſſe, die allenthalben entſtuͤn-
den, einen Theil von dem duͤnnen
Safte, ohne daß Blaͤschen da waͤ-
ren. Eben derſelbe macht eine
zuſammengeſezzte Druͤſe zu einem
Siſteme einfacher Druͤſen. Eben-
daſ. S. 28.
neifeld de ſecreti. S. 38. wei-
cher die lobbiſchen Saͤzze beibt-
haͤlt.
Ausgabe der Praelection. Acad.
T. II. S. 498.
des ſciences. 1749. S. 493.
helvetivſ Oeconom. anim. S.
139. von der Leber. Es weicht
auch davon nicht ab George
Cheyne, welcher in einer Druͤſe,
die nach dem beruͤmten Manne
eine zuſammengewikkelte Schlag-
ader iſt, Zotten (villus) annimmt.
Diſeaſes of body and mind. S. 25.
fried. de berger de natur hum.
S. 97. cheyne Theory. S. 67.
Thom.
le des ſciences, 1711. S. 316.
130.
36.
cip. S. 172. bergier in einer be-
ſondern Streitſchrift, die er im
Jare 1701. zu Paris herausge-
geben.
S. 387. u. f.
Morgagni abgezeichnet. Adverſ.
anat. I. T. I. f. 1. k und beſchrie-
ben Epiſt. anat. III. n. 23. Jch
habe ebenfalls ein Kupfer davon
gegeben in der Inaugur. Diſſert.
de ductu ſalivali coſchwiziano,
die in meiner Sammlung wieder
aufgelegt iſt. T. I. T. II. Eine der-
gleichen Beſchreibung der Peyer-
ſchen hat der vortrefliche Kaauw
gegeben. Perſpir. hippocr. n. 253.
dul. S. 37. Kaauw angef. Ort.
von den Gedaͤrmdruͤſen.
410.
ban Mem. de l’ Academ. des ſci-
enc. 1751. T. 22.
erklaͤrt Theſ. anat. VI. n. 8 33. und
ohnlaͤngſt Lieberkühn. Jch wer-
de aber dieſe Streitigkeit anders-
wo erwaͤnen.
41. 50.
63. Comment. boerh. ebendaſ.
Tab. II. f. 2.
VII. n. 66. T. 3. f. 4.
er fuͤrt die Druͤſen des Schlundes,
Magens und der Gedaͤrme an.
25. Malpighi angef. Ort. S. 3.
bei den Worten proxima ſucce-
dunt, und von der Art der Talch-
artigentab. 16. f. 10.
470. T. I. f. 3. i. i. i.
IV. S. 50.
I. ann. II. obſ. 251.
4. f. 4. D. D.
dieſe, wie die Roͤhrchen am Stor-
che, inwendig flokkig.
T. 4. f. 1. 2.
tarin Problema anatom von 1742,
welches in unſrer Sammlung und
deſſen Nachtrage wieder erſcheint.
des vortreflichen Morgansof ho-
nes: letzte Ausg. S. 48.
adverſ. II. S. 53.
n. 68. bertin Oſteolog. T. I. S.
173.
S. 174. 182.
S. 21.
S. 337. 338.
Havers die von ihm geſehene
Blaͤschen S. 192. vielleicht hat
er Kernchen geſehen, die von ihrem
Eiweiſſe aufgeſchwollen geweſen.
wieder dieſe Blaͤschen erinnert
hat Adverſ. anat. II. S. 56.
Phyſico-theolog. L. IV. c. 8. Mor-
gan angef. Ort. S. 53.
II. S. 353.
des Knies u. f. Faſcic. Anat. IV.
Ein Schlagaͤderchen beſchreibt
BertinT. IV. S. 13.
Neue Ausg. Er verſichert es von
der Druͤſe der Huͤftenpfanne.
ruͤmte BertinT. IV. S. 33.
winſlow n. 69. cheſelden Oſteo-
graph. nov. c. VI.Bertin S. 173.
c. 22. 25.
verſio 22. S. 52.
S. 190. 196. cowper Append. ad
bidloo T. 39. f. 2. 3. pitſchel
de axungia articul. n. 17. bertin.
T. IV. S. 3[0].
Vergleicht Pitſcheln. 25. Du-
verney angef. Ort. T. II. S. 354.
ſcheln. 15.
Kupfer. BertinT. IV. S. 86.
tinT. IV. S. 86.
low.n. 188. 189. Duverney.
Morgan angef. Ort.
Chirurg. S. 1133.
Vergl. den BertinT. III. S. 300.
T. III. S. 474. Winslown. 357.
Ruyſch den Druͤfenbau ab. Ad-
verſ. III. n. 3.
Chir. S. 57.
n. 357. u. f.
III. S. 413.
III. S. 475. 476.
ebendaſ. S. 477. 478. Duverney
angef. Ort. S. 354.
daſ. S. 481.
chirurg. S. 91. von den ſechs er-
ſten Ribben.
niſ Cours d’anat. S. 126.
morgag. Adverſ. II. S. 53. Du-
verney angef. Ort, beſonders neben
der Einlenkung des untern Bandes.
86. Jm Gelenke des Sprunges.
knolle Luxat. art. ſuper. S. 10.
gagn. Adverſ. II. S. 18.
1699. n. 21.
angef. Ort. S. 63.
Chirurg. angef. Ort.
haverſ. rvſſel Oeconom. anim.
S. 9. Er nennt ſie zuſammen-
geſezzt.
in der vortrefl. Diſputat. de tumo-
rib. ligament. S. 29.
ligament. artic. ped. S. 524. unſr.
Ausgabe.
ſuchen ſieht, die man anderswo
beſſer leſen wird.
ment. in Praelecti. boerhaave.
T. IV. S. 320. 331.
S. 9.
IV.
f. 1.
1728. T. 22.
4. f. 1. e. und Adverſ IV. S. 62.
Ort.
Cowper uͤber den Bidloo an IV.
S. 6.
angef. Ort. Valisneri wieder den
Andrius S. 215.
damit den vortrefl. lvdwig Hu-
mor. cut. inung. S. 16. 17.
enc. 1731. S. 455. T. 4. ganz.
Anat. anim.
f. 8.
den Karakter einer Druͤſe herzu-
nehmen. Compend. anat. adeno-
graph. P. II. und in mavchart
Diſput. de vera glandulae appel-
lati.
T. 16. f. 10.
ler Saͤfte einer Art iſt, ſo ſondert
ſich dieſe Art in allen Durchſei-
hern ab. ſauvageſ Phiſiolog. S.
181.
einem blaſenziehenden Mittel.
London Magazin 1755. ſupplem.
zwiſchen die Zaͤhne faſſet, weis
werde, iſt bei den Metallarbeitern
bekannt.
683.
S. 59.
339.
des Bogens der Aorte dringen die-
jenigen Theilchen empor, welche
eine ſtaͤrkre vis centrifuga vor an-
dern haben. P. michelotti, mar-
tine de animal. ſimilib. S. 58.
geheure Menge Opium, und ver-
ſchlingt ohne Gefar bis zwei
Quentchen. ſproegel Exp. 23. 24.
che H. Boerhaave hinzu, daß
man im Harne eines Menſchen,
der ſo gar den Weingeiſt bis zum
Misbrauche treibt, kein Alcohol
finde, folglich ſtiegen dergleichen
Theile nicht zum Kopfe in die
Hoͤhe, Elem. Chem. T. II. P. 10. c.
93. Vergleichet damit das ſehr
ſchoͤn geſchriebne Werk des Bal-
taſar Ludwig Tralles, vom Opi-
um. S. 210. u. f.
den im 10. Buche. 1. Abſchn.
bayeri Diſſ. Ergo variis humori-
bus ſecernendis varius modus.
camens. wintringham angef. Ort.
S. 49. neifeld de ſecretioni. n.
163. u. f.
mor. c. 7. S. 100. Joh. de gor-
ter de ſecret. I. n. 25. Joſeph
lieutaud Phyſiolog S. 169.
vement du ſang. Exp. 154*. 167.
176. 177. 180. 182. 183. und S.
302. 303.
Farben, ſondert ſich im Einſpriz-
zen von einander ab. nvck Duct.
aquoſ. S. 85.
Praelect. T. II. S. 541. T. V. P. I.
S. 282. Jn den leztern Schriften
fing er an, an dieſem ſonderbaren
Vorrechte der Saamenſchlagader
zu zweifeln.
274.
ve. du ſang. Exp. 42. 49.
Buch. 1. Abſchn. §. 5. 6.
hamberger Phyſiolog. n. 328. de
ſecretione in genere. n. 5.
lin 1751. S. 43. Muskeln haben
groͤßre Nerven; Eingeweide groͤß-
re Schlagadern. Vergleichet nur
eine Schlagader der Niere, eines
ſo kleinen Eingeweides, mit der
Schlagader des Arms, und hin-
wieder das Nervengeflechte am
Arme, mit dem Nierengeflechte.
leicht ſind die innren Gefaͤſſe nicht
ſo enge, als an den Gliedmaaſſen
S. 43.
S. 41. de bordeu Reflexions ſur
le pouls S. 355. Denn es iſt die
groͤßre Waͤrme bei unſrem Schlafe
ein Werk der Kleider, und der, um
die Haut angehaͤuften Atmoſphaͤre.
gef. Ort. S. 219. Lamure S. 22.
anim. neifeld de ſecretion. n 206.
Es ſezzt noch der beruͤmte Wai-
newright hinzu, daß ein Ueber-
flus an Blute fluͤßige Abſonderun-
gen nach ſich zieht.
100.
280 Keil ebendaſ. An einem
Schweine iſt dieſe Schlagader,
wegen der oͤftern Windungen, fuͤnf
und einen halben Fus lana. mon-
roo de teſtib et ſemine S. 17.
Saamenſchlagader. Keil angef.
Ort. Daß ſie in vierfuͤßigen Thie-
ren fuͤnf und zwanzigmal weiter
werde. monroo de ſemine et teſti-
bus. S. 17.
verſchlungnen Schlagadern zube-
reitet. wainewright Propoſ. 16.
morgan Princip S. 176.
Hamberger angef. Ort. n. 328.
de ſecretione angef. Ort.
ader, ob ſie gleich andre Blutadern
an Feſtigkeit uͤbertrift, da ſie duͤn-
ner und beugſamer, als Schlag-
adern iſt.
wright. Propoſ. 16.
lanciſ Diſſ III.Spoletus, wie ich
aus andern Dingen ſehe. haleſ
Haemaſtatiks. S. 125. willard
und macqver in theſ. Ergo ab
imminuta in capillaribus ſangui-
nis velocitate facilior ſecretio.
Paris. 1740. hamberger de ſecret.
uͤberhaupt u. f.
ſiol. S. 171. u. f.
gleichet damit das 6. Buch. 2. Ab-
ſchnitt. §. 7.
ſpoletvſ. Venet. 1685.
S. 20.
S. 36.
Second memoi. ſur le mouvement
du ſang. S. 340. u. f. Das Zaͤhe
haͤngt ſich an die Seiten der Ge-
faͤſſe an. Michelotti angef. Ort.
S. 53.
quiry. S. 220. Vergleicht damit
Thom. morgan Principes S. 170.
316. 317.
cip. of relig. S. 297.
Ende.
theſ. S. 6. Theſ. max. n. 232. Ad-
verſ. anat. I. n. 5. III. n. 8. Er
erinnert auch, daß die lezten
Schlagaderendigungen in den ver-
ſchiednen Theilen des menſchlichen
Koͤrpers verſchieden ſind. Epiſt.
III. S. 28.
arter. oculi. f. 4.
Theſ. II. t. 6. f. 5. Theſ. VII. T. I.
f. 1.
f. 13. Theſ. VI. prodrom. f. 6.
albin adnotat. L. I. T. II. f. 5.
durchgaͤngig gerade. Theſ. VII. tab.
3. f. 2. wiewohl ſie, nicht ohne of-
fenbare Wirkung des Einſprizzens,
ein wenig gebogen ſind.
Theſ. III. T. 4. f. 3. Theſ. IV. T. I.
f. 1. Theſ. VI. prodrom. f. 2. 4.
Adenograph f. 32.
IX. T. 4. f. I.
f. 1. 2. 3.
L. I. T. II. f. 3.
Epiſt. VIII. T. IX. S. 6. 10. al-
bini icon. oſſ. fet. f. 162.
Max. T. 2.
IV. T. 3.
f. 2.
T. 6. f. 5. Theſ. VII. T. 1. f. 1.
bierwirth de ſtruct. hepat. f. 1.
vieuſſenſ Obſ. d’ Anat. et de me-
dec. prat. S. 139.
Adverſ. anat. III. T. 1. ſ. 4. 5. 6. 7.
Ort. S. 217.
T. II. S. 146.
295. 296. 301.
2. Buch.
Ausg. I. S. 37. und nach der Kri-
tik Lanciſens Ausg. vom 1725.
S. 84.
Galeria di Minerva. T. VII. S. 98.
cher Oel dikker, als Fett macht.
angef. Ort. S. 342.
Ort. S. 35. Joh. de gorter de
ſecretione II. n. 53.
S. 28.
Noric. 1731. Spec. V.
Adverſ. anat. II. n. 3.
S. 51.
of the heart. S. 85. indem er ein
Beiſpiel von der Galle und dem
Saamen anfuͤrt; ferner in den
Philoſoph. Transact. n. 283. keil
de ſecret. anim. S. 129. 130. ver-
heyen L. II. S. 298. neifeld de
ſecreti. S. 74. Sehr nahe koͤmmt
des vortreflichen Ludwigs Hipo-
teſe, als welcher die duͤnnen Saͤfte
durch Blutaͤderchen ableitet. Phy-
ſiolog. n. 237.
Memoi. fur le mouvem. du ſang.
Exp. 120. 122. 124. u. ſ. f.
graph.
n. 15. 16. 17.
J. B. Bianchi, welches in allen
ſeinem Werken beiſammen mit
vorkoͤmmt, und fuͤr die 3. Diſſert.
gerechnet wird.
ſchliſſet davon die Geſchwindig-
keit aus. Man leſe das 2. Buch.
poſ. 140.
S. 297.
u. f.
act. n. 293. oper. omn. T. II. S.
78. T. III. S. 220.
II. S. 4.
Galle. Die gruͤnliche Farbe laͤſſet
ſich erſt den 13 und 11 Tag ſehen.
Die Bitterkeit erſt den vierzehn-
ten Tag. Memoir. ſur le poulet.
S. 160.
ge zu entſtehen. Ebendaſ. S. 160.
dem vierten Monat, wenigſtens laut
meinen Verſuchen, in Kindern. 1.
Buch.
S. 130.
ſchaffenheiten der abſondernden
Schlagadern entſtehen die ver-
ſchiedne Abſonderungen. Enquiry
S. 178. 218.
405.
Orte zeigen wollen.
renden Gaͤnge.
690. S. 443. 444.
ruͤmten und zierlichen Arzt D. Tiſ-
ſotde manuſtuprationis noxis.
bus. S. 64. 65.
S. 50. ohne daß der Herzſchlag im
geringſten veraͤndert wird.
motu periſtaltico inteſtinorum,
in unſrer Sammlung Tom. VII.
part. irritabl. et ſenſibl. Exp. 419.
420. 425. 450.
mens ruͤhret von der Milch der
Vorſteher her.
roerhaavii T. IV. S. 447.
menta aliqua. S. 15.
ich nicht irre. Er folgert daher,
daß der Unterſcheid der Abſonde-
rung, weder von der Bewegung
des Blutes, noch von deſſen Ge-
ſchwindigkeit, oder dem Nachdruk-
ke herruͤre. Dergleichen nimmt
auch Krazzenſtein in ſeiner theor.
diabetis an, indem er dieſe Harn-
ruhr von Nerven herleitet, welche
die Blutadergefaͤſſe verſchnuͤren
ſollen. Die Kraft der Emfindlich-
keit bei Abſonderungen, wiederho-
len die fraͤnkiſchen Anmerkungen.
T. III. S. 418.
S. 63.
male. T. III. S. 437.
S. 352.
S. 13.
Hooke, Kratzenſtein, an angef.
Orten.
u. f.
et de pratique.
vereinigen ſich die Blutkuͤgelchen.
Neifeldn. 168.
783.
loſoph. Transact. n. 494. vergl.
Bellin angef. Ort. Propoſ. 39.
die Beugungen gezaͤlt, und gegen
5208 in der Hode gegen 11100 in
der Oberhode geſchaͤzzt. angef. Ort.
S. 30. 32.
hav. T. V. P. I. S. 427. Prim. lin.
n. 850.
T. 2. f. 1. e. e.
der beruͤmte Alexand. Monroo
der Sohn \frac {"1"} {"200"} eines Zolles gleich,
da das Gefaͤs, daraus die Ober-
hode beſteht, nach eben dem Maaſſe
der \frac {"1"} {"80"} Theil iſt.
T. 2. f. 1. zwiſchen g und h.
im 1. Faſcic. icon. anat.
259. wo man auch ein Exemyel
von dem Gedaͤrme anfuͤhrt. Doch
es erinnern ſich auch die neuern
Schriftſteller ſeltner dieſes Ein-
ſaugens. Etwas hat der beruͤmte
Neifeld S. 38. und fevrant
Splanchnolog. T. I. S. 374. be-
ſonders aber der vortrefliche Abra-
ham kaauw boerhaave de per-
ſpirat. hippocr. an vielen Stellen.
Fleiſch von wilden Schweinen
und Hirſchen, es nimmt einen
ekelhaften Geſchmack an ſich.
hvnavld des vapeurs S. 289,
299.
haave Inſtik. n. 334.
boerhaav. L. IV. S. 183.
damit die Prim. lin. Phyſiol. n.
272. kaauw. u. f. w.
gluͤkklich durch Schlagadern und
durch Blutadern ausgeſprizzt.
Jare 1745. herausgegeben.
ſtibus.
nem Zuſtande erzeugt. cyprianvſ
Epiſt. de fetu tubario. S. 58. 59.
Es geſteht es Hamberger, daß
duͤnne Theilchen zugleich mit dik-
ken abgeſondert werden. De ſe-
cretione in genere. n. 58.
396. vieuſſenſ Neurograph. S.
202. Nov. ſyſtem. vaſor. S. 97. u. f.
Er iſt im Widder ungemein zaͤhe.
Hiſt. natur. T. V. S. 21.
T. II. S. 175.
140.
39. 40.
ann. 2. obſ. 251.
ſervir a l’ hiſtoire des animaux.
T. III. P. I. S. 165. morand Me-
moire de l’ Academie des ſcienc.
1728. S. 446.
ronie Memoir. de l’ Academ.
des ſcienc. 1731. S. 453. 456.
am Hunde u. ſ. f. Hiſt. natur T.
VII. S. 119. am Dachſen.
n. 290.
dul. conglobat.
lieb von Bordeu nicht. Recher-
ches ſur les glandes. S. 330.
ſoph. Medicin. Schriften, wel-
che in deutſcher Sprache heraus-
gekommen.
ſaͤkchen tritt, ſo geſchicht das nicht
eben ſo, daß Fett auch wieder in
die Flieswaſſergefaͤſſe treten ſollte,
wenn ein Thier geſund ſeyn ſoll.
3. Abſch. §. 5.
Proportion der Leber viel kleiner,
als nach Proportion der Niere.
686.
13. 14.
folgte, nach einem ſtarken Blut-
verluſte, ein klares und ſalziges
Salzwaſſer. helwig Obſ. 27. Nach
ſtarkem Bluten flos das Blut weis
fort. matani Anevryſm. S. 36.
Jn einer Lungenwunde kam erſt
Blut, nach und nach Salzwaſſer,
endlich ein waͤßriger Eiter zum
Vorſchein. harder Apiar. obſ. 52.
ſit. V.
S. 169. 184. 196.
maſſam ſemine n. 1.
humani. n. 2. 6.
u. f.
n. 14.
145.
damit c. 7. S. 81. 82.
les fermens.
II. Propoſ. 136 137 u. f.
ſche Ausfluͤſſe und Figurchen des
erſten Elements.
mato fetu. III. n. 25.
mine. S. 274. mit beigefuͤgten
Kupfern, um die Hipoteſe dadurch
zu erlaͤutern. Phil. verheyen
Anat. L. II. S. 292. Dominicus
[...]vilielminvſ de ſanguine. Ma-
thaeus georgi de homine. propoſ.
40. Guilielm. cockbvrne Oeco-
nom. animal. und ohnlaͤngſt Hya-
cinth. vogli in fluidi nervei hiſto-
ria. S. 18. 19.
motu animal. L. II. Propoſ. 138.
140.
S. 449. Hollaͤnd. Ausg.
motu ſanguinis per minima. n. 15.
Jacob. keil de ſecret. animal. S.
61. Herrmann. boerhaave Inſtit.
rei medic. n. 255. Joh. Gorter
angef. Ort. n. 38.
Bernhard Connor; ſiehe deſſen
Tentamen epiſtol. nach dem evan-
gelio medici.
des ſciences, vom Jare 711.
des conjectures phyſiques. P.
Sylvan. regiſ Cours de philoſo-
phie. S. 596. J. Godfr. de berger
de natur. hum. S. 127. J. Claud.
Adrian helvetivſ Oeconom. ani-
mal. S. 162. Eclairciſſemens. S.
68. Joſeph Lieutaud, ein beruͤm-
ter Mann, in ſeiner Phyſiologie,
S. 211. Eſſays d’ anatomie S.
693. Der beruͤmte verdier Abre-
ge d’ Anatom. T. II. S. 88. An-
ton deidier de humorib. S. 23.
Jacob parſonſ of generat. u. ſ.
w. S. 171. 173. Der beruͤmte
barbaut Splanchnologie S. 18.
J. Baptiſt. mazino Med. mechan.
L. I. n. 11. S. 21. C. G. kratzen-
ſtein de diabete n. 28. Jacob
ſhebbeare Princip. of practice.
T. I. S. 322.
S. 367.
Neifeld S. 144.
du poulet T. II. S. 192.
254.
poulet. angef. Ort.
experim. S. 31.
S. 144. Phil. verheyen L. II. S.
297. geelhavſen de ſecret. ani-
mal. n. 27.
ſtructura. S. 65.
S. 66. 74. u. f. bianchi Hiſtor.
S. 42. Payen in der angef. Diſp.
und in dem Falle Cheſelden S.
141. u. f.
mechanic. element. und im Trak-
tate de la maniere dont les medi-
camens affectent certaines parties
du corps humain. Ferner Ernſt
Anton Nicolai und andre.
differenti fluidorum in corpore
humano ſecretione. Strasburg.
1730. J. Daniel kvntſchke de
ſecretione in genere. Witteberg.
1746.
des ſecrétions. Burdigal. 1746.
vageſ Elem. phyſiolog. S. 175.
177.
vages ebendaſ.
203.
179.
Diſſert.
Diſſert. ebendaſ.
der Natter 96 Gran iſt, ſo befan-
den ſich an Fluͤßigkeiten nur 42½
Gran. Memoir de l’ Acad. des
ſcienc. 1732. S. 26.
Diſſert. S. 25.
S. 15. Den Speichel ausgenom-
men, da das Waſſer 261 Theile
betraͤgt.
dic. S. 28.
ſiolog. S. 174.
27. 28. 29. da das Waſſer 1000
Theile ausmacht.
ſtit. phyſicar. S. 267. 268. Fran-
eiſcus lamvre de ſecretionum in
corpore humano mechaniſmo. S.
18. Es iſt naͤmlich ein Werk die-
ſes beruͤmten Mannes, ob es gleich
einen andern Namen zur Auf-
ſchrift hat.
a bergen Poſition S. 19.
ſiolog. S. 189.
markde vera mereurii virtute.
S. 13.
n. 37.
Blut. bvffon Hiſt. natur. T II.
S. 71. Der Saame ſollte im Waſ-
ſer zu Boden fallen. ſylvivſ de
generat. human. Er iſt im Widder
ſo dikke, daß er in der Luft ge-
rinnt, und blos von der Waͤrme
fluͤßig gemacht wird. Ebenderſ.
Tom. V. S. 21.
190.
Leber wie 1600 zu 2304. Ebenderſ.
ebendaſ.
272 zu 261. Silberling angef.
Ort.
wie 3106 zu 2304. Hamberger
angef. Ort.
Elem. phyſiolog. S. 175.
ſenziehenden Mittel iſt Quekſil-
ber. Lond. Mag. 1755. Supplem.
wie wir laͤngſt angefuͤrt haben.
Ende.
S. 101.
188.
mit dem verlaͤngerten Marke ver-
gleichet. Ebenderſ. ebendaſ.
u. f.
der That mehr davon, als irgend
ein Saft im Menſchen, unter-
ſchieden iſt.
Leichname durch. Und an Leichna-
men hat dieſer vortrefliche Mann
alle ſeine Schweren und Dicht-
heiten gemeſſen.
ſert. cit. n. 26.
l’ Academie de Berlin. 1755. S. 49.
das 1 Buch. 2. Buch.
Buch. 1. Abſchnitt. 6. §. Man
ziehe noch hieher, was wir kuͤnftig,
aus den Verſuchen des Mekels,
Faſelius und andrer beruͤmten
Maͤnner, an ſeinem Orte, anfuͤ-
ren wollen.
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CC-BY-4.0
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- Citation Suggestion for this Edition
- TextGrid Repository (2025). Haller, Albrecht von. Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bjsh.0