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Die
Poſtgeheimniſſe
oder
die hauptsaͤchlichſten Regeln
welche man

beim Reiſen und bei Verſendungen
mit
der Poſt
beobachten muß
um Verdruß und Verluſt
zu vermeiden
.

Inhalt.


  • 1. Einleitung. Nuͤtzlichkeit des
    Poſtweſens
    .
    • a. Klagen uͤber daſſelbe.
    • b. Allgemeine Anweiſung, Verdruͤßlichkeiten
  • 2. Vom Reiſen mit der ordinaͤ¬
    ren Poſt
    .
    • a. Von Bezahlung des Paſſagiergeldes.
    • b. Von der Ueberfracht.
    • c. — Trinkgeldern.
    • d. — der Bagage des Reiſenden.
  • 3. Vom Reiſen mit Extrapoſt.
    • a. Wie viel Extrapoſtpferde man nehmen
      muͤſſe.
    • b. Von Extrapoſtwagenkutſchen, oder Chai¬
      ſen ꝛc.
    • c. Warum man Wartegeld bezahlen muß.
  • 4. Von Verſendungen mit der
    Poſt
    .
    • a.Vom Frankiren der Briefe; wo es noͤthig
      und wenn es nicht erforderlich iſt.
    • b. Ueber den Preis des Briefporto's.
    • c. Von der Taxe der doppelten Briefe, der
      gerichtlichen Schriften, Manuſcripte u.
      dergl.
    • d. Von ankommenden Briefen, oder was
      man beim Empfange der Briefe beob¬
      achten muß.
    • e. Wie man mit Briefen, welche man nicht
      einloͤſen will, zu verfahren hat.
  • 5. Regeln bei Verſendungen der
    Gelder und Packete mit der
    Poſt
    .
    • a. Wie man Geld in Briefe, Packete, Beu¬
      tel, Faͤßer u. dergl. einpacken und ver¬
      wahren muͤſſe.
    • b. Vom richtigen Zeichnen der Packete.
    • c. Was beim Empfange der Geldbriefe und
      Packete zu beobachten.
    • d. Wie man ſich zu verhalten hat, wenn
      unſre Sachen auf der Poſt verlohren,
      oder beſchaͤdigt ſind.
[[1]]
Die
Poſtgeheimniſſe
oder
die hauptſaͤchlichſten Regeln
welche man

beim Reiſen und bei Verſendungen
mit
der Poſt
beobachten muß
um Verdruß und Verluſt
zu vermeiden
.

Leipzig,. 1803.
[[2]][[3]]

Einleitung.

Das Poſtweſen iſt gegenwaͤrtig eine ſo ausgebrei¬
tete und weitgreiffende Anſtalt, welche uͤberall ohne
Zweifel die bequemſte und wohlfeilſte Gelegenheit,
etwas zu verſenden und Reiſen anzu¬
ſtellen
, darbietet, daß nicht leicht ein Menſch, der
mit andern Menſchen in Verbindung ſteht, deſſel¬
ben entbehren kann, oder ſich eines andern Mit¬
tels zu jener Abſicht bedienen wird. Es iſt unſtrei¬
tig eine der nuͤtzlichſten Erfindungen und wohlthaͤ¬
tigſten Einrichtungen. Die Poſt verſchaft nicht
nur dem Handel- und Gewerbetreibenden Publiko
taͤglich Vortheile und giebt vielen tauſend Menſchen
Unterhalt; ſondern ſie dienet auch hoͤhern Zwecken
[4] fuͤr die ganze Menſchheit. Das Poſtweſen iſt, ſeit
ſeiner Einrichtung, ein vorzuͤgliches Mittel gewe¬
ſen, unſre jetzige Kultur befoͤrdern, Wiſſenſchaften
und Aufklaͤrung ausbreiten zu helfen, indem es taͤg¬
lich den Gelehrten diente, Entdeckungen mitzuthei¬
len und dem Genius der Humanitaͤt den Sieg
vorzubereiten. —


Dennoch wird dieſe Anſtalt von einem großen
Theile des Publikums, ſelbſt von ſolchen Leuten,
denen ſie taͤglich Nutzen verſchaft, nicht gehoͤrig ge¬
ſchaͤtzt und geachtet. Wenigſtens giebt man ſich
nicht uͤberall Muͤhe genug, die Einrichtungen, wel¬
che im Allgemeinen und in den verſchiedenen Laͤn¬
dern beſonders, bei dem Poſtweſen gemacht ſind,
und wodurch deſſen Betrieb und Beſtand erhalten
wird, kennen zu lernen und zu beobachten. Dage¬
gen hoͤrt man faſt taͤglich Klagen und Be¬
ſchwerden uͤber das Poſtweſen
und uͤber
Poſtbediente; daher entſtehen ſo viele Verdruͤßlich¬
keiten, Zaͤnkereien und Streitigkeiten zwiſchen den
Poſtofficianten und den Reiſenden und denen, wel¬
che mit der Poſt etwas verſenden, oder empfan¬
gen. Aus Unkunde des Poſtmechanismus entſteht
nicht ſelten Verdruß und Verluſt.


Ich glaube daher ein nicht unnuͤtzes Geſchaͤft
zu uͤbernehmen, wenn ich mich bemuͤhe, hier einige
[5]Regeln und Nachrichten mitzutheilen,
welche man befolgen muß, um Verdruß
und Verluſt bei der Poſt zu vermeiden
.
— Dieſe Regeln ſollen und koͤnnen jedoch nur all¬
gemein ſeyn, und ich kann dabei natuͤrlich nicht
auf die eigenthuͤmlichen Poſteinrichtungen irgend ei¬
nes Staats, oder [eines] Orts, beſonders Ruͤckſicht
nehmen. Da jedoch die Einrichtungen bei dem
Poſtweſen, ſo wie es gegenwaͤrtig in Europa be¬
ſchaffen iſt, im Weſentlichen große Aehnlichkeit ha¬
ben; ſo wird man ſich mit der Befolgung dieſer
Anweiſungen ſo ziemlich durch alle Laͤnder, wo Po¬
ſten ſind und wo man ſich derſelben bedienen will,
aushelfen koͤnnen.


Fuͤr Leute, welche von Natur nicht zu Zaͤnke¬
reien geneigt ſind und die ſich alles, was man
von ihnen fordert, gefallen laſſen und ohne Wi¬
derrede thun und geben, was man verlangt, oder
welche die Gabe beſitzen, ſich mit andern uͤber vor¬
kommende Zweifel und Mißverſtaͤndniße auf eine
leichte Art zu vereinigen, bedarf es dieſer Regeln
groͤßtentheils nicht. Allein ſolcher Menſchen giebt
es nicht viel und man kann es nicht fordern, daß
alle, welche mit der Poſt reiſen, oder etwas ver¬
ſenden und empfangen, bei vorkommenden Zwei¬
feln, ſich, ohne Aufklaͤrung deshalben zu erhalten,
[6] beruhigen ſollen, zumal man zugeben muß, daß
ſowohl von Seiten der Poſtofficianten, als von
Seiten der Reiſenden und Verſender, Irrthuͤmer
veranlaßt und begangen werden koͤnnen. — Je¬
doch muß ich gleich vorlaͤufig, als eine Hauptregel
feſtſetzen, daß man ſich, wie ſchon Moral und
Lebensklugheit heiſchen, uͤberall bemuͤhen muͤſſe,
ſcheinbare Unbilligkeiten zu ertragen und ſich zu be¬
ruhigen, wenn man angenehm leben, mithin auch
friedlicher und ſchiedlicher mit der Poſt Verkehr ha¬
ben will. Denn jede anſcheinende Unbilligkeit ſo¬
gleich auf der Stelle raͤchen und ausfechten zu wol¬
len und uͤber jeden, in dieſem Fache uns auf¬
ſtoßenden Zweifel augenblicklich von dem Poſtbe¬
dienten genugthuende Aufklaͤrung zu verlangen,
fuͤhrt gewoͤhnlich zu noch groͤßern Unannehmlichkei¬
ten und Verdrießlichkeiten.


Statt deſſen iſt es beſſer und zweckmaͤßiger, in
allen ſolchen Faͤllen, wo man ſich bei der Poſt be¬
teidigt, oder bevortheilt glaubt, ſich nicht mit den
Officianten in muͤndliche Discuſſionen einzulaſſen,
wenn man nehmlich das Recht nicht offenbar auf
der Seite hat und der Irrthum klar am Tage
liegt, ſondern [unſre] Beſchwerden ſchriftlich aufzu¬
ſetzen und ſie entweder dem Poſtdirectorio des Lan¬
des, oder der Regierung ſelbſt zu uͤbergeben. Von
[7] dieſen Behoͤrden wird ſicherlich Aufklaͤrung des Vor¬
falls und Genugthuung erfolgen und mehr kann
man mit Billigkeit nicht verlangen. Es ſchadet
nichts, wenn eine ſolche Erklaͤrung, oder Genug¬
thung, nicht augenblicklich auf der Stelle gegeben
wird, ſondern erſt mit der Zeit erfolgt. Man hat
denn doch dadurch ſchon ſo viel erlangt, daß man
Verdruß und Aerger vermieden hat, welches fuͤr
die Geſundheit und Zufriedenheit kein geringer Ge¬
winn iſt. Die Oberpoſtaͤmter und Landesregierun¬
gen ſind denn doch verbunden, die angebrachten
Beſchwerden gehoͤrig zu unterſuchen und zu ent¬
ſcheiden, welches auch von denſelben ſicher mit
groͤßerm Nachdruck und Erfolge geſchieht, als von
einem Individuo durch Zank mit dem Poſtbedien¬
ten. Falls aber auch auf dieſem Wege nichts aus¬
zurichten waͤre (wie leider bisweilen der Fall ſeyn
kann) ſo bleibt freilich nichts uͤbrig, wenn man
nicht weiter oberrichterliche Huͤlfe ſuchen will, als
vorlaͤufig die Beſchwerden dem Publikum ſelbſt zur
Beurtheilung und Nachachtung vorzulegen. —


Ueberhaupt muß man jedoch in allen Faͤllen,
wo wir Beſchwerden gegen die Poſt zu haben
glauben, bedenken, daß der Poſtofficiant nach Vor¬
ſchrift und Inſtruction handeln muß und daß er es
nicht leicht wagen werde, gegen Vorſchrift und In¬
[8] ſtruction zu verfahren und dadurch Brodt und Ehre
aufs Spiel zu ſetzen.


Handelt er nach ſeiner Inſtruction; ſo faͤllt
unſre Beſchwerde gegen ihn von ſelbſt weg und
wir muͤſſen es uns ſchon gefallen laſſen, uns nach
den Einrichtungen zu bequemen, welche an dieſem
Orte in Abſicht des Poſtweſens gemacht ſind, wenn
wir nicht gegen dieſe ſelbſt zu Felde ziehen koͤnnen.
Handelt er aber pflichtwidrig; ſo iſt es deſto beſſer,
unſre Beſchwerden vor ſeine Obern zu bringen, als
ſich mit ihm in Zaͤnkerei einzulaſſen. Es iſt uͤber
dieß bekannt, daß in den meiſten Laͤndern die Ge¬
ſetze in dieſer Hinſicht ziemlich beſtimmt ſind und
daß nicht leicht eine Regierung mit ihren Bedienten
durch die Finger ſehen, ſondern dem Reiſenden
und Correspondenten volle Gerechtigkeit widerfah¬
ren laſſen werde. In manchen Laͤndern wird der
herrſchaftliche Bediente, der mit Fremden in Colli¬
ſion geraͤth, nur zu ſtrenge behandelt und der
Fremde oft zu ſehr beguͤnſtigt. —


[9]

Ich will nun erſtlich Regeln vortragen, wel¬
che man beim Reiſen mit der Poſt beobach¬
tem muß, und alsdann zweitens Anweiſungen,
welche bei Verſendungen und beim Em¬
pfange von Sachen
mit der Poſt anwend¬
bar ſind.

[[10]]

Vom Reiſen mit der Poſt.

Wenn man mit der ordinaͤren Poſt ver¬
reiſen will; ſo wird es nothwendig ſeyn, ſich zu
erkundigen, an welchem Tage und zu welcher Ta¬
geszeit und Stunde die Poſt nach dem Orte, wo¬
hin man zu reiſen gedenkt, abgehet. Dieſes wird
man leicht aus dem Kalender oder aus der ſoge¬
nannten Poſttabelle des Orts oder Landes, erfah¬
ren koͤnnen. Laͤcherlich genug iſt es, aber der Fall
tritt doch haͤufig ein, daß es Leute giebt, welche
ſich einbilden, daß ſobald ſie ſich im Poſthauſe zu
einer Reiſe melden, oder einen Brief abgeben, auch
gleich eine Poſt an den Ort, wohin ſie zu reiſen,
oder den Brief zu ſchicken wuͤnſchen, abgehe, oder
abgehen muͤſſe. Solche Leute giebt es nicht nur in
den ſogenannten niedrigen, ſondern auch in den
hoͤhern Staͤnden. Und daher kann man ſchon ab¬
nehmen, daß die Einrichtungen des Poſtweſens
noch nicht ſo allgemein bekannt ſind, als ſie es
verdienen und daß die Muͤhe, ſie bekannter zu ma¬
chen nicht unnuͤtz, ſondern verdienſtlich ſei. —


[11]

Hat man den Tag der Abreiſe feſtgeſetzt; ſo
verfuͤgt man ſich nach dem Poſthauſe des Tages,
oder doch wenigſtens einige Stunden vorher, und
giebt daſelbſt dem Poſtofficianten zu erkennen; daß
man wuͤnſche, nach jenem Orte mit der ordinaͤ¬
ren Poſt
zu reiſen, und man bittet um einen
Platz auf dem Wagen mit der Frage: wie viel da¬
fuͤr bezahlt werden muͤſſe? — Hierauf pflegt dann
von dem Poſtbedienten die Frage zu geſchehen: ob
man mit, oder ohne Bagage (mit einem Kof¬
fer, oder Gepaͤcke u. d. gl. oder ohne dergleichen)
reiſe? Dieſe Frage iſt deshalben nothwendig, weil
die Paſſagiertaxe fuͤr Perſonen, welche Koffer, oder
anderes Gepaͤck, mit ſich nehmen, natuͤrlicher Weiſe
hoͤher iſt, als fuͤr ſolche, die ohne Bagage reiſen.
So zahlt z. B. auf den Preußiſchen Poſten eine
Perſon mit Bagage fuͤr die Meile 6 gute Groſchen,
ohne Bagage nur 4 Ggr. — Hat man ſich hier¬
uͤber erklaͤrt; ſo fordert der Poſtofficiant das Poſt¬
geld. Wenn man nun die Meilenzahl nach dem
Orte, wohin man will, weiß; ſo wird man leicht
ſelbſt berechnen koͤnnen, ob ſeine Forderung richtig,
oder falſch iſt. Es iſt groͤßtentheils uͤberall gebraͤuch¬
lich, daß dieſes Poſtgeld ſogleich erlegt werde.
Man thut alſo wohl, wenn man ſich mit Landes¬
muͤnze verſiehet und zwar in nicht zu kleinen Sor¬
[12] ten, denn der Poſtbediente iſt nicht verbunden,
auslaͤndiſches Geld zu nehmen und das Nachzaͤhlen
in zu geringen Muͤnzſorten wuͤrde ihm zu viel von
ſeiner aͤuſſerſt eingeſchraͤnkten Zeit rauben. Alsdann
kann man ſich erkundigen, den wie vielſten Platz
man auf dem Poſtwagen bekommen werde und
um welche Zeit man ſich zur Abfahrt einfinden
muͤſſe. —


Bei einigen Poſtaͤmtern erhaͤlt man einen Zet¬
tel, oder Schein, worauf bemerkt iſt, daß man
den, oder jenen Platz auf dieſer, oder jener Poſt
bezahlt habe. Wo ſolche Zetteln nicht gebraͤuchlich
ſind, da werden doch die Reiſenden, ſo wie ſie ſich
melden, nach der Reihe, angeſchrieben und hier¬
nach wird bei der Abfahrt jedem ſein Platz ange¬
wieſen. Die Plaͤtze auf einem Poſtwagen haben
dadurch vor einander Vorzuͤge, daß einige hinten,
andre vorn unter dem Verdecke, andere gar außer
dem Verdecke, und noch andre grade auf der Achſe,
wo man die Stoͤße des Wagens am heftigſten em¬
pfindet, ſind. Die beſten Stellen werden gewoͤhn¬
lich in der Mitte ſeyn. Es wird vergeblich ſeyn,
einen andern Platz, als den man der Ordnung
nach, wie man ſich gemeldet hat, erhalten muß, zu
verlangen, denn die Poſtbedienten richten ſich hier¬
bei nach der Regel der Mahlmuͤller, welche ſagt:
[13] wer zuerſt koͤmmt, der mahlt zuerſt, und ſie koͤnnen
von dieſer Ordnung nicht abgehen, weil ſie ſonſt
andern mitreiſenden Paſſagieren Unrecht thun und
dieſe ſich ſolches nicht gefallen laſſen, ſondern ſich
dagegen beſchweren wuͤrden. Auch wird es vergeb¬
lich ſeyn, von dem geforderten Poſtgelde etwas ab¬
ziehen zu wollen, denn der Poſtofficiant kann da¬
von, weil es taxmaͤßig iſt und er es nach der Taxe
in Rechnung bringen muß, nichts erlaſſen.


Nur in dem Falle, wenn man ſogleich guͤltige
Beweiſe des Unvermoͤgens, oder Armuth beibrin¬
gen koͤnnte, wuͤrde man durch beſcheidene Vorſtel¬
lungen verſuchen duͤrfen, einen Nachlaß an dem
Paſſagiergelde zu erhalten. Eigentlich kann jedoch
ein ſolcher Nachlaß von keinem Poſtofficianten, als
auf beſondern Befehl ſeiner Vorgeſetzten, oder des
Landesherrn, noch weniger kann von ihm gaͤnzliche
Poſtfreiheit ohne beſondre Anweiſung der Herr¬
ſchaft bewilligt werden. Denn bei allen Poſten iſt
es natuͤrlicher Weiſe allgemeines Prinzip, daß jeder,
der mit der Poſt reiſet und alles, was mit der
Poſt verſandt wird, bezahlen muß, wovon kein Offi¬
ciant, ohne beſondre Verfuͤgung ſeiner Obern, ab¬
gehen darf. Die Poſtmeiſter ſind nicht Eigenthuͤ¬
mer, ſondern nur Verwalter der Poſten, mithin
verpflichtet, alle Einkuͤnfte nach der vorgeſchriebe¬
[14] nen Taxe zu berechnen. Poſt- oder Portofreiheit,
oder Befreiung von Bezahlung des Poſtgeldes kann
nur vom Landesherrn ertheilt werden und erſtreckt
ſich nie weiter, als in dem Maaße, in welchem ſie
ausdruͤcklich bewilligt iſt. Solche Portobefreiung
pflegt nur gewiſſen Perſonen wegen ihrer gemein
nuͤtzigen Unternehmungen, oder fuͤr beſtimmte Ge
ſchaͤfte ertheilt zu werden.


Will man auf der Reiſe mit der ordinaͤren
Poſt Bagage mitnehmen; ſo muß man ſich er¬
kundigen, wie viele Pfunde man frei mit ſich fuͤh¬
ren duͤrfe? — Da nun auf einigen Poſten einem
Paſſagiere, der das volle Poſtgeld bezahlt, 50, auf
andern Poſten weniger, auf einigen andern hinge¬
gen mehr, nehmlich etwa 60 bis 70 Pfund freige¬
laſſen werden; ſo wird jeder Paſſagier, der die
Schwere ſeines Koffers, oder ſeiner Bagage weiß,
ſelbſt ausrechnen koͤnnen, fuͤr wie viel Pfund er
noch beſonders bezahlen muͤſſe. Dieſes Ueberge¬
wicht, welches ein Reiſender auf der ordinaͤren Poſt,
auſſer der bewilligten Pfundezahl, mit ſich fuͤhrt,
heißt in der Poſtſprache: Ueberfracht und auch
das dafuͤr zu erlegende Geld ſelbſt wird Ueberfracht
genannt. Faſt bei allen Poſten wird es jedoch mit
dieſer Ueberfracht nicht zum ſtrengſten genommen.
Theils wird auf einige Pfunde, wenn es die Um¬
[15] ſtaͤnde geſtatten, nicht geachtet, theils wird auch die
Ueberfracht ſelbſt bei den meiſten Poſten nur nach
der geringern Victualien- und Buͤchertaxe, welche
gewoͤhnlich ¼ oder 1/3 geringer iſt, als die Taxe fuͤr
andre Waaren, genommen und bezahlt. Wenn
nun ein Paſſagier die Pfundezahl ſeiner Ueber¬
fracht weiß und die Taxe, oder wieviel fuͤr 1 Pfund
bis an ſeinen Beſtimmungsort, oder nach der Sta¬
tion, wohin er das Poſtgeld zahlt, gegeben werden
muß; ſo wird er auch leicht ſelbſt berechnen koͤn¬
nen, wie viel Ueberfracht er noch bezahlen muͤſſe
und es iſt rathſam, ſolches, ſobald es gefordert
wird, ohne Anſtand zu erlegen. Der Poſtbediente
iſt verpflichtet, die Bagage der Paſſagiere waͤgen zu
laſſen und fuͤr die Ueberfracht Bezahlung einzufor¬
dern und in Rechnung zu bringen, und da er ſo¬
wohl, als der Poſtwagenmeiſter, welcher das Waͤ¬
gen verrichtet, beeidigte Staatsdiener ſind, welche
nach ihrer Inſtruction verfahren muͤſſen; ſo wird
es vergeblich ſeyn, wenn ein Paſſagier von der
Ueberfracht etwas abdingen, oder ſie ſogar verwei¬
gern wollte. Der Poſtbediente, welcher hierbei
ſeine Pflicht vernachlaͤſſigt, ſteht in Gefahr, daß
eine folgende Poſtſtation die Bagage der Paſſa¬
giere nachwaͤgt, und er alſo wenigſtens aus ſeiner
Taſche erſetzen muͤſſe, was er zu wenig berechnet
[16] hat. Das Waͤgen der Bagage der Paſſagiere, ſo
wie uͤberhaupt aller auf dem Poſtwagen befindli¬
chen Paͤckereien, iſt ſchon deshalben nothwendig, weil
die Poſt nur mit einer beſtimmten Pfundezahl
nach Maßgabe der Pferdezahl und nach Beſchaffen¬
heit des Wagens und des Weges, belaſtet wer¬
den darf.


Bemerkt ein Paſſagier, daß ihm zu viel Ue¬
berfracht abgefordert wird; ſo kann er daruͤber
Vorſtellungen thun und bitten, daß ſeine Bagage
in ſeiner Gegenwart gewogen werde. Will man
ſich dazu nicht verſtehen; ſo bleibt dem Paſſagier
das Mittel offen, ſeine Bagage auf der folgenden
Poſtſtation, oder an dem Orte, wo er die Poſt
verlaͤßt, nachwaͤgen zu laſſen und daſelbſt heraus
zu fordern, was er anfangs zu viel bezahlt hat.
Wird ihm dieß auch hier verweigert, dann iſt frei¬
lich nichts uͤbrig, als den Vorfall dem Oberpoſt¬
amte, oder der Landesregierung ſchriftlich anzuzei¬
gen, wobei jedoch, wie ſich von ſelbſt verſteht, er¬
forderlich iſt, daß man die Bagage in Gegenwart
von Zeugen genau gewogen habe, und man kann
alsdann verſichert ſeyn, daß rechtliche Genugthuung
erfolgen werde.


Kommt es endlich zur Abfahrt des Poſtwa¬
gens; ſo muß man ſich zeitig gehoͤrig eingefunden
[17] haben, damit die Poſt nicht zu warten brauche,
wobei man ſonſt Gefahr laͤuft, daß die Poſt, wenn
man uns vergeblich erwartet und geſucht hat, ab¬
faͤhrt. In dieſem Falle bleibe dem Paſſagier nichts
uͤbrig, als der Poſt ſogleich nachzueilen, wenn er
noch Hofnung hat, ſie einholen zu koͤnnen, oder
falls dieß nicht mehr moͤglich waͤre, bis zum naͤch¬
ſten Poſttage zu warten, wobei man jedoch Gefahr
laͤuft, das Paſſagiergeld noch einmal bezahlen zu
muͤſſen, welches auch nicht unbillig iſt, wenn ent¬
weder bei dieſer. Poſt ein anderer Reiſender abge¬
wieſen wurde, weil die Plaͤtze ſchon beſetzt waren,
oder weil bei der kuͤnftigen ein anderer Paſſagier
auf unſern Platz angenommen werden konnte.
Denn natuͤrlicher Weiſe kann auf einen Poſtwa¬
gen nur eine beſtimmte Anzahl Reiſender, ſo viel
nehmlich Platz und Gewicht verſtatten, angenom¬
men werden.


Ehe man jedoch abfaͤhrt, muß man ſich noch
mit den ſogenannten Poſtgehuͤlfen und dienſtbaren
Geiſtern, als da ſind der Kofferſchieber, welcher
unſre Bagage aus unſrer [Wohnung] nach dem Poſt¬
hauſe geholt hat, und der Wagenmeiſter, welcher
die Bagage packt, die Sitze auf dem Wagen an¬
weiſet und die Treppe zum Aufſteigen an den Wa¬
gen ſetzt, abfinden. Wenn man grade nicht weiß,
2[18] wie viel man einem ſolchen Manne geben muß; ſo
kann man ihm ſicher 2 Ggr. bieten und froh ſeyn,
wenn man damit loskoͤmmt. Gewoͤhnlich erhaͤlt
der Kofferſchieber nach Maaßgabe der Entfernung,
woher er die Bagage geholt hat, 2, 3, 4 auch
6 Ggr. der Wagenmeiſter 2 und der Mann an
der Treppe 1 Ggr. Wo mehrere dieſer Chargen in
einer Perſon vereinigt ſind, da ſteht es um den
Geldbeutel des Reiſenden deſto beſſer. Weil bei
den Poſtaͤmtern einmal Leute gehalten werden, um
die Bagage der Reiſenden zur gehoͤrigen Zeit herbei
zu holen und dieſe Leute von dieſem Geſchaͤft le¬
ben muͤſſen: ſo wird es nicht fuͤglich erlaubt ſeyn,
die Sachen durch eigene Leute nach der Poſt zu
ſchicken, welches auch ſchon deswegen nicht rath¬
ſam iſt, weil man ſelten den rechten Zeitpunkt
treffen und entweder zu fruͤh oder zu ſpaͤt damit
kommen wuͤrde. Beſſer iſt es alſo, wenn man
auch hierbei dem einmal eingefuͤhrten Gebrauche
folgt, wodurch unſre Bagage zugleich der Aufſicht
dieſer Poſtbediente in Verwahrung gegeben wird,
wenn gleich die Ausgaben dadurch ſich etwas ver¬
mehren. — Ueberhaupt will ich jedem Reiſenden
den Rath geben, die Reiſekoſten nicht zu genau
vorher zu beſtimmen und feſtzuſetzen. Denn ob
gleich bei den Poſten alles ſeine beſtimmte Taxe
[19] hat; ſo koͤnnen beim Reiſen doch Faͤlle eintreten,
wo die Nebenausgaben ſich nicht vorher genau be¬
ſtimmen laſſen. Es hieß ja ſchon lange im Sprich¬
worte:


Wer mit der Poſt reiſet,
Muß eines Laſttraͤgers Ruͤcken
und eines Fuͤrſten Beutel haben,
weil das Fahren mit der Poſt nicht nur wegen der
in den meiſten Laͤndern uͤblichen unbequemen Poſt¬
wagen und ſchlechten Wegen, worauf es gewaltige
Ribben- und Ruͤckenſtoͤße ſetzt, ſehr unbequem, ſon¬
dern auch gewoͤhnlich mit mehr Koſten verknuͤpft
iſt, als man ſich einbildet, denn auſſer dem tax¬
maͤßigen Paſſagiergelde, belaufen ſich die Ausga¬
ben an Trinkgeldern fuͤr Wagenmeiſter, Kofferſchie¬
ber, Poſtillons ꝛc. wohl eben ſo hoch, die Zeh¬
rungskoſten, wozu man oft durch die Reiſegeſell¬
ſchaft veranlaßt wird, ungerechnet.


Jedoch iſt die ordinaͤre Poſt noch immer die
wohlfeilſte Art zu reiſen und zugleich mit obiger
Einſchraͤnkung die bequemſte. Denn ſchwerlich wird
man auf eine andre Weiſe, weder mit einem
Miethpferde, noch mit einer Lohnkutſche, die Meile
mit 6 bis 8 Ggr. beſtreiten koͤnnen.


Vor der Abfahrt iſt noch eins zu beobachten
und zwar noch eine wichtige Angelegenheit! Jedem
[20] Paſſagier iſt anzurathen, daß er ſelbſt zuſehe, nicht
nur, wohin und wie man ſeinen Koffer geſetzt und
befeſtigt habe, ſondern auch wo ſeine uͤbrigen Sa¬
chen auf dem Wagen geblieben ſind. — Nach den
gemeinen Rechten ſollte zwar die Poſt fuͤr die Si¬
cherheit der Bagage der Reiſenden bei den ordinaͤ¬
ren Poſten haften, da ſie fuͤr den Transport, mit¬
hin auch fuͤr die Aufſicht bezahlt wird; allein in
den meiſten Laͤndern hat man zu verordnen beliebt,
daß die mit den Poſten Reiſenden uͤber ihre Ba¬
gage ſelbſt wachen muͤſſen und daß alſo denſelben
im Fall eines Verluſtes, nichts verguͤtet werden
ſoll, beſonders wenn kein Schaffner oder Con¬
ducteur auf dem Poſtwagen iſt, dem die Verwah¬
rung der Sachen ausdruͤcklich aufgetragen wird.
Wo eine ſolche Verordnung iſt, da wird ein Paſſa¬
gier, dem der Koffer vom Poſtwagen verlohren
geht, entweder ganz vergeblich den Schutz der Ge¬
rechtigkeit anflehen, oder doch das Ende ſeiner
Klage nicht ohne Verdruß und Schaden erleben.
Anzurathen iſt es alſo dem Reiſenden, daß er auf
der Reiſe ſo oft, als er kann, ſich nach ſeinen
Sachen umſehe und ſolche, wo es noͤthig ſcheint
ſichern laͤßt, ja es iſt ſogar rathſam, daß man
ſelbſt Stricke oder Ketten an die Koffer gebe, um
ſie damit befeſtigen zu laſſen. Wird jedoch die
[21] Bagage von Seiten der Poſt ausdruͤcklich in Ver¬
wahrung genommen, oder auf deren Veranlaſſung
auf einen Poſtbeiwagen gepackt; ſo kann man mit
allem Fug, wenn etwas verlohren geht, auf Er¬
ſtattung des Werths dringen, welche denn auch,
nach gehoͤriger Unterſuchung und Entſcheidung, nicht
entſtehen kann.


Koͤmmt man auf der Reiſe zu einer andern
Poſtſtation, wo die Pferde gewechſelt werden; ſo
hat man ſich mit dem Poſtillon, der bis dahin
gefahren hat, abzufinden, indem man ihm ein
Trinkgeld reichen muß, welches derſelbe mit einem
gewiſſen Rechte fordert, und welches gewoͤhnlich
auf eine Station von 2 bis 3 Meilen in 2 Ggr.
beſteht. Auſſer dieſem ſoll zwar der Poſtillon zu
ſeiner Zehrung nichts verlangen, allein es geht ge¬
woͤhnlich ſo rein nicht ab, und die Reiſenden wer¬
den nicht immer umhin koͤnnen, ihm vor einem
Wirthshauſe, wo er etwa anhaͤlt, einen Trunk rei¬
chen zu laſſen. In einigen Laͤndern iſt jedoch die
lobenswerthe Einrichtung, daß die Reiſenden alle
dieſe kleinen Nebenausgaben an Trinkgeldern fuͤr
Poſtillions u. dergl. gleich bei dem Poſtamte tax¬
maͤßig berichtigen koͤnnen, ſo daß ihnen auf der
Reiſe weiter nichts abgefordert werden darf. —


Auf einer ſolchen Wechſelſtation wird es auch
[22] rathſam ſeyn, ſich gleich bei der Ankunft zu erkun¬
digen, wie lange die Poſt ſich daſelbſt aufhalten
werde, damit man ſich in Abſicht der Geſchaͤfte,
welche man an dieſem Orte etwa zu verrichten hat,
oder wegen der Ruhe, der man ſich uͤberlaſſen,
oder wegen der Erfriſchung, welche man zu ſich nehmen
will, darnach einrichten koͤnne, um gegen die Zeit
der Abfahrt wieder gehoͤrig bereit zu ſeyn.


Iſt man endlich an den Ort der Beſtimmung
gekommen; ſo muß man nicht fruͤher das Poſt¬
haus verlaſſen, ehe man nicht ſeinen Koffer und
andere Sachen mitnehmen kann, weil ſonſt leicht
eine Verwechſelung vorgehen, oder ein Fremder ſich
unſre Sachen zueignen und mit fortnehmen koͤnnte,
welches lediglich uns zur Laſt fallen wuͤrde. Auſſer
dem Koffer noch viele andere kleinen Packete,
Schachteln und dergl. auf der Poſt bei ſich zu fuͤh¬
ren iſt nicht rathſam, theils weil dieſe leicht be¬
ſchaͤdigt und nicht gut verwahrt werden koͤnnen,
theils auch weil ſie gewoͤhnlich dem Reiſenden ſelbſt
zur Laſt ſind.

[[23]]

Vom Reiſen mit Extra-Poſt.

Extra-Poſt iſt dadurch von ordinaͤren
Poſten
verſchieden, daß wie letztere immer an ge¬
wiſſen Tagen und in beſtimmter Zeit, es moͤgen
ſich Reiſende dazu angefunden haben, oder nicht,
abgehen und ankommen, erſtere alsdann nur faͤhrt,
wenn es von Reiſenden beſonders verlangt wird
und die dabei erforderlichen Koſten von denſelben
bezahlt werden. Ordinaͤre Poſten gehen auf Koſten
der Landesherren; ſie muͤſſen immer zu der einmal
beſtimmten Zeit abgefertigt werden, auch wenn ein¬
mal kein Paſſagier ſich dazu eingefunden haͤtte, oder
ſonſt keine Ladung, auch nicht einmal ein Brief,
vorhanden waͤre. Die dabei erforderlichen, einmal
feſtgeſetzten Koſten werden aus der Poſtkaſſe be¬
ſtritten. Extra-Poſten gehen aber blos auf Ver¬
langen und zur Bequemlichkeit einzelner Reiſenden.
Die Poſtkaſſe hat gewoͤhnlich davon keine Ein¬
kuͤnfte. Das Extra-Poſtweſen iſt lediglich eine be¬
[24] ſondere Polizei-Einrichtung eines Landes, worin
ſchon ordinaͤre Poſten ſind, wodurch Reiſende, wel¬
che mit den ordinaͤren Poſten nicht reiſen wollen
und koͤnnen, auf eine poſtmaͤßige Art, von Sta¬
tion zu Station, durch die, fuͤr ordinaͤre Poſten
beſtimmten Pferde und Poſtillons, unter der Di¬
rection der Poſtmeiſter, fuͤr ein landesherrlich be¬
ſtimmtes Fuhrlohn und fuͤr feſtgeſetzte Gebuͤhren,
fortgeſchaft werden. Blos zur Bequemlichkeit ſol¬
cher Reiſenden iſt angeordnet, daß die Poſthalter,
wenn ſich Reiſende um Extra-Poſt melden, an¬
ſpannen laſſen und ſie in beſtimmter Zeitfriſt von
einer Poſtſtation zur andern bringen laſſen muͤſſen.
Solche Reiſende haben nun entweder eigene Wa¬
gen, oder in deren Ermangelung muͤſſen die
Poſthalter ihnen Wagen fuͤr beſtimmte Gebuͤhren
leihen.


Wer mit Extra-Poſt reiſen will, hat dabei
folgendes zu beobachten. Wenn man die Stunde
der Abreiſe beſtimmt hat; ſo beſtellt man bei dem
Poſtamte die Anzahl Pferde, welche man bedarf,
und zeiget zugleich an, wohin man zu reiſen ge¬
denkt und daß man entweder einen eigenen Wagen
habe, oder nicht, in welchem letztern Falle man
die Art des Wagen, den man zu haben wuͤnſcht,
beſtimmen muß. An den meiſten Oertern iſt es
[25] alsdann gebraͤuchlich, daß der Poſtwagenmeiſter
koͤmmt, um den Wagen, worin man reiſen, nebſt
der Bagage, welche man mitnehmen will, zu be¬
ſehen, und darnach zu beurtheilen, ob der Wagen
nebſt der beſtimmten Bagage und der Zahl der
Reiſenden durch ſo viel Pferde, als man beſtellt
hat, fortgeſchaft werden koͤnne, oder nicht. Denn
in den Extrapoſt-Ordnungen, oder Reglements, iſt
natuͤrlicher Weiſe beſtimmt, wie viel Pferde zu ei¬
ner Kutſche, oder Chaiſe und zu einer gewiſſen An¬
zahl von Perſonen und Anzahl von Pfunden der
Bagage, genommen werden ſollen, damit die Pfer¬
de nicht uͤber Gebuͤhr belaͤſtigt werden, ſondern die
beſtimmten Stunden halten koͤnnen; denn man muß
ſo wenig die ordinaͤren, als Extrapoſten wie
Frachtwagen anſehen und behandeln. Findet nun
der Wagenmeiſter hierbei nichts zu erinnern; ſo
ſchmiert er den Wagen, ordert das Aufpacken der
Bagage an und laͤßt ſich das Fuhrlohn nebſt ſeiner
Gebuͤhr reichen. Wenn man weiß, wie hoch die
Taxe fuͤr ein Extrapoſtpferd auf die Meile iſt;
ſo wird man leicht abnehmen koͤnnen, ob ſeine For¬
derung richtig, oder falſch iſt. Dieſe Taxe iſt nicht
uͤberall und immer gleich, ſondern ſie wird in den
verſchiedenen Laͤndern von den Landesregierungen
gewoͤhnlich nach Maaßgabe der Korn- und Fut
[26] terungspreiſe feſtgeſetzt, und da ſie ehemals, bei
niedrigern Preiſen, vom Pferde auf die Meile 6 —
8 Ggr. betrug; ſo iſt ſie hingegen jetzt hier und
da auf 10, 12 — 14 und mehrere Ggr. erhoͤhet.
Die Anzeige von der Taxe des Extrapoſtgeldes und
der Gebuͤhren fuͤr Wagenmeiſter und Poſtillons iſt
gewoͤhnlich in den Poſthaͤuſern oͤffentlich angeſchla¬
gen; in deſſen Ermanglung wird der Reiſende
wohlthun, ſich deshalben bei den Poſtmeiſtern zu
erkundigen. Hat man nicht ſelbſt einen Wagen;
ſo muß man allerdings fuͤr den Wagen, welchen
die Poſt, oder der Extrapoſtfahrer, zu unſrer
Reiſe darleihet, beſonders bezahlen, welches ge¬
woͤhnlich fuͤr eine Chaiſe auf die Meile 4 Ggr. und
fuͤr eine Kutſche 6 Ggr. betraͤgt; einen ordinaͤren offe¬
nen Wagen erhalten jedoch die Reiſenden an vielen
Orten umſonſt, indem die Gebuͤhren dafuͤr ſchon
im Fuhrlohn begriffen ſind. Man wird aber auch
nicht immer, beſonders an kleinen Oertern Kut¬
ſchen und Chaiſen antreffen und erhalten koͤn¬
nen, ſondern ſich oft mit offenen Wagen behelfen
muͤſſen.


Man muß ſich ſo einrichten, daß man puͤnkt¬
lich zu der Zeit, zu der die Pferde beſtellt und vor¬
geſpannt ſind, ſich einſetzen und abreiſen koͤnne,
weil man ſonſt, wenn man die Pferde warten
[27] laͤßt, — Wartegeld bezahlen muß, und zwar,
nachdem es die Poſtordnung des Orts beſtimmt,
1 bis 2 Ggr. auf jedes Pferd fuͤr jede Stunde des
Verzugs der Abfahrt.


Dieſe Verguͤtung fuͤr das Warten der Poſt¬
pferde iſt keines Weges unbillig, weil die Poſtpferde
nicht von der Willkuͤhr und Gemaͤchlichkeit einzel¬
ner Reiſenden abhaͤngen duͤrfen und weil ſie jeder¬
zeit Geld verdienen muͤſſen, und ſie auch nicht auf andre
Art gebraucht werden, wenigſtens ruhen koͤnnten,
wenn ſie nicht auf uns warten muͤßten. Mit noch
groͤßerm Rechte kann dieſe Verguͤtung von uns ge¬
fordert werden, wenn wir durch einen auf der Reiſe¬
route vorausgeſchickten Laufzettel die Poſtpferde auf
eine gewiſſe Zeit beſtellt haben und doch durch ei¬
genes Verſchulden uns verſpaͤten.


Koͤmmt man nun mit ſolcher Extra-Poſt zu
einer Poſtſtation, wo friſche Pferde genommen
werden muͤſſen; ſo kann man allerdings verlangen,
hoͤchſtens binnen einer halben Stunde weiter expe¬
dirt zu werden, allein wenn man die Pferde nicht
vorher durch einen Laufzettel beſtellt hat; ſo wird
man es ſich nicht ſelten gefallen laſſen muͤſſen, ¾
oder eine volle Stunde zu warten. Denn die vor¬
zuſpannenden Pferde muͤſſen doch erſt zubereitet,
vielleicht muͤſſen ſie erſt vom Acker hereingeholt
[28] werden. Man kann nicht verlangen und erwarten,
daß der Poſtmeiſter an einem kleinen Orte beſtaͤn¬
dig eine Menge Pferde aufs ungewiſſe im Stalle
ſtehen und auf unſre unangemeldete Ankunft ſie ſchon
bereit habe. Es iſt genug, wenn er in dieſem
Falle die ihm vorgeſchriebene Ordnung beobachtet,
wenn dieſe den Umſtaͤnden angemeſſen iſt, welches
leider auch nicht immer iſt, weil diejenigen Leute,
welche ſich ſolche Verordnungen entwerfen, ſelten in der
Lage geweſen ſind, die Moͤglichkeit der Ausfuͤhrung
derſelben ſelbſt verſucht und erfahren zu haben.


Hieruͤber mit dem Poſthalter Zank anzufangen,
wuͤrde vergeblich, in manchem Falle ſogar unbillig
ſeyn. Der Reiſende thut wohl, wenn er ihn um
moͤglichſt geſchwinde Fortſchaffung erſucht und da
richtet man gewoͤhnlich mit freundlichen Worten
mehr aus, als durch Forderung der Strenge, oder
durch Androhung vom Anklagen und Rache. Der
Poſtmeiſter kann durch gutes Fahren leicht die Zeit
wieder einbringen laſſen, die etwa durch ihn ver¬
ſaͤumt wurde. Groͤßtentheils iſt es uͤberall Regel,
daß eine Extrapoſt mit eben ſo viel Pferden, wo¬
mit ſie ausfuhr und auf einer Station ankam, wei¬
ter gebracht werden muͤſſe. Weniger Pferde zu
nehmen, haͤngt alſo nicht von den Reiſenden ab.
Nur da, wo der Weg vorzuͤglich gut iſt, wird eine
[29] verhaͤltnißmaͤßige Verringerung der Pferdezahl ver¬
ſtattet. Hingegen muͤſſen auch die mit Extrapoſt
reiſenden, wo ſchlechtere Wege ſind, ſich eine Ver¬
mehrung der Pferdezahl auf ihre Koſten gefallen
laſſen. Dieſes werden ſie um ſo lieber, wenn ein
Poſtmeiſter, auſſer den bezahlten Pferden, auch
mehr zur Erleichterung ſeiner Pferde, unentgeldlich
vorſpannen laͤßt. —


Bei einer Extrapoſtreiſe iſt man noch mehr
verbunden, auf ſeine Koffer und Bagage ſelbſt
wachſam zu ſeyn und ſich, in Abſicht des Aufpa¬
ckens, nicht auf den Poſtillon, oder Wagenmeiſter,
zu verlaſſen. Denn hier gehet alles auf des Rei¬
ſenden Koſten und Gefahr. Die Poſt iſt weiter
ihm nichts ſchuldig, als ihn fuͤr die beſtimmte Ge¬
buͤhr in einer beſtimmten Zeit von einer Station
zur andern zu ſchaffen. Sie nimmt von ſeiner Ba¬
gage weiter keine Notitz, als daß ſie fuͤr die be¬
zahlten Pferde nicht zu ſchwer ſei. Bei einem vor¬
fallenden Verluſte wird alſo die Poſt nichts er¬
ſetzen und wenn ſich der Poſtillion beim Aufpa¬
cken oder Befeſtigen der Bagage ſollte etwas zu
Schulden kommen laſſen, ſo wird es doch ſchwer
halten, von dem armen Teufel Erſtattung zu er¬
langen.


Um den Unannehmlichkeiten, welche durch die
[30] Verſchiedenheit des Geldes entſtehen, auszuweichen,
thut man wohl, ſich mit Muͤnze desjenigen Landes,
in welchem man reiſet, zu verſehen. Freilich iſt es
unangenehm, wenn ein Sachſe ſeine Piſtole im
Hannoͤverſchen nur zu 4 Rthlr. 16 Ggr. ausgeben
kann; allein man kann doch nicht verlangen, daß
der Poſtbediente den Verluſt tragen ſoll, da der¬
ſelbe auf Landesmuͤnze angewieſen iſt, und deren
Werth in Rechnung und an die Herrſchaftliche Kaſſe
abliefern muß. Will ein Reiſender immer erſt bei
jeder Poſt wechſeln, ſein Geld nach dem Cours
reduciren und daruͤber mit den Poſtofficianten ab¬
rechnen; ſo entſtehet dadurch leicht Mißverſtaͤnd¬
niß, wenigſtens Aufenthalt, wobei der Poſtmann
verdruͤßlich werden kann, zumal wenn man ihm
auslaͤndiſche Muͤnze aufbuͤrdet, welche er an ſeinem
Orte nicht wieder anbringen kann. Oeſterreichiſche
und Reichs-Kreutzerſtuͤcke, Batzen u. dergl. nimmt
man im noͤrdlichen Deutſchland nicht gern, auch
nicht mit Agio. Den hierdurch entſtehenden Ver¬
luſt muß der Reiſende tragen und zu ſeinen uͤbri¬
gen Reiſekoſten ſchlagen. Er mag ſich deshalben
uͤber die verſchiedenen Muͤnzherren beklagen, welche
ſich noch nicht zu einerlei Muͤnzfuß haben vereini¬
gen wollen. —

[[31]]

Von Verſendungen mit der Poſt.

Wer Briefe mit der Poſt abſchickt, welche der
Empfaͤnger poſtfrei erhalten, wofuͤr derſelbe kein
Poſtgeld (Porto) bezahlen ſoll, der muß franco,
oder frei, oder poſtfrei, darauf ſchreiben
und bei der Aufgabe das ihm dafuͤr abgeforderte
Geld bezahlen.


Nach der Poſtſprache heißt uͤberhaupt alles
Geld, welches fuͤr Transportirung der Briefe, Gel¬
der, Packete ꝛc. an Fracht, von dem Abſender, oder
von dem Empfaͤnger, bezahlt werden muß: Por¬
to
. — Zugleich heißen auch ſolche Briefe, welche
abgeſchickt werden, ohne daß dafuͤr am Orte der
Aufgabe Porto bezahlt iſt, die alſo nicht frankirt
ſind, ſondern wofuͤr erſt der Empfaͤnger die Fracht,
oder den Lohn an die Poſt bezahlen ſoll: Porto¬
briefe
. Mithin heißt, einen Brief, oder ein
Packet u. dergl. Porto abſchicken, dafuͤr am
Orte der Abſendung nichts bezahlen, ſondern die
[32] Erlegung des Porto's dem Empfaͤnger uͤberlaſſen
Ein bei der Aufgabe bezahlter Brief heißt ein franko-
oder frankirter Brief.


Es iſt der Poſt gewoͤhnlich gleichguͤltig, ob die
Briefe und Packete von den Abſendern franko,
oder porto abgeſchickt werden, das heißt: ob das
dafuͤr gebuͤhrende Poſtgeld bei der Aufgabe erlegt
wird, oder ob es erſt von dem Empfaͤnger bezahlt
werden ſoll. Beſonders iſt dies der Poſt gleichguͤl¬
tig, wenn die zu verſendenden Briefe und Sachen im
Lande bleiben, oder mit Poſten angraͤnzender Laͤn¬
der weiter geſchickt werden, mit welchen die Lan¬
despoſten oder das Poſtamt des Abſendungsorts, in
Verbindung und Abrechnung ſteht. So iſt es z.
B. der Preußiſchen Poſt voͤllig einerlei, ob ein von
Memel nach Weſel beſtimmter Brief porto, oder
franko aufgegeben wird, ob das Poſtgeld dafuͤr zu
Memel bezahlt iſt, oder erſt in Weſel von dem
Empfaͤnger bezahlt werden ſoll. Eben ſo verhaͤlt es
ſich auch bei allen den Poſten, welche mit den
Preußiſchen Poſten in Verbindung geſetzt ſind, ſo
daß die eine Poſt der andern das derſelben, von
den verſchickten Sachen gebuͤhrende Poſtgeld verguͤ¬
tet. So kann man z. B. ſeine Briefe zu Berlin,
oder in jedem andern Orte der preußiſchen Staa¬
ten nach Rußland, Sachſen und nach vielen an¬
[33] dern Laͤndern franko, oder porto aufgeben oder ab¬
ſenden, weil die koͤnigliche Poſtkaſſe das ihr dafuͤr
gebuͤhrende Porto, ſowol von den inlaͤndiſchen, als
von jenen auslaͤndiſchen Poſtaͤmtern erheben kann
und durch die mit denſelben fuͤhrenden Abrechnun¬
gen verguͤtet erhaͤlt. Gleiche Bewandniß hat es
auch in dieſer Hinſicht in andern Staaten und
Reichen. In den oͤſterreichiſchen Staaten, in
Frankreich, Rußland ꝛc. koͤnnen Briefe von einer
Graͤnze bis zur andern franko oder porto gehen,
weil die dortigen Poſten von den Empfaͤngern das
erhalten koͤnnen, was die Abſender nicht bezahlt
haben.


Nur da entſtehen Ausnahmen von dieſer Re¬
gel, wo auslaͤndiſche Poſten mit den inlaͤndiſchen
keine Berechnung haben, — theils wegen der Ver¬
ſchiedenheit des Geldes, theils auch aus andern po¬
litiſchen Gruͤnden. Daher koͤmmt es, daß alle
aus Deutſchland nach England beſtimmten Briefe
bis ans Meer, oder eigentlich bis an das Packet¬
boot, welches ſie aufnimmt, frankirt werden muͤſſen,
weil von England kein Porto verguͤtet wird, da,
wie bekannt, kein engliſches Geld aus der Inſel
verſandt werden darf. — So verhaͤlt es ſich auch
mit dem groͤſten Theile der oͤſterreichiſchen Staa¬
ten. Die dahin gehenden Briefe muͤſſen bis an die
3[34] Graͤnze frankirt werden, theils weil die oͤſterreichi¬
ſchen Poſtaͤmter den Auslaͤndern, ſelbſt zum Theil
den deutſchen Reichspoſten kein Porto verguͤten,
theils auch weil das oͤſterreichiſche Geld zu niedrig
im Werthe ſteht. Daher muͤſſen alle aus Sachſen
und durch Sachſen nach den oͤſterreichiſchen Staa¬
ten gehenden Poſtguͤter bis an die boͤhmiſche Graͤnze
frankirt werden, weil die oͤſterreichiſchen Poſtaͤm¬
ter den den Sachſen gebuͤhrenden Porto-Vorſchuß
nur in oͤſterreichiſchem Gelde, welches gegen ſaͤchſ[.]
Conventionsmuͤnze verliehrt, verguͤten wollen, die
ſaͤchſiſchen Poſten aber dieſen Verluſt nicht uͤber¬
nehmen koͤnnen. Selbſt mitten in Deutſchland fin¬
det dieſe Unbequemlichkeit fuͤr das korrespondirende
Publikum noch Statt. — Bekanntlich beſtehet hier,
auſſer den Poſten der verſchiedenen Landesherren
z. B. in den Staaten der Haͤuſer Bayern, Heſſen,
Sachſen ꝛc. auch noch ein beſonders dem Fuͤrſten
von Thurn und Taxis gehoͤrendes und unter deſſen
Direction ſtehendes Poſtweſen. Die Vorfahren die¬
ſes Fuͤrſtlichen Hauſes haben nemlich vor etwa 300
Jahren angefangen, zuerſt in Deutſchland Poſten
anzulegen und dazu Officianten, welche von ihnen
beſoldet und abhaͤngig wurden, angeſtellt, und weil
man nun damals die Nuͤtzlichkeit dieſer Anſtalten
bald empfand; ſo wurden ihnen nicht nur die An¬
[35] legung der Poſten von den deutſchen Fuͤrſten gern
geſtattet, ſondern ſie wurden auch dazu von man¬
chen Reichsſtaͤnden eingeladen und dabei unterſtuͤtzt.
Nachdem ſich aber nach jener Zeit Handel und
Wandel in Deutſchland mehr gehoben hat und die
Fuͤrſten ſelbſt mehr Aufmerkſamkeit auf die Ver¬
mehrung ihrer Einkuͤnfte wandten und die Ver¬
groͤßerung ihrer Finanzen beabſichtigten; ſo wollten
ſie auch zum Theil die aus dem Poſtweſen ent¬
ſpringenden Aufkuͤnfte dem Fuͤrſten von Thurn und
Taxis nicht allein mehr uͤberlaſſen, ſondern ſie leg¬
ten nach und nach auf eigene Koſten und Gefahr
in ihren Laͤndern eigene Poſten an, und fingen an,
die taxiſchen Poſten theils mit Gewalt zu vertrei¬
ben, theils einzuſchraͤnken, wie ſchon am Ende des
ſiebenzehnten und im Anfange des achtzehnten Jahr¬
hunderts vornehmlich in Oeſterreich, nachher in
Brandenburg, Sachſen, Heſſen ꝛc. geſchehen iſt.
Da jedoch nicht alle Fuͤrſten in dieſen Maaßregeln
einſtimmig waren, ſondern manche ſich noch immer
die taxiſchen Poſten gefallen ließen und in ihren
Laͤndern beibehielten; ſo blieb der Fuͤrſt von Thurn
und Taxis im Beſitz eines von einem Ende
Deutſchland bis zum andern ſich erſtreckenden Poſt¬
weſens, wobei die Officianten ihm quoad munus
et officium
verbindlich ſind und wovon die Ein¬
[36] kuͤnfte in ſeine Kaſſe fließen. Ohne hier die Recht¬
maͤßigkeit dieſer Anſtalt, welche ſich auf das Recht
der erſten Anlage, auf langen und verjaͤhrten Be¬
ſitzſtand und endlich auf Kaiſerliche Belehnung
gruͤnden ſoll, zu unterſuchen, wollen wir nur an¬
fuͤhren, daß dieſes Poſtweſen um Deutſchlands
Kultur, Handel und Gewerbe große Verdienſte
hat, und daß es noch jetzt eine der vortheilhafteſten
Anſtalten fuͤr ganz Deutſchland im Allgemeinen iſt,
indem es nicht nur unter den, durch Politik, Re¬
ligion und verſchiedenes Intereſſe getrennten Staa¬
ten des deutſchen Reichs eine gewiſſe Verbindung
knuͤpft, welches den Landespoſten der einzelnen klei¬
nen Herrſchaften nicht moͤglich iſt, ſondern auch
ſelbſt mit auswaͤrtigen Laͤndern den Verkehr erleich¬
tert, z. B. mit Frankreich, mit der Schweitz und
Italien, wo gleichfalls zum Theil auch taxiſche Po¬
ſten exiſtiren; kurz es iſt eine wahre Nationalan¬
ſtalt und in Deutſchland die einzige, welche ſich
noch erhalten hat. —


Aus dem Verhaͤltniſſe zwiſchen den Landes-
oder ſtaͤndiſchen Poſten mit den taxiſchen Reichspo¬
ſten, je nachdem man letztere eingeſchraͤnkt hat, die
aber hingegen ſich in ihrem Beſitzſtande behaupten
und Repreſſalien gebrauchen wollen, iſt nun jetzt
fuͤr das korrespondirende Publikum in Deutſchland
[37] die Unbequemlichkeit entſtanden, — daß man an
vielen Orten ſeine Briefe nicht franco, oder porto
abſchicken kann, wie man wuͤnſcht, ſondern daß
man ſie bei der Aufgabe bis nach einem gewiſſen
Orte, wo ſie zur taxiſchen Poſt kommen, frankiren
muß, weil die taxiſchen Poſten den Fuͤrſtlichen, oder
letztere den erſteren gleichfalls entweder gar kein
Porto verguͤten wollen, indem ſie ſolche entweder
nicht fuͤr guͤltig erkennen, oder doch ſich auf die in
neuern Zeiten gemachten verſchiedenen ſtaͤndiſchen
Poſttaxen, ſich nicht einlaſſen wollen.


Hiernach wird man ſich alſo bei Verſendungen
von Briefen und Sachen richten muͤſſen, und wenn
man bei der Aufgabe nicht ſchon weiß, wie man
ſich zu verhalten hat; ſo muß man von den Poſt¬
officianten daruͤber Erkundigung einziehen und ſich
nach deſſen Anweiſung richten. Man darf in die¬
ſen Faͤllen nicht befuͤrchten, daß der Poſtofficiant,
er mag in Reichsſtaͤndiſchen, oder Fuͤrſtl. taxiſchen
Dienſten ſtehen, nach Willkuͤhr verfahre, denn
er hat ſeine Inſtruction, wornach er ſich richten
muß, und er kann auch nicht einen einzigen Brief,
geſchweige mehrere, nach einem Orte porto laufen
laſſen, wohin frankirt werden muß. So iſt es z.
B. eine wahre Unmoͤglichkeit in verſchiedene Theile
der oͤſterreichiſchen Monarchie, da die oͤſterreichiſchen
[38] Poſten ſowol von den taxiſchen Reichs- als auch
von andern deutſchen fuͤrſtlichen Poſten gewiſſer
Maaßen getrennt ſind, oder nach Ungarn, Italien,
Spanien, England ꝛc. Briefe ganz porto zu ſenden.
Sie wuͤrden nicht befoͤrdert werden koͤnnen. Dieſe
Gefahr laͤuft derjenige, welcher nach ſolchen Oer¬
tern und Laͤndern Briefe zur Poſt giebt, ohne zu
fragen, ob er dafuͤr etwas bezahlen muͤſſe, und der
nicht die Anweiſung des Poſtofficianten abwartet
und befolgt.


Die zur Poſt beſtimmten Briefe ſelbſt muͤſſen
mit deutlich und leſerlich geſchriebenen Aufſchriften
verſehen ſeyn und wenn es mehrere Oerter gleichen
Namens giebt, ſo muß das Land, oder die Pro¬
vinz, worin der Ort, wohin unſer Brief gehen ſoll,
liegt, beigeſetzt werden. Denn da es z. B. mehrere
Frankfurth, Koͤnigsberg, Bergen, Burg, Neu¬
ſtadt ꝛc. giebt, und es uns nicht gleichguͤltig ſeyn
kann, ob ein nach Frankfurth am Mayn beſtimm¬
ter Brief mit der Poſt nach Frankfurth an der
Oder, oder ein nach Braunſchweig in Nie¬
derſachſen nach Brunswyk in Amerika geſchickt
wird; ſo iſt die Beobachtung dieſes Umſtandes un¬
erlaͤßige Pflicht und das Irregehen der Briefe
koͤmmt lediglich auf Rechnung der Correspondenten.
Auf Briefe, welche frankirt ſeyn ſollen, muß der
[39] Abſender, oder vielmehr der Schreiber derſelben,
ſelbſt mit ſeiner eigenen Hand franco ſetzen und
auch den Ort, oder die Station beifuͤgen, wohin er
bezahlen will, weil ſonſt, wenn ſolches von einer
fremden Hand geſchiehet, oder den Poſtbedienten
uͤberlaſſen bleibt, der Empfaͤnger glauben koͤnnte,
daß die Franchiſe auf der Poſt eigenmaͤchtig abge¬
aͤndert und damit eine Unrichtigkeit begangen ſei.
Man thut wohl, wenn man das Wort: franco,
immer unten linker Hand in die Ecke der Addreſſe
ſchreibt, weil es gewoͤhnlich daſelbſt ſteht und alſo
da vornehmlich geſucht wird und am leichteſten in
die Augen faͤllt. Man hat viele Beiſpiele, daß
wenn Abſender das franco an einen andern Ort
des Couverts und undeutlich ſchreiben, ſo daß es
von den Poſtofficianten nicht bemerkt wurde, ſon¬
dern derſelbe den Brief porto abſandte, daruͤber mit
den Empfaͤngern bittere Verdruͤßlichkeiten entſtan¬
den, wenn dieſe Porto bezahlen ſollten.


Ueber den Preis des Briefporto's, oder
der Brieffracht, laͤßt ſich im allgemeinen nichts Be¬
ſtimmtes ſagen. Er beruhet groͤſtentheils auf Ta¬
xen, welche vor langer Zeit eingefuͤhrt und die im
ganzen ziemlich billig ſind, zumal wenn man be¬
denkt, daß ſeit jenen Zeiten die Preiſe und Koſten
faſt aller andern Dinge geſtiegen und zum Theil
[40] verdoppelt ſind. Nur beim Briefporto iſt groͤſten¬
theils ſeit der erſten Errichtung des Poſtweſens in
Deutſchland keine Erhoͤhung vorgenommen, wenig¬
ſtens nicht bei den Reichspoſten. Man kann es
wirklich nicht anders, als ſehr wohlfeil finden, wenn
man einen Brief von Hamburg bis Frankfurth am
Mayn fuͤr 3 Ggr. und von Leipzig bis Hamburg
fuͤr 2 Ggr. ſenden kann. So iſt verhaͤltnißmaͤßig
uͤberall das Porto bei dieſen Poſten und auch bei
denen ſtaͤndiſchen Poſten, welche mit jenen in Ver¬
bindung ſtehen. Hingegen iſt es in einigen Laͤn¬
dern, z. B. im Mecklenburgiſchen, Preußiſchen, Oe¬
ſterreichiſchen, Heſſiſchen ꝛc. in Betracht jenes Ver¬
haͤltniſſes etwas hoͤher. Beſonders wurde einſtens
im Brandenburgiſchen zur Zeit der Herſtellung der
Academie der Wiſſenſchaften zu Berlin das Porto
fuͤr jeden, einzeln zur Poſt gegebenen Brief, mit
6 Pfenig erhoͤhet; am theuerſten unter allen deut¬
ſchen Territorialpoſten ſind jedoch die Mecklenburgi¬
ſchen, beſonders wegen des daſelbſt eingefuͤhrten ſchwe¬
ren Muͤnzfuſſes; jedoch iſt im Ganzen der Un¬
terſchied nicht groß.


Man kann nicht immer den Grund angeben,
warum ein Brief von einem Orte nach einem naͤ¬
her liegenden mehr koſtet, als nach einem entfern¬
tern, welches doch hier und da der Fall iſt. Groͤßten¬
[41] theils liegt er in der beibehaltenen alten Reichspoſt¬
taxe, und der hoͤhere Preis ruͤhrt gewoͤhnlich davon
her, wenn Poſten in neuern Zeiten angelegt ſind,
wobei die Taxe nach dem jetzigen pretio rerum an¬
geordnet wurde. Daher koͤmmt es, daß z. B. ein
Brief von Hannover bis Pyrmont 2 Ggr. und von
Hannover bis Paderborn und Erwitte gleichfalls
nur 2 Ggr. koſtet, ohngeachtet letztere Oerter wei¬
ter entfernt liegen, ſo wie auch ein Brief von Ber¬
lin bis Braunſchweig 4 Ggr. und von Berlin bis
Weſel nicht mehr zahlt.


Es iſt vergeblich, uͤber dieſe Verſchiedenheit des
Briefporto's den Poſtofficianten zur Rede zu ſtellen,
weil er gewoͤhnlich keinen Grund davon angeben
kann, als die ihm vorgeſchriebene und an ſeinem
Orte gebraͤuchliche Taxe. Hiervon abzugehen und
das Porto willkuͤhrlich zu beſtimmen, wird und
kann ſich kein Poſtofficiant erlauben, denn ein ſol¬
ches Verfahren wuͤrde nicht von langer Dauer und
mit ſehr unangenehmen Folgen fuͤr ihn verbunden
ſeyn.


Daher iſt es aber auch nothwendig, das von
dem Poſtbedienten geforderte Porto ohne Umſtaͤnde
zu erlegen und es kann wahrlich nicht ſtatt finden,
dabei dingen, oder einen Abzug machen zu wollen.
Jeder an ſeine Poſttaxe ſchon mechaniſch gewoͤhnte
[42] Poſtofficiant koͤnnte ſchon daruͤber verdruͤßlich wer¬
den und uns mit einer ſchneidenden Antwort ab¬
fertigen, wenn wir ihm weniger Porto boͤten, als
er verlangt. Er muͤßte auch ſicherlich jeden Pfennig,
denn wir ihm kuͤrzten, aus ſeiner Taſche beilegen
und der Kaſſe verguͤten.


Bis hierher war die Rede vom Porto fuͤr
einfache Briefe
. Weil es aber duͤnne und
dicke, oder einfache und doppelte Briefe giebt,
ſo iſt auch das dafuͤr zu erlegende Porto verſchie¬
den. Als einen einfachen (ſimpeln) Brief ſieht
man den an, der nur aus einem Bogen Papier be¬
ſteht und uͤberhaupt nicht uͤber ein Loth wiegt. Fuͤr
ſolche einloͤthige Briefe wird nur einfaches, oder
das gewoͤhnliche Porto bezahlt. Wiegen ſie aber
mehr; ſo veraͤndert ſich die Taxe. — Hierbei ſind
jedoch die Prinzipien nicht einerlei. Die ſogenann¬
ten Reichspoſten ſcheinen hierin die wohlfeilſten.
Auf den reitenden Preußiſchen und einigen andern
ſtaͤndiſchen Poſten muß fuͤr jedes Loth, welches ein
Brief wiegt, das einfache Porto bezahlt werden, z.
B. wenn ein einfacher Brief nach einem gewiſſen
Orte 2 Ggr. koſtet; ſo koſtet er, wenn er 4 Loth
wiegt 4 Ggr. indem man annimmt, daß in einem
ſolchen vierloͤthigen Briefe wirklich 4 Briefe, oder
doch andre Papiere vom beſondern Werthe, z. B.
[43] Rechnungen, Wechſel, Aſſignationen, Quitungen
u. dergl. ſeyn koͤnnen. Bei den taxiſchen Reichs¬
poſten ſteigt die Erhoͤhung des Porto fuͤr ſolche
dicke Briefe von 1 bis 3, von 4 bis 7, von 8 bis
11 Loth ꝛc. welches aber auch bei den folgenden
Preußiſchen Poſten der Fall, iſt und uͤberhaupt wird
hierbei auf den Werth des Inhalts oder der Bei¬
ſchluͤße der Briefe Ruͤckſicht genommen, ſo daß
das Porto fuͤr gedruckte Sachen, Proben u. dergl.
geringer iſt. Auf den Engliſchen Poſten hingegen
muß fuͤr ſolche doppelte Briefe drei- und mehrfa¬
ches Porto erlegt werden, ja ein mit einem
Couvert verſehener Brief koſtet ſchon doppeltes
Poſtgeld.


Auf den mehrſten Poſten muͤſſen auch die
Proceßſchriften der Advocaten, Gerichte und
Partheien, desgleichen die Manuſcripte der
Gelehrten und Buchhaͤndler gleichfalls hoͤheres
Porto
tragen. Die ſogenannten Poſttaxen geben
zwar hiervon keinen Grund an, worauf ſie ſich
aber uͤberhaupt bei ihren Beſtimmungen wenig ein¬
laſſen; die Urſache ſoll jedoch wahrſcheinlich darin
liegen, daß gedachte Schriften einen beſondern
Werth haben und daher auch von der Poſt vor¬
zuͤglich verwahrt
und in Aufſicht genommen
werden muͤßten. — Ob ſolches nun wirklich ge¬
[44] ſchieht, oder ob der Grund des hohen Porto's fuͤr
Klageſchriften in der Meynung liegt, daß die Hand¬
lungen der Gerechtigkeit viel Geld koſten muͤſſen,
bleibt noch problematiſch. Wenigſtens ſcheint es
billig zu ſeyn, daß ein mit Makulatur gefuͤllter
Brief von der Poſt eben ſo richtig beſorgt werden
muͤſſe, als die Vertheidigungsſchrift eines unſchul¬
dig Angeklagten, oder eines duͤrftigen Supplikan¬
tens. — Die Manuſcripte der Gelehrten muͤſ¬
ſen freilich, als die koſtbarſten Erzeugniſſe des Men¬
ſchen, Ausnahmen machen, und es waͤre auch wirk¬
lich gewiſſermaßen wuͤnſchenswerth, wenn der ver¬
ſchiedene Werth derſelben, ſchon zur Erleichterung
der Critik, durch die Poſt taxirt wuͤrde, oder doch
wenigſtens ſchlechte Producte einiger Scribenten da¬
durch unterdruͤckt wuͤrden, um die Buchhaͤndler und
das Publikum vor groͤßerm Verluſt zu verwahren.
Dieſes wuͤrde man unter die noch unbekannten
Wohlthaten des Poſtweſens rechnen koͤnnen.


Wegen der Bezahlung des Porto's fuͤr ſolche
dicke oder ſtarke Briefe pflegt ſehr oft zwiſchen den
Correspondenten und den Poſtofficianten Mißver¬
ſtaͤndniß zu entſtehen, da es manchen befremdet,
wenn mehr, als gewoͤhnliches Porto gefordert wird,
indem viele glauben, ein Brief ſei ein Brief. Sol¬
che Mißverſtaͤndniße werden immer entſtehen, wenn
[45] nicht die Correspondenten ſich eine genauere Kennt¬
niß von den Poſttaxen verſchaffen und dadurch das
Verfahren der Poſt beurtheilen lernen. Inzwiſchen
kann man im Allgemeinen vorausſetzen, daß die Poſt¬
officianten nicht ſo leicht hierbei vorſaͤtzlich unrichtig
verfahren werden, da ſie ſtets befuͤrchten muͤſſen,
daß eine von ihnen begangene Unrichtigkeit ſehr
bald zur Sprache kommen werde, denn das Pub¬
likum iſt auf die Poſt ſehr wachſam, beobachtet das
Verfahren der Poſtbedienten groͤßtentheils ſehr ſcharf
und iſt geneigt, der Poſt mehr, als billig iſt, zur
Laſt zu legen.


Bei [ankommenden]Briefen iſt etwa
Folgendes zu beobachten. Der Empfaͤnger muß das
auf den Brief vom Poſtamte geſetzte Poſtgeld be¬
zahlen und kann nichts davon abziehen, weil ein
ſolcher Abzug lediglich der Taſche des Poſtoffician¬
ten zur Laſt fallen wuͤrde. Denn dieſer iſt nicht
Herr des Poſtgeldes, ſondern nur Verwalter deſſel¬
ben und muß es bei Heller und Pfennig berechnen.


Glaubt man jedoch, daß zu viel Porto ange¬
ſetzt ſei, welches allerdings aus Uebereilung und
Irrthum bei der Eile, womit die Expeditionen ge¬
ſchehen muͤſſen, zuweilen der Fall ſeyn kann; ſo
darf und muß man auch daruͤber ſich beſchweren,
Aufklaͤrung und Schadloshaltung ſuchen. Am be¬
[46] ſten iſt, wenn eine ſolche Beſchwerde ſchriftlich
durch eine an das Poſtamt gerichtete Anzeige mit
Beifuͤgung des Briefs, als corpus delicti, ge¬
ſchiehet. Denn ohne Vorzeigung des Briefs, wes¬
halben Beſchwerde gefuͤhrt wird, iſt der Poſtbediente
ſelten im Stande, ſogleich auf der Stelle befriedi¬
gende Auskunft zu geben, ſondern er wird erſt mit
Muͤhe und Aufopferung von Zeit, welche ihm oft
koſtbar iſt, den Brief in den Poſtkarten und Re¬
giſtern, aufſuchen muͤſſen, welches ihm ſehr unange¬
nehm ſeyn wuͤrde, zumal wenn er die Beſchwerde
ungegruͤndet findet. Iſt aber wirlich zu viel Porto
angeſetzt und ſolches nicht von dem abliefernden,
ſondern bei einem vorliegenden Poſtamte, wo der
Brief aufgegeben wurde, geſchehen: ſo wird der
Brief auf der Route zuruͤck geſendet werden muͤſ¬
ſen, damit der Fehler mit Ueberzeugung da ver¬
beſſert werden koͤnne, wo er begangen iſt. Die¬
ſes wird auch noͤthig ſeyn, wenn ein Francobrief
dennoch mit Porto belegt iſt. Es mag nun das
Porto bei der Aufgabe bezahlt und die Anſetzung
des Poſtgeldes aus Verſehen eines Poſtamtes ge¬
ſchehen, oder das Wort franco mag, weil es ent¬
weder undeutlich, oder an einer ungewoͤhnlichen
Stelle des Couverts geſchrieben war, von dem
Poſtofficianten nicht bemerket ſeyn; ſo wird in allen
[47] dieſen Faͤllen die Zuruͤckſendung des Briefs ge¬
ſchehen muͤſſen, damit der Fehler an ſeinem Orte
verbeſſert werde. Jedoch kann der Empfaͤnger den
Brief zuvor eroͤffnen und leſen. Es iſt auch hin¬
reichend, wenn nur das Couvert zuruͤck geſchickt
wird. Iſt dieſes nicht thunlich; ſo kann der Em¬
pfaͤnger den Brief vor der Zuruͤckſendung wieder
verſiegeln und es verſteht ſich auch von ſelbſt, daß
er ſeinen Brief mit der naͤchſten Poſt frei zuruͤck
erhaͤlt.


Erhaͤlt Jemand durch die Poſt, Briefe, welche
er nicht annehmen und wofuͤr er das Poſtgeld
nicht geben will; ſo darf er ſie, der Regel nach,
nicht erbrechen, ſondern muß ſie uneroͤffnet zuruͤck
geben. Hat er ſie erbrochen und geleſen; ſo hat
er ſie ſich dadurch zugeeignet und muß alſo die da¬
mit verbundene Koſten tragen. Da jedoch heutiges
Tages viele Menſchen unſchuldiger Weiſe haͤufig
mit unverlangten Lotteriebriefen und andern Bet¬
tel- und Brandbriefen, welche man nicht anneh¬
men kann, heimgeſucht werden; ſo bleibt hierbei
faſt kein Mittel uͤbrig, als dieſe Briefe, wenn man
ſie etwa erbrochen hat und nicht annehmen will,
von neuem an den Abſender zu couvertiren und
ſich das etwa dafuͤr bezahlte Porto von der Poſt
wieder erſtatten zu laſſen, wobei man jedoch ver¬
[48] bunden iſt, auf dem Couverte ſelbſt zu bemerken,
was die Poſt dafuͤr ausgelegt hat. Dieſe Auslage
wird alsdann der Abſender nebſt dem hinzukom¬
menden Porto der Poſt wieder erſtatten muͤſſen.
In einigen Faͤllen iſt es auch thunlich, dergleichen
Briefe ohne dieſe Umſtaͤnde zuruͤck zu ſenden.

[[49]]

Regeln bei Verſendungen der Gelder
und Packete mit der Poſt
.

Wenn man nur weniges Geld, als etwa einige
Piſtolen oder Thaler, mit der Poſt verſenden will,
ſo thut man wohl, ſolches in den Brief ſelbſt zu
legen. Man muß aber das Geld beſonders in ein
eigenes Papier wickeln und dieſes Packetchen in
dem Briefe mit Lack befeſtigen. Ueberhaupt muß
man zu ſolchem Briefe, worin man Geld verſchi¬
cken will, ſtarkes Papier nehmen, oder ihn wenig¬
ſtens in doppeltes Papier couvertiren, mit gutem
Lack verſiegeln und ihn nicht zu klein zuſammen
ſchlagen. Wird das Geld nicht im Briefe mit Lack
befeſtigt, ſondern nur los hineingelegt, ſo daß es
darin hin und her faͤllt; ſo ſcheuert und ſprengt es
leicht das Papier, welches gewoͤhnlich geſchieht,
wenn das Papier duͤnn iſt, wobei es ſich denn
oft eraͤugnet, daß ſich nicht nur Geldſtuͤcke in die
Falten des Briefs ſchieben und beim Erbrechen her¬
4[50] ausfallen, ſondern auch gaͤnzlich verlohren gehen,
woruͤber dann Verdruß und Verluſt entſteht. Die
Poſt wird ſich ſelten bei ſolchen Vorfaͤllen zu einem
Erſatze verſtehen, weil die Abſender verbunden ſind,
ihre abzuſendenden Briefe und Packete ſelbſt hinlaͤng¬
lich zu verwahren. Sie hat ihre Pflicht erfuͤllt,
wenn ſie den Brief in eben dem Zuſtande ablie¬
fert, in welchem er ihr anvertraut wurde. Wo es
jedoch Gebrauch iſt, das zu verſendende Geld dem
Poſtbedienten zuzuzaͤhlen, ehe es eingepackt wird,
und wo es alſo in Gegenwart des Poſtbedienten,
oder von demſelben ſelbſt eingepackt wird, da hat
man ſich bei eraͤugnendem Verluſte an das empfan¬
gende Poſtamt zu halten. Bei den mehrſten Po¬
ſten wird jedoch das Einpacken den Abſendern ſelbſt
uͤberlaſſen und dieſe ſind verbunden, ihre Sachen
gut verwahrt zur Poſt zu bringen. Wird alſo ein
mit Geld beſchwerter Brief auf der Reiſe von dem
Gelde ſelbſt durchgeſcheuert und zerſprengt, oder
ſpringt das Siegel deſſelben wegen ſchlechten Lacks
auf; ſo wird der dadurch entſtandene Verluſt groͤ¬
ſtentheils dem Abſender zur Laſt fallen. Die Poſt¬
officianten ſollten zwar ſolche ſchlecht verwahrte
Briefe nicht annehmen: allein ſolches iſt nicht im¬
mer zu verhuͤten, da man nicht immer im Stande
[51] iſt, die Beſchaffenheit des Papiers und Lacks gehoͤ¬
rig zu beurtheilen. —


Bei Goldverſendungen kann man Sum¬
men von 500 Thalern und daruͤber, auf angezeigte
Art, in den Brief legen. Steigt aber die Summe
uͤber 1000 Rthlr., ſo thut man beſſer, das Gold
beſonders in einen Beutel oder Packet zu thun.
Ein ſolcher Beutel muß von ſtarkem und dichten
doppelten Linnen, oder aus Leder gemacht und
gut genaͤhet werden, damit er ſich nicht zerſcheuere,
oder die Nath aufſpringe. Alsdann muß er mit
einem guten Bindfaden zugebunden und mit gutem
Lack verſiegelt werden, dergeſtalt, daß das Siegel
auf die Enden, oder auf den Knoten des Bindfa¬
dens deutlich ausgedruͤckt werde. Man thut auch
wohl, zwei Siegel darauf zu ſetzen, auf den Fall,
daß etwa das eine aufſpringen oder beſchaͤdigt wer¬
den ſollte.


Nimmt man, ſtatt eines Beutels, Papier; ſo
muß man nicht nur das Geld erſt beſonders in
Papier rollen und wickeln und auf jeder Rolle die
Summe des Inhalts bemerken, ſondern auch zu
den, aͤuſſern Umſchlage von einer ſtarken und halt¬
baren Sorte nehmen und das Packet gleichfalls mit
Bindfaden zuſchnuͤren und an beiden Enden gut
verſiegeln. Da man auf blauem, beſonders auf
[52] dem ſogenannten Zuckerpapier nicht gut leſen kann,
was mit ſchwarzer Dinte darauf geſchrieben iſt; ſo
muß man ſolches nicht zu dieſem Behuf, ſondern
ſtarkes weißes Papier nehmen.


Es iſt nicht noͤthig, die ganze Addreſſe oder
Aufſchrift des Briefes, auch auf den Beutel oder
das Packet zu ſetzen (in einigen Faͤllen kann dieß
ſogar ſchaͤdlich ſeyn); aber es iſt nothwendig, den
Beutel, oder das Packet, mit eben dem Pettſchaft,
womit der dazu gehoͤrige Brief verſiegelt iſt, zu
verſiegeln und uͤber dies ein deutliches Zeichen, oder
Marque, darauf zu machen. Zu dieſem Zeichen
nimmt man am beſten die Anfangsbuchſtaben des
Namens des Empfaͤngers und es iſt auch ſehr nuͤtz¬
lich, zugleich den Namen des Orts, wohin das
Geld beſtimmt iſt, beizufuͤgen.


Ferner muß man nicht nur uͤberhaupt die Auf¬
ſchrift des Briefs deutlich ſchreiben, ſondern man
muß vornehmlich nie vergeſſen, auf derſelben, unten
linker Hand, ausdruͤcklich hinzuſetzen: Hierbei, oder,
nebſt einem linnenen Beutel oder Packet in Pa¬
pier, mit .... Thlr. .. Ggr. .. Pf. gez. A. B.
C. und zugleich die Geldſorte angeben.


Letzteres iſt ſchon wegen des zu bezahlenden
Poſtgeldes erforderlich, weil Gold- und Silbermuͤnze
verſchieden taxirt wird, indem das Gold, in großen
[53] Summen, nicht ſo viel Poſtgeld traͤgt, als Sil¬
bermuͤnze. Auch wird, wenn das Geld auf der
Poſt verlohren gehen ſollte, es nur in der Muͤnzſorte
wieder erſetzt, in welcher es aufgegeben wurde.
Will man das Poſtgeld bei der Aufgabe bezahlen;
ſo muß man nicht unterlaſſen, franco auf den
Brief zu ſchreiben, oder falls man nicht ganz hin
frankiren will; ſo muß man den Namen des Orts,
ſo weit man bezahlt, bei das franco ſetzen.


Bei großen Geldverſendungen pflegt man das
Geld in Faͤßer zu thun. Allein es iſt nothwendig,
das Geld nicht blos in die Faͤßer zu ſchuͤtten, ſon¬
dern es im Beuteln verwahrt, in die Faͤßer le¬
gen, weil der Fall ſehr oft eintritt, daß ſolche
Geldfaͤßer, wegen ihrer eigenen Schwere aufſprin¬
gen oder zerbrechen, zumal wenn das dazu ge¬
nommene Holz ſchwach und ſchadhaft iſt. Der
durch ſolches ſchlechte Einpacken entſtandene Scha¬
den koͤmmt mit Recht auf Rechnung des Abſen¬
ders. Man muß die Geldfaͤßer auch nicht zu groß
und zu ſchwer machen, damit ein Menſch ſie auf¬
heben koͤnne. Sind ſie ſchwerer, als 100 Pfund;
ſo geſchieht es leicht, daß die Wagenmeiſter und
Poſtillons beim Auf- und Abladen ſie fallen laſſen,
oder hinwerfen muͤſſen, um nicht von denſelben ge¬
quetſcht zu werden.


[54]

Beim Verſchicken von Waaren in Pa¬
cketen
ſind aͤhnliche Vorſichtsregeln zu beobachten.
Hauptſaͤchlich koͤmmt es darauf an, die Waaren gut
einzupacken und mit hinlaͤnglicher Emballage zu ver¬
wahren, damit ſie gegen Naͤße geſchuͤtzt ſind und
nicht durchſcheuert und zerſchabt werden koͤnnen.
Dieſes wird ohnehin in allen Poſtverordnungen den
Abſendern zur Pflicht gemacht und die Poſt kann
bei der gegenwaͤrtigen Beſchaffenheit der mehrſten
Poſtwagen, nicht alle Packete gegen Naͤße und
Reiben ſchuͤtzen, zumal da ſo viele Packete von ſehr
verſchiedener Geſtalt und Beſchaffenheit zur Poſt
gegeben werden, die alſo nicht immer paßlich ge¬
packt werden koͤnnen. Wachstuch, oder Wachslinnen
iſt zwar ein gutes Mittel, Waaren einzupacken; da
man aber kein Zeichen darauf machen kann, indem
kein Lack darauf haftet, ſo iſt man genoͤthigt, noch
eine Enveloppe von Linnen, Papier, oder Matten
darum zu ſchlagen; oder man muͤßte ſonſt auf das
Wachstuch noch beſonders einen linnenen Lappen
naͤhen und auf dieſen die Marque ſetzen, oder ſol¬
che mit Oelfarbe bezeichnen. Bei einigen Poſten,
z. B. im Preußiſchen, uͤbernimmt es zwar die Poſt,
die Packete zu zeichnen und laͤßt ſich dafuͤr, wie
billig, beſonders bezahlen; allein es iſt beſſer, wenn
die Abſender dies ſelbſt beſorgen. Es kann nicht
[55] Statt finden, daß man auf Koffer, oder andre
große Packete, welche man mit der Poſt verſenden
will, die Briefe ſelbſt nagele oder hefte. Nein; die
Briefe und Addreſſen muͤſſen beſonders und los
aufgegeben, und die Koffer, oder Packete mit einem
Zeichen verſehen werden. Dieſes Zeichen muß man
auch auf den Brief machen und zugleich dabei an¬
geben, in welche Emballage das Packet geſchla¬
gen iſt.


Beim Empfange der Geldbriefe und Pa¬
ckete von der Poſt hat man gleichfalls gewiſſe
Vorſichten zu beobachten. Die Ablieferungsart
ſolcher Sachen von der Poſt an die Empfaͤnger
iſt nicht uͤberall gleich. An einigen Orten werden
die mit den Poſten angekommenen Geldbriefe und
Packete den Empfaͤngern ins Haus geſchickt. Dieß
iſt freilich fuͤr die Empfaͤnger ziemlich bequem; al¬
lein es iſt gewoͤhnlich das Unangenehme damit ver¬
bunden, daß der Empfang ſolcher Sachen mehrern
Perſonen bekannt werden kann. An andern Orten
muͤſſen dagegen die Empfaͤnger ſelbſt ihre eingelau¬
fenen Sachen von der Poſt abholen, nachdem ſie
von der Ankunft derſelben aus dem Poſthauſe be¬
nachrichtigt ſind, oder einen Avis erhalten haben.
Dieſer Avis beſteht entweder in einem Zettel, wor¬
auf die angekommene Sache und der Name des
[56] Empfaͤngers bemerkt iſt, oder es werden die, zu den
angekommenen Packeten gehoͤrenden Briefe den Em¬
pfaͤngern zugeſtellt, damit dieſe ſich nach der Poſt
verfuͤgen koͤnnen, um das Ihrige in Empfang zu
nehmen.


Man mag nun die Sachen von der Poſt ins
Haus geſchickt erhalten, oder ſie ſelbſt aus dem
Poſthauſe abholen muͤſſen; ſo wird man in jedem
Falle eine Beſcheinigung oder Quitung, uͤber die
richtige Ablieferung, wie billig, ausſtellen muͤſſen.
Eine ſolche Beſcheinigung muß der Empfaͤnger ſelbſt
aufſetzen, oder doch eigenhaͤndig unterſchreiben, oder
denjenigen, welcher ſie in ſeinem Namen ſchreiben
und Sachen in Empfang nehmen ſoll, dazu hin¬
laͤnglich bevollmaͤchtigen. In einem ſolchen Scheine
muß nicht nur deutlich angegeben werden, was und
wie viel man erhaͤlt; ſondern es iſt auch nuͤtzlich,
anzufuͤhren, von welchem Orte, oder mit welcher
Poſt es gekommen iſt und ob man es franco, oder
porto empfangen habe.


Da auch an einigen Orten von den, aus dem
Auslande und ſonſt herein kommenden Sachen und
Waaren Licent, oder Acciſe und Impoſt und wie
die Abgaben ſonſt heißen, gegeben werden muß: ſo
werden die Empfaͤnger ſich auch den, deshalb be¬
ſtehenden Geſetzen und Anordnungen, unterwerfen
[57] muͤſſen. Es wird in den meiſten Faͤllen vergeblich
ſeyn, ſich hieruͤber mit den Poſtbedienten, oder
Acciſeeinnehmern, in Dispuͤte einzulaſſen. Man
thut beſſer, wenn man ſich hierbei beeintraͤchtigt
glaubt, ſolches ſchriftlich der Landesregierung, oder
der ſonſtigen Behoͤrde anzuzeigen, woher alsdann
rechtliche Entſcheidung erfolgen wird.


Eben ſo muß man ſich auch verhalten, wenn
uns auf der Poſt etwas beſchaͤdigt, oder
gar abhanden gekommen iſt
. Muͤndliche
Anzeigen dringen nicht immer gehoͤrig ein und wer¬
den nicht ſelten von den mit Geſchaͤften uͤberhaͤuf¬
ten Poſſtofficianten kurz abgefertigt, oder gar auſſer
Acht geelaßen. Auf ſchriftliche Anzeige wird aber
gehoͤrige Auskunft gegeben werden muͤſſen. Wird
inſonderheit von der Poſt etwa ein beſchaͤdigtes Pa¬
cket an uns abgeliefert, ſo muͤſſen wir uns huͤten,
ſolches anzunehmen. Man muß es, wenn es nur
geſchehen kann, der Poſt zuruͤck geben und derſel¬
ben uͤberlaſſen, ſich daruͤber mit dem Abſender, oder
mit demjenigen, welcher die Beſchaͤdigung veran¬
laßte, abzufinden. Haben wir es aber einmal an¬
genommen, alsdann werden wir hinterher mit un¬
ſern Klagen wenig oder nichts ausrichten. Iſt
man jedoch aus andrer Ruͤckſicht genoͤthigt, das be¬
ſchaͤdigte Packet anzunehmen; ſo muß man darauf
[58] beſtehen, daß die Art und Weiſe der Beſchaͤdigung
auf der Poſt unterſucht, der uns dadurch zuwach¬
ſende Schaden ergruͤndet und der ganze Vorfall
niedergeſchrieben werde, damit wir dadurch in Stand
geſetzt werden, die Sache weiter zu verfolgen.
Denn wenn es erwieſen werden kann, daß das
Packet der Poſt in gutem Stande uͤberliefert wur¬
de, welches ſchon dadurch Wahrſcheinlichkeit erhaͤlt,
daß die Poſt es annahm, da ſie doch ſchlecht ver¬
wahrte Sachen nicht annehmen ſoll: ſo iſt die
Poſt auch verbunden, den durch ihre Schuld ent¬
ſtandenen Schaden zu tragen, zumal wenn das be¬
ſchaͤdigte Packet von ſolcher Beſchaffenheit war, daß
es gegen Beſchaͤdigung auf der Poſt haͤtte verwahrt
werden koͤnnen. Um ſowol ſolche Beſchaͤdigungen,
als auch den Verluſt verlohrner Sachen von der
Poſt ohne große Weitlaͤuftigkelten erſetzt zu erhal¬
ten, iſt es rathſam, ja nothwendig, den Inhalt
unſrer zur Poſt zu gebenden Packete und deren Werth
ſelbſt auf dem Briefe anzugeben und uns daruͤber
bei der Aufgabe einen Schein reichen zu laſſen.


Glaubt man, daß von unſern abgeſandten Sa¬
chen auf der Poſt etwas verlohren gegangen, oder
nicht an den rechten Empfaͤnger gekommen ſei; ſo
iſt vorlaͤufig nichts weiter erforderlich, als auf einen
Bogen Papier zu ſchreiben: daß man an jenem
[59] oder dieſem Tage, einen Brief mit ſo viel Gelde,
oder ein Packet an den oder jenen, nach dieſem
oder jenem Orte zur Poſt geliefert habe, welches,
laut erhaltener Nachricht, nicht angekommen ſeyn
ſolle und man alſo uͤber die Ablieferung befriedigen¬
de Auskunft, oder Erſatz des Werths erwarte. —
Auf eine ſolche Anzeige wird die Poſt alsdann
ſchon ſelbſt ſorgen muͤſſen, die Sache zu berichtigen
und die Correspondenten zu befriedigen. —


Jedoch iſt die Furcht, daß auf der Poſt
Briefe verlohren gehen, groͤßtentheils unge¬
gruͤndet. — Man kann ſicher annehmen, daß von
einer Million Briefe kaum einer abhanden koͤmmt.
Man koͤnnte es nicht befremdend finden, wenn meh¬
rere verlohren wuͤrden. Die Poſt iſt eine vielfach
zuſammengeſetzte, ſehr verwickelte Anſtalt, die nur
von Menſchen betrieben wird; aber wegen eines
verlohrnen oder vermißten Briefs wird gewoͤhnlich
ſchon großer und langer Laͤrm gemacht. Oft ſollte
man aber erſt fragen, ob der vermißte Brief auch
wirklich zur Poſt geliefert ſei, oder ob ſich nicht der¬
ſelbe, oder die verlangte Antwort im Hauſe der
Correspondenten ſelbſt verſteckt habe? — In den
meiſten Faͤllen, ja faſt immer kann man verſichert
ſeyn, daß der Verluſt eines Briefes nicht durch die
Poſtofficianten veranlaßt wird, da ſie zu viele Ur¬
[60] ſachen haben, die ihnen anvertraueten Sachen wohl
zu verwahren. — Es kann ſich aber eraͤugnen, daß
Briefe von einem ungewoͤhnlich kleinen Format ſich
in groͤßere, zu welchen ſie gepackt und mit welchen
ſie vermiſcht wurden, hinein geſchoben haben, oder
daß zwei Briefe mittelſt weicher Oblate, oder ſchlech¬
ten Lacks, womit ſie verſiegelt waren, an einander
klebten. Den Poſtbedienten war es verzeihlich,
wenn ſie bei der Eile ihres Geſchaͤfts und bei der
Menge der unter Haͤnden habenden Briefe und
Sachen, dieſen Zufall nicht entdeckten: aber derje¬
nige, in deſſen Haͤnde ein auf dieſe Art verirrter
Brief gerieth, war eigentlich ſchuldig, denſelben zu¬
ruͤck zu geben, welches aber nicht immer geſchieht.
Man thut alſo wohl, die Briefe nicht zu klein zu
machen, ſie mit gutem Lack zu verwahren, auch ſie
nicht eher zur Poſt zu geben, als bis die Oblate,
womit ſie verſiegelt wurden, voͤllig trocken gewor¬
den iſt, und ſie immer mit einer deutlichen Auf¬
ſchrift zu verſehen.


Auf den Preußiſchen, Saͤchſiſchen und vielen
andern Poſten kann der Fall, daß ein Brief
abhanden koͤmmt, noch ſeltener eintreten, weil hier
jeder Brief beſonders in die Poſtkarte eingeſchrieben
wird, nemlich der Name des Empfaͤngers und der
Ort, wohin die Briefe beſtimmt ſind, nach der
[61] Zahlreihe, welche zugleich auf die Briefe geſetzt
wird. Hier findet es ſich alſo bald, wenn auf ei¬
ner Poſtſtation ein Brief vermißt wird, wo man
ihn zu ſuchen habe, denn man kann jeden Brief
vom Orte ſeiner Aufgabe an bis zum Orte ſeiner
Beſtimmung nachweiſen. Bei den taxiſchen Reichs¬
poſten wie auch bei den Poſten in andern Laͤndern,
z. B. in England, Frankreich ꝛc. verhaͤlt es ſich
hiermit anders. Da werden die einfachen Briefe
nicht namentlich angeſchrieben, ſondern nur gezaͤhlt,
alsdann zuſammengepackt und fortgeſchickt. Mithin
kann hier kein Brief namentlich nachgewieſen wer¬
den; auch kann beim Zaͤhlen leicht ein Brief ver¬
ſehen werden. Das Zaͤhlen geſchieht ohnehin nicht
grade zur Sicherheit der Briefe, ſondern vielmehr
der Berechnung des Poſtgeldes wegen. Jedoch
kann man aber auch bei dieſen Poſten die Briefe
zu einer groͤßern, oder vielmehr ſpeciellern Auf¬
merkſamkeit empfehlen
, indem man ſie, der
Poſtkunſtſprache nach rekommendirt. Man
muß in dieſer Hinſicht das Wort rekommendirt
auf dem Brief ſchreiben und auſſer dem gewoͤhnli¬
chen Poſtgelde, noch etwas beſonders, pro diligen¬
tia
bezahlen. Alsdann wird der Brief namentlich
in die Poſtkarte geſchrieben, welches allerdings zur
Sicherheit des Briefs beitraͤgt. Auf den kurbraun¬
[62] ſchweigiſchen Poſten traͤgt ein ſolcher rekommandir¬
ter Brief doppeltes Porto. Bei beſonders wichti¬
gen Briefen ſorgen die Poſtaͤmter auch, daß die
Empfaͤnger die Ablieferung derſelben beſcheinigen
muͤſſen. — Bei Briefen, worin Wechſel, oder an¬
dere Papiere von Werth geſchloſſen ſind, iſt es
rathſam, ſolches und wenn es geſchehen kann, den
Werth der Beiſchluͤße auf der Addreße anzugeben.
Der Kuͤrze wegen pflegt man in dieſem Falle auch
wohl nur ein NB. auf den Brief zu ſetzen und die
Poſtaͤmter ſind dann auch ſo aufmerkſam, dieſes
NB. in der Poſtkarte zu bemerken. — Alſo auf
der Poſt kann nicht fuͤglich ein Brief verlohren
gehen. Geſchieht es, ſo koͤnnte es eher durch die
Brieftraͤger geſchehen. Jedoch dieſe werden ſolches
um ſo mehr verhuͤten, da ſie fuͤr die ihnen zur
Beſtellung uͤberlieferten Briefe, das Poſtgeld be¬
zahlen muͤſſen und auch ſelbſt fuͤr jeden abgeliefer¬
ten Brief ein Accidenz von dem Empfaͤnger zu er¬
warten haben. Am haͤufigſten gehen Briefe in den
Haͤuſern der Correspondenten ſelbſt und durch die
Unvorſichtigkeit ihrer Boten verlohren, denn es iſt
nicht ſelten, daß Briefe, welche durchs Geſinde zur
Poſt gebracht werden ſollten, auf der Gaſſe gefun¬
den wurden. —


Das Rekommendiren und Notabeniren
[63] der Briefe kann alſo in angezeigter Maaße von ei¬
nigen Nutzen ſeyn. — Hingegen iſt das Cito auf
den Briefen gewoͤhnlich ohne Nutzen und Wirkung.
Die Poſtbedienten koͤnnen keinen Brief von einem
Orte zum andern mit der ordinaͤren Poſt geſchwin¬
der befoͤrdern, als die Poſt reitet, oder faͤhrt. Die
ordinaͤren Poſten werden immer zu ihrer einmal
beſtimmten Zeit, ſo wie es der Zuſammenhang des
Poſtweſens des Orts erfordert und verſtattet, abge¬
fertiget; ſie reiten oder fahren in der, nach Maa߬
gabe der Entfernung der Oerter und nach Beſchaf¬
fenheit der Wege berechneten und feſtgeſetzten Zeit
und Stundenzahl, koͤnnen alſo auch nie fruͤher, aber
wegen unvorhergeſehener Zufaͤlle bisweilen ſpaͤter
eintreffen; mithin kann es eigentlich nichts nuͤtzen,
auf Briefe cito zu ſchreiben, denn die Poſt kann
und wird deshalben keine Minute ſchneller gehen. —
Wuͤnſcht jedoch Jemand, daß ſein Brief etwas
fruͤher, als gewoͤhnlich, in die Haͤnde ſeines Cor¬
respondenten gelange; ſo muß er auf der Addreſſe
des Briefs, oder durch ein beigefuͤgtes Promemoria
die Poſt erſuchen, den Brief am Orte ſeiner Be¬
ſtimmung ſogleich nach Ankunft der Poſt beſonders
abgeben zu laſſen. Hierdurch wird er bewirken, daß
der Brief nicht erſt durch die Haͤnde der Brieftraͤ¬
ger gehe und von denſelben nach der ihnen gewoͤhn¬
[64] lichen Ordnung, wonach ſie die angekommenen und
zu beſtellenden Briefe jedesmal nach der Reihe ab¬
geben muͤſſen, ſondern ſogleich von den Poſtexpe¬
dienten durch einem beſondern Boten dem Empfaͤn¬
ger uͤberliefert wird, wodurch alſo vielleicht biswei¬
len ¼ oder ½ Stunde Zeit gewonnen wird. —
Wohnt der Empfaͤnger nicht im Orte des distribui¬
renden Poſtamts; ſo muß der Abſender, wenn ihm
an ſchneller Beſtellung des Briefs gelegen iſt, ſol¬
ches ausdruͤcklich anzeigen und zugleich angeben, auf
welche Art der Brief dem Empfaͤnger zugefoͤrdert
werden, und wer davon die Koſten tragen ſolle.
Denn ſonſt wird die Poſt nicht von der einmal
eingefuͤhrten Ordnung abgehen und die Briefe nur
auf die gewoͤhnliche Weiſe befoͤrdern.


Zur Poſt gegebene Briefe und Sachen duͤrfen
eigentlich von den Poſtbedienten nicht wieder
zuruͤck gegeben
werden. Dieſes Geſetz dienet
ſowol zum Beſten, vornehmlich zur Sicherheit der
Correspondenten ſelbſt, und iſt auch der Poſtoͤkono¬
mie wegen erforderlich. Man hat nehmlich Bei¬
ſpiele gehabt, daß einmal auf die Poſt gelieferte
Briefe von einer andern fremden Perſon zuruͤck ge¬
fordert ſind und damit ſchaͤdlicher Mißbrauch getrie¬
ben iſt. Man hat Beiſpiele, daß Dienſtboten,
Handlungsdiener und andre Subalterne die Briefe
[65] ihrer Herrſchaften und Vorgeſetzten unter ſcheinba¬
ren Vorwaͤnden von der Poſt zuruͤck genommen
und ſolche entweder gaͤnzlich untergeſchlagen, oder
doch den Inhalt derſelben abgeaͤndert, wohl gar
Rechnungen und Wechſel daraus entwendet haben.
Um dieſen Unfug zu verhuͤten, muß es den Poſt¬
bedienten ſtets Regel ſeyn, nie einen ihnen einmal
zugeſtellten und anvertraueten Brief wieder aus den
Haͤnden zu geben. Sollte jedoch der Abſender ſelbſt
noͤthig finden, ſeinen Brief von der Poſt noch ein¬
mal wieder zuruͤck zu erhalten; ſo wird er dieſes
nur erreichen koͤnnen, wenn er ſelbſt darum ſchrift¬
lich erſucht, die Addreſſe des Briefs aufſchreibt, das
Pettſchaft, mit welchem der Brief verſiegelt iſt, ab¬
druͤckt, oder vorzeigt, und alſo ſich nicht nur als
den wahren Eigenthuͤmer legitimirt, ſondern auch
der Poſt wegen der Zuruͤcklieferung Verſicherung
giebt.


Bisweilen ſchickt man mit der Poſt Briefe und
andre Sachen nach einem Orte, woſelbſt doch der
Empfaͤnger ſich noch nicht befindet. Man hat da¬
bei gewoͤhnlich die Abſicht, daß dieſe Briefe oder
Sachen daſelbſt ſo lange auf der Poſt bleiben und
aufbewahrt werden ſollen, bis der Empfaͤnger gleich¬
falls dort angekommen iſt und ſie in Empfang neh
men kann. Auf dieſe Art kann Jemand Briefe
5[66] und Sachen an ſich ſelbſt addreſſiren, ſie mit der
Poſt nach einem Orte abſenden, um ſie dort vor¬
zufinden, wenn er ſelbſt auf einem andern Wege
angelangt ſeyn wird. Bisweilen hat man auch nur
die Abſicht, ſolche Briefe und Sachen nicht von
der Poſt auf die gewoͤhnliche Weiſe beſtellen zu
laſſen, ſondern die Empfaͤnger ſollen ſolche von der
Poſt, gewiſſ[e]r Urſachen wegen, wovon ſie von dem
Abſender un errichtet, oder m[i]t denſelben uͤberein
gekommen ſind, ſelbſt abholen. — In allen dieſen
Faͤllen pflegt man auf ſolche Briefe die Woͤrter:
poste restante, oder à la poste restante, d. h.
dieſer Briefe ſoll bis zur Abforderung auf der Poſt
liegen bleiben, zu ſetzen.


Die Poſtaͤmter beguͤnſtigen dieſe Wuͤnſche des
Publikums zu deſſen Bequemlichkeit und Nutzen,
gern. Allein es iſt dagegen auch billig, daß ſie bei
ſolchen Faͤllen nicht in Gefahr geſetzt werden. Da¬
her iſt es unumgaͤnglich noͤthig, daß die Empfaͤn¬
ger ſolcher Briefe und Sachen ſich jedesmals hin¬
laͤnglich zum Empfang legitimiren. Dieſes geſchiehet,
wenn ſie entweder eine Vollmacht, oder doch eine
Anweiſung von dem Abſender beibringen, oder
wenn ſie, falls es fremde und unbekannte Perſo¬
nen ſind, Buͤrgſchaft ſtellen, und uͤberhaupt die ih¬
nen in dieſen Faͤllen von der Poſt gegebenen An¬
[67] weiſungen befolgen. — Denn die Poſt iſt haupt¬
ſaͤchlich verbunden, nach allen Kraͤften zu ſorgen,
daß die ihr anvertrauten Sachen in die Haͤnde des
rechten Empfaͤngers gelangen.


Bisweilen wuͤnſchen Correspondenten, daß ih¬
nen auf ihre mit der Poſt abzuſendenden Briefe und
Sachen von den Poſtbedienten Vorſchuͤße gelei¬
ſtet werden. Dieſer Fall tritt ein, wenn z. B. ein
Kaufmann oder Faktor, fuͤr einen Abweſenden eine
Auslage an ſogenannten Speſen u. dergl. gemacht
hat, uͤbrigens aber mit demſelben nicht in Rech¬
nung ſteht, ſich alſo dieſes ausgelegte oder vorge¬
ſchoſſene Geld von der Poſt auszahlen laͤßt, welche
alsdann ſolches vermittelſt des Briefes dem entfern¬
ten Schuldner anrechnet und von demſelben wieder
erſtatten laͤßt. Auſſer dieſen ſoll es eigentlich nur
Gerichtsobrigkeiten und dergl. Behoͤrden geſtattet
ſeyn, ſich ſolche Vorſchuͤße von der Poſt auszahlen
und den Schuldigen anrechnen zu laſſen; hingegen
ſoll nicht Jeder, der an Auswaͤrtige Geldforde¬
rungen macht, damit der Poſt beſchwerlich fallen.
Es verſteht ſich auch von ſelbſt, daß dergleichen
Vorſchuͤße keine betraͤchtliche Summen ausmachen,
daß ſie voͤllig liquid ſeyn und daß die Abſender,
wenn etwa die Empfaͤnger den Vorſchuß der Poſt
wieder zu erſtatten ſich weigern, deshalben ver¬
[68] bindlich bleiben und die Poſt ſchadlos halten, zu¬
mal die Poſt keine Gewalt hat, noch anwenden
darf, um dergleichen Gelder beizutreiben. — Da¬
bei iſt es auch billig, daß den Poſtofficianten ge¬
ſtattet werde, fuͤr die Vorauszahlung ſolcher Vor¬
ſchuͤße und deren Beitreibung, welches ſie auf ihre
Gefahr thun, eine verhaͤltnißmaͤßige Remuneration
zu nehmen. Eine ſolche Gebuͤhr pflegt man ge¬
woͤhnlich procura zu nennen. Auch verſteht es ſich,
daß die Poſt durch die Verſchiedenheit des Werths
des Geldes nichts verliehren darf, ſondern daß es
ihr geſtattet werden muß, gehoͤriges Agio zu neh¬
men, wenn ſie den Verluſt in ſchlechterer Muͤnze
wieder erhaͤlt, als ſie gezahlt hat.


[[69]]

Von Eſtaffetten.

Mit den Eſtaffetten hat es folgende Bewand¬
niß. Eine Eſtaffette iſt eine auſſerordentlich,
oder extraordinaͤr reitende Poſt, wodurch ein Brief
von einem Orte zum andern poſtmaͤßig gebracht
wird. Ordinaͤre Poſten gehen immer nur an ge¬
wiſſen feſtgeſetzten Tagen und Stunden ab; Eſtaffet¬
ten koͤnnen aber zu jeder Zeit abgeſchickt werden.
Man nennt auch den Brief ſelbſt, die Depeſche,
welche auf dieſe Art eſtaffettenmaͤßig durch die Poſt
befoͤrdert wird, Eſtaffette. Die Eſtaffetten neh¬
men den Weg der ordinaͤren reitenden Poſten, be¬
ruͤhren alſo auch die nemlichen Stationen und
wechſeln daſelbſt die Pferde. Wenn nemlich Je¬
mand von Leipzig einen Brief mit Eſtaffette nach
Wien ſchicken will; ſo muß er dieſen Brief, nach¬
dem auf denſelben das Wort Eſtaffette geſchrie¬
ben iſt, zu Leipzig ins Poſtamt geben und eigent¬
lich ſogleich die Koſten bezahlen, wenn er den Brief
[70] franco abſchicken muß. Das Poſtamt fertigt als¬
dann ſogleich einen Poſtillon mit dieſem Schreiben
ab und giebt demſelben einen Paß mit, worin die
Addreße des Briefes und die Route, welche die
Staffette nehmen ſoll, bemerkt iſt. Der auf dieſe
Art von Leipzig abgefertigte Poſtillon reitet bis zur
naͤchſten Poſtſtation auf der Route nach Wien, lie¬
fert daſelbſt den Brief nebſt dem Paſſe an den
Poſtmeiſter ab und kehrt darauf nach Leipzig zu¬
ruͤck. Von dieſer Station wird alsdann ſogleich
wieder ein Poſtillon mit gedachtem Briefe und
Paße zur zweiten geſchickt, und ſo geht es fort von
einer Station zur andern, bis der Brief ins Poſt¬
amt zu Wien abgeliefert wird, welches alsdann
denſelben an den Empfaͤnger beſorgen laͤßt. — Auf
dieſe Art gehen alle Staffetten. Daher iſt es voͤl¬
lig unmoͤglich, mit derſelben Staffette, oder mit
demſelben Poſtillon, welcher von einem Orte mit
einer Eſtaffette abgeſchickt wird, eine Antwort zu¬
ruͤck zu erhalten, wie manche irrig glauben. Denn
der von Leipzig abgeſchickte Poſtillon rettet ja nicht
ganz nach Wien und liefert den Brief nicht ſelbſt
an dem Empfaͤnger ab, ſondern er kehrt, wie alle
uͤbrigen, von ſeiner Station nach Hauſe. — Soll
alſo auf eine Eſtaffette Antwort erfolgen; ſo muß
unſer Correspondent von ſeinem Orte gleichfalls
[71] wieder eine Eſtaffette abſenden, welche dann auf
die nemliche Art durch die Poſtſtationen befoͤrdert
wird. — Uebrigens iſt es gut, auf dem Staffet¬
ten-Schreiben die Zeit und Stunde der Abferti¬
gung zu bemerken, damit der Empfaͤnger und die
Poſtaͤmter beurtheilen koͤnnen, ob etwas dabei ver¬
ſaͤumt ſei. Jedoch ſorgen hierfuͤr die Poſtaͤmter
ſchon ſelbſt. Denn in dem Eſtaffetten-Paße muß
jede Poſtſtation die Zeit der Ankunft und des Ab¬
gangs anzeichnen und da beim Eſtaffettenreiten ge¬
woͤhnlich auf eine Meile nur eine Stunde und
jeder Poſtſtation nur ¼ Stunde zur Expedition ver¬
ſtattet wird; ſo kann nicht leicht eine Verſaͤumniß
eintreten, als nur etwa von unvorhergeſehenen
auſſerordentlichen Zufaͤllen, wenn z. B. ein Poſtil¬
lon mit ſeinem Pferde ſtuͤrzt, oder ihm ſonſt ein
Unfall begegnet, welches aber auch jedesmal von
den Poſtſtationen im Paße angemerkt werden muß.
Es verſteht ſich alſo von ſelbſt, daß man mit einer
Eſtaffette nur ſimple Briefe, oder maͤßige Packete,
welche der Poſtillon in ſeiner Taſche verwahren
kann, aber keine Koffer, Kiſten und Kaſten verſchi¬
cken koͤnne. Will man dergleichen Sachen auſſer¬
ordentlich eiligſt befoͤrdern; ſo muß man Extrapoſt
dazu nehmen. —


Iſt die Eſtaffette von dem Abſender nicht fran¬
[72] kirt oder bezahlt; ſo muß ſolches der Empfaͤnger
thun und den Betrag der Koſten, welcher ihm an¬
gezeigt wird und woruͤber ihm allenfalls eine Qui¬
tung ertheilt werden kann, an ſein Poſtamt erle¬
gen, welches alsdann jeder Poſtſtation, welche
durch die Eſtaffette beruͤhrt wurde, die verdiente
Gebuͤhr zutheilt. Wegen der hieruͤber zu fuͤhrenden
Rechnung und wegen der Beſorgung der Bezah¬
lung pflegen ſich die Poſtaͤmter auſſer den taxmaͤßi¬
gen Meilengeldern noch einige Groſchen, wie billig,
verguͤten zu laſſen. Das Meilengeld fuͤr eine Staf¬
fette betraͤgt jetzt in den verſchiedenen Laͤndern, we¬
gen der hohen Fruchtpreiſe, 12 bis 16 und mehr
Ggr., ſo wie ſolches von den verſchiedenen Landes¬
regierungen, nach Ermeßen der Umſtaͤnde, feſtge¬
ſetzt wird.

[[73]]

Von Courieren.

So wie man auf gedachte auſſerordentliche Art ei¬
nen einzeln Brief, oder Packet, als Eſtaffette, durch
die Poſt beſorgen laſſen kann; ſo kann man auch
einen Menſchen auf aͤhnliche Weiſe durch die Poſt
verſchicken. Will Jemand ſelbſt einen Brief von
einem Orte zum andern bringen, oder wird eine
Perſon abgeſchickt, um eine Nachricht muͤndlich zu
uͤberbringen und bedient ſich ein ſolcher Reiſender
der Poſt; ſo nennt man ihn einen Courier.
In Frankreich heißt auch jede reitende Poſt, oder
jeder Poſtreiter Courier. — Ein Courier reiſet, wie
eine Eſtaffette und wird auf aͤhnliche Weiſe durch
die Poſt fortgeſchaft, von Station zu Station.
Gewoͤhnlich wird auch das Meilengeld nach der
Eſtaffettentaxe bezahlt. Wenn ein Courier von Pe¬
tersburg nach Paris gehen ſoll; ſo kann derſelbe
nicht anders ſeine Reiſe, als Courier, bewerkſtelli¬
gen, als daß er ſich zu dieſer Abſicht, bei dem
[74] Poſtamte zu St. Petersburg meldet, von demſel¬
ben Courierpoſtpferde begehet und mit denſelben zur
naͤchſten Poſtſtation ſich bringen laͤßt, von da er
alsdann weiter und ſodann von Station zu Sta¬
tion fortgeſchaft wird, bis er das Ziel ſeiner Reiſe
erreicht hat.


Jeder Courier ſollte eigentlich immer reiten.
Und da ein Courier, der Abſicht gemaͤß, weshalben
er abgeſchickt wird, gewoͤhnlich ſchnell vorwaͤrts ei¬
len muß; ſo wird er ſein Pferd nicht immer im
Schritte, ſondern vielmehr groͤßtentheils im Trott,
und wo moͤglich noch ſchneller gehen laſſen, auch
auf den Poſtſtationen, wo Pferde gewechſelt wer¬
den, keine Zeit verliehren und ſich uͤberhaupt nir¬
gends aufhalten laſſen. Jedoch wird er ſich auch
immer, er mag eilen, ſo ſehr er will, nach den
Umſtaͤnden und nach den deshalben bei der Poſt
gemachten Einrichtungen, bequemen muͤſſen. Dieſe
beſtehen hauptſaͤchlich darin, daß ein auf einer Poſt¬
ſtation ankommender reitender Courier binnen einer
Viertelſtunde, oder in der moͤglichſt kuͤrzeſten Zeit
expedirt und jede Meile in einer Stunde, oder wo
moͤglich in noch weniger Zeit mit ihm zuruͤck gelegt
werden muß. —


Einen ſolchen Courier kann der Poſtmeiſter
nicht allein reiten laſſen; ſondern es verſteht ſich
[75] von ſelbſt, daß ihm ein Poſtillon mitgegeben wer¬
den muß. Denn keinem Poſthalter kann zugemu¬
thet werden, einen ſolchen Mann, der gewoͤhnlich
fremd und unbekannt iſt, ſein Pferd anzuvertrauen;
auch wuͤrde der Courier oft in Gefahr kommen, ſich
auf dem Wege zu verirren [und] immer wuͤrde es
mit Beſchwerlichkeiten verknuͤpft ſeyn, das Pferd
wieder in ſeine Heimath zuruͤck zu ſchaffen. Da¬
her wird dem Courier beſtaͤndig ein Poſtillion zuge¬
geben, welcher in der Poſtmontur und mit den
Poſtinſignien vor ihm her reitet, und nach deſſen
Anweiſung ſich der Courier auf dem Wege richten
muß. Ein Courier darf auch einen Mantelſack von
30 bis 40 Pfund bei ſich fuͤhren und denſelben auf
des Poſtillons Pferd legen; er kann auch verlan¬
gen, daß der Poſtillon ihn die richtige Straße fuͤhre
und ordnungsmaͤßig reite, aber es iſt ihm nicht er¬
laubt, auf die Pferde zu ſchlagen und dem Poſtil¬
lon mit Gewalt und durch unerlaubte Mittel zum
uͤbermaͤßigen Reiten zu reitzen, noch vor demſelben
voraus zu reiten.


Manche Couriers bedienen ſich auch, ſtatt des
Reitpferdes, eines Wagens, beſonders wenn ſie zu¬
gleich Sachen mit ſich fuͤhren, welche nicht fuͤglich
auf Pferden fortgebracht werden koͤnnen, und weil
auch auf weiten Reiſen nicht leicht ein Menſch ſol¬
[76] ches beſtaͤndig ſchnelles Reiten aushalten kann. Ei¬
nige bringen daher ihre eigenen kleinen Wagen von
dem Orte der Abſendung mit; andere wechſeln auf
der Tour, ihrer Bequemlichkeit und der Erholung
wegen, mit Reiten und Fahren ab. Beide muͤſſen,
ſo wie ſie ankommen und wie ſie wuͤnſchen, von
der Poſt weiter gefoͤrdert werden. Wenn nun gleich
ein Courier ſeinen eigenen Wagen hat, oder er mag
auf einer Poſtſtation, ſtatt des Reitpferdes, einen
Wagen nehmen; ſo wird er doch nicht, als ein mit
Extrapoſt Reiſender angeſehen, ſondern er muß Cou¬
riermaͤßig fuͤr die Pferde bezahlen, und fuͤr den ge¬
liehenen Wagen, wie ſich von ſelbſt verſteht, beſon¬
ders verguͤten. Denn man ſetzt voraus, daß er,
als Courier, doch noch ſchneller, als Extrapoſt fah¬
ren laſſen werde, mithin wuͤrde von Seiten der
Poſt eben die auſſerordentliche Anſtrengung geleiſtet
werden muͤſſen. Dem vorreitenden, oder fahrenden
Poſtillon ſind auf jede Meile gewoͤhnlich 4 Ggr. zu
gebilliget. Reitende Couriers pflegen ihre eigene
Saͤttel mit ſich zu fuͤhren und es iſt ihnen dieß um
ſo mehr anzurathen, da ſie nicht auf allen Poſtſta¬
tionen bequeme Sattel antreffen werden, jedoch
muͤſſen ihre Saͤttel auch von der Art ſeyn, daß
ſolche auf alle Pferde paſſen und denſelben keine
Beſchaͤdigungen zufuͤgen. Ein Courierſattel, wo¬
[77] durch die Pferde gedruͤckt und verletzt werden, kann
vom Poſtmeiſter verworfen werden. Die Depe¬
ſchen, oder andere Sachen, welche ein Courier
uͤberbringen ſoll, muß derſelbe ſelbſt verwahren und
er kann keine Klage fuͤhren, wenn ſie verlohren
gehen, oder beſchaͤdigt werden.

Vom ſogenannten Poſtſtations- oder Poſt-
Recognitionsgelde.

In denjenigen Laͤndern, wo das Poſtweſen, ſowohl
der ordinaͤren Poſten, als auch fuͤr Extrapoſten ge¬
hoͤrig eingerichtet iſt, ſo daß die mit Extrapoſt Rei¬
ſenden immer von einer Station zur andern fortge¬
bracht werden koͤnnen, iſt es nicht erlaubt, eine
Poſtſtation vorbei, oder um dieſelbe weg zu fahren,
ohne die Pferde; zu wechſeln ſondern man muß auf
jeder, auf unſerm Wege beruͤhrten Poſtſtation, fri¬
ſche Pferde nehmen und ſich mit denſelben zur fol¬
genden bringen laſſen. Der Grund hiervon liegt
darin, daß die Poſthalter auf den Stationen ver¬
pflichtet ſind, eine gewiſſe Anzahl Pferde zu unter¬
halten und daß ſie angewieſen ſind, mit dieſen
Pferden die Reiſenden weiter zu ſchaffen. Es iſt
[78] alſo auch billig, daß den Poſthaltern kein Verdienſt,
den ſie mit ihren, durch ſchwere Koſten und Auf¬
wand zu haltenden Pferden und Poſtknechten, ha¬
ben koͤnnten, — entzogen werde. — Sehr tadelns¬
werth iſt es daher, wenn Reiſende mit ihren frem¬
den Fuhrleuten den Poſtſtationen vorbei zu fahren
ſuchen und es ſich, als eine Geſchicklichkeit zurech¬
nen, wenn ſie es, ohne entdeckt zu werden, gethan
haben. Wie wuͤrde das Extrapoſtweſen beſtehen
koͤnnen, wenn in dieſer Hinſicht nicht gewiſſe Vor¬
ſchriften und Einſchraͤnkungen fuͤr einzelne zum Be¬
ſten des Ganzen gemacht wuͤrden? — Am Ende
wuͤrde es ſonſt dahin komme, daß der Staat ſelbſt
auf den Poſtſtationen des Landes eine Anzahl Poſt¬
pferde nebſt Knechten auf ſeine Koſten unterhalten
muͤßte. Hierzu wuͤrde ſich derſelbe jedoch nicht ver¬
ſtehen. Er duͤrfte es auch nicht, weil die Koſten
davon den Landeseinwohnern am Ende unbilliger
Weiſe zur Laſt fallen wuͤrden. — Es bleibt alſo
nichts uͤbrig, als daß einzelne Reiſenden ſich in
die Ordnung bequemen, wodurch das Extrapoſtwe¬
ſen zum oͤffentlichen Dienſte, oder zur Bequemlich¬
keit und zum Vortheil des Ganzen erhalten werden
kann.


Inzwiſchen hat es nichts zu bedeuten, daß die
Poſtſtationen von ſolchen Reiſenden, welche mit
[79] Extrapoſt von einem Orte abgehen, gefaͤhrdet wer¬
den. Denn den Poſthaltern und deren Knechten
iſt es zur Pflicht gemacht, keine Poſtſtation voruͤber
zu fahren, ſondern die Reiſenden jedesmal nur bis
zur naͤchſten Station und nicht weiter zu bringen,
ſie nach dem Poſthauſe auf der Station zu fuͤhren
und derſelben die weitere Befoͤrderung zu uͤberlaſſen.
Sollte ſich ein Poſtillon durch die Reiſenden verlei¬
ten laſſen, ſie einer Poſt voruͤber zu fahren, oder
ſollte ſelbſt ein Poſthalter ſich ſo weit vergeſſen,
hierin zu willigen; ſo wuͤrde, nach geſchehener Ent¬
deckung des Vorgangs, die gebuͤhrende Strafe nicht
ausbleiben.


Aber alle Reiſende nehmen nicht Extrapoſt,
ſondern ſie bedienen ſich entweder ihrer eigenen
Equipage
, oder ſie nehmen Miethskutſcher,
oder Lohnfuhrleute. Wer mit eigenen Pfer¬
den und Wagen reiſet, hat in dieſer Hinſicht mit
der Poſt nichts zu ſchaffen. Ihm kann und darf
von Seiten der Poſt kein Hinderniß in den Weg
gelegt, er wird auch hierbei niemals in einigen An¬
ſpruch genommen werden, als daß er etwa auf der
Reiſe auf der einen oder andern Poſtſtation, we¬
gen der Qualitaͤt ſeines Fuhrwerks, ob er nemlich
mit eigenen, oder mit gemietheten, oder Lohnpfer¬
den fahre, befragt wird, zumal, wenn es nicht in
[80] die Augen fallen ſollte, daß es eigenthuͤmliche Equi¬
page iſt. Um einem ſolchen Examen enthoben zu
ſeyn, iſt daher einem ſolchen Reiſenden anzurathen,
daß er ſich von der Obrigkeit, oder noch beſſer, von
dem Poſtamte ſeines Wohnorts eine Beſcheinigung
uͤber das Eigenthum ſeines Fuhrwerks geben laſſe,
welche er bei vorkommenden Nachfragen vorzeigen und
dadurch groͤßere Weitlaͤuftigkeiten vermeiden koͤnne. —


Wer aber nicht mit Extrapoſt und mit eigener
Equipage, ſondern mit gedungenen, oder gemie¬
theten Pferden
reiſet; muß ſich mit der Poſt,
oder mit allen den Poſtſtationen, welche er auf ſei¬
nem Wege beruͤhrt, abfinden and das ſogenannte,
landesherrlich beſtimmte Stationsgeld erlegen.
Dieſes Stationsgeld iſt nicht uͤberall gleich, ſondern
in den verſchiedenen Laͤndern, wo es eingefuͤhrt und
gebraͤuchlich iſt, verſchieden. Groͤßtentheils muß
man von jedem Pferde, welches man vor dem
Wagen hat, fuͤr jede Meile 6, 8 – 12 Pfennig
und mehr, oder weniger geben.


Den Grund zu dieſer Abgabe nehmen die Lan¬
desregierungen daher, daß die Miehskutſcher und
andere Lohnfnhrleute durch das Fortbringen ſolcher
Reiſenden den Poſthaltern einen Verdienſt entziehen,
weshalben letztere entſchaͤdigt werden muͤſſen. —
Man will jedoch aber auch die Freiheit der Reiſen¬
[81] den nicht einſchraͤnken; man will und kann es ihnen
nicht verwehren, ſtatt Extrapoſt zu nehmen, mit ge¬
mietheten Pferden zu reiſen, wenn ſie dabei ihren
Vortheil und mehrere Bequemlichkeit zu finden glau¬
ben. Wenn ſie alſo dieſe vorziehen; ſo ſollen die
Poſtfuhrleute, welche zum Dienſte des reiſenden
Publikums immer mit Koſten Pferde unterhalten
muͤſſen, darunter nicht leiden, ſondern auf eine bil¬
lige Weiſe gewiſſermaßen entſchaͤdigt werden. —


Wenn man die Sache aus dieſem Geſichts¬
punkte betrachtet, ſo wird man dieſe Einrichtung
nicht ungerecht und die Abgabe der Stationsgebuͤhr
nicht unbillig finden. Es faͤllt in die Augen, daß
eine ſolche geringe Verguͤtung, als jene wenigen
Pfennige vom Pferde auf die Meile ſind, noch bei
weitem keine hinreichende Entſchaͤdigung fuͤr die Poſt¬
halter ſeyn koͤnne, gegen den Verdienſt, der ihnen
auf dieſe Weiſe durch die Miethsfuhrleute genommen
wird. Durch das Stationsgeld ſollen ſie nur eini¬
germaßen beruhigt und vielmehr die Miethskutſcher
abgehalten werden, Fuhren auf entfernte Oerter zu
uͤbernehmen. — Daher ſoll auch die Entrichtung
der Stationsgelder eigentlich nicht den Reiſenden zur
Laſt fallen, ſondern vielmehr lediglich von den Fuhr¬
leuten geleiſtet werden. Dieſe werden ſich freilich
in den meiſten Faͤllen deshalb wieder an den Rei¬
ſenden erholen. Daher iſt es aber auch nicht immer
wohlfeiler, ſtatt Extrapoſt, einen Miethkutſcher zu
nehmen. — Rechnet der Reiſende die zu erlegende
6[82] Stationsgebuͤhren und andre Ausgaben, wozu er,
wenn er mit Lohnfuhr reiſet, genoͤthigt wird, welche
aber bei Extrapoſt nicht ſtatt finden, zu dem Fuhr¬
lohne; ſo wird der Unterſchied der Koſten nicht groß,
ſondern oͤfter ſich gleich ſeyn, den Verluſt der Zeit
nicht einmal zu rechnen, denn es iſt doch begreiflich,
daß ein Lohnfuhrmann mit ſeinen Pferden einen
langen Weg nicht ſo geſchwind zuruͤck legen kann,
als wenn auf jeder Poſtſtation friſche Pferde vor¬
geſpannt werden.


Reiſet nun Jemand mit gedungenen Pferden;
ſo muß er ſelbſt darauf halten, daß der Fuhrmann
keine Poſtſtation voruͤberfahre, ohne ſich daſelbſt zu
melden und das Stationsgeld zu berichtigen. Denn
wenn dieſe Defraudation entdeckt und der Fuhrmann
angehalten wuͤrde, ſo wuͤrde der Reiſende, wenn er
gleich zu dieſer Ungebuͤhr keine Veranlaſſung gegeben
haͤtte, ſondern ſolche von dem Fuhrmann allein her¬
ruͤhrte, doch gewiſſen Unannehmlichkeiten nicht ent¬
gehen koͤnnen, wenigſtens Zeit verliehren muͤſſen.
Die Beſtrafung eines auf dieſe Art betroffenen Fuhr¬
manns iſt nicht uͤberall gleich. In einigen Laͤndern
muß derſelbe alsdann von jedem Pferde mehrere
Gulden oder Thaler erlegen; in andern muß er
der vorbeigefahrenen und alſo laͤdirten Poſtſtation
das volle Extrapoſtgeld nach der Taxe bis zur naͤch¬
ſten Station verguͤten, in noch andern muß er ſo¬
gleich ſeine Pferde ausſpannen und heimkehren und
der Reiſende muß ſich gefallen laſſen, von dieſem
[83] Orte ab ſich durch Extrapoſtpferde weiter bringen zu
laſſen. Gewoͤhnlich ſind die Ortsobrigkeiten von den
Landesherren beauftraget, dergleichen Vorfaͤlle nach
den gegebenen Geſetzen zu entſcheiden. —


So wie es alſo gedachter maaßen nicht erlaubt
iſt, die Poſtſtationen vorbei zu reiſen, ohne ſich
mit denſelben gehoͤrig abzufinden; eben ſo wenig
wird es auch an Oertern, wo ein regelmaͤßiges Poſt¬
weſen iſt, geſtattet, von fremden auswaͤrtigen Oer¬
tern gemiethete Pferde kommen zu laſſen, um mit¬
telſt derſelben Reiſen zu machen. Ein ſolches Ver¬
fahren wuͤrde den Einwohnern unſers Wohnorts, be¬
ſonders den Poſthaltern nachtheilig ſeyn. Es ver¬
ſteht ſich von ſelbſt, daß dieſes Verbot nicht gegen
Pferde, welche dem Reiſenden eigen gehoͤren, gerich¬
tet ſeyn koͤnne, ſondern gegen fremde Lohnfahrleute.
Mit dieſen darf man nicht abreiſen und uͤber Poſt¬
ſtationen hinaus fahren, ohne ſich mit der Poſt ab¬
gefunden zu haben. Wenn man ſich dieſer Ordnung
unterwirft und vornehmlich auf den beruͤhrten Poſt¬
ſtationen die Gebuͤhren entrichtet; ſo kann man uͤb¬
rigens reiſen, wohin und mit wem man will. Auch
hat die Poſt nichts dabei zu erinnern, wenn man
mit gemietheten Pferden, oder mit Lohnkutſchern
Reiſen nach nahe gelegenen Oertern verrichtet. Die
Abgabe des Stationgeldes wird nur verlanget, wenn
die Miethskutſcher uͤber Poſtſtationen hinausfahren
auf einer Straße, wo Poſthaltereien angelegt ſind
und zur Befoͤrderung der Reiſenden unterhalten werden.


[84]

Dieſe Einrichtungen ſcheinen zwar mit einigem
Zwange verknuͤpft zu ſeyn. Allein in Laͤndern, wo
ſie nicht ſind, laͤßt es ſich auch in manchen Faͤllen
nicht gut reiſen. Jeder hat doch nicht eigene Pferde,
oder kann ſie auf weite Touren nicht nehmen. Fuhr¬
leute, welche weite Reiſen uͤbernehmen wollen und
koͤnnen, findet man auch nicht uͤberall. Daher bleibt
doch die Anordnung eines regelmaͤßigen Extrapoſtwe¬
ſens immer noch ein ſehr nuͤtzliches und dienſames
Surrogat. Und wenn es auf dem bisherigen, noch
zur Zeit einzig moͤglichen Fuße beſtehen ſoll; ſo kann
auch die Abgabe der Stationsgelder nicht vermieden
und abgeſchaft werden, wie man leicht einſiehet, und
wovon ſich einſt der wuͤrdige Schloͤzzer zu uͤberzeu¬
gen Gelegenheit hatte.


[]
  • e. Ob und wie Briefe verlohren gehen und
    wie man ſie zu ſuchen habe.
  • f. Vom Recommandiren der Briefe.
  • g. Was nuͤtzt das Cito auf den Briefen?
  • h. Wegen Zuruͤckfordern aufgegebner Briefe.
  • i. Von Poste restante Briefen und Sachen.
  • k. Ob und wie man Geldvorſchuͤße von der
    Poſt erhalten koͤnne.
  • 6. Von Eſtaffetten.
    • a. Was iſt eine Staffette?
    • b. Was hat man beim Abſchicken einer Staf¬
      fette und beim Empfange derſelben zu
      beobachten?
    • c. Wie viel eine Staffette koſtet.
  • 7. Von Courieren.
    • a. Von reitenden und fahrenden Couriers.
    • b. Wie ſchnell ein Courier reiten darf.
    • c. Was er bezahlen muß.
  • 8. Vom Poſtſtationsgelde.
    • a. Warum es bezahlt werden muß.
    • b. Wer muß Stationsgeld geben?
    • c. Strafe derjenigen, welche eine Station
      vorbeifahren, ohne Stationsgebuͤhr zu
      berichtigen.
    • d. Von Lohn- und Miethskutſchern und ob
      es wohlfeiler iſt, ſich derſelben ſtatt der
      Poſt zu bedienen.
    • e. Vom Poſtzwange.
[]
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TextGrid Repository (2025). Collection 1. Die Postgeheimnisse oder die hauptsächlichsten Regeln welche man beim Reisen und bei Versendungen mit der Post beobachten muß um Verdruß und Verlust zu vermeiden. Die Postgeheimnisse oder die hauptsächlichsten Regeln welche man beim Reisen und bei Versendungen mit der Post beobachten muß um Verdruß und Verlust zu vermeiden. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bj43.0