nach Fr. Kind’s Autograph seiner Dichtung
Für
Carl Maria von Weber
angefertigt im J. 1817 und danach versehen
mit vielen eigenhänd. Bemerkungen
Desselben.
durch dessen Wittwe Carolina v. Weber
zum Geschenk erhalten.
in Dresden 1841.
von C. M. v. Weber’s Hand.
Diese Abschrift
ist (excl. Titelseite) gleichlautend mit dem in dieser Sammlung
ebenfalls enthaltenen Autographe Fr. Kind’s u. dessen
in demselben verzeichneten Änderungen. (S. "Weberiana"
Cl.II.g.12.) In derselben finden sich außerdem mannichfach
Bemerkungen u. Änderungen von der Hand C. M. v. Weber’s,
(Alles roth unter-oder an-Gestrichene) auch Mehreres von
anderer Hand, z. B. Titelseite u. Personen-Verzeichniß.
Von dem durch Weber in die Abschrift hinein Verzeichne -
ten ist wohl das Interessanteste die Umwandlung der Scene
zwischen Caspar u. Samiel p. 20, welche das Autograph
Kind’s nicht enthält u. in der neuen Gestalt Weber
selbst angehören dürfte. – Im Allgemeinen ist über die
Abschrift zu bemerken: – Das Titelblatt mit dem Titel auf
pag. 1 u. dem Personen-Verzeichniß auf pag. 2 und – die
darauf folgende eigentliche Abschrift der Opern-Dichtung
sind durchaus auseinander zu halten. Die Letztere stammt
aus der Zeit gleich nach Kind’s Entschluß: die ursprünglich
erste Scene der Oper zwischen Eremit u. Agathe auf
Weber’s Wunsch wegzulassen, welches für die Oper sehr
wichtige Zugeständniß Kind’s Weber am 21. Mai 1817
seiner bühnenkundigen Braut, von der der Wunsch eigent -
lich ausgegangen war, mittheilt. Das Titelblatt ist erst
der Abschrift später vorgesetzt (– auch rührt dasselbe auf 1.
beiden Seiten von einer andern Hand als der der Dich -
tung selbst her –) nachdem das frühere davon entfernt
worden war, auf welchem der alte Name der Oper "Die
Jägersbraut" stand, wie auf Kind’s Autograph ebenfalls zu lesen
ist. Das nun vorgesetzte neue Titelblatt kann aber erst
nach dem 21. Juni 1820 mit der alten Abschrift verei -
nigt worden sein. Denn: – nachdem Graf Brühl am
18. Febr. 1820 an Weber gemeldet, daß die Oper zur Ersten
im neuen berliner Schauspielhause bestimmt sei, theilt
Weber am 21. Juni 1820 dem Grafen mit, daß Kind
u. er, auf seinen Wunsch eingingen: den bisherigen
Namen der Oper "Die Jägersbraut" in "Der Freischütz"
umzuändern – und – unsere Titelseite zeigt nicht nur
die Bestimmung der Oper als Erste im neuen berliner
Hause, sondern auch die Umwandlung von "Die Jägers -
braut" in "Der Freischütz". Spätestens könnte das Titel -
blatt bis zum 25. März 1821 vorgesetzt sein, denn an diesem [III]Tage schreibt W. an Brühl, daß er die von Brühl erbe -
tene Arie Ännchens No. 13 "Einst träumte meiner
sel’gen Base" componiren und die Vertauschung
des Fürsten Ottokar mit einem Grafen Ottokar
vornehmen würde. Das Personen-Verzeichniß
des Titelblattes zeigt aber noch den Fürsten, wie
in der Abschrift der Dichtung auch noch Ännchens
Arie N. 13 fehlt. – Die sonstigen räthselhaften
Eigenthümlichkeiten der Abschrift zu enträthseln,
ist mir trotz vielfältiger Erwägung nicht möglich
geworden, z. B. die Streichung der 10 Verszeilen
in der Parthie des Eremiten im Finale III von
"Leicht kann des Frommen Herz auch wanken" bis
"Wer griff’ in seinen Busen nicht?" auf dem letz -
ten und vorletzten Blatte der Abschrift. – Jeden -
falls ist dieselbe ein sehr interessantes Unicum
betreffs der Geschichte der Composition des Freischütz,
besonders werthvoll durch Weber’s vielfache darin
enthaltene eigenhändige Bemerkungen, zumal es
nach den letzteren eine große Wahrscheinlichkeit
für sich hat, daß diese Abschrift der Dichtung das Hand -
Exemplar Weber’s bei Composition seines welt -
berühmten Meisterwerkes gewesen sei. F. W. Jähns. Berlin 11. Sept. 1878.
Oper in drey Aufzügen.
Karl Maria von Weber.
Königl: Schauspielhauses in Berlin
1821. geschrieben.
Personen.
- Ottokar,
böhmischer Fürst.
- Cuno,
Fürstlicher Erbförster.
- Agathe,
seine Tochter.
- Annchen,
eine junge Verwandte
- Caspar,
erster Jägerpursch.
- Max,
zweiter
- Sammiel,
der schwarze Jäger.
- Ein Eremit.
- Kilian,
ein reicher Bauer.
- Brautjungfern.
- Jäger und Gefolge.
- Landleute und Musikanten
- Erscheinungen.
Die Zeit: Kurz nach Beendigung
des dreißigjährigen Krieges.
Erster Aufzug.
Erster Auftritt.
giebel:/ Max sitzt allein im Vorgrunde an einem Tische,
vor sich den Krug. Im Hintergrunde eine Vogelstan -
ge, von Volksgetümmel umgeben. Böhmische Berg -
Musik. In dem Augenblicke, als der Vorhang aufgeht,
fällt ein Schuß und das letzte Stück einer Sternschei -
be fliegt herunter.
Ah! ah! – Brav! Herrlich getroffen! Jubel und Geklatsch.
damit heftig auf den Tisch.
Glück zu, Bauer!
gelassen wird.
Immer frisch! Schreit! schreit! – {stampt}Note: Kopistenfehlermit der Büchse auf den
Boden und legt sie an einen Baum. War ich denn blind? Sind
die {Sennen} dieser Faust erschlafft?
sikanten, einen Marsch spielend. Dann Bauerknaben, die
das letzte Stück der Scheibe auf einem alten Degen, und
mancherlei Zinngeräth als Gewinn tragen. Hierauf
Kilian, als Schützenkönig, mit gewaltigem Strauß und
Ordensbande, worauf die von ihm getroffenen Sterne be -
festigt sind. Schützen mit Büchsen, mehrere mit Sternen
auf Mützen und Hüten, Weiber und Mädchen folgen.
Der Zug geht im Kreise herum, und Alle, die bei
Max vorbeikommen, deuten höhnisch auf ihn, vernei -
gen sich, flüstern und lachen. Zuletzt bleibt
bei der Brust.
Laßt mich zufrieden, oder –! Getümmel auf Max
eindringend.
Zweiter Auftritt.
mit Büchsen und Jagdspießen.
Was giebt’s hier? – Pfui, dreyßig über einen! – Wer un -
tersteht sich, meinen Jägerpurschen anzutasten?
Alles in Güte und Liebe, werther Herr Erbförster! nicht
so böse gemeint! Es ist Herkommen bei uns, daß, wer
stets gefehlt hat, vom Königschuße ausgeschloßen, und
dann ein wenig gehänselt wird – alles in Güte und Liebe!
Stets gefehlt? wer? wer hat das?
Es ist freilich arg, wenn der Bauer einmal über den [3v]Jäger kommt – aber da, fragt ihn nur selbst!
Ich kann’s nicht läugnen; ich habe nie getroffen.
Dank, Sammiel!
Max! Max! ist’s möglich? Du, sonst der beste Schütz
weit und breit! Seit vier Wochen hast du keine Feder
nach Hause gebracht, und auch jetzt – pfui der Schande!
Glaube mir, Camerad! es ist, wie ich dir gesagt habe.
Es hat dir jemand einen Waidmann gesetzt, und den
mußt du lösen, oder du triffst keine Klaue.
Possen!
Das meine ich eben. So etwas ist leicht gemacht. Laß
dir rathen, Camerad! Geh’ nächsten Freitag auf einen
Kreuzweg, zieh’ mit dem Ladestocke einen Kreis um dich
und rufe dreimal den Namen –
Gott bewahre uns! Das sind
böse Künste. –
Schweig, vorlauter Bube! Ich kenne dich längst. Du bist ein
Tagedieb, ein Schlemmer, ein falscher Würfler – hüte dich,
daß ich nicht noch Aergeres von dir denke! Caspar macht
eine kriechende Bewegung, als wolle er sich entschuldigen.
Kein Wort, oder du hast auf der Stelle den Abschied! – [4r]Aber auch du, Max! siehe dich vor! So väterlich gewogen ich dir bin,
so sehr es mich freut, daß der Herr FürstGrafNote: von fremder Hand korrigiert; vgl. KA-tx15 und KA-tx21 dort ebenso "Graf" Sohnesrecht auf
den Eidam übertragen will – fehlst du morgen beim Pro -
beschuße, so ist muß ich Dir dennoch das Mädchen und Dienst für dich verloren versagen.
Wollt Ihr in der Irre herum laufen?
Morgen! morgen schon!
Was ist das eigentlich mit dem Probeschuße? – Schon oft
haben wir davon gehört –
Ja auch wir, aber noch hat uns Niemand die wahre Be -
wandniß zu sagen gewußt.
O erzählt’s uns, Herr Cuno!
Meinetwegen! zum Hoflager kommen wir noch Zeit ge -
nug. – Mein Urältervater, der noch im Forsthause ab -
gebildet steht, hieß Cuno, wie ich, und war fürstlicher
Leibschütz. Einst bei einer Jagd trieben die Hunde einen
Hirsch heran, auf welchen ein Mensch angeschmiedet
war. So grausam bestrafte man in jenen Zeiten die
Waldfrevler. Dieser Anblick erregte das Mitleid des
damaligen Fürstens. Er versprach demjenigen, welcher
den Hirsch erlege, ohne den Mißethäter zu verwun -
den, eine Erbförsterei und das nahe gelegene Wald -
schlößchen. Der wackere Leibschütz, mehr aus eignem
Erbarmen, als wegen der großen Verheißung, besann [4v]sich nicht lange. Er legte an; der Hirsch stürzte, und der
Wilddieb war, obwohl im Gesicht vom Dorngebüsch derb
zerkratzt, doch im übrigen unversehrt.
Gott sey Dank! – der arme Wildschütze!
Brav! brav! – das war ein Meisterschuß!
Oder ein Glücksfall, wenn nicht vielleicht gar –
-
Ich möchte der Cuno gewesen seyn! ⟨starrt zu Boden
und versinkt in sich selbst.⟩
Auch mein Urvater freute sich baß über die Rettung
des Unglücklichen, und der Fürst erfüllte in Allem
seine Zusage.
So? Also davon schreibt sich der Probeschuß her, Nach -
barn und Freunde! Nun weiß man’s doch auch!
Hört noch das Ende! Es ging damals, wie jetzt, mit ei -
nem Blick auf Caspar daß der böse Feind immer
Unkraut unter den Weizen sät. Cuno’s Neider wußten
es an den Fürsten zu bringen, der Schuß sey mit Zau -
berei geschehen, Cuno habe, ohne zu zielen, einen soge -
nannten Freischuß gethan.
Dacht’ ich’s doch! − vor sich. Hilf zu, Sammiel!
Dacht’ ich’s doch! − Hilf, zu Sammiel!
Ein Freischuß! Eine Freikugel! Das sind Schlingen
des bösen Feinds. Meine Grosmutter hat mir’s
erklärt. Sechse treffen, aber die siebente gehört
dem Bösen. Der kann sie hinführen, wohin ihms beliebt.
Alfanzerei! Nichts als Naturkräfte!
Aus diesem Grunde machte der Fürst den
Zusatz, daß jeder von Cunos Nachfolgern
zuvor einen Probeschuß ablege, schwer oder
leicht, wie es der regierende Fürst oder sein
Abgeordneter anzubefehlen geruht. Auch will
es das Herkommen, daß der junge Förster
an demselben Tage mit seiner {Erwahlten}
getraut wird, die aber völlig unbescholten
seyn, und im jungfräulichen Kränzlein er -
scheinen muß.
Hu! Freykugeln soll der Böse gießen helfen,
die treffen allemal. Dafür lenkt er aber Eine auch nach
seinem Willen!
Aus diesem Grunde machte der Fürst bei der Stiftung
den Zusatz, daß jeder von Cuno’s Nachkommen, wolle
er Erbförster werden, zuvor einen Probeschuß ablege.
Ich meiner Seits habe einen Kaiserthaler von einem
Reißlein geschoßen; was Maxen unser gnädiger Fürst
morgen aufgeben wird, wer kann’s wissen? – Doch nun
genug! zu den Jägern die mit ihm gekommen. Wir
wollen uns wieder auf den Weg machen! Du aber, Max!
magst noch einmal zu Hause nachsehen, ob sämmtliche
Treibleute angelangt sind. – halblaut und treuherzig.
Du solltest mich dauern, guter Pursch! Nimm dich
zusammen – Der Waidmann der dir gesetzt ist, ist
die Liebe. – Noch vor Sonnenaufgang erwarte ich
dich beim Hoflager.
seiner Zerstreuung zurück
gekommen ist.
gern ab.
Dritter Auftritt.
Ein recht braver Mann, der Herr Förster! – Aber nun
kommt auch in den Schenkgiebel; es wird hier schon recht
dämmrig und schaurig. zu Max. Wir wollen gute Freun -
de bleiben, wackrer Pursch! auch ich gönne ihm morgen
das beste Glück! Jetzt schlag’ er sich die Grillen aus
dem Kopfe, nehm’ er sich ein Mädchen und tanz’ er mit hinein.
Ja, es wär’ mir, wie Tanzen!
[6v]Nun, wie’s beliebt! er nimmt eine der Frauen; die andern
folgen. Die mehresten drehen sich tanzend in den Schenk -
giebel; die übrigen zerstreuen sich außerhalb deßelben.
Es ist ganz düster geworden.
Vierter Auftritt.
licher Größe, dunkelgrün und feuerfarb mit Golde
gekleidet. Der große, mit einer Hahnfeder verzierte
Hut bedeckt fast das ganze schwarze Gesicht.
Schritt aus dem Gebüsche.
Schritten im Hintergrunde über
die Bühne.
gengesetzten Seite, macht bei dem
letzten Worte eine zuckende Bewe -
gung und ist verschwunden.
Fünfter Auftritt.
unsichtbar.
Ei da bist du ja noch, Camerad! Gut, daß ich dich finde.
Schleichst du schon wieder herum, wie ein Horcher?
Ist das mein Dank? Es fiel mir unter Wegs ein guter Rath
für dich ein; aus treumeinendem Herzen stehle ich mich
fort, laufe mich fast außer Athem! – Ich kann’s noch nicht
verschmerzen, daß du hier zum Spott der Bauern worden
bist. Teufel! die mögen gelacht haben! Aber was hilft’s?
S[ch]lag’Note: Kopistenfehler dir’s aus den Gedanken, Brüderchen! greift nach dem
Kruge. Wie? was? Bier hast du? Das taugt nicht zum
Sorgenbrecher! in den Schenkgiebel rufend. Wein! Wein!
Zwei Paßgläser! – Sieh, Camerad! und kostete es mich
den lezten Heller, ich kann dich nicht so traurig sehen. Du
mußt mit mir trinken! Das Gefoderte ist indeß von
einem Schenkmädchen gebracht worden.
Damit verschone mich! Mein Kopf ist ohnedieß wüst
genug. legt den Kopf auf die Hände.
für Max bestimmte Glas. Vor sich:
So Freundchen! Da brauchst du wenig! gießt schnell Wein
ein. Hilf, Sammiel! Sammiel schaut mit dem Kopfe [8r]aus dem Gebüsch, an welchem sie sitzen. Caspar erschrok -
ken: Du da? Sammiel verschwindet.
Mit wem sprachst du?
Ich? mit Niemand! Ich sagte: „So, Freundchen!“ weil
ich dir einschenkte.
Ich mag aber nichts!
Der Herr Förster soll leben! Die Gesundheit deines
Lehrherrn wirst du doch mit trinken?
So sey’s! sie stoßen an und trinken.
Nun laß uns eins singen!
Ei, du mußt auch mit singen! singt es allein aus und trinkt.
Laß mich!
Jungfer Agathe soll leben! Wer die Gesundheit seiner
Braut ausschlüg, wär’ doch warlich ein Schuft!
Du wirst unverschämt! sie stoßen an und trinken.
Mit dir ist aber auch gar nichts anzufangen! trinkt.
Wie kannst du mir zumuthen in so etwas mit einzustimmen?
Unser Herr Fürst soll leben! Wer nicht dabei ist, ist
ein Judas!
Nun denn, aber dann auch keinen Tropfen mehr! sie
stoßen an und trinken. Max weht sich mit dem Hute
Luft zu, und giebt sonst zu erkennen, daß ihm heiß ist.
Elender! Agathe hat Recht, wenn sie mich immer vor dir
warnt! will fort. Man merkt ihm von jetzt eine ge -
wiße Heftigkeit an, einem leichten, aber bösen Rausche gleich.
Wie kannst du auch gleich so in Harnisch gerathen, Bruder -
herz? Ich diente noch als Bube unter dem Altringer und
Tilly; ich war mit beim Magdeburger Tanze; unterm Kriegs -
volke lernt man solche Schelmliedlein. Die Dorfuhr schlägt.
⟨Max steht auf.⟩ Willst du schon nach Hause.
Ja, es wird Zeit. Das schlug Sieben!
Zu Agathen? – Da weiß ich doch nicht – Du könntest sie
erschrecken. Weißt du nicht, daß sie auf einen Gewinn, als
gute Vorbedeutung für morgen, hofft?
Ach, die Arme! und ich selbst! Morgen!
Deshalb bleib’ noch und laß dir rathen. Das war es eigent -
lich, weshalb ich dich aufsuchte. Dir könnte gar wohl noch
geholfen werden!
Mir geholfen?
Um dir ganz meine Freundschaft zu beweisen, könnte ich
dir unter vier Augen – – nicht umsonst habe ich gegen
dich zuweilen ein Wort fallen laßen – – es giebt aller -
dings gewiße geheime Kräfte der Natur, gewiße un -
schuldige Jagdkünste, – diese Nacht, wo sich die Mondscheibe [9v]verfinstert, ist zu großen Dingen geschickt – Ein alter Berg -
jäger hat mir vor Zeiten einmal – ⟨vertraut –⟩
lauschen, ohne daß ihn die Sprechenden
bemerken.
Du zählst mir das Gift tropfenweis zu –
Wie wär’s, Camerad! wenn ich dir noch heute zu einem
recht glücklichen Schuße verhülf, der Agathen beruhigte, und
Euch zugleich euer morgendes Glück verbürgte?
Du fragst wunderbar; wie ist das möglich?
Nur Muth! Muth! Was die Augen sehen glaubt das Herz.
Da, nimm meine Büchse!
Was soll ich damit?
Geduld! er sieht nach dem Himmel. Zeigt sich denn nichts?
schnell, indem er ihm das Gewehr giebt. Da! da! Siehst
du den Stößer dort? Schieß!
Bist du ein Narr, oder glaubst du, ich bin’s. Es ist schon
ganz düster, der Vogel schwebt wie ein schwarzer Punkt
in der Luft, wolkenhoch über der Schußweite!
Schieß in’s T – Schellobers Namen! Haha!
[10r]geht los. In demselben Augenblicke hört man ein
gällendes Gelächter, so daß sich Max erschrocken nach
Caspar umsieht.
Was lachst du? – Wie Fittige der Unterwelt kreißt’s
dort oben – Ein mächtiger Steinadler schwebt einen
Augenblick wirbelnd in der Luft und stürzt dann todt
zu Maxens Füßen. Was ist das?
Sieh! der größte Steinadler, den es giebt! Was für Klau-
enFänge! Und dazu, wie herrlich getroffen! Gleich unterm
Flügel, sonst nichts verletzt! – Kannst ihn ausstopfen
laßen, Bruder, für ein Naturalienkabinet!
Aber ich begreife nicht – – diese Büchse ist doch
wie jede andre –
Victoria! Das wird dich bei den Bauern in Respect set -
zen! Das wird Agathen erfreuen! rauft einige
der größern Federn aus und steckt sie auf Maxens
Hut: So, Camerad! dieß als Siegszeichen!
Was machst du? – Wird mir doch ganz schauerlich! –
Was hast du geladen? Was war das für eine Kugel?
Gar keine Kugel, Närrchen! Eine trächtige Blindschleiche!
Die trifft allemal!
Träum’ ich denn, oder bin ich berauscht? So etwas ist mir
noch nie begegnet! – Caspar! ich bitte dich, ich beschwöre
dich – faßt ihn. Caspar! ich bringe dich um – Sag’ – was
war das für eine Kugel?
Bis[t]Note: Kopistenfehler du verwirrt, Freundchen, vor Freuden? Ich theile sie
mit dir! umarmt ihn. Nicht, das war ein Schuß? –
Laß mich los.
Wo hast du die Kugel her? –
Nun, wenn du Vernunft annimmst – so sag’ mir – du,
der wackerste Jäger, bist du, oder stellst du dich nur
so ganz unerfahren? Wüßtest du wirklich nicht, was
eine Freikugel sagen will?
Albernes Geschwätz!
Da lernt man’s doch beßer unter dem Kriegsvolk.
Haha! wie kämen die Scharfschützen zurecht, die oft ih -
ren Mann aus dem dicksten Pulverdampfe heraus -
schießen? Oder hast du nie nachgedacht, wie der Schwe -
denkönig, trotz seines K⟨G⟩ollers von Elendshaut bei Lützen
gefallen sey? Zu so etwas⟨zwei silberne
Kugeln, hieß es.
Ja, der Gescheite
kennt das. Doch dazu,⟩ bedarf’s anderer Künste,
als blos zu zielen und loszudrücken.
Der Schuß ist unglaublich – in trüber Dämmerung –
aus den Wolken herabgeholt! So wäre es doch wahr –?
Zudem ist’s wohl Zweierlei, einem armen Erdensohn
aus dem Hinterhalte das Lebenslicht ausblasen, und
sich eine Erbförsterei und ein allerliebstes Mädchen
erschießen!
Hast du noch mehr’ solche Kugeln?
Es war die letzte – sie haben gerade ausgereicht.
Bist du doch auf einmal so wortkarg! – Ausgereicht!
wie verstehst du das?
Weil sie in dieser Nacht zu bekommen sind! –
In dieser Nacht –?
Ja doch! Drei Tage hinter einander steht jetzt die Sonne
im Schützen, und heut ist der mittelste; heut; wenn
sich die Tage scheiden, giebt’s eine totale Mondenfinsterniß.
– Max! Kamerad! Dein Schicksal steht unter dem Einflus -
se günstiger Gestirne; du bist zu hohen Dingen ersehen!
Heute, gerade in der Nacht zuvor, ehe du den Probeschuß
thun, Amt und Braut dir gewinnen sollst, wo du der Hülfe [11v]unsichtbarer Kräfte so sehr bedarfst, beut die Natur sich selbst
zu deinem Dienst an!
Wohl! Mein Geschick will’s! – Schaff’ mir so eine Kugel –!
Mehrere, als du brauchst! Aber bedarf der Mann eines Vor -
munds?
Wie verlangt man sie?
Das will ich dir lernen. – Sey Punkt [zwölf] Uhr in der
Wolfsschlucht!
Um Mitternacht in der Wolfsschlucht? – Nein! Die Schlucht
ist verrufen, und um Mitternacht öffnen sich die Pforten
der Hölle.
Pah! – Wie du denkst! – Und doch kann ich dich deinem Un -
stern nicht überlaßen – ich bin dein Freund! ich will dir
gießen helfen –
Auch das nicht!
So mach’ dich morgen zum Landesgespött! Verlier die Förste -
rei und Agathen! – – Ich bin dein Freund, ich will selbst
für dich gießen; aberNote: Kopistenfehler "eber" anstelle "aber" dabei mußt du seyn!
Deine Zunge ist glatt – Nein, an solche Dinge muß ein from -
mer Jäger nicht denken!
Feigling! Also nur durch fremde Gefahr, gäb’s anders der -
gleichen, möchtest du dein Glück erkaufen? Und glaubst du, [12r]dann wär’ deine Schuld, gäb’ es dergleichen, geringer? glaubst
du, diese Schuld, gäb’ es dergleichen, laste nicht schon auf dir?
den Adler an den Fittichen ausspreizend. Glaubst du,
dieser Adler sey dir geschenkt.
Furchtbar, wenn du recht hättest!
Sonderbar, wie du fragst! – Hm! Undank ist der Welt Lohn.
Ich will mir doch hier einen Flederwisch abhauen, daß ich
wenigstens etwas davon trage! thut es. – Drollig! um
Agathen zu erfreuen, wagtest du den Schuß; sie zu er -
werben fehlt’s dir an Herzhaftigkeit! Das würde sich das
Wachspüppchen schwerlich einbilden. das mich um deinet -
willen verwarf, schwerlich einbilden. für sich. Es
soll gerochen werden!!
Elender! Muth hab’ ich –
So bewähr’Note: Die falsche Apostrophierung "bewäh’r" wurde korrigiert ihn! Brauchtest du schon eine Freikugel, so
ist’s ja ein Kinderspiel, welche zu gießen. Was dir bevor -
steht ohne diese Hülfe, kannst du aus deinen bisherigen
steten Fehlschüßen leicht abnehmen. Das Mädchen ist auf
dich erseßen, kann nicht ohne dich leben; sie wird verzwei -
feln! Du wirst allen Menschen ein Spott herumschleichen,
vielleicht aus eigner Verzweiflung – drückt sich die Faust
in die Augen, als trät das Waßer hinein. Schäme dich,
rauher Waidmann, daß du ihn mehr liebst, als er sich selbst!
vor sich.Hilf zu, Sammiel!
Agathe sterben! Ich in einen Abgrund springen! Ja, das wär’ [12v]das Ende! – –giebt Caspar die Hand. Bei Agathe’s Leben!
ich komme!
hervorgelauscht hat, nickt und ver -
schwindet.
Schweig gegen Jedermann! Es könnte dir und mir Ge -
fahr bringen. Ich erwarte dich!
Ich dich verrathen? Glock [zwölf]! – Ich komme! schnell ab.
Sechster Auftritt.
dunkel worden.
Zweiter Aufzug.
Erster Auftritt.
Coulisse tief. Hirschgeweihe und düstere Tapeten mit Jagd -
stücken geben ihm ein alterthümliches Ansehen, und bezeichnen,
daß das Forsthaus ehedem ein fürstliches Waldschloß war.
In der Mitte eine mit Vorhängen bedeckte Thür, die zu ei -
nem Altan führt. Auf einer Seite Annchens Spinnrad; auf
der andern ein großer Tisch, worauf ein Lämpchen brennt
und ein {weises} Kleid mit grünem Band liegt.
Cuno’s wieder aufgehängt und hämmert den Nagel
fest.
So! nun wird der Altvater wohl wieder ein Jahrhundert -
chen fest hängen. Da oben mag ich ihn recht gern leiden. [14r]zu Agathen gekehrt. Aber du hast das Tuch schon abgebun -
den? Das Blut ist doch völlig gestillt?
Sey ohne Sorgen, liebes Annchen! Der Schreck war das Schlimm -
ste! – Wo nur Max bleibt?
Nun kommt er gewiß bald. Herr Cuno sagte ja bestimmt,
daß er ihn noch einmal heimsenden werde.
Es ist recht still und einsam hier –
Unangenehm ist’s freilich, in einem solchen verwünschten
Schlosse am Polterabende fast mutterseelen allein zu seyn,
zumal – wenn sich so ehrwürdige längst vermoderte Herr -
schaften mir nichts, dir nichts, von den Wänden herabbemühen.
Da lob’ ich mir die lebendigen und jungen! singt mit
lebhafter Pantomime.
mit Bande zu besetzen, fällt mit ein:
So recht! So gefällst du mir, Agathe! So bist du doch, wie ich
seyn werde – wichtig wenn ich einmal Braut bin!
Wer weiß! Doch ich gönne dirs von Herzen, ist auch mein
eigner Brautstand nicht so ganz kummerlos. Besonders,
seit ich heute von dem ehrwürdigen Eremiten zurück kam,
hat mir’s wie ein Stein auf dem Herzen gelegen. Jetzt
fühle ich mich um vieles leichter.
Wie so? Erzähle doch! Noch weiß ich gar nicht, wie dein Be -
such abgelaufen ist, außer daß dir der fromme Greis
von seinen Rosen geschenkt hat.
Ja! Diese ⟨sind aus einem Reißlein entsproßt, das ein Pilger
aus Palästina mitbrachte, und⟩ umblühen das Cruzifix seines Betaltars, und
die Landleute, die er mitlegen ihnen und dem daraus gepreßten Waßer [15r]beschenkt, rühmen dies allgemein als ein wunderthätiges
Heilmittelwunderbare Schutz- und Heilkräfte bei. Als ich ihn um seine Vorbitte für mich und Ma -
xen bat, warnte er mich vor einer unbekannten, aber
schweren Gefahr, welche ihm ein Gesicht offenbart habe.
Dann schenkte er mir die Rosen. Nun ist seine Warnung
ja in Erfüllung gegangen. Das herabstürzende Bild konn -
te mich tödten.
Gut erklärt! So muß man böse Vorbedeutungen hinter -
drein nehmen!
⟨Mein Vater war einst ein tapferer Degen und sehr unzufrieden, daß ichs
nicht auch werden konnte. Er meinte, man müße die Furcht nur verspotten, dann fliehe
sie, und das wahre Sprichlein, sich fest zu machen, sey: Hundsfott, wehre dich!⟩
Die Rosen sind mir nun doppelt theuer, und ich will ihrer
auf das treueste pflegen!
Wie wär’s, wenn ich sie in die Nachtfrische vor’s Fenster
setzte? Es wird ohnedieß Zeit, mich auch auszukleiden.
Thue das, liebes Annchen!
Aber dann laß uns auch zu Bette gehen!
Nicht eher, bis Max da ist! Es ist ja ohnedieß ein recht ein -
samer Vorabend–
Hat man nicht seine Noth mit euch Liebesleutchen! ab.
Zweiter Auftritt.
sternenhelle Nacht sieht.
frommer Rührung ihre Hände.
nem weißen Tuche.
Dritter Auftritt.
darauf Annchen.
Bist du endlich da, lieber Max!
O meine Agathe!
zurück, als sie statt des gehofften
Straußes den Federbusch erblickt.
Verzeiht, wenn ihr meinetwegen aufgeblieben seyd. Lei -
der komm’ ich nur auf wenig Augenblicke –
Du willst doch nicht wieder fort? Es scheinen Gewitter im An -
zuge.
Ich muß! – Ja! – wirft den Hut auf den Tisch, daß das
Lämpchen von dem Federbusche ausgelöscht wird.
Gut, daß der Mond scheint; sonst säßen wir im Finstern.
schlägt Feuer und brennt das Lämpchen wieder an. Wir
sind ja recht lebhaft! Vermuthlich getanzt?
Ja! ja! vermuthlich!
Du scheinst übel gelaunt. Wieder unglücklich gewesen?
Nein! nein! Im Gegentheil –!
Nicht? gewiß nicht?
[17r]Was hast du gewonnen? Wenn’s ein Band ist, Vetter! mußt
du mir’s schenken. Bitte, bitte! Agathe hat schon Bänderkram
genug von dir!
Was hast du getroffen, Max? Heute ist mir’s von Wichtigkeit.
Ich habe – ich war gar nicht beim Sternschießen!
Und sagst doch, du seyst glücklich gewesen?
Ja doch! wunderbar, unglaublich glücklich! Sieh! zeigt ihr
mit solcher Heftigkeit den Federbusch auf dem Hute, daß
sie zurückfährt. Den größten Raubvogel habe ich aus den
Wolken geholt!
Sey doch nicht so hastig! Du fährst mir in die Augen –
Vergieb! bemerkt Blut an ihrer Stirn. Aber was ist das?
Du bist verwundet, deine Locken sind blutig – Um aller
Heiligen Willen, was ist dir begegnet?
Nichts! so viel als nichts! Es heilt noch vorm Brautgang.
sich sanft an ihn schmiegend. Du sollst dich drum deines
Bräutchens nicht schämen.
Aber so sagt doch nur –
Das Bild dort fiel herunter –
[17v]Dort, der Urvater Cuno?
Wie bist du? Es ist sonst kein Bild hier.
Der wakere, gottesfürchtige Cuno?
Halb und halb war Agathe selbst schuld. Wer hieß ihr auch, schon
nach sieben Uhr immer ans Fenster zu laufen! Da ließ
sich doch kaum erwarten, daß du schon heim kämst!
Seltsam! wunderbar seltsam! Um sieben Uhr?
Du hörst ja! Die {Durmuhr} drüben im Dorfe hatte nur
kurze Zeit ausgeschlagen.
Seltsam! schrecklich! Um diese Zeit schoß ich den Bergadler.
Du sprichst mit dir selbst. Was hast du?
Nichts! nichts auf der Welt!
Bist du unzufrieden mit mir?
Nein wie könnt’ ich? – Ja, denn! ich bringe dir eine Bürg -
schaft meines wiederkehrenden Glücks – sie hat mich viel
gekostet, und du – du freust dich nicht einmal drüber!
Ist das auch Liebe?
Sey nicht ungerecht, Max! Noch konnt’ ich nicht recht [18r]zur Freude kommen, noch weiß ich ja nicht – so große Raub -
vögel, wie ich diesen mir denken muß, haben immer was
Furchtbares.
Das dächt’ ich nicht! mir seh’n sie recht stattlich aus.
O steh nicht so in dich gekehrt! Ich liebe dich ja so innig.
Solltest du morgen nicht glücklich seyn, solltest du mir,
ich dir entrissen werden, o! gewiß, der Gram würde mich
tödten.
Drum – eben darum muß ich wieder fort!
Aber was treibt dich?
Ich habe – ich bin noch ein Mal glücklich gewesen –
Noch ein Mal?
Ja doch! ja! ohne Agathen ansehen zu können. Ich hab’
in der Dämmerung einen Sechzehnender geschoßen!
Der muß noch hereingeschafft werden; sonst stehlen
ihn des Nachts die Bauern.
Wo liegt der Hirsch?
Ziemlich weit – im tiefen Walde – bei der Wolfschlucht!
Thür noch einmal zurück. Mit Wehmuth:
Vierter Auftritt.
bewachsen, von hohen Gebirgen rings umgeben. Von
einem derselben stürzt ein Waßerfall. Der Vollmond
scheint bleich. Zwei Gewitter von entgegengesetzter
Richtung sind im Anzuge. Weiter vorwärts ein vom
Blitz zerschmetterter, ganz verdorrter Baum, inwen -
dig faul, so daß er zu glimmen scheint. Auf der andern
Seite auf einem knorrigen Aste eine große Eule mit
feurig rädernden Augen. Auf andern Bäumen Raben
und anderes Waldgevögel. Fledermäuse schwirren umher.
fänger, ist beschäfftigt, mit schwarzen Feldsteinen ei -
nen Kreis zu legen, in dessen Mitte ein Todtenkopf
liegt. Einige Schritte davon der abgehauene Adlers -
flügel, Gießkelle und Kugelform.
Fünfter Auftritt.
Kreis von Steinen ist vollendet. Als der zwölfte
Schlag fällt, reißt Caspar den Hirschfänger heftig
heraus und stößt ihn mitten in den Todtenschädel.
– Bald darauf Sammiel.
tenkopfe, dreht sich dreimal herum, und ruft:
des Kreises. Unterird’sches Getös. Sam-
miel tritt aus oder erscheint in einem Felsen. Caspar
wirft sich vor ihm nieder.
Meine Frist ist schier abgelaufen. Dreimal hast du
mir sie verlängert. kriechend. Du wirsts auch zum vier -
ten Male –
Nein!
Wenn ich auch fernerhin dein Reich mehre auf Erden –?
Sag’ an!
Meine Seele entgeht dir nimmer. Längere Nachsicht erkauf ich!
Womit?
Mein Camerad kann nicht mehr fern seyn!
Was begehrt er?
Freikugeln!
Sechse treffen, sieben äffen!
Die siebente ist dein, Herr! Lenke sie nach seiner Braut.
drey Jahr
Was fruchtet’s?
Unheil! Umsonst suchte ich sie zu einer Sünde zu verleiten;
sie verwarf mich; aber –
Ich habe keinen Theil an ihr.
Aber ihren Bräutigam wird ihr Tod zum Selbstmörder ma -
chen! Ihr Vater ist alt, sie sein Abgottund – wer weiß, ob
nicht auch erder Vater der Verzweiflung unterliegt! Mein Camerad –
Warum ruft er nicht selbst?
Er würde ohne Beistand die Schrecken nicht tragen, womit
deine Weisheitdie den Zauber umgiebteben; er würde fliehen, ehe
die Arbeit vollendet wär, oder, fiel er in deine Hand,
allein fallen! Aber auch das Mädchen, das mich verschmäh -
te, muß sterben! Nicht umsonst liefr’ ich das neue Opfer.
Elender! morgen endet deine Frist.
Du gewährst mir eine neue!
Wenn dein Camerad mir zu Theil wird!
Wieder auf drei Jahre?
Es sey! Bei den Pforten der Hölle! Morgen – Er oder Du!
Sammiel verschwindet. Auch der Todten -
kopf mit dem Hirschfänger ist versunken, [21r]und an dessen Stelle sieht man einen
kleinen Heerd mit glimmenden Kohlen.
Dabei einige Reisbunde.
Sechster Auftritt.
Stirn. Bald darauf wird Max auf einem der Felsen,
dem Waßerfall gegenüber, sichtbar. Späterhin Erschei -
nungen. Zuletzt Sammiel.
Trefflich bedient! thut einen Zug aus der Jagdflasche.
Geseegn’ es Sammiel! Er hat mir warm gemacht! –
Aber wo bleibt Max? Sollte er wortbrüchig werden?
– Sammiel, hilf! – er geht nicht ohne Beängstigung im
Kreise hin und her. Die Kohlen drohen zu verlöschen. Er
kniet zu ihnen nieder, legt Reiß auf und bläßt an. Die
Eule und andere Vögel heben dabei die Flügel, als wollten
sie anfachen; das Feuer raucht und knistert.
Dank, Sammiel! Die Frist ist gewonnen! – zu Max. Kommst
du endlich, Camerad? Ist das auch recht, mich allein zu lassen?
Siehst du nicht, wie mir’s sauer wird! hat das Feuer
mit dem Adlersflügel angefacht, und erhebt diesen im
Gespräch gegen Max.
Stirn.
gegenüberstehenden Felsen.
So komm doch! Die Zeit eilt –
Ich kann nicht hinab!
Hasenherz! Du klimmst ja sonst, wie eine Gemse!
Sieh dorthin! Sieh!
Mondlicht beleuchtet ist. Man erblickt eine weiß [22r]verschleierte Gestalt, die die Hand erhebt.
Hilf, Sammiel! – laut. Alberne Fratzen! Hahaho!
Sieh noch ein m⟨M⟩al hin, damit du die Folgen deiner feigen
Thorheit erkennst! Die verschleierte Gestalt ist ver -
schwunden. Man erblickt Agathe’s Gestalt, mit aufge -
lösten Locken und wunderlich mit Laub und Stroh aufge -
putzt. Sie gleicht völlig einer Wahnsinnigen, und scheint im
Begriff, sich in den Waßerfall herabzustürzen.
klimmt vollends herab. Der Mond
fängt sich an zu verfinstern.
Ich denke wohl auch!
Hier bin ich! Was hab’ ich zu thun?
Zuerst trink einmal! Die Nachtluft ist kühl und feucht.
– Willst du selbst gießen?
Nein! das ist wider die Abrede.
[22v]Nicht? So bleib außer dem Kreise. Sonst kostet’s dein Leben!
Was hab’ ich zu thun, Hexenmeister?
Faße Muth! Was du auch hören und sehen magst, ver -
halte dich ruhig. mit eignem heimlichen Grauen. Käm
vielleicht ein Unbekannter, uns zu helfen, und wär’ er
auch nackend, was kümmert es dich? Kömmt was An -
dres, was thuts! So etwas sieht ein Gescheidter gar nicht!
O! wie wird das enden!
Umsonst ist der Tod! Nicht ohne Widerstand schenken verborge -
ne Naturen den Sterblichen ihre Schätze. Nur wenn du
mich selbst zittern siehst, dann komm mir zu Hülfe, und
rufe, was ich rufen werde. Sonst sind wir beide verloren.
Max macht eine Bewegung des Einwurfs. Still! Die Au -
genblicke sind kostbar! – Der Mond ist bis auf einen
schmalen Streif verfinstert. Caspar nimmt die Gießkelle.
Merk’ auf, was ich hineinwerfen werde, damit du die
Kunst lernst! er nimmt die Ingredienzien aus der
Jagdtasche und wirft sie nach und nach hinein. Hier erst
das Blei. – Etwas gestoßenes Glas von zerbrochenen Kirch -
fenstern; das findet sich. – halb heimlich. Trift man etwa
auch auf eine Hostienschachtel zu stehlen, oder des was, desto
beßer! Etwas Quecksilber! – Drei Kugeln, die schon
einmal getroffen! – Das rechte Auge eines Wiedehopfs
– das linke eines Luchses! – Probatum est! – Und nun
den Kugelseegen! in drei Pausen sich mit dem Kopfe gegen [23r]die Erde neigend:
Die Masse in der Gießkelle fängt an zu gähren und zi -
schen, und giebt einen grünlich weißen Schein. Eine Wolke
läuft über den Mondstreif, daß die ganze Gegend nur
noch von dem Heerdfeuer, den Augen der Eule, und dem
faulen Holze des Baumes beleuchtet ist. Caspar gießt,
läßt die Kugel aus der Form fallen und ruft: Eins!
Das Echo wiederholt: Eins! Waldvögel kommen herunter,
setzen sich um das Feuer, hüpfen und flattern. Schlangen umkriechen ihn. Caspar
zählt: Zwei! Echo wiederholt. Ein schwarzer Eber
raschelt durchs Gebüsch und jagt raschelnd vorüber.
Caspar scheint zu stutzen und zählt: Drei! Echo wie
oben. Ein Sturm erhebt sich, beugt und bricht Wipfel
der Bäume, jagt Funken vom Feuer. Caspar zählt
ängstlich: Vier! Echo wie oben. Man hört Rasseln,
Peitschengeknall und Pferdegetrappel. Vier feurige,
Funken werfende Räder rollen über die Bühne, ohne
daß man wegen der Schnelligkeit die eigentliche Gestalt
oder den Wagen gewahr werden kann. Caspar, immer
ängstlicher, zählt: Fünf! Echo wiederholt. Hundegebell
und Wiehern in der Luft. Nebelgestalten von Jägern [23v]zu Fuß und zu Roß, Hirschen und Hunden, ziehen in der
Höhe vorüber. Furchtbarer Gesang:
Plötzliche Stille. Caspar: Wehe! Das wilde Heer! –
Sechs! Wehe! Echo: Sechs! Wehe! Der ganze Himmel
wird schwarze Nacht. Die vorher mit einander kämpfen -
den Gewitter treffen zusammen und entladen sich mit
furchtbaren Blitzen und Donnern. Platzregen fällt;
dunkelblaue Flammen schlagen aus der Erde. Irrlichter
zeigen sich auf den Bergen. Bäume werden prasselnd
aus den Wurzeln gerissen; der Waßerfall schäumt
und tobt. Felsenstücke stürzen herab. Man hört von
allen Seiten Wettergeläut. Die Erde scheint zu wanken.
Caspar zuckend und schreiend: Sammiel! Sammiel!
Sammiel! hilf! – Sieben! – Sammiel! Er wird zu
Boden geworfen.
gleichfalls vom Sturm hin und her geschleudert,
faßt einen Ast des verdorrten Baums und schreit:
Sammiel! In demselben Augenblicke scheint das
Ungewetter beruhigt,⟨ist⟩ der verdorrte Baum ist
verschwunden, und an dessen Stelle steht der
schwarze Jäger, Maxens Hand faßend.
Hier bin ich!
[24r]ist verschwunden, aber der Todtenschädel mit dem Hirsch -
fänger wieder sichtbar. Caspar liegt noch mit dem Gesicht
zu Boden. Max richtet sich convulsivisch auf. Der Vorhang
fällt.
Dritter Aufzug.
Erster Auftritt.
von Zeit zu Zeit Jagdmusik. Zwey fürstliche Jäger.
Späterhin Max und Caspar. Zuletzt noch ein fürstlicher
Jäger.
Es ist herrliches Jagdwetter!
Nimmermehr hätt ich das geglaubt. Bis gegen Morgen
war dort⟨ch⟩ ein Mordlärm!
Besonders in der Wolfschlucht mag nun ganz und gar
der Teufel los gewesen seyn.
Dort giebt’s Windbrüche⟨Das⟩ ist ein für allemal seiner Gros -
mutter Lustwäldchen.
Dort giebt’s Windbrüche! Mannsdicke Stämme sind zersplit -
tert, wie Rohrstäbe, und strecken die Wurzeln gen Himmel.
Wer weiß, wer dort wieder einmal sein Wesen getrieben hat!
[24v]Mit deinen Fratzen! Laß uns gehen!
Guten Tag!
Glück zu, Herr Expectant!
Gute Jagd!
Hör’, seyd höflich gegen den! Das ist ein Mordkerl! Der
hat drei Schüsse gethan – unser einer kann nicht so weit
sehen, geschweigen denn treffen. Die Durchlaucht ist ganz
versessen auf ihn. Das Glücksrädchen dreht sich wunderlich.
Läuft’s so fort, kann der noch Landjägermeister werden.
Meinethalben! Komm! sie gehen.
Gut, daß wir allein sind! Hast du noch – so glückliche Ku -
geln? Gieb!
Bist du des Geiers, Camerad? Bedenk’! drei nahm ich, vier
für dich! Kann ein Bruder redlicher theilen?
Aber ich habe nur noch eine! Der Fürst hatte mich in’s
Auge gefaßt. Drei Schüße habe ich schon gethan zum Erstaunen. [25r]Was hast du denn mit den Kugeln angefangen?
sie hinter einen Busch.
Da sieh! ZweiNach den Elstern habe ich damit ge2 davon verschoßen.
Bist du toll?
’s macht mir Spaß, so einen Galgenvogel herunter zu
langen! Was kümmert mich die ganze fürstliche Jagd?
So gieb mir diedeine dritte!
Daß ich kein Narr wär’! Ich noch eine – du noch eine!
Die heb’ dir fein auf zu dem Probeschuß.
Gieb mir die dritte von den deinigen!
Ich mag nicht –
Caspar!
Der Fürst verlangt euch, aber augenblicklich! Es ist
ein Streit entstanden, wie weit euer Gewehr trifft.
ab.
Sogleich! zu Caspar, dringend. Gieb mir die dritte!
Nein! und wenn du mir zu Fuße fielst –
Schuft! ab.
Immerhin! – Jetzt geschwind die sechste Kugel verschos -
senbraucht! Die siebente hebt er mir nun schon zum Probe [25v]schuße auf. Das Exempel ist richtig. ⟨Hahaha! Wohl bekomms der
schönen Braut! – Dort läuft ein
Füchslein, dem die
sechste in den Pelz!⟩ legt an und geht so ab. Man hört außerhalb
der Scene den Schuß fallen.
Zweiter Auftritt.
An einer Seite ein kleiner Hausaltar, worauf in ei -
nem Blumentopfe ein {Straus weiser Roßen}. Gegen
über ein Spiegel.
det, steht vor dem Altar und wendet sich dann vor -
wärts. Mit wehmüthiger Andacht:
N
Dritter Auftritt.
Ei, du hast dich dazu gehalten! – Aber du bist ja so weh -
müthig, ich glaube gar du hast geweint? Brautthränen
und Frühregen währen nicht lange, sagt das Sprichwort.
Nun, das weiß der Himmel, Regen genug hat’s gegeben!
Oft dacht’ ich, der Sturm würde das alte Jagdschlößchen
ganz über den Haufen blasen.
Und Max war in diesem schrecklichen Wetter im Walde!
– Zudem habe ich so quälende Träume gehabt –
Träume? Ich habe immer gehört, was einem vor dem
Hochzeittage träumt, muß man sich merken. Solche Träu -
me sollen wie Laubfrösche, das ganze liebe Ehestandswet -
ter verkündigen. Was träumtest du denn?
Es klingt wunderbar. Mich träumte, ich sey in eine weis -
se Taube verwandelt, und fliege von Ast zu Aste. Max
zielte nach mir; ich stürzte, aber nun war die {weise}
Taube verschwunden, ich war wieder Agathe, und ein
großer schwarzer Raubvogel wälzte sich in seinem Blute.
Allerliebst! allerliebst!
Wie kannst du dich nur über so etwas freuen?
[26v]Nun, der schwarze Raubvogel – da hast du ja die ganze
Bescheerung! – Du arbeitetest noch spät an deinem
weißen Braut-Kleide und dachtest gewiß vorm Einschla -
fen an deinen heutigen Staat; da hast du die weiße
Taube! Du erschrakst vor den Adlerfedern auf Maxens
Hute, du schauerst dich überhaupt vor Raubvögeln; da
hast du den schwarzen Vogel! Bin ich nicht eine ge -
schickte Traumdeuterin?
Deine Liebe für mich macht dich dazu, liebes, fröhliches Kind!
Nun muß ich aber auch geschwind den Kranz holen Note: Zeichen für Streichung. Die
Botenfrau hat ihn eben gebracht, und ich vergeßliches
Ding ließ ihn unten stehen. Horch, da kommen die
Brautjungfern schon!
Vierter Auftritt.
Guten Tag, liebe Mädchen! Da, singt immer die
Braut an! Ich komme gleich wieder.
Fünfter Auftritt.
denen runden Schachtel eintretend.
Höhe hält:
Nun, da bin ich wieder! Aber fast wär’ ich auf die
Nase gefallen. Kannst du dir’s denken, Agathe? der
alte Herr Cuno haben schon wieder {gespuckt}.
Was sagst du?
Daß ich über das alte Bild fast die Beine gebrochen
hätte! Es ist in dieser Nacht zum zweiten Male von
der Wand gefallen, und hat ein tüchtiges Stück Kalk
mit herunter gebracht. Der ganze Rahmen ist zer -
trümmert.
Fast könnt’ es mich ängsten! Er war der Urvater
unsers Stammes –
Du zitterst auch vor einer Spinne! In einer so tollen
Nacht, wo alle Pfosten zittern und krachen, ist’s da
zu verwundern? Auch führ’ ich wohl keinen sonderlichen
Hammer, und der alte Nagel war ganz verrostet. Nun
frisch! Noch einmal das Ende des Liedchens! sie schnei -
det den Bindfaden entzwei, kniet tändelnd vor Aga -
then nieder, und überreicht ihr die Schachtel.
Ach! Alle, außer Annchen, die noch kniet, fahren
gleichfalls erblaßend zurück.
Nun, was ist denn?
Todtenkranz.
Ein⟨e⟩ Todtenkranz?krone! Nein, das ist – aufspringend und ihre Verlegenheit
verbergend. Das⟨Himmel, das ist – Nein, das⟩ ist nicht zum Aushalten! Da hat
die alte, halbblinde Botenfrau oder die Verkäuferin
gewiß die Schachteln vertauscht! Die Brautjungfern
sehen einander bedenklich an. Agathe blickt still vor
sich nieder und faltet die Hände. Aber was fangen
wir nun an? sie macht die Schachtel zu und verbirgt
sie schnell. Weg damit! – Einen Kranz müssen wir
haben!
Vielleicht ist dies ein Wink von oben. Der fromme
Eremit gab mir die weißen Rosen so ernst und bedeu -
tend; windet mir daraus die Brautkrone! Vor dem
Altar und im Sarge mag die Jungfrau {weise} Rosen tragen.
telt das Waßer ab, verschlingt sie zu einem Kranze
und setzt ihn Agathen auf.
Sie verschlingen sich von selbst!⟨⟩ Ein herrlicher Einfall!⟨⟩ Ein herrlicher Einfall!Sie verschlingen sich von selbst!
Sie⟨und⟩ stehen dir allerliebst! – Doch nun laßt uns ge -
hen! Unsre Begleiter werden sonst ungeduldig.
– Singt! singt!
ter Stimme. ⟨im Abgehen.⟩
Sechster Auftritt.
einer Seite und in der Hälfte des Hintergrundes
die fürstlichen Jagdgezelte, worin vornehme Gäste
und Hofleute, alle Brüche auf den Hüten, bankettiren.
Auf der andern Seite sind Jäger und ArbeitsTreib -
leute gelagert, welche gleichfalls schmausen, und
Hirsche, Eber und anderes erlegtes Wildbret in
Haufen aufgethürmt. Ottokar, im Hauptgezelt an
der Tafel; am untersten Platz Cuno. Max,
in Cuno’s Nähe, doch außerhalb des Zelts, auf
seine Büchse gestützt. Auf der entgegengesetz -
ten Seite Caspar, hinter einem Baum lauschend.
– Zuletzt Agathe, Annchen, der Eremit, die
Brautjungfern und ein Zug von Landleuten.
Gejubel.
Genug nun der Freuden des Mahls, werthe Freun -
de und Jagdgenossen! und nun noch zu etwas Ernstem.
Ich genehmige sehr gern die Wahl, welche ihr, mein
alter, wackerer Cuno getroffen habt; der von euch er -
wählte Eidam gefällt mir.
Ich kann ihm in Allem das beste Zeugniß geben; ge -
wiß wird er sich stets beeifern, Eurer Gnade würdig
zu werden.
Das hoff’ ich. Sagt ihm, daß er sich bereit halte! Cuno
geht aus dem Zelte, spricht mit Max und geht dann
wieder hinein.
Wo bleibt nur das Döckchen? – Hilf, Sammiel! klettert [29v]auf den Baum und sieht sich um.
Wo ist die Braut? Ich habe mich nach ihr erkundigt und so
viel zu ihrem Lobe gehört, daß ich auf ihre Bekanntschaft
recht neugierig bin.
Nach dem Beispiel Eures hohen Vorfahren ward Ihr im -
mer sehr huldreich gegen mich und mein Haus.
auf sie hin.
Dich sparte ich auf – Unfehlbare! – Glückskugel!
aber du lastest jetzt centnerschwer in meiner Hand.
Der Zeit nach muß meine Tochter bald hier seyn. Doch
wollt Ihr mir gnädig Gehör schenken, Herr Fürst! so
laßt den Probeschuß vor ihrer Ankunft ablegen.
Der gute Pursch hat seit einiger Zeit, wo freilich die
Entscheidung seines Glücks immer mehr heran nahte,
ganz besondern Unstern gehabt, und ich fürchte, die
Gegenwart der geliebten Braut könnte ihn in Ver -
wirrung setzen.
Er scheint mir allerdings für einen Waidmann noch nicht
kaltes Blut genug zu besitzen. So lang’ ich ihn nur aus
der Ferne beobachtete, that er drei Meisterschüße. A -
ber seit dem Augenblicke, da ich ihn rufen ließ, hat er [30r]stets gefehlt.
Es steht nicht zu läugnen, und doch war er früher stets
der Geschickteste. – Auch bewährt sich die Wißenschaft des
Jägers wohl am sichersten im Forste –
Wer weiß, ob wir beyde am Hochzeittage einen recht -
schaffnen Schuß gethan hätten! ⟨Alter! obs uns beiden am
Hochzeittage beßer gegangen
wär?⟩ Indeß – altes Herkom -
men muß man ehren. Zudem – lächelnd und laut,
daß es Max vernehmen soll. – habt ihr ja noch einen
ältern Jägerpurschen, Cuno! dem, wenigstens den
Jahren nach, der Vorzug gebührte.
Dieser – Gnädigster Herr! erlaubt mir –
Caspar hat vielleicht noch seine letzte Freikugel. Er
könnte wohl gar – lädt hastig und stößt die Kugel
in den Lauf. Noch ein Mal, und nimmer wieder!
Nun, es ist blos um das Herkommen zu beobachten und
meine Gunst zu rechtfertigen. tritt aus dem Ge -
zelt; Gäste und Hofleute folgen. Die Jäger erheben
sich, treten auf die andre Seite u.s.w. Wohlauf,
junger Schütz! einen Schuß wie heut’ früh deine drei
ersten und du bist geborgen. nachdem er sich umge -
schaut. Siehst du dort auf dem Zweige die weiße
Taube? Die Aufgabe ist leicht. Schieß!
legt an. In dem Augenblicke, da er losdrücken will,
tritt Agathe mit den Uebrigen zwischen den Bäu -
men heraus, wo die {weise} Taube sitzt, und schreit:
Schieß nicht! Ich bin die Taube! Die Taube flattert
auf und nach dem Baume, von welchem Caspar eilig
herabklettert. Max folgt mit dem Gewehr, der
Schuß fällt. Die Taube fliegt fort. Sowohl Agathe
als Caspar schreien und sinken. Hinter der Erstern
tritt der Eremit (ein neunzigjähriger Greis, doch
mit feurigem Blick und dem ganzen Aeußern ei -
nes Propheten⟨⟩ und⟨⟩ Patriarchen⟨⟩) PatriarchenundPropheten ein wenig hervor,
faßt sie auf, und verliert sich dann wieder unter
dem Volke. Dieß alles ist das Werk eines Augenblicks.
then geeilt; geringere Jäger zu Caspar. Agathe
wird von Annchen, den Brautjungfern und eini -
gen Landleuten im Vorgrunde auf eine Rasen -
erhöhung gelegt. Alle sind um sie beschäfftigt.
Max liegt vor ihr auf den Knieen.
hinter ihm steht.
Sammiel ist verschwunden.
nam fort. Zu Max.
und begrüßen ihn demuthsvoll. Selbst der Fürst
entblößt sein Haupt.
Hände. Agathe, Cuno, Max, Annchen
und Mehrere des Volks folgen seinem
Beispiel.
Ende.
[34r][34v]- Holder of rights
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