284. Die Eisenstange auf dem Schildauer Thurm zu Hirschberg.

(S. Zeller a.a.O. S. 206.)

Als im Jahre 1663 die Türken in Ungarn stark einfielen und die Hauptfestung Neuhäusel wegnahmen, mußte das Land Schlesien unverzüglich, sowohl zu Pferde als zu Fuß stark werben. Wie nun der Stadt Hirschberg ebenfalls ihr Contingent zugetheilt ward, ließ sich ein Bürger daselbst, seines Handwerks ein Sattler, der vormals auch in kaiserlichen Diensten gewesen war, zu Pferd unterhalten. Als nun selbige Mannschaft abgeführt ward, sagte einer von der vornehmsten Bürgerschaft zu ihm: »Wenn er wiederkommen und einen Türkenkopf mitbringen werde, wollte er ihm hundert Gulden schenken.« Dieser hat das Versprechen nicht außer Acht gelassen. [336] Als das Treffen mit den Türken scharf angeht, nimmt er sich einen vornehmen Türken aufs Korn, erlegt solchen auch, löst dessen Kopf gleich ab, steckt diesen mit einem langen Zopf versehenen Kopf in einen inwendig mit etwas Mehl bestreuten Sack, dergleichen er schon in Bereitschaft gehabt, und nimmt ihn aufs Pferd mit sich und hat ihn dann nach vollbrachtem Treffen beim Feuer und Rauch abgedörrt. Als er nun nach dem Frieden abgedankt ward, brachte er diesen Türkenkopf nebst einem gläubwürdigen Attestat von seinem Offizier, daß er solchen Türken selbst erlegt, mit anher, da denn ein Vergleich mit ihm um die hundert Gulden getroffen ward, darbei er von Vielen, sowohl adeligen als andern Personen beschenkt worden ist. Nachmals hat der hochedele Stadtrath von Hirschberg solchen Kopf mit einem Türkenbunde von Holz auf eine eiserne Stange zum immerwährenden Andenken auf dem Schildauer Thurme aufstecken lassen, derselbe ist aber nachgehens durch Wind und Wetter verfault und abgefallen, aber die eiserne Stange zum Gedächtniß geblieben und bis ins vorige Jhdt. zu sehen gewesen.