532) Das nächtliche Fallen im Erzgebirge.

Lehmann, Obererzgeb. Schauplatz S. 930.


Im Erzgebirge sagt das Volk, wenn man in der Nacht etwas fallen hört, es müsse darauf ein Todesfall erfolgen – darum nennt man dies das Leichenbret – dieser könne aber von dem Menschen ab und auf ein Vieh gewendet werden, wenn man spreche: »falle auf meine Henne, Ziege etc.« [475] Im Jahre 1627 lag der Pfarrer zu Markersbach ruhig sammt seiner Ehefrau im Bett, nur die Magd war noch wach: da hörte sie etwas oben im Hause stark fallen, sie läuft hinauf in der Meinung, ihr Herr habe gepocht, aber dieser sagt, sie habe wohl geträumt und solle zu Bett gehen und am neunten Tage nachher war er todt. Im Jahre 1688, ehe M.G. Uhlmann, Informator bei'm Superintendenten zu Annaberg, starb, geschah des Nachts ein großer Fall im Hause, er aber hörte nichts davon und am dritten Tage war er schon todt. Im Jahre 1633 lebte noch zu Scheibenberg eine Pfarrerswittwe von Thum; da diese ihren Sohn, der verreiste, ein Stück Weges begleitet hatte und nunmehr auf dem Heimwege begriffen war, that's in ihrem Hause einen schweren Fall und zwar zu derselben Stunde, wo sie auf dem Rückwege von einem Fieberfroste überfallen ward, daran sie auch nach 10 Tagen starb. Daselbst diente damals eine alte Magd bei dem Bürger und Hausbesitzer Auerbach, die sprach, wenn sie einen solchen Fall hörte, folgenden Spruch: »Gütchen, ich gebe Dir mein Hütchen, willst Du den Mann, ich gebe Dir den Hahn! willst Du die Frau, nimm hin die Sau! willst Du mich, nimm die Zieg'! willst Du unsere Kinder lassen leben, will ich Dir alle Hühner geben! –«

In Elterlein geschah es, daß man bei unterschiedlichem solchen gespenstigen Fällen dem Ungethüme eine Henne und Ziege gab, diese Stücke wurden am folgenden Morgen todt gefunden, und Lehmann a.a.O. sagt, er habe es mit seinen eignen Augen gesehen, daß eine Henne, die auch so weggeschenkt worden, früh auf dem Oberboden todt dalag, als wäre sie unter einer Presse zerquetscht worden.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Erster Band. 532. Das nächtliche Fallen im Erzgebirge. 532. Das nächtliche Fallen im Erzgebirge. TextGrid Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-483C-7