15.
In der Klützer Gegend ist die Sage vom Nachtjäger oder Waul ziemlich allgemein verbreitet. Er soll, wie man mir erzählte, ein alter Jäger sein, der bei Lebzeiten gewünscht hat, ewig jagen zu können. Andere sprechen von mehreren alten Jägern, die sich dies gewünscht haben. Er jagt von Warnkenhagen bis Brook. Früher zog er durch den sogenannten Wunderkaten, welcher jetzt nicht mehr steht. Dieser Katen stand auf dem Brooker Felde nicht weit von der Warnkenhäger Feldscheide an der See. Wenn er durch diesen zog, gingen die Thüren von selbst auf und er tobte durch, that aber niemals Einem was zu Leide. Kleine Hunde hat er stets bei sich.
Ein Mann, welcher allerlei Zauberkünste verstand und auch die Zauberruthe besaß, ging einst im Felde. Als er in der Ferne den Waul herantoben hörte, schlug er mit seiner Ruthe einen Zauberkreis um sich, damit der Waul nicht an ihn kommen könnte. Als er den Kreis um sich gezogen hat, kommt der Waul immer näher und näher. Mit einemmale erscheint eine weiße Frau vor dem Kreise und bittet den Mann im Kreise um Himmelswillen, sie durchzulassen, damit der Waul sie nicht zu fassen kriegt; denn er hätte sie nun schon sieben [11] Jahre gejagt, und wenn er sie zu fassen kriegt, muß sie nochmal sieben Jahre sich vom Waul jagen lassen. Kriegt er sie aber nicht zu fassen, so sei sie erlöst, wenn die sieben Jahre um wären, und diese wären beinahe um. Da läßt er sie durch. Als er sie eben durchgelassen und den Kreis wieder geschlossen hat, da springt der Waul schon vor und sagt ›er soll ihm Platz machen‹. Da macht er Platz und läßt ihn auch durch; aber die weiße Dame ist schon verschwunden.
Gymnasiast Ludwig Kröger aus Klütz, nach Mittheilung des Arbeitsmannes Pleß in Klütz.