[164] 4. Scherzgedichte
Ihr lebt mein Herr, vergnügt und frey,
Und seyd Hans ohne Sorg dabey,
Ich aber fange Grillen.
Ihr gehet mit mir um zu hart
Um neun Uhr hab ich euch erwart,
Die Sehnsucht mir zu stillen.
Ich risse mich um acht Uhr schon
Aus meinem weichen Federthron
Um euch schön zu empfangen.
Allein umsonst; statt eurer kam
Ein Diener, der kroch trefflich lahm,
Mit einem Brief gegangen.
Ey dacht ich, Schade vor den Brief,
Den mir der Bothe noch so tief
Mit einem Scharfuß bringet:
Wenn nicht der Herr sich selbst einstellt,
Und sein Versprechen redlich hält,
Das nun ganz anders klinget.
Plagt euch der Henker ganz und gar?
Mein Freund, die Wittwen werden rar,
Wie ich und meines gleichen.
Ein solches frommes Tugendbild
Führt keinen Schalk in ihrem Schild;
Darf keiner Jungfer weichen.
Zwar klingt das eigne Lob nicht schön,
Das will ich euch wohl zugestehn;
Doch nehmet dies zu Herzen:
Ein falsches Wort uns gleich betäubt,
Und wenn es in der Wäsche bleibt,
So muß es freylich schmerzen.
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Das Wort zu brechen, heißt sonst viel,
Euch aber nur ein Kinderspiel,
Wer sollte dies wohl denken!
Kam euch denn dies nicht in den Sinn,
Daß ich hier fremd und einsam bin?
Man muß nicht Gäste kränken.
Ich komm den weiten Weg herauf,
Und dennoch achtet ihr nicht drauf,
Das heißt ein feines Wesen.
Nun reis ich auf den – – -
Und wenn die Wiederkehr wird seyn,
Will ich den Text euch lesen.
Doch fürchtet euch nicht allzusehr,
Als wenn ich gar zu grimmig wär.
Die Lauge soll zwar beissen;
Doch dürft ihr, weil ich in der Still
Den Kopf zum Lohn euch waschen will,
Die Krause nicht zerreissen.