Die dreiundzwanzigste Fabel.
Von Hasen und Fröschen.
Im wald hub sich ein großer wind,
Wie ich dasselb beschrieben find,
Wet stark, daß in dem wald erdont,
Murrt durch die büsch ganz ungewont.
Darab der hasen ein große schar
Die zeit im wald beinander war,
Erschracken ser von disem brausen,
Vom großen ungewonten sausen.
Der eltest zu den andern sprach:
»Wir haben zwar ein böse sach.
[48]Ich rat, daß wir nicht lang verziehen,
Von stund hin aus dem lande fliehen,
Weil uns ein jeder ist gehaß:
Man verfolgt uns on underlaß.
Wer weiß, was hinden ist im wald,
Das rauscht so frech und ungestalt.«
Der hasen war ein großes her,
Doch forchten sie sich mechtig ser;
Wurden bald rats: in einem haufen
Begunten aus dem land zu laufen.
Bei eine große pfütze kamen,
Waren ein haufen frösch zusamen;
Die sönnten sich im grünen gras.
Die hasen naheten sich baß,
Ungeferlich auf die frösche drungen.
Die frösch mit haufen ins waßer sprungen.
Ein jeder aus forcht sich bald verkroch
Hie und da, wo er fand ein loch.
Des ward ein alter has gewar,
Wendt sich und sprach zur hasen schar:
»Ich rat, daß wir die forcht ablegen
Und hie zu bleiben uns erwegen.
Ir seht nun, daß auch ander tier
Gar vil forchtsamer seind denn wir.
Wir wöllen hinfürter gedultig tragen
Unser bürden und nicht verzagen:
Wir sinds fürwar alleine nicht,
Dem nicht nach seinem willen geschicht.«
Beherzet sein und guter mut
Dunkt mich in allen sachen gut.
Wenn einer sein sach feht weislich an,
So hilft das glück eim künen man.
Stark zuversicht und gut vertrauen
Helfen beid tugent und reichtum bauen.
Den in anfechtung raut der kauf,
Der steckt das hasenbaner auf.