[23] Grab der Cäcilia Metella
Thurm der Einsamkeit, den ich lieb', o festes
Uralt rundes Römergebild, du Seufzer
Byrons, der Campagna gerühmt als
1Capo di Bove!
Dich lobpreisend singet ein Lied der Dichter,
Gern an Gräbern weilend, weil seine Lieben
All' im Grabe schlummern für ihn, und selbst sein
Glaub' an die Lieben.
Aber wie erreicht dich Gesang? Ein Wort ist
Wenig für den Tod, und der Mensch zerstört nur,
Aber baut die Vorwelt nicht auf. Doch ist der
Dichter ihr Echo.
Gleich der Windharf' ist er, die hoch in alten
Moosbewachsnen Thürmen das Spiel der Lüfte
Wechselnd regt, und selig verrauscht in holden
Strömen von Wohllaut.
So, mein ewig Trauergewölb', bewegst auch
Du die Seele mir, wenn ich dein nur denke,
Wie dein graues Rund so erhaben einsam
Aus den Gebüschen.
Weit in menschenleere Campagna hinblickt,
Sichtbar schon aus luftiger Ferne, krönend
Deinen Hügel, wie mit des Schattengottes
Mächtiger Krone.
Denn vor dir, o König der öden Wildniß,
Neigen tief die Nachbarn sich, der Cypressen
Melancholisch Heldengewächs, gesellt der
Schweigenden Trauer,
[24]Neigt sich halb verschüttet Gemäu'r, durchbrochner
Thürme Wand, verwitterte Reste langer
Blut'ger Kämpfe, die der Colonna stolzes
Haus mit dem Stuhle
Petri einst in kräftigen Ritterzeiten
Durchfocht. Solche Nachbarn in hoher Ruhe
Ueberschau'st du: selbst in die tempelvollen,
Unübersehbar'n
Römerebnen blickst du hinaus, die Rennbahn
Legte Caracalla zu deinen Füßen,
Und in jenem Hügel verbirgt die schatt'ge
Grotte des Numa
Dir die heil'ge Quelle, bei deren Kühlung
Er in stillem Umgang mit einer Gottheit
Einst der siebenhüglichen Roma große
Zukunft berathen.
Und sie selbst, der ird'sche Olympus, lächelt
Dir entgegen, glänzend im Lichte der Sonne,
Dort vom paradiesischen immergrünen
Hügel des Janus,
Mit St. Petri Kuppel, die eines Erdballs
Schattenbild vergleichbar, im Himmel dunkelt,
Hingestreckt die Berge, von allem Schönen
Wahrlich das schönste.
Forschend sieht das Auge der Appia lange
Gräbervolle Linie hin, bis wo dort
Hinter sanften Hügeln und Rebengärten
Finster der Mauer
[25]Riesenwerke ragen, und durch des Thores
Düstre Majestät und durch Drusus Bogen
Geist und Herz endlos zu der Scipionen
Grabe hinabschweift.
Und der Wind treibt Wolken die Stadt hinüber,
Daß in Schatten sinken die Kirchen alle.
O ihr Götter! sterben ist schön in Rom, doch
Schöner zu leben.