An Chloen
O Chloe! Höre du!
Der neuen Laute zu,
Die jüngst, bey stiller Nacht,
Mir Cypripor gebracht.
Nimm diese, war sein Wort,
Statt jener Stolzen dort.
Die buhlt so lange schon
Um Pindars hohen Ton:
Doch da sie Siegern fröhnt,
Wird sie und du verhöhnt.
Thu, wie der Tejer Greis,
Der keines Helden Preis
In seine Leyer sang,
Die nur von Liebe klang.
[19]Er sang voll Weins und Lust
Und an der Mädchen Brust.
Da sang er erst ein Lied,
Das noch die Herzen zieht:
Das machten ihm alsdenn
Ich und die Grazien.
Auf! trit in seine Spur;
Da trit man Rosen nur:
Und singe nur berauscht
Und wo man Küsse tauscht.
Lyäen kennst du schon,
Doch nicht Cytherens Sohn.
Den mache dir anitzt
Ein Blick, der feurig blitzt;
Und meine schnelle Hand
Durch diesen Pfeil bekannt.
Kaum sprach der Bube so,
So schoß er und entfloh;
So fühlte schon mein Herz
Noch ungefühlten Schmerz;
So sah ich, voll Begier,
O Chloe! nur nach dir.
Nun siege, wer da will!
Mein neues Saitenspiel
Soll nur dem frohen Wein
Und Chloen heilig seyn.