Der Wirtin Töchterlein

Es zogen drei Bursche wohl über den Rhein,
Bei einer Frau Wirtin, da kehrten sie ein.
»Frau Wirtin! hat Sie gut Bier und Wein?
Wo hat Sie Ihr schönes Töchterlein?«
»Mein Bier und Wein ist frisch und klar,
Mein Töchterlein liegt auf der Totenbahr.«
Und als sie traten zur Kammer hinein,
Da lag sie in einem schwarzen Schrein.
Der erste, der schlug den Schleier zurück
Und schaute sie an mit traurigem Blick:
»Ach! lebtest du noch, du schöne Maid!
Ich würde dich lieben von dieser Zeit.«
[141]
Der zweite deckte den Schleier zu
Und kehrte sich ab und weinte dazu:
»Ach! daß du liegst auf der Totenbahr!
Ich hab dich geliebet so manches Jahr.«
Der dritte hub ihn wieder sogleich
Und küßte sie an den Mund so bleich:
»Dich liebt' ich immer, dich lieb ich noch heut
Und werde dich lieben in Ewigkeit.«

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Uhland, Ludwig. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Balladen und Romanzen. Der Wirtin Töchterlein. Der Wirtin Töchterlein. TextGrid Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-718F-8