Kümmernis

Frühmorgens beim Kaffee – mein faltiger Bauch,
wie baumelst du trübe und leer!
Gewiß, ohne Zucker und Milch geht es auch,
so reicht mir die Kanne nur her.
Kein Fleisch und kein Honig, kein Fett und kein Ei,
wie öd ist das Frühstücksgedeck!
Doch eines, mein Bauch, stört am meisten uns zwei:
Die Sahne . . .
die Sahne ist weg!
Und nicht nur beim Kaffee – o Allegorie!
komm mit in den Musenhain.
Wie sehr auch der Kunstmarkt lärmte und schrie:
wer reich ist, der braucht nicht zu schrein.
Die Expressionisten im Kinderkleid
und die Kunst mit dem fünfstelligen Scheck –
und ich denke an Brahm und die alte Zeit –
Die Sahne . . .
die Sahne ist weg!
So schau in die Zukunft! – Was kommt denn danach,
wenn die Große Zeit einst vorbei?
Was kommt nach den Tränen, dem Blut und der Schmach
und all dem Nationengeschrei?
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Was kommt für die Kinder? die Generation
der Hoffnung?
Ich sehe da black –
Mein Jugendlicher, o Ludolf, mein Sohn:
Die Sahne . . .
die Sahne ist weg!

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TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Werke. 1918. Kümmernis. Kümmernis. TextGrid Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-6733-1