[402] 220.

Die Hexen können sich in allerlei Tiere und auch in leblose Dinge verwandeln. Sie tun es anscheinend hauptsächlich, um ungestört zusammenzukommen, seltener um unentdeckt Schaden stiften zu können, manchmal ist auch der Zweck ganz unerfindlich. Die Verwandlung ist nicht gefahrlos, denn häufig trägt die Hexe nicht nur in der fremden Gestalt, sondern geradezu auf Grund derselben Verwundungen davon, an denen sie lange kranken, zuweilen sterben muß. Man kann Hexen, die sich in Tiere verwandelt haben, gefährliche Wunden beibringen oder sie unschädlich machen, wenn man z.B. in ein Gewehr, das man auf sie anlegt, etwas hineintut, was Gott hat wachsen lassen als Brotfrucht (Brot ist nämlich etwas Heiliges; wer es nicht mit der nötigen Sorgfalt behandelt, mißachtend auf den Boden wirft, wird nach dem Volksglauben bestraft: 40). Ein Mann aus Driefel bei Zetel sah auf einem Pürschgange eine Elster vor sich fliegen. Er mochte gehen, wie er wollte, immer blieb das Tier in seiner Nähe. Er schoß danach, der Schuß ging fehl, obwohl er ein tüchtiger Schütze war. Er schoß wiederholt, aber immer vorbei. Nun wußte er, was er vor sich hatte. Er brach ein Stück von einer Brotschnitte, ließ davon etwas in den Gewehrlauf fallen, nachdem er vorher geladen, schoß, und der Vogel lag tot am Boden. Die Hexe war vernichtet. – Am liebsten verwandeln sich die Hexen inKatzen, Hasen, Schweine, Kröten, Enten usw. Unter den Katzen sollen die schwarzweißen (Stedingen), nach andern (Oldenburg, Jever) die schwarzen, eigentlich immer verdächtig sein. Die meisten Tiergestalten, in welchen Hexen erscheinen, sind solche, welche beim Angange als schlimme Vorbedeutungen gelten. Einige Tiergestalten, als Lamm, Taube, Schwalbe u. dgl. sind den Hexen untersagt.

a.

Der alte Kirchendiener Harm Anton oder schewe Anton wie man auch wohl sagte, welcher vor vielen Jahren zu Oldenburg in den Baracken wohnte, wollte einmal auf den Abtritt gehen. Wie er die Tür öffnet, sieht er im Dunkeln ein Paar feurige Augen. Er bietet guten Abend, wie er aber recht zusieht, bemerkt er, daß eine schwarze Katze auf dem Brette sitzt. Da kehrt er um, denn es wird ihm unheimlich. Wie er aber nach kurzer Zeit zum zweiten Male hingeht, begegnet ihm in der Tür ein altes Weib, und die Katze ist verschwunden. – Zu gewissen Zeiten geht eine schwarze Katze [403] durch Bösel, sie kommt von Reinshaus und ihr Ziel ist der Baumweg. Man hat auf die Katze geschossen, aber Pulver und Blei sind unwirksam gewesen. Leute, die dem Tiere begegnet sind, sind angst und bange geworden. Sträuche und Bäume, die die Katze mit ihrem Unrat benetzt, verdorren. – Am Wege von Drantum nach Garthe (K. Emsteck) lag öfter ein Mann und schrie Miau! Einst kam ein Mädchen vorbei und lief erschreckt davon, als es das Miau hörte. Der Mann hinterher. Als das Mädchen sich zufällig umsieht, ist aus dem Mann eine Katze geworden.

b.

Gerd Kruse von Ovelgönne kam einmal nachts von Varel durch das Strückhauser Moor, da sah er von weitem ein Licht, das führte ihn zu Johann Meyers Hause. Vor dem Hause saßen an einem Tische Johann Meyers Frau und eine große schwarze Katze und tranken miteinander Kaffee, wobei die Katze sich selbst einschenkte. Daß Johann Meyers Frau eine Hexe sei, hatte man übrigens schon längst gewußt. – »Ich sah einst eine schwarze Katze auf unseren Gründen wildern und lief ins Haus, um ein Gewehr zu holen. Der Hausherr fragte, was ich mit dem Gewehr wolle. Als ich ihm meine Absicht kund gab, rief er: ›Um Gottes willen nicht, das Tier könnte eine verwandelte Hexe sein, und ich würde nie wieder mit dem Gewehr ein Wild treffen.‹« (Wardenburg.)

c.

Eines Abends kam ein Mann aus dem Eversten in die Stadt. Er hatte einen Hund bei sich, der sehr hitzig auf die Katzen war. Wie sie nun durch das Everstentor – es war noch das alte bei Rundes Hause – gekommen waren, saß eine Katze am Wege. Der Hund sprang mit gewohntem Eifer auf sie zu, aber auf halbem Wege machte er plötzlich kehrt und flüchtete sich zu seinem Herrn, zwischen dessen Beinen er sich verbarg. Sein Herr, dem die Katzenjagd Spaß zu machen pflegte, hetzte den Hund und suchte ihn mit wiederholtem hiß hiß anzufeuern; der Hund wollte aber nicht. Plötzlich, während der Mann noch hetzte, sprang die Katze diesem auf den Rücken, umklammerte mit den Vorderpfoten seinen Hals und drückte ihn so heftig zusammen, daß der Mann kaum noch den Atem behielt. Der Mann eilte keuchend in die Stadt und wollte über den Kirchhof, der damals noch die Lambertikirche umgab, auf den Markt. So wie er aber den Kirchhof betrat, war die Katze verschwunden.

[404] d.

Die Frau eines Bürgers an der Häusingstraße zu Oldenburg wurde einst von ihrem Manne über den Markt geschickt, um aus dem Ratskeller eine Kanne Bier zu holen. Als sie wieder zurück kam, saß auf der Gartenmauer, welche die Straße auf der einen Seite einschließt, eine Katze, die fragte: »Nabersche, ist äre Katte woll to Hus?« Erschrocken eilte sie nach Hause und erzählte ihrem Manne das Begebnis. Da rief ihre eigene Hauskatze, die mit in der Stube war: »Sä se dat?« wischte aus der Tür und ist auch niemals wiedergekommen.


Vgl. k, 257 f.

e.

In Varel kam in ein Haus eine Katze gelaufen, sprang schlankweg unter den Wiemen und holte sich ein Stück Speck herunter, mit welchem sie fortlief. Ein Knecht, der gerade in der Nähe stand, schlug sie mit einem Stocke an den Kopf, konnte ihr aber den Speck nicht mehr abjagen. Am andern Tage kam eine Frau aus der Nachbarschaft, der man schon lange nichts Gutes zugetraut hatte, und hatte den Kopf verbunden.

f.

Eine verschwenderische Frau kaufte bei einer anderen Butter, ohne jedoch zu bezahlen. Als sie nun am Herde stand und Butter schmelzte, um sich Pfannkuchen zu backen, saß eine große Katze hinter ihr und sprach: »Botter licken, Koken backen, nich betahlen« (oder so ähnlich). Die Frau erschrak und schüttete die geschmolzene Butter der Katze über den Kopf, so daß diese davonlief. Des andern Tages ging sie in das Haus der Verkäuferin und fand dieselbe mit verbundenem Kopfe voll Brandwunden. (Bardewisch.)

g.

Eines Schiffers Frau zu Warfleth lag im Wochenbette, und der Mann mußte sie pflegen. Eines Nachmittags bekam sie Besuch von einigen Nachbarinnen, und der Mann ging hinaus, um Kaffee zu kochen. Wie er nun den Kessel auf dem Feuer hatte und auf der Feuerstülpe saß und zuwartete, kamen drei Katzen herein und spielten um ihn herum. Der Mann wollte sie fortjagen, aber er konnte sich nicht rühren und war wie angewachsen. Als das eine kleine Weile gedauert hatte, kam seine Schwiegerin herbei. Da liefen die Katzen fort, und der Mann war wieder frei. Rasch ergriff er eine Zange und warf nach den Katzen, von denen er eine traf, daß sie auf drei Beinen davon humpelte. Am andern Tage lag eine Nachbarin in ihrem Bette mit zerbrochenem Beine.

[405] h.

Ein Mann zu Oldenburg blickte einmal in der Nacht aus einer Bodenluke auf die Straße, da sah er eine Gesellschaft von Katzen um einen Tisch sitzen. Er warf einen Torfsoden mitten unter sie, da verschwanden sie; aber eine rief ihm zu: »Dat will ick di gedenken!« Und kurze Zeit darauf fand man ihn auf dem Kopfe stehend in seinem Brunnen.

i.

Ein Mann aus Brettorf, Ksp. Dötlingen, kehrte am späten Abend von einer Reise zurück und fand um sein Haus eine große Menge Katzen versammelt, die unter höllischem Lärme ihm den Eingang in dasselbe zu verwehren suchten und ihm zornig zu Leibe gingen. In seiner Not warf er einen schweren Stein unter sie, welcher der zudringlichsten das rechte Vorderbein zerbrach. Die andern Katzen schleppten die verwundete fort, und er kam glücklich ins Haus, traf aber seine Frau nicht an. Als er am andern Morgen nach ihr fragte, wurde ihm die Antwort, sie habe in der vergangenen Nacht in einer Gesellschaft von Freundinnen durch einen unglücklichen Zufall ihren rechten Arm zerbrochen. Er ging zu ihr und fand es so, wie ihm gesagt war, aber er wußte nun auch, wer die Katze gewesen war, die er mit dem Steine getroffen.

k.

Ein Mann zum Bürgerfelde ging einst in der Nacht zur Stadt (Oldenburg), um für seine Frau, die in Kindesnöten lag, eine Hebamme zu holen. Unterwegs aber, auf einer Weide nahe beim Ziegelhof, ward er von Katzen angefallen, die ihn nicht weiter ziehen lassen wollten. Auf vieles Bitten gaben sie ihn endlich los, doch mußte er ihnen auf das bestimmteste versprechen, daß das erste Wort, welches er sage, wenn er wieder in seine Stube trete, sein solle: »Pusken, Peter is dod.« Als der Mann seinen Gang beendet hatte und wieder in seine Wohnung kam, sprach er denn auch: »Pusken, Peter is dod.« Da rief seine Hauskatze, die neben dem Ofen auf dem Stuhle lag: »Is Peter dod, so bün ick free!« (wenn Peter dod is, denn kann Paul jo gahn!) lief zur Stube hinaus und ist nie wieder gesehen.


Vgl. d. und 257 f.

l.

Vor Zeiten kehrte ein Mann im Eversten spät abends zu Wagen aus der Stadt Oldenburg zurück. Als er auf der Brücke im Melchersdamm angelangt war, kam ihm eine Menge Katzen hinten auf den Wagen, die machten ein so entsetzliches Geheul, daß er vor Angst und Schrecken nicht wußte, was er machen sollte, und sein Wagen wurde so beschwert, daß die Pferde nicht mehr aus der Stelle konnten. Da nahm er seine [406] Peitsche und schlug tüchtig auf die Katzen los, aber nun fielen diese über ihn her und richteten ihn so zu, daß er kaum mit dem Leben davon kam. Dem Manne fiel ein, daß eine seiner Nachbarinnen, die nicht für gut gehalten wurde, mit in dem Haufen sein könne, und in der Hoffnung, sich dadurch Luft zu verschaffen, rief er ihren Namen aus. Aber da gings von neuem wieder los, so daß er flehentlich um Schonung seines Lebens bitten mußte. Zuletzt sagte eine der Katzen, wenn er gelobe, daß er es keinem erzählen wolle, was ihm widerfahren sei, so wollten sie ihn zufrieden lassen; wo nicht, so werde es ihm schlecht ergehen. Der Mann mußte vor Angst ja sagen und einen körperlichen Eid schwören, daß er es keinem Menschen erzählen wolle, und mit einem Male waren alle Katzen verschwunden. Als er nach Hause kam und seine Eltern fragten, wo er doch so lange gewesen sei, und wie es komme, daß er so jämmerlich aussehe, gab er an, er sei nach der Mühle gewesen und habe dort so lange warten müssen. – Der Mann hat seit diesem Abend nicht lange mehr gelebt. Kurz vor seinem Ende aber hat er seine ganze Familie um den Feuerherd versammelt und hat die Geschichte, die ihm widerfahren, dem Kesselhaken erzählt, damit es alle gut hören könnten. – Einst fuhr bei Leer ein Schiffer auf der Ems, und neben ihm auf dem Deiche waren wohl tausend Katzen, die tanzten und miauten gar lustig herum. Der Schiffer nahm einen Stein aus seinem Schiffe, denn Steine hatte er geladen, und warf ihn mitten in den Haufen. Aber da wurden die Katzen wie toll und schleuderten große Erdschollen auf den Schiffer, und dieser wäre sicher mit seinem Schiffe gesunken, wenn er sich nicht eiligst fortgemacht hätte. (Saterld.)

m.

Dar weer is 'n Möller, de kunn gar nyn Möllerknecht hollen. Wennt is weer, dat se 's Nachts mahlen mössden, legen se den annern Morgen dod in de Moelen. Do keem dar ok is een, sick to bestäen, un de Möller vertellde em glyks, dat 't in de Moel nich richtig weer. De Knecht awer sä, he weer vorn ganzen Koppel Hexen nich bange, wenn he in de Moel man mithebben schull, wat he verlangde. Nu hett 'r glyks in de erste Nacht 'n mojen Wind weiht, dat he upbliben mössd hett. Do geit he int Hus un halt sick 'n Pott vull Melk un 'n Bül vull Mähl, makt 'n Für an unner in de Moel und kakt Wetenbree. Aeben vor Middernacht kummt 'n Katt vor de Luk un fragt, off se man mitäten schull. [407] Ja woll, se schull man rinkamen un sitten gahn. Un do kummt 'r noch een un do noch een, bet 'r veertein sünd. De gaht all umt Für to sitten, an jeder Syt von em säben. Do fangt se an to Hop to rücken, em ümmer dichter upt Lyw. Do tast' he mitn Sleef innen heten Breepott un gutt darmit um sick to, dat se all wat krygt, un haut ok noch de een mitn Sleef en Pote aff. Do sust se all mitn furchterliken Geschrei wedder to de Luke hennut. Den annern Morgen keem de Möller un freide sick, dat he noch läwde, un fragde, wo 't em denn gunk? Ja, em gunkt ganz god, man wo 't syn Fro gunk? De leeg uppen Bedde, de harr sick oewer Nacht 'n bäten verbrennt un de Hand tweibraken. (Mooriem. Ebenso Hatten. Doch bitten die in großer Anzahl erscheinenden Katzen nicht um die Erlaubnis, mitessen zu dürfen, sondern nähern sich miauend. Der Knecht sagt freundlich zur ersten: »Pus, warm di!« Die Katze wiederholt:


»Pus, warm di!
dat seggt Knecht Harm to mi,«

und die ganze Schar ruft es ihr nach und setzt sich in einen Kreis um den Knecht.) In Langwege (Gem. Dinklage) erzählt man folgende Geschichte: Einem Müller in Langwege wurden die Müllerknechte immer des Nachts in der Mühle von Hexen erdrosselt. Einst fand er einen Müllergesellen, der sich nicht fürchtete, aber sich ausbat, daß man ihm für die erste Nacht einen Topf mit Oel und einen Topf mit Feuer mitgebe. Dem Verlangen wurde gern entsprochen, Als der Knecht nun nachts allein in der Mühle war, kamen die Hexen heran. Da machte er das Feuer im Topfe an und fragte, wann das Oel am wärmsten sei. Die Hexen antworteten, wenn es koche. Der Knecht stellte das Oel aufs Feuer, und die Hexen sahen seinem Beginnen neugierig zu. Als das Oel anfing im Topfe aufzuwallen, nahm er einen großen Schöpflöffel, tauchte ihn in die heiße Brühe und schleuderte den Inhalt über die anwesenden Hexen. Mit einem lauten Schrei stoben diese davon, und die Mühle war leer. Am andern Morgen sah man überall im Dorfe Frauen mit Brandwunden müde und matt einherschleichen. – Die Begebenheit soll sich auch in der jetzt verschwundenen Wilken Mühle in Einen bei Goldenstedt zugetragen haben.


Vgl. 204o.

n.

Eine Bauernfrau, welche eine Hexe war, hatte einen Knecht, der davon gehört hatte; namentlich hatte er gehört, daß [408] sie des Nachts gewöhnlich ausgehe. Er nahm sich vor, er wolle jetzt wissen, ob es wahr sei, und versteckte sich deshalb, als alle zu Bette gingen, heimlich in einer Ecke nahe bei dem Bette der Frau. Als nun die anderen alle schliefen, kamen mehrere bunte Katzen in das Haus, und gleich darauf kam auch die Bäuerin aus dem Bette und sprach leise mit den Katzen, welches Gespräch der Knecht aber nicht verstehen konnte. Dann holte die Frau einen Topf hervor, in welchem eine Salbe war, bestrich sich mit der Salbe und sagte:


»Woll up un woll an,
narrens an!«

und im Nu ging es durch den Schornstein davon. Darauf bestrichen sich auch die Katzen eine nach der anderen, bis sie alle weg waren. Nun kam der Knecht aus seiner Ecke hervor, besah den Topf, welchen sie hatten stehen lassen, und da noch etwas Salbe in demselben war, bestrich er sich damit, wie er es von den andern gesehen hatte. Er hatte aber nicht recht verstanden, was sie gesprochen hatten, und sagte:


»Woll up un woll an
un aewerall an!«

Und da ging es mit ihm los. Erst im Schornstein stieß er von der einen Seite an die andere, und als er draußen kam, ging es an die Bäume, von dem einen Baum an den andern, so daß er über und über blutete, und ihm das Hören und Sehen verging, bis er zuletzt eine gute Stunde davon entfernt niedergeworfen wurde. Und da mußte er sich bequemen, so übel er auch zugerichtet war, zu Fuße nach Hause zurück zu gehen. (Visbek.) Vor dem Kolonate Rüter in Grapperhausen auf dem Wege von Meyer-Grapperhausen bis nach Rüter, dort wo sich mehrere Tümpel befinden, geht der nächtliche Spuk. Mehrere, die des Nachts des Weges kamen, sahen eine Unmenge Katzen, so daß sie kaum durchkommen konnten. Eines Abends fuhr Kolon H. diesen Weg. Er kam von Grapperhausen. Plötzlich wird er mit Wagen und Pferden hochgenommen und eine Strecke bis Rüters Eichkamp durch die Lüfte getragen. Dabei sah er eine große Menge Katzen. Kolon B. ist mehrmals von Nellinghof nachts diesen Weg gegangen. Einmal sah er sich plötzlich von einer Menge Katzen umgeben, so daß er nicht weiter konnte. Sie begleiteten ihn bis auf die Anhöhe bei Dussen Heuerhause. (Neuenkirchen.)


[409] Vgl. 218d, e, – Hexen in Gestalt von Katzen kommen ferner vor 221a, 229b, d, 234b, c, 245c, 594d.

o.

Es waren einmal zwei Bienenwärter, die reisten öfter mit ihren Bienen von Westerstede nach Elsfleth. Und immer, wenn sie auf dem Wege waren, lief an einer gewissen Stelle ein Hase vor ihnen in der Wagenspur her. Auch wenn sie zurückfuhren, war der Hase wieder da. Da drohte der eine, er wolle mal eine Pistole von Westerstede mitbringen und den Hasen tot schießen. Er nahm das nächstemal auch eine Pistole mit, als er aber an die Stelle kam, wo der Hase immer lief, da war ihm die rechte Hand abgefallen.

p.

Es fuhren einst vier Wagen von Visbek nach Oldenburg. Als sie recht auf dem Wege waren, kam eine Frauensperson und wollte vor ihnen quer über den Weg. Da fing der erste Wagen an zu jagen, und die anderen folgten sofort nach, so daß die Frau nicht vorüber konnte und zurück blieb. Die Fuhrleute sahen der Person noch nach, bis sie hinter einem Ufer verschwand; aber gleich darauf kam aus derselben Gegend her ein Hase gelaufen, setzte über den Weg, lief eine kleine Zeit lang auf der anderen Seite, setzte wieder über den Weg, und so zu dreien Malen. Da sagte der eine Fuhrmann, sie wollten still halten, denn sie kämen doch nicht nach Oldenburg; der Hase sei dreimal über den Weg gelaufen, und es werde auch dreien von den Wagen ein Unglück passieren; es sei am besten, wieder um zu fahren. Aber die drei anderen belachten ihn und sagten, er möge nur allein wieder um fahren, sie wollten es doch erst versuchen, so daß auch der erste nicht allein zurückbleiben mochte. Als sie nun etwa eine Stunde gefahren waren, fiel der erste Wagen auf ebener Straße um. Sie hoben ihn auf und fuhren nun mit besonderer Vorsicht, aber es dauerte nicht lange, so fiel auch der zweite um, und dem dritten Fuhrmann, welcher zur Umkehr geraten hatte, zerbrach der Wagen ganz in Stücke, so daß er liegen bleiben mußte. Der vierte Fuhrmann kam ohne ersichtlichen Unfall nach Oldenburg, als er aber abladen wollte – er hatte Branntwein auf dem Wagen – war das eine Faß ausgelaufen, ohne daß sie etwas davon verspürt hatten. (Visbek.)

q.

Ein Jäger in Wüsting, Ksp. Holle, schoß einmal auf einen Hasen, der in der Grüppe eines Ackerstückes saß, und traf ihn auch; der Hase lief aber fort und setzte sich in die gegenüber liegende Grüppe. Der Jäger schoß wieder, und der [410] Hase lief wieder in die erste Grüppe. So ging es mehrere Male. Endlich rief der Jäger einen zweiten Jäger, der in der Nähe war, und nun schossen beide. Aber es war nicht anders, der Hase lief von einer Grüppe zur andern, »un se hebbt em nich krägen.«

r.

Ein Mann im Saterlande, welcher gern die Hasen belauerte, die sich bei seinem Kohl einfanden, saß eines Abends mit der Flinte an der gewohnten Stelle. Schon mehrere Stunden hatte er gewartet, und fast verging ihm die Geduld, als ein Hase herbeikam und sich vor ihm hinsetzte. »Warte,« dachte er bei sich selbst, »du kommst mir eben recht.« Er legte seine Flinte an, aber obwohl diese sonst recht gut im Stande war, konnte er sie durchaus nicht abdrücken. Der Hase saß vor ihm, als wolle er ihm trotzen. Mehrmals versuchte der Jäger vergeblich, den Schuß abzugeben, bis endlich der Hase ihm zurief: »Jan, schüt! Jan, to, schüt!« Da machte der Jäger, daß er von dannen kam.

s.

In der Nähe des Taterpadds bei Salzendeich, Ksp. Großenmeer, hat sich lange Zeit ein Hase gezeigt, der »etwas an sich gehabt hat.« Öfters hat man versucht, ihn zu erlegen, aber entweder ist der Schuß vorbeigegangen, oder das Gewehr hat ganz versagt. Da hat zuletzt ein tüchtiger Waidmann auf ihn angelegt, aber wie er gemeint hat, nun habe er ihn sicher auf dem Korn, da hat der Hase sich plötzlich verwandelt in ein bekanntes Weibsbild mit rotem Rock und hat Sprache bekommen. Der Jäger aber hat das Weibsbild nie nennen wollen.

t.

Ein geschickter Schütze von Westerholtsfelde, Ksp. Wiefelstede, ein Wilddieb, begab sich eines Morgens zeitig auf die Wildbahn und traf bald auf einem Ackerfelde einen feisten Hasen an, der ihn ganz nahe herankommen ließ, ohne wegzulaufen. Er machte sich schußfertig, drückte aber nicht ab, weil es ihn befremdete, daß das Tier so ruhig sitzen blieb. Er ging nahe hinzu, und der Hase begab sich ganz langsam auf das nächste Ackerstück, wo er sich wieder setzte. So folgte der Jäger ihm über mehrere Stücke, bis es dem Tiere endlich gefiel, fortzulaufen. Kaum war das Tier in Schußweite, als der Jäger ihm eine volle Ladung nachsendete und es zu Boden streckte. Rasch eilte er hin, um seine Beute in Empfang zu nehmen, aber die war nirgends zu finden, und er mußte unverrichteter Sache nach Hause gehen. Nach einigen Stunden [411] aber hörte er, daß ein ihm wohlbekannter Mann aus der Nachbarschaft sich schwer verwundet in sein Haus geschleppt habe und auch bereits verstorben sei.

u.

Zu Westendöllen, Ksp. Visbek, war eine Witwe, die hatte eine Tochter. Sie war aber eine Hexe und wollte ihre Tochter auch das Hexen lehren, aber diese war noch zu jung. Einstmals waren sie zusammen auf dem Felde bei den Kartoffeln, da sahen sie Jäger kommen. Da sagte die Mutter zu ihrer Tochter, sie wolle ihr einmal einen Spaß machen, denn sie könne sich in einen Hasen verwandeln; jene solle nur still da bleiben und nur nichts sagen. Sowie die Jäger näher kamen, sprang die Mutter als ein Hase aus den Kartoffeln, die Hunde setzten nach. Da fürchtete die Tochter, die Hunde könnten ihre Mutter einholen, und rief: »Moder, lopt! Moder, lopt! dat jo de Hünne nich bitet!« Da war die Mutter verraten; sie wurde als Hexe angeklagt und ist auch als solche verbrannt worden. – – Ähnlich in Cloppenburg. Hier sind es Großmutter und Enkelin, und letztere ruft: »Bestmoder, lop! Bestmoder, lop!« der tragische Schluß fehlt. – – In dem »Hasenhause« zu Jade wohnte eine alte Frau, der man nicht viel Gutes zutraute. Sie lebte allein mit einer kleinen Enkelin und nahm sie oftmals mit aus. Eines Tages schickte die Alte sich wieder an auszugehen, und die Kleine wollte wie gewöhnlich mit, mußte diesmal aber zu Hause bleiben. Bald nachdem die Großmutter fort war, hörte die Enkelin im Felde Schüsse knallen, und ein alter Hase lief schnurstracks auf das Haus zu. Die Kleine rief: »Grotmoder, lop to, anners scheet di de Jägers dod!« Auf einmal verwandelte sich der Hase und setzte sich als die alte Großmutter beim Feuer nieder. Sie war aber etwas verwundet.

v.

In Oythe war ein Jüngling, ein einziger Sohn auf seines Vaters Stelle, der hatte eine Nachbarstochter zur Braut. Diese war immer so zuvorkommend und liebevoll gegen ihn, daß er sich alles Gute davon versprach. Als er nun gedachte, sie bald zu heiraten, kam ein guter Freund zu ihm und sagte: er wolle ihm etwas Wichtiges mitteilen, wenn er versprechen wolle, es keinem Menschen weiter zu offenbaren. Der Jüngling versprach es und gab ihm die Hand darauf. Da sagte der Freund, seine Braut, welche er bald heiraten wolle, sei eine Hexe; er solle sie doch nicht nehmen, sondern sie gehen lassen, denn er werde mit ihr doch ganz unglücklich. Als der Jüngling [412] das hörte, wurde er sehr betrübt, denn er hatte seine Braut recht lieb gehabt, auch hatte er es ihr fest versprochen, sie zu heiraten; jetzt aber hatte er auf einmal einen solchen Abscheu vor ihr, daß er sie nicht mehr sehen mochte. Er blieb deshalb auf einmal zurück und besuchte sie nicht wieder. Als es nun eine Zeit so hinging, kam das Mädchen auf einen Besuch zu ihm; er aber bezeigte sich gleichgültig und ging ihr zuletzt ganz aus dem Wege. Jetzt wußte das Mädchen, daß es vorbei war, und sann auf Rache. Zuerst bekam der Jüngling Unglück mit seinen Kühen. Als die erste krank wurde, konnte kein Tierarzt helfen, denn keiner kannte die Krankheit; die Kuh starb. Nun wurde ihm geraten, die Kuh recht zu untersuchen. Als er dieselbe öffnen ließ, fand man darin einen ganzen Knäuel Schlangen, welche noch alle lebendig waren. Gleich darauf wurde auch die zweite Kuh krank. Der Jüngling ging nun nach Vechta zu den Paters und fragte sie um Rat, erzählte ihnen alles, wie die vorige Kuh gewesen und was er gefunden habe. Da gaben ihm die Paters ein Pulver mit, das solle er der Kuh eingeben, und was der Kuh dann abgehen werde, solle er tief in die Erde vergraben, daß es wenigstens in zehn Jahren nicht wieder zum Vorscheine komme; auch solle er in drei Tagen niemand etwas leihen. Als er nun der Kuh das Pulver eingegeben hatte, kam die Mutter des Mädchens und wollte leihen; er aber wies sie ab. Als dann am andern Morgen – es war Sonntag – er früh nach der Kirche ging und über den Esch wandelte, kamen zwei Hasen auf ihn zu. Er blieb verwundert stehen, und die Hasen setzten sich vor ihm nieder. Aber auf einmal sprangen die Hasen auf und wollten ihn zu Boden reißen. Er rief um Hülfe und wehrte sich, so gut er konnte, aber er konnte es ihnen nicht halten. Er schrie aus Leibeskräften, so daß endlich Leute herbeikamen. Da verließen ihn die Hasen; sie hatten ihm aber das Gesicht arg zerkratzt und ihm die Hosen vom Leibe gerissen. Als die Leute da waren, verwunderten sie sich, denn sie hatten nichts gesehen. Als sie indessen umherblickten, wie rings herum die Fetzen seiner Kleidungsstücke lagen, fanden sie auch ein Tuch und einen Ohrring, welchen er gleich kannte, weil es derselbe war, den er seiner Braut gekauft hatte. Als er nun wieder nach Hause kam, waren seiner Kuh zwei dicke Kröten abgegangen, die er vergrub. Gleich darauf kam seine Braut zu ihm und versprach, ihm nie wieder etwas zuleide zu tun; nur solle er ihr versprechen, [413] daß er sie nicht entdecken wolle. Das hat er ihr auch versprochen, aber nicht lange darnach ist sie mit der Mutter weggezogen und ist nicht wiedergekommen, weil sie doch wohl fürchtete, daß es nicht geheim bleiben werde.

w.

Ein Jäger aus dem Kirchspiel Visbek war am Abend bei Mondenschein auf dem Schnee nach Thölstedt gegangen, um daselbst in den Gärten Hasen zu schießen. Als er eine Zeitlang hinter einem Zaune gesessen, kam ein Hase in den Garten und lief gerade auf ihn zu. Der Jäger legte an und wollte schießen, aber das Gewehr versagte ihm. Dann kam ein zweiter Hase. Der Jäger wollte nochmals versuchen zu schießen, aber nun war auch ein dritter und vierter Hase da, bis er zuletzt an zwölf bis fünfzehn Hasen vor sich hatte, welche alle vor ihm herumsprangen. Da sah er, daß es Hexen sein mußten, machte sich davon und ist auch nie wieder des Nachts nach Hasen gegangen.

x.

Ein Zimmermann schoß eines Abends im Mondenschein einen Hasen von seinem Kohl weg und verbarg ihn aus Furcht, als Wilddieb entdeckt zu werden, in einer Alkoven-Bettstelle, wo er ihn mit zusammengebundenen Hinterläufen aufhing und gegen Kälte verwahrte. Am andern Abend ging er mit seinem Gesellen abermals auf den Anstand. Da erschienen mit einem Male fünf Hasen, und einer derselben richtete sich auf, wies mit der einen Vorderpfote auf den Zimmermann und sprach zu seinen Gefährten: »Dat is de aische Jäger, de güstern Abend use ole Sliske dod schaten hett!« Meister und Gesell rannten fort; der Meister eilte zum Alkoven, nahm den inzwischen steif gewordenen Hasen, entfesselte ihm die Hinterläufe und ging mit ihm ins Freie. Hier legte er das Tier mit dem Bauche auf die Erde, klopfte es dreimal leise mit dem Ladstocke auf den Rücken und sprach jedesmal dazu: »Büst du de ole Sliske?« Mit dem dritten Male wurde der Hase wieder lebendig und lief davon. (Strückhausen. Wegen Sliske s. 219i. Hexen in Hasengestalt s. noch 234a.)

y.

Ein Mann holte eines Morgens ganz zeitig die Pferde aus der Weide. Es kamen zwei Frauen zu ihm; aber da er sie nicht kannte, wurde ihm bange, und er begann zu singen: »Di ljowe Meiden komt« (der liebe Morgen kommt). Indes entfernten sich die Frauen; aber als er mit seinen Pferden wieder auf den Weg kam, ging da eine Sau mit Ferkeln. Dies war beim Lindebergsmeer bei Scharrel, wo jetzt das [414] Kreuz am Wege steht. Dort sind später noch öfter unheimliche Frauengestalten gesehen, die sicher alle Hexen waren.

z.

Ein Jüngling aus dem Kirchspiel Bakum wurde einst, als er in Münster Soldat war, außerhalb der Stadt bei einer Witwe, welche zwei Töchter hatte, in Quartier gelegt. Dem Anscheine nach waren es vermögende Leute, und er wurde bei denselben auch besonders gut behandelt. Namentlich zeigten sich auch die beiden Töchter sehr freundlich gegen ihn, und da sie überdies von schönem Äußern waren, faßte er eine große Liebe zu ihnen und fühlte sich dort ganz glücklich. Als dies eine zeitlang gedauert, wurde ihm von einem Kameraden gesagt, er solle sich doch nicht mit den beiden Töchtern abgeben, denn er habe gehört, daß sie beide Hexen seien. Er achtete dessen nicht, denn er glaubte, daß ihm sein Kamerad das Glück nicht gönne. Nicht lange nachher wurde er in ein anderes Quartier verlegt. Er trennte sich ungern von diesen guten Leuten und besuchte sie noch oft wieder. Aber auch in seinem neuen Quartiere wurde ihm gesagt, daß die beiden Mädchen Hexen seien, und da er es noch von mehreren Seiten hörte, mußte er es endlich glauben und blieb von jetzt an von den Besuchen weg. Jene schickten zu ihm und ließen ihn bitten, ob er sie nicht wieder besuchen wolle; er aber wollte jetzt nicht mehr und schlug es rundweg ab. Eine Weile nachher war er an einem Abend ausgegangen und mußte über eine große Brücke. Als er vor der Brücke war, sah er von der andern Seite zwei bunte Ziegen herankommen. Er wollte noch geschwind vor ihnen hinüber, aber sie begegneten ihm mitten auf der Brücke, und sowie sie bei ihm waren, wollten sie ihn gleich von der Brücke hinunter stoßen. Er aber war beherzt, ergriff die eine Ziege und warf sie von der Brücke in das Wasser. Als er nun auch nach der zweiten griff, fing diese an zu bitten, er möge sie doch leben lassen, sie wolle ihm nichts weiter zuleide tun und wolle ihm auch noch viel Geld geben, wenn er sie jetzt gehen lasse. Da waren es die beiden Mädchen, bei welchen er früher in Quartier gewesen. Er ließ sie gehen, aber das Geld, welches sie ihm gab, wollte er nicht behalten, sondern schenkte es gleich den Armen.

aa.

Ein Mann in Ostfriesland lag einst bei Nacht in einer Hütte, um Enten zu schießen. Um 12 Uhr kam eine dicke Ente, setzte sich nahe bei ihm aufs Wasser und quackte. Der Mann dachte: »Sollte es mir nicht gelingen, die zu [415] schießen?« aber jedesmal wenn er schoß, tauchte sie unter. Zuletzt sehr ärgerlich und verdrießlich fing er an: »Dich soll das Donnerwetter holen!« und lief hinter ihr her, bis sie mit einem Male zu seinem großen Erstaunen in Frauengestalt vor ihm stand. Es war eine gewisse Talke, die er sehr gut kannte. Von dieser Zeit her hat das Wasser den Namen Talkepohl.

bb.

Im Oberhauser Felde, Ksp. Holle, nicht weit vom Brokdeiche, hatte einer sich eine Entenhütte errichtet. Einst hatte er in der Nacht in seinem Garn einige Enten gefangen, die voll ausgewachsen, aber ganz kahl waren. Er drehte denselben den Hals um, doch war ihm nicht ganz wohl dabei zumute, darum stellte er den Fang ein, hängte ein Netz über seine Hütte zum Trocknen auf und kroch selbst wieder in die Hütte. Als er darin war, kamen drei Stöße auf die Hütte, und eine Stimme sprach:


»Harrst du den grisen Knütten
nich awer dine Hütten,
denn schull di't so gahn, as du't mit de kahlen
Aanten makt hest.«

– Ohne Zweifel war dies der Teufel, der die getöteten Hexen rächen wollte, aber durch die Kreuze des Netzes abgehalten wurde.


(Vgl. 194v).

cc.

Zu Rehmels in Ostfriesland war eine Tanzpartie. Wie nun alle lustig tanzten, kam ein schwarzer Rabe, flog hin und her und tat, als ob er etwas sagen wollte, aber niemand konnte erraten, was er wollte. Endlich flog der Rabe wieder weg, wurde aber von vielen verfolgt, bis er müde wurde und sich auf eine grüne Wiese niederließ. Als die Leute ihn greifen wollten, stand mit einem Male eine Frauensperson mit einem Tuche um den Kopf vor ihnen. Es war die Mutter einer Nähterin, die auch mit auf dem Tanzboden gewesen war und Umgang mit einem jungen Menschen hatte, was die Mutter zu verhindern suchte.

dd.

Gerd Kruse zu Astede, Ksp. Bockhorn, ward beständig von einem Hahne verfolgt. Endlich ergriff er denselben und warf ihn über seinen Kopf in ein Hexenhaus. Seit der Zeit sind ihm alle Haare aus dem Kopfe gegangen.

ee.

Ein Mann saß abends beim Feuer, da kam eine Kröte angekrochen. Der Mann faßte die Kröte mit der Zange an und trieb sie quer durchs Feuer. Am andern Morgen war [416] des Nachbars Frau stark verbrannt, sie war die Kröte gewesen. (Saterld.)

ff.

In Schüttes Hause zu Astede, Ksp. Bockhorn, legte eines Morgens die Frau das Feuer an. Auf dem Feuerherde saß eine große Kröte, die Frau warf dieselbe mit der Zange ins Feuer. Gleich darauf erscholl aus dem Rauchfange eine Stimme: »Lene, Lene, darna schall di't schlecht ergahn!« und die Frau hat von der Zeit an keinen gesunden Augenblick mehr gehabt. Drei Tage, nachdem die Kröte ins Feuer geworfen, starb eine andere Frau in Astede, welche allgemein für eine Hexe gehalten worden war. Man will blaue Brandflecke an ihrem Leibe gefunden haben.

gg.

Aus Markhausen ging ein Mann nach der Hannoverschen Grenze. Er war noch nicht lange gegangen, da lief etwas neben ihm her in Gestalt eines Spinnrades. Er ging auf die andere Seite des Weges, und gleich war es wieder unmittelbar neben ihm, und zwar jetzt in Gestalt eines Frauenhutes, der rollte nun beständig neben ihm her. Endlich rollte der Hut seitwärts in einen Graben, und jetzt war es eine bekannte Frauensperson, die stand auf und setzte sich vor dem Manne auf den Weg. Der Mann schlug rasch einen andern Weg ein und beteuerte später, er gehe nimmer wieder allein dieses Weges.

hh.

Zu einem Bauern in Butjadingerland, der viele schöne Gänse hatte, kam eine alte Frau ins Haus. Wie die Frau die Gänse sah, sprach sie: »Was habt ihr für schöne Gänse!« und streichelte eine derselben mit der Hand über den Rücken. An dem gleichen Tage in der nächsten Woche legte sich die Gans auf den Rücken, stieß einige Male mit den Füßen und starb. Und immer am gleichen Tage starben in den folgenden vierzehn Wochen noch vierzehn Gänse ganz auf dieselbe Art. Da wandte sich der Bauer an einen Halbmeister um Rat. Der sagte ihm: wenn er früher gekommen wäre, gleich als die erste Gans gestorben, dann hätte er die anderen Gänse behalten können, und riet ihm, wenn wieder eine Gans sich auf den Rücken lege und mit den Füßen stoße, solle er nur mit der Hand auf den Rücken der Gans greifen. Der Bauer befolgte den Rat, und wie er zugriff, bekam er eine große Stopfnadel zu fassen. Die bog er so zusammen, daß er die Spitze in das Ohr steckte, und warf sie dann auf den Misthaufen. Am andern Morgen lag auf dem Misthaufen vor dem [417] Hause die Leiche jener alten Frau so zusammengebogen wie die Stopfnadel (nasus anus in ano).

ii.

Ein Frauenzimmer von sehr schlechtem Rufe kam vor einigen Jahren als wandelndes Feuer durch das Moor auf eine andere Person zugegangen. Als sie bei ihr war, hatte sie wieder ihre wahre Gestalt, und »süh, Friederike, büst du't?« war dann die natürliche Anrede an sie, als sie vorüberging. (Bardewisch.) – Man hat auch die Redensart »gloinige Hexe.«


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 220. [Die Hexen können sich in allerlei Tiere und auch in leblose Dinge]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-3602-B