198.

Der Teufel als Schatzträger – Drake. Der Teufel trägt auch Schätze durch die Luft, namentlich als Drake. Die Drake – die feurige Drake – ist ein Ungetüm mit großem Kopfe, langem Leibe und einem Schweife, der am Ende einen dicken Knoten hat; es ist der Teufel, der in dem Knoten seines Schweifes Gold und Silber von einer Stelle zur andern trägt; was er dem einen bringt, nimmt er dem andern (Saterld.) Die Drake ist ein feuriger Streifen so groß wie ein Bindelbaum, vorn mit einem dicken Kopfe (Münsterld., Ammerld.). Wenn die Drake grade über einem hinzieht, muß man nach ihrem Schweife schießen; dringt auch nur ein Hagelkorn hindurch, so daß ein Luftzug durchstreichen kann, so fällt der Schweif ab und man kann anderen morgens hingehen und das Gold holen, und so der Drake das Gold abzujagen ist durchaus erlaubt (Saterld.). Wer eine Drake sieht, muß mit Stahl oder Eisen darnach werfen, alsdann muß jene die Schätze fallen lassen (Visbek). – Wo eine Drake erscheint, verkündet sie der Gegend, über welche sie hinwegzieht, Krieg und Unglück, und wo sie ausspeit, da verbrennt die ganze Erde.

a.

Ein Mann ging nachts von Goldenstedt nach Lutten, da sah er in der sog. Schweenast ein Feuer. Er ging darauf zu, und wie er zur Stelle war, lag ein großer schwarzer Hund neben zwei Körben voll glühender Kohlen. Er dachte gleich, das werde der Teufel sein, welcher ermüdet mit seinen Schätzen hier ausruhe, und griff unverzagt in einen Korb, um sich einen Teil zu nehmen, aber er faßte lauter Pferdekot. Den warf er wieder weg, und damit war auch alles verschwunden, und er machte, daß er nach Hause kam. Als er zu Hause seine Schuhe auszog, waren in denselben zwei Dukaten. Nun fiel ihm ein, daß etwas von dem Pferdekot auf seine Schuh gefallen war, das mußten die Dukaten gewesen sein. Am andern Morgen ging er daher rasch hin, um nachzusehen, und [328] fand auch noch einige Dukaten, welche er als Pferdekot weggeworfen hatte. – Ähnliches wird in Vechta erzählt. Ein Mann sah in dem Gute Füchtel den Teufel mit einer Staubwanne Gold reinigen. Als der Teufel fertig geworden und abgezogen war, ging der Wanderer nach der Stelle, wo der Teufel tätig gewesen und fand eine Menge Goldstücke an dem Orte. Er hob sie auf, trug sie in einem Tuche nach Hause und fand, hier angekommen, statt des Goldes Pferdekot in seinem Tuche. Rasch warf er die ganze Habe draußen auf den Düngerhaufen. Von dem Pferdekot war aber einiges im Hause aus dem Tuche auf die Tenne gefallen und liegen geblieben. Dies waren am andern Morgen lauter Dukaten.

b.

»In meiner Jugend war zu Bokel, Ksp. Wiefelstede, eine Drake gesehen; sie machte viel von sich reden, wer den Schatz, den sie auszubringen hatte, wohl empfangen werde; es ist aber nichts herausgekommen.«

c.

Ein Bauer hatte einst mit einem Feuerstahl nach einer Drake geworfen, da fiel ihm auf einmal eine Menge Pferdemist vor die Füße, und er lief davon. Aber ihm war etwas davon in die Schuhe gekommen, und wie er zu Hause die Schuhe auszog, waren Goldstücke darin. Sogleich lief er zurück und wollte das andere nachholen, aber jetzt war alles verschwunden. (Visbek.)

d.

Ein Bauer von Visbek fuhr am späten Abend einen Pater nach Wildeshausen. Als sie Siedenbögen vorbei waren, sahen sie eine Drake herankommen. Der Pater sagte zu dem Bauern, er solle sich vor der Drake nicht fürchten, denn sie könne ihm nichts tun, und befahl der Drake, hinten zu ihm auf den Wagen zu kommen. Dann fragte er sie, wer sie sei und wohin sie wolle. »Ich bin der Teufel,« war die Antwort, »und will nach Wildeshausen und einem Schuster, welcher seine Tochter verheiraten will, die Aussteuer bringen.« Der Pater fragte jetzt den Bauern, ob er das Geld haben wollte; er könne es auf sein Wort dreist nehmen und habe nichts Arges zu befürchten. Allein der Bauer hatte an dem Schrecken genug und meinte, er wolle von dem Teufel auch nicht einen einzigen Pfennig haben. Da befahl der Pater der Drake, das Geld hinten auf den Wagen zu schütten. Aber der Teufel bat, ihm doch das Geld zu lassen; er habe es dem Schuster zugesagt, und es koste ihm viele Arbeit, Geld zu bekommen, weil er es aus der See suchen müsse; auch habe er nicht mehr die Zeit [329] dazu, weil schon übermorgen Hochzeit sein solle. Und da auch der Bauer das Geld nicht auf seinem Wagen haben wollte, so ließ es der Pater zuletzt wieder los.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 198. [Der Teufel als Schatzträger - Drake. Der Teufel trägt auch]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2F17-1