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Die Freimaurer sind Leute durchweg vornehmen Standes, welche sich dem Teufel ergeben haben und den Teufelsdienst und ihre sonstigen Zwecke in Gemeinschaft betreiben. Sie haben in mehreren Städten ihre besonderen Vereine, zu denen aber auch Leute vom Lande und namentlich viele Schiffskapitäne gehören. Der Teufel unterstützt sie mit Geld und läßt sie überhaupt nie im Stiche. Wenn daher jemand in nicht recht erklärlicher Weise zu Wohlstand kommt, durch unbekannte Hilfsmittel sich aus schwierigen Lagen zu retten weiß, zudem die Kirche schlecht oder gar nicht besucht, so pflegt man zu sagen, das müsse ein Freimaurer sein, der es vom Teufel habe. Über den nächtlichen Himmel, besonders zur Winterszeit, kann man zuweilen einen hellen Schein fahren sehen. Der Teufel hat einen geheimen Schatz gefunden und trägt ihn zu den Freimaurern. Wer den Hut nach der hellen Stelle wirft und dabei einen geheimnisvollen Spruch zu sagen weiß, zwingt den Teufel, den Schatz fallen zu lassen. Ein Mann, der auf solche Weise reich geworden, riet aber entschieden ab den Versuch zu machen. Der Teufel habe solch entsetzliches Geheul angestimmt, daß er es weder tags noch nachts aus den Ohren bekommen könne. – Zu Johanni (24. Juni) halten die Freimaurer ein Festmahl, bei welchem auch der Teufel in Gestalt eines schwarzen Hundes zugegen ist; entweder liegt er unter dem Tische oder sitzt auch recht [360] mit in der Reihe. Ihre Zusammenkünfte, sowohl zu Johanni als auch zu anderen Zeiten, halten sie bei verschlossenen Türen, und wer sie zu belauschen sucht, dem geht es schlecht. Was sie eigentlich treiben, weiß man daher auch nicht. Alle Jahre muß einer von den Freimaurern sterben, und meistens heißt es, sie müßten darum losen, wer es sein solle. Wenn dann die Zeit abgelaufen ist, bekommt der ausgeloste einen Brief der sonstige Botschaft, und in der Nacht oder am Tage darauf erscheint der Teufel und dreht ihm den Hals um, zerreißt ihn oder nimmt ihn ganz mit fort. Darum gilt auch ein plötzlicher Tod eines freisinnigen Mannes, für einen Beweis, daß der Verstorbene ein Freimaurer gewesen sei, und wenn ein alter Freimaurer (oder wer dafür gehalten ist) begraben wird, heißt es nicht selten, daß der Sarg gar nicht die Leiche des Verstorbenen enthalte, sondern mit Steinen gefüllt sei. Weil alle Jahre einer sterben muß, sind die Freimaurer eifrig bemüht, ihre Zahl zu vergrößern, und halten sich eigene Werber, welche mit Geld die Leute verführen, sich aufnehmen zu lassen. Auch sollen einzelne, welche das Los getroffen hatte, schon anderen Leuten Geld dafür gezahlt haben, daß sie an ihrer Stelle sich aufhingen oder sonst ums Leben brächten. Von der Freimaurerei wieder los zu kommen, ist fast unmöglich. Meist müssen die Mitglieder, deren Angehörige sich um ihre Befreiung bemühen, den Versuch mit einem jähen Tode büßen; einzeln gelingt aber doch die Errettung durch eifriges Gebet und heftige Kämpfe mit dem Teufel. – Auf Hemmelskamp bei Hasbergen erhängte sich vor Jahren ein älterer Junggesell in einem Nebengebäude, das später abgebrannt ist. Die Leute sagten, er wäre Freimaurer und seine Zeit umgewesen. Man habe mehrere Tage vorher eine große Unruhe an dem Selbstmörder bemerkt und in der Nacht vor der Tat in dem Nebenhause, worin der Selbstmörder gefunden wurde, einen großen Spektakel gehört. – Im Allgemeinen betrachtet das Volk die Freimaurer zwar mit Scheu, aber sie sind weniger ein Gegenstand des Hasses als des Mitleids, denn abgesehen von ihrem Abfall zum Teufel pflegen es Leute zu sein, die namentlich durch Wohltätigkeit ihre Sünde gut zu machen streben – Mit Bestimmtheit kann man freilich niemals behaupten, der und der sei Freimaurer, weil die Freimaurer als Bundesgenossen des Teufels nicht bekannt sein wollen, und deshalb ihre Zugehörigkeit zum Freimaurerbunde nicht verraten, aber man will doch gewisse Kennzeichen, [361] die den Freimaurer als solchen kundtun, entdeckt haben. In Butjadingen sagt man, der Freimaurer werfe im Monde oder Sonnenlicht keinen Schatten, und wer zu Johanni verreise oder auf seinem Grund alle Jahre baue und wenn es auch nur eine Hundehütte sei – denn das Bauen gehöre zu den Obliegenheiten des Freimaurers – der gehöre zweifellos dem Orden an. Kommt dann noch, wie schon bemerkt worden, Unkirchlichkeit, plötzlicher Tod hinzu, dann ist an dem Urteil nicht zu rütteln. Anscheinend beschäftigt sich das Volk im Norden des Landes mehr mit dem Freimaurerwesen, als die Bewohner des Südens. Der Schiffskapitän ist dort in mehreren Exemplaren vertreten, als im Süden, und die Schiffsführer werden mit Vorliebe dem Bunde zugeteilt. Daher mag das besondere Interesse des Nordens kommen.