257.

Die Zwerge heißen plattdeutsch Unnererdsken, rote Jungens, Erdmännken, Erdmünnken (Hatten), Erdwichter (Ammerld.), Uellken, Ulken, Aulken, Ölken oder Aunken (Ölkenberg bei Damme) im Münsterland, Swalwen (Rhauderfehn), Mürrewifer (Wangeroge; man scheint dort nur weibliche Zwerge zu kennen). Der Glaube an sie ist weit verbreitet, doch weniger, als ob sie noch gegenwärtig hier lebten; meist wird vielmehr angenommen, es habe früher Zwerge gegeben, da und dort hätten die letzten gelebt, da und dort hätten sie das Land verzogen; jetzt aber seien keine mehr vorhanden. Die Zwerge haben manches Verwandte mit dem Kobold; aber während dieser einzeln erscheint, treten jene meist in Gesellschaft auf. Sie haben das Ansehen kleiner Menschen und üben im allgemeinen menschliche Sitten, sind auch sterblich wie die Menschen. Meist wohnen sie in kleinen Hügeln, aber auch unter den Häusern und Ställen der Menschen, kommen auch häufig in die Häuser und dreschen in den Backöfen der Bauern. Einer sah einmal, daß sich die Unterirdischen in einem Pferdestall versammelt hatten: »Luter lütjet Volk weer da binanner.« Sie sind ein wenig diebisch, namentlich lieben sie Speise und Trank der Menschen, naschen des Nachts von ihrem Brote, doch nur, [488] wenn es angeschnitten ist (Löningen) und trinken von ihrem Biere. Indessen pflegen sie sich für das Genossene dankbar zu bezeigen, tun ungesehen die Arbeit im Hause oder bezahlen mit barem Gelde oder lassen das Trinkgefäß zurück, mit welchem sie das Bier aus dem Braukessel geschöpft haben, zuweilen silberne Becher in alter Arbeit, mit Bildern und Sinnsprüchen verziert. Ihre Trinkgefäße bringen den Menschen Glück, und überhaupt, wo die Zwerge sich regelmäßig einfinden, da ergeht es den Menschen wohl. Wer sie aber dennoch fern halten will, der bezeichne Brot und Bierkessel mit einem Kreuze. Nicht angeschnittenes oder mit Kreuzen gezeichnetes Brot lassen sie unberührt. Noch vor 40 bis 50 Jahren konnte man im Amte Cloppenburg beobachten, daß alte Leute, wenn sie einen frischen Laib Brot anschneiden wollten, zuvor drei Kreuze in die Oberseite schnitten. (So wird aus Bunnen gemeldet).

Mitunter holen die Zwerge Menschen in freundlicher Absicht, oder weil sie ihrer Handreichungen bedürfen, zu sich herbei, aber sie stehlen und rauben auch Kinder, namentlich ungetaufte, und erwachsene Menschen und schieben für die ersteren Wechselbälge unter, alte häßliche, dickköpfige Wesen ihrer eigenen Art. Es ist daher notwendig, daß in der Stube einer Wöchnerin während der Nacht ein Licht brenne, denn das Licht scheuen sie.

Die Zwerge sind klug und verstehen sich auf mancherlei Künste, namentlich sind sie gute Schmiede in allen Metallen. Sie sind klüger als die Menschen es ehemals waren; jetzt aber, heißt es, werden ihnen die Menschen zu klug, und dies ist auch der Grund, warum die Zwerge sich verloren haben.

a.

Mürrwarden im Ksp. Langwarden liegt auf einem hohen Warfe; in diesem hausen Unterirdische, welche den Bauern die Milch und Butter wegstehlen. – Bei der Schmalenflether Trift, Ksp. Golzwarden, wo sich das Schaart befindet, ist ein Platz, wo früher ein Haus gestanden hat. Dort steigen des Nachts die Unterirdischen aus der Erde und halten um Mitternacht ihren Tanz. Das Haus soll deshalb weggebrochen sein. – In den Sandhügeln bei Stenum und Rethorn, Ksp. Sanderkesee, lebten vor Zeiten kleine Zwerge, Unnerärdske genannt. Manchmal wurden sie abends in der Dämmerung und nachts im Mondenschein gesehen, wie sie sich auf den Hügeln mit Tanz und possierlichen Sprüngen belustigten. Mitunter [489] kamen sie des Nachts in die Wohnungen der Leute und nahmen hier Butter und andere Eßwaren mit, wofür sie aber auch zuweilen kleine wertvolle Dinge zurückließen. In Stenum kamen sie häufig nachts in eine Brauerei, um heimlich Bier zu trinken, welches sie mit einem kleinen hölzernen Gefäße aus dem Spundloche des Fasses herausholten. Man merkte dies, als sie einst ein solches Gefäß in die Tonne hatten hineinfallen lassen. – Wenn man von Klein-Roscharden, Ksp. Lastrup, über Windhaus Stelle nach Ermke, Ksp. Molbergen, geht, kommt man an einer Stelle vorbei, wo sich ganz kleine Erdmännchen aufhalten. Man sieht sie da, aber freilich nur ganz selten, vor ihren Erdwohnungen, deren Zugänge wie Mauselöcher sind, bei schönem Sonnenschein spielen. Werden sie durch einen Zuschauer gestört, so eilen sie rasch zu ihren Wohnungen und lassen aus Rache Unglück über den Störer kommen. Doch werden sie versöhnt, wenn man auf den Platz, von wo man sie vertrieben, ein Weißbrot und eine Kanne Bier stellt. –


Vgl. 523c.

b.

Vor langen Jahren, hat mir meine Mutter erzählt, kam uns eine zeitlang immer Brot weg, und niemand wußte, wo es blieb. Nun traf es sich, daß meine Mutter, welche an schlimmen Augen litt, von guter Hand eine Salbe erhielt. Als sie die auf die Augen schmierte, sah sie, daß es Unterirdische waren, welche das Brot wegnahmen. Dafür arbeiteten sie aber auch tüchtig mit und hielten Haus und Hausrat rein und in Ordnung, sodaß meine Mutter sie ruhig gewähren ließ. (Delmenhorst.)

c.

Zwei Brüder zu Vielstedt, Ksp. Hude, waren den Tag über beim Pflügen auf dem Felde. Um die Mittagszeit waren sie hungrig und durstig, aber sie hatten nichts mitgebracht. So gingen sie denn in ein nahes Gebüsch, um wenigstens zu schlafen. Hier fanden sie jedoch zu ihrer Verwunderung einen Tisch, der mit Speise und Trank wohl versehen war. Sie setzten sich unverzagt daran und aßen und tranken, bis sie satt waren. Dann legten sie zum Dank einen Pfennig auf den Tisch und gingen wieder an ihre Arbeit. Als sie am Abend nach Hause kamen, fanden sie jedoch den Pfennig auf ihrem eigenen Tische liegen. Sie gingen nun in der Nacht wieder nach dem Gebüsche und fanden den Tisch auch noch vor, aber um den Tisch saß jetzt eine Gesellschaft von Unterirdischen. Stillschweigend legten sie den Pfennig auf den Tisch und kehrten [490] nach Hause zurück. Aber auch diesmal fanden sie den Pfennig wieder vor, und von nun an war es ein Heckepfennig. (138.)

d.

J.J. Winkelmann im Oldenb. Wunderhorn, Bremen 1684, erzählt S. 15: Allhier muß ich meinem lieben herren Landesman noch etwas Notables auf teutschen aufrichtigen Glauben erzehlen, daß, als ich anfangs des Jahres 1653 aus unserm Hessenland nach Oldenburg, die dasige Bedienung zu betretten, reißete, ich über den Osenberg kommend von der Nacht übereilet wurde, und in einem negstangelegenen Dorf, Bümmerstett genannt, bleiben mußte; So befande ich im Krug oder Bierhauß einen Hundertjährigen Mann, mit welchem ich mich zur Vertreibung der Zeit in ein Gespräch einließe. Nach ihm überreichter Kanne eingebrauten Bieres, so ich nicht trinken konte, erzehlte er mir auf mein Befragen, wie seine Vor- und Groß-Eltern etliche 100 Jahr hero Wirthschaft in diesem Haus getrieben, eine gute Nahrung gehabt, anjetzo aber wäre es sehr schlecht. Sein Vatter hette ihm erzehlet, daß bei seines Groß-Vattern Zeiten das Hauß treffliche Nahrung gehabt, wan er hette gebrauen, weren Erdmännlein vom Osenberg kommen, hetten das Bier ganz warm aus der Budden abgeholet, das gebrachte Geld were ihnen zwar unbekant, aber gute Silbermünz gewesen. Einsmals hette ein altes Männlein Bier abholen wollen, welches bei damaliger Hitze zu viel Bier getrunken, darüber es entschlafen. Als es erwachet, hette das alte kleine Männlein angefangen zu weinen, zu heulen und zu klagen, sein Groß-Vatter würde ihn wegen zu langen Außenbleibens schlagen, sich hinter den Ohren kratzend und einen Krug zurücklassend, seye das Männlein davon gelauffen und niemals wieder kommen. Diesen hinterlassenen Krug hette sein Vatter und er selbst auf seine ausgesteuerte Tochter erhalten, und so lang selbiger Krug im Hauße gewesen, hette das Hauß gute Nahrung und Vollauf gehabt; Als aber der Krug vor kurzer Zeit zerbrochen, were das Glück gleichsam mit zerbrochen und ginge alles Krebsgängig.

e.

Graf Otto von Oldenburg war ein eifriger Jäger. Als er einst mit seinen Dienern im Barnefürsholze jagte, führte ihn die hitzige Verfolgung eines Rehes weg von den Dienern in die Osenberge. Erschöpft von der Hitze und dem eiligen Ritte hielt er mit seinem weißen Pferde auf dem Osenberge und sah sich nach seinen Hunden um. »Ach Gott, wer nun einen kühlenden Trunk hätte!« rief er aus. Da tat sich der [491] Osenberg auf, und heraus trat eine schöne Jungfrau, wohl geschmückt, mit köstlichen Kleidern angetan, die schönen Haare über die Achseln geteilt und oben mit einem Kranze bedeckt, und bot dem Grafen ein silbernes, reich und künstlich verziertes Trinkhorn: der Graf wolle daraus trinken, sich zu erquicken. Als der Graf das Trinkhorn genommen und den Trank betrachtet, gefiel ihm derselbe nicht, und er weigerte der Jungfrau, ihn zu trinken. Die Jungfrau aber erwiderte: »Mein lieber Graf, trinket nur auf meinen Glauben, und es wird euch nicht gereuen. Trinket ihr aus diesem Horn, so wird es euch und eurem ganzen Geschlecht wohlgehn, und das Land wird gedeihen und blühen. Glaubet ihr mir aber nicht und trinket nicht daraus, so wird euer Geschlecht durch Streit und Uneinigkeit zerfallen.« Der Graf gab auf solche Rede keine Acht, und da er sich nicht entschließen können zu trinken, schwang er das Horn hinter sich und goß es aus, wobei einige Tropfen auf des Pferdes Rücken fielen, dessen Haare sie sogleich verbrannten. Als die Jungfrau dies gesehen, begehrte sie ihr Horn zurück, aber der Graf gab seinem Pferde die Sporen und eilte fort. Ein Blick, den er hinter sich warf, zeigte ihm, wie die Jungfrau durch eine Kluft wieder in den Berg hinein ging. Das Horn nahm er mit sich nach Oldenburg, wo es lange aufbewahrt wurde, bis es nach Anton Günthers, des letzten Grafen, Tode nach Kopenhagen kam. (Nach Hamelmanns Oldenb. Chronik. Der Berg oder eigentlich die Sanddüne, welche die Umwohner als den Berg bezeichnen, aus welchem die Jungfrau gekommen, liegt in den Alt-Osenbergen,3/10 Meilen südöstlich vom Sandkruge, südlich vom öffentlichen Wege nach Sandhatten. Südlich vom Osenberge liegt der Kistenberg, in welchem eine Kiste mit Gold und anderen Schätzen verborgen liegt. – Als Graf Anton Günther sich einst mit seinem Geschichtschreiber Winkelmann über das Wunderhorn unterhielt, äußerte er mit Beziehung auf den von der Jungfrau dargereichten Trank: »Ich wollte, daß er nicht wäre verschüttet worden« – (Winkelmann, Wunderhorn, S. 10) – ein Wunsch, der ihm nahe genug liegen mochte. Eine Erzählung, welche die obige Sage als bekannt voraussetzt, lautet:

f.

Im Innern der Osenberge hausen Erdmännchen, oder, wie das Volk sagt, Erdmünnken, die in alten Zeiten vielfach mit den Menschen verkehrten. Sie kamen des Nachts in das [492] Wirtshaus zum Streek, zapften sich Bier und tranken nach Herzenslust, aber sie bezahlten alles ehrlich, und der Wirt, dem die Erdmännchen überhaupt Segen brachten, fand des Morgens die Zeche in den leeren Bierkrügen. Die Erdmännchen hatten eine Königin namens Fehmöhme. Diese war die schöne Frau, welche dem in den Osenbergen verirrten Grafen Otto aus dem Wunderhorn den Trank bot. Als der Graf mit dem Horn davon geritten war, eilte sie ihm nach; aber die Anstrengung des Laufens und der Kummer über den Verlust ihres Kleinodes tötete sie. Als in der folgenden Nacht im Wirtshause zum Streek die Erdmännchen wieder Bier tranken, hörte der Wirt plötzlich in seinem Hause rufen: »Fehmöhme is dod!« Eine andere Stimme antwortete klagend: »Is Fehmöhme dod, so is mine Möhme ok dod!« Unter allgemeinem Jammer entfernten sich die Männchen und haben sich nie wieder dort sehen lassen. Die Erzählung scheint etwas durch die Litteratur beeinflußt; folgende Fassung ist unmittelbar aus dem Volksmunde: Auf dem Einzelhofe Grashorn bei Dingstede erschienen früher häufig die Erdmännchen aus den Osenbergen und naschten und stahlen, namentlich liebten sie das Bier. Man ließ sie gewähren und störte sie nicht, auch wenn man sie hörte, denn im Ganzen brachten sie doch, trotz ihrer Mausereien, dem Hofe Glück, und man fürchtete sich, sie zu erzürnen. Einmal in der Nacht hörten die Bewohner des Hauses wieder ein Rumoren, wie es die Erdmännchen zu treiben pflegten, aber plötzlich ertönte eine Stimme: »Fehmöhme is dod!« dann antwortete eine andere Stimme: »Is Fehmöhme dod, so is mine Möhme ok dod!« und nun polterte und rumorte es noch stärker, bis endlich alles still ward. Die Erdmännchen waren abgezogen, hatten aber einen kleinen Kessel von besonderer Arbeit zurückgelassen. – Unmittelbar aus dem Volksmunde ist auch folgende Fassung: Der Bauer von Grashorn war einmal nach Oldenburg gewesen und kehrte unterwegs im Sandkruge ein. Hier erzählten ihm die Wirtsleute einen sonderbaren Vorfall; in der verflossenen Nacht sei nämlich plötzlich eine Stimme vernommen, die habe gerufen: »Fehkmöhme is dod!« und dann sei ein lautes Klagen vieler Stimmen gefolgt. Als der Bauer nach Hause kam, erzählte er seinen Leuten wieder, was ihm der Sandkrüger mitgeteilt. Kaum hatte er im Laufe der Rede die Worte: »Fehkmöhme is dod!« gesagt, als in seinem eigenen Hause eine Stimme [493] laut wurde, die rief: »Is Fehkmöhme dod, so is mine Möhme ok dod!« Dann begann ein Rumoren und Poltern etc. Der Name Feh- oder Fehkmöhme ist sicher: sorgfältige Nachforschungen bestätigen ihn. Wegen der Ausrufungen vergl. 220d, k.

g.

Fehmöhme, die Königin der Erdmännchen in den Osenbergen, lag einst in Kindesnöten und bedurfte der Hilfe einer Hebamme. Da schickte sie zwei Erdmännchen auf die Oberwelt zu einer Hebamme (Badmoder) zum Streek, welche diese Frau auch zu bewegen wußten, mitzugehen, um der Kreisenden ihren Beistand zu leisten. Man verband ihr die Augen und führte sie einen ziemlich weiten Weg. Als ihr endlich die Binde abgenommen wurde, stand sie in einem überaus prächtigen Zimmer, und eine schöne und edle Frau lag vor ihr im Bette. Sie leistete die verlangte Hülfe, und als das Kind geboren war, sprach die Wöchnerin zu ihr: »Es tut mir leid, daß ich dir deine Gefälligkeit nicht lohnen kann, denn ich habe nichts, was euch Menschen nützen kann; doch ich bitte dich, stecke deine Taschen voll von den Knochen, die dort liegen.« Die Hebamme sträubte sich anfänglich, nahm aber auf vieles Bitten einen Knochen zu sich und ward dann mit verbundenen Augen wieder heimgeführt. Als sie nun zu Hause den mitgenommenen Knochen ansah, war es lauteres Gold. Da bedauerte sie, daß sie nicht mehr mitgenommen hatte.

h.

Einmal kam ein Zwerg in der Nacht in die Wohnung eines Landmanns zu Stenum und bat die Frau mitzugehen, um bei der Geburt eines Kindes behülflich zu sein. Die Frau wollte es anfangs nicht gern tun, aber durch vieles Bitten und die Zusage eines reichen Geschenkes ließ sie sich endlich bewegen und ging mit. Das Kleine ward glücklich zur Welt gebracht und zur Belohnung schüttete der erfreute Vater der Helferin etwas in den Schooß, was sie für Grütze ansah. Sie weigerte sich, das Geschenk anzunehmen, indem sie dachte, Grütze habe sie selbst genug, schüttete die geschenkte Grütze wieder aus und ging verdrießlich nach Hause. Als sie aber am andern Morgen ihre Schürze besah, hingen viele kleine Goldkörner daran, und sie merkte nun, daß alle Körner, die sie für Grütze gehalten, Goldkörner gewesen seien. Die Frau und ihr Mann hätten nun gern das verschmähte Geschenk wieder gehabt und suchten eifrig den Eingang der Höhle, derselbe ist aber bis auf den heutigen Tag nicht gefunden. (Ganz ähnlich auch [494] in Schmalenfleth und in Holle. In Holle wird der Frau, die mit verbundenen Augen zur Wöchnerin hingeführt ist und später auch wieder fortgeführt wird, etwas in die Schürze getan, was sie nicht erkennen kann. Zu Hause faltet sie die Schürze auseinander und findet lauter Pferdekot, den sie ärgerlich aus dem Hause wirft. Ein wenig aber war in die Stube gefallen, und als sie am andern Morgen aufstand, war es pures Gold. Wegen der Schätze vgl. auch noch folgende Erzählungen: Wenn die Erdmännchen aus den Osenbergen nach Grashorn und Dingstede zogen, mußten sie durch die Hatterwüsting, die als niedrige sumpfige Gemeindeweide noch ungeteilt da lag. Dort machten sie sich dann auch manchmal was zu schaffen. Einst kamen zwei Knechte aus Hatten in die Wüsting, um Pferde auf die Weide zu treiben. Da fand der eine einen Bienenkorb (Immentëin) voll von Schafkot-Kügelchen. Er stieß mit dem Fuße daran, daß der Korb umfiel und der Inhalt umherrollte. Als er nach Hause ging, fühlte er in dem einen Schuh einen Druck, und wie er nachsah, staken in dem Schuh zwei blanke Goldstücke, das waren zwei Kotkügelchen gewesen, die ihm aus dem Korbe unvermerkt in den Schuh gekommen waren. Rasch suchte er den Bienenkorb wieder auf, aber nun war alles verschwunden. – Zwischen Linswede und Petersfelde, Ksp. Westerstede, liegt ein großer Busch, welcher seit alten Zeiten einer Familie Hobbie gehörte und deshalb Hobbie Fohr genannt wird. In diesem liegt ein großer Stein, unter welchem Erdmännchen mit vielen Schätzen und reichen Kleinoden wohnen. Einst war der Eigentümer des Busches an einem heißen Mittage hingegangen, um seine Bäume zu besehen, da fand er zu seinem Erstaunen eine ganze Wanne voll Goldstücke und keinen Hüter dabei Er hatte zufällig einen Quersack bei sich und schüttete so viel von dem Golde hinein als er seiner Meinung nach zu tragen vermochte, warf dann den Sack über die Schultern und entfernte sich, so schnell er konnte. Unterwegs aber ward ihm der Sack bald zu schwer, und das Gewicht nahm immer zu, so daß er ihn zuletzt nicht mehr zu tragen vermochte. Keuchend warf er ihn zur Erde und gedachte einen Teil des Schatzes herauszunehmen und einstweilen zu verstecken, um ihn später nachzuholen. Aber wie erschrak er, als er den Sack öffnete! Denn statt des blanken Geldes fand er lauter Pferdemist darin. Schimpfend und scheltend leerte er den Sack und warf den [495] Mist auf den Weg. »Wenn du das jemand sagst, wirst du noch überher ausgelacht«, dachte er, und nahm sich vor, kein Wort von der Geschichte zu erzählen. Als er zu Hause angekommen war und seine Schuhe auszog, fand er ein Goldstück darin und erinnerte sich nun, daß ihm etwas von dem Mist auf die Füße gefallen war. Eilig lief er nun in den Busch zurück, hoffend, daß auch der übrige Pferdemist sich wieder in Gold verwandelt habe. Indessen jetzt war alles verschwunden; die Erdwichter hatten den Schatz geholt.

i.

In dem Dorfe Barschlüte, Ksp. Bardewisch, ist ein Hügel, gewöhnlich schlichtweg der Berg genannt, welcher früher von Erdmännchen bewohnt wurde. Man erzählt sich, daß sie öfter Kinder vertauscht haben, und noch im Anfange des 19. Jahrhunderts war der Erbe einer dortigen Bau ein Wechselbalg. Er war klein und hatte einen dicken Kopf und hielt sich am liebsten in der Sonne auf dem Hügel auf, welchen die Unterirdischen bewohnten. Nicht er erhielt jedoch die Stelle, sondern eine Schwester.

k.

Auf einer Bauernstelle waren alle Kinder der Familie kleine Jungen mit dicken Köpfen, und es war kein Zweifel, daß sie alle von den Unterirdischen vertauscht waren. Nur einen großen, schlanken und schönen Sohn hatten die Eltern, den hatten sie als Kind ganz besonders behütet und überwacht, sodaß ihm die Unterirdischen nicht hatten beikommen können. (Holle).

l.

Die Erdmännchen in den Osenbergen hatten einst einem Ehepaare dessen einziges Kind mit einem häßlichen, dickköpfigen Wesen ihrer eigenen Art vertauscht und dem Wechselbalge eingeschärft, ja kein einziges Wort zu sprechen, damit der Tausch nicht verraten werde. Am andern Morgen konnte die Mutter das Ding mit dem dicken Kopfe und dem alten Gesichte nicht für ihr Kind ansehen, aber sie konnte auch nicht zur Gewißheit kommen, da der Wechselbalg wohl schlafen, essen und trinken, aber nicht sprechen wollte. Endlich gab man den trauernden Eltern, die nicht wußten, ob ihr Kind verwechselt oder etwa durch Krankheit oder böse Leute in diese Ungestalt verwandelt war, den Rat, ein großes Feuer im Backofen anzumachen und vor den Augen des Wechselbalgs ein großes Ferkel zu braten. Man tat so, und wirklich fing der Wechselbalg an zu sprechen, denn er sagte: »So old as ick bün, hebb ick doch so 'n grote Wurst nich sehn!« Das war [496] den Eltern genug, und sie drohten, das Erdmännchen auch wie das Ferkel zu braten, wenn ihnen nicht in der folgenden Nacht ihr Kind wieder gebracht würde. Und siehe, am nächsten Morgen war das Kind wieder da und der Wechselbalg verschwunden.

m.

Zu den Zeiten, als noch die Unterirdischen im Lande hausten, hatte eine große Familie derselben unter dem Pferdestalle eines Bauernhauses zu Moorhausen, Ksp. Hude, ihre Wohnung genommen und machte sich durch allerlei kleine Mausereien bemerklich. Eines Tages kam die Bauernfrau in die Wochen, aber am anderen Morgen war ihr neugeborenes Kind aus der Wiege verschwunden, und statt seiner lag ein alter Kerl mit zahnlosem Munde, just so groß wie das Kind, darin. Die Leute im Hause erkannten gleich, daß das ein Werk der Unterirdischen war. Aber nun galt es, den Alten zum Sprechen zu bringen, denn sonst bekamen sie das Kind doch nicht wieder. Lange waren alle Versuche vergeblich. Endlich rückte die junge Hausfrau die Wiege mit dem Alten an den Feuerherd, stellte rund um das Feuer leere Eierschalen und füllte sie eine nach der anderen mit Wasser. Aufmerksam sah der Alte dem zu und rief endlich:


»Bün ick doch so old, so old
as de Bloher Wold,
aber dat hebb ick sin Dage noch nich sehn!«

und damit war die Sache gewonnen. Gleich in der folgenden Nacht holten die Unterirdischen den Alten weg und brachten das Kind mit vielen reichen Geschenken zurück. Fortan waren die Unterirdischen verschwunden, aber auf dem Bauernhause ruhte ein besonderes Glück.

n.

Zu dem wohlgelegenen Dorfe Linswege im Kirchspiel Westerstede gehört auch ein Haus, früher Siefje, später Frölje Haus, das ein wenig seitab steht, anmutig von Wiesen, Busch und Feldern umgeben. Unter diesem Hause wohnten vor Zeiten die Erdmännchen oder Erdwichter, von welchen die Hausleute viel Neckerei und Störung zu erleiden hatten. Einst hörte man vorn im Hause, wo sich die Pferdeställe befinden, einen Ruf aus der Erde kommen: »Bringt die Pferde weg, sonst stechen wir sie euch tot! Denn wir haben gerade unter ihnen unseren Mittagstisch, den beschmutzen uns die Pferde, und wir können und wollen den Tisch nicht umsetzen.« Der Bauer mußte wohl gehorchen und verlegte den Pferdestall an [497] einen andern Platz. – Ein andermal hatten sich sämtliche Bewohner des Hauses auf den Acker begeben, und nur die Frau war im Hause geblieben, um für das Essen zu sorgen und zugleich ihr kleines, erst ein halbes Jahr altes Kind zu pflegen. Das Kind lag ruhig in der Wiege zu schlafen. Plötzlich kamen Erdmännchen aus dem Pferdestall, holten vor den Augen der schreienden Mutter das Kind aus der Wiege, während andere einen alten Greis wieder an dessen Stelle legten. Obgleich der Greis völlig ausgewachsen war, war er doch so klein, daß er ausgestreckt recht gut in der Wiege liegen konnte. Die Erdmännchen sagten der Mutter, daß sie ihr Kind wiederbringen wollten, wenn sie den Greis zum Sprechen bringen könne. Aber das wollte den Hausbewohnern nicht gelingen. Das Erdmännchen aß und trank, aber zu sprechen hütete es sich. Endlich kamen sie auf den Einfall, daß sie im Angesichte desselben am Feuerherde in einer Eichelschale buken und Bier brauten in einer halben Eierschale. Da fing der Alte an: »Ich habe vieles in meinem Leben gesehen, aber solche wunderbare Wirtschaft noch nie!« Sofort wie er das gesagt, kamen die Erdmännchen hervor, holten den alten Mann aus der Wiege und brachten das Kind wieder hinein. – Einst war die Tochter im Hause Braut, und die Hochzeit sollte bald stattfinden. Schneider und Schuster und Tischler und andere Handwerker waren mit Zurüstung der Aussteuer beschäftigt. Acht Tage mochte es noch bis zur Hochzeit sein, da ließ sich eine Stimme in der Nähe des Pferdestalles aus der Erde hervor vernehmen, die rief: »Habt ihr nichts zu nähen für uns von den Kleidern eurer Tochter? Wir wollen gern mit helfen!« Die Frau antwortete: »Zu nähen haben wir viel, und helfen könntet ihr uns wohl; aber wie bekommt ihr das Zeug?« Die Stimme antwortete: »Legt es nur hin beim Pferdestall, so werden wir es holen und auch an dieselbe Stelle wieder hinbringen.« Die Frau legte einiges Zeug hin, und wie sie am andern Morgen nachsah, fand sie es dort wieder. Es war fertig genäht, und zwar so fein, daß man nicht Naht noch Stiche sehen konnte. Die Stimme aber ließ sich wiederum vernehmen und sagte: »Nun wollen wir auch mit nach der Hochzeit!« Die Frau fragte: »Wie sollen wir euch einladen und euch ansagen, wann die Hochzeit ist?« Die Stimme antwortete: »Am Tage vor der Hochzeit stelle dich hin beim Pferdestall und rufe:


[498]
›Jan Schütt,
kumm morgen mit
up min Dochter är Hochtid!‹«

Die Frau tat dies zwar ungern der anderen Gäste wegen, aber sie mochte es auch nicht lassen, um es mit den Erdwichtern nicht zu verderben, und am Tage vor der Hochzeit ging sie zum Pferdestall, stellte sich hin und rief die Worte, die sie von der Stimme gehört hatte. Als nun der Hochzeitstag da war, erschienen viele Gäste, aber die Erdwichter ließen sich nicht sehen. Hausleute und Gäste freuten sich sehr darüber, denn es war ihnen gar nicht recht, mit Erdwichtern zu Tische zu sitzen. Der Tisch, von welchem gegessen werden sollte, wurde der Länge nach auf die Diele gestellt und mit einer großen Menge von Speisen beladen; an den Seiten standen lange Bänke, auf welchen die Gäste sitzen sollten. Ehe diese jedoch Platz genommen, erschienen die Erdwichter; es war eine Mutter mit so viel Kindern, als Tage im Jahr sind. Die setzten sich um den Tisch, und es blieb nur wenig Raum mehr übrig für die andern Gäste. Die Mutter setzte sich oben an den Tisch und rief ihren Kindern zu: »Kinder, schickt jo en bäten tohope, dat de annern ok sitten kaent!« Aber die andern hatten gar keine Lust, bei den Erdwichtern zu sitzen und mit ihnen zu essen. Diese jedoch kümmerten sich wenig darum; sie fingen an zu speisen und ließen es sich wohlschmecken. Als sie fertig waren, standen sie auf vom Tische und gingen zum Pferdestall, wo sie verschwanden. Jetzt wurde der Tisch abgedeckt, um dann wieder Speisen aufzutragen für die übrigen Gäste. Wie man aber die Teller aufhob, fand man unter jedem einen alten Taler, der zwar der Zeit nicht mehr gangbar war, aber noch höheren Wert hatte als die damals üblichen.

o.

In einem Keller hauste ein Zwerg und ließ sich manchmal sehen. Er war lüstern auf ein schönes Mädchen im Hause, deshalb kam er oftmals aus dem Keller heraus und folgte dem Mädchen in das Haus. Einst begegnete ihm jemand im Hause und fragte ihn, wer er sei und was er wolle. Da antwortete das Erdmännchen:


»Tillefoot heet ick,
'n mui Brut hebb ick,
de hal ick mi morgen!«
Andern Tages soll er das Mädchen geholt haben. (Hude).

[499] p.

Ein armer elternloser Knabe diente bei einer Herrschaft, welche ihn hart behandelte. Als er einst Plaggen mähte und viele Seufzer ausstieß über die schwere Arbeit, kam ein Erdmännchen und fragte nach der Ursache seiner Traurigkeit. Und da der Knabe diese geoffenbart hatte, hieß ihn das Männchen andern Tages auf derselben Stelle wieder zu erscheinen, dann wolle es ihm helfen und ihm ein Spint mit Gold geben. Der Knabe fand sich am folgenden Tage getreulich wieder ein. Da kam auch das Männchen, ging erst mit ihm hin und her, faßte ihn dann fest an und flog mit ihm durch die Luft in die Hölle. Dort wurde ihm befohlen, das Feuer zu unterhalten, und zur Pflicht gemacht, zwei stets kochende Töpfchen nicht zu berühren. Einst trieb ihn aber doch die Neugier, die Töpfe zu öffnen, da sah er, daß in dem einen sein Vater, in dem anderen seine Mutter kochten. Beide baten ihn, sie mit kaltem Wasser zu begießen, aber er fürchtete sich und tat es nicht. Bald wurde er von dem Männchen wieder aus der Hölle herausgeführt und erhielt das versprochene Gold. Aber gleich darauf wurde er krank und starb in kurzem. (Hude). Daß Erdmännchen in der Hölle Dienste leisten, hört man sonst nicht.

q.

Einst wurde ein Erdmännchen, das in anderer Leute Häusern suchte, was es nicht verloren hatte, von einem Menschen ertappt und sollte seine Diebereien mit dem Tode büßen. Nach vielem Bitten wurde ihm endlich von seinem Häscher das Leben geschenkt unter der Bedingung, daß es diesen im Wettlauf besiege. »Armer Wurm«, dachte der Mensch, »wie willst du mit mir in die Wette laufen, da ich doch nur einen Schritt zu tun brauche, wo du ihrer zehn machen mußt.« Aber das Erdmännchen war unbekümmert und bat nur den Menschen, sie wollten zuvor noch einmal essen, denn es sei sehr hungrig. Des war der Mensch zufrieden, und das Erdmännchen band sich unvermerkt einen großen Sack vor den Leib, so daß die Öffnung unter dem Munde war. Dann gings ans Essen, und beide aßen tapfer darauf los, der Mann in den Magen, das Männchen in den Sack. Als alle Speisen verschwunden waren und der Wettlauf beginnen sollte, sagte das Erdmännchen: »Ich habe zu viel gegessen und muß erst was laufen lassen«, griff nach einem Messer und schnitt den Sack auf, so daß alle Speisen auf den Boden flossen. »Ei«, dachte der Mensch, »das könnte mir auch nicht schaden, nahm auch ein [500] Messer und schlitzte sich den Bauch auf, daß die Eingeweide hervorquollen und er jämmerlich sterben mußte.« (Barßel. Ohne Zweifel spielt die Geschichte besser zwischen einem Menschen und einem Riesen, wie sie in anderen Sammlungen vorkommt.)

r.

Die letzten Erdmännchen waren in einem Bauernhause in Ostfriesland. Dem Bauern wurden immer seine besten Tischgeräte, namentlich Silbersachen, gestohlen, ohne daß er dem Täter auf die Spur kommen konnte. Eines Morgens jedoch bemerkte die Magd, wie ein kleines Männchen unter dem Schweinestall hervorkam, aber gleich wieder verschwand, als es sich beobachtet sah. Man spürte nach und fand unter dem Schweinestall ein niedliches Stübchen, voll von den gestohlenen Sachen und bewohnt von einer Familie Erdmännchen, die alle getötet wurden. Das war die letzte Familie in der ganzen Gegend. (Barßel.)

s.

Auf einer Wiese bei Tossens hütete einst ein Knabe die Schafe. Es war kalt, und zitternd vor Frost und zugleich hungrig setzte sich der Knabe hinter einen kleinen Hügel und weinte und suchte sich die Hände durch Hineinhauchen zu erwärmen. Da stand plötzlich ein kleines Männchen vor ihm und fragte, was ihm fehle. Der Knabe antwortete, ihn friere und hungere. Da nahm ihn das Männchen bei der Hand und ging mit ihm in den Hügel, der sich vor ihnen auftat. Drinnen war es warm, denn ein großes Feuer flackerte lustig auf dem Herde, und über dem Feuer hing ein Topf mit leckerem Reisbrei. Das Männchen füllte eine Schale mit Brei und gab sie dem Knaben: »Nun iß und wärme dich!« Der Knabe fuhr hastig mit dem Löffel in den Brei und brachte ihn zum Munde, aber der Brei war so heiß, daß er ihm den Mund verbrannte. Der Knabe fing daher an, eifrig auf den Brei zu blasen, damit er sich abkühle. Verwundert sah das Männchen ihm zu und fragte endlich, was das zu bedeuten habe. Der Knabe antwortete: »Der Brei ist zu heiß.« Da schalt der Zwerg und sagte: »Kann mans doch den Menschen nie recht machen; draußen wars kalt und du klagtest, und jetzt bist du mit der Wärme nicht zufrieden: Geh nur wieder hin und friere!« Und damit fand sich der Knabe wieder auf der Wiese, kalt und hungrig wie zuvor.

t.

Zur Zeit, als noch viele geringe Leute aus dem Münsterlande im Sommer als Grasmäher nach Holland[501] zogen, war auch ein Mann aus dem Cloppenburgischen dahin gegangen, um sich das nötige Kleingeld für den Haushalt zu erwerben. Er hatte besonderes Glück. Wenn er am frühen Morgen an die Arbeit gehen wollte, lag das Gras geschnitten am Boden. Erdmännchen hatten in der Nacht das Mähen besorgt. Dies erweckte den Neid der Mitarbeiter. Sie steckten eines Abends ein Haarspitt (Instrument aus Stahl und Eisen zum Schärfen der Sensen) in die Grasfläche, die zunächst geschnitten werden sollte, und zwar so, daß nur derjenige das Ding sah, der davon wußte. Die Absicht war, den Erdmännchen, nachdem ihre Sensen am Haarspitt stumpf geworden, das Mähen zu verleiden. Am andern Morgen lag das Gras wie bisher geschnitten da, aber auch das Haarspitt war wie ein Grashalm glatt durchschnitten. Die Neider hatten zum Schaden auch noch den Spott und die Erdmännchen besorgten ihre Nachtarbeit weiter. (Langförden.)

u.

Da, wo jetzt die neue Kirche in Steinfeld steht (Papen Jans Hus), sah man abends Erdmännchen laufen. Darunter war eines mit einem roten Kragen am Rock. Man wußte nicht, wie man das deuten sollte und sagte, es würde sich dort noch mal was ereignen. Als nun eines Tages Papen Jans einen neuen Brunnen gruben, geschah es, daß dieser einstürzte, und ein Mann ganz, ein anderer zum Teil verschüttet wurde. Der letztere stand dem andern mit den Holzschuhen auf dem Kopfe. Man begab sich sogleich ans Graben, um die Verunglückten zu retten. Der Unfall lockte viele Menschen herbei. Auch der Amtshauptmann aus Vechta, damals noch Amtmann genannt, der zufällig in Steinfeld war, begab sich zur Unfallstelle. Er trug seine Amtskleidung, Rock mit rotem Kragen. Nu is et ut doahn, sagten die Leute. (Vom roten Kragen rührt vielleicht die Bezeichnung rote Jungens für Erdmännchen her.)

Siehe auch die Erdmännchengeschichte aus Bakum 152d.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 257. [Die Zwerge heißen plattdeutsch Unnererdsken, rote Jungens, Erdmännken]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-290B-2