[118] [147]Sonnett an meine Freundinn, die Gräfinn Amalia von Münster, als sie aus Holstein nach Sachsen zog
1795.
Wenn einst der Becher jener Strom-Najade
Des Rückblicks eitlen Sehnsuchtsdurst mir stillt,
Wenn mir Vergessenheit die bunten Pfade
Der Lebenswandrung nun in Nebel hüllt;
Verschwinde dann, am seligen Gestade,
Dort wo der ernsten Wage Loth nur gilt,
Du tanzender Phantomen Myriade,
Verflogner, leerer Stunden Dunstgebild.
Doch eh' die Lipp' ich netze: Gnade, Gnade!
Fleh' ich, o Nymph'. Erbarmend blick' und mild'
Auf diese Zähre, die mir wünschend quillt:
Verschone du mit deinem strengen Bade
Ein Heiligthum in meiner Kleinods-Lade,
Ein Täflein, das Amalia's Nam' erfüllt.