1. Liebe/ die Königinn der Welt
1.
Kind/ das Gött- und Väter zwinget/
Kind/ deß hoher Zepter dringet
durch die Macht der ganzen Welt/
Herr der Erden/ Zwang der Sterne/
Herrscher über Nah und ferne/
dehm/ was lebt/ zu Fusse fällt.
2.
Amor/ weil ich leb' in Lüfften/
(dort auch in den finstern Grüfften)
werd' ich deinen hohen Preiß
über dem gestirnten Wagen
des Tierhüters hinzutragen
sein bedacht durch meinen Fleiß.
3.
Keinen Lorbeer werd' ich finden/
den ich dir nicht umzubinden
bükkend werde sein bedacht.
[80]Hundert tausend Keyser-Krohnen
solten deine Gunst belohnen
stünden sie in meiner Macht.
4.
O/ wie wol wird der begnüget/
der für dir auff Knien lieget
und dich eyffrig betet an!
Ist Gedult nur bey dem Schreyen:
so wird bald dein Trost-verleihen
ihme werden kund getahn.
5.
Daß sich nu mein Leiden endet/
daß sich Freude zu mir wendet/
daß mein Liebchen freundlich sieht:
daß die zarten Purpur-wangen
an den meinen lieblich hangen:
ist das deine Gnade nicht?
6.
Ja. Eh' ich dich/ Allguht/ ehrte/
O! wie mancher Seuffzer störte
meiner Nächte sanffte Ruh'.
Ach/ mit was für herber Klage/
bracht' ich meine Frühlings-Tage
sonder Trost und Hoffnung zu!
7.
Nu beginnt mein Glükk zu blühen
und der Winter weg zu ziehen/
der mein Leben machte grau.
Nu besprengt bey hellem Wetter
meines Lebens grüne Blätter
Der Rosillen Lippen-tau.
[81] 8.
Das/ was mich vorhin betrübte/
was ich sonder Nuzzen liebte
bringestu mir redlich ein.
Wer nu dich wil grausam nennen/
muß ganz keine Gute kennen
und ohn all' Erkäntnüs sein.
9.
Du bists/ der du mir das Leben/
und des Lebens Lust gegeben/
ohne dich stirbt alle Freud'
alle Wollust wird zu Schmerzen
gibstu nicht dem kranken Herzen
Labsal und Ergezligkeit.
10.
Darum/ wer sich in dem Lieben
unbetrübt gedenkt zu üben/
ehre deiner Hoheit Pracht.
Ich/ so lang' ich werde bleiben/
wil von deiner Güte schreiben
und erheben deine Macht.