3.
Wenn der Sarg gehoben wird, d.h. auf die Achsel der Träger kommt, bläst man das Licht aus, das vor dem Toden brannte; zieht sich der Rauch davon in das Haus hinein, so wird binnen Jahr und Tag wieder Einer aus dem Hause als Leiche getragen. Ebnat.
Indessen, während sonst Alles nachging und sich meldete, hört und sieht man gegenwärtig nichts mehr, da der Papst Alles »vobamesirt«, gebannt hat. Muschenried.
[261] Einigen, aber egoistischen Trost gewährt es indessen, daß, wer ein Anzeichen hört oder sieht, nicht selbst von dem Tode berührt wird; es trifft immer eine dritte Person, die ihn aber angeht. Ich will es versuchen, einige dieser Anzeichen, welche ebenso gewöhnlich als zahllos sind, und sich in den verschiedensten Gegenden treffen, hier aufzuzählen:
2.
Heulen der Hunde gegen den Boden, besonders des schwarzen, wenn er heulend und winselnd um das Haus schleicht, Roding; doch geht dies meistens den Hausherrn an, Gefrees;
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Weißwerden einer Pflanze im Garten oder Felde ist ein unfehlbares Todeszeichen, überall gefürchtet; werden nämlich die Blätter einer Rübe, einer Kohlstaude, des Hopfens etc. weiß, so gibt man Acht, wo sie steht. Wenn in der Mitte, stirbt das Haupt der Familie, wenn am Rande, auf der Abwand, Eines in der Freundschaft, Velburg;
9.
[262] 10.
11.
es schlägt unsichtbar über den Tisch hinein, oder man hört sonst heftige Schläge, und ist doch nichts gebrochen;
12.
es schnalzt, wie wenn die Reife der Eymer und Schäffel absprängen oder ein Brett sich spaltete, Rötz;
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
beym Erwachen hat man das Gefühl, eine kalte Hand zu fassen; in diesem Falle ist der Tod schon eingetreten, und die Seele hat sich gemeldet, Neustadt;
25.
[263] 26.
27.
28.
29.
30.
31.
der Sauerteig fällt vom Brette, oder wird mitten ins Zimmer geschleudert, ein untrügliches Vorzeichen, Bärnau;
32.
33.
fällt von einem brennenden Spahn ein Glühzweckchen auf die Erde, spießt sich dort und brennt aus, so deutet es sicher auf nahen Tod, Tiefenbach, Falkenstein;
34.
35.
36.
wenn die Bäuerin, während sie die Saat auswirft, eine Furche übersah, und damit eine Untersaat läßt, deutet es auf den Tod der Säerin, ebenda;
37.
38.
39.
wenn Holz kreuzweise fällt, oder Zündhölzchen, Spähne, Besenreiser in einem Hause kreuzweise liegen, Bärnau;
[264] 40.
auch in Träumen geben sich Andeutungen kund, so wenn man von Backen und Kochen träumt, Bärnau, – von Ausfallen aller Zähne, Neustadt, – oder man ziehe sich an, und könne damit nicht fertig werden, ebenda.
Hiezu kommt noch Folgendes:
41.
42.
43.
ferner, schlägt während zur heiligen Wandlung oder die Abendglocke geläutet wird, die Thurmuhr Ganze, so stirbt bald Eines aus der Gemeinde nach;
44.
45.
46.
sieht man im Frühjahre zum erstenmale vier Bachstelzen bey einander, so bedeuten sie die vier Todenmänner, welche Einen in diesem Jahre noch zu Grabe tragen, Amberg;
47.
und sieht Eines von zwey Eheleuten zuerst eine Bachstelze allein, so stirbt der andere Theil vor ihm, ebenda;
48.
Während des Essens am Weihnachtsabende sieht mancher beym Umschauen seinen Schatten doppelt; ein solcher stirbt im nächsten Jahr, Neuhaus;
49.
Schließlich noch aus München der Satz: Wohnen[265] zwey gleichen Taufnamens in Einem Hause, so bleiben sie nicht lange unter Einem Dache; bald wird der Eine davon sterben.
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- Citation Suggestion for this Edition
- TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. 3. [Wenn der Sarg gehoben wird, d.h. auf die Achsel der Träger kommt]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-E62E-2