III. Mittel wider die Drud.

Der Mittel, um das Drucken der Drud zu verwehren, sind verschiedene, insbesondere folgende:

1.

Man steckt ein Messer in die Thüre, die Schneide aufwärts, damit die Drud nicht herein kann; man hört sie dann an der Thüre so stark drücken, daß diese herein fallen möchte. Gleichen Erfolg hat es, beym Schlafen Stahl oder eine Waffe, überhaupt etwas Schneidiges oder Spitziges, unter das Kissen zu legen, die Spitze nach Aussen.

Um Neumarkt legt man ein Messer mit drey Kreuzen auf das Herz, die Spitze nach oben; dieses macht die Drud kommen, die sich hinauf legt und selbst entleibt.

2.

Gewöhnlich zeichnet man aber einen Drudenfuß, ein Drudenkreuz, ober die Thüre, daß sie nicht [214] hereinkönne, oder unten an die Bettlade, damit sie sich nicht hinüber lege; andere machen dieses Zeichen auf einen Zettel und legen diesen unter das Kopfkissen.

Auf dem Lande wird man nicht leicht eine Bettlade ohne den Drudenfuß sehen.

3.

Auch der Besen umgekehrt an die Stubenthüre gelehnt, läßt die Drud nicht ein.

4.

Man legt den Brodlaib in der Lade auf das Gesicht –

5.

Oder wickelt, ehe man zu Bette geht, ein geweihtes Wachslichtchen um die Hand.

6.

Ebenso hilft es, vor dem Schlafengehen die Schuhe oder Pantoffel verkehrt unter das Bett zu stellen. Roding.

7.

Wer auf der rechten Seite liegt, dem kann sie nicht an. Neustadt.

8.

Deßgleichen, wer mit dem rechten Fuße zuerst ins Bett gestiegen ist. Bärnau.

9.

Und wer die ganze Nacht durch im Bett sich nicht umwendet, sondern stets auf derselben Seite schläft. Ebenda.

Man hat auch mehrere Gebetformeln wider die Drud, durch deren Abbeten sie verhindert wird, sich weiter zu melden. Zwey davon erscheinen mir von mythischer Bedeutung, welche ich daher hier beysetze.

1.

Drud, du kommst auf d'Nacht zu mir, kommst aber nicht anders zu mir, ausser du hast den heiligen Johannes den Täufer mit dir. Aus Tiefenbach.

[215] 2.

I leg mi nida wai a Mugl,

Das I ba da Nocht niad zum Bedd assikugl.

Heilige Muz,

Heilige Stuz,

Heilige Hofadeck,

Das mi ba da Nocht koiñ Drud und koiñ Katz daschreck.


Um Wiesenacker.


Hier steht die Drud in Verbindung mit dem heiligen Johannes, unter dem man den Thor verstehen darf, sowie mit der Katze; diese ist aber das Thier der Freyja. Beyde Götter halte ich für diejenigen, die in der Oberpfalz am meisten verehrt wurden. Muz ist Katzenname, Stuz aber gleich Staunz, Staunz'n, eine Art stechender Schnacken. Ob in Hofadeck das nordische »Hafr« anklingt, weiß ich nicht, damit wäre auf Thor gewiesen.

Um Bärnau ist Staunzi und Maunzi der Eigenname zweyer Holzweibchen.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. 3. Mittel wider die Drud. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-DB9B-1