33.

Mein Kind, ein seltsam Spiel hast du begonnen
Hier mit dem wehrlos ausgestreckten Linnen;
Und wahrlich, wenn es hätte Menschensinnen,
Müßt's ihm ein Spiel sein recht zu Weh und Wonnen;
Wie du ihm bald gebietest, sich zu sonnen,
Bald kalte Fluten drüber lässest rinnen,
Bald wieder sonnst das Flutennaß von hinnen,
Bald wieder tilgst die Glut mit neuen Bronnen.
Mein Kind, wenn Sonnen gleich sind deine Blicke,
Und deines Mundes Grüße gleich den Fluten,
So weiß ich, daß ich selbst dem Linnen gleiche;
[110]
Da du mich sonnend glühst auf Augenblicke,
Dann ach, durch kaltes Wort mir kühlst die Gluten,
So daß, wie jenes bleicht, ich selbst erbleiche.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. 33. [Mein Kind, ein seltsam Spiel hast du begonnen]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-ABED-C