[290] 4.

Es ritt ein Herr, das war sein Recht,
Zu Fuße ließ er gehn den Knecht;
Er reitet über Stock und Stein,
Daß kaum der Knecht kann hinterdrein.
Der Treue schleppt sich hinterher
Dem leichten Ritt und fürchtet sehr,
Zu Falle komm' er schwer.
»Herr! Herr!« erschallt des Knechtes Ruf,
»Ein Nagel ging Euch los vom Huf;
Und schlagt Ihr nicht den Nagel ein,
So wird der Huf verloren sein.« –
»Ei! Nagel hin und Nagel her!
Der Huf hat ja der Nägel mehr
Und hält noch ohngefähr.«
Und wieder schallt des Knechtes Ruf:
»Herr! losgegangen ist ein Huf;
Und schlagt Ihr nicht das Eisen an,
So ist es um das Roß gethan.« –
»Hufeisen hin, Hufeisen her!
Das Rößlein hat Hufeisen mehr
Und geht noch wie vorher.«
Und eh' der dritte Ruf erschallt,
Da ist er an den Stein geprallt;
Das Rößlein liegt und steht nicht auf,
Geendet ist des Herren Lauf.
Er spricht nicht mehr: »Roß hin, Roß her!«
Er rafft sich auf und schreitet schwer
Mit seinem Knecht einher.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. 4. [Es ritt ein Herr, das war sein Recht]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-A445-9