[Meine Knaben brachen Blüten]

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Meine Knaben brachen Blüten,
Welche mir am Herzen lagen,
Und ich wollte sie behüten,
Aber doch den Grund nicht sagen.
Und ich sprach: dem Strauch wenn heute
Ihr die Blüten habt genommen,
Wird euch keine Frucht zur Beute,
Wenn im Herbst wir wiederkommen.
Doch ich dachte jener Blüten,
Die ich vor dem Tod, dem frechen,
Leider konnte nicht behüten,
Als er wollte Rosen brechen.
Aber ihnen wollt' ich's schenken,
Nicht bei welken Blumenstielen
In der Lust daran zu denken,
Daß des Todes Amt sie spielen.
Sollt' ich diesen trüben Schatten
Werfen auf die frohen Knaben?
Gott sei Dank, auf grünen Matten
Daß sie spielen unbegraben!

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TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. [Meine Knaben brachen Blüten]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-A3FC-8