Abendfeier
1.
Ein Schein der ew'gen Jugend glänzt
Ins Erdenthal,
Die Höh'n mit Offenbarung kränzt
Der Abendstrahl.
Die Lerche singt der Sonne nach
Von hohem Ort,
Dann wird die Nachtviole wach
Und duftet fort.
2.
O wie mild der Abendrauch
Dort aus Hütten steiget!
Ob es wohl im Innern auch
Sich so freundlich zeiget?
Ob es in dem Innern auch
Dumpf und düster schweiget;
Sei zufrieden, daß der Rauch
Mild gen Himmel steiget.
3.
Vom Turme bläst ein Abendlied
In Abendlerchenchöre.
Was sagt es? daß ein Mensch verschied;
Daß nichts die Ruh' ihm störe!
[253]
Sei er geschieden sanft und rein,
Wie dort die Sonne scheidet,
Und ruh' in Friede wie der Hain
In Abendrot gekleidet!
4.
Die Schwalbe schwingt zum Abendliede
Sich auf das Stänglein unterm Dach:
Im Feld und in der Stadt ist Friede,
Fried' ist im Haus und im Gemach.
Ein Schimmer fällt vom Abendrote
Leis in die stille Straß' herein,
Und vorm Entschlafen sagt der Bote,
Es werd' ein schöner Morgen sein.