Scena XI.
PORPHYRIUS
videns Mimum venientem.
Was kompt da für ein Ebenthewr?
Der sieht viesirlich vnd gehewr.
LEIMSTENGLER.
Ein guten Tag, viel frölichr Stund
Sey meinen Herren allen kund!
Ich hoff, das mir hie werd vergunt,
Mit Wein zu spülen meinen Mund,
Vnd das mein löbelicher Fund,
Mein Kleid, mein Kautz, Leimstang vnd Hund
Alle Herren aus Hertzen grund
Frölich, lustig mach vnd gesund.
PORPHYRIUS.
Du bist fürwar ein seltzam Kund
Vnd hast ein musterlichen Hund.
[87] Schaw da, sauff aus vnd bring dein sachn,
Laß sehn, was sie für Frewde machn!
LEIMSTENGLER
bibit.
Deo gratias, das war ein Paß.
Niemand zu lieb oder zu Haß
Wil ich mein Reimen fangen an;
Wems nicht gefellt, der laß mich gahn.
Ich führ ein Leimstang in der Hand,
Drümb bin ich Leimstenger genant,
Gar Adel weit vom hochgeborn,
Feldoberster vntr andern Thorn.
Mein Luitenant Andreas de Doria,
Mein Land heist Narragonia,
Die Dorenburg vnd Hasenhauß
Hecken solch edle Knaben aus,
Die man in allen Stenden find;
Denn vbrall viel Leimstenger sind.
Die Obersten mit allem Recht
Sind das wirdig Priester Geschlecht.
Denn jr Höchster geht klincker, klunckr
Gleich wie ein ander Narren Junckr.
Die andern beschreiben die Röck
Vnd sind im Hertzen geile Böck,
Wollen, das alle Leut from sein,
Damit sie Schelck bleiben allein.
IOSES.
Halt ein, du leichtfertiger Man!
Du greiffst den hohenpriester an
Vnd vnser heilig Kleid vnd Ehr.
Darzu kan ich nicht schweigen mehr.
LEIMSTENGLER.
Bene veneritis, Domine,
Thut euch der Bauch zum ersten weh?
Mus ich doch hören, was jr sagt,
Wie jr vber mein Krausen klagt!
[88] Soll ich denn nicht widrümb anzeign,
Wie jr fiedelt die Narrengeign?
IOSES.
Dein Krausen sind ein Vbermuth,
Wie auch dein Bart, Kolben vnd Hut,
Dein vnuerschemtes Lumpenkleid
Ein Wunderzeichen böser Zeit.
Gott aber hat selber befohln,
Das wir solch Kleider tragen solln.
LEIMSTENGLER.
Mein Herr, ich schend nicht ewer Kleid;
Ich sag, das jr die Oberstn seid,
Die vnnötiges Flickwerck tragn,
Vnd wolt doch straffen meine Kragn.
Ich fahr ferner in meiner Red;
Ich bitt, last jr jetzt raum vnd stet!
Jm andern Grad vnter der Stangn
Reges.
Die gwaltign König einher prangn;
Was Herr ist vnd Juncker wil sein,
Es gehört alls in diesen Reim,
Auch vnser Wirt, der Helden Man,
Des soll er danck vnd Ehre han.
Das spürt man an Schneckn, Schellen, Perln.
Damit sich ziern die Morenkerln.
Das spürt man an den grossn Kettn,
Damit sie gefangen eintrettn,
Als weren sie Behren vnd Lewn,
Dafür sich jederman solt schewn,
Da sie doch sollen Vater sein,
Das sich jr frew die gantz Gemein.
Purpur vnd Sammet ist jr Kleid,
Damit geschicht auch manchem Leid,
Der darzu gibt sein sawren Schweiß;
Darümb ich sie Leimstengler heiß.
PORPHYRIUS.
Soll ich auch dein Leimstengler sein?
Ey, das ist ein ehrloser Reim.
[89] Mein schmuck ist niemands Schweiß vnd Blut,
Sondern mein Erb vnd erworbn Gut.
LEIMSTENGLER.
Gnad Herr, wolt jr die Reim nicht han,
So deut sie auff ein andern Man!
Ists doch kein Keiserlich Gebot,
Es gehört in die Leimstangn Rott.
Der dritte Grad vnser Leimstengr
Scribae et Consiliarij.
Sind die Schreiber vnd Lediggengr,
Die vorgeben, das sie studiern
Vnd mit Weißheit die Welt regiern.
Die tragen auch besonder Zeichn,
Biß sie Leimstegler Lob erreichn:
Ein Seiden Leidriem an der Brust,
Der im Nacken hab Zopff vnd Burst,
Beim Gürtel Zehnstochel vnd Ring,
Das sind all gewaltige ding,
An jedr Hand dazu ein Armband,
Dabey man eh die meinen kant,
Vnd an dem Daum ein groß Petschier,
Darin vnser Wapen visier.
In Sum, was sie an Herren sehn,
Damit mus der schreibr prangen gehn.
Trotz, wer jn das zuwider thet,
Nent sie nicht großer Herren Räth.
SCRIBA.
Du must es dennoch lassen bleibn,
Das wir für grosse Herren schreibn,
Dadurch Ehr vnd Kleinod erlangn,
Damit wir nicht vnbillich prangn.
LEIMSTENGLER.
Ewrn Pracht ich euch gar nicht verbeut,
Nur das jr auch Leimstengler seid.
SCRIBA.
Abr nicht, wie du bist abgemahlt.
[90]LEIMSTENGLER.
Nein, jr habt eins Herren Gestalt.
Ich bin ewr gehorsamer Knecht,
Ich hab vnrecht, jr bleibt gerecht.
Darnach folgt vnser vierd Geschlecht,
Equites et milites.
Die Hoffleut, Reuter vnd Landßknecht.
Da hat man viel an zu beschawn;
Insonderheit die grossen Mawn
Dienen zu Maul vnd Nase wischn
Vnd zu des Nachbars Teller fischn.
Die Stieffel gwachtelt vnd gekneufft,
Wie man Pantoffel wette leufft.
Wie man die Beuch schwangert vnd beugt,
Wie man Hahr vnd Barth hinterzeugt,
Wie man die Hüt breitet vnd spitzt,
Als wenn es wer ein Himmels Sitz,
Wie man der Medlein Perlen Krentz
Auff Menners Hüt hat auffgesprentzt,
Wie ein Kappenlatz herfür ragt,
Was muster man an Federn tragt.
Ein Jahr bedurfft ich dazu wol,
Wenn ich alles erzelen soll.
Aber die sind mein best Geselln,
Die mögen sich wol leppisch stelln.
HOFFMAN.
Meinst, das ein Hoffman dich sol fragn,
Was er wil für ein Muster tragn?
Das gibt die Zeit, Gsellschafft vnd Land,
Dahin der Krieg wird angewand.
Bin ich ein Leimstenger derwegn?
LEIMSTENGLER.
Potz Barth, halt ein mit deinem Degn!
Bleib hanß, friß auff Hans, sauffs gar aus
Vnd bring mehr Leuß denn geld zu hauß!
Zum fünfften müssen in den Reim
Ciues et rustici.
Die Bürgr vnd Bawren auch mit sein,
Die viel mehr denn vorige vier
[91] Haben jr besonder Manier.
Der tregt ein Hut, der tregt ein Kappn,
Der ein Mutzen, der andr ein schlappn.
Darnach einer sein Kleid schlecht tregt,
Der andr gestickt, durchneth, belegt.
Der prangt in Frenckischn Kittln daher
Im wintr, als wenns im Sommer wer.
Der mus mittn in den Hundes Tagn
Ein Wolffes Peltz zun Ehren tragn.
Der hat Lateinisch Hößlein an,
Helt sich für den gerechten Man.
Der lest die Lumpen hengen für
Als ein Tuch für des Baders Thür
Vnd meint, er halt auff besten vleiß
Deß Großvatern vnd Vatern weiß.
Der ein verbindet Knie vnd Bein,
Der ander acht das alls nicht fein.
Ein jeden sein das beste deucht,
Vnd helt sich damit leiden feucht.
So werden der Leimstengler viel,
Die ich nicht all erzelen wil.
MNEMON.
Du Lecker wilt viel reformiern,
Weist selbst nicht, wie du dich wilt ziern.
Ein jeder kleid sich seiner arth,
Vnd als er zuuor gwehnet ward.
Darin darffstu jm nicht sins pflegn.
LEIMSTENGLER.
Ey, Herr, daran ist nichts gelegn.
Ich beweiß damit in gemein,
Das noch viel mehr Leimstengler sein
Denn eben vnser junge Rott,
Die so erbermlich wird verspott.
Jedoch mus ich doch gstendig sein,
Iuuenes.
Das junge Leut in diesem Reim
Für allen mitteln vnd den Altn
Allein den freyen platz behaltn,
[92] Aber allrerst im sechsten Grad;
Das Alter billich vorzug hat.
Denn wir junge Leimstengler Jeckn,
Wenn wir noch reitten auff den Steckn,
Wenn man vns erstlich nennet Knabn,
So wollen wir was eigens habn:
Schlecht, geecket, gleich, krumb vnd rund,
Versetzt, gepletzet kunter bund.
Es sind gring Bereichen an Leutn,
Die sonst ein Jecknerchen bedeutn.
Der müssen wir haben gar viel,
Weil vnser Thorheit ist on ziel.
Damit wir vnser Ankunfft deutn,
Was für new Zucht auffkom bein Leutn,
Was noch von vns endlich für Held
Auffkommen werden in der Welt,
Die den Türcken sollen verjagn
Vnd mit den Pantoffeln todschlagn.
Denn ehmals warn dem Weibßgeschlecht
Die Pantoffeln allein gerecht,
Jr leng etwas damit zu hebn,
Das jr Kleid im Koth nicht blieb klebn.
Nu mus der lengste Man sich wagn
Vnd auch Weiber Pantoffel tragn,
Damit er nicht versuche Gott
Vnd mit den Stieffeln tret in Koth
Oder in Hundßtagen im Schneh
Im etwa erfrier der grosse Zeh.
Damit auch nicht der Staub einmal
Durch die Schue in die Augen fall
Oder wir mit den Pantoffl dahindn bleibn,
Wenn wir den Feind hintr vns hertreibn,
So hengt ein festes Schloß daran,
Da sie die Narren Ohren han,
Die vns viel zierlicher verstelln,
Denn ehmals die Spitzschu mit schelln,
Darüber man Holtzschue must tragn,
Mit Huffeisen als ein Pferd bschlagn.
Die baß stehn, denn die in der mitt
[93] Hatten Karteckn durchzogen Schnitt.
Die stiffl darff man auch nicht anzwingn,
Mit Bley ein Krumpfuß zu weg bringn
Vnd das Wasser darin behaltn,
Denn sie sind an der seit gespaltn
Vnd so voller Löcher gegrabn,
Es kan frey ein vnd außgang habn;
Sind Stieffeln, wie die Megdlein tragn,
Die gern von Menner nehmen sagen.
Darüber bind ich meine Knie,
Die Schenen fein zusammen ziehe,
Das ich darin werd steiff vnd lam,
Zeitig bekom das Podagram.
Das Hasen Futter aber deut,
Wenn es ja kommen solt zum Streit,
Das man die Pantoffeln laß stahn,
Lauff wie ein Haß den Wald hinan.
Denn solche bunte Lumpen Knabn
Sonsten kein andr Gewonheit habn.
Jedoch ist diß noch eins so fein,
Als das man hat ein nackend Bein
Vnd am andern ein gantze Hoß,
Welchs ehmals war ein Schweitzer poß.
Soll ich ferner erkleren auch
Meinen Narren trechtigen Bauch,
So würde es viel zu gehewrlich
Euch düncken vnd zu Affentewrlich.
Der Bauch vnd lang Haer in gemein,
Deut, das wir Weibr geworden sein,
Können im Sattl nicht fürwartz neign,
Den Feinden spieß vnd schwerter zeign,
Sondern müssen zurück hin weichn,
Frembden Feusten die Haer darreichn.
Damit auch aus solchr schönen Art
Nicht etwan ein Misgeburt ward
Vnd der Bauch für der zeit zerspalt,
So ist der Leibgürtl, der jn halt.
Doch ist an vns der Knebl das best,
Wenn man jn fein rauch wachsen lest
[94] Vnd wie ein Sawburstlein auff stehn;
Man kan recht Katrianisch sehn,
Denn die Krausen passiern wol mit,
Weil sie so fein zapffeln im trit
Vnd im Regen so nieder klappn.
Es sind doch Feldzeichen der Lappn
Vnd der Leuß künstlich Irregartn,
Damit man sie abfurt von Schwartn,
Da sonst die Altn barhelsig giengn,
Schneh vnd Regen im Busen fiengn.
Sie trugen auch Spanische Kappn,
Ein breiten Niederschlag vnd Lappn,
Der rauch gefüttert vberhieng
Vnd mitten auff das Gürtel gieng;
Oder trugen die Peltz gar letzt,
Das Rauch war außwendig gesetzt,
Welchs nerrischer war tausendfacht,
Denn das man jetzt die Krausen macht.
Zulegt lob ich mein breiten Hut,
Der ist für Hitz vnd Regen gut,
Das ich darunter Sichrheit hab,
Als die Schildkröt vnter jrm Nap,
Biß das sich ein Windlein erregt
Vnd jn fern in die Lufft hintregt.
Da lauff ich mit jm in die Wett,
Vergebens ich sonst die Flügl hett.
Ein Feder mus auch darauff stehn
Oder quer rund herümb hergehn,
Damit man mich Feder Hans nenn
Vnd für den leichten Bruder kenn.
Das ist kürtzlich die sechste Art,
So Leimstengler genennet ward.
MERIMNUS.
Hastu der Leimstengler noch mehr?
LEIMSTENGLER.
Zuletzt bring ich die Weiber her.
Die gehn den Mennern vor gar weit
Mit jrer Leimstenglichr Thorheit.
[95]PORPHYRIUS.
Halt, das mus mein Weib auch mit wissn,
Vnd solt sies gleich ein Jahr verdriessn.
Lauff, sag, das die Fraw geh herein!
PLUSIA.
Was wil mein Herr? Was soll es sein?
PORPHYRIUS.
Liebr horch, was bringt der für ein Reim!
LEIMSTENGLER.
Ich hab mein Stang, mein Kautz vnd Hund,
Ob ich ein Jecken fangen kund,
Der meins Kleides Leichtfertigkeit
Auch nachfolget mit Frewdigkeit.
So fieng ich zwar in einer eil
Der Ebnthewrer ein grosses theil.
Aber dieser bunter Pfingstvogel
Mit seinem Schnabel, Federn, Flügeln
Den andern allen weit vorgeht,
Alles jm am zierlichsten steht.
Wie zierlich steht der Docken Hut!
Ist er für Hitz odr Kelte gut,
Oder tregt sie den Hosn jrs Herrn
Ein abgeschnidten Spitz zu Ehrn?
Wie prangt das Harnetz nur so frey
Als ein Gülden Leußfischerey!
Das Becklein ist fein roth geschmiert
Vnd die Stirn mit Bleyweiß brunirt,
Als wenn es wer ein todes Bild,
Darin kein Blut vom Leben quilt.
Das Leimstengert sich leiden wol,
Wo man die Farb ankleben soll.
Wie ist so musterlich der Kragn,
Eben als wir Leimstengler tragn!
Wer da ein Schmetzchen geben wolt,
Billich auff die Banck tretten solt
Vnd von oben herunter küssn,
[96] Wie die Hanen jr Hüner grüssn.
Ein Esel trug des dinges mehr
Ad cathenas.
Vnd wurd doch nicht des Müllers Herr,
Sondrn blieb ein Esel jeder frist;
Der rechte Schmuck im Hertzen ist.
Wie ist die Brust so schön langseitig,
Wie sind die Ermel so geschmeidig,
Eben als wie der Kuckuck sitzt,
Wenn er die jungen Raupen schwitzt.
Insonderheit sichs wol gebürt,
Das jr habt ein Meerkatzen Gürt;
Die pflegt man auch mit der Bauchkettn
Also lassen vmbher zu tretn.
Was ist aber an jeder Seid
Der heimlich einschnidt in dem Kleid?
O weh dem armen Flöhen Gschlecht!
Das wird nu erst belagert recht;
Nu müssen sie das Lebn auffgebn,
Eh denn die Frawn die Peltz auffhebn.
Von andern griffn ich nichts bericht,
Ein Leimstengler verret den andern nicht.
Es war ja ein löblicher Brauch,
Das die Fraw auch für jrem Bauch
Ein schönes weisses Schurtztuch trug
Zur Deck, zur Ehr, zur Zier vnd Fug,
Das sie reine weiß vnd Keuscheit
Irm Man verwart zu aller Zeit.
Ich kan hie nichts dergleichen sehn;
Der Bauch mus fein bloß herfür stehn.
Vielleicht gehn sie wol gar on Hembd,
Das Völcklein hat sich außgeschempt.
So kant man eh beim Krantz den Wein,
Vnd was noch keusche Jungfrawn sein.
Abr der Wein ist nicht wol einkommn,
Keuscheit hat auch sehr abgenommn.
Drümb sind die Weinkrentz nicht gemein,
Die Jungfrawn Kren klein oder kein.
Auff gantzem Heubt sie erstlich stundn,
Von Blum vnd Kraut zierlich gewundn,
[97] Darümb das, die jn trug, noch war
Jn jrer blühendn Jugend Jahr.
Darnach lag er forn auff der Naß,
Jm nacken er zum dritten was.
Als er aber zu falln anfieng
Vnd nehrlich an eim Ohrlein hieng,
Da ward er so klein als ein Ohr,
Die Blumen er auch gar verlor,
Vnd mus sich einr weit weit vmbsehn,
Biß er ein Blum im Krantz sicht stehn.
Das hat auffbracht ein alte Magd,
Die an jrm freyen gar verzagt,
Die an jr kein Jungfrawschafft spürt,
Sondern die Blum war gar verdürt;
Die sich besorgt, sie würd erkant
Vnd etwan ein Krantzhur genant.
Darümb ließ sie jr Krentzelein
Jm Winterlager bleiben heim.
Die Jungen folgen gleich gestalt,
Das man sie auch nicht ehrlich halt.
Ist das nicht recht Leimstengler art,
Wenn man am Krantz die blumen spart?
Wenn man so denckt an das Mannehmn,
Das man sich auch des Krantz wil schemn,
Den man zu ehren hoch solt hebn,
Jn der Kirch seinem Breutgam gebn
Nach etlicher Völcker Gwonheit,
Nach vnser alter Erbarkeit.
Wie auch Magdburg die erbar Stad,
Einr Jungfrawn Krantz im wapen hat.
Die Blumen Krentz nicht tragen wolln,
Billich allda nicht freyen solln,
Sondern die Jungfraw lassen stehn
Vnd one Krantz zum Thor außgehn
Als Krantzlose Leimstenglerin,
So der Blumen vnwirdig sein.
PETERMAN.
Ach Leimstengr, laß die Megdlein lebn,
Sie sollen dir ein Krentzlein gebn.
[98] Odr gib einer jeden ein Man,
So soltu die Krentz alle han.
LEIMSTENGLER.
Ja wol, Peter, ich nehm ein Krantz
Vnd laß die Sach vertragen gantz.
Ich abr geb keiner einen Man,
Der Pfarrer soll die Ehre han.
PETERMAN.
Das hört jr wol, jr lieben Kind,
Das man in der Kirch die Mennr find.
O geht vnd find ein frommn Geselln!
Ich wil mich gern zur Hochzeit einstelln.
LEIMSTENGLER.
Potz Fleisch, potz fisch, nu schreck ich gantz.
Es ist kein Hund, er hat ein Schwantz,
Es ist kein Katz, sie hat ein Zagl,
Es ist kein Kuh, sie hat ein Wadl.
Allein das Weib war gar ein Mutz,
Nu thut sie allen Thieren trutz
Vnd hat den lengsten breiten Schwantz.
Ey, wie schickt sich der fein zum Tantz,
Wie reinlich kehrt er ab die Gaß!
Nu regents auff den Peltz kein naß.
Er rhüret auch kein Pflastr im Sitz,
Sondern schlefft im dreckichten Spitz,
Nimpt dauon ein schönen Geruch
Als ein Kuhdreck im Seidentuch.
Dafür die gest den Angstschweiß schwitzen,
Wenn sie bey dir zu Tische sitzn.
PLUSIA.
Das dich Gott schend, du ehrlosr Man!
Ich hab mein ehrlich Kleider an,
Die meinem Man vnd mir gefalln;
Vnd du solst mit schimpff dauon lalln,
Hollhippeln mir zu spott vnd Leid
[99] All stück mit deiner Naßweißheit?
Hertzer Herr, wollet jr das leidn,
So wil ich jm selbst die Back auffschneidn.
LEIMSTENGLER.
Fraw, wenn jr mich also wolt fetzn,
So last mich erst ein Helm auffsetzn
Oder fechtet mit mir im Schwerd!
Die sachen sind der müh wol werd.
PLUSIA.
Ich wil dir fechtn, du solst erfahrn;
Bescheist mich denn der Teufl mit Narrn!
LEIMSTENGLER.
Gnad Herr, wie kom ich hie dauon?
Die wird mich gwiß auch greiffen lan.
Ich bitt, man helt mir mein Geleit,
Wie zu anfang war der bescheid.
PORPHYRIUS.
Ey, du machts etwas zu vnmeß,
Das ich selbst schier des Gleits vergeß.
Wir wolln aber scheiden mit Glimpff,
Es ist doch ein Leimstenger schimpff.
LEIMSTENGLER.
Ich danck dem Vrtheil vnd den Herrn.
Wollen die mir ein Gab verehrn,
So zieh ich wider meine Weg
Zeitig, eh denn es regnet Schleg.
RABBI SALOMON.
Mein Leimstengler, horch, was ich hab,
Das ich dir verehrn wil zur Gab!
Ein Kleid soll haben diesen Nutz,
Das sey des Leibes deck vnd schutz
Vnd das daneben auch bedeut
[100] Nicht allein vnser Schuld vnd Leid,
Sondern was Stands ein jeder führ,
Was jm derhalb für Ehr gebür.
Die Muster aber an den Kleidern
Mus die Gewonheit vnterscheidn,
Das man darin zu allen zeitn
Folg erbaren vnd ernsten Leutn
Vnd nicht all Tag was newes mach,
Das jeder vnser Thorheit lach
Oder daraus was böses lern.
Was new ist, hat ein jeder gern;
Dein Kleid aber dient nirgend zu,
Es blöst mehr, denn es decket zu;
Es ist kein wol, sondrn vbelstand,
Es ist ein leichtfertige Schand.
RABBI IOSES.
Ich mus auch das noch darzu sagn,
Ein jeder soll die Kleider tragn,
Die seinem Stand gebüren wolln,
Nicht das, was andre tragen solln;
Wie denn auch Moses hat befohln,
Das die Männr kein Weibßkleidr tragn solln.
Nu macht jr euch vnd ewre Kleidr
Gantz vnd gar zu mennern vnd weiber.
Dein ding sind lautr delyria.
LEIMSTENGLER.
Herr sequens sequens per omnia,
Narrauerunt patres jetzt,
Et nos narrauimus illis,
Quia nequam est generis omnis.
Ich trage, was die Menner tragn;
Das jr abr wolt von Stenden sagn,
Dauon hör ich, das Kleid sey dr Man,
Vnd wer es hat, der zieh es an.
Wer nicht Lachs hat, der eß Kulbarß;
An armer Leut Hoffart wisch der Teufl den
Et caetera.
[101]PORPHYRIUS.
Ha ha he, das war ein altes,
Du bleibst Leimstengler, darauff galts.
LEIMSTENGLER.
Ey, das wer gut gesunde Lufft,
Gott gesegn es ins Hertz, das pufft.
PORPHYRIUS.
Schencks voll ein vnd brings wider her!
Infundit Syrus et mox reddit diuiti.
LEIMSTENGLER.
Gnad Herr, ich bedanck mich der Ehr.
PORPHYRIUS.
Das ist ein Kron. Thut, wie ich thu!
BYSSINUS.
Ich leg die meinen gern dazu.
RABBI IOSE.
Ich hab für solche Vogl kein Geld.
PORPHYRIUS.
Ich bitt, thuts, weils allen gefelt!
IOSE.
So wil ich jm ein Dreyer gebn.
MERIMNUS.
Das ist abr vns andern nicht ebn,
Wir haben gegeben ein Kron.
IOSE.
Ey, das ist gar zu grosser Lohn.
PORPHYRIUS.
Damit die sach vertragen sey,
Da sind drey Kronen für euch drey.
[102] Vnd du, Leimstengler, tritt herein!
Geld vnd Becher sey beides dein.
Die Herrn vnd ich dir alles schenckn,
Vnser dabey wol zu gedenckn.
Du hast an mir ein gnedign Herrn,
Kom morgen widr, soll besser werdn.
LEIMSTENGLER
ebibit et effundit poculum in manicam.
Gesegens Gott, das war gesund,
Das schmeckte mir im Hertzen rund.
Ich sag erst danck meinem Hoffherrn,
Des Herrn Brüder mit allen Ehrn,
Darzu der löblichn Priesterschafft;
Allen bin ich mit dienst verhafft.
Jr wolt mir nichts zu argen kehrn,
Ich dien euch alln zur Lust vnd Ehrn.
PORPHYRIUS.
Syre, führ jn zur Küch hinein
Vnd laß jn friesch vnd frölich sein!
SYRUS.
Nu kom Leimstenger, geh mit mir!
Du hast troffen die rechte Thür.
LEIMSTENGLER.
Je erger Schalck, je besser Glück;
Gott ehr mir die Leimstenger stück;
Wenn ich mich so ernehren kan,
Ließ ich Arbeit potz Veltin han.