42.

Wie stürzte sonst mich in so viel Gefahr
Ein krausgelocktes Haar,
Und eines Feuerauges dunkler Blitz,
Und ach, zum Lächeln stets bereit,
Der Rede holder Sitz,
Ein süßer Mund voll schöner Sinnlichkeit!
Da wähnt ich noch, als wäre der Besitz
Das einz'ge Gut auf diesem Lebensgang.
Und nach ihm rang
Mein junger Sinn und mein betörter Witz.
Da sah ich bald im Wandel der Gestalt
Vor mir die Jugend alt,
Und jede schön geschwungne Form verschwand;
Und ach, wonach ich griff in Hast,
Entfloh dem Unverstand,
Und nie Beseßnes wurde mir zur Last:
Bis ich zuletzt, nicht ohne Schmerz, empfand,
Daß alles Schöne, was der Welt gehört,
Sich selbst zerstört,
Und nicht erträgt die rohe Menschenhand.
[71]
So ward ich ruhiger und kalt zuletzt,
Und gerne möcht ich jetzt
Die Welt, wie außer ihr, von ferne schaun:
Erlitten hat das bange Herz
Begier und Furcht und Graun,
Erlitten hat es seinen Teil von Schmerz,
Und in das Leben setzt es kein Vertraun;
Ihm werde die gewaltige Natur
Zum Mittel nur,
Aus eigner Kraft sich eine Welt zu baun.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Platen, August von. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1834). Romanzen und Jugendlieder. 42. [Wie stürzte sonst mich in so viel Gefahr]. 42. [Wie stürzte sonst mich in so viel Gefahr]. TextGrid Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7765-1