19. Schneiderburg

Ein Schneider flink mit der Ziege sein
Behauste den Krempenstein,
Sah oft von felsiger Schwelle
Hinab zu der Donauwelle,
In reißende Wirbel hinein.
So saß er oft und so sang er dabei:
Wie leb ich sorgenfrei!
Meine Ziege, die nährt und letzt mich,
Manch Liedchen klingt und ergetzt mich,
Fährt unten ein Schiffer vorbei!
Doch ach, die Ziege, sie starb und ihr
Rief nach er: Wehe mir!
So wirst du mich nicht mehr laben,
So muß ich dich hier begraben,
Im Bette der Donau hier?
Doch als er sie schleudern will hinein,
Verwickelt, o Todespein!
Ihr Horn sich ihm in die Kleider:
Nun liegen Zieg und Schneider
Tief unter dem Krempenstein!

Notes
Erstdruck 1821.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Platen, August von. 19. Schneiderburg. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-763C-5