Fünfter Auftritt
Falstaff. Herr Fluth, als Bach verkleidet.
Nr. 6. Rezitativ und Duett Reztativ
FLUTH.
Gott grüß Euch, Sir! Ich bin sehr hochbeglückt, den großen, den weltberühmten Ritter John Falstaff hier zu sehn!
Gegenseitige Verbeugung.
FALSTAFF
geschmeichelt.
Oh! ... Ihr beschämt mich! Beiseite. Ein charmanter Mann!
FLUTH.
Mein werter Sir, ich war so dreist,
Euch einen Morgentrunk hierher zu senden.
FALSTAFF.
Ist's Euch genehm, so trinken wir ihn gleich.
FLUTH.
Falstaff schenkt ein sie verbeugen sich gegeneinander.
BEIDE.
Wohl bekomm' es Euch! Sie trinken.
[38]FALSTAFF.
Vortrefflich! – Doch wer seid Ihr, werter Sir? Und was führt Euch zu mir?
FLUTH.
Ich heiße Bach.
FALSTAFF.
Bach!
FLUTH.
Und bin ein Mann,
Der vieles durchgebracht.
FALSTAFF.
Da habet Ihr, Herr Bach, es ganz wie ich gemacht.
FLUTH.
Doch bleibt mir noch ein gutes Sümmchen übrig,
Das ich nicht schonen will bei einem Unternehmen,
Zu dem ich Euern Rat erbitten möchte.
FALSTAFF.
Ein Abenteuer?
FLUTH.
Ja, so ist's – und da Ihr, teurer Sir,
Als ein galanter Kavalier bekannt,
Den jede Frau erhört, so wend' ich mich an Euch.
Erfahret denn:
Geheimnisvoll.
ich bin verliebt zum Rasen
In eine Madame Fluth und muß die Frau besitzen,
Und wenn ich drüber sterben soll!
FALSTAFF
für sich.
Ha, alle Wetter, das wird int'ressant!
Der kommt in mein Gehege!
Laut.
Ich kenn' sie wohl, es ist ein liebes Weibchen!
FLUTH
beiseite.
Du Höllenhund!
Laut.
Doch ist sie stets bewacht
Von ihrem eifersüchtigen Gemahl.
Kennt Ihr ihn auch?
FALSTAFF.
Ich hab' ihn nie gesehn,
Doch sagt man allgemein, er sei ein ausgemachter Narr
Und habe sehr viel Geld.
FLUTH
beiseite.
Die Pest in deinen Hals!
Laut.
Mein teurer Sir –
Weil dieses Weibchen mich durchaus verschmäht,
So bitt' ich Euch, probiert bei ihr das Glück!
Ihr seid ein feiner, ein sehr gewandter Mann,
Dem sie gewiß nicht widerstehen kann!
FALSTAFF
geschmeichelt.
Ihr traut mir sehr viel zu –
FLUTH
beiseite.
Ja, jede Schändlichkeit!
Laut.
Doch damit alle Mittel zu Gebote stehn,
Erlaubet Ihr mir wohl, den Beutel Gold
Euch zur Verfügung hier zu lassen ...
Er legt einen Beutel mit Gold auf den Tisch.
[39]FALSTAFF
für sich.
Nun, das wird doch ein Esel sein!
Zu ihm.
Herr Bach! Ihr seid ein wackrer Mann!
Ich zweifle nicht, das Weibchen zu erobern.
FLUTH
heftig.
So, glaubt Ihr? –
Sich fassend.
Oh, das wäre herrlich!
FALSTAFF.
Allein, was habt denn Ihr davon,
Wenn sie mich nun erhört?
FLUTH.
Das ist ganz einfach. Seht,
Sie deklamieret stets von ihrer Tugend;
Doch könnt' ich vor sie treten
Mit irgendeiner sicheren Entdeckung
Vom Gegenteil, so würd' auch ich erhört.
FALSTAFF.
Ist's weiter nichts als das? Da helf' ich Euch sogleich!
FLUTH
beiseite.
Ich komme um vor Wut!
Laut.
Wie das? Erkläret Euch!
FALSTAFF
lacht.
Hahahaha! Euch kann ich es ja sagen – so hört:
Langsam und sehr selbstgefällig.
Ich habe selbst seit ein'gen Tagen
Mit ihr ein zärtliches Verhältnis.
FLUTH
auffahrend.
Tod und Teufel!
FALSTAFF.
Was sagt Ihr, Sir?
FLUTH
sich fassend.
Ich sagt' ... ich hege keinen Zweifel
Und bin vor Freude außer mir!
Erzählt doch weiter!
FALSTAFF.
Ich hatte gestern schon ein Stelldichein bei ihr,
Doch als wir eben im vertraulichen Gespräch,
Da kommt ihr Mann, der Narr,
Der eifersücht'ge Kerl gelaufen
Mit einem ganzen Rudel Nachbarn. Weiß der Teufel,
Woher er Wind bekommen von der Sache;
Genug – er kam und tobt' und schrie
Umher, als wär' er toll.
FLUTH
erstaunt.
Als Ihr noch da war't?
FALSTAFF.
Nun freilich! – Doch zum Glücke
War eben eine Freundin da,
Die des Verwünschten Ankunft eilig uns verriet.
Die lieben Weibchen, sie wußten schnell zu helfen
Und sie versteckten mich in –
[40]FLUTH.
Nun?
FALSTAFF.
In einem großen Waschkorb.
Duett.
FLUTH.
In einem Waschkorb?
FALSTAFF.
Ja, Sir Bach, nun denkt Euch nur!
Die gewichtige Statur!
Eingepökelt lag ich drinnen,
Ganz bedeckt mit alten Linnen,
Bis der Themse schnöde Flut
Kühlte meiner Liebe Glut.
Ach, Sir Bach, bedenket nur,
Die gewichtige Statur!
FLUTH.
I! Das geht mir wirklich nah!
Traurig ist, was Euch geschah.
Ihr seid herzlich zu beklagen!
Alles das habt Ihr ertragen
Um die niedliche Frau Fluth?
Ei, was doch die Liebe tut!
FALSTAFF.
Ja, denkt nur!
FLUTH.
Ei, was doch die Liebe tut.
Doch da ist wohl das Verlangen
Nach dem Weibchen Euch vergangen?
FALSTAFF.
Ja beinah – denn hätt' ich Lust,
Läg' sie heut noch an meiner Brust.
FLUTH
für sich.
Himmel! Hölle! – Fassung! Ruh!
Freundlich.
Wie? So schnell käm't Ihr dazu?
FALSTAFF.
Ja, ein Sieg ist leichte Mühe,
Wenn man so wie ich gefällt,
Und sie hat auf heute frühe
Mich schon wieder hinbestellt.
Dann wird ihr Mann, das Ungeheuer,
Auf die Vogelbeize gehn ...
Ein Weibchen, fängt es einmal Feuer,
Bleibt nicht auf halbem Wege stehn!
Bleibt nicht so leicht auf halbem Wege stehn.
FLUTH.
Nun, Ihr geht doch hin, Sir John?
FALSTAFF
steckt den Beutel mit Geld ein.
Euch zuliebe tu ich's schon.
[41]FLUTH.
Tausend Dank, mein werter Sir!
Beiseite.
Walfisch! Das bezahlst du mir!
FALSTAFF.
Zeit ist's schon zum Stelldichein,
Und das Täubchen wird schon spähen.
BEIDE
nacheinander.
Heut wird alles besser gehen,
Und wir werden glücklich sein!
Welche Hoffnung! Welche Freude!
Nur geschwind zum Stelldichein!
FALSTAFF.
Wie freu' ich mich, wie freu' ich mich,
Wie treibt mich das Verlangen!
Wir beide kriegen sicherlich
Das Weibchen noch zu fangen
Und drehen ihrem Ehemann
Ein paar gewalt'ge Hörner an.
Hahahahahaha!
FLUTH.
Ha! Wie freu' ich mich, wie freu' ich mich,
Wie treibt mich das Verlangen!
Noch heut bekomm ich sicherlich
Den saubern Herrn zu fangen;
Mit wahrer Wonne denk' ich dran,
Wenn ich dich tüchtig prügeln kann!
Hahahahahaha!
BEIDE.
Wie freu' ich mich,
Wie treibt mich das Verlangen!
Wir beide kriegen sicherlich
Das Weibchen noch zu fangen!
Welche Hoffnung! Welche Freude!
Es ruft die Stunde schon zu ihr zum Stelldichein,
Wir werden sicher heute beide glücklich sein,
Sie umarmen sich.
Lebt wohl denn!
FLUTH
ihn umarmt haltend, abgewandt.
Recht bald durchprügl' ich dich.
FALSTAFF
ebenso.
Der Tölpel dauert mich!
BEIDE.
Wir werden beide glücklich sein.
Die Stunde ruft zum Stelldichein,
Wir werden beide glücklich sein!
Beide gehen ab.
[42] Verwandlung
Garten hinter Reichs Hause, welches den Hintergrund bildet
Verschiedene Baumgruppen, wovon eine zu jeder Seite, ganz im Vordergrunde.
Nr. 7.
Szene, Romanze, Duettino und Quartettino