5.
Mira wird mit jedem Tage blasser,
In den tiefsten Wald, auf Wildesbahnen
Flieht sie, wenn der Marosch laute Wasser
Sie zu schmerzlich jener Nacht gemahnen.
Mischka klagt, doch fern, daß er verdamme
Seines Kindes unglückselge Triebe,
Weil bei ihm und seinem wilden Stamme
Frei und heilig gilt des Menschen Liebe.
Weinend sinkt sie oft am stillen Teiche
Vor den Göttern hin um Trost und Hilfe;
Und so fand man sie, das starre, bleiche
Antlitz eingedrückt dem grünen Schilfe.
Und der Jüngling, der ein Herz gebrochen,
Läßt ein andres schon an seinem pochen.
Mischka stiehlt sich in den Stall des Grafen
Mitternachts – die müden Knechte schlafen –,
Leise tastend schleicht der Pferdekenner,
Prüfend Mähn und Schweif, von Roß zu Roß,
Bis sein Griff erkennt den schnellsten Renner,
Drauf der Graf jüngst durch die Heide schoß;
Und er schneidet sacht mit scharfer Schere
Haare aus dem Schweif der edlen Mähre,
Zu behaaren seinen Fiedelbogen,
Denn es kommt die Hochzeit angezogen;
Mischka hat, bevor ers Freie sucht,
Still des Rosses Hufe noch verflucht.