[54] Der 12. (72.) Kühlpsalm

Als er in göttlichem tribe aus London den 4 Julius zum Egyptischen Jacob, den Hertzog von York eilend, über Stanford, York, Richmont, Durham, Newcastle, Barwick, zu Edenburg in Schottland den 16 Julius ankam, voller tiffen, wunder, zukünfftiges mit bindung Engellands vor 42 Monden unter dem Päbstischen Yorker angestimmet den 10 Jul. in York und in Edenburg den 19. 20. Jul. 1681.


1.
Ach, Ach, Egypten, Ach, das du recht Scotisch heist,
Mit finsternis verdekkt!
Schau, Gottes Wunder, schau, das nun in York aufreist,
Wo Constantin erwekkt!
Ein feurig Wesen naht im allerlichtstem lichte
Zu deinem Sechsgerichte!
Es schleiffet dich, und alle deine Reich,
Bis Berge sind den thälern gleich.
Ach, Ach, Egypten, Ach! Schau das versprochne kommen!
Du leschst zulangsam, Ach! Dein leib ist schon entglommen.
2.
Beweine dein Geschlecht, wi Rahel ihrs beweint,
Wi Sion ihrs beklagt!
Nun ist dir Gottes hertz, wi deines vor, versteint:
Sih, wi bei Uns nun tagt!
O Unaussprechlich glantz, und noch im erstem blikke!
Welch Unglükk aus dem glükke?
Es fährt auf dich und deine finstre nacht,
Bis Scotien gantz unterbracht.
Heul! falscher Jacob, heul! Heil, Römscher Yorker, heile.
Dem wahrem Jacobsstamm wird A.L.L.E.S. nun zum theile.
3.
Constantinopel, jauchtz! Aus York kommt neu hervor,
Der im Christkreutze sigt!
Dein Ismael empfängt, was Ismael verlohr,
Weil Rom und York erligt!
Das einge Christuskreutz ist nun zehneinig worden
Vom Morgen und von Norden.
Zehneinig ist auch unsers Yorkes stärk
[55]
Zum allerhöchstem Gotteswerk.
Constantinopel, jauchtz! Constantinopel, prahle!
Nun nahet dir der kern nach Constantinens schale!
4.
Das feuriglichte licht ist, Scotien, nun da!
Es scheint dir unerfast!
Das licht brennt aus dir fort! Wer ist, der dis an sah?
Du kennst nicht, was du hast!
Es fährt aus dir in eil! Aus deinen finsternissen!
Rom wird es ewigst büssen.
Es fährt aus dir nach dem Egyptschem stuhl,
Dem Scotischem Fegfeuerpfuhl.
Auf, Volk im finsterm Land! Dis licht wird dich erfreuen!
Besonnenmeeren dich! di finsternis zerstreuen.
5.
Egyptscher Jacob, Ach! Dein Zepter ist nur glas!
Er bricht und bricht in Nichts!
Genüsse thron und kron, wi Pharao genas,
Um deines stoltzen Ichts.
Darum bistdu erwählt vom falschem Jacobssamen,
Das gros sei Gottesnahmen!
Dein Jacob lis den Mann, den Gott der Herr erkohr,
Dadurch er sich und dich verlohr.
Eur Vater muste theur di Fridrichsschmach erfahren:
Jehovah wolt vor euch di hefen gantz bewahren.
6.
Friedleeres Fridenreich, das euer Jacob pflag,
Als Gott den Fridrich krönt!
Untreue Labansart! der gantzen Welt gesag!
Mit was wird si beschönt?
Der Eifer Gottes hat dis schrekklichst heimgesuchet,
Und eur Geschlecht verfluchet.
Eurs Jacobs zeit di ward durch gifft verkürtzt,
Und unerhöhrt sein Sohn gestürtzt.
Das dritt und virdte glid schwebt erst in grausen nöthen:
Der gantze Erdkreis wird vor seinem end erröthen.
7.
Gott straffte vor so hoch, als noch weit minder schuld,
Was wird nun itz geschehn?
Misbrauchet man mit ernst Jehovens huldgedult?
[56]
Wil man zu todten flehn?
Sol Rom nun erst sein Rom in eurem Rom erhöhen?
Wolann, ihr sollt vergehen.
Rom sol mit euch empfangen seinen schlus
Vor seinem falschen Judaskus.
Höhr, Himmel! Erde, höhr! Eh mus eur abgrund brechen,
Eh dis Geschlechte sol den Fridrich länger schwächen.
8.
Herab, Egyptisch Rom! Herab, Egyptisch Fürst!
Herab, Egyptisch Schutz!
Ich reiss und reiss auf Rom, da du nichts merken wirst:
Trutz sei nun aller trutz.
Mein goldschwerd ist geschärfft mit feuerlichter hitze,
Gespitzet ohne spitze!
Es schneidt und schneidt, als ni ein schwerd noch schnit,
Bis Babel ist von glid aus glid!
Empfinde, Pharao, di Pharaonsche plagen.
Dein Flinkerwagen fällt vor unserm güldnem wagen.
9.
JehovaJesus gibt dem Kühlmann seine krafft:
Sein Königreich ist fest.
JehovaJesus hat den Kohlmann weggeschafft
Mit allem seinem Rest.
JehovaJesus gab im Böhmschen Jacob segen,
Um Jacob recht zu wägen.
Di Wagschal ist nach Gottes heilgem Recht
In allen Zahlen wunderschlecht.
Des Kohlmanns Jacob hat zuleicht und schwer gewogen:
Des Kühlmanns Jacob hat nach Gotteswink gezogen.
10.
Kühlmannisir, mein Geist, das alle Welt gekühlt,
Das alle Welt entkohlt!
Gerechtikeit und Frid sei widerum gekühlt!
Di gütt und treu gehohlt!
Des Treibers last sei A.V.S.! Verfolgung müsse schwinden!
Frohlokken sich einfinden!
Di Eintracht wohn in idem voller lust!
Ein Kindlich Geist sei nur bewust!
[57]
Gehorsam Einfalt sei des Königreiches mauren,
Das in der Ewikeit, nicht nur auf Erd wird tauren.
11.
Lobsinget Gott den Herrn, der Uns so gar erhöhrt
In sibner proben glutt!
Sein hülfschutz schützte Uns, das wir gantz unversehrt!
Sein auge war Uns gutt.
Gott gab, was i begehrt in allem hauptvornehmen
Zu aller gräm und schämen.
Der Uns gesalbt, der half Uns mit gewalt:
Sein himmel stritt so mannigfalt.
Gott rif mir, und ich kam! Gott höhrte auch mein ruffen!
Di siben proben sind nun siben thronesstuffen.
12.
Mein Heiland, Herr, mein Gott! Ich freu mich deiner stärk!
Des hertzens wunsch wird dar!
Du segenströmst auf mich! Ich bin dein Wunderwerk!
Hutt, thron und Kron ist klahr.
Belebst, beehrst, bezirst! Du machest Uns zur segnung!
Du bist di freudbegegnung!
Du findst di Feind und frissst si in dem feur!
Si sind der welt ein Ungeheur.
Ihr übler anschlag ist auf si zurükkgeprellet:
Ich bin der fremden haupt, und jene sind zerschellet.
13.
Nun hastdu mich erwekkt; aus allem volk erwählt!
Erhalte mich, mein Hort!
Weicht, Feinde! Falsche, weicht! Seht, wi ihr ewig fehlt!
Jehovah ist mein Port!
Mein Vater! Jah! Mein Gott! Ich sinke vor dir nider!
Sei nimmer mir zuwider!
Es ist dein schwur! dein wort! dein ewig bund!
Es sprach dein Mund von Mund zu Mund.
Du kanst aus steinen mir auch reinen samen geben!
Dein hertze müss dein hertz aus meinem hertz erheben.
14.
O blüh, Gerechtikeit, so lang mein adem haucht!
Verdrükkung ist ans end!
Hauptfriden, blüh und blüh, so lang mein brodem raucht,
Den ich zu Gott aufsend.
[58]
Gerechte, freuet euch! Eur Erndzeit ist erschinen!
Grünt, grünt ein ewig grünen!
Christina, wi? Du wahres Christinnbild!
Wird nun dein wunsch anitz erfüllt?
Du lebst in unser Seel mit allen Gottsgesandten!
Jauchtzt, Brüder! Schwestern, jauchtzt! Jauchtzt alle Geistverwandten!
15.
Printz Jesus! Hauptmonarch! Dein ist nur diser Sig!
Vom meer bis an das meer!
Dein ist di herrlikeit! Dein ist der wunderkrig!
Dein sind di beide heer!
Ich bin dein Knechtchen nur, O König aller König!
Verdine gros noch wenig!
Gelobet sei Gott Vater, Sohn und Geist,
Der sei davor allein gepreist!
Gelobet sei dein nahm mit ewigem gepränge!
Verherrlicht seinen ruhm, Virfache Erdengänge!
16.
Quellt, Insuln, Gotteslob, Bringt, Könige, Geschenk!
Auf, Auf, West, Nord, Ost, Sud!
Säumt, säumt euch, Völker, nicht! Seid Gottes ingedenk!
Der euch zur hochzeit lud!
Frohlokkt, frohlokkt mit mir in unserm Gott der Götter,
Dem eintzigem Erretter!
Folgt, folgt ihm nach, wi billichst euch gezihmt,
So werdet ihr von ihm gerühmt.
Bei jah sei euer schwur! Bei jah dem wahrem Amen!
Ein Lügner falle hin, wi Gottesfeind umkamen.
17.
Recht ist mein Lobespsalm! Genade mein Gesang!
Recht, wi es Gott befahl!
Genade, wi vor Gott si ewiglich erklang
Im ewigewgem strahl!
Was in den Himmeln ist nach Gotteswill entschlossen,
Ist hir auch zugeflossen.
Das untre ist des Obern irrdscher Ris,
Nach dem Original gewis.
Wann dises Untre Reich dem vater überlassen,
Wird seine leiblikeit das Obre geistlich fassen.
[59] 18.
Sanfftmüttig ist mein weg, mit fürsicht untermengt,
Vom Zorne unverletzt!
Ein Jachzorn hat sehr offt nur bösen zorn erzwängt,
Der böse frucht gesätzt.
Im mittelwege ist mit seinem Volk zuhandeln,
Und in dem haus zuwandeln.
Des Königs Haus ist alles volkes zil,
Nachdem sich ider richten wil.
So lang des Königs Burg ein Spigel bleibet allen,
Kan Gottesgnade nicht vom Königreiche wallen.
19.
Treuredlich ist mein hertz, ein Feind vor böser sach,
Des Teufels eignem fund!
Di Übertreter sind bei mir im Ungemach
Vom innerm Seelengrund.
Wer übertreter libt, ist selbst der übertreter,
Und seines Reichs Ausjäther.
Verkehrte, Weg! Di Bosheit ist mir greul!
Verleumdung hat bei mir nicht theil.
Unzeitigstoltzer Mutt in inneren gedanken
Wankt wankelvoll bei mir, wi er bei sich mus wanken.
20.
Untreue, weicht von mir! Di Welt ward so verderbt!
Das unrecht ist mir gifft!
Wer seinen Gott ernst ehrt, hat meine gunst geerbt
Mit unausleschbar Schrifft.
Gottlosen, Eilet, eilt! Nicht einer sol verbleiben:
Ich wil euch all aufreiben.
Jehovens Reich verträgt kein falsches thun:
Wer falsch, der wird bei mir nicht ruhn.
Der ist ein unterthan, der ewig dort mein Bruder:
Wer Christi leben lebt, der führt mit mir das ruder.
21.
Weh, weh, Egypter, weh! Sih, wi dein Reich versinkt,
Nun Gottesölbaum bäumt!
Weh, weh, Egypter, weh! Wer mit der huhre trinkt,
Wird mit ihr aufgeräumt!
Das seelge Jahr ist dar, davon Christina zeugte,
[60]
Als si dich, Yorker, beugte.
Ihr seelgers jahr wird folgen überschnell,
Wi eine well, nach einer well.
Weh, weh, Egypter, weh! verdupple Romeszigel!
Wohl, wohl, wohl Israel! wir haben wunderflügel.
22.
X trifft nun unsre Feind, das ewigewigst daurt,
Weil wir durch Kreutz das Kreutz!
Das Lamm ist nun ein Löw! Schaurt, Feinde! Feinde, schaurt!
Reitz, Pharao, reitz, reitz!
Wir brülln mit feur und licht im eifer höchstergrimmet,
Bis Babel durchfeurglimmet.
Wir fallen an durch Gott unendlich stark:
Verschlingen dir dein inners mark.
Ächtz, ächtz und ächtz! Di Pfeile sind bereitet!
JehovaJesus ist, der mich nach Rom begleitet.
23.
York, York! Wir fuhrn aus dir nach ödenburgs gefild,
Zum ödens Jacobs fall!
York, York! wir fahrn zurükk, bis Edenburg gebildt
Zum Edens Jacobs A.L.L!
Gottlob, es ist vollbracht, um was wir also pfeilten,
Auf Scotien zueilten.
Wir haben fest verrigelt Edens thor:
Dein Jacob kan nimals empor.
Rom wird zur ödenburg, hat ödnis zuerwarten:
York wird zur Edenburg, und neuem Edensgarten.
24.
Zusigle, meine Seel, mit Gottes Ehrenlob!
Spring in Mariens Wonn!
JehovaJesus ist, der seinen Knecht erhob:
Mein Heiland, meine Sonn!
Von nun an werden mich verseelgen alle zungen,
Bei denen dis erklungen.
Gott hats gethan nach seiner eigenwahl:
Sein war ist wird es allzumahl.
JehovaJesus krönt, thrönt, söhnt den ärmsten aller armen:

Sein war, ist, wird, sein ist, wird, war, sein wird, war, ist, dis wunder voll, hoch, reich erbarmen.

[61] 1. Des 72. Kühlpsalmes Fatalschlus der Kühlfigur

Stat des 72 Psalmes Endes der Gebete Davids, des Sohnes Isai, nachdem er den 22 Julius von Edenburg ausreitend mit guttem wetter, so plötzliche stürme vom Himmel und fälle auf Erden mit höchster gefahr 5 tage nach ein ander erfahren; ausgesprochen nahe bei London und Islington in seiner ankunfft den 31 Julius 1681.


Di stunde naht! Ich komme auf dich zu!
Das wesen eilt! Hinweg ist deine Ruh!

2. Des 72. Kühlpsalmes Fatalschlus des Fatalschlusses

1. Nachdem 42 Monden alles an ihme selbsten erfüllet vom 31 Jul. 1681. an, in dem 42 monatlichem concentrirtem Wunder der beiden zeugen, und er nun am göttlichem geheimnis beweget, gereget den sententz über den König von Engelland, Carl den 2. aussprach zu Amsterdam den 31 Jenner 1685, darauf er den 15 und 16 Febr. 1685. starb.


Nun ist di grosse stund, Elender Carl, gekommen!
Du fällest in das grab, das du dem Kühlmann grubst.
Elias zeit ist hin durch zweiundvirtzig Monden.
Nun komm ich kräfftig an mit Jesus Millionen:
Der Himmel und di Erd vollführet den befehl,
Und ides Element sucht seinen Adam neu.
Nun trifft das wesen dich, das mich zuvor getroffen!
Nun fleucht weg deine ruh, wi vor flog meine weg.
Gott gibt mir, Carl, dein Reich! Gib her Kron, Hutt und Zepter!

[Nun ist di grosse stund, verworffner Jacob, kommen!]

2. Nachdem gleich vor 42 tagen, den 16 Febr. 1685 König Carl der Zweite vor tod und Jacob der Zweite vor König zu seines Kühlpsalmes erfüllung, in London ausgeruffen war, und auch der 3 Mai zur Krönung bestimmet, zum fatalschlus seiner dreien Ernstschreiben an den Tyrannen, und neuem Aufbot des Grosbritaniens feurig ausgesprochen zu Amsterdam, am Babylonschen 30 Mertz, 42 Monden nach dem 6 Pariserschreiben, den 11 Kühlerstmonden des 5825 Weltjahres und 1685 Christjahres.


1.
Nun ist di grosse stund, verworffner Jacob, kommen!
Di Kron ist eitel glas, der thron ist ohne grund.
[62]
Du hast, was du verlangst, durch zweiundvirtzig tage!
Drum hörtstu rätzel noch in meiner donnerstimme.
Dein Bruder fil dahinn, als meine Monden weg,
Das alle Welt erlern aus uns Jehovahs wort,
Als ihn das wesen traf, das mich so lang betroffen.
Es floh weg seine ruh, als meine ruh beginnt.
Gott gab mir, Carl, dein Reich! Frei ward Kron, Hutt und Zepter!
2.
Herab, du falscher Erb, aus deiner Pharons stelle!
Kein Kohlmann stehet mehr, nun Kühlmanns stunde drabt.
Du sahest meinen ernst mit Ludewig, dem Saule,
Zum zeichen, das gewis der Eiferris des Davids!
So hoch di grosse macht, auf welche Frankreich pucht,
Das dich zustützen meint im falschem Romesschlus;
So ist si doch nur staub vor unserm stab undschleuder.
Der Rohrstab Frankreichs kan dir, Jacob, helfen nichts.
Gott gibt mir, Ludwig, dich! Gib her Kron, Hutt und Zepter!
3.
Herab, Saul! Es ist zeit! Las Rom und Todte helffen!
Des Drabitzs blutt wird schwer von deiner hand gesucht.
Eil, eil im vollem trutz auf Kühlmanns Jesulitter!
Si gehn nach Jacobs Reich, Printz Frideriches Erbnis!
Steh, Allerchristlichster, dem Glaubbeschützer bei!
Was solte Josua den falschen Göttern thun?
Weicht von dem Mittelmeer! vom gantzen Oceane!
Di gantze Seefahrt ist dem Fridensreich geschenkt.
Auf, Jacob, Ludewig! Gebt her Kron, Hutt und Zepter!

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TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Der 12. (72.) Kühlpsalm. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B968-9