Am Hedwigsbrunnen bei Jauer

1813.


Wie sprech' ich's aus, was meine Brust durchzittert?
Der Freude wie der Wehmut Schwingen tragen
Das milde Herz zu liebefrohen Tagen,
Von keinem Thränengifte mehr verbittert.
[93]
Wer hat mein freies Paradies umgittert?
Wer durfte mich in diese Fesseln schlagen,
Den Liedersohn ins Kriegsgetümmel jagen?
Wer hat mir meinen Freudenbaum zersplittert?
Wie? griff ich nicht mit freier Hand zum Schwerte,
Daß blutversöhnend aus der deutschen Erde
Ein heilig Werk jung und lebendig werde?
Es spricht's ein Gott im Rauschen dieser Wellen:
»Am Klippenherzen muß die Kraft zerschellen,
Und aus dem Tode soll das Leben quellen.«

Notes
Entstanden 1813. Erstdruck in der Erstausgabe von »Leier und Schwert«, Berlin (Verlag der Nicolaischen Buchhandlung) 1814.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Körner, Theodor. Am Hedwigsbrunnen bei Jauer. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B5F5-B