Als Euridice durchspatzierte die Auen/
Wo da treuffelet das früperlene Tauen/
Wo das Wässerlein durch den Kieselsand dringt/
Wo das Vogellied mit dem Wiederhall singt/
und frölich erklingt.
Wo der ruchbare Dornstrauch Röselein hekket/
lagen gifftige Schlangen heimlich verstekket:
daß Euridice von der einen verletzt/
als sie Sorgefrey sich mit Blumen ergetzt/
und niedergesetzt.
Durch den Schlangenbiß ward sie blötzlich entzükket/
von den Lebenden zu den Todten gerükket:
Da dann Orfeus solche Lieder erdacht/
die sie wiederüm/ auß dem Höllischen Schacht/
zum Leben gebracht.
Solches achte man nicht für Fabelgedichte/
Es erhellet hier in verblümter Geschichte.
Wird nicht unsere schöne Sprache verödt/
und von jetziger Zeiten gifftiger Red
auch heimlich getödt?
Sie vernimmet nun auf den finsteren Wegen
ihren Liebesfreund/ der ihr eilet entgegen.
Sehet/ Orfeus macht das Tunkle zu nicht/
führt sie wiederüm an das liebliche Liecht/
durch dieses Gedicht.
[121]Er hat Himmel und Erden künstlich besungen/
vieler neidischen Geister Zungen bezwungen/
Er hat unserer Sprache prächtige Macht
nun gerettet/ und auß der tunkelen Nacht
hier wieder gebracht.
Nunmehr finden sich zam und schüchtere Thiere/
Wälder-Felder-Gesteud- und Thäler-Geziere/
Fische schnaltzen hier/ Vögel schweben hierob/
und bezeugen die nie vergleichliche Prob/
mit stetigem Lob!