Die Gesellschafft der Pallas und Venus, als ein Wehrter Freund/ J.C.W. die Doctor Würde verdiente

Die Venus, die zu dir den ersten Grund gelegt/
Und deinem Wesen sich nicht wenig eingeprägt/
War dir von Jugend auf/ Geehrter Freund/ gewogen.
Vergönne daß mein Kiel der Venus hier gedacht/ 1
Sie hat dich erst belebt/ denn auch beliebt gemacht/
Von edler Liebe wird die gantze Welt gezogen.
Die Pallas, deren Gunst kein sauer Topff erweckt/
Die sich auf ein Gemüth/ das edel ist erstreckt/
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Die muntre Geister sucht und Feuer kan vertragen/
Gewann dich gleichfals lieb und hob den blinden Wahn/
Nach welchem Pallas nicht die Venus leiden kan/
Und Lieb und Weißheit sich zusammen müßen schlagen.
In diesen Angeln ruht die klein und große Welt.
Drum hatte dir das Glück zwey Sterne zugesellt/
Dadurch dein Lebenslauf beliebt und klug gewesen.
Mit deinen Jahren wuchs auch beyder Krafft in dir/
In deiner Freundlichkeit that sich die Venus für.
Aus allen übrigen ließ Pallas Werck sich lesen.
Die Pallas/ die bißher auf diesem Saal-Athen
Hat über dich geherrscht/ dadurch wir lernen sehn/
Und Augen so vor uns/ als in die Welt bekommen/
Hat/ weil Gelehrsamkeit/ die einsten recht besteht/
Mit Phœbo durch die Welt/ und dann zur Ruhe geht/
Nach Holl- und Engeland den Lauf mit dir genommen.
Die Liebe bothe sich zu der Gefährtin an.
Die Weißheit/ welcher sie bißhero nichts gethan/
Als was ihr mehren Glantz und Anmuth hat gegeben/
Sprach: komme: nimt man mich nicht aller Orten ein/
So ist der Wandersmann doch hold und freundlich seyn/
Der in der ferne kan/ als wie zu Hause leben.
Du hast den Wander-Stab/ der Reisende ergetzt/
An manche schöne Thür in Engeland gesetzt;
Die Höflichkeit macht auch gelehrte Zimmer offen.
Was Londen treffliches/ Oxfurt gelehrtes zeigt/
Wornach der muntre Fleiß in Leiden/ Utrecht steigt/
Vergnügt und zierte dich/ wie du es kontest hoffen.
Ob sich nun Engeland/ der Venus wehrte Bahn/
Mit seiner Schönheit dir besonders aufgethan/
Und der Gedancken Schiff die Temse noch durchfähret/
Sey/ sag ich/ oder nicht. Diß aber bleibt dein Ruhm:
[161]
Du woltest niemahls nicht in Venus Heiligthum/ 2
Diß Pallas deinem Fleiß die Krone hier gewähret.
Heut ist dein Ehren-Tag: der andre wird bald seyn.
Die Pallas ist erfreut/ die Liebe denckt allein
Auf dem Catheder dich in kurtzen auch zu sehen.
Hoch-Edler/ wenn es kommt/ so wünsch ich tausend Glück.
In jenem Stande denck an diß Athen zurück:
Dein Wohlseyn müsse so/ als wie dein Ruhm bestehen.

Fußnoten

1 Im Schertz sagte mir dieser galante Freund einmahl selber/ die Erfindung des Gedichtes/ so ich auf seinDoctorat machen wolte/ von der Venus zu nehmen/welches/ weil es seinem guten Temperament nicht entgegen/ hierdurch geschehen ist.

2 Mich deucht/ daß von einer keuschen Liebe diese Redens-Art wird erlaubet seyn.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Hunold, Christian Friedrich. Gedichte. Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte. Galante und Vermischte Gedichte. Die Gesellschafft der Pallas und Venus. Die Gesellschafft der Pallas und Venus. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-878B-0