Vergnügte Gedancken über den Gebuhrts-Tag seines Herrn Vaters

Im Nahmen eines andern.


In dem wir bey der Last der schweren Krieges-Zeiten/
Annoch beglücket sind/ daß unser Saal-Athen
Die süße Ruhe krönt/ und wir den Fröhligkeiten
Nach aller Arbeit auch vermögen nach zugehn:
So will ich diesen Tag zur grösten Freude weihen/
Denn heute muß mein Glück gedoppelt schön gedeihen.
Herr Vater/ dessen Gunst ich als ein Sohn muß ehren/
Der durch des Himmels-Huld den besten Vater hat/
Ich hoff/ er werde mir nicht mein Vergnügen wehren/
Er gebe meiner Lust in Halle heute statt.
Denn/ daß ich mich allhier kan untern Musen sehen/
Läst eben Gott durch ihn und durch sein Wohl geschehen.
[249]
Itzt scheinet ihm ein Fest/ das/ wie es ihm das Leben/
Und biß auf diesen Tag Glück und Gesundheit giebt
Mir auch das Leben hat und alles Heil gegeben/
Das meine Seele so/ als wie sein Leben liebt.
Die Sonne muß der Welt zu ihrem Lichte dienen/
So macht sein Lebens-licht/ daß mir der Tag geschienen.
Den Blumen geht es wohl/ weil sie der Gärtner wartet/
Die Zweige wachsen schön/ dieweil er Baum noch grünt.
So blühet auch ein Sohn/ der nach dem Vater artet
Dem seiner Eltern Bild zum steten Muster dient/
Dem ihre Gütigkeit/ die immer auf ihn dencket/
Durch edles Auferziehn das andre Leben schencket.
Kunst/ Klugheit/ Tugenden/ Gelehrsamkeit und Waffen/
Gehn über die Gebuhrt/ und biß zum Sternen-Dach.
Kan ich mir was davon durch muntern Fleiß verschaffen/
So leb ich dem Befehl des theuren Vaters nach.
Von allen/ was ich nur allhier kan gutes fassen/
Ist ihm/ nechst Gott der Ruhm/ Herr Vater bloß gelassen.
Drum soll mein Hertze nichts Vergnügen sprechen.
Es kehrt die Freudigkeit gedoppelt bey mir ein.
Kein Unmuht soll bey mir die Sinnen brechen/
Und dieser Tag ein Tag von lauter Wonne seyn/
Denn diesem geht es wohl der mir zur Lust erkohren/
Durch den mein Glück und Heil anheute neu gebohren.
Doch meine Freude ruht am meisten im Gemühte/
Und ist mehr Tugendhafft als frey und Welt gesinnt.
Ich preise die an mir erwiesne Vater-Güte/
Womit mich Gott durch ihn Herr Vater lieb gewinnt/
Es soll ein treuer Wunsch von lauter Seegens-Küßen/
Die Wehrteste – – nebst ihm zu gleich begrüßen.
[250]
Es müsse dieses Fest noch funfzig mahl erscheinen.
Die Jahre mehren sich/ wie dero Wohlergehn/
Wird sich des Himmels Ja mit meinem Wunsch vereinen/
So wird mein Glück und Wohl auf festem Fuße stehn.
Der Himmel schencke nur ihm noch ein langes Leben/
Das übrige wird mir treuer Vater geben.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hunold, Christian Friedrich. Gedichte. Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte. Glückwünschungs-Gedichte. Vergnügte Gedancken über den Gebuhrts-Tag seines Herrn Vaters. Vergnügte Gedancken über den Gebuhrts-Tag seines Herrn Vaters. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-8777-B