Auf den Tod eines vornehmen und Tugendhaften Officiers
1.
Schaut ihr betrübten Augen an/
Wer abermahl den Augen wird entrissen/
Geht biß zu jener Toden-Bahn/
Die jetzo hat ein Tapffrer wandeln müssen/
Ein tapffrer Krieges-Mann/ von Lastern unbeschwert/
Und der des Krieges Schmach durch sich in Ruhm verkehrt.
Ein kluger Mann erblaßt/ von Hofe hoch geschätzet/
Von Hofe zwar geliebt/ doch niemahls nicht verletzet.
[308] 2.
Denn seine Tugend hat gefiegt:
Im Felde hat sie seinen Muth erwiesen.
Im Frieden war sie zwar bekriegt/
Doch konte sie auch Palmen da geniessen.
Denn Feinde hat ein Mensch/ er kriege oder nicht/
Davon der meiste Theil aus unsern Hertzen bricht.
Drum ist der Helden Art: sich tapffer lassen finden;
Im Frieden aber offt sich selber überwinden.
3.
Wohlseeliger/ dein Ruhm ist groß.
Der Sterblichen zwey rechte Probe-Steine/
So Hof als Feld nahm dich in Schooß;
Doch hieng dein Hertz an ihnen nicht alleine:
Es war dein edles Blut von edlen Muth entflammt/
In klug und tapffer seyn bestand dein edles Amt.
Du woltest allezeit vollkommen edel werden/
Und Gott gefällig seyn/ als wie geliebt auf Erden.
4.
Gottseelger Mann/ der Gott vertraut/
Der ihm getreu/ der Tugend ihr Exempel/
Die Klugheit der Gerechten baut/
Des wahren Glücks/ der wahren Ehre Tempel.
O welcher Glantz bestrahlt nicht dein berühmtes Hauß/
Wer lässet Ruhm und Lob darob vollkommen aus?
Die Ehre wird und kan dir güldne Seulen setzen/
Und auch in deinen Schild so Glück als Tugend ätzen.
5.
Es ist nunmehro ausgekriegt:
Die Feinde sind gedoppelt überwunden.
Es ist nunmehro ausgesiegt:
Der Anfang ist der vollen Ehren Stunden.
Ein Weiser in der Welt/ ein Christlicher Soldat/
Ist der sein Leben hier so wohl geendet hat.
Klug/ tapffer und gerecht im Leben und im Sterben
Muß die Unsterbligkeit hier und auch dort erwerben.