Bey dem Gleditsch- und Bötticherischen Hochzeit-Feste entschuldigte sich/ daß er nicht zur Hochzeit kommen könte/

Menippus.


Mein Freund/ sein Hochzeit-Brief war eben angekommen/
Als ich aus Schlesien von einer Hochzeit kam.
Im Schreiben hat er wohl von Liebe gantz geglommen/
Drum war der Brief noch heiß/ als ich denselben nahm.
Er bittet/ er befiehlt/ ich soll nicht aussen bleiben.
Die Worte sind wohl schön/ ich weiß auch meine Pflicht:
Doch aber den Termin vor dißmahl abzuschreiben/
Muß ich gezwungen thun/ und ändern kan ichs nicht.
Es hat der weite Weg die Lust mir nicht verbohten.
Ich käme mit der Post noch gleich zu rechte hin.
Mein Aemtgen machet nur die allermeisten Knoten/
In welchem ich zwar frey/ doch auch gebunden bin.
Zu dem will mich die Furcht an meiner Reise hindern/
Die mir wie jederman/ die schwarze Rotte macht.
Denn könte diese nicht mich unterwegen plündern?
Gewiß ich zittre gantz/ da ich nur dran gedacht.
O was vor schrecklich Ding will man von ihnen sprechen:
Sie frässen Menschen-Fleisch/ und söffen Kinder-Blut.
Das Eisen könten sie wie faules Holtz zerbrechen.
Dem/ der sie nur erblickt/ entfiele stracks der Muht.
[242]
Sie ließens gar vorher den Leuten selber sagen/
Wenn und zu welcher Zeit die Ankunfft solte seyn:
Da würden Thier und Thor und Kasten aufgeschlagen/
Da packten sie das Geld vor aller Augen ein.
Denn niemand könte sich an Händ und Füssen rühren.
Man stünde gantz erstarrt/ als wie von Krampff und Gicht.
Und was man mehr erzehlt von diesen bösen Thieren/
Drum sagt mir Furcht und Angst: bey leibe reise nicht.
Wie wohl es geht mir nah/ daß ich nicht soll erscheinen.
Ich träfe da den Kern von lieben Freunden an.
Ich dächte nicht/ daß wir zusammen würden weinen/
Wenn die Vertraulichkeit die Hertzen aufgethan.
Mich solte manch Gespräch am wehrten Vater laben.
Ich sehe schon/ wie er die Braut zum Tantze führt.
Ich will das Podagra hiermit beschworen haben/
Daß ihn der böse Schalck vor dismahl nicht verirt.
Er præsentire nicht den Gästen seine Krücken/
Noch thue/ wie manchmahl/ auf seinem Throne stoltz.
Er breche sie auf ietzt und immerfort in Stücken/
Man brauchet ohne dem zum Hochzeit-Braten Holtz.
Philandern fänd ich da/ Philandern/ mein vergnügen/
Und köndten wir auch gleich nicht auf das Thürmgen gehn:
So würde sich doch sonst viel angenehmes fügen/
Da uns der Zeit-vertreib zu Dienste müste stehn.
Mich dünckt ein wehrter Mann in einer runden Krause/
Der/ wo mir anders recht/ Magister – – heist/
Mein Hochgeschätzter Freund/ ist auch im Hochzeit-Hause/
Wo er gelehrt Confect mit seinen Nachbarn speißt.
Das Glücke würde mir vieleicht mehr Gönner schencken.
Diß wäre schon genug: Ich könte Leipzig sehn.
Versichert/ wenn ich nur ein solches darf gedencken/
So kan es anderst nicht als höchst vergnügt geschehn.
Hier fehlt mir diß und das. Doch draußen wirds gefunden.
Dort treff ich lauter Marck/ hier nur die Knochen an.
Hier ist die Uhr verstellt. Sie schläget wenig Stunden/
Wo ich Zufriedenheit des Lebens zehlen kan.
[243]
Ach ja/ ich muß allhier im Lande Cabul wohnen.
Zwar machet Sand und Stein mit Grütz und Piltzen reich/
Und Tannen-Zapfen sind so gut/ als wie Citronen:
So ist Italien auch nicht demselben gleich.
Wie gerne möcht ich nun das liebe Leipzig sprechen!
Wie hertzlich wünscht ich mir ein Hochzeit-Gast zu seyn.
Doch will manch Hinderniß das Wagen-Rad zubrechen:
Wohlan/ so sind ich mich doch in Gedancken ein.
Die Ehre hab' ich nicht/ die edle Braut zu kennen/
Biß mich ein künftger Tag darinnen glücklich macht.
Indessen ist sie wohl ein schönes Buch zu nennen/
Wo von er den Verlag/ mein Freund/ an sich gebracht.
Ich weiß schon/ das er sich nichts schlimmes zu geleget.
So/ daß die Heyrath wird der Handlung gleich gespührt.
Das ist der wahre Ruhm/ den sein Herr Vater träget/
Daß er/ was gut und rar in seinem laden führt.
Ein andrer sucht Gewinst in schändlichen Scarteqven.
Wie sein Gewissen ist/ so ist auch das Papier.
Was Schwärmer ausgeheckt/ was Atheisten köcken/
Trägt er zum Aergerniß in offnen Drucke für.
Was Stanck und Unflaht heist/ das bringet er zur Preße.
Wer Pasqvinaden schmiert/ der hat ihm recht gethan.
Und diente solches nur zu seinem Intereße/
Er nähm ein Manuscript vom Teufel selber an.
Mein Gleditsch ist ein Feind von dem verwünschten Schrifften.
Deswegen sieht man auch den Seegen-Gottes blühn.
In solchem wird er sich noch manches denckmahl stifften/
Das die gelehrte Welt wird in Verwundrung ziehn.
Lebt Oporin annoch? Ist nie Plantin gestorben?
Steht noch Manutius und pranget noch Froben?
Hat sich ein Elzevier Unsterblichkeit erworben?
Ey so muß Gleditsch auch in gleichem Paare gehn.
Dem Vater ist der Sohn höchstrühmlich nach geschlagen.
Nur tüchtiger Verlag steht seinem Handel an.
Und also hab ich erst nicht lange nach zu fragen/
Nach was vor einer Braut sein Hertz sich umgethan.
[244]
Es wird von Verßen wohl am Hochzeit-Tage schneihen/
Und manch Invention vieleicht von Büchern seyn.
Wenn ein Poete mir den Kasten wolte leihen/
So schickt ich ebenfals davon ein Carmen ein.
Jedoch/ was nähm ich da? nicht eine Haus-Postille/
Mich deucht/ die kömt zu alt und sehr bestäubet raus.
Von Waßer-Quellen wärs nur eine kahle Grille.
Auch sieht mir ein JOURNAL, wie was gemeines aus.
Es dürft ein LEXICON wohl schlechte Reime bringen.
Wär etwas abgeschmackt/ so wär es ein ROMAN.
Man hört nicht gar zu gern das Lied der Weiber singen/
Drum käm es ungeschickt auf ein Gesangbuch an.
Was will ich hin und her mit den Gedancken wandern?
Es sey ihm seine Braut in Paradieß-Gärtlein!
Hinckt etwan dieser Verß? Er schick zu Philandern.
Derselbe richt't ihm schon die Beine besser ein.
Jedoch ein Wort in Ernst/ worzu das Hertz geleget:
Es sey sein neuer Stand dem Paradiese gleich!
Er sey ein Lebens-Baum/ der tausend Früchte träget!
Er sey/ ich sage mehr ein irrdisch Himmelreich.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Hunold, Christian Friedrich. Gedichte. Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte. Glückwünschungs-Gedichte. Bey dem Gleditsch- und Bötticherischen Hochzeit-Feste. Bey dem Gleditsch- und Bötticherischen Hochzeit-Feste. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-85CE-A