Abbildung einer tugendhafften wittib
C.H.v.H.
Sie ist ein rauten-zweig/ an den kein gifft sich leget/
Ein feld/ das ehren-preiß vor liebe-stöckel träget.
Ein keuscher wunder-strahl der sonne wahrer zucht/
Da die gelegenheit sich zu verbergen sucht.
Ein reines paradiß/ und engel auch daneben/
Das keine schlange läst in seiner gegend schweben:
Ein ancker/ der nach thau des milden himmels schmeckt:
Ein gleiches spiegel-glaß/ das nicht die welt befleckt:
Ein pfenning/ der nicht mehr als ein gepräge leidet:
Ein schaf/ das allzeit sich in himmels-schlüsseln weidet;
Und dessen keuscher leib nur einen hirten kennt;
Ein weisses ehren-licht/ so Gott zu dienste brennt.
Ein geist/ der sich mit nichts als einsamkeit vermählet:
Ein hertze von der zucht zu einem thron erwählet:
Der laster sterbe-hauß/ der tugend schloß und sitz/
Daran der himmel schreibt: allhier wohnt nichts als witz.
Ein bergwerck/ so nur gold der reinigkeit will leiden/
Und falsche rechnung heist von seinen grentzen scheiden.
Ein fluß/ der weder wind noch fremdes wasser trübt/
Und Gott/ von dem er kommt/ sich wieder gantz ergiebt.
Ein etwas/ das fast nichts der freyheit gleiche schätzet/
Und keiner steine glantz vor dieses kleinod setzet;
Ein haus/ in dem der geist von oben hofstadt hält/
Und alles diesem wirth als magd zu fusse fällt.
Ein leit-stern zu der zucht/ ein sturm vor böse lüste.
Der tugend festes land/ der sünden eine wüste.
Itzt schließ ich dieses bild in keusche reimen ein/
Es ist ein heiligthum/ das nicht geküst will seyn.