Den Feinden

O wären wir ihr Verderben,
O wären wir Rächer der Schmach,
Wie selig wollten wir sterben,
Wenn unsre Feder einst brach!
Wenn einst das Haupt uns zur Erde
Im andern Jahrhundert sich beugt,
Wie herrlich, wenn unser: Werde!
Die blühende Menschheit bezeugt!
Wir sind die Scheide der Welten,
Wir sind die Wende der Not,
Schwarzpurpurn ob unsern Zelten
Sturmbannert Leben und Tod.
Der Tod, das ist das Versinken
In ekler Wirbel Getos,
Das Leben, das ist das Trinken
Aus schimmernder Ströme Schoß.
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Wie schleudern die Wirbel uns gräßlich!
Besinnung und Sehkraft zerschellt.
Der Irrsinn treibt unermeßlich
Sein Spiel mit der keuchenden Welt.
Doch aus unterirdischen Gründen
Fährt mit Getöse die Schuld,
Weltenbrand zu entzünden
Den Schuldigen wahnumlullt.
Es rennt die feurige Schlange
Der knisternden Glut ohne Ruh
Mit unbezwinglichem Zwange
Dem neuen Ozean zu.
O Weltmeer, winkendes Weltmeer
Der hochaufrauschenden Lust,
Wo keine Verzweiflung gellt mehr
Besudelter Menschenbrust!
Wo kein verruchtes Betrügen
Die Liebeseinheit zerstört,
Wo dem Schönheitsschwung sich zu fügen,
Kein Selbstling plump sich empört ...
Wo freie Menschen krönen
Des Lebens heiliges Spiel ...
Sing, meine Seele, dem schönen,
Dem weltverjüngenden Ziel!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Henckell, Karl. Gedichte. Buch des Kampfes. Den Feinden. Den Feinden. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-5232-C