Georg Philipp Harsdörffer / Sigmund von Birken / Johann Klaj
Fortsetzung der Pegnitz-Schäferey
behandelnd, unter vielen andern rein-neuen freymuhtigen Lust-Gedichten und Reimarten, derer von Anfang des Teutschen Krieges verstorbenen Tugend-berümtesten Helden Lob-Gedächtnisse; abgefasset und besungen durch Floridan, den Pegnitz-Schäfer, mit Beystimmung seiner andern Weidgenossen

[1] Epigramma

Ad Schema Frontispicii.


Pastor (amate, Boni, Pastoris amabile nomen)
Vidit arundineâ messe referta vada:
Nec procul inde favos teneros & cerea regna,
atque ædes vacuas florilegis apibus:
Virgineâ ex cerá construxit glutine cannam,
quæ septem strictis tinnit arundinibus,
Basia canna tulit, dum rustica Carmina Pastor
lusit, in angustâ valle quietis amans.
Sit gracilis, sit arundo levis, sit sistula inanis;
Non silet argutum voce animata melos.
Lassus in umbrosâ formavit talia quercu
verba, venenato non temeranda jocô:
Dissimiles ætate pares Concordia reddit;
Sic validum est junctis mentibus Ingenium.

Georg-Philippus Harsdörffer.

Motto

Haud vagè, certum est, temereque volvi
Cuncta, quæ paßim gerit amplus Orbis,
Quicquid est, flectit sapiente nutu
Arbiter ævi.
Tu quòd, ante annos solidos, leporem
Patriæ linguæ vigilanti anhelas
Adsequi nisu; mihi crede, Fata
cœlica subsunt.
Quæ nisi deîceps rata cœpta nolint,
Sidentque, conatu graviore, poßis
urgere; ut scribas benè-digna lectu,
autumo, fiet.
Ne tibi venis calor hic recedat;
Pertinax insta. Pius haut Mœcenas
Ausibus deérit, scio; quando Comis
Cætera faxis.

Fratri Germano Sincerè ponebam M. Christianus Betulius.

[1] Zuschrift 1

An alle Edle Liebhaberer und Hochmögende Fördere/der Teutschen Sprache.


Mit Blumen fang' ich an. Wann von der Wolken Zinnen
Den Blumen-Lentzen mahlt der Sonnen Strahlenbrand/
So blühen Blumen auf: Werft auf mein Myrtenpfand/
Ihr Sonnen meines Tuhns/ Ihr Blumen Teutscher Sinnen/
Auch ein geneigtes Aug, so wird verblümt von hinnen
Der Blumgedichte Ruch durchduften Luft und Land/ 2
Nehmt an mit milder Huld ein Blumen-reiches Band/
Durch euch wird Blum unn Reim mehr Ruhm unn Ruch gewinnen/
Nehmt/ was hier aufgeblümt der Pegnitz reiner Rand/
Der Blumen Schäfer Lust: Es lässt der Einfalts-stand
Gelehrten Blumen-safft in Teutsche Sprache rinnen/
Ich schlechter Blumenhirt leg mit getreuer Hand
Die Früchte meiner Blum zu Eurer Füsse Sand/
Die Blumen früchten mehr/ man wird es werden innen.

Euer Dienstergebenster Knecht Floridan/ Pegnitzschäfer.

Fußnoten

1 Zweygereimtes BlumenSonnet.

2 Die Wiederkehr der Reimendungen dieses Blumen-S. sihe auf der letzten Seiten dieses Bogens/ im Distelsonnet.

[2] Vorbericht

Woher die Hirtengedichte ihren ersten Vrsprung genommen/ meldet der Vorbericht der jüngst aufgelegten Diana ümständlich/ wie dann auch darvon zu lesen das 219/ Gesprächspiel, §/ 6. welches wir allhier zu wiederholen für unnötig erachten. Müssige Stunden erfordern solche Sachen; massen Schäfere deren ein behägliches Einkommen haben, wann sie ihren weidgierigen Heerden zu Feld gefolget, und alda den Tag über bey ihnen ausharren müssen. Merkwürdig aber ist es, daß fast alle Poeten ihre trefflichste Kunstgedanken von langen Zeiten her in solche Gedichte eingekleidet; ja es erhellet aus ihren Schrifften, daß sie in solchen niemahlsglükk seeliger gewesen, als wann sie etwan ein Verlangen nach der freyen Feldlufft- und Lust bekommen.

Daher haben sie auch zu allen Zeiten die Hirten Nahmen entlehnet, beydes, damit sie unter solchem Vorzug ihres anderwärtlichen Standes ihre Gedanken desto freyer ausbilden, und dann auch bey solchen Schäfer Nahmen sich der Feldergötzungen allezeit erinnern möchten; wie dann dieses nicht allein vor Alters in belieblichem Brauch gehalten worden, (massen Virgilius sich selbsten bald Tityrus, bald Corydon, bald so, bald anders in seinen Hirtengesprächen tauffet) sondern auch noch zu unsren Zeiten von den meinsten beliebet und fortgesetzet wird wie dessen H. Opitz/ Flemming/ Rist/ Schottel/ Tzscherning/ Augspurger/ Homburg/ und andere mehr in ihren Schriften genugsame Zeugen geben.

Es scheinet über die Teutschen durch ein sonderbares Geschikke verhaügen zu seyn, daß sie zwar iederzeit in Künsten und Wissenschaften alle Völker weit hinter sich gelassen/ in Ausübung aber eigner Muttersprache eine Zeitlang andern williglich den Vorzug eingeräumet. Doch vergleichen sie sich dißfalls etlicher massen mit dem Maulbeerbaum/ [3] welcher zwar unter allen Bäumē im Jahre der letzte zu grünen beginnet/ hernach aber andre fast an Frucht und Blüte übertrifft/ auch gegen dem Herbst der letzte seine Begrünung fallen und falben lässet: Gleichermassen haben wir Teutsche uns etwas langsam hierzu gefunden, nämlich, in angebohrner Sprache berümt zu werden; lässet sich aber aus den ersten Vorspielen denoselben Aufnehmens mutmassen/ als würde sie kurtzkünftig allen fremden Sprachen an Mänge zierlöblicher Schrifften den Vorsitz abdringen. Massen sich dann nächstverflossener Jahren viel ädle Teutsche Gemüter daran gerichtet/ und ihrer Sinnen Kunstvermögen nicht allein in nutzlichen Schrifften/ Teutscher Sprache Aufnehmen betreffende/ sondern auch in anmutigen Feldabhandlungen der Welt kund gemachet/womit sie zugleich bezeuget/ dasß Teutschland unter einem ja so milden Himmel lige/ als Frankreich/ Spanien/ Welschland/ und andere; und mangle es zwar bey etlichen Teutschen an dem Willen/ nicht aber am Verstand, ihre Muttersprach weltberümt zu machen.

Ich der Geringste unter den Wenigen habe mit meiner Vnternehmung zu gleichem Zwekke gezielt/ aber mit ungleichem Fortgang. Es geht mir/ wie denen Kindern/ die/ wann sie nicht vollkömmlich in die Sonne sehen mögen/ durch ein gelöchert Holtz oder Papier solches verrichten wollen: Ich muß nur von fernen ein wenig in den hohen Glantz unsrer Heldensprache gukken und blindseln/ weil mir meine Wenigkeit ein mehrers noch der Zeit versaget. Der günstige Leser wird in so wohl gemeintem Thun den Willen für die Werke schätzbarachten.

Sonsten hab ich in dieser meiner schlechten Lustarbeit es andern nachgemachet/ und (weil ich sonderlich eben in Vnterhandenhabung deren/ in die löbliche Schäfergenoßschaft an der Pegnitz, wiewohl unwürdig, aufgenommen worden) die Mitglieder besagter Genoßschaft unterredend [4] miteingeführet; wie ich dann aus eben denen Vrsachen (sowohl auch auf willkürliches Anmahnen rümlichgedachter Pegnitzschäfere) den Anlaß und Bewandschaft kurtzerwänter Gesellschaft ausfürlich mit beygebracht/ und sonsten dererselben Kunstgedanken, mit welchen sie meiner Lustarbeit ein vielgültiges Ansehen erteilen wollen, (mit bemerket) zugleich mit eingerukket. Die vielfältigen Menglingsreden sind gar nicht deßwegen beygefüret worden/ als wann wir obdenenselben ein wohllüstiges Belieben schöpfeten/ sondern damit wir dem gönstigē Leser den Vnform sothaner Flikkwörter in unsrer Sprache schertzweis vorstellig macheten.

Daß aber hierinnen der vornehmsten Helden unsers Teutschen Kriegs mit Ruhm gedacht/ ist solches zu Nachfolge anderer Schäfereyen beschehē/ unn wird mich verhoffentlich niemand hierüm verdenken: dann/obwohl solcher Krieg unser allgemeines Vatterland in höchstverderblichen Schaden gestürtzet/ so bleibt doch die Dapferkeit/ welcher Ruhmbeschreibung den Poeten oblieget, an seinem Ort lobwürdig/ sie wohne gleich in Freundes oder Feindes Hertzen; massen wir auch einen ieden beederseits unparteyisch aufgeführet. Man lobet und begehret den Krieg nicht/ aber doch/wann ihn Gott über ein Land verhenget/ redet man also von ihm/ daß dabey erhellet/ die Tugend könne auch mitten unter der Grausamkeit raum und statt finden.

An denen eingemengtem Göttergeschichten wird und kan sich auch niemand ärgern/ wann er bedenket/daß sie auch bey den gelehrten Heiden dasselbige nicht/ was sie eigentlich sind/ bedeuten/ sondern oft mit solchen Nahmen/ und was denen zugeeignet/ die schönsten Tugenden und schändlichsten Lastere zu lieben unn hassen in (Apologis) Lehrgedichten vorgestellet werden. Nachdenklich ist/ was von den Götzen-Häinen Plin. schreibet: wir beten nicht so sehr an die an Gold und Helffenbein zierreiche Seulbilder/ als die Häyne/ und in ihnen das stumme [5] Stillschweigen. Mit dem Pan (daß ich anders vorbeygehe) haben sie dieses Gantze (τὸ πᾶν, universum) das ist/ alles/ was in der Natur befindlich/ verstanden; wir wollen dem gönstigen Leser belieblicher Kürtze halber zu des Freyh. von Verulam zweytem Buch von Mehrung der Wissenschaften gewiesen haben/ welcher nicht allein von obbesagten Lehrgedichten ausfürlich redet (Natalis henget sie auch überall mit an seine Fabelschriften) sondern auch die gantze Geschicht Pansierzterwänter massen sehr schöne deutet und ausbildet; welches auch/ aus ihme übersetzet/ in dem 152. Gesprächspiel zu sehen ist.

An Gutem ärgert sich niemand/ dann ein böses Gemüt; und so iemand hieraus etwas ärgerliches erzwingen wolte ist die Schuld nicht deß Liechts, sondern dessen/ der sich daran wie die Schnaken verbrennet. Ich schätze mich üm soviel glükseeliger/ wann mir ein Narr das jenige thut/ was er soviel Hochverständigen vor mir sonder Nutzen gethan. Narren sind es/ sag ich nicht unrecht, welche nicht allein der Teutschen Poeterey und derselben Zugethanen mit ungegründtem Haß widerstehen/ sondern auch solche ihre törichte Verbitterung an den unschuldigen Bäumen wollen tätig machen/ welchen sie/ wolgemeinte Reimkerbungen mit ihren neidischen Hundsnägeln aus derē Rindenkratzend die Ewigkeit mißgönnen. Deren rähtlicher Verbässerung wir zwar unsers Teils zu folgen bester masser gesinnet/ wann sie uns zuvor ihre Gegenmeinung mit unhintertreiblichen Beweistumen bescheinen werden. Indessen wir aber solches erwarten, halten wir ihre Schmähungen gleich dem nichtigen Thon dieser zerbrochenen Glokke

[6] Widerrufliche Wiederkehr des Blumen Sonnets

An den WohlEselhaften und Seichtgelehrten Herrn Hasewald Langohr. sonsten genandt Dünkelwitz; Vornehmen Sachwaltern deß Rahts zu Klügelheim. Seinen. und aller Teutschliebenden. ringmögenden Abgönner. und ohnmächtigen Mißförderer.


Mit Disteln kehr ich üm. Es ist/ was blüht hierinnen
Nicht für dein Distelmaul/ mein Klügling. Von dem Sand/
Ein Distel-kraut Salat geht lieblich-wohl zurhand
Dem Esel Risel-ein. Nun/ Disteln hier zerrinnen/
Hier findet Blumen-füll für Disteln dein Verstand/
Mein Hochge Ohrter Herr: Es ist kein Distel-rand/
Den unsre Pegnitz wäscht. Ob Disteln Lust gewinnen/
Heist Eselhafter Trieb. Dein Distel-hungerband
Macht dich zum Müllertier. Es hasst der Disteln Land
Ein Blumen-buntes Feld. Auf/ Distelmaul! von hinnen.
Laß Blumen unbeschnarcht/ die nicht für Distel-Sinne
Vnd deinen Distelkopf. 1 Ich thue mein Blumen-pfand
Nur ädlen Teutschen ein; du bist ihr Distel-brand:
Drüm ghört ein Distel-krantz auf deiner Ohren Zinnen

Dein
willmütiger
Aechter

Momomastix.

Fußnoten

1 Wo man den hinwirft/ so kehrt er die Stachel übersich.

[7] [1]Hirtengedichte

Es war die Nacht vorbey/ das frühe Pferdgetümmel

Gieng vor der Sonnen her/ am liechtbegläntztē Himmel.

Die Welt war von dem Schlaf zur Arbeit aufgewekkt/

Das Feld war mit dem Tau durchsafftet und bedekkt.

Der Tag war jetzt am tag – – –


Als sich FLORIDAN/ mit niemanden/ als seinen freyen Gedanken/ begleitet/ hinter seiner geringen Heerde zu denen gewönlichen Trifften truge. So viel ich/(sagete er zu sich selbst/ nachdem er den ersten Fus ausser seiner Hürde gesetzt/) aus gegenwärtiger Morgenwitterung abnehme/ so wird der gütige Himmel unsre Auen und Heerden mit einem heiteren Tag/ uns Hirten aber mit einem muntern Geizt/ zu Fortsetzung unsrer freymütigen Lustgedichte/ erfreulich beschenken. Möchten doch (fuhre er fort/ nach einem geraumen Stillschweigē) meine wehrte Weidgenossen für dißmal sich mir bald zugesellen/ ihr Felder/ was Lust soltet ihr alsdann eure Schäfere in eurem Schos verüben sehen.

Damit triebe er fort/ und truge ihn der Weg auf den bekanten Baumplatz. Ihme beliebte solchen zu begrüssen/ dann er hielte es für unbillich/ diese irdische Beseeligung unangeredet hinter sich zu stellen: Anmutiger Ort/ fienge er an/ wer dich unter die anmutigsten dieser Gegende zälet/ thut dir in Warheit nicht unrecht. Ein Mund voll meines Lobs ist deiner unwehrt/ weil dich ja deine fürtreffliche Bewandniß selbst lobet. Dort wächset deine Pegnitz deine Vfere/und schmeißt ihre Strudeln [1] wider dieselben/ dem Ansehen nach ergrimmet/ weil sie ihr/ weiter zu gehen und deine Stämme zu beküssen/ beharrlich verbieten. Hier weiden deine zierreicheste Gärten/ unsre Augen/deine Kleereiche Matten/ unser Wollenvieh/ und deine beschattete Rasenhügel/ unsre ermüdete Glieder. Was soll ich mehr sagen? Deine Stämme/ wie richtig halten sie ihre Schichtordnung/ wie Kertzengerad steigen sie in die Luft/ ja sie wollen alda gleichsam üm eine Wette zanken/ welcher mit seinen Gipfeln denen Wolken am nächsten kommen. Daß ich ümgehe deine drey silberspritzende Springbörner/deren Quelle mit kunstmässigem Aufsteigen und Wiederabglitzschern ein überliebliches Geräuschel machet. Ich wünsche aber/ daß alle diese deine Lust so lang möge bekleiben/ als lange seyn wird das Lobgedächtniß derer/ die dich vordessen mit kunstpreislichen Reimen freudigst beschenket und besungen.

In solchen näherte er einer Brükke/ welche nächst dabey befindlich/ und ihme ihren Rükken freywillig darbote/ woferne er sich über das Wasser wolte tragen lassen. Er weigrete sich aber nicht/ als den seine Füsse ohne das hinüberriefen/ doch schriebe er zu vor/ vielleicht zu Abstattung seiner Dankpflege/ an derer Länebalken einen folgende Reimen:


Wer hat dich schlechtes Holtz/ euch lastbejochte Fichten

Mit kluger Meisterhand am ersten eingesenkt?

Wer hat die starke Stütz in Teuffen erst verschränkt/

Vnd überhergelegt der Bretter breite Schichten?

So kan man trokknes Trits die sichren Schritte richten/

Auf Achelous Hals/ der seine Fluht nicht lenkt/

Beschauen von der Höh/ was diese Balken tränkt/

Wir können dessen Brast belachen und vernichten.

Wann dorten unverletzt das blaue Saltz durchpflüget

Ein daumendikker Baum/ der Wellen Wut besieget/

[2]

So laufft man auf der See mit unbenetztem Fus:

Hier wird uns festes Land der nimmerstille Fluß/

Die Fluht ist unsre Bahn. Weil Welt und See wird leben/

Wird beyder Künstler Ruhm auf Erd und Wasser schwebē.


Nach diesem zoge er ein kleines Geiglein hervor/ und vermälete deren Tohn (weil es noch früher Tag/ und die Sonne gar neulich zu Wagen gestiegen) folgendes Morgenlied.


1

Frisch auf mein Sinn/ ermuntre dich/ 1

Weil dort die Morgensonne sich

Zeigt auf vergüldtem Hügel/

Es hüpfet ob den Büschen ümm/

Vnd singet Gott mit krausser Stimm

Das leichte Luftgeflügel.

Schläfer/ Schäfer sind geflissen

Zu begrüssen

Trift und Auen/

Dir und ihnen sich zu trauen.


2

Dir/ dir/ dir hier/ O Gott/ stimmt an/ 2

Was schwebt/ was webt/ was beben kan/

Ein Loblied deiner Güte.

Auch mich soll nichts beschämen nicht/

Daß ich vergesse meine Pflicht

Vnd dankbares Gemüte.

Höre/ mehre diß Erklingen/

Laß mein Singen

Dich jetzt preisen/

Vnd dir Ruhm und Ehr erweisen.


3

Das Leid der Nacht ist überhin/

Wer macht/ daß ich entkommen bin


[3]

Aus tausendfachen Strikken? 3

Da mich ümfieng des Todes Bild/

War deine Hand mein starker Schild/

Dein Schutz wolt mich beglükken.

Pfeilen/ Seilen böser Leute/

Die zur Beute

Mich erwälet/

Hat ihr Werk der Nacht gefehlet.


4

Du Held und Hüter unsrer Wacht/

Der du nicht schläfest in der Nacht/

Dein Gnaden Aug bleib offen/

Beug ferner allem Vnfall für

Vnd öffne meines Hertzens Thür

Zu fest gefastem Hoffen.

Ende/ wende meine Schmertzen

In dem Hertzen

Ob den Sünden/

Laß mich deine Gnad empfinden.

Fußnoten

1 Morgengruß zu singen im Thon: Wie schön leucht uns der Morgen usw.

2 Op. in Zlatna R. 395. aus dem Bartas.

3 Virg. 6. AE. alta quies/ placidæque similima morti.

[Ihr Matten voll Schatten/ begrasete Wasen]

Es lenkte aber damals nunmehr widerüm das grosse Weltaug/ die Sonne/ zu unsrem Theil Erdreichs ihre gold- und karfunkelgläntzende Flammenräder/ und beseelete/ so zu sagen/ mit ihren abschiessenden Strahlen die kalterstorbnen Felder: Die holdrinnende Pegnitz/ (welche allbereit ihre harte Eisfässel zerflösset/ und in beydē Vferen frey und unverhindert daherschosse) durchnässete/ vermittels der selbstgesuchten Gänge/ die entkleideten Brachen/ und überzoge dieselben mit einer neuen grünbuntlichen Dekke: Das freudige Lufftvolk machete sich hervor/ und begrüssete mit denen anmutigsten Zusammenstimmungen den jetzt-angehenden Lentzen: Kurtz/ es war üm die Zeit/da sich Schäfere und Schäferinnen mit denen bereicherten Heerden widerüm in die frischbegraseten Auen begeben/ die gewönliche Weide zu suchen.

[4] FLORIDAN ware unvermerkt/ indessen er erwänter Massen den Morgen begrüssete/ an den Ort der Triften 1 angelanget: Welches war eine breitliegende Ebene/ mit Gras fett und dikk bewachsen/ darunter die schönsten Frülingsblumen/ als Narcissen/ Veilchen/ Feldlilichen/ udg. buntfärbicht hervorblikketen: Mitten durchhin ergossen sich stille Bächlein/ welche von der Pegnitz alda-zweyen Armen abgeleitet/ und eine ergötzliche Weide verursacheten/ An den Enden rauschete die Pegnitz durch beyde Gassen/ und machete mit denen schlank-kriechenden Schlangenkrümmen dem Orte ein lustiges Aussehen Alle diese Lust vermochte soviel in des Schäfers Gemüte/ welches ohne das die Frölichkeit merklich geheitert/ daß er/solche aufs neue zu verehren/ hören liesse folgende Springreimen. 2


Ihr Matten voll Schatten/ begrasete Wasen/
Ihr närbicht- und färbicht geblümete Rasen/
Ihr buntlichen Sternen /
Ihr Felderlaternen.
Hört wieder die Lieder von Schäferschalmeyen/
Wir bringen das Springen zu freudigen Reyen/
Wir lassen euch fürter nicht mehr
Vnd geben euch Leben und Ehr.
Ihr vormals-unsäglich behägliche Triften/
Ihr Heiden und Weiden bey lieblichen Lüften/
Ihr Hürden voll Myrten/
Vor unser Bewirten/
Schöpft aber und aber beliebliches Drönen/
Der schleiffenden Pfeiffen Lust-schlürfendes Tönen/
Wir werden euch wieder bewohnen/
Ihr werdet die Lieder belohnen.
Ihr trägen Goldbächlein/ ihr hellen Glasquellen/
Ihr schwällende Wellen/ ihr Silberflut-Zellen/
[5]
Ihr Pegnitz-Najaden 3
In sumpflichten Pfaden!
Nehmt dieses/ nehmt hiesig-erneurende Lieder/
Wir ringen und klingen und singen hier wieder/
Erbauen gepflogene Freud/
Vnd suchen erfreuliche Weid.
Ihr wollichte Wollenbährete Heerden/
Ihr Bökke bebärtet mit zottichten Bärten/
Ihr Klettergesüchte/
Ihr Mertzengezüchte!
Lauft munder jetzunder/ und irret in Brachen/
Wir sollen und wollen euch wieder Lust machen/
Mit Reimen die Tafel versüssen/
Mit Liedern ersprieslich begrüssen.

Fußnoten

1 Ist ein lustiger Ort bey Mögeldorf/ von dannen die Pegnitz zweyströmig auf die Stadt zuleuft.

2 Anapæst Frülingsgrus

3 Flußgöttinne

[Hier sitz' ich an dem Rand/ in deines Vfers Schatten]

Nach diesem liesse er sich durch die vielfältige Beqemlichkeiten der Vfere daselbst/ (als deren schammarirte Wasen von der kunstahmenden Natur hügelartig erhebt/ und die vorbeygehenden etlicher massen/ alda ergötzliche Ruhe zu nehmen/ einluden) sowohl auch durch die von langem Gehen ermüdete Glieder dahn beredē/ daß er/ schertzweis zu reden/das Maß seiner Länge in dem Schos seiner Grosmutter nahme. In solchem betrachtete er unterschiedlich die Gegenständnisse seiner Augen und Ohren/ und weidete alle seine Sinne mit denen alda zur Gnüge befindlichen Anmutigkeitē: Die Ohren 1 ertäubeten gleichsam von dem lieblichen Gesäusel des Flusses (welcher daselbst seine krausse Wellen an etliche Reussen-pflökke sänftlich schluge/ und mit einem erfreulichen Gedrösche zu rükke pralen machete) wie auch nicht minder von denen verkrümmelten Abkehlungen der freuddigen Luftkinder/ die Augen belustigten sich mit Anschauung der mit Blumen bestirneten und mit Klee begelbeten Auen/ Mit der Nase zoge er an sich die hertzerquikkende Wolriechenheit selbiger Feldapoteken/ mit der Hand schöpfete er aus einē beyhinrauschendem [6] silberklaren Bach/ und erfrischete damit seine matte Geister: Kurtz/ alle Elemente waren gleichsam einhällig auf seine Ergötzung bedacht/ und gaben seinen Kräften einen kräftigen Zusatz/ daneben seine Gedanken/ in das Weite zu lauffen/ und solcher gestalt noch mehr Vergnügung einzuholen anreitzende und gleichsam anhertzende/ vermittels welcher er endlich/ nach vielen Irrwegen/ auf den betaurlichen Zustand seines Vatterlandes geriehte.

Alsdann klagte er mit beweglichen Worten an sein widersinniges Glükk/ daß es ihme noch zur Zeit nie/selbiges heimzusuchen/ vielweniger etwas gewisses von dessen erneuerlichen Wolstande zu hoffen/ vergönstigen wollen/ hengete auch diesen seinen Vorstellungen so lang nach/ biß sie ihn in folgende Reimzeilen herausbrechen macheten:


Hier sitz' ich an dem Rand/ in deines Vfers Schatten/
Du schlanker Pegnitzfluß/ hier nehm ich meine Rast/
Hier schau ich deiner Fluht nicht-ungestümmen Brast/
Hier seh ich neben dir die frischbegrünten Matten.
Du aber/ Vatterstrom in meinem Mutterland/ 2
Ist dein Geräusche dann von Lust so weit entsessen/
Daß deiner Vfer mich ein fremdes macht vergessen?
Nein/ Vnglükk Vnglükk hat dich mir/ mich dir entwandt.
Es schwebet über dir ein schweres Himmelhassen/
Der Weltgemeine Sturm/des Krieges Jammerglut.
Kürtz'/ O du Wolkengott/ des starken Wetters Wut/
Laß ach! die Eger frey durchrauschen ihre Gassen/
Die manches Thal durchwäscht. Dann soll mir ihre Lust
Stäts eine Wollust seyn/ ein süsser Sinnenmust.

Fußnoten

1 Objecta.

2 Vatterlands' Sehnen.

[Es bleibet unentrükkt- mir wallt nicht aus den Sinnen]

Noch länger liesse er seinen Gedanken ihre Reißfahrten/ welche ihn endlich wieder zu rükke an seine Saal verleiteten. Die Freunde/ die er alda verlassen/ wie auch die hohen Belustigungē [7] selbiger Orten/ wolten ihme sein Gemüte so lange vorbehalten/ biß sie es/mit höchstem Vnmuht/ (wegen jeztmahliger derselben Vermissung) beunruhet/ ihme wieder einräumeten: Daher er/ seine Betrübnis in etwas abzulasten/ in folgende (Reim-gereimte 1) Reimen herausbrache:


Es bleibet unentrükkt/ mir wallt nicht aus den Sinnen/
Was raubt der Zeiten Grimm. Ich sehe deine Zinnen/
Du Schäferaufenthalt/ 2 mit Denkens-Augen an/
Noch shwing' ich meine Muht/ o Jena als ich kan/
Zu deinem Pindus 3 hin. Sechs Monden sind verflosen/
Seit daß ich deiner Lust (ach Lust!) nicht mehr genossen/
Seit daß ich neben dir der Freund' entworden bin/
Ist Cynthjen Doppelhorn schon sechsmal überhin.
Ach solt ich wieder seyn bey den gelehrten Schaaren/
Der Hirten/ welche nie/ dann singend/ müssig waren!
Möcht meiner Flöten Thon mit ihrem stimmen ein/
Ich wolte/ wie ich pflag'/ auch nicht der Letzte seyn.
Wo ist der Musen 4 Chor mit Nymphen 5 bunt vermenget/
Wo wird ein Schäfersinn zu Künsten angestrenget/
So/ wie zu Ihen gemein? Da mancher Schäferstab/
Indem er Künste liebt/ gräbt seines Todes Grab
Vnd macht sein Sterben todt. Es krönen Daphnes Arme
Nächst Myrten 6/ Hirten/ euch/ daß euer Geist erwarme.
(Da/ wo die Saal sich stämmt und schlägt die Wellen an/
entbrante mir der Sinn oft auf der Wolkenbahn/)
So glimmstu hell empor/ wie Funken aus der Aschen
In eine Flammensee sich unvermerkt einwaschen;
Gradivus 7 wolte seyn dein Henker/ Sarg und Grab/
Der dir zum Wachstum reicht des Ruhmes Wanderstab:
Es blitzen überall die eisernen Ballonen/
Der Wolke Donnerstimm beginnt in Feld zu tohnen;
[8]
Der ärne Jupiter bläst schwartze Wolken aus/ 8
Sein Hagel schrökket selbst das blaue Götterhaus.
Wie wann der Brennerberg 9 sich Zügellos gerissen/
Die harten Felsen kocht und siedend Hartz geschmissen/
Aus seinem holen Schlund/ es tönt die schwartze Kluft/
Hier waltzet sich Vulcan mit Wirbeln an die Luft
Vnd lekkt Orions Knieh/ die Schwefelflokken fliegen/
Es will der Flammenschwall das Sonnenrad bekriegen/
Sein Duft verdampft den Tag/ sein Tag verjagt die Nacht/
Es prasslet/ rollt und tobt/ es knastert/ platzt und kracht
Der Stein-Bley Regenguß: So giebt der Welt zu schaffen
Das rohte Mordgeschütz. Die niemals-müden Waffen
Verschlaudern manchen hin zum Pöbel/ in den Staub/
Dem üm den Wirbel nicht kreucht frisches Lorbeerlaub. 10
Des allen lachest du/ kein Krieger mag dich binden
So/ daß du soltest nicht dein Ruhmgerüchte winden
Bis an der Sternen Zelt/ dein Lob auf Wolken reit/
Verpfält schon unser Thun die Neig der bösen Zeit/
Blinkt schon das Raserschwerd: Es kennen dich die Bogen
Die üm den Punkt/ die Erd/ den blauen Rokk gezogen/
Dein Glantz verbrüdert sich mit ihrer Liechter Wacht/
Reist mitten in dem Sturm durch schwartzer Nächte Nacht.
Mein Reim erreimt es nicht/ diß Rümen fleucht dein Rümen/
Daß deine Würde soll mit Wortgebür verblümen/
Diß Singen ist ümsonst/ ümsonst die Dichtbegier/
Ein langer langer Reim reimt dannoch nichts von dir. 11
Doch soll der Mangel nicht/ mein Lallen/ mich verkehren/
Mein Will lebt ewig hin/ dich ewig zu verehren/
Mein Denken nehr ich fort/ weil Nais Seewarts rauscht/
Vnd weil das küle Nichts 12 bey Berg- und Büschen bauscht
Wird deiner Clio Gunst mehr steigern dieses Singen/
So soll mir auch dein Lob im höhern Chor erklingen/
[9]
Dann soll man lesen baß in meinem Reimgebänd/
Wie dein Glükk und Geschikk den Himmel dir verpfänd.
Jedoch/ wie kan ich hier/ wie kan ich immer schweigen/
Wie kan ich weiter nicht in dein Gerüchte steigen/
Das andre sey verspart. Ich soll dein Maro seyn/
Dein Pind und Tempe 13 lädt die Feder wieder ein.
Die Felder üben mich/ die mich verzaubern kunden/
Die meinem Plato 14 ab-geteuschet manche Stunden/
Die Först an Schatten reich/ das frische Sudgefild/
Die Berge/ so Pomon 15 und Ampelos 16 macht mild.
Der Schnitter hatte schon/ als auf den ersten Pfaden
Dein Sand mich angestäubt/ die Speicher zu geladen
Mit Ceres 17 Aeren gab/ der Akker war beraufft/
Der Weitzenwucher sprang/ der starke Dräscher schnaufft
Vnd klopfte fremden Schweis: Das Obst begunt zu lachen
Von seinem schlanken Ast/ und macht ihn tödlich krachen/
Die Wiesen falbten zwar/ die Blätter fielen ab/
Doch wölbte dieses nicht das Freudenächter Grab/
Gab Flora 18 gute Nacht den starrbereiften Auen/
Ließ Tellus 19 greiß und grau und kahl den Scheitel schauen/
Was mehr? der spate Herbst schänkt ädler dieses ein/
Der schwere Rebenstokkt wolt jetzt entlastet seyn/
Die Beere drohten schon der Kelter ein Bespritzen/
Das liebe Zärlein Wein/ das uns so kan erhitzen/
Das süsse Traubenblut/ den Freudewekker-Safft/
So Lust und Leben regt/ der Alten Milch und Krafft/
Des Dichtens Wetzestein/ das Tummelroß der Blöden/
Des Gifftes Gegengifft der Sorgen/die uns töden/
Der Froheit Fakkelkien. O welch ein teures Gut/
Hält deiner Berge Gold in holdbegrünter Hut.
Mehr fand sich/ als der West/ der Schlüssel unsrer Weiden/
Geschwängret Berg und Thal/ Büsch/ Auen/ Hügel/ Heiden/
[10]
Nichts fehlte mehr der Lust/ als jetzt das bunte Kleid
Der Floren aufgeklärt das graue Winter-Leid/
Als jetzt der rohte Tag die Brachen konte schauen
Beperlet/ angefrischt von silber-hellem Tauen/
Als Phöbus 20 nicht mehr hielt der Marmorschmeltzer an/
Vnd hemmt ein sanfter Hauch der rauhen Bläste Bahn.
Ich weiß nicht/ was ich sing/ und sing nicht/ was ich denke/
Das Denken nimmt mich mir/ daß ich mich hinwarts lenke/
Wo mancher Freudentag mir hat den Sinn geraubt
Vnd in das stumme Feld mit stummer Macht verschraubt.
Die Wahl verwarf die Wahl/ der Ort war aller Orten/
Zu weiden Aug und Muht/ hier/ jenseits/ da/ und dorten/
Ist eine Lust/ so Lust und Feld-ergötzung macht/
Sie wohn gewiß/ wo Jhen und Jhenens Vmkreis lacht.
Wo stille Wohnung ist/ Wo dikk-belaubte Fichten
Im wohl-gesetzter Reyh den külen Schatten schichten/
Im kleinen Musen-Forst 21/ wo mein beruhter Muht
So oft und über-oft/ so unberuht/ geruht/
Da/ wo ein Kieselbach 22 sich durch dieTäler quälet/
Die krause Silberflut dem Landesstrom vermälet/
Wo Luft und Einsamkeit lud meine Sinnen ein/
Vnd hieß der Glieder Rast begrünte Wasen seyn/
Da/ wo aus hartem Fels der heitre Brun 23 erquillet/
Der sonsten Luthern hat oft Last und Durst gestillet/
Dem teuren Gottes-mann/ in dessen küler Krufft/
Der Schnitter/ halb-verschmacht/ dem Geist herwieder rufft.
Dort war ein weiter Platz 24/ da deine Wiesen lachten
Den frohen Himmel an/ des Sudes Kinder wachten/
Vnd namen/ wann zumahl der Wolken Halt genässt/
Von feuchten Büschen weg/ was Sonn und Erde lässt.
Da schwumm in leerer Luft verbultes Luft-gefieder.
Pfiff in erhitzter Brunst verkrümmlet-krausse Lieder.
[11]
Die muntre Nachtigall/ so niemahls geht zu Bett/
Flocht ihrer Stimm gestimm mit andern in die Wett.
Hier redte Gegenhall bey eine Turmes Zinnen; 25
Ließ ihren Forder-laut sich nichtes abgewinnen/
Vermälte Zephyrn 26 sich/ gab/ was sie hat erhorgt/
Mit wieder-paarer Müntz/ und was sie abgeborgt.
Kurtz/ alles lebte da/ was macht die Geister leben/
Die mitten in der Haft noch ungefässelt schweben/
Du/ Jhen/ bist deren Wirt/ von Gästen hastu Rum:
Nun wohl/ so werde fort durch sie der Städte Blum.
Ich schwöre bey der Quell/ die Witz und Silber spritzet/ 27
Ich schwöre bey der Flamm/ die auf Parnassus blitzet/
Ich schwöre/ Jhena/ dir/ bey meiner Heerden Schnee/
Ich schwöre bey dem Stab/ der hier beschwehrt den Klee/
Ich schwöre bey dem Pan 28/ und seinen sieben Rören/
Daß man soll dein Gerücht in meinen Reimen hören/
Wann alle Welt auch schwieg: Dein Lob grünt inner mir/
Auch/ wann dein Leben gar wird schweben ausser dir/
Dafür der Himmel sey/ den Mund/ die Dichtgedanken
Soll nimmer machen laß ein Dank-vergessnes Wanken/
Dank heischet meine Pflicht/ Dank soll mein Denken seyn/
Biß Libitina 29 mich wirft in den Todten-Schrein.
Indeß/ so friste dich der Himmel für dem Wetter/
Das in den Ländern regt der freche Land-betretter/
Kein Krieger krieg in dir mit Pulfer-Schwefel-Dampf/
Dein Feld bleib unverfärbt mit Blut-gefärbtem Kampf/
Kein Vnfall fälle dich: Es rausche sonder Hassen
Die Schuppen-reiche Saal durch ihrer Täler Gassen/
Bellona 30 trübe nicht den gold-gestriemten Sand/
Es schütze Pythius 31 das Kunst-getränkte Land.
Ihr aber/ ihr mein ich/ ihr Liebsten meiner Lieben/
(So hab ich manches mahl an manchen Stamm geschrieben/)
[12]
Ihr/ meines Vnmuhts Tod/ mein Halbes/ halbes Hertz/
(Daher mein todter Leib fült täglich Tod und Schmertz/)
Lebt wol/ und immer wol/ in euren Myrten-Hürden/
Die euch der Sorgenlast entlasten und entbürden/
Lebt freudig und vergnügt/ vergnüget/ sonder mich/
Der Ort entfernet uns/ die Seelen sehen sich:
Die Seelen bleiben Eins: Die Körper sind geschieden:
Viel Seelen/ nur ein Sinn/ die soll kein Leid zerglieden/
Kein Ort/ und keine Zeit/ bis daß uns dekkt die Gruft
Bis daß das letzte Wort verletzt die leere Luft/
Bis uns der blasse Tod anblasset Stirn und Wangen/
Bis diese Segel einst im Hafen angelangen/
Bis daß uns allerseits wird werden angethan/
Wodurch man Götter sonst vor Menschen kennen kan.

Fußnoten

1 Jenisches Andenken

2 Hohe Schul in Türingen/ an der Saale Weimar. Gebietes.

3 Pindus/ ein anmutiger Wohnplatz der Künstegöttinnen. Der Mondschein.

4 Die Künstegöttinnen.

5 Nymphen/ Wald- Feld- Fluß- und Berggöttinnen

6 Lorbeerzweige Ov. Meta. 1. I. Besihe Opitz. Dafne.

7 Mars/ der Kriegsgott.

8 Krigsgeschütze/

9 Berg Aetna in Sicilien. Virg. I.G. ruptis fornacibus Ætnam. Lique factaq; volvere saxa Luc. Vulcan sideratorquet Victor. 3. Æn. Sidera lambit. Oriō, ein Gestirne.

10 Vir. Ec. 8. Sine tempora circum Inter victrices hederam tibi serpere laurus.

11 Die Flüsse (per Synecd) nach dem Mitbegrief.

12 Der Schatten. Besihe unten das Rätsel vom Schatten.

13 Tempe/ ein überluftiger Ort in Thracien.

14 Ein gelehrter Griech wird hier genommen für die Bücher Opitz. Daß ich/ Plato über dir bin gesessen usw.

15 Pomona/ die Obstgöttin. Ov. 14.

16 Ampelos/ ein Diener des Weingotts Bacchus.

17 Ceres/ die Getreidegöttin.

18 Die Blumgöttin.

19 Tellus/ die Erde.

20 Phöbus/ die Sonne. Der Wassermann am Himmel.

21 Das Paradieß

22 Lutherbrunn

23 Campus Philosophicus. (Witboden-Feld.)

24 Echo bey dem Johansturm.

25 Der Sudwind

26 Der Musen Brunn auf dem Helikon.

27 Parnassus/ Der Musen Wohnsitz.

28 Pan/ der HirtenGott/von ihme sih: unt.

29 Libitina/ der Tod.

30 Kriegsgöttinn.

31 Pythius/ Apollo/ der Künstegott/ Also genenet von dem Drachen Python/ den er erschossen. S. Op. Dafne Ov. 1.I.M.

[Komm/ Floridan/ komm/ Schäfer/ von den Enden]

Mehrers hätte er vielleicht gesungen/ wann er nicht von fernen einen Schäfer erblikket/ welchen seine Füsse/ als die allein seine Wegweisere zu seyn schiennen/ ihme gerad zutrugen/ und dieses war KLAJVS. Er erkante ihn aber sobald an dem weissen Band/ das auf seinen Strohhut geknüpfet/ stunde derwegen behend auf/ und erwartete seiner gäntzlichen Näherung unter einer Linden.

So glükkselig (finge Klajus an/ nachdem sie zusammengetroffen) müsse seyn meinem Floridan dieser Tag/ als lieblich er sich allbereit an sich selbsten erzeiget und anläst. Vnd Klajus müsse freundlichen Dank haben/ antwortete Floridan/ üm die so schöne Begrüssung: Sonsten aber soll dem Floridan heutiger Tag glükkselig genug seyn/ wann er/ allein in Gesellschaft seines Klajus/ solchen wird verschliessen können. Vnd dem Klajus/ sagte dieser hinwider/ in Gesellschaft des Floridans. Anderwärts/ fuhr er fort/dünkets mich etwas zu vielgetahn/ daß Floridan dem frühen Morgen dermassen eine Röte eingejaget/indem [13] er noch vor ihme sich aus der Federburg erhoben. Mit nichten/ antwortete Floridan/ wie ich zu Feld kommen/ hatte dieser allbereit alle Gipfeln der ümligenden Hügel und Bäume mit Gold betreuffelt/ massen sich ihme auch/ bey erster meiner Ankunft/ einen Gruß abgeleget: Ist demnach vergebens/ daß Klajens Beschuldigung mir diß orts eine scheltbare Schuld aufseilen will. Wie hat es aber er (Klajus) versehen/(thäte er hinzu/) daß er heut so lang im Warmen gesotten/ und dünket mich gleichwohl/ ich she die Läden seiner Fenstere noch halb zu/ Ja ein natürlicher Schlaf gukket noch zu denenselbigen heraus: So klug ist heut zu Tag die Welt/ daß sie auch mit (aufgedichter) Schuld eines andern die ihrige verdekkmäntelen will.

Wann meine Beschäfftigungen/ widerredte Klajus/so wichtig und sorgsam wären/ als Floridans seine/ so wolte ich etwan auch meiner Ruh einen Abbruch thun/ (gestaltsam er beginnet/) und meinen liebseligen Gedanken sicher Geleit von denen Morgen-stunden auswürken/ damit sie desto eilfärtiger alda angelangen möchten/ wo ich allbereit deren einen Theil gelassen. Nein/ nein/ gab Floridan zur Antwort/ Klajus thut mir auch hierinn Gewalt und Vnrecht/ dessen mir Zeugen seyn sollen hiesige Felder und Vfere/ die sonder Zweifel meine Lieder angehöret/ welche mir vielleicht verantwortlicher fallen werden/ als Klajen sein so langes Bett-hüten. Sonsten aber gestehe ich gerne/ daß für dißmahl meine Gedanken einen Blikk gethan in mein mit Krieg und Vnruh bedrängtes Vatterland/ wie auch zu meinen an der Saal hinterlassenen hertzvertrauten Freunden unnd Schäferen. Vnd vielleicht auch Freundinnen und Schäferinnen/ setzte Klajus hinzu: Doch wir wollen diesen Zank so lang aufheben/ bis uns etwan iemand aufstosse/ deme wir solchen vortragen/ und folgends von ihme einen gerichtlichen Ausspruch erwarten können.

[14] Inzwischen lasse sich Floridan erbitten/ sagete er ferner/ und erzäle mir/ auf was Weiß er sich von der Saal als unsre Pegnitz erhoben/ und was sonsten eigentlich der Ort seiner Geburt sey/ massen ich jüngsthin vernommen/ daß er allhier nicht einheimisch/ aber doch der Orten erzogen wordē. Ich bin beydens zu frieden/ antwortete Floridan/ aber lasset uns zuvor unter dieser Linde Platz nehmen/ indessen unsre Schafe auf diesen Himmelfreyen Feld-Tapeten grüne Tafel halten mögen.

Setzeten sich also diese beyde unter besagte Linde zusammen/ und fienge darauf Floridan seine Erzälung also an: An denen Lustreitzenden Quellhäuseren und Nymfen-Wohnungen der Eger/


Wo dieser blaue Strand schleicht an der freyen Stadt 1
der andern Blum und Ruhm/ die seinen Namen hat/

Verhielten sich vor diesem/ und ehe die Grausamkeit mit der Rach und der Haß mit der Beleidigung/ die Gemüter der hohen Häubter widereinander erbittreten/viel nahmhafte Hirten/ und neben denenselbigen auch Gottesgelehrte Druiden 2/ von deren einem nun ward ich/ eben mit aufwallender Kriegeswüt/ zur Welt erzeuget. Ich konte aber dieser sobald nicht ansichtig werden/ sihe/ da setzete sich auch alsobald das Glükk auf die erste Staffel meines Vnfalls/ indem ich nemlich noch minderjährig/ ja fast unmündig/ durch das widrige Geschikke (welches noch immer in besagter Gegende wütet und tobet/) meine Geburts-stätte zu verlassen/ gezwungen wurde: Begaben sich also meine Eltern mit mir an die Pegnitz.

Solcher gestalt hinterlegete ich meine Kindheit an dieses Flusses kraussen Krümmen/ mitten unter denen kurtzn eiligsten Schäferspielen/ soge und zoge auch von da an/ gleichsam mit der Mutter-Milch/ in mich die lieb-löbliche Lust [15] des Feldlebens/ mit welchem Glükk mich der Himmel gleichwol/ in meinem Vnglükk/ noch beseeligte. Bald darauf starben mir/noch Vnerwachsenen/ meine liebe Eltern von der Seite hinweg/ daß ich also nohtwendig glauben muste/ ein böser Stern müsse seine Einflüsse in meine Geburtsstund gegossen haben/ oder aber zugleich mit derselbigen aufgangen seyn/ weil mich ja meine Verhängniß so empfindlich anspörete.

Doch billichte ich endlich (wie billich) diese meine Schikkung/ weil ich es von dem Himmel also versehen zu seyn/ wohl erachtete. Im übrigen beschlosse ich/ mir/ üm die wenige meiner Eltern mir vermeinte Hinterlassenschaft/ eine Heerde und Hürde eigen zu machen/ und mit meiner Person die Anzahl derer Schäfere dieses Bezirks unwürdig zu vermehren. Wie ich dann dieser Orten/ dem Hirtenbuch nach Land-sittlicher Gewonheit einverleibet/ eine geräume Zeit in höchster Zufriedenheit zu rükke geleget/ inner deren ich nichts/ was zu meiner Vergnügung/ in dergleichen Stand und Lebens-Beschaffenheit/ dienen mochte/ unterlassen: Bis daß abermahl durch dē Raht des Himmels über mich ausgeschlossen wurde/ ich solte meine Trift der Orten verlassen/ und die Schalmey in der Saalen-Schäfere Pfeiffen-Chor einstimmen.

Also erhube ich mich in erwänte Gegend/ genosse auch nach der Hand allda/ Zeit meines Verharrens/aller nur ersinnlichen Ergötzlichkeit/ zu merklichem Wachstum des Nutzes meiner Heerden und meiner: Ja ich wurde daselbst erst recht innen/ was für Behäglichkeiten in sich habe ein Leben/ daß man/ frey von eitelem Bau- und Laster-Pracht der Städte/ in niederen Hürden und einfältigen Bauerhütten verschliesse. Morgens erwartete ich/ bis die frühe Sonne dieTau-tropfen (so denen Schafen fast schädlich) von den subtielē Gräselein abgelekket: Entzwischen/ wann selbige zerstreuet/ mit Bibenell/ Hanenfus/ Wiesenklee/ [16] udg. sich ergötzeten/ die muthigen Kletterziegen/ die Weiden und Haselruhten bezwakketen/düdlete ich ihnen mit einem freudigen Lied zur Tafel. Anderwärts liesse ich mich zuweiln mit einem und anderm Schäfer in einen friedlichen Kampf ein/ entweder üm den Vorzug einer Schäferinn/ in Schön- und Vollkommenheit/ oder aber üm den Preiß/ den ich in sinnreichen Erfindungen/ hurtigen Vbungen/ und dergleichen/ vor ihnen zu erlangen/ mich bearbeitete: Zumahl/ wann etwan von denen Kampfrichteren/ oder beyderseits schönen Hirtinnen/ ein Dank/ zur Ehrbezeigung dem Siegenden/ war auf- und angesetzet worden. Hätte auch diesen vnd andren unerschätzlichen Belustigungen den mehrern Theil meiner Tage gewiedmet/ wann mich nicht/ nach Verschiessung zweyer Wintere/ ein ebenmässiger Himmels-Schluß wieder zu diesen Nordgefilden abgefordret.

Ich befande mich gleich damahls mit der samten Hirtengesellschaft in einer lustigen Ebene/ so ablängelicht mit allerhand schattichten Bäumen reyenweis besetzet/ von mancherley Sachen mit ihnen sprachende/ als der hurtige Götterbot 3/ der Herse Weltschweifender Ehmann (dann ihn seine Flügelfüsse und der Schlangenstab zeitlich verrieten) mit Pfeilschnellem Flug daher strieche/ mir schnurstrakks zueilete/ und von dem Hauffen abseits-gefüret/ solcher gestalt zuredete:


Komm/ Floridan/ komm/ Schäfer/ von den Enden/
Laß diesen Ort und dessen mindre Lust/
Laß deinen Fuß sich rükkwarts wieder wenden/
Komm schaue diß/ was vielen unbewust.
Es ruffet dir der Pegnitz sanftes Rinnen/
Ihr Strand/ den jetzt der edle STRPHON ziert/
Die Schäfer-spiel dort Ruhm und Preiß gewinnen:
Hier dieser Fluß dir wenig Lob gebiert.

Fußnoten

1 Die Stadt Eger.

2 Waren vor Zeiten Priestere.

3 Mercurius cu Caduce. Sihe Hor. I. Od. 10.

[Zweymal ist der Schnee zerflossen]

[17] Damit schwunge sich dieser/ ohne ferners Wortverlieren in die Luft/ und entkame unser aller Augen urblötzlich/ uns vor Schrekken fast erstarret hinterlassende/ da dann diese ungewönliche Begebniß an stat unzalbharer Abenteure war/ unser aller Gemüter in so viel zweifelhafte Verwirrungen zu setzen/ am meinsten aber meines/ der ich mich/ nicht so sehr von Anschauung dieser Wundergeschicht/ als Behertzigng derer Reden ermeldeten Gottes/ ausser mir selbsten befande.

Wahr ist es/ ich bliebe an meinem Ort unverwandt stehen/ recht wie ein andrer Battus/ den der Majen-Sohn in einē Felsen verwandelet 1/ doch ermuntrete ich mich endlich/ mehr durch mühsames Zuthun derer Anwesenden/ als von mir selbsten/ zugleich damahls in diese Wort (die ich mit einem tief-geholten Seufzer begleitete/) herausbrechende: So ist es nun an dem/sagete ich wider mich selbst/ daß du/ arbeitseliger Floridan/ daß du/ sprich ich/ verlassest diese ergötzliche Felder/ diese kleebare Auen/ diese gedeyliche Weide/ diesen silber- und Krystallenrieslenden Fluß/diese über-irdische Nymphen-Lust/ diese unvergleichliche Schönheiten/ und ach! Diese erfreuliche Gesellschaft? Ihr Himmel/ womit habe ich euren Grimm wider mich aufgereitzet/ daß ihr mir eine so schmertzliche Botschaft ankünden lasset? Ade/ Freud/ gute Nacht/ Lust und Ergötzung/ nun ich ja eurer Wohnung diß Orts soll gute Nacht sagen/ O unbarmhertziger Schluß/ der mich zu einem so betaurlichen Entschliessen zwinget.

Dieses und anders mehr stiesse ich dazumahl seuftzende heraus/ und beschlosse solches alles mit einem tiefen Stillschweigen 2. Inzwischen hielte ich mit meinen Gedanken einen Rahtsitz/ und reitzeten mich eines Theils oberwänte Ergötzlichkeiten sehr/alda zu verbleiben/ anders Theils aber widerredeten solches die Wort des Himmelsboten; Doch thäte das Verlangen/ welches ich hatte/ den weit- und Welt-beruchten STREPHON [18] zu sehen und wo möglich/ seiner Bewohnung zu geniessen/ ein merkliches in dieser Rahtspflege/ welches mich auch endlich mit meiner Widerlust einen Stillstand treffen/ und den Vrtheil-Spruch folgender massen (den ich mir selbst stellete/und also Part und Richter zugleich war) ausreden machete: Wie aber/ Floridan (fuhr ich gegen mir fort) wilt du dich widersetzen einem so mächtigen Gebieten/ oder wilt du ihm mißfolgig seyn? Nein/ nein/ eile nur bald/ wohin dich dieser rufft/ dessen Will dir ein unwiederruffliches Gesatz ist/ Eile/ sage ich/ zu begrüssen deine Erzieherinn/ zu schauen deine Pegnitz/die Ernehrerinn und Seugamme deiner jungen Tage/Eile/ einmahl abzustatten die Pflicht/ mit derem du ihr so lang verbunden gewesen/ eile/ sage ich nochmals/anzuhören Strephons/ deß vortrefflichen Schäfers/geistige Spielreden und Hirtengedichte 3: Welches allein dir Vrsach gnug wäre/ zu gesegnen den Ort deiner jetztmahligen Enthältniß.

Weiter konte ich nicht reden/ dann ich der Gesellschaft/ rings üm mich stehende/ gewar wurde/ die mich bereits aus ihren Stirnen lesen macheten den Vnmuht 4/ den meine Wort ihnen in die Hertzen geschrieben. Darüm eröffnete ich ihnen alles/ was mir der abenteuerliche Botschafter angekündet/ und name darauf von einem jedlichen/ nicht ohne Vergiessen beyderseits Tränen/ kläglichsten Abschied/ gesegnete auch/ zur Zugab/ sie/ und die gantze Gegend/ mit folgendem Lied: 5


1
Zweymal ist der Schnee zerflossen/
Zweymal hat des Schnitters Hand
Von dem Akker Korn entwandt/
Zweymahl hat man Most genossen/
Seit daß ich an diesem Fluß/
Gab der Lust den ersten Gruß.
[19] 2
Seither ist mir nicht zerronnen/
Seither nichtes meiner Heerd/
Die auf fettbegraster Erd/
Augenblikklich Saft gewonnen:
Mein sehr muntrer Feldgesang
Mehrte dieser Felsen Klang.
3
Nun mich rufft ein Scheidbeginnen/
Vnd des Himmels hoher Raht/
Nun mich trägt der grüne Pfad/
Der mich mehrmahls trug/ von hinnen/
Sprech ich ach! das letzte Wort:
Gute Nacht! Ich reise fort.
4
Grünet fort/ ihr bunten Auen/
Die ich meiner Heerde Kost
Vnd der matten Glieder Trost/
Pflegte freudig sonst zu schauen/
Eure Zierde müsse nie
Missen ihres Wachstums Blüh.
5
Dich auch/ Silberklares Fliessen/
Das mir Hertz und Geist erfrischt
Vnd oft Weid und Lust gemischt/
Dich gesegn' ich mit Verdriessen/
Dich/ hab diesen Wunsch noch dir/
Färbe nimmer Mordbegier.
6
Vnd ihr/ treue Nebenhirten/
Denen war mit mir gemein
Hürde/ Weid'/ und Schäfelein/
[20]
Lebet froh/ bekräntzt mit Myrten/ 6
Lebt/ und liebet euren Sinn:
Ich ach! wandre von euch hin.
7
Gute Nacht/ ihr Parnassinnen/
Leitstab meiner Geistespur/
Nymfen/ meines Durstes Cur/
Gute Nacht/ ihr Schäferinnen/
Spricht der Mund schon Scheidewort/
Bleibt mein Hertz doch an dem Ort.
8
Gute Nacht/ ihr holden Felder/
Gute Nacht so manches Thal/
Berge/ Bächlein/ allzumahl/
Gute Nacht ihr Schatten-Wälder/
Werd'/ o höchstbeziertes Land/
Werde fort mehr Weltbekand.
9
Ich/ ich/ will dein Lob erheben/
weil mein Schäfer-pfeiffsakk stimmt/
Vnd in mir ein Flämlein glimmt/
Weil ein Fünklein Seel wird leben/
Weil dein Wasser Sudwarts rauscht/
Vnd dein Vfer Schatten tauscht.

Fußnoten

1 Hirvon sihe Ov. Meta. I. am. Der Götterbott Mercur.

2 Scali. Genius meus intus mecum loquitur.

3 Ludiloquia.

4 Frons est animi janua.

5 Scheidlied. Im Thon/ Damon gieng in tiefen Sinnen usw.

6 Vir. IG. Cingens materna tempora myrt.

[Wir müssen/ Floridan/ dich lassen]

CORYDON und AMYNTAS/ meine vertrautesten Freunde/ gaben ihre Füsse mir zu Gefärten/ und begleitetē mich so lang/ bis ihnen die Nacht/ zusamt der Ferne des Wegs/ zurükk riefe. Alsdann beschwuren sie mich bey aller der Freundschaft/ so ich bis dahin mit ihnen gepflogen/ und bey dem Nahmē der jenigen/welcher ich mein Hertz hinterliesse!

O ho/ ruffete hier Klajus/ wer war dann diese? Oder vielmehr/ [21] wer war kurtz zuvor der/ der sich so rein machen und weis brennen wolte? Es erscheinet aber jetzt/ daß Floridan zuvor sein Hertz in der Brust/und nicht auf der Zung gehabt/ weil diese mit diesem so fein zum Verräter an ihm worden. Sonsten ist/ so viel er selbsten sihet/ durch seinen eigenen Ausspruch das Fürtheil unsrer Berechtigung auf meine Seite gefallen. Nicht ein Haar/ spricht Kahlkopf/ (antwortete Floridan) Ich sehe Klajen nicht so gar für ein steinern Bild an/ daß er sich an seiner Elbe nicht eine oder die andere Schäferinn solte haben gefallen lassen/ könte ich demnach eben das jenige von ihme/ was er von mir/ schliessen/ nemlich/ daß er mit dem Leib zwar hier/ aber mit denen Gedanken bey seinem hinterlassenen Abgott wohnete. Daß aber ich einer solte mein Hertz zu rükk gelassen haben/ bleibt noch unerwiesen mit dem/ weil es besagte Schäfere ausgesaget/ dann sie ja von meiner Sinnen Bewandniß/ so wenig als Klajus/ einige richtige Gewißheit gehabt. Zudem/ so hab ich nie gesehen/ daß einer sein Hertz anderswo/als in der Brust/ benentlich über Land/ oder wie Klajus schwärmet/ in dem Mund/ haben könne/ dann es solcher gestalt sehr mißlich üm sein Leben stehen würde. Beyde Schäfere lacheten hierüber/ und bat Klajus/ Floridan wolte nur seine angefangene Erzehlung fortsetzē: Dann/ sagete er/ ich sehe wohl/ daß Floridan niemahls unrecht haben/ viel weniger sich überstreiten lassen will/ so ist es auch unterweilen nützlich und gut/ daß man von seinem Recht etwas nachgebe und ablasse. Sie beschwuren Floridan bey dem Nahmen der jenigen/ deren er sein Hertz liesse/nun fürter im Text!

Daß ich/ (fuhr Floridan fort/ nachdem er dieser des Klajus schertzhafter Wiederholung abermahls gelachet/ ihre Gedächtniß mit mir hinweg füren/ und mich ihrer Gegentreu und unzertrennlichen Freundschaft allerseits versichren wolte/ und bekräftigte solches Corydon noch mit folgendem Zusatz:


[22]
Wir müssen/ Floridan/ dich lassen/ 1
Dich lassen/ regt uns Hertzensbrast:
Vns wird vielleicht der Himmel hassen/
Weil uns läst ein so lieber Gast.
Nun wir wollen dieses Scheiden
Dulten/ nicht mit Vngedult/
Muß dich unsre Lust schon meiden/
Haben wir doch deine Huld.
Deine nimmer-welke Treu
Werde neu/
Wir versprechen
Wort und Handschlag nicht zu schwächen.
Wir wünschen dir freudig-vergnügliches Leben/
Der Himmel beglükke dein Weben und Schweben/
Er bahne dir selbsten die richtige Bahn/
Es nehme die Pegnitz dich unverletzt an.

Fußnoten

1 Abschieds-Reimen.

[Ihr Felsen dieser Gräntz'/ ihr Hölen in den Gründen]

Ich verwilligte unverzüglich in jenes ihr billiches Ansinnen/ unn zwar allein mit einem bejahenden Kopfnikken/ dann reden konte ich nicht für Vnmut: endlich aber mochte ich närlich ein par Wort zu wege bringen/ damit ich ihnen nochmahls gute Nacht sagete/welches ich dann auch mehr mit traurigem Anblikk und liebeiferigem Handdrükken/ als mit Reden/ verrichtete. Vnd damit schiede ich von ihnen. Sie vergefärteten mich aber noch weiter mit einer unzäligen Anzahl Blikke/ welche alle/ nicht ungleich Magneten/mein Hertz kräftig und mehr zu rükke zogen/ als mich meine Füsse von dar trugen: Wiewol auch ich soviel Hertzen mit mir hinwegnahme/ als vielen ich das meine verteilet hinterliesse.

Also verfolgete ich meinen fürgezielten Weg/ jedoch mehr an den Ort/ den ich verlassen/ als zu welchen ich begehrte/ gedenkende. Ich kahm aber noch selbigē Tages in einen Wald/ welcher so dikk mit Bäumē bewachsē/ daß ich wed Sonne noch Tag allda einheimisch [23] fande/ ohne daß bisweilen ein änges Thal sich sehen liesse/ ober welchē stoltze Klippen und Felsen hervorragende dem vorübergehenden einen gähen Tod droheten: daselbst nun wolte ich/ weil der Ort mit meinem Kummer so genau einstimmete/ mit Klagen mich etwas meiner Trübnis erleichteren. Ich hatte aber kaum diese ersten Wort: Ach Vnmuht/ in die Luft geschikket/ sihe/ da brachte mir die schwätzige Echo 1 sobald herwieder den letzten Laut derselben/ nemlich/ Muht. Daher wänete ich/ die mitleidige Göttinn wolte mir gleichsam damit einen Muht einsprechen: fieng derhalben an/ sie von meinem bevorstehenden Glükk zu befragen/ folgender massen:


Ihr Felsen dieser Gräntz'/ ihr Hölen in den Gründē/ 2
Ihr Tähler/ du Gebüsch/ lasst/ was ich suche/ finden.
Es liebt ja eure Luft die Luft/ nach der ich spür?
Hier hallt ein Gegenhall. Sprich/ Echo bistu hier?
Echo. du hier?
Mich hörstu wohl/ wohlan/ vernehme was ich sage/
Gieb Antwort meinem Wort/ sag aus/was ich dich frage.
E. frage.
Sag' an/ was zwinget mich von dannen in der Still?
Was machet/ daß ich mehr der Orten nicht seyn will?
E. Ein Will.
Ein Will/ das weiß ich vor/ ich hab es selbst vernommen.
Wird/ sage/ nach der Hand mir dieser Wechsel frommen?
E. frommen.
Wohl/ aber/ wie? durch wen? und wann kömt der Genuß?
Er muß nicht ferne seyn/ weil daß ich fort schon muß.
E. ohn muß.
Ohn Mus/ das frag' ich nicht/ ich mag mich selbst nicht säumen.
Was wird/ sag her/ für Glükk zu meinem Wunsch sich reimen?
E. Reimen.
[24]
Was/ Reimen? reime du/ dein Reden reimt sich nicht:
Ich wünsch/ nicht was ich hab/ vielmehr was mir gebricht.
E. gebricht.
Gebricht mir Reimekunst/ was fehlet diesen Zeilen?
Sie sind gesund und gut/ man darf daran nicht heilen.
E. heilen.
Was fehlet ihnen dann? Wo hinket ihre Zier?
Im Band: der Dichtungsart: an Kunst: an Wortgebür? 3
E. Gebür.
So meinst du/ daß Gebür in allem dem ermangle/
An Mangel mangle nicht? Sag/ wo ich bässers angle.
E. angle.
So gib den Angel her/ und zeig mir einen Rand/
Wo werf' ich dann? vielleicht die Pegnitz ist der Strand?
E. der Strand.
Ha/ ha/ du machst es bunt/ so lehren mich die Fische?
Ihr hönt/ ihr Rülzen/ mich/ ihr üngehöften Büsche.
E. Büsche.
Nun sollens Büsche thun/ zuvor der Schuppenschwantz/
So macht sie dann gelehrt ein lauter Schäferdantz.
E. der Dantz.
Der Dantz/ wie wahr bin ich? du spottst noch immer meiner/
Wer singt die Lieder vor? ist an der Pegnitz keiner?
E. Einer.
Sih da/ du triffst es schier: Die Pegnitz brüstet sich/
Weil daß sie Strephon hat. Fürwar jetzt merk ich dich/
E. ich dich.
So meinstu/ daß ich dort werd Strephons Gonst gewinnen?
So werd ich sein vermängt dem Chor der Pegnitzinnen?
E. sinnen.
Wird aber dieser Tohn gleichgültig ihrem seyn?
Vnd werd ich mit der Zeit anstimmen auch so rein.
E. so rein.
[25]
Noch eins: wird mir der Fluß/ die bunten Pegnitz-Heiden/
Von ihren Blumen was/ zu einem Krantz/ bescheiden?
E. Seiden.
Die Seid auch zum Gebänd 4/ jo/ jo/ nun habe Ruh/
Ich zieh mit Freuden hin. Wend/ Echo/ dich auch du.
E. auch du.

Fußnoten

1 Der Gegenhall.

2 Echo. Glükkforschung.

3 Rythmus Metrum.

4 Beyzielung (allusio.) auf das Ordensband.

[Wol mir/ so seh ich dich/ du klares Nymphen-Bad]

Also machete ich mich mit Freuden von dannen/ und nahm folgends den Weg so wakker mit/ daß mir in wenig Tagreisen die wirbelfriedige Pegnitz entgegenrauschende zu Gesichte kam. Dieses nun gab meinem Kummer sobald einen tödlichen Stoß/ ja ich beschlosse von da an/ alles Trauren von dem Hertzen zu bannen/ und meine an der Saal beurlaubete Freude und Vergnügung an diesem Fluß widerüm anzubauē. Ich begrüssete aber solchen/ welches alda mein erstes Thun war/ mit hiesigem Klingsatz.


Wol mir/ so seh ich dich/ du klares Nymphen-Bad/ 1
Du Haus der Najaden/ so seh ich wieder fliessen
Dich Weltbeschreiten Strand/ von dem ich ward gerissen.
Ihr Himmel/ euch gebürt der Dank für diese Gnad/
Der Dank/ daß mich bißher unschadhaft trug der Pfad/
Daß euer Schutz mich wolt für Vnfall sicher wissen.
Vnd du berümter Fluß/ nimm dieses mein Begrüssen.
Du bist es/ der mich erst so wol bewirtet hat/
Du bist es/ du allein/ der meiner hat gepflogen/
Als meine Kindheit noch an Brüsten ward erzogen:
Wo aber bleibt die Pflicht/ mit der ich dir verpfändet?
Min Leben lebt ja dir/ das ich dir schuldig bin.
Gieb/ was du hast Strephon mit Schäffeln zugewendet/
Dann nimm von meiner Hand viel tausend Lieder hin.

Kurtz hernach trug mich der Weg am Gestad/ den ich von da an alsobald vor mich genommen/ eben an dieses Ort/ und zu dieser Linde/ an welcher ich auch zurhand erwittrete die Reimen/ welche [26] unser Strephon in ihre Rinden gekratzet. Die Anmuht dererselben/wie auch die Pflicht/ mit deren ich mich ihrem Verfasser verbunden zu seyn erachtete/ triebe mich/ daß ich sein Lob diese rieslenden Wässerlein nachlallen machete mit folgenden Kling-Reimen.


Ihr Felder dieses Orts/ ihr Kleebereichten Brachen/ 2
Ihr Auen/ meine Lust/ wie hoch hat euch beglükkt/
Euch/ Strephons grosser Geist/ der bunte Reimen stikkt/
Der euch oft anvertraut/ voll Witzes Hirtensachen.
Du Linde/ kanst nun wohl in deinen Zweigen lachen/
Weil Strephons Kunst-Gebänd von deinen Rinden blikkt.
Es wird dein Lentzenzelt von lieber Luft erquikkt/
Noch sprech ich/ daß bey dir gelehrte Winde wachen.
Gebt her/ ihr Lüfte/ das/ womit Er euch begabt/
Schenkt/ was er euch geschenkt/ was ihr besitzt und habt/
So werd ich solches euch mit Wucher wieder senden.
Hinfort/ wann meinen Wunsch ein Schluß der Sternen hält/
Werd ich besuchen oft/ ihr Felder/ eure Welt/
Dann lasst sich euren Schatz zu meinen Sinnen wenden.

Fußnoten

1 Sonnet. Pegnitzgruß.

2 Lob-Sonnen

[Hoer/ wo bist du? Echo, sey uns Echo hier]

Nach diesem eilete ich/ und gab meiner Reiß endliche Endschaft/ mich in meine jetzige Hürde begebende. Der Himmel ist mir aber seither so gönstig gewesen/daß ich/ wie meinem wehrtē Klajus nicht unbewust/nicht allein Strephons hohe Kundschaft erlanget/ sondern auch von ihme in seine aufgerichtete Schäfer-genoßschaft gewogentlich eingenommen/ und zum Merkezichen dessen auch mit einem weissen Band wohlmeinende beschenket worden.

Also hat mein geliebter Klajus/ sagete Floridan/ümständlich vernommen die Abstattung seines vormahligen Ansinnens. Im übrigen versprich ich mir hinwiederüm von ihme eine sothane Freund-Bezeugung/ Er werde sich nicht mißbelieben lassen/ mir/ als seinem Ordens-Verwandten/ [27] auch mit wenigem zu berichten/ von dem Anlaß zu dieser unsrer Gesellschaft/und warüm rümlichsterwänter Strephon dessen Mitglieder mit einem Band zu begaben pflege/ massen ich es nach der Zeit eigentlich nicht zu wissen gebracht: Verhoffe aber allhier keine Fehlbitt abgelegt zu haben.

Wol/ wol/ mein Floridan/ gab Klajus zur Antwort: So begierlichen kan Floridan nit seyn/ solches von mir zu vernemen/ als Klajus allbereit ist/ dessen Ohren solches aufzutragen.


Wisset derhalben/ daß
Die Göttin/ welche stäts mit tausend Augen sieht/ 1
Was in der Sonnenwelt/ im weitē Rund geschieht/
Die tausend Ohren spitzt/und heele Sachen redet/
Mit tausend Zungen aus/– – –

Dazumal/ als sie Strephon und mir das Hochzeitliche Festbegängniß zweyer ädeler par Verliebten (das euch zwar nicht unbewust seyn wird/) angekündet 2/und zugleich auch beyden aufgetragen/ dieselbigen mit einem und dem andren Lob-Gedichte und Glükkwünschungs-Lied erfreulichst zu verehren/ uns beyden einen Preiß aufgeworfen/ nämlich einen Krantz/ welcher dessen seyn solte/ der mit Kunstsinnigen Erfindungen und belieblichen Reimarten es dem andern/ bey besagten Ehrē- und Braut- Wünschen/zuvor thun würde. Nun täten wir aber folgends hierinnen beydes/ denen Verliebten und Verlobten/ und dem Gerüchte/ (so viel ihr selber davon urtheilen könnet) nicht ein schlechtes Genügen/ und wurden unsre Feld-abhandlungen von jenen mit merklichem Wohlgefallen angenommen: Diese aber kame zwar wieder zu uns/ und lösete besagten Krantz von ihrer versilberten Trompeten/ aber sie wolte weiter keinen Ausspruch geben/ wem er unter uns beyden zustünde/ sondern erteilte allein unsren Gedichten durch ihrer Zungen eine einen schönen Lobspruch 3/ und verschwande sobald darauf vor unsren Augen/ nachdem [28] sie zuvor den Preiß an den Ast eines Buchbaums gehenget.

Wer war übler zu frieden/ als wir/ nachdem wir unsre unparteyische Richterinn das Richteramt also abtreten sahen. Ich wiche aber meinerseits Strephon willig/ wie dann auch billich war/ nahme den Krantz von dem Baum/ und setzte den ihme auf das Haar/und entgab mich zugleich aller meiner Anforderung/die ich darzu haben mochte. Es wolte aber Strephon nicht/ daß ich/ als ein Mitsächer/ in eigner Sach oder Fehde solte Richter seyn/ vielweniger begehrete er den Krantz/ auf meinen Zuspruch/ für sich zu behalten/ sondern name mich bey der Hand/ und fürete mich unferne von hier zu einem Gefälse/ in dessen vielfältig-unterbrochnen Hölen und Klüften die Nymfe Echo ihre Wohnstelle hatte: Dieser Ort/ sagete er/ soll uns in dieser Sach entscheiden/ Klajus lasse sich nur belieben/ ihn hierüm mit mir zu begrüssen. In alle Wege/ gab ich zur Antwort/ und damit fiengen wir alle beyde an/ dem Gegenhall unsre Strittigkeit vorzutragen/ wie folget:


Strephon.

Hoer/ wo bist du/ Echo? sey uns Echo hier. 4
E. Echo hier.
Sprich/ Lüfte-Tochter/ ein gerechtes Richten.
E. rechtes Richten.
Du kanst den harten Hirten-Hader schlichten.
E. Hader schlichten.
Nymphe/ nun dein Widerruffen ruffe mir.
E. ruffe mir.
Klajus.

Du hast vernommen ja/ was unser Zanken ist?
E. Zanken st! 5
Nicht Zanken unser Zwist/
Den dieser Krantz in seinen Blumen heget/
Mit Lorber-Laub beleget.
[29] Strephon.

So sage dann/ wer hat den Preiß ersungen/
Mit Lob nach Lob gerungen?
E. obgerungen?
Ja/ sprich den Auspruch aus/ wem ist doch zu erkand
Diß hohe Wolken-Pfand?
Klajus.

Wo sollen wir (du stokkst) sonst Vrtheil hoffen?
E. Nur Theil hoffen?
Ach nein/ dein Vben übt ümsonst/
Im fall du liebest beyder Gunst.
E. ey der Gunst!
Bey diesem stehet uns kein Heil in Teilung offen.
E. Heilung offen.
Strephon.

Nicht/ wieder flikken ihn/ das ist vergebne Müh.
E. ebne Müh.
Wie kan/ wann dieser ist zergäntzt/
Von uns doch einer seyn bekräntzt?
Du wilt/ daß deß sich keiner rüme nie.
E. Rümen ie
Klajus.

Wem kan er/ lieber/ also nützen?
E. all so nützen.
Wann seine Wind- und Bindung wird zerstört?
Er kan so nichtbeym Scheitel sitzen.
E. eitel sitzen.
Ja/ eitel wird er seyn/ wann ihn ein Riß verheert.
E. Riß verehrt.
Strephon.

Was thun wir dann nun mit dem Krantz?
E. nit dem Krantz.
Wem wird er/ wann er wird von uns entwunden/ werdē?
E. bunt den Wehrten.
Wem wird er/ sag/ nach Würden gantz?
E. Hirten gantz.
[30]
Ey was! du machst hiemit uns mehr Beschwerden.
E. Ehr-beschwerden.
Klajus.

Nymphe/ ja uns will dein Tönen hönen hier.
E. sönen hier.
Ha/ ha/ wir wollen selbst den Zwispalt schlichten.
E. diß bald schlichten.
Weil Falsch und Vnrecht immer ist dein Richten.
E. misst dein Richten.
Forthin schwätzt diß Schäferpar nicht/ Echo/ dir.
E. Echo dir.

Fußnoten

1 Das Gerüchte Virg. 4. AE. Fama malū.

2 Sihe Sir. unn Kl. Schäferg. Bl. 22.

3 Encomium.

4 Echo. Vrtheilheischung.

5 St. Vocula Interject. ein Zwischenwort.

[Befärbet- Vmnärbet]

Solcher massen musten wir auch hier/ dem Ansehen nach/ leer abziehen/ weil uns der Gegenhall keine (vermeinentlich) richtige Antwort ertheilen wolte. Strephon aber dachte dessen Widerredē etwas reifer nach/ und sagete: Wie wann die Nymphe uns etwas anders angedeutet hätte/ als wir begehren/ daß aber doch damit unsrem Streit abgeholfen wäre: Wie sie dann auch mehrmals eine Wahr- und Vorsagerinn gewesen derer Sachen/ welche kurtzkünftig haben geschehen sollen. Sie sagt/ wir sollen den Krantz theilen/ und er werde uns alsdann all so nützen/ daß wir dessen Ruhm haben/ wohlan/ wir wollen sehen/ was sich zutragen möchte. Damit nahme Strephon den Krantz/ und wolte ihn zertheilen/ wir befanden aber/daß er mit sondrem Fleiß von mancherley schönen Feldblumen zusammengetragen/ welche unter denen Lorbeer-Blättern artfügig eingeschlichen/ also/ daß wir abermals Bedenken trugen/ ein so schikkförmiges Gebände zu zergliederen. Nein/ nein ruffete ich/ er bleibe wie er ist/ und kröne hinfort den Wirbel Strephons/ welcher wohl eines besseren würdig/ als dieses ringfügigen. Strephon aber wolte weder den Krantz noch das Lob auf sich nehmen/ sondern mir ebenfalls den Verdienst dieses Danks und die Besitzung des Krantzes in den Busen schieben.

[31] Endlich/ nachdem wir eine geräume Weil gestritten/ (ein jeder aber/ wie er dem andern diese Ehr aufdringen möchte) sprang Strephon auf/ und sagete: Jetzt verstehe ich/ was uns der schwätzige Fels zu verstehen geben wollen/ nahme darauf den Krantz/zerschnitte das/ was ihn zusammenhielte/ und fuhr folgends fort wider mich/ ich solte mir eine/ von denen Feld-Blumen oder Gewächsen desselben/ ausersehen: Also erwälete ich mir den KLEE 1/ und Er selbst ihme das MAJENBLVMCHEN. 2 Das übrige fassete er wieder mit dem Faden/ und hengete den entgäntzeten Krantz an den nächsten Baum/ ferner also redende: Es soll/ vormahliger der Nymphen Aussag nach/ dieses Krantzes Riß bunt verhren die Hirten. Demnach so behalte Klajus sein Feldkraut/ und ich meine Blum/ und sollen die Blumen das Bemerke unsrer Hirtengenosschaft seyn/ welche auch forthin die Gesellschaft der Blumen Schäfere heissen mag.

Wird sich aber nach der Zeit einer oder der andre Schäfer belieben lassen/ in diese zu uns zu treten/ der soll von uns mit einer Blum aus jenem Krantz/ nach seinem Gefallen/ beschenket/ und in dieselbe unverzüglich aufgenommen werden/ Jedoch mit der Bedingung/ daß er fortan unsrer Mutter-Zung/ mit nützlicher Ausübung/ reinen und ziersteigenden Reimgedichten/ und klugen Erfindungen/ emsig wolle bedient seyn/ und bemühet in Beförderung ihres Aufnemens. Dieweil aber/ fuhr er fort/ diese Blumen mit Wäre der Zeit verdorren und nichtig werden möchten: So will ich eine jede derselben/ so viel deren dem Krantz einverleibet/ mit Seiden auf ein weisses Band stikken lassen/ solcher gestalt/ daß man an einem End die Blum/ an dem andern aber den Nahmen dessen/ der solche belieben würde/ sehen soll. Hierzu täte er am End folgende Bild-Reimen:

Befärbet/ Vmnärbet/ Du heitrer Blumen-glantz Du buntlicher runder KRANTZ/ Artlich gewunden/ und zartlich gebunden/ Ein Dank EinZank Und Himmelsgabe der Sinnen-haabe. Deine Zier doch dafür Ist jetzt ringer worden/ blüht ein schöner Orden Es wird noch dieses Riß ein starkes Band gewiß beginnen anspinnen: und dein Blumbewirten weil die Pegnitz-Hirten grünt an Ruhm krönt die Blum. Bezüngtes Gerüchte/ Trieb unsrer Gedichte/ Mach unsren Verbindungs-Bund Kund in dem weiten Rund Mit Stifften/ In Schriffte.

Fußnoten

1 Kl. Feldgew. der Klee

2 Anfang des Ordens. Str. Feldbl. das Majenbl.

[Es fünken/ und flinken/ und blinken]

[32] Vnd solches schnitte er in eben den Ast/ woran zuvor das Gerüchte den Krantz gehenget. Also ward dieser Schäfer-Gesellschaft (beschlosse Klajus) der Anfang gegeben: Vnd fanden sich kurtz hernach sehr Viele/die sich zu Ordens-Genossen anboten/ und folgends in denselbigen zu uns traten/ wie dann Fl. dessen genugsames Wissen tragē wird/ als der nicht allein selbst einer unter denenselben gewesen/ und zwar sich die SAMMETBLVME 1 (sonst Floramor) zu einer Blumen erwälet/ sondern auch bereits eine geräume Zeit mit uns gewesen/ wie nicht weniger schon etliche Frülingstage mit uns versungen und erfreulich verschlossen.

Gar wohl ist mir solches wißlich/ sagete Floridan/und kan ich einen dabey versichern/ daß ich/ so oft ich daran gedenke/ [33] solches mit etwas Wohllust verrichte. Lasset uns aber einhalten mit diesem/ fuhre Floridan fort/ und vielmehr den Früling/ welchen das in Wochenliegende Jahr ausgebrütet zu begrüssen etwas hervorlangen. Wir täten unrecht/ täte Klajus hinzu/wann wir solches unterliessen/ dann ja wir Schäfere die bästen Freuden/ zeit wärendes dieses/ von unsren Feldern einholen. Wolte mir Klajus einsingen/ sagte Floridan/ so will ich hier etwas neues anfangen. Ich will es nicht verhindern/ gab Klajus zur Antwort? Wir wollen/ sagte Floridan/ etwas auf Art der Gespräche singen/ Klajus mag meinen Vers beschliessen/ und hernach wieder einen anfangen/ so will ich des gleichen mit seinem thun/ u.s.f. Sungen also die Beyde folgender massen gegeneinander:


Floridan.

Es fünken/ und flinken/ und blinken
Klajus.

Buntblümichte Auen/ 2
Es schimmert/ und wimmert/ und glimmert
Floridan.

Frü-perlenes Tauen.
Es zittern/ und flittern/ und splittern
Klajus.

Frischläubichte Aeste:
Es säuseln/ und bräuseln/ und kräuseln
Floridan.

Windfriedige Bläste.
Es singen/ und klingen/ und ringen
Klajus.

Feld-schlürfende Pfeiffen.
Den Mayen/ am Reyen/ Schalmeyen
Floridan.

Der Hirten/ verschweiffen.
Es bellen/ und gellen/ und schellen
Klajus.

Die Rüden 3 und Heerden.
Es stralet und pralet/ bemahlet/
Floridan.

Das Stikkwerk der Erden. 4
[34]
Die Schatten und Matten begatten.
Klajus.

ein völliges Lachen/
Das Rieseln/ und Blüseln/ und Kieseln
Floridan.

Bekleidet die Brachen.
Es lallet/ und wallet/ und schwallet/
Klajus.

Am gläsernen Strande.
Es strudeln/ und brudeln/ und wudeln
Floridan.

Die Wellen zu Rande.
Es lispeln/ und wispeln/ und fischpeln
Klajus.

Krystallinne Brünnen.
Vnd spritzen/ und schwitzen/ und nützen/
Floridan.

Mit kräußlichtem Rinnen.
Es streichen und schleichen/ in Teichen/
Klajus.

Die schuppichten Fische.
Vnd krümmeln/ und schwimmeln/ und wimmeln
Floridan.

Mit Hauffen zu Tische.
Es witzschern/ und zitzschern/ und zwitzschern
Klajus.

Die hupfenden Büsche.
Es rauschet/ und lauschet/ und zauschet
Floridan.

Ihr holdes Gezische.
Es dirdirlir/ dirdirlir/ dirdirlir – 5
Klajus.

liret die Lerche.
Es klappern/ und bappern/ und blappern 6
Floridan.

Schlankbeinichte Störche.
Es krekken/ krerekken/ und quekken 7
Klajus.

Grüngelbliche Frösche.
Sie lechzen/ und ächtzen/ und krächtzen/
Floridan.

Mit hellem Gedrösche.
Es summeln und brummeln die Hummeln/ 8
Klajus.

in heiteren Lüften.
[35]
Es spielet/ und fület/ und wület
Floridan.

das Wald-Wild bey Klüften.
Was klimmet/ und schwimmet/ und brümmet/ will Frölichkeit machē:
Klajus.

Was lebet/ und schwebet/ und webet/ verjünget sein Lachen.

Fußnoten

1 Floridans Feldblume die Sammetblum.

2 Frülings-Willkomm. Auch die Tiere und Elemente ja unbeseelte Geschöpfe reden teutsch/ welches in diesem etlicher massen wird vorstellig gemacht. Sihe H. Schott. Sprachk.

3 Rüden sind Schafhunde.

4 Die Blumen.

5 Vorstellung der Lerchenlieder.

6 Der Störche.

7 Der Frösche.

8 Der Hummeln.

[Habt Dank/ belaubten Aeste]

Nach diesem trieben sie/ weil es bereits/ wie sie aus dem Schatten abnamen/ Mittag war/ ihre Heerden unter etliche Stauden zusammen/ und giengen folgends an dem Gestad aufwarts den Fluß. Floridan aber schriebe zuvor an besagte Linde/ zur Dankbezeugung/ üm den genossenen Ruhschatten/ folgenden Rükk-Reimlauf.


Habt Dank/ belaubten Aeste/ 1
Ihr Wolken-ansteigrede Zweige/
üm den Schatten/
Den ihr unsrer Ruh geliehen.
Doch habt ihr unsrer Lieder auch genossen/
Vermischet mit zischen der Wasser-Krystallen:
Ihr werdet mehr grünen/
Solche süsse Sachen euch erquikken.
Nun es müß' euch Hagel nicht zerstükken/
Kein Donner entsünen/
Euch tränke beschenke Krystallines Wallen/
Mit Kraft und Saft/ und mach euch höher schossen/
Haar und Schatten jährlich blühen
Vnsren Matten/
Eur Hertze werd nimmermehr treuge/
Diß wünschen eure Gäste.

Fußnoten

1 Baumschrifft Rükk-Reimlauf.

[Rvht dann noch nicht/ frecher Krieger]

Sie waren unweit gangen/ da höreten sie einen/ der nächst ihnen daher kame und den sie für einen neuankommenden Fremdling-Schäfer hielten/ folgendes singen:


[36] 1
Rvht dann noch nicht/ frecher Krieger/ 1
Du vertollter Landberüger/
Dein verfärbtes Metzelschwert?
Muß dir/ Mars/ dann alles hulden/
Dein Bleyschweres Joch erdulden/
Das jetzt drükkt die Mutter- Erd.
2
Ach/ ach/ Widerglükk der Hirten/
Die nicht Hirten mehr bewirten/
Wälder sind ihr Feld und Welt/
Vnd die ausgehölten Steine/
Vnd die unbewohnten Hayne/
Wo sie Forcht und Flucht hinstellt.
3
Alle Schäferfeyre feyren/
Last will Lust und Luft verteuren/
Spiele haben ausgespielt/
Wo die Hirten vormals sprungen/
Wo sie Weid und Wald besungen.
Hat der Reyh jetzt ausgewült.
4
Nun es wird der Tag noch tagen/
Da man wird von Eintracht sagen/
Von des Friedes Freudenpfleg/
Da die Auen werden singen/
Vnd die grünen Vfer springen/
Vnd sich heitern Weg und Steg.

Fußnoten

1 Kriegschreyē.

[Nehmt war/ wie öde liegt der Teutschen ädler Grund]

Sonderszweifel/ sagete Floridan/ wird diesem Hirten etwas unrichtiges von denen Kriegsgurgeln zugestanden seyn/ weil er die allgemeine Last so nachdenklich beklaget! Ich halte selbst dafür/ erlängerte Klajus/dieser füre nicht ausser Vrsach [37] solche Klagreimen: was mich belanget/ könte ich ihm/ auf Anlaß/ wohl mit guter Fug hierinnen beystimmen/ als der ich dißfalls mit meinem bedrängtem Vatterlande ein billiches Mitleiden trage. Ich habe dessen auch Vrsach/ täte Floridan hinzu/ lasset uns derhalben auf jenem Hügel zusammensetzen/ und unsren Kummer hierob/ mit etlichen Reimen ebenmässig ablasten/ vielleicht sind unsre Lieder nicht ungeschikkter vorzustellen die erbärmliche Zeiten/ zu welchen uns leider/ der Himmel hat vorbehalten wollen. In alle weg lasset uns/ versetzete Klajus. Lagreten sich also beyde Schäfere auf ernennten Hügel/ und fienge darauf Floridan also an:


Nehmt war/ wie öde liegt der Teutschen ädler Grund 1
Wie macht den Mutterleib das Schwert der Kinder wund/
Die Söne balgē sich/ ihr Muht/ erhitzt von Kriegē/
Schmältzt Städt und Länder ein/ die grimmen Krieger siegē
In ihrem Mutterland/ vergiessen Brüderblut/
Vnd wüten wider sich/ daß nie keinTiger thut.
Wer solt jetzt teutsches Land auf Teutschen Boden finden? 2
Das Alte liegt verwüst/ kein Neues gräbt man auf/
Es ist mit Brand verheert/ es stäubt noch mit den Winden.
Kurtzkünftig bleibt ihm gar das Leben in dem Lauf.

Klajus.

So recht/ so muß es seyn/ so ist des Glükkes Lauf/
Wann ihm Verhängniß winkt. Ach! hengt die Flöten auf/
Ihr Hirten/ brecht kein Rohr. 3 Was ist/ das euch erfreuet/
Nun eure Felder gar mit Knochen überschneiet/
An Scheddeln trächtig sind? Lasst Vfer Vfer seyn/
Die Aeren lohnen nicht/ werft nicht mehr Saamen ein/
Wer Weitzen ausgeseet muß Aas und Beine lesen/
Lasst Rinden unbekerbt/ verfasst kein Reimen-Lied/
[38]
Ohn nur/ das Luft und Wind vertraut das Jammerwesen.
Doch/ wo die Schlange pfeifft/ ist man deß Singens müd.
Floridan.

Ich bin des Singens ja/ das Land des Dultens müd/
Doch/ beydes machet mich vermälen Last und Lied.
Ach Last/ wo seh ich hin/ da diese nicht zu sehen?
Noch närlich können hier die Schaf zur Weide gehen/
Zwar krank von todter Forcht. Hier ist noch güldne Zeit/
Ach Jammer/ wo Metall Metall und Steine speyt/
Wo die Trompete trönt/ und wo die Paukke brummet/
Wo Kugelhagel schlosst/ wo Pulfer platzt und blitzt/
Vnd wo Kartaunenlos der Donner tönt und summet.
Krieg und der Krieger sind auf eine Weis erhitzt.
Klajus.

So gehts/ wo Grausamkeit noch Grausamkeit erhitzt.
Was Teufeley/ was Wut/ daß man mit Schwefel blitzt?
Nit gnug ist/ dz das Schwert ach! Roß und Mann zerstukket.
Es müssen Bäude auch von Feuer seyn verschlukket/
Die keine Schuld beschuldt/ als nur das mildeseyn/
Daß nicht vor langst ihr Sturtz grub diese Buben ein.
Man gräbet in die Welt/ und schikket in die Lüfte/
Was doch auf Erd gehört/ die Menschen/ Holtz/ und Stein/
Was aus der Erd geholt/ hölt ihren Bauch/ gräbt Krüfte.
Bald muß auch Plutons Haus des Wütens Schauhaus seyn.
Floridan.

Was hilfts/ man pfleget so/ der Will muß Anwalt seyn/
Vor zeiten focht die Faust/ jetzt thuts Metall und Stein/
Ich kan und soll ja nicht diß Kriegen Kriegen nennen/
Ein freyer Diebstahl ists/ Mord/ Raubē/ Metzeln/ Brennen/ 4
Die keine Folter strafft/ kein Galge/ Baum/ noch Rad:
Das Land besoldt den Feind/ die Beute den Soldat.
[39]
So nehrt ein Bube sich/ ein fauler Beerenheuter/
Der Thor und Mauren scheuht/ der Strikk und Schwert verdient. 5
So wird er aus dem Dieb und Schalk ein freyer Beuter.
In Vntaht sucht man Lob/ in Lastern Tugend grünt.
Klajus.

So leider! lebt man jetzt Die Tugend hat vergrünt/
Sie schied lang aus der Welt: Die Welt den Lastern dient.
Wo soll es endlich hin? Man dekket auch die Zinnen
Der Gottes-Tempel ab/ und Rosse wohnen drinnen.
Das Weibsvolk gibt man feil/ der Wiegen Vnschuld leidt/
(Die Teufel sind doch selbst in Menschen eingekleidt/)
Des Alters grauer Witz/ vor Zeiten hochgeehret/
Muß mit dem greissen Kopf hin auf die Metzelbank/ 6
Offt hat auch eine Wund zwey Leben ausgeleeret/
Zwey Leben eines Leibs. Ich werde blaß und krank.
Floridan.

Nun/ ich erfahr es auch/ mich macht noch immer krank
Ein ehgefültes Leid/ (nicht auf der Schlächterbank/
Ein abgenommnes Gut. Ich wolt mich Saalwarts wenden
Vor Jahren/ wie bewust/ von diesen Pegnitz-enden: 7
Ich war fast in dem Port/ der Anfuhrt winkte mir/
Als eine rauhe Rott kroch von dem Busch herfür.
Was/ dacht ich/ ach! was Raht? was/ sagt ich/ will es werdē?
Ich bin ein Schäfersmann: Diß war ein todes Wert/
Weil ihre Ohren taub/ sie namen meine Heerden:
Froh räumt ich/ (sonder die) mein schierstes Grab/ den Ort.
Klajus.

Das ist betaurens wehrt. Doch kränkt mich auch ein Ort.
Ein Ort. Ach/ daß ich solt nicht reden diese Wort.
Du/ Elbe/ Mutterstrohm/ (ich muß fast Trehnen giessen.)
Wann war es/ als du nicht für Leichen kondest fliessen?
[40]
Wann war es doch/ als dich roht angefärbet hat
Dein ädles Magdeburg/ die schöne Hänse-Stadt? 8
Du/ Ich/ wir wissens wohl/ O ein verhasstes Wissen/
O mahl/ O grausams mahl! – – –
Klajus hätte dieses verlängert/ wann ihn nicht eine wunderseltsame Begebenheit wendig gemacht/

Fußnoten

1 Kriegesklage. Gesprächreimen.

2 Jan. Vit. Romæ in Românil reperis meidâ.

3 Virg. Ecl. I.

4 Cic. Cat. M. Per fraudes. per furta. per homocidia. ad favores ad summarerum fastigia ascenditur.

5 Cluv. in Germ. Ant.

6 Cunas innocuo sangvine proluens. Mur. Ov. 5. F. Magna fuit quōdam capitis.

7 War ein merklicher Verlust.

8 Ist/ leider/ nur zu bekant.

[Ihr Hirten/ die ihr klagt und klinget]

Indem sich/ wie sie also sassen und sangen/ der Hügel neben ihnen sich auftäte/ 1 aus welchem sobald hervortrat ein Satyr/ (ihres Erachtens) den sie aber in kurtzem für den Gott Pan erkenneten/ weil er/ gestaltsam ihn ihnen ehmahls der alte ehrwürdige Thyrsis beschrieben/ ein buntes Pardelfelle über den Achseln truge/ zu dem auch in der linken Hand seine siebenrörige Schilfpfeiffe/ in der Rechten aber einē Stab/ der obenzu etwas krumm war/ fürete/ 2 Sein Haubt/ auf welchem ihme ein grosses par Hörner stunden/ war mit grünem fichtenlaub bekräntzet/ und vergliche sich das jenige Teil des Hügels/ daß ihme den Ausgang geöffnet/ einer von Erde und Wasen zusammen gesetzten Tür/ welche sich so schikklich auf und wieder zumachete/ daß man von aussen dessen einiges Bemerke nicht haben konde. Vnd hatten den Gott beyde Schäfere kaum ersehen/ da fienge er also gegen ihnen an:


Ihr Hirten/ die ihr klagt und klinget/
Die ihr den Kriegergreul besinget/
Ihr solt nicht also gar verfluchen
Den Krieg/ hier unter diesen Buchen.
Die Tugend würket auch in Waffen/
Mit Waffen muß man Frieden schaffen.
Ein Hertz/ das Löwenmuht bewohnet/
Ein dapfres Hertz/ wird auch belohnet.
Es überlebt ein Held sein Leben/
Vnd darf im Zelt der Sternen schweben/
[41]
Er wandert hoch mit dem Gerüchte/
Sein Ruhm wird nimmer nicht zu nichte.
Kommt/ last/ ihr Hirten/ jetzt die Auen/
Ich laß euch Lust und Wunder schauen/
Ich/ euer Gott und eurer Heerden:
Kommt/ dieser soll gehütet werden/

Fußnoten

1 Sind Waldgötter. Besihe Nat. C. 5. c. 7. Mythol. I. 5. c.

2 Natal. Com. 6. Idem.

[Hier dieses ist der Ort/ der Held- und Thaten hält]

Die Schäfere/ ungewohnt sotahner abenteurlichen Begegnisse/ erstauneten halb von Bestürtzung/ waren auch gutes Willens zu lauffen/ doch kondē sie ihre Füsse so wenig von statten bringen/ als die nächste Steinklippe/ so hatte ihnen die Forcht alle Empfindlichkeit gehemmet. Endlich nahme sie beyde der Gott Pan bey den Händen/ und fürete sie mit sich in die Höle/ woraus er kommen/ und waren sie kaum hineingetreten/ da täte sich auch ermeldte Wasentür hinter ihnen zu/ worüm sie eine geraume Zeit in Finstern/ohne einiges Wissen/ wohin/ fortstrichen/ bis sie letzlich zu einer andern Tür kamen/ welche auch aus einem dichten Felsen geschnitten/ so füglich/ daß man dessen innerhalb gar nicht warnehmen mochte.

Sie befanden sich aber/ nachdem sie auch durch dieselbige eingangen/ mitten unter einem Hauffen Satyren oder Waldgötter/ welche alle mit feuerrohten Antlitzern und mosichten Bokksbärten/ auch zottichten Geisfüssen/ anzusehen/ und war dieses/ darinn sie waren/ eine fast zierlich und in die Runde ausgehauene Gruft/ so üm und üm mit Mos gleichsam schattieret war/ wiewol es eigentlich und natürlich aus dem Felsen hervorgewachsen/ hatte sich auch an den Wänden fast schikkmäßig herümgelegt/ also daß es mit seinen mannichförmigen Schattirungen viel Geschichten und alte Historien vorstellete.

Sie erschraken nochmehr/ wie sie sich unter so viel geisgefüsten Männern allein sahen/ zudem daß sie auch ihres Fürers nicht mehr konden ansichtig werden/ welcher sich bey letztbesagter [42] Tür von ihnen verlohren. Närlich aber waren sie in diese ihre Gesellschaft getretten: Seit willkommen/ ihr Schäfere/ fienge einer unter ihnen an/ euch hat der grosse Pan diesen Tag etwas sonderlichs vor andern erzeigen wollen/damit er erwiese/ wie gewogen er sey der löblichen Hirten-genosschaft dieser Gegende/ deren Mitglieder er euch zu seyn gar wohl weiß. Nach diesem nahme dieser/ (welcher Pyrops 1 heissen solte/) und noch einer den Klajus/ andre zween aber den Floridan zwischen sich mitten ein/ und: Wir haben Befehl/ fuhre dieser fort/ euch alles/ was hierinnen seltsames zu sehen/ zu zeigen/ und/ wo noht/ mit Ausdeutungen verständlicher zu machen/ so kommet derhalben mit uns/ ihr Schäfere/ und förchtet euch nicht/ dann wir euch mehr gewogen sind/ als ihr nicht meinet: Beschauet erstlichen diese Wände/ hernach wollen wir euch weiter füren.

Es waren aber/ wie gesagt/ an den Wänden viel Historien mit Mos gleichsam eingeleget/ die dann beyde Schäfere solcherley befanden/ als ihnen vordessen rümlich erwänter Thirsis erzälet und gelehret. Vnd sonderlich war daselbst zu sehen die Geschicht des Vulcanus/ der/ als er wegen seiner Garstigkeit von Jupiter aus dem Himmel geworffen worden/ 2 auf Raht des Bacchus Silens Esel geborget/ und nachdem er sich ümgekehrt darauf gesetzt/ den Schwantz an stat des Zaums in der Hand haltende wider gen Himmel geritten/ worüber dann auch Jupiter gelachet/ und ihn sobald widerüm in der Götter Gesellschaft aufgenommen. Nechst darbey sahe man/ wie der unselige Marsyas den Apollo mit seiner Blokpfeiffe ausgefordert/ 3 und aber/ überwunden/ von demselben lebendig geschunden/ und also üm seine Vnterfahung grausamlich gestraffet worden: Vnd konden sich dazumahl der Hirten Begleitere/ indem sie diese Trauergeschicht mit ihnen in Augenschein nahmen/ nicht enthalten/daß sie nicht dieses ihres lieben Gesellens erbärmliche Begegnis mit etlichen Trehnen nochmahls bezäreten.

[43] Hart dabey konde man auch sehen den Anlaß des Vorigen/ nemlich/ wie die Pallas am Vfer erwänte Pfeiffe erstlich erfunden/ und darauf geblasen/ und aber/ als sie den Vnform jhres Mundes/ in dem sie pfiffe/ in der Bach wahrgenommen/ dieselbige unwillig von sich geworfen/ welche nachmahls erwänter Marsyas gefunden/ und folgends darauf so lieblich spielen gelernet/ daß er sich erkünen dörfen/ der Leyer des Apollo einen Kampf anzubieten/ wiewohl/ wie gehöret/ zu seinem grossen Vnglük. 4

Insonderheit aber waren alle Her- und Ankünfte der Götter daselbst befindlich/ als des Jupiters/ Bacchus/des Mercurius/ welcher/ wie er kaum einer Wochen alt gewesen/ dem Apollo seinen Bogen und Köcher/und als der hierüber zornig worden/ die Leyer dazu gestohlen/ 5 wie nicht minder Mulcibern seinen Hammer/ Nächst diesem der Pallas/ welche in Jupiters Hirn gezeuget worden/ worüm ihr Vulcan mit einem Beil den Ausgang öffnen müssen/ udg.

Sobald die Schäfere solche durchsehen/ nahmen sie die Satyren abermahls bey den Händen/ und füreten sie zu einer andern Tür hart an der vorigen/ mit deren sie auch eines Zeugs und Form war/ welche sich auf blosses Anrüren eines unter ihnen auftäte/ und giengen sie sobald in Gesellschaft der Viere hinein: Vnsre Mitgesellen/ sagete Aegopus 6 auch deren einer/ werden hingehen die Geschenke von den Schäferen zu nehmen und hereinzubringen/ (es war aber eben üm die Stunde des Tages/ da die Schäfere das Morgenbrod essen/ und dem grossen Pan in ihren irdinen Gefäsen Milch und Honig brachten) indessen/ daß wir euch/ ihr Hirten/ die Seltenheiten dieser Höle ausfürlich zeigen.

Die Schäfere verwunderten sich erstes Trits über den hellen Tag der Hölen/ worein sie traten/ (in die vorige fiel er durch ein breites Krystallen-Fenster/ das oben an der Dekke eingemachet) aber die Vrsach dieser Verwunderung schlug ihnen bald in eine [44] blinde Forcht aus. Dann an den beyden Ekken jenseits (diese Höle aber war vierekkicht/ und zwar etwas ablang) stunden zwey Krystallen-Pfeilere/ mit güldnen Füssen und Kräntzen/ auf deren jeglichem aber ein Cupido oder Liebesgott/ unter welchen der eine die Senne seines Bogens weit an sich gezogen/ und mit aufgelegtem Pfeil gerad auf die Tur zielete/ Der ander aber zwar sich verschossen zu haben schiene/ aber allem Ansehen nach bereits willens war/ einen frischen Pfeil aus dem Köcher am Rükken zu langen/ und den auch auf die Hereingehenden zu drükken/ (massen dann dieser so meisterlich ausgebildet war/ daß er mit den Augen allbereit zu drohen schiene/ was er in kurtzem mit dem Bogen zu Werk zu richten willens/) die Satyren lacheten/ als sie die Schäfere Eingangs sich etwas sträuben sahen/ und wiesen ihnen sobald zwey gleiche Pfeiler zu beyden Seiten der Tür/ versichreten sie auch daneben/ der Schützen Absehen wäre nicht auf sie/sondern auf die ober den Pfeilern disseits stehende Nymphen gerichtet. Froh waren die beyde/ als sie sich vor einer so (vermeintlich) grossen Gefahr sicher wusten/ und beschaueten erstlich die beyde Pfeiler beym Eingang/ und derer Nymphen/ welche dann von weissem und reinem Marmel über die massen künstlich gebildet waren/ also daß sie an ihnen nichts vermisseten/ als das wahrhaftige Leben: Die zwey Liebsgötter aber gegenüber waren von klarem Albaster/ und zwar nicht weniger kunstmässig ausgearbeitet/ als die Nymphen. Vnd waren beyderley Kunst-stükke üm so viel desto sehwürdiger/ weil sich der Meister der natürlichen Adern der Steine bedienet/ üm die vollständnisse der blossen Gliedmassen desto lebhafter auszudrükken/ massen sie auch die Schäfere ersten Anblikks für wahrhafte Nymphen und Götter gehalten hatten.

Sie verstunden aber von der Satyren einem/ daß die Nymphe zur rechten Hand des Eingangs Echo/ die zur Linken aber Syringa wäre. 7 Vnd dieweil jene/ ehe sie wegen des hartsinnigen [45] Narcissus zur Stimme worden/ den Pan geliebet/ und hinwieder von ihme geliebet worden/ hatte sie einen guldnen Pfeil in dem Leib/üm die Gegend des Hertzens 8; Syringa aber/ als die in ihrer Härtigkeit gleichs. verhärtet und zum Schilfgeröre worden/ stund unverletzet/ und schiene es/ als ob der ihr entgegen gestellte Liebesgott zornig wäre/daß er fast alle seine Pfeil an sie verschossen/ und sie dannoch nicht verliebt hatte machen können.

Sehr verwunderten sich die Schäfere/ nachdem sie dieselben etwas genäuer beschauet/ über die Schönheit bey der Nymphen/ sonderlich aber der Echo. Sie giengen aber/ als sie sie gnug betrachtet/ zu beyden Seiten der Tür aufwarts an der Wand/ die sie gleichfalls mit Mos überwachsen/ darunter aber viel Historien befanden/ und waren dieser Hölen Wände nicht allein viel kunstreicher und zierlicher als die vorigen/(alldieweil man von fernen wänete/ solche Geschichten wären mit dem Pinsel dahin gemahlet) sondern auch in dem von jenen unterschieden/ daß sie nicht mangerley/ sondern allein des Pans Lebensläufe/ und Geschichten ausdrükketē. An der Wand gegenüber hienge das sprenklichte Pardelfell/ (worinnen ihn erstlich Mercurius soll gen Himmel getragen haben) wie auch die aus der Siringa Rohren geschnittene Pfeiffe/welche beyde Pan/ wann er sich zu Feld sehen lässt/noch immer mit sich zu haben pfleget. Vnten am Ende (zur linken Seiten der Tür) war ein frölicher Dantz angebildet/ in welchem die Napeen/ Oreaden/ Dryaden/Hamadryaden usw. (welche mit den Eichen jung werden/ und wann jene abgehauet/ auch mit ihnen wieder sterben sollen) üm den Pan/ welcher mittē unter ihnen auf seiner Rohrpfeiffe spielte/ herümsprungen und sungen. Sie gelangeten aber in kurtzem disseits der Tür unten an eine Ekke der Hölen/ worbey sich ein Altar/ mit mannichfärbichen Feldblumen bewachsen von der Erden erhube/ auf welchē allbereit etliche Hirtengeschenke geliefert stunden 9: An den vier Ekken desselben stiegen vier kertzengerade Fichtē (welcher Baum [46] dem grossen Pan von langen Zeiten her heilig gewesen) bis an die Dekke des Gemaches/welche zimlich hoch sich zeigete/ woselbst sie ihre dikkbelaubten Arme einander gleichsam boten/ und mit Vereinigung derselbigen den Altar fast anmutig überdacheten. Allernächst diesem war ein langes/vierekkichtes unngleichförmiges Stükk Erde/ in Form einer Tafel/ zu sehen/ woran vielleicht der Pan mit den Satyren Speiß und Trank zu nehmen pflegete. Vnd war sonst diese Höle auf dem Boden so milde/und dabey so zierlich/ mit Gras überwachsen/ daß es eine Lust zu sehen war.

Indeme höretē sie ein ungewönliches Knarren und Schnurren/ wie eines Rades/ welches wo es herrüre/die Schäfer mit Gebärden gnug dartäten/ da sie es gerne gewust hätten. Worüm einer unter den Satyren/der solches merkete/ anfienge/ und sie berichtete/ wie daß in einer nahangräntzenden Höle die drey Parcen ihren Wohnsitz hätten/ welchen sie sich darüm solcher Orten erwälet/ damit sie von dannen desto freyer in die Welt wandern/ und von der Menschen Leben und Tod Vrteil und Ausspruch geben möchten 10: Vnd hat Clotho/ sagete er/ allererst gestern einen neuen Rokken angeleget/ der/ wie sie vorgabe/ etlichen Teutschgelehrten lauter Gold abspinnen soll: Worüm dann der Lachesis Rädlein fast unmüssig ist/wiewol sonsten der Atropos sobald nichts davon abzuschneiden werden wird: Vnd ob sie wohl sämtlich sich unferne hiervon verhalten/ so ist doch Menschlichen Augen verboten/ sie daselbst heimzusuchen. Die Vrsach aber/ daß sich Pan mit seinen 3. Schwestern aus Arcadien an dieses Ort begeben/ meldete einer unter den vieren/ diese zu seyn/ weil besagte Gegend der Zeit von wilden und ungezämten Leuten bewohnet würde/ die von Verehrung der Götter gar nichts wüsten/ zu deme so hätte ihn auch/ sein Erdgemache der Orten auszuwälen/ bewogen die an der Pegnitz neuaufgerichtete Hirtengesellschaft/ von derē Mitgliederē seiner mit Geschenken und Liedern am bästen würde gepfleget werden/ er verhoffete.

[47] Welche seine Hoffnung/ fuhre der Satyr fort gegen ihnen/ ihme seither auch gar nicht versaget. Daher er dann dem Vrheber dieses Ordens unnd allen dessen Mitgenossen mit merklichen Gnaden gewogen ist/ hat auch krafft deren heutiges Tages euch beyden alle diese Gunst erweisen wollen/ damit er euch also nochmehr zu Bedienung und Verehrung seiner anfrischete. Die Schäfere bedanketen sich hierauf/ soviel ihnen ihre Geschikklichkeit zuliesse/ mit untertänig-ehrbezeugenden Gebärden/ und folgeten im übrigen ihren Füreren zu der

Seiten der Hölen oberhalb/ alda sie eine Felsenwand befanden/ welche die Höle/ in deren sie waren/von einer andern/ in welche man durch einen Schwibbogen eingehen muste/ unterscheidete. Sie lasen aber aussen über dem Schwibbogen folgende Reimen:


Hier dieses ist der Ort/ der Held- und Thaten hält/ 11
Wo mancher Löwenmuht wird preißlich vorgestellt/
Hier lebt der Tugend Lohn/ den nach dem Sterben erbt
Der/ welcher rümlich stirbt und löblich hat gelebt:
Wer so nach Ehren klimmt/ hat überwohl gestrebt/
Du/ Fremder/ halte Fuß/ ließ/ was der Ruhm gekerbt:
Sie hat das Lobgerücht nach Würden ausgemahlt/
Die Feder ihren Geist/ der Pinsel die Gestalt.

Fußnoten

1 Feuermund. Besihe Gesp. CCIIX. sonst Feurgesicht.

2 Nat. Com. Myth. I. 2. c. 6.

3 Idem. I. 6. c. 15 Ov. I. 6. Metā.

4 Id. ibid. Athenæ. I. 14.

5 Lucan. Dial. Iov. & Vulc.

6 Geisbild/ so: Geisfuß.

7 Ov. I. 1. Metam.

8 Ov. I. 1. Metā. Nat. Com. I. 5. c. 6.

9 Nat. Com. I. 5. c. 6.

10 Nat. C.I. 3. c. 6 Mythol.

11 Vberschrift.

[Sie zwar/ nach verrauschter Bach ihres Lebens/ sind gestorben]

Gehet hinein/ ihr Hirten/ (fuhre einer unter ihnen fort/) und beschauet das jenige/ worüm ihr vornemlich in die Höle seit gebracht worden/ Alsdann/ wann ihr alles zur Gnüge beschauet/ solt ihr mehrers von uns vernemen. Also giengen die beyde Schäfere allein in die andere Höle/ worinn sie ebenfalls/ obenüber/ an einer güldnen Tafel fanden folgende Reimzeilen:


Schaut die Heldenhöle hier/ wo der Helden Thaten lachen/ 1
Dapfrer Heldē/ die zwar sonst dekkt der düstre Todes-Rachē.
[48]
Sie zwar/ nach verrauschter Bach ihres Lebens/ sind gestorbē/
Doch ist ihres Namens Ruhm nicht in Lethes Pful 2 verdorbē/
Wo nächst Klugheit Tugend ficht/ und den Muhte Glut bestrahlet/
Siegt dem Sterben an die Faust/ Dapferkeit das Grabmahl pfahlet.
Du/ der du in gleichē Thun bist mit blanker Hand bemühet/
Folge Diesen/ wann du wilt stehen/ wo Orion kniehet.

Fußnoten

1 Die Heldenhöle Vberschrift.

2 Ein Höllenfluß/ der alles vergessen nacht.

[Was unser Muht vermocht/ weiß alle Welt zu melden]

Diese Höle war etwas änge/ aber zimlich lang/ und wusten die Schäfere nit/ wo sie die zu durchsehen solten anfangē/ so vielfältig sahen erstes Eingangs gegen ihnen die prächtigsten Bildnissen/ als ihnen jemahls vor Augen kommen: Dann es hiengen zu beiden Seiten gegeneinander über herrliche Tafeln von dichtē Golde/ mit über die massen schönen Gemälden kostbar. Es waren aber die Bildnisse alle im gantzen Küriß anzusehen/ auch gekrönet/ jedoch unterschiedlich/ teils mit Königlichen/ teils mit Fürstlichen/ teils mit Gräflichen/ udg. Kronen/ allein der Letzerē etliche hatten/ an stat deren/ Lorbeer-Kräntze/ allermassen/wie sie vorzeiten die Römische Feldherren/ wann sie im Triumf eingezogen/ gebrauchet/ mit kunstprächtiger Arbeit denen Tafeln derselben einverleibet/ von deren Glantz das gantze Zimmer erhallete 1. Sonsten fünkelten daselbst von dem Krongipfel dreyer Königshäubter drey Karfunkeln/ jedweder so groß als ein Taubeney/ Es war auch je zwischen zwey Tafeln zum Vnterscheid eine Seule von Porphyrstein gesetzet/ und sahe man unten am Ende der Höle noch viel leere Abschnitte/ vielleicht/ damit nach der Zeit mehr Tafeln könten beygehenget werden.

Die Schäfere fiengen an die Tafeln/ von der ersten an bis zu der letzten/ aufs genauste zu besehen/ und dz täten sie üm soviel desto lieber/ weil sie unter einer jedlichē etliche Reimē geschriebē fanden/ und dabey den Namen des Helden/ von dē solche redeten/ auch zu Ende der Bildschrift das Jahr/ in welchen er abgeleibet. Vnd verhielte es sich/ zur rechtē und linkē Seiten/ mit diesen folgender massen:


[49] Heinrich Graf zuTampier

und

Carl Graf zu Bucquoy. 2


Was unser Muht vermocht/ weiß alle Welt zu melden/
Man frag' Antenors Stadt 3 und samte Niederland/
Wir dämpften erstes Dampfs den Teutschen Kriegesbrand.
Bald grub uns Vngarn ein/ das Grab beruchter Helden.

Gest. A. 1620. 1621.
Moritz/ Printz von Vranien.

Mein Helden-Hand hielt auf die Hoffnung in der Flucht/
Es niesset Niederland nach meiner Thaten Frucht.
Ich hab der grösten Kron mit Glükk mich widersetzet:
Der hat den stärksten Feind/ der die Gedult verletzet. 4
A. 1625.
Ernst/ Graf zu Mansfeld.

Ich war ein küner Held/ dem mancher Held zuwider/
Doch legte meinen Ruhm und mich das Beuten nieder.
Ich hab den Feind mit Krieg/ und sonder Geld/ gefehrt/
Die That erwehrtet Lob/ wann Kriegen Krieger nehrt.
A. 1626.
Philippus 4. König in Hispanien.

Mein Sinn sann überweit/ das hat mein Tod verkürtzt/
Mein Tod hat dessen Glut ins küle Grab gestürtzt:
Noch glimmt der hohe Raht/ man wird sein nicht vergessen/
Es blühen Lorbeer auf nechst meinen Grab Zypressen.
A. 1627.
Wilhelm/ Printz von Vranien.

Gleichwie der Phönix wird von Flammen aufgefressen/
Vnd einer seiner Art kreucht aus der Asch hervor:
So stieg ich auf dem Grab/ als Moritz fiel/ empor.
Vns Beyde rümt die Welt/ wir bleiben unvergessen.
A. 1627.
[50] Gabriel Betlem/ Fürst in Siebenbürgen.

Wer Krieges-Zepter fürt/ der lerne von mir Siegen/
Mein Krieg war bald geendt/ doch sonder Siegers-zwang.
Wer friedlich siegen will/ der kriege nicht zu lang:
Der längste Sieges-Ruhm ist allerkürtztes Kriegen.
A. 1629.
Christian/ Fürst zu Anhalt.

Man sagt/ ich trage Schuld/ daß man noch Waffen trägt/
Die ich der erste nahm. Nein/ Landgemeine Sünden/
Ach! Sünden konden so den Jammerkrieg anzünden.
Ein jeder/ was er mich beschuldet/ bey sich hegt.
A. 1630.
Ambrosy Spinula/ Marggraf von Seste.

Den Feinden war ich stäts ein scharfer Stachel-Dorn/ 5
Die Pfaltz und Niederland bezärt noch meinen Zorn/
Der Mantuaner auch. Hälf Dapferkeit für Sterben/
Man läse dieses nicht: Mein Ruhm wird nie verderben.
A. 1630.
Dietrich Falkenberg.

Ich war mit Raht und That ein klugbehertzter Held/
Der sonsten eine Red nie zweymahl vorgestellt.
Die mir vertraute Magd hab ich mit Macht geschutzet/ 6
Vnd biß in meinenTod des Feindes Trutz getrutzet.
A. 1631.
Johann Tserklaes/ Graf von Tilly.

Mein Ruhm sagt/ wer ich bin: Ein alter Kriegesmann/
Den Trunk noch Lieb betört/ Doch nahm ich Krantz und Ehre
Der grossen Burge-Magd/ von der ein Blutbad rann:
Es mordet auch/ der ficht/ Mich kränkt es ja so sehre.
A. 1632.
[51] Gustavus Adolphus/ König in Sueden.

Ich fiel/ wann fallen kan/ der stäts den Feind bestanden/
Doch hab ich eine Seul im Fallen aufgestellt/
Die Seule meines Siegs. So steht in Teutschen Landen
Mein Wunder-Helden Nahm/ der nimmer nimmer fällt.
A. 1632.
Gotfried Heinrich/ Graf zu Pappenheim.

Wie lebt/ der lebt voll Forcht? Ich kan kein Feiger seyn/
So sagt ich/ der ich war zu Krieg und Sieg erschaffen.
Ich stunde Mauerfest/ und Lützen warf mich ein:
Die Wunden zieren den/ der stirbet in den Waffen. 7
A. 1632.
Frierich/ Pfaltzgraf bey Rhein.

Die Böhmen hatten mich zu ihrem Haubt erfraget/
Bekrönet meinen Hut: Der Raht vermisst die That/
Nun daß der Krebesgang ihn so geäffet hat.
Das Glükk hat mir die Kron/ der Krieg den Sieg versaget?
A. 1632.
Vlrich/ Printz aus Dennemark.

Ich war ein Kriegesheld/ ein König von Geburt/
Vnd auch der Musen Sohn. 8 Ich liebte den Poeten/
Vnd Opitz wieder mich. Mich gab in Friedesfurt
Ein falscher Bissen Bley windschnellen Todesnöten.
A. 1633.
Albrecht Wentzel/ Hertzog in Friedland/ Graf zu Wallstein.

Nicht Ankunft/ mein Verdienst gab mir den Fürstenfahn/
Doch war die Ehrenschwell ein schneller Trauerschwan.
Verdacht hat mich ermordt/ Mord kürtzte mir das Leben/
Mein und des Täters Recht wolt lange wagbar schweben.
A. 1634.
[52] Johann von Aldringen.

Du kennest/ Mantua/ die dapfre Ritterfaust/
Die auch der Teutschen Haubt zu Diensten angenommen. 9
Bald hat mich auf der Fahrt ein Mordmetall durchsaust:
Vnselig ist/ üm den die Neiderhummeln brummen.
A. 1634.
Ferdinand/ Infant aus Spanien.

Der seltne Tugendtrieb trieb meinen Heldensinn
Vor Nördling in das Feld/ das von mir weiß zu sagen/
Dem dritten Ferdinand half ich die Feinde schlagen.
Bald nehme Sieg und mich die Kinderkrankheit hin.
A. 1638.
Frantz Albrecht/ Hertzog zu Sachsen-Lauenburg.

Dem Keiser blieb ich treu/ da andre Seitwarts wichen/
Ich hielte/ wie man soll. Doch must ich bald davon:
Das Werk hat mir versagt/ den Willen lobt der Lohn.
Kaum war ich Haubt erwält/ da war mein Haubt verblichen.
A. 1638.
Bernhard/ Hertzog zu Sachsen-Weinmar.

Dort/ als Gustavus fiel/ mißfiel mir fast zu leben/
Doch blieb mir Feld und Sieg/ der mir gefolget nach.
Mir hat der Vatter Rhein die Blum der Töchter geben:
Von der ich kriegte Preiß/ die Feinde Spott und Ach. 10
A. 1639.
Matthias/ Graf von Turn.

Ich war es/ der zumahl der erste grief zum Degen/
Dem grossen Adler dorft ich mich zu wider legen.
Die Bömen fürt ich an/ zog vor die Keiser-Stadt/
Gantz Mähren fiel mir zu. Von mir redt manche That.
A. 1640.
[53] Johann Panner.

Mein König wälte mich zum Raht und Kriegsgesellen/
Der war ich/ weil ich war üm ihn/ mit Raht und That/
Der Taht und Tugend-Ruhm mein Haubt bepalmet hat/
Mich kränkte/ daß nicht solt ein Feind im Feld mich fellen.
A. 1641.
Obrister Schlang.

Ich war von schlechtem Stand/ doch grösser am Gemüte
Vnd an Verstand/ als der vom Fürstlichen Geblüte:
Ein Held an Hertz und Witz/ der erste stäts vorm Feind/
So fand mich auch der Tod. Mich lobet Feind und Freund.
A. 1642.
Ludwig 13. König in Frankreich/ beygenahmt der
Gerechte.

Mich hat das Tugend-Recht benahmet den Gerechten.
Die Rechte meines Sohns soll mir ein Recht verfechten/
Ob die gerechte Sach berechte meinen Krieg:
Auf Rache/ die gerecht/ folgt der gerechte Sieg.
A. 1643.
Frantz Mercy.

Dem Spielen war ich gram/ und geiler Metzen Schaar/
Dem Saufen spinnefeind. In teuren Tugendschätzen
Vnd hoher Dapferkeit sucht ich nur mein Ergetzen.
Ich fiel/ die Tugend lebt/ der Leib ruht auf der Baar.
A. 1645.
[54] Vnten aber an der Wand/ Ende der Hölen/ stunde dieses. 11

Du/
Der du deinen Ruhm/
In teures Gold gebildet/
Wilst hier bey diesen sehn/
must
Haben offt bestritten
mit
Hand und Helden-Witz
Die Feinde.
Helden-Sitten
Hat hier
Die Ewigkeit
Mit Zierd und Lob
beschildet.

Fußnoten

1 Liv. I. 4.

2 Lobreimen.

3 Venedig.

4 Spanien. Patientia læsa Fit furor.

5 Spina.

6 Magdeburg

7 Balde.

8 κατ ἐξοχὴν nach der Vbertrefflichkeit.

9 Ferdin. 3.

10 Breis. ach.

11 Wandschrift Inscriptio.

[O Pan/ der du in Wäldern irrest]

Kaum hatten die Schäfere dieses letzere beschen/ sihe/da kamen die Satyren zu ihnen hinein/ und frageten sie so bald/ ob sie dieses alles verstünden. Vnd dieweil jene weder ja noch nein dazu sageten/ als die gerne etwas mehrers hiervon gewust hätten/ fienge einer unter ihnen an/ und sagte: Es sind diese Tafeln/die ihr allhier ordentlich vor euch sehet/ ihr Hirten/von unterschiedlicher Orten Nymphen hierein geliefert worden. Die Personen aber/ die von denselben blikken/ sind theils Könige und Königs-Söhne/ theils Fürsten/ Grafen/ und mit einem Wort eitel dapfre Helden/ welche in den nächsten XL. Jahren gelebet/ und ihren Nahmen in der Welt mit dapferen Tahten und Anschlägen ruchbar gemacht. Vnd/ dieweil jetziger Zeit die Kriegesflamme in allen Winkeln der Welt leider kreucht und schleichet/ werden diese ihre Lobes-Tafeln in dieser Höle aufbehalten/ bis so lange gedachte Flamme einmahl verlöschen möchte: Alsdann soll ihrer jedem in seinem eignen Land/ Gebiet/ oder Mutterboden [55] ein Ehrentempel erbauet/ und in demselben ihme allhier-zuständige Tafel/ zu ewigem seinem Lobgedächtniß/ aufgehenget werden. Massen jedlichen Orts Nymphen/ als des Landes Müttere und Närerinnen/ solche ihren Lands-Heldē von dem bästen Arabischen Golde zurichten lassen/ und folgends/ wie erwänet/ hieher gebracht. Das übrige/ sgte er/ werdet ihr allbereit so wol von den Vorstellungen selbst/ als denen Bildschriften satsam erlernet haben.

Nach diesem nahmen sie die Satyren wiederüm zwischen sich/ und füreten sie aus dieser Höle in die vorige/ und von dannē gar in die erste. Daselbst sahen sie den vertrunkenen Silenus den langen Weg hingestrekket liegen/ welcher kurtz zuvor von des Bacchus Feyere einer zu rükke kommen/ so voll und besoffen/daß an ihme nicht die geringste Empfindlichkeit zu merken war/ und stunden üm ihn herüm ein Hauffen Satyren und Faunen/ welche ihn an allen Orten des Leibs zupfeten und zwakketen/ wiewohl er es/ als der mehr einem Glotze/ als ihm selbst/ änlich/ gar nicht fülete: Allernächst darbey war auch sein Esel/ der sprange/ schrye und igaete/ vermutlich froh/ daß er von einer so schweren Last erlediget/ fienge auch/ ehe man sich dessen versahe/ an zu laufen/ und kame/nachdem er zuvor etliche Satyren/ die ihme im wege stunden/ zu Hauffen gerennet/ bey den Silenus/ und dantzete so lange über ihn hin und wieder/ bis ihme einer unter ihnen mit einer Peitsche den Rükken in etwas striegelte/ und ein andrer ihme seinen Staub so säuberlich zwischen die Ohren legete/ daß er seines Muhtwillens bald vergasse: Wiewohl ihme nichts desto weniger diese/ die er vormahls den Boden küssen gelehret/ fast unbarmhertzig auf dem Halse waren/ dieweil sie von den andern sehr besagter Abenteur halben ausgelachet wurden. 1

In solchem gienge Pyrops hin in die andere Höle/ daraus sie allererst gegangen/ zu der Wand/ wo [56] mehrerwänte des Pans Rohrpfeiffe hienge/ nam dieselbige von dannen/ und nachdem er damit wieder bey den Schäferen angelanget/ fienge er also an gegen ihnen: Wir wissen/ ihr Hirten/ daß ihr unter den löblichen Schäfer-Orden dieses Flusses eure Nahmen gegeben/so wisset auch ihr/ gestaltsam ihr es zuvor von uns vernommen/ daß der grosse Pan euch und eurer Genosschaft mehr/ als einiger andern/ geneigt ist: Daher er auch heutiges Tages euch beyden so hohe und grosse Gunst erwiesen/ dergleichen eine keinem vor euch jemahls wiederfahren ist. Nunmehr aber will er auch der gantzen Genosschaft ein sonderliches Zeichen seiner Gnade darthun/ und lässt derselbigen durch uns verehren gegenwärtige PFEIFFE/ welche ihr eben diese zu seyn wol wisset/ die er das erstemahl aus den Verwandlungsrohr seiner Nymphe geschnitten. So nehmet sie nun (sagete er/ in dem er sie diesen beyden darreichete) im Nahmen aller eurer Ordensgenossen von unsren Händen/ und wie sie dem grossen Pan seither allzeit über die massen lieb gewesen/ also könd ihr leichtlich erachten/ diese müssen ihm auch lieb seyn/ denen er so ein liebes Kleinod übereignet und schenket. Sonsten verspricht er euch und allen euren Ordensvervvandten/ daß er hinfort euch wolle ein gütiger Pan seyn: Eure Auen sollen immerzu fette Weide haben/ Eure Schafe sollen des Tags zwier können gemolken werden/ ihr solt in euren Hürden sicher wohnen/ eure Heerden sollen frey seyn von Gefärden des Wolfes/ keine zufällige Krankheit soll ihre Zahl ringeren/ sondern sie sollen järlich vor andern merklich zunehmen/ und kurtz/ er will aus euch die gesegnetesten unnd seligsten Hirten machen/ unnd an euch vielfältig darthun/ wie hoch beglükket werden die jenigen/ so wegen ihrer Treu und Frömmigkeit den Göttern lieb sind.

So bestürtzt wurden beyde Schäfere ob so unerwteteter Gunst-erteilung/ daß sie sich darüm zu bedanken kein Wort zur Bahn bringen konden/ sie unterliessen aber doch nicht mit stummen [57] Gebärden und stiller Ehrbezeugung solches zu verrichten/ so gut es ihnen abermals ihre schlechte Schäfer-Sitten zuliessen. Die Satyren aber eileten unsäumig mit ihnen zu einer Tür/ zu nächst ihnen/ welche ihnen eine andere Grufft aufschlosse/ voller Felsen und Klippen/ darinn der Tag oben zu etlichen Löchern hereinfiele/ Sie war bald änge/ bald wieder weit und geräume/ zu weilen auch fast niedrig/ also daß sie gebükket gehen musten. Endlich truge sie der ungewisse Weg zu einem külen Ort/ woselbst zu beyden Seiten ein kleines Wässerlein aus dem Felsen hervorquellete: Dieses/sagete einer von ihren Begleiteren auf das zur linken Seiten zeigende/ ist die Schwartzach/ ein klar Wasser/wie ihr wisset/ und ergeust sie sich von hier duch etliche Norische Täler/ in solcher Grösse/ wie ihr es allhier sehet. Nachdem sie aber etwas baß fürter gekrochen/ breitet sie sich aus und verliehret den Namen einer Bach/ indem sie zu einem kleinen Fluß wird/ biß sie endlich etwas ferne von hinnen von der Rednitz verschlukket wird. Jenes Wasser aber/ fuhre er fort/auf das zur rechten Hand zeigende/ ist jetzterwänter Fluß/ die Rednitz/ welche nachdem sie sich ebenmässig durch etliche unwegsame Oerter ergossen/ ihre Flut endlich mit der Pegnitz vermälet/ und mit derselben nachmahls an einem gewissen Ort in den Mäyn fället. Die Schäfere giengen hinauf an diesen Strömen fort/ kamē aber bald zu einem Ausgang/ und indem sahen sie sich üm/ und befanden/ daß sich indessen ihre Geleitsmänner von ihnen gestohlen.

Also giengen sie zur Hölen hinaus/ neigeten sich aber zuvor mit gebürender Ehrbezeugung/ und sahen folgends einander bestürzt an/ sich verwundrende der Wundersachen/ deren sie diesen Tag einen guten Tell in Augenschein genommen/ sonderlich aber der Helden-höle/ und der aldabeygestellten Bildnissen/ und fielen unter ihnen/ inzwischen daß sie ihre Füsse nach den Triften [58] (von denen sie sich alda fast ferne befanden/) richteten/ mancherley Meinungen von diesem allen. Zuletzt/ wie sie einen ziemlichē Wege in solchen Gesprächen hinter sich gebracht/ fragete Klajus den Floridan/ ob sie nicht dem grossen Pan zu Abstattung ihrer Dienst- und Dankpflicht für sotahne erwiesene Gunst-bezeugungen etliches absingen wolten/welches weil es Floridan nicht allein nicht abschluge/sondern auch selbst dazu noch mehr vermahnete/ fienge er (Klajus) also an:


O Pan/ der du in Wäldern irrest/ 2
Du/ den oft trägt der Felder Blumen-Bahn/
Der du wie eine Taube girrest/
Wann vor dir flieht/ die dein Sinn lieb gewan/
Nim hin das Schäfer-Singen/
Den Hirtendank/ ein Lied von deinem Lob/
Wir wollen auch/ wirst du uns schweben ob/
Dir Gaben und Geschenke bringen.

Floridan.

Du Gott/ du/ dessen Rohr-gedröne
Die Eiter hier der Heerden füllet an/ 3
Vnd dessen holdes Feld-getöne
Der Nymphen Chor zu Hauffe lokken kan.
Hör dieses Schäfer-Singen/
Das dir verehrt der Hirten Dankbegier/
Es stimmen ein die Rieselbäche hier/
Vnd lispeln in der Pfeiffen Klingen.
Klajus.

Es wächset/ wo du hingesetzet
Den Götterfus/ die Kleebegilbte Bahn/
Vnd Gras/ das unsre Schaf ergötzet/
Vnd Blumen-Lust/ daß man sich freuen kan.
[59]
Laß/ grosser Pan/ dein Springen/
Bey unsrer Trifft auch mild und tätig seyn/
Hüpf oft und viel dort neben uns herein/
Laß deine Tritte fettes düngen.
Floridan.

Dein Anblikk kan die Bösen schrökken/
Gleichwie ein Blitz dort von der Wolken Plan/ 4
Vnd wie der Donner/ den sie hekken/
Mit kalter Hitz kanst du sie stekken an.
So wollest auch bezwingen
Den Fresser-Wolff/ im fall das grimme Tier
Mit Lämmerblut netzt diese Felder hier/
Vnd unsre Heerden will verschlingen.
Klajus.

Du hast in deinen ersten Jahren/
Als du noch warst mit Kindheit angethan/
Typhöus ungeheure Schaaren
Erdabgestürtzt/ ein küner Kriegesmann.
So/ wann uns wolt verdringen
Der tolle Mars/ der morderhitzte Gast/
Wann daß er uns wolt rauben Schaf und Rast/
Laß deine Mannheit für uns ringen.
Floridan.

Schau/ hier auch stehen schwanke Rohre/
Die vor der Zeit dein Lieben Lieb gewann/
Dort gukket bey der Wolken Thore/
Der heilig dir/ ein Fichten-hayn heran.
Drüm laß ja nicht vergringen
Ein Metzelbad hier dieser Felderzier/
Es schütze sie dein Machtschutz für und für
Für Hagel und für düstren Dingen.
[60] Klajus.

O Pan/ wirst du uns ferner schützen/
So schwingen wir stäts deines Ruhmes Fahn/
Du solt auf unsren Lippen sitzen/
Biß daß uns wirft der Charon 5 in den Kahn.
Dein Lob soll uns bezüngen/
So lang ein Schaf sucht Gras und grüne Weid/
So lang der Tau versilbern wird die Heid/
So lang die Vfer Strudeln schlingen.
Floridan.

O Pan/ wirst du uns Ruhe günnen/
So soll gewiß auch deinem Blumen-plan/
An Milch und Honig nie zerrinnen/
Den ümgezirkt der schlanken Fichten Mahn.
Jetzt höre/ was wir klingen/
Ein Reimenlied/ ein Jambisches Gedicht/
O Pan/ du kanst die Jambon hassen nicht/
Die deine Tochter lehrte zwingen. 6

Fußnoten

1 Ovid. 2. de arte am. & I. 4. Metā.

2 Reimfolgerung. Pans Loblied.

3 Nat. Com. an vielgedachtem Ort.

4 Panicus terror apud Erasmum.

5 Der Höllische Schiffmann.

6 Nat. Com. Mythol. I. 3. cap. 16.

[Ich wäle die weißlich-berötte Myrtillen]

So emsig waren diese Beyde in ihrem Singen/ daß sie Strephons und Montano nicht gewar wurden/ bey welchen sie gleich mit Endung desselben zu allemächst vorbeygiengen.

Es waren aber besagte zwey Schäfere eben damahls/ als Klajus und Floridan von dem Pan in die Höle gefüret wurden/ von einer Verrichtung/ welche sie ausser Lands geruffen hatte/ wiedergekehret/ und sobald an das Ort kommen wo diese ihre Heerde gelassen: Worüm sie/ weil sie solche ohn ihre Hirten irrende fanden/ fast sehr erschrokken/ als die sich von denenselben eines wiedrigen Falls besorgeten/ weil sie sie nirgends in der Nähe erruffen oder sonst ausspüren mochten/ ungeacht/ wie sehr sie sich bemüheten. Sie hatten aber bald [61] von ferne den Alcidor erblikket/ auf welchen sie so bald zuliefen/ und sich befrageten üm den Zustand beyder Abwesenden/ welcher aber hierob ja so sehr erschrake/ und sonsten gantz keine Nachricht zu geben wuste/ als deme es eben so fremde vorkame/ als ihnen: Daher sie ihn baten/ er wolte doch der Heerden acht haben/ entzwischen daß sie hingiengen und jene sucheten/ welche sie sobald daherzufüren versprachen/ wann sie sie gefunden hätten. Also waren sie nach vielen Vm- und Irrwegen an dieses Ort kommen/ woselbst sie/ wie gesagt/ ihre Verlohrnen frölich und singende daherstreichen sahen/ mit was Zufriedenheit/ ist leicht zu erachten.

Wie sie nun bereits vorbey waren/ sagete Strephon mit etwas lauter Stimme: Ich gläube/ Klajus und Floridan haben unsre Genosschaft aufgeben/ weil wir zu unsrer Wiederkunft also kaltsinnig von ihnen empfangen werden. Klajus/ der solches am ersten gehöret/wande sich geschwind üm/ und wie er Strephon und Montano also nahe ersahe/ liefe er unverzüglich hinzu/ und hiesse sie hertzmeinentlich willkommen seyn/ desgleichen täte auch Floridan/ welcher anfienge diesen ihren Fehler zu entschuldigen. Es fiele ihm aber Montano ein/ und: Klajus und Floridan/ sagete er/ sollen es nicht also schlecht hin und ümsonst gethan haben/ wir wollen ihnen eine Buß auflegen/damit sie forthin in ihrē Verfahrungen desto vorsichtiger seyen/ welche ist/ daß sie uns also bar erzälen/was für ein Anlaß sie/ ihre Heerden verlassen/ und unsre Widerkunft mit ihrer selbst vermeintlichen Verlust dermassen zu beunruhen/ beredet: massen wir mehr ihnen/ als sie uns/ willkommen zu sagen befüget.

Diese leidliche Buß/ gabe Klajus zur Antwort/ wollen und sollē wir mit Willen erfüllen: Erzäleten ihnen darauf ümständlich alles das jenige/ was sie diesen Tag gesehen/ und was ihnen aufgestossen/ auch endlich was der gantzen Hirtengesellschafft von dem grossen Pan geschenket worden/ und wie geneigt er der selbigen [62] sey/ alles nach der Ordnung/ wie ihnen solches begegnet und vor Augen kommmen/ überreichete auch sobald Strephon als dem Vrheber des Ordens/die Rohrfeiffe Pans/ mit Wiederholung eben der Worte/ welche sie bey Einhändigung derer von dem Satyr vernommen: Daß wir aber/ täte er hinzu/ unsre Schafe verlassen/ ist wider unser Wissen geschehen/in Erachtung/ wir vor Forcht halb todt von dem Pan in die Höle gerükket worden/ wiewol ich mich auch erinnere/ daß er uns bey erster Erscheinung versprochen/ unsrer Heerdē solte indessen wohl gehütet werden.

Heftig verwunderten sich Strephon und Montano über so seltsamē Begebenheitē/ am meinstē aber über dē Göttergeschenke/ welches sie dann fast andächtig küsseten. Sie wustē aber nicht/ wie sie sich erzälte Abenteuer gnug einbilden solten/ ja sie fiengē zuweilen an den Kl. und Flor. zu beschwörē/ daß sie ihnen doch die richtige Warheit sagen wolten/ dann sie wäneten noch immer/ diese gedächten sie mit Erörterung sothaner Seltenheiten allein aufzuziehen/ ungeacht/wie hoch selbige solches für wahr beteuerten und dartäten. Sie erinnreten sich aber/ nachdem sie so lange hiervon Reden gewechselet/ ihrer Zusage/ so sie zuvor dem Alcidor gesan: Macheten sich derhalben sämtlich auf/ und eileten dahin/ wo sie ihn vormals gelassen/alda sie ihn zwar nicht mehr fanden/ sie ersahen aber unferne davon die Heerden/ und einen von denen Vnterhirten derselben hütende/ welcher sie/ nachdem sie bey ihme angelanget/ berichtete/ Alcidor wäre einer Beschäftigung halber hinweggangen/ hätte aber ihme die Heerden anvertrauet und befohlen/ er solte ihn/ wo ferne sie zu rükke kämen/ entschuldigen: Mit welcher Aussage sie sich dann zu frieden gaben/ und darauf einer breiten Linden näherten/ üm alda in etwas auszuruhen/ und von mehrbesagter Begegnis weiter zu sprachē. Sie erblikketen aber/ sobald sie bey derselben ankommen/ in deren Rindē welche Reimen gekratzet/ und zwar an dreyen unterschiedlichen[63] Orten/ macheten sich derhalben hinzu/ üm deren Innhalt zu vernehmen Also lasen sie diese folgende:


Myrtillus – die Myrtillen. 1

Ich wäle die weißlich-berötte Myrtillen/
Die unsere Felder und Wälder anfüllen.
Die kleine/ gemeine/ doch niedliche Frucht
Wird järlich vom Schäfer und Hirten gesucht/
Wann ihre grünweißliche Hülsen sind offen/
Zu schauen/ was zeiten auf künftig zu hoffen.
So dienet diß schlechte/ doch welches vor allen
Myrtillus/ mit Nahmensverwandschaft gefallen.
2
Lerian – Wilde Rosen.

Hekkendörner/ eure Spitzen/ sollen keinen Schäfer ritzen
Dem behaget Treu und Recht:
Lasst ihn eure Blume brechen/ unverhindert sonder Stechen.
Weil sie ihm nicht sind zu schlecht.
Schärfet aber eure Spitzen/ jeden Hofman wund zu ritzen/
Der die Falschheit nennet Recht/
Den die Sorgendörner stechen/ In den Hoffnungsblumenbrechen.
Lerian liebt eur Geschlecht.
Alcidor – das Veilchen.

Der Veil besamet sich im dunkelbraunen Schatten/
Auf reich begrasten Matten/
Daselbst er Stärk und Kraft
Den Müden giebt/ die Phöbus Glut gebraten/
Er düftet weit und breit durch Felder/ Büsch und Saaten/
Vnd webt der Sinnen Saft:
So unser Reimenbinden
[64]
Vergattet Zier und Sach im Schatten hoher Gunst/
Ein Reim ergötzt/ der prachtet voller Kunst/
Er kan den Muht entzünden.
Es kräftet Blum und Reim.
Drüm heiß ich Alcidor. Schützt diesen Nahm/ ihr Bäum.

Fußnoten

1 Heidelbeer. Blumreimen.

2 Wer diese Hirten seyn/ kan sich der Leser aus den 5. Teil der Gesprächs. erholen/ in den Lobgedichten/von dem 12 an bis zu dem letzten.

[Wo des Schattens Fittich schwebet]

Sie erkandten alsobald/ daß die ersten Zweye/ Myrtillo und Leria/ ihre Gedächtnis/ (als welche ihr Glükk und Geschikke vor etlichen Monaten anderswohin geruffen/) solcher gestalt würden hinterlassen haben/ der dritte aber/ Alcidor/ vielleicht ihnē zur Folge/ das seinige beygesetzet. Daher sie sämtlich beschlossen/ ein jeder auch das seinige beyzutragen: Gestaltsam sie es sobald an eben selbigem Baum zu Werk richteten/wie folget:


Strephon – das Mayenblümlein.

Wo des Schattens Fittich schwebet 1
Ob der Auen Sommerkleid/ weinet zu der Winterszeit
Was in diesen Triften lebet:
Vnsrer Nymphen Wangen giessen/
Trehnen/ gleich dem Bergkrystall/ und von solcher Zehren Fall 2
Sieht man diese Blum entspriessen.
In dem stoltzen Blumengarten
Findet man dergleichen nicht/ darüm hält dich mein Gedicht
Höher als die andren Arten.
Majenblümlein deine Glokken
Sind zerspaltnen Perlen gleich/ der sich untersteht/ entweich/
Eins von diesen abzupflokken.
Montano – die Feldnäglein.

Der Nelken Purpurkleid erfreut der Augen Liecht/ 3
Ihr Ruch bestärkt das Haubt/ ihr Saft den Gift verjaget:
So redt der Freuden-Sinn auch aus dem Angesicht/
Es schärfet den Verstand die Tugend wo sie taget/
[65]
Der Laster Schlangengifft kränkt Tugendhertzen nicht.
Die Blum beliebet mir/ die meinen Namen saget/
Die Berg- und Hügelblum/ von Strephon zuerkennt:
Blum und mein Ordensband mich den Montano 4 nennt.
Klajus – der Klee.

Wie der Bokkgefüste Pan dieses Gantze deutet an
Welt und See/
Feld und Klee/
Alles 5/ was man nennen kan:
Also/ was ein Dichter kan/ ist diß Gantze üm und an
Glut und Luft
Fluht und Gruft
und der Horngefüste Pan.
Weil der hufgefüste Pan Klee mit Tritten pflantzen kan/
Nimt mit Ruhm
Klee zur Blum
Vnser Schäfer Klajus an.
Floridan – die Sammetblum.

Wann die Nymphen sich ergötzen/ und sie etwan in dem Hetzen
Ritzet ein ergrimmtes Tiehr/
Machet/ was der Ritz gegossen/ Sammetblumen fürherschossen:
Diese Blum behaget mir.
Felder pflegen auch zu prachten/
Die der Blumen Sammet stikkt/ und der Perlentau erqwikkt/
Weide neiden die Smaragden/
Dort der Bäche Silber-wall
Kreuchet nächst den Gold-kleepfaden/ und die Fluht an den Gestaden/
Waltzet uns den Berg-Krystall.
Drüm wird niemand uns verdenken/
Daß wir uns den Hürden schenken.

Fußnoten

1 Von diesem s. ob. Bl. 32.

2 Wasser/ das aus dem Berg quillt.

3 Achtgebände Huictain. Sihe H. Schot. Reimen.

4 à monte. vom Berge.

5 τὸ πᾶν/ Alles/ weil Pan dieses Gantze bedeuten soll. Verulam.

[Du Schäferorgelwerk/ das Pan erkünstelt hat]

[66] Floridan/ wie er dieses vollendet/ wolte/ indessen die andern mit den ihrigen unmüssig waren/ noch etwas eingraben/ schnitte derhalben in Form der Pfeiffe/ mit deren sie selbigen Tages der grosse Pan beschenket/folgendes siebeneilichtes:


Du Schäferorgelwerk/ das Pan erkünstelt hat/ 1
Das Ladon/ als er stahl die Nymphe/ hat gebohren/
Dein Tönē macht/ daß oft von uns der blasse Kummer trat/
Du labest Hirtē/ Heerd und Heid/ füllst Eiter und die Ohrē.
Pan hat heut dich uns verehret/ ehret uns mit hoher Gnad:
Wir sollen und wollen dich/ Chore der Rohre/ so nützen/
Daß unsrer Gedichte Gerüchte von fernen bey Sternen soll blitzen.

Fußnoten

1 Bildreimen.

[Das Sorgenreiche Geld erfreut die Schäfer nicht]

Die andern namen hiervon Anlaß/ der Sach ferner nachzusinnen/ und beschlossen endlich alle mit einhäkligem Raht/ weil oftgedachte Rohr-pfeiffe ihrem samten Orden von dem gütigen Pan als ein sonderliches Geschenke/ verehret worden/ sie solte hinfüro solcher ihrer Genosschaft eigenes Sinnbild 1 Kenn-und Merkzeichen seyn und heissen/ worbey sie/ sowohl als an den Blumen (von denen oben erwänet)/von allen andern solte unterschieden werden/ setzeten auch krafft solcher Abredung hinzu diesen Spruch-Reim:


Mit Nutzen Erfreulich.


Welchen Strephon erklärete mit folgendem Zusatz:
Das Sorgenreiche Geld erfreut die Schäfer nicht/ 2
Der eitlen Ehre Freud giebt ihnen kein Belieben.
Ein freyer Freudenstand/ ein frohes Feldgedicht/
Ein Freudgereitzter Reim den Baumen eingeschriebe
Samt einer Freudenpfeiff aus Rohren zugericht/
Heist eine Schäfer-Freud/ in ihrer Trift getrieben.
Ihr Hirten/ freuet euch/ der alles hält in allen
Der grosse Pan erfreut euch mit dem Gnadenschutz/
Die Schäfer-Freudenfest ihm ebenfalls gefallen.
Die Freude sonder Reu ist wahrer Tugend Nutz.

Fußnoten

1 Des Ordens Sinnbild. Besihe oben Bl. 32.

2 Sinnbild s. Erklärung.

[Nvn ich komm zu dir gegangen]

[67] Nach diesem zoge Strephon aus seinem Tanister einen Brief/ welchen ihme/ wie er sagete/ vordern Tages Lerian aus seinem Paläcome überschikket/ dabey aber war ein Lied/ so an die gantze Gesellschaft lautete/worüm solches Strephon seinen Triftgenossen vorlase/ folgendes Innhalts:


1
Nvn ich komm zu dir gegangen/ 1
Mein Verlangen Rosewald/
Rosewald/ du mein Verlangen/
Meiner Blume liebster Halt:
Also sagt ich nächst/ ohn Warten
Eilend zu dem Rosengarten.
2
Rosen/ rufft ich durch die Wälder/
Rosen/ sprach der Widerhall/
Alle Berge/ Büsch/ und Felder
Schallten ob der Stimme Fall.
Ich erdacht ihr Hirten-Brüder/
In den Rosen Rosenlieder.
3
Wiltu/ loser Neid/ dich weiden/ 2
Vns aussaugen Blut und Kraft?
Ha! dein knirschend-tolles Neiden
heilt der Rosen Wurtzelsaft.
Last die Kettenhunde mukken/
Keiner wird uns gantz verschlukken.
4
Selten mag man sonder Stechen
(Ob man schon die Finger spitzt/)
Purpurrohte Rosen brechen/
Zeitlich wird man wund geritzt:
Also hasst des Neiders Neiden
Vnsre mehr als güldne Freuden.
[68] 5
Mir soll niemand untersagen/ 3
In dem Teutschen Punerstreit
Einen Rosenkrantz zu tragen:
Rosen in der Winterszeit
Aufzusparen unversehret/
Hat ein Käiser sebst gelehret. 4
6
Zier der Erden/ Lust des Lentzen/
Rose/ schöne Felder Kron 5
Blumen-Aug/ der Wälder Gläntzen/
Frülingsbotin/ Liebeslohn/
Deiner Blätter rohtes Blitzen
Lässet uns nicht bey dir sitzen.
7
Rosen sind der Venus eigen/
Die ihr Sohn dem Harpocrat/
Von der Mutter That zu schweigen/
Schmeichlerisch gewidmet hat.
Diese Liebesdörner dupfen/ 6
Daß vor Lieb die Hertzen hupfen.
8
Dismahl kond nicht besser singen
Euer Diener Lerian/
Doch die Zeit wird Rosen bringen/
Ich bin noch ein junger Schwan/
Da ihr sitzt/ gelehrter Arten/
In der Musen Rosengarten.
9
Lerian soll niemand kennen/
Biß ihn euer Pegnitzfluß
[69]
Wird auch euers gleichen nennen/
Jetzund wünsch ich zum Beschluß:
Wo ihr tretet auf die Erden
Sollen lauter Rosen werden. 7

Fußnoten

1 Rosenlied. Im Thon: Meine treue Charis usw.

2 Die wilde Rosen. Letterw. Weid/ loser Neid.

3 Alex. Sardus de mor & rit. gent. I. 1. c. 23.

4 Domitian. Idem ibid.

5 Hölen Rosen. Lw. Schöne Krone.

6 Lignarid. Obl. Acad. c. 31. Wilde Rosen Lw. Liebesdorn.

7 Pers. Satir. Quicquid calcaverit hic. rosa fiet.

[Ich lieb den stillen Pfad/ die Ruh der Einsamkeit]

Es hatte aber Strephon/ indem er besagten Brief her vorgelanget/ unvermerkt ein ander Papier mit ausgeschleudert/ welches Floridan aufgehebt/ und ihme/nach beschehener Ablesung des Rosenliedes/ wieder zustellete/ jedoch mit dem bittlichen Zusatz/ er wolte den Innhalt dessen ihnen auch nicht unwissend seyn lassen/ wo ferne er eben dergleichen behandlete und sonsten nicht etwan in heelen Sachen begriffen wäre. Worein Strephon verwilligte/ mit Vermeldung/ daß er ohne daß eine so merkliche Abenteuer ihnen zu entdekken langst gewillt gewesen/ Es solten aber Montano und Klajus gute acht darauf haben/ als die solche zugleich mit/ wiewohl ohne ihr Wissen/ betreffen würde.

Fuhre darauf also fort: Es ist nicht so gar lang daß ich/ meinen Heerden eine fette Weide ausspürende/von ungeschicht auf einen Abweg gerahten/ welchen ich/ weil er mir zuvor unbekandt und daher wegen Neuheit desto annehmlicher/ so lang verfolget/ bis ich vermittels seiner Irrsteige endlich an einen öden Ort kame/ welcher mir wegen seiner einsamen und stillen Gelegenheit so wohl gefiele/ daß ich Papier und den Bleygriffel (allhier ist zu merken/ daß diese Schäfere sich immer zu mit Papier und Wasserbley in ihren Hirtentaschen versehen/ damit ja ihnē bey Gelegenheit an Matery zum Schreibē nicht ermangeln möchte/) ergriefe/ und meine Gedanken von dem alda-wesenden alt-verfallenē Schloß/ anrieslenden Deich/ beystehenden Morast/ und denen mit Baumen verwachsenen Klippen ausbildete in hiesigem Gedichte:


[70] Die Einsamkeit


Ich lieb dē stillē Pfad/ die Ruh der Einsamkeit/
Entfernet vō geplär versüsend meine Zeit.
Hier hat kein Wagenrad den seltnen Weg belastet/
Der Fisch in diesem Deich hat angelfrey gemastet/
Es hat kein Wandersmann/ in seinem Durst entbrandt/
Erhaben aus der Qwell hier Wasser mit der Hand/
Kein leichtgefüstes Reh hat man hier mögen fällen/
Noch in dem dikken Busch nach schwartzē Wildpret stellē/
Es hegt in jenem Schloß der Igel seine Zucht/
Da nur die Fledermauß ihr hole Wohnung sucht.
Das unverschlossne Haus zeigt der gewölbte Bogen/
Der Last hat seinen Grund vorlangsten überwogen/
Das Käutzlein unn der Dachs sind wohnhaft hier zu Land/
Es dekkt das Marderthier mit Jungen diesen Sand/
Im Keller findet man ein Bret von dritten Gaden/
Die Kröten samt der Maus in Otterleiche baden.
Ein Nusbaum wächset dort nächst der verfallnen Tür/
Er stehet Wurtzelfäst/ und grünet hoch herfür/
Der düsterrauhe Wald ümzirkt den öden Rangen/
Den nie-gepflügten Ort/ die dikkbebäumten Hangen.
Wie nennet man den Fluß/ der keinen Namen hat?
Sein Abfall dienet mir jetzt an Begleiters stat.
Ist dann der Schattenwald in diesen Deich gestürtzet?
Sein grünbelaubter Thron ist Mahlerrecht gekürtzet. 1
Hör/ leichtes Felsen-Kind/ bin ich hier gantz allein?
Der gelblich-grüne Frosch quakkt aus der Pfützen/ nein.
Mich dünkt in dieser Gruft solt Echo Lieb erfrieren/
Die pfleget meine Pfeiff und mein Gesang zu zieren.
[71]
Ich liebe diesen Ort/ der ferne von Geschrey
Mich auf so ödem Weg fürt aller Sorgen frey.
Es überschatten mich der Felsen küle Schatten/
Wo sich mit dem Gesang die Nachtigallen gatten.
Von welcher Brunstbegierd erschallt der schöne Schall/
Hört/ wie im Thal erklingt der hold und helle Hall.
Wie? redet auch der Stein? so will ich gleichfalls singen/
Daß meiner Flöten Spiel soll in der Luft erklingen:
Einsamkeit lehret die lieblichsten Lieder/
Lieder die lauten in Felsen herwieder.
Aber wir sollen die Wildnisse hassen
Weil sie verursacht die Schäfer zu lassen.
Liebet doch/ liebet die Anger und Augen/
Liebet die Hürden und Herden zu schauen.
Flöte/ wir wollen die Wildnisse hassen/
Weil sie verursacht die Schäfer zu lassen.

Fußnoten

1 Nach der Sehkunst (ad opticam) wann im Wasser die Bäume herwiederschatten.

[Nun ist wieder abgethan]

Dieses nachdem ich es zu Papier gesetzet/ kame mich weiß nicht was für ein Vnlust an/ welcher mir erwäntes Gedicht so schlecht und unschiklich vormahlete/daß ich aus einer unzeitigē Hitz das geschriebene Papier auf dem Rükkwege in zwey Stükke zertrümmerte/ Nicht allein aber das täte ich/ sondern ich sange auch mehrbesagtem Reimgebände/ als wann ich mich noch nicht sattsam an demselben gerochen/ gleichsam zu Grabe mit diesen Honversen:


Nun ist wieder abgethan
Vnd dem leichten Wind vertrauet/
Was ich bracher Schäfersmann
In der Einsamkeit erbauet.
Leichtlich hat der Wind vernichtet/
Was mit leichter Müh erdichtet.

[Ich lieb den stillen Pfad/ dich lieb ich/ wilder Wald]

Es fügte sich aber ohngefär/ daß das erste Theil des zerrissnen [72] Papiers an einer Hekken hangend bliebe/das andre aber/ nachdem es von dem Winde etliche mahl überworfen/ mitten auf der Strassen liegend bliebe. Hier wolten ihme Montano und Klajus in die Rede fallen/ er bate aber/ sie wolten ihn diese Erzehlung vollenden lassen/ hernach könden sie/ wann etwas darinnen gefehlt/ genugsame Anmerkung thun. Welches/ weil sie es ihme verwilligten/ fuhre er ferner also fort: Folgender Tagen gelangeten der Orten herüm Montano und Klajus/ deren dieser den ersten/jener den letzern Teil von dem zertrümmerten Gedichte gefunden/ wiewol keiner mit des andern Vorwissen/Vnd sind sie beede vermutlich sobald mit ihrem Fund/ nach eben der vorbesagten Wildniß/ als die ihnen vielleicht allbereit bekandt/ geeilet/ einhälligen Willens/ jeder sich/ seinen Teil zu ergäntzen/ zu bemühen/ und zwar mit ungleichen Gedanken: Dann Klajus wänende das Gedicht behandle

Die Ein-falt.

(massen ihme nur die zwo ersten Sylben/ des Titels/die Einsamkeit als den Inhalt anmeldende/ zu handen kommen) ergäntzete die ersten Halbreimen solcher massen/ wie ihr von diesem Papier vernehmen möget: 1


Ich lieb den stillen Pfad/ dich lieb ich/ wilder Wald/
Entfernet von Geplärr/ der Einfalt Aufenthalt.
Hier hat kein Wagenrad das Sorgengeld gehäuffet/
Der Fisch in diesem Deich wie ich/ in Ruhe schweiffet.
Es hat kein Wandersmann betreten diesen Platz/
Erhaben aus der Qwell der Perlenmutter Schatz.
Kein leichtgefüstes Reh hat Bezoar getrehnet/
Noch in dem dikken Busch sich nach der Lust gesehnet.
Es hegt in jenem Schloß kein List und Meucheltrug/
Da nur die Fledermauß im Dunkeln hebt den Flug.
Das unverschlossne Haus heist offnes Hertzens trauen/
Der Last hat seinen Grund die Palmen machen schauen.
[73]
Das Käutzlein unn der Dachs bewohnt den öden Sand/
Es dekkt das Marderthier der Sorgen-Marterstand.
Im Keller findet man noch Wein noch Bier zū bästē
Die Kröten samt der Maus sind von den stäten Gästen.
Ein Nusbaum wächset dort mit Capuciner-Kost/
Er stehet Wurtzelfäst/ das Wasser ist der Most.
Der düsterrauhe Wald hegt die bejahrten Eichen/
Dem nie-gepflügten Ort/ das ältste Träid zu reichen.
Wie nennet man den Fluß? von der Vergessenheit/
Sein Abfall dienet mir in mancher Sorgen Leid.
Ist dann der Schattenwald zur Einfalt-Ruh geheget? 2
Sein grünbelaubter Thron noch Kron noch Purpur träget.
Hör/ leichtes Felsen-Kind/ was ist die schwerste Pein?
Der gelblich-grüne Frosch spricht: falscher Warheitschein
Mich dünkt in dieser Gruft solt man geruhig greissen.
Die pfleget meiner Pfeiff den Gegenhall zu weissen.
Ich liebe diesen Ort/ der sonder Hofarts-pracht
Mich auf so ödem Weg mir selbst selb-eigen macht.
Es überschattet mich mein unversehrt Gewissen/
Wo sich mit dem Gesang die Freuden reich ergiessen.
Von welcher Brunstbegierd entstehet nicht die Reu?
Hört/ wies im Thal erklingt Wann fält das Steingebäu?
Wie? redet auch der Stein? so rühr ich auch die Säiten/
Daß meiner Flöten Spiel muß mit dem Echo streiten:
Einsamkeit lehret einfältige Lieder/
Lieder die lauten vom Gegenhall wieder:
Aber wir sollen nicht Städtepracht suchen/
Weil sie verursacht der Einfalt zu fluchen.
Liebet doch/ liebet einfältiges Streben/
Liebet der Hürden unschuldiges Leben/
Flöte/ wir wollen nicht Städtepracht suchen/
Weil sie verursacht der Einfalt zu fluchen.

Fußnoten

1 Hemisticliū.

2 Claud de rapt. Pros. glande relictâ Cesserit inventis Dodonia quercus aristis.

[Dich/ such ich lieber Lust/ die Ruh der Einsamkeit]

[74] Montano aber konde aus der halbirten Vbeschrift die (Ein-)samkeit nichts anders schliessen/ als/ das Gedicht an sich selbsten müsse von der Einsamkeit handeln/ zumahl weil solches noch die erste halbe Reimzeil im Gedichte unlaugbar darthun wolte: Setzte derwegen meinen hindern Reimen vor diese halben Vorzeilen:


Die Ein-samkeit.


Dich/ such ich lieber Lust/ die Ruh der Einsamkeit/
zu meines Traurens Trost versüsend meine Zeit.
Hier hat kein Wandfuß den seltnen Weg belastet/
Das stumme Wasservolk hat angelfrey gemastet/
Der müde Jägersmann in seinem Durst entbrandt/
Hat niemahls aufgeschöpft hier Wasser mit der Hand/
kein windgeschwindes Wild hat man hier mögen fällen/
Noch mit dem hohen Zeug nach schwartzē Wildpret stellē/
Hier birgt vor niemand nicht der Igel seine Zucht/
Die Eul in dem Gemäur ihr hole Wohnung sucht.
Das langstverfallne Haus zeigt der gewölbte Bogen/
Ihn hat der Zeiten Zeit vorlangsten überwogen/
Der Wiesel und der Luchs sind wohnhaft hier zu Land/
Wie manche Schlang befüllt mit Jungen diesen Sand/
Lebt auch noch unverfault ein Bret vom dritten Gaden/
Hier mag dz Giftgeschmeis in Otterleiche baden.
Ein alte Birken-Stätt nächst der verfallnen Tür/
Dekkt die bemösten Stein und grünet hoch herfür/
Der Fall begräbt das Grab/ ümzirkt den öden Rangen/
Es trauren nächst dē Schloß die dikkbebäumten Hangen.
Wie nennt man diesen Bau/ der keinen Namen hat?
Sein Abweg dient dem Weg jetzt an Begleiters stat.
Hat sich dann Holtz und Laub in diesen Deich gestürtzet?
Das fast ein jeder Baum ist Mahlerrecht gekürtzet.
Sag/ Nymfe dieser Gruft/ bin ich hier gantz allein?
Die gelbe Lachenbrut quakkt aus der Pfützen/ nein.
[75]
An diesem wilden Ort solt Echo Lieb erfrieren/
Die pfleget meine Laut und mein Gesang zu zieren.
Ich liebe diesen Wald/ der ferne von Geschrey
Mich auf so wüstem Weg fürt aller Sorgen frey.
Hier schirmen meine Ruh der Felsen küle Schatten/
Wo sich in rauher Näh die Nachtigallen gatten.
Von welcher Liebes-Klag erschallt der schöne Schall/
Der durch den Thal ertönt/ der hold und helle Hall.
Singt dann der Felsenstein? so will ich gleichfalls singen/
Daß meiner Lauten Laut soll in der Luft erklingen:
Einsame dichten die lieblichsten Lieder/
Lieblich erschallend in Felsen herwieder.
Nimmermer werd ich die Wildnisse hassen
Welche reitzt Hürden die Schäfer zu lassen.
Einsamkeit krönet die Anger und Auen/
Mahnet die Hirten und Herden zu schauen.
Nimmermer werd ich die Wildnisse hassen/
Welche reitzt Hürden die Schäfer zu lassen.

[Es wallt das Fluhtgelall- die schnellen Wellen schwellen]

Kurtz hernach (vollfürte Strephon) kam ich zu den beyden in ihre Hürden/ und fand alda für mein Gedicht/ wie erzälet/ unversehens zwey andre. Daher ich veranlast wurde/ solche meines Gedichtes Kinder mit mir zu nehmen/ und neben demselben (dann ich schriebe das Meinige nach der Hand aus denen beyden wieder ab) unter andern meinen Lustgedichten aufzubehalten.

Floridan lachete ob dieser seltsamen Abenteuer/mit Vorgeben/ daß Strephons Kunstgedanken in Warheit fast Fruchtbringende wären/ weil sie also/ zuvor eintzelich ausgereiset/ selbdritte wieder zu Hause kämen. Montano aber und Klajus konden sich hierob nicht satsam verwunderen/ Endlich aber fienge Montano an/ unnd sagete/ er vermissete in der Erzälung[76] weiters nichts/ als daß Strephon zu Ende vergessen der Entschuldigung wegen begangener höflichen Entwendung des Gedichtes. Welches Strephon mit diesem beantwortete/ er erwarte vielmehr von ihnen einer demütigen Abbitte/ üm daß sie ihme sein Gedichte so freventlich angehalten und gehörter massen gleichsam geradbrechet hätten. Es versetzete Montano/ daß sie ihrerseits auch dieses nicht schuldig/ sondern hingegen Dankes von ihme gewärtig wären für die Heimsteuer/ mit welcher sie seine Verse begabet wieder hinweggelassen. Worüber sie dann alle lacheten/ und in solchem

Aber etwas/ und das sie zuvor übersehen/ an besagten Baum geschriebenes erwittreten/ welches sie sobald ablasen/ und folgendes Innhals befanden:


Es wallt das Fluhtgelall/ die schnellen Wellen schwellen/ 1
Die helle Wellenzell ballt den Krystallenwall/
Der Wollenhüter 2 billt/ die Lämmerhälse schellen:
Doch schallt vor allem wol der helle Gegenhall.

Fußnoten

1 Letterhäufelungen.

2 Schafrüden.

[Des Baches Wasser Straß rauscht mit de Sausselgiessen]

Das zu End angefügte L. verriehte ihnen bald/ daß dieses Lerians Gemächte seyn müste/ und gefiele ihnen die Erfindung/ vermög welcher er den ersten Buchstab seines Nahmens in erwänten vier Reimzeilen ein und viertzig mahl wiederholet/ dermassen wohl/ daß Strephon anfienge mit des seinen erster Letter S. auch also zu verfahren/ und die andern zu ebenmässigē Thun mit den ihrigen anzumahmen/ ja er setzete noch einen Preiß auf/ daß/ welcher in dem seinigen die meiste Zahl würde können aufbringen/ solte von der andern jeglichen mit einer neuen Flöten beschenket werden. Welches nachdem es allerseits verwilliget worden/ schriebe jedweder seines an einen sonderlichen Ort/ und hieltē sie alsdann gegeneinander. Strephon/ nachdem er von dem nächsten klaren Bächlein Anlaß genommen/ schriebe folgendes:


[77] Strephon.

Des Baches Wasser Straß rauscht mit dē Sausselgiessen:
Es schläfert das Geschlürff die lassen Hirten ein.
Des Flusses Lispelschuß schleusst unsrer Augenschein/
Vnd wil durch nassen Kies/ das Schäferspiel versüssen.

Montano schriebe von dem Stummen und Dummen 1/ deren jener aus Mangel der Rede/ dieser aus Zagheit/ unvernehmlich ist hiesiges:


Montano.

Der Stumme stummt und mummt/ indem sich stämmt die Stimme
Der Dumme munkt und mukkt mit halbem Zahngebrümme:
Bey jenem mummt der Mund/ dem ist der Muht ein Mämm.
Doch Mämme/ Stumm und Dumm stummt 2 keines in dem M.
Klajus schertzete mit folgenden von der Krükke/Frosch und Gukkuk/
Klajus.

Der kekke Lachengekk koaxet/ krekkt/ und quakkt/
Des Krippels Krükkenstokk krokkt/ grakkelt/ humpt und zakkt/
Des Gukkuks Gukken trotzt dē Frosch unn auch die Krükke.
Was knikkt und knakkt noch mehr? kurtz hier mein Reimgeflikke.
Floridan aber mit diesen von dē Anstand der Waffen:
Floridan.

Wann Schäfer Trifften trifft das Ruffen frecher Treffen/
Der Waffen puff und paff/ pfeifft unsre Pfeiffe? Nein.
Das Hoffen äffet offt/ offt trifft es trefflich ein/
Drüm hoffet/ Hoffen wird nicht mehr den Frieden äffen.

Fußnoten

1 Mutus & Stupidus.

2 Obmutescit.

[Man hat mit Recht die Alte Zeit genennet]

Vber die massen verwundreten sich die Schäfere sämtlich/ als sie in der Abzehlung jedwedern Reimschluß Ein und viertzig der gehäuften Buchstaben just inhaltend befanden/ welcher Vrsach halber auch ihrer keinē der angesetzte Preiß konde zugesprochen werden/ daher sie auch diesen Zank auf eine andere Zeit zu verschrieben [78] geruheten. Folgends: Ich erinnere mich/ fienge St. an/ bey Fl. sein Gedichtchē/ der Heldengedächtnisse/ welche Kl. und er heute in Pans Höle beobachtet zu haben kurtz zuvor angebracht/ begehre derhalben von Mont. bittlich/ mit mir etwas von dieser unser letzten Heldenzeit abzusingen. Meines Erachtens sagete Mont. ist vielmehr die güldne Zeit der ersten Welt lobens wehrt/ mißbeliebe derhalben St. nicht/ wann ich ihme in seinem Singen Gegenpart zu halten gedenke. Ich bin wohl zu frieden/ versetzete Strep. Montano wolle den Anfang machen/ ich will aber seine letzten Reimworte behalten/ und folgends über meinen Leist schlagen. Nun wohl/ sangte Mont. so fange ich an.


Montano.

Man hat mit Recht die Alte Zeit genennet 1
Vom Tugendgold/
Da man noch Ertz noch Silber hat gekennet/
noch Krieg/ noch Sold.
Wer aber kan jetzt Stahl und Eisen/
Wie jener Gold/ mit Fuge preisen?
Das uns den Lasterlast lässt an der Zeiten End.
Strephon.

Es wird mit Fug die Heldenzeit genennet/
Die Tugendgold
Vnd hohen Ruhm der Dapferkeit erkennet/
Auch sonder Sold.
Ein jeder soll die Hand voll Eisen/
Die ihn beschützt/ mit Danken preisen/
Die altes Adels Ehr mehrt an der Zeiten End.
Montano.

Ein jeder war/ zwar bey geringer Haab/
Im Ruhestand/
Ernehrte sich mit seinem Schäferstab/
Vnd fettem Land.
[79]
Das brache Feld/ mit Lust gepflüget/
Vnd Viehezucht hielt sie vergnüget/
Die Quell war sein Getränk bis in das Todengrab.
Strephon.

Ein jeder mehrt mit Ehren Gut und Haab
Im Waffenstand/
Ernehret sich nicht mit dem Bettelstab
In Feindes Land.
Der Feind hat schon für ihn gepflüget/
Er findet dort/ was ihn vergnüget.
Sein Nahm erstirbet nicht/ wann er schon liegt im Grab.
Montano.

Man wuste nicht die Wörter Dein und Mein:
Das Sorgengeld
War dazumahl in schlechtem Wehrt und Schein
Bey aller Welt.
Man tauschete nur Wahr üm Wahre/
Ohn Meucheltrug/ List und Gefahre:
Zu dieser unsrer Zeit muß Falschheit redlich seyn.
Strephon.

Nun wechseln sich die Wörter Mein und Dein/
Das teure Geld
Weist mit dem Pracht sehr hochbeliebten Schein
In aller Welt.
Der Degen ist Soldatenwahre/
Der Geld erwirbt nicht ohn Gefahre.
Man kan auch in dem Krieg Gott wolgefällig seyn.

Fußnoten

1 Gespräch K. nach der Spanischen Art. S. der schönen Diana 1. Th. 4. B. 144. Bl.

[Wir gönnen dir die Ruh/ du Mosbewachsner Greis]

Nach diesem setzeten sie sich unter dieselbige Linde zusammen/ und gab ihnen so bald Anlaß zu reden die daselbst-vorbeywaschende Pegnitz/ welche sie unter andern darüm hoch preiseten/ weil sie nicht allein mit Vbergiessung der Auen ihren [80] Schafen erspriesliche Weide/ wie auch gesunde Tränke/ zuflösset/ sondern auch ihnen/ den Schäfern/ mit sanftem und lieblichen Gesäusel die Ohren ergötzet/ mit Bekleidung aber der Vfere und Matten die ermatteten Glieder. Strephon und Floridan/ sagte Klajus/ werden sich mit mirs verwissen/ was massen wir vordessen die ursprüngliche Quelle dieses Flusses/ zwar zimlich ferne von hier/angetroffen/ welche in Warheit einem kleinen Bächlein änlicher/ als diesem breiten Strohm. Sie breitet sich aber/ sagete Floridan/ unweit davon aus/ und erzeiget sich stärker: Sonsten ergeust sie sich/ meines Gedenkens/ unter der Rechtē eines alten Steingreisses/(deme die viele der Jahre/ und Länge der Zeit/ Haar und Bart in Mos und Riedgras verwandelet) aus eines Felsens kleinem Hügel/ der in Form eines Krugs ausgehauen/ worauf diese nachdenkliche Worte/ vielleicht von einem Vorübergehenden/ geschrieben:

Ich netze und nütze.

Soviel ich höre/ täte Strephon hinzu/ so treuget meine beyde Mitschäfere ihr Gedächtnis nicht/ wie dann alles dieses auch noch frisch in dem meinē haftet: Mir fället aber jetzund bey/ daß Floridan damahls besagten Greis mit etlichen Reimen angesungen. Ich gedenke es auch noch wohl/ sagete Klajus/ und dieweil ich dazumahl solche/ wegen einer gewissen Hindernis/nicht wohl vernehmen mögen/ möchte ich sie gerne noch einmahl absingen hören. Noch lieber aber ich/setzete Montano hinzu/ als der ich selbiger Spatzierlust gar nicht beygewohnet. So wird demnach Floridan/ fuhre Strephon fort/ geruhen/ uns selbige zu wiederholen/ woferne er sie anderst behaltē hat. Ich solte wol/ sagte Fl. solches zu thun bedenkē tragen/ weil selbige Wiederholens nicht würdig/ doch damit ich meinen wehrten Schäferen willfärig werde/ so waren es/ meines Behaltens/ diese:


[81] Wir gönnen dir die Ruh/ du Mosbewachsner Greis/ 1 Wir gönnen dir die Lust in Schilfbewonten Sümpfē: Gieß ferner/ wie du thust/ dē Felsgeschmoltznē Schweiß/ Laß deinen Kruge nicht erschöpftes Naß beschimpfen. Laß die schnellen Fluhtkrystallen Nicht von Krieger Mordthat lallen/ Nicht den Blutgetränkten Koht unsrer Hürden Sie bebürden/ Nicht das Metzeln machen roht. Hier streichet und schleichet in lehmichten Gründen/ Hier krümmelt und wimmelt in schlüpfrigen Schlünden/ Der Fische Gespör/ Das schuppichte Heer. Segeln schon belaste Fichten Nicht durch deinen Kiesel-sand/ Lässt doch den beleichten Strand Nicht der nasse Nutz vernichten. Dort strampfet und stampfet der Mülen Gehämmer/ Was Aeren und Erde geschenkt/ Dort weiden mit Freuden die lustigen Lämmer/ Wann daß du die Auen getränkt. Nun wir eilen nach den Triften/ Lassen dich hier bey den Klüften/ Wollen auch dein Lob besingen/ Weil die Schäferpfeiffen klingen.

Fußnoten

1 Pegnitzlob.

[Ihr Blätter/ Wetterspiel/ ihr Vortrab frischer Früchte]

Sie sind wohlbehaltens würdig/ und daher auch Wiederholens/ sagete hierauf Montano: Ich will aber auch diß Orts etwas schlechtes erwänen/ so es denen wehrten Anwesenden nicht mißbelieblich/ womit ich diesen Mittage Laub und Gras besungē. Wir wollen darüm noch gebeten haben/ versetzete Strephon. Hierauf sange Montano hiesiges:


[82]
Ihr Blätter/ Wetterspiel/ ihr Vortrab frischer Früchte/ 1
Des Zephyrs Buhlgewächs/ ihr leichte Lentzenbruht/
Ihr macht/ daß unsre Ruh im Schattē prächtig ruht/
Wie solten wir dann nicht euch dichten ein Gedichte.
Der Zweige Zittern rauscht/ und weidet das Gesichte/
Von euch kömmt/ daß wir oft aufklären Sinn und Muht.
Nun Flora schütz euch fort für harter Hagels-Wut/
Es mache spätlich euch der Bläste Brast zu nichte/
Du aber/ fettes Gras/ Smaragden nahgesipt/
Du Blumenbunter Rokk der Wöchnerinn der Erden/
Wir zimmern ober dir oft unsrer Sorgen Sarg/
Die Heerden speisest du/ und bist uns nimmer karg.
Wohlan/ du müssest auch spat abgestreiffet werden/
Spat werde deine Zier vom Nordwind abgeknipt.

Fußnoten

1 Sonnet. Lobspruch/ Vber Laub unn Gras.

[Ihr Perlen dieser Heid/ ihr zarten Wasserballen]

Wann dieses schlecht ist/ fienge Strephon an/ so weiß ich nicht/ was gut ist/ Meine lieben Mithirten wollen ohne Beschweren auch ein Achtzeiliches abhören/welches ich heut Morgens über den Tau ausgesonnen/des Innhalts:


Ihr Perlen dieser Heid/ ihr zarten Wasserballen/ 1
Ihr Kinder küler Nacht/ ihr hellen Feld-Krystallen/
Ihr Silbertropfen ihr/ die unser Phöbus liebt/
Die unsre Felderlust mit Lust und Leben laben/
Taut fenner Wolkenab/ giest/ wann der Schattē giebt/
So kriegen wir durch euch auch fette Feldergaben/
So wird von eurem Naß des Phöbus Hitz geübt/
Daß unsre Brachen frü die warmen Strahlen haben.

Fußnoten

1 Huictain. Lobspruch über den Tau.

[Vnsrer Hürden Hirtenlust ist noch vielen unbewust]

Klajus/ der ihme bißher zugehöret/ stunde auf/ und sagete zu Strephon und Montano/ er hätte mit Floridan eine Fehde auszutragen/ so sie nun zu Richtern sich wolten gebrauchen lassen/ so wolte er ihn hiemit auf einen Reimenkampf ausgefordert haben. Floridan hatte dieses kaum gehöret/ da sprang er auf [83] und bate die zween andern/ sie wolten doch des Klajus Begehren stat geben/ und ihnen beyden eine Matery zu solchem Kampf. Strephon und Montano liessen sich endlich/ wiewol langsam/ darzu bereden/ und gaben ihnen beyden auf/ sie solten etwas singen von der Behäglichkeit des Feldlebens/ welches beyde sobald eingiengen und fienge Klajus/ als der geforderet/ der erste an/ also:


Klajus.

Vnsrer Hürden Hirtenlust ist noch vielen unbewust. 1
Wer in satten Lebens-Tagen
Seglet nach der Sorgen Rand
Vnd der Freuden Zeitbehagen/
Liebe Schaf und Schäferstand/
Hasse hochbefürte Dächer und der Städte Goldgemächer.
Floridan.

Vnsrer Hürden Hirtenlust ist noch vielen unbewust.
Wo lebt Ruhe sonder rasten/
Wo schwebt lieber Freyheit Thron?
Wo gläntzt helles Tugend-glasten/
Vnd der Vnschuld Perlen-Krohn?
Freylich freyes Schäferleben kan die wahre Wollust geben.
Klajus.

Vnsrer Hürden Hirtenlust ist noch vielen unbewust.
Wer liebt nicht die bunten Wasen/
Wann sie Luft und Lust beblümt/
Vnd die Kleebeseeten Rasen/
Wann sie gläntzen goldgestriemt?
Schäfern sind alltages Sachen/ was die Samtwelt machet lachen.
Floridan.

Vnsrer Hürden Hirtenlust ist noch vielen unbewust.
[84]
Was ist über küle Schatten/
Der bey ragen Felsen lauscht/
(Wann uns Sonn und Schritt abmatten/)
Vnd der bey den Büschen bauscht.
Dieser können wir geniessen und mit Lust die Rast versüssen.
Klajus.

Vnsrer Hürden Hirtenlust ist noch vielen unbewust.
Wo die Silberbäche lallen/
Vnd der Aderreichen Quell
Rieselt ihr Krystallen-wallen/
Nimt er freudig seine Stell:
Stillet da sein Durst-bekriegen/ bis ihn Schwall und Rast einwiegen.
Floridan.

Vnsrer Hürden Hirtenlust ist noch vielen unbewust.
Eine Quelle kan ihm geben/
Was sonst viere können nur:
Trank/ der ihme labt das Leben/
Tränke/ matter Matten Chur/
Glas/ dz ihm sein Antlitz zeiget/ unn sein Bad/ worein er steiget.
Klajus.

Vnsrer Hürden Hirtenlust ist noch vielen unbewust.
Bald bestimmt er Sakk und Pfeiffen/
drükkt ein lautes Lied herfür/
Die ihm Leid und Last verschweiffen
Nächst der Lerchen dirdirlir/
Lässet Luft und Vögel walten/ weil die Heerden Tafel halten.
Floridan.

Vnsrer Hürden Hirtenlust ist noch vielen unbewust.
Weidet er nicht Muht und Sinnen
Mit der Felder Lüstelust?
[85]
Blumwachs lässt nicht Ruch zerrinnen/
Lust ist seiner Sinnen Must/
Lerchenstimm entzükkt die Ohren/ Feld hat Augenweid gebohre.
Klajus.

Vnsre Hürden Hirenlust ist noch Vielen unbewust.
Sein Pallast sind Wald und Matten/
Sein Zibet der Blumen Ruch/
Seine Lust das Laub voll Schatten/
Freyer Sinn sein Liederbuch/
Gold und Geld begilbte Aerē/ eigne Haab sein samt-verzehrē.
Floridan.

Vnsrer Hürden Hirtenlust ist noch vielen unbewust.
Er darf Neid und Haß nicht dulden/
Weil er Hof und Hofart flieht/
Nicht den scheelen Sorgen hulden/
Weil sein Thun auf Vnschuld siht:
Vnn was sonst für nütze Sachē die aus Schäfern Fürsten machen.

Fußnoten

1 Feldbehäglichkeit.

[Ich bin nun deschargirt von dem maladen Leben]

Kaum hatte Floridan geschlossen/ sihe/ da höreten sie jemand etwas anstimmen/ bemüheten sich derhalben des Gesangs Innhalt zu vernehmen/ und vernahmē sobald fogendes:


Ich bin nun deschargirt von dem maladen Leben.
Mir hat der Maur 1 facon genug disgousto geben.
Wo Einfalt avancirt, und Vnschuld mit raison,
Die retrogarde hat/ da ist die Sache bon.
Von mir wird mesprisirt das baise-les-mains in Städtē
Der Achseln parlement, der Füß und Hut courbetten,
Mon coeur hegt Hundestreu/ die meindelectament,
Ich bin ein frommer Sot, und niemahls malcontent,
Der æstimiret nicht der Hürden avantage
Der sich nur maccrirt üm schnödes Sorgengage
[86]
Der bey der casse schwitzt. Mein Sinn mocquirt das Geld/
Von Stroh ist mein logis mein thresor ist die Welt.
Adieu, stoltze Stadt/ bonjour ihr Berger Heiden/
Bonjour, du Schattenruh/ ihr serenirten Weiden.
Salvete, die ihr mich vociret zu der Trifft.
Sans aventure jo, hab ich zu port geschifft.

Fußnoten

1 Mauer. Abschied.

[Maistresse meines Leibs/ Princesse meiner Glieder]

Ich wolte wünschen/ sagete Strephon/ daß der Verfasser dieser Reimen anjetzt bey uns wäre/ uns solte dann gewiß an Vrsachen zu lachen keines Wegs ermangelen.

Wer mag/ sagete Floridan/ dieser sonst seyn/ den ich/ die Warheit zu sagen/ noch nie gesehen/ aber über die massen gerne etwas von ihme und seiner Standsbewandschafft vernehmen möchte/ will ihn sonsten nicht verrahten was er gesungen/ als der vielleicht auch in Vorbringung so rohtwelscher Reden nicht begehret verstanden zu werden. Soviel zwar ich weiß/ fienge Mont. an so hat sich dieser (der ein Schäfer ist) vor der Zeit in Städten verhalten/ ist aber gar neulich aus dem Burgerrokk in die Hirtenjuppe gekrochen nur darüm/ weil er unsren Stand von so vielē hochsinnigen Schriftsabfasseren lobpreislichst beschreiben und herausstreichen hören/ sowol auch gelesen. Sonsten weil der abenteurliche Mensch sich von Kindsbeinē auf in Liebs- und Poetischē Büchern mit überflüssigen Fleiß ümgesehen/ und dabey sine eigenen Verstand und Vernunftsmaß/ in Auslegung solcher Lehr- und Lustgedichte/ (welche alle sich doch gemeiniglich auf etwas anders gründen/ und oft wohl gar das Gegenspiel wollen verstanden haben) nachgangen/ als gläubet er von allen den Lügenfünden der alten Dichtere/ als wann sie den Wortverstand nach zu fassen/ ja die natürliche Warheit selbst wären. Gebrauchet sich derhalben so seltsamer und Rhodomontischer Redarten in Beschreibung seiner Liebespossen und anderer Sachen/ daß einem die Ohren darüber schwitzen möchten/ und könde man mit seinen Schwänken zur Noht einer Kröten vergeben.

[87] Zum Wahrzeichen sehet hier einen Klafterlangen/und mit vielen/ zwar gestimmelten/ Mänglingswörtern geflikkten und gespikkten Brief/ welchen dieser Hasenhäubtige Mensch (also sagete Montano/ und zoge zugleich den langen Zettel aus seiner Tasche) an eine seiner Liebsten ablauffen lassen/ und welchen ich dieser Tagen in einer holen Baumrinden gefunden. Floridan/ begierig dessen Innhalt zu vernehmen/ nahme ihn sobald dem Montano aus den Händen/ befande aber/ daß solcher von eitel gebrochnen Worten geschrieben/ und daher unleslich ware. Strephon aber sagete/ er hätte dergleichen mehr gesehen/ und müste der Zettel üm einen Stab gewikkelt werden/ damit also die zergliederten Wörter zusammenträfen/ und der Innhalt vernemlich würde. 1 Welches dann Floridan ungesäumet ins Werk richtete/ und darauf den Brief ablasse/ welcher sich folgender Massen verhielte:


Madamoiselle.


Cupido hat sich mit eurer formosirtet armiret, und eine lange Zeit her meine libertet blocquiret gehalten/welche sich in den Furt meiner raison retiriret, so bald sie vermerket/ daß die blocquade in eine formalisirte Belägerung changiret werden solte. Wie dann auch subsequiret, gestalt prænominirter Copido durch eine escalade meine Augen überrumpelt/ meinen Sinn pedartiret, und mein Hertz auf discretion aufgefordert hat: Doch hab ich noch soviel faveur von diesem meinem Feind obteniret, daß er geruhet/meine Feder mit seinem Pfeil zu temperiren, und mich mit meinen lacrimis (welche ich an stat der Dinten gebrauche) dieses Handbrieflein concipiren zu lassen. Wie ihr dann/ Madamoiselle, observiren könnet/ daß ich es mit dem Wachs von seinem flambeau cachiret unn versiegelt habe. Diesem nach flagitire [88] ich nichts mehr/ als daß auch ihr wie Cupido dasquartir beziehen möget in dem Hertzen

Eures

realmente-Ergebenen

Hylas.


Alle lacheten sie darüber/ und: Hylas nennet sich/fuhre Montano fort/ dieser kluge Alber/ und ob es wohl allbereit ein halb Jahr ist/ seit daß er ein Schäfer worden/ so unterlässet er doch nicht/ sein beurlaubtes Stadtleben noch immer mit tausenderley Schmähworten anzustechen/ und dagegen seinen jetzigen Stand über die massen und mit nur ersinnlichen Farben auszumahlen/ gestaltsam aus abgehörtem satsam zu schliessen.

Aber sehet ihn dort an dem Vfer heransteltzen/ Wer ihn allein mit denen Füssen wahrneme/ der dörfte wohl Stein und Bein schwören/ es wäre ein Kalekutsher Han/ so aufgeblasen ist er/ ungeacht sein Rokk weniger nicht dann fünf Jubeljahre gesehen. Jetzt streicht er den Knebel/ sagete Klajus/ meine wehrten Schäfere kommen mit mir hinter diesen Strauch/damit wir ihn nicht irre machen/ was gilts/ Floridan wird bald erfahren/ daß er in Beschreibung eines Hasen mehr Worte machen dörfte/ als derselbe Haare am Wadel hat.

Kaum hatten sie sich verkrochen/ da fienge dieser mit pralender Stimme also an zu reden: 2 So bald als heutigen Morgen der nächtliche Schlaf-Gott Morpheus die Grotte meiner Augen quittiret, (zu euch rede ich/ ihr Lüfte/) hab ich mich retiriret aus meiner Federburg/ üm zu vermeiden das importune wekken weiner wakkren Rieden/ Darauf promovirte ich mich auf den pertistyliis meines Körperlichen Gebäudes/und verschraubete mich à propos zu Feld mit meinen Schafen/ welcher freudiges Fussen den Schos unsrer Tellus so hurtig gepflastert/ daß ich also fast unvermerkt in diesem buntbemahlten Pallast der Blumgöttinn Flora, mit höchstem meine [89] contento arriviret. Balanciret aber mit mir/ ihr Lüfte/ auf juster Wagschale/ wie sehr diese eure Serenation varire mit eurer gestrigen und aller vorigen: So gar aber embarquiret sich hierob die Verwunderung den Segeln meiner Gedanken/ daß ich mir die bonasse eures Wolkenmeers etwas von wichtiger importanz præsagiren lasse/ nemlich/ Diespiter habe heut die gesamtē Götter zu einen convivio solenniter invitiret, welche meine opinio so sie infallibel wäre/ würde sie mein Gemüt nicht wenig traversiren, als der ich allbereit die pedarten meiner Andacht eingeschraubet/ üm damit die Thor zu Jupiters güldnem Trohn zuruinirn, weil ich seiner adjutanz in einem propos expressement benötiget. Ich werde aber ungeacht dessen/ mich in der grossen Hofhaltung zu Olympo bey dem Vice Roy anmelden/ auch woferne derselbe/ mir hülflich zu succurirn, nicht bastant seyn wird/ nach dem Jovi, im Schloß Phœbi, selbst inquirirn und mein Anbringen bey ihme in optima forma ablegen: Wird er mich alsdann etwan hineinfüren/ und hernach mit poculirē viel importunirn wollen/ so will ich darwider bey aller Götter Leben protestirn, und ihnen ein par leges ex utroque jure, oder aber ein dutzet Verse aus einem alten Poeten/ so schikklich zu allegiren wissen/ daß sie mich ohne einiges Weigerndimittirn und noch Geld darzu geben sollen.

Häftig lacheten hierob die Schäfere/ als die in ihrem Busch dieses alles bey einem Wort vernemen konden. Es hieß ihn aber seine Reden fortsetzen die Erwitterung einer gemeinen Hirtin/ genandt Neride/welche sonst nicht viel holdseliger war als ihr zottichster Ziegenmann.

Wann mich/ fuhr er fort/ das perspectif meiner bewärten Stirnfenstere nicht mocquiret, so bländen mich von jenem Vfer her zwey mächtige Himmelsliechter: Ja/ ja/ die Götter belieben nun wieder diese sublunarische Anmutigkeiten zu [90] invisiren, weil der lieblicheZephyrus und seine Buhlerische Flora allbereit ihre grün-rot-blau-braun-gelbliche/ unn mit fünklenden Sternen üm und üm verbosementirte Tapeten auf denGalerien dieses Weltbaues ausgespannet. Vnd im fall mir mein memoire nicht banquerote drohet/ so hab ich dieser Tagen die Götter mehrerntheils/ als Irrliechter/ in dieser Elysischē Gegende herümvagiren sehen: Von dē Jove zwar dunkte mich/ als wann er eine andere Inachs Tochter/ oder eine Danaem, Europam, ja wohl gar noch einen Ganymedem suchete/ als der sich bald in formâ eines Menschen/ bald eines Stiers/ bald wieder eines Adlers sehen liesse/ ja endlich gar zum Goldreif wurde und nächst bey mir niederfiele/ welchen ich aber im minstē nicht an mich bringen konde/weil er sich fast sehr an der Tellus Haaren consolidiret: Aber der arme Gott hatte hohe Zeit/ sich par posta von dannen zu salvrin, dann die eifersüchtigeJuno kame kurtz hernach mit einem grausamen pusican, womit sie ihm sonder zweifel ein hartes requiem würde gesungen haben/ woferne er sich nicht mit dem Fersengeld ranzoniret. Vnd nun/ wie wann auch jenes eine von denen Himmels-Königinnen wäre? Ich dörfte schier wänen/ es sey die Jägermeisterin Diana: Doch/es möchte wohl auch der dreyen Göttinnen eine seyn/von deren Schönheit vor der Zeit der Schäfer Paris auf dem Berg Ida judicirn müssen. Was thue ich aber/ (fuhr er fort) daß ich nicht meinē Füssen die Sporen gieb/ damit sie mit mir sonder Säumnis zu diesem Wunderbild galopyren, und ich alsdann ihren mein devotes hommage tres-houmbement deferrin könne? Geschwind machet euch auf/ ihr meine Leibssteltzen/ und befleisset euch/ wie ihr mit einem par Schritte den port meiner affecten einholen möget.

Damit gienge der hasenhaffte Mensch unverwandtes Fusses auf die Neride zu/ und nachdem er ihr genähret/ fienge er also an gegen ihr:


[91]
Maistresse meines Leibs/ Princesse meiner Glieder/
Altesse meines Glükks/ Duchesse meiner Lieder/
Lucerne meines Thuns/ Artzt meiner nullitet,
Die meinem sensitif ein güldnes Cabinet,
Ein ordre meiner Ruh und meines Tods Oracul,
Des Denkens/ das ich nehr/ ein stätes habitacul,
Revange meiner Noht/ Madame die ihr seyd/
Hört an mein chanzonet, parlant von meinem Leid.
Ihr seyds/ Madamoisell, die mich so tourmentiret,
Die mich crudelement der Morta addressiret:
Mein Hertz voltirt bereits der Geist geht in galop,
Die Kehle maintenirt, stringirt des Athems Tropp.
Mich wolt Amoris Pfeil Lampredenweis lardiren,
Vnd meine libertet gar in disordre füren.
Daher ich resolut zu geben das valet,
Das macht das tractament, das mir von euch entsteht/
Der Augen terzerol macht/ daß mein Hertzflancquiret
Vnd meine starke Brust in flammen sublimiret.
Schaut hier/ mein Juppenbeltz spielt mähligbancquerot,
Weil daß ihn parfumirt Vulcan der Feuergott/
Der euch vvn Augen blitzt/ gleich einer Canonade,
Die Citadellen stürtzt und zu der escalade
Den harten Vordantz macht. Nehmt an diecurtoisie,
Die euch Don Hylas jetzt zeigt senza flatterie,
Zwar ihr tenirt vor mir ein breites avantage,
Ihr nennt mich einen Schourk und eures Dieners page;
Doch meritirt noch wohl mein Wehrt und meinvaleur
Der Schmertzen condolenz und eurer Lieb faveur.
Bin ich kein Chevalier, so bin ich doch capabel
Deß/ was den Buhler macht bey Damen acceptabel.
Es ist/ wisst/ mein facon von gleicher importanz
Der Reden/ die ich brauch/ mit der entretenanz
[92]
Die man in Städten treibt: Der Wörter gentilezza,
Die fremde majestet und holde politezza
Logirt so wohl in mir/ als in dem cerebell
Deß/ der da rümt/ er hab ein Welsches naturell.

Neride hätte ihm (dem äusserlichen Ansehen nach) gerne geantwortet/ wann sie eines der Reden oder Reimen verstehen mögen/ Sie fassete aber so viel noch daraus/ daß er sie üm Liebe anlangete/ fienge derhalbē an/ als die solche Ansprechung (wegen deren seltnen Begebung) in der linken Fußsole kitzelte/ zu schmutzmäulen/ unterliesse aber unterdessen nicht mit ihren Schafen fortzutreiben/ und schwiege im übrigen damit sie ihm zu solcher Reden Fortsetzung veranlassete/ stokkstille/ worzu sich dann auch Hylas nicht lange bitten liesse/ und seine Aufschneidereyen verlängerte folgender massen:


Mein brave Kammerkatz/ ich lieb euch incredibel,
Euch adorirt mon-coeur, acht diß für infallibel,
Mavie das hangt allein an eurer Huld und Gnad/
Wie hart es angustirt der Schmertzen bastonad.
Ma foy ist jederzeit gewichtig und valabel
Wer Damen sincorirt den hole der Diabel,
Vnd Mors, der Lieutenant dort auf der Styger-See:

Damit schwiege er wieder/ vielleicht von ihr erwartende einer erfreulichen Antwort. Doch sie bliebe auch auf dieses stummer als ein Fisch/ gabe ihm aber mit einem dutzet freundlicher Blikke zu vernemen/daß sie sich gerne mehr möchte also anbeten hören. Worüm er abermahls also fortfuhre:


Was hab ich dann peccirt, wann ich/ madonna geh.
Zu eurer nettetet, und laß die Küh-prelaten,
Die gegen eurer Zier sind schlechte potentaten?
Soll ich üm diese faut seyn immortalisirt,
Vnd senza Liebs-plaisir dem Charon embarquirt
[93]
Changiret euren Sinn/ Madonna, dann clemence
Steht bey grande za wohl/ und leichte connivence,
Bald wird man sprengen aus/ gebt ihr mir nichtpardon,
Don Hylas sey gesterbt/ das dürre Sceleton.
Wie ist es dann/ Madam, wie ist es doch possibel,
Daß euer Hertze sey von einem Felsengibel
Vnd Eisendichtem Zeug? das Augenpar flancquirt
Wie sonst Pyracmon blitzt dem nie splendeur mancquirt.
In ihnen hämmert stäts ein krummer Schmid der Liebe/
Der Schorstein dünket mich noch gegen ihnen trübe/
Vnd brän er liechter Loh: doch/ ob sie noch so fein/
Noch muß ich/ oyme, durch sie spediret seyn/
Zum Rhadamanto hin. Wer sieht der Wangen grace,
Vnd wünscht nicht seinen Mund sobald auf ihnenplace?
Der Lippen Trempeldantz/ (auf denen galopyrt
Ein speichelweisser Tau) den Himmel selbstbravirt
Vnd wär er üm und üm sapphiren gleich getuschet/
So fein seit ihr/ Madam, so überfein beguschet/
Noch droht das Himmelmaul mir lauter böß parol,
Es fället die replicq, daß ich postiren sol
Von hinnen senza Trost. Es hat mich remoriret
Der Haare blanker Flachs/ par forza petardiret,
Wie extricir ich mich? Ich bin schon desperat,
Geschicht mir nicht souccours, der kaum nochtempo hat.
Der Atstein-weisse Hals/ der Hände Gold-æstime,
Der Brüste gelbes Wachs die ich für Quitten rüme/
Forziren mich zur Lieb mit süsser Ordonnanz.
Bedenkt ihr meine Brunst/ Maistresse mit balanz,
So acht ich mich bastant, noch Gunst zu hazardiren:
Falliret die speranz von diesem fortuniren,
So wird euch die nouvell bald schelten ungerecht:
Don Hylas, Hylas ay! morixit, euer Knecht.

Fußnoten

1 Art der Briefe bey den Lacademoniern/ von ihnen benahmet σκυταλὴ.Agell. Noct. Attic. 17. c. 9.

2 Mengreden.

[Wer sieht dich/ Neride/ du Ball der Trefflichkeiten]

[94] Mit diesem beschlosse er abermahls/ und kamen sie beyde in solchem so einen weiten Weg von den Schäfern hintan/ (ungeacht sie ihnen ohne das ein geräumes nachgeschlichen)/ daß sie ferner nicht vernemen konden/ was es zwischen ihnen vor Reden und Gebärden abgabe. Sie hatten zwar bißher beyden mit Lust und Lachen zugehöret/ hielten aber für unnötig/ ihnen nachzufolgen/ und den Ausgang ihrer abenteurlichen Handlungen in fernern Augenschein zu nehmen. Inzwischen konde sich Floridan nicht enthalten/ daß er nicht die überschöne Neride ein wenig beschriebe mit folgenden Klingebände:


Wer sieht dich/ Neride/ du Ball der Trefflichkeiten/ 1
Vnd fült behende nicht der Liebe liebes Band?
Wer hört von deiner Zier/ und ist nicht flugs entbrandt?
Wer lebt und liebet nicht dich/ Krohn und Zier der Zeiten.
Der Stirne Faltenrokk hält Furchen/ als die Speiten
Damötas kaum gehakkt/ die Nas ist Welt bekandt/
Weil ihre Zinnen sind her aus dem Affenland/
Der Wangen gelbes Feld will noch mit Quitten streiten/
Der Leib ist Schorsteinweis/ zart wie ein Bimsenstein/
Die Beine gräder noch als eine Sichel/ seyn/
Der Haare krauser Pracht kan noch vor Werk gefallen/
Die Zäne zeigen Gold/ der Augen Scharlach blitzt/
Die Lippen sind Lazur/ das Ohr noch trieft und schwitzt/
Wer preist im Anken nicht der Haberkörner wallen.

Fußnoten

1 Sonnet. Mißlob einer Garstigen.

[In der Luft]

Die andern lacheten hierüber/ und setzeten hinzu/diese Schöne könde so wohl nicht beschrieben werden/ daß nicht noch immer etwas rükständig bliebe/so man in ihrer Lobrede vergessen.

Es hatte aber die Sonne allbereit ihren gewönlichen Wolkenlauf zu Ende gebracht/ also/ daß die Schäfere an dem rohten Himmel wohl merketen/ der Mond würde bald seine [95] nächtliche Verwaltung antreten/ und die halbe Welt in seinen Schattenrokk verhüllen/ derenthalben sie auch beschlossen/ den Weg nach ihren Hürden vor sich zu nehmen. Zuvor aber und ehe sie sich aufmacheten/ fienge Klajus an gegen Strephon und Montano/ und bate/ sie wolten den Ausspruch machen/ welcher in nächstverwichenem Reimenkampf seiner und Floridans das bäste gethan: Vnd eben dieses begunte auch Floridan zu bitten. Jene beyde aber entschuldigten sich/ und sageten/ die Kämpfere hätten es zu beyden Seiten so gut gemacht/ daß sie keinem den Preiß mit recht zusprechen könden/ doch gaben sie endlich auf innständiges Anhalten ihrer beyden die Aussprüche folgender massen:

Montano.

In der Luft
Singt die holde Nachtigall/
Daß der helle Gegenhall
Wiederrufft:
Aber diß/ was Klajus singt/
Bässer klingt.
Strephon.

Wie der Bach
Schlürfelt mit dem Flutgelall/
Vnd spielt mit dem Lispelschall
Nach und nach:
Also singt der Schäfersmann
Floridan.

[Jener mag flüchtige Frölichkeit finden]

Floridan und Klajus bedanketen sich hierob zum sehrsten/ wiewohl sie sonsten mit dem Parteyischen Vrtheil nicht allerdings zu frieden waren/ musten es aber damahls dabey bewenden lassen.

[96] Indem sahen sie abermahls einen Schäfer hinter ihnen singend daherstreichen/ welchen Strephon alsobald für PERJANDERN ekennete. Sie höreten ihm aber zu/ bis so lange er sein Lied hinausgesungen/welches dieses war.


1
Jener mag flüchtige Frölichkeit finden/ 1
Kräntze von schätzbaren Blümelein binden.
Vnsere Blumen/ so jederman frey/
Bringen das Singen zur Schäfer-Schalmey.
Die frölichen Lieder
Erfreuen uns wieder.
Wir ruhen voll riechenden Dufftens allhier.
2
Blumen/ in niemahls-bepflantzeten Garten.
Blumen/ von wilden/ doch lieblichen Arten.
Lentzen-begläntz end-erneurender Lust
Hurtigen Hirten und Heerden bewust.
Beschminket die Felder/
Beschmukket die Wälder.
Wir leben voll löblicher Liebesbegier.
3
Flora/ die sonder Bemühung gebieret/
Vnsere Wiesen und Flüsse bezieret/
Schliesset den schrofen trübkießlichen Sand/
Mahlet die Vfer mit buntlicher Hand.
Die Pegnitz Najaden
Sich neben ihr baden/

Fußnoten

1 Blumenlied.

[Güldener Schlüssel der tauenden Auen]

Wir sehen sie nakkicht/ entweichet mit mir!

Nach Vollendung dessen giengen sie auf ihn zu/welcher/ als er sie ersehen/ ihnen auch entgegen kame/ und nach vollendetē [97] Gruß sich entschuldigte/üm daß er diesen Tag ihrer Gesellschafft nicht beygewohnet/ woran er durch ein wichtiges Geschäffte verhindert wodren zu seyn/ sie versicherte. Die andern aber liessen sich sotahne Entschuldigung gefallen/und erzäleten ihme darauf alle die Abendteuere/ so ihnē den Tag über zu Handen kommen/ worbey sie am Ende auch nit vergassen der Schwänke des Hylas mit der kohlweissen Neride. Welches alles Periander beydes mit Verwunderung/ und dann auch voll Gelächters abhörete: Von des Pans Geschenke aber/sagte er/ hab ich mir jetzt ebē allbereit schwanen lassen/ nachdē ich alles das/ wz meine liehe Weidgenossen an einen Baum/ bey welchem mich mein Weg vorbeygetragen/ geschrieben hinterlassen. Wie ich dann ebenmässig etliches von meiner Blume hinzugethan/ ohngefehr dieses Inhalts:


Periander die Schlüsselblumen. 1


Güldener Schlüssel der tauenden Auen/ 2
Oeffne die Rosen und Wasengezier.
Reiche die ruchbaren Blumen herfür/
Zefyr beginnet ihm Flora zu trauen:
Sie schliessen die Hände
Mit buntem Gebände/
Lassend der Lentzenzeit Erstlinge schauen.
Verstattet/ daß euch Periander begrüsset.
Die Schlüssel erkieset/ die Blume beküsset.

Fußnoten

1 Primula veris.

2 Perianders Blum und Blumreimen.

[Das mich gebohren hat/ hat einen rohten Kopf]

Die Schäfer lobeten Periandern üm die getreue Nachfolge/ und nahmen ihn so bald mitten zwischen sich/sich abermahls nach den Hürden wendende.

Bald aber/ indem sie sich also den Weg dahin tragen liessen/ fienge Periander unter andern an zu reden von den Rätzelfragen/ zu welchem ihme/ wie er [98] sagete/ Anlaß gab eine dergleichen Aufgabe/ derē er sich von dem nächstvorhergehenden Tage (in einer Gesellschafft beschehen) erinnerte; welche zu vernehmen weil die andern ein Verlangen trugen/ widerholete er ihnen solche/ und waren die Reimen diese:


Das mich gebohren hat/ hat einē rohten Kopf:
Doch auch offt einen gelb-/ offt weiß-/ offt schwartzen Schopf/
Ich werd'/ und sterbe bald. Bin offt nur eine Beute.
Man zürnet über mir: und hat mich doch so lieb/
Als etwas von der Welt. Mein Vatter ist ein Dieb:
Die Mutter offt ein Sakk. Ich scheue Liecht und Leute.
Ich werd' in einer Stund wohl tausendmahl erzeugt.
Mein Freund ist auch mein Feind. Mein Feind ist mir geneigt.

[Den Menschen ist an mir ein merkliches gelegen]

Die andern lacheten ob der seltzamen Beschreibung/wiewohl sie das Beschriebene nicht errahten konden. Damit sie aber Periandern zu dessen Auflössung vermögeten/ fiengen sie an/ ein ieder auch eines zu erzälen/ so gut es ihnen in der Eil ihre Gedanken eingaben/ folgender massen:


Strephon.

Den Menschen ist an mir ein merkliches gelegen.
Ich habe viel verderbt: doch auch viel gut gemacht.
Man schafft mit mir zumahl viel Nutzen bey der Nacht/
Der an dem Tag bricht auß. Ich führe meinen Degen.
In einer rohten Scheid: Mit diesem wehr ich mich.
Es närt mein ärgster Feind an meinem Tische sich.
Die ich Großmutter heiß'/ ist ihres Sohnes Schwester:
Vnd Tochter ihres Manns. Trutz einem/ der mich läster'.
Montano.

Vor Anbegin der Welt ward ich zur Welt gebracht.
Durch mich hat man zuerst die Sternsehkunst erdacht.
[99]
Bin nichts/ und etwz doch. Ein Jüngling/ an dē Morgen.
Mittags/ ein kleiner Knab. Des Abends/ als ein Mann.
Nachts/ wie die halbe Welt. Diß Gantz' ist meine Bahn.
Ich lauf' ohn Leben fort. Ein kurtzer Artzt der Sorgen.
Man sucht und hat mich schon. Ich folge/ wann man flieht:
Vnd fliehe/ wann man folgt. Nochwerd ich nimmer müd.
Klajus.

Sobald ich werden soll/ muß meine Mutter sterben:
Alsdann so wirkt mich erst mein Vatter vollends aus.
Vollendet/ bin ich nur ein todtes Ding und Haus:
Doch kan mir männiglich das Leben bald erwerben.
Ein Hauch beseelet mich/ und tödet mich auch wider.
Ich bläh mich blötzlich auf. Auf den Pantoffelfuß/
Der mir am Halse steht/ erleid ich manchen Kuß.
Es tastet meinen Bauch/ und hälset mich ein ieder.
Floridan.

Dem Weibesvolk bin ich lieb. Das zauset meinen Bart/
Vnd küsst/ und tätzelt mich. Ich werde täglich kleiner:
Bis daß ich gar erstirb. Nicht leicht entbärt man meiner.
Ich leb nach meinem Tod. Was hunderten nicht ward/
Genieß' ich täglich dann: indem ich künlich hertze
Die zarte Jungferhaut. 1 Ich trieb mit ihnen Schertze
Bey Tag und auch bey Nacht. Bin ich denn abgemutzt/
So mach ich/ daß ein Mann die Ewgkeiten trutzt. 2

Fußnoten

1 Hemd.

2 Papier.

[Nvn/ die Sonn läst unsre Felder]

Nach diesem fienge Periander/ als dessen vormahliger Anfänger/ an/ das seinige zu entdekken/ also sagende: Meines/ daß zwar mir dieser Tagen aufgegeben worden/ ist das/ was Strephon und Montano/ wann es nur ihnen beliebet/ an ihren geliebten Schäferinnen mit gutem Fug und Recht wahrmachen/ nämlich ein Kuß. Vnd meines/ sagete Strephon/ ist eben das/ wovon Periandern seines mehrent eils beliebet wird/ benentlich/ein Weibesbild. Was meines betrifft/ erlängerte Montano/ [100] so will ich es meinen Weidgenosē diese Nacht an statt einer Beyschläferin mit zu Bette geben/ und ist es der Schatten. Ich bedanke mich meines Teils/versetzete Klajus/ des freundlichen Ansinnens; das Meinige hat ein jeder an seinem Arm/ und zeigete damit auf ihre Sakkpfeiffen. Vnd dz Meinige/ beschlosse Floridan/ wird vielleicht ietzt in der Rokkenstube übel zerzauset/ und ist ein Spinnrokke. Worüber sie alle anfiengen zu lachen/ und damit den Weg weiter zu verfolgen beginneten.

Indem aber ersahen sie allererst den Alcidor ihnen entgegen kommen/ welcher im Fortgehen dieses Abendlied sange:


1
Nvn/ die Sonn läst unsre Felder/ 1
Schleicht den Westenwellen zu/
Es verstumt das Lied der Wälder
Von der Nächte Schattenruh.
Nur die Nachtigalle schlägt/
Wo sich Laub und Ast bewegt.
Vnsre Hirt- und Herden raumen
Weid und Anger bey den Baumen.
2
Vnsre Schafe sind entsessen/
Vnsre Lämmer von Gefahr/
Keines hat der Wolf gefressen.
Keines keins vermisst ein Haar.
Kein erzürnter Donnerguß
Letzte dieser Auen Spruß.
Auch so wolte heut uns Hirten
Freudig dieser Wald bewirten.
3
Gott/ wir danken deiner Güte/
Daß wir frölich treiben ein.
[101]
Vns erfreute dein Gehüte:
Vnsers unsre Schäfelein.
Grosser Schäfer/ dich erhebt/
Was in dunkeln Büschen bebt.
Was doch sollen wir dir schenken?
Vnser Dank ist nur ein Denken.
4
Sonne/ nimm hier unsre Sorgen
Mit dir in das Saltzmeer hin.
Vnd du/ Gott/ erwekk uns morgen
Satt von Schlaf und Rastgewin.
Laß die Ruh nicht ruhloß seyn/
Bis die Rötin bricht herein.
Dann so wollen wir im Matten
Lieder und dein Lob vergatten.

Fußnoten

1 Abendlied. Im Thon: Wie nach einer Wasserquelle.

[Du Erstlinger und End]

Zu einer zeit beschahe dieses Lieds Endung/ und die Näherung Alcidors/ welchē Klajus sagete/ er solte freundlichē Dank haben/ dz er für sie dem gütigen Himmel gehörter massen Dankgebür ablegen wollen. Welches Alcidor mit diesem beantwortete/ er hätte dißfalls der allgemeinen Schuldigkeit genug thun sollen und wollen/ und daher nichts dankwürdiges verbracht. Sonstē aber sagete er/ erfreuete michs/ als ich Klajus und Floridan also in Gesellschaft der andern frisch und gesund daherfussen sahe: Dann ich/ sobald ich mich meiner Beschäfftigung entladen/ wieder nach denen Triften eilete/ des sorgsamen Vorhabens/ nicht eher zu ruhen/ biß ich von ihrer beeden Verabwesung richtige Gewißheit eingeholet. Floridan bedankete sich üm sothane Gewogentliche Sorgsamkeit zum sehrsten/ und erzälete ihme sobald alles/ was sich mit ihm und Klajen zugetragen/ über welchen sich Alcidor höchlich erfreuete/ und mit ihnen den Rükkweg vor die Hand nahme.

In solchem/ wie sie nunmehr bey ihren Hürden angelanget/ [102] wolte Floridan/ weil er diesen Tag der Erste mit seinem Singen zu Felde gewesen/ auch in gleichem Thun der Letzte seyn/ beschlosse derhalben mit folgenden Ringelreimen.


Du Erstlinger und End 1
– – O blanker Nächtewinker
Vnd heller Morgenstern/ Ich seh noch dein Geflinker/
Das heut den Morgen wieß/ den braunen Abend jetzt/
Du Bot der Nacht/ und wann die Sonn zu Wagen sitzt/
Du Erstlinger und End/
– – Es geht zu Ruh die Welt:
Bestirne/ wie du thust/ das dunkle Wolkenfeld/
Doch schaffe/ daß dein Liecht den Morgen morgen sende
Mit Freuden wieder her/ – –
Du Erstlinger und

ENDE.

Fußnoten

1 Rondeau. Stat. 6. The. Iamnovies cœlo dimiserat astra Lucifer. & totidem lunæ prævenerat ignes.

Schlußerinnerung

Ich gestehe dem gönstigem Leser gerne/ daß ich hierinnen in Vielem gefehlet/ massen ich auch hiemit ihme meine schlechte Arbeit zu gewogener Verbässerung dienstfreundlich will empfohlen haben/ des sichern Versprechens von demselben/ er werde in Ansehung so wohlgemeinten Absehens/ diese Erstlinge meiner Sinnen wegen ihrer Vnvollkommenheit nicht verdenklich halten.

Sonsten ermahne ich hiemit/ in diesem Werklein Dreyerley zu beobachten: Deren das Erste die Randschrifften/ (marginalia) welche zum öfftern des Gedichtes Innhalt deutlicher machen/ und daher nicht zu übergehen/ wiewohl sie meistentheils selbigen zum bästen beygefüget/ denen die alten Nahmen und [103] Historien nicht läuffig. Folgends/ durch die kleinen und grossen Bilderbuchstaben/ wird mehrmahls des Gedichts Innhalt etlicher massen ausgebildet/ zuweilen auch Sinnbildsweis (emblematicè) vorgestellet: Vnd war ich gutes Willens/ jedwedern derselben mit einer kurtzen Deutschrifft den Regeln gemäß/ am Rand klärer zu machen/ wo ich nicht in den ersten Bögen übereilet worden/ worüm ich/ wegen der Gleichheit/ solches in denen folgenden unterlassen müssen. Drittens/welches das vornemste/ so hab ich mit den schwärtzern (Schwabacher) druk allezeit etwas sonderliches bemerket/ benenntlich unter andern die beschriebene und besungene Sachen/ (wie 1. 2. usw. Bl.) kunstübliche Reimendungen/ (Bl. 38. 59. usw.) wie auch Reimzierden/ (wie in den Heldenreimen/ usw.) udg. Welches alles der gönstige Leser genäuer zu betrachten/ und alsdann ein geneigtes Vrtheil davon zu fällen/ gebeten wird.

Dem gönstigen Leser will ich noch mit wenigem darthun einen Entwurf der vornehmsten Drukkfehler/welche wider Verhoffen eingeschlichen/ und können solche/ jedweder an seinē Ort/ zuvor und ehe man zur Lesung schreite/ zu desto mehrerer Verständniß/ ab-und außgethan werden.

Blat 3 Zeil 6. Ließ/ dessen. B.8 Z.4 L. Reingereimte. B.11 Z.14 L. wohnt. Z.16 L. In B.12 Z.5. L. hatt Z.31 L Ich. B.26 Z.28 L. Strephon hast. B.36 Z.13 L. ansteigrende. B37 Z.10 L. Hürden. B.46 Z.17 L mancherley. B.50 Z.11 L. noch. B.57 Z.13 L. rohren. B.63 Z.19 Lösche/ so. Z.20 L. gethan. B.78 Z.13 L. keiner. B.80 Z.21 L Dein und Mein. B.83 Z31 L. Reimenkampf B87 Z3 L. Adieu B.91 Z.26 L.houmblement.

Am Rande.

Blat 38 Zeil 7 Ließ/ mediâ. B.41 Z.6 Lösche/l.5.c.Z.7. L. Ibid c. B.69 Z.6 L. Höcken. B73 Z1 L.Heimstichium. B.79. nach Z.6. Zeichne.

Bl.49 von 19 bis 23 ließ also: Sonsten funkelten daselbst von dem Krohngipfel dreyer Königshäubter 3. Karfunkeln/ jedweder so groß als ein Taubeney mit kunstprächtiger Arbeit den Tafeln derselben einverleibet/ von deren Glantz das gantze Zimmer erhellete.


Notes
Erstdruck: Fortsetzung der Pegnitz-Schäferey, Nürnberg (Wolfgang Endter) 1645.
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TextGrid Repository (2012). Harsdörffer, Georg Philipp. Fortsetzung der Pegnitz-Schäferey. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-34A1-7